AOK-Präventionsbericht - AOK
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AOK-Präventionsbericht - AOK
Mit Qualität für die Gesundheit Schwerpunktthema: Betriebliche Gesundheitsförderung AOK-Präventionsbericht Die Leistungen der AOK – Die Gesundheitskasse in der Prävention und Gesundheitsförderung Herausgeber AOK-Bundesverband Abteilung Prävention Geschäftsführungseinheit Versorgung Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin Autorinnen Dr. Constanze Cholmakow-Bodechtel, PhuongLoan Nguyen, Linda Scharf und Tabea Schieferstein Kantar Health GmbH, Tochtergesellschaft der TNS Infratest GmbH Landsberger Straße 284 80687 München Umsetzung, Gestaltung und Schwerpunktthema KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Berlin Druck: R ichter Druck- und Mediencenter GmbH und Co. KG, Elkenroth Berichtsjahr: 2014 Publiziert: 2016 . Inhalt Vorwort 3 Zusammenfassung 4 1. 2. 3. 4. Einleitung 6 Methodik 8 Wichtige Kennzahlen im Überblick 9 Leistungen nach dem Setting-Ansatz: Prävention in Schulen, Kindergärten und anderen nicht betrieblichen Lebenswelten 12 4.1 Kindergärten und Schulen stehen an erster Stelle 12 4.2 AOK-Projekte ziehen weite Kreise 14 4.3 Prävention: ein Thema für Jung und Alt 16 4.4 Verhaltens- und verhältnisbezogene Projekte – eine erfolgreiche Kombination 18 Evaluation als rückblickende Wirkungskontrolle 19 4.5 5. Gesundheit am Arbeitsplatz: die Leistungen der Betrieblichen Gesundheitsförderung 20 5.1 Überblick über die Branchen 21 5.2 Unternehmen jeder Größe werden angesprochen 22 5.3 Betriebliche Gesundheitsförderung wirkt weit 23 5.4 Zielgruppenspezifische Angebote 25 5.5 Zentrales Gesundheitsmanagement als Erfolgsfaktor 27 5.6 Verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen 28 5.7 Qualitätssicherung durch Erfolgskontrolle 29 6. Schwerpunktthema: Betriebliche Gesundheitsförderung 30 6.1 Erfolgskonzept BGF 30 6.2 Beispiele aus der Praxis 32 6.3 BGF-Medien für Betriebe und Beschäftigte 34 7. Leistungen nach dem individuellen Ansatz: persönliche Präventionsangebote für gesundheitsbezogenes Verhalten 36 7.1 Bewegung im Fokus 36 7.2 AOK-Kurse sprechen relativ viele junge Versicherte an 38 7.3 Frauen fragen Gesundheitskurse stärker nach 39 Literatur 40 3 . Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, das 2015 verabschiedete Präventionsgesetz hat erstmals einen verbindlichen Rahmen für die Prävention und Gesundheitsförderung abgesteckt. Ein Schwerpunkt wird nach dem Willen des Gesetzgebers die Gesundheitsförderung in nicht betrieblichen Lebenswelten, wie beispielsweise Kindertagesstätten und Schulen, sein. Aber auch die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen, soll intensiviert und ausgebaut werden. Die Bedeutung der BGF hat die AOK bereits früh erkannt. Schon seit vielen Jahren ist der AOKService „Gesunde Unternehmen“ ein verlässlicher Begleiter für zahlreiche Betriebe aller Wirtschaftszweige und Größen. Obwohl die anderen gesetzlichen Krankenkassen ihre Anstrengungen auf diesem Gebiet deutlich ausgebaut haben, hat die Gesundheitskasse auch im Berichtsjahr 2014 ihre Vorreiterrolle behauptet: In acht von elf Branchen begleitete die AOK 2014 jeweils mehr als die Hälfte aller BGF-Projekte. Die Betriebliche Gesundheitsförderung steht daher ganz besonders im Fokus dieses dritten AOK-Präventionsberichts. Seit Jahren engagiert sich die Gesundheitskasse intensiv auf dem Gebiet der Prävention und Gesundheitsförderung. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Maßnahmen, die die Menschen in ihren Lebenswelten erreichen und dort einen gesunden Lebensalltag fördern. Mit einer Vielzahl überregionaler und bundesweiter Angebote und einer Fülle von qualitätsgesicherten Gesundheitskursen vor Ort eröffnet die AOK Menschen jeden Alters unabhängig von ihrem sozialen Status den Zugang zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche. Neun von zehn Kindergarten- und Grundschulkindern, die 2014 mit einem Projekt nach dem Setting-Ansatz direkt erreicht wurden, profitierten von einem AOK-Angebot. Wir werden uns auch unter den neuen Rahmenbedingungen des Präventionsgesetzes für Prävention, Gesundheitsförderung und gesundheitliche Chancengleichheit einsetzen. Die Ausgangssituation dafür ist gut – das zeigt der vorliegende AOK-Präventionsbericht. Großen Wert legt die Gesundheitskasse auf die nachhaltige Wirksamkeit ihrer Projekte. Gut zwei Drittel der AOK-Projekte in nicht betrieblichen Lebenswelten und mehr als die Hälfte der durch sie begleiteten Maßnahmen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung setzten 2014 sowohl am individuellen Verhalten des Einzelnen als auch an den Lebensverhältnissen an. Auch auf diese Weise trägt die AOK zur gesundheitlichen Chancengleichheit bei. Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes Berlin, im April 2016 4 . Zusammenfassung Der GKV-Spitzenverband erhebt jährlich Kennzahlen zu Projekten der gesetzlichen Krankenversicherung im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung. Der AOK-Präventionsbericht dokumentiert anhand ausgewählter Kennzahlen das Engagement der AOK auf diesem Gebiet im Vergleich zu den übrigen gesetzlichen Krankenkassen. Im Jahr 2014 waren in Deutschland 70,3 Millionen Menschen gesetzlich krankenversichert. Auf die AOK mit ihren rund 24,5 Millionen Mitgliedern entfiel rund ein Drittel aller gesetzlich Krankenversicherten. Ein Schwerpunktthema des vorliegenden Berichts ist die Betriebliche Gesundheitsförderung. Unternehmen, die sich für gesundheitsförderliche Bedingungen am Arbeitsplatz engagieren, profitieren von niedrigeren Krankenständen, einer geringeren Fluktuation und einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und erhöhen auf diese Weise ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit. Die AOK engagiert sich bereits seit Jahren besonders intensiv auf dem Gebiet der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Der große Einsatz der Gesundheitskasse auf dem Gebiet der Prävention und Gesundheitsförderung wird im Folgenden anhand einiger exemplarischer Analyseergebnisse für die Leistungsbereiche „Maßnahmen nach dem Setting-Ansatz“, „Betriebliche Gesundheitsförderung“ und „Individuelle Präventionskurse“ verdeutlicht. Die AOK engagiert sich überdurchschnittlich für Prävention und Gesundheitsförderung. Pro Versicherten gab die AOK im Jahr 2014 fünf Euro für Prävention und Gesundheitsförderung nach dem SettingAnsatz, in der Betrieblichen Gesundheitsförderung und für die Individualprävention aus und lag damit um rund 25 Prozent über dem Durchschnitt der übrigen gesetzlichen Krankenversicherung, der sich im Berichtsjahr 2014 auf 3,72 Euro pro Versicherten belief. Die AOK erreicht besonders viele Menschen in ihren Lebenswelten. Von den AOK-Maßnahmen nach dem Setting-Ansatz, zum Beispiel bei Aktionen in Kindergärten, Schulen und Stadtteilen, profitierten im Jahr 2014 insgesamt 1.930.702 Personen direkt. Alle übrigen gesetzlichen Krankenversicherungen ohne die AOK erreichten im SettingAnsatz unmittelbar 230.907 Personen. Das zeigt auch unter Berücksichtigung der Versichertenzahl, dass die AOK einen deutlich höheren Aufwand betreibt, wenn es darum geht, die Menschen in ihren Lebenswelten zu erreichen und dort deren Gesundheit zu fördern. Mit ihrem gesamtgesellschaftlichen Engagement trägt die Gesundheitskasse nachhaltig und weitreichend zur gesundheitlichen Chancengleichheit bei. 5 Das Engagement der AOK in der Betrieblichen Gesundheitsförderung hat Vorbildcharakter. Im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung hat die AOK mit ihren verschiedenen Projekten 511.294 Beschäftigte direkt erreicht, die übrigen gesetzlichen Krankenversicherungen zusammen 703.470 Mitarbeitende. Die AOK ist Vorreiterin beim Auf- und Ausbau gesundheitsförderlicher Strukturen in Betrieben. Mit ihren Aktivitäten auf diesem Gebiet erreichte die Gesundheitskasse auch im Berichtsjahr in etwa dieselbe Anzahl an Personen wie in den Vorjahren. 2014 haben nun die übrigen Krankenkassen ihren Einsatz in diesem Bereich erheblich verstärkt und ziehen nach. AOK-Projekte sind auf breite Wirksamkeit und auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Die AOK achtet darauf, dass ihre Projekte qualitativ hochwertig sind und eine langfristige, nachhaltige Wirkung entfalten. AOK-Projekte nach dem Setting-Ansatz zielen darum besonders häufig darauf ab, sowohl das Verhalten der Adressaten als auch die sie umgebenden Verhältnisse positiv zu beeinflussen. Bei den AOK-Projekten ist dies bei 69,9 Prozent der Angebote der Fall, bei Maßnahmen der restlichen GKV nur bei 59,5 Prozent. In der Betrieblichen Gesundheitsförderung ist dieser umfassende Ansatz nicht ganz so verbreitet; dennoch bietet die AOK auch hier in 56,8 Prozent der begleiteten Betriebe sowohl Maßnahmen der Verhaltens- als auch der Verhältnisprävention an. Bei den übrigen gesetzlichen Krankenkassen trifft das lediglich auf 39,7 Prozent der Projekte zu. Die AOK setzt auf konsequente Erfolgskontrolle. AOK-Projekte werden besonders häufig einer systematischen Erfolgskontrolle unterzogen. So wurde bei 66,4 Prozent aller AOK-Projekte in Settings und 81,7 Prozent aller BGF-Projekte der Gesundheitskasse im Berichtsjahr 2014 eine Evaluation durchgeführt oder war geplant. In der übrigen GKV war dies nur bei 50,9 (Setting-Ansatz) beziehungsweise 62,3 Prozent (BGF) der Projekte der Fall. 6 . 1 Einleitung Um Prävention und Gesundheitsförderung zu stärken, wurde 2015 das neue Präventionsgesetz verabschiedet, das eine deutliche Steigerung der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen für die Gesundheitsförderung vorsieht. Allein für entsprechende Maßnahmen in nicht betrieblichen und betrieblichen Lebenswelten soll mit mindestens 300 Millionen Euro etwa drei Mal so viel aufgewendet werden wie im Berichtsjahr 2014. Das Präventionsgesetz erweitert die bisherigen gesetzlichen Rahmenbedingungen der Paragafen 20 Absatz 1 und 2 sowie 20 a und 20 b des Fünften Sozialgesetzbuchs (SGB V). Diese verpflichten Krankenkassen dazu, in ausreichendem, zweckmäßigem und wirtschaftlichem Maße für Primärprävention und Betriebliche Gesundheitsförderung zu sorgen [SGB V]. Zur Ausgestaltung des Gesetzes gilt der Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes [GKV-Spitzenverband 2014] als verbindliche Grundlage für gesundheitsbezogene Maßnahmen. Über diese Aktivitäten berichten der GKV-Spitzenverband und der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. (MDS) in Zusammenarbeit mit dem AOK-Bundesverband und den anderen Verbänden der gesetzlichen Krankenversicherung in einem jährlichen Präventionsbericht, der sämtliche GKV-Leistungen und Inanspruchnahmen von Kursangeboten in den Bereichen Leistungen nach dem Setting-Ansatz, nach dem individuellen Ansatz und der Betrieblichen Gesundheitsförderung aufführt [Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS), GKV-Spitzenverband 2015]. Dieser GKV-weite Präventionsbericht dokumentiert das große Engagement der gesetzlichen Krankenversicherungen für Prävention und Gesundheitsförderung. Wie die nachfolgenden Auswertungen zeigen werden, ist die AOK im Vergleich zu den restlichen gesetzlichen Krankenversicherungen auf diesem Gebiet ganz besonders aktiv – das unterstreicht ihr gesamtgesellschaftliches Engagement. Im Jahr 2014 erreichten die gesetzlichen Krankenkassen mit ihren Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Primärprävention 5,1 Millionen Menschen direkt. Dafür wendeten sie insgesamt 293 Millionen Euro und damit rund zehn Prozent (etwa 26 Millionen Euro) mehr auf als im Vorjahr. Pro Versicherten entspricht dies einem Betrag von 4,16 Euro. Der gesetzliche Orientierungswert von 3,09 Euro pro Versicherten wurde damit erneut klar überschritten [Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS), GKV-Spitzenverband 2015]. Betrachtet man die AOK separat, zeigt sich, dass die Gesundheitskasse 2014 einen nochmals deutlich höheren Betrag, nämlich fünf Euro je Versicherten, in Präventionsangebote investierte. 7 Das Präventionsgesetz sieht vor, dass die Ausgaben für Prävention und Gesundheitsförderung ab dem 1. Januar 2016 in der gesamten GKV auf sieben Euro pro Versicherten steigen sollen. Im nächsten Schritt muss nun erarbeitet werden, für welche Projekte das zusätzliche Budget verwendet werden soll. Denn mehr finanzielle Mittel führen nicht direkt und zwangsläufig zu einer besseren Gesundheit der Bevölkerung. Der vorliegende Bericht macht deutlich, dass es bereits eine Vielzahl von Projekten gibt, die die Qualitätsanforderungen erfüllen und als Vorbilder für weitere Zielgruppen und Settings genutzt werden können. Bei der Konzeption neuer Projekte sollte neben der Verhaltensprävention auch die Verhältnisprävention einbezogen werden – eine Kombination beider Komponenten trägt wesentlich zum langfristigen Erfolg eines Projekts bei. Als wichtiges Instrument der Qualitätssicherung empfiehlt sich eine Evaluation, bei der die ursprünglichen Ziele der jeweiligen Maßnahme mit den tatsächlichen Ergebnissen verglichen werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse helfen dabei, nachfolgende Projekte zu optimieren. Im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit entspricht die Gliederung des AOK-Präventionsberichts, der die Präventionsleistungen der AOK im Jahr 2014 zusammenfassend im Vergleich zu allen übrigen gesetzlichen Krankenversicherungen darstellt, dem Aufbau des GKV-übergreifenden Präventionsberichts. Ein ausführliches Schwerpunktkapitel des vorliegenden AOK-Präventionsberichts ist der Betrieblichen Gesundheitsförderung gewidmet. Die AOK hat ihr wegweisendes Engagement in diesem Bereich auch im Berichtsjahr 2014 fortgesetzt und erneut in vielen Branchen mehr als die Hälfte aller durchgeführten BGF-Projekte begleitet. Mit maßgeschneiderten Angeboten für kleine wie für große Unternehmen unterstützt die Gesundheitskasse die Betriebe bei der Planung und Umsetzung gesundheitsförderlicher Maßnahmen. Um die angestrebten Veränderungen dauerhaft zu verankern, legt die AOK dabei besonderen Wert darauf, sowohl die Leitungsebene als auch die Mitarbeiter von Anfang an in den Prozess einzubinden. Attraktive OnlineAngebote wie „Rückenfit im Job“ machen es den Beschäftigten zudem leicht, in eigener Verantwortung etwas für ihre Gesundheit zu tun. Als unabhängiges wissenschaftliches Institut hat Kantar Health, eine Tochtergesellschaft der TNS Infratest, im Auftrag des AOK-Bundesverbandes die Auswertungen erstellt und aufbereitet. 8 . 2 Methodik Der vorliegende Bericht basiert auf den Datenerhebungen und den Ergebnissen des GKV-Präventionsberichts, den der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) und der GKV-Spitzenverband herausgeben. Dieser Präventionsbericht entsteht jährlich in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kassenverbänden, die ihre jeweiligen Daten an den MDS übermitteln. Grundlage der kassenspezifischen Daten zu den Leistungen nach dem Setting-Ansatz und in der Betrieblichen Gesundheitsförderung sind Dokumentationsbögen, die die einzelnen Krankenkassen zu jedem durchgeführten Projekt ausfüllen. Dabei enthält ein Bogen alle Angaben zu einem Projekt. Da ein Projekt in mehreren Settings beziehungsweise Betrieben durchgeführt werden kann, ist die Anzahl der dadurch erreichten Settings beziehungsweise Betriebe oft höher als die Anzahl der Dokumentationsbögen. Dabei gelten beispielsweise eine Kita und eine Grundschule, die im Rahmen eines Projekts betreut werden, als insgesamt zwei Settings, wohingegen vier durch Maßnahmen erreichte Klassen eines Gymnasiums nur als ein einziges Setting gezählt werden. Ähnliches gilt für die Dokumentation der Projekte in der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Im Zuge eines koordinierten Gesamtprojekts wird insgesamt nur ein Dokumentationsbogen in einem Betrieb oder Unternehmen ausgefüllt, auch wenn das Unternehmen an mehreren Standorten vertreten ist und das Projekt an allen diesen Standorten durchgeführt wurde. Bei Leistungen nach dem individuellen Ansatz übermitteln die Krankenkassen Informationen über die Teilnahme ihrer Versicherten an individuellen Präventionskursen und die damit verbundenen Kosten an den MDS. Nach Erhalt der kassenspezifischen Daten zu den verschiedenen Präventionsleistungen arbeitet der MDS diese auf und meldet sie anschließend kassenindividuell zurück. Anhand dieser kassenspezifischen Daten, die der AOK zurückgemeldet wurden, und den Gesamtwerten aus dem von GKVSpitzenverband und MDS herausgegebenen Präventionsbericht wurden nachfolgend für eine bessere Vergleichbarkeit per Differenzbildung die Zahlen für die restlichen Kassenverbände (GKV ohne AOK) errechnet. Der jetzt vorliegende dritte Präventionsbericht der AOK-Gemeinschaft beinhaltet vergleichende Auswertungen und Analysen für das Berichtsjahr 2014 und bezieht dabei in der Rückschau auch Ergebnisse und Entwicklungen der Vorjahre ein. 9 . 3 Wichtige Kennzahlen im Überblick Die Leistungen von Krankenkassen im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung lassen sich schon anhand weniger aussagekräftiger Kennzahlen recht umfassend beschreiben. Hierzu gehört neben der Höhe der für solche Aktivitäten aufgewendeten Ausgaben auch die Anzahl der Personen, die durch entsprechende Projekte erreicht wurden. Tabelle 1 liefert einen Überblick über diese Kennzahlen, aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Präventionsbereichen (Setting-Ansatz, Betriebliche Gesundheitsförderung und individueller Ansatz), die auch im Präventionsbericht der GKV und des MDS zu finden sind. Den Kennzahlen der AOK werden zwei Vergleichswerte gegenübergestellt: zum einen die Werte der anderen gesetzlichen Krankenkassen, zum anderen die Kennzahlen der GKV insgesamt (inklusive AOK). Darüber hinaus finden sich Angaben zu direkt und indirekt erreichten Personen. Dabei sind direkt erreichte Personen solche, die unmittelbar von einer Maßnahme zur Gesundheitsförderung profitiert haben, wie beispielsweise ein Schülerkreis einschließlich Lehrer. Die Angaben zu den indirekt erreichten Personen beziehen sich auf Menschen, die über den eigentlichen Teilnehmerkreis hinaus durch ein Projekt erreicht wurden. Hierzu zählen etwa Mitschüler oder auch die Familien der teilnehmenden Schüler. Da die Zahlen zu indirekt erreichten Personen auf Schätzungen beruhen, sind sie nur eingeschränkt interpretierbar. Im Jahr 2014 waren 34,6 Prozent aller gesetzlich Versicherten bei einer AOK versichert [Bundesministerium für Gesundheit 2015 a]. Damit entfallen rund ein Drittel der Versicherten auf die AOK und etwa zwei Drittel auf die restlichen gesetzlichen Krankenkassen der fünf Verbände auf Bundesebene (BKK, IKK, LKK, KBS und vdek). Vor diesem Hintergrund wäre zu erwarten, dass sich auch die Aufteilung der bundesweiten Präventionsleistungen nach Krankenkassen, insbesondere die Summe der Ausgaben für Prävention und Gesundheitsförderung, in einem ähnlichen Verhältnis gestaltet. Die AOK sticht hier jedoch vor allem im Bereich der nicht betrieblichen Lebenswelten heraus: 85,6 Prozent aller Settings, die von einer GKV-Maßnahme erreicht wurden, wurden von einer AOK betreut. Damit leistet die AOK den größten Beitrag zu den gesamten GKVLeistungen nach dem Setting-Ansatz. Darüber hinaus investierte die AOK mit 97 Eurocent je Versicherten im Gegensatz zur restlichen GKV mit 18 Eurocent mehr als fünf Mal so viel in die settingbasierte Gesundheitsförderung. Die Leistungen nach dem individuellen Ansatz entsprechen in etwa dem Verhältnis der Anzahl an GKV-Versicherten. Etwa ein Drittel der Teilnehmer an gesundheitsbezogenen Kursen und Beratungen war bei einer AOK versichert. Die Ausgaben je Versicherten lagen mit 3,01 Euro höher als die durchschnittlichen GKV-Ausgaben je Versicherten mit 2,75 Euro. 10 Tabelle 1: Zahlen zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen in der Prävention und der Betrieblichen Gesundheitsförderung im Überblick AOK Ansatz GKV ohne AOK GKV gesamt Anteil AOK an GKV gesamt Setting-Ansatz Anzahl der Settings Anzahl direkt erreichter Personen Anzahl indirekt erreichter Personen Ausgaben je Versicherten Ausgaben je direkt erreichter Person Summe der Ausgaben 19.628 1.930.702 5.412.301 0,97 € 12,17 € 23.497.587 € 3.302 230.907 186.981 0,18 € 35,58 € 8.214.731 € 22.930 2.161.609 5.599.282 0,45 € 14,67 € 31.712.318 € 85,6 % 89,3 % 96,7 % 74,1 % Betriebliche Gesundheitsförderung Anzahl der Betriebe 4.801 6.572 11.373 42,2 % Anzahl direkt erreichter Personen 511.294 703.470 1.214.764 42,1 % Anzahl indirekt erreichter Personen 218.015 232.595 450.610 48,4 % 1,02 € 0,93 € 0,96 € - 48,74 € 60,94 € 55,80 € - 24.922.136 € 42.866.688 € 67.788.824 € 36,8 % 619.691 1.091.082 1.710.773 36,2 % 3,01 € 2,60 € 2,75 € - 118,36 € 109,70 € 112,84 € - 73.345.748 € 119.696.615 € 193.042.363 € 38,0 % Anzahl der Settings 19.628 3.302 22.930 85,6 % Anzahl der Betriebe 4.801 6.572 11.373 42,2 % Anzahl direkt erreichter Personen 3.061.687 2.025.459 5.087.146 60,2 % Anzahl indirekt erreichter Personen 5.630.316 419.576 6.049.892 93,1 % Ausgaben je Versicherten Ausgaben je direkt erreichter Person Summe der Ausgaben Individueller Ansatz Anzahl direkt erreichter Personen Ausgaben je Versicherten Ausgaben je direkt erreichter Person Summe der Ausgaben Gesamt 24.336.324 45.953.484 70.289.808 34,6 % Ausgaben je Versicherten Anzahl Versicherte 5,00 € 3,72 € 4,16 € - Ausgaben je direkt erreichter Person 39,77 € 84,32 € 57,51 € - 121.765.471 € 170.778.034 € 292.543.505 € 41,6 % Summe der Ausgaben Quelle: AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS; KJ1; KM1; Kantar Health GmbH 11 Tabelle 2: Wichtige Kennzahlen der AOK im Zeitverlauf von 2012 bis 2014 AOK 2012 Gesamt Anzahl direkt erreichter Personen davon erreicht durch den Setting-Ansatz davon erreicht durch Betriebliche Gesundheitsförderung davon erreicht durch den individuellen Ansatz Anzahl Versicherte Ausgaben je Versicherten Summe der Ausgaben AOK 2013 AOK 2014 2.896.814 2.080.037 366.592 450.185 2.920.917 2.041.312 451.037 428.568 3.061.687 1.930.702 511.294 619.691 24.329.402 24.282.611 24.336.324 4,35 € 4,61 € 5,00 € 105.807.165 € 111.885.383 € 121.765.471 € Quelle: AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS; KJ1; KM1; Kantar Health GmbH Auch in der Betrieblichen Gesundheitsförderung lagen die Ausgaben der AOK je Versicherten mit 1,02 Euro über dem GKV-Durchschnitt von 96 Eurocent je Versicherten. Insgesamt liegt im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung der Anteil der AOK-Ausgaben an den gesamten GKV-Ausgaben bei 36,8 Prozent. An dieser Stelle ist zu bemerken, dass dieser prozentuale Anteil im Vergleich zum Jahr 2013 um etwa acht Prozentpunkte gesunken ist. Der Grund hierfür liegt allerdings nicht etwa darin, dass die AOK weniger in die betriebliche Gesundheit investiert hat. Vielmehr haben die anderen gesetzlichen Krankenversicherungen – womöglich angesichts des zu dieser Zeit anstehenden Präventionsgesetzes – ihre Investitionen im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht. Dies ist auch an den Ausgaben je Versicherten abzulesen, die im Berichtsjahr 2014 bei der AOK um zwei Eurocent auf 1,02 Euro, im Durchschnitt der Gesamt-GKV einschließlich der AOK aber um ganze 18 Eurocent auf 96 Eurocent anstiegen. Die AOK baut ihr ohnehin hohes Engagement in der Prävention und Gesundheitsförderung kontinuierlich weiter aus. So investierte die Gesundheitskasse im Zeitraum von 2012 bis 2014 – ungeachtet eines vorübergehenden Rückgangs der Versichertenzahl im Jahr 2013 – von Jahr zu Jahr mehr in entsprechende Angebote und konnte insgesamt mit ihren Projekten auch mehr Menschen direkt erreichen (Tabelle 2). Die Zahl der erreichten Personen stieg im Berichtsjahr 2014 sowohl bei den Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung als auch bei Angeboten der Individualprävention gegenüber dem Vorjahr deutlich an. In den Projekten nach dem Setting-Ansatz verzeichnete die AOK 2014 zwar einen leichten Rückgang bei der Zahl der direkt erreichten Menschen. Dennoch liegt die Gesundheitskasse auf diesem Gebiet nach wie vor weit vor der restlichen GKV: Neun von zehn Menschen, die 2014 durch Maßnahmen nach dem Setting-Ansatz direkt erreicht wurden, profitierten von einem Angebot der AOK (Tabelle 1). 12 . 4 Leistungen nach dem Setting-Ansatz: Prävention in Schulen, Kindergärten und anderen nicht betrieblichen Lebenswelten Um Strategien zur Gesundheitsförderung umzusetzen, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den sogenannten Setting-Ansatz und wendet diesen seit 1986, dem Jahr der Veröffentlichung der Ottawa-Charta, auch in zahlreichen WHO-Projekten unter dem Überbegriff „Healthy Settings“ an. wenige Präventionsangebote in Anspruch nehmen würden. Darüber hinaus wirken sich der Effekt der Peergroup, also des meinungsbildenden sozialen Umfelds (in erster Linie an den Schulen), sowie die soziale Erwünschtheit beim Setting-Ansatz positiv auf weitere Personen aus. Der Setting-Ansatz beinhaltet, Gesundheitsförderung konkret in die Lebenswelten der Menschen zu tragen, also an genau den Orten anzusetzen, an denen Menschen ihren täglichen Aktivitäten nachgehen. Ein Setting kann demnach ein Ort oder ein sozialer Kontext beziehungsweise ein soziales System sein. Typische Beispiele sind einzelne Kommunen, Stadtteile, Schulen, Kindergärten oder Altenheime. Die gesundheitsfördernden Ansätze werden an die jeweiligen Settings und Zielgruppen angepasst. Sie gelten als besonders effektiv, da auf diese Weise auch Personengruppen erreicht werden können, die aus eigenem Antrieb keine oder nur Gemäß dem Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes handelt es sich bei Leistungen nach dem Setting-Ansatz um „primärpräventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen, die sich im Sinne aufsuchender Information und Beratung an Lebenswelten richten“ [GKV-Spitzenverband 2014]. Wie in den beiden Vorjahren war die AOK auch 2014 klare Vorreiterin bei entsprechenden Angeboten in nicht betrieblichen Lebenswelten: GKV-weit wurden hierfür rund 31,7 Millionen Euro investiert. Davon entfielen 23,5 Millionen Euro auf die AOK – das entspricht einem Anteil von 74,1 Prozent. 4.1 Kindergärten und Schulen stehen an erster Stelle Für das Jahr 2014 wurden AOK-weit 760 Dokumentationsbögen zu verschiedenen Projekten ausgefüllt. Diese Dokumentationsbögen erfassen 19.628 verschiedene nicht betriebliche Settings beziehungsweise Lebenswelten, die im Rahmen der einzelnen Projekte durch verschiedene Maßnahmen, Aktivitäten und Aktionen erreicht wurden. Diese Anzahl entspricht knapp dem Sechsfachen der von der restlichen GKV erreichten Settings. Anders gesagt: Die Umsetzung des Setting-Ansatzes durch die GKV wird zu 85,6 Prozent durch die AOK geleistet (Abbildung 1). Betrachtet man die insgesamt 19.628 Settings, die durch Projekte der AOK erreicht wurden, genauer, wird deutlich, dass ein Schwerpunkt der AOKAktivitäten in diesem Bereich im Berichtsjahr 2014 erneut auf Kindergärten und Kindertagesstätten lag, dicht gefolgt vom Setting Grundschule (Abbildung 2). Insgesamt haben sich die Akzente jedoch verschoben. So ging die Zahl der Maßnahmen im Setting Kindergarten/Kindertagesstätte deutlich zurück, von 8.306 im Jahr 2013 (2012: 7.949) auf 4.728 im Jahr 2014. Gleichzeitig wurden im zeitlichen Verlauf mehr Settings im Bereich 13 Abbildung 1: Anzahl der erreichten Settings 19.628 AOK 85,6 % GKV ohne AOK 3.302 14,4 % Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS Abbildung 2: Häufigkeitsverteilung der Settings für die AOK* Mehrfachnennungen möglich, n = 19.628 Settings Kindergarten/ Kindertagesstätte Grundschule 4.728 Gymnasium Realschule 4.449 2.165 Gesamtschule Altenheim Stadtteil/ Ort 1.465 1.421 1.120 Anderes Setting Hauptschule Förderschule 925 717 549 Berufsschule o. Ä. 380 1.491 Institution für spezifische Bevölkerungsgruppen 205 Krankenhaus 7 * Valide Daten zu den Häufigkeitsverteilungen der GKV sind nicht vorhanden. Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS Hochschule 6 14 Bildung erreicht (Grundschule, Gymnasium, Realschule, Gesamtschule, Hauptschule, Förderschule, Berufsschule und Hochschule). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die AOK ihre Projekte im Jahr 2014 an breitere Bevölkerungsschichten adressiert hat. 4.2 AOK-Projekte ziehen weite Kreise Wie bereits beschrieben, lohnen sich Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung in doppelter Hinsicht: Von dem vermittelten Wissen zu gesundheitsbezogenen Themen profitieren nicht nur die direkten Teilnehmer; auch deren Familie, Freunde und Bekannte können indirekt, beispielsweise durch Gespräche und Empfehlungen, positiv beeinflusst werden. Die AOK punktet in diesem Zusammenhang mit einem besonders hohen Anteil an direkt erreichten Personen: Im Berichtsjahr 2014 wurden 89,3 Prozent aller direkt erreichten Menschen in Settings von einer AOK betreut (Abbildung 3). In knapp der Hälfte aller Kategorien von Settings (sieben von insgesamt 15) lag der Anteil der AOK an der Gesamtzahl aller durch GKV-Angebote direkt erreichten Personen über 90 Prozent. Betrachtet man die Settings, bei denen der AOK-Anteil an direkt erreichten Personen über 80 Prozent beträgt, sind es sogar elf von 15. Die meisten Menschen konnte die AOK im Setting Grundschule direkt erreichen, gefolgt von Kindergärten/Kitas, Gesamtschulen und Gymnasien. Als einziger Krankenversicherung überhaupt ist es der AOK gelungen, Personen über die Settings Krankenhaus und Altenheim zu erreichen (Tabelle 3). Abbildung 3: Anzahl der direkt erreichten Personen in den Settings AOK GKV ohne AOK 89,3 % 1.930.702 10,7 % 230.907 Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 15 Tabelle 3: Direkt erreichte Personen in einzelnen Settings AOK GKV ohne AOK GKV gesamt Anteil AOK an GKV gesamt Kindergarten/Kindertagesstätte Grundschule Förderschule Hauptschule Realschule Gymnasium 331.563 521.883 52.728 62.559 93.017 157.627 22.120 36.791 2.842 19.991 14.986 23.751 353.683 558.674 55.570 82.550 108.003 181.378 93,7 % 93,4 % 94,9 % 75,8 % 86,1 % 86,9 % Gesamtschule 192.431 16.075 208.506 92,3 % Berufsschule 55.433 28.406 83.839 66,1 % Hochschule 4.327 113 4.440 97,5 % Altenheim 47.150 0 47.150 100,0 % Krankenhaus 411 0 411 100,0 % Stadtteil/Ort 24.673 19.709 44.382 55,6 % Institution für spezifische Bevölkerungsgruppen 16.330 2.169 18.499 88,3 % 370.570 43.954 414.524 89,4 % Anderes Setting Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS Tabelle 4: Direkt und indirekt erreichte Personen in den Settings AOK GKV ohne AOK GKV gesamt Anteil AOK an GKV gesamt Direkt erreichte Personen Indirekt erreichte Personen 1.930.702 5.412.301 230.907 186.981 2.161.609 5.599.282 89,3 % 96,7 % Erreichte Personen insgesamt 7.343.003 417.888 7.760.891 94,6 % Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS Tabelle 4 stellt den direkt erreichten Personen die Anzahl indirekt erreichter Personen gegenüber. Hier wird deutlich, dass die Projekte der AOK in nicht betrieblichen Lebenswelten einen beachtlichen Wirkungsradius entfalten: Insgesamt konnte die AOK im Jahre 2014 mit Maßnahmen nach dem Setting-Ansatz etwa 7,3 Millionen Menschen direkt oder indirekt erreichen. Dies entspricht einem Anteil von 94,6 Prozent aller Personen, die die Gesamt-GKV im Berichtsjahr mit entsprechenden Angeboten erreichte. 16 4.3 Prävention: ein Thema für Jung und Alt Abbildung 4 zeigt, dass die AOK sich mit ihren Präventions- und Gesundheitsförderungsprojekten an das gesamte Altersspektrum richtet. So engagiert sie sich einerseits für den Auf- und Ausbau von gesundheitsförderlichen Strukturen und für die Vermittlung von gesundheitsförderndem Verhalten bereits im frühen Kindesalter mit dem Ziel, von Anfang an gesundheitsförderliche Einstellungen und Verhaltensweisen zu prägen und möglichen Krankheiten vorzubeugen, die im späteren Verlauf des Lebens entstehen können. Ein zentrales Anliegen ist es der Gesundheitskasse andererseits auch, mit gesundheitsbezogenen Projekten an ältere Menschen heranzutreten, um deren Lebensqualität, die oft schon durch gesundheitliche Probleme beeinträchtigt ist, zu erhalten beziehungsweise zu steigern. Neben den verschiedenen altersbezogenen Zielgruppen stehen auch Multiplikatoren, wie zum Beispiel Lehrer und Erzieher, im Fokus der AOKProjekte. Dabei handelt es sich um Personen, die aufgrund ihrer sozialen Position und Kompetenz beziehungsweise aufgrund ihrer beruflichen Stellung gesundheitsbezogenes Wissen an einen größeren Personenkreis vermitteln können. Eine gezielte Ansprache von Multiplikatoren ist daher geeignet, die Reichweite der Programme effizient zu erhöhen. 17 Abbildung 4: Häufigkeitsverteilung der Projekte in Settings nach Zielgruppen Mehrfachnennungen möglich, n = 1.207 AOK GKV ohne AOK Mit Gesundheitsgefährdungen belastete Gruppe(n) 39 30 Vorschulalter (bis sechs Jahre) 42 Kindesalter (7 bis 11 Jahre) 46 109 186 172 Jugendliche (12 bis 17 Jahre) 62 Junges Erwachsenenalter (18 bis 25 Jahre) 69 155 134 Erwachsene in der frühen Erwerbsphase (26 bis 44 Jahre) 29 Erwachsene in der späteren Erwerbsphase (45 bis 67 Jahre) 23 Jüngere Alte (68 bis 80 Jahre) 25 10 104 12 3 Betagte und Hochbetagte (über 80 Jahre) 299 Gleichermaßen beide Geschlechter 168 23 Speziell weibliche Personen 6 6 1 Speziell männliche Personen 104 Personen mit Migrationshintergrund 43 24 Arbeitslose 7 262 Multiplikatoren – Eltern 89 Multiplikatoren – Lehrer, Erzieher, anderes pädagogisches Personal 443 142 Multiplikatoren – nicht pädagogisches Personal 195 40 26 19 Sonstige Zielgruppen 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 18 4.4Verhaltens- und verhältnisbezogene Projekte – eine erfolgreiche Kombination Der Setting-Ansatz zielt darauf ab, über eine Kombination von gesundheitsfördernden Verbesserungen der Rahmen- und Lebensbedingungen der Menschen (= verhältnisbezogen) und einer positiven Veränderung des individuellen Gesundheitsverhaltens (= verhaltensbezogen) nachhaltig eine hohe Wirksamkeit zu erreichen. Mit dieser Kombination von verhaltens- und verhältnisbezogenen Elementen unterscheidet sich der Setting-Ansatz zum Beispiel von der traditionellen Gesundheits erziehung, die primär das Individuum in den Mittelpunkt stellt. Von den 757 berichteten Projekten der AOK in nicht betrieblichen Settings erfüllten 69,9 Prozent die Anforderung, sowohl verhaltens- wie verhältnisbezogene Aktivitäten zu umfassen. Bei den 390 berichteten Projekten der restlichen GKV traf dies hingegen nur auf 59,5 Prozent der Angebote zu. Der Anteil solch ganzheitlicher Projekte lag 2014 im Vergleich zum Vorjahr bei der AOK um 4,8 Prozentpunkte und in der restlichen GKV um 8,7 Prozentpunkte niedriger. Es ist jedoch positiv hervorzuheben, dass nach wie vor ein Großteil aller GKV-Projekte in nicht betrieblichen Lebenswelten einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Neben der Kombination aus verhaltens- und verhältnisbezogenen Maßnahmen ist eine kontinuierliche Betreuung eine weitere wichtige Voraussetzung dafür, durch Präventions- und Gesundheits förderungsprojekte dauerhafte und nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Die Laufzeit der AOK-Projekte in Settings betrug 2014 im Mittel 22,6 Monate. Damit begleitete die Gesundheitskasse ihre Projekte länger als die gesetzliche Krankenversicherung insgesamt; hier lag die durchschnittliche Laufzeit der betreuten Projekte bei 19,9 Monaten. Abbildung 5: Verhaltens- und Verhältnisbezogenheit der Aktivitäten in Settings AOK ∑ 757 Aktivitäten 220 29,1 % 8 1,1 % GKV ohne AOK ∑ 390 Aktivitäten 143 36,7 % 529 232 (69,9 %) (59,5 %) Verhaltens- und verhältnisbezogene Aktivitäten AOK GKV ohne AOK Nur verhaltensbezogene Aktivitäten Nur verhältnisbezogene Aktivitäten 15 3,8 % Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 19 4.5 Evaluation als rückblickende Wirkungskontrolle Eine systematische Erfolgskontrolle im Rahmen einer Evaluation dient der Bewertung des Projektkonzeptes, der Implementierung und der Wirksamkeit der Programme. Sie ist daher unverzichtbar, um zu prüfen, ob die Intention, mithilfe nachhaltiger Konzepte und Projekte gesundheitsförderndes Wissen zu vermitteln, Strukturen anzupassen und dauerhaft ein gesundheitsbewusstes Verhalten zu fördern, erreicht wurde. Darüber hinaus trägt eine kontinuierliche Erfolgskontrolle zu einer ständigen Verbesserung der Projektqualität bei. Die AOK hat im Jahr 2014 bei zwei von drei (66,4 Prozent) ihrer Projekte in Settings eine Erfolgskontrolle durchgeführt oder geplant. Dieser Anteil liegt etwas höher als in der restlichen GKV, wo in 50,9 Prozent der Projekte Erfolgskontrollen durchgeführt wurden oder geplant waren. Die Inhalte und Themen der in den AOK-Projekten vorgenommenen Erfolgskontrollen zur Qualitätssicherung erstreckten sich von der Bewertung der Abläufe und Strukturen über die Zufriedenheit der Zielgruppe bis hin zu den angeeigneten Kompetenzen und dem Streuungsgrad der Programme. Während die AOK den Anteil der durchgeführten oder geplanten Erfolgskon trollen im Berichtsjahr 2014 weiter ausbaute (2013: 62,9 Prozent, 2014: 66,4 Prozent), ging dieser Anteil bei der übrigen GKV im gleichen Zeitraum deutlich zurück (2013: 63,3 Prozent, 2014: 50,9 Prozent). Abbildung 6: Erfolgskontrollen in Settings AOK ∑ 753 Aktivitäten 253 33,6 % GKV ohne AOK ∑ 440 Aktivitäten 216 49,1 % 500 (66,4 %) 224 Erfolgskontrolle durchgeführt oder geplant AOK GKV ohne AOK Erfolgskontrolle nicht vorgesehen (50,9 %) Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 20 . 5 Gesundheit am Arbeitsplatz: die Leistungen der Betrieblichen Gesundheitsförderung Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung sind in Paragraf 20 b des Fünften Sozialgesetzbuchs [SGB V] verankert. Diesem Auftrag kommt die AOK umfassend nach. Sie erhebt die gesundheitliche Situation in Betrieben und unterstützt diese beim Auf- und Ausbau von gesundheitsförderlichen Strukturen. Außerdem hilft die Gesundheitskasse den Unternehmen bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Stärkung gesundheitlicher Ressourcen und Fähigkeiten und zur Verringerung gesundheitlicher Risiken. Dabei arbeitet die Gesundheitskasse eng mit den maßgeblichen Akteuren im Unternehmen, den zuständigen Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung sowie externen Kooperationspartnern zusammen. Im Berichtsjahr 2014 investierte die AOK knapp 25 Millionen Euro in Leistungen der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Das entspricht einem Anteil von 36,8 Prozent an den GKV-weiten Gesamtausgaben in Höhe von rund 67,8 Millionen Euro. Die Ausgaben je Versicherten stiegen bei der AOK von einem Euro im Jahr 2013 auf 1,02 Euro im Jahr 2014 leicht an (Tabelle 1). Sie lagen damit aber noch immer über dem Durchschnittswert in der übrigen GKV, die ihr Engagement deutlich ausgebaut hat und im Berichtsjahr 2014 mit 93 Eurocent je Versicherten in der Betrieblichen Gesundheitsförderung 27 Eurocent mehr pro Kopf investierte als noch im Vorjahr (2013: 66 Eurocent). Im folgenden Kapitel werden einige Aspekte der Projekte und Aktivitäten der AOK in der Betrieblichen Gesundheitsförderung mit denen der anderen gesetzlichen Krankenkassen verglichen. 21 5.1 Überblick über die Branchen Die AOK bietet quer durch alle Branchen BGF-Maßnahmen an. Auffällig ist, dass die Gesundheitskasse im Jahr 2014 in acht von elf Branchen jeweils mehr als die Hälfte aller BGF-Projekte begleitete. Damit ist die AOK führend im Vergleich zur restlichen GKV (Abbildung 7). Besonders stark ist die Gesundheitskasse im Bereich Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen vertreten, wo sie rund vier von fünf BGF-Projekten (79,7 Prozent) begleitete. Doch auch im Baugewerbe, der Branche, in der die AOK 2014 die wenigsten Leistungen erbrachte, lag ihr Anteil an der Gesamtzahl aller Maßnahmen mit 32,3 Prozent nur knapp unterhalb des Marktanteils der AOK (34,6 Prozent). Über alle Branchen hinweg erbringt die AOK einen großen Anteil (59,6 Prozent) der Leistungen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung. Abbildung 7: Leistungen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung nach Branchen Gesundheits-, Veterinär-, Sozialwesen 79,7 % 68,1 % Gastgewerbe 31,9 % Erziehung und Unterricht 63,6 % 36,4 % Verarbeitendes Gewerbe 59,5 % 40,5 % Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung 20,3 % AOK GKV ohne AOK 59,1 % 40,9 % Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 57,7 % 42,3 % Energie- und Wasserversorgung 52,0 % 48,0 % Weitere Dienstleistungen 51,3 % 48,7 % 47,2 % Handel Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden 38,1 % 52,8 % 61,9 % 32,3 % 67,7 % Baugewerbe 0% 35 %* 100 % * Marktanteil der AOK Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 22 5.2 Unternehmen jeder Größe werden angesprochen Die AOK erreichte mit ihren Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung Betriebe in jeder Größe. Die folgende Abbildung zeigt die Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung nach Betriebsgröße. Diese bestimmt sich nach der Mitarbeiterzahl (Abbildung 8). Besonders hoch (68 Prozent) war im Jahr 2014 der AOK-Anteil an BGF-Maßnahmen bei Betrieben mit 100 bis 499 Beschäftigten: 1.570 Projekte wurden in Betrieben dieser Größe durchgeführt. In Betrieben mit 50 bis 99 Mitarbeitenden begleitete die Gesundheitskasse insgesamt 611 Projekte; das entspricht ebenfalls 68 Prozent aller BGF-Maßnahmen, die die gesamte gesetzliche Krankenversicherung für diese Betriebsgröße anbot. In Kleinstunternehmen (weniger als zehn Mitarbeiter) führte die AOK annähernd so viele Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung durch wie die gesamte Rest-GKV. Die AOK sieht den Bedarf kleiner Unternehmen an speziell auf ihre Anforderungen zugeschnittenen Angeboten und will diese Zielgruppe noch stärker in den Fokus nehmen. Abbildung 8: Leistungen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung nach Betriebsgröße 46,9 % 1 bis 9 40,4 % 10 bis 49 53,1 % AOK GKV ohne AOK 59,6 % 50 bis 99 68,0 % 32,0 % 100 bis 499 68,0 % 32,0 % 63,3 % 500 bis 1.499 40,4 % 1.500 und mehr 59,6 % 59,6 % Gesamt 0% 35 %* 36,7 % 40,4 % 100 % * Marktanteil der AOK Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 23 5.3 Betriebliche Gesundheitsförderung wirkt weit Durch die Schulung von Multiplikatoren wie zum Beispiel Führungskräfte oder Delegierte in Gesundheitszirkeln erreicht man über die direkt an der Maßnahme Beteiligten hinaus weitere Menschen. Auch betriebliche Verbesserungsmaßnahmen kommen oft nicht nur den unmittelbaren Projektteilnehmern, sondern auch weiteren, indirekt erreichten Personen zugute. So dient beispielsweise die Einrichtung eines Duschraums allen Mitarbeitern und erweitert die Möglichkeiten zu Bewegungsaktivitäten (mit dem Rad zur Arbeit, Joggen in der Mittagspause). An Betrieblichen Gesundheitsförderungsmaßnahmen der AOK haben im Berichtsjahr 2014 insgesamt 511.294 Beschäftigte persönlich teilgenommen. Das entspricht 42,1 Prozent aller Personen, die die gesetzlichen Krankenkassen mit BGF-Maßnahmen direkt erreichten. Insgesamt profitierten aber rund 729.309 Personen von den AOK-Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung. Das bedeutet: Von einem AOK-Projekt mit zehn Teilnehmenden profitieren im Durchschnitt 14 Beschäftigte. Abbildung 9: Anzahl der direkt und der insgesamt erreichten Beschäftigten in der Betrieblichen Gesundheitsförderung Direkt erreichte Personen Insgesamt erreichte Personen AOK GKV ohne AOK 42,1 % 511.294 57,9 % 703.470 43,8 % 729.309 56,2 % 936.065 Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 24 Mit steigendem Alter wirken sich ungesunde Arbeitsbedingungen durch die lange Exposition häufiger auf die Gesundheit aus und manifestieren sich in Krankheitstagen. Um die Erwerbsfähigkeit zu erhalten, lohnt es sich, diese Zielgruppe stärker in den Fokus der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu nehmen, auch wenn Prävention und Gesundheitsförderung im Idealfall einsetzen sollten, bevor Krankheiten entstehen. Besondere Bedeutung gewinnt der Erhalt der Arbeitsfähigkeit vor dem Hintergrund, dass viele Menschen auch im höheren Lebensalter noch berufstätig sind. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren Ende 2013 insgesamt rund 29,5 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt; davon war ein knappes Drittel (30,6 Prozent) älter als 50 Jahre [Bundesagentur für Arbeit 2014]. Nicht wenige von ihnen sind auch jenseits des Rentenalters noch berufstätig: So gingen im Jahr 2014 in Deutschland 14 Prozent der 65- bis 69-Jährigen einer Erwerbstätigkeit nach [Statistisches Bundesamt 2015]. Die folgende Auswertung (Abbildung 10) soll die Projektaktivitäten in der Zielgruppe der über 50-jährigen Beschäftigten näher beleuchten, bei der es speziell um die Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit geht. In AOK-Projekten zur Betrieblichen Gesundheitsförderung war im Berichtsjahr 2014 knapp jeder dritte Teilnehmende (29,3 Prozent) 50 Jahre alt oder älter. Das zeigt, dass die AOK 2014 diese Zielgruppe recht gut erreichte. In den Jahren 2012 und 2013 lag der Anteil der über 50-jährigen Beschäftigten bei solchen Angeboten bei 24,5 Prozent beziehungsweise 27,0 Prozent. Die anderen gesetzlichen Krankenversicherungen erreichen anteilig weniger ältere Beschäftigte mit ihren Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung. Der Anteil der erreichten Beschäftigten, die 50 Jahre oder älter sind, liegt hier bei 18,6 Prozent. Die Altersgruppe der über 50-Jährigen erreicht die AOK somit besser als die restliche GKV. Abbildung 10: Insgesamt erreichte Beschäftigte in der Betrieblichen Gesundheitsförderung nach Alter (50 Jahre oder älter vs. jünger als 50 Jahre) AOK ∑ 511.294 Beschäftigte GKV ohne AOK ∑ 703.470 Beschäftigte Beschäftigte ≥ 50 Jahre AOK GKV ohne AOK Beschäftigte < 50 Jahre 149.938 (29,3 %) 130.821 (18,6 %) Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 25 5.4 Zielgruppenspezifische Angebote BGF-Angebote sollten auf die Bedarfe und die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sein. Je nach Alter, Geschlecht und Bildung unterscheiden sich die Erwartungen an ein Projekt und der Umgang mit der eigenen Gesundheit. Angebote für Führungskräfte sollen häufig nicht nur die Gesundheit der Teilnehmer selbst fördern; oft soll ein solches Programm auch Impulse für einen gesundheitsorientierten Führungsstil und gesundheitsförderliche Firmenstrukturen geben. Abbildung 11 zeigt die Leistungen in der BGF nach Zielgruppen. Die Projekte der AOK in der Betrieblichen Gesundheitsförderung richteten sich an die unterschiedlichen Hierarchieebenen. Im Jahr 2014 wurde mit 498 dokumentierten Projekten besonders häufig die mittlere Führungsebene einschließlich Meister und Teamleiter angesprochen. 416 dokumentierte Projekte waren an die obere Führungsebene adressiert, weitere 380 dokumentierte Projekte richteten sich an Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung. Stark vertreten waren mit 464 Projekten auch Angebote für Personengruppen, die bereits mit Gesundheitsgefährdungen (zum Beispiel Rückenschmerzen) belastet sind. Da die meisten Projekte in der mittleren oder oberen Führungsebene durchgeführt wurden, ist zu erwarten, dass sich der Multiplikatoreneffekt insgesamt positiv auf das Gesundheitsverhalten der Beschäftigten und die Einstellung im Unternehmen zur Mitarbeitergesundheit auswirkt. Abbildung 11: Anzahl der Projekte nach Zielgruppe Mehrfachnennungen möglich, n = 2.125 Mittlere Leitungsebene einschließlich Meister/Teamleiter 498 Auszubildende 166 Ältere Arbeitnehmer 97 Mit Gesundheitsgefährdungen belastete Gruppe(n) Obere Führungsebene 464 416 Testgruppe zur modellhaften Erprobung 47 Speziell weibliche Personen 28 Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung 380 Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund 16 Speziell männliche Personen 13 Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 26 Abbildung 12: Aktivitäten zur Betrieblichen Gesundheitsförderung nach Zielgruppen Mehrfachnennungen möglich, n = 2.946 Mit Gesundheitsgefährdung belastete Gruppe(n) 78,8 % 21,2 % 75,6 % 24,4 % Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung 74,8 % 25,2 % Ältere Arbeitnehmer 74,6 % 25,4 % 71,9 % 28,1 % Obere Führungsebene Mittlere Leitungsebene einschließlich Meister/Teamleiter Speziell weibliche Personen 65,1 % AOK GKV ohne AOK 34,9 % 59,5 % 40,5 % Auszubildende Testgruppe zur modellhaften Erprobung 52,8 % 47,2 % Speziell männliche Personen 44,8 % 55,2 % Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund 44,4 % 55,6 % 0% 35 %* 100 % * Marktanteil der AOK Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS Wie Abbildung 12 verdeutlicht, trägt die Gesundheitskasse in erheblichem Umfang dazu bei, dass verschiedenste Zielgruppen über Angebote der Betrieblichen Gesundheitsförderung erreicht werden. Dass die AOK ihre BGF-Aktivitäten gezielt auf bestimmte Zielgruppen zuschneidet, zeigt sich besonders deutlich bei speziellen Angeboten für mit Gesundheitsgefährdungen belastete Gruppe(n), für die obere Führungsebene, für Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung und für ältere Arbeitnehmer. Hier wurden rund drei von vier Angeboten durch die AOK begleitet. 27 5.5 Zentrales Gesundheitsmanagement als Erfolgsfaktor Wichtig für den nachhaltigen Erfolg eines Projekts in der Betrieblichen Gesundheitsförderung ist die Implementierung einer zentralen Entscheidungsund Steuerungsstruktur. Idealerweise setzen sich diese Steuerungsgremien aus Vertretern der Führungsebene, Betriebs- und Personalräten, Betriebsmedizinern, Sicherheitsfachkräften und Vertretern der Krankenkassen zusammen. Im Berichtsjahr 2014 war in 52,3 Prozent der Firmen, in denen die AOK BGF-Projekte begleitete, eine solche Entscheidungs- und Steuerungsstruktur vorhanden. In den Betrieben, die mit den übrigen Krankenkassen zusammenarbeiteten, lag der Anteil mit 62,1 Prozent etwas höher (Abbildung 13). Für den langfristigen Erfolg der Projekte wirkt die AOK während ihrer Beratungstätigkeit in den Unternehmen darauf hin, dass ein zentrales Gesundheitsmanagement etabliert wird. In den von der AOK betreuten Betrieben waren im Berichtsjahr 2014 besonders häufig Vertreter der Entscheidungsebene im zentralen Gremium für das Gesundheitsmanagement beteiligt – dies war in 85,6 Prozent der von der AOK betreuten Betriebe mit einer solchen Entscheidungs- und Steuerungsstruktur der Fall (restliche GKV: 84,7 Prozent). Auch Vertreter des Betriebs- beziehungsweise Personalrats (76 Prozent; restliche GKV: 56,6 Prozent) und der mittleren Führungsebene (64,8 Prozent; restliche GKV: 40,9 Prozent) arbeiteten in AOK-Projekten häufiger in diesem Gremium mit als in Projekten der übrigen GKV. Interessierte Mitarbeiter waren insgesamt deutlich seltener an den Entscheidungen des Gesundheitsgremiums beteiligt: In AOKProjekten waren sie bei 12,9 Prozent der Firmen im Steuerungsgremium vertreten, in Projekten der restlichen GKV nur bei 6,2 Prozent. Am seltensten wirkten Vertreter der Unfallversicherungen (3,9 Prozent; restliche GKV: 3,4 Prozent) in den Gesundheitszirkeln mit (Abbildung 14). Die AOK legt Wert darauf, dass in den Steuerungsgremien sowohl der Personal- oder Betriebsrat als auch Angehörige der oberen Entscheidungsebene (Geschäftsführung) vertreten sind, die auch monetäre Entscheidungen treffen können. Abbildung 13: Anteil der Betriebe mit BGF-Maßnahmen, in denen eine Entscheidungsund Steuerungsstruktur vorhanden ist AOK ∑ 3.369 Betriebe mit BGF-Maßnahmen 1.606 47,7 % GKV ohne AOK ∑ 2.259 Betriebe mit BGF-Maßnahmen 857 37,9 % 1.763 (52,3 %) 1.402 Steuerungsstruktur vorhanden AOK GKV ohne AOK Steuerungsstruktur nicht vorhanden (62,1 %) Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 28 Abbildung 14: Häufigkeitsverteilung der Vertreter im Steuerungsgremium Mehrfachnennungen möglich, n = 12.326 85,6 % 84,7 % Entscheidungsebene 76,0 % Betriebs-/Personalrat 56,6 % 75,4 % 77,5 % Vertreter der Krankenkassen 64,8 % Mittlere Führungskräfte 40,9 % 56,1 % Sicherheitsfachleute 37,9 % 38,5 % 32,2 % Betriebsarzt 12,9 % 6,2 % Mitarbeiter 7,0 % 11,4 % Externe Kooperationspartner Vertreter der Unfallversicherung AOK GKV ohne AOK 3,9 % 3,4 % 0% 50 % 100 % Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 5.6 Verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen Das Bundesministerium für Gesundheit empfiehlt auf seiner Internetseite, bei der Umsetzung der Betrieblichen Gesundheitsförderung Maßnahmen der Verhaltens- und Verhältnisprävention miteinander zu verbinden [Bundesministerium für Gesundheit 2015 b]. Oftmals ist eine klare Trennung in der Praxis nicht möglich und auch nicht sinnvoll, da die Bereiche sich gegenseitig beeinflussen. Ein Beispiel: Über- oder Unterforderung können bei Beschäftigten Stress und Demotivation verursachen. Um diese Auswirkungen zu vermeiden, wären neben Kursen zur Stressbewältigung vor allem Änderungen der Arbeitsbedingungen hilfreich. Zur Verhaltensprävention zählen Maßnahmen, die den Beschäftigten gesundheitsbezogene In- formationen und/oder praktische Fertigkeiten, Handlungs-, Entscheidungs- oder Selbstwahrnehmungskompetenzen vermitteln. Unter Maßnahmen der Verhältnisprävention versteht man Aktivitäten zur gesundheitsförderlichen Gestaltung des Arbeitsumfelds, der Strukturen und/oder Arbeitsabläufe sowie der Tätigkeit. Über die Hälfte (56,8 Prozent) der Projekte der AOK kombinieren Angebote zur Verhaltens- und Verhältnisprävention (Abbildung 15). Bei den übrigen gesetzlichen Krankenversicherern liegt der Fokus eher auf verhaltensbezogenen Maßnahmen: 55,7 Prozent der von ihnen angebotenen Projekte zielen ausschließlich auf das Verhalten der Beschäftigten ab. 29 Abbildung 15: Verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen AOK ∑ 2.935 Aktivitäten 1.048 35,7 % GKV ohne AOK ∑ 1.947 Aktivitäten 1.085 55,7 % 1.668 219 7,5 % Verhaltens- und verhältnisbezogene Aktivitäten AOK GKV ohne AOK Nur verhaltensbezogene Aktivitäten 772 (56,8 %) (39,7 %) Nur verhältnisbezogene Aktivitäten 90 4,6 % Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 5.7 Qualitätssicherung durch Erfolgskontrolle Im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung werden auf der Basis einer Analyse der betrieblichen Ist-Situation zunächst Ziele definiert und daraus Interventionen abgeleitet. Der Erfolg einer Maßnahme wird daran gemessen, ob die definierten Ziele durch die Intervention erreicht werden konnten und wo Ansatzpunkte für weitere gezielte Maßnahmen liegen. Bei BGF-Projekten, die die AOK begleitete, wurden solche Erfolgskontrollen im Berichtsjahr 2014 in 81,7 Prozent der Fälle durchgeführt oder waren geplant (Abbildung 16). In der übrigen GKV traf dies nur auf 62,3 Prozent aller Projekte zu. Abbildung 16: Durchführung einer Erfolgskontrolle AOK ∑ 3.086 Betriebe mit BGF-Maßnahmen 565 18,3 % GKV ohne AOK ∑ 2.185 Betriebe mit BGF-Maßnahmen 824 37,7 % 2.521 (81,7 %) 1.361 Erfolgskontrolle erfolgt oder geplant AOK GKV ohne AOK Erfolgskontrolle nicht vorgesehen (62,3 %) Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 30 Schwerpunktthema: Betriebliche Gesundheitsförderung 6.1 Foto: fotolia/Kurhan . 6 Erfolgskonzept BGF Die Anlässe für Unternehmen, sich dem Thema Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) zuzuwenden, sind vielfältig: ein zu hoher Krankenstand oder eine verstärkte Fluktuation von Mitarbeitern, eine Häufung gesundheitlicher Probleme in verschiedenen Unternehmensbereichen, ein schlechtes Betriebsklima oder Konflikte, aber auch anstehende betriebliche Umstrukturierungen. Verstärkt nehmen Betriebe aber auch ihre eigene Zukunftsausrichtung zum Anlass, gemeinsam mit der AOK betriebliche Gesundheitsförderungsmaßnahmen einzuführen. So spielt in zahlreichen Betrieben die demografische Herausforderung eine immer größere Rolle. Schritt für Schritt zum Erfolg Die AOK hat sich sehr viel länger als andere Kassen als Ansprechpartner für das Thema Gesundheit im Betrieb etabliert. Über 200 kompetente Beraterinnen und Berater sind direkt in den Regionen für interessierte Unternehmen ansprechbar. In einem ersten Gespräch wird das seit über 20 Jahren erprobte Konzept erläutert und ein gemeinsames Vorgehen abgestimmt und geplant. Die AOK unterstützt die Unternehmen durch Organisationsberatung und den Aufbau gesundheitsförderlicher Strukturen, die Moderation der Prozesse, die fachliche Beratung zu Gesundheitsthemen und die Durchführung von Maßnahmen. Zielgruppe für BGF-Aktivitäten und Maßnahmen im Betrieb sind immer alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht nur die AOK-Versicherten. Struktur und Ziel Betriebliche Gesundheitsförderung folgt einem systematischen Vorgehen von der Analyse der gesundheitlichen Situation im Betrieb über die Planung und Durchführung passgenauer Maßnahmen hin zur Bewertung (Evaluation) der Interventionen und Prozesse. Am erfolgreichsten ist BGF, wenn dieser Zyklus immer wieder (zum Beispiel in anderen Bereichen, zu anderen Themen, mit anderen Zielgruppen) neu gestartet wird. Angestrebt wird, Betriebliche Gesundheitsförderung und Betriebliches Gesundheitsmanagement nachhaltig in der Führungs- und Unternehmenskultur zu etablieren. Der Aufbau eines Steuerungsgremiums ermöglicht eine kontinuierliche Diskussion, Konsensbildung und konsequente Umsetzung verabredeter Maßnahmen. Mitglieder dieses Gremiums (AK Gesundheit) sind Entscheider, Mitarbeitervertreter und betriebliche Gesundheitsexperten (zum Beispiel Geschäftsführung, der Betriebs- oder Personalrat, der Betriebsarzt, die Sicherheitsfachkraft). Wichtig ist eine neutrale Moderation dieses Gremiums und des Prozesses, etwa durch die AOK. In einem ersten Schritt werden die Ziele, die mit der Betrieblichen Gesundheitsförderung verfolgt werden, gemeinsam besprochen, festgelegt und priorisiert, um zielgerechte Interventionen planen zu können. 31 Analysephase Mitarbeiterbefragungen, Betriebsbegehungen oder Arbeitsunfähigkeitsanalysen sowie die Auswertung vorhandener Daten, etwa aus Gefährdungsbeurteilungen, liefern eine detaillierte Analyse der Situation und der Bedarfe im Unternehmen und bilden die Grundlage für die Planung der Maßnahmen. Maßnahmenphase Aus den Analyseergebnissen wird eine Vorgehensund Maßnahmenplanung abgeleitet. Die Präventionsexperten der AOK unterstützen dabei, die am Anfang noch ganz allgemeinen betrieblichen Ziele (wie zum Beispiel die Verbesserung des Betriebsklimas, eine Erleichterung der Hebetätigkeiten oder die Schaffung von Entspannungsmöglichkeiten) in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Nach einem abgestimmten Maßnahmenplan werden die erarbeiteten Lösungen umgesetzt. Führungskräfte, Betriebs- und Personalräte und alle Beschäftigten werden aktiv in diesen Prozess eingebunden. Mitarbeiterbeteiligung ist ein wichtiges Instrument in der BGF und steigert die Akzeptanz für Veränderungen. Maßnahmen sind beispielsweise Verbesserungen des Arbeitsplatzes und der Umgebung (Ergonomie, Licht, Luft), der Arbeit selbst (Abbau von Zeitdruck, bessere Kommunikation, Arbeitsorganisation) sowie Trainings- und Schulungsmaßnahmen für Führungskräfte und Mitarbeiter (Bewegungsförderung am Arbeitsplatz, Stressbewältigung, Suchtprävention und Verpflegung, alterns- und gesundheitsgerechtes Führungsverhalten). Abbildung 17: Der Betriebliche Gesundheitsförderungsprozess: kontinuierliche Sensibilisierung und interne Öffentlichkeitsarbeit Vorbereitungsphase Nutzung/ Aufbau von Strukturen Analyse Maßnahmenplanung Umsetzung Evaluation Information/ Beratung des Unternehmens Auftragsklärung/ grundsätzliche Zielsetzung Sensibilisierung und Motivierung der betrieblichen Verantwortlichen Vernetzung mit externen und internen Akteuren Vorhandene Daten und Erkenntnisse, z. B. Gefährdungsbeurteilung, anonymisierte BEM-Fallauswertung, Ergebnisse arbeitsmed. Vorsorge Interpretation und Diskussion der Analyseergebnisse im Steuerungsgremium Beratung zu verhältnispräventiven Maßnahmen, z. B. ergonomische oder arbeitsorganisatorische Maßnahmen entsprechend den BGF-Handlungsfeldern KK-Routinedaten, z. B. Krankenstand, Gesundheitsquote Entscheidung zum Einstieg in den Gesundheitsförderungsprozess Aufbau eines Steuerungsgremiums KK-Routinedaten Systematische Ableitung von Maßnahmen nach spezifischer Zielsetzung, Dringlichkeit und verfügbaren Ressourcen Unterstützung/ Umsetzung verhaltenspräventiver Maßnahmen entsprechend den BGF-Handlungsfeldern Befragungsbasierte Daten, z. B. Arbeitszufriedenheit, subjektive Gesundheit Entwicklung eines gemeinsamen Gesundheitsförderungsverständnisses Für BGF-Zwecke erhobene bzw. aufbereitete Daten, z. B. Arbeitssituations-, Altersstrukturanalyse, Mitarbeiterkonferenz Befragung zu Einzelmaßnahmen Quelle: Modifiziert in Anlehnung an Mahltig, Voermans 2011, zitiert nach GKV-Spitzenverband 2014 Evaluationsphase/Erfolgskontrolle Der Erfolg von Maßnahmen, aber auch die Zufriedenheit mit dem Prozess, muss regelmäßig kontrolliert werden, auch um zu prüfen, ob die anvisierten Ziele erreicht worden sind. Das erfolgt zum Beispiel durch eine Wiederholung der Mitarbeiterbefragung und eine erneute Auswertung der Arbeitsunfähigkeitsdaten. Diese Ergebnisse werden im Steuerungsgremium ausgewertet und daraus Verbesserungsprozesse für den nächsten Zyklus aus Analyse, Maßnahme und Evaluation abgeleitet. Für die AOK steht ein hohes Qualitätsniveau bei der Betrieblichen Gesundheitsförderung an erster Stelle. Dazu gehört eine hohe fachliche Qualifikation der bundesweit über 200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich um BGF kümmern. Dafür bilden sie sich regelmäßig fort und orientieren sich strikt an den Qualitätsstandards, die die gesetzliche Krankenversicherung im Leitfaden Prävention 2014 festgelegt hat [GKV-Spitzenverband 2014]. 6.2 Beispiele aus der Praxis Was haben die Badischen Stahlwerke in Kehl am Rhein und die Burda Direct GmbH in DessauRosslau gemeinsam? Nicht die Mitarbeiterzahl. Sie liegt in der Stahlfirma bei rund 1.300 und in dem sachsen-anhaltischen Callcenter unter 30. Gemeinsam ist beiden Unternehmen ein gesundheitliches Problem: Rückenschmerzen bei den Beschäftigten. Bei den Badischen Stahlwerken liegt dies am ständigen Heben und Tragen, bei Burda Direct an der durchweg sitzenden Tätigkeit. Die Konsequenzen aus BGF Und was ist aus den beiden Beispielfirmen geworden? Die Badischen Stahlwerke haben erkannt, dass man mit Betrieblicher Gesundheitsförderung gar nicht früh genug anfangen kann: In Kooperation mit der AOK Baden-Württemberg haben sie einen Gesundheitsworkshop fest in die Ausbildungsordnung für die Azubis integriert und 37 Mitarbeiter als Gesundheitscoaches ausgebildet. Jährlich zweimal werden diese geschult; Aushänge Die Lösung für beide Betriebe, für die Beschäftigten wie für die Besitzer: Betriebliche Gesundheitsförderung mithilfe der AOK in ihrer Region. Denn das ist wissenschaftlich nachgewiesen: Nicht nur Beschäftigte profitieren von einer besseren Gesundheit, auch für die Betriebe lohnt sich Betriebliche Gesundheitsförderung: Die krankheitsbedingten Fehlzeiten sinken langfristig und für jeden investierten Euro erhält das Unternehmen rund 2,70 Euro zurück [Initiative Gesundheit und Arbeit 2015]. Foto: fotolia/industrieblick SCHWERPUNKTTHEMA 32 33 BGF begleiten und unterstützen können. Die Besonderheiten von Kleinbetrieben müssen berücksichtigt werden, um auch sie für BGF zu erreichen: Foto: iStock/Squaredpixels Inhaber/Geschäftsführer nehmen eine Schlüsselrolle ein. Sie müssen als Initiatoren für BGF, aber auch als Vorbilder für ihre Beschäftigten gewonnen werden. Führungskräfte im Kleinbetrieb sind selbst eine wichtige Zielgruppe für BGF-Maßnahmen, da sie vielfältige Verantwortung übernehmen und hohen Anforderungen unterliegen. am Schwarzen Brett sorgen dafür, dass die Mitarbeiter über Erfolge dieser Gruppe informiert werden. Im Callcenter „burda direct services“, das die AOK Sachsen-Anhalt bei seinen BGF-Aktivitäten begleitete, hat es ebenfalls mit der Nachhaltigkeit geklappt. Eine Umfrage nach Abschluss der BGFMaßnahmen erbrachte folgende Ergebnisse: 85 Prozent der Mitarbeiter finden die umgesetzten Maßnahmen gut; 95 Prozent empfanden sie als sehr wichtig für den Erhalt der eigenen Gesundheit und 65 Prozent der Mitarbeiter wenden die erlernten Ausgleichsübungen gegen die Rückenschmerzen regelmäßig an. Und schließlich: 88 Prozent der Beschäftigten sagten, die BGF-Maßnahmen müssten fortgesetzt werden. Herausforderung: BGF in Kleinbetrieben 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten in Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern; 95,5 Prozent aller Betriebe sind Kleinst- und Kleinunternehmen [Deutsches Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung 2015]. Diese Betriebe haben meist keine Zuständigen in Personalabteilungen oder Human-Ressources-Bereichen, die das Thema Die direkte Kommunikation in Kleinbetrieben hilft bei der direkten und schnellen Umsetzung von Ideen und Maßnahmen und benötigt keinen aufwendigen Strukturaufbau. Die systematische Einbindung aller Beschäftigten fördert die Akzeptanz der betrieblichen Maßnahmen und erhöht die Erfolgschancen. Pragmatische und zeitschonende Lösungen müssen Kleinbetriebe darin unterstützen, vorhandenen Ressourcen und Potenziale für BGF optimal zu nutzen. Kleinbetriebe profitieren von Branchenlösungen und Netzwerken, in denen aus den Erfahrungen anderer gelernt werden kann. Regionale Unterstützungsstrukturen treten bei Kleinbetrieben in den Vordergrund. Zum Beispiel beim Projekt „GeMit – Gesunder Mittelstand“ bei der AOK Rheinland/Hamburg. Hier wird Betriebliche Gesundheitsförderung überbetrieblich in „Betriebsnachbarschaften“ angeboten, für Betriebe in einem Gewerbegebiet, entlang einer Straße oder in einem Geschäftshaus. Durch die Bündelung von Erstberatungsveranstaltungen, Befragungen und Veranstaltungen wie zum Beispiel Lauftreffs oder Programme zur Raucherentwöhnung können so genügend Teilnehmer gewonnen werden. 6.3 BGF-Medien für Betriebe und Beschäftigte Die Gesundheitskasse nutzt vielfältige Kommunikationskanäle, um das Thema Betriebliche Gesundheitsförderung in die Unternehmen zu tragen. So zählt es beispielsweise zu den Themenschwerpunkten des Arbeitgebermagazins „praxis aktuell“, das seit Anfang 2016 mit neuem Konzept und unter dem neuen Namen „gesundes unternehmen“ vorliegt. Das Magazin, das viermal im Jahr in einer Auflage von rund 1,2 Millionen Exemplaren erscheint, richtet sich an Firmenchefs, Personal- und Sachbearbeiter sowie die im Unternehmen beschäftigten AOK-Versicherten. Das Flaggschiff der AOK-Arbeitgeberkommunikation beleuchtet arbeitgeberrelevante Themen aus unterschiedlichen Perspektiven. Die einzelnen AOKs haben die Möglichkeit, dem Magazin ein herausnehmbares Poster mit konkreten Tipps, Übungen und Beispielen zur Gesundheitsförderung von Mitarbeitern beizufügen. Darüber hinaus gibt die Gesundheitskasse Informationsschriften zu bestimmten Gesundheitsthemen, bespielsweise den „Report Rücken“, sowie Fachbroschüren wie die Reihe „Produktionsfaktor Gesundheit“ heraus, die für einzelne Branchen konkrete Best-Practice-Beispiele dokumentiert. Seminare, Webinare und ein umfangreiches OnlineAngebot runden die Palette ab. Informationen für Betriebe im BGF-Portal der AOK BGF-Interessierte finden zahlreiche Informationen auch online unter: www.aok-bgf.de. Auf der Seite finden sich Informationen zu zahlreichen Gesundheitsthemen, Praxisbeispiele, Checklisten und Selbsttests, Ansprechpartner in den Regionen und Meldungen zu neuen Themen und Trends in der BGF. Das Portal listet so gut wie alles auf, was man vor Einleitung einer BGF-Maßnahme wissen muss – aufgeteilt nach Regionen. So findet der badenwürttembergische Betrieb in seinem Bereich ebenso seine Ansprechpartner wie die Firma in Mecklenburg-Vorpommern. Es finden sich Inhalte zu verschiedenen Branchen und Arbeitsplätzen wie Produktion, Handwerk, Dienstleistung und Pflege, aber auch zu bestimmten Themen wie Ernährung, Rückengesundheit, Stress, Burnout und Sucht oder Betriebsklima, Führungsfragen, Fehlzeiten, Demografie, Arbeitszeit und Ausbildungsfragen. Foto: iStock/fatihhoca SCHWERPUNKTTHEMA 34 Ebenso finden sich Kooperationspartner der AOK, wie zum Beispiel die Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) , das Deutsche Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF), der Arbeitskreis Prävention in der Arbeitswelt (AK UV-KV) und das Demografie Netzwerk (ddn). 35 Foto: iStock/Highwaystarz-Photography den Rücken stärken. Es ist ein computergestütztes, interaktives Programm zur Förderung der Rückengesundheit. Ziel ist es, Arbeitnehmer darin zu unterstützen, mehr Bewegung in ihr Leben zu bringen und damit dauerhaft ihren Rücken zu stärken und Rückenschmerzen vorzubeugen. Im Job gibt es täglich drei, jeweils fünfminütige Übungseinheiten. Sie dienen vor allem der Lockerung und Entspannung. Diese Einheiten kann der Beschäftigte in den Pausen oder – wenn der Arbeitgeber zustimmt – während der Arbeitszeit durchführen. Dazu benötigt der Arbeitnehmer lediglich einen Internetzugang. Gesundheit am Arbeitsplatz: AOK-Programme Die AOK bietet Beschäftigten auch die Möglichkeit, online an Programmen zur Gesundheitsförderung teilzunehmen. Jeder, der an „Rückenaktiv im Job“ teilnimmt, erhält ein passgenaues Programm. Mit einem Eingangsfragebogen wird unter anderem ermittelt, in welchem Maß der Rücken belastet ist, etwa durch langes Sitzen, monotone Bewegungsabläufe oder Stress. Übungen und Informationen für den Einzelnen werden aufgrund der individuellen Informationen angepasst. Entsprechend den Arbeitsprozessen kann der Arbeitnehmer selbstständig entscheiden, wann er die Übungseinheiten abruft. Beispiel: Rückenaktiv im Job Muskel- und Skelett-Erkrankungen sind nach wie vor die häufigste Ursache für Fehltage von Arbeitnehmern. Laut Fehlzeiten-Report 2014 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ist mehr als jeder fünfte Arbeitsunfähigkeitstag darauf zurückzuführen. Bei den 55- bis 65-Jährigen ist es sogar jeder vierte. Der Anteil der Muskel- und SkelettErkrankungen an allen Fehltagen ist im Vergleich zu 2012 um lediglich 1,1 Prozentpunkte gesunken [Badura et al. 2014]. Zusammen mit dem Heidelberger Experten für Betriebliches Gesundheitsmanagement, Professor Gerhard Huber, hat die AOK ein vierwöchiges OnlineProgramm für ein maßgeschneidertes Rückentraining entwickelt. Rund 3.500 Menschen haben sich zwischen Juni 2013 und Juli 2014 bereits registriert. Gesunde Beschäftigte sind eine wesentliche Voraussetzung für ein erfolgreiches Unternehmen. Mit „Rückenaktiv im Job“ können Unternehmen ihren Mitarbeitern im wahrsten Sinne des Wortes Zusätzlich bietet „Rückenaktiv im Job“ ein individuelles Programm für zu Hause. Hier bilden dann eher Ausdauer und Kräftigung die Schwerpunkte der Übungen. Dieses „Heimtraining“ setzt sich zusammen aus Informationen zur Rückengesundheit, Übungseinheiten und einem Programm zur Steigerung der Ausdauer durch regelmäßige Bewegung in der Freizeit, etwa durch Walken oder Radfahren. Das Programm ist individuell auf das eigene Aktivitätslevel ausgerichtet. Alle Übungen, die der Mitarbeiter im Programm kennenlernt, werden in einem Übungspool gesammelt. Diese Übungen kann sich jeder Teilnehmer ausdrucken und auch nach Beendigung des Programms fortführen. Gleiches gilt für die Tippsammlung. Informationen zu vielen individuellen Online-Angeboten der AOK wie „Rückenaktiv im Job“, „Stress im Griff“ oder „Fit im Büro“ gibt es hier: www.aok-bgf.de. 36 . 7 Leistungen nach dem individuellen Ansatz: persönliche Präventionsangebote für gesundheitsbezogenes Verhalten Bei Präventions- und Gesundheitsförderungsangeboten des individuellen Ansatzes liegt der Schwerpunkt auf dem einzelnen Versicherten. In Kursen und Beratungen in Gruppen werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Möglichkeiten der gesunden Lebensführung aufgezeigt und Kompetenzen vermittelt, wie sie gesundheitsförderliches Verhalten in ihren Alltag integrieren und dauerhaft beibehalten können. Die Angebote sollen die Versicherten zu einem gesundheitsbewussten Verhalten befähigen und sie zu dessen Umsetzung motivieren. 7.1 Nach den im „Leitfaden Prävention“ [GKV-Spitzenverband 2014] aufgeführten Grundsätzen werden primärpräventive Kurse in die vier Handlungsfelder Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Suchtmittelkonsum untergliedert. In einem Kurs können mehrere Handlungsfelder kombiniert werden, wie beispielsweise Bewegung und Ernährung. Bei der Dokumentation wird ein Kurs, der mehrere Handlungsfelder einbezieht, dem Handlungsfeld zugeordnet, das den inhaltlichen Schwerpunkt bildete. Bewegung im Fokus Wie in Abbildung 18 dargestellt, nahmen im Jahr 2014 insgesamt 619.691 AOK-Versicherte an Präventionskursen teil. Bezogen auf alle 24,3 Millionen AOKVersicherten im Jahr 2014 [Bundesministerium für Gesundheit 2015 a] haben damit 2,5 Prozent der AOKVersicherten an einem Präventionskurs teilgenommen. Für die übrige GKV liegt der Anteil in einer vergleichbaren Größenordnung von 2,4 Prozent. Abbildung 18: Anzahl direkt erreichter Personen (Kursteilnehmer); individueller Ansatz AOK GKV ohne AOK 36,2 % 619.691 63,8 % 1.091.082 Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 37 Im Berichtsjahr 2014 machten AOK-Versicherte regen Gebrauch von individuellen Präventionsangeboten: 36,2 Prozent aller Teilnehmenden in solchen Kursen waren bei einer AOK versichert. Das entspricht in etwa dem Marktanteil der Gesundheitskasse, der 2014 bei 34,6 Prozent lag. Damit hat sich der Anteil der AOK an der Zahl der direkt erreichten Personen im Vergleich zum Vorjahr 2013 um circa sieben Prozentpunkte gesteigert. Gleichzeitig hat die Gesundheitskasse auch ihr finanzielles Engagement in diesem Bereich ausgebaut: Die Ausgaben der AOK für Präventionskurse des individuellen Ansatzes beliefen sich 2014 auf insgesamt 73,3 Millionen und lagen damit deutlich höher als in den Vorjahren (2013: 64,6 Millionen Euro, 2012: 62,6 Millionen Euro). Kursangebote zu den vier Handlungsfeldern werden unterschiedlich stark nachgefragt. Sowohl bei der AOK als auch bei den anderen gesetzlichen Krankenkassen interessierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am stärksten für das Thema Bewegung: Rund 70 Prozent der Kursteilnahmen entfielen auf diesen Bereich. An zweiter Stelle stehen Kurse im Bereich Stressbewältigung, die circa ein Fünftel der AOK-Versicherten und rund ein Viertel der Versicherten in der restlichen GKV belegten. Kurse zum Thema Ernährung wurden mit 8,4 Prozent von AOK-Versicherten mehr als drei Mal so häufig besucht wie von Versicherten der anderen gesetzlichen Krankenkassen. Der Anteil an Kursen zum Suchtmittelkonsum war mit etwa einem Prozent aller Kursteilnahmen relativ gering. Eine ähnliche Verteilung bei der Wahl der Kursinhalte mit Bewegung als bevorzugtem Handlungsfeld findet sich auch in den Ergebnissen der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“, mit der das RobertKoch-Institut im Rahmen seines Gesundheitsmonitorings kontinuierlich die gesundheitliche Lage der Bevölkerung erfasst [Jordan, von der Lippe 2012]. Der Anteil an von AOK-Versicherten besuchten Kursen in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung ist nach einem vorübergehenden Rückgang im Jahr 2013 (um jeweils circa zwei bis fünf Prozentpunkte) im Berichtsjahr 2014 wieder gestiegen und lag etwas über dem Anteil von 2012. Der Anteil von AOK-Versicherten unter den Kursteilnehmern im Bereich Suchtmittelkonsum ging im Jahr 2014 im Vergleich zu den beiden Vorjahren um circa zehn bis 15 Prozentpunkte zurück. Im Vergleich zum Marktanteil der AOK mit 34,6 Prozent nahmen AOK-Versicherte im Berichtsjahr 2014 etwa ebenso häufig wie Versicherte der restlichen GKV an Kursen im Bereich Bewegung teil, besuchten relativ häufig Kurse im Bereich Ernährung und fragten Angebote in den Bereichen Stressbewältigung und Suchtmittelkonsum eher seltener nach (Abbildung 19). Abbildung 19: Kursteilnahmen nach Handlungsfeldern; individueller Ansatz AOK 36,8 % 63,2 % Bewegung GKV ohne AOK 68,9 % 31,1 % Ernährung Stressbewältigung 27,0 % 73,0 % Suchtmittelkonsum 28,5 % 71,5 % 0% 35 %* 100 % * Marktanteil der AOK Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 38 7.2AOK-Kurse sprechen relativ viele junge Versicherte an Der Anteil an Kursteilnehmern unter 20 Jahren ist mit drei Prozent bei allen gesetzlich Krankenversicherten insgesamt relativ gering. Von allen Kursteilnehmern in dieser Altersgruppe war im Jahr 2014 jedoch fast jeder Zweite (46,3 Prozent) bei der AOK versichert. Gleiches gilt für die nächsthöhere Altersgruppe (zwischen 20 und 29 Jahren), in der die AOK-Versicherten ebenfalls etwa die Hälfte (48,2 Prozent) aller Kursteilnehmer stellten (Abbildung 20). In den anderen Altersgruppen beträgt der Anteil der AOK-Versicherten an der jeweiligen Gesamtzahl der Kursteilnehmer jeweils circa ein Drittel, was in etwa dem Marktanteil der AOK von 34,6 Prozent entspricht. Der Anteil der 20- bis 29-jährigen AOK-Versicherten an der Gesamtzahl der Kursteilnahmen hat sich mit 48,2 Prozent nach einem vorübergehenden Rückgang im Jahr 2013 (33,4 Prozent) etwas über dem Niveau von 2012 (46,2 Prozent) eingependelt. Eine dynamische Entwicklung zeigte sich auch bei den Kursteilnahmen in der Altersgruppe über 60 Jahren: Nach einem kräftigen Anstieg des Anteils an Teilnahmen im Jahr 2013 um circa 20 Prozentpunkte ist dieser im Jahr 2014 wieder etwas zurückgegangen und liegt knapp über dem Anteil im Jahr 2012. In Bezug auf den Bedarf an Kursen verschiedener Handlungsfelder spielt grundsätzlich auch die Altersstruktur der Krankenkassen eine Rolle. Abbildung 20: Kursteilnahmen nach Altersgruppen; individueller Ansatz 46,3 % 53,7 % Unter 20 Jahre AOK GKV ohne AOK 48,2 % 51,8 % 20 bis 29 Jahre 37,0 % 63,0 % 30 bis 39 Jahre 40 bis 49 Jahre 34,7 % 65,3 % 50 bis 59 Jahre 33,2 % 66,8 % 35,5 % 64,5 % 60 bis 69 Jahre 33,3 % 66,7 % 70 Jahre und älter 0% 35 %* 100 % * Marktanteil der AOK Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 39 7.3 Frauen fragen Gesundheitskurse stärker nach Wie Abbildung 21 zeigt, belegten sowohl unter den AOK-Versicherten als auch unter den Versicherten anderer gesetzlicher Krankenkassen Frauen deutlich häufiger Kurse in den Handlungsfeldern Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung. Dass Frauen doppelt so häufig wie Männer an Präventionsmaßnahmen teilnehmen, zeigen auch die Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativen GEDA-Studie des Robert-Koch-Instituts [Jordan, von der Lippe 2012]. Demnach zeigen Frauen mehr Interesse an Präventionskursen und gesundheitsförderlichem Verhalten als Männer. Eine mögliche Erklärung liegt in dem Umstand, dass in vielen Partnerschaften nach wie vor Frauen einen größeren Anteil der Hausarbeit übernehmen [RheinischWestfälisches Institut für Wirtschaftsforschung 2014]. Der GEDA-Studie zufolge nahmen sowohl Männer als auch Frauen, die sich nach eigener Einschätzung durch Hausarbeit belastet fühlten, häufiger an präventiven Maßnahmen teil als Personen, die sich als nicht belastet einschätzten [Jordan, von der Lippe 2012]. Während an Kursen zum Suchtmittelkonsum unter allen gesetzlich Krankenversicherten ohne AOK-Versicherte mit circa zwei Dritteln immer noch mehr Frauen als Männer teilnehmen, ist das Geschlechterverhältnis bei der Teilnahme an Kursen zum Suchtmittelkonsum bei AOK-Versicherten mit einem Frauenanteil von etwas mehr als der Hälfte relativ ausgeglichen. Abbildung 21: Teilnahme an Kursen verschiedener Handlungsfelder nach Geschlecht; individueller Ansatz AOK GKV ohne AOK Bewegung 79,9 % 20,1 % 79,4 % 20,6 % Ernährung 80,1 % 19,9 % 80,2 % 19,8 % Stressbewältigung 86,7 % 13,3 % 83,4 % 16,6 % Suchtmittelkonsum 53,8 % 46,2 % 64,5 % 35,5 % 0% 50 % 100 % 0% 50 % Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS 100 % 40 . Literatur Badura B et al. (Hrsg.) (2014): Fehlzeiten-Report 2014. Erfolgreiche Unternehmen von morgen – gesunde Zukunft heute gestalten. 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Abzurufen unter: http://www.bmg.bund.de/themen/praevention/betriebliche-gesundheitsfoerderung/umsetzung. html (letzter Zugriff: 12.02.2016) Deutsches Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF) (2015): Klein - gesund - wettbewerbsfähig. Betriebliche Gesundheitsförderung in Kleinbetrieben stärken. Positionspapier des Deutschen Netzwerks für Betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF) vom 7.5.2015. Abzurufen unter: http://www.dnbgf.de/ fileadmin/downloads/foren/kmu/Positionspapier_DNBGF_KMU_2015.pdf (letzter Zugriff: 12.02.2016) GKV-Spitzenverband (2014): Leitfaden Prävention. Handlungsfelder und Kriterien des GKV-Spitzenverbandes zur Umsetzung der §§ 20 und 20 a SGB V vom 21. Juni 2000 in der Fassung vom 10. Dezember 2014. Abzurufen unter: https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/presse/publikationen/ Leitfaden_Praevention-2014_barrierefrei.pdf (zuletzt abgerufen am 12.02.2016) Initiative Gesundheit und Arbeit (2015): iga.Report 28 – Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Prävention, S. 111–127. Abzurufen unter: http://www.iga-info.de/fileadmin/redakteur/Veroeffentlichungen/ iga_Reporte/Dokumente/iga-Report_28_Wirksamkeit_Nutzen_betrieblicher_Praevention.pdf (letzter Zugriff: 12.02.2016) Jordan S, von der Lippe E (2012): Angebote der Prävention – Wer nimmt teil? GBE kompakt 5/2012, S. 1–9 Mahltig G, Voermans S (2011): Vernetzung und Qualität – Vernetzung als Erfolgsfaktor im Gesundheitswesen. In: Klusen N, Meusch A, Thiel E (Hrsg.): Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen. BadenBaden, S. 29–56 Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS), GKV-Spitzenverband (Hrsg.) (2015): Präventionsbericht 2015. Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung: Primärprävention und betriebliche Gesundheitsförderung, Berichtsjahr 2014. Essen, Berlin Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung/RWI (2014): „Trotz Berufstätigkeit bleibt Hausarbeit Frauensache“(Pressemitteilung vom 26.02.2014). Abzurufen unter: http://www.rwi-essen.de/ presse/mitteilung/144/ (letzter Zugriff: 12.02.2016) SGB (Sozialgesetzbuch) V. Abzurufen unter: http://www.sozialgesetzbuch-sgb.de (letzter Zugriff: 12.02.2016) Statistisches Bundesamt (2015): „Erwerbstätigkeit älterer Menschen nimmt zu“ (Pressemitteilung vom 29.07.2015). Abzurufen unter: https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/ 2015/07/PD15_272_122.html (letzter Zugriff: 12.02.2016) 3 Kantar Health GmbH München www.kantarhealth.com AOK-Bundesverband Berlin www.aok-bv.de