Editorial NZI aktuell
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Editorial NZI aktuell
NZI aktuell NZI 11/2006 Editorial Schon anlåsslich seines 70. Geburtstags wurde in dieser Zeitschrift festgestellt, dass der Name ¹Wellensiek`` fast ein Synonym fçr erfolgreiche Insolvenzbewåltigung und Unternehmenssanierung ist (vgl. Uhlenbruck, NZI Heft 12/2001, V). Der am 19. 11. 1931 in Mannheim geborene und seit 1961 in Heidelberg tåtige Rechtsanwalt zåhlt in der Tat nicht nur zu den meistbeschåftigten, sondern auch zu den erfolgreichsten Insolvenzverwaltern und Unternehmenssanierern in Deutschland. Der geniale Mediator wird als Sanierer besonders wegen seines Verhandlungsgeschicks und seiner ausgleichenden Art allseits geschåtzt. Schon Top Business Heft Nr. 4/1993, S. 24, bezeichnete ihn als einen der ¹Superstars in der Bundesliga deutscher Insolvenzprofis``. Jobst Wellensiek, stets um einen Ausgleich bemçht, genieût gleichermaûen bei Banken, Gewerkschaften, Betriebsråten und Glåubigerausschçssen hohes Ansehen und vor allem Vertrauen. Zu den çber 400 Insolvenzfållen, die der unverwechselbare Kurpfålzer als Vergleichsverwalter, Treuhånder, Liquidator und Insolvenzverwalter abgewickelt hat, gehæren unter anderem Verfahren wie die Neff-Werke GmbH, Korf Industrie- und Handel GmbH & Co. KG, Korf-Stahl AG, die Klæckner-Gruppe und die Eisenwerksgesellschaft Maximilianshçtte mbH (Maxhçtte). Entgegen der ursprçnglichen Absicht des AEG-Vergleichsverwalters, der vorhatte, die Neff-Werke GmbH zu liquidieren, læste Wellensiek mit Rçckendeckung der Werksleitung, der Belegschaft, der Stadt Bretten und des damaligen baden-wçrttembergischen Ministerpråsidenten Lothar Spåth die Gesellschaft aus dem AEGVerbund heraus und fçhrte das Haushaltsgeråtewerk im strukturschwachen Bretten dem nachmaligen Eigentçmer Bosch-Siemens zu. Die 1200 Mitarbeiter der Firma Neff bescheinigten ihm einstimmig, dass er ¹ordentliche Arbeit geleistet`` habe und çberreichten ihm als Erinnerung einen Neff Kohleherd Baujahr 1920 aus dem Firmenmuseum, den er heute noch gerne vorzeigt. Als der ursprçngliche Insolvenzverwalter çber das Vermægen der Maxhçtte im Juni 1987 von der Glåubigerversammlung abgewåhlt wurde, verwunderte es nicht, dass Jobst Wellensiek als neuer Konkursverwalter von der Glåubigerschaft gewåhlt wurde. Verwunderlich aber und fçr seine Nervenstårke typisch war, dass er ohne die geringsten Anzeichen von Stress anschlieûend an einer Tagung in Boppard teilnahm, die sich mit dem Thema ¹Insolvenzrechtsreform`` befasste. Jobst Wellensiek zeichnen alle Eigenschaften aus, die einen hervorragenden und erfolgreichen Insolvenzverwalter ausmachen. Es ging ihm immer darum, mæglichst viele Arbeitsplåtze zu erhalten und den Schaden der Glåubiger gering zu halten. In zahlreichen spektakulåren Groûverfahren, wie z. B. bei der Insolvenz des Bremer Vulkan-Verbundes wurde Wellensiek als ¹Troubleshooter`` hinzugezogen. 2001 wurde er damit betraut, das åuûerst schwierige Amt eines Vorsitzenden der Geschåftsfçhrung der Expo-Liquidationsgesellschaft, Hannover, zu çbernehmen. Solche Aufgaben haben Wellensiek nie abgeschreckt. Sein Motto war immer: ¹Je græûer die Aufgabe, desto reizvoller!`` Eine besondere Herausforderung besteht fçr ihn in der fast als Mission empfundenen Verpflichtung, zu retten, was noch zu retten ist. Es kommt nicht von ungefåhr, dass sich nach der Wiedervereinigung die Berliner Treuhandanstalt seiner Mitarbeit versicherte. Als Liquidator der ostdeutschen Fluggesellschaft Interflug sowie der Firmen Pentacon und der Docter-Optik hat er sich groûe Verdienste erworben. Im Rahmen der Zusammenarbeit im Abwicklungsbeirat bei der Treuhandanstalt Berlin habe ich sein stets fræhliches, um Ausgleich bemçhtes Wesen und seine Fåhigkeit, scheinbar unçberwindliche Gegensåtze zu çberbrçcken, schåtzen und bewundern gelernt. Zahlreiche Auszeichnungen sind dem verdienten Sanierer und Insolvenzverwalter zuteil geworden, wie z. B. die Verleihung des Bayerischen Verdienstordens. Trotzdem hat Jobst Wellensiek immer Zeit gefunden, in zahlreichen Ehrenåmtern tåtig zu sein, wie z. B. als Pråsident der Rechtsanwaltskammer Karlsruhe oder Mitglied im Insolvenzrechtsausschuss des Deutschen Anwalt Vereins und des Gravenbrucher Kreises. Verlag und Herausgeber schåtzten sich glçcklich, Jobst Wel- Neue Zeitschrift fçr das Recht der Insolvenz und Sanierung Dr. Jobst Wellensiek zum 75. Geburtstag Neue Zeitschrift fçr das Recht der Insolvenz und Sanierung NZI 11/2006 NZI lensiek fçr die Mitarbeit an dem inzwischen in dritter Auflage erschienenen Werk Karsten Schmidt/Uhlenbruck, Die GmbH in Krise, Sanierung und Insolvenz, gewinnen zu kænnen. Seine Ausfçhrungen zur Kapitalausstattung der GmbH, zu krisenaversen Organisationsstrukturen und zur Organisation der Unternehmenskontrolle sind heute noch Standard. Sein kritischer Beitrag in dieser Zeitschrift (NZI Heft 9/2000, S. V) zum Thema ¹Insolvenzplanverfahren ± Ein Schlag ins Wasser?`` hat die Praxis gelehrt, mit dieser Verfahrensart trotz komplizierter gesetzlicher Regelungen besser umzugehen. Seine praktischen Erfahrungen und sein theoretisches Wissen hat er in vielen Vortrags- und Seminarveranstaltungen an Generationen junger Insolvenzrechtler weitergegeben. Daneben war er als Dozent der Deutschen Anwaltsakademie, des Forum Instituts fçr Management GmbH, Heidelberg, der Handelskammer Deutschland ± Schweiz, des Betriebswirtschaftlichen Instituts der Universitåt Stuttgart und der Fachhochschule fçr Rechtspflege in Schwetzingen tåtig. Viele junge Juristen haben sich von seiner Begeisterung fçr das Insolvenzrecht anstecken lassen und sind heute als erfolgreiche Insolvenzverwalter tåtig. Wenn ihn auch ¹Die Zeit`` (Nr. 6, vom 31. 1. 2002, S. 11) als ¹Herr der Pleiten`` bezeichnet hat, ist Wellensiek immer bescheiden geblieben und hat sich trotz seiner beruflichen Belastung unter anderem im Tennissport als Pråsident des Heidelberger Tennis-Clubs von 1890 engagiert. Er gilt als ¹spiritus rector`` der Ersten Damenmannschaft des HTC, die mit ihren Spitzenspielerinnen Anke Huber und Helena Sukova und Ehrenmitglied Steffi Graf 1996 die Neunte Deutsche Meisterschaft errungen hat und damit deutscher Rekordmeister ist. Die Mitglieder der (Ex-)Damen Tennis-Bundesligamannschaft zåhlt Wellensiek auch heute noch zu seinen ¹Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit``. Sein Wunsch, einmal White Hunter, Libero beim 1. FC Nçrnberg, zu sein, ist leider nie in Erfçllung gegangen. Seine ¹Helden in der Wirklichkeit`` sind die Retter von in Not geratenen Menschen. Fçr das soziale Engagement vor allem in seinem Rotary-Club HeidelbergSchloss e. V. spricht nicht zuletzt die Tatsache, dass sich der Jubilar statt eines Geburtstagsgeschenks eine Spende an die Færdergemeinschaft Rotary zu Gunsten des Projekts ¹Kinder in Not in Heidelberg`` gewçnscht hat. Auf die Frage, wie er sterben mæchte, hat Jobst Wellensiek einmal geantwortet: ¹In guter Verfassung.`` Noch befindet er sich nicht nur in guter, sondern in bester Verfassung, wofçr vor allem die Tatsache spricht, dass er seinen Geburtstag zusammen mit seiner als Professorin lehrenden Ehefrau Annelie im Rahmen einer festlichen Ballnacht im Kænigssaal im Heidelberger Schloss zu feiern gedenkt. Verlag und Mitherausgeber dieser Zeitschrift gratulieren Jobst Wellensiek ganz herzlich zu seinem 75. Geburtstag am 19. 11. 2006. Mit den Glçckwçnschen verbinden wir den Wunsch, dass er mit seiner beeindruckenden Fachkompetenz, seiner persænlichen Bescheidenheit und seiner Liebenswçrdigkeit uns und dem Insolvenzund Sanierungsrecht noch viele Jahre in freundschaftlicher Verbundenheit und mit gewohnter Tatkraft erhalten bleiben mæge. Professor Dr. Wilhelm Uhlenbruck, Kæln