junge selbsthilfe
Transcription
junge selbsthilfe
JUNGE SELBSTHILFE JAHRESBERICHT 2015 Ein Projekt der Selbsthilfekontakt- und Beratungsstelle Mitte / StadtRand gGmbH Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 1. TENDENZEN DER JUNGEN SELBSTHILFE 2015 Die Selbsthilfe-Kontakt- und Beratungsstelle Mitte ist eine der zwölf regionalen Selbsthilfe- Kontaktstellen Berlins. Mit ihrem Sitz im Osten Moabits ist sie offiziell Anlaufstelle für Selbsthilfeinteressierte aus dem Großbezirk Mitte. Im Jahr 2011 begann die Kontaktstelle einen besonderen Arbeitsschwerpunkt in Sachen Junge Selbsthilfe zu entwickeln. Durch die finanzielle Unterstützung der AOK Nordost wurde es seitdem möglich, auch personelle Unterstützung für diesen besonderen Arbeitsbereich zu erhalten. Mit 19,5 Wochenstunden und viel Engagement hat eine junge Kollegin im Alter der Zielgruppe im Jahr 2015 die begonnen Veränderungsprozesse im Bereich der Jungen Selbsthilfe intensiv fortgesetzt. Insbesondere in 2015 konnten wir bei unserer Arbeit zum Thema Junge Selbsthilfe folgende Tendenzen beobachten: Selbsthilfekontaktstellen als „Sprungbretter“ Die Junge Selbsthilfe ist in Bewegung! Nicht nur in Berlin-Mitte, sondern in der ganzen Stadt sowie auch in anderen Bundesländern. Die gezielte Öffentlichkeits- und Beratungsarbeit im Bereich der Selbsthilfeunterstützungsorganisationen – gepaart mit dem Zeitgeist, den das Thema aktuell trifft - trägt offensichtlich Früchte. Bundesweit sind Mitarbeitende aus Selbsthilfekontaktstellen und anderen Organisationen auf die Junge Selbsthilfe in Berlin-Mitte aufmerksam geworden und stellen Beratungsanfragen. Es wurde deutlich, dass die Kontaktstellen „Sprungbretter“ der Jungen Selbsthilfe sein können und dies immer mehr sein möchten. Wir sehen es als unseren Auftrag, unsere bisherigen Erfahrungen konkret an andere Fachkräfte und Multiplikator_innen weiter zu geben. Themenübergreifende Netzwerke als „Meilensteine“ Die SHK Mitte schafft seit 2012 indikationsübergreifende Angebote für junge Menschen aus Selbsthilfegruppen – v.a. in Workshops und im Rahmen des monatlichen Stammtischs Junge Selbsthilfe. Diese Angebote bewähren sich nach wie vor und lohnen sich. Der Stammtisch Junge Selbsthilfe, der in einem Kreuzberger Café Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 stattfindet, hat sich zu einem fest verankerten Angebot der Jungen Selbsthilfe in Berlin entwickelt und findet z.T. selbstorganisiert und unterstützt vom Projektteam Junge Selbsthilfe statt. Es hat sich gezeigt, dass der themenübergreifende, lockere Austausch beim Stammtisch langfristige Netzwerke ermöglicht, das Engagement der jungen Selbsthilfe-Aktiven fördert und Ihnen Spaß bringt (der wiederum die Netzwerke wachsen lässt). Allein in 2015 konnten drei neue Mitglieder für das Projektteam Junge Selbsthilfe über den Stammtisch gewonnen werden. Die SHK Mitte hat in den letzten 2 Jahren das ehrenamtlich aktive – ebenfalls themenübergreifende - Projektteam Junge Selbsthilfe in seinem Engagement intensiv unterstützt. Anhand der Aktivitäten des Teams im Jahr 2015, die dieser Projektbericht beschreibt, wird deutlich, dass das Engagement des Projektteams erheblich zur Bekanntmachung der „Jungen Selbsthilfe“ in Berlin und darüber hinaus beigetragen hat. „Betroffene“ und Fachkräfte gemeinsam Interessant ist bei der Zusammensetzung des Projektteamteams nicht nur, dass ganz unterschiedliche Selbsthilfegruppen vertreten sind, sondern auch, dass hier „Betroffene“ und Fachkräfte gemeinsam an einem Strang ziehen. Auch diese Erfahrung hat sich in unterschiedlichen Kontexten der Jungen Selbsthilfe in 2015 als positive Tendenz herauskristallisiert. Es ist offensichtlich, dass die jungen Menschen in der Selbsthilfe durchaus unkonventionelle bzw. bisher eher unübliche Wege einschlagen. Dazu zählt u.a. die gezielte Zusammenarbeit zwischen den o.g. Akteursgruppen. Den jungen Leuten geht es um die Sache an sich und sie sind dafür (oftmals auch unbewusst) bereit, etablierte Grenzen der Zusammenarbeit zu überschreiten und ausgelatschte Trampelpfade zu verlassen. Zusammenarbeit zwischen SHK und Selbsthilfeorganisationen Im Rahmen verschiedener Veranstaltungen zur (Jungen) Selbsthilfe, insbesondere aber während des Bundestreffens der Jungen Selbsthilfe Ende November 2015 in der Nähe von Göttingen, wurde deutlich, dass Selbsthilfekontaktstellen sowie auch die NAKOS weitreichend unbekannt sind. Dass diese Unterstützungsstrukturen in weiten Teilen der Gesellschaft nicht bekannt sind, wissen bereits viele KontaktstellenMitarbeitende. Dass jedoch viele Menschen, die über Jahre in der Selbsthilfe aktiv Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 sind, nichts von der Existenz von NAKOS und den Selbsthilfekontaktstellen wissen, enttäuscht und lässt uns regelrecht aufschrecken. In Gesprächen insbesondere mit jungen Menschen aus Selbsthilfeverbänden wurde deutlich, dass Informationen zu Kontaktstellen, die das Engagement der (jungen) Selbsthilfe-Aktiven zusätzlich zum Verband unterstützen könnten, z.T. nicht bis an die einzelnen Mitglieder gelangen. Darüber hinaus zeigte sich in 2015, dass der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Beratungsstellen zum Thema Junge Selbsthilfe (z.B. Studentenwerk; Koordinationsstelle „Junge Abhängige“ der Caritas) überfällig ist, um nicht weiterhin wertvolle Synergien zu verpassen. Experimentierfreude - Neue Formate ausprobieren Von Beginn unseres Arbeitsschwerpunktes Junge Selbsthilfe hat uns eine Freude am Ausprobieren begleitet. Da wir anfangs selbst nicht wissen konnten, welche Angebote erfolgsversprechend seien, war das „Experimentieren“ eine gute Strategie, sich dem Thema zu nähern. Inzwischen plädieren wir dafür, dass dies eine notwendige Strategie ist, weil damit eine positive innere Haltung der Offenheit und Neugierde einhergeht. Dieses „Kultur des Veränderung willkommen heißen“ ist eine unablässige Voraussetzung für alle Bemühungen bezüglich des Themas Junge Selbsthilfe. Dieser Projektbericht möchte einen Einblick in die umgesetzten Projekte zum Thema Junge Selbsthilfe aus dem Jahr 2015 bieten, die oftmals in Zusammenarbeit mit dem Projektteam Junge Selbsthilfe durchgeführt oder teilweise vom Projektteam Junge Selbsthilfe initiiert wurde. Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 2. DAS PROJEKTTEAM JUNGE SELBSTHILFE Wer oder was ist das Projektteam Junge Selbsthilfe? Beim Projektteam Junge Selbsthilfe engagieren sich zurzeit 13 junge Menschen U 35 aus ganz unterschiedlichen (Selbsthilfe-) Kontexten. Die meisten haben eigene Selbsthilfegruppenerfahrung – zum Teil als Gründer_innen oder Moderator_innen. Andere Teilnehmende finden das Thema „Selbsthilfe“ einfach spannend und möchten sich engagieren oder sind/waren im beruflichen Kontext der Selbsthilfe aktiv. Die ursprüngliche Kerngruppe des Projektteams setzt sich aus Teilnehmenden einer Workshopreise in die Türkei zusammen, die im September 2013 von der SHK Mitte angeboten wurde. Beim intensiven Austausch im Rahmen dieser Reise mit 13 Teilnehmenden entstand der Wunsch, weiter an dem Thema der Jungen Selbsthilfe dran zu bleiben und (noch) mehr junge Menschen darauf aufmerksam zu machen. Das erste Treffen des Projektteams Junge Selbsthilfe fand Ende November 2013 statt, zu dem auch andere junge Menschen kamen, die entweder bereits an Veranstaltungen der SHK Mitte teilgenommen oder durch Beratungsgespräche auf das Team aufmerksam gemacht wurden. Ideell und personell unterstützt wird das Projektteam Junge Selbsthilfe von Anfang an von der Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle Mitte. Die Ziele sowie das Selbstverständnis des Projektteams Junge Selbsthilfe kann man hier einlesen: http://zusammen-sind-wir-viele.de/ Im Projektjahr 2015 haben sich die Aktiven des Projektteams in verschiedene folgende „Fachbereiche“ eingeteilt, um die Verantwortlichkeiten auf möglichst viele Schultern zu verteilen: Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 • Stammtisch • Homepage • Soziales (Geburtstage, Ausflüge etc.) • Externe Veranstaltungen (Festival, YOU …) • Hochschulen • Interne Orga (Moderation d. Treffen ...) • Achtsamkeit • Öffentlichkeitsarbeit • Research & Development (neue Ideen recherchieren, neue Partner_innen …) Aktivitäten des Projektteams Junge Selbsthilfe 2015 Kick-Off-Workshop, Februar 2015 Wie bereits in 2014 lud das Projektteam Junge Selbsthilfe Anfang des Jahres zu einem „Kick-Off-Workshop“ ein. Die bisher Aktiven des Teams sowie neue Interessierte nahmen sich ein ganzes Wochenende Zeit, um die bisherigen Projekte zu evaluieren, den gemeinsamen Kern des Engagements zu stärken sowie die Projekte für 2015 zu planen. Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 Planung und Priorisierung der Projektideen für das Jahr 2015 Vorstellung des Projektteams beim Berliner Kontaktstellentreffen Im Herbst 2014 hatte sich das Projektteam im Berliner Selbsthilfe-Forum und somit Mitgliedern ganz unterschiedlicher Selbsthilfegruppen, -Organisationen sowie Selbsthilfekontaktstellen vorgestellt. Um die Ideen und Ziele des Teams noch bekannter unter den Mitarbeitenden der Selbsthilfekontaktstellen zu machen, präsentierte sich das Team im März 2015 während einer Sitzung der Berliner Kontaktstellen. Dieses persönliche Kennenlernen trug dazu bei, dass das Projektteam innerhalb der Berliner Selbsthilfe-Szene v.a. beim Thema „Generationenwandel“ mitgedacht und einbezogen wird. Projektteam Junge Selbsthilfe Vorstellung am 11.03. 2015 Im Rahmen des Kontaktstellentreffens in der KIS Pankow Hintergrund • Auslöser: Workshopreise der SHK Mitte mit 13 jungen Menschen aus Selbsthilfegruppen in die Türkei (September 2013) • Danach: Wunsch, die Junge Selbsthilfe weiter voran zu bringen und gemeinsam Projekte auf die Beine zu stellen • Gründung des Teams: Nov 2013 mit 8 jungen Menschen aus SHG Vision & Ziele • Junge Menschen (U 35) erfahren von Selbsthilfe und haben ein positives und vorurteilsfreies Bild von Selbsthilfegruppen • Junge Menschen lernen sich selbst besser kennen und erschließen sich neue Lernräume • Junge Selbsthilfeaktive knüpfen Netzwerke und fühlen sich durch diesen Austausch gestärkt • Wir wollen uns NICHT von der älteren Selbsthilfe isolieren und Bewährtes über Bord werfen Wer sind wir? • z.Z. etwa 15 Personen zwischen 19 und 33 J. • Selbsthilfe-Aktive aus verschiedenen Gruppen (u.a. Soziale Phobie, Depressionen, Stotterer, Hochsensible, Sucht) sowie Interessierte (Studierende, Professionelle aus der Selbsthilfe) • Dem Team ist es wichtig, die gesellschaftlichen Ziele der Projekte mit den persönlichen Lernzielen der TN des Projektteams zu verknüpfen Wie arbeiten wir? • 1-2 monatliche Treffen zur Planung der Projekte • Jedes Treffen starten wir mit einem Blitzlicht zum persönlichen Alltag der Teilnehmenden und sammeln die Themen des Abends • Ab und zu: Achtsamkeitsübungen • Klausurtagungen des Projektteams zur Zwischenevaluation der Projekte und Fortbildung des Teams Ein paar Highlights • Seit Sommer 2014 eigene Webseite: www.zusammen-sind-wir-viele.de • Flyer • Stoffbeutel „Atze, Karl und Marie ham och Probleme.“ • 1. Open Stage der Jungen, November 2014 Ein paar Highlights • Workshops mit Studierenden der Sozialen Arbeit • Kick-Off-Meetings 2014 & 2015 zur Gewinnung von Teilnehmenden und Planung von neuen Projekten Open Stage der Jungen Selbsthilfe 2015 • Am Dienstag, 02.06. 2015, vorauss. 20.00 Uhr • Vorschläge für das Bühnenprogramm gern an: [email protected] HERZLICH WILLKOMMEN! Bundestreffen Jungen Selbsthilfe 2015 • Vom 27.-29.11.2015 in der Akademie Waldschlösschen, nähe Göttingen • Insgesamt ca. 50 Personen: Junge Menschen aus SHG (U 35) + Interessierte / Professionelle aus der Selbsthilfe (auch Ü 35) • Motto: Zusammen sind wir viele. • Ziel: Bundesweiter Austausch zur Jungen Selbsthilfe + Vernetzung Organisation des Projektteams Junge Selbsthilfe • Ehrenamtlich organisiert • Personell + administrativ unterstützt von der SHK Mitte • Bitte nicht mit dem AK Junge Selbsthilfe verwechseln (Mitarbeiter_innen aus den SHK‘s) • Wir freuen uns über die Weiterleitung von Veranstaltungs-Ankündigungen und über das „Mitdenken" des Projektteams bei Projekten Danke! Projektteam Junge Selbsthilfe www.zusammen-sind-wir-viele.de [email protected] Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 Mitwirkung am Selbsthilfe-Tag 2015 Im Juni 2015 richtete die Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin e.V. einen SelbsthilfeTag am Rolandufer in Berlin-Mitte aus. Das Projektteam Junge Selbsthilfe war an einem Gastgebertisch mit 4 Personen sowie den „Info-Mobilen“ vertreten. Ein kurzer Bericht dazu erschien im „Flaggschiff“ (02/2015) – der Verbandszeitschrift der LV Selbsthilfe Berlin. Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 Open Stage der Jungen Selbsthilfe Am 02. Juni 2015 lud das Projektteam Junge Selbsthilfe zu seiner 2. Open Stage ein. Im November des vergangenen Jahres fand die erste Offene Bühne in einer Kneipe in dem angesagten Berliner Stadtteil Neukölln statt. Diesmal wurde ein weitaus größerer Veranstaltungsort gebraucht, weil mehr Publikum erwartet wurde. Der Zeitpunkt war gut gewählt, da vom 01. bis 03.06. die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen (DAG SHG) in Berlin tagte und deshalb mehr als 100 Fachkräfte aus Selbsthilfekontaktstellen aus dem ganzen Bundesgebiet in der Stadt waren. Es waren etwa 60 Plätze für die Tagungsgäste vorgesehen. Die anderen etwa 60 Plätze im Pinellodrom blieben für private Gäste, Angehörige der Bühnenkünstler_innen etc. Der Saal wurde voll und der Abend trug dazu bei, das Publikum nachhaltig zum Thema „Selbsthilfe“ zu inspirieren. Die Bühnenbeiträge – Gesang, Schauspiel, Rap, Poetry und Improtheater – setzten die eigenen Erfahrungen mit der Selbsthilfe kreativ in Szene und eröffneten auf diese Weise einen unbeschwerten und direkten Zugang zu dem Thema. Viele der anwesenden Kontaktstellenmitarbeiter_innen meldeten zurück, dass sie der Enthusiasmus des Projektteams angesteckt hat und sie nun auch in ihrer Stadt/Region das Thema Junge Selbsthilfe kreativ anpacken wollen. Auch unter diesem Aspekt war die Open Stage der Jungen Selbsthilfe 2015 ein wichtiger Meilenstein des Engagements des Projektteams, der die Reichweite aller vorangegangen Projekte weit überragte. Ein Video zur Open Stage findet man hier: https://www.youtube.com/watch?v=pW5U_3BgdcI Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 Klausurtagung des Projektteams Wie bereits im vergangenen Jahr hat es sich für die Teamdynamik und konkrete Projektplanung bewährt, ein ganzes Wochenende bei einer Klausurtagung zusammen Zeit zu verbringen. Das Team hat sich Zeit genommen, die bisherigen Projekte und die Teamstruktur Revue passieren zu lassen und daraus wichtige Impulse für das weitere Engagement abzuleiten. Im Mittelpunkt der Planungen der Klausurtagung standen die Erneuerung der Ziele und Strategien des Teams, die Organisation in Fachbereiche sowie das konkrete Planen des Bundestreffens1 der Jungen Selbsthilfe im November 2015. 1 Einen Bericht zum Bundestreffen der Jungen Selbsthilfe findet man hier: http://www.zusammen-sind-wir-viele.de/aktuelles/ Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 3. STAMMTISCH JUNGE SELBSTHILFE Im Jahr 2015 fand der Stammtisch Junge Selbsthilfe zum 30. Mal statt - seit April 2013 gehört dieses monatliche Format fest zur Berliner Selbsthilfe-Szene. Obwohl der Stammtisch also keineswegs ein Novum ist, möchte dieser Projektbericht einen kurzen Blick darauf werfen. Denn neu sind 2 Aspekte bzw. Erkenntnisse diesbezüglich: 1. Seit Januar 2015 fühlt sich das Projektteam Junge Selbsthilfe verstärkt verantwortlich, den Stammtisch zu betreuen. Einige Aktive aus dem Team wechseln sich regelmäßig ab, den Abend zu „hosten“ – sozusagen als Gastgeber_in vor Ort zu sein. Diese allmähliche Übergabe von einem hauptamtlich initiierten Angebot in ehrenamtlich selbstorganisierte Strukturen ist begrüßenswert. 2. Es hat sich bewährt, soviel Zeit und Energie in die Etablierung des Stammtischs zu geben. Denn dieses informelle, regelmäßige Angebot eröffnet einen niedrigschwelligen Zugang zur Selbsthilfe und ist darüber hinaus ein guter „Werbeort“ für das Projektteam Junge Selbsthilfe. Wie oben bereits erwähnt, konnten in 2015 drei neue Mitglieder für das Projektteam Junge Selbsthilfe über den Stammtisch gewonnen werden. Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 4. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Artikel zum Projektteam Junge Selbsthilfe In 2015 haben wir gezielt die Wege der Öffentlichkeitsarbeit genutzt, die möglichst viele Fachkräfte und Multiplikator_innen der (Jungen) Selbsthilfe erreichen konnten. Um die bisherigen Erfahrungen zum Projektteam Junge Selbsthilfe weit zu streuen, erschienen Artikel u.a. in folgenden Medien • Magazin des Paritätischen (bundesweit) • Paritätischer Rundbrief Berlin • „Einblicke“ der BAG Selbsthilfe • „Flaggschiff“ der LV Selbsthilfe Berlin • Mitgliederzeitschrift der Deutschen Epilepsievereinigung „Einfälle“ Nr. 134 • Zeitschrift des Gesunde Städte Netzwerks (GSN) Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 YouTube Filme in Zusammenarbeit mit SEKIZ TV Hilfreich für die bundesweite Verbreitung unserer Erfahrungen zur Jungen Selbsthilfe waren und sind außerdem diverse Filme, die im Auftrag des Potsdamer Selbsthilfezentrums (SEKIZ) gedreht und auf YouTube veröffentlicht wurden. Im folgenden Film geht es direkt um die Erfahrungen zur Jungen Selbsthilfe aus der Perspektive einer Kontaktstellen-Mitarbeiterin: https://www.youtube.com/watch?v=WCTySqVZR9A Fachtagungen zur Jungen Selbsthilfe Franziska Anna Leers als Mitarbeiterin der SHK Mitte und Leiterin des Projekts Junge Selbsthilfe in Berlin-Mitte hatte die Möglichkeit, auf mehren Selbsthilfe-Tagungen in diesem Jahr als Referentin von den bisherigen Meilen- und auch Stolpersteinen der Jungen Selbsthilfe zu berichten: Zum AOK Selbsthilfetag am 20.11.2015 unter dem Motto „Selbsthilfe – (k)eine Frage des Alters?“ erschienen der unten stehende Bericht auf der AOK-Webseite sowie das dazugehörige Interview im Magazin „G+G Spezial“. Außerdem kann man sich unter folgendem Link Impressionen des Tages bei YouTube ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=QO4hx6SZ6rY Beim Magdeburger Fachtag der Jungen Selbsthilfe „Wir müssen reden“ am 08.12. 2015 legte neben Franziska Anna Leers auch Tanja W. vom Projektteam Junge Selbsthilfe ihre Perspektiven dar. Die Präsentation zum Vortrag kann man unten einsehen oder diesen Link folgen: https://prezi.com/detuldti-dr0/junge-menschen-in-selbsthilfegruppenerfahrungen-der-shk-berlin-mitte/ Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 - Selbsthilfe – (k)eine Frage des Alters? http://www.aok-bv.de/gesundheit/selbsthilfe/index_14486.html (23.11.15) Junge Menschen wissen zu wenig über die Angebote der gesundheitlichen Selbsthilfe. Deshalb muss vor allem die Öffentlichkeitsarbeit für diese Zielgruppe verstärkt werden. Dies ist eins der Ergebnisse der elften Selbsthilfe-Fachtagung des AOK-Bundesverbandes. Die Zahl der Aktiven in der gesundheitlichen Selbsthilfe nimmt ab, das Durchschnittsalter in den Gruppen steigt. Der Grund: Nachwuchsmangel. Junge Menschen nutzen die Angebote der Selbsthilfe immer noch verhältnismäßig wenig. Dass an diesem Status Quo gearbeitet werden muss, darüber waren sich die Teilnehmer der 11. Selbsthilfe-Fachtagung des AOK-Bundesverbandes einig. Unter dem Motto "Selbsthilfe - (K)eine Frage des Alters?" diskutierten am 20. November 2015 im Foyer des AOK-Bundesverbandes in Berlin rund 130 Aktive aus der jungen und der "klassischen" Selbsthilfe darüber, wie sich junge Menschen für die Angebote der Selbsthilfe begeistern lassen. "Es ist ja nicht zu leugnen, dass die Mitglieder von Selbsthilfegruppen oft schon älter und ihre Gruppenstrukturen und ihre Probleme für junge Menschen deshalb teilweise uninteressant sind. Hat die Selbsthilfe, wie wir sie seit Jahrzehnten kennen, also ausgedient oder braucht sie ein Facelifting?" Mit dieser bewusst provokanten Frage brachte Claudia Schick, Selbsthilfereferentin im AOK-Bundesverband, die Problematik zu Beginn der Veranstaltung auf den Punkt. Ziel der Tagung sei es, von Aktiven aus der Jungen Selbsthilfe zu erfahren, welche Erwartungen sie an eine Selbsthilfe-Gruppe haben und was getan werden muss, um mehr junge Menschen für die Arbeit in der gesundheitlichen Selbsthilfe zu begeistern. "Wir wollen - unter anderem mithilfe dieser Tagung - aktiv etwas dazu beitragen, die Selbsthilfe für die junge Generation interessanter zu machen", betonte Schick. Wie sich die Gesundheitskasse auch jenseits der Tagung für junge Menschen stark macht, erklärte Dr. Sabine Richard, Leiterin der Geschäftsführungseinheit Versorgung im AOK-Bundesverband. Mit Magazinen speziell für junge Versicherten, einem eigenen AOK-Youtube-Kanal und den verschiedensten Apps würden die Angebote speziell für Jugendliche und junge Erwachsene seit Jahren konstant ausgebaut, um die Gesundheitskompetenz bei ihren jungen Versicherten zu stärken. "Wir wünschen uns aufgeklärte und informierte junge Menschen. Daher wollen wir mit den uns zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln der Selbsthilfeförderung auch gezielt solche Projekte fördern, die den Jungen zu Gute kommen", so Richard. Das AOK-System werde allein 2016 rund 26 Millionen Euro für die Unterstützung der Selbsthilfe vor Ort, im Land und auf der Bundesebene zur Verfügung stellen. "Damit können wir schon etwas bewegen", betonte Richard. Falsches Bild von der Selbsthilfe Einen Teil dieser Fördergelder nutzt beispielsweise die Nationale Kontaktund Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS), um zielgruppengerecht auf die Selbsthilfe aufmerksam zu machen. "Es ist überhaupt keine Frage - es gibt bereits ein nennenswertes Engagement junger Menschen in der Selbsthilfe. Allerdings ist dieses Engagement in der breiten Öffentlichkeit quasi unsichtbar", konstatierte Miriam Walther, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der NAKOS. Eine von der Nationalen Kontaktstelle durchgeführte Umfrage unter knapp 900 jungen Erwachsenen habe gezeigt: Die Befragten wussten nur sehr wenig über die Selbsthilfe. Zentrale Merkmale wie die Freiwilligkeit des Gruppenbesuches, die Begegnung auf Augenhöhe ohne fachliche Anleitung sowie der nichtkommerzielle Charakter von Selbsthilfegruppen seien den meisten jungen Menschen nicht bekannt gewesen. Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 Dies liegt vor allem daran, dass die Vorstellung von der Selbsthilfe bei den Jungen hauptsächlich durch Film und Fernsehen geprägt wird. "Das in den Medien transportierte Bild von jammernden Menschen im Stuhlkreis ist völlig verzerrt und oft auch schlichtweg falsch", betonte Walther. Daher lege die NAKOS heute einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf die Öffentlichkeitsarbeit. "Wir setzen auf eine aktive und auf die Zielgruppe zugeschnittene Ansprachestrategie" erklärte Walther. Im Zentrum der NAKOSAktivitäten steht daher das Internetportal "Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht?". Hier zeigt die NAKOS Möglichkeiten von gemeinschaftlicher Selbsthilfe und gibt Hinweise zum Gründen neuer Gruppen. Die Vielfalt jungen Engagements wird über exemplarische Gruppenportraits deutlich sowie über eine Pinnwand, auf der junge Gruppen Termine ankündigen, auf Veranstaltungen aufmerksam machen oder Mitstreiter suchen. Zudem finden Interessierte hier eine Übersicht von 650 bereits bestehenden jungen Gruppen. Um die Bekanntheit des Portals zu steigern, nutzt die NAKOS auch Facebook und Twitter. Darüber hinaus hat die NAKOS auf YouTube einen „Junge Selbsthilfe“-Kanal etabliert, in dem verschiedene Videos aus dem Selbsthilfefeld zusammengeführt sind. "Wir wollen die Junge Selbsthilfe zeigen, wie sie wirklich ist – vielfältig und vielgestaltig", so Walther. Junge Selbsthilfe ist vielfältig Einige Musterbeispiele für diese Vielfalt präsentierten sich anschließend auf der Tagung, etwa die Stotterer-Selbsthilfegruppe Flow. Patrick Chmiela, Leiter der Berliner Flow-Sprechgruppe, verdeutlichte am Beispiel seiner Gruppe, was für viele junge Menschen in der Selbsthilfe typisch ist: der aktive Umgang mit der Krankheit. Denn in der Flow-Sprechgruppe steht neben dem Austausch mit Gleichbetroffenen in der Gruppe auch ein regelmäßiges Sprechtraining auf dem Programm. Dieses Sprechtraining findet allerdings nicht im geschützten Rahmen der Gruppe statt, sondern draußen, im realen Leben. Ob Einkaufspassage, Fußgängerzone oder Kaufhaus - das Üben an öffentlichen Plätzen, das Gespräch mit Menschen, die auf einen Stotterer nicht vorbereitet sind, ist ein ganz wesentliches Element des Gruppenkonzeptes. Ein ganz anderes Konzept verfolgt hingegen die virtuelle Selbsthilfegruppe F.U.MS. Die Abkürzung steht für "Fuck You Multiple Sclerosis" und ist Programm: Bloß nicht unterkriegen lassen. Die Mitglieder der Gruppe sind für das gemeinsame Gespräch allerdings an keinen Ort und keine Zeit gebunden. Sie kommen aus ganz Deutschland und tauschen sich hauptsächlich im Rahmen einer geschlossenen Facebookgruppe aus. "Wir glauben, dass viele junge Betroffene, die im typischen Alter zwischen 20 und 40 frisch mit ihrer MS-Diagnose konfrontiert wurden, nur schwer für eine Selbsthilfegruppe im klassischen Sinn zu begeistern sind. Unser Weg war es daher, die betroffenen jungen Menschen dort abzuholen und ihnen zu begegnen, wo sie sich ohnehin aufhalten: im Internet, und zwar vorrangig bei Facebook“, erklärte Nils Klein, Mitgründer der Gruppe. Auch die Gruppe "Jung und Parkinson" (JuP) setzt in ihrem Gruppenalltag sehr stark auf die neuen Medien. Ein auffallend bunter Webauftritt konnte seit 2014 bereits knapp 170.000 Besucher zählen. "Das zeigt, dass der Bedarf nach Informationen im Netz da ist", meinte Gruppengründer Rainer Stüber. Die Gruppe bietet ihren Mitgliedern einen Echtzeit-Chat und ein ärztlich begleitetes Forum. Damit die Arbeit der Selbsthilfe bekannter werde, setze JuP aber auch auf eine starke Öffentlichkeitsarbeit, so Stüber weiter. Deshalb veranstaltet die Gruppe Charity-Galaabende oder organisiert fachliche Symposien an ungewöhnlichen Orten, zuletzt etwa in einem Kino. Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 Jung und alt unter einem Dach Dass "junge" und "alte" Selbsthilfe aber auch gut gemeinsam unter dem Dach eines großen bundesweiten Verbandes existieren können, machte Maria Weber deutlich, die beim Kreuzbund-Bundesverband den Arbeitsbereich "Junger Kreuzbund" leitet. Seit acht Jahren setze sich der Kreuzbund im Rahmen dieses Arbeitsbereiches aktiv damit auseinander, welche Angebote man speziell für junge Abhängige braucht. Speziell geschulte ehrenamtliche Multiplikatoren seien in den Regionen Ansprechpartner und Katalysatoren für den Aufbau junger Gruppen oder die Integration junger Menschen in bereits bestehende, ältere Gruppen. Inzwischen haben sich im Kreuzbund auf regionaler Ebene etliche Initiativen für jüngere Suchtkranke entwickelt. "Dort, wo sich ältere Kreuzbundmitglieder für die Jungen stark machen und sich flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnislagen einstellen, können sich Angebote für Jüngere nachhaltiger etablieren", betonte Weber. Über das erfolgreiche Schaffen von Strukturen, die für einen nachhaltigen Aufbau der Jungen Selbsthilfe nötig sind, berichtete auch Franziska Anna Leers von der Selbsthilfe-, Kontakt- und Beratungsstelle Mitte /Stadtrand in Berlin. Ganz oben auf der Liste steht auch bei Leers die Öffentlichkeitsarbeit: "Da viele junge Leute wenig bis gar nichts über die Selbsthilfe wissen, gehen wir mit unseren Angeboten aktiv dorthin, wo junge Menschen sind." Die Kontaktstelle arbeite beispielsweise mit verschiedenen Hochschulen der Sozialarbeit zusammen, um die dortigen Studenten im Rahmen ihrer Ausbildung über die Selbsthilfearbeit zu informieren. Zudem bietet ein regelmäßiger Stammtisch Junge Selbsthilfe in einer Berliner Kneipe für junge Aktive eine zwanglose Möglichkeit zum Austausch untereinander und ist gleichzeitig niedrigschwellige Anlaufstelle für Interessierte, die gerne erstmal in einem lockeren und unverbindlichen Rahmen Kontakt zur Selbsthilfe aufnehmen möchten. Diskussion im World-Cafe Am Nachmittag nutzen die Teilnehmer der Tagung das World-Cafe, um an unterschiedlichen Tischen in Kleingruppen zu diskutieren und sich zu vernetzen. Das Ergebnis dieser Diskussionen fasste Claudia Schick vom AOKBundesverband so zusammen: "Selbsthilfe muss sichtbarer werden. Wir brauchen mehr Öffentlichkeitsarbeit, mit der wir gezielt junge Menschen informieren können, wie die Junge Selbsthilfe wirklich ist. Und nicht zuletzt müssen die Vorurteile unter den Generationen abgebaut werden, damit jung und alt gemeinsam in der Selbsthilfe etwas bewegen und dabei auch voneinander profitieren können." Franziska Anna Leers arbeitet als Projektleiterin in der Selbsthilfe-, Kontakt- und Beratungsstelle Mitte/ StadtRand gGmbH in Berlin. INTERVIEW »Ich hoffe, dass der Funke überspringt« Junge Menschen zwischen 18 und 35 für die Selbsthilfe begeistern – so bringt Franziska Anna Leers das Ziel ihrer Arbeit in einer Berliner Selbsthilfekontaktstelle auf den Punkt. Mit ihrer Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit versucht sie, das Image der Selbsthilfe zu entstauben. Fotos: istockphoto, privat Sie arbeiten in einer Kontaktstelle. Hört sich nicht so an, als würden die junge Leute vor der Türe Schlange stehen. Das stimmt. Da viele junge Leute wenig bis gar nichts über die Selbsthilfe wissen, verfolgen wir mit unserer Öffentlichkeitsarbeit einen niedrigschwelligen Ansatz. Wir gehen also aktiv auf junge Menschen zu, und zwar dort, wo sie ihre Zeit verbringen. Wir kooperieren beispielsweise mit verschiedenen Hochschulen und präsentieren dort unsere Arbeit in Workshops oder auf Praxismessen. Auch auf der Jugendmesse YOU haben wir schon dreimal an einem Stand mitgewirkt. Bei meinen Veranstaltungen begleiten mich meistens junge Aktive aus den Selbsthilfegruppen, die über ihre Erfahrungen aus ihrer ganz persönlichen Perspektive berichten. Wir hoffen, dass der Funke überspringt und unsere Besucher und Besucherinnen richtig Lust auf die Selbsthilfe bekommen. Authentische Information ist sicher wichtig. Aber lässt sich so die Junge Selbsthilfe langfristig aufbauen? Nein, deshalb fördern wir auch gezielt nachhaltige Strukturen. Dabei spielt die Information von Multiplikatoren und Multiplikatorinnen eine wesentliche Rolle, etwa in der Zusammenarbeit mit Studierenden der Sozialarbeit. Beispielhaft dafür ist etwa die Kooperation mit der Katholischen Hochschule Berlin. Hier sind Unterrichtseinheiten zum Thema Selbsthilfe im Curriculum verankert, bei denen wir gemeinsam mit Aktiven aus der Jungen Selbsthilfe die Studenten und Studentinnen über die positiven Erfahrungen mit der Selbsthilfe informieren können. Neben dieser Multiplikatorenarbeit ist uns aber auch der Gedanke der Vernetzung wichtig. Wie fördern Sie denn die Vernetzung konkret? Die Vernetzung innerhalb der Selbsthilfe sorgt für einen besseren Austausch unter den Gruppen und damit auch für einen Wissenstransfer. Wir laden deshalb einmal im Monat beispielsweise zum Stammtisch Junge Selbsthilfe in ein Kreuzberger Café ein. Hier treffen sich Interessierte Junge Menschen »stellen sich im Umgang mit ihrer Krankheit andere Fragen als ältere. « und Aktive aus der Jungen Selbsthilfe völlig unabhängig von irgendeiner Indikation. Man sitzt zusammen, tauscht sich aus und entwickelt Ideen. Im Vordergrund steht dabei der Spaß. Die Vernetzung findet quasi als Nebenprodukt statt. Daneben bieten wir auch immer wieder indikationsübergreifende Workshops zu verschiedenen Themen an, die das Vernetzen der Gruppen gezielt fördern sollen. Aus mehreren dieser Workshops ist beispielsweise das Projektteam Junge Selbsthilfe hervorgegangen. Worum geht es beim Projektteam? Das Team besteht zurzeit aus 15 jungen Menschen, die sich regelmäßig in Berlin treffen und sich öffentlichkeitswirksame Gesundheit und Gesellschaft SPEZIAL 12/15, 18. Jahrgang Projekte ausdenken, um die Junge Selbsthilfe bekannter zu machen. Zum Beispiel die Open-Stage, wo junge Menschen in einer angesagten Neuköllner Kneipe auf die Bühne gehen konnten, um mit Gesang, Impro-Theater, Poesie oder auch Rap ihren Umgang mit der Krankheit künstlerisch auszudrücken. Oder die Beteiligung am Selbsthilfe-Festival „Bunt und bewegt“, das im vergangenen Jahr auf dem ehemaligen Tempelhofer Flughafen veranstaltet wurde. Außerdem hat das Projektteam im November ein Bundestreffen der Jungen Selbsthilfe organisiert. Was unterscheidet die Junge Selbsthilfe eigentlich von den klassischen Selbsthilfegruppen? Der Unterschied liegt vor allem in der Alltagswelt. Bei jungen Menschen stellen sich im Umgang mit Ihrer Krankheit einfach andere Fragen. Und deshalb gibt es eben auch diesen Bedarf, sich mit anderen jungen Betroffenen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden. Oft sind junge Leute im Umgang mit ihrer Krankheit experimentierfreudiger als die Älteren. Sie sind eher bereit, zur Bewältigung ihrer Probleme auch ihre Komfortzone zu verlassen, beispielsweise indem Menschen mit einer Angststörung sich bewusst genau den Situationen stellen, vor denen sie die größte Angst haben. Davon abgesehen arbeiten viele junge Gruppen aber auch ganz klassisch: wöchentliche Treffen in der Kontaktstelle mit Stuhlkreis, Blitzlicht, Themenfindung und Diskussion. Der Austausch über die verschiedensten sozialen Medien ersetzt bei den meisten Gruppen nicht das persönliche Treffen, sondern ergänzt es. √ 13 Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 5. BERATUNG ZUR JUNGEN SELBSTHILFE Die Beratungsanfragen von anderen Selbsthilfeunterstützungsorganisationen aus Berlin und anderen Bundesländern häuften sich in 2015. Auf diesen gesteigerten Bedarf wollen wir im kommenden Projektjahr verstärkt reagieren. Eine konkrete Beratungsanfrage kam beispielsweise von der Selbsthilfekontaktstelle in Frankfurt (Oder), die sich ab 2016 gezielt mit dem Thema Junge Selbsthilfe auseinander setzen möchte. Im Rahmen unserer zeitlichen und personellen Ressourcen konnte Franziska Anna Leers ein Strategiegespräch zwischen der Frankfurter Selbsthilfekontaktstelle und Vertretern von der Viadrina-Universität vor O beratend unterstützen. Auch die Berliner Selbsthilfekontaktstellen sind eingeladen, von der Expertise der SHK Mitte zur Jungen Selbsthilfe zu profitieren. So kam es z.B. dazu, dass wir die Berliner Selbsthilfe-Angebote für junge Menschen in einer der jungen Selbsthilfegruppen in Marzahn vorstellten. Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 6. WORKSHOPS FÜR STUDIERENDE Seit April 2013 stößt die SHK Mitte an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) Workshops zum Thema Selbsthilfe an, bei denen stets junge Menschen aus Selbsthilfegruppen – meistens Aktive aus dem Projektteam Junge Selbsthilfe - als Erfahrungsexpert_innen mitwirken. Auch in 2015 wurde diese Informations- und Aufklärungsarbeit für die zukünftigen Fachkräfte der Sozialarbeit erfolgreich fortgesetzt. Ähnlich wie in den vergangenen Semestern wurde das Thema Selbsthilfe interaktiv in einem 2-stündigen Workshop behandelt, der – nach einem kurzen Brainstorming und dem Zeigen des Kurzfilms „Self-made. Erfahrungen von jungen Menschen in Selbsthilfegruppen“ (SHK Mitte, 2012) – viel Raum für persönliche Fragen an die Selbsthilfeaktiven, Kleingruppenarbeit sowie Einblicke in die Tätigkeit als Sozialarbeiterin in der Selbsthilfe ließ. Unten stehend und unter folgendem Link ist die Präsentation zu den jeweiligen Workshops einsehbar: https://prezi.com/tu0krg1jcs8d/vorstellung-der-jungen-selbsthilfe/ Ein Feedback zum Workshop Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 Im Projektjahr 2015 gelang es, einen ersten Workshop mit Studierenden der Potsdamer Fachhochschule durchzuführen und somit den Grundstein für eine Kooperation zur Jungen Selbsthilfe zu legen. Außerdem führte das Projektteam Junge Selbsthilfe und die SHK Mitte einen Workshop für Stipendiat_innen der Konrad-Adenauer Stiftung durch. Hier gibt es Einblicke in den Programmablauf: Termin: 04.06.2015 Dauer: 19.00 – 21.00 Zeit 19.00 Thema Begrüßung Arbeitsschritt Willkommen! • Vorstellung • warum wir es wichtig finden, dieses Thema hier einzubringen: Das Thema SH näher bringen, aufklären Direkten Austausch zu Selbsthilfe-Aktiven ermöglichen 19.05 Kurze Vorstellungsrunde Jede_r stellt sich mit Namen und jeweiligem Bezug zur Selbsthilfe kurz vor 19.15 Film „self-made. Erfahrungen in jungen Selbsthilfegruppen Kurze Version des Films • Als Anregung, ins Thema zu kommen • Fragen? 19.20 Input zur Selbsthilfe im Allgemeinen Prezi 19.25 Erfahrungsberichte Jessie, Patrick, Philipp, Martin berichten • Warum gehst Du in eine Selbsthilfegruppe? Seit wann? • Wie läuft das bei Euch ab? Was macht Ihr bei den Treffen? • Was bringt es Dir? • Fragen aus der Runde 20.00 Kleingruppenarbeit Jede Gruppe tauscht sich über 3 Fragen aus: 1. MEHR DAVON! Was sind die Stärken der Jungen Selbsthilfe? 2. AUSBAUFÄHIG! Was sind die Herausforderungen der Jungen Selbsthilfe? 3. JUNGE SELBSTHILFE SALONFÄHIG MACHEN! Und wie? Sammelt konkrete Ideen, um das Image der (Jungen) Selbsthilfe zu verbessern. 20.25 Im Plenum 20.50 Vorstellen der Kleingruppenarbeit Feedback 21.00 Ende Abschied, Dank , ggf. noch ein paar Worte zum Projektteam Junge Selbsthilfe, Einladung zum Stammtisch Feedback-Runde • Dein allgemeiner Eindruck vom Workshop • Was bedeutet es Dir, dass wir uns über Selbsthilfe / SHG ausgetauscht haben? • Was nimmst Du mit? Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 7. JUGENDMESSE UND INFOBÖRSEN YOU Gemeinsam mit Kolleg_innen von 4 Berliner Selbsthilfe-Kontaktstellen und der NAKOS sowie mit Vertreter_innen vom Projektteam Junge Selbsthilfe waren wir vom 03. bis 05. Juli 2015 auf der „YOU – die Leitmesse für Jugendkultur“. Wieder gab es eine Mitmach-Aktion für die jungen Leute, Gespräche, Filmvorführungen sowie InfoPakete zum Thema Selbsthilfe für die Lehrkräfte. Einen Film zur Standaktion kann man hier anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=QtGF5jNAIxs Praxisbörsen an Fachhochschulen Im dritten Jahr in Folge waren wir - sowie das Projektteam Junge Selbsthilfe - auf der rege besuchten Praxisbörse der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB) vertreten. Darüber hinaus gelang es uns, in diesem Jahr gemeinsam mit der Kontaktstelle in Zehlendorf auf der Praxismesse der Evangelischen Hochschule Berlin für die (Junge) Selbsthilfe zu werben. Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 8. KOOPERATIONEN ZUR JUNGEN SELBSTHILFE Psychologische Beratungsstelle des Studentenwerks Berlin Gemeinsam mit einem jungen Mann aus einer Selbsthilfegruppe führten wir ein erstes Kennenlerngespräch mit mehreren Psycholog_innen vom Berliner Studentenwerk. Ein wichtiges Ergebnis aus diesem Treffen ist, dass die Mitarbeiter_innen vom Studentenwerk ein klareres Bild von den Möglichkeiten der Selbsthilfe erhalten haben und die Informationen gezielter an ihre jungen Klient_innen weitergeben können. Das Treffen legte eine wichtige Basis für die zukünftige Kooperation, die in 2016 weiter ausgebaut werden soll. Projekt der KHSB zu „Erfahrungsexpert_innen“ An der KHSB wird zurzeit ein groß angelegtes Projekt geplant, bei dem Menschen strukturell in an der Lehre und dem Hochschulwesen beteiligt werden sollen, die selbst Erfahrungen mit dem Hilfesystem der Sozialen Arbeit gesammelt haben. In diesem Rahmen werden diese Menschen „Adressat_innen Sozialer Arbeit“ bzw. „Erfahrungsexpert_innen“ genannt. Die KHSB hat gemeinsam mit einem anderen Projektpartner einen Förderantrag bei Aktion Mensch eingereicht, dessen Ausgang derzeit noch unklar ist. Vor dem Hintergrund der bereits mehrjährigen Erfahrung mit Beteiligung von „Erfahrungsexpert_innen“ aus (jungen) Selbsthilfegruppen in den regulären Unterricht an der KHSB, wurde die SHK Mitte / StadtRand gGmbH bereits in 2014 gezielt angesprochen und als einer der offiziellen Projektpartner gewonnen. Zu einem Zwischenstands-Treffen wurden im Sommer 2015 alle bisher gewonnen Kooperationspartner_innen – also auch die SHK Mitte - eingeladen. Es gilt abzuwarten, ob und inwiefern die Beteiligung von (jungen) Menschen aus der Selbsthilfe am Unterricht über das bisherige Maß gesteigert werden kann. Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 9. ARBEITSKREIS JUNGE SELBSTHILFE Die Mitarbeiterinnen der SHK Mitte setzten auch in diesem Jahr ihre Arbeit im AK Junge Selbsthilfe Berlin/Potsdam fort. Neben dem allgemeinen Austausch zum Thema Junge Selbsthilfe an den verschiedenen Standorten wurden diesmal die Aktionen auf der YOU 2015 sowie die gemeinsame Veranstaltungsreihe „Jetzt mal ungeschminkt“ geplant. http://www.jetzt-mal-ungeschminkt.de/ Im Rahmen dieser 6-teiligen Reihe ist die SHK Mitte für zwei Veranstaltungen federführend verantwortlich: 1. Kinoabend zum Thema Angsstörung am 25.11. 2015 Rede-Zeit im November „Hedi Schneider steckt fest“ Eine Rede-Zeit an anderem Ort. Im Filmrauschpalast Moabit präsentieren wir den 2015 entstandenen, tragikkomischen Film über eine junge Familie, die durch die Angststörung der Mutter vor viele Herausforderungen gestellt wird. Im Anschluss an den Film erzählen junge Betroffene von Ihren Erfahrungen mit der Erkrankung und den Unterstützungsmöglichkeiten in Behandlungswegen, Selbsthilfe, Familien- und Freundeskreis. Zeit: Mittwoch, 25.11.2015, 18.00 – 20.00 Uhr Kosten: kostenfrei Info: 030 – 394 63 64 Ort: Filmrauschpalast in der Kulturfabrik Moabit, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 2. Yoga-Event für mehr Selbstfürsorge am 21. 06. 2016 Get balanced Das Yoga-Event für mehr Selbstfürsorge Stresst Dich Dein Alltag? Fühlst Du Dich ausgepowert? Möchtest Du mit anderen Berliner_innen ein Zeichen für mehr Balance und Achtsamkeit in unserer Stadt setzen? Dann sei dabei – wenn sich Berlin zum Weltyogatag gemeinsam eine Pause gönnt. Mit der Yoga-Übung des Baumes, die für Ausgleich und Balance steht, kannst Du auf dem Alexanderplatz live miterleben, wie sich dieses Innehalten anfühlt. Außerdem wirst Du herausfinden, was Achtsamkeit und Selbstfürsorge mit Selbsthilfegruppen zu tun haben. Einfach vorbei kommen, Freund_innen mitbringen, für ein paar Minuten die Kraft des Yoga-Baumes erfühlen und Deine Stimme für mehr Balance und Selbstfürsorge im Berliner Trubel abgeben. Wir freuen uns auf Dich! 21. Juni 2016 (Weltyogatag) 15.00 – 18.00 Uhr Alexanderplatz Franziska Anna Leers Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle Mitte / StadtRand gGmbH Perleberger Str. 44 - 10559 Berlin Tel.: 030.3946364 www.stadtrand-berlin.de [email protected] Jahresbericht Junge Selbsthilfe 2015 Ein ereignisreiches Jahr der Jungen Selbsthilfe geht zu Ende. Vielen Dank 2015! Dieser Bericht wurde erstellt von: Franziska Anna Leers Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle Mitte / StadtRand gGmbH Perleberger Str. 44 - 10559 Berlin Tel.: 030.3946364 www.stadtrand-berlin.de [email protected]