Video-Selbstbeobachtung – mein Bericht
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Video-Selbstbeobachtung – mein Bericht
Video-Selbstbeobachtung – mein Bericht Mich selbst auf einem Video nach einer Einfühlungssituation noch ein Mal anzusehen, bereitete mir im Vorfeld Unbehagen, weil ich Vertrauen brauchte, von mir und von den BeobachterInnen auch in einer dokumentierten Situation angenommen und mit meinem Bemühen, hilfreich zu sein auch gesehen zu werden. Da kam mir entgegen, dass es technisch einiger Voraussetzungen bedurfte, bis ich in die Lage kommen würde, gefilmt zu werden. Die sich noch nicht ergebenden Gelegenheiten führten bei mir zu mehr Entspannung und Gelassenheit, ich löste mich von einem (terminlichen) Plan, wann ich die Video-Selbstbeobachtung durchführen würde und wie die technischen Voraussetzungen dafür dann zustande kommen und wurde freier in den Gedanken daran. Bei der Teilnahme an Katharinas Supervisionsangebot am 8. Dez 10 war es dann möglich. Die Situation, in die ich mich einfühlend begeben wollte, erforderte zunächst, dass mir Einfühlung gegeben wurde, damit ich mich mit meinem Bedürfnis verbunden hatte, Unterstützung bei der Werbung für TeilnehmerInnen für die GFK-Kurse und –Übungsgruppe von meiner Freundin zu erhalten. Anschließend konnte ich ihr bzw. der Person, die in ihre Rolle geschlüpft ist, Einfühlung für das geben, was in ihr in dieser Situation lebendig ist. Mich auf Video zu sehen, fiel mir schwer, weil mir an meinem Profil zuerst meine große, krumme Nase auffiel. Wenn ich mich sonst im Spiegel sehe, finde ich mich oft schön und lächle mich zufrieden an, aber nun hatte ich den Blick von außen auf mich und war unzufrieden. Mein Bedürfnis nach Hingabe und Integrität war nicht erfüllt. Als Katharina, meine Begleiterin für die Selbstbeobachtung, mir den Blick auf die Umgebung meiner Nase erweiterte, fielen mir meine Augen auf, die aufmerksam und leuchtend auf mein Gegenüber gerichtet waren. Und ich sah die Schönheit meines Ausdrucks im Gespräch, weil das Leuchten meiner Augen so groß war, dass es sogar meine Nase überstrahlte. So konnte ich meine Nase wegen ihrer Größe als Ausdruck meiner inneren Kraft wahrnehmen und in meine insgesamte Zugewandtheit zu meiner Gesprächspartnerin integrieren. Für mich entstand eine Stimmigkeit in meinem einfühlenden Zuhören. Mein Gesicht entsprach der Ruhe und Aufmerksamkeit, die ich der Freundin zuteil werden ließ. Währenddessen waren meine Hände andauernd in Bewegung miteinander und zeigten mir, wie ich mich gleichzeitig in innerer Bewegung zum Gehörten befand. Das Spiel meiner Finger ermöglichte mir, mich zu spüren und zugleich zu zentrieren, wobei ich jeden Satz, der mir gesagt wurde, aufnahm und nachspürte, welchem Bedürfnis er entsprechen könnte. Meine Hände und auch Gesten, wenn ich sprach, drückten meine Zugewandtheit aus und durch ihr Spiel auch meine Beweglichkeit im Verarbeiten und Vermuten von möglichen Gefühlen und Bedürfnissen der anderen Person. Es könnte den Eindruck von Unsicherheit vermitteln, der für mich aber ein Zeichen von Flexibilität und offenem Angebot meiner Wahrnehmungen an die andere bedeutet. Es ist mir ganz wichtig, nicht festgelegt zu sein auf eine Meinung oder Einschätzung der Situation im Gespräch, sondern die andere ganz anzunehmen und alle Möglichkeiten zuzulassen, die für sie bedeutsam sind. Damit wollte ich ihr den Raum geben für das, was ihr wichtig ist und die Akzeptanz zeigen, das alles sein darf, was sie einbringt. Bevor ich Bedürfnisse vermutete, wiederholte ich einfühlsam Spiegelnd, was ich gehört hatte. Das ermöglichte mir, meine ganze Aufmerksamkeit sichtbar (hörbar) zu machen. Einmal meinte ich, eine Entschuldigung von meiner Gesprächspartnerin für ein Verhalten gehört zu haben und wurde unruhig. Das war für mich wie ein kleiner Alarm, dass ich sie möglicherweise doch in einer Form bewertet hatte und ich spürte sofort den Verlust der Verbindung zu ihr. In dem Moment brauchte ich eigene, innere Einfühlung, um wieder ins Vertrauen zu kommen, dass meine Worte ihr den Freiraum für ihre Meinung belassen würden, auch wenn ich einen für sie wertenden Begriff gebraucht habe. Schließlich bekam ich den Eindruck, dass wir zum Ende des Gesprächs unser beider Bedürfnisse haben nennen können und uns in ihren Bedürfnissen nach Klarheit und Verstanden-Werden sehen konnte. Gerade das Bedürfnis nach Klarheit in unseren Absprachen hatte ich auch bei mir empfunden. 10 Dinge aus dem Gespräch, bei denen ich mit mir zufrieden war: Meine Aufmerksamkeit, Präsenz, Konzentration Blickkontakt Verbindung durch Lächeln Meine Zugewandtheit im Hören Unterstützung meiner Worte durch meine Hände Mein Zeit-lassen, Geduld Unsicherheit, die ich ausgehalten habe Wahrnehmen ihrer Körperhaltung und meiner eigenen Meine Herzenswärme Die Videokamera hat mich weniger irritiert, als ich befürchtet hatte Fazit: Seit Weihnachten gibt es in unserem Haushalt eine moderne Videokamera, auf der ich mich vor ein paar Tagen erstmals wieder gesehen habe und es ist immer wieder mit Verwunderung und leichter Befremdlichkeit über mich selbst verbunden. Also werde ich mich öfter filmen lassen und mich auf den Aufnahmen dann ansehen! Dadurch erhoffe ich mir eine größere Deckungsgleichheit meines inneren und meines äußeren Bildes von mir.