Festschrift zum 100-jährigen Jubiläums des Krankenpflegevereins

Transcription

Festschrift zum 100-jährigen Jubiläums des Krankenpflegevereins
Festschrift zum 100-jährigen Jubiläums des
Krankenpflegevereins Weil im Schönbuch e.V.
1906 – 2006
Liebe Vereinsmitglieder und Interessierten an der Geschichte des
Krankenpflegevereins,
der Vereinsvorstand hofft, Ihnen mit dieser Festschrift die heuer einhundertjährige
Geschichte des Krankenpflegevereines und die aktuellen Aufgaben des Vereines in
der Gemeinde Weil im Schönbuch näher zu bringen. Wir wollen darstellen, welche
Umstände vor einhundert Jahren zur Gründung des Vereins führten und wie sich
heute, im Jahr 2006, die Rahmenbedingungen und die Aufgaben des Vereins
darstellen.
Wenn Sie weitere Fragen zum Verein haben oder dem Verein beitreten wollen,
können Sie sich gerne an das ev. Pfarramt, Obere Halde 2, 71093 Weil im
Schönbuch, oder an den Vereinsrechner, Herr Martin Feitscher, Tel. 07157/1290-23,
wenden.
Pfarrer Götz Krusemarck
Vorsitzender des Vereinsvorstand
Bürgermeister Wolfgang Lahl
Stv. Vorsitzender des Vereinsvorstands
Inhaltsverzeichnis
Seite 4:
Grußwort von Landrat Bernhard Maier
Seite 5:
Grußwort von Herrn Pfarrer Paul Bräuchle, Vorsitzender der DiakonieUnd Sozialstation Schönbuchlichtung
Seite 6:
Grußwort von Oberkirchenrat Helmut Beck, Diakonisches Werk
Württemberg
Seiten 7 bis 11:
Entstehung des Krankenpflegevereins
Seiten 12 bis 14:
Heutige Aufgaben des Krankenpflegevereins
Seite 15:
Was bedeutet „Hospizgruppe ?“
Seite 16:
Welche Aufgaben hat die Nachbarschaftshilfe ?
Seiten 17 bis 18:
Ein Tag mit einer Gemeindeschwester
Seite 19:
Welchen Einfluss hatte die von Biberstein`sche Krankenpflegestiftung ?
Impressum
Herausgeber ist der Krankenpflegeverein Weil im Schönbuch
e.V., Obere Halde 2, 71093 Weil im Schönbuch. V.i.S.d.P.:
Pfarrer Götz Krusemarck, Bürgermeister Wolfgang Lahl
Druck und Verlag:
Druckerei Hamberger, Weil im Schönbuch
-2-
Grußwort von Landrat Bernhard Maier
für die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum
des Krankenpflegevereins Weil im Schönbuch e. V.
Zum 100-jährigen Bestehen des Krankenpflegevereins Weil
im Schönbuch gratuliere ich im Namen des Landkreises
Böblingen
ganz
herzlich
und
wünsche
den
Jubiläumsfeierlichkeiten gutes Gelingen !
Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit, diese für alle Bereiche
unseres sozialen Lebens unverzichtbaren und wertvollen Tugenden prägen die
tägliche Arbeit des Krankenpflegevereins Weil im Schönbuch nun bereits seit einem
ganzen Jahrhundert. In all den Jahren haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Vereins zahllose Menschen ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht, Konfession
und Nationalität im häuslichen Umfeld versorgt, betreut und gepflegt. Heute reicht
das Leistungsangebot von der Nachbarschaftshilfe und einer Hospizgruppe bis zur
Organisation des Fahrdienstes für ältere Menschen und des Mittagstisches für
Senioren. Außerdem unterstützt der Krankenpflegeverein die Diakonie- und
Sozialstation
Schönbuchlichtung,
die
IAV-Stelle
und
die
örtlichen
Gemeindeschwestern. Der rund 950 Mitglieder zählende Krankenpflegeverein ist
deshalb aus dem Betreuungsangebot der Gemeinde Weil im Schönbuch nicht mehr
wegzudenken.
Mein besonderer Dank gilt allen Helferinnen und Helfern dieser vorbildlichen
Einrichtung, die jedes Jahr viele Stunden diese wichtigen Dienste leisten, vor allem
den Ehrenamtlichen, die dafür ihre Freizeit opfern und mit ihrem uneigennützigen
Einsatz einen wesentlichen Beitrag zu einer humaneren Gesellschaft leisten.
Ich gratuliere dem Krankenpflegeverein nochmals ganz herzlich zum Jubiläum und
wünsche mir, dass auch in Zukunft genügend junge und ältere Menschen bereit sind,
diese segensreiche Tradition fortzusetzen.
Bernhard Maier
Landrat
-3-
Grußwort
der
Diakonieund
Sozialstation
Schönbuchlichtung zum 100-jährigen Jubiläum des
Krankenpflegevereines Weil im Schönbuch im Februar
2006
Liebe Mitglieder und Förderer der diakonischen Arbeit in Weil
im Schönbuch, liebe Nachbarn, liebe Schwestern und Brüder,
im Namen der Diakonie- und Sozialstation Schönbuchlichtung gratulieren wir dem
Krankenpflegeverein Weil im Schönbuch sehr herzlich zum 100-jährigen Bestehen.
Es war eine großartige Idee und ein Erkennen wesentlicher vom Evangelium
inspirierter Verantwortung, sich der Pflege und Betreuung von Menschen in der
eigenen Gemeinde anzunehmen, die es benötigen und verdienen, dass man sich um
sie kümmert. Dies führte in vielen Gemeinden unseres Landes und auch in Weil im
Schönbuch zu damaliger Zeit zur Gründung von Krankenpflegevereinen.
In verlässlicher Weise hat der Krankenpflegeverein, von Kirchengemeinde und
bürgerlicher Gemeinde getragen, sich dieser Aufgabe gewidmet.
Die seit bald 10 Jahren bestehende Diakonie- und Sozialstation Schönbuchlichtung
wird getragen von den Krankenpflegevereinen der ihr angeschlossenen Gemeinden.
Der Krankenpflegeverein Weil im Schönbuch leistet einen unverzichtbaren Beitrag
für den Dienst an den pflegebedürftigen Gemeindegliedern und sorgt für die
Ausbildung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer in der Seelsorge, in der
Nachbarschaftshilfe und im Hospizdienst.
Die Aufgaben sind gewachsen, die Kosten sind gestiegen. Der Auftrag bleibt.
Die Krankenpflegevereine sind in der Zukunft wichtiger denn je und unverzichtbar.
Sie sorgen mit dafür, daß wir im Sinne des Evangeliums tun können, was zu tun ist in
der Diakonie, im Dienst an den uns anbefohlenen Menschen. Die Hilfsbedürftigkeit
ist ein Teil unserer Würde.
Wir sind dankbar dafür, dass der Krankenpflegeverein Weil im Schönbuch ein starker
Partner innerhalb der Trägerschaft der Diakonie- und Sozialstation
Schönbuchlichtung ist und wir wünschen uns, dass er es bleibt.
Mit Dank und Respekt gratulieren wir zum 100-jährigen Jubiläum
Pfarrer Paul Bräuchle, Holzgerlingen, Vorstand
Manfred Brodbeck, Geschäftsführer
Schwester Hedwig Schiller, Pflegedienstleiterin
-4-
Grußwort des Diakonischen Werks Württemberg
Das Diakonische Werk Württemberg gratuliert dem
Krankenpflegeverein Weil im Schönbuch herzlich zu seinem
100-jährigen Bestehen. Tradition und Innovation gehören bei
diesem Verein immer eng zusammen. Er ließ sich immer
wieder auf Neues ein und war und ist so ein Partner für die
Bürgerinnen und Bürger in Weil im Schönbuch, auf den sie
sich
verlassen
konnten
und
können.
Der
Krankenpflegeverein Weil im Schönbuch gehört zu den
besonders aktiven Vereinen im Land. Auch nach der
Gründung der Diakonie-Sozialstation Schönbuchlichtung hat
er es nicht dabei belassen, als reiner Förderverein Geld zu
sammeln und dieses an die Diakonie-Sozialstation weiter zu
geben. Er hat immer zusätzliche eigene Aktivitäten entfaltet.
Der Verein steht in der Tradition der Krankenpflegevereine, die teilweise schon vor
150 Jahren gegründet worden sind. 1832 gründete die Hamburgerin Amalie
Sieveking einen „weiblichen Verein für Armen- und Krankenpflege“. Durch ihr Vorbild
und ihre Aktivitäten wurde der Weg zur modernen Krankenpflege beschritten.
1906 wurde der Krankenpflegeverein Weil im Schönbuch gegründet und hat dazu
beigetragen, dass die Bürger und Bürgerinnen bei Krankheit und Pflege
Unterstützung bekommen konnten. Ab den 1960er-Jahren gab es in der
Gemeindekrankenpflege erhebliche Nachwuchsprobleme. Junge Frauen wollten
kaum noch Diakonisse werden und so hatten die Krankenpflegevereine große Mühe,
Gemeindeschwestern zu finden, die bereit waren, fast rund um die Uhr diese
anstrengende Arbeit zu erledigen. Dies bekam auch der Krankenpflegeverein Weil im
Schönbuch zu spüren, der in den 60er-Jahren aus Personalmangel gezwungen war,
die Diakonissenstation aufzulösen und nach einer anderen Lösung zu suchen.
Die Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung im Jahr 1995 brachte
einschneidende Veränderungen. Die klassische Krankenpflege wurde an die
Diakonie-Sozialstation Schönbuchlichtung abgegeben. Zwar übte der Verein damit
seine herkömmliche Aufgabe nicht mehr aus, dafür tat er etwas, was ihn zu einem
besonderen Krankenpflegeverein macht. Neben der unverzichtbaren vielfältigen
finanziellen
Unterstützung
der
Diakonie-Sozialstation,
wurden
die
Nachbarschaftshilfe und eine Hospizgruppe gegründet. Der Verein organisiert
Fahrdienste für ältere Menschen und bietet in der Begegnungsstätte der
Seniorenwohnanlage Seegärten einen Mittagstisch für Senioren an.
Der Krankenpflegeverein Weil im Schönbuch arbeitet vorbildlich und erfolgreich mit
den Vertretern der Konfessionen vor Ort und den Vertretern der bürgerlichen
Gemeinde zusammen. Wir freuen uns sehr, dass der Krankenpflegeverein Weil im
Schönbuch seit über 20 Jahren dem Diakonischen Werk Württemberg angehört. Wir
danken allen Mitgliedern, Spendern und Mitarbeitenden für ihr Engagement für
Kranke und Pflegebedürftige. Wir sind davon überzeugt, dass die Bedeutung des
Krankenpflegevereins in den nächsten Jahren für die Bürgerinnen und Bürger einen
noch höheren Stellenwert bekommen wird.
Ihr
Oberkirchenrat Helmut Beck
Vorstandsvorsitzender
Diakonisches Werk Württemberg
-5-
Wie entstand der Krankenpflegeverein ? Was führte Anfang des 20.
Jahnhunderts zu seiner Gründung ?
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts gab es
für den größten Teil der Bevölkerung in
den
Dörfern
keine
organisierte
Krankenpflege außerhalb der Familien.
Innerhalb der Familien musste die Pflege
der kranken Angehörigen oft hinter der
Notwendigkeit, in harter Arbeit den
Lebensunterhalt
zu
verdienen,
zurückstehen.
Diese Versammlung fand statt und ist als
Gründungsdatum
des
Krankenpflegevereins
zu
verstehen.
Leider gibt es kein Protokoll dieser
Versammlung.
Die
Heimatklänge
berichteten dazu im März 1906:
„Ferner ist zu berichten, dass am 4.
Februar eine Versammlung gehalten
wurde mit dem Erfolge, dass ca. 70
Personen einen vorläufigen Beitrag von
einer Mark zu zahlen und einem zu
gründen Krankenpflegeverein einzutreten
sich
verpflichteten.
Obwohl
die
Versammlung schlecht besucht war, hat
sie jedoch zur Verbreitung unserer
Absicht, eine Diakonissin zu berufen,
beigetragen......Wir wollen in tunlichter
Bälde eine Diakonissin für die Kranken
unserer Gemeinde Weil unter Aufsicht des
Kirchengemeinderates anstellen. „
Diesen Misstand griff die evangelische
Kirchengemeinde
auf.
In
den
Heimatklängen (sozusagen das damalige
Kirchenblatt) schrieb der Pfarrer im
Dezember 1905:
„Geschieht so viel für die Kranken, als
geschehen müsste? Die Erfahrung sagt:
nein. Die Erwerbsverhältnisse bringens mit
sich, dass jeder mit sich selbst zu tun hat.
Man sehe doch zu, wie in unserm
ländlichen
Verhältnissen
die
Krankenpflege bestellt ist, solange die
Arbeit noch auf Acker und Wiese hinaus
ruft. Man schließt die Kranken ein,
nachdem man ihnen ihr Sach hingestellt
hat. Man überlässt sie ihrem Schicksal.
Stundenlang einsam mögen sie sehen,
wie sie sich helfen. Wer sich das alles klar
macht, der wird sagen müssen: ja. Das
Bedürfnis ist da; wir brauchen eine
Gemeindekrankenpflege.
Aber
wie
bekommen wir sie ?“
Auch damals schon wurde darauf
geachtet,
dass
neu
übernommene
Aufgaben dauerhaft von demjenigen
finanziert werden, der den Anstoß gab. In
derselben Ausgabe der Heimatklänge hieß
es:
„Manche befürchten auch, die Einstellung
eine
Diakonissin
belastet
die
Gemeindekasse und den Steuerzahler.
Außer der freiwilligen Steuer zum
Krankenpflegeverein, für die man als
Entgelt das Recht auf Verpflegung durch
die Schwester erwirbt, wird keine weitere
Anforderung an den Einzelnen gemacht.
Dies wird umso sicherer nicht der Fall
sein, je mehr die freiwillige Beteiligung an
dem Werke zunimmt. Wir bitten dringend,
dem eigenen Vorteil zu lieb wie dem
Geheiß der Bruderliebe folgend, beim
Pfarrer oder den Kirchengemeinderäten
sich zur Mitgliedschaft bereit zu erklären.
Es sollten doch mindestens 100 Familien
mittun. Bei dem Mangel an Diakonissinnen
muss in unserer Gemeinde jetzt schon
vormerken lassen, um 1907 oder 1908
eine Schwester zu erhalten. „
Dieser
Gedanke
wurde
von
der
evangelischen Kirchengemeinde weiter
verfolgt. Im Januar 1906 stand in den
Heimatklängen:
„Wir werden bald in einer öffentlichen
Versammlung
die
Bildung
eines
Krankenpflegevereines versuchen, dessen
Mitglieder gegen einen Jahresbeitrag von
ca. 2 Mark ein Vorrecht auf die Dienste
der
Diakonissen
haben.
Der
Kirchengemeinderat werde die Station
einrichten und verwalten, sobald die
Aufteilung der Mitte gesichert ist. Denn es
wird sich auch hieran zeigen: wo ein Wille
ist, ist auch ein Weg. „
-6-
Anschließend gab es wohl nach dem
ersten Schwung der Gründung des
Vereins eine Phase des Stillstands. Der
Ortsgeistliche
schrieb
in
den
Heimatklängen im November 1906:
Heimatklängen im Mai 1907. Sie werden
hier zur Darstellung des damaligen
Umfeldes ebenfalls wiedergegeben, auch
wenn sie keinen unmittelbaren Bezug zum
Krankenpflegeverein haben:
„Wir
bitten
dringend,
unseren
Krankenpflegefonds
reichlich
zu
bedenken, insbesondere auch aus Anlass
von freudigen oder ernsten Familienfeiern.
Manche Arme und Kranken sehnen sich
nach der Stunde, die Ihnen mit der
Einführung einer Diakonissin Hilfe und
Pflege bringt. Es sollten doch womöglich
die Dienste der Krankenschwester, die wir
anzustellen gedenken, für die Genannten
kostenlose sein. Wir machen wiederholt
darauf aufmerksam, dass diejenigen
Gemeindeglieder, die sich verpflichten, bis
zur Einstellung eine Diakonissin jährlich
eine Mark zu zahlen, seinerzeit auf
unentgeltliche
Dienstleistung
der
Gemeindeschwester Anspruch haben.
Solche Beitragenden sind es erst 68.
....Wir wiederholen: eine Belastung der
bürgerlichen Gemeindepflege und dadurch
des Steuerzettels wird nicht eintreten.“
„....die Regierung hat die Mittel zum
Beginn des Bahnbaus Böblingen Dettenhausen
im
Jahr
1907/08
vorgesehen. Diesem Ereignis sehen viele
mit großen Erwartungen entgegen. Für die
Gemeindeverwaltung,
die
für
den
Kilometer auf ihrer Markung 5000 Mark
Beitrag zu leisten hat, erwachsen so neue
Aufund
Ausgaben.
Wenn
man
hinzunimmt, dass z. B. die Zuteilung
elektrischen Lichts und elektrischer Kraft
an der Fertigstellung ist, dass die Frage
einer Wasserleitung im Zusammenhang
mit der Bahnfrage unbedingt bald ihrer
Lösung zugeführt werden muss, und das
heuer auf dem Marktplatz die Errichtung
eines neuen Schulhauses an Stelle des
Backhauses in Angriff genommen wird,
wird man sagen dürfen, dass sich noch nie
in der Geschichte unserer Gemeinde so
viel gesunder und fruchtbarer Fortschritt
auf
einem
zu
kurzen
Zeitraum
zusammengedrängt
hat.
Unsere
Gemeinde bekommt ein völlig neues
Gesicht. Die alten Weilemer werden sie
bald beim Wiedersehen kaum mehr
kennen !“
Der
finanzielle
Grundstock
des
Krankenpflege wurde durch viele kleine
und auch größere Spenden aufgebaut. In
den Heimatklängen im Februar 1907
wurde berichtet:
Ohne Frage war es ein wesentlicher
Schritt für die Anstrengungen, eine
funktionierende
und
wirtschaftlich
abgesicherte Krankenpflege zu Wege zu
bringen, als der Oberförster a.D. Max von
Biberstein im Juni 1907 die von
Biberstein`sche Krankenstiftung ins Leben
rief und mit einem Grundstock von 5000
Mark
ausstattete.
Der
Text
der
Stiftungsurkunde und eine teilweise
Ablichtung der Urkunde sind am Ende
dieser Festschrift beigefügt. Mit der
nunmehr
gesicherten
wirtschaftlichen
Grundlage konnte die Kirchengemeinde
konkret
an
die Umsetzung
einer
Krankenpflegestation gehen. Dabei gab es
allerdings auch Rückschläge. Im Juli 1907
berichteten die Heimatklänge:
„....zur
Gemeindekrankenpflege
sind
eingegangen: 2500 Mark von H. Obf. v.B.,
......es steht nun ein Kapital von rund 5500
Mark zur Verfügung; wenn wir bis Januar
1908 eine Diakonissin anstellen wollen,
müssen sich mehr Gemeindeglieder sich
entschließen, dem Krankenpflegeverein
einzutreten. ... Wir werden demnächst
eine Versammlung veranstalten und über
die
Einführung
der
Gemeindekrankenpflege weiteren Bericht
geben. Je mehr unserm großen Ort ein
Arzt fehlt, desto nötiger bedarf er einer
geprüften
und
erfahrenen
Krankenpflegerin. Mögen auch diese
Zeilen auf fruchtbaren Boden fallen!“
Dass in den Anfangsjahren des 20.
Jahrhunderts auch in vielen anderen
Bereichen des Lebens in unserer
Gemeinde
einschneidende
Veränderungen anstanden, verdeutlichen
die
folgenden
Zeilen
aus
den
„... Der Schwestereintritt im Karl-OlgaKrankenhaus zu Stuttgart hält mit den
Anforderungen, die durch den Ausbau der
schon
bestehenden
Diakonischen
-7-
Stationen gestellt werden, so wenig
gleichen Schritt, dass uns von Stuttgart
aus entgegen der ursprünglichen Zusage
eine Schwester auf 1. Januar 1908 nicht
mehr zugesichert werden konnte. Sofort
eingeleitete Verhandlungen mit dem
Diakonissenhaus in Hall haben ergeben,
dass wir von Hall eine Diakonissin im
nächsten Jahr sicher bekommen, ob aber
schon in der ersten Hälfte des Jahres
1908 ist immerhin fraglich. Dagegen ist die
Zusage von Hall bestimmt und bindend,
umso sehe ich es bedaure, das unsere
Kranken sich noch länger gedulden
müssen, so vorteilhaft ist doch auch
wieder die eingetretene Verschiebung für
die Stärkung unseres Forums. Wir
versichern allen Gebern ausdrücklich,
dass die Sache, zu der Sie beisteuern,
sobald als möglich zu Stande kommt, und
bitten herzlich um weitere Forderung
unseres Werks.“
allen ohne Unterschied des Standes und
Vermögens im Sinne christliche Liebe und
Aufopferung mit der Gabe dient, die sie
empfangen hat. Ich habe neuestens den
Vorstand des Diakonischen Hauses Hall
wieder dringend um Entsendung einer
Schwester gebeten und kann für das Jahr
1908 die bestimmte Zusage dafür geben,
dass die Einrichtung einer geordneten
Gemeindekrankenpflege in Gang kommt. „
Dann endlich, im Oktober 1908, konnte
kundgegeben werden:
„..Anfang
Dezember
wird
die
Gemeindekrankenschwester, eine Haller
Diakonissin, ihren Diensten an unseren
Kranken antreten. Ich bitte schon heute,
ihr
freundlich
und
vertrauensvoll
entgegenzukommen und zweifle nicht
daran, dass sich auch diese der
allgemeinen
Wohlfahrt
dienenden
Einrichtung
einer
geordneten,
fachgemäßen Krankenpflege ähnlich wie
unsere Paulinenpflege rasch und völlig
unter uns einleben wird. Die Diakonissin
wird ihre Wohnung im Erdgeschoss des
neuen Schulhauses haben. Aus Mitteln
der von Biberstein`schen Krankenstiftung
wird, dem Willen der Stiftung folgend, eine
so
genannte
Charlotten-Pflege
der
Schwester zur Hand gegeben werden.
Charlotten Pflege ist der Name für eine
schon in vielen Gemeinden befindliche
Sammlung derjenigen Pflegemittel, die zu
einer
zweckmäßigen
Fürsorge
in
Krankheiten notwendig, aber für einzelne
Kranken zur eigenen Anschaffung zu teuer
sind. Es seien hier einige davon
aufgezählt: Badewanne, verstellbares
Kopfkissen, wasserdichte Bettunterlagen,
Magenwärmflasche,
Inhalationsapparat,
Irrigator, Fieberthermometer, Eisbeutel
und Anderes. Ferner wird die Diakonissin
über
einen
verstellbaren
Bettisch,
Verbandsmaterialien, ein Arzneikästchen
mit den erforderlichen Hausmitteln und
einige einfache ärztliche Instrumente zu
Verbänden und Einspritzungen verfügen.
Auch ist Aussicht darauf vorhanden, dass
uns ein Fahrstuhl geschenkt wird, den
Kranke zum Fahren ins Freie benutzen
können, die schwer beweglich sind.“
Von diesem Rückschlag ließen sich der
Ortsgeistliche und der Kirchengemeinderat
aber nicht beirren. Zielstrebig wurde die
Schaffung der Krankenpflegestation und
die Vorbereitung der Räume für die
Diakonisse
vorangetrieben.
In
den
Heimatklängen stand dazu im August
1907:
„....mit Hilfe dieser Gaben konnten aus
einer Hinterlassenschaft Möbel für die
künftige Diakonissin erworben werden,
nämlich
Kleiderhaken,
Kommode,
Küchenschrank,
Stühle
und
Vorhangstangen. ...Auf 1. August wird die
von Bibersteinsche Stiftung in die
Verwaltung der Kirchenpflege überführt.
Sie beträgt 5000 Mark in 4-prozentigen
Papieren angelegt und 35 Mark in
aufgelaufenen Zinsen. Unsere Freunde
bitten wir, diesen Grundstock auch
weiterhin
durch
freiwillige
Gaben,
besonders bei Familienereignissen froher
und ernste Art, zu verstärken.“
Ebenfalls in den Heimatklängen wird im
Januar 1908 über die Entsendung einer
Diakonissin
berichtet,
nachdem
es
nochmals Verzögerungen gab:
„...je länger sich die Wiederbesetzung der
hiesigen Arztstelle hinauszögert, desto
schreiender wird in unserer großen
Gemeinde das Bedürfnis nach einer
pflegeverständigen Vertrauensperson, die
In den Heimatklängen im November 1908
wurde vom Pfarrer aufgegriffen und
-8-
genauer erläutert, worauf die Gemeinde
so lange hatten warten müssen:
erfahrenen Pflege froh gewesen. Die
Diakonissin ist mit Verbandsmaterial
ausgerüstet ; Verletzte wollen sich zum
Verbinden an Sie wenden.
„....am
8.
Dezember
tritt
unsere
Gemeindediakonissin ihren Dienst an.
Arme erhalten durch sie unentgeltliche
Verpflegung. Im Übrigen hat der
Kirchengemeinderat beschlossen: wer
jährlich einen freiwilligen Beitrag zur
Kirchenpflege in der Höhe von 2 Mark
entrichtet, hat unentgeltlichen Anspruch
auf die Dienste der Gemeindeschwester ;
wer keinen Jahresbeitrag leistet, hat zu
entrichten
ein
Pflegegeld
in
die
Kirchepflege: für einen vollen Tag 80
Pfennige, für einen halben Tag 40
Pfennig, für eine Stunde 10 Pfennig, für
eine vollständige Nachtwache eine Mark,
für Tag- und Nachtpflege zusammen eine
Mark und 50 Pfennige. Unter besonderen
Bedingungen kann die Diakonissin auch
ausnahmsweise in die Fillialen gegeben
werden.
Juli 1909: Es wird wiederholt dringend
geraten, sich durch einen Jahresbeitrag
von 3 Mark ein Anrecht zur unentgeltliche
Verpflegung durch die Diakonisse für das
ganze Jahr zu erwerben, da den
Personen,
die
Krankenpflege
beanspruchen, ohne einen Jahresbeitrag
zu leisten, Pflegegelder aufgerechnet
werden müssen, die bei längerer
Pflegebedürftigkeit den Betrag von 3 Mark
bald übersteigen. Auch wird ausdrücklich
darauf aufmerksam gemacht, dass
Pflegemittel und Verbandsmaterial nicht
unentgeltlich gestellt werden können.
Endlich wird gebeten, die Diakonissin, die
gern in jedes Haus geht, nicht zu Unzeit
um Rat oder Hülfe einzugehen, dringende
Fälle ausgenommen, und ihr den
freiwilligen Dienst christliche Liebe, der so
reiche Müh mit sich führt, durch
freundliches Begegnen zu erleichtern.
Ihre Arbeit hat die Diakonissin in aller
Treue, ohne Ansehen der Person
jedermann in der Gemeinde, Arm und
Reich zu leisten. Sie darf keinerlei
Geschenk für sich persönlich annehmen,
wohl aber kann sie für die ihr
Diakonissenhaus, ihre Station und die
Armen, die sie pflegt, vermitteln.
Unterstellt
ist
die
Diakonie
sind
Ortsgeistlichen
und
dem
Kirchengemeinderat.
Die
Diakonissin
wohnt im Erdgeschoss des neuen
Schulhauses. Ich bitte, ihr freundlich
entgegenzukommen und ihren Dienst
vertrauensvoll anzurufen.“
Am 8. Dezember 1908 konnte zum ersten
Mal der Gedanke der Krankenpflege durch
eine geschulte Diakonisse, der in der
Gründungsversammlung des 4. Februars
1906 als gemeinsames Ziel festgehalten
wurde, in die Praxis umgesetzt werden.
Dabei gab es natürlich wie immer, wenn
etwas gänzlich Neues eingeführt wird,
gewisse
Anlaufschwierigkeiten
und
Missverständnisse. In den folgenden
Ausgaben der Heimatklänge wird dazu
ausgeführt:
Februar 1911: ...Ferner besteht Anlass,
darauf hinzuweisen, dass die Diakonisse
nur zu solchen Kranken kommt, die ihren
Besuch zuvor ausdrücklich wünschen oder
zu denen sie der Arzt oder der
Ortsgeistliche entsendet. Es muss endlich
noch einmal mit aller Entschiedenheit der
Irrtum zurückgewiesen werden, als ob die
Diakonissen von dem versammelten Geld
unmittelbar etwas erhalten ; alle Beiträge
fließen in die Kirchenpflege, die mit dem
Diakonissenhaus
in
Hall
in
vertragsmäßiger Verbindung steht. Die
Diakonisse rechnet nur mit ihrem
Mutterhause, nicht mit der Kirchenpflege,
noch
weniger
mit
einzelnen
Gemeindeglieder. Welche Treue und
wertvollen Dienste eine Krankenschwester
leistet, zeigen folgende Zahlen: im Jahre
1910 erhielten 82 Männer, 132 Frauen
und 82 Kinder Besuche und Verpflegung.
Die Gesamtzahl der Hülfeleistungen war
2989.
Wünsche,
Anstände
und
Beschwerden in Krankenpflege Sachen
können jederzeit im Pfarramt eingebracht
werden.“
Januar 1909: Am 8. Dezember
Schwester Maria Hägele ihren Dienst
angetreten und schon in der kurzen
ihres Daseins sind manche an
Von 1908 bis 1961 waren 8 Haller
Diakonissen als Gemeindeschwestern in
unserer Gemeinde tätig. Dann gab es
einen gewaltigen Einschnitt, weil in immer
hat
hier
Zeit
der
-9-
Veränderung. Künftig mussten, um
weiterhin in der Krankenpflege arbeiten zu
dürfen,
hohe
organisatorische
Anforderungen erfüllt werden, die die
Möglichkeiten
der
einzelnen
Krankenpflegevereine
überstiegen.
Deshalb wurde, ebenso wie in den
Gemeinden Altdorf, Hildrizhausen und
Holzgerlingen, die eigentliche Pflege der
Kranken zum Januar 1997 auf die
Diakonieund
Sozialstation
Schönbuchlichtung übertragen. Dort ist
seither,
und
hier
schließt
sich
gewissermaßen
wieder
ein
Kreis,
Schwester Hedwig Schiller von den Haller
Diakonissen als Pflegedienstleiterin tätig.
Seither wird die Pflege der Kranken
zentral vorbereitet, aber von der
Pflegestation
in
unserer
Seniorenwohnanlage aus durchgeführt. Es
konnte erreicht werden, dass die zuvor in
unserer Gemeinde tätigen Schwestern
auch weiterhin hauptsächlich hier arbeiten
können.
mehr Orten die Haller Diakonissen als
Gemeindeschwestern eingesetzt werden
sollten. Da aber viel weniger junge
Diakonissen ausgebildet wurden, als
betagte
Diakonissen
ausschieden,
entschied das Haller Mutterhaus, nur noch
in denjenigen Gemeinden Diakonissen
einzusetzen, aus denen auch in den
Jahren zuvor junge Frauen kamen, um
sich als Diakonisse ausbilden zu lassen.
Da aus unserer Gemeinde sehr lange
keine neue Diakonisse nach Hall
gekommen war, kündigte das Haller
Mutterhaus
den
Vertrag
mit
der
Kirchengemeinde zum 31.12.1961. Die
Gemeindekrankenpflege musste ganz neu
organisiert werden.
Der Krankenpflegeverein stellte nun
eigene Gemeindeschwestern an, wobei
der Anstellungsträger, also der eigentliche
Arbeitgeber der Gemeindeschwestern, die
evangelischen Kirchengemeinde in Weil
im Schönbuch war. Auf diese Weise
wurde fast drei Jahrzehnte lang die Pflege
der Kranken in unserer Gemeinde
durchgeführt. Im Jahr 1996, als die
nächste große Veränderung in den
Aufgaben
des
Krankenpflegevereins
anstand, waren 6 Gemeindeschwestern
zur Pflege der Kranken in unserer
Gemeinde angestellt.
Was
geschah
seither
mit
dem
Krankenpflegeverein ? Was macht er
heute ? Verdient er heute, zu seinem 100jährigen
Bestehen,
seinen
Namen
überhaupt noch ? Auf diese Fragen wird
auf den nächsten Seiten dieser Festschrift
eingegangen.
Das Jahr 1996 brachte nicht nur für
unseren Krankenpflegeverein, sondern
auch
für
fast
alle
anderen
Krankenpflegevereine mit der Einführung
der Pflegeversicherung eine gewaltige
Der Autor, Martin Feitscher, ist der
Vereinsrechner des Krankenpflegevereins
- 10 -
Welche Aufgaben hat der Krankenpflegeverein heute noch, im Jahr 2006?
medizinischen Aufgaben zu kümmern,
sondern auch für ein persönliches Wort.
In der Historie des Krankenpflegevereins
wurde dargestellt, dass die eigentliche
Pflege der Kranken ab 1997 an die
Diakonieund
Sozialstation
Schönbuchlichtung übergeben wurde. Der
Verein
übernahm
damals
andere
Aufgaben, die der örtlichen Gemeinschaft
nützen sollen.
Förderung
der
Hospizgruppe:
Die
Hospizgruppe in Weil im Schönbuch ist
dem Krankenpflegeverein angegliedert.
Sie ist sehr aktiv und weit über die
Gemeindegrenzen hin bekannt. Die
Hospizgruppe steht Sterbenden und auch
ihren Angehörigen stützend zur Seite. Die
dazu notwendigen Schulungen der
Betreuer und Betreuerinnen werden vom
Krankenpflegeverein mitfinanziert. Auch in
dem entstehenden Pflegeheim St. Martin
wird die Hospizgruppe präsent sein.
Welche Aufgaben sind das ? Welchen
Nutzen kann der Einzeln daraus ziehen
(abgesehen von dem guten Gefühl, einer
örtlichen
Solidargemeinschaft
anzugehören,
die
sich
um
die
Mitmenschen kümmert) ?
Die wichtigste Vereinsaufgabe ist es, die
Diakonieund
Sozialstation
Schönbuchlichtung in ihren pflegerischen
Aufgaben zu unterstützen. Dadurch soll
sichergestellt werden, dass die vom
Verein übernommene Pflege der Kranken
auf Dauer gewährleistet ist. Der Verein hat
sich deshalb, ebenso wie die anderen
Krankenpflegevereine und auch die
Gemeinden der Schönbuchlichtung, zur
Übernahme eines Abmangels bei der
Diakonie- und Sozialstation verpflichtet.
Die Tätigkeit der Hospizgruppe wird in
einem separaten Bericht in dieser
Festschrift dargestellt.
Organisation
und
Dach
einer
Nachbarschaftshilfe:
Die
Nachbarschaftshilfe ist eine bewährte und
allgemein anerkannte Organisation, die
einspringt und hilft, wenn ältere und
kranke Mitmenschen für die täglichen
Verrichtungen des Lebens Hilfe benötigen.
Die Nachbarschaftshilfe berechnet dafür
einen
Auslagenersatz,
der
für
Vereinsmitglieder niedriger ist.
Was will der Verein aber für den Einzelnen
erreichen ?
Der Verein nimmt viele Aufgaben wahr,
die den Menschen in unserer Gemeinde
unmittelbar zugute kommen. Beispielhaft
seien genannt:
Auch die Tätigkeit der Nachbarschaftshilfe
wird
in
dieser
Festschrift
noch
ausführlicher dargestellt.
Der
Verein
ermöglicht
es
den
Krankenschwestern, sich für die Kranken
Zeit zu nehmen: Die Diakonie- und
Sozialstation muss ihre Leistungen mit
den
Krankenund
Pflegekassen
abrechnen. Die Abrechnungssätze sind so
knapp bemessen, dass außer der reinen
pflegerischen Tätigkeit eigentlich keine
Zeit mehr bleibt für ein tröstendes Wort,
für Zuhören, für menschliche Zuwendung.
Die Krankenpflegevereine geben deshalb
Zuschüsse an die Diakonie- und
Sozialstationen,
damit
sich
unsere
Schwestern auch Zeit nehmen können,
sich nicht nur um die pflegerischen und
Einrichtung
und
Betrieb
eines
Seniorenfahrdienstes:
Der
Krankenpflegeverein
bietet
montags,
mittwochs
und
freitags
einen
fahrplanmäßigen Kleinbusverkehr vom
Troppel und vom Roten Berg in die
Ortsmitte und zurück an. Die Benutzung
ist nur für Vereinsmitglieder vorgesehen
und kostenlos.
Seniorenmittagstisch
in
Seniorenwohnanlage Seegärten:
September
1998
wird
Seniorenmittagstisch
zusammen
Nachbarschaftshilfe
- 11 -
der
Seit
der
von
und
schneller bei den Hilfesuchenden ist, als
der Notarzt. Besonders wichtig ist dies
beispielsweise bei Herzinfarkten, bei
denen jede Minute zählt. Jeder Ersthelfer
wurde
mit
einem
Frühdefibrillator
ausgestattet. An den Kosten für die
Ausstattung der Ersthelfer beteiligte sich
der Verein mit einem namhaften Betrag.
Krankenpflegeverein organisiert und findet
zweimal
monatlich
statt.
Der
Krankenpflegeverein hat dafür eine Köchin
angestellt.
Die
Termine
für
den
Seniorenmittagstisch
werden
im
Mitteilungsblatt
unter
der
Sparte
„Nachbarschaftshilfe“ veröffentlicht. Er
findet in der Begegnungsstätte der
Seniorenwohnanlage Seegärten statt,
steht aber allen Einwohnern offen.
Dasselbe galt, als das DRK einen
Rettungswagen ersetzen musste. Auch
dies wurde von Krankenpflegeverein
finanziell unterstützt.
Mitfinanzierung der IAV-Stelle in der
Diakonieund
Sozialstation
Schönbuchlichtung: In Deutschland gibt es
eine Vielzahl von Einrichtungen und
Programmen, die Hilfen bei Krankheit,
Behinderungen,
oder
persönlichen
Problemen anbieten. Die IAV-Stellen
(Informations-, Anlauf- und VermittlungsStellen) haben die Aufgabe, Hilfesuchende
gezielt zu informieren, sie zu beraten und
ihnen bei Anträgen zu helfen. Sie stehen
Hilfesuchenden
aus
allen
Bevölkerungskreisen offen und wird auch
rege genutzt. Die IAV-Stelle ist in der
Seniorenwohnanlage
unter
der
Telefonnummer 07157/67233 und in
Holzgerlingen unter 07031/602486 zu
erreichen.
Dieses
breite
Aufgabenspektrum
berücksichtigt zum Einen den Ursprung
des Vereines mit der Pflege der Kranken,
die
auch
jetzt
noch
indirekt
wahrgenommen wird. Zum Anderen war
es dem Verein wichtig, auch weiterhin mit
eigenen, unmittelbaren Aufgaben vor Ort
präsent zu sein und seinen Mitgliedern
einen
konkreten
Vereinszweck
anzubieten.
Natürlich sind diese Aufgaben nicht für alle
Zeiten zementiert. Der Verein muss,
ebenso wie alle anderen Organisationen,
bei Änderungen der Rahmenbedingungen
auch seine Aufgaben anpassen. Letztlich
entscheidet, wie in allen anderen Vereinen
auch, die Mitgliederversammlung darüber,
was der Verein tut.
Unterstützung von Einzelprojekten in der
Gemeinde Weil im Schönbuch
Regelmäßig bezuschusst der Verein
größere Anschaffungen, die der gesamten
Gemeinde dienen. So unterstützte der
Verein das geänderte Ersthelferkonzept
des
DRKOrtsvereins,
bei
dem
gleichzeitig mit der Alarmierung des
Notarztes ein ausgebildeter DRK-Sanitäter
informiert wird, der meistens sehr viel
Der Autor, Martin Feitscher, ist der
Vereinsrechner des Krankenpflegevereins
- 12 -
Welche Aufgaben hat die Hospizgruppe
Weil im Schönbuch ?
gebeten wurde. Das heißt doch:
Du wirst bald sterben.
Die Hospizgruppe konnte 2005 ihr 10jähriges Bestehen feiern. Seit 1998
arbeiten wir unter dem Dach des
Krankenpflegevereins. Wir danken für
die
gute
Zusammenarbeit
und
Unterstützung während all dieser
Jahre.
Dabei wissen die Patienten
selbst sehr genau, wie nah oder
wie fern der Abschied noch ist.
Und sie leiden oft darunter, mit
ansehen zu müssen, wie
kräftezehrend die Pflege für die
Angehörigen ist. Der Kontakt
der
Helferinnen
zu
den
Patienten ist meist problemlos
und offen.
Was tut die Hospizgruppe? Wir sind 23
Frauen, die sich zum Ziel gesetzt
haben
1. Menschen auf ihrer letzten
Wegstrecke zu begleiten und zu
ermöglichen, dass sie bis zum
Schluss zu Hause in ihrer
vertrauten Umgebung und bei
Ihren Lieben l e b e n können.
Und: Alten Menschen im
Pflegeheim die Gewissheit zu
vermitteln, dass sie nicht alleine
sterben müssen.
3. Unsere Hilfe bieten wir auch an
als Entlastung für Angehörige
mit chronisch kranken oder
dementen Patienten. Wenn also
ein pflegende/r Angehörige/r
eine Atempause braucht, z. B.
um in Ruhe zum Frisör, Arzt
oder zum Einkaufen zu gehen,
kümmern wir uns in der Zeit
gerne um ihre Lieben.
2. Angehörigen in der schwierigen
Phase
beizustehen,
einen
geliebten
Menschen
zu
versorgen in dem Wissen, dass
er bald nicht mehr da sein wird.
Die Hospizhelferinnen sind Menschen,
die sich mit Krankheit, Sterben, Tod
intensiv auseinandergesetzt haben.
Oft, weil sie selbst bereits damit
konfrontiert waren. Wir tun diesen
Dienst aus Mitmenschlichkeit und
christlicher Nächstenliebe, frei und
unabhängig
von
jeder
Religionszugehörigkeit.
Wie leicht kommt es da zu
Überforderungen
körperlicher
und seelischer Art. Wie oft wäre
es sinnvoll, uns früher zu rufen,
um die Erschöpfung nach
durchwachten
Nächten
zu
vermeiden und mehr Kraft und
Ruhe für den Patienten zu
haben.
Wir wurden für diesen Dienst gut
vorbereitet
und
stehen
unter
Schweigepflicht. Wir schenken unsere
Zeit, freuen uns aber über eine Spende
an unsere Gruppe. Das Geld wird
verwendet
für
Fortbildung
und
Öffentlichkeitsarbeit.
Aber die Hemmschwelle, uns zu
Hilfe zu holen, ist sehr groß.
Man geniert sich vor sich selbst,
vor dem Pflegebedürftigen und
vor „den Leuten“! Außerdem ist
da
die
Angst,
dem
Schwerkranken zu sagen, dass
die Hospiz-Gruppe um Hilfe
Die Autorin, Frau Brigitte Steybe, ist
Mitbegründerin der Hospizgruppe Weil im
Schönbuch
- 13 -
Was bedeutet NACHBARSCHAFTSHILFE ?
bewerkstelligen sind ausserdem täglich
anfallende, mehrstündige Einsätze.
Als die Nachbarschaftshilfe im Juni
1983
unter
der
Regie
der
Mitbegründerinnen Brigitte Steybe und
Heidrun
Kempter
ihre
Dienste
aufnahm, konnte man bereits nach
kurzer Zeit feststellen, dass die
Organisation in der Gemeinde guten
Zulauf gefunden hatte. Das Motto der
organisatorisch selbständigen, jedoch
rechtlich dem Krankenpflegeverein
Weil
im
Schönbuch
e.V.
angegliederten Gruppe lautet:
Vorausssetzung dafür, dass die
Nachbarschaftshilfe
in
möglichst
vielen, verschieden Notsituationen
einspringen kann, ist daher .eine
grosse Schar von Helfern/Helferinnen
und eine möglichst hohe Flexibilität.,
weshalb die Institution sich über
ernstgemeinte Hilfsangebote freut.
Mitarbeiten kann jeder, der ein paar
Stunden Zeit erübrigen kann und sich
nicht scheut, auf die Bedürfnisse der
Hilfesuchenden „mit Herz und Hand“
einzugehen.
„Helfen und sich helfen lassen“.
Die Nachbarschaftshilfe bietet all
denen Unterstützung an, die ihren
Alltag über kurz oder lange nicht
alleine bewältigen können, unabhängig
von Alter und Konfession. Dazu zählen
Tätigkeiten wie z .B.:
-
-
-
Die
„Schaltzentrale“
der
Nachbarschaftshilfe
(Einsatzleiterin
Andrea Kopp, Stellvertreterin Inge
Ulmer) achtet darauf, dass für die
anfragende
Person
auch
ein/e
„passende/r“
Helfer/in
gefunden
werden kann. Dabei werden Wohnort,
Zeitaufwendung oder die Erwartungen
hier und die Bereitschaft dort
koordiniert - schliesslich soll die
„Chemie“ zwischen den Beteiligten
ebenfalls
stimmen.
Passt
alles
zusammen, kann ein Einsatz zustande
kommen.
Begleitung bei Spaziergängen
und Arztbesuchen
Besuche bei Kranken, jüngeren
wie älteren Menschen
Hilfen beim Einkauf und im
Haushalt
Unterstützung bei der
Essenszubereitung
Vertretung pflegender
Angehöriger während des
Urlaubs oder während
Abwesenheit
Diverse betreuerische Dienste,
Besuche bei Pflegebedürftigen
Mithilfe beim
Seniorenmittagstisch in der
Seniorenwohnanlage Weil (14tägig)
Und vieles mehr – je nach
Kapazität und Anfrage..
Zur
Kontaktpflege
zwischen
Einsatzleitung und Helfern finden
regelmässig Treffen statt, die auch
zum
Erfahrungsaustausch
untereinander genutzt werden.
Derzeit sind es um die 20 Helferinnen,
die dem Kreis der Nachbarschaftshilfe
zugehören. – Weitere sind herzlich
willkommen !
Autorin ist Frau Andrea Kopp, Leiterin der
Nachbarschaftshilfe
Grenzen hat die Nachbarschaftshilfe
da, wo pflegerische Massnahmen
gefordert
sind.
Schwierig
zu
- 14 -
Ein Tag unterwegs mit der „Gemeindeschwester“
Kompressionsstrümpfe
angezogen.
Die Gemeindeschwester erinnert sie
dann an das Frühstück, das sie
pünktlich 30 Minuten nach der
Insulinspritze zu sich nehmen muss
und verabschiedet sich von ihr. Mit
Insulinspritzen werden auch die
nächsten Patienten behandelt.
Wie sieht Krankenpflege durch die
Gemeindeschwestern heute aus ?
Was hat sich geändert ? Darüber
informiert dieser Bericht von Frau
Hedwig
Schiller,
der
Pflegedienstleiterin
der
DiakonieSozialstation Schönbuchlichtung.
Es ist 6.45 Uhr. Die Arbeit beginnt im
Büro
der
Seniorenwohnanlage
Seegärten. Hier treffen sich die drei
Gemeindeschwestern,
die
heute
Vormittag auf drei Touren arbeiten.
Es ist jetzt 8.00 Uhr. Herr H., der einen
Schlaganfall hatte und sehr schwach
ist, wartet dringend auf die Schwester,
da er nur mit ihrer Hilfe zur Toilette
kann. Mit kinästhetischen Handgriffen
wird er von der Schwester schonend
vom Bett auf den Rollstuhl transferiert
und zur Toilette gebracht. Auf dem
Weg dorthin ist auch Zeit für ein
„Schwätzle“. Herr H. möchte jetzt nicht
mehr zurück ins Bett und wird von der
Schwester
zum
Frühstück
ins
Esszimmer gebracht, welches von der
Ehefrau schon vorbereitet worden ist.
Zunächst wird der Anrufbeantworter
abgehört. Vielleicht hat jemand schon
zeitig angerufen und eine Nachricht für
die Morgenarbeit hinterlassen. Nun
wird die Tourenplanung durchgesehen
und
die
Schlüssel
für
die
Patientenwohnungen aus dem Safe
geholt. Für heute früh sind 14
Hausbesuche auf dem Programm.
Bewappnet
mit
neuen
Akten,
Blutdruckapparat,
Blutzuckergerät,
Lagerungshilfsmitteln
und
Betthaarwaschbecken
geht’s
zum
Dienstauto. Es ist Winter und sehr kalt.
Deshalb muss das Auto erst eisfrei
gemacht werden. Dann geht’s zur
ersten Patientin.
Weiter geht es nach Breitenstein zu
einer halbseitig gelähmten Patientin,
die ebenfalls von der Schwester zur
Toilette gebracht werden muss. In
Neuweiler
bekommt
Frau
E.
anschließend ihr tägliches Duschbad.
Durch ihre immer wieder auftretenden
Schwindelanfälle ist sie beim Weg ins
Bad auch mit dem Rollator sehr
unsicher und deshalb dankbar, wenn
die Schwester ihr unterwegs und in der
Dusche Sicherheit und Unterstützung
bietet. Fr. E. lebt alleine und fühlt sich
oft einsam. Deshalb freut sie sich auf
die Gemeindeschwester, denn mit ihr
kann sie während der Körperpflege
reden, ihre Sorgen mitteilen oder
Neuigkeiten austauschen und die
Verbindung
nach
außen
aufrechterhalten. Die Schwester ist an
vielen Tagen der einzige Mensch, dem
sie begegnet. Am Ende der Pflege rät
die Schwester ihr dann noch dringend
Frau G. ist Frühaufsteherin und wartet
schon auf die Schwester. Sie lebt
alleine und kommt mit den vielen
verordneten Medikamenten nicht mehr
alleine zurecht. Die nächste Patientin
hat
Altersdiabetes
und
Durchblutungsstörungen
in
den
Beinen. Da sie sehr schlecht sieht,
kann sie sich ihr Insulin nicht selbst
spritzen. Zunächst muss ihr Blutzucker
gemessen und je nach Wert die
entsprechende Menge Insulin gespritzt
werden. Noch vor dem Aufstehen
werden
bei
Fr.
K.
- 15 -
mein Mann ein Pflegebett“? „Könnte
mein Mann jetzt schon eine höhere
Pflegestufe
bekommen?“
Die
Schwester geht auf alle Fragen
geduldig
ein
und
erklärt
die
Vorgehensweise.
auf ihre tägliche Trinkmenge zu
achten, damit die Schwindelanfälle
sich bessern.
Der nächste Hausbesuch ist wieder in
Weil. Frau S. ist nach einem Unfall ein
schwerer Pflegefall mit Lähmungen an
Armen und Beinen. Sie muss im Bett
gewaschen werden. Dabei versucht
die Schwester die Eigenaktivitäten von
Frau S. mit einzubeziehen und diese
zu fördern. Inzwischen kann sie mit der
linken Hand wieder ihr Gesicht selbst
waschen. Aktivierende und fördernde
Pflege ist ein wichtiger Grundsatz der
Pflegequalität. Dies erfordert Geduld
und gezielte Pflegehandlungen, die die
Schwester gemeinsam mit Frau S. am
Beginn der Pflege festgelegt hat und
immer wieder evaluiert. Heute werden
bei Frau S. auch die Haare
gewaschen. Dies geschieht mit der
mitgebrachten
Betthaarwaschwanne
und erfordert eine gute Vorbereitung
und hohe Geschicklichkeit. Da sich
Frau S. noch nicht alleine im Bett
drehen kann, wird sie mit speziellen
Lagerungskissen unterstützt und leicht
auf die rechte Seite gelagert um ein
Wundliegen zu verhindern. Die Tochter
sieht hierbei zu, um Lagerungswechsel
während des langen Tages regelmäßig
selbst
durchführen
zu
können.
Während der Pflege singt die
Schwester einen Choral, sodass die
Augen
von
Frau
S.
strahlen.
Anschließend müssen die Tätigkeiten
und
Beobachtungen
in
die
Pflegedokumentationsmappe
eingetragen werden.
Inzwischen ist es 11.00 Uhr. Es sind
noch zwei Patienten zu versorgen, bei
denen an beiden Beinen eine
umfangreiche
Wundversorgung
durchgeführt werden muss. Diese wird
mit dem Hausarzt in Zusammenarbeit
mit der Wundsprechstunde einer Klinik
abgestimmt. Die Schwester macht
heute für die Wunddokumentation
mehrere Digitalaufnahmen, damit der
Heilungsverlauf
auch
im
Bild
nachvollziehbar wird. Im Anschluss
dokumentiert sie die entsprechende
Wundheilungsphase und die aktuelle
Größe der Wunden. Bei Herrn M. hat
sich der
Wundbefund verändert,
sodass die Schwester Kontakt mit dem
Hausarzt aufnimmt. Dieser ordnet
dann für die weitere Behandlung eine
Änderung an.
Jetzt kann die Schwester zurück in die
Seniorenwohnanlage. Das Blinken des
Anrufbeantworters signalisiert eine
Nachricht. Bei Frau D. ist der
Blasenkatheter nicht mehr dicht. Da
dieser sowieso in der nächsten Woche
gewechselt werden müsste, fährt sie
noch mal raus und legt den Katheter
neu. Bei ihrer Rückkehr wird es
höchste Zeit für Frau B., die schon
eine Stunde im Rollstuhl sitzt, wieder
ins Bett gebracht zu werden. Sie kann
aufgrund ihrer Krankheit nur maximal
eine Stunde im Rollstuhl verbringen.
Herr H. möchte heute ein Vollbad.
Auch er ist in seiner Mobilität
eingeschränkt und kann nicht alleine in
die
Badewanne
einsteigen.
Als
Hilfsmittel benutzt die Schwester hier
einen Badewannenlifter. Anschließend
führt sie eine Nassrasur durch und
pflegt
die
Haut
mit
einem
wohlriechenden Rasierwasser. Frau H.
hat
noch
einige
Fragen
zur
Pflegeversicherung: „Wie bekommt
Da heute Dienstag ist, findet die
wöchentliche Dienstbesprechung mit
der Pflegedienstleiterin statt. Für die
Schwestern ist es ein wichtiger
Informationsaustausch und auch ein
Forum um Fragen und Probleme
einzubringen. Vereinbarungen und
Pflegemethoden werden besprochen
- 16 -
und dann bekommen drei Patienten
ihre Abendtoiletten. Bis alle Patienten
versorgt sind ist es 19.45 Uhr.
Nachdem die Schwester ihr Auto
abgestellt hat, geht sie zurück ins
Büro. Dort trifft sie die Kollegin der
zweiten Tour und tauscht sich kurz mit
ihr aus. Der Anrufbeantworter enthält
keine neue Nachricht. Jetzt muss sie
noch rasch das nötige Material für den
nächsten
Tag
vorbereiten.
Die
nächtliche Rufbereitschaft hat diese
Woche ein anderer Pflegebezirk,
sodass sich die Schwester nach einem
langen Arbeitstag erholen kann. Zum
Glück hat sie am nächsten Tag als
Ausgleich nur vormittags Dienst.
Zufrieden nach getaner Arbeit fährt sie
nach Hause.
und
schriftlich
im
Protokoll
festgehalten. So ist es möglich bei den
Patienten eine einheitliche Pflege zu
gewährleisten.
Mittagspause! Etwas müde und
hungrig geht die Schwester nach
Hause. Sie muss sich regenerieren,
denn um 18.00 Uhr beginnt die
Abendtour. Sechs Patienten und
Patientinnen wollen abends noch von
ihr versorgt werden.
Der Dienst beginnt wieder im Büro der
Seniorenwohnanlage mit einem ersten
Blick auf den Anrufbeantworter. Frau
G. von der Vormittagstour erhält
wieder
ihre
Medikamente.
Thrombosespritzen werden gesetzt
v.l.n.r.: Elke Bauer, Ruth Wolff, Ilona Maurer, Dorothea Schönhaar, Annette Nagel, Christine Stäbler,
Maren Hampe, Ursula Debri, Hedwig Schiller. Eine unserer dienstältesten Gemeindeschwestern,
Schwester Waltraud Leonhardt, fehlt leider auf diesem Bild.
- 17 -
Welchen Einfluss hatte die Stiftung des Oberförsters a.D. Max von Biberstein ?
In der Historie des Vereins wurde darauf
hingewiesen, dass die Stiftung des
königlich württembergischen Oberförsters
a.D.
Max
von
Biberstein
den
wirtschaftlichen
Grundstock
für
die
Krankenpflege vor Ort darstellte. Durch die
Stiftungsbedingungen wurde aber auch
die Ausrichtung der Krankenpflege
festgelegt.
Die
Abschrift
der
Stiftungsurkunde, die den Abschluss
dieser Festschrift bildet, erklärt einige der
Rahmenbedingungen, unter denen die
Krankenpflege vor einem Jahrhundert zu
arbeiten begann.
unter Leitung und Verwaltung des
Kirchengemeinderats Weil i. Sch. stehen
soll.
2) Fernerhin ist der jährliche Zinsertrag
meiner Stiftung für die Kosten der
Anstellung
einer
geschulten
Krankenpflegerin,
welche
sämtliche
Kranken in der Gemeinde ohne Rücksicht
auf deren Konfession zu versorgen hat, zu
verwenden.
Dieselbe soll dem Verband der Karl-OlgaKrankenhäuser,
oder
der
Diakonissenanstalten zu Stuttgart oder
Hall, oder einer ähnlichen ev. Korperation
angehören.
Abschrift der Stiftungsurkunde vom
04.06.1907 zur von Biberstein`schen
Krankenpflegestiftung
§4
Sollte eine solche Krankenpflegerin statt
von der Kirchengemeinde von der
bürgerlichen Gemeinde Weil i. Sch. oder
einem Krankenpflegeverein, oder einer
sonstigen Stiftung angestellt werden, so
dürfen die Zinsen meiner Stiftung nach
Abzug der Anschaffungskosten einer
Charlottenpflege als Beitrag zu dem
Aufwand
für
die
Krankenpflegerin
verwendet werden, jedoch nur unter der
Bedingung, dass die Anstellung der
Krankenpflegerin im Einvernehmen mit
dem Kirchengemeinderat Weil i. Sch.
erfolgt.
§1
Ich, Maximilian von Biberstein, königlich
württembergischer Oberförster a.D., früher
in Weil i. Sch., z. Z, wohnhaft zu München,
Herzog-Heinrich-Straße. 6, überweise
hiermit der Kirchengemeinde Weil i. Sch.
die Summe von 5000 M (Fünftausend
Mark)
§2
Die Summe von 5000 M ist von der
Kirchenpflege Weil i. Sch. als gesonderte
Stiftung
unter
den
Namen
„von
Biberstein`sche
Krankenstiftung“
gesetzmäßig zu verwalten.
§5
Wenn und soweit die Einrichtung einer
Krankenpflegestation mit Diakonissinen
nicht zustande kommen oder wieder
aufgehoben werden sollte, sind die Zinsen
meiner Stiftung vom Kirchengemeinderat
zur Unterstützung unserer Kranker in Weil
i. Sch. (wozu die Unterbringung im
Bezirkskrankenhaus Böblingen gehört) zu
verwenden.
§3
Der Zinsertrag meiner Stiftung ist von der
Kirchengemeinde
Weil
i.
Sch.
folgendermaßen zu verwenden:
1) In erster Linie sind aus den Zinsen die
Einrichtungskosten einer mit einer sog.
Charlottenpflege
ausgestatteten
Krankenpflegestation in Weil i. Sch. zu
bestreiten, welche, wenn irgend möglich,
4. Juni 1907
Max von Biberstein Oberfst. a.D.
- 18 -
Die erste Seite der Stiftungsurkunde im Original:
Die vollständige Stiftungsurkunde befindet sich im Archiv des ev. Pfarramtes in Weil im
Schönbuch
- 19 -