Die glatte Oberfläche des iPhones spiegelt mein Gesicht
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Die glatte Oberfläche des iPhones spiegelt mein Gesicht
Die glatte Oberfläche des iPhones spiegelt mein Gesicht Wer will, kann durchblicken und seine Verantwortung als Nutzer erkennen „Wenn du kein iPhone hast, dann hast du kein iPhone“. Wenn ein Unternehmen eine bestimmte Größe erreicht hat und bekannt ist, dann wird jegliche inhaltliche Produktwerbung unnötig. Ein Beispiel für dieses Phänomen ist der Gigant der Unterhaltungselektronik: Apple, und sein Lieblingsprodukt: das iPhone. Der angebissene Apfel stellt längst mehr dar als ein schlichtes Produktdesign. So zählte Apple in den 1970er Jahren noch zu den ersten Herstellern von Personal Computern, produzierte zunächst für den professionellen Markt und weitete sein Geschäft mit dem Erscheinen des ersten iPods 2001 in die Bereiche der Unterhaltungselektronik aus. 2007 folgte das iPhone, das in kurzen zeitlichen Abständen permanent erneuert, verbessert, kurz: neu vermarktet wurde. 2010 schließlich etablierte sich das iPad. Damit legte Apple die Basis für den anhaltenden Boom der Märkte für Smartphones und Tablet Computer. Zudem betreibt Apple mit seinem Serviceangebot, dem iTunes Store und dem App Store zwei der weltgrößten Distributionswege für digitale Güter. Mit einem Wert von rund 185 Milliarden US Dollar gilt Apple als wertvollste Marke und als das wertvollste Unternehmen der Welt, das sich dieser Tage als neue Religion ausgestaltet. Weltweit belagern Massen von Menschen neu eröffnete Apple Stores um sich als erste das neue iPhone 4 oder 5 oder 5s zu sichern. Der Marketingstratege Apple macht neugierig und abhängig, indem zum Beispiel am ersten Tag der Neueröffnung des Münchner Apple Stores nur ein iPhone pro Person verkauft wird. Dadurch sind lange Schlangen gewährleistet. Eine Amerikanerin verkaufte sogar ihren ersten Platz in der iPad 2-Warteschlange vor dem Applestore in Manhattan für 900 Dollar, nachdem sie 41 Stunden lang dort ausgeharrt hatte. Der Hype um Apple Produkte und speziell um das iPhone ist enorm und beschäftigt nicht nur die Marktforschung. Wirtschaftssoziologisch und globalpolitisch betrachtet, stellt das Unternehmen Apple ein problematisches Phänomen dar, denn das iPhone ist ein Massenprodukt, zusammengesetzt aus vielen sogenannten Konfliktmetallen. 679 Euro kostet das aktuelle iPhone 5, auf rund 150 Euro werden die Produktionskosten geschätzt. Diese hohe Gewinnspanne kommt durch niedrige Kosten beim Rohstoffabbau und in der Verarbeitung, der Produktion der Handys, zustande. In jedem Handy finden sich allein 30 verschiedene Edelmetalle, die in den unterschiedlichsten Regionen dieser Erde, zum Großteil unkontrolliert und unter schlechten Arbeitsbedingungen, abgebaut werden. Über den schmutzigen Handel mit dem wertvollen Rohstoff Coltan, der im östlichen Kongo abgebaut wird, wurden bereits Filme wie „Blood in the mobile“ gedreht und unterschiedliche Zeitungen titelten „Unsere Handys finanzieren Krieg im Kongo“. Diese Kriegsfinanzierung funktioniert durch den Abbau und Verkauf wertvoller Edelmetalle aus politisch und wirtschaftlich weniger gut strukturierten Regionen, wobei ehemalige Kolonialstrukturen weiter genutzt werden und die instabile Lage im Land für den günstigen Handel mit Rohstoffen ausgenutzt wird. „Apple Stories, der neuste Dokumentarfilm von Rasmus Gerlach über das wertvollste Unternehmen der Welt, zeigt die aktuellen Arbeitsbedingungen in der Mine Ruandas, die heute noch von den Arbeitern als „deutscher Tunnel“ bezeichnet wird. Für einen Monatslohn von umgerechnet 40 Euro klopfen einheimische Bauern und deren Kinder mit Hammer und Meißel Zinn aus dem Erdgestein. In Flip-Flops und ohne Kopfbedeckung bewegen sie sich durch dunkle Schächte, wo der Sauerstoff knapp ist. Die Menschen, die wertvolle Metalle zu Tage fördern, sind in der Abhängigkeit der Minenbesitzer und der Milizen, die in vielen Regionen Afrikas und Ruandas durchs Land ziehen und heute hier - morgen dort, eine andere Mine besetzen, um von den ansässigen Arbeitern Wegzoll zu erpressen oder auch die wertvollen Steine zu beschlagnahmen. So profitiert der kapitalistisch gut organisierte Markt der ersten Welt von den geschwächten Strukturen der sogenannten dritten Welt. Der Begriff „moderner Kolonialismus“ scheint hier durchaus angebracht. Zinngestein ist mittlerweile von den USA als „Konfliktmetall“ definiert worden. Der Handel mit Rohstoffen aus Konfliktregionen soll durch den „Dodd-Frank Act“ geregelter und kontrollierter werden. Das im Juli 2012 verabschiedete Gesetz verlangt von börsennotierten Unternehmen einen Nachweis, den Konflikt in der demokratischen Republik Kongo nicht zusätzlich durch den Kauf von „Konfliktmetallen“ zu verschärfen. Es handelt sich um ein Gesetz mit guter Absicht, das sich aber wie ein Handelsembargo auswirkt: Da die meisten Firmen eine Zertifizierung ihrer Rohstoffe aufgrund des großen Aufwandes scheuen und zudem nicht das Risiko hoher Geldstrafen eingehen wollen, greifen sie auf Metalle aus anderen Ländern wie z.B. Brasilien oder Australien zurück. Dadurch verlieren noch mehr Menschen im Kongo Arbeit und sind gezwungen, in extremer Armut zu leben. Berichten zufolge schließen sich immer mehr Minenarbeiter aus Verzweiflung den Milizen an. Die Verbindungen einer iPhone-Platine bestehen zu 70 Prozent aus Zinn. In seinem Film Erklärt Rasmus Gerlach, warum Elektronikkonzerne wie Apple ganz gezielt reines Zinn abbauen und verarbeiten lassen, anstatt es mit Blei zu versetzen, was das Metall widerstandsfähiger machen würde: reines Zinn wird schneller rissig und entsprechend früher ist das Handy kaputt. Im Falle des iPhones muss dann ein neues Gerät angeschafft werden, denn Apple gibt keine Ersatzteile für seine Geräte heraus. Auch das Auswechseln des Akkus ist weder für den iPod noch für das iPhone vorgesehen. Von dieser Taktik des Apple Konzerns profitieren Handy-Doktoren rund um die Welt. Auch für Produktpiraten bietet die „Wegwerfstrategie“ von Apple einen ganz neuen Markt: Wer im Internet nach Möglichkeiten sucht, sein iPhone reparieren zu lassen, landet früher oder später auf chinesischen Websites, die einen Reparaturservice für Appleprodukte anbieten. China ist nicht nur Ort der unlizenzierten iPhone-Reparatur oder der Produktpiraterie – China ist auch eine der größten Produktionsstätten für alle iPhones dieser Welt. Suizid-Verbot vertraglich geregelt Eine der größten und bekanntesten Zuliefererfirmen für die Produktion elektronischer Geräte ist die chinesische Firma Foxconn in Shenzhen, die auch für Apple produzierte, bis die Firma vor zwei Jahren wegen der hohen Selbstmordrate ihrer Angestellten hart in die Kritik geriet. Sowohl Gerlachs Film „Apple Stories“ wie auch der „Apple Check“ der ARD zeigen erschreckende Bilder aus dem Arbeitsalltag der Foxconn-Mitarbeiter, die in Bussen von den firmeneigenen Wohnheimen zu Schichtbeginn angekarrt werden, um dann nach einem 12-stündigen Arbeitstag wieder in die Wohnheime transportiert zu werden. Hier wohnen bis zu acht Menschen in kleinen dunklen Zimmern. Die wenigen Fenster, die es in den Wohnheimen gibt, sind mit Netzen verhangen, die vor Suizidversuchen der Arbeiter schützen sollen. Die hohe Suizidrate bei Foxconn erreichte eine große Medienpräsenz und hatte zur Folge, dass den Foxconnmitarbeitern per Arbeitsvertrag verboten wurde, sich selbst zu töten. Was schon beim Ressourcenabbau anklang, findet in der Handyproduktion seine Vollendung: Die Handys der ersten Welt, die Produkte des Fortschritts, der Kommunikation und der Information, werden unter Bedingungen aus grauer Vorzeit hergestellt. Wer im Falle des Arbeitsalltags der Foxconnmitarbeiter von „Moderner Sklaverei“ spricht liegt nicht falsch: Zwar sehen die weißen Arbeitsuniformen mit dem Firmenlogo sauber aus und die Arbeiter haben Verträge – doch es ist fraglich ob ein Mensch, der in seinem Arbeitsvertrag sein Recht auf den Freitod abgeben muss, sich noch als frei betrachten kann. In einem seiner letzten Fernsehauftritte versuchte Steve Jobs, der Kopf des Appleunternehmens, die hohe Selbstmordrate bei seiner damals noch aktuellen Zuliefererfirma Foxconn zu verharmlosen. Er wies darauf hin, dass sich die Suizidrate bei Foxconn – auf ein Jahr hochgerechnet – noch immer unter dem amerikanischen Durchschnitt befinde. Zweierlei Abhängigkeiten: Versklavte Arbeiter – abhängige Nutzer „No more ISlave“ ist ein beliebter Slogan der Proteste rund um die Firma Foxconn. Ein entsprechendes Transparent in iPhone-Form zeigt einen modernen Sklavenarbeiter, der einen angebissenen Apfel über das HandyDisplay schleppt und dabei Blut spuckt. Das Bild richtet sich gleichermaßen an die Sklavenarbeiter bei Foxconn, die unter übelsten Bedingungen hart für wenig Geld arbeiten müssen, während Apple unglaubliche Gewinnspannen verzeichnet; und an die Apple-Sklaven in Europa und Amerika, die abhängig und süchtig nach den neusten Apple Produkten gieren; die sich Tage und Nächte lang in Schlangen vor den Apple Stores anstellen; die ihr iPhone als ihr „Heiligtum“ bezeichnen; die „von Apple infiziert“ sind und für ihre Lieblingsprodukte unglaublich viel Geld ausgeben. Aber wie infiziert Apple? Um diese Frage dreht sich auch der „Apple Check“, der in der ARD-Mediathek und auf der online Plattform Youtube zu finden ist. Wie gelingt es einem Unternehmen, seine Produkte derart erfolgreich zu vermarkten, dass all die Informationen über den Prozess der Produktion vom ersten Zinn-Kiesel bis zur Plastikverpackung hinter den Spiegelglatten, smarten Oberflächen zurückbleiben? Denn sie sind glatt, glänzend, spiegelnd und smart, die Oberflächen und Rückseiten aller Appleprodukte. Sie fühlen sich gut an. Sie sind Handschmeichler. Und sie werden beworben, ohne dass Apple dafür zahlen muss. Kinofilme und Serienformate greifen gerne auf Appleprodukte zurück, man denke nur an das Schreibgerät der wohl bekanntesten Sex-Kolumnistin aus New York, Carrie Bradshaw aus „Sex and the City“. James Bond kommt nicht mehr ohne sein iPhone aus und es scheint, als könne überhaupt kein Agent aus egal welchem zeitgenössischen Actionfilm seine Mission ohne Zuhilfenahme irgendeines Apple-Produktes lösen. Egal ob iPhone, iPod, iPad, iBook oder auch nur i-Aufladekabel – das Design von Apple-Produkten folgt immer dem gleichen Prinzip: Leicht abgerundete Ecken, scharfe Kannten an den Seiten, simpel gestaltet ohne unnötigen Schnickschnack und bevorzugt in weiß - Apple wird sofort erkannt. Apple Produkte lassen sich mit anderen Apple Produkten synchronisieren. Apple Nutzer können ihre Musik vom iBook via iCloude (also drahtlos) auf ihr iPhone übertragen lassen. Das geht allerdings nur mit dem entsprechenden Musikprogramm iTunes. Mit Betriebssystemen wie Windows lässt sich die Apple Software nicht so einfach kombinieren, was dazu führt, dass ein Apple Produkt das nächste bedingt, wenn man die komplette Bandbreite der Apple Vernetzung für sich nutzen möchte. So ist man also als Apple Nutzer ein viel beschäftigter Mensch wenn es darum geht, immer up to date zu bleiben, besonders weil Apple in rasantem Tempo immer neue, verbesserte Produkte vorlegt. Apple und sein iPhone stehen bezeichnend für das Zeitalter der Kommunikation und der Information. Der moderne Mensch kann sich jederzeit und allerorts über jedweden Zusammenhang und über jede Tatsache informieren, z.B. wann der Bus kommt und wo sich die Haltestelle befindet. Pro Jahr 350 Kilo Gold im Restmüll Aber informieren sich Apple Nutzer ebenso eifrig über die Produktionsbedingungen ihrer Lieblingsspielzeuge? Oder aber über Möglichkeiten der Entsorgung und des Recyclings ihrer teuren, wertvollen Handys? Denn Abfall ist die wichtigste Rohstoffquelle der Zukunft. Die Hersteller elektronischer Geräte sind zwar in der Verantwortung, defekte Geräte fachgerecht zu entsorgen, bzw. zu recyceln, dennoch ist es eine Tatsache, dass in Deutschland viele Althandys im Restmüll landen, erklärt Perinne Chancerel von der technischen Universität Berlin für die 3Sat Dokumentation „Gold im Handy“. Nach ihren Berechnungen verschwinden jährlich zehn Millionen Handys in deutschen Restmülleimern und mit ihnen 350 Kilogramm Gold. Die Hälfte der Handybesitzer in Deutschland benutzt Geräte, die jünger als zwei Jahre sind. Entsprechend hoch ist der Verschleiß. Allein im Jahr 2009 wurden in Deutschland 27 Millionen Handys verkauft. Problematisch sind allerdings nicht nur die ausgemusterten Handys in den Mülltonnen dieser Welt, sondern auch die illegale Verschiebung des Elektroschrotts aus den Industrieländern in die dritte Welt. Die Kampagne „Make IT fair“ stellt zu diesem Thema Bildungsmaterial zur Verfügung. Eine gekürzte Version des Filmmaterials zum Thema Recycling ist unter dem Titel „Gnadenlos billig – der Handyboom und seine Folgen“ auf der Plattform Youtube zu sehen. Ort der illegalen Weiterverarbeitung teurer Rohstoffe aus elektronischen Geräten ist vor allem Indien und der Metallmarkt in Delhi. Schätzungen zufolge recyceln bis zu 100.000. Menschen in Delhi Müll verschiedenster Art, wobei geschätzte 50 Prozent des Elektroschrotts in Delhi aus illegalen Importen der Industrieländer stammen. Mit improvisierten Werkzeugen und unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen werden hier Kabel und Batterien verbrannt, werden Leiterplatten von Handys in Säure eingelegt, die das Kupfer herauslösen soll, werden aus Versehen Finger verbrannt und verätzt. „Weniger schlecht“: Das „Fairphone“ Die Zusammenhänge machen deutlich, dass „ganz viele Probleme der Welt in jedem einzelnen Handy enthalten sind“ sagt Bas van Abel, der es besser machen möchte. Der Designchef der Niederländischen Stiftung Waag Society entwickelte das erste „Fairphone“ und brachte es im Dezember 2013 auf den Markt. Das erste „faire“ Handy soll nachhaltig sein und sozial- und umweltverträglich hergestellt werden. Natürlich weiß auch van Abel um die Schwierigkeiten der Händlerketten, wenn es um wertvolle Rohstoffe geht. Jedes einzelne Edelmetall vom Abbau über den Verkauf bis in die Produktion zu verfolgen, ist auch für die Entwickler des Fairphones noch nicht möglich. Doch Van Abel und seine Kollegen versuchen, Stück für Stück nach Alternativen zum illegalen und gefährlichen Rohstoffabbau in Konfliktregionen zu suchen. Das Gold fürs Fairphone beispielsweise kommt von der Initiative „Fairgold“, die gezielt auf den Goldabbau und Verkauf des Edelmetalls achtet. Auch das im Fairphone verarbeitete Tantal und Zinngestein entstammt zertifizierten Minen. Tantal ist die chemische Weiterverarbeitung des bekannten Konfliktmetalls Coltan, das hauptsächlich im östlichen Teil der demokratischen Republik Kongo abgebaut wird. Um den Kongo zu fördern, kauft van Abel sein Coltan gemäß des Dodd-Franc Act nach wie vor im Kongo, denn wie bereits erwähnt umgehen viele andere Firmen diese Konfliktregion aufgrund des hohen Aufwandes und der hohen Kosten für die teuren Konfliktmetalle. Im Gegensatz zum iPhone lässt sich das Fairphone auseinanderbauen. Ersatzteile können ausgetauscht werden, was dem Gerät eine längere Lebensdauer verspricht. Auch übernehmen die Hersteller Verantwortung für das fachgerechte und umweltschonende Recycling des Geräts. Unterstützt wird das faire Phone von den Mobilfunkfirmen Vodafone und KPN. Das Gerät kostet 300 Euro ohne Vertrag und ist damit um mehr als die Hälfte günstiger als das neuste iPhone. Das internetfähige faire Smartphone kann mit zwei Sim-Karten benutzt werden und läuft über das Betriebssystem Android. Derzeit steht das Projekt „Fairphone“ noch in der Kritik, kein wirklich faires Produkt darzustellen, da nicht mit endgültiger Gewissheit sichergestellt werden kann, dass nicht auch die ein oder andere Kinderhand den ein oder anderen Coltan-Kiesel für das Fairphone zu Tage fördert. Bas van Abel über das „Fairphone“: „Es gibt in der globalisierten Wirtschaft eigentlich nie die Wahl zwischen richtig und falsch. Man kann sich nur zwischen schlecht und noch schlechter entscheiden.“ Während also durchaus daran gearbeitet wird, den Handel mit Konfliktmetallen für das Konsumgut Nummer Eins, das Handy, fairer zu gestalten, Produktionsbedingungen zu verändern und über Problematiken des illegalen Recyclings aufzuklären, scheint sich das wertvollste Unternehmen der Welt vor allem mit der Weiterentwicklung des nächsten iPhones zu beschäftigen. Zu Fragen der Nachhaltigkeit ihrer Produkte, zum Prozess des Recyclings, das auf der Apple Website für ausgediente Produkte angeboten wird, und zu Fragen nach den Produktionsbedingungen der neuen Zuliefererfirma verhält sich Apple ziemlich ruhig. Der Unterhaltungselektronik-Gigant scheint sich ganz auf den Zauber seiner Produkte zu verlassen, die in rasantem Tempo den Markt erobert haben und noch weiter erobern werden. Dahinter verstecken sich globale, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge, die unerkannt bleiben sollen. Genauso wenig, wie das iPhone seinem Besitzer einen Blick ins Innere des Gerätes gestattet, gestattet Apple Einblicke in die Rohstoffhändlerketten und Produktionsbedingungen, die hinter ihren teuren Geräten stehen. Wenn du kein iPhone hast, dann fehlt dir was. Soweit die inhaltliche Übersetzung des bekannten Werbeslogans. Aber was genau mir dann fehlt, kann Apple mir nicht sagen. Als Praktikantin des Marburger Weltladens ist es meine Aufgabe, über die globalen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen hinter dem Konsumgut Nummer Eins aufzuklären und im Zuge entwicklungspolitischer Bildungsarbeit eine kleine Ausstellung zum Thema „Handylebenslauf“ für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern zu konzipieren und aufzubauen. Dabei rückt die bekannteste und wertvollste Marke der Welt ins Zentrum meiner Beobachtungen, denn dem angebissenen Apfel wird, gerade von jungen Menschen, große Faszination und Aufmerksamkeit entgegengebracht. Apple wirbt in seinen Werbespots mit der Unterrichtstauglichkeit seiner Geräte und auf vielen Schulhöfen fungiert das iPhone neben vielen anderen Apple Produkten als Statussymbol. iPhone4 im Selbstversuch getestet Um die „Faszination iPhone“ besser verstehen zu können, habe ich einen Selbstversuch unternommen und für einige Wochen ein iPhone 4 getestet, wobei ich die Smartphone Technologie und deren Nutzung erst erlernen musste. Interessant dabei ist, wie schnell neue Fähigkeiten ausgebildet werden: Die Finger gewöhnen sich schneller als gedacht an die glatte Oberfläche, die Augen lernen schnell, Websites über das Handy-Display zu verfolgen und die Bedienung funktioniert tatsächlich ziemlich einfach, geradezu intuitiv. Und das soll das iPhone ja auch sein: ein intuitives Erfolgserlebnis. Das iPhone bietet viele Apps zum Spielen und hält einen Nutzer in stetiger Beschäftigung. Es bietet Möglichkeiten der kostenfreien Kommunikation via Kamera oder Whats App, und diese Möglichkeiten wollen genutzt werden. Es ist möglich, E-Mails über das iPhone zu empfangen, das iPhone kann als MP3Player fungieren und vereint so viele wichtige Geräte in einem Gerät. So wird das iPhone wichtig für den Alltag. In der glatten Oberfläche dieses Smartphones spiegelt sich das eigene Gesicht. Es fühlt sich gut an, das iPhone. Und es sieht gut aus. Alles an diesem Gerät schreit: Ich bin kostbar. Ich bin wertvoll. Und tatsächlich ist man so beschäftigt damit, sich mit all den Möglichkeiten auseinanderzusetzen, die das iPhone bietet, dass man gar nicht daran denkt, zu fragen, wo es her kommt, wie es zusammengesetzt wurde und welche Strecken es über den gesamten Globus zurückgelegt hat. Nach einiger Zeit der intensiven Beschäftigung mit dem iPhone 4 komme ich zu folgendem Schluss: Wenn du kein iPhone hast, dann hast du zwar kein iPhone, bist aber auch weniger beschäftigt und abgelenkt. Eva Lankau Soziologie-Studentin und Praktikantin des Marburger Weltladens Initiative Solidarische Welt e.V.