8. Anhang: Arbeits- und Informationsblätter

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8. Anhang: Arbeits- und Informationsblätter
8. Anhang: Arbeits- und Informationsblätter
Joseph Haydn, Sinfonie Nr. 103 Es-Dur
Satz 1, Adagio – Allegro con spirito
Gestaltungsaufgabe zur „Intrada“:
Für Jgst. 8/9
„Improvisiere eine Intrade für
…den Einmarsch des schneidigen Generals,
…die kindliche Prinzessin, die hereintanzt,
…den mächtigen Herrscher,
...den hinkenden Großonkel,
…die Katze, die sich auf leisen, weichen Pfoten anschleicht,
…die Königin der Schlangen, die schlecht gelaunt hereinkriecht“
usw.
Für Jgst 10/12
„Improvisiere eine Intrade für
…Freude
…Traurigkeit
…Angst
…Wohlgefühl
…Heiterkeit“
usw.
Joseph Haydn, Sinfonie Nr. 103 Es-Dur
Satz 1, Adagio – Allegro con spirito
Hauptsatz („Thema 1“, Ausschnitt), Takt 39 ff.
Seitensatz („Thema 2“, Ausschnitt), Takt 79 ff.
Joseph Haydn, Sinfonie Nr. 103 Es-Dur
Satz 1, Adagio – Allegro con spirito
Hauptsatz („Thema 1“, Ausschnitt), Takt 39 ff.
Seitensatz („Thema 2“, Ausschnitt), Takt 79 ff.
Joseph Haydn, Sinfonie Nr. 103 Es-Dur
Satz 1, Adagio – Allegro con spirito
Einleitung
Exposition
Durchführung Reprise
(Coda)
BR- Echtzeit 1: Joseph Haydn, Symphonie Nr. 103 („Mit dem Paukenwirbel“) Arbeitsblatt: 1
Joseph Haydn, Sinfonie Nr. 103 Es-Dur „Mit dem Paukenwirbel“, Satz 1: Adagio – Allegro con spirito
Joseph Haydn lebte von 1732 bis 1809. Die Symphonie Nr. 103 schrieb er 1795 in London.
Die folgende Abbildung zeigt den 1. Satz dieser Symphonie in der Darstellung einer Audiosoftware („Audacity“). Die Zahlen beziehen
sich auf die Dauer, die Grafiken auf die Lautstärke, die gestrichelten Linien markieren Formteile des Sonatensatzes.
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1. Beginnt euer Hören bei 2:55 (nicht bei 0:00!). Unterbrecht und besprecht euch nach jedem Abschnitt.
2. Benennt jeweils den Formteil und begründet eure Entscheidung (siehe Arbeitsblatt 2). Tragt die Fachbezeichnung in die Leerzeile unter dem Formteil ein.
3. Wo hört Ihr jeweils Material des 1. und des 2. Themas? Tragt mit Bleistift Markierungen („1“ oder „2“ ) ein. Begründet eure Entscheidungen.
4. Kommentiert die Ereignisse zwischen 8:00 und 8:30!
5. Hört den Beginn, benennt den Abschnitt zwischen 0:00 und 2.55 und begründet eure Entscheidung.
BR- Echtzeit 1: Joseph Haydn, Symphonie Nr. 103 („Mit dem Paukenwirbel“) Arbeitsblatt 2
Sinfonie und Sonaten(haupt)satzform
Symphonie (griech.: symphonos = zusammenklingend) oder Sinfonie heißt seit dem 18. Jahrhundert ein mehrsätziges Werk für Orchester.
Als Hauptvertreter für die „Wiener Klassik“ (etwa 1750-1830) gelten Joseph Haydn (104 Symphonien), Wolfgang Amadeus Mozart (rund 60
Symphonien) und Ludwig van Beethoven (9 Symphonien).
Typischer Bau einer klassischen Symphonie:
Satz
Form
Tempo
1.Satz, „Kopfsatz“
Sonatensatzform
Hoch (z.B. Allegro), manchmal langsame
Einleitung
2. Satz, „Langsamer Satz“
Liedsatz, Variation
Niedrig (z.B. Andante)
3. Satz, „Tanzsatz“
Menuett, Scherzo
Mittel (Menuett) bzw. hoch (Scherzo)
4. Satz, „Finale“
Rondo,
Sonatensatzform,
Mischformen
Variation, Hoch (z.B. Allegro)
Die Sonatensatzform (auch: Sonatenhauptsatzform) bringt zwei musikalische Themen oder Themengruppen miteinander ins Spiel: Hauptsatz
(„Erstes Thema“) und Seitensatz („Zweites Thema“). Das geschieht in drei Formteilen:
Teil
Funktion
Exposition
Vorstellung der beiden Themen(gruppen),
Reihenfolge:
Hauptsatz – Überleitung – Nebensatz
Schlussgruppe
Meist wird die Exposition wiederholt.
Durchführung Verarbeitung
von
Themen(gruppen)
Reprise
Wiederkehr
der
Veränderungen
Merkmale
Material
Exposition,
aus
aber
Haupt- und Nebensatz zeigen unterschiedliches musikalisches Material, z.B. in
den Tonarten:
– Dur- Sonatensatz: Hauptsatz in der Grundtonart, Nebensatz in der Tonart der
5. Stufe
Moll-Sonatensatz: Hauptsatz in der Grundtonart, Nebensatz in der parallelen
Dur-Tonart
den z.B. Veränderungen (z.B. Tonhöhe, Tondauer, Klangfarbe, Lautstärke),
Verdichtungen, Kombinationen, Ausschnitte
mit z.B. Haupt- und Nebensatz in derselben Tonart
Diese dreiteilige Anlage kann erweitert werden: zu Beginn durch eine langsame Einleitung, am Ende durch eine Coda (zusätzlicher Schlussteil).
Na Traviknu („Auf der Wiese“), kroatisches Volkslied
Jur Postaje („Jetzt wird es Frühling“) – Instrumentalsatz
Arbeitsauftrag: Woran erkennt man ein Menuett aus einer Sinfonie der Wiener Klassik, wenn man es
hört? Lies dir den Informationstext durch und nenne anschließend mindestens vier Merkmale!
Das Menuett
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Das Menuett ( frz. menuet, ital. minuetto ) ist ein Tanz im lebhaften Dreiertakt. Der Name „Menuett“
leitet sich vermutlich vom Französischen „pas menu“ (kleiner Schritt) ab. An den europäischen Höfen
von der zweiten Hälfte des 17. bis zum späten 18. Jahrhundert war das Menuett der mit Abstand beliebteste Gesellschaftstanz. Außerdem spielte es auch in der Instrumentalmusik des Barock und der
Klassik eine bedeutende Rolle.
Höfische Tänze wurden vom Adel dazu benutzt, sich auch bei Vergnügungen deutlich vom einfachen
Volk abzugrenzen. Um alle Tanzschritte, Figuren und raffinierten Posen des Menuetts perfekt zu beherrschen, mussten die adeligen Tänzer meist jahrelang Tanzunterricht nehmen und täglich trainieren.
Vorbild für ganz Europa war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Hof des „Sonnenkönigs“
Ludwigs XIV. von Frankreich. Menuette waren hier unverzichtbarer Bestandteil von Hofbällen und
Theateraufführungen. Stilbildend war dabei der Hofkomponist Jean-Baptiste Lully (1632-1687). Neben
einfach aufgebauten Menuetten, die als Gesellschaftstänze für jedermann tanzbar sein mussten,
schuf er zahlreiche kunstvolle Menuettsätze für seine Opern und Ballette. Sie erforderten speziell geschulte Tänzer und eine genau auf die Musik abgestimmte Choreographie.
Wegen seiner großen Beliebtheit hielt das Menuett bald auch Einzug in Instrumentalmusik, die nicht
mehr zum Begleiten von Tänzern konzipiert war, sondern zum Anhören im Konzert oder zum eigenen
Musizieren. Die erforderliche Besetzung konnte dabei vom Solo-Instrument bis hin zum Orchester
reichen. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatten Menuette einen festen Platz in Suiten, es
erschienen erste Menuett-Sammlungen zum Privatgebrauch im Druck. Wegen ihrer besonders klar
strukturierten Form waren Menuette auch ein wichtiges Element im Musikunterricht des 18. Jahrhunderts. So erlernte beispielsweise Wolfgang Amadeus Mozart das Klavierspiel zunächst anhand von
Menuetten, und auch bei seinen ersten überlieferten Kompositionsversuchen handelt es sich um Menuettsätze.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Menuett schließlich zum festen Bestandteil der
viersätzigen Sinfonie. Maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt war Joseph Haydn (1732-1809). In
seinem grundsätzlichen Aufbau folgt ein sinfonisches Menuett denselben Prinzipien wie die einfachen
Gesellschaftstanz-Menuette Lullys: Einem ersten kurzen Menuett in voller Orchesterbesetzung folgt
ein zweites, das als „Trio“ bezeichnet wird – vermutlich, weil dieser Teil in Jean-Baptiste Lullys Menuetten normalerweise von drei Blasinstrumenten gespielt wurde. Nach dem Ende des Trios wird das
erste Menuett wiederholt, so dass sich eine dreiteilige, symmetrische „ABA-Form“ ergibt:
A: Menuett
B
Trio
(bzw.
A: Menuett
Die Kombination zweier Tanzstücke zu einem Sinfoniesatz ist unter anderem notwendig, weil ein einzelnes Menuett im Vergleich zu den anderen drei Sinfoniesätzen viel zu kurz und „leichtgewichtig“
wäre. Zu Joseph Haydns Zeit war darüber hinaus auch innerhalb der einzelnen Menuett-Teile Symmetrie gefragt. Im Idealfall war ein Menuett so aufgebaut:
A: Menuett
A: Menuett
|: a (8 Takte) :||: b (8 Takte) – a‘ (8
|: a (8 Takte) :||: b (8 Takte) – a‘ (8
B
Trio
(bzw.
|: c (8 Takte) :||: d (8 Takte) – c‘ (8
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Joseph Haydn machte sich und seinem Konzertpublikum immer wieder ein Vergnügen daraus, dieses
Formschema kunstvoll zu durchbrechen – so auch in der Sinfonie Nr. 103 „mit dem Paukenwirbel“.
Com-Position eines einfachen Tanz-Menuetts mit Material aus Joseph Haydns
Sinfonie Nr. 103 „Mit dem Paukenwirbel“: Arbeitsplan
Bauplan eines typischen
Menuetts:
Schritt 1
|: Teil a (8 Takte) :||: Teil b (8 Takte) – Teil a‘ (8 Takte) :|
 Suche auf dem Notenblatt die Zeile, die am Anfang des Stücks stehen
muss, und kennzeichne sie mit dem Wort „Anfang“!
(Tipp: Du erkennst sie daran, dass dort etwas notiert ist, das immer nur
am Beginn eines Musikstücks geschrieben wird.)
Schritt 2
Auf dem Notenblatt gibt es zwei Zeilen, in denen zusätzliche Vorzeichen
erscheinen. Sie werden später den b-Teil deines Menuetts bilden.
 Kennzeichne sie mit dem Buchstaben „b“!
Schritt 3
Auf dem Notenblatt gibt es 2 x 2 Zeilen, die mit derselben Tonfolge
beginnen.
 Finde die beiden Paare und markiere sie als zusammen gehörend (z.
B. mit verschiedenen Farben)!
Schritt 4
Schritt 5
Schritt 6
 Schneide die sechs Notenzeilen auseinander!
 Suche die Zeile mit dem Anfang des Stücks und ihren „Zwilling“.
 Lege die Anfangszeile ganz oben auf den Tisch, die fast identische
Zeile ziemlich weit unten!
 Finde unter den übrigen Notenzeilen diejenigen, die mit einem Wiederholungszeichen aufhören!
 Nimm diejenige von ihnen, deren letzter Ton der Grundton des Stücks
ist, und lege sie ganz unten auf den Tisch. (Tipp: Das Stück ist in GDur notiert.)
 Lege die andere Zeile direkt unter den Anfang des Stücks!
Damit hast du die Teile a und a‘ bereits fertig.
Schritt 7
 Ordne nun die beiden verbliebenen Zeilen so an, dass sich ein sinnvoll
aufgebauter b-Teil für das Stück ergibt!
Tipps:
1. Der b-Teil beginnt auf demselben Ton, auf dem der a-Teil endet.
2. Achte auf die Wiederholungszeichen!
3. Die Zeilen müssen rhythmisch korrekt an ihre Umgebung angeschlossen sein: Nach einem Zeilenschluss mit einer halben Note muss ein
Auftakt kommen, der so lang wie eine Viertelnote ist. Nach einem Zeilenschluss mit einer punktierten Viertelnote muss ein Auftakt folgen,
der in der Länge dazu passt!
Schritt 8
Schritt 9
 Kontrolliere deine Lösung - mit Hilfe des Lösungsblatts oder in einer
gemeinsamen Besprechung!
 Klebe die Teile anschließend in der richtigen Reihenfolge in dein Heft.
 Hört euch das Stück gemeinsam an – oder spielt es selbst!
Com-Position eines einfachen Tanz-Menuetts mit Material aus
Joseph Haydns Sinfonie Nr. 103 „Mit dem Paukenwirbel“:
Materialblatt
Com-Position eines einfachen Tanz-Menuetts mit Material aus Joseph Haydns
Sinfonie Nr. 103 „Mit dem Paukenwirbel“: Lösungsblatt
Menuett
Com-Position eines einfachen Tanz-Menuetts mit Material aus Joseph Haydns
Sinfonie Nr. 103 „Mit dem Paukenwirbel“: Klaviersatz
Joseph Haydn in London: Musikleben, Konzerte und Konzertprogramme in den 1790er Jahren
Arbeitsauftrag 1: Konzertprogramme einst und jetzt
Im Folgenden sind zwei Konzertprogramme mit Musik von Joseph Haydn abgedruckt: ein Programm aus der aktuelle Konzertsaison, wie es typisch für Abonnementkonzerte im 21. Jahrhundert ist, und ein Programm aus Joseph Haydns Zeit.
Vergleichen Sie die beiden Programme!
Anhaltspunkte für einen Vergleich: Dauer des Konzerts, Aufführungsort, musikalische Leitung, Auswahl der Werke, Beziehung zwischen Lebensdaten der aufgeführten Komponisten und dem Konzerttermin!
Quelle: Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks, Broschüre 2014/2015. Online verfügbar
unter http://www.br.de/radio/brklassik/symphonieorchester/konzerte/so-programmsaison-vierzehnfuenfzehn100~attachment.pdf?version=888fa
„Berlinische Musikalische Zeitung", 29. Juni 1793
Neuester Zustand der Conzert- und Theatermusik in London
(Auszug eines Briefes, aus London v. 18. May 1793)
Das beste Concert in London ist dasjenige, wovon Salomon der Entrepreneur ist,
und daher Salomons-Concert heißt. Es besteht aus 12 bis 16 Violinen, 4 Bratschen,
5 Violonzellen, 4 Contrabäßen, Flöten, Oboen, Fagotten, Hörnern, Trompeten und
Pauken — in allem ungefähr 40 Personen. Der Saal worin es gehalten wird, ist
vielleicht etwas länger als der in der Stadt Paris zu Berlin,* aber breiter, besser
decorirt und hat eine gewölbte Decke. Die Musik nimmt sich über alle Beschreibung schön darin aus. Das Orchester ist en amphitheatre geordnet. Salomon war
immer ein guter Anführer, jetzt kann man sagen, daß er ein vortrefflicher ist.
Vielleicht hat auch Hayd'n, der die zwey letzten Carnevale hier gewesen, und seine
Sinfonien in Salomons Conzerte selbst dirigirt hat, das Seinige dazu beigetragen.
In jedem Conzerte werden zwey, auch wohl drey Hayd'nsche Sinfonien gespielt.
Madame Mara singt zwey Arien; Signor Bruni, ein Castrat von der italienischen
Oper, eben so viel; Viotti oder Salomon spielt ein Violinconzert. Außerdem wird
gewöhnlich noch ein Concert auf der Hoboe, Flöte, Harfe oder auf dem Violonzell
— ein Concerto-großo oder ein Quartett gespielt. Das ganze Concert ist in zwey
Theile getheilt, fängt Abends um 8 Uhr an und ist um 11, halb 12 Uhr vorbey ...
Quelle: Martinez-Göllner, Marie Louise (1979): Joseph Haydn. Symphonie Nr. 94 (Paukenschlag).
München: Fink (Meisterwerke der Musik, H. 16). S. 30.
* Anmerkung: „Stadt Paris“ zu Berlin: im 17. Jahrhundert ein Gasthaus in einem
vornehmen Berliner Wohnviertel
Joseph Haydn in London: Musikleben, Konzerte und Konzertprogramme in den 1790er Jahren
Arbeitsauftrag 2: Konzertsaal und Orchester – 1790 und heute
Im Folgenden sind drei Quellen abgedruckt, die Informationen zu Konzertsälen, Orchesterbesetzung und -aufstellung heute und zur Entstehungszeit von Haydns Londoner Sinfonien
enthalten.
Vergleichen Sie die Aufstellungen! Achten Sie dabei auch auf die musikalische Leitung! Welche musikalischen und akustischen Gründe könnte es für die unterschiedlichen Aufstellungen geben?
Text 1: Orchester und Orchesteraufstellung, London 1791
„Das Orchester, das Haydn zur Verfügung stand, war aus professionellen Musikern zusammengesetzt; welches Niveau es hatte, zeigen die orchestertechnischen Ansprüche der Londoner
Symphonien, die auch in unserem Zeitalter der technischen Perfektion so manches Orchester ins
Schwitzen bringen können. […]
Über die Orchesterstärke und den Ablauf eines solchen Konzerts schrieb der Londoner Korrespondent der Berlinischen Musikalischen Zeitung (29. Juni
1793): ‚Das beste Concert in London ist dasjenige, wovon Salomon der Entrepreneur ist, und
daher Salomons-Concert heißt. Es besteht aus 12 bis 16 Violinen, 4 Bratschen, 5 Violonzellen, 4
Contrbäßen, [je 2] Flöten, Oboen, Fagotten, Hörnern, Trompeten und Pauken- in allem ungefähr 40 Personen .‘ […]
Wieviel die offenbar von Haydn erfundene Sitzordnung des Orchesters zum Erfolg beitrug,
wissen wir nicht; jedenfalls scheint sie sich im Lauf der Jahre bewährt zu haben, denn sie war
bis weit ins 19. Jahrhundert hinein in London in Gebrauch, und für Salomons und Haydns Konzertsaal, die Hanover Square Rooms war sie vermutlich akustisch günstig, da der Raum, der
etwa 500, nach anderen Quellen 800 Personen faßte (und in dem sich bei Haydns letztem Benefizkonzert 1500 Zuhörer gedrängt haben sollen – was aber kaum vorstellbar ist), lang und relativ
schmal war (79 zu 32 Fuß). Die Sitzordnung läßt sich relativ sicher rekonstruieren:
Quelle: Finscher, Ludwig (2002): Joseph Haydn und seine Zeit Laaber: Laaber-Verlag. S. 357; 360 f.
Material 2:
Herkulessaal
„Der Herkulessaal der Münchner Residenz ist ein Konzertsaal in München. Er wurde 1951–53 von Rudolf Esterer beim Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Münchner Residenz an der Stelle des Thronsaals König Ludwigs I. neu errichtet. Er diente als Ersatz für Leo von Klenzes ebenfalls im Krieg zerstörtes Odeon und war bis zur Eröffnung der Philharmonie am Gasteig (1985) der wichtigste Veranstaltungssaal in München für Konzerte mit klassischer Musik. Bis heute wird der Herkulessaal weiterhin als Konzertsaal genutzt – v. a. vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das in dem Saal zwei Abonnementkonzertreihen veranstaltet. Der Saal hat 1.270 Sitzplätze.“ Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Herkulessaal
Material 3: Moderne Sinfonieorchester-Aufstellung („amerikanische Aufstellung“)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Orchester#Sinfonieorchester
Joseph Haydn in London: Musikleben, Konzerte und Konzertprogramme in den
1790er Jahren
Arbeitsauftrag 3: Joseph Haydn als „Composer in residence“
Joseph Haydn verbrachte die Jahre 1791 bis 1795 zum größten Teil in London. Zu
seinen vertraglichen Verpflichtungen gehörte es, eine Reihe größerer und kleinerer
Musikwerke für das Londoner Publikum zu komponieren und die Aufführungen zu
leiten.
Fassen Sie anhand der Quellentexte zusammen, wie Haydn seine Zeit in London
verbrachte:

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Wie wurde Joseph Haydn im Januar 1791 in London empfangen? Wie fühlte
er sich dabei?
Wie sah sein Tagesablauf aus?
Mit wem hatte er zu tun? Wem begegnete er, mit wem arbeitete er zusammen?
Was erlebte er außerhalb seiner Konzerttätigkeiten noch?
Text 1:
„meine anckunft verursachte grosses aufsehen durch die ganze stadt durch 3 Tag
wurd ich in allen zeitungen herumgetragen: jederman ist begierig mich zu kennen.
ich muste schon 6 mahl ausspeisen, und könte wenn ich wolte täglich eingeladen
seyn, allein ich mus erstens auf meine Gesundheit, und 2tens auf meine arbeith
sehen .. ich nehme ausser denen Milords bis nachmittag um 2 uhr keine visite an.
um 4 uhr speis ich zu Hauß mit Mon. Salomon.* ich habe ein niedliches bequemes
aber auch theueres Iogement . .. alles ist erschröcklich theuer.
gestern wurde ich zu ein. grossen liebhaberConcert geladen … wurde […] unter
allgemein. Hände Klatschen durch die Mitte des Saals bis vorne an das orchest.
geführt, allda angeäffet. und mit einer menge Englischer Complimenten bewundert,
man versicherte mich, daß diese Ehre seit 50 Jahren nicht seye vollzohen worden
... alles dieses meine gnädige Frau war für mich sehr schmeichelhafft, doch
wünschte ich mir auf eine zeit nach wienn fliehen zu können um mehrere ruhe zur
arbeith zu haben, dan der lärm auf denen gassen von dem allgemeinen verschiedenen Verkaufs Volck ist unausstehlich ... "1
Brief aus dem Januar 1791 an Marianne von Genzinger, Sängerin und Gattin des Leibarztes des
Fürsten Esterházy, zit. nach Finscher, Ludwig (2002): Joseph Haydn und seine Zeit. Laaber: LaaberVerlag, S. 354
* Anmerkung: Johan Peter Salomon = Konzertveranstalter, der Haydn nach London
gebracht hatte und in dessen Konzertreihe er auftrat
Text 2:
„Das Orchester, das Haydn zur Verfügung stand, war aus professionellen Musikern
zusammengesetzt; welches Niveau es hatte, zeigen die orchestertechnischen Ansprüche der Londoner Symphonien, die auch in unserem Zeitalter der technischen
Perfektion so manches Orchester .ins Schwitzen bringen können. Die Programme
der »Salomon Concerts« wie der »Professional Concerts« und der Benefizkonzerte
waren denjenigen in Paris (wie anderswo) grundsätzlich ähnlich, aber vielleicht etwas bunter. [Normalerweise dauerte ein solches Konzert von ca. 20 Uhr bis 23 oder
23.30 Uhr.] Da ständig einzelne Sätze wiederholt werden mußten, vor allem in
Haydn-Symphonien, zog sieh die Sache aber oft genug bis um Mitternacht hin. Man
bekam etwas für sein Geld. Die Subskription auf zwölf Konzerte - übertragbar, aber
nur von Damen auf Damen und von Herren auf Herren - kostete 5 Guineas;* Benefizkonzerte kosteten eine halbe Guinea (Salomon/Haydn und die »Professional
Concerts« verlangten die höchsten Eintrittspreise, was wohl auch als ein Mittel gedacht war, die in jeder Hinsicht tonangebende Hof- und Adelsgesellschaft vor der
Berührung mit niedrigeren Schichten zu schützen, mit welchem Erfolg, wissen wir
nicht).“
(Quelle: Finscher, Ludwig (2002): Joseph Haydn und seine Zeit. Laaber: Laaber-Verlag, S. 357)
*Anmerkung: Eine Guinea (Goldmünze) entsprach damals etwa dem Wochenlohn eines
Handwerkers.
Text 3:
„Die erste Konzertreihe [des Veranstalters Johann Peter Salomon] begann am 11.
März mit einem Konzert in den "Hanover Square Rooms" und wurde dann wöchentlich
bis zum 3. Juni fortgesetzt. Diese Konzerte waren gesellschaftliche Ereignisse ersten
Ranges und die Einladungen vornehmlich an die Aristokratie gerichtet.
In der Woche vom 23. Mai bis 1. Juni 1791 erlebte Haydn das alljährlich unter der Patronanz des Königs stattfindende "Händel-Fest" in der Westminster Abbey. Kein anderes Ereignis hat den Komponisten nachhaltiger beeindruckt, als diese gigantische Gedenkfeier, die den Höhepunkt des englischen Gesellschaftslebens darstellte. Haydn
hörte zum ersten Mal unter anderem Händels Oratorien "Israel in Agypten", "Esther",
"Saul" und als Krönung des Festivals den "Messias". Nach Abschluß einer überaus
erfolgreichen ersten Konzertsaison wurde Haydn im Juli 1791 auf Vermittlung des Musikhistorikers Charles Burney (1726-1814) das Ehrendoktorat für Musik der Universität
Oxford verliehen. Die feierliche Zeremonie dauerte drei Tage lang und fand im Sheldonian Theatre in Oxford statt.
Bis zum Beginn der nächsten Konzertserie lebte Joseph Haydn zurückgezogen und
erteilte Rebecca Schroeter, einer reichen Witwe, Privatunterricht. Während seines
ersten Englandaufenthaltes entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen Haydn
und seiner Schülerin. Ihre Briefe, die Haydn in sein Notizbuch übertrug, dokumentieren
Rebeccas leidenschaftliche Gefühle für den großen Komponisten: "Keine Sprache
kann das nur zur Hälfte ausdrücken, was ich an Liebe und Zuneigung für Sie empfinde." Haydn war oft zu Gast bei Mrs. Schroeter, die mit äußerster Fürsorge um das
seelische und leibliche Wohl des Meisters besorgt war. Während seines zweiten Aufenthaltes in London wohnte Haydn ganz in der Nähe der Schroeter - und widmete ihr
in späteren Jahren als Zeichen seiner Verbundenheit seine "Trios op. 73". […]
Die Liste aller Werke, die Haydn für seine beiden Londoner Aufenthalte komponiert
hatte, wäre würdig, das Lebenswerk eines Komponisten darzustellen. Er schuf rund
250 Einzelwerke, darunter die Oper "Orfeo", die "12 Londoner Symphonien", über 200
Gesangsstücke
und
mehrere
Streichquartette
und
Klavierwerke.
Am 1. Februar 1795 wurde Haydn die große Ehre zuteil, als einziger lebender Komponist in die Programme der "Ancient Concerts" aufgenommen zu werden. Nun fand er
auch offiziell Einlaß in die Konzerte des englischen Königs Georg III. (1738-1820), dem
er bei dieser Gelegenheit durch den Prinzen Georg von Wales (1762-1830) vorgestellt
wurde. Im Frühjahr 1795 spielte, dirigierte und sang Joseph Haydn bei verschiedenen
Gelegenheiten vor der königlichen Familie und in Konzerten, die der Prinz von Wales
(ab 1820 König Georg IV.) im Carlton House veranstaltete. Der englische König und
seine Gemahlin Charlotte versuchten Haydn zu überreden, länger in England zu bleiben und boten ihm eine Wohnung in Windsor an. Haydn zog jedoch zurück nach Österreich.“
Quelle: Fendre, Michael (Hg.): Haydn100&7. Haydn Festspiele Eisenstadt. Online verfügbar
unter http://www.haydn107.com/index.php?id=41&part=5, zuletzt geprüft am 13.12.14.