Abschied nehmen - ein Leitfaden für den Trauerfall

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Abschied nehmen - ein Leitfaden für den Trauerfall
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
„Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein
kostbares Geschenk in sich.“ (Dietrich Bonhoeffer)
ABSCHIED NEHMEN
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
„Für immer, deine Freunde “
Todesanzeigen sind Teil der Trauerarbeit
Der Tod wird in unserer modernen Gesellschaft weitgehend
verdrängt. Die Hauptursache
für diese Verdrängung dürfte
in der Hoffnungslosigkeit angesichts des Todes sowie im Verlust religiöser
Vorstellungen in unserer Gesellschaft begründet liegen. Die Tatsachen, dass der Akt des Todes
durch die moderne Technologie in Krankenhäusern verschleiert wird und die Lebenserwartung
durch die Fortschritte in Medizin und Wissenschaft sowie durch allgemein bessere Lebensbedingungen zugenommen hat, ändern nichts
daran, dass die Angst vor dem Tod groß bleibt.
Die Seite mit den Todesanzeigen ist neben
Sport und Lokalnachrichten der meistgelesene
Teil einer Zeitung. In den meisten Fällen wird
der Tod eines Menschen durch Todesanzeigen
in der örtlichen oder überregionalen Tagespresse mitgeteilt. Todesanzeigen haben also einen
öffentlichen Charakter und sind prinzipiell an
alle Mitglieder der Gesellschaft gerichtet. Diese
Anzeigen bieten die Möglichkeit, den Tod eines
Menschen in Worte zu kleiden und den Gefühlen der Hinterbliebenen Ausdruck zu verleihen.
Insofern kann die Todesanzeige auch als ein Teil
der Trauerarbeit und des Trauerrituals angesehen werden.
Bis ins 19. Jahrhundert war der Tod noch von
alltäglicher und öffentlicher Brisanz; mit der zunehmenden Industrialisierung, Urbanisierung und
Technisierung wurde der Tod jedoch immer mehr
in das private Leben der Betroffenen gedrängt.
Waren bis dahin private Instanzen wie Leichenfrauen, Leichenbitter und Küster für die Bekanntmachung des Todes verantwortlich, so nahm
ihnen nun die maschinell gedruckte und damit
einer großen und unbekannten Öffentlichkeit
zugänglich gemachte Todesanzeige diese Aufgabe ab.
Die frühen Todesanzeigen, in denen auch
oftmals Angaben zu den Todesumständen und
–ursachen gemacht wurden, erschienen ohne
den heute allgemein üblichen Trauerrand unter
Rubriken wie „Vermischte Nachrichten“ oder
„Familiennachrichten“.
Aber lässt sich die Unfassbarkeit des Todes
in Worte fassen? Das Formulieren einer Todesanzeige ist für die Hinterbliebenen eine
schwierige und heikle Aufgabe. Der Text muss
so gewählt werden, dass die ganze Verwandtschaft, oftmals mehrere Generationen, damit
einverstanden ist. Bestatter und Zeitungsverlage
bieten den Hinterbliebenen Hilfe an.
Seit einigen Jahren ist ein wachsendes Bedürfnis nach individuelleren Ausdrucksformen erkennbar. Die Anzeigen geben vielleicht nur einen
Vornamen und ein Datum preis und sind nur für
Eingeweihte zu entschlüsseln. Oder, in einer anderen Variante, erzählen sie ganze Geschichten…
„Wer wandert, fährt Rad oder Ski und spielt
Tennis mit uns? Wer diskutiert ebenso leidenschaftlich wie sachkundig mit uns? Du bleibst
einer von uns. Deine Freunde.“ ■
Annette Oelfken-Pretzel
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
Inhalt
Editorial: „Für immer, deine Freunde“
3
Grabsteine erzählen Geschichten
20
Strenge Regeln für die Bestattung
5
Vorsorge zu Lebzeiten
22
Würdevoller Blumenschmuck
8
Tränen gehören zur Trauer
23
Schnelle Hilfe
10
Bunte Särge als Alternative
25
Bücher zum Thema
11
Bürokratie macht vor Trauer nicht halt
26
Mit ein bisschen Zuspruch ist es nicht getan 12
Rechnen ist nicht pietätlos
28
Beerdigungsbräuche
14
Die Grabbepflanzung
30
Aufrichtige Anteilnahme
17
Abschied nehmen
32
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
Strenge Regeln bei der Bestattung
Im Trauerfall gibt es viel zu tun
W
enn ein Angehöriger stirbt, kommt zur
Trauer um den Toten der Druck, möglichst
rasch die Bestattung organisieren zu müssen.
Schließlich hat in Deutschland eine Beerdigung
innerhalb von 96 Stunden stattzufinden.
Ist der Angehörige zu Hause verstorben, gilt
es einiges zu beachten: War kein Arzt in der Sterbestunde anwesend, muss der Hausarzt oder ein
Notarzt herbeigerufen werden. Der Mediziner
stellt die Todesursache fest und die Todesbescheinigung aus. Wenn die Familie in Ruhe Abschied nehmen will: Erkundigen Sie sich bei der
Gemeinde oder beim Bestatter, ob und wie lange ein Toter zu Hause aufgebahrt werden darf.
Das ist in jedem Bundesland unterschiedlich geregelt. Stirbt der Angehörige in der Klinik, bleibt
er in aller Regel etwa sechs Stunden im Sterbezimmer. Nach Absprache mit dem Krankenhaus
kann er dort meist auch länger bleiben. Auf die
Dienstleistung eines Bestatters kann das Trauerhaus nicht verzichten, denn er hat das Monopol
auf den Transport von Toten.
Mit dem Auftrag zur Überführung des Leichnams in die Leichenhalle muss aber nicht auch
gleich ein Vertrag über das gesamte Begräbnis
abgeschlossen werden. Wollen Sie jedoch die
weitere Organisation an ein Unternehmen
abgeben, holen Sie am besten mehrere
o
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o Kostenvoranschläge ein. Ein Qualitätsmerkmal ist es, wenn das Unternehmen einem
Berufsverband angehört wie dem Verband
Deutscher Bestatter.
die Heiratsurkunde. War der Verstorbene geschieden, muss das Scheidungsurteil vorgelegt
werden, war er verwitwet, die Sterbeurkunde des
Partners. Anstelle der Einzelurkunden genügt die
Vorlage des kompletten Familienstammbuchs.
Besitzt die Familie keinen Grabplatz, gilt es
Nach dem Begräbnis: Informieren Sie die
zunächst zu entscheiden, wo und wie der Tote bestattet werden soll. Danach müssen Sie den Ter- Bank über den Tod des Kontoinhabers. Abonnements von Zeitungen, MitgliedminmitderFriedhofsverwaltung
✜
schaften in Vereinen und Versiund bei christlichen Begräbnissen
Wenn ein
cherungen müssen gekündigt
mit dem Pfarrer abstimmen. Für
werden. Wissen Sie nicht, welche
Traueranzeige und -briefe liefert
Angehöriger stirbt, Dauerverpflichtungen der Verder Bestatter Muster zur Auswahl.
Gäste, die nach der Beerdigung kommt zur Trauer um storbene eingegangen war, sollten
Sie die Kontoauszüge nach Abbuzum Leichenschmaus oder Trauerkaffee bleiben sollen, informieren den Toten der Druck, chungen durchsehen. Informieren
Sie am besten im Trauerbrief, wo möglichst rasch die Sie außerdem den Vermieter, ob
Sie den Haushalt auflösen oder die
dies stattfindet. Möchten Sie keine
Beileidsbekundungen am Grab Bestattung organisie- Wohnung behalten wollen. Ist ein
Testament vorhanden, müssen Sie
oder wünschen Sie statt Blumenren zu müssen.
es am Amtsgericht im Sterbeort
kranz eine Spende, kündigen Sie
vorlegen. Dort wird es eröffnet.
das am besten in der Anzeige an.
✜
Formalitäten: Viele Dinge müssen Sie nicht
selbst erledigen, sondern können sie auch an
den Bestatter abgeben. So sind beim Standesamt am Sterbeort mehrere Sterbeurkunden zu
beantragen, denn sie müssen vielfach vorgelegt
werden. Dafür brauchen Sie den Totenschein,
Personalausweis (oder Reisepass) von Ihnen
und dem Verstorbenen, Geburtsurkunde und
Wenn ein Testament bei einem Amtsgericht
hinterlegt wurde, werden die Erben einige Wochen nach dem Todesfall automatisch informiert.
Gibt es kein Testament, muss beim Amtsgericht
ein Erbschein beantragt werden. Dieser ist nur
dann nicht nötig, wenn es nicht viel zu vererben gibt und die Bank z. B. Guthaben auch ohne
Erbschein auszahlt. ■
. . . für ein
liebevolles Gedenken
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
o Im Trauerfall werden folgende Dokumente benötigt:
■ Personalausweis / Reisepass des Verstorbenen
■ bei Ledigen und Minderjähigen standesamtliche Geburtsurkunde
■ bei Verheirateten standesamtliche Geburtsurkunde und Heiratsurkunde (Stammbuch)
■ bei Geschiedenen standesamtliche Geburtsurkunde, Heiratsurkunde und das rechtskräftige Scheidungsurteil
■ bei Verwitweten standesamtliche Geburtsurkunde, Heiratsurkunde und die Sterbeurkunde des Ehegatten
■ Krankenkasse: vorliegende Krankenkassenkarte
■ Versicherungspolicen: Lebens-, Sterbe- oder gegebenenfalls Unfallversicherungen mit den letzten
Beitragsquittungen
■ Mitglieds- oder Beitragsbücher mit letzter Beitragsquittung sonstiger Verbände, Vereine oder
Organisationen, die Sterbegelder oder Beihilfen gewähren
■ Testament oder Hinterlegungsschein für das Amtsgericht oder den Notar
■ Bestattungsvorsorgevertrag und Grabstellennachweis – wenn vorhanden
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
Ausdruck der Anteilnahme
Blumenschmuck schafft einen würdevollen Rahmen
S
eit jeher gehören zu Trauer und
Beerdigung Blumen. Auch in den
Stunden des Abschieds sind sie
ein gutes Zeichen des Dankes
und der Verehrung. Blumen
zur Beerdigung sind aber
nicht nur ein letzter Gruß an
den Verstorbenen. Sie zeigen auch Anteilnahme und
Verbundenheit mit den Hinterbliebenen. Damit spenden
sie Trost, selbst wenn passende
Worte fehlen.
Bei der Trauerfloristik haben Symbole besondere Bedeutung: Blumen wie weiße Callas und Lilien, klassischerweise auch als „Totenblumen“
bezeichnet, sind Zeichen für Reinheit. Die Ringform des Kranzes symbolisiert die Unendlichkeit.
Dem Anlass entsprechend sind die Farben der
Trauerfloristik eher gediegen. Bei Blumen dominiert die Farbe weiß. Sehr beliebt und aktuell sind
weiße Rosen, Callas oder Lilien als Trauerstrauß. Trauerkränze und Gestecke in grün werden gerne mit herbstlichen Elementen dekoriert.
Gestecke wirken in der Trauerhalle und am Grab oft moderner und
sind deutlich günstiger als Kränze. Die Kosten für Kränze und
Sträuße variieren je nach
Jahreszeit und Wunsch der
Hinterbliebenen.
Der Friedhofsgärtner ist nicht
nur der Fachmann für Dauergrabpflege und Grabpflege, er fertigt auch Kränze und
Gebinde. Er hilft, die Trauerfeier
mit Blumen zu gestalten. Zu den Aufgaben des Friedhofgärtners gehört vor allem die
Ausschmückung der Kapelle oder Feierhalle, der
Schmuck der Trauerzelle und die Dekoration der
Grabstätte.
Der Blumenschmuck ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Die Auswahl ist mittlerweile
groß, neben traditionellen Kränzen werden heute
auch gerne modere Kränze gesteckt mit Blumen
der Jahreszeit in allen Farben und buschigem
Grün. Für den Kondolenzbesuch eignen sich neben geschmackvollen und edlen Sträußen
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
mit beispielsweise weißen Rosen auch kleine
Handbuketts aus Blumen der Saison, mal dezent
oder auch fröhlich – je nachdem, in welchem Verhältnis man zum Verstorbenen stand und was am
ehesten zu ihm passt.
Der Blumenschmuck ist ein sehr variabler Kostenpunkt. Die Trauerhalle kann komplett mit Blumen dekoriert sein, das ist aber nicht unbedingt
nötig. Ein farbintensives Gesteck oder vielleicht
etwas ganz Persönliches – zum Beispiel bei Kin-
dern eine eingerahmte Zeichnung - schaffen oft
eine wärmere Atmosphäre, die nicht gleich
mehrere hundert Euro kostet. Manche aufwändigen Arrangements bei Blumenhändlern können
bis zu 1000 Euro kosten. Ein Sarggesteck allein
schlägt mit etwa 150 Euro zu Buche. Außerdem
können auch die mitgebrachten Kränze beim
Sarg arrangiert werden. Denn Verwandte, enge
Freunde und Kollegen bringen zum letzten Geleit
in der Regel Kränze mit. Die Preise hierfür betragen etwa ab 90 Euro plus Schleifenband. ■
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
Schnelle Hilfe
Bestattungsunternehmen bieten 24-Stunden-Service an
V
nisation übernimmt. Zum Beispiel:
erstirbt ein Angehöriger
Die Beratung, auf Wunsch auch
ohne Vorsorge getroffen zu
zuhause im 24-Stunden-Service,
haben, gehen die meisten MenOrganisation der gesamten Bestatschen zu einem Bestattungsuntung und Trauerfeier, Erledigung
ternehmen und geben alle Aufaller Formalitäten, Behördengänge
gaben an diesen ab. Zuvor sollte
und Terminabstimmungen. Dazu
man sich über das Preisniveau
kommt die Überführung zu jeinformieren.ZumGesprächbeim
dem Bestattungsort, Einziehen
Bestatter ist es empfehlenswert,
der Versicherungsleistungen,
einen Verwandten oder Bekann✜
Verauslagen bestellter Fremdleisten mitzunehmen, um in dieser
angespannten Situation einen
... ist es empfehlens- tungen, Meldung des Sterbefalls,
Festlegung des Grabes und die
aufmerksamen Zuhörer an seiner Seite zu haben. Nach einem wert, einen Verwandten Aufbahrung. Zudem berät er bei
Todesfall müssen viele Dinge und
oder Bekannten mit- der Herstellung der Trauerkarten
und –anzeigen, er vermittelt einen
Formalitäten organisiert werden.
Nach der Zusammenstellung zunehmen, um in dieser Trauerredner, berät bei der Auswahl
aller notwendigen Dokumen- angespannten Situation der Trauermusik, gibt sachkundigen
Rat bei der Grabpflege und unterte geht es um die Planung von
Bestattung und Trauerfeier. einen aufmerksamen stützt bei der individuellen Auswahl
eines Grabmals. Mehr dazu beim
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
Mit ein bisschen Zuspruch ist es nicht getan
Behandlung des Trauerprozesses ist sehr komplex
T
rauer ist eine normale Reaktion auf einen schwerwiegenden
Verlust oder Schicksalsschlag. Dabei kann es zu einem intensiven und
schmerzlichen Trauerprozess kommen, der eine regelrechte „Trauerarbeit“ erfordert. Trauer ist, so lehrt die
Psychologie, in verschiedene Phasen
einteilbar:
■ Phase 1: Zuerst will man den Verlust nicht
wahrhaben, nur aus einem bösen Traum aufwachen. Man ist wie versteinert.
■ Phase 2: Dann kommt es plötzlich zum aufbrechen heftiger Gefühlswallungen: Schmerz,
Schuldgefühle, Angst, Wut, Zorn, aber auch
quälende Sehnsucht usw. In dieser Phase drohen vermehrt Schlafstörungen, eine besondere
Anfälligkeit für Infektionskrankheiten aller Art
(z.B. Grippe) sowie unkontrollierte Selbstbehandlungsversuche mit Alkohol, Nikotin, Tabletten oder ähnlichem.
■ Phase 3: Schließlich kann der Trauernde
an nichts anderes mehr denken, als an seinen
schmerzlichen Verlust. Während dieser Zeit zieht
er sich zurück und ist mit sich selber und seinem
Leid beschäftigt. Doch die Realität holt ihn wie-
der ein. Der Verlust wird langsam
akzeptiert.
■ Phase 4: In der letzen Phase bewegt sich der Trauernde wieder auf
die Welt und andere Menschen zu.
Aber auch das provoziert widersprüchliche Gefühle: Einerseits soll
alles offener, intensiver erlebt und
gestaltet und nichts soll verpasst werden. Andererseits hat man Angst vor der Zukunft und
Furcht, wieder mit Trauer bezahlen zu müssen.
Die Dauer des Trauerprozesses ist individuell und schwer festzulegen. Selbst das „Trauerjahr“ erscheint häufig zu kurz. Auch pflegt
der Schmerz nicht zu Beginn, sondern Monate
nach dem Verlust am ausgeprägtesten zu sein.
Gerade während dieser Zeit aber beginnt die
Anteilnahme der Umwelt deutlich zurückzugehen. Der Betroffene wird - offen oder heimlich
- aufgefordert, endlich wieder zur Tagesordnung
zurückzukehren. Dabei können die einzelnen
Trauerphasen erneut aufbrechen, wenngleich
kürzer. Bei plötzlichem, dramatischem oder gewaltsamem Tod muss mit verlängerter und verstärkter Schockphase gerechnet werden.
o
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
Die Behandlung des Trauerprozesses
ist schwieriger als es sich die meisten
vorstellen. Auf jeden Fall soll man
nicht versuchen, dem Trauernden
die Trauer zu nehmen.
Besonders bei Betroffenen in jungen
Jahren, aber auch vor allem im höheren Lebensalter darf man nicht die eigenen Maßstäbe anlegen. Trauernde werden von ihrer Umgebung nach einer Zeit der Schonung schließlich
als belastend empfunden. Deshalb sollen sie nach
Ansicht der anderen ihren Schicksalsschlag möglichst bald überwinden. Trauernde müssen aber
ihre Gefühle zeigen dürfen. Falsche Ratschläge
(„gönnen Sie sich mal wieder ein Vergnügen“),
nutzlose Appelle („Sie müssen sich einfach
mehr zusammennehmen“), leere Redensarten
(„glücklicherweise ist sonst nichts
passiert“) sind keine Hilfe und erschweren die Trauerarbeit. Besser
ist es, nicht oberflächlich zu trösten
oder den Verlust herunterzuspielen, sondern eher still-verständnisvoll mitzuleiden. Anwesenheit und
stumme Zuwendung bedeuten
mehr als Worte. Der wichtigste Faktor ist Geduld
auf lange Sicht. Vorsicht ist auch an Wochenenden, Feiertagen und Jahrestagen angebracht
(Einsamkeit, Rückblick, Erinnerung). Kleine
Aufmerksamkeiten signalisieren Verbundenheit in der Not und spenden Trost: Postkarte, Anruf oder kurzer Besuch helfen viel. Entsprechende Bücher oder der Kontakt mit Menschen, die
ihren Trauerprozess gerade erfolgreich abschließen konnten, sind oftmals hilfreich. ■
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
Der Ansager bittet zur Beerdigung
Die Zeiten haben sich gewandelt – Mancher Brauch ist jedoch geblieben
Am Ende eines langen Lebens
steht der Tod. Auch für diesen
unausweichlichen Moment gab
es immer schon Rituale und
Regeln, die den Abschied erleichtern sollten. Zum Beispiel war es in Zeiten
ohne Telekommunikation üblich, einen Todesfall
mündlich bei den anderen Höfen im Dorf anzukündigen. Diese Aufgabe wurde meist einer armen Witwe übertragen, die von Haus zu Haus
ging und das Ereignis bekannt machte. Dafür
bekam sie von den jeweiligen Hausfrauen milde
Gaben, meist etwas Essbares. Früher war es auch
üblich, den Verstorbenen bis zur Beerdigung in
seinem eigenen Haus aufzubahren. Am Tag der
Beerdigung wurde der Sarg vom Sterbehaus
abgeholt und zum Friedhof gebracht. Die Sargträger, die von der Obrigkeit dazu verpflichtet
worden waren, bekamen eine stark riechende Zitrone gegen den Leichengeruch. Die exotischen
Zitronen waren lange Zeit sehr teuer und wurden
deshalb als kostbares Gut gehandelt. Manchmal
wurde den Leichenträgern nachgesagt, dass sie
versuchten, ihre Zitronen nach der Beerdigung
weiterzuverkaufen.
Es war noch bis in die 50er Jahre des letzten
Jahrhunderts auf dem Lande Brauch, dass
der Dorfschullehrer mit seinen Schulkindern
hinter dem Sarg herging und den Zug
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Ein Leitfaden für den Trauerfall
mit Singen begleitete. In der Stadt blieb diese
Es gab natürlich auch Fälle, in denen sich
für die Kinder sehr unangenehme Pflicht nur niemand dazu bereit fand, dem Toten die letzte
bis ins 17. Jahrhundert erhalten. Hier gab es Ehre zu erweisen. Dies betraf vornehmlich Mendie Möglichkeit, seine Kinder auf eine Privat- schen, denen man eine gewisse Unehrlichkeit
schule zu schicken. Diese unterunterstellte.
✜
stand nicht der Kirche, und die
Schüler waren deshalb von der
Auch wenn heute kein LeichenBestatter,
Verpflichtung, dem Sarg zu folzug mehr durch die Stadt zieht,
gen, befreit. Der größte Teil des
aber auch Kirchen, ist es durchaus noch üblich, dass
Zuges bestand aus den Angedem Verstorbenen vor der Einhörigen des Verstorbenen und Krankenhäuser und segnung auf dem Friedhof eine
den Leuten aus seiner Nachbar- Altenheime richten
Ehrenwache gewährt wird. Diese
schaft. Es galt als ehrenvoll, dem
wird von Mitgliedern eines Vereins
Trauerhallen ein,
Toten zu folgen; je höher das Anoder eines Berufsstandes gehalsehen des Toten war, desto mehr in denen in angeneh- ten, in dem der Verstorbene Mitübertrug es sich auf das eigene
glied war.
mer Atmosphäre
Ansehen. Die Reihenfolge des
Leichenzugs war dabei streng
Die zu erledigenden Aufgaben
Abschied genommen bei einer Beerdingung wurden ungeregelt.
ter den Nachbarn im Dorf verteilt.
werden kann.
Nach einen festgelegten System
Nachdem der Sarg im Sterbe✜
kam jeder einmal dran. Zwei Nachhaus geschlossen worden war,
barinnen übernahmen die Totenwurde er auf einen Leiterwagen
gehoben, und der Zug setzte sich in Bewe- wäsche, sechs Männer trugen den Sarg, zwei
gung. Hinter dem Sarg folgten die Sargträger Nachbarn hoben das Grab aus. Das Läuten der
und anderes Fußvolk. Dahinter rollte eine Wa- Totenglocke wurde reihum von Männern übergenreihe. Im ersten Wagen saßen die nächs- nommen.
ten Verwandten. Bei hochgestellten Personen
Heute wird der Tod in unserer Gesellschaft als
ließen Mitglieder des höheren Adels einen
leeren Wagen als Zeichen der Anteilnahme etwas Unheimliches empfunden, mit dem niemand in Berührung kommen möchte. Anfolgen.
o
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ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
o die Stelle der Aufbahrung im Sterbehaus ist
eine Lagerung der Leiche im Kühlhaus getreten. Kurz nach Eintritt des Todes wird der Leichnam abtransportiert. Ein Abschiednehmen ist
kaum möglich.
In den letzten 15 Jahren hat sich eine Praxis
etabliert, die einen Abschied außerhalb des eigenen Hauses ermöglicht. Bestatter, aber auch
Kirchen, Krankenhäuser und Altenheime richten
Trauerhallen ein, in denen in angenehmer Atmosphäre Abschied genommen werden kann.
Im Gegensatz zu kalten gekachelten Wänden in
einer Kühlhalle dominieren hier warme Farben
und gedämpftes Licht. Auf Wunsch kann der
Sarg offen aufgestellt werden, sodass jeder noch
einmal die Möglichkeit hat, einen letzten Blick
auf den Angehörigen oder Freund zu werfen.
So sehr sich auch die Bestattungskultur gewandelt hat, ist doch eines immer gleich geblieben: Der Leichenschmaus. Es ist immer noch
Sitte, nach der Beerdigung zu einem kleinen
Beisammensein bei Kaffee und Kuchen einzuladen.
Nach der Beerdigung begann früher das
Trauerjahr, auf dessen Einhaltung viel Wert gelegt wurde. In dieser Zeit durften keine anderen
fröhlichen Feste stattfinden. Die Hinterbliebenen, besonders die Witwen und Witwer, hatten
sich in Schwarz zu kleiden, damit man ihren Status nach außen erkennen konnte.
Heute werden diese Regeln nicht mehr so
streng eingehalten. Die persönliche Trauer
wird nicht mehr öffentlich gemacht. ■
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Aufrichtige Anteilnahme
Wie verhält man sich im Trauerfall richtig?
Bei einem Trauerfall stehen
oft nicht nur die Angehörigen
vor einem Berg von Schwierigkeiten und Gefühlswallungen.
Auch Bekannte und Freunde
sind betroffen und verunsichert. Sie möchten
ihre Anteilnahme versichern, sind sich aber oft
im unklaren, wie sie den nahen Angehörigen ihr
Beileid mitteilen sollen. Auch für Beileidsbekundungen gibt es die kleinen Stützen der
Umgangsformen, die Hilfe bieten. Stilberaterin
Elisabeth Bonneau hat diese zusammengestellt:
Schriftlich kondolieren: Wenn Sie die Nachricht vom Tod eines Bekannten erhalten, können
Sie sich umgehend schriftlich äußern, ob Sie
persönlich angeschrieben wurden oder nicht.
Verwenden Sie keinesfalls Papier mit schwarzem
Rand, das ist den Hinterbliebenen vorbehalten.
Schreiben Sie persönlich. Ein vorgedrucktes „Aufrichtige Anteilnahme“ mit einer Unterschrift bringt keinen Trost. Ein Fax ist undenkbar. Ein Anruf ist nur zur Ankündigung
eines Besuchs, zum Anbieten von Hilfe oder
bei sehr nahestehenden Personen sinnvoll.
In Ihrem Brief sollten Sie einen Bezug zwischen
sich und dem/der Verstorbenen herstellen und wünschen Sie Kraft und Hoffnung.
Kondolenzbesuch: Sie können den
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ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
o
Hinterbliebenen auch einen Besuch abstatten. Rufen Sie vorher an und fragen Sie, ob
dies willkommen ist und wenn ja, dann zu welcher
Zeit. Zum Kondolenzbesuch gehen Sie mit leeren Händen. Kleiden Sie sich weder hierfür noch
bei einer Beerdigung ganz in Schwarz; gedeckte
Stadt-Kleidung ist eher angebracht; verzichten
Sie auf Freizeitkleidung und bunte Stücke.
Trauerfeier: Zur Trauerfeier nehmen Sie vor
dem angesetzten Zeitpunkt in der Kapelle Platz.
Blumen und Kränze - außer einem Handsträußchen, das Sie später ins offene Grab werfen - deponieren Sie am Sarg/an der Urne oder an einem
von der Friedhofsverwaltung hierfür ausgewiesenen Ort.
Sie verlassen die Kapelle nach dem Pfarrer und
den Hinterbliebenen und begleiten sie bei einer
Bestattung zum Grab. Der Bitte „Von Beileids-
bezeugungen bitten wir Abstand zu nehmen“
kommen Sie nach; sie schließt nicht aus, dass Sie
vom Verstorbenen Abschied nehmen.
Fehlen Ihnen aus Betroffenheit die Worte,
teilen Sie genau dieses mit. Ein Händedruck
und ein mitfühlender Blick sind den Hinterbliebenen wertvoller als eine dahingeworfene
Floskel. Wünschen die Hinterbliebenen eine bestimmte Kleidung - z.B. „kein Schwarz“ -, kommen Sie dieser Bitte - selbstverständlich - nach.
Kindern und Jugendlichen erläutern Sie, wie
wichtig es ist, Abschied zu nehmen und Trauer
zuzulassen. Das hilft ihnen, ihre eigenen Gefühle
und die der anderen zu akzeptieren. Auch wenn
die Anwesenheit bei einer Beerdigung schwer
fällt - motivieren Sie auch jüngere Kinder und
Enkelkinder, beim offiziellen Abschied von einem
Verstorbenen dabei zu sein. ■
Traueranzeigen
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
„Und wenn du dich getröstet hast,
wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.
Du wirst immer mein Freund sein.
Du wirst dich daran erinnern,
wie gerne du mit mir gelacht hast.“
Antoine de Saint-Exupéry
Traueranzeigenannahme im SÜDKURIER
unter
07531/999-1511, im Internet unter
www.suedkurier.de/traueranzeigen
sowie bei Ihrem Bestattungsinstitut vor Ort.
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ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
Grabsteine erzählen Geschichten
Steintafeln unterliegen strengen Vorschriften
Grabstellen sind letzte Ruhestätten für Verstorbene und
Orte des endgültigen Abschieds und der lebendig bleibenden Erinnerung für ihre
Nachkommen. Diese Bedeutung drückt sich in
der Grab- und Grabsteingestaltung aus, und
dies macht Friedhöfe auch zu einem Anschauungsobjekt für die kulturgeschichtliche Entwicklung des Umgangs mit den Toten. Grabsteine sind
behauene, meistens beschriftete Steintafeln,
die auf Friedhöfen in der Regel auf oder am
Kopfende eines Grabes aufgestellt sind.
Grabsteine dienen in den meisten Kulturen und allen großen Religionen dem Totengedenken. Der
Grabstein symbolisiert den Sieg
über den Tod. Zudem ist er ein
Zeichen für eine Verbindung zwischen
Lebenden und Toten, begründet durch
Blutsbande, Sympathie und Liebe.
Schließlich ist der Grabstein, als fassbare Realität zwischen den Trauernden
und Verstorbenen, auch als ein Teil der
Trauerarbeit zu verstehen. Bei Gräbern
in christlichen Kulturen werden der
Name des Verstorbenen und das Geburts- und Todesdatum (oder nur das
Jahr) angegeben, gelegentlich auch
ein Sinnspruch (Epitaph)
bzw. ein Symbol angebracht. In einigen
Ländern sind daneben auch Bilder
der Verstorbenen üblich. So individuell wie
das Leben sind auch die
Steine. Sie sind Spiegel-
bilder des Lebensstils. Grabmal, Grabplatten,
Grabsteine, Grabdenkmale, Grabschriften, Größe und Aussehen von Grabsteinen unterliegen in
Deutschland der jeweiligen Friedhofsordnung.
Diese kann bis ins Detail Vorschriften machen
(Farbe des Steines, eingravierte Schrift oder aufgesetzte Buchstaben). Der Stein ist nicht nur ein
Zeichen der Pietät dem Verstorbenen gegenüber,
sondern auch ein Zeichen der eigenen Existenz.
Vielen Hinterbliebenen ist es ein Bedürfnis, noch etwas für den Verstorbenen zu
tun. Zahlreiche Steinmetze haben sich seit
Jahrzehnten auf die Anfertigung von klassischen Grabmalen und die künstlerische
Bearbeitung von Steinen spezialisiert. Grabmale können individuell
entworfen und gefertigt werden.
Viele Grabmale werden auch heute noch traditionell mit der Hand
angefertigt.
Die Einmaligkeit des Toten wird
ein guter Steinmetz mit dem Trauernden zusammen herausarbeiten. Denn nur der Fachmann kann
aus den vielfältigen Möglichkeiten
seines Handwerks die Art und
Weise der Steinbearbeitung
aussuchen. Grabsteine werden meist aus Granit oder
Marmor hergestellt. Es gibt aber
inzwischen auch andere Steine, die
an den Verstorbenen erinnern sollen. Zum Beispiel Findlinge aus alpinen Gewässern. Diese naturbelassene
Steine gibt es in verschiedenen Größen, Maserungen und Farbspielen.
Dazu werden auch immer
öfter Gedenksteine
o
21
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
oder Trauersteine im eigenen Garten beliebt. Das
klingt zunächst recht fremd.
Aber: Die Erdbestattung ist
längst nicht mehr die Regel.
Bereits im 19. Jahrhunder t
kamen Urnengrabstätten
auf, entweder mit Namenstafel oder namenlos („anonym“). Im ausgehenden 20.
Jahrhundert kamen die anonymen Gräberfelder hinzu.
Inzwischen übertrifft die Verbrennung der sterblichen Überreste in Krematorien mit anschließender Ausstreuung der Asche
das alte Monopol der Beisetzung in einem Grab.
Hinzu kommt ein weiterer Trend. Bestattungsarten außerhalb des Friedhofs nehmen
deutlich zu. In dazu ausgewiesenen Waldstücken,
in den Alpen, auf See. Mit diesen Bestattungsarten, die mit
dem traditionellen Friedhof
nichts mehr gemein haben,
verändert die Trauerkultur
ihr Gesicht.
Wie aber gehen die Hinterbliebenen in Zukunft mit dem
unerfüllten Urverlangen nach
einem mit dem Toten verbundenen und auffindbaren Ort
der Bestattung um? Wie entwickelt unsere Zivilisation Ersatzgedenkstätten
für die wachsende Zahl von anonym Bestatteten?
Dazu wurden Gedenksteine für den Garten entwickelt. Für den Verlauf der Trauer und für den Bezug der Hinterbliebenen zu ihren unauffindbaren
Toten ist ein derartiger Gedenkort in Reichweite von großer Bedeutung. ■
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ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
Der letzte Gruß
Schon zu Lebzeiten für seine Beerdigung vorsorgen
Dinge für die Zeit nach dem
Tod zu regeln ist für viele Menschen im Kern kein rechtliches,
sondern eher ein psychologisches Problem. Das gilt
auch für genaue Anordnungen zur eigenen
Bestattung und deren Sicherung nach dem
Tod. Dies ist die Besonderheit von Bestattungsvorsorgeverträgen. Vor allem für alleinstehende
Menschen kann solch ein Vertrag sinnvoll sein.
Mit ihm kann man u.a. eigenen Angehörigen die
spätere Arbeit abnehmen. Wie sehen solche Bestattungsvorsorgeverträge zu Lebzeiten aus?
Kann solch ein Vertrag durch die Erben wieder
aufgehoben werden?
Wie die letzte Ruhestätte einmal aussehen soll,
da hat wohl jeder andere Wünsche: Manchem
genügt ein schlichter Grabstein, andere möchten üppigen Blumenschmuck, die einen wollen
einen ganz klassischen Stein, andere vielleicht
eine moderne Skulptur. Viele Menschen regeln
deshalb schon zu Lebzeiten alles rund um ihre
spätere Beerdigung.
Am besten schließt man mit einem Bestatter,
den man gut kennt, einen Vertrag ab. Denn Vertrauen ist wichtig, schließlich ist so ein Gespräch
über die eigene Beerdigung eine recht persönliche Sache. Alle Einzelheiten werden geklärt
– vom Sarg bis zum Blumenschmuck.
Allerdings kann es beim Bestattungsvorsorgevertrag auch Probleme geben: Zum Beispiel,
wenn Erben den Vertrag eigenmächtig kündigen.
Das können sie, weil Erben den kompletten Nachlass erben, also auch sämtliche Verträge. Dann
können sie die Wünsche für eine aufwendige Be-
erdigung zusammenstreichen und ein schlichtes
Begräbnis anordnen und sparen so Geld.
Um Missbrauch zu vermeiden, ist es deshalb
wichtig, dass der Bestattungsvorsorgevertrag
richtig gestaltet wird: Der künftige Erblasser
schließt den Vertrag mit einem Bestatter. Darin
wird genau festgelegt, was für ein Begräbnis
der Erblasser haben möchte. Er erteilt dem Bestatter eine spezielle Vollmacht, das Begräbnis
wie besprochen abzuhalten. Diese Vollmacht gilt
auch noch nach dem Tod weiter und ist unwiderruflich. So können die Erben den Vertrag später
nicht kündigen. Allerdings: Der Erblasser sollte
darauf achten, dass er selbst den Vertrag jederzeit kündigen kann, ohne finanzielle Nachteile. Denn – so warnen Experten – es kann immer
wieder vorkommen, dass sich die Wünsche für
die Beerdigung noch ändern.
Weiteres Risiko beim Bestattungsvorsorgevertrag: Oft werden die Beerdigungskosten - immerhin mehrere 1000 Euro – im voraus direkt an
den Bestatter gezahlt. Das ist leichtsinnig, denn:
der Bestatter kann bankrott gehen, dann ist das
Geld ganz oder teilweise weg. Es ist besser, zur
Sicherung der Beerdigungskosten ein Sparbuch
anzulegen mit einem Sperrvermerk. Darauf
hat nur der Erblasser selbst Zugriff, und - nach
seinem Tod - der Bestatter, wenn er die Sterbeurkunde vorlegt. Eine weitere Möglichkeit ist ein
Treuhandkonto. So bleibt das Geld auf jeden
Fall erhalten. Viele schreiben ihre Bestattungswünsche ins Testament – das ist keine gute Lösung. Denn das Testament wird oft erst Wochen
nach dem Tod eröffnet – also lange nach der Beerdigung, wenn es für spezielle Wünsche zu spät
ist. ■
23
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
Tränen gehören zur Trauer
Der schwere Verlust muss verarbeitet werden
Der Tod eines nahe stehenden
Menschen bedeutet eine Verlusterfahrung und ist mit Trauer
verbunden. Der Tod zerreißt das
Geflecht von Rollen, Funktionen und Beziehungsstrukturen und verändert tief greifend
die Dynamik und das seelische
Gleichgewicht von Familien,
Partnerschaften oder auch jedes
Einzelnen. Unter Trauer sind die
psychischen Reaktionen zu verstehen, die nach
dem Verlust eines nahe stehenden Menschen
durch dessen Tod auftreten können. Trauer ist
keine Krankheit, sondern eine lebenswichtige Reaktion. Sie gehört zum Leben und zur
Abschiednahme. Trauer ist bereits ein Teil der
Verarbeitung eines Verlusts. Sie wird von jedem
individuell erlebt.
Der Trauer muss Raum und Zeit gegeben werden. Sie sollte nicht verdrängt werden, denn es ist
eine unter Ärzten und Psychologen anerkannte
Tatsache, dass unverarbeitete
Trauer zu Krankheiten und seelischen Schäden führen kann.
Trauer äußert sich in Form von
körperlichen Reaktionen und
Verhaltensweisen, die von den
Einstellungen des Einzelnen zum
Tod abhängen, aber auch von
der Einstellung der Gesellschaft
zum Umgang mit Tod und Trauer
beeinflusst werden.
Zu den mit der Trauer verbundenen Gefühlen gehören Verlassenheit, Einsamkeit, Hilflosigkeit,
Beklemmung, Wut, Angst, Zorn und manchmal
auch Erleichterung. Trauer kann sich jedoch
auch körperlich auf die Betroffenen auswirken,
und zwar in Form von Müdigkeit, Überempfindlichkeit gegen Lärm, Muskelschwäche,
Magenschmerzen, Atemnot und Schüttelfrost.
Zur Trauer gehören Tränen. Tränen sind der Beginn des Trostes, sie machen uns Hinterbliebene
frei zu neuem Handeln.
o
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24
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
o Wichtig für die Verarbeitung von Trauer
ist es, dass der erlittene Verlust vergegenwärtigt und „verarbeitet“ wird. Verzichten Sie deshalb nicht darauf, von Ihrem Verstorbenen Abschied zu nehmen, berühren sie ihn und nehmen
Sie ihn ein letztes Mal in den Arm.
Mit Ihrer Trauer sollten Sie nicht allein bleiben.
Trauerbegleitung leisten Angehörige, Freunde
oder Bekannte ebenso wie professionelle Helfer. In vielen Orten gibt es Selbsthilfegruppen,
deren Adressen bzw. Kontaktpersonen Ihrem
Bestatter bekannt sind. Er wird Ihnen, wenn Sie
sich an ihn wenden, Zugang zu diesen Gruppen
vermitteln oder Adressen nennen, bei denen Ihnen geholfen werden kann.
Denn um Trauer zu bearbeiten, ist das Gespräch erforderlich. Wenn sich die Umwelt
nach einigen Tagen oder Wochen wieder dem
Alltagsgeschehen zuwendet, dann braucht der
Trauernde Gesprächspartner, die ihm zuhören
und mit ihm über den Verstorbenen sprechen
können.
Scheuen Sie sich nicht, sich auch nach Wochen
oder nach Monaten an den Bestatter zu wenden,
um mit ihm über Ihr Verhältnis zum Verstorbenen, über die Reaktion in Ihrer Umwelt sowie
über Ihre alltäglichen Sorgen zu sprechen.
Falls er nicht selber helfen kann, kann er Sie an
Personen verweisen, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben. www.bestatter.de ■
✜
Zur Trauer gehören Tränen.
Tränen sind der Beginn des Trostes,
sie machen uns frei zu neuem
Handeln.
✜
ABSCHIED NEHMEN
25
Ein Leitfaden für den Trauerfall
In Farbe zur letzten Ruhe
S
Bunte Särge als Alternative
chwarz ist die Farbe der Trauer. Und ihre letzte Ruhe finden die meisten Verstorbenen in
einem eher dunklen Holzsarg. Doch neben den
Klassikern aus Eiche und Kiefer gibt es zunehmend moderne Varianten, die mehr Farbe ins
Spiel bringen. Die Hemmschwelle, dem Tod in
dieser Weise zu begegnen, ist jedoch groß. Dabei
würde vielleicht gerade ein bunt bemalter Sarg
die Persönlichkeit des Verstorbenen am besten
widerspiegeln. Bisher sind farbige Särge jedoch die Ausnahme.
„Der Wandel in dem Bereich ist sehr langsam“, sagt Winfried Koebe, Vorsitzender des
Verbands unabhängiger Bestatter. Obwohl einige moderne Modelle bereits seit 15 bis 20 Jahren auf dem Markt sind, hielt sich die Nachfrage
bisher in Grenzen. „Von 150 bis 180 Särgen, die
ich pro Jahr verkaufe, sind etwa 5 modernerer
Art“, verdeutlicht Koebe. Dennoch merkt er, dass
in letzter Zeit hellere Holzarten oder leichtere
Sargformen bevorzugt werden.
Die Hemmschwelle vor bunten oder besonders ausgefallenen Särgen sei jedoch noch sehr
groß. „Wenige wollen von sich aus einen farbigen Sarg“, sagt Koebe. Meistens sei deshalb die
Feinfühligkeit des Bestatters gefragt: „Er kann
die Särge anbieten, um ein Interesse dafür zu wecken.“ Entscheidend ist jedoch immer, dass der
Sarg zu der Persönlichkeit des Verstorbenen
passt. Einen über 90-Jährigen in einem bunten
Sarg zu beerdigen, mache in der Regel wenig
Sinn. Damit der Sarg auch den Vorstellungen
des Verstorbenen entspricht, hilft es, sich schon
zu Lebzeiten Gedanken darüber zu machen.
„Das machen aber nur die wenigsten“, bedauert
Bestatter Koebe. Diese Erfahrung teilt Siegfried
von Lauvenberg: Zwar legten einige fest, ob sie
eine Erd- oder Feuerbestattung wollen, konkrete Wünsche äußern allerdings wenige, sagt der
Geschäftsführer des Verbands der Deutschen
Zulieferindustrie für das Bestattungsgewerbe
in Bonn.
Dabei könnte vielleicht gerade ein konkreter
Wunsch des Verstorbenen den Schritt zu einem
modern gestalteten Sarg erleichtern. Genau wie
die klassischen Särge in Holzoptik gibt es auch die
neueren Modelle in den unterschiedlichsten Ausführungen: farbig lackiert, mit Motiven von bekannten Künstlern oder in Korbflechter-Optik
- fast alles ist denkbar. Jedoch muss dafür auch
tiefer in die Tasche gegriffen werden. (dpa) ■
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26
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
Bürokratie macht vor Trauer nicht halt
„Erben“ ist gar nicht so einfach – Rechtsanwälte helfen
D
er Tod eines nahestehenden Menschen wirkt
immer wie ein Schock. Doch für Trauer
bleibt erst einmal keine Zeit, denn die Bürokratie fordert ihren Preis. Wer anstehende Termine verpasst oder Anträge nicht rechtzeitig stellt,
für den gibt es später ein böses Erwachen. Ein
wichtiges Thema ist das „Erben“. Um sich im
komplizierten Paragraphendschungel zurechtzufinden, ist es auf jeden Fall besser, einen Rechtsanwalt zu Rate zu ziehen – und das am besten
schon zu Lebzeiten, zum Verfassen eines Testaments. Zum Beispiel erben Ehepartner anders
als blutsverwandte Angehörige. Die Höhe ihres
Erbteils hängt nämlich davon ab, welche Verwandte des Erblassers oder der Erblasserin noch
leben und für welchen Güterstand sie sich in ihrer Ehe entschieden hatten.
Ehegatten haben ein eigenständiges Erbrecht neben dem der Verwandten. Allerdings ist
es nicht von vornherein eine fixe Größe. Die Höhe
des Erbteils von Ehemann und Ehefrau hängt von
zwei Faktoren ab: erstens, ob Verwandte noch
leben, und zweitens, für welchen Güterstand
sich die Eheleute entschieden hatten. Erben der
ersten Ordnung sind Kinder, Enkel, Urenkel.
Zur ersten Ordnung gehören auch Kinder aus
früheren Ehen sowie nichteheliche Kinder und
in gewissen Grenzen außerdem Adoptivkinder.
Auch Verwandte der zweiten Ordnung erben.
Das sind die Eltern, Geschwister, Neffen und
Nichten sowie Großeltern. Kinderlose Eheleute
sind häufig der Ansicht, dass sie nach dem Tod
des Partners oder der Partnerin automatisch
Alleinerbe würden. Das ist falsch: Eltern, Geschwister, Neffen und Nichten des oder der
Verstorbenen erben mit.
Unabhängig von der gesetzlichen Erbfolge
richtet sich die Höhe des Erbteils auch danach,
in welchem Güterstand das Paar gelebt hat. Hat
es sich nicht anders entschieden, dann gilt der
gesetzliche Güterstand der Zugewinngemeinschaft. Das heißt: Das Vermögen von Mann und
Frau bleibt auch in der Ehe getrennt und wird
nicht gemeinsames Eigentum. Endet die
o
ABSCHIED NEHMEN
27
Ein Leitfaden für den Trauerfall
Ehe durch Scheidung, dann wird das Anfangsvermögen dem Endvermögen gegenübergestellt
und der Zugewinn wird geteilt.
Erben und Vererben können nach deutschem
Recht nur Verheiratete, Blutsverwandte sowie
homosexuelle Männer und lesbische Frauen
einer eingetragenen Lebenspartnerschaft.
Doch wie erben und vererben heterosexuelle
Männer und Frauen der nicht ehelichen Lebensgemeinschaft? Das Bürgerliche Gesetzbuch
kennt keine nicht eheliche Lebensgemeinschaft.
Deshalb gibt es für unverheiratet zusammenlebende Paare, bestehend aus Mann und Frau, auch
kein Erbrecht und kein Pflichtteilsrecht. Die beiden dürfen selbst dann kein gemeinschaftliches
Testament machen, wenn sie gemeinsame Kinder
haben.Was sie machen können, sind zwei Einzeltestamente, die den gesetzlichen Formvor-
schriften entsprechen müssen - das heißt: handschriftlich verfasst, mit Ort und Datum versehen
und mit Vor- und Zunamen unterschrieben. Vor
allem Erbverträge sind eine sinnvolle Form, die
unverheiratet zusammenlebenden Partner abzusichern. In diesem wechselseitig verpflichtenden
Vertrag kann vereinbart beziehungsweise abgewandelt werden, was das gesetzliche Erbrecht
und der Zugewinnausgleich für Eheleute vorsieht. Die finanzielle Sicherung, die Übertragung von Wohnung und Haus und das Wohnrecht sind die wichtigsten Ansprüche, die sich
so regeln lassen.
Richtig kompliziert wird es für Geschiedene oder wenn das Scheidungsverfahren gerade
läuft und zu diesem Zeitpunkt einer der beiden
Partner stirbt. In diesem Fall kommt man ohne
Rechtsanwalt nicht aus. ■
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28
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
Rechnen ist nicht pietätslos
Rechtzeitige Vorsorge schützt vor unliebsamen Überraschungen
I
m Gegensatz zu anderen europäischen Ländern und den
USA herrscht in Deutschland
Friedhofszwang. Das heißt, eine
Beerdigung auf dem Friedhof
ist gesetzlich festgeschrieben. Allerdings gibt es
mittlerweile auch alternative Bestattungsformen wie eine Waldbestattung. Der Preis für eine
Bestattung setzt sich normalerweise zusammen
aus den öffentlichen Gebühren für den Friedhof
und privaten Kosten für den Bestatter sowie für
Grabstein und Grabpflege.
Im Moment der Trauer sind Angehörige oft
wie gelähmt und meist unfähig, klare Entscheidungen zu fällen. Deshalb kann es helfen, schon
vor dem Trauerfall die Preise zu vergleichen und
finanziell vorzusorgen. Daran ist nichts unwürdig
oder gar moralisch verwerflich.
Durchschnittlich kostet eine Bestattung in
Deutschland zwischen 4000 und 5000 Euro.
In der Regel werden zwischen 2000 und 12 000
Euro ausgegeben. Bei einer einfachen Feuerbestattung mit Urnen - ohne Blumenschmuck und
Trauerfeier - können es auch weniger als 1000
Euro sein. Große Spannen gibt es bei Sarg,
Grabstein und Blumen. Auch die Kosten für
die Pflege der Grabstätte müssen bedacht werden, falls diese nicht selbst übernommen wird.
Oft wird vergessen, die Friedhofsgebühren mit
einzukalkulieren. Sie sind in Städten meist
o
§
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30
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
Die Erinnerungen bewahren
Die Grabbepflanzung darf individuell sein
Als kleinste Gärten werden Gräber gern bezeichnet, und wie ein
GartenfolgtauchihreBepflanzung
bestimmten Regeln. Sklavisch einhalten muss man sie nicht, aber sie
sind Orientierungshilfen, die dafür sorgen, dass die Erinnerungsstätte an den geliebten Menschen
schön aussieht. Es ist das einzige,
was man noch für den Verstorbenen tun kann und der eigenen Seele hilft die Bepflanzung und
Pflege des Grabes auch.
kleinwüchsigen Deutzie (Deutzia
gracilis) die richtige Antwort auf
Ginster- oder Forsythiengelb sein,
aber auch auf eine blaue oder rosafarbene Hortensie.
Werfen hohe Bäume Schatten auf
die Grabstelle, müssen Schatten
vertragende Arten gewählt werden
- dazu kommen Efeu und Fuchsien, Azaleen oder
Japanischer Ahorn in Frage. Für Gräber mit viel
Sonne dürfen es Arten wie Lavendel und Rosen,
Geranien und Chrysanthemen sein. Sind diese
An erster Stelle steht dabei ein Blick in die Fragen geklärt, können Hinterbliebene ÜberFriedhofssatzung: Nicht immer darf das Grab legungen zur Struktur der Bepflanzung anindividuell bepflanzt werden. Und nicht selten stellen. Dabei hat sich eine Gliederung aus drei
wurden die Grenzen des Grabes zugunsten ei- Elementen bewährt: Die Rahmenpflanzung, die
ner großzügigen Gesamtanlage entfernt. Dann Gestaltung der Bodendecke und der jahreszeiterstreckt sich vor dem Grab eine gemeinsame liche Blumenschmuck.Unter RahmenpflanRasenfläche, und eine Gestaltung ist nur noch zung versteht man die Gehölze, die dem Grab
Charakter geben. Als Kontrast
auf einem Fleckchen unmittelbar
✜
zu einer strengen, eckigen Grabvor dem Grabstein möglich. Auch
stele passen zum Beispiel bizarr
für die Pflanzenauswahl kann es
Als kleinste
gewachsene Zwergkiefern - oder
Vorgaben in der Friedhofssatzung
man lässt sie von den eleganten
geben -meist werden Gehölze ausGärten werden
Zweigen des Japanischen Ahorns
geschlossen, die zu groß werden.
Gräber gern
umspielen. Wo nur eine schräg
Wie machen es die Nachbarn? Ein
gestellte
Steinplatte den Namen
wenig sollte man auch darauf achbezeichnet und
des Verstorbenen trägt, kann eine
ten.BeherrschtringsherumRhododendron den Friedhof, bietet es sich wie ein Garten folgt streng geschnittene Eibe die Funkan, auch die eigene Auswahl an den
auch ihre Bepflanzung tion des Grabzeichens übernehmen - oder man rückt eine Gruppe
immergrünen Pflanzen auszurichverschieden hoher Säulenwacholten. Haben die Nachbarn dagegen
bestimmten
der neben die Steinplatte. Für die
Blütensträucher wie Ginster oder
Regeln.
grüne Bodendecke steht eine FülForsythien gepflanzt, heißt es, auf
le flach wachsender Pflanzen zur
die Farben Rücksicht zu nehmen:
✜
Verfügung: Ein Klassiker ist
So können die weißen Blüten einer
o
ABSCHIED NEHMEN
31
Ein Leitfaden für den Trauerfall
das Efeu mit seinen vielen Sorten. Zwergmispeln
(Cotoneaster radicans), Spindelstrauch (Euonymus fortunei), Dickanthere (Pachysandra)
und Waldsteinien sind Alternativen. Für sonnige
Flächen bieten sich die vielen Arten und Sorten
des Mauerpfeffers an. Aber auch das Stachelnüsschen (Acaena) oder die nur für milde Lagen
geeignete Mühlenbeckie weben dichte Teppiche.
In die Bodendecke bettet sich der jahreszeitliche Blumenschmuck ein. Im Herbst stehen als
Schmuck Heide und Erika, Alpenveilchen, Chrysanthemen, Kissenastern oder die Fetten Hennen
(Sedum telephium) mit ihren dicken Blütendolden zur Verfügung. (dpa) ■
Blühender Abschied
– Würdige Floristik im Trauerfall
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32
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
Letzte Signale
Wie man Abschied nimmt von sterbenden Angehörigen
Er ist das einzige Ereignis im
Leben eines Menschen, das
mit Sicherheit eintritt - und
doch mag sich kaum jemand auf
den eigenen Tod oder den eines
Angehörigen vorbereiten.
Wenn es dann soweit ist, stehen Partner oder
Kinder oft ratlos vor der Situation. Vor allem
die angemessene Begleitung des Sterbenden
ist für viele eine heikle Frage.Dabei können die
letzten Tage oder Wochen mit dem todkranken
Menschen sehr wertvoll sein, wenn sie richtig
gestaltet werden. „Viele Leute, die sich die Zeit
genommen haben, erleben das als eine sehr
intensive und reiche Erfahrung“, sagt Kerstin
Lammer, Pfarrerin und Trauerforscherin.
Zum einen bietet sich die Gelegenheit, offene Fragen zu klären und wichtige Angelegenheiten
zu regeln. „Wichtig ist aber auch ein Rückblick
auf das, was gut war, was man miteinander
geteilt hat.“ Zudem setzen sich Sterbebegleiter
ganz neu mit dem eigenen Leben auseinander:
„Jeder, der geht, belehrt uns ein wenig über
uns selber“, zitiert der überkonfessionelle und
unabhängige Verein Omega, der in vielen Städten Sterbebegleitung anbietet, auf seiner Homepage die Dichterin Hilde Domin. Doch bis zu
dieser Einsicht ist es in der Regel ein wei-
o
33
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
ter Weg: „Solange Menschen noch erträglich
leben können, denken sie nicht an den Tod“,
sagt die Omega-Vorsitzende Inge Kunz.
Am Anfang gilt es, die Sprachlosigkeit zu überwinden. „Jeder weiß, was los ist, aber will es
dem anderen nicht zumuten“, beschreibt Kerstin Lammer die Situation. Die Dinge sollten
jedoch beim Namen genannt werden. „Oft fällt
das Frauen leichter als Männern - und auch
die ältere Generation ist erfahrener im Umgang mit dem Tod“, sagt Lammer. Meist könnten professionelle Ansprechpartner helfen, die
Sprachbarriere zu lösen: Ärzte, Seelsorger oder
Mitarbeiter von Pflegediensten und ehrenamtlichen Hospizdiensten zum Beispiel.
Die Begleitung selbst kann unterschiedlich verlaufen. Lammer
rät, sich die eigenen Kräfte gut
einzuteilen, Pausen einzulegen
und sich mit anderen abzuwechseln. „Manche Angehörige sind
Tage und Nächte da und verwahrlosen geradezu“, beobachtet die
Seelsorgerin. Dennoch kann die
Aufgabe einer ständigen Begleitung nur selten
von Fremden übernommen werden: Statt wechselnder neuer Beziehungen bräuchten Sterbende eher Vertrauenspersonen um sich.
Eine große Rolle spielen die äußeren Bedingungen. „90 Prozent der Menschen wünschen
sich, zu Hause zu sterben“, sagt Eugen Brysch,
Geschäftsführer der Deutschen Hospizstiftung
in Dortmund. Tatsächlich sterben aber rund 50
Prozent im Krankenhaus und weitere 25 Prozent
im Pflegeheim. Soll der sterbenskranke Mensch
zu Hause gepflegt werden, müssen jedoch entsprechende Vorkehrungen getroffen werden.
So sei oft der Umzug aus dem Ehebett in ein
Krankenbett und damit aus dem Schlaf- ins
Wohnzimmer erforderlich. „Es
gibt allerdings inzwischen gute
✜
Einsätze für bestehende Betten“,
sagt Kunz.
„Jeder, der geht,
belehrt uns ein wenig
über uns selber“
✜
Ferner muss gewährleistet sein,
dass die begleitenden Angehörigen wissen, wer bei der Pflege oder im Notfall helfen kann.
Mittlerweile könnten auch
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o
34
ABSCHIED NEHMEN
Ein Leitfaden für den Trauerfall
oambulante Pflegedienste palliative -
zu teuer. In manchen Palliativstationen gebe es
also schmerzlindernde - Leistungen mit der inzwischen sogar die Möglichkeit, dass ein Paar
Kasse abrechnen, erklärt Kunz. Mit Morphium noch einmal gemeinsam in einem Bett schlaund anderen Mitteln ließen sich Schmerzen mit- fen kann, und auch die Besuchszeiten seien
tlerweile gut in den Griff bekommen, sind sich sehr flexibel. Ob Krankenhaus oder die eigenen
die Experten einig. Auch sollte geklärt werden, vier Wände – wenn es endgültig auf das Ende
ob der Hausarzt im Notfall komzugeht, ist Einfühlungsvermögen
✜
men kann und ob er sich im Umgefragt.
gang mit Sterbenden auskennt.
Selbst Menschen
„Hausärzte sehen oft nur noch ein
Ein Signal sei es etwa, wenn der
im Koma nehmen
bis zwei Mal im Jahr einen SterSterbende nichts mehr essen will.
benden - wenn überhaupt“, sagt Gespräche noch wahr. „Und wenn er sagt: “Ich will nach
Brysch.
Hause“, ist das nicht wörtlich zu
„Das Gehör ist das
nehmen“, erläutert Lammer. Hat
Um die praktischen Fragen zu
der Sterbende das Bewusstsein
letzte, was geht“,
klären, können sich Angehörige
verloren, sollte dennoch niemals
sagt Lammer.“
an einen örtlichen Hospizdienst
in seiner Gegenwart über ihn gewenden oder auch an das Berasprochen werden, sondern immer
✜
tungstelefon der Hospizstiftung.
nur mit ihm. Selbst Menschen im
Mittlerweile gebe es ein vergleichsweise gutes Koma nehmen Gespräche noch wahr. „Das Gehör
Netz von Hospizdiensten, Palliativstationen in ist das letzte, was geht“, sagt Lammer.
Krankenhäusern, stationären Hospizen und anderen Einrichtungen zur Sterbebegleitung, sagt Der Tod selbst tritt dann für Angehörige dennoch
Lammer. „Da hat sich in den vergangenen Jahren oft überraschend ein. „Für viele ist das ein Theviel getan.“ Allerdings gebe es bundesweit auch ma: Nun war ich gerade mal fünf Minuten draunoch Lücken in der Versorgung.
ßen, und ausgerechnet dann ist er gestorben.“
Dies sei aber kein Grund, auf den Verstorbenen
Doch auch der letzte Aufenthalt im Krankenhaus ärgerlich zu sein: „Manche scheinen tatsächist längst nicht immer so schrecklich, wie viele lich den Moment des Alleinseins zu wählen,
Menschen sich das ausmalen. „Es ist nicht der um zu sterben“, sagt Lammer. Vielleicht wollRegelfall, dass man da hilflos an Schläuchen und ten sie den Angehörigen das Dabeisein ersparen,
Maschinen hängt“, sagt Kunz. Bei Todkranken „vielleicht könnten sie selbst nur gehen, wenn sie
sei diese intensivmedizinische Vollversorgung niemand mehr hält“. Das sollten die Hinterblievielen Krankenhäusern inzwischen auch schlicht benen einfach respektieren. (dpa) ■
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> Danksagungen
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In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von meiner lieben Frau,
meiner guten Mutter und Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin, Tante,
Cousine und Patin
Marie Wein
geb. Beck
* 17. 1. 1965 † 18. 10. 2006
Leinach
In stiller Trauer:
Walter Linder
Lena und Ronald Palmer
und alle Angehörigen
Von Beileidsbezeugungen am Grab bitten wir Abstand zu nehmen. Für alle
Anteilnahme herzlichen Dank.
Qualifizierter Bestatter,
empfohlen von der
Verbraucherinitiative Bestattungskultur