Der Mittelstand

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Der Mittelstand
Mittelstand.
DER
04 / 2015 | August/September 2015 | 4,90 Euro
Das Unternehmermagazin
Themenschwerpunkt: Mittelstand und Außenwirtschaft
Auslandsmärkte
im Fokus
Angriff auf das Bargeld
Dr. Hans-Jürgen Völz
Deutscher Technologie­
vorsprung zahlt sich aus
Philipp Behm
Die Toyota
BusinessPlus Wochen.
Der neue Avensis Touring Sports – eines unserer Aktionsmodelle bei den Toyota BusinessPlus Wochen. Nur bis zum 30.09.2015 bekommen Sie 3 Jahre den Servicebaustein Wartung,
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Leasingvertrags über die Laufzeit von 36 Monaten, Gesamtlaufleistung 45.000 km (Yaris: 30.000 km), wobei monatliche Leasingraten und ggf. eine Mietsonderzahlung
anfallen. Der Leasingvertrag umfasst auch Technik-Service (Wartung, Verschleißteile und -reparaturen). Für diese Inklusivleistungen fallen jedoch keine zusätzlichen
Kosten an. Ein Angebot der Toyota Leasing GmbH, Toyota-Allee 5, 50858 Köln. Nur bei teilnehmenden Toyota Vertragshändlern. Dieses Angebot ist nur für Gewerbekunden gültig. Gilt bei Anfrage und Genehmigung bis zum 30.09.2015.
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Wandel durch Handel
dank dem Mittelstand
H
andel überwindet seit jeher Gräben und
Grenzen. Daran sollten sich unsere Politiker in Zeiten globaler Krisen gelegentlich
erinnern. Gerade der deutsche Mittelstand trägt
durch sein Engagement auf Märkten in aller Welt
entscheidend dazu bei, bilaterale Brücken zu bauen. Er schafft Vertrauen, das die Grundlage künftiger Partnerschaften bildet.
Auf den ersten Blick prägen Autobauer und andere Konzerne das Image der deutschen Wirtschaft
im Ausland. Doch 98 (!) Prozent der deutschen
Exporteure sind Mittelständler. Bereits die Hälfte unserer Kleinunternehmen ist weltweit unterwegs, und dies mit steigender Tendenz. Jeder
vierte mittelständische Betrieb erwirtschaftet
heute mehr als 40 Prozent des Umsatzes außerhalb Deutschlands. Ohne Mittelstand kein Made
in Germany.
Foto: Thomas Imo
Vor diesem Hintergrund sind die Russland-Sanktionen zu sehen. Sie haben ihre Wirkung verfehlt. Dafür sind unsere Exporte nach Russland
eingebrochen, von 38 Milliarden Euro 2012 auf
höchstens 20 Milliarden Euro in diesem Jahr. Das
gefährdet hierzulande mehr als 300.000 Arbeitsplätze. Lachender Dritter ist Peking. Die Sanktionen treiben die russische Wirtschaft in die Arme
Chinas. Aber auch die USA profitieren davon: Ihre
Ausfuhren nach Russland sind interessanterweise nahezu gleich geblieben.
Eine Lösung muss auf dem Verhandlungswege gefunden werden. Sicherheit und Stabilität in Europa
gibt es nur mit und nicht gegen Herrn Putin. Drehund Angelpunkt ist das Minsker Abkommen. In
dem Maße, wie die 13 Punkte umgesetzt werden,
sollten die Sanktionen gelockert werden. Wandel
durch Handel, diese Strategie hat sich sogar im
Kalten Krieg bewährt. Dass Menschenrechte nicht
verhandelbar sind, versteht sich von selbst.
EDITORIAL
Mario Ohoven
Präsident Bundesverband
mittelständische Wirtschaft
(BVMW) und Europäischer
Mittelstandsdachverband
European Entrepreneurs
(CEA-PME), Herausgeber
„Der Mittelstand.“
Das gilt gleichermaßen für Geschäfte mit China.
Auch wenn das Reich der Mitte momentan leicht
schwächelt, der chinesische Markt mit 1,3 Milliarden Menschen bietet unseren Mittelständlern exzellente Chancen. Bei meiner Chinareise mit dem
Bundeswirtschaftsminister habe ich in diesem
Sinne für den deutschen Mittelstand geworben.
Allein in das Mammutprojekt einer neuen Seidenstraße will Peking eine Billion Dollar investieren. Dazu fließen weitere Milliarden von der Asian Infrastructure Investment Bank und der New
Development Bank der BRICS-Staaten, beides
von China beeinflusste Neugründungen.
Bleibt der Iran. Für seinen Teheran-Trip wurde
Sigmar Gabriel heftig gescholten. Warum eigentlich? Unter dem Embargo haben vor allem die
Menschen im Iran gelitten. Und auch der Atomdeal zeigt, Erfolge sind nur am Verhandlungstisch
zu erzielen. Jetzt hofft vor allem der deutsche
Maschinenbau auf Exporterfolge. Sein Marktanteil im Iran ist seit 2004 um mehr als 50 Prozent
zurückgegangen. Parallel dazu hat China seine
Position zielstrebig ausgebaut.
Der BVMW fördert seit seiner Gründung vor 40
Jahren die außenwirtschaftlichen Aktivitäten seiner Mitglieder. Dazu hat er ein weltumspannendes Netz eigener Repräsentanzen aufgebaut. Sie
begleiten den Marktzugang, helfen bei Rechtsund Steuerproblemen im Zielland. Oftmals, etwa
bei der Einbeziehung der Länder Mittelosteuropas und des Baltikums, waren wir der Politik weit
voraus. Wir handeln, damit unser Mittelstand erfolgreich bleibt.
Mario Ohoven
3
2015
40
jahre
BVMW
die stiMMe des
Mittelstands
4
INHALT
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Erfolg trifft Verantwortung
8
POLITIK
06Deutschland-News
08 Erfolg trifft Verantwortung
10Deutsch-Tunesischer
Mobilitätspakt
12 EZ-Scout für den Mittelstand
14 Deutscher Technologievorsprung
zahlt sich aus
16 Angriff auf das Bargeld
KOLUMNE
32 Erzählt mehr Geschichten!
ANGEZÄHLT
33 Außenwirtschaft in Zahlen
IBWF
34 Ohne Fiskus keine Finca
36 Spiel mit dem Feuer des Drachens
38 Andere Länder, andere Sitten
18 Kraft-Wärme-Kopplung für eine
dezentrale Energiewende
20Europa-News
22Frankreichs
verborgene Schätze
23 EU beschließt neue Förderung
für den Mittelstand
24 Chancenkontinent Afrika
26 Tunesien hält am Aufschwung fest
28 Auf Staatsbesuch in China –
Sigmar Gabriel im erfolgreichen
Einsatz für den Mittelstand
29 Staatsbesuch von
Abdel Fattah al-Sisi in Berlin
30 Weltweit präsent
für den Mittelstand
23
EU beschließt
neue Förderung
für den Mittelstand
Der Mittelstand. | 4 | 2015
46
INHALT
Globaler Einstieg, aber richtig
68 Anti-Terror-Vorschriften –
was zu beachten ist
69Finanzkolumne
KULTUR
70Scandal
72 Sauber bleiben!
UNTERNEHMERSERVICE
40News
42 Glokal in die Zukunft
und zum Erfolg
44 Abwertung als Motor
für den Außenhandel?
46 Globaler Einstieg, aber richtig
50 Fachkräfte aus Spanien
für Sachsen-Anhalt
51 Globales Ländle
Baden-Württemberg
52 „Go East“ – Erfolgreiche
Zusammenarbeit mit China
54 Thüringer Ingenieurkompetenz
weltweit gefragt
56 Hoffnungsschimmer gegen starre
Mitbestimmung: Societas Europaea
58 Pflicht und Kür der
Gesundheitsförderung
60 Individuell im Team –
Boni mit Transparenz
61 Kleine Helfer
62 8 Tipps für gute Headlines,
die Sie sexy, erfolgreich
und glücklich machen
64Veranstaltungskalender
66Buchtipps
74 Lutherland: Auf den
Spuren der Reformation
BVMW
76News
78 Metallwaren nach Maß
80 Papier vom Feinsten
82 Schlösser und Scharniere
für die ganze Welt
84 Das größte Netz der Welt
86 Deutscher Mittelstand ehrt
Klaus Maria Brandauer –
Exklusives Event des
Bundeswirtschaftssenats
88 Schüler lernen
weltweit zusammen
80
Papier vom Feinsten
89 Partner Estland –
voneinander lernen
90 Senegal: Tourismus plus
Trinkwasser für alle
90Impressum
Sauber bleiben!
72
5
6
POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Deutschland-News
Cem Özdemir, Anton Hofreiter, Prof. Sabine Pfeiffer, Dr. Thomas Mittelbach, Eveline Lemke,
Mario Ohoven, Reinhard Bütikofer (v. li.).
Mittelstandspräsident Mario Ohoven war Keynotespeaker beim Kongress für nachhaltiges Wirtschaften von Bündnis 90/Die Grünen „Die neue GRÜNderzeit“ in Mainz.
Auf Einladung von Reinhard Bütikofer, Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei,
nahm Ohoven neben Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied, Prof. Sabine Pfeiffer,
Industriesoziologin von der Universität Hohenheim, und Thomas Mittelbach, Vorsitzender der Geschäftsführung des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), am Panel „Industrie 4.0 – nachhaltig und sozial?“ teil. Ohoven unterstrich den hohen Stellenwert, den die Digitalisierung zukünftig für den Mittelstand
einnehmen wird. Gleichzeitig rief er Politik und Wirtschaft auf, bei dem Thema enger
zusammenzuarbeiten.
BVMW macht sich
in Brüssel für TTIP stark
Die Auswirkungen von TTIP auf kleine
und mittelständische Unternehmen
standen im Zentrum der Veranstaltung
„TTIP and beyond – trade in global and
local politics“ in Brüssel. Unter dieser
Überschrift trafen auf Einladung der
Fraktion der europäischen Grünen
im Europaparlament Vertreter unterschiedlicher Interessengruppen aufeinander. Auf dem Panel „TTIP is good for
jobs and SMEs“ stellte sich BVMW-Chefvolkswirt Dr. Hans-Jürgen Völz deutlich
hinter das Freihandels- und Investitionsabkommen. Die Vorteile für den
Mittelstand liegen auf der Hand: Durch
die Anpassung von Normen und den
Wegfall von Regulierungen entstehen
Wachstumschancen. Die Bedingung sei
allerding, so Völz, dass der Vertragstext
mittelstandsfreundlich ausgestaltet ist.
Der BVMW bleibt dabei, dass hierzu Investor-Staat-Schiedsgerichtsverfahren
überflüssig sind.
www.bvmw.de/fileadmin/download/Downloads_allg._Dokumente/
politik/Politik_Kompakt/
politik-kompakt_ttip.pdf
Europäisches Parlament
übernimmt BVMW-­Forderung
Das Schiedsgerichtsverfahren (ISDS) als
Teil des derzeit verhandelten Freihandelsabkommens zwischen der EU und
den USA soll durch ein „transparenteres
System“ ersetzt werden. Das fordert
das Europäische Parlament – und folgt
damit einer der zentralen Forderungen des BVMW. Der BVMW und sein
europäischer Dachverband (European
Entrepreneurs CEA-PME) begrüßen das
Votum des Europäischen Parlaments.
www.cea-pme.com/news/politics/
ttip-european-parliament-takesinto-account-bvmws-concerns.html
Investitionskongress des
Bundeswirtschaftsministeriums
Investitionen seien „Schlüssel für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und dauerhaften Wohlstand“ betonte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf dem Investitionskongress in Berlin. Er warnte zugleich vor einem Rückgang der Investitionsdynamik in Deutschland und Europa.
In Gesprächen u. a. mit EU-Kommissions-Vizepräsidentin Kristalina Georgiewa und
Jürgen Fitschen, Co-Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank, warb Mittelstandspräsident Mario Ohoven für investitionsfreundliche Rahmenbedingungen in
Berlin und Brüssel. Als wirkungsvollstes Instrument für mehr Investitionen habe
sich die Steuerfreistellung reinvestierter Gewinne erwiesen.
Mario Ohoven mit Kristalina Georgiewa,
EU-Kommissions-Vizepräsidentin …
… und Jürgen Fitschen, Co-Vorsitzender
des Vorstands der Deutschen Bank.
Foto: © Wolfisch - Fotolia.com
Foto: Christian Bothe
Mario Ohoven beim
Grünen-Gründerkongress
Der Mittelstand. | 4 | 2015
POLITIK
Kalte Progression
vor Abschaffung
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) steht in Berlin an einer Wand mit der
Aufschrift „Der Mindestlohn wirkt“. Ein halbes Jahr nach Einführung des Mindestlohns
lockert die Bundesarbeitsministerin umstrittene Dokumentationspflichten.
Foto: Britta Pedersen/dpa
Nachbesserungen beim Mindestlohn
Die Kritik des BVMW am Mindestlohngesetz zeigt Wirkung. Bundesarbeitsministerin
Andrea Nahles will nun doch die Dokumentationspflichten lockern. So soll die Aufzeichnungspflicht der Arbeitszeit entfallen, wenn das monatliche Arbeitsentgelt der vergangenen zwölf Monate mehr als 2.000 Euro brutto ausgemacht hat. Bisher lag die Grenze
bei 2.958 Euro. Der BVMW begrüße die Absenkung der Verdienstschwelle, da sie in
die richtige Richtung geht, so Bundesgeschäftsführer Minister a.D. Prof. Dr. Wolfgang
Reinhart. Allerdings wäre eine weitere Reduzierung von Vorschriften nötig gewesen,
beispielsweise für Saisonbeschäftigte und Mini-Jobber. Der Mittelstand erwarte zudem
eine Klarstellung bei der Auftragsgeberhaftung.
Geplante Regulierung
von Werkverträgen und Zeitarbeit
Die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, wird voraussichtlich nach der Sommerpause einen Gesetzentwurf zur Regulierung von Werk- und Dienstverträgen sowie der Zeitarbeit vorlegen. Der BVMW spricht sich
gegen sämtliche Einschränkungen aus: Diese Flexibilitätsinstrumente werden von Mittelständlern dringend benötigt,
um den Zugang zu Arbeitskräften dann zu sichern, wenn
sie gebraucht werden. Freiberufler haben ein Recht auf
ihre unternehmerische Freiheit, Arbeitnehmer profitieren
von Dynamik und Einstiegschancen am Arbeitsmarkt. Mit
der BVMW-Kommission Arbeit und Soziales sowie mit der
Rechtskommission setzt sich die Mittelstandsallianz gegen
unnötige Regulierungen des jetzt schon starren deutschen
Arbeitsrechts ein.
Der BVMW fordert seit langem die
Steuerbremse – nun soll sie kommen.
Die Bundesregierung will die kalte Progression schnell und dauerhaft abschaffen. Dies hat der Bundesfinanzminister
kürzlich im Zusammenhang mit der
Steuerschätzung in Aussicht gestellt.
Bereits ab dem Jahr 2016 soll der Einkommenssteuertarif an die Inflationsrate angepasst werden. In Zukunft soll
das Bundesparlament alle zwei Jahre
über eine neuerliche Anpassung befinden. Jetzt muss abgewartet werden, ob
sowohl die Große Koalition als auch die
Bundesländer im Bundesrat den Vorschlägen zustimmen. Ein nochmaliges
Verschieben wäre mittelständischen
Unternehmern und Bürgern nicht mehr
darstellbar.
Griechenland braucht Grexit
Der BVMW lehnt neue Milliardenkredite
für Griechenland ab. Das betonte Mario Ohoven zu den anstehenden Verhandlungen der Euro-Kreditgeber
mit Athen. Mit dem dritten Hilfspaket
haben sich die Euroländer lediglich
Zeit gekauft. Angesichts eines zu erwartenden Finanzbedarfs Athens von
ca. 150 Milliarden Euro bis 2018 laufen
ESM-Programm und Privatisierungsfonds
von vornherein ins Leere.
Bereits vor sechs Jahren plädierte der BVMW für einen Grexit.
Ein Ausstieg Griechenlands aus dem Euro wäre zum damaligen
Zeitpunkt ökonomisch machbar und sinnvoll gewesen. Jetzt haben die Griechen sich mit dem Referendum gegen den Sparkurs,
gegen Reformen und damit letztlich gegen Europa entschieden.
Erbschaftsteuerreform bleibt strittig
Der jüngste Referentenentwurf zur Erbschaftsteuer wird bislang den Belangen des Mittelstandes und der Bedeutung der Familienunternehmen nicht gerecht. Zwar wurde der Grenzwert
von 20 Millionen Euro für „große“ Unternehmen bei Vorliegen
bestimmter Voraussetzungen auf 40 Millionen angehoben. Allerdings bestünden bei all den jetzigen Vorschlägen erhebliche
verfassungsrechtliche Bedenken, betonte BVMW-Bundesgeschäftsführer Prof. Dr. Wolfgang Reinhart. Der BVMW fordert
als einziger Wirtschaftsverband nach wie vor die völlige Ab-
schaffung der Erbschaftsteuer. Bis dahin wäre ein Flat-Tax-Tarif
als verfassungsrechtlich sicherere Variante gegenüber den aktuellen Vorschlägen denkbar. Bei einer Flat-Tax-Lösung müsste
der Steuersatz deutlich unter zehn Prozent betragen. Die aktuellen Freibeträge sollten verdoppelt werden. Mittelständischen
Unternehmen sollte zudem die Möglichkeit eingeräumt werden,
die Steuerschuld über zehn Jahre zu strecken, damit sie aus dem
laufenden Ertrag abgezahlt werden kann. Eine hyperbürokratische Bedürfnisprüfung wäre damit überflüssig.
7
POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Erfolg trifft Verantwortung
Krisen, Krankheit, Korruption – wenn wir aus unserem reichen, friedlichen Land in die Welt blicken,
wird unsere Sicht auf die Chancen für Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern schnell getrübt. Für Mittelständler mit Weitblick und Visionen ist das glücklicherweise kein Grund zu verzweifeln.
Denn ein Engagement in weniger etablierten Märkten birgt große Chancen.
Mitarbeiter der Zanzibar Water Authority und Christoph Helf, Project Coordinator East Africa der UST GmbH, kontrollieren die
Wasserqualität an einer Messstation auf Sansibar im Rahmen eines developpp.de-Projektes.
Dr. Gerd Müller, MdB
Bundesminister
für wirtschaftliche
Zusammenarbeit
und Entwicklung
www.bmz.de
Das gilt insbesondere für Afrika, einen Kontinent, der lange nur als Krisenkontinent galt. Unternehmen, die sich bereits in Afrika engagieren,
haben ein ganz anderes Bild. Sie schätzen die Attraktivität afrikanischer Märkte und sehen Afrika als den Chancenkontinent mit einem durchschnittlichen jährlichen Wirtschaftswachstum
von sechs Prozent. In Ländern wie Ghana, Nigeria, Angola und natürlich Südafrika hat sich eine
moderne, junge und dynamische Mittelschicht
gebildet, mit neuen Konsumwünschen und vielen kreativen Menschen. Trotz all der aktuellen
Probleme in einigen Ländern bin ich sicher, dass
hier die Märkte von morgen sind; ob im Gesundheitswesen, bei den Informations- und Kommunikationstechnologien oder im Energie- und
Wassersektor.
Die wirtschaftliche Entwicklung in Asien bleibt
weiterhin dynamisch. Dort sind die Produktionsstandorte vieler unserer Produkte. Wir bekommen unsere Textilien zum Großteil aus Asien, aus China, Vietnam und Bangladesch. Das
deutsche Know-how, die innovativen Produkte
und Dienstleistungen haben große Chancen auf
diesen neuen Märkten.
Investitionen oder das Erschließen neuer Märkte gehen für mich einher mit sozialer Verantwortung. Das ist Basis für den Erfolg des deutschen Mittelstandes und muss auch für das
wirtschaftliche Engagement im Ausland gelten.
Das Entwicklungsministerium setzt daher seit
mehr als 15 Jahren erfolgreich auf eine enge
Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Diese Zu-
Foto: © giz, Ministerfoto: ©Bundesregierung/Kugler
8
Schwerelos
Unsere Art des Lernens
sammenarbeit ist für mich ein
wesentlicher Grundstein unserer Entwicklungspolitik. Wir
bauen auf die Erfahrung, das
Wissen und die aktive Beteiligung der Unternehmen. Durch
gemeinsame Anstrengungen
zur Verbesserung der Produktionsstandards und der Arbeitsbedingungen schaffen wir
die Basis für eine nachhaltige
wirtschaftliche Entwicklung in
unseren Partnerländern.
„„
gramm wurden gemeinsam mit mittelständischen Unternehmen realisiert.
Beispielhaft für die vielen erfolgreichen
Projekte sei hier die Kooperation mit
der Firma Mörk Water Solutions aus Baden-Württemberg genannt. Zusammen
mit lokalen Partnern hat das Unternehmen in einem Pilotprojekt auf Sansibar
eine Anlage zur Entsalzung und zum
Vertrieb von Trinkwasser installiert und
ein passendes Geschäftsmodell entwickelt. Seit November 2011 versorgt die
Anlage 600 Menschen mit
Trinkwasser. Ein beeindruckender Erfolg, der zeigt:
deutsche Technologie gekoppelt mit lokalem Knowhow und dem richtigen Partnernetzwerk kann Leben
verbessern.
Investitionen
oder das
Erschließen
neuer Märkte
gehen f ür
mich einher
mit sozialer
Verantwortung.
Dafür haben wir verschiedene Angebote entwickelt; mit Förderprogrammen
wie developpp.de unterstützen wir beispielsweise Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern, finanziell
und mit fachlicher Beratung. Das ist
gerade auch für Mittelständler interessant, die keine großen Auslandsabteilungen in den Unternehmen haben.
Knapp 60 Prozent der mittlerweile
mehr als 1.000 Projekte in diesem Pro-
Auslandsgeschäfte können
zu höheren Risiken führen.
Hier unterstützen wir mit
einer Absicherung der Exporte in Entwicklungs- und
Schwellenländer sowie der
Importe von Gütern aus unseren Partnerländern nach
Deutschland.
Wir bieten zu unseren Angeboten Beratung und Information. Wir werden in
der nahen Zukunft die Serviceangebote
des BMZ für die Wirtschaft noch deutlich erweitern und flexibler gestalten.
Mit der GIZ, der KfW oder der DEG stehen darüber hinaus erfahrene Organisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit als Ansprechpartner
zur Verfügung.

Sie erreichen die Servicestelle für die Wirtschaft des BMZ unter:
Telefon: 02 28 / 995 35-31 31 oder per
E-Mail: [email protected]
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Überzeugende und souveräne
Kommunikation im Management
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ganzes Publikum begeistern.
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und Argumentationstechniken
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Fachwissen
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Praxis
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Fordern Sie uns:
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POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Deutsch-Tunesischer
Mobilitätspakt
Während in Deutschland dringend Fachkräfte in den Bereichen Mathematik, Informatik,
Natur­wissenschaft und Technik gesucht werden, sind hervorragend ausgebildete Fachkräfte mit
Universitätsabschluss in Tunesien oft ohne berufliche Perspektive. Der BVMW unterstützt deren
Vermittlung an deutsche Mittelständler im Rahmen eines Projekts der Bunderegierung.
Verleihung der Abschlusszertifikate an die Teilnehmer des Pilotvorhabens Deutsch-Tunesischer Mobilitätspakt.
„„
BVMW aktiv gegen Fachkräftemangel
Was erwartet Sie?
Der BVMW unterstützt in Zusammenarbeit mit
der GIZ und dem Auswärtigen Amt das Projekt
Deutsch-Tunesischer Mobilitätspakt, bei dem
deutsche Unternehmer die Möglichkeit erhalten,
tunesische Ingenieure für drei Monate in ihre Betriebe nach Deutschland zu holen. Wir bieten unseren Mitgliedern die Möglichkeit, mit Unterstützung des BVMW an dem Projekt teilzunehmen.
Das Ziel des vom Auswärtigen Amt geförderten
Deutsch-Tunesischen Mobilitätspakts ist es, junge, hochqualifizierte tunesische Ingenieure aus
den Bereichen IT, Elektro, Maschinenbau und
Bauwesen über ein dreimonatiges bezuschusstes Praktikum langfristig an deutsche Unternehmen zu vermitteln, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt keine geeigneten Fachkräfte finden.
Im Vorfeld der Praktikumszeit entsteht lediglich
der Aufwand f ür die Bewerberauswahl und die
Durchf ührung von Bewerbungsgesprächen.
Foto: Tristan Vostry
10
Der Mittelstand. | 4 | 2015
POLITIK
11
Kontakt
BVMW Außenwirtschaftsabteilung
Alexander Knipperts
Die Praktika beginnen im Oktober 2015. Im Anschluss können die Fachkräfte zu den Bedingungen der Blauen Karte EU* übernommen werden.
In der 2014 abgeschlossenen Pilotphase des Projekts betrug die Übernahmequote 75 Prozent.
Wie funktioniert eine Teilnahme?
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) führt das Projekt im Auftrag
des Auswärtigen Amtes durch. Ihr Unternehmen
übermittelt das Anforderungsprofil für den zu besetzenden Aufgabenbereich, im Anschluss werden die Lebensläufe der passfähigen Bewerber
von der GIZ an Sie weitergeleitet.
Mit den von Ihnen vorausgewählten Bewerbern
können anschließend über die GIZ Skype- oder
Telefoninterviews mit den Kandidaten vereinbart
werden.
Sie haben dann die Möglichkeit, den Bewerber für
ein bezahltes Praktikum für mindestens drei und
maximal sechs Monate in Ihrem Unternehmen zu
beschäftigen, um sich von seinen Kompetenzen
zu überzeugen. Von der GIZ werden drei Monate
des Praktikums mit jeweils 300 Euro pro Monat
unterstützt.
Falls Sie den Bewerber im Unternehmen weiterbeschäftigen möchten, kann dies unkompliziert
zu den Bedingungen der Blauen Karte EU ermöglicht werden. Als Beginn des Praktikums wird der
Oktober 2015 angestrebt (individuelle Starttermine sind möglich.)
*Blaue Karte EU
In Deutschland ist die Blaue Karte EU seit
dem 1. August 2012 der zentrale Aufenthaltstitel für akademische Fachkräfte aus
dem Ausland. Sie wird in einem vereinfachten
Verfahren ohne Beteiligung der Bundesagentur für Arbeit erteilt. Voraussetzungen:

Der Antragsteller muss ein abgeschlossenes
Hochschulstudium nachweisen.

Eine Gehaltsmindestgrenze für
Mangelberufe von 37.752 Euro (2015) muss
eingehalten werden.

Die Blaue Karte EU wird bei erstmaliger
Erteilung auf höchstens vier Jahre befristet.
Beträgt die Dauer des Arbeitsvertrags weniger als vier Jahre, wird die Blaue Karte EU
für die Dauer des Arbeitsvertrags zuzüglich
drei Monate ausgestellt oder verlängert.
Wen können Sie erwarten?
Telefon: 030 533206-64
E-Mail: [email protected]
Bei den Teilnehmern handelt es sich
um tunesische Ingenieure aus den
Bereichen IT, Elektro, Maschinenbau und Bauwesen, die zur Teilnahme an dem Programm bereits
ein anspruchsvolles Auswahlverfahren durchlaufen haben.
Sie sind zwischen 25 und 35 Jahren alt und verfügen über ein abgeschlossenes Ingenieurstudium mit sehr guten Leistungen und über erste
Berufserfahrung von bis zu zwei Jahren in ihrem
Fachbereich.
Die Teilnehmer haben im Vorfeld des Programms
eine fünfmonatige sprachliche und interkulturelle
Vorbereitung durch die GIZ und das Goethe-Institut absolviert.
Was müssen Sie dafür tun?
Im Vorfeld der Praktikumszeit entsteht lediglich
der Aufwand für die Bewerberauswahl und die
Durchführung von Bewerbungsgesprächen. Die
Einreise nach Deutschland sowie etwaige Behördengänge werden von der GIZ und Integrationslotsen organisiert.
Die Teilnehmer müssen während des Praktikums
eine Vergütung nach dem gesetzlichen Mindestlohn erhalten (circa monatlich 1.800 Euro
AG-Brutto bei circa 1.470 Euro AN-Brutto).
Die Dauer des Praktikums beträgt mindestens
drei Monate, kann aber auch bis zu sechs Monate
betragen.
Für die Mindestdauer des Praktikums von drei
Monaten erhalten Sie einen Zuschuss von insgesamt 900 Euro durch die GIZ.
Darüber hinaus entstehen keine weiteren finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Teilnehmern oder der GIZ (zum Beispiel für Visum, Flüge
oder Wohnungsmieten).
Ihre Vorteile
ƒƒ Erweitertes Angebot von technisch
hervorragend ausgebildeten Fachkräften
ƒƒ Möglichkeit des unverbindlichen
dreimonatigen Praktikums als Probephase
ƒƒ Internationalität im Unternehmen, sprachliche
und technische Fähigkeiten kombiniert
ƒƒ Unterstützung des Bewerbungs- und Einstellungsprozesses durch den BVMW und die GIZ
ƒƒ Direkter Ansprechpartner bei Fragen
und für zusätzliche Informationen.

Alexander Knipperts
Diana Scholl
BVMW
12
POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
EZ-Scout für den Mittelstand
Entwicklungs- und Schwellenländer sind die Wachstumsmärkte von morgen. Sie bieten auch Unternehmen kleiner und mittlerer Größe Absatzmärkte und können als Produktionsstandort interessant sein.
Andererseits sind für mittelständische Unternehmen die Risiken in diesen Ländern oft gravierender
und komplexer zu managen, als dies in den vertrauten Märkten notwendig und möglich ist.
„„
Die Projekte sollten einen
entwicklungspolitischen
Mehrwert schaffen, der
sich in einem weiten Feld
von Schwerpunktbereichen
auswirken kann.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ) hat daher eigens einen „Scout“ in den Bundesverband mittelständische Wirtschaft entsandt, der Unternehmen
bei der Geschäftsentwicklung in
Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützt und auf bestehende Förderprogramme nach Ländern und Branchen hinweist. Im
Portfolio sind nicht nur die gesamte
Angebotspalette des BMZ in diesem Bereich, sondern auch Angebote der anderen Bundesministerien, insbesondere auch die Exportinitiativen des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie
(BMWi) und des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB).
Seit Februar 2015 verstärkt Alexander Knipperts
als vom BMZ entsandter EZ-Scout das Team Außenwirtschaft des BVMW und berät Mitgliedsunternehmen zu Chancen und Fördermöglichkeiten
in Entwicklungs- und Schwellenländern.
der Förderbanken DEG und KfW gelten eine Reihe
von Baseline-Eckdaten: mindestens eine Million
Euro Jahresumsatz, zehn Mitarbeiter und drei operative Geschäftsjahre. Konsortialbewerbungen
sind oft möglich, so dass es mehrere Möglichkeiten
gibt, die Kriterien zu erfüllen. Allgemein sollten
die Projekte einen entwicklungspolitischen Mehrwert schaffen, der sich in einem weiten Feld von
Schwerpunktbereichen auswirken kann. Umweltund Klimaschutz, Bildung und Forschung gehören
dazu, ebenso Gesundheit und Ernährung.
Förderprogramme und -instrumente stehen für
verschiedene Etappen der Internationalisierung
kleiner und mittelständischer Unternehmen zur
Verfügung, sie reichen von Unterstützung zur Erstellung von Machbarkeitsstudien über die Finanzierung und Absicherung von Exporten (Hermes)
und Investitionen bis hin zu komplexen Kooperatio­
nen im Rahmen von Public-Private-Partnerships
(develoPPP) in der inhaltlichen, technischen und
finanziellen Realisierung von Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern. Für die meisten
umfangreicheren Programme und Finanzierungen
Wer mit einem Entwicklungs- und Schwellenland
Geschäftsbeziehungen unterhalten oder aufbauen
möchte und sich für die Angebote der Begleitung
und Förderung, die das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und
andere Ressorts zur Verfügung stellen, interessiert,
kann sich mit dem BVMW in Berlin in Verbindung
setzen. EZ-Scout Knipperts wird den Bedarf der Unternehmen definieren, geeignete Instrumente der
Außenwirtschaftsförderung identifizieren und die
passenden Ansprechpartner nennen. Auch bei der
Antragstellung kann er beratend unterstützen. 
Mit der Entsendung von EZ-Scouts stellt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen­
arbeit und Entwicklung (BMZ) deutschen Unternehmen fachkundige Berater mit entwicklungs­
politischem Know-how zur Verfügung. Als Ansprechpartner zu Themen der Entwicklungszusammen­
arbeit arbeiten sie in Wirtschaftsverbänden, Ländervereinen, Industrie- und Handelskammern sowie
Handwerkskammern.
Alexander Knipperts berät seit Anfang 2015 als EZ-Scout in der Außenwirtschaftsabteilung die
BVMW Mitgliedsunternehmen zu Begleitungs- und Fördermöglichkeiten in Entwicklungs- und
Schwellenländern.
Kontakt: Telefon: 030 533206-64, E-Mail: [email protected]
Der Mittelstand. | 4 | 2015
POLITIK
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** Bei einer Energieeinsparung von mindestens 30 % (Premiumstandard) gelten für einen Kredit über 500.000 EUR zur Modernisierung von Produktionsanlagen in der Preisklasse
B folgende Konditionen: 1,50 % Sollzins p. a. und 1,51 % Effektivzins p. a. bei 10 Jahren Laufzeit, 2 tilgungsfreien Anlau‘ahren und 10-jähriger Zinsbindung. Für einen Kredit
über 3 Mio. EUR für einen Neubau zum KfW-Effi zienzhaus 55 gelten in der Preisklasse B identische Konditionen. Zusätzlich wird der Rückzahlungsbetrag durch einen Tilgungszuschuss von bis zu 5 % des Zusagebetrages (maximal 50 EUR je Quadratmeter) gemindert (Stand 17.07.2015).
13
14
POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Deutscher
Technologievorsprung
zahlt sich aus
Deutschland ist netto ein Energieimporteur. Im Ausland gefragt sind hingegen deutsche Anlagen zur
Energieumwandlung. Vor dem Hintergrund des weltweit wachsenden Energiebedarfs und mittelständischer Innovationen ergeben sich hier große Exportchancen.
„„
Ganz anders stellt sich der Außenhandel mit Anlagen zur Energieumwandlung dar. Deutsche Unternehmen sind kräftig im Exportgeschäft engagiert.
Das trifft auch auf die Hersteller von Anlagen der
Erneuerbaren Energien zu. Der Export ist eine
wichtige Stütze. So hat der Export seit jeher einen
hohen Stellenwert für die deutsche Windindustrie.
Rund zwei Drittel der hergestellten Anlagen werden nach Angaben der „Agentur für Erneuerbare
Energien (AEE)“ exportiert. Für die Hersteller von
Biogasanlagen ist der Export überlebenswichtig,
um den Einbruch der Nachfrage in Folge der drastischen Kürzungen der Förderung im Rahmen des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) auszugleichen. Insbesondere in anderen EU-Ländern trifft
das Know-how der mittelständischen Anlagenbauer auf großes Interesse.
Insgesamt bewertet die Branche der Erneuerbaren Energien das Exportgeschäft positiv. Das ergab
eine Umfrage im Auftrag der Deutschen Energie-Agentur (dena). Knapp die Hälfte der befragten
Unternehmen schätzt die Lage des Exportgeschäfts gut bis sehr gut ein. Das gilt insbesondere für die Branchen Wind, Biogas und oberflächennahe Geothermie. Sorgen bereitet
den Unternehmen vorwiegend der Rückgang
der Förderung von Erneuerbaren in den Zielmärkten sowie stärker werdende Konkurrenz
ausländischer Mitbewerber. Positiv für die Ex-
Mit ihren getriebelosen Turbinen
zählen die deutschen Hersteller
f ür Windkraftanlagen zu den
Technologie- und Weltmarktf ührern.
Foto: © Marco2811 - Fotolia.com
Im Jahr 2014 exportierte Deutschland rund 34
Terawattstunden Strom mehr, als es importierte.
Das ist ein Rekordwert. Dennoch ist Deutschland
ein rohstoffarmes Land und auf Energieimporte
angewiesen. In 2014 waren knapp dreizehn Prozent der gesamten Güterimporte dem Bereich
Energie zuzuordnen; im gleichen Zeitraum entfielen jedoch lediglich knapp drei Prozent der Exporte
auf diese Gütergruppe, wie aus einem Bericht des
Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Deutschland ist Energieimporteur. Energie – und hier
insbesondere Öl und Gas – bleibt die wichtigste
Handelsware bei der Einfuhr. Im Jahr 2013 wurden
laut Statistischem Bundesamt allein Gas und Öl im
Wert von 96 Milliarden Euro importiert.
Der Mittelstand. | 2 | 2015
portchancen schätzen die Unternehmen vor allem
die zunehmende Marktreife der Technologien der
Erneuerbaren-Anlagen ein. Hier zeigt sich: Deutsches Know-how ist ein Verkaufsargument. Mit
ihren getriebelosen Turbinen zählen die deutschen
Hersteller für Windkraftanlagen zu den Technologie- und Weltmarktführern.
ternehmen. Bereits heute ist rund die Hälfte der
deutschen Anbieter von Energieeffizienz-Technologien und -Dienstleistungen im Ausland aktiv.
Das geht aus dem Branchenmonitor Energieeffizienz 2015 der „Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF)“ hervor. Laut dem
Report wird jedoch der mit Abstand größte Teil des
Umsatzes der deutschen Energieeffizienz-Unternehmen im Inland erwirtschaftet. Lediglich neunzehn Prozent wurden 2014 im Ausland erwirtschaftet. Künftig gehen die Unternehmen jedoch
von steigenden Absätzen im Ausland aus. Für das
Jahr 2020 rechnen sie mit einem Umsatzanteil im
Auslandsgeschäft von 23 Prozent.
POLITIK
Positiv zum Export der Erneuerbaren-Anlagen
trägt auch der weltweite Trend beim Zubau von
Erneuerbaren bei. Weltweit wurden 2014 Erneuerbare mit einer Gesamtleistung von 135 Gigawatt
zugebaut. Das entspricht etwa der Leistung von
135 Kernkraftwerken. Die weltweiten Neuinvestitionen in Kraftwerkskapazitäten von ErneuerbaDie Daten zeigen: Der Export ist eine wesentliche
ren Energien waren mehr als doppelt so hoch wie
Stütze für die Unternehmen im Bereich Anlagen
jene in fossile Kraftwerkskapazitäten. Das geht
zur Energieerzeugung und Energieeffizienz. Künfaus dem „Renewables 2015 Global Status Report“
tig wird die Bedeutung sogar weiter wachsen. Die
des REN21 global renewable energy policy netBundesregierung fördert daher den Export von
work hervor. Damit setzt sich der Trend fort, dass
Erneuerbaren und für Technologien zur Energie­
die Erneuerbaren bei den Netto-Investitionen
effizienz mit Exportinitiativen. Auch der BVMW
die Anlagen für fossile Brennstoffe übertreffen.
Philipp Behm
bietet seinen Mitgliedsunternehmen durch sein
Dies kommt den deutschen Erneuerbaren-AnlaBVMW
gutes Netzwerk im Ausland Unterstützung.

gen-Herstellern zugute. Auch in Zukunft dürfte der
Export ein wesentlicher Wachstumstreiber für Anlagenbauer
im Bereich Energie sein. Laut eiWeiterführende Informationen
ner Prognose der International
ƒƒ „Branchenmonitor Energieeffizienz 2015“ der
Energy Agency (IEA) wird die
Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF)
Energienachfrage bis zum Jahr
www.deneff.org/fileadmin/downloads/DENEFF_Branchenmonitor_Energieeffizienz_2015.pdf
2014 um fast vierzig Prozent zuƒƒ „World Energy Outlook 2014“ der International Energy Agency (IEA)
nehmen. Für die deutschen Anwww.worldenergyoutlook.org
lagenbauer ist das eine Chance.
ƒƒ „Erhebung zum Exportklima der Erneuerbaren-Energien-Branche”
im Auftrag der Deutschen Energie-Agentur (dena)
Gleichzeitig dürfte auch die
ƒƒ „Exportinitiative Erneuerbare Energien“ des
Nachfrage nach Effizienz-TechBundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi)
nologien mit steigendem Enerwww.export-erneuerbare.de
giehunger zunehmen. Auch hier
ƒƒ „Exportinitiative Energieeffizienz“ des Bundesministeriums
bieten sich Exportchancen für
für Wirtschaft und Energie (BMWi) www.efficiency-from-germany.info
das Know-how deutscher Un-
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16
POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Angriff auf das Bargeld
In Deutschland mehren sich Stimmen für eine schrittweise Abschaffung des Bargelds. Dagegen bezieht
die mittelständische Wirtschaft klar Position und fordert die Beibehaltung der Bargeldzahlung.
Der Anteil von Scheinen und Münzen am Umsatz
betrug im Jahr 2014 rund 53 Prozent. Bargeld ist
damit eindeutig die bevorzugte und für den Einzelhandel die günstigste Zahlungsvariante. Gegen die
Beschneidung des Privateigentums durch die Hintertür hat sich auch der Präsident der Deutschen
Bundesbank, Jens Weidmann, ausgesprochen. Damit haben Unternehmen und Bürger einen wichtigen Verbündeten gegen die völlige Kontrolle über
das Geldvermögen und die Totalüberwachung von
Geldbewegungen.
An der Spitze der Befürworter der Bargeldabschaffung stehen NRW-Finanzminister Norbert
Walter-Borjans und der Wirtschaftsweise Peter
Bofinger. Beide wollen vordergründig die Krimina-
Zahlungsverhalten in Deutschland
ƒƒ Umfrage der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten
in Deutschland (2008, 2014)
ƒƒ mehr als 2.000 befragte Personen
1 2,5
3 4
7,5
5
6
8
53
53
29
28
2014
2008
Barzahlung
Überweisung
Lastschrift
Girokarte
Kreditkarte
Andere
lität bekämpfen. Doch der Kampf gegen Schwarzarbeit, organisierte Kriminalität und Steuerhinterziehung rechtfertigt einen so massiven Eingriff
in die Eigentums- und Freiheitsrechte der Bürger
ebenso wenig wie die Senkung der Transaktionskosten aus dem Zahlungsverkehr. Schon heute ist
es bei bargeldloser Zahlung möglich, jede Transaktion zu überwachen und eine Vielzahl von Daten
zu erfassen. Bargeldzahlung verhindert hingegen
den „gläsernen Konsumenten“ und beschränkt die
Datensammelwut des Staates, oder mit den Worten eines anderen Wirtschaftsweisen, Lars Feld:
Bargeld ist „geprägte Freiheit“. Freiheit, die auch
durch Cyberwar-Angriffe auf das Finanzsystem
gefährdet ist, die im Ernstfall ebenso wie ein simpler Stromausfall Zahlungen unmöglich machen.
Die Folgen könnten Unruhen und ein Rückfall in
die Tauschwirtschaft sein.
Wie aktuell an Schlangen der Wartenden vor den
Geldautomaten in Griechenland erkennbar ist, setzen die Menschen in Krisenzeiten auf Bargeld. Das
haben sie auch in Deutschland auf dem Höhepunkt
der Finanzkrise getan, obwohl die Bundesregierung Spareinlagen als sicher erklärt hatte. Ohne
Ausweichmöglichkeit auf Bargeld kann der Staat
ungehemmt Einlagensteuern durchsetzen oder
die Zentralbank den bereits für Geschäftsbanken
geltenden Negativzins auf Sparer ausdehnen. Der
Internationale Währungsfonds schlug bereits eine
weltweite Vermögensabgabe in Höhe von zehn
Prozent vor, um die Lasten aus der Finanzkrise zu
bewältigen. Allen diesen Versuchen der Kollektivierung des Privateigentums muss und wird der
deutsche Mittelstand vehement entgegentreten.
Dem gescheiterten sozialistischen Experiment der
Vergesellschaftung von Produktionsmitteln darf
keine Vergesellschaftung öffentlicher Risiken auf
dem Rücken der Bürger folgen.
Unabhängig vom ungezügelten Kontrollwahn des
Staates sprechen auch rein betriebswirtschaftliche Gründe gegen das Ende von Münzgeld und
Geldnoten. Dem Handel kommen die hohe Akzeptanz und geringere Kosten zu Gute. Die Kreditkarte ist die teuerste Zahlungsalternative. Hier
müssen Händler rund drei Prozent vom Umsatz an
die Kartenorganisation abführen. Bei Einsatz der
Debitkarte fallen 0,25 bis 0,3 Prozent Gebühren
an. Bargeld bleibt somit auch die billigste Art des
Bezahlens.

Foto: © Mangsaab - Fotolia.com
Dr. Hans-Jürgen Völz
Chefvolkswirt BVMW
Der Mittelstand. | 4 | 2015
POLITIK
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Forum Führung.
Impulse – Dialoge – Orientierung.
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| RENÉ BORBONUS
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| PROF. GÖTZ W. WERNER
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POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Kraft-Wärme-Kopplung für
eine dezentrale Energiewende
Die hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist ein wichtiger Begleiter der Energiewende.
Zudem leistet die Eigenstromerzeugung einen Beitrag zum Erhalt wettbewerbsfähiger Energiepreise
im Mittelstand. Die Pläne der Bundesregierung zur Novelle des KWK-Gesetzes gefährden jedoch den
Einsatz der Technologie im Mittelstand.
Kurz vor Beginn der parlamentarischen Sommer­
pause wurde der über Monate schwelende Richtungsstreit über wichtige energiepolitische Weichenstellungen beigelegt. Die Parteispitzen von
CDU, CSU und SPD sowie Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble, haben sich Anfang Juli auf
Eckpunkte zum Betrieb von Kohlekraftwerken,
dem Netzausbau sowie der Förderung der KraftWärme-Kopplung (KWK) und weiteren Energieeffizienzmaßnahmen geeinigt. Künftig sollen mehr
Mittel zur Förderung der KWK zur Verfügung gestellt werden.
Trotz der offensichtlichen Vorteile der verstärkten Nutzung der KWK, haben sich die rechtlichen
Rahmenbedingungen zuletzt verschlechtert. Seit
der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2014 wird die Eigenstromerzeugung aus KWK und Erneuerbaren teilweise
mit der EEG-Umlage belastet. Insofern gibt die
Ankündigung der Bundesregierung, mehr für die
KWK tun zu wollen, Anlass zur Hoffnung.
Der Gesetzgeber muss jetzt zügig Planungssicherheit schaffen und das KWK-G mittelstandsfreundlich novellieren. Ziel der Novelle muss es
sein, Perspektiven für die hocheffiziente KWK
zu eröffnen und eine wirtschaftliche Grundlage
zum Neubau und zur Modernisierung im Bestand
schaffen. Dabei ist es wichtig, am bisherigen
Ausbauziel der Bundesregierung von 25 Prozent
Anteil der KWK an der Stromversorgung festzuhalten. Mit den vorgelegten Eckpunkten des
BMWi würde das Ausbauziel faktisch auf weniger
als zwanzig Prozent Anteil KWK an der Stromversorgung gekürzt. Zudem dürfen die Rahmenbedingungen für die Eigenstromversorgung im
Mittelstand nicht verschlechtert werden. Laut
den Eckpunkten des BMWi soll die Förderung der
Eigenstromerzeugung aus der KWK gestrichen
werden. Künftig sollen vor allem KWK-Anlagen
gefördert werden, die in das öffentliche Stromnetz einspeisen. Dabei ist die Bedeutung der Eigenstromerzeugung für den Mittelstand nicht zu
unterschätzen. Sie ist eine Möglichkeit, die Energiekosten wettbewerbsfähig zu halten. Zudem ist
eine zunehmend dezentrale Energieversorgung
Ausdruck der voranschreitenden Energiewende. Eine Verschlechterung der Bedingungen der
dezentralen Eigenstromversorgung bremst die
Energiewende und schadet dem Mittelstand.
Entscheidend wird jedoch sein, wie die Mittel eingesetzt werden. Im März wurden die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
Weitere Informationen:
Positionspapier des BVMW zur KWK
www.bvmw.de/politik/energie.html
Bereits heute leistet die hocheffiziente KWK einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Erreichung der ambitionierten CO2-Reduktionsziele der Bundesregierung.
Im Vergleich zur ungekoppelten Strom- und
Wärmeerzeugung werden durch die KWK jährlich rund 56 Millionen Tonnen CO2 eingespart.
KWK-Anlagen sind gut geeignet, den Ausbau der
Erneuerbaren Energien zu begleiten, da sie flexibel auf die fluktuierende Erzeugung von Strom
und Wärme aus Wind und Sonne reagieren können. Zudem können KWK-Anlagen dezentral eingesetzt werden. Die verbrauchsnahe Erzeugung
von Strom und Wärme entlastet die Stromnetze
und bringt Energie mit geringen Netzverlusten zu
den Verbrauchern.
Philipp Behm
BVMW
erstellten Eckpunkte zur Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWK-G) bekannt. Diese
lassen eine weitere Verschlechterung der Rahmenbedingungen der KWK, insbesondere für den
Mittelstand, befürchten. Die Verschlechterung
der Rahmenbedingungen sowie die Unsicherheit
über die künftigen Rahmenbedingungen haben
bereits heute erkennbar zu einer Zurückhaltung
bei den Investitionen in hocheffiziente KWK-Anlagen geführt.

Foto: © Gesina Ottner - Fotolia.com
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Der Mittelstand. | 4 | 2015
POLITIK
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POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Europa-News
Bundestag zu Juncker-Fonds
Die Große Koalition in Berlin stellt sich einmütig hinter die Investitionspläne von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude
Juncker. Der Bundestagsabgeordnete Joachim Poß (SPD)
merkte an, dass das Investitionsniveau in der EU heute 15 Prozent unter dem des Jahres 2007 liege. „Wir brauchen mehr Investitionen in Europa“, sagte Poß, diese Einsicht sei Konsens.
Besonders Krisenländern im Süden Europas mit einer hohen
Jugendarbeitslosigkeit könne damit geholfen werden. Ursula
Groden-Kranich (CDU/CSU) machte deutlich, worum es ihrer
Fraktion geht: In der EU würden zwar mehr Patente angemeldet als in den USA, für die Finanzierung stünde allerdings nur
ein Zehntel des Kapitals zur Verfügung. Der Fonds schließe eine
Finanzierungslücke in Europa, die nachhaltige und tragfähige Investitionen bisher verhindere. Über den neuen EU-Fonds wird
Geld privater Anleger gesammelt und in Projekte mit erhöhtem
Risiko investiert. Wichtig für die gemeinsame Zustimmung war,
dass der Fonds zeitlich befristet ist. Die Linke im Bundestag bezeichnete den Juncker-Plan als „Tropfen auf den heißen Stein“.
Sie forderte einen Marshall-Plan mit 500 Milliarden Euro im
Jahr, ein Vorschlag, der keine Mehrheit fand.
www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2015/
kw21_de_europaeischer_investitionsfonds/375186
Ansehen der EU
EU-Haushaltsentwurf 2016
143,5 Milliarden Euro will die EU 2016 ausgeben, um ihre politischen Ziele zu erreichen. Das schlägt die EU-Kommission in
ihrem Entwurf für den Gemeinschaftshaushalt vor. Beinahe die
Hälfte der Mittel sollen für „Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit“ reserviert werden (66,58 Milliarden Euro), wobei der
größte Anteil mit gut 49 Milliarden Euro wieder für die Regional- und Kohäsionspolitik aufgewendet würde. Für Programme zur Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und
Beschäftigung soll es 11,4 Prozent mehr Geld geben. Deutlich
mehr Mittel als dieses Jahr will die Kommission für Außen- und
Nachbarschaftspolitik sowie humanitäre Hilfe (+28,5 Prozent),
Entwicklungszusammenarbeit (+27 Prozent), das Austauschprogramm Erasmus+ (+30 Prozent) sowie für Forschung und
Entwicklung (+11,6 Prozent) bereitstellen.
www.ec.europa.eu/deutschland/
press/pr_release/13350_de.htm
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Die Meinung der Deutschen
zur Europäischen Union hat
sich verschlechtert. Das belegt eine aktuelle Umfrage
des Pew Research Centers.
Während das EU-Ansehen
in vielen Ländern stabil blieb
oder sich sogar verbesserte,
ging es in Deutschland auf
58 Prozent (von 66 Prozent
im Jahr davor) zurück, heißt
es in der Studie des US-Instituts. In Frankreich lag die Rate bei
55 Prozent, in Großbritannien bei 51 und in Polen bei 72 Prozent. In Spanien stieg der Wert von 46 auf 64 Prozent, in Italien von 50 auf 63 Prozent. Die Zustimmung zum Euro nahm in
Frankreich, Spanien und Italien zu und verharrte in Deutschland bei 72 Prozent. Interessant sind die Umfrageergebnisse
aus Großbritannien. 55 Prozent der Befragten erklärten, bei
einem Referendum für einen Verbleib in der EU zu stimmen; 36
Prozent wollten dagegen votieren. 2013 kam jedes Lager auf
46 Prozent. Die englische Regierung will bis Ende 2017 einen
Volksentscheid abhalten.
www.euractiv.de/sections/eu-innenpolitik/
umfrage-ansehen-der-eu-deutschland-schwindet-315122
Foto oben: © Berlin85 - Fotolia.com, Foto links: © jpgon - Fotolia.com, Foto unten: © M.Gove - Fotolia.com
20
Der Mittelstand. | 4 | 2015
POLITIK
Foto: Reinhart / Oettinger, Rest abschneiden
Auf dem Weg zur Digitalunion
Die EU-Kommission unternimmt
große Anstrengungen, damit Europa die Chancen der digitalen Revolution besser nutzt. Darauf wies
BVMW-Bundesgeschäf tsführer
Minister a.D. Prof. Dr. Wolfgang
Reinhart nach einem Treffen mit
EU-Kommissar Günther Oettinger
hin. Oettinger hat ein Papier vorBVMW-Bundesgeschäftsführer Minister a. D.
gelegt, wie ein gemeinsamer Markt
Prof. Dr. Wolfgang Reinhart mit EU-Kommissar
für digitale Angebote entstehen soll.
Günther Oettinger.
Europa müsse bei der Digitalisierung
auf Dauer wettbewerbsfähig werden, so Oettinger. Die deutsche Industrie ist bei Industrie 4.0 noch führend. Der deutsche Mittelstand muss hier alle Anstrengungen
unternehmen, um nicht abgehängt zu werden. Mittelstand 4.0 ist deshalb für den
BVMW ein zentrales Zukunftsprojekt. Auch die europäische Cloud gehört zu diesen
Projekten. In Europa soll eine eigene Datenwolke betrieben werden, in der die Industrie, aber auch mittelständische Unternehmen sicher ihre Daten speichern können.
Gründungen
erleichtert
Der Rat der EU hat sich auf einen Richtlinienvorschlag für eine Ein-Personen-Gesellschaft (SUP) geeinigt. Das erleichtert Existenzgründungen. So kann
die SUP mit einem Euro gegründet werden. Der Mitgliedstaat hat allerdings
die Möglichkeit, gesetzliche Rücklagen
zu fordern. Eine Online-Eintragung soll
ebenfalls möglich sein. Den Nationalstaaten soll auch hierbei ein gewisser
Gestaltungsspielraum verbleiben, um
zum Beispiel die Gründer sicher online
identifizieren zu können.
Mindestlohn
Das auch in Deutschland als bürokratielastig kritisierte Mindestlohngesetz steht auf dem Prüfstand der
EU-Kommission. Sie stört sich an der Bestimmung, dass ein Mindestlohn auch ausländischen LKW-Fahrern gezahlt werden muss, die Deutschland nur durchqueren oder dort Fracht ausladen. Diese Regelung
bewirke „eine unverhältnismäßige Einschränkung der Dienstleistungsfreiheit und des freien Warenverkehrs.“ Die Kommission hat deshalb die erste Stufe eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen die Bundesregierung eingeleitet. Vor allem polnische Spediteure waren gegen das deutsche Mindestlohngesetz
Sturm gelaufen. Der Mindestlohn beträgt in Polen 2,31 Euro, in Luxemburg dagegen 11,10 Euro.
www.liberale.de/content/lkw-mindestlohn-ist-der-falsche-weg
Unternehmensbesteuerung I
Unternehmensbesteuerung II
Auf dem langen Weg zu einer gerechteren Unternehmensbesteuerung kommt Brüssel allmählich voran. „Jedes Unternehmen, ob klein oder groß, muss an dem Ort, an dem es seine
Gewinne erwirtschaftet, seinen Anteil an Steuern zahlen“,
sagte Valdis Dombrovskis, der für den Euro zuständige Kommissionsvizepräsident. Wie die Kommission dieses Ziel erreichen will, hat sie kürzlich in einem Aktionsplan vorgestellt.
Neu beleben will die Kommission ihren Vorstoß von 2011 für
die verpflichtende Einführung einer gemeinsamen, konsolidierten Bemessungsgrundlage der Körperschaftssteuer. Der
CDU-Europaabgeordnete Burkhard Balz bezeichnet diese Bemessungsgrundlage als „ersten und entscheidenden Schritt“
zu einem gerechteren Steuersystem. „Eine Bekämpfung von
Steuerflucht ist solange unmöglich, wie die Mitgliedsstaaten
sich einem gemeinsamen Vorgehen verweigern. Der Ball liegt
noch immer im Feld der nationalen Regierungen“, sagte Balz.
Dabei geht es auch um einen fairen Wettbewerb zwischen den
Unternehmen. „Große, kleine und mittelgroße Unternehmen
sollten den Binnenmarkt gleichermaßen nutzen können“, sagte
Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici.
Seit Anfang März versucht ein Sonderausschuss des Europaparlaments, Licht ins Dunkel der generösen Steuerpolitik gegenüber Großkonzernen in Luxemburg und anderen Ländern
zu bringen. Doch Enthüllungen werden in den verbleibenden
Sitzungen dieses Ausschusses kaum erwartet. Wichtige Beteiligte – Finanzminister wie Firmenvertreter – weigern sich, vor
den Abgeordneten zu erscheinen. Zahlreiche multinationale
Unternehmen haben die Einladung zur letzten Sitzung einfach ignoriert. So schrieb Google-Chef Eric Schmidt: „Ich war
nicht in der Lage, für diese Anhörung am 1. Juni einen Redner
von Google zu organisieren.“ Amazon verwies auf die laufende
Untersuchung der EU-Kommission wegen Steuerdumpings.
Ikea-Vorstandschef Peter Agnefjäll ließ ausrichten, keine
Zeit zu haben. McDonald’s hat auf die Einladung nicht einmal
geantwortet. Dieser mangelnde Kooperationswille dürfte allerdings das Vorgehen der Europaparlamentarier gegen Steuerdumpings eher beschleunigen. Laut Co-Rapporteur Michael
Theurer, MdEP, will das Europaparlament am 15. Oktober über
den Abschlussbericht zur Luxleaks-Affäre abstimmen.
www.michaeltheurer.eu
21
22
POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Frankreichs
verborgene
Schätze
Der Schein trügt
Frankreich ist heute „der kranke Mann Europas“,
so wie es um die Jahrtausendwende Deutschland war. Das Wachstum schwächelt, die Leistungsbilanz schwankt seit Jahren unter dem
Nullpunkt, die Industrieproduktion lahmt, und
das Geschäftsklima will sich nicht aufhellen. Das
alles kann man täglich in der Presse nachlesen –
und noch viel mehr. Die Arbeitslosenquote liegt
weit über der deutschen, die Schuldenquote ist
erschreckend hoch, das Staatsdefizit wird wohl in
naher Zukunft nicht unter die Drei-Prozent-Grenze sinken. Frankreich muss seine Reformfähigkeit
dringend unter Beweis stellen.
Isabelle Bourgeois
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin am
Centre d’Information et de
Recherche sur l’Allemagne
contemporaine (CIRAC)
in Cergy-Pontoise
Chefredakteurin der
Zeitschrift „Regards sur
l’économie allemande“
www.cirac.u-cergy.fr
Wenn alles so offenbar im Argen liegt, warum
investieren deutsche Unternehmer noch im
Nachbarland? Viele haben sich schon vor über
einer Generation angesiedelt, darunter führende Unternehmen des deutschen Maschinenbaus und der Automobilindustrie. Aber Frankreich ist auch für Neue ein attraktiver Standort.
Vorausgesetzt, man wappnet sich mit Geduld,
ist bereit umzudenken und setzt auf das riesige
Potenzial, das hinter der angekratzten Fassade
schlummert.
Investieren in die Zukunft
Zwar ist die Planungssicherheit gering, was die
Rahmenordnung angeht. Aber die Franzosen sind
Meister im Umgang mit sich ändernden Bedingungen. Improvisationsgabe und Lernfähigkeit im
Umgang mit fremden Gegebenheiten sind Kern-
kompetenzen für ein Land, das eine zentrale Stellung für Geschäftsbeziehungen mit Südeuropa
oder Afrika hat.
Auch die im Vergleich hohe Abgabenlast bleibt
erträglich, sofern Innovationskraft da ist, um sich
von einem überwiegend preisorientierten Angebot abzugrenzen.
Junge Franzosen sind gut gebildet, aber ungelernt. Die Regierung plant, die Berufsausbildung
auszubauen – der deutsche Mittelstand weiß, wie
es geht. Warum nicht die eigene Unternehmenskultur gleich mit investieren? Die Bereitschaft für
Selbstverantwortung und gute Leistung ist da, sie
muss nur gezielt gefördert werden.
Bleiben das rigide Arbeitsrecht – irgendwann wird
auch das reformiert – und die schwierigen Arbeitsbeziehungen. Eine Dosis Unternehmensmitbestimmung wäre in Frankreich willkommen, als gelebtes Vorbild für kommende Reformen.
Die Geschäftsbeziehungen zwischen beiden Ländern sind weit besser, als es die Beziehungen auf
politischer Ebene derzeit vermuten lassen. Frankreich und Deutschland sind auf den ersten Blick
gegensätzlich. Bei genauer Betrachtung wird deutlich, wie komplementär sie in Wirklichkeit sind – hier liegt das Potenzial
für partnerschaftliche Geschäfte. Diese Chance zu ergreifen,
erfordert Weitblick.

Foto Isabelle Bourgeois: René Lasserre, Illustration oben: © Dussauj - Fotolia.com, Foto unten: © luzitanija - Fotolia.com
Welches Frankreich hätten Sie gern? Das Land, das seine Strukturprobleme
so zögernd angeht, oder das, wo sich Perspektiven öffnen – vorausgesetzt,
man wirft einen Blick hinter die Fassade?
Der Mittelstand. | 4 | 2015
POLITIK
23
EU beschließt neue Förderung
für den Mittelstand
Aus Brüssel kommen gute Nachrichten für den Mittelstand. Die von EU-Kommissionspräsident
Jean-Claude Juncker angekündigte Investitionsoffensive mit einem Volumen von 315 Milliarden Euro
soll Wachstum und Beschäftigung in Europa ankurbeln.
Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise sind die öffentlichen und privaten Investitionen gesunken.
Deutschland und die EU insgesamt litten zuletzt
unter einem hohen Investitionsrückstand. Mit
dem Juncker-Plan sollen nun private Geldgeber
zu mehr Investitionen angeregt werden. EU-Vize­
kommissionspräsidentin Kristalina Georgieva
bringt das Ziel der Initiative auf den Punkt:
Foto: © weseetheworld - Fotolia.com
„Von dieser Investitionsoffensive, die vom
EU-Haushalt gestützt wird, profitieren die Menschen und Unternehmen in Europa, denn sie
fördert das dringend benötigte Wachstum und
schafft wichtige Arbeitsplätze.“
Kleine und mittlere
Unternehmen im Fokus
Schwerpunkt des Fonds soll es sein, kleine und
mittlere Unternehmen mit innovativen Ideen und
überzeugenden Projektentwicklungen zu unterstützen. Gleichzeitig soll für kleine und mittlere
Unternehmen der Zugang zu Finanzierungen erleichtert werden. Mit dem Juncker-Plan sollen erfolgsversprechende Vorhaben realisiert werden.
Im Fokus der Förderung stehen dabei jene strategischen Projekte, die ein hohes Risiko bergen und
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bisher aus diesem Grund nicht realisiert werden
konnten. Genau dort setzt der Juncker-Plan an.
Zur Absicherung wurde ein eigener Fonds gegründet, der Europäische Fonds für strategische
Investitionen (EFSI), das Herzstück des Plans.
Durch eine Art Hebelwirkung der Garantien aus
dem EU-Haushalt soll in den kommenden drei
Jahren ein Investitionsvolumen von 315 Milliarden Euro erreicht werden.
Der Fonds soll ab September 2015 operativ
einsetzbar sein und wird von der Europäischen
Investitionsbank verwaltet. Gesucht werden
Projekte, die bereits einen gewissen Planungsfortschritt haben, Erfolgsaussichten bieten
aber mit deutlichen Risiken behaftet sind. Nach
Angaben der Kommission geht es vor allem um
die Förderung von Projekten aus den Bereichen
Infrastruktur (zum Beispiel Breitbandnetze,
Energie und Verkehr), Bildung, Forschung und
Innovation sowie Erneuerbare Energien und
Energieeffizienz. Wichtig für die Bewilligung der
Förderung ist, dass die Projekte einen Mehrwert
für die EU aufweisen und das Potenzial haben,
weitere Investitionen und Projekte anstoßen zu
können.

Friederike Zimmermann
BVMW
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Chancenkontinent Afrika
Wenn wir über Afrika reden, dann viel zu häufig noch über den K-Kontinent:
Konflikte, Kriege, Katastrophen und Korruption. Verbinden Sie mit Afrika, dass die
Wirtschaft in den vergangenen 15 Jahren jährlich um fünf Prozent gewachsen ist, dass
sich seit der Jahrtausendwende das Bruttoinlandsprodukt verdoppelt hat, und fünf der
zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Afrika liegen?
Afrika ist ein Chancenkontinent, auf dem schon eine Reihe deutscher Unternehmen investieren: im Maschinenbau und der Gesundheitswirtschaft,
in der Energietechnik und der Automobilherstellung, bei den Textilien und
in Informations- und Kommunikationstechnologien ebenso wie in das Wassermanagement.
Hier sind gerade auch mittelständische Firmen aus Deutschland aktiv,
einzeln oder in Verbünden, in der Zulieferung oder im Rahmen von Entwicklungsprogrammen. Aber hier ist noch lange nicht das Potenzial ausgeschöpft – weder für Afrika noch für den Mittelstand in Deutschland.
Und genau deswegen muss die Außen- und Entwicklungspolitik hier
nachjustieren und eine auf den Mittelstand ausgerichtete Außenwirtschaftspolitik formulieren.
1. Es ist sehr zu begrüßen, dass das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) jetzt den Schwerpunkt
auf Afrika und auf die Wirtschaft als Schlüsselthema legt. Unser Tipp:
Das Schlüsselthema muss insbesondere der Mittelstand sein.
2. Die EZ-Scouts (Scouts der Entwicklungszusammenarbeit) sind eine
große Hilfe, weil sie unmittelbar die Brücke zwischen den Fördermöglichkeiten und dem Mittelständler vor Ort bilden. Nutzen Sie diese
Chance und wenden sich an unseren EZ-Scout im BVMW, Alexander
Knipperts, der genau für solche Kontakte und Beratungen dieses und
nächstes Jahr bei uns im Verband ist (s. S. 12).
3. Elementar wichtig ist eine optimale Anlaufstelle für alle offenen Fragen im BMZ. Es gibt eine Servicestelle Wirtschaft, die jedoch erst jetzt
deutlich personell aufgestockt werden soll. Auch hier muss ein zentraler Schwerpunkt auf die persönliche Beratung von mittelständischen
Firmen gelegt werden, verbunden mit deutlich einfacheren Antragsverfahren. Die Servicestelle Wirtschaft muss zu einer wirklichen Servicestelle Mittelstand werden.
4. Seit neuestem gibt es einen Kreis der Vertreter der Privatwirtschaft, in
dem der BVMW vertreten ist, um die Interessen potenzieller Investoren
aus dem Mittelstand zu vertreten. Wenden Sie sich also auch hier gerne
unmittelbar an uns.
Patrick Meinhardt
BVMW Ressort Politik
und Öffentlichkeitsarbeit
5. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Berufliche Bildung sein – mit dem
Ausbau von Berufsbildungspartnerschaften. Gerade mit den Erfahrungen des Mittelstandes in der Dualen Ausbildung können wir hier
als BVMW unser unmittelbares Know-how einbringen.

Foto: © michaeljung - Shutterstock.com
24
Der Mittelstand. | 4 | 2015
UNTERNEHMERSERVICE
1/1 Anz.
Bisnode
(U4???)
25
26
POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Tunesien hält am
Aufschwung fest
Trotz der jüngsten Terrorattacken bleibt Tunesien auf Kurs.
Nach Diktatur und Arabellion lässt sich das nordafrikanische
Land nicht von seinem Weg hin zu einem modernen demokratischen Staatswesen abbringen. Moncef Zeghal, Gründungsgeschäftsführer des Vereins Tunesischer Absolventen Deutscher
Universitäten (VTADU), erläutert die Chancen eines deutschen
Engagements – jetzt erst recht.
Moncef Zeghal
Gründungsgeschäftsführer
des Vereins Tunesischer
Absolventen Deutscher
Universitäten
(VTADU), seit 2011
Vorstandsmitglied der
Deutsch-Tunesischen
Industrie- und Handelskammer (AHK), seit 2013
deren Vize-Präsident.
Vize-Präsident der
Tunesisch-Deutschen
Freundschaftsgesellschaft/
Association TunisoAllemande (ATA).
Moncef Zeghal: Tunesien hat in
der letzten Zeit enorme Sympathiepunkte für seine erfolgreichen Bestrebungen hin zur Demokratie errungen.
Seit Anfang des Jahres ist eine demokratisch gewählte Regierung im Amt,
deren oberstes Ziel es ist, die Wirtschaft
des Landes anzukurbeln. Dabei setzt Tunesien auf ein zunehmendes Engagement
deutscher und internationaler Investoren. Aktuell sind 250 deutsche Unternehmen mit rund
50.000 Mitarbeitern im Land, in der Mehrzahl
Mittelständler der Branchen Elektrotechnik, Automobilzulieferung und Textil.
Was sind die Vorteile eines unternehmerischen
Engagements in Tunesien?
Laut Umfrage der AHK Tunesien unter deutschen Unternehmen vor Ort punktet der Standort durch kurze Transportwege, dank seiner
Nähe zu Europa, sowie mit guter Infrastruktur.
Unternehmen finden hier qualifizierte Mitarbeiter und wettbewerbsfähige Kosten. Das Land
bietet Potenziale in den Bereichen IT-Outsourcing, Erneuerbare Energien/Umwelttechnik und
landwirtschaftliche Produkte. Auch Medizintechnik und Pharma bleiben interessant, da sich
Tunesien als wichtigster Gesundheitsmarkt der
Region etabliert hat.
Tunesien bietet sich als Umschlagplatz für die
Region an, sowohl für die Märkte Nordafrikas
wie auch als Brücke zu den Ländern der Subsahara.
Wie können deutsche und tunesische
Unternehmer die Herausforderungen
gemeinsam meistern?
In nächster Zeit wird eine weitere wirtschaftliche
Liberalisierung des Marktes neue Perspektiven
eröffnen. Tunesien hat wie Deutschland keine
nennenswerten Bodenschätze, der Schatz des
Landes ist sein Humankapital. Da Tunesien momentan mit einer hohen Arbeitslosigkeit kämpft,
heißt das für die unternehmerische Seite, dass gut
ausgebildetes Personal auf dem Markt zur Verfügung steht.
Damit sich die Ausbildung noch mehr an den Bedürfnissen der Unternehmen orientiert, wird das
Modell der dualen Ausbildung in Pilotprojekten
mit deutscher Unterstützung (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit,
Deutsche Außenhandelskammer, die Red.) eingeführt. Es gibt einen engen Austausch zwischen
deutschen und tunesischen Universitäten und außerdem den Plan einer deutschen Universität in
Tunesien.

Foto: © mmmg - Fotolia.com
Der
Mittelstand.:
Wie kann der deut­
sche Mittelstand die
Chancen des anste­
henden wirtschaft­
lichen Aufschwungs in
Tunesien nutzen?
POLITIK
27
Anbieter: CEWE Stiftung & Co. KGaA, Meerweg 30–32, 26133
Der Mittelstand. | 4 | 2015
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31. August 2015 in Gelsenkirchen
16. September 2015 in Rotenburg
22. September 2015 in Hamm 5. Oktober 2015 in Miltenberg
8. Oktober 2015 in Cottbus POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Auf Staatsbesuch in China –
Sigmar Gabriel im erfolgreichen
Einsatz für den Mittelstand
Als Türöffner für deutsche Mittelständler engagierte sich einmal mehr Mario Ohoven –
diesmal in China. Gemeinsam mit rund 70 Wirtschafts- und Pressevertretern begleitete der
Mittelstandspräsident Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in das Riesenreich der Mitte.
der Produktion besetzen. Dieses Programm bedeutet auch eine Chance für das Ausland. Und es
bedeutet weiter auch Reformen: im Bildungswesen, beim Marktzugang, im Steuerrecht, bei den
rechtlichen Rahmenbedingungen allgemein.
Ein weiteres gigantisches Investitionsprogramm
ist die „neue Seidenstraße“. Peking will seine Seidenstraße wiederbeleben, die China einst mit
Zentral- und Südostasien, den Golfstaaten, Afrika
bis nach Europa verband. Die China Development
Bank will dafür 890 Milliarden Dollar bereitstellen,
die Bank of China weitere 100 Milliarden Dollar.
Minister Xu Shaoshi, Vorsitzender des NDRC (National Development and
Reform Commission), mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel
und Mittelstandspräsident Mario Ohoven in Beijing (v. li.).
Qualitatives statt quantitatives Wachstum, „neue
Normalität“, das sind Schlagworte, die diese Reise
begleiteten. Es gibt keine zweistelligen Zuwachsraten mehr wie in den vergangenen 15-20 Jahren.
China hat rasant aufgeholt, je nachdem, wie man
die Wirtschaftsleistung berechnet, ist das Land
mit knapp 1,3 Milliarden Menschen schon jetzt die
Nummer 1 vor den USA. Gewaltige strategische
Projekte wurden gerade in jüngster Zeit verkündet.
„Made in China 2025“: nach dem Vorbild Deutschlands und seiner „Industrie 4.0-Strategie“ versucht
auch China, auf der Wertschöpfungskette weiter
nach oben zu klettern. Anders als bei Industrie 4.0
geht es den Chinesen nicht nur um intelligente Produktion, Ziel ist vielmehr eine umfassende Modernisierung der Industrie. Die eigene Wirtschaft soll
bis 2020 40 Prozent und bis 2025 sogar 70 Prozent
Auch hier sind für ausländische und deutsche Unternehmen Geschäftsmöglichkeiten gewaltigen
Ausmaßes gegeben – vieles allerdings noch in der
Theorie. In der Praxis belasten Bürokratie, beschränkter Marktzugang und die jüngst in Kraft
getretenen Sicherheitsgesetze die Wirtschaft.
Die chinesische Regierung kann jedes unwillkommene Projekt oder Geschäft mit Hinweis auf eigene „berechtigte Sicherheitsinteressen“ beenden.
Als Standortnachteil erweisen sich auch die immer stärkeren Restriktionen im Internet und die
schärfere Datenüberwachung, die die Kommunikation behindern und die Nutzung des firmeneigenen Intranets erschweren. Die Antikorruptionskampagne bringt neue Rechtsunsicherheiten
in zahlreichen Bereichen mit sich.
Die Herstellung und die Wahrung von Harmonie
stehen in China über allem. Dieses Wechselbad
der Gefühle beherrschte auch die gemeinsamen
Gespräche in Peking, ob mit Handelsminister
Gao Hucheng, dem Patentamtsminister Shen
Changyu, Minister Xu Shaoshi, Minister für Industrie und Informationstechnologie Miao Wei
oder im Vier-Augen-Gespräch zwischen Sigmar
Gabriel und dem chinesischen Staatspräsidenten
Foto: Maurice Weiss
28
Der Mittelstand. | 4 | 2015
POLITIK
Mario Ohoven mit Bundeswirtschaftsminister a. D. Michael Glos.
Xi Jinping. Dazwischen standen Besuche, wie das
Produk­tionswerk von Bayer in Beijing, auf dem
Programm. Bayer erweitert dort gerade seine
Produktion um das Doppelte.
Foto: Manfred Knopp
Fazit: Das China des Jahres 2015 steht für wachsendes Selbstbewusstsein, aber auch für das Wissen,
dass Kontrolle in einer komplexen Welt, die von
Digitalisierung beherrscht wird, immer schwerer zu
erreichen ist. Der chinesische Drache muss aufpassen, dass seine Größe nicht plötzlich ein Nachteil ist.
Was die wirtschaftlichen Möglichkeiten für
deutsche Mittelständler im Bereich der Mitte
betrifft, ist der BVMW bestens gerüstet: Ein
eigenes Büro in Shanghai mit Niederlassungen
in Beijing, Kooperationspartner in Hongkong,
aber auch Experten und Netzwerke im Inland
Die deutsche Delegation bei Bayer in Beijing.
sowie vor Ort eröffnen interessierten Unternehmen einen gezielten und erfolgversprechenden Zugang.

Rainer Ptok
BVMW
Foto: BVMW
Staatsbesuch von
Abdel Fattah al-Sisi in Berlin
Hoher Besuch: Der ägyptische Staatspräsident
Abdel Fattah al-Sisi besuchte mit einer großen
Wirtschaftsdelegation Berlin. Eine gute Gelegenheit für BVMW-Präsident Mario Ohoven,
im Rahmen einer Wirtschaftskonferenz die Interessen des deutschen Mittelstandes zu vertreten und Chancen auszuloten. In den nächsten Jahren sollen bis zu 60 Milliarden Euro in
Ägypten investiert werden, ein acht Milliarden
Euro-Deal mit Siemens machte den Anfang. Unterstützung vor Ort leistet BVMW-Mitgliedern
ein eigenes Auslandsbüro in Kairo unter Leitung
von Dr. Ashraf Hanna. (s. S. 30)

BVMW-Präsident Mario Ohoven mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und dem ägyptischen
Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi (re.) beim
Staatsempfang in Berlin (v. li.).
29
POLITIK
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Weltweit präsent
für den Mittelstand
In rund 30 strategisch wichtigen Ländern und Regionen ist der BVMW
seit Jahren erfolgreich vertreten. Unsere 23 Auslandsrepräsentanzen bieten
eine umfassende Begleitung vor Ort. Sie helfen bei Rechts- und Steuerfragen,
unterstützen bei Marktzugang und Produkteinführung.
Ägypten
Brasilien/Sao Paulo
China
Dr. Ashraf
Hanna Mikail
[email protected]
Ilka von
Borries-Harwardt
[email protected]
Winfried
Bostelmann
[email protected]
Beratungsschwerpunkte: Unterstützung
von Unternehmen beim Geschäftsaufbau
und der Markterschließung sowie bei der
Auslagerung von Geschäftsprozessen
(z. B. Buchhaltung), Rechtsberatung
Beratungsschwerpunkte: Marktrecherchen, Markteintritt, Geschäftspartnervermittlung, Logistikdienstleistungen,
Messebetreuung, Besuchsbetreuung
Beratungsschwerpunkte: StandortAnalyse, Markteintritt, Networking/
Matchmaking/M&A, Guided Business
Tours, Vertriebsunterstützung
Frankreich/Nordafrika
Fürstentum Liechtenstein
Indien
Marlies Ullenboom
[email protected]
Othmar Oehri
[email protected]
Daniel Raja
[email protected]
Beratungsschwerpunkte: Marktanalyse,
Firmengründung, Rechtsberatung und
-vertretung, Fachkräftesuche, Coaching,
Vermittlung von Kooperationspartnern,
Bildungsreisen, Incentive-Events
Beratungschwerpunkte: Vermarktung
innovativer Produkte, Coaching im
Nachfolgeprozess und Start-ups,
Ansiedlung in Liechtenstein
Beratungsschwerpunkte:
Markteintritt, Vertriebsaufbau,
Personalsuche, Mergers & Acquisitions,
Interkulturelle Schulungen
Italien
Japan
Katar/Golfstaaten
Fabrizio Bianchi
Schierholz
[email protected]
Michael
Andreas Müller
[email protected]
Alexander
Hildebrand
Vincent Traub
[email protected]
Beratungsschwerpunkte: Unternehmensgründung, Einstellung/Entlassung
von Personal, markenrechtliche Themen
(auch IT), Vertragsgestaltung
Beratungsschwerpunkte:
Rechtsberatung und Japan-Beratung in
allen Branchen mit Fokus auf Vertrieb
und produzierendes Gewerbe
Beratungsschwerpunkte: Unternehmerreisen, Beratung beim Markteintritt in
Katar und Golfstaaten Steuerberatung,
Zollberatung und Rechtshilfe
Foto: © everythingpossible - Fotolia.com
30
Der Mittelstand. | 4 | 2015
POLITIK
Luxemburg
Mexiko
Mongolei
Martin Drescher
[email protected]
Thomas Wagner
[email protected]
Marc Nodorft
[email protected]
Beratungsschwerpunkte: Gründung
und Verwaltung von Auslandstöchtern,
M&A, Recruiting, Personalmanagement
Beratungsschwerpunkte:
strategischer Niederlassungsaufbau
in Mexiko, treuhänderische Unternehmensverwaltung, Steuerberatung,
Finanzbuchhaltung & Reporting
Beratungsschwerpunkte:
Umsetzung von Produkt­entwicklungen,
Auffindung und Realisierung von
vertriebs­orientierten Lösungen,
Begleitung bei Auslandsprojekten
Polen
Polen (Krakau, Warschau)
Rumänien
Dr. Markus Reichel
[email protected]
Dr. Joanna Bzdok
Dr. Tomasz Mayor
[email protected]
Dipl.- Ing. Adina Utes
[email protected]
Beratungsschwerpunkte:
Exportstrategie, Vertriebsnetzwerk,
Firmenübernahme, Markterschließungsprojekte
Beratungsschwerpunkte: Entsendung
und Arbeitnehmer­überlassung von
polnischen Arbeitskräften nach
Deutschland, Markteintritt
Beratungsschwerpunkte: Marketing,
Kommunikation und Vertrieb für Unternehmen aus Deutschland und Rumänien
Russland
Schweiz
Spanien und Portugal
Elena Harrer
[email protected]
Thomas Flury
[email protected]
Ilídio César Ferreira
[email protected]
Beratungsschwerpunkte: Marketing,
Messen, Konferenzen, Ausstellungen,
Unternehmerreisen, Geschäftsaufbau
Beratungsschwerpunkte: Steuer- und
Wirtschaftsberatung, Wirtschaftsprüfung, Geschäftspartnervermarktung,
Unterstützung beim Geschäftsaufbau
Beratungsschwerpunkte:
Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung,
Unternehmensberatung, Due Diligence,
Unterstützung bei Unternehmens­
kommunikation und Geschäftsaufbau
Tschechische Republik/Slowakei
Türkei
Ungarn
Martin Felenda
[email protected]
Wolfgang Wanja
[email protected]
László Nyári
[email protected]
Beratungsschwerpunkte: Steuerrecht,
M&A, internationale steuerliche
unternehmerische Tätigkeiten,
Geschäftsaufbau
Beratungsschwerpunkte: Markteintritt
Türkei, Aufbau und administrative
Führung lokaler Gesellschaften, Logistikund Zollberatung, Personalvermittlung
Beratungsschwerpunkte:
Führungskräfte, Firmencoaching,
Markterschließung und
Geschäftsaufbau
31
32
KOLUMNE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Erzählt mehr
Geschichten!
Guido Augustin macht sich Gedanken
über unsere Welt und ihre Bewohner
Dann kam die Schrift. Und die Geschichten der
Welt froren ein, ihrer Dynamik beraubt. Großartige Werke entstanden, die uns bis heute prägen: Homers Ilias und Odyssee, die Bibel, der
Koran, der Beowulf, das Nibelungenlied. Viel
später wurde in Mainz der Turbo des Zeitalters
der Literalität gezündet. Johannes Gutenberg
verhalf mit seiner Erfindung der beweglichen
Lettern dem geschriebenen Wort zum Durchbruch. In heutigen Begriffen: Die Produktion
wurde monopolisiert und von der Rezeption
getrennt, gleichzeitig die massenhafte Verbreitung ermöglicht.
Guido Augustin
BVMW-Pressesprecher
Rheinhessen
Social Media-Experte,
PR-Berater und Autor
www.guidoaugustin.com
Als nächstes entstanden die Massenmedien,
erst im Print als Flugschriften und Zeitungen,
dann als Hörfunk und Fernsehen. Die Produktion wurde weiter monopolisiert, kein Rückkanal erlaubte den Lesern, Hörern und Sehern,
daran teilzuhaben. Auch die erste Phase der
Digitalisierung änderte daran nichts, die frühen
an die Masse gerichteten Internet-Angebote
waren ebenso kommunikative Einbahnstraße.
Politisch-gesellschaftlich skurril, dass unsere
Demokratien gerade in jener Zeit entstanden
und sich festigen konnten, in denen das gemeine
Volk medial auf die Rolle des passiven Empfängers limitiert war.
Erst als die Technologien des Web 2.0 aufkamen,
änderte sich dies wieder: Weblogs ohne große
technische Hürden, das Angebot, Kommentare
und Bewertungen abzugeben, die auf maximale
Interaktivität getrimmten Sozialen Netzwerke
– in diesem Lichte erscheint der Vergleich unserer Zeit mit jener des Johannes Gutenberg
durchaus plausibel. Die digitale Revolution mit
ihrer fundamentalen Machtverschiebung vom
Anbieter zum Nachfrager, also zum Kunden,
Bürger oder Mitarbeiter, verdient ihren Namen
wahrhaftig.
Anders gesagt: Nach Jahrtausenden sind Erzähler und Zuhörer endlich wieder vereint – in
(virtuellem) Raum und Zeit. Viele Geschichten
entstehen wieder im Volk, bahnen sich von unten aus ihren Weg, gute Geschichten wachsen,
schlechte verschwinden. Soziale Netzwerke
und ihre Technologien geben den Menschen das
gute Gefühl zurück, nah beieinander zu sein.
Unternehmer, die das heute verstehen, sind die
Erfolgreichen von morgen.

Foto: Heike Rost
Es gab eine Zeit, da wandelten die Menschen
über die Erde und erzählten einander Geschichten. Großartige Geschichten, die sich von Ort zu
Ort veränderten. Gute Geschichten wuchsen,
schlechte verschwanden. Immer war der Erzähler mit seinen Zuhörern zusammen – in Raum
und Zeit. In heutigen Begriffen: Produzent und
Rezipient waren in dieser Phase der Oralität aneinander gebunden, die Eintrittshürde zum Produzenten war niedrig.
Der Mittelstand. | 4 | 2015
ANGEZÄHLT
Außenwirtschaft in Zahlen
Millionen Euro machte der Anteil der
Exporte an Kraftwagen, Kraftwagenteilen und sonstigen Fahrzeugen
in 2014 aus, gefolgt von Maschinen
(166.077) und chemischen Erzeugnissen (107.176). Datenverarbeitungsgeräte, elektrische und optische Erzeugnisse stehen an vierter Stelle (89.639).
Quelle: Statistisches Bundesamt
254.247
24.800.000.000
Euro
hat die Bundesregierung 2014 im Rahmen der
Hermes-Deckungen für die Gewährleistung
von Auftragswerten übernommen. Dies entspricht rund 2,2 Prozent des deutschen Gesamtexports von gut 1,1 Billionen Euro. Dieser
Wert liegt zwar mit minus 11 Prozent deutlich
unter dem Wert des Jahres 2013, bleibt aber
weiterhin über dem Niveau vor der Finanzkrise.
Der Anteil vom Bund übernommener Deckungen für Exporte in Entwicklungs- und Schwellenländer einschließlich der Staaten Mittel- und
Osteuropas sowie der GUS-Staaten betrug
2014 etwa 84 Prozent und lag damit über dem
Vorjahreswert.
Quelle: Bundesministerium für Finanzen
9,7
Millionen Standardcontainer wurden 2014
im Hamburger Hafen umgeschlagen. Dies
entspricht einem Zuwachs von 5,1 Prozent.
Zurückzuführen ist das starke Wachstum im
Containerumschlag vor allem auf den mit einem Plus von 9,8 Prozent gestiegenen Containerverkehr mit China. Das Reich der Mitte
ist mit rund 3,0 Millionen Standcontainern
Hamburgs bedeutendster Marktpartner im
Containerverkehr.
Quelle: Hamburger Hafen
Illustration: © arabes69 - Fotolia.com
1.133.542
Millionen Euro betrug der deutsche Export im Jahr
2014. Damit erhöhte sich der Export gegenüber dem
Vorjahr um 3,7 Prozent. Im Vergleich dazu waren es
1990 nur 348.117 Millionen Euro. Auch bei den Importen gab es einen Zuwachs und zwar um 2,1 Prozent auf
916.636 Millionen Euro. 1990 importierte Deutschland Waren im Wert von 293.215 Millionen Euro. Bei
den Ausfuhren für 2014 steht Baden-Württemberg mit
181.229 Millionen an der Spitze der Bundesländer.
Quelle: Statistisches Bundesamt
98
PROZENT
der rund 350.000 deutschen
Exporteure sind mittelständische Unternehmen. In
Deutschland exportieren gut
12 Prozent aller Unternehmen. Die Zahl der Exportunternehmen – insbesondere
der kleinen Unternehmen,
die erstmals auf ausländischen Märkten aktiv wurden
– ist dabei in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.
Der Mittelstand ist somit
nicht nur das Rückgrat der
deutschen Wirtschaft, sondern auch eine wichtige Stütze der deutschen Exportwirtschaft.
Quelle: Institut für
Mittelstandsforschung
Bonn
169,4
Milliarden Euro wurden 2014 nach
vorläufigen Ergebnissen zwischen
Deutschland und Frankreich gehandelt (Exporte und Importe).
Das Nachbarland war damit auch
im Jahr 2014 wieder Deutschlands
wichtigster Handelspartner. Auf den
Rängen zwei und drei folgten die Niederlande mit einem Warenverkehr in Höhe von
161,3 Milliarden Euro und die Volksrepublik China mit einem Außenhandelsumsatz von 154,0
Milliarden Euro.
Quelle: Statistisches Bundesamt
33
IBWF
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Ohne Fiskus keine Finca
Spanische Immobilien sind wieder empfehlenswert als Investition. Gerade wegen der
Wirtschaftskrise lassen sich gute Angebote finden und Geschäft und Vergnügen
verbinden. Doch Vorsicht vor dem Fiskus!
Wer sich in Spanien eine Immobilie kaufen möchte, sollte sich durch die Bestellung einer Bescheinigung aus dem Grundbuch vergewissern, dass
die gewünschte Immobilie keine Belastungen
aufweist, und dass Verkäufer und Eigentümer
identisch sind. Das spanische Grundbuch ist öffentlich und jedem zugänglich. Grundbuchauszüge und Bescheinigungen können heute schnell
und unkompliziert per Internet bestellt werden.
In jedem Fall ist aber auch ein Besuch bei der
Stadtverwaltung klug, um die Baueigenschaften
der Immobilie zu erfahren.
Vor dem notariellen Kaufvertrag empfiehlt es
sich, einen privaten Kaufvertrag oder Optionsvertrag abzuschließen, der alle wesentlichen
Punkte des endgültigen Kaufvertrages enthält.
Dabei ist es üblich, eine Anzahlung in Höhe von
zehn Prozent des vereinbarten Kaufpreises zu
vereinbaren.
Spanische Notare sind gesetzlich verpflichtet,
vor der Unterzeichnung der Kaufurkunde einen
Grundbuchauszug zu bestellen, um die Eigentumsverhältnisse und die Belastungen der Immobilie in Erfahrung zu bringen, sich über die Identität und über die Geschäftsfähigkeit der Parteien
zu vergewissern und die Parteien auf ihre steuerlichen und sonstigen gesetzlichen Pflichten hin-
zuweisen. Sie kontrollieren dabei jedoch nicht die
Erfüllung der jeweiligen Leistungen der Parteien.
Eine Auflassungsvormerkung gibt es im spanischen Immobilienrecht anders als im deutschen
nicht.
Nach Unterzeichnung des notariellen Kaufvertrages ist der Käufer, dem die Zahlung der Grund­
erwerbsteuer obliegt, verpflichtet, die „Autoliquidación“, das heißt, die Selbstabrechnung
der Steuer zu veranlassen. Er sollte auch dafür
sorgen, dass die Urkunde umgehend dem Grundbuchamt übermittelt wird, damit das Grundbuch
bis zur Eintragung der Urkunde für andere Vorgänge gesperrt wird.
Nach Eingang von Grunderwerb- und Wertzuwachssteuer erfolgt die Eintragung ins Grundbuch, die rückwirkend gilt ab dem Zeitpunkt der
physischen Vorlage der notariellen Kaufurkunde.
Um die Zahlung des Kaufpreises sicherzustellen,
können im notariellen Kaufvertrag auflösende und aufschiebende Bedingungen vereinbart
werden, die ins Grundbuch eingetragen werden
können und die dazu führen, dass ein säumiger
Käufer aus dem Grundbuch wieder ausgetragen
wird, sollte er den Kaufpreis nicht rechtzeitig
oder vollständig bezahlen.
Foto: © travelwitness - Fotolia.com
34
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Grunderwerbsteuer
Die Grunderwerbsteuer (Impuesto de Transmisiones Patrimoniales) ist erst bei der zweiten
oder einer nachfolgenden Übertragung der Immobilie zu bezahlen. Bei der ersten Übertragung
fällt eine Mehrwertsteuer von aktuell zehn Prozent an.
„„
Erwirbt ein Käufer eine Immobilie von einem
„Nicht-Residenten“, also von einem Eigentümer,
der in Spanien steuerlich nicht gemeldet ist,
muss er drei Prozent des Kaufpreises an das spanische Finanzamt weiterleiten. Das Finanzamt
betrachtet diesen Betrag als Anzahlung auf die
Steuer, die der Verkäufer für einen möglicherweise erzielten Nettogewinn zahlen muss, denn
das Finanzamt verlangt von Nicht-Residenten
zwanzig Prozent des durch den Verkauf der Immobilie erzielten Nettogewinns. Darauf werden
35
die drei Prozent des Kaufpreises, die der Käufer bereits abgeführt hat, angerechnet. Seit der
EU-Richtlinie 2011/16 und wegen der Pflicht
der Notare, jeden Immobilienkaufvertrag dem
Finanzamt zu melden, kann es in Kooperation
mit dem jeweiligen Heimat-Finanzamt die fälligen Steuerbeträge mittlerweile ohne großen
Aufwand prüfen.
Die Gestaltung der
Grunderwerbsteuer
unterliegt den autonomen
Regionen Spaniens.
Die Gestaltung der Grunderwerbsteuer unterliegt den autonomen Regionen Spaniens, sie variiert zwischen acht und elf Prozent, abhängig vom
Kaufpreis: je teurer die Immobilie, desto höher
der Steuersatz.
IBWF
Wertzuwachssteuer
Immobilienverkäufer müssen
die Wertzuwachssteuer (umgangssprachlich
„plusvalía“)
entrichten, eine Gemeindesteuer, die bei jedem Grundstücksgeschäft fällig wird. Sie
wird aus dem Katasterwert des
Grundstücks und einem von
der Gemeinde festgelegten
Prozentsatz (zwei bis vier Prozent) ermittelt,
multipliziert mit der Anzahl der Jahre, die die
Immobilie dem Verkäufer zum Zeitpunkt des
Verkaufs gehört hat ( maximal zwanzig Jahre).
Dieser Wertzuwachs unterliegt dann einer Besteuerung von in der Regel zwischen zwanzig
und dreißig Prozent.
Die Wertzuwachssteuer war so lange unbedeutend, bis die Gemeinden den Katasterwert der
Grundstücke beträchtlich angehoben haben,
manchmal sogar über den Marktwert der Immobilien hinaus. In diesen Fällen ist die steuerliche
Belastung beträchtlich. Daher empfiehlt es sich,
die konkrete Verordnung über die Wertzuwachssteuer der jeweiligen Gemeinde rechtzeitig zu
prüfen.

Pilar Sagués Espuny
Europäische Rechts­
anwältin für spanisches
und internationales Recht
Mitglied im IBWF Institut
für Betriebsberatung,
Wirtschaftsförderung
und -forschung e. V.
www.spanischesimmobilienrecht.de
36
IBWF
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Spiel mit
dem Feuer
des Drachens
Ein Joint Venture mit einem lokalen
Partner ist für viele Mittelständler eine
interessante Option für Geschäfte in
China. Oft befürchten sie allerdings
ungewollten Technologieabfluss oder
sogar aktiven Know-how-Abgriff durch
den Partner. Auch die Rolle des chinesischen
Staates bereitet häufig Unbehagen.
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Seit Jahren liegt der Anteil der Joint Ventures
(JV) an ausländischen Neugründungen in China
stabil bei etwa zwanzig Prozent. Die Berners
Consulting berät vor allem deutsche Mittelständler in China. Fälle von missbräuchlichem
Technologieabfluss haben nach deren Erfahrung bislang kaum stattgefunden. Weil sich die
einschlägige Fachliteratur zu diesem Thema bisher aber nur mit den Risiken für Großunternehmen beschäftigt, hat sich die Berners Consulting jetzt an einer wissenschaftlichen Studie
beteiligt, die Partnerschaften mit chinesischen
Privatunternehmen untersucht.
deutschen Partners ergibt. Vertrauen bildet sich
durch die wiederholte direkte Interaktion zwischen Individuen. Der Mittelstand mit seinen personenbezogenen Prozessen und der Bündelung
vieler Schlüsselfunktionen beim Unternehmenseigentümer ist hierfür in der Regel gut aufgestellt.
Es kommt also in jedem Einzelfall auf den richtigen Partner und den sorgfältigen Aufbau der
Beziehung an. Die Entscheidung, in China zu
investieren, muss gleichbedeutend sein mit der
Entscheidung, sich mit den dortigen Gegebenheiten auseinanderzusetzen und diese als Tatsache anzunehmen.
Privat und privat gesellt sich gern
Es ist wichtig, die Ziele des Partners für die Kooperation zu kennen. Diese sollten eine langfristige Abhängigkeit vom JV implizieren. Wenn
man einen Partner findet, dessen Ziele mit den
eigenen übereinstimmen, kann der Partner als
Auge und Ohr vor Ort auch positiv zum Schutz
des geistigen Eigentums in China beitragen.
Die Ergebnisse sind eindeutig und decken sich
mit den praktischen Erfahrungen der Consultants. Die Kooperationsbeziehungen sind nicht
durch das Thema „Schutz geistigen Eigentums”
beeinträchtigt, es wird üblicherweise offen
und pragmatisch gehandhabt und nimmt in der
Kommunikation zwischen den Partnern keinen
großen Stellenwert ein. Der chinesische Partner
wird nicht primär als Risikofaktor, sondern als
echter Geschäftspartner wahrgenommen und
häufig sogar als unterstützender Faktor für den
Schutz geistigen Eigentums betrachtet. Prägend
ist hierbei die Vertrauensbeziehung zwischen
den Unternehmern.
Foto: © potowizard - Shutterstock.com
Die staatlichen Rahmenbedingungen für den
Schutz geistigen Eigentums werden allerdings
von beiden Seiten weiterhin als schwierig eingeschätzt. Die Regierungsstrategie zum Technologietransfer wird zwar wahrgenommen, zeigt
aber bisher keine unmittelbare Wirkung.
In China hat sich mittlerweile eine echte Unternehmerschicht gebildet, die an wirtschaftlicher
Nachhaltigkeit interessiert ist und nicht ausschließlich auf den kurzfristigen Erfolg abzielt.
Für das Erreichen solcher Ziele sind chinesische
Partner auf das JV angewiesen. Da das geistige
Eigentum meist die Erfolgsgrundlage des JV ist,
haben die chinesischen Partner ein ureigenes
Interesse an dessen Schutz.
Erfolgreiche Kooperationsbeziehungen sind
überall durch Vertrauen gekennzeichnet. Mit chinesischen Partnern spielt die Vertrauensbeziehung aber eine besondere Rolle, da sich hieraus
ein stärkeres moralisches Verantwortungsgefühl
der chinesischen Seite hinsichtlich des Wohls des
„„
IBWF
Lutz Berners
Geschäftsführender
Gesellschafter
Berners Consulting GmbH
Mitglied im IBWF Institut
für Betriebsberatung,
Wirtschaftsförderung
und -forschung e. V.
www.bernersconsulting.com/de
Es kommt in jedem Einzelfall
auf den richtigen Partner
und den sorgf ältigen
Aufbau der Beziehung an.
Bei einem erfolgreichen Start der Kooperation
und späteren Erfolgen sollte man den Partner
als eigenständigen wirtschaftlichen Akteur
ernst nehmen. Der Partner richtet sein Verhalten nach seinen eigenen Zielen aus, die sich
aber im Laufe der Zeit durchaus ändern können.
Daher sind eine kontinuierliche Abstimmung
mit dem Partner sowie regelmäßige Strategiereviews unerlässlich für eine nachhaltig erfolgreiche Partnerschaft. 
Die Studie basiert auf der Masterarbeit von
Theresa Kaut im Studiengang „China Business
and Economics“ an der Universität Würzburg.
Kaut befragte mehrere Dutzend deutsche und
chinesische Entscheidungsträger mittelständischer Joint Ventures, Unternehmensberater,
Rechtsanwälte und weitere China-Experten
und wurde mit der Bestnote 1,0 ausgezeichnet.
37
38
IBWF
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Andere Länder, andere Sitten
World Expo 2020, Fußball Welt­
meisterschaft 2022 – Middle East ist in
aller Munde. Für deutsche Mittelständler
können Geschäfte in Abu Dhabi, Doha,
Kuwait, Manama, Maskat und Riad
lukrativ sein – mit dem richtigen Einstieg.
Um in der Region tatsächlich
erfolgreich zu sein, muss einem
Unternehmen klar sein, dass
die Geschäftsentwicklung
hier anderen Regeln folgt.
Naher Osten, Arabische Halbinsel oder „Fruchtbarer Halbmond“ sind nur einige Begriffe, um ein
im internationalen Sprachgebrauch als Middle
East bezeichnetes Territorium zu bezeichnen. Fest
steht, der arabische Raum ist diversifiziert. Die
Staaten des Golf-Kooperationsrates (GCC) bilden
hier die wirtschaftlich stärkste Allianz. Für die
EU-Staaten, vor allem aber auch für Deutschland,
sind die GCC-Mitglieder von strategischer Bedeutung. Sie sind bereits heute wichtigster Handelspartner im gesamten arabischen Raum (vier Prozent der Gesamtausfuhr in Drittländer).
Benjamin Knöfler
KNOEFLER –
The Relations Expert
Mitglied im IBWF Institut
für Betriebsberatung,
Wirtschaftsförderung
und -forschung e. V.
www.knoefler.cc/
business-middle-east
Die Dubai World Expo und die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar sind Ausdruck des intensiven
Bemühens der GCC-Länder, ihre wirtschaftliche
Basis durch Investitionen in Sektoren wie Chemie, Medizin, Logistik, Finanzen und Tourismus zu
erweitern und ihre Abhängigkeit von Öl und Gas
kontinuierlich zu verringern. Dafür sind westliche
Partner gefragt, „Made in Germany“ genießt hohes
Ansehen. Die Araber der Region gehören dabei zu
den Musterkunden jedes deutschen Mittelständlers – sie sind an verlässlichen Partnerschaften interessiert und bereit, für Qualität zu zahlen.
Allein in den Vereinigten Arabischen Emiraten
zählt die Außenhandelskammer mehr als 800
deutsche Unternehmen. Um in der Region tatsächlich erfolgreich zu sein, muss einem Unternehmen aber klar sein, dass die Geschäftsentwicklung hier anderen Regeln folgt. Beispiele
zeigen: Ist man sich der feinen Unterschiede nicht
bewusst, können Unsummen in kurzer Zeit verbrannt werden. Sinnvoll ist es daher, Expansionsstrategien mit Hilfe von Experten zu entwickeln
und den arabischen Markt in kleinen Schritten
kennenzulernen.
Tipp 1 – Ansehen und Vertrauen
„Ich mache Geschäfte mit Menschen, nicht mit Unternehmen“, sagt beispielsweise Fahed Shahed, ein
Unternehmensberater mit Sitz in Dubai. Als Interim Manager hat er in den vergangenen fünfzehn
Jahren auch einige deutsche Unternehmen in den
GCC-Markt begleitet. „Bei Verhandlungen ist es
wichtig, stets nicht nur das anstehende Geschäft,
sondern eine langfristige persönliche Beziehung in
Aussicht zu stellen.“
Tipp 2 – Flexibel bleiben
Die deutsche Gründlichkeit ist hoch angesehen, das
Drängen auf einen Abschluss aber von Nachteil. „In
der ersten Phase sollte man vorbereitete Verträge
in der Tasche lassen“, verrät Daniel Pacic. Sein Vater
kam in den Siebzigern als Ölarbeiter in das Emirat
Schardscha und blieb. Pacic unterstützt als Senior­
berater bei einer renommierten Firmengruppe
Unternehmen bei der Registrierung von Niederlassungen und Repräsentanzen im Nahen Osten.
Tipp 3 – Gleichgewicht
Handelt es sich auf arabischer Seite um Entscheider am Tisch, schickt man nicht die zweite Garde.
Gesprochen wird immer auf gleicher Hierarchie­
ebene. Ein Satz wie „Ich muss Rücksprache halten“
kann Verhandlungen beenden. 
Foto: © Sophie James - Fotolia.com
„„
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Der Mittelstand. | 4 | 2015
Studentische
Unternehmensberater
neu im BVMW
News
Unternehmerpreise
Umweltschutz, Innovationen und Gründergeist werden
in den kommenden Monaten ausgezeichnet. Hier stellen wir
Ihnen ausgewählte Unternehmerpreise vor.
Deutscher Rohstoffeffizienz-Preis
Das Bundeswirtschaftsministerium und die Deutsche Rohstoffagentur ehren
Unternehmen, denen Rohstoff- und Materialeffizienz in der Praxis gelingt. Im
Herbst werden vier Unternehmen und eine Forschungseinrichtung ausgezeichnet. Teilnehmen können Unternehmen mit bis zu tausend Mitarbeitern. Entscheiden wird eine Jury bestehend aus Vertretern aus Wissenschaft, Politik und
Wirtschaft.
Bewerbungen bis 22. September 2015
www.bgr.bund.de/DERA/DE/Rohstoffeffizienzpreis/rep_node.html
Paul Consultants der TU Dresden ist
als erste studentische Unternehmensberatung in den Bundesverband mittelständische Wirtschaft aufgenommen
worden. Um die Mitgliedschaft zu ermöglichen, wurde ein Förderer für die
studentische Initiative gesucht. Frank
Jürgen Schäfer von der Elbe-Stahlwerke Feralpi GmbH zeigte sich begeistert
von dem Projekt und entschloss sich,
es durch eine Spende zu fördern. Der
Vorsitzende von Paul Consultants, Patrik Krause, zeigte sich erfreut über die
Netzwerk-Möglichkeiten des Verbands
und hofft auf neue Kooperationen mit
Unternehmen, auch in Bezug auf Abschlussarbeiten oder Praktika.
www.paul-consultants.de
„Recruiting 2.0“
Deutschlands beste Arbeitgeber/Great place to work
In Kooperation mit dem Handelsblatt und anderen Partnern zeichnet die Great
Place to Work-Studie Unternehmen aus, die für ihre Mitarbeiter eine motivierende und wertschätzende Arbeitsumgebung bieten. Auf Grundlage einer Mitarbeiterbefragung und einer Maßnahmenanalyse im Bereich Personal werden
Deutschlands Beste Arbeitgeber ermittelt. Teilnehmen können alle deutschen
Unternehmen ab fünfzig Mitarbeitern.
Bewerbungen bis Oktober 2015 www.greatplacetowork.de/dba-teilnehme/dba-zeitplan
Der deutsche Innovationspreis
In den Kategorien Start-up, Mittelständische Unternehmen und Großunternehmen werden die innovativsten Firmen Deutschlands ausgezeichnet. Bewerben
kann sich nur, wer den Markterfolg seiner Innovation objektiv belegen kann, wie
zum Beispiel durch Kundenreferenzen oder Umsatzzahlen. Schirmherr ist das
Bundeswirtschaftsministerium in Kooperation mit Accenture, EnBW, der Wirtschaftswoche und anderen Partnern.
Bewerbungen bis 30. Oktober 2015
www.der-deutsche-innovationspreis.de/blogliste.html
Das Start-up Jobclipr möchte den Markt
im Bereich Internet-Stellenbörsen revolutionieren und ein multimediales Präsentieren ermöglichen. Ob Bilder, Videos,
Social Media Feeds oder auch Texte und
Dokumente – jeder Jobsuchende soll sich
möglichst umfangreich vorstellen können. Unternehmen ihrerseits präsentieren sich als Arbeitgeber mit Firmen- und
Jobvideos. In Zukunft sollen Unternehmen und Bewerber dann Bewerbungsgespräche online auf der Plattform führen
– per Live-Video-Konferenz.
www.jobclipr.com
Google bestraft veraltete Firmen-Websites
Google setzt Seiten, die nicht für die mobile Nutzung optimiert
sind, im Suchmaschinen-Ranking herab. Das bedeutet für Unternehmen, dass sie ihren Internet-Auftritt dahingehend überprüfen
müssen, ob er responsive ist, sich also dem jeweiligen Endgerät anpassen kann. Mit dem Mobile Friendly Test von Google lässt sich
nachvollziehen, wie eine Website in Sachen responsive Design
bewertet wird. Zusätzlich kann man die eigene Website auf eventuelle Darstellungsfehler überprüfen. Hilfeleistung bei Problemen
bietet u. a. die Hofheimer Agentur Hauptsache Kommunikation.
www.hauptsache-kommunikation.de
Foto Sterne: © yuliaglam - Fotolia.com, Foto rechts: © sommai - Fotolia.com
40
Der Mittelstand. | 4 | 2015
UNTERNEHMERSERVICE
41
Zufriedenheit bestimmt entscheidend
unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Genau hier setzt das „Happiness
Mentoring“ an. Es wurde entwickelt,
um stressbedingten Erkrankungen wie
Burn-out und Depressionen entgegenzuwirken. Das Mentoren-Team unterstützt Menschen dabei, sich auf ihr
Glück zu besinnen und aktiv nach mehr
Zufriedenheit, Gesundheit und Lebensqualität zu streben. In persönlichen Gesprächen und Kursen werden so positive
Lebensperspektiven entwickelt und der
individuelle Weg zur eigenen Lebenszufriedenheit geebnet.
Wissenschaftliche Evaluation mittels
Fragebögen, tägliche Glücksmessungen und die Bestimmung des Stresshormons Cortisol sollen die Qualität des
Mentorings sichern.
www.happiness-mentoring.com
Foto: Klaus-Peter Voigt
Gezielt zu mehr
Lebenszufriedenheit
Archiv als Geschäftsidee
Renè Vomacka, Geschäftsführer der Magdeburger Bidras GmbH hat vor Papierbergen keine Angst, ganz im Gegenteil. Mit seiner Firma will er Unternehmen unter
anderem helfen, die Flut von nicht mehr benötigten Unterlagen zu sichten, diese zu
verwalten, zu digitalisieren und gegebenenfalls zu vernichten. Gerade Mittelständler sollen so von aufwändiger Büro- und Verwaltungsarbeit entlastet werden.
www.bidras.de
Neu: Förderung der Energieeffizienz für Gewerbegebäude
Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in Gewerbegebäuden werden jetzt durch ein neues KfW-Programm gefördert. Vor
kurzem startete das KfW-Energieeffizienzprogramm „Energieeffizient Bauen und Sanieren“. Es richtet sich an Unternehmen und
Freiberufler, die ihre Gebäude energieeffizient sanieren oder neu bauen. Gefördert werden unter anderem moderne Heizsysteme,
stromsparende Beleuchtung sowie Fassadendämmungen.
www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Energie-Umwelt/
F%C3%B6rderprodukte/EE-Bauen-und-Sanieren-Unternehmen-276-277-278/
Foto: © Madis Uudam - Shutterstock.com
Vorsorgevollmacht für
Selbstständige und Unternehmer
Mehr als andere Personen sind Selbstständige, Freiberufler und Unternehmer
auf einen Bevollmächtigten angewiesen,
da oft eine Firma, Praxis oder ein kleiner Betrieb von der Person des Chefs
oder der Chefin abhängig ist. Mit einer
entsprechenden vertraglichen Vorsorge vermeidet man im Krankheitsfall
Stillstand, ungewollte neue Partner und
letztlich eine Insolvenz. Dies fließt oft
auch in das Ranking einer Firma ein, es
geht also um die Kreditfähigkeit. Jeder
Selbstständige oder Unternehmer sollte
deshalb einen Notfallkoffer mit Papieren anlegen. Dieser sollte alle wesentlichen Dokumente enthalten und damit den Bevollmächtigten in die Lage versetzen, sofort im Sinne des Vollmachtgebers zu handeln.
www.atas-law.net
Abschaltung des
ISDN-Netzes bis 2018
Die Telekom hat beschlossen, ihr ISDNNetz bis 2018 abzuschalten. Kunden,
die noch einen ISDN Anschluss nutzen,
sollen in einzelnen Umstellungsetappen
auf ein moderneres IP-Netz umgestellt
werden. Telefonie wird dann ebenfalls
über IP stattfinden. Gründe dafür sind
laut Telekom die Modernisierung des
Netzes für die Zukunft. Dies betrifft alle
Telekom ISDN-Kunden.
Unternehmer sollten sich bereits jetzt
bei der Telekom oder bei ihrem Vertragspartner
informieren,
welche
Schritte zu unternehmen sind.
www.municall.de
42
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Glokal in die Zukunft
und zum Erfolg
Sie sitzen meist in kleineren deutschen Städten und sind mit Niederlassungen auf der ganzen Welt
vertreten. Vor allem mittelständische Unternehmen mit Premium-Produkten entwickeln globale Strategien, die vor Ort die lokalen Gegebenheiten berücksichtigt. Glokal heißt diese Unternehmenskultur,
die aus spezialisierten Anbietern oft Hidden Champions macht – heimliche Gewinner mit führender
Position im Weltmarkt.
„„
Wenn die Firma TECE GmbH in ihrer Zentrale in
Emsdetten im Münsterland feiert, sitzen bis zu zwei
Dutzend Nationen am Tisch. Das mittelständische
Unternehmen, 1987 von Ingenieur Gerd Fehlings
und seinem Sohn Thomas als TC-Thermconcept gegründet, ist Hersteller und Anbieter von intelligenter Haustechnik und hat schon früh auf Export gesetzt. Heute beschäftigt die TECE Gruppe weltweit
rund 1 400 Mitarbeiter. Schon in den 1990er-Jahren
hatte die Firma damit begonnen, die europäischen
Märkte zu bearbeiten. Es folgten China, Russland,
Indien, die arabischen Staaten und einige Länder
Nordafrikas, Südafrika sowie Mittelamerika.
Weltweiter Handel von
elementarer Bedeutung
Glokal wird die Unternehmenskultur genannt,
in der globale Strategien entwickelt werden, die
in ausländischen Märkten – so weit es geht – an
Kultur und Mentalität angepasst werden. Dabei
gibt das Unternehmen die Leitplanken vor, und
die Töchter im Ausland haben die Freiheit und die
Aufgabenstellung, innerhalb dieser Leitplanken
Kundennähe zu entwickeln.
Nach einer aktuellen Studie des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung sind heute
nahezu neun von zehn großen Familienunternehmen auf internationalen Märkten aktiv. Der weltweite
Handel und grenzüberschreitende
Investitionen sind für die größeren
deutschen
Familienunternehmen
von elementarer Bedeutung: Im Geschäftsjahr 2014 exportierten fast
achtzig Prozent dieser Firmen Waren
und Dienstleistungen ins Ausland.
Neben der Branche spielt auch die
Unternehmensgröße für die Intensität des Exportgeschäfts eine Rolle: Firmen mit
weniger als 250 Mitarbeitern erwirtschafteten
damit knapp ein Viertel ihres Gesamtumsatzes,
Firmen mit mehr als tausend Beschäftigten mehr
als vierzig Prozent. In fast jedem fünften Unternehmen waren 2014 mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer im Ausland beschäftigt. Viele dieser
Betriebe konnten sich als Hidden Champions,
also heimliche Gewinner, in Nischen-Marktsegmenten international durchsetzen.
Otto H. Gies
Almut Friederike Kaspar
Journalistin
Auch wenn in der Zentrale immer noch Deutsch gesprochen wird, ist TECE als Familienunternehmen
mit einem hohen Anteil langjähriger Mitarbeiter
längst eine internationale und multikulturelle Company. „Deutschland ist ein idealer Standort für ein
exportorientiertes Unternehmen, wenn die Wettbewerbsfähigkeit stimmt“, sagt TECE-Geschäftsführer Hans-Joachim Sahlmann, ein langjähriger
Weggefährte des im vergangenen Jahr verstorbenen Gründers Thomas Fehlings. Dessen zwei
erwachsene Kinder vertreten die Inhaberfamilie
heute im Unternehmensbeirat. „Haustechnik aus
Deutschland“, so Sahlmann weiter, „gilt weltweit
als Premiumprodukt und erste Wahl. Wer es hier
schafft, in einem höchst anspruchsvollen Markt zu
bestehen, der hat auch im Export gute Chancen.“
Die Symrise AG mit Sitz in Holzminden ist in vierzig Ländern an 78 Standorten weltweit vertreten
und beschäftigt über 8.000 Mitarbeiter, davon
knapp 2.500 in Deutschland. Für den börsennotierten Anbieter von Duft- und Geschmackstoffen
Illustration: © Vjom - Fotolia.com
Mit der Internationalisierung seines
Geschäfts muss man auch das Denken
und Handeln und vor allem die
Mitarbeiter internationalisieren.
www.schreder.com
dern Am ältesten Standort in Ungarns
Hauptstadt Budapest, der 1993 übernommen wurde, wird bereits seit 1819
produziert.
Starke Position im
Heimatmarkt von Vorteil
Wer sich in einem fremden Land ansiedeln möchte, sollte mit den Gegebenheiten dort vertraut sein. „Die regulatorischen
Rahmenbedingungen
unterscheiden sich zum Teil erheblich
von Land zu Land“, weiß Christina Witter, „und auch politische Unruhen sind
für uns immer wieder Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.“ Trotzdem
habe man durchweg positive Erfahrungen gemacht: „Es wird anerkannt, dass
wir Arbeitsplätze schaffen und so die
lokale Wirtschaft stärken.“ Mit Plagiaten
ihrer Produkte hat die Symrise AG weniger Probleme: „Die Trends für Düfte und
Geschmack ändern sich ständig, weshalb
wir unsere Rezepturen permanent anpassen. Das macht unser Geschäft für
Plagiatoren nicht gerade attraktiv.“
„Mit der Internationalisierung seines Geschäfts muss man auch das Denken und
Handeln und vor allem die Mitarbeiter
internationalisieren“, sagt Gies, „denn
Prozesse müssen international über mehrere Unternehmen hinweg gedacht und
geplant werden.“ Ein für alle Standorte
geltendes Compliance-Programm sorgt
dafür, dass man sich überall und konsequent an den gesetzlichen Vorgaben
orientiert. „Wir haben gemeinsam ein
Wertesystem entwickelt, an das sich alle
zu halten haben. Befugnisse und Verantwortungsbereiche sind auch zwischen
Headquarters und den verbundenen
Unternehmen klar geregelt.“ Mitarbeiterführung, so Geschäftsführer Gies,
sei anspruchsvoller, „weil in vielen Ländern nicht so formal gedacht wird wie
in Deutschland“. Deshalb sei es wichtig,
Beschäftigte noch stärker persönlich zu
binden, denn sonst sei eine Führung aus
der Ferne nicht möglich. „Und auch mit
lokalen Wettbewerbern pflegen wir ein
gutes persönliches Verhältnis, wo immer
das möglich ist.“
Mit Plagiaten in den asiatischen Märkten
hat die 3B Scientific Unternehmensgruppe aus Hamburg sehr wohl zu kämpfen.
Sie hat sich auf die Herstellung und Vermarktung didaktischer Materialien für die
naturwissenschaftliche und medizinische
Ausbildung spezialisiert. „Im Großen und
Ganzen begegnet uns die internationale
Konkurrenz mit großer Anerkennung“,
sagt 3B Scientific-Geschäftsführer Otto
H. Gies, „und trotzdem gibt es auch Fälle,
in denen unsere Produkte kopiert werden
und wir uns dagegen wehren müssen.“ 3B
Scientific mit rund 700 Mitarbeitern ist
heute weltweit führend auf dem Markt
für anatomische Modelle und Lehrtafeln,
Niederlassungen gibt es in dreizehn Län-
Mittelständische Unternehmen sind
nicht nur als Exporteure im Ausland aktiv, sondern zunehmend auch Akteure
in ausländischen Märkten, entweder mit
ergänzenden Service- und Vertriebsleistungen, Kooperationen mit Geschäftspartnern oder sogar eigenen Betriebsstätten. „Kundennähe kann am besten
mit einer Niederlassung vor Ort entwickelt werden“, sagt TECE-Geschäftsführer Sahlmann, „das erfordert aber eine
höhere Einstiegsinvestition und einen
längeren Atem, als wenn nur exportiert
wird.“ Nur wer eine starke Position im
anspruchsvollen Heimatmarkt habe,
„kann so gestählt das internationale Geschäft angehen“.

Durchweg positive Erfahrungen
in ausländischen Märkten
Licht + Steuerungssysteme
WLAN
E-Ladestation
Kamera
SHUFFLE
war es vom ersten Tag an essentiell, sich
international aufzustellen. „Weil viele unserer Rohstoffe oft in entfernten Regionen
dieser Welt wachsen“, sagt Symrise-Sprecherin Christina Witter, „ergaben sich dort
zwangsläufig Verkaufspartnerschaften.“
Symrise arbeite in allen Ländern mit den
gleichen Standards wie in Deutschland.
„Dafür tauschen wir uns eng mit unseren
Kollegen vor Ort aus – zu Technologien,
Kompetenzen und Produkten.“
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In einer schnelllebigen
Zeit und bei zunehmender Anonymisierung
ist es wichtig, wachsenden Städten ein menschliches Gesicht zu geben.
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UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Abwertung als Motor
für den Außenhandel?
Die Eurokrise stellt den Wirtschaftsraum Europa vor schwere Herausforderungen. Ist die Rückkehr
zu nationalen Währungen und die damit verbundene Möglichkeit einer Abwertung die Lösung?
folgt auf billige Währung erhöhter wirtschaft­
licher Output (die reale Wirtschaftsleistung etwa
als BIP). Das zumindest ist das Ergebnis einer Auswertung wissenschaftlicher und empirischer Daten, die die KfW Bankengruppe im Frühling dieses
Jahres durchgeführt hat.
Sensible Faktoren
Die wirtschaftliche Reaktion auf geänderte
Wechselkurse ist nicht prinzipiell vorhersagbar,
vielmehr fällt sie länderspezifisch aus. Ein Blick
auf die Geschichte der Wechselkurse zeigt, dass
vorwiegend Entwicklungsländer von einer Abwertung ihrer Währung profitieren, nicht jedoch
Schwellen- und Industrieländer. So wurde in
Estland, Russland, Tschechien und Ungarn kurzfristig sogar ein fallender Output registriert,
langfristig hatte eine Abwertung keinerlei Auswirkungen.
„„
Eigentlich scheint die wirtschaftliche Logik unschlagbar: Schwächelt die Wirtschaft eines Landes, so führt die Abwertung seiner Währung zu
mehr Export handelbarer Güter und zu erhöhter
Nachfrage und Konsum. So steht es in zahlreichen
Lehrbüchern, so argumentieren Euroskeptiker.
Doch die These vom Wirtschaftsmotor Abwertung hält wissenschaftlichen Analysen und empirischen Untersuchungen nicht stand. Nicht immer
Es sind offenbar verschiedene Faktoren, die
sensibel auf eine Änderung der Wechselkurse reagieren. So kann eine Abwertung zu einer
Umverteilung zugunsten von Marktteilnehmern
mit erhöhter Sparneigung einhergehen; nämlich
dann, wenn Reallöhne durch steigende Importkosten sinken, könnten Unternehmen die höheren Gewinne sparen und insgesamt die inländische Nachfrage reduzieren. Zugleich können
durch die verteuerten Importe von Vorprodukten die Produktionskosten der Unternehmen
steigen und sich die Leistungsbilanz insgesamt
möglicherweise verschlechtern, wie Dr. Katrin
Ullrich, Volkswirtin bei der KfW Bankengruppe,
ausführt: „Wenn eine Abwertung stattfindet und
die Exporte in Inlandswährung festgelegt sind,
dann würde der Exportwert steigen, wenn
die Nachfrage aus dem Ausland steigt. Zugleich werden die Importe zum Beispiel für
die Vorleistungen der Unternehmen teurer.
Dies gibt den Anreiz, die Importmenge zu
reduzieren und bei heimischen Herstellern zu kaufen. Je nachdem, welcher Effekt
überwiegt, verschlechtert oder verbessert
sich die Leistungsbilanz.“
Die wirtschaftliche Reaktion auf
geänderte Wechselkurse ist nicht
prinzipiell vorhersagbar, vielmehr
f ällt sie länderspezifisch aus.
Illustration: © Artizarus - Shutterstock.com
44
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Ein weiteres Argument also gegen eine politische
Einflussnahme auf die Wechselkurse, da im Rahmen einer zunehmenden Globalisierung und Verflechtung der Handelsströme die Abhängigkeit
von ausländischen Zulieferern eher steigen
wird.
„„
UNTERNEHMERSERVICE
45
keit.“ Wir werten indirekt schon lange ab, und zwar
durch eine restriktive Lohnpolitik. Dadurch bleiben
deutsche Exporte erschwinglich, und die Krisenländer machen weiterhin Schulden – zugleich predigt
die deutsche Regierung Schuldenabbau.
Ein bigottes Spiel, wie
Flassbeck findet: „Bei
einem überdimensionierten Exportsektor
müssen in Deutschland die Löhne steigen,
stärker als in anderen
Ländern.“ Eine Rückkehr zu nationalen
Währungen hätte natürlich eine allgemeine
Abwertung gegenüber
einer D-Mark zufolge und gefährdet damit die
Exportnation Deutschland. „Dann kann man Baden-Württemberg zuschließen.“
Je nachdem,
welcher Effekt
überwiegt,
verschlechtert oder
verbessert sich die
Leistungsbilanz.
Eine Auswirkung auf
den Output einer
Volkswirtschaft durch
We c h s e lk u r sin te rventionen konnte bisher nicht festgestellt
werden. Daher kann
auch Dr. Ullrich keine Politikempfehlung
aussprechen: „Letztlich brauchen wir mehr Informationen, um empirisch sichere Voraussagen zu treffen.“
Lohnpolitik, nicht
Wechselkurspolitik!
Einer, der eine ganz klare Meinung zum Thema
Wechselkurs hat, ist Dr. Heiner Flassbeck, Honorarprofessor für Volkswirtschaft an der Hamburger
Universität für Wirtschaft und Politik. Flassbeck
sieht das Problem im Exportüberschuss Deutschlands. „Wenn wir Überschüsse haben, haben andere Schulden und verlieren an Wettbewerbsfähig-
Flassbeck sieht keine andere Möglichkeit, als
durch Lohnerhöhung aufzuwerten und Export­
überschüsse abzubauen. Die Konsequenzen für
den deutschen Mittelstand: eine neue Ausrichtung weg vom Export hin zum Binnenmarkt, der
durch die Lohnerhöhung angekurbelt wird. „Das
wäre ein sanfter Übergang und nicht der Knall,
wie wir ihn jetzt zu erwarten haben.“

Bernd Ratmeyer
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und Lektor
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Karlsruhe
46
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Globaler Einstieg, aber richtig
Niemand kann sich dem Sog der Globalisierung entziehen. Der häufig als notwendig
erachtete Schritt ins Ausland stellt jedoch für viele Mittelständler eine nicht zu unterschätzende
Herausforderung dar. Prof. Peter Anterist, Präsident der InterGest Worldwide und langjähriges
BVMW-Mitglied, kennt aus seiner Beratertätigkeit die Anfängerfehler.
Der Mittelstand.: Herr Professor Anterist,
Sie begleiten seit siebzehn Jahren Unternehmen,
die im Ausland wirtschaftlich Fuß fassen möch­
ten. Was hat sich im Zuge der Globalisierung
geändert?
Prof. Peter Anterist,
Präsident der InterGest
Worldwide
„„
Peter Anterist: Vor allem die Vergleichbarkeit
der Produkte aufgrund einer weltweiten Transparenz. Durch Internetrecherche können Sie
Produkte aus der ganzen Welt miteinander vergleichen. Dienstleistungen kann man weltweit
einkaufen. Wenn man vor fünfzehn Jahren im eigenen Haus noch zwanzig Verwaltungsangestellte haben musste, bemüht man heute gerne ein
„shared service center“ in Manila.
Es ist wichtig, den Markteinstieg im Ausland nicht
nur zur Chefsache zu erklären,
sondern das ganze Unternehmen
mental mitzunehmen.
Welches sind heute die
besonderen Herausforderungen?
Es ist ganz offensichtlich, dass Unternehmen der
Globalisierung folgen müssen. Wer nicht untergehen möchte, muss auf andere Märkte expandieren, bevor der Wettberber aus dem Ausland den
Heimatmarkt übernommen hat.
Viele mittelständische Unternehmen würden gerne
auf der internationalen Bühne mitspielen, es fehlen
ihnen aber das Know-how und die notwendigen
Ressourcen. Dies gilt es zu überwinden. Es gibt eine
Reihe von Dienstleistern, die man zurate ziehen
kann, um teure Fehler im Auslandsgeschäft zu vermeiden. Die Beherrschung chinesischer Rechnungslegungsvorschriften gehört sicherlich nicht zur
Kernkompetenz eines deutschen Maschinenbauers.
Welche Märkte und Branchen
sind derzeit besonders interessant?
Noch vor zwei Jahren wollte jeder in die
BRIC-Staaten expandieren. Viele haben sich eine
blutige Nase geholt. Heute verspricht eigentlich nur noch Indien ein beachtliches Wachstum.
Russland ist aufgrund der politischen Situation
seit einem Jahr im freien Fall. Ebenso sind die Unternehmen über Jahre hinweg wie die Lemminge
nach China geströmt. Für viele war der chinesische Markt bestenfalls geeignet, um Geld zu
wechseln.
Was für die Märkte gilt, gilt auch für die Branche.
Auch hier ein bekanntes Beispiel: Solarenergie.
Vor nicht allzu langer Zeit noch die angesagte
Branche, um international Geld zu verdienen.
Heute quasi bedeutungslos, vor allem im Privatkundengeschäft.
Würde mich heute jemand fragen, würde ich wohl
Südafrika für Erneuerbare Energien empfehlen.
Ich kann Ihnen aber nicht versprechen, dass das
auch noch in zwei Jahren gilt. Das Land braucht
dringend dezentrale Energiesysteme, baut jetzt
aber ein neues Kernkraftwerk.
Was sollten Unternehmer beachten, die sich
einen ausländischen Markt erschließen wollen?
Es ist wichtig, den Markteinstieg im Ausland nicht
nur zur Chefsache zu erklären, sondern das ganze
Unternehmen mental mitzunehmen. Wir haben
es schon oft erlebt, dass im Mutterhaus niemand
außer dem Geschäftsführer hinter der Internationalisierung stand, und das Projekt aus den eigenen
Reihen torpediert wurde. Der Schritt auf einen
fremden Markt bedeutete für Teile der Belegschaft
Mehrarbeit ohne sichtbaren Erfolg. Für so ein Projekt muss eine Menge Geld in die Hand genommen
werden, was bedeutet, dass andere Projekte zurückstehen müssen. Erst wenn alle relevanten Mitarbeiter voll hinter dem Projekt Ausland stehen,
sind Sie fit für den Schritt über die Grenze.
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Und die häufigsten Fehler?
Foto: © Rawpixel - Fotolia.com
Wer unbedingt seine eigenen Erfahrungen machen möchte, wird das im Zweifel bereuen. Einige
wichtige Punkte möchte ich hervorheben:
Lassen Sie sich Zeit. Bereiten Sie das Engagement auf fremden Märkten gut vor, schaffen Sie
die notwendigen Strukturen und geben Sie nicht
schon nach einem Jahr auf. Wenn Sie nicht Apple
sind, hat niemand auf Sie gewartet. Es ist ein häufiger Fehler anzunehmen, die Marktführerschaft
im Inland garantiere den Erfolg im Ausland.
Machen Sie eine sehr konservative Budgetplanung. Die Internationalisierung kostet Geld, und
ein Return on Investment ist nicht in den ersten
zwölf Monaten zu erwarten. Stellen Sie sicher,
dass Ihnen beim Flug über den Atlantik nicht der
Sprit ausgeht. Achten Sie auf die versteckten Kosten. Versuchen Sie mal, kurzfristig ein Ticket nach
Shanghai in der ermäßigten Business Class zu
bekommen. Da schlagen ganz schnell 5.000 Euro
Reisekosten zu Buche. Weitere Kosten fallen gerne bei Übersetzungen und anderen als nebensächlich erachteten Dienstleistungen an.
Passen Sie Produkt und Marketing dem Zielland
an. Selbst im europäischen Nachbarland können
Sie mit Ihrem deutschen Marketing zu Hause
bleiben. Schauen Sie sich den direkten Nachbarn
Frankreich an. Auf jedem der 448 Grenzkilometer können Sie sehen, wo Deutschland und wo
Frankreich ist. Baustil, Straßen und Automobile
UNTERNEHMERSERVICE
springen einem sofort ins Auge. Wer weiter ins
Land vordringt und mit den Menschen zusammenkommt, der wird nach kürzester Zeit mehr
Unterschiede als Gemeinsamkeiten feststellen.
Dem muss ich Rechnung tragen und mein Produkt
dem Markt anpassen.
Welche Vorteile bietet die Mitgliedschaft im
BVMW Ihnen und den von Ihnen betreuten
Unternehmen?
Vor allem die Zusammenarbeit mit der lokalen
BVMW-Landesgeschäftsstelle ist für alle Beteiligten von großem Vorteil. Wir haben hier im
Saarland gemeinsam mit dem BVMW ein echtes „Kompetenzzentrum Frankreich“ aufgebaut,
indem wir noch andere Dienstleister wie etwa
Banken und Wirtschaftsförderer mit einbezogen
haben. In dieser Zusammenarbeit, die der BVMW
initiiert hat, können wir jederzeit alle notwendigen Kompetenzen bündeln und interessierte Unternehmer auf ihrem Weg auf den französischen
Markt begleiten.

Firmenname und Rechtsform: InterGest SAS
Gründung: 1972
Geschäftsführer: Prof. Peter Anterist
Mitarbeiter: 60 am Standort Sarreguemines,
weltweit über 1000
www.intergest.com
Das Interview führte
Friederike Pfann.
47
Aktuelles vom
UnternehmerService
Ihre Einkaufsvorteile als BVMW Mitglied
Die BVMW UnternehmerCard
Mit der BVMW UnternehmerCard können Sie die Großabnehmerkonditionen des Bundesverbandes
mittelständische Wirtschaft in allen für Sie wichtigen Kostenbereichen nutzen. Alle Konditionen
gelten exklusiv nur für BVMW-Mitglieder.
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durch BVMW-Verträge mit Versorgern
Wir berechnen kostenlos für Sie Ihre mögliche Ersparnis
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3,5 Cent
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ESSO Tanken
3,5 Cent Nachlass pro Liter auf Diesel
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Die BVMW
Tankkarte
TOTAL Tanken
3,0 Cent Nachlass pro Liter auf Diesel
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Autokauf
Abrufscheine/Sonderkonditionen
für viele Marken
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Die BVMW Flottentankkarte – Tankrabatte an über 10.000 Tankstellen
SHELL, TOTAL, ESSO
2,1 Cent Nachlass/Liter auf Diesel
OMV, PKN/STAR
1,7 Cent Nachlass/Liter auf Diesel
JET, AVIA, ORLEN, BFT, etc.
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Besonders Unternehmen über 10.000 Kilowattstunden Verbrauch sparen durch BVMW-Rahmenverträge mit
Energieversorgern erhebliche Beträge. Der BVMW UnternehmerService nennt Ihnen Ihre Ersparnis – natürlich
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Sie erhalten über die ESSO Tankkarte 3,5 Cent Nachlass brutto/Liter Diesel sowie 30% Nachlass brutto
auf ESSO Motorenöl. Deutschlandweit können Sie an über 1.100 ESSO Tankstellen bargeldlos bezahlen.
Rechnungslegung ist halbmonatlich. Es entstehen keine Karten-Festkosten, nur 0,5% Servicebeitrag
auf den Nettowarenwert.
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Sie erhalten über die BVMW TOTAL Tankkarte 3,0 Cent Nachlass brutto/Liter Diesel, 1,5 Cent Nachlass
brutto/Liter Super sowie 25% Rabatt auf Autowäschen. Deutschlandweit können Sie an über 1.000 TOTAL
Tankstellen bargeldlos bezahlen. Rechnungslegung ist halbmonatlich. Die Servicepauschale für die
Kartennutzung und Abrechnung beträgt nur 0,50 Euro netto Monat/pro Karte.
Wenn Sie mehrere Fahrzeuge im Einsatz haben, ist die DKV-Karte die richtige Tankkarte für Sie.
Achten Sie auf das orangene DKV-Zeichen an (fast) jeder Tankstelle. DKV Euroservice ist einer der
europäischen Marktführer für Tankkartensysteme. Sie erhalten mit der BVMW DKV Card bargeldlos an
über 10.300 Tankstellen in Deutschland mit dem orangenen DKV-Zeichen folgende Nachlässe auf Diesel.
SHELL, TOTAL, ESSO
2,1 Cent/Liter brutto
STAR, ORLEN, OMV
1,7 Cent/Liter brutto
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1,0 Cent/Liter brutto
Rechnungslegung ist halbmonatlich. Servicepauschale für Kartennutzung und Abrechnung: Sie können wählen
zwischen einer nutzungsabhängigen ServiceFee in Höhe von 0,7% netto des Bruttowarenwertes bei Diesel oder
einem Festbetrag in Höhe von 2,00 Euro netto Monat/Karte.
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Teilnahme nur per Lastschrift möglich.
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OTTO Office
50
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Fachkräfte aus Spanien
für Sachsen-Anhalt
Dem deutschen Arbeitsmarkt droht über kurz oder lang wegen des demografischen Wandels ein massiver Einbruch. In anderen Ländern gibt es ausreichend Fachkräfte, aber keine Arbeit – ein guter Grund
für Zusammenarbeit. Über nationale Grenzen hinweg mit dem BVMW als Trendsetter.
der BVMW mit seiner Geschäftsstelle Börde
und die Handwerkskammer Magdeburg an.
Inzwischen haben sich für das Pilotprojekt Fachkräftesicherung die Strukturen gefestigt, und
es sind die ersten Erfolge zu verzeichnen. Insgesamt zwanzig spanische Fachkräfte konnten
bereits in Unternehmen in Sachsen-Anhalt, vor
allem in die Region Börde, vermittelt werden.
Insgesamt zwanzig spanische
Fachkräfte konnten bereits
in Unternehmen in SachsenAnhalt vermittelt werden.
Ingrid Rosenburg
BVMW-Geschäftsführerin
Landkreis Börde
Spanien kämpft derzeit gegen eine Arbeitslosenquote von 27 Prozent an, bei den unter
25-jährigen sind es sogar fast sechzig Prozent.
Um einen erfolgversprechenden Vermittlungsprozess in Gang zu bringen und in praktikable
Bahnen zu lenken, schlossen zu Beginn dieses
Jahres die Industrie- und Handelskammer Magdeburg , die Agentur für Arbeit Magdeburg und
die Gemeinden Barleben und La Pablo de Vallbona aus der Region Valencia eine Koopera­
tionsvereinbarung zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte ab. Dieser schlossen sich bald
Seit kurzem hat auch das Mitgliedsunternehmen
des BVMW, die Ambulanz Mobile Schönebeck,
einen spanischen Angestellten in seinem Team.
Francisco Correa hat einen Anstellungsvertrag
erhalten und unterstützt vorerst die Mitarbeiter im Exportgeschäft. Später soll er selbst als
Verkäufer für Auslandsgeschäfte tätig werden.
Aktuell begleitet er die Zusammenarbeit der
Ambulanz Mobile Schönebeck mit einer Firma in
der Nähe von Barcelona, mit der das Schönebecker Unternehmen schon seit fast zwei Jahren
eine enge Geschäftsbeziehung unterhält. Daneben kümmert er sich um die Homologierung
von Komplettfahrzeugen der Ambulanz Mobile
in Spanien und führt dabei die konstruktiven
Gespräche mit den entsprechenden spanischen
Institutionen.

Foto: © Aleksandar Mijatovic - Shutterstock.com
„„
Der Bildungsträger IMA Magdeburg, Mitglied
im BVMW, hat in Valencia den Deutschunterricht für auswanderwillige Fachkräfte übernommen – darunter auch Auszubildende – und
betreut sie weiterführend in Deutschland. In
Barleben wiederum begleitet der Spanier Angel
Romero Fonfria den Willkommensprozess vor
Ort. Fonfria organisiert Unterkünfte, gibt Hilfestellung bei der Beantragung von Dokumenten
und ist nicht zuletzt eine wichtige Stütze für seine Landsleute hier in Deutschland.
Der Mittelstand. | 4 | 2015
UNTERNEHMERSERVICE
Globales Ländle
Baden-Württemberg
Die Wirtschaftsfördergesellschaft Baden-Württemberg International (bw-i) wurde 1984 ins Leben
gerufen und hat sich unter der Federführung des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums
beständig entwickelt. Heute beschäftigt sie 60 Mitarbeiter. „Der Mittelstand.“ sprach mit dem
stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Baden Württembergs Dr. Nils Schmid
über die Besonderheiten der landeseigenen Wirtschaftsförderung.
Der Mittelstand.: Die bw-i hat sich zu einer
zentralen Anlaufstelle für internationale Märkte
entwickelt. Wie kommt es zu dieser positiven
Entwicklung?
Dr. Nils Schmid: Wir haben beispielsweise im vergangenen Jahr 207 Veranstaltungen auf die Beine
gestellt. Dazu zählen Delegationsreisen ins Ausland, Firmengemeinschaftsstände auf Messen im
In- und Ausland ebenso wie Veranstaltungen zum
Standortmarketing oder die Durchführung von Informationsreisen von ausländischen Delegationen
in Baden-Württemberg.
Foto: Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg
Welche Themen sind seitens
der Unternehmen besonders gefragt?
Sie sind vor allem daran interessiert, einen leichteren Zugang zu neuen Märkten zu bekommen.
Dabei helfen wir mit unserem Instrumentarium
konsequent. Und die Rückmeldungen zeigen:
KMU profitieren sehr davon, sich in kurzer Zeit
und in kompakter Form über Chancen und Risiken
auf neuen Märkten zu informieren und Zugang zu
Kunden zu erhalten. Besonders wertvoll sind auch
die Kontakte, die Unternehmen zu politischen Entscheidungsträgern, Vertretern der Auslandskammern und Fachorganisationen im Ausland knüpfen
können. Nicht zu unterschätzen sind auch Kontakte, die die Unternehmer zu baden-württembergischen Hochschulen und zu Vertretern von Clustern, Netzwerken und Verbänden wie dem BVMW
erhalten. Baden-württembergische Unternehmen
präsentieren sich auf Messen gerne unter dem
Dach unseres Landes, weil sie so von dem positiven
Image unseres High-Tech-Standortes profitieren.
Wo haben KMU noch Nachholbedarf?
Die Erschließung neuer Märkte im Ausland erfordert eine sehr intensive Vorbereitung. Das gilt
auch für die Teilnahme auf einer
Messe. Dabei ist es wichtig, dass
sich unsere Unternehmen auch auf
die Gepflogenheiten im Umgang
mit ausländischen Gesprächspartnern einstellen. Interkulturelle
Kompetenz ist gefragt.
Wie hoch ist die
Kostenbeteiligung, und welche
Auswahlverfahren gibt es?
Wir wollen möglichst niedrigschwellige Angebote schaffen. Deshalb
werden die im Jahresprogramm
von bw-i angebotenen Reisen und
Messen mit Mitteln des Ministeriums und von bw-i gefördert. Nur
die Reisekosten werden von den
Teilnehmern getragen. Es gibt kein
Auswahlverfahren, und die Teilnahme steht allen mittelständischen
Unternehmen des Landes frei.
Baden-Württembergs Vizeminister­
präsident und Wirtschaftsminister
Dr. Nils Schmid bei einem Unternehmens­
besuch in Myanmar.
www.bw-i.de
Welche Höhepunkte gibt
es im zweiten Halbjahr 2015?
Sicher die Reise in die Türkei vom 29. September bis
3. Oktober. Schwerpunkte sind die Branchen Energietechnik und Erneuerbare Energien. In Workshops stellen unsere Unternehmen ihre Expertise
einem türkischen Fachpublikum vor. Zudem ist
eine Reise nach New York für Start-up-Unternehmen aus dem High-Tech-Bereich geplant. Ziel ist
es, den Start-ups skalierbare Geschäftsmodelle
zur Eruierung des eigenen Potenzials auf dem USMarkt sowie Internationalisierungsstrategien aufzuzeigen. Den Teilnehmern werden Kontakte zu
Angel und Venture Capital Investoren vermittelt
und sie erhalten konkrete Einblicke in den Aufbau
eines Kundennetzwerkes. 
Das Interview führte
Dr. Ulrich Köppen.
51
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
„Go East“ – Erfolgreiche
Zusammenarbeit mit China
Trotz schwächelnder Konjunktur in China werden die Erwartungen an die Geschäftsbeziehungen mit
der Volksrepublik in Deutschland überwiegend positiv bewertet. Die Bedeutung Chinas für deutsche
Unternehmen ist ungebrochen hoch. Doch für viele Manager stellt die erste Begegnung mit dem Land
des Lächelns eine große Herausforderung dar.
Trotz akribischer Vorbereitung, hervorragender Kenntnisse des Marktes und der rechtlichen
Rahmenbedingungen stoßen Geschäftsleute
aus Deutschland oft auf unerwartete Hindernisse. Das liegt häufig am kulturellen Hintergrund beider Parteien. Durch die Arbeit im
Bereich des interkulturellen Trainings wissen
die Mitarbeiter beim Weiterbildungsanbieter
Berlitz in Frankfurt um die Besonderheiten und
Reaktionen, wenn Menschen auf einen anderen
Kulturkreis treffen. Worauf ist also zu achten,
damit die Zusammenarbeit mit China erfolgreich verläuft?
1.Der erste Kontakt wird gerne über einen gemeinsamen Bekannten vermittelt, der beide
Seiten einander vorstellt.
2.Chinesen mögen keine Überraschungen: Es ist
wichtig, den Grund eines Meetings im Vorhinein zu vereinbaren und die Liste der teilnehmenden Personen abzustimmen.
3.Die Vorstellung der Teilnehmer erfolgt entsprechend der Hierarchie, die Leiter jeder Seite
sind die Wortführer. Sie sollten, während sie
sprechen, niemals unterbrochen werden.
Fotos: © Fancy/Image Source
52
ComplianceWissen für
China
6.Verträge werden in China häufig als
Grundlage für weitere Gespräche gesehen und nicht als feste Vereinbarung.
Nachverhandlungen sind durchaus üblich. Um mit Chinesen geschickt zu verhandeln, müssen Sie folgende Strategien anwenden: Ausweichen, Umkreisen,
Ausloten von Schwachstellen, flexibles
Reagieren, ständiges Wiederholen
und zermürbende Verhandlungsmarathons. Dies alles stellt einen wichtigen
Teil der als Kunst angesehenen chinesischen und asiatischen Verhandlungskultur dar.
4.Das Hauptaugenmerk der ersten Begegnung liegt darauf, eine persönliche
Beziehung aufzubauen und sich besser
kennen zu lernen. Vermeiden Sie es, sofort auf der Sachebene des Geschäfts
zu diskutieren. Verweilen Sie mit Geduld beim Smalltalk. Chinesen sind sehr
familienorientiert: Fragen Sie nach der
Familie oder den Hobbys.
5.Der Gesichtsverlust spielt in der chinesischen Kultur sowie im gesamten asiatischen Raum eine zentrale Rolle. Sprechen Sie auftretende Konflikte daher
nicht direkt an. Ein klares „Nein“ kann
zum sofortigen Abbruch der Verhandlungen führen. Suchen Sie besser einen
außenstehenden Vermittler, der dem
anderen Ihre Unstimmigkeit übermittelt.
7.Motivation und Respekt für den Beitrag eines Angestellten zu zeigen, hat
für Chinesen große Bedeutung. Wer
ein internationales Team führt, sollte
wissen, dass Gruppenawards und Zielvereinbarungen und damit verbundene
finanzielle Entlohnungen sowie Annehmlichkeiten wie Teamausflüge bei
Geschäftserfolgen für Chinesen ganz
normal sind.
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Bestell-Nr. E00458
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Kann man interkulturelle
Kompetenz trainieren?
Interkulturelle Kompetenz lässt sich
systematisch trainieren. Wer seine eigene kulturelle Prägung kennt und den
Umgang mit anderen Kulturen schult, ist
nicht so schnell überfordert, wenn er auf
unbekannte Verhaltensweisen trifft. Ein
erster Schritt, um den eigenen geschäftlichen Erfolg bei Gesprächspartnern aus
China erfolgreich zu lenken, ist vor allem
der Wille und die Motivation, sich in andere Kulturen einzufühlen.
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Dr. Sylvia Van Ziegert
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54
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Projektteam vor der Polyester-Anlage in Saudi-Arabien.
Thüringer Ingenieurkompetenz
weltweit gefragt
Die EPC Group ist ein international agierendes Ingenieur- und Anlagenbauunternehmen. Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit ist die Planung und Realisierung von Industrieanlagen und Infrastrukturprojekten von der Idee bis zur Projektübergabe – alles aus einer Hand. Der Mittelstand. sprach mit
Geschäftsführer Jens Henkel.
Der Mittelstand: Mit über 200 Mitarbeitern an
acht Standorten blickt die EPC-Group auf eine
über 140-jährige Firmentradition als Familienun­
ternehmen zurück. Was waren die größten Refe­
renzanlagen, die Sie nach der Wiedervereinigung
geplant und gebaut haben?
Jens Henkel: EPC wurde 1994 durch Peter Henkel
mit zehn Mitarbeitern als Familienunternehmen
wieder gegründet. Die erste große Herausforderung bedeutete für EPC die Umstrukturierung verschiedener Industriestandorte in Thüringen und
auch in anderen Regionen Ostdeutschlands. Mit
der bei diesen Projekten gewonnenen Kompetenz
lernten wir international agierende Firmen kennen, für die wir Anlagen nicht nur in Deutschland
bauen durften, sondern die unsere Fachkompetenz auch im Ausland zu schätzen wussten.
Zu unseren größten Referenzobjekten zählen die
Rekonstruktion der Produktionsanlagen von AlliedSignal (später Honeywell Performance Polymers), die jetzt von BASF betrieben werden; die
Rekonstruktion einer Polyester-Anlage für SABIC
in Saudi-Arabien mit einer Kapazitätserweiterung
von 440 auf 1.000 to/d Polyestergranulat sowie
der komplette Neubau der Biodieselanlagen in
Ebeleben und Neubrandenburg mit einer Kapa-
Der Mittelstand. | 4 | 2015
zität von 100.000 bzw. 40.000 to/a. Auch in der
russischen Föderation wurden mehrere Anlagen
errichtet, wie zum Beispiel eine Anlage zur Herstellung von Reifencord der Firma SIBUR, heute GAZPROM, in Wolzhskij. Und als neueste Referenzen
möchten wir die Inbetriebnahme einer Polycarbonat-Anlage mit einer Kapazität von 100.000 to/a
am Standort Ningbo in China nicht unerwähnt lassen sowie den Bau einer LNG-Anlage (Liquid Natural Gas) in der Nähe von Perm/Russland.
Dies sind einige wenige unserer Technologien, die
wir selber entwickelt und patentiert haben und
weltweit vertreiben.
Die EPC-Group entwickelte sich zu einem inter­
national engagierten Ingenieurunternehmen. Mit
welchen Projekten sind Sie gegenwärtig in wel­
chen Ländern aktiv?
Zurzeit verzeichnen wir eine sehr starke Nachfrage
nach unseren neu entwickelten Polycarbonat- und
Carbonfaser-Technologien. Außerdem ist die bei
unserer Firma Cryotec entwickelte LNG-Technologie sowohl zur Erzeugung von LNG als auch zur
Betankung von Großkraftfahrzeugen von großem
Interesse. Aber auch im allgemeinen Ingenieurdienstleistungsbereich innerhalb von Deutschland
können wir zunehmende Anfragen verbuchen.
International sind die Märkte Asien und Russland
sehr aktiv, aber auch im arabischen Raum stieg in
den letzten Monaten die Nachfrage nach unseren
Technologien.
Welche Auswirkungen haben die Wirtschafts­
sanktionen der EU für Ihre Auftragslage mit Russ­
land? Wie sehen Sie die weitere Zusammenarbeit
mit russischen Investoren?
Fotos: © EPC Group
Die Sanktionen der EU bringen für uns erhebliche
Auswirkungen mit sich, leider haben auch wir Auftragseinbrüche zu verzeichnen. Hauptsächlich sind
unsere Kunden verunsichert, inwieweit Geschäfte
zwischen Russland und Deutschland möglich sind.
Hier müssen wir große Überzeugungsarbeit leisten, um unsere Auftraggeber halten zu können.
Treffen die Sanktionen auf Ihr Verständnis? Wel­
che Handlungsempfehlungen möchten Sie für die
perspektivische Entwicklung der Wirtschaftsbe­
ziehungen zwischen Deutschland und Russland
an die Politik richten?
Ich denke, dass die Sanktionen für beide Länder erhebliche Einschnitte bedeuten. Meines Erachtens
braucht Deutschland Russland und umgekehrt.
UNTERNEHMERSERVICE
Starkes Führungsteam bei EPC: Ulf Henkel, Firmengründer Peter Henkel, Jens Henkel,
Tim Henkel, Nadine Henkel (v. li.).
Diese wechselseitigen Beziehungen würden sich
erheblich entspannen, wenn Politiker beider Seiten
einen Schritt aufeinander zugehen würden. Dass
sich das Verhältnis nicht von heute auf morgen
bessern kann, ist uns allen klar. Doch ein erster
Schritt eines der beiden Länder wäre hier das richtige Signal, auf das auch die Wirtschaft wartet.
Die EPC-Group engagiert sich mit Ingenieur­
dienstleistungen und Anlagenbau auf dem Gebiet
Erneuerbarer Energiesysteme. Wie sehen Sie die
Möglichkeiten, die deutsche Technologie aus der
Energiewende international zu verkaufen?
Deutschland ist sicherlich Vorreiter auf dem
Gebiet Erneuerbarer Energiesysteme. Wir in
Deutschland können es uns auch leisten, solche
modernen Energieerzeugungssysteme anzuschaffen, wobei natürlich die gesamte Bevölkerung und
vor allem auch die Industrie einen sehr hohen
Preis dafür bezahlen. Nach meiner Meinung sind
die Schwellenländer noch nicht bereit für solche
Technologien. Aber die Zukunft wird zeigen, ob wir
diese Energiesysteme mittel- oder langfristig auch
in diesen Ländern vertreiben können. Kurzfristig
sehe ich hier keine Möglichkeit und nur einen sehr
begrenzten Markt, da eine Refinanzierung dieser
Energieerzeugungssysteme erst über sehr lange
Zeiträume möglich ist.
Haben die jüngsten Unsicherheiten in der Euro­
zone Auswirkungen auf Ihre internationale Ge­
schäftstätigkeit?
Die Destabilisierung des Euros wirkt sich
auf unsere Auftragslage aus, da der
schwache Euro für einen starken Export sorgt. Unsere Hauptmärkte sind
dollarbasierend, somit ist die Nachfrage gerade aus Nordamerika oder
Ländern, die vom Ölexport leben, gestiegen. Insofern können wir hier einen
positiven Trend verzeichnen. 
positiv
Das Interview führte
Günther Richter.
EPC Engineering Consulting GmbH
Maschinen- und Anlagenbau
Mitarbeiter: 220
Firmensitz: Rudolstadt/Thüringen
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55
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Hoffnungsschimmer
gegen starre
Mitbestimmung:
Societas Europaea
Die Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea) unterliegt
nicht den strengen und starren deutschen Mitbestimmungsvorschriften.
Sie kann daher – sorgfältig gegründet – der Tendenz nach immer mehr
Mitbestimmung entgegenwirken.
Aufsichtsräte von Aktiengesellschaften sind
nach deutschem Recht zu einem Drittel mit
Vertretern der Arbeitnehmer zu besetzen,
wenn im Unternehmen in der Regel mehr als
500 Arbeitnehmer beschäftigt werden. Dabei
werden der AG die Mitarbeiter solcher Unternehmen als eigene Mitarbeiter zugerechnet,
mit denen die AG einen Beherrschungsvertrag abgeschlossen hat. Für GmbHs gelten
diese Regelungen entsprechend. Beschäftigt
die AG oder die GmbH mehr als 2.000 Arbeitnehmer, ist der Aufsichtsrat paritätisch, also
zur Hälfte mit Arbeitnehmervertretern zu
besetzen.
Seit einiger Zeit wird mehrheitlich vertreten,
dass auch regelmäßig beschäftigte Leiharbeitnehmer bei der Ermittlung dieser Schwellenwerte berücksichtigt werden müssen. Bislang
waren aber immerhin nur die in Deutschland
beschäftigten Mitarbeiter und Leiharbeitnehmer einzurechnen. An diesem Grundsatz rüttelt nun das Landgericht Frankfurt (Beschluss
vom 16.02.2015 – 3/16 O 1/14). Danach
kommt es nicht mehr auf den Ort der Beschäftigung an. Zwar ist diese Entscheidung noch
nicht rechtskräftig, sie zeigt aber einmal mehr
die Tendenz in der Rechtsprechung, auch und
vor allem auf europäischer Ebene die Mitbestimmung auszuweiten.
Für den mittelständischen Unternehmer, der
die Bildung eines mitbestimmten Aufsichtsrats oder eine Erweiterung der Mitbestimmung wegen der Beschäftigung zusätzlichen
Personals oder der Hinzurechnung von Beschäftigten ausländischer konzernangehöri-
ger Gesellschaften verhindern möchte, gibt
es aber eine Möglichkeit: die Europäische
Aktiengesellschaft (Societas Europaea, kurz
SE). Sie unterliegt nicht den strengen und star­ren deutschen Mitbestimmungsvorschriften.
Viel­mehr beruht die Mitbestimmung hier auf
einer Verhandlung mit den Arbeitnehmern
bei ihrer Gründung. Kommt eine Einigung
über das künftige Mitbestimmungsniveau
nicht zustande, wird als Auffangregelung
grundsätzlich das bisherige Mitbestimmungsniveau übernommen. War eine AG oder
GmbH bislang nicht mitbestimmt, weil die Gesellschaft den Schwellenwert von 500 Arbeitnehmern nicht überschritten hat, bedeutet
die Auffanglösung, dass auch in der Europäischen Aktiengesellschaft kein mitbestimmter
Aufsichtsrat zu bilden ist.
Ist die Europäische Aktiengesellschaft einmal
gegründet, löst eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl keine Mitbestimmung aus, sie bleibt
also mitbestimmungsfrei. Das Gleiche gilt
für die Unternehmen deutschen Rechts, die
zwar mehr als 500, aber weniger als 2.000
Arbeitnehmer beschäftigen. Auch sie können ihr bestehendes drittelparitätisches Mitbestimmungsniveau durch Gründung einer
Europäischen Aktiengesellschaft fixieren
und anschließend die Zahl der Beschäftigten
erhöhen, ohne die Gefahr, künftig einen paritätisch mitbestimmten Aufsichtsrat bilden zu
müssen.
Die Gründung einer Europäischen Aktiengesellschaft erfolgt durch Umwandlung,
Verschmelzung, Gründung einer gemeinsa-
Foto: © Joachim Lechner - Fotolia.com
56
Der Mittelstand. | 4 | 2015
men Holding SE oder Gründung einer Tochter SE.
Mit Ausnahme der Gründung durch Umwandlung
kommt es für die Auffanglösung bei Scheitern
der Verhandlungen über die künftige Unternehmensmitbestimmung nur darauf an, welches Mitbestimmungsniveau bislang tatsächlich bestand,
nicht aber darauf, welches hätte bestehen müssen.
Haben also die Gewerkschaft oder die Mitarbeiter eine unzutreffende Zusammensetzung des
Aufsichtsrates nicht geltend gemacht, geht dies
grundsätzlich nicht zulasten der anzuwendenden
Auffangregelung.
„„
UNTERNEHMERSERVICE
Eine fehlerhafte Mitbestimmung kann zwar jederzeit über ein Statusverfahren auch gerichtlich
geltend gemacht werden, da aber eine gericht­
liche Entscheidung erst mit Rechtskraft wirksam
wird, und die Neubesetzung des Aufsichtsrats
zudem erst mit Beendigung der nächsten Hauptversammlung (oder spätestens sechs Monate nach
Rechtskraft der Entscheidung) eintritt, besteht bis
zu diesem Zeitpunkt keine abweichende Unternehmensmitbestimmung, die es zu schützen gilt.
Ist die Europäische Aktiengesellschaft vor diesem
Zeitpunkt eingetragen, kann die Entscheidung über
die unrichtige Zusammensetzung des Aufsichtsrates
keine Wirkung mehr entfalten.
Ist die Europäische
Aktiengesellschaft einmal
gegründet, löst eine Erhöhung
der Mitarbeiterzahl keine
Mitbestimmung aus.
Zu lange und zu frühzeitig
öffentlich gemachte Überlegungen zur Gründung
einer Europäischen Aktien­
gesellschaft sollten also
vermieden werden.

57
Tobias Grambow
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für Arbeitsrecht
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UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Pflicht und Kür der
Gesundheitsförderung
Zufriedene Beschäftigte leisten mehr. Daher engagiert sich der BVMW im Projekt GeMit –
Gesunder Mittelstand Deutschland. Ein neuer Leitfaden unterstützt Mittelständler darin, ihre
Angestellten gesund zu halten.
Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist eine
freiwillige Leistung des Arbeitgebers und trägt zur
Mitarbeiterzufriedenheit und zu effizientem Arbeiten bei. Krankenkassen bieten interessierten
Unternehmen Unterstützung bei deren Planung
und Umsetzung an. Welche Leistungen erbracht
werden können, legt der Leitfaden Prävention des
GKV-Spitzenverbandes gemäß Paragraph 20 und
20a SGB V fest. Maßnahmen, die nicht den darin
aufgeführten Handlungsfeldern entsprechen, dürfen von den Krankenkassen nicht gefördert werden.
Im 2015 neu aufgelegten Leitfaden wurde das
Kapitel der Betrieblichen Gesundheitsförderung
umfassend reformiert und den neuen Herausforderungen der Arbeitswelt angepasst. Um Be-
Der Mittelstand. | 4 | 2015
UNTERNEHMERSERVICE
Handlungsfelder des neuen GKV-Leitfadens
Beratung zur gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung
ƒƒ Gesundheitsorientierte Führung
ƒƒ Gestaltung gesunder
Arbeitsumgebung
 Bewegungsförderliche
Arbeitsumgebung
 Gesunde Verpflegung
 Suchtprävention
Verhältnisprävention
Gesundheitsförderlicher
Arbeits- und Lebensstil
ƒƒ Bewegungsförderliches Arbeiten
ƒƒ Gesundheitsgerechte Ernährung
ƒƒ Suchtprävention im Betrieb
ƒƒ Stressbewältigung
unterstützt
Verhaltensprävention
Überbetriebliche
Vernetzung und Beratung
ƒƒ Überbetriebliche Verbreitung
der BGF durch
 Unternehmensnetzwerke
 Überbetriebliche Akteure
(IHK, Innungen)
 Regionale Netzwerke
Sensibilisierung von KMU
„„
Um Betriebliches Gesundheitsmanagement
nachhaltig in Unternehmen umzusetzen, ist
ein systematisches Vorgehen notwendig.
triebliches Gesundheitsmanagement nachhaltig
in Unternehmen umzusetzen, ist ein systematisches Vorgehen notwendig. Dabei ist es ratsam,
die Pflicht des Arbeitsschutzes mit der Kür der
Betrieblichen Gesundheitsförderung zu verknüpfen. Berater der Krankenkassen begleiten Unternehmen bei diesem Prozess: von der Analyse
der betrieblichen Situation über die detaillierte
Planung maßgeschneiderter Angebote bis hin zur
Bewertung aller BGF-Aktivitäten.
Foto: © WavebreakmediaMicro - Fotolia.com
Krankenkassen unterstützen in einem ersten
Handlungsfeld die gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeitsbedingungen und den Aufbau
einer mitarbeiterorientierten Führungskultur.
Im zweiten Handlungsfeld sind alle Aktivitäten
verortet, die Beschäftigte für einen gesunden Lebens- und Arbeitsstil sensibilisieren und befähigen.
Mit dem Ziel, auch kleinere Unternehmen zu unterstützen, gewinnt im dritten Handlungsfeld
die überbetriebliche Betreuung im Rahmen von
Netzwerken und Betriebsnachbarschaften an
Bedeutung.
Diese Idee haben das Institut für Betriebliche
Gesundheitsförderung und der BVMW bereits in
der Konzeption des Projektes GeMit – Gesunder
Mittelstand Deutschland aufgegriffen. Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales fördert
dieses Projekt, in dem bundesweit Betriebsnachbarschaften gegründet und evaluiert werden.
Diese bilden für kleine Unternehmen eine ökonomische Alternative zur individuellen Beratung.
Durch den Austausch und die Zusammenarbeit
innerhalb der Nachbarschaft können breitere,
ganzheitliche Maßnahmenpakete entwickelt und
kostengünstig umgesetzt werden.
Dr. Birgit Schauerte
Teamleiterin Forschung
& Entwicklung
birgit.schauerte@
bgf-institut.de
Betriebe, die Interesse an überbetrieblicher Gesundheitsförderung haben, können sich mit ihren
Anfragen an den BVMW und das BGF-Institut
wenden.

Institut für Betriebliche
Gesundheitsförderung
BGF GmbH
Neumarkt 35-37, 50667 Köln
www.bgf-institut.de
Monika Zähringer
Referentin Forschung
& Entwicklung
www.gemit-deutschland.de
www.inqa.de
monika.zaehringer@
bgf-institut.de
59
60
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Individuell im Team –
Boni mit Transparenz
Um Mitarbeiter zu motivieren und an sich zu binden, halten viele Mittelständler
Ausschau nach Bonussystemen, die attraktiv für die Mitarbeiter und
gleichzeitig wirtschaftlich für das Unternehmen sind.
Solche Modelle motivieren also weder die Leistungsträger noch die schwächeren Mitarbeiter.
Andere Unternehmen liebäugeln mit der Einführung eines Bonussystems. Sie sorgen sich jedoch
um die Kosten oder befürchten einen Konkurrenzkampf der Mitarbeiter untereinander mit negativen Auswirkungen auf das Arbeitsklima.
Die Autoteile Berlin GmbH hat ein leistungsorientiertes Bonussystem (LOB) eingeführt, das team­
orientiert ist und schon nach wenigen Monaten
zu einem Umsatzplus führte. Geschäftsführer
Reinhard Garske stellt fest, dass das Plus vor allem
durch die Fokussierung der Mitarbeiter auf die Bedürfnisse der Kunden erzielt wurde. Kundenzufriedenheit und die Empfehlungsrate sind gestiegen.
Der Erfolg des Modells beruht auf der detaillierten
Betrachtung der individuellen Situation des Betriebs und der Mitarbeiter. Mit Hilfe verschiedener
Kennzahlen wurde für jeden Mitarbeiter eine Historie erarbeitet, auf deren Basis Bonus-Szenarien
errechnet werden, die für das Unternehmen wirtschaftlich und gleichzeitig für den Mitarbeiter motivierend sind. Dabei wird jeder Mitarbeiter nach
seinem persönlichen Leistungsvermögen und seiner Leistungssteigerung bewertet. Die Kombination aus Individualisierung und völliger Transparenz
bezüglich der Berechnung der Bonuszahlungen gewährt eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern.
Rolf Hempel
Inhaber BEITRAINING
BERLIN MITTE
www.bei-trainingberlin-mitte.de
Viele Prämiensysteme, die in Unternehmen zum
Einsatz kommen, haben den einen oder anderen
Haken: Sie schließen oft nur einen Teil der Belegschaft ein, in der Regel den Vertrieb. Meist
profitieren zudem immer die gleichen, ohnehin
leistungsstarken Mitarbeiter von den Prämien.
Seit seiner Einführung im März 2012 wertet die
Firma BEITRAINING das Datenmaterial systematisch aus und kann nach zwei Jahren valide Ergebnisse zeigen: 83 Prozent der teilnehmenden
Mitarbeiter haben ihre Leistungen verbessert,
die durchschnittliche Bonusauszahlung betrug
71 Euro pro Monat. Und auch für die Autoteile Berlin hat sich LOB gerechnet. Der erzielte
Mehr­umsatz betrug fünfzehn Prozent. Die Steigerung pro Mitarbeiter lässt sich auch in anderen Unternehmen nachvollziehen, die LOB als
Bonussystem eingeführt haben.

Der Mittelstand. | 4 | 2015
UNTERNEHMERSERVICE
Kleine Helfer unterwegs
Immer mehr Geschäftsreisende nutzen Smartphones, Tablets
und Apps, um ihre Reise zu planen und auch unterwegs auf wichtige Informationen zurückgreifen zu können. Dies hat die neue Studie „Chefsache Business Travel 2015“ vom DRV ermittelt. Grund
genug, hier eine kleine Auswahl hilfreicher Apps vorzustellen.
iTranslate
Wi-Fi Finder
Wer hohe Roaming-Gebühren unterwegs sparen will, sollte
sich diese kostenlose App für iPhone, Android, Blackberry oder
Windows Phone installieren. So erfahren Sie stets, wo sich öffentliche, kostenlose oder kostenpflichtige WLAN-Hotspots in
Ihrer Nähe befinden.
Safe+
Jeder von uns muss sich immer
mehr
Kreditkartennummern,
Passwörter und andere sensible
Daten merken. Doch grade im
Reisestress können diese leicht
vergessen werden. Und wer z. B.
mehrfach eine falsche Geheimzahl am Geldautomaten eingibt
riskiert, dass die Karte einbehalten wird. Keine schöne Vorstellung, vor allem im Ausland. Viel sicherer als Merkzettel im Portemonnaie ist diese App. Mit ihr können
Sie alle Daten bequem an einer zentralen Stelle verschlüsselt speichern. Kosten: ca. 20 Euro.
Kayak
Mit dieser Gratis-App können
Sie die Angebote auf hunderten
Reise-Websites in wenigen Sekunden auf Ihrem Smartphone
oder Tablet überprüfen. So finden und buchen Sie Flüge, Hotels und Mietwagen, verwalten Ihren Reiseplan
und verfolgen Ihren Flugstatus. Auch der automatische Check-in bei zahlreichen Airlines und ein Verspätungsalarm ist enthalten. Verfügbar auf iPhone, iPad,
Android, Windows Phone und Kindle.
www.kayak.de/mobile
Die beliebte Übersetzungs-App im App
Store für iPhone, iPad gibt es jetzt auch
für die Apple Watch. Sie ist kostenlos und
übersetzt Wörter, Redewendungen und
Texte in 90 Sprachen. Die korrekte Aussprache können Sie zusätzlich mit der
Sprachausgabe trainieren.
www.itranslateapp.com
Sicher Reisen
Mit dieser kostenlosen App des Auswärtigen Amts
haben Sie alle Infos für Ihre sichere Auslandsreise
in einer App. In ihr finden Sie Tipps für Ihre Reisevorbereitung, für Notfälle sowie die Adressen
der deutschen Vertretungen im Ausland und der
Vertretungen Ihres Reiselandes in Deutschland.
Zudem gibt es zu jedem Land ausführliche, fortlaufend aktualisierte Reise- und Sicherheitshinweise. Dazu kommt ein kurzer Überblick mit den
wichtigsten geographischen, politischen und wirtschaftlichen Daten des
Landes. Ebenfalls dabei: eine Ortungsfunktion („Wo bin ich?“) und ein
„Ich bin OK“-Button, mit dem Sie Freunden oder Verwandten eben mal
kurz ein Lebenszeichen senden können. Für Android Smartphones und
Tablets sowie für iPhone und iPad.
Seatguru
Die richtige Platzwahl im Flugzeug entscheidet,
wie der Start in den Urlaub oder die Geschäftsreise wird. Fehlende Beinfreiheit, die Nähe zu der
Bordküche und Toilette oder eine nicht verstellbare Rückenlehne können die Reise zu einer echten Qual werden lassen. Seatguru verrät Ihnen schon vor der Buchung,
welche Plätze Sie lieber meiden sollten. Von über 100 Airlines können
Sie sich die besten Plätze, Ausgänge und Notausgänge anzeigen lassen.
Dazu müssen Sie nur die Flugnummer oder Route eingeben. Seatguru
gibt es als Webseite www.seatguru.com oder kostenlos als App für Android und Apple iOS.
61
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
8 Tipps für gute Headlines,
die Sie sexy, erfolgreich
und glücklich machen
Jeder braucht sie, die knackige aufmerksamkeitsstarke Überschrift: Verleger, um Magazine
und Tageszeitungen am Kiosk zu verkaufen. Redakteure, die gelesen werden wollen.
PR-Leute, die Pressemitteilungen schreiben, die von Medien veröffentlicht werden sollen.
Aber vor allem auch Unternehmer, die Produkte oder Dienstleistungen über Newsletter,
Werbebriefe und Webseiten vermarkten müssen. Und natürlich all jene, die Social Media
für die Unternehmenskommunikation nutzen. Eine Überschrift kann also wesentlich über
Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Doch wie formuliert man die optimale Headline?
Wir haben hier die wichtigsten Tipps für Sie zusammengefasst.
1. Schreiben Sie das Richtige richtig
Achten Sie darauf, dass Ihre Headline den tatsächlichen Inhalt Ihres Artikels vermittelt. Denn
die beste Überschrift verpufft, wenn der nachfolgende Text nicht hält, was Sie versprechen. Verwenden Sie dazu ein bis zwei wichtige Schlüssel-
begriffe aus dem Text. Dann versteht Sie Ihr Leser
garantiert besser – aber auch die Suchmaschinen,
falls Sie online veröffentlichen. Und: Nirgends ist
die korrekte Rechtschreibung so wichtig, wie in
der Headline, denn hier fallen Fehler wirklich sofort ins Auge.
Foto: © Alina Cardiae - Fotolia.com
62
Der Mittelstand. | 4 | 2015
2. Verwenden Sie Zahlen
Leser lieben nummerierte Listen, Toplists oder Rankings. Denn diese versprechen schnelle Informationen. Und auch wer den Text nur flüchtig überfliegt,
kann bei Listen sofort den Inhalt erfassen.
Beispiele:
ƒƒ Die 7 besten Tipps für
eine schnellere Webseite
ƒƒ 9 Regeln für erfolgreiche Werbebriefe
ƒƒ Lehre statt Studium: Die 10 interessantesten
Ausbildungsberufe für Abiturienten
ƒƒ Minijobs: Die 5 wichtigsten
Fakten für den Mittelstand
3. Gehen Sie auf Ängste ein
Ob privat oder beruflich – überall schlummern
Gefahren, die den eigenen Seelenfrieden, die
Gesundheit oder die Existenz bedrohen können.
Und jeder möchte wissen, wie sie sich vermeiden
lassen. Daher reagieren Leser besonders aufmerksam, wenn Sie Lösungen dafür anbieten.
Sehr wirkungsvoll ist zudem die Formulierung
als Frage.
Beispiele:
ƒƒ 5 Indizien, dass Ihr Kunde
kurz vor der Insolvenz steht
ƒƒ Datensicherheit: Wie geheim sind
Ihre Betriebsgeheimnisse wirklich?
ƒƒ Auf welche Bank können Sie
sich im Notfall verlassen?
ƒƒ Kranker Chef: Wie bleibt
Ihr Unternehmen gesund?
4. Verraten Sie Erfolgsgeheimnisse
Wer Erfolg hat, hat nicht nur Neider, sondern wird
auch bewundert. Und zu gerne würden viele von
uns wissen, was das Erfolgsrezept dieses Unternehmens, des Stars oder Politikers ist. Wenn Sie
die Antwort wissen, dann interessiert dies garantiert auch Ihre Leser.
Beispiele:
ƒƒ Wie Red-Bull eine der bekanntesten
Marken der Welt wurde
ƒƒ Geht nicht gibt‘s nicht! So wurde
Richard Branson zum Überflieger.
ƒƒ Gut aufgestellt: Was Manager
vom Bundestrainer lernen können
ƒƒ Schneller marktreif: Wie Steckverbinder
von XX Innovationen bei Hidden Champions
beschleunigen
5. Warnen Sie vor Fehlern
Wir alle machen Fehler und würden diese doch
so gerne vermeiden. Ihren Lesern geht es ga-
UNTERNEHMERSERVICE
63
rantiert genau so. In Kombination mit konkreten Zahlen können mögliche Fehlerquellen zu
einer spannenden Überschrift werden.
Beispiele:
ƒƒ 10 Fehler, mit denen Sie
sicher Ihr Vermögen versenken
ƒƒ Die 7 größten Irrtümer in
schwierigen Verhandlungen
ƒƒ So vermeiden Sie die 20 schlimmsten
Modesünden im Business
ƒƒ 5 Tipps, wie Ihre Weihnachtsfeier
garantiert ein Flop wird
6. Geben Sie konkrete Anleitungen
Immer häufiger wird in den Suchmaschinen nach
Problemlösungen gesucht. Und zunehmend geben die Suchenden dabei auch gleich ganze Fragen ein. Wenn Sie also Ihren Lesern Tipps geben
und zudem auch online veröffentlichen wollen,
dann sollten Sie die wichtigste Frage zu Ihrer
Headline machen.
Beispiele:
ƒƒ Steuerprüfung: Was darf
das Finanzamt wissen?
ƒƒ Gehaltserhöhung oder Obstkorb?
Was Mitarbeiter wirklich motiviert
ƒƒ Wie finde ich das passende Firmenfahrzeug?
ƒƒ Wie bleibt die Computer-Tastatur sauber?
7. Bieten Sie Erleichterung
Das Leben ist oft schwer, also versprechen Sie
Ihren Lesern bereits in der Überschrift eine konkrete Erleichterung, die Sie dann im Text natürlich
auch ausführlich erläutern.
Beispiele:
ƒƒ Preisverhandlungen mit
Druckereien leicht gemacht
ƒƒ Nie wieder Rückenschmerzen:
Richtig sitzen im Büro
ƒƒ Schlagfertig in 15 Minuten
ƒƒ Schneller Rechnungen schreiben:
So macht Buchhaltung Spaß
8. Verwenden Sie Reizwörter
Was unterscheidet eine langweile Überschrift
von einer spannenden? Ganz einfach: die Verwendung von Wörtern, die einen Lesereiz ausüben.
Dazu gehören Formulierungen wie z. B.: „garantiert, Geheimnis, leicht, schneller, einfach, kostenlos, nie wieder, wirkungsvoll, Rekord, Zukunft,
überraschend, schlimmste, größte.“ Und natürlich
auch „sexy, glücklich und erfolgreich“, denn sonst
hätten Sie diesen Text vermutlich nicht bis zum
Ende gelesen.

Claudia Mattheis
Geschäftsführerin
mattheis.
Werbeagentur GmbH
www.mattheis-berlin.de
64
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
BVMW-Veranstaltungskalender
Der BVMW veranstaltet eine Vielzahl erstklassiger Veran­
staltungen in den kommenden Monaten auf Bundesebene und
in den Regionen vor Ort. Unternehmer und Unternehmerin­
nen sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, Netzwerke
zu spannen, sich einzubringen und sich unterhalten zu lassen.
Eine Auswahl finden Sie hier.
FOKUS.Kommunikation mit Sven Sander
Dienstag, 25. August 2015, 18.30 Uhr
stilwerk Düsseldorf
Grünstraße 15, 40212 Düsseldorf
Herzenssache Kunde [Gelsenkirchen]
Montag, 31. August 2015, 17.30 Uhr
Courtyard by Mariott Gelsenkirchen
Parkallee 3, 45891 Gelsenkirchen
Herzenssache Kunde [Hamm]
Dienstag, 22. September 2015, 17.30 Uhr
Heinrich-von-Kleist-Forum,
SRH Hochschule Hamm
Willi-Brandt-Platz 3, 59065 Hamm
SAIL Bremerhaven-Fahrt
mit einem Dreimaster
Sonntag, 16. August 2015, 14.00 Uhr
Neuer Hafen, 27568 Bremerhaven
Bremer Normentag
Mittwoch, 09. September 2015, 14.00 Uhr
Handelskammer Bremen
Am Markt 13, 28195 Bremen
Herzenssache Kunde
Mittwoch, 16. September 2015, 17.30 Uhr
mesonic software gmbh
27383 Scheeßel, Hirschberger Straße 18
Meeting Mittelstand
Dienstag, 22. September 2015, 17.30 Uhr
VRG-Gruppe
Mittelkamp 118, 26125 Oldenburg
Podiumsdiskussion: Nachfolgeregelung
Dienstag, 01. September 2015, 17.30 Uhr
BVMW Geschäftsstelle Bayerischer Untermain
Stiftsmuseum Aschaffenburg
Stiftsgasse 1A, 63739 Aschaffenburg
Arbeitgeberattraktivität
in Hotellerie und Tourismus
Donnerstag, 10. September 2015, 16.00 Uhr
Hotel Villa Orange
Hebelstraße 1, 60318 Frankfurt am Main
Herzenssache Kunde – in der digitalen Welt
Montag, 05. Oktober 2015, 17.30 Uhr
Raiffeisen-Volksbank Miltenberg eG
Berliner Platz 1, 63897 Miltenberg
Unternehmer-Frühstück
Dienstag, 08. September 2015, 07.45 Uhr
Atrium Hotel
Flugplatzstraße 44 , Mainz
Wissen schafft Wirtschaft –
Business English Workshop
Mittwoch, 23. September 2015, 08.30 Uhr
Deutscher Kaiser – Network of Excellence
Kastorstraße 3, 56068 Koblenz
Gesunde Mitarbeiter –
Gesunde Unternehmen
Donnerstag, 8. Oktober 2015, 18.30 Uhr
Wirtschaftsförderungsgesellschaft
Saarpfalz GmbH
Gesundheitszentrum Saarschleife
Saarpfalz-Park 1, 66450 Bexbach
Unternehmerfrühstück
Dienstag, 15. September 2015, 08.00 Uhr
Hotel Hohenstaufen
Freihofstraße 64-66, 73033 Göppingen
FairPreneur Congress
Mittwoch/Donnerstag, 23./24. September 2015
Kongresszentrum
Festplatz 9, 76137 Karlsruhe
Kampfansage den Zeitfressern im Büroalltag
Mittwoch, 07. Oktober 2015, 18.30 Uhr
Kultur- und Kongresszentrum
Stuttgarter Straße 65, 70806 Kornwestheim
Illustration:
Stefan-Xp - wikipedia.org
BVMW-Münsterland Golf-Cup
Donnerstag, 20. August 2015, 13.00 Uhr
GSC Rheine-Mesum
Wörstraße 201, 48432 Rheine-Mesum
BVMW EXPERT – Eigenstromversorgung
für den Mittelstand zur Steigerung
der Wettbewerbsfähigkeit
Donnerstag, 03. Sept. 2015, 18.30 Uhr
Vadersdorf 1, 23769 Burg auf Fehmarn
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Wirtschaftsentwicklung in Sachsen-Anhalt
Dienstag, 22. September 2015, 09.00 Uhr
Landtag Sachsen-Anhalt
Domplatz 6-9, 39104 Magdeburg
5. BVMW-Mittelstandsforum Sachsen-Anhalt –
Die Arbeitswelt von morgen: Technik-Bildung-Zukunft
Dienstag, 20. Oktober 2015, 11.00 Uhr
VDTC des Fraunhofer IFF
W.-Heisenberg-Straße 1, 39106 Magdeburg
UNTERNEHMERSERVICE
BVMW Sommerfest MV
Freitag, 28. August 2015,
15.00 Uhr
Gut Gremmelin
Am Hofsee 33,
18279 Gremmelin
Save the date
40 Jahre für den Mittelstand –
40
BVMW-Festakt in Berlin
jahre
Mit einem Festakt am 25. September 2015
BVMW
feiert der BVMW das 40-jährige Jubiläum.
die stiMMe des
Mittelstands
Festansprachen halten Alt­bundeskanzler
Gerhard Schröder und Bundesrats­präsi­dent
Volker Bouffier. Mario Ohoven wird auf 40 Jahre erfolg­reichen
Engagements für den Mittelstand zurückblicken. Zudem wird
erstmals der vom BVMW gestiftete Mittelstandspreis vergeben.
Altbundeskanzler Schröder erhält die hohe Auszeichnung in
Würdigung seiner Verdienste um den deutschen Mittelstand.
BVMW-Mitglieder erhalten ihre Einladung per Post.
2015
Sales Excellence Workshop –
Professionelles Stärken Management
Montag/Dienstag, 14./15. September 2015, 09.00 Uhr
Potsdamer Str. 16-17, 14163 Berlin
Herzenssache Kunde
Donnerstag, 08. Oktober 2015, 17.30 Uhr
Filmtheater Weltspiegel
R.Breitscheid-Straße 78, 03046 Cottbus
Kraftwerksbesichtigung in Boxberg
Dienstag, 29. September 2015, 15.00 Uhr
Kraftwerk Boxberg
02943 Boxberg
MITTELSTÄNDISCHER UNTERNEHMERTAG
DEUTSCHLAND M.U.T. 2015
Donnerstag, 29. Oktober 2015, 10.00 Uhr
Congress Center Leipziger Messe
Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
Motivationstag 2015
Samstag, 26. September 2015, 08.30 Uhr
Arena Nürnberger Versicherung
Kurt-Leucht-Weg 11, 90471 Nürnberg
Die Generationen Y, Z
und Alpha verändern die Arbeitswelt
Mittwoch, 23. September 2015, 18.30 Uhr
Grottenberg 19, 86497 Horgau
9. Ostthüringer Kooperationsbörse
des verarbeitenden und produzierenden Gewerbes
Donnerstag, 17. September 2015, 13.00 Uhr
Altes Schloss Dornburg
Max-Krehan-Straße 4, 07778 Dornburg/Saale
22. Thüringer Wirtschaftsball
Freitag, 6. November 2015, 19.00 Uhr
Kaisersaal
Futterstrasse 15/16, 99084 Erfurt
65
12. Internationale Konferenz
für Alternative Mobilität
Montag, 07. September 2015
Solarzentrum
Mecklenburg-Vorpommern
Haus Nr. 11, 23966 Wietow
Der BVMW.
Die Stimme
des Mittelstands.
Erfolgreich
vernetzen für
den Mittelstand.
Der BVMW bündelt die
Kräfte des unternehmerischen Mittelstands.
National und internatio­nal
vertritt er erfolgreich die
Interessen der kleinen und
mittleren Unternehmen
gegenüber der Politik –
branchenübergreifend und
parteipolitisch unabhängig.
Der BVMW
• repräsentiert mit seiner
Verbändeallianz rund
270.000 Unternehmen
aller Branchen, die über
neun Millionen Mit­arbeiter
beschäftigen
• ist mit rund 300
Geschäfts­stellen
bundesweit vertreten
• hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als
700.000 Unternehmerkontakte jährlich
• bietet über 2.000
Veranstaltungen im Jahr
• ist führendes Mitglied in
der europäischen Dachvereinigung nationaler
Mittelstands­verbände.
Weitere zahlreiche
Veranstaltungen werden unter
www.bvmw.de angekündigt.
In der Rubrik „Standorte“ können
die Veranstaltungskalender der
jeweiligen Regionen sowie die
Kontaktdaten der Veranstalter
abgerufen werden. Termine für
die Veranstaltungsreihe Forum
führung finden Sie auf Seite 17.
66
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Buchtipps
Die Euro Expansion
Was könnte der Euro in einem
gesamteuropäischen Wirtschaftsraum bewirken?
Eine kühne Vision: der Euro als Krisen-Löser. Der Zeitpunkt für das provokante
Gemeinschaftswerk „Die Euro-Expansion“ könnte scheinbar schlechter kaum
gewählt sein. Während Griechenlands
Euro-Eskapaden den Regierungen in
der Eurozone abwechselnd Sorgen- und
Zornesfalten auf die Stirn treiben, plädiert
das Autorentrio Dietrich Walther, Walter Stock und Wolf D. Hartmann für eine
Erweiterung des gesamteuropäischen
Wirtschaftsraumes – und seiner Gemeinschaftswährung.
Fromme Träume, könnten Kritiker einwenden. Nun, die Idee dazu brachten
sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel
und ihr Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf dem Davoser Wirtschaftsforum 2015 ins Spiel.
Auch sonst warten die drei Euro-Euphoriker mit Überraschungen auf. Ihre
Kernthese: Anstelle in Abgrenzung gegen
Moskau zu verharren, lohne es sich, Russland als Euroland gedanklich durchzu­
spielen. Die Vor- und Querdenker sehen
in den rund 144 Millionen Russen im
flächenmäßig größten Land der Erde von
über 17 Millionen Quadratkilometern vor
allem ein gewaltiges Potenzial für die EU.
Ein Euroland Russland setzt freilich ein
radikales Umdenken voraus. Denn die
bisherige Europolitik konzentriert sich
primär darauf, das Auseinanderbrechen der einheitlichen Währungszone zu
verhindern. Da fehlt es an Weitblick für
neue Chancen durch eine Ausweitung
der Eurozone. Zumindest das Nachden­
ken darüber dürfe kein Tabu sein, fordern
die Autoren.
Persönliche Empfehlung
von Mario Ohoven!
Dietrich Walther (Hg.), Walter Stock,
Wolf D. Hartmann
Die Euro Expansion
Was könnte der Euro
in einem gesamteuropäischen
Wirtschaftsraum bewirken?
Frankfurter Allgemeine Buch
191 Seiten
14,95 €
Bitte richten Sie Ihre Bestellungen an: BVMW-Servicegesellschaft mbH, Berlin
[email protected] • Tel. 030-533206-26
Ausländische Fachkräfte gesucht
Muss Deutschland mehr Fachkräfte
aus dem Ausland gewinnen?
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Abschied von der Mutter Sprache
Deutsch in Zeiten der Globalisierung
Unterwegs als Zollprüfer
Geschichten aus dem Leben
eines Zollbeamten
Heiner Barz und Matthias Jung (Hrsg.)
Karl-Heinz Göttert
Dieter Stolpe
dub - düsseldorf
university press
249 Seiten
S. Fischer
Wissenschaft
368 Seiten
Manuela Kinzel Verlag
152 Seiten
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22,99 €
11,50 €
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Geschichte des Westens
Die Zeit der Gegenwart
Seit dem Ende des Kalten Krieges ist die Welt nicht übersichtlicher
und auch nicht friedlicher geworden. Erweiterung und Krise der EU,
der 11. September 2001, die Kriege in Afghanistan und Irak, die globale Finanzkrise, der arabische Frühling – das sind nur einige Themen
des abschließenden Bandes der Geschichte des Westens von Heinrich
August Winkler. Der transatlantische Westen sieht sich heute durch
höchst unterschiedliche Kräfte herausgefordert: den islamistischen
Fundamentalismus und Terrorismus, eine neoimperiale russische
Großmachtpolitik, den Aufstieg der Volksrepublik China zur Weltmacht, das wachsende Gewicht von „global players“ wie Indien und
Brasilien. Heinrich August Winkler führt den Leser im letzten Band
seiner Geschichte des Westens mitten hinein in die Geschichte unserer Gegenwart – und er zeigt uns eindringlich, was auf dem Spiel steht.
Foto: donatas1205 - Fotolia.com
Der Bauplan für
den digitalen Wandel
Geschichte des Westens
Band 4
Die Zeit der Gegenwart
H. C. Beck
687 Seiten
29,95 €
Alan Trefler
„Viele Unternehmen auf der ganzen Welt werden in den nächsten
Jahren sterben, und das nicht wegen schlechter makroökonomischer
Bedingungen, sondern weil gerade jetzt eine ganze Generation neuer
Kunden heranwächst, die mit ihnen keine Geschäfte machen wollen“,
sagt Alan Trefler. Er gibt praktische Tipps für alle, die sich mit der Frage auseinander setzen müssen, wie sie in einem radikal neuen Kundenerlebnis-Paradigma überleben. Denn die lautesten Fans von heute
können morgen die schlimmsten Gegner sein. Über Social-MediaKanäle können sie Tausende, sogar Millionen andere Konsumenten
beeinflussen. Unternehmer müssen daher Wege finden, um Kundenbedürfnisse vorherzusehen und augenblicklich umzusetzen.
Smalltalk
Die Kunst des stilvollen Mitredens
Heinrich August Winkler
Der Bauplan für den
digitalen Wandel
Revolutionieren Sie
das Kundenerlebnis
durch ständige digitale
Innovationen
Wiley-VCH, Weinheim
249 Seiten
22,99 €
Wettbewerbsfaktor
Unternehmenskultur
Wie Unternehmenskulturen
den Erfolg beflügeln oder lähmen
Herzenssache Kunde
Die sieben Schlüssel zu einzigartigem
Kundenerfolg mit Clienting
Alexander von
Schönburg
Frank Richter
Edgar K. Geffroy
Rowohlt Berlin
320 Seiten
Schäfer Poeschel
259 Seiten
Redline Verlag
240 Seiten
16,00 €
49,95 €
19,99 €
67
UNTERNEHMERSERVICE
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Anti-Terror-Vorschriften –
was zu beachten ist
Der weltweite Kampf gegen den Terrorismus hat erhebliche Folgen für die gesamte
Weltwirtschaft. Verschärfte Rechtsvorschriften betreffen nicht nur Export-Unternehmen. Empfindliche Strafen drohen allen.
„„
Nicht erst seit der Neufassung des Außenwirtschaftsgesetzes ist das Thema TerrorlistenScreening für Unternehmen akut geworden. In
den Paragrafen 17 und 18 sind Strafvorschriften
für den Fall von Verstößen gegen internationale
Verträge und vor allem auch EU-Embargoverordnungen formuliert. Dazu zählen auch die EG-Verordnungen Nr. 881/2002 sowie 2580/2001, die
Anti-Terror-Verordnungen. Diese enthalten Listen von Personen oder Organisationen, denen
weder direkt noch indirekt finanzielle oder wirtschaftliche Unterstützung geleistet werden darf.
Das betrifft neben dem
Handeltreiben zum Beispiel auch das Zahlen von
Arbeitslohn oder finanzielle Leistungen im Rahmen von Verträgen.
Unternehmen
müssen bei
Neueinstellungen
darauf achten,
dass potenzielle
Kandidaten nicht
auf den offiziellen
Terrorlisten
zu finden sind.
Dr. Benjamin Weiler
Rechtsanwalt
Mitglied im IBWF
www.drweiler-law.de
Damit stellt sich für alle
Unternehmen in mindestens zweierlei Hinsicht
die Herausforderung, die
Vorgaben des Außenwirtschaftsgesetzes zu
erfüllen.
Einerseits obliegt den
Unternehmen die Überprüfung ihrer potenziellen
Geschäftspartner
anhand der EU-Terrorlisten (im Anhang der genannten Verordnungen). Andererseits müssen
Unternehmen bei Neueinstellungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darauf achten, dass
potenzielle Kandidaten nicht auf den offiziellen
Terrorlisten zu finden sind. Achtung: Bereits das
Leisten von Arbeitslohn an diese Personen wird
als Unterstützung terroristischer Aktivitäten gewertet und ist durch das Außenwirtschaftsgesetz
mit empfindlichen Bußgeldern bedroht.
Aus diesem Grund hat sich in größeren Unternehmen mittlerweile die Durchführung eines
Anti-Terror-Screenings von Geschäftspartnern
und Mitarbeitern etabliert. Hierfür existieren
bereits entsprechende Software-Lösungen.
Wie häufig solche Überprüfungen stattzufinden haben, ist jedem Unternehmen selbst überlassen und wird unterschiedlich gehandhabt.
Allen Vorschriften gemeinsam ist – und damit
auch für mittelständische Unternehmen von
Bedeutung – die gesetzliche Verpflichtung sicherzustellen, dass die Unterstützung terroristischer Aktivitäten durch wirtschaftliche
Unterstützung zu verhindern ist. In datenschutzrechtlicher Hinsicht hat die Rechtsprechung hier in den vergangenen Jahren ebenfalls
für Klarheit gesorgt, eine Überprüfung gegen
die Terrorlisten wird als rechtlich zulässig erachtet.
Die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen
kann zum Beispiel über eine schon etablierte
Compliance-Funktion gesteuert werden, die
auch Schnittstelle für die Implementierung entsprechender Prozesse sein kann.
Für Fragen rund um das Thema Anti-Terror-Screening und Compliance steht Ihnen die
Rechtshotline des BVMW zur Verfügung. 
Die BVMW-IBWFRechtshotline erreichen Sie:
Mo bis Fr 10.00 – 17.00 Uhr
Tel.: 030. 533206-963
Fax: 030. 533206-50
[email protected]
Foto: © AllebaziB - Fotolia.com, Foto links: © Eisenhans - Fotolia.com
68
Der Mittelstand. | 4 | 2015
UNTERNEHMERSERVICE
Finanzkolumne
„Über Ihr Geld“
Fragwürdige
Renditeversprechen
Schweizer Banken möchten mit Ausländern eigentlich nichts mehr zu tun haben – wenigstens
nicht bei einem Wohnsitz in Europa. Und das gilt
sogar für Millionen von Schweizern, die im Ausland leben. Bislang wurden schon Tausende von
Konten geschlossen. Jetzt werden neue Kunden
von einigen Banken gar nicht mehr akzeptiert,
auch wenn es sich bei den Einlegern um Personen
mit versteuertem Einkommen handelt.
Dabei gibt es gute Gründe, ein Konto in der
Schweiz zu haben: der feste Schweizer Franken,
eine regionale Streuung, eine Kontoverbindung
im EU-Ausland und ein Bank-Schließfach, das nur
Kunden mit einem Bankkonto erhalten.
Foto: © photocrew - Fotolia.com
Aber es gibt auch Auswege, wenn einem das Konto gekündigt wird, oder bei einer anderen Bank
die Kontoeröffnung abgelehnt wird: die Empfehlung durch einen Alt-Kunden und/oder einen zugelassenen Finanzberater. Aber wenn es nur um
die Streuung im Währungsbereich geht: Schweizer Franken können Sie auch auf Währungskonten bei den meisten deutschen Banken halten.
Und neuerdings sind auch ausländische Devisen
bis zu 100.000 Euro Gegenwert vom Versprechen der Einlagensicherung erfasst.
Nach Haben-Zinsen brauchen Sie eigentlich nicht
zu fragen (es gibt sie noch für Jugend- und Alterssparkonten). Fragen Sie vielmehr nach Strafzinsen,
die Ihnen von Ihrem Konto abgezogen werden.
Eine Schweizer Großbank berechnet mittlerweile
3 Prozent und nennt diesen Negativzins euphemistisch Guthabengebühr. Es wird zu einem kostspieligen Privileg, Geld zu besitzen. Andersherum:
Manche Schweizer Bank zahlt mittlerweile sogar
Zinsen an Sie, wenn Sie sich dort Geld leihen …
In Zeiten der Niedrig-, Null- und Negativzinspolitik boomen wieder die Anlageangebote mit hohen
„„
In Zeiten der Niedrig-,
Null- und Negativzinspolitik
boomen die Anlageangebote
mit hohen Zinsversprechen.
Zinsversprechen: „12 Prozent Rendite und mehr“
mit Kautschuk, „9 Prozent Rendite“ mit Palmöl.
Gesunder Menschenverstand ist auch hier gefragt. Wenn die Anlage wirklich sicher ist, könnten sich die Initiatoren Geld von der Bank leihen
und sich den Gewinn selbst einstreichen – statt
teure Inserate zu schalten und Vermittlerprovisionen zu zahlen.
Ganz pfiffige Amerikaner haben es vorexerziert,
wie man es nicht machen sollte. Sie haben sich von
einem afrikanischen Staat einen Banking Passport
besorgt und mit dieser Identität Konten zum Beispiel in Dänemark errichtet. Es kam, wie es kommen musste: Regierungswechsel in besagtem afrikanischen Land, und nach Ablauf von fünf Jahren
gab es keinen gültigen neuen Pass mehr. Aber den
verlangte die Bank bei neuen Ein- und Auszahlungen. Sprich: Die neunmalklugen Amerikaner
wollen sich in ihrer Heimat nicht offenbaren, und
an ihre Einlagen in Kopenhagen kommen sie nicht
mehr heran. Ob die Banken diese Millionenvermögen jetzt als „verstecktes Eigenkapital“ behandeln?
Geschätzt fünfzig Millionen Euro jährlich investieren Banken und Finanzinstitute zum Bewerben
von Finanzprodukten. Können Sie sich vorstellen,
wer das letztlich zahlt? Sie als Kunde, der statt Aktien den Banken selbstgestrickte Bankprodukte
abkauft, die sich bei näherem Hinsehen als Wetten
zwischen der Bank und Ihnen erweisen. Wetten,
bei denen die Bank die Regeln zu ihren eigenen
Gunsten bestimmt hat …

Hans-Peter Holbach
ist Herausgeber des
im 43. Jahrgang
erscheinenden
Informationsdienstes
Geldbrief
www.geldbrief.com
und Chefredakteur
beim Vertraulichen
Schweizer Brief
www.vertraulicher.com
69
70
KULTUR
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Scandal
Nach einem öffentlichen Skandal geht es in der Regel um Schadensbegrenzung.
Ein Fall für Krisenmanager, die mit ihrem Eingreifen das Schlimmste vermeiden
sollen. Die US-Serie „Scandal“ beleuchtet in aller Ausführlichkeit, wie auch die
scheußlichsten Fehltritte wieder glatt gebügelt werden können.
Scandal
Foto: © Walt Disney Company Germany
USA, seit 2012
FSK ab 16
TV Polit-Serie
Regie:
Paul McGuigan,
Tom Verica,
Roxann Dawson,
Allison Liddi-Brown u. a.
Drehbuch:
Shonda Rhimes,
Heather Mitchell,
Matt Byrne u. a.
Mit Kerry Washington,
Columbus Short,
Katie Lowes,
Guillermo Diaz,
Tony Goldwyn,
Darby Stanchfield,
Jeff Perry.
Produktion:
ABC Studios/Shondaland
Weiß wie man Skandale verhindert: Olivia Pope (Kerry Washington).
Im Mittelpunkt der Serie steht die politische Beraterin Olivia Pope (Kerry Washington). Sie und ihr
Team hochqualifizierter Anwälte helfen jedem mit
genug Kleingeld, einen Skandal zu managen und
den schlimmsten Schaden von sich abzuwenden.
Wenn schlagzeilenträchtige und lebenszerstörende Schwierigkeiten überhandnehmen, gibt es nur
eine Person, die helfen kann: Olivia Pope. Mit ihrem
unerschütterlichen Vertrauen in ihr Bauchgefühl
leitet sie ein Expertenteam für Krisensituationen,
das jeden noch so schmutzigen und schlüpfrigen
Skandal verschwinden lässt. Das Chaos anderer
Menschen zu beseitigen, fordert absolute Hingabe
von Olivia Pope und ihren Partnern.
Die erfolgreiche Krisenmanagerin wird sogar vom
US-Präsidenten engagiert, um grobe Fehlschläge
in der Öffentlichkeit besser erscheinen zu lassen.
Die Serie gewährt einen Blick hinter die verschlossenen Türen der Elite von Washington D. C., z­ eigt
verbotene Beziehungen, unkontrollierte Macht
und politische Intrigen. Die selbsternann­
ten
Meister der Schadensbegrenzung müssen darüber
hinaus jedoch auch die Schäden in ihrem eigenen
Privatleben unter Kontrolle bekommen.
Die Serie beruht auf den Erfahrungen der Krisenmanagerin Judy Smith, die unter Präsident George
H.W. Bush als Helferin des Presse-Corps fungierte.
In Deutschland wurde die Serie ab 2012 von Super RTL ausgestrahlt. Bisher sind hierzulande
Staffel 1-3 als DVD und Blu-Ray erschienen, Staffel 4 ist nur in der Originalfassung erhältlich. 
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72
KULTUR
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Sauber
bleiben!
Abel (Oscar Isaac) muss sich gegen Polizei und Mafia behaupten.
Abel Morales ist ein Getriebener. Er will den Erfolg, er will das große Geld. In Amerika, im New
York der frühen Achtziger Jahre, im Land der unbegrenzten Unternehmermöglichkeiten sollte es
möglich sein. Das ist die Ausgangssituation, in der
Regisseur und Drehbuchautor Jeffrey C. Chandor seinen Helden auf den Weg schickt, der zunächst kein Weg in den Abgrund zu sein scheint.
Zunächst, denn erstmal stehen die Chancen gut,
obwohl Abel (Oscar Isaac) kolumbianischer Immigrant ist. Er hat sich vom Tankwagenfahrer
zum Eigentümer hochgearbeitet, er repräsen­
tiert alle Unternehmertugenden: ehrgeizig und
unermüdlich, dabei loyal zu seinen Angestellten.
Unternehmer unter Druck
Bernd Ratmeyer
Wissenschaftsjournalist
und Lektor
Doch die Ehe mit seiner Frau Anna (Jessica
Chastain), Tochter eines New Yorker Paten, kontaminiert ihn mit mafiösem Hintergrund: Von
ihrem Vater hat er das Heizölgeschäft übernommen, das er nun ausbauen will, um zum unangefochtenen Platzhirschen einer in jeder Hinsicht
schmierigen Branche aufzusteigen. Dazu kauft
er ein Hafengrundstück, bringt sein ganzes Vermögen ein und nimmt für den Restbetrag einen hohen Kredit bei der Bank auf. Nun steht er
mehrfach unter Druck: Die Zeit drängt, bis der
komplette Kaufpreis fällig wird, hinzu kommen
das nagelneue Haus, der glänzende Mercedes,
die ehrgeizig-anspruchsvolle Ehefrau samt einer Tochter, all das braucht schnellen Erfolg, das
schnelle Geld.
Ein Rahmen, wie gemacht für einen Mafia Film,
für ein Epos über einen Paten. Doch Abel will als
Mensch und Unternehmer sauber bleiben, „doing the right thing“ ist das Motto, das ihn mehr
noch als Geld und Status leitet. Und so wird er,
der Zuschauer ahnt es, vom Schmied seines
Glückes zum Opfer mehrfach miteinander verschlungener Umstände: Die Konkurrenz will den
Neueinsteiger einschüchtern, ein ehrgeiziger
Staatsanwalt (David Oyelowo) will die Branche
säubern und ermittelt gegen ihn wegen unsauberer Bücher, seine Tankwagenfahrer werden
überfallen, die Ladungen gestohlen und wei­
terverkauft, seine Verluste steigen.
Business und Moral
1981, daran erinnert uns Chandor mit elegischen,
winterkalten Bildern immer wieder, ist ein „most
violent year“. Die Verbrechensstatistik erre-
Foto: © Universum Film
„A Most Violent Year“ erzählt von
einem, der mit schwarzem Gold
Geschäfte machen und zugleich
eine weiße Weste behalten will.
Der Mittelstand. | 4 | 2015
KULTUR
73
Abel (Oscar Isaac) mit Ehefrau Anna (Jessica Chastain).
icht ihren Höhepunkt; Korruption, Bestechung,
Gewalt bis zum Mord sind gängiges Polit- und
Geschäftsgebaren. Selbst die Transportgewerkschaft scheut nicht zurück vor dieser Gewaltspirale, sie will die LKW-Fahrer bewaffnen. Für
Abel, den fürsorglichen Arbeitgeber, indiskutabel. Doch die allseitige Bedrohung beginnt
ihn zu erdrücken. Ein Mann verschafft sich Zugang zu seinem Haus; Abel kann ihn vertreiben,
doch die Tochter findet eine geladene Waffe im
Gebüsch vor der Tür. Sein Außendienstmitarbei­
ter, geschult im freundlichen, aber bestimmten
Verkauf von Heizungsdienstleistungen, wird
geschlagen und entführt, die Überfälle auf Abels
Tanklaster häufen sich. Als es dabei tatsächlich
zu einem Schusswechsel kommt, lässt ihn die
Bank hängen. Abel wird zusehends in die Ecke
gedrängt: Wer will ihm schaden? Wie kommt er
an das restliche Geld für sein Grundstück? Wie
kann er seine Familie schützen?
Kapitalismuskritik
oder Zeitreise?
In der Folge entspinnt sich eine actionarme, aber
dialogintensive und bilderstarke Suche nach einem Ausweg bei gleichzeitiger moralischer Un-
versehrtheit. Obwohl, soviel sei verraten, Abel
am Ende seinem mittelständischen Ethos treu
bleibt, macht er sich dennoch die Hände schmutzig. So lässt Chandor uns perfide ambivalent zurück. In der Liebe und im Geschäft ist Moral ein
unendlich dehnbarer Begriff.
In üblicher Einhelligkeit beschrieb die Presse
Chandors Business-Epos als wuchtige Abrechnung mit den falschen Versprechungen des
amerikanischen Traums, der vom Raubtierkapitalismus korrumpiert zum Albtraum eines jeden
aufrechten Mittelständlers werden muss. Diese
Sichtweise liegt nahe. Chandor hat 2011 mit
„Margin Call” eine ähnlich atmosphärisch dichte
und subtil gewalttätige Erzählung vom großen
Crash 2008 vorgelegt. Hätte er, Sohn eines Investmentbankers, es tatsächlich so gemeint,
wäre „A Most Violent Year” ein Stück altbackener Kapitalismuskritik aus Hollywoods liberaler
Ecke. Doch weniger aus politischer, sondern aus
unternehmerischer Sicht ist es eine Zeitreise in
die Welt der Paten, der alltäglichen Korruption
und der nackten Gewalt im Geschäftsleben.
Jeder Unternehmer mag selber urteilen, ob diese
Zeiten vorbei sind oder nicht.

A Most Violent Year
FSK ab 12
USA 2015
Drama
Regie/Buch:
J. C. Chandor
Mit Oscar Isaac,
Jessica Chastain,
Albert Brooks,
David Oyelowo
ab 7. August erhältlich auf
DVD, Blu-ray und VoD
KULTUR
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Der Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg erhält sein Gepräge durch viele Bürgerhäuser und das Renaissancerathaus. Dort stehen auch Denkmäler, die an den Reformator
Martin Luther und seinen langjährigen Freund Philipp Melanchthon erinnern.
Taufstein Martin Luthers in der
St. Petri-Pauli-Kirche von Eisleben.
Lutherland: Auf den
Spuren der Reformation
Martin Luthers Heimat bietet Überraschendes und Sehenswertes. Im heutigen Sachsen-Anhalt
erblickte er das Licht der Welt, dort starb er auch. Eine Reise durch Vergangenheit und Gegenwart.
Luthergemälde von 1817
im Museum „Luthers
Elternhaus“ in Mansfeld.
Das heutige Sachsen-Anhalt war Martin Luthers Heimat. Es ist das Ursprungsland der
Reformation. Europa wurde durch die von ihm
eingeleitete Reformation verändert. An den
Originalschauplätzen lässt sich heute noch die
geschichtliche Bedeutung dieses Ereignisses
verfolgen. Ob in der Lutherstadt Eisleben, in
Halle an der Saale, in Mansfeld-Lutherstadt oder
in Lutherstadt Wittenberg, überall wird der ungewöhnliche Mensch erlebbar.
„Im Jahre 1483 bin ich, Martin Luther, geboren
von meinem Vater Johannes Luther und meiner
Mutter Margaretha … Mein Vaterland war Eisleben.“ Der Reformator verlor nie den Kontakt
zu seiner Heimatstadt. Schließlich endete der
Lebenskreis am 18. Februar 1546 in der gleichen
Stadt. Der Reformator, der angereist war, um einen Erbstreit der Mansfelder Grafen zu schlichten, starb an diesem Tag.
Luthers eigentliches Sterbehaus existiert nicht
mehr. Als man im 18. Jahrhundert eine Gedenkstätte einrichten wollte, war der geschichts­
trächtige Ort in Vergessenheit geraten. Durch
eine Verwechslung wurden die Spuren vollends
verwischt. Der Irrtum änderte nichts daran, dass
vor über hundert Jahren die Sterberäume historistisch nachempfunden wurden. Der preußi­
sche Fiskus erwarb 1863 das Gebäude, um eine
Gedenkstätte zu errichten. Inzwischen ist das
Sterbehaus grundlegend restauriert.
Geburts- und Sterbehaus Luthers stehen auf
der Welterbeliste der UNESCO. Ähnliche Verwirrung wie das Sterbehaus stiftet das Geburts­
haus. 1689 ging es in Flammen auf. Fünf Jahre
später war an gleicher Stelle ein barocker Bau
errichtet. Er gilt als eines der ersten Museen in
ganz Deutschland. Zuerst wurden die Räume
dem ursprünglichen Aussehen nachempfunden.
Die Möbel in den nachgestalteten Wohnräumen
entstanden nach historischen Vorbildern.
Im Vorgängerbau der St. Petri-Pauli-Kirche
wurde Luther getauft. Nur der mächtige Turm
blieb bei den Veränderungen erhalten. Unter anderem findet sich dort der Taufstein des
Reformators. Viele Jahrzehnte stand er in einem
Garten, war Wind und Wetter ausgesetzt. Die
erhaltenen Rudimente bilden heute den Kern
einer schlichten Rekonstruktion.
In der Lutherstadt Wittenberg wohnte und
wirkte Luther über viele Jahrzehnte. An der
Schlosskirche erinnert die Thesentür an den
berühmten 31. Oktober 1517. Damals machte
Martin Luther seine 95 Thesen öffentlich.
Fotos: Klaus-Peter Voigt
74
Der Mittelstand. | 4 | 2015
KULTUR
Der Reformationsaltar in der Wittenberger Stadtkirche.
Das Geburtshaus Luthers in Eisleben.
Inschriften an den Fachwerkhäusern in Osterwieck
verkünden den Gedanken der Reformation.
Im Inneren des Sakralbaus fanden er und der
Humanist Philipp Melanchthon (1497-1560) ihre
letzten Ruhestätten. Von der Schlosskirche bis
zum Lutherhaus reihen sich historische Gebäude
wie auf einer Perlenschnur aneinander.
Die Stadt gibt sich selbstbewusst. Gäste aus aller
Herren Länder besuchen das „Mekka des Protestantismus”. Im Lutherhaus zählt man überdurchschnittlich viele ausländische Besucher.
Sie kommen aus den USA, Skandinavien und den
Niederlanden. Im einstigen Kloster der Augus­
tiner wohnte der Reformator mit seiner Familie.
Seit 1883 dient es als Museum. Rund tausend
originale Exponate erinnern an Luther. Eine
Mönchskutte gehört dazu, ebenso die Kanzel,
von der er in der Stadtkirche predigte. Weitgehend in ihrer ursprünglichen Gestalt zeigt sich
die Lutherstube, die schon 1655 als „Museum
Lutheri“ zu besichtigen war.
Bürgerhäuser und Renaissancerathaus prägen
den Wittenberger Marktplatz. Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein. Zu den bei­
den Cranach-Höfen sind es nur wenige Schritte.
In ihnen beschäftigten Lucas Cranach der
Ältere (1472-1553) und sein Sohn Lucas Cranach
der Jüngere (1515-1586) Maler, Tischler, Seidensticker und Schneider. Heute haben sich
dort eine Papierwerkstatt und eine historische
Druckerstube etabliert. In der Stadtkirche, der
Mutterkirche der Reformation, sind die wichtigsten Restaurierungsarbeiten abgeschlossen.
Der weltberühmte Reformationsaltar aus der
Cranachschen Werkstatt sowie zehn Tafelbilder wurden fachmännisch konserviert, die Innenausstattung und das Kirchenschiff zeigen
sich in ihrer Fassung aus den 1930er Jahren.
Reisen auf Luthers Spuren in Sachsen-Anhalt
bietet vieles. In der ältesten erhaltenen Kirche
Halles an der Saale, dem Dom, residierte Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490-1545). Er
gilt als einer der größten Gegenspieler Luthers.
In der kleinen Stadt Osterwieck am Harzrand
wiederum bezeugen zahlreiche „sprechende“
Fachwerkhäuser die Unterstützung der Be­
völkerung. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts brachten die Besitzer mit Inschriften
auf den Holzbalken ihre Einstellung zu einer
neuen Zeit zum Ausdruck. Nirgendwo sonst in
Deutschland finden sich so frühe Inschriften,
mit denen sich Bürger offen zu Luthers Lehre
bekannten.
Seine größte Anziehungskraft verdankt der
Dom St. Peter und Paul in Naumburg den zwölf
lebensgroßen Standbildern seiner Stifter im
Westchor. Zwei von ihnen, Uta und Ekkehard,
haben den Sakralbau weit über die Grenzen Mitteldeutschlands hinaus bekannt gemacht. Für
den Dom hat Martin Luther eine besondere Bedeutung. Er setzte dort 1542 den ersten lutherischen Bischof der Welt ein.
In Mansfeld gibt es seit dem vergangenen Jahr
gegenüber dem grundlegend sanierten Elternhaus ein Museum zur Kindheit Martin Luthers.
227 authentische Ausstellungsstücke lassen auf
680 Quadratmetern eine bislang wenig dargestellte Zeit aus dem Leben des Reformators
lebendig werden.

Klaus-Peter Voigt
BVMW-Pressesprecher
Sachsen-Anhalt
75
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Staufermedaille für BVMWRechtsexperte Prof. Dr. Stefan Nägele
News
Reiss – Büromöbel mit Pfiff
Der Chef der Staatskanzlei und Staatssekretär
des Landes Baden-Württemberg, Klaus-Peter
Murawski (rechts), überreichte die Staufermedaille in Gold an Prof. Dr. Stefan Nägele.
Höhenverstellbare Schreibtische von Reiss damals und heute.
Seit der Gründung 1882 durch Robert
Reiss steht die Firma für maßgeschneiderte Arbeitsplatz- und Projektlösungen
für die gesamte Büromöbelausstattung.
Bis zum heutigen Tag wurden 80.000
Steh-Sitz-Schreibtische hergestellt. Doch
nicht nur das ist ein Grund zum Feiern für
die über hundert Beschäftigten. 2014 wur-
de Reiss zum Unternehmen des Jahres in
Brandenburg gewählt. Rund 400 Interessierte folgten der Einladung des Büromöbelherstellers, darunter Geschäftspartner,
Politiker und der BVMW, als zum Tag des
offenen Unternehmens geladen wurde.
Der BVMW gratuliert herzlich.
www.reiss-bueromoebel.de
Der BVMW-Experte für Recht, Prof. Dr.
Stefan Nägele, wurde in Stuttgart mit der
Staufermedaille in Gold für sein herausragendes Engagement für krebskranke
Kinder ausgezeichnet. Als der Förderkreis krebskranke Kinder in finanzieller
Not war, setzte er sich für die Konsolidierung ein – mit Erfolg. Der Verein hilft
unbürokratisch Familien mit krebskranken Kindern mit finanzieller Unterstützung, Ausflügen und Aktionen, sowie
der Förderung medizinischer Projekte.
Die Staufermedaille ist seit 1977 eine
persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land
Baden-Württemberg. Sie wird in der Regel in Silber vergeben, in seltenen Fällen
auch in Gold.
Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg
BVMW
„Top 100 Innovatoren“ geht an HuminTech
Die HuminTech GmbH gehört zu den innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstands, das belegt die Preisverleihung
durch Ranga Yogeshwar mit dem Top 100-Siegel. Der weltweite
Erfolg des Unternehmens mit Sitz in Grevenbroich (NRW) beruht auf der firmeneigenen Herstellung von huminsäurebasierten Produkten, die vor allem in der Agarwirtschaft als Bodenverbesserer eingesetzt werden. Auch Industrie und Tierzucht
30 Jahre „avrami
business communication“
Das Ruhrgebiet setzt im Strukturwandel auf mittelständische Erfolgsstorys:
Das vor dreißig Jahren gegründete
Weiterbildungsinstitut „avrami business communication“ blickt auf eine
besondere Erfolgsgeschichte zurück:
Inhaberin Evangelia Avrami startete als
Einzelkämpferin und beschäftigt heute 150 Trainer in einem Team, das weit
über die Grenzen des Ruhrgebiets bekannt ist. Das Dortmunder Unternehmen, das auch Konzerne wie VW und
Thyssen-Krupp zu seinen Kunden zählt,
hat sich auf Trainingsmaßnahmen im
B2B-Bereich spezialisiert und feiert im
September sein Jubiläum.
www.avrami.com
profitieren von den innovativen Produkten.
„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung und die damit verbundene Anerkennung unseres Innovationsmanagements. Wir
setzen auf den Ideenreichtum aller Mitarbeiter, ihnen gebührt
mein Dank für das Erreichen der Top 100“, so der kaufmännische Geschäftsführer Aydogan Cengiz.
www.humintech.com
Durchstarten mit Durchblick
Dr. Helmut Baur mit Sohn
Dominic und Ehefrau Gabriele.
Senator Dr. Helmut Baur, Mitglied im BVMW-Vorstand und Bundeswirtschaftssenat, hat aus einem
kleinen Optik-Fachgeschäft in Böblingen eine der
deutschlandweit führenden Filialketten für Brillen
und Kontaktlinsen gemacht. Er vertritt den deutschen Mittelstand seit 24 Jahren auch als Honorargeneralkonsul für Malaysia im In- und Ausland
und genießt als Unternehmer hohe Anerkennung.
Jetzt hat er sich von der Position als Vorsitzender
der Geschäftsführung der Binder Optik GmbH zurückgezogen und den Stab an seinen Sohn Dominic
übergeben. Der Nachfolger will die junge Zielgruppe noch stärker in den Fokus rücken. Flankierend
sollen Kreativkampagnen die Marke unterstützen.
Die Zahl der Filialen soll von heute knapp 50 auf 65
steigen.
www.binder-optik.de
Foto: Binder Optik
76
Der Mittelstand. | 4 | 2015
BVMW
Feinkost Käfer
erhält CSR Job-Award
Halterner Zeitung
zeichnet Günter Irmen aus
„Hier arbeite ich gerne –
mein Wunsch-Arbeitgeber
mit Verantwortung“, war
die Leitidee, nach der sich
Unternehmen mit Projekten
rund um Corporate Social
Responsibility für den CSR
Job-Award bewerben konnten. Feinkost Käfer wurde
unter zahlreichen Bewerbern mit dem Sonderpreis
in der Kategorie Ausbildung
ausgezeichnet.
Bei Käfer bauen Azubis Gemüse und Obst an, sie erfahren selbst, wann und wie lange etwas wächst, und wie viel Arbeit dahinter steckt, etwas selbst
anzubauen und zu ernten. Da das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Produktherkunft in der Bevölkerung wächst, will das
bayerische Unternehmen Azubis mit dem Projekt auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten.
www.feinkost-kaefer.de
Zum 14. Mal zeichnete die Halterner Zeitung zu Jahresbeginn
Halterns Unternehmer des
Jahres aus. Vor über hundert
geladenen Gästen nahm Geschäftsführer Günter Irmen
die Auszeichnung im Halterner
Wasserwerk entgegen. Irmen
führt gemeinsam mit seiner
Geschäftsführer der
Gattin Kriemhild die Geschäfte
Elkaderm GmbH Günter Irmen.
des Familienbetriebs Elkaderm
GmbH, einem Spezialisten für
Haarkosmetik. Ein kleines, aber innovatives Unternehmen mit sicheren Arbeitsplätzen und damit ein Aushängeschild für Haltern
am See, so die Begründung der Jury. Elkaderm produziert und
beliefert weltweit das Friseurhandwerk mit haarkosmetischen
Spezialprodukten und ist technisch für individuelle und große Lösungen gleichermaßen gerüstet. Der heute 60-jährige Unternehmer übernahm den Betrieb gemeinsam mit zwei Partnern 1992
und erwarb in den Jahren von 2007 bis 2009 sämtliche Anteile.
www.elkaderm.de
Foto: KD Busch/ compamedia GmbH
Green IT als Top Arbeitgeber ausgezeichnet
„Green IT“ darf sich nun „top Arbeitgeber“ nennen, denn das IT- und Beratungsunternehmen aus Dortmund wurde auf dem Mittelstands-Summit geehrt. Mentor Bundesminister a. D. Wolfgang Clement übergab das
„Top Job“-Siegel in Essen. Entscheidend für die Vergabe des Siegels sind
drei Faktoren: die Zufriedenheit der Belegschaft mit ihrem Arbeitsumfeld, ihre Identifikation mit dem Unternehmen und seinen Produkten
und die Führungsqualität. Bei Green IT können Mitarbeiter entscheiden, wie viel, wann und wo sie arbeiten. Und solche Möglichkeiten haben nicht nur Eltern, sondern auch andere Mitarbeiter. Den Unterschied
macht die Philosophie: Bei Green IT arbeiten die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter nicht nur im, sondern auch am Unternehmen. Zudem punktet das Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und zahlreichen
Angeboten insbesondere für junge Eltern.
www.greenit.systems
Thomas Lesser, Geschäftsführer Green IT, Stephanie
Oberschelp, Leitung Unternehmenskommunikation
Green IT, Wolfgang Clement, Bundeswirtschaftsminister.
a. D. (v. li.).
Quelle: KD Busch compamedia gmbh
Goll Consulting „Top Consultant“
Die Auszeichnung „Top Consultant 2015“ für Organisationsentwicklung wurde Goll Consulting
auf dem Mittelstands-Summit
von
Bundespräsident
a. D.
Christian Wulff überreicht. Goll
Consulting ist die einzige Unternehmensberatung, die diese
Auszeichnung nach 2013/14 erneut erhalten hat.
Das Zertifizierungsverfahren „Top
Consultant“ wird unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr.
Dietmar Fink von der Hochschule
Bonn-Rhein-Sieg durchgeführt. Es
beruht im Wesentlichen auf einer
Kundenbefragung. Entscheidend
für die Auszeichnung ist eine kundengerechte, mittelstandsorientierte Beraterleistung.
Die Bonner Berater und Trainer bieten einen einzigartigen
dialogischen
Beratungsansatz
für Strategieentwicklung, Organisationsentwicklung,
Change
Management und Führung. Geschäftsführer Hans-Werner Goll
zeigte sich sehr erfreut über die
Auszeichnung.
www.goll.de/
Bundespräsident a. D. Christian Wulff; Hans-Walter Goll,
Geschäftsführer Goll Consulting; Madita de Molière, Partnerin Goll Consulting; Regina Turowski-Willeck, Partnerin Goll
Consulting; Michael Seipel, Partner Goll Consulting (v. li.).
77
BVMW
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Metallwaren
nach Maß
In jeder Ausgabe stellt Der Mittelstand.
BVMW-Mitgliedsunternehmen und deren innovative Produkte vor.
Diesmal das Berliner Traditionsunternehmen Hugo Bräuer Metallwaren.
Metalldrücken
Metalldrücken ist ein spanloses Umformungsverfahren
für die Herstellung individueller rotationssymmetrischer Hohlkörper aus Feinblech. Dabei entfällt die aufwändige und kostenintensive Herstellung von Tiefziehwerkzeugen und die dazu notwendige Technologie. So
können selbst kleine Serien kostengünstig hergestellt
und Kundenwünsche erfüllt werden. Es gibt zahlreiche
Abwandlungen dieses Verfahrens, die es ermöglichen,
auch ungewöhnliche Formen zu fertigen.
Zufriedene Kunden
sind die beste Werbung.
Aufnahme aus den 1910er-Jahren. Der kleine Junge auf dem Hocker
ist der Vater des heutigen Inhabers Horst Bräuer.
In vier Schritten zum fertigen Produkt:
1. Die Drückform
aus Holz wird als
Holzfutter an der
Drückmaschine
befestigt.
2. Die zugeschnittene
Kupferscheibe
wird an der
Drückmaschine
angelegt.
Fotos: BVMW
78
Der Mittelstand. | 4 | 2015
BVMW
Runde Formen und handwerkliche Präzisionsarbeit
Im heute nur noch selten anzufindenden Handdrückverfahren fertigt das
Traditionsunternehmen Hugo Bräuer
Metallwaren Drückteile aus Kupfer,
Alu, Messing, Stahl, nichtrostenden
Stahlsorten, Zink, Molybdän und diversen Legierungen in Stückzahlen von
eins bis tausend und Abmessungen mit
einem Durchmesser von acht bis 1560
mm. Die maximalen Blechstärken sind
geometrie- und materialabhängig.
4. Der Lampenschirm in
seiner endgültigen Form.
Lampenschirme aus verschiedenen Metallen.
Unternehmensprofil
3. W
ährend die Maschine mit
Scheibe und Drückform rotiert,
wird mit der Drückrolle ein
neuer Gegenstand
in Form gedrückt.
Hugo Bräuer Metallwaren, gegründet 1907 in Berlin-Neukölln, hat das
inzwischen selten gewordene Drücker-Handwerk bis in die vierte Generation bewahrt. In den 20-er Jahren arbeiteten dort, wo heute Vater
und Sohn und ein Mitarbeiter an den
Drückbänken stehen, bis zu sechzehn
Mitarbeiter. Sie produzierten Kochtöpfe, Lampenschirme und andere GeInhaber Horst Bräuer (re.) mit Sohn
brauchsgegenstände. Zu den heutigen
und Nachfolger Thomas Bräuer.
Kunden gehören unter anderem die
Medizin-, Labor-, Leuchten- und Elektroindustrie sowie Kleinstabnehmer wie Architekten, Designer oder Oldtimerrestauratoren. Hugo Bräuer Metallwaren ist die
Adresse für individuelle Maßanfertigungen.
Inhaber: Horst Bräuer
Sitz: Berlin
Gründung: 1907
Branche: Metall- und Blechverarbeitung
www.hugo-braeuer.de
79
80
BVMW
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Papier vom Feinsten
Eine der Top-Design-Adressen Deutschlands ist ein Fachwerkhaus in einem Hinterhof in
Hamburgs Schanzenviertel: Standort der Design- und Produktionsmanufaktur Paperlux GmbH.
Der Mittelstand. | 4 | 2015
In charmantem Ambiente entwickelt das Team
unter der Leitung von Soraya und Marco Kuehne Corporate und Editorial Design, Eventkommunikation und exklusive Papierprodukte für
ihre nationalen und internationalen Kunden.
Zu den Aufträgen der Paperlux GmbH zählen
das Event-Design für die Goldene Kamera, eine
Visual Identity für Hermès Paris und Geschenkprodukte für Adidas.
Den beeindruckenden Erfolg des 2006 gegründeten Unternehmens erklärt das Kreativpaar
Kuehne mit ihrer herausragenden Expertise
und Liebe für den Werkstoff Papier,
einem Höchstmaß an Individualität für
den jeweiligen Auftraggeber und der
Wertschätzung, die sie ihren Kunden
und auch deren Kunden entgegenbringen. Was dies in der Praxis bedeutet,
ist beispielsweise an den Einladungen
für die Verleihung der Goldenen Kamera zu erkennen, die inzwischen zu
echten Sammlerstücken geworden
sind. Die Exklusivität zeigt sich bereits
an der Schrift, die Paperlux jedes Jahr
aufs Neue extra für die Veranstaltungen entwickelt. Sie schmückt nicht nur
das Einladungsset, sondern findet sich
auch auf dem Programmheft und der
Dinnerparty wieder. Eine weitere Besonderheit ist die beigefügte Einladung
für den Partner, den der Gast an diesem
Abend gern als Begleiter an seiner Seite wünscht. „Auch Präsentationsmittel
und überraschende Verpackungsdesigns in allen Formen und Materialen
gehören zu unserem Arbeitsportfolio“,
erklärt das Kreativpaar Kuehne. „Das
BVMW
Ergebnis ist immer Handwerkskunst, gepaart
mit Design. Wir als mittelständisches Unternehmen werden auch in Zukunft gedruckte Wertschätzung fördern und herausfordern, national
und international.“
Professionalität und Liebe zum Produkt werden
regelmäßig mit renommierten Design-Preisen
wie dem Red Dot Award oder ADC ausgezeichnet. Internationales Renommée erzielte Paperlux für das Coverdesign der Zeitschrift Novum
in 2011, das bei den Lead Awards ausgezeichnet
wurde. 
Fotos: Paperlux GmbH
Paperlux GmbH
Die 2006 gegründete Design- und Produktionsmanufaktur Paperlux wird
von Soraya M. und Marco F. Kuehne geführt. Die elf Mitarbeiter sind für Kunden wie beispielsweise Hermès in Paris tätig. Seit 2008 ist Paperlux für das
Corporate Design und die Eventkommunikation der „Goldenen Kamera von
HÖRZU“ verantwortlich. Zum Arbeitsportfolio gehören neben Corporate
Design und Branding auch Eventkommunikation in allen Formen und Materialien sowie Typografie oder überraschende Verpackungsdesigns.
www.paperlux.com
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82
BVMW
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Friedhelm Runge (vorne Mitte) im Kreise seiner Mitarbeiter.
Schlösser und Scharniere
für die ganze Welt
Friedhelm Runge, Mitglied im Bundeswirtschaftssenat und BVMW-Vizepräsident a. D.,
zählt zu den erfolgreichsten seiner Zunft. Die Firma EMKA ist sein Lebenswerk – und weltweit
bekanntes Aushängeschild des Wirtschaftsstandorts Wuppertal/Velbert.
Erfolg hat auf Dauer nur der, der tiefe Wurzeln
schlägt. Man lernt die Dinge von der Pike auf und
schiebt so die eigenen Grenzen immer weiter
nach außen. Friedhelm Runge,76, Chef der EMKA
Beschlagteile GmbH & Co. KG und langjähriger
Vizepräsident des BVMW, ist ein Kind der Region
und tief verwurzelt in seiner bergischen Heimat.
Geboren in Wuppertal, absolvierte er zunächst
eine Ausbildung zum technischen Kaufmann bei
der Firma Gebrüder Happich in Wuppertal, um
sein Wissen durch Studien von Maschinenbau
und Betriebswirtschaftslehre zu vervollkommnen. „Es war wichtig, Theorie und Praxis in die
richtige Balance zu bringen“, blickt Runge zurück.
Er weiß um die große Bedeutung dieser Goldenen
Regel und fordert mit Blick auf die junge Generation mehr Anstrengungen: „Niemand darf in jungen Jahren auf der Strecke bleiben. Unser Duales
Ausbildungssystem hat sich bewährt, es darf nur
nicht politisch perforiert sein, wenn Lehrer fehlen und Hilfebedürftige allein gelassen werden“,
warnt Runge, der mit Blick auf den wachsenden
Fachkräftemangel zu konzertierten Aktionen
aufruft. Wirtschaft, Schulen und Kommunen
müssten an einen Tisch, um eine frühe Berufsorientierung sicherzustellen. Neben der Energiewende ist Bildung das Jahrhundertthema unserer
Gesellschaft, Lösungen für die Demografiefalle zu
finden und „den Laden zusammenzuhalten, so gut
es geht“, so Runge.
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Machte die Firma EMKA zum
Weltmarktführer: Friedhelm Runge.
EMKA Beschlagteile in Velbert.
Stabiler Expansionspfad
Champions League und frischer Wind
beruflich meisterhaft: Mit Ehrgeiz, Leidenschaft
und der sprichwörtlichen Gelassenheit des bodenständigen Mannes aus dem Bergischen führte
Runge EMKA in die Champions League und machte die Firma zum Weltmarktführer ihrer Branche.
Runge kam 1972 als achter Mitarbeiter zu EMKA,
stieg dort rasch in die Geschäftsleitung auf, um als
Hauptverantwortlicher eine einzigartige Erfolgsstory zu schreiben. Die Bilanz ist beeindruckend:
EMKA schuf ein globales Netz mit 25 eigenen
Niederlassungen, zahlreichen Vertretungen und
beschäftigt heute über 1.400 Menschen, die eine
Viertelmilliarde Euro Jahresumsatz erwirtschaften. „Man kommt an uns in der Branche so gut wie
nicht vorbei“, zeigt sich Runge stolz.
Auch eine andere Zahl kann sich sehen lassen:
In ihrem Ranking der besten Mittelständler
Deutschlands platzierte die „Wirtschaftswoche“
die Firma auf Platz 23. Das will was heißen im
Land des Mittelstands. Die Zukunft wird bereits
geschrieben: Neffe Mark komplettiert das fünfköpfige Team der Geschäftsführung. Junge engagierte Leute braucht das Land. Sie bringen frischen Wind und geben dem Betrieb einen neuen
Rhythmus. Aber die Erfahrenen kennen die ganze
Partitur und wissen, wie man sie, je nach Bedarf,
spielen muss. Und so sitzt Friedhelm Runge bereits wieder auf gepackten Koffern vor seiner
nächsten Dienstreise, immer im Dienste seines
Lebenswerkes EMKA.
Was Runge mit dem WSV nicht schaffte, den
Wiederaufstieg in den Profifußball, gelang ihm
www.emka.com Fotos: EMKA Beschlagteile GmbH & Co. KG
Auf EMKA ist da Verlass. Die Firma, bodenständig
wie der Chef, steht treu zu Ausbildungspakt und
Belegschaft. Im Team entstehen modernste Industrieprodukte, die auf wachsende Nachfrage in
allen Regionen der Welt treffen. Scharniere, Dichtungen und Schlösser bilden das Kernsortiment
der Wuppertaler, das kontinuierlich weiterentwickelt wird und den Bedarf neuer Fertigungsprozesse abbildet. EMKA-Produkte sind mechanischer „Schmierstoff“ für die Industrie.
Wie geschmiert lief es aber weniger, als sich Friedhelm Runge seiner zweiten großen Leidenschaft,
dem Fußballtraditionsverein Wuppertaler SV, zuwandte. Das Engagement endete vor drei Jahren.
„Ich wollte mein kaufmännisches Wissen einbringen.
Aber im Fußball gelten andere Gesetze als in der
Wirtschaft. Das war eine harte, aber wertvolle Lehre
– ohne Teamwork folgt gerade im Sport die Niederlage“, so Runge, der dem Traditionsverein immerhin
21 Jahre lang vorstand. Zu groß waren die strukturellen Defizite, der Abstand zu anderen wirtschaftsstarken Clubs. Querelen im Umfeld verleideten dem
Teamworker Runge schließlich vollends die Arbeit.
Heute unterstützt Runge den Velberter Fußballverein, der jetzt in die Regionalliga aufsteigt, was dem
Wuppertaler SV nicht gelingen dürfte.
BVMW

Thomas Kolbe
BVMW-Pressesprecher
Nordrhein-Westfalen
83
84
BVMW
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Das größte
Netz der Welt
Communicate like never before
Anrufe an eine bis
zu einer beliebigen
Anzahl an Personen.
Gleichzeitig und in
Echtzeit.
VoiceYou®
braucht keine
Verbindung
zum Internet.
Alles was man
braucht, um
VoiceYou® zu
nutzen. ist eine
Telefonnummer.
Jeder kann
VoiceYou® nutzen,
überall und mit
jedem Telefon.
Es umspannt den Globus, es verbindet
Menschen und es existiert seit über hundert
Jahren. Nun will ein ehemaliger Sportmanager
das gute alte Telefonnetz in ein Social
Network verwandeln. „Der Mittelstand.“
sprach mit VoiceYou-Gründer
und BVMW-Mitglied Felix Scheuerpflug.
Nach seinem Studium in den USA arbeitete Felix Scheuerpflug, Chairman und Gründer von
VoiceYou, als Sportveranstalter für Tennislegende Ion Tiriac, später als Wahlkampfmanager
in den USA und für Helmut Kohl. Seit 1992 ist
er auch als Konzertveranstalter, Promoter und
Begründer von Unternehmenspartnerschaften
erfolgreich. Der wichtigste Klient, Partner und
Freund war von 1992 bis zu dessen Tod der italienische Startenor Luciano Pavarotti.
„„
VoiceYou ist
weltweit die einzige
Technologie, mit der
man mit nur einem
Anruf eine unbegrenzte
Anzahl an Personen
erreichen kann.
Als vor rund drei Jahren beim US-Tour-Auftakt
von Justin Bieber ein Tweet des Künstlers missglückte, weil die Fans die Echtheit der Messages
bezweifelten, kam Scheuerpflug die zündende
Idee: „Wir machen das größte existierende Netzwerk der Welt, die Telekommunikation, zu einem
Social Network“. Eine Idee mit Folgen.
Der Mittelstand.: Herr Scheuerpflug,
alle Welt ist online, und Sie wollen mit
der Telefonie den Markt revolutionieren.
Wie kommen Sie darauf?
Felix Scheuerpflug: Telefonie ist durch die Stimme maximal authentisch. Fragen Sie sich, wie viele
Menschen beispielsweise auf Facebook, Twitter,
WhatsApp, Instagram sind, und wie viele Menschen ein Telefon besitzen.
Vermutlich gibt es mehr registrierte
Telefone als Menschen auf der Welt …
Das trifft wirklich zu. Während sich die gesamten
Wettbewerber im Bereich der mobilen Werbung
den Zugriff auf lediglich 1,8 Milliarden Smartphones teilen müssen, kann man mit VoiceYou
alle 8,07 Milliarden registrierten Telefonnummern erreichen und damit rund 5,01 Milliarden
Menschen.
Telefonieren ist ja nicht neu. Wo liegen
die Vorteile von VoiceYou für den Kunden?
VoiceYou ist weltweit die einzige Technologie,
mit der man mit nur einem Anruf eine unbegrenzte Anzahl an Personen erreichen kann,
weltweit, unmittelbar, gleichzeitig und unabhängig von einer Internetverbindung.
Jeder kann VoiceYou-Calls versenden und empfangen, zu jeder Zeit, an jedem Ort und mit jedem Telefon.
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Wofür wird VoiceYou genutzt?
Jeder, der eine Nachricht schnell, authentisch, individuell und persönlich an viele Empfänger versenden will, hat mit VoiceYou das perfekte Tool.
Sei es als neues Instrument im Marketing-Mix,
als emotionaler Weg, um Markenbotschafter zu
aktivieren, für interne Kommunikation mit Mitarbeitern, aber auch für Fundraising. Der BVMW
könnte VoiceYou nutzen, um mit einem Anruf
alle Mitglieder über die neuesten politischen
Entwicklungen zu informieren.
Das klingt verlockend. Wie wollen
Sie sicherstellen, dass auch alle Anrufe
immer durchgeführt werden?
VoiceYou hat bisher ohne Probleme rund vier
Millionen Calls geschickt und mit dem globalen
Telekommunikationsanbieter Colt Telecom einen
zuverlässigen Partner gefunden, der einen Lizenzvertrag mit uns abgeschlossen hat.
Wer nutzt VoiceYou?
VoiceYou wurde bereits im US Wahlkampf, im Europawahlkampf, von Stars aus Musik und Entertainment sowie als Business-Tool von Konzernen
wie der Deutschen Bank, Sky und der Fraport AG
genutzt. Die Nachfrage ist sehr groß, und wir expandieren kräftig.
Wie funktioniert das, wenn ich eine
Gruppe von tausend Personen anlegen und
über aktuelle Themen informieren möchte?
BVMW
Sie nehmen den Anruf entweder über die App oder
das VoiceYou-Einwahlsystem vor, wenn Sie nicht
über ein Smartphone verfügen. Wenn Sie Ihren
Call versendet haben, schickt VoiceYou den Anruf
an alle vorgesehenen Empfänger über alle entsprechenden Netze weltweit. Der gesamte Vorgang
dauert unabhängig von der Anzahl der anzurufenden Personen ebenso lange wie ein normaler Anruf.
Über eine E-Mail habe ich
doch denselben Nutzen …
Sprachnachrichten sind einfacher und schneller
aufzunehmen und vor allem auch persönlicher als
jede Form von Textnachrichten. Ein kurzer, persönlicher Anruf bewirkt meist sehr viel mehr, als
jede SMS, E-Mail oder jeder Chat. Zudem erreicht
Sie eine Nachricht über VoiceYou immer, auch
wenn Sie keine Verbindung zum Internet haben.
Wie sehen Sie die Chancen, sich
mittelfristig im Markt zu etablieren?
Wir haben einen sehr guten Start hingelegt. Wir
profitieren extrem davon, unabhängig vom Internet eine neue, sehr authentische und schnelle
Form der Kommunikation anzubieten. Der Vorsprung zu internetbasierten Technologien wird
dauerhaft bleiben.
Sie haben in Ihrem bewegten Berufsleben viele
soziale Projekte und karitative Organisationen
unterstützt: UNHCR, Unicef, Stings Rainforest
Foundation US, Dr. Jane Goodall Institute sowie
die Kinderkrebshilfe. Erfüllt VoiceYou auch eine
soziale Aufgabe?
Wir lassen unsere Mitmenschen
in noch nicht so entwickelten
Regionen der Welt nicht zurück.
VoiceYou erreicht über fünf Milliarden Menschen. Es ist zudem
das perfekte Kommunikationsinstrument für rund 800 Millionen
Analphabeten und 285 Millionen Sehbehinderte auf der Welt.
Ganz zu schweigen von der Organisation bei Einsätzen in Krisengebieten, bei Seuchen und Naturkatastrophen.
Vielen Dank für das Gespräch.
VoiceYou-Firmengründer Felix Scheuerpflug (li.)
mit dem 2007 verstorbenen Startenor Luciano Pavarotti.
www.voice-you.com

Das Interview führte
Rüdiger Muth.
85
BVMW
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Deutscher Mittelstand ehrt
Klaus Maria Brandauer –
Exklusives Event des
Bundeswirtschaftssenats
Zu hochkarätigen Senatsevents kamen die Mitglieder des Bundeswirtschaftssenats in Rodgau (Hessen)
und in Aurich (Niedersachsen) zusammen. Gesellschaftlicher Höhepunkt: Im Goethe-Museum
Düsseldorf zeichnete der BVMW Weltstar Klaus Maria Brandauer mit der Senatorenwürde aus.
Weltstar liest Goethe im Goethe-Museum
Mit der Verleihung der Ehrenwürde des Senators
an Oscar-Preisträger Klaus Maria Brandauer hat
Mario Ohoven den weltbekannten Bühnen- und
Filmschauspieler ausgezeichnet. In seiner Laudatio hob er dessen überragendes künstlerisches
Wirken und sein besonderes gesellschaftliches
Engagement hervor: „Prof. Brandauer repräsentiert in beispielhafter Weise die Werte des Wirtschaftssenates, zum Beispiel eine an der Humanität orientierte ökosoziale Marktwirtschaft, von
dem Gedanken getragen, dem Gemeinwohl zu
dienen und den Armen zu helfen. Es ist uns eine
große Ehre, diesen Ausnahmekünstler von Weltrang künftig zu den Mitgliedern unseres höchsten
Gremiums zählen zu dürfen.“ Zu den hochrangigen Ehrengästen des Festabends mit Führung
im Düsseldorfer Goethe-Museum gehörten neben den anwesenden Senatoren, wie H.-D. Kettwig (ENERCON), Dr. H. Bühlbecker (Aachener
Printen), K.-J. Gerdum (MEWA Textil), F. Runge
(EMKA), A. Zimmermann (Klett-Verlag), J. Klüh
(Klüh Service) und viele mehr, der Vize-Präsident
des Club of Rome, Prof. Dr. E. U. Freiherr von
Weizsäcker und Prof. Dr. M. Casasco, Präsident
des größten italienischen Unternehmerverbandes. Prof. Brandauer zeichnete in seinem Festvortrag nach, wie das Spannungsverhältnis zwischen
dem Prometheus in Goethes Jugendwerk und der
Figur des Mephisto im Faust bis in unsere Gegenwart fortwirkt. Die hochkarätigen Gäste waren
begeistert über den außergewöhnlichen Fest­
abend im Düsseldorfer Goethe-Museum.
Mario Ohoven überreicht die Urkunde über
die Senatorenwürde an Oscar-Preisträger
Prof. Klaus Maria Brandauer.
Mario Ohoven, Dr. h.c. Ute-Henriette Ohoven und
Ehrensenator Prof. Klaus Maria Brandauer im Garten
des Düsseldorfer Goethe-Museums.
Fotos: BVMW
86
Textilmanagement weltweit
Einen spannenden Blick hinter die Kulissen
konnte eine Delegation des Wirtschaftssenats
bei MEWA-Textilmanagement im Werk Rodgau
werfen. Vorstand Klaus-Jürgen Gerdum, stellte das an 42 Standorten europaweit tätige Un-
ternehmen mit knapp 5000 Mitarbeitern vor.
Bei einer Führung durch das Werk erhielten
die Senatoren eine Vorstellung davon, welch
ausgeklügeltes System hinter dem MEWA-Textilmanagement steckt.
BVMW
Foto: MEWA
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Foto: Dirk Beichert BusinessPhoto
Philipp Mell, kaufmännischer Leiter der MEWA-Gruppe, führte die Senatsdelegationdurch das Unternehmen in Rodgau.
Dem schloss sich ein hochkarätiges Expertenforum rund um Erbschaftsteuer und Unternehmensnachfolge an, das Michael Keller, Wirtschaftssenator und Geschäftsführer von Keller & Coll., im
Hotel Kempinski Frankfurt Gravenbruch perfekt
organisiert hatte. Seinem profunden Einführungsvortrag zu Nachfolgeregelungen folgte Dr.
Thorsten Engers, der zum Thema „Schenkungen,
Übergabe und Firmenverkauf“ sprach. Dr. Karsten Schmidt-Hern setzte sich mit den „Fallstricken
bei der Übergabe eines Unternehmens“ auseinander. Beim anschließenden Dinner zogen Mario
Ohoven, BVMW-Bundesgeschäftsführer Minister a. D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart und als Festredner der international renommierte Jurist Prof.
Dr. Christoph Schalast die Zuhörer mit Impulsvorträgen in ihren Bann.
MEWA-Textil-Vorstand Klaus-Jürgen Gerdum, Mittelstandspräsident Mario Ohoven
und Michael Keller, M&A-Beratungshaus Keller & Coll (. (v. li.).
Fotos: Ute Müller
Energie für die Welt von morgen
Europas größter Windkrafthersteller Enercon lud
den BVMW-Bundeswirtschaftssenat zur feierlichen Eröffnung des EnergieEffizienzZentrums
(EEZ) im ostfriesischen Aurich ein. Begrüßt wurden
die Topunternehmer durch Hans-Dieter Kettwig,
Geschäftsführer von Enercon und selbst Mitglied
im Bundeswirtschaftssenat. Ein Highlight war der
Austausch mit Ehrengast Rainer Wieland, Vizepräsident des Europaparlaments, und Olaf Lies, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Landes
Niedersachen. Die Unternehmer besuchten neben
dem EEZ auch Entwicklungszentrum und Produktionshallen von Enercon.

Hans-Dieter Kettwig, Geschäftsführer der Enercon GmbH, Minister a. D. Prof. Dr.
Wolfgang Reinhart, BVMW-Bundesgeschäftsführer, Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies und Rainer Wieland, Vizepräsident des Europäischen Parlaments,
begrüßten die BVMW-Spitzenunternehmer.
87
BVMW
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Schüler lernen
weltweit zusammen
Schulabgänger haben es heute überall mit globalen Prozessen zu tun. Ein Team aus Lehrern,
Medienpädagogen und Kommunikationswissenschaftlern hat ein E-Learning-Programm speziell
für Grundschüler entwickelt.
Einweihung des Mauerteils „Malala“ im Beisein von Zauberklecks Theo, KISS-Sänger Gene Simmons,
Victor Landeta (hintere Reihe v. li.) und Berliner Kindern.
Sylvia Hahnisch
Geschäftsführerin
T.H.E.O. Event GmbH
www.mytheo.tv
Als Abenteurer und Reiseleiter fungiert Theo, ein
Zauberklecks, der die Welt bunter macht. Seit
zwei Jahren treffen sich Schüler aus vielen Ländern regelmäßig zu gemeinsamen Unterrichtsstunden via Bildtelefonie. Unter MyTheo.tv legen
sie auf einer Weltkarte Gruppenprofile an und
erfahren dabei, wie andere Gleichaltrige leben,
lernen und spielen. Der Unterricht vermittelt länderspezifisches Grundwissen, multikulturelles
Verständnis, Fremdsprachen und trainiert den
Umgang mit sozialen Netzwerken. Ein Thema wie
„Naschst du Schokolade, lebst du global“ veranschaulicht komplexe ökonomische Zusammenhänge und bereitet die Schüler darauf vor, künftig
gemeinsam Verantwortung in der Welt zu tragen.
Als Beispiel für eine frühzeitige Einführung eines
global ausgerichteten Unterrichts gestalten derzeit Kinder und Künstler verschiedener Länder
gemeinsam originale Stücke der Berliner Mauer
mit Zukunftsthemen wie der Erde als gleichberechtigtes Zuhause aller Menschen und überwinden damit Grenzen in Köpfen und Herzen.
Vor kurzem weihte KISS-Gründer und Sänger
Gene Simmons im Vorfeld seines Berlin-Konzerts
das erste vom spanischen Künstler Victor Landeta gestaltete Mauersegment „Malala Yousafzai“ im Berliner Kinderzentrum FEZ ein. Er setzte
zusammen mit den Schülern Handprints auf das
Kunstwerk und forderte das Recht auf Bildung für
jedes Kind. Anschließend besuchte er ein vom Unionhilfswerk gefördertes Mauerteil. Kinder, Menschen mit Behinderungen und Senioren hatten
es unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“
bemalt. Demnächst wird beim Tag der offenen
Tür des Gesundheitsministeriums ein weiteres
Mauersegment mit dem Titel „Kampf gegen Sucht
und Drogen“ in Angriff genommen. Unternehmen
wie der Transport- und Kranservice LEX, die AOK
Nord­ost und die Firma Historische Bauelemente
Marwitz unterstützen das Projekt als Sozialpartner. Insgesamt sollen 25 Mauerteile in verschiedenen Ländern platziert werden. Für dieses eindrucksvolle Projekt werden noch Zukunftspaten
gebraucht: [email protected].

Foto: Mike Salzwedel
88
Der Mittelstand. | 4 | 2015
BVMW
Partner Estland –
voneinander lernen
Eine Delegation des Unternehmerverbandes der mittelständischen Wirtschaft aus Estland war
zu Besuch beim BVMW in Sachsen-Anhalt. Zum Auftakt der Reise gab es einen „Estland-Gipfel“
mit Botschafterin Dr. Kaja Tael und der estnischen Mittelstandspräsidentin in Berlin.
Peter Martini, Leiter der BVMW-Wirtschaftsregion Sachsen-Anhalt Nord, EVEA-Präsidentin Kersti Kracht,
Estlands Botschafterin Dr. Kaja Tael, BVMW-Präsident Mario Ohoven und BVMW-Bundesgeschäftsführer
Minister a. D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (v. li.) in der Botschaft Estlands in Berlin.
Foto: Klaus-Peter Voigt
Dr. Kaja Tael hob beim Treffen in der Botschaft
Estlands hervor, dass estnische Unternehmen
großes Interesse an Kooperationen mit Partnern
aus Sachsen-Anhalt und dem deutschen Mittelstand generell haben. Der eigene Markt mit 1,3
Millionen Einwohnern sei sehr begrenzt, weshalb
der Außenhandel und andere Formen der Zusammenarbeit große Chancen bieten. Vor allem im
Bereich der Digitalisierung leistet Estland nach
Einschätzung von Mario Ohoven Beachtliches.
Für ihn sei es faszinierend, wenn über das Projekt
„E-Residency“ zum Beispiel nicht im Land ansässige Ausländer das Angebot von elektronischen
Steuererklärungen oder Online-Banking nutzen
können. Deutschland könne davon ebenso lernen
wie von der Investorenfreundlichkeit des Staates
im Baltikum, wo eine Firmengründung online gerade mal eine Viertelstunde dauert.
Das Thema Gebäudesanierung stand bei dem
Besuch des BVMW-Mitgliedsunternehmens ets
Energie in Magdeburg auf der Tagesordnung. Geschäftsführer Andreas Stacker erläuterte dabei,
welche Möglichkeiten es für den effektiven Einsatz von Strom sowohl in mittelständischen Betrieben als auch bei Anwendungen beispielsweise
im Wohnungsbau gibt. Bei ets sorgt ein Blockheizkraftwerk seit rund zwei Jahren für die notwendige Energie. Strom, Wärme und Kälte kommen aus
einem einzigen Raum. „Für uns ist dieses Pilotprojekt ein Beispiel für die Umsetzung dezentraler
Versorgungssysteme“, erläuterte Stacker seinen
Gästen. Er ist überzeugt, dass Strom künftig zu-
nehmend dezentral erzeugt werde. Davon profitiere das eigene Unternehmen schon jetzt. Mittlerweile ist die Anzahl der Mitarbeiter von zwei
im Gründungsjahr 2004 auf dreißig angewachsen. In der gleichen Zeit wuchs der Jahresumsatz
von 30.000 Euro auf 2,3 Millionen Euro.
Von den 120.000 Firmen in dem baltischen Land
beschäftigten 94 Prozent weniger als neun Mitarbeiter, so EVEA-Präsidentin Kersti Kracht. Mehr
als tausend Unternehmen gehören ihrem Verband
an, der ebenso wie die Industrie- und Handelskammer und der Arbeitgeberverband in ihrer Heimat
ein freiwilliger Zusammenschluss ist. Die estnische
Wirtschaft hat nach 1990 einen ähnlich harten
Wandel wie die neuen Bundesländer durchlebt.
Auch hier waren Märkte weggebrochen, ein Verlust, der sich bis in die Gegenwart auswirke. Kracht
beschrieb die staatlichen Maßnahmen, neue Investoren anzusiedeln, wie zum Beispiel die Steuerfreiheit für reinvestierte Gewinne.
„Wir möchten den Kontakt zwischen Sachsen-Anhalt und Estland weiter vertiefen“, sagte Peter Martini, Leiter der Wirtschaftsregion Sachsen-Anhalt
Nord des BVMW. Die Entwicklung des Warenaustausches zeige in den vergangenen Jahren einen
deutlichen Aufwärtstrend. Die Exporte sachsen-anhaltischer Unternehmen nach Estland beliefen sich
2014 auf rund 24,5 Millionen Euro, 2005 seien es
rund 14,3 Millionen Euro gewesen. Im gleichen Zeitraum stiegen die Lieferungen Estlands nach Sachsen-Anhalt von 6,9 auf 15,4 Millionen Euro.

Klaus-Peter Voigt
BVMW-Pressesprecher
Sachsen-Anhalt
89
BVMW
Der Mittelstand. | 4 | 2015
Senegal: Tourismus plus
Trinkwasser für alle
Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für den Senegal. Zu den schönsten Ferienorten
des Landes zählt ein geschütztes Vogelparadies südlich der Hauptstadt Dakar. Dort wird im
Dezember 2016 eine neue Ferienanlage vom Club Méditerranée eröffnet. Ein BVMW-Unternehmen
hilft bei der ökologisch nachhaltigen Trinkwasserversorgung.
serbereitstellung aus den knappen lokalen Ressourcen verbietet sich daher von selbst.
Dr. Christophe
M. Schreier
Leiter der Fachgruppe
Afrika Berlin
Geschäftsführer
ADESOL & Projects
GmbH – Africa
Development Solutions
www.adesol.net
Touristen verbrauchen viel Wasser. Im internationalen Vergleich, je nach Beherbergungskategorie
bis hin zum Luxushotel, sind dies bis zu 600 Liter
und mehr pro Gast und Tag. Senegal leidet jedoch
unter großer Wasserknappheit. Jedem Senegalesen stehen statistisch gesehen nur etwa 22 Liter
Wasser pro Tag zur Verfügung. Die Einwohner
von Nianing, dem Dorf, in dem die Ferienanlage
Réserve Saraba gebaut wird, müssen sogar mit
nur vierzehn Liter pro Tag auskommen. Eine Was-
Zur Lösung des Problems entwickelte ADESOL
& Projects GmbH ein Projekt mit ökologischer
Meerwasserentsalzung. Kernstück der Versorgung der Clubanlage mit exzellentem Trinkwasser
ist ein von der Firma WME GmbH entwickeltes
Entsalzungsverfahren. Dieses international patentierte Verfahren kommt, anders als sonst erforderlich, ohne Einsatz von Chemikalien aus. Die
während der Entsalzung anfallende 10,5-prozentige Salzsole wird stattdessen zur Salzgewinnung
in eine kleine Saline geleitet und muss nicht als
umweltschädliches Abfallprodukt behandelt werden. So profitiert die lokale Bevölkerung in dreifacher Hinsicht: Deren Wasserressourcen werden
nicht nur nicht angetastet, sie erhält zusätzlich
rund 40.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr und
findet Arbeit in der Salzproduktion.
Die WME GmbH ist Mitglied im BVMW und arbeitet mit der Fachgruppe Afrika zusammen, die
es sich zur Aufgabe gemacht hat, deutsche Unternehmen mit den Zukunftsmärkten unseres Nachbarkontinents vertraut zu machen. Der deutsche
Mittelstand hat auch dort einen sehr guten Ruf. Er
sollte seine Chancen nutzen und die entstehenden Märkte nicht anderen überlassen.

Impressum
Der Mittelstand.
Unternehmermagazin des BVMW
Herausgeber
BVMW – Bundesverband
mittelständische Wirtschaft,
Unternehmerverband
Deutschlands e. V.
Präsident Mario Ohoven
Mosse Palais, Leipziger Platz 15
10117 Berlin
www.bvmw.de
Dieser Ausgabe liegen die Broschüren
„Der Bundeswirtschaftssenat im
Dialog“ mit Michael Keller und
Klaus Jürgen Gerdum bei.
Titelbild:
Colourbox.com
Redaktion
Tel.: 030 / 53 32 06-16
Fax: 030 / 53 32 06-50
[email protected]
Judith Blask
Rotger H. Kindermann (Korrespondent)
Chiara Ohoven (Art Director)
Friederike Pfann
Marilyn Repp
Eberhard Vogt (Chefredakteur)
Verlag
mattheis. werbeagentur gmbh
Kastanienallee 4
10435 Berlin
Tel.: 030 / 34 80 633-0
Fax: 030 / 34 80 633-33
[email protected]
www.mattheis-berlin.de
Layout und Gestaltung, Mediadaten,
Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen
mattheis. werbeagentur gmbh
Tel.: 030 / 34 80 633-0
Fax: 030 / 34 80 633-33
[email protected]
Rechnungsstelle
BVMW Servicegesellschaft mbH
Mosse Palais, Leipziger Platz 15
10117 Berlin
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Fax: 030 / 53 32 06-50
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Druckerei
Möller Druck und Verlag GmbH
Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde
Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das
offizielle Organ des BVMW. Mitglieder
des Verbandes erhalten das Magazin
im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die
Redaktion übernimmt keine Haftung
für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge
sowie Selbstdarstellungen von Unternehmen müssen nicht der Meinung der
Redaktion entsprechen. Nachdruck
und Verbreitung mit Angabe der
Quelle gestattet.
Druckauflage: 30.000
2/2015
Foto: © ekix - Fotolia.com
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sollten lediglich für Produktvergleiche herangezogen werden. Eine den Ergebnissen entsprechende Akkulaufzeit wird nicht garantiert.
Die tatsächliche Akkulaufzeit kann deutlich unter den Testergebnissen liegen und variiert je nach Produktkonfiguration, Software, Nutzung,
Betriebsbedingungen und Energieverwaltungseinstellungen. Auch andere Faktoren können eine Rolle spielen. Die maximale Akkulaufzeit
nimmt mit der Zeit und zunehmender Nutzung ab. ©2015 Dell Inc. Dell GmbH, Main Airport Center, Unterschweinstiege 10, 60549
Frankfurt am Main. Geschäftsführer: Doris Albiez, Jürgen Renz, Mark Möbius. Vorsitzende des Aufsichtsrates: Benedikte Leroy. Eingetragen
beim AG Frankfurt am Main unter HRB 75453, USt.-ID: DE 113 541 138, WEEE-Reg.-Nr.: DE 49515708. Es gelten die allgemeinen
Geschäftsbedingungen der Dell GmbH. Druckfehler, Irrtümer und Änderungen vorbehalten. Produkte können von Abbildungen
abweichen. Dell™, das Dell Logo, Dell XPS 13 sind eingetragene Marken von Dell Corporation oder ihrer Tochtergesellschaften in den USA
und anderen Ländern. Intel, das Intel Logo, Intel Inside, Intel Core, und Core Inside sind Marken der Intel Corporation in den USA und
anderen Ländern. Microsoft®, Windows® und Windows 8 sind eingetragene Marken oder Marken der Microsoft Corporation in den USA
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