AOK-Präventionsbericht - AOK

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AOK-Präventionsbericht - AOK
Mit Qualität für die Gesundheit
Schwerpunktthema: Betriebliche Gesundheitsförderung
AOK-Präventionsbericht
Die Leistungen der AOK – Die Gesundheitskasse
in der Prävention und Gesundheitsförderung
Herausgeber
AOK-Bundesverband
Abteilung Prävention
Geschäftsführungseinheit Versorgung
Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin
Autorinnen
Dr. Constanze Cholmakow-Bodechtel, PhuongLoan Nguyen,
Linda Scharf und Tabea Schieferstein
Kantar Health GmbH, Tochtergesellschaft der TNS Infratest GmbH
Landsberger Straße 284
80687 München
Umsetzung, Gestaltung und Schwerpunktthema
KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Berlin
Druck: R ichter Druck- und Mediencenter GmbH und Co. KG, Elkenroth
Berichtsjahr: 2014
Publiziert: 2016
.
Inhalt
Vorwort
3
Zusammenfassung
4
1.
2.
3.
4.
Einleitung
6
Methodik
8
Wichtige Kennzahlen im Überblick
9
Leistungen nach dem Setting-Ansatz:
Prävention in Schulen, Kindergärten und anderen
nicht betrieblichen Lebenswelten
12
4.1
Kindergärten und Schulen stehen an erster Stelle
12
4.2
AOK-Projekte ziehen weite Kreise
14
4.3
Prävention: ein Thema für Jung und Alt
16
4.4
Verhaltens- und verhältnisbezogene Projekte –
eine erfolgreiche Kombination
18
Evaluation als rückblickende Wirkungskontrolle
19
4.5
5.
Gesundheit am Arbeitsplatz:
die Leistungen der Betrieblichen Gesundheitsförderung
20
5.1
Überblick über die Branchen
21
5.2
Unternehmen jeder Größe werden angesprochen
22
5.3
Betriebliche Gesundheitsförderung wirkt weit
23
5.4
Zielgruppenspezifische Angebote
25
5.5
Zentrales Gesundheitsmanagement als Erfolgsfaktor
27
5.6
Verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen
28
5.7
Qualitätssicherung durch Erfolgskontrolle
29
6.
Schwerpunktthema:
Betriebliche Gesundheitsförderung
30
6.1
Erfolgskonzept BGF
30
6.2
Beispiele aus der Praxis
32
6.3
BGF-Medien für Betriebe und Beschäftigte
34
7.
Leistungen nach dem individuellen Ansatz:
persönliche Präventionsangebote
für gesundheitsbezogenes Verhalten
36
7.1
Bewegung im Fokus
36
7.2
AOK-Kurse sprechen relativ viele junge Versicherte an
38
7.3
Frauen fragen Gesundheitskurse stärker nach
39
Literatur
40
3
.
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
das 2015 verabschiedete Präventionsgesetz hat
erstmals einen verbindlichen Rahmen für die Prävention und Gesundheitsförderung abgesteckt.
Ein Schwerpunkt wird nach dem Willen des
Gesetzgebers die Gesundheitsförderung in nicht
betrieblichen Lebenswelten, wie beispielsweise
Kindertagesstätten und Schulen, sein. Aber auch
die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen, soll intensiviert und ausgebaut werden.
Die Bedeutung der BGF hat die AOK bereits früh
erkannt. Schon seit vielen Jahren ist der AOKService „Gesunde Unternehmen“ ein verlässlicher
Begleiter für zahlreiche Betriebe aller Wirtschaftszweige und Größen. Obwohl die anderen gesetzlichen Krankenkassen ihre Anstrengungen auf
diesem Gebiet deutlich ausgebaut haben, hat die
Gesundheitskasse auch im Berichtsjahr 2014 ihre
Vorreiterrolle behauptet: In acht von elf Branchen
begleitete die AOK 2014 jeweils mehr als die Hälfte
aller BGF-Projekte. Die Betriebliche Gesundheitsförderung steht daher ganz besonders im Fokus
dieses dritten AOK-Präventionsberichts.
Seit Jahren engagiert sich die Gesundheitskasse
intensiv auf dem Gebiet der Prävention und
Gesundheitsförderung. Ein Schwerpunkt liegt
dabei auf Maßnahmen, die die Menschen in ihren
Lebenswelten erreichen und dort einen gesunden
Lebensalltag fördern. Mit einer Vielzahl überregionaler und bundesweiter Angebote und einer
Fülle von qualitätsgesicherten Gesundheitskursen
vor Ort eröffnet die AOK Menschen jeden Alters
unabhängig von ihrem sozialen Status den
Zugang zu einem gesundheitsförderlichen
Lebensstil.
Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche. Neun von
zehn Kindergarten- und Grundschulkindern, die
2014 mit einem Projekt nach dem Setting-Ansatz
direkt erreicht wurden, profitierten von einem
AOK-Angebot. Wir werden uns auch unter den
neuen Rahmenbedingungen des Präventionsgesetzes für Prävention, Gesundheitsförderung und
gesundheitliche Chancengleichheit einsetzen. Die
Ausgangssituation dafür ist gut – das zeigt der vorliegende AOK-Präventionsbericht.
Großen Wert legt die Gesundheitskasse auf die
nachhaltige Wirksamkeit ihrer Projekte. Gut zwei
Drittel der AOK-Projekte in nicht betrieblichen
Lebenswelten und mehr als die Hälfte der durch
sie begleiteten Maßnahmen in der Betrieblichen
Gesundheitsförderung setzten 2014 sowohl am individuellen Verhalten des Einzelnen als auch an
den Lebensverhältnissen an. Auch auf diese Weise
trägt die AOK zur gesundheitlichen Chancengleichheit bei.
Martin Litsch,
Vorstandsvorsitzender
des AOK-Bundesverbandes
Berlin, im April 2016
4
.
Zusammenfassung
Der GKV-Spitzenverband erhebt jährlich Kennzahlen zu Projekten der gesetzlichen Krankenversicherung im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung. Der AOK-Präventionsbericht dokumentiert
anhand ausgewählter Kennzahlen das Engagement
der AOK auf diesem Gebiet im Vergleich zu den
übrigen gesetzlichen Krankenkassen. Im Jahr 2014
waren in Deutschland 70,3 Millionen Menschen
gesetzlich krankenversichert. Auf die AOK mit
ihren rund 24,5 Millionen Mitgliedern entfiel rund
ein Drittel aller gesetzlich Krankenversicherten.
Ein Schwerpunktthema des vorliegenden Berichts
ist die Betriebliche Gesundheitsförderung. Unternehmen, die sich für gesundheitsförderliche Bedingungen am Arbeitsplatz engagieren, profitieren
von niedrigeren Krankenständen, einer geringeren
Fluktuation und einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und erhöhen auf diese Weise ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit. Die AOK engagiert
sich bereits seit Jahren besonders intensiv auf dem
Gebiet der Betrieblichen Gesundheitsförderung.
Der große Einsatz der Gesundheitskasse auf dem
Gebiet der Prävention und Gesundheitsförderung
wird im Folgenden anhand einiger exemplarischer
Analyseergebnisse für die Leistungsbereiche „Maßnahmen nach dem Setting-Ansatz“, „Betriebliche
Gesundheitsförderung“ und „Individuelle Präventionskurse“ verdeutlicht.
Die AOK engagiert sich überdurchschnittlich für Prävention und Gesundheitsförderung. Pro Versicherten gab
die AOK im Jahr 2014 fünf Euro für Prävention
und Gesundheitsförderung nach dem SettingAnsatz, in der Betrieblichen Gesundheitsförderung und für die Individualprävention aus und
lag damit um rund 25 Prozent über dem Durchschnitt der übrigen gesetzlichen Krankenversicherung, der sich im Berichtsjahr 2014 auf
3,72 Euro pro Versicherten belief.
Die AOK erreicht besonders viele Menschen in ihren Lebenswelten. Von den AOK-Maßnahmen nach dem Setting-Ansatz, zum Beispiel bei Aktionen in Kindergärten, Schulen und Stadtteilen, profitierten
im Jahr 2014 insgesamt 1.930.702 Personen
direkt. Alle übrigen gesetzlichen Krankenversicherungen ohne die AOK erreichten im SettingAnsatz unmittelbar 230.907 Personen. Das zeigt
auch unter Berücksichtigung der Versichertenzahl, dass die AOK einen deutlich höheren Aufwand betreibt, wenn es darum geht, die Menschen in ihren Lebenswelten zu erreichen und
dort deren Gesundheit zu fördern. Mit ihrem
gesamtgesellschaftlichen Engagement trägt die
Gesundheitskasse nachhaltig und weitreichend
zur gesundheitlichen Chancengleichheit bei.
5
Das Engagement der AOK in der Betrieblichen Gesundheitsförderung hat Vorbildcharakter. Im Bereich der
Betrieblichen Gesundheitsförderung hat die
AOK mit ihren verschiedenen Projekten 511.294
Beschäftigte direkt erreicht, die übrigen gesetzlichen Krankenversicherungen zusammen
703.470 Mitarbeitende. Die AOK ist Vorreiterin
beim Auf- und Ausbau gesundheitsförderlicher
Strukturen in Betrieben. Mit ihren Aktivitäten
auf diesem Gebiet erreichte die Gesundheitskasse auch im Berichtsjahr in etwa dieselbe
Anzahl an Personen wie in den Vorjahren. 2014
haben nun die übrigen Krankenkassen ihren
Einsatz in diesem Bereich erheblich verstärkt
und ziehen nach.
AOK-Projekte sind auf breite Wirksamkeit und auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Die AOK achtet darauf, dass
ihre Projekte qualitativ hochwertig sind und
eine langfristige, nachhaltige Wirkung entfalten. AOK-Projekte nach dem Setting-Ansatz zielen darum besonders häufig darauf ab, sowohl
das Verhalten der Adressaten als auch die sie
umgebenden Verhältnisse positiv zu beeinflussen. Bei den AOK-Projekten ist dies bei
69,9 Prozent der Angebote der Fall, bei Maßnahmen der restlichen GKV nur bei 59,5 Prozent.
In der Betrieblichen Gesundheitsförderung ist
dieser umfassende Ansatz nicht ganz so verbreitet; dennoch bietet die AOK auch hier in
56,8 Prozent der begleiteten Betriebe sowohl
Maßnahmen der Verhaltens- als auch der Verhältnisprävention an. Bei den übrigen gesetzlichen Krankenkassen trifft das lediglich auf
39,7 Prozent der Projekte zu.
Die AOK setzt auf konsequente Erfolgskontrolle. AOK-Projekte werden besonders häufig einer systematischen Erfolgskontrolle unterzogen. So wurde
bei 66,4 Prozent aller AOK-Projekte in Settings
und 81,7 Prozent aller BGF-Projekte der Gesundheitskasse im Berichtsjahr 2014 eine Evaluation
durchgeführt oder war geplant. In der übrigen GKV war dies nur bei 50,9 (Setting-Ansatz)
beziehungsweise 62,3 Prozent (BGF) der Projekte
der Fall.
6
.
1
Einleitung
Um Prävention und Gesundheitsförderung zu stärken, wurde 2015 das neue Präventionsgesetz verabschiedet, das eine deutliche Steigerung der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen für
die Gesundheitsförderung vorsieht. Allein für entsprechende Maßnahmen in nicht betrieblichen und
betrieblichen Lebenswelten soll mit mindestens
300 Millionen Euro etwa drei Mal so viel aufgewendet werden wie im Berichtsjahr 2014. Das Präventionsgesetz erweitert die bisherigen gesetzlichen
Rahmenbedingungen der Paragafen 20 Absatz 1 und
2 sowie 20 a und 20 b des Fünften Sozialgesetzbuchs
(SGB V). Diese verpflichten Krankenkassen dazu,
in ausreichendem, zweckmäßigem und wirtschaftlichem Maße für Primärprävention und Betriebliche Gesundheitsförderung zu sorgen [SGB V]. Zur
Ausgestaltung des Gesetzes gilt der Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes [GKV-Spitzenverband 2014] als verbindliche Grundlage für gesundheitsbezogene Maßnahmen.
Über diese Aktivitäten berichten der GKV-Spitzenverband und der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. (MDS) in
Zusammenarbeit mit dem AOK-Bundesverband
und den anderen Verbänden der gesetzlichen
Krankenversicherung in einem jährlichen Präventionsbericht, der sämtliche GKV-Leistungen und
Inanspruchnahmen von Kursangeboten in den
Bereichen Leistungen nach dem Setting-Ansatz,
nach dem individuellen Ansatz und der Betrieblichen Gesundheitsförderung aufführt [Medizinischer
Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen
(MDS), GKV-Spitzenverband 2015]. Dieser GKV-weite
Präventionsbericht dokumentiert das große Engagement der gesetzlichen Krankenversicherungen
für Prävention und Gesundheitsförderung. Wie
die nachfolgenden Auswertungen zeigen werden,
ist die AOK im Vergleich zu den restlichen gesetzlichen Krankenversicherungen auf diesem Gebiet
ganz besonders aktiv – das unterstreicht ihr gesamtgesellschaftliches Engagement.
Im Jahr 2014 erreichten die gesetzlichen Krankenkassen mit ihren Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Primärprävention 5,1 Millionen
Menschen direkt. Dafür wendeten sie insgesamt
293 Millionen Euro und damit rund zehn Prozent
(etwa 26 Millionen Euro) mehr auf als im Vorjahr.
Pro Versicherten entspricht dies einem Betrag von
4,16 Euro. Der gesetzliche Orientierungswert von
3,09 Euro pro Versicherten wurde damit erneut
klar überschritten [Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS), GKV-Spitzenverband 2015]. Betrachtet man die AOK separat, zeigt
sich, dass die Gesundheitskasse 2014 einen nochmals deutlich höheren Betrag, nämlich fünf Euro
je Versicherten, in Präventionsangebote investierte.
7
Das Präventionsgesetz sieht vor, dass die Ausgaben für Prävention und Gesundheitsförderung ab
dem 1. Januar 2016 in der gesamten GKV auf sieben
Euro pro Versicherten steigen sollen. Im nächsten
Schritt muss nun erarbeitet werden, für welche Projekte das zusätzliche Budget verwendet werden soll.
Denn mehr finanzielle Mittel führen nicht direkt
und zwangsläufig zu einer besseren Gesundheit der
Bevölkerung. Der vorliegende Bericht macht deutlich, dass es bereits eine Vielzahl von Projekten
gibt, die die Qualitätsanforderungen erfüllen und
als Vorbilder für weitere Zielgruppen und Settings
genutzt werden können. Bei der Konzeption neuer
Projekte sollte neben der Verhaltensprävention
auch die Verhältnisprävention einbezogen werden – eine Kombination beider Komponenten trägt
wesentlich zum langfristigen Erfolg eines Projekts
bei. Als wichtiges Instrument der Qualitätssicherung empfiehlt sich eine Evaluation, bei der die
ursprünglichen Ziele der jeweiligen Maßnahme mit
den tatsächlichen Ergebnissen verglichen werden.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse helfen dabei,
nachfolgende Projekte zu optimieren.
Im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit entspricht
die Gliederung des AOK-Präventionsberichts, der die
Präventionsleistungen der AOK im Jahr 2014 zusammenfassend im Vergleich zu allen übrigen gesetzlichen Krankenversicherungen darstellt, dem Aufbau des GKV-übergreifenden Präventionsberichts.
Ein ausführliches Schwerpunktkapitel des vorliegenden AOK-Präventionsberichts ist der Betrieblichen Gesundheitsförderung gewidmet. Die AOK
hat ihr wegweisendes Engagement in diesem
Bereich auch im Berichtsjahr 2014 fortgesetzt und
erneut in vielen Branchen mehr als die Hälfte aller
durchgeführten BGF-Projekte begleitet. Mit maßgeschneiderten Angeboten für kleine wie für große
Unternehmen unterstützt die Gesundheitskasse die
Betriebe bei der Planung und Umsetzung gesundheitsförderlicher Maßnahmen. Um die angestrebten Veränderungen dauerhaft zu verankern, legt
die AOK dabei besonderen Wert darauf, sowohl die
Leitungsebene als auch die Mitarbeiter von Anfang
an in den Prozess einzubinden. Attraktive OnlineAngebote wie „Rückenfit im Job“ machen es den
Beschäftigten zudem leicht, in eigener Verantwortung etwas für ihre Gesundheit zu tun.
Als unabhängiges wissenschaftliches Institut hat
Kantar Health, eine Tochtergesellschaft der TNS
Infratest, im Auftrag des AOK-Bundesverbandes die
Auswertungen erstellt und aufbereitet.
8
.
2
Methodik
Der vorliegende Bericht basiert auf den Datenerhebungen und den Ergebnissen des GKV-Präventionsberichts, den der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) und der
GKV-Spitzenverband herausgeben. Dieser Präventionsbericht entsteht jährlich in Zusammenarbeit
mit den verschiedenen Kassenverbänden, die ihre
jeweiligen Daten an den MDS übermitteln.
Grundlage der kassenspezifischen Daten zu den
Leistungen nach dem Setting-Ansatz und in der
Betrieblichen Gesundheitsförderung sind Dokumentationsbögen, die die einzelnen Krankenkassen
zu jedem durchgeführten Projekt ausfüllen. Dabei
enthält ein Bogen alle Angaben zu einem Projekt.
Da ein Projekt in mehreren Settings beziehungsweise Betrieben durchgeführt werden kann, ist
die Anzahl der dadurch erreichten Settings beziehungsweise Betriebe oft höher als die Anzahl der
Dokumentationsbögen. Dabei gelten beispielsweise
eine Kita und eine Grundschule, die im Rahmen
eines Projekts betreut werden, als insgesamt zwei
Settings, wohingegen vier durch Maßnahmen
erreichte Klassen eines Gymnasiums nur als ein
einziges Setting gezählt werden.
Ähnliches gilt für die Dokumentation der Projekte
in der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Im
Zuge eines koordinierten Gesamtprojekts wird insgesamt nur ein Dokumentationsbogen in einem
Betrieb oder Unternehmen ausgefüllt, auch wenn
das Unternehmen an mehreren Standorten vertreten ist und das Projekt an allen diesen Standorten
durchgeführt wurde. Bei Leistungen nach dem
individuellen Ansatz übermitteln die Krankenkassen Informationen über die Teilnahme ihrer Versicherten an individuellen Präventionskursen und
die damit verbundenen Kosten an den MDS.
Nach Erhalt der kassenspezifischen Daten zu den
verschiedenen Präventionsleistungen arbeitet
der MDS diese auf und meldet sie anschließend
kassenindividuell zurück. Anhand dieser kassenspezifischen Daten, die der AOK zurückgemeldet
wurden, und den Gesamtwerten aus dem von GKVSpitzenverband und MDS herausgegebenen Präventionsbericht wurden nachfolgend für eine bessere
Vergleichbarkeit per Differenzbildung die Zahlen
für die restlichen Kassenverbände (GKV ohne AOK)
errechnet.
Der jetzt vorliegende dritte Präventionsbericht der
AOK-Gemeinschaft beinhaltet vergleichende Auswertungen und Analysen für das Berichtsjahr 2014
und bezieht dabei in der Rückschau auch Ergebnisse
und Entwicklungen der Vorjahre ein.
9
.
3
Wichtige Kennzahlen im Überblick
Die Leistungen von Krankenkassen im Bereich der
Prävention und Gesundheitsförderung lassen sich
schon anhand weniger aussagekräftiger Kennzahlen recht umfassend beschreiben. Hierzu gehört
neben der Höhe der für solche Aktivitäten aufgewendeten Ausgaben auch die Anzahl der Personen,
die durch entsprechende Projekte erreicht wurden.
Tabelle 1 liefert einen Überblick über diese Kennzahlen, aufgeschlüsselt nach den verschiedenen
Präventionsbereichen (Setting-Ansatz, Betriebliche
Gesundheitsförderung und individueller Ansatz),
die auch im Präventionsbericht der GKV und des
MDS zu finden sind. Den Kennzahlen der AOK
werden zwei Vergleichswerte gegenübergestellt:
zum einen die Werte der anderen gesetzlichen
Krankenkassen, zum anderen die Kennzahlen der
GKV insgesamt (inklusive AOK). Darüber hinaus
finden sich Angaben zu direkt und indirekt erreichten Personen. Dabei sind direkt erreichte Personen
solche, die unmittelbar von einer Maßnahme zur
Gesundheitsförderung profitiert haben, wie beispielsweise ein Schülerkreis einschließlich Lehrer.
Die Angaben zu den indirekt erreichten Personen
beziehen sich auf Menschen, die über den eigentlichen Teilnehmerkreis hinaus durch ein Projekt
erreicht wurden. Hierzu zählen etwa Mitschüler
oder auch die Familien der teilnehmenden Schüler.
Da die Zahlen zu indirekt erreichten Personen auf
Schätzungen beruhen, sind sie nur eingeschränkt
interpretierbar.
Im Jahr 2014 waren 34,6 Prozent aller gesetzlich Versicherten bei einer AOK versichert [Bundesministerium für Gesundheit 2015 a]. Damit entfallen rund ein
Drittel der Versicherten auf die AOK und etwa zwei
Drittel auf die restlichen gesetzlichen Krankenkassen der fünf Verbände auf Bundesebene (BKK, IKK,
LKK, KBS und vdek). Vor diesem Hintergrund wäre
zu erwarten, dass sich auch die Aufteilung der bundesweiten Präventionsleistungen nach Krankenkassen, insbesondere die Summe der Ausgaben für
Prävention und Gesundheitsförderung, in einem
ähnlichen Verhältnis gestaltet. Die AOK sticht hier
jedoch vor allem im Bereich der nicht betrieblichen
Lebenswelten heraus: 85,6 Prozent aller Settings,
die von einer GKV-Maßnahme erreicht wurden,
wurden von einer AOK betreut. Damit leistet die
AOK den größten Beitrag zu den gesamten GKVLeistungen nach dem Setting-Ansatz. Darüber
hinaus investierte die AOK mit 97 Eurocent je Versicherten im Gegensatz zur restlichen GKV mit
18 Eurocent mehr als fünf Mal so viel in die settingbasierte Gesundheitsförderung.
Die Leistungen nach dem individuellen Ansatz
entsprechen in etwa dem Verhältnis der Anzahl an
GKV-Versicherten. Etwa ein Drittel der Teilnehmer
an gesundheitsbezogenen Kursen und Beratungen
war bei einer AOK versichert. Die Ausgaben je Versicherten lagen mit 3,01 Euro höher als die durchschnittlichen GKV-Ausgaben je Versicherten mit
2,75 Euro.
10
Tabelle 1: Zahlen zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen
in der Prävention und der Betrieblichen Gesundheitsförderung im Überblick
AOK
Ansatz
GKV
ohne AOK
GKV
gesamt
Anteil AOK
an GKV gesamt
Setting-Ansatz
Anzahl der Settings
Anzahl direkt erreichter Personen
Anzahl indirekt erreichter Personen
Ausgaben je Versicherten
Ausgaben je direkt erreichter Person
Summe der Ausgaben
19.628
1.930.702
5.412.301
0,97 €
12,17 €
23.497.587 €
3.302
230.907
186.981
0,18 €
35,58 €
8.214.731 €
22.930
2.161.609
5.599.282
0,45 €
14,67 €
31.712.318 €
85,6 %
89,3 %
96,7 %
74,1 %
Betriebliche Gesundheitsförderung
Anzahl der Betriebe
4.801
6.572
11.373
42,2 %
Anzahl direkt erreichter Personen
511.294
703.470
1.214.764
42,1 %
Anzahl indirekt erreichter Personen
218.015
232.595
450.610
48,4 %
1,02 €
0,93 €
0,96 €
-
48,74 €
60,94 €
55,80 €
-
24.922.136 €
42.866.688 €
67.788.824 €
36,8 %
619.691
1.091.082
1.710.773
36,2 %
3,01 €
2,60 €
2,75 €
-
118,36 €
109,70 €
112,84 €
-
73.345.748 €
119.696.615 €
193.042.363 €
38,0 %
Anzahl der Settings
19.628
3.302
22.930
85,6 %
Anzahl der Betriebe
4.801
6.572
11.373
42,2 %
Anzahl direkt erreichter Personen
3.061.687
2.025.459
5.087.146
60,2 %
Anzahl indirekt erreichter Personen
5.630.316
419.576
6.049.892
93,1 %
Ausgaben je Versicherten
Ausgaben je direkt erreichter Person
Summe der Ausgaben
Individueller Ansatz
Anzahl direkt erreichter Personen
Ausgaben je Versicherten
Ausgaben je direkt erreichter Person
Summe der Ausgaben
Gesamt
24.336.324
45.953.484
70.289.808
34,6 %
Ausgaben je Versicherten
Anzahl Versicherte
5,00 €
3,72 €
4,16 €
-
Ausgaben je direkt erreichter Person
39,77 €
84,32 €
57,51 €
-
121.765.471 €
170.778.034 €
292.543.505 €
41,6 %
Summe der Ausgaben
Quelle: AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS; KJ1; KM1; Kantar Health GmbH
11
Tabelle 2: Wichtige Kennzahlen der AOK im Zeitverlauf von 2012 bis 2014
AOK 2012
Gesamt
Anzahl direkt erreichter Personen
davon erreicht durch den Setting-Ansatz
davon erreicht durch Betriebliche Gesundheitsförderung
davon erreicht durch den individuellen Ansatz
Anzahl Versicherte
Ausgaben je Versicherten
Summe der Ausgaben
AOK 2013
AOK 2014
2.896.814
2.080.037
366.592
450.185
2.920.917
2.041.312
451.037
428.568
3.061.687
1.930.702
511.294
619.691
24.329.402
24.282.611
24.336.324
4,35 €
4,61 €
5,00 €
105.807.165 €
111.885.383 €
121.765.471 €
Quelle: AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS; KJ1; KM1; Kantar Health GmbH
Auch in der Betrieblichen Gesundheitsförderung lagen die Ausgaben der AOK je Versicherten
mit 1,02 Euro über dem GKV-Durchschnitt von
96 Eurocent je Versicherten. Insgesamt liegt im
Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung
der Anteil der AOK-Ausgaben an den gesamten
GKV-Ausgaben bei 36,8 Prozent. An dieser Stelle
ist zu bemerken, dass dieser prozentuale Anteil
im Vergleich zum Jahr 2013 um etwa acht Prozentpunkte gesunken ist. Der Grund hierfür liegt
allerdings nicht etwa darin, dass die AOK weniger in die betriebliche Gesundheit investiert hat.
Vielmehr haben die anderen gesetzlichen Krankenversicherungen – womöglich angesichts des
zu dieser Zeit anstehenden Präventionsgesetzes –
ihre Investitionen im Bereich der Betrieblichen
Gesundheitsförderung im Vergleich zum Vorjahr
deutlich erhöht. Dies ist auch an den Ausgaben je
Versicherten abzulesen, die im Berichtsjahr 2014 bei
der AOK um zwei Eurocent auf 1,02 Euro, im Durchschnitt der Gesamt-GKV einschließlich der AOK aber
um ganze 18 Eurocent auf 96 Eurocent anstiegen.
Die AOK baut ihr ohnehin hohes Engagement in der
Prävention und Gesundheitsförderung kontinuierlich weiter aus. So investierte die Gesundheitskasse
im Zeitraum von 2012 bis 2014 – ungeachtet eines
vorübergehenden Rückgangs der Versichertenzahl
im Jahr 2013 – von Jahr zu Jahr mehr in entsprechende Angebote und konnte insgesamt mit ihren
Projekten auch mehr Menschen direkt erreichen
(Tabelle 2). Die Zahl der erreichten Personen stieg
im Berichtsjahr 2014 sowohl bei den Maßnahmen
zur Betrieblichen Gesundheitsförderung als auch
bei Angeboten der Individualprävention gegenüber
dem Vorjahr deutlich an. In den Projekten nach
dem Setting-Ansatz verzeichnete die AOK 2014 zwar
einen leichten Rückgang bei der Zahl der direkt
erreichten Menschen. Dennoch liegt die Gesundheitskasse auf diesem Gebiet nach wie vor weit vor
der restlichen GKV: Neun von zehn Menschen, die
2014 durch Maßnahmen nach dem Setting-Ansatz
direkt erreicht wurden, profitierten von einem
Angebot der AOK (Tabelle 1).
12
.
4
Leistungen nach dem Setting-Ansatz:
Prävention in Schulen, Kindergärten und anderen
nicht betrieblichen Lebenswelten
Um Strategien zur Gesundheitsförderung umzusetzen, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) den sogenannten Setting-Ansatz und wendet diesen seit 1986, dem Jahr der Veröffentlichung
der Ottawa-Charta, auch in zahlreichen WHO-Projekten unter dem Überbegriff „Healthy Settings“ an.
wenige Präventionsangebote in Anspruch nehmen
würden. Darüber hinaus wirken sich der Effekt der
Peergroup, also des meinungsbildenden sozialen
Umfelds (in erster Linie an den Schulen), sowie die
soziale Erwünschtheit beim Setting-Ansatz positiv
auf weitere Personen aus.
Der Setting-Ansatz beinhaltet, Gesundheitsförderung konkret in die Lebenswelten der Menschen
zu tragen, also an genau den Orten anzusetzen,
an denen Menschen ihren täglichen Aktivitäten
nachgehen. Ein Setting kann demnach ein Ort
oder ein sozialer Kontext beziehungsweise ein soziales System sein. Typische Beispiele sind einzelne
Kommunen, Stadtteile, Schulen, Kindergärten oder
Altenheime. Die gesundheitsfördernden Ansätze
werden an die jeweiligen Settings und Zielgruppen
angepasst. Sie gelten als besonders effektiv, da auf
diese Weise auch Personengruppen erreicht werden
können, die aus eigenem Antrieb keine oder nur
Gemäß dem Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes handelt es sich bei Leistungen nach
dem Setting-Ansatz um „primärpräventive und
gesundheitsfördernde Maßnahmen, die sich im
Sinne aufsuchender Information und Beratung an
Lebenswelten richten“ [GKV-Spitzenverband 2014].
Wie in den beiden Vorjahren war die AOK auch
2014 klare Vorreiterin bei entsprechenden Angeboten in nicht betrieblichen Lebenswelten: GKV-weit
wurden hierfür rund 31,7 Millionen Euro investiert.
Davon entfielen 23,5 Millionen Euro auf die AOK –
das entspricht einem Anteil von 74,1 Prozent.
4.1
Kindergärten und Schulen stehen an erster Stelle
Für das Jahr 2014 wurden AOK-weit 760 Dokumentationsbögen zu verschiedenen Projekten ausgefüllt.
Diese Dokumentationsbögen erfassen 19.628 verschiedene nicht betriebliche Settings beziehungsweise Lebenswelten, die im Rahmen der einzelnen
Projekte durch verschiedene Maßnahmen, Aktivitäten und Aktionen erreicht wurden. Diese Anzahl
entspricht knapp dem Sechsfachen der von der
restlichen GKV erreichten Settings. Anders gesagt:
Die Umsetzung des Setting-Ansatzes durch die GKV
wird zu 85,6 Prozent durch die AOK geleistet (Abbildung 1).
Betrachtet man die insgesamt 19.628 Settings, die
durch Projekte der AOK erreicht wurden, genauer,
wird deutlich, dass ein Schwerpunkt der AOKAktivitäten in diesem Bereich im Berichtsjahr
2014 erneut auf Kindergärten und Kindertagesstätten lag, dicht gefolgt vom Setting Grundschule
(Abbildung 2). Insgesamt haben sich die Akzente
jedoch verschoben. So ging die Zahl der Maßnahmen im Setting Kindergarten/Kindertagesstätte
deutlich zurück, von 8.306 im Jahr 2013 (2012:
7.949) auf 4.728 im Jahr 2014. Gleichzeitig wurden
im zeitlichen Verlauf mehr Settings im Bereich
13
Abbildung 1: Anzahl der erreichten Settings
19.628
AOK
85,6 %
GKV ohne AOK
3.302
14,4 %
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
Abbildung 2: Häufigkeitsverteilung der Settings für die AOK*
Mehrfachnennungen möglich, n = 19.628 Settings
Kindergarten/
Kindertagesstätte
Grundschule
4.728
Gymnasium
Realschule
4.449
2.165
Gesamtschule
Altenheim
Stadtteil/
Ort
1.465
1.421
1.120
Anderes
Setting
Hauptschule
Förderschule
925
717
549
Berufsschule o. Ä.
380
1.491
Institution für
spezifische
Bevölkerungsgruppen
205
Krankenhaus
7
* Valide Daten zu den Häufigkeitsverteilungen der GKV sind nicht vorhanden.
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
Hochschule
6
14
Bildung erreicht (Grundschule, Gymnasium, Realschule, Gesamtschule, Hauptschule, Förderschule,
Berufsschule und Hochschule). Zusammenfassend
lässt sich festhalten, dass die AOK ihre Projekte
im Jahr 2014 an breitere Bevölkerungsschichten
adressiert hat.
4.2 AOK-Projekte ziehen weite Kreise
Wie bereits beschrieben, lohnen sich Maßnahmen
zur Prävention und Gesundheitsförderung in doppelter Hinsicht: Von dem vermittelten Wissen zu
gesundheitsbezogenen Themen profitieren nicht
nur die direkten Teilnehmer; auch deren Familie,
Freunde und Bekannte können indirekt, beispielsweise durch Gespräche und Empfehlungen, positiv beeinflusst werden. Die AOK punktet in diesem Zusammenhang mit einem besonders hohen
Anteil an direkt erreichten Personen: Im Berichtsjahr 2014 wurden 89,3 Prozent aller direkt erreichten Menschen in Settings von einer AOK betreut
(Abbildung 3).
In knapp der Hälfte aller Kategorien von Settings
(sieben von insgesamt 15) lag der Anteil der AOK an
der Gesamtzahl aller durch GKV-Angebote direkt
erreichten Personen über 90 Prozent. Betrachtet
man die Settings, bei denen der AOK-Anteil an direkt
erreichten Personen über 80 Prozent beträgt, sind
es sogar elf von 15. Die meisten Menschen konnte
die AOK im Setting Grundschule direkt erreichen,
gefolgt von Kindergärten/Kitas, Gesamtschulen
und Gymnasien. Als einziger Krankenversicherung
überhaupt ist es der AOK gelungen, Personen über
die Settings Krankenhaus und Altenheim zu erreichen (Tabelle 3).
Abbildung 3: Anzahl der direkt erreichten Personen in den Settings
AOK
GKV ohne AOK
89,3 %
1.930.702
10,7 %
230.907
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
15
Tabelle 3: Direkt erreichte Personen in einzelnen Settings
AOK
GKV
ohne AOK
GKV
gesamt
Anteil AOK
an GKV gesamt
Kindergarten/Kindertagesstätte
Grundschule
Förderschule
Hauptschule
Realschule
Gymnasium
331.563
521.883
52.728
62.559
93.017
157.627
22.120
36.791
2.842
19.991
14.986
23.751
353.683
558.674
55.570
82.550
108.003
181.378
93,7 %
93,4 %
94,9 %
75,8 %
86,1 %
86,9 %
Gesamtschule
192.431
16.075
208.506
92,3 %
Berufsschule
55.433
28.406
83.839
66,1 %
Hochschule
4.327
113
4.440
97,5 %
Altenheim
47.150
0
47.150
100,0 %
Krankenhaus
411
0
411
100,0 %
Stadtteil/Ort
24.673
19.709
44.382
55,6 %
Institution für spezifische
Bevölkerungsgruppen
16.330
2.169
18.499
88,3 %
370.570
43.954
414.524
89,4 %
Anderes Setting
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
Tabelle 4: Direkt und indirekt erreichte Personen in den Settings
AOK
GKV
ohne AOK
GKV
gesamt
Anteil AOK
an GKV gesamt
Direkt erreichte Personen
Indirekt erreichte Personen
1.930.702
5.412.301
230.907
186.981
2.161.609
5.599.282
89,3 %
96,7 %
Erreichte Personen insgesamt
7.343.003
417.888
7.760.891
94,6 %
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
Tabelle 4 stellt den direkt erreichten Personen die
Anzahl indirekt erreichter Personen gegenüber.
Hier wird deutlich, dass die Projekte der AOK in
nicht betrieblichen Lebenswelten einen beachtlichen Wirkungsradius entfalten: Insgesamt konnte
die AOK im Jahre 2014 mit Maßnahmen nach dem
Setting-Ansatz etwa 7,3 Millionen Menschen direkt
oder indirekt erreichen. Dies entspricht einem
Anteil von 94,6 Prozent aller Personen, die die
Gesamt-GKV im Berichtsjahr mit entsprechenden
Angeboten erreichte.
16
4.3 Prävention: ein Thema für Jung und Alt
Abbildung 4 zeigt, dass die AOK sich mit ihren Präventions- und Gesundheitsförderungsprojekten an
das gesamte Altersspektrum richtet. So engagiert
sie sich einerseits für den Auf- und Ausbau von
gesundheitsförderlichen Strukturen und für die
Vermittlung von gesundheitsförderndem Verhalten bereits im frühen Kindesalter mit dem Ziel, von
Anfang an gesundheitsförderliche Einstellungen
und Verhaltensweisen zu prägen und möglichen
Krankheiten vorzubeugen, die im späteren Verlauf
des Lebens entstehen können. Ein zentrales Anliegen ist es der Gesundheitskasse andererseits auch,
mit gesundheitsbezogenen Projekten an ältere
Menschen heranzutreten, um deren Lebensqualität, die oft schon durch gesundheitliche Probleme
beeinträchtigt ist, zu erhalten beziehungsweise zu
steigern.
Neben den verschiedenen altersbezogenen Zielgruppen stehen auch Multiplikatoren, wie zum
Beispiel Lehrer und Erzieher, im Fokus der AOKProjekte. Dabei handelt es sich um Personen, die
aufgrund ihrer sozialen Position und Kompetenz
beziehungsweise aufgrund ihrer beruflichen Stellung gesundheitsbezogenes Wissen an einen größeren Personenkreis vermitteln können. Eine gezielte
Ansprache von Multiplikatoren ist daher geeignet,
die Reichweite der Programme effizient zu erhöhen.
17
Abbildung 4: Häufigkeitsverteilung der Projekte in Settings nach Zielgruppen
Mehrfachnennungen möglich, n = 1.207
AOK
GKV ohne AOK
Mit Gesundheitsgefährdungen
belastete Gruppe(n)
39
30
Vorschulalter
(bis sechs Jahre)
42
Kindesalter
(7 bis 11 Jahre)
46
109
186
172
Jugendliche
(12 bis 17 Jahre)
62
Junges Erwachsenenalter
(18 bis 25 Jahre)
69
155
134
Erwachsene in der frühen Erwerbsphase
(26 bis 44 Jahre)
29
Erwachsene in der späteren Erwerbsphase
(45 bis 67 Jahre)
23
Jüngere Alte
(68 bis 80 Jahre)
25
10
104
12
3
Betagte und Hochbetagte
(über 80 Jahre)
299
Gleichermaßen beide Geschlechter
168
23
Speziell weibliche Personen
6
6
1
Speziell männliche Personen
104
Personen mit Migrationshintergrund
43
24
Arbeitslose
7
262
Multiplikatoren – Eltern
89
Multiplikatoren – Lehrer, Erzieher,
anderes pädagogisches Personal
443
142
Multiplikatoren –
nicht pädagogisches Personal
195
40
26
19
Sonstige Zielgruppen
0
50
100
150
200
250
300
350
400 450
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
18
4.4Verhaltens- und verhältnisbezogene Projekte –
eine erfolgreiche Kombination
Der Setting-Ansatz zielt darauf ab, über eine Kombination von gesundheitsfördernden Verbesserungen der Rahmen- und Lebensbedingungen der
Menschen (= verhältnisbezogen) und einer positiven Veränderung des individuellen Gesundheitsverhaltens (= verhaltensbezogen) nachhaltig eine
hohe Wirksamkeit zu erreichen. Mit dieser Kombination von verhaltens- und verhältnisbezogenen
Elementen unterscheidet sich der Setting-Ansatz
zum Beispiel von der traditionellen Gesundheits­
erziehung, die primär das Individuum in den Mittelpunkt stellt.
Von den 757 berichteten Projekten der AOK in nicht
betrieblichen Settings erfüllten 69,9 Prozent die
Anforderung, sowohl verhaltens- wie verhältnisbezogene Aktivitäten zu umfassen. Bei den 390 berichteten Projekten der restlichen GKV traf dies
hingegen nur auf 59,5 Prozent der Angebote zu.
Der Anteil solch ganzheitlicher Projekte lag
2014 im Vergleich zum Vorjahr bei der AOK um
4,8 Prozentpunkte und in der restlichen GKV um
8,7 Prozentpunkte niedriger. Es ist jedoch positiv
hervorzuheben, dass nach wie vor ein Großteil aller
GKV-Projekte in nicht betrieblichen Lebenswelten
einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt.
Neben der Kombination aus verhaltens- und verhältnisbezogenen Maßnahmen ist eine kontinuierliche Betreuung eine weitere wichtige Voraussetzung dafür, durch Präventions- und Gesundheits­
förderungsprojekte dauerhafte und nachhaltige
Veränderungen herbeizuführen. Die Laufzeit der
AOK-Projekte in Settings betrug 2014 im Mittel
22,6 Monate. Damit begleitete die Gesundheitskasse
ihre Projekte länger als die gesetzliche Krankenversicherung insgesamt; hier lag die durchschnittliche
Laufzeit der betreuten Projekte bei 19,9 Monaten.
Abbildung 5: Verhaltens- und Verhältnisbezogenheit der Aktivitäten in Settings
AOK
∑ 757 Aktivitäten
220
29,1 %
8
1,1 %
GKV ohne AOK
∑ 390 Aktivitäten
143
36,7 %
529
232
(69,9 %)
(59,5 %)
Verhaltens- und verhältnisbezogene Aktivitäten
AOK
GKV ohne AOK
Nur verhaltensbezogene
Aktivitäten
Nur verhältnisbezogene
Aktivitäten
15
3,8 %
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
19
4.5 Evaluation als rückblickende Wirkungskontrolle
Eine systematische Erfolgskontrolle im Rahmen
einer Evaluation dient der Bewertung des Projektkonzeptes, der Implementierung und der Wirksamkeit der Programme. Sie ist daher unverzichtbar,
um zu prüfen, ob die Intention, mithilfe nachhaltiger Konzepte und Projekte gesundheitsförderndes
Wissen zu vermitteln, Strukturen anzupassen und
dauerhaft ein gesundheitsbewusstes Verhalten zu
fördern, erreicht wurde. Darüber hinaus trägt eine
kontinuierliche Erfolgskontrolle zu einer ständigen
Verbesserung der Projektqualität bei.
Die AOK hat im Jahr 2014 bei zwei von drei (66,4 Prozent) ihrer Projekte in Settings eine Erfolgskontrolle
durchgeführt oder geplant. Dieser Anteil liegt etwas
höher als in der restlichen GKV, wo in 50,9 Prozent
der Projekte Erfolgskontrollen durchgeführt wurden oder geplant waren. Die Inhalte und Themen
der in den AOK-Projekten vorgenommenen Erfolgskontrollen zur Qualitätssicherung erstreckten sich
von der Bewertung der Abläufe und Strukturen
über die Zufriedenheit der Zielgruppe bis hin zu den
angeeigneten Kompetenzen und dem Streuungsgrad der Programme. Während die AOK den Anteil
der durchgeführten oder geplanten Erfolgskon­
trollen im Berichtsjahr 2014 weiter ausbaute (2013:
62,9 Prozent, 2014: 66,4 Prozent), ging dieser Anteil
bei der übrigen GKV im gleichen Zeitraum deutlich
zurück (2013: 63,3 Prozent, 2014: 50,9 Prozent).
Abbildung 6: Erfolgskontrollen in Settings
AOK
∑ 753 Aktivitäten
253
33,6 %
GKV ohne AOK
∑ 440 Aktivitäten
216
49,1 %
500
(66,4 %)
224
Erfolgskontrolle
durchgeführt oder geplant
AOK
GKV ohne AOK
Erfolgskontrolle
nicht vorgesehen
(50,9 %)
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
20
.
5
Gesundheit am Arbeitsplatz: die Leistungen
der Betrieblichen Gesundheitsförderung
Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen
zur Betrieblichen Gesundheitsförderung sind in
Paragraf 20 b des Fünften Sozialgesetzbuchs [SGB V]
verankert. Diesem Auftrag kommt die AOK umfassend nach. Sie erhebt die gesundheitliche Situation
in Betrieben und unterstützt diese beim Auf- und
Ausbau von gesundheitsförderlichen Strukturen.
Außerdem hilft die Gesundheitskasse den Unternehmen bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Stärkung gesundheitlicher Ressourcen
und Fähigkeiten und zur Verringerung gesundheitlicher Risiken. Dabei arbeitet die Gesundheitskasse
eng mit den maßgeblichen Akteuren im Unternehmen, den zuständigen Trägern der gesetzlichen
Unfallversicherung sowie externen Kooperationspartnern zusammen.
Im Berichtsjahr 2014 investierte die AOK knapp
25 Millionen Euro in Leistungen der Betrieblichen
Gesundheitsförderung. Das entspricht einem Anteil
von 36,8 Prozent an den GKV-weiten Gesamtausgaben in Höhe von rund 67,8 Millionen Euro. Die Ausgaben je Versicherten stiegen bei der AOK von einem
Euro im Jahr 2013 auf 1,02 Euro im Jahr 2014 leicht
an (Tabelle 1). Sie lagen damit aber noch immer
über dem Durchschnittswert in der übrigen GKV,
die ihr Engagement deutlich ausgebaut hat und im
Berichtsjahr 2014 mit 93 Eurocent je Versicherten
in der Betrieblichen Gesundheitsförderung 27 Eurocent mehr pro Kopf investierte als noch im Vorjahr
(2013: 66 Eurocent).
Im folgenden Kapitel werden einige Aspekte der
Projekte und Aktivitäten der AOK in der Betrieblichen Gesundheitsförderung mit denen der anderen gesetzlichen Krankenkassen verglichen.
21
5.1
Überblick über die Branchen
Die AOK bietet quer durch alle Branchen BGF-Maßnahmen an. Auffällig ist, dass die Gesundheitskasse
im Jahr 2014 in acht von elf Branchen jeweils mehr
als die Hälfte aller BGF-Projekte begleitete. Damit
ist die AOK führend im Vergleich zur restlichen
GKV (Abbildung 7). Besonders stark ist die Gesundheitskasse im Bereich Gesundheits-, Veterinär- und
Sozialwesen vertreten, wo sie rund vier von fünf
BGF-Projekten (79,7 Prozent) begleitete. Doch auch
im Baugewerbe, der Branche, in der die AOK 2014
die wenigsten Leistungen erbrachte, lag ihr Anteil
an der Gesamtzahl aller Maßnahmen mit 32,3 Prozent nur knapp unterhalb des Marktanteils der AOK
(34,6 Prozent). Über alle Branchen hinweg erbringt
die AOK einen großen Anteil (59,6 Prozent) der Leistungen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung.
Abbildung 7: Leistungen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung nach Branchen
Gesundheits-, Veterinär-,
Sozialwesen
79,7 %
68,1 %
Gastgewerbe
31,9 %
Erziehung und Unterricht
63,6 % 36,4 %
Verarbeitendes Gewerbe
59,5 % 40,5 %
Öffentliche Verwaltung,
Verteidigung, Sozialversicherung
20,3 %
AOK
GKV ohne AOK
59,1 % 40,9 %
Land- und Forstwirtschaft,
Fischerei
57,7 % 42,3 %
Energie- und Wasserversorgung
52,0 % 48,0 %
Weitere Dienstleistungen
51,3 % 48,7 %
47,2 %
Handel
Bergbau, Gewinnung von
Steinen und Erden
38,1 %
52,8 %
61,9 %
32,3 % 67,7 %
Baugewerbe
0%
35 %*
100 %
* Marktanteil der AOK
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
22
5.2 Unternehmen jeder Größe werden angesprochen
Die AOK erreichte mit ihren Maßnahmen zur
Betrieblichen Gesundheitsförderung Betriebe
in jeder Größe. Die folgende Abbildung zeigt die
Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung nach Betriebsgröße. Diese bestimmt sich
nach der Mitarbeiterzahl (Abbildung 8). Besonders
hoch (68 Prozent) war im Jahr 2014 der AOK-Anteil
an BGF-Maßnahmen bei Betrieben mit 100 bis 499
Beschäftigten: 1.570 Projekte wurden in Betrieben dieser Größe durchgeführt. In Betrieben mit
50 bis 99 Mitarbeitenden begleitete die Gesundheitskasse insgesamt 611 Projekte; das entspricht
ebenfalls 68 Prozent aller BGF-Maßnahmen, die
die gesamte gesetzliche Krankenversicherung für
diese Betriebsgröße anbot. In Kleinstunternehmen (weniger als zehn Mitarbeiter) führte die AOK
annähernd so viele Maßnahmen zur Betrieb­lichen
Gesundheitsförderung durch wie die gesamte
Rest-GKV.
Die AOK sieht den Bedarf kleiner Unternehmen an
speziell auf ihre Anforderungen zugeschnittenen
Angeboten und will diese Zielgruppe noch stärker
in den Fokus nehmen.
Abbildung 8: Leistungen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung nach Betriebsgröße
46,9 %
1 bis 9
40,4 %
10 bis 49
53,1 %
AOK
GKV ohne AOK
59,6 %
50 bis 99
68,0 %
32,0 %
100 bis 499
68,0 %
32,0 %
63,3 %
500 bis 1.499
40,4 %
1.500 und mehr
59,6 %
59,6 %
Gesamt
0%
35 %*
36,7 %
40,4 %
100 %
* Marktanteil der AOK
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
23
5.3 Betriebliche Gesundheitsförderung wirkt weit
Durch die Schulung von Multiplikatoren wie zum
Beispiel Führungskräfte oder Delegierte in Gesundheitszirkeln erreicht man über die direkt an der
Maßnahme Beteiligten hinaus weitere Menschen.
Auch betriebliche Verbesserungsmaßnahmen kommen oft nicht nur den unmittelbaren Projektteilnehmern, sondern auch weiteren, indirekt erreichten Personen zugute. So dient beispielsweise die
Einrichtung eines Duschraums allen Mitarbeitern
und erweitert die Möglichkeiten zu Bewegungsaktivitäten (mit dem Rad zur Arbeit, Joggen in der
Mittagspause).
An Betrieblichen Gesundheitsförderungsmaßnahmen der AOK haben im Berichtsjahr 2014 insgesamt
511.294 Beschäftigte persönlich teilgenommen.
Das entspricht 42,1 Prozent aller Personen, die die
gesetzlichen Krankenkassen mit BGF-Maßnahmen
direkt erreichten. Insgesamt profitierten aber rund
729.309 Personen von den AOK-Maßnahmen zur
Betrieblichen Gesundheitsförderung. Das bedeutet:
Von einem AOK-Projekt mit zehn Teilnehmenden
profitieren im Durchschnitt 14 Beschäftigte.
Abbildung 9: Anzahl der direkt und der insgesamt erreichten Beschäftigten
in der Betrieblichen Gesundheitsförderung
Direkt erreichte Personen
Insgesamt erreichte Personen
AOK
GKV
ohne AOK
42,1 %
511.294
57,9 %
703.470
43,8 %
729.309
56,2 %
936.065
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
24
Mit steigendem Alter wirken sich ungesunde
Arbeitsbedingungen durch die lange Exposition
häufiger auf die Gesundheit aus und manifestieren sich in Krankheitstagen. Um die Erwerbsfähigkeit zu erhalten, lohnt es sich, diese Zielgruppe
stärker in den Fokus der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu nehmen, auch wenn Prävention
und Gesundheitsförderung im Idealfall einsetzen
sollten, bevor Krankheiten entstehen. Besondere
Bedeutung gewinnt der Erhalt der Arbeitsfähigkeit
vor dem Hintergrund, dass viele Menschen auch
im höheren Lebensalter noch berufstätig sind.
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren
Ende 2013 insgesamt rund 29,5 Millionen Menschen
sozialversicherungspflichtig beschäftigt; davon
war ein knappes Drittel (30,6 Prozent) älter als
50 Jahre [Bundesagentur für Arbeit 2014]. Nicht wenige
von ihnen sind auch jenseits des Rentenalters noch
berufstätig: So gingen im Jahr 2014 in Deutschland
14 Prozent der 65- bis 69-Jährigen einer Erwerbstätigkeit nach [Statistisches Bundesamt 2015].
Die folgende Auswertung (Abbildung 10) soll die
Projektaktivitäten in der Zielgruppe der über
50-jährigen Beschäftigten näher beleuchten, bei der
es speziell um die Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit geht.
In AOK-Projekten zur Betrieblichen Gesundheitsförderung war im Berichtsjahr 2014 knapp jeder
dritte Teilnehmende (29,3 Prozent) 50 Jahre alt oder
älter. Das zeigt, dass die AOK 2014 diese Zielgruppe
recht gut erreichte. In den Jahren 2012 und 2013 lag
der Anteil der über 50-jährigen Beschäftigten bei
solchen Angeboten bei 24,5 Prozent beziehungsweise 27,0 Prozent.
Die anderen gesetzlichen Krankenversicherungen
erreichen anteilig weniger ältere Beschäftigte mit
ihren Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung. Der Anteil der erreichten Beschäftigten,
die 50 Jahre oder älter sind, liegt hier bei 18,6 Prozent. Die Altersgruppe der über 50-Jährigen erreicht
die AOK somit besser als die restliche GKV.
Abbildung 10: Insgesamt erreichte Beschäftigte in der Betrieblichen Gesundheitsförderung
nach Alter (50 Jahre oder älter vs. jünger als 50 Jahre)
AOK
∑ 511.294 Beschäftigte
GKV ohne AOK
∑ 703.470 Beschäftigte
Beschäftigte ≥ 50 Jahre
AOK
GKV ohne AOK
Beschäftigte < 50 Jahre
149.938
(29,3 %)
130.821
(18,6 %)
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
25
5.4 Zielgruppenspezifische Angebote
BGF-Angebote sollten auf die Bedarfe und die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sein. Je nach
Alter, Geschlecht und Bildung unterscheiden sich
die Erwartungen an ein Projekt und der Umgang
mit der eigenen Gesundheit. Angebote für Führungskräfte sollen häufig nicht nur die Gesundheit
der Teilnehmer selbst fördern; oft soll ein solches
Programm auch Impulse für einen gesundheitsorientierten Führungsstil und gesundheitsförderliche
Firmenstrukturen geben. Abbildung 11 zeigt die
Leistungen in der BGF nach Zielgruppen.
Die Projekte der AOK in der Betrieblichen Gesundheitsförderung richteten sich an die unterschiedlichen Hierarchieebenen. Im Jahr 2014 wurde mit
498 dokumentierten Projekten besonders häufig
die mittlere Führungsebene einschließlich Meister
und Teamleiter angesprochen. 416 dokumentierte
Projekte waren an die obere Führungsebene adressiert, weitere 380 dokumentierte Projekte richteten
sich an Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung. Stark vertreten waren mit 464 Projekten auch
Angebote für Personengruppen, die bereits mit
Gesundheitsgefährdungen (zum Beispiel Rückenschmerzen) belastet sind.
Da die meisten Projekte in der mittleren oder oberen Führungsebene durchgeführt wurden, ist zu
erwarten, dass sich der Multiplikatoreneffekt insgesamt positiv auf das Gesundheitsverhalten der
Beschäftigten und die Einstellung im Unternehmen zur Mitarbeitergesundheit auswirkt.
Abbildung 11: Anzahl der Projekte nach Zielgruppe
Mehrfachnennungen möglich, n = 2.125
Mittlere Leitungsebene einschließlich
Meister/Teamleiter
498
Auszubildende
166
Ältere
Arbeitnehmer
97
Mit Gesundheitsgefährdungen belastete Gruppe(n)
Obere
Führungsebene
464
416
Testgruppe zur
modellhaften
Erprobung
47
Speziell
weibliche
Personen
28
Mitarbeiter
ohne Führungsverantwortung
380
Arbeitnehmer
mit Migrationshintergrund
16
Speziell
männliche
Personen
13
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
26
Abbildung 12: Aktivitäten zur Betrieblichen Gesundheitsförderung nach Zielgruppen
Mehrfachnennungen möglich, n = 2.946
Mit Gesundheitsgefährdung
belastete Gruppe(n)
78,8 % 21,2 %
75,6 %
24,4 %
Mitarbeiter ohne
Führungsverantwortung
74,8 %
25,2 %
Ältere Arbeitnehmer
74,6 %
25,4 %
71,9 %
28,1 %
Obere Führungsebene
Mittlere Leitungsebene einschließlich Meister/Teamleiter
Speziell weibliche
Personen
65,1 %
AOK
GKV ohne AOK
34,9 %
59,5 % 40,5 %
Auszubildende
Testgruppe zur
modellhaften Erprobung
52,8 %
47,2 %
Speziell männliche
Personen
44,8 % 55,2 %
Arbeitnehmer mit
Migrationshintergrund
44,4 % 55,6 %
0%
35 %*
100 %
* Marktanteil der AOK
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
Wie Abbildung 12 verdeutlicht, trägt die Gesundheitskasse in erheblichem Umfang dazu bei, dass
verschiedenste Zielgruppen über Angebote der
Betrieblichen Gesundheitsförderung erreicht werden. Dass die AOK ihre BGF-Aktivitäten gezielt auf
bestimmte Zielgruppen zuschneidet, zeigt sich
besonders deutlich bei speziellen Angeboten für mit
Gesundheitsgefährdungen belastete Gruppe(n), für
die obere Führungsebene, für Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung und für ältere Arbeitnehmer.
Hier wurden rund drei von vier Angeboten durch
die AOK begleitet.
27
5.5 Zentrales Gesundheitsmanagement als Erfolgsfaktor
Wichtig für den nachhaltigen Erfolg eines Projekts
in der Betrieblichen Gesundheitsförderung ist die
Implementierung einer zentralen Entscheidungsund Steuerungsstruktur. Idealerweise setzen sich
diese Steuerungsgremien aus Vertretern der Führungsebene, Betriebs- und Personalräten, Betriebsmedizinern, Sicherheitsfachkräften und Vertretern
der Krankenkassen zusammen.
Im Berichtsjahr 2014 war in 52,3 Prozent der Firmen, in denen die AOK BGF-Projekte begleitete,
eine solche Entscheidungs- und Steuerungsstruktur
vorhanden. In den Betrieben, die mit den übrigen
Krankenkassen zusammenarbeiteten, lag der Anteil
mit 62,1 Prozent etwas höher (Abbildung 13). Für den
langfristigen Erfolg der Projekte wirkt die AOK während ihrer Beratungstätigkeit in den Unternehmen
darauf hin, dass ein zentrales Gesundheitsmanagement etabliert wird.
In den von der AOK betreuten Betrieben waren im
Berichtsjahr 2014 besonders häufig Vertreter der
Entscheidungsebene im zentralen Gremium für
das Gesundheitsmanagement beteiligt – dies war
in 85,6 Prozent der von der AOK betreuten Betriebe
mit einer solchen Entscheidungs- und Steuerungsstruktur der Fall (restliche GKV: 84,7 Prozent). Auch
Vertreter des Betriebs- beziehungsweise Personalrats (76 Prozent; restliche GKV: 56,6 Prozent) und
der mittleren Führungsebene (64,8 Prozent; restliche GKV: 40,9 Prozent) arbeiteten in AOK-Projekten
häufiger in diesem Gremium mit als in Projekten
der übrigen GKV. Interessierte Mitarbeiter waren
insgesamt deutlich seltener an den Entscheidungen des Gesundheitsgremiums beteiligt: In AOKProjekten waren sie bei 12,9 Prozent der Firmen im
Steuerungsgremium vertreten, in Projekten der
restlichen GKV nur bei 6,2 Prozent. Am seltensten wirkten Vertreter der Unfallversicherungen
(3,9 Prozent; restliche GKV: 3,4 Prozent) in den
Gesundheitszirkeln mit (Abbildung 14).
Die AOK legt Wert darauf, dass in den Steuerungsgremien sowohl der Personal- oder Betriebsrat als
auch Angehörige der oberen Entscheidungsebene
(Geschäftsführung) vertreten sind, die auch monetäre Entscheidungen treffen können.
Abbildung 13: Anteil der Betriebe mit BGF-Maßnahmen, in denen eine Entscheidungsund Steuerungsstruktur vorhanden ist
AOK
∑ 3.369 Betriebe mit BGF-Maßnahmen
1.606
47,7 %
GKV ohne AOK
∑ 2.259 Betriebe mit BGF-Maßnahmen
857
37,9 %
1.763
(52,3 %)
1.402
Steuerungsstruktur
vorhanden
AOK
GKV ohne AOK
Steuerungsstruktur
nicht vorhanden
(62,1 %)
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
28
Abbildung 14: Häufigkeitsverteilung der Vertreter im Steuerungsgremium
Mehrfachnennungen möglich, n = 12.326
85,6 %
84,7 %
Entscheidungsebene
76,0 %
Betriebs-/Personalrat
56,6 %
75,4 %
77,5 %
Vertreter der Krankenkassen
64,8 %
Mittlere Führungskräfte
40,9 %
56,1 %
Sicherheitsfachleute
37,9 %
38,5 %
32,2 %
Betriebsarzt
12,9 %
6,2 %
Mitarbeiter
7,0 %
11,4 %
Externe Kooperationspartner
Vertreter der Unfallversicherung
AOK
GKV ohne AOK
3,9 %
3,4 %
0%
50 %
100 %
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
5.6 Verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen
Das Bundesministerium für Gesundheit empfiehlt
auf seiner Internetseite, bei der Umsetzung der
Betrieblichen Gesundheitsförderung Maßnahmen
der Verhaltens- und Verhältnisprävention miteinander zu verbinden [Bundesministerium für Gesundheit 2015 b]. Oftmals ist eine klare Trennung in der
Praxis nicht möglich und auch nicht sinnvoll, da die
Bereiche sich gegenseitig beeinflussen. Ein Beispiel:
Über- oder Unterforderung können bei Beschäftigten Stress und Demotivation verursachen. Um diese
Auswirkungen zu vermeiden, wären neben Kursen
zur Stressbewältigung vor allem Änderungen der
Arbeitsbedingungen hilfreich.
Zur Verhaltensprävention zählen Maßnahmen,
die den Beschäftigten gesundheitsbezogene In-
formationen und/oder praktische Fertigkeiten,
Handlungs-, Entscheidungs- oder Selbstwahrnehmungskompetenzen vermitteln. Unter Maßnahmen der Verhältnisprävention versteht man Aktivitäten zur gesundheitsförderlichen Gestaltung des
Arbeitsumfelds, der Strukturen und/oder Arbeitsabläufe sowie der Tätigkeit.
Über die Hälfte (56,8 Prozent) der Projekte der AOK
kombinieren Angebote zur Verhaltens- und Verhältnisprävention (Abbildung 15). Bei den übrigen gesetzlichen Krankenversicherern liegt der
Fokus eher auf verhaltensbezogenen Maßnahmen:
55,7 Prozent der von ihnen angebotenen Projekte
zielen ausschließlich auf das Verhalten der Beschäftigten ab.
29
Abbildung 15: Verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen
AOK
∑ 2.935 Aktivitäten
1.048
35,7 %
GKV ohne AOK
∑ 1.947 Aktivitäten
1.085
55,7 %
1.668
219
7,5 %
Verhaltens- und verhältnisbezogene Aktivitäten
AOK
GKV ohne AOK
Nur verhaltensbezogene
Aktivitäten
772
(56,8 %)
(39,7 %)
Nur verhältnisbezogene
Aktivitäten
90
4,6 %
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
5.7 Qualitätssicherung durch Erfolgskontrolle
Im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung werden auf der Basis einer Analyse der
betrieblichen Ist-Situation zunächst Ziele definiert
und daraus Interventionen abgeleitet. Der Erfolg
einer Maßnahme wird daran gemessen, ob die
definierten Ziele durch die Intervention erreicht
werden konnten und wo Ansatzpunkte für weitere
gezielte Maßnahmen liegen. Bei BGF-Projekten, die
die AOK begleitete, wurden solche Erfolgskontrollen im Berichtsjahr 2014 in 81,7 Prozent der Fälle
durchgeführt oder waren geplant (Abbildung 16).
In der übrigen GKV traf dies nur auf 62,3 Prozent
aller Projekte zu.
Abbildung 16: Durchführung einer Erfolgskontrolle
AOK
∑ 3.086 Betriebe mit BGF-Maßnahmen
565
18,3 %
GKV ohne AOK
∑ 2.185 Betriebe mit BGF-Maßnahmen
824
37,7 %
2.521
(81,7 %)
1.361
Erfolgskontrolle erfolgt
oder geplant
AOK
GKV ohne AOK
Erfolgskontrolle
nicht vorgesehen
(62,3 %)
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
30
Schwerpunktthema:
Betriebliche Gesundheitsförderung
6.1
Foto: fotolia/Kurhan
.
6
Erfolgskonzept BGF
Die Anlässe für Unternehmen, sich dem Thema
Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) zuzuwenden, sind vielfältig: ein zu hoher Krankenstand oder
eine verstärkte Fluktuation von Mitarbeitern, eine
Häufung gesundheitlicher Probleme in verschiedenen Unternehmensbereichen, ein schlechtes
Betriebsklima oder Konflikte, aber auch anstehende betriebliche Umstrukturierungen. Verstärkt
nehmen Betriebe aber auch ihre eigene Zukunftsausrichtung zum Anlass, gemeinsam mit der AOK
betriebliche Gesundheitsförderungsmaßnahmen
einzuführen. So spielt in zahlreichen Betrieben die
demografische Herausforderung eine immer größere Rolle.
Schritt für Schritt zum Erfolg
Die AOK hat sich sehr viel länger als andere Kassen als Ansprechpartner für das Thema Gesundheit
im Betrieb etabliert. Über 200 kompetente Beraterinnen und Berater sind direkt in den Regionen
für interessierte Unternehmen ansprechbar. In
einem ersten Gespräch wird das seit über 20 Jahren erprobte Konzept erläutert und ein gemeinsames Vorgehen abgestimmt und geplant. Die AOK
unterstützt die Unternehmen durch Organisationsberatung und den Aufbau gesundheitsförderlicher
Strukturen, die Moderation der Prozesse, die fachliche Beratung zu Gesundheitsthemen und die
Durchführung von Maßnahmen. Zielgruppe für
BGF-Aktivitäten und Maßnahmen im Betrieb sind
immer alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht
nur die AOK-Versicherten.
Struktur und Ziel
Betriebliche Gesundheitsförderung folgt einem systematischen Vorgehen von der Analyse der gesundheitlichen Situation im Betrieb über die Planung
und Durchführung passgenauer Maßnahmen hin
zur Bewertung (Evaluation) der Interventionen
und Prozesse. Am erfolgreichsten ist BGF, wenn
dieser Zyklus immer wieder (zum Beispiel in anderen Bereichen, zu anderen Themen, mit anderen
Zielgruppen) neu gestartet wird. Angestrebt wird,
Betriebliche Gesundheitsförderung und Betriebliches Gesundheitsmanagement nachhaltig in der
Führungs- und Unternehmenskultur zu etablieren.
Der Aufbau eines Steuerungsgremiums ermöglicht
eine kontinuierliche Diskussion, Konsensbildung
und konsequente Umsetzung verabredeter Maßnahmen. Mitglieder dieses Gremiums (AK Gesundheit) sind Entscheider, Mitarbeitervertreter und
betriebliche Gesundheitsexperten (zum Beispiel
Geschäftsführung, der Betriebs- oder Personalrat,
der Betriebsarzt, die Sicherheitsfachkraft). Wichtig
ist eine neutrale Moderation dieses Gremiums und
des Prozesses, etwa durch die AOK. In einem ersten
Schritt werden die Ziele, die mit der Betrieblichen
Gesundheitsförderung verfolgt werden, gemeinsam
besprochen, festgelegt und priorisiert, um zielgerechte Interventionen planen zu können.
31
Analysephase
Mitarbeiterbefragungen, Betriebsbegehungen oder
Arbeitsunfähigkeitsanalysen sowie die Auswertung vorhandener Daten, etwa aus Gefährdungsbeurteilungen, liefern eine detaillierte Analyse der
Situation und der Bedarfe im Unternehmen und bilden die Grundlage für die Planung der Maßnahmen.
Maßnahmenphase
Aus den Analyseergebnissen wird eine Vorgehensund Maßnahmenplanung abgeleitet. Die Präventionsexperten der AOK unterstützen dabei, die am
Anfang noch ganz allgemeinen betrieblichen Ziele
(wie zum Beispiel die Verbesserung des Betriebsklimas, eine Erleichterung der Hebetätigkeiten oder
die Schaffung von Entspannungsmöglichkeiten) in
konkrete Maßnahmen umzusetzen.
Nach einem abgestimmten Maßnahmenplan werden die erarbeiteten Lösungen umgesetzt. Führungskräfte, Betriebs- und Personalräte und alle
Beschäftigten werden aktiv in diesen Prozess eingebunden. Mitarbeiterbeteiligung ist ein wichtiges
Instrument in der BGF und steigert die Akzeptanz
für Veränderungen.
Maßnahmen sind beispielsweise Verbesserungen
des Arbeitsplatzes und der Umgebung (Ergonomie,
Licht, Luft), der Arbeit selbst (Abbau von Zeitdruck,
bessere Kommunikation, Arbeitsorganisation)
sowie Trainings- und Schulungsmaßnahmen für
Führungskräfte und Mitarbeiter (Bewegungsförderung am Arbeitsplatz, Stressbewältigung, Suchtprävention und Verpflegung, alterns- und gesundheitsgerechtes Führungsverhalten).
Abbildung 17: Der Betriebliche Gesundheitsförderungsprozess:
kontinuierliche Sensibilisierung und interne Öffentlichkeitsarbeit
Vorbereitungsphase
Nutzung/
Aufbau von
Strukturen
Analyse
Maßnahmenplanung
Umsetzung
Evaluation
Information/
Beratung des
Unternehmens
Auftragsklärung/
grundsätzliche
Zielsetzung
Sensibilisierung und
Motivierung der
betrieblichen
Verantwortlichen
Vernetzung
mit externen
und internen
Akteuren
Vorhandene
Daten und Erkenntnisse, z. B.
Gefährdungsbeurteilung,
anonymisierte
BEM-Fallauswertung, Ergebnisse
arbeitsmed.
Vorsorge
Interpretation
und Diskussion
der Analyseergebnisse im
Steuerungsgremium
Beratung zu
verhältnispräventiven Maßnahmen, z. B.
ergonomische
oder arbeitsorganisatorische
Maßnahmen
entsprechend
den BGF-Handlungsfeldern
KK-Routinedaten, z. B.
Krankenstand,
Gesundheitsquote
Entscheidung
zum Einstieg
in den Gesundheitsförderungsprozess
Aufbau eines
Steuerungsgremiums
KK-Routinedaten
Systematische
Ableitung von
Maßnahmen
nach spezifischer
Zielsetzung,
Dringlichkeit
und verfügbaren
Ressourcen
Unterstützung/
Umsetzung
verhaltenspräventiver
Maßnahmen
entsprechend
den BGF-Handlungsfeldern
Befragungsbasierte Daten,
z. B. Arbeitszufriedenheit,
subjektive
Gesundheit
Entwicklung
eines gemeinsamen Gesundheitsförderungsverständnisses
Für BGF-Zwecke
erhobene bzw.
aufbereitete
Daten, z. B. Arbeitssituations-,
Altersstrukturanalyse, Mitarbeiterkonferenz
Befragung
zu Einzelmaßnahmen
Quelle: Modifiziert in Anlehnung an Mahltig, Voermans 2011, zitiert nach GKV-Spitzenverband 2014
Evaluationsphase/Erfolgskontrolle
Der Erfolg von Maßnahmen, aber auch die Zufriedenheit mit dem Prozess, muss regelmäßig kontrolliert werden, auch um zu prüfen, ob die anvisierten
Ziele erreicht worden sind. Das erfolgt zum Beispiel
durch eine Wiederholung der Mitarbeiterbefragung
und eine erneute Auswertung der Arbeitsunfähigkeitsdaten. Diese Ergebnisse werden im Steuerungsgremium ausgewertet und daraus Verbesserungsprozesse für den nächsten Zyklus aus Analyse,
Maßnahme und Evaluation abgeleitet.
Für die AOK steht ein hohes Qualitätsniveau bei
der Betrieblichen Gesundheitsförderung an erster
Stelle. Dazu gehört eine hohe fachliche Qualifikation der bundesweit über 200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich um BGF kümmern. Dafür
bilden sie sich regelmäßig fort und orientieren sich
strikt an den Qualitätsstandards, die die gesetzliche
Krankenversicherung im Leitfaden Prävention 2014
festgelegt hat [GKV-Spitzenverband 2014].
6.2 Beispiele aus der Praxis
Was haben die Badischen Stahlwerke in Kehl
am Rhein und die Burda Direct GmbH in DessauRosslau gemeinsam? Nicht die Mitarbeiterzahl. Sie
liegt in der Stahlfirma bei rund 1.300 und in dem
sachsen-anhaltischen Callcenter unter 30. Gemeinsam ist beiden Unternehmen ein gesundheitliches
Problem: Rückenschmerzen bei den Beschäftigten.
Bei den Badischen Stahlwerken liegt dies am ständigen Heben und Tragen, bei Burda Direct an der
durchweg sitzenden Tätigkeit.
Die Konsequenzen aus BGF
Und was ist aus den beiden Beispielfirmen geworden? Die Badischen Stahlwerke haben erkannt,
dass man mit Betrieblicher Gesundheitsförderung
gar nicht früh genug anfangen kann: In Kooperation mit der AOK Baden-Württemberg haben
sie einen Gesundheitsworkshop fest in die Ausbildungsordnung für die Azubis integriert und
37 Mitarbeiter als Gesundheitscoaches ausgebildet.
Jährlich zweimal werden diese geschult; Aushänge
Die Lösung für beide Betriebe, für die Beschäftigten wie für die Besitzer: Betriebliche Gesundheitsförderung mithilfe der AOK in ihrer Region. Denn
das ist wissenschaftlich nachgewiesen: Nicht nur
Beschäftigte profitieren von einer besseren Gesundheit, auch für die Betriebe lohnt sich Betriebliche
Gesundheitsförderung: Die krankheitsbedingten
Fehlzeiten sinken langfristig und für jeden investierten Euro erhält das Unternehmen rund 2,70 Euro
zurück [Initiative Gesundheit und Arbeit 2015].
Foto: fotolia/industrieblick
SCHWERPUNKTTHEMA
32
33
BGF begleiten und unterstützen können.
Die Besonderheiten von Kleinbetrieben müssen
berücksichtigt werden, um auch sie für BGF zu
erreichen:
Foto: iStock/Squaredpixels
Inhaber/Geschäftsführer nehmen eine Schlüsselrolle ein. Sie müssen als Initiatoren für BGF,
aber auch als Vorbilder für ihre Beschäftigten
gewonnen werden.
Führungskräfte im Kleinbetrieb sind selbst eine
wichtige Zielgruppe für BGF-Maßnahmen, da
sie vielfältige Verantwortung übernehmen und
hohen Anforderungen unterliegen.
am Schwarzen Brett sorgen dafür, dass die Mitarbeiter über Erfolge dieser Gruppe informiert werden.
Im Callcenter „burda direct services“, das die
AOK Sachsen-Anhalt bei seinen BGF-Aktivitäten
begleitete, hat es ebenfalls mit der Nachhaltigkeit
geklappt. Eine Umfrage nach Abschluss der BGFMaßnahmen erbrachte folgende Ergebnisse: 85
Prozent der Mitarbeiter finden die umgesetzten
Maßnahmen gut; 95 Prozent empfanden sie als sehr
wichtig für den Erhalt der eigenen Gesundheit und
65 Prozent der Mitarbeiter wenden die erlernten
Ausgleichsübungen gegen die Rückenschmerzen
regelmäßig an. Und schließlich: 88 Prozent der
Beschäftigten sagten, die BGF-Maßnahmen müssten fortgesetzt werden.
Herausforderung:
BGF in Kleinbetrieben
40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten in Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern;
95,5 Prozent aller Betriebe sind Kleinst- und Kleinunternehmen [Deutsches Netzwerk für Betriebliche
Gesundheitsförderung 2015]. Diese Betriebe haben
meist keine Zuständigen in Personalabteilungen
oder Human-Ressources-Bereichen, die das Thema
Die direkte Kommunikation in Kleinbetrieben
hilft bei der direkten und schnellen Umsetzung
von Ideen und Maßnahmen und benötigt keinen
aufwendigen Strukturaufbau.
Die systematische Einbindung aller Beschäftigten fördert die Akzeptanz der betrieblichen Maßnahmen und erhöht die Erfolgschancen.
Pragmatische und zeitschonende Lösungen
müssen Kleinbetriebe darin unterstützen, vorhandenen Ressourcen und Potenziale für BGF
optimal zu nutzen.
Kleinbetriebe profitieren von Branchenlösungen
und Netzwerken, in denen aus den Erfahrungen
anderer gelernt werden kann.
Regionale Unterstützungsstrukturen treten bei
Kleinbetrieben in den Vordergrund. Zum Beispiel
beim Projekt „GeMit – Gesunder Mittelstand“ bei
der AOK Rheinland/Hamburg. Hier wird Betriebliche Gesundheitsförderung überbetrieblich in
„Betriebsnachbarschaften“ angeboten, für Betriebe
in einem Gewerbegebiet, entlang einer Straße oder
in einem Geschäftshaus. Durch die Bündelung von
Erstberatungsveranstaltungen, Befragungen und
Veranstaltungen wie zum Beispiel Lauftreffs oder
Programme zur Raucherentwöhnung können so
genügend Teilnehmer gewonnen werden.
6.3 BGF-Medien für Betriebe und Beschäftigte
Die Gesundheitskasse nutzt vielfältige Kommunikationskanäle, um das Thema Betriebliche Gesundheitsförderung in die Unternehmen zu tragen. So
zählt es beispielsweise zu den Themenschwerpunkten des Arbeitgebermagazins „praxis aktuell“, das
seit Anfang 2016 mit neuem Konzept und unter dem
neuen Namen „gesundes unternehmen“ vorliegt.
Das Magazin, das viermal im Jahr in einer Auflage von rund 1,2 Millionen Exemplaren erscheint,
richtet sich an Firmenchefs, Personal- und Sachbearbeiter sowie die im Unternehmen beschäftigten
AOK-Versicherten. Das Flaggschiff der AOK-Arbeitgeberkommunikation beleuchtet arbeitgeberrelevante Themen aus unterschiedlichen Perspektiven.
Die einzelnen AOKs haben die Möglichkeit, dem
Magazin ein herausnehmbares Poster mit konkreten Tipps, Übungen und Beispielen zur Gesundheitsförderung von Mitarbeitern beizufügen.
Darüber hinaus gibt die Gesundheitskasse Informationsschriften zu bestimmten Gesundheitsthemen,
bespielsweise den „Report Rücken“, sowie Fachbroschüren wie die Reihe „Produktionsfaktor
Gesundheit“ heraus, die für einzelne Branchen konkrete Best-Practice-Beispiele dokumentiert. Seminare, Webinare und ein umfangreiches OnlineAngebot runden die Palette ab.
Informationen für Betriebe
im BGF-Portal der AOK
BGF-Interessierte finden zahlreiche Informationen auch online unter: www.aok-bgf.de. Auf der
Seite finden sich Informationen zu zahlreichen
Gesundheitsthemen, Praxisbeispiele, Checklisten
und Selbsttests, Ansprechpartner in den Regionen
und Meldungen zu neuen Themen und Trends in
der BGF.
Das Portal listet so gut wie alles auf, was man vor
Einleitung einer BGF-Maßnahme wissen muss –
aufgeteilt nach Regionen. So findet der badenwürttembergische Betrieb in seinem Bereich
ebenso seine Ansprechpartner wie die Firma in
Mecklenburg-Vorpommern. Es finden sich Inhalte
zu verschiedenen Branchen und Arbeitsplätzen wie
Produktion, Handwerk, Dienstleistung und Pflege,
aber auch zu bestimmten Themen wie Ernährung,
Rückengesundheit, Stress, Burnout und Sucht oder
Betriebsklima, Führungsfragen, Fehlzeiten, Demografie, Arbeitszeit und Ausbildungsfragen.
Foto: iStock/fatihhoca
SCHWERPUNKTTHEMA
34
Ebenso finden sich Kooperationspartner der AOK,
wie zum Beispiel die Initiative Gesundheit und
Arbeit (iga) , das Deutsche Netzwerk Betriebliche
Gesundheitsförderung (DNBGF), der Arbeitskreis
Prävention in der Arbeitswelt (AK UV-KV) und das
Demografie Netzwerk (ddn).
35
Foto: iStock/Highwaystarz-Photography
den Rücken stärken. Es ist ein computergestütztes,
interaktives Programm zur Förderung der Rückengesundheit. Ziel ist es, Arbeitnehmer darin zu unterstützen, mehr Bewegung in ihr Leben zu bringen
und damit dauerhaft ihren Rücken zu stärken und
Rückenschmerzen vorzubeugen. Im Job gibt es täglich drei, jeweils fünfminütige Übungseinheiten.
Sie dienen vor allem der Lockerung und Entspannung. Diese Einheiten kann der Beschäftigte in den
Pausen oder – wenn der Arbeitgeber zustimmt – während der Arbeitszeit durchführen. Dazu benötigt der
Arbeitnehmer lediglich einen Internetzugang.
Gesundheit am Arbeitsplatz:
AOK-Programme
Die AOK bietet Beschäftigten auch die Möglichkeit,
online an Programmen zur Gesundheitsförderung
teilzunehmen.
Jeder, der an „Rückenaktiv im Job“ teilnimmt,
erhält ein passgenaues Programm. Mit einem Eingangsfragebogen wird unter anderem ermittelt, in
welchem Maß der Rücken belastet ist, etwa durch
langes Sitzen, monotone Bewegungsabläufe oder
Stress. Übungen und Informationen für den Einzelnen werden aufgrund der individuellen Informationen angepasst. Entsprechend den Arbeitsprozessen
kann der Arbeitnehmer selbstständig entscheiden,
wann er die Übungseinheiten abruft.
Beispiel: Rückenaktiv im Job
Muskel- und Skelett-Erkrankungen sind nach wie
vor die häufigste Ursache für Fehltage von Arbeitnehmern. Laut Fehlzeiten-Report 2014 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ist mehr als
jeder fünfte Arbeitsunfähigkeitstag darauf zurückzuführen. Bei den 55- bis 65-Jährigen ist es sogar
jeder vierte. Der Anteil der Muskel- und SkelettErkrankungen an allen Fehltagen ist im Vergleich
zu 2012 um lediglich 1,1 Prozentpunkte gesunken
[Badura et al. 2014].
Zusammen mit dem Heidelberger Experten für
Betriebliches Gesundheitsmanagement, Professor
Gerhard Huber, hat die AOK ein vierwöchiges OnlineProgramm für ein maßgeschneidertes Rückentraining entwickelt. Rund 3.500 Menschen haben sich
zwischen Juni 2013 und Juli 2014 bereits registriert.
Gesunde Beschäftigte sind eine wesentliche Voraussetzung für ein erfolgreiches Unternehmen.
Mit „Rückenaktiv im Job“ können Unternehmen
ihren Mitarbeitern im wahrsten Sinne des Wortes
Zusätzlich bietet „Rückenaktiv im Job“ ein individuelles Programm für zu Hause. Hier bilden dann
eher Ausdauer und Kräftigung die Schwerpunkte
der Übungen. Dieses „Heimtraining“ setzt sich
zusammen aus Informationen zur Rückengesundheit, Übungseinheiten und einem Programm zur
Steigerung der Ausdauer durch regelmäßige Bewegung in der Freizeit, etwa durch Walken oder Radfahren. Das Programm ist individuell auf das eigene
Aktivitätslevel ausgerichtet. Alle Übungen, die der
Mitarbeiter im Programm kennenlernt, werden
in einem Übungspool gesammelt. Diese Übungen
kann sich jeder Teilnehmer ausdrucken und auch
nach Beendigung des Programms fortführen. Gleiches gilt für die Tippsammlung.
Informationen zu vielen individuellen
Online-Angeboten der AOK wie „Rückenaktiv im
Job“, „Stress im Griff“ oder „Fit im Büro“
gibt es hier: www.aok-bgf.de.
36
.
7
Leistungen nach dem individuellen Ansatz:
persönliche Präventionsangebote für
gesundheitsbezogenes Verhalten
Bei Präventions- und Gesundheitsförderungsangeboten des individuellen Ansatzes liegt der Schwerpunkt auf dem einzelnen Versicherten. In Kursen
und Beratungen in Gruppen werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Möglichkeiten der
gesunden Lebensführung aufgezeigt und Kompetenzen vermittelt, wie sie gesundheitsförderliches
Verhalten in ihren Alltag integrieren und dauerhaft
beibehalten können. Die Angebote sollen die Versicherten zu einem gesundheitsbewussten Verhalten
befähigen und sie zu dessen Umsetzung motivieren.
7.1
Nach den im „Leitfaden Prävention“ [GKV-Spitzenverband 2014] aufgeführten Grundsätzen werden
primärpräventive Kurse in die vier Handlungsfelder Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und
Suchtmittelkonsum untergliedert. In einem Kurs
können mehrere Handlungsfelder kombiniert werden, wie beispielsweise Bewegung und Ernährung.
Bei der Dokumentation wird ein Kurs, der mehrere
Handlungsfelder einbezieht, dem Handlungsfeld
zugeordnet, das den inhaltlichen Schwerpunkt
bildete.
Bewegung im Fokus
Wie in Abbildung 18 dargestellt, nahmen im Jahr
2014 insgesamt 619.691 AOK-Versicherte an Präventionskursen teil. Bezogen auf alle 24,3 Millionen AOKVersicherten im Jahr 2014 [Bundesministerium für
Gesundheit 2015 a] haben damit 2,5 Prozent der AOKVersicherten an einem Präventionskurs teilgenommen. Für die übrige GKV liegt der Anteil in einer
vergleichbaren Größenordnung von 2,4 Prozent.
Abbildung 18: Anzahl direkt erreichter Personen (Kursteilnehmer); individueller Ansatz
AOK
GKV ohne AOK
36,2 %
619.691
63,8 %
1.091.082
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
37
Im Berichtsjahr 2014 machten AOK-Versicherte
regen Gebrauch von individuellen Präventionsangeboten: 36,2 Prozent aller Teilnehmenden in
solchen Kursen waren bei einer AOK versichert.
Das entspricht in etwa dem Marktanteil der
Gesundheitskasse, der 2014 bei 34,6 Prozent lag.
Damit hat sich der Anteil der AOK an der Zahl der
direkt erreichten Personen im Vergleich zum Vorjahr 2013 um circa sieben Prozentpunkte gesteigert. Gleichzeitig hat die Gesundheitskasse auch
ihr finanzielles Engagement in diesem Bereich
ausgebaut: Die Ausgaben der AOK für Präventionskurse des individuellen Ansatzes beliefen
sich 2014 auf insgesamt 73,3 Millionen und lagen
damit deutlich höher als in den Vorjahren (2013:
64,6 Millionen Euro, 2012: 62,6 Millionen Euro).
Kursangebote zu den vier Handlungsfeldern werden
unterschiedlich stark nachgefragt. Sowohl bei der
AOK als auch bei den anderen gesetzlichen Krankenkassen interessierten sich die Teilnehme­rinnen
und Teilnehmer am stärksten für das Thema Bewegung: Rund 70 Prozent der Kursteilnahmen entfielen auf diesen Bereich. An zweiter Stelle stehen
Kurse im Bereich Stressbewältigung, die circa ein
Fünftel der AOK-Versicherten und rund ein Viertel
der Versicherten in der restlichen GKV belegten.
Kurse zum Thema Ernährung wurden mit 8,4 Prozent von AOK-Versicherten mehr als drei Mal so
häufig besucht wie von Versicherten der anderen
gesetzlichen Krankenkassen. Der Anteil an Kursen
zum Suchtmittelkonsum war mit etwa einem Prozent aller Kursteilnahmen relativ gering. Eine ähnliche Verteilung bei der Wahl der Kursinhalte mit
Bewegung als bevorzugtem Handlungsfeld findet
sich auch in den Ergebnissen der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“, mit der das RobertKoch-Institut im Rahmen seines Gesundheitsmonitorings kontinuierlich die gesundheitliche Lage
der Bevölkerung erfasst [Jordan, von der Lippe 2012].
Der Anteil an von AOK-Versicherten besuchten
Kursen in den Bereichen Bewegung, Ernährung
und Stressbewältigung ist nach einem vorübergehenden Rückgang im Jahr 2013 (um jeweils circa
zwei bis fünf Prozentpunkte) im Berichtsjahr 2014
wieder gestiegen und lag etwas über dem Anteil von
2012. Der Anteil von AOK-Versicherten unter den
Kursteilnehmern im Bereich Suchtmittelkonsum
ging im Jahr 2014 im Vergleich zu den beiden Vorjahren um circa zehn bis 15 Prozentpunkte zurück.
Im Vergleich zum Marktanteil der AOK mit 34,6 Prozent nahmen AOK-Versicherte im Berichtsjahr 2014
etwa ebenso häufig wie Versicherte der restlichen
GKV an Kursen im Bereich Bewegung teil, besuchten relativ häufig Kurse im Bereich Ernährung und
fragten Angebote in den Bereichen Stressbewältigung und Suchtmittelkonsum eher seltener nach
(Abbildung 19).
Abbildung 19: Kursteilnahmen nach Handlungsfeldern; individueller Ansatz
AOK
36,8 % 63,2 %
Bewegung
GKV ohne AOK
68,9 % 31,1 %
Ernährung
Stressbewältigung
27,0 % 73,0 %
Suchtmittelkonsum
28,5 % 71,5 %
0%
35 %*
100 %
* Marktanteil der AOK
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
38
7.2AOK-Kurse sprechen relativ viele
junge Versicherte an
Der Anteil an Kursteilnehmern unter 20 Jahren
ist mit drei Prozent bei allen gesetzlich Krankenversicherten insgesamt relativ gering. Von allen
Kursteilnehmern in dieser Altersgruppe war im
Jahr 2014 jedoch fast jeder Zweite (46,3 Prozent) bei
der AOK versichert. Gleiches gilt für die nächsthöhere Altersgruppe (zwischen 20 und 29 Jahren), in
der die AOK-Versicherten ebenfalls etwa die Hälfte
(48,2 Prozent) aller Kursteilnehmer stellten (Abbildung 20). In den anderen Altersgruppen beträgt
der Anteil der AOK-Versicherten an der jeweiligen
Gesamtzahl der Kursteilnehmer jeweils circa ein
Drittel, was in etwa dem Marktanteil der AOK von
34,6 Prozent entspricht.
Der Anteil der 20- bis 29-jährigen AOK-Versicherten
an der Gesamtzahl der Kursteilnahmen hat sich
mit 48,2 Prozent nach einem vorübergehenden
Rückgang im Jahr 2013 (33,4 Prozent) etwas über
dem Niveau von 2012 (46,2 Prozent) eingependelt.
Eine dynamische Entwicklung zeigte sich auch
bei den Kursteilnahmen in der Altersgruppe über
60 Jahren: Nach einem kräftigen Anstieg des Anteils
an Teilnahmen im Jahr 2013 um circa 20 Prozentpunkte ist dieser im Jahr 2014 wieder etwas zurückgegangen und liegt knapp über dem Anteil im Jahr
2012. In Bezug auf den Bedarf an Kursen verschiedener Handlungsfelder spielt grundsätzlich auch die
Altersstruktur der Krankenkassen eine Rolle.
Abbildung 20: Kursteilnahmen nach Altersgruppen; individueller Ansatz
46,3 % 53,7 %
Unter 20 Jahre
AOK
GKV ohne AOK
48,2 % 51,8 %
20 bis 29 Jahre
37,0 % 63,0 %
30 bis 39 Jahre
40 bis 49 Jahre
34,7 % 65,3 %
50 bis 59 Jahre
33,2 % 66,8 %
35,5 % 64,5 %
60 bis 69 Jahre
33,3 % 66,7 %
70 Jahre und älter
0%
35 %*
100 %
* Marktanteil der AOK
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
39
7.3
Frauen fragen Gesundheitskurse stärker nach
Wie Abbildung 21 zeigt, belegten sowohl unter den
AOK-Versicherten als auch unter den Versicherten anderer gesetzlicher Krankenkassen Frauen
deutlich häufiger Kurse in den Handlungsfeldern
Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung.
Dass Frauen doppelt so häufig wie Männer an Präventionsmaßnahmen teilnehmen, zeigen auch
die Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativen
GEDA-Studie des Robert-Koch-Instituts [Jordan,
von der Lippe 2012]. Demnach zeigen Frauen mehr
Interesse an Präventionskursen und gesundheitsförderlichem Verhalten als Männer. Eine mögliche
Erklärung liegt in dem Umstand, dass in vielen
Partnerschaften nach wie vor Frauen einen größeren Anteil der Hausarbeit übernehmen [RheinischWestfälisches Institut für Wirtschaftsforschung 2014].
Der GEDA-Studie zufolge nahmen sowohl Männer
als auch Frauen, die sich nach eigener Einschätzung durch Hausarbeit belastet fühlten, häufiger
an präventiven Maßnahmen teil als Personen, die
sich als nicht belastet einschätzten [Jordan, von der
Lippe 2012].
Während an Kursen zum Suchtmittelkonsum
unter allen gesetzlich Krankenversicherten ohne
AOK-Versicherte mit circa zwei Dritteln immer
noch mehr Frauen als Männer teilnehmen, ist das
Geschlechterverhältnis bei der Teilnahme an Kursen zum Suchtmittelkonsum bei AOK-Versicherten
mit einem Frauenanteil von etwas mehr als der
Hälfte relativ ausgeglichen.
Abbildung 21: Teilnahme an Kursen verschiedener Handlungsfelder nach Geschlecht;
individueller Ansatz
AOK
GKV ohne AOK
Bewegung
79,9 %
20,1 %
79,4 %
20,6 %
Ernährung
80,1 %
19,9 %
80,2 %
19,8 %
Stressbewältigung
86,7 %
13,3 %
83,4 %
16,6 %
Suchtmittelkonsum
53,8 %
46,2 %
64,5 %
35,5 %
0%
50 %
100 %
0%
50 %
Quelle: Kantar Health GmbH nach AOK-Bundesverband; GKV-Spitzenverband; MDS
100 %
40
.
Literatur
Badura B et al. (Hrsg.) (2014): Fehlzeiten-Report 2014. Erfolgreiche Unternehmen von morgen – gesunde
Zukunft heute gestalten. Berlin, Heidelberg
Bundesagentur für Arbeit (2014): Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Altersgruppen in
Deutschland, Stichtag: 31.12.2013. Abzurufen unter: http://statistik.arbeitsagentur.de/nn_10256/SiteGlobals/Forms/Direktsuche/direktsuche_Form_Jahr_Monat.html?view=processForm&resourceId=17652&input_=&pageLocale=de&step=3&category=b&topic=sozbe-zr-svb-alter&year_month=aktuell&year_
month.GROUP=1&search=Suchen (letzter Zugriff: 12.02.2016)
Bundesministerium für Gesundheit (2015 a): Gesetzliche Krankenversicherung. Mitglieder, mitversicherte Angehörige und Krankenstand. Jahresdurchschnitt 2014. Abzurufen unter: http://www.bmg.
bund.de/fileadmin/dateien/Downloads/Statistiken/GKV/Mitglieder_Versicherte/KM1_JD_2014.pdf (letzter
Zugriff: 12.02.2016)
Bundesministerium für Gesundheit (2015 b): Betriebliche Gesundheitsförderung: Umsetzung. Abzurufen
unter: http://www.bmg.bund.de/themen/praevention/betriebliche-gesundheitsfoerderung/umsetzung.
html (letzter Zugriff: 12.02.2016)
Deutsches Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF) (2015): Klein - gesund - wettbewerbsfähig. Betriebliche Gesundheitsförderung in Kleinbetrieben stärken. Positionspapier des Deutschen Netzwerks für Betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF) vom 7.5.2015. Abzurufen unter: http://www.dnbgf.de/
fileadmin/downloads/foren/kmu/Positionspapier_DNBGF_KMU_2015.pdf (letzter Zugriff: 12.02.2016)
GKV-Spitzenverband (2014): Leitfaden Prävention. Handlungsfelder und Kriterien des GKV-Spitzenverbandes zur Umsetzung der §§ 20 und 20 a SGB V vom 21. Juni 2000 in der Fassung vom 10. Dezember
2014. Abzurufen unter: https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/presse/publikationen/
Leitfaden_Praevention-2014_barrierefrei.pdf (zuletzt abgerufen am 12.02.2016)
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