Kostüme, Konfetti und Kaubonbons Vielleicht gibt es keine wirkliche

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Kostüme, Konfetti und Kaubonbons Vielleicht gibt es keine wirkliche
Kostüme, Konfetti und Kaubonbons
Vielleicht gibt es keine wirkliche Faschingstradition im Remstal, aber gefeiert wird in
Waiblingen trotzdem
Von unserer Mitarbeiterin Lissy KaufmannWaiblingen. Zur fünften Jahreszeit stürmten
Guggenmusiker, Hexen und Tanzmariechen durchs Waiblinger Städtle, beglückten
Kinderscharen mit „Bonbonles“ und spielten den „großen“ Zuschauern die üblichen Streiche:
Ein Pech, wer ohne Schnürsenkel nach Hause musste!
Kalt war es an diesem Fasnetsnachmittag, doch die Tanzmariechen machten auch ohne
wärmende Sonnenstrahlen ihren Job prima. Selbst die Kleinsten trotzten der Kälte. Wie
Nadine (11) und Jana (12) von den Salathengsten (Waiblinger Karnevalsgesellschaft), welche
neben der 1. Waiblinger Faschingsgesellschaft Veranstalter des Umzuges war. Die Mädels
waren schon zum fünften Mal mit dabei, alte Hasen im Geschäft also. „Nö, arg kalt ischs uns
net“, meinten sie. Was kaum zu glauben war, hatten sie doch, wie es sich für Mädels ihrer
Zunft gehört, nur ein dünnes Kostümle an.
„Die Tänzerinnen gefallen mir am besten.“ Die fünfjährige Jessica war schon im letzten Jahr
als Zuschauerin dabei. „Vor den Hexen hat sie ein bisschen Angst“, meinte die Mama.
Machte aber nichts, solange es Bonbons gab. „Drei habe ich schon gefangen.“
Für die passende Musik sorgten die zahlreichen Guggenmusikgruppen, die mit ihren
farbenprächtigen Kostümen nicht nur etwas für’s Ohr boten. Neben den heimischen Zünften,
wie den „Woiblenger Ohrawusler“, die gemäß ihrem Motto „let’s fetz“ ordentlich Stimmung
in die Altstadt brachten, zog es sogar die Schweizer nach Waiblingen. „Türmlischränzer“
hießen diese und marschierten zum ersten Mal durch die Altstadt.
Goleo-Kostüm, Samba-Outfits - so läuft der Waiblinger an Fasching rum
Auch Goleo, das WM-Maskottchen, lief beim Umzug mit. Allerdings nicht das Original,
unter dem Löwenfell steckte Rüdiger Kleefeld, der zweite Vorsitzende der Waiblinger
Gartenfreunde. „Fußball-WM 2006“ war deren diesjähriges Motto und dafür setzte „Mann“
sich selbst an die Nähmaschine. „Klar, bis ich meiner Frau erklären würde, wie das geht,
schneidere ich mir mein Kostüm lieber selbst!“ Zwar waren nicht alle Herren so selbstständig,
doch auch die anderen Kostüme waren größtenteils Eigenkreationen. So wie die SambaOutfits der „Gmendr Altstadtfäger“. „Ein Vierteljahr habe ich in etwa für fünf Kostüme
gebraucht. Jede freie Minute habe ich an der Maschine gesessen. Die werden aber auch die
nächsten zwei Jahre getragen“, erklärte Astrid Schopf, Ehefrau des Dirigenten. Das
Taktgefühl für die Trommeln hat aber auch sie im Blut. „Das braucht man schon ein bisschen.
Heutzutage ist es nicht mehr so schräg wie früher, damals konnte man schon eher
draufhauen.“
Ganz aktuell waren gleich zwei Faschingsgesellschaften, die das Thema Vogelgrippe in ihr
Programm aufnahmen. Die Nellmersbacher Geesmusiker behaupteten auf einem Schild, „100
Prozent virenfrei“ zu sein, wohingegen die Mitglieder der Waiblinger Faschingsgesellschaft
auf ihrem Wagen unter „Stallpflicht“ standen.
Dennoch gab’s kräftig Konfetti und reichlich Süßes für die Zuschauer, die sich am Rande der
einstündigen Marschroute verteilt hatten. Jung und Alt waren gekommen, um sich das
närrische Treiben anzuschauen und Bonbons abzustauben. Wie die zwei kleinen Cowboys,
die sich um die Schlotzerle balgten. Andere wiederum mussten sich mit närrisch schwarzer
Farbe im Gesicht zufrieden geben. „Das finde ich nicht so toll“, so die 15-jährige
Maximiliane, die mit ihren fünf Freundinnen gekommen war. „Aber ansonsten ist es echt
cool. Wir kommen jedes Jahr hierher. Am besten sind die Hexen, wenn sie Schnürsenkel
klauen oder Leute an Laternenpfähle binden.“ „Aber nicht, wenn sie einem das Haargummi
aus den Haaren ziehen“, ergänzte Johanna.
Hexen toppen den Bonbon-Regen in der Gunst der Zuschauer
Ähnlich sah es auch ein Weinstädter Ehepaar. „Wir kommen schon seit vielen Jahren nach
Waiblingen auf den Umzug.“ Wegen der Bonbons? „Ach nein, das ist doch eher was für
Kinder. Aber die Hexen sind immer originell.“ Nach einer Stunde fand der diesjährige Umzug
im Schlosskeller sein Ende.