joseph haydn
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JOSEPH HAYDN EXPERTENARBEIT ANGEFERTIGT IM RAHMEN DER FORDER-FÖRDER-PROJEKTE DES JOSEPH-HAYDN-GYMNASIUMS SENDEN VORGELEGT AM 16. MAI 2009 VON RAHEL SOMMERFELD, KLASSE 6A 1 Impressum: Die folgende Expertenarbeit wurde erstellt im Rahmen des Forder-Förder-Projektes ELA (Erweiterte Lern-Angebote) des Joseph-Haydn-Gymnasiums Senden. Schulleiterin: Stellv. Schulleiter: Klassenlehrer: Projektleiterin: Thema: Frau Resi Ambrassat Herr Michael Fels Frau Christiane Wecek-Hambrock Herr Reinhold Kiel Frau Stefanie Peters „JOSEPH HAYDN“ vorgelegt am 16. Mai 2009 von Rahel Sommerfeld Dorfstr. 36 D-48308 Senden-Ottmarsbocholt Fon: E-Mail: 0049-02598-9299075 [email protected] Klasse 6a am Joseph-Haydn-Gymnasium Senden Copyright: Rahel Sommerfeld 2 „Joseph Haydn“ Expertenarbeit von Rahel Sommerfeld ____________________________________ Inhaltsverzeichnis: 1. 1.1. 1.2. 1.3. 2. An Stelle eines Vorworts Anlass und Fragestellungen der Expertenarbeit Ziele der Expertenarbeit Konsequenzen zum praktischen Vorgehen S. S. S. 7 8 9 S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. 11 13 13 14 18 20 22 28 31 31 Die Vita Joseph Haydns (Biographie und Orte) 2.1. Kurzer Überblick 2.1.1. zur Biographie 2.1.2. zu den Haydn-Orten 2.1.2.1. Niederösterreich: Der Geburtsort Rohrau 2.1.2.2. Burgenland: Stätten seines Wirkens 2.1.2.3. Eisenstadt: Sakrale Wirkungsstätten 2.1.2.4. Eisenstadt: Der Haydn-Pfad 2.1.2.5. Wien: Haydn auf Schritt und Tritt 2.1.2.6. Wien: Haydn für Spezialisten 2.1.2.7. Wien: Ehemalige Wohnhäuser Haydns 2.1.2.8. Sopron: Stammgast Haydn 2.2. Vom Sängerknaben zum Kapellmeister 2.2.1. Kindheit und Jugend 2.2.2. Lehrjahre 2.3. Im Dienst der Familie Esterházy 2.3.1. Frühe Esterházy-Periode 2.3.2. Wohnen in Eisenstadt 2.3.3. Tätigkeit als Musikdirektor 2.3.4. Hochzeit, Ehe und Familie 2.3.5. Mittlere Esterházy-Periode 3 S. 33 S. 35 S. S. S. S. S. 37 41 43 45 46 2.4. Die erfolgreichen England-Aufenthalte 2.4.1. Selbständigkeit 2.4.2. Die London-Reisen 2.5. Letztes Wirken und die letzten Jahre in Wien 2.5.1. Späte Esterházy-Periode 2.5.2. Alter und Tod 2.5.2.1. Haydns letzte Jahre 2.5.2.2. Haydns Tod 2.5.2.3. Exkurs: Die Irrfahrten von Haydns Schädel 2.6. Anmerkungen zu Haydns Wesen und Charakter 3. 3.1. 3.1.1. 3.1.2. 3.1.3. 3.2. 4. S. 50 S. 50 S. 55 S. S. S. S. 58 59 61 64 S. S. S. S. 65 66 67 68 Die Musiker in Haydns Familie Der Bruder Johann Michael Die Vita Michael Haydns Die Bedeutung von Michael Haydn Die Werke Michael Haydns Der Bruder Johann Evangelista Die Freunde (in Auswahl) 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.4.1. 4.4.2. 4.4.3. Wolfgang Amadeus Mozart Marianne von Genzinger Mrs. Rebecca Schroeter Die Biographen Georg August Griesinger Albert Christoph Dies Guiseppe Antonio Carpani S. 70 S. 71 S. 73 5. Haydns Schüler (in Auswahl) 5.1. 5.2. 5.3. 5.4. 5.5. 5.6. Marianna Auenbrugger Ludwig van Beethoven Johann Georg Distler Peter Hänsel Ignaz Pleyel Sigismund Neukomm S. 74 S. 74 S. 74 S. S. S. S. S. S. 4 76 77 77 78 79 81 6. Haydns musikalische Werke und sein Werk 6.1. Haydns musikalisches Schaffen 6.1.1. Die geistlichen Werke Die Messen Die Oratorien 6.1.2. Die Bühnenwerke Die Opern Die Singspiele 6.1.3. Die Symphonien 6.1.4. Die Tänze und Solokonzerte 6.1.5. Die Kammermusik u.a. Streichquartette 6.1.6. Die Klaviermusik und die Vokalwerke u.a. Klaviersonaten 6.1.7. Das Hoboken-Verzeichnis 6.2. Die Entwicklung von Haydns Stil 6.2.1. Die 1760er u. die 1770er Jahre, Sturm und Drang 6.2.2. Die 1780er Jahre, neue Merkmale entstehen 6.2.3. Die 1790er Jahre, der populär-folkloristische Stil 6.3. Haydns Bedeutung als Musiker 6.3.1. Die Streichquartette 6.3.2. Die Symphonien 6.3.3. Fuge und Kontrapunkt 6.3.4. Die Sonatenhauptsatzform 6.3.5. Die Deutschland-Hymne 6.3.6. Haydns Scherze in der Musik 7. S. 83 S. 84 S. S. S. S. S. 84 85 86 86 86 S. 87 S. 88 S. 88 S. S. S. S. S. S. 90 90 90 91 93 93 Life – Aufführung: Streicher-Duett Serenade aus einem Streichquartett von Joseph Haydn in der Bearbeitung von Frau Britta Burghardt Ausführende: Lynn Sommerfeld, Viola Rahel Sommerfeld, Violine 8. Joseph Haydn und das Joseph-Haydn-Gymnasium Senden 8.1. 8.2. 8.3. 8.4. Überlegungen im Rat der Stadt Senden zur Gymnasialgründung S. Der Namensfindungsprozess S. Die Einweihung unter Bezugnahme auf den Namensgeber S. Auszüge aus dem Interview mit dem heutigen Bürgermeister von Senden, Herrn Alfred Holz, zum Haydn-Gymnasium Senden S. 5 95 96 98 100 9. Haydn heute 9.1. Die Bedeutung Haydns im heutigen Kulturleben 9.1.1. Haydn als Namengeber S. 9.1.2. Haydn auf den Spielplänen der Konzerthäuser S. 9.1.3. Die Haydn-Forschung S. 9.1.4. Die Haydn-Museen S. 9.2. Aktivitäten im Haydn-Jahr 2009 9.2.1. In Österreich S. 9.2.1.1. Aus dem Konzertprogramm S. 9.2.1.2. Zum Ausstellungsprogramm S. 9.2.1.3. Events S. 9.2.2. Internationale Veranstaltungen S. 9.3. Haydn for Kids – Angebote für Kinder und Jugendliche S. 9.4. Interview mit Frau Petra Hanika, der Koordinatorin der Kinder-Programme im Haydn-Jahr 2009 auf Schloss Esterházy S. 102 102 103 104 106 107 110 112 115 117 120 10. Würdigung Joseph Haydns: Die Ergebnisse der Expertenarbeit S. 123 10.1. Haydn - der heitere Mensch, Lehrer und Freund 10.2. Haydn - der große Komponist und Musiker 10.3. Haydn – seine Bedeutung im heutigen Kulturleben S. 124 S. 125 S. 126 11. Danksagung S. 127 12. Literaturverzeichnis (in Auswahl) 12.1. 12.1.1. 12.1.2. 12.1.3. 12.2. 12.3. 12.4. 12.5. 12.6. 12.7. Haydns Biographen S. Georg August Griesinger Albert Christoph Dies Giuseppe Antonio Carpani Zu Haydns Vita, Familie und Umfeld S. Zu Haydns Freunden S. Zu Haydns Schülern S. Zu Haydns Werken S. Zur Entstehung und Namensgebung des Sendener Gymnasiums S. Zu Haydn heute S. 6 128 128 129 130 130 131 131 1. AN STELLE EINES VORWORTES: 1.1. Anlass und Fragestellungen der Expertenarbeit Da grüßt er mich – fast jeden Morgen. Immer gleich freundlich – immer an der selben Stelle. Meistens ist es kurz vor 8 Uhr, wenn ich mein Gymnasium betrete. JOSEPH HAYDN - von ihm will ich berichten !! Warum ? Ø Nun, erstens, weil meine Schule seinen Namen trägt. Wer war dieser Joseph Haydn? Wann, wo und wie hat er gelebt? Was war für ihn wichtig, wofür kämpfte er? Ø Und weil ich zweitens wissen möchte, warum unsere Schule ausgerechnet nach ihm benannt wurde. Welche Verdienste hat er sich erworben? Gibt es eine Verbindung zwischen Senden und Haydn? Und wie kam es im Stadtrat zu dieser Namensgebung? Ø Und drittens, weil sich am 31. Mai diesen Jahres Haydns Todestag zum 200. Mal jährt. Besonders in seinem Heimatland Österreich werden vielfältige Veranstaltungen, Feste und Konzerte zum Haydn-Jahr 2009 durchgeführt. Ob das nicht Gründe genug sind, sich mit Joseph Haydn etwas genauer zu befassen ? Ich finde schon !! 7 1.2. Ziele der Expertenarbeit Die angesprochenen Fragestellungen führten zu vielfältigen Überlegungen, aus denen ich folgende Ziele für meine Expertenarbeit ausgewählt habe: Ø Was lässt sich über das Leben Joseph Haydns herausfinden und an welchen Orten hat er gelebt und gewirkt? Ø Mit wem hat er zusammen gelebt, wer gehörte zu seiner Familie, zu seinen Freunden und Schülern und wie waren sein Wesen und sein Charakter? Ø Was gehört zum musikalischen Werk Joseph Haydns und welche Bedeutung hat er für uns bis heute? Ø Wie kam unser Gymnasium zu seinem Namen und was verbindet uns heute noch mit dem Namensgeber? Ø Und last but not least: Welche Aktivitäten gibt es in diesem Jahr zum 200. Todestag von Joseph Haydn? 8 1.3. Konsequenzen zum praktischen Vorgehen Zum praktischen Vorgehen war mir bald klar, dass ich mich nicht nur aus Büchern oder dem Internet schlau machen wollte. Nein, ich wollte schon richtig auf Spurensuche gehen und lebendige Antworten von lebendigen Fachleuten finden! Zur Biographie-Recherche nahm ich schon früh Kontakte auf mit der Leitung der Haydn Hauptausstellung „Phänomen Haydn“ in Wien, Eisenstadt und Schloss Esterházy sowie mit dem Koordinator aller Veranstaltungen zum Haydn-Jahr 2009 in Österreich. In mir reifte der Plan, mich in Wien und auf Schloss Esterházy vor Ort umzusehen und die Stätten aufzusuchen, an welchen Haydn viele Jahre gelebt, komponiert und musiziert hatte. Um mir einen Überblick über das musikalische Werk Haydns zu verschaffen, korrespondierte ich mit dem Direktor des Haydn-Instituts in Köln, Herrn Dr. Raab. Besonders hilfreich waren hier auch die Gespräche mit meinem Musiklehrer, Herrn Harder, und die Unterstützung durch meine Geigenlehrerin, Frau Britta Burkhardt. Viel spannender als erwartet zeigte sich die Nachforschung zur Namensgebung für unser Gymnasium. Hier holte ich mir Informationen von Herrn Hans-Peter Boer, einem der ersten Lehrer unserer Schule, dann bat ich die Redaktion der WN um Hilfe bei der Recherche nach alten Zeitungsartikeln und schließlich interviewte ich unseren Bürgermeister, Herrn Alfred Holz, über die Aktivitäten des Stadtrates bei der Namensgebung. Die Ergebnisse habe ich gesammelt, z.B. auch die Antworten auf die Frage, warum die Namensgebung unserer Schule mehrere Jahre benötigte. Im letzten Teil war es dann eine große Freude für mich festzustellen, wie viele und vielfältige Aktivitäten im Haydn-Jahr 2009 international entwickelt wurden und werden. Hier kam ich an die meisten Informationen über die Publikationen zum Haydn-Jahr sowie über persönliche Gespräche auf Schloss Esterházy und in Wien. Und so lade ich nun Sie und Euch ein, mich auf einer spannenden Entdeckungsreise in die Welt Joseph Haydns zu begleiten. 9 Joseph Haydn, 1791 Ölbild von Thomas Hardy 10 2. DIE VITA JOSEPH HAYDNS Im ersten Teil versuche ich, in zwei kurzen Überblicken Haydns Biographie in einen überschaubaren zeitlichen und geographischen Rahmen zu stellen. 2.1. Kurzer Überblick 2.1.1. zu Haydns Biographie Am 31.03.1732 wird Franz Joseph Haydn in dem Dorf Rohrau geboren. 1737 wird der kleine Joseph zu einem entfernten Verwandten nach Hainburg geschickt. In der Familie des Schulrektors Johann Mathias Franck erhält er seinen ersten Musikunterricht. 1740-1749 nimmt der Musikdirektor Reutter Joseph Haydn als Chorknaben im Wiener Stephandom auf. 1745 kommt Haydns Bruder Johann Michael ebenfalls in den Chor. 1749 wird Haydn wegen des einsetzenden Stimmbruchs entlassen. 1750 nimmt er wahrscheinlich im Frühjahr an einer Pilgerfahrt zur Wallfahrtskirche in Mariazell teil. 1757-1759 wird Haydn Kammerkomponist und Musikdirektor des Grafen Morzin. Er schreibt seine ersten Symphonien. 1760 heiratet er Anna Maria Aloysia Keller und unterschreibt 1761 den Vertrag als Vizekapellmeister des Fürsten Esterházy. 1766 erhält Haydn die Stellung als erster Kapellmeister. 1781 lernt er Wolfgang Amadeus Mozart kennen, mit dem er dann lebenslang befreundet ist. 1790 stirbt Fürst Nikolaus Esterhazy. Sein Nachfolger entlässt die Musiker und Haydn wird arbeitslos. Er zieht nach Wien; von dort bricht er im Dezember zu seiner ersten Englandreise auf. 11 1791-1792 genießt Haydn in London hohe Anerkennung bei der königlichen Familie, beim Adel und bei reichen Bürgern. Er erhält die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford. Im Sommer 1791 lernt er Rebecca Schröter kennen, mit der ihn eine tiefe, langjährige Freundschaft verbindet. 1792 reist Haydn über Bonn, wo er Beethoven trifft, zurück nach Wien. Kurze Zeit später wird Beethoven Haydns Schüler. 1794 reist Haydn zum zweiten Mal nach England. Und wieder hat er große Erfolge bei diversen Konzerten. Er vervollständigt die Londoner Symphonien. 1795 kehrt Haydn über Hamburg nach Wien zurück. 1796ff komponiert er u.a. die „Schöpfung“, mehrere Messen und die „Kaiserhymne“, die 1922 zur Deutschen Nationalhymne wird. 1800 stirbt Haydns Frau in Baden bei Wien. 1803 arbeitet Haydn am letzten, unvollendet gebliebenen Streichquartett, Op. 103. Im selben Jahr ist sein letzter Aufenthalt in Eisenstadt. Bei seinem letzten Auftritt im Dezember dirigiert er die „Sieben Worte“ im Redoutensaal. 1804 wird Haydn Ehrenbürger der Stadt Wien und sein Sekretär Johann Elßler beginnt ein Werkverzeichnis und einen Katalog der haydnschen Musikbibliothek. Am 31. Mai 1809 stirbt Haydn in Wien. Auf seiner Gedenkfeier wird das „Requiem“ von Mozart gespielt. 12 2.1.2. zu den Haydn-Orten 2.1.2.1. Niederösterreich: Haydn-Geburtshaus in Rohrau In Niederösterreich, etwa zehn Kilometer südlich von Hainburg an der Grenze zum Burgenland befindet sich im Ort Rohrau das Geburtshaus Joseph Haydns. Haydns Geburtshaus in Rohrau Das vor 1728 erbaute, bescheidene Bauernhaus ist mit Schilf gedeckt. Hier erblickte Joseph Haydn am 31. März 1732 das Licht der Welt, fünf Jahre danach sein Bruder Michael. Ihr aus Hainburg stammender Vater war Wagnermeister und Marktrichter in Rohrau, ihre Mutter war bei den Grafen Harrach in der Küche des Schlosses beschäftigt. Obwohl Joseph Haydn schon mit knapp sechs Jahren das Elternhaus verließ, hing er an seiner Heimat mit inniger Liebe. Als er nach seiner triumphalen Englandreise 1795 in das ländliche Rohrau kam, kniete er, wie die Überlieferung berichtet, von dankbarer Erinnerung bewegt, nieder und küsste die Schwelle des Hauses. Die von einem Laubenhof abgeschlossenen Räumlichkeiten wurden 1959 als Haydn-Gedenkstätte eingerichtet. Vor der Pfarrkirche von Rohrau steht das weltweit älteste Haydn-Denkmal, die 1794 entstandene Porträtbüste des Komponisten. In Haydns Geburtshaus 13 2.1.2.2. Burgenland: Stätten seines Wirkens Der Name Joseph Haydn ist untrennbar mit Eisenstadt verbunden - hier wirkte er mehr als vierzig Jahre als Fürstlicher Kapellmeister am Esterházyschen Hof. Schloss Esterházy in Eisenstadt Schloss Esterházy Schloss Esterházy ist das Wahrzeichen der Landeshauptstadt Eisenstadt und das bedeutendste Kulturdenkmal des Burgenlandes. Die Tatsache, dass Joseph Haydn hier über 30 Jahre gelebt und gewirkt hat, verleiht dem Schloss auch heute noch eine besondere Atmosphäre, die vor allem im Haydnsaal spürbar wird. Hier konnte Joseph Haydn sein Talent als Komponist frei entfalten und hier wurden zahlreiche seiner Werke erstmals aufgeführt. Das Schloss hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Nachdem 1649 die einstige Burg in das Eigentum der Familie Esterházy gelangt war, veranlasste Fürst Paul I. den Ausbau seiner nunmehrigen Hauptresidenz zu einem barocken Schloss. In dieser umfassenden Umbauphase errichtete man zwischen 1663 und 1672 unter anderem den großen Saal im Nordtrakt, der heute als „der Haydnsaal“ weltberühmt ist, und die Schlosskapelle im Westtrakt. Der zweite große Umbau erfolgte unter Nikolaus II. Fürst Esterházy. Aus dieser Bauphase stammen die Veränderungen im neoklassizistischen Stil, ferner wurden der dem Haydnsaal vorgelagerte Gartensaal sowie der Säulenportikus mit den imposanten Auffahrten auf beiden Seiten errichtet. Schloss Esterházy vereint somit auf außergewöhnliche Art und Weise barocken Glanz, klassizistische Strenge und Einflüsse aus dem österreichischen Biedermeier. 14 Heute ermöglicht ein Besuch der einstigen Hauptresidenz der Fürsten Esterházy faszinierende Einblicke in das Leben und Wirken der Fürstenfamilie Esterházy und des großen Komponisten Joseph Haydn. Haydnsaal Der Haydnsaal ist das Prunkstück von Schloss Esterházy und der größte Saal im Schloss. Er zählt nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den akustisch besten Konzertsälen der Welt. Unter Paul I. Fürst Esterházy als Gesamtkunstwerk konzipiert, wurde er vorerst als Ball- und Festsaal verwendet und diente in seiner Ausstattung der Repräsentation: Man wollte es dem Kaiser zumindest gleich tun und engagierte für die Fresken denselben Künstler, der auch am Habsburger Hof tätig war: den italienischen Meister Carpoforo Tencalla. Der Haydn-Saal in Schloss Esterházy Heute ist der Haydnsaal zentrale Spielstätte der Haydn Festspiele und idealer Rahmen für unvergessliche Konzertabende, zu denen Jahr für Jahr Haydn-Fans aus aller Welt nach Eisenstadt pilgern. Das unverwechselbare Ambiente bildet heute wie zu Lebzeiten Joseph Haydns die beeindruckende Kulisse für Aufführungen von Kammermusik, Sinfonien, Oratorien und Opern auf künstlerisch höchstem Niveau. Diesem besonderen Zauber kann sich wohl kaum ein Besucher des Haydnsaales entziehen. Empiresaal Der kleine, bezaubernde Empiresaal war der ehemalige Speisesaal des Schlosses und wurde um 1800 in die jetzt noch bestehende Form umgestaltet. Hier wurde unter anderem Haydns „Kaiserquartett“ uraufgeführt. Heute dient er als Aufführungsstätte für Kammer- und Solo-Konzerte. 15 Der Empiresaal in Schloss Esterházy Schlosskapelle Die ersten Sakralwerke für den Esterházyschen Fürstenhof wurden für die Schlosskapelle geschrieben. Schlosskapelle Die Orgel auf der Empore zählt zu den sieben „Eisenstädter Haydnorgeln“ und ist eine der repräsentativsten Orgeln Österreichs aus der Epoche des Klassizismus. Die Konzerte in der Schlosskapelle werden vom Programm her so gewählt, dass sie der Würde des Raumes entsprechen, aber auch die Mystik und Intimität für das Publikum spürbar machen. Schlosspark mit Leopoldinentempel und Orangerie Der weitläufige, 50 Hektar große Schlosspark im Herzen von Eisenstadt grenzt unmittelbar an das Schloss Esterházy an und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts im Stil eines klassizistischen Landschaftsgartens umgestaltet. Die Gewächshäuser bargen schon damals mit rund 70.000 Pflanzen Kostbarkeiten, die sogar die kaiserliche Sammlung in Schönbrunn übertrafen. Durch begeisterte Berichte über seine großen Vielfalt an exotischen Gewächsen wurde der Garten der Esterházys in ganz Europa berühmt. 16 Eisenstädter Schlosspark Im Haydn-Jahr 2009 wird um den Leopoldinentempel eine eigene AufführungsStätte für open-air Opernaufführungen geschaffen - hier kann man einen Opernabend der besonderen Art erleben. Gewächshaus und Orangerie Orchideen-Schau zu Ehren Joseph Haydns Im 18. und 19. Jahrhundert wurde neben Schloss und Garten auch die Orangerie in die Planung gesellschaftlicher Großereignisse der Fürsten Esterházy mit einbezogen, denn die illuminierten Schlossanlagen bildeten eine einmalige Kulisse für Theater- und Ballveranstaltungen. Auch heute bietet die Orangerie im Esterházyschen Schlosspark einen unverwechselbaren Rahmen für Veranstaltungen der besonderen Art: Im Haydn-Jahr ist sie u.a. Schauplatz einer großen internationalen Orchideenausstellung, bei der eine Orchideen-Neuzüchtung auf den Namen „Joseph Haydn“ getauft und erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird. 17 2.1.2.3. Eisenstadt: Sakrale und andere Wirkungsstätten Dom St. Martin Der Dom zu Eisenstadt ist dem Landespatron des Burgenlandes, dem Heiligen Martin, geweiht und Joseph Haydn war auch hier kirchenmusikalisch tätig. Die Orgel der „Stadtpfarrkirche” gehört zu den sieben „Eisenstädter Haydnorgeln“, auf denen der Meister selbst spielte. Auch Joseph Haydns Vorgänger als Kapellmeister am Esterházyschen Fürstenhof, Gregor Joseph Werner, schrieb etliche Werke für diese Kirche. Im Domarchiv finden sich noch Manuskripte und Aufführungsmaterialien aus dieser Zeit. Dom St. Martin zu Eisenstadt Franziskanerkirche Neben der Bergkirche und dem Dom St. Martin findet sich in der FranziskanerKirche eine weitere „Haydn-Orgel“, auf der Joseph Haydn selbst gespielt hat. Franziskaner-Kirche Eisenstadt Im angrenzenden Kloster ist das Diözesanmuseum Eisenstadt untergebracht. Dort wird im Haydn-Jahr 2009 ein Teil der großen Ausstellung „Phänomen Haydn“ gezeigt. 18 Spitalskirche der „Barmherzigen Brüder“ Auch die Spitalskirche der „Barmherzigen Brüder“ kann mit einer „Haydn-Orgel“, auf der Joseph Haydn selbst gespielt hat, aufwarten. Spitalskirche Eisenstadt Landesmuseum Burgenland Im überdachten Innenhof des Burgenländischen Landesmuseums ist die sogenannte „Ältere Haydnorgel“ ausgestellt. Diese Orgel stand ursprünglich in der Bergkirche. Viele Messen von Joseph Haydn wurden auf ihr von ihm selbst aufgeführt. Im Haydnjahr 2009 beherbergt das Landesmuseum einen Teil der Hauptausstellung „Phänomen Haydn“. Landesmuseum Burgenland 19 2.1.2.4. Eisenstadt: Der Haydn-Pfad Haydn-Haus Nirgendwo sonst wird der Mensch Joseph Haydn so lebendig spürbar wie in dem wunderschönen Barockhaus in der Joseph Haydn-Gasse 19, das er von 1776 bis 1788 bewohnte. Das Haydn-Haus Heute ist es als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich und birgt eine wunderbare Ausstellung über das Leben und Schaffen des großen Komponisten. Zimmer und Küche sind wie zu Haydns Zeiten eingerichtet. Neben Originalportraits von Joseph Haydn finden sich in der Ausstellung auch besondere Raritäten wie der Eisenstädter Hammerflügel aus dem Jahr 1780 und der Orgeltisch aus der Bergkirche aus dem Jahr 1797. Erst- und Frühdrucke ausgewählter Werke („Die Schöpfung“) veranschaulichen die musikalische Entwicklung des Komponisten. Wohnhaus Joseph Haydns in Eisenstadt 20 Gartenhaus und Kräutergarten Zusammen mit dem Wohnhaus in der Haydngasse hatten Haydn und seine Frau Anna Aloysia auch ein "Kuchlgärtl" außerhalb der damaligen Stadtmauern erworben. Der Kräutergarten der Haydns wird auch heute noch liebevoll gepflegt und vermittelt als Schaugarten mit den bekanntesten Pflanzen aus der "Haydn-Zeit" ein ebenso romantisches wie authentisches Flair aus dem ganz privaten Umfeld des Musikers. Bergkirche Eisenstadt Die Bergkirche ist eine der wichtigsten Haydn-Gedenkstätten. Joseph Haydn hat viele seiner Messen für die Bergkirche geschrieben. Hier befindet sich auch eine jener sieben Eisenstädter Orgeln, die der Meister noch selbst gespielt hat. Bergkirche in Eisenstadt In dem im hinteren Seitentrakt der Bergkirche errichteten Mausoleum hat der Meister eine würdige letzte Ruhestätte gefunden. Haydn-Mausoleum in der Bergkirche Eisenstadt 21 2.1.2.5. Wien: Haydn auf Schritt und Tritt Haydn schlug in London ein attraktives Angebot aus, um nach Wien zu seinen musikalischen Wurzeln zurückkehren zu können. Zahlreiche Stätten zeugen von der Präsenz des großen Komponisten in Wien: Stephandom Auf der Suche nach begabten Sängerknaben war 1739 der Kapellmeister des Wiener Stephandoms in Hainburg beim Stadtpfarrer zu Besuch. Bei dieser Gelegenheit ließ er sich vom jungen Haydn vorsingen und erkannte sein musikalisches Talent. Der achtjährige Joseph wurde ins Kapellhaus bei St. Stephan in Wien als Chorknabe aufgenommen. Außerdem heiratete Haydn hier 1760 Maria Anna Keller; die Ehe sollte allerdings ziemlich glücklos werden. Stephandom in Wien Michaelerhaus und Michaelerkirche 1750 bis 1755 war Haydn im Michaelerhaus sowohl Bediensteter als auch Musikschüler des berühmten Kapellmeisters Nicola Porpora. Auch den Hofdichter Pietro Metastasio lernte er hier kennen. Trotz aller Entbehrungen meinte er: „Ich konnte auf meinem von Würmern zerfressenen Clavier arbeiten und beneidete keinen König um sein Glück .“1 Gleich daneben in der Michaelerkirche spielte der 17-jährige Joseph Haydn 1749 Orgel.2 Eine Erinnerungstafel links vom Michaelertor der Hofburg weist auf das alte Burgtheater hin, in dem Haydns Kaiserhymne („Gott erhalte“) bei ihrer ersten Aufführung einen großen Triumph feierte. 1 2 Knispel, S. 24, zitiert aus Griesinger S. 12f In der Michaelerkirche werden 2009 alle 69 Haydn-Streichquartette aufgeführt. 22 Michaeler Kirche und Michaeler Haus in Wien Mozarthaus Vienna Das Musikgenie Wolfgang Amadeus Mozart nannte Haydn seinen „väterlichen Freund“. Die beiden Komponisten trafen einander am 2. Februar 1785 hier in der Domgasse, wo Mozart von 1784 bis 1787 in vier Zimmern, zwei Kabinetten und einer Küche geradezu herrschaftlich logierte. Mozart komponierte in diesem Haus einige seiner dem Freund gewidmeten „Haydn-Quartette“, drei davon wurden mit Haydn an der ersten Geige und Mozart an der Bratsche uraufgeführt.3 Mozart-Haus Vienna Haydnhaus Haydn erwarb das ebenerdige Wiener Vorstadthaus in der Haydngasse 19, nahe der heutigen Shoppingmeile Mariahilfer Straße, im Jahr 1793. Er ließ es umbauen und aufstocken. In dem Haus, das ihm zwölf Jahre als Domizil dienen sollte, entstand ein Großteil seines Alterswerkes, dazu gehören die grandiosen Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“. 3 2009 finden Sonderausstellungen mit wertvollen Haydn-Autographen statt: „Chi vive amante...“ (zu einer Haydn-Arie, 23.1.-3.5.2009), „Haydn - Hasse - Mozart. Vorbilder eines Musikgenies“ (19.5.-20.9.2009) und „Vom Sängerknaben zum ersten Wiener Klassiker - Haydns Beziehungen zu Wien“ (14.10.-20.12.2009). 23 Das Haydn-Haus in Wien-Gumpendorf Nach umfangreicher Neugestaltung wurde das Haydnhaus am 29. Januar 2009 neu eröffnet. Zu sehen sind u. a. einige jener Notenabschriften, die schon Haydn gerahmt in seinem Schlafzimmer hängen hatte. In jenem Raum, der eigens für "Ehrensachen" bestimmt war, werden die Medaillen, Urkunden und Geschenke präsentiert, die Haydn von den Reichen und Mächtigen seiner Zeit erhalten hatte und die er seinen Gästen voll Stolz zeigte. Neben Haydns Fortepiano ist auch sein Klavichord, das Johannes Brahms später erworben hatte, eines der zentralen Objekte der Ausstellung, die durch zahlreiche neue Exponate erweitert wurde. Bei einem dreitägigen Fest rund um Haydns 200. Todestag am 31.5.2009 kann man erstmals auch den rekonstruierten Garten sehen. Das Museum im Haydn-Haus ist ein Muss für Haydn-Fans! Hammerflügel, Wien 1796 Blick in die Dauerausstellung 24 Haydn-Denkmal in der Mariahilfer Straße Das Denkmal mitten in der belebten Einkaufsmeile der Stadt wurde durch eine Spendenaktion unter Haydns Verehrern – lange nach dessen Tod 1809 – finanziert und im Jahr 1887 enthüllt. Die marmorne Statue stammt vom Südtiroler Bildhauer Heinrich Natter, der mehrfach gestufte Sockel vom Wiener Architekten Otto Hieser.4 Das Haydn-Denkmal in der Mariahilfer-Straße Ankeruhr am Hohen Markt Die Ankeruhr – 1911 bis 1917 nach den Plänen des Jugendstilmalers Franz Matsch errichtet – ist eine Brücke mit zehn Metern Spannweite, die über eine Gasse hinweg die zwei Gebäudeteile des Anker-Hofes verbindet. In zwölf Stunden laufen zwölf Figuren aus der Geschichte Wiens mit passender musikalischer Begleitung über die Brücke, unter anderem Karl der Große, Marc Aurel und Kaiserin Maria Theresia. Um 12 Uhr mittags paradieren alle Figuren gleichzeitig. Josef Haydns Figur ist die letzte. Die hier ursprünglich als patriotischer Abschluss gespielte Kaiserhymne wurde nach dem Untergang der k. & k. Monarchie aus politischen Gründen durch eine andere Haydn-Melodie ersetzt. Also: Haydn zum Sehen und Hören!5 Die Anker-Uhr 4 5 1060 Wien, Mariahilfer Straße 55 Ankeruhr, 1010 Wien, Hoher Markt 10-11 25 Schloss Schönbrunn Die ehemalige Sommerresidenz der österreichischen Kaiser gilt als einer der schönsten Barockpaläste Europas. 1745 trat hier der Domchor von St. Stephan auf: Der Chorknabe Joseph Haydn kletterte verbotener Weise auf einem Baugerüst herum – und bezog dafür prompt eine Tracht Prügel. Viele Jahre später (1777) spielte Haydn als Kapellmeister in Diensten der Fürsten Esterházy vor der kaiserlichen Tafel auf. Das Schloss Schönbrunn von der Gloriette aus Schlosspark Schloss Schönbrunn mit Gloriette Esterházykeller Diese alten Gewölbe bestehen seit 1683. Hier ließ sich der Weinliebhaber Haydn zu vielen seiner Werke inspirieren. Auch heute noch genießt man in den historischen Räumen eine einmalige Kombination von typischer Wiener Küche, Wein und historischen am Original-Schauplatz. 26 Beispiele für die Ausstellungen sind: „Die Fürsten Esterházy und Joseph Haydn“ oder „Die Fürsten Esterházy und die Türkenkriege“. Eingang der Esterházy-Keller Barockbasilika Maria Treu Am 26. Dezember 1796 wurde in der Piaristenkirche Maria Treu die auch als „Paukenmesse“ bekannte „Missa in tempore belli“ (Messe in der Kriegszeit) uraufgeführt. Neben Haydn wählte auch Anton Bruckner diesen Ort, um eigene Werke erstmals dem Publikum zu präsentieren. Auf der auch heute noch oft bespielten Orgel aus dem Jahr 1858 legte Anton Bruckner zwei Orgelprüfungen ab.6 Basilika Maria Treu 6 2009 stehen rund 25 „Haydn-Abende“ auf dem Programm: Konzerte und Dinner mit Spezialitäten aus der Barockzeit im benachbarten Restaurant „Piaristenkeller“. 27 2.1.2.6. Wien: Haydn für Spezialisten An vielen anderen Ecken und Gassen kann man in Wien weitere Spuren von Haydn finden: vom Palais Esterházy bis zum Relief am Denkmal der Kaiserin Maria Theresia. Palais Esterházy Als Vizekapellmeister von Paul Anton Fürst Esterházy führte Haydn in diesem Palais seit 1761 u. a. die Symphonien Nr. 6, Nr. 7 und Nr. 8 auf. Auch illustre Gäste gingen hier ein und aus: Aufsehen erregte etwa im September 1800 der Besuch des englischen Admirals Horatio Nelson, der mit seiner Geliebten Emma und deren Mann, Sir William Hamilton, das Palais besuchte. Über die Dreiecksbeziehung wurde damals viel spekuliert. Palais Esterházy in Wien Akademie der Wissenschaften Am 27. März 1808 wurde in der Aula der 76. Geburtstag von Joseph Haydn gefeiert. Alles, was Rang und Namen hatte, war anwesend, auch Haydns ehemaliger Schüler Beethoven. Geschmückt mit allen Orden und Auszeichnungen wurde der greise Musiker unter dem Jubel der Anwesenden auf einem Tragsessel hereingebracht, um der Aufführung seines Oratoriums „Die Schöpfung“ beizuwohnen. Dies sollte der letzter Auftritt Haydns bleiben. Die Wiener Akademie der Wissenschaften 28 Kirche der Barmherzigen Brüder Eine Gedenktafel weist darauf hin, dass Haydn 1755 bis 1758 als Organist dieser Kirche wirkte. Er war für jährlich 60 Gulden angestellt – ein für Haydn bedeutendes Einkommen in diesen mageren Jahren. Kirche der Barmherzigen Brüder Gumpendorfer Kirche Zu sehen ist eine Tafel mit einem Bronzerelief, geschaffen von dem Bildhauer Robert Ullmann zum Gedenken an die Einsegnung des Leichnams von Joseph Haydn am 1. Juni 1809. Gumpendorfer Kirche Maria-Theresien-Denkmal Auf dem 1888 von Kaspar Zumbusch gestalteten Denkmal von Kaiserin Maria Theresia zwischen dem Kunsthistorischen und dem Naturhistorischen Museum in Wien sind nicht nur deren Ratgeber und Feldmarschalle und ihr Leibarzt Gerhard van Swieten dargestellt, sondern auch die Komponisten Gluck und Haydn sowie Mozart als Kind mit der Gloriette im Hintergrund.7 7 1010 Wien, Burgring, Maria-Theresien-Platz 29 Maria-Theresien-Denkmal mit Haydn u. Mozart im Hintergrund Haydnpark8 Haydns Originalgrabstein ist erhalten – mit der aus dem Lateinischen übersetzten Inschrift: „Haydn, geboren 1732, gestorben 1809. Fünfstimmiger Rätselkanon. Nicht ganz werde ich sterben. Gewidmet von seinem Schüler Neukomm, nach Wien zurückgekehrt, 1814.“ Eine Gedenktafel im Haydn-Park weist darauf hin, dass Haydns Gebeine am 6. November 1820 in die Eisenstädter Bergkirche überführt wurden. Haydns Schädel war nur wenige Tage nach seinem Tod gestohlen worden und fand erst 1954 nach langen Irrwegen seine letzte Ruhestätte – ebenfalls in der Bergkirche. 8 1012 Wien, Gaudenzdorfer Gürtel (ehem. Hundsturmer Friedhof 1783–1874) 30 2.1.2.7. Wien: Ehemalige Wohnhäuser Haydns Neuer Markt 2 Im ehemaligen Hoföbstlerischen Haus wohnte Haydn von 1792 bis 1797. Hier entstand die Hymne „Gott erhalte“. Heute weist eine Gedenktafel darauf hin, dass an dieser Stelle Haydns wohl bekannteste Melodie entstand. Seilerstätte 21 In dieses Haus übersiedelte Haydn, nachdem das Esterházysche Orchester in der Folge des Todes von Fürst Nikolaus aufgelöst worden war. Haydn blieb bis zu seinem Lebensende Angestellter der Fürsten Esterházy, war jedoch in seinem Schaffen nicht mehr eingeschränkt. Am 14. Dezember 1790 traf Haydn hier seinen jüngeren Künstlerkollegen Wolfgang Amadeus Mozart. Johannesgasse 18 In der Johannesgasse lag die Wohnung Haydns nach seiner ersten Rückkehr aus England im Jahr 1792, in welcher ein Treffen mit dem 22-jährigen Ludwig van Beethoven stattfand, seinem berühmtesten Schüler. 2.1.2.8. Sopron: Stammgast Haydn Unterwegs von Eisenstadt nach Eszterháza, dem „ungarischen Versailles“ der Fürsten Estherházy, hielt sich Fürst Nikolaus oft in Sopron auf und mit ihm auch sein "Musikchef" Joseph Haydn. Die Stadt Sopron liegt im geografischen Mittelpunkt der Region, in der Joseph Haydn 30 Jahre lang in fürstlichem Ambiente musizierte. Selbst Kaiserin Maria Theresia hielt es für so stilvoll, dass sie gern die Einladung von Fürst Nikolaus dem „Prachtliebenden“ annahm, an einem Konzert teilzunehmen. Sopron, Hauptplatz 31 Haydn nützte oft die Möglichkeit, im Haus des Fürsten oder im Musikpavillon des Barockgartens zu musizieren - für ihn war Sopron Teil der engeren Heimat fast für die gesamte Zeit seines Berufslebens. Auch das Esterházy-Palais, ebenfalls Haydn-Haus genannt, erinnert noch daran. Es beherbergt heute das Bergbaumuseum und wechselnde Ausstellungen. In den Sälen wird Haydns Zeit wieder lebendig – sogar eine Wand mit Originalbemalung ist erhalten. An der Straßenseite erinnert eine Gedenktafel an Joseph Haydn. Das Esterházy-Palais 32 2.2. Vom Sängerknaben zum Kapellmeister 2.2.1. Kindheit und Jugend (1732 – 1749) Franz Joseph Haydn wurde am 31. März 1732 in dem kleinen niederösterreichischen Ort Rohrau nahe der ungarischen Grenze als Sohn des WagnerMeisters Mathias Haydn und dessen Gattin Anna Maria geboren. Joseph war das zweite ihrer 12 Kinder und Michael (1737-1806), der ebenfalls Komponist wurde, war das sechste Kind. Haydns Geburtshaus in Rohrau, Niederösterreich Haydns Vater war ein Stellmacher, der Räder und andere landwirtschaftliche Geräte herstellte., seine Mutter war Köchin. Die Eltern konnten keine Noten lesen, aber es wurde viel mit den Nachbarn gesungen. Haydns musikalische Begabung wurde entdeckt, als er etwa fünf Jahre alt war. Da wurde er 1737 zu einem entfernten Verwandten namens Johann Matthias Franck in das nahe Hainburg an der Donau geschickt, um dort Chorsänger zu werden. Georg Reutter, der 1738 zum Nachfolger seines Vaters als Kapellmeister am Wiener Stephandom berufen worden war, befand sich auf der Suche nach begabten Sängerknaben, als er vermutlich im Jahre 1739 in Hainburg beim Stadtpfarrer zu Besuch war. Bei dieser Gelegenheit ließ er sich vom jungen Haydn vorsingen und erkannte dessen musikalisches Talent. Im Alter von acht Jahren wurde Joseph Haydn im Kapellhaus bei St. Stephan in Wien als Chorknabe aufgenommen. Neben einem sehr "nothdürftigen Unterricht"9 in den allgemeinbildenden Fächern erhielt er dort eine Gesangsausbildung sowie Klavier- und Violinstunden. Das Haus des Kapellmeisters Reutter, in dem Joseph Haydn und weitere fünf Chorknaben wohnten, befand sich in unmittelbarer Nähe des Wiener StephanDoms, zwischen einem vierstöckigen Mietshaus und der Magdalenenkapelle. 9 Knispel, S. 16 33 Wien, die Hauptstadt des großen Habsburgischen Reiches, war seit Generationen das Zentrum einer wichtigen musikalischen Tradition: am Hofe Kaiser Karl VI. erlebte die Musik mit den beiden bedeutendsten Vertretern des Spätbarock, Johann Joseph Fux (1660-1741) und Antonio Caldara (1670-1736), eine Hochblüte. Der Stephandom in Wien zur Zeit Haydns Haydns erste Komposition wurde von Reutter korrigiert; Haydn bekam von Reutter zwar keinen geregelten Kompositionsunterricht, brachte sich aber, weil er an einem wichtigen Ort der Musik war, durch Hören das Komponieren selbst bei. Man weiß nicht genau, ob er bereits in dieser Zeit oder erst später Johann von Matthesons „Der vollkommene Kapellmeister“ und „Gradus ad Panassum“ von Johann Joseph Fux intensiv studierte. Beide nannte der erwachsene Komponist später als grundlegende Bücher für seine musikalische Entwicklung. 1749 kam das Ende von Haydns Sängerknabenzeit. Er war körperlich so weit gereift, dass er nicht mehr die hohen Stimmen singen konnte. Wegen einer Ungezogenheit wurde er aus dem Konvikt entlassen. 34 2.2.2. Lehrjahre (1750 – 1760) Im Laufe dieser beschwerlichen Periode, die zehn Jahre lang dauerte, ging Haydn vielen verschiedenen Tätigkeiten nach. Joseph Haydn war nach seinem Rauswurf aus dem Kapellhaus ohne Unterkunft und Einkommen. Seine Eltern versuchten ihn erneut zu überreden, in den geistlichen Stand einzutreten, jedoch ohne Erfolg. 1749 vollendete er seine „Missa brevis“10, 1750 nahm er an einer Wallfahrt nach Mariazell teil und 1753 folgte die Musik zum Schauspiel "Der krumme Teufel". Das Michaelerhaus in Wien 1751 fand Haydn ein armseliges Dachstübchen ohne Ofen im sogenannten Michaelerhaus, das noch heute neben der St. Michaelskirche gegenüber der Hofburg steht. In den folgenden Jahren lebte Haydn vor allem vom Stundengeben und Korepetieren. Für jährlich 60 Gulden wurde er Vorspieler bei den Barmherzigen Brüdern in der Leopoldstadt, wo er jeden Sonn- und Feiertag um acht Uhr morgens die Messe spielte. Um zehn Uhr spielte er in der gräflich Haugwitz'schen Kapelle, und um 11 Uhr sang er im Stephandom für 17 Kreuzer eine Messe. Im Michaelerhaus wohnten auch zwei Persönlichkeiten, die maßgeblich an Haydns künstlerischem Werdegang beteiligt waren: der Hofdichter Pietro Metastasio (1698-1782), bei dem Haydn die italienische Sprache lernte, und der Opernkomponist und Gesangslehrer Nicola Antonio Porpora (1686-1768). Haydn durfte Porporas Gesangsschüler am Klavier begleiten und war zeitweilig auch sein Kammerdiener. Er bekannte gegenüber seinem Biographen Griesinger, dass er "bey Porpora im Gesange, in der Komposition und in der italienischen Sprache sehr viel profitirte"11. 10 11 Hob.XXII:1 Knispel, S. 26 35 Im ersten Stock des Michaelerhauses lebte damals auch die verwitwete Fürstin Maria Octavia Esterházy (1683-1762), die Mutter der Fürsten Paul Anton und Nikolaus, deren Kapellmeister Joseph Haydn später werden sollte. In diese Zeit fiel auch der Tod von Haydns Mutter, die 1754 starb. Um die Lücken seiner musikalischen Ausbildung zu füllen, versuchte sich Haydn in der folgenden Zeit an seinen ersten Streichquartetten und komponierte seine erste Oper. Die ersten Streich-Quartette für Baron Karl Joseph von Fürnberg wurden sehr schnell populär und machten Haydn allmählich bekannt. Diese Streichquartette waren Haydns ersten Werke, die 1764 in Paris gedruckt wurden, allerdings ohne Wissen des Komponisten. Die Aufenthalte Haydns in Weinzierl, wo Baron Fürnberg ein Schloss besaß, und die frühen Streichquartette stellten den Auftakt zu seiner Anstellung als Musikdirektor beim Grafen Morzin dar. 1757-1759 wurde Haydn von Karl Joseph Franz Graf Morzin (1717-1783) für jährlich 200 Gulden sowie Kost und Quartier als Kapellmeister auf dem Schloss Lukavec bei Pilsen angestellt. Neben der ersten Symphonie komponierte Haydn für Morzin noch eine Anzahl Divertimenti für Bläser, meist für zwei Oboen, Hörner und Fagotte. Karl Joseph Franz Graf Morzin Seit 1757 gab der junge Haydn der Komponistin Marianna Martinez in Wien Klavierunterricht. Er wohnte im selben Haus und erteilte ihr täglich Unterricht gegen freie Kost. Marianna Martinez 36 2.3. Im Dienst der Familie Esterházy 2.3.1. Frühe Esterházy-Periode (1761 – 1780) Haydns neuer Dienstherr ab dem Jahr 1761 war Fürst Paul Anton I. Esterházy (1711-1762) in Eisenstadt, der wie seine Vorfahren musikliebend war. Die Familie Esterházy war eine der reichsten und mächtigsten der österreichischungarischen Monarchie. Sie besaß außer ihrem Palais in Wien Schlösser in ganz Ungarn und im heutigen Burgenland. Die Fürsten Esterházy lebten königlich und regierten wie Souveräne über ihr Fürstentum. Fürst Paul Anton I. Esterházy Als "Vice-Kapellmeister" des Fürsten Esterházy in Eisenstadt begann ein wichtiger Abschnitt in Haydns Leben: "...allwo ich zu leben und zu sterben mir wünsche"12, schrieb Haydn in einem Brief vom 6. Juli 1776. Die ersten Kompositionen waren vermutlich die Symphonien "Le Matin", "Le Midi" und "Le Soir". Fürst Paul Anton I. Esterházy, der im Schlosspark ein Glashaus in ein Theater umgestalten ließ, starb am 18. März 1762. Fürst Nikolaus I. Esterházy (1714-1790) trat am 17. Mai 1762 das Erbe seines Bruders Paul Anton an. Er wurde Haydns Gönner und Dienstherr für beinahe 30 Jahre. Der Beiname "Der Prachtliebende" weist darauf hin, dass er gerne Geld für große Feste und besondere Feierlichkeiten bereitstellte - der Dichter Johann Wolfgang Goethe schrieb in seiner Autobiographie vom "Esterházyschen Feenreich".13 12 13 zitiert aus: Haydn-Jahr 2009, www.haydnfestival.at J.W. Goethe „Dichtung und Wahrheit“, Erster Teil, 5. Buch in: Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, Band 9, S. 209 37 In vielerlei Hinsicht war Nikolaus I. ein vorbildlicher Mäzen, und der aus einfachen Verhältnissen stammende Haydn wurde nach dem Güterregent und dem Leibarzt der drittbest bezahlte "Hausoffizier" des Fürsten Esterházy. Diese finanzielle Rangordnung zeigt die bedeutende Stellung, die Haydn einnahm und das hohe Ansehen, das Haydn genoss: "Mein Fürst war mit allen meinen Arbeiten zufrieden, ich erhielt Beyfall (...) ich war von der Welt abgesondert (...) und so mußte ich original werden."14 Fürst Nikolaus I. Esterházy Fürst Nikolaus I. Esterházys Lieblingsinstrument war das Baryton, das er selbst spielte, und so erwartete er von seinem Kapellmeister, dass dieser auch neue Musik für dieses Instrument schrieb. Das Baryton ist ein dem Cello ähnliches Instrument, das nicht nur Saiten zum Streichen, sondern auch hinter dem Griffbrett solche zum Zupfen hat. Haydn komponierte unter anderem 125 Divertimenti für Baryton, Viola und Cello, ebenso zahlreiche Solostücke, Duette und Ensemblemusik mit Soli für ein, manchmal für zwei Barytone. Das Baryton 14 Griesinger, S. 24f 38 In der Nähe des südöstlichen Ufers des Neusiedlersees besaßen die Fürsten Esterházy ein kleines Jagdschloss, das nach dem nahegelegenen Ort Süttör benannt war. Fürst Nikolaus I. hatte eine besondere Vorliebe für diesen Ort und so beschloss er, dieses Gebäude in ein prächtiges Schloss, das seit 1766 "Eszterháza" genannt wurde, zu verwandeln. Es war eine außergewöhnliche Idee, inmitten eines sumpfigen Seewinkels ein ungarisches Versailles zu errichten, dessen Anlage ein Opernhaus, ein Marionettentheater und zahlreiche Nebengebäude enthält - und diesen Ort zu einem Kulturzentrum zu machen, welches europäischen Maßstäben gewachsen war. Schloss Eszterháza in Fertöd, Ungarn Seit ungefähr 1766-1767 wurde Eszterháza in den Sommermonaten zum Zentrum der Tätigkeit Haydns und trotz des enormen Arbeitspensums fühlte sich Haydn in seiner Stelle glücklich. Die Esterhazys hatten nicht nur ein Schloss in Eisenstadt (heute Burgenland), nicht nur das neu erbaute Schloss Eszterháza in Ungarn, sondern auch einen Wintersitz in Wien. Haydn war dem zu Folge mit seinen Musikern oft unterwegs. Aber die Esterhazy-Fürsten waren wirkliche Musikkenner, die seine Arbeit schätzten und ihm das nötige Umfeld für seine künstlerische Entwicklung gaben, darunter der tägliche Zugang zu seinem eigenen kleinen Orchester. Gegen 1770 veränderte sich Haydns kompositorischer Stil. Eine Art "Sturm und Drang" - Periode zeigte sich in seltsamen Moll-Akkorden und plötzlichen musikalischen Übergängen. Haydn erlangte auch außerhalb des Hauses Esterhazy Popularität und veröffentlichte auch Werke außerhalb des Hauses Esterhazy. 39 1776 erschien unter dem Titel "Gelehrten Österreich" eine Haydn-Biografie und 1779 wurden Haydns Sinfonien erstmals in Frankreich aufgeführt. 1779 brannte das Opernhaus in Schloss Eszterháza, dem Lieblingssitz des Fürsten Esterházy an der Südspitze des Neusiedlersees im heutigen Ungarn, nieder. Teil des Schlosses Esterháza in Fertöd, Ungarn 40 2.3.2. Wohnen in Eisenstadt Als Joseph Haydn 1761 seinen Dienst beim Fürsten Esterházy antrat, war die kleine Barockstadt Eisenstadt am Westufer des Neusiedlersees der ständige Wohnsitz der Fürstenfamilie. Eisenstadt hatte sich Mitte des 17. Jahrhunderts von Kaiser Ferdinand III. in dessen Eigenschaft als König von Ungarn, die Erhebung zur königlichen Freistadt erkauft, um sich gegen die mächtige Familie Esterházy behaupten zu können. Der Stich von Matthias Greischer zeigt Eisenstadt mit dem barocken Schloss der Fürsten Esterházy. So bot sich die Stadt Haydn bei seinem Dienstantritt dar. Eisenstadt um 1760 Joseph Haydn bezog zuerst eine Dienstwohnung im Musikerhaus bei der Bergkirche. Nachdem er dann 1766 Erster Kapellmeister geworden war, entschloss er sich, von dem alten "Capellhaus" hinter der Bergkirche in Eisenstadt wegzuziehen. Er fand ein hübsches kleines Haus nahe dem Franziskanerkloster, das er um 1000 Gulden erwarb. Tafel an Haydns Wohnhaus in Eisenstadt 41 Leider brachte ihm das Haus nicht viel Glück, da es zweimal abbrannte. Fürst Nikolaus I. Esterházy ließ es beide Male auf seine Kosten wieder aufbauen - ein Beweis dafür, wie sehr er seinen Kapellmeister schätzte. Haydn seinerseits "schwor dem Fürsten, ihm so lange zu dienen, bis der Tod über dessen Leben oder über sein eigenes entscheiden würde...".15 Am 17. Juli 1776 brannte zum zweiten Mal Haydns Haus in der Klostergasse und am 27. Oktober 1778 verkaufte Haydn sein Eisenstädter Haus. Seit 1935 ist darin das Haydn-Museum untergebracht. 2009 entstand dort gemeinsam mit dem Nachbarhaus ein Haydn-Zentrum. Im August 1793 unterzeichnete Haydn den Kaufvertrag für sein neues Haus in Gumpendorf bei Wien, das seine Frau bereits während seines EnglandAufenthaltes ausfindig gemacht hatte. Joseph Haydn erwarb das ebenerdige Haus von dem bürgerlichen Webermeister Ignaz Weißgram und ließ es um ein Stockwerk erhöhen. Erst nach seiner zweiten Englandreise bezog er sein neues Haus und bewohnte es bis zu seinem Tode - seit März 1800 als Witwer. Haydns Haus in Gumpendorf bei Wien Bereits am 1. Juni 1840 wurde an dem Haus eine Marmortafel mit der Aufschrift "Zum Haydn" angebracht. Heute ist in diesem Haus das Wiener Haydn-Museum untergebracht. 15 Dies, zitiert in der Fachzeitschrift zum Haydn-Jahr 2009, www.haydnfestival.at 42 2.3.3. Tätigkeit als Musikdirektor Haydns erster Vertrag mit Fürst Paul Anton I. Esterházy stammte vom 1. Mai 1761. Als Haydn seine Tätigkeit in Eisenstadt begann, wurde er vorerst als "Vice-Kapellmeister" angestellt, da der in hohem Alter stehende und kränkliche Georg Joseph Werner (1693-1766) offiziell noch Leiter der fürstlichen Kapelle war. Haydns Kontrakt verpflichtete ihn, sich angemessen zu verhalten und zu kleiden, ferner ein Beispiel für seine ihm untergeordneten Musiker zu sein und Musik auf Verlangen des Fürsten zu komponieren. Seine Aufgaben reichten von der Pflege der Instrumente und der Archivierung des Notenmaterials bis zum Unterrichten, Komponieren und Konzertieren. Nach dem Tod des Kapellmeisters Georg Joseph Werner im Jahre 1766 übernahm Haydn die volle musikalische Verantwortung. Die wichtigsten Kompositionen aus dieser Zeit waren: 1763: „Oper Acide“, anlässlich der Hochzeit des ältesten Sohnes des Fürsten Nikolaus in Eisenstadt aufgeführt 1766: "Cäcilienmesse" und "La canterina" 1768: "Große Orgelsolomesse", die Symphonie Nr. 49, "La Passione" und "Lo speziale" 1769: "Le pescatrici" 1772: "Abschiedssymphonie" Ab dem Jahr 1776 standen auf dem Spielplan des Fürsten täglich Opern- und Theateraufführungen: in der Zeit von 1780 bis 1790 leitete Haydn über 1000 Opernvorstellungen. Von den insgesamt 78 bis zum Jahr 1784 gespielten Opern stammten 15 von Joseph Haydn. Dieser umfangreiche Opernbetrieb beanspruchte Haydn sehr und verringerte sein Schaffenstempo in fast allen anderen Gattungen. Joseph Haydn beim Komponieren 43 Während der fast dreißig Jahre, die Haydn im Hause Esterházy arbeitete, produzierte er eine Flut an Kompositionen, und sein musikalischer Stil entwickelte sich ständig weiter. Seine Popularität in der Außenwelt vergrößerte sich ebenfalls. Allmählich komponierte Haydn ebenso viele Werke zum Publizieren wie für seinen Arbeitgeber, und einige wichtige Werke dieser Periode, wie die Pariser Sinfonien (1785–1786) und die ursprüngliche Orchesterversion der „Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ (1786) wurden aus dem Ausland in Auftrag gegeben. 44 2.3.4. Hochzeit, Ehe und Familie Am 26. November 1760 heiratete Haydn – inzwischen in einer gesicherten Kapellmeisterposition - die älteste Tochter des Wiener Perückenmachers Keller, Maria Anna Aloysia Apollonia (1729-1800). Dankbarkeit auf Grund der mehrjährigen Vertrautheit mit der Familie war wohl der Grund für die Ehe, denn vermutlich war Haydn eher in die jüngste Tochter Theresia verliebt gewesen; diese ging jedoch ins Kloster. Die Trauung mit Maria Anna Aloysia Apollonia Keller fand im Wiener Stephandom statt. Maria Anna Aloysia Apollonia Haydn, geb. Keller Die Ehe Haydns war unglücklich: "Mein Weib war unfähig zum Kindergebären, und daher war ich auch gegen die Reize anderer Frauenzimmer weniger gleichgültig"16, lautet einer der wenigen Kommentare Haydns über sein Eheleben. Über Frau Haydn wissen die Biographen Griesinger und Dies nichts Gutes zu berichten: Sie soll ungebildet, verschwenderisch, herrsch- und streitsüchtig und ohne Verständnis für ihren genialen Mann und seine Musik gewesen sein. Maria Haydn konnte keine Kinder kriegen, was ihr Mann sehr bedauerte. Ohne jegliche Beweise wird seitdem immer wieder spekuliert, Haydn sei der Vater des Sohnes Anton von Luigia Porzella gewesen, einer Sängerin im Esterhazy-Unternehmen, mit der Haydn eine längere Affäre hatte. Haydn überlebte seine Frau um neun Jahre. 16 Knispel, S. 35f 45 2.3.5. Mittlere Esterházy-Periode (1781 – 1790) Die 29jährige italienische Sängerin Luigia Polzelli (1750-1832) und ihr betagter Gatte Antonio, ein Violinist, wurden 1779 in den Dienst des Fürsten Esterházy aufgenommen. Schon kurz nach ihrem Engagement sollten die beiden wieder gekündigt werden, doch konnte Haydn diese Entlassung offenbar verhindern. Luigia Polzelli blieb bis zum Tode des Fürsten Nikolaus im Jahre 1790 in Eszterháza - als Geliebte Joseph Haydns, wie zahlreiche Briefe belegen. Da Luigia keine auffallend schöne Stimme hatte, gestaltete Haydn ihre Einlagearien so günstig wie möglich. Luigia Polzelli Bald nach dem Tod ihres Gatten zog Luigia Polzelli mit ihren Söhnen zurück nach Italien. Sie sahen sich niemals wieder. Haydn ließ ihr wiederholt finanzielle Unterstützung zukommen und kümmerte sich nach seiner Rückkehr nach Wien um ihre beiden Söhne. Seit dem Jahr 1780 stand Haydn im ständigen Briefwechsel mit dem Musikverlag Artaria in Wien. Die bei Artaria erschienen Klaviersonaten, Kammermusikstücke und Lieder waren die ersten Werke, die Haydn finanziellen Gewinn brachten; insgesamt erschienen rund 250 Kompositionen in diesem Verlag, obwohl sich bereits andere Verleger um die Werke Haydns bemühten: Breitkopf & Härtel in Leipzig, Boyer in Paris, Forster in London und Torricella in Wien. Haydn machte von den neuen Geschäftsverbindungen zunehmend Gebrauch, kam jedoch in Schwierigkeiten, da er aufgrund der großen Nachfrage nach seiner Musik nicht genug Kompositionen liefern konnte. Artaria war bis 1790 der Hauptverleger Haydns, und die Kontakte blieben auch später noch bestehen. Am 14. Mai 1780 erhielt Haydn die erste große Auszeichnung aus dem Ausland: die Philharmonische Akademie in Modena ernannte Haydn zum Ehrenmitglied. Aus verschiedenen europäischen Ländern folgten Kompositionsaufträge. Aus der spanischen Stadt Cadiz stammte zum Beispiel die Bestellung der Orchesterkomposition "Die Sieben Worte des Erlösers am Kreuze". In Frankreich wurden Haydns Werke seit 1764 laufend verbreitet. Die "Pariser 46 Symphonien Nr. 82-87“ sowie die "Symphonien Nr. 88-92" verdanken ihre Entstehung Claude Francois-Marie Rigoley Comte d'Ogny (1757-1790), einer der Initiatoren der "Concerts de la Loge Olympique" und einer der führenden Freimaurer Frankreichs. Im Dezember 1781 erteilte Haydn in Wien Maria Feodorowna von Rußland, der Gemahlin des Großfürsten und späteren Zaren Paul I., Musikunterricht. Die Quartette Opus 33, die kurze Zeit später gedruckt wurden, sind unter anderem dem Großfürsten gewidmet und tragen daher den Namen "Russische Quartette". Haydn übersandte Maria Feodorowna 1805 durch seinen ehemaligen Schüler Neukomm drei- und vierstimmige Gesänge, wofür er mit einem kostbaren Ring belohnt wurde. Großfürstin Maria Feodorowna Von historischer Bedeutung war ebenso der Besuch der Kaiserin Maria Theresia in Eszterháza im September 1773, in dessen Verlauf sie die Marionettenoper Haydns "Philemon und Baucis" genießen konnte. Während dieses Besuches wurde Haydn der Monarchin formell vorgestellt. Haydns Beziehungen zu England begannen 1782 intensiver zu werden, als erste Versuche unternommen wurden, ihn nach London einzuladen. 1781 entwickelte sich eine enge Freundschaft zu Wolfgang Amadeus Mozart. Haydn und Mozart spielten zusammen Streichquartette. Haydn war von Mozart sehr beeindruckt. Auffällig ist, dass Haydn keine Opern und Konzerte mehr komponierte, dies war eine Domäne von Mozart. 47 1782 werden Haydns Werke in Amerika gespielt. 1784 entstehen auf Auftrag des Direktoriums "Concerts de la Loge Olympique" die sechs "Pariser Sinfonien" Nr.82-87. Haydn hatte jetzt erstmals Gelegenheit, die ihm von Mozart gewidmeten neuen Streichquartette zu hören. Leopold Mozart schrieb über dieses Konzert am 16. Februar 1785 an seine Tochter in einem Brief nachfolgendes berühmtes Zitat: " ... H. Haydn sagte mir: Ich sage ihnen vor Gott, als ein ehrlicher Mann, ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und den Nahmen nach kenne: er hat Geschmack, und über das die größte Compositionswissenschaft."17 Die Freimaurerbewegung, die während der Regierungszeit Kaiser Joseph II. (1780-1790) in den gebildeten Kreisen an Beliebtheit gewann, erweckte auch Haydns Interesse. Er wurde am 11. Februar 1785 Mitglied der Loge "Zur wahren Eintracht" - einen Tag nach Haydns Aufnahme fand in der Wohnung von Wolfgang Amadeus Mozart, der inzwischen auch Mitglied der Loge „Zur Wohltätigkeit“ war, ein Privatkonzert statt. 1786 entstand die ursprüngliche Orchesterversion der "Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze". Im Juni 1789 sandte Marianne von Genzinger (1750-1793), die Frau des Wiener Leibarztes von Fürst Nikolaus, Haydn einen Klavierauszug, den sie von einem Andante aus einer seiner Sinfonien angefertigt hatte. Mit der Bitte um Korrekturen und der geäußerten Hoffnung, Haydn bald in Wien zu sehen, begann eine mehrjährige, intensive Freundschaft. In den langen Briefwechseln kann man sehr viel über Haydns tiefere Gefühle und über seine Persönlichkeit erfahren. Haydns Genzinger-Sonate Als am 28. September 1790 Fürst Nikolaus von Esterhazy, der Prachtliebende, starb und sein unmusikalischer Nachfolger Anton Esterhazy Haydn mit 1400 Gulden in Pension schickte, erhielt dieser ein Angebot vom Londoner KonzertAgenten Johann Peter Salomon nach London zu gehen. Dort sollte er seine Sinfonien mit großem Orchester aufführen. 17 Knispel, S. 85 48 Fürst Paul Anton II. (1738-1794), Sohn und Nachfolger Nikolaus I., war an Musik wenig interessiert und entließ innerhalb weniger Tage das Orchester und die Sänger. Nur Haydn und der Konzertmeister Luigi Tomasini blieben als einzige formell in fürstlichen Diensten. Mit einer jährlichen Pension von 1400 Gulden ausgestattet, führte Haydn weiterhin seinen Kapellmeistertitel, obwohl er jetzt keinerlei Verpflichtungen gegenüber Fürst Paul Anton mehr hatte. Das "Märchen von Eszterháza und Esterházy" war zu Ende. Für Joseph Haydn hatten sich in diesen drei Jahrzehnten außergewöhnliche Möglichkeiten eröffnet. 49 2.4. Die erfolgreichen Englandaufenthalte (1791 – 1795) 2.4.1. Selbstständigkeit Haydn hatte Fürst Nikolaus I. Esterhazy über 28 Jahre lang gedient. Diese lange Dienstzeit am fürstlichen Hof war aber nicht nur eine Einengung für den Komponisten. Durch die existenzielle Absicherung räumte ihm die Stellung vielmehr auch eine für das eigene Leben förderliche Freiheit ein, die andere Komponisten oft nicht kannten. Nachdem nun Fürst Anton kurzerhand die ganze Hofmusik entlassen hatte, war auch Joseph Haydn frei. Er konnte endlich ein selbstbestimmtes Leben führen. Von diesem Zeitpunkt an wohnte er in dem Haus seines Freundes in Wien, doch er blieb nicht lange in der Stadt. Bereits im Dezember 1790 brach er zu seiner ersten Londonreise auf. 2.4.2. Die London-Reisen "Ich bin Salomon aus London und komme, Sie abzuholen; morgen werden wir einen Akkord schließen",18 so schilderte Haydn seinem Biographen Dies jenen entscheidenden Augenblick, der den Beginn seiner Englandreisen darstellte. Für die beträchtliche Summe von 5000 Gulden verpflichtete sich Haydn, eine italienische Oper, sechs neue Symphonien sowie 20 weitere Stücke zu komponieren und diese in Konzerten unter seiner eigenen Leitung aufzuführen. Johann Peter Salomon 18 Dies, www.haydnfestival.at 50 Johann Peter Salomon (1745-1815), ein berühmter Violinist und erfolgreicher Konzertmanager, benachrichtigte umgehend das englische Publikum von Haydns baldiger Ankunft. Auf Mozarts Bedenken, dass er nicht einmal Englisch spreche, erwiderte Haydn: "Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt!"19 Am 1. Januar 1791 betrat Joseph Haydn nach einer beschwerlichen Reise über München-Wallerstein-Bonn-Calais englischen Boden. Sieben Tage später schrieb Haydn an Marianne von Genzinger: "...meine anckunft verursachte grosses aufsehen durch die ganze stadt durch 3 Tag wurd ich in allen zeitungen herumgetragen: jederman ist begierig mich zu kennen."20 Großes Aufsehen erregte auch der Umstand, dass Haydn auf einem Hofball im St. James Palace vom Prinzen von Wales durch eine sichtbare Verbeugung begrüßt wurde. Georg, Prince of Wales Die erste Konzertreihe begann am 11. März 1791 mit einem Konzert in den "Hanover Square Rooms" und wurde dann wöchentlich bis zum 3. Juni fortgesetzt. Diese Konzerte waren gesellschaftliche Ereignisse ersten Ranges und die Einladungen vornehmlich an die Aristokratie gerichtet. Haydn komponierte in dieser Zeit einige seiner bekanntesten Werke wie etwa "Die Londoner Sinfonie", "Die Militärsinfonie" und "Die Sinfonie mit dem Paukenschlag" sowie das "Reiterquartett" und das "Zigeunertrio". 19 20 Dies, S. 78 www.haydnfestival.at 51 Seiner platonischen Liebe, Marianne von Genzinger, widmete Haydn in der Londoner Zeit eine Sonate.21 Leider verstarb die Arzt-Gattin und Mutter von sechs Kindern jedoch schon 1793. Bis zum Beginn der nächsten Konzertserie lebte Joseph Haydn zurückgezogen und erteilte Rebecca Schroeter, einer reichen Witwe, Privatunterricht. Während seines ersten Englandaufenthaltes entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen Haydn und seiner Schülerin. Ihre Briefe, die Haydn in sein Notizbuch übertrug, dokumentieren Rebeccas leidenschaftliche Gefühle für den großen Komponisten: "Keine Sprache kann das nur zur Hälfte ausdrücken, was ich an Liebe und Zuneigung für Sie empfinde."22 Rebecca Schroeter Haydn war oft zu Gast bei Mrs. Schroeter, die mit äußerster Fürsorge um das seelische und leibliche Wohl des Meisters besorgt war. Während seines zweiten Aufenthaltes in London wohnte Haydn ganz in der Nähe von Mrs Schroeter - und widmete ihr in späteren Jahren als Zeichen seiner Verbundenheit seine "Trios op. 73".23 In der Woche vom 23. Mai bis 1. Juni 1791 erlebte Haydn das alljährlich unter dem Patronat des Königs stattfindende "Händel-Fest" in der Westminster Abbey. Kein anderes Ereignis hat den Komponisten nachhaltiger beeindruckt, als diese gigantische Gedenkfeier, die den Höhepunkt des englischen GesellschaftsLebens darstellte. Haydn hörte zum ersten Mal unter anderem Händels Oratorien "Israel in Ägypten", "Esther", "Saul" und als Krönung des Festivals den "Messias". 21 22 23 Hob. XVI/49 www.haydnfestival.at www.haydnfestival.at 52 Nach Abschluss einer überaus erfolgreichen ersten Konzertsaison wurde Haydn im Juli 1791 auf Vermittlung des Musikhistorikers Charles Burney (1726-1814) das Ehrendoktorat für Musik der Universität Oxford verliehen. Die feierliche Zeremonie dauerte drei Tage lang und fand im Sheldonian Theatre in Oxford statt. Sheldonian Theatre in Oxford Bereits im August 1791 hatte Fürst Paul Anton II. Esterházy den Wunsch geäußert, Haydn möge nach Eisenstadt zurückkehren. Haydn hatte jedoch noch vertragliche Verpflichtungen zu erfüllen und verließ erst Ende Juni 1792 nach zwei erfolgreichen Konzertreihen die Britische Insel. Er reiste über Bonn, wo er den begabten, jungen Ludwig van Beethoven (17701827) kennen lernte, nach Wien zurück. Es wurde vereinbart, dass Beethoven zu Haydn nach Wien kommen sollte, um bei ihm Kontrapunkt und Harmonielehre zu studieren. Nach einigen Unterrichtsstunden kam es jedoch zum Bruch zwischen Lehrer und Schüler. Wie es hieß, war Beethoven mit seinem Lehrmeister unzufrieden gewesen. Ludwig van Beethoven 53 1793 kaufte Haydn in Wien-Gumpendorf, dem heutigen 6. Gemeindebezirk, ein großes Haus. In dieser Zeit entstanden geistliche Werke, darunter sechs Messen für die Esterházys sowie Oratorien, wie "Die Schöpfung" oder "Die Jahreszeiten". Außerdem komponierte Haydn neun Streichquartette wie das "Kaiserquartett", das "Quintenquintett" und "Der Sonnenaufgang". Im Januar 1794 reiste Haydn gemeinsam mit Johann Elßler (1769-1843), seinem Privatsekretär und Kammerdiener, zum zweiten Mal nach England. Die Konzertreihe des Frühjahrs 1794 war ein neuerlicher großer Erfolg - die "Militärsymphonie", die populärste aller seiner Symphonien zu Lebzeiten Haydns, wurde uraufgeführt. Haydn pflegte und erweiterte während dieses Aufenthaltes seine Kontakte mit englischen Verlegern. Johann Elßler Die Liste aller Werke, die Haydn für seine beiden Londoner Aufenthalte komponiert hatte, wäre alleine schon würdig, das Lebenswerk eines Komponisten darzustellen. Er schuf rund 250 Einzelwerke, darunter die Oper "Orfeo", die "12 Londoner Symphonien", über 200 Gesangsstücke und mehrere Streichquartette und Klavierwerke. Am 1. Februar 1795 wurde Haydn die große Ehre zuteil, als einziger lebender Komponist in die Programme der "Ancient Concerts" aufgenommen zu werden. Nun fand er auch offiziell Einlass in die Konzerte des englischen Königs Georg III. (1738-1820), dem er bei dieser Gelegenheit durch den Prinzen Georg von Wales (1762-1830) vorgestellt wurde. Im Frühjahr 1795 spielte, dirigierte und sang Joseph Haydn bei verschiedenen Gelegenheiten vor der königlichen Familie und in Konzerten, die der Prinz von Wales (ab 1820 König Georg IV.) im Carlton House veranstaltete. Der englische König und seine Gemahlin Charlotte versuchten Haydn zu überreden, länger in England zu bleiben und boten ihm eine Wohnung in Windsor an. 54 2.5.Letztes Wirken und die letzten Jahre in Wien (1796 – 1809) 2.5.1. Späte Esterházy-Periode Schon wenige Tage nach Haydns Abreise nach England im Januar 1794 war Fürst Paul Anton Esterházy gestorben. Sein Nachfolger, Fürst Nikolaus II. Esterházy (1765-1833), hatte Haydn im Sommer mitgeteilt, dass er die Musikkapelle wieder aufzustellen beabsichtige. Da er Haydn weiterhin als seinen Kapellmeister betrachtete, forderte er ihn auf, nach Eisenstadt zurück zu kehren. Diese Nachricht hörte Haydn nicht ungern, da er unter Berücksichtigung aller Umstände nicht für immer in einem fremden Land bleiben wollte. In Österreich jedoch konnte er sicher sein, von der fürstlichen Pension und Fürsorge im Notfall unterstützt zu werden. Anfang September 1795 war Haydn, mittlerweile weltberühmt und wohlhabend, in Wien eingetroffen - und stand nun in den Diensten seines vierten EsterházyFürsten, dessen Umgestaltung des Schlosses und des Parks in Eisenstadt bis heute unverändert erhalten geblieben ist. Fürst Nikolaus II. Esterházy, war ein passionierter Theaterliebhaber und Kunstsammler. Sein musikalisches Interesse beschränkte sich vor allem auf die Kirchenmusik, und Haydns wichtigste Aufgabe war es daher, Messen zu komponieren. Nach den Erfolgen in London wurde Haydns Rente vom Fürsten auf 2300 Gulden erhöht. Von 1795 bis zu seinem Tod lebte Haydn fast ständig in Gumpendorf bei Wien, abgesehen von den alljährlichen Sommeraufenthalten in Eisenstadt, wo er bis 1802 jeden September eine Messe für den Namenstag der Fürstin Maria Josepha Hermenegild (1768-1845) komponierte und in der Bergkirche leitete. Die Hochblüte von Haydns Chormusik ist an diesen Messen ebenso erkennbar wie an seinen späteren Oratorien. Zu Beginn des Jahres 1797 komponierte Joseph Haydn mit "Gott erhalte Franz den Kaiser" eines seiner berühmtesten Stücke, das bis in unser Jahrhundert die österreichische Staatshymne war - und heute mit den Versen "Einigkeit und Recht und Freiheit" von Hoffmann von Fallersleben die deutsche Nationalhymne ist. „Gott erhalte Franz den Kaiser“ 55 Der 29. Geburtstag des Kaisers Franz II. (1768-1835) sollte der Anlass sein, das Lied erstmals vorzustellen. Am 12. Februar 1797 erklang diese volksliedartige einfache, klassisch schöne Melodie vor dem anwesenden Kaiserpaar im Wiener Burgtheater. Die neue Hymne war als Gegenstück zur französischen "Marseillaise" gedacht und sollte als "Volckslied" Ausdruck einer neuen patriotischen Begeisterung werden. Haydn verwendete später diese Melodie für den langsamen Variationssatz in seinem berühmten „Kaiserquartett op. 76“. Nach den monumentalen Händel-Konzerten, die Haydn in London gehört hatte, hatte er den Wunsch, ein Oratorium zu schreiben, das für alle Zuhörer ein moralisches und künstlerisches Erlebnis bedeuten sollte. Der bekannte Musikliebhaber Gottfried van Swieten (1730-1803) schrieb nach dem englischen Text von Lidley ein deutsches Textbuch. Die Uraufführung der "Schöpfung"24 fand am 30. April 1798 im Schwarzenberg-Palais am Neuen Markt in Wien vor einem erlesenen Publikum statt und war ein überwältigender Erfolg. "... ich war auch nie so fromm, als während der Zeit, da ich an der Schöpfung arbeitete; täglich fiel ich auf meine Knie nieder...",25 erzählte Haydn seinem Biographen Griesinger. 24 25 www.haydnfestspiele.at Griesinger, www.haydnfestspiele.at, S.26 56 1801 folgte dann das Oratorium "Die Jahreszeiten".26 Die Jahreszeiten Ab 1802 verschlechterte sich Haydns Gesundheitszustand zusehends und er war ab 1803 nicht mehr in der Lage zu komponieren. Auf Empfehlung seines Biographen Griesinger gab Haydn 1806 das unvollendete "Streichquartett op. 103" heraus. Es war ein zweisätziges "Lebewohl" gemeinsam mit seiner sogenannten "Visitenkarte" mit dem Text "Hin ist alle meine Kraft, alt und schwach bin ich". Joseph Haydn erhielt in der Folgezeit viele Ehrungen, aber er trat nicht mehr öffentlich auf. U.a. erhielt Haydn folgende Ehrungen: 1798 wurde er Mitglied der königlich schwedischen Akademie und 1801 Ehrenmitglied der Gesellschaft der Verdienste 'Felix meritis' Amsterdam. 1803 erhielt Haydn die große goldene Salvatormedaille von der Stadt Wien verliehen. 1804 wurde er Ehrenbürger von Wien und Ehrenmitglied der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach. 1805 erfolgte die Berufung in das Conservatoire in Paris. 1807 wurde er Mitglied der Société académique des enfants d'Apollon in Paris und 1808 wurde Haydn Ehrenmitglied der Philharmonischen Gesellschaft in St.Petersburg. 26 Hob.XXI:3 57 2.5.2. Alter und Tod 2.5.2.1. Haydns letzte Jahre Am 26. Dezember 1803 trat Haydn zum letzten Mal öffentlich auf, lehnte aber Reiseeinladungen und kompositorische Aufträge aller Art entschieden ab. Carl Maria von Weber Luigi Cherubini In seinen letzten Jahren erhielt Haydn Besuche von prominenten Persönlichkeiten und wurde als Ehrenbürger der Stadt Wien zum gefeierten, "großen alten Mann", der von vielen bedeutenden Musikgesellschaften Europas mit Ehrendiplomen, Medaillen und Mitgliedschaften ausgezeichnet wurde. Alte Universität Wien, hier wurde 1808 Joseph Haydns „Schöpfung“ aufgeführt Das letzte Mal erschien Haydn in der Öffentlichkeit, als anlässlich seines 76. Geburtstages am 27. März 1808 sein Oratorium "Die Schöpfung" in der Aula der Alten Universität Wien aufgeführt wurde. Dieses feierliche Konzert ist auf einer Aquarellminiatur von Balthasar Wigand erhalten. 58 Fürst Nikolaus II. Esterházy sandte eine Kutsche, damit der greise Haydn komfortabel von seinem Haus in Gumpendorf in die Innere Stadt reisen konnte. Als Haydn von zwei Lakaien in einem Tragsessel in den Saal getragen wurde, erklangen festliche Trompetenfanfaren. Die Anwesenden riefen "Vivat Haydn" und sein ehemaliger Schüler Ludwig van Beethoven küsste dem Meister zur Begrüßung die Hand. Die Aufführung, an der die gesamte Wiener Oberschicht teilnahm, wurde von Antonio Salieri (1750-1825) geleitet. 2.5.2.2. Haydns Tod Joseph Haydn starb am 31. Mai 1809 während der Belagerung Wiens durch Napoleonische Truppen friedlich in seiner Wohnung in Gumpendorf, wo sich seine Haushälterin und sein Sekretär Johann Elßler viele Jahre um ihn gekümmert hatten. Ein großes Zeichen der Bewunderung setzte Napoleon, der Feldherr der feindlichen Truppen, die Wien damals belagerten: Als es mit Haydn bergab ging, ließ er eine Ehrenwache vor dessen Haus postieren. Am 1. Juni 1809 wurde er zunächst auf dem Hundsturmer Friedhof27 beerdigt. Heute ist an der Stelle nur ein Gedenkstein zu finden. Die Inschrift lautet: „Nicht ganz werde ich sterben.“ Am folgenden Tag wurde ein Requiem in der Gumpendorfer Kirche zelebriert. Zwei Wochen später hielt man in der Schottenkirche in Wien einen großen Gedenkgottesdienst ab, zu dem Wiens elegante Welt erschienen war. 27 www.scribd.com/doc/6430237/Burgenland-Reisemagazin 59 Am 1. Juni 1809 wurde er zunächst auf dem Hundsturmer Friedhof28 beerdigt. Von Anhängern der Schädellehre, die glaubten, von der Schädelform RückSchlüsse auf die geistigen Fähigkeiten schließen zu können, wurde kurz nach Haydns Tod sein Schädel entwendet. Nach mehreren Besitzerwechseln gelangte der Schädel erst 1954 in die Bergkirche in Eisenstadt, wohin der übrige Korpus schon 1820 überstellt wurde. Haydns sterbliche Überreste sind heute in einem Mausoleum, das Fürst Paul Esterházy 1932 in der Bergkirche in Eisenstadt errichten ließ, beigesetzt. Haydn-Mausoleum in der Bergkirche Eisenstadt 28 heute: Haydnpark 12, Gaudenzdorfer Gürtel 60 2.5.2.3. Exkurs: Die Irrfahrten von Haydns Schädel Von 1809 bis 1954 dauerte es, bis das Sterbliche von Joseph Haydn im Mausoleum der Bergkirche von Eisenstadt seine "letzte Ruhestätte" gefunden hat: Sein Leichnam ruhte auf dem Hundsthurmer Friedhof über ein Jahrzehnt lang. Erst 1820, nachdem der Herzog von Cambridge nach einer Aufführung des Haydn - Oratoriums "Die Schöpfung", der er anlässlich eines Besuches in Eisenstadt beigewohnt hatte, ausgerufen haben soll: "Wie glücklich der Mann, der diesen Haydn im Leben besessen hat und noch im Besitz seiner irdischen Reste ist!"29, wurde das Haus Esterházy wieder auf seinen Diener aufmerksam und beschloss, Haydns Gebeine nach Eisenstadt überführen zu lassen. Doch als man Haydns Grab öffnete, war die Überraschung groß, denn man musste feststellen, dass der Schädel des Komponisten fehlte. Die eingeleiteten Erhebungen enthüllten Grausiges: Man stellte fest, dass der Fürstlich Esterházysche Sekretär Joseph Carl Rosenbaum - ein musischer Mensch, aber auch ein fanatischer Anhänger der "Gall´schen Schädellehre", welche die Meinung vertrat, dass die genialen Fähigkeiten eines Menschen im Schädel ihren Sitz haben und so nachweisbar sind - den Totengräber Jakob Demut bestochen und den Gefängnisverwalter Johann Peter sowie die Wiener Beamten Ignaz Ullmann und Michael Jungmann beauftragt hatte, acht Tage nach Haydns Begräbnis das Grab zu öffnen und dem Leichnam den Kopf abzutrennen. Haydns Schädel Sie erfüllten den Auftrag so genau, dass es trotz aller Nachforschungen zunächst nicht möglich war, den Aufbewahrungsort des Haydn - Schädels zu eruieren, so dass Joseph Haydns Leichnam zunächst ohne Cranium nach Eisenstadt überführt und in einer Gruft unter der Bergkirche bestattet wurde. 29 www.bda.at/text/136/908/13770, S. 22 61 Ein Schädel, der später von Johann Peter als "Haydn - Schädel" der Polizei übergeben wurde und in aller Stille in Eisenstadt zu Haydns Gebeinen in den Sarg gelegt wurde, erwies sich als falsch, denn der echte Schädel befand sich im Besitz von Joseph Carl Rosenbaum, und dieser übergab ihn auf dem Totenbett seinem Freund Peter mit dem Auftrag, die Reliquie dem Musikkonservatorium zu vermachen. Doch es dauerte noch eine Weile, bis der Schädel Joseph Haydns ein Museumsobjekt wurde. Karl Semmelweis hat diese "Wanderfahrt" in einem 1954 erschienenen Aufsatz folgendermaßen geschildert: Peter versprach es und legte in seinem Testament dies mit folgendem Satz fest: "Übergeben an das genannte Musikkonservatorium soll dieser Kopf des Haydn, welches ich mit dem Eid, so wahr mir Gott helfe, beteuere, dass er derselbe ist, erst nach meinem Tode aus dem Grunde werden, um wegen dieser Handlung, die mir gut scheint, vor Verfolgung mich zu bewahren."30 Aber auch die Witwe Peters wagte aus Angst vor polizeilicher Verfolgung nicht, den Schädel dem Wiener Musikverein auszuliefern, sondern übergab ihn dem Arzt Dr. Karl Haller. Dieser gab ihn dem Anatom Rokitansky weiter, und erst dessen Erben vollstreckten das testamentarische Vermächtnis und übertrugen den Schädel der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, die ihn Jahrzehnte hindurch als kostbares Schaustück ihres Museums aufbewahrte. Die Gruft in Eisenstadt wartete inzwischen. 1909, anlässlich des 100. Todestages von Joseph Haydn, öffnete man sie, und nachdem man sich überzeugt hatte, dass der Leichnam Haydns unversehrt war, soll, wie ein Augenzeuge berichtet, die Fürstin Esterházy den Befehl gegeben haben, den Gruftdeckel zu schließen. "Für immer, auf dass Haydn ruhen könne." Nun, er ruhte noch lange nicht. Denn 1932, anlässlich seines 200. Geburtstages, setzten wieder Bestrebungen ein, den Schädel des Komponisten mit dem Körper zu vereinen. Die Gesellschaft der Musikfreunde schien durchaus geneigt, sich von ihrer Reliquie zu trennen und das Haus Esterházy erwies sich seinem treuen Diener gegenüber generös und errichtete ihm in der Eisenstädter Bergkirche ein Mausoleum, in dessen Sarkophag Joseph Haydn 123 Jahre nach seinem Tod endlich seine letzte Ruhestätte finden sollte. Alles war vorbereitet, doch im letzten Augenblick wurde das Vorhaben verhindert. Der Musikwissenschafter Dr. Otto Biba von der Gesellschaft der Musikfreunde begründete dies damit, dass die Gesetze in der Bundeshauptstadt Wien den Transport von Leichenteilen über die Stadtgrenzen hinaus verboten 30 www.haydnkirche.at, S. 18 62 hätten und widerlegte damit Gerüchte, wonach sich die Musikfreunde den Schädel Joseph Haydns abkaufen lassen wollten. Der Sarkophag blieb leer, bis 1954 das Burgenland "seinen" großen Sohn heimholen konnte in die Stadt, in der er über drei Jahrzehnte lang gewirkt und den Großteil seines unvergänglichen Werkes geschaffen hat. Das Burgenland bereitete Joseph Haydn einen triumphalen Empfang. Durch Eisenstadt, an seinem Wohnhaus und am Schloss vorbei, führte der Weg des Schädels, und in einem Festakt vereinte ihn dann in der Bergkirche Gustinus Ambrosi mit den Gebeinen des Komponisten. Joseph Haydn war heimgekehrt und hatte nach 145 Jahren seine letzte Ruhestätte gefunden. 63 2.6. Anmerkungen zu Haydns Wesen und Charakter Haydn war bekannt für seine liebenswürdige und optimistische Persönlichkeit. Er hatte einen kräftigen Sinn für Humor, der in seiner Liebe zu Streichen hervortrat und auch in seiner Musik sichtbar wurde. Haydn wurde vor allem von den ihm unterstehenden Hofmusikern der Fürsten Esterhazy geschätzt, da er eine herzliche Arbeitsatmosphäre pflegte und die Interessen der Musiker wirksam gegenüber ihrem Arbeitgeber vertrat. Haydn war ein frommer Katholik, der oft seinen Rosenkranz zur Hand nahm, wenn er bei einer Komposition nicht mehr weiter wusste; eine Angewohnheit, die er als sehr hilfreich empfand. Wenn er eine Komposition beendet hatte, pflegte er „Laus deo“ oder ähnliche Wendungen an das Ende eines Manuskripts zu schreiben. Zur Zerstreuung liebte er die Jagd und das Angeln. Wie viele in seiner Zeit hatte er zwar die Pocken überlebt, aber sein Gesicht war dadurch leider mit Narben übersät. So war Haydn eher nicht gut aussehend; um so überraschter war er, als die Frauen ihn während seines London-Besuchs umschwärmten. Haydns äußere Erscheinung ist von vielen Beschreibungen und einer großen Anzahl von Bildern und Büsten bekannt. Er war von der Gestalt "etwas unter der mittelmäßigen Größe (...) der Blick war sprechend, feurig, aber doch mäßig, gütig, einladend".31 Im täglichen Leben besaß Haydn viele angenehme Eigenschaften, wie Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Verständnis. Ein besonderer Wesenszug seines Charakters war neben seiner "arglosen Schalkheit" seine große Ordnungsliebe, die ihn sein ganzes Leben lang auszeichnete. Als Mitglied des fürstlichen Hofes erwarb sich Haydn gesellschaftliche Umgangsformen. So schrieb er: "... ich bin mit Kaisern, Königen, und vielen großen Herren umgegangen, und habe manches Schmeichelhafte von ihnen gehört...".32 Die verschiedenen Portraitmaler, die Haydn während seiner Lebenszeit zeichneten oder malten, versuchten in irgend einer Weise, Haydns Charakter auf ihren Bildern zum Ausdruck zu bringen und nicht sein hässliches Gesicht. Deshalb gleichen sich auch nicht zwei von allen bisher überlieferten Portraits. 31 32 Griesinger, S. 107 Griesinger, S. 103 64 3. DIE MUSIKER IN HAYDNS FAMILIE In Haydns Familie tauchten zwei weitere Musiker auf, wenngleich diese aber nicht so berühmt wurden wie Joseph Haydn. Die Rede ist von seinen beiden Brüdern Michael und Johann. 3.1. Haydns Bruder Johann Michael Michael Haydn 3.1.1. Die Vita Johann Michael Haydns Johann Michael Haydn wurde am 14. September 1737 in Rohrau geboren. Nach einer Viehseuche im Jahr 1746 führten die Herrschaften in Rohrau verschieden Wallfahrten durch, die von Matthias Haydn, Michaels Vater, organisiert wurden. Michael Haydn erhielt bei diesen Wallfahrten die ersten nachhaltigen musikalischen Eindrücke der großen Kirchenmusik, für welche die Prozession dort berühmt war. Als Kind folgte Johann Michael Haydn zuerst seinem Bruder Joseph als Sängerknabe in den Wiener Stephandom. Nachdem er die Chorschule verlassen hatte, wurde er 1757 erst Geiger und 1760 bischöflicher Kapellmeister in Oreda (Großwardein). 65 Sein Hornkonzert erregte 1762 in Wien Aufsehen. Vom Erzbischof nach Salzburg geholt, wurde er am 14. August 1763 zum Hofkomponisten in Salzburg ernannt. Später war er als Organist an der Dreifaltigkeitskirche tätig und danach auch noch für die Dommusik zuständig. 1768 heiratete er die Hofsängerin Maria Magdalena Lipp. Johann Michael Haydn wirkte 43 Jahre in Salzburg. In dieser Zeit schrieb er 360 sakrale und weltliche Kompositionen, vor allem Instrumentalmusik. Er war ein Freund Mozarts, beide Musiker schätzten sich gegenseitig sehr. Zweimal, nämlich 1798 und 1801, kam Michael Haydn für längere Zeit nach Wien. 1801 schlug er aber ein Angebot des Fürsten Nikolaus II. Esterházy aus, als Vizekapellmeister in dessen Dienste zu treten. Michael Haydn starb am 10. August 1806 in Salzburg. Er wurde am PetersFriedhof in Salzburg beigesetzt. Anlässlich der regelmäßigen Gruftleerung beschaffte sich Haydns Witwe den Schädel ihres verstobenen Mannes und stellte ihn neben ihrem Bett auf. Nach ihrem Tod wurde die Reliquie in einer Urne, die Teil des Grabmals von Joseph Haydn in der Stiftkirche ist, verwahrt. Heute finden wir Michaels Schädel im Safe des Stifts St. Peter in Eisenstadt. 3.1.2. Die Bedeutung von Johann Michael Haydn Sein bekanntestes Werk ist das vor allem in katholischen Messen häufig gesungene „Das deutsche Hochamt“, das neben der durch Haydns Vorbild beeinflussten deutschen Messe von Franz Schubert zu den wenigen kirchlichen Volksgesängen der Klassik gehört. Johann Michael Haydn war ein wichtiger Wegbereiter der geistlichen Musik, aber auch sein symphonisches Schaffen war bedeutend. Bekannt sind die geistlichen Chorwerke, die er verfasst hat, z.B. die Missa Hispanica, für die er 1804 in Stockholm sein Diplom erhielt oder seine Messe in d-Moll. Außerdem gilt Michael Haydn als maßgeblicher Begründer des Männerchores und des vierstimmigen Gesanges. Er war auch ein fruchtbarer Komponist weltlicher Musik. Unter anderem schuf er 40 Sinfonien, einige Konzerte und Kammermusik, darunter ein StreichQuartett in C-Dur, das früher Joseph Haydn zugeschrieben worden war. Nach den Aussagen des Joseph Haydn Biographen Griesinger erkannte dieser das Kompositionstalent seines jüngeren Bruders an. „Händel sei groß in seinen 66 Chören, aber mittelmäßig im Gesange; Gluck sei wegen seiner richtigen Intentionen und seiner Stärke, Piccini wegen seiner Anmuth und seines lieblichen Gesanges vorzuziehen. In der Kirchenmusik verdienen die Arbeiten seines Bruders, Michael Haydn, eine der ersten Stellen; es sey aber nur schade, dass dieses Fach so schlecht bezahlt werde, denn man könne sich mit einem Dudelsack mehr verdienen als mit Oratorien und Messen.“33 Wie Mozart starb Michael Haydn, ohne die letzte Vertonung seines Requiems vollenden zu können. Eine Begründung, warum Michael Haydn weit weniger bekannt ist als sein berühmter Bruder Joseph, mag darin liegen, dass seine Werke, hier vor allem natürlich seine geistlichen Werke, zu seiner Zeit nicht gedruckt wurden, sondern lediglich in handschriftlichen Kopien hauptsächlich von Kloster zu Kloster verbreitet wurden. Ein großer Teil des Schaffens von Michael Haydn ist der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt und muss erst noch entdeckt und öffentlich gemacht werden. 3.1.3. Die Werke Johann Michael Haydns (in Auswahl) Ø Ø Ø Ø Ø Ø Ø 33 Oratorium, „Der büßende Sünder“ Konzert für Orgel, Viola und Streicher C-Dur Trompetenkonzert C-Dur Concertino für Fagott B-Dur Tristis est anima mea Konzert für Altposaune in B-Dur Requiem in B-Dur (unvollendet) www.archive.org/stream/musikalischescon10mend/djvu.txt 67 3.2. Haydns Bruder Johann Evangelist Johann Evangelist Haydn Johann Evangelist Haydn wurde am 23. Dezember 1743 geboren. Er war das 11. Kind von Matthias und Anna Maria Koller Haydn. In der Familie wurde er oft „Hansl“ genannt. Seine Karriere und Ausbildung waren breiter angelegt. Folgt man Haydns Biograph Dies, so kam Johann Haydn in jungen Jahren ebenfalls als Chorknabe in den Wiener Stephandom. Nach Rosemary Hughes wurde er auch im Beruf seines Vaters als Wagenbauer ausgebildet, jedoch eignete er sich aber nicht zur Übernahme des väterlichen Geschäftes. 1765, nach dem Tod seines Vaters und der Wiederverheiratung seiner Stiefmutter, schloss sich Johann Haydn seinem Bruder Joseph an und schlug die Laufbahn eines Musikers ein. Sein Bruder, der inzwischen im Schloss Esterhazy arbeitete, nahm ihn schließlich als Tenorsänger auf. Er arbeitete dort sechs Jahre ohne Bezahlung, aber immer unterstützt von seinem Bruder, bis er ein kleines Gehalt bekommen konnte. 68 Johann Haydn war offensichtlich kein sehr begnadeter Sänger. So bemerkte der Komponist Antonio Salieri, dass eine seiner Schülerinnen „durch die Nase sang wie Hansl Haydn“. Es ist also möglich, dass er von Haydns Gönner Fürst Nikolaus Esterházy aus Gefälligkeit und Wertschätzung für Joseph Haydns Dienste auf die Gehaltsliste gesetzt wurde. Dasselbe vermutete man übrigens später auch bei der Geliebten von Joseph Haydn, der mittelmäßigen Sängerin Luigia Polzelli. Johann Haydn wurde 61 Jahre, er starb 1805 in Eisenstadt, immer noch im Dienst der Familie Esterházy. 69 4. HAYDNS FREUNDE (IN AUSWAHL) Über Haydns Freundschaften gibt es noch keine umfassende Literatur. Man kann dennoch beispielhaft einige Personen benennen, mit denen Joseph Haydn über Jahre intensiv durch Briefwechsel oder gemeinsames Musizieren verbunden war. Dazu gehören u.a.: 4.1. Wolfgang Amadeus Mozart Wolfgang Amadeus Mozart Um 1781 entstand eine enge Freundschaft zwischen Haydn und Mozart, dessen Werk er schon über Jahre hinweg beeinflusst hatte. Die zwei Komponisten genossen es, in Streichquartetten zusammen zu spielen. Haydn war sehr von Mozarts Werk beeindruckt. Es ist augenfällig, dass Haydn zu dieser Zeit großenteils aufhörte, Opern und Konzerte zu schreiben – zwei der Gattungen, in denen Mozart am stärksten war. Mozart dagegen arbeitete hart daran, sechs Streichquartette zu schreiben, die mit dem Niveau mithalten konnten, das Haydn mit seiner kurz davor vollendeten Reihe Op. 33 erreicht hatte; als Mozart damit fertig war, widmete er die Quartette seinem Freund. Haydn gehörte inzwischen der Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“ an, Mozart war Mitglied in der Loge „Zur Wohltätigkeit“. Als Haydn am 11. Februar 1785 aufgenommen wurde, konnte Mozart aber nicht anwesend sein, da er am gleichen Abend, in Anwesenheit seines Vaters Leopold, ein Subskriptionskonzert in der „Mehlgrube“ gab. Durch die Logenzugehörigkeit der beiden Männer erhielt ihre Freundschaft eine zusätzliche Facette. Hier mehr über W. A. Mozart zu schreiben, sprengt den Rahmen dieser Arbeit. 70 4.2. Marianne von Genzinger Im Juni 1789 erhielt Joseph Haydn einen Brief, der das Fundament zu einer einzigartigen, innigen Freundschaft legte. Marianne von Genzinger (1750-1793), die Frau des Wiener Leibarztes von Fürst Nikolaus I. Esterházy,, sandte ihm einen Klavierauszug, den sie von einem Andante aus einer seiner Symphonien angefertigt hatte. Mit der Bitte um Korrekturen und der geäußerten Hoffnung, Haydn bald in Wien zu sehen, begann ein langer Briefwechsel, der uns einen Einblick in Haydns Persönlichkeit eröffnet. Über die Entstehung der Symphonie, die offenbar schon Jahre vorher geplant war, berichtete van Hoboken (1957) aus dem Briefwechsel zwischen Haydn und Frau von Genzinger. So schrieb Haydn am 14. März 1790: „ … die versprochene neue Sinfonie werden Ihro Gnaden in Monath April (…) überkommen …“ Am 30. Mai 1790 führte er dann aus, dass er „Gott lob, gesund, und thätige lust zur arbeith habe“; andererseits bedauerte Haydn „bey dieser lust, dass Euer Gnaden so lang auf die versprochene Sinfonie warten müssen.“ Und im Brief vom 15. August 1790: „diese arme versprochene Sinfonie schwebt seit Ihrer anordnung stets in meiner Fantasie, nur einige (leyder) bishero Nothdringende zu fälle haben diese Sinfonie noch nicht zur welt kommen lassen!“ Am 17. November 1791, inzwischen in London, teilte er Frau von Genzinger mit: „meine versprochene neue Sinfonie werden Euer gnaden in 2 Monathen erhalten. um aber gute Ideen zu bekommen, so bitte ich, schreiben mir Euer gnaden, aber 71 schreiben Sie ja recht viel …“. Aber auch diese Zusage konnte Haydn nicht einhalten, sondern schrieb am 20. Dezember 1791. „… jene Sinfonie aber, so für Euer Gnaden bestimt, werd ich längstens anfangs February übermachen.“ Endlich konnte er Frau von Genzinger am 2. März 1792 von der vor zwei Jahren versprochenen Sinfonie mitteilen: „… da ich dieselbe vergangenen Freytag zum erstenmahl producirte; Sie machte (…) den Tiefesten Eindruck auf die Hörer.“ Haydn konnte aber das Werk immer noch nicht zusenden: „Erstens weil ich willens bin, das letzte Stück von derselben abzuändern, und zu verschönern, da solches in rücksicht der Ersten Stücke zu schwach ist (…) und 2. ursach ist, weil ich in der that befürchte, dass dieselbe möchte gefahr laufen in fremde Hände zu komen. (…) Euer gnaden müssen demnach mir Ihre gütige nachsicht schenken, bis ich selbst die gnade haben werden, bis Ende July (…) die Sinfonie zu übergeben.“ Die Bewunderung der 23 Jahre jüngeren, feingebildeten Frau von Genzinger bewegte Haydn dazu, ihr seine innersten Gefühle zu offenbaren und vor allem sein Bedürfnis nach Verständnis für seine Einsamkeit in Eszterháza zu äußern. Am 8. Januar 1791 kurz nach seiner Ankunft in London schrieb Haydn in einem sehr persönlichen Brief an seine Freundin: „(…) meine anckunft verursachte grosses aufsehen durch die ganze stadt durch 3 Tag wurd ich in allen zeitungen herumgetragen: jederman ist begierig mich zu kennen. Ich muste schon 6 mahl ausspeisen, und könnte wenn ich wollte täglich eingeladen seyn, allein ich mus erstens auf meine Gesundheit, und 2tens auf meine arbeith sehen. (…) alles dieses meine gnädige Frau war für mich sehr schmeichelhafft, doch wünschte ich mir auf eine zeit nach wienn fliehen zu könen um mehrere ruhe zur arbeith zu haben, dan der lärm auf denen gassen von dem allgemeinen verschiedenen Verkaufs Volck ist unausstehlich (…).“34 Zahlreiche weitere Briefe Haydns sind aus jener Zeit erhalten; sie befanden sich im Nachlass von Frau von Genzinger. Haydn bewahrte die Briefe, die sie an ihn richtete, offensichtlich nicht auf. Marianne von Genzinger starb 1793 im Alter von 43 Jahren. 34 Der ganze Brief für Marianne v. Genzinger in: www.wikipedia.org 72 4.3. Mrs Rebecca Schroeter Rebecca Schroeter, geb. Scott, lebte von 1751 bis 1826 in London. Sie war die Ehefrau des deutschen Komponisten Johann Samuel Schroeter. Als Witwe lernte sie Joseph Haydn auf seiner ersten Englandreise 1791 kennen, lud ihn zu sich ein und bat ihn, ihr Klavierunterricht zu geben. Bald entstand daraus ein intensives Liebesverhältnis. Haydn selbst zeigte seinem Biographen A.C. Dies 1806 sein zweites Londoner Notizbuch, in das er zweiundzwanzig an ihn gerichtete Briefe Rebeccas aus den Jahren 1791/92 übertragen hatte. Dies schrieb: „ ...Haydn lächelte und sagte: »Briefe von einer englischen Wittwe in London, die mich liebte; aber sie war ... noch eine schöne und liebenswürdige Frau, die ich, wenn ich damahls ledig gewesen wäre, sehr leicht geheirathet hätte.«“ Und weiter: „ ...Haydn genoß in der Gesellschaft der Wittwe sehr angenehme Stunden; wenn er sonst nirgends eingeladen war, speiste er gewöhnlich bey ihr.“35 Wie viel diese Beziehung für Haydn selbst bedeutete, können wir aus dem Umstand erahnen, dass diese Liebesbriefe die einzigen sind, die er in seinem Leben für aufbewahrenswert hielt und sogar in sein Notizbuch übertragen hatte. Haydns Briefe an Rebecca Schroeter sind leider verschollen. Die überlieferte Korrespondenz ist auf den ersten Londonbesuch des Meisters beschränkt; wahrscheinlich hatte Rebecca selbst für Haydns zweiten Londoner Aufenthalt (Februar 1794 bis August 1795) das Domizil ganz in ihrer Nähe ausgesucht. Nach 1795 sahen sich die beiden nie wieder, sie müssen jedoch noch in Kontakt geblieben sein, denn Haydn schenkte Rebecca drei Klaviertrios, 1796 nutze sie ihre Verbindungen zum Musikverlag Hyde und im Jahr 1800, als Haydns „Die Schöpfung” ediert wurde, erschien Rebecca Schroeters Name auf der Liste der Abonnenten. 35 Dies, S. 133f 73 4.4. 4.4.1. Die Biographen Georg August Griesinger Georg August Griesinger wurde 1769 in Stuttgart geboren, studierte Theologie, unterrichtete als Lehrer und wurde Diplomat. 1799 kam er nach Wien, wo er als Korrespondent der Allgemeinen musikalischen Zeitung in Leipzig arbeitete. Er verhandelte mit Haydn erfolgreich über die Ausgabe dessen vollständiger Werke durch den Verlag Breitkopf & Härtel. Später entstand zwischen den beiden Männern eine Freundschaft und schließlich hatte Griesinger die Idee, eine Biographie über Joseph Haydn zu schreiben. Wenn Griesinger von seinen Besuchen bei dem Komponisten nach Hause kam, schrieb er sofort alles auf in der Hoffnung, damit die Genauigkeit des Erzählten zu erhöhen. 1810 wurde das Buch unter dem Titel „Biographische Notizen über Joseph Haydn“ in Leipzig veröffentlicht und gilt als erste Wahl unter den frühen Haydn-Biographien. Griesinger starb am 9. April 1845 in Wien. 4.4.2. Albert Christoph Dies Albert Christoph Dies (1755-1822) war ein deutscher Maler, Komponist und Biograph aus Hannover. Als Maler hielt er sich lange in der Nähe Roms auf, bis er über den Fürsten Nikolaus II. Esterházy mit Haydn in Kontakt kam und 1805 diesen erstmals in dessen Haus in Wien-Gumpendorf besuchte. Es entstand eine intensive Beziehung zum alternden Haydn. Bei 30 Besuchen führte Dies über drei Jahre Gespräche mit dem Musiker, aus denen er den Stoff für seine Haydn-Biographie gewann. Außerdem schöpfte er aus der Biographie Griesingers, die er mit nicht immer glaubwürdigen Anekdoten anreicherte. Von Dies´ musikalischen Werk ist nichts erhalten; er starb am 28. Dezember 1822 in Wien. 4.4.3. Guiseppe Antonio Carpani Giuseppe Carpani, geboren 1752, war ein italienischer Dichter und Schriftsteller. An Stelle eines Studiums schrieb er schon als junger Mann eine Komödie und mehrere Opern-Libretti. 74 1796 zog er erstmals nach Wien, wo er bis zum Lebensende im Dienst des kaiserlichen Hofes stand. U.a. übersetzte er Haydns „Die Schöpfung“ in die italienische Sprache und schrieb ein gefeiertes Sonett. Carpani war ein großer Fan von Haydn und veröffentlichte ein Buch über ihn und seine Kompositionen mit dem Titel „La Haydine“. Er starb in Wien am 22. Januar 1825 im Alter von 73 Jahren. 75 5. HAYDNS SCHÜLER (IN AUSWAHL) 5.1. Marianne Auenbrugger Marianne Auenbrugger Marianne Auenbrugger wurde am 19. Juli 1759 in Wien geboren, sie starb am 25. August 1782 in Wien. Sie war eine österreichische Pianistin und Komponistin. Die Tochter des Arztes Leopold Auenbrugger war als Musikerin in Wien hoch angesehen. Zusammen mit ihrer Schwester Caterina Franziska war sie Schülerin von Joseph Haydn und Antonio Salieri. Haydn widmete den beiden Schwestern im Jahre 1780 einen Zyklus von sechs Klaviersonaten (Hob. XVI:35-39 und 20). Als Marianne 1782 an Unterernährung starb, ließ Salieri auf eigene Kosten bei Artaria eine von ihr komponierte Klaviersonate drucken und fügte eine von ihm selbst geschriebene Trauerode für Sopran und Klavier an. 76 5.2. Ludwig van Beethoven Über den bekannten Komponisten, Klavierspieler usw. zu schreiben, würde den Rahmen dieser Expertenarbeit sprengen. Ludwig van Beethoven Interessant ist allerdings im Zusammenhang mit Joseph Haydn, dass Haydn schnell das Genie Beethoven erkannte und förderte, dass es aber leider 1792 zum Bruch zwischen den beiden großen Musikern kam. 5.3. Johann Georg Distler Geboren 1765 in oder bei Wien, gestorben am 28. Juli 1799 in Wien. Er war ein österreichischer Geiger und Komponist. Johann Georg Distler war der Lieblingsschüler von Joseph Haydn und wirkte von 1781 bis 1796 in der Hofkapelle Stuttgart, zuletzt als Kapelldirektor. Er lebte danach in Wien als bekannter Komponist für Kammermusik, widmete seine Werke Prinzessin Sophie und Prinz Carl von Württemberg sowie Großfürst Paul von Russland.36 Zu seinen Werken gehören: Ø 6 Quartette, 1791 Ø 6 Quartette für Violinen und Violoncelli, 1791 Ø 6 Quintette, 1799 (verschollen) 36 Weitere Literatur über Johann Georg Distler: F. Blume (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Band 3, 1984. 77 5.4. Peter Hänsel Peter Hänsel wurde am 9. November 1770 in Leppe (Provinz Schlesien) geboren und starb am 18. September 1831 in Wien. Er war ein deutsch-österreichischer Komponist und Violinist. Leben: Nach einer musikalischen Ausbildung bei seinem Onkel in Warschau trat Hänsel 1787 in das Orchester des Fürsten Grigori Alexandrowitsch Potjomkin in Petersburg ein. 1791 wurde er Konzertmeister bei der Fürstin Izabela Lubomirska in Wien, bei der er ab 1796 mit festem Jahresgehalt angestellt war. Hänsel nahm bei Joseph Haydn Unterricht und reiste 1802 für ein Jahr nach Paris. Peter Hänsel schuf ein recht umfangreiches Werk: Ø 35 Streichquartette Ø 4 Quintette Ø 3 Quartette mit Flöte und Klarinette Ø 9 Violinduette Ø außerdem Variationen, Polonaisen, Rondos, Märsche und ähnliches für verschiedene Instrumente. 78 5.5. Ignaz Pleyel Ignaz Josef Pleyel Ignaz Josef Pleyel wurde am 18. Juni 1757 in Ruppersthal in Niederösterreich geboren und starb am 14. November 1831 bei Paris. Der österreichische Komponist und Klavierfabrikant war der Sohn des Schulmeisters Martin Pleyl und dessen Gattin Anna Theresia. Seinen Familiennamen ergänzte er mit einem e, als er die französische Staatsbürgerschaft annahm. Leben: Pleyel war Schüler Joseph Haydns und Johann Baptist Vanhals in Pressburg und Eisenstadt. Seine Gönner, die Grafen Erdödy, bezahlten ihm die Ausbildung und den Aufenthalt bei Haydn - 100 Louisdor pro Jahr. Er vollendete seine Ausbildung in Italien und übersiedelte 1783 nach Straßburg, wo er Adjunkt des Domkapellmeisters Franz Xaver Richter wurde und sich fortan "Ignace" nannte. Bevor er nach Richters Tod 1789 dessen Nachfolge antrat, nahm er die französische Staatsbürgerschaft an. Vor der Revolution floh er nach London und wirkte dort zeitgleich mit seinem früheren Lehrer Haydn. Von 1795 an lebte er in Paris, wo er eine Musikalienhandlung und später daneben die noch heute unter der Firma Pleyel, Wolff u. Komp. bestehende Klavierfabrik gründete. Pleyels Grab befindet sich auf dem Pariser Prominentenfriedhof Père Lachaise. 1959 wurde die Ignaz-Pleyel-Gasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt. 79 Sein Sohn, Camille Pleyel, geb. 1792, bildete sich unter Leitung seines Vaters und des Komponisten Johann Ladislaus Dussek zum Klavierspieler aus und übernahm 1825 die väterliche Klavierfabrik, der er bis zu seinem Tod am 4. Mai 1855 als Leiter vorstand. Werke: Pleyel hinterließ zahlreiche Kompositionen (zumeist Instrumentalwerke), welche zeitweilig an Beliebtheit selbst mit Haydn wetteifern konnten, jedoch noch zu Lebzeiten ihres Autors in Vergessenheit gerieten. Dazu gehören: Ø Klavierschule von 1797, die er gemeinsam mit Dussek schuf Ø 41 Sinfonien Ø 6 Symphonies Concertantes Ø 2 Opern : „Die Fee Urgèle“ und „Ifigenie in Aulide“ Ø ein Requiem Ø Lieder Ø sowie eine große Zahl kammermusikalischer Kompositionen Titelblatt der "Grande Sonate" op. 45,3; Druck von 1797 Von seiner Kammermusik ragen die Streichquartette heraus, da sie von großer musikalischer Qualität sind, was ihm zu seiner Zeit einen ausgezeichneten Ruf als Komponist einbrachte. Über Pleyels Streichquartette schrieb Mozart den 24. April 1784 in einem Brief an seinen Vater: „Sie sind sehr gut geschrieben, und sehr angenehm; Sie werden auch gleich seinen Meister [Haydn] herauskennen. Gut - und glücklich für die Musik, wenn Pleyel seiner Zeit im Stande ist, uns Haydn zu remplacieren!“37 37 de.wikipedia.org/wiki/Ignaz Josef Pleyel 80 5.6. Sigismund Neukomm Sigismund Neukomm Sigismund Ritter von Neukomm wurde am 10. Juli 1778 in Salzburg geboren und starb am 3. April 1858 in Paris. Er war Komponist, Pianist, Diplomat und möglicherweise auch Spion. Leben: Neukomm war ein Schüler Michael Haydns, später ein enger Mitarbeiter Joseph Haydns und ein großer Verehrer Mozarts. Für dessen unvollständig gebliebenes Requiem verfasste er eine Ergänzung mit einem finalen "Libera Me" (die in der Version von Franz Xaver Süßmayr fehlt). Neukomm war in vielen Ländern der Welt tätig. So war er zum Beispiel von 1804 bis 1808 Kapellmeister in Sankt Petersburg und 1816 bis 1821 in Brasilien. Die meiste Zeit lebte er jedoch in Paris. Werk: Sein musikalisches Œuvre umfasst über 1300 Werke, darunter: Ø 10 Opern Ø 3 Oratorien Ø geistliche Musik Ø Lieder in verschiedenen Sprachen 81 Sein großes Vorbild Mozart lernte er nie kennen, er wurde aber Cembalolehrer für dessen Sohn Carl. Seine Musik orientierte sich an der seiner Vorbilder, schaffte es aber trotzdem innovativ zu sein. Neukomm ist heute weitgehend unbekannt. Wegen der beachtlichen Qualität vieler Werke steigt das Interesse an der vielseitigen Person in den letzten Jahren.38 38 Weitere Literatur zu Sigismund Neukomm: Gisela Pellegrini-Brandacher: Ritter Sigismund von Neukomm und seine Oratorien. Diss. München 1936. [Mit Noten) 1. Das Leben des Komponisten. 2. Oratorien Rudolph Angermüller: Sigismund Neukomm : Werkverzeichnis, Autobiographie Beziehung zu seinen Zeitgenossen. München/Salzburg: Katzbichler, 1977 T. G. Waidelich: ... ganz genau gemessenes, aufs sparsamste begleitetes Recitativ, ohne Bestimmung der Töne Sigismund Neukomms ‚musikalisch rhythmische‘ Notierung der Chorszenen zu Schillers Braut von Messina (1805), in: Carl Maria von Weber und die Schauspielmusik seiner Zeit. […] (= Weber-Studien, Bd. 7), Mainz 2003, S. 131-155 Sigismund von Neukomm: Die Braut von Messina (Messinskaja nevesta, ili Vradujučie bratʹja : melodrama [k tragedii F. Šillera] = Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder : Melodram / Sigizmund Ritter fon Nejkom. Vosstanovlenie po rukopisi i tekstologičeskaja redakcija DenisaGermanoviča Lomteva (Hrsg. Denis G. Lomtev), (Partitur) Moskva 2004 (nach dem Orig. aus Weimar Petersburg, 1805, das inzwischen verbrannt ist.) 82 6. HAYDNS WERKE UND SEIN WERK 6.1. Haydns Werke Joseph Haydn hinterließ der Nachwelt ein grandioses Opus. Sein musikalisches Schaffen umfasste im Laufe seines Lebens über 1200 Werke; es konnte bis heute noch nicht in seiner Gesamtheit ediert werden. 1765 legte er ein Verzeichnis seiner Werke an, den sog. "Entwurfskatalog". Der Beginn seines kompositorischen Schaffens liegt um das Jahr 1747, als Haydn 15 oder 16 Jahre alt war. Wie aus seinen Berichten hervorgeht, musste er sich den Großteil seiner musikalischen Ausbildung selbst aneignen. Den Feinschliff für das Komponieren erhielt er von dem italienischen Meister Porpora. Haydns Werke beinhalten fast alle Gattungen der Vokalund Instrumentalmusik. Sein Lebenswerk beginnt mit dem heute nicht mehr erhaltenen, mehrstimmigen “Salve Regina”. Im Einzelnen gehören zu Haydns Werken, nach Gruppen zusammengefasst: 6.1.1. Die geistlichen Werke Haydn schuf 14 Messen, darunter die “Missa Brevis”, die “Nelsonmesse” (1798), die “Theresienmesse” (1799) und die “Harmoniemesse” (1802). Weitere geistliche Werke wie zum Beispiel eine “Salve Regina in E-Dur” und ein “Ave Regina in A-Dur” entstanden in den Jahren 1756 und 1763.39 39 Haydns Messen, darunter: Missa brevis, Jugendmesse (~1750, Hob.XXII:1) Rorate coeli desuper (~ 1750, Hob. XXII: 3) Missa in honorem Beatissimae Virginis Mariae, Große Orgelsolomesse (~1766, Hob.XXII:4) Missa Cellensis in honorem Beatissimae Virginis Mariae, Cäcilienmesse (1766, Hob.XXII:5) Missa Sancti Nicolai, Nikolaimesse (1772, Hob.XXII:6) Missa brevis Sancti Johannis de Deo, Kleine Orgelsolomesse (~1778, Hob.XXII:7) Missa Cellensis, Mariazeller-Messe (1782, Hob.XXII:8) Missa in tempore belli, Paukenmesse (1796, Hob.XXII:9) Missa Sancti Bernardi de Offida, Heiligmesse (1796, Hob.XXII:10) Missa in Angustijs, Nelsonmesse, (1798, Hob.XXII:11) Theresienmesse (1799, Hob.XXII:12) Schöpfungsmesse (1801, Hob.XXII:13) Harmoniemesse (1802, Hob.XXII:14) 83 1802 schuf Haydn noch eine “Messe in B”, die Harmoniemesse. Sie stellt Haydns letzte vollendete Komposition dar. Haydns Ruhm wurde noch gesteigert durch seine sechs Oratorien. Dazu gehören das “Stabat Mater” (1767), “Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze” und “Die Schöpfung”. Mit dem Opus “Die Schöpfung” setzte er sich selbst ein Denkmal. Die Uraufführung des Oratoriums, bei dem Engel gesanglich durch die Schöpfungsgeschichte führen, wurde ein grandioser Erfolg.40 6.1.2. Die Bühnenwerke Joseph Haydn verfasste auch 24 Opern und Singspiele, darunter “Der krumme Teufel”, “Lo speziale” Der Apotheker (1768), “Le Pescatrici” Die Fischerinnen (1769), “Il Mondo Della Luna” Die Welt auf dem Monde u.v.a.41 6.1.3. Die Symphonien Etwa von 1758 bis 1761 schrieb Haydn seine ersten Sinfonien; im Laufe seines Lebens wurden es 108. Einige seiner Sinfonien erhielten Beinamen und sind mit Anekdoten verbunden. Über die “Abschiedssymphonie Nr. 45“ erzählt man sich folgendes: Nachdem Fürst Esterházy die Heimreise seines Hofstaates aus seinem Sommersitz Schloss Ezsterháza immer wieder hinausgezögert hatte, stellte er 40 Die Oratorien, z. B.: Die Schöpfung (1798) Die Jahreszeiten und (1801) Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz 41 Haydns Opern, darunter: Acide e Galatea (1762, Hob.XXVIII:1) La Canterina (1766, Hob.XXVIII:2) Lo Speziale (Der Apotheker) (1768, Hob.XXVIII:3) Le pescatrici (Die Fischerinnen) (1769, Hob.XXVIII:4) L'Infedeltà Delusa (Liebe macht erfinderisch (1773, Hob.XXVIII:5) L'Incontro improvviso (Die unverhoffte Zusammenkunft (1775, Hob.XXVIII:6) Il Mondo della Luna (Die Welt auf dem Monde) (1777, Hob.XXVIII:7) La vera constanza (1777/78, Hob.XXVIII:8) L'Isola Disabitata (1779, Hob.XXVIII:9) La fedeltà premiata (Die belohnte Treue) (1780, Hob.XXVIII:10) Orlando Paladino (Der Ritter Roland) (1782, Hob.XXVIII:11) Armida (1784, Hob.XXVIII:12) L'Anima del Filosofo - Orfeo ed Euridice (1791, Hob.XVIII:13) 84 damit den Familien-Sinn seiner Kapelle auf eine harte Probe. Haydn komponierte daraufhin seine Abschiedssymphonie so, dass sich die Instrumentalisten am Schluss reihum verabschiedeten. Sie packten ihre Instrumente ein, löschten das Licht am Pult und verließen die Bühne. Schlussendlich waren nur noch zwei Violinen übrig geblieben. Der Fürst hatte den Wink verstanden und schon am nächsten Tag ging es der Legende nach zurück in die Heimat. Während seiner England-Aufenthalte präsentierte Haydn einem staunenden und begeisterten Publikum eine Vielzahl von Symphonien. Und auch hier kamen so manche von diesen Werken zu kuriosen Namen. So erzählt man sich beispielsweise, dass es das Publikum bei der Premiere der “Symphonie Nr. 96” nicht mehr auf ihren Plätzen hielt und alle nach vorne drängten, um in der Nähe des berühmten Künstlers zu sein. Plötzlich sei im hinteren Teil des Saales ein schwerer Kristalleuchter heruntergestürzt. Glücklicherweise wurde bei dem sonderbaren Ereignis niemand verletzt. Dieses Wunder, “The Miracle”, prägte nun den Namen der Symphonie Nr. 96, obwohl heute nachgewiesen ist, dass jenes Ereignis eigentlich bei der Aufführung der 102. Symphonie geschehen ist. Ein weiteres Beispiel für eine schicksalhafte Namensgebung ist das der “Symphonie Nr. 94 in G-Dur”, die heute den Beinamen “Paukenschlag” oder “Surprise” trägt. Nach dem ersten schwungvollen Satz folgt ein zartes Andante.42 6.1.4. Die Tänze und Solokonzerte Joseph Haydn, komponierte auch mehrere Tänze und Märsche für Orchester und mehrere Solokonzerte, die leider zum größten Teil verschollen sind. Aus seiner Feder stammen weiter: Ø 3 Violinkonzerte Ø 2 Violoncellokonzerte Ø mehrere Konzerte für Tasteninstrumente und sein Trompetenkonzert.43 42 Weitere von Haydn geschaffene Symphonien sind zum Beispiel: Die Symphonie Nr. 26 “Lamentatione” Die Symphonie Nr. 30 “Alleluja” Die Symphonie Nr. 48 “Maria Theresia” Die Symphonie Nr. 53 “Imperiale” Die Symphonie Nr. 92 “Oxford” Sowie seine berühmten “12 Londoner Symphonien Nr. 93 bis 104” aus den Jahren 1791 bis 1795. 43 Haydns Solokonzerte: Konzert für Oboe und Orchester C-Dur Hob VIIg:C1 1 Trompetenkonzert 2 Hornkonzerte 4 Violinkonzerte 1 Orgelkonzert (Orgel oder Cembalo) 3 Cellokonzerte 11 Klavierkonzerte 5 Lyrakonzerte 4 Barytonkonzerte 85 6.1.5. Die Kammermusik Haydn schuf zahlreiche Divertimenti für Streich- und Blasinstrumente und auch 83 Streichquartette. Die wichtigsten davon sind die “Sonnenquartette” (1772), die “Russischen Quartette” und das “Kaiserquartett” (1797). Mit dem Kaiserquartett schuf sich Haydn seine eigene “Kaiserhymne”.44 Im Jahre 1803 begann Haydn mit der Arbeit am “Streichquartett Op. 103”. Dieses, sein letztes Werk, blieb der musikalischen Nachwelt jedoch nur unvollständig erhalten. 6.1.6. Die Klaviermusik und Vokalwerke Zu Haydns Klavierwerken gehören 52 Klaviersonaten, Klavierstücke, Capriccios und Klaviervariationen. Dazu kam noch eine Vielzahl von Motetten, Liedern und Kantaten. 6.1.7. Das Hoboken-Verzeichnis Bei der Sammlung und Systematisierung der Werke von Joseph Haydn erwarb sich der Niederländer Anthony van Hoboken besonders große Verdienste. Er erstellte eine vollständige Auflistung der Werke Joseph Haydns, die als Hoboken-Verzeichnis bekannt ist. Musikwissenschaftlich untersucht vor allem das Haydn-Institut in Köln die Werke Haydns und prüft sie beispielsweise auf ihre Echtheit. Dessen wissenschaftlicher Leiter, Herr Dr. Armin Raab, benennt den neusten Stand der gesicherten Haydn-Werke mit 1256. 44 Darüber hinaus sind noch 21 Streichtrios, 126 Barytontrios, 46 Klaviertrios, 47 Klaviersonaten, einzelne Klavierstücke und Menuette Haydns Feder “entsprungen”. 86 6.2. Die Entwicklung von Haydns Stil Haydns frühe Werke datierten aus der Periode, in welcher der kompositorische Stil des Hochbarocks, wie er in Bachs und Händels Musik zum Ausdruck kam, aus der Mode gekommen war. Die jüngeren Komponisten hatten aber noch nicht die neuen Wege für ihr Musikempfinden gefunden, die allgemein Anerkennung gefunden hätten. Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war somit eine Periode der Erforschung und Unsicherheit, und Haydn, der 18 Jahre vor dem Tod Bachs geboren wurde, war selbst einer der musikalischen Erforscher jener Zeit. Ein älterer Zeitgenosse, dessen Werk Haydn als wichtigen Einfluss für sein Werk anerkannte, war Carl Philipp Emanuel Bach, der zweite Sohn Johann Sebastian Bachs. Die Musikwissenschaftler am Kölner Haydn-Institut beschreiben Haydns musikalische Entwicklung etwa so: Wenn man Haydns Werk über die fünf Jahrzehnte (ungefähr 1749 bis 1802) verfolgt, in denen es geschaffen wurde, findet man eine allmähliche, aber stetig zunehmende, Komplexität und musikalische Verfeinerung, die sich so entwickelte, wie Haydn aus seiner eigenen Erfahrung und aus der seiner Kollegen lernte. Man kann einige wichtige Meilensteine in der Evolution von Haydns musikalischem Stil ausmachen. Dazu gehören folgende Beobachtungen: 6.2.1. Die 1760er und 1770er Jahre: Sturm und Drang In den späten 1760ern und frühen 1770ern trat Haydn in eine Periode ein, die man „Sturm und Drang“ nennt, voll von zackigen Akkorden, plötzlichen Übergängen und seltsamen Moll-Harmonien. Anton Reicha schrieb 1814, Haydn habe seinen Kompositionsstil einer gründlichen Revision unterzogen: „Haydn studierte seine Kunst ständig. […] Nach vielen Werken begann er mit 40 Jahren wieder komplett mit der Kompositionstechnik, um sich in dieser Fertigkeit zu festigen, und deren Geheimnisse besser zu verstehen.“45 Die meisten Sinfonien mit Nummern zwischen 35 und ungefähr 55 sind von dieser Art. 45 www.wikipedia.org/wiki/Joseph Haydn 87 Zu dieser Zeit beschäftigte Haydn sich mit kontrapunktischen Studien und experimentierte mit dem Schreiben von Fugen, die in der Wiener Tradition italienischen Ursprungs (J. J. Fux) stehen und weniger mit dem Fugenwerk J. S. Bachs zu tun haben. Besonders sichtbar wird das in den Finalsätzen der sechs Streichquartette Op. 20, den sogenannten Sonnenquartetten (1772). 6.2.2. Die 1780er Jahre: Neue Merkmale entstehen Im Jahr 1781 veröffentlichte Haydn sechs Streichquartette Op. 33, mit einer Ankündigung an die potentiellen Käufer, dass sie „auf eine ganz neue, besondere Art“ geschrieben seien. Charles Rosen vermutete, dass diese Erklärung von Seiten Haydns nicht nur Marketing, sondern ganz ernst gemeint sei; er weist auf eine Zahl von wichtigen Fortschritten in Haydns Stil hin, die in diesen Quartetten erscheinen. Unter anderem sind dies die fließende Art der Phrasierung, in der jedes Motiv aus dem vorhergehenden ohne Unterbrechung hervorgeht; der Brauch, begleitendes Material sich in melodisches Material entwickeln zu lassen, und die Art des „klassischen Kontrapunkts“, in dem jeder Instrumentenpart seine eigene Integrität bewahrt. Ludwig van Beethoven nennt diese Form „obligates Accompagnement“. Diese aufgezeigten Merkmale setzen sich in den vielen Quartetten fort, die Haydn nach Op. 33 schrieb. Ab 1781/1782 stand Haydn in regem Gedankenaustausch mit W. A. Mozart. Beide erkannten sich als ebenbürtige Meister an, schlossen Freundschaft und lernten voneinander. In der Musikwissenschaft spricht man daher bei Haydn auch von einer vormozartschen und einer nachmozartschen Periode. 6.2.3. Die 1790er Jahre: Der populäre, folkloristische Stil In den 1790ern entwickelte Haydn, angeregt durch seine England-Reisen, was Rosen seinen „populären Stil“ nennt, eine Weise der Komposition, die mit beispiellosem Erfolg Musik hervorbrachte, die großen populären Reiz innehatte und dennoch eine gelehrte und rigorose musikalische Struktur besaß. Ein wichtiges Element des populären Stils war der häufige Gebrauch von österreichischem oder kroatischem folkloristischem (oder erfundenem pseudofolkloristischem) Material. 88 Haydn bemühte sich, solches Material an geeigneten Stellen einzusetzen, wir z.B. an den Enden von Sonatenexpositionen oder als Eröffnungsthemen von Finalsätzen. An solchen Stellen dient das folkloristische Material als ein Element der Stabilität, das die größere Struktur zu verankern hilft. Joseph Haydns populären Stil kann man in nahezu allen späteren Werken hören, zum Beispiel in den zwölf Londoner Symphonien, den späten Quartetten und Klaviertrios sowie in den beiden späten Oratorien. 89 6.3. Haydns Bedeutung als Musiker Haydn gilt als der „Vater“ verschiedener Musikgattungen. Besonders sind folgende Stichworte zu nennen: 6.3.1. Die Streichquartette Haydns bemerkenswerteste Leistung war die Schaffung einer ganz neuen Gattung: des Streichquartetts. Es wurden zwar schon früher Orchesterwerke von nur vier Musikern gespielt, doch Haydn etablierte das Streichquartett als Komposition für vier gleichberechtigte, unabhängige, aber miteinander musizierende Instrumente.46 6.3.2. Die Symphonien Joseph Haydn wird ebenso traditionell als „Vater der klassischen Symphonie“ betrachtet. Obwohl er nicht der Erfinder der Symphonie war, konnte er aber als Pionier in dieser Gattung gelten, in der auch andere Komponisten der Frühklassik wie Johann Christian Bach und Leopold Mozart eine wichtige Rolle spielten. In seinen 108 Symphonien entwickelte Haydn die Form von der dreisätzigen Ouvertüre des Barock für weniger als 20 Musiker weiter zu einem viersätzigen Werk für ein Orchester von bis zu 60 Musikern. Nach Aussage von John Burrows47 war das die bedeutendste Errungenschaft der Klassik. 6.3.3. Fuge und Kontrapunkt Darüber hinaus war Haydn der erste bedeutende Komponist, der Fuge und kontrapunktische Elemente in die klassische Form einbrachte. Unter Fuge versteht man eine streng aufgebaute, kontrapunktische Satzart mit Bearbeitung von Thema und Gegensatz durch zwei oder mehr Stimmen. 46 47 John Burrows, heutiger britischer Musikwissenschaftler, in: Klassische Musik, Dorling Kindersley Verlag, München, 2006, S. 140: „Die Erfindung des Streichquartetts, bei dem jedes Instrument eine gleichberechtigte Stimme spielt, ist Haydns größte Leistung.“ John Burrows, ebenda, S. 138 90 Mit Kontrapunkt wurde ursprünglich ein mehrstimmiger Satz bezeichnet; später dann die Kunst, mehrere selbständige Stimmen gleichzeitig zu führen, die ein komplexes Klanggewebe produzieren, wie etwa bei Johann Sebastian Bach. 6.3.4. Die Sonatenhauptsatzform Besonders an der Veränderung der Sonatenform lässt sich aufzeigen, dass Haydn neue Musikformen entwickelte. Joseph Haydn erneuerte beim Schreiben die Form der Klaviersonaten und Klaviertrios in ähnlich genialer Weise wie Carl Philipp Emanuel Bach. Damit war er an der Entwicklung der Sonatenform maßgeblich beteiligt, in dem er die leichten, gefälligen Divertimenti 48 in gewichtigere Werke mit derselben Struktur wie ein Konzert verwandelte. Aus einem einfachen, von der „Sonata bipartita“ her kommenden Formschema machte Haydn eine subtile und flexible musikalische Ausdrucksform und entwickelte auch die Sonaten-Rondoform, die Variationsform mit zwei Themen. Das organisatorische Prinzip vieler seiner Werke war dabei die Sonatenhauptsatzform mit den Elementen Exposition (lat: Ausgangsposition), der Durchführung sowie der Reprise (franz.: reprendre , wiederaufnehmen). Maßgeblich für diese drei Teile ist, dass sie thematisch miteinander verbunden sind. Manchmal wurde der Exposition eine nicht themenbezogene und daher auch nicht wiederkehrende Einleitung vorangestellt. Ø Exposition: In der Exposition werden die Themen eingeführt. Meist handelt es sich dabei um zwei mehr oder weniger antithetische Themen, weswegen man auch von "Hauptsatz" und "Seitensatz" spricht, die durch eine kompositorisch markierte Modulation (Überleitung) getrennt werden. Die Regel: Einem dynamischen steht dabei ein zweites, lyrisches Thema als Antithese gegenüber. Dynamisch steht sinngemäß für forsch, durchaus mit punktierten Noten; das lyrische Thema ist ruhiger und bildet einen Kontrast zum ersten Thema. Zu den Hauptthemen können weitere Themen treten, teilweise ein drittes Hauptthema oder verschiedene Nebenthemen. Entsprechend der jeweiligen Grundtonart (Tonika) des Kopfsatzes sind in der Wiener Klassik auch die Tonarten des zweiten Themas strikt vorgeschrieben. Bei den Dur-Tonarten steht das erste Thema in der Tonika, das zweite in der Dominante, (z. B. Tonika: C-Dur, zweites Thema: G-Dur). Bei den MollTonarten steht das erste Thema in der Tonika, das zweite in der parallelen 48 Stücke zur Zerstreuung und Unterhaltung 91 Tonart der Tonika (Tonikaparallele), (z. B. Tonika: c-Moll, zweites Thema: EsDur). Ein besonderes Merkmal von Haydns Expositionen (anders als bei den Expositionen Mozarts und Beethovens) war, dass er häufig kein kontrastierendes „zweites Thema“ beim Erreichen der Dominante benutzte; stattdessen wiederholte er das eröffnende Thema oder eine Variante davon. Die Exposition beschreibt mit den Gegensätzen der Themen sowie ihrer unterschiedlichen Tonarten somit insgesamt einen musikalischen Konflikt. Ø Durchführung: Aufgabe der Durchführung ist es, diesen Konflikt lösen, indem sie die zwei antithetischen Themen zueinander führt. Dabei wird das musikalische Material umgestellt, transformiert, oft fragmentiert und im weiteren Verlauf miteinander verwoben. Wesentlicher Bestandteil der Durchführung ist dabei die Modulation durch eine Reihe entfernterer Tonarten, da die Themen ja insbesondere tonartlich zueinander finden sollen. Ø Reprise: Wie das aus dem Französischen stammende Wort besagt, wird in der Reprise "wieder aufgenommen" - und zwar in einem Rückgriff auf den Beginn des Kopfsatzes: Die Exposition wird im wesentlichen noch einmal wiederholt mit der Besonderheit, dass das zweite Thema aber nunmehr ebenfalls in der Tonika-Tonart steht: Bei den Dur-Tonarten stehen sich die zwei Themen somit als Tonika / Tonika gegenüber (z. B. C-Dur / C-Dur), bei den Moll-Tonarten als Tonika in Moll / Tonika in Dur (z. B. c-Moll / C-Dur). Der Reprise schließt sich oft noch eine Coda an, die für eine besonders starke Schlusswirkung sorgen soll und sowohl als ein Art zweiter Durchführung (erneuter Rückgriff auf das etablierte thematische Material) als auch mit neuem thematischen Material gestaltet werden kann. Im Gegensatz zu Mozart und Beethoven stellte Haydn oft die Themen der Reprise in eine andere Reihenfolge um. Haydns kompositorische Praxis beeinflusste sowohl Mozart als auch Beethoven. Das Besondere an der Kompositionsweise der drei Wiener Klassiker waren drei hochentwickelte Verfahren: - Obligates Accompagnement - durchbrochener Stil - motivisch-thematische Arbeit 92 6.3.5. Die Deutschland-Hymne Und nicht zuletzt ist Haydn der Komponist der Melodie, die heute mit dem Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben als deutsche Nationalhymne verwendet wird. Die Kaiser- u. spätere Deutschland-Hymne 6.3.6. Haydns Scherze in der Musik Vielleicht mehr als jeder andere Komponist war Haydn bekannt für die Scherze, die er in seine Musik steckte. Das berühmteste Beispiel: Der plötzliche laute Akkord in der Sinfonie Nr. 94 „mit dem Paukenschlag“. Weitere Beispiele: das vorgetäuschte Ende in den Quartetten Op. 33 Nr. 2 und Op. 50 Nr. 3 oder die rhythmische Illusion, die er im Trio Op. 50 Nr. 1 platzierte. 93 7. LIFE – AUFFÜHRUNG Streicher-Duett Serenade aus einem Streichquartett von Joseph Haydn in der Bearbeitung von Fr. Britta Burghardt Es spielen: Lynn Sommerfeld Rahel Sommerfeld Viola Geige 94 8. JOSEPH HAYDN UND DAS JHG SENDEN Im folgenden Teil habe ich versucht heraus zu finden, welcher Zusammenhang zwischen meinem Gymnasium und dem Namensgeber Joseph Haydn besteht. 8.1. Überlegungen im Rat der Stadt Senden zur Gymnasialgründung Im Jahre 1987 wurde in einer ersten Fragebogenaktion der aktuelle Bedarf der Familien für eine weiterführende Schule in Senden ermittelt. 70 % der befragten Eltern hatten ihre Bögen – insgesamt 530 - zurückgeschickt. Kernfrage: „Gäbe es in Senden ein Gymnasium, würde ich mein Kind dort anmelden?“ 66 % der befragten Familien beantworteten diese Frage positiv. Nach weiteren Befragungen und Beratungen kam es dann am 18.12.1990 zum Ratsbeschluss der Stadt Senden, ein Gymnasium einzurichten und die entsprechenden Anträge bei der Regierung zu stellen. Ebenso wurde der Bau eines neuen Schulgebäudes beschlossen und wurden die dafür nötigen Schritte eingeleitet. Am 02.09.1991 konnten 59 Kinder und 6 LehrerInnen, einige davon waren nur für wenige Stunden pro Woche nach Senden abgeordnet, ihren ersten Schultag feiern und den Unterricht in den Räumen der Sendener Realschule beginnen. Schulleiter wurde Herr Ekkehard Enselein. Ein Jahr später konnte schon ein Teil der neuen Schulgebäude bezogen werden. Bau des Joseph-Haydn-Gymnasium in Senden 95 8.2. Der Namensfindungsprozess Die Diskussion um die Namensgebung unserer Schule beherrschte mehrere Jahre das öffentliche Bewusstsein wie kein anderes schulpolitisches Thema. Überhört wurde u.a. die Mahnung des Schulleiters in der Münsterschen Zeitung vom 7. 5. 1994, „unter dem Strich gebe es doch momentan viele Dinge, die weit wichtiger seien, als sich über den Schulnamen zu streiten.“ Zusammenfassend seien hier die wichtigsten Schritte dieses bemerkenswerten Vorgangs dargestellt:49 Bereits in der zweiten Hälfte des Schuljahres 1991/92 brachte Schulleiter Enselein den begründeten Vorschlag ein, der Schule den Namen „Joseph-HaydnGymnasium“ zu geben. Zwei Mitglieder der noch kleinen Schulkonferenz stimmten für den Namensvorschlag, zwei stimmten nicht zu. Am 19.01.1993 wurden zwei weitere Namensvorschläge „Welthaus-Gymnasium“ und „Richard-von-Weizsäcker-Gymnasium“ als Antrag bei der Gemeinde eingereicht. In der ersten Schulpflegschaftssitzung vom 12.01.1994 votierten die Eltern mit sieben Ja bei einer Enthaltung für den Namen „Joseph-Haydn-Gymnasium“. Der Schülerrat unterstützte mit acht Ja und drei Nein bei einer Enthaltung den Vorschlag, die Lehrerkonferenz stimmte ebenfalls in geheimer Abstimmung mit acht Ja, und drei Enthaltungen dafür und auch die Mitglieder-Versammlung des Fördervereines war bei einer Enthaltung für diesen Namen. Dieser Vorschlag wurde dann in alle Klassenpflegschaften gegeben und zur Diskussion gestellt. Nun wurde von Seiten der Politik der Schulgemeinde vorgeworfen, der Vorschlag sei nicht transparent im demokratischen Sinne zustande gekommen In der Schulausschuss-Sitzung vom 5.5.1994 beantragten die SPD-Vertreter einen „öffentlichen Ideenwettbewerb“ für den Schulnamen. Danach wollte der Schulausschuss lieber noch abwarten, bis die Schule mit allen Klassen voll ausgebaut sei und die Gremien vollständig besetzt seien. Die Schulkonferenz aber votierte nach Beteiligung aller Schulgremien am 08.06.1994 in geheimer Abstimmung einstimmig und ohne Enthaltung für den Namensgeber „Joseph Haydn“ und legte dem Schulausschuss und dem Rat nunmehr zu Beginn des Schuljahres 1994/95 den Antrag auf diese Namensgebung vor. Dieser Antrag wurde am 17.11.1994 im Schulausschuss behandelt und bei Stimmen-Gleichheit dem Rat zu Ablehnung vorgeschlagen. Leserbriefe, Proteste und Erklärungen in der Lokalpresse waren die Folge. 49 Als Quellen zu dieser Recherche standen mir einige Artikel aus den Westfälischen Nachrichten jener Zeit sowie die Chronik des Joseph Haydn Gymnasiums Senden 1988-2000 von Herrn Hans-Peter Boer zur Verfügung. 96 Am 16.12.1994 lehnte der Gemeinderat den Antrag der Schulkonferenz, der Schule den Namen “Joseph-Haydn-Gymnasium” zu geben, ebenfalls mit 16 Ja, 16 Nein und zwei Enthaltungen ab. Turbulenzen, weitere Leserbriefe ... Am 18.12.1994 verfassten einige Eltern aus der Schulgemeinde eine Petition für den Namen „Joseph-Haydn-Gymnasium“. Innerhalb kurzer Zeit unterstützten mehr als 260 Menschen diesen Bürgerantrag. Am Dreikönigstag 1995 überreichte eine Delegation von Eltern und Schülern dem Bürgermeister diese Petition. Die Diskussion erreichte ihren höchsten Wellenschlag, als der für seine süffisanten Kommentare bekannte Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert am 09.01.1995 in der ARD den Streit im münsterländischen Senden glossierte und die Ratsherren in Senden wie die deutsche Öffentlichkeit daran erinnerte, welches Kaliber Joseph Haydn hatte, der ja u.a. die Melodie der deutschen Nationalhymne komponiert habe. Inzwischen stellte der Gemeinderat die „Joseph-Haydn“ Petition zurück, da man erst noch das Votum des neuen Jahrganges abwarten wollte. Wieder wurden alle Eltern einschließlich der neuen 5. Jahrgänge gegen Ende des Schuljahres 1994/95 befragt. 18 % der Eltern beteiligten sich nicht an der Umfrage, 3 % gaben eine Enthaltung ab, 22 % stimmten dagegen und 57 % votierten für den Namen „JosephHaydn-Gymnasium“. Während der Bürgerantrag in den Akten ruhte, folgten ab 11.07.1995 neue Vorschläge: Edith-Stein, aber auch Sendener Namen wie Frerichmann, Haverkamp, Aulke und Potts waren im Gespräch. Am 5.10.1995 beschloss die Schulkonferenz, die Namensvergabe „JosephHaydn-Gymnasium“ erneut beim Gemeinderat zu beantragen. Zu einem Eklat kam es am 26.10.1995, als in der Diskussion über die Namensvergabe die Ratsfraktionen der SPD und der Grünen unter Protest auszogen und damit den Rat beschlussunfähig machten. Das öffentliche Echo war entsprechend lebhaft. Bemerkenswert war der Vorschlag eines Bürgers, nach allem Streit der Schule den programmatischen Namen „Friedens-Gymnasium“ zu geben (WN v. 02.11.1995). Am 14.12.1995 wurde dann das langwierige und aufreibende Thema beendet: Mit 19 zu 16 Stimmen beschloss der Rat der Gemeinde Senden, der neuen Schule den Namen „Joseph-Haydn-Gymnasium“ zu geben. Nach drei Jahren Auseinandersetzung über den Schulnamen konnten sich nun die Gemüter langsam wieder beruhigen. Der Wunsch der Eltern-, der Lehrer- und der Schülerschaft hatte endlich auch die Politiker überzeugt. 97 8.3. Die Einweihung unter Bezugnahme auf den Namensgeber Aus der Festrede zur Einweihung des Joseph Haydn Gymnasiums in Senden von August Everding, gehalten am 15. Mai 1997: „ [...] Warum nun gerade Haydn? Mit Haydn beginnt die Neuzeit der Instrumentalmusik. Ohne Haydns Komposition wäre die Musikgeschichte anders verlaufen. Er ist nicht nur der Wegbegleiter der Sinfonik und der Erfinder des Streichquartetts, sondern einer der bedeutendsten musikalischen Innovatoren überhaupt. Haydn war ein großer Experimentator, aber die Neuerung kommt bei ihm unauffällig, insgeheim. Obwohl Haydn nie als Revolutionär auftritt, war er der große musikalische Neuerer des 18. Jahrhunderts. Gerade in seinem ausgewogenem Verhältnis aus Innovation und Tradition sowie dem Gleichgewicht aus subtiler Gestaltung und Allgemeinverständlichkeit ist Haydn ein geeignetes pädagogisches Vorbild. Sein Werk ist überaus umfangreich. Er schrieb 104 Sinfonien und zahlreiche Konzerte, er ist der Erfinder des Streichquartetts, eine Gattung, die er zu einem Höhepunkt führte. Von ihm stammen 50 Klaviersonaten und zahlreiche weitere kleinere Instrumentalwerke, darunter 50 Divertimenti, Haydn komponierte 16 (unterschätzte) Opern, zahlreiche auch heute immer wieder aufgeführte Messen sowie die Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“, die zu den Hauptwerken der Gattung überhaupt gehören. [...] Haydns Persönlichkeit ist auf jeden Fall vorbildhaft zu nennen. Er war der erste Autodidakt unter den modernen Musikern. Anders als bei Bach oder dem jungen Beethoven gründet sich sein Schaffen nirgends auf das Werk eines namhaften Vorgängers. Seine Biographie ist unspektakulär. Er stammt aus kleinen, ländlichen Verhältnissen, begann als freier Musiker und war dann über 20 Jahre als Kapellmeister des Fürsten Esterhazy tätig: <Ich war von der Welt abgesondert, niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irremachen und so musste ich originell werden>, meinte Haydn später zu einem Biographen. Haydn war ein bedeutender Pädagoge und hat Komponisten wie Mozart und Beethoven entscheidend beeinflusst. Beethoven war zeitweise sein Schüler. Als Kapellmeister des Fürsten Esterhazy bewies Haydn durchaus ungewöhnliches Selbstbewusstsein, wenn nicht sogar Zivilcourage und setzte sich wiederholt für soziale Belange seiner Untergebenen ein. Haydn kann daher ohne weiteres als Vorbild für soziales Handeln gelten. Die Thematik der Oratorien: Erschaffung der Welt, der Natur, des Menschen, setzt ethische Maßstäbe, die an der Schule auch außerhalb des Musikunterrichts wirksam sein können. In dieser Hinsicht steht der Name Haydn wie kein zweiter 98 für die in der Verfassung von Nordrhein-Westfalen formulierten ErziehungsZiele Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen. Bereits Haydns Zeitgenossen rühmten seinen Witz im Sinne von Esprit. Seine Musik ist im besten Sinn geistvolle Unterhaltung, deren Ernst ihr Witz ist. Diese zutiefst humane, heitere Gesinnung ist ebenfalls als außerordentlich vorbildhaft zu nennen. Mozart sagt von Haydn: “Keiner kann alles: Schäkern und erschüttern, Lachen erregen und tiefe Rührung und alles gleich gut als Haydn.“ Die Melodie des Deutschlandliedes stammt von Joseph Haydn, kein staatlicher Auftrag, sondern Haydns eigene Idee. [...]“50 Die Schule wurde also vor allem im Bezug auf Haydns Charakter nach ihm benannt. Und weil Haydn in der Musik besondere Verdienste erworben hatte. 50 Die Rede ist zitiert in der Chronik des Joseph Haydn Gymnasiums Senden 1988-2000 von Herrn Hans-Peter Boer. 99 8.4. Auszüge aus dem Interview mit dem heutigen Bürgermeister von Senden, Herrn Alfred Holz, zum Haydn-Gymnasium Senden und zum Haydn-Jahr 200951 Rahel: Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Sie sind sicherlich auch stolz auf das Haydn-Gymnasium in Ihrer Stadt. Zu dieser Schule, die ich als Schülerin besuche, und zu deren Bedeutung für die Stadt Senden möchte ich Ihnen gerne einige Fragen stellen: Rahel: Auch wenn Sie zur damaligen Zeit noch nicht unser Bürgermeister waren: Was wissen Sie darüber, wann und wie das Gymnasium zu seinem Namen kam? Herr Holz: Nach meinen Kenntnissen wurde in der Schulkonferenz am 01.08.1994 der Antrag gestellt, das neue Sendener Gymnasium „Joseph-Haydn-Gymnasium“ zu nennen. Der Gemeinderat, der über den Namen abzustimmen hatte, war damals zerstritten und so kam es bei der Abstimmung am 15.12.1994 zu 16 Ja-Stimmen, 16 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen. Zum Leidwesen der Eltern und LehrerInnen galt der Antrag bei Stimmengleichheit damit als abgelehnt. Neue Anträge, Leserbriefe und Unterschriftenaktionen folgten, bis am 14.12.1995 erneut im Gemeinderat abgestimmt wurde. Dieses Mal stimmten 19 Ratsvertreter dafür und 16 dagegen. Dieser Beschluss wurde dann von der Bezirksregierung in Münster am 12.02.1996 bestätigt. Rahel: Welche Überlegungen gab es im Stadtrat, sich gerade für diesen Namen zu entscheiden? Herr Holz: Anfänglich gab es auch noch andere Namensvorschläge: Richard-vonWeizsäcker-Gymnasium, Welthausgymnasium u.a.m. In der Elternschaft und bei den ersten LehrerInnen gab es aber bald eine große Mehrheit für den Namen Joseph Haydn. Die Gründe für den Namen waren zum ersten die Würdigung des Lebenswerkes des großen Komponisten, zum zweiten sein integrer Lebensstil (Joseph Haydn als Vorbild) und zum dritten sollte der Name zur musischen Erziehung an dem neuen Gymnasium heraus fordern. Zur Resonanz in der ARD auf die Namensdiskussion haben wir übrigens eine Tonbandaufnahme. Du kannst gerne eine Kopie davon bekommen. Rahel: Danke schön, das nehme ich gerne an. Doch nun zur nächsten Frage: Was verbinden Sie selbst mit Joseph Haydn und seiner Musik? Herr Holz: Ich höre gerne klassische Musik und obwohl ich Haydn für einen großen Komponisten halte, höre ich schwerpunktmäßig nicht seine Musik. 51 Dieses Interview wurde am 11.02.2009 im Rathaus Senden durchgeführt. 100 Rahel: Welche Aktivitäten oder Veranstaltungen plant die Stadt Senden zum Haydn-Jahr 2009? Herr Holz: Die Stadt Senden plant ein großes Jubiläumskonzert mit SchauspielElementen zum 200. Todestag von Joseph Haydn am 01. Juni 2009 (PfingstMontag) in der Steverhalle in Senden. Rahel: Sind weitere Konzerttage geplant? Herr Holz: Über das genannte Jubiläumskonzert hinaus nicht. Rahel: Gibt es eine Jubiläumsveranstaltung zusammen mit dem Gymnasium? Herr Holz: Nein Rahel: Gibt es eine Haydn-Gedenkschrift oder eine Haydn-Gedenktafel in diesem Jahr? Herr Holz: Nein Rahel: Hat die Stadt Senden evt. eine besondere Überraschung für ihr Gymnasium? Herr Holz: Nein, nicht konkret. Aber Überraschungen sind immer möglich. Rahel: Haben Sie vielen Dank für dieses Interview. Gerne lade ich Sie zu meinem Vortrag über Joseph Haydn ein. 101 9. HAYDN HEUTE 9.1. Die Bedeutung Haydns im heutigen Kulturleben 200 Jahre nach seinen Tod ist Joseph Haydn selbstverständlicher Teil des europäischen - und in der Musik auch des weltweiten - kulturellen Lebens geworden. 9.1.1. Haydn als Namengeber Ø Schulen und Hochschulen Neben dem Gymnasium in Senden finden wir noch einige weitere Schulen und Musikhochschulen mit diesem Namen (z.B. Joseph-Haydn-Gymnasium Dresden, Joseph-Haydn-Realgymnasium Wien ...) und auch das Konservatorium des Landes Burgenland in Eisenstadt ist nach ihm benannt. Ø Straßen und Plätze Unzähligen Straßen und Plätzen diente Joseph Haydn als Namengeber, oft noch verbunden mit einem entsprechenden Denkmal. 9.1.2. Haydn auf den Spielplänen der Konzerthäuser Und nicht nur im Haydn-Jahr sind seine musikalischen Werke fester Bestandteil der Programme der Konzerthäuser dieser Welt und vieler sonstiger MusikDarbietungen. So lädt beispielsweise Ø der Wartburgsaal in Eisenach im Mai 2009 zu Haydn-Konzerten, Ø die Oper Zürich zu Aufführungen von Haydns Schöpfung, Ø die Stadt Köln zur Haydn-Woche vom 10.-19.08.2009 und Ø die Brühler Schlosskonzerte veranstalten seit 2002 jährlich eine HaydnWoche und kooperieren dabei auch mit dem Joseph Haydn-Institut. Ø Mit der Gründung der burgenländischen Haydnfestspiele im Jahre 1986 konnte sich auf Schloss Esterházy ein kontinuierlicher Konzertbetrieb etablieren. Die alljährlichen Internationalen Haydntage zählen zu den 102 wichtigsten Festivals Europas und sind das Podium für die besten Haydninterpreten der Welt. Ø Für eine umfassende Haydn-Pflege sorgen darüber hinaus das bereits 1971 gegründete Joseph-Haydn-Konservatorium des Landes Burgenland. 9.1.3. Die Haydn-Forschung Ebenso hat die Haydn-Forschung ihren festen Platz in der internationalen Erforschung von Musikerbiographien, einzelnen Musikstücken, Fälschungen, Musikepochen, Instrumenten etc. Ø Hier nimmt das Haydn-Institut in Köln eine sehr wichtige und herausragende Position ein. Das 1955 gegründete Institut arbeitet mit zehn Musikwissenschaftlern an einer wissenschaftlichen HaydnGesamtausgabe, die zur Zeit schon etwa 100 Bände umfasst. Außerdem veröffentlicht es die Haydn-Studien, die unter anderem eine HaydnBibliographie enthalten. Das Institut verfügt über eine umfassende Quellenkartei, über Mikrofilme sämtlicher wichtiger Handschriften und Drucke von Haydns Werken sowie über eine Spezialbibliothek. Diese Sammlungen werden laufend aktualisiert und erweitert.52 In den letzten Jahren kam es in der Haydn-Forschung zu einer immer stärkeren Vernetzung verschiedener Einrichtungen. Das Haydn-Institut in Köln arbeitet u.a. zusammen mit: Ø dem Haydn-Konservatorium des Burgenlandes Ø dem Joseph Haydn Institut für Kammermusik und Spezialensembles, einem Institut an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Ø dem Haydn Jeugd Strijkorkest in Groningen/Niederlande Ø dem Haydn-Projekt der Gesamtschule Peter Joseph Lenné in Potsdam Ø dem Haydn-Projekt „Hallo Haydn“ des Gymnasiums der Diözese Eisenstadt in Verbindung mit den Haydn-Festspielen Ø der seit 1995 bestehenden Internationalen Haydn-Privatstiftung EisenStadt, die eine entsprechende Ergänzung im wissenschaftlichen und musealen Bereich darstellt 52 Die Gesamtausgabe und die Haydn-Studien erscheinen im G. Henle Verlag, München. 103 Ø der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz, Institut Oberschützen. International führende Haydn-Forscher widmen sich auf einem Symposium (Leitung: Klaus Aringer und Armin Raab) vom 23. bis 24. November 2009 Haydns Alterswerk, den Oratorien. 9.1.4. Die Haydn-Museen Im Zusammenhang mit der Öffentlichkeitsarbeit kommt auch den Haydn-Museen eine große Bedeutung zu. Hier kann man unterscheiden zwischen: Ø Feste Haydn-Museen mit Dauerausstellungen Die festen Haydn-Museen vermitteln Einblicke in die verschiedenen Lebensabschnitte Haydns, in die Entstehungsgeschichte seiner musikalischen Werke und in seine unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontakte, Verbindungen und Freundschaften. Solche Museen gibt es in Rohrau (Geburtsort, Familie), im Haydn-Haus in Eisenstadt (Kompositionen, Ehezeit, Orgelkonzerte), im Diözesanmuseum Eisenstadt (geistliche Werke, Messen), im Landesmuseum Burgenland in Eisenstadt sowie im Haydn-Haus in Wien-Gumpendorf (letzte Lebensjahre des Komponisten, Verknüpfungen mit seinem politischen und sozialen Umfeld). Ø Temporären Sonderausstellungen Im Haydn-Jahr 2009 gibt es unzählige Sonderausstellungen, Vorträge und Konzerte zu Ehren Joseph Haydns. Neben weiteren Ausstellungen in Österreich, Ungarn, Kroatien, Liechtenstein, der Schweiz oder den Niederlanden gibt es auch in Deutschland entsprechende Angebote, 104 zum Beispiel: das Stadtmuseum Bonn mit einer Sonderausstellung „Joseph Haydn“ das Museum Bode in Berlin mit Haydn-Spezial das Haydn-Festival in Eszterháza das Festival der Ungarischen Haydn-Gesellschaft The International Opera Foundation Eszterháza The Haydn Society of Great Britain The Haydn Society of Northa America De Nederlandse Joseph Haydn Stichting De Haydn-van Hoboken-Festival, Rhoon/Niederlande De Haydn-Genootschap Vlaanderen, Internationale Haydn-Biennale das Joseph Haydn Musik-Festival Dolni Lukavice/Tschechien 105 9.2. Aktivitäten im Haydn-Jahr 200953 Im Jahr 2009 wird weltweit Joseph Haydn die Referenz erwiesen. So gastieren z.B. österreichische Musiker anlässlich der Haydn-Biennale Vlaanderen mit Konzerten im Mai 2009 in Flandern. Ebenso werden in Deutschland unzählige Konzertveranstaltungen zu Ehren von Joseph Haydn durchgeführt. 9.2.1. In Österreich In besonderer Weise aber gedenkt Österreich seines berühmten Komponisten mit unzähligen Feiern, Konzerten, Ausstellungen und Events. In seinem Vorwort zum Haydn-Jahr 2009 schreibt dessen künstlerische Leiter, Herr Dr. Walter Reicher u.a.: „In Eisenstadt blicken die Haydn Festspiele auf eine mittlerweile über 20jährige Tradition zurück. Zwei Jahrzehnte, in denen das Werk des Komponisten mit all seinen Tiefenschichten musikalisch, wissenschaftlich und kuratorisch im Mittelpunkt stand. Dadurch konnten wir Eisenstadt zum Zentrum der internationalen Haydnpflege machen. Wenn ein Komponist die „Klassische Musik“ zu dem gemacht hat, was wir heute darunter verstehen, dann war es Joseph Haydn: Die fast unglaubliche Anzahl an großartigen Werken in allen zu seiner Zeit bekannten Gattungen stellt – will man dem musikalischen Universalgenie Joseph Haydn gerecht werden – eine große Herausforderung an jeden Veranstalter dar. Doch ein Gedenkjahr wie das HAYDN-JAHR 2009 eröffnet die einmalige Chance über die Strecke eines ganzen Jahres hinweg ein durchdachtes und breitgefächertes Programm zu erarbeiten und anzubieten. Im HAYDN-JAHR 2009 stellen wir daher als programmatische Basis das Gesamtwerk des genius loci Joseph Haydn ins Zentrum: Der Vielzahl an musikalischen Gattungen, mit denen Joseph Haydn bahnbrechend und für seine Nachfolger wegweisend war – die Oratorien, das symphonische Schaffen, die Kammermusik, das Sakralwerk, etc. – wollen wir mit einzelnen Festivalblöcken gerecht werden. Über das ganze Jahr verteilt finden diese an den verschiedenen Originalschauplätzen in Eisenstadt statt. 53 Das gesamte Angebot zum Haydn-Jahr 2009 ist im Internet unter www.haydn-jahr-2009.at einzusehen. 106 So ist das Konzertprogramm zum HAYDN-JAHR 2009 ausgehend von Haydns universellem Schaffen zu einer großen dramaturgischen Komposition gewachsen, in der jeder Teil für sich alleine (be)stehen kann. Doch „das Gesamte“ soll weit mehr sein als die Summe der einzelnen Teile: Im HAYDNJAHR 2009 werden z. B. von März bis Oktober alle 107 Symphonien live im Haydnsaal auf Schloss Esterházy – einem der akustisch besten Säle der Welt – erklingen, aufgeführt von den besten Ensembles und Dirigenten der Welt, die auch tatsächlich etwas zu Haydn zu sagen haben.“54 9.2.1.1. Aus dem Konzertprogramm Ø „Auftakt Haydn-Jahr 2009“55 Den Start ins Haydn-Jahr 2009 unternimmt Nikolaus Harnoncourt, der zur Eröffnung am 31. März mit seinem Concentus Musicus gleich vier Symphonien zur Aufführung bringt: Eröffnet wird mit der Symphonie Nr. 1. Es folgen drei der „großen“ Orchesterwerke: die „Feuersymphonie“ (Nr. 59), die Symphonie Nr. 95 und Haydns 100ste (die „Militärsymphonie“). Die Werke symbolisieren auch gleichzeitig die frühe, mittlere und späte Schaffensphase und spannen so einen Bogen über Haydns Gesamtwerk. Damit eröffnen sie zudem das Projekt „100 & 7 Symphonien“, bei dem übers Jahr verteilt alle HaydnSymphonien zur Aufführung kommen. 54 55 Dr. Walter Reicher in: www.haydnfestival.at 31.3.2009, Eröffnung der Ausstellung „Phänomen Haydn“ u. Konzert mit dem Concentus Musicus unter N. Harnoncourt Ort: Haydnsaal auf Schloss Esterházy u. a. 107 Ø „Haydn Sakral“56 Rund um die Osterzeit ist mit „Haydn Sakral“ Kirchenmusik am OriginalSchauplatz zu erleben. 2009 sind über das Jahr verteilt alle 12 vollendeten Haydn-Messen mit originalen Haydn-Orgeln zu erleben, zwei davon zu Ostern. Am Karfreitag werden seit über 100 Jahren Haydns „Sieben Worte des Erlösers am Kreuze“ in Streichquartettfassung gegeben. Den Höhepunkt bildet dann die Aufführung von Haydns Oratorium „Stabat Mater“. Spiel- und Aufführungsorte von „Haydn sakral“ Ø „TRIOthlon“ 57 Beim „TRIOthlon “ wird das Trio gefeiert, genauer seine vielen Erscheinungs— formen im Werk Haydns. Neben den Klavier- und Streichtrios sind beim „TRIOthlon “ auch die Baryton-Trios zu hören, die Haydn für Fürst Nikolaus I. schrieb. Ein Festival im Festival ist der Schwerpunkt „DedicatedToHaydn“ (D2H), in dessen Rahmen vom Haydn Trio Eisenstadt 18 Auftragsarbeiten zeitgenössischer Komponisten zur Uraufführung gebracht werden. 56 57 9.-13.4.2009, „Haydn Sakral“, Konzertfestival u. a. mit Haydns „Stabat Mater“, Orte: Bergkirche, Haydn-Grab u. a. 30.4.-3.5.2009, „TRIOthlon“, Konzertfestival. Haydns Trios, inkl. Uraufführungen von 18 zeitgenössischen Kompositionen, Orte: Haydnsaal, Empiresaal und Schlosskapelle auf Schloss Esterházy 108 Ø „Haydn-Gedenktage“58. Joseph Haydn verstarb in der Nacht von 30. auf 31. Mai des Jahres 1809 in Wien. Der 31. Mai 2009 wird mit Haydns „Schöpfung“ begangen: Adam Fischer dirigiert die Österreichisch-Ungarische Haydn Philharmonie. Ø „Sturm & Drang“59 Innerhalb von nur vier Jahren (ca. 1768-1772) schuf Haydn eine ganze Reihe von höchst experimentellen Kompositionen, mit denen er das Fundament für die gesamte neue Musik seiner Zeit schuf. In diesen Jahren seines „Sturm und Drang“ zeigt sich Joseph Haydn als junges musikalisches Genie - ganz anders also als jener väterliche Freund Mozarts und Beethovens. Spitzenmusiker und -Orchester wie Harry Bickets „The English Concert“ bringen Ausnahmewerke zu Gehör, darunter die Symphonie Nr. 45 („Abschieds-Symphonie“). Ø „7 Worte“ „Man pflegte damals alle Jahre während der Fastenzeit in der Hauptkirche zu Cadix ein Oratorium aufzuführen ... Nach einem zweckmässigem Vorspiele bestieg der Bischof die Kanzel, sprach eines der sieben Worte aus, und stellte eine Betrachtung darüber an. So wie sie geendiget war, stieg er von der Kanzel herab, und fiel knieend vor dem Altare nieder. Diese Pause wurde von der Musik ausgefüllt. Der Bischof betrat und verliess zum zweyten, drittenmale u.s.f. die Kanzel, und jedesmal fiel das Orchester nach dem Schlusse der rede wieder ein.“ So schilderte Joseph Haydn die Entstehungsbedingungen seiner „7 Worte“. Alle vier von Haydn stammenden bzw. autorisierten Fassungen werden im Haydn-Jahr 2009 erstmals an zwei Tagen aufgeführt. 58 59 29.5.-1.6.2009, „Haydn-Gedenktage“, Konzertfestival, Haydns 200. Todestag (31.Mai), u. a. mit „Die Schöpfung“ (A. Dasch, Ch. Strehl und Th. Quasthoff), Ort: Haydnsaal auf Schloss Esterházy 18.-21.6.2009, „Sturm & Drang“, Konzertfestival, Joseph Haydn als Erfinder der Symphonie, Ort: Haydnsaal 109 Ø „Internationale Haydn-Tage“60 2009 verteilen sich die „Internationalen Haydn-Tage 2009“ über 19 Tage mit einer Vielzahl an musikalischen Angeboten. In den Mittelpunkt stellt Walter Reicher, Intendant der Haydn-Festpiele und Künstlerischer Leiter des Haydn-Jahres 2009 im Burgenland, alle Londoner und Pariser Symphonien, darunter die berühmte „Symphonie mit dem Paukenschlag“ (Nr. 94). Neben Orchesterwerken, Oratorien, Messen und Kammermusik ist zudem die konzertante Aufführung von Haydns letzter Oper zu erleben: „L’anima del filosofo”, auch bekannt unter dem Namen „Orfeo ed Euridice“. 9.2.1.2. Zum Ausstellungsprogramm „Phänomen Haydn“61 Die Hauptaustellung Phänomen Haydn bietet in Eisenstadt Begegnungen mit Haydn an. Die Ausstellung möchte die Besucher an insgesamt vier miteinander eng verbundenen Schauplätzen innerhalb der Stadt das Leben und musikalische Schaffen Haydns nacherleben lassen. Sie umfasst dabei fünf Schwerpunkte: Ø „Phänomen Haydn – prachtliebend“ Bei „Ein Leben im Dienst der Fürsten Esterházy“ schlüpft das FührungsPersonal in die Rolle des Hofmeisters und gewährt Einblicke in das umfangreiche Schaffen Joseph Haydns sowie seine Aufgaben und Pflichten am fürstlichen Hof. Das Schloss Esterházy in Eisenstadt war Verwaltungszentrum und gleichzeitig Hauptresidenz der Fürsten Esterházy. Der „Capellmeister“ Haydn hatte die Aufgabe, die gesamte Bandbreite des zeitgenössischen Musikrepertoires als glanzvollen Teil der fürstlichen Repräsentation zu pflegen. Dies war die ideale Umgebung für das Genie, sein Können in allen musikalischen Genres zu perfektionieren. Die zentrale Ausdrucksform der Esterházyschen „Kammer-Musik“ war dabei die Symphonie. Höhepunkt: eine musikalische Kostprobe im Haydnsaal. Ø „Phänomen Haydn – bürgerlich“ Bei „Intime Einblicke in Haydns privates Leben und Schaffen“ begegnen die Besucher dem Haydn Biografen Georg August Griesinger. Dieser erzählt 60 Festivalsommer 9.-27.9.2009, Haydn-Tage: „Haydn: London & Paris“, Konzertfestival inkl. Symposium, sowie das renommierte jährliche Haydn-Festival, Orte: Konzertsäle auf Schloss Esterházy, Kirchen in Eisenstadt, Schlosspark u. a. 61 1.4.-11.11.2009, „Phänomen Haydn(1732–1809)“ Ausstellung. Eisenstadt als Schauplatz musikalischer Weltliteratur. Orte: Schloss Esterházy, Haydn-Haus Eisenstadt, Landesmuseum Eisenstadt, Diözesanmuseum Eisenstadt 110 vom Leben und Schaffen Joseph Haydns abseits seiner fürstlichen Verpflichtungen und lässt die Zeit vor 200 Jahren lebendig werden. Im Haydn-Haus Eisenstadt, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Haydn, wird der Privatmann und Mensch Joseph Haydn erlebbar. Dieser Ausstellungsteil streicht aber auch Haydns Stellung als Pionier der bürgerlichen Musikkultur heraus. Abseits des Dienstes bei Hofe entwickelte der Künstler einen tüchtigen Geschäftssinn und strebte danach, auch den stetig wachsenden Musikmarkt zu bedienen. Hieraus erwuchsen schließlich drei bedeutende Hauptgattungen der Wiener Klassik: das Streichquartett, das Klaviertrio und die Klaviersonate. Ø „Phänomen Haydn – gottbefohlen“ Beim „Beschaulichen Rundgang zu himmlischen Tönen und geistlicher Musik“ steht die Kirchenmusik im Mittelpunkt. Für Joseph Haydn war die KirchenMusik stets ein hohes Anliegen. Obwohl ursprünglich für die weltliche Instrumentalmusik angestellt, trug Haydn aus starkem persönlichen Antrieb stets auch zur Kirchenmusik am Hof und in Eisenstadt bei. An der Schwelle zum 19. Jahrhundert wurde die Kirchenmusik am Hof wieder wichtig: Fürst Nikolaus II. setzte 1796 den bereits pensionierten und inzwischen weltberühmten Joseph Haydn wieder in sein Amt ein. Damit gelangte die Eisenstädter Kirchenmusik an die europäische Spitze neben der C-Dur-Messe Beethovens. Die Führung durch das Diözesanmuseum in Eisenstadt gibt darüber hinaus Hinweise auf die Frömmigkeit am damaligen Fürstenhof und lässt die KirchenMusik für die Gäste in vier Hörräumen ausklingen. Ø „Phänomen Haydn – crossover“ Das Landesmuseum Burgenland ist der Ort der Geschichte und der Lebenswelt, aber es ist auch ein Ort des „crossovers“, des Übergangs zwischen Gestern und Heute, zwischen dem historischen Westungarn und dem gegenwärtigen Burgenland. Bei „Eine entdeckungsreiche Wanderung zu den Wurzeln Joseph Haydns“ lernen die Besucher Joseph Haydn als einen Wanderer zwischen den Kulturen kennen und erfahren von jenen Einflüssen, welche die Musik der verschiedenen Volksgruppen der Eisenstädter Umgebung (Deutsche, Ungarn, Kroaten) auf sein Werk hatte. Im Foyer ist die „ältere Haydn-Orgel“ zu bewundern. 111 Ø „Haydn-Pfad“ Auch beim Angebot „Entlang des Haydn-Pfades“62 werden die Besucher in die Zeit von Joseph Haydn entführt. An den Originalschauplätzen kann man seine Musik aufspüren, hören und fühlen. Die Entdeckungsreise durch die Haydn-Stadt Eisenstadt beginnt beim Haydn Mausoleum in der Bergkirche, führt über das sogenannte „Musikerhaus“ und das ehemalige Wohnhaus von Haydn, findet ihren Höhepunkt im historischen Schlosspark mit dem Weingarten und endet beim Kräutergarten der Maria Anna Aloysia Apollonia Haydn. Kein trockener LehrRundgang also, sondern eine Einladung zum Staunen: über die vielfältigen Gestaltungen, die Kunstwerke und die verschiedenen musikalischen Genüsse. 9.2.1.3. Events Ø „Orchideenausstellung“63 Im stilvollen Ambiente der Orangerie des Schlosses Esterházy in Eisenstadt präsentieren die Mitglieder der Österreichischen Orchideen Gesellschaft im Rahmen des Haydn-Jahres 2009 ihre Orchideen. Im Blick auf diese Ausstellung hat die oberösterreichische Orchideengärtnerei Handlbauer eine spezielle Orchidee gezüchtet, die bei der Eröffnung der Ausstellung auf den Namen „Joseph Haydn“ getauft und patentiert wurde. Ø „Die Welt auf dem Mond“64 Als einzige Haydn Oper burgenlandweit wird anlässlich seines 200. Todestages die Oper „Die Welt auf dem Mond“, im phantastischen Ambiente von Schloss Tabor in Neuhaus zur Aufführung gebracht. 62 63 64 4.-5.4.2009, Barockes Eisenstadt, Das Eröffnungsfest zum Haydn-Pfad, Ort: Kalvarienbergplatz Orchideenausstellung: Orchideen aus aller Welt und die Neuzüchtung „Joseph Haydn“, Ort: Orangerie im Schlosspark Eisenstadt, Tägl. 9.00–19.00 Uhr 6.-23.8.2009, „Die Welt auf dem Mond“, Die Haydnoper als Freilichtaufführung, Ort: Schloss Tabor in Neuhaus am Klausenbach 112 Ø „Der Kopf des Joseph Haydn“65 In Schloss Kobersdorf soll die Uraufführung der Bühnenfassung von „Der Kopf des Joseph Haydn“ als Tanz-, Musik- und Theaterstück tiefere Einblicke in sein Fühlen, Denken und Leben geben. Sie zeigt auf spannende und unterhaltsame Weise seinen Weg vom Klavierlehrer bis zum gefeierten Komponisten von Weltruf. Doch auf dem Weg dorthin umgeben ihn private und berufliche Turbulenzen: so ist er laufend Intrigen und Neidern am Fürstenhof ausgesetzt. Zudem belasten ihn sein unglückliches Liebesleben und eine Vernunftehe. Ein Herr namens Beethoven führt kenntnisreich durch eine Rahmenhandlung bis in die heutige Zeit hinein. Vergnüglich und in einer temporeichen Erzählweise kann der Zuschauer große Gefühle, aber auch aufschlussreiche Hinter- und Abgründe erwarten, die von rasanten Tanzszenen und überraschenden Musiknummern begleitet werden. Ø „Holzbildhauer-Symposium“66 Einen ganz besonderen Programmpunkt im Haydn-Jahr 2009 stellt das Holzbildhauer-Symposium dar, das in der Haydnstadt Eisenstadt abgehalten wird. In der Zeit vom 18. bis 25. Mai 2009 findet das HolzbildhauerSymposium mit zwölf Künstlern aus ganz Europa in Eisenstadt statt. Im „Künstlerdorf“ in der Kastanienallee des historischen Schlossparks von Eisenstadt wird jeder der teilnehmenden Holzbildhauer während des Symposiums ein Kunstwerk zum Thema „Joseph Haydn und seine Werke“ erarbeiten. In dieser Zeit können Besucher und Interessierte die Künstler hautnah bei ihrer Arbeit beobachten, fertige Werke können bestaunt und gekauft werden. Als Materialien werden vor allem heimische Hölzer verwendet. Ø „Haydn plakativ“ In ganz Niederösterreich und im Burgenland sind ein Jahr lang auf großen Plakatwänden Hinweise zum Leben und Werk Joseph Haydns zu sehen. 65 66 6.7 -2.8.2009, „Der Kopf des Joseph Haydn“, Theater, Wolfgang Böck in einem Stück von Michael Korth, Ort: Schloss Kobersdorf 18.-25.5.2009, Holzbildhauer Symposium, Holzbildhauer aus ganz Europa gestalten Arbeiten zu Joseph Haydn, Ort: Schlosspark Eisenstadt, Kastanienallee 113 Ø „Lese-Mal-Buch Joseph „Sepperl“ Haydn“ Dieses Kinderbuch enthält verschiedene Geschichten und Bilder aus dem Leben von Joseph Haydn. Ø „Ballett-Aufführungen in Österreich“ Beginnend mit dem Haydn-Neujahrskonzert 2009 gibt es in Österreich mehrer Ballettaufführungen zu Werken von Joseph Haydn. 114 9.2.2. Internationale Veranstaltungen Das Haydn-Jahr 2009 ist aber keine rein österreichische Angelegenheit. In vielen anderen Ländern gibt es Aktivitäten zu Ehren von Joseph Haydn. Dazu einige Beispiele: Ø EBU-Radiotag am 31.05.2009 An Haydns Todestag haben sich 17 europäische Rundfunksender verabredet, von Haydn zu erzählen und seine Musik zu spielen. Ø Haydn-Trio Eisenstadt auf Welt-Tournee Das berühmte Eisenstädter Trio gibt im Jahr 2009 über 100 verschiedene Konzerte in über 100 Städten auf allen fünf Kontinenten weltweit. Ø Europäisches Musikfestival in Belgien Im Zusammenhang mit der Haydn-Biennale findet in Mechelen und Antwerpen ein europäisches Musikfestival mit mehreren Haydn-Konzerten statt. Ø „world creation“ weltweit Am 31.05.2009 erklingt überall auf der Welt Haydns „Schöpfung“ und verbindet auf diese Art alle Menschen für eine kurze Zeit miteinander. Ø Themenabend zu Joseph Haydn Am 21.03.2009 nahmen 3-sat und ORF die Zuschauer mit zu den wichtigsten Lebensstationen von Joseph Haydn. Zu wunderschönen Bildern erklang Haydns wunderbare Musik. Ø „Papa Haydn“ Zu Ehren des großen Komponisten wurde am 12.04.2009 eine TVDokumentation aus Wales ausgestrahlt. Ø „Das musikalische Erbe Kroatiens“ In dieser TV-Dokumentation befasst sich das kroatische Fernsehen mit der Frage, in welcher Form Haydn das musikalische Erbe Kroatiens in seine Werke aufgenommen hat. Ø „Joseph Haydn – das verkannte Genie“ Am 18.05.2009 zeigt Arte um 22.30 Uhr einen weiteren Film über den berühmten Musiker. Ø “The Birth of British Music” lautet der Titel einer BBC-Dokumentation über Joseph Haydn im Mai. 115 Ø „Die Schöpfung der Schöpfung“ heißt eine Dokumentation des ORF über Haydn am 31.05.2009. Ø „Heute schon Haydn gehört?“ Diese Co-Produktion von ORF, SWF u. SF zeigt eine TV-Dokumentation am 01.06.2009. Ø „Haydn goes International“ – Foto- und Dokumentationsausstellung zu Haydn auf Wanderschaft Unter dem Titel „Haydn Goes International“ ziehen in diesem Jahr eine umfassende Dokumentations- und eine Fotoausstellung durch die Welt. Die beiden Ausstellungen werden in über 30 Ländern an 70 Orten auf allen fünf Kontinenten gezeigt. 116 9.3. „Haydn for Kids“ Vielfältig wie das Erwachsenenprogramm ist auch das Angebot für Kinder und Jugendliche. Ø „Haydn für die Schule“ - Materialien für den Musikunterricht „Haydn für die Schule“ ist ein von österreichischen Musiklehrern zusammengestelltes Buch für den Musikunterricht in allen Schulstufen. In der Ankündigung heißt es: „Es bietet didaktisch aufbereitete Materialien für die praxisbezogene Arbeit in der Klasse. Im Vordergrund steht die aktive spielerische und gestalterische Auseinandersetzung mit Haydn, seinem Leben und seiner Musik. Daneben hat auch die Hinführung zur Werkanalyse ihren Platz. Die SchülerInnen musizieren Themen aus Symphonien, tanzen Menuett und Kontra-Tanz und gestalten Szenen aus einer Oper oder Oratorien. In einer kurzweiligen Hörgeschichte lernen die Kinder den großen Komponisten und seine Lebensstationen kennen. Lieder, ausgewählte Hörbeispiele aus Haydns Werken, altersgemäße Illustrationen und informative Bildmaterialien ergänzen das umfangreiche Angebot. Das Buch „Haydn für die Schule“ enthält alle Arbeits-Unterlagen, dazu auf einer Doppel-CD alle Hörbeispiele und Videos zu den Tänzen, Gestaltungsaufgaben sowie Filme zu Instrumenten (z. B. Baryton). Als PDF-Dateien werden zusätzlich Klavierbegleitungen, Liederweiterungen, Vorlagen für die Spiele etc. angeboten. Interaktive FlashAnimationen zu den Themen „Haydn-Orchester“, „Abschiedssymphonie“ und „Kaiserquartett“ bereichern die Unterrichtsarbeit auf innovative und attraktive Weise. Symphonien, Streichquartette, Opernszenen, Menuette - die Ideen für eine abwechslungsreiche und anregende Gestaltung des Unterrichts sind vielfältig: Der Bogen reicht von Singen und Musizieren über szenische Darstellungen und Spiel-mit-Stücke bis hin zu Rätseln und Spielen zum Thema Haydn.“ 67 67 Renate & Walter Kern: Haydn für die Schule, 80 Seiten, mit Doppel-CD mit Audioteil, Flash-Animationen, Videoteil und PDF-Dateien zum Ausdrucken, Helbling Verlagsgesellschaft m.b.H., Rum-Innsbruck 2009, Preis: EUR 38,50 117 Ø „Ein Dirigent kommt in die Schule“ „Ein Dirigent kommt in die Schule“ ist ein Angebot der Haydn Festspiele Eisenstadt für das HAYDN-JAHR 2009 an die Schulen Burgenlands. Ein erfahrender „Haydn-Dirigent“ kommt auf Wunsch in die Schule und in die einzelnen Klassen. Alle Schulen Burgenlands sind eingeladen, von dem Angebot Gebrauch zu machen. Je nach Interesse und auch Altersstufen der Schüler kann über Themen gesprochen werden wie „Was macht ein Dirigent - und wie geht Dirigieren?“ oder auch „Wie funktioniert ein Symphonieorchester?“, „Was ist bei historischen Instrumenten anders?“ etc. Besonders Interessierte können mit dem Experten natürlich auch darüber sprechen, welche Möglichkeiten der Interpretation von klassischer Musik es gibt. Ø „Haydn-Scouts“ - Ein Projekt von Jugendlichen für Jugendliche Haydn is back! Wer glaubt, Joseph Haydn ist Schnee von gestern, der hat sich getäuscht. Die SchülerInnen der 3a der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe des Theresianums Eisenstadt ließen im Rahmen ihres Ausbildungs-Schwerpunktes Kulturtouristik und Projektmanagement den Künstler Joseph Haydn in einer fiktiven Talkshow auftreten. Das von der Klasse selbst verfasste Interview zwischen dem vor 200 Jahren verstorbenen Musikgenie und einem Moderator wurde von einer kreativ gestalteten PowerPoint-Präsentation unterstrichen. Gezeigt wurde Erstaunliches aus dem Leben Joseph Haydns, Informationen über die Aktivitäten in Eisenstadt und einige Ausschnitte aus Haydns Musikstücken. 118 Ø Spezialprogramm „Haydn-Spass“ Im Haydn-Jahr 2009 können Schulklassen aller Schulstufen die Haydn-Stadt Eisenstadt in Rahmen eines Ganztag- oder Halbtagprogrammes spielerisch und altersgerecht entdecken. Es geht auf eine spannende Zeitreise in das 18. Jhdt., die Zeit der Fürsten und Kaiser, der Musiker und Künstler. Je nach Wunsch wird das Programm individuell zusammengestellt; auf die SchülerInnen warten zahlreiche Überraschungen. Eben ein „Haydn-Spaß“! Ø „Die Kunst, aus Kunst Kunst zu machen“68 SchülerInnen der Eisenstädter Gymnasien werden gemeinsam auf der Basis von Haydns Symphonie Nr. 60 „Il Distratto“ mit ihren Professoren und in Kooperation mit der Regisseurin Angelika Messner und dem Dirigenten Anton Gabmayer die Komödie von Jean-François Regnard „Der Zerstreute“ aus dem Jahr 1697 in ein zeitgemäßes Stück verwandeln. Sie wollen den erarbeiteten Text selbst auf die Bühne bringen, das Bühnenbild herstellen, Regieassistenz, Beleuchtung und viele andere große und kleine „Wichtigkeiten“ eigenverantwortlich durchführen. Drei Aufführungen für andere Klassen und für Gäste aus anderen Schulen sind geplant. Wie von Haydn vorgesehen, wird von der „Haydn-Akademie“ unter der Leitung von Anton Gabmayer die Symphonie zwischen den Akten der Komödie gespielt. Die „bloß zuhörenden“ SchülerInnen erleben eine historische und zugleich moderne Aufführung. Sie können selbst (erstmals nach vielleicht 200 Jahren!) die Musik Haydns im unmittelbaren Zusammenhang des Theaterstückes erleben und erkunden, warum Haydn die Musik an vielen Stellen so komponierte, wie er es gemacht hat. Gleichzeitig wird den Akteuren bei der Vorbereitung in Teilworkshops vermittelt, was Regisseurin und Dirigent heutzutage bei der Aufführung eines historischen Musik- oder Theaterstückes beachten müssen, was sie vielleicht sogar tun müssen oder nicht tun dürfen, um den historischen Stoff dem heutigen Publikum mit der Wirkung zu präsentieren, wie der historische Schöpfer des Werkes das „damals“ beabsichtigt hat. 68 Teilnehmende Schulen: BORG Kurzwiese, Theresianum, Gymnasium der Diözese Eisenstadt, Altersgruppe: 5./6. Klasse Oberstufe, Beginn der Projektarbeit: März 2009, Präsentationstermine: 26. und 27. November 2009 119 9.4. Interview mit Frau Petra Hanika, der Koordinatorin der Kinderprogramme im Haydn-Jahr 2009 auf Schloss Esterházy Zu den zahlreichen Angeboten für Kinder und Jugendliche habe ich Frau Petra Hanika, die Koordinatorin der Kinder-Programme im Haydn-Jahr 2009 auf Schloss Esterházy zu den Angeboten befragt. Es folgt ein Auszug aus dem Interview: Rahel: Frau Hanika, haben Sie herzlichen Dank für die Einladung in Schloss Esterházy und dafür, dass Sie sich für meine Fragen zur Verfügung stellen. Zu Joseph Haydn nun die erste Frage: Welche speziellen Kinderprogramme wurden für das Haydn Jahr vorbereitet? Frau Hanika: Für Kinder haben wir uns ein spezielles Kinderkulturprogramm ausgedacht. So möchten wir gerne, dass die Kinder nicht nur im Kopf etwas über J.H. erfahren, sondern, dass sie durch eigenes Tun etwas erleben und J.H. begegnen können. Dazu haben wir thematische Bausteine vorbereitet. Jeder Baustein besteht aus spannenden Mitmachführungen, Musikhörbeispielen und einem Workshop. Die Workshops finden in wundeschön gestalteten Wohnräumen der ehemaligen Bediensteten unterm Dach des Schlosses Esterházy statt. Zuerst verkleiden sich alle Teilnehmer für die Begegnung mit Joseph Haydn. Die Workshops im einzelnen: A: Vier Fürsten und ein Kapellmeister Die TeilnehmerInnen erleben eine Zeitreise in Kostümen mit Besuch bei Haydn. B: Haydn unter der Lupe Besondere Aufgaben führen zu einer detektivische Entdeckungsreise durch das Leben und Arbeiten des großen Komponisten. C: Geheimcode Fledermaus Auf dem Dachboden von Schloss Esterházy kommt es zu aufregenden Forschererlebnissen mit freundlichen Flattertieren und ihren Geheimnissen. D: Geburtstag mit Fritz Fürstlich Bei der Geburtstagsveranstaltung „Schoko-Haydn“ erleben die TeilnehmerInnen by doing die Entstehung der Praline und des Kakaotrunks, bei der Veranstaltung „Das Abenteuer mit dem Zauberhut“ veranstalten die TeilnehmerInnen eine Kreativwerkstatt und bei der Veranstaltung „Entdeckungsreise zum Rätsel der Geisterkiste“ feiern alle TeilnehmerInnen ein außergewöhnliches Dachbodenfest im 18. Jhdt. Weitere Angebote finden sich im Veranstaltungsheft. 120 Mitmach-Führung durch das Schloss Esterházy Rahel: Welche Programme, besonders auch für Instrumentalisten, gibt es speziell für Jugendliche von 12-18 Jahren? Frau Hanika: Ja, für sie haben wir uns etwas ganz besonderes ausgedacht. Das Programm heißt: „Haydn-Backstage“. Die Jugendlichen analysieren Haydn-Briefe (z.B. erhaltene Liebesbriefe) und übertragen diese in die heutige Zeit, sie lernen alte Kulturtechniken wie das Schreiben mit Federkiel und Tinte sowie die Kaligraphie mit verzierten Buchstaben kennen. Viele Oberstufenklassen haben sich dafür schon angemeldet. Rahel: Verfügen Sie auch über musikdidaktische Materialien für den Musikunterricht zu Hause ? Wenn ja, über welche? Frau Hanika: Um Haydn für den heutigen Musikunterricht interessant zu machen, haben österreichischen MusiklehrerInnen ein spezielles Haydn-Buch mit dem Titel: „Haydn für die Schule“ herausgegeben und allen österreichischen Schulen zur Verfügung gestellt. Darin werden Biographie- und Musikbausteine, Rätsel und Quizaufgaben mit Arbeitsmaterialien und CD aufbereitet. Rahel: Ich hoffe, dass es an unserer Schule auch bald diese Materialien für den Musikunterricht gibt. Nach welchen Kriterien wurden die Schwerpunkte der Hauptausstellung „Phänomen Haydn“ ausgesucht? Frau Hanika: Die Schwerpunkte für die Hauptausstellung sind auf das Jahr verteilt und orientieren sich an den verschiedenen Musik-Genres (Musikbereichen). 121 Rahel: In welcher Form kann „Papa Haydn“ uns heute noch als Vorbild und Orientierung dienen? Trägt mein Gymnasium als akademische Bildungsanstalt zu Recht seinen Namen? Frau Hanika: Hier sehe ich besonders drei Aspekte: Erstens kann Haydns Musik zu mehr Ausgewogenheit zwischen moderner und klassischer Musik für Jugendliche beitragen. Viele seiner Stücke – z.B. Le Matin – sind dazu besonders geeignet und machen Jugendlichen auch Lust darauf, selbst Haydn zu spielen. Zweitens sehe ich Haydns Umgang mit seinen Mitarbeitern als vorbildlich an. Er setzte sich oft erfolgreich für sie mit Humor auch gegenüber seinen Vorgesetzten ein, ein Verhalten, wie wir es uns heute auch für ein vertrauensvolles Schüler-Lehrer-Verhältnis an unseren Schulen wünschen. Und drittens möchte ich Haydns Bescheidenheit nennen. Obwohl er in heutigen Worten ein international berühmter und gefeierter „Weltstar“ war, blieb er immer bodenständig, seinem Fürsten und seiner Heimat verbunden und ohne Star-Allüren. In seinen letzten Jahren in Wien bezeichnete er sich auf seiner Visitenkarte als „kraftloser Schwächling“, seine Medaillen und Orden hielt er für „Spielzeuge für alte Männer“ und unwissende Beamte bestätigte er gerne in ihrem Glauben, dass er als „Tondichter“ so etwas ähnliches wie ein Töpfer von Beruf war. Rahel: Danke für die wunderbare Privatführung durch Schloss Esterházy und für Ihre wertvollen Informationen. Ich finde es toll, dass Sie sich trotz der letzten Vorbereitungen zur Hauptausstellung „Phänomen Haydn“ so viel Zeit für mich genommen haben. 122 10. WÜRDIGUNG JOSEPH HAYDNS: DIE ERGEBNISSE DER EXPERTENARBEIT Zurück zu den Ausgangsfragen meiner Expertenarbeit: Ø Wer war dieser Joseph Haydn? Wann, wo und wie hat er gelebt? Was war für ihn wichtig, wofür kämpfte er? Ø Warum wurde unsere Schule ausgerechnet nach ihm benannt? Welche Verdienste hat er sich erworben? Gibt es eine Verbindung zwischen Senden und Haydn? Und wie kam es im Stadtrat zu dieser Namensgebung? Ø Welche Bedeutung hat Joseph Haydn heute? Was ist von ihm geblieben? Wie wird sein 200. Todestag gefeiert? Welche Veranstaltungen gibt es zum Haydn-Jahr 2009? Hier nun der Versuch meiner Antworten: 123 10.1. Haydn – der heitere Mensch, Lehrer und Freund Auch bei genauerem Hinsehen bleibt ein positives Bild von Joseph Haydn bestehen: Ob er vielen begabten und weniger begabten SchülerInnen Musikunterricht erteilte, ob er sich um seine jüngeren Brüder kümmerte und ihnen zu beruflicher Existenz verhalf, ob er Musikerkollegen schützte und deren Interessen auch vor den Fürsten vertrat, ob er geschäftstüchtig und geschickt auch versuchte, ein eigenes Vermögen durch den Verkauf seiner Musik zu erwerben, ob er die Gunst und das Vertrauen auch der allerhöchsten Monarchen und Monarchinnen besaß, ob er – wie in England – vom Volk verehrt und gefeiert wurde und alle erdenklichen internationalen Ehrungen erfuhr, ob er, der eher ein entstelltes Gesicht hatte, von Frauen begehrt und geliebt wurde, ob er mit vielerlei Aktionen versuchte, Kranke, Arme oder sonst Notleidende zu unterstützen, ob er in späteren Jahren ein Haus der offenen Tür für viele Kollegen und Freunde hatte, die er fast täglich empfing, oder ob ........ . Joseph Haydn wurde als ehrlicher und gerader Mensch erlebt und dargestellt, sein Humor wurde geschätzt und seine Freundlichkeit und Anteilnahme machten ihn wohl zu Recht zum „Papa Haydn“. 124 10.2. Haydn – der große Komponist und Musiker Zur musikgeschichtlichen Bedeutung von Joseph Haydn habe ich hauptsächlich sechs Antworten gefunden. So gehören zu seinen größten Leistungen wohl Ø die Streichquartette als eigene Gattung, bei der alle vier Instrumente gleichberechtigt und unabhängig miteinander musizieren, Ø die Symphonien, in denen Haydn die Form von der dreisätzigen Ouvertüre des Barock für weniger als 20 Musiker zu einem viersätzigen Werk für ein Orchester von bis zu 60 Musikern. weiter entwickelte, Ø Fuge und Kontrapunkt, die Haydn erstmals in die klassische KonzertForm einbrachte, Ø die Sonaten, welche Haydn durch seine Hauptsatzform zu Konzerten aufwertete, Ø die Kaiser-Hymne, die heute mit dem Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben als deutsche Nationalhymne verwendet wird, Ø und die originellen Scherze in seiner Musik, die ihn mehr als andere Musiker bei seinem Orchester und bei den Hörern beliebt machten. Bleibt die Frage, ob man ein Gymnasium nach ihm benennen sollte. Meine Antwort lautet „JA“, weil bei Haydn noch etwas dazu kommt: Joseph Haydn war nicht nur ein besonderer Musiker, er war auch ein zuverlässiges Vorbild! Oder wie Frau Hanika es auf Schloss Esterházy formulierte: „Er setzte sich oft erfolgreich für sie [seine Schützlinge] mit Humor auch gegenüber seinen Vorgesetzten ein, ein Verhalten, wie wir es uns heute auch für ein vertrauensvolles Schüler-Lehrer-Verhältnis an unseren Schulen wünschen.“ 125 10.3. Haydn - Seine Bedeutung im heutigen Kulturleben In der Musik sowieso nicht – aber auch aus dem übrigen Kulturleben ist Joseph Haydn nicht mehr weg zu denken. Viele Verehrungsorte und Denkmäler, unzählige Namen von Straßen, Plätzen und Schulen, die Haydn-Institute sowie die Haydn-Museen weisen international auf ihn hin. Ja, Haydn gehört zur heutigen Kultur-Szene dazu und er wird zu Recht in diesem Jahr als einer der ganz Großen gefeiert. Damit ist Joseph Haydn für uns heute Geschenk und Herausforderung zugleich. Mögen wir JHG-ler in Senden seinem Vorbild nacheifern in Kreativität und Ausdauer, in Erfolg und Bescheidenheit und in seiner feinen Art, für Menschen offen zu sein. Vivat Joseph Haydn !!! 126 11. DANKSAGUNG Ich möchte meine Expertenarbeit aber nicht beenden, ohne auch ein herzliches „Dankeschön“ los zu werden. So danke ich allen Helfern, Beratern, Ermutigern, Unterstützern, Lehrern, Politikern und besonders meinen Eltern, die mir u.a. einen Flug nach Wien ermöglicht haben. Ich danke auch den Haydn-Profis, den Musikern und Wissenschaftlern, den Westfälischen Nachrichten und besonders Dir, „Papa Haydn“, für deine wunderbare Musik!!! Danke. 127 12. LITERATURVERZEICHNIS (IN AUSWAHL) 12.1. Zu Haydns Biographen Neben vielen neueren Biographien über Joseph Haydn gibt es vor allem drei zeitgenössische Publikationen, auf deren Zitate ich in der Expertenarbeit häufiger zurückgegriffen habe. Diese sind: Albert Christoph Dies: „Biographische Nachrichten von Joseph Haydn“. Nach mündlichen Erzählungen desselben entworfen und herausgegeben von Albert Christoph Dies, Landschaftsmahler, Wien, 1810, Neuauflage 1976 Georg August Griesinger: „Biographische Notizen über Joseph Haydn“. Als Fortsetzungen in: Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung II, 1809, als Buch erschienen: Leipzig, 1810, Reprint 1979 Giuseppe Antonio Carpani: “Le Haydine”. ovvero lettere su la vita e le opere - del celebre maestro Giuseppe Haydn, Mailand, 1812, Neuauflage 1969 12.2. Zu Haydns Vita, Familie und Umfeld Die meisten Informationen dieser Expertenarbeit zu Haydns Leben, Familie und Umfeld stammen aus folgenden Quellen: Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“. Biographie, Europäische Verlagsanstalt, 2004, ISBN 3-434-50501-6 Werner Pieck, geb. 1933 in Köln, war Diplomat und Universitätsdozent. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft und der Promotion lebte er als Diplomat u.a. in Frankreich, Polen, Algerien, USA, Israel und zuletzt als Botschafter in Ecuador. Seit 1998 Dozent an der University of the South in Sewanee/ Tennessee. Seit seiner Kindheit ist Werner Pieck vertraut mit klassischer Musik und spielt selbst Violine. Er publizierte zwei weitere Bücher über Mozart (1998) und Händel (2001). 128 Claudia Maria Knispel „Joseph Haydn“. Rowohlts Monographien, rororo Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, 2003, ISBN 3-499-50603-3 Claudia Maria Knispel, geb. 1966 in Osnabrück, studierte in München und Berlin Musik und Theaterwissenschaft sowie Musikpädagogik und Gesang. Ihr besonderes Forschungsinteresse gilt der Musik des 18. Jahrhunderts und der populären Musik sowie interdisziplinären kulturgeschichtlichen FrageStellungen. Sie ist Lehrbeauftragte an der Universität der Künste Berlin und Gesangslehrerin an der Freien Musikschule Spandau. www.wikipedia.org/wiki/Joseph_Haydn www.haydnfestival.at/haydn_de Zu Michael Haydn: Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 33, 37, 136 und 187f Claudia Maria Knispel „Joseph Haydn“, S. 8, 10f, 21, 34, 52, 131f Zu Johann Evangelist Haydn: Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 58, 79, 101 Claudia Maria Knispel „Joseph Haydn“, S. 8, 10f, 21 12.3. Zu Haydns Freunden Neben den einschlägigen Wikipedia-Artikeln fand ich folgende Informationen zu Haydns Freunden und Freundinnen: Zu Wolfgang Amadeus Mozart: Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 135-143, 164, 171, 215-218, 220-221 Claudia Maria Knispel, „Joseph Haydn“, S. 72-77, 83ff, 108f, 122ff, 137f, 143f Zu Marianne von Genzinger: Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 81, 114, 117, 139, 150 Claudia Maria Knispel, „Joseph Haydn“, S. 90-95, 101f Zu Rebecca Schroeter: Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 82f, 178, 221 Claudia Maria Knispel, „Joseph Haydn“, S. 106ff 129 12.4. Zu Haydns Schülern Neben den einschlägigen Wikipedia-Artikeln fand ich folgende Informationen zu Haydns Schülern und Schülerinnen: Zu Marianna Auenbrugger: Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 113f Zu Ludwig van Beethoven: Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 171 Claudia Maria Knispel, „Joseph Haydn“, S. 29, 77, 80, 99, 108f, 123f, 143f Zu Johann Georg Distler: F. Blume (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Band 3, 1984 Zu Ignaz Josef Pleyel: Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 74, 79, 135, 173 Claudia Maria Knispel, „Joseph Haydn“, S. 43, 86, 106, 133, 147 Zu Sigismund Neukomm: Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 16, 173 Claudia Maria Knispel, „Joseph Haydn“, S. 122 Gisela Pellegrini-Brandacher „Ritter Sigismund von Neukomm und seine Oratorien“. Dissertation München 1936. 1. Das Leben des Komponisten. 2. Oratorien (mit Noten) Rudolph Angermüller „Sigismund Neukomm“. Werkverzeichnis, Autobiographie, Beziehung zu seinen Zeitgenossen. München / Salzburg, Katzbichler, 1977 T. G. Waidelich „... ganz genau gemessenes, aufs sparsamste begleitetes Recitativ, ohne Bestimmung der Töne Sigismund Neukomms‚ musikalisch rhythmische Notierung der Chorszenen zu Schillers Braut von Messina (1805)“, in: Carl Maria von Weber und die Schauspielmusik seiner Zeit (= Weber-Studien, Bd. 7), Mainz 2003, S. 131-155 12.5. Zu Haydns Werken Anthony van Hoboken „Joseph Haydn“. Thematisch-bibliographisches Werksverzeichnis, Mainz, 1957-1978 Der „Hoboken“ Haydns ist wie der „Köchel“ Mozarts, das Standard-WerkVerzeichnis, obwohl er mittlerweile nach Information des Haydn-Instituts Köln in Detailfragen hinsichtlich Authentizität und Chronologie überholt sein soll. 130 Ein weiterer interessanter Artikel zu Anthony van Hoboken findet sich bei www.wikipedia.org/wiki/Anthony_van_Hoboken. 12.6. Zu Entstehung und Namensgebung des Sendener Gymnasiums Auf der Homepage des Joseph-Haydn-Gymnasiums in Senden findet sich die Chronik des Joseph Haydn Gymnasiums Senden 1988-2000 von Herrn HansPeter Boer, einem Lehrer aus den Anfangsjahren der Schule. Die Adresse lautet: www.jhgsenden.de/ Als weitere Quellen standen mir einige Artikelkopien aus den Westfälischen Nachrichten jener Zeit zur Verfügung. 12.7. Zu Haydn heute Zur Forschung: Die gesamte heutige deutsche Haydn-Forschung wird im Joseph-Haydn-Institut in Köln zusammengetragen und systematisiert. Für grundsätzliche Fragen^1 verweise ich daher auf die Homepage des JosephHaydn-Instituts, www.haydn.institut.de. Der Direktor des Instituts, Herr Dr. Armin Raab, arbeitet an der neuesten Haydn-Bibliographie, 1991 –2001 in: Haydn-Studien 8, S. 205-293. Inzwischen sind etwa 100 der 108 geplanten Bände erschienen. Zu den Museen: www.mamilade.at/haydn/haus/eisenstadt/1006620-haydnhaus.html Zum Haydn-Jahr: www.haydnfestival.at 131 Hieronymus Löschenkohl, Joseph Haydn, um 1790, Silhouette, Wien Museum 132