Völlig unredigierter Text! Von Dietrich Schulze

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Völlig unredigierter Text! Von Dietrich Schulze
Celtic, Rangers und Glasgow.
Mit vielen Hinweisen darauf, was das alles mit Irland zu tun hat.
Oder auch nicht.
Zu diesen beiden Spielen möchten wir Euch zu einer EBZ-Kleingruppenreise einladen….und dabei an 3-4
Tagen ein bisschen mehr erfahren als das dann spätere Ergebnis. Leitung: Dietrich Schulze-Marmeling, ein
absoluter Irland-/Schottland, vor allem aber auch ein Fußballkenner. Viele, viele Bücher hat er schon
geschrieben – und auch im irland journal. Einfach mal seinen Namen im Zusammenhang mit irland-journal
googlen!
Interessant natürlich auch für die ein oder andere Fußballmannschaft, egal ob C-Jugend oder Alte Herren… Wir
(und Dietrich) kennen Möglichkeiten
Interessebekundungen bitte an: [email protected]
Die Nationalmannschaft
Datum
Heim
EM-Qualifikation
Donnerstag,
Republik Irland in Dublin
08.10.2015
20:45 Uhr
EM-Qualifikation
Montag,
Schottland in Glasgow
07.09.2015
20:45 Uhr
Auswärts
Links
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Deutschland Vergleich
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Deutschland Vergleich
Völlig unredigierter Text! Von Dietrich Schulze-Marmeling….
1560
Reformation. Später dominiert die calvinistische Strömung.
Mit der Reformation driften Schottland und Irland (die protestantischen Gebiete Ulsters ausgenommen)
kulturell auseinander.
Weitere Katalysatoren dieser Entwicklung sind später der Act of Union (1707) und die um 1760 in Schottland
einsetzende industrielle Revolution.
1790
In Glasgow sind zwar nur 39 Katholiken registriert, dafür gibt es aber 49 antikatholische Vereinigungen.
19. Jahrhundert
Mit der industriellen Revolution erfährt Glasgow eine Bevölkerungsexplosion. Ende des 18.Jahrhunderts leben
47.000 Menschen in der Stadt, 1930 ca. 200.000, um 1870 eine halbe Million.
Glasgow wird zum „workhouse of the world“, zur „zweiten Stadt“ des Empires und viktorianischen Stadt
schlechthin.
1840er
Hungerkatastrophen in Irland, Massenemigration. Glasgow nach Liverpool zweitwichtigster Anlaufpunkt für
irische Immigranten. Wer kein Geld zur Weiterfahrt in die „Neue Welt“ besitzt, bleibt in den Slums des
Glasgower East Ends hängen.
Glasgows irischstämmige Bevölkerung wächst um 90%. (Heute: ca. 1,5 Mio. Schotten mit irischem
background)
Bis zur Ankunft der Iren war der Katholizismus in Schottland nur noch eine Randerscheinung gewesen.
Tausende katholische Highländer waren nach der Niederschlagung der jakobitischen Rebellionen von 1715 und
1745 nach Nordamerika ausgewandert. Um 1800 wurden nur noch 30.000 Katholiken in Schottland gezählt.
Mit den Iren kehrt der Katholizismus zurück. Und trifft auf eine militant anti-katholische
Bevölkerungsmehrheit.
Liverpool erfährt einen wesentlich stärkeren Zuzug von Iren. Sektierertum hält sich hier aber nicht so
hartnäckig wie in Glasgow.
Unterschiede zu England (Liverpool, Manchester, Birmingham, London):
- Vorherrschaft der Presbyterianer(„immuner“ gegen Katholizismus als Anglikaner)
- Immigration nach Glasgow aus Ulster (geographische Nähe). ¼ der Einwanderer sind Ulster
Protestants. Export des Konflikts in Nordirland nach Glasgow.
- Verbindung zwischen den Werften in Belfast und Glasgow. (Zunächst gehen Glaswegians nach Belfast,
um dort den Schiffbau zu erlernen. Später übernimmt das Belfaster Unternehmen Harland & Wolff
Werften am Clyde, exportiert seine anti-katholische Einstellungspraxis und protestantische/loyalistische
Facharbeiter).
- Enge historische / familiäre Beziehungen zwischen westschottischen Protestanten und nordirischen
Protestanten (das Gros der nordirischen Protestanten sind Nachfahren schottisch-protestantischer
Einwanderer).
- Stärke des Orangismus in Glasgow (bedingt durch die eingewanderten Ulster-Protestanten, die vor
allem aus nordirischen Hochburgen des Orange Order kommen), Verbindung Orangismus / Torysmus in
Glasgow.
- Freimaurertum in Glasgow / Schottland mehr working class und anti-katholischer als anderswo auf der
britischen Insel.
- Torys in Schottland anders als in England: Heißen von 1911 bis 1964 Conservative and Unionist Party,
Orange Order hat bis 1930 Sitze im schottischen Tory council. Lokale Orange Halls häufig
Hauptquartiere der Tory-Wahlkämpfe (in einigen Gegenden bis in die 1960er). Bis Anfang der 1970er
keine Katholiken Tory-Abgeordnete in Schottland. (Liverpool: In den 1930ern erste Katholiken für die
Torys im Parlament.) Verbindung mit Orangismus und religiöses Sektierertum garantiert den Tory
working class vote. Verbindung Orange Order – Torys zerbricht 1986 am Anglo-Irish-Agreement, dass
Dublin in Nordirland eine konsultative Rolle einräumt.
1843
12% der Glasgower Bevölkerung erkranken an Typhus. 32 % der Erkrankten sterben.
Das englische Journal The Artizan schreibt über Glasgow: „Die arbeitende Klasse macht hier 78 Prozent der
ganzen Bevölkerung aus und wohnt in Stadtteilen, welche in Elend und Scheußlichkeit noch die niedrigsten
Schlupfwinkel von St. Giles und Whitechapel, die Liberties von Dublin, die Wynds von Edinburgh
übertreffen.“
1867
Gründung des Queen’s Park Rangers Football Club, des heute ältesten Fußballklubs in Schottland (weltweit
ältester außerhalb von England und Wales). Queen’s Park gilt als Erfinder des passing game (Flachpassspiel),
das später auch auf dem Kontinent Verbreitung findet.
Heimstätte: Hampden Park, benannt nach John Hampden ((1594 – 1643), einem Führer der englischen
bürgerlichen Revolution.
Bis heute ein Amateurklub (Motto: „Ludere Causa Ludendi“ – „to play for the sake of playing“). Im Laufe der
1990er Lockerung der harschen Bestimmungen, seither dürfen auch Ex-Profis und von Profi-Klubs
ausgeliehene Spieler für Queen’s Park spielen. Aktuell in der 4. Liga. Zuschauerschnitt: ca. 750 ( in einem
52.000 Zuschauer fassenden Stadion...)
1871
Gründung der Home Government Branch in Glasgow durch den aus Belfast stammenden Protestanten John
Ferguson. Die Organisation ist Teil der Irish National League (INL), gibt sich betont antisektiererisch,
betrachtet irische Emanzipation mehr als politische und soziale denn als nationale und katholische
Angelegenheit.
Ferguson ist später auch an der Gründung der Scottish Labour Party beteiligt.
1872
30.November: Erstes Länderspiel Schottland – England. Das schottische Team besteht ausschließlich aus
Spielern von Queen’s Park Rangers. 0:0, 4.000 Zuschauer.
1873
Gründung des Rangers Football Club. Zunächst nicht protestantischer als andere Klubs im protestantischen
Schottland.
1875
Gründung des Fußballklubs Hibernian Edinburgh durch den aus dem irischen Limerick stammenden
katholischen Geistlichen Edward Hannan.
1870er/80er
Die irisch-katholische Immigration geht zurück, die irish-protestantische nimmt zu. Die meisten
protestantischen Iren kommen aus den Hochburgen des Orange Order (wie County Armagh).
Ab 1880
Rapides Anwachsen der jüdischen Community, bedingt durch die Verfolgung in Russland und dessen
wirtschaftliche Probleme. Glasgow Sprungbrett zur Ausreise in die USA, aber viele bleiben. In den Gorbals
(innerstädtisches Ghetto), wo auch viele Iren leben, entsteht eine große Yiddish-sprechende Community und
eine Infrastruktur aus jüdischen Schulen, koscheren Metzgereien, Bäckereien etc. 1914 leben ca. 12.000 Juden
in Glasgow.
Berühmtester jüdischer Glaswegian: Mark Knopfler (Dire Straits). Vater Erwin Knopfler war ein ungarischer
Jude, Architekt und Schachspieler, der 1939 als Anti-Faschist aus Ungarn geflohen war.
1887
Pokalfinale Hibernian Edinburg – Dumbarton in Glasgow. „Hibs“ gewinnt mit 2:1 – angefeuert von der irischkatholischen Bevölkerung Glasgows.
„Hibs“ feiert den Sieg in der St Mary’s Hall im Glasgower East End. „Hibs“-Sekretär John McFadden macht
seinen Glasgower Gastgebern den Vorschlag, dem Edinburgher Beispiel zu folgen und einen „irischkatholischen“ Klub für Glasgow zu gründen.
Der Vorschlag gerät zum größten Eigentor der schottischen Fußballgeschichte.
Gründung des Celtic Football Club durch den Ordensbruder Walfrid, der aus Ballymote stammt, einem kleinen
Dorf im Nordwesten Irlands (Donegal, wo Wilhelm Achelpöhler literweise Tee trank...). Hatte auf Lehramt
studiert und war 1864 den Maristen-Brüdern beigetreten. In den 1870ern nach Schottland gekommen und
Lehrer in der St. Mary’s School und Sacred-Heart-School (dort ab 1874 Schulleiter) im Glasgower East End
Celtic soll Geld für die Wohlfahrtsorganisation St Vincent de Paul Society und deren „The Poor Children’s
Dinner Table“ aufbringen. Antwort auf die Suppenküchen der protestantischen Organisationen. Walfrid
befürchtet eine Abwendung junger Menschen vom Katholizismus.
Gründungsort: Gemeindehaus (St Mary’s Hall, s.o.) von St Mary’s R.C. Chapel in der East Rose Street (heute:
Forbes Street - das Gemeindehaus stand an der Ecke Forbes Street / Orr Street.) Die Forbes Street ist eine
Seitenstraße der Abercrombie Street im Stadtteil Calton im East End.
Noch heute eine sozial deprivierte Gegend (mit einem großen Drogen-Problem) mit einer durchschnittlichen
Lebenserwartung von 54 Jahren (Glasgow insgesamt: 69, Schottland: 78). Auch „Tongland“ genannt, nach der
berüchtigsten Gang in der Gegend: „Calton Tongs“.
Bevölkerung: Mehrheitlich katholisch und mit irischem background. Immer wieder Schauplatz sektiererischer
Gewalt – auch durch Nachbarschaft zu Bridgeton.
Anders als Hibernian betont der neue Klub eine „schottisch-irische“ Identität (ein schottischer Klub mit irischen
Wurzeln). Deshalb der Name Celtic, der an ein gemeinsames Erbe appelliert.
Die ersten Celtic-Mannschaften bestehen zu einem erheblichen Teil aus Ex-„Hibs“-Kickern, die man nach
Glasgow lockt. Schon bald macht Celtic Hibernian die Führungsrolle innerhalb der irisch-katholischen
Community Schottlands streitig.
Celtics Männer der ersten Stunde: John Glass, von Beruf Schreiner, Schatzmeister der Home Government
Branch. Pat Welsh, ehemaliges Mitglied der Untergrundorganisation der Fenier, später ein wohlhabender
Geschäftsmann. Welsh war 1867 in den Dubliner Docks festgenommen worden, als er vor britischen Soldaten
flüchten wollte – durch den Sergeant Thomas Maley, einem Iren im Dienste der britischen Armee. Maley ließ
Welsh laufen, nachdem dieser ihn davon überzeugt hatte, dass er der Gewalt abgeschworen habe. Welsh ging
nach Glasgow und arbeitete dort zunächst als Schreiner. Als Maley vier Jahre später die Armee verließ, lud
Welsh ihn und seine Familie nach Glasgow ein.
Thomas Maleys Sohn Tom spielt bei Hibernian Edinburgh und wird zu Celtic gelockt. Mit ihm kommt auch
sein jüngerer Bruder Willie (s.u.).
John McLauglin, Getränkehändler mit Wurzeln in Donegal/Irland. Der einzige im Celtic-Vorstand, der nicht in
„irish politics“ involviert war. Unterstützte die Briten im Burenkrieg – im Gegensatz zu vielen anderen
Vorständlern, weshalb es Bemühungen gab, ihn aus der Celtic-Führung zu entfernen. 1897 – 1909 Vorsitzender
von Celtic.
Celtic / John McLaughlin treibende Kräfte bei der Etablierung der League of Scotland (1890) die Legalisierung
des Profifußballs in Schottland (1893). (In Europa setzt sich der Professionalismus in den katholischen
Regionen eher durch als in den protestantischen. Unter den Pionieren des Fußballs auffallend viele Protestanten
– aber bei der Professionalisierung haben katholische Klubs und Regionen weniger Probleme.)
1889
Michael Davitts wird neben Walfried zweiter Patron des Klubs. Stammt wie Walfrid aus der irischen Grafschaft
Donegal. Davitt hatte als Mitglied der Fenier-Bewegung eine siebenjährige Haftstrafe verbüßt. Gehörte zu den
Gründern der Land League und avancierte zu deren Kopf. Davitt repräsentierte eine sozialrevolutionäre
Strömung in der anti-kolonialistischen Bewegung. Sprach in diesem Zusammenhang von einer Strategie des
„sozialen Guerillakrieges“. Ideologie der Fenier war ihm zu orthodox und ohne politische und soziale
Perspektive, da sie die Eigentumsfrage aussparte. Davitt genoss bei der Glasgower Immigranten-Community
enormes Ansehen.
Celtic startet durch. Vormarsch Celtics provoziert Ruf nach einer „protestantischen Antwort“. Rangers wird
nun protestantischer. Celtic war zunächst stärker „ethnisch“ geprägt als Rangers.
1893
Gründung der Independent Labour Party (später vergleichbar mit der USPD in Deutschland). Schwerpunkt:
Glasgow, Schottland.
Erster Meistertitel für Celtic.
1895
Auf Celtics Jahreshauptversammlung scheitert ein Antrag, die Zahl der Protestanten im Team auf drei zu
beschränken. Wäre der Antrag angenommen worden, wäre Celtic nie zu einer nationalen und internationalen
Topadresse aufgestiegen. Als Team einer katholischen Minderheit konnte sich Celtic eine derartige
Selbstbeschränkung nicht leisten. Insbesondere die Geschäftsleute in der Celtic-Führung widersetzen sich dem
Antrag.
Fortan tragen immer wieder auch Protestanten das Celtic-Trikot (anders als bei den Rangers).
Bekannteste Beispiele: Bertie Peacock (aus dem nordirischen Coleraine), Kenny Dalglish, Danny McGrain.
Dalglish war in seiner Jugend ein glühender Rangers-Fans und wuchs in der Nachbarschaft zum RangersStadion auf. Sein Vornahme verführte die Rangers-Scouts aber zu der Annahme, er sei ein Katholik.
Schottischer Rekordnationalspieler /(102 Spiele / 30 Tore). Bei Celtic 1969-77, Liverpool 1977-90. Ähnlich
verhielt es sich im Falle von Danny McGrain, heute U19-Trainer von Celtic. Als Jugendlicher ebenfalls ein
Rangers-Fan. Auch hier nahmen die Scouts auf Grund seines Vornamens (Daniel Fergus) an, er sei Katholik.
Gilt als einer der größten Spieler in Schottlands Fußballgeschichte. Bei Celtic 1967 – 87. 62 Länderspiele für
Schottland, Kapitän der schottischen Nationalelf bei der WM 1982.
1897
Der irische Katholik William „Willie“ Patrick Maley (s.o.) wird Manager von Celtic und bleibt dies bis 1940.
In diesen 43 Jahren gewinnt Celtic 16mal die Meisterschaft und 14mal den Pokal.
Maley stammt aus dem nordirischen Newry und wurde dort in der Kaserne der britischen Armee geboren. Sein
Vater diente bei der British Army (s.o.).
Auch Maley bleibt zeit seines Lebens der Krone zugetan. (Andere Quellen haben ihn allerdings auf
Veranstaltungen der Glasgower „Home Rule“-Bewegung gesehen.)
Der „Charity-Klub“ Celtic wird eine der ersten limited liability companies im britischen Fußball (The Celtic
Football and Athletic Company ltd). Anteilscheine werden ausgegeben. Allerdings sorgt der Vorstand dafür,
dass die Mehrheit dieser in seinen Händen bleibt, was zur Folge hat, dass Celtic über Jahrzehnte von einigen
Familien geführt wird (namentlich den Kellys, Grants und Whites). Die Dividenden, die sich die
Vorstandsmitglieder einstecken, gehören zu den höchsten, die im britischen Fußball ausgezahlt werden.
Der Klub entwickelt sich zu einem blühenden Wirtschaftsunternehmen und steht mit einer Jahreseinnahme von
16.000 Pfund an der Spitze der reichen britischen Fußballklubs.
Klub wird von irischstämmigen Geschäftsleuten kontrolliert, von denen viele im Getränkehandel tätig sind.
1899
Erste Meisterschaft für Rangers (Celtic zu diesem Zeitpunkt schon viermal Meister).
1904
Die Zeitschrift Scottish Referee prägt den Begriff von der „Old Firm“ für das Celtic-Rangers-Derby, da die
Rivalität für beide Klubs ein einträgliches Geschäft sei.
1906
Die ILP löst sich Auflösung in die neue Labour Party auf.
1906 – 08
Um Celtics Vorherrschaft zu brechen, verpflichtet Rangers drei Katholiken. Die Spieler bleiben aber maximal
zwei Spielzeiten bei den Rangers.
Rangers schafft es auch ohne Katholiken Celtic an der Spitze abzulösen.
1906
Bei den Unterhauswahlen gewinnt die Liberal Party in Glasgow die Mehrheit. Die Liberal Unionists
(Abspaltung von der Liberal Party über die „Home Rule“-Frage – kooperiert eng mit der Conservative Party in
England) holt zwei Sitze. Labour gewinnt erstmals einen Wahlkreis in Glasgow – dank der Unterstützung durch
die irisch-stämmigen Wähler.
Bis 1914 dominiert in Glasgow die Liberal Party. Glasgows irisch-stämmige Katholiken unterstützen
mehrheitlich die Liberal Party als Befürworter von „Irisch Home Rule“.
1910
Bei den irischen Parlamentswahlen siegt die Home Rule League John Redmonds. Im Norden formiert sich
unter der Führung von Edward Carson und James Craig eine Anti-Home-Rule-Bewegung, die von
protestantischen Industriellen gesponsert wird.
1912
Die Belfaster Werft Harland & Wolff, größte Werft im Vereinigten Königreich, größter industrieller
Arbeitgeber in Nordirland und somit industrielles Rückgrad des Unionismus/Loyalismus, erwirbt Werften am
Clyde, exportiert ihre sektiererische Einstellungspolitik und schickt protest./loyal. Facharbeiter nach Glasgow.
Ankunft von H&Ws verschärft den sektiererischen Trend im Schiffbau und bestärkt das Netzwerk von Logen
der Freimaurer und des Orange Order in der Stadt, insbesondere in Govan und Partick. Die Vorarbeiter /
Facharbeiter der Glasgower Werften sind in der Regel Freimaurer – wie auch die Besitzer und die
konservativen und unionistischen Politiker.
Schottland beherbergt etwa ein Fünftel der weltweiten Schiffswerftkapazitäten.
Zeitgleich mit der Ankunft von H & W spitzt sich die Home-Rule-Krise zu. Die von Edward Carson verfasste
Solemn League and Convenant lehnt Home Rule als Bedrohung des materiellen Wohlstands Ulsters und der
gesamten irischen Insel, der bürgerlichen und religiösen Freiheiten und der Einheit des Empires. Seine
Unterzeichner verpflichten sich zum erbitterten Widerstand gegen Home Rule und zur bedingungslosen
Loyalität gegenüber Irland. Der Convenant wird von 237.386 Ulstermen und 234.046 Ulsterwoman, d.h. fast
der kompletten erwachsenen protestantischen Bevölkerung Ulsters, unterschrieben. Außerdem bildet Carson
eine Miliz, die Ulster Volunteer Force (UVF), die insgesamt 90.000 Mitglieder zählt.
Auch in Glasgow kommt es zu Anti-Home-Rule-Demonstrationen.
1913
John Ure Primrose wird Präsident von Rangers (bis 1923). Primrose ist Freimaurer, Unionist und ein militanter
Gegner von Home Rule. Primrose verkoppelt Rangers mit den Freimaurern. Während der Anti-HomeKampagne tritt Primrose mit Edward Carson auf einer Kundgebung in Glasgow auf.
1914 – 18 (1.Weltkrieg)
Zahl der kath. irisch-katholischen Immigranten steigt, die nun auch in solchen Sektoren Arbeit finden, die bis
dahin als protestantisch gelten.
Einige Unternehmer machten sich die Konkurrenz zu Nutze: Katholiken sind billiger.
Andere halten ihre sektiererische Einstellungspolitik aufrecht.
Folge: Wachsendes Sektiertum. Zulauf für den Orange Order.
1918
Education (Scotland) Act. Katholische Schulen werden Teil des staatlichen Erziehungssystems und vom Staat
finanziell unterstützt. Behalten aber ihre Autonomie( Einstellung / Auswahl von Lehrern, Priester haben freien
Zugang zu den Schulen und überwachen die religiöse Erziehung etc.)
1921
Nach der Teilung Irlands laufen Glasgows Katholiken zur Independent Labour Party / Labour Party über.
(Noch heute wählt die Mehrheit der Glasgower Iren Labour. Ein Teil mittlerweile auch die SNP – niemand die
Tories).
Im Gegenzug subventioniert der Staat das eigenständige katholische Erziehungssystem (Schulen). Protestanten
kritisieren dies als „Rome on the rates“.
Nach der Teilung Irlands bewegt Glasgows irischstämmige Katholiken besonders das Schicksal der
katholischen Minderheit im neuen nordirischen Protestant State (mehr als die irisch-katholischen Communities
in Manchester, Birmingham etc.)
IRA-Leute nehmen einen Polizeiwagen unter Beschuss, der einen IRA-Mann zum Gefängnis in der Duke Street
(unweit vom Celtic-Stadion) transportiert. Ein Polizist wird getötet, ein weiterer verletzt. Im Rahmen der
folgenden Ermittlungen werden einige Celtic-Fans im Celtic-Stadion festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen,
sie hätten Pistolen in Eierschachteln transportiert. Der Prominenteste unter ihnen ist der junge Pfarrer McRoy.
Anschließend kommt es im East End zu Unruhen.
1920er/1230er
Rangers dominiert. 1920-39 15mal Meister, Celtic nur viermal.
Celtics Schwäche korrespondiert mit der schlechten sozialen Situation der Glasgower Katholiken in diesen
Jahren.
1922
Bei den Unterhauswahlen gewinnen in Glasgow zehn Labour-Kandidaten ihre Wahlkreise. Werden „Red
Clydesiders“ getauft. Bevor sie vom Bahnhof St Enoch Station nach London aufbrechen, werden sie von einer
großen Menschenmenge mit dem Lied „The Red Flag“ verabschiedet. Und dem Psalm 124 .
„Red Clydeside“. Für viele Briten war Glagow während des 1. Weltkrieges ein Zentrum sozialistischer, wenn
nicht gar kommunistischer Ideen und ein hotbed der Revolution.
Einige Führer wie John McLean waren gegen den Krieg.
Anfang der 1920er entstand dann das Image vom „Red Clydeside“. Die Bewegung integrierte nun erstmals
auch die irisch-katholische Arbeiterklasse.
„Red Clydeside“ bringt einige später prominente Labour und ILP-Politiker hervor.
So John Wheatley, James Maxton, Emanuel Shinwell und einige der Gründer der Communist Party wie vor
allem Willie Gallacher. Auch John MacLean.
James Maxton: 1918 Mitglied im Vorstand / national council der Labour Party, 1926 – 31, 1934 –39 ILPVorsitzender; 1922 – 1946 Abgeordneter des Unterhauses, 1932 Autor einer populären Lenin-Biographie.
Advokat von „scottish home rule“. Brillanter Redner. Für Churchill „der größte Parlamentarier dieser Tage.“
Besucht 1934 Eamon de Valera und bittet ihn um Asyl für Leo Trotsky.
Maxton ist Atheist und Anhänger der Sowjetunion, erfreit sich aber der Unterstützung durch die katholische
Kirche. Profiliert sich als Anwalt ihrer Interessen in Erziehungsfragen. Wahlkreis: Bridgeton, wo Orange Order
und protestantisches Sektierertum stark sind. (Jugendgangs in Bridgeton: Protestantische „Billy Boys“
unterstützen unionistische Kandidaten, katholische „Norman Conks“ Maxton.)
Großer Fan von Celtic, regelmäßiger Besucher der Heimspiele des Klubs.
John Wheatley: Geboren im County Waterford in Irland. ILP, intellektueller Kopf der ILP, 1922 – 30 im
Unterhaus, 1924 Gesundheitsminister, Gründer der Catholic Socialist Society. 1919 Redner auf einer
Kundgebung in Glasgow, gemeinsam mit Sinn Féins Countess Markkiewicz. 100.000 Teilnehmer, viele irische
Trikoloren. Die Menge sind die irische Nationalhymne „The Soldier’s Song“ und „The Red Flag“.
Großer Fan von Celtic.
Emanuel Shinwell: Sohn eines polnischen Juden und einer niederländischen Jüdin. Gewerkschaftsfunktionär
(National Sailor’s and Fireman’s Union /NSFU, British Seafarer’s Union/BSU, Amalgamated Marine Worker’s
Union/AMWU). Mitglied der ILP, 1922-24, 1928-31, 1935-50, 1950-70 Mitglied des Unterhauses. Diverse
Ministerposten. 1942 Vorsitzender der Labour Party. Setzte sich während des span. Bürgerkrieg für die
Unterstützung der Volksfront durch Britannien ein.
Bis 2008 der Unterhausabgeordnete mit den meisten Jahren im Parlament.
Trainierte nebenbei ein lokales Fußballteam und war ein großer Box-Fan.
Willie Gallacher: Sohn eines irischen Vaters und einer schottischen Mutter. Führender Kopf der Communist
Labour Party, von 1935 – 1950 im Unterhaus.
Einer von bis heute nur drei CLP-Abgeordneten, die nicht über Labour Liste ins Unterhaus einzogen
John MacLean:
Auch Jim Larkin – Gründer der Irish Transport & General Workers Union / ITGWU) und der Irish Labour
Party – Mitglied der ILP.
Die ILP tritt 1932 aus der Labour Party wieder aus (mit Maxton).
Löst sich 1975 auf.
Tories 1918 bis 1933 stärkste Partei im Glasgow Council. Betrieben eine sozialdemokratische Politik.
Enthusiastische Unterstütze eines öffentlichen Wohnungsbaues.
Unterstützt dadurch, dass die drei Glasgower Morgenzeitungen einen unionistischen Standpunkt vertraten.
Auch Unterstützung durch das orangistische Element der Arbeiterklasse. Werftarbeiterbezirke (mit
Verbindungen nach Belfast) Hochburgen der Tories.
1923
Die „Church of Scotland“ veröffentlicht ein Pamphlet mit dem Titel „The Menace of the Irish Race to our
Scottish Nationality“. Die Iren werden als betrunken, schmutzig, unzivilisiert, Träger und Verbreiter von
Seuchen (Typhus = „Irish fever“) und Bedrohung der Moral des Landes charakterisiert.
Das Dokument fordert ein Ende der irisch-katholischen Einwanderung und die Deportation aller Einwanderer,
die wg. krimineller Vergehen verurteilt wurden oder von staatlicher Hilfe leben. John White, Convener of the
Church and Nation Comittee, fordert ein „rassisch reines“ Schottland: “Today there is a movenent throughout
the world towards the rejection of non-native constituents and the crystallisation of national life from native
element.” 1925 wird White Moderator der General Assembly der Church of Scotland. White betont, dass die
ablehnende Haltung seiner Kirche gegenüber den irisch-katholischen Einwanderern nichts mit deren Religion
zu tun habe, sondern allein mit deren „Rasse“.
1930er
Extremistische protestantische Parteien erhalten Zulauf: Scottish Protestant League (SPL). 1933 gewinnt die
SPL bei den Kommunalwahlen in Glasgow 23%.
Zwischen den Kriegen verschärft Rangers seine sektiererische Einstellungspolitik. Nicht nur die Spieler, auch
die einfachen Klubangestellten müssen Protestanten sein.
1932
Ein großer Teil der ILP trennt sich wieder von Labour. Alledings entwickelt nur in Glasgow (unter Maxton)
Stärke. Nach 1932 hat die ILP fünf Sitze im Unterhaus, drei davon repräsentieren Glasgow.
1937
149.547 im Hampden Park beim Länderspiel Schottland gegen England (Rekord für den Hampden Park)
1938
1. Januar: 92.000 bei Celtic vs Rangers (Rekord im Celtic Park für ein Derby)
1939
1. Januar: 118.567 bei Rangers – Celtic (Rekord im Ibrox-Park für ein Derby)
Nach 1945:
Sektierertum wird unterminiert durch Ökumene und Niedergang der traditionellen heimischen Industrien.
Ausländische Unternehmen ist es egal, ob der Bewerber Katholik oder Protestant ist.
Katholiken profitieren von der Einführung des Wohlfahrtstaates.
1952
Die Church of Scotland bezeichnet die irish-katholische Community unverändert als „fremde Rasse“.
Das von Protestanten/Unionisten dominierte nordirische Parlament verabschiedet den „Flags and Emblems
Act“, der das Hissen der irischen Trikolore untersagt.
Die SFA untersagt Celtic das Hissen der irischen Trikolore im Celtic-Park (ein persönliches Geschenk von
Irlands Premierminister Eamon de Valera). Die Initiative hierzu geht von SFA-Boss Harry Swan und Sekretär
George Graham aus. Swan ist auch Vorsitzender von Hibernian Edinburgh und der erste Nicht-Katholik, der
Anteile am ursprünglich stockkatholischen Klub erwerben konnte. (Swan wollte Hibernians irish connection
kappen. Eine Annäherung an das protestantische Schottland sollte dem Klub neue Fans zuführen. Die „irische
Harfe“ am Einhang des „Hibs“-Stadions wurde entfernt und katholischen Priestern das Recht auf feien Eintritt
gekündigt.) Graham ist aktiver Freimaurer.
Der Streit um die Trikolore beschäftigt auch das britische Unterhaus. Am Ende muss die SFA klein beigeben.
1963
Rangers-Fans stören Schweigeminute für den ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy mit Pfiffen und
Schmährufen (Kennedy war Katholik, die Familie Kennedy hat einen irisch-katholischen background).
1965
Der Protestant und bekennende Sozialist Jock Stein wird Manager von Celtic Glasgow.
Von 1966 bis 1974 gewinnt Celtic neunmal in Folge (nine in a row) die Meisterschaft.
1967
Rangers Chairman MattTaylor erklärt die „no Catholics“-Politik seines Klubs als „part of our tradition... we
were formed in 1873 als a Protestant boys club. To change this would lose us considerable support.”
Celtic gewinnt als erster britischer Klub den Europapokal der Landesmeister. Der Sieg über Helenio Herrras
Inter Mailand wird international als Triumph des Offensivfußballs über den Catenaccio gefeiert. Hans
Bangerter, UEFA-Generalsekretär: „....das Beste, was dem Fußball passieren konnte. Wenn Inter Mailand mit
seinem defensiven Spielstil gewonnen hätte, wäre das Spiel um zehn Jahre zurückgeworfen worden.“
Francois Thebaud im französischen Fußballmagazin Miroir du Football: „Niemals zuvor in der Geschichte des
Weltsports hat ein Team so viele neue Fans gewonnen wie Celtic. Niemals zuvor wurde ein Sieg so herzlich
begrüßt. Niemals zuvor hat ein Siegtor auf dem Kontinent eine derartige Explosion von Freude ausgelöst.“
Rangers erreicht im Europapokal der Pokalsieger das Finale, unterliegt aber dem FC Bayern in Nürnberg nach
Verlängerung mit 0:1.
1968/69
Der Ausbruch der „Troubles“ in Nordirland verschärft auch die Atmosphäre bei „Old Firm“-Spielen.
1970
133.961 im Hampden Park bei Celtic – Leeds (HF Europapokal der Landesmeister 1969/70 – bis heute Rekord
für ein EC-Spiel).
1972
19. April: Europapokalabend in Glasgow. Insgesamt 155.000 bei Celtic gegen Inter (HF Europapokal der
Landesmeister – 75.000 im Celtic Park) und Rangers gegen Bayern München (HF Europapokal der Pokalsieger
– 80.000 im Ibrox). Hat es im europäischen Klub-Fußball nie wieder gegeben.
Rangers gewinnt den Europapokal der Pokalsieger (3:2 gegen Dynamo Moskau in Barcelona).
1973
Rangers-Direktor David Hope soll neuer Klub-Vorsitzender werden. Hope wird eine 43 Jahre zurückliegende
Heirat mit einer seit 15 Jahren verstorbenen Katholikin zum Verhängnis.
1976
Schwere Ausschreitungen von Rangers-Fans nach einem Freundschaftsspiel gegen Aston Villa in Birmingham.
Anschließend fallen die Medien über Rangers her und diagnostizieren einen Zusammenhang zwischen Rangershooliganism und der sektiererischen Politik des Klubs. Ranges-Manager Willie Waddell sieht sich genötigt, die
Existenz einer sektiererischen Verpflichtungspolitik einzugestehen und eine Öffnung zu versprechen. Man
würde in Zukunft einen Katholiken verpflichten – sofern dieser ausreichend gut sei...
1980-85
„New Firm“. Vier der sechs Meistertitel gewinnen Dundee oder Aberdeen (Manager: Alex Ferguson). 1984/85
(Aberdeen): Bis heute die letzte Saison, in der der Meister nicht Celtic oder Rangers heißt.
1984
Das Unternehmen C.R. Smith wird Trikotsponsor bei Celtic und bei Rangers – damit man nicht auf einer Seite
Kunden verliert.
Schwere Ausschreitungen zwischen (vornehmlich nordirischen) Celtic-Fans und der nordirischen Polizei
(RUC) beim Freundschaftsspiel Cliftonville – Celtic in Belfast. Es war Celtics erster Besuch in Nordirland seit
28 Jahren.
Im Europapokal spielt Rangers bei Bohemian Dublin. Viele der ca. 2.500 Rangers-Supporter kommen aus
Nordirland angereist. Als in der Halbzeit ein Zuschauer in einem grün-weißen Trikot zum Anstoßkreis läuft,
wohl in der Absicht, den Rangers-Anhang zu provozieren, stürmen die Rangers-Fans das Spielfeld und liefern
sich eine Schlacht mit der Polizei. Auf dem Rückweg nah Belfast hinterlässt der Rangers-Anhang eine Spur der
Verwüstung.
1986
Graham Souness wird Rangers-Manager. Der Ex-Liverpool-Star ist Schotte (war einer der besten Spieler in der
schottischen Fußballgeschichte), Royalist - in der Kabine von Ibrox lässt er ein Porträt der Queen aufhängen und Unionist, aber auch anti-sektiererisch (war mit einer Katholikin verheiratet).
Souness ignoriert Rangers Politik der Nicht-Berücksichtigung von Katholiken. („Wollen wir ein
protestantisches Fußballteam oder ein erfolgreiches?“). Er ist der Überzeugung, dass Rangers durch die
Verpflichtung von Katholiken mehr neue Fans gewinnen als alte verlieren wird.
1988
Beim Besuch des Pokalfinales Celtic vs Dundee wird Margaret Thatcher von den Celtic Fans mit einem Meer
roter Karten und irischen Trikoloren begrüßt.
Der Unternehmer David Murray (Murray International Metals Company) übernimmt Rangers. Murray ist
Protestant, Unionist und Sympathisant der Torys, hat aber mit anti-katholischem Sektierertum nichts am Hut.
Rangers profitiert vom Ausschluss der englischen Klubs aus den europäischen Wettbewerben. Die
Selbstbeschränkung durch den Verzicht auf katholische Schotten wird nun dadurch kompensiert, dass englische
Protestanten verpflichtet werden. So u.a. die Nationalspieler Terry Butcher, Royalist und bekennender
Sympathisant Thatchers und der Tories, und Graham Hunter.
Butcher: Weigert sich U2 zu hören (weil „südirisch“). Als er erfährt, dass Simple Minds-Sänger Jim Kerr
Celtic-Fan ist, schmeißt er seine Sammlung von Platten der Band aus dem Fenster.
Unter David Murray investiert Rangers erheblich mehr in Transfers als Celtic, das nun sportlich ins
Hintertreffen gerät. Außerdem haben die Rangers das modernere Stadion.
1989
Souness verpflichtet den Katholiken und Celtic-Spieler Mo Johnstone und bricht mit einer 116 Jahre alten
Tradition. Die Johnstone-Verpflichtung führt zu heftigen Protesten. Der Stürmer ist ein rotes Tuch, zumal er
sich bei seinem letzten Auftritt mit Celtic im Ibrox Park vor den Rangers-Fans bekreuzigt hatte.
Fans verbrennen öffentlich ihre Schals und Dauerkarten und legen am Ibrox einen Kranz nieder, mit dem das
Ende einer 116-jährigen Tradition betrauert wird. In Nordirland fallen die Reaktionen besonders heftig aus:
Eine Delegiertenversammlung der 97 nordirischen Fanklubs beschließt einen Boykott der Heimspiele, solange
wie Johnstone bei den Rangers spielt. Außerdem werden die ca. 6.000 Mitglieder zum Boykott der
Merchandising-Produkte des Klubs aufgerufen. Die Delegiertenversammlung kritisiert, dass die Klub-Führung
mit einer der hauptsächlichen Traditionen des Klubs gebrochen habe.
Johnstone wird im Ibrox nie richtig heimisch. Einige Spieler haben ihm gegenüber wegen seiner Religion
Vorbehalte. Der Zeugwart legt Johnstones Kluft gesondert aus und ohne den obligatorischen Schoko-Riegel.
Johnstone ist nicht der erste Katholik im Ranges-Trikot. Vor ihm gab es bereits zwei andere RangersKatholiken, die aber unerkannt blieben: Laurie Blyth, der nur in der Saison 1951/52 für Rangers spielte, und der
Südafrikaner Don Kichenbrand (1955-58). Blyth wurde „versehentlich“ verpflichtet und konvertierte später
zum Protestantismus. Kichenbrands Konfession wurde erst entdeckt, als er bereits unterschrieben hatte. Der
Rangers-Vorstand bat Kichenbrand, seine Konfession während seiner Zeit im Ibrox geheim zu halten.
Auf Johnstone folgen weitere Katholiken. Allerdings bis heute keiner, der aus Nordirland oder der Republik
Irland stammt.
Kevin McKenna, Chefredakteur der offiziellen Klubzeitung Celtic View, Mark Dingwall, Chefredakteur des
Rangers-Fanzines Follow, Follow, im angetrunkenen Zustand von seinen IRA-Sympathien und rechtfertigt die
Enniskillen-Bombe, die 1987 elf (protestantische) Zivilisten getötet hatte. Dingwall nimmt das Gespräch auf
und gibt das Band der Boulevardpresse. Celtic entlässt McKenna, der aber anschließend zu einem der
führenden Sportjournalisten in Schottland aufsteigt (schreibt u.a. regelmäßig für den Guardian und Observer).
1991
Souness verlässt Rangers und wird Trainer des FC Liverpool. Begründung: Er sei mit seinem Bemühen für eine
Öffnung Rangers an Grenzen gestoßen. („I’ll never be comfortable with bigotry, and it will always be at
Rangers”. Meinte damit nicht die Fans.)
1994
Der kanadisch-schottische Geschäftsmann (mit irischen Wurzeln) und Millionär Fergus McCann übernimmt
51% der Celtic-Anteile, Ende der Celtic-Familiendynastie. Aus dem Familienunternehmen wird eine public
company.
Rangers verpflichtet Basle Boli von Olimpique Marseille (Elfenbeinküste, Katholik – kam als 13-Jähriger nach
Frankreich, sein Vater war Bodyguard von de Gaulle gewesen.) Beklagt sich später gegenüber der
französischen Presse über die Omnipräsenz von Queen-Porträts im Ibrox.
Als Rangers ihn verpflichtet, bekommt er die Anweisung, sich nach Toren nicht vor dem Rangers-Anhang zu
bekreuzigen. Ebenso ergeht es Jörg Albertz (Ex-HSV). Und dem Chilenen und Juden Sebastian Rozental, der
zuvor für den chilenischen Club Universidad Catolica gekickt hat, wo das Bekreuzigen Usus war – unabhängig
von der Konfession des Spielers.
Rangers wird Meister. Bei der Meisterschaftsfeier wird ein Spiele mit einem T-Shirt gesehen, auf dem
geschrieben steht: „Hang all IRA terrorists“.
1995
Dem 16-jährigen Celtic-Fan Mark Scott wird in Bridgeton von einem Rangers-Fan die Kehle durchgeschnitten.
Der Täter, Jason Campbell, stammt aus einer loyalistischen Familie. (Vater und Onkel saßen wg. Verbrechen
im Zusammenhang mit der nordirischen loyalistischen Terrororganisation UVF im Knast.)
Campbells Anwalt ist Rangers Vize-Präsident Donald Findlay.
Paul Gascoigne feiert sein erstes Tor für die Rangers, in dem er den Flötenspieler einer loyalistischen Band
imitiert. Gascoigne wird dafür von seinem dänischen Mannschaftskameraden Brian Laudrup öffentlich
kritisiert.
1996
Der 15-jährige Celtic-Fan Lawrence Haggart, schottischer U14-Nationalspieler, wird brutal ermordet.
1997
Der Orange Order veranstaltet seinen jährlichen Feld-Gottesdienst zum letzten Mal im Ibrox (seit 1950 dort).
Celtic verpflichtet den schwedischen Internationalen Henrik Larsson. Bleibt bis 2004 und schießt für Celtic in
315 Spielen 242 Tore.
1998
Andy Goram (bester Keeper in der Geschichte der Rangers und des schott. Fußballs) spielt nach der Ermordung
des loyalistischen Killers Billy Wright mit Trauerflor. Häufige Besuche in Belfast ( u.a. 1995:
Weihnachtsbaum-Einschalten auf der Shankill Road, Hochburg der loyalistischen Paramilitärs – gemeinsam
mit Ally McCoist, einer weiteren Rangers-Legende).
Goram bekannte sich auch öffentlich zu den loyalistischen Paramilitärs und zur „protestantischen Sache“ in
Nordirland (siehe Autobiographie „My Life“).
Alkoholprobleme, litt später unter Schizophrenie. Weshalb die Celtic-Fans sangen: „The are only two Andy
Gorams...“
1999
Fergus McCann verkauft seine Celtic-Anteile und zieht sich zurück. Größter Anteilseigner ist nun Dermott
Desmond, ein irischer Milliardär, dem auch zeitweise Anteile von Manchester United gehörten.
Rangers besiegt Celtic im schottischen Pokalfinale. Anschließend wird Donald Findlay, Vize-Präsident von
Rangers und einer der renommiertesten Anwälte Schottlands, beim Singen anti-irischer/anti-katholischer Lieder
gefilmt.
Findlay muss vom Posten des Rangers-Vize und Rektors der St Andrews University zurücktreten.
Am gleichen Abend wird in Glasgow der 16-jährige Celtic-Fan Thomas McFadden von Rangers Fans ermordet.
Findlays amtlicher Geburtstag ist der 17. März, der irische Nationalfeiertag St Patrick’s Day. Ein katholischer
Kollegen wurde am 12. Juli, dem Jahrestag der Schlacht am Boyne .. geboren, den der Orange Order mit
Paraden feiert. Die beiden „tauschen“ ihre Geburtstage.
2000
Martin O’Neill wird Celtic-Manager – auf Betreiben von Dermott Desmond (eigentlich sollte Guus Hiddink
den Job bekommen). O’Neill stammt aus einer republikanischen Familie im mehrheitlich protestantischen
nordirischen Dorf Kilrea. Bei der WM 1982 war O’Neill der erste katholische Kapitän in der Geschichte der
nordirischen Auswahl. (Ein „gemischtes“ Team schlug damals Gastgeber Spanien mit 1:0 – Torschütze: Gerry
Armstrong, ein Katholik aus dem republikanischen Westen Belfasts.). Damals kaum sektiererische
Schmähungen – O’Neill spielte aber auch nicht für Celtic. Kommt erst später, mit Machtverlust der Unionisten
in Nordirland. Und betrifft nur solche Katholiken, die für Celtic spielen.
O’Neill holt den nordirischen Nationalspieler Neil Lennon von Leicester zu Celtic. Lennon stammt aus einem
republikanischen Viertel der nordirischen Stadt Lurgan.
Mit seinem Wechsel zu Celtic fällt Lennon bei einem Teil der Fans der nordirischen Nationalelf in Ungnade
und wird fortan mit sektiererischen Schmähungen bedacht. Ähnlich erging es vor ihm bereits dem aus West
Belfast stammenden Anton Rogan (Celtic: 1986-91) und Allan McKnight (Celtic: 1986-88).
Der erste prominente Celtic-Spieler in der nordirischen Nationalelf war Bertie Peacock gewesen, der 1949-61
für Celtic spielte und mit Nordirland 1958 das Viertelfinale der WM erreichte. Peacock war Protestant. Später
Mitbegründer des Northern Ireland Milk Cup.
Mit O’Neill erfährt Celtic sportlich einen neuer Aufschwung. Meister 2001, 2002, 2004, Pokalsieger 2001,
2004, 2005. Höhepunkt ist aber das Erreichen des UEFA-Cup-Finales 2003 (s.u.). O’Neill bleibt bis zum
Sommer 2005 bei Celtic.
Michael Stone, einer der berüchtigsten loyalistischen Killer während der nordirischen „Troubles“ („Milltown
bomber“), kommt zum Rangers-Celtic-Derby und lässt sich im Hilton Hotel mit den Rangers Stars Andre Flo
und Ronald de Boer fotografieren. Allerdings wissen der Norweger und der Niederländer nichts von Stones
Identität.
Stone hatte 1988 einen Anschlag auf Gäste der Beerdigung der „Gibraltar Three“ verübt. Wollte die Sinn Féin/IRA-Führung ermorden. Drei Personen wurden getötet, 60 weitere verletzt. Im folgenden Prozess gestand
Stone die Ermordung von drei weiteren Katholiken. Im Gefängnis stieg Stone zum Führer der UDA / UFF auf
und verhandelte in dieser Funktion mit der Nordirlandministerin Mo Mowlam.
Wurde 2000 im Zuge der Umsetzung des Karfreitagsabkommens vorzeitig freigelassen.
2006 erneut inhaftiert, als er das nordirische Parlament bewaffnet mit einer Pistole, einem Messer, einer Axt,
Feuerwerkskörpern und einer funktionsfähigen Bombe betreten wollte.
Bezeichnete dies vor Gericht als bloße Performancekunst. Belfast Crown Court folgte aber dieser Darstellung
nicht, sondern verurteilte ihn wegen versuchten Mordes (an Martin McGuinness, stellvertretender
Ministerpräsident und Ex-IRA-Führer) und unerlaubten Besitzes von Schusswaffen und Sprengmitteln zu 16
Jahren Gefängnishaft.
2002
August: Für das Testspiel Nordirlands gegen Zypern in Belfast wird Lennon zum Kapitän der nordirischen
Auswahl ernannt. Lennon ist der erste katholische Celtic-Spieler, der die Binde tragen darf.
Vor dem Spiel erhält Lennon Morddrohungen loyalistischer Paramilitärs, woraufhin er aus der Nationalelf
zurücktritt.
2003
John Gregg und Robert Carson, Mitglieder der loyalistischen UDA-Paramilitärs, werden in den Belfaster Docks
erschossen. Beide waren auf der Heimreise von einem Rangers-Spiel in Glasgow. Gregg war ein regelmäßiger
Besucher von Ibrox, häufig gemeinsam mit Michael Stone (s.o.).
1984 war Gregg wegen eines Attentats auf Sinn Féin-Präsident Gerry Adams zu 18 Jahren Haft verurteilt
worden, kam aber bereits 1993 wieder frei. Zum Zeitpunkt seiner Ermordung war Gregg Chef der South East
Antrim Brigade der UDA. Als Katholikenhasser bekannt, führte Gregg nach dem Karfreitagsabkommen (1998)
eine Gruppe an, die unter dem nome de guerre „Protestant Liberation Force“ die Häuser von Katholiken
attackierte. Noch 2001, 2002 wurden in seinem UDA-Machtbereich zwei katholische Zivilisten ermordet.
Gregg und Carson fielen einem UDA-internen Disput mit der von Johnnny Adair („mad dog“) berüchtigten „CCompany“ UDA in West Belfast zum Opfer. Auf der Fähre von Stranraer nach Glasgow befanden sich auch
Mitglieder der „C-Company“, die ebenfalls im Ibrox waren und den Attentätern die Information über Greggs
/Carsons Ankunft lieferten.
Celtic erreicht das Finale des UEFA-Pokals (u.a. durch Siege über den VfB Stuttgart und den FC Liverpool).
Erste europ. Finalteilnahme eines schottischen Klubs seit 16 Jahren.
80.000 (!!!) Celtic-Fans reisen zum Finalort Sevilla. (Nur 25.000 kommen ins Stadion.) Einmalig in der
europäischen Fußballgeschichte. Fans bekommen später den FIFA Fair Play Award verliehen.
Celtic unterliegt José Mourinhos FC Porto n.V. mit 2:3. Für Celtic trifft zweimal Larsson.
2008
Neil Lennon wird von zwei Rangers-Fans tätlich angegriffen, als er mit seiner Frau ein Restaurant im
Glasgower West End aufsucht. Die Täter werden später jeweils zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Die Rangers-Fans erweitern ihr Liedgut um den „Famine Song“. In diesem wird die irisch-katholische
Community zur Rückkehr in ihre Heimat aufgefordert – schließlich sei die Hungerkatastrophe vorbei.: „From
Ireland they came. Brought us nothing but trouble and shame. Well the famine is over. Why don’t they go
home?”
Des Weiteren werden die irischen Katholiken des Kindsmissbrauchs („Now they raped and fondled their kids.
That’s what those perverts from the darkside did.“) und des Verrats im 2. Weltkrieg bzw. der Kollaboration mit
den Nazis bezichtigt („You turned on the lights. Fuelled U boats by night. That’s how you repay us. It’s time to
go home.”)
Der “Famine Song” sorgt für heftige Diskussionen in der schottischen Gesellschaft über die Haltung der
Mehrheitsgesellschaft gegenüber Einwanderern, die seit über 150 Jahren in Schottland leben.
2009
26. Mai: Nach einem Celtic-Rangers-Derby wird in der nordirischen Kleinstadt Coleraine der katholische
Sozialarbeiter und Celtic-Fan Kevin McDaid (49) von Rangers-Fans zu Tode geprügelt. Seine protestantische
Frau wird übel zugerichtet.
2010
Neil Lennon wird Manager von Celtic Glasgow – und zur Hass-Figur der loyalistischen Rangers-Fans
schlechthin.
Unter Lennon wird Celtic Meister 2012, 2013, 2014 Meister, 2011, 2012 Pokalsieger.
2011
Januar: Neil Lennon und die nordirischen Celtic-Spieler Paddy McCourt und Niall McGinn erhalten mit der
Post Pistolenkugeln. Die Täter kommen aus dem Umfeld der nordirischen UDA-Paramilitärs.
März: An Neil Lennon, den Anwalt Paul McBride und den Labour-Politiker und schottische
Parlamentsabgeordnete Trish Godmann adressierte Briefbomben werden abgefangen. McBride hatte Lennon
gegen die SFA vertreten, Godman im schottischen Parlament ein Celtic-Shirt getragen. Bei den Tätern handelt
es sich um Rangers-Fans mit Verbindungen zu den loyalistischen Paramilitärs in Nordirland.
August: Beim Spiel Hearts of Midlothian gegen Celtic dringt ein Hearts-Fan in die coaching-Zone vor und
attackiert Lennon verbal und physisch.
2012
Celtics irischer Stürmer und irischer Nationalspieler Anthony Stokes nimmt in Dublin an einer „memorial
party“ für den ermordeten Real IRA-Führer Alan Ryan teil (Chef der Dublin Brigade – vermutlich von
irgendeiner der vielen Dubliner Gangs ermordet). Ort der Party ist der Pub von Stokes Vater John. Stoke Sen.
ist ein hardline-Republikaner, der in Dublin u.a, mit einer Protestaktion gegen den Besuch der Queen für
Schlagzeilen gesorgt hat.
David Healey, Stürmer von Rangers und nordirischer Nationalspieler, lässt sich bei einem Besuch in Belfast in
der loyalistischen Hochburg Sandy Row Arm in Arm mit Jackie McDonald fotografieren, einem prominenten
UDA-Mann.
Rangers beantragt aufgrund einer drohenden Steuernachzahlung über 58 Mio. Euro die Eröffnung eines
Insolvenzverfahrens. Im Rahmen des Verfahrens werden die Rechte und Anteile des Klubs an ein neues
Investorenkonsortium abgetreten.
Die Scottish Premier League (SPL) beschließt den Ausschluss der Rangers. Die Scottish Football League
nimmt Rangers in die Scottish Football League Third Division (= 4. Liga) auf.
Zum ersten Heimspiel der Saison 2012/13 gegen FC East Stirlingshire kommen 49.118 Zuschauer =
Weltrekord für ein Viertligaspiel. Verbesserung des Rekords am 20. Oktober 2012 beim Derby gegen Queen’s
Park: 49.463. Und ein weiteres Mal im Dezember 2012 gegen Stirling Albion: 49.913.
Nach zwei Aufstiegen in Folge spielt Rangers in der Saison 214/15 in der 2. Liga.
2014
Anthony Stokes wird dabei fotografiert, wie er in der berüchtigten „Rock Bar“ an der Falls Road in West
Belfast gemeinsam mit dem „IRA-Liedermacher“ Gerry OgMcConnell auf der Bühne steht und IRA-Lieder
singt.
In der „Rock Bar“ tritt auch regelmäßig Brendan „Bik“ McFarlane mit seiner Band Tuan auf, zum Zeitpunkt
des IRA-Hungerstreiks 1981 Commanding Officer der IRA im Maze Prison.
Celtic-Gebiete: Gallowgate, Carlton, Bridgeton, Gorbals (einige dieser Gebiete aber immer „mixed“ gewesen
– nicht sektiererische Wohnkultur wie in Belfast)
Rangers-Gebiete: Govan (Werften), Ibrox, Bridgeton (viele Jahre Zentrum des Orange Orders in Schottland,
wie die Celtic-Gebiete im Glasgower Eastend, unmittelbar angrenzend – Bridgeton auch Celtic-Gebiet)
Prominente Fans
Celtic: Jim Kerr (Sänger der Simple Minds, Eltern waren Iren), Rod Steward, Billy Connelly (Comedian und
Schauspieler mit irischem background, Gegner schottischer Unabhängigkeit, Patron der „The Celtic
Foundation“ von Celtic Glasgow).
Kerr: Wollte mal mit Bono/U2 Celtic übernehmen.
Rangers: Amy MacDonald (zwei Songs über Rangers: “”Pride”, “The Green and the Blue”), Sean Connery
(Vater: irisch-katholischer Immigrant, Connery wuchs als Celtic-Fan auf, “konvertierte” dann aber zu den
Rangers), Peter Robinson (Ministerpräsident Nordirland, Unionist). Michael Stone (UDA-Paramilitär)
Fan-Freundschaften:
Rangers: Linfield Football Club (Belfast, der protestantische Klub in Nordirland), Chelsea, Hamburger SV
Celtic: FC St. Pauli, Borussia Dortmund, Villareal
Fan-Lieder
Rangers
„The Billy Boys“:
Hullo, Hullo
We are the Billy Boys
Hullo, Hullo
You’ll know us by our noise
We’re up to our knees in Fenian blood
Surrender or you’ll die
For we are
The Brigton Derry Boys
Hymne der Billy Boys Brigton Cross, einer Glagower Street-Gang aus dem Bezirk Bridgeton (=Brigton), die
Glasgows irisch-stämmige Katholiken terrorisierte. Ihr Leader war Billy Fullerton, ein früheres Mitglied der
British Fascist und Gründer einer Glasgower Ku Klux Klan-Gruppe. Ende der 1920er begann Fullertons Gang
Heimspiele der Rangers zu besuchen. In den 1930ern wurden die „Billy Boys“ wiederholt zur Teilnahme an 12.
Juli-Märschen des Orange Order in Belfast eingeladen.
„Derry Boys“: Jugendorganisation der „Bolly Boys“.
“The Sash my Father Wore”
Das 12. Juli-Lied in Nordirland.
Celtic
“Fields of Athenry”
Über die Hungerkatastrophen der 1840er.
You’ll never walk alone
Celtic-Sozialisten: Jock Stein (Celtic-Manager), Billy McNeill (Kapitän der „Lisbon Lions“, später CelticManager), Brian McClair (Goalgetter ....
Rangers / Celtic -> politics
Wahlverhalten Celtic- und Rangers-Fans 1990:
Celtic: 85% Labour, 4 % SNP, 3 % Tories
Rangers: 33% Labour, 32 % Tories, 14 % SNP
Mehrheit der Rangers-Fans unionistisch – aber nicht Wähler der Torys. Aber: Anteil der Tory-Wähler deutlich
höher als bei Celtic (in Glasgow – außerhalb Gasgows vermutlich noch viel höher).
Celtic-Fans in der Vergangenheit ganz überwiegend Labour-Wähler – wie überhaupt die schottischen
Katholiken mit irischem background (Labour traditionell Anwalt der Interessen der kath. Minderheit in
Schottland und eines separaten kath. Erziehungs- und Bildungssystems). In den letzten Jahren: leichtes
Abbröckeln in Richtung SNP, die bis dahin bei Rangers-Fans mehr Popularität genoss.
Bei Rangers: Gewisse Konkurrenz zwischen „Union Jack“ und „Saltire“ (schott. Flagge). RangersNationalismus britisch oder schottisch (wobei british = Unionismus überwiegt – und: „Saltire“ muss nicht in
Konkurrenz zum „Union Jack“ stehen – schottische Identität innerhalb des Uks).
Bei Celtic: Celtic-Nationalismus primär Irland-orientiert (seit Ende der 1980er unterstützen viele Celtic-Fans
die Nationalelf der Republik Irland anstatt Schottland). Probleme von Celtic-Fans und Katholiken mit irischem
background: Schott. Nationalismus enthält auch calvinistische / protestantische Elemente, unabhängiges
Schottland wäre ein mehrheitlich protestantischer Staat (Erfahrungen mit dem „protestant state“ in Nordirland,
anti-katholische Diskriminierung im Westen Schottlands bis in die 1960er etc. – noch heute: Iren in England
wesentlich integrierter – im Prinzip: total assimiliert – als in Schottland). Schottische Unabhängigkeit könnte
Glasgow von anderen Zentren irischer Immigration auf der Insel (Liverpool, Manchester, Birmingham)
entkoppeln.
Anti-Unabhängigkeitskampagne („Better together“): Buntes Gemisch. Brian Wilson (Labour, Celtic-Vorstand),
Billy Connolly (Schauspieler. Comedian, Katholik mit irischem background, Celtic-Fan), Alex Ferguson
(Protestant, Labour, mit einer Katholikin verheiratet – sein Vater war einer der wenigen protestantischen CelticFans). Aber auch Billy McMudo, militanter Rangers-Fan, Unionist und Loyalist, Spieler-Agent.
Genau betrachtet liegen Rangers und Celtic quer zur Unabhängigkeitsfrage. Rangers ist „zu unionistisch“,
Celtic „zu irisch“.
Celtic: schottisch-irische Identität (Name erinnert an das gemeinsame „keltische Erbe“ Schottlands und Irlands)
Rangers: britisch-schottisch (in dieser Reihenfolge).Aussage des Chefredakteurs des Rangers Fanzines „Follow
Follow“: Konflikt kein religiöser, sondern british-scottish vs irish-scottish.
Wahlergebnisse in Glasgow und Schottland
Unterhauswahlen 2010 Glasgow
Labour: 55,98 %
SNP: 17,25 %
Liberal Democrats: 13,65 %
Conservative Party: 7,58
Green Party: 1,56
Kommunalwahlen Glasgow 2012
Labour: 46,72 %
SNP: 32,57 %
Conservative Party: 5,94 %
Green Party: 5,55 %
Liberal Party: 2,93 %
Sitzverteilung im City Council
Labour: 44 (-1)
SNP: 27 (+5)
Green Party: 5 (5)
Conservative Party: 1 (1)
Liberal Democrats: 1 (-4)
Hochburg der Grünen: Hillhead (17,62 %). In der Nähe der Uni. Gegend mit den nettesten Cafés und
Restaurants.
Unterhauswahlen Schottland 2010
Labour: 42 % (41 Sitze)
SNP: 19.9 % (6 Sitze)
Liberal Democrats: 18,9 % (11 Sitze)
Conservative Party: 16,7 % (1 Sitz)
Green Party: 0,7 % (0 Sitze)
Wahlen zum schottischen Parlament 2011
SNP: 44,09 %
Labour: 26.31 %
Conservative Party: 12,36 %
Liberal Democrats: 5,2 %
Green Party: 4,38 %
Wahlen zum schottischen Parlament 2011 in Glasgow
SNP: 39,8 %
Labour: 35,0 %
Conservative Party: 6,1 %
Green Party: 6,0 %
Liberal Democrats: 2,5 %
Eine Reihe von Celtic-Direktoren bekennde Labour-Supporter (Michael Kelly auch einige Jahre
Oberbürgermeister von Glasgow)
Hampden Park: höchste offizielle Kapazität: 1949 mit 184.500. Weltweit größtes Stadion bis zur Eröffnung
von Maracana.
149.547 von 1937 Weltrekord. Weitere Tausende ohne zu zahlen ins Stadion eingedrungen oder vor dessen
Tore.
1961 Errichtung von vier hohen Flutlichtmästen, an denen das Stadion bereits von Weitem auszumachen war.
Bei Flutlichtspielen: aus einigen Meilen Entfernung.
In den 1970ern: zu groß und von der Unterhaltung her zu teuer.
1994 wurden unüberdachten Stehränge durch überdachte Sitzplätze ersetzt.
1999: Eröffnung des 52.000 fassenden All-seater-stadiums mit Scottish Cup Finale.
Aktueller Celtic-Vorstand:
Vorsitzender: Ian Bankier (Katholik)
Weitere Vorstandsmitglieder: Brian Wilson, bekannter Labour-Politiker, 1985 bis 2005 Mitglied des
Unterhauses, Staatsekretär in diversen Ministerien. Verteidiger Kubas und Fidel Castros, Befürworter der
Atomenergie, gegen schottische Unabhängigkeit. Beschrieb Rangers mal als „True Blue Conservative
organisation.“
Dermot Desmond: geb. in Macroon (County Cork. Irland), Geschäftsmann, zählt zu den reichsten Iren,
Mehrheitsaktionär von Celtic.
Vorgänger von Banker:
John Reid: geb. In Bellshill (Kohleregion Lanarkshire – auch Heimat der drei legendären schottischen Trainer
Matt Busby, Bill Shankly, Jock Stein - ). Konfession: katholisch. Zunächst in der KP Großbritanniens aktiv.
1987 bis 2010 Mitglied des Unterhauses für die Labour Party. Diverse Ministerposten (2001/02
Nordirlandminister, 2003-05 Gesundheitsminister, anschließend Verteidigungsminister und Innenminister.
2007-11 Vorsitzender von Celtic Glasgow.