Zoonosen bei Maus und Ratte als Labor

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Zoonosen bei Maus und Ratte als Labor
Berl. Münch. Tierärztl. Wochenschr. 121, Heft 7/8, 241–255 (2008)
Berl. Münch. Tierärztl. Wochenschr. 121,
241–255 (2008)
DOI 10.2376/0005-9366-121-241
1
© 2008 Schlütersche
Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
ISSN 0005-9366
Zoonosen bei Maus und Ratte
als Labor- und Heimtiere
Korrespondierender Autor:
[email protected]
Eingegangen: 24.02.2007
Angenommen: 11.03.2008
241
Institut für Versuchstierkunde und Zentrales Tierlaboratorium,
Medizinische Hochschule Hannover
2
Mikrobiologische Diagnostik, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg
Zoonoses transmitted by mouse and rat maintained
as laboratory or pet animals
André Bleich1, Werner Nicklas2
Zusammenfassung
Mäuse (Mus spp.) und Ratten (Rattus spp.) werden in Deutschland in großer
Zahl in tierexperimentellen Einrichtungen sowie als Heimtiere gehalten. Während Labortiere engmaschig auf verschieden Erreger, darunter Zoonoseerreger,
untersucht werden, ist der Hygienestatus von Heimtieren i.d.R. völlig unbekannt.
Trotz der Anstrengungen sind zoonotische Infektionen z. B. mit Hantavirus (Seoul
virus), Streptobacillus moniliformis und Trichophyton mentagrophytes auch in
Laborhaltungen beschrieben, obwohl dies zumeist ältere Berichte sind. Aktuelle Berichte sind dagegen über zoonotische Infektionen von Menschen durch
Kontakt zu Mäusen und Ratten als Heimtiere zu finden; dies schließt Infektionen
durch den Erreger der Lymphozytären Choriomeningitis, Leptospira interrogans,
Streptobacillus moniliformis, Salmonella enterica, Trichophyton mentagrophytes und
Ornithonyssus bacoti ein. Mögliche Infektionserreger sind auch enterohepatische
Helicobacter spp., die im Zusammenhang mit hepatobiliären Erkrankungen bei
Menschen diskutiert werden. Die Gefahr durch Pasteurellen, die nach Bissverletzungen durch Hunde und Katzen zu schweren Komplikationen führen können, ist
bei Mäusen und Ratten gering, da Pasteurella multocida nur sehr selten bei diesen
Spezies vorkommt und die Pasteurellen von Maus und Ratte keine vergleichbare
Gefahr für Menschen darstellen. Insgesamt werden in der vorliegenden Arbeit
Infektionserreger gelistet, die ein potentielles Zoonoserisiko darstellen, da sie bei
Maus und Ratte nachgewiesen wurden und in Deutschland vorkommen, sowie
solche, die bereits nachweislich zu Infektionen des Menschen durch Kontakt zu
Mäusen und Ratten, die entweder als Labor- oder Haustiere gehalten wurden,
geführt haben.
Schlüsselwörter: Maus, Ratte, Labortiere, Heimtiere, Zoonosen
Summary
U.S. Copyright Clearance Center
Code Statement:
0005-9366/2008/12107-241 $ 15.00/0
Large numbers of mice (Mus spp.) and rats (Rattus spp.) are maintained for
scientific reasons and as pet animals in Germany. While laboratory animals are
monitored for pathogenic agents, the hygienic status of pet animals is usually
completely unknown. Despite great efforts, zoonotic infections were reported
even in laboratory settings, e. g. with Hantavirus (Seoul virus), Streptobacillus moniliformis, and Trichphyton mentagrophytes. However, in current reports, zoonotic
infections were transmitted by mice and rats maintained as pet animals. This
includes infections by Lymphocytic choriomeningitis virus, Leptospira interrogans,
Streptobacillus moniliformis, Salmonella enterica, Trichophyton mentagrophytes,
and Ornithonyssus bacoti. Furthermore, entero-hepatic Helicobacter spp. of rats
and mice are currently discussed to be involved in the etiology of hepatobiliary
diseases. Pasteurella spp. of mice and rats do not present a risk for human disease
comparable to those species that are transmitted by dogs or cats and might
induce serious disease after bites. Altogether, this article lists potential zoonotic
agents that were detected in mice and rats and are present in Germany, as well
as agents that were reportedly transmitted by mice and rats maintained as laboratory or pet rodents.
Keywords: mouse, rat, laboratory animal, pet animal, zoonoses
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Berl. Münch. Tierärztl. Wochenschr. 121, Heft 7/8, 241–255 (2008)
Einleitung
Auswahl der Erreger
In Deutschland wird eine beträchtliche Anzahl an Mäusen (in der vorliegenden Arbeit Tiere der Gattung Mus,
insbesondere Mus musculus) und Ratten (Tiere der Gattung Rattus, insbesondere Rattus norvegicus) gehalten.
Dies ist zum einen auf ihre Verwendung in der Forschung,
zum anderen aber auch auf die zunehmende Bedeutung
von Ratten und Mäusen als Heimtiere zurückzuführen.
In Deutschland wurden im Jahr 2006 über 2 Millionen
Mäuse und Ratten für die Forschung verwendet (BMELV,
2007). Insbesondere die Anzahl der für die Forschung
gehaltenen Mäuse nimmt zur Zeit durch die Verwendung genetisch modifizierter Tiere noch erheblich zu.
Auch die Zahl der in Deutschland gehaltenen kleinen
Heimtiere, darunter Mäuse und Ratten, ist in den letzten
15 Jahren ständig angestiegen und lag bei über 6 Millionen in 2005 (ZZA, 2006). Als Heimtiere werden nach der
Definition des „Europäischen Übereinkommens zum
Schutz von Heimtieren“ (ETS 125) Tiere bezeichnet, die
der Mensch insbesondere in seinem Haushalt zu seiner
eigenen Freude und als Gefährten hält oder die für diesen Zweck bestimmt sind. Darüber hinaus werden auch
Mäuse und Ratten als Futtertiere z. B. von Reptilienhaltern gehalten.
Ziel dieser Arbeit ist es, auf mögliche Gefährdungen
durch Erreger hinzuweisen, die von Mäusen und Ratten,
welche vom Menschen aus oben genannten Gründen
gehalten werden und damit die Definition als „Haustier“
nach dem Tierseuchengesetz erfüllen, auf den Menschen übertragen werden können. Gleichzeitig wird eine
Bewertung der Erreger hinsichtlich ihres Gefährdungspotentials vorgenommen.
Entscheidend für das Infektionsrisiko, das für Menschen durch den Kontakt zu Ratten und Mäusen ausgeht, sind die Herkunft und die Haltung der Tiere. In
Forschungseinrichtungen wird sehr viel Aufwand betrieben, um entweder jeglichen Kontakt der Tiere mit der
Außenwelt auszuschließen (z. B. bei gnotobiotischen
Tieren), oder um Tiere weitestgehend vor Infektionen zu
schützen. Es wird insbesondere versucht, Kontakt mit
anderen Tieren, die einen unbekannten Infektionsstatus
haben oder bei denen eine Infektion mit pathogenen
Keimen nicht sicher auszuschließen ist, zu unterbinden.
Aber auch bauliche und organisatorische Maßnahmen
(Barriere-Haltungsbedingungen) sowie das Tragen von
Schutzkleidung, damit Keime nicht durch Menschen auf
Tiere übertragen werden, und die regelmäßige mikro­bio­
logische Überwachung des Tierbestandes (Nicklas et al.,
2002) kommen ergänzend hinzu. Im Gegensatz dazu ist
der Keimstatus bei Heimtieren völlig ungewiss, da sie
häufig Kontakt zu anderen Tierpopulationen (z. B. durch
Austausch von Tieren, Ausstellungen) haben. Des Weiteren ist eine Infektion der gehaltenen Tiere mit Keimen
aus der Umwelt möglich, und selbst ein Kontakt mit
Wildnagern kann nicht ausgeschlossen werden. Dass
ein solches hygienisches Risiko besteht, wird dadurch
verdeutlicht, dass trotz des großen Aufwandes selbst in
experimentellen Tierhaltungen Infektionen mit Streptobacillus moniliformis (Boot et al., 1996; Wullenweber et
al., 1990), dem Lymphozytären Choriomeningitis Virus
(LCMV) (Hinman et al., 1975; Smith et al., 1984; Zaias
und Rodriquez, 2006) oder Hantavirus (Kawamata et al.,
1987) beschrieben sind.
Nach der Richtlinie 2003/99/EG (zur Überwachung von
Zoonosen und Zoonoseerregern) werden Zoonosen
definiert als sämtliche Krankheiten und/oder sämtliche
Infektionen, die auf natürlichem Weg direkt oder indirekt
zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können; dies entspricht weitgehend der Definition der WHO
(http://www.who.int/topics/zoonoses/en/). Es sind über
200 Krankheiten bekannt, die bei Mensch und Tier vorkommen, wechselseitig übertragen und durch Viren, Bakterien, Pilze, Protozoen, Helminthen oder Arthropoden
verursacht werden (Krauss et al., 2004). In den Tabellen 1
und 2 findet sich eine Zusammenstellung von Erregern
(Viren, Bakterien, Pilzen und Endoparasiten in Tabelle 1
bzw. Arthropoden in Tabelle 2), die bei Maus und Ratte
belegbar nachgewiesen worden sind und entweder bereits
in Labortierhaltungen gefunden wurden oder in Deutschland vorkommen und somit von in der Obhut des Menschen gehaltenen Mäusen und Ratten auf den Menschen
übergehen könnten. Ausgeschlossen wurden Erreger, für
die Mäuse und Ratten lediglich Zwischenwirte darstellen
(z. B. Toxoplasma gondii), bzw. die durch Verzehr eines infizierten Tieres aufgenommen werden (z. B. Trichinella spp.),
da von diesen keine direkte Gefährdung für Personen ausgeht. Ebenfalls sind Infektionserreger, die durch arthropodische Vektoren von Mäusen und Ratten auf den Menschen übergehen, nicht einzeln gelistet, sondern werden
unter dem jeweiligen Vektor genannt, da eine Infektion
des Menschen mit diesen Erregern durch Haustiere sehr
unwahrscheinlich ist. Im Falle der Pneumozystose wird
nicht mehr von einer Zoonose ausgegangen, da Menschen,
Mäuse und Ratten jeweils von eigenen Pneumocystis Arten
befallen werden, die nicht auf die jeweils andere Spezies
übertragbar sind (Weisbroth, 2006).
Von den in Tabelle 1 und 2 gelisteten Erregern sind
einige nachweislich von Mäusen und Ratten, die als
Heim- oder Labortiere gehalten worden sind, auf den
Menschen übergegangen. Diese Erreger sind in Tabelle 3
aufgeführt. Dort wird auch angegeben, ob und in welchem Umfang sie in versuchstierkundlichen Einrichtungen nach den Empfehlungen der Federation of European Laboratory Animal Science Associations (FELASA)
überwacht werden, was auch unter dem Aspekt der
Arbeitssicherheit von Bedeutung ist. Allerdings werden diese Empfehlungen nicht in allen Einrichtungen
umgesetzt. Die in Tabelle 3 genannten Erreger werden
ausführlicher im Text besprochen. Darüber hinaus wird
im Text gesondert auf die Gefahr durch Nagerbisse eingegangen, da diese recht häufig sind. Ebenso gehen wir
auf die potentielle Gefährdung durch enterohepatische
Helicobacter spp. ein, deren Bedeutung als mögliche Zoonoseerreger erst in letzter Zeit erkannt wurde. Weiterhin
wird auf den Zwergbandwurm Hymenolepis nana hingewiesen, der als einziger Bandwurm einen direkten
Entwicklungszyklus vollziehen kann und deshalb auch
in Laboratoriumshaltungen beschrieben wurde.
Erfassungs-, Überwachungsund Untersuchungssysteme
für Zoonosen in Deutschland
Die gesetzliche Erfassung von Zoonosenerregern basiert
in Deutschland auf dem Infektionsschutzgesetz für
Menschen, dem Lebensmittel- und Futtermittelgesetz-
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buch sowie dem Tierseuchengesetz und den aufgrund
dieser Gesetze erlassenen Verordnungen. Darüberhinaus werden vom Nationalen Referenzlabor für die Epidemiologie der Zoonosen Erhebungen über Zoonosenerreger-Nachweise durchgeführt und die Ergebnisse
aufgrund der Zoonosen-RL (2003/99/EG) an die EUKomission übermittelt. Einige der in Tabelle 1 gelisteten
Erkrankungen sind nach dem Infektionsschutzgesetz
bzw. nach dem Tierseuchenrecht meldepflichtig (Anmerkungen in Tab. 1). Daraus folgt, dass offizielle Zahlen
über die Häufigkeit der anderen Infektionen beim Menschen nicht zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass
viele Erkrankungen durch Zoonoseerreger vermutlich
unerkannt bleiben. Somit bleiben Aussagen bezüglich
des Vorkommens nicht meldepflichtiger zoonotischer
Infektionen beim Menschen auf einzelne veröffentlichte Fallberichte beschränkt (Tab. 3). Aber auch aus den
Statistiken für die in Tabelle 1 gelisteten meldepflichtigen Zoonoseerreger kann kein direkter Rückschluss auf
die Gefährdung durch Ratten und Mäuse geschlossen
werden, insbesondere wenn sie als Haustiere gehalten
werden, da diese Erreger v. a. mit Wildnagern assoziiert
sind. Diese stellen z. T. ein wichtiges Reservoir für einige
der genannten Erreger dar, einschließlich der für primär
Lebensmittel-assoziierte Infektionen wie Salmonellose,
Yersiniose, Campylobacteriose und Listeriose (Faulde
und Hoffmann, 2001; Krauss et al., 2004).
Von den in Tabelle 1 gelisteten Erregern für meldepflichtige Zoonosen sind die Hantavirus-Infektion,
Tularämie und Leptospirose im Hinblick auf ihre Assoziation zu Nagern hervorzuheben. Von diesen ist die
Hantavirus-Infektion die häufigste in Deutschland [448
Fälle in 2005, 73 Fälle in 2006 (RKI, 2007b)]. Bis Ende
Mai 2007 wurden sogar mit 526 Erkrankungen bereits
sieben mal so viele Fälle bekannt wie 2006, und auch
die Gesamtzahl im Rekordjahr 2005 wurde schon zu
diesem Zeitpunkt übertroffen. Das Gefährdungspotential durch Haustiere ist hierzulande allerdings gering.
Anders ist es bei der Leptospirose, bei der tatsächlich
einige Erkrankungen auf als Heimtiere gehaltene Ratten
zurückzuführen sind (s. u.). Bei der Tularämie sind in erster Linie Personen gefährdet, die Kontakt zu Wildtieren
haben, z. B. Jäger. Bei dieser Erkrankung ist die Rate mit
15 Fällen in 2005 recht hoch, allerdings gehen 10 Fälle
vermutlich auf eine Hasenjagd zurück (Hofstetter et al.,
2005). In 2006 wurde nur 1 Fall gemeldet (RKI, 2007b),
im Jahr 2007 wurden 21 Fälle von klinisch apparenten
und mikrobiologisch bestätigten Tularämiefällen beim
Menschen registriert. Während in Deutschland noch
kein Fall von Tularämie dokumentiert ist, bei dem der
Erreger durch als Haustiere gehaltene Nager übertragen
wurde, ist in den USA kürzlich ein dreijähriger Junge
sehr wahrscheinlich durch einen Hamster angesteckt
worden (CDC, 2005c). Somit stellen auch Heimnager
nicht nur ein theoretisches Infektionsisiko für Francisella
tularensis dar; jedoch ist bisher noch kein Fall durch
Mäuse und Ratten bekannt geworden.
243
verursachen eine Permeabilitätsstörung der Kapillaren
durch Endothelzellzerstörung; dabei sind bei den einzelnen Hantavirusspezies verschiedene Organe betroffen.
Unterschieden werden Viren Eurasiens, die klinische
Formen des hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom auslösen (Hantaan, Dobrava, Seoul, Puumala), die
in Amerika bei Sigmodontinae (z. B. Baumwollratten)
vorkommenden Erreger, die Lungenödeme (Hantavirus
Pulmonary Syndrome) auslösen können (Sin Nombre,
Andes), und die nicht-humanpathogenen Erreger bzw.
Erreger mit fraglichem humanpathogenem Potential
(Tula) (Herbreteau et al., 2006).
Das Hantaan-Virus, dessen Wirt eine Feldmaus (Apodemus agrarius) ist, stellt den Prototyp dieser Viren dar
und verursacht das Koreanische Hämorrhagische Fieber
(KHF). Serologisch wurde dieser Virustyp in Deutschland zwar nachgewiesen, aber vermutlich handelte es
sich um Kreuzreaktionen mit Dobraviren (RKI, 2002).
Bisher wurden bei humanen Infektionen in Deutschland
vor Allem Infektionen durch Puumala- und Dobraviren
verursacht, in sehr seltenen Fällen gab es Hinweise auf
Infektionen mit Tulavirus (Klempa et al., 2003; Ulrich
et al., 2004). Puumalaviren und Dobraviren sind mit
Rötelmäusen (Waldmühlmaus, Clethrionomys glareolus)
bzw. der Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) assoziiert.
Beide kommen entweder im Wald oder in Waldnähe vor
und werden in der Regel nicht als Haustiere gehalten,
sie können allerdings mit Einsetzen der kalten Jahreszeit häufiger auch in direkter Nähe des Menschen
vorkommen. Ein häufiger Aufenthalt im Wald ist der
größte Risikofaktor für eine Infektion des Menschen
mit diesen Viren (Siffczyk, 2005; Siffczyk et al., 2006).
Die bei uns vorkommende Infektion mit Puumala Virus
verläuft in der Regel ohne klinische Symptome (Krankheitsrate < 1%), gelegentlich kommt es für wenige Tage
zu grippeähnlichen Symptomen mit Fieber, Kopf- und
Bauchschmerzen. Endemiegebiete für Hantavirusinfektionen befinden sich insbesondere in Baden-Württemberg (Ulrich et al., 2004).
Das eine mildere, s. g. urbane Form des KHF auslösende Seoul-Virus ist mit Ratten (Rattus norvegicus)
assoziiert. Diese Viren sind vornehmlich in Südostasien
verbreitet, sie bzw. eng verwandte Stämme scheinen
aber weltweit vorzukommen (Ahlm et al., 1997; Childs
et al., 1991; Glass et al., 1994; McCaughey et al., 1996).
Obwohl der Nachweis von Hantavirus-infizierten Ratten (Wildfänge) in Deutschland (Pilaski et al., 1991) auch
das Vorkommen von humanen Seoulvirus-Infektionen
nahe legt, gab es bisher in Deutschland noch keine
Hinweise auf Infektionen bei Menschen mit diesem
Virus (Ulrich et al., 2004). Ein Bericht aus Belgien zeigt
jedoch, dass eine Gefahr für Menschen von Labortieren
ausgehen kann (Desmyter et al., 1983), ebenso müssen in Forschungsinstituten kontaminierte biologische
Materialien als Infektionsquelle berücksichtigt werden
(Yamanishi et al., 1983). Die Möglichkeit der Übertragung durch Heimtier-Ratten sollte also auch für dieses
Virus in Betracht gezogen werden.
Virale Erreger
Lymphozytäres Choriomeningitisvirus
Das Virus der Lymphozytären Choriomeningitis (LCMV)
Hantaviren
ist mit Hausmäusen assoziiert und kann bei ihnen persisDie verschiedenen Hantaviren sind jeweils sehr streng mit tieren, wenn sie intrauterin oder perinatal infiziert worden
einer Nagerspezies sowie mit bestimmten Krankheits- sind (Ackermann, 1982). Eine Infektion des Menschen
bildern assoziiert. Eine Infektion des Menschen erfolgt erfolgt über Biss, Schmierinfektion oder aerogen. Vermutals Schmierinfektion oder durch Aerosole. Hantaviren lich bleibt ein gutes Drittel der Infektionen subklinisch,
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Tabelle 1: Viren, Bakterien, Pilze und Endoparasiten, die potentiell in Deutschland durch Maus und Ratte übertragen werden können, unter Berücksichtigung der Melde- oder Anzeigepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz (A)
oder dem Tierseuchengesetz (B)
Erreger; Meldepfl. (A, B)
Viren
Hantaviren (Seoul virus) (A)
Lymphozytäres Choriomeningitisvirus
Encephalomyocarditis Virus
Kuhpockenvirus
Tollwutvirus (A, B)
Übertragung v. Maus/Ratte
Schmierinfektion
Laborinfektionen (durch R) des Menschen beschrieben
(Urin, Fäzes, Speichel), Aerosol
Kontakt/Biss, Schmierinfektion Übertragung durch Heimtiere (Hamster) beschrieben,
kommt bei Wild- und Labortieren (M) vor
Kontakt (Erkrankung beim
Wildnager (M, R) gelten als Reservoir; natürliche
Msch. nur sporadisch)
­Infektion in Versuchstierzuchten nicht dokumentiert
Tröpfchen- und
Wildnager gelten als Reservoir; Infektionen d.
Schmier-Infektion
Menschen beschrieben (durch R); Infektionen des
Menschen mit eng verwandtem Virus auch durch
Labortiere (R) einmalig berichtet
Über Speichel (Biss,
Vereinzelt bei Nagern gefunden; M, R für
Hautverletzungen,
Übertragung auf den Menschen unbedeutend
Schleimhäute)
(aber nicht ausgeschlossen)
Bakterien
Bordetella bronchiseptica
Kontakt, aerogen
Campylobacter spp.-Infektionen (A, B)
Schmierinfektion (Kot)
Clostridium piliforme (Tyzzer´s disease)
Orale Aufnahme von
Sporen (Schmierinfektion,
kontaminiertes Material)
Enterohepatische Helicobacter spp.
Schmierinfektion (?)
Leptospira interrogans (A, B)
Kontakt (Urin); über verletzte
Haut und Schleimhäute
Listeria monocytogenes (A, B)
Kontakt, Schmierinfektion
Pasteurella spp.
Biss- oder ­Kratzverletzungen,
Schmierinfektion,
­Tröpfcheninfektion
Aerogen (kontaminierter
Staub, Aerosol), direkter
Kontakt mit Ausscheidungen,
Zecken
Kontakt/Biss
Coxiella burnetii (A, B)
Erreger der Rattenbisskrankheit
­(Spirillum minus, Streptobacillus
­moniliformis)
Erysipelothrix rhusiopathiae
Bedeutung von Maus (M) und Ratte (R)
Salmonella enterica (A, B)
Über Verletzungen, durch
Kontakt mit infektiösem
Material oder kontaminierten
Instrumenten
Schmierinfektion
Staphylococcus aureus
Kontakt, Hautwunden, Bisse
Streptococcus pneumoniae
Kontakt, aerogen
Enterale Yersinia spp. (A)
Yersinia enterocolitica
Yersinia pseudotuberculosis
Oral (Schmutz- und
Schmierinfektion)
Subklinische Infektion bei Labor- (Seroprävalenz nach
älteren Untersuchungen bis zu 39 %) und Wildnagern
(R, M) und zoonotische Infektion durch Haustiere
(Hund, Kaninchen) bei immunsupprimierten Personen
beschrieben
Detektiert in Wild- und Labornagern (M, R); ­aktuelle
Prävalenz bei Labornagern nicht systematisch
­untersucht, in älteren Untersuchungen bis 23 % (R)
Seroprävelenz in Labortierhaltungen z. T. noch
recht hoch (65 % bei R in einer aktuellen Studie);
Infektion eines HIV-positiven Patienten mit
Cl. piliforme beschrieben
Prävalenz bei Labornagern (M, R) z. T. sehr hoch
(s. Text); Bedeutung als Zoonoseerreger unklar; sollte
sich die Assoziation zu hepatobiliären Erkrankungen
bestätigen, dann wichtiger Erreger
Wildnager stellen ein wichtiges Reservoir dar;
Übertragung durch Heimtiere (M, R) mit z. T schwerer
Erkrankung wiederholt dokumentiert; auch in Labor­
nagern (M, R) identifiziert; Labornager werden aber nur
im Verdachtsfall untersucht
Prinzipiell Übertragung durch ausscheidende Tiere
möglich; eine Infektion erfolgt aber v. a. durch
­kontaminierte Lebensmittel
P. pneumotropica (häufig bei Labornagern [M, R]) mit
geringem, P. multocida (selten bei M u. R) mit hohem
zoonotischem Potential
Wichtigstes Reservoir für humane Infektionen sind
infizierte Paarhufer; Erreger auch bei M, R (Wildnager)
detektiert, aber nicht im Zusammenhang mit humaner
Infektion beschrieben
Kommt bei Wild- und Labornagern vor (M, R; R ist
natürlicher Wirt); Übertragung auf Menschen durch
Labor- und Heimtiere (R) beschrieben, z. T. mit
schwerer und/oder tödlicher Erkrankung
In Wildnagern (M, R; gelten als ein Reservoir) und
Laborratten detektiert; Infektionen des Menschen aber
v. a. mit Vorkommen des Erregers bei Schweinen und
Geflügel assoziiert
Wildnager (M, R) gelten als ein Reservoir; in Labortierhaltungen selten beschrieben (Prävalenz unbekannt,
aber vermutlich niedrig); Übertragung durch Heimtiere (M, R, Hamster) aktuell dokumentiert; humane
­Infektionen sind zumeist Lebensmittel-bedingt
Ubiquitär bei Labornagern (M, R) mit humanem
­Kontakt, somit vermutlich auch bei Heim­nagern;
­Heimtiere als potentielles Reservoir für ­Methicillinresistente Stämme diskutiert
Bei Labortieren (v. a. R) bis Ende der 1960iger
Jahre häufig nachgewiesen (Mensch als mögliche
­Infektionsquelle); später nur sporadische Berichte
(M, R), in eigenen Untersuchungen unregelmäßig
immer noch nachgewiesen; kommt bei Heimtieren
(R) vor
Kommen bei Wild- (M, R) und Heimnagern vor;
­Prävalenz bei Labortieren (M, R) unbekannt, in
älteren Untersuchungen (und von den Autoren)
nicht ­nachgewiesen
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Ref. 1
1–3, 4
1–3, 5–7
1, 8
1, 2, 8–12
3, 13–15
16–19
1, 2, 8, 20,
21
22, 23
24
1, 2, 8,
25–27
1–3, 28
1, 2, 29–31
1–3, 32, 33
1, 2, 8,
34–37
1–3, 38
1–3, 8, 17,
39–41
1, 8, 17, 42,
43
8, 44–46
1, 2, 3,
47–51
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Erreger; Meldepfl. (A, B)
Francisella tularensis (A, B)
Pilze
Encephalitozoon cuniculi (wird nach
neuesten Untersuchungen den Fungi
zugeordnet)
Übertragung v. Maus/Ratte
Kontakt mit Ausscheidungen,
Blut oder Organen, über
kleine Wunden, Konjunktiven, blutsaugende Insekten,
Staub, Aerosol, oral
Bedeutung von Maus (M) und Ratte (R)
Infektionsquelle in Deutschland sind v. a. Hasen und
blutsaugende Insekten; kürzlich erstmalig Infektion
vermutlich durch Heimtier-Hamster in den USA
beschrieben
Ref. 1
1, 2, 52, 53
Kontakt, Schmierinfektion
Es werden 3 Stämme unterschieden, die jeweils
mit bestimmten Spp. assoziiert sind (I, Kaninchen;
II, Mäuse; III, Hunde); beim Mensch bisher nur die
Stämme I und III nachgewiesen (diese aber nicht bei
M, R); damit Übertragungspotential durch M & R nicht
gesichert
Erreger kommt v. a. in feucht-warmen Gebieten vor
(Tropen, Subtropen), sporadisch auch in Mitteleuropa; Übertragung durch Wildnager (und v. a. Katzen)
beschrieben; in Deutschland bei Haustieren (M, R)
unwahrscheinlich
Dominierender Hautpilz bei M, R; auch in
­Labor­haltungen detektiert (aktuelle Prävalenz sehr
gering); Übertragung durch Labor- und Heimtiere
beschrieben
Von Wild- und Labortieren (M, R) vereinzelt isoliert
1, 54–56
Sporothrix schenkii
Kratz- und Bisswunden
Trichopython mentagrophytes
Kontakt (infizierte Tiere,
indirekt über kontaminierte
Gegenstände), evtl. über
Arthropoden
Häufiger direkter Kontakt
Microsporum spp.
Endoparasiten
Balantidiose (Balantidienruhr)
Schmierinfektion, Fliegen als
mechanische Überträger
Capillaria hepatica (Lebercapillariose)
Orale Aufnahme
embryonierter Eier
Giardia (G) duodenalis (A)
(wird in zoonotische und
nicht-zoonotische Genotypen
eingeteilt)
Fäko-oral
(direkt oder indirekt)
Cryptosporidium (C.) spp. (A)
Vgl. Giardia
Hymenolepis fraterna
Oral Aufnahme von Eiern
1
245
Hauptwirt ist das Schwein; nur sehr sporadisch bei R
beschrieben; vermutlich unbedeutend als Zoonose
bei M & R
Wildnager (M, R u. a.) häufig infiziert (30–80 % positiv);
bei Labortieren nur historisch beschrieben. Da Eier
in Bohrgängen der Leber abgesetzt und erst nach
Mazeration oder Verdau (Kannibalismus bei Ratten)
freigesetzt werden, ist das Infektionsrisiko durch
Haustiere (M, R) gering
Häufigste humane Darmparasitose in westl.
Industrieländern; zoonotische Genotypen wurden
bei M & R gefunden; daneben kommen bei Nagern
eigene Genotypen sowie eigene G. spp. vor (beide
nicht zoonotisch), ausschließlich letztere in Labor­
haltungen (M, R) detektiert; Gefährdung durch
­Haustiere (M, R) z. Z. nicht sicher beurteilbar
Bei M & R vereinzelt C. parvum (hautpsächliche
C.-Zoonose) detektiert (morphologisch ähnlich zum
Nager-spezifischen C.-„Maus-Genotypen“ [nicht
­spezifiziert], so dass ältere Prävalenzangaben bei
M & R ohne genetische Charakterisierung vorsichtig
zu beurteilen sind); daneben wurden Infektionen
mit C. muris (Hauptwirte sind Nager) vereinzelt bei
immunsupprimierten Personen gefunden;
vermutlich unbedeutend als Zoonoseerreger bei
M & R als Haustiere
Zoonosepotential nicht letztlich geklärt; kann sich
ohne Zwischenwirt entwickeln, deshalb auch in
Laborhaltungen (M, R) beschrieben
1, 2, 57–60
1, 2, 8, 61–65
2, 8, 62, 65, 66
1, 2, 67, 68
1, 69–72
1, 2, 73–78
74, 76, 77,
79–82
1, 8, 83–85
Referenzen: 1) Krauss et al., 2004; 2) BMG, 2003; 3) Faulde und Hoffmann, 2001; 4) Desmyter et al., 1983; 5) Fischer et al., 2006; 6) Dykewicz et al., 1992; 7) Zaias und Rod-
riquez, 2006; 8) Percy und Barthold, 2001; 9) Wolfs et al., 2002; 10) Marennikova et al., 1978; 11) Kraft et al., 1982; 12) Marennnikova et al., 1988; 13) WHO, 2005;
14) Kamoltham et al., 2002; 15) Finnegan et al., 2002; 16) Bemis et al., 2003; 17) Nicklas et al., 2002; 18) Ner et al., 2003; 19) Gueirard et al., 1995; 20) Meanger und Marshall,
1989; 21) Weber et al., 1982; 22) Schoondermark-van de Ven et al., 2006; 23) Smith et al., 1996; 24) Fox, 2002; 25) RKI, 1998; 26) RKI, 2005; 27) Friedmann et al., 1973; 28) RKI,
2006; 29) Curtis et al., 1980; 30) Frebourg et al., 2002; 31) Gautier et al., 2005; 32) Webster et al., 1995; 33) Woldehiwet, 2004; 34) Dendle et al., 2006; 35) CDC, 2005a; 36) Boot
et al., 1996; 37) Anderson et al., 1983; 38) Feinstein und Eld, 1989; 39) Swanson et al., 2007; 40) Steffen und Wagner, 1983; 41) Casebolt und Schoeb, 1988; 42) Moodley et
al., 2006; 43) Strommenger et al., 2006; 44) Fallon et al., 1988; 45) Weisbroth und Freimer, 1969; 46) Fehr et al., 2005; 47) Pocock et al., 2001; 48) Hartung, 2007; 49) Hartung,
2006; 50) Hayashidani et al., 1995; 51) Shimoda et al., 1981; 52) CDC, 2005c; 53) RKI, 2007c; 54) James et al., 2006; 55) Didier et al., 1995; 56) Mathis et al., 2005; 57) Frean et
al., 1991; 58) Saravanakumar et al., 1996; 59) Fischman et al., 1973; 60) de Lima Barros et al., 2003; 61) Papini et al., 1997; 62) Feuerman et al., 1975; 63) Lopez-Martinez et al.,
1984; 64) Hironaga et al., 1981; 65) Wincewicz, 2002; 66) Balsari et al., 1981; , 67) Damriyasa und Bauer, 2006; 68) Nakauchi, 1999; 69) Schmidt, 2001; 70) Ceruti et al., 2001;
71) Davoust et al., 1997; 72) Conlogue et al., 1979; 73) Baker, 2007; 74) Thompson et al., 2007; 75) Moro et al., 2003; 76) Caccio et al., 2005; 77) Appelbee et al., 2005;
78) Monis et al., 1999; 79) Xiao et al., 2004; 80) Palmer et al., 2003; 81) Gatei et al., 2003; 82) Gatei et al., 2002; 83) Hill et al., 2007; 84) Macnish et al., 2002a; 85) Macnish et al.,
2002b.
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Tabelle 2: Zoonotische Arthropoden von Maus und Ratte sowie Arthropoden-übertragene Zoonosen*, für die
Maus und Ratte Reservoire darstellen
Arthropode
Milben
Ornithonyssus (O.) bacoti
Allodermanyssus (A.) sanguineus
Eulaelaps (E.) stabularis
Haemogamasus (Hg.) pontiger
Haemolaelaps (Hl.) casalis
Flöhe
Xenopsylla (X.) cheopis
Nosopsyllus fasciatus
Leptopsylla segnis
Zecken
Rolle als Zoonoserreger sowie assoziierte Erreger
Übertragung der Tropischen Rattenmilbe Ornithonysseus bacoti beim Menschen durch
Heimtiere (R) beschrieben; gilt auch als Überträger für den Erreger des murinen Fleckfiebers
Rickettsia mooseri/typhi, der zwar noch nicht in D, aber in Österreich vorkommt; A. sanguineus
(Überträger der Rickettsienpocken in USA), E. stabularis (Überträger der Tularämie), Hg. pontiger sowie Hl. casalis bei M, R als Haustier eher unwahrscheinlich
Ref.1
1, 2, 3–6
Flöhe können prinzipiell von Heimtieren (M, R) übertragen werden, sind aber bei diesen
selten (Löwenstein); X. cheopis in Laborhaltungen der USA beschrieben. Flöhe dienen als
Überträger für die Erreger der Pest und des murinen Fleckfiebers (beides z. Z. in Europa nicht
beschrieben) sowie von Hymenolepis nana und Hymenolepis diminuta
V. a. Schildzecken (Arten der Familie Ixodidae) spielen eine bedeutende Rolle als Überträger
von Zoonoseerregern, bei denen Nager Reservoire sind (FSME-, Eyach-, Ervevirus, Coxiella
burnetti; Francisella tularensis; Babesia microti); Zecken aber eher unbedeutend bei M, R als
Haustiere
1, 2, 7–10
1, 2, 11–16
*V.a. Wildnager (Maus, Ratte) spielen eine Rolle als Reservoir für Infektionen, die durch Arthropoden als Vektor/Zwischenwirt übertragen werden, vermutlich jedoch nicht
M, R als Haustier.
1
Referenzen: 1) Krauss et al., 2004; 2) Faulde und Hoffmann, 2001; 3) Newcomer und Fox, 2007; 4) Beck und Pfister, 2004; 5) Engel et al., 1998; 6) Loftis et al., 2006; 7) Baker,
2007; 8) Krampitz, 1965; 9) Farhang-Azad et al., 1983; 10) Löwenstein und Hönel, 1999; 11) Süss und Schrader, 2004; 12) Süss et al., 2004; 13) Chastel, 1998; 14) Charrel et al.,
2004; 15) Hildebrandt et al., 2007; 16) Hunfeld et al., 2002.
ansonsten zeigen sich hohes Fieber und anschließend
eine Meningitis oder Meningoenzephalitis. Pränatale
Infektionen bei Menschen sind beschrieben und gehen
zumeist auf Hamsterkontakt zurück; die Neugeborenen
zeigten Hydrocephalus internus, Choriomeningitis und
geistige Behinderung (Barton et al., 2002; Jamieson et al.,
2006). In den USA kam es vor kurzer Zeit zu Todesfällen
nach einer Organtransplantation, weil der Spender durch
einen als Haustier gehaltenen Hamster mit LCMV infiziert war (CDC, 2005b; Fischer et al., 2006).
Bei humanen Infektionen spielen Wildmäuse als
Überträger wohl die wichtigste Rolle. In den 70er Jahren
wurde außerdem der Hamster als ein wichtiger Überträger identifiziert (Ackermann, 1977; Armstrong et al.,
1969; Hinman et al., 1975) und wird in den USA und
Europa als solcher immer noch beschrieben (Fischer et
al., 2006). Durch Untersuchungen an Labormäusen ist
bekannt, daß das LCMV in einer sehr geringen Prävalenz immer noch vorhanden ist (Dykewicz et al., 1992;
Zaias und Rodriquez, 2006, Ike et al, 2007). Es ist deshalb
davon auszugehen, daß dieses Virus auch bei Mäusen,
die als Haustiere gehalten werden, eine Rolle spielt.
LCMV kommt als einziges Arenavirus weltweit vor
und befällt auch Hamster, Hunde, Affen (Montali et al.,
1993) und Meerschweinchen. Vor kurzem wurden erste
Fälle der durch das LCMV verursachten callitrichiden
Hepatitis bei Affen eines Zoos in Deutschland beschrieben, die sich wahrscheinlich an Wildmäusen angesteckt
hatten (Asper et al., 2001).
Studien aus den späten 50iger Jahren zeigten, dass
ca. 10 % aller septischen Meningitiden in den USA auf
LCMV zurückgingen (Barton und Hyndman, 2000; Meyer
et al., 1960). Aktuelle Zahlen aus Deutschland bezüglich
der Infektionsrate von Heimtieren bzw. bei Menschen
gibt es leider nicht, da Infektionen mit diesem Erreger
nicht mehr meldepflichtig sind, aber Schätzungen aus
den 1980er Jahren gingen von 1000 Infektionen beim
Menschen pro Jahr in Deutschland aus (Ackermann,
1982). Die Seroprävalenz bei Menschen kann regional
sehr unterschiedlich sein und beträgt zwischen 2 und
10 % in Europa und Nordamerika (Ackermann, 1982;
Kallio-Kokko et al., 2006; Lledo et al., 2003; Marrie und
Saron, 1998; Park et al., 1997). In einem Endemiegebiet
in Kroatien betrug die Seroprävalenz 36 % (Dobec, et
al., 2006). Sowohl in den USA als auch in Deutschland
geht man davon aus, dass Infektionen stark unterdiagnostiziert sind (Barton und Hyndman, 2000), v. a. bei
pränatalen Schädigungen.
Bakterielle Erreger
Durch Rattenbisse übertragene Erreger
Die Infektionsrate nach Rattenbissen ist relativ gering
und liegt bei ca. 2 % (Rothe et al., 2002). Das stützt
eigene Beobachtungen, bei denen Rattenbisse in den
Tierhaltungen der Medizinischen Hochschule Hannover
und des Deutschen Krebsforschungszentrums in den
letzten 20 Jahren bisher immer komplikationslos verlaufen sind. Allerdings werden diese Tiere auch regelmäßig
auf pathogene Organismen überwacht, so dass Zoonoseerreger bei Labortieren erkannt und schon aus Gründen der Arbeitssicherheit eliminert werden.
Infektionen nach Bissen sind durch verschiedene Erreger beschrieben, wie durch Streptobacillus moniliformis,
Spirillum minus, Pasteurella multocida, Leptospira, Staphylococcus spp., Corynebacterium spp. und Fusobacterium
spp. Hervorzuheben sind hier die Erreger der Rattenbisskrankheit (Spirillum minus, Streptobacillus moniliformis), die nach Rattenbissen zu tödlichen Infektionen
führten, sowie Pasteurella multocida und Leptospiren. Bei
letzteren sind Infektionen des Menschen durch Bisse
beschrieben (Gollop et al., 1993), allerdings stellte dieser
Weg sicherlich nicht die Hauptinfektionsroute für Menschen dar.
Spirillum minus, Streptobacillus moniliformis
Durch die Erreger der Rattenbisskrankheit verursachte
Krankheitsfälle treten zwar nicht häufig, aber regelmäßig auf. Infektionen mit tödlichem Ausgang sowie
Infektionen, die z. T. aufwendige chirurgische Eingriffe
erforderten, sind aktuell nicht nur durch Wildratten
(Stehle et al., 2003), sondern auch durch Ratten, die als
Labor- oder Haustiere gehalten worden sind, beschrieben (Anderson et al., 1983; CDC, 2005a; Dendle et al.,
2006; Downing et al., 2001; Freunek et al., 1997; Legout
et al., 2005; Ojukwu und Christy, 2002; Schachter et al.,
2006; Shvartsblat et al., 2004). Es existieren zwei Formen
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Tabelle 3: Infektionen durch Maus und Ratte als Heimtier/Labornager oder Exposition im Haushalt
Erreger*
Quelle der Infektion**
Seoul virus
Lymphozytäres Choriomeningitisvirus
Infektionen durch Laborratten (Desmyter et al., 1983)
Eingedrungene Wildmäuse im Haushalt
(Barton et al., 2002; Foster et al., 2006);
bei Haustieren bisher Hamster
als Überträger beschrieben (Fischer et al., 2006)
Als Heimtiere gehaltene Ratten und Mäuse
(Friedmann et al., 1973; RKI, 2007a)
Als Labor- (Anderson et al., 1983) und Heimtiere
(Dendle et al., 2006) gehaltene Ratten
Leptospira interrogans
Streptobacillus moniliformis
Salmonella enterica
Trichophyton mentagrophytes
Ornithonyssus bacoti
Ratten, Mäuse (und Hamster) aus Zoogeschäften
(Swanson et al., 2007)
Laborratten (Hironaga et al., 1981); allgemein
Heimnager (Pollock, 2003)
Ratten als Heimnager (Beck und Pfister, 2004)
Regelmäßige Überwachung gemäß
FELASA-Empfehlungen bei Labornagern?
Mindestens jährlich bei Ratten
Mindestens jährlich bei Mäusen
Nur im Verdachtsfall
Mindestens jährlich bei Mäusen, mindestens
vierteljährlich bei Ratten; Erregernachweis
schwierig bei subklinischer Infektion
Mindestens vierteljährlich
Nur im Verdachtsfall
Vierteljährlich
FELASA: Federation of European Laboratory Animal Science Associations.
* Meldepflicht besteht für Seoul virus (Hantavirusinfektion) und Leptospira interrogans.
**Vgl. auch Referenzen im Text und in Tabelle 1.
der Rattenbisskrankheit, die auch als Rattenbissfieber
bezeichnet wird. Eine insbesondere in Europa und Amerika beschriebene Form wird durch Streptobacillus moniliformis verursacht (Levaditi et al., 1925; Schottmüller,
1914), einen Erreger, der auch durch orale Aufnahme
auf Menschen übertragen werden kann (sog. Haverhill
Fieber). Die zweite Form wird durch Spirillum minus
(Carter, 1888; Futaki et al., 1917) v.a. in Asien ausgelöst.
Die durch Spirillum minus verursachte Erkrankung ist
in Japan seit altersher bekannt als Sodoku (So = Ratte,
Doku = Gift); allerdings sind neuere Berichte über Infektionen mit diesem Erreger selten (Bhatt und Mirza, 1992;
Hinrichsen et al., 1992). Der Erreger ist bis zu 4 Wochen
im Blut infizierter Ratten nachweisbar; eine Infektion
kann erfolgen, wenn das beißende Tier eine Verletzung
in der Maulhöhle aufweist oder durch den Biss erregerhaltiges Konjunktivalsekret von infizierten Ratten mit
Konjunktivitis und Keratitis übertragen wird (Mackie
und McDermott, 1926; Mooser, 1924). Der Erreger kann
bis heute nicht angezüchtet werden und ist noch nicht
charakterisiert.
Häufiger sind Infektionen durch Streptobacillus moniliformis beschrieben. Dabei handelt es sich um einen
Kommensalen im Pharynx von Ratten, d. h. er führt zu
keiner Erkrankung bei dem befallenen Tier (­Wullenweber,
1995). Eine Infektion ist durch Biss, kleine Wunden,
Inhalation oder orale Aufnahme möglich. Vermutlich
reicht einfacher Kontakt zu einem befallenen Tier, um
eine Infektion hervorzurufen (Rygg und Bruun, 1992).
Massenerkrankungen nach oraler Aufnahme wurden
beobachtet, z. B. in Haverhill, USA (Place und Sutton,
1943), wo kontaminierte Milch der Auslöser für die
Infektion bei Menschen war, oder in Großbritannien
(Shanson et al., 1983).
Bei der Infektion mit Streptobacillus moniliformis kommt
es nach einer Inkubationszeit von ein bis drei Wochen zu
hohem Fieber, Erbrechen und häufig zu Hautausschlag
(petechiales makulopapulöses Exanthem); eine Polyarthritis kann sich anschließen. Bei oraler Aufnahme zeigen
sich Angina und Laryngitis (Krauss et al., 2004). Zu den
Komplikationen gehören Endocarditis (Shvartsblat et al.,
2004), Meningitis, Pneumonie sowie chronische Arthritis
(Dendle et al., 2006), die einer rheumatoiden Arthritis
gleichen kann (Legout et al., 2005). Unbehandelt liegt
die Letalität bei ca. 10 % (CDC, 2005a; Wullenweber,
1995). Eine antibiotische Behandlung der Infektion ist
mit Penicillin, Ampicillin oder Streptomycin möglich.
Ein Problem bei dieser Infektion stellen die möglicherweise relativ lange Inkubationszeit und die unspezifische
Symptomatik dar, da nach ein bis zwei Wochen der
Zusammenhang zwischen einer fiebrigen Erkrankung
und dem Rattenbiss nicht mehr offensichtlich ist.
Bei infizierten Mäusen können durch eine Infektion mit
Streptobacillus moniliformis Arthritis und Lymphadenitis
hervorgerufen werden (Wullenweber, 1995). Interessanterweise spielt die Genetik des Wirtes eine bedeutende
Rolle bei der Ausprägung von Krankheitsanzeichen, da
Infektionen bei bestimmten Mausstämmen, z. B. dem
Mausstamm BALB/c, symptomlos bleiben, während bei
anderen Stämmen wie C57BL/6J Infektionen einen tödlichen Ausgang haben (Wullenweber et al., 1990).
Auch wenn Infektionen durch Streptobacillus moniliformis in Labortierhaltungen für sehr unwahrscheinlich erachtet werden (Percy und Barthold, 2001), zeigen Erfahrungen der Autoren, dass Ratten vereinzelter
experimenteller Haltungen nach wie vor serologisch
und auch mittels PCR positiv befundet werden. Da
der kulturelle Nachweis von Streptobacillus moniliformis
bei nicht erkrankten Tieren schwierig ist (Nicklas et
al., 2002), dieser Nachweis aber häufig in der Routine
eingesetzt wird, ist eine realistische Abschätzung der
Prävalenz in Tierhaltungen schwierig. Das sehr sporadische Auftreten von positiven Tieren in Laborhaltungen
sowie die recht aktuellen Fallberichte über zoonotische
Streptobacillus moniliformis Infektionen (s. o.) legen nahe,
dass eine Gefahr durch als Heimtiere gehaltene Ratten
nicht unterschätzt werden sollte.
Pasteurella multocida
Bisse von Tieren stellen eine bedeutende Quelle für
zoonotische Pasteurella-Infektionen dar (Bailie et al.,
1978). Dabei wird am häufigsten Pasteurella multocida
isoliert (Escande und Lion, 1993; Holst et al., 1992;
Rothe et al., 2002). Bei Katzenbissen, die sich in 30–50 %
der Fälle und somit relativ häufig infizieren, stellt Pasteurella multocida einen Hauptkeim dar und kann zu
schweren Infektionen führen (Aghababian und Conte,
1980; Griego et al., 1995; Rothe et al., 2002). Allerdings
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ist dieser Erreger nach unseren Erfahrungen bei Mäusen
und Ratten sehr selten nachzuweisen, wurde aber bei
Ratten isoliert (Curtis et al., 1980) und nach Bissen durch
Ratten beim Menschen identifiziert (Krauss et al., 2004).
Mäuse und Ratten beherbergen sehr häufig andere Pasteurellaceae, v. a. Pasteurella pneumotropica. Diese Pasteurellen wurden auch bei humanen Infektionen beschrieben
(Campos et al., 2000; Frebourg et al., 2002; Gadberry et
al., 1984; Medley, 1977; Minton, 1990). Viele dieser Infektionen wurden jedoch durch Katzen- oder Hundebisse
verursacht, und die in den Publikationen genannten biochemischen Merkmale der Erreger sprechen für Pasteurella dagmatis, die bei Fleischfressern häufiger im Rachen
gefunden wird. Es ist außerdem anzumerken, dass die
Identifizierung von Pasteurellen durch die auf humane
Diagnostik ausgelegten kommerziell erhältlichen Testsysteme nicht sicher gelingt (Fajfar-Whetstone et al., 1995;
Gautier et al., 2005; Lester et al., 1992), was auch für
Pasteurella pneumotropica gilt (Hayashimoto et al., 2005).
Somit besteht Zweifel, ob es sich wirklich um Pasteurella
pneumotropica in den Fällen handelt, bei denen die Diagnose alleine auf solchen Testsystemen beruhte. Für eine
definitive Diagnose sollte das Ergebnis Pasteurella pneumotropica durch andere Tests bestätigt werden (Hayashimoto
et al., 2005; Lester et al., 1992). Letztlich ist eine Gefahr
der Infektion durch Pasteurella pneumotropica vermutlich
nicht ausgeschlossen (Frebourg et al., 2002; Gautier et
al., 2005), aber als relativ gering anzusehen. Obwohl am
DKFZ und ZTL viele Nager positiv für diese Spezies sind
und Bisse durch Nager durchaus vorkommen, ist uns
kein Fall bekannt, bei dem eine humane Infektion durch
Pasteurella pneumotropica hervorgerufen wurde.
Leptospiren
Weitere Keime, die durch Wild- und Heimnager übertragen werden können, sind Leptospiren (RKI, 1998). Leptospirosen werden durch verschiedene Serovare der Spezies Leptospira interrogans hervorgerufen. In Deutschland
sind kleine Nagetiere die Reservoire für die wichtigsten
Serovare, v. a. Leptospira interrogans serovar Icterohaemorrhagiae, dem Erreger der Weil´schen Krankheit (Levett,
2001; Weil, 1886), der hierzulande vermutlich Leptospira
interrogans serovar Grippotyphosa als vorrangiges Serovar
abgelöst hat (Jansen et al., 2005). Leptospiren können
lebenslang in den Nierentubuli befallener Nager vorhanden sein, ohne dass die Träger klinisch erkranken. Die
Tiere scheiden die Leptospiren mit dem Urin aus, und
Menschen infizieren sich über direkten Tierkontakt oder
indirekt über Wasser und Boden (Brem et al., 1995; Levett,
2001). Erkrankungen sind auch nach Bissen von infizierten
Nagern aufgetreten, wobei der eigentliche Übertragungsweg nicht eindeutig geklärt ist (Gollop et al., 1993).
Eintrittspforten für die Erreger stellen Hautverletzungen
und die Schleimhäute dar. Die Infektion verläuft häufig
asymptomatisch oder äußert sich durch unspezifische
Krankheitserscheinungen mit Fieber und Erkältungsbzw. grippeähnlichen Symptomen (Levett, 2001). Typisch
ist ein zweiphasiger Verlauf mit einer septikämischen
Phase, während der die Erreger im Blut und Liquor
nachweisbar sind, und einer sog. Immunphase, in der
Antikörper gebildet und die Erreger mit dem Urin ausgeschieden werden (Levett, 2001). Die Erkrankung beginnt
mit hohem Fieber begleitet von Muskel- und Gliederschmerzen. Nach einem zwischenzeitlichen Rückgang
des Fiebers folgt die zweite Phase mit erneutem Fieberanstieg und begleitender Erkrankung verschiedener innerer
Organe, in unterschiedlicher Schwere je nach Leptospirenart. Entzündungen der Hirnhäute oder des Herzmuskels, Ikterus, Nierenversagen und Hämorrhagien sowie
pulmonale Symptome sind möglich. Therapeutisch werden antibiotische Behandlungen mit Penicillin, Ampicillin
oder Doxycyclin durchgeführt (Fuchs et al., 1999; Krauss
et al., 2004; Levett, 2001).
Reservoir für das Serovar Icterohaemorrhagiae sind
Ratten, für das Serovar Grippotyphosa Wühlmäuse und
Hamster (Demers et al., 1983; Jansen et al., 2005; Kuiken
et al., 1991; Mochmann, 1957; Sebek et al., 1987). Insgesamt sind Leptospiren bei über 180 Tierarten verbreitet,
wobei Hunde, Schweine, Schafe und Rinder wichtige
Träger weiterer Leptospira-Serovare sind (Jansen et al.,
2005; Krauss et al., 2004). Hinsichtlich der epidemiologischen Situation gewinnen Freizeitaktivitäten wie Reisen
und Wassersport sowie die Heimtierhaltung als mögliche
Risiken für eine Infektion an Bedeutung (RKI, 2005).
Übertragungen durch als Heimtiere gehaltene Ratten und
auch Mäuse sind wiederholt beschrieben (Friedmann et
al., 1973; RKI, 1998; RKI, 2005; RKI, 2007a).
Salmonellen
Ein Großteil der Infektionen mit Salmonellen begründet
sich sicherlich auf kontaminierte Lebensmittel (Hartung,
2004; Hartung, 2006). Nichtsdestotrotz erfolgen ca. 10 %
aller Salmonella spp.-Infektionen durch Kontakt (v. a.
von Kindern) zu ausscheidenden Tieren (Methner, 2001).
Als Infektionserreger spielen beim Menschen v. a. Salmonella enterica serovar Enteritidis und Salmonella enterica
serovar Typhimurium eine Rolle, obwohl alle Serovare
eine Gastroenteritis auslösen können. Diese beiden
Salmonella-Serovare werden auch bei Kleinnagern am
häufigsten nachgewiesen mit einer Nachweisrate zwischen ca. 1 % (Hartung, 2004; Hartung, 2006) und 6 %
(Hartung, 2007).
In einem aktuellen Bericht über Infektionen mehrerer
Personen mit Salmonella enterica serovar Typhimurium in
den USA in den Jahren 2003 und 2004 wurde erstmalig
eine humane Infektion durch Heimtiernager (Hamster,
Mäuse und Ratten) belegt (Swanson et al., 2007). Dieser Bericht unterstreicht, dass im Falle einer humanen
Salmonella-Infektion Heimtiere als Infektionsquelle
betrachtet sollten, und dass bei Durchfallerkrankungen
bei Heimtieren eine mögliche Salmonella-Infektion
abgeklärt werden sollte.
Enterale Helicobacter spp.
Diese Helicobacter spp. bilden eine Gruppe enterohepatischer Erreger, die z. Z. in der Diskussion als Zoonoseerreger stehen. Verschiedene Helicobacter-Arten können
die Leber kolonisieren und Hepatitis bei verschiedenen
Tieren, darunter Maus (Fox et al., 1996b), Rhesusaffe
(Fox et al., 2001) und Hund (Fox et al., 1996a), induzieren.
Diese Bakterien sind aber streng von den gastralen Helicobacter-Arten wie Helicobacter pylori und Helicobacter
felis abzutrennen, die bei der Pathogenese gastraler
Erkrankungen eine Rolle spielen (Fox, 2002).
Bei molekularbiologischen sowie serologischen Untersuchungen zeigten sich in einigen Studien murine enterohepatische Helicobacter-Arten wie Helicobacter hepaticus,
Helicobacter bilis und Helicobacter rappini mit verschiedenen
hepatobiliären Erkrankungen bei Menschen assoziiert,
wie chronischer Cholecystitis, primärer sklerosierender
Cholangitis und primärer biliärer Zirrhose (Ananieva et
al., 2002; Fox, 2002; Fox et al., 1998; Nilsson et al., 2003;
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Vorobjova et al., 2006). Ein kultureller Nachweis gelang
bisher aber nicht (Fox, 2002), und die Assoziation zu den
murinen Arten konnte nicht ausnahmslos reproduziert
werden (Chen et al., 2003; Fallone et al., 2003).
Während die Rolle dieser Helicobacter-Arten als Pathogene des Menschen noch nicht sicher ist, so sollten Ratten und Mäuse, die als Heimtiere gehalten werden, als
positiv für diese Erreger angesehen werden. Selbst im
Forschungsbereich sind viele Ratten und Mäuse mit Helicobacter spp. assoziiert. In Haltungsbereichen, die nicht
durch keimfreie Sanierung aufgebaut worden sind, können nach eigenen Erfahrungen fast sämtliche Ratten und
Mäusen infiziert sein, was mit publizierten Infektionsraten von über 80 % übereinstimmt (Nilsson et al., 2004).
Hautpilze
Hautpilze sind nach eigenen Erfahrungen selten bei
Maus und Ratte anzutreffen, allerdings waren bei Wildfängen bis zu 40 % der untersuchten Ratten positiv für
Trichophyton (Wincewicz, 2002). Trichophyton mentagrophytes und Microsporum spp. wurden auch in Laborhaltungen detektiert (Feuerman et al., 1975; Papini et
al., 1997), und humane Infektionen durch Kontakt zu
diesen Tieren sind beschrieben (Hironaga et al., 1981).
Die aktuelle Prävalenz ist mangels systematischer Untersuchungen und häufig subklinischer Infektion bei Maus
und Ratte unbekannt; in älteren Untersuchungen war die
Prävalenz von Trichophyton mentagrophytes, abhängig von
dem untersuchten Bestand, von 0 % bei Maus und Ratte
(Balsari et al., 1981) bis zu 8 % bei Mäusen und 68 % bei
Ratten z. T. recht hoch (Lopez-Martinez et al., 1984). Im
Heimtierbereich stellen aber andere Spezies wie Meerschweinchen vermutlich eine größere Gefahr für die
Übertragung von Trichophyton spp. dar (Pollock, 2003).
Endo- und Ektoparasiten
Die tropische Rattenmilbe (Ornithonyssus bacoti) kommt
in den Tropen und gemäßigten Zonen vor. Hauptwirte
sind Nager, aber es können auch andere Tiere (Vögel
und Carnivoren) sowie der Mensch befallen werden. In
Deutschland ist sie vermutlich weiter verbreitet als bisher
angenommen. Übertragung durch Hamster, Gerbils und
Ratten als Haustiere, durch milbenhaltige Einstreu und
durch Wildratten sind dokumentiert (Beck und Pfister,
2004; Creel et al., 2003; Engel et al., 1998; Mumcuoglu
und Buchheim, 1983). Bisse durch diesen obligat blutsaugenden Parasiten verursachen nicht nur Juckreiz, sondern können auch lokale Entzündungen oder allergische
Dermatitiden hervorrufen (Newcomer und Fox, 2007).
Trugräude, wie sie durch Sarcoptes spp. einzelner Tierarten beschrieben ist, kommt bei den Grabmilben von
Maus und Ratte (Spezies) unserer Kenntnis nach nicht
vor (Baker, 2007).
Unter den Endoparasiten ist der Zwergbandwurm,
Hymenolepis/Rodentolepis fraterna (Bezeichnung bei
Nagern, v. a. Mäuse) bzw. Hymenolepis nana (Bezeichnung beim Menschen) erwähnenswert. Vermutlich handelt es sich um Stämme derselben Art (Krauss et al.,
2004), wobei allerdings der Speziesstatus und damit das
Zoonosepotential nicht letztlich geklärt ist (Macnish et
al., 2002a; Macnish et al., 2002b). Humane Isolate aus
Australien vermochten Labormäuse nicht zu infizierten
249
(Macnish et al., 2002a), während andere humane Isolate
Mäuse infizierten (Fan, 2005). Der Zwergbandwurm
kann sich mit und ohne Zwischenwirt entwickeln. Im
ersteren Fall erfolgt die Entwicklung in der Leibeshöhle von Insekten, im letzteren Fall entwickelt sich der
Bandwurm in den Ileumzotten des Endwirtes (Baker,
2007). Der Mensch kann sich durch direkte Aufnahme
der widerstandsfähigen Eier (z. B. über kontaminierte
Lebensmittel) oder aber durch Schmierinfektion von
Mensch zu Mensch infizieren. Daraus folgt, dass durch
Autoinfektionen ein langanhaltender Befall möglich ist
(Krauss et al., 2004). Der Zwergbandwurm kann symptomlose Infektionen, aber auch Enteritiden verursachen
(Raether und Hanel, 2003).
Hymenolepis diminuta kommt überwiegend bei Ratten
vor und kann sich nur unter Einschaltung eines Zwischenwirtes entwickeln, so dass eine Infektion des Menschen mit diesem bis zu 30 cm langen Bandwurm durch
Aufnahme infizierter Zwischenwirte (Käfer) erfolgen
muß und deshalb eher selten ist (Krauss et al., 2004).
Es gibt einzelne Berichte, nach denen bestimmte Oxyuren-Arten, für die Mäuse und Ratten im Heimtierbereich mit großer Wahrscheinlichkeit als positiv angesehen werden müssen, auf den Menschen übergehen können (Bauer, 2001; Baker, 2007). Diese Behauptung geht
allerdings für Syphacia obvelata (Maus) auf eine Publikation von 1919 zurück (Riley, 1919) und für Syphacia muris
(Ratte) auf einen persönlichen Brief (nicht publiziert)
(Stone und Manwell, 1966). Es gibt jedoch keine publizierten Hinweise auf Syphacia-Befall bei Laborpersonal,
das mit Syphacia-infizierten Mäusen oder Ratten gearbeitet hat und dadurch besonders stark exponiert war.
Schlussfolgerungen
Mäuse und Ratten werden in großer Anzahl als Laborund auch als Heimtiere gehalten. Trotz der großen
Anzahl an möglichen Zoonosen, die mit diesen Tieren
assoziiert sein können (Tab. 1 und 2), existieren bisher
nur Fallberichte über eine überschaubare Anzahl an
Erregern, die von diesen Tieren auf den Menschen übergegangen sind (Tab. 3). Da im Heimtierbereich aktuelle
humane Infektionen mit Zoonoseerregern beschrieben
sind, sollten sich Halter, Tierärzte und Ärzte dieses
potentiellen Risikos bewusst sein.
In experimentellen Einrichtungen sind aktuell keine
Infektionen des Menschen durch zoonotische Erreger
bekannt geworden, was auf strenge hygienische Maßnahmen im Versuchstierbereich mit Überwachung der
Labortiere auf Krankheitskeime, darunter die wichtigsten Zoonoseerreger (Tab. 3), zurückzuführen ist. Nichtsdestotrotz kommen Infektionen von Labortieren mit
zoonotischen Keimen aktuell noch vor, so dass diese
Erreger durchaus eine Gefährdung für Personal in experimentellen Einrichtungen darstellen können. Darüber
hinaus werden die sehr umfangreichen Gesundheitsüberwachungsprogramme für Versuchstiere nicht in allen
experimentellen Einrichtungen umgesetzt, v. a. nicht in
kleineren experimentellen Einheiten. Betriebsärzte sollten deshalb in die Beurteilung des Gefährdungspotentials von Mitarbeitern in Versuchstiereinrichtungen Informationen über die routinemäßigen Untersuchungen der
Tiere sowie die Bezugsquellen von Tieren (gut überwachte kommerzielle Züchter versus weniger stringent
oder nicht überwachte kleinere Einheiten) einschließen.
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