Energiemanagement – richtig verstanden - IHK Bonn/Rhein-Sieg
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Energiemanagement – richtig verstanden - IHK Bonn/Rhein-Sieg
Energiemanagement – richtig verstanden Foto: Siemens Pressebild zertifizierte energiemanagementsysteme – last oder chance? Begriffe wie Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind in aller Munde. Gleichzeitig suchen Politik und Unternehmen nach Instrumenten, ihren jeweiligen Ansprüchen an die Senkung des Energieverbrauchs gerecht zu werden. Da kommen Managementsysteme gerade recht: die geplante Steuerung, Verbesserung und Überprüfung von Prozessen hat in den letzten drei Jahrzehnten weltweit Einzug in unternehmerisches Handeln gefunden. Mit dem Thema „Energie“ im weitesten Sinne haben sich Qualitätsmanagementsysteme (z.B. nach ISO 9001) und Umweltmanagementsysteme (z.B. nach ISO 14001 oder EMAS) auseinandergesetzt. So haben viele zertifizierte Unternehmen (ISO 14001) bereits Ziele und Programme zur Verbesserung der Energieeffizienz erfolgreich implementiert und mit ihrem Managementsystem organisiert. Häufig wird Energiemanagement mit dem reinen Erfassen und Überwachen von energierelevanten Daten (Anlagenparameter, Verbrauch, Leistung, etc.), also dem Energiecontrolling gleichgesetzt. Letztlich geht aber Energiemanagement darüber hin- Ihre Ansprechpartnerin: Ingrid Heider Telefon 0228 2284-193 E-Mail: [email protected] aus. Alle Prozesse eines Unternehmens, einer Organisation sollen da, wo es sinnvoll erscheint, energetisch optimiert werden. Wer wirtschaftlich denkt und handelt, kommt an dieser ganzheitlichen Prämisse nicht vorbei. Dieser Ansatz ist nicht neu, erfährt aber durch die Einführung normierter Energiemanagementsysteme eine neue Dimension der Vergleichbarkeit – ein energiepolitisch nicht unbedeutender Aspekt. ist angewandte KlimaPolitik Ienergiemanagement Nach ersten Überlegungen im Jahr 2007 wurde mit dem Energiekonzept der Bundesregierung Ende September 2011 das normierte Energiemanagement endgültig salonfähig. Unter dem Stichwort „Ausschöpfung der Effizienzpotenziale in der Industrie“ wurde die Absicht verkündet, zukünftig den Spitzenausgleich nach Energie- und Stromsteuergesetz nur noch zu gewähren, wenn die Unternehmen ein zertifiziertes Energiemanagementsystem (EN 16001, ISO 50001) nachweisen. Zwischenzeitlich verlauteten erste konkrete Inhalte eines Referentenentwurfs des Bundesministeriums der Finanzen: danach soll die Gewährung des sog. Spitzenausgleichs gemäß derzeit § 10 Stromsteuergesetz (StromStG) sowie § 55 Energiesteuergesetz (EnergieStG) an den Beginn der Einführung eines Energiemanagementsystems (EnMS) in 2013 und Abschluss (Zertifizierung) in 2014 geknüpft sein. Ab 2015 soll der Spitzenausgleich nur noch bei die Wirtschaft März 2012 8-43 Reportage März 2012.indd 36 07.03.12 10:44 Foto: mens ebild 37 Reportage zusätzlichem Nachweis einer konkreten jährlichen Energieeinsparung gewährt werden. Energieaspekte und ihre Parameter müssen daher regelmäßig überprüft werden. 50001 – der weltweit gültige Inhalte eines Einstieg ins Energiemanagement IEnergie-managmentsystems IISO In Zeiten politischer Findungsprozesse sowie erster Der Fokus eines Energiemanagementsystems liegt gesetzlicher Regelungen kam im August 2009 die Veri.d.R. auf den wesentlichen Energieverbrauchern (Maöffentlichung der in Europa gültigen EN 16001 geraschinen, Anlagen und Geräte), die ein Potenzial zur de recht. Die EN 16001 wird im April 2012 aufgrund der im Juni 2011 veröffentlichten und im Dezember 2011 als DIN erschienenen ISO 50001:2011 abgelöst. Damit liegt jetzt eine weltweit gültige und zertifizierbare Norm für Energiemanagementsysteme vor. Grundsätzlich kann jede Organisation ein Energiemanagementsystem einführen, neben dem produzierenden Gewerbe z.B. auch Handelsunternehmen oder Kommunen, Krankenhäuser oder Immobiliendienstleister. Die Schwerpunkte werden jedoch unterschiedlich sein. Je nach vorhandener Situation können die Anforderungen der ISO 50001 in einem eigenen Managementsystem realisiert oder in ein bestehendes Managementsystem integriert werden. Wichtige Bausteine eines solchen Energiemanagementsystems sind: Definition der Energiepolitik Erfassung der energetischen Ausgangsbasis Formulierung von Energiezielen Durchführung von Effizienzprojekten Einführung eines EnergieControllings Kontinuierliche Überprüfung und Verbesserung der energetischen Leistung Berücksichtigung von EnerDieter Windolf, Markus Austermann, Uwe Jaeger, Marion Schwedler, gieaspekten in allen relevanten Michael Enzinger, Josef Kolb, Meisterteam Bonn-Rhein/Sieg Prozessen (z.B. Design, Beschaffung, Realisierungsprozessen) et! Ausgezeichn Die ISO 50001 legt ihren Schwerpunkt auf eine vorausschauende Planung zur Verbesserung der enerHeimat ist unsere Stärke. getischen Leistung auf der GrundGemeinsam für hier: Als Partner und Auftraggeber der hiesigen Unternehmen sind lage von Referenzgrößen für den die Stadtwerke Bonn ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Ein jährliches Auftragsvolumen Energieverbrauch (sog. energetische von 40 Millionen Euro für rund 1.000 kleinere und mittlere Betriebe stärkt Bonn und die Region. Und sichert Arbeitsplätze da, wo wir alle leben und seit jeher zu Hause sind. Ausgangsbasis). Ziele und Leistungskennzahlen beziehen sich auf diese Referenzgrößen. Die Ausgangsbasis stadtwerke-bonn.de muss bei veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden, die „Bonner Kraftpaket!“ die Wirtschaft Februar 2012 8-43 Reportage März 2012.indd 37 07.03.12 10:44 38 REportage Kontinuierlicher Verbesserungsprozess beim Energiemanagementsystem gemäß DIN EN ISO 50001 Wichtig ist, das Energiemanagementsystem und die durchgeführten Veränderungen kontinuierlich zu überprüfen und weiterzuführen. Dies kann auf vielfältige Weise erfolgen. Das Messen und Überwachen von Energiedaten (Energiecontrolling), ob manuell durch Ablesen von Verbrauchswerten oder online durch intelligente Meßsysteme, ist in jedem Fall die Voraussetzung zur objektiven Nachvollziehbarkeit der Einsparungen. Nur so kann auch die Unternehmensleitung korrigierend auf das Managementsystem und die Energiekosten einwirken. Schritte zur Zertifizierung – und wer dabei hilft IDie Verbesserung der Energieeffizienz bieten. Um eine klare Transparenz der Energieverbraucher darzustellen, sollten Energieleistungskennzahlen gebildet werden (z.B. Stromverbrauch je Produktionseinheit, Dampfverbrauch je Charge). So wird das Verständnis für den Energieeinsatz und die Vergleichbarkeit verbessert. Die Organisation muss ihre Energieaspekte sowie Energieeinsparmöglichkeiten dokumentieren. In der Regel wird dies EDV-gestützt erfolgen. Der Markt bietet bereits eine Vielzahl von Software-Tools zur Unterstützung von Managementsystemen und zum Energiedatencontrolling - oder Lösungen, die beide Aspekte vereinen. Auf Basis der Erfassung der Energieaspekte können dann organisatorische und strategische Energieziele definiert und Programme zur Energieeinsparung festgelegt werden. Im Sinne des Regelkreises eines jeden Managementsystems können die gesetzten Ziele nur erreicht und überprüft werden, wenn die Verantwortlichkeiten definiert, Fähigkeiten vermittelt und die Kommunikationswege sowie die Nachweisführung (Dokumentation) festgelegt sind. Ebenso ist eine Ablauflenkung erforderlich, die alle energierelevanten Teile der Organisation erfasst, angefangen vom Design der Produkte, der Beschaffung von Ressourcen über Produktion und Instandhaltung bis hin zu nachgeschalteten Tätigkeiten (z.B. Service, Verkauf). Der Weg zur Erlangung eines Zertifikates nach ISO 50001 entspricht dem bei anderen Managementsystemen, z.B. nach ISO 9001 oder ISO 14001. Mittlerweile sind in Deutschland eine Reihe von Organisationen von der Deutschen Akkreditierungsstelle (www.dakks.de) zugelassen, Zertifizierungen nach ISO 50001 durchzuführen. Damit sind eine gleichartig hohe Qualität der Auditoren, einheitliche Grundlagen für die Aufwandskalkulation sowie die Durchführung von Audits gewährleistet. Auf dem Markt haben sich daneben bereits zahlreiche Beratungsunternehmen positioniert, die beim Aufbau eines Energiemanagementsystems unterstützen. Bei der Auswahl ist darauf zu achten, dass der Energieberater entsprechende Erfahrungen in der Branche gesammelt hat und über Referenzen verfügt. Gute Anlaufstellen bei der Vorauswahl von Beratungsleistungen oder zur Entscheidungsfindung für den Weg zur Zertifizierung sind die Energieagenturen der Länder oder die örtliche IHK. Freiwillig oder Pflicht? IEnergiemanagement: Mit der Absicht, im Zuge der geplanten Novellierung des Energie- und Stromsteuerrechts den sog. Spitzenausgleich nur noch bei Einführung von Energiemanagementsystemen nach ISO 50001 zu gewähren, rammt die Politik den Pflock für EnMS tiefer ein. Auch die organisatorischen Rahmenbedingungen sollen durch eine Rechtsverordnung gesetzt und voraussichtlich vom BAFA als koordinierende Stelle etabliert werden. Wenn, wie von der EU gefordert und mit § sieben Energiedienstleistergesetz umgesetzt, sog. Energieaudits ein wichtiger Baustein zur Steigerung der Energieeffizienz in Unternehmen sein sollen, liegt Sie wollen Energiekosten einsparen? Wir sind Ihr Partner für moderne Energietechnik in Privathaushalten, für Gewerbeeinheiten und Industriebetriebe. Lassen Sie sich beraten und sparen Sie mit uns bares Geld! Richter+Frenzel GmbH + Co. KG Brühler Straße 26 • 53119 Bonn Telefon 0228 708-0 • Telefax 0228 708-221 Öffnungszeiten: Mo. - Do. 7:00 - 17:00 Uhr • Fr. 7:00 - 14:30 Uhr • Sa. 8:00 - 12:00 Uhr die Wirtschaft März 2012 8-43 Reportage März 2012.indd 38 07.03.12 10:44 39 Reportage die Vermutung nahe, dass die ISO 50001 ihren Siegeszug als normierte Grundlage für Energiemanagementsysteme und damit auch für deren zertifizierte Überprüfung antreten wird. Ziel muss es sein, die ehrgeizigen energiepolitischen Ziele für die Unternehmen operationalisierbar zu machen. Wenn der Staat Energieeffizienzmaßnah- men direkt oder indirekt fördern will, sollte er im eigenen Interesse auf die Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse hinwirken. Dies gilt auch für eine Strategie, die auf die Eigeninitiative der Unternehmen setzt. Dazu hat die Diskussion jedoch gerade erst begonnen. Peter Maczey, TÜV Rheinland Cert GmbH Energiemanagement trägt zur Kostensteuerung bei Interview mit Jürgen Heidfeld, Energieeffizienzauditor bei der Siegwerk Druckfarben AG & Co. KGaA Was waren die ausschlaggebenden Gründe, sich für das Thema Energiemanagement zu engagieren? Bei Siegwerk ist nachhaltiges Handeln Teil der Unternehmensphilosophie. Dabei suchen wir ständig nach Verfahren, ressourcenschonender zu produzieren und mit unseren Produkten auch den Kunden zu helfen, Ressourcen zu sparen. Ein wichtiger Aspekt intern ist ein effizientes Energiemanagement. Da sich die Kosten für Strom beispielsweise am Spitzenverbrauch orientieren, sind wir stets bemüht, diese Spitzen zu reduzieren. Das hilft uns auch, Energie nutzerspezifisch abzurechnen und unsere Mitarbeiter müssen nicht mehr zeitintensiv jeden Stromzähler ablesen. Welche Bedeutung hat der Faktor Energie für Ihr Unternehmen? Mit Energie effizient umzugehen, ist für uns selbstverständlich und vor dem Hintergrund steigender Rohstoff- und Energiekosten ökonomisch notwendig. Denn diese Kosten haben für uns einen direkten Einfluss auf die Produktpreise und damit auf die Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens. Das Energiemanagement trägt zur Kostensteuerung bei und liefert uns Ideen für weitere Energieeffizienzmaßnahmen. Welche Erfahrungen haben Sie seit den ersten Überlegungen gemacht? Mittlerweile haben wir einen sehr guten Überblick über den Energieverbrauch auf Anlagen- bzw. Gebäudeebene. Nun ist es uns möglich, bei einer Abweichung des Energieverbrauchs vom Normalwert schnell zu reagieren. Damit einhergehend konnte auch die Betriebssicherheit erhöht werden, da Abweichungen im Versorgungsnetz direkt feststellbar sind. Wer ist innerhalb des Unternehmens in das Thema eingebunden? Wir haben eigens Mitarbeiter ausgebildet, die sich mit dem Thema Energiemanagement beschäftigen: zwei Energiemanager und einen Energieeffizienzauditor. Aber auch abteilungsübergreifend sind neben der Technik die Bereiche Controlling und Finanzwesen, die Standort- und SCM-Manager, die Produktionsleiter und Betriebsingenieure sowie das HSEQ-Management am Standort eingebunden. Wie weit sind Sie schon auf dem Weg zur Zertifizierung nach DIN EN ISO 50001? Welche Schritte sind noch notwendig? Unser Energiemanagement wurde in Anlehnung an die DIN EN 16001 als Arbeitswerkzeug implementiert und mittels einer Prozessanweisung dokumentiert. Die nächsten Schritte sind ein Abgleich der bisher implementierten Teile sowie die Einführung weiterer Maßnahmen, die Energieeffizienz bei Siegwerk: Infrastrukturmanager Jürgen Heidfeld erläutert die Prozesse im Kesselhaus. mit der Umstellung auf DIN EN ISO 50001 hinzugekommen sind. Dazu gehören interne Energieaudits, Mitarbeiterschulungen und Verbrauchsvisualisierung, um das Energiebewusstsein weiter zu stärken. 100% Ökostrom aus deutscher Wasserkraft vom Hochrhein! Als Energieversorger der Region haben wir uns ganz auf unsere Heimat eingestellt. Mit günstigen Tarifen, wie z.B. BHAG-STABIL NATUR: 100% Ökostrom aus deutschen Wasserkraftwerken vom Hochrhein. Damit unsere Heimat so lebenswert bleibt! Ihre BAD HONNEF AG 02224-17170 oder www.bhag.de Wasserkraft_085x120_4c.indd 1 8-43 Reportage März 2012.indd 39 Kundenzentrum „energie am markt“ Kirchstraße 2 • 53604 Bad Honnef Mo.-Fr. 8.00-18.30 Uhr durchgehend, Sa. von 10.00 - 13.00 Uhr geöffnet 09.09.2011 die Wirtschaft März 2012 12:21:57 07.03.12 10:44