Reiseberichte 2008 - Prüveda das Schiff

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Reiseberichte 2008 - Prüveda das Schiff
Reiseberichte 2008
33. Bericht Mai 2008
Türkische Westküste Bademli, Foca, Yeniliman
Von unseren Schweizer Freunden in Ayvalik hörten wir den ganzen Winter : Ihr müsst
unbedingt Bademli besuchen, das ist „die“ Badebucht mit türkisblauem Wasser wie in der
Karibik. Sogar eine heisse Quelle gibt es dort direkt am Meer. Da wir nun also die griechische
Insel Lesbos vollständig umrundet haben, segeln wir mit gemächlichem Wind ostwärts an die
türkische Küste, zu eben diesem Bademli. Ankerplätze
sind genügend vorhanden, wir sind mal wieder das einzige
Segelschiff weit und breit. Dennoch muss ein Fischer mit
seinem kleinen Holzkahn sein Netz fast um unser Schiff
legen. Bei einer Winddrehung wären wir im Netz, doch
wahrscheinlich hat sich der Fischer einen anderen Fang
vorgestellt. Als er ausser Sichtweite ist, platzieren wir sein
Netz schnell mit unserem Beiboot um. So langsam wissen
wir uns zu helfen.
Weiter geht’s es zur grossen Halbinsel Karaburun und über den Izmir Golf. Wir motoren durch die Flaute, obwohl seit
Tagen Nordwind angesagt ist. Sollen wir den “Meteorolügen“ wirklich noch etwas glauben? Nach ein paar Stunden
motoren reicht’s uns, wir biegen quer ab zum kleinen Fischerhafen Yeniliman, der an der Nordseite der Halbinsel liegt.
Vor lauter grossen Fischerbooten sieht man den Hafen kaum, doch wir
dürfen längsseits an einem alten, rostigen Kahn festmachen. Abends gesellen sich
noch drei junge türkische Segler zu uns, bei einem Bier lernen wir uns kennen.
Deniz der Skipper, ist mit Freunden unterwegs nach Kusadasi, um dort Gäste mit
einem Charterboot herum zu führen. Beim Anlegen erkennen wir, das er eine
Ahnung von segeln hat, in aller Ruhe gibt er Befehle, lässt zuerst Leinen und Fender
befestigen und legt anschliessend ganz sanft neben uns an. So haben wir es gerne.
Es vergeht keine Stunde bis zur Besichtigung von Prüveda, wir haben alle viel
Spass dabei.
Abstecher zur griechischen Insel Inousses
Die türkische Karibik hat leider noch etwas zu kaltes Wasser um zu baden, doch die
Aussicht vom Hügel auf die vorgelagerten Inseln mit ihrem glasklaren türkisblauen
Wasser ist wunderschön. Natürlich fahren wir mit unserem „Prüvedeli“ (Beiboot) zur
heissen Thermalquelle quer über die Bucht. Die warme Quelle befindet sich in einer
schäbigen rechteckigen Betonhütte mit diversen Löchern in der Decke. Da war uns
schon etwas mulmig ins Bad einzutauchen, doch warum soll uns gerade jetzt die
Decke auf den Kopf fallen, bis anhin hat sie ja auch gehalten. In der warmen Wanne
hören wir das Rauschen des Meeres von draussen und geniessen das
entspannende Bad. Am nächsten Tag geht es südwärts Richtung Foca, nach
einigen Seemeilen unter Motor können wir segeln. Es ist wohltuend wie Prüveda über die Ägäis segelt, für uns immer
wieder ein Genuss, besonders wenn der Wind stimmt. Foca ist ein hübsches Städtchen sogar mit einer autofreien
Zone in der Altstadt. Am alten Fischerhafen reiht sich ein Balik (Fisch) Restaurant ans andere, abends sind sie dann
auch gut besucht. Selbst wir erlauben uns mal wieder auswärts zu essen, allerdings nicht direkt an der Hafenfront,
sondern etwas weiter im Städtchen. Die Hafenfrontrestaurants sind immer teurer als die anderen Gaststätten, wo wir
genauso gut essen und die Portionen noch grösser sind. Segeln macht hungrig! Nach einem Grosseinkauf am
nächsten Tag, verdrücken wir uns in eine tolle Bucht wo auch der Club Med sein Domizil hat. Dort kann sich der
sportbegeisterte Urlauber vom Surfbord zur Segeljolle bis zur Jacht alles ausleihen, um die müden Knochen wieder in
Schwung zu bringen. Leider fehlt an diesem Tag der Wind, Wolfgang wäre gerne hier mit anderen Surfern um die
Wette gefahren. Der spätnachmittags Spaziergang führt uns auf den Gipfel der Insel, mit Ausblick auf die Bucht und
bis nach Foca.
Windmässig herrscht am nächsten Tag dieselbe Flaute, wir wollen aber endlich die Halbinsel hinter uns lassen. So
muss die Motorfock wieder arbeiten. Vor uns sehen wir schon die hohen Berge der griechischen Insel Chios doch
östlich vorgelagert liegt die kleine, zweigeteilte Insel Inousses mit einer engen kniffligen Durchfahrt. Dort wollen wir
durch, genauer der Skipper will! Ursula ist es etwas unwohl bei dem Gefühl, plötzlich nur noch 2,5m Wassertiefe unter
dem Kiel zu haben, obwohl doch eine Handbreite genügen sollte. Es steht natürlich auch noch etwas Schwell zur
Einfahrt, doch als wir die enge Einfahrt passiert haben ist das gröbste schon geschafft. Türkisblaue Buchten laden
zum Ankern ein, jetzt endlich kommt Wind auf, doch wir entscheiden uns zu bleiben. Wenn wir schon nicht segeln
konnten, so kann sich wenigstens Wolfgang noch etwas auf seinem Surfer austoben.
Besuch kommt nach Cesme
Der schöne Nordwest Wind hält an und wir segeln am nächsten Tag nach Cesme,
wo wir in zwei Tagen Besuch aus der Schweiz bekommen werden. Wir wollen die
Zeit noch für eine gründliche Schiffsputzrunde nutzen. Wir informieren uns, was der
Bus zum Flughafen nach Izmir kostet. Es ist günstiger, wenn wir ein Auto
mieten, um Walter und Uschi vom Flughafen abzuholen. Am 7. Mai fahren wir mit
dem Mietauto los und da wir noch genügend Zeit haben, nutzen wir die Gelegenheit
um einen kurzen Abstecher nach Izmir zu machen, bevor wir zum Flughafen fahren.
Doch was wir hier sehen bestätigt unser Verdacht, die drittgrösste Stadt der Türkei
(ca. 3.5 Mio. Einwohner) ist sicherlich nicht die drittschönste. Wir entdecken vor
allem eine Menge stinkender Blechkarossen die sich durch die engen Strassen quälen. Gut erleben wir das nicht
inmitten der grössten Sommerhitze. Da nützten auch die eigentlich sehr schön angelegten Grünanlagen und Parks
nicht viel, denn rundherum dringt das unablässige Brummen der Autokolonnen in die grünen Oasen. Eigentlich
bietet Izmir viele interessante Museen an, die bestimmt einen Besuch wert wären, doch wir sind froh, können wir
dieses hektische Grossstadttreiben hinter uns lassen. Pünktlich empfangen wir unsere zwei Gäste Walter und Uschi
am Flughafen. Für eine Woche wollen die beiden mit uns unterwegs sein. Der Küste entlang nach Cesme machen
wir Zwischenhalt bei einem Fischerhafen, wo wir den gemeinsamen Ferienbeginn in einem gemütlichen Restaurant
mit einem kleinen Fischapero einweihen. Uschi nutzt die Gelegenheit sofort die Schuhe auszuziehen und erstmals ins
Meer zu stehen, endlich Ferien! Dann geht es zurück zum Hafen nach Cesme, wo sich unsere Gäste an Bord
einquartieren können. Ihre Taschen sind gefüllt mit vielen feinen Sachen aus der Schweiz: Käse, Salami, Schokolade,
somit ist für die kommende Woche ein reichhaltiges Frühstück Büffet garantiert. Cesme ist eine hübsche kleine Stadt,
von Kopf bis Fuss auf Touristen eingestellt, mit einer schönen Flanier Meile. Die Auswahl an guten Restaurants ist
gross, wir geniessen das feine Abendessen und den netten Abend zusammen. Eine Woche ist recht kurz, so einiges
wird erwartet. Uschi ist seit Jahren nicht mehr im Ausland in den Ferien gewesen und es ist für sie auch das erste
Mal, das sie auf einem Segelschiff ist. Walter ist ein Bootsselbstbauer, er ist seit ein paar Jahren dabei, sein eigenes
Traumschiff zu bauen. Normalerweise werden alle Ferientage, die er zur Verfügung
hat in den Bootsbau investiert, kennen wir doch von irgendwo her. Unsere Idee wäre
es von Cesme nach Kusadasi zu segeln mit Zwischenstopp in verschiedenen
Buchten. Am nächsten Tag fegt wieder ein deftiger Wind übers Wasser, deshalb
bleiben wir noch im Hafen. Uschi und Walter nutzen den Tag, um in den hübschen
Läden in Cesme ihre Ferieneinkäufe zu tätigen. Die zwei scheinen positiv überrascht
zu sein, wie freundlich und aufgeschlossen die Türken sind und das Einkaufen
macht sichtlich Spass. Am nächsten Tag segeln wir mit einer angenehmen Brise in
die gut geschützte Bucht von Alacati, welches übrigens auch ein beliebter
Windsurfspot ist. Vor dem neuen Yachthafen liegen wir für diese Nacht am Anker.
Es dauert nur wenige Minuten, schon sind Uschi und Walter im Wasser, obwohl es wirklich immer noch s.. kalt ist
(ca.18/19 Grad) Nach diesen sportlichen Aktivitäten wird es Zeit für ein feines Nachtessen auf der Prüveda. Am
nächsten Tag geht es per Dingi an Land, doch viel ist da nicht los. Alacati ist, wie so viele andere türkische Dörfer, nur
eine Ferienhaussiedlung und wird wahrscheinlich erst in der Hochsaison Juli / August zum Leben erwachen. Auch
den Versuch frischen Fisch zu kaufen geben wir auf, nachdem wir den horrenden Kilopreis erfahren haben. Da die
Fischer im Moment wegen der Schonzeit nicht rausfahren dürfen, sind die paar Schwänze die da im Kühlkasten noch
rumliegen unbezahlbar. Doch auch für diesen Fall haben wir eine Lösung, dann gibt es eben Thunfisch-Spaghetti an
Bord. Hoch lebe die Konservendose, mit Zwiebeln, Knoblauch und feinen Gewürzen vermengt, schmeckt es wie im
Restaurant. Uschi hat sich in der Zwischenzeit mit unserer billigen Angelrute angefreundet und sie versucht ihr Glück.
Sie hat in der Schweiz das Angelpatent gemacht und klärt uns auf, dass vor allem der Silch an unserer Rute nicht
sehr viel taugt. Es scheint als wären die Köder auch nicht viel wert, denn der grosse Fang blieb leider aus. In der
Zwischenzeit sind Wolfgang und Walter ins obligatorische Schiffsbauseminar abgetaucht, viele ungeklärte Fragen und
Probleme von Walter wollen beantwortet werden. Pläne und Skizzen werden gezeichnet, vieles überlegt, von einigem
wird abgeraten, dafür neue Ideen vorgeschlagen. Diese Woche ist vollgepackt mit Ausruhen, Einkaufen, Sonnen,
Baden, Kochen, Essen, Geniessen, Besichtigen, Entdecken, Bautechnik- Studium, Segeln, Navigieren usw. und die
Zeit vergeht so schnell. Wir merken, dass unsere Gäste gerne festen Landanschluss haben und somit mehr Freiheit
sich nach Lust und Laune an Land zu begeben. Deshalb segeln wir gleich weiter in den Hafen Sigcick und verzichten
auf weitere Aufenthalte in einsamen Ankerbuchten. Dort verbringen wir einen weiteren Tag am nahgelegen
Sandstrand mit herrlich klarem Wasser. Dann bleibt nur noch ein Tag übrig bis Walter und Uschi zurück in die
Schweiz reisen müssen. Wir nehmen den Bus und fahren in die kleine Stadt Seferihisar, welche ca. 15 Min.
landeinwärts liegt. Leider gab es dort nicht wirklich etwas Sehenswertes, das mit der hübschen Hafenfront und der
fast vollständig erhaltenen genuesischen Schutzmauer von Sigacik vergleichbar gewesen wäre.
Kusadasi, Besichtigung von Ephesos
Wieder alleine bleiben wir noch einen Tag in Sigacik, dann zieht es uns weiter Richtung Kusadasi. Eigentlich wollten
wir diese Fahrt in zwei Etappen machen und nochmals in der schönen Bucht bei Teos vor Anker gehen. Doch
plötzlich ist der Wind optimal, Prüveda läuft als hätte sie es eilig, sie steckt die 33 Seemeilen nach Kusadasi weg wie
nichts, wir geniessen die Fahrt und kommen am späteren Nachmittag im grossen Yachthafen an. Hier sind wir nun
definitiv im Touristennepp angekommen, die Stadt ist vollgepackt mit Souvenirshops, Restaurants, Nightclubs
und Hotels. Doch das hat auch Vorteile für uns, im Hafen haben wir wiedermal Internetanschluss, eine
Waschmaschine, gute Läden zum Einkaufen und einen unglaublich bunten Markt mit frischem Gemüse und Früchten,
dass uns das Wasser im Mund nur so zusammen läuft.
Doch der wichtigste Grund weshalb wir Kusadasi angelaufen haben, ist der Besuch von Ephesos. Diese berühmte
antike Stätte wollen wir natürlich besichtigen. Mit einem Dolmus fahren wir in ca. 45 min. nach Ephesos, an der
Hauptstrasse steigen wir aus und erreichen nach ca. 15 min. Fussmarsch den Eingang.
Bereits im 6. Jh. V. Chr. entstand die erste Stadt Ephesos und war eine der
bedeutendsten griechischen Siedlungen Kleinasiens. Für die Göttin Artemis wurde
der prächtige Artemis-Tempel von Ephesos erbaut. Artemis die griechische Göttin
der Jagd und der Fruchtbarkeit wurde auf zahlreichen Münzen verewigt, somit kann
man sich bis heute ein gutes Bild von ihr machen. Der Oberkörper von Artemis ist
dicht an dicht mit Brüsten behängt, die nach Meinung anderer auch Stierhoden,
Eicheln, Datteln oder Strausseneier sein könnten. Autoren aus der Antike haben
diesen Tempel wegen seiner Pracht und Grösse zu den Weltwundern gezählt und
häufig von ihm berichtet. So begannen 1863 Archäologen nach ihm zu
suchen. Aufgrund von Beschreibungen und Abbildungen auf Münzen und der gefundenen Reste des Tempels war es
möglich den Tempel in groben Zügen zu rekonstruieren. Auf einer Fläche, doppelt so gross wie die des Parthenon auf
der Athener Akropolis, stand ein Wald aus 127 Marmor Säulen, welche jeweils 19m hoch waren. Die Abstände
zwischen den Säulen waren so gross, dass die verbindenden Steine fast neun Meter lang sein mussten. Sie hatten
ein Gewicht von fast 40 Tonnen und um sie an Ort und Stelle zu bringen, stand der Baumeister vor einer fast
unlösbaren Aufgabe, die ihn schon mit Selbstmordgedanken spielen liess. Heute ist von diesem Prachtbau jedoch
noch kaum etwas zu sehen. Die zunehmende Verschlammung des Hafens des ersten Ephesos zwang um 560 v. Chr.
zur Ortsverlegung. Ein zweites Ephesos wurde weiter östlich erbaut; es liegt heute unter dem Grundwasserspiegel.
Drei Jahrhunderte später entstand das dritte Ephesos, also auf dem jetzigen
Ruinengelände. Aber auch der dort geschaffene neue Hafen sollte versanden und
die Stadt abermals in Bedrängnis geraten. Bis dahin aber verstrich mehr als ein
halbes Jahrtausend, in dem Ephesos blühte. Später wurde Ephesos die Hauptstadt
der
römischen
Provinz
Asia.
Missionare
der
neuen
nahöstlichen
Erlösungsreligion wie zum Beispiel Apostel Paulus predigten den Bewohnern von
Ephesos das Christentum. Nicht zur Freude aller. Die glanzvolle Stadt mit ihren
Palästen und Villen, ihren Gymnasien, Bädern und Theatern sank im 3. Jh. n. Chr.,
als Gotenscharen einfielen und der Hafen erneut untauglich wurde. Über dem
Sumpfdelta schwirrten Mücken, in der Stadt ging die Malaria um.
Es scheint uns wichtig, in etwa eine Ahnung von der Geschichte von Ephesus zu
haben, bevor wir uns auf den langen, staubigen Weg durch die beeindruckenden,
antiken Steinruinen machen. Nachdem wir das grosse Theater mit einem
Fassungsvermögen von mehr als 25‘000 Plätzen erklommen haben, geniessen wir
nun zuoberst sitzend die gewaltige Aussicht. Wir beobachten wir eine Japanische
Reisegruppe ebenfalls ins Theater strömt. Eine Japanerin stellt sich sogleich auf die
Bühne und beginnt zu singen und das wirklich professionell, die tolle Akustik trägt
den Gesang bis in die obersten Ränge, beindruckend! Ein weiteres sehr imposantes
Gebäude ist die berühmte Celsus –Bibliothek. Sie markiert das Stadtzentrum und ist
seit ihrem Wiederaufbau die Hauptsehenswürdigkeit von Ephesos. Der Weg führt vorbei an der Stadtlatrine. Die
Sitzplätze sind eng beisammen und wir erfahren, dass hier ein wichtiger Ort war, denn neben dem
Verdauungsgeschäft wurden auch andere wichtige Geschäfte besprochen. Wir besichtigen weitere Brunnen,
Tempel, Säulen, alles ist recht gut auf grossen Tafeln in Türkisch und Englisch beschrieben. Würde man jedes Detail
lesen und erforschen, wären wir wahrscheinlich noch mehrere Tage unterwegs. Im nahe gelegenen Städtchen
Selcuk könnten wir noch das sehenswerte Archäologische Museum besuchen, in welchem unteranderem auch die
Statuen der Artemis zu besichtigen ist. Doch unser Bedarf an Antikensteinen ist für heute gedeckt, menschliche
Bedürfnisse wie Hunger und Durst kommen auf.
Rund Samos
Die griechische Insel Samos liegt nur ein Steinwurf von der türkischen Küste
entfernt, in der engsten Stelle der Samos Strasse beträgt die Breite knapp zwei km.
Doch mit dem immer noch vorherrschenden Südwind halten wir uns an der
Nordseite der Insel und fahren in die weite Bucht von Vathi. Im Hafen der Hauptstadt
soll es sehr ungemütlich sein, grosse einlaufende Fähren, eine breite Strasse und
der Schwell laden nicht zum Liegen ein. Wir ankern etwas östlich und verbringen
eine ruhige Nacht. Karlovasi, ein kleines Städtchen nordwestlich der Insel gelegen,
ist heute unser Tagesziel. Die fruchtbare wasserreiche Nordküste mit ihren hohen
Bergen und tiefen Tälern beeindruckt uns sehr. Entlang dem steil zum Meer
abfallenden Ausläufern des Ampelos Massiv, wird der berühmte Samoswein angebaut. Im Hafen von Karlovasi wird
fleissig gebaut. Nachts um 23:30 Uhr legt eine Riesenfähre gleich neben uns an. Bis dieser Gigant festgemacht ist,
dauert es eine Weile und wir haben das Gefühl, wir stehen mitten in einem Whirlpool. Gewaltige Wassermassen
wirbeln das Hafenbecken auf und drücken ganz schön am Kiel, Prüveda tanzt heftig auf und ab, doch wir halten. Nach
dem Aus- und Einladen legt die Fähre wieder ab, wir freuen uns aufs Bett, als der Spuk endlich vorbei ist. Am
nächsten Morgen beim Frühstück, schauen wir nichtsahnend den Arbeitern zu, wie sie von einem Zementfrachter den
grossen Schwenkarm ausfahren. Über ein dickes Rohr wird der Zement in die LKW’s umgeladen. Ein LKW Fahrer
befindet sich noch auf seinem Auflieger neben der Einfülluke, als plötzlich das Halteseil des Schwenkarms reisst.
Dann rennen und rufen alle Arbeiter wie wild umher, doch trotz den sofort eingeleiteten Rettungsversuchen für den
eingeklemmten Fahrer, gibt es keine Hoffnung mehr. Welch ein tragischer Unfall an einem solch schönen Morgen.
Etwas betrübt verlassen wir Karlovasi und runden die Nord- und Westseite der Insel Samos, um am Fusse des
mächtigen Berges Vigla in der kleinen Bucht Limnionas zu ankern. Badend und HP schreibend verbringen wir die
nächsten Tage an diesem idyllischen Plätzchen. Eine Charteryacht gesellt sich am Abend zu uns, wir stellen fest,
dass es Schweizer sind und wir kommen ins Gespräch. Am nächsten Tag rudern unsere Yachtnachbarn zu uns rüber
und wollen uns ein Tauschgeschäft vorschlagen. Sie bringen uns zwei Plastiktüten voller Lebensmittel im Tausch für
einen Liter Milch, was für ein Deal! Ihre Ferien sind leider schon zu Ende und sie müssen das Segelschiff am gleichen
Tag in Pyhtagorio abgeben. Sie haben sich gedacht, wir können die übriggebliebenen Lebensmittel bestimmt gut
gebrauchen, wir sind überrascht und bedanken uns herzlich. Natürlich folgt auch noch eine kurze Prüveda
Besichtigung, denn alle sind sehr interessiert. Am selben Tag segeln auch wir weiter, entlang der Südküste nach
Pythagerion, um unseren nächsten Besuch zu empfangen.
Treue Gäste zu Besuch
André und Vreni treffen am 26. Mai in Samos ein, die zwei besuchten uns schon in
Holland und Westschweden für ein paar Tage. Wir haben dieses Mal zwei Wochen
Zeit, die erste werden wir segeln und die zweite Woche schauen wir uns
gemeinsam die Insel per Mietauto an. Mit dem nordherrschenden Wind halten wir
uns entlang der Südküste und machen vorerst kurze Tagestouren. Die erste Nacht
verbringen wir in der Bucht von Psiliamos, welche etwas östlich von Pythagorion
liegt, klares Wasser lädt hier zum Baden ein. Bevor es dunkel wird bringen wir
zusätzlich zum Buganker noch den Heckanker aus, denn der Wind hat etwas
nachgegeben und plötzlich läuft unangenehmer Schwell in die Bucht. Am nächsten
Tag bestimmt der Wind in welche Richtung es weiter geht. Wir segeln nochmals nach Limnionas in „unsere“ schöne
Ankerbucht. Nach einem feinen Abendessen in der Taverne, freuen wir uns auf eine ruhige Nacht. Doch der Wind
dreht und bringt wieder Schwell in die Bucht, wir haben alle auch schon besser geschlafen. Entlang dieser
weitgestreckten Küste liegt der Hafen Marathokampu genau richtig, um dort eine ruhigere Nacht zu verbringen.
Abends schauen wir uns das gemütliche kleine Hafenstädtchen an, beim Streunen durch die Gassen entdecken wir
eine gute Bäckerei, sogar Croissants werden hier angeboten. Tags darauf wandern Ursula, Andre und Vreni in das 5
km entfernte Bergdorf Marathokampos, Wolfgang nimmt sich heute frei und bleibt auf der Prüveda. Ein recht guter
Wanderweg führt zum Teil durch Olivenhaine die etwas Schatten spenden. Leider ist der Weg nicht sehr gut
bezeichnet, bei jeder Gabelung rätseln wir, wo es wohl langgehen mag, doch nach zwei Stunden erreichen wir das
Dorf. In Marathokampos spielt der Fremdenverkehr kaum eine Rolle, vielleicht ist deshalb dieses Dorf so ursprünglich
geblieben. Wir finden neben der grossen Kirche die Dorftaverne, wo sich die
Einheimischen treffen und freuen uns auf einen kleinen Imbiss und etwas zu trinken,
denn es ist unglaublich heiss. Zurück geht es wieder auf demselben Weg zum
Hafen, wo ein kühles Bad lockt. Leider hat es auch an der Südküste von Samos nur
wenige wirklich gut geschützte Buchten und wenn man auch vom Nordwind
geschützt wäre, so ist man sehr oft mit unangenehmem Schwell konfrontiert. Auf
dem Weg zurück nach Pythagorio kommt Wind auf der immer stärker wird. Zuerst
können wir noch segeln, dann müssen wir mit dem Motor mithelfen. Da heftige
Böen übers Wasser fegen, entscheiden wir im Vorhafen von Pyhagorio für diese
Nacht zu ankern. Erst am nächsten Tag mit etwas weniger Wind parkieren wir Prüveda sicher in der Marina. Die
kommende Woche wollen wir mit dem Mietauto das Inland von Samos erkunden. Mit Gästen unterwegs zu sein,
bedeutet immer auch einen Unterbruch des gewohnten Ablaufes. Es ist schwierig den Gästen zu vermitteln, wie unser
Alltag sonst aussieht. Wenn wir alleine unterwegs sind, versuchen wir uns dem Wind anzupassen und da wir auch
Zeit haben, können wir auch mal warten. Sobald Gäste an Bord sind, besteht ein gewisser Druck, zum Beispiel,
wieder an denselben Ort anzukommen, wo wir los gesegelt sind. Dazu kommen neue Meinungen, andere Ideen und
Gewohnheiten. Es ist eine Herausforderung für alle Beteiligten einen idealen Mittelweg zu finden, damit die Fahrt
Spass macht und alle zufrieden sind.