ERASMUS-Studienbericht meines Aufenthalts an der Universitat

ERASMUS-Studienbericht meines Aufenthalts an der Universitat
Politécnica de Valéncia als Student der Fakultät für Maschinenbau,
Fahrzeug- und Flugzeugtechnik vom 5. September 2013 bis 31. Januar
2014
Mein Semester in Valencia war definitiv die spannendste und schönste Zeit meines
Studiums. ERASMUS im Allgemeinen und Valencia im Besonderen kann ich nur empfehlen,
ich hatte an der Uni gute Kurse, konnte mein Spanisch auf ein ganz neues Level bringen
und einfach Lebenserfahrung fern von der Heimat sammeln. Natürlich habe ich Strand
und Sonne genossen, viele Leute aus verschiedenen Ländern und Kulturen kennengelernt,
viel gefeiert und ich bin sehr viel gereist. Wenn du die Möglichkeit zum Auslandssemester
hast, LOS!
Bewerbung
Ganz genau Erinnere ich mich nicht mehr an die Formulare und Anträge aber es war auf
jeden Fall nicht sehr viel Aufwand, da war ich schonüberrascht. Mit einem Semester
Vorlauf lief die Bewerbung bei mir sehr entspannt ab. Größte Punkte waren das
Motivationsschreiben und das Learning Agreement. Wobei ich in Letzteres im Rückblick
viel zu viel Zeit gesteckt habe. In Valencia angekommen hat sich herausgestellt, dass viele
meiner gewählten Kurse in diesem Semester gar nicht angeboten wurden oder sich im
Stundenplan überschnitten. Ich habe letztlich keinen einzigen vorher gewählten Kurs
besucht und mir dort vor Ort meinen Stundenplan komplett neu zusammengestellt.
Kurswahl
Bei der Ankunft wurde mir vom Internationalen Büro der Politécnica eine Liste
englischsprachiger Vorlesungen zugeschickt, wobei viele der gelisteten Vorlesungen dann
in Realität doch nur auf Spanisch angeboten wurden. Man kann davon ausgehen, dass fast
alle Kurse der ETSID im Bereich Maschinenbau nur auf Spanisch angeboten werden. Für
mich war das erst ein großes Problem, da ich die Spanisch I und Spanisch II Kurse der
Hochschule München besucht hatte und in den Vorlesungen den ersten Monat nichts
verstanden habe, aber wenn man weiter hingeht, Fachwörter nachschlägt wird das schnell
besser. Ab Mitte des Semesters konnte ich den spanischen Vorlesungen recht gut folgen.
Gewählt habe ich máquinas térmicas, gestión de calidad, robotics und máquinas hidráulicas
an der Facultt Ingenería Industrial. Máquinas hidráulicas war extrem schwer, bei einer
Klausur Mitte des Semesters sind 60% durchgefallen, ich war der einzige ERASMUSStudent und der Rest waren Spanier. Danach habe ich den Kurs aufgegeben, der ist selbst
für die Spanier sehr fordernd. Die anderen Kurse habe ich alle abgeschossen und mit
guten bis sehr guten Noten bestanden. Máquinas Térmicas war auf Spanisch und für mich
sehr interessant. Ca. jede zweite Woche hat man ein Praktikum, bei dem man z. B. Einen
Verbrennungsmotor zerlegt oder die Kennwerte eines Kompressors ausmisst. Nach jedem
Praktikum muss ein kurzer Online-Test mit Multiple-Choice absolviert werden, der in die
Benotung eingeht. Kann man von zu Hause aus machen, auch mit Kommilitonen
zusammen. Nervt ein bisschen, aber insgesamt kann ich die Vorlesung empfehlen. Gestión
de Calidad war sehr langweilig und echt viel Arbeit. Während der Vorlesung wurde
Theorie vermittelt aber auch in kleinen Gruppen gearbeitet. Internetrecherche, Suchen in
Normen, Zusammenfassen von Normen in Tabellen. Benotet wurde hauptsächlich die
Arbeit, die man am Ende abgeben musste und es gab ein kleines Examen(20%). Robotics
war meine einzige Vorlesung auf Englisch und ich fand sie gut. Man hat viel über den
Aufbau eines Industrieroboters gelernt, über die mathematischen Zusammenhänge der
Wegfindung und Kontrolle und in mehreren Praktika auch Programme für Roboter
geschrieben.
Anreise
Ich bin mit AirBerlin von Münchenüber Palma nach Valenica geflogen, war aber recht
teuer(200€). Ich würde empfehlen sich zu überlegen ob man mit Ryanair von Memmingen
aus nach Valencia oder Alicante fliegen will, ist wesentlich günstiger. Vom Flughafen
Valencia kommt man dann mit der Metro in die Stadt, kostet 5€.
Unterkunft
Ich bin eine Woche vor Semesterbeginn
angereist, hab mir ein Zimmer im Hostel
gebucht(ca. 10€ pro Nacht) und hab mir hier
vor Ort eine Wohnung gesucht. Stadtviertel
für Studenten, die ich empfehlen kann sind
Blásco Ibanez(Unigegend),
Benimaclet(Unigegend) und Carmen(Altstadt).
Ich habe eine Wohnung am Blasco Ibanez
genommen, das liegt zentral zwischen
Politécnica, Strand und Altstadt. Für mich war
das auch die perfekte Lage. Um
Wohnungsangebote zu finden muss man nur
die Straße Blasco Ibanez entlanglaufen, da an Laternenpfählen und Unigebäuden extrem
viel Annoncen hängen. Mit zwei, drei Tagen Suche sollte man etwas Gutes finden. Schöne,
neue Wohnungen kosten ca. 250-350 € pro Monat, je nach Größe und Lage. Wenn es
etwas kleiner und älter sein darf findet man auch schon was um die 180-220 € mit
Nebenkosten. Es empfielt sich auf jeden Fall mehrere Wohnungen anzuschauen und dann
zu entscheiden. Das Angebot ist sehr groß, momentan muss man keine Angst haben nichts
zu finden.
Freizeit
Von der Politécnica wird eine Sportkarte für
ca. 40€ pro Semester angeboten, mit der man
verschiedene Sportkurse belegen kann, es
wird fast alles angeboten, neben Fußball,
Basketball, Volleyball, Karate sogar Capoera,
Hip-Hop-Tanz usw.
Ich hatte mir die Karte nicht gekauft, da ich
sehr viel Beachvolleyball am Stand gespielt
habe, dort existieren feste Netze, die man
kostenlos benutzen kann, nur den Ball muss man kaufen. Dort sind bei gutem Wetter auch
immer ein Haufen Leute die spielen. Zum Anderen waren die interessanten Sportkurse
schon alle voll, falls man sich die Karte holt, sollte man das gleich am Semesterbeginn
machen und sich schnell eintragen!
In Valencia gibt es einige Erasmusorganisationen, die Events und Reisen veranstalten. Ich
hab damit gute und schlechte Erfahrungen gemacht. Ist super um Leute kennenzulernen
und günstig Spanien zu bereisen, aber teils sehr chaotisch organisiert. Nachdem ich hier
ein paar Leute kennengelernt habe, bin ich nur noch privat gereist. Das kann man auch
sehr günstig gestalten. Blablacar, die spanische Mitfahrgelegenheit kostet ca. 15€ nach
Madrid oder Barcelona. Und es gibt von Valencia aus manchmal günstige Flüge nach
Santiago de Compostela, Lissabon, Porto, usw. Für Santiago habe ich für Hin- und Rückflug
75€ bezahlt.
Falls man fortgehen will kann ich das Viertel El Carmen empfehlen, dort gibt’s einen
Haufen guter Bars, mit hat die Musikauswahl besonders gut in Radio City und Bolseria
gefallen. Gute Clubs sind das La3 und Rumbo144, wobei man in Valencia in Clubs
EXTREM auf das Handy aufpassen sollte. Meinem deutschen Mitbewohner wurden in dem
Semester zwei Iphones in Clubs gestohlen, insgesamt kenne ich hier ca. 15 Leute denen in
diesem Semester das Telefon gestohlen wurde. Auf keinen Fall in die Gesäßtasche stecken
und auch sonst sollte man sehr vorsichtig sein!
Wer reisen will, sollte sich auf jeden Fall nach Andalusien aufmachen. Ich habe Sevilla,
Cordoba, Malaga und Granada bereist, Sevilla hat mir am besten gefallen. In Andalusien ist
Spanien so, wie man es sich vorstellt. Tapas, Flamenco, knallende Sonne und lebensfrohe
Spanier.
Barcelona und Madrid sind ja fast obligatorisch, falls man nach Madrid kommt, kann man
einen Tagesausflug zum Escorial und Valle de los Caídos machen, das lohnt sich!
Integration
Valencia ist nach Granada die Stadt mit den meisten Erasmusstudenten, und davon ist
auch noch ein Großteil deutsch. Freunde findet man leicht, aber wenn man spanische
Freunde will, muss man sich schon darum bemühen. Ich habe in einer spanischen WG
gewohnt und kann das nur empfehlen. So hat man zwangsläufig mit Spaniern zu tun, redet
Spanisch ist nicht nur mit Erasmusstudenten unterwegs, was sonst sehr schnell passieren
kann. In der Politécnic gibt es eine Wand mit Anfragen für Sprachtandems, das habe ich
gemacht und es hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt, da meine Tandemspartnerin mich
immer wieder hartnäckig verbessert hat, was der Spanier sonst im Gespräch nicht
unbedingt macht. In der Bar Seven am Plaza Honduras gibt es Donnerstag und Sonntag ab
20 Uhr offenes Tandem, d. h. Es gibt verschiedene Tische, z. B. Spanisch-Deutsch oder
Englisch-Spanisch. Man setzt sich dazu, bestellt ein Bier und steigt einfach ins Gespräch
ein. Ich bin einige Male hingegangen, es war immer sehr entspanntes, offenes
Spanischlernen und man lernt nette Leute kennen.
Klima
Valencia ist dank der Lage am Mittelmeer und einer umringenden Bergkette die Stadt in
Spanien mit den besten Wetterverhältnissen. Im Winter Dezember, Januar kann es
aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit und den Wohnungen ohne Heizung gefühlt recht kalt
werden, es ist aber kein Vergleich zu Deutschland. Ende Dezember habe ich noch
Nachmittags am Strand Beachvolleyball gespielt, über die Nacht wird’s aber schon um
einiges kälter. Anfang Februar ist dann fast wieder Sommer, man braucht tagsüber keine
Jacke mehr. Regen habe ich hier seltsamerweise fast überhaupt nicht erlebt. Als ich ankam,
Ende August, hat es vier Tage geregnet und seither, bis Februar nur noch drei, vier weitere
Male! Und auch immer nur sehr kurz und schwach.
Transport
Bus und Metro habe ich gar nicht benutzt. Es gibt ein großes Netz von Leihfahrrädern, für
die esüberall Stationen gibt. Dieses sogenannte Valenbisi kostet nur 27€ pro Jahr und ist
perfekt um sich in der Stadt zu bewegen. Einziges Problem ist, dass die Stationen an der
Uni oder am Strand oft komplett voll oder komplett leer sind. Aber ist gibt eine App für
das Smartphone, auf der die freien Plätze angezeigt werden. Valenbisi ist für
Erasmusstudenten sehr zu empfehlen und von meinen Kommilitonen hatte das auch jeder.
Handyvertrag
Für Erasmusstudenten lohnen sich normalerweise die Prepaid-Angebote der
verschiedenen Anbieter. Im Prinzip sind alle mehr oder weniger gleich teuer, da kann man
irgendwas nehmen. Orange und Yoigo hatten viele meiner Freunde. Yoigo hat z. B. einen
Tarif für 6€ pro Monat und man hat dann 600 MB frei, sowie 1ct pro Minute oder SMS.
Allerdings muss man für die erste Minute des Anrufs 15 ct. zahlen. Bei mir lief fast alle
über Whatsapp und ich bin mit ca. 10€ pro Monat gut durchgekommen.