Auf Klassenfahrt.
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Auf Klassenfahrt.
S LE & CHU JOB N o 0 4 / 1 2 -------------- j e t z t . d e Auf Klassenfahrt. HAGEBUTTENTEE, AUSBÜXEN UND DIE LETZTE REIHE IM BUS – EIN HEFT ÜBER DAS VERREISEN MIT DER SCHULE. Werde auch Du Teil des Erfolgs. Wo lernen optiMale perspeKtiven bietet. Karriere bei der bMW group. So kann die Zukunft kommen! Ob du eine Berufsausbildung starten möchtest oder ein Studium anstrebst: die BMW Group ist dein zuverlässiger Partner, wo immer du hinwillst. Berufsausbildung mit extra viel Zukunft: TaLEnt. Mit einer Ausbildung bei uns findest du einen optimalen Start in die Berufswelt. So wie Simone Frank, die als Auszubildende Teil unseres Erfolgs ist. Denn bei der BMW Group setzen wir auf TaLEnt („Talentorientiertes Lernen und Entwickeln“), eine einzigartige Form der Ausbildung, die sich an deinen individuellen Talenten und Stärken und an den Bedarfen des Unternehmens orientiert. Dabei dient das erste Ausbildungsjahr der Orientierung und ermöglicht dir Einblicke in andere Ausbildungsgänge. So hast du die Möglichkeit über den Tellerrand hinauszuschauen und deine Stärken und Talente kennenzulernen. Nach der gemeinsamen Basisqualifizierung können sowohl auf Basis der Bedarfe des Unternehmens als auch auf deinen persönlichen Wunsch Berufswechsel vereinbart werden. Einsteigen. Anschnallen. Durchstarten. Unser Bachelorprogramm. Du hast bald dein (Fach-) Abitur in der Tasche und planst ein Studium? Dann mach es wie Max Korehnke, der auf das perfekte Zusammenspiel aus Theorie und Praxis setzt. Unser SpeedUp-Programm bringt dich in Bestzeit zum Bachelor. Finanzielle Unterstützung und ein internationaler Einsatz sind nur ein Teil der tollen Extras. Mögliche Studiengänge: – Elektro- und Informationstechnik (HS Deggendorf) – Mechatronik/Elektrotechnik (HS Esslingen) – Fahrzeuginformatik (HS Ingolstadt) Weitere Informationen zu den Ausbildungsberufen und -standorten sowie die Möglichkeit zur Online-Bewerbung findest du unter: www.bmwgroup.com/ausbildung bzw. www.bmwgroup.com/speedup Tipps zur Bewerbung und alles rund um das Thema Karriere gibt es auch unter: facebook.com/bmwkarriere. Recruiting Liebe Leserin, lieber Leser, wenn man etwas lernen will, muss man sich auch mal an Orten umsehen, die etwas abseits der gewohnten Pfade liegen. Deshalb gibt es Klassenfahrten. Sie sollen konkret und erlebbar machen, was Schulbücher nur auf Bildern zeigen. Sie können aber noch mehr: Viele wichtige Dinge des Lebens macht man zum ersten Mal auf der Klassenfahrt, ein Bett beziehen zum Beispiel oder knutschen (Seite 48). Man lernt für sein Leben. Und ganz nebenbei können Klassenfahrten natürlich auch ziemlich Spaß machen. Deshalb haben wir dieses Klassenfahrt-Heft gemacht. Eine Reise hat immer drei Teile, und dementsprechend ist dieses Heft gegliedert: in das Davor, beginnend mit der Auswahl des Reiseziels (Seite 10) und dem Packen (Seite 4); in das Dabei, mit einer Reise nach Berlin aus Schüler- und Lehrersicht (Seite 16), einer Diskussion zwischen Klassenfahrtprofis (Seite 28) und der Geschichte einer Familie, die eigentlich immer auf Klassenfahrt ist; und in das Danach, wenn man Verluste bemerkt (Seite 53) oder sich noch mal an die Highlights erinnert (Seite 44). Deine jetzt-Redaktion wünscht gute Reise! INHALT COVER VON ROBIN KRANZ / FOTO & VOLKER HOBL / STYLING 4 Einpacken! Drei Koffer, die gleich auf Reisen gehen. 10 Aussuchen! Ein Blick in Kataloge für Schüler und Lehrer. 12 Setzen! Nur: wohin? Eine Typologie der Busreisenden. 16 Blickwinkel Eine Fahrt, zwei Perspektiven. Unterwegs in Berlin. 26 Poster Zehn besondere Herbergen und Hostels. 28 Reiseleiter Vier Klassenfahrtprofi s diskutieren. 34 Doppelleben Nach der Uni ist hinter der Rezeption. Duales Tourismus-Studium. 38 Schulland-Daheim Wohnen, wo andere hinreisen. 44 Storyboard Das perfekte Abifahrtvideo! 48 Ewigkeit Die wichtigsten Dinge lernt man abseits des Klassenfahrtprogramms. 52 Sammelseite Schöne Sachen für müde Heimkehrer. 53 Rätsel Vergessliche und ihre Verluste. 54 Reise-Rap K.I.Z. über Klassenfahrten. ich „Das Abi habe in der Tasche – Und die Karriere auch.“ Abiturientenprogramm bei Lidl Sie haben gerade Ihr Abitur gemacht und wollen zeigen, was Sie drauf haben? Entdecken Sie jetzt den Handel für sich. Mit dem Abiturientenprogramm bei Lidl können Sie in drei Jahren gleich drei Abschlüsse machen. Mit dieser Kombination aus Aus- und Weiterbildung übernehmen Sie früh Verantwortung und machen als Filialverantwortlicher (w/m) richtig Karriere. Die Abschlüsse: Nach 18 Monaten sind Sie Kaufmann (w/m) im Einzelhandel und nach weiteren 18 Monaten geprüfter Handelsfachwirt (w/m) IHK. Zusätzlich können Sie eine Weiterbildung zum Ausbilder (w/m) absolvieren. Das Besondere: Sie lernen von der Pike auf, wie eine Filiale erfolgreich geführt wird. Dabei vermitteln wir Ihnen nicht nur Fachwissen, sondern legen auch Wert auf Ihre persönliche Entwicklung. Denn als zukünftige Führungskraft bei Lidl sind Sie immer auch Vorbild für Ihre Mitarbeiter. Warum Lidl? Mit diesem Programm starten Sie sofort durch und leiten schon bald eine Filiale mit rund 15 Mitarbeitern. Und Sie haben bei uns ausgezeichnete Entwicklungsmöglichkeiten, z.B. zum Verkaufsleiter (w/m). Kurzum: Das Abiturientenprogramm bietet erstklassige Berufsaussichten und einen sicheren Arbeitsplatz in einer spannenden Branche. Voraussetzungen: Die Allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife. Zudem: Interesse am Handel, Zielstrebigkeit, Leistungswillen, Lernbereitschaft und Freundlichkeit. Die Vergütung: Vom 1. bis 6. Monat erhalten Sie 850 Euro und vom 7. bis 18. Monat 1.050 Euro. Danach profitieren Sie von der übertariflichen Vergütung bei Lidl. Zusätzlich erhalten Sie die Sozialleistungen eines Großunternehmens. Mit Lidl haben Sie einen verlässlichen Partner für eine Zukunft mit Perspektiven: www.karriere-bei-lidl.de/abi EINSTIEG BEI LIDL Lidl lohnt sich. Von lUKAs GAnsTeReR / FOTOS Du kannst einpacken! Wie einfach Verreisen doch wäre, müsste man nicht vorher seinen Koffer füllen! Was muss mit auf die Klassenfahrt, bei der man sowieso nicht genau weiß, was einen erwartet? Und was nimmt man mit auf den London-Trip nach dem Abi? Ein Blick in drei Taschen, die gerade für die Abreise gepackt werden. 4 jetzt S C H U LE & JO B N o 0 4 /1 2 Teo aus Wien ist 16 Jahre und fährt nach Berlin. Skateboard, Sonnenbrille, Spielkarten, mobile Boxen und Kopfhörer – für die Freizeit hat er das Wichtigste dabei. Dazu kommen ein universal einsetzbarer Kleiderhaufen, Süßigkeiten für die Zugfahrt, Stifte, eine Taschenlampe und ein Leatherman – den kann man ja immer gebrauchen. Ausnahmsweise hat Teo auch Zahnpflege-Artikel dabei: „Normalerweise nehme ich nie eine Zahnbürste und Zahnpasta mit, die kaufe ich immer vor Ort. Dann muss ich nicht so viel schleppen.“ jetzt SC H UL E & J O B N o 0 4 / 1 2 5 AnToniA, 17 Jahre, fährt nach Italien, in die Nähe von Neapel. Erstes eindeutiges Anzeichen, dass es sich um einen Mädchenkoffer handelt: Die Klamottenauswahl ist deutlich größer als die von Teo. Weitere ganz klare Hinweise: Bodylotion (Aftersun, in Italien brennt die Sonne), Haarbürste, Pille und Blasenpflaster für die High-Heels-geplagten Füße. Das Portemonnaie ist gut gefüllt, die Bahncard liegt bereit. Und Filme für die analoge Fotokamera hat Antonia vorsorglich auch eingekauft. 6 jetzt S C H U LE & JO B N o 0 4 /1 2 Wie könnten Sie Ihre Ausbildung optimal über die Bühne bringen? Indem Sie 100.000 Fans vor der Enttäuschung ihres Lebens bewahren Durch die Erkenntnis, dass Applaus auch hinter den Kulissen ankommt In einem Meeting zur Transportsicherheit mit BWLern, Juristen und Logistikern AUSBILDUNG ZUM KAUfMANN fÜR VERSICHERUNGEN/fINANZEN (m/w)* In Ihrer mindestens 2-jährigen Berufsausbildung bauen Sie Ihre Kompetenzen in Theorie und Praxis systematisch aus und erweitern Ihre fachlichen Qualifikationen. WIR BIETEN WIR ERWARTEN ein solides Wissensfundament für eine spannende und abwechslungsreiche Tätigkeit im Kerngeschäft von Munich Re Abitur oder sehr gut abgeschlossene mittlere Reife und ein ausgeprägtes mathematisches Verständnis fundierte Kenntnisse im Bereich Rück- und Erstversicherung Interesse an wirtschaftlichen, kaufmännischen und rechtlichen Zusammenhängen Einsätze in unseren weltweit tätigen Geschäftsressorts eine stetige Entwicklung der fachlichen Qualifikation durch umfassende Schulungsmaßnahmen (Einführungskurs zu Beginn der Ausbildung, Sprachkurse, Prüfungsvorbereitung) den gezielten Ausbau Ihrer Sozial- und Methodenkompetenz Aufgeschlossenheit gegenüber fremden Kulturen sowie gute Englischkenntnisse eine Begabung für Fremdsprachen, gute Ausdrucksfähigkeit und gewandtes Auftreten ein hohes Maß an Eigeninitiative, Engagement und Teamfähigkeit Munich Re ist einer der weltweit führenden Rückversicherer mit mehr als 11.000 Mitarbeitern an über 50 Standorten rund um den Globus. Wir setzen uns schon heute mit Fragen auseinander, die morgen die gesamte Gesellschaft beschäftigen, ob mit Klimawandel, Großbauprojekten, Gentechnologie oder Raumfahrt. Antworten auf diese Fragen finden wir durch ein Netzwerk hoch qualifizierter Mitarbeiter, die Risiken antizipieren, an maßgeschneiderten Lösungen arbeiten und unsere Kunden kompetent beraten. Wenn Sie als Teil unseres Teams die Zukunft mitgestalten wollen, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung entweder über unser Onlineformular unter www.munichre.com/karriere oder per Post an: Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Michaela Schindler Human Resources Königinstraße 107 80802 München *Munich Re steht nicht nur für ein partnerschaftliches Verhältnis zu Kunden, sondern auch für einen fairen Umgang mit Bewerbern und Mitarbeitern. Ganz egal, welchen Geschlechts. Wenn wir also die männliche Form von Personenbezeichnungen verwenden, geschieht dies lediglich aus Gründen des Leseflusses. Clemens, 18 Jahre, fährt nach dem Abi mit ein paar Kumpels für fünf Tage nach London. Da muss man gut aussehen; die Kleiderauswahl hat lange gedauert, und die T-Shirts hat Clemens nicht nur einfach wild in den Rollkoffer gestopft, sondern einigermaßen sauber gefaltet. Das Hostel hat er schon im Voraus gebucht, den Reiseführer nimmt er trotzdem mit, er hat ihn von seinen Eltern bekommen. Und, sehr umsichtig: Clemens hat jetzt schon an den Kater gedacht und prophylaktisch eine Schachtel Aspirin eingepackt. Darunter: ein Päckchen Kondome. 8 jetzt S C H U LE & JO B N o 0 4 /1 2 Wir brennen darauf, Sie kennen zu lernen! Jedes Jahr bieten wir Abiturienten m/w ein duales Studium über die Berufsakademie in den Bereichen Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik. Das bedeutet für Sie: Studieren und Geld verdienen! Mit (Fach-)Hochschulreife oder Mittlerer Reife können Sie alljährlich wählen zwischen den Ausbildungsberufen m /w: Chemielaborant, Chemikant, Kauffrau für Bürokommunikation, Industriekaufmann, Informatikkaufmann. Wenn Sie sich angesprochen fühlen … Klüber Lubrication München KG Geisenhausenerstr. 7 / 81379 München / Tel.: 089.7876-0 www.klueber.com / [email protected] Klüber Lubrication ist mit über 1.900 Mitarbeitern in mehr als 30 Ländern der Weltmarktführer für Spezialschmierstoffe. Wir liefern über 2.000 Produkte, viele davon maßgeschneidert, in nahezu alle Industrien und Märkte. your global specialist VON JULIANE FRISSE / TEXT Drinks oder Olivenöl? Die Reiseziele mögen dieselben sein. Wie sie in Katalogen angepriesen werden, kommt auf die Zielgruppe an. E ine Klassenfahrt ist eine Reise, auf die man sich sehr freuen könnte – hätten nicht die mitfahrenden Lehrer das Programm zusammengestellt. Denn was Schüler wollen und was Lehrer, das unterscheidet sich sehr. Wie sehr, sieht man, wenn man einen Katalog für Abifahrten und einen für Studienreisen durchblättert – viele Lehrer lassen Klassenfahrten von Reiseveranstaltern teilweise oder komplett organisieren. Im Angebot: Partygarantie für die einen, Rundumbildungsprogramm für die anderen. „Partyclubs nur für Abi-People“ gibt es etwa bei ruf Abireisen; im Preis inklusive sind zudem „landestypische alkoholische Getränke“ – jedenfalls zu bestimmten Tages- und Nachtzeiten. Exzessive, aber billige Feierei scheint überhaupt das wichtigste Kriterium zu sein: „Bei uns zahlt ihr in den meisten Diskotheken keinen Eintritt“, verspricht Jam! Reisen – und noch ein bisschen mehr: „Wir mögen die Party nicht erfunden haben, aber wir haben sie perfektioniert.“ 10 jetzt S C H U L E & JO B N o 0 4 /12 In Lehrerkatalogen ist oft von „Studienreisen“ statt von Klassenfahrten die Rede: Hier soll eben in erster Linie der Unterricht außerhalb der Klassenzimmer fortgesetzt werden. Wenn dabei ein Anbieter pseudojugendlich eine Fahrt nach „trendy“ Amsterdam mit den Museen der Stadt und deren „Kultstatus“ bewirbt, soll das wohl den bildungsbefl issenen Begleitern suggerieren, dass auch die Schüler schon längst dem Besuch im Rijksmuseum entgegenfiebern. Es lohnt sich, auch als Schüler einen Blick in einen solchen Katalog zu werfen. Dort fi nden sich nämlich super Argumente, um die Lehrer davon zu überzeugen, dass die nächste Stufen- oder Kursfahrt unbedingt Richtung Partydestination gehen muss: Auf Mallorca kann man schließlich auch traditionelle Olivenölmühlen besichtigen, in der Nähe von Lloret de Mar gibt es ein sehenswertes Benediktinerkloster. Und in Rimini kann man zumindest einen Schnupperkurs Italienisch belegen. DIE SCHNIPSEL STAMMEN AUS KATALOGEN VERSCHIEDENER REISEANBIETER. JUGENDTOURS UND CTS REISEN WOLLEN LEHRER BEGEISTERN, JAM! REISEN WERBEN UM FEIERWILLIGE ABITURIENTEN. Von: Frank Noll An: E.ON Betreff: Ausbildung Die Schule ist bald geschafft. Was könnte danach kommen? Hallo Herr Noll, wie wäre es mit einer Ausbildung oder einem dualen Studium bei E.ON? Wir bieten jungen Menschen mit einer interessanten Ausbildung eine Perspektive. Denn in ihnen liegt die Zukunft. Ihre Energie gestaltet Zukunft. www.eon.com/ausbildung VON NADJA SCHLÜTER / TEXT, DAS SCHMOTT / FOTOS & JOANNA SWISTOWSKI / ILLUSTRATIONEN Abgefahrene Typen. Eine Klassenfahrt beginnt nicht erst, wenn man das Zimmer in der Jugendherberge bezogen hat – die Anfahrt gehört dazu! Schon im Bus zeigt sich schnell, wer vor Ort nachts die Lehrer wach hält. 12 jetzt S C H U L E & JO B N o 0 4 /12 DER ZIMPERL So ist er: Der Zimperl hat schon Heimweh, wenn er aus der Haustüre tritt. Im Bus ist ihm erst zu warm, dann zu kalt, und dann muss er ganz dringend mal auf die Toilette. Weil die Raststätte aber noch ein Stück entfernt ist und der Fahrer nicht einfach an der Autobahn anhalten kann, darf der Zimperl als Einziger die Reisebustoilette benutzen, die eigentlich immer abgeschlossen und nie in Gebrauch ist. Der Zimperl hat von allen Schülern das größte Lunchpaket dabei, weil er auf fast alle Lebensmittel allergisch ist und seine Mutter ihm extra viel von den Sachen eingepackt hat, die er verträgt. Davon würde er nie etwas abgeben, schließlich kann er auch von anderen nichts annehmen. Aber eigentlich möchte sowieso niemand etwas von seinem Essen haben, weil das, was da in der Brotbox, der Kekstüte und der Alufolie liegt, irgendwie ganz seltsam grau und gesund aussieht. Seine Erwartungen an die Klassenfahrt: „Ich hab ein bisschen Angst, dass meine Kügelchen gegen Bauchweh nicht reichen, weil die Packung schon halb leer ist. Manchmal hilft dagegen auch frische Luft, aber draußen bekomme ich halt so schnell Heuschnupfen und Sonnenbrand.“ Auf dem Zimmer: Zieht er seine eigene Bettwäsche auf und packt als Einziger seinen Koffer aus und den Inhalt in den Schrank. Zwischendurch kommt es zum Streit mit den Zimmergenossen, weil der Zimperl wegen der Pollen nicht bei offenem Fenster schlafen will und außerdem Angst hat, dass die angebrochenen Süßigkeitentüten Ameisen anlocken. Auf der Rückfahrt: Wird ihm übel vom Jugendherbergsfrühstück (zu viel Weißmehl, zu viel Zucker im Früchtetee), und er provoziert einen Notstopp, nachdem schon etwas danebengegangen ist, der Geruch durch den Bus wabert und alle jammern und die Nase rümpfen. DER EINSAME BUSWOLF So ist er: Der einsame Buswolf ist leider auch sonst eher einsam. Im Bus aber besonders. In der Klasse ergibt sich aus der U-förmigen Tischkonstellation, dass keiner allein sitzt. Ist die Klasse zu Fuß unterwegs, mäandert er durch die Gruppe, und in der Pause stellt er sich halt irgendwo dazu oder bleibt etwas länger als nötig auf der Toilette. Im Bus aber wählen alle schnell ihren Lieblingsklassenkameraden als Sitznachbarn, und dann ist die Sitzordnung für die nächsten Stunden unverrückbar. Da fällt ein leerer Platz sehr auf. Darum stellt der einsame Buswolf einfach seinen Rucksack direkt neben sich, damit es nicht aussieht, als wolle niemand neben ihm sitzen, sondern so, als lege er darauf gar keinen Wert. Seine Erwartungen an die Klassenfahrt: „Sieben Tage kriege ich schon irgendwie rum.“ Auf dem Zimmer: Steht er am Morgen extra früh auf, um vor allen anderen mit Waschen und Zähneputzen fertig zu sein, und passt nachts auf, dass er immer mit dem Gesicht zur Wand schläft. Er ist der Einzige aus der Klasse, neben dessen Bett Bücher liegen. Auf der Rückfahrt: Sitzt der einsame Buswolf neben dem Hampler. Das hat die Lehrerin so bestimmt, damit sich keiner der Hampler-Kumpels dort hinsetzt und die zusammen doch wieder nur Unfug machen. DER HAMPLER So ist er: Der Hampler verhält sich stets, als wäre er ein Affe im Zoo und der Bus sein Käfig. Er rennt den Gang auf und ab, klettert auf die Sitze und über die Rückenlehnen und schafft es mindestens einmal, die Sprechanlage des Fahrers zu benutzen und sehr laut „Anabel hat gefurzt!“ zu rufen. In Ermangelung eines Balls wirft er einem Kumpel in der letzten Reihe seinen Turnschuh zu und trifft dabei die Petze der Klasse am Kopf. Die Standpauke der Klassenlehrerin perlt am Hampler allerdings ab wie Wasser an Teflon, und darum hängt er kurze Zeit später schon wieder am Gepäckfach, bis die Plastikverkleidung einen Riss bekommt. Danach schämt er sich doch ein bisschen und spielt eine halbe Stunde schweigend Nintendo DS, bevor er weiterhampelt. Seine Erwartungen an die Klassenfahrt: „Bis Mitternacht wach zu bleiben ist echt das Coolste, das ich mir vorstellen kann!“ Auf dem Zimmer: Ist immer was los. Vor allem die beliebtesten Mädchen der Klasse und der eine Junge, der die tragbaren Boxen dabeihat, sind hier zu fi nden. Ab Tag zwei gibt es deshalb auch regelmäßig Besuch von der Klassenlehrerin. Auf der Rückfahrt: Hat der Hampler einen dicken Verband um den Fuß und zwei aufgeschlagene Knie. Den Nintendo DS hat die Klassenlehrerin einkassiert, darum liest der Hampler die Zeitschriften der Girls und macht Witze darüber (fi ndet sie in Wirklichkeit allerdings superinteressant). jetzt SC H U L E & J O B N o 0 4 / 1 2 13 DAS FAULTIER DER LEHRERLIEBLING So ist er: Für den Lehrerliebling gibt es nur einen Platz im Bus – den ganz vorn auf der Beifahrerseite. Angeblich, weil ihm weiter hinten schlecht wird und weil man vorn so gut aus der Frontscheibe schauen und die Straße sehen kann. In Wirklichkeit will der Lehrerliebling vor allem mit der Klassenlehrerin reden, die auch vorn sitzt und Wache hält, sie über das Programm der kommenden Woche ausfragen und selbst eifrig Pläne schmieden. Er hat nämlich schon viel über das Reiseziel Cochem an der Mosel nachgelesen und weiß, wo die Schiffe auf dem Fluss geschleust werden, welche Tiere es im Tierpark Klotten gibt und wie die Römer früher in der Gegend gelebt haben. In seinem Brustbeutel hat er ein Kärtchen mit Notfalltelefonnummern, das er stolz allen herzeigt, und seine Schuhe (atmungsaktiv! Fußbett!) hat er extra für die Klassenfahrt neu bekommen. Seine Erwartungen an die Klassenfahrt: „Ich will ganz viel lernen und die Tiere im Tierpark fotografieren und mit einem Schiff fahren und den Motorraum sehen, weil ich mich nämlich für Motoren interessiere, und hoffentlich wird mein Geld nicht gestohlen, da muss man ja aufpassen als Tourist!“ Auf dem Zimmer: Sorgt er dafür, dass jeden Abend pünktlich zur Bettruhezeit die Lichter gelöscht werden. Das funktioniert aber nur, weil die anderen ihm einen Vogel zeigen, das Zimmer verlassen und er allein im Dunkeln bleibt. Auf der Rückfahrt: Sitzt er beleidigt irgendwo im hinteren Mittelfeld, weil der Zimperl nach seiner Übelkeitsattacke von der Lehrerin nach vorn gesetzt und herzlich bemuttert wird. Da zählt das Argument, ihm könnte weiter hinten doch auch schlecht werden, nicht mehr. Und dann wird ihm noch nicht mal schlecht. 14 jetzt S C H U L E & JO B N o 0 4 /12 So ist er: Na ja, faul halt. Oder zumindest schläfrig und träge. Sobald der Bus fährt und seine Insassen sanft hin und her wiegt, nickt das Faultier ein. Von einem Schüler mit Faultierqualitäten gibt es nach Klassenfahrten immer sehr viele Fotos, auf denen man sieht, wie er mit an die Scheibe gelehntem Kopf (manchmal mit dem extra mitgebrachten Reisekissen dazwischen) und sehr weit geöffnetem Mund im Sitz hängt. Manchmal dekorieren die Mitschüler ihn auch oder stecken etwas in seinen Mund, wovon er aber meistens aufwacht. In kurzen Wachphasen schaut er verträumt-abwesend aus dem Fenster, und wenn er dann wieder im Land der Träume weilt, kann er sicher sein, dass mindestens ein Freund mit den Worten „Mann, jetzt lass den doch mal!“ seinen Schlaf verteidigen wird. Leider verpasst er die Rast, weil er zu spät aufwacht, und kann die letzte halbe Stunde der Fahrt dann doch nicht mehr schlafen, weil er mal muss. Seine Erwartungen an die Klassenfahrt: „Hoffentlich wandern wir nicht so viel.“ Auf dem Zimmer: Braucht er morgens zu lang und ist abends als Erster wieder drin und im Schlafanzug. Ist ja auch anstrengend, so eine Klassenfahrt. Auf der Rückfahrt: Schläft er. DIE GIRLS So sind sie: Die Girls sind zu zweit. Immer. Und überall. Sie tragen die gleichen Klamotten, machen sich die gleichen Frisuren, sie essen sogar das Gleiche. Darum müssen sie im Bus auch unbedingt nebeneinandersitzen und haben ihre Zimmerkonstellation mit drei anderen Mädchen, die sie „ganz okay“ fi nden, schon mal festgemacht, damit sie bloß nicht getrennt werden. Während der Fahrt teilen sie sich die Ohrstöpsel ihres MP3-Players, lesen gemeinsam in Zeitschriften und machen die darin befi ndlichen Psychotests zu den Themen „Bist du eine gute beste Freundin?“ oder „Welcher süße Star passt zu dir?“. Beim Verlesen des Ergebnisses quieken die Girls und halten sich dabei die Hände vor den Mund. Ihr Doppelsitz wird innerhalb der mehrstündigen Fahrt zu einer Art Festung, in die niemand vordringen kann – sie verhängen sogar die Lücken zwischen ihren Rückenlehnen und den Vordersitzen mit Tüchern, damit bloß keiner heimlich durchschaut. Ihre Erwartungen an die Klassenfahrt: „Wenn wir den ganzen Tag und die ganze Nacht zusammen sind, werden wir sicher noch bessere superbeste Freundinnen!“ Auf dem Zimmer: Ist die ersten drei Tage alles in Ordnung. Dann kippt die Stimmung langsam, weil die eine zu lange im Bad braucht, die andere zu unordentlich ist und die übrigen Mädchen im Zimmer vom Zickenkrieg genervt sind. Auf der Rückfahrt: Gibt es wieder festungsartige Doppelsitze, Haareflechten und Gekicher – bloß dass jedes der Girls jetzt eine andere Sitznachbarin und superbeste Freundin hat. Vorstellungsgespräche enden bei uns oft im Krankenhaus. Gesundheit wird auch am Arbeitsmarkt immer wichtiger: So hat etwa jeder achte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg bereits eine Karriere in der Gesundheitsbranche eingeschlagen. Und das mit gutem Grund: Hier warten vielfältige und spannende Aufgaben auf Sie – vom Case-Management über die Biochemie bis zur Medizintechnik. Eine rundum gesunde Karriereentwicklung: nur ein Grund, jetzt umzuziehen. Viele weitere gute Gründe finden Sie unter www.BW-jetzt.de BW-jetzt.de facebook.com/BWjetzt @BWjetzt 16 jetzt s C H U L e & Jo B N o 0 4 /12 Wenn Lehrer und Schüler zusammen unterwegs sind, sind das zwei Reisen in einer. Für die Lehrer heißt Klassenfahrt Verantwortung, Organisation, der ewige Spielverderber sein. Für die Schüler nicht nur Urlaub und Spaß – sie müssen auch ein Stück Freiheit abgeben. Wir sind mit einer Stuttgarter Klasse nach Berlin gereist, um eine Studienfahrt von beiden Seiten zu betrachten. Geteilte Stadt. Von DaViD Schelp / TexT & Fabian Zapatka / FoTos jetzt sC H U L e & J o B N o 0 4 / 1 2 17 Klaus Schellhaas, 45, Lehrer für Deutsch, Englisch und Gemeinschaftskunde am Evangelischen Mörike-Gymnasium in Stuttgart: „Als Lehrer darfst du kein ängstlicher Mensch sein. Wer anfängt, sich zu viele Gedanken zu machen, kann direkt zu Hause bleiben. Wenn etwas schiefgeht, kriegen zuerst wir auf den Deckel. Es braucht nur einer vors Auto zu laufen – nicht auszudenken, was da los ist. Mein schlimmster Albtraum wäre der Tod eines Schülers auf Studienfahrt. Auch Drogenmissbrauch und dass die Schüler zu viel trinken sind so Ängste. Bisher ist aber immer alles gut gegangen. Der Konflikt zwischen Lehrern und Schülern lässt sich in zwei Ziffern und drei Buchstaben auf den Damit das so bleibt, Punkt bringen: 23 Uhr. Für die einen verbindet sich damit die Hoffnung auf ein bisschen Ruhe nach haben wir da ganz einem Tag voller S-Bahn-Fahrten und Diskussionen mit 78 oft übellaunigen Halbstarken. Für die klare Regeln aufgeanderen der Ärger über eine verpasste Nacht in der Stadt, die vielen derzeit als das Feierzentrum stellt: Rauchverbot, Europas gilt. 22:55 Uhr, ein warmer Juliabend. Die Jahrgangsstufe I des Evangelischen MörikeAlkoholverbot, um Gymnasiums Stuttgart steht vor ihrem Hotel unweit des Bahnhofs Zoo, ihnen gegenüber Klaus 23 Uhr sind alle auf Schellhaas, der das Programm der kommenden Tage diktiert: Museen, Mahnmale, Minigolf. „Und den Zimmern. Wir morgen geht es um 7:30 Uhr los“, ruft Schellhaas, „also seht zu, dass ihr rechtzeitig ins Bett kommt, glauben natürlich damit ihr es vorher zum Frühstück schafft.“ Einige der Schüler sind bereits 18, andere haben die nicht, dass sich alle Volljährigkeit fast erreicht. Will man sich in diesem Alter sagen lassen, wann man im Bett zu liegen daran halten werden. hat, wie viele Zigaretten man rauchen und was man trinken darf? Einige aus der Gruppe scheinen Wir waren ja auch das nicht zu wollen. „Heute Nacht geht es in die Stadt, dann kriegst du richtig gute Bilder“, raunen mal jung.“ sie dem Fotografen zu, bevor sie im Hotel verschwinden. Mittwochmorgen, kurz vor 7 Uhr. Mit müden Augen drängen die Schüler in den Speisesaal und stellen sich an, um Nuss-Nougat-Creme und Pflaumenmus aus Stahlspendern auf Brötchen zu drücken. Trotz aller schlechten Absichten sind sie gestern doch im Hotel geblieben. „Weggepennt.“ Ärger gab es trotzdem. Schellhaas: „Wir hatten Schwierigkeiten, weil in einem Zimmer keine Ruhe einkehren wollte. Die Jungs sind durchs Fenster aus dem ersten Stock gestiegen. Der Hotelwachmann hat uns das gemeldet, und wir haben für Ruhe gesorgt. Alles nicht so wild eigentlich, aber leider war bei den Schülern wenig Einsicht da. Wir haben ihre Eltern angerufen. Wenn noch etwas ist, fahren sie nach Hause. Auf eigene Kosten.“ Till Holzapfel, 17:: „Wir wollten nur schnell eine rauchen. Aus dem Haupteingang konnten wir ja nicht gehen, weil es nach 23 Uhr war. Nachdem der Wachmann uns erwischt hat, haben die Lehrer sich direkt vor unserer Tür postiert. Wir durften nicht mal mehr raus, um uns ein Wasser an der Hotelbar zu kaufen.“ 18 jetzt s C H U L e & Jo B N o 0 4 /12 Mittwoch, 7:35 Uhr. Mit der S-Bahn-Linie 7 geht es in Richtung Regierungsviertel. Ab 9 Uhr steht Schellhaas: „Für eine Führung durch den Bundestag auf dem Programm, danach ein Besuch in der Abgeordnetenmich als Politiklehrer kantine. Mittagessen im Zentrum der Macht. ist es ein Highlight, einmal im Reichstag zu sein. Das letzte Mal war ich als Student mit Freunden in Berlin, Silvester 1989. Die Grenze war damals auf, aber die Mauer stand noch. Mit Hammer und Pickel haben wir geholfen, sie einzureißen. Für mich ist es spannend, Berlin ungeteilt zu erleben, als Hauptstadt. Mir ist es wichtig, dass die Schüler mit eigenen Augen sehen, wo die Politik gemacht wird, und es nicht nur in Schulbüchern lesen.“ Mittwoch, 14:13 Uhr. Ernüchtert sitzen die Schüler auf den Stelen des Holocaust-Mahnmals in der Nähe des Brandenburger Tors. Der Besuch im Bundestag war weniger aufschlussreich als erhofft. Auf das Essen im Paul-Löbe-Haus mussten sie über eine halbe Stunde warten. Nun knallt Sommersonne auf müde Köpfe, das macht es auch nicht besser. „Sie sind genervt“, sagt Schellhaas. Ein Kollege nickt: „Nach dem Essen war es wirklich schwierig, sie wieder zusammenzubekommen. Wie eine Schafherde.“ Man müsse nun aufpassen, dass sich niemand verdünnisiere, sagt Schellhaas. Florian „Flo“ SchusWir sollten ter, 17: „Wir ja eine Abgeordnete treffen, aber die hatte im Endeffekt keine Zeit für uns. Stattdessen hat uns eine Frau erzählt, wie der Adler im Plenarsaal aussieht und auf was für Stühlen die Abgeordneten sitzen. Dann durften wir hoch in die Kuppel gehen. Der Blick auf Berlin war schön. Aber es wäre auch gut gewesen, mehr darüber zu erfahren, wie es im Reichstag läuft.“ Till: „Wer hat etwas zu sagen, wer bestimmt, wie ein Gesetz aussieht, wie ist es, über Monate Wahlkampf zu führen? Darüber hätte ich gern mit ein paar Politikern gesprochen. Ich hätte sie gefragt, was sie den ganzen Tag treiben und wie viel sie mit den Menschen zu tun haben, die sie repräsentieren.“ 16:20 Uhr. Nach dem Besuch im Mauermuseum am Checkpoint Charlie, das Emily, 17, später als „sehr textlastig und sehr verkramt“ beschreibt, haben die Schüler den Nachmittag frei und bestimmen selbst, wohin es geht. 20 jetzt s C H U L e & Jo B N o 0 4 /12 TEAMPLAYER GESUCHT. Unsere Einstiegschancen für Schulabgänger. » KAUFMÄNNISCHE AUSBILDUNG » DUALES BACHELOR-STUDIUM Sie haben Teamgeist, Engagement und den Schulabschluss in der Tasche? Dann können Sie bei uns punkten. Als Auszubildende/-r oder Bachelor-Student/-in spielen Sie bei uns in einem starken Team, bauen Ihre individuellen Fähigkeiten aus und erleben, dass zusammen einfach mehr geht. Nähere Informationen zu unseren Programmen und Anforderungsprofilen finden Sie auf unserer Internetseite unter www.karriere.dzbank.de Emily Seger, 17: „Ich war die meiste Zeit mit Lexi unterwegs. Aus dem Reiseführer habe ich schon im Zug das Jüdische Museum und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand rausgesucht, in der es um Menschen geht, die etwas gegen Hitler getan haben. Na ja, shoppen waren wir auch, am Alex und am Ku’damm. Es gibt hier mehr kleine, stylische Geschäfte, nicht nur die großen Ketten. Die Leute sind hipper, alternativer und jünger. Stuttgart ist dagegen schon so eine kleine Bonzenhochburg. Auf der Straße siehst du vor Mittwoch, 17:52 Uhr. Treffpunkt Spreeufer. Stadt und Fluss leuchten, aber die Gruppe kann das allem alte Menschen Nachmittagslicht nur kurz genießen. Stattdessen geht sie ins „D light“, eine Disco für Schulgruppen. in Polohemden.“ Beginn der Party: 18 Uhr. Ende der Party: 22 Uhr. Zwischendrin darf niemand das „D light“ verlassen. Ein Mitarbeiter der Disco stimmt die Jahrgangsstufe I auf die Feier ein. Dann nennt er „die wichtigsten Regeln“ des „D light“: „Keine Waffen, keine Drogen!“ Er sagt das in bedeutungsschwerem, verschwörerischem Ton. Ein bisschen klingt er, als wolle er etwas als aufregender und verruchter beschreiben, als es dann tatsächlich ist. Die Schüler ziehen die Augenbrauen hoch. Dann stellen sie sich in die Schlange vor dem Eingang. Von drinnen dringen Sommerhits in den Friedrichshainer Frühabend. Alexandra „Lexi“ Claus, 17: „Die Idee mit der Kinderdisco ist ja süß und sicher lieb gemeint von den Lehrern. Aber dass wir hier eingesperrt sind? Das kann doch nicht gut gehen. Warum besuchen wir nicht einen richtigen Club? Ich hätte gar nichts dagegen, zusammen mit den Lehrern zu feiern. Hauptsache, wir sitzen nicht um 23 Uhr auf unseren Hotelzimmern fest – oder hier. Ich fi nde es sehr schade, dass wir in einer Stadt sind, in der wir nachts so viel erleben könnten, es aber nicht dürfen.“ Klaus Schellhaas und seine Kollegen haben sich unterdessen in die „Lehrerlounge“ gesetzt. Wer dort hineinblickt, sieht Pädagogen mit langen Gesichtern auf zerkratzten Bierbänken warten. Wer hinausschaut, sieht 13-Jährige unter einer Lichtorgel tanzen. Die Schüler vom Mörike sieht er nicht. Sie stehen vor dem „D light“ im Raucherbereich, der von einem Bauzaun begrenzt wird. „Stuttgart ist viel geiler als Berlin“, singen einige, bis ein Security-Mitarbeiter sie über den Zaun anherrscht, dass sie gefälligst aufhören sollen, auf den Stehtisch zu trommeln, um den sie sich drängen. 22 jetzt s C H U L e & Jo B N o 0 4 /12 Till: „Mir geht es körperlich schlecht, weil ich hier sein muss. Eben habe ich mich an einer Glasscherbe geschnitten und den Türsteher gefragt, ob ich rausdarf, zu einem Arzt. Er hat mir ein Pflaster gegeben. Dann hat er gesagt, ich soll weiterfeiern. Sie haben auch einen Security-Mann hinter dem Zaun postiert, der jeden abfängt, der abhauen möchte. Das Schlimme ist, dass sie juristisch auf der sicheren Seite sind. Wir haben einen Vater angerufen, der Anwalt ist, doch der konnte uns auch nicht helfen – er sagt, müsNach einer Weile gesellen sich Klaus Schellhaas und eine Kollegin zu den Schülern. Sie rauchen sen bleiben.“ und diskutieren mit ihnen und hören sich an, was das Problem ist. Die Schüler wirken besänftigt. Schellhaas: „ManchVielleicht ging es ihnen weniger um schlechte Musik und mehr darum, ernst genommen, gefragt zu mal muss man sich werden. als Lehrer erklären. Wir dachten, es sei eine gute Idee, in den Club zu gehen, und da lagen wir falsch. Das habe ich den Schülern auch gesagt. Außerdem: Es gibt immer Dinge, die einem keinen Spaß machen, die man dann aber trotzdem ertragen muss. Mir fiel das hier auch nicht leicht.“ Donnerstagmittag, Berlin-Hohenschönhausen. Nachdem die Gruppe das Museum in der ehemaligen Stasi-Zentrale besucht hat, führt ein Zeitzeuge sie nun durch die Gedenkstätte des früheren Untersuchungsgefängnisses der Staatssicherheit in Hohenschönhausen. Geschichtsunterricht aus erster Hand. Till: „Er saß selbst hier ein, weil er auf der Flucht aus der DDR gefasst wurde. Er hat uns alles erklärt: wie es sich angefühlt hat, in einem Stasi-Knast zu sitzen, und mit welchen Techniken sie ihm die richtigen Antworten entlocken wollten. Besonders traurig fand ich, dass er sich mit der Zeit sogar ein wenig mit seinem Vernehmer angefreundet hat, weil er sonst niemanden zum Reden hatte.“ Emily: „Wir sind auch in die Zellen im Keller gegangen. Die Häftlinge haben ihn U-Boot genannt: kein Licht und enge Räume, in denen es dröhnt wie in einem Maschinenraum. Ich habe noch nie ein Gefängnis von innen gesehen. Als ich im U-Boot stand, musste ich mir vorstellen, wie schrecklich es wäre, bleiben zu müssen.“ jetzt sC H U L e & J o B N o 0 4 / 1 2 23 Simon*: „So gegen 2 Uhr sind wir aus dem Haupteingang spaziert und haben uns in den erstbesten Nachtbus gesetzt. Wir haben versucht, in einen Club zu kommen, aber der war zu teuer, und sie haben die Ausweise kontrolliert. Stattdessen sind wir in einer Bar gelandet. Ein Typ kam an unseren Tisch und hat gelallt, dass wir uns gehen lassen sollen. Da sind wir lieber gegangen. Wir haben noch einen Döner auf der Warschauer Brücke gegessen, um 5 Uhr waren wir im Hotel. Berlins Nachtleben ist cool, aber ich glaube, es ist cooler, wenn man 18 ist.“ Freitagmorgen. Als die Schüler ihre Hotelzimmer räumen, sind die Augen noch mal kleiner als am Vortag. Die Bootsfahrt um die Museumsinsel erleben einige nur ein paar Minuten lang im Wachzustand. Dann gibt die Box, aus der vorher die Witze des Kapitäns schepperten, ihren Geist auf. Jetzt gibt es nichts mehr, was die Schüler am Einschlafen hindert. Auf die Reling gestützt, döst auch Flo – zwei Stunden bevor er seinen Rollkoffer in den Zug nach Stuttgart wuchten wird, dem Ende der Berlin-Fahrt entgegen. Till: „Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich ganz froh, dass wir jetzt gleich zurückfahren. In Berlin haben wir schon anders gelebt als zu Hause. Immer hatten wir Programm, nie konnten wir ausschlafen. Ich freue mich auf mein gemütliches Bett und auf die Freiheit, es zu nutzen, wann ich will: 23 Uhr, ich bitte dich. Mich hat die Fahrt trotzdem vorangebracht: Ich habe noch mehr Lust bekommen, nach dem Abi nach Berlin zu ziehen und hier Design zu studieren.“ Schellhaas: „Ich Ich bin hin- und hergerissen, wie ich die Fahrt bewerten soll. Ich hatte schon den Eindruck, dass die Atmosphäre gut war. Aber das, was ich so ein richtiges Studienfahrt-Feeling nenne, das ist irgendwie nicht aufgekommen. Die Schüler haben sich in kleine Grüppchen aufgeteilt, mit der Gemeinschaft war es schnell vorbei. Der Hauptgrund, warum ich Klassenfahrten mache, ist, dass ich die Schüler dabei von einer anderen Seite kennenlerne: als Privatmenschen. Das ist auch für die Zukunft wichtig, wir haben ja noch ein Jahr bis zum Abi. Ich sage es immer so: Mit wem ich auf Studienfahrt ein Bier getrunken oder eine Zigarette geraucht habe, der pinkelt mir nicht mehr ans Bein. Inwiefern das dieses Mal geklappt hat, wird sich wohl erst in Stuttgart zeigen.“ 24 jetzt s C H U L e & Jo B N o 0 4 /12 * Name voN der redakTioN geäNderT. Der letzte Abend in Berlin. In einer Bar haben die Schüler auf ihren Abschied angestoßen und Burger gegessen. Nur mit Verspätung schaffen sie es ins Hotel, nach 23 Uhr also. Ein Unwetter hat die Rückfahrt verzögert, Handyfotos, die sie Klaus Schellhaas geschickt haben, belegen das. „Ihr seid ja ein paar Weicheier, dass euch das bisschen Regen stoppt“, sagt Schellhaas zu den tropfenden Schülern. Dass sie nicht sofort in ihren Zimmern verschwinden, bemängelt er dafür heute nicht. Noch eine Weile sitzen die Schüler im Hotelflur. Aus den Zimmern, deren Böden mit Sneakern, leeren Wasserflaschen und Socken bedeckt sind, kommt leise Musik, als die verworfenen Fluchtpläne wieder auf den Tisch kommen und konkreter werden. „Was ich hier lerne? Dass ich nie auslerne. Weil es beim BR täglich etwas Neues zu entdecken gibt.“ Manuela Bienas, Auszubildende Der Bayerische Rundfunk gehört zu den bedeutendsten Medienunternehmen in Bayern und ist zugleich Kulturträger ersten Ranges. Täglich werden an verschiedenen Standorten in München zahlreiche Programme für Hörfunk, Fernsehen und Internet produziert. Hierzu gehören Fernsehspiele, Sportübertragungen, Shows bis hin zu hochwertigen Musik- und Hörspielproduktionen. Der Bayerische Rundfunk mit seinen über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet vielfältige berufliche Einsatzmöglichkeiten. Ab 01. September 2013 bilden wir Sie in folgenden Berufen mit IHK-Abschluss aus: Mediengestalter/-in Bild und Ton Zugangsvoraussetzungen: Gutes Fachabitur oder Abitur (bevorzugt technischer oder musischer Zweig) • Einwandfreies Hör- und Sehvermögen • Gute und breitgefächerte Allgemeinbildung • Musische und gestalterische Begabung • Ausgeprägtes technisches Interesse Mediengestalter/-in Digital und Print Zugangsvoraussetzungen: Guter Abschluss der mittleren Reife oder Abitur • Internet- und PC-Erfahrung • Technikaffinität • Erfahrung im Gestalten mit Grafikprogrammen • Scripting in html wünschenswert • Spaß am Präsentieren • Interesse an Film und Foto • Arbeitsproben Film- und Videoeditor/-in Zugangsvoraussetzungen: Gutes Fachabitur oder Abitur (bevorzugt technischer oder musischer Zweig) • Einwandfreies Hör- und Sehvermögen • Gute und breitgefächerte Allgemeinbildung • Musische und gestalterische Begabung • Ausgeprägtes technisches Interesse Fachkraft für Veranstaltungstechnik Fachrichtung: Aufbau und Durchführung Zugangsvoraussetzungen: Guter qualifizierender Hauptschulabschluss oder mittlere Reife • Gute Allgemeinbildung • Ausgeprägtes technisches Verständnis • Handwerkliches Geschick Fachinformatiker/-in Fachrichtung: Systemintegration oder Anwendungsentwicklung Zugangsvoraussetzungen: Guter Abschluss der mittleren Reife oder Abitur (bevorzugt technischer Zweig) • Gute Allgemeinbildung • Ausgeprägtes mathematisches und technisches Verständnis • Logische Denkfähigkeit • Solide IT-Kenntnisse Kaufmann/-frau für audiovisuelle Medien Zugangsvoraussetzungen: Guter Abschluss der mittleren Reife oder Abitur • Gute Noten in den Fächern Deutsch, Mathematik und Betriebswirtschaft • Gute Allgemeinbildung • Verständnis für produktionstechnische Abläufe • Interesse für Fotografie und/oder Film Bürokaufmann/-frau Zugangsvoraussetzungen: Guter Abschluss der mittleren Reife oder Abitur • Gute Noten in den Fächern Deutsch, Mathematik und Rechnungswesen • Gute Allgemeinbildung • Interesse an kaufmännischen Aufgaben Veranstaltungskaufmann/-frau Zugangsvoraussetzungen: Gutes Fachabitur oder Abitur • Gute Noten in den Fächern Deutsch und Mathematik • Interesse an kaufmännischen und organisatorischen Abläufen • Mehrmonatige Praktika im Service oder Veranstaltungsbereich sind von Vorteil Sie interessieren sich für die Inhalte öffentlich-rechtlicher Rundfunkprogramme und haben Lust auf eine Ausbildung beim Bayerischen Rundfunk? Dann bewerben Sie sich bitte unter Bezug auf den jeweiligen Ausbildungsberuf ausschließlich über unser Online-Bewerbungsportal unter www.br.de/ausbildung. Bei Fragen, senden Sie bitte eine E-Mail an [email protected] oder wenden Sie sich an Frau Engehausen, Tel.: 089/5900-3494. Bayerischer Rundfunk Anstalt des öffentlichen Rechts, HA Personal, Honorare und Lizenzen Rundfunkplatz 1, 80300 München, www.br.de 26 jetzt S C H U L E & JO B N o 0 4 /12 jetzt SC H U L E & J O B N o 0 4 / 1 2 27 DiE LiNKS ZU DEN iNTErNETSEiTEN aLLEr UNTErKÜNFTE aUF DiESEr DOPPELSEiTE FiNDEST DU aUF WWW.JETZT.DE/HiNUNDWEg 1. Die NaturNahe DaS BESONDErE Übernachten in Baumhäusern und Tipis TiSCHTENNiS-aLTErNaTivEN Beachvolleyball, Basketball, Wartburg-Tour UmgEBUNg Der Nationalpark Hainich, der zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört // 2. Der NorDseeleuchtturm DaS BESONDErE ist in einem alten Leuchtturm untergebracht, umgeben vom meer TiSCHTENNiS-aLTErNaTivEN Wattwanderung, Fischfangtour auf ’m Kutter UmgEBUNg meer, meer und meer // 3. Die styler-herberge DaS BESONDErE Eine Designer-Herberge mit loftartigen Zimmern in Pantone-Tönen und mit Panorama-Erkern TiSCHTENNiS-aLTErNaTivEN Chill-out-Lounge, Hochseilgarten UmgEBUNg alpen, aus den Panorama-Erkern kann man den Watzmann im Sonnenuntergang bestaunen // 4. Die luxusburg DaS BESONDErE Eine Burg aus dem Jahr 1230 mit einer ausstattung, die man eher von einem Hotel erwarten würde TiSCHTENNiS-aLTErNaTivEN Sauna, Freibad, Billard, Freilichtbühne, Basketball UmgEBUNg Fränkisches Seenland // 5. Die NoN-Profit-herberge DaS BESONDErE alle Einnahmen des Hostels gehen an das Projekt „raise a Smile“ für notleidende Kinder in Sambia. Die Zimmer sind dementsprechend im sambischen Stil eingerichtet. Bestes deutsches Hostel bei den Hoscars, einer internationalen Preisverleihung für Jugendherbergen TiSCHTENNiS-aLTErNaTivEN mitten in Berlin gibt es ja bestimmt genug Beschäftigung UmgEBUNg Berlin-Friedrichshain // 6. Das KüNstlerhostel DaS BESONDErE im Labyrinth-Hostel gibt es zwar keinen irrgarten, dafür sehr schicke, von verschiedenen Künstlern designte Zimmer TiSCHTENNiS-aLTErNaTivEN Spiele, musik, Büchertausch UmgEBUNg Die Kulturstadt Weimar vor der Tür // 7. Der Wehrturm DaS BESONDErE Untergebracht in einem 500 Jahre alten Wehrturm TiSCHTENNiS-aLTErNaTivEN Sauriersafari, Führungen durch den mittelalterlichen Stadtkern und das ehemalige Stasi-gefängnis in Bautzen UmgEBUNg Oberlausitzer Bergland // 8. Der schWarzWalDhof DaS BESONDErE Ein 350 Jahre alter Bauernhof direkt am Feldberg, dem höchsten gipfel des Schwarzwalds TiSCHTENNiS-aLTErNaTivEN gleitschirmfliegen, Kicker, Billard UmgEBUNg Der Schwarzwald natürlich // 9. bullerbü iN VorPommerN DaS BESONDErE Übernachtet wird hier in putzigen bunten Schwedenhäusern TiSCHTENNiS-aLTErNaTivEN volleyball, Basketball, Lehmbackofen, grillecke UmgEBUNg Darßer Urwald (ja, der heißt wirklich so), Ostsee // 10. Der PoNyhof DaS BESONDErE Na, die Ponys! TiSCHTENNiS-aLTErNaTivEN Streichelzoo, reitunterricht, Segelkurse UmgEBUNg Boddenlandschaft und Ostsee VoN QueNtiN lichtblau / rECHErCHE & KathariNa bitzl / iLLUSTraTiON Von chriStian helten, charlotte haunhorSt / interVieW & Juri GottSchall / fotos Profis unter sich. Was ist Ihnen von Ihren eigenen Klassenfahrten früher in Erinnerung geblieben? Rotraut Drexler, Köchin im Schullandheim Bairawies: So viele Klassenfahrten gab’s früher nicht. Meine einzige Klassenfahrt auf der Realschule ging nach Kaltern, und wir haben einen Tag lang einen Ausflug nach Venedig gemacht. Venedig war so heiß! Durst haben wir gehabt! Der Getränkestand dort war teuer, und wir hatten wenig Geld. Aber es gab einen Melonenstand. Den haben wir gestürmt, Melonen konnten wir uns nämlich leisten. Aber das war eine andere Zeit! Wer ist denn früher schon weggefahren? 28 jetzt s C h u l e & Jo b n o 0 4 /12 Fridolin Talmann, Realschullehrer aus Augsburg *: Deswegen gab es ja diese Lehrund Studienfahrten. Weil die Leute und die Kinder früher nie weggekommen sind. Es gibt ja auch heute streng genommen keine Klassenfahrten. Es gibt sogenannte Lehrund Studienfahrten. Das ist genau das Problem heute: Diese Fahrten sind nicht mehr so sinnvoll, weil die Kinder mit den Eltern zum Teil an ganz andere Ziele reisen. Damals war der Gardasee schon toll, und wenn es nach Frankreich ging, war das eine Sensation. Nick Scharif, früher Busfahrer, heute Vertriebsleiter des Reiseunternehmens Alpetour: Ich habe sehr viele Klassenfahrten gemacht. Angefangen hat’s schon in der fünften Klasse im Gymnasium – mit einer Kennenlernfahrt. Drexler: Was für ein Jahrgang sind Sie? Scharif: 1976. Drexler: Ja, das ist schon ganz was anderes. Scharif: Später sind wir jedenfalls noch im Skilager gewesen, es gab eine Fahrt zu den Besinnungstagen, dann in der Kollegstufe in jedem Leistungskurs eine Kursfahrt. Wobei die Kollegstufenfahrt die nachhaltigste war. Wir hatten einen Lateinlehrer, der mit 70 Jahren noch im Dienst war. Der war Latein- * name Von Der reDaKtion geänDert. Sie kennen die Verstecke im Jungszimmer und haben schon Schüler vor der Festnahme retten müssen: Ein Lehrer, ein Busfahrer, eine Köchin und eine Herbergsleiterin legen ihr geballtes Wissen über Klassenfahrten auf den Tisch. Wir haben Vier eXperten über Klassenfahrten DisKutieren lassen. zu sehen sinD trotzDem nur Drei: rotraut DreXler, stefanie zimmer unD niCK sCharif (V.l.). Der lehrer beKam naCh Dem interVieW Keine genehmigung seines sChulleiters für Das gespräCh. Deshalb möChte er anonym bleiben. lehrer aus Leidenschaft. Der ist mit uns nach Sorrent gefahren. Das war gewaltig, was der alles geboten hat. Für Sie war also tatsächlich das Programm wichtig? Die bleibenden Momente bei uns sind etwas anderer Natur. Da geht es eher um Klamottentauschen oder das Nachbarzimmer voller Italienerinnen. Scharif: Klar, so was ist auch nicht ausgeblieben. Nur das andere hat mich im Nachhinein mehr beeindruckt. Talmann: Das Halligalli wurde diskret abgedeckt. Aber solche Lehrer wie Ihrer haben mich auch geprägt. Die konnten auch die Dinge super rüberbringen und haben Begeisterung geweckt. Aber das Interesse ist heute nicht mehr so da. Drexler: Das würde ich nicht sagen. Es kommt auf die Orte an. Es gibt Orte, die eine Bereicherung sind. Mein Mann ist Oberstufenkoordinator und fährt auf Klassenfahrten, und da fahre ich seit 34 Jahren mit. Letztes Jahr waren wir in Bilbao. Wir waren in Tallinn und in Riga. Die Schüler waren jedes Mal begeistert, weil sie da sonst nicht hingefahren wären. Stefanie Zimmer, Leiterin der Jugendherberge Possenhofen: Ich habe keine Studien- fahrten mitgemacht. Ich kann mich jedoch an einen Schullandheim-Aufenthalt in der sechsten Klasse erinnern: Jugendherberge Nördlingen, totales Klischee: Das Essen war furchtbar, zu trinken nur Hagebuttentee, es gab einen Riesenschlafsaal, und die Hausmutter war ein Drachen. Wir mussten den Schlafsaal kehren, und wenn wir das morgens nicht bis halb neun getan hatten, dann hat’s gezischt. Gibt’s den Hagebuttentee heute eigentlich immer noch überall? Talmann: Natürlich! Zimmer: Man kann ihn sich nehmen. Wir ha- jetzt sC h u l e & J o b n o 0 4 / 1 2 29 ben heißes Wasser und verschiedene Teesorten im Beutel. Aber es steht nicht mehr wie früher auf jedem Tisch eine Kanne mit dubiosem, süßem Hagebuttentee. Warum eigentlich ausgerechnet Hagebuttentee? Scharif: Wahrscheinlich war der am günstigsten. Drexler: Jetzt gehört der Hagebuttentee zu den teuersten Teesorten. Der günstigste war schon immer der Pfefferminztee. Das ist auch heute noch so. Scharif: Die Verpflegung hat sich ja gewaltig verändert. Selbst die einfachen Jugendanlagen in Italien bieten heute vier verschiedene Teesorten an. Zu meiner Zeit gab es beim Klassenausflug Nutella, einen Bierschinken, den eh keiner gegessen hat, und noch ein bisschen Käse. Heute gibt es Buffets wie in einem Viersternehotel. Zimmer: Wir wollen halt, dass die Kinder was essen und satt werden. Mit einer billigen Sorte Wurst funktioniert das nicht. Was ist das beliebteste Essen auf Klassenfahrten? Talmann: Schnitzel mit Pommes, oder? Zimmer: Wir haben keine Fritteuse, bei uns sind es deshalb Spaghetti Bolognese. Nudelgerichte generell. Scharif: Ja, Pasta oder Pizza sind auch meiner Erfahrung nach sehr beliebt. Drexler: Bei uns sind es Pfannkuchen oder Kaiserschmarrn – weil die Mamas ja keine Mehlspeisen mehr zubereiten. Für Schüler ist die Zimmerverteilung der erste wichtige Moment auf der Klassenfahrt. Für Sie auch? Zimmer: Die Lehrer fragen in aller Regel vorher nach der Zimmerverteilung, um das zu Hause auszukaspern. Denn das ist oftmals ein harter Kampf. Aber leider machen es nicht alle so. Dann gibt es böse Zickenkriege. Drexler: Tragödien! Zimmer: Solche Außenseiterszenen spielen sich bei uns in der Halle ab, wenn der Lehrer sagt: „Nun verteilt euch mal auf die Zimmer.“ Da werden die Schlüssel gegriffen, und alle sind ganz schnell weg. Häufig bleiben dann ein paar Mädchen übrig. Die stehen da ganz schüchtern, Kopf gesenkt, und wenn man sie fragt, was mit ihnen ist, sagen sie: „Uns will ja keiner.“ Das ist wirklich schlimm. Oder die Kinder streiten sich in der Halle laut. Da werden die einzelnen Mädels dann lauthals ausgegrenzt – das sind für mich die schlimmsten Stadt ist, glaube ich, Amsterdam. Situationen. Oft schau ich dann, Talmann: Dort habe ich gar keiob ich noch ein Zimmer habe, ne schlechten Erfahrungen geaber leider ist das selten der Fall. macht. Die Jungs sind in die Drexler: Wir stellen manchmal Strip-Bars im Rotlichtviertel und ein Zusatzbett ins Zimmer, dain die Coffeeshops überhaupt mit der übrig Gebliebene doch nicht reingekommen. Da musste noch bei den anderen sein kann. ich mich gar nicht anstrengen, Talmann: Ich kann mich auch an das haben die Holländer ganz alSzenen erinnern, in denen ich unlein geregelt. ter riskantem Einsatz der körperDrexler: Ich fand Malta am lichen Unversehrtheit Streitereien schlichten musste. Man muss Stefanie Zimmer, 46, ist schwierigsten. In jedem zweiten Diplom-sozialpäDaHaus ist eine Kneipe, die Insel ist so was einfach vorher regeln. Bei gogin unD leitet Die JugenDherberge in vollkommen überschwemmt von mir machen die Schüler das vorpossenhofen am Jugendlichen, und der Alkohol ist her selber – von Lostrommeln starnberger see. erstaunlich billig. Das ist eine halte ich nichts. Sollen denn Klassenfahrten nicht auch zu- ganz gefährliche Kombination. Das war das einzige Mal, dass ich jemanden nach Hause sammenschweißen? Talmann: Ja. Ich finde Kennenlernfahrten schicken musste. mit der fünften Klasse sehr sinnvoll. Dass die Es gibt ja auf jeder Fahrt ein Partyzimmer. Schüler Gruppenverhalten lernen. Wenn Weiß man vorher, welches Zimmer das sein man das gleich am Anfang macht, hat man wird? Talmann: Man ahnt es. Bei uns ist Bettruhe später keine Probleme mehr. Zimmer: Viele Klassen buchen ein Pro- um 22 Uhr – und dann bin ich mindestens bis gramm, um den Klassenzusammenhalt zu um zwei Uhr oder drei Uhr auf dem Gang trainieren. Erlebnispädagogisch, naturpäda- und patrouilliere. Und dann müssen Sie die Jungs aus den gogisch und so weiter. Mädchenzimmern einsammeln? Klingt wie ein Training für Manager ... Zimmer: Ja, so ähnlich. Aber es hat eine Wir- Talmann: Umgekehrt. Die Mädchen wollen kung, wenn Erlebnispädagogen die Außen- eher ins Jungszimmer als andersrum. seiterprobleme ansprechen und sie mit den Zimmer: Ja, das ist in allen Altersgruppen so. Vor allem, wenn es erst so langsam losgeht Schülern bearbeiten. Talmann: Bei sol- mit dem Interesse am anderen Geschlecht. chen Fahrten fahre Da schotten sich die Jungs noch ab, die Mädich besonders gern chen sind schon weiter und sagen: „Oh, intermit. Die großen essant, Jungszimmer!“ Au sla ndsfa h r ten In höheren Klassen gibt es manchmal Paare. mache ich nicht so Wie gehen Sie damit um? gern. Weil ich kei- Drexler: Die sind da vernünftig und schlane Lust mehr habe, morgens um drei Uhr fen schön in ihrem eigenen Bett. zwei Polizisten mit schussbereiter Maschi- Talmann: Man weiß natürlich nicht immer nenpistole in einer fremden Sprache zu erklä- genau, was da sonst so passiert. Aber die Pärren, dass meine Schüler dem Mädchen nicht chensachen regeln die nicht in einem Gemeinschaftszimmer. an die Wäsche gegangen sind. Und wenn die Jungs und Mädchen einander Gibt es Ziele, die Sie nicht so gern mögen? Talmann: Berlin und Prag machen jedes Mal nachts doch noch besuchen – ist das Standardversteck da immer noch der KleiderÄrger. Drexler: In Berlin kommt es drauf an, in schrank? Drexler: Bei uns gibt es gar keine Kleiderwelcher Ecke du wohnst. Scharif: Die ländlichen Ziele sind meistens schränke, sondern nur Regale. Kleidereinfacher. Da sind die Herbergen ein biss- schränke sorgen nur für Müll. chen abgeschiedener, und wenn die Schüler Talmann: Zuerst schaue ich unters Bett! Da nicht so schlau sind, vorher dran zu denken, hab ich auch schon mal jemanden gefunden. können sie vor Ort gar keinen Alkohol kau- Der Balkon ist ein beliebtes Versteck. Oder fen. Die sind ja auch faul und fragen dann: das Dach. Wenn das Zimmer im ersten Stock „Du, Busfahrer, kannst du uns noch schnell ist und vielleicht noch eine Dachrinne vorzum Supermarkt fahren?“ Und das kann handen – da geht oft was. So was sehe ich alder Lehrer dann steuern. Die gefährlichste lerdings eher von außen. Die Schüler wissen „Die Mädchen wollen ins Jungszimmer. Nicht andersrum.“ 30 jetzt sC h u le & Jo b n o 0 4 /12 Der Süddeutsche Verlag ist eines der führenden deutschen Medienhäuser und Herausgeber der Süddeutschen Zeitung. Mit täglich ca. 1,8 Millionen Lesern ist die Süddeutsche Zeitung die reichweitenstärkste QualitätsTageszeitung Deutschlands. Weitere wichtige Geschäftsbereiche des Süddeutschen Verlages sind Fachinformationen, Regionalzeitungen, elektronische Medien und Drucktechnik. Wir stellen nicht nur höchste Qualitätsansprüche an unsere Redaktionen, Produkte und Dienstleistungen, sondern auch an die Berufsausbildung in den verschiedenen Unternehmensbereichen. In der intensiven und praxisorientierten Ausbildung erhalten die Auszubildenden Einblick in die spannenden Abteilungen unseres Medienunternehmens, übernehmen Verantwortung bei anspruchsvollen Aufgaben und Ausbildungsprojekten und werden von qualifizierten Ausbildern individuell betreut. Wenn Sie unsere Begeisterung für publizistisch, gestalterisch und technisch erstklassige Information und Meinungsbildung teilen, über Organisationstalent und hohe kommunikative Fähigkeiten verfügen, Spaß an Teamarbeit und Kundenkontakt haben und ein hohes Maß an Lernbereitschaft und Engagement mitbringen, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung. Wir bieten zum 1. September 2013 folgende Ausbildungsmöglichkeiten an: Ausbildung zum/r Mediengestalter/in Digital und Print Ausbildung zum/r Medienkaufmann/-frau Digital und Print Duales Hochschulstudium Wirtschaftsinformatik (B.Sc.) Informationen zu unserem Medienunternehmen und zu den Ausbildungsberufen finden Sie unter: www.sueddeutscher-verlag.de auch schon, dass ich draußen mit der großen Taschenlampe entlanggehe und aufs Dach leuchte. Allerdings wird das mit dem Verstecken im Laufe der Woche besser. Der Montag ist immer der schlimmste Tag ... Drexler: Nein! Der Dienstag! Dienstags ist es immer am dollsten. Talmann: Ja, das stimmt eigentlich. Montag ist für die Schüler noch alles neu, sie kennen sich nicht so aus. Am Dienstag denken sie bereits, sie seien die Herren des Hauses. Mittwoch werden sie dann schon müde, und Donnerstag machen wir meistens eh einen bunten Abend. Freitag auf dem Rückweg schlafen dann alle. Zimmer: Von den Nächten finde ich immer Montag und Donnerstag am schlimmsten. Scharif: Vermutlich weil die Schüler am Donnerstag sicher wissen, dass sie nicht mehr heimgeschickt werden können. Talmann: Man muss halt durchgehend Programm machen, dann werden die Schüler schon müde. Scharif: Wenn ein Lehrer sich Mühe gibt und auf die Schüler eingeht, dann wird die ganze Klassenfahrt ein viel größerer Erfolg. Leider resignieren viele Lehrer, für die ist eine Klas- Beispiel niemals rechnen konnte, senfahrt eine Qual. Das merkt erweist sich dann auf einmal als man schon im Bus. Da sitzen in toller Handwerker. Diese Seite den ersten zwei Reihen die Lehwürden die Lehrer in der Schule rer, dann bleiben vier Reihen nie zu Gesicht bekommen. Im leer, und dann kommen erst die Gegenzug erleben auch die SchüSchüler. Wenn ich anbiete, deren ler die Lehrer mal privat. Musik anzumachen, wiegeln die Also hat man dann als Lehrer Lehrer sofort ab. Oder – das ist nach so einer Fahrt ein anderes der andere Fall – sie bitten extra Verhältnis zu den Schülern? um besonders viele Filme, damit Talmann: Ja, aber das kann posidie Schüler ruhig sind. Oder wir machen eine Dolomitenrundfahrt, rotraut Drexler tiv und negativ sein. Die größten ist haus- unD und ich fahre die vielen Pässe, und WirtsChaftsleiterin Rabauken erweisen sich auf der die Schüler haben die Vorhänge zu- im sChullanDheim Klassenfahrt dann als ganz wunbairaWies bei gezogen und schauen Videos. Dann baD tölz. ihr mann derbar, und die Musterknaben ist lehrer an knallen durch. sage ich immer zu den Lehrern: „Wir einem münChner hätten uns auch vom Hotelier einen gymnasium, mit ihm Drexler: Manchmal werden die Pkw leihen können, und dann hätte unD seinen sChülern Schüler sogar richtig anhänglich fährt sie seit 34 auf den Fahrten. ich Sie allein durch die Gegend geJahren auf Klassenfahrt. Talmann: Die Umstellung zurück fahren.“ zum Schulalltag ist oft nicht leicht. Für Schüler ist eine Klassenfahrt eben auch eine Möglichkeit, Grenzen aus- Auf der Fahrt ist man eine verschworene Gemeinschaft, und danach ist der gute Onkel zutesten. Drexler: Na ja, aber für Lehrer ist es doch wieder der strenge Lehrer. Das fällt auch den auch ein Erlebnis. Viele Lehrer lernen ihre Schülern schwer. Schüler auf einer Klassenfahrt ganz neu ken- Was gehört zur Grundausstattung auf einer nen. Der Maxi, der in der Schule sonst zum Klassenfahrt? Lust auf Luftfahrt? Fluglotse werden! www.dfs.de Startklar? Mit Abitur? Und zum Abflug bereit? Bewerben Sie sich jetzt! Starten Sie Ihre Karriere als Fluglotsin bzw. Fluglotse. Starttermin: mehrfach im Jahr! Starthilfe gibt‘s hier: www.karriere.dfs.de Weil der Himmel uns braucht! Drexler: Gute Nerven. Talmann: Bundeswehrerfahrung. Man muss innerhalb von einer Stunde Schlaf das nachholen können, wofür Normalsterbliche fünf Stunden brauchen. Drexler: Eine Reiseapotheke. Talmann: Und Programmalternativen. Da muss ich jetzt mal eine Lanze für die Busfahrer brechen: Ihr wart für mich immer der dritte Mann. Ihr habt immer gute Vorschläge eingebracht, das muss ich hoch loben! Scharif: Nett, dass Sie das sagen. Aber meistens werden wir eher wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Wie der Depp vom Dienst. Das liegt allerdings auch oft am Auftreten der Busfahrer gegenüber den Schülern. In unserer Firma habe ich deshalb eine Weiterbildungsakademie für Busfahrer gegründet. Gemeinsam mit Profis üben wir unser Auftreten und beseitigen ungute Muster, die sich im Umgang miteinander allmählich eingeschlichen haben. Was für Muster sind das? Scharif: Beispielsweise ist es ja normal, dass der Busfahrer die Koffer einlädt, dem Lehrer die Hand schüttelt und dann losfährt. Erst außerhalb der Stadt nimmt er das Mikro in ter Prozentsatz der Klasse mindie Hand und sagt: „Servus, ich destens mitfahren muss. Wenn bin der Erwin, das und das dürft das nicht klappt, wird die Fahrt ihr und das und das nicht.“ Das abgeblasen. ist schlecht, denn da ist der Erwin Warum dürfen so viele Schüler bereits für alle nur noch der Busnicht mitfahren? fahrer. Bei uns stellt sich der ErTalmann: Religion, Familienwin vor der Abfahrt vor, erklärt situation, die Finanzen. Manche die Sicherheitseinrichtungen und Eltern wollen sich nicht outen und die Strecke und sagt auch ein zugeben, dass sie nicht genügend paar Worte zu sich. Ähnlich wie Geld für die Fahrt haben. im Flugzeug also. Dadurch entnick Scharif, 36, Drexler: Das stimmt. Bei uns brinsteht eine bessere Bindung zwiist Vertriebsleiter gen die Kinder oft ihr Bettzeug schen Fahrer und Schülern. beim gruppenreiseunternehmen selbst mit. Ein Kind hatte mal BettWas ist mit Kindern, die nicht auf alpetour. naCh zeug dabei, das nur noch aus LöKlassenfahrt mitkommen? seiner lehre zum büroKaufmann chern und Fäden bestand. Die LehTalmann: Kommt darauf an, warstuDierte er um sie nicht mitkommen. Wenn das VolKsWirtsChaft rerin hat danach zu uns gesagt: unD fuhr „Nun versteh ich erst, warum die Geld zu Hause nicht reicht, springt nebenher bus. immer solche Schwierigkeiten hat, der Elternbeirat ein, und es gibt Schulsachen zu bezahlen.“ In der auch viele andere Töpfe, aus denen man Geld für so was bekommt. Wenn sich ein Schule können die Kinder das noch irgendSchüler vor der Abreise zum Beispiel das wie übertünchen, aber auf den Fahrten Bein bricht oder Ähnliches, muss er am Un- kommt es dann raus. Und dann kann man ja auch helfen. terricht einer anderen Klasse teilnehmen. Drexler: Der umgekehrte Fall ist, dass zu wenige Kinder mitfahren können. Die Schulleitung schreibt häufig vor, dass ein bestimm- Mit 20 in die Rente AUSBILDUNG ZUM SOZIALVERSICHERUNGSFACHANGESTELLTEN (M/W) DIPLOM-VERWALTUNGSWIRT (FH) (M/W) MODERN :: SICHER :: IN MÜNCHEN ung icher nvers yern Süd te n e Ba al che R erson g Deuts n ung P Abteil und -planu en ünch lung twick 81729 M erteilt: nalen kunft gauer Perso s t u a A r Refe nterlu -2285 1 mid-U e Sch el. 089 678 ued.de T Sabin yerns a b v dr auer@ terlug id-un m h c e.s sabin www.mit20indierente.de 34 jetzt S C H U L E & JO B N o 0 4 /12 Zwei Leben. VON DAVID SCHELP / TEXT Nach jeder anstrengenden Woche Unterricht folgt für Sina Klug eine Woche im Hotel. Aber nicht zur Erholung: Sie bedient Leute, die auf Klassenfahrt oder im Kurzurlaub hier wohnen. Die Arbeit ist der praktische Teil ihres dualen Studiums. G efühlt sind es 30 Sekunden, in denen die Studentin Sina zur Rezeptionistin Frau Klug wird. Studentin Sina trägt ein blaues Sommerkleid mit weißen Punkten, als sie durch die Lobby eines Berliner Hotels huscht und in der Küche verschwindet. Frau Klug trägt ein schlichtes, schwarzes Shirt, als sie kurz darauf aus der Küche tritt. Daran steckt sie ein Namensschild, „Sina Klug. Rezeption“ steht darauf. Erst dann nimmt sie die Schulklasse aus Koblenz in Empfang, die gerade eincheckt. Der Rollenwechsel ist für Sina Klug, 23 Jahre alt, inzwischen Routine geworden. Seit fast drei Jahren ist sie Studentin und Hotelangestellte in einem. An der Internationalen Berufsakademie in Berlin studiert sie Betriebswirtschaftslehre mit der Spezialisierung auf Hotel- und Tourismusmanagement. Ein dualer Studiengang: In Vorlesungen bekommen jetzt SC H U L E & J O B N o 0 4 / 1 2 35 Klug und ihre Kommilitonen Wissen vermittelt, das sie dann in Ausbildungsbetrieben erproben sollen, in Restaurants, riesigen Fastfood-Ketten oder, wie Klug, in Hotelunternehmen. Über 61 000 Studierende sind in Deutschland in duale Studiengänge eingeschrieben. Der berufsnahe Mix aus Studium und Ausbildung lockt mit der Aussicht auf gut bezahlte Stellen nach dem Abschluss. Die Ausbildungsbetriebe betrachten ihn ihrerseits als Chance, Führungskräfte heranzuziehen. Sie übernehmen Studiengebühren und zahlen häufig schon während des Studiums ein Gehalt. Doch auch für die Studenten ist der Preis für diese Vorteile hoch. Familie, Freizeit und Freunde müssen für die Dauer des Studiums meist hintenanstehen. Als Sina Klug 2009 nach Berlin kommt, liegen zwei Jahre als Animateurin und Segellehrerin in Ferienclubs auf den Kanaren hinter ihr. Sie möchte Tourismus studieren, mit viel Praxisbezug. „Ich wollte anwenden, was ich lerne“, sagt sie, „und nicht irgendwas auswendig lernen.“ In wöchentlichem Wechsel besucht Klug seither die Berufsakademie und verschiedene Häuser des Hotelunternehmens Meininger. Im Hotel verbringt sie ihre Tage anfangs vor allem hinter der Rezeption und in der Küche. „Wenn ich den siebten Tag in Folge Teller gespült und mir gedacht habe, dass ich ein Einser-Abi habe und studiere, war das manchmal ziemlich frustrierend.“ Erst mit der Zeit werden die Aufgaben anspruchsvoller. Klug organisiert Events der Marketingabteilung und hilft bei der Eröffnung neuer Hotels. Immer intensiver wird sie nach und nach ins Unternehmen eingebunden. An der Akademie belegt sie parallel Fächer wie Statistik, Rhetorik und Tourismusrecht. Die Kombination von Praxis und Theorie gefällt ihr, auch die Themenvielfalt. Sie mag es, das alles zu verzahnen. 80 Stunden Uni und 80 Stunden Hotel stehen monatlich auf ihrem Lehrplan, Lernen und Wochenendschichten exklusive. Von 40 Studenten sind sechs Semester später noch 20 übrig. Einige haben hingeschmissen, andere Teller spülen trotz EinserAbitur: „Das war ziemlich frustrierend.“ FAU-ANZ_SZ-Schule+Job_94x59_PFADE.indd 1 S U CH L OB Einsteinstraße 42 81675 München Tel.: 089. 4750-56 /-57 www.akademie-u5.de jetzt Schule & Job Erscheinungstermine E&J DESIGNU5 WERBUNGU5AUSBIlDUNG MEDIENU5 GRAF IK U5 IllUSTRATION U 5 ADCU5 CANNES U5REDDOT U5 GWA U5ART-DIRECTIONU5ZUKUNFTU5IDEE ERFAHRUNG U5 lEISTUNG U5 DESIGN Akademie U5 2013: 4. März 2013 und 23. September 2013 Kontakt Frau Melanie Pala, Tel. (089) 2183-8375 [email protected] 02.08.2012 11:29:32 wurden von ihren Betrieben gekündigt, weil sie deren Erwartungen schlicht nicht mehr erfüllen konnten. Man müsse das alles schon wirklich wollen, sagt Klug. „Ich persönlich arbeite gern hart und viel, ich möchte keinen Montag-bis-Freitag-9-bis-18-Uhr-Job, in dem immer alles gleich bleibt.“ Das habe sie von ihrem Vater geerbt, der auch viel arbeitet. Ihre Mutter hingegen ist traurig, weil sie die Tochter nur selten sieht, und auch Freundschaften haben unter ihrem dualen Studium gelitten. Nur echte Freunde verstehen es, wenn man siebenmal hintereinander absagt. Auch das hat Klug gelernt. In ein paar Tagen hat sie ihren letzten Arbeitstag im Hotel, auch ihre Bachelorarbeit hat sie abgegeben. Nur wenige Prüfungen und die mündliche Verteidigung fehlen zum Abschluss. Jetzt, wo das Ende so nahe ist, freut sich Sina auch auf ruhigere Zeiten. Wie sie das sagt, klingt es ein bisschen wie ein Geständnis. Sie hätte auch bei der Hotelkette bleiben können. „Ich hatte ein sehr gutes Jobangebot von meinem Betrieb, sie haben um mich gekämpft.“ Trotzdem hat sie abgelehnt. Den Rest ihres Lebens im Tourismus zu arbeiten, das kann sie sich heute nicht mehr vorstellen. „Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mir etwas fehlt. Auch wenn das vielleicht doof klingt: Ich möchte etwas Gutes machen, etwas verändern. Ich glaube, das könnte ich besser im Kulturbereich und würde dann mehr hinter dem stehen, was ich tue.“ Klugs Schicht hinter der Rezeption endet bald, doch Feierabend hat sie nicht. Sie muss lernen – und ihren Umzug vorbereiten: nach Friedrichshafen. Dort wird sie einen Master in Communication & Cultural Management beginnen, sobald sie in Berlin fertig ist. Ein ganz normales Studium. „Ein bisschen war es an der Berufsakademie ja wie in der Schule“, sagt Sina Klug. „Ich hatte einen festen Stundenplan und durfte vielleicht ein-, zweimal in sechs Semestern zwischen Kursen wählen. Sonst war alles vorgeschrieben.“ Sie möchte nun zwei Jahre lesen, forschen, ihren Horizont erweitern. „Alles nachholen“, sagt sie. Dann verschwindet sie im Berufsverkehr. Sie trägt wieder ihr gepunktetes Sommerkleid. 06./07.OKTOBER Dual ist’s doppelt gut 320 duale Studienangebote NÜRNBERG NürnbergMesse 10 -16 Uhr, Frankenhalle www.nuernberg.azubitage.de itt Einteri! fr und 800 Unternehmen in Bayern Top kombiniert: akademisches Studium an einer staatlichen Hochschule mit viel Praxis im Unternehmen. So startet eine tolle Karriere! Weitere Informationen gibt es unter www.hochschule-dual.de BWV94x121,5:Layout 1 FINDE DEINEN TRAUMBERUF! 20.08.2012 15:55 Uhr Seite 1 Das Münchner Modell Ausbildungsintegriertes duales Studium (AIS) in der Versicherungswirtschaft Kauffrau/-mann für Versicherungen und Finanzen (IHK) + Bachelor + Master of Science (Univ.) Eine Ausbildung machen und gleichzeitig studieren . . . das perfekte Modell für Sie! Sie kombinieren von Anfang an wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Erfahrungen und sichern sich so mehrere angesehende Abschlüsse in kürzester Zeit und damit den ersten Karrierevorsprung: Mit einer kaufmännischen Ausbildung . . . ■ nach modernen Ausbildungsinhalten facettenreiche Tätigkeitsfelder mit Kunden im Innen- und im Außendienst kennen lernen und tiefes Fachwissen aufbauen. ■ in professionell organisierten Ausbildungsbetrieben Einblick in das Management renommierter Versicherungsunternehmen erhalten. ■ und deren hohen Ausbildungsvergütung das Problem der Studienfinanzierung lösen. ■ einen angesehenen Berufsabschluss erhalten. Mit einem Betriebswirtschaftsstudium . . . ■ neueste wissenschaftliche Theorien kennen und anwenden lernen. ■ an einer kleinen Universität studieren, an der der enge Kontakt mit Studienkollegen und Professoren gesichert ist. ■ den akademischen Grad Master of Science (Univ.) erreichen. Fordern Sie von uns Informationsmaterial an oder informieren Sie sich auf der Homepage: www.bwv-ais.de Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft in München e.V. BWV Fritz-Erler-Straße 30, 81737 München München Tel. 089/383922-21, Fax 089/383922-26 Ein Haus, viEr GEnErationEn. JEssica sitzt mit iHrEr muttEr andrEa auf dEr Bank vor dEm scHullandHEim, in dEr kücHE HElfEn oma HEidi und uroma marGarEtE. 38 jetzt s c Hu lE & JoB n o 0 4 /12 Von Mercedes Lauenstein / tExt & Juri GottschaLL / fotos Home sweet Schullandheim. Sie wohnt dort, wo andere nur fünf Tage Abwechslung vom Alltag suchen: Jessica ist in einem Schullandheim in einem winzigen Dorf aufgewachsen. Ihre Familie führt das Haus seit Generationen. Deswegen hat die 16-Jährige anderen Gleichaltrigen einiges voraus. Seit Jessica denken kann, gibt es bei ihr zu Hause das gleiche Essen: montags Spaghetti Bolognese, dienstags Geschnetzeltes mit Spätzle, mittwochs Gulasch mit Nudeln, donnerstags Blätterteigstrudel mit Spinat-FetaFüllung und am Freitag Schinkennudeln. Jessicas Eltern führen das Schullandheim Endlhausen. Das kleine Dorf liegt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und ist so winzig, dass es nicht einmal einen WikipediaEintrag darüber gibt. Für andere Kinder ist der Ausflug in diese Einöde eine seltene Abwechslung vom Schulalltag, ein paar Tage raus aus der Stadt, aufs Land, in die Abgeschiedenheit. Jessica ist hier aufgewachsen. Abgeschiedenheit, Dörflichkeit, Schullandheimessen – das ist ihr Alltag. Ihr Zuhause. Jessica ist 16 Jahre alt. Sie sagt: „Das mit dem Essen ist schon okay, da sind ja überall Nudeln mit dabei. Nudeln gehen immer. Wenn ich, wie heute, keine Lust auf Gulasch habe, mach ich Ketchup drüber.“ Jessica ist gerade aus der Schule gekommen, hat ihren Roller in der Einfahrt geparkt und sitzt in Bikerjacke, Bikerboots und einer mit Stars and Stripes bedruckten Leggins am Tisch der hellen Landheimküche. Sie wirkt älter, als sie ist, und ein bisschen, als müsse man sich anstrengen, sie zu beeindrucken. Wird man früher erwachsen, wenn man jede Woche von frem- den, stets wechselnden Gesichtern umgeben ist? In jedem Fall entwickelt man eine besondere Sicht auf Menschen und das Leben an sich. Die Mittagszeit ist gerade vorbei, die Klasse, die gerade zu Gast ist, zur Wanderung aufgebrochen. Es ist still in dem 300 Jahre alten Bauernhaus. Vom Hof hört man nur das Geplapper und Gequäke von Jessicas jüngsten Brüdern. Aus der Küche, wo ihre Oma und Uroma gerade das Geschirr vom Mittagessen aufräumen, dringt leises Klappern. Hinter Jessica hockt ihre Mutter, Andrea Calcagno, 36, auf einer Stuhllehne. Sie trägt ein locker sitzendes Longsleeve und abgewetzte Jeans. Mit ihrem italienischen Mann Franco führt sie nun schon seit gut zwölf Jahren das Schullandheim. Sie selbst ist auch hier aufgewachsen. Die meisten Schullandheime werden von Catering-Services versorgt oder beschäftigen Angestellte, die abends wieder nach Hause gehen. Im Landheim Endlhausen ist das anders. Seit 85 Jahren gehört es zum Wittelsbacher-Gymnasium in München und ist immer in Familienhand geblieben. Die Calcagnos wohnen im linken, neueren Teil des zweistöckigen Hauses. Außer im Winter und in den Ferien reisen Woche für Woche Schüler an, fünfte bis elfte Klasse. Feierabend gibt es für die Familie nicht. Wenn irgendetwas ist, wer- jetzt sc Hu l E & J o B n o 0 4 / 1 2 39 nocH HErrscHt ruHE im unordEntlicHEn mädcHEnzimmEr und im EssEnsraum. das wird sicH scHnEll ändErn, wEnn diE scHülEr von dEr wandErunG zurückkommEn. in dEn fEriEn Hat JEssica das GanzE Haus für sicH allEin. 40 jetzt s c Hu lE & JoB n o 0 4 /12 den sie herausgeklingelt. Und irgendetwas ist immer. Der private Bereich der Calcagnos vermischt sich mit dem Landheim. Andrea hebt einen ihrer quengelnden zweijährigen Zwillinge auf ihren Schoß. „Mein und Dein gibt es gar nicht bei uns. Wenn ich fürs Landheim was brauche, eine Wärmflasche oder ein Fieberthermometer, dann hole ich es von uns oben, und wenn ich mal die Kaffeemaschine von unten brauche, hole ich sie mir halt hoch.“ Wanderungen, Specksteinschnitzen und bunte Abende zwischen stets wechselnden Gesichtern gehören für Jessica und ihren achtjährigen Bruder Maurizio genauso zum Alltag wie in der Küche zu helfen und Hausaufgaben zu machen. Wenn montags um zehn der Bus vor dem Haus hält, um gut dreißig Schüler und zwei Lehrer auszuspucken und sie erst am Freitag um zwei wieder einzusammeln, weiß Mutter Andrea schnell, ob Maurizio mit den Schülern spielen darf oder nicht. „Je nachdem, wie die in der ersten Stunde ihre Zimmer beziehen und wie sie miteinander umgehen, ist für mich klar, ob er ein Go kriegt oder nicht.“ Fällt innerhalb von zwanzig Minuten das zehnte Schimpfwort, kriegt er keines. Das lernt man, wenn man ständig mit neuen Gruppen fremder Jugendlicher konfrontiert wird: Gruppendynamik in Rekordzeit zu beobachten und zu durchschauen. Jessica bestätigt das. „Die brauchen nur aus dem Bus zu steigen, und man sieht sofort, wer das gemobbte Kind der Klasse ist.“ Als kleines Mädchen hat sie sich immer zu den Außenseitern gesetzt. Die waren froh, dass da auch noch andere Kinder waren. Kinder, die sie nicht geärgert, sondern sich für sie eingesetzt haben. Jessica kennt auch das Gegenteil: Je älter sie wird, desto öfter sind gleichaltrige Schülerinnen eifersüchtig, dass die Jungs auch mit ihr ihre Späße machen. Normalerweise fangen Kleinkinder früh an zu „fremdeln“. Bei den Calcagno-Kindern war das anders. Sie wurden oft schon morgens in der Früh von Schülern in den Kindergarten getragen, mittags wieder abgeholt und auf den Schultern mit zum Wandern und zum Spielen genommen. Kontakte mit Menschen zu schließen war für Jessica nie ein Problem. Heute interessiert sie sich zwar nicht mehr dafür, überall mitzugehen. Die Fähigkeit, offen und ohne Schüchternheit auf Menschen zuzugehen, ist ihr geblieben. „Wenn ich im Urlaub bin oder irgendwo, wo ich niemanden kenne, dann dauert es keine halbe Stunde, bis International, praxisorientiert, persönlich und kompakt Wer von beiden wird international Karriere machen? Beide. Bachelor-Studiengänge B.A. International Management B.A. Tourism & Event Management B.A. Communications & Marketing B.A. Corporate Finance B.A. Psychology & Management B.A. Business Administration (berufsbegleitend) www.ism.de Campus Dortmund, Frankfurt/Main, München und Hamburg ISM_Image-Anzeige_94x121,5_RZ.indd 1 22.08.12 17:12 jetzt Uni&Job – das junge Magazin der Süddeutschen Zeitung Wann die nächste Ausgabe jetzt Uni&Job erscheint – 22. Oktober 2012, Anzeigenschluss: 21. September 2012, DU-Schluss: 28. September 2012 Was es ist – Ein Orientierungsheft für Studierende, Absolventen und Berufseinsteiger zwischen 18 und 30 Jahren. Was drin steht – Es geht um das richtige Leben und immer wieder um die Frage, was nach der Hochschule kommt. Wo es erscheint – Am Veröffentlichungstag liegt es den 418.415 Exemplaren* der Süddeutschen Zeitung bei und erreicht 1,48 Millionen Leser**. Zusätzlich wird das Heft an Hochschulen verteilt. Mehr über Inhalt, Anzeigenformate und -preise erfahren Sie unter www.jetzt.de/magazine und bei Melanie Pala unter 089 / 21 83 – 83 75 oder [email protected] Quellen: *Verkaufte Auflage Mo-Fr lt. IVW II/2012, ** ag.ma 2012 EAZ_jetzt_UJ_94x121_5_September.indd 1 31.08.12 13:57 ich neue Leute kennenlerne.“ Was Jessica mit 16 Jahren an Sozialkompetenz gelernt hat, lassen andere sich später an der Universität in Soft-Skill-Kursen beibringen. Von der Küche aus tritt man direkt in den Speisesaal, ein L-förmiges Esszimmer mit Kachelofen, der den gesamten rechten Teil des Landheims heizt. Hier stehen mittags und abends die Schüler Schlange, um sich in der Küche Essen zu holen. Die Decken sind niedrig im alten Bauernhaus, und bei jedem Schritt knarzen die Dielen. An den Wänden hängen Heiligenbilder und vergilbte Fotos, etwa vom Oberstudienrat Forster, Lehrer am Wittelsbacher-Gymnasium und Landheimbetreuer von 1964 bis 1989. Das ganze Haus wirkt wie das Setting für die Verfilmung eines Erich-Kästner-Romans, oben bei den Jungs reihen sich dicht an dicht einfache Metallpritschen, unten in den Mädchenzimmern stehen alte Stockbetten aus Holz. Die Betten und Wände sind an einigen Stellen so dicht bekritzelt, dass man beinahe kein Holz mehr darunter erkennt. Unzählige Telefonnummern stehen an den Bettkanten und Deckenbalken. Einen davon hat Jessicas Mutter „freigegeben“ zum Bekritzeln, was daraufgemalt wird, darf stehen bleiben. Die Schüler malen die anderen Wände trotzdem voll. Oft müssen sie vor der Abreise schrubben, denn Andrea kennt jede Ecke und weiß genau, was schon dort stand und was nicht. Manchmal bekommt sie dann Sätze zu hören wie: „Für so etwas habe ich zu Hause eine Putzfrau.“ Wenn die Schüler unhöflich werden, warnt Andrea ihre eigenen Kinder: „Wagt niemals, euch so zu benehmen.“ Jessica haben diese Erfahrungen geprägt. Wenn sie selbst im Schullandheim oder bei Freunden zu Gast ist, nimmt sie die Rolle der Strengen ein, die zu Respekt und Ordnung aufruft. „Ich bin immer die, die alles im Ruder hält, die wie selbstverständlich den Tisch abräumt oder sagt: Macht eure Betten, macht nichts kaputt.“ Wenn in den Ferien oder in der Winterzeit kein Betrieb ist, ist das Schullandheim seltsam leer. „Ich sitze da, und das Haus ist tot“, sagt Andrea. Meistens lässt die Familie dann den Fernseher laufen und in anderen Zimmern das Radio. Die plötzliche Einsamkeit hat auch ihre Vorteile: Im Speisesaal werden große Familienessen aufgetischt, und wenn Jessica und ihre Freunde aus München oder Wolfratshausen am Wochenende mal in Endlhausen und Umgebung weggehen und danach keiner mehr heimfahren kann, werden schnell ein paar Betten für alle bezogen. Jessicas Lieblingszimmer ist in den besuchsfreien Zeiten das „Föhnzimmer“. So nennen die Calcagnos ein holzvertäfeltes Zimmer im ersten Stock, in dem sich nichts als eine riesige Spiegelwand und viele Steckdosen finden. Nach dem Duschen laufen die Mädchen die Holztreppe in den ersten Stock hinauf, stecken ihre Föhne ein und trocknen sich hier die Haare. „Aber wenn niemand da ist, habe ich das Zimmer für mich allein. Dann steht hier mein ganzes Kosmetikzeug“, sagt Jessica. Jessicas Freunde finden es cool, dass sie im Landheim lebt. Sie fragen manchmal: „Jessi, wann gibt es wieder eine Landheimparty?“ Dann kann man Billard und Tischtennis spielen, kickern und danach übernachten. Es spricht sich schnell in der Gegend herum, wenn eines der Schullandheimkinder einlädt. Einmal standen fast 200 Leute vor der Tür. Deshalb werden die Feiern immer seltener. So schlimm findet Jessica das nicht. Denn während der Partys bleibt sie sowieso immer in der Rolle der Aufpasserin. „Wenn sich da nur jemand auf die Kante vom Billardtisch Du arbeitest nicht für jeden? Dann arbeite doch für alle. Bei der Stadt München arbeiten Sie nicht für einen Konzern, sondern für alle Münchnerinnen und Münchner. Sie helfen mit, unsere Stadt noch lebenswerter zu machen. Gemeinsam mit uns schaffen Sie den Rahmen für eine weltoffene, familienfreundliche und wirtschaftlich erfolgreiche Stadt. Das ist kein Job. Das ist eine Aufgabe. Dazu brauchen wir Menschen, die etwas bewirken wollen und Spaß daran haben, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Machen Sie mit. Bewerben Sie sich jetzt für eine Ausbildung bei der Stadt München. Oder ein duales Studium. In 11 Fachreferaten und dem Direktorium warten spannende Themen auf Sie. Welche Ausbildungsmöglichkeiten Sie haben, erfahren Sie im Internet unter setzt oder man sieht, dass da jemand sein Bier abgestellt hat, kriege ich kurzfristig einen Herzinfarkt.“ Den Landheimbetrieb später übernehmen, wie es schon ihre Oma und ihre Mutter getan haben, will Jessica nicht. Sie möchte weg vom Land, in die Stadt, vielleicht ins Eventmanagement. Und ihre Mutter Andrea findet das gut. „Ich erwarte von meinen Kindern gar nichts. Ich sage ihnen immer: Lernt was Anständiges, damit ihr hier rauskommt. Man gewöhnt sich zu schnell daran und fährt sich dann fest.“ Bald ist Abendessenszeit. Draußen ist der Himmel weiß, durch die offenen Türen weht eine lauwarme Abendbrise. Andrea und Jessica stehen nebeneinander im Türrahmen. Wenn es nicht so blöd klingen würde, könnte man sagen, dass die beiden eher wie gute Freundinnen wirken als wie Mutter und Tochter. Viel mehr bekommt man aber den Eindruck, dass es in dieser Familie gar nicht so sehr um Kategorien wie Mutter, Tochter oder Freundin geht. Es geht darum, stets aufmerksam und respektvoll miteinander umzugehen, ganz egal, wer das Gegenüber sein mag. Es rumpelt im Haus. Die Schüler kommen von der Wanderung zurück. Auf dem Küchentisch ist ein Abendbrotbuffet gedeckt, die ersten Kinder stehen vor der Tür vom Speisesaal in die Küche Schlange. Andrea greift zur Glocke, schüttelt sie einmal, und dann stürmen die Kinder hinein. aBscHiEdsscHmErz: Ein EintraG im GästEBucH dEs scHullandHEims. [ Neugierde] Erstklassige Ausbildung mit zweifacher Einstiegschance Ausbildung zum Bankkaufmann/zur Bankkauffrau oder duales Studium zum Bachelor of Arts, Fachrichtung Bank Sie haben Abitur und bringen Leistungsbereitschaft, Teamgeist und Engagement mit? Sie sind neugierig auf die Welt des Bankings und an den großen Zusammenhängen ebenso interessiert wie an den kleinen Details? Dann freuen Sie sich auf eine erstklassige Ausbildung bei der BayernLB. Bei uns arbeiten Sie in einer dynamischen deutschen Geschäftsbank. Hier bekommen Sie faszinierende Einblicke in die Welt der Wirtschaft. Von Anfang an sind Sie mit im Team – begleitet und betreut von erfahrenen Spezialisten. 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Auf einem der Hochbetten hat sich die Partyfraktion eingerichtet und die Zweiliterflaschen mit Billig-Alk ausgepackt. Die Tür geht mit einem Rumms auf – herein springt ein halb nackter Abiturient, der beim Anblick der Kamera sofort wieder Reißaus nimmt. Gackerndes Gelächter und Schreie: „Der Matze! Ist so! Krass!“ 44 jetzt S C H U L E & JO B N o 0 4 /12 Von der Abireise erzählen? Pah! Heute kann jeder mit dem Handy filmen und die selbst geschnittene Doku auf Youtube stellen. Nur laufen diese Filme immer gleich ab. Das Storyboard zum typischen Abifahrtsvideo. 00:24 Die Kamera schwenkt über Hinterköpfe von jungen Menschen, die in einem Reisebus sitzen. Der Kameramann spricht einen Jungen an und fragt, was ihm gerade durch den Kopf geht. Der Junge ruft: „Gei-jel! Die Abifahrt ist ja wohl definitiv jetzt schon Legende!“ Kurze Schnitte im Rhythmus der Musik zeigen weitere Hinterköpfe im Bus beim konspirativen Saufen. Vor dem Busfenster sieht man eine deutsche Ausfallstraße vorbeiziehen. 03:48 Nächster Tag. Die Kamera zeigt verquollene Gesichter beim Scheibletten-Frühstück mit Eistee aus dem Tetrapak. Es werden die Abenteuer der letzten Nacht in allen Details ausgebreitet. Dann besprechen sie die Pläne für den kommenden Tag. Die zwei Allermutigsten haben schon ein erstes Konterbier geöffnet und prosten dem Zuschauer zu. 02:26 Schnitt, Musikwechsel. Billiger Bumstechno. Das zeigt an: Jetzt wird’s ernst, man ist am Ort des Geschehens angekommen, einem typischen Pauschaltouristenort im Süden. Die Kamera schwenkt einmal mehr wild herum, diesmal, um dem Betrachter in allen Facetten zu zeigen, wie das Hotel von außen aussieht und wie viel Gepäck „die Jessy“ dabeihat. 04:20 Auf der Busfahrt zum obligatorischen Besichtigungstermin ist Zeit, erste Einschätzungen über das Hotel, den Service, das Urlaubsziel und die Stimmung einzuholen. Allgemeiner Tenor bei den Befragten: Alles ist total super beziehungsweise geil. Nur das vegetarische Frühstücksangebot wird kritisiert – zu wenig, und nichts ist frisch. jetzt SC H U L E & J O B N o 0 4 / 1 2 45 05:06 Zeitsprung. Es ist früher Abend, die Kamera zeigt im Zeitraffer vier Jungs, die sich vor dem kleinen Spiegel in ihrem Zimmer die Haare in Form gelieren. Dabei lassen sie eine Flasche kreisen und freuen sich sichtlich. 09:15 Abspann: Noch einmal die besten Szenen zusammenschneiden (Wie der Matze reingekommen ist! Wie der Busfahrer so krass bremsen musste! Wie die Janine auf dem Parkplatz kotzen musste!), dazwischen immer wieder eingeblendet eine Totale des Hotels im Sonnenuntergang. Und ein Foto von der finalen Getränke-Strichliste, auf der zu sehen ist, wie viele Liter Bier, Wein und Wodka Bull auf der Reise vertilgt wurden. 46 jetzt S C H U L E & JO B N o 0 4 /12 05:20 Wir sehen zur Begleit-Techno-Hitmusik (David Guetta feat. Akon „Sexy Bitch“) eine Diashow von Partyfotos. Mädchen prosten mit Cocktails in die Kamera, Jungs tanzen im Schaum, Mädchen schauen mit Schnute in die Kamera, Jungs schauen cool in die Kamera, ein Mädchen übergibt sich auf dem Parkplatz. Ein schlafender Junge wird am Körper mit Edding bemalt, auf einem Bett liegen ein Junge und ein Mädchen eng umschlungen, während drei kichernde Jungs durch die geöffnete Tür schauen. 12:02 Zu „It’s Raining Men“ von den Weather Girls läuft auf schwarzem Grund von links eine Schrift ins Bild: „Die Abifahrt der K12 der Friedrich-Bonhoeffer-Gesamtschule in Mannheim 2011 – hier wurden Legenden geschmiedet. Wir sehen uns wieder – keine Frage! Euer Matze und Tom.“ 06:20 Mit BWL oder Jura – Ich will, dass mein Berufseinstieg gelingt. Deswegen ist die EBS Universität für mich die richtige Adresse: • Ihr einzigartiges Netzwerk nutzt mir jetzt und später. • Erstklassige Professoren fördern und fordern mich fundiert und praxisnah in kleinen Gruppen. en Der nächste Tag. Unter einer Markise haben sich die Überlebenden des Massakers versammelt und erzählen vom legendären und besten Abend, den sie jemals erlebt haben. Einer hat sogar „was gehabt“ mit einer Einheimischen. Es werden Wunden in die Kamera gehalten, die man sich am Vorabend beim Versuch, das Stockbett zu erklimmen, geholt hat. Hier finde ich mein Studium: • Jura (Erste juristische Prüfung) mit Zusatzqualifikation Master in Business (MA) • Bachelor in General Management (BSc) mit der Option International Business Studies • Bachelor in Aviation Management (BSc) Day Op ktober 13. O Informationen und Anmeldung unter: www.ebs.edu/openday EBS Universität für Wirtschaft und Recht • Wiesbaden/Rheingau Jetzt auch bei Facebook unter www.facebook.de/vigozone DAS AOK-STARTHILFE-PORTAL FÜR BERUFSSTARTER IST DA! Wo finden Sie die besten Ausbildungsplätze? Wir zeigen Ihnen den Weg zum Traumjob. Klicken Sie auf www.azubiextraservice.de und erfahren Sie, welche Stellenangebote es in Ihrer Nähe gibt. Wir beantworten Ihnen alle Fragen zum Thema Bewerbung und Vorstellungsgespräch. Bei uns erhalten Sie Infos zur Schulzeitbescheinigung, zum Sozialversicherungsausweis und Ihrer Krankenversicherung als Azubi. www.azubiextraservice.de 48 jetzt s c h u l e & Jo b n o 0 4 /12 Von nadJa ScHlÜter / teXt & Joanna SWiStoWSki / illustration Klassenfahrt für immer. Das Programm einer Studienfahrt ist voller wertvoller Programmpunkte, die den Unterricht sinnvoll ergänzen sollen. Doch die wirklich wichtigen Dinge lernt man abseits der vom Lehrer vorgesehenen Ausflüge – zum Beispiel nachts auf den Fluren des Schullandheims. Das nackte Bett war beängstigend. Zu Hause kümmerte sich Mama darum, dass dort, wo ich schlief, alles sauber und flauschig war. Hier, in der Jugendherberge, war Mama nicht dabei. Ich war zehn Jahre alt, auf meiner ersten Klassenfahrt und das obere Hochbett neben dem Fenster des Viererzimmers war meines und musste bezogen werden. In meiner Erinnerung habe ich mich mehrfach im Spannbettlaken verfangen und den Bezug erst einmal auf links über die Decke gezogen (oder die Decke in den auf links gedrehten Bezug gestopft). Unsere Klassenlehrerin zeigte uns schließlich hilfreiche Tricks, und als meine Mutter mir irgendwann einmal erklären wollte, dass man am besten die Arme in den umgestülpten Bezug steckt, die Ecken der Decke fasst und dann alles ineinanderschüttelt, da wusste ich schon längst Bescheid. Gelernt auf der Klassenfahrt. Wie so vieles, was nicht auf dem Lehrplan der Schule, aber irgendwo auf dem Lehrplan des Lebens steht. Klassenfahrten sind dazu da, dass die Schüler etwas lernen. Auf dem Ijsselmeer das Segeln und wie man als Team Hand in Hand arbeitet. In Oberstdorf das Skifahren und wie dynamisch eine Gruppe ist. Und in Paris etwas über Kunst und Kultur und wie man gemeinsam ein Referat über die Mona Lisa hält. Das sieht das pädagogisch wertvolle Programm so vor. Doch die wirklich wichtigen Unterrichtsstunden der Klassenfahrt werden nachts jetzt sc h u l e & J o b n o 0 4 / 1 2 49 die berühmteste Klassenfahrt deutschlands ist das trainingslager der fuSSballnationalMannScHft: fußballer verdienen viel geld und fahren teure autos – trotzdem gibt es im leben eines Profikickers Parallelen zu dem eines neuntklässlers. Vor allem dann, wenn die nationalmannschaft ins trainingslager fährt. das nämlich ist nichts anderes als eine Klassenreise. Klar sind da unterschiede: es gibt training statt museumsbesuch, luxushotel statt Jugendherberge und zum essen riesengarnelen statt riesenschnitzel. den fußballtross zieht es in die natur. neuntklässler wollen nach berlin. aber es überwiegen die gemeinsamkeiten. die reisegruppe umfasst hier wie dort 20 bis 30 leute; es gibt den lehrer (löw), schüler (spieler) und begleitpersonal – wobei die Profis beim betreuungsschlüssel dank ärzten, fitnesstrainern und Köchen besser abschneiden. für beide gruppen gilt: wer sich vorab mies präsentiert, darf nicht mit (wird nicht nominiert); wer sich danebenbenimmt, der muss früher heim (stefan effenberg). das iPhone ist auch bei den Profis das wichtigste gepäckstück, und in sachen spaß kann es eine zweier-wg mit schweini und Poldi mit dem wildesten zehnerzimmer aufnehmen. apropos wild: wer zu spät ins bett geht, bekommt ärger. wenn er erwischt wird. nicht nur schüler sind meister im ausbüxen: sepp maier und uli hoeneß etwa entflohen 1974 der kasernenartigen, streng bewachten sportschule malente. in tiefer nacht machten sie sich auf die 100 Kilometer lange reise nach hamburg zu ihren frauen. weil zu betrunken, mussten sie für die hinfahrt einen sicherheitsbeamten um dessen auto und chauffeursdienste bitten. auf dem rückweg fuhr maier. leider war die fußbremse jetzt kaputt, weshalb der torwart im morgentraining kurz nach seiner rückkehr kaum einen ball fassen konnte. zu sehr schmerzten die blasen an den fingern, vom ewigen ziehen der handbremse. heute versucht der Verband, lagerkoller erst gar nicht aufkommen zu lassen. dfb-organisationschef georg behlau sagt: „wir drängen zu nichts, schaffen aber angebote.“ dazu zählen Kanutouren, fahrradausflüge oder ein formel-1-besuch wie zuletzt in monaco. und die frauen dürfen inzwischen öfters im hotel übernachten. Von florian HaaS 50 jetzt s c h u l e & Jo b n o 0 4 /12 Klassenfahrten enden nicht, wenn die schulzeit hinter einem liegt. wenn SebaStian MadSen, 31, sänger und gitarrist der band madsen, auf tour geht, fühlt sich das oft ganz ähnlich an: „unsere rituale beim tourstart? einsteigen und bier trinken. die freude loszufahren ist eine ähnliche wie die, die wir hatten, wenn es damals auf Klassenfahrt ging. es ist, als wären wir wieder teenager. und genau wie teenager machen wir auf tour viel Quatsch. das wird mit der zeit immer schlimmer. man erlebt ja irgendwie jeden tag das gleiche, schläft viel, hängt durch. dabei entwickelt sich ein ganz eigener humor, viele bandinsider werden geboren. in einer eingeschworenen gemeinschaft kann man natürlich viel mehr gas geben. man fühlt sich freier – so wie früher, in den grüppchen, die sich auf Klassenfahrt bildeten. ich bin zum beispiel kein großer freund versauter witze, aber auf tour erzähle ich schon mal welche. das gehört zur abflachung auch dazu: die Verhaltensregeln des alltags werden missachtet. zudem fehlt uns heute ja der lehrer. unser tourleiter guckt zwar, dass zur abfahrt alle rechtzeitig im bus sind, behält den überblick und übernimmt viel organisatorisches. aber er ist nicht da, um auf uns aufzupassen. das müssen wir schon selbst. auf tour muss man immer auch ein bisschen disziplin beweisen. Jeden tag saufen ist einfach nicht drin. dafür fallen andere Pflichten weg – im gegensatz zur Klassenfahrt. ich bin zwar immer gern in museen gegangen, schon damals. nur wenn ich es musste, wenn es also ein fester Programmpunkt war, hatte ich oft keinen bock. heute entscheide ich allein, was ich zwischen den Konzerten mache. und nicht mal die empfinde ich als Pflicht. sie machen mir ja spaß.‟ Protokoll: erik brandt-Höge in den Zimmern des Schullandheims abgehalten, in der Freizeit auf dem Weg durch die fremde Stadt oder morgens, wenn sechs Leute hintereinander durchs Bad müssen. Die Geschichte der Mona Lisa und ihr geheimnisvolles Lächeln hat man nach einer Woche wieder vergessen, aber all die Dinge, die nicht im Programm stehen, die bleiben. Ich beziehe mein Bett noch heute so, wie ich es auf meiner ersten Klassenfahrt gelernt habe. Ein sehr wichtiges Klassenfahrtlehrstück war das Austüfteln der Zimmerkonstellationen. Am liebsten wollte man natürlich mit denen Schlafplatz und Badezimmer teilen, neben denen man auch in Deutsch und Sachkunde saß und mit denen man sich nachmittags zum Radfahren traf. Mit den Freunden eben. Aber manchmal gab es in den Zimmern mehr oder weniger Betten, als man Freun- Leseförderung de hatte. Dann musste man Kompromisse eingehen, sich von einer Freundin trennen oder akzeptieren, dass die, mit der man gerade zerstritten war, in der kommenden Woche nachts die gleiche Luft atmen würde wie man selbst. Sich arrangieren muss man heute immer noch. Ob in der Referatsgruppe an der Uni, im Job, auf Fortbildung oder auch bloß im Auto der Mitfahrgelegenheit – man kann sich nicht immer die besten Freunde als Gesellschaft aussuchen. Wenn man es doch kann, hat man in den Tagen in der Jugendherberge sicher noch eine weitere Sache gelernt: Der beste Freund in Sachkunde und beim Radfahren ist nicht zwangsläufig auch der beste Freund im Badezimmer. Man lernt einzuschätzen, wer sich in welcher Situation wie verhalten wird und in welchen Situationen man daher gut zusammen funktionieren wird und in welchen eben nicht. Überhaupt das Zusammensein: Es gibt kein Umfeld, in dem man besser die ersten Versuche in partymäßigem und verliebtem Zusammensein machen kann als auf einer Klassenfahrt. Ein Haufen pubertierender und (in den meisten Fällen) gemischtgeschlechtlicher Schüler, die durch täglichen gemeinsamen Unterricht schon ganz ordentlich aneinander gewöhnt sind, haust auf einmal Wand an Wand. Nachts schleicht man dann natürlich durch die Flure, und die Mädchen verstecken sich im Jungszimmer im Schrank, wenn der Klassenlehrer kommt. Danach sitzt man im Schlafanzug im Kreis, nippt an seinem ersten Alkoholmischgetränk, einer legt seine leere Mixery-Flasche in die Mitte, und schon übt man sich in Teenager-Partyspielen, die man noch oft wird spielen müssen und für die es immer gut ist, eine besonders kesse Frage oder kreative Aufgabenstellung in der Hinterhand zu haben. Dann gerät man auch noch irgendwie neben den süßesten aller Klassenkameraden, kuschelt (sitzend!) ein bisschen in seinem Bett, bis alle anderen kichernd den Raum verlassen – und ehe man sich versieht, hat man das erste Mal unbeholfen geknutscht. Das hat das pädagogische Programm ganz sicher nicht vorgesehen. Pädagogisch wertvoll ist es doch. Jede Klassenfahrt, egal in welchem Alter, ist voller erster Male. Das erste Mal ohne Eltern verreisen und an Heimweh leiden. Das erste Mal das Bett machen. Das erste Mal sein Geld selbst verwalten. Das erste Mal knutschen. Das erste Mal in einer fremden Stadt am Abend allein unterwegs sein und sich mit seinem Schulenglisch durchschlagen. Und wenn ab dem Teenageralter der Lehrer, der schützend seine Hand über die Köpfe und Bettlaken hält, nicht mehr gern gesehen ist, wird die Klassenfahrt zu einem mehrtägigen Lehrgang darin, sich von der Aufsicht durch Autoritäten zu befreien und ihre Verbote zu umgehen: länger aufbleiben, Alkohol trinken und rauchen, das andere Geschlecht besuchen, die Freizeit ausdehnen. Denn nirgends gilt die Regel „Verbote sind dazu da, gebrochen zu werden“ mehr als auf einer Klassenfahrt. Und gerade wenn man diese Regel befolgt, lernt man besonders viel. Segeln muss man ja nicht unbedingt können. Knutschen und sich mal was trauen aber schon. Werden auch Sie Zeitungspate! www.sz.de/zeitungspate Studieren mit den besten Perspektiven Bachelor in BWL / Management Excellence in Management Education e WHU! Erleben Sie di ge: Schnupperta d 01.12 .2012 27.10.2012 un ter un g un eld m An chnuppertage /s du u.e wh www. Internationales Studium in mehreren Ländern Wahlweise 180 ECTS oder Intensivstudium mit 210 ECTS Studienbegleitende Praktika im In- und Ausland Exzellente Lehre und Forschung, engagierte Studierende Persönliche Atmosphäre, hervorragende Betreuung Unser Netzwerk: 185 Partneruniversitäten, 180 Partnerunternehmen, 2.500 organisierte Alumni WHU – Otto Beisheim School of Management Burgplatz 2, 56179 Vallendar, Germany Wolfgang Staus, Tel. +49 261 6509-513 [email protected], www.whu.edu bachelor_Schule&Job_94x121,5_31.08.indd 1 22.08.12 12:14 EINKAUFSWAGEN Wenn man von der Klassenfahrt zurückkommt, heißt es erst mal: Wunden lecken und den körperlichen Idealzustand wiederherstellen. Und dann: Aus Fehlern lernen und sofort die Dinge besorgen, die in den vergangenen Tagen schon ziemlich praktisch gewesen wären. Die Rückkehrer-Einkaufsliste. Erst mal: Du stinkst, weil ihr auf eurer Italien-Fahrt zwar viel Lambrusco, aber wenig Seife gesehen habt. Außerdem waren die Duschen in eurer Pension in Rom ständig chiuso. Aber egal, das mediterrane Flair kannst du nachduschen, denn dieses Waschgel kommt aus Kalifornien, ist voll mit italienischer Zitrone und sieht besser aus als alles, was Papa im Badezimmerregal hat. (heldenlounge.de, 17,50 Euro) Der Kater geht nicht weg? Alles tut weh? Stilvoll bekämpft man derlei vage Übelkeiten seit 1931 mit Alka-Seltzer. Angeblich hilft aber auch Ausschlafen. Und ein bisschen frische Luft. Sagt jedenfalls deine Mutter. Auf der Busfahrt haben alle mit ihren kleinen Ohrstöpseln rumgefummelt? Das geht beim nächsten Mal auch ein bisschen opulenter – für Einzelgänger in der letzten Reihe hat Verstärkerlegende Marshall Kopfhörer gebaut: groß, eckig, schwarz und mit dem wichtigsten Rock-Logo der Welt. (Gesehen bei amazon, 80 Euro) Das Beste am Achtbettzimmer in den Schweizer Alpen waren noch die Wolldecken? Die gibt’s auch in Neu und noch ganz ohne den typischen Beigeschmack. (fair-kaeuflich.de, 95 Euro) Auf Klassenfahrten und unter den Schweizer Wolldecken geschehen auch viele hochinteressante zwischenmenschliche Dinge. Wieder daheim sitzt man dann da mit seinem angeknabberten Herz und weiß nicht, wie’s weitergeht. Vielleicht mit einer Postkarte, die einfach alles klarstellt? (etsy, adammcohn, ca. 7 Euro) Du hast mit deinem Handy Hunderte Fotos gemacht, und dann wurde es am letzten Abend gestohlen. Schöner Mist. Für das nächste Mal gibt es diese ganz neu entwickelte Polaroidkamera. Die ist zwar mittlerweile digital, spuckt aber immer noch wie früher das Foto gleich aus. Nur den Eltern eine Beruhigungs-SMS schicken kann man damit nicht. (Vorbestellbar auf store.polaroid.com, ca. 150 Euro) Stadtsouvenirs können übrigens auch gut aussehen und einen Zweck haben. Wer bei der nächsten Kunstgeschichte-Fahrt nach Paris mal zwei Stunden Zeit hat, sollte beim kleinen Musik- und Modelabel Kitsuné sein Taschengeld verbraten, zum Beispiel für ein Parisien-T-Shirt, das sich ganz ohne Touri-Verdacht tragen lässt. (kitsune.fr, 65 Euro) VON MAX SCHARNIGG / TEXT 52 jetzt S C H U L E & JO B N o 0 4 /12 RÄTSEL Diese Schüler haben eines gemein: ihre Vergesslichkeit. Aber wer hat auf der Klassenfahrt welchen Gegenstand liegen gelassen? VON KIM KEIBEL / FOTOS IS M AN ARI LL ABE E , 15 IA SOF , 16 , 16 5 ,1 LEO A, M M E 15 LE 5 E,1 I N O Bei der Planung für dieses Heft hätten wir übrigens fast das Rätsel vergessen. Wir haben es zum Glück rechtzeitig gemerkt. An die Lösung haben wir natürlich auch gedacht. Du findest sie online unter jetzt.de/vergessen. jetzt SC H U L E & J O B N o 0 4 / 1 2 53 VON FELIX KRÜGER / FOTOS Klassenfahrt. Die Hausaufgabe ist, ein’ Aufsatz zu verfassen, die meisten von uns haben die Hauptstadt noch nie verlassen, dreißig Atzen, und sie alle gehn auf Klassenfahrt mit einem Affenzahn Richtung Nachbarstaat, die Lehrer gucken, ob ich Waffen in den Taschen hab, denken, die Jugendherberge wird zu nem Massengrab, fürchten ein Attentat, sind mit dem Feind allein, sie kenn’ die Rütli-Schule, kenn’ Columbine, doch mich noch nicht, ich box den Dorfpolizist, häng die Bauern auf, nehm das Ortsschild mit, Handy-Kamera an, wir stürmen dieses Kuhkaff, der erste Hinterwäldler denkt, er ist Tupac, ich rede mit Händen, damit der Horst mich versteht, danach geht es ab in die Dorfdiskothek, grabsch den Bauernfotzen ans Hinterteil, ein Bett im Kornfeld ist immer frei. ACHTUNG, ACHTUNG, RAUS AUS DEM KLASSENRAUM, OB LEHRER, STREBER ODER KLASSENCLOWN, REIN IN DEN SCHULBUS, AUF ZUR JAGD, HURRA, HURRA, ES IST KLASSENFAHRT! Die Berliner Rapper von K.I.Z. drücken sich gerne sehr direkt aus und bedienen sich eines Vokabulars, das man vor Lehrern oder im Bewerbungsgespräch besser tief in der Wortschatztruhe vergräbt. Der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien mag diese Direktheit nicht immer gefallen, wenn aber Musiker wie K.I.Z. einen Rapsong mit dem Titel „Klassenfahrt“ schreiben, darf der in diesem Heft aus rein dokumentarischen Gründen nicht fehlen. DAS IST KEIN AUSFLUG, DAS IST EIN RAUBZUG, DEIN BUNDESLAND IST IN UNSRER HAND, REIN IN DEN SCHULBUS, AB ZUR JAGD, HURRA, HURRA, ES IST KLASSENFAHRT! Raus aus der Herberge, hier fühl ich mich wohl, ich bin der King aus Berlin, du der Anton aus Tirol, das ist echt ne schöne Landschaft, doch hier riecht es so komisch, Kuhmist oder weil der Holzmichl tot ist? Erklärt mir mal, wieso ihr rote Haare habt, egal, ab auf den Heuboden, Paarungsakt, wir tragen Nike Air Max, ihr tragt Holzschuhe, der Feuerwasserverkauf ist eine Goldgrube, die Lehrer wolln zurück nach Hause, los, auf sie, Meuterei auf der Bounty, Untertupfi ngen, Buxtehude, Remscheid, ein kleiner Schritt für uns, ein großer für die Menschheit. Musik: Mach One (copyright control) Text: Tarek Ebéné, Nico Seyfrid, Maxim Drüner Mit freundlicher Genehmigung von: Edition Royalbunker / Melodie der Welt / Mach One IMPRESSUM jetzt SCHULE&JOB Eine Verlagsbeilage der Süddeutschen Zeitung im September 2012 Verlag Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. 0 89 / 21 83 - 0 Chefredakteur Kurt Kister Verantwortlich im Sinne des Presserechts Dirk von Gehlen Redaktion Christian Helten Art Director Joanna Swistowski Schlussredaktion Isolde Durchholz Anzeigen (verantwortlich) Jürgen Maukner Kontakt Tel. 0 89 / 21 83 - 82 73, [email protected] Anzeigenpreise unter http://mediadaten.sueddeutsche.de/sonderthemen/jetzt_schulejob_unijob Repro Compumedia GmbH, Elsenheimerstraße 59, 80687 München Druck Firmengruppe APPL, PRINT.Forum Druck GmbH, Neulandstraße 40, 74889 Sinsheim Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte Unterlagen keine Haftung. 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Wir suchen Nachwuchs Bewerben Sie sich für eine Ausbildung oder ein Studium Informieren und bewerben: www.dm.de/ erlebnis-ausbildung Oder senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen an: dm-drogerie markt GmbH + Co. KG MitarbeiterManagement Postfach 10 02 25 76232 Karlsruhe Drogist/-in Handelsfachwirt/-in Studium der Betriebswirtschaftslehre (BWL) Fachrichtung Handel mit Schwerpunkt Filiale, Bachelor of Arts (B.A.)