Seit ich ein neues, leises CPAP-Gerät erhalten habe, kommt es mir

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Seit ich ein neues, leises CPAP-Gerät erhalten habe, kommt es mir
Schlafapnoe-Sprechstunde: Therapiedruck zu hoch
Frage: Ich habe ein CPAP-Gerät mit einem Druck von 14 mbar. Mit diesem hohen
Druck kann ich kaum atmen. Ich schlafe nur schwer ein und wache sehr oft auf.
Deswegen verwende ich das Gerät meist nur kurz in der Nacht, obwohl ich weiß,
dass das nicht gut für mich ist. Im Schlaflabor wurde mir gesagt, dass ich diesen hohen Druck brauche. Aber ich kann so auf Dauer nicht schlafen. Kann man da tatsächlich nichts machen?
Antwort: Nach Ihren Informationen verwenden Sie ein CPAP-Gerät mit einem verordneten Therapiedruck von 14 mbar. Das ist tatsächlich ein etwas hoher Druck, obwohl die meisten CPAP-Geräte sogar Druckeinstellungen bis 20 mbar ermöglichen.
Es gibt viele Betroffene, die mit hohen Druckeinstellungen schlafen müssen und sich
mehr oder weniger daran gewöhnt haben. Dennoch kann man deshalb nicht davon
ausgehen, dass jeder mit solchen Drücken problemlos schlafen kann.
Wenn Ihnen im Schlaflabor mitgeteilt wurde, dass Sie den Druck von 14 mbar brauchen, dann ist davon auszugehen, dass die Messungen aus der Schlafüberwachung
bei Ihnen gezeigt haben, dass die nächtliche Blockade der Atemwege, nur mit diesem Druck beseitigt werden konnte. Allerdings ist allgemein bekannt, dass der tatsächliche Druckbedarf, um die Atemwege während der ganzen Nacht frei zu halten,
bei den meisten Therapieanwendern zeitlich schwankt. Diese Schwankungsbreite
kann umso ausgeprägter sein, je höher der CPAP-Druck eingestellt ist. Der schwankende Druckbedarf hängt von den unterschiedlichen Schlafphasen und Liegepositionen während der Nacht ab. Aus dieser Tatsache lassen sich mehrere Lösungsstrategien für Ihr Problem ableiten, von denen ich die wichtigsten nachfolgend erläutern
möchte:
Das Therapiegerät, das Sie momentan nutzen ist ein normales CPAP-Gerät. Dieses
Gerät liefert während der ganzen Nacht kontinuierlich denselben hohen Therapiedruck. Alternativ ist in Ihrem Fall die Verwendung eines Auto-CPAP-Gerätes denkbar. Dieses Gerät regelt den Therapiedruck in einem voreingestellten Druckkorridor
automatisch – das heißt, das Gerät misst selbsttätig während der Nacht dauernd den
Zustand Ihrer Atemwege und passt den Druckbedarf automatisch den tatsächlichen
Erfordernissen an. Wenn die Atemwege offen sind, reguliert das Gerät den Druck
nach unten. Wenn die Atemwege im Schlaf enger werden, reguliert es den Druck nur
so weit nach oben, bis der Druck immer noch ausreicht, um die Atemwege weiterhin
offen zu halten. Das bedeutet also, dass dann normalerweise nicht während der
ganzen Nacht der Therapiedruck so hoch ist wie jetzt, sondern zeitweise deutlich
niedriger. Das ist insbesondere in der Einschlafphase, sowie in Wach- und Leichtschlafphasen von besonderem Vorteil, wo Sie den hohen Druck sowieso nicht benötigen. Idealerweise können Sie deshalb besser einschlafen und werden seltener
wach. Wie tief und wie lange der Druck bei Ihnen absinkt, kann nur durch einen testweisen Einsatz eines solchen Gerätes ermittelt werden. Es ist aber in der Regel definitiv davon auszugehen, dass Sie den Therapiedruck von 14 mbar dann tatsächlich
nur zeitweise benötigen werden.
Eine zweite Alternative ist die Anwendung einer Rückenlageverhinderungstherapie.
Um die Atemwege während des Schlafes frei zu halten, wird gewöhnlich in Rückenlage mehr Therapiedruck benötigt als in Seitenlage. Deshalb kann bei konsequenter
Seitenlage in vielen Fällen die Druckeinstellung des Gerätes reduziert werden. Zur
Rückenlageverhinderung gibt es mehrere Möglichkeiten, wobei die fertig konfektionierten Westen, die man kaufen kann, zu den effektivsten Hilfsmitteln gehören. Auch
hier gilt, dass sich letztendlich nur durch einen testweisen Einsatz in Verbindung mit
einer Messung im Schlaflabor klären lässt, um wie viel sich der Therapiedruck durch
diese Maßnahme absenken lässt.
Eine dritte Alternative ist die Verwendung eines BiLevel-Gerätes. Dieses Gerät liefert
während der Einatmung einen höheren Druck als bei der Ausatmung. Deshalb kann
man bei diesem Gerät dann normalerweise wesentlich leichter atmen, weil man nicht
gegen den hohen Druck ausatmen muss.
Als vierte Alternative gibt es Therapiegeräte, welche die Vorteile des Auto-CPAPGerätes mit denen eines Bi-Level-Gerätes kombinieren. Diese Geräte werden als
Auto-BiLevel bezeichnet.
Dass Ihnen die vorgenannten Therapiealternativen im Schlaflabor offenbar nicht genannt wurden, kann den Grund haben, dass viele Schlaflabore zunächst immer ein
normales CPAP-Gerät verordnen in der Erwartung, dass die meisten Patienten damit
adäquat therapiert werden und gut zurechtkommen. Erst wenn Therapieprobleme
auftreten, von denen das Schlaflabor Kenntnis erhält, werden Alternativen in Erwägung gezogen. Außerdem lehnen viele Krankenkassen die Kostenübernahme für das
bessere und teurere Alternativgerät ohne nachweisbaren gescheiterten Therapieversuch mit einem normalen CPAP-Gerät ab.
Sie sollten sich also an ihr Schlaflabor wenden und von Ihren Therapieproblemen
berichten. Falls Sie in Ihrem Schlaflabor kein Gehör finden sollten, wenden Sie sich
an Ihren einweisenden Facharzt, der sich möglicherweise besser für Sie einsetzen
kann.
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Autor:
Ulrich Obergfell
Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg
Schnarchen-Schlafapnoe e.V.
LVBW Schnarchen-Schlafapnoe
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