PTS-News "Faserbasierte Lösungen für die Produkte von Morgen"
Transcription
PTS-News "Faserbasierte Lösungen für die Produkte von Morgen"
PTSNEWS 03/12 FIBRE based solutions for tomorrow‘s products ROADMAP 2050: WO STEHEN WIR HEUTE? EINE ZWISCHENBILANZ NACH EINEM JAHR VOLLER AKTIVITÄTEN » Die Revision der Vision 2030 und der Strategischen Forschungsagenda » Verpackungen der Zukunft mit Multilayer-Curtain-Coating » Entwicklung von Sorptionschichten zur Vermeidung von Migration » Nachhaltige und ressourcenschonende Verpackungen mit Reststoffen und Abfallprodukten » Supermagnetische Nanopartikel bekämpfen Produktpiraten www.ptspaper.de EDITORIAL: MIT MUTIGEN VISIONEN UND HERAUSFORDERNDEN ZIELEN AUS DER KRISE Johan Elvnert, Manager des Forest-based Sector ETP K raft und Energie, Innovationen zu schaffen, scheinen in den Internet-nahen Industrien schier unbegrenzt zu sein. Die Magier bei Google, Apple, Skype und Pixar schwingen ihre digitalen Zauberstäbe und verbinden uns mit einander durch ein farbenfreudiges virtuelles Gefüge. Wir müssen versuchen, diese Innovationskraft in den Sektor ForstHolzPapier einzubringen. Es mag ziemlich ungerecht erscheinen, den kapitalintensiven Sektor Forst-Holz-Papier mit dem der Informations- und Kommunikationstechnologie zu vergleichen, aber in Sachen Forschung und Innovation könnten wir etwas dazulernen. Gesetzt den Fall, die Industrien des Sektors ForstHolzPapier besäßen ihr eigenes Google, wie müsste man sich das vorstellen? Ein ForstHolzPapier-Google – also ein „Woodle“ – würde seinen Erlös jedes Jahr um 25 % steigern und dieses Unternehmen damit an die Spitze jeder Beliebtheitsskala potenzieller Arbeitgeber katapultieren. Sein Erfolg würde sicherlich auf einen innovativen und technologischen Quantensprung zurückzuführen sein, z.B. die Ligninkochung bei Raumtemperatur, wodurch es eine industrielle Führungsrolle übernehmen würde. Der weitere Erfolg würde dann davon abhängen, wie gut es die Bedürfnisse der Ver- 2 Y PTS NEWS 03/2012 braucher erfüllen würde. Der Firmenleitspruch des 1998 gegründeten Unternehmens Google lautet: “Don’t be evil”. Die Firma wurde mehrfach nachdrücklich aufgefordert, auch ihre Handlungsweise an diesem Motto auszurichten. Dennoch, eine Mehrheit würde einräumen, dass sich Google im Großen und Ganzen an seinen Leitspruch hält. Die Angestellten und Kunden von „Woodle“ würden auf ähnliche Weise daran glauben, dass Woodle durch seine ureigene Kraft beliebig viele gravierende Umweltprobleme angehen könnte. Und sie wären zuversichtlich, dass Woodle ein Synonym für die nachhaltige Bewirtschaftung der forstwirtschaftlichen Ressourcen wäre. Können wir die Chancen für die Unternehmen des Sektors ForstHolzPapier verbessern, sich hin zu einem Woodle zu entwickeln? Als bescheidener Anfang könnten die überarbeitete Vision 2030 und Strategische Forschungsagenda (SRA) der FTP den Rahmen bilden für einen Ideenpool hierzu. Die von der FTP erarbeitete Vision 2030 aus dem Jahr 2005 und SRA aus dem Jahr 2006 waren die ersten Dokumente, in denen der gesamte europäische Sektor ForstHolz-Papier mit einer Stimme sprach. Sie spielten eine Schlüsselrolle bei den Bemühungen, mehr Beachtung seitens der Europäischen Kommission und eine stärkere Berücksichtigung bei den EUForschungsrahmenprogrammen zu finden. In der Folgezeit wurden mehr als 100 Forschungsprojekte in den von der Strategischen Forschungsagenda als vorrangig eingestuften Bereichen initiiert. Die überarbeitete Vision 2030 legt jetzt zehn neue, mutige Ziele fest, die der Vision mehr Präzision und Entschlossenheit verleihen. Die Forschungs- und Innovationsbereiche, die zur Realisierung dieser Ziele als vorrangig eingestuft werden, sind nicht länger nach den Sub-Sektoren der Industrie organisiert, sondern nach vier strategischen Themen. Sie werden auch bei denjenigen Anklang finden, die den Sektor ForstHolzPapier nicht so genau kennen. Die Schwerpunkte dieser vier strategischen Themen sind „sustainable management of forest resources“, „creating industrial leadership“, „fulfilling consumer needs“ sowie „the overall performance of the sector in a bio-based society“. Genau wie bei der Erarbeitung der ersten Vision 2030 und SRA der FTP, ist die PTS in diesem Prozess erneut sehr aktiv und umfangreich beteiligt. Aber auch jeder Einzelne, der sich als FTP-Akteur sieht, hatte die Gelegenheit, Stellung zu nehmen und einen eigenen Beitrag zu leisten. Dies unterstützt nicht nur das Gefühl einer persönlichen Eigenverantwortung und stärkt eine gewisse Identität des Sektors ForstHolzPapier, sondern ist auch einer der Gründe, weshalb die Europäische Kommission diese Dokumente als die gemeinsame Stimme des Sektors ForstHolzPapier in Forschung und Innovation akzeptiert. Insbesondere die Strategische Forschungsagenda wird von herausragender Bedeutung sein - und zwar auch für die Europäische Kommission selbst - wenn das nächste EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, HORIZON 2020, vorgestellt wird. Mit diesem Gewicht unterstützt die neue FTP-SRA die Umsetzung strategischer Initiativen wie die CEPI Roadmap 2050 mit ihrer anspruchsvollen Verpflichtung, bis 2050 die CO2-Emissionen um 80 % zu verringern. Die überarbeitete Vision 2030 und SRA der FTP laden nicht nur den Sektor ForstHolzPapier, sondern auch Entscheidungsträger und Vertreter aus anderen Industrien dazu ein, an der Realisierung dieser Ziele in einer „Koalition der Willigen“ mitzuarbeiten. In einer Zeit, die geprägt ist von einem deutlichen Konjunkturabschwung, der Schließung von Fabriken und dem Verlust von Arbeitsplätzen, ist es keineswegs leicht, mutig und visionär zu sein - aber genau das ist vielleicht der einzige Weg aus der Krise. Die offizielle Vorstellung der überarbeiteten Vision 2030 und der Strategischen Forschungs- und Innovationsagenda der FTP wird auf der FTP-Konferenz „Inspiring Horizons“ am 11.-13. März 2013 in Barcelona erfolgen. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Webseite www.forestplatform.org. FIBRE based solutions for tomorrow`s products FIBRE BASED SOLUTIONS: DAS NEUE „GESICHT“ DER PTS D ie PTS stand lange Jahre für „Paper Technology Specialists“. Inhaltlich lag der Fokus auf der Optimierung von Prozessen, der favorisierte Geschäftsbereich war die Beratung und die Kundenzielgruppe bestand vornehmlich aus den großen Papierkonzernen. Die Krise der Jahre 2009 und 2010 zeigte jedoch die Grenzen dieses Geschäftsmodells auf. Das Management-Team der PTS hat als Konsequenz in einem dreijährigen, intensiven Diskussionsprozess eine neue strategische Ausrichtung der PTS erarbeitet. Sie ist keine Revolution, aber doch eine deutliche Evolution. Sie betrifft den Inhalt, das Geschäftsmodell und die Kundenzielgruppen gleichermaßen. Neben der Verbesserung bestehender Produkte und Prozesse zielen die Veränderungen besonders auf die Entwicklung völlig neuer Produkt- und Prozessansätze und deren marktreife Umsetzung gemeinsam mit den Unternehmen. Hierzu wurden die traditionellen Schwerpunkte überarbeitet und auf vier Kernthemen fokussiert: • Neue Werkstoffe • Verpackungslösungen • Print und Kommunikation • Nachhaltige Ressourcennutzung Folgerichtig wurde der Firmenslogan von „The Paper Technology Specialists“ auf „FIBRE based solutions“ geändert und das Corporate Design grafisch angepasst. Der neue Firmenslogan bringt zum Ausdruck, dass sich die PTS als Lösungsanbieter versteht und er rückt die Faser in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit, geht damit also über das bisherige „Paper“ hinaus. Diese Öffnung soll die PTS besonders für neue Branchen attraktiver machen, die bei Papier nur an Zeitungen und Magazine denken. Der Ansatz der PTS ist dagegen schon heute erheblich breiter: Leicht- baumaterialien, hochgefüllte Papiere und neue Faserverbunde stehen dafür. Im Themenbereich Neue Werkstoffe bündelt die PTS ihr tiefes Wissen um faserbasierte Materialien, deren Veredelung und Verarbeitung sowie die damit verbundenen Prozesse. Beispiele aus aktueller Forschungsarbeit sind keramische Leichtbaustrukturen aus Papier, nichtbrennbare Leichtbau-Verbundsysteme und photokatalytisch aktive Papiere z.B. für die Reinigung von Luft und Wasser. Für die PTS immer wichtiger wird der dynamische Verpackungsmarkt. Papier, Karton und Pappe sind die umweltfreundlichsten Verpackungsmaterialien. Durch gute Bedruckbarkeit und flexible Gestaltungsmöglichkeiten ermöglichen Papier, Karton und Pappe – auch im Verbund mit anderen Materialien – kreative Lösungen. Die zunehmende Verknappung und Nutzungskonkurrenz von Rohstoffen gehören zu den größten globalen Herausforderungen. Die PTS will mit ihrer Kompetenz dabei helfen, Ressourcen effektiv und effizient einzusetzen und eine maximale Wertschöpfung zu generieren, beispielsweise durch effizientere Altpapiersortierung, nachhaltige Wassernutzung oder Gewinnung neuer Wertstoffe aus Altpapier. Grafische Papiere sind durch den Wettbewerb der elektronischen Medien stark unter Druck geraten, dennoch sieht die PTS in Druckprodukten auch in Zukunft einen ihrer Schwerpunkte. Vor allem Fragen rund um die Bedruckbarkeit von Papier und anderen Materialien spielen eine große Rolle. Hinzu kommen neuen Anwendungen wie gedruckte Elektronik oder organische Leuchtdioden auf Papier. Eine zweite Änderung betrifft das Geschäftsmodell. Die PTS fokussiert in Zukunft neben der Optimierung von Prozessen verstärkt auf die Entwicklung neuer, innovativer Produkte. Diese Entwicklung hat bereits begonnen und auch schon erste Erfolge aufzuweisen. Angestrebt wird die Einbindung in eine möglichst frühe Entwicklungsphase bei den Kunden, so dass langfristige Kooperationen geschaffen werden. Die dritte Änderung schließlich besteht in der Öffnung hin zu neuen Kundengruppen und Branchen. Wir sehen auf der einen Seite eine Stagnation und sogar einen Rückgang bei grafischen Papieren, dafür eine sehr hohe Dynamik im Verpackungsbereich. Bereits im vergangenen Geschäftsjahr ist es uns gelungen, im Verpackungssektor deutlich Fuß zu fassen, und das wollen wir ausbauen. Erste Erfolge zeigt auch unsere Öffnung zu neuen Branchen wie der Automobil- sowie der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Diese Öffnung hin zu neuen Anwendungen und Branchen soll durch eine verstärkte Netzwerkarbeit unterstützt werden: Die PTS will sich zur offenen, branchenübergreifenden Innovationsplattform entwickeln und den Wissensaustausch lösungsorientiert betreiben. Dr. Frank Miletzky 0049 89 12146-184 [email protected] NEUER VORSTANDSVORSITZENDER DER FPT GEWÄHLT Auf ihrer Mitgliederversammlung am 10. September 2012 wurde Frank Joachim Opletal, Senior Vice President Technology / R&D, Voith FIBRE based solutions for tomorrow`s products Paper Fabrics and Rolls Systems zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Forschungsvereinigung Papiertechnik (FPT) gewählt. Zu weiteren neuen Vorständen berufen wurden die Herren Ekhard Beuleke, Omya, Dr. Manfred Hahn, Clariant, Dr. Günter Klug, Blankophor und Dr. Dietmar Mönch, BASF. Die FPT-Mitglieder beschlossen zudem, in 2013 eine Studie zu „Herausforderungen und Chancen der CEPI Roadmap 2050 für die Papierzulieferindustrie in Deutschland“ zu finanzieren. Sie wird von der PTS erstellt werden. Auf Anregung der Mitglieder wird die PTS zudem Workshops zu innovativen Verpackungsprodukten und zu den Ergebnissen der Studie durchführen. PTS NEWS 03/2012 Y3 PROFESSOR DR.-ING. HEINRICH-LUDWIG BAUMGARTEN GESTORBEN D ie Papiertechnische Stiftung trauert um ihren langjährigen Geschäftsführer und Institutsleiter, Professor Dr.-Ing. Heinrich Ludwig Baumgarten, der am 5. Juli 2012 gestorben ist. Professor Baumgarten übernahm 1978 Verantwortung für eine PTS mit 22 Mitarbeitern, in einer Zeit, in der die Stiftung ernsthaft in ihrem Erhalt bedroht war. In 17 Jahren wuchs die PTS unter seiner Führung zu einem international anerkannten und wettbewerbsfähigen Forschungs- und Weiterbildungsinstitut mit nahezu 150 Mitarbeitern. Neben dem Ausbau der bestehenden Geschäftstätigkeiten erschloss Professor Baumgarten für die PTS neue Felder, zum Beispiel in der Auftragsforschung. Hervorzuheben ist auch seine maßgebliche Rolle beim Aufbau der internationalen Symposien Streichereitechnik, Deinking und Chemische Verfahrenstechnik der Papiererzeugung, die der PTS eine große Reputation gebracht haben. Um enger mit den Zulieferindustrien zu kooperie- ren, wurde auf seine Initiative hin 1980 die heutige Forschungsvereinigung Papiertechnik e.V. gegründet. Eng verbunden mit der Person von Professor Baumgarten ist die erfolgreiche Integration des Heidenauer Instituts für Zellstoff und Papier und die 1993 abgeschlossene Errichtung neuer Institutsgebäude in München und Heidenau. Damit besaß die PTS erstmals in ihrer Geschichte ein nennenswertes Vermögen. Ein weiterer Höhepunkt seines Schaffens war die Gründung der VESTRA im Jahr 1993 und die damit einhergehende Errichtung der damals weltweit schnellsten Versuchsstreichanlage im Münchner Technikum der PTS. Bei aller Konzentration auf die wissenschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der PTS zeigte Professor Baumgarten stets großes persönliches Engagement für die Lehre und Ausbildung. 1989 übernahm er den Lehrauftrag für Papiertechnik an der TU München, 1991 eine Gastprofessur an der Universität Manchester. 1993 wurde diese Entwicklung mit dem PROJEKTTAG MIT SCHÜLERN DES WILHELMS GYMNASIUM MÜNCHEN Ruf auf den Lehrstuhl für Papiertechnik an der Technischen Universität Dresden gekrönt. Professor Baumgarten hat mit seinem unermüdlichen Einsatz und seiner ausgeprägten wissenschaftlichen Begabung die Papiertechnische Stiftung entscheidend geprägt. Management und Mitarbeiter der PTS trauern um eine große Persönlichkeit. PTS STELLT AUF DER MATERIALICA AUS Acht Schüler und zwei Lehrer konnte die PTS am 27. Juli zu einem Projekttag im Münchner Institut begrüßen. Nicht nur Papier als spannenden Werkstoff vorzustellen war das Ziel, auch Interesse am Beruf und Umfeld der „Papiermacherei“ sollte geweckt werden. Ob es gelungen ist? Alexandra Pfeiffer, Lehrerin am Wilhelms Gymnasium fasste ihre Erfahrungen so zusammen: „Ich mag Projekttage eigentlich nicht, da läuft auch Unsinn. Was wir aber gestern und heute gesehen und gehört haben, war in den 12 Jahren, in denen ich an Projekttagen teilnehme, das beste Projekt von allen.“ PTS-Mitarbeiter Dr. Günter Müller im Gespräch mit Markus Blume, Abgeordneter der CSU im Bayerischen Landtag (rechts) Die PTS beteiligte sich am Gemeinschaftsstand von Bayern Innovativ auf der MATERIALICA 2012 in München. Gezeigt wurden neue Messtechnik sowie hochgefüllte Papiere für komplexe keramische 3D-Leichtbaustrukturen, metallische Sinterpapiere und Sinterfliese, neue Brandschutzwerkstoffe und ein PapierBlech-Verbund, der dünne, hochfeste Stahlbleche mit einem Papier-KunstharzVerbund kombiniert. 4 Y PTS NEWS 03/2012 FIBRE based solutions for tomorrow`s products ROADMAP 2050: WO STEHEN WIR HEUTE? EINE ZWISCHENBILANZ NACH EINEM JAHR VOLLER AKTIVITÄTEN Dr. Hartmut Wurster, UPM Kymmene, eröffnet den INFOR-CPF-Stakeholder-Workshop zur Roadmap 2050 D ie CEPI hat im November vergangenen Jahres im Rahmen der European Paper Week mit der „2050 Roadmap to a low-carbon bioeconomy“ ein Positions- und Zukunftspapier vorgelegt, das die Perspektiven der Papierindustrie im Kontext zu wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen positiv zeichnet. Im Kern geht es zum einen um die dramatische Reduzierung des Klimaeinflusses der Papierindustrie als energieintensiver Branche. Das hochgesteckte Ziel einer Reduzierung fossilbasierter CO2-Emissionen um 80% kann nur durch neue, sogenannte „Break through Technologien“, erreicht werden. Zum anderen geht es um eine Erhöhung der Wertschöpfung um 50% durch verbesserte und völlig neue Produkte und Geschäftsmodelle. Papier ist und bleibt auch in Zukunft ein Material und Werkstoff, für den überwiegend positive Argumente sprechen; insbesondere die Biobasiertheit nimmt Attribute vorweg, die für andere Werkstoffklassen bislang noch nicht entwickelt oder generell nicht entwickelbar sind. Damit wird die Papierindustrie zu FIBRE based solutions for tomorrow`s products einem wichtigen Bestandteil einer zu entwickelnden Bioökonomie für mehr Wertschöpfung und Nachhaltigkeit. Der Weg dahin ist allerdings noch nicht definiert und bedarf gewaltiger gemeinsamer Anstrengungen der gesamten Branche, ihrer Partner aus der Zuliefer- und Verarbeitungsindustrie, der Forschung und Entwicklung und der politischen Gremien. Nicht zuletzt wird auch eine große Menge Geld vonnöten sein, um diese Aufgaben erfolgreich zu bearbeiten. In der Zeit seit Veröffentlichung der Roadmap 2050 hat es zahlreiche Wortmeldungen und Roundtable-Diskussionen dazu gegeben, so z.B. anläßlich der ZELLCHEMING-Jahrestagung in Wiesbaden, der ÖZEPA-Tagung in Graz und dem PTS Papier Symposium im September in München. Die PTS hat sich frühzeitig zur Roadmap 2050 positioniert und die Diskussion zu hochrangigen CEPI-Vertretern gesucht, um die Aktivitäten auch gezielt und effizient in die CEPI-Strategie einzubinden. So stattete die Generalsekretärin der CEPI, Frau Teresa Presas, der PTS im Juni mit genau dieser Zielstellung einen Besuch ab (siehe PTS-News 2/2012). Was ist in der Zwischenzeit geschehen und wie können wir die Vision der Roadmap 2050 konkret umsetzen? Das Cluster Papierforschung (CPF), dem neben der PTS die führenden Universitäts- und Hochschulinstitute für Papier in Deutschland und Österreich angehören, hat es sich zur Aufgabe gemacht, aus Forschungssicht eine Strukturierung der Roadmap-Anforderungen vorzunehmen. Dabei geht es um die strukturelle Weiterentwicklung der Papierindustrie in jeglicher Hinsicht: • als essentiell wird eine Steigerung der Wertschöpfung der hergestellten Produkte angesehen. Hier soll einerseits der Verbrauchernutzen in den etablierten Wachstumsbereichen für Papierprodukte gezielt erhöht werden, um damit auch die Ergebnissituation aller Beteiligten an der Papier-Wertschöpfungskette nachhaltig zu verbessern. Andererseits sind völlig neue Anwendungsfelder für Papier und faserbasierte Materialien zu entwickeln. Insbesondere der werkstoffliche BePTS NEWS 03/2012 Y5 reich und hier vor allem der Leichtbau bieten potenziell große Möglichkeiten und Herausforderungen, auf die wir mit kreativen Lösungen antworten sollten. • Die Papierindustrie ist Teil eines im Wesentlichen auf Holz basierenden Wirtschaftsverbundes, der durch die Ziele der Bioökonomie in besonderer Weise gefordert ist, Nutzen und Mehrwert aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen zu schöpfen. Demzufolge steht Papier in enger Integration und gleichzeitig direkter Konkurrenz zur chemischen und energetischen Nutzung von Holz und muss demzufolge z.B. höhere Rohstoffpreise verkraften. Auch das geht dauerhaft nur über entsprechende Wertschöpfung und muss durch neue Geschäftsmodelle untermauert werden. • Der Energieaufwand für die Erzeugung von Papier muss weiter drastisch reduziert werden, um den Klimaeinfluss der Papierindustrie dauerhaft signifikant zu senken. Die Möglichkeiten der etablierten, fortschrittlichen Technologie reichen dafür nicht aus und es ist erforderlich, völlig neue, an den unmittelbaren Prozesszielen orientierte Technologieplattformen zu entwickeln. Die Diskussion der thematischen Ansätze mit dem INFOR-Forschungsrat des VDP führte zur Etablierung einer Roadmap-Arbeitsgruppe aus Vertretern der Papierindustrie, die als Diskussionspartner für die CPF-Mitglieder an der weiteren Entwicklung einer von Forschung und Industrie gemeinsam getragenen Strategie für die Umsetzung der RoadmapZiele wirken soll. Auch die Forschungsvereinigung Papiertechnik e.V. (FPT), einer der Stifter der PTS und Forum für die Zulieferindustrien, beteiligt sich aktiv in diesem Prozess. So finanziert die FPT CHANCE FÜR JUNGE FORSCHER EARLY STAGE RESEARCHER FORUM IN BARCELONA Auf der 8. FTP-Konferenz im März 2013 in Barcelona sind Nachwuchsforscher aufgerufen, die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit vorzustellen. Das Forum „Nachwuchsforscher zeigen den Weg zu Innovationen in dem forstbasierten Sektor“ ist eine hervorragende Möglichkeit, die eigenen Arbeiten und Ideen mit Wissenschaftlern und Industrievertretern aus ganz Europa zu diskutieren. Ein Expertenpanel wird aus den bis zum 10. Januar eingereichten Vorschlägen die zwanzig besten auswählen und die Nachwuchsforscher einladen, ihre Arbeiten auf dem Early Stage Researchers Forum am 11./12. März zu präsentieren. Die Reise- kosten der ausgewählten Referenten werden von COST übernommen. Die beiden besten Präsentationen des Forums werden dann am 13. März im Plenum der FTP-Konferenz prämiert. Detaillierte Informationen und die Antragsformulare stehen auf der Homepage www.efrpro.org/events.html. „AQUAFIT4USE“ AUSGEZEICHNET Das kürzlich abgeschlossene EU-Projekt AquaFit4Use wurde von dem Direktorat für Forschung und Innovation der Europäischen Kommission als eines von 15 herausragenden Projekten ausgewählt. Es dient als Beispiel für kommende, von der EU-Kommission geförderte Forschungsprojekte, die Wachstum, Jobsicherheit und Lebens- 6 Y PTS NEWS 03/2012 qualität für die Bevölkerung garantieren sollen. In diesem „HORIZON 2020“ getauften Programm sollen von 2014 – 2020 exzellente Forschungsprojekte aus den verschiedensten Fachrichtungen unter einem Dach zusammengeführt werden. Die PTS spielte eine entscheidende Rolle in diesem internationalen Groß- in 2013 eine Forschungsstudie und einen Workshop der PTS zur Roadmap 2050. Die Vielfalt der Aktivitäten ist ermutigend und muss weitergeführt werden, wobei insbesondere alle Kräfte zu bündeln sind. Wir werden in den kommenden Ausgaben der PTS-News weiter über dieses große Zukunftsthema unserer Branche berichten. Dr. Frank Miletzky 0049 89 12146-184 [email protected] projekt, einem der umfangreichsten, von der Europäischen Kommission geförderten Forschungsprojekte zum Thema des Industrieprozesswasserrecyclings. Ziel war es, für vier ausgewählte Branchen mit hohem Wasserverbrauch den Ressourceneinsatz, speziell den Wassereinsatz, zu senken. Ausgewählt wurden dafür die Papier-, Lebensmittel-, Chemie- und Textilindustrie. Die PTS war dabei über 4 Jahre lang vor allem mit Forschungsarbeiten im Papiersektor aktiv, konnte aber auch Wissen und Know-how in den anderen Branchen einbringen. Im Fokus der Forschungsarbeiten standen Verfahrens- und Prozessentwicklungen in Kooperation mit Industrieunternehmen der Umwelttechnologiebranche und der Papierindustrie. Durch großangelegte Pilotversuche, Prozessanalysen, Simulation und weitere Untersuchungen konnten neue Lösungen für die Zukunft des Industrieabwasserrecyclings erarbeitet werden. Die PTS konnte durch das gewonnene Wissen ihre Beratungskompetenz in den Bereichen der Ressourceneffizienz und der innovativen Reinigungsverfahren ausbauen. FIBRE based solutions for tomorrow`s products DIE REVISION DER VISION 2030 UND DER STRATEGISCHEN FORSCHUNGSAGENDA V or sieben Jahren hat die FTP ihre Vision 2030 und ihre Strategische Forschungsagenda (SRA) vorgestellt. In den letzten sieben Jahren sind eine Reihe Forschungsaktivitäten gestartet worden; wichtige Ergebnisse wurden erzielt und Innovationen entstanden, die zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Sektors beitragen. Auf der anderen Seite haben sich in diesen sieben Jahren die Bedeutung und die Wahrnehmung wesentlicher gesellschaftlicher Herausforderungen verändert, z.B. zum Klimawandel und zur Rohstoffversorgung. Zudem entsteht aktuell das neue Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union, HORIZON 2020 genannt. Es wird von 2014 bis 2020 die Eu- ropäische Forschungslandschaft prägen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wurde eine Revision der Vision und der SRA erforderlich. Die FTP mit ihren Strukturen, wie den Nationalen Gruppen, den Europäischen Wirtschaftsverbänden des gesamten Sektors und vielen einzelnen Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, hat in einem intensiven Prozess eine neue Vision mit konkreten Zielen für 2030 und einen Entwurf für die Strategische Forschungsagenda entwickelt. Wie die ursprüngliche auch, besteht die überarbeitete SRA aus zwei Teilen: dem eigentlichen SRADokument und einem Annex. Das Dokument orientiert sich in seiner Struktur eng an den politisch bedeutsamen Themen, analog zu HORIZON 2020 und zeigt die Beiträge, die der Sektor Forst-Holz-Papier dazu leistet. Der Annex adressiert wichtige Forschungsthemen, die bezogen auf die Zielsetzungen auf Forschungs- und Innovationsbereiche heruntergebrochen sind. Für die Zellstoff- und Papierindustrie werden im Annex wichtige neue Forschungsansätze postuliert, v.a. für • Rohstoffsicherung, Recycling und Nutzungskaskaden • Effizienzsteigerung der Herstellungsprozesse (inkl. Material, Energie, Wasser) • Bioraffinerie und neue biobasierte Produkte • Produktinnovation bei Information, Verpackung, Hygiene und Gesundheit Die vom FTP-Management und ihrem Expertenteam entwickelten Entwürfe von SRA und Annex wurden in zwei öffentlichen Konsultationsrunden diskutiert. Neben einzelnen schriftlichen Kommentaren hat die FTP Deutschland am 4. September 2012 einen Workshop veranstaltet, auf dem ca. 25 Experten aus Unternehmen, Verbänden und Wissenschaftseinrichtungen des gesamten Sektors die Entwürfe intensiv diskutiert und Änderungsvorschläge erarbeitet haben. Zusammen mit den Beiträgen vieler anderer nationalen Gruppen und Experten aus dem gesamten Sektor wird eine Schärfung und Fokussierung der SRA erzielt werden. Nach der Zeitplanung des FTP-Managements wird die Arbeit an der SRA bis zum Jahresende abgeschlossen sein und dann veröffentlicht werden. Eine Präsentation wird auch auf der 8. FTP-Konferenz in Barcelona am 23. und 14. März 2013 erfolgen. Die neue Vision 2030 und die überarbeitete Strategische Forschungsagenda werden neue Wege für Forschung und Innovation aufzeigen, um zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Sektors und zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beizutragen. Die Vision: Transformation des Sektors Forst-Holz-Papier Der Sektor Forst-Holz-Papier und HORIZON 2020 Der Sektor Forst-Holz-Papier und Wissenschaftsexzellenz Industrielle Führungsrolle im Sektor Forst-Holz-Papier Gesellschaftliche Herausforderungen adressieren Umsetzung der strategischen Forschungsagenda Annex: Strategische Themen, Forschungs- und Innovationsbereiche FIBRE based solutions for tomorrow`s products Werner Förster 0049 89 12146-250 [email protected] PTS NEWS 03/2012 Y7 VERPACKUNGEN DER ZUKUNFT MIT MULTILAYER-CURTAIN-COATING PTS BETEILIGT SICH AM INTERNATIONALEN AUSBILDUNGSNETZWERK NEWGENPAK Esther Escolano Morales am Curtain Coater der Versuchsstreichanlage VESTRA N EWGENPAK steht für „New Generation Packaging“ und ist ein interdisziplinäres Ausbildungsnetzwerk für Nachwuchswissenschaftler, um deren Forschungskompetenz zu verbessern, in etablierten Forscherteams mitzuarbeiten und die Karriereaussichten zu verbessern. Junge Wissenschaftler (Early Stage Researchers ESR) verbringen dabei drei Jahre bei einer Gastinstitution außerhalb ihres Heimatlandes mit dem Ziel einer Promotion auf dem Gebiet der Verpackungstechnik. Seit Juli 2012 arbeitet Frau Esther Escolano Morales im Rahmen dieses Netzwerkes in der PTS an ihrer Promotion, die von Dr.-Ing. Reinhard Sangl betreut wird. 1984 in Montornès del Vallès (Barcelona) geboren, studierte die Spanierin Biotechnologie an der Polytechnic University of Vic und machte ihren Master in Molekularer Biotechnologie an der Universität Barcelona. „Ich hatte mich schon während meiner Masterarbeit für eine Promotion im Bereich Papier interessiert und fand es spannend, in einem Netzwerk von acht europäischen Universitäten, drei Forschungsinstituten und sechs Unternehmen mitzuarbeiten“, beschreibt sie ihre Motivation. Besonders attraktiv findet Frau Escolano die interdisziplinäre Ausrichtung des 8 Y PTS NEWS 03/2012 Projektes, da die Partner in NEWGENPAK über eine breite Basis komplementären Fachwissens verfügen. Es beinhaltet das gesamte Spektrum für die Entwicklung nachhaltiger Verpackungsinnovationen: Chemie, Materialwissenschaft, biopolymere Nanopartikel, neue Beschichtungsrezepturen und Prozesstechnologien, Verpackungskonzepte, Design und Produktionstechnologie bis hin zu gesellschaftlichen Aspekten. „Die PTS verfügt als Partner in diesem Netzwerk über hervorragende Experten und eine exzellente technische Infrastruktur, um mich in meiner Promotion sehr gut zu unterstützen“, erläutert Frau Escolano die Gründe, weshalb sie sich bei der PTS beworben hatte. Ihr Promotionsthema ist die Entwicklung einer neuen Verpackung unter Nutzung der Multilayer-Curtain-Coater-Technologie, um die Anforderungen an Verpackungen für einen effektiven Schutz von Packgut und Verbraucher zu gewährleisten, ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren und einen „werbenden“ Charakter z.B. durch hohe Weisse und Glanzwerte der Oberfläche zu gewährleisten. „Mich fasziniert es, dazu beizutragen, die Nachhaltigkeit eines alltäglichen Produktes, mit dem wir ständig umgehen, mit Hilfe einer neuen Techno- logie zu verbessern“, begeistert sich die junge Doktorandin über ihre Aufgabe. Im Fokus stehen die Untersuchung und Adapation des Curtain-Coating-Prozesses einschließlich der Zusammensetzung und Kompatibilität der Auftragslagen, der Stabilität des Vorhangs und der Trocknung, um den Feuchtigkeitstransport zu gewährleisten und Bläschenbildung zu vermeiden. Hierbei sollen Energiekosten sowie Produktionsverluste minimiert und die Rezyklierbarkeit der eingesetzten nachwachsenden, biologisch abbaubaren Barrierematerialien verbessert werden. Die ersten Monate in der PTS waren einer ausführlichen Literaturrecherche und der Ausbildung an einigen wichtigen Analytik- und Testgeräten in den Münchner und Heidenauer Labors gewidmet wie Rasterelektronenmikroskop, Laborversuchsstreichanlage und Viskometer. Zudem war es möglich, Weiterbildungsveranstaltungen der PTS und der Hochschule München zu besuchen sowie an einem ersten Treffen aller europäischen Forscher, Manager und Leiter des NEWGENPAK-Projektes teilzunehmen. Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv: „Nach meiner Promotion werde ich bestimmt im Verpackungsbereich weiterarbeiten“, da ist sich Frau Escolano schon jetzt ganz sicher. FIBRE based solutions for tomorrow`s products SOLAPACK – ENTWICKLUNG VON SORPTIONSSCHICHTEN ZUR VERMEIDUNG VON MIGRATION D ie Europäische Papierindustrie produziert ca. 38 Mio. t Verpackungspapier, wovon ca. 9 Mio. t für den Lebensmittelbereich genutzt werden. Ein wichtiges Rohmaterial für diese Verpackungspapiere/-kartons sind recyclierte Fasern aus Zeitungen, Magazinen und Verpackungen. Tatsächlich werden einige Papier- und Kartonsorten ausschließlich aus recyclierten Fasern hergestellt, so dass ca. 35 Mio. t Verpackungspapier Altpapier enthalten. Ein Umstand, der in der hohen Altpapiernutzungsrate von 74,6% für Verpackungsmaterialien in Europa seinen Ausdruck findet. Unerwünschte Substanzen wie Bisphenol A, Benzophenon, Phthalate und Mineralöl können in und durch das Verpackungsmaterial in das Lebensmittel migrieren. Diese Inhaltsstoffe werden durch Be- und Verarbeitungsprozesse (u.a. Bedrucken, Kleben) bei der Herstellung von Verpackungen eingetragen und kommen auf diesem Weg in den Altpapierkreislauf. Diese Inhaltstoffe im Verpackungsmaterial können auf das Lebensmittel migrieren. In einer Vielzahl von Projekten werden derzeit Lösungen innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette von der Stoffaufbereitung bis hin zu Lebensmittelverpackungen erarbeitet. Dabei wird derzeit eine Vielzahl an möglichen Lösungswegen betrachtet: • Mineralölfreie/migrationsarme Druckfarben • Verzicht auf unerwünschte Stoffe im Projektpartner gesamten Herstellungsprozess • Reinigung des Altpapierstoffes • Entwicklung geeigneter Barrierematerialien • Einsatz von Innenbeuteln Doch lassen sich die Lösungsansätze technologisch und wirtschafltich nicht ohne weiteres zeitnah umsetzen. Der Einsatz von mineralölfreien/migrationsarmen Druckfarben ist im Verpackungsdruck weitgehend umgesetzt, im Zeitungsdruck ist dies aber bislang nicht durchsetzbar. Eine Problemlösung ist neben dem Einsatz von Innenbeuteln aus PET der Einsatz einer produktseitigen Beschichtung zur Vermeidung der Migration. Derartige Barriereschichten werden entwickelt. Im EU CORNET Projekt SoLaPack soll ein poröser Strich, der Sorptionsmaterialien enthält, die migrierenden Substanzen aufnehmen. Das Ziel des Projektes ist die Entwicklung von Konzepten zur Einarbeitung von Sorptionsmaterialien in Streichfarbenformulierungen zur selektiven Sorption unerwünschter Substanzen. Bei den im Mai dieses Jahres begonnenen Arbeiten werden dabei die Eignung von Zeoliten, Cyclodextrinen, Stärkegranulaten, Phyllosilikaten (Bentonite, Kaoline), Silika sowie Böhmiten für den Einsatz in diesem Strich untersucht. Es wird in Zusammenarbeit mit Instituten aus Polen und Wallonien durchgeführt und durch nationale projektbegleitende Ausschüsse unterstützt. In der ersten Phase des Projektes werden die Sorptionsmaterialien ausgewählt sowie ein Screening kommerzieller Verpackungen aus Deutschland, Polen und Wallonien durchgeführt. In der zweiten Phase steht die Einarbeitung der ausgewählten Sorptionsmaterialien und deren Funktionalität in der Beschichtung im Fokus. In der dritten Phase werden die Sorptionsschichten optimiert sowie ausgewählte Sorptionsmaterialien modifiziert und in der letzten Phase werden die optimierten Beschichtungen auf kommerzielle Papiere aufgetragen und auf ihre Funktionalität hin untersucht. Es sollen Sorptionsschichten entwickelt werden, die die Migration unerwünschter Substanzen verhindern, die Recyclierbarkeit sicherstellen und die notwendigen Be- und Verarbeitbarkeitsanforderungen gewährleisten. Weitere Infos: www.cornet-solapack.eu Dirk Fiedler 0049 3529 551-665 [email protected] CELABOR, Belgien CERTECH, Belgien COBRO, Polen Papiertechnische Stiftung, Deutschland (Koordinator) Polish Chamber of Packaging, Polen ZUT, Polen FIBRE based solutions for tomorrow`s products PTS NEWS 03/2012 Y9 FLEXINAD - FLEXODRUCKSUBSTRATE MIT VERBESSERTER DRUCKFARBENHAFTUNG UND BEDRUCKBARKEIT H 10 Y PTS NEWS 03/2012 ng u sch r Fo der Druckfarben t en rim e xp E en teh rs Ve n tze se Um en ier rm o Inf Druckfarben, Bedruckstoffe, Probleme WP4: Charakterisierung n se s Me WP2: Datenbankaktualisierung WP3: Aussuchen/Sammeln Bedruckstoffe, Druckfarben, Daten WP5: Prüfverfahren Oberflächeneigen. WP7: Labordruckversuche WP6: Charakterisierung der Oberflächen WP8: Industriedruckversuche WP9: Wechselwirkungen zwischen Druckfarbe und Bedruckstoff WP1: Koordination aftungsstörungen zwischen Druckfarben bzw. Lacken und dem Bedruckstoff führen zu einer Reihe unerwünschter Phänomene wie schneller Abrieb des Druckbildes, Orangenhaut und Druckdefekte. Viele haben täglich mit Druckfarbenadhäsion zu tun, können aber trotzdem nicht im Einzelnen voraussagen, welche Kombination aus Druckfarbe, Bedruckstoff und Druckmaschineneinstellung die genannten Probleme verursacht. Im Rahmen des europäischen For schungsprojektes FLEXINAD sollen praxistaugliche Verfahren entwickelt werden, um die Probleme der Druckfarbenhaftung v. a. für den Flexodruck- und Verpackungsbereich zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Dazu sollen die einzelnen Komponenten Bedruckstoff, Druckfarbe und Druckverfahren besser aufeinander abgestimmt werden, um so die Qualität beim Flexodruck zu erhöhen. Aus Marketinggründen favorisieren Hersteller und Abnehmer zunehmend mehrfarbig bedruckte, aufwändig gestaltete Verpackungen. Neben dem traditionellen Tiefdruck und Offsetdruck gewinnt der Flexodruck in einigen Bereichen auch aus Kosten- und Flexibilitätsgründen stark an Bedeutung. Mit der in den letzten Jahren vollzogenen Weiterentwicklung des Flexodruckes bietet das Verfahren zudem den großen Vorteil, dass sehr unterschiedliche Materialien und Veredlungen mit qualitativ hochwertigen Drucken ausgestattet werden können. Genau hieraus resultiert aber eines der Hauptprobleme: viele mögliche Kombinationen mit einer großen Bandbreite an Eigenschaften, ohne dass diese bislang in irgendeiner Art für den Flexodruck spezifiziert worden sind. FLEXINAD soll für den Anwender einfache aber trotzdem zuverlässige Methoden zur Prüfung von Benetzung und Druckfarbenadhäsion entwickeln. Sie sollen flexographischen Druckereien geeignete Spezifikationen an die Hand geben, mit Hilfe derer sie das geeignete Material auswählen, das Druckverfahren einstellen und so das Gesamtverfahren hinsichtlich Makulatur, Einrichtzeit, Farbauftrag und Adhäsionseigenschaften WP10: Empfehlungen für Drucker WP11: Veröffentlichung der Ergebnisse Übersicht der Arbeitspakte des FLEXINAD-Projektes optimieren können. Unterschiedliche Materialien und Behandlungen werden mit marktgängigen Messmethoden untersucht und die Ergebnisse dann verglichen mit denen von Prüfdrucken mit kosteneffizienten Messgeräten, wie sie üblicherweise in Druckereien eingesetzt werden. Untersucht werden soll, welche benetzungs- und adhäsionsbedingten Druckdefekte vorhersagbar sind. Ausgehend von den in der Forschungsphase gewonnenen Daten soll eine Datenbank aufgebaut werden, die bekannte Probleme ebenso beschreibt wie deren Lösung mit für Druckereien geeigneten Messmethoden. Das Projekt soll zuverlässige und reproduzierbare Methoden zur Prüfung von Benetzung und Druckfarbenadhäsion liefern, so dass Druckereien einen großen Nutzen aus den entwickelten Messverfahren ziehen können. Die Rüstzeiten für die Druckmaschinen sollen verkürzt und der Auflagendruck besser kontrollierbar werden. Die Qualität von Druckerzeugnissen soll sich deutlich steigern, Lieferzeiten sollen zuverlässig eingehalten und Kundenanforderungen somit (noch besser) erfüllt werden. Auch Abnehmern von Druckprodukten wird dies zugute kommen, da die Druckqualität besser den Anforderungen entsprechen wird und Nachbearbeitungen wie Falzen, Schneiden, Kleben, Füllen, Verpacken und Lagern weniger Probleme verursachen werden. Projektpartner: CELABOR Kenniscentrum Papier en Karton, Papiertechnische Stiftung Wereld van Papier Nicole Brandt 0049 3529 551-670 [email protected] FIBRE based solutions for tomorrow`s products BRANCHENENERGIEKONZEPT WELLPAPPE W ellpappenhersteller stehen in einem harten Wettbewerb. Die Kosten für Papier, Leim und Energie haben sich in den vergangenen Jahren drastisch erhöht und belasten erheblich die Margen. Energie und Stärke spielen bei den variablen Kosten direkt nach den Papierkosten die größte Rolle. Die gute Nachricht: Energiekosten lassen sich direkt beeinflussen, zum Beispiel durch einen optimierten Energieverbrauch im Produktionsprozess. Um die Unternehmen hierbei zu unterstützen, hat die Papiertechnische Stiftung (PTS) gemeinsam mit Wellpappenherstellern und Zulieferern ein Branchenenergiekon zept erarbeitet. Es beschreibt wichtige Handlungsfelder und die zu erwartenden Einsparungen durch eine Umsetzung von konkreten Maßnahmen. „In der heutigen Zeit der Energiewen- de sind tragfähige Energiekosten für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens unabdingbar. Das neue Branchenenergiekonzept schafft Transparenz in der Energieverbrauchsstruktur und ermöglicht Betreibern, Einsparpotenziale für den eigenen Betrieb zu erkennen und so die bestmögliche Energieversorgung für die Produktion zu gewährleisten“, so Dr. Thorsten Arl, Hauptgeschäftsführer der Bayerischen Papierverbände. Untersuchungen in den teilnehmenden Betrieben und Umfragen zeigten umfangreiche Potenziale auf, Energie zu sparen. Dies betraf die Nebenanlagen (Druckluft, Dampferzeugung, Beleuchtung, Leimaufbereitung) wie auch die Wellpappenanlage selbst (Abwärmenutzung, Optimierung des Dampfeinsatzes zur Papierkonditionierung). So lag der Anteil der ermittelten Gaseinsparung bei sieben bis neun Prozent, mögliche Stromeinsparungen bei ein bis vier Prozent bezogen auf den Gesamtbedarf. Als schnell realisierbare Einsparung wurde z.B. eine optimierte Isolation der Dampf- und Kondensatsysteme oder der Einsatz effizienterer Leuchtmittel identifiziert. Besonders hohe Einsparungen lassen sich durch die Senkungen der Abgastemperatur oder die Erneuerung wesentlicher Maschineneinheiten des Werkes erreichen. Die Realisierung der Einsparpotenziale ist jedoch oft mit hohen Investitionen verbunden, die sich innerhalb eines überschaubaren Zeitraums amortisieren müssen. Die Zusammenarbeit mit den beteiligten Industrieunternehmen hat wesentlich dazu beigetragen, dass erstmals das Thema Energie in der Papierverarbeitung systematisch angegangen werden konnte. Und was für die Wellpappenproduktion gilt, ist gerade im Bereich der Nebenanlagen auch für andere Papierverarbeiter nutzbar. Das in den Untersuchungen gewonnene Know-how bietet die PTS den Wellpappenherstellern als Energieeffizienzberatung an. Wer sich nicht alleine ans Werk machen möchte, findet so kompetente und schnelle Unterstützung beim Energieeinsparen. Das Branchenenergiekonzept steht auf der Homepage der PTS – www.ptspaper.de – zum Download. Dr.-Ing. Johannes Kappen 0049 89 12146-462 [email protected] Daniela Pracht 0049 89 12146-224 [email protected] „SMARTER“ AUFTRITT AUF DER FACHPACK Ein richtiger „Hingucker“ war er, der Smart aus Faltschachtelkarton, den die Firma cartondruck für den Gemeinschaftsstand von vier Verbänden und der PTS zur FachPack in Nürnberg zur Verfügung stellte. Erstmals gemeinsam präsentierten sich der Fachverband Faltschachtel-Industrie (FFI), die Papiertechnische Stiftung (PTS), der Verband der Wellpappen-Industrie (vdw), die Wirtschaftsverbände Papierverarbeitung (WPV) und der Verband Vollpappe Kartonagen (VVK). Die PTS dokumentierte mit ihrem Auftritt die wachsende Bedeutung der Verpackungsindustrie für ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeit. FIBRE based solutions for tomorrow`s products PTS NEWS 03/2012 Y 11 SUPERMAGNETISCHE NANOPARTIKEL BEKÄMPFEN PRODUKTPIRATEN N ach Angaben des Bundesfinanzministeriums entsteht den Herstellern von Markenartikeln durch Produktfälschungen jährlich ein wirtschaftlicher Schaden von 142 Mrd. €. Die Internationale Handelskammer beziffert den Schaden auf weltweit 600 Mrd. € pro Jahr. Schätzungen gehen davon aus, dass durch Produktpiraterie von Markenartikeln allein in Deutschland bis zu 70.000 Arbeitsplätze potenziell gefährdet sind. Davon sind nicht nur große, sondern zunehmend auch kleine und mittelständische Unternehmen betroffen. Diese können meist schlechter mit der Situation umgehen, da sie kaum Möglichkeiten haben, ihre Produkte und ihr geistiges Eigentum zu schützen. Das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) erstellte 2006 eine Studie zur Markenund Produktpiraterie sowie zur Akzeptanz technologischer Schutzinstrumente in Unternehmen aus Deutschland. Das Phänomen der Marken- und Produktpiraterie weist hiernach in den letzten Jahren enorme Wachstumsraten auf. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben an, dass sie Opfer der Produktpiraterie geworden sind. Neben den Produkten werden – gerade im asiatischen Bereich – auch die Sicherheitsetiketten mit gefälscht. Ein technisch „aktuelles“ Hologramm hat etwa eine „Halbwertzeit“ von einer Woche. Aus diesem Grunde ist der Produktschutz ein Markt mit zweistelligen Wachstumsraten. Vor allem die Nachfrage nach besonders aufwändigen Technologien nimmt weiter zu. Der Markt für diese Art von Sicherheitstechnologie wird von der Branche mit etwa 4,5 Mrd. € bewertet. Neben einem rechtlichen Schutz der Erzeugnisse gibt es auch eine Reihe technischer Hilfsmittel zur Absicherung von Markenartikeln. Die Fraunhofer Studie geht davon aus, dass technologische Schutzmechanismen in Zukunft das größte Lösungspotenzial zur Bekämpfung der Produktpiraterie besitzen. Zurzeit befinden sich unterschiedliche technische Lösungen am Markt. Diese 12 Y PTS NEWS 03/2012 reichen von einfachen Strichcodes über Mikrotexte und Guillochen zu anspruchsvolleren Hologrammen, Kippfarben, Mikro Taggants, Thermo-Active- bzw. Lumineszenztinten oder die S2i-Technik. Auch elektronische Sicherungen wie RFID-Etiketten und In- ternettracing finden Anwendung. Biotechnologische Lösungen wie z.B. die Kennzeichnung von hochwertigen Medikamenten mittels DNA-Codes werden seit 2003 von verschiedenen Pharmaunternehmen zur Sicherung ihrer Produkte eingesetzt. Präventive technische Maßnahmen gelten als ein entscheidender Faktor zum Schutz vor Produktpiraterie. Neben einer Weiterentwicklung von bereits angewandten Methoden ist die Entwicklung neuer und innovativer Methoden für einen verbesserten Produktschutzes dringend erforderlich. Produktschutztechnik mittels supermagnetischer Nanopartikel Aus diesen Gründen initiierte die PTS ein Forschungsprojekt, um eine Druckfarbe zu entwickeln, die als Sicherheitsmerkmal vor der Fälschung von Produkten schützt. Der Ansatz basiert auf nanopartikularen superparamagnetischen Partikeln in Sol-Gel-Schichten und soll zur Identifizierung der Echtheit von Produkten genutzt werden. Superparamagnetische Nanopartikel lassen sich durch magnetische Wechselfelder erwärmen und besitzen nach der Bestrahlung keine Remanenzmagnetisierung. Damit unterscheiden sie sich von allen bekannten Materialien. Als eindeutiges Merkmal lässt sich die eintretende Erwärmung im Wechselfeld bei gleichzeitig fehlendem Remanezmagnedfeld definieren. Sowohl die Erwärmung als auch das Remanenzmagnedfeld können messtechnisch relativ leicht mit kleinen und preiswerten Handgeräten nachgewiesen werden. Geeignete Druckverfahren sind neben dem Flexodruck vor allem der Inkjetdruck. Viele Druckereien setzen heute auf sogenannte hybride Druckverfahren, d.h. die Ergänzung ihres bisherigen Maschinenparks mit digitalen Druckmaschinen oder -modulen. Sie ermöglichen es, das Sicherheitsmerkmal einfach, kostengünstig und schnell auf die ausgewählte Stelle auf einer Verpackung aufzubringen. Und was kostet es? Eine ausführliche Kostenrechnung ergibt nach den entsprechenden Modifizierungen bzw. Synthesen der Sol-Gele einen Preis von ca. 25€ pro kg Feststoffgehalt. Die Kosten der Supermagnetischen Nanopartikel sind je nach Art unterschiedlich. Für eine Druckerpatrone mit 40ml Inhalt und einer Kapazität von 500 DIN A4 Seiten berechnet sich die Kapazität nach dem Dr. Grauert Brief, bei dem 5% der Gesamtfläche einer DIN A4 Seite bedruckt sind. Geht man – in Anlehnung an diese Prüfmethode – davon aus, dass für ein Sicherheitsmerkmal 5% einer DIN A4 Seite bedruckt werden und nimmt man als Kosten für das Komplettsystem die berechneten Werte, dann ergibt sich ein Preis pro Sicherheitsmerkmal je nach eingesetztem System zwischen 0,001 € und 0,50€. Dirk Fiedler 0049 3529 551-665 [email protected] FIBRE based solutions for tomorrow`s products ECOPAPER - NACHHALTIGE UND RESSOURCENSCHONENDE VERPACKUNGEN MIT RESTSTOFFEN UND ABFALLPRODUKTEN 2 010 suchte ein Süßwarenhersteller über die Innovationsplattform NineSigma Projektpartner für neue nachhaltige und ressourcenschonende Verpackungen. Der Gedanke, Reststoffe und Abfallprodukte aus der Süßwarenproduktion als Rohstoff für Verpackungen zu nutzen, wurde von der Papiertechnischen Stiftung aufgegriffen. Die Reststoffe sollten aufgearbeitet und anschließend als Füllstoffe in Mehrlagenkartons zum Einsatz kommen. Schnell einigte man sich auf einen gemeinsamen Projektplan und untersuchte in den folgenden zwei Jahren das Einsatzpotenzial von Haselnussschalen und Kakaobohnenhäutchen. Nach intensiven Laboruntersuchungen zum Einfluss auf den Papierherstellungsprozess und die Abwasserbelastung konnten die Ergebnisse Mitte 2012 auf das Technikum übertragen werden. Dort wurde die Realisierbarkeit von Einzellagen und Doppellagenkartons mit jeweils 30 Gew.-% Haselnussschalen bzw. Kakaobohnenhäutchen nachgewiesen. Die positiven Ergebnisse der Labor- und Technikumsversuche führten zu dem Entschluss, den Schritt von der Technikumspapiermaschine zu einer industriellen Fertigung zu gehen. Für diesen wichtigen Schritt in der Produktentwicklung schlossen sich im Juli 2012 drei starke Partner für das Projekt ECO°PAPER zusammen: der Süßwarenhersteller als Endanwender, ein Papierhersteller und die Papiertechnische Stiftung. Gefördert wird dieses Projekt von der Europäischen Kommission im Programm Eco-Innovation. ECO°PAPER fokussiert auf den Einsatz FIBRE based solutions for tomorrow`s products von Haselnussschalen und Kakaobohnenschalen. Diese Rohstoffe werden zerkleinert und dem Verpackungskarton zu bis zu 30 Gew.-% zugesetzt. Das spart teure Frischfasern ein, reduziert die Verpackungskosten und schont zugleich die Ressource Holz. Die neuen Verpackungsprodukte entsprechen dabei selbstverständlich geltenden Gesundheits- und Sicherheitsrichtlinien. Neue Verordnungen für Lebensmittelverpackungen, insbesondere bei Altpapier basierten Verpackungsprodukten, erhöhen den Druck auf die Hersteller, verstärkt teure Frischfasern einzusetzen oder neue, sichere Alternativen zu entwickeln. Innovative Lösungen sind daher auf Dauer unverzichtbar. Das Projekt ECO°PAPER greift genau an dieser Schwachstelle an und zeigt einen möglichen Ausweg aus der drohenden Rohstoffverknappung und der damit verbundenen Preissteuerung für Verpackungsmaterialien. In ECO°PAPER neue Lösungen zu erarbeiten ist besonders interessant, da diese Problematik nicht nur die Papierindustrie betrifft, sondern sich langfristig in allen Industriezweigen zeigen wird. Der Einsatz von Abfall, unerwünschten Nebenprodukten und Reststoffen als Rohstoffe sollte Priorität haben gegenüber der reinen stofflichen Verwertung beispielsweise durch Verbrennung oder Deponierung. Neben dem Recycling sollte zukünftig der Fokus vor allem auch auf das Upcycling gelegt werden, in der Industrie genauso wie im Privathaushalt. Nur so können die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen langfristig bewahrt und geschont werden. Veronika Beil 0049 89 12146-434 [email protected] PTS NEWS 03/2012 Y 13 VESTRA: EFFIZIENTES CURTAIN-COATING DANK NEUER MEMBRANENTLÜFTUNG D ie PTS plant in diesem und im nächsten Jahr eine umfangreiche Modernisierung ihrer Versuchsstreichanlage (VESTRA). In Angriff genommen wurde bereits die Erneuerung der Antriebs- und Prozesssteuerung des Umrollers, der von S5- auf S7- Technik umgerüstet wurde. Bei der Prozesssteuerung wurden Arbeitsabläufe, wie sie an großen Produktionsmaschinen üblicherweise automatisiert sind, ebenso verwirklicht, wie der komplette manuelle Betrieb. Er gibt alle Freiheiten, die unterschiedlichsten Papierqualitäten, Arbeitsbreiten und Arbeitschrittfolgen zu realisieren. In einem zweiten Schritt wird die Antriebs- und Prozesssteuerung der Pilotmaschine und der Streichküche erneuert. Die Arbeiten an der Streichmaschine werden von Voith und die Erneuerungen in der Streichküche von GAW zusammen mit Automation X durchgeführt. Schon abgeschlossen sind die Änderungsarbeiten an der Streichfarbenentgasung für den Curtain Coater durch GAW. Die bisher im VESTRA-Streichtechnikum verwendete Streichfarbeentlüftung ist ein seit Jahrzehnten bekannter, mechanischer Schleuderscheibenentgaser. Das Gerät besitzt drei Verteilteller, über die von oben auf die Teller zugeführte Streichfarbe mit hoher Geschwindigkeit an die Wand des Sammelbehälters geschleudert wird. Durch das im Behälter herrschende hohe Vakuum wird die bei diesem Vorgang freiwerdende Luft abgesaugt. Selbst wenn man über die großen Abmessungen des Gerätes hinwegsieht, dann bleiben doch markante negative Auswirkungen auf die so entlüfteten Streichfarben. Sensible Farbkompositionen, scherempfindliche Bindemittel sowie Farben, die sich in der Temperatur nicht verändern sollen, sind mit dieser Art der Entlüftung kaum mehr zu bewältigen. Wenn mehrere Streichfarben mit teils unverträglichem Charakter hintereinander gefahren werden müssen, stört der hohe Reinigungsaufwand und die damit einhergehende Verschmutzung des Umfeldes. Außerdem war es nicht möglich, „online“ zu entgasen. D.h. die Streichfarben mussten immer zuerst entgast werden, bevor sie dem Curtain Coater zugeführt werden konnten. Das bedeutete natürlich immer einen erheblichen Mehraufwand und Zeitverlust. Ein wesentlicher Schritt, die vorgenannten Defizite zu vermeiden, ist mit der Installation der GAW-Membranentlüftung gelungen. Trotz minimalem Platzbedarf steht eine unglaublich große Oberfläche zur wirksamen Entlüftung der Streichfarben zur Verfügung. Die Farbe wird dabei um Hollowfiber-Röhrchen zirkuliert. Die- Das gleiche Handy zeigt den Größenvergleich zwischen Membranentlüftung (links) und Schleuderscheibenentgaser (rechts) 14 Y PTS NEWS 03/2012 se bestehen aus chemieresistentem Polyolefin und entlüften bereits bei Verwendung niedrigster Vakuumwerte. Es wird dabei keinerlei Scherung auf die Streichfarbe ausgeübt, die dadurch ihre in der Aufbereitung angedachten chemischphysikalischen Werte behält. Streichfarbe ohne Luft ist ein grundsätzlicher Wunsch, beim Betrieb eines Curtain Coaters ist sie sogar ein absolutes MUSS. Die Membrantechnologie eignet sich für alle in der Papierstreicherei angewandten Farben, aber auch für Inkjets, Entwicklerlösungen, Emulsionen und Öle. Die neue Entlüftungseinrichtung ermög- Fiber OD 190 microns Die Hohlfasermembran ist in ein Array eingewebt, dass sich problemlos in einen Contactor integrieren lässt FIBRE based solutions for tomorrow`s products licht es, vom Behälter, in dem die Streichfarbe bevorratet wird, direkt auf die Curtain-Düse zu arbeiten. Ebenso können aber auch „offline“ besonders kritische Streichfarben vorentlüftet werden. Mit der neuen Entgasungstechnologie sind zwei Curtain-Linien ausgestattet. Für die verschiedenen Streichfarben mit gänzlich unterschiedlichen Eigenschaften, wie sie im Versuchsbetrieb vorkommen, stehen verschieden ausgestaltete Entgasungsmodule zur Verfügung. Selbstverständlich ist zwischen den im Pilotbetrieb angewandten unterschiedlichen Streichfarbenkompositionen eine Reinigung erforderlich. Diese erfolgt äußerst bedienungsfreundlich durch automatische Spülung mit Wasser. Dabei wird der Referenz-Durchflusswert gemessen, um den Spülwasseranfall so gering als möglich zu halten. Mit der neuen Membranentgasung von Alfred Kramm 0049 89 12146-185 [email protected] GAW kann die VESTRA Streichversuche mit dem Curtain Coater noch effizienter umsetzen und auch empfindlichste Streichrezepturen entlüften. Peter Stuffer, Sales Director und Chief Technologist (GAW) [email protected] LACKIERTE VERPACKUNGEN – ATTRAKTIV UND RECYCLINGGERECHT I n einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Forschungsprojekt arbeitet die PTS an der Gestaltung von recyclingfähigen und umweltverträglichen Papier- und Verpackungsprodukten, um auch weiterhin den Einsatz von Altpapier sicherzustellen. Denn insbesondere für den Lebensmittelbereich werden an Papiere, Karton und Pappen auf Recyclingbasis besondere Anforderungen gestellt. Neben den funktionellen Eigenschaften müssen diese auch sicher für die Lebensmittel und Verbraucher sein. Ziel des Projektes ist die Erarbeitung von Vorgaben für eine recyclinggerechte und umweltverträgliche Gestaltung von Papier- und Verpackungsprodukten unter besonderer Berücksichtigung der Lackierungen (UV-Lacke, Dispersionslacke, Öldrucklacke). Umweltverträglich bedeutet auch, den Eintrag unerwünschter Inhaltsstoffe zu vermeiden und die Rezyklierbarkeit sicherzustellen. Unerwünschte Inhaltsstoffe können z.B. über Lackierungen in das Altpapier gelangen und damit die Qualität des Altpapierstoffs beeinflussen. Eine recyclinggerechte Gestaltung von Papier- und Kartonprodukten ist unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit und des Recyclingkreislaufs von großer Bedeutung. In den bisherigen Arbeiten wurden typische lackierte Produkte untersucht, die hinsichtlich ihrer Marktrelevanz ausgewählt wurden. FIBRE based solutions for tomorrow`s products Haupteinsatzgebiet ist der Bogenoffset, wo wässrige Dispersionslacke die größte Gruppe bilden. UV-Lacksysteme hatten in den letzten Jahren die größten Zuwachsraten. Der Markt für Überdrucklacke teilt sich auf in ca. 65 % Dispersionslack und 25 % UV-Lack. Der Rest sind sonstige Lacksysteme (lösemittelhaltige Lacke und 2-K-Lacke). Im Verpackungsdruck liegt der Anteil an Druckmaschinen mit Lackwerken bei über 90 %. Der Anteil veredelter Produkte im Verhältnis zum gesamten Papierverbrauch für graphische Druckerzeugnisse entspricht dagegen weniger als 0,3 %. Die Bewertung zeigte, dass sich alle untersuchten lackierten Druckprodukte gut zerfasern lassen. Unterschiede traten in der Zerkleinerung auf. Eine Abtrennung der Lackierung durch Sortierung konnte nicht erzielt werden. Die untersuchten Muster wiesen jedoch kein Störpotenzial hinsichtlich einer Klebrigkeit im Gutstoff aus. Bei Dispersionslacken besteht aufgrund der Redispergierbarkeit die Gefahr, dass sie sich im Kreislaufwasser anreichern. Alle Stoffe wiesen Schmutzpunkte auf, die auch durch Flotation nicht vollständig abtrennbar waren. Aufgrund dieser Beeinträchtigung des optischen Erscheinungsbildes werden Lackierungen für Verpackungspapiere als nur bedingt rezyklierbar eingestuft. Die Unterschiede im optischen Erscheinungsbild werden von der Zerkleinerung der Druckfarbenteilchen hervorgerufen. Die Größenverteilung der Druckfarbenpartikel ist abhängig vom • Lacktyp: hoher Anteil optisch störender Schmutzpunkte (>250 µm) bei UV-Lackierung • Papier bei gleichem Druckbild: höherer Anteil optisch störender Schmutzpunkte (>250 µm) bei niedrigerer flächenbezogenen Masse des Papiers (Verhältnis Druckfarbe zu Papier höher) • Druckbild (Druckfarbenmenge): höher bei vollflächiger Bedruckung. Derzeit laufen weitere viel versprechnende Untersuchungen zum Austrag von Dispersionslacken und UV-Lacken. Die Optimierung der Prozessbedingungen aus gewählter Reinigungsverfahren für einen weitest möglichen Austrag stehen dabei im Vordergrund. Dr. Rainer Spörl 0049 3529 551-642 [email protected] PTS NEWS 03/2012 Y 15 Papiertechnische Stiftung Heßstraße 134 · 80797 München · Telefon +49 (0)89-12146-0 · Telefax +49 (0)89-12146-36 Pirnaer Straße 37 · 01809 Heidenau · Telefon +49 (0)3529-551-60 · Telefax +49 (0)3529-551-899 PTS-News wird von der Papiertechnischen Stiftung herausgegeben · ISSN 1434-7172