junge selbsthilfe

Transcription

junge selbsthilfe
JUNGE
SELBSTHILFE
JAHRESBERICHT 2015
Ein Projekt der Selbsthilfekontakt- und Beratungsstelle Mitte /
StadtRand gGmbH
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
1. TENDENZEN DER JUNGEN SELBSTHILFE 2015
Die Selbsthilfe-Kontakt- und Beratungsstelle Mitte ist eine der zwölf regionalen
Selbsthilfe- Kontaktstellen Berlins. Mit ihrem Sitz im Osten Moabits ist sie offiziell
Anlaufstelle für Selbsthilfeinteressierte aus dem Großbezirk Mitte.
Im Jahr 2011 begann die Kontaktstelle einen besonderen Arbeitsschwerpunkt in
Sachen Junge Selbsthilfe zu entwickeln. Durch die finanzielle Unterstützung der AOK
Nordost wurde es seitdem möglich, auch personelle Unterstützung für diesen
besonderen
Arbeitsbereich
zu
erhalten.
Mit
19,5
Wochenstunden
und
viel
Engagement hat eine junge Kollegin im Alter der Zielgruppe im Jahr 2015 die
begonnen
Veränderungsprozesse
im
Bereich
der
Jungen
Selbsthilfe
intensiv
fortgesetzt.
Insbesondere in 2015 konnten wir bei unserer Arbeit zum Thema Junge Selbsthilfe
folgende Tendenzen beobachten:
Selbsthilfekontaktstellen als „Sprungbretter“
Die Junge Selbsthilfe ist in Bewegung! Nicht nur in Berlin-Mitte, sondern in der
ganzen Stadt sowie auch in anderen Bundesländern. Die gezielte Öffentlichkeits- und
Beratungsarbeit im Bereich der Selbsthilfeunterstützungsorganisationen – gepaart mit
dem Zeitgeist, den das Thema aktuell trifft - trägt offensichtlich Früchte. Bundesweit
sind Mitarbeitende aus Selbsthilfekontaktstellen und anderen Organisationen auf die
Junge
Selbsthilfe
in
Berlin-Mitte
aufmerksam
geworden
und
stellen
Beratungsanfragen. Es wurde deutlich, dass die Kontaktstellen „Sprungbretter“ der
Jungen Selbsthilfe sein können und dies immer mehr sein möchten. Wir sehen es als
unseren Auftrag, unsere bisherigen Erfahrungen konkret an andere Fachkräfte und
Multiplikator_innen weiter zu geben.
Themenübergreifende Netzwerke als „Meilensteine“
Die SHK Mitte schafft seit 2012 indikationsübergreifende Angebote für junge
Menschen aus Selbsthilfegruppen – v.a. in Workshops und im Rahmen des
monatlichen Stammtischs Junge Selbsthilfe. Diese Angebote bewähren sich nach wie
vor und lohnen sich. Der Stammtisch Junge Selbsthilfe, der in einem Kreuzberger Café
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
stattfindet, hat sich zu einem fest verankerten Angebot der Jungen Selbsthilfe in
Berlin entwickelt und findet z.T. selbstorganisiert und unterstützt vom Projektteam
Junge Selbsthilfe statt. Es hat sich gezeigt, dass der themenübergreifende, lockere
Austausch beim Stammtisch langfristige Netzwerke ermöglicht, das Engagement der
jungen Selbsthilfe-Aktiven fördert und Ihnen Spaß bringt (der wiederum die
Netzwerke wachsen lässt). Allein in 2015 konnten drei neue Mitglieder für das
Projektteam Junge Selbsthilfe über den Stammtisch gewonnen werden.
Die SHK Mitte hat in den letzten 2 Jahren das ehrenamtlich aktive – ebenfalls
themenübergreifende - Projektteam Junge Selbsthilfe in seinem Engagement intensiv
unterstützt. Anhand der Aktivitäten des Teams im Jahr 2015, die dieser Projektbericht
beschreibt, wird deutlich, dass das Engagement des Projektteams erheblich zur
Bekanntmachung der „Jungen Selbsthilfe“ in Berlin und darüber hinaus beigetragen
hat.
„Betroffene“ und Fachkräfte gemeinsam
Interessant ist bei der Zusammensetzung des Projektteamteams nicht nur, dass ganz
unterschiedliche
Selbsthilfegruppen
vertreten
sind,
sondern
auch,
dass
hier
„Betroffene“ und Fachkräfte gemeinsam an einem Strang ziehen.
Auch diese Erfahrung hat sich in unterschiedlichen Kontexten der Jungen Selbsthilfe
in 2015 als positive Tendenz herauskristallisiert. Es ist offensichtlich, dass die jungen
Menschen in der Selbsthilfe durchaus unkonventionelle bzw. bisher eher unübliche
Wege einschlagen. Dazu zählt u.a. die gezielte Zusammenarbeit zwischen den o.g.
Akteursgruppen. Den jungen Leuten geht es um die Sache an sich und sie sind dafür
(oftmals auch unbewusst) bereit, etablierte Grenzen der Zusammenarbeit zu
überschreiten und ausgelatschte Trampelpfade zu verlassen.
Zusammenarbeit zwischen SHK und Selbsthilfeorganisationen
Im Rahmen verschiedener Veranstaltungen zur (Jungen) Selbsthilfe, insbesondere
aber während des Bundestreffens der Jungen Selbsthilfe Ende November 2015 in der
Nähe von Göttingen, wurde deutlich, dass Selbsthilfekontaktstellen sowie auch die
NAKOS weitreichend unbekannt sind. Dass diese Unterstützungsstrukturen in weiten
Teilen der Gesellschaft nicht bekannt sind, wissen bereits viele KontaktstellenMitarbeitende. Dass jedoch viele Menschen, die über Jahre in der Selbsthilfe aktiv
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
sind, nichts von der Existenz von NAKOS und den Selbsthilfekontaktstellen wissen,
enttäuscht und lässt uns regelrecht aufschrecken.
In Gesprächen insbesondere mit jungen Menschen aus Selbsthilfeverbänden wurde
deutlich, dass Informationen zu Kontaktstellen, die das Engagement der (jungen)
Selbsthilfe-Aktiven zusätzlich zum Verband unterstützen könnten, z.T. nicht bis an
die einzelnen Mitglieder gelangen. Darüber hinaus zeigte sich in 2015, dass der
Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Beratungsstellen zum Thema Junge
Selbsthilfe (z.B. Studentenwerk; Koordinationsstelle „Junge Abhängige“ der Caritas)
überfällig ist, um nicht weiterhin wertvolle Synergien zu verpassen.
Experimentierfreude - Neue Formate ausprobieren
Von Beginn unseres Arbeitsschwerpunktes Junge Selbsthilfe hat uns eine Freude am
Ausprobieren begleitet. Da wir anfangs selbst nicht wissen konnten, welche Angebote
erfolgsversprechend seien, war das „Experimentieren“ eine gute Strategie, sich dem
Thema zu nähern. Inzwischen plädieren wir dafür, dass dies eine notwendige
Strategie ist, weil damit eine positive innere Haltung der Offenheit und Neugierde
einhergeht. Dieses „Kultur des Veränderung willkommen heißen“ ist eine unablässige
Voraussetzung für alle Bemühungen bezüglich des Themas Junge Selbsthilfe.
Dieser Projektbericht möchte einen Einblick in die umgesetzten Projekte zum Thema
Junge Selbsthilfe aus dem Jahr 2015 bieten, die oftmals in Zusammenarbeit mit dem
Projektteam Junge Selbsthilfe durchgeführt oder teilweise vom Projektteam Junge
Selbsthilfe initiiert wurde.
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
2. DAS PROJEKTTEAM JUNGE SELBSTHILFE
Wer oder was ist das Projektteam Junge Selbsthilfe?
Beim Projektteam Junge Selbsthilfe engagieren sich zurzeit 13 junge Menschen U 35
aus ganz unterschiedlichen (Selbsthilfe-) Kontexten. Die meisten haben eigene
Selbsthilfegruppenerfahrung – zum Teil als Gründer_innen oder Moderator_innen.
Andere Teilnehmende finden das Thema „Selbsthilfe“ einfach spannend und möchten
sich engagieren oder sind/waren im beruflichen Kontext der Selbsthilfe aktiv. Die
ursprüngliche Kerngruppe des Projektteams setzt sich aus Teilnehmenden einer
Workshopreise in die Türkei zusammen, die im September 2013 von der SHK Mitte
angeboten wurde. Beim intensiven Austausch im Rahmen dieser Reise mit 13
Teilnehmenden entstand der Wunsch, weiter an dem Thema der Jungen Selbsthilfe
dran zu bleiben und (noch) mehr junge Menschen darauf aufmerksam zu machen.
Das erste Treffen des Projektteams Junge Selbsthilfe fand Ende November 2013 statt,
zu
dem
auch
andere
junge
Menschen
kamen,
die
entweder
bereits
an
Veranstaltungen der SHK Mitte teilgenommen oder durch Beratungsgespräche auf das
Team aufmerksam gemacht wurden. Ideell und personell unterstützt wird das
Projektteam Junge Selbsthilfe von Anfang an von der Selbsthilfe- Kontakt- und
Beratungsstelle Mitte.
Die Ziele sowie das Selbstverständnis des Projektteams Junge Selbsthilfe kann man
hier einlesen: http://zusammen-sind-wir-viele.de/
Im Projektjahr 2015 haben sich die Aktiven des Projektteams in verschiedene
folgende „Fachbereiche“ eingeteilt, um die Verantwortlichkeiten auf möglichst viele
Schultern zu verteilen:
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
• Stammtisch
• Homepage
• Soziales (Geburtstage, Ausflüge etc.)
• Externe Veranstaltungen (Festival, YOU …)
• Hochschulen
• Interne Orga (Moderation d. Treffen ...)
• Achtsamkeit
• Öffentlichkeitsarbeit
• Research & Development (neue Ideen
recherchieren, neue Partner_innen …)
Aktivitäten des Projektteams Junge Selbsthilfe 2015
Kick-Off-Workshop, Februar 2015
Wie bereits in 2014 lud das Projektteam Junge Selbsthilfe Anfang des Jahres zu einem
„Kick-Off-Workshop“ ein. Die bisher Aktiven des Teams sowie neue Interessierte
nahmen sich ein ganzes Wochenende Zeit, um die bisherigen Projekte zu evaluieren,
den gemeinsamen Kern des Engagements zu stärken sowie die Projekte für 2015 zu
planen.
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
Planung und Priorisierung der Projektideen für das Jahr 2015
Vorstellung des Projektteams beim Berliner Kontaktstellentreffen
Im Herbst 2014 hatte sich das Projektteam im Berliner Selbsthilfe-Forum und somit
Mitgliedern
ganz
unterschiedlicher
Selbsthilfegruppen,
-Organisationen
sowie
Selbsthilfekontaktstellen vorgestellt. Um die Ideen und Ziele des Teams noch
bekannter unter den Mitarbeitenden der Selbsthilfekontaktstellen zu machen,
präsentierte sich das Team im März 2015 während einer Sitzung der Berliner
Kontaktstellen. Dieses persönliche Kennenlernen trug dazu bei, dass das Projektteam
innerhalb der Berliner Selbsthilfe-Szene v.a. beim Thema „Generationenwandel“
mitgedacht und einbezogen wird.
Projektteam
Junge Selbsthilfe
Vorstellung am 11.03. 2015
Im Rahmen des Kontaktstellentreffens
in der KIS Pankow
Hintergrund
• Auslöser: Workshopreise der SHK Mitte
mit 13 jungen Menschen aus
Selbsthilfegruppen in die Türkei
(September 2013)
• Danach: Wunsch, die Junge Selbsthilfe
weiter voran zu bringen und gemeinsam
Projekte auf die Beine zu stellen
• Gründung des Teams: Nov 2013 mit 8
jungen Menschen aus SHG
Vision & Ziele
• Junge Menschen (U 35) erfahren von Selbsthilfe
und haben ein positives und vorurteilsfreies Bild
von Selbsthilfegruppen
• Junge Menschen lernen sich selbst besser kennen
und erschließen sich neue Lernräume
• Junge Selbsthilfeaktive knüpfen Netzwerke und
fühlen sich durch diesen Austausch gestärkt
• Wir wollen uns NICHT von der älteren Selbsthilfe
isolieren und Bewährtes über Bord werfen
Wer sind wir?
• z.Z. etwa 15 Personen zwischen 19 und 33 J.
• Selbsthilfe-Aktive aus verschiedenen Gruppen
(u.a. Soziale Phobie, Depressionen, Stotterer,
Hochsensible, Sucht) sowie Interessierte
(Studierende, Professionelle aus der Selbsthilfe)
• Dem Team ist es wichtig, die gesellschaftlichen
Ziele der Projekte mit den persönlichen
Lernzielen der TN des Projektteams zu
verknüpfen
Wie arbeiten wir?
• 1-2 monatliche Treffen zur Planung der
Projekte
• Jedes Treffen starten wir mit einem Blitzlicht
zum persönlichen Alltag der Teilnehmenden
und sammeln die Themen des Abends
• Ab und zu: Achtsamkeitsübungen
• Klausurtagungen des Projektteams zur
Zwischenevaluation der Projekte und
Fortbildung des Teams
Ein paar Highlights
• Seit Sommer 2014 eigene Webseite:
www.zusammen-sind-wir-viele.de
• Flyer
• Stoffbeutel „Atze, Karl und Marie ham och
Probleme.“
• 1. Open Stage der Jungen, November 2014
Ein paar Highlights
• Workshops mit Studierenden der Sozialen
Arbeit
• Kick-Off-Meetings 2014 & 2015 zur
Gewinnung von Teilnehmenden und Planung
von neuen Projekten
Open Stage der Jungen
Selbsthilfe 2015
• Am Dienstag, 02.06. 2015, vorauss. 20.00 Uhr
• Vorschläge für das Bühnenprogramm gern an:
[email protected]
HERZLICH WILLKOMMEN!
Bundestreffen Jungen
Selbsthilfe 2015
• Vom 27.-29.11.2015 in der Akademie
Waldschlösschen, nähe Göttingen
• Insgesamt ca. 50 Personen: Junge Menschen
aus SHG (U 35) + Interessierte / Professionelle
aus der Selbsthilfe (auch Ü 35)
• Motto: Zusammen sind wir viele.
• Ziel: Bundesweiter Austausch zur Jungen
Selbsthilfe + Vernetzung
Organisation des
Projektteams Junge Selbsthilfe
• Ehrenamtlich organisiert
• Personell + administrativ unterstützt von der
SHK Mitte
• Bitte nicht mit dem AK Junge Selbsthilfe
verwechseln (Mitarbeiter_innen aus den
SHK‘s)
• Wir freuen uns über die Weiterleitung von
Veranstaltungs-Ankündigungen und über das
„Mitdenken" des Projektteams bei Projekten
Danke!
Projektteam Junge Selbsthilfe
www.zusammen-sind-wir-viele.de
[email protected]
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
Mitwirkung am Selbsthilfe-Tag 2015
Im Juni 2015 richtete die Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V. einen SelbsthilfeTag am Rolandufer in Berlin-Mitte aus. Das Projektteam Junge Selbsthilfe war an
einem Gastgebertisch mit 4 Personen sowie den „Info-Mobilen“ vertreten.
Ein kurzer Bericht dazu erschien im „Flaggschiff“ (02/2015) – der Verbandszeitschrift
der LV Selbsthilfe Berlin.
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
Open Stage der Jungen Selbsthilfe
Am 02. Juni 2015 lud das Projektteam Junge Selbsthilfe zu seiner 2. Open Stage ein.
Im November des vergangenen Jahres fand die erste Offene Bühne in einer Kneipe in
dem angesagten Berliner Stadtteil Neukölln statt. Diesmal wurde ein weitaus größerer
Veranstaltungsort gebraucht, weil mehr Publikum erwartet wurde. Der Zeitpunkt war
gut
gewählt,
da
vom
01.
bis
03.06.
die
Deutsche
Arbeitsgemeinschaft
Selbsthilfegruppen (DAG SHG) in Berlin tagte und deshalb mehr als 100 Fachkräfte
aus Selbsthilfekontaktstellen aus dem ganzen Bundesgebiet in der Stadt waren. Es
waren etwa 60 Plätze für die Tagungsgäste vorgesehen. Die anderen etwa 60 Plätze
im Pinellodrom blieben für private Gäste, Angehörige der Bühnenkünstler_innen etc.
Der Saal wurde voll und der Abend trug dazu bei, das Publikum nachhaltig zum
Thema „Selbsthilfe“ zu inspirieren. Die Bühnenbeiträge – Gesang, Schauspiel, Rap,
Poetry und Improtheater – setzten die eigenen Erfahrungen mit der Selbsthilfe kreativ
in Szene und eröffneten auf diese Weise einen unbeschwerten und direkten Zugang
zu dem Thema. Viele der anwesenden Kontaktstellenmitarbeiter_innen meldeten
zurück, dass sie der Enthusiasmus des Projektteams angesteckt hat und sie nun auch
in ihrer Stadt/Region das Thema Junge Selbsthilfe kreativ anpacken wollen. Auch
unter diesem Aspekt war die Open Stage der Jungen Selbsthilfe 2015 ein wichtiger
Meilenstein
des
Engagements
des
Projektteams,
der
die
Reichweite
aller
vorangegangen Projekte weit überragte. Ein Video zur Open Stage findet man hier:
https://www.youtube.com/watch?v=pW5U_3BgdcI
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
Klausurtagung des Projektteams
Wie bereits im vergangenen Jahr hat es sich für die Teamdynamik und konkrete
Projektplanung bewährt, ein ganzes Wochenende bei einer Klausurtagung zusammen
Zeit zu verbringen. Das Team hat sich Zeit genommen, die bisherigen Projekte und
die Teamstruktur Revue passieren zu lassen und daraus wichtige Impulse für das
weitere Engagement abzuleiten.
Im Mittelpunkt der Planungen der Klausurtagung standen die Erneuerung der Ziele
und Strategien des Teams, die Organisation in Fachbereiche sowie das konkrete
Planen des Bundestreffens1 der Jungen Selbsthilfe im November 2015.
1
Einen Bericht zum Bundestreffen der Jungen Selbsthilfe findet man hier:
http://www.zusammen-sind-wir-viele.de/aktuelles/
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
3. STAMMTISCH JUNGE SELBSTHILFE
Im Jahr 2015 fand der Stammtisch Junge Selbsthilfe zum 30. Mal statt - seit April
2013 gehört dieses monatliche Format fest zur Berliner Selbsthilfe-Szene. Obwohl der
Stammtisch also keineswegs ein Novum ist, möchte dieser Projektbericht einen
kurzen
Blick
darauf
werfen.
Denn
neu
sind
2
Aspekte
bzw.
Erkenntnisse
diesbezüglich:
1. Seit Januar 2015 fühlt sich das Projektteam Junge Selbsthilfe verstärkt
verantwortlich, den Stammtisch zu betreuen. Einige Aktive aus dem Team wechseln
sich regelmäßig ab, den Abend zu „hosten“ – sozusagen als Gastgeber_in vor Ort zu
sein. Diese allmähliche Übergabe von einem hauptamtlich initiierten Angebot in
ehrenamtlich selbstorganisierte Strukturen ist begrüßenswert.
2. Es hat sich bewährt, soviel Zeit und Energie in die Etablierung des Stammtischs zu
geben.
Denn
dieses
informelle,
regelmäßige
Angebot
eröffnet
einen
niedrigschwelligen Zugang zur Selbsthilfe und ist darüber hinaus ein guter „Werbeort“
für das Projektteam Junge Selbsthilfe. Wie oben bereits erwähnt, konnten in 2015 drei
neue Mitglieder für das Projektteam Junge Selbsthilfe über den Stammtisch gewonnen
werden.
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
4. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Artikel zum Projektteam Junge Selbsthilfe
In 2015 haben wir gezielt die Wege der Öffentlichkeitsarbeit genutzt, die möglichst
viele Fachkräfte und Multiplikator_innen der (Jungen) Selbsthilfe erreichen konnten.
Um die bisherigen Erfahrungen zum Projektteam Junge Selbsthilfe weit zu streuen,
erschienen Artikel u.a. in folgenden Medien
•
Magazin des Paritätischen (bundesweit)
•
Paritätischer Rundbrief Berlin
•
„Einblicke“ der BAG Selbsthilfe
•
„Flaggschiff“ der LV Selbsthilfe Berlin
•
Mitgliederzeitschrift der Deutschen Epilepsievereinigung „Einfälle“ Nr. 134
•
Zeitschrift des Gesunde Städte Netzwerks (GSN)
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
YouTube Filme in Zusammenarbeit mit SEKIZ TV
Hilfreich für die bundesweite Verbreitung unserer Erfahrungen zur Jungen Selbsthilfe
waren
und
sind
außerdem
diverse
Filme,
die
im
Auftrag
des
Potsdamer
Selbsthilfezentrums (SEKIZ) gedreht und auf YouTube veröffentlicht wurden. Im
folgenden Film geht es direkt um die Erfahrungen zur Jungen Selbsthilfe aus der
Perspektive einer Kontaktstellen-Mitarbeiterin:
https://www.youtube.com/watch?v=WCTySqVZR9A
Fachtagungen zur Jungen Selbsthilfe
Franziska Anna Leers als Mitarbeiterin der SHK Mitte und Leiterin des Projekts Junge
Selbsthilfe in Berlin-Mitte hatte die Möglichkeit, auf mehren Selbsthilfe-Tagungen in
diesem Jahr als Referentin von den bisherigen Meilen- und auch Stolpersteinen der
Jungen Selbsthilfe zu berichten:
Zum AOK Selbsthilfetag am 20.11.2015 unter dem Motto „Selbsthilfe – (k)eine Frage
des Alters?“ erschienen der unten stehende Bericht auf der AOK-Webseite sowie das
dazugehörige Interview im Magazin „G+G Spezial“. Außerdem kann man sich unter
folgendem Link Impressionen des Tages bei YouTube ansehen:
https://www.youtube.com/watch?v=QO4hx6SZ6rY
Beim Magdeburger Fachtag der Jungen Selbsthilfe „Wir müssen reden“ am 08.12.
2015 legte neben Franziska Anna Leers auch Tanja W. vom Projektteam Junge
Selbsthilfe ihre Perspektiven dar. Die Präsentation zum Vortrag kann man unten
einsehen oder diesen Link folgen:
https://prezi.com/detuldti-dr0/junge-menschen-in-selbsthilfegruppenerfahrungen-der-shk-berlin-mitte/
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
- Selbsthilfe – (k)eine Frage des Alters?
http://www.aok-bv.de/gesundheit/selbsthilfe/index_14486.html
(23.11.15)
Junge
Menschen
wissen
zu
wenig
über
die
Angebote
der
gesundheitlichen
Selbsthilfe.
Deshalb
muss
vor
allem
die
Öffentlichkeitsarbeit für diese Zielgruppe verstärkt werden. Dies ist eins
der Ergebnisse der elften Selbsthilfe-Fachtagung des AOK-Bundesverbandes.
Die Zahl der Aktiven in der gesundheitlichen Selbsthilfe nimmt ab, das
Durchschnittsalter in den Gruppen steigt. Der Grund: Nachwuchsmangel. Junge
Menschen nutzen die Angebote der Selbsthilfe immer noch verhältnismäßig
wenig. Dass an diesem Status Quo gearbeitet werden muss, darüber waren sich
die Teilnehmer der 11. Selbsthilfe-Fachtagung des AOK-Bundesverbandes einig.
Unter dem Motto "Selbsthilfe - (K)eine Frage des Alters?" diskutierten am 20.
November 2015 im Foyer des AOK-Bundesverbandes in Berlin rund 130 Aktive aus
der jungen und der "klassischen" Selbsthilfe darüber, wie sich junge Menschen
für die Angebote der Selbsthilfe begeistern lassen.
"Es ist ja nicht zu leugnen, dass die Mitglieder von Selbsthilfegruppen oft
schon älter und ihre Gruppenstrukturen und ihre Probleme für junge Menschen
deshalb teilweise uninteressant sind. Hat die Selbsthilfe, wie wir sie seit
Jahrzehnten kennen, also ausgedient oder braucht sie ein Facelifting?" Mit
dieser
bewusst
provokanten
Frage
brachte
Claudia
Schick,
Selbsthilfereferentin im AOK-Bundesverband, die Problematik zu Beginn der
Veranstaltung auf den Punkt.
Ziel der Tagung sei es, von Aktiven aus der Jungen Selbsthilfe zu erfahren,
welche Erwartungen sie an eine Selbsthilfe-Gruppe haben und was getan werden
muss, um mehr junge Menschen für die Arbeit in der gesundheitlichen
Selbsthilfe zu begeistern. "Wir wollen - unter anderem mithilfe dieser Tagung
- aktiv etwas dazu beitragen, die Selbsthilfe für die junge Generation
interessanter zu machen", betonte Schick.
Wie sich die Gesundheitskasse auch jenseits der Tagung für junge Menschen
stark
macht,
erklärte
Dr.
Sabine
Richard,
Leiterin
der
Geschäftsführungseinheit Versorgung im AOK-Bundesverband. Mit Magazinen
speziell für junge Versicherten, einem eigenen AOK-Youtube-Kanal und den
verschiedensten Apps würden die Angebote speziell für Jugendliche und junge
Erwachsene seit Jahren konstant ausgebaut, um die Gesundheitskompetenz bei
ihren jungen Versicherten zu stärken. "Wir wünschen uns aufgeklärte und
informierte junge Menschen. Daher wollen wir mit den uns zur Verfügung
stehenden finanziellen Mitteln der Selbsthilfeförderung auch gezielt solche
Projekte fördern, die den Jungen zu Gute kommen", so Richard. Das AOK-System
werde allein 2016 rund 26 Millionen Euro für die Unterstützung der
Selbsthilfe vor Ort, im Land und auf der Bundesebene zur Verfügung stellen.
"Damit können wir schon etwas bewegen", betonte Richard.
Falsches Bild von der Selbsthilfe
Einen Teil dieser Fördergelder nutzt beispielsweise die Nationale Kontaktund Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen
(NAKOS), um zielgruppengerecht auf die Selbsthilfe aufmerksam zu machen. "Es
ist überhaupt keine Frage - es gibt bereits ein nennenswertes Engagement
junger Menschen in der Selbsthilfe. Allerdings ist dieses Engagement in der
breiten Öffentlichkeit quasi unsichtbar", konstatierte Miriam Walther,
wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der NAKOS. Eine von der Nationalen
Kontaktstelle durchgeführte Umfrage unter knapp 900 jungen Erwachsenen habe
gezeigt: Die Befragten wussten nur sehr wenig über die Selbsthilfe. Zentrale
Merkmale wie die Freiwilligkeit des Gruppenbesuches, die Begegnung auf
Augenhöhe ohne fachliche Anleitung sowie der nichtkommerzielle Charakter von
Selbsthilfegruppen seien den meisten jungen Menschen nicht bekannt gewesen.
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
Dies liegt vor allem daran, dass die Vorstellung von der Selbsthilfe bei den
Jungen hauptsächlich durch Film und Fernsehen geprägt wird. "Das in den
Medien transportierte Bild von jammernden Menschen im Stuhlkreis ist völlig
verzerrt und oft auch schlichtweg falsch", betonte Walther. Daher lege die
NAKOS heute einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf die
Öffentlichkeitsarbeit. "Wir setzen auf eine aktive und auf die Zielgruppe
zugeschnittene Ansprachestrategie" erklärte Walther. Im Zentrum der NAKOSAktivitäten steht daher das Internetportal "Schon mal an Selbsthilfegruppen
gedacht?". Hier zeigt die NAKOS Möglichkeiten von gemeinschaftlicher
Selbsthilfe und gibt Hinweise zum Gründen neuer Gruppen. Die Vielfalt jungen
Engagements wird über exemplarische Gruppenportraits deutlich sowie über eine
Pinnwand, auf der junge Gruppen Termine ankündigen, auf Veranstaltungen
aufmerksam machen oder Mitstreiter suchen. Zudem finden Interessierte hier
eine Übersicht von 650 bereits bestehenden jungen Gruppen. Um die Bekanntheit
des Portals zu steigern, nutzt die NAKOS auch Facebook und Twitter. Darüber
hinaus hat die NAKOS auf YouTube einen „Junge Selbsthilfe“-Kanal etabliert,
in dem verschiedene Videos aus dem Selbsthilfefeld zusammengeführt sind. "Wir
wollen die Junge Selbsthilfe zeigen, wie sie wirklich ist – vielfältig und
vielgestaltig", so Walther.
Junge Selbsthilfe ist vielfältig
Einige Musterbeispiele für diese Vielfalt präsentierten sich anschließend auf
der Tagung, etwa die Stotterer-Selbsthilfegruppe Flow. Patrick Chmiela,
Leiter der Berliner Flow-Sprechgruppe, verdeutlichte am Beispiel seiner
Gruppe, was für viele junge Menschen in der Selbsthilfe typisch ist: der
aktive Umgang mit der Krankheit. Denn in der Flow-Sprechgruppe steht neben
dem
Austausch mit Gleichbetroffenen in der Gruppe auch ein regelmäßiges
Sprechtraining auf dem Programm. Dieses Sprechtraining findet allerdings
nicht im geschützten Rahmen der Gruppe statt, sondern draußen, im realen
Leben. Ob Einkaufspassage, Fußgängerzone oder Kaufhaus - das Üben an
öffentlichen Plätzen, das Gespräch mit Menschen, die auf einen Stotterer
nicht
vorbereitet
sind,
ist
ein
ganz
wesentliches
Element
des
Gruppenkonzeptes.
Ein ganz anderes Konzept verfolgt hingegen die virtuelle Selbsthilfegruppe
F.U.MS. Die Abkürzung steht für "Fuck You Multiple Sclerosis" und ist
Programm: Bloß nicht unterkriegen lassen. Die Mitglieder der Gruppe sind für
das gemeinsame Gespräch allerdings an keinen Ort und keine Zeit gebunden. Sie
kommen aus ganz Deutschland und tauschen sich hauptsächlich im Rahmen einer
geschlossenen Facebookgruppe aus. "Wir glauben, dass viele junge Betroffene,
die im typischen Alter zwischen 20 und 40 frisch mit ihrer MS-Diagnose
konfrontiert wurden, nur schwer für eine Selbsthilfegruppe im klassischen
Sinn zu begeistern sind. Unser Weg war es daher, die betroffenen jungen
Menschen dort abzuholen und ihnen zu begegnen, wo sie sich ohnehin aufhalten:
im Internet, und zwar vorrangig bei Facebook“, erklärte Nils Klein,
Mitgründer der Gruppe.
Auch die Gruppe "Jung und Parkinson" (JuP) setzt in ihrem Gruppenalltag sehr
stark auf die neuen Medien. Ein auffallend bunter Webauftritt konnte seit
2014 bereits knapp 170.000 Besucher zählen. "Das zeigt, dass der Bedarf nach
Informationen im Netz da ist", meinte Gruppengründer Rainer Stüber. Die
Gruppe bietet ihren Mitgliedern einen Echtzeit-Chat und ein ärztlich
begleitetes Forum. Damit die Arbeit der Selbsthilfe bekannter werde, setze
JuP aber auch auf eine starke Öffentlichkeitsarbeit, so Stüber weiter.
Deshalb veranstaltet die Gruppe Charity-Galaabende oder organisiert fachliche
Symposien an ungewöhnlichen Orten, zuletzt etwa in einem Kino.
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
Jung und alt unter einem Dach
Dass "junge" und "alte" Selbsthilfe aber auch gut gemeinsam unter dem Dach
eines großen bundesweiten Verbandes existieren können, machte Maria Weber
deutlich, die beim Kreuzbund-Bundesverband den Arbeitsbereich "Junger
Kreuzbund" leitet. Seit acht Jahren setze sich der Kreuzbund im Rahmen dieses
Arbeitsbereiches aktiv damit auseinander, welche Angebote man speziell für
junge Abhängige braucht. Speziell geschulte ehrenamtliche Multiplikatoren
seien in den Regionen Ansprechpartner und Katalysatoren für den Aufbau junger
Gruppen oder die Integration junger Menschen in bereits bestehende, ältere
Gruppen. Inzwischen haben sich im Kreuzbund auf regionaler Ebene etliche
Initiativen für jüngere Suchtkranke entwickelt. "Dort, wo sich ältere
Kreuzbundmitglieder für die Jungen stark machen und sich flexibel auf die
unterschiedlichen Bedürfnislagen einstellen, können sich Angebote für Jüngere
nachhaltiger etablieren", betonte Weber.
Über das erfolgreiche Schaffen von Strukturen, die für einen nachhaltigen
Aufbau der Jungen Selbsthilfe nötig sind, berichtete auch Franziska Anna
Leers von der Selbsthilfe-, Kontakt- und Beratungsstelle Mitte /Stadtrand in
Berlin.
Ganz
oben
auf
der
Liste
steht
auch
bei
Leers
die
Öffentlichkeitsarbeit: "Da viele junge Leute wenig bis gar nichts über die
Selbsthilfe wissen, gehen wir mit unseren Angeboten aktiv dorthin, wo junge
Menschen sind." Die Kontaktstelle arbeite beispielsweise mit verschiedenen
Hochschulen der Sozialarbeit zusammen, um die dortigen Studenten im Rahmen
ihrer Ausbildung über die Selbsthilfearbeit zu informieren. Zudem bietet ein
regelmäßiger Stammtisch Junge Selbsthilfe in einer Berliner Kneipe für junge
Aktive eine zwanglose Möglichkeit zum Austausch untereinander und ist
gleichzeitig niedrigschwellige Anlaufstelle für Interessierte, die gerne
erstmal in einem lockeren und unverbindlichen Rahmen Kontakt zur Selbsthilfe
aufnehmen möchten.
Diskussion im World-Cafe
Am Nachmittag nutzen die Teilnehmer der Tagung das World-Cafe, um an
unterschiedlichen Tischen in Kleingruppen zu diskutieren und sich zu
vernetzen. Das Ergebnis dieser Diskussionen fasste Claudia Schick vom AOKBundesverband so zusammen: "Selbsthilfe muss sichtbarer werden. Wir brauchen
mehr Öffentlichkeitsarbeit, mit der wir gezielt junge Menschen informieren
können, wie die Junge Selbsthilfe wirklich ist. Und nicht zuletzt müssen die
Vorurteile unter den Generationen abgebaut werden, damit jung und alt
gemeinsam in der Selbsthilfe etwas bewegen und dabei auch voneinander
profitieren können."
Franziska Anna Leers arbeitet
als Projektleiterin in der
Selbsthilfe-, Kontakt- und
Beratungsstelle Mitte/
StadtRand gGmbH in Berlin.
INTERVIEW
»Ich hoffe, dass der Funke überspringt«
Junge Menschen zwischen 18 und 35 für die Selbsthilfe begeistern – so bringt Franziska Anna Leers
das Ziel ihrer Arbeit in einer Berliner Selbsthilfekontaktstelle auf den Punkt. Mit ihrer
Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit versucht sie, das Image der Selbsthilfe zu entstauben.
Fotos: istockphoto, privat
Sie arbeiten in einer Kontaktstelle.
Hört sich nicht so an, als würden die
junge Leute vor der Türe Schlange
stehen.
Das stimmt. Da viele junge Leute wenig
bis gar nichts über die Selbsthilfe wissen,
verfolgen wir mit unserer Öffentlichkeitsarbeit einen niedrigschwelligen Ansatz. Wir
gehen also aktiv auf junge Menschen zu,
und zwar dort, wo sie ihre Zeit verbringen.
Wir kooperieren beispielsweise mit verschiedenen Hochschulen und präsentieren
dort unsere Arbeit in Workshops oder auf
Praxismessen. Auch auf der Jugendmesse
YOU haben wir schon dreimal an einem
Stand mitgewirkt. Bei meinen Veranstaltungen begleiten mich meistens junge
Aktive aus den Selbsthilfegruppen, die
über ihre Erfahrungen aus ihrer ganz persönlichen Perspektive berichten. Wir hoffen, dass der Funke überspringt und unsere Besucher und Besucherinnen richtig
Lust auf die Selbsthilfe bekommen.
Authentische Information ist sicher
wichtig. Aber lässt sich so die Junge
Selbsthilfe langfristig aufbauen?
Nein, deshalb fördern wir auch gezielt
nachhaltige Strukturen. Dabei spielt die
Information von Multiplikatoren und
Multiplikatorinnen eine wesentliche Rolle, etwa in der Zusammenarbeit mit Studierenden der Sozialarbeit. Beispielhaft
dafür ist etwa die Kooperation mit der
Katholischen Hochschule Berlin. Hier
sind Unterrichtseinheiten zum Thema
Selbsthilfe im Curriculum verankert, bei
denen wir gemeinsam mit Aktiven aus der
Jungen Selbsthilfe die Studenten und
Studentinnen über die positiven Erfahrungen mit der Selbsthilfe informieren
können. Neben dieser Multiplikatorenarbeit ist uns aber auch der Gedanke der
Vernetzung wichtig.
Wie fördern Sie denn die Vernetzung
konkret?
Die Vernetzung innerhalb der Selbsthilfe
sorgt für einen besseren Austausch unter
den Gruppen und damit auch für einen
Wissenstransfer. Wir laden deshalb einmal im Monat beispielsweise zum Stammtisch Junge Selbsthilfe in ein Kreuzberger
Café ein. Hier treffen sich Interessierte
Junge Menschen
»stellen
sich im
Umgang mit ihrer
Krankheit andere
Fragen als ältere.
«
und Aktive aus der Jungen Selbsthilfe
völlig unabhängig von irgendeiner Indikation. Man sitzt zusammen, tauscht sich
aus und entwickelt Ideen. Im Vordergrund steht dabei der Spaß. Die Vernetzung findet quasi als Nebenprodukt statt.
Daneben bieten wir auch immer wieder
indikationsübergreifende Workshops zu
verschiedenen Themen an, die das Vernetzen der Gruppen gezielt fördern sollen.
Aus mehreren dieser Workshops ist beispielsweise das Projektteam Junge Selbsthilfe hervorgegangen.
Worum geht es beim Projektteam?
Das Team besteht zurzeit aus 15 jungen
Menschen, die sich regelmäßig in Berlin
treffen und sich öffentlichkeitswirksame
Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 12/15, 18. Jahrgang
Projekte ausdenken, um die Junge Selbsthilfe bekannter zu machen. Zum Beispiel
die Open-Stage, wo junge Menschen in
einer angesagten Neuköllner Kneipe auf
die Bühne gehen konnten, um mit Gesang,
Impro-Theater, Poesie oder auch Rap ihren
Umgang mit der Krankheit künstlerisch
auszudrücken. Oder die Beteiligung am
Selbsthilfe-Festival „Bunt und bewegt“,
das im vergangenen Jahr auf dem ehemaligen Tempelhofer Flughafen veranstaltet
wurde. Außerdem hat das Projektteam im
November ein Bundestreffen der Jungen
Selbsthilfe organisiert.
Was unterscheidet die Junge Selbsthilfe eigentlich von den klassischen
Selbsthilfegruppen?
Der Unterschied liegt vor allem in der
Alltagswelt. Bei jungen Menschen stellen
sich im Umgang mit Ihrer Krankheit einfach andere Fragen. Und deshalb gibt es
eben auch diesen Bedarf, sich mit anderen
jungen Betroffenen auszutauschen, die sich
in einer ähnlichen Lebenssituation befinden. Oft sind junge Leute im Umgang mit
ihrer Krankheit experimentierfreudiger als
die Älteren. Sie sind eher bereit, zur Bewältigung ihrer Probleme auch ihre Komfortzone zu verlassen, beispielsweise indem
Menschen mit einer Angststörung sich
bewusst genau den Situationen stellen, vor
denen sie die größte Angst haben. Davon
abgesehen arbeiten viele junge Gruppen
aber auch ganz klassisch: wöchentliche
Treffen in der Kontaktstelle mit Stuhlkreis,
Blitzlicht, Themenfindung und Diskussion. Der Austausch über die verschiedensten
sozialen Medien ersetzt bei den meisten
Gruppen nicht das persönliche Treffen,
sondern ergänzt es. √
13
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
5. BERATUNG ZUR JUNGEN SELBSTHILFE
Die Beratungsanfragen von anderen Selbsthilfeunterstützungsorganisationen aus
Berlin und anderen Bundesländern häuften sich in 2015. Auf diesen gesteigerten
Bedarf wollen wir im kommenden Projektjahr verstärkt reagieren.
Eine konkrete Beratungsanfrage kam beispielsweise von der Selbsthilfekontaktstelle
in Frankfurt (Oder), die sich ab 2016 gezielt mit dem Thema Junge Selbsthilfe
auseinander setzen möchte. Im Rahmen unserer zeitlichen und personellen
Ressourcen konnte Franziska Anna Leers ein Strategiegespräch zwischen der
Frankfurter Selbsthilfekontaktstelle und Vertretern von der Viadrina-Universität vor O
beratend unterstützen.
Auch die Berliner Selbsthilfekontaktstellen sind eingeladen, von der Expertise der SHK
Mitte zur Jungen Selbsthilfe zu profitieren. So kam es z.B. dazu, dass wir die Berliner
Selbsthilfe-Angebote für junge Menschen in einer der jungen Selbsthilfegruppen in
Marzahn vorstellten.
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
6. WORKSHOPS FÜR STUDIERENDE
Seit April 2013 stößt die SHK Mitte an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen
Berlin (KHSB) Workshops zum Thema Selbsthilfe an, bei denen stets junge Menschen
aus Selbsthilfegruppen – meistens Aktive aus dem Projektteam Junge Selbsthilfe - als
Erfahrungsexpert_innen mitwirken. Auch in 2015 wurde diese Informations- und
Aufklärungsarbeit für die zukünftigen Fachkräfte der Sozialarbeit erfolgreich
fortgesetzt.
Ähnlich wie in den vergangenen Semestern wurde das Thema Selbsthilfe interaktiv in
einem 2-stündigen Workshop behandelt, der – nach einem kurzen Brainstorming und
dem Zeigen des Kurzfilms „Self-made. Erfahrungen von jungen Menschen in
Selbsthilfegruppen“ (SHK Mitte, 2012) – viel Raum für persönliche Fragen an die
Selbsthilfeaktiven,
Kleingruppenarbeit
sowie
Einblicke
in
die
Tätigkeit
als
Sozialarbeiterin in der Selbsthilfe ließ.
Unten stehend und unter folgendem Link ist die Präsentation zu den jeweiligen
Workshops einsehbar:
https://prezi.com/tu0krg1jcs8d/vorstellung-der-jungen-selbsthilfe/
Ein Feedback zum Workshop
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
Im Projektjahr 2015 gelang es, einen ersten Workshop mit Studierenden der
Potsdamer Fachhochschule durchzuführen und somit den Grundstein für eine
Kooperation zur Jungen Selbsthilfe zu legen.
Außerdem führte das Projektteam Junge Selbsthilfe und die SHK Mitte einen Workshop
für Stipendiat_innen der Konrad-Adenauer Stiftung durch. Hier gibt es Einblicke in
den Programmablauf:
Termin: 04.06.2015
Dauer: 19.00 – 21.00
Zeit
19.00
Thema
Begrüßung
Arbeitsschritt
Willkommen!
• Vorstellung
• warum wir es wichtig finden, dieses Thema hier einzubringen:
Das Thema SH näher bringen, aufklären
Direkten Austausch zu Selbsthilfe-Aktiven ermöglichen
19.05
Kurze Vorstellungsrunde
Jede_r stellt sich mit Namen und jeweiligem Bezug zur Selbsthilfe kurz
vor
19.15
Film „self-made.
Erfahrungen in jungen
Selbsthilfegruppen
Kurze Version des Films
• Als Anregung, ins Thema zu kommen
• Fragen?
19.20
Input zur Selbsthilfe im
Allgemeinen
Prezi
19.25
Erfahrungsberichte
Jessie, Patrick, Philipp, Martin berichten
• Warum gehst Du in eine Selbsthilfegruppe? Seit wann?
• Wie läuft das bei Euch ab? Was macht Ihr bei den Treffen?
• Was bringt es Dir?
• Fragen aus der Runde
20.00
Kleingruppenarbeit
Jede Gruppe tauscht sich über 3 Fragen aus:
1. MEHR DAVON! Was sind die Stärken der Jungen Selbsthilfe?
2. AUSBAUFÄHIG! Was sind die Herausforderungen der Jungen
Selbsthilfe?
3. JUNGE SELBSTHILFE SALONFÄHIG MACHEN! Und wie?
Sammelt konkrete Ideen, um das Image der (Jungen)
Selbsthilfe zu verbessern.
20.25
Im Plenum
20.50
Vorstellen der
Kleingruppenarbeit
Feedback
21.00
Ende
Abschied, Dank , ggf. noch ein paar Worte zum Projektteam Junge
Selbsthilfe, Einladung zum Stammtisch
Feedback-Runde
• Dein allgemeiner Eindruck vom Workshop
• Was bedeutet es Dir, dass wir uns über Selbsthilfe / SHG
ausgetauscht haben?
• Was nimmst Du mit?
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
7. JUGENDMESSE UND INFOBÖRSEN
YOU
Gemeinsam mit Kolleg_innen von 4 Berliner Selbsthilfe-Kontaktstellen und der NAKOS
sowie mit Vertreter_innen vom Projektteam Junge Selbsthilfe waren wir vom 03. bis
05. Juli 2015 auf der „YOU – die Leitmesse für Jugendkultur“. Wieder gab es eine
Mitmach-Aktion für die jungen Leute, Gespräche, Filmvorführungen sowie InfoPakete zum Thema Selbsthilfe für die Lehrkräfte.
Einen Film zur Standaktion kann man hier anschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=QtGF5jNAIxs
Praxisbörsen an Fachhochschulen
Im dritten Jahr in Folge waren wir - sowie das Projektteam Junge Selbsthilfe - auf der
rege besuchten Praxisbörse der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin
(KHSB) vertreten. Darüber hinaus gelang es uns, in diesem Jahr gemeinsam mit der
Kontaktstelle in Zehlendorf auf der Praxismesse der Evangelischen Hochschule Berlin
für die (Junge) Selbsthilfe zu werben.
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
8. KOOPERATIONEN ZUR JUNGEN SELBSTHILFE
Psychologische Beratungsstelle des Studentenwerks Berlin
Gemeinsam mit einem jungen Mann aus einer Selbsthilfegruppe führten wir ein erstes
Kennenlerngespräch mit mehreren Psycholog_innen vom Berliner Studentenwerk. Ein
wichtiges Ergebnis aus diesem Treffen ist, dass die Mitarbeiter_innen vom
Studentenwerk ein klareres Bild von den Möglichkeiten der Selbsthilfe erhalten haben
und die Informationen gezielter an ihre jungen Klient_innen weitergeben können. Das
Treffen legte eine wichtige Basis für die zukünftige Kooperation, die in 2016 weiter
ausgebaut werden soll.
Projekt der KHSB zu „Erfahrungsexpert_innen“
An der KHSB wird zurzeit ein groß angelegtes Projekt geplant, bei dem Menschen
strukturell in an der Lehre und dem Hochschulwesen beteiligt werden sollen, die
selbst Erfahrungen mit dem Hilfesystem der Sozialen Arbeit gesammelt haben. In
diesem Rahmen werden diese Menschen „Adressat_innen Sozialer Arbeit“ bzw.
„Erfahrungsexpert_innen“ genannt. Die KHSB hat gemeinsam mit einem anderen
Projektpartner einen Förderantrag bei Aktion Mensch eingereicht, dessen Ausgang
derzeit noch unklar ist.
Vor dem Hintergrund der bereits mehrjährigen Erfahrung mit Beteiligung von
„Erfahrungsexpert_innen“ aus (jungen) Selbsthilfegruppen in den regulären Unterricht
an der KHSB, wurde die SHK Mitte / StadtRand gGmbH bereits in 2014 gezielt
angesprochen und als einer der offiziellen Projektpartner gewonnen. Zu einem
Zwischenstands-Treffen
wurden
im
Sommer
2015
alle
bisher
gewonnen
Kooperationspartner_innen – also auch die SHK Mitte - eingeladen. Es gilt
abzuwarten, ob und inwiefern die Beteiligung von (jungen) Menschen aus der
Selbsthilfe am Unterricht über das bisherige Maß gesteigert werden kann.
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
9. ARBEITSKREIS JUNGE SELBSTHILFE
Die Mitarbeiterinnen der SHK Mitte setzten auch in diesem Jahr ihre Arbeit im AK
Junge Selbsthilfe Berlin/Potsdam fort. Neben dem allgemeinen Austausch zum Thema
Junge Selbsthilfe an den verschiedenen Standorten wurden diesmal die Aktionen auf
der YOU 2015 sowie die gemeinsame Veranstaltungsreihe „Jetzt mal ungeschminkt“
geplant. http://www.jetzt-mal-ungeschminkt.de/ Im Rahmen dieser 6-teiligen Reihe
ist die SHK Mitte für zwei Veranstaltungen federführend verantwortlich:
1. Kinoabend zum Thema Angsstörung am 25.11. 2015
Rede-Zeit im November
„Hedi Schneider steckt fest“
Eine Rede-Zeit an anderem Ort. Im
Filmrauschpalast Moabit präsentieren
wir den 2015 entstandenen, tragikkomischen Film über eine junge
Familie, die durch die Angststörung
der Mutter vor viele
Herausforderungen gestellt wird.
Im Anschluss an den Film erzählen
junge Betroffene von Ihren
Erfahrungen mit der Erkrankung und
den Unterstützungsmöglichkeiten in
Behandlungswegen,
Selbsthilfe, Familien- und
Freundeskreis.
Zeit: Mittwoch, 25.11.2015, 18.00 –
20.00 Uhr
Kosten: kostenfrei
Info: 030 – 394 63 64
Ort: Filmrauschpalast in der
Kulturfabrik Moabit, Lehrter Straße
35, 10557 Berlin
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
2. Yoga-Event für mehr Selbstfürsorge am 21. 06. 2016
Get balanced
Das Yoga-Event für mehr
Selbstfürsorge
Stresst Dich Dein Alltag? Fühlst Du
Dich ausgepowert? Möchtest Du mit
anderen Berliner_innen ein Zeichen
für mehr Balance und Achtsamkeit in
unserer Stadt setzen?
Dann sei dabei – wenn sich Berlin
zum Weltyogatag gemeinsam eine Pause
gönnt.
Mit der Yoga-Übung des Baumes, die
für Ausgleich und Balance steht,
kannst Du auf dem Alexanderplatz
live miterleben, wie sich dieses
Innehalten anfühlt.
Außerdem wirst Du herausfinden, was
Achtsamkeit und Selbstfürsorge mit
Selbsthilfegruppen zu tun haben.
Einfach vorbei kommen, Freund_innen
mitbringen, für ein paar Minuten die
Kraft des Yoga-Baumes erfühlen und
Deine Stimme für mehr Balance und
Selbstfürsorge im Berliner Trubel
abgeben.
Wir freuen uns auf Dich!
21. Juni 2016 (Weltyogatag)
15.00 – 18.00 Uhr
Alexanderplatz
Franziska Anna Leers
Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle Mitte
/ StadtRand gGmbH
Perleberger Str. 44 - 10559 Berlin
Tel.: 030.3946364
www.stadtrand-berlin.de
[email protected]
Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015
Ein ereignisreiches Jahr der Jungen Selbsthilfe geht zu Ende. Vielen Dank 2015!
Dieser Bericht wurde erstellt von:
Franziska Anna Leers
Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle Mitte /
StadtRand gGmbH
Perleberger Str. 44 - 10559 Berlin
Tel.: 030.3946364
www.stadtrand-berlin.de
[email protected]