kauf`mit köpfchen! - Jugend und Bildung
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www.mit-verantwortung.de Mit Verantwortung Schülermagazin 2015 KAUF’ MIT KÖPFCHEN! Magazin für verantwortungsvollen Konsum DAS GIBT’S IN DIESEM HEFT KONSUM IM ALLTAG . . ........................................................................................................ In einer bunten Warenwelt.............................................................................. 3 > Werbung – mal schräg, mal genial > Wofür gebt Ihr Euer Geld aus? > Diskussion: Wie wichtig sind Markenklamotten? KONSUM GLOBAL GEDACHT Kleidung................................................................................................................ 6 > Die lange Reise einer Jeans > Coole Jeans: Und wie werden sie hergestellt? > Es geht besser: Öko-Jeans für einen fairen und nachhaltigen Konsum Smartphones....................................................................................................... 10 > Die Lebenszyklus-Phasen eines Handys: von der Mine zum Verbraucher > Ein fair produziertes Handy: Gibt es das? > Die Wegwerf-Gesellschaft: Jedes Jahr ein neues Handy? DEIN WISSEN, DEINE STÄRKE Verbraucher und Unternehmen ..................................................................... 12 > Was Verbraucher wissen wollen > Wer informiert die Verbraucher? > Was Unternehmen bieten – was Unternehmen wollen > Freiwilliges Engagement – CSR Schutz für den Verbraucher........................................................................ 14 > Verbraucherpolitik: Was ist die Aufgabe des Staates? > Sprachrohr für die Bürger: Nichtregierungsorganisationen (NGOs) > Die Rolle der Sozialen Netzwerke BEWUSST KONSUMIEREN Recyceln, tauschen, wiederverwenden ...................................................... 16 > Wohin mit dem „alten“ Handy? > Wohin mit den „alten“ Klamotten? > Tauschen statt kaufen: Sharing Economy > Was kannst Du selbst tun? Impressum 2 Herausgeber: Stiftung Jugend und Bildung, Wiesbaden; www.jugend-und-bildung.de; gefördert durch das Bundesminis terium der Justiz und für Verbraucherschutz, Berlin, www.bmjv.de Texte: Leon Bornemann, Li Brandt, Merle Casimir, Karoline Dotterweich; Cornelie Kister, Miriam Elmers, | satzbau | – die Agentur für Text und Konzeption Redaktion: Eric Meyer, Charlotte Höhn (verantwortlich) Fachliche Beratung: Bernward Baule, Stefan Kubat (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz) Redaktionsschluss: Januar 2015 Herstellung: Manfred Morlok Gestaltung: Schimmelreiter gbr · Schleutner | von Opel, Wiesbaden Fotonachweis: Fotolia (alle), fotolia.de; S. 8: Boris Ryaposov, S. 10: PureSolution, S. 13: Fenton, S. 14: Sergey Nivens, S. 16: PHOTOMORPHIC PTE. LTD., S. 17: Nomad_Soul, S. 18: foto-und-mehr.de, S. 19: Laurent Halels, Volker Rohe Druck: altmann-druck GmbH, 12555 Berlin Verlag: Eduversum GmbH, Wiesbaden; Internet: www.eduversum.de Kontakt: [email protected] Dieses Werk einschließlich all seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Dieses Magazin wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. © Stiftung Jugend und Bildung, www.jugend-und-bildung.de KONSUM IM ALLTAG In einer bunten Warenwelt Von Leon Bornemann rnemann Name: Leon Bo Alter: 16 ck Wohnort: Schöne Einstein-Schule, ter Schule: Alb nai M s Gymnasium de Kinzig-Kreises ben, Jugend Hobbys: Schrei der- feuerwehr, Kin it und Jugendarbe Auch ohne eigenes Einkommen: Wir verfügen über eine enorme Kaufkraft und sind rege Konsumenten. Ein ganz normaler Wochentag zeigt: Dem Konsum entkommt keiner – er bestimmt unser Leben. Morgens holen die meisten Kinder und Jugendlichen ihre Marken kleidung aus dem Schrank und schreiben gleichzeitig eine Nachricht an die Freunde, ob man sich nach dem Unterricht in der Stadt treffe. In der Schulpause werden die neusten Trends und Marken besprochen und der Nachmittag wird natürlich in vielen Shops und Schnell-Restaurants verbracht, abends kann man den Tag im Kino ausklingen lassen. Dieses Phänomen kann man täglich in den Städten beobachten. Alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland geben insgesamt, obwohl sie noch kein bzw. kaum eigenes Geld verdienen, jährlich rund 17,7 Milliarden Euro für Bekleidung, Lebensmittel (insbesondere Süßigkeiten), Technik, Schmuck, Kosmetik und Freizeit aktivitäten aus. Damit sind sie eine entscheidende Kaufkraft auf dem Markt und werden von diesem praktisch gelenkt und zum Konsumieren mehr und mehr angeregt. Mode und Marken in allerlei Bereichen spielen eine große Rolle. Jeder möchte ähnlich coole Markenjeans wie der Kumpel tragen und das neuste Smartphone hätte man ebenfalls gerne in der Hand. Mit diesen sogenannten „Hypes“ identifi zieren sich Jugendliche und junge Erwachsene mit ihrem sozialen Umfeld und treffen dadurch ganz bestimmte Kaufentscheidungen. 3 KONSUM IM ALLTAG Von Merle Casi mir Werbung mal schräg, mal genial Werbung will unsere Aufmerksamkeit wecken. Für ein paar kostbare Sekunden, damit die Verbraucher ihr Produkt wahrnehmen. Was macht die Werbung eigentlich mit uns? Werbung begegnet einem überall und rund um die Uhr: Schon morgens auf dem Weg zur Schule fängt sie meinen Blick – auf Litfasssäulen, an Bus- und Bahnhaltestellen und in Schaufenstern. Spiele ich ein Spiel auf Handy oder PC, ploppt Werbung auf, oft erst nach einiger Zeit wegzuklicken. Nutze ich Apps für Musik oder zum Chatten, läuft meist ein Werbebanner mit. Die Tatort-Kommissare fahren BMW oder Mercedes und selbst meine Lieblingsfilme auf dem Privatsender sind mit Werbepausen zerschnitten, leider immer in den spannendsten Momenten. Manche Werbung drängelt sich schrill und laut in mein Bewusstsein, andere hingegen hat man kaum gesehen und schon wieder vergessen, weil sie langweilig ist. Werbung wirkt, wenn sie gut gemacht ist. Weil sie Emotionen anspricht oder Atmos phäre schafft. Weil sie eine Welt schafft, wie ich sie mir wünsche. Trinkt man das richtige Softgetränk, verwandelt sich Beton in Wasser, wird der Durchschnittssportler zum umjubelten Sieger, bekommt auch der langweiligste Tag plötzlich einen traumhaften Sonnenuntergang. Werbung zielt auf mein Empfinden, auf meine Wünsche, meine Träume. Trage ich die neusten Neon-Sneaker, finden meine Freunde mich cool, werde ich zum bewunderten Tänzer, Parcourer, Star. Spätestens, wenn ein Produkt dann in meiner Tasche ist und ich feststelle, dass es nicht hält, was die Werbung versprochen hat, merke ich: Werbung ist oft nur heiße Luft. Gute Sprüche – oder hart gesagt: Manipulation. Ob man manipuliert werden will oder nicht, sollte jeder selbst entscheiden. Und auch mal Nein sagen. Und überlegen, ob Werbung wirklich der einzige Grund für eine Kaufentscheidung sein darf. Also vor dem Kaufen erst mal den Kopf einschalten und sich fragen, was hinter den bunten Bildern und Sprüchen steckt. Oder, um‘s mal mit einem guten Werbespruch zu sagen: „Hör jetzt nur noch, was Du hören willst.“ Manchmal geben sich Werbemacher ja auch richtig Mühe, um wirklich bei uns anzukommen. Solche Werbung ist einfach genial gemacht und richtig witzig. Eben „supergeil“ :-). Solche Werbespots kann man einfach nur gut finden. Auch ohne irgendwas zu kaufen. Umgehört: 4 Wofür gebt Ihr Euer Geld aus? Von Li Brandt Lisa (13 Jahre): „Das meiste Geld gebe ich für Kosmetik aus.“ Paul (16 Jahre): „Für meine Kaufentscheidung zählen Preis und Qualität“ Philipp (15 Jahre): „Am meisten Geld gebe ich für elektronische Dinge aus. Ich hab mir letzten Monat erst einen neuen Laptop gekauft.“ Julie (14 Jahre): „Ich kaufe nur Marken klamotten ein, bei uns an der Schule ist man dann gleich beliebter.“ Tessa (16 Jahre): „Ich gebe das meiste Geld für Bücher aus, meine Klamotten bezahlen meine Eltern.“ Marie (15 Jahre): „Das meiste Geld gebe ich für Klamotten aus.“ Luis (14 Jahre): „Ich kaufe nicht nur Markenklamotten, meine Socken zum Beispiel sind meistens von meiner Oma.“ Wofür gebt Ihr Euer Geld aus? % % AUSGEHEN, NACHTLEBEN 57,9 59,4 KLEIDUNG % ESSEN & TRINKEN 46,9 % 31,8 SCHUHE % % 24,3 GESCHENKE 26,6 KOSMETIK & PFLEGE % 29,9 %20,3 21,4 % 21,9 TASCHEN & ACCESCOIRES Bernhard Hainzlmaier, Jugendforscher am Institut für Jugendkulturforschung MUSIK (CDs) % HOBBY *Befragt: Jugendliche im Alter von 13 bis 20 Jahren Quelle: Statistisches Bundesamt, destatis.de; 2014 KINO „Der Einfluss der kommer ziellen Kommunikation ist heute total. Egal was man tut und wohin man geht, immer gelingt es der geschwätzigen Werbung, sich in unser Leben einzumischen. Es gibt keine werbefreien Zonen mehr. Dafür müssten die Menschen eigentlich kämpfen.“ % ZEITSCHRIFTEN % % % 17,1 KONZERTE & FESTIVALS 19,8 SPORT 17,6 AUTO, MOTORAD, ROLLER 19,1 Diskussion: Wie wichtig sind Markenklamotten? Dotterweich Von Karoline nemann und Leon Bor Wir fragen nach und diskutieren mit Alex, Paula, Rebecca und Melina aus der 10. Klasse: Wie hoch schätzt ihr das Verführungs potenzial von Marken ein? Alex, Rebecca: Sehr hoch! Hat man ein Markenprodukt neben einem No-Name-Produkt liegen, greift man eher zum Markenp rodukt. Melina: Sehr hoch! Viele sind aber eben nicht selbstbewusst genug, also brauchen sie neue Trends und Marken. Bieten Marken Qualität und No-Name-Produkte sind Schrott? Alle: Hm... Marken sind meistens schon hochwertiger verarbeitet. Paula (ergänzt): Das Design ist entscheidend, nicht die Marke. Auch No-Name-Produkte können verführerisch sein. Manchmal finde ich, steht das No-Name-Produkt der Marke in nichts nach. Achten Marken-Hersteller mehr auf die Kriterien Fair ness und Nachhaltigkeit als No-Name-Hersteller? Alle: Nein! Paula: Der Verbraucher weiß heutzutage so wenig über die Produktion. Man weiß z. B. nicht, wie hoch der Anteil der Kinderarbeit ist oder was die Arbeiter verdienen. Wollen Marken ein gutes Gefühl oder eher ein Status symbol vermitteln? Rebecca, Melina: Das Markenprodukt ist etwas Ähnliches wie Luxus. Man kann sich abheben. Außerdem fällt das Sparen leichter, weil man sich auf ein besonderes Bekleidungsstück freut. Paula: Meiner Meinung nach ist es Einbildung, dass man sich mit einer Marke zu einer bestimmten Gruppe zugehörig fühlt. Alex: Manche Produkte kann man nur von dieser Marke tragen. Andere Hersteller haben nicht so gute Designs. Das sieht und fühlt man! Rebecca: Eine Marke kann auch Mainstream werden. Dann ist sie nichts Besonderes mehr sondern Null-Acht-Fünfzehn. Wie die Longchamp-Taschen, die hat jetzt jedes Mädchen. Paula: Durch eine teure Marke vermittle ich meinen Mitmenschen, dass ich finanziell stabil bin und komme so in die entsprechende Peer-Group. Würde ohne Markenprodukte weniger konsumiert? Paula: Nein. Man kauft sich so oder so immer neue Kleidung, mal für den Frühling, mal für den Winter. Der Konsum hat in diesem Sinn überhaupt nichts mit Marken zu tun. Alle: Theoretisch wird durch die teuren Marken sogar weniger konsumiert, denn wenn man nur zu No-Name-Ware greift, kauft man z. B. drei T-Shirts statt einem. 5 KONSUM GLOBAL GEDACHT Von Merle Casi mir Die Lange Reise >>einer Jeans De Da wir uts sL de ch o g o land d ing er M enä a ht. rke, w e Fran krei lch ed ie J ean In L ch – än letzt dern w Kilom en S eter ie F ra ch s Grie chen liff. Du nkreich tand: ca. 4 rch land b eko d !) wi rd s as Was mmt di 5.000 ie „S c km e Je tone hen mit ans - Wa i B h i ren mss shed tein “. (aus Tunesien sv erk auf de nze a l f gop benfa ndi e er I und d us ellt a n est ole en i r d i n P o h e r g l o P r w ndig iert. o t I por Zuv stoff ans b r r t a n F esie Tun t, r Sto d der ßend ien wir r a nschlie lg A u t. h c In B a m e ina in N rmer g der Ch o h c knitterä s de Bangla Indien, Bulga -K ilometer Das Garn stand ca wird blau . 8.000 k gefärbt. nach Taiw m Anschlie an versc ßend wir hickt. d es m 0 k Garn 0 0 s a. 3 . D a : c nen and e s p o n t s g r ete a r n i e n . m uG es Kilo wird z ch Tun i a e rke w o l l e n n Tü Baum Färb ie um D 6 and eterst del ff vere ilom ien – K kom mt z Name: Merle Casimir Alter: 14 Jahre Wohnort: Frankfurt Schule: Musterschule Hobbys: Klavier spielen, en, Rudern, Lesen, Musik hör Freunde treffen Egal, ob dunkelblau, ausgewaschen, durchlöchert oder beschichtet – ehe eine Jeans bei uns im Laden hängt und später bei uns im Kleiderschrank, hat sie schon eine beachtliche Weltreise hinter sich. Wir haben mal eine Jeans auf ihrem Weg begleitet und geschaut, was an den einzelnen Stationen passiert. s: Jetzt heißt e den! Ab in den La wieder in Jeans wird e lau er b ach n alls m .000 k d her un ca. 30 . weic lt, d.h er wie in Länd r e d ir dw ickt. versch n ie e r e Näh Die fertige rschickt. ichtungen ve alle Himmelsr ter. Am uhr tickt wei Die Kilometer r als eh m Jeans oft Ende hat die gt. le eter zurückge 50.000 Kilom km nd: 0 d i e B a u m a t s r te ird Baum an w ome Kil ete chst an - w i e K a s a d i e g e e r n t t s h c ern ird Kasa Länd ort w r m e n u t . Vo n d h i c k t . In wa ba sc ange ürkei ver T wolle e in di wolle Taiw a n - Kilo Das m blaue B a u m etersta Jean nd c sstof w ollga f ver a. 20 rn w nach a r .000 b ird in eitet. Bulga km We b e Der a rien. reien ngefe rtigte zum Stoff muss Indie n Kilom , Banglad e eters In Zh tand sh oder Ch ongsh c i a. 35 an, d in etw .000 na – er Te a 5.0 k x m t il h 0 aup 0K u nter a ndere tstadt leider fabrik China m für en ru s, arb nd 40 bekan eiten 0.000 nte U S-Ma A r b eiter, rken. 7 KONSUM GLOBAL GEDACHT Einen animierte n Clip zum Them a Konsum und Pr oduktion gibt es hier ›› youtube.co m/user/ mitverantw ortung Coole Jeans: Und wie werden sie hergestellt? Wir alle tragen und kaufen Jeans. Möglichst billig soll sie sein und ein bisschen abgewetzt und cool aussehen. Und natürlich gut sitzen. Aber wie kriegen die Jeanshersteller den coolen Gebrauchtlook einer Jeans eigentlich hin? Von Li Bra ndt Name: Li Lu cy Brandt Alter: 13 Wohnort: Wie sbaden Schule: Gut enberggymna sium Hobbys: Reite n, Tanzen, Schwimmen, Musik hören, Lesen 8 Ein paar Fakten und Zahlen: Die ersten Jeans wurden im 16. Jahrhundert in Italien von Matrosen in Genua erfunden. Man taufte sie „Blu di Genova“ und auf Englisch „Blue Jeans“. 1850 brachte ein deutscher Kaufmann namens Levi Strauss die Jeans nach San Francisco zu den Minenarbeitern und sorgte damit für die weltweite Verbreitung der Jeans. Heute allerdings wird ein Drittel aller Jeans in China hergestellt. In der Hauptstadt der chinesischen Textilindustrie gibt es ca. 5.000 Fabriken und über 400.000 nicht gut bezahlte Arbeiter. Meistens arbeiten sie 14 bis 16 Stunden am Tag, und das sieben Tage in der Woche und am Ende springt dennoch nicht mehr als 1 Prozent Lohn für sie raus. 50 Prozent des eingenommenen Geldes geht an den Einzelhandel (Ladenmiete, Geschäftsgewinn, usw.), 25 Prozent gehen an die Markenfirma (Entwicklung, Design, usw.), 13 Prozent Materialkosten und 11 Prozent Transportkosten. Dazu werden etliche Chemikalien benutzt, die Umwelt leidet darunter und die Menschen auch: Durch Sandstrahlen, mit denen die Jeans zusätzliche Details geblichen bekommt, frisst sich Sandstaub in die Lunge der Arbeiter. Je dunkler die Jeans sein soll, desto mehr Chemikalien werden benutzt. Für die Herstellung nur einer Jeans werden bis zu 8.000 Liter Wasser verbraucht. Und bis die Jeans endlich bei ihrem zukünftigen Besitzer angekommen ist, hat sie mitunter schon über 50.000 Kilometer hinter sich. Die meisten Menschen denken, dass nur billige Jeans, die nicht mehr als 10 Euro kosten, so entstehen, aber das stimmt nicht, denn auch die meisten Markenjeans werden auf diese Weise hergestellt. Es geht besser: Von Leon Born emann Öko-Jeans für einen fairen und nachhaltigen Konsum Nachgefragt bei Berndt Hinzmann vom INKOTA-Netzwerk, dort zuständig für die Kampagne für saubere Kleidung. Leon Bornemann: Was muss man sich unter einer Öko-Jeans vorstellen? Berndt Hinzmann: Eine Jeans, die umweltschonend und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wird. Definitiv ist 100 Prozent fair und öko derzeit ein Nischenangebot. Drei Initiativen seien genannt, die sich dem komplexen Thema und den Problemen in der globalen Lieferkette widmen: Fair Wear Foundation (FWF), Fairtrade (FLO), der Global Organic Textile Standard (GOTS). Was können Unternehmen tun, um ökologisch und fair, also nachhaltig zu produzieren? Die Fashion-Branche kann dem Textil-Bündnis beitreten und sich somit zu den bestehenden Techniken und Initiativen verpflichten. Das Textil-Bündnis versucht auf freiwilliger Basis andere Rahmenbedingungen zu setzen. Die Erfahrungen der Kampagne für Saubere Kleidung und INKOTA aus über 20 Jahren zeigen aber, dass freiwillige Selbstverpflichtungen in Sachen Menschenrechten bei der Arbeit nicht weit genug führen. Verpflichtende und weiterführende gesetz liche Rahmen bedingungen in Sachen Menschenrechten bei der Arbeit sowie sozialer und ökologischer Standards sind notwendig. Gibt es Gründe für Unternehmen, faire und ökologische Kleidung anzubieten? Sicherlich. Die UN-Leitlinien für „Wirtschaft und Menschenrechte“ sprechen davon, dass international operierende Unternehmen in Bezug auf ihre Zulieferer-Betriebe eine Sorgfaltsplicht haben. Was können Verbraucher für einen nachhaltigen Konsum tun? Als Kampagne haben wir gute Erfahrungen gemacht, wenn beim Einkauf kritisch nachgefragt wird. Dazu haben wir die KundInnenkarte „Können Markenklamotten IN sein, wenn Arbeitsrechte OUT sind.“ Unter dem Motto „Fast Fashion kills“ kamen Hunderte von Jugendlichen zur Eröffnung von PRIMARK am Alexanderplatz in Berlin und haben für öko-faire Herstellung von Bekleidung kreativ protestiert. Kann man davon ausgehen, dass teure Markenjeans nachhal tiger hergestellt werden als billige No-Name-Jeans? Der Preis ist keine Aussage über die enthaltenden Standards. Oft trifft sogar das Gegenteil zu: Der Fashion-Trend „Used Look“ oder „Vin tage“, also sandgestrahlte Jeans, kostet viele Menschen das Leben. Trotz Versprechen hochpreisiger Jeansmarken wird in China oder Bangladesch weiter so produziert. Wächst der Markt für nachhaltige Kleidung? Das Interesse an fair und ökologisch hergestellter Bekleidung nimmt zu. Auch unter Jugendlichen wächst das Interesse an globalen Zusammenhängen. Nicht wenige sagen, es ist untragbar, wie derzeit Bekleidung hergestellt wird. Die Beteiligung an öffentlichen Aktionen des INKOTA-Netzwerks oder auch an Online-Aktionen ist gestiegen. Die Modebranche sollte unbedingt die Zeichen der Zeit erkennen. INKOTA ›› www.inkota.de Clean Clothes Campaign – Kampagne für Saubere Kleidung Ein T-Shirt für 29 € – was steckt im Preis? 59 % Profit der Marke 12 % 17 € Handelsspanne Materialkosten Transportkosten 8 % 8 % Zwischenhändler 3,40 € 2,19 € 4 % Profit Lieferant in Bangladesch Fixkosten Zahlung an ArbeiterInnen 3,61 € 4 % 0,9 % 0,6 % 1,20 € 1,15 € 0,27 € 0,18 € 9 KONSUM GLOBAL GEDACHT Von Leon B Smartphones: ornemann Der Lebenszyklus eines Handys: von der Mine zum Verbraucher Im September 2014 begann der Verkauf des neuen iPhone 6. Hunderte Menschen standen vor den weltweit 400 AppleStores Schlange. Es ist die achte Generation, dabei ist das iPhone erst im Jahr 2007 eingeführt worden: Neue Handys haben tolle Technik, aber nur eine kurze Lebenszeit. Muss das so sein? ensz y g? lin 1. Leb Rec yc 10 ensz y 3. Le be n sz y Mehr dazu auf den Seiten 16 / 17 2. Leb ase sph klu „Hurra, bald schon gibt es ein neues Modell!“ ase h p s klu Produktionsphase Apple lässt seine iPhones auch in der chinesischen Stadt Shenzhen vom Partnerunternehmen Foxconn herstellen. Hier wird ebenfalls mit gesundheits- und umweltschädlichen Chemikalien gearbeitet und viel Energie verbraucht. Nach vielen Skandalen und Beschwerden in den FoxconnWerken und Medienberichten hat Apple reagiert und zusammen mit dem chinesischen Produktionsunternehmen die Wochenstundenzahl gesenkt. Das Fatale: Die Arbeiter verdienen auch weniger. Man könnte ihnen eher helfen, wenn man neben einer Senkung der Arbeitsstunden den Grundlohn beibehält oder gar erhöht. Es ist ein Konfliktthema zwischen Apple/ Foxconn auf der einen Seite und Menschenrechtsorganisationen auf der anderen Seite. Auch andere bekannte Smartphone-Hersteller lassen auf ähnliche Weise produzieren. ase sph klu Rohstoffgewinnung und -aufbereitung Für das Innenleben eines Handys oder Smartphones werden verschiedene Metalle (Rohstoffe) abgebaut. Diese kommen aus Minen, hauptsächlich in Schwellen- und Entwicklungsländern wie Südafrika oder Kongo. Riesige Wälder werden dafür gerodet. Um die Metalle aus dem Gestein zu lösen, werden auch giftige Chemikalien eingesetzt. Jährlich werden so hunderte Tonnen Kupfer und Erdmetalle aus den Minen gefördert. 1,5 Milliarden Handys enthalten insgesamt etwa 375 Tonnen Silber, 36 Tonnen Gold und 14 Tonnen Palladium. Ganz schön wertvoll! Die Minenarbeiter aber verdienen nur wenig Geld. Nachdem 30 Metalle, die in einem Handy stecken, abgebaut wurden, werden sie in großen Industrieanlagen aufbereitet. Diese Anlagen verbrauchen eine Menge Energie und Öl – eine immer knapper werdende Ressource der Erde. „Musst Du das unbedingt haben? … und wohin bloß mit dem alten Gerät?“ Auslieferung und Gebrauch Aus China werden die fertigen Geräte in die ganze Welt geliefert. Smartphones werden täglich, von vielen sogar minütlich genutzt: Es werden Nachrichten verschickt, im Internet gesurft und Anrufe getätigt. So verbraucht man Strom, das nennt man versteckter Stromverbrauch. Obwohl das Smartphone einen Akku hat, wird in den Anlagen der Technikkonzerne Energie verbraucht, um das Funknetz solide zu betreiben. Ein Smartphone ist in seinen drei Lebenszyklusphasen – vom umweltschädlichen Abbau und der energiereichen Aufbereitung der knappen Rohstoffe, über die sozial-problematische Produktion bis zum Gebrauch – unzählige Kilometer um die Welt gereist. Doch spätestens beim Verkaufsstart des Geräts sind diese Probleme für Millionen Käufer aus aller Welt nebensächlich. Arbeitszeit-Vergleich: Beim chinesischen Unternehmen Foxconn müssen die Angestellten 60 Stunden arbeiten. In Deutschland darf man maximal 48 Stunden pro Woche arbeiten und man muss Ruhepausen einlegen. Ein fair produziertes Handy: Gibt es das? Karoline Dotterweich hat sich bei Julia Otten von Germanwatch und dem Projekt MakeITfair umgehört. Was bedeutet „fair“ im Zusammenhang mit Handys? Die komplexe Produktionskette von Handys oder Computern ist eine große Herausforderung, um IT-Geräte fair zu gestalten. Faire Geräte müssen vielen Kriterien genügen: ›› Sozial verträglicher und nachhaltiger Abbau der 30 Metalle ›› Menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei der Produktion müssen gewährleistet sein: Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit; Zahlung von existenzsichernden Löhnen ›› Recyclingmöglichkeiten Wer kam auf die Idee des fairen Handys? Das niederländische Unternehmen Fairphone. Diese Initiative ist ein Vorbild für die gesamte Branche und kann bei großen Markenherstellern eine positive Dynamik in Gang setzen. Kann ein faires Handy genau so viel wie ein handelsübliches Smartphone? Fairphone hat eine ähnliche Ausstattung und ist absolut gleichwertig zu den gängigen Angeboten. Die WegwerfGesellschaft: makeITfair ist ein Projekt, das sich mit der Elektronikindustrie, insbesondere mit der Produktion von Unterhaltungselektronik wie Smartphones und Laptops, auseinandersetzt. In Deutschland wird makeITfair von der Organisation German Watch e.V. mitgetragen. Außerdem sollen junge Menschen dazu bewegt werden, über ihre Konsumentscheidungen nachzudenken. Unter welchen Bedingungen wird das Handy hergestellt? Fairphone stellt selbst klar, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch kein hundertprozentiges faires Smartphone hergestellt werden kann, aber in einzelnen Bereichen Verbesserungen erreicht wurden: ›› zwei Rohstoffe (Zinn und Tantal) „konfliktfrei“ beziehen, ›› ein umweltfreundliches, reparaturfähiges Design haben, ›› die gesamte Lebensspanne des Geräts, einschließlich Recycling, betrachten, ›› faire Produktionsbedingungen anstreben sowie ›› die Kosten und Preise für Verbraucher transparent machen. Wie überprüfen Sie die Produktionsbedingungen dieses Handys? Wir versuchen verschiedenste Berichte, vor allem von lokalen Menschenrechtsorganisationen, zu analysieren und den Markt zu beobachten. Darüber hinaus gibt es erste Versuche Handys auch in Bezug auf Fairness zu ranken und zu vergleichen. Interessieren sich die Verbraucher für ein faires Handy? Bislang ist der Markt von alternativen, faireren Produkten noch klein, aber die Nachfrage ist da. Wichtig wäre aber insgesamt ein bewussterer Umgang innerhalb der Gesellschaft mit IT-Geräten, vor allem aber eine längere Nutzung. Damit belasten wir Menschen und Umwelt in der Produktion deutlich weniger. Jedes Jahr ein neues Handy? Von Leon Bornemann Weltweit gab es 2014 nach einer Statista-Prognose etwa 1,76 Milliarden Smartphone-Nutzer, Tendenz steigend. Und viele Tarif-Anbieter wie Vodafone oder 1&1 nutzen derzeit den Smartphone-Boom und bieten ihren Kunden einen Vertrag inklusive des neuesten Modells einer Smartphone-Reihe an. Das bedeutet, sobald ein neues Smartphone aus einer Reihe eines Herstellers auf den Markt kommt, können die Kunden ihr altes Smartphone gegen ein neues Modell umtauschen – meist ohne dafür zahlen zu müssen. Da die Hersteller wie Samsung oder Apple derzeit fast jährlich ein neues Smartphone aus einer Reihe vorstellen, bekommt der Kunde des Tarif-Anbieters folglich etwa alle 12 Monate ein neues Handy. Aber auch ohne Vertrag wünschen sich die meisten Smartphone-Nutzer nach ca. einem Jahr ein neues Gerät. Aber mal ehrlich: muss das so sein? Und wenn ja, was passiert mit den Millionen alten Geräten? 11 DEIN WISSEN, DEINE STÄRKE Von Leon Bornemann Informationen für Verbraucher Was Verbraucher wissen wollen Ein ansprechendes Logo auf der Verpackung mit einer glücklichen Familie darunter, die eine scheinbar „heile Welt“ ausstrahlt, ist für den Verbraucher heutzutage nicht mehr kaufentscheidend. Die Konsumenten möchten mehr über das Produkt erfahren – vor allem über die unsichtbaren Qualitäten. Die Verbraucher möchten dem Produkt vertrauen und mit gutem Gewissen einkaufen, dies wird auf dem Markt von Kampagnen und von Unternehmen selbst ausgenutzt: Durch Verbraucherinformationen und Gütesiegel auf der Verpackung, etlichen Warentests und einer starken Pressearbeit beeinflussen so genannte Nichtregierungsorganisationen (NGOs), wie zum Beispiel Germanwatch oder Greenpeace, das Verhalten von Unternehmen und Gesellschaft. Sie präsentieren dem Kunden die in ihren Augen besten und mangelhaftesten Produkte. Dies hat enorme Folgen für den Markt, denn durch diese Kritiken, Diskussionen und Rankings entscheiden (und manipulieren) die NGOs den Konsum, entscheiden durchaus auch über Erfolg oder Pleite von Produkten. Der Verbraucher lässt sich durch diese Organisationen, bzw. deren kleine Gütezeichen auf der Verpackung, das für Nützlichkeit und Glaubwürdigkeit steht, lenken und beeinflussen. Manchmal reagie ren die Unternehmen auf die Kritik und verbessern etwas, oft aber greifen sie in die Trickkiste und entwerfen eigene Siegel und Zeichen, die dem Kunden Vertrauen vorspielen sollen. Gesetzlich ist das nicht verboten. Als Orientierungshilfe dienen die über hundert Siegel in Deutschland nur bedingt, denn der Verbraucher verliert den Überblick, für was ein Gütezeichen nun wirklich steht und worüber es Auskunft gibt. Dagegen geht die Verbraucher Initiative e. V. an, indem sie zum Beispiel deren Kriterien per SmartphoneApp auflistet und damit etwas Licht in den Gütesiegel-Dschungel bringt. „Konsum ist Ziel und Zweck der Produktion; die Interessen der Produzenten sind nur in dem Maße zu berück sichtigen, wie sie die Verbraucherinteressen fördern.“ Adam Smith, Wohlstand der Nationen Wer informiert die Verbraucher? Verbraucherschutz und Verbraucheraufklärung betreiben sowohl staatliche Institutionen wie Ministerien und Bundesämter, aber auch nichtstaatliche (zivilgesellschaftliche) Organisationen. Hier gibt es einen Überblick über die Akteure. 12 Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) ist zuständig für Verbraucherpolitik, Verbraucherschutz und allgemeine Angelegenheiten der Verbraucherinformationen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Bundeseinrichtungen, die wirtschaftliche und gesundheitliche Interessen der Verbraucher vertreten. Zum Beispiel das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebens mittelsicherheit (BLV). Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ) ist Mitglied des 2005 geschaffenen Netzwerks der Europäischen Verbraucherzentren (ECC-Netz-European Consumer Centres Network). Sie informieren die Verbraucher über ihre Rechte beim Einkauf in Europa oder helfen bei Problemen mit einem ausländischen Händler. Nationale Verbraucherorganisationen sind Verbraucherzentralen, die Verbraucherinitiative e. V. oder die Stiftung Warentest. Diese zivilgesellschaftlichen Einrichtungen vertreten die Interessen der Verbraucher in der Öffentlichkeit und gegenüber Politik, Verwaltung, Unternehmen und Wirtschaft. Verbraucher werden über die Medien informiert: Zum Beispiel spezielle Magazine wie „test“ und „Finanztest“ der Stiftung Warentest oder Publikationen wie „Öko-Test“, TV-Magazine von Fernsehsendern wie ARD oder ZDF. Darüber hinaus orientieren sich Verbraucher bei ihren Konsumentscheidungen zunehmend an Produktbewertungen im Internet, in den sozialen Medien oder durch Verbraucher- und Vergleichsportale. Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sensibilisieren die Öffent lichkeit über politische und unternehmerische Praktiken. > Siehe auch Seite 14 Good Practice – Initiative von Nestlé „Qualität bedeutet mehr“: Bis Ende 2015 sollen Qualität und Herstellung der Produkte in den vier Dimensionen Ernährung, Sicherheit, Umwelt und Gesellschaft optimiert werden. Dazu können sich Verbraucher im Supermarkt über QR-Code informieren. Was Unternehmen bieten – was Unternehmen wollen Unternehmen informieren Gute Produkte allein reichen für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens nicht mehr aus. Die Verbraucher interes sieren sich heute auch für die sozialen und ökologischen Bedingungen, unter denen ein Produkt hergestellt wurde, und richten ihre Kaufentscheidung danach aus. Freiwilliges Engagement – CSR Für immer mehr Unternehmen ist die freiwillige Übernahme von sozialer, ökologischer und ökonomischer Verantwortung Grundlage ihres Handelns und nicht mehr von ihrem Kerngeschäft zu trennen. Dieses Engagement nennt man Corporate Social Responsibility, kurz CSR. Dabei geht es darum, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, auch wenn die Firmen rechtlich nicht müssen. So ist zum Beispiel die Forderung eines deutschen Textil-Unternehmens an seine Zulieferer in Ländern wie Bangladesch oder Indien, dass ihre Produkte ausschließlich ohne Kinderarbeit hergestellt, Menschenrechte eingehalten und anständige Löhne gezahlt werden, nur eine Maßnahme. Aktivitäten für soziale Projekte auf internationaler, nationaler oder regionaler Ebene, die Unterstützung und Förderung der eigenen Mitarbeiter oder Engagement für den Umweltschutz durch ökologisch nachhaltige Produktion sind ebenfalls CSR-Maßnahmen. sich werben. Allerdings interessieren sich die Verbraucher neben Preisen, Gebrauchsqualitäten, Funktionstüchtigkeit oder Haltbarkeit auch für die verborgenen Qualitäten eines Produkts: die Vertrauenseigenschaften. Nur fürs Image? Ein gutes Image ist verkaufsfördernd: Wenn Verbraucher von dem positiven Agieren eines Unternehmens überzeugt sind, belohnen sie das durch den Kauf der Produkte. Engagieren sich Unternehmen also nur für ihren guten Ruf und eine Gewinnmaximierung? Wirtschaftsunternehmen sind keine sozialen Einrichtungen, deshalb muss ihr Engagement nicht nur der Gesellschaft, sondern auch ihnen einen Nutzen bringen. Wichtig ist, dass die CSR-Aktivitäten in das eigentliche Kerngeschäft integriert werden. Dann profitieren alle von dem unternehmerischen Engagement. Gutes tun und darüber reden Transparenz und Kontrolle Unternehmen reden über ihr Engagement für Mensch und Umwelt. Sie möchten als verantwortungsvolles Unternehmen wahrgenommen werden und neue Kunden gewinnen. Wenn nur das Profitstreben im Vordergrund steht, das auch noch schädlich für Gesellschaft und Umwelt ist, kommt das bei Verbrauchern nicht gut an. Deshalb kommunizieren Unternehmen über ihr Engagement. Sie tun dies zum Beispiel in CSR-Berichten, die jährlich veröffentlicht werden, auf ihren Fanseiten bei Facebook und in anderen sozialen Medien und natürlich auf ihrer Internetseite. Sie werben mit ihrem sozialen und ökologischen Engagement, ähnlich wie sie für ihre Produkte an Freiwilliges Engagement unterliegt keiner gesetzlichen Regelung. Wie können Verbraucher also den CSR-Aktivitäten vertrauen? Viele Unternehmen lassen sich freiwillig kontrollieren und sind Mitglied von Verbänden und Gütegemeinschaften wie zum Beispiel FairTrade, die Produkte aus fairem Handel kennzeichnet. Außerdem gibt es Anreize für Unternehmen für CSR-Engagement. So verleiht die Bundesregierung jedes Jahr einen CSR-Preis. Das Institut für ökologische Wirtschaftsordnung (IÖW) und „future verantwortung unternehmen“ führen seit 1994 ein Ranking für die besten Unternehmensberichte durch. 13 DEIN WISSEN, DEINE STÄRKE Von e Do Karolin tterwe Schutz für den Verbraucher Der Staat, NGOs und Verbraucherorganisationen In zunehmend komplexeren Märkten und Angeboten und einer rasant fortschreitenden technologischen Entwicklung brauchen Verbraucher Organisationen und Institutionen, die in der Wirtschaftswelt Orientierung bieten. Verbraucherpolitik: Was ist die Aufgabe des Staates? Die Verbraucherpolitik hat wie kaum ein anderer Politikbereich an Bedeutung gewonnen. Der Staat steht durch das Setzen von Rahmenbedingungen in der Pflicht, Verbrauchern den Konsumalltag zu erleichtern. Je mehr Wahlmöglichkeiten Verbraucher haben und je mehr Eigenverantwortung sie tragen sollen, desto mehr Unterstützung muss ihnen für ihre Entscheidungen gegeben werden. Es ist die Aufgabe des Staates, für den Ordnungsrahmen zu sorgen, in dem er für einen ausreichenden und fairen Wettbewerb der Anbieter am Markt sorgt und für Gesetze und Regeln, die den Verbraucher vor gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gefahren schützen. Sprachrohr für die Bürger: Nichtregierungsorganisationen (NGOs) 14 In einer globalisierten Welt gestalten private und internationale Bürgerinitiativen das Weltgeschehen entscheidend mit. NGOs gelten als die globalen und nationalen Störenfriede gegenüber dem Handeln von mächtigen Weltkonzernen und Regierungen, engagieren sich für das Gemeinwohl und handeln nicht gewinnorientiert. Jede NGO vertritt ihren besonderen Schwerpunkt. Typische Themenfelder der NGOs sind Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Gesundheit, Umwelt, Frauenrechte, Ernährung, Kleidung oder Tierschutz. Aufgrund ihrer staatlichen Unabhängigkeit genießen NGOs in der Regel großes Vertrauen in der Bevölkerung und in den Medien. Sie gelten als Mahner für ökologische, ökonomische und soziale Missstände und als Sprachrohr für Bevölkerungsgruppen, die auf politischer Ebene sonst wenig Gehör finden. ich Verbrau ch & Stiftu erzentrale ng was ist d Warentest – er Unter schied? Die Ver brauch erze Name: Karoline Dotterweich Alter: 15 Jahre Wohnort:sMaintal n, Hobbys: Reiten, Backe sch Geschichten reiben ntrale b miert d erät un ie Verbr d infora u c her spe währen ziell zu d die Sti m ft Problem u n g Wa r und Die , entext P nstleistu r o n d gen dur ukte Untersu ch verg chunge leichen n testet. de Die Rolle der sozialen Netzwerke Soziale Netzwerke sind Teil des täglichen Lebens geworden. Die Nutzer wollen mit anderen in Kontakt bleiben. Doch Soziale Netzwerke können noch viel mehr: sie bewegen Massen und bilden Meinungen. Jeder, der einen Internetzugang hat, kann teilnehmen. Das macht den Erfolg aus. Firmen nutzen soziale Netzwerke, um über Facebook oder Twitter auf ihre Produkte aufmerksam zu machen. So beeinflussen sie die Kaufentscheidungen der Menschen. Werbung im Internet hat heute einen größeren Einfluss als Fernsehwerbung. Auch Kaufempfehlungen anderer Kunden wirken positiv. Netzwerke können aber auch für gezielte Kampagnen eingesetzt werden. Diese funktionieren über das Internet schnell und erreichen viele Personen. Auch gegen Unternehmen können Kampagnen gestartet werden. Greenpeace hat das vorgemacht. Weil der Konzern Nestlé Palmöl von Anbauflächen verwendete, für die Regenwälder abgeholzt wurden, wurde zu Protesten aufgerufen. Als massenhaft Kunden auf die Greenpeace-Kampagne reagierten und sich beschwerten, versprach der Konzern in Zukunft nur noch Palmöl von zertifizierten Anbauflächen zu verwenden. Leider werden aber auch solche Kampagnen missbraucht. Es ist möglich, dass damit ganz andere Interessen verfolgt werden. Nicht alle Informationen in sozialen Netzwerken sind automatisch richtig. Mit falschen Informationen ist es möglich, Menschen zu manipulieren und aufzuhetzen, um z.B. unliebsame Konkurrenz aus dem Weg zu räumen. Trotz dieser Risiken sind soziale Netzwerke heute ein guter Weg, Interessen zu bündeln und gemeinsam etwas zu bewegen. Für die Unternehmen, aber auch für die Verbraucher. Unabhängige Verbraucherorganisationen Verbraucherorganisationen sind unabhängig und gemeinnützig. Vielfach werden sie durch die öffentliche Hand unterstützt. In 16 Bundesländern gibt es Verbraucherzentralen. Sie sind erste Ansprechpartner für eine umfassende Verbraucherinformation und Beratung. Zu ihren Kernaufgaben zählen: ›› ›› ›› ›› Rechtsverstöße verfolgen durch Abmahnung und Klagen Verbraucherinteressen auf politisch-parlamentarischer Ebene vertreten Medien und Öffentlichkeit über wichtige Verbraucherthemen informieren unabhängig und individuell beraten ›› ›› Verbrauchern einen Überblick bei Produkten und Dienstleis tungen verschaffen in der Jugend- und Erwachsenenbildung Aktionen, Projekte und Ausstellungen zu interessanten Verbraucherthemen durchführen 15 BEWUSST KONSUMIEREN Recyceln, tauschen, wiederverwenden Viele Elektrogeräte, die heute gekauft werden, haben bald schon wieder ausgedient, landen im Müll oder verschwinden im Schrank oder in der Schublade. Wenn man bedenkt, wie viele Ressourcen nötig sind, um die Produkte herzustellen, ist das kein optimales Ende. Was sind die Alternativen? Wohin mit dem „alten“ Handy? 16 Was passiert mit einem Gerät, wenn man es nicht mehr benötigt? Etwa 100 Millionen Handys versauern nach einer Bitkom-Studie in deutschen Schubläden. Egal ob sie noch gebrauchsfähig oder defekt sind. Somit ist die vierte und letzte Lebenszyklusphase eines Handys ( > Seite 10) die längste. Und das, obwohl in einem Handy umgerechnet etwa 44 Kilo Ressourcenverbrauch stecken. Gibt es keine bessere Möglichkeit für das Altgerät, als in der Schublade vor sich hin zu dösen? Auf keinen Fall sollte man das Handy in den Hausmüll werfen. Denn darin stecken wertvolle und knappe Rohstoffe, außerdem können giftige Chemikalien austreten. Außerdem gibt es Alternativen, das Handy zu entsorgen, die deutlich umweltfreundlicher sind. Funktioniert das Handy noch einwandfrei, kann man es verkaufen oder verschenken. Man kann es auch einer gemeinnützigen Organisation spenden, wie zum Beispiel dem NABU. Ist das Handy noch gebrauchsfähig, wird es oft als ReUse-Gerät ins Ausland weiterverkauft. Ist das Handy wirklich kaputt, sollte man es zu einem Wertstoffhof bringen. Die ungefähr 60 verschiedenen Stoffe, die sich in nur einem einzigen Gerät befinden, werden dort neu aufbereitet und recycelt. Ob weiterverkauft oder verschenkt, als ReUse-Gerät ins Ausland gesandt oder neu aufbereitet. All diese Wege, ein altes Handy wieder in den Umlauf zu bringen, schonen die Umwelt. Über das Internet lassen sich übrigens bequem Sammelstellen in der Umgebung finden. Wer sein Handy nicht extra zu einer Sammelstelle bringen möchte, kann sich im Internet auf der Website der Deutschen Post eine kostenlose Versandmarke für Elektrogeräte ausdrucken, das Handy verpacken und in den nächsten Briefkasten werfen. Schwarze Schafe unter den Altkleidersammlern Allerdings wie so oft, wenn Menschen Handel treiben: Auch die Altkleider-Branche ist zum Teil ein undurchsichtiges System. Was passiert wirklich mit den abgegebenen Sachen? Dient die Altkleidersammlung tatsächlich einem guten Zweck? Wenn ein karitativer Zweck nur vorgetäuscht wird, es tatsächlich aber immer mehr Firmen gibt, die verdeckt Handel mit den Altkleidern treiben, dann ist das Betrug. FairWertung, das bundesweite Netzwerk aus gemeinnützigen und kirchennahen Orga- nisationen, sorgt für Transparenz beim Sammeln und Verwerten von gebrauchter Kleidung. Man klärt über den globalen Handel auf und entschärft die Bedenken, dass Second-Hand-Kleidung aus Europa den Handel der heimischen Textilproduktion in Afrika zerstöre. Für viele Afrikaner ist der Altkleiderhandel die einzige Möglichkeit, qualitativ hochwertige Kleidung für wenig Geld zu erstehen – und: Der Handel mit Kleidung aus zweiter Hand schafft Arbeitsplätze vor Ort. ›› www.fairwertung.de Von e Dot Karolin terweic h Wohin mit den „ „alten Klamotten? Wenn die Jahreszeiten oder das Modeempfinden wechseln, kauft man sich neue Klamotten und es muss Platz geschaffen werden im Schrank. 1,5 Milliarden Textilien werden in deutschen Haushalten jedes Jahr aussortiert und in die Altkleidersammlung gegeben. Entweder in Kleiderkammern, in Müllbeutel bei Straßensammlungen oder in die Container, die am Straßenrand stehen. Viele gemeinnützige und kirchliche Organisationen führen seit langem Sammlungen durch und nutzen sie für ihre karitative Arbeit. Die Kleidung kommt sozial Bedürf tigen oder Flüchtlingen zugute. Allerdings wird nur ein geringer Teil für gute Zwecke in Deutschland benötigt, das meiste wird an Textilsortierbetriebe im In- und Ausland verkauft. Intakte und modische Kleidung wird als SecondHand-Kleidung weitergehandelt. Das schont nicht nur Ressourcen, sondern auch den Geldbeutel und ist sozial und ökologisch verträglich. Die Verwertung von gebrauchter Kleidung hat sich also zu einem richtigen Wirtschaftszweig entwickelt. Gut erhaltene Sachen werden beispielsweise nach Osteuropa, Afrika oder in den Mittleren Osten verkauft. Ökologisch, aber auch sozial gesehen ist die Wiederverwertung von Altkleidung sinnvoll, da sie Menschen Arbeit gibt. 17 BEWUSST KONSUMIEREN Vo line D n Karo otterwe ich Tauschen statt kaufen: Sharing Economy scan! 18 Klamotten, Zimmer, Autos, Werkzeug und sogar Hunde: All dies und noch viel mehr wird in der Sharing Economy geteilt. Doch was ist mit dem Begriff überhaupt gemeint? Damit wird ein Trend bezeichnet, bei dem Privatpersonen alle möglichen Gegenstände oder Räume teilen und tauschen, anstatt neue Produkte zu kaufen und zu besitzen. Damit spart man Geld und Ressourcen. Das Prinzip klingt neu und ziemlich alternativ innerhalb einer Wirtschaftsordnung und Konsumgesellschaft, die auf Wachstum, Produktion und den ständigen Erwerb neuer Produkte ausgerichtet ist. Doch so neu ist das Konzept nicht: Menschen haben immer schon geteilt und getauscht. Das globale Ausmaß aber, das die Sharing Economy als alternative Wirtschaftsform erreicht hat, ist neu. Verantwortlich dafür ist das Internet. Millionen User nutzen die verschiedenen Sharing-Websites. Der „Kleiderkreisel“ etwa macht einfaches Klamottentauschen möglich: Nicht mehr passende Teile landen bei neuen Besitzern anstatt im Müll oder im Altkleidercontainer. Auf der Internetseite „Airbnb“ werden Privatwohnungen in fast jeder Stadt der Welt geteilt. Die US-Firma Uber bietet über das Internet Mitfahr angebote an. Auch FoodSharing ist in Städten beliebt und wird im Netz organisiert. Ein paar Anmerkungen zur Sharing Economy Oder doch eher „ „Teilen und verdienen ? Doch auch wenn die Idee nachhaltig und umweltschonend ist, hat sie ihre Kehrseite. Das durch den Tausch eingesparte Geld wird wieder investiert, beispielsweise in eine Urlaubsreise, die die CO2-Bilanz wieder in die Höhe treibt. Rechts- und Versicherungsfragen sind ebenfalls ungeklärt. Außerdem bleibt zu hinterfraWenn man Klei dungsstücke, gen, ob die Sharing Economy nicht besonders den Armen die man nicht mehr trägt, an einen Second-Handund Schwachen schadet. Gerade das Wohnungsgeschäft Laden oder auf dem Flohm entwickelt sich zu einer Einnahmequelle für Eigen arkt verkauft, hat m an selbst auch tümer – denn teilen kann nur, wer etwas hat. Sozial was davon. Man kann die Klam schwächer gestellte oder arme Menschen sind otten aber auch mit Fr eu nden und Freu ebenso auf Jobs angewiesen, die wegen der Teilndinnen tausch und Swapping en Parties verans und Tauschwirtschaft akut bedroht sind, wie zum talten – dann hat man sogar noch Beispiel Zimmermädchen im Hotelgewerbe. Hinter Spaß dabei. vielen Internet-Anbietern der grundsätzlichen nachhaltigen Idee stehen private Investoren, die die Tauschbörse zu einer profitorientierten Dotcom-Firma machen. Die Tauschwirtschaft ökonomisiert nun zum Teil auch die Bereiche, die zuvor frei davon waren. So heißt es in der „Zeit“ vom 15. Juli 2014: Was kannst du selbst tun? der Kleidung eignet sich für den Second-Hand-Markt der Altkleidung wird zu Putzlappen oder Rohstoff verarbeitet Gebrauchttextilien in Deutschland pro Jahr Viele Textilbetriebe sind in Niedriglohnländern angesiedelt Quelle: www.fairwertung.de, 2014 „Die Tauschwirtschaft ermutigt uns dazu, unser ganzes Leben als Kapital zu betrachten. Das Kinderzimmer steht leer? Lasst es uns an Touristen vermieten! Ich koche gerne? Warum nicht Abendessen-Events im Internet anbieten? Ich habe freie Zeit? Schnell per App als Handlanger verdingt.“ 19 Mit Verantwortung www.mit-verantwortung.de