Agrarischer Bildungsbericht - Hochschule für Agrar
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Agrarischer Bildungsbericht - Hochschule für Agrar
Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 lebensministerium.at Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Unser Leitbild / Our mission Überblick zum agrarischen Bildungs- und Beratungssystem Berufsausbildung Bildungs-/Beratungsbereich Nachhaltig für Natur und Mensch / Sustainable for nature and mankind Wir stehen für vorsorgende Erhaltung und verantwortungsvolle Nutzung der Lebensgrundlagen Boden, Wasser, Luft, Energie und biologische Vielfalt. / We stand for a preventive conservation as well as responsible use of soil, water, air, energy and biodiversity. Lebensraum / Living environment Wir setzen uns für eine umweltgerechte Entwicklung und den Schutz der Lebensräume in Stadt und Land ein. / We support environmentally friendly development and the protection of living environments in urban and rural areas. gesetzlich regulierter Bildungsbereich Lebensgrundlagen / Bases of life Lebensmittel / Food Wir sorgen für die nachhaltige Produktion insbesondere sicherer und hochwertiger Lebensmittel und nachwachsender Rohstoffe. / We ensure sustainable production in particular of safe and high-quality food as well as renewable resources. Impressum Redaktionelle Mitarbeit des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), Abteilung II 2- Schule, Erwachsenenbildung und Beratung Projektleitung: Dr.in Eveline Neubauer, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Für den Inhalt verantwortlich sind alle Autor/innen laut Autor/innenverzeichnis. Redaktionsteam: Dr.in Eveline Neubauer, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Mag. Ernst Leitner, G&L In Zusammenarbeit mit: Grafik: G&L Werbe und Verlags GmbH, Wien Titelfoto: Fotolia Druck: Queiser, Scheibbs, gedruckt nach der Richtlinie „Ökolog. Druckerzeugnisse“ UZ-34 UW 780 Copyright: Alle Rechte bleiben beim Herausgeber. ISBN Nr. 978-3-9503285-1-6 Wien, Dezember 2012 Ein Großteil der Texte wurde Ende Oktober 2011 fertiggestellt, somit können sich bis zum Erscheinungstermin Änderungen ergeben. freier Bildungsmarkt Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, 1130 Wien, Angermayergasse 1, eigene Rechtspersönlichkeit, LandImpulse Österreich Finanzierung Dauer/Form Kenndaten Trend Lehrlingsausbildung Lehrlings- und Fachausbildungsstellen Länder, Teilnehmer/ innen, Bund 3 Jahre 1169 Abschlüsse (2011) Anteil der Lehrlinge in der Landwirtschaft steigt und liegt jetzt bei 14 % Facharbeiter/ innenausbildung Lehrlings- und Fachausbildungsstellen Länder, Teilnehmer/ innen, Bund 3 Jahre als Lehrling oder Absolvent/in einer Fachschule oder im zweiten Bildungsweg, 14 Berufe ca. 4535 Abschlüsse in 14 Berufen (2011) Mehr Abschlüsse im zweiten Bildungsweg, steigende Zahl an Mehrfachqualifikationen Meister/innenausbildung Lebensqualität / Quality of life Wir schaffen und sichern die Voraussetzungen für eine hohe Qualität des Lebens in Österreich. / We create and assure the requirements for a high quality of life in Austria. Träger Standard für die Führung land- und forstwirtschaftlicher Unternehmen, Durchlässigkeit (Anrechnung Berufsreifeprüfung) Lehrlings- und Fachausbildungsstellen Länder, Teilnehmer/innen, Bund 2–3 Jahre 552 Abschlüsse (2011) Fachschulen Länder Länder und Bund 2–4 Jahre > 60 Schwerpunkttypen 13.392 Schüler/innen in land- und forstw. mittleren Schulen, 217 in Berufsschulen (2010/11) Ldw. Kernausbildung und zusätzliche Diversifikation (mehrberuf liche Ausbildung), Durchlässigkeit (andere Berufe, Berufsreifeprüfung) Höhere land- und forstwirtschaftliche Schulen (HLS), Lehrund Forschungszentren (LFZ) Bund (Ausnahme GrazEggenberg) Bund (Ausnahme GrazEggenberg) 5 Jahre, 3-jähriger Aufbaulehrgang für Fachschüler, 8 Fachrichtungen 3731 Schüler/innen (2010/11) stark nachgefragt, schulautonome Schwerpunkte, Verbindung Forschung & Lehre Hochschule für Agrarund Umweltpädagogik Bund Bund, Teilrechtsfähigkeit 6 Semester Bakkalaureat, 4 Semester Master, Fortbildungslehrgänge, -seminare 594 Studierende (2010/11); 3593 Teilnehmer/innen (2011) in der Fortbildung von Lehrer/ innen und Berater/innen; 785 Lehrer/innen aus dem Pflicht- und höherem Schulbereich sowie Kindergartenpädagog/innen (2011/12) Bakkalaureat, Masterausbildung, Hochschullehrgänge (Gartentherapie, Green Care), Bildungsverbund Fachhochschulen mit Bezug zur Land - und Forstwirtschaft FH-Vereine Bund, F irmen, Gemeinden, Sonstige 6 Semester Bakkalaureat, 4 Semester Master, FH Wr. Neustadt-Studiengang Wieselburg FH Wr. Neustadt: 380 Studierende (2011/12) FH Eisenstadt: 24 Studienplätze für Weinmarketing pro Jahr hohe Akzeptanz berufsbegleitender Studien, praxisnahe akademische Ausbildung, Bakkalaureat, Masterausbildung Universität für Bodenkultur Bund, mit hoher Autonomie Bund, EU, Firmen 9 Bachelorstudien, 25 Masterstudien sowie mehrere Doktoratsstudien 10.499 Studierende (WS 2010/11) verstärktes Service für Absolvent/ innen, alumni Dachverband, Lehrer und Berater nach Abschluss an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Außerschulische Jugendbildung – Landjugend Landjugendvereine mit Verbindung zu den Landwirtschaftskammern Bund, Länder, LWKn, Veranstaltungen, Teilnehmer/ innen Kurse, Vorträge, Projekte, Wettbewerbe über 90.000 Mitglieder/innen in 1100 Ortsgruppen (2011) kreativer „Motor” im ländlichen Raum, Lernen durch Wettbewerbe und Projekte – Umwelt- und Gesellschaftsthemen Erwachsenenbildung Vereine bei den Landwirtschaftskammern und Andere TN-Beiträge, EU, Bund, Land Vorträge, Kurse, Seminare, Exkursionen 318.551 Teilnehmer/innen bei 13.425 Veranstaltungen (2011) nonformale Lehrgänge, Anrechenbarkeit im Rahmen des nationalen Qualifikationsrahmens, Umsetzung des lebensbegleitenden Lernens Beratungsdienst der Landwirtschaftskammern (Offizialberatung) Landwirtschaftskammern Bund (Beratervertrag) mit LK, Länder, Bauern Einzel- und Gruppenberatung 600 Beratungskräfte, davon 268 laut Beratervertrag (tw. gebührenpflichtige Beratungsangebote bzw. -produkte) Unternehmen Landwirtschaft 2020, forciertes unternehmerisches Denken und Handeln, Betriebsplanung, -konzept, Erfolgstrategie, Arbeitskreisberatung Landwirtschaftliche Bildungszentren (kammereigene Bildungsstätten) Landwirtschaftskammern LWK, Bund, Länder, Teilnehmer/ innen Einzelveranstaltungen, Seminare ca. 4500 Veranstaltungen, ca. 162.000 Teilnehmer/innen Unterkunftsmöglichkeiten, Vermittlung Stadt-Land-Beziehung, IKT, bundesweite Zusammenarbeit im Bereich Land-, Maschinentechnik, regionales Kochen u.v.m. Lernende Regionen Leaderregion in Zusammenwirkung mit Leadermanagement EU, Bund, Land, Ge- meinden,Teilnehmer/innen Bildungsprogramme und -projekte, Zusammenarbeit Schulen und andere Bildungsanbieter 37 Lernende Regionen: 14 NÖ, 12 OÖ: 3 Salzburg, 3 Bgld, 5 Stmk, 1 Tirol und 1 Kärnten (2011) Akteursnetzwerk, sektorübergreifend, Hebung des endogenen Potenzials einer Region Quelle: BMLFUW, Stand 2011 Tab. 42 Inhalt Inhalt Vorwort des Bundesministers ..........................................................................4 20 Jahre Agrarbildungsbilanz in fünf Berichten .............................................5 Professionalisierung der land- und forstwirtschaftlichen Qualifikationen ....10 Der Bericht im Überblick ................................................................................12 Grüne Pädagogik als Theoriekonzept für die gesamte Agrar- und Umweltbildung .............................................................................15 Kapitel 1: Formale Bildung..............................................................................18 Struktur und Entwicklung der agrarischen Bildung in Österreich ..................19 Tertiäre agrarische Bildung..............................................................................22 Höhere Land- und forstwirtschaftliche Schulen..............................................32 Land- und forstwirtschaftliche Fach- und Berufsschulen...............................42 Land- und forstwirtschaftliche Lehrlings- und Fachausbildungsstellen..........53 Kapitel 2: Nonformale Bildung........................................................................60 Außerschulische Jugendbildung.....................................................................61 Erwachsenenbildung.......................................................................................67 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung......................................88 Situation und Herausforderungen...................................................................89 Internationale Vernetzung..............................................................................103 Schwerpunkte und ausgewählte Beratungsangebote..................................106 Kapitel 4: Struktur und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung .........................................................138 Forschungsstand im Bereich agrarischer Bildung .......................................139 Ergebnisse der qualitativen und quantitativen Erhebung . ...........................145 Wirkung des agrarischen Bildungs- und Beratungswesens ........................158 Visionen und Ziele..........................................................................................172 Anhang............................................................................................................176 Statistik ........................................................................................................177 Literatur-, Abbildungs und Tabellenverzeichnis ...........................................191 Autor/innenverzeichnis .................................................................................197 Überblick zum agrarischen Bildungs- und Beratungssystem . ....................203 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 3 Vorwort Vorwort des Bundesministers Die Globalisierung und der steigende Wettbewerbsdruck in einer sich ständig wandelnden Wirtschaft und Gesellschaft stellen die Bäuerinnen und Bauern vor große Herausforderungen. Eine der größten Herausforderungen der österreichischen Agrarpolitik ist es, in den nächsten Jahren ausgezeichnete Rahmenmöglichkeiten zu schaffen, um bei den laufenden Veränderungen des ländlichen Raums gestärkt und mit großer Zuversicht in die Zukunft blicken zu können. DI Niki Berlakovich Bildung ist der Schlüssel, denn Lernen ist nicht mit einem Abschluss der Schuloder Lehrausbildung beendet. Es ist ein lebenslanger Prozess, der bedeutet, sich auch als Erwachsener ständig weiterzubilden und den Fortschritt als Chance zu Veränderung und Gestaltung anzunehmen. Um auch künftig Potential und Wissen in den Regionen zu halten und einer Abwanderung entgegenzuwirken, sind Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum eine zentrale Aufgabe. Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe spielen hier eine besonders wichtige Rolle, sie sichern durch ihre Investitionen und ihre Produktionsaktivitäten ihre eigenen Arbeitsplätze und stärken damit den ländlichen Raum. Der Agrarische Bildungsbericht, der alle vier Jahre in meinem Ressort erscheint, gibt einen tiefgehenden Einblick in das land- und forstwirtschaftliche Bildungsund Beratungswesen in Österreich. Ziel ist es, die Neuentwicklung wie auch die Weiterentwicklung der agrarischen Aus- und Weiterbildung und Beratung innerhalb der vergangenen Jahre darzustellen, aber auch einen Ausblick in zukünftige berufliche Anforderungen zu geben. Dem Autorenteam des fünften Agrarischen Bildungsberichtes und allen, die im agrarischen Bildungs- und Beratungswesen wirken, danke ich für die geleistete Arbeit und lade sie ein, aktiv an der Weiterentwicklung mitzuarbeiten, um auch weiterhin den Menschen im ländlichen Raum mit wertvoller Bildungs- und Beratungsarbeit Unterstützung zu bieten und Ihnen damit eine gute Zukunft zu ermöglichen. DI Niki Berlakovich Landwirtschafts- und Umweltminister 4 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten MR DI Josef Resch MSc 20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten Mit dem vorliegenden fünften Agrarischen Bildungs- und Beratungsbericht sind nunmehr 20 Jahre agrarisches Bildungs- und Beratungswesen dokumentiert. Im Vier-Jahres-Rhythmus wurde Rückschau gehalten und der Blick in die Zukunft schriftlich, österreichweit den agrarischen Bildungs- und Beratungsbereich betreffend, dokumentiert. Die Agrarischen Bildungsberichte haben ihre Feuertaufe bestanden. Sie werden als Datengrundlage in Rechnungshofberichten ebenso verwendet wie in wissenschaftlichen Studien. Es ist damit gelungen, den agrarischen Bildungs- und Beratungsbereich als eigenständiges, aber hoch vernetztes Bildungssystem, vorrangig im ländlichen Raum wirkend, darzustellen und damit auch zukunftsfähig zu machen. Es sei nun anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums erlaubt, einen Rückblick über das Entstehen des Agrarischen Bildungs- und Beratungsberichts vorzunehmen. 1992 traf sich in Abstimmung zwischen dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs und den Landesregierungen in Perchtoldsdorf eine Gruppe von etwa zwölf Personen, deren Anliegen es war, den agrarischen Bildungs- und Beratungsbereich zusammenschauend zu betrachten und weiterzuentwickeln. Sie dachten aus einer gesamtösterreichischen Perspektive und vertraten die Anliegen der Landjugend, der Bäuerinnen, des mittleren und höheren Schulwesens, der Berufsausbildung, der Beratung und der Erwachsenenbildung. Die Moderation lag in den Händen eines Psychologen und Betriebswirts aus Baden-Württemberg mit viel Erfahrung in der Organisationsentwicklung. Der fünfte Agrarische Bildungsbericht steht heute für eine positive Bilanz der letzten 20 Jahre agrarisches Bildungs- und Beratungswesen. In den ersten Arbeitseinheiten kam es zu einer Analyse der landwirtschaftlichen Beratung in Österreich. Die erarbeiteten Ergebnisse waren mit der Entwicklung eines Beratungsleitbilds, eines Beratungsslogans, eines Beratungslogos, der Broschüre „Land- und forstwirtschaftliche Beratung“ sowie der Ausschreibung eines Beratungspreises zukunftsweisend. Der „Perchtoldsdorfer Kreis“ – wie sich diese Gruppe von nun an nannte – sah es als weitere Aufgabe an, Vorschläge und Konzepte zu erstellen, um das aufgesplitterte agrarische Bildungssystem zielorientierter auszurichten. Zukunftsarbeit bedarf aber grundsätzlich einer Analyse von Daten aus der Vergangenheit. Diese waren im erforderlichen Ausmaß nicht vorhanden. Aus dieser Notsituation heraus wurde die Idee geboren, in Form einer regelmäßigen Dokumentation bzw. Bilanzierung mehr Einblick in das agrarische Bildungs- und Beratungswesen zu erhalten. So kam es zur Geburt des Agrarischen Bildungsberichts. Die Agrarischen Bildungs- und Beratungsberichte ermöglichen es nun, über die Jahre Erfolge nachzuweisen, Schwächen zu erkennen, aber auch Budgetgespräche fundierter zu führen und einen internationalen Vergleich herzustellen. Sie sind auch Grundlage für Marketingaktivitäten. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 5 20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten Der „Perchtoldsdorfer Kreis“ forcierte eine engere Abstimmung des gesamten Bildungs- und Beratungswesens. Weiters schlug der „Perchtoldsdorfer Kreis“ die Einrichtung einer agrarischen Bildungskoordinationsstelle vor. Diesem Anliegen wurde 2002 mit der Schaffung der Abteilung „Schule – Erwachsenenbildung – Beratung“ im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Rechnung getragen. Für die Weiterentwicklung und die Steuerung der Agrarbildung wurde das „Hutmodell“ vorgeschlagen. Die partizipative Steuerung erfolgt dabei auf drei Ebenen. Aktuelles wird durch die Sachbearbeiter/innen im BMLFUW geklärt, halbjährliche Koordinationssitzungen mit den Bundesländern in jedem Bereich, etwa der Beratung, der Landjugend, der Schuldirektor/innen etc., ermöglichen eine gute Abstimmung, z. B. auch der Arbeitsprogramme. Etwa alle zwei Jahre sollen bei einer Bildungsund Beratungsenquete mit ca. 200 Personen Zukunftsthemen behandelt werden. Die Bedeutung des Agrarischen Bildungsberichts kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass diese bisher immer von den jeweiligen Bundesminister/innen für Landund Forstwirtschaft präsentiert wurden. Die erste Berichtspräsentation erfolgte im Jahr 1996 im Bildungshaus Krastowitz in Kärnten durch Bundesminister Molterer. Alle bislang erschienenen fünf Bildungsberichte gliedern sich einen berichtenden, einen vergangenheitsbezogenen und einen Zukunftsteil. Die Zukunft wird u. a. durch ein Bildungsforschungskapitel abgedeckt. In den bisher erschienenen Agrarischen Bildungsberichten wurden folgende Forschungsthemen bearbeitet: 1. Bildung und Beratung im Agrarbereich 2. Bildungssituation, Agrarstruktur und Betriebserfolg 3. Internationaler Stellenwert der Bildung 4. Perspektive und Qualität in der Bildung 5. Wirkungsanalyse der agrarischen Bildung und Beratung Das äußere Erscheinungsbild der Agrarischen Bildungsberichte hat sich, angepasst an die Zeit, verändert (siehe Abb. 1). Die Inhalte wurden von nationalen wie auch internationalen Themen geprägt. Agrarische Bildungsberichte 1996, 2000, 2004, 2008 lebensministerium.at Quelle: BMLFUW, Abt. II 2 – Bildung, Beratung, Erwachsenenbildung 6 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Abb. 1 20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten Kernthemen der fünf Agrarischen Bildungsberichte 1996: Die Europäische Union rief das Jahr des „lebenslangen Lernens“ aus. Das zweite Jahr Österreichs als Mitglied der Europäischen Union stellte das agrarische Bildungssystem vor die Herausforderung der Vorbereitung spezieller Bildungsangebote – die agrarische Beratung wurde durch Leitbildentwicklung und Steuerungs– initiativen besonders betont. 2000: Die Wende in das dritte Jahrtausend prägte diesen Bericht mit dem Motto „Zukunft gewinnen – Bildung erneuern“. Ein anderer Schwerpunkt war der Einsatz neuer Medien. Die Verdrängung der Overheadfolie durch Laptop und Beamer wurde aufgezeigt, die elektronische Datenbank als Ergänzung zur Bibliothek gesehen. 2004: Die internationalen Perspektiven der Bildung und die Bedeutung der Faktoren Qualität in der Bildung und Beratung sowie Bildungskooperationen bildeten einen Schwerpunkt. Der Lissabon-, Bologna- und Kopenhagenprozess wirkte sich auf die nationale Bildungsarbeit aus. Die PISA-Studie zeigte Mängel im österreichischen Bildungssystem auf. Es wurde über den boomenden Fachhochschulsektor berichtet. Pädagogische Hochschulen sollten entstehen. 2008: Die Vereinten Nationen erklärten die Jahre 2005 bis 2015 zur Dekade der „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ – eine besondere Herausforderung für das agrarische Bildungswesen. Die Fördermöglichkeiten im ländlichen Raum im Rahmen des österreichischen Programms zur Entwicklung des ländlichen Raums erfuhr durch die Fördermaßnahme „Lernende Regionen“ einen neuen herausfordernden Akzent. 2012: Die ökonomischen Rahmenbedingungen und die Globalisierung der Wirtschaft führten zu gezielter Zukunftsarbeit im Bildungs- und Beratungsbereich. Das drückte sich im „Bildungsplan 2015+“ des Lebensministeriums und in der Kampagne „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ aus und fand besonders im Bereich der Steigerung der Unternehmer/innenkompetenz ihren Niederschlag. Die Entwicklung im agrarischen Bildungs- und Beratungsbereich 1992–2012: Ein grober Überblick Lehrlings- und Meister/innenausbildung Auflagen bei Inanspruchnahme von Fördermitteln – wie beispielsweise der Investitionsförderung – und der Anstieg der Nebenerwerbsbetriebe bedingten einen starken Anstieg der Facharbeiter/innenprüfungen im Rahmen der Erwachsenenbildung. Der Lehrberuf „Biomasse und Bioenergie“ wurde entwickelt. Der Lehrberuf „Ländliche Hauswirtschaft“ wurde übergeführt in „Haushalts- und Betriebsmanagement“. Jedem Agrarischen Bildungs- und Beratungsbericht ist ein Kernthema gewidmet. Darstellung der letzten 20 Jahre aus der Sicht eines Abteilungsleiters im Lebensministerium in Kurzform. Fachschulen Die Schüler/innenanzahl stieg auf über 14.000. Einjährige Schulen wurden zu dreijährigen umgewandelt oder geschlossen. Ein Teil der Schüler/innen verlässt Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 7 20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten nach dem 9. Schuljahr diesen Schultyp, um einen anderen Beruf zu erlernen. Die Modularisierung ermöglicht u. a. eine Ausbildungskombination durch das Erlernen von außerlandwirtschaftlichen Berufen. Ausbildungsgänge für Erwachsene zum Ablegen der Facharbeiter/innenprüfung werden gut angenommen. Aufbaulehrgänge und Berufsreifeprüfung verbessern die Durchlässigkeit. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen garantiert auch zukünftig einen hohen Qualitätsanspruch. Höhere Land- und forstwirtschaftliche Schulen Die Lehrplanreform 2004 wurde umgesetzt – und 2012 wurde bereits eine weitere eingeleitet. Die Einführung von Diplomarbeiten im Rahmen der Reifeprüfung bietet die Möglichkeit, einen besseren Praxis- und Wissenschaftsbezug herzustellen. Forschung und Schule wurden im Jahr 2005 an den Standorten Raumberg-Gumpenstein und Wieselburg zusammengelegt. Laufend wurden Schulausbauten und Sanierungen durchgeführt. Aufbaulehrgänge in Kematen, Ursprung, Elmberg, Bruck/Mur und Klosterneuburg wurden eingerichtet. Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Die Agrarpädagogische Akademie wurde 2007 in die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik umgewandelt. Ausgebaut wurden die Bildungsforschung, der Umweltbereich und die Kooperationen, etwa mit der Universität für Bodenkultur. Die Hochschullehrgänge Gartentherapie und Green Care ebneten neue Wege. Neben dem Bachelorstudium werden nun auch Masterstudien und Hochschullehrgänge angeboten. Die Studierendenanzahl stieg von unter 200 auf über 400. Universität für Bodenkultur (BOKU) In diesen 20 Jahren wurde die BOKU Bologna-konform mit Bachelor-, Masterund Doktoratsstudien ausgerichtet. Die Studierendenzahl verdoppelte sich und liegt nun bei über 10.000. Mit der Gründung des Alumni-Dachverbands wird der Betreuung von Absolvent/innen mehr Beachtung geschenkt. Ausbauvorhaben wurden in der Wiener Muthgasse und in Tulln (IFA) umgesetzt. Lernende Regionen Die Fördermaßnahme „Lernende Regionen“ wurde 2007 für Regionen (LeaderRegionen) angeboten. Lernende Regionen sind ein Instrument zur Stärkung des lebenslangen Lernens und zum Aufbau von Wissensmanagement. Es ist kein ausschließlich sektoraler (landwirtschaftlicher) Bildungsansatz, sondern ein integrierter Ansatz, der auch das Ziel der endogenen Regionalentwicklung verfolgt. Landjugend Die außerschulische land- und forstwirtschaftliche Jugendbildung hat durch die Kombination von ehrenamtlicher Führung und hauptberuflicher Betreuungsunterstützung durch Lehr- und Beratungskräfte mit zeitangepassten Themen und jugendgerechten Methoden wie Wettbewerben und Projektarbeit die Attraktivität 8 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 20 Jahre Agrarbildungsbilanz in 5 Berichten weiter aufrechterhalten. In diesen Zeitraum fällt auch die Durchführung der Weltmeisterschaft im Pflügen in Grafenegg/NÖ. Erwachsenenbildung Bedingt durch die EU-geförderte berufliche Weiterbildung, wurden die Erwachsenenbildungseinrichtungen enorm ausgebaut. Dies kommt in einer organisatorischen Weiterentwicklung des LFI zum Ausdruck (in jedem Bundesland ein eigener Verein). Bundesweite, mehrjährige Bildungskampagnen wie „Bäuerliche Familienunternehmen“ wurden durchgeführt und die Zertifikatslehrgänge als bundesweit einheitliches, qualitativ hochstehendes Angebot entwickelt. Beratung Das flächendeckende Beratungsangebot wird von den Landwirtschaftskammern bereitgestellt. Es kam zu einer umfassenden Evaluierung der Beratungsorganisation mit Auswirkung auf deren Steuerung. Die Anzahl der vom Bund bezuschussten Beratungskräfte ging von über 400 Personen zurück auf unter 300. Die Beratung war gemeinsam mit der Erwachsenenbildung ein wichtiger Faktor zur Bewältigung des EU-Beitritts Österreichs durch die Landwirtschaft. Sowohl die Erwachsenenbildung als auch die Beratung haben sich in den letzten Jahren qualitativ weiterentwickelt. Die Bilanz der letzten vier Jahre Die Jahre von 2008 bis 2011 waren geprägt von der Suche nach idealen Zukunftswegen im Bildungs- und Beratungsbereich. Der „Bildungsplan 2015+“ wurde im April 2010 unter dem Titel „Zukunft Agrarbildung und Beratung – im Lernen liegt die Zukunft des ländlichen Raumes“ vorgestellt und breit diskutiert. In den höheren Schulen standen das Bauen und Modernisieren, die Diskussion um die Aufbaulehrgänge und die neuen Lehrpläne im Vordergrund. Mit Unternehmer/innenkompetenz als Querschnittsthema wurde sehr viel Kapazität in die Entwicklung von Bildungs- und Beratungsmaßnahmen gelegt. Die Lernenden Regionen haben sich als Brücke zwischen Lernen und Regionalentwicklung durch Projekte gut etabliert. Im mittleren Schulbereich wurden die Finanzierungsfragen Bund – Länder diskutiert und über den Verfassungsgerichtshof einer Lösung zugeführt. Die Hochschule hat sich mit dem Bereich der Umweltpädagogik gut entwickelt – die ersten Absolvent/innen wurden mit einem Bachelor of Education verabschiedet. Der „Bildungsplan 2015+“ stellt die Weichen für die Zukunft der Agrarbildung und Beratung. Dank 20 Jahre Bildungs- und Beratungsentwicklung in Österreich an einer Schlüsselstelle mitzugestalten war für mich sehr spannend und herausfordernd. Ich danke allen Wegefährt/innen für die aufgewendete Zeit, das inhaltliche Einbringen, aber vor allem für den kollegialen freundschaftlichen Umgang. Das österreichische Bildungs- und Beratungssystem stellt sich als gut funktionierend dar, bedarf aber einer laufenden Analyse und Neuausrichtung. Der Agrarische Bildungsund Beratungsbericht ist ein gutes Werkzeug dafür. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 9 Professionalisierung der land- und forstwirtschaftlichen Qualifikationen Ing. Mag. Dr. Thomas Haase Professionalisierung der land- und forstwirtschaftlichen Qualifikationen Die Leistungen der Hochschule umfassen die Ausbildung in agrar- und umweltpädagogischen Berufsfeldern, die Fort- und Weiterbildung, die Forschung sowie Servicefunktionen für Auftraggeber/innen. In dieser Ausgabe wird im Agrarischen Bildungs- und Beratungsbericht neben der Weiterführung des Berichtsteils erstmals eine Wirkungsanalyse der agrarischen Bildung und Beratung erstellt. In diesem Forschungsteil wird der Output von Leistungsangeboten analysiert. Dies spiegelt den Ansatz der „public governance“ wider: Die öffentlichen Leistungen werden nicht nur mehr nach dem Input – den eingesetzten Mitteln –, sondern ergänzend auch nach Outputfaktoren bewertet. Dabei wird die Frage gestellt, welche Leistungen für die Gesellschaft erbracht werden. Diese Wirkungen für die agrarische Bildung und Beratung darzustellen erfordert einen neuen Forschungsansatz, welcher in diesem Kapitel ersichtlich ist. Das System der land- und forstwirtschaftlichen Bildung wird wie auch in anderen Bereichen in die formale, die nonformale und die informelle Bildung unterteilt. Damit werden alle relevanten Bildungsformen dargestellt – sowohl in der horizontalen als auch vertikalen Gliederung. Das entspricht dem tatsächlichen Qualifikationserwerb für alle beruflichen Anforderungen. So verfügen beispielsweise viele Betriebsführer/innen über einen formalen Bildungsabschluss an einer landund forstwirtschaftlichen Berufs- und Fachschule und eine darauf aufbauende Meister/innenausbildung. Der berufliche Alltag erfordert jedoch nicht nur vertiefende Produktionskenntnisse, welche im nonformalen Sektor freiwillig (optional) erworben werden, sondern auch obligatorische nonformale Bildungsmaßnahmen wie beispielsweise verpflichtende Schulungen für die Teilnahme beim Tiergesundheitsdienst. Dass die Land- und Forstwirtschaft von der exakten Beobachtung der Natur unmittelbar abhängig ist, versteht sich von selbst. Dieses Erfahrungswissen lässt sich nur sehr bedingt im formalen Bildungssystem vermitteln, ist aber notwendig für eine erfolgreiche und vor allem auch nachhaltige Betriebsführung. Der informellen Bildung diesen Stellenwert zu geben ist eine (sehr schwierige) Aufgabe eines Bildungsberichts. Die dafür erforderlichen Forschungsmethoden wären noch weiter auszubauen. Nicht nur die agrarische Profession ist von der Kombination dieser Bildungsformen abhängig: Jede erfolgreiche Profession hängt von der Kombination der formalen, nonformalen und informellen Bildung ab. Die besondere Bedeutung und auch Herausforderung in der Land- und Forstwirtschaft liegt in der relativ hohen Zahl an angehenden Betriebsführer/innen, welche über keinen formalen Bildungsabschluss im Bereich der Land- und Forstwirtschaft verfügen. Für diese Gruppe wurde ein attraktives 10 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Professionalisierung der land- und forstwirtschaftlichen Qualifikationen Angebot an Bildungsmaßnahmen geschaffen, welche im Grenzbereich zwischen der formalen und nonformalen Bildung liegen und auch informelle Bildungsquellen berücksichtigen. Europäischer Qualifikationsrahmen Der Einbettung in den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) kann in Anbetracht des noch nicht abgeschlossenen Diskussions- und Einigungsprozesses noch nicht abschließend dargestellt werden. Die agrarische Bildung ist jedenfalls in diesem Prozess durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft prominent vertreten. Die ersten Zwischenergebnisse sind auch erfolgversprechend. Die große Chance liegt in der möglichen Anerkennung verschiedenster Bildungsformate. Wie bereits oben ausgeführt, hat die Land- und Forstwirtschaft eine besondere Bandbreite und daher auch ein starkes Interesse an der Anerkennung der spezifischen Bildungsangebote. Die künftige Herausforderung wird darin bestehen, Bildungsprogramme zu formulieren, welche einerseits dem europäischen Qualifikationsrahmen entsprechen und andererseits den tatsächlichen Bedarf gut abdecken. Darin liegt auch die wesentliche Chance des europäischen Qualifikationsrahmens: absolut neue Bildungsangebote, welche national und international einordenbar sind und damit auch anerkannt werden. Für berufsbegleitende Ausbildungen ergibt sich auf diese Weise eine zusätzliche Möglichkeit, aber auch im Grenzbereich von Aus- und Fortbildung: So ermöglicht beispielsweise eine im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung im tertiären Bereich erworbene Kompetenz durch die Bewertung anhand des European Credit Transfer System (ECTS) eine Anerkennung im Bereich der Ausbildung. Dieses System ermöglicht nach seiner Implementierung im schulischen Bereich eine bislang nicht gekannte Durchlässigkeit. Für Hofübernehmer/innen, welche in ihrer Erstausbildung keine agrarische Qualifikation erworben haben, bringt das gänzlich neue Chancen. Ein Aspekt sollte jedoch noch mitbedacht werden: Jedes Bildungsangebot sollte die Aufgabe haben, nicht nur im Kern der Berufsbildung zu qualifizieren, sondern darüber hinausgehende Bildung zu vermitteln. Dies wären geisteswissenschaftliche Inhalte, die das Zusammenleben der Menschen abbilden: Religion, Ethik, Pädagogik usw. Ich bin davon überzeugt, dass nur dieser „Überbau“ uns langfristig – und damit nachhaltig – zu dem macht, was wir auch sein möchten. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 11 Der Bericht im Überblick Dr.in Eveline Neubauer Der Bericht im Überblick Der vorliegende agrarische Bildungs- und Beratungsbericht wurde von der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Kooperation mit dem Verein Landimpulse koordiniert. Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik ist das Kompetenzzentrum und die zentrale Koordinationsstelle für Ausbildung sowie Fort- und Weiterbildung von Lehrer/innen und Berater/innen in land- und forstwirtschaftlichen und umweltpädagogischen Berufsfeldern. Mit der Darstellung von bestehenden agrarischen Bildungs- und Beratungsangeboten und innovativen Projekten soll den beruflich und ehrenamtlich Tätigen im Land- und forstwirtschaftlichen Bereich sowie den Akteur/innen im nichtagrarischen Umfeld ein aktueller Einblick in das land- und forstwirtschaftliche Bildungs- und Beratungswesen Österreichs gegeben und auf zukünftige Anforderungen im ländlichen Raum Bezug genommen werden. Die Analyse der Wirkung von agrarischen Aus- und Weiterbildungen und Beratungen auf landwirtschaftliche Betriebsleiter/innen ermöglicht Rückschlüsse zur Optimierung und Weiterentwicklung der Angebote und zeigt wirtschaftliche Chancen, Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft auf. Weiters verfolgt der Agrarische Bildungs- und Beratungsbericht eine intensive Vernetzung der Akteur/innen im ländlichen Raum. Aufbau des Berichts Im Bericht werden die nachhaltig wirksamen Angebote, Schwerpunktsetzungen und Ziele des gut aufgestellten landwirtschaftlichen Schul- und Beratungswesens dargestellt. Zudem wird auf Kooperationen und Positionierungen auf dem Bildungsmarkt eingegangen und auf die ständigen Weiterentwicklungen und Trends Bezug genommen. Das Konzept der Grünen Pädagogik bildet die Basis der Lehr- und Lernprozesse im Agrar- und Umweltbildungsbereich und hat zum Ziel, das Wissen aus Ökologie, Ökonomie und Sozialem mit dem systemisch-konstruktivistischen Ansatz zu einem neuem Ganzen zu verbinden und in die Lehre und Forschung zu integrieren. Formale Bildung Das land- und forstwirtschaftliche Bildungswesen sieht sich für die Vermittlung von Know-how für die Ernährungssicherung und für die Erhaltung der organischen Rohstoffe zuständig und übernimmt somit einen großen Teil der Verantwortung für die Sicherung der Lebensgrundlage der gesamten Bevölkerung. Das tertiäre Bildungssystem des österreichischen Agrar- und Umweltbildungssektors setzt sich in erster Linie aus den drei Bildungseinrichtungen Universität für Bodenkultur, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik und Fachhochschule Wieselburg zusammen. Ihre zentralen Aufgaben sind die 12 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Der Bericht im Überblick Schaffung neuen Wissens (Forschung), Vermittlung von Wissen und Kompetenzen (Lehre) sowie die Weiterbildung. Eine weitere Schlüsselrolle im ländlichen Raum nehmen die höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen ein. Sie bieten anspruchsvolle Ausbildungsprogramme in der Allgemeinbildung mit naturwissenschaftlichen, ökologischen, technischen und ökonomischen Schwerpunktsetzungen an. Die zentrale Zielsetzung der land- und forstwirtschaftlichen Fach- und Berufsschulen ist die Vermittlung von Fachkenntnissen und Fertigkeiten zur selbstständigen Führung eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs. Auf den Theorie-Praxis-Bezug wird großer Wert gelegt. Die land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildung für die anerkannten Lehrberufe wird auf Bundes- und Landesebene von der Lehrlings- und Fachausbildungsstelle gestaltet und Kernelemente wie die Unternehmer/innenkompetenz werden dabei forciert. Nonformale Bildung Die Landjugend als größte Jugendorganisation des ländlichen Raums organisiert außerschulische Jugendbildung, die junge Menschen in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung fördert. Die Einbeziehung der Anliegen der Jugendlichen erfolgt z. B. durch die Jugendtouren des Bundesministers Niki Berlakovich im Rahmen der Initiative „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ und die Umsetzung der Ergebnisse der Junglandwirt/innen-Studie und Jugendstudie ländlicher Raum. Das von den Landwirtschaftskammern und anderen landwirtschaftlichen Organisationen getragene Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI), die größte Erwachsenenbildungsorganisation im ländlichen Raum, stellt Weiterbildungsangebote im Bereich der Land- und Forstwirtschaft und der allgemeinen Weiterbildung zur Verfügung. Die Netzwerke der agrarischen Absolvent/innenverbände sind wichtige Bindeglieder zwischen Bildungseinrichtungen, Wirtschaft und Praxis. Sie fördern unter anderem die Fort- und Weiterbildung sowie den Austausch untereinander und steigern die Karrieremöglichkeiten der Mitglieder wesentlich. Der ländliche Raum wird durch die Maßnahme „Lernende Regionen“ gestärkt. Diese Netzwerkeinrichtungen der Regionen mit Bezug zum Thema „Lernen“ setzen innovative Bildungsprojekte in Kooperation mit den Organisationen vor Ort um. Land- und forstwirtschaftliche Beratung Durch die laufenden Weiterentwicklungen hat sich in den letzten Jahren das Beratungsverständnis der land- und forstwirtschaftlichen Beratung verändert. Beratung wird verstärkt als Prozess gesehen, Menschen zu begleiten und betriebliche Entwicklungen zu steuern. Aufgrund der abnehmenden Agrarquote und zunehmenden Spezialisierung der land- und forstwirtschaftlichen Produktion ist eine laufende strategische Weiterentwicklung in Richtung einer höheren unternehmerischen Kompetenz, klarer Unternehmensziele, marktfähiger Produkte und Dienstleistungen, kontinuierlicher Betriebsentwicklung sowie nachhaltiger Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 13 Der Bericht im Überblick Imagebildung und Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Die agrarischen Beratungseinrichtungen legen zudem großen Wert auf internationale Vernetzung und unterstützen die Wettbewerbsfähigkeit land- und forstwirtschaftlicher Betriebe entscheidend. Die Beratungsbereiche der einzelnen Landwirtschaftskammern und herausragende Beratungsleistungen werden dargestellt: Arbeitskreisberatung, „Mein Betrieb – Meine Zukunft“, ein Beispiel einer neuen Bildungs- und Beratungsoffensive, Produktionsberatung von Pflanzen und Tieren, Diversifikationsangebote, Konsument/innenberatung, Rechts-, Steuer- und Sozialberatung, Beratung für den Biolandbau, Beratung zu Boden und Wasserschutz, Beratung zu nachwachsenden Rohstoffen und Energie sowie Forstberatungsangebote. Weiters werden Projektbegleitungen im ländlichen Raum durch die lk-projekt GmbH und das LEADER-Förderungsprogramm vorgestellt. Struktur und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Das Österreichische Institut für Erwachsenenbildung untersuchte in Kooperation mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik die Bildungswege landwirtschaftlicher Betriebsleiter/innen. Ziel der Studie war es, Aussagen über die Bildungs-, Weiterbildungs- und Beratungsteilnahme von Betriebsleiter/innen treffen zu können und die Wirkungen der Bildungsmaßnahmen im agrarischen Bereich zu untersuchen. Die Ergebnisse der Befragungen werden mit empirischen Daten aus bereits vorhandenen Studien untermauert. In den Visionen und Zielen der Bildung und Beratung wird die nachhaltige Entwicklung des vitalen ländlichen Raumes mit gleichen Entwicklungschancen für Frauen und Männer dargestellt. Schwerpunkte u.a. sind die Entwicklung des Landwirtes zum Ressourcenwirt, innovative Lehr- und Lernformen und struktureller Ausbau der Agrar- und Umweltbildung. Neben dem deskriptiven Teil werden Daten und Fakten von Bildungs- und Beratungssystemen präsentiert sowie Aspekte der Qualität oder auch kritische Bedingungen analysiert. Ein besonderer Dank gilt MR DI Josef Resch, der die landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungsarbeit in den letzten 20 Jahren federführend mitgestaltet hat und maßgeblich für deren Verankerung im gesamten österreichischen Bildungssystem verantwortlich ist. Ein Danke den Mitgliedern der Steuerungsgruppe (Vertreter/innen des Lebensministeriums, der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, der Landimpulse Österreich, der höheren und mittleren landund forstwirtschaftlichen Schulen, der Bundes-LFAs, des Ländlichen Fortbildungsinstituts, der Landjugend, des Österreichischen Instituts für Erwachsenenbildung und der Landwirtschaftskammern) für die fachliche Unterstützung und die Übernahme der Mitverantwortung für die Qualität der Beiträge. Großer Dank gebührt weiters den Autor/innen für die Erstellung der Beiträge. Wir wünschen allen beruflich und ehrenamtlich Tätigen im agrarischen Bildungsund Beratungswesen viel Freude und Erfolg bei ihrer Arbeit und hoffen, dass sie dieses agrarische Nachschlagewerk dabei gut unterstützt. 14 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Grüne Pädagogik Mag.a Christine Wogowitsch Grüne Pädagogik als Theoriekonzept für die gesamte Agrar- und Umweltbildung Das Konzept der Grünen Pädagogik bildet die pädagogische Basis für LehrLernprozesse im Agrar- und Umweltbildungsbereich und widmet sich der Aufgabe, die drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung – Ökologie, Ökonomie und Soziales mit systemisch-konstruktivistischen Ansätzen zu einem neuen Ganzen zu verbinden und in Lehre und Forschung zu integrieren. Der Kern aller Initiativen in der Grünen Pädagogik ist es, einen wissenschaftlich fundierten didaktischen Überbau zu konstruieren, alle Bildungs- und Forschungsaktivitäten unter diesem gemeinsamen Nenner zu fokussieren und die Nachhaltigkeitsperformance der Hochschule zu stärken. Grüne Pädagogik nähert sich der Herausforderung, die nachhaltige Entwicklung zu fördern, und bildet das Fundament der Agrar- und Umweltbildung. Grüne Pädagogik geht von einem bedeutungsorientierten soziokonstruktivistischen Verständnis aus und versteht sich als nicht-normatives Konstrukt. Der Konzeption derr- Grünen Pädagogik liegen zusätzlich die wissenschaftlich fundierten Definitionen einer „Nachhaltigen Entwicklung“, des Naturbegriffs sowie der „Nachhaltigen Bildung“ zugrunde. Mit der Integration dieser verschiedenen Dimensionen von Nachhaltigkeit sollen sowohl die Zusammenschau, deren enge Verzahnung als auch deren Untrennbarkeit für eine zukunftsfähige Welt sichtbar und begreifbar gemacht werden. Grüne Pädagogik ist die Konkretisierung der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist allumfassend, eine regulative Idee im Sinne Kants. Sie löst kaum Widersprüche aus, bleibt aber meist auch abstrakt und ist schwer fassbar. Eine für erfolgreiche Lernprozesse erforderliche Motivation fehlt dem Konzept der BNE. Vier relevante Bereiche der Grünen Pädagogik Ressourcenschutz Ökologie und Biodiversität Ökonomie und Produktion Lebensstil, Konsum Soziales, Gesellschaft Produktion und Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte Lebensstil und Verbraucherverhalten Zukunft der Arbeit Verbraucherbildung, -lenkung Beteiligung und Partizipation Versorgung, Ernährung Regionale Entwicklung Makroökonomische Modelle nachhaltiger Entwicklung Klimawandel Indikatoren für Landschaftliche Nachhaltigkeit Nachhaltige Nutzung und Schutz der Natur sowie der natürlichen Ressourcen Corporate Social Responsibility and Good Governance lebensministerium.at Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Abb. 2 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 15 Grüne Pädagogik Grüne Pädagogik zeichnet sich durch einen interdisziplinären, systemischen und mehrperspektivischen wissenschaftlichen Zugang sowie durch Praxis-, Lebens-, Natur- und Kulturbezug aus. Durch Grüne Pädagogik lässt sich bereits Gelerntes in einem neuen Kontext anwenden. Schüler/innen werden nicht vorrangig als Objekte pädagogischer Einwirkung gesehen. Grüne Pädagogik schafft durch relevante Lernumgebungen Bedingungen, die es Lernenden erlauben, Subjekte ihrer eigenen Tätigkeit zu sein. D. h., dass sie vor dem Hintergrund ihrer Lernbedürfnisse Lernmotive entwickeln, indem sie sich aktiv und zunehmend eigenständig auf Basis ihrer Lernerfahrungen und Handlungsmöglichkeiten mit einem Lerngegenstand auseinandersetzen (vgl. Giest & Lompscher 2006). Grüne Pädagogik empfiehlt sich für die „Hot Spots“ kontroversieller agrarischer, umweltbezogener und gesellschaftlicher Themen aus vier relevanten Bereichen (siehe Abb. 3). Grüne Pädagogik lebensministerium.at Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik 16 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Abb. 3 Grüne Pädagogik Grüne Pädagogik und nachhaltig wirksame Lernprozesse Nachhaltige Bildung ist im Sinne eines gelungenen Lernprozesses als Attribut für Bildung von dauerhafter Wirkung zu verstehen. Ein gelungener Lerntransfer führt zur Verdichtung neuronaler Netzwerke und zur Beschleunigung assoziativen und schlussfolgernden Denkens. Grüne Pädagogik ermöglicht es durch anspruchsvolle prozessorientierte Lernarrangements in realen Räumen und aufgrund gelungener Konsolidierung, bereits Gelerntes in einem neuen Kontext anzuwenden bzw. zu ergänzen und subjektive Deutungs- und Emotionsmuster (nach Arnold, 2007) mehrperspektivisch zu hinterfragen. Grüne Pädagogik ist gekennzeichnet durch Spannungsfelder, denen sie in Lernprozessen mit Offenheit begegnet. Sie achtet auf einen bewussten Umgang mit widersprüchlichen Fragestellungen, ist werteorientiert und setzt auf Emotionsentwicklung im Sinne expansiver Lernprozesse. Zukunftsperspektive Angesichts der großen Herausforderungen im Agrar- und Umweltbereich und der allgemein begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen kommt einer neuen Lerntätigkeit und einer kohärenten gemeinsamen Anstrengung für die Zukunft unseres Landes eine wichtige Bedeutung zu. Das Theoriekonzept der Grünen Pädagogik ermöglicht dauerhaft wirksame Lernprozesse. Es leistet einen wichtigen Beitrag zur Lösung konkreter Probleme und fördert den Wissenserwerb. Das Modell der „Grünen Pädagogik“ wird an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik laufend weiterentwickelt und im Rahmen eines Forschungsprojekts begleitet. Studierende untersuchen im Rahmen von Bachelorarbeiten abgegrenzte Themenfelder zur Theorie der „Grünen Pädagogik“. Die Dissemination des Konzepts leistet das Institut für Fort- und Weiterbildung. Lehrende der Hochschule arbeiten mit Schulteams an der konkreten Umsetzung von Unterrichtssequenzen nach dem Konzept der „Grünen Pädagogik“. 2013 wird das Bildungsmodell im Rahmen eines Studientages einer breiten Öffentlichkeit präsentiert und in Workshops diskutiert. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 17 Kapitel 1 © CandyBox Images - Fotolia.com Kapitel 1: Formale Bildung Struktur und Entwicklung der agrarischen Bildung in Österreich . ........................19 Tertiäre agrarische Bildung.........................................................................................22 Höhere land- und forstwirtschaftliche Schulen.........................................................32 Land- und forstwirtschaftliche Fach- und Berufsschulen........................................42 Land- und forstwirtschaftliche Lehrlings- und Fachausbildungsstellen................53 Kapitel 1: Formale Bildung DIin Maga. Josefa Reiter-Stelzl Struktur und Entwicklung der agrarischen Bildung in Österreich Das land- und forstwirtschaftliche Bildungswesen als Teil der gesamten österreichischen Bildung weist eine besondere Aufgabenstellung und Verantwortung auf. Know-how in der Agrarwirtschaft ist nicht nur Voraussetzung für eine ge sicherte Ernährung und Erhaltung der organischen Rohstoffbasis, sondern dient zur Sicherung der Lebensgrundlagen der gesamten Bevölkerung. Organisation der Agrarbildung Ab der neunten Schulstufe bedeutet Bildung in der Agrarwirtschaft ein komplexes Netzwerk von formalen Ausbildungen, der außerschulischen Jugendbildung, der berufsbezogenen Erwachsenenbildung und der Forschungstätigkeit. Das agrarische Ausbildungswesen wurde zwecks Verwaltungsreform stichprobenartig vom Rechnungshof geprüft und mit dem übrigen Schulwesen verglichen. Die hohe Qualität der Ausbildung, die praxisbezogenen Inhalte und der Gebäudezustand der Ausbildungseinrichtungen wurden sehr positiv bewertet. Hinsichtlich der Kosten der Schüler/innen kam es zu unterschiedlichen Ansichten, je nachdem ob sie mit den Gesamtkosten der Lehr- und Forschungsanstalten oder nur mit den reinen Unterrichtskosten in Relation gestellt wurden. Bei Berücksichtigung der ausschließlichen Unterrichtskosten sind die Ausgaben für das agrarische Schulwesen mit dem übrigen Schulwesen vergleichbar oder sogar günstiger. Beispielsweise betrug der Aufwand je Schüler/in an einer Höheren land- und forstwirtschaftlichen Lehranstalt im Jahr 2010 laut Kosten-Leistungs-Rechnung des BMLFUW ohne Overhead-Kosten, Miete, Internat, Investition und Forschung im Durchschnitt 7.300,44 Euro. Weiterentwicklung der agrarischen Bildung Bildungspolitisch wird die Entwicklung der Agrarbildung von der geplanten Lehrplanreform an den mittleren und höheren agrarischen Schulen und den Ergebnissen der Bundesarbeitsgruppe „Agrarische Ausbildung Zukunft 2020“, der Pädagog/innenbildung Neu sowie der Diskussion um die EU-Förderperiode 2014–2020 bestimmt. Im Rahmen zahlreicher Projekte wurde an der Entwicklung des agrarischen Bildungssystems gearbeitet. So sind der „GO-Prozess“, der „Bildungsplan 2015+“ mit den Teilen HLFS, Berufsausbildung (LFA), Unternehmer/innenkompetenz und „Lernende Regionen“ zu nennen. Die Weiterarbeit durch Erarbeitung der BMLFUW-Strategie „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ war der nächste Schritt Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 19 Kapitel 1: Formale Bildung Bildungsangebote Struktur des agrarischen Bildungssystems Außerschulische Jugendbildung Universität für Bodenkultur Höhere Schulen Aufbaulehrgänge AHS Hauptschule Neue Mittelschule Volksschule Fachschulen 14 Fachhochschule mit Bezug zur Land- und Forstwirtschaft Berufsausbildung (Lehre) Polytechnikum 6 Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik LLL Erwachsenenbildung Meister/innenAusbildung 19 Alter lebensministerium.at Quelle: BMLFUW Der Bildungs- und Beratungsplan 2020 ist eine strategische Antwort auf zukünftige Herausforderungen. Abb. 4 und gipfelte in der Konzeption des Bildungsplans 2020, der als Entwicklungsplan für alle agrarischen Bildungseinrichtungen dient, die das BMLFUW finanziert bzw. für welche es Fördermittel bereitstellt. Der Bildungs- und Beratungsplan 2020 ist eine strategische Antwort auf aktuelle und künftige gesellschaftliche, wirtschaftliche und bildungspolitische Rahmenbedingungen des Agrarsystems. Stärken der agrarischen Bildung Folgende Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten der Agrarbildung wurden im Bildungsplan 2020 identifiziert: 1. Sie verfügt über ein bundesweites Aus-, Fortbildungs- und Weiterbildungsnetz mit hoher Durchlässigkeit, die das Ausbildungsniveau kontinuierlich steigen lässt. 2. Ihr gelingt es, nationale Strategien zu transportieren und spezifische Länderbedingungen zu berücksichtigen. 3. Sie verfügt über eine der besten Schultypen mit hoher Anziehungskraft auch für Nichtagrarier und bietet zudem weniger Lernhungrigen eine solide Berufsausbildung an. 4. Alle Ausbildungen qualifizieren für ein breites und differenziertes Berufsfeld. 5. Die Lehrinhalte werden mit aktuellen Forschungsergebnissen angereichert und regen die Innovationskraft an. 6. Sie bildet selbstständige, unternehmerisch denkende und am Gemeinwesen orientierte, kompetente Persönlichkeiten heran. 20 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung Entwicklung des agrarischen Bildungssystems als Teil der Initiative „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ Zukunft GAP „Die Heimat im Herzen, Europa im Blick“ Ländliche Entwicklung LE 14 - 20 QualitätspartnerschaftWertschöpfung „Mehr Miteinander - mehr Qualität“ Verwaltungsvereinfachung „Bürokratie stutzen, Wachstum nutzen““ „Wachstum braucht guten Boden“ lebensministerium.at Businessplan-Bildungsplan Neue Produktionsfelder „Bildung säen, Erfolg ernten“ „Chancen schaffen, Chancen nutzen“ Lebensmittel „Sicher. Echt. Aus Österreich“ Ideenwerkstatt Zukunftsfeld Bauernhof „Unkonventionell, Fortschrittlich, Mutig“ lebensministerium.at Quelle: BMLFUW Abb. 5 7. Sie verfügt über einen Netzwerkknoten agrarischer Bildung, Forschung und Praxis mit hoher Multiplikationsfunktion. 8. Sie bietet betriebsspezifische, professionelle Unterstützung und Begleitung in unternehmerischen, produktionstechnischen, fördertechnischen und sozialen Fragen. 9. Sie ist wissensmäßig regional vernetzt und verfügt über das spezifische Wissen zur Steigerung der Produktion und Lebensmittelqualität, des ökologischen Umgangs und nachhaltiger Wirtschaftsweise zur Gestaltung der Regionen und von sozialem Leben sowie zum Erhalt einer ökonomisch stabilen nationalen Landwirtschaft. Die Agrarbildung ist durch ganzheitliche, berufliche, interdisziplinäre Lernprozesse geprägt. 10.Ihr gelingt es mit der „Grünen Pädagogik“, widersprüchliche Interessen von natürlichen Ressourcen als Produktionsmittel und Schutz derselben zu verhandeln. Diese Diskursfähigkeit gibt ihr Steuerungskompetenzen und Lösungsmöglichkeiten, die auch in der Wirtschaft dringend benötigt werden. Die agrarische Bildung wird damit zu einem zukunftsweisenden Edukationssystem, das Potenzial hat, gegenwärtige und künftige gesellschaftliche, wirtschaftliche, ökologische und soziale Aufgaben zu bewältigen. Kritischer Punkt der notwendigen Entwicklung wird es sein, Organisationsformen zu finden, die den Kern der Landwirtschaft stärken und ihre Umgebung erhalten. Möglich wird dies sicher nur durch neue Formen der Zusammenarbeit, andere Arten der Finanzierung und ein grundsätzlich neues Selbstverständnis der Landwirtschaft selbst. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 21 Kapitel 1: Formale Bildung Tertiäre agrarische Bildung DIin Hannelore Schopfhauser Universität für Bodenkultur Die BOKU trägt durch die Vielfalt und Vernetzung ihrer Fachgebiete zur Sicherung der zukünftigen Lebensgrundlagen bei. Die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), die Alma Mater Viridis, versteht sich als Lehr- und Forschungsstätte für erneuerbare Ressourcen, die eine Voraussetzung für das menschliche Leben sind. Aufgabe der BOKU ist es, durch die Vielfalt ihrer Fachgebiete zur Sicherung dieser Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen entscheidend beizutragen. Durch die Verbindung von Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaftswissenschaften versucht sie, das Wissen um die ökologisch und ökonomisch nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen in einer harmonischen Kulturlandschaft zu mehren. Die Lehre an der BOKU wird ganzheitlich und koordiniert gestaltet; sie verhilft den Absolvent/innen zu Wissen, Verständnis und Flexibilität. Daraus beziehen sie die Bereitschaft, sich künftigen Herausforderungen zu stellen, und die Fähigkeit, mit diesen in kompetenter Weise umzugehen. Getragen von der Dynamik der Forschung und einem hohen Maß an Praxisrelevanz, werden zeitgemäße Stoffinhalte und aktuelle Bezüge mit modernen didaktischen Methoden vermittelt. Student/innen und Absolvent/innen werden dadurch zu eigenen Ideen motiviert. Eine weltoffene wissenschaftliche Berufsvor- und -weiterbildung ermöglicht es ihnen, auch komplexe interdisziplinäre Zusammenhänge zu erfassen. Internationales Studiensystem an der BOKU Im Wintersemester 2003/04 wurde an der BOKU das dreigliedrige Studiensystem eingeführt. Das Bachelorstudium hat eine Regelstudienzeit von sechs Semestern. Der Abschluss ist ein Bachelor of Science, kurz BSc. Daran anschließend kann ein Masterstudium absolviert werden. Die Regelstudienzeit für dieses beträgt vier Semester, es schließt mit dem akademischen Grad Diplomingenieurin bzw. Diplomingenieur ab. Als Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere stehen an der BOKU mehrere Doktoratsstudien zur Verfügung. Neben der „klassischen“ Ausbildungsschiene Bachelor und anschließend konsekutiver Master – inhaltlich den früheren Diplomstudien entsprechend – bietet die moderne Studienarchitektur vielfältige Möglichkeiten der Spezialisierung. Zehn internationale, großteils englischsprachige Masterstudien geben Studierenden Gelegenheit, Auslandserfahrung zu sammeln. Diese ist heute wichtiger denn je. Das Studienangebot an der BOKU Derzeit werden an der BOKU neben mehreren Universitätslehrgänge neun Bachelorstudien (davon eines in Kooperation mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien), 25 Masterstudien sowie mehrere Doktoratsstudien angeboten: das ingenieurwissenschaftliche Doktoratsstudium 22 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung (Dr. rer. nat. techn.), das wirtschaftswissenschaftliche Doktoratsstudium (Dr. rer. soc. oec.) und internationale PhD-Programme in den Lebenswissenschaften. Anzahl der Studierenden Die Anzahl der an der BOKU Studierenden betrug im Wintersemester 2011/12 inklusive Mitbeleger/innen insgesamt 10.499 (siehe Abb. 6). Studierende an der Universität für Bodenkultur Anzahl 12.000 weiblich männlich 10.000 gesamt 10.499 9.961 9.129 8.000 7.898 7.278 6.000 4.000 3.350 3.928 3.689 4.209 4.278 4.851 4.685 5.276 5.000 5.499 2.000 0 2007 2008 2009 2010 2011 lebensministerium.at Quelle: Universität für Bodenkultur Abb. 6 Das Zentrum für Lehre Alle Studien enthalten definierte Anteile aus den Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften sowie Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Dies bedarf in der Lehre neben fachspezifischen auch fächerübergreifender didaktischer Maßnahmen. Das Zentrum für Lehre bietet dabei Unterstützung und Schulung, indem das hochschuldidaktische Kurs- und Vortragsangebot ständig ausgebaut wird. Mit dem BOKU Teaching Award, der jährlich im Rahmen des „Tages der Lehre“ vergeben wird, zeigt die BOKU ihre Wertschätzung für die innovativen Leistungen ihrer engagierten Lehrenden. E-Learning hat die Lehre nachhaltig verändert. An der BOKU wird der Ansatz des Blended Learnings verfolgt: Der klassische Lehrveranstaltungsbetrieb wird durch die neuen Medien nicht abgelöst, sondern sinnvoll erweitert. Mit Vorlesungsaufzeichnungen, die im Netz zur Verfügung stehen, wird Studierenden der Zugang zu den Lehrinhalten wesentlich erleichtert. Im Zentrum für Lehre wird auch die Organisation und Administration der Lehre an der BOKU abgewickelt. Hier sind die Weiterbildungsagenden, die Weiterentwicklung der Didaktik und die verstärkte Implementierung neuer Lehr- und Lernformen zu Hause. Weitere Aufgaben sind die Lehrbeauftragung, die Stundenplanorganisation und die Administration des Lehr- und Prüfungssystems. Ebenfalls in die Agenden des Zentrums für Lehre fällt die Studien- und Maturant/innenberatung (boku4you). Die Mitarbeiter/innen unterstützen zusätzlich den Senat, die Senatsstudienkommission und die Fachstudienkommissionen bei der Erarbeitung von Curricula und Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Die BOKU hat ihre Interdisziplinarität im so genannten Drei-Säulen-Modell verankert. 23 Kapitel 1: Formale Bildung Universitätslehrgängen. Die neue Studienarchitektur (nach Bologna) sieht Gender Studies in den Curricula vor. Das Projekt „Gender in die Lehre“ hat in diesem Zusammenhang das Ziel, die Thematik gemeinsam mit der Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies wie auch dem Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen gezielt in den Curricula der BOKU zu implementieren. BOKU-Wissensbilanz Im Mittelpunkt der Wissensbilanz stehen die Menschen und die Frage, wie aus ihrem Talent, Wissen und Können als Mitarbeiter/in ein Mehrwert geschaffen werden kann, der für andere Nutzen stiftet. Die BOKU-Wissensbilanz stellt einen wichtigen Pfeiler des universitären Qualitätsmanagementsystems dar und wird als jährliches Monitoring- und strategisches Kommunikationswerkzeug verstanden. Laut Universitätsgesetz 2002 (UG) müssen die Hochschulen seit 2005 jährlich Wissensbilanzen legen. Diese dienen zusammen mit dem Entwicklungsplan als Grundlage für die Leistungsvereinbarungen zwischen Bund und Universitäten. Die dritte, die von 2013 bis 2015 Gültigkeit haben wird, wird eben verhandelt. Mehr Informationen über die BOKU, insbesondere zu Lehre, Forschung, gesellschaftlichen Zielsetzungen und sozialer und ökologischer Verantwortung, findet man auf der Homepage www.boku.ac.at. Einen detaillierten Überblick über die laufenden Forschungsvorhaben, die Publikationstätigkeit der BOKU-Forscher/innen sowie deren Dienste zum Wohle der wissenschaftlichen Gemeinschaft und der Gesellschaft kann man sich im Forschungs-Informations-System (FIS) der BOKU verschaffen (http://forschung.boku.ac.at/fis). Ing. Mag. Dr. Thomas Haase Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in der Netzwerkknotenfunktion Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik bildet den Netzwerkknoten der gesamten Agrarumweltbildung und -beratung. Zusammen mit ihren strategischen Partner/innen sorgt sie für die Generierung und Verbreitung von Wissen und Kompetenzen im Agrar- und Umweltbereich. Die Hochschule hat bundesweit direkten Zugang zu den Lehrer/innen und Berater/innen, Netzwerkkontakte zum Agrar- und Schulsektor sowie zu Multiplikator/innen im Umweltbereich. Durch eine Verschränkung von pädagogischem und beraterischem Wissen im Umgang mit Individuen und sozialen Systemen sowie die Integration von Ausund Fortbildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens kommt der Hochschule eine spezielle Rolle in der Bildungspolitik des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft zu. 24 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung Die Bildungsprogramme der Hochschule Die Bildungsangebote an der Hochschule werden einerseits vom durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft finanzierten Bundesbereich (= hoheitlicher Bereich) und andererseits über spezielle Studienprogramme in der eigenen Rechtspersönlichkeit angeboten, welche über Studierendenbeiträge frei finanziert werden (siehe Abb. 7). Die Studien erfreuen sich insgesamt einer stark steigenden Nachfrage. Das bundesfinanzierte Bachelorstudium „Agrarpädagogik“ wurde 2008 um die neue Fachrichtung „Umweltpädagogik“ erweitert. Neben den formalen Aufnahmevoraussetzungen ist ein spezifisches Eignungsfeststellungsverfahren in Form eines mehrphasigen Assessments für die Zulassung zum Studium erforderlich. Die Hochschule ist die zentrale Koordinationsstelle für Fort- und Weiterbildung in land- und forstwirtschaftlichen sowie umweltpädagogischen Berufsfeldern für das gesamte Bundesgebiet. Die Erstellung und Abwicklung des Fortbildungsplans erfolgt gemeinsam mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Abt. II/2. In der Übersicht sind die Studienprogramme und Lehrgänge ab 13 Credits aufgelistet: Bildungsangebote der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik 2010 bis 2013 SS 10 WS 10/11 SS 11 WS 11/12 SS 12 WS 12/13 Bundesfinanzierter Bereich Bachelorstudium Agrarpädagogik Bachelorstudium Agrarpädagogik – berufsbegleitend Bachelorstudium Agrarpädagogik – nach/während Fachstudium (BOKU, FH, …) Bachelorstudium Umweltpädagogik Lehrgang Biologische Wirtschaftsweise Folgelehrgang Lehrgang Bildungsbaukasten Projektmanagementunterricht Bildungsbaukasten Erneuerbare Energie in der Landwirtschaft Lehrgang Heterogenität – Vielfalt leben Eigene Rechtspersönlichkeit Hochschullehrgang Betriebsdienstleitungs- und Produktmanagement Hochschullehrgang Beratung und Erwachsenenbildung Universitätslehrgang Gartentherapie – in Kooperation mit Donauuniversität Krems Masterstudienlehrgang Bildungsmanagement im ländlichen Raum Masterstudienlehrgang Green Care lebensministerium.at Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik lebensministerium.at Abb. 7 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 25 Kapitel 1: Formale Bildung Die steigenden Studierendenzahlen sind ein Gradmesser für die zunehmende Attraktivität der bedarfsorientierten Angebote (siehe Abb. 8). Studierende an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Anzahl 600 weiblich männlich gesamt 549 500 484 400 401 337 300 266 246 200 174 231 171 212 193 170 100 95 72 0 291 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 Die Studierendenzahlen setzen sich aus den Studierenden der Bachelorstudien Agrarpädagogik und Umweltpädagogik im hoheitlichen Bereich und den Studierenden in den Hochschul-, Master- und Gartentherapielehrgängen der eigenen Rechtspersönlichkeit zusammen. lebensministerium.at Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Die Hochschul-, Masterstudien- und Gartentherapielehrgänge der eigenen Rechtspersönlichkeit fördern eine berufsbegleitende Weiterqualifizierung. Abb. 8 Die eigene Rechtspersönlichkeit hat ihre Tätigkeit unmittelbar mit der Hochschulgründung 2007 aufgenommen. Der Hochschullehrgang „Beratung und Erwachsenenbildung“ sowie der in Kooperation mit der Donauuniversität Krems angebotene Universitätslehrgang „Gartentherapie“ konnten inzwischen jeweils viermal gestartet werden. Die Hochschullehrgänge „Betriebsdienstleistung und Produktmanagement“ sowie „Wildkräuter und Arzneipflanzen“ decken den erweiterten Bildungsbedarf im Agrarsektor ab. 2010 konnte der Masterstudienlehrgang „Bildungsmanagement im ländlichen Raum“ mit 25 Führungskräften begonnen werden. Die Hochschule hat das Seminarangebot ab 2010 für neue Zielgruppen aus dem Pflicht- und höheren Schulbereich sowie für Kindergartenpädagog/innen im Rahmen des Projekts Land- und Forstwirtschaft erweitert (siehe Abb. 9). Teilnehmer/innen von Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen Anzahl 900 weiblich 800 männlich 785 775 700 gesamt 600 500 400 300 200 100 0 324 302 22 10 2010/11 2011/12 lebensministerium.at Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik 26 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Abb. 9 Kapitel 1: Formale Bildung Teilnehmer/innen des Bildungsangebots des Instituts für Fort- und Weiterbildung Anzahl 4.500 weiblich 4.000 männlich gesamt 4.171 3.500 3.891 3.646 3.593 3.370 3.000 2.500 2.435 2.000 1.800 1.500 2.362 2.038 1.989 1.657 1.555 1.529 1.000 500 0 2007 2008 2009 2010 2011 lebensministerium.at Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Abb. 10 Die umfassende Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte aus dem landwirtschaftlichen Schulwesen und für Mitarbeiter/innen im landwirtschaftlichen Beratungs- und Förderungsdienst trägt wesentlich zur Weiterentwicklung der österreichischen Land- und Forstwirtschaft bei (siehe Abb.10). Als Beispiel für die Entwicklung der Landwirtschaft im Dienstleistungssektor ist es gelungen, die „GartenTherapieWerkstatt Ober St. Veit – Wienerwald“ in Form einer Kooperation zwischen der Agrarpädagogischen Akademie und dem Geriatriezentrum „Am Wienerwald“ praktisch umzusetzen. Darauf aufbauend wurden Fortbildungsveranstaltungen, der Universitätslehrgang „Gartentherapie“ und seit 2012 der Masterstudienlehrgang „Green Care“ angeboten. Forschung Die Forschung an der Hochschule hat sich als ein besonders leistungsfähiger Sektor erwiesen. Durch den zielgerichteten Aufbau einer dafür geeigneten Infrastruktur und hochmotivierte Forscher/innen konnten bedeutsame Ergebnisse in der agrar- und umweltpädagogischen Bildungsforschung anhand empirischer Bildungsprojekte in die Weiterentwicklung der Lehre und Beratung integriert werden. An den drei Forschungsschwerpunkten „Grüne Pädagogik“, „Beratung und Entwicklung“ und „Berufsfelder und Umfelder“ erfolgt eine Verdichtung und Vernetzung der Forschungsaktivitäten, um den Diskurs zu relevanten Themen zu intensivieren. Die Forschungswerkstatt als Keimzelle aller Forschungsaktivitäten der Hochschule dient sowohl dem Ausbau der Forschungskompetenz der Dozierenden als auch der Reflexion und Vernetzung mit der Scientific Community. Jährlich werden acht bis zehn Forschungsprojekte im Rahmen der Forschungswerkstatt wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten werden in regelmäßig erscheinenden Forschungsberichten in facheinschlägigen Medien, Workshops und Beiträgen disseminiert. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Aus den Forschungsaktivitäten an der Hochschule gingen 2011 insgesamt 27 Publikationen hervor. 27 Kapitel 1: Formale Bildung Auszeichnungen und weitere Entwicklung Das Leitungsangebot der Hochschule wurde mehrfach ausgezeichnet: 1.Erster Platz beim Wirtschaftswettbewerb „Hietzinger Mercur“ in der Kategorie „UMWELT UND UNTERNEHMERTUM“. 2.Sustainability Award im Handlungsfeld „Lehre und Curricula“, ausgeschrieben vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung sowie vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (2010). 3.UNESCO-Auszeichnungen für das Bachelorstudium „Umweltpädagogik“ (2010), das Projekt „Gartentherapie“ (2010) sowie das Bachelorstudium „Agrarpädagogik“ (2012). 4.Erster Platz beim Gesundheitspreis der Stadt Wien für das Projekt „Heilendes Grün“ der GartenTherapieWerkstatt (2010). 5.Erlangung des „Umweltzeichens“ als „ÖKOLOG-Hochschule“ und „PilgrimHochschule“. Zukunftsperspektive Agrar-Umwelt-Pädagogik Aufgrund einer Stakeholderanalyse sowie der grundsätzlichen Anforderungen an die Agrar-Umwelt-Pädagogik stellt sich eine Bologna-konforme eigenständige agrar-umwelt-pädagogische Hochschule/Universität im Rahmen eines umfassenden strategischen Agrar-Umwelt-Bildungs- und Forschungsnetzwerks im Agrar- und Umweltbereich als zukunftsorientiertes Modell dar. Agrarische und Umweltbildungs- bzw. Forschungseinrichtungen haben sich als langfristig stabiles strategisches Netzwerk bewährt. Der bereits bestehende und künftig auszubauende Verbund im Bereich der Lehre, Fortbildung und Forschung ermöglicht eine Qualitätssteigerung unter Ausnutzung der bestehenden Ressourcen und Strukturen. Die bestehenden Bachelorstudien „Agrarpädagogik“ und „Umweltpädagogik“ werden, sobald das Grundkonzept auf legistischer Ebene umgesetzt wird, auf ein Bachelor- und Masterstudienprogramm umgestellt. Unter curricularer Hauptverantwortung einer eigenständigen Hochschule/Universität wäre dabei ein modulares Studiensystem mit hoher wechselseitiger Anschlussfähigkeit zu erarbeiten. Die neu vorzusehenden Masterstudien können, aufbauend auf die bereits entwickelten Masterstudienlehrgänge, gestaltet werden. Dies sind die Themenbereiche: „Bildungsmanagement“, „Grüne Pädagogik“ und „Beratung in agrar- und umweltpädagogischen Berufsfeldern“. 28 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung Mag. (FH) Helmut Decker Fachhochschulcampus Wieselburg Seit seiner Eröffnung 1999 durch den damals amtierenden EU-Agrarkommissar Dr. Franz Fischler hat sich der Fachhochschulcampus Wieselburg immer auch mit Themen der österreichischen Landwirtschaft beschäftigt. Neben zahlreichen Forschungskooperationen mit agrarischen Betrieben und verarbeitenden Industrien in der weiterführenden Wertschöpfungskette wird vor allem im Bachelorstudiengang „Produktmarketing & Projektmanagement“ mit der Vertiefung „Agrarmarketing“ ein besonderer Schwerpunkt auf die Herausforderungen der Vermarktung landwirtschaftlicher Urprodukte gesetzt. Der Fachhochschulcampus Wieselburg bietet praxisnahes Studieren an einem der modernsten Standorte Österreichs, © Felicitas Matern Auch die anderen Vertiefungen des Studiengangs – „Lebensmittelwirtschaft“, „Öko-Management & Corporate Social Responsibility“, „Nachhaltige Energiewirtschaft“, „Bioenergietechnik“ und „Biologische & ökologische Konsumgüterwirtschaft“ – haben einen starken Bezug zum Thema Landwirtschaft. Forschungs- und Ausbildungsangebot am Campus Wieselburg Den Campus Wieselburg zeichnet ein interdisziplinärer Mix an Kompetenzen von Marketing- und Markenexpert/innen, Ingenieur/innen, Betriebswirt/innen, Psycholog/innen, Natur- und Sozialwissenschaftler/innen aus, welche an Schnittstellen des Marketings wie etwa in den Bereichen Technologie, Design, Qualität, Management, Kommunikation und Konsument/innen gemeinsam forschen und Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Die praxisnahe Ausbildung durch das gemeinsame Forschen, Lehren und Lernen mit Partner/innen aus der Wirtschaft und Wissenschaft ist eine zentrale Kernkompetenz des Fachhochschulcampus Wieselburg. 29 Kapitel 1: Formale Bildung Methodenvielfalt und eine Orientierung an den Bedürfnissen der Konsument/innen zeichnen den Campus Wieselburg in Lehre und Forschung aus. lehren. Dies bildet die Grundlage für eine anwendungsorientierte Wissenschaft und Lehre. Insbesondere die Umsetzung des generierten Marketingwissens in der betrieblichen Praxis charakterisiert den Campus Wieselburg in der Lehre und Forschung. Die Anzahl der Studierenden ist in den letzten fünf Jahren stark gestiegen (siehe Abb. 11). Aktiv Studierende am Fachhochschulcampus Wieselburg Anzahl 400 weiblich männlich gesamt 350 337 300 250 246 228 200 150 100 280 264 236 165 137 91 50 0 380 363 2007/08 81 2008/09 101 99 100 2009/10 2010/11 2011/12 lebensministerium.at Quelle: Fachhochschulcampus Wieselburg Abb. 11 Bachelorstudiengang „Produktmarketing & Projektmanagement“ Das sechssemestrige Studium vermittelt wirtschaftliche Grundlagen sowie Kompetenzen in der Vermarktung von Produkten. Es beinhaltet Marketing, Produktmanagement, Marktkommunikation sowie Produktion und Wertschöpfung. Zudem trainieren die Studierenden über zwei Semester das Projektmanagement an realen Unternehmensaufträgen und präsentieren ihre Endergebnisse vor den Entscheider/innen (Geschäftsführer/innen, Marketingleiter/innen) dieser Unternehmen. Während der Ausbildung spezialisieren sich die Studierenden in zwei Praxisfeldern. Angebotene Vertiefungen sind: • Lebensmittelwirtschaft • Agrarmarketing • Nachhaltige Energiewirtschaft • Öko-Management & Corporate Social Responsibility • Biologische & ökologische Konsumgüterwirtschaft • Bioenergietechnik Angewandte Forschung im Sensoriklabor des Campus Wieselburg, © Felicitas Matern 30 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung Vertiefung „Agrarmarketing“ Um auf die speziellen Anforderungen der Vermarktung von agrarischen Grundprodukten einzugehen, wird seit dem Jahr 2009 eine gesonderte Vertiefung – „Agrarmarketing“, im Bachelorstudiengang „Produktmarketing & Projektmanagement“ – angeboten. Während alle verfügbaren Spezialisierungen auch sehr starke Anknüpfungspunkte mit der agrarischen Urproduktion haben, wird gerade im Bereich Agrarmarketing noch einmal besonders auf die Heraus- und Anforderungen der Landwirtschaft im Speziellen eingegangen. Die gemeinsame Agrarpolitik der EU ist schon seit deren Gründung Bestandteil der europäischen Verträge. Sie umfasst die Landwirtschaft und den Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Mit 50 Prozent des EU-Haushalts kommt ihr eine besondere Bedeutung zu. Auf dem Weg zu einer erweiterten Union macht die Landwirtschaft einen der größten Problemkomplexe aus. Der weit höhere gesellschaftliche und ökonomische Stellenwert der Landwirtschaft in den mittelund osteuropäischen Ländern wird große Auswirkungen auf die gemeinsame Agrarpolitik der EU haben. Die Absolvent/innen der Vertiefung „Agrarmarketing“ sind qualifiziert, agrarische Rohstoffe, Produkte und Dienstleistungen an den Märkten unter Berücksichtigung von sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekten professionell zu vermarkten und hierfür Unternehmenskonzepte zu entwickeln. Sie sind in der Lage, Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit, integriert unter Gesichtspunkten der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit, zu analysieren und zukunftsfähige Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Sie kennen die Eigenschaften agrarischer Rohstoffe, Produkte und Dienstleistungen und können deren Nutzungsmöglichkeiten und Eignungsfähigkeiten systematisch einschätzen. Die Absolvent/innen dieser Vertiefung haben einen Überblick über die in Österreich und der Europäischen Union bestehenden Förderprogramme. Zukunftsperspektiven Da Aspekte wie Rohstoffverknappung, Reduktion der Förderungen und steigende Anforderungen der Industrie und der Konsument/innen gerade im Agrarbereich zu starken Veränderungen führen werden, wird sich der Fachhochschulcampus Wieselburg auch in Zukunft mit den Herausforderungen einer nachhaltigen, ökologisch sinnvollen und erfolgreichen Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten beschäftigen. Gemeinsam mit unseren Partner/innen aus Wirtschaft und Forschung wollen wir damit auch einen wesentlichen Beitrag zum „Land-Wirtschafts“-Standort Österreich leisten. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Informationen zum FHWN Campus Wieselburg und zum aktuellen Ausbildungsangebot finden Sie unter www.amu.at. 31 Kapitel 1: Formale Bildung Mag.a DIin Josefa Reiter-Stelzl, DIin Dr.in Christiane Wagner-Alt Höhere land- und forstwirtschaftliche Schulen Ein ganzheitlicher Bildungsansatz und forschungsorientierte Lehre prägen den Unterricht an den HLFS. Die Schulen des Lebensministeriums nehmen eine Schlüsselrolle im ländlichen Raum ein und sind ein ökologisch, sozial sowie wirtschaftlich nachhaltiges, wertund kulturorientiertes, partizipatives Bildungssystem. Innovation, Forschung und Multiperspektivität, große Praxisnähe, flächenübergreifender ganztägiger Unterricht, Lehren und Lernen in Teams und mit Eigenverantwortung prägen die Ausbildung an den Schulen des Lebensministeriums. Selbstbewusste, innovative, unternehmerisch und umweltbewusst handelnde Absolvent/innen für den ländlichen Raum hervorzubringen ist oberstes Ziel der elf Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen (HLFS). Acht Fachrichtungen, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Schüler/innen sowie auf die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt, werden an den Schulen des Lebensministeriums geboten (siehe Abb. 12). Schüler/innen an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen Acht HLFS-Fachrichtungen: • Landwirtschaft • Land- und Ernährungswirtschaft • Landtechnik • Lebensmittel- und Biotechnologie • Gartenbau • Garten- und Landschaftsgestaltung • Wein- und Obstbau •Forstwirtschaft Anzahl weiblich männlich gesamt 4.000 3.500 3.731 3.723 3.568 3.552 3.000 2.500 2.000 1.500 2.085 1.590 1.583 1.495 1.467 2.141 2.140 2.073 1.000 500 0 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 lebensministerium.at Quelle: Statistik Austria Abb. 12 Neben der fünfjährigen Schulform gibt es an den Standorten in Kematen, Pitzelstätten, Elmberg, Ursprung, Raumberg, Wieselburg, Bruck und seit Herbst 2012 in Klosterneuburg auch dreijährige Aufbaulehrgänge, welche jene Schüler/innen zur Universitätsreife führen, die bereits eine Fachschule absolviert haben. An vier Standorten, in Schönbrunn, Klosterneuburg, Raumberg und Wieselburg, sind Forschungszentren (Lehr- und Forschungszentren – LFZ) angebunden, welche die Möglichkeit eines direkten Wissenstransfers und auch sonst positive Synergien für den Unterricht bieten. Erst in den letzten Monaten fanden Pädagogikschulungen für die Forscher/innen am LFZ Raumberg-Gumpenstein statt. Die 15 Wissenschaftler/innen entdecken die Lehre als neue Herausforderung und sehr positive Erfahrung. Darüber hinaus bestehen auch an anderen Standorten Kooperationen mit 32 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung Forschungsorganisationen. So wurden beispielsweise im Juni 2012 die HLFS St. Florian sowie das LFZ Francisco Josephinum mit dem „Young Science“-Gütesiegel durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet. Einen weiteren sehr wichtigen Aspekt in der Ausbildung an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen stellt der praktische Unterricht dar. Für diesen stehen an sechs Standorten eigene Praxisbetriebe, die Lehrbetriebe, zur Verfügung, an den restlichen Standorten haben sich Kooperationen bewährt. Immer mehr Schüler/ innen entscheiden sich dafür, die große Praxis außerhalb Österreichs anzutreten, wobei die Landjugend Österreich und Mitarbeiter/innen des BMLFUW organisatorische Unterstützung bieten. Wertevermittlung besitzt an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen einen sehr hohen Stellenwert. Dies spiegelt sich auch in den Zertifizierungen der Schulen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit wider. Bereits acht Schulen sind Trägerinnen des Umweltzeichens, sechs Standorte sind ÖKOLOG-zertifiziert und ein weiterer Standort ist als Pilgrim-Schule zertifiziert. Die Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen sind berufsbildende Bundesschulen, deren Schulerhalter das BMLFUW ist. Die pädagogischen Belange fallen in die Kompetenz des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, das ebenso für das im berufsbildenden Schulsystem bereits etablierte Qualitätssicherungssystem, das QIBB (siehe auch www.qibb.at), verantwortlich zeichnet. Ein Team aus Mitarbeiter/innen des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur wie auch des BMLFUW ist bereits mit den Vorbereitungen des neuen Lehrplans beschäftigt. Bildungsstandards, Zentralmatura, Oberstufenreform sowie Modularisierung bilden die Eckpunkte zukünftiger Schulentwicklung. Mit der Erarbeitung von Bildungsstandards möchte man grundlegende Kompetenzen bei allen Schüler/innen sicherstellen. Zurzeit werden Bildungsstandards auch eigens für die Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen erarbeitet. Die Entwicklung folgt einem im gesamten deutschsprachigen Raum eingeleiteten Paradigmenwechsel, der Nachhaltigkeit und Ergebnisorientierung ins Zentrum der Unterrichtsentwicklung stellt. Die Novelle zum Schulunterrichtsgesetz sieht vor, nach der Einführung der Zentralmatura an der AHS ab 2014/2015 auch an den BHS ab 2015 eine standardisierte, kompetenzorientierte Reife- und Diplomprüfung durchzuführen. Die hohe Qualität der Ausbildung an den HLFS wird durch zahlreiche Initiativen unterstützt. Für eine bundesländerübergreifende Weiterentwicklung der Lehrkräfte an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen sorgen die Arbeitskreise in den Fachbereichen Englisch, Mathematik, Deutsch, Ernährung, Küchenführung, Chemie und Biotechnologie, Biologie, Nutztierhaltung, Pflanzenbau, Forstwirtschaft, Betriebswirtschaft, Übungsfirma, praktischer Unterricht, Qualitätsmanagement, Landtechnik und Bauen, biologische Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Projektmanagement und Informatik. Diese ermöglichen einen Erfahrungs- und Informationsaustausch und finden regelmäßig ein- bis zweimal jährlich statt. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 33 Kapitel 1: Formale Bildung Eine thematische Erweiterung der agrarischen Ausbildung um die Themen Umwelt und Ernährung im Spannungsfeld der Aspekte der Produktionsfunktion und des Schutzes natürlicher Ressourcen verleiht ihr Steuerungskompetenzen mit hohen Lösungspotenzialen. Die Ausbildung bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Produktionsfunktion und Schutz natürlicher Ressourcen. Begrenzte Ressourcen stellen den kritischen Punkt der notwendigen Weiterentwicklung und Passung im Ausbildungssystem dar. Es gilt, neue Organisationsformen zu finden, die einerseits den Kern, die Landwirtschaft, erhalten und stärken, andererseits Einfluss auf ihre Umgebung ausüben und diese mitgestalten. Ermöglichen könnten dies neue Formen der Zusammenarbeit, die andere Finanzierungsformen und andere Kommunikationsformate, aber auch eine neue Identitätsbildung innerhalb der Landwirtschaft voraussetzt. Als erster Schritt ist beispielsweise die Einführung der Teilrechtsfähigkeit an der Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schule St. Florian oder 2010 am LFZ Francisco Josephinum in Wieselburg anzusehen. Jubiläen an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen 150-Jahr-Feier am LFZ Klosterneuburg: Am 22. Oktober 2010 feierte das Kompetenzzentrum für Wein- und Obstbau sein 150-jähriges Bestehen. Zusätzlich zu den Feierlichkeiten fand, abgestimmt auf das internationale Jahr der Biodiversität, eine hochkarätig besetzte Tagung zum Thema „Erhaltung der Biodiversität im Wein- und Obstbau“ statt. Kompetente Referent/innen beleuchteten die sehr aktuelle Thematik sowohl allgemein und fachübergreifend als auch speziell für den Wein- und Obstbau. Die HLFS präsentieren sich als vielfältige und zukunftsorientierte Schulen, die fundierte fachliche Bildung wie auch Allgemeinbildung bieten. 34 Fünf Jahre Bioinstitut: 2005 wurde am LFZ Raumberg-Gumpenstein ein eigenständiges Institut für biologische Landwirtschaft und Biodiversität für Nutztiere eingerichtet. Die Forschungsstandorte in Trautenfels, in Lambach-Stadl-Paura und in Wels-Thalheim wurden zu einer schlagkräftigen Einheit zusammengeführt. Das Bioinstitut hat sich seit diesem Zeitpunkt zu einer kompetenten Drehscheibe für die Bioforschung und -beratung in Österreich entwickelt. Einen Überblick über die geleisteten Arbeiten, Forschungsprojekte und Umsetzungsaktivitäten gibt die aktuell gestaltete Homepage. 40 Jahre Agrarschule in St. Florian: Über 1600 Schüler – darunter eine steigende Anzahl von Frauen – haben von der Gründung bis zum Jubiläum im Jahr 2010 in dieser vielfältigen, attraktiven und zukunftsorientierten fünfjährigen Ausbildung im Fachbereich Landwirtschaft maturiert und mit ihrem überzeugenden fachlichen wie auch allgemeinen Wissen am guten Ruf der Schule mitgewirkt. Die schulautonome Schwerpunktsetzung resultierte in den beiden standortspezifischen Fachrichtungen Betriebs- und Produktionsmanagement sowie Projekt- und Regionalmanagement. Die Berufsreifeprüfung kann seit einigen Jahren direkt an der HLFS St. Florian abgelegt werden und seit dem Jahr 2000 betreibt Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung die Schule mit dem FlorianerBildungsZentrum (FBZ) eine eigene Einrichtung für die regionale Erwachsenenbildung. 50 Jahre Schulstandort Elmberg: Elmberg gilt als dynamischer Schulstandort, der seit nunmehr 50 Jahren vielen Schüler/innen Geborgenheit und Heimat bietet. Zukünftige Hofübernehmer/innen werden auf höchstem Niveau für die ihnen bevorstehenden Aufgaben ausgebildet. Neben fundiertem Fachwissen mit hohem Praxisbezug wird der Vermittlung von Werten und Haltungen große Bedeutung beigemessen. Elmberg ist ein wichtiges Zentrum in der agrarischen Bildung mit Nutzen für die gesamte Region. 60 Jahre Standort Sitzenberg: Chancen für die jungen Menschen zu erkennen und auch die Veränderungen der Zeit richtig zu beantworten ist immer eine große Herausforderung, der sich ein Ausbildungssystem stellen muss. Die HLFS Sitzenberg hat dies in den 60 Jahren ihres Bestehens sehr gut bewältigt. Eröffnungen nach Neu- und Umbaumaßnahmen Das BMLFUW hat seit 2007 umfangreiche Sanierungs- und Ausbautätigkeiten in seinem Zuständigkeitsbereich veranlasst und umgesetzt. So wurden mehr als 130 Millionen Euro in die großteils in den 1950er-Jahren gegründeten Schulstandorte zugunsten der Bildung im ländlichen Raum investiert. LFZ und Bundesamt Klosterneuburg: Die Sicherung der wissenschaftlichen Tätigkeit und Forschung auf dem Gebiet des Weinbaues und der Weinproduktion ist ein wesentlicher Verwendungszweck der Forschungsanstalt in Klosterneuburg. Das Technikum konnte nach der Generalsanierung des Hauptgebäudes und der Generalsanierung des Obstbaugebäudes mit Sommer 2009 fertiggestellt werden. Forschung und Lehre sind an den HLFS sehr eng miteinander verknüpft, Schüler/innen profitieren von den Synergien. LFZ Francisco Josephinum: Der Schul- und Forschungsstandort Wieselburg erscheint nach der Sanierung und Erweiterung der letzten Jahre mit der Wiedereröffnung des Schlosses im Mai 2011 in völlig neuem Glanz. Es wurde ein modern ausgestattetes Bildungszentrum für die Jugend und damit die Zukunft des ländlichen Raums geschaffen. Der neu errichtete Turnsaal zeigt sich als moderner Holzbau inklusive Photovoltaikflächen, deren Zweck Energienutzung und Forschung kombiniert. Das Schloss Weinzierl bietet nach der Sanierung neben zusätzlichen Unterrichtsräumen ein Verwaltungszentrum, neue Büros für die Lehrer/innen sowie einen Festsaal mit einer Aula als Veranstaltungszentrum. Das agrarische Lehr- und Forschungszentrum (LFZ) in Wieselburg mit den besonderen Schwerpunkten Landtechnik und Lebensmitteltechnologie verbindet Forschung und höhere Schulbildung. Darüber hinaus bietet es einen Aufbaulehrgang für Fachschüler/innen und Angebote für die berufliche Weiterbildung an. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 35 Kapitel 1: Formale Bildung Neu- und Umbauten sichern die Qualität der Ausbildung im Wein- und Obstbau, in der Forstwirtschaft, im Gartenbau und in der Nutztierforschung. HLFS Bruck/Mur – die Forstschule: Mit März 2010 erfolgte die Eröffnung des neuen Holztechnologischen Zentrums mit angeschlossenem Schüler/innenheim, betriebswirtschaftlichem und holztechnologischem Zentrum an der HLFS Bruck/Mur durch den Bundesminister Niki Berlakovich. Mit diesem neuen Zentrum können die physikalischen, technologischen und chemischen Eigenschaften des nachwachsenden Werkstoffs Holz im Unterricht auf hohem Niveau vermittelt werden. Die neuen Räumlichkeiten sind ein Musterbeispiel für modernen Holzbau, aber auch für die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen. Mit Jänner 2012 ist die Sanierung der Forstschule Bruck vorläufig abgeschlossen. Es entstanden eine Werkstatt zur Metallbearbeitung, Garderoben, eine Aula, Bibliothek und Mehrzweckraum, eine Speisesaalerweiterung, Internatsräumlichkeiten, Lehrer/innenbüros und nicht zuletzt acht weitere Klassen. Auf Verwendung nachhaltiger Baumaterialien sowie Energieeffizienz wurde sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung besonderes Augenmerk gelegt. Photovoltaikelemente auf Dach- und Fassadenflächen decken einen Teil des Strombedarfs, während Sonnenkollektoren auf dem Dach der Internatsaufstockung der Warmwasserbereitung dienen. Seit die Schule mit vergangenem Herbst die Wärme aus einem Hackschnitzelheizwerk auf Gemeindeebene bezieht, deckt sie ihren Energiebedarf zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen und Solaranlagen. Die Forstschule bekam als erster Schulstandort in Österreich die klima:aktiv-Plakette des Lebensministeriums verliehen. LFZ Schönbrunn: Mit März 2010 konnte die neue Gewächshausanlage, bestehend aus einer Nutzfläche von 4050 Quadratmetern am Standort Grünbergstraße sowie weiteren 820 Quadratmetern am Standort Kammermeierei, eröffnet werden. Bauherr waren das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend und die Burghauptmannschaft Österreich. Die offizielle Eröffnung des Hauptgebäudes an der Grünbergstraße sowie des Schüler/innenheims erfolgte nach einer umfassenden Generalsanierung schließlich im April 2012. Die Ausbildung am Lehr- und Forschungszentrum für Gartenbau in Schönbrunn, welches nunmehr auch technisch auf dem letzten Stand ist, vermittelt eine höhere berufliche Bildung, die am Arbeitsmarkt unmittelbar umsetzbar ist. Die Absolvent/innen sind zu einem hohen Prozentsatz als private Betriebsführer/innen tätig. Als leitende Angestellte werden sie in zunehmendem Maße bei öffentlichen Körperschaften, der einschlägigen Industrie etc. geschätzt. Das LFZ Schönbrunn arbeitet als einzige wissenschaftliche Institution des Bundes in allen Sparten des Gartenbaues. Es wird Forschung in den Bereichen Gemüsebau, Zierpflanzenbau unter Glas (plus In-vitro-Kultur), Stauden, Sommerblumen, Gehölzkunde und Baumschulwesen, Garten- und Landschaftsgestaltung, ferner auch Pflanzenschutz und in der Gewächshaustechnik betrieben. Besonderes Augenmerk wird auf Anwendungsorientierung, Innovation, Querschnittsmaterien und nicht zuletzt auf Nachhaltigkeit gelegt. In Publikationen, Vorträgen, Seminaren (Schönbrunner Seminare), Fachveranstaltungen sowie dem jährlich erscheinenden umfassenden Versuchsbericht werden die For- 36 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung schungsergebnisse an die interessierte Fachöffentlichkeit weitergegeben. Es bestehen Kooperationen mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, mit Verbänden, Kammern und Innungen. Neuer Forschungsstall am LFZ Raumberg-Gumpenstein: Im Rahmen des Erntedankfestes im November 2010 übergab SC Gruber vom BMLFUW den vor der Fertigstellung stehenden Rinder-Forschungsstall an das LFZ RaumbergGumpenstein. Nach einer sehr kurzen Bauzeit steht dem Institut für Nutztierforschung nun ein hochmoderner, den internationalen Forschungsmaßstäben Rechnung tragender Versuchsstall für 63 Milchkühe zur Verfügung. Der innovative neue Stall lockte allein im Jahr 2011 bereits mehr als 2500 Fachbesucher/ innen aus dem In- und Ausland an. Ausgewählte Schulprojekte und Wettbewerbe UNESCO-Auszeichnung – „Jugend-Innovativ“-Preis 2011 an HLFS Ursprung: Die HLFS Ursprung erlangte zum vierten Mal in Serie eine Auszeichnung bei „Jugend Innovativ“. Dies bedeutete für die Schüler/innen ein Preisgeld von 2000 Euro sowie Tickets für die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb im September 2011 in Helsinki. Im Projekt, „Geschmäcker sind verschieden – Gene auch!“ der HLFS Ursprung aus Salzburg erbrachten die 25 Schüler/innen erstmals weltweit den Beweis, dass ein Zusammenhang zwischen dem Geschmacksempfinden von Stevia, einem natürlichen Süßstoff, und dem menschlichen Erbgut besteht (siehe auch http://steviaron.ursprung.at). Im November 2011 wurde das Freifach „Gen- und Biotechnologie“ unter der Leitung von Dr. Konrad Steiner von der österreichischen UNESCO-Kommission als UN-DEKADEN-Projekt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Zahlreiche Projekte wurden mit namhaften Preisen ausgezeichnet. Darunter eine Auszeichnung als UN-DekadenProjekt der UNESCO. „Sparkling Science“ an der HLFS Pitzelstätten: Im „Sparkling Science“-Projekt „My Featured Space“ beschäftigten sich Schüler/innen der HLFS Pitzelstätten mit der Entwicklung ländlicher Räume und erforschten, inwieweit diese auch in Zukunft lebenswert für junge Menschen sein können. Ihr Untersuchungsgebiet im Rahmen dieses vom Umweltbüro Klagenfurt initiierten internationalen Projekts war das Lesachtal, wo auch die Schüler/innen selbst ihre familiären Wurzeln haben. „Sparkling Science“ an der HLFS Kematen: Schüler/innen kooperieren mit der Universität Innsbruck und der EURAC in Bozen in einem Forschungsprojekt von internationalem Format. Klimawandel und der Rückgang der Berglandwirtschaft sind Entwicklungen, die weitreichende Folgen auf den Wasserhaushalt von Ökosystemen haben können. Höhere Temperaturen können zu einem erhöhten Wasserstress an alpinen Grasflächen führen. Derartige Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln war Ziel dieser Kooperation. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 37 Kapitel 1: Formale Bildung UNESCO-Auszeichnung – Jugend-Innovativ-Preis 2011 für die HLFS Ursprung, © HLFS Ursprung GO-Schulwettbewerb: Schüler/innen des Lehr- und Forschungszentrums in Wieselburg gewannen den vom Bundesminister Pröll ini tiierten GO-Wettbewerb. Mit ihrem Projekt – „Die Zukunft unserer Betriebe“ – entwickelten die Schüler/innen aus dem dritten Jahrgang des Aufbaulehrgangs ein Zukunftskonzept für eine starke Landwirtschaft. Dessen Endergebnis liegt als Kurzfilm vor, in dem ein engagierter Kleinlandwirt interviewt wird, der seine Ideen und seinen Betrieb vorstellt. Als besonders bedeutsame Faktoren kristallisierten sich aus den Ergebnissen die Regionalität, die Qualitätsproduktion und die Bildung heraus. Tierschutzpreis an Bioinstitut des LFZ Raumberg-Gumpenstein: Das Bioinstitut des LFZ Raumberg-Gumpenstein wurde für seine innovativen Forschungs- und Umsetzungsaktivitäten zur Weidehaltung von Nutztieren sowie zu den durchgeführten tierfreundlichen Stallbaumaßnahmen am Biolehr- und -forschungsbetrieb Moarhof in Trautenfels vom Land Steiermark mit einem Tierschutzpreis ausgezeichnet (siehe dazu auch www.raumberg-gumpenstein.at). Spannende Projekte zu aktuellen Themen bereichern den Schulalltag an den HLFS. Elmberger Schüler/innen erhalten Konsument-Preis: Wie sehr beeinflussen uns Marken? Diese Frage stellten sich Schüler/innen der Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schule Elmberg mit den Ausbildungsschwerpunkten „Ernährungsmanagement“ und „Unternehmensmanagement“ in Linz-Urfahr. Die kreativen Schüler/innen entwickelten im Rahmen des Konsument/innen-Schüler/innen-Wettbewerbs „jetzt teste ich!“ eine Testreihe für unterschiedliche Cola-Sorten. Bei einer Blindverkostung wurden kostengünstigere Produktlinien gleich bewertet wie das Original. Anders während der konkreten Produktverkostung, hier schnitten die teureren Markenprodukte meist besser ab. Idee und Umsetzung dieses Projekts wurden mit dem ersten Platz in der Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen ausgezeichnet. Pitzelstättner Schüler/innen verlegen 600 Kinderbücher: Mit dem Preisgeld aus einem Schulprojekt war es Schüler/innen der HLFS Pitzelstätten möglich, auf Basis des bereits selbst verfassten fünfsprachigen Filmdrehbuchs „Hürden eines Alltags“ zusätzlich ein fünfsprachiges Kinderbuch mit eigenen Illustrationen zu verlegen. Die Schüler/innen besuchten den Unterricht an einer Förderschule und beschäftigten sich speziell mit einem schwerstbehinderten Rollstuhlkind, dessen Leben im Projekt verfilmt wurde. Der entstandene Zeichentrickfilm ist auf „You Tube“ abrufbar und die Kinderbücher können an der HLFS Pitzelstätten oder in der Förderschule Feldkirchen für einen Spendenbeitrag erworben werden. Der Erlös des Buchverkaufs kommt zur Gänze den Schüler/innen der Förderschule Feldkirchen zugute. 38 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung Projekt ISOBUS-Simulations- und Trainingszentrum am lfz Wieselburg: Das System ISOBUS hat sich zur zentralen Schnittstelle in der Traktor-Gerätesteuerung entwickelt. Im Rahmen des Projekts ISOBUS-Simulations- und Trainingszentrum konnte am Francisco Josephinum ein modern ausgestattetes und in seinem Umfang in Österreich einzigartiges ISOBUS-Labor errichtet werden. Dieses wird im Rahmen der Diplomarbeiten von Schüler/innen genutzt. So konnten Modelle von ISOBUS-fähigen Maschinen gebaut werden. Aber auch im regulären Unterricht arbeiten Schüler/innen laufend im modern ausgestatteten Labor, in dem forschungsgeleiteter Unterricht zum Standard wird. Auslandspraktika Leonardo-da-Vinci-Stipendien Jedes Jahr reicht die Landjugend Österreich einen Sammelantrag beim europäischen ISOBUS-Simulations- und Trainingszentrum am Bildungsprogramm Leonardo da Vinci ein. LFZ Wieselburg, © LFZ Wieselburg Dadurch wird Schüler/innen von landwirtschaftlichen Schulen sowie Junglandwirt/innen als auch Absolvent/innen eine Förderung für ein Auslandspraktikum in Europa ermöglicht. Voraussetzungen für die Teilnahme am Leonardo-da-Vinci-Projekt: • Besuch oder Abschluss einer landwirtschaftlichen Ausbildung oder mindestens ein Jahr Praxiserfahrung • Teilnehmer/in darf nicht studieren • Das Praktikum muss in einem EU- oder EWR-Land absolviert werden • Das Praktikum muss mindestens vier Wochen dauern • Schüler/innen mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft dürfen das Praktikum nicht in ihrem Heimatland absolvieren • Praktika in Deutschland können nicht gefördert werden, ausgenommen jene in Bayern, die die Landjugend vermittelt Eine Leonardo-da-Vinci-Förderung kann sowohl beantragt werden, wenn der Praxisbetrieb über die Landjugend Österreich vermittelt wurde, als auch wenn der Betrieb selbst gesucht worden ist. 2011 nutzten insgesamt 255 Mitglieder der Landjugend Österreich die Möglichkeit, das landwirtschaftliche Berufspraktikum in Europa oder Übersee zu absolvieren. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 39 Kapitel 1: Formale Bildung Comeniusprojekte Das COMENIUS-Projekt NADELA (Nachhaltigkeit, Development, Landwirtschaft) unterstützt die Zusammenarbeit einer deutschen Schule (Stadt Roda), zweier französischer Schulen (Landwirtschaftsschulen in Obernai und Erstein) sowie der HLFS Kematen und der HLFS St. Florian auf Lehrer/innen- wie auch auf Schüler/innenebene, wobei nachhaltige Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Mittelpunkt stehen. Mit dem Schuljahr 2009/2010 startete an der HLFS St. Florian das zweite europäische Schulpartnerschaftsprojekt „Landleben – Beispiele für eine zukunftsfähige Landwirtschaft von den Karpaten bis zu den Alpen“. Im Vorfeld gab es Treffen mit Lehrer/innen und Schüler/innen der teilnehmenden polnischen, tschechischen und italienischen Schulen, bei denen die Ziele und Aufgaben des Projekts definiert wurden. Das gemeinsame Projektergebnis sollte ein Kalender sein, in dem Beispiele einer zukunftsfähigen Landwirtschaft aus den teilnehmenden Ländern präsentiert werden. COMENIUS-Projekte der Europäischen Kommission bieten Schüler/innen und Lehrer/innen die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln sowie Kulturen und die Landwirtschaft beteiligter Regionen kennenzulernen. Sie erweitern ihre Fremdsprachenkenntnisse und nicht zuletzt bilden sie sich fachlich weiter und knüpfen neue Kontakte und Freundschaften. Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit Mit länderübergreifenden Schulpartnerschaftsprojekten sammeln Schüler/ innen wertvolle Erfahrungen fürs Leben. Seit nunmehr vier Jahren stellt die Abteilung II 2 Informationen zu ihren Bildungsangeboten auch auf Österreichs größter Bildungsmesse, der Interpädagogica, den interessierten Besucher/innen vor. Im letzten Jahr ergab sich eine Kooperation mit fünf weiteren Abteilungen des Lebensministeriums. Mit 2007 startete das eigene Schulportal der HLFS mit www.hlfs.schule.at. Es bietet eine gute Möglichkeit, sich ein Bild vom Angebot der Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen zu machen, aber auch Lehr- und Lerninhalte können auf elektronischem Wege ausgetauscht werden. Die Schulbroschüre – „Ein Blick in deine Zukunft“ – für alle elf Standorte der HLFS sowie für die HLA Graz-Eggenberg wurde 2010 neu aufgelegt. Sie bietet einen Überblick über das interessante Bildungsangebot an den agrarischen berufsbildenden Schulen, insbesondere für zukünftige Schüler/innen. Ausbildungsschwerpunkte und detaillierte Stundentafeln sollen die Entscheidung an der Schnittstelle zur Oberstufe erleichtern. Mit einem Newsletter informiert die Abteilung II 2 in regelmäßigen Abständen über Neuigkeiten aus dem Ressort, Ereignisse an den Schulen, Jubiläen, Preisverleihungen und sonstige für das Schulleben relevante Inhalte. Sie können den Newsletter unter der E-MailAdresse [email protected] abonnieren. 40 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung Genderbudgeting Das mit 2009 beschlossene Bundeshaushaltsgesetz 2013 sieht die tatsächliche Gleichstellung von Männern und Frauen als Zielbestimmung der Haushaltsführung vor. Das entspricht dem international etablierten Konzept des „Genderbudgetings bzw. der gendergerechten Budgetgestaltung“ 1. Es bedeutet, die „Verteilung und Aufbringung öffentlicher Mittel auf Frauen und Männer zu analysieren und gegebenenfalls korrigierende Maßnahmen zu ergreifen“ (ebenda). Weiterentwicklung der HLFS Das land- und forstwirtschaftliche Bildungswesen liefert die Grundlage für hohe Lebensmittelqualität, umweltgerechte Produkte, ökonomisches Wirtschaften und Pflege der Landschaft. Um jedoch am Puls der Zeit zu bleiben, arbeitet das Lebensministerium ständig an einer Weiterentwicklung und einem Qualitätsausbau bei den land- und forstwirtschaftlichen Schulen, damit die Schüler/innen auch künftig den Anforderungen gewachsen sind. Neben der Fortsetzung des Investitions-, Neu- und Umbauprogramms sind der Ausbau strategischer Netzwerke und die Einführung innovativer Themen und Lernformen geplant. Thematische Herausforderungen für die HLFS sind eine wissensmäßige Vernetzung mit speziellem agrarischem Wissen zur Steigerung der Produktion und Qualität, ökologischem Wissen für Schutz und Nachhaltigkeit, Wissen zur Gestaltung der Regionen und von sozialem Leben sowie unternehmerischem Wissen zum Erhalt einer ökonomisch stabilen nationalen Landwirtschaft. Für eine vertikal verbesserte Durchlässigkeit sorgen weiterhin Aufbaulehrgänge. Bis 2020 sind eine quantitative Steigerung der höheren Bildungsabschlüsse, die Realisierung des neuen Lehrplans inklusive Umsetzung der Oberstufenreform mit modularem Aufbau und die Einführung der bundesweiten teilstandardisierten Matura geplant. Die thematische Öffnung durch eine neue Fachrichtung Umwelt, die Durchlässigkeit der HLFS zum tertiären Sektor durch enge Abstimmung der HLFS mit agrarischen Fachhochschulen, Anrechnungsmodelle zu den Fachhochschulen sowie die Schaffung von neuen agrarischen tertiären Ausbildungen bedürfen noch eingehender Diskussionen und der Entscheidungsvorbereitung für die Politik. 1 Schilhan, Christina (2010): Das neue Bundeshaushaltsrecht. Rechtliche Grundlagen. Wien: Bundesministerium für Finanzen. S. 20. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 41 Kapitel 1: Formale Bildung LSI Karl Friewald Land- und forstwirtschaftliche Fach- und Berufsschulen Geringe Betriebsgrößen und Nebenerwerbsbetriebe bedingen mehrberufliche Ausbildungsmodelle. Zentrale Zielsetzung dieser Schulen ist die Ausbildung von Bauern und Bäuerinnen sowie die Befähigung junger Menschen zur Erwerbstätigkeit im ländlichen Raum. Durch die Vermittlung von Fachkenntnissen und Fertigkeiten werden die Jugendlichen auf die selbstständige Führung eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs oder Haushalts vorbereitet. Die Schüler/innen sollen in die Lage versetzt werden, die Aufgaben einer multifunktionalen und diversifizierten Land- und Forstwirtschaft im ländlichen Raum unter Berücksichtigung der Prinzipien der Nachhaltigkeit und Chancengleichheit wahrnehmen zu können. Die kleinen Betriebsgrößen der österreichischen Landwirtschaft machen es verstärkt erforderlich, mehrberufliche Ausbildungsmodelle anzubieten, um den Nebenerwerbsbetrieben ein außerlandwirtschaftliches Einkommen zu eröffnen. Berufsschulen Im Bereich der Berufsschulen findet die Lehre an zwei verschiedenen, sich ergänzenden Lernorten statt: im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Aus diesem Grund wird die Lehrausbildung auch als „duale Ausbildung“ bezeichnet. Diese für das Gewerbe sehr wichtige Ausbildungsform hat im Bereich der Landwirtschaft nur eine sehr untergeordnete Bedeutung. Die Ausbildung der Schüler/innen in den land- und forstwirtschaftlichen Schulen dauert im Schnitt drei Jahre (siehe auch Abb. 13). Im Gegensatz zur Fachschule wird im Bereich der Berufsschulen eine integrative Ausbildung angeboten. Durch besondere Fördermaßnahmen und die Verlängerungsmöglichkeit der Ausbildungsdauer können besondere Bedingungen zur Erreichung des BerufsSchüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen Anzahl 1.000 weiblich 900 911 800 männlich gesamt 883 835 817 700 600 500 400 505 300 489 422 458 425 454 363 330 200 100 0 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 lebensministerium.at Quelle: Statistik Austria 42 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Abb. 13 Kapitel 1: Formale Bildung abschlusses eingeräumt werden. Sollte der Berufsabschluss nicht erreichbar erscheinen, können auch Teilqualifikationen erworben werden. Fachschulen Die Fachschulen sind berufsbildende mittlere Schulen, welche berufliche Qualifikationen und Allgemeinbildung vermitteln. Sie enden nach drei oder vier Jahren mit einer Abschlussprüfung. Die positive Absolvierung führt automatisch zur Verleihung des Facharbeiter/innenbriefs, welcher der Fachrichtung der Schule entspricht. In den Fachrichtungen Landwirtschaft und ländliche Hauswirtschaft (ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement) nimmt diese Form der Schulausbildung eine zentrale Stellung ein. Der Großteil der Facharbeitskräfte wird durch die Fachschulen ausgebildet. Eine Weiterqualifizierung ist z. B. mit der Berufsreifeprüfung bzw. dem Aufbaulehrgang möglich. Die Fachschulen sind die wichtigsten Bildungseinrichtungen für Bäuerinnen und Bauern. Die Schüler/innenzahl der land- und forstwirtschaftlichen Schulen steigt stetig (siehe Abb. 14). Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen mittleren Schulen Anzahl 16.000 weiblich männlich gesamt 14.000 13.392 13.186 13.034 12.980 12.000 10.000 8.000 6.000 6.447 6.533 6.529 6.505 6.555 6.631 6.564 6.828 4.000 2.000 0 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 lebensministerium.at Quelle: Statistik Austria Abb. 14 WHR Mag.a Sonja Windisch Fach- und Berufsausbildung im Burgenland Derzeit gibt es im Burgenland drei Fachschulen an den Standorten Eisenstadt, Güssing und Neusiedl am See mit insgesamt mehr als 268 Schüler/innen. Die LFS Eisenstadt bietet eine fundierte Ausbildung in Weinbau und Kellerwirtschaft, Obstbau/Obstverarbeitung, Gemüsebau und Pflanzenproduktion. Die LFS Güssing wird in der Fachrichtung Landwirtschaft sowie in der Fachrichtung Pferdewirtschaft geführt. In Kooperation mit der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Güssing kann seit dem Jahr 2003 auch eine Ausbildung zum Agrartourismusmanager bzw. zur Agrartourismusmanagerin absolviert werden, welche mit der Reife- und Diplomprüfung (Matura) abschließt. Im Burgenland gibt es 268 Schüler/innen an drei Standorten. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 43 Kapitel 1: Formale Bildung In der landwirtschaftlichen Fachschule Neusiedl am See werden keine neuen Schüler/innen mehr aufgenommen, da aufgrund einer Strukturreform die Auflassung mit Ende des Schuljahres 2013/2014 erfolgen wird. Die Absolvent/innen der Fachschulen Eisenstadt und Güssing haben vor, nahezu ausschließlich in den Bereichen Landwirtschaft und Pferdewirtschaft tätig zu sein, sei es als selbstständige Betriebsführer/innen oder als qualifizierte Fachkräfte. Die Nachfrage nach Absolvent/innen ist sehr groß. Der Arbeitsmarkt kann mit den derzeitigen Absolvent/innen nicht ausreichend bedient werden. Bei der Weltmeister/innenschaft der Jungzüchter/innen in Lyon 2011 wurden zwei Weltmeister/ innentitel geholt. An die landwirtschaftlichen Fachschulen in Eisenstadt und Güssing sind Wirtschaftsbetriebe angeschlossen. Diese dienen der Erteilung des praktischen Unterrichts und der Versuchstätigkeit. Beide Fachschulen sind äußerst aktiv, attraktiv und innovativ. Laufend werden eigenständige Fachprojekte durchgeführt, und die Schüler/innen nehmen auch an internationalen Projekten und Wettbewerben teil. Güssing wurde bereits zweimal Landessieger im Bewerb „Jugend und Pferd“. In den Jahren 2010 und 2011 gewannen die Schüler/innen der LFS Güssing die Einzel- und Altersklassenwertung in Stadl Paura. Der bisher herausragendste Erfolg war die Teilnahme an der Weltmeister/innenschaft der Jungzüchter/innen im Sommer 2011 in Lyon, Frankreich. Die Schüler/ innen holten nicht nur einen Weltmeister/innentitel im Herrichten und Präsentieren eines Pferdes, sondern konnten auch in der Einzelwertung der Exterieurbeurteilung von Jungstuten einen zweiten Weltmeister/innentitel erringen. RR LSI Stefanie Grabuschnig Fach- und Berufsausbildung in Kärnten In Kärnten gibt es zehn Fachschulen mit 1361 Schüler/ innen. Sie agieren im ländlichen Raum, wo Tradition und Moderne aufeinandertreffen. 44 Die zehn landwirtschaftlichen Fachschulen in Kärnten sind Kompetenzzentren für den ländlichen Raum. Sie bieten Qualität, Vielfalt und Professionalität in der Ausbildung und sind als berufsbildende mittlere Schulen organisiert. Aufbauend auf die Ausbildung zum Facharbeiter bzw. zur Facharbeiterin der jeweiligen Fachrichtung, werden berufliche Zusatzqualifikationen mit nachfolgend angeführten Kooperationspartnern angeboten: Handelsakademie (Agrar-HAK), lk Kärnten, LFI (Tiertransportbefähigungsnachweis, Anwendung von Tierarzneimitteln – „Giftschein“), WKO (Unternehmer/innenführerschein), WIFI (Juniorfirmen, Diplom für Wirtschaftsassistent/in, Bürokraft im medizinischen Bereich, umfangreiche praktische und theoretische Servierprüfung fürs Gastgewerbe), Kärntner Hilfswerk (Pflegeassistent/in, Freizeitcoach für Kinder und Jugendliche), Österreichisches Jugend Rot Kreuz (Betreuung und Pflege in der Familie, Babysitter/innenausweis), Kärntner Jägerschaft (Jagdprüfung), Österreichischer Pferdesportverband und Landesverband für Pferdesport in Kärnten (Reiterlizenz, bronzenes Fahrabzeichen, Fahrlizenz, Wanderreitführer/in, Westernzertifikat, bronzenes Vierspännerabzeichen), Genussland Kärnten (Ge- Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung nussschulen). Diese zusätzlichen Qualifikationen befähigen die künftigen Landwirt/innen, ihr Einkommen in mehreren Richtungen abzusichern. Fachschulen sind regionale Bildungszentren für Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau, Pferdewirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung in den Bezirken und prägen ökologische, gesellschaftliche, kulturelle, wirtschaftliche und gesundheitliche Entwicklungen. Die Ressourcen der Schulen werden für verschiedenste Veranstaltungen sehr stark genutzt – als Orte der Begegnung. Das vorhandene Netzwerk reicht von den Gemeinden bis in die umliegenden Betriebe und Einrichtungen. Die Mitwirkung bei Projekten und Veranstaltungen in der Region und über diese hinaus spielt ebenfalls eine Rolle. Lehrgänge für die Berufsreife verbinden die Fachschulen mit dem tertiären Bildungswesen. Mag. Jürgen Mück Fach- und Berufsausbildung in Niederösterreich An den 18 landwirtschaftlichen Fachschulen und zwei Berufsschulen in Niederösterreich wird eine zeitgemäße agrarische Ausbildung mit zahlreichen Bildungsschwerpunkten angeboten. Mit Beginn des Schuljahres 2009/2010 wurde der dreijährige pädagogische Arbeitsschwerpunkt „MOVE“ (Mut, Optimismus, Veränderung, Erfolg) gestartet und das Weiterbildungsangebot für die Lehrkräfte wurde gezielt auf neue Lehrund Lernformen abgestimmt. Ziel dieser pädagogischen Initiative ist die Unterstützung der Lehrer/innen beim Einsatz neuer Lehrmethoden im Unterricht, um den veränderten Bedürfnissen der Schüler/innen gerecht zu werden. Im Niederösterreich gibt es 18 ldw. Fachschulen, zwei Berufsschulen mit insgesamt 3331 Schüler/innen. Die Schwerpunkte der Ausbildung werden auf die regionalen Bedürfnisse abgestimmt. „MOVE“ – eine Initiative zur Schulentwicklung hält die Dinge am Laufen, © Friewald Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 45 Kapitel 1: Formale Bildung Vielfältige Fachrichtungen – mit Verstand fürs Land Jede Schule hat ihr unverwechselbares Profil! Diese Zielsetzung hat zu vielen neuen Schwerpunktsetzungen in der agrarischen Bildung des Landes geführt. So gibt es neue Ausbildungssparten wie etwa „Nutztierhaltung“ an der LFS Hollabrunn, „Heizungstechnik“ an der LFS Tulln sowie „Lebensmitteltechnik und Ernährung“ an der LFS Pyhra. Im Hauswirtschaftsbereich werden die Schwerpunkte Eco-Design, Tourismus und soziale Dienste um die Ausbildungen zum/zur Heimhelfer/in, Kinderbetreuer/ in, Tagesvater/mutter und Bürofachkraft für den medizinischen Bereich erwirkt. Soziale und internationale Kompetenzen werden gestärkt. Das Bildungsjournal ist das Sprachrohr der land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen Niederösterreichs. Es erscheint zweimal jährlich, setzt sich mit aktuellen Bildungsfragen auseinander und dokumentiert das Bildungsgeschehen im Land. Seit Beginn des Schuljahres 2011/12 haben die landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen mit www.farmschulen.at einen neuen Webauftritt. Eine wichtige Maxime des landwirtschaftlichen Schulwesens in Niederösterreich ist es, die sozialen Kompetenzen der Schüler/innen zu stärken. Eine besonders engagierte soziale Initiative ist die Kooperation mit dem Projekt „Concordia“ von Pater Georg Sporschill in Rumänien. Schüler/innen und Lehrer/innen sind hier seit fünf Jahren im Einsatz, um den Jugendlichen in den rumänischen Kinderdörfern zu helfen bzw. mit ihnen zu arbeiten. Ebenso werden Kinderhäuser des Vereins „Auro Danubia“ von Lehrer/innen und Bediensteten der Landwirtschaftsschulen in NÖ aktiv unterstützt. So wurden im Waisenhaus im rumänischen Saniob im Sommer 2011 Solaranlagen errichtet. Die Landwirtschaftsschulen zeigen auch ein großes Engagement in der EUROPEA, dem EU-weiten Netzwerk von über tausend landwirtschaftlichen Bildungseinrichtungen. Derzeit stellt Niederösterreich mit Dipl.-Päd. Elisabeth Hönigsberger die EUROPEA-Vizepräsidentin von EUROPEA International. Versuchs- und Forschungstätigkeit Aufgaben und Ziele der Lehr- und Versuchsbetriebe der Schulen sind die Demonstration moderner Produktionstechniken, um Erkenntnisse für Lehre und Beratung zu gewinnen. Fachtagungen und Felddemonstrationen werden regelmäßig zu ausgewählten Themenbereichen wie Direktsaat, Energiekorn, Kurzumtriebsflächen u. a. abgehalten. Die Saatzucht Edelhof konnte ihre Marktpräsenz sowohl in Österreich als auch in zahlreichen EU-Staaten ausbauen, vor allem mit Qualitäts- und Mahlweizensorten. Auch im Weinbau setzt die neue Mikrovinifikation in der Lehr- und Versuchskellerei am Landesweingut Retz neue Maßstäbe. 46 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung LSI Ing. Johann Wahlmüller Fach- und Berufsausbildung in Oberösterreich Die 21 landwirtschaftlichen Fachschulen sind berufsbildende mittlere Schulen und werden in Oberösterreich in den Fachrichtungen Landwirtschaft (elf Standorte), ländliche Hauswirtschaft (acht Standorte), Pferdewirtschaft (ein Standort) und Gartenbau (ein Standort) geführt. In Oberösterreich gibt es 21 Standorte mit 3183 Schüler/ innen. Die Abschlussprüfungen in den Fachschulen bewirken eine verkürzte Lehrzeit für die mehr als tausend Absolvent/innen. Darüber hinaus können in Zusammenarbeit mit der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Anrechnungen von folgenden Schulzeiten auf Lehrzeiten für außerlandwirtschaftliche Berufe gewährt werden: Fachrichtung Landwirtschaft: Es wird ein kombiniertes Ausbildungsmodell „Land-Wirtschaft“ mit integrierter erster Klasse der kaufmännischen oder gewerblichen Berufsschule in der Pflichtpraxis des 3. Fachschuljahrgangs und vereinbarter verpflichtender Anrechnung des ersten Lehrjahres im außerlandwirtschaftlichen Beruf angeboten. Fachrichtung Hauswirtschaft: Für den Beruf Betriebsdienstleiterin ist die Anrechnung der theoretischen Lehrabschlussprüfung und die Berechtigung zur Ablegung der praktischen Lehrabschlussprüfung nach erfolgreichem Abschluss der landwirtschaftlichen Fachschule, Fachrichtung Hauswirtschaft, gewährleistet. Bei Belegung bestimmter Ausbildungsschwerpunkte sind Berechtigungen zur Ablegung der Lehrabschlussprüfung in folgenden Berufen möglich: Restaurantfachfrau/-mann, Bürokauffrau/-mann, Koch/Köchin, Florist/in, Einrichtungsberater/in und Landschaftsgärtner/in im Nachsichtverfahren. Fachrichtung Pferdewirtschaft: Der Übertritt in den Aufbaulehrgang „Horse-Management und Economics“ ist in der HAK Lambach möglich. Entwicklungsperspektiven für die landwirtschaftliche Aus- und Weiterbildung Die Landwirtschaft und der ländliche Raum befinden sich in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess, der sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Dementsprechend ist das Bildungsangebot der Landwirtschaftsschulen den sich ständig verändernden Bildungsbedürfnissen anzupassen (siehe Tab. 1). Der landwirtschaftliche Bildungsbedarf wird sich in Zukunft noch rascher än- Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Die Ausbildung wird laufend an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst. 47 Kapitel 1: Formale Bildung Bedürfnisorientierte Bildungsangebote der landwirtschaftlichen Schulen in Oberösterreich Veränderungen Herausforderungen Bildungsbedarf Bildungsbedürfnis Bildungsangebot organisatorisch/inhaltlich Erwerbskombinationen Ausbildungskombinationen Mehrberufliche Ausbildungsmodelle, Lehrzeitanrechnungen Landwirt/innen müssen Unternehmer/innen werden Entwicklung der unternehmerischen Kompetenz Anpassung der Lehrpläne, Augenmerk auf Persönlichkeitsbildung, projektorientierter Unterricht Steigende Sehnsucht nach Natur, gesunder Ernährung und Kommunikation Entwicklung der Ernährungskompetenz, der sozialen Kompetenz und der Daseinskompetenz Anpassung der Lehrpläne, neue Unterrichtsformen, Freizeitpädagogik Neue Produktionsfelder für die Landwirtschaft, z. B. Landwirt/in als Energiewirt/in Neuer landwirtschaftlicher Beruf: „Facharbeiter/in für Biomasse und Bioenergie“ Ausbildungsangebot „Abendschule für Biomasse und Bioenergie“, 90 Facharbeiter/innen im Schuljahr 2010/11 Quelle: LSI Ing. Johann Wahlmüller Tab. 1 dern als in der Vergangenheit. Grund dafür sind einerseits die dramatischen Veränderungen, die auf die Landwirtschaft in ihren angestammten Aktionsfeldern der Nahrungsmittel- und Rohstoffproduktion zukommen, und andererseits die riesigen Zukunftschancen, die sich für sie auftun. Nicht zuletzt wird die Art und Qualität der Ausbildung der jungen Menschen in der Landwirtschaft über die Nutzung der Zukunftschancen entscheiden. Die „Bildungsabteilung“ der „Firma Landwirtschaft“ ist enorm gefordert! LSI Ing. Johann Christoph Faistauer Fach- und Berufsausbildung in Salzburg Das Land Salzburg verfügt über sieben landwirtschaftliche Fachschulen mit den Fachrichtungen Land-, Haus- und Pferdewirtschaft an den Standorten Bruck, Klessheim, Winklhof und Tamsweg. Zusätzlich wird eine Berufsschule für Gartenbau in Klessheim geführt. Im Land Salzburg werden an vier Standorten 956 Schüler/innen ausgebildet. 48 Die Ausbildungsdauer der Berufsschule für Gartenbau soll analog zu der gewerblichen Berufsschule auf insgesamt 28 Wochen verlängert werden. Durch die Installierung des Aufbaulehrgangs an der HLFS Ursprung wird die Durchlässigkeit für die Absolvent/innen landwirtschaftlicher Fachschulen gewährleistet. Im Jänner 2011 wurden 3000 Absolvent/innen im Alter von maximal 30 Jahren zu ihrer Ausbildung befragt. Mehr als 88 % von ihnen finden die Ausbildung brauchbar oder sehr brauchbar. Interessant erscheint auch, dass 40 % der Absolvent/ innen der LFS sowie 25 % der Absolvent/innen der HWS in der Landwirtschaft arbeiten. An den einzelnen Standorten wurden zahlreiche Sanierungen und Erweiterungen der Schulgebäude, Internate und Werkstätten unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz vorgenommen. Schwerpunkt ist dabei die Nachhaltigkeit. Erweitert und saniert wurden auch die landwirtschaftlichen Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung Betriebe, welche an allen Standorten als Biobetriebe geführt werden. An der landwirtschaftlichen Fachschule Tamsweg wird nach der dreijährigen Ausbildung eine Forstausbildung angeboten, die mit dem/der Forstfacharbeiter/in abschließt. Weiters wird in Kooperation mit der Kammer für Land- und Forstwirtschaft ein Modul Milchviehmanagement an der LFS Klessheim angeboten. Seit Jänner 2011 arbeitet eine bundesweite Arbeitsgruppe an der Entwicklung kompe- Im praktischen Unterricht werden auch große Aufgaben tenzorientierter Lehrpläne. Parallel dazu wird bewältigt. © Land Salzburg dieses Thema im eigenen Bundesland bearbeitet. Die ersten Ergebnisse zeigen eine große Zahl ähnlicher oder gleicher Kompetenzen für alle Fachrichtungen. Das wird in Salzburg zu einem Zusammenrücken der unterschiedlichen Fachrichtungen führen und entspricht auch den Veränderungen in den bäuerlichen Familienbetrieben. FI Dipl.-Päd. Ing. Johannes Hütter Fach- und Berufsausbildung in der Steiermark In zwölf Fachschulen werden die für das Bundesland notwendigen Fachbereiche (Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, Obstbau, Weinbau und Kellerwirtschaft, Pferdewirtschaft, Feldgemüsebau, Biomasse und Bioenergie) angeboten. Die vielseitige und breite Fachausbildung im landwirtschaftlichen Bereich wird in 21 weiteren land- und ernährungswirtschaftlichen Fachschulen im Fachbereich ländliche Hauswirtschaft durch soziale Inhalte (Kinder- und Altenbetreuung am Bauernhof), touristische Inhalte (Ausbildung für den Betriebszweig Urlaub am Bauernhof) und kaufmännische Inhalte (Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte am Hof, über Bauernmärkte usw.) ergänzt. In der Steiermark werden an 33 Standorten 2988 Schüler/ innen ausgebildet. Betriebspraktika von mindestens drei Monaten bis zu maximal 15 Monaten (im vierjährigen Schulmodell) in landwirtschaftlichen Betrieben, in Sozialeinrichtungen sowie in Handels-, Gewerbe- oder Industriebetrieben der EU-Länder ergänzen die schulische Ausbildung. Höchste Auszeichnungen bei diversen landesweiten Wettbewerben werden für die in den Schulen hergestellten Produkte wie z. B. Brot, Speck oder Wein erreicht und spiegeln die hohe Qualität der Ausbildung wider. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 49 Kapitel 1: Formale Bildung Unzählige Fachtage und Weiterbildungsveranstaltungen an den Fachschulen lassen diese zu Bildungszentren der Region werden. Da die Hofnachfolge großteils erst Jahre nach dem Abschluss der Fachschule angetreten wird, sind Zusatzqualifikationen von großer Bedeutung. Zwei Drittel der Absolvent/innen ergreifen nach der Fachschule einen Arbeitsplatz in der Landwirtschaft bzw. einen Lehr- oder Arbeitsplatz in verschiedensten Branchen der Wirtschaft und bewähren sich dort bestens. Ein Drittel der Absolvent/innen besucht eine weiterführende Schule, vor allem diverse Aufbaulehrgänge der höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen sowie Schulen im Pflege- und Diplomkrankenpflegebereich. Trends und Zukunftsperspektiven In den Fachschulen sind neue Ausbildungsschwerpunkte wie z. B. Einkommenskombinierer und Freizeitlandwirtschaft gefordert. Im landwirtschaftlichen Bereich hält einerseits der Trend zu größeren Betrieben an, andererseits ist eine Professionalisierung der in Einkommenskombination geführten Betriebe festzustellen. Größere Betriebe brauchen qualifizierte Führungskräfte und ausgebildete Facharbeiter/innen als Mitarbeiter/innen. Für die Gruppe der Einkommenskombinierer ist eine abgeschlossene landwirtschaftliche Berufsausbildung Voraussetzung, um an nationalen und internationalen Förderprogrammen teilnehmen zu können. Die Freizeitlandwirtschaft braucht für die Arbeitserledigung qualifizierte landwirtschaftliche Dienstleister/innen. Landwirtschaft beschäftigt sich nicht nur mit der Energieproduktion, sondern rückt auch immer näher an die Verbraucher/innen. In den Bereichen Freizeit, Tourismus, Pflege und Soziales nehmen die Aktivitäten der bäuerlichen Betriebe zu. Das erhöht den Facharbeiter/innenbedarf und lässt beim derzeitigen Stand der Ausbildungsplätze einen massiven Facharbeiter/innenmangel erwarten. Eine Initiative der Steiermärkischen Landesregierung ist der regionale Bildungsplan, bei dem die Bildungsangebote aller Schulen aufeinander abgestimmt und an den Bedarf der Region angepasst werden. Die landwirtschaftlichen Fachschulen stellen hierbei ein unverwechselbares Bildungsangebot in der Region dar. 40 % der Fachschulabsolvent/innen üben eine Funktion im öffentlichen Leben aus. Die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung an den Fachschulen zeigt sich darin, dass 40 % der Fachschulabsolvent/innen eine Funktion im öffentlichen Leben ausüben – etwa als Bürgermeister/innen, Vereinsobmänner/frauen, Maschinenringfunktionär/innen, Feuerwehrhauptleute oder Landjugendfunktionär/innen – und somit Verantwortungsträger/innen im ländlichen Raum sind. 96 % der Absolvent/innen der landwirtschaftlichen Fachschulen finden sofort nach Abschluss der Schule einen Arbeitsplatz bzw. einen weiterführenden Ausbildungsplatz. Die ausgebildeten, motivierten Hofübernehmer/innen mit Einkommensperspektiven stellen die Zukunft der bäuerlichen Familienunternehmen und eine flächendeckende Landbewirtschaftung für das Tourismusland Steiermark sicher. 50 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung LSI Dr. Stefan Prantauer Fach- und Berufsausbildung in Tirol Die Bildungsziele der sechs land- und forstwirtschaftlichen Fach- und zwei Berufsschulen befähigen zur Ausübung von Facharbeiter/innentätigkeiten in einem Betrieb, in einem land- und forstwirtschaftlichen Lehrberuf oder in einem ländlichen Haushalt. Weiters werden die Kenntnisse und Fähigkeiten zur selbstständigen Führung eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs, eines ländlichen Haushalts oder vorbereitend auf einen einschlägigen außerlandwirtschaftlichen Beruf vermittelt. Die Hauptausrichtung ist die dreijährige Schulform als berufsbildende mittlere Schule in den Fachrichtungen Landwirtschaft und ländliche Hauswirtschaft sowie seit 2011 in der Fachrichtung Pferdewirtschaft (landwirtschaftliche Lehrberufe gemäß LFBAG). In den Berufsschulen werden Lehrlinge länderübergreifend ausgebildet. Im Bereich der Erwachsenenbildung wird der großen Nachfrage nach Bildungsabschlüssen, nach Facharbeiter/innen- und Meister/innenausbildungen für die Landwirtschaft und ländliche Hauswirtschaft Rechnung getragen. Das Bundesland Tirol verfügt über vier große Schulstandorte (Bildungseinrichtungen) mit mindestens zwei Fachrichtungen und einen Standort mit einer Fachrichtung mit 1688 Schüler/ innen. Die Gartenbauberufsschule beschult nicht nur Lehrlinge aus Tirol, sondern darüber hinaus auch jene aus Vorarlberg. Lehrlinge in der Forstwirtschaft werden aus ganz Österreich an unserer Berufsschule beschult (nur sehr wenige aus Tirol). Jährlich schließen mehr als 420 Schüler/innen die dreijährige Ausbildung mit der Abschlussprüfung oder der Facharbeiter/innenprüfung ab. In den beiden Stufen der Fachschule für Erwachsene (Facharbeiter/in und Meister/in) erreichen im Durchschnitt 150 bis 160 Teilnehmer/innen einen positiven Abschluss. An den beiden Berufsschulen schließen durchschnittlich 70 junge Menschen erfolgreich ab. Ein zentrales Ziel und eine große Herausforderung ist es, junge Menschen zu einem Abschluss zu führen. Lagen die Aufstiegsraten in den Jahren 2005 bis 2009 zwischen 50 % und 60 % (je nach Fachrichtung), so liegen wir heute zwischen 65 % und 70 %. Die Öffentlichkeitsarbeit wird außerdem durch den zentralen Webauftritt (www.lla-tirol.tsn.at) und die Teilnahme an der landwirtschaftlichen Fachmesse agroalpin unterstützt. Eine zentrale Rolle spielen auch die Absolvent/innenverbände der einzelnen Schulen, die über regelmäßig erscheinende Medien und Veranstaltungen wichtige Informationsdrehscheiben darstellen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 51 Kapitel 1: Formale Bildung Dir. DI Markus Schwärzler Fach- und Berufsausbildung in Vorarlberg In Vorarlberg gibt es einen Standort mit 391 Schüler/innen mit einer dreijährigen Schule mit der Fachrichtung ländliche Hauswirtschaft und der Fachrichtung Landwirtschaft und Landschaftspflege. Erfahrungsaustausch durch Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen. Im Bundesland Vorarlberg ist die landwirtschaftliche Bildung auf den Standort Bäuerliches Schul- und Bildungszentrum für Vorarlberg in Hohenems konzentriert. Das ist die Aus- und Weiterbildungsstätte für die Menschen im ländlichen Raum. Die landwirtschaftliche Fachschulausbildung gliedert sich in die dreijährige Fachrichtung für ländliche Hauswirtschaft sowie die dreijährige Fachrichtung Landwirtschaft und Landschaftspflege. Berufsbegleitend als Samstagsschule wird Erwachsenen die Möglichkeit geboten, in der Fachschule für Berufstätige durch den Besuch von 500 Unterrichtseinheiten den Berufsabschluss als landwirtschaftliche oder hauswirtschaftliche Facharbeiter/ innen zu erreichen. In dieser Ausbildungs- und Erwachsenenbildungsstätte findet der Großteil der Erwachsenenbildungsveranstaltungen des LFI und der Fachabteilungen der Landwirtschaftskammer statt. Die Schule ist somit nicht nur mit den Bildungsträgern sehr eng vernetzt, sondern steht auch mit der Bauernschaft des Landes täglich in Kontakt. An 991 Veranstaltungstagen haben im vergangenen Jahr 17.273 Personen das Erwachsenenbildungsprogramm an der Schule in Anspruch genommen. Das BSBZ für Vorarlberg beteiligt sich als Partner an mehreren Forschungsprojekten der Bundesversuchsanstalt Raumberg-Gumpenstein sowie der Universität Innsbruck (Erstabkalbealter, Düngeversuch, Waldcheck). 80 % der landwirtschaftlichen Betriebe werden im Nebenerwerb bewirtschaftet. Dem Grundsatz entsprechend, dass kein Betrieb zu klein ist, um nicht erhaltenswert zu sein, sind die Agrarpolitik und Agrarbildung im Besonderen gefordert. Allen zukünftigen Betriebsführer/innen soll eine landwirtschaftliche Ausbildung gewährleistet werden. Legt man bei der Hofübernahme eine Generationenfolge von 30 Jahren zugrunde, dann sind dies bei 3800 Betrieben 127 Hofübernahmen pro Jahr. Das BSBZ hat im letzten Jahr 136 Absolvent/innen mit einem Abschluss als landwirtschaftliche/r oder hauswirtschaftliche/r Facharbeiter/in verabschiedet. Zukunftsperspektiven Die landwirtschaftlichen Fachschulen stellen sich agrarischen Herausforderungen wie der Spezialisierung der Betriebe, der Erzeugung gesunder Lebensmittel, der Erhaltung eines lebenswerten ländlichen Raums und einer verstärkten Tendenz zum Nebenerwerbsbetrieb sowie ihrer sozialen Verantwortung durch zukunftsweisende und spezialisierte Bildungsangebote. Der Vorarlberger Landtag als Entscheidungsträger hat einstimmig beschlossen, den Aufbau einer höheren land- und forstwirtschaftlichen Schule in Vorarlberg als Ziel zu definieren. Eine vom Amt der Vorarlberger Landesregierung in Auftrag gegebene Bedarfsanalyse bescheinigt, dass 88 % der Befragten eine landwirtschaftliche Ausbildung mit Maturaabschluss als wichtig bzw. sehr wichtig erachten. 52 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung Dipl.-Päd. Ing. Rainer Höllrigl DI Birgit Roitner-Schobesberger Land- und forstwirtschaftliche Lehrlingsund Fachausbildungsstellen (LFAs) Die land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildung ist verfassungsrechtlich im Kompetenztatbestand Art. 12 Abs. 1 Z 6 B-VG geregelt. Das bedeutet, dass es ein Bundesgrundsatzgesetz (land- und forstwirtschaftliches Berufsausbildungsgesetz – LFBAG) und Ausführungsgesetze der Länder (land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildungsordnungen) gibt. Zur Vollziehung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung sind aufgrund von Landesgesetzen in allen Bundesländern Lehrlings- und Fachausbildungsstellen (LFAs) eingerichtet, die paritätisch mit Dienstgeber/innen- und Dienstnehmer/innenvertreter/innen in den Organen besetzt sind. Die LFAs sind den Landwirtschaftskammern zugeordnet. Die Lehrlings- und Fachausbildungsstellen übernehmen folgende Aufgaben für die 14 land- und forstwirtschaftlichen Berufe: •Lehre und Facharbeiter/innenprüfungen für Lehrlinge •Ausbilder/innenkurse für Lehrberechtigte •integrative Berufsausbildung •Lehrbetriebsanerkennung •Vorbereitungslehrgänge und Berufsabschlüsse im 2. Bildungsweg •Vorbereitungslehrgänge/Prüfungen im Rahmen der Meister/innenausbildung Folgende Zielgruppen sind uns wichtig: •Lehrlinge •zukünftige Betriebsübernehmer/innen •landwirtschaftlich Interessierte/Quereinsteiger/innen •Arbeiter/innen im land- und forstwirtschaftlichen Bereich •Meister/innen •Lehrbetriebe/ Lehrberechtigte/Ausbilder/innen •landwirtschaftliche Fachschüler/innen •Personen in der integrativen Berufsausbildung Bundeslehrlings- und Fachausbildungsstelle Zur besseren Koordination und als Interessenvertretung wurde 2006 der Verein Bundes-LFA gegründet. Ordentliche Mitglieder im Verein sind Vertreter/innen •der land- und forstwirtschaftlichen Lehrlings- und Fachausbildungsstellen der Länder •der Landwirtschaftskammer Österreich •des Österreichischen Landarbeiterkammertags und •des BMLFUW Die Bundes-LFA ist Drehscheibe für bildungspolitische Anliegen der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 53 Kapitel 1: Formale Bildung Die Bundes-LFA versteht sich als Drehscheibe für bildungspolitische Anliegen der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung. Sie koordiniert und vertritt länderübergreifende Interessen in Fragen der Ausbildung. Durch die Vernetzung mit anderen Bildungsträgern sollen Synergien genützt und soll die Weiterentwicklung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung gefördert werden. Ziele und Ausrichtung •Koordination, Planung und Durchführung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung •Verantwortung für die koordinierte Weiterentwicklung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung •Entwicklung von Lehrbehelfen, Informationsbroschüren sowie elektronische Informationsmedien •Vernetzung mit den Berufsausbildungsorganisationen der außerlandwirtschaftlichen Berufe zur Schaffung von Synergien und Kooperationen, insbesondere im Bereich der verwandten Berufe •bundesweite Projekte initiieren, überwachen und steuern •Förderung einer verstärkten österreichischen und europäischen Zusammenarbeit bei der beruflichen Bildung •Kooperationen für eine zukunftsweisende Berufsausbildung mit anderen Organisationen •Entsendung von Vertreter/innen in Gremien der Bildungspolitik auf nationaler und europäischer Ebene •Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying Aktivitäten der Bundes-LFA Durch die Aktivitäten der Bundes-LFA ist es gelungen, entscheidende Weichenstellungen für die land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildung zu bewirken. So konnten zum ersten Mal Fördermittel aus der Ländlichen Entwicklung explizit für qualitative Maßnahmen herangezogen werden. Ebenso ist es der Existenz der Bundes-LFA zu verdanken, dass die Lehrbetriebsförderung für alle land- und forstwirtschaftlichen Lehrbetriebe gewährleistet ist und die Möglichkeit besteht, Ausbildungsversuche konkreter auszugestalten. Weiterentwicklung der Berufsausbildung Die Bundes-LFA sieht eine wesentliche Aufgabe in der Koordination der Interessen der Landes-LFAs und in einer gemeinsamen Weiterentwicklung der Berufsausbildung. Im Rahmen des Projekts „Professionalisierung der Berufsausbildung“ werden folgende Themen umgesetzt: •Erhöhung der Qualität und Transparenz der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung sowie bundesweite Durchlässigkeit der Facharbeiter/innenund Meister/innenausbildung 54 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung •inhaltliche Anpassung der Ausbildungs- und Prüfungspläne mit Einführung von Schwerpunktausbildungen sowie deren kompetenzorientierter Vermittlung •Standardisierung und Vereinheitlichung •Forcierung der Unternehmer/innenkompetenz und fachliche Qualifizierung von Meister/innen •Implementierung von EDV-unterstützten Lern-, Test- und Prüfungstools in die Ausbildung und interaktives Lernen •praxisorientierte Umsetzung von Berufsqualifikationen Darüber hinaus ist die Bundes-LFA mit dem Teilprojekt „Forcierung Meister/innenausbildung“ am Projekt „Businessplan – Bildungsplan“ der Initiative Unternehmen Landwirtschaft 2020 beteiligt. Forcierung der Meister/innenausbildung Die Stärkung der Unternehmer/innenkompetenz in der Meister/innenausbildung ist ein wesentliches Ziel. Im Rahmen eines Projekts werden österreichweite Standards für die unternehmerische Ausbildung der Meister/innen geschaffen, die dazu beitragen werden, sowohl die Qualität der Ausbildung als auch die Anzahl der Abschlüsse zu erhöhen. Die konkreten Ziele dieses Projekts: •Neuentwicklung des unternehmerischen Teils der Meister/innenausbildung •Standardisierung von Unterricht und Unterlagen •einheitliche Standards für die Meister/innenhausarbeit •Kampagnisierung der Meister/innenausbildung Weiterentwicklung der Meister/ innenausbildung als Schwerpunkt. Die Meister/innenausbildung stellt die höchste Stufe der Berufsausbildung in der Land- und Forstwirtschaft dar. Sie berechtigt zur Ausbildung von Lehrlingen und ersetzt die gewerbliche Unternehmer/innenprüfung sowie den Fachbereich bei der Berufsreifeprüfung. Die Meister/innenausbildung bietet fachliche Orientierung und vermittelt unternehmerische Kompetenz. Neben der Analyse und Interpretation betrieblicher Kennzahlen und der Erarbeitung der diesbezüglichen Entwicklungsschritte soll die Meister/innenausbildung auch zur Umsetzung von neuen Konzepten mit Familienmitgliedern und Mitarbeiter/innen führen. Novelle des LFBAG Auf Initiative der Landes-LFAs und der Bundes-LFA konnten wesentliche gesetzliche Veränderungen durch eine Novellierung des land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildungsgesetzes (LFBAG) erreicht werden. Diese sind: •Lehrzeitverlängerung zur Inanspruchnahme der Ausbildungsmöglichkeit „Lehre und Matura“ •Schaffung eines Ausbildungsverbunds im LFBAG •Ermöglichung von modularen Lehrberufen (Lehrberufen mit Schwerpunktausbildungen) Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 55 Kapitel 1: Formale Bildung Die Novelle des LFBAG schafft neue Möglichkeiten in der Berufsausbildung. •Umbenennung Lehrberuf „ländliche Hauswirtschaft“ in „ländliches Betriebsund Haushaltsmanagement“ •Ersatz der Facharbeiter/innenprüfung nach Besuch einer dreijährigen landund forstwirtschaftlichen Fachschule •Aufnahme des Lehrberufs „Biomasse und Bioenergie“ in die Lehrberufsliste des LFBAG Berufsausbildung in Zahlen Duale Berufsausbildung Im Bereich der dualen Ausbildung sind die Ausbildungszahlen leicht sinkend. Spitzenreiter war das Ausbildungsjahr 2008 mit 1293 Lehrverhältnissen (Abb. 15). Über 60 % der Lehrlinge sind im Gartenbau tätig, die Zahlen sind allerdings rückläufig. Hingegen ist der Anteil der Lehrlinge in der Landwirtschaft gestiegen. Er liegt nun bei 14 %. 11 % der Lehrverhältnisse werden in der Forstwirtschaft abgeschlossen und vor allem in Form einer Anschlusslehre absolviert. Lehrlinge in Österreich Anzahl Weiblich 1.400 1.200 1.293 1.225 Männlich 1.288 Gesamt 1.236 1.169 1.000 800 600 599 626 620 711 673 577 679 557 643 526 400 200 0 2007 2008 2009 2010 2011 lebensministerium.at Quelle: Bundes-LFA Abb. 15 Facharbeiter/innenausbildung Trotz rückläufiger Betriebszahlen in Österreich steigt die Zahl an Facharbeiter/ innenabschlüssen kontinuierlich. Im Betrachtungszeitraum gab es eine mittlere jährliche Steigerung von 5 %. Im Jahr 2011 konnten insgesamt 4535 Facharbeiter/innenbriefe von den LFAs verliehen werden. Der Anteil an Frauen betrug im Mittel 36 %. Die meisten Facharbeiter/innen sind in der Landwirtschaft zu verzeichnen, gefolgt von Hauswirtschaft, Forstwirtschaft und Gartenbau. Weinbau ist schwerpunktmäßig in Niederösterreich, der Steiermark und im Burgenland von Bedeu- 56 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 1: Formale Bildung tung. 2010 haben auch die ersten Absolvent/innen den Ausbildungsversuch „Biomasse und Bioenergie“ abgeschlossen (siehe Tabelle im Anhang). Wege zum Facharbeiter/innenabschluss Der Facharbeiter/innenabschluss kann über die duale Ausbildung der Fachschule sowie im zweiten Bildungsweg erreicht werden. Für die Facharbeiter/ innenprüfung im zweiten Bildungsweg sind ein Mindestalter von 20 Jahren, eine mindestens dreijährige einschlägige Praxis und die Absolvierung eines Ausbildungskurses erforderlich. Nach Absolvierung einer land- bzw. forstwirtschaftlichen Schule kann der Ersatz der Facharbeiter/innenprüfung gewährt werden. 45 % der Facharbeiter/innen erwerben ihren Berufsabschluss über eine Berufsausbildung im zweiten Bildungsweg. Je nach Beruf unterscheiden sich die Ausbildungswege, die zum Facharbeiter/innenabschluss eingeschlagen werden. In der Landwirtschaft erreichte in den letzten Jahren ca. die Hälfte der Absolvent/innen ihren Abschluss über den zweiten Bildungsweg, die zweite Hälfte über den Besuch einer Fachschule, knapp 10 % über die duale Ausbildung (siehe Abb. 16). In der Forstwirtschaft sind es sogar 70 % im zweiten Bildungsweg, über 20 % absolvieren die Facharbeiter/innenprüfung im Rahmen einer Lehre. Der Gartenbau ist nach wie vor der wichtigste Beruf im Bereich der dualen Ausbildung, mehr als die Hälfte der Facharbeiter/innen sind der dualen Ausbildung zuzuordnen. Die Absolvent/innen der Hauswirtschaft erwerben den Abschluss fast ausschließlich (80–90 %) nach Besuch einer Fachschule. In den letzten vier Jahren konnten weit über 4000 Facharbeiter/innen ihre Ausbildung positiv abschließen (siehe Abb. 17). Berufsabschlüsse im zweiten Bildungsweg gewinnen an Bedeutung. Wege zum Facharbeiter/innenabschluss in Österreich Duale Ausbildung 2011 8% 2010 8% 2009 10% 2008 11% 2007 11% 0% 2. Bildungsweg FA nach Absolvierung LFS 45% 45% 50% 42% 43% 48% 40% 49% 52% 37% 10% 20% Nachsicht durch die LR 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% lebensministerium.at Quelle: Bundes-LFA Abb. 16 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 57 Kapitel 1: Formale Bildung Facharbeiter/innen in Österreich Anzahl 6.000 weiblich männlich gesamt 5.000 4.772 4.000 4.480 4.297 4.111 3.765 3.000 3.157 2.331 2.000 1.000 0 2007 1.615 1.613 1.481 1.434 3.023 2.684 2.630 2008 2009 1.457 2010 2011 Meister/innenausbildung lebensministerium.at Quelle: Bundes-LFA Die Meister/innenausbildung befähigt zur Entwicklung und Umsetzung individueller Konzepte für den Betrieb. Abb. 17 Bei den Meister/innen können die Lehrlings- und Fachausbildungsstellen einen starken Anstieg der Abschlüsse verzeichnen. Spitzenreiter im Vergleichszeitraum war das Jahr 2008 mit 630 Meister/innen (siehe Abb. 18). Die Schwankungen der Ausbildungszahlen sind dadurch bedingt, dass einerseits nicht alle Ausbildungen jährlich angeboten werden können und andererseits die Ausbildungsdauer in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich organisiert ist. Der Großteil der Meister/innen kommt aus der Landwirtschaft (50 %), gefolgt von Forstwirtschaft und Gartenbau. Erwähnenswert ist auch die Bienenwirtschaft mit 11 %. Im Mittel werden 20 % der Meister/innenprüfungen von Frauen abgelegt. Meister/innen in Österreich Anzahl 700 Weiblich 600 500 Gesamt 522 510 446 400 422 395 393 355 337 300 270 200 100 Männlich 630 123 0 120 2007 2008 100 91 58 2009 2010 2011 lebensministerium.at Quelle: Bundes-LFA 58 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Abb. 18 Kapitel 1: Formale Bildung Ausblick Durch die schrittweise Etablierung einer österreichweiten Koordinierungsstelle, der Bundes-LFA, sind die Lehrlings- und Fachausbildungsstellen der Länder künftig in der Lage, Synergien für ihren unmittelbaren Auftrag im jeweiligen Bundesland sicherzustellen. Der Koordinierungsbedarf ist mehrfach gegeben und in vielen Bereichen notwendig. Aufbauend auf das Strategiekonzept der Bundes-LFA und in Verbindung mit den Möglichkeiten, die uns im Rahmen der LE gegeben sind, ist eine qualitative Weiterentwicklung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung möglich. Diese wird durch gemeinsame Projekte und Maßnahmen umgesetzt. Qualitative Weiterentwicklung Fachkräfte sind auch im Bereich der Land- und Forstwirtschaft gesucht, daher lassen sich für Lehrlinge gute Entwicklungsmöglichkeiten prognostizieren. Dazu ist eine Qualitätsoffensive im Bereich der dualen Ausbildung notwendig. Agrarische Ausbildung wird für alle Betriebsführer/innen gefordert. Das Interesse am Erwerb beruflicher Qualifikationen mit Berufsabschluss ist in den letzten Jahren sowohl auf Facharbeiter/innen- als auch auf Meister/innenstufe gestiegen. Diesem Interesse soll auch in Zukunft mit einem an die Bedürfnisse der Kund/innen angepassten Ausbildungsangebot entsprochen werden. Steigerung der Meister/innenabschlüsse Die Steigerung der Meister/innenabschlüsse ist ein politisches Ziel, das auch von den LFAs getragen und unterstützt wird. Um es zu erreichen, ist eine koordinierte, gemeinsame Vorgehensweise von LFAs, LK, Schulwesen und BMLFUW notwendig. Das Projekt mit dem Schwerpunkt „Forcierung der Unternehmer/innenkompetenz in der Meister/innenausbildung“ trägt in den nächsten Jahren maßgeblich und nachhaltig zu einer Verbesserung des Ausbildungsangebots für angehende Meister/innen bei. Hebung des Ausbildungsniveaus Für eine erfolgreiche Betriebsführung ist eine solide agrarische Grundausbildung elementar. Wenn man die derzeitige Ausbildungssituation der Betriebsführer/innen betrachtet (siehe die in diesem Bericht angeführte Bildungsstudie), ist eine generelle Hebung des Ausbildungsniveaus gefordert. Ziel ist, dass alle Betriebsführer/innen eine fachspezifische Ausbildung aufweisen sowie Hofübernehmer/ innen von Haupterwerbsbetrieben in Zukunft mindestens über einen Meister/ innenabschluss verfügen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 59 Kapitel 2 Kapitel 1: Stellenwert der Bildung © Sergejs Rahunoks - Fotolia.com xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxx Kapitel 2: Nonformale Bildung Außerschulische Jugendbildung – Landjugend........................................................61 Unternehmen Landwirtschaft 2020 – „Jugend mit Zukunft“-Tour...........................65 Erwachsenenbildung – Ländliches Fortbildungsinstitut...........................................67 Die Netzwerke der agrarischen Absolvent/innenverbände und ihre Potenziale im Bildungssystem....................................................................................82 Lernende Regionen......................................................................................................84 60 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung DIin Sophia Hellmayr Außerschulische Jugendbildung – Landjugend Die Landjugend Österreich ist mit über 90.000 Mitgliedern die größte Jugendorganisation des ländlichen Raums. Österreichweit gibt es über 1200 Orts- und Bezirksgruppen, neun Landesorganisationen und die Bundesorganisation. Die Landjugend Österreich ist ein gemeinnütziger Verein. Die Mitgliedschaft ist freiwillig und an keine Partei und Konfession gebunden. Die Landjugend-Mitglieder sind mit mehr als 42.000 Stunden Freiwilligenarbeit im Rahmen von Projekten im Jahr 2012 ein Vorbild für ehrenamtliches Engagement. Zudem nehmen immer mehr Landjugend-Mitglieder das Bildungsangebot wahr und investieren mit jährlich rund 55.000 Bildungsstunden in ihre persönliche Weiterentwicklung. Wobei mehr als 17.000 Stunden allein für die Aus- und Weiterbildung im agrarischen Bereich seitens der Landjugend-Mitglieder genutzt werden. Mehr als 2.000 Landjugend-Mitglieder konnten seit dem Projektstart im Jahr 1999 anhand von internationalen Praktika Erfahrungen im Ausland sammeln. Mit pädagogischem Know-how und dem ständigen Bemühen um Qualifizierung ihrer Mitarbeiter/innen setzt sich die Landjugend seit Jahren erfolgreich dafür ein, dass Jugendliche im ländlichen Raum Zugang zu Bildungsangeboten bekommen, von denen sie persönlich und beruflich profitieren können. Im Juni 2011 wurde die Landjugend Österreich gemeinsam mit den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark erfolgreich auditiert und erhielt als erste Jugendorganisation das ISO-Zertifikat 9001:2008. Seit Juni 2010 wird in einem dreijährigen Projekt intensiv an der Weiterentwicklung des bestehenden QM-Systems in Richtung einer ISO-Zertifizierung gearbeitet. Im Juni 2012 wurden die Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol sowie die Landjugend Österreich auditiert, das Audit der restlichen Bundesländer wird im Jahr 2013 erfolgen. Die Arbeit der Landjugend gliedert sich in sechs Schwerpunktbereiche: •Allgemeinbildung •Landwirtschaft & Umwelt •Service & Organisation •Kultur & Brauchtum •Sport & Gesellschaft •young & international Allgemeinbildung „aufZAQ“ – der EU-zertifizierte Lehrgang der Landjugend „aufZAQ“ ist ein EU-zertifiziertes Ausbildungsprogramm für den Bereich Jugendarbeit und Freizeitpädagogik. Abgeschlossen wird es mit der Ausarbeitung und praktischen Ausführung eines Projekts. Der Lehrgang umfasst insgesamt 132 Einheiten und entspricht sechs ECTS-Punkten. Seit 2005 wurden jährlich „aufZAQ“-Lehrgänge durchgeführt, vor allem für ehrenamtliche Führungskräfte. Neben dem Lehrgang, der sich speziell an die Funktionär/innen unserer Jugendorganisation richtet, wird seit einigen Jahren der so genannte „Landjugend-Promotor“ für hauptamtliche Mitarbeiter/innen des Lebensministeriums angeboten. Das ist eine zweijährige Ausbildung, die Inhalte wie Projekt- und Zeitmanagement, Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 EU-zertifiziertes Ausbildungsprogramm. 61 Kapitel 2: Nonformale Bildung Marketing oder Gedächtnistraining vermittelt und gezielt zur Professionalisierung beiträgt. Im Rahmen dieser Ausbildungsreihe gibt es 2012 auch einen Lehrgang im Bereich der Risikopädagogik. Seitens der Landjugend Österreich werden den Mitgliedern außerdem zahlreiche Funktionär/innenunterlagen und Broschüren kostenlos zur Verfügung gestellt. In den vergangenen Jahren wurden sämtliche bestehenden Funktionär/ innenunterlagen neu aufgelegt und bearbeitet. Neben Kursen und Seminaren veranstaltet die Landjugend jedes Jahr einen bundesweiten Redewettbewerb, bei dem die besten Redner/innen Österreichs ermittelt werden. Die Jugendliche lernen in der Landjugend bei qualitativ hochwertigen Weiterbildungsangeboten, Jugendlichen treten dabei in verschiedenen Kategorien an. © Landjugend Sie müssen nicht nur rhetorische Fähigkeiten, sondern auch Kompetenz beim Inhalt und Aufbau ihrer Rede unter Beweis stellen. Im Jahr 2008 wurde der Redewettbewerb um eine neue Kategorie, die „Präsentation“, erweitert. Hier referieren Jugendliche mithilfe moderner Präsentationstechniken – wie etwa Beamer oder Flipchart – zu einem frei gewählten Thema. Zeitgleich wird auch der so genannte Bundesentscheid-4er-Cup abgehalten, ein Teamwettbewerb, bei dem Geschicklichkeitsaufgaben und Wissensfragen in der Gruppe gelöst werden müssen. Neben Fragen zur Allgemeinbildung und zu aktuellem Zeitgeschehen wird dabei auch ganz speziell auf das jeweilige Jahresschwerpunktthema der Landjugend eingegangen. In den vergangenen Jahren standen hierbei besonders die Themen Energie, Biodiversität, Wasser, Lebensmittel und Wald, aber auch gesellschaftspolitische Aspekte im Mittelpunkt. Neben den Angeboten der Bundesorganisation gibt es ein umfassendes Programm der Landjugend in den einzelnen Bundesländern. Landwirtschaft & Umwelt Das Ziel: mit landwirtschaftlichen Wettbewerben das Selbstbewusstsein der jungen Agrargeneration stärken. 62 Mähen, Pflügen, Forst-, Agrar- und Genussolympiaden – mit den landwirtschaftlichen Wettbewerben will die Landjugend einerseits das Selbstbewusstsein der jungen Agrargeneration stärken und andererseits die Öffentlichkeit auf die Leistungen der Landwirtschaft aufmerksam machen. Bei der Agrarolympiade müssen die Teams ihr Wissen um die landwirtschaftliche Produktion unter Beweis stellen. So müssen Fachstationen aus dem Bereich Milch, Tierzucht, Betriebs- und Forstwirtschaft, Pflanzen, Arbeitssicherheit, Boden/Umwelt und Technik bewältigt werden. Bei der Genussolympiade geht es vor allem um Lebensmittel und ihre Verarbeitung. Produzent/innen und Konsument/innen sollen einander bei diesem Bewerb, bei dem sie auch gemeinsame Stationen zu absolvieren haben, näherkommen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung Ein besonderes Anliegen der Landjugend: Interessenvertretung für Junglandwirt/innen zu sein Die Landjugend setzt sich für bäuerliche Anliegen, eine erfolgreiche Zukunft der Hofnachfolger/innen, eine nachhaltige Wirtschaftsweise und aktiven Umweltschutz ein. Im Bundesagrarkreis werden in Seminaren, Workshops und auch in speziellen agrarpolitischen Seminaren die Positionen der Landjugend zu den Einkommens- und Entwicklungschancen der heimischen Landwirt/innen und zur internationalen Agrarpolitik erarbeitet. Die Ergebnisse werden von unseren Vertreter/innen u. a. bei Gesprächen mit Politikern, in den Sitzungen der Landwirtschaftskammer Österreich und in den Europäischen Rat der Junglandwirte (CEJA) eingebracht. Konsument/inneninformation beginnt bei Kindern Ein wichtiges Ziel der Landjugend ist es, der Öffentlichkeit bäuerliche Anliegen und Werte näherzubringen. Da Kinder die Konsument/innen von morgen sind, sind sie die Hauptzielgruppe dieser Bemühungen. So hat die Landjugend das mobile Kinderprogramm „Landwirtschaft begreifen“ ins Leben gerufen. Landwirtschaftliche Themen wurden dabei kindergerecht aufbereitet. Die Stationen – die alle in einer Kiste verpackt sind, die leicht mit dem Auto transportiert werden kann – werden von Junglandwirt/innen betreut, die sich so auch in ihrem Umgang mit Konsument/innen üben können. Für die Hofübergabe bzw. -übernahme, eines der wichtigsten Ereignisse im bäuerlichen Leben, brachte die Landjugend im Jahr 2012 die Broschüre „Hofübergabe – Hofübernahme“ neu heraus. Durch Checklisten und viele praktische Beispiele zu Übergabevertrag, Testament und aktuellen Formen der bäuerlichen Pension wird das Thema praxisgerecht und anschaulich dargestellt. Da das Interesse stets sehr groß ist, musste bereits eine fünfte Auflage produziert werden. Die Landjugend setzt sich für bäuerliche Anliegen, Hofnachfolge, Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein. Das mobile Kinderprogramm „Landwirtschaft begreifen“ bereitet landwirtschaftliche Themen kindergerecht auf. Neben diesen bundesweiten Aktionen bieten die Landesorganisationen zahlreiche agrarische Bildungsveranstaltungen wie Agrarstammtische oder den Agrarkreis an. Ein wichtiger Bestandteil des Angebots ist seit mehreren Jahren das agrarpolitische Seminar, das bundesweit an drei verschiedenen Standorten abgehalten wird. young & international Die Landjugend ist die größte Organisation in Österreich, die Praktika auf landwirtschaftlichen Betrieben in Europa und Übersee vermittelt. Die Auslandsaufenthalte werden von den heimischen landwirtschaftlichen Schulen als Pflichtpraktika anerkannt. Alle Praktikant/innen erhalten ein Taschengeld für ihre geleistete Arbeit auf einem Betrieb im Ausland. Zusätzlich erhalten die Teilnehmer/innen durch das EU-Förderprogramm Leonardo da Vinci eine angemessene Vermittlung von Praktika auf ausländischen land- und forstwirtschaftlichen Betrieben. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 63 Kapitel 2: Nonformale Bildung finanzielle Unterstützung. In den vergangenen Jahren nutzten über 300 Jugendliche pro Jahr die Chance, auf landwirtschaftlichen Betrieben in Europa bzw. Übersee mitzuarbeiten und so ihren Horizont zu erweitern. IFYE – International Farmers Youth Exchange Neben der Vermittlung von Fachpraktika engagiert sich die Landjugend auch im internationalen Jugendaustausch, bei dem ihre Mitglieder die Chance haben, bei Gastfamilien in Amerika, England, Finnland, Schottland, Lettland und Costa Rica fremde Kulturen kennenzulernen. Gleichzeitig machen Jugendliche aus diesen Ländern auf dieselbe Weise Bekanntschaft mit Österreich. Service & Organisation www.landjugend.at Moderne Homepage als Informationsdrehscheibe. Die Landjugend verfügt über eine moderne Website mit vielen Features. Neben der Homepage der Bundesorganisation verfügt jedes Bundesland über eine eigene Landesseite, die ihrerseits laufend über die aktuellen Aktivitäten der Landesorganisation sowie der regionalen Bezirks- und Ortsgruppen berichtet. www.landjugend.at zählt mit über 20 Millionen Page-Impressions pro Jahr zu einer der erfolgreichsten Jugend-Websites Österreichs. Die Zeitschrift „landjugend“ Mitgliederzeitschrift mit mehr als 90.000 Leser/innen. Mit mehr als 90.000 Leser/innen und einer Auflage von 61.000 Stück gehört die Mitgliederzeitschrift „landjugend“ zu den reichweitenstärksten Jugendmedien Österreichs. Dabei bilden Jugend-, Umwelt- und Agrarthemen den Schwerpunkt. Zusätzlich sorgen Berichte über die aktuellen Aktivitäten in den einzelnen Bundesländern, Gewinnspiele oder Prominenteninterviews für abwechslungsreiche Lektüre. Sport & Gesellschaft Bundesprojektprämierung Projektprämierung zur Auszeichnung und Würdigung überdurchschnittlicher Leistungen. 64 Die Projektprämierung ist eine Initiative des Lebensministeriums und der Landjugend Österreich und wird seit 1994 alljährlich durchgeführt. Sie bildet den Abschluss eines Landjugendjahres und ist eine Auszeichnung und Würdigung überdurchschnittlicher Projektleistungen von Mitgliedern der Landjugend Österreich. Die eingereichten Projekte der Landjugendgruppen aus dem ganzen Land zeigen immer wieder auf, wie engagiert Jugendliche sind und wie aktiv sie sich in die Gesellschaft einbringen. Die eingereichten Projekte werden in der Erfolgsbroschüre zusammengefasst. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung DI Dr. Karl Summer Unternehmen Landwirtschaft 2020 – „Jugend mit Zukunft“-Tour Im Rahmen der Initiative „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ unter dem Motto „Jugend mit Zukunft“ initiierte Bundesminister Niki Berlakovich in ganz Österreich Diskussionsveranstaltungen auf Bauernhöfen von Jungübernehmer/innen. Von 24. August 2011, beginnend mit dem Treffen in Vomp (Tirol), bis zum Tour-Finale am 2. Dezember 2011 in Wien fanden Gespräche mit insgesamt ca. 2000 Jugendlichen statt. In den offenen Diskussionsrunden konnten die Jugendlichen direkt ihre Anliegen für die künftige Gestaltung von gesetzlichen Rahmenbedingungen bzw. Schwerpunktsetzun- „Jugend mit Zukunft“-Tour: Landwirtschafts- und Umweltminisgen einbringen. Sie zeigten mit ihren Fragen ter Niki Berlakovich im Gespräch mit Jugendlichen im Anschluss an die Diskussionsveranstaltung im Gemeindezentrum von die deutliche Bereitschaft, ihre Zukunft ei- Hallwang/Salzburg, © BMLFUW/Strasser genständig zu gestalten. Landwirtschaftliche Perspektiven für die Zukunft und verlässliche Rahmenbedingungen sind aus Sicht der Jugend sehr wesentliche Aspekte. Die Gastgeberbetriebe der Jungübernehmer/innen sowie diese selbst spannten einen breiten Bogen wie ein Spiegelbild der Vielfalt in der österreichischen Landwirtschaft. So wurden spezialisierte Milchproduktionsbetriebe, Marktfruchtbetriebe mit dem Schwerpunkt Kartoffel- und Zwiebelanbau mit hohem Wertschöpfungsanteil bis zu Spezialbetrieben für Obst- und Weinbau besucht. Die notwendige breite wirtschaftliche Berlakovich: „GeDifferenzierung sowie die Nutzung regionaler Marktchancen und Produktionsmeinsames Gestalvorteile zeigten sich den Diskussionsteilnehmer/innen durch die bewusste Wahl ten steht für mich im der Veranstaltungsorte. Mittelpunkt.“ Im Vorfeld der Jugendtour wurde bei der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft die Junglandwirt/innen-Studie „Junge Landwirtschaft mit Zukunft“ in Auftrag gegeben (Dr. Erika Quendler, Auswertung von 910 Fragebögen). Es zeigte sich klar, dass die Junglandwirt/innen für die künftige Gestaltung der Landwirtschaftspolitik LE 2014–2020 verlässliche sowie planbare Perspektiven erwarten. Die Junglandwirt/innen setzen selbst auf Qualität, Gesundheit und Unbedenklichkeit ihrer Produkte sowie auf ihren Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft. Verbesserte Marktchancen sehen sie im Umwelt- und Klimabereich aufgrund sich öffnender Perspektiven im Energiesektor. Landschaftsschutz durch flächendeckende Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen bei gleichzeitigem Erhalt der Landschaft ist ihnen ein großes Anliegen. Neue Marktchancen wollen die Junglandwirt/innen aktiv nützen. Sie sehen sich in ihrer Heimat und der Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 65 Kapitel 2: Nonformale Bildung Tradition verwurzelt und sind in ihrem Selbstverständnis stolz, sodass sie ihr künftiges Erbe mit Begeisterung übernehmen. Ihre qualifizierte landwirtschaftliche bzw. unternehmerische Aus- und Weiterbildung erhöht dabei wesentlich ihre Chancen, erfolgreich zu wirtschaften. Die heimischen Junglandwirt/innen stufen sich als innovativ und offen für neue Wege ein, und dies kann als ihre Stärke angesehen werden, mit der sie künftigen Herausforderungen erfolgreich begegnen können. Die junge Landwirtschaft hat somit konkrete Zukunftsperspektiven, blickt positiv in die Zukunft und will auch weiterhin mit Begeisterung und Engagement Landwirtschaft betreiben. Die wesentliche Weichenstellung für die bäuerliche Zukunft der nächsten Jahrzehnte ergibt sich mit einer gut geplanten Betriebsübernahme durch die Junglandwirt/innen. Jedes Jahr werden ca. 1400 Betriebe von Junglandwirt/innen übernommen und die künftig zu erbringenden Leistungen der Landwirtschaft sind in hohem Maße abhängig von einer engagierten „jungen Landwirtschaft“ heute. Filzmaier: „Jugendliche wollen mehr Beteiligung jenseits der Wahlen.“ Jugendvertreterin Elisabeth Gneißl: „Für den ländlichen Raum ist es von großer Bedeutung, dass sich die Jugend einbringt, mitredet und mitgestaltet.“ 66 Eine Zusammenschau zum Themenbereich „junge Landwirtschaft“ wurde im Februar 2012 unter dem Titel „Jugendstudie ländlicher Raum“ – was bewegt die junge Landwirtschaft in Österreich?“ präsentiert. Das Institut für Strategieanalysen (ISA, Meinungsforscher Peter Filzmaier) erstellte diese Studie auf Grundlage der (schriftlichen) Befragungsergebnisse von 694 jungen Menschen im Rahmen der Jugendtour des Bundesministers Niki Berlakovich. Die Studienergebnisse beschreiben die Einstellungen, Meinungen und die Sicht von Jugendlichen betreffend die Zukunftsthemen Umwelt und Energie, Bildung, Familie sowie Demokratie und Politik. Die positive Stimmungslage von Jugendlichen zur Nutzung von künftigen unternehmerischen und gesellschaftlichen Chancen und Herausforderungen zeigt sich als wichtiger Parameter. So sehen derzeit 68 % der Jugendlichen der Zukunft zuversichtlich entgegen (19% sehr zuversichtlich, 49 % eher zuversichtlich), eher besorgt sind 29 % und sehr besorgt 4 %. Bei der Gestaltung von künftigen politischen Lösungs- und Zukunftskonzepten sollten somit vermehrt die Anliegen der Jugendlichen eingebaut werden. Zudem sollte ihnen eine wesentliche Mitgestaltung ermöglicht werden. Die „Jugendstudie ländlicher Raum“ ergab, dass sich die jungen Menschen im ländlichen Raum für Politik interessieren und ihre Zukunft aktiv mitgestalten wollen. Im Umweltbereich zählen insbesondere erneuerbare Energien, Abfallmanagement und Wasser zu den Topthemen. So halten es 89 % etwa für erstrebenswert, dass Österreich als erstes Land energieautark wird, also so viel Energie im eigenen Land erzeugt, wie es auch verbraucht. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung DI Herbert Bauer Erwachsenenbildung – Ländliches Fortbildungsinstitut LFI Allgemeine Informationen über das LFI Das von den Landwirtschaftskammern und anderen landwirtschaftlichen Organisationen getragene Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) hat die Rechtsform eines Vereins, der nicht auf Gewinn ausgerichtet ist und gemeinnützige Zwecke – nämlich die Förderung der Weiterbildung im ländlichen Raum – verfolgt. Das LFI, welches in allen Bundesländern durch Landesvereine vertreten ist, stützt sich auf die Tätigkeit von rund 3000 Mitarbeiter/innen, die zum Großteil teilzeitlich (vor allem als Vortragende oder Kursleiter/innen) oder ehrenamtlich tätig sind. Die Geschäftsführungen der Landesvereine erfolgt durch Bedienstete der Landwirtschaftskammern bzw. auf Bundesebene durch die Landwirtschaftskammer Österreich. Mit jährlich 14.000 Veranstaltungen und mehr als 300.000 Teilnahmen ist das LFI die größte Erwachsenenbildungsorganisation im ländlichen Raum und gehört zu den bedeutendsten Anbietern von Bildungsveranstaltungen in Österreich. Der Anteil von Frauen an den vom LFI angebotenen Kursen liegt mit 50 % im Durchschnitt aller zehn KEBÖ-Organisationen. Das LFI hat den Schwerpunkt seines Weiterbildungsangebots im Bereich der Land- und Forstwirtschaft. Darüber hinaus werden aber auch Bereiche der allgemeinen Weiterbildung berücksichtigt. Das LFI ist die größte Erwachsenenbildungsorganisation im ländlichen Raum und gehört zu den bedeutendsten Anbietern von Bildungs veranstaltungen in Österreich. Neben Veranstaltungen für die Hauptzielgruppe, die in erster Linie aus Bäuerinnen und Bauern besteht, bietet das LFI immer mehr Veranstaltungen an, die darüber hinausgehend von der Bevölkerung des ländlichen Raums in Anspruch 14.000 LFI-Kurse mit über 300.000 Teilnehmer/innen jährlich, © Rita Newman/BMLFUW Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 67 Kapitel 2: Nonformale Bildung genommen werden. Die Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen wie insbesondere die Persönlichkeitsbildung hat dabei einen großen Stellenwert bekommen. Über die Weiterentwicklung, Etablierung und verstärkte Standardisierung der bewährten Produkte wie etwa der Zertifikatslehrgänge gibt es Bildungsinitiativen für die Almwirtschaft, für die Waldwirtschaft, Bildungsmaßnahmen zur Höherqualifizierung im Bereich Unternehmerkompetenz, Tiergesundheit, Tiertransporte und Lebensmittelhygiene, mit denen eine große Zahl von landwirtschaftlichen Betriebsführerinnen und Betriebsführern erreicht werden konnten und können. Immer wichtiger werden Weiterbildungen, die der Qualifizierung für die Einhaltung von Umwelt- und Hygienestandards dienen, sowie Qualifizierungen zur Diversifizierung. Hier sind vor allem der Gesundheitsbereich, Urlaub am Bauernhof, Schule am Bauernhof sowie Naturführer/innenlehrgänge wie Kräuterpädagogik und Natur- und Landschaftsführer/innen zu nennen. Marketing und Qualitätsmanagement Die Information zum LFI-Bildungsangebot über die Website www.lfi.at gewinnt immer mehr Bedeutung. Über eine komfortable Kurssuche kann über Stichworte oder die Kursnummer der gewünschte Kurs gefunden und auch gleich gebucht werden. Die Kurssuche über das Internet wird von Jahr zu Jahr mehr genutzt, wie die Zugriffsstatistiken eindrucksvoll zeigen. Im Jahr 2011 wurden fast 1,5 Mio. Zugriffe auf der Website verzeichnet. Im ersten Jahr der Etablierung der Website (2006) gab es 328.847 Zugriffe pro Jahr. Die letzten Jahre zeigen ein hohes Niveau von 1.237.170 Zugriffen im Jahr 2009, 1.163.305 Zugriffen im Jahr 2010 und 1.444.441 Zugriffen im Jahr 2011. Neben der LFI-Website werden auch einige Social-Media-Dienste wie etwa Facebook zur Information über das Bildungsangebot von einigen Länder-LFIs genutzt. Bildungsprogramm Das Bildungsangebot des LFI wird den Bäuerinnen und Bauern über die Bildungsprogramme, welche in österreichweit einheitlichem Layout mit einer Auflage von 270.000 Stück erscheinen, bekannt gemacht. Einen hohen Stellenwert bei der Bewerbung haben Mundpropaganda und die Information über Kurse in den Medien der Landwirtschaftskammern und anderen agrarischen Medien. LFI-Newsletter Maßgeschneiderte Kurse im LFI-Bildungsprogramm. In regelmäßigen Abständen informieren das LFI Österreich und mehrere LänderLFIs via E-Mail-Newsletter über aktuelle Entwicklungen im Bildungsbereich und neue Bildungsangebote. Zielgruppe sind Multiplikator/innen aus Politik, Schule, Erwachsenenbildung und Regionalmanagement bzw. bei den Newslettern der Länder auch Bäuerinnen und Bauern. 68 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung Das gesamte LFI ist seit dem Jahr 2009 ISO-zertifiziert Das LFI hat sich mit einem Qualitätsmanagementsystem nach der ISO 9001:2008 für ein bewährtes System entschieden, wobei die ersten Anfänge bereits auf das Jahr 1999 mit der Entwicklung eines Leitbilds zurückzuführen sind. Seit dem Jahr 2009 sind alle Länder-LFIs und die Bundesgeschäftsstelle nach ISO 9001:2008 zertifiziert und unterziehen sich jährlich internen Audits sowie regelmäßig Rezertifizierungs- und Überwachungsaudits. Mit den im Frühjahr 2012 erfolgreich bestandenen Audits wurden die Zertifikate bis 2015 verlängert. Seit dem Jahr 2009 sind alle LänderLFIs und die Bundesgeschäftsstelle nach ISO 9001:2008 zertifiziert. Die Zertifizierung umfasst neben der Erwachsenenbildung auch das Projektmanagement. Bereits im Jahr 2001 konnte mit dem durch den damaligen Bundesminister Mag. Molterer verliehenen LFI-Qualitätszertifikat ein bundesweit einheitlicher Standard definiert werden. Mit der Ausbildung der Qualitätsbeauftragten der Landes-LFIs und des LFI Österreich zu Total-Quality-Manager/innen und Auditor/innen sowie der Implementierung eines der ÖNORM EN ISO 9001:2000 genügenden Qualitätsmanagementsystems konnte im Jahr 2004 ein international vergleichbarer Standard erreicht werden, der kontinuierlich ausgebaut und erweitert wird. Qualität als Forderung der Kund/innen und ureigenstes Interesse des LFI. LFI-Qualitätshandbuch Das organisatorische Rahmenkonzept wird vom jährlich auf Basis der Ergebnisse der Qualitätsaudits aktualisierten Qualitätshandbuch gebildet, das auf Basis der internationalen Norm EN ISO 9001:2008 die Einführung und Aufrechterhaltung eines Qualitätsmanagementsystems unterstützt. Unsere Kund/innen, die Besucher/ innen von Kursen und Seminaren, verlangen Produkte, die den höchsten Qualitätsanforderungen genügen. Dazu bedarf es eines umfassenden Qualitätsmanagementsystems. Dieses gilt für alle Mitarbeiter/innen und umfasst alle Bereiche von der Entwicklung von Bildungsveranstaltungen, deren Bekanntmachung über Bildungskalender, Homepage und andere Medien bis hin zur Kursanmeldung, Durchführung der Veranstaltung, Ausstellung von Zertifikaten oder Kursbesuchsbestätigungen und Einholung und Auswertung von Rückmeldungen der Teilnehmer/innen, um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu gewährleisten. Qualität der Trainer/innen als zentraler Erfolgsfaktor Da die Trainer/innen in direktem Kontakt zu den Kund/innen stehen und somit zu den wichtigsten Mitarbeiter/innen einer Bildungsorganisation gehören, wird auf Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 69 Kapitel 2: Nonformale Bildung Das LFI kann rasch auf die individuellen Bedürfnisse der Kursteilnehmer/ innen eingehen und mit neuen Bildungsangeboten auf aktuelle Anforderungen reagieren. deren Auswahl großes Augenmerk gelegt. Für das LFI stellt die Trainer/innenselektion ein wichtiges Kriterium zur Qualitätssicherung dar. Alle Trainer/innen oder Vortragenden, die bei Veranstaltungen des LFI zum Einsatz kommen, haben entsprechende Qualifikationen nachzuweisen. Darüber hinausgehend werden im LFI Trainer/innen für den Einsatz in bestimmten Bildungsprodukten speziell geschult und mit einheitlichen, eine standardisierte Qualität bewirkenden Trainer/innenunterlagen ausgestattet. Aktuelle Beispiele sind hier Schulungen in den Bereichen Tiergesundheit, Hygiene und Qualitätssicherung im Weinbau. Statistik Das LFI hat sich in den letzten Jahren zum größten Anbieter in Sachen beruflicher Erwachsenenbildung für den ländlichen Raum entwickelt. Die Linie des LFI liegt klar in Richtung maßgeschneiderte Kurse, mit denen so rasch wie möglich auf die individuellen Anforderungen von Bäuerinnen und Bauern reagiert wird. Der positive Zuspruch für das Bildungsinstitut der Landwirtschaftskammer lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: 300.000 Kursteilnahmen gab es allein in der letzten Bildungssaison 2011/2012 – bei einem Angebot von fast 14.000 durchgeführten Kursen (siehe Abb. 19). LFI-Teilnehmer/innen Anzahl 50.000 0 2007 2008 2009 318.551 gesamt 2010 168.832 161.502 151.276 128.865 172.991 100.000 159.684 150.000 176.787 200.000 207.533 250.000 149.078 280.141 332.675 300.000 männlich 310.580 weiblich 384.320 350.000 149.719 400.000 2011 lebensministerium.at Quelle: LFI Österreich Abb. 19 Die große Zahl an Angeboten macht die Wahl des richtigen Lehrgangs nicht immer einfach, doch die Bäuerinnen und Bauern wählen Kurse aus, suchen Inhalte, in denen ganz gezielt auf ihre aktuellen Bedürfnisse und Probleme in der Landwirtschaft eingegangen wird. Und gerade hier liegt die Hauptkompetenz des LFI: Berater/innen der Kammer stehen in laufendem Kontakt mit den Bäu- 70 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung erinnen und Bauern und wissen genau Bescheid, wo der Schuh drückt. Daher kann das LFI rasch auf die individuellen Probleme der Kursteilnehmer/innen eingehen und mit neuen Bildungsangeboten auf aktuelle Anforderungen reagieren. Nach wie vor nachgefragt sind Kurse zu den Bereichen Gesundheit und Ernährung, biologischer Landbau sowie zur Vermittlung von Natur- und Umweltkompetenzen, wobei das LFI immer mehr auf Kooperationen mit diversen Partnern setzt. Neu im Bereich der Zertifikatslehrgänge sind etwa Kurse zur Pferdehaltung, zur tiergestützten Pädagogik und Therapie, ein Lehrgang zur Schulung von Almpersonal sowie ein Kurs für die Baum- und insbesondere Obstbaumpflege. Bildungsprojekte stellen einen der Schwerpunkte der Arbeit des LFI dar. Bildungsprojekte stellen einen der Schwerpunkte der Arbeit des LFI dar. Im Rahmen der Projekte werden neue Bildungsprodukte entwickelt, Unterlagen erstellt, Trainer/innen ausgebildet. Im Jahr 2011 wurden vom LFI Österreich als Bildungsträger mit unterschiedlichen Projektträgern wie etwa dem Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) 20 bundesweite Bildungsprojekte durchgeführt. Bildungsprojekte Seit dem Jahr 2007 (Programmperiode LE 07–13) wurden vom LFI etwa 150 bundesweite Bildungsprojekte abgewickelt. Das Gesamtfördervolumen für die Bildung aus dem Programm betrug etwa 16 Mio. Euro pro Jahr, wobei rund 10 % davon, nämlich durchschnittlich 1,5 Mio. Euro, für Bundesprojekte aufgewendet wurden. Bildungsträger sind die neun Landes-LFIs und das LFI Österreich. Die Förderungsabwicklung erfolgte durch die Landwirtschaftskammern bzw. bei bundesweiten Projekten über das Lebensministerium. Aus der umfangreichen Palette von bundesweiten Bildungsprojekten sind im Folgenden fünf aktuelle Projekte detaillierter dargestellt: •Bildungskampagne Unternehmerkompetenz – Businessplan •Bildungsoffensive Almwirtschaft •Land- und Forstwirtschaft und Schule •Lebensqualität Bauernhof •Bundesberichte BZA (Betriebszweigauswertung) Bildungsoffensive Almwirtschaft In Österreich werden jährlich auf über 9000 Almen fast eine halbe Million Rinder, Schafe, „Zertifikatslehrgang Almpersonal“: Professionalisierung der Arbeit auf der Alm, © LFI Österreich Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 71 Kapitel 2: Nonformale Bildung Ziegen und Pferde gehalten. Nach der Agrarstrukturerhebung von 2003 beliefen sich Alm- und Bergmahdflächen auf ca. 1.026.265 Hektar. Das ist ein Anteil von über 80 % des extensiven Grünlands in Österreich. Das Projekt wurde 2008 ins Leben gerufen, um Bildungsmaßnahmen für Almbäuerinnen und -bauern sowie für Almpersonal anbieten und durchführen zu können. Es läuft bis Ende 2012. Bis jetzt nahmen 1900 Personen an Schulungen, die im Projekt entwickelt wurden, teil. Ein Produkt ist der Zertifikatslehrgang „Almpersonal“, der 120 Unterrichtseinheiten, aufgeteilt auf sieben Module, umfasst. Ein weiterer Kurs ist eine Almwirtschaft-Fortbildung für Lehrer/innen und Berater/innen. Geplant für 2012 ist die Entwicklung eines Kurses für Almpflege. Die Information der Kund/innen erfolgt neben den regulären LFI-Bildungskatalogen über ein eigenes Bildungsprogramm Almwirtschaft. Ein weiteres Produkt aus dem Projekt ist ein Almkalender (Auflage ca. 1000 Stück), der 2012 dem Thema „Almwirtschaft einst und jetzt“ gewidmet ist. Land- & Forstwirtschaft und Schule Einen wesentlichen Bestandteil des Projekts macht die Wanderausstellung „Land- und Forstwirtschaft in Österreich“ des Wirtschafts museums aus. Das Projekt befindet sich bereits in der siebten Phase, welche die Jahre 2012 und 2013 betrifft. Sie baut auf die erfolgreiche Arbeit der vorhergehenden Projektabschnitte auf. In der ersten Phase wurden Lehrer/innen befragt, welchen Bedarf an Unterrichtsmaterialien zum Thema Land- und Forstwirtschaft sie haben. Weiters wurde im Medienkatalog eine Bestandsaufnahme aller in Österreich erhältlichen Unterrichtsmaterialien erstellt und den österreichischen Lehrer/innen zur Verfügung gestellt. Einen wesentlichen Bestandteil des Projekts macht die Wanderausstellung „Land- und Forstwirtschaft in Österreich“ des Wirtschaftsmuseums aus. In der zweiten Phase wurden neben der Wanderausstellung, die jährlich 16.000 Schüler/innen im Rahmen von 800 Vorträgen erreicht, ein Lehrbehelf (Ordner mit Foliensatz, Kommentaren und CD ROM) mit einer Auflage von 1000 Stück produziert und verteilt sowie eine Internetplattform auf www.schuleambauernhof.at zum Bereitstellen von Unterrichtsmaterialien für Lehrer/innen eingerichtet. Die dritte Projektphase war – neben der Wanderausstellung und dem weiteren Ausbau der Internetplattform – geprägt von einer umfangreichen Schulbuchrecherche und der Produktion der DVDs „Erlebnis Alm“ und „Schule am Bauernhof“. Die vierte Phase diente dem weiteren Ausbau der Internetplattform mit Unterrichtsmaterialien, der Erstellung neuer Materialien, der Aktualisierung und Durchführung der Wanderausstellung sowie der Durchführung von Maßnahmen, welche eine realistische Darstellung der Land- und Forstwirtschaft in Schulbüchern fördern. In den weiteren Projektphasen wurde neben der Aktualisierung und Durchführung der Wanderausstellung, der Erweiterung der Internetplattform und der Erstellung von Unterrichtsmaterialien die Schulung von nicht land- und forstwirtschaftlichen Pädagog/innen in das Projekt integriert. 72 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung Bildungs- und Beratungsprojekt Lebensqualität Bauernhof Das Bildungs- und Beratungsprojekt „Lebensqualität Bauernhof“ des LFI Österreich und der Landwirtschaftskammer wird seit dem Jahr 2007 österreichweit umgesetzt und bietet verschiedenste Bildungsangebote zu Themen der Lebensqualität, Beratungsangebote und telefonische Erstberatung für Bäuerinnen und Bauern in fordernden und schwierigen Lebenssituationen. Die Telefonberatung von „Lebensqualität Bauernhof“ wird am Bäuerlichen Sorgentelefon (0810 676 810) österreichweit zum Ortstarif angeboten und jährlich von rund 550 Bäuerinnen und Bauern genutzt. Darüber hinaus bieten in Kärnten, Salzburg und Tirol psychologische Berater/innen direkt in den Landwirtschaftskammern psychosoziale Beratungen an. Der gesamte Leistungsumfang des Bildungsprojekts erstreckt sich von der Entwicklung von Bildungsprodukten (Seminardesigns, Teilnehmer/innenunterlagen, Schulungen für Referent/innen, Berater/innen und Mitarbeiter/innen) über den Betrieb des Bäuerlichen Sorgentelefons (inklusive Supervision für die psychosozialen Berater/innen, Evaluierung und die Koordination und Abrechnung der Sorgentelefonberater/innen) bis zum Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Das Projekt befindet sich 2012 bereits in der dritten Phase. Für den Zeitraum bis Ende 2013 ist eine vierte Projektphase geplant. Bildungsprojekt „Zukunftsorientierte Agrarwirtschaftliche Motivation“ Das Bildungsprojekt „Zukunftsorientierte Agrarwirtschaftliche Motivation (ZAM)“ wurde von der ARGE Österreichische Bäuerinnen initiiert und wird seit dem Jahr 2009 im LFI Österreich umgesetzt. Im Bildungsprojekt ZAM wurden drei verschiedene agrarwirtschaftliche bzw. agrarpolitische Bildungsangebote für Bäuerinnen und Bauern entwickelt. Das ZAM-Seminar „Vom Einsteiger zum Insider – von der Einsteigerin zur Insiderin“ (26 UE) bietet eine erste Orientierung in agrarischen Themen mit einem besonderen Schwerpunkt auf Agrarwirtschaft, Betriebswirtschaft und Fragen des Zusammenlebens am Hof. Das ZAM-Seminar konnte 2010/11 und 2011/12 bereits 18-mal in den Bundesländern durchgeführt werden. Drei Säulen des Bildungsprojekts ZAM: ZAM-Seminar, der unternehmerische Bäuerinnen- und Bauerntreff und der ZAM-Lehrgang. Der unternehmerische Bäuerinnen- und Bauerntreff richtet sich an Bäuerinnen und Bauern, die ihre Unternehmerkompetenzen weiterentwickeln und vertiefen möchten. In den Bildungssaisonen 2010/11 und 2011/12 wurden in ganz Österreich rund 50 Bildungsveranstaltungen und Exkursionen zu landwirtschaftlichen Betrieben mit den verschiedensten innovativen Betriebszweigen angeboten. Der ZAM-Lehrgang „Österreichische Bäuerinnen zeigen Profil“ ist speziell für Bäuerinnen konzipiert und vermittelt Kompetenzen für die Mitarbeit in verschiedenen agrarischen oder kommunalen Gremien, Verbänden oder Vereinen. Das Bildungsziel des ZAM-Lehrgangs liegt in der Kompetenzvermittlung Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 73 Kapitel 2: Nonformale Bildung für eine professionelle Mitarbeit in agrarischen und regionalen Organisationen und Verbänden. Der ZAM-Lehrgang gliedert sich dabei in fünf zweitägige Module zu den Themen persönliche Kompetenzen, Agrarwirtschaft und Agrarpolitik, agrar- und interessenpolitische Landschaft in Österreich, Führungskompetenzen und Öffentlichkeitsarbeit (insgesamt 80 Unterrichtseinheiten). Insgesamt konnten 2010/11 und 2011/12 bereits sechs ZAM-Lehrgänge mit 86 Teilnehmer/innen bundesländerübergreifend durchgeführt werden. Die ARGE Österreichische Bäuerinnen plant für den Zeitraum bis Ende 2013 ein Folge-Bildungsprojekt zur intensiven Förderung einer verstärkten professionellen Mitarbeit von Bäuerinnen in agrar- und regionalpolitischen Gremien. Landwirtinnen und Landwirte beobachten Pflanzen und Tiere – „Wir schauen drauf“ Österreichweite Initiative zur Erhaltung der Magerwiesen und Artenvielfalt Kooperation mit dem Lebensmini sterium, den Ländern, zwölf landwirtschaftlichen Schulen, Interessenvertretungen und dem ORF. Seit 2007 gibt es in Österreich das Bildungsprojekt „Landwirtinnen und Landwirte beobachten Pflanzen und Tiere“ – eine Initiative, die helfen soll, die Magerwiesen und deren Artenvielfalt durch Bewusstseinsbildung zu erhalten. Mit Ende 2011 beobachten und zählen mehr als 650 interessierte Bäuerinnen und Bauern aus allen österreichischen Bundesländern einmal im Jahr ganz bestimmte Pflanzen und seit 2010 auch ausgewählte Tierarten auf ihren extensiv bewirtschafteten Wiesen (siehe auch Abb. 20). Die Bäuerinnen und Bauern werden dabei von Ökolog/innen auf den eigenen Flächen eingeschult und mit entsprechenden Erhebungsbögen sowie Pflanzenund Tiersteckbriefen unterstützt. Mit der Teilnahme am Projekt erfahren die Bäuerinnen und Bauern mehr über die Pflanzenarten auf den eigenen Wiesen und können selbst gut nachvollziehen, wie sich die landwirtschaftliche Nutzung und andere Einflüsse auf die Entwicklung bestimmter Pflanzen- und Tierarten auswirken. Die Beobachtungsergebnisse und Erfahrungen werden jährlich aufbereitet und den teilnehmenden Bäuerinnen und Bauern in Form von verschiedenen Produkten (Kalender, Ergebnisberichte, DVDs, ...) und Angeboten (Exkursionen, persönlichen Gesprächen mit Expert/innen und regionalen Betreuer/innen) zur Verfügung gestellt. Neben dem Lebensministerium und den Ländern gibt es Kooperationen vor allem mit zwölf landwirtschaftlichen Schulen, relevanten Interessenvertretungen (z. B. Bio Austria, Naturparke, LFIs) und dem ORF. In den Jahren 2012 und 2013 liegen die Schwerpunkte in der Einschulung neuer Teilnehmer/innen und der Betreuung der teilnehmenden Betriebe, um sie noch stärker an das Beobachtungsnetzwerk zu binden (Wertschätzung, Identifikation und Bestätigung), sowie in der Verbesserung der Datenqualität. Weiters ist mit einer Auswahl von Betrieben eine vertiefte Zusammenarbeit auf Basis konkreter Fragestellungen angedacht. Das Projektteam besteht aus dem Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL), dem Umweltbüro Klagenfurt, suske consulting so- 74 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung Landwirtinnen und Landwirte beobachten Pflanzen und Tiere Die Punkte zeigen die Lage der Ortschaften mit Betrieben (grün) und landwirtschaftlichen Schulen (rot), die jährlich Pflanzen und Tiere beobachten (Stand: Nov. 2011). Quelle: ÖKL lebensministerium.at Abb. 20 wie dem Büro LACON. Das Projekt wird vom Lebensministerium (Abteilung II/2 – Schule, Erwachsenenbildung und Beratung), von den Naturschutzabteilungen der Bundesländer sowie der Europäischen Union unterstützt. Weitere Informationen unter www.biodiversitaetsmonitoring.at. Bildungsprojekt „Naturschutz – Landwirtschaft“ Das Bildungsprojekt „Naturschutz – Landwirtschaft“ läuft seit 2001 in einer Kooperation zwischen Ländlichem Fortbildungsinstitut der Landwirtschaftskammer OÖ und Land OÖ, Abt. Naturschutz und dem Institut für Naturschutz in der Akademie für Umwelt und Natur. Seit dieser Zeit konnten einige Veranstaltungen und Projekte durchgeführt werden. Dadurch steigt die Bekanntheit dieses Projekts und verfestigt sich dessen Position von Mal zu Mal. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Naturschutz und Landwirtschaft scheint in vielen Kreisen schon selbstverständlich zu sein und entbehrt immer öfter einer starken emotionalen Dimension und behandelt anfallende Probleme auf einer wünschenswerten Sachebene. Der Schwerpunkt in der Entwicklung von Bildungsprodukten liegt in Aktionsfeldern, in denen sich die Interessen der Landwirtschaft und die des Naturschutzes treffen. Bildung ist so zu positionieren, dass den Bedürfnissen/Interessen/ Zielsetzungen der Landwirt/innen (Tätigkeitsfelder, Wertschöpfungserhöhung, Identitätssteigerung) und des Naturschutzes Rechnung getragen werden kann. Neben der fachlichen Wissensweitergabe sollen die Themen „Landschaft und Natur“ letzten Endes einer intensivierten gesellschaftlichen Diskussion über Wertmaßstäbe und Entwicklungszielsetzungen zugeführt werden. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 75 Kapitel 2: Nonformale Bildung Das Veranstaltungsjahr teilte sich in drei unterschiedliche Schwerpunkte 1.Kurse und Seminare für alle Naturinteressierten im Bereich Bildung, Naturschutz, Landwirtschaft 2.Zertifikatslehrgänge 3.Fortbildung für Naturvermittler/innen Absolvent/innen der Zertifikatslehrgänge Natur- und Landschaftsführer/in, Almführer/in und Kräuterpädagogik bilden einen qualitativ hochwertig ausgebildeten Multiplikator/innenkreis (Dienstleistungsbereich) mit der Fähigkeit des wertschätzendes Umgangs mit landwirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Themen. Die Projektleitungsfunktion wird nach außen primär als Netzwerkkoordination verstanden. Demgemäß liegt es im Sinne der Projektleitung, in möglichst allen Tätigkeitsfeldern Kooperationen einzugehen. Nur so kann das Projekt eine gewisse Breite erlangen und seine Wirkung entfalten. Es fließen sowohl ökologische, kulturelle als auch wirtschaftliche Aspekte in die Projektentwicklung/ -umsetzung ein. Zertifikatslehrgänge Lehrgänge zur Höherqualifizierung von Bäuerinnen und Bauern Die zentrale Aufgabe der Bildungsarbeit für bäuerliche Betriebe und für den ländlichen Raum ist es, den Einzelnen zu befähigen, Werte des Lebens zu erkennen, Hilfen und Strategien sowohl wirtschaftlicher als auch menschlicher Art zu erarbeiten, damit jeder zu selbst verantworteten Entscheidungen und Haltungen finden kann. Ein Schwerpunkt über viele Jahre waren Lehrgänge zur Verbesserung der IT-Kompetenz der Bäuerinnen und Bauern. 76 Eine besondere Rolle zur Erreichung dieser Ziele kommt den LFI-Zertifikatslehrgängen zu. Mit den Zertifikatslehrgängen konnte das LFI gemeinsam mit den Landwirtschaftskammern und dem BMLFUW zielgruppenspezifische Bildungsprodukte entwickeln, welche an die Bedürfnisse einer zukunfts- und marktorientierten Land- und Forstwirtschaft im Sinne des lebensbegleitenden Lernens angepasst sind. Ein LFI-Zertifikatslehrgang ist ein modular aufgebauter Lehrgang für Erwachsene mit einem Mindeststundenausmaß von 80 Unterrichtseinheiten. Nach erfolgreich abgelegter Abschlussarbeit und einer Mindestanwesenheit von 80 % wird von der LFI-Bundesgeschäftsstelle ein Zertifikat für die Teilnehmer/innen ausgestellt. Das Mindestalter für die Teilnahme ist das vollendete 18. Lebensjahr. Die Einhaltung der Richtlinien für LFI-Zertifikatslehrgänge wird in einem eigenen Controllingsystem überprüft. Die ersten Kurse wurden bereits 1995 entwickelt, wobei die Schwerpunkte anfangs auf die „Bäuerliche Direktvermarktung“, „Urlaub am Bauernhof“ und die „Bäuerliche Milchverarbeitung“ gelegt wurden. Ein Schwerpunkt über viele Jahre waren Lehrgänge zur Verbesserung der IT-Kompetenz der Bäuerinnen und Bauern (EDV-Basisausbildung und Aufbaulehrgang zum ECDL). Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung Es werden laufend weitere Lehrgänge entwickelt, die auf die Ansprüche der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung abgestimmt sind. Insgesamt wurden bis zum Redaktionsschluss bereits über 34.000 Zertifikate verliehen. Seit dem Erscheinen des Agrarischen Bildungsberichts 2008 wurden acht neue LFI-Zertifikatslehrgänge entwickelt und durch das BMLFUW genehmigt. Neue Lehrgänge: 2008: Klauenpflege, Stallprofi Schwein 2009: Bäuerliche Schafhaltung, Bäuerliche Ziegenhaltung 2010: Baumwärter/in/Obstbaumpfleger/in, Pferdehaltung, Tiergestützte Pädagogik und Therapie 2011: Almpersonal 2012: Milchkontrollassistent/in, Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum – österreichische Bäuerinnen zeigen Profil Zertifikatslehrgang „Klauenpflege“ Die Erhaltung der Klauengesundheit ist aus Gründen des Tierschutzes, aber auch aus wirtschaftlichem Interesse anzustreben. Der 136-stündige Lehrgang legt seinen Fokus in vier Modulen auf die Klauenpflege in Theorie und Praxis, wobei der praktische Teil auch direkt am landwirtschaftlichen Betrieb erfolgt, auf Persönlichkeitsbildung sowie Hygiene, Seuchenkunde und betriebswirtschaftliche Aspekte. Im produktionstechnischen Klauenpflegeteil werden die Anatomie des Rindes, die Grundlagen der Klauenpflege, praktische Übungen sowie rechtliche Aspekte und Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin behandelt. Die abschließende Prüfung beinhaltet einen praktischen Teil, die Klauenpflege an einer Kuh und eine theoretische Prüfung mit ausgewählten Fragen zu Anatomie, Grundlagen der Klauenpflege, Klauenerkrankungen und Seuchenhygiene-Meldepflichten. Zertifikatslehrgang „Ausbildung zum Stallprofi – in der Schweinehaltung“ Der Lehrgang, welcher 80 Stunden umfasst, bietet zukünftigen Stallprofis die Möglichkeit, sich Wissen über die Betriebshilfe in der Schweinehaltung anzueignen, und wurde gemeinsam mit dem Maschinenring entwickelt. Die Teilnehmer/ innen lernen, sich auf einem noch unbekannten Betrieb möglichst rasch zurechtzufinden. Sie sollen alle Routinearbeiten, die in einem schweinehaltenden Betrieb anfallen, qualitativ hochwertig erledigen können. Die Abschlussarbeit besteht in der Erstellung einer Checkliste für den praktischen Arbeitseinsatz sowie in einer theoretischen Prüfung, bei welcher der Fokus auf fachliche Fragen der Schweinehaltung und auf rechtliche Fragen gelegt wird. Zertifikatslehrgang „Bäuerliche Schafhaltung“ Der Zertifikatslehrgang, welcher 80 Stunden umfasst, bietet Schafhalter/innen die Möglichkeit, sich Wissen über zeitgemäße Schafhaltung anzueignen sowie auch die Grundlagen für den Einstieg in die Schafhaltung. Die Teilnehmer/innen werden zu einer qualitäts- und kund/innenorientierten Produktion hingeführt. Die Erhöhung der Wertschöpfung aus der Schafhaltung ist ein bedeutendes Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 77 Kapitel 2: Nonformale Bildung Thema, um die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebs zu sichern. Neben dem produktionstechnischen Teil wird ein Modul im Bereich Persönlichkeitsbildung sowie Betriebs- und Unternehmensführung angeboten. Der Abschluss des Lehrgangs besteht in der mündlichen Präsentation des während des Lehrgangs erstellten individuellen Betriebs- und Unternehmenskonzepts. Zertifikatslehrgang „Bäuerliche Ziegenhaltung“ Der Zertifikatslehrgang, welcher 80 Stunden umfasst, bietet Ziegenhalter/innen die Möglichkeit, sich Wissen über zeitgemäße Ziegenhaltung anzueignen sowie auch die Grundlagen für den Einstieg in die Ziegenhaltung. Die Teilnehmer/innen werden zu einer qualitäts- und kund/innenorientierten Produktion hingeführt. Die Erhöhung der Wertschöpfung aus der Ziegenhaltung ist ein bedeutendes Thema, um die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebs zu sichern. Neben dem produktionstechnischen Teil wird ein Modul im Bereich Persönlichkeitsbildung sowie Betriebs- und Unternehmensführung angeboten. Der Abschluss des Lehrgangs besteht in der mündlichen Präsentation des während des Lehrgangs erstellten individuellen Betriebs- und Unternehmenskonzepts. Zertifikatslehrgang „Baumwärter/in – Obstbaumpfleger/in“ Die Erhaltung und Förderung des Obstbaues ist ein wesentliches Ziel der Baumwärter/innenausbildung. Der Erfolg und damit die Freude am Obstbau stellt sich nur bei fachgerechter Pflege der Bäume ein. Die Grundlagen dafür werden den Baumwärter/innen bei ihrer 100-stündigen Ausbildung vermittelt. Die Baumwärter/innen geben diese Informationen als Multiplikator/innen in Theorie und Praxis an Interessierte weiter. Aber auch im Bereich der Landschaftsgärtner/innen und landwirtschaftsnahen Organisationen (Maschinenring/Maschinenringservice) ist es notwendig, qualifiziertes Personal in der Obstbaumpflege zu haben. In der Baumwärter/innenausbildung werden die Grundlagen für einen erfolgreichen Erwerbs-, Streu- und Siedlerobstbau vermittelt. Für die Erlangung des Baumwärter/innenzertifikats ist eine schriftliche und mündliche sowie praktische Prüfung notwendig. Für die praktische Prüfung müssen Obstbäume geschnitten werden. Es ist zu begründen, warum die jeweilige Maßnahme gesetzt wurde und welche Reaktion beim Wachstum und Fruchten der Obstbäume zu erwarten ist. Zertifikatslehrgang „Pferdehaltung“ Der 116-stündige Lehrgang zielt auf eine umfassende Qualifizierung für Betriebsleiter/innen von pferdehaltenden landwirtschaftlichen Betrieben ab. Die Schwerpunkte bilden neben der praktischen Pferdehaltung und Pferdezucht die Bereiche Unternehmensführung, Marketing und Persönlichkeitsbildung. Der Lehrgang ist in vier Modulen strukturiert, wobei dem praktischen Umgang mit dem Pferd ein eigenes Modul im Ausmaß von 16 Stunden gewidmet ist. Zertifikatslehrgang „Tiergestützte Pädagogik und Therapie am Bauernhof“ Tiere schaffen Vertrauen, © ÖKL Der vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) in Kooperation mit dem LFI entwickelte Lehrgang umfasst 240 Unter78 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung richtseinheiten, aufgeteilt auf vier Module. Zielgruppe sind einerseits Bäuerinnen und Bauern und andererseits Personen aus dem sozialpädagogisch-therapeutischen Berufsfeld. Die Ausbildung legt ihre Schwerpunkte auf die Grundlagen tiergestützter Arbeit, auf Unternehmensführung, angewandte tiergestützte Arbeit und Persönlichkeitsbildung. Die Abschlussarbeit besteht aus einem schriftlichen Teil und einer Präsentation des erarbeiteten praktischen Konzepts. Die Präsentation erfolgt jeweils durch ein Zweierteam, bestehend aus landwirtschaftlichem Teampartner und sozialer/therapeutischer/pädagogischer Fachkraft. Zertifikatslehrgang „Almpersonal“ Der Zertifikatslehrgang besteht aus sieben Modulen, hat eine Gesamtdauer von 120 Unterrichtseinheiten und zielt darauf ab, Grundsätze einer multifunktionalen, nachhaltigen Almwirtschaft zu vermitteln und in einer praxisnahen Ausbildung Almpersonal zu schulen. Dabei wird den Teilnehmer/innen ein realistisches, möglichst unverklärtes Bild der Almwirtschaft und der Arbeiten auf der Alm vermittelt. Die Inhalte des Lehrgangs erstrecken sich von Basiswissen zur Almwirtschaft über Tierproduktion, Almweidemanagement und praktische Almarbeit hin zu Betriebswirtschaft und Recht, Verarbeitung, Vermarktung sowie Persönlichkeitsbildung. Die Abschlussarbeit besteht aus einem theoretischen und praktischen Teil, wobei auch ein Herbarium mit Almpflanzen angelegt wird. LFI-Mitglieder und Kooperationen Die Mitglieder des LFI Österreich sind: • die 9 LFI-Landesvereine, in denen die Landwirtschaftskammern Mitglieder sind • die Landwirtschaftskammer Österreich • der Österreichische Landarbeiterkammertag • der Österreichische Raiffeisenverband • die Land- & Forst-Betriebe Österreich • der Österreichische Forstverein • die Österreichische Landjugend Darüber hinaus bestehen Kooperationen und Partnerschaften mit den Landwirtschaftskammern, den kammereigenen Bildungsstätten, der ARGE Meister, den Lehrlings- und Fachausbildungsstellen, der ARGE Bäuerinnen, dem Ökosozialen Forum, den Maschinenringen, BIO AUSTRIA, diversen Erzeuger/innenverbänden, dem Verband Urlaub am Bauernhof, den Seminarbäuerinnen, diversen Tierzuchtverbänden wie etwa der Rinderzucht Austria oder dem Österreichischen Bundesverband für Schafe und Ziegen – ÖBSZ, dem Österreichischen Bauernbund, der Österreichischen Jungbauernschaft, dem Forum Land, allen KEBÖ-Organisationen, den Nationalagenturen für EU-Programme, den forstlichen Ausbildungsstätten, der Agrarmarkt Austria und dem Bildungsministerium und dem Lebensministerium. Weitere Kooperationen und Partnerschaften bestehen mit den Nationalparks, Landesregierungen, Landesschulräten, Tiergesundheitsdiensten, Landwirtschafts schulen, allgemeinbildenden Schulen, dem Städtebund, dem Gemeindebund, Umweltbundesamt und weiteren Organisationen und Einrichtungen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 79 Kapitel 2: Nonformale Bildung Bildungsstatistik Bildungsprojekte stellen einen Schwerpunkt der Arbeit des LFI Österreich dar. Die Zahl der vom LFI Österreich als Bildungsträger abgewickelten Projekte liegt seit Jahren konstant zwischen 25 und 30 (siehe Abb. 21). Bei den Bildungsveranstaltungen, die von den Länder-LFIs angeboten werden, liegen die Zahlen der vergangenen Jahre auf einem hohen Niveau von ca. 13.500 pro Jahr bei ca. 300.000 Teilnahmen. In den Grafiken ist die Anzahl der Veranstaltungen und der Teilnahmen, gegliedert nach Fachbereichen, dargestellt. Was das Verhältnis zwischen Frauen und Männern bei den Teilnahmen betrifft, so beträgt der Frauenanteil im Jahr 2011 knapp unter 50 %. Das entspricht dem Niveau der vergangenen Jahre, wobei der Frauenanteil bei längeren Kursen und Seminaren höher ist und bei 52 % liegt. Bezogen auf Fachbereiche gibt es die meisten Teilnahmen und Kurse im Bereich Gesundheit und Ernährung (3032 Kurse mit 59.632 Teilnahmen), Unternehmensführung (1376 Kurse mit 44.652 Teilnahmen), Pflanzenproduktion (1215 Kurse mit 43.031 Teilnahmen) und Tierproduktion (1838 Kurse mit 41.442 Teilnahmen). Die LFIs hatten im Jahr 2011 150 hauptberufliche (davon 103 pädagogisch bzw. bildungsplanerisch tätige), 2958 nebenberufliche und freie sowie 763 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Geförderte Poolprojekte und Fördermittel ab 2001 Anzahl in Euro 35 2.500.000 Anzahl Projekte Fördermittel 30 2.000.000 25 1.500.000 20 15 1.000.000 10 500.000 5 0 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: LFI Österreich 2009 2010 2011 2012 2013 lebensministerium.at Abb. 21 Veranstaltungen Insgesamt wurden vom LFI im Jahr 2011 13.425 Bildungsveranstaltungen durchgeführt (davon 8363 Kurz- und Einzelveranstaltungen und 5061 Seminare und längere Kurse). Siehe Abb. 22 sowie Tabelle im Anhang. 80 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 Quelle: LFI Österreich gab es im Jahr 2011 insgesamt 318.551 Teilnahmen (davon 147.741 Frauen, das entspricht 46,4 %). Bei den Kurz- und Einzelveranstaltungen gab es 204.857 Teilnahmen (davon 87.792 Frauen, das entspricht 42,9 %) und bei den längeren Kursen und Seminaren 113.692 Teilnahmen (davon 59.949 Frauen, das entspricht 52,7 %). Siehe auch Abb. 23 und Tabelle im Anhang. Beruf und Ausbildung, Quelle: LFI Österreich Organisationen Kultur&&Brauchtum, Brauchtum, Kultur Regionalentwicklung Regionalentwicklung Berufund undAusbildung, Ausbildung, Beruf Wirtschaft und Arbeitswelt Unternehmensführung Unternehmensführung Unternehmensführung Kultur & Brauchtum, Regionalentwicklung Umweltund und Umwelt Biolandbau Biolandbau TTierproduktion Pflanzenproduktion Direktvermarktung Direktvermarktung Urlaubam amBauernhof Bauernhof Urlaub Dienstleistungen Dienstleistungen Bauen,Energie, Energie, Bauen, TTechnik echnik EDV&& EDV Informationstechnologie Gesundheit&& Gesundheit Ernährung Ernährung Umwelt und Biolandbau Anzahl Forst-und und ForstHolzwirtschaft LFI-Teilnahmen nach Fachbereichen 2011 Forst- und T Direktvermarktung Urlaub am Bauernhof Dienstleistungen Bauen, Energie, Technik EDV & 3.500 70.000 3.000 60.000 2.500 50.000 2.000 40.000 1.500 30.000 Teilnahmen 1.000 20.000 .500 10.000 An den.00 LFI-Bildungsveranstaltungen Persönlichkeit&& Persönlichkeit Kreativität Organisationen Beruf und Ausbildung, Wirtschaft und Arbeitswelt Kultur & Brauchtum, Regionalentwicklung Unternehmensführung Umwelt und Biolandbau Forst- und Holzwirtschaft Tierproduktion Pflanzenproduktion Direktvermarktung Urlaub am Bauernhof Dienstleistungen Bauen, Energie, Technik EDV & Informationstechnologie Gesundheit & Ernährung Persönlichkeit & Kreativität 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 .500 .0 Gesundheit & Ernährung Persönlichkeit & Kapitel 2: Nonformale Bildung LFI-Veranstaltungen nach Fachbereichen 2011 Anzahl lebensministerium.at Abb. 22 lebensministerium.at Abb. 23 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 81 Kapitel 2: Nonformale Bildung DI Martina Mayerhofer, DI Veronika Hager, DI Mag. Josefa Reiter-Stelzl Die Netzwerke der agrarischen Absolvent/innenverbände und ihre Potenziale im Bildungssystem 2011: 102 agrarische Absolvent/innenverbände an den mittleren und höheren agrarischen Ausbildungsstätten. Das Jahr 2011 wurde von der EU zum „Jahr der Freiwilligenarbeit“ ernannt, und zwar mit dem Ziel, ehrenamtliche Tätigkeit vor den Vorhang zu holen. Derzeit gibt es österreichweit 102 agrarische Absolvent/innenverbände an den mittleren und höheren agrarischen Ausbildungsstätten, an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik und an der Universität für Bodenkultur. Sie bieten umfangreiche Serviceleistungen im Rahmen von Bildungsangeboten und fachlichen Informationsveranstaltungen. Die Arbeit der Absolvent/innenverbände des agrarischen Bildungssystems wird zum größten Teil im Ehrenamt durchgeführt. Durch sie wird ein Netzwerk zwischen den Bildungsstätten und den Absolvent/innen geschaffen, wobei die Gemeinschaft für die Verbände im Mittelpunkt steht. Sie sind ein unverzichtbares Bindeglied zwischen Bildungseinrichtungen, Wirtschaft und Praxis und tragen wesentlich zur (un)bewussten Fort- und Weiterbildung bei. Der Wissenszuwachs kann letztendlich wieder im beruflichen Alltag eingesetzt werden. Die Verbände bieten eine Plattform für Mitglieder zur Förderung des Erfahrungsaustausches und der gemeinsamen Aktivitäten. Neue Kontakte können in ungezwungener Atmosphäre geknüpft und neues Wissen kann praxisgerecht erworben werden. Weiters ermöglichen die Verbände einen Erfahrungsaustausch zwischen mehreren Generationen und unterstützen die Studierenden, indem Karrieremöglichkeiten aufgezeigt und spezielle Fragen zu Berufsfeld und fachlichen Zusammenhängen direkt beantwortet werden. So vermitteln sie etwa Jobs oder fungieren als wichtige Expert/innenplattform für alle fachlichen Belange des Agrarwesens. Sie fördern die Entwicklung der Ausbildungsstätten und unterstützen Schüler/innen und Studierende. Bei der Bewertung von ehrenamtlichen Organisationstätigkeiten der Verbandsfunktionär/innen entsteht ein ideeller Wert von knapp 1,6 Mio. Euro im Jahr, der den Absolvent/innen zugute kommt. Die Verbände stiften mit ihrer Arbeit einen indirekten, aber wesentlichen Beitrag zum agrarischen Wissenszuwachs im Sinne des lebensbegleitenden Lernens. Um dies festzuhalten, wäre die Einführung eines „Bildungskontos“ sinnvoll. Land-Impulse Österreich ist der Dachverband der Absolvent/innen der agrarischen Ausbildungsstätten sowie der Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft in Yspertal. Er strebt eine breite Vernetzung an: von den Absolvent/innenverbänden der Fachschulen, des höheren Schulwesens bis hin zum Absolvent/innenverband der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik und zu den Agrarabsolvent/innen der Universität für Bodenkultur. Bereits am 6. Mai 1953 wurde der Verein unter dem Namen „Bundesverband der Absolventen landwirtschaftlicher Lehranstalten in Österreich“ durch den Zusammenschluss von einigen Absolvent/innenverbänden gegründet. 82 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung Organigramm der agrarischen Absolvent/innenverbände Land-Impulse Österreich Agrarabsolvent/innen der Universität für Bodenkultur Absolvent/innenverband der Hochschule für Agrarund Umweltpädagogik Absolvent/innenverbände der HLFS Absolvent/innenverband der landw. Fachschulen Absolvent/innenverband der HLUW Yspertal tw. in Landesdachverbänden organisiert, z. B. Land-Impulse Niederösterreich ca. 40.000 Absolvent/innen lebensministerium.at Quelle: Landimpulse Österreich Abb. 24 Das heute vielfach gelesene Agrarmagazin „Blick ins Land“ wurde damals über diesen Dachverband versandt. 2007 erhielt der Verein auf Initiative des Lebensministeriums und diverser Absolvent/innenverbände neue Statuten und den Namen „Land-Impulse Österreich“. Im Jahr 2008 wurde die Österreichische Outdoor-Akademie als bedeutender Anbieter für naturpädagogische Methoden für Persönlichkeitsentwicklung, Teambildung, Stärken-Schwächen-Analyse sowie Grenzerfahrung in den Verein LandImpulse Österreich integriert. Lehrraum der Outdoor-Akademie ist die Natur, die mittels Outdoorpädagogik für die Kund/innen nutzbar gemacht wird. Österreichische Outdoor-Akademie im Verein Land-Impulse integriert. Folgende Unterstützungen werden von Land-Impulse geleistet: •Unterstützung der Absolvent/innenverbände bei der Durchführung von überregionalen Projekten sowie beim Erfahrungsaustausch mit anderen Verbänden •Interessenvertretung der Absolvent/innen gegenüber dem Gesetzgeber •Unterstützung der Absolvent/innen agrarischer Ausbildungsstätten in ihren ideellen, beruflichen und wirtschaftlichen Interessen •Durchführung von persönlicher und fachlicher Weiterbildung der Absolvent/ innen, Unterstützung der Absolvent/innen bei der Arbeits- sowie Praxisplatzvermittlung •Verbesserung der Situation der Land- und Forstwirtschaft sowie des ländlichen Raums durch Bildungsmaßnahmen (z. B. Entwicklung von Broschüren und Filmen zum Themenbereich erneuerbare Energie oder Pflanzenzüchtung in Österreich) Insgesamt sieht sich der Dachverband als wichtige Plattform für Bildungsangelegenheiten im ländlichen Raum und setzt sich zum Ziel, die einzelnen Verbände zu unterstützen und für Projekte und Förderabwicklung zur Verfügung zu stehen. Zusätzlich sieht sich der Verein als Servicestelle des Lebensministeriums. Absolvent/innenverbände sind für die Weiterentwicklung der Ausbildungsstätten und als Kristallisationspunkte für die Gemeinschaft als Netzwerke unverzichtbar. Der Zusammenschluss und die Pflege der Kontakte und Freundschaften sind die beste Voraussetzung für fruchtbare, multidisziplinäre Kooperationen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 83 Kapitel 1: Stellenwert der Bildung Mag. Klaus Thien, Mag.a Barbara Gruber-Rotheneder Lernende Regionen Lernende Regionen sind eine Maßnahme zur Stärkung des lebenslangen Lernens im ländlichen Raum. Die Lernende Region bringt den Lernenden das Lernen räumlich näher und gibt spezifische Antworten auf den Bildungsbedarf der Menschen vor Ort. Dadurch wird das Humankapital einer Region gestärkt und es eröffnen sich neue Beteiligungschancen für die Bevölkerung. In einer Lernenden Region bilden wichtige Einrichtungen mit Bezug zum Thema Lernen ein Netzwerk, erarbeiten eine regionale Strategie in Bezug auf das Lernen und setzen diese Strategie im Rahmen von innovativen Bildungsprojekten gemeinsam um. Darüber hinaus werden Begleitangebote aus den Bereichen Bildungsinformation, -beratung und -marketing ausgebaut, da Bildungsbiografien immer individualisierter verlaufen und es oftmals an Beratung und Unterstützung bei Bildungswegentscheidungen fehlt. Das Netzwerk der Lernenden Regionen umfasst Partner/innen aus verschiedenen Bereichen, deren unterschiedliche Perspektiven eine regionale Gesamtsicht ergeben. Die Stakeholder innerhalb des regionalen Netzwerks repräsentieren nicht nur die Angebotsseite (z. B. Bildungs- und Beratungseinrichtungen), sondern auch die Nachfrageseite (Unternehmen, Privatpersonen, NGOs etc.) sowie Faciliators (LEADER- und Regionalmanagements) und Politik/Verwaltung. In regelmäßigen Abständen finden bundesweite Netzwerkstätten aller Lernenden Regionen statt. Die Bildung von Lernenden Regionen wird im Rahmen des „Österreichischen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums 2007–2013“ gefördert. Die Förderabwicklung liegt bei den zuständigen Ämtern der Landesregierung, die die Entwicklung regionaler Strategien, den Netzwerkaufbau und die Umsetzung regionsspezifischer Projekte fördern. Die Lernenden Regionen sind an die LEADER-Regionen gekoppelt. In regelmäßigen Abständen finden bundesweite Netzwerkstätten aller Lernenden Regionen statt, die dem Austausch, der Vernetzung und dem Erfahrungstransfer dienen. Herausforderungen des ländlichen Raums Durch Strukturwandel und Globalisierung hat sich in den letzten Jahren im ländlichen Raum eine Verschiebung des Beschäftigungsspektrums ergeben. Zu verzeichnen war ein starkes Wachstum des Dienstleistungssektors, insbesondere im Bereich höher qualifizierter Tätigkeiten. Dem steht die Abnahme der Beschäftigung in der Landwirtschaft und in der Sachgütererzeugung gegenüber – bei gleichzeitig steigender Wertschöpfung in diesen Sektoren. Das bedeutet, dass auch in diesen Bereichen die Beschäftigten mit erhöhten Qualifikationsanforderungen konfrontiert sind. Das so genannte „Humankapital“ wird gerade für ländliche Regionen der Schlüssel zu ihrer Zukunftsfähigkeit. Regionales Wachstum gibt es meist rund um die Landeshauptstädte, wo sich Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung (Stadt) mit 84 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung hoher ökologischer und sozialer Lebensqualität (Land) verbinden lassen. Mit dieser Kombination könnte in Zukunft auch der periphere ländliche Raum vermehrt punkten: Die Vereinbarkeit von hoher Lebensqualität am Land mit der Ortsunabhängigkeit digitaler Arbeitswelten wird ein vielversprechender Standortfaktor. Voraussetzung für „smartes Wachstum“ im ländlichen Raum ist allerdings ein hohes Qualifikationsniveau der regionalen Bevölkerung und ihre Bereitschaft zur Weiterbildung. Neben der fachlichen Qualifikation sind es insbesondere die Persönlichkeitskompetenzen, die eine immer größere Bedeutung erlangen. Gerade in einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft sind Unternehmergeist, Teamfähigkeit, Führungsqualität und die Fähigkeit, kreative Lösungen zu finden, immer wichtiger. Diese Kompetenzen müssen nicht unbedingt im beruflichen Kontext erworben werden: Familie, Umwelt, Gesundheit, politische Bildung sind bedeutsame Felder zur Reflexion und Erprobung des eigenen Ich. Deshalb nimmt die Bedeutung der außerberuflichen Bildung zu. Besonders die Fähigkeit als Bürger/ in zu denken, zu handeln und Verantwortung zu tragen, hat im ländlichen Raum eine lange Tradition. Das zeigt die breite Palette ehrenamtlicher Betätigungsfelder. Lernende Regionen als Strategie Vielfach mangelt es im ländlichen Raum noch an passenden Bildungsangeboten, an ihrer Erreichbarkeit, aber auch am Bewusstsein für die Wichtigkeit des Themas „Bildung und Lernen“ in den Köpfen der Leute. Daher sind im Förderprogramm „Lernende Regionen“ folgende Ziele formuliert: •Lernen in der Region strategisch verankern •gemeinsam Bildungsprojekte entwickeln und umsetzen •das Bewusstsein für Lernen in der Bevölkerung heben •und damit die Region zukunftsfähig machen Derzeit gibt es in ganz Österreich 39 Lernende Regionen: 14 in Niederösterreich, zwölf in Oberösterreich, jeweils drei in Salzburg und im Burgenland, fünf in der Steiermark und jeweils eine in Tirol und in Kärnten (vgl. Abbildung 25). Gefragt sind in den Lernenden Regionen weniger klassische Vorträge. Vielmehr sollen innovative Formate wie etwa Outdoor-Angebote oder Angebote an ungewöhnlichen Orten Spaß am Lernen vermitteln. Darüber hinaus ist in den Lernenden Regionen Platz über die regionale Identität nachzudenken und gemeinsam Ziele und Schwerpunkte für die Entwicklung der Region festzulegen. Umsetzungsstand der Lernenden Regionen Derzeit sind in den Lernenden Regionen ca. 140 Bildungsprojekte in Umsetzung bzw. in Planung. Die Projekte widmen sich höchst unterschiedlichen Themenschwerpunkten und orientieren sich dabei an den vorab erstellten regionalen Bildungsstrategien. Es zeigt sich, dass sich viele Regionen den Themen regionales Wissen/Identität und Bildungsmarketing widmen oder Bildungsprojekte initiieren, Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 85 Kapitel 2: Nonformale Bildung Lernende Regionen lebensministerium.at Quelle: www.lernende-regionen.at/de/region_list.asp Derzeit gibt es 39 Lernende Regionen in Österreich. Manche Bildungsprojekte sind aber auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten und bieten spezielle Lernangebote für diese. Abb. 25 die die Verbesserung von Bildungsübergängen (wie beispielsweise Berufswahl/ -orientierung für Jugendliche, Vermittlung zwischen Studierenden und Wirtschaft) zum Ziel haben. Ebenso stark vertreten sind regionale Qualifizierungsoffensiven, die je nach Region unterschiedliche Schwerpunktsetzungen haben (z. B. auf Weiterbildung im Bereich Tourismus, Landwirtschaft, Wirtschaft, Umwelt/Energie, Gesundheit). Die Stärkung von interkulturellen und sozialen Kompetenzen steht ebenfalls im Mittelpunkt diverser Bildungsprojekte in Lernenden Regionen. Sie richten sich zum Teil an Personen aller Alters- und Bevölkerungsgruppen. Manche Bildungsprojekte sind aber auf eine bestimmte Zielgruppe (z. B. Migrant/innen, Jugendliche, Studierende, Senior/innen) zugeschnitten und bieten spezielle Lernangebote für diese (vgl. Abbildung 26). Aus der Vielzahl an Bildungsprojekten zeigen folgende einen guten Querschnitt der Themen, die in Lernenden Regionen bearbeitet werden: •In der Lernenden Region Attersee-Attergau wird in einem eigenen Wiki Wissen über die Region gesammelt und archiviert. Alle Interessierten können in das AtterWiki altes, wiederentdecktes und neues Wissen eintragen und so zur Identitätsstiftung der Region beitragen. •Die Lernende Region Weinviertel Ost widmet sich im Pilotprojekt „Rundum gsund im Weinviertel“ der Gesundheitsbildung als Unterstützung der individuellen gesundheitsbezogenen Zielgruppen der Projekte in Lernenden Regionen Handlungsfähigkeit der Bevölkerung. Das Projekt wird in jeder Kleinregion in Weinviertel Ost zu unterschiedlichen Studierende 18 % Themenschwerpunkten (z. B. Tanz, Walken, Zwölfkampf) Senior/innen umgesetzt. 2% • Die Lernende Region Zirbenland setzt in der ZirbenMigrant/innen 2% landakademie regionale Qualifizierungsmaßnahmen in Allgemein Kinder/ 61 % Jugendliche/ den Bereichen Regionalwissen, Kulinarik und GästebeSchüler/innen 12 % Frauen treuung (Tourismus). Die Lernangebote richten sich an 4% Ehrenamtliche Multiplikator/innen aus dem Tourismus, an die Bevölke3% rung und an Gäste der Region, die Wissenswertes über Quelle: oieb Abb. 26 das Zirbenland und die Zirbe lernen möchten. lebensministerium.at 86 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 2: Nonformale Bildung •In der Bibliothek der Region, einem Projekt der Lernenden Region Nordburgenland plus, wird Wissen über die Region in Form von Büchern, Filmen, Dokumenten etc. gesammelt, dokumentiert und an fünf verschiedenen Standorten für die Bevölkerung zur Verfügung gestellt. •Die Lernende Region Eferding widmet sich der Stärkung ihrer regionalen Identität über das Leitprodukt Gemüse als Imageträger der Region. Zentral ist die Umsetzung eines innovativen Maßnahmenpakets für die Qualifikation von Konsument/innen und Produzent/innen in Zusammenhang mit Gesundheit, Ernährung und Gemüse. •Unter dem Motto „Leben.Energie.Bildung“ legt die Lernende Region Salzburger Seenland ihren Fokus auf Energie & Ressourcen, Umweltbildung, Lebensqualität, Lebensstil & Lebensenergie sowie Nachhaltigkeit. Zu diesem Themenschwerpunkt werden in der Region passende Bildungsangebote erstellt, die regelmäßig in einem eigenen Bildungskalender in der Region bekannt gemacht werden. •Mit der Organisation eines regionalen Lernfests setzte die Lernende Region Weinviertel-Manhartsberg eine wichtige Initiative im regionalen Bildungsmarketing. Auf dem Lernfest bot sich für regionale Bildungsanbieter, für Betriebe, Vereine und Organisationen die Möglichkeit, ihr Angebot der Bevölkerung spielerisch, interaktiv und kreativ zu präsentieren. Lernende Regionen leisten einen wichtigen Beitrag für die Umsetzung des lebenslangen Lernens im ländlichen Raum. Die Themen „Bildung und Lernen“ werden strategisch in der Regionalentwicklung verankert und erhalten durch innovative und kreative Projekte eine positive Konnotation bei der lokalen Bevölkerung. „Lernende Regionen“ sind innerhalb von LEADER ein Schwerpunktthema, über welches regionale Innovation transportiert wird. Durch Netzwerkpartnerschaften entstehen neue Schnittstellen und sektorenübergreifende Kooperationen zwischen Schulen, Betrieben, Vereinen, Gastronomie und anderen regionalen Einrichtungen. Lern- und Bildungsangebote werden besser abgestimmt und für jedes Lebensalter und für jede Zielgruppe bereitgestellt. Auf diese Weise werden auch Themen wie Bildungsferne, Migration, Jugend ohne Ausbildung etc. initiiert, die im ländlichen Raum bislang eher vernachlässigt wurden. Generell stellen die Lernenden Regionen eine regionale Drehscheibe für viele Bildungsbelange im Bereich lebenslanges Lernen dar. Lernende Regionen leisten einen wichtigen Beitrag für die Umsetzung des lebenslangen Lernens im ländlichen Raum. Ausblick Nachdem sich die Lernenden Regionen in der laufenden EU-Förderperiode (2007–13) als Motor für regionale Innovation bewährt haben, wird das Erreichte in der kommenden Förderperiode (2014–20) abgesichert und ausgebaut. Meilensteine dazu sind: •Absicherung als eigene Fördermaßnahme im ELER 2014–20 •stärkere Verankerung in LEADER im Rahmen der Lokalen Entwicklungsstrategien •Initiierung thematischer Schwerpunkte •stärkere Kooperation mit den zwei – außerhalb des ELER liegenden – EURegionalfonds EFRE und ESF Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Erreichtes durch nachhaltige Maßnahmen absichern und für die Zukunft ausbauen. 87 Kapitel 3 Kapitel 1: Stellenwert der Bildung © goodluz - Fotolia.com xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxx Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Situation und Herausforderungen..............................................................................89 Internationale Vernetzung.........................................................................................103 Schwerpunkte und ausgewählte Beratungsangebote............................................106 88 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Situation und Herausforderungen DI Franz Paller Organisation und Unterstützung der landwirtschaftlichen Beratung in Österreich Eine qualitativ hochwertige agrarische Beratung ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für die Landwirtschaft. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Bewältigung von Veränderungsprozessen in den Betrieben. Die landwirtschaftliche Beratung in Österreich stützt sich in erster Linie auf eine starke „Offizialberatung“, die flächendeckend von den Landwirtschaftskammern angeboten wird (siehe Abb. 27). Neben der Landwirtschaftskammer Österreich als Dachorganisation gibt es in jedem der neun Bundesländer eine eigene Landwirtschaftskammer mit derzeit 78 Dienststellen in den Bezirken. Die landwirtschaftliche Beratung stützt sich in erster Linie auf die Landwirtschaftskammern und sonstige Beratungs- und Bildungsanbieter, die maßgeblich vom BMLFUW unterstützt werden. Organisation der landwirtschaftlichen Organisation der landwirtschaftlichen Organisation der landwirtschaftlichen Beratung in Österreich Beratung in Österreich Beratung in Österreich Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft Umwelt- und Wasserwirtschaft Aufgaben: Aufgaben: Aufgaben: Planung, Steuerung, Steuerung, Evaluierung Evaluierung der der Beratung Beratung •• Planung, ••• Planung, Evaluierung der Beratung FörderungSteuerung, der Beratung Beratung und Ausstattung Ausstattung Förderung der und • Förderung der Beratung und Ausstattung •• ••• • Bundesweite Fortbildung Fortbildung der der Berater/innen Berater/innen Bundesweite Bundesweite Fortbildung Berater/innen Beratungsunterlagen und der Hilfsmittel Beratungsunterlagen und Hilfsmittel Beratungsunterlagen und Hilfsmittel S onstige B Beratungseratungs- Sonstige Snodn B stiilg e nB gesranbieter u d u atungs- und und Bildungsanbieter Bildungsanbieter Offizialberatung Offizialberatung Offizialberatung landwirtschaftskammer österreich 9 Landwirt9 Landwirtschaftsschaftskammern kammern Aufgaben: Aufgaben: Aufgaben: Koordination und und Durchführung Durchführung •• Koordination länderspezifischer scher Beratungs- und und • Koordination und Durchführung länderspezifi BeratungsBiilld du un ng gssp prro og gscher mm mBeratungsländerspezifi und B rraam ee ildungsprog ram me Fortbildung der Berater/innen •• B Fortbildung der Berater/innen auf Landesebene Landesebene • Fortbildung der Berater/innen auf Landesebene Beratungsunterlagen und Hilfsmittel Hilfsmittel •• auf Beratungsunterlagen und ••• Beratungsunterlagen und Hilfsmittel Spezialberatung Spezialberatung • Spezialberatung 78 Bezirkskammern für 78 Bezirkskammern für Land- und Forstwirtschaft Land- und Forstwirtschaft Beratungsanbieter Beratungsanbieter F F o o r r s s c c h h u u n n g* g* Aufgaben: Aufgaben: Aufgaben: • Beratung Beratung und und Weiterbildung Weiterbildung • der bäuerlichen bäuerlichen Familie • Beratung und Weiterbildung der Familie der bäuerlichen Familie Förderungsinformation • • Förderungsinformation und -abwicklung -abwicklung • Förderungsinformation und und -abwicklung Österreichisches Kuratorium Kuratorium für für Österreichisches Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und und Landentwicklung Landentwicklung Landtechnik Landtechnik und Landentwicklung Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung Österreichische Österreichische Österreichische Arbeitsgemeinschaft Arbeitsgemeinschaft Arbeitsgemeinschaft Österreichische für Grünland Grünland für für Grünland Arbeitsgemeinschaft und Futterbau Futterbau und und Futterbau für Grünland und Futterbau •• • •• ••• • Erzeugerorganisationen und und Verbände Verbände Erzeugerorganisationen Erzeugerorganisationen und Verbände Firmen Firmen Firmen andere öffentliche und private andere öffentliche und private Beerraattu un nöffentliche gsseeiin nrriicch httu uund ng geen nprivate andere B g n Beratungseinrichtungen Weiterbildungsanbieter Weiterbildungsanbieter •• ••• • 9 Ländliche 9 Ländliche 9 Ländliche Fortbildungsinstitute Fortbildungsinstitute Fortbildungsinstitute Erzeugerorganisationen und und Verbände Verbände Erzeugerorganisationen Erzeugerorganisationen und Verbände andere Weiterbildungsanbieter Weiterbildungsanbieter andere andere Weiterbildungsanbieter Bäuerliche Familien Bäuerliche Familien Lehr- und und Forschungszentren Forschungszentren des des BMLFUW, BMLFUW, Österreichische Österreichische Agentur Agentur für für Gesundheit Gesundheit und und Ernährungssicherheit, Ernährungssicherheit, Universitäten, Universitäten, ...... ** Lehrund Forschungszentren des BMLFUW, Österreichische Agentur Gesundheit und Ernährungssicherheit, Universitäten, ... * Lehr- und* LehrForschungszentren des BMLFUW, Österreichische Agenturfürfür Gesundheit und Ernährungssicherheit, Universitäten, ... Quelle: BMLFUW lebensministerium.at Abb. 27 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 89 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Daneben bieten auch andere Anbieter für bestimmte Themenbereiche Beratungsleistungen an. Dazu zählen beispielsweise Erzeugerorganisationen, Verbände (z. B. Bio Austria, Wasserschutzberatung), Betriebsmittelfirmen, Maschinenringe und Schulen. Der Anteil privater, rein kommerzieller Anbieter ist gering und erstreckt sich hauptsächlich auf Rechts- und Steuerfragen. Ergänzt wird das vielfältige Beratungsangebot durch ein umfassendes und flächendeckendes Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten, das von den Ländlichen Fortbildungsinstituten (LFIs) und anderen Anbietern für die bäuerlichen Familien zur Verfügung gestellt wird. Durch zukunftsweisende, innovative und für die Praxis relevante Forschungsprojekte in den dem BMLFUW angeschlossenen Bundesanstalten, Lehr- und Forschungszentren, Universitäten und anderen Einrichtungen werden sowohl die Beratungs- und Bildungsanbieter als auch die Landwirt/innen in wichtigen Fragestellungen wirksam unterstützt. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass das gewonnene Wissen rasch an alle Zielgruppen weitergegeben wird und dass es bei den Forschungsprojekten eine enge Abstimmung mit der Praxis gibt. Unterstützung der Beratung Neben der Förderung von Personalkosten leisten auch Unterlagen und Schulungsmaßnahmen auf Bundesebene einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Beratungsqualität. Mein Betrieb – Meine Zukunft Aufgrund ihrer Bedeutung wird die land- und forstwirtschaftliche Beratung aus öffentlichen Mitteln (Bund, Länder) unterstützt. Vom BMLFUW erfolgt dies auf mehrfache Weise, etwa durch die strategische Steuerung und bundesweite Koordination, die gemeinsame Vereinbarung von Beratungszielen und Beratungsschwerpunkten mit den Landwirtschaftskammern, einen Zuschuss zu den Personalkosten für Beratungskräfte der Landwirtschaftskammern („Beratervertrag“), die Bereitstellung von Beratungsunterlagen und Beratungshilfsmitteln sowie die fachliche und methodische Weiterbildung von Beratungskräften in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik und den Lehr- und Forschungszentren des BMLFUW. Die vereinbarten Beratungsziele werden über Beratungsschwerpunkte und konkrete Maßnahmen umgesetzt (siehe Abb. 28). Mein Betrieb – Meine Zukunft lebensmini ieb – Mein Betr nft Zuku Meine sterium.at lebensmini t lebensmini lebensministerium.at sterium.at sterium.at lebensmini t ilch.a www.ak-m - und im land wertung trieb tenaus Be Vollkos schaftlichen hnung irt ng, ungsrec forstw nwendu eise zur Plan Excel-A Hinw Handbuch für die Vollkostenrechnung 2007/08 Horizontalvergleich Gesamtauswertung Leitung von Arbeitskreisen Kennwerte Zweig Milchkühe Ausgewertete Betriebe Einheit 1234567 01.10.2007 bis 30.09.2008 Name Name Eigener Durch+ 25% – 25% konv. Betrieb schnitt Anzahl Direktkostenfreie Leistung Übrige Vorleistungskosten 5 22 bio 6 0 26 37,9 34,5 38,8 35,6 41,6 37,3 36,7 33,0 11,5 12,4 14,7 11,6 14,2 12,2 3 12,8 16 13,1 9 12,1 4 37,0 14,7 Ct / kg Milch 26,8 33,7 30,8 24,7 31,2 27,4 33,2 29,1 29,2 27,0 Ct / kg Milch 18,3 17,8 21,3 25,4 17,0 25,3 17,8 19,2 20,1 25,7 Ct / kg Milch 8,5 15,9 9,5 -0,7 14,2 2,1 15,4 9,9 9,1 Ct / kg Milch 23,6 19,4 23,5 28,9 20,3 19,2 23,9 26,3 28,1 28,9 Ct / kg Milch 52,9 49,9 54,9 65,6 52,9 65,6 52,2 53,6 56,2 58,1 Kostendeckungspunkt 1 Ct / kg Milch 21,7 13,9 16,4 22,2 17,4 24,6 14,3 16,4 17,8 19,9 Kostendeckungspunkt 2 Ct / kg Milch 36,6 30,9 37,5 47,2 30,9 47,4 30,9 32,6 36,3 39,5 Arbeitsertrag Zukunft ■ 1,3 Arbeitserledigungskosten Gesamtkosten Milch je Arbeitskraft ch zur und rhandbu Kennzahlen Benutze der ibung Beschre BHK-Punktegruppe * 1 2 3+4 5 39,9 Ct / kg Milch Ct / kg Milch Faktorentlohnung Faktorkosten Kalk. Betriebszweigergebnis 46 mm LFBIS: Zeitraum: Arbeitskreis: Berater/-in: Euro / AKh 18,3 27,2 18,2 10,1 20,1 19,2 18,9 19,2 20,3 20,1 Tonnen 207 227 168 133 220 169 200 168 167 169 e stenfrei ■ Direktko Leistung orisches ■ Kalkulat bnis eigerge ■ Direktko Betriebszw stenfrei Leistung e Leistungen Kosten Kosten Kosten ngen tschaft Forstwir duktion Milchpro Getreide s Sonstige Leistungen Leistungen Kosten Leistungen ungen Vollkos te auf Ba nauswertung sis von AKM-O Milchprodukt ion nline sichern g Milch Muster Max Musterbetrieb (Vulgo-Name) Musterstraße Musterort k Cent je Handbuch Arbeitskreisberatung www.ak-m ilch.a n Direktkoste Kennzahle n Betriebszw 118% 87% Faktorentlohnung 81% 96% Kalk. Betriebszweigergebnis 98% Arbeitserledigungskosten Gesamtkosten 96% ■ Kostendeckungspunkt 1 133% Kostendeckungspunkt 2 Arbeitsertrag (Euro/AKh) 55 mm Milch je Arbeitskraft (Tonnen) 98% 101% ■ ng 1 von 17 Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete. EUROPEAN COMMISSION Fak RN UND EUROPEAN NG VON BUND, kg Milch ktion 2009/10 Milch 47,1 37,1 34,1 17,7 20,1 16,5 tungen ■ 47,1 44,0 19,9 47,1 44,0 19,9 47,1 44,0 17% Tierges 19,9 Faktore e Auswertung 2009/10 ntlohnu 1234567 Kostendec ng kungspunk Kostendec t1 kungspunk t2 11 von COMMISSION undhei t 8% Potenzia erkenne le n ■ Beitrag zu den Einkünften Deckungsb eitrag Milchpreis NG VON BUND, MIT UNTER LÄNDE RN UND EUROP ÄISCHE R UNION in EUROPEAN lebensministe ÄISCHE EUROP MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LÄNDERN UND EUROPÄISCHER UNION LÄNDE STÜTZU BUND, Europäische r Landwirtsch für die Entwicklung aftsfonds Raums: des Hier COMMISSION die ländlicheninvestiert ländlichen Europa aftsfonds r Landwirtsch des ländlichen in Europäische Europa Entwicklung für die Hier investiert Gebiete. Raums: die ländlichen lebensministe Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete. rium.at EUROPEAN COMMISSION lebensministerium.at MIT UNTER STÜTZU NG VON COMMISSION Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 BUND, Europäische r Landwirtsch für die Entwicklung aftsfonds Raums: EUROPEAN des Hier COMMISSION die ländlicheninvestiert ländlichen Gebiete. Europa in rium.at Broschüren für die Vollkostenrechnung Kraftfu tter 14% Grundf utter 17% R UNION RN UND 11 MIT UNTER EUROPEAN Gebiete. 90 Bestan dsergä nzung Überst ellung Deckund Besam ungsko sten 5% 44,0 19,9 Direktkoste NG VON Handbuch Arbeitskreisberatung gen Bestan dsergänz ung Zukauf 9% 19 42,9 Gemeinleis Einzelbetrieblich sten Milc hzie Besamungskosten 2% ortkost en Milch 18% 26,4 7,3 30 30 20 20 n rium.at Direktko Sonstig Einstre Direktk e Milchle u osten istungs - 5% 1% kontrol le 6% Transp Grundfutterkosten 36% STÜTZU lebensministerium.at Bestandesergänzung 31% Ammenkälberzukauf 1% KDP und Milchpreis 10 10 0 ÄISCHE EUROP lebensministe aftsfonds je Kilogramm 50 50 40 40 30 20 10 eig Milchprodu Gesamtkosten LÄNDE STÜTZU MIT UNTER r Landwirtsch des ländlichen in Europäische Europa Entwicklung für die Hier investiert Gebiete. Raums: die ländlichen MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LÄNDERN UND EUROPÄISCHER UNION 50 40 Gesamtleistungen 70 70 60 60 R UNION hnu torentlo 123% * BHK-Punktegruppe: 0 = kein Bergbauernbetrieb, 1 = bis 90 Punkte, 2 = 91–180 Punkte, 3 = 181–270 Punkte, 4 = ab 271 Punkte 6.4.2010 Chancen nutzen 60 in Cent 80 80 70 iale ■ Potenz n erkenne ■ Chancen nutzen 160% Cent pro 140% 98% Direktkostenfreie Leistung Übrige Vorleistungskosten Faktorkosten 120% Kalkulat Betriebszw orisches eigerge bnis Gemeinleist Direktleistu Eigener Betrieb im Vergleich zum Bundesdurchschnitt Betrieb im Vergleich 80%zum Bundesdurchschnitt 100% 100% Kraftfutterkosten 10% ■ 80 Cent je kg Milch Eigener Direktkosten Sonstige Direktkosten 14% Tiergesundheitskosten 6% n Fibel für zur Ber die Teilkoste nrec echnun g der dire hnung in der ktkosten Arbeits krei freien Leistung sberatung stenfreie oste ktko die Teilk Fibel für nung der dire ech zur Ber arbe 2., über Vorleistung Betrieb szweiga für die Schaf- brechnung und Zi egenha ltung Fibel für die Teilkostenrechnung in der Arbeitskreisberatung zur Berechnung der direktkostenfreien Leistung ge itete Aufla sichern Faktorkoste skosten Übrige Zukunft ■ Betriebszweigauswertung für die Mutterkuhhaltung ung brechn szweiga Betrieb duktion ratung kreisbe ro Arbeits ng in der Leistung Milchp n nrechnu LÄNDE RN UND EUROP ÄISCHE R UNION lebensministe Broschüren für die Teilkostenrechnung rium.at sterium.at Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Von den Zielen zur Umsetzung Grundlage für die Förderung der Beratung sind gemeinsam festgelegte Beratungsziele, Beratungsschwerpunkte und Umsetzungsmaßnahmen. lebensministerium.at Quelle: BMLFUW Abb. 28 Beratervertrag Durch den Beratervertrag ist festgelegt, dass die Landwirtschaftskammern Förderungsmaßnahmen im Namen des BMLFUW abwickeln und Beratungs- und Informationsmaßnahmen durchführen. Dadurch stehen den bäuerlichen Familien zurzeit 268 vom Bund geförderte Beratungskräfte zur Verfügung. Voraussetzungen für den Personalkostenzuschuss sind neben entsprechenden fachlichen auch methodisch-didaktische Qualifikationen. Diese können durch ein Studium an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien erworben werden, sei es durch den Bachelorstudiengang Agrar- bzw. Umweltpädagogik (180 ECTS1) oder den berufsbegleitenden fünfsemestrigen Hochschullehrgang Beratung und Erwachsenenbildung (60 ECTS). Das erfolgreich abgeschlossene Bachelorstudium beinhaltet zudem die Befähigung zum Unterricht an land- und forstwirtschaftlichen Schulen. Die durch den Bund geförderten Beratungskräfte müssen weiters ihre Beratungsleistungen getrennt nach Themen, Methoden und Dauer durch ein elektronisches Aufzeichnungssystem dokumentieren. 1 ECTS = European Credit Transfer and Accumulation System. ECTS-Punkte sind Leistungspunkte, mit denen der Arbeitsaufwand von Studierenden gemessen wird. In Österreich entspricht 1 ECTS-Credit 25 Arbeitsstunden. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 91 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Der Beratervertrag leistet einen Beitrag zu einem flächendeckenden, umfassenden, kostengünstigen und firmenunabhängigen Beratungsangebot. Der Beratervertrag beinhaltet zusätzlich die Auflage, dass die Landwirtschaftskammern die „Landwirtschaftliche Betriebsberatung“ gemäß VO 1782/2003 (Cross Compliance sowie Erhaltung der landwirtschaftlichen Flächen in gutem landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand) sicherstellen müssen. Die Abgeltung der Landwirtschaftskammern für INVEKOS-Dienstleistungen (Antragsentgegennahme und EDV-Dateneingabe) ist durch den INVEKOS-Werkvertrag mit dem BMLFUW als Auftraggeber gesondert geregelt. Von den Landwirtschaftskammern sind keine INVEKOS-Kontrollen durchzuführen. Diese Aufgabe obliegt der Agrarmarkt Austria (AMA) als Marktordnungsstelle. Die landwirtschaftliche Beratung wird bislang ausschließlich über nationale Mittel (Bund und Länder) unterstützt. In den Landwirtschaftskammern werden dadurch rund 50% des Leistungsumfangs für Beratung und Weiterbildung der Landwirt/innen abgedeckt. Außer den über den Beratervertrag geförderten Beratungskräften gibt es in den Landwirtschaftskammern zusätzlich etwa die doppelte Anzahl an Beratungskräften. Neben den Landwirtschaftskammern erhalten auch andere Beratungsanbieter eine finanzielle Unterstützung vom BMLFUW (z. B. Bio Austria). Stärken der landwirtschaftlichen Beratung und Weiterbildung in Österreich: •politisches Bekenntnis zu einer leistungsstarken Beratung und deshalb hohe finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand •flächendeckendes, umfassendes, kostengünstiges und neutrales Angebot •bundesländerübergreifende Entwicklung von Beratungsprodukten (Synergieeffekte) und bundesweit abgestimmte Spezialangebote (z. B. Arbeitskreisberatung) •Kombination von Beratung und Weiterbildung abgestimmt aus einer Hand (Fachwissen, Persönlichkeitsbildung) •hohe Kundenakzeptanz (Qualität der Angebote, institutionelle Trennung von Beratung und Kontrollaufgaben) •fundierte fachliche und methodische Ausbildung der Beratungskräfte •umfassende Fort- und Weiterbildung für Beratungskräfte auf Bundesebene (persönliche Kontakte fördern auch die länderübergreifende Zusammenarbeit ) •gutes Zusammenwirken von angewandter Forschung (Lehr- und Forschungszentren) und Beratung Künftige Herausforderungen: • Sicherstellung der Qualifikation und Kompetenzen der Beratungskräfte, um die zunehmend komplexere Beratungsarbeit effektiv und effizient erledigen zu können • Bereitstellung einer umfassenden, flächendeckenden und kostengünstigen Beratung trotz knapper werdender öffentlicher Mittel • Ausbau der kostenpflichtigen Beratung (klar definierte Beratungsprodukte, Qualitätssicherung, Verkaufsorientierung, einheitliche Standards, Schulung der Beteiligten) • stärkere Spezialisierung der Berater/innen und zielgruppenorientiertere Angebote •mehr länderübergreifende Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Umsetzung von speziellen Beratungsangeboten 92 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung •Forcierung der Unternehmensberatung (Strategie- und Entscheidungsfindung) mithilfe von Prozessberatung bzw. Coaching • Implementierung eines QM-Systems für Beratung (analog zur Erwachsenenbildung) • Intensivierung der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, um den Transfer zwischen Forschung und Praxis auszubauen • Weiterentwicklung der Beratungs- und Weiterbildungsangebote für Innovation, vor allem durch einen Übergang von sektoraler Orientierung auf zielorientierte und regionale Ansätze (z. B. entlang von Wertschöpfungsketten unter Verwendung von Leitprodukten wie Holz, Käse, Wein) mit Schwerpunkt auf Kooperationsprojekte. Das erfordert gemeinsame Beratung und Schulungen für Landund Forstwirt/innen und anderen Wirtschaftsakteur/innen. • Sicherstellung des Angebots einer landwirtschaftlichen Betriebsberatung gemäß Art. 12-15 VO (EU) HR/2012 ab 20142 •Beratungsangebote und Erfolge besser sichtbar machen (Marketing!) Der im Rahmen der GAP-Reform im Oktober 2011 von der EU-Kommission vorgelegte Vorschlag einer Verordnung für die Entwicklung des ländlichen Raums3 beinhaltet für die Periode 2014 bis 2020 kurz gefasst folgende sechs Prioritäten: P1 – Wissenstransfer und Innovation P2 – Wettbewerbsfähigkeit P3 – Nahrungsmittelketten und Risikomanagement P4 – Ökosysteme und Biodiversität P5 – Ressourceneffizienz und Eindämmung des Klimawandels P6 – Ländlicher Raum Jeder dritte Betriebsinhaber bzw. jede dritte Betriebsinhaberin hat bereits ein Beratungs- und Weiterbildungsangebot in Anspruch genommen. Die Priorität 1 (Wissenstransfer und Innovation) verfolgt einen horizontalen Ansatz und dient primär zur Unterstützung der Umsetzung der übrigen fünf Prioritäten. Für eine erfolgreiche Umsetzung kommt der Beratung und Weiterbildung in den nächsten Jahren daher eine Schlüsselrolle zu. Eine im Februar 2012 durchgeführte telefonische Befragung von 1000 Betriebsinhaber/innen (Stichprobe aus der INVEKOS-Datenbank) zur Inanspruchnahme von Beratungs- und Weiterbildungsangeboten hat ergeben, dass 74 % jemals Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch genommen haben. Als „weiterbildungsaktiv“ können davon jene Personen bezeichnet werden, die in den letzten zwölf Monaten an einer Weiterbildung (inkl. Gruppenberatung) teilgenommen oder eine Einzelberatung genutzt haben. Ihr Anteil beläuft sich auf 48 % aller Betriebsinhaber/innen. Das ist im Vergleich zu anderen Branchen ein ein sehr hoher Wert. Österreich verfügt über ein gut ausgebautes agrarisches Bildungs- und Beratungssystem. Die Absicherung und Weiterentwicklung zählen zu den Kernaufgaben des BMLFUW für die nächsten Jahre. 2 Vorschlag für eine VERORDNUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über die Finanzierung, die Verwaltung und das Kontrollsystem der Gemeinsamen Agrarpolitik {SEK(2011) 1153} {SEK(2011) 1154} 3 Vorschlag für eine VERORDNUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES über die Förderung der ländlichen Entwicklung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) {SEK(2011) 1153} {SEK(2011) 1154} Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 93 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung DI Franz Forstner Leistungsbericht zur Bildung und Beratung der Landwirtschaftskammern In den Landwirtschaftskammern erbrachten die Mitarbeiter/innen mit Kund/ innenkontakt 2011 insgesamt 1,136 Mio. Stunden in den Bereichen Bildung, Beratung und Förderung (ohne INVEKOS-Förderungsabwicklung). Dabei wurden Leistungen für 833.000 Geschäftsfälle erfasst. Wird die Gesamtleistung auf alle 175.700 Betriebe laut Agrarstrukturerhebung 2010 umgelegt, so wären dies durchschnittlich sechs Stunden Beratungsangebot je Betrieb und Jahr in den Bereichen Bildung, Beratung und Förderungsberatung. Die Landwirtschaftskammern wenden rund 40 % ihrer Zeit für Beratung und 11 % für Bildung auf. Das Leistungsspektrum der Landwirtschaftskammern in der Beratung macht erfahrungsgemäß rund 40 %, das der Bildung etwa 11 % der Gesamtarbeitszeit aus. Der Rest der per Landwirtschaftsgesetz übertragenen Aufgaben entfällt auf Förderung, Interessenvertretung sowie auf interne Belange (wie Führungsaufgaben, eigene Weiterbildung und Verwaltungszeit). Der Leistungsnachweis wird in den Landwirtschaftskammern seit 2002 nach einem mit dem BMLFUW abgestimmten einheitlichen Leistungs- und Methodenkatalog im Zusammenhang mit dem Beratervertrag durchgeführt. Darüber hinaus wird er in den Landwirtschaftskammern erfolgreich als Controllinginstrument eingesetzt. Ein flächendeckendes und breites inhaltliches Angebot mit hoher Fach- und Methodenkompetenz in Bildung und Beratung zeichnet das Leistungsangebot der Landwirtschaftskammern aus © Rita Newman, BMLFUW Die Leistungserbringung in der Bildung und Beratung wird durch Bundes- und vor allem Landesmittel bezuschusst. Für die vom Bund gemäß Beratervertrag bezuschussten Leistungen wurden 2011 insgesamt 598.200 Beratungsstunden aufgewendet, das entspricht rund 372 Personenäquivalenten (Soll: 437.000 Beratungsstunden für 268 Personen). Dieser Leistungsumfang für den Beratervertrag umfasst insgesamt rund 53 % der Gesamtleistung der Landwirtschaftskammern im Bereich Bildung und Beratung. Leistungsangebot nach Produktbereichen Bei 583.500 erfassten Geschäftsfällen wurden 792.000 Stunden für Bildung und Beratung aufgewendet. Das Leistungsangebot in der Bildung und Beratung (inkl. Erstellung von Broschüren, Publikationen) umfasst ohne Förderungsberatung insgesamt 792.000 Stunden mit insgesamt 583.500 erfassten Geschäftsfällen. In der folgenden Grafik (siehe Abb. 30) wird das Leistungsangebot der Landwirtschaftskammern in der Bildung und Beratung nach Fachbereichen und nach geleisteten Stunden gereiht 94 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Leistungsangebot nach Fachbereichen in der Bildung und Beratung Anzahl nach Stunden 160.000 Menge 140.000 Fälle 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 lebensministerium.at Quelle: BMLFUW Abb. 29 und mit der Anzahl der erfassten Fälle dargestellt. Abbildung 29 ist zu entnehmen, dass die Anfragen zu Beratungsinhalten in der Pflanzenproduktion mit 140.400 Stunden dominieren, gefolgt von der Tierproduktion mit 111.200 Stunden, den Leistungen der LK-Mitarbeiter/innen in der Erwachsenenbildung, in der Lehrlingsund Fachausbildung inklusive Landjugend mit 96.935 Stunden, der betriebswirtschaftlichen Beratung inklusive Fragen der Betriebsentwicklung mit 91.400 Stunden und der Rechts-, Steuer- und Sozialberatung mit 89.400 Stunden. Weiters folgen die Leistungen in der Forstberatung (56.300 Stunden), zu Themen in der Erwerbskombination (55.200 Stunden), Bauberatung (41.900 Stunden), in den Bereichen Umwelt/Natur (31.100 Stunden, davon Cross-Compliance 13.000 Stunden), Ernährung/Gesundheit und Hauswirtschaft (22.800 Stunden), den Leistungsangeboten im Biolandbau (16.900 Stunden), sowie erneuerbare Energien (15.600 Stunden), Marketing und Vermarktung, Land- und Forsttechnik inkl. EDV. Eine weitere Detaillierung des Beratungsangebots der Landwirtschaftskammern zu einigen beispielhaft dargestellten Bereichen kommt in den Kreisdiagrammen zum Ausdruck. So gliedert sich beispielsweise das Leistungsangebot in der Pflanzenbau, Stunden Tierproduktion, Stunden Pflanzenbau, Stunden Gartenbau 13 % Tierproduktion, Stunden Sonderkulturen 3% Schafe/ Ziegen 6% Pflanzenproduktion allgemein Geflügel 15 % Wein 21 % 4% Ackerbau (inkl. Feldgemüse) 16 % 14 % Rinder Grünland 48 % 5% lebensministerium.at Quelle: LK Tierproduktion allgemein 20 % Schweine 27 % Obst Sonstige Tiere 8% Abb. 30 lebensministerium.at Quelle: LK Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Abb. 31 95 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Erwerbskombination, Stunden Unternehmensführung, Stunden Unternehmensführung, Stunden Kooperationen 6% Erwerbskombination, Stunden Erwerbskombination allgemein 4% Betriebswirtschaft allgemein 26 % Betriebsentwicklung 33 % Betriebszweigsauswertung 21 % Direktvermarktung 55 % Aufzeichnungen u. Betriebsanalyse 14 % Schule am Bauernhof 8% lebensministerium.at Quelle: LK Urlaub am Bauernhof 33 % Abb. 32 lebensministerium.at Quelle: LK Abb. 33 Pflanzenproduktion – bundesweit betrachtet – mit 140.400 Stunden in 15 % allgemeine pflanzenbauliche Fragen, 27 % Beratungen im Ackerbau, 5 % Grünland (die Leistungen im Bereich Almwirtschaft und Futterproduktion sind in der Tierhaltung enthalten), 16 % Obstbau, 21 % Weinbau, 13 % im Bereich Gartenbau sowie 3 % Sonderkulturen. In der Tierproduktion teilen sich die Leistungsangebote von insgesamt 111.200 Stunden auf in 20 % allgemeine Fragen der Tierproduktion (22.800 Stunden), 48 % Rinder- und Milchproduktion (53.100 Stunden), 14 % (15.500 Stunden) Ferkelproduktion und Schweinemast, 4 % Geflügel, 6 % Schafe und Ziegen und 8 % sonstige Tiere. Die Betriebsführung in bäuerlichen Betrieben wird in Rechtsfragen durch 89.400 Stunden begleitet (darin enthalten sind auch 17.100 Stunden in der Steuer- und 9.600 Stunden in der Sozialrechtsberatung). Die betriebswirtschaftliche Beratung in der Unternehmensführung umfasst zusätzlich 91.400 Stunden. Davon entfallen auf allgemeine betriebswirtschaftliche Inhalte 26 % (23.600 Stunden), 14 % (12.400 Stunden) auf Informationen und Beratungen zu Aufzeichnungen und Kennzahlenanalyse, 21 % (19.400 Stunden) für Betriebszweigauswertungen, die vornehmlich auch die Basis in den Arbeitskreisen darstellen. Ein weiteres Hauptbetätigungsfeld stellt die Unterstützung bei Fragen der Betriebsentwicklung, insbesondere bei der Erstellung von Betriebskonzepten dar. Dafür werden österreichweit rund 30.200 Stunden aufgewendet. Beispielsweise wurden 2011 seitens der Beratungskräfte der Landwirtschaftskammern insgesamt 2150 Betriebskonzepte für größere Investitionsfälle erstellt. Die Bauberatung unterstützt mit 41.900 Stunden die kostengünstige, funktionstaug liche und tiergerechte Gestaltung von Bauvorhaben auf Bauernhöfen. Dabei entfielen 29 % bzw. 12.100 Stunden auf allgemeine Baufragen. Der höchste Anteil betraf mit 43 % bzw. 18.000 Stunden Rinderställe, 3200 Stunden wurden für Konzeption von Schweinestallum- und -neubauten aufgewendet und die restlichen 8600 Stunden betrafen Bauvorhaben in der Schaf- und Ziegenhaltung und in der Erwerbskombination. 96 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Aufgabe der Beratung ist es auch, die bäuerlichen Familien in der Qualitätsverbesserung bestehender und im Aufbau neuer Erwerbskombinationen zu unterstützen. Dafür wurden 55.200 Stunden aufgewendet. Davon entfielen 18.100 Stunden bzw. 33 % auf Urlaub am Bauernhof, 30.600 Stunden auf Bildung und Beratung in der Direktvermarktung sowie 4200 Stunden auf Beratungsleistungen zu Aktivitäten der Landwirt/innen im Bereich Schule am Bauernhof. Methodeneinsatz im Kund/innenkontakt Im Kund/innenkontakt kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, die hinsichtlich Zeitaufwand und Kund/innenwirkung unterschiedlich ausgeprägt sind. Grundsätzlich werden Leistungen über einer halben Stunde je Einzelfall erfasst, bei wichtigen Beratungsinhalten auch darunter. Bei den Methoden mit Kund/innenkontakt dominiert nach der Anzahl der Fälle die Telefonberatung. Auf sie fallen rund 57 % des direkten Kund/innenkontakts in der Einzelberatung, gefolgt von der Einzelberatung im Büro mit 30%, 5% Einzelberatungen vor Ort und die restl. Beratungskontakte in Form von Gruppenberatung, schriftlich, per email, Exkursionen und Begehungen. In der Einzelberatung überwiegen die Kontakte über das Telefon, gefolgt von Beratungen im Büro. Zur möglichst effizienten Nutzung der zeitaufwändigeren Einzelberatungen bedarf es einer laufenden Optimierung der Methoden mit vorausgehenden Bildungsmaßnahmen wie Infoveranstaltungen, Seminaren bzw. Kursen, teilnehmerorientierten Gruppenberatungen und Arbeitskreisen. DIin Liane Kaipel Beratungsverständnis und Begrifflichkeiten in der agrarischen Beratung Beratung hat im agrarischen Kontext eine lange Tradition. Dabei wird seit vielen Jahrzehnten neben dem Fachwissen auch auf eine entsprechende Sozial- und Methodenkompetenz der Beratungskräfte Wert gelegt. Durch veränderte Rahmenbedingungen und die Auseinandersetzung mit neuen Methoden hat sich in den letzten Jahren das Verständnis von Beratung verändert und erweitert. Sie wird nun immer mehr als Prozess verstanden, den es zu begleiten und zu steuern gilt. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass die Vorstellungen von Begleitung und Steuerung sehr vielfältig sind. Das hängt vor allem damit zusammen, dass es sich bei Bezeichnungen wie „Beratung“, „Prozess“ oder „Steuerung“ um „weiche“ Begriffe handelt, die wir vor dem Hintergrund unserer eigenen Erfahrungen definieren und leben. Dadurch entsteht wiederum die Notwendigkeit, sich über diese Ausdrücke und das dahinterliegende Verständnis auszutauschen und zu verständigen, um die gegenseitige Anschlussfähigkeit nicht zu verlieren. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 In den letzten Jahren hat sich das Verständnis von Beratung verändert und erweitert. Sie wird nun immer mehr als Prozess verstanden. 97 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Im Studienjahr 2011/12 hat die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik unter dem Schlagwort „Was ist Beratung?“ einen Forschungs- und Abstimmungsprozess gestartet, um die Wichtigkeit der Thematik für den Agrarbereich zu unterstreichen. Gemeinsam mit den Beratungsreferent/innen der österreichischen Landwirtschaftskammern wurde in einer Klausur am Beratungsverständnis gearbeitet und der Versuch einer gemeinsamen Definition von Begriffen, die in Zusammenhang mit Beratung stehen, unternommen. Dabei wird nicht der Anspruch erhoben, allgemeingültige Definitionen zu formulieren. Es handelt sich vielmehr um den ersten Schritt zur Schaffung einer gemeinsamen Sprache sowie eines gemeinsamen Beratungsverständnisses zwischen der Hochschule und den Landwirtschaftskammern Österreichs als Grundlage für die Konzeption von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Beratungskräfte sowie von österreichweit einheitlichen Beratungsangeboten. Vor diesem Hintergrund sind Beratungskräfte gefordert, sich mit dem eigenen Beratungsverständnis und -profil auseinanderzusetzen. Ausgangspunkt dafür können Fragestellungen sein wie: „Wie stelle ich mir vor, dass Beratung funktioniert? Von welchen Möglichkeiten der Einflussnahme gehe ich in der Interaktion mit den Kund/innen aus? Welches Konzept und welches Menschenbild liegen meinem methodisch-didaktischen Vorgehen zugrunde?“ Schritte und Interventionen, die durch die Beratungskraft im Beratungsvorgang gesetzt werden, sollten stets theoretisch begründbar und damit auch reflektierbar sein. Die individuelle Auseinandersetzung braucht daher einen entsprechenden (theoretischen) Rahmen als Bezugspunkt. Die agrarische Beratung steht derzeit vor der Herausforderung, auf der Basis aktueller Kommunikations- und Erkenntnistheorien (wie beispielsweise Systemtheorie und Konstruktivismus) diesen Rahmen für die eigene Profession zu entwickeln. Mit der „Definition“ zentraler Begriffe wurde nun ein erstes Stück dieses Rahmens geschaffen. Bei den nachfolgenden Definitionen geht es um die Klärung von Beratung im prozessualen Sinn. Definition von Beratung Beratung weist im agrarischen Kontext eine große Vielfalt auf, wobei Prozesshaftigkeit und Wechselseitigkeit zentrale Kriterien sind. Beratung Beratung ist die anlassbezogene, zielgerichtete und lösungsorientierte Interaktion zwischen mindestens zwei Personen. Fachberatung Informations- und Lösungsangebote für Kund/innenanliegen durch Fachexpert/innen. Beratungspersonen sind die Expert/innen für den Inhalt. Auskunft ist Teil der Fachberatung. Prozessberatung Beratungsperson unterstützt die Kund/innen auf dem Weg zu einer eigenverantwortlichen Lösung ihrer Anliegen. Beratungsperson ist verantwortlich für den Prozess. Coaching ist eine Form der Prozessberatung. Quelle: DIin Liane Kaipel Tab. 2 Als Definition für Beratung wurde ein sehr breiter Zugang gewählt, der auch das „Sichberaten“ unter Landwirt/innen miteinschließt. Als zentrales Kriterium für Beratung wird der prozesshafte und wechselseitig aufeinander bezogene 98 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Charakter – unabhängig vom jeweiligen Beratungsverständnis – betont. Die Prozesshaftigkeit ergibt sich einerseits aus der Wechselseitigkeit der Beziehung, d. h. aus der Abfolge von Handlungen und Folgehandlungen, durch die ein Kommunikationskreislauf entsteht. Andererseits ergibt sie sich aus den aus dieser Zusammenarbeit resultierenden Veränderungen und Entwicklungen bei den Kund/innen. Weitere wichtige Kriterien in der Definition von Beratung sind die Anlassbezogenheit und die Zielgerichtetheit. Damit wird die Bedeutung der Auftragsklärung für den Beratungsprozess unterstrichen. Der Begriff „lösungsorientiert“ macht deutlich, dass die Lösungsfindung sowie die Fokussierung auf Möglichkeiten bzw. auf die Zukunft im Mittelpunkt des Beratungsgesprächs stehen sollen und nicht die Konzentration auf das Problem oder auf Vergangenes. Die Begriffe „Fachberatung“ und „Prozessberatung“ beschreiben das Beratungsverständnis im Umgang mit dem Kund/innenanliegen, lassen aber keinen Rückschluss auf die zeitliche Dimension sowie auf das dem professionellen Tun zugrunde liegende theoretische Konzept zu. Die Begriffe wurden in Anlehnung an die Beratungsmodelle von Edgar H. Schein (2010) definiert. Schein geht davon aus, dass jede Beratungskraft über ein Mindestmaß an Prozessberatungskompetenz verfügen muss, da der Einstieg in eine Beratung nur aus dieser Perspektive heraus gelingen kann (vgl. Schein, 2010, S. 38f). Auch in der wissenschaftlichen Beratungsliteratur ist man zunehmend um eine klarere Trennung der einzelnen Situationen bemüht. Dies ist insbesondere für Personen wichtig, für welche die Berater/innenrolle nur eine unter vielen ist (vgl. Grewe, 2005, S. 14). Die klare Trennung in bzw. das klare Bekenntnis zu Fach- und Prozessberatung ist ein wesentlicher Meilenstein zur Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses und eine wichtige Grundlage für die Reflexion des beraterischen Agierens und der damit verbundenen Haltungen. Durch die Trennung wird einerseits die Expert/innenstellung der Beratungseinrichtungen betont und andererseits aufgezeigt, dass die Autonomie der Kund/ innen sehr ernst genommen wird und viele Fragen nur von diesen selbst zu beantworten sind (wie z. B. im Bereich der Betriebsentwicklung oder der Hofübergabe). Um komplexere Fragestellungen zu bearbeiten, ist häufig der gezielte Einsatz beider Vorgehensweisen erforderlich. Beratungen haben neben der inhaltlichen und zeitlichen Dimension immer auch eine soziale und räumliche Ausprägung. Diese verleiht der Beratung sehr häufig einen spezifischen Charakter und wird in der Praxis als Beratungsform bezeichnet. Die Definition des Begriffs „Beratungsmethode“ lässt an das Bild eines Werkzeugkoffers für den Beratungsprozess denken. Dabei ist eine große und vielfältige Palette an Werkzeugen grundsätzlich von Vorteil. Der Begriff ähnelt damit dem in der Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 99 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Erwachsenenbildung üblichen Methodenverständnis. In Zusammenhang mit einem großen Methodenrepertoire wird auch gern dieser berühmte Satz von Paul Watzlawick zitiert: „Wer nur einen Hammer hat, für den ist jedes Problem ein Nagel.“ Charakterisierung von Beratung Beratungsform Unter Beratungsform ist eine bestimmte räumliche und/oder soziale Ausprägung der Beratung unter Einsatz von verschiedenen Beratungsmethoden zu verstehen, etwa Einzelberatung am Betrieb, Gruppenberatung, Telefonberatung, E-Mail-Beratung, Einzelberatung im Büro usw. Beratungsmethoden Das sind Mittel und Maßnahmen zur Gestaltung der Vorgehensweise bei Beratungen wie z. B. Fragetechniken, aktives Zuhören, Visualisierungstechniken und dergleichen. Beratungsprodukt Ein Beratungsprodukt ist ein klar beschriebenes Beratungsangebot für die Kund/innen. Quelle: DIin Liane Kaipel Tab. 3 Der Einsatz von Methoden im Sinne von Mitteln, Maßnahmen, Techniken, Tools usw. strukturiert den Interaktionsprozess und bringt „die Beratung“ sowie ihre „Wirkungen und Nebenwirkungen“ hervor. Interessant ist außerdem, dass in der Fachliteratur die Person der Beratungskraft selbst als ein Werkzeug mit hohem Wirkfaktor beschrieben wird. Ein Begriff, der in Zusammenhang mit Beratung sehr häufig verwendet wird und zunehmend an Attraktivität gewinnt, ist „Begleitung“. Das Nomen „Begleitung“ und das Verb „begleiten“ werden in zahlreichen Kontexten (Umsetzung begleiten, Entwicklung begleiten, Projekte begleiten, kulturbegleitend usw.) eingesetzt, häufig in Ergänzung zu oder anstelle von „Beratung“ oder „beraten“. Es scheint, dass mit dem Begriff positive Assoziationen – wie beispielsweise „ein Stück des Weges gemeinsam gehen“ – verbunden werden. Grundsätzlich ist aus den Wörtern „Begleitung“ und „begleiten“ weder ein bestimmtes Beratungsverständnis noch eine konkrete Vorgehensweise abzuleiten. Die genaue Ausgestaltung der Unterstützung ist mit den Kund/innen zu vereinbaren. In der wissenschaftlichen Literatur ist der Begriff nicht beschrieben. Die qualitative Weiterentwicklung der agrarischen Beratung erfordert eine Auseinandersetzung mit aktuellen Beratungstheorien und neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. 100 Begleitung bei Beratung Begleitung Begleitung ist die Unterstützung von Kund/innen in einer zu vereinbarenden Form, Dauer und Intensität. Quelle: DIin Liane Kaipel Tab. 4 Neben den im Einleitungstext beschriebenen Vorteilen einer gemeinsamen Sprachregelung sollen die definierten Begriffe den Beratungskräften die Einordnung und Reflexion ihres beraterischen Agierens ermöglichen und zur Weiterentwicklung ihrer Beratungskompetenz beitragen. Die Nützlichkeit und die Zieldienlichkeit der Begriffsbeschreibungen müssen sich in der Praxis bewähren. Die Weiterarbeit am (theoretischen) Rahmen kann wesentlich zur Professionalisierung und qualitativen Weiterentwicklung von Beratung im agrarischen Kontext beitragen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung DIin Elfriede Schaffer, DI Franz Forstner Strategische Weiterentwicklung der Beratung in den Landwirtschaftskammern Österreichs Landwirtschaft ist im internationalen Vergleich klein- bis mittelbäuerlich strukturiert. 15 % der Betriebe verfügen über ein Agrareinkommen, das höher ist als der Privatverbrauch. Bei weiteren 15 % liegt das Agrareinkommen zwischen 50 % und 100 % des Privatverbrauchs und der agrarische Produktionsumfang ist begrenzt, spielt aber im Haushaltseinkommen eine wichtige Rolle. 70 % der Betriebe werden im Nebenerwerb bewirtschaftet. Nur 15 % der Betriebe verfügen über ein Agrareinkommen, das höher ist als der Privatverbrauch. Aufgrund der abnehmenden Agrarquote und der zunehmenden Spezialisierung der land- und forstwirtschaftlichen Produktion wächst zusätzlich die Notwendigkeit der professionellen Imagebildung für die Landwirtschaft. Es geht darum, die Brücke zu schlagen zwischen den höheren Lebensmittelkosten aufgrund der bäuerlichen Strukturen und ambitionierten Produktionsauflagen sowie dem bewussten Einkauf der regionalen Lebensmittel. Angesichts dieser strukturellen Voraussetzungen bedarf es für eine künftige Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Landwirt/innen einer hohen unternehmerischen Kompetenz, klarer Unternehmensziele, marktfähiger Produkte und Dienstleistungen, kontinuierlicher Betriebsentwicklung sowie nachhaltiger Imagebildung und Öffentlichkeitsarbeit. Wichtige Ansatzpunkte dabei sind: •Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung •kompetentes Beratungs- und Bildungsangebot •Realismus in Fragen der Betriebs- und Einkommensentwicklung •professionelle Verarbeitung und Vermarktung •verstärkte horizontale und vertikale Kooperation •verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Vertrauensbildung Bei einem Einkommenswachstum in Vielfalt mit Chancen in der Urproduktion, in der Diversifikation bzw. inner- und außeragrarischen Erwerbskombination kommen auch besondere Herausforderungen auf das agrarische Bildungs- und Beratungssystem zu. Grundversorgung und Spezialangebote in Bildung und Beratung Agrarpolitisches Ziel ist es, allen Betriebsleiter/innen den Zugang zur agrarischen Berufsausbildung, Weiterbildung und Beratung zu ermöglichen. In der Erwachsenenbildung und Beratung bedarf es dazu eines zielgruppenangepassten Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 101 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Die Leistungsfähigkeit der Beratungsnetzwerke und der Grad der Kund/ innenorientierung entscheiden über die Zukunft der Beratung. Bildungs- und Beratungsangebots, das sowohl eine breite Grundversorgung wie auch die Abdeckung der speziellen Bedürfnisse der sich weiterentwickelnden Spezialbetriebe in verschiedenen Produktionssparten gewährleistet. Kund/innenorientierung und Nutzen für diverse Zielgruppen zu stiften, die richtigen Methoden und der passende Produktmix sind eine stetige Herausforderung. Zudem erwarten die Geldgeber/innen in der Berater/innenfinanzierung (Bund und Land), die Aufgaben im öffentlichen Interesse wahrzunehmen. Darunter fallen vor allem begleitende Informationen zu agrarpolitischen Rahmenbedingungen wie gute landwirtschaftliche Praxis, Qualitätsanforderungen der Gesellschaft und daraus abgeleitete Produktionsauflagen (Gentechnikfreiheit, biologische Produktion, Tierhaltungsstandards, Umwelt- und Klimaschutzauflagen, Biodiversität usw.). Die Leistungsfähigkeit der Beratungsnetzwerke und der Grad der Kund/innenorientierung entscheiden über die Zukunft der Beratung Vom Aufbau interner Instrumente/Werkzeuge zur Forcierung der Kund/innenorientierung Beratung und Bildung stellen für die Landwirtschaftskammern strategisch wichtige Geschäftsfelder der Zukunft dar. Die hohe Abhängigkeit in der Personalfinanzierung und sinkende öffentliche Mittel veranlassten die Landwirtschaftskammern schon bisher zu eigenverantwortlichem Handeln und zur laufenden Weiterentwicklung der Beratung, um auch zukünftig Nutzen für die Kund/innen (Bäuerinnen und Bauern, Bund und Land, die Gesellschaft usw.) zu stiften. In den letzten Jahren in verschiedenen Kammern umgesetzte Maßnahmen: •möglichst Trennung von Förderungsabwicklung und Beratung •erfolgreiche LFI-Organisationsentwicklung mit ISO-Standard •Einführung interner Werkzeuge für leistungsfähige Verwaltungssysteme zur Leistungserfassung, Seminarverwaltung, Betriebsdatenführung etc. •Zielvereinbarungsprozess und Arbeitsplanung •Spezialisierung zum Kompetenzaufbau (Bauberatung, Beratungsstellen für Rinder bzw. Schweine, Arbeitskreisleiter/innen usw.) •Leistungsaustausch von Spezialberater/innen zwischen den Landwirtschaftskammern •Qualitätsoffensive LK-Beratung mit Produktstandardisierung, Definition der Leistungserbringer/innen und erste Auflage von Beratungskatalogen in einigen Bundesländern •Forcierung der Projektarbeit •bundesländerübergreifende Produktentwicklung und Nutzung von Synergien durch verstärkte Zusammenarbeit und Netzwerkbildung 102 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Internationale Vernetzung DIin Anna Liebhard-Wallner Internationale Netzwerke in der Beratung Die agrarischen Beratungseinrichtungen legen großen Wert auf internationale Vernetzung sowie auf den Austausch mit Beratungskolleg/innen aus anderen Ländern. Neben Exkursionen und Fachreisen bieten institutionalisierte Partnerschaften und diverse EU-Programme die Möglichkeit, länderübergreifende Netzwerke zu knüpfen. Eine spezielle Plattform für internationale Kontakte bietet seit 50 Jahren die Internationale Akademie land- und hauswirtschaftlicher Beraterinnen und Berater (IALB). Die Internationale Akademie land- und hauswirtschaftlicher Beraterinnen und Berater ist ein Zusammenschluss von 695 Beratungskräften und 16 Institutionen aus 17 ost- und westeuropäischen Staaten. Österreich ist in der IALB mit 123 Einzelpersonen und zwei Institutionen vertreten. Die IALB setzt sich vorrangig mit Zukunftsfragen des ländlichen Raums und der darin wirtschaftenden bäuerlichen Familienunternehmen auseinander. Ziel ist die Realisierung einer zukunftsbeständigen Entwicklung in diesen Gebieten. Bei den jährlich stattfindenden internationalen Tagungen werden Trends aufgegriffen, richtungsweisende Konzepte und Ideen vorgestellt, bei Exkursionen Diskussionen initiiert und die Erfahrungen der verschiedenen Länder verknüpft. Die österreichischen Berater/innen nutzen diese Kontakte für fachliche und methodische Impulse, einen Erfahrungsaustausch und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei verschiedenen Beratungsaufgaben. Die agrarischen Beratungseinrichtungen legen großen Wert auf internationale Vernetzung und einen internationalen Erfahrungsaustausch. IALB-Arbeitsausschuss Die IALB wird von einer Präsidentin oder einem Präsidenten geleitet, die bzw. der aus einem der Mitgliedsländer – Deutschland, Österreich oder der Schweiz – stammt und die Funktion vier Jahre lang ausübt. Nach DI Franz Forstner von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, der die Präsidentschaft von 2006 bis 2010 innehatte, leitet derzeit Frau DIin Edda Albers (D) die IALB. Dem Arbeitsausschuss der IALB gehören seit der letzten Wahl im Jahr 2010 Vertreter/innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Slowenien, Ungarn und Frankreich an. Österreich ist durch MR DI Franz Paller (BMLFUW), DI Franz Forstner (LK OÖ), DI Johann Schlögelhofer (LK NÖ), Mag.a Andrea Muster (LK Stmk.) und DIin Anna Liebhard (Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik) vertreten. Der Arbeitsausschuss der IALB trifft sich mehrmals im Jahr zur Planung und Weiterentwicklung von gemeinsamen aktuellen Beratungsanliegen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 103 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung IALB-Tagungen Die jährlich stattfindenden Tagungen sind stets einem aktuellen Beratungsthema gewidmet. Die „älteste“ und bekannteste Maßnahme der IALB ist die jährliche Tagung mit jeweils ca. 200 bis 300 Tagungsteilnehmer/innen. Die Tagungen der letzten Jahre spiegeln die Fragen, mit denen sich die IALB aktuell befasst, gut wider. 2008: Brandenburg: „Beratung für ländliche Entwicklung im Spannungsfeld zwischen Agrarwirtschaft, Tourismus und Naturschutz“ 2009: Marburg (Hessen): „Landwirtschaft und ländlicher Raum auf dem Weg in die Zukunft“ 2010: Besancon (Frankreich): „Wertschöpfung durch Produktdifferenzierung in Verbindung mit der Region und Dienstleistungen – Zukunft der Beratungsdienste in der Entwicklung“ 2011: Landshut (Bayern): „Betriebsindividuelle Zukunftslösungen – Existenzen sichern im ländlichen Raum“ 2012: Seggau (Steiermark): „Unternehmen Landwirtschaft 2020. Einkommen, Marktanforderungen und Lebensqualität in Einklang bringen“ Die Tagung 2012 fand in Seggau, einer kleinstrukturierten Region in der Südsteiermark, statt und führte bei den Exkursionen auch nach Kärnten und Slowenien. Zentrale Themen der Tagung waren die sich laufend ändernden Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft und die Möglichkeiten, damit umzugehen bzw. diese zu nutzen. Die Aufgaben und Beiträge der Beratung und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen standen dabei im Mittelpunkt der Betrachtungen. IALB-Seminare – „die Netzwerkwochen zur länderübergreifenden Erkundung von Beratungsinstitutionen“ Neben dieser Tagung veranstaltet die IALB seit 22 Jahren im Bildungsseminar Rauischholzhausen (Hessen) ein internationales Netzwerkseminar. Herzstück der achttägigen Ausbildung ist die Dienststellenerkundung, bei der im Rahmen des Seminars jeweils zwei Teilnehmer/innen gemeinsam eine fremde Dienststelle besuchen, um dort die Organisation, die aktuellen Themen und die Beratungsangebote kennen zu lernen. Nicht zuletzt können sie dabei Ideen aufgreifen und diese in der Folge für die eigenen Dienststellen weiterentwickeln. Bei den IALB-Seminaren steht stets die methodische Weiterbildung im Mittelpunkt. Sie bildet den „gemeinsamen Nenner“ für Teilnehmer/innen aus unterschiedlichen Fachsparten und verschiedenen Ländern. Der intensive Austausch von Erfahrungen, Ideen, Erfolgen und Schwierigkeiten stärkt die einzelnen Seminarteilnehmer/innen. Am Ende der Netzwerkwoche definieren sie schließlich konkrete Maßnahmen für individuelle Netzwerke zur gegenseitigen länderübergreifenden Unterstützung. 104 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Bisher haben 346 Teilnehmer/innen aus acht Nationen das Seminar absolviert (Deutschland: 236, Österreich: 59, Schweiz: 29, Ungarn: 11, Italien: 6, Lettland und Ukraine: je 2, Luxemburg: 1). Certificate for European Consultants in Rural Areas Die Initiative Certificate for European Consultants in Rural Areas (CECRA) ist als Qualifikations- und Kompetenzentwicklungsmaßnahme für Beratungskräfte im ländlichen Raum Europas konzipiert und besteht seit dem Jahr 2009. In einem ersten Schritt haben sich Bildungseinrichtungen aus der Schweiz, Deutschland, Südtirol und Österreich zusammengeschlossen, um vor dem Hintergrund zunehmend komplexerer Aufgaben und Fragestellungen die Kompetenzentwicklung von Beratungskräften in methodischer und psychosozialer Hinsicht weiterzuentwickeln und zu vereinheitlichen. Österreich ist bei dieser Initiative durch DIin Liane Kaipel von der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik vertreten. Im Rahmen der IALB-Tagung 2012 in Seggau wurden die ersten Zertifikate verliehen. Weiterführende Informationen sind im Internet unter folgender Adresse zu finden: www.cecra.net. Ausblick Die Aufgaben und Anliegen der land- und hauswirtschaftlichen Beratung mit ihrer Zielgruppe Landwirt/innen überschneiden sich in zunehmendem Maß mit den Anliegen des gesamten ländlichen Raums. Derzeit werden Überlegungen angestellt, wie sich diese Vernetzung künftig im Profil der IALB zeigen soll und welche Anforderungen an beitrittswillige Mitglieder als Folge einer solchen Einbindung zu stellen sind. Weiters beschäftigt sich der Arbeitsausschuss mit der Frage nach der Wirksamkeit von Beratung, mit diversen Fragen und Vorgaben der gemeinsamen Agrarpolitik sowie mit der Abgrenzung der Zielgruppe. Informationen zur IALB allgemein und zu den aktuellen Angeboten sind auf der Homepage www.ialb.org zu finden. Die internationale Vernetzung zeigt auf, dass sich viele Fragestellungen und Herausforderungen, die auf die Landwirtschaft und den ländlichen Raum zukommen, in anderen Ländern in ähnlicher Weise stellen. Der Blick über den Tellerrand sowie Netzwerke über Ländergrenzen hinweg werden in Zukunft noch stärker an Bedeutung gewinnen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Die internationale Vernetzung im IALB wird in Zukunft noch stärker an Bedeutung gewinnen. 105 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Schwerpunkte und ausgewählte Beratungsangebote DI Franz Forstner Neue Bildungs- und Beratungsoffensive in Österreich gestartet! Im Rahmen der Initiative „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ wurde im Modul „Businessplan – Bildungsplan“ in Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftskammern und unter Einbindung von Expert/innen aus dem Lebensministerium und der agrarischen Bildung und Beratung ein Schwerpunktprogramm zur Stärkung der Unternehmer/innenkompetenz entwickelt. Mein Betrieb – Meine Zukunft „Mein Betrieb – Meine Zukunft“ beinhaltet ein umfassendes Bildungsund Beratungsangebot, das auf Länderebene über eine mehrjährige Kampagne in ganz Österreich umgesetzt wird. Bildung säen, Beratung nutzen, Erfolg ernten Eine wesentliche Voraussetzung für eine langfristige Perspektive der Betriebe ist eine ausgewogene Balance zwischen dem Einkommen, das die Land- und Forstwirtschaft abwirft, der dafür investierten Arbeitszeit aller Familienmitglieder und den freibleibenden Kapazitäten für Familie und Freizeit. Dies gilt insbesondere, wenn sich das Erwerbseinkommen aufgrund der strukturellen Gegebenheiten in Österreich aus einer Kombination aus landwirtschaftlicher und außerlandwirtschaftlicher Tätigkeit zusammensetzt. Im Rahmen der Offensive stehen Bildungs- und Beratungsprodukte für die diversen Herausforderungen der Unternehmensführung und für verschiedene Zielgruppen zur Verfügung. Die angebotenen Inhalte erstrecken sich von der Analyse der Ausgangssituation bis zur Planung, Entscheidung und Umsetzung neuer Betriebsziele bzw. Optimierung von Leistungen und Kosten in den Betriebszweigen. Einige der neuen Bildungs- und Beratungsprodukte zielen speziell darauf ab, die bäuerlichen Familien dabei zu unterstützen, ihren persönlichen Erfolgsweg für Betrieb, Familie und Lebensqualität zu finden. Neben dem Einkommen finden weitere Faktoren wie Arbeitsbelastung, Lebensqualität, emotionale Aspekte sowie Talente und Vorlieben der Menschen am Betrieb Berücksichtigung. „Mein Betrieb – Meine Zukunft“ Eine fundierte Grundausbildung und ständige Weiterbildung sind die Basis für entsprechende Zukunftschancen und Entwicklungsperspektiven. Ein breites Bildungs- und Beratungsangebot bildet dazu die Grundlage. Die Fragen der Bauern und Bäuerinnen sind auch die Fragen der Beratung und Weiterbildung. Aufgabe der Bildung und Beratung ist es, die Landwirt/innen dabei zu unterstützen, ihre Potenziale zu nutzen 106 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung sowie ihre eigenen Wege zu finden und diese auch zu gehen. Das schafft Motivation und eine klare Grundausrichtung. Unternehmer/innenkompe tenz, klare Unternehmensziele, kundenorientierte Produkte, nachgefragte Dienstleistungen und eine kontinuierliche Be triebsentwicklung sind die Anforderungen, die an bäuerliche Familien sowie Schulen, Bildungs- und Beratungsanbieter gestellt werden. In Österreich sind rund 25 % der Betriebsleiter/innen in Haupterwerbsbetrieben Meister/in oder verfügen Angebote für unterschiedliche Phasen der Unternehmensführung Mein Betrieb – Meine Zukunft zur Forcierung der Unternehmer/innenkompetenz Mein Betrieb – Meine Zukunft n n n d ngs- un n Bildu Orienti SelfCheck 4 Analyse ersifizie und Div pt skonze n Betrieb aftspla wirtsch n Wald n tung reisbera Arbeitsk Weiterentwicklung Un g ildung Weiterb 4 Planung Wo stehe ich? rung uktion Urprod tegie olgsstra sere Erf beratun erungs lanung sp Betrieb 4 Orientierung Schul-, ratung und Be Erfolgs4 kontrolle 4 Entscheidung er- und harbeit Fac 4 Umsetzung dung rausbil Meiste ieru Evalu Controlling und ng lebensministerium.at Quelle: BMLFUW Abb. 34 über eine höhere Ausbildung (Nebenerwerbsbetriebe: ca. 17 %). Um sich bei den künftigen Herausforderungen im agrarischen Umfeld behaupten zu können, wird daher das Ziel verfolgt, dass Hofübernehmer/innen von Haupterwerbsbetrieben ab 2020 über eine Meister/innenausbildung oder ein höheres Ausbildungsniveau verfügen. „Mein Betrieb – Meine Zukunft“: drei Schwerpunkte Self-Check und Bildungs- und Orientierungsberatung Die speziellen Angebote tragen zur Forcierung der Unternehmer/innenkompetenz, zur Sicherung des Betriebserfolgs und zur Verbesserung der Lebensqualität der bäuerlichen Familien bei. Mein Betrieb – Meine Zukunft 1. Bildungs- und Beratungsplan • Self-Check • Bildungs- und Orientierungsberatung Quelle: BMLFUW 2. Professionelle Betriebsplanung 3. Arbeitskreisberatung • Seminar „Unsere Erfolgsstrategie“ • Betriebsplanung • Betriebskonzept • Waldwirtschaftsplan • Meister/innenausbildung • Ackerbau • Ferkelerzeugung, Schweinemast • Milchproduktion, Mutterkuh- und Ochsenhaltung, • Rindermast • Schafe, Ziegen • Unternehmensführung • Biogas Wo stehe ich? Wo geht es hin? Was bringt die geplante Entwicklung mit sich? Was ist zu tun? Tab. 5 Mit einem Selbsttest im Internet kann ein kostenloses und anonymes Profil der vorhandenen unternehmerischen Kompetenzen erstellt werden. Als Ergebnis wird eine Auswertung zu den Bereichen Bildung/Information/Wissen, Organisation und Lebensqualität, betriebliche Entwicklung sowie Investition und Finanzierung grafisch und schriftlich dargestellt. Werden beim Self-Check die Kontaktdaten bekannt gegeben, nimmt die regional zuständige Bildungsberaterin bzw. der Bildungsberater der Landwirtschaftskammer für ein Beratungsgespräch Kontakt auf. Dabei wird ein – auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmter – persönlicher Bildungs- und Beratungsplan erstellt, um die unternehmerischen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 www.selfcheck.at 107 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Unsere Erfolgsstrategie Eine gute Balance zwischen landwirtschaftlichem Betrieb und außerlandwirtschaftlichem Beruf, Freizeit und Familie ist die Grundlage für eine hohe Lebensqualität. Betriebsleiter/innen erhalten eine wertvolle Entscheidungsgrundlage, um die Auswirkungen angedachter Veränderungen beurteilen zu können. Der Waldwirtschaftsplan gibt einen guten Überblick über die einzelnen Waldbestände und deren Leistungspotenzial. Das Seminar „Unsere Erfolgsstrategie“ ist für Betriebe mit Einkommenskombination konzipiert, die aufgrund von Doppelbelastung unter Zeitdruck stehen, eine Neuorientierung in der betrieblichen Ausrichtung suchen, mehr Klarheit über das künftige Haushaltseinkommen anstreben und die Arbeitsorganisation verbessern wollen. Im Mittelpunkt dieses zweiteiligen Seminars zu je vier Stunden steht das Finden einer guten Balance zwischen Landwirtschaft, Beruf, Familie und Freizeit. Betriebsplanung und Betriebskonzept In Einzelberatungen am Hof oder in der Bezirksbauernkammer unterstützen die Beratungskräfte bei der Analyse der Ausgangssituation. Es werden mögliche Ausrichtungen des Betriebs in den Bereichen der land- und forstwirtschaftlichen Produktion, Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof sowie andere innovative Ansätze gemeinsam erarbeitet. Der diesbezügliche Beratungsprozess und die visuelle Darstellung der Ergebnisse in der Online-Beratungssoftware wurden im Rahmen der Initiative „Mein Betrieb – Meine Zukunft“ weiterentwickelt. Waldwirtschaftsplan Durch Erhebung und Auswertung forstlicher Kennzahlen der Waldgrundstücke (z. B. Vorrat, Zuwachs und Nutzungspotenziale) werden die waldbaulichen Maßnahmen unter Berücksichtigung der betriebsindividuellen Ziele dargestellt. Auf Basis einer gemeinsamen Waldbegehung mit dem Forstberater/der Forstarbeiterin werden konkrete Bewirtschaftungsmaßnahmen für die nächsten zehn Jahre empfohlen. Meister/innenausbildung Erfolgreiches unternehmerisches Handeln äußert sich in bäuerlichen Familien durch selbstständiges, bewusstes und eigenverantwortliches Gestalten der wirtschaftlichen Entwicklung. Auf der individuellen persönlichen Ebene beruht Unternehmer/innentum auf drei eng miteinander verknüpften Voraussetzungen: Unternehmer/innenpersönlichkeit, Fach- und Unternehmer/innenkompetenz. Die Meister/innenausbildung bietet die Aktualisierung des Fachwissens auf Meister/ innenniveau sowie die intensive Beschäftigung mit dem eigenen Betrieb. Sie legt den Fokus auf die Qualifizierung im Bereich der Unternehmer/innenkompetenz und mündet in einer Haus- bzw. Projektarbeit, in der ein Betriebskonzept für den eigenen Betrieb erstellt wird. Im Rahmen der Initiative „Mein Betrieb – Meine Zukunft“ wird die Meister/innenausbildung österreichweit standardisiert, im Bereich der Unternehmer/innenkompetenz inhaltlich und didaktisch weiterentwickelt und die Forcierung der Meister/innenausbildung vorangetrieben. 108 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung DI Franz Hunger, DI Franz Paller, Ing. Fritz Stocker Arbeitskreisberatung Potenziale erkennen – Chancen nutzen – Zukunft sichern Die Arbeitskreisberatung ist ein bundesweiter Schwerpunkt und seit Jahren eines der erfolgreichsten und wirksamsten Weiterbildungs- und Beratungsprodukte zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben. Mit der Arbeitskreisberatung werden Bäuerinnen und Bauern unterstützt, die richtige Strategie für ihren Betrieb zu finden, die Produktion zu optimieren, die Arbeitseffizienz zu steigern und die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Potenziale erkennen – Chancen nutzen – Zukunft sichern. Was sind Arbeitskreise? Arbeitskreise sind Gruppen von etwa 15 Bäuerinnen und Bauern mit gleichem Produktionsschwerpunkt und ähnlichen Zielen, die sich für eine befristete Zeit zusammenschließen, um ihr Wissen und Können zu vertiefen bzw. zu erweitern und um gemeinsam besser zu werden. Die Betreuung erfolgt durch speziell ausgebildete Berater/innen mit hoher Fach- und Methodenkompetenz. Stand der Arbeitskreisberatung Im Jahr 2012 nutzten knapp 4500 Betriebe in 284 Arbeitskreisen die Weiterbildungsplattform, um für die Zukunft gerüstet zu sein (siehe Abb. 35). Auf Bundesebene abgestimmte Arbeitskreise gibt es derzeit für folgende Bereiche: Ackerbau, Schweinehaltung, Milchproduktion, Stiermast, Mutterkuh-, Ochsen-, Schaf- und Ziegenhaltung, Biogas und Unternehmensführung. Die Mindestdauer für die Mitgliedschaft in einem Arbeitskreis beträgt zwei Jahre, manche Betriebe bleiben mehr als zehn Jahre dabei. Auch zahlreiche mittlere und höhere Schulen sind mit ihren Lehrbetrieben Mitglieder in den Arbeitskreisen. Seit Beginn der Arbeitskreisberatung Mitte der 1990er-Jahre haben rund 8000 Betriebe an dieser Qualifizierungsmaßnahme teilgenommen. Um den Praxisbezug sicherzustellen, finden möglichst viele Arbeitskreistreffen in den Betrieben statt (Stallseminare, Feldbegehungen). Viele Landwirt/innen haben während der Mitgliedschaft im Arbeitskreis die Betriebsführung deutlich verbessert und den Betrieb vergrößert. Überdurchschnittliche Ergebnisse und Einkommenssteigerungen waren die Folge. Aufgrund einer sehr guten Branchenabdeckung (Beispiel Steiermark: Ferkelproduktion 66 %, Milchproduktion 34 %) sind Arbeitskreisbetriebe meist Leitbetriebe in einer Region. Von den Erkenntnissen der Arbeitskreisberatung profitiert daher die gesamte Produktionssparte. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 109 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Arbeitskreisberatung 2012 Ferkelproduktion Marktfruchtbau Knapp 4500 Betriebe – davon 13 % bio – nutzen 2012 die Angebote von 284 Arbeitskreisen. Schweinemast Unternehmensführung Milchproduktion 47 Arbeitskreise 851 Mitglieder 48 Arbeitskreise 729 Mitglieder 71 Arbeitskreise 1.157 Mitglieder Mutterkuhhaltung 20 Arbeitskreise 330 Mitglieder 27 Arbeitskreise 561 Mitglieder Arbeitskreisberatung 2012 Biogas 284 Arbeitskreise 4.490 Mitglieder, davon 13 % Biobetriebe 25 Arbeitskreise 326 Mitglieder 14 Arbeitskreise 179 Mitglieder Ochsenhaltung 3 Arbeitskreise 26 Mitglieder Ziegenhaltung Stiermast Schafhaltung 14 Arbeitskreise 178 Mitglieder 11 Arbeitskreise 107 Mitglieder 4 Arbeitskreise 46 Mitglieder Im Jahr 2012 umfasst das Angebot der Arbeitskreisberatung 11 Produktionsbereiche, 284 Arbeitskreise und knapp 4500 Mitglieder. Quelle: BMLFUW lebensministerium.at Abb. 35 Was bieten Arbeitskreise? •Aktuelle Informationen aus erster Hand (Newsletter, SMS) •Praxisorientierte Weiterbildung ganz nach den Wünschen der Mitglieder •Betriebszweigauswertung (Teil- oder Vollkostenrechnung) •Kennzahlenvergleiche mit anderen Betrieben •Stärken-Schwächen-Analyse am Betrieb (Potenziale, Handlungsbedarf) •Zielplanung und Erfolgskontrolle •Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern Die Arbeitskreisberatung steht allen Betrieben offen, unabhängig von der Größe, Wirtschaftsweise und Erwerbsform. Sie wird von den Landwirtschaftskammern in Zusammenarbeit mit den Ländlichen Fortbildungsinstituten, Erzeuger/innengemeinschaften, Fachverbänden, Bundesanstalten und dem BMLFUW angeboten und aus Mitteln der Ländlichen Entwicklung finanziell besonders unterstützt. Für die Teilnahme ist ein Mitgliedsbeitrag zu entrichten. 110 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr in den Arbeitskreisbetrieben der Steiermark Anzahl Anzahl Jahr 25 20 19,0 19,2 19,5 19,6 20,0 20,4 1998 1999 2000 2001 2002 2003 18,4 20,9 21,3 21,5 21,9 2004 2005 2006 2007 22,6 23,1 23,3 23,5 2008 2009 2010 2011 15 10 5 0 1997 lebensministerium.at Quelle: BMLFUW Abb. 36 Betriebszweigauswertung Die Betriebszweigauswertung (Leistungs- und Kostenrechnung) stellt ein wichtiges Controllinginstrument dar, das neben der Wirtschaftlichkeitskontrolle zur Optimierung der Produktion und als Entscheidungsgrundlage für die Weiterentwicklung der Betriebe dient. Sie ist zentraler Bestandteil der Arbeitskreisberatung und wird in Abhängigkeit von der Datengrundlage der Betriebe und den Anliegen und Bedürfnissen der Betriebsleiter/innen als Teilkostenrechnung (verbindlich für alle) und/oder Vollkostenrechnung (Zusatzangebot) durchgeführt. Die permanente Verbesserung der Wirtschaftlichkeit ist unerlässlich, um Betriebe in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. In einer Projektgruppe mit Vertreter/innen der Universität für Bodenkultur, des BMLFUW, der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und der Landwirtschaftskammern wurde ein Schema zur Verrechnung aller Leistungen und Kosten im landwirtschaftlichen Betrieb erstellt. Durch diesen Standard sind die Kennzahlen der Kostenrechnung zwischen den Betrieben und bundesweit vergleichbar. Für die Durchführung der Kostenrechnung und für zwischenbetriebliche Vergleiche wurden weiters benutzer/innenfreundliche EDV-Anwendungen entwickelt. lebensministerium.at lebensmin rieb – Mein Bet unft Zuk Meine isterium. at lebens www.a ministe rium .at k-milch .at lebensmin isterium. lebens at h.at k-milc www.a d land- un im wertung etrieb tenaus B Vollkos chaftlichen g irts echnun , tw ung nungsr rs fo nwend zur Pla Excel-A Hinweise n und buch zur nzahle erhand Benutz der Ken eibung Beschr Zukunft sichern Cent je ■ tenfreie Direktkos ng Leistu en Leistung Kosten en Kosten en en Kosten Milchp e ten istungen tungen Leistung ft irtscha Forstw ion rodukt Getreid es Sonstig Leistung Kosten Leistung Kennzah Direktleis len Betriebs 80 Chancen nutzen ■ lohnung Faktorent ERN UND zweig in Cent kg Milch 80 80 70 Cent pro 60 50 Gesamtleistunge n 70 70 VON BUND s chaftsfond her Landwirts ländlichen ng des in Europäisc Europa Entwicklu für die Hier investiert Gebiete. Raums: die ländlichen 20 duktion 2009/10 42,9 37,1 34,1 17,7 10 10 0 20,1 16,5 47,1 44,0 sterium.at 19,9 Gemeinle istungen Einzelbetrieb ■ Faktorent liche Auswertung 2009/10 47,1 44,0 ilchz iegen Bestand sergä nzu Zukaufng 9% Bestand ER UNIO Potenziale erkennen ISCH Grundfu MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LÄNDERN UND EUROPÄISCHER UNION 17% OPÄ ■ N UND EUR DER D, LÄN MIT G VON ZUN TÜT ERS UNT BUN lebensm inisteri Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete. um.at EUROPEAN COMMISSION s ftsfond hen irtscha ländlic in Landw ischer klung desEuropa ert Europä Entwic für die : Hier investi e. Gebiet hen Raums die ländlic 11 RSTÜTZUNG MIT UNT ERS TÜT AN COMMI EUROPE Europä VON BUND EUROPE , LÄND N Europäisc her Landwirts für die Entwicklu chaftsfond Raums: ng des Hier investiert ländlichen s die ländlichen Gebiete. Europa in ERN UND AN COMMI SSION EURO PÄISC HER UNION lebensmini tter lebensministerium.at SSION MIT UNTE COMMISSIO Kraftfut ter 14% 44,0 19,9 11 von COMMISSIO EUROPEAN en M Son Eins treu Dire stige ktkosten 5% 1% serg Überste änzung llung 17% N 19,9 Beitrag zu den Einkünfte Deckung n sbeitrag Milchpre is Kostend eckungs punkt Kostende 1 ckungsp unkt 2 N EUROPEAN 47,1 44,0 19,9 Direktko lohnung 1234567 stun kontroll gse 6% undheit 8% sten lebensmini sportko Milch sten 18% Tierges 47,1 HER UNION Tran Dec Besamu k- und ngskos ten 5% KDP und Milchpre is 19 20 20 10 Milch 26,4 7,3 PÄISC EURO Milchpro je Kilogramm Gesamtkosten 60 60 50 50 40 40 30 30 , LÄND RSTÜTZUNG MIT UNTE kost Ammenkälberzukauf 1% Grundfutterkosten 36% ■ Kalkul Betriebsz atorisches weigerge bnis Vorleistun 40 Direkt Milchlei Direktkos 30 Bestandesergänzung 31% Besamungskosten 2% Gemeinle Potenziale erkennen ■ Chancen nutzen ltung r freien Arbeitskr eisbe Leist ratung ung sten Direktkosten Sonstige Direktkosten 14% Tiergesundheitskosten 6% itete Kraftfutterkosten 10% ten Faktorkos ■ ■ sichern Betr ie für d bszweig ie Sc a Fibel haf- brechnu zur Befür die Te n und ilk rech Zieg g nung ostenrec hn der di enha rektko ung in de Fibel für die Teilkostenrechnung in der Arbeitskreisberatung zur Berechnung der direktkostenfreien Leistung der für di Fibel rechnung ge zur Be Aufla 2., üb gskosten Übrige ng chnu abre zweig on ratung eisbe iebs Betr produkti g in der Arbeistitsunkrg Le un h Milc e Teilkostedinrreeckthnkostenfreien erarbe Zukunft ■ atorisches s ■ Kalkul bni weigerge ■ Direktkos Betriebsz tenfre Leistung ie h kg Milc ■ Vollkos te auf Bas nauswertung is von AKM-O Milchprodukt ion nline Betriebszweigauswertung für die Mutterkuhhaltung ZUN G VON BUN D, LÄN für die ischer Landw Raums Entwic irtscha : Hier klung des ftsfond die ländlic investi ländlic s ert hen Gebiet Europa hen e. in DER N UND EUR OPÄ ISCH ER UNIO N lebensm sterium.at inisteri um.at Durch Broschüren zum Auswertungs- und Kennzahlenschema der Kostenrechnung, zur Benutzung der EDV-Programme und zur Interpretation der Ergebnisse wird die Arbeitskreisberatung unterstützt, Quelle: BMLFUW Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 111 ministe rium .at Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Bundesberichte Die Ergebnispräsen tationen dienen vorwiegend der fachlichen Diskussion der Kennzahlenergebnisse. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Betriebszweigauswertungen werden jährlich in Bundesberichten veröffentlicht und vom BMLFUW allen Arbeitskreismitgliedern, Beratungseinrichtungen und Schulen zur Verfügung gestellt. Damit ist ein rascher Wissenstransfer zwischen Praxis, Beratung, Forschung und Schule gesichert. Die jährlich veröffentlichten Bundesberichte dienen dem raschen Wissenstransfer zwischen Praxis, Beratung, Forschung und Schule. Fazit Die künftigen Rahmenbedingungen lassen erwarten, dass der Wettbewerb zunehmen wird. Damit steigt die unternehmerische Eigenverantwortung. Wer längerfristig im Haupterwerb bestehen möchte, muss besser sein als der Durchschnitt und den Betrieb laufend weiterentwickeln. Die Arbeitskreisberatung trägt dazu bei, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Deshalb wird sie als Schwerpunkt im Rahmen der Initiative „Unternehmen Landwirtschaft 2020“ bzw. als Bestandteil der Bildungs- und Beratungskampagne „Mein Betrieb – Meine Zukunft“ in den nächsten Jahren weiter forciert und ausgebaut werden. Weitere Informationen unter www.arbeitskreisberatung.at. 112 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung DI Johann Schlögelhofer, DI Peter Frühwirth, Mag.a Renate Fuchs, DI Josef Keferböck Produktionsberatung Pflanzen Einleitung Die Informations-, Beratungs- und Serviceleistungen der Landwirtschaftskammern für die pflanzliche Produktion wurden den Landwirt/innen in den letzten Jahren durch den Einsatz elektronischer Medien immer rascher und damit aktueller zur Verfügung gestellt. Newsletter, die teilweise durch SMS-Mitteilungen ergänzt werden, sind im Ackerbaubereich sowie bei Spezialkulturen wie beispielsweise im Gemüsebau gut nachgefragt und ergänzen und vertiefen die Informationen über die LK-Homepage. Darüber hinaus wurden zuletzt von den Landwirtschaftskammern verstärkt Beratungsangebote für die Kund/innen klar definiert und nach Qualitätsstandards umgesetzt. Dabei werden neben Grundberatungsangeboten auch sehr individuelle und umfassende Leistungen wie beispielsweise kulturbegleitende Beratungen mit mehreren Betriebsbesuchen als kostenpflichtige Beratungen angeboten. Bei den Beratungsformen und -methoden spielen die Arbeitskreise Ackerbau eine wichtige Rolle. Moderne Kommunikationsmedien ermöglichen in der Produktionsberatung raschen Zugang zu Informations-, Beratungsund Serviceleistungen. Nachstehend werden einige Beratungsprojekte in der pflanzlichen Produktion kurz erläutert: Beratungsangebot Grünlanderneuerung Ausgangssituation In den relevanten Grünlandregionen der Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg und Steiermark ist in den letzten Jahren eine zunehmende Verschlechterung der Pflanzenbestände festzustellen. Die Zusammensetzung der Pflanzenbestände entspricht hinsichtlich der hohen Qualitätsanforderungen an Inhaltsstoffe und Erträge vielfach nicht mehr den Notwendigkeiten einer leistungsorientierten Grundfutterversorgung der Milchkühe. In allen beteiligten Bundesländern wurden in den letzten Jahren verstärkt Vorträge und Seminare zum Themenkreis „Grünlandbestände, gemeine Rispe, Verbesserungsmaßnahmen“ abgehalten. Zusätzlich wurden spezielle zielgruppenorientierte Projekte auf Bezirksebene durchgeführt. Damit ist es gelungen, das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Bewirtschaftung und Grundfutterqualität sowie für die Dringlichkeit des Handlungsbedarfs in Richtung „Grünlanderneuerung durch Nachsaat“ zu wecken. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Grünlanderneuerung durch Nachsaat sichert qualitativ und quantitativ hochwertiges Grundfutter vom Dauergrünland. 113 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Notwendigkeit und Ziel der Beratungsleistung Für die Landwirt/innen war es oft schwierig, Informationen aus Seminaren zu einem späteren Zeitpunkt in ihrer individuellen Betriebssituation in die Praxis umzusetzen. Mit der Beratungsbroschüre sollen Grünland-Landwirt/innen daher in die Lage versetzt werden, das in Vorträgen und Seminaren vermittelte Wissen zur Verbesserung der Pflanzenbestände eigenständig anzuwenden. Erfolg der Beratungsleistung Die Bereitstellung des praxisorientierten Handbuchs „Gemeine Rispe – Bekämpfung, Nachsaat, Neuanlage, Folgebewirtschaftung“ mit vielen Details zur Ausgangssituation, Technik, Entwicklung der Pflanzen und Optimierung der Folgebewirtschaftung dient dem Verständnis der komplexen Materie und der erfolgreichen Realisierung von Verbesserungsprojekten am Betrieb. Mit dieser Beratungsbroschüre haben sich Grünlanderneuerung und Nachsaat als Hauptthema in der Grünlandwirtschaft etabliert und werden eigenständig (in Maschinengemeinschaften) und erfolgreich umgesetzt. Beratungsangebot Nützlingsberatung im Gartenbau Ausgangssituation Moderner Pflanzenschutz mit Nützlingen ist konsument/ innen-, anwender/ innen- und umweltfreundlich! Die biologische Schädlingsbekämpfung mit dem Einsatz von Nützlingen zählt erst seit wenigen Jahren zu den Beratungsspezialgebieten im Gartenbau. Immer mehr Betriebe in ganz Österreich (Zierpflanzenbau, Gemüsebau) setzen auf biologische Verfahren der Schädlingsbekämpfung. Der Einsatz von Nützlingen erfordert jedoch mehr Hintergrundwissen als die Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Daher benötigen Betriebe in der schwierigen Phase der Umstellung eine Betreuung und intensive Beratung. Die Berater/innen der Gartenbauabteilung Steiermark bieten diese Beratungsleistung für Gemüsebaubetriebe (im geschützten Anbau), für Zierpflanzenbaubetriebe (Beet und Balkon, Rosen, Gerbera, Chrysanthemen) und Baumschulbetriebe an. Dies beinhaltet einzelbetriebliche Beratungen im 14-tägigen Rhythmus, Schulungen von Mitarbeiter/innen, Optimierung von Betriebsabläufen sowie Informationen über derzeit geltende gesetzliche Bestimmungen. Verlauf und Erfolg der Beratungsleistung Die Beratungsleistung des Nützlingsteams hat sich seit 2005 in der gesamten Steiermark, aber auch in Teilen Kärntens gut etabliert. Bereits 80 % der Gartenbaubetriebe setzen erfolgreich Nützlinge ein, ein Drittel davon mit einer 114 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung regelmäßigen Beratung vor Ort. Durch das Angebot von Seminaren, Schulungen und Gruppenberatungen für Gärtner/innen konnte rasch das nötige Know-how für betriebliche Weiterentwicklungen vermittelt werden. Mit der Patentierung der Wort-Bild-Marke „Mich schützen Nützlinge“ durch die LK Steiermark können diese Betriebe den Kund/innen gegenüber ihren Mehraufwand aufzeigen. Die Marke „Mich schützen Nützlinge“ symbolisiert die schonende Produktionsweise im Gartenbau. Beratungsangebot LK-Gemüsenews – Gemüsebaunewsletter Ausgangssituation Der Gemüsebau in Österreich ist durch eine große Vielfalt gekennzeichnet. Das Kulturartenspektrum reicht von Artischocken bis zu Zwiebeln und umfasst an die 60 Kulturen. Beratungen im geschützten Anbau, im Freilandanbau, in der biologischen wie auch in der integrierten Kulturweise sind von den Berater/innen zu erbringen. Berater/innen, die das gesamte Feld des Gemüsebaus mit all seinen Anfragen abdecken können, gibt es nicht. Allerdings sind in Österreich viele Spezialist/innen in den Landwirtschaftskammern tätig, die in Teilbereichen des Gemüsebaus eine enorme Fachkompetenz haben. „LK-Gemüsenews“ ist das Ergebnis einer Initiative der Gemüsebauberater/innen der Landwirtschaftskammern, die Kulturhinweise für Freiland und geschützten Anbau, ÖPUL-konforme und kulturbezogene Pflanzenschutzhinweise, Hinweise zum Einsatz von Nützlingen, regionale Warndienste, aufbereitete Ergebnisse aus Versuchen, Richtlinieninformationen zu Qualitätssicherungsprogrammen sowie Veranstaltungshinweise in regelmäßigen wöchentlichen Aussendungen zur Verfügung stellt. Autor/innen sind die Gemüsebauberater/innen der Landwirtschaftskammern Oberösterreich, Steiermark, Burgenland, Wien, Niederösterreich und Tirol. Verlauf und Erfolg der Beratungsleistung Unter redaktioneller Führung der LK Niederösterreich bietet das Team der Gemüsebauberater/innen seit 2010 die „LK-Gemüsenews“ an. So wird die Fachkompetenz der österreichischen Gemüsebauexpert/innen allen Abonnent/innen gebündelt frei Haus geliefert. Die meist mit Fotos unterlegten Fachbeiträge werden von derzeit ca. 200 Gemüsebauern und -bäuerinnen sehr gut aufgenommen. Alle Abonnent/innen werden umfassend über Schadenserreger, deren Biologie und Bekämpfung informiert. Bilddokumentationen unterstützen und veranschaulichen die Fachbeiträge. Es kann somit rasch auf Probleme in der Kultur reagiert werden. Rückmeldungen zeigen, dass der Freitagmittag für viele Betriebsleiter/innen ein Fixtermin ist, um ihre E-Mails abzurufen – denn zu diesem Zeitpunkt werden die „LK-Gemüsenews“ versendet. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Die Beratung im Gemüsebau erfordert hohe Fachkompetenz und Spezial wissen. 115 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Ing. Fritz Stocker, DIin Anna Embacher, Dipl.-Ing. Karl Wurm, Ing. Mag. Manfred Wurzer Beratung in der tierischen Produktion Die Beratung in der Tierproduktion ist laufend mit neuen Markttrends konfrontiert. Die tierische Produktion zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Betriebszweigen und durch unterschiedliche Produktionsmethoden aus. Neben der Erzeugung von konventionellen Produkten von sehr hoher Qualität gewinnen Produkte mit AMA-Gütesiegelstandard und darauf aufbauend solche mit eigenen zusätzlichen Produktionsrichtlinien, wie z. B. die Heumilch oder die Bioproduktion, ständig an Bedeutung. Hohe Anforderungen an Beratung Die österreichischen Bäuerinnen und Bauern müssen in der tierischen Produktion eine Vielzahl an Anforderungen erfüllen. Im Vordergrund steht die ErzeuAnteile an der tierischen Produktion gung von Lebensmitteln höchster in Millionen Euro Anteil an der tierischen Produktion in Millionen Euro Qualität unter besonderer Berücksichtigung von Tiergesundheit und Tierwohl. Dabei spielen der gesellschaftliche Wandel und die ständig steigenden Produktanforderungen des Handels eine entscheidende Rolle. Zusätzlich muss die Produktion tierischer 1.686,9 1.686,9 Erzeugnisse zu marktfähigen Preisen erfolgen. Gleichzeitig sollte von diesen am Markt erzielbaren Preisen auch ein entsprechendes Einkommen als Basis für den künftigen Erhalt des landwirtschaftlichen Betriebs erwirtschafAbb. 37 tet werden. Laufende Schwerpunkte der Beratung stellen neben der klassischen Produktionsberatung Tierschutzaspekte, Fragen der Tiergesundheit und des Tierwohls sowie begleitende Hilfestellungen im Zuge von Bauverfahren für Stallungen dar. 351,2 351,2 22,6 22,6 723,7 723,7 55,7 55,7 lebensministerium.at Quelle: BMLFUW Vielfältige Beratungsangebote für Tierhalter/innen Die Berater/innen der Landwirtschaftskammer nehmen ihre Aufgaben sehr engagiert wahr. Neben der Beratung über das Telefon oder im Büro ist die Einzelberatung am Hof von besonderer Bedeutung. Neue Beratungsfelder, zum Beispiel die Immissions- und Umweltberatung, bieten wertvolle Unterstützung. In der tierischen Produktion ist die Arbeitskreisberatung sehr wesentlich. In den 116 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung acht Betriebszweigen Milchproduktion, Ferkelerzeugung, Schweinemast, Rindermast, Mutterkuhhaltung, Ochsenhaltung, Schafhaltung und Ziegenhaltung werden in 196 Arbeitskreisen 3040 Mitglieder betreut. Die gute Ausbildung vieler Tierhalter/innen und die Notwendigkeit, noch rascher zu reagieren, erfordern die verstärkte Nutzung des Internets in der Beratung. Beispiele dafür sind das neu entwickelte Online-Fütterungsprogramm bzw. der ebenfalls neue Anpaarungsplaner. Die Beratung der Landwirtschaftskammer ist bei der Entwicklung dieser Programme wesentlich beteiligt. Auch auf die Zusammenarbeit mit den Verbänden und Vermarkter/innen im tierischen Bereich wird großer Wert gelegt. Damit gelingt eine gesamtheitliche Sichtweise entlang der ganzen Wertschöpfungskette. Gleichzeitig kann rasch auf die Veränderungen am Markt, etwa auf einen erhöhten Heumilchbedarf oder einen Bedarf an hochwertigen Zuchtrindern für den Export, reagiert werden. Eine fundierte Ausbildung und breite Praxiserfahrung ist die Grundlage für das hohe Know-how der Beratungskräfte. Die folgenden drei Beratungsbeispiele stehen stellvertretend für die vielen Aktivitäten der Berater/innen in den österreichischen Landwirtschaftskammern. Im Vordergrund der Bemühungen stehen die Bedürfnisse der Betriebsleiter/innen, ihrer Familien und ihrer Tiere. Beratungsangebot Frühwarnsystem Alpen – Eutergesundheit ganz oben Jeden Sommer werden rund 9000 Milchkühe auf die über 300 Kuhalpen Vorarlbergs aufgetrieben. Die Umstellung vom Heimbetrieb auf Alpbetrieb fordert neben dem Stoffwechsel auch eines der empfindlichsten Organe der Kuh: das Euter! Die Eutergesundheit ist ein wesentliches Thema in der Hofberatung. Das „Frühwarnsystem Alpen“ des Hofberatungsteams der LK Vorarlberg unterstützt bei der Erhaltung der Eutergesundheit während der Alpsaison. Bevor sie beginnt, werden für die Verantwortlichen Sprechtage abgehalten und dabei grundsätzliche Zusammenhänge im Bereich Eutergesundheit, Melktechnik und Herdenmanagement erläutert. Alle Alpen können einen kostenlosen Melkanlagencheck in Anspruch nehmen. Im Rahmen des Checks wird ein Prüfprotokoll erstellt und werden anlagenspezifische Wartungsempfehlungen abgegeben. Ein praxisnaher Leitfaden zur Eutergesundheit auf der Alpe und stalltaugliche Merkblätter werden ausgehändigt. Die tierindividuellen Zellzahlergebnisse der Leistungskontrolle sind dem Alppersonal und den Tierbesitzer/innen sowohl vor dem Alpauftrieb als auch während der Saison bekannt (das Einverständnis wird eingeholt). Mit dem Eintreffen der Kühe auf der Alpe beginnt das Monitoring der Zellzahlen. Bei auffälliger Zellzahlentwicklung wird unverzüglich telefonisch Kontakt aufgenommen. Je nach Problemlage wird eine Vor-Ort-Beratung vereinbart, bei der der optimale Melkablauf besprochen wird, bakteriologische Proben gezogen werden und gegebenenfalls zusammen mit dem Betreuungstierarzt oder der Tierärztin eine Behandlungsstrategie festgelegt wird. Mit diesem 2008 gestarteten Programm konnte eine Verbesserung der Eutergesundheit erzielt werden. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 117 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Beratungsangebot Fütterungsprogramm für Milchkühe ist online Um die komplexen Zusammenhänge des Stallklimas zu erkennen, bedarf es technisch versierter Beratungskräfte. In einem gemeinsamen Projekt der Rinderzucht Austria und der Landeskontrollverbände von Österreich und Baden-Württemberg sowie unter der fachlichen Begleitung der Fütterungsreferent/innen der Landwirtschaftskammern von Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark wurde ein sehr umfassendes Online-Fütterungsprogramm für Milchkühe entwickelt. Mit diesem kann auf tagesaktuelle Daten der Leistungskontrolle zugegriffen werden. Sehr informativ ist auch die Futtermitteldatei, die neben den gängigsten Grund- und Kraftfuttermitteln eine sehr umfangreiche Datei mit Fertig- und Mineralfutter verschiedener Futtermittelhersteller beinhaltet. Somit ist ein objektiver Vergleich der am Markt verfügbaren Futtermittel für Milchkühe möglich. Neu ist, dass mit dem Programm Rationen interaktiv erstellt oder angepasst werden können. Damit werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Tierernährung umgesetzt. Ein hohes Fachwissen der Nutzer/innen ist Voraussetzung für die Erstellung der für den einzelnen Betrieb optimalen Ration. Beratungsangebot Stallklimamessung und -beratung Ausgangssituation Stallklimamessung und -beratung, Auslegung und Planung von Lüftungs- und Heizungsanlagen sowie Energieberatung. 118 Die Herausforderung für Stallklimaberater/innen liegt im Erkennen von Schwachstellen des Lüftungs- und Heizungssystems. Häufig sind die Zusammenhänge zwischen Stallgebäude, -technik, Tierverhalten, Klima und Management schwer durchschaubar. Werden die Schwachstellen am Betrieb erkannt, ist der Weg geebnet für weitere Optimierungsschritte. Auslegung, Planung und Ausführung von Lüftungs- und Heizungsanlagen sind Schwerpunkte von Stallklimaberatungen. Umbau- und Sanierungsvorschläge werden gemeinsam mit den jeweiligen Landwirt/innen erarbeitet. Stallklimamessungen sind Voraussetzungen für die Optimierung des Stallklimamanagements. Auch die Höhe des Energieverbrauchs am Betrieb kann Aufschluss darüber geben, wie effizient die Anlagen in der Tierhaltung genutzt werden. Aufgrund des hohen Arbeitsaufwands wird für Auslegungs- und Planungsleistungen von Lüftungs- und Heizungsanlagen in der Tierhaltung ein Kostenbeitrag eingehoben. Die kostenintensivere Stallklimamessung wird vor allem nach Stallneubauten zur Überprüfung von neuen Anlagen in Anspruch genommen. Auch eine Energieberatung kann den Landwirt/innen den Zugang zur Verbesserung der Tiergesundheit ermöglichen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Mag.a Friederike Parz Diversifikation in der Landwirtschaft Viele Betriebe können in der klassischen Urproduktion ihr erforderliches Einkommen nicht sichern und gehen auf die Suche nach Einkommensalternativen. Diversifizierung leistet nicht nur einen Beitrag zur Stabilisierung der landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch zur Lebensqualität in ländlichen Regionen. Diversifizierende Betriebe schaffen Arbeitsplätze und tragen zur Nahversorgung der Einwohner/innen ländlicher Gebiete bei. Darüber hinaus bereichern sie das touristische Angebot und helfen die Infrastruktur in den Regionen aufrechtzuerhalten. Beispiele hierfür sind etwa Green Care, Schule am Bauernhof, Urlaub am Bauernhof, Direktvermarktung von selbsterzeugten Produkten, Wohnbetreuung am Bauernhof, Strom- und Wärmeerzeugung oder Brennholzverkauf. Die Professionalisierung der Erwerbskombinationen steht im Vordergrund der Beratung der Landwirtschaftskammer. Die Beratung der Landwirtschaftskammern unterstützen Betriebe bei der Professionalisierung in den verschiedenen Bereichen der Erwerbskombination. Eine detaillierte Planung und Bewertung der Potenziale und eine Prüfung der Machbarkeit ist notwendig. Die Diversifizierung kann im landwirtschaftlichen Bereich auch Risiken bergen. Gerade bei schwer kalkulierbarem Kundenpotenzial oder einer Nischenproduktion kann eine Maßnahme bei fehlerhafter Einschätzung eines kapitalintensiven Vorhabens (z. B.Neubau eines Ferienhauses) zu neuen bzw. verstärkten Existenzproblemen führen. Eine gezielte Aus- und Weiterbildung sowie begleitende Beratung steigern hingegen die Erfolgschancen. Die Beratung verfolgt dabei folgende Ziele: •Zusatzeinkommen für landwirtschaftliche Betriebe zu ermöglichen •eine bessere Marktstellung durch Netzwerke zu erreichen •die Lebensqualität im ländlichen Raum zu erhalten oder zu verbessern •die Nahversorgung sicherzustellen •Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu erhalten und neu zu schaffen •den direkten Dialog zwischen Verbraucher/in und Erzeuger/in zu begünstigen •Bewusstsein für Nahrungsmittel und Einkaufsverhalten zu bilden Prämierungen in der Direktvermarktung Kärnten Mit der Durchführung von Produktprämierungen soll den bäuerlichen Direktvermarkter/innen eine Möglichkeit geboten werden, ihr Arbeiten und Handeln am Betrieb sowie im Rahmen der Direktvermarktung zu optimieren und so ein nachhaltiges System für die Produktionstätigkeit und Produktsicherheit einzurichten. Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer (Referat LebensWirtschaft) und dem Genussland Kärnten organisiert der Landesverband bäuerlicher Direktver- Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 119 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Verkostungen und Prämierungen bieten eine hervorragende Chance, den Konsument/innen Produkte gezielt zu präsentieren. markter Kärnten jedes Jahr Prämierungen für verschiedene Produktgruppen. Dadurch wird die Vielfalt der bäuerlichen Spezialitäten aufgezeigt und auch regional typische Gerichte werden wieder vor den Vorhang geholt. Prämierungen sind für produzierende Betriebe eine wichtige Maßnahme zur Qualitätssicherung. Durch die Teilnahme stellt man sich dem Wettbewerb und erhält neben einem mikrobiologischen Gutachten auch die Rückmeldung geschulter Sensoriker/innen (Sensoriker/innengutachten). Die an Verkostungen teilnehmenden Betriebe sind an fachlichen Beratungen und Fachseminaren sehr interessiert, da sie die Produktionsweise ständig verbessern wollen. Bei Betrieben, die nie Beratungsangebote oder Schulungen in Anspruch nehmen, fehlt manchmal das Qualitätsbewusstsein. Die Teilnahme an Verkostungen und Prämierungen bietet eine optimale Möglichkeit, den Konsument/innen qualitätsgeprüfte Produkte aus bäuerlicher Erzeugung näherzubringen und so einen angemessenen Preis für die Waren zu erhalten. Green Care – das soziale Projekt Wien Im Rahmen des Projekts Green Care soll neben bereits bestehenden Sparten wie Tourismus (z. B. Urlaub am Bauernhof) und Direktvermarktung (z. B. Gutes vom Bauernhof) österreichweit auch eine soziale Sparte aufgebaut werden. Green Care ist wirtschaftlich, menschlich und gesellschaftlich ein Gewinn: Landwirtschaftlichen Betrieben bietet das innovative Sozialprojekt die Möglichkeit der Diversifizierung und damit eine zusätzliche und nachhaltige Einnahmequelle. Gleichzeitig trägt es dazu bei, die Gesundheitskosten zu senken, neue Arbeitsplätze und Lehrstellen zu schaffen und die Resozialisierung und Reintegration benachteiligter Menschen zu unterstützen. Die Beziehung zwischen Mensch, Tier und Natur Asselterhof, © Green Care soll auch im urbanen Raum aktiv erlebt und erlernt werden. Im Oktober 2011 ging die Website www.greencare-wien.at online. Im Vordergrund stehen die Sicherung Das Projekt wird von der LK Wien mit Unterstützung von Bund, Land und der von Arbeitsplätzen Europäischen Union bis 2013 als Pilotprojekt umgesetzt. Später soll es auf sowie die Resozialiganz Österreich ausgedehnt werden. Green Care bietet neue Möglichkeiten und sierung und ReinteChancen für Bildung, Gesundheit und Wohlbefinden der städtischen Bevölkegration von benachrung und dient gleichzeitig der Absicherung der Landwirtschaft. teiligten Menschen. 120 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Ausblick Bis zum Ende der derzeitigen Förderperiode wird gezielt daran gearbeitet, Green Care in Pilotbetrieben in Wien und Umgebung umzusetzen. Außerdem werden bereits jetzt die Weichen gestellt, um Green Care österreichweit anzubieten. Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt auf der Erweiterung der Aus- und Weiterbildungsprogramme im Green-Care-Bereich sowie auf der Erstellung eines professionellen Zertifizierungskonzepts. Beratungsangebot Ideen erFAHREN Niederösterreich Das Bildungsangebot „Ideen erFAHREN“ wurde 2008 entwickelt, um vor allem in den benachteiligten Gebieten Möglichkeiten der Einkommenssteigerung aufzuzeigen und die Lebens- und Arbeitsqualität der Betriebe zu verbessern. Mit dem Bildungsangebot „Ideen erFAHREN“ werden die Möglichkeiten von Einkommensalternativen bzw. von zusätzlichen betrieblichen Standbeinen, aber auch von Kosteneinsparungen aufgezeigt. Die fachliche Information durch die Expert/innen in Verbindung mit den Erfahrungsberichten praktizierender Landwirt/innen sowie der persönliche Kontakt und Austausch unter den Teilnehmer/innen erleichtern einen allfälligen Um- bzw. Einstieg. Bei den Besuchen auf den Beispielbetrieben werden die positiven Aspekte genauso angesprochen wie wirtschaftliche und betriebliche Schwierigkeiten oder zu vermeidende Fehler. Beim Bildungsangebot „Ideen erFAHREN“ liegt der Fokus auf den Themen Einkommen, aktive Kosteneinsparung und Verbesserung der Lebensqualität. Folgende Themen wurden bereits aufgegriffen. •Holz als Baustoff in der Landwirtschaft •Kräuter und Gewürze •Erfolg mit Vollweide •Auslaufgestaltung für Rinder •Wertschöpfung mit Brennholz •erneuerbare Energien •Fleischproduktion mit Schafen •Fischzucht und Teichwirtschaft •Streuobstvermarktung •Vermarktung innovativer Produkte •Erlebnis am Bauernhof: Tourismus und Vermarktung •Bienenhaltung •Vermarktung von Wildbret •Almwirtschaft und Tourismus Ähnliche Fachveranstaltungen gibt es auch in anderen Bundesländern unter dem Titel „Ideenwerkstatt Bauernhof“. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 121 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Beratungsangebot Betriebscheck Urlaub am Bauernhof Oberösterreich Die Marke „Urlaub am Bauernhof“ steht für hervorragende Qualität. Die Vermietung von Zimmern und Ferienwohnungen auf Bauernhöfen ist seit Jahrzehnten eine sehr interessante Erwerbsmöglichkeit, die durch Beratungsund Bildungsangebote der LK OÖ in Kooperation mit dem Verband Urlaub am Bauernhof unterstützt wird. Im Bereich der Qualitätssicherung wird seit 2009 in einigen Bundesländern ein neuer Weg beschritten, d. h., Beratung und Kategorisierung (Vergabe der „Blumen“) werden getrennt durchgeführt. Aufgrund dieser Trennung von „Beratung und Kontrolle“ wurde das Beratungsprodukt „Betriebscheck“ entwickelt. Dieser ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden, weil die Qualitätsbeurteilung durch Einbeziehung externer „Kontrollorgane“ objektiver und nachvollziehbarer wurde. Vonseiten der Beratung ist der Kontakt zu den Mitgliedsbetrieben intensiviert worden, weil sich zeigte, dass fast alle Betriebe dieses Beratungsprodukt in Anspruch nahmen. Aus Sicht der Kund/innen sind interne Kontrollen immer mit dem 250 Ankünfte Nächtigungen Betten Auslastung Mangel behaftet, nicht objektiv zu sein, auch wenn sie gut vor200 bereitet sind. Von den Betriebsleiter/innen wird es inzwischen 150 besonders geschätzt, dass der Betriebscheck zeitlich von der 100 Kategorisierung getrennt ist. Die Umsetzung der Kategorisierungs50 kriterien wie Ausstattungsqualität, Bauernhof-Erlebnisqualität, 0 Servicequalität und zusätzlicher 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Fixangebote wird mit der Spezialberaterin vor Ort besprochen und Quelle: Urlaub am Bauernhof nach Daten der Statistik Austria Abb. 38 in einem Beratungsprotokoll festgehalten. Der Betrieb bekommt dadurch eine Rückmeldung, wie die Kategorisierung ausgehen würde, wenn nichts geändert wird. Basierend auf Vorschlägen von erfahrenen Spezialberater/ innen, wie Kategorisierungskriterien auf einem Betrieb umgesetzt bzw. erreicht werden können, kann entschieden werden, ob Veränderungen vorgenommen In Oberösterreich werden, und wenn, in welchen Zeitraum. wurden im Zeitraum 2009 bis 2011 304 Im Zeitraum von 1. 1. 2009 bis 31. 12. 2011 wurden in OÖ 304 Betriebschecks Betriebschecks durchgeführt. durchgeführt. Ferienwohnungen am Bauernhof 1998–2011 lebensministerium.at 122 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Dir. DIin Elfriede Schaffer und Mag.a Erna Binder Konsument/innenkommunikation ist Imagebildung für die Landwirtschaft Image – das Bild, das die Kund/innen von bestimmten Produkten, Unternehmen und Branchen haben – ist auch für die Landwirtschaft ein wesentlicher Produktionsfaktor. Im Jahr 2011 haben das die Landwirt/innen beim Dioxinskandal bei Schweinefleisch und bei der EHEC-Krise beim Gemüse erlebt. Die Nachfrage und damit die Preise für die österreichischen Produkte sackten ab, obwohl die heimischen Erzeugnisse in keiner Weise betroffen waren. Lebensmittelkrisen sind trotz der steigenden Qualitätsvorschriften und -kontrollen nicht vermeidbar. Aber wie lange und wie schwerwiegend die negativen Folgen für den Absatz sind, können wir sehr wohl beeinflussen. Je besser der Ruf der österreichischen Landwirtschaft ist, umso eher wirkt dieser als „Schutzschild“. Entscheidend für die heimische Landwirtschaft sind daher die laufende Imagepflege und vorbeugende Kommunikation mit den Konsument/innen, insbesondere auch mit Jugendlichen und Kindern. Ein gutes Image der landwirtschaftlichen Produkte sichert langfristig den Absatz und damit das bäuerliche Einkommen. AMA-Seminarbäuerinnen als Botschafterinnen Laut Umfragen vertrauen die Österreicher/innen den Landwirt/innen zu 80 %, wenn es um zuverlässige Informationen über die Sicherheit von Lebensmitteln geht. Auf dieses Vertrauen aufbauend, leisten fast 400 Seminarbäuerinnen mit Unterstützung der Landwirtschaftskammern und der AMA einen wesentlichen Beitrag dafür, dass die österreichische Landwirtschaft und die heimischen Lebensmittel Zukunft haben. AMA-Seminarbäuerinnen sind in der Kommunikation von Lebensmittelwissen besonders authentisch und können glaubhaft vermitteln, wie die Produkte hergestellt werden und welchen Wert Lebensmittel haben. Bei ihren Einsätzen in Supermärkten, in Schulen und bei Messeauftritten informieren sie über die Herkunft, Qualitätsmerkmale und Kennzeichnungen von Produkten und machen somit einen bewussten Einkauf möglich. Im Lebensmittelbereich werden viele Marken- und Gütezeichen verwendet. Diese erläutern nur zum Teil die Qualität und nachvollziehbare Herkunft eines Produkts. Die AMA-Seminarbäuerinnen verschaffen den Konsument/innen im Logodschungel der Lebensmittelkennzeichnung einen Durchblick. Diese Beratungen werden mit enormem Engagement und viel positiver Resonanz durchgeführt. Kompetenz in der Konsument/innenbildung Die Seminarbäuerinnen absolvieren einen 130-stündigen Zertifikatslehrgang mit den Schwerpunkten Persönlichkeitsbildung, Präsentations- und Vortragstechnik, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen und Fachwissen. Jedes Jahr besuchen sie außerdem mindestens eine Weiterbildung. Die Land- Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 123 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung wirtschaftskammern sind die Trägerorganisation für die Seminarbäuerinnen. Sie verstehen sich als Brücke zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft und sind Serviceplattform für Bäuerinnen, Bauern und Konsument/innen. Es ist den Landwirtschaftskammern wichtig, dass Menschen wissen, woher die Lebensmittel kommen, damit sie ihre Wertigkeit kennen und schätzen lernen. Dafür setzen sich die Landwirtschaftskammern, die AMA, die Seminarbäuerinnen und die ARGE Bäuerinnen mit Begeisterung und zahlreichen interessanten Aktionen ein. Im Jahr 2011 haben die Landwirtschaftskammern dazu rund 7030 Einsätze und Veranstaltungen mit über 170.450 Teilnehmer/innen organisiert. Konsument/innen sind Kund/innen und Partner/innen. Wir führen einen Dialog auf Augenhöhe und werden als Lebensmittelexpert/innen geschätzt. Einige der Angebote •Landwirtschaft in der Schule •Milchlehrpfad •Schule am Bauernhof •Rund ums Schwein für Kinder •Feinschmeckertraining für Kinder •Kinderkochkurs •AMA-Lebensmittelberatung •Kochkurse für Konsument/innen •Aktionstage der Bäuerinnen „Nachhaltig frühstücken“ Beratungsangebot lk-konsument.at – das Portal für Genuss, Erlebnis und Wissen lk-konsument.at bietet Zugriff auf über 1800 Direktvermarktungsbetriebe, 400 Bauernmärkte und 300 Bauern- und Hofläden. 124 Das umfassende Wissen zu den österreichischen Lebensmitteln stellen die Landwirtschaftskammern Niederösterreich, Wien, Burgenland, Oberösterreich, Steiermark, Salzburg und Tirol auch mittels des Portals lk-konsument.at zur Verfügung. Auf www.lk-konsument.at erfahren Interessierte, wie landwirtschaftliche Produkte hergestellt werden, wo sich der nächste bäuerliche Direktvermarktungsbetrieb befindet und auf welche Logos man beim Kauf von Lebensmitteln achten soll. 2011 erfolgten zirka 110.000 Zugriffe auf dieses Portal. Wichtiger Bestandteil des Portals ist unter anderem die Datenbank mit zirka 1800 bäuerlichen Direktvermarktungsbetrieben, 400 Bauernmärkten sowie 300 Bauernund Hofläden. Hier werden Konsument/innen aus ganz Österreich über regionale bäuerliche Einkaufsmöglichkeiten informiert. Auch die jüngsten User kommen nicht zu kurz. Unter dem Menüpunkt „Für Kinder“ sind alle Angebote der Bäuerinnen und Bauern für die jungen Konsument/ innen zusammengefasst wie z. B. ein Ausflug auf den Bauernhof. Auch sind hier alle Pflanzen, welche die Bauern anbauen, und Tiere, die sie am Hof halten, in einfachen Worten beschrieben und ausführlich illustriert. Auch die zahlreichen speziellen Angebote für Schulen werden vorgestellt. Passend zur Jahreszeit liefert die Plattform einen umfangreichen Saisonkalender. Ein Klick verrät, welches Obst, welches Gemüse und welche Kräuter gerade auf dem Markt zu finden sind. Dazu gibt es ausführliche Informationen rund um Einkauf und Lagerung sowie viele praktische Küchentipps zur Zubereitung. Eine riesige Rezeptsammlung liefert Kochinspiration für jeden Tag. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung DI Franz Forstner Rechts-, Steuer- und Sozialberatung Recht ist das wichtigste Ordnungssystem im Zusammenleben der Menschen. Gerichtsurteile, behördliche Entscheidungen oder Vergleiche sollen Konflikte zwischen Einzelnen bereinigen. Rechtliche Normen spiegeln auch das Wertesystem der jeweiligen Gesellschaft wider: Politische Entscheidungen, gesellschaftliche Entwicklungen, ökologische Herausforderungen und dergleichen finden letztlich ihren Niederschlag in rechtlichen Normen. Daher verwundert es nicht, dass alljährlich tausende Seiten an neuen Gesetzes- und Verordnungstexten erlassen werden. Die Landwirtschaftskammern bieten in allen Bundesländern verschiedene juristische Beratungsprodukte an, wobei ein erheblicher Anteil davon nahe bei den Kund/innen durch die Bezirksbauernkammern erbracht wird. Daneben leisten auch die Produktionsabteilungen in ihren Fachbereichen umfangreiche rechtliche Beratung, etwa im Tierschutzrecht, Pflanzenschutzmittelrecht oder Forstrecht. 2010 wurden in der Rechtsberatung österreichweit 87.800 Stunden bei 136.700 Beratungskontakten aufgewendet. Davon entfielen rund 60.000 Stunden auf den Bereich allgemeines Recht, 10.000 Stunden auf sozialrechtliche Belange und 17.000 Stunden auf Fragen des Steuerrechts. Dabei ist die Themenpalette stets breit und reicht von Rechtsfragen im Zusammenhang mit dem Eigentum und dem Abschluss unterschiedlichster Verträge über erbrechtliche Fragestellungen, Beratung und Unterstützung bei Behördenverfahren im Bau- und Raumordnungsrecht bis hin zum Forstrecht und Naturschutzrecht. Im Steuerrecht steht den Mitgliedern eine umfassende Beratung bei allen steuerrechtlichen Angelegenheiten für voll- und teilpauschalierte Betriebe zur Verfügung. Dies umfasst auch die pauschale Gewinnermittlung, die Erfassung land- und forstwirtschaftlicher Nebentätigkeiten und Informationen zur Steuererklärungspflicht, zur Negativsteuer sowie zu Absetzbeträgen und Freibeträgen. Im Sozialrecht geht es um beitragsrechtliche Fragen sowie um Hilfe und Unterstützung bei Mutterschutzangelegenheiten, Kinderbetreuungsgeld, Pflegegeld, Versehrtenrenten aus Arbeitsunfällen, Pensionen und Sozialhilfeangelegenheiten. In den einzelnen Bundesländern gibt es naturgemäß verschiedene Schwerpunkte in der juristischen Beratung, weil landesrechtliche Regelungen zu einem unterschiedlichen Beratungsbedarf führen. 2010 wendeten die Landwirtschaftskammern 87.800 Stunden bei 136.700 Gesprächen für die Rechtsberatung auf. Vertretung vor dem Sozialgericht Eine wichtige Serviceleistung ist die kostenlose Vertretung der Kammermitglieder vor dem Sozialgericht oder vor Verwaltungsbehörden wegen ablehnender Bescheide in Sozialrechtsangelegenheiten, insbesondere zu den Themen Erwerbsunfähig- Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 125 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung keitspension, Arbeitsunfall und Pflegegeld. Diese Vertretung ist für die Mitglieder grundsätzlich kostenlos, unabhängig vom Ergebnis des Gerichtsverfahrens. Bildungsmaßnahmen im Rechtsbereich Angesichts der zunehmenden Verrechtlichung von immer mehr Lebens- und Wirtschaftsbereichen gibt es kaum einen längeren Lehrgang im LFI, der ohne rechtliche Informationen für die Teilnehmer/innen auskommt. Daneben gibt es auch spezifisch juristische Veranstaltungen (z. B. Umsatzsteueroption, Steuererklärungen, Ausländer/innenbeschäftigung und Saisonarbeitskräfte etc.) für die Bäuerinnen und Bauern. Durch Bildungsveranstaltungen und juristische Fachartikel in den Kammerzeitungen sowie in Broschüren und Foldern wird juristische Information möglichst kompakt angeboten. Vor dem eigentlichen Vertragsabschluss oder der behördlichen Entscheidung kann die eigene rechtliche Position durch eine entsprechende Vertragsgestaltung oder durch gut vorbereitete Anträge verbessert werden. Die Landwirtschaftskammern und die Bezirksbauernkammern sind bemüht, diese vorbeugende juristische Information in ihren Bildungsaktivitäten zu vermitteln. Beratungsangebot Pachtverträge Eine anerkannte Serviceleistung der Landwirtschaftskammern ist die Erstellung von Pacht- und Bewirtschaftungsverträgen über landwirtschaftliche Flächen. In den Bezirksbauernkammern konnten dabei auch die erforderlichen Änderungen im INVEKOS-System (z. B. Bewirtschafter/innenwechsel, Klärung von Fragen in Zusammenhang mit dem ÖPUL etc.) miterledigt werden. Beratungsangebote zur Hofübergabe Hofübergabe/Hofübernahme ist für jede bäuerliche Familie ein wichtiger Schritt. Dieser wird durch verschiedene Beratungs- und Bildungsangebote begleitet. Die Übergabe und Übernahme eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs ist für jede bäuerliche Familie eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft. Je besser sie die Übergabe vorbereitet, desto reibungsloser kann sie die neue Situation bewältigen. Im Rahmen dieser Beratung werden nicht nur der Ablauf der Übergabe und wesentliche Vertragsinhalte besprochen, sondern auch sozialrechtliche Fragen, steuerliche Themen und die aktuelle Förderungssituation. Gemeinsam mit den vorhandenen Beratungsunterlagen und den LFI-Seminaren zur Hofübergabe und Hofübernahme bieten die österreichischen Landwirtschaftskammern ihren Mitgliedern eine umfassende Vorbereitung für diesen wichtigen Schritt. 126 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Mag.a Maria Dachs Beratung für den Biolandbau Seit Ende der 80er-Jahre unterstützen Bioberater/innen in den Bundesländern bereits umgestellte Biobetriebe und bieten Umstellungsberatung für interessierte Bäuerinnen und Bauern an. Die Führungskräfte der Bioverbände, die Landwirtschaftskammern und das Lebensministerium haben seit dieser Zeit in den Aufbau der Produktionsberatung und in ein damit abgestimmtes Aus- und Weiterbildungsprogramm investiert. Bioproduktionsberatung wird in den Bundesländern sowohl von den Landwirtschaftskammern als auch von den Landesverbänden und vom Bundesverband von Bio Austria angeboten. Die Herausforderung ist es, dass sich die Beratung laufend mit den sich weiterentwickelnden Biorichtlinien auf EU-Ebene auseinandersetzt. Es erfordert die Zusammenarbeit mit den Forschungseinrichtungen, um eine praxisnahe Produktionsberatung sicherzustellen. Die Beratung wie auch die Bildung – sowohl für Grünlandbetriebe als auch für Ackerbaubetriebe und Betriebe mit Sonderkulturen – ist sehr unterschiedlich organisiert. Aufgrund der zunehmenden Spezialisierungen wird für bestimmte Produktionszweige wie Fein- und Feldgemüsebau, Weinbau, Obstbau und weitere Sonderkulturen bundesländerübergreifend Beratung und Bildung angeboten. Umstellungsberatung und Produktionsberatung wird in den Bereichen Grünland, Rinder, Schweine, Kleinwiederkäuer, Direktvermarktung sowie Urlaub am Bauernhof in den jeweiligen Bundesländern organisiert. Sowohl die Landwirtschaftskammern als auch Bio Austria bieten praxisnahe Bioproduktionsberatung an. Österreich hat laut Grünem Bericht 2011 22.132 Biobetriebe mit einer Fläche von 543.605 Hektar. Die Anzahl der geförderten Biobetriebe liegt bei 21.728 mit einer Fläche von 538.210 Hektar. Nach wie vor ist Österreich im Biolandbau – bezogen auf den Anteil der landwirtschaftlichen Bioflächen – Bioweltmeister. Umstellungskurse – Hofübernehmer/innenkurse Die Umstellungskurse unterstützen die Umstellungsinteressierten mit fachlichem Wissen (Grundprinzipien des biologischen Landbaus, Kontrolle, Fördermöglichkeiten, Vermarktung und Organisationen im Biolandbau) und machen Mut, den „biologischen Schritt“ zu wagen. Seit zwei Jahren gibt es ein neues Angebot, den Bio-Hofübernehmer/innenkurs, der sich an die zweite Generation am Biobetrieb wendet, weil auch diese „Neuen“ die grundlegenden Informationen laut ÖPUL-Fördervoraussetzungen nachweisen müssen. In diesen Veranstaltungen ist zusätzlich Platz für den Erfahrungsaustausch der Übernehmer/innengeneration. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 127 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Bildungs- und Beratungsprojekte im Rahmen der Biooffensive seit 2008 Neben Zielen wie Steigerung der Bioflächen auf 20 %, Positionierung als EU-Bioland Nummer eins, Vermarktung der erzeugten Bioprodukte als Biolebensmittel und verstärkter Kommunikation des biologischen Landbaus in der Öffentlichkeit war die Effizienz- und Rentabilitätsverbesserung der biologischen Produktion ein wesentliches Anliegen. In der Folge wurden die Betriebsleiter/innenqualifizierungen für die Bereiche Bioschweinehaltung, Biorinderhaltung, Bioackerbau, Bioobst und Bioweinbau, Biokartoffel- und Biogemüsebau gestartet. In allen diesen fünf geförderten Bildungsprojekten, die gemeinsam von den Landwirtschaftskammern und Bio Austria entwickelt und umgesetzt wurden, waren die Entwicklung von Beratungsunterlagen, Veranstaltungen, Exkursionen zu in- und ausländischen Betrieben zum Erfahrungsaustausch und Informationskampagnen in den Bundesländern der zentrale Inhalt. Beratungsangebot Umstellungs- und Bioberatung Umstellungsberatung bzw. Bioberatung werden als Einzelberatung und als Gruppenberatung angeboten. Je nach Betriebszweig wird die Umstellungsberatung bzw. Bioberatung für Biobetriebe unterschiedlich in Anspruch genommen. Bei Grünlandbetrieben, die beispielsweise auch einen Laufstall für Rinder haben, erfordert die Umstellung weniger neue Schritte als für einen spezialisierten Ackerbaubetrieb. Wenn möglich werden neben Einzelberatungen auch Gruppenberatungen angeboten. Das umfassende Bildungsangebot im Biolandbau ist eine wichtige Stütze für die Beratung, weil die Anzahl der Bioberater/innen niedrig ist. Durch die Kooperation von Bio Austria und LFI entstanden die umfangreichen Ausbildungen Bodenpraktiker/in, Kuhpraktiker/in und Ziegenpraktiker/in. In diese Ausbildungen sind die Bioberater/innen einbezogen. Die Koordination und auch Weiterbildung der Bioberatung – sowohl der LKBerater/innen wie auch der Berater/innen von Bio Austria – wird vom Bundesverband Bio Austria wahrgenommen. Der Vorteil dieser gemeinsamen Weiterbildung und des Erfahrungsaustausches ist der Einbezug von Marktwissen, da Vermarktungsunterstützung ein wichtiger Arbeitsbereich des Bundesverbands Bio Austria ist. 128 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Entwicklung der Biobetriebe und Bioflächen nach Bundesländern 3.642 3.611 3.368 3.500 3.659 3.593 3.515 4.020 Geförderte Biobetriebe im INVEKOS 3.702 4.000 Entwicklung der Biobetriebe nach Bundesländern 3.864 4.500 4.430 4.231 5.000 4.683 Geförderte Betriebe im INVEKOS Jahr 2008 Jahr 2009 2.793 2.580 2.652 Jahr 2010 3.000 2.500 1.441 28 22 507 21 500 472 435 955 838 1.000 764 1.500 1.388 1.332 2.000 0 Bgld. Ktn. NÖ OÖ Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Wien lebensministerium.at Quelle: Grüner Bericht Abb. 39 Beratungsangebot Stallbaubroschüren für Biobetriebe Bauberater/innen, Bioberater/innen und Mitarbeiter/innen von LFZ Raumberg-Gumpenstein, Bio Austria, veterinärmedizinischer Universität und von der Universität für Bodenkultur erstellten sehr praxisorientierte Broschüren für die Bereiche Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen, damit Umstellungsinteressierte Grundlagen für ihre Umstellung in der jeweiligen Tierart zur Verfügung haben. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Betriebsleiter/innenqualifizierungen sind die Basis für Effizienz- und Rentabilitätsverbesserung in der biologischen Produktion. 129 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung DI Albert Bernsteiner Beratung zu Boden- und Wasserschutz Der Boden ist einer der wichtigsten Produktionsfaktoren in der Landwirtschaft. Für die Ertragssituation auf den seichten, sandigen bis sandig-lehmigen Böden ist die verfügbare Wassermenge in der Vegetationszeit von besonderer Bedeutung. Bleiben die erforderlichen Niederschläge aus, wird das Pflanzenwachstum und somit die Nährstoffaufnahme stark eingeschränkt. Mindererträge bedeuten in diesem Fall geringere Stickstoffentzüge über das Erntegut und N-Bilanzüberschüsse im Boden. In wasserwirtschaftlichen Belangen orientiert man sich am Grundsatz der Nachhaltigkeit. Vor allem die Bewirtschaftung der Gewässer unter Berücksichtigung der sozialen, ökonomischen und ökologischen Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Generationen wird hierbei explizit angesprochen und soll Nutzungskonflikten gegenübertreten. Beratungsangebot Bodenschutzberatung Oberösterreich Die oö. Bodenschutzberatung unterstützt die Eigentümer/innen und Nutzungsberechtigten in Bodenschutzangelegenheiten. Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich hat mit der Bodenschutzberatung ein Instrument geschaffen, welches entsprechend dem oö. Bodenschutzgesetz 1991 die Eigentümer/innen oder Nutzungsberechtigten von Böden in Angelegenheiten des Bodenschutzes sowie bei der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln unterstützt. Die Umsetzung des Beratungsauftrags erfolgt gemäß § 34 oö. Bodenschutzgesetz 1991 vor allem durch Projekt- und Versuchstätigkeiten. Verschiedenste Fragestellungen zu den Themen Erosionsschutz, Grundwasserschutz, Optimierung des Düngemitteleinsatzes, Wirtschaftsdüngerbewertung bzw. optimaler, möglichst verlustfreier Einsatz der Wirtschaftsdünger werden behandelt und den Eigentümer/innen und Nutzungsberechtigten von Böden in Informationsveranstaltungen, bei Demonstrationsversuchen in Projektgruppen etc. nähergebracht. Im Jahr 2011 sind neben der laufenden Beratungstätigkeit vor allem das HumusKlima-Projekt bzw. das InterReg-IV-A-Projekt zu erwähnen, die in Kooperation mit zahlreichen Partner/innen umgesetzt werden. An Letzterem ist auch die oö. Wasserschutzabteilung als Projektpartner beteiligt. Beratungsangebot Wasserschutzberatung Oberösterreich Die oö. Wasserschutzberatung wurde zur Sicherung einer flächendeckenden Grundwasserversorgung als Verein gegründet. Dieses Ziel soll vor allem durch 130 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung freiwillige Weiterbildung und Beratung von Landwirt/innen im Hinblick auf eine gewässerschonende Bewirtschaftung erreicht werden. Die Beratung stützt sich dabei auf einen dreistufigen Aufbau mit Wasserschutzberater/innen, Wasserbäuerinnen und -bauern (Landwirt/innen aus der Region, die die Arbeitskreise „Wasserschutz“ leiten und eine Vorbildfunktion haben) und Arbeitskreismitgliedern. Die oö. Wasserschutzberatung dient der Sicherung einer flächendeckenden Grundwasserversorgung. Handlungsbedarf im Hinblick auf die Nitratbelastung besteht weiterhin in Grundwassergebieten mit großer Grundwasserüberdeckung, bei Risikokulturen und in Gebieten mit erhöhtem Viehbestand (Traun-Enns-Platte). Aus diesem Grund wurden spezielle Schwerpunkte gesetzt (einzelbetriebliche Beratungen für viehstarke Betriebe, Informationsblatt „INFO – Viehstarke“ bzw. Nitratinformationsdienst für eine regionale Düngeempfehlung für Mais für viehintensive Betriebe). Die vermehrten Funde von Pflanzenschutzmitteln im Grundwasser führten in Oberösterreich zur Erarbeitung der oö. Pestizidstrategie. Diese führt in zehn Punkten an, wie die Belastung der Gewässer mit Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und deren Metaboliten vermieden werden soll. Die Umsetzung der oö. Pestizidstrategie bildet einen wichtigen Schwerpunkt der oö. Wasserschutzberatung. Beratungsangebot Landwirtschaftliche Umweltberatung Steiermark In der Steiermark wurde die Notwendigkeit für einen nachhaltigen Grundwasserschutz ebenso aufgegriffen. Mit der Gründung des Projekts „Landwirtschaftliche Umweltberatung Steiermark“ im Jahr 1988 rückten Landwirtschaft und Wasserwirtschaft in der Steiermark näher zusammen, sodass auch die entsprechenden Erfolge erzielt werden konnten. Diese sehr erfreuliche Entwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Düngegaben teilweise nach wie vor überhöht bemessen werden und nur ein dem Standort angepasstes Düngeregime eine gute Wasserqualität garantieren kann. Die Umweltberatung setzt hierbei auf bildungs- und beratungsrelevante Schwerpunkte. Vor allem die Düngeplanerstellung bzw. Nährstoffbilanzierung unter Berücksichtigung der Standorteigenschaften sowie die Herausgabe des Wasserschutzblatts (siehe www.lub.at) stellen wichtige Beratungsmaßnahmen dar. Als innovatives Beratungsinstrument wird derzeit am Einsatz von EPIC (Environmental Policy Integrated Climate) in der betrieblichen Düngeberatung gearbeitet (unterstützt vom BMLFUW, Sektion Wasser, bzw. in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien). Hierbei werden auf der Grundlage von Bewirtschaftungs-, Wetter- und Düngedaten sowie der Anbauzeitpunkte der jeweiligen Kulturen die Nitratfrachten – und somit die Belastung für das Grundwasser – direkt mit den jeweiligen Landwirt/innen diskutiert. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 131 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Dr. Horst Jauschnegg, DI Manfred Prosenbauer, Dr. Karl Mayer Beratung zu nachwachsenden Rohstoffen und Energie Bäuerinnen und Bauern erhalten in allen Belangen der Energieproduktion und Energienutzung fachliche Beratung durch die Landwirtschaftskammern. Die Land- und Forstwirtschaft ist als produzierender Sektor einerseits von der Verknappung fossiler Energieressourcen betroffen, andererseits kann sie aber als Produzentin von erneuerbarer Energie in Form von Wärme, Strom und Treibstoffen aus Biomasse, Photovoltaik etc. einen wichtigen Beitrag zur regionalen Energieversorgung, zur Verringerung der Energieimportabhängigkeit sowie zur Steigerung der Wertschöpfung im ländlichen Raum leisten. Die Landwirtschaftskammern bieten den Bäuerinnen und Bauern fachliche Unterstützung in allen Belangen der Energieproduktion und Energienutzung auf ihren land- und forstwirtschaftlichen Betrieben sowie der Bereitstellung von Energieprodukten und Energiedienstleistungen für Dritte an. Der Beratungsbogen spannt sich von der Bewusstseinsbildung und Erstinformation über Grobkonzeptionen und Wirtschaftlichkeitsbeurteilungen bis hin zu Fragen der Förderabwicklung und des Projektmanagements. Die wichtigsten Beratungsschwerpunkte sind: Steigerung der Energieeffizienz und Reduktion des Energieverbrauchs am Betrieb •Energieeffizienzscheck Landwirtschaft Rohstoffbereitstellung: •Produktion und Vermarktung von Biobrennstoffen aus der Forstwirtschaft für den Wärme- und Strommarkt •Produktion und Vermarktung von Rohstoffen für den Bioenergiemarkt auf landwirtschaftlichen Flächen für Strom, Wärme und Biotreibstoffe Nutzung nachwachsender Rohstoffe und anderer erneuerbarer Energieträger am eigenen Betrieb: •Errichtung von modernen Holzfeuerungen (z. B. Scheitholz- oder Hackgutfeuerungen) und thermischen Solaranlagen zur Wärme- und Warmwasserversorgung des Wohnhauses und für betriebliche Zwecke •Produktion von Biotreibstoffen (z. B. Pflanzenöl, Biodiesel, Biogas) und Einsatz im eigenen Fuhrpark (z. B. Umrüstung von Traktoren auf Pflanzenöl oder Biogas) •Errichtung von Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung Produktion von erneuerbarer Energie durch Land- und Forstwirt/innen und Vermarktung an Dritte •Errichtung und Betrieb von Biomasseheizwerken, Mikronetzen und Objektwärmeversorgungen zur komfortablen Wärmeversorgung von öffentlichen, gewerblichen und privaten Objekten •Errichtung und Betrieb von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Basis von Biogas und fester Biomasse •Produktion und Vermarktung von Biotreibstoffen wie Biodiesel, Pflanzenöl oder Biogas 132 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Beratungsangebot Energieeffizienzscheck Landwirtschaft Im Fokus der Beratungsaktion „Energieeffizienzscheck Landwirtschaft“ stehen die Identifikation, Bewertung und Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Energiekostensenkung in der Land- und Forstwirtschaft. Von der umfassenden Analyse des Betriebs und des Istzustands der Produktion über die Identifikation etwaiger Schwachstellen bis hin zu kompetenten Maßnahmenvorschlägen zur Optimierung der Abläufe in puncto Energieverbrauch reicht die Palette der Effizienzberatung. Die Erhöhung der Energieeffizienz trägt wesentlich zur Verringerung der Treibhausgasemissionen, zur Steigerung der Eigenversorgung mit Energie und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit jedes einzelnen Betriebs bei. Den Land- und Forstwirt/innen steht ein eigens geschulter Berater/innenpool – darunter auch Energieexpert/innen der Landwirtschaftskammern – zur Verfügung. Der sparsame Umgang mit Energie wird immer wichtiger. Beratungsangebot Kurzumtrieb und Energiepflanzen Der Rohstoff Holz ist der dominierende Bioenergieträger in Österreich. Rund 80 % der gesamten hierzulande eingesetzten Biomasse stammen aus forstlichen Quellen. Nachdem die Ausbaupotenziale aus den heimischen Wäldern begrenzt sind, rücken Kurzumtriebshölzer und Energiepflanzen von agrarischen Flächen für die künftige Versorgung des wachsenden Bioenergiemarkts zunehmend ins Blickfeld des Interesses. Um diesem Trend Rechnung zu tragen, bieten die Landwirtschaftskammern verstärkt Beratungen zu den folgenden Themen an: •Vorträge zu Energiepflanzen wie Mais und Hirse für Biogasanlagen, Energieholz (Kurzumtrieb mit Weide und Pappel) bei verschiedenen Umtriebszeiten, Miscanthus und Ganzpflanzennutzung bei Getreide (Grünroggen und Triticale) •Flurbegehungen zu Energieholz zum Zeitpunkt der stärksten Ertragsbildung in den Monaten Juni und Juli •Flurbegehungen zu Mais, Getreide und Hirse im Herbst nach dem Anbau, im Frühjahr zur ersten Düngung, im April zu Pflegemaßnahmen in der Frühschossphase und im Mai zu abschließenden Maßnahmen bei Getreide und zu Mais (Herbizid, Düngung usw.) •Erntevorführungen zur Energieholzernte nach Vegetationsschluss von Pappel und Weide ab Ende November •Einzelberatungen zu den Themen Anlage von Energieholz, Standort- und Sortenwahl, Dünge- und Kulturführungsberatung und Vermarktung von Energieholz Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 133 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung DI Franz Thoma, DI Dr. Gerhard Pelzmann Forstliche Beratung Einleitung Österreich ist ein Waldland. Vier Millionen Hektar bzw. fast die Hälfte der Bundesfläche sind mit Wald bedeckt. Rund 145.000 Waldeigentümer/innen bewirtschaften diese Flächen nachhaltig. Dem Wald kommt mit seinen vielfältigen Wirkungen hinsichtlich Nutzen, Schutz, Wohlfahrt und Erholung, insbesondere aber auch im Hinblick auf den Klimawandel, die Erhaltung der Artenvielfalt bzw. Biodiversität und die nachhaltige Rohstoffversorgung eine hohe Bedeutung zu. Organisation der forstlichen Beratung Die forstliche Beratung erfolgt seitens der Landwirtschaftskammer in enger Zusammenarbeit mit den Waldverbänden. Die Landwirtschaftskammern bieten ihren Mitgliedern umfangreiche Beratungsleistungen zum Thema Wald und Forstwirtschaft. Die forstliche Beratung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Waldverbänden der jeweiligen Bundesländer, die umfangreiche Dienstleistungen zur gemeinschaftlichen Holzvermarktung anbieten. Die Waldverbände sind in der Dachorganisation „Waldverband Österreich“ zusammengeschlossen, die den acht Landesverbänden als Fachorganisation der Landwirtschaftskammer Österreich eine Plattform für gemeinsame Aktivitäten bietet. Forstliche Beratungsschwerpunkte 43 % aller österreichischen Waldbesitzer/innen nehmen die Dienstleistungen der Waldverbände an. 134 Die forstwirtschaftlichen Beratungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Waldbau, Forstschutz, Erschließung, Nutzungsplanung mit Waldwirtschaftsplänen, Förderabwicklung sowie allen Aspekten einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes. Die nachhaltige Nutzung von Holz als nachwachsendem Rohstoff, Baustoff und Energieträger bildet dabei eine zentrale Zielsetzung. Die Landwirtschaftskammer Steiermark stellt darüber hinaus in der forstlichen Ausbildungsstätte Pichl ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsangebot für Waldbesitzer/innen zur Verfügung. Rund 62.000 (43 %) der 145.000 österreichischen Waldbesitzer/innen nehmen die umfassenden Dienstleistungen der Waldverbände – besonders zur Holzvermarktung – in Anspruch. Allein 2011 wurden knapp drei Millionen Festmeter Holz gemeinschaftlich vermarktet. Österreichweit bietet die gesamte Wertschöpfungskette Holz rund 292.000 Menschen Einkommen, der Produktionswert beträgt jährlich rund zwölf Milliarden Euro. Zudem findet die Beratung auch im Bereich speziell gesetzter Themenschwerpunkte statt. In den letzten Jahren lagen diese bei forstlichen Erntetechniken (AUSTROFOMA und AUSTROFOMA Bioenergie 2011), forstlichem Wegebau, Forstschutz und Waldbau im Hinblick auf den Klimawandel sowie bei der Jagd und angepasstem Wildtiermanagement, der Bewältigung von Kalamitäten und erneuerbaren Energien. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Ausblick Der Wandel in der Land- und Forstwirtschaft hin zur Professionalisierung und Spezialisierung wird an die Beratung in Zukunft noch höhere Ansprüche stellen. Herausforderungen wie die vermehrte Produktion des Rohstoffs Holz und die weitere Heranführung der Nutzungen an den Zuwachs, die Bewältigung des Klimawandels, Boden- und Wasserschutz sowie die Erbringung von Ökosystem- und Biodiversitätsleistungen werden in die Beratung zukünftig noch stärker miteinfließen und ihre Bedeutung hinsichtlich einer entsprechend ökonomischen Bewirtschaftung unserer Wälder unter dem Grundsatz der Sicherstellung aller Waldwirkungen weiter erhöhen. Beratungsangebot Praxisplan Waldwirtschaft 2.0 Ein kostenloses Internetangebot des Lebensministeriums für alle Waldbesitzer/ innen findet sich auf www.agrar-gis.at. Die Zukunft der forstlichen Beratung wird von ökonomischen sowie vermehrt auch von ökologischen Fragestellungen geprägt sein. Beratungsangebot für den Kleinwald Ziel des Praxisplans Wald ist es, den Waldbesitzer/innen die Wertschöpfung des eigenen Waldes, die notwendigen Pflege- und Nutzungsmaßnahmen und das zu nutzende Holzpotenzial aufzuzeigen – besonders bei Waldflächen, die nicht jährlich genutzt werden können. Der Praxisplan Wald bietet gut aufbereitetes und rasch verfügbares Wissen und erhöht damit die Waldbehandlungskompetenz der Eigentümer/innen. Der Praxisplan Wald ist ein internetbasiertes Planungswerkzeug, welches besonders den rund 165.000 Eigentümer/innen von kleineren bis mittleren Waldflächen in Österreich einfache Bewirtschaftungsplanungen ermöglicht. Er besteht aus einer selbst erstellbaren geografisch korrekten Landkarte und einem schriftlichen Berichtsteil. Dieser beinhaltet neben Kenngrößen über Waldflächen, Kostendarstellungen sowie Nutzungs- und Pflegekalkulationen auch überschlägige Gewinnberechnungen. Der Praxisplan ist Teil der Beratungsinitiative „Mein Betrieb – Meine Zukunft“ und liefert die notwendigen forstlichen Zahlen für das landwirtschaftliche Betriebskonzept. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Das internetbasierte Planungswerkzeug „Praxisplan Wald“ ermöglicht auch kleineren bis mittleren Betrieben einfache Bewirtschaftungsplanungen. 135 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung Dr. Josef Hainfellner, Ing. Daniela Morgenbesser, Mag.a Barbara Gruber-Rotheneder Beratung und Projektbegleitung im ländlichen Raum durch die lk-projekt GmbH Die Entwicklung und die Umsetzung neuer Geschäftsideen und von Innovationen stellen land- und forstwirtschaftliche Betriebe sowie ihre Partner/innen im ländlichen Raum vor besondere Herausforderungen. Eigene Erfahrungen müssen gesammelt und Kompetenzen und Geschäftsbeziehungen aufgebaut werden, das Risiko der Unternehmung ist häufig schwer kalkulierbar und von der Umgebung wird jeder Schritt kritisch beäugt. Die kontinuierliche Begleitung solcher komplexer und innovativer Vorhaben – von der Planung über die Entwicklung bis zur Umsetzung – durch externe Beratung bietet den Betrieben ein höheres Maß an Sicherheit sowie Entlastung und Verlässlichkeit. Die lk-projekt GmbH hat sich auf prozessorientierte Unternehmensberatung und Projektbegleitung im ländlichen und urbanen Raum spezialisiert. Die lk-projekt GmbH, eine Tochterfirma der Landwirtschaftskammern Niederösterreich und Wien, hat sich auf prozessorientierte Unternehmensberatung und Projektbegleitung im ländlichen und urbanen Raum spezialisiert. Die Anliegen und Bedürfnisse der Menschen stehen bei allen Projekten im Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns. Um langfristig ökonomisch erfolgreich und ökologisch nachhaltig tätig zu sein, ist deren Berücksichtigung von entscheidender Bedeutung. Die lk-projekt GmbH wurde 2006 gegründet und besteht aus einem Team von drei Beratungskräften. Im Bedarfsfall werden auch Expert/innen der Mutterorganisationen oder anderer Institutionen hinzugezogen. Als zentraler Faktor für den Erfolg der lk-projekt GmbH wird die gute Vernetzung im ländlichen und urbanen Raum angesehen. In folgenden Bereichen ist die lk-projekt GmbH tätig: •Betriebs-, Projekt- und Produktstrategie (betriebliche Neuausrichtung, Gemeinschaftsvorhaben usw.) •Produktion und Produktionsverfahren (v. a. im Bereich Spezialkulturen) •Innovation und Versuchsarbeit (Versuchsbetreuung und -auswertung, Marktbeobachtung) •wirtschaftliche Entwicklung (Planung, Produktentwicklung, Qualitätssicherung, Marketing, Finanzierung) Projektbeispiel „Mit dem NaturMulch Neuland betreten“ Die Begleitung der Familie Endl aus Krumau am Kamp bei der Realisierung der Geschäftsidee „NaturMulch“ ist ein Beispiel für die Arbeit der lk-projekt GmbH. Durch die lk-projekt GmbH wurde der Bedarf an Naturmulch bei möglichen Abnehmer/innen erhoben und die Stärken und Schwächen des Betriebs wurden analysiert. Darauf aufbauend, wurde gemeinsam mit der Familie das Marketing136 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 3: Land- und forstwirtschaftliche Beratung konzept entwickelt. Logo, Folder, Produkt- und Firmenpräsentation sowie der Internetauftritt wurden geplant und umgesetzt, die lk-projekt GmbH unterstützte bei der Klärung aller markenschutzrechtlichen Fragen. Mittlerweile wird der Naturmulch während der Saison zweimal pro Woche an die Vertragspartner/innen – Gärtnereien und Baumärkte – in 80-Liter-Säcken ausgeliefert. Für Großabnehmer/innen werden wiederverwertbare 160-Liter-Säcke gefüllt. Insgesamt werden jährlich acht Hektar Miscanthus geerntet und als Naturmulch vermarktet. Umsetzung von Projekten mit dem Förderprogramm LEADER Das Förderprogramm LEADER (frz. Liaison entre actions de développement de l’économie rurale, dt. Verbindungen zwischen Maßnahmen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) unterstützt innovative sektoren- und branchenübergreifende Projekte im ländlichen Raum. Zentrales Element von LEADER ist, dass die Menschen vor Ort ihre Region für die Zukunft weiterentwickeln. Innovative Projekte aus den Bereichen Wirtschaft, Landwirtschaft, Tourismus, Umwelt sowie Dorferneuerung und -entwicklung werden im Rahmen des Programms finanziell gefördert und damit werden Initiativen zu einer integrierten Regionalentwicklung gesetzt. Dazu ist das Zusammenwirken in regionalen Netzwerken notwendig – bestehend aus Akteur/innen aus Gemeinden, Verbänden, Vereinen, Institutionen und Betrieben sowie aus engagierten Privatpersonen. Im Programmzeitraum 2007 bis 2013 nehmen 86 LEADER-Regionen teil, denen rund 423 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln für Projektumsetzungen zur Verfügung stehen (EU, Bund, Land). Etwa die Hälfte davon kommt aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). 39 der 86 LEADER-Regionen setzen als Lernende Regionen auch Initiativen zur stärkeren Verankerung des lebenslangen Lernens im ländlichen Raum um. Mit dem Förderprogramm LEADER werden innovative und sektorenübergreifende Projekte im ländlichen Raum umgesetzt. Projektbeispiel „Chancengleichheit im ländlichen Raum“ Das Projekt „Chancengleichheit im ländlichen Raum“ wird in regionenübergreifender Zusammenarbeit von den LEADER-Regionen Pongau und Lungau umgesetzt. Im Mittelpunkt steht die Problematik, dass die Beteiligung von Frauen und Männern in den Bereichen Bildung, Arbeit und allgemein im gesellschaftlichen Leben im ländlichen Raum ungleich verteilt ist. Ziel des Projekts ist es, durch den Austausch und die Vernetzung zwischen Gemeindevertreter/innen eine Wissensplattform zu diesem Themenbereich aufzubauen und Wissen über Strukturen und Prozesse zu dokumentieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der „Mobilität von Frauen“ im ländlichen Raum. Weitere bundesweite Projektbeispiele befinden sich in der Projektdatenbank auf der Website www.leader-austria.at. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 137 Kapitel 4 Kapitel 1: Stellenwert der Bildung © fotografkm - Fotolia.com xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxx Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung und Beratung Forschungsstand im Bereich agrarischer Bildung . ...............................................139 Ergebnisse der qualitativen und quantitativen Erhebung......................................145 Wirkung des agrarischen Bildungs- und Beratungswesens..................................158 138 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Mag. Michael Fischer, Mag.a Barbara Gruber-Rotheneder, Mag.a Dr.in Andrea Payrhuber Forschungsstand im Bereich agrarischer Bildung In den Agrarischen Bildungsbericht fließen heuer erstmals die Ergebnisse einer empirischen Begleitforschung ein. Das Österreichische Institut für Erwachsenenbildung (oieb) und die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP) untersuchten dazu in Kooperation die Bildungswege landwirtschaftlicher Betriebsleiter/innen. Ziel war es, Aussagen über deren Bildungs-, Weiterbildungs- und Beratungsteilnahme treffen zu können und Wirkungen von Bildungsmaßnahmen im agrarischen Bereich zu untersuchen. Methodische Schritte innerhalb des Projekts •Workshop mit den Vertreter/innen der agrarischen Bildungsbereiche zur Sondierung des Themas und zur Erhebung der jeweiligen Bildungsziele und Kompetenzen •Telefonische Befragung von Betriebsleiter/innen zur quantitativen Erfassung der Bildungswege und des Weiterbildungs- und Beratungsverhaltens •Sekundäranalyse: Erhebung bereits vorhandener empirischer Ergebnisse im Bereich des agrarischen Bildungswesens (Absolvent/innen- und Teilnehmer/ innenbefragungen etc.) •Biografische Interviews zur qualitativen Vertiefung der Bildungswege sowie der Bildungswirkung Um die Ergebnisse der genannten Primärerhebung (telefonische Befragung, biografische Interviews) mit weiteren empirischen Daten untermauern zu können, wurden Studien zu verschiedenen agrarischen Bildungs- und Beratungsbereichen recherchiert. Erste Anhaltspunkte hierfür lieferten die Vertreter/innen der agrarischen Bildungsbereiche, die im Workshop einige Studien aus ihren eigenen Bereichen nannten. Weiters wurden Direktor/innen Mittlerer und Höherer land- und forstwirtschaftlicher Schulen per E-Mail kontaktiert und – sofern vorhanden – um die Zusendung von Ergebnissen schulinterner Erhebungen gebeten. Zudem lieferten Ansprechpersonen im Lebensministerium, in einigen Landwirtschaftskammern sowie die Landesschulinspektor/innen, die in den Bundesländern für die agrarische Bildung zuständig sind, Hinweise auf Studien im agrarischen Bildungs- und Beratungsbereich. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Das Österreichische Institut für Erwachsenenbildung und die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik untersuchten erstmals die Bildungswege landwirtschaftlicher Betriebsleiter/innen. Die Ergebnisse der Primärerhebung wurden mit empirischen Daten aus verschiedenen agrarischen Studien untermauert. 139 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Überblick über die recherchierten Studien Forschungsarbeiten über agrarische Bildung und Beratung im Allgemeinen Beispiel: Baumhöfer, Elisabeth u. a. (2003): Für das Leben lernen wir Schwerpunkte: •Erhebung von Bildungsangeboten der Erwachsenenbildung im ländlichen Raum •Teilnahme und Bewertung der Angebote durch Bildungsnutzer/innen (Interviews und Workshops) •Expert/innenmeinungen zu Angeboten, Netzwerken und Durchführung von Bildungsveranstaltungen Beispiel: Schneeberger, Arthur & Kastenhuber, Bernd (1997): Weiterbildung und Beratung in der Land- und Forstwirtschaft Schwerpunkte: •Weiterbildungsverhalten und -bedarf •Einstellung zu Weiterbildung •Informations- und Beratungsverhalten •Bildungsstand und Bildungsziele von Landwirt/innen freiwillig buchführender Betriebe Studien im Rahmen wissenschaftlicher Abschlussarbeiten Befragungen von Absolvent/innen an Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen im Rahmen von Diplomarbeiten an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik 140 Beispiele: •Deix, Wolfgang (2009): Berufsfelder der Absolvent/innen der LFZ Wieselburg im Wandel der Zeit – dargestellt am Beispiel der Abteilung Landwirtschaft •Keplinger, Elisabeth (2004): Die beruflichen Chancen von Absolventen Höherer agrarischer Schulen; anhand des Beispiels der Schulen HLFS Ursprung und LFZ Wieselburg •Racz, Brigitte (2004): Die beruflichen Chancen von Absolventen Höherer agrarischer Schulen; am Beispiel der Schulen Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft Bruck/Mur und Höhere landwirtschaftliche Bundeslehranstalt St. Florian •Weissensteiner, Elisabeth (2004): Die beruflichen Chancen von Absolventen Höherer agrarischer Schulen; am Beispiel der HLFS Elmberg, HLFS Kematen und HLFS Pitzelstätten Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Schwerpunkte (u. a.): •Gründe für den Schulbesuch •Weitere Bildungs- und Berufslaufbahn •Umsetzbarkeit der Ausbildung im Beruf •Zusätzlicher Lernbedarf an der Schule •Einschätzung der Berufschancen mit der Schulausbildung Diverse Forschungsarbeiten im Rahmen von Bachelorarbeiten an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik zu spezifischen Fragestellungen Beispiele: •Frauenanteil in Bildungsveranstaltungen der Landjugend (Pinter 2011) •Bildung und Beratung für Frauen in der Landwirtschaft (Raser 2011) •Inanspruchnahme des Angebots der Landwirtschaftskammer in bestimmten Bezirken (Strasser 2011, Uitz 2006) Erhebungen an Schulen (schulintern und landesweit) Interne Erhebungen Beispiele: mit Schüler/innen •HLFS Elmberg (2005): Schulentwicklung an der HLFS oder Absolvent/ Elmberg; Schaffung der beiden Ausbildungsschwerinnen punkte Ernährungsmanagement und Unternehmensmanagement (Umfeldanalyse unter Schüler/innen, Eltern und Absolvent/innen) •BSBZ Vorarlberg (2010): BSBZ – HBLA Marktforschungsbericht •LFS Drauhofen (2010): Absolvent/innenbefragung •LFS Gaming (2005): Absolvent/innenbefragung Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 141 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Landesweite Schulerhebungen Beispiele: •Niederösterreich: regelmäßige Schüler/innen- und Lehrkräftebefragungen im Rahmen der Qualitätsinitiative Berufsbildung (qibb) •Oberösterreich: Wahlmüller, Johann (2011/12): Befragung von Absolvent/innen der landwirtschaftlichen Fachschulen OÖ mit Fachrichtung „Ländliche Hauswirtschaft“ und „Landwirtschaft“ (zum Zeitpunkt dieser Studie noch in Umsetzung) •Salzburg: Faistauer, Christoph (2010/11): Befragung von Absolvent/innen ländlicher Hauswirtschaftsschulen und landwirtschaftlicher Fachschulen des Bundeslandes Salzburg •Steiermark: regelmäßige Befragungen der Schüler/ innen der Abschlussjahrgänge über ihre beruflichen Wege; eine Implementierung der Qualitätsinitiative Berufsbildung (qibb) ist geplant; zum Zeitpunkt dieser Studie in Umsetzung: Schüler/innenbefragungen im Rahmen einer Wertestudie der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Graz und Eltern- und Absolvent/ innenbefragungen im Rahmen der Pilotstudie „Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des landwirtschaftlichen Schulwesens in der Steiermark“ Erhebungen in der agrarischen Erwachsenenbildung Kund/innenbefragungen zur Evaluierung von Bildungsveranstaltungen Beispiele: •Kund/innenbefragungen des Ländlichen Fortbildungsinstituts LFI •Kund/innenbefragungen der Landwirtschaftskammern •Inanspruchnahme des Angebots der Landwirtschaftskammer in bestimmten Bezirken (Strasser 2011, Uitz 2006) •Expert/inneninterviews mit Landwirt/innen u. a. zur agrarischen Weiterbildung und zu Interessenvertretungen (Tscherny 2010) Beispiel: Diesenreiter, Carina & Sukitsch, Alexandra (2007/08): Was bringt mir Bildung? Kund/innen allgemeiner Erwachsenenbildung reflektieren ihren persönlichen Bildungsnutzen am Beispiel des LFI Schwerpunkte: •Herausforderungen der Bildungsteilnehmer/innen •Motive für LFI-Kursbesuche •Persönlicher Nutzen durch den Kursbesuch •Bewertung der besuchten Kurse 142 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Forschungsberichte des Lebensministeriums Beispiel: Evaluierungsbericht (2010): Halbzeitbewertung des Österreichischen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums Hier insbesondere: •Maßnahme 111 Berufsbildung und Information •Maßnahme 331 Ausbildung und Informationen Schwerpunkte: •Verteilung der Mittel innerhalb der Maßnahme •Teilnehmer/innenzahlen (nach Geschlecht, Alter und Kursinhalt) •Quantifizierung der Wirkung der Maßnahme Beispiel: Quendler, Erika (2011): Junge Landwirtschaft mit Zukunft. Zukunftsvorstellungen von JunglandwirtInnen in einer Zeit des agrarpolitischen Wandels – Ergebnisse einer Repräsentativbefragung in Österreich Schwerpunkte: •Selbstbild von Junglandwirt/innen: Interessen, Möglichkeiten, Herausforderungen •Betriebsübernahme •Typische Gruppen von Junglandwirt/innen und deren Charakteristika Auch außerhalb agrarischer Bildungsbereiche gibt es eine Vielzahl an Erhebungen, die auf die Bildungswege, Weiterbildungs- und Beratungsteilnahme, Zufriedenheit damit sowie Anwendbarkeit und Nützlichkeit der Bildung fokussieren (vgl. Lassnig u. a. 2006, Schlögl & Schneeberger 2003, Schmid 2008). Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der recherchierten Studien Wichtige empirische Ergebnisse zum Themenbereich dieser Erhebung liefert der Evaluierungsbericht des Österreichischen Programms für ländliche Entwicklung LE 07–13 (vgl. Evaluierungsbericht 2010). Im Programm für ländliche Entwicklung sind Maßnahmen enthalten, die – neben anderen Bereichen – auch die Bildung und Qualifikation von Menschen, die im ländlichen Raum leben und/oder arbeiten, fördern. Um die Wirkung der Maßnahmen festzustellen, wurde im Jahr 2010 eine Halbzeitbewertung des gesamten Programms und der Einzelmaßnahmen vorgenommen. Interessant im Hinblick auf das agrarische Bildungswesen sind die Bewertungen der Maßnahmen 111 Berufsbildung und Information und 331 Ausbildung und Informationen, in deren Rahmen sowohl Teilnehmer/ innen als auch Veranstalter/innen von Bildungsangeboten gefördert werden. Zusammenfassend lässt sich als Bewertung aller drei Maßnahmen im Bereich Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 143 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung agrarischer Bildung und Weiterbildung festhalten, dass „Bildung und Qualifikation wichtige Faktoren für die betriebliche Existenzsicherung, aber auch für die regionale Entwicklung und gesamtgesellschaftliche Anliegen“ (Evaluierungsbericht 2010, Teil B, 19) darstellen. Sowohl die Bildungs- und Informationsmaßnahmen für Menschen, die in der Land- und Forstwirtschaft tätig sind (Maßnahme 111) als auch die Maßnahmen für Wirtschaftsakteur/innen im ländlichen Raum, die außerlandwirtschaftlichen Tätigkeiten nachgehen (Maßnahme 331), sind sehr vielfältig und stärken der Evaluierung zufolge die fachlichen und persönlichen Kompetenzen und damit im weiteren Sinne auch die Lebensqualität der Teilnehmer/innen. Die befragten Fachschulabsolvent/ innen äußerten sich positiv über die Ausbildung und ihre Nützlichkeit für den Beruf. Während die Evaluierung des Österreichischen Programms für ländliche Entwicklung breiter angelegt ist, haben die o. g. Studien jeweils einen spezifischeren Fokus: In einigen Erhebungen werden das (weiter)bildungs- und beratungsbezogene Verhalten von Landwirt/innen (z. B. Motive für die Bildungsteilnahme), ihre Zufriedenheit mit dem vorhandenen Angebot und ihr Bildungs- und Beratungsbedarf in den Blick genommen (vgl. u. a. Schneeberger & Kastenhuber 1997, Diesenreiter & Sukitsch 2007/08, Baumhöfer 2003). Erhebungen an Schulen interessieren sich meist für die Zufriedenheit der Absolvent/innen mit dem Unterrichtsangebot und dessen Anwendbarkeit in der beruflichen Tätigkeit, Veränderungswünsche sowie die beruflichen Chancen und Werdegänge ihrer Absolvent/ innen (vgl. u. a. Keplinger 2004, Racz 2004, Weissensteiner 2004). Zusammenfassend lässt sich aus den Studien für land- und forstwirtschaftliche Schulen ableiten, dass viele Absolvent/innen eine weiterführende Ausbildung abgeschlossen haben und in verschiedenen Berufen – sowohl im landwirtschaftlichen und landwirtschaftsnahen als auch im außeragrarischen Bereich – tätig werden. Ein Großteil der Befragten gab an, dass die Schulbildung teilweise oder großteils in ihrem derzeitigen Beruf umsetzbar ist. Im Allgemeinen sind die befragten Absolvent/innen aufgrund der fundierten Allgemein- und Fachausbildung, der Praxis in verschiedenen Betrieben und der Nützlichkeit der Ausbildung im Alltag mit ihren absolvierten Schulen zufrieden. Viele heben die breite Palette an beruflichen Möglichkeiten sowie die Persönlichkeitsbildung positiv hervor. Bezogen auf die agrarische Weiterbildung und Beratung lässt sich zusammenfassend hervorheben, dass diese für viele Teilnehmer/innen sowohl Nutzen im Betrieb als auch im persönlichen Bereich bringt: Umsetzung des Wissens im Beruf, Weiterentwicklung der Arbeitsstrukturen, Erfahrungsaustausch und Netzwerkbildung sowie persönliche Weiterentwicklung und das Reflektieren eigener Stärken und Schwächen sind einige Aspekte von Bildungswirkung, die in qualitativen Interviews herausgearbeitet wurden (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, Diesenreiter & Sukitsch 2007/08). Es zeigte sich, dass die Landwirtschaftskammer sowohl bei den Weiterbildungs- als auch bei den Beratungsteilnahmen an erster Stelle steht. Fachliche und persönlichkeitsbezogene Veranstaltungen werden am häufigsten in Anspruch genommen (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997). Als Gründe für das Fernbleiben von Bildungsveranstaltungen werden meist mangelnde Zeit, Unabkömmlichkeit vom Hof und familiäre Strukturen genannt (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, Diesenreiter & Sukitsch 2007/08, Schneeberger & Kastenhuber 1997). 144 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Ergebnisse der qualitativen und quantitativen Erhebungen Telefonische Befragungen und Stichprobe Für die telefonischen Befragungen erfolgte eine Stichprobenziehung (n = 5.000) mittels einfacher Zufallsauswahl aus der INVEKOS-Datenbank. Es wurde dabei keine Untergrenze hinsichtlich der bewirtschafteten Fläche vorgenommen. Im Februar 2012 konnten durch das Marktforschungsinstitut KeyQuest 1011 Befragungen unter Betriebsinhaber/innen realisiert werden. Dabei wurde versucht, eine Quote nach Haupt- und Nebenerwerb sowie Bundesland einzuhalten. Da die Stichprobe die Quote nicht gänzlich repräsentierte (50 % Haupterwerb, 50 % Nebenerwerb in der Stichprobe), wurden die Ergebnisse gewichtet, und zwar mittels einer kombinierten Quote aus Bundesland und Haupt-/Nebenerwerb nach Daten aus der Agrarstrukturerhebung 2007 (siehe Tab. 6: 1.010 Betriebsinhaber/innen nach Bundesland und Erwerbsform gewichtet). Die folgenden Ergebnisse beziehen sich daher auf die nachstehende Verteilung nach Erwerbsart und Bundesland: Das Durchschnittsalter der befragten Betriebsinhaber/innen beträgt 47,3 Jahre, 35,4 % sind weiblich, 64,6 % sind männlich. Es wurden 1011 Betriebsinhaber/ innen aus ganz Österreich befragt. Stichprobe nach Bundesland und Erwerbsform gewichtet Bundesland Haupterwerb Nebenerwerb Gesamt B 1,8 % 4,3 % 6,0 % K 3,0 % 6,8 % 9,8 % NÖ 12,4 % 12,8 % 25,1 % OÖ 9,3 % 10,7 % 20,0 % S 2,4 % 3,0 % 5,3 % ST 7,8 % 15,0 % 22,8 % T 2,5 % 5,9 % 8,4 % V 0,8 % 1,5 % 2,3 % W 0,2 % 0,0 % 0,2 % Gesamt 40 % 60 % 100 % 405 605 1.010 Gesamt absolut Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 6 Biografische Interviews und Stichprobe Ergänzend zu den telefonischen Befragungen wurden biografische Interviews mit 21 Betriebsinhaber/innen geführt. Bei diesem Verfahren der Datenerhebung werden die Interviewten gebeten, einen bestimmten Ausschnitt aus ihrem Leben Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 145 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung aus dem Stegreif zu erzählen. Die Auswirkungen des sozialen Handelns in ihrem Leben auf das aktuelle Handeln und Verhalten wird so rekonstruierbar. Die erzählungsgenerierende Eingangsfragestellung umfasste die Ausbildungsschritte mit den dazugehörigen Motiven, Berufs- und Zukunftswünschen, Beruf und berufliche Entwicklung inkl. Weiterbildung und Beratung sowie alle Faktoren, die dies beeinflusst haben: Die Fragestellung der biografischen Interviews umfasste Motive, Berufs- und Zukunftswünsche, berufliche Entwicklung sowie Weiterbildung und Beratung. „Ich interessiere mich für Ihre schulische Laufbahn und den anschließenden Bildungsweg. Welche Berufsvorstellungen bzw. welchen Berufswunsch haben Sie damit verfolgt? Welche Schulen und Fortbildungen haben Sie absolviert? Auf welchem Weg sind Sie zu Ihrem Beruf gelangt? Haben Sie auch Zusatzausbildungen absolviert? Welche weiteren Faktoren (z. B. Familie, Verwandte, Freunde und Freundinnen, Bekannte) haben Sie dazu bewegt? Wie sind Sie auf die Landwirtschaft gekommen und inwiefern sind bisherige Ausbildungen hilfreich für Ihre tägliche Praxis? Hatten Sie früher andere Berufswünsche und sind Sie nebenbei in einem anderen Beruf tätig? Welche Vorstellungen haben Sie jetzt noch für Ihre persönliche und betriebliche Weiterbildung? Haben Sie bestimmte Erwartungen (hinsichtlich Beruf, Person, Politik, Familie, Umwelt)? Bitte erzählen Sie frei von Ihrem schulischen Werdegang und Ihrer beruflichen Entwicklung. Lassen Sie sich ruhig Zeit, auch Kleinigkeiten sind für mich interessant, ich werde Sie auch nicht unterbrechen.“ Aus diesem selbstläufigen Teil – ohne Unterbrechungen seitens der Interviewenden – wurde das Relevanzsystem der Interviewten rekonstruiert. Dies entspricht den Themen und deren Bewertung, die zur vorgegebenen Bildungsbiografie aufgeworfen wurden. Stichprobe nach Biografischen Interviews (n=2) Realisierte Interviews Futterbaubetriebe OÖ x NÖ Marktfruchtbetriebe Dauerkulturbetriebe x x xxx x S xxx x x xx ST V Gemischtlandw. Betriebe x B K Veredelungsbetriebe xx x x W x T x Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 7 Definitionen Um die Bildungswege von landwirtschaftlichen Betriebsinhaber/innen zu beschreiben, werden drei verschiedene Bildungsbereiche unterschieden. Diese wurden im Fragebogen mit Fragen nach der absolvierten Erstausbildung (for- 146 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung male Bildung), nach Weiterbildung und Beratung (nonformale Bildung) sowie mit Fragen nach dem Lernen außerhalb organisierter Bildung (informelle Bildung) erhoben. Sie werden folgendermaßen definiert: •Unter formaler Bildung ist jegliche Art des Lernens zu verstehen, die „in einem institutionellen Rahmen … statt[findet], in dem das Lernen durch professionelles Personal organisiert, gesteuert, bewertet und zertifiziert wird“ (Gnahs 2007, 35), wobei die Zertifizierungen auch gesetzlich geregelt sind: z. B. landwirtschaftliche Lehre, Facharbeiter/innenprüfung, (Höhere) landwirtschaftliche Fachschule, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik oder Universität für Bodenkultur. Drei Bildungsbereiche beschreiben die Bildungswege der Betriebsinhaber/innen: formale, nonformale und informelle Bildung. •Unter nonformaler Bildung ist jene Form des Lernens zu verstehen, die außerhalb des formalen Bildungsbereichs stattfindet, strukturiert ist, aber meist kürzer dauert als formale Bildungswege. Auch hier gibt es Zertifizierungen, diese sind aber gesetzlich nicht geregelt: z. B. der gesamte agrarische Weiterbildungs- und Beratungsbereich (LFI, Landwirtschaftskammer, Verbände usw.) sowie Bildungs- und Beratungsangebote der Landjugend. •Da man nicht nur in institutionell organisierten, sondern auch in selbstorganisierten Bildungsprozessen lernen kann, unterscheidet man weiters die informelle Bildung: Diese erfolgt meist „eingebettet in Alltagsvollzüge am Arbeitsplatz, in der Familie oder im sozialen Umfeld“ (a. a. O., 38), z. B. im Rahmen eines sozialen Engagements in einer Freiwilligenorganisation, in einem Verein oder einem politischen Tätigkeitsfeld sowie in der Landjugend. Viele (Bildungs-)Wege führen in die Landwirtschaft Über die formale Ausbildung erhalten Personen wesentliche Bausteine ihrer Kompetenzen – und dies nicht nur in berufs-, sondern auch in persönlichkeitsbezogenen Belangen. Neben dem Ziel einer unmittelbaren Anwendung der erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten wird durch eine umfassende Ausbildung vordefiniert, wie effektiv Weiterbildung wirkt, da diese an bestehendes Wissen anknüpft. Bisher war relativ wenig darüber bekannt, über welche Bildungswege Personen zur Landwirtschaft gelangen. So wurde im Rahmen dieser Studie versucht, Bildungsbiografien der Betriebsinhaber/innen nachzuzeichnen und die häufigsten Typen darzustellen. Dazu wurden die Landwirt/innen in der telefonischen Befragung gebeten, ihre Bildungsstationen ab der Volksschule zu beschreiben. Bei bestimmten Ausbildungstypen (z. B. Lehre, Fachschule, berufsbildende mittlere Schule) wurde nachgefragt, ob es sich dabei um eine land- und forstwirtschaftliche Ausbildung gehandelt habe. So war es möglich, je Person einen Bil- Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 In der Studie wurde versucht, Bildungsbiografien von Betriebsinhaber/innen nachzuzeichnen und die häufigsten Typen darzustellen. 147 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung dungsweg zu skizzieren und die einzelnen Stationen dem agrarischen oder dem allgemeinen Bildungssystem zuzuordnen. Beim Versuch, diese „Bildungsbiografien“ in Gruppen zusammenzufassen, wurde bald klar, dass fast alle denkbaren Kombinationsmöglichkeiten aus Bildungstyp und agrarisch/nichtagrarisch vorkommen und daher sehr viele Gruppen entstehen würden, die eine weiterführende Betrachtung erschwert hätten. Beispiele aus den offenen biografischen Interviews zeigen diese individuelle Vielfalt an Bildungswegen: Typen von Bildungsbiografie und Hofübernahme In den biografischen Interviews wurden vier Typen von Bildungsbiografien herausgearbeitet. 1. Der/die Quereinsteiger/in, der/die nie in die Landwirtschaft wollte, eine berufliche Ausbildung in eine ganz andere Richtung gemacht hat und aus diversen Gründen (z. B. Krankheit der Eltern) doch beginnt, teilweise oder ganz in den landwirtschaftlichen Betrieb einzusteigen. Der/die typische Quereinsteiger/in macht gezielt Kurse, nimmt Beratung in Anspruch und macht sich mit viel Enthusiasmus und reflektierten Überlegungen ans Werk. 2. Der/die Macher/in wollte den Betrieb immer übernehmen, hat konkrete Vorstellungen davon, wie ein landwirtschaftlicher Betrieb erfolgreich zu führen sei, und bleibt immer am Puls der Zeit. Auffällig ist, dass Personen dieses Typs meist eine eigene innovative Idee im Hinterkopf haben, die sie verwirklichen möchten und die anscheinend eine große intrinsische Motivation für engagiertes Handeln ist. 3. Der/die Erhalter/in ist in den landwirtschaftlichen Betrieb hineingewachsen, hat nie über Alternativen nachgedacht und ist mit seiner/ihrer Situation zufrieden. Er bzw. sie hat die klassische landwirtschaftliche Ausbildung gemacht und nutzt Weiterbildung und Beratung pragmatisch nach allfälligem Bedarf. 4. Der/die Resignierte befindet sich in einer Lage, in der er/sie gerade so über die Runden kommt. Er bzw. sie hat keine Hoffnung, dass bei unveränderter Wirtschafts- bzw. Förderungslage eine Verbesserung der betrieblichen Situation möglich ist. Der/die Resignierte sieht nur noch dem Augenblick entgegen, an dem er/sie in Pension gehen kann. Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 8 Aufgrund der Vielfalt an Bildungswegen in der quantitativen Erhebung erfolgte der Weg einer Gruppenbildung über die höchsten abgeschlossenen Ausbildungen, die mit den unterschiedlichen Ausbildungsstationen in Verbindung gesetzt wurden. Die höchsten Abschlüsse wurden zu sechs Bildungstypen zusammengefasst (vgl. Abb. 40). Wie aus Abbildung 40 hervorgeht, verfügen die meisten Betriebsinhaber/innen über mittlere Bildungsabschlüsse (Lehre, Facharbeiter/in, Gesell/innenprüfung, BMS), wobei 33,6 % diese innerhalb des agrarischen Bildungssystems und 30,9 % außerhalb dessen erworben haben. Weitere 12,6 % haben Höhere landund forstwirtschaftliche Schulen besucht bzw. die Meister/innenprüfung absolviert. Im korrespondierenden nichtagrarischen Bereich sind dies 8,6 %, wobei 148 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung 33,6% Lehre/Berufsschule Facharbeiterprüfung Landwirtschaftliche Fachschulen (LFS) höhere Abschlüsse Landwirtschaft 12,6% Höhere land- und forstwirtschaftliche Schulen (HLFS/HBLA) Aufbaulehrgang Meisterprüfung 10,4% Pflichtschule Teritäre Abschlüsse Volksschule 8-jährig, AHS/HS Unterstufe, 1-jährige LW Schulen Polytechnische Schulen 3,9% Fachhochschulen, Universitäten, Hochschule für Agrarund Umweltpädagogik, BOKU Lehre/Berufsschule Gesellenprüfung Berufsbildende mittlere Schulen (BMS) 30,9% AHS Oberstufe Berufsbildende höhere Schulen (BHS) Aufbaulehrgang Meisterprüfung 8,6% mittlere Abschlüsse allgemein außerlandwirtschaftlich mittlere Abschlüsse Landwirtschaft land- und forstwirtschaftlich Höchste abgeschlossene Ausbildungen zu sechs Bildungstypen zusammengefasst höhere Abschlüsse allgemein lebensministerium.at Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung hier noch AHS-Abschlüsse dazukommen. Universitäre Ausbildung (agrarisch und nichtagrarisch) weisen 3,9 % der Betriebsinhaber/innen auf. Nun können, wie bereits erwähnt, Personen desselben Bildungstyps (also derselben Art des höchsten Abschlusses) unterschiedliche Ausbildungsstationen absolviert haben. Von Personen des Bildungstyps mittlere Abschlüsse LW haben 10 % eine landund forstwirtschaftliche Lehre und 20 % eine Lehre außerhalb des landwirtschaftlichen Bereichs abgeschlossen. 49 % weisen die landwirtschaftliche Facharbeiter/innenprüfung auf, 13 % Facharbeiter/innen- bzw. Gesell/innenprüfungen in anderen Bereichen. Die landwirtschaftliche Fachschule wurde von 84 % dieses Bildungstyps besucht. Abb. 40 Die Mehrzahl der befragten Betriebsinhaber/innen verfügen über mittlere Bildungsabschlüsse. Vergleicht man den korrespondierenden Bildungstyp mittlere Abschlüsse allgemein, so fällt auf, dass dieser zu einem größeren Teil aus Absolvent/innen einer Lehre besteht. So haben 73 % dieses Bildungstyps eine außerlandwirtschaftliche Lehre abgeschlossen und nur 30 % eine berufsbildende mittlere Schule (BMS) außerhalb des agrarischen Bereichs. Beim Bildungstyp höhere Abschlüsse LW fällt auf, dass 80 % davon die Meister/ innenprüfung absolviert haben. 64 % haben eine landwirtschaftliche Fachschule und 23 % eine Höhere landwirtschaftliche Schule besucht. Stellt man den Bildungstypen die bewirtschafteten Flächen gegenüber, so zeigt Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 149 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung sich in der folgenden Tabelle, dass größere Flächen tendenziell von Personen mit den höchsten Abschlüssen im agrarischen Bereich bewirtschaftet werden. Bildungstypen nach landwirtschaftlich genutzter Fläche Bildungstyp bis 5,4 ha 5,5–10,7 ha 10,8–17,5 ha 17,6– 31,28 ha 31,29 ha und darüber Anzahl Gesamt Pflichtschule 13,0 % 12,8 % 10,1 % 9,8 % 6,9 % 105 Mittlere LW 14,1 % 25,1 % 39,6 % 45,6 % 40,7 % 340 Mittlere allg. 54,1 % 43,9 % 28,6 % 18,1 % 14,2 % 312 3,2 % 4,3 % 8,3 % 16,7 % 29,4 % 128 12,4 % 6,4 % 10,1 % 7,4 % 5,9 % 85 Tertiäre 3,2 % 7,5 % 3,2 % 2,3 % 2,9 % 48 Anzahl Gesamt 185 187 217 215 204 1.008 Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % Höhere LW Höhere allg. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und höchstem Bildungsabschluss im agrarischen Bereich. Landwirtschaftlich genutzte Fläche Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n=1.008 Tab. 9 Bis ca. 10 Hektar landwirtschaftlicher Fläche dominieren eher höchste Bildungsabschlüsse im nichtagrarischen Bereich (Summe der Anteile von den Bildungstypen mittlere und höhere Abschlüsse allgemein). Ab 10 Hektar dreht sich das Bild aber um und über 31 Hektar weisen bereits über 70 % der Betriebsinhaber/ innen höchste Bildungsabschlüsse im agrarischen Bereich auf (40,7 % mittlere Abschlüsse LW, 29,4 % höhere Abschlüsse LW). Ein ähnliches Bild zeigt die Verteilung der Bildungstypen nach Erwerbsform. Personen mit höchsten Ausbildungen im agrarischen Bereich (mittlere und höhere Abschlüsse LW) bewirtschaften überdurchschnittlich häufig im Haupterwerb (52,9 % mittlere Abschlüsse LW und 70,9 % höhere Abschlüsse LW). Bildungstypen nach Haupt- und Nebenerwerb Bildungstyp Pflichtschule Mittlere Abschlüsse LW Mittlere Abschlüsse allg. Höhere Abschlüsse LW Höhere Abschlüsse allg. Tertiäre Abschlüsse Gesamt Haupterwerb 33,0 % 52,9 % 21,5 % 70,9 % 25,9 % 28,2 % 40,1 % Nebenerwerb 67,0 % 47,1 % 78,5 % 29,1 % 74,1 % 71,8 % 59,9 % Erwerbsform Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n=1011 Tab. 10 Gründe für den Einstieg ins agrarische Bildungssystem Alle Personen, die in ihrer Bildungsbiografie eine agrarische Ausbildung in irgendeiner Form absolviert haben, wurden danach gefragt, warum sie eine 150 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung agrarische Bildungslaufbahn eingeschlagen haben. Dabei wurden sieben mögliche Gründe vorgelesen, zu denen die Befragten jeweils „Ja“ oder „Nein“ sagen konnten (Mehrfachnennungen waren möglich). Zusätzlich gab es im Anschluss die Möglichkeit einer offenen Antwort. Für fast alle Personen (95,2 %) war das Interesse an der Land- und Forstwirtschaft ein Grund. Über 92 % der Befragten bekräftigten, dass es der eigene Wunsch war – nur etwas mehr als halb so viele (57 %) nannten den Wunsch der Eltern als Motiv. Die Vorbereitung auf die Hofübernahme wurde von knapp 80 % genannt, wobei sich hier große Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigten (Männer 88,1 %, Frauen 58,6 %). Bei vielen in den offenen biografischen Interviews befragten Landwirt/innen werden die Gründe für den landwirtschaftlichen Ausbildungsweg nicht bewusst thematisiert, sondern scheinen in der Generationenabfolge selbstverständlich. Daneben finden sich durchaus ähnliche Entscheidungsgründe wie in der telefonischen Befragung (fremdbestimmt durch Eltern oder Partner/in vs. selbstbestimmt). Auf die offene Frage nach den Gründen wurde von den Befragten der Zugang zu Förderungen (16 Nennungen) genannt sowie dass die land- und forstwirtschaftliche Ausbildung eine gute Ergänzung bzw. Weiterbildung zur bestehenden Ausbildung biete (16 Nennungen). Betrachtet man die Gründe nach Altersgruppen, so zeigen sich die Unterschiede dahingehend, dass der „Wunsch der Eltern“ von den jüngeren Generationen immer weniger genannt wird. Bei den anderen Gründen kann hinsichtlich des Alters keine signifikante Tendenz festgestellt werden. Weiterbildung und Beratung Weiterbildung und Beratung sind wichtige Eckpfeiler im agrarischen Bildungssystem, das machen nicht zuletzt die Beiträge dieses Agrarischen Bildungsberichts deutlich. Dennoch ist die Inanspruchnahme beider Bildungsbereiche unter den Landwirt/innen nicht gleich verteilt. Im folgenden Abschnitt wird die Weiterbildungs- und Beratungspraxis beschrieben und aufgezeigt, welche Personengruppen eher als andere Weiterbildung und Beratung in Anspruch nehmen. Die Praxis der Inanspruchnahme von Weiterbildung und Beratung Um die „Weiterbildungs- und Beratungsaktivität“ unter den Landwirt/innen zu bestimmen, gab es in der telefonischen Erhebung drei Fragekomplexe: Zunächst wurde gefragt, ob in den letzten zwölf Monaten eine Einzelberatung in Anspruch genommen worden ist. War dies der Fall, wurde in einer offenen Frage das Thema, der Anbieter und die Nützlichkeit des individuellen Beratungsangebots erhoben. Diese Abfrage wurde dann noch maximal zweimal wiederholt, sodass pro Person höchstens drei Beratungen registriert wurden. Im gleichen Modus wurde auch die Weiterbildung erhoben. Personen, die angaben, in den letzten zwölf Monaten weder Weiterbildung noch Beratung in Anspruch genommen zu haben, wurden gefragt, ob sie dies jemals getan hatten. Somit entstanden dreimal zwei Kategorien der Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung: Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Bei nahezu allen Befragten war das Interesse an der Landund Forstwirtschaft der Hauptgrund für den Einstieg in das agrarische Bildungssystem. Unter Beratung wird Einzelberatung verstanden, die spezifisch auf den eigenen Betrieb zugeschnitten ist. Gruppenberatungen, Seminare u. Ä. werden zum Bereich der Weiterbildung gezählt. 151 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung In den letzten 12 Monaten Länger her als 1 Jahr Weiterbildung „nur Weiterbildung letzte 12 Monate“ „nur Weiterbildung, und dies länger her als 1 Jahr“ Beratung „nur Beratung letzte 12 Monate“ „nur Beratung, und dies länger her als 1 Jahr“ Beides „Weiterbildung und Beratung letzte 12 Monate“ „Weiterbildung und Beratung länger her als 1 Jahr“ Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung 74 % der Betriebsinhaber/innen haben jemals Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch genommen. Tab. 11 Das Tortendiagramm (siehe Abb. 41) zeigt, dass insgesamt 74 % der Betriebsinhaber/innen jemals Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch genommen haben. Davon können jene Personen als „weiterbildungsaktiv“ bezeichnet werden, die in den letzten zwölf Monaten an einer Weiterbildung teilgenommen oder Einzelberatung genutzt haben. Ihr Anteil beläuft sich auf 48 % aller Betriebsinhaber/innen. Rund 26 % der Betriebsinhaber/innen haben bisher noch nie Weiterbildungs- und Beratungsangebote genutzt. Eine Analyse, in die formale und informelle Bildung, Alter, Haupt- und Nebenerwerb integriert wurde, zeigt, dass das Vorhandensein landwirtschaftlicher Ausbildung die größten Effekte auf die Weiterbildungswahrscheinlichkeit hat, wenn man dabei alle jeweils anderen Variablen konstant hält (d. h., es werden in diesem Fall Personen mit gleichem Alter, gleichem Ausmaß an informeller Lernaktivität, gleicher Erwerbsform, gleichem Geschlecht und gleichem Ausbildungslevel verglichen). Personen, die ihren Betrieb im Haupterwerb führen sowie Personen mit höheren formalen Bildungsabschlüssen, sind auch eher weiterbildungs- und beratungsaktiv, gleich wie jüngere im Vergleich zu älteren Personen. Das gilt ebenso für jüngere im Vergleich zu älteren Personen. In der quantitativen Erhebung wurden auch Fragen zum informellen Lernen (Lernen mit Computer und Internet, Lernen mit Sachbüchern sowie Lernen von Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung Niemals Weiterbildung und Beratung 26% Nur Weiterbildung letzte 12 Monate 25 % Weiterbildung und Beratung länger her als 1 Jahr 11% Nur Beratung letzte 12 Monate 12 % Nur Beratung und dies länger her als 1 Jahr 7% Nur Weiterbildung und dies länger her als 1 Jahr 8% Weiterbildung und Beratung letzte 12 Monate 11 % lebensministerium.at Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n=977 152 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Abb. 41 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Familie und Freunden) in Anlehnung an den Adult Education Survey (Statistik Austria 2007) gestellt. Auch die informellen Lernaktivitäten zeigen einen Zusammenhang mit der generellen Weiterbildungs- und Beratungsaktivität. Das Geschlecht zeigt in dieser zusammenfassenden Betrachtung keine signifikanten Zusammenhänge. Getrennt nach Weiterbildungs- und Beratungsinanspruchnahme (nicht nur in den letzten zwölf Monaten), lassen sich folgende Zusammenhänge nennen: •Je jünger die Betriebsinhaber/innen sind, desto eher haben sie jemals Weiterbildung in Anspruch genommen. Für die Beratung zeigt sich eine ähnliche Tendenz. Sie ist aber deutlich geringer ausgeprägt. •Die Bildungstypen mittlere und höhere Abschlüsse LW weisen sowohl höhere Weiterbildungsbeteiligung als auch stärkere Inanspruchnahme von Einzelberatung auf als ihre jeweiligen außeragrarischen Äquivalente (mittlere und höhere Abschlüsse allgemein). •Insgesamt kann man sagen, dass Personen, die eine Ausbildung in irgendeinem agrarischen Bildungsbereich absolviert haben, im Vergleich zu solchen, die dies nicht getan haben, eher Weiterbildung (63 % gegenüber 43 %) und Beratung (47,8 % gegenüber 31 %) in Anspruch nehmen. •In Nebenerwerbsbetrieben haben rund 53 % noch keine Weiterbildung (bzw. 66 % keine Beratung) besucht. Bei den Haupterwerbsbetrieben hingegen sind das nur 36 % (Weiterbildung) bzw. 51 % (Beratung). •Entgegen den Erfahrungen aus der allgemeinen Bildungsforschung gibt es zwischen Männern und Frauen keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich ihrer Teilnahme an Weiterbildung. Die Beratung hingegen wird signifikant eher von männlichen (43,4 %) als von weiblichen (34,6 %) Betriebsinhaber/innen in Anspruch genommen. •Hinsichtlich des informellen Lernens zeigen sich hohe Zusammenhänge mit Weiterbildung und Beratung. Personen, die Bildung und Beratung in Anspruch nehmen, gaben signifikant häufiger an, im Selbststudium aus Sachbüchern sowie über Computer und Internet zu lernen. Somit kann nicht generell davon ausgegangen werden, dass fehlende Weiterbildung und Beratung durch informelles Lernen kompensiert wird. Eher Weiterbildung und Beratung in Anspruch nehmen landwirtschaftlich Ausgebildete, Jüngere, höher Gebildete, Haupterwerbslandwirt/ innen, Personen, die größere Flächen bewirtschaften, sowie Landwirt/innen, die auch informell lernen. •Je größer die bewirtschaftete Fläche ist, desto eher werden Weiterbildung und Beratung in Anspruch genommen. •In den biografischen Interviews kam ein zielorientiertes Beratungsnutzungsverhalten in wirtschaftlichen Umbruchsituationen zum Ausdruck (Stallumbau, Veränderung von Umweltschutzbestimmungen, Umstellung auf neue Arbeitsverfahren etc.). Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 153 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Nach den Ergebnissen der Studie von Schneeberger & Kastenhuber (1997) waren ca. 90 % der Vollerwerbsbauern und -bäuerinnen und immerhin 77 % der Nebenerwerbsbauern und -bäuerinnen „weiterbildungsaktiv“, wobei der angegebene Zeitraum der Weiterbildungen (oder Beratungen) in dieser Studie auf die letzten drei Jahre ausgeweitet war und es sich bei der Stichprobe fast ausschließlich um Landwirt/innen aus freiwillig buchführenden Betrieben handelte. Auch hier zeigte sich: Sowohl die Nutzungen von Weiterbildungs- als auch von Beratungsangeboten – insbesondere der Landwirtschaftskammern – lag bei den Voll- und Zuerwerbsbauern und -bäuerinnen höher als bei jenen, die ihren Betrieb nur nebenerwerblich bewirtschafteten (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 9ff., 45ff.). Weiterbildungsaktivität im Vergleich Seit 2007 führt die EUROSTAT in regelmäßigen Abständen Untersuchungen zum Erwachsenenbildungsverhalten in europäischen Staaten durch. Der so genannte „Adult Education Survey“ (AES) bietet für das Weiterbildungsverhalten im landund forstwirtschaftlichen Kontext gute Vergleichsmöglichkeiten. Als Vergleichsgruppen wurden aus dem AES selbstständige Personen mit (n = 208) und ohne (n = 270) Arbeitnehmer/innen herangezogen und mit den korrespondierenden Gruppen unter den Betriebsinhaber/innen verglichen (eigene Berechnungen aus dem AES-Datensatz der Statistik Austria (2007). Dabei liegen die Betriebsinhaber/ innen in der Gruppe der Selbstständigen mit Arbeitnehmer/innen mit durchschnittlich 50 % Weiterbildungsquote (letzte 12 Monate) gleichauf mit der branchenübergreifenden Vergleichsgruppe, wobei die Haupterwerbsbetriebe mit 58,1 % deutlich höhere Weiterbildungsbeteiligung aufweisen als die Nebenerwerbsbetriebe (39,3 %). In der Gruppe der Selbstständigen ohne Arbeitnehmer/innen liegt die Landwirtschaft mit 48,1 % zu 39,3 % durchschnittlich über dem branchenübergreifenden Schnitt. Splittet man die Landwirtschaft aber wieder zwischen Haupt- und Nebenerwerb, so wird deutlich, dass Betriebsinhaber/innen aus ersterer Gruppe mit knapp 56 % überdurchschnittliche Weiterbildungsbeteiligung aufweisen. Themen und Anbieter In den zwölf Monaten vor der Umfrage wurden von 231 Befragten insgesamt 316 Einzelberatungen in Anspruch genommen. Wie bereits erwähnt, wurden maximal drei Beratungen pro Betriebsinhaber/in erfasst. Wie aus der nachfolgenden Grafik (Abb. 42) hervorgeht, spiegeln die Themen der Beratungen auch die Förderlandschaft in der Landwirtschaft wider. Daher wurden besonders häufig Beratungen in Anspruch genommen, die bei der Betriebsentwicklung (z. B. Erstellung von Betriebskonzepten) oder bei der Erfüllung gesetzlicher Auflagen (z. B. Tierschutzbestimmungen) unterstützen. Bei den 548 von 365 Personen in Anspruch genommenen Weiterbildungsangeboten liegen die Schwerpunkte verstärkt auf solchen mit Produktionsbezug, wobei Angebote im Bereich Tierhaltung und -gesundheit mit ca. 40 % am häufigsten 154 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung wahrgenommen wurden. Am zweithäufigsten wurden Angebote im Bereich Stallbau und Pflanzen (jeweils ca. 10 %) in Anspruch genommen. Verarbeitung und Marketing (4,9 %), EDV (4 %) und persönliche Weiterentwicklung (4 %) wurden – neben anderen Themen – weniger häufig angegeben. Die geringe Nennungshäufigkeit von nichtfachlichen Weiterbildungsangeboten ist möglicherweise auf den Kontext der Befragung zurückzuführen, der stark auf landwirtschaftlich-fachliche Themen fokussierte. Der offene Zugang der biografischen Interviews brachte ein erweitertes Begriffsverständnis von Weiterbildung hervor: Es hat sich gezeigt, dass nicht nur das Beruflich-Fachliche als wichtig eingeschätzt wird, sondern auch verschiedenste Themenbereiche, die das persönliche Interesse betreffen. Bei den Anbietern der jeweiligen Beratung bzw. Weiterbildung wurde die Landwirtschaftskammer – bzw. das LFI bei Weiterbildungsangeboten – mit erheblichem Abstand zu anderen Einrichtungen genannt (78 % bei den Beratungsangeboten, 72,8 % bei den Weiterbildungsangeboten). An zweiter Stelle befinden sich jeweils sonstige Einrichtungen wie Tierärzt/innen oder Steuerberater/innen. An dritter Stelle stehen bei den Beratungen private Unternehmen wie beispielsweise Betriebs- und Futtermittelfirmen (6 %) und bei den Weiterbildungseinrichtungen Verbände wie etwa Zuchtverband oder LKV (Landeskontrollverband). Beratung wurde besonders häufig im Hinblick auf Betriebsentwicklung oder bei der Erfüllung gesetzlicher Auflagen in Anspruch genommen. Vergleicht man die in Anspruch genommenen Themen und Anbieter im Bereich Weiterbildung und Beratung mit anderen quantitativen und qualitativen empirischen Studien, zeigen sich ähnliche Ergebnisse: Produktionsbezogene Angebote (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 11: Pflanzenbau inkl. Garten-, Obstund Weinbau ca. 44 %; Tierhaltung ca. 38 %; vgl. Baumhöfer u. a. 2003, 70ff.) stehen ebenfalls an der Spitze der Teilnahmen. Angebote, die die unternehmerische Kompetenz stärken (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, 70ff.: z. B. bfu-Seminar – bäuerliches Familienunternehmen) sowie Angebote für die Persönlichkeitsentwicklung (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 11: PersönlichkeitsentwickThemen der Beratungen (letzte 12 Monate) 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20% Betriebsentwicklung und Unternehmensführung Förderungen, Ausgleichszahlungen Stallbau, Stallumbau, Umbau Tierhaltung und Tiergesundheit Recht, Steuer, Sozialversicherung Pflanzenbau und Pflanzenschutz Forstwirtschaft und erneuerbare Energie Hofübernahme, Hofübergabe Obst, Gemüse, Weinbau Verarbeitung und Marketing EDV und Landtechnik Urlaub am Bauernhof Bio-Landwirtschaft Persönliche Weiterentwicklung Sonstiges lebensministerium.at Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n=316 Beratungen von 231 Personen Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Abb. 42 155 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Bei den Anbietern von Beratung und Weiterbildung stehen Landwirtschaftskammer und LFI an der Spitze. lung ca. 25 %), werden ebenfalls häufig in Anspruch genommen. Im Bereich der Beratung werden – wie auch aus den Ergebnissen der vorliegenden Erhebungen hervorgeht – besonders Angebote nachgefragt, die die Betriebsführung sowie administrativ-rechtliche, steuerliche und finanzielle Belange (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 53) oder den Bereich Hofübernahme (insbesondere bei Junglandwirt/innen, vgl. Quendler 2011, 34f.) betreffen. Was die Inanspruchnahme von Angeboten nach Anbietern betrifft, bestätigt sich die Bedeutung der Landwirtschaftskammer – sowohl bei der Weiterbildung als auch bei der Beratung (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 10, 45). Bei Junglandwirt/innen haben die Landwirtschaftskammern (insbesondere die Bezirksbauernkammern) ebenfalls eine große Bedeutung, wenn es um Beratung bei der Hofübernahme geht. Die Fachschulen und HBLA, das LFI und die Landjugend werden ebenfalls als unterstützend wahrgenommen (vgl. Quendler 2011, 47). Bildungshindernisse Bildungshindernisse beschreiben ungünstige Rahmenbedingungen, die es erschweren, Weiterbildung und in diesem Fall auch Beratung in Anspruch zu nehmen. Peter Faulstich unterscheidet dabei zwischen Schranken auf (bildungs)institutioneller Ebene (z. B. Erreichbarkeit, Zeit, Angebot), Gründen, die sich aus der jeweiligen Biografie oder Situiertheit ergeben (z. B. Erfahrungen, Interessen) und Hemmnissen, die durch soziale Strukturen erzeugt werden (z. B. Herkunft, Alter, Region) (vgl. Faulstich 2006, 20). In der vorliegenden Studie werden diese drei Kategorien allgemein unter dem Begriff Bildungshindernisse zusammengefasst. In der quantitativen Erhebung wurden zwei Gruppen von Personen abgefragt und Fragen zu den Bildungshindernissen in Anlehnung an den Adult Education Survey (Statistik Austria 2007) gestellt. Die erste umfasst alle Personen, die in den zwölf Monaten vor der Befragung Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch genommen haben und angaben, dass sie gerne weitere Angebote genutzt hätten. Die zweite Gruppe sind all jene, die in diesen zwölf Monaten nicht weiterbildungs- und beratungsaktiv waren. Das selbstständige Aneignen von Wissen ist der wesentliche Grund, keine Weiterbildung und Beratung zu nutzen. 156 Insgesamt haben 487 Personen in den zwölf Monaten vor der Befragung (i. w. S. im Laufe des Jahres 2011) Einzelberatung und/oder Weiterbildungsangebote in Anspruch genommen. Rund 30 % (135 Personen) davon gaben an, dass sie gerne noch weitere Angebote genutzt hätten. Als Hinderungsgrund nannten sie am häufigsten das selbstständige Aneignen von Wissen. Nun ist dies natürlich keine „klassische“ Barriere, denn man eignet sich das Wissen ja an, wenngleich nicht auf dem Weg über nonformale Angebote, sondern über jenen des informellen Lernens. Dennoch ist es ein wichtiger Grund, der Menschen davon abhalten kann, (weitere) Weiterbildungs- und Beratungsangebote wahrzunehmen. An zweiter und dritter Stelle der Hinderungsgründe stehen die Unvereinbarkeit mit den Arbeitszeiten und mangelnde Zeit aufgrund familiärer Verpflichtungen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Andere empirische Studien aus dem agrarischen Bereich belegen ebenfalls zeitliche Gründe als Bildungshindernis. Bei jener Gruppe, die weder Weiterbildung noch Beratung in Anspruch genommen hat, rangiert ebenfalls das selbstständige Aneignen von Wissen an der Spitze (vgl. Abb. 43). Ein möglicher Grund für die Bevorzugung des selbstständigen Lernens zeigte sich an einer Gruppe von „Innovator/innen“ (aus der Gruppe der „Macher/innen“) im Rahmen der biografischen Interviews. Bestehende Standardangebote erwiesen sich für diese Gruppe als nicht geeignet. Deswegen generierten sie aus verschiedenen Quellen (etwa von Gleichgesinnten und Interessengemeinschaften, aus Fachliteratur und -veranstaltungen sowie durch eigene Recherche) ihre Basisinformationen, die sie durch ein hohes Maß an eigenen Überlegungen und Experimentierfreudigkeit verknüpften und transformierten. Die Aussage, bereits über ausreichend Wissen und Fertigkeiten zur Erledigung der täglichen Arbeit zu verfügen, wurde bei den Nichtteilnehmer/innen am zweithäufigsten genannt. Diesen beiden Gründen, der nonformalen Weiterbildung fernzubleiben, folgen dann – ähnlich wie bei der ersten Gruppe – die teilweise Unvereinbarkeit mit den eigenen Arbeitszeiten sowie die fehlende Zeit aufgrund familiärer Verpflichtungen. In anderen qualitativen und quantitativen empirischen Studien rangieren zeitliche Gründe ebenfalls weit vorne. Die Angaben bezogen sich hier aber meist nur auf Weiterbildungsangebote; zwischen Weiterbildung und Beratung wurde nicht differenziert (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 32;). Die Angabe, keine Zeit für Weiterbildungen zu haben, geht meist Hand in Hand mit Verpflichtungen am Hof, die bei Voll- und Zuerwerbsbauern und -bäuerinnen, aber auch bei älteren gegenüber jüngeren Betriebsinhaber/innen in stärkerem Ausmaß zum Tragen kommen (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 33f.). Bildungshindernisse können höchst unterschiedlich sein. Daher kann man vermuten, dass nicht alle aus den gleichen Gründen an der Weiterbildungsteilnahme Bildungshindernisse 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Ich habe mir das Wissen selbst angeeignet Ich verfüge über das Wissen und die Fertigkeiten, die ich für… Die Ausbildung war nicht mit den Arbeitszeiten vereinbar Es hätte mir persönlich (außerhalb des Berufs) nichts gebracht Ich hatte aufgrund familiärer Verpflichtungen keine Zeit Es hätte mir nichts für meine landwirtschaftliche Tätigkeit… Es gab kein passendes Angebot in der Nähe Mein Alter Die Vorstellung, sozusagen wieder zur Schule zu gehen, war… Ich hatte dafür nicht die Voraussetzungen Meine Gesundheit Die Ausbildung war zu teuer, ich konnte sie mir nicht leisten Ich hatte keine Zeit Betrieb ist zu klein Der Betrieb ist im Auslaufen lebensministerium.at Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n=528 (Hinderungsgründe von Personen, die in den letzten 12 Monaten keine Weiterbildungs- und Beratungsangebote in Anspruch genommen haben) Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Abb. 43 157 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung bzw. der Inanspruchnahme von Beratung gehindert werden. Ein Vergleich mit verschiedenen Personenmerkmalen zeigte folgendes Ergebnis: •Für Betriebsinhaber/innen von Haupterwerbsbetrieben war im Vergleich zu Nebenerwerbsbetrieben vor allem die Vereinbarkeit mit den Arbeitszeiten ein Problem. •Bei älteren Personen war es eher als bei jüngeren die Feststellung, es hätte ihnen persönlich (außerhalb des Berufs) nichts gebracht. Sie gaben neben ihrem Alter als Grund häufiger als die Jugend an, sich fehlendes Wissen selbst anzueignen. Auch die Vorstellung, „sozusagen wieder in die Schule zu gehen“, war den Älteren eher unangenehm als den Jüngeren. Die Jüngeren wiederum gaben vermehrt an, aufgrund familiärer Verpflichtungen keine Zeit zu haben. •Frauen gaben eher als Männer an, nicht über die notwendigen Voraussetzungen zu verfügen und aufgrund familiärer Verpflichtungen keine Zeit zu haben. Dieses Hindernis wird auch in anderen empirischen Studien häufig von Frauen angeführt (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, 87f.). Auch fehlende Angebote in der Nähe waren speziell für Frauen ein Bildungshindernis. In qualitativen Interviews mit Bäuerinnen kamen zudem persönlichkeitsbezogene Gründe zur Sprache: Manche fühlten sich nicht gebildet genug oder hatten sich zum Thema Weiterbildung generell noch keine Gedanken gemacht, andere nahmen aufgrund persönlicher Hemmschwellen nicht an Weiterbildungen teil (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, 87f.) Die Kosten von Weiterbildung (und Beratung) wurden im Zusammenhang mit Bildungshindernissen eher selten als Grund genannt (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 32). Auch in der vorliegenden Studie ist der Anteil mit ca. 10 % gering. Grund dafür könnte sein, dass (Berufs-)Bildungs- und Informationsmaßnahmen für Personen in der Land- und Forstwirtschaft – sowohl für Veranstalter/ innen als auch für Teilnehmer/innen – gefördert werden (vgl. Evaluierungsbericht 2010, Teil B, 7ff.) und der Selbstanteil der Kosten in agrarischen Bildungseinrichtungen dadurch gering gehalten werden kann. Wirkung des agrarischen Bildungs- und Beratungswesens Aspekte von Bildungswirkung in Arbeiten der allgemeinen Bildungsforschung In empirischen Forschungsarbeiten, die die Wirkung von Bildung untersuchen, finden sich verschiedene Bezeichnungen wie etwa Bildungsnutzen, Bildungsrendite, Bildungswirkung, Bildungserträge oder Bildungseffekte. Viele Studien zur Erforschung von Bildungswirkung orientieren sich an ökonomischen Interessen (vgl. Bodenhöfer 2004, Steiner u. a. 2007, Veitlbauer & Schlögl 2001, 158 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Vogtenhuber 2009), bei denen es um Bildungserträge geht, die sich im Zusammenhang von Bildung und höherem Einkommen auf einer individuellen Ebene oder in Produktivität und Wachstum auf einer unternehmerischen bzw. gesellschaftlichen Ebene niederschlagen. Einkommens- oder Produktivitätssteigerungseffekte von Bildung sind aber nur ein Aspekt von Bildungswirkung, wie aus der folgenden Tabelle hervorgeht (vgl. Bodenhöfer 2004, Vogtenhuber 2009): Viele Studien der Bildungsforschung orientieren sich vorwiegend an ökonomischen Wirkungen von Bildung. Interne und externe Erträge von Bildung Interne Erträge (individuell) Externe Erträge (gesellschaftlich) monetär: nichtmonetär: monetär: nichtmonetär: höheres Einkom- berufliche Entwick- Erhöhung der soziale Teilhabe, men, Sicherung des lung, Produktivität, Produktivität und gesellschaftlich-kultu- Arbeitsplatzes Karriereaussichten, Wettbewerbsfähigkeit, relle Nutzenseffekte, Zufriedenheit und Wirtschaftswachstum, Motivation, Team- Wohlbefinden Verhinderung von geist, Entwicklung von Arbeitslosigkeit Loyalität Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 12 Kurt Schmid (2008, 9) stellt nach einem umfassenden Literaturreview zum Thema ebenfalls eine breite Vielfalt an Bildungswirkungen fest, die er folgendermaßen clustert: ökonomische Erträge (Wachstum, Produktivität, Arbeitsmarktchancen und -sicherheit), gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration (soziale Aktivität, politisches Engagement, Sozial- und Kommunikationskompetenz), Lebensqualität und Lebenszufriedenheit (Zufriedenheit im Beruf und in der Familie, höherer Freizeitwert, Reflexions- und Entscheidungsfähigkeit, mehr Wissen). In dieser Studie werden ökonomische Erträge von agrarischer Bildung und Beratung nicht als das entscheidende Kriterium für Bildungswirkung definiert. Bildungswirkungen sind in der vorliegenden Erhebung ganzheitlicher zu verstehen: Neben berufsbezogenem Nutzen (z. B. in den Bereichen Produktion, Betriebswirtschaft, Computer- und Internetnutzung) bringt Bildung auch Nutzen in außerberuflichen Bereichen wie etwa Persönlichkeitskompetenzen, Lebensqualität, Familienleben, sozialem Zusammenleben (Vereinstätigkeiten und politischem Engagement) und Freizeit. In der Literatur findet sich eine Vielfalt an Bildungswirkungen: ökonomische Erträge, gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration, Lebensqualität und -zufriedenheit. Was bedeutet Wirkungsmessung im Kontext der agrarischen Bildung und Beratung? Ob eine Handlung oder Leistung „Wirkung“ entfaltet, lässt sich sinnvollerweise an dem Umstand messen, ob ein bestimmtes, zuvor festgelegtes Ziel erreicht werden konnte bzw. ob ein Beitrag der Leistung zur Zielerreichung feststellbar ist. Das ist insofern keine triviale Aussage als Handlungen und Leistungen häufig unbeabsichtigte (Neben-)Effekte produzieren, die entweder mit der Erreichung eines Ziels nicht in Verbindung stehen oder sogar dessen Erreichung entgegenwirken können. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 159 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Wirkung kann als letztes von fünf Elementen einer „Wirkungskette“ gesehen werden. Fünf Elemente der Wirkungsmessung lebensministerium.at Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. Abb. 44 Wirkung kann als letztes von fünf Elementen der „Wirkungskette“ (vgl. Baumfeld & Salzmann 2011) modelliert werden (zur Logik vgl. Hummelbrunner 2005). Siehe dazu Abbildung 44. Den Ausgangspunkt bildet das genannte Ziel (z. B. gut ausgebildete Land- und Forstwirt/innen). Um dieses zu erreichen, werden eine oder mehrere Leistungen definiert (z. B. Angebot unterschiedlicher land- und forstwirtschaftlicher Ausbildungen). Diese müssen nun genutzt werden, d. h., im Sinne des Beispiels müssen Personen diese Ausbildungen absolvieren. Der Grad der Nutzung lässt sich hier beispielsweise an Teilnehmer/innen- oder Absolvent/innenzahlen ablesen. Die Nutzung selbst sagt aber noch nichts darüber aus, was die Leistung hinsichtlich der Personen verändert hat. Somit braucht es eine zweite Stufe der Messung, nämlich die des Ergebnisses. Als Ergebnis soll all das bezeichnet werden, was als direkter Effekt aus der Leistung und deren Nutzung resultiert. So könnten Ergebnisse beispielsweise als individuell wahrgenommene Kompetenzen, die im Rahmen der spezifischen Ausbildung erlangt worden sind, bei den Personen abgefragt werden. Wirkung meint dann im Gegensatz zu den Ergebnissen Effekte, die zwar in einem bestimmten Grad von Leistungen und deren Nutzung beeinflusst werden, aber auch durch andere Faktoren bestimmt sind. Dies wären die gesamten Kompetenzen eines Landwirts bzw. einer Landwirtin. Hierzu kann die landwirtschaftliche Ausbildung zwar einen Teil beitragen, aber Weiterbildung, Beratung und informelles Lernen (durch Freunde/Verwandte, Lesen von Fachbüchern etc.) sowie die bloße wiederkehrende Anwendung von Wissen können ebenfalls Bestimmungsfaktoren für Kompetenzen sein. Nach dieser Logik wurde nun versucht, das Spektrum an Leistungen, Nutzungen, Ergebnissen und Wirkungen darzustellen und auch empirisch zu untermauern (vgl. Abb. 45). Direkte Ergebnisse der agrarischen Ausbildung Um zu einer Einschätzung zu gelangen, inwieweit der landwirtschaftliche Ausbildungsbereich die gewünschten Ergebnisse (im Sinne der Ziele) erreicht hat, wurden alle Personen, die in ihrer Bildungsbiografie eine formale landwirtschaftliche Ausbildung absolviert haben, gefragt, inwieweit sie durch diese Ausbildung auf folgende Bereiche vorbereitet wurden: •Tätigkeiten in der Produktion •Tätigkeiten in der Verarbeitung 160 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Wirkungsmessung im Kontext agrarischer Bildung und Beratung Leistung Ausbildung an den Schulen und BOKU Landjugend Weiterbildungsangebote Beratungsangebote Nutzung Ergebnisse direkt Absolvierung Mitgliedschaft und Teilnahme an den Angeboten Kompetenzen, Titel, Zertifikate durch Ausbildung Kompetenzen durch Landjugend Kompetenzen, Zertifikate durch WB Teilnahme Inanspruchnahme Wirkungen indirekt Kompetenzen von LW insgesamt Weiterbildungsbereitschaft Zufriedenheit mit: • Haushaltseinkommen • Wohnung, Haus • Sozialem Leben • Derzeitiger Tätigkeit • Wissen und Fertigkeiten Soziales Engagement Kompetenzen durch Beratung lebensministerium.at Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. Abb. 45 •Vermarktung/Marketing •Betriebswirtschaft (z. B. Buchhaltung, Kalkulation) •Planung und Organisation •Kooperationen (z. B. mit der Gemeinde, anderen Betrieben etc.) •Umgang mit Computer und Internet •persönliche Entwicklung •Familienleben •Tätigkeiten in Vereinen oder anderen Organisationen •Freizeitaktivitäten Über alle land- und forstwirtschaftlichen Ausbildungsstationen hinweg lassen sich drei Bereiche festmachen, auf die sich die Befragten am besten vorbereitet fühlen: Produktion, Betriebswirtschaft und persönliche Entwicklung. Der Aufbau von Kooperationen sowie die Arbeit mit Computer und Internet rangieren hingegen auf den letzten Plätzen. Diese Werte sind aber nur Durchschnittswerte und repräsentieren somit die Einschätzung einer Bandbreite unterschiedlicher Personen. Um sichtbar zu machen, dass die Bewertung deutlich variiert, wurde ein Vergleich zwischen Altersgruppen hergestellt. Gerade das Alter ist ein guter Indikator für Veränderungen und Entwicklungen über die Zeit, in der die Personen zumeist im selben Alter bestimmte Ausbildungen absolvieren. Tendenziell kann für nahezu alle Bereiche gesagt werden, dass sich jüngere Personen besser vorbereitet fühlen als ältere. Das kann als Verbesserung (Anpassungen) im land- und forstwirtschaftlichen Ausbildungssystem interpretiert werden. Betrachtet man die Ausbildungsbereiche im Detail, sind die größten Unterschiede hinsichtlich des Alters bei Vermarktung/Marketing, Betriebswirtschaft, Kooperationen und vor allem dem Umgang Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 161 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Junge Landwirt/innen fühlen sich auf die Bereiche Vermarktung, Betriebswirtschaft, Kooperationen und vor allem Computer und Internet besser vorbereitet als ältere. In Erhebungen an Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen wurden die Absolvent/innen gefragt, ob ihre formale Ausbildung in ihrem derzeitigen Beruf anwendbar ist (allerdings ohne weitere Spezifizierung auf bestimmte Bereiche). Ein Großteil gab an, dass die Schulausbildung teilweise oder großteils im aktuellen Beruf umsetzbar ist, wobei jene, die besonders gute Bewertungen abgaben, meist in landwirtschaftlichen bzw. landwirtschaftsnahen Berufen tätig waren. In den Befragungen wurden die jeweiligen Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen von vielen Befragten (sowohl von jenen, die im agrarischen Bereich tätig waren, als auch von jenen, die dies nicht waren) mit der Begründung weiterempfohlen, dass es sich um eine fundierte und praktische Ausbildung handle, die Grundlagen in vielen Bereichen vermittle und mit der viele Berufswege offen stünden (vgl. Keplinger 2004, Racz 2004, Weissensteiner 2004). In einer landesweiten Erhebung unter Absolvent/innen von landwirtschaftlichen Fachschulen und Hauswirtschaftsschulen im Bundesland Salzburg zeigte sich allgemein eine hohe Zufriedenheit über die Ausbildung. Dennoch wurde auch der Wunsch nach einer fundierten Allgemeinbildung und nach mehr Praxis an den Schulen deutlich (vgl. Faistauer 2010/11). An das letzte Argument knüpfen auch Ergebnisse aus den biografischen Interviews an, die zeigen, dass an den Fachschulen ein noch intensiverer Praxisbezug wünschenswert wäre. Einschätzung der Vorbereitung durch agrarische Bildung auf unterschiedliche Arbeits- und Lebensbereiche nach Alter 5 ... sehr gut vorbereitet In einer Salzburger Schulerhebung gab ein Großteil der Befragten an, dass die landwirtschaftliche Ausbildung teilweise oder großteils im aktuellen Beruf umsetzbar ist. mit Computer und Internet zu sehen. Es kann also angenommen werden, dass hier die größten Entwicklungen im agrarischen Bildungsbereich passiert sind. Vor allem bei Computer und Internet handelt es sich um einen Bereich, der in der Schulbildung vor einigen Jahrzehnten noch nicht vorkam. Kaum Unterschiede hingegen lassen sich für die persönliche Entwicklung sowie für die Vorbereitung auf Tätigkeiten in Vereinen und anderen Organisationen feststellen (vgl. Abb. 46). 5,00 20-29 30-39 40-49 50-59 60 und älter Durchschnitt 4,50 4,00 3,50 1 ... sehr schlecht vorbereitet 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 lebensministerium.at Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnung Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung, n=520 162 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Abb. 46 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Direkte Ergebnisse von Weiterbildung und Beratung (nonformale Bildung) Für die Bewertung der direkten Ergebnisse von Weiterbildung und Beratung wurde in den telefonischen Befragungen eine zweistufige Fragestellung angewandt. Die erste Stufe umfasst Bewertungen der Nützlichkeit auf Ebenen einzelner Beratungen und Weiterbildungsmaßnahmen. Es erschien aber auch wesentlich, die Erfahrungen mit Weiterbildung und Beratung auszuloten, die länger als ein Jahr zurückliegen. So wurde ähnlich dem oben beschriebenen Abschnitt zur formalen Bildung wieder die Frage gestellt, inwieweit die Betriebsinhaber/innen durch Weiterbildung und Beratung auf bestimmte Arbeits- und Lebensbereiche vorbereitet wurden. Weiterbildung und Beratung wurden dabei gemeinsam abgefragt, da aufgrund des Detaillierungsgrads der Fragen angenommen wurde, dass eine Unterscheidung für die Befragten schwierig werden würde. Befragt wurden dabei nicht nur Personen, die in den letzten zwölf Monaten Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch genommen hatten, sondern auch jene, die angaben, dies vor dieser Zeit getan zu haben. In den zwölf Monaten vor der Befragung wurden von den 1.011 Befragten 312 Beratungen und 545 Weiterbildungen in Anspruch genommen (siehe Kapitel „Weiterbildung und Beratung“). Die Bewertung der Nützlichkeit der Beratungen rangieren – wie die nachfolgende Grafik zeigt – allesamt auf einem sehr hohen Level. Es wurden dabei alle Themen einbezogen, bei denen mindestens zehn Bewertungen vorliegen. Obwohl die Grafiken hinsichtlich der Bewertungen zwischen den Themenfeldern Abstufungen zeigen, sind diese nur begrenzt auch für die Grundgesamtheit aller Weiterbildungen und Beratungen interpretierbar. Auch die Bewertung der Nützlichkeit der in Anspruch genommenen Weiterbildungsangebote liegt – wenngleich in einer etwas anderen Themenreihenfolge – auf einem hohen Level. Alle Landwirt/innen, die jemals Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch genommen haben, wurden gefragt, wie gut sie sich dadurch auf unterschiedliche Arbeits- und Lebensbereiche vorbereitet fühlen. Planung und Organisation liegen ebenfalls weit vorne. Auf folgende Bereiche fühlen sich Jüngere signifikant besser vorbereitet als Ältere: den Umgang mit Computer und Internet, das Eingehen von Kooperationen sowie Planung und Organisation. Die Befragten fühlen sich durch Weiterbildung und Beratung am besten auf die Bereiche Produk– tion und persönliche Entwicklung vorbereitet. Ein Indikator für Entwicklungen im Bildungs- und Beratungsbereich im Verlauf der Zeit ist der Vergleich zwischen Personen, die Bildung und Beratung vor mehr als zwölf Monaten absolviert haben, und jenen, die dies in den letzten zwölf Monaten getan haben. Tendenziell fühlt sich die letztere Gruppe durch Bildung und Beratung besser vorbereitet als erstere, signifikant jedoch nur in folgenden Bereichen: Produktion, Planung und Organisation, Umgang mit Computer und Internet und persönliche Entwicklung. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 163 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Nützlichkeit der Beratung 1 ... gar nicht nützlich 5 ... sehr nützlich Hofübernahme, Hofübergabe Recht, Steuer, Sozialversicherung Obst, Gemüse, Weinbau Forstwirtschaft und erneuerbare Energie Pflanzenbau und Pflanzenschutz Förderungen, Ausgleichszahlungen Tierhaltung und Tiergesundheit Betriebsentwicklung und Unternehmensführung Stallbau, Stallumbau, Umbau 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 lebensministerium.at Quelle: KeyQuest-Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n = 312 Beratungen Eine Studie von Diesenreiter & Sukitsch bescheinigt den LFI-Angeboten hohen beruflichen und privaten Nutzen. 164 Abb. 47 In der qualitativen Studie von Diesenreiter & Sukitsch (2007/08) wurden Teilnehmer/innen von Weiterbildungsangeboten des LFI interviewt und unter anderem nach der Nützlichkeit des Angebots gefragt. Die Befragten schrieben dem LFI-Angebot sowohl beruflichen als auch privaten Nutzen zu. Wichtig ist dabei die Umsetzung des Wissens im Beruf, was mehr Zufriedenheit im Berufsalltag und eine Verbesserung der Arbeitsstrukturen mit sich bringt. Auf der persönlichen Ebene bringt Weiterbildung den Befragten Möglichkeiten des Austausches und der Netzwerkbildung, die Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen, eine persönliche Auszeit vom Alltag und einen Zugang zu sozialen und politischen Bereichen (vgl. Diesenreiter & Sukitsch 2007/08, 37). „Erwachsenenbildung – und so auch das Angebot des LFI – bietet den Rahmen, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln“, ist die Schlussfolgerung der Autorinnen aus den Ergebnissen der qualitativen Studie (vgl. a. a. O., 61). Aus den Interviews mit Weiterbildungsteilnehmer/innen in der Studie von Baumhöfer u. a. (2003) geht hervor, dass Kurse mit produktionsbezogenen Themen die unmittelbarste Umsetzung im Betrieb fanden, während andere Kursinhalte (z. B. bfu – bäuerliches Familienunternehmen) eher längerfristig umgesetzt wurden, weil sie auf die Entwicklung von Zielen und Visionen für den Betrieb ausgerichtet waren. Auch die Autorinnen dieser Studie kommen zur Schlussfolgerung, dass sich Weiterbildung nicht nur positiv auf den Betrieb, sondern auch auf die Persönlichkeit (Selbstwert, Selbstbewusstsein, Lebensqualität) auswirkt (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, 88ff.). Auch bei den bildungsbiografischen Interviews zeigte sich ein hohes Interesse an bestimmten Themen, die über die unmittelbaren Betriebsnotwendigkeiten hinausgingen. Ist das Interesse vorhanden, werden auch andere Faktoren (z. B. Zeit) nicht als begrenzend wahrgenommen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Direkte Ergebnisse der Landjugend Alle Betriebsinhaber/innen, die angaben, Mitglied der Landjugend zu sein bzw. gewesen zu sein, wurden gebeten, all jenes Wissen und jene Fertigkeiten zu nennen, die sie dort für die Betriebsführung erworben haben (offene Frage, maximal drei Kompetenzen). Von den 481 Personen nannten 276 erlangte Kompetenzen, die in 17 Themengruppen zusammengefasst wurden. Aus der folgenden Abbildung (siehe Abb. 48) wird deutlich, dass durch die Landjugend eine Mischung aus produktionsbezogenen, allgemeinbildenden und ganz besonders sozialen Kompetenzen angeeignet werden können. Wissen und Fertigkeiten aus der Landjugendzeit 0% 5% 10% 15% 20% Kameradschaft, Gemeinschaft 20% Fachwissen 17% Organisation, Führung 12% Kommunikation, Rhetorik 11% Soziale Kompetenzen, Teamfähigkeit 10% Erfahrungsaustausch, Kontakte 8% Persönliche Weiterentwicklung 7% Freizeit, Bewegung 5% Allgemeinbildung 4% Teilnahme an Wettbewerben 4% Brauchtum, Tradition 25% 2% lebensministerium.at Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung. n=450 Nennungen von 276 Personen Abb. 48 Wirkungen auf die individuellen Kompetenzen Ziel agrarischer Bildung und Beratung ist es, den Absolvent/innen oder Teilnehmer/ innen bestimmte Kompetenzen für das Berufs- und/oder Alltagsleben zu vermitteln. Diese lassen sich über fünf Dimensionen genauer definieren: Sie umfassen Wissen (z. B. kognitives Wissen, fachliches Know-how), Fertigkeiten (z. B. handwerkliches Geschick und Technik), Dispositionen (Persönlichkeitsmerkmale), Werte (Haltungen und Einstellungen) und Motivationen (z. B. Weiterbildungs- oder Handlungsbereitschaft) (vgl. Gnahs 2007, 25ff.). Darüber hinaus kann der Kompetenzbegriff weiter ausdifferenziert werden in Fachkompetenz (z. B. Obstbau, Forstwirtschaft), Methodenkompetenz (z. B. analytisches Denken), Sozialkompetenz (z. B. Teamgeist, Kooperationsfähigkeit) und personale Kompetenz (z. B. Organisationstalent, Entscheidungsfähigkeit) (vgl. a. a. O., 27f.). Betrachtet man die Beschreibungen der agrarischen Bildungsbereiche im vorliegenden Bildungsbericht, und hier insbesondere die Kompetenzen, die agrarische Bildung und Beratung ihren Zielgruppen vermitteln, findet man diese Kompetenzbausteine in ähnlicher Weise vor (z. B. produktionsspezifisches Fachwissen, Marketingkenntnisse, unternehmerisches Denken, soziale Kompetenzen). Auch im Workshop mit Vertreter/innen der Bildungsbereiche wurden ähnliche Kompetenzbausteine gesammelt und systematisiert. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Mitglieder der Landjugend konnten sich besonders produktionsbezogene, allgemeinbildende und soziale Kompetenzen aneignen. 165 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Kompetenzen für das Berufs- und/ oder Alltagsleben lassen sich über fünf Dimensionen näher definieren: Wissen, Fertigkeiten, Dispositionen, Werte und Motivationen. Im Idealfall decken sich die beabsichtigten Bildungsziele mit den Ergebnissen. Das würde bedeuten, dass die eingesetzten Leistungen (Bildungs- und Beratungsangebote) in entsprechender Qualität angeboten wurden und deren Nutzung im geplanten Ausmaß und in der beabsichtigten Art und Weise erfolgt ist. Um herauszufinden, ob Aus- und Weiterbildung, Beratung und Landjugend Wirkungsbeiträge zu den individuellen Kompetenzen leisten, mussten zu Beginn die Kompetenzen aller Befragten ermittelt werden. Dazu wurden die Betriebsleiter/innen gebeten, anhand einer fünfstufigen Skala einzuschätzen, inwieweit bestimmte Aussagen auf sie zutreffen. Jede – im Folgenden gelistete – Aussage steht dabei für einzelne Kompetenzbausteine, die für die Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft wesentlich erscheinen: •Ich verfüge über das notwendige Wissen und die Fertigkeiten, die ich für meine land- und forstwirtschaftliche Arbeit benötige (Fachkompetenz). •Ich bin in der Lage, andere zu motivieren (Sozialkompetenz, Dispositionen). •Ich bin Neuem gegenüber offen und suche gerne nach neuen Möglichkeiten und Wegen (personale Kompetenz, Methodenkompetenz). •Ich bin in der Lage, klare Ziele zu setzen und mein Tun danach auszurichten (personale Kompetenz, Methodenkompetenz). •Die gute Zusammenarbeit mit anderen Menschen fällt mir leicht (Sozialkompetenz). Qualifikationen, die Landwirt/innen in ihrem gesamten Lebensumfeld charakterisieren Unternehmer/ Unternehmerin Werteträger/ Dienstleister/ Werteträgerin Dienstleisterin Landschaftserhalter & Naturschützer/ Produzent/ LandschaftsProduzentin erhalterin & Naturschützerin Der Landwirt/ die Landwirtin als ... Familienmitglied Verantwortungsträger/ Verantwortungsträgerin • Ich nutze meine Arbeit oder mein privates Umfeld, um mir fehlendes Wissen anzueignen (Weiterbildungsbereitschaft – informell). Konsument/ Konsumentin Handwerker/ Handwerkerin Manager & Organisator/ Managerin & Innovator & Organisatorin Kommunikator/ Entwickler/ Kommunikatorin Innovatorin & Entwicklerin/ Funktionär/ Funktionärin lebensministerium.at Quelle: Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, herausgearbeitet im Workshop mit Vertreter/innen der agrarischen Bildungsbereiche. Abb. 49 166 • Fehlendes Wissen eigne ich mir über Weiterbildungsmaßnahmen oder Beratung an (Weiterbildungsbereitschaft – nonformal). • In meiner täglichen Arbeit ist mir ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen und mit der Umwelt wichtig (Werte). Die Selbsteinschätzung ergab sehr hohe Werte in allen Bereichen, die nur sehr wenig schwankten. D. h., die Einschätzungen der Personen je Kompetenzdimension liegen alle relativ nahe beieinander. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Da das Workshop mit den Vertreter/innen der Bildungs- und Beratungsbereiche ergab, dass jede dieser Kompetenzen als relevant einzustufen ist, wurden sie für die Wirkungsberechnung zu einem einzigen Index zusammengefasst. Er repräsentiert als Mittelwert aller acht Kompetenzen das gesamte Kompetenzportfolio. Kompetenzbausteine für die land- und forstwirtschaftliche Arbeit. In einem nächsten Schritt wurde geprüft, ob sich dieser Kompetenzindex zwischen Personen unterscheidet, die Leistungen aus einem der Bildungs- und Beratungsbereiche konsumiert haben: •Betriebsinhaber/innen, die eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert haben, zeigten höhere Werte im Kompetenzportfolio als jene, die nur Ausbildungsabschlüsse außerhalb des agrarischen Bereichs aufweisen. •Betriebsinhaber/innen, die jemals Weiterbildung oder Beratung in Anspruch genommen haben, weisen ebenfalls signifikant höhere Werte auf als jene, die dies nicht getan haben. •Auch Mitglieder bzw. ehemalige Mitglieder der Landjugend weisen signifikant höhere Kompetenzindexwerte auf als Personen, die niemals bei der Landjugend gewesen sind. Wirkungen auf das soziale Engagement Die Wirkung von Bildung beschränkt sich aber nicht nur auf Veränderungen bei Einzelpersonen. Auch gesellschaftliche Wirkungen können dadurch entstehen. Im Workshop mit den Vertreter/innen der Bildungs- und Beratungsbereiche wurde die Hypothese formuliert, dass sich Absolvent/innen landwirtschaftlicher Ausbildungseinrichtungen stärker als andere in ihren Regionen sozial engagieren. Vor allem das resultierende politische Engagement wurde durch die landläufige Bezeichnung der „Bürgermeister/innenschulen“ unterstrichen. In Anlehnung an den Adult Education Survey (Statistik Austria 2007) wurden die Landwirt/innen gefragt, ob sie an Aktivitäten folgender Gruppen, Vereine oder Organisationen teilgenommen haben: •agrarische Organisationen (z. B. Landwirtschaftskammer, Maschinenring, Zuchtverband ...) •politische Parteien oder Organisationen, Gewerkschaft (pro-ge) etc. •Kirche, Religionsgemeinschaft •Freizeit-, Hobby- oder kulturelle Gruppe •soziale, karitative oder Hilfsorganisationen (z. B. Feuerwehr, Rotes Kreuz ...) •sonstige Gruppe (Umweltschutz-, Menschenrechtsgruppe, Bürgerinitiative etc.) Bis auf die Kategorien „Freizeit-, Hobby- oder kulturelle Gruppe“ und „sonstige Gruppe“ zeigt sich, dass Betriebsinhaber/innen mit abgeschlossener agrarischer Ausbildung signifikant häufiger sozial engagiert sind als jene ohne formalen agrarischen Abschluss. Als Erklärung dafür könnten die direkten Ergebnisse Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 167 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung der agrarischen Ausbildung herangezogen werden, die deutlich machen, dass die Ausbildung auch auf die Tätigkeit in Vereinen und anderen Organisationen vorbereitet. Aber auch die (ehemalige) Mitgliedschaft bei der Landjugend zeigt signifikante Zusammenhänge, und zwar in allen oben genannten Bereichen des sozialen Engagements. Eine hohe Bereitschaft zu politischem Engagement geht auch aus Befragungsergebnissen unter Junglandwirt/innen hervor: 79 % setzen sich mit agrarpolitischen Themen auseinander und etwa 52 % möchten gerne gestalterisch an der Agrarpolitik mitwirken (vgl. Quendler 2011, 18). Landwirtschaftliche Ausbildung und Weiterbildungsbereitschaft Betriebsinhaber/innen mit abgeschlossener agrarischer Ausbildung sind signifikant häufiger sozial engagiert als jene ohne agrarische Bildung. Absolvent/innen einer landwirtschaftlichen Ausbildung zeigen eine höhere Weiterbildungsbereitschaft als jene, die keine landwirtschaftliche Bildung aufweisen. 168 Ein Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Ausbildung liegt in der Motivierung der Schüler/innen und Student/innen, sich nach ihrer Ausbildung selbstgesteuert Wissen anzueignen. Somit kann „Weiterbildungsbereitschaft“ als beabsichtigte Wirkung des agrarischen Bildungsbereichs definiert werden. Sie ist auch Teil des oben beschriebenen Kompetenzportfolios. Betrachtet man sie losgelöst von den anderen Kompetenzen und untersucht man die Zusammenhänge mit der landwirtschaftlichen Ausbildung, so erkennt man, dass Personen, die eine solche durchlaufen haben, eine signifikant höhere Weiterbildungsbereitschaft aufweisen als jene, die dies nicht getan haben. Weiterbildungsbereitschaft selbst mündet wieder in konkrete Handlungen, was durch die Korrelation mit der tatsächlichen Beteiligung an Weiterbildung und Beratung zum Ausdruck kommt. Auch bei Schneeberger & Kastenhuber zeigte sich generell eine positive Einstellung zu Weiterbildung, die i. w. S. als Weiterbildungsbereitschaft gedeutet werden kann: 67 % stimmten voll und ganz und 25,3 % eher der Aussage zu, dass Weiterbildung wichtig für das Selbstbewusstsein sei. Hohe Zustimmung erreichte außerdem die Aussage „Weiterbildung braucht man heute, um auch etwas für die Persönlichkeitsbildung zu tun“. Mit diesen Einstellungsfragen sollte das Weiterbildungsbewusstsein der Betriebsinhaber/innen erhoben werden (vgl. Schneeberger & Kastenhuber 1997, 29). Wirkung von Bildung und Beratung auf die Lebensqualität Bildungswirkung wird sehr oft an ökonomischen Indikatoren gemessen, so etwa über den Anstieg des Einkommens. Diese Studie legte den Fokus aber auf den Beitrag von Bildung und Beratung zur Lebensqualität. Obwohl Einkommen ein Bestandteil von Lebensqualität ist, können diese beiden Aspekte nicht gleichgesetzt werden. Der Grund dafür ist die Annahme, dass Fähigkeiten und Kompetenzen dafür verantwortlich sind, Ressourcen (wie Geld) in Lebensqualität umzuwandeln (vgl. Sen 1990). Kompetenzen tragen aber auch dazu bei, dass sich eine Person überhaupt Ressourcen aneignen kann. Bildung kann zwar nicht als einziger Faktor gesehen werden, aber als „Schlüsselfaktor und Grundstock für Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Lebensqualität“: „Bildung schafft Lebensqualität, indem diese Handlungsspielräume eröffnet, Veränderungen ermöglicht und damit Entwicklung unterstützt. (...) Bildung wirkt identitätsstiftend und ist Voraussetzung für die Selbstorganisation ...“ (Evaluierungsbericht 2010, Teil B, 494). Die Frage, die sich nun stellt, ist: Trägt eine höhere Kompetenz zu höherer Lebensqualität bei? In der Studie wurde die Lebensqualität durch „Zufriedenheit“ operationalisiert. In Abgrenzung zum Konstrukt „Glück“, das eher für emotionale, momentane Aspekte der Lebensqualität steht, repräsentiert Zufriedenheit die evaluative und kognitive Dimension der Lebensqualität (vgl. Glatzer und Zapf 1984, 178). Die Betriebsinhaber/innen wurden in Anlehnung an den European Quality of Life Survey gefragt, wie zufrieden sie mit den folgenden Bereichen sind (vgl. EQLS 2007): • ihrem Haushaltseinkommen •ihrer Wohnung/ihrem Haus •ihrem Familienleben •ihrer Gesundheit •ihrem sozialen Leben •ihrer momentanen Tätigkeit •ihrem Wissen und ihren Fertigkeiten Ähnlich wie bei den Kompetenzen wurden die Einzeldimensionen zu einem Index zusammengefasst, der die gesamte Lebensqualität jeder Person beschreiben soll. Vergleicht man nun die Kompetenzen einer Person (Kompetenzportfolio, zu dem Bildung und Beratung einen Beitrag leisten) mit der gesamten Lebensqualität, so zeigt sich, dass Personen, die ihre Kompetenz höher einschätzen auch über ein Mehr an Lebensqualität verfügen. Die biografischen Interviews unterstützen diesen Zusammenhang. Sie zeigen auch die Wechselwirkung auf, dass die mit der Situation zufriedenen Interviewten offensichtlich motivierter sind, sich weiterzuentwickeln. Von den Interviewten wurden folgende Faktoren genannt, die einen Schluss auf ihre Zufriedenheit zulassen: Selbstbestimmtheit, Leben in der Natur, Umgang mit Tieren, Vereinbarkeit von Arbeit und (Groß-)Familie, Flexibilität, Probieren und Umsetzen neuer Ideen, mit eigenen Zielen erfolgreich sein können. Personen, die ihre Kompetenz höher einschätzen, verfügen auch über ein Mehr an Lebensqualität. Auch in den qualitativen Studien von Diesenreiter & Sukitsch (2007/08) und Baumhöfer u. a. (2003) wird Bildung mit Aspekten von Lebensqualität assoziiert: Wohlbefinden, Einstellungsänderung und Entwicklung, „Weiterkommen“ und generell eine positive(re) Lebenseinstellung sind – unter anderem – Aspekte des persönlichen Nutzens, die Teilnehmer/innen von LFI-Angeboten aus ihrer Weiterbildung ableiten (vgl. Diesenreiter & Sukitsch 2007/08, 37ff.). Sowohl aus den qualitativen Interviews als auch aus Wortmeldungen in den Workshops mit Landwirt/innen geht hervor, dass Bildung eine Verbesserung der Lebensqualität mit sich bringt (vgl. Baumhöfer u. a. 2003, 89) und dass die Frage der Lebensqualität im Bildungsangebot zunehmend an Bedeutung gewinnt (vgl. a. a. O., 133). Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 169 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Resümee und Forschungsausblick In der vorliegenden Studie untersuchten das Österreichische Institut für Erwachsenenbildung (oieb) und die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP) die Bildungs-, Weiterbildungs- und Beratungsteilnahme landwirtschaftlicher Betriebsinhaber/innen. Um einen möglichst breiten Einblick in das Forschungsfeld zu gewinnen, hat die Datenerhebung drei methodische Schritte umfasst. Dabei bildet die quantitative telefonische Befragung die repräsentative Datenbasis, indem sie Strukturen der Aus- und Weiterbildung und Beratung sichtbar und Zusammenhänge statistisch überprüfbar macht. Die offenen biografischen Interviews ergänzen die quantitativen telefonischen Befragungen um verstehend rekonstruktive Befunde, die einen tieferen Einblick in Motivlagen, individuelle Zusammenhänge und Kausalitäten liefern. Als drittes Element nutzt die Sekundäranalyse bereits vorhandene Ergebnisse quantitativer und qualitativer Studien als Operationalisierungsund Interpretationshilfe. Die konkreten Fragestellungen und Kontextualisierungen der zusätzlich herangezogenen Studien liefern einen zusätzlichen Erklärungswert und ermöglichen es, die eigenen Ergebnisse zu untermauern. Methodenmix aus Literaturanalyse, telefonischen Befragungen und biografischen Interviews hat sich bewährt. Das agrarische Bildungs- und Beratungssystem bereitet Landwirt/ innen gut auf Herausforderungen in unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbereichen vor. 170 Das zentrale Ergebnis der Studie ist, dass das agrarische Bildungs- und Beratungssystem die Landwirt/innen gut auf Herausforderungen in unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbereichen vorbereitet. Das zeigt sich insbesondere bei den telefonischen Befragungen. Bei der formalen Bildung (Schule, Lehre etc.) wird seitens der Landwirt/innen grundsätzlich sehr viel Wert auf thematische Breite und praktische Anwendbarkeit gelegt. Bereits die wenigen qualitativ untersuchten Fälle zeigen, wie viele kompetente Expert/innen in österreichischen Betrieben tätig sind. Erfahrene Landwirt/innen könnten mit ihren Erfahrungen und ihrem Know-how das bestehende Schulsystem ergänzen und so über neue Module und neue Lern- und Vermittlungsformen eingesetzt werden. Dies käme auch dem Wunsch der Auszubildenden nach zusätzlicher Praxiserfahrung nach. Rasche Veränderungen in verschiedenen Bereichen der landwirtschaftlichen Praxis erfordern ein kontinuierliches Lernen seitens der Betriebsinhaber/innen, aber auch die Weiterentwicklung des Aus- und Weiterbildungssystems selbst. Dass dies gelingt, widerspiegeln die positiven Bewertungen der Aus- und Weiterbildung bei den telefonischen Befragungen, die sich von Alterskohorte zu Alterskohorte stetig verbessern. Hinsichtlich einzelner Themen kann festgestellt werden, dass Beratung und/oder Weiterbildung Bildungsunterschiede zwischen den Altersgruppen gut auszugleichen vermag. Die Bewertungen einzelner Beratungs- und Weiterbildungsangebote rangieren auf einem hohen Level der Nützlichkeit. Bei der Einschätzung der eigenen Kompetenzen zeigen die Landwirt/ innen hohe Werte in allen Bereichen, die wiederum ihre vielschichtigen Rollen im ländlichen Raum widerspiegeln. Es zeigt sich auch, dass Absolvent/innen agrarischer Bildung sowie jene, die Weiterbildung und Beratung nutzen, ihre Kompetenzen höher einschätzen als jene, die diese Angebote nicht nutzen. Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Kapitel 4: Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen ist die Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung der Landwirt/innen (in den letzten zwölf Monaten) durchaus günstig zu beurteilen. Die Auswertung der telefonischen Befragung hat gezeigt, dass eine absolvierte landwirtschaftliche Ausbildung positiv mit einer späteren Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung zusammenhängt. Aus den biografischen Interviews lässt sich hinsichtlich Weiterbildungs- bzw. Beratungsmotivation ein Zusammenspiel aus familiärem Bildungsmilieu, wirtschaftlicher Situation des Betriebs, Eigenpotenzial sowie weiteren variierenden Faktoren ablesen. Eine genauere Kenntnis der Einflussfaktoren könnte Wege aufzeigen, wie bei Quereinsteiger/innen in die Landwirtschaft das Fehlen einer landwirtschaftlichen Erstausbildung kompensiert werden könnte. Qualitative Untersuchungen könnten darüber Aufschluss geben. Als Grund, in den letzten zwölf Monaten keine Weiterbildung und/oder Beratung in Anspruch genommen zu haben, wurde in den telefonischen Befragungen am häufigsten angegeben, bereits über ausreichend Wissen und Fertigkeiten zu verfügen. Die qualitativen Befunde lassen darauf schließen, dass es sich dabei um eine heterogene Gruppe handelt (von tatsächlich ausreichend gebildeten bis hin zu resignierten Landwirt/innen), die in Folgestudien noch weiter differenziert werden müsste. Jedenfalls empfiehlt es sich, neue Formen der Ansprache für diese Personengruppe zu finden, um sie für agrarische Weiterbildung und Beratung zu gewinnen. Dabei wäre es sinnvoll, spezielle zielgruppenspezifische und thematische Veranstaltungsformate zu entwickeln, um jene zu erreichen, die bisher noch nicht in das agrarische Bildungssystem eingebunden waren. Um nicht nur auf konkreten Bildungsbedarf zu reagieren, sondern vor allem Entwicklungspotenziale aufzuzeigen, können spezielle Formen der Ansprache (aktivierende Bildungsbedarfserhebungen und aufsuchende Beratungsangebote) unterstützen. Eine absolvierte landwirtschaftliche Ausbildung korreliert positiv mit der späteren Weiterbildungs- und Beratungsteilnahme. Projektteam Mag. Michael Fischer, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Mag.a Barbara Gruber-Rotheneder, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Mag.a Dr.in Eveline Neubauer, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Mag.a Dr.in Andrea Payrhuber, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Dr.in Sophie Pfusterschmid, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft Mag. Klaus Thien, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Dipl.-Ing.in Dr.in Christiane Wagner-Alt, Lebensministerium, Abt. II/2 Mag.a Christine Wogowitsch, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 171 Visionen und Ziele Kapitel 1: Stellenwert der Bildung © Anatoly Tiplyashin - Fotolia.com xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxx Visionen und Ziele Die Zukunft der Bildung und Beratung in der Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft..................................................... 173 172 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Visionen und Ziele Die Zukunft der Bildung und Beratung in der Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Ein langfristiges Wirkungsziel des Lebensministeriums ist die „nachhaltige Entwicklung des vitalen ländlichen Raumes mit gleichen Entwicklungschancen für Frauen und Männer“. In Zukunft werden wir gemeinsam folgende Schwerpunkte setzen: (1) vom Landwirt zum Ressourcenwirt (2) innovative Lehr- und Lernformen (3) struktureller Ausbau der Agrar- und Umweltbildung Den natürlichen Rohstoffen wird global gesehen im 21. Jahrhundert mehr und mehr eine Schlüsselfunktion zukommen. Know–how in der Agrarwirtschaft ist nicht nur Voraussetzung für eine gesicherte Ernährung und eine organische Rohstoffbasis, sondern dient auch zur Sicherung der Lebensgrundlagen der gesamten Bevölkerung. Ausbildungsmaßnahmen haben sehr lange Vorlaufzeiten. Um zeitgerecht auf Herausforderungen reagieren zu können, bedarf es weit vorausschauender Steuerung. Das Land- und forstwirtschaftliche Bildungs- und Beratungswesen weist eine besondere Aufgabenstellung und Verantwortung aus. Nachhaltiges Wirtschaften steht im Zentrum zukünftiger Bildung und Beratung. Visionen - Forcierung der Naturressourcen: Die knappen Erdölreserven zeigen auf, dass dringend etwas verändert werden muss, um die Natur und Umwelt nachhaltig zu schützen und Alternativen aufzubauen. Umfassendes Wissen zu Boden- und Klimaschutz wird neben dem Wandel zu Energiesystemen, die auf erneuerbaren Ressourcen beruhen, immer bedeutender. - Zusammenrücken von Umwelt- und Agrarwirtschaft hin zu einer gemeinsamen Bildung: Die Globalisierung der Wirtschaft und das westliche Wohlstandsmodell haben zu zahlreichen erfreulichen Verbesserungen geführt. Einzelne einseitige Ausprägungen haben mittlerweile aber auch zur Entwicklung von Krisen vor allem der Klima- und Wirtschaftskrise beigetragen. Es mehren sich Zeichen, dass dieses Wirtschaftmodell wieder dahingehend verändert werden muss, Umwelt und Ressourcen weitestgehend zu schonen und verstärkt auf die Lebensqualität zu achten. Dazu braucht es einen tiefgreifenden Wandel, der die biophysischen Grenzen, materiellen Wohlstand und soziale Gerechtigkeit weltweit gesehen in Einklang bringt. Dieses Bewusstsein auch in der agrarischen Ausbildung zu verankern wird ebenfalls Aufgabe einer zukünftigen Agrarbildung sein. - Neues Selbstverständnis der Landwirtschaft: Das neue Bild der Landwirtschaft ist die Vereinigung von Produktion-Wirtschaft-Umweltschutz-Tradition und Lifestyle. Agrarbildung entwickelt neue Paradigmen, die sowohl fundamentale menschliche Werte wie Würde, Ethik, Ästhetik als auch Belange der Wirtschaftlichkeit und der technologischen Effizienz umfassen und in gleichem Maße hochhalten. Das agrarische Bildungssystem sieht sich in einer umfassenden Agrarischer Bildungs-und Beratungsbericht 2012 173 Visionen und Ziele Die Trias Ökonomie– Ökologie–Soziales bestimmen Bildung und Beratung in der Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Rolle als Förderer einer systemischen und kulturellen Veränderung und spiegelt die Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer biophysischen und soziokulturellen Umgebung wider. - Steigerung des Ausbildungsniveaus und der Berufsabschlüsse: Alle BetriebsleiterInnen verfügen über eine agrarische Ausbildung. Neben einer quantitativen Steigerung soll es auch zu einer qualitativen Weiterentwicklung der Berufsabschlüsse kommen. Mindestens die Haupterwerbsbetriebe können zur Gänze eine höhere Ausbildung (Meister/in, Matura) oder einen tertiären Bildungsabschluss erwerben. Es soll die Möglichkeit bestehen, alle Qualifikationsstufen während des gesamten Lebensverlaufs durch flexibilisierte Ausbildungsmodelle zu erlangen. - Ausbildung zu Unternehmerpersönlichkeiten: Das Ergebnis der Agrarbildung sind motivierte, optimistische, selbstständige, umweltbewusste, innovative, unternehmerische Persönlichkeiten für den ländlichen Raum. - Vermittlung von Kernkompetenzen: Agrarbildung in Österreich ist ein ökologisch, sozial sowie wirtschaftlich nachhaltiges, wert- und kulturorientiertes, partizipatives Bildungssystem. Es werden (1) relevante Kompetenzen zur Sicherung einer hohen Lebensqualität, (2) zur Erhaltung und verantwortungsvollen Nutzung der Lebensgrundlagen Boden, Wasser, Luft, Energie und biologische Vielfalt, (3) zur umweltgerechten Entwicklung und dem Schutz der Lebensräume und (4) Kompetenzen zur nachhaltigen Produktion sicherer und hochwertiger Lebensmittel und nachwachsender Rohstoffe vermittelt. - Kluge Vernetzungen: Durch den Ausbau von internen, externen, nationalen und internationalen strategischen Netzwerken und Bildungskooperationen mit Gewerbe, Industrie, Schulen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und NGOs gewinnen die Bildungseinrichtungen im internationalen Wettbewerb an Profil. - Innovationsfördernde Finanzierung: Die Bewerkstelligung der Finanzierung bedarf ein weitsichtiges Denken und alternative, Innovation fördernde Finanzierungsformen und Finanzierungspartnerschaften. Für die Möglichkeit der Kommerzialisierung durch Teilnehmerfinanzierung und Förderbarkeit wird die gesetzliche Basis geschaffen. - Erhalt der Eigenständigkeit: Der Erhalt des gesamten agrarischen Bildungssystems (FS, HLFS, LFA..) ist dessen besonderer Wettbewerbsfaktor. Flexibilität und raschere Anpassung an Markterfordernisse sind dadurch möglich. Bildungszentren (Grüne Zentren) schaffen die Basis für innovatives und lebendiges Lernen und spielen eine Schlüsselrolle im ländlichen Raum. Das agrarische Bildungsangebot mit innovativen Themen und Lernformen ist flächendeckend in Österreich gegeben, lokale und regionale Angebote ermöglichen lebensbegleitendes Lernen. Leitende Ziele Quantitative Ziele •100%-ige agrarische Durchschulung der Betriebsleiter/innen bis 2030 •20%-ige Steigerung der Anzahl der Betriebsleiter/innen mit höheren Abschlüssen bis 2020 174 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Visionen und Ziele •5%-ige Steigerung der Anzahl der Betriebsleiter/innen mit tertiären Abschlüssen bis 2020 •Mindestens 50% der Betriebsleiter/innen sollen bis 2020 mit den Bildungsund Beratungsangeboten der bundesweiten Kampagne „Mein Betrieb - Meine Zukunft“ zur Stärkung der Unternehmerkompetenz und zur Verbesserung der Lebensqualität der bäuerlichen Familien erreicht werden •Forcierung und Ausbau der Arbeitskreisberatung als bundesweiter Weiterbildungs- und Beratungsschwerpunkt zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben- bis 2020 soll es dieses Angebot in allen Bundesländern mit mindesten 6.000 Mitgliedern geben Qualitative Ziele •Schaffung bundesweiter einheitlicher Rahmenbedingungen für die Facharbeiter/innenausbildung im ersten und zweiten Bildungsweg bis 2020 •Installierung neuer Lehrberufe: Biomasse und Bioenergie bis 2013 und Dienstleiter/in im ländlichen Raum bis 2020 •Thematische Öffnung durch eine neue Fachrichtung „Naturressourcen und Umweltwirtschaft“ an den höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen bis 2016 •Aufbau von Modell-Lern-Netzwerken in jedem Bundesland zur Stärkung der übersektoralen Zusammenarbeit der Bildungsanbieter und zur integrierten Regionalentwicklung auf der Grundlage des Konzeptes Lebensbegleitendes Lernen der LLL 2020 Strategie •Sicherstellung einer kompetenten, umfassenden, firmenunabhängigen und kostengünstigen Beratung, die von allen Betrieben unabhängig von ihrer Größe in Anspruch genommen werden kann •Sicherstellung der im Rahmen der GAP-Reform 2014 – 2020 von den Mitgliedstaaten verpflichtend einzurichtenden landwirtschaftlichen Betriebsberatung in Österreich. Diese umfasst u.a. Angebote für die Erhaltung der Flächen in gutem landwirtschaftlichem und ökologischem Zustand, die Eindämmung des Klimawandels, die Förderung der Biodiversität sowie von Innovationen Qualität, Höhe und Zahl der Bildungsabschlüsse sowie ein guter organisatorischer Rahmen sind wesentliche Ziele. Konkrete Umsetzungsschritte •Senkung der Dropout Quote auf 25% bis 2015 •Umsetzung des beschlossenen „Werteinheiten – Modells – Neu“ sowie der Controlling VO bis Ende 2014 •Standardisierung und Vereinheitlichung der Meister/innenausbildung im gesamten Bundesgebiet bis 2020 •Umsetzung der Pädagog/innenbildung Neu ab 2014/15 •Errichtung eines verbindlichen Steuerungsgremiums für alle Bund-LänderThemen der agrarischen Bildung und Beratung auf Bundesebene 2013 •Implementierung eines QM-Systems für die land- und forstwirtschaftliche Beratung, stärkere Spezialisierung und länderübergreifende Beratungsangebote Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 175 Anhang Kapitel 1: Stellenwert der Bildung © pressmaster - Fotolia.com Anhang xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx Statistik...................................................................................................................... xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx Literatur-, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis................................................... xxxxxxxx 177 191 Autor/innenverzeichnis..............................................................................................197 Überblick zum agrarischen Bildungs- und Beratungssystem ..............................203 176 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Anhang Statistik Dr.in Eveline Neubauer Einleitung Zur Unterstützung einer stärkeren faktenbasierten Entscheidungsfindung wird im Agrarischen Bildungs- und Beratungsbericht 2012 zum ersten Mal ein Bildungsstatistikteil mit grundlegenden Daten des österreichischen agrarischen Bildungssystems zur Verfügung gestellt. Bildungsberichte haben die Aufgabe, die Bildungspolitik, die Behörden, die Bildungspartner/innen und die Öffentlichkeit regelmäßig über den Stand und die Entwicklungen im Bildungswesen zu informieren. Die Daten werden vom gesamten Land präsentiert, um die Aspekte der Qualität entweder direkt abzubilden oder aber kritische Bedingungen für einen Qualitätsgewinn oder -verlust aufzuzeigen. Dadurch möchten wir die moderne Bildungs– politik bei ihrer Entscheidung und Steuerung unterstützen und Chancen aufzeigen, die in einer statistischen Darstellung in einem solchen System künftig liegen. Universität für Bodenkultur Die Lehre an der Universität für Bodenkultur vermittelt nachhaltiges Wissen zum ganzheitlichen Verständnis und Bereitschaft zur Flexibilität. 2011 haben sich 10.499 Studierende für eine wissenschaftliche Berufsvorbereitung entschieden. Dies ist zum Vergleich der Studierendenanzahl im Jahr 2007 eine Steigerung von mehr als 30 %. Insgesamt ist der Anteil von Frauen und Männern annähernd gleich (siehe Tab. 13). Das Studienangebot der Bachelorstudien- und Masterstudienlehrgänge ab dem WS 2012/13 ist sehr vielfältig und erstreckt sich von Agrarwissenschaften, Umwelt- und Bioressourcenmanagement bis zu Kulturtechnik und Wasserwirtschaft sowie Phytomedizin (siehe Tab. 14). Studierende an der Universität für Bodenkultur Jahr weiblich 2007 3350 3928 7278 2008 3689 4209 7898 2009 4278 4851 9129 2010 4685 5276 9961 2011 5000 5499 10.499 Quelle: Universität für Bodenkultur männlich gesamt Tab. 13 Agrarischer Bildungsbericht 2012 177 Anhang Studienangebot an der Universität für Bodenkultur Wien ab WS 2012/13 Bachelorstudium Agrarwissenschaften Forstwirtschaft Holz- und Naturfasertechnologie Kulturtechnik und Wasserwirtschaft Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur Lebensmittel- und Biotechnologie Pferdewissenschaften Umwelt- und Bio-Ressourcenmanagement Weinbau, Oenologie und Weinwirtschaft Masterstudium Agrar- und Ernährungswirtschaft Agrarbiologie Alpine Naturgefahren/Wildbach- u. Lawinenverbauung Angewandte Pflanzenwissenschaften Applied Limnology – Aquatic ecosystem management Biotechnologie DDP EM in Animal Breeding and Genetics DDP MSc European Forestry Environmental Sciences – Soil, Water and Biodiversity (ENVEURO) Forstwissenschaften Holztechnologie und Management Horticultural Sciences Kulturtechnik und Wasserwirtschaft Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur Lebensmittelwissenschaften und -technologie Mountain Forestry Natural Resources Management and Ecological Engineering Nutztierwissenschaften Ökologische Landwirtschaft Phytomedizin Safety in the Food Chain Stoffliche und energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe (NAWARO) Umwelt- und Bioressourcenmanagement Quelle: Universität für Bodenkultur 178 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Tab. 14 Anhang Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Die Lehre an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik strebt neben der Vermittlung des pädagogischen Wissens einen lebendigen kollegialen Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden an. Im Studienjahr 2011/12 haben sich 549 Studierende zur einer Qualifizierung für eine agrar- oder umweltpädagogische Lehrer/innen- oder Berater/innentätigkeit entschieden. Der Anteil der Frauen betrug im Jahr 2011/12 61 % (siehe Tab. 15). In den Studienjahren 2010/11 und 2011/12 haben besonders Frauen das vielfältige Angebot von Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen genutzt (siehe Tab. 16). Mehr Männer als Frauen nehmen die Bildungsangebote des Instituts für Fort- und Weiterbildung in Anspruch, z. B. wurden im Jahr 2011 2038 Männer und 1555 Frauen gezählt. Die durchschnittliche Teilnehmer/innenzahl des Beobachtungsraums 2007 bis 2011 liegt bei 3734,2. Ein Spitzenwert von 4171 Teilnehmer/innen wurde 2008 erzielt (siehe Tab. 17). Studierende an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Jahr weiblich männlich gesamt 2007/08 174 72 246 2008/09 171 95 266 2009/10 231 170 401 2010/11 291 193 484 2011/12 337 212 549 Die Studierendenzahlen setzen sich aus den Studierenden der Bachelorstudien Agrarpädagogik und Umweltpädagogik im hoheitlichen Bereich und den Studierenden in den Hochschul-, Master- und Gartentherapielehrgängen der eigenen Rechtspersönlichkeit zusammen. Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Tab. 15 Teilnehmer/innen an Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen Jahr weiblich männlich gesamt 2010/11 302 22 324 2011/12 775 10 785 Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Tab. 16 Teilnehmer/innen am Bildungsangebot des Instituts für Fort- und Weiterbildung Jahr weiblich männlich gesamt 2007 k. A. k. A. 3370 2008 1800 2435 4171 2009 1657 1989 3646 2010 1529 2362 3891 2011 1555 2038 3593 k. A. = keine Angaben Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Tab. 17 Agrarischer Bildungsbericht 2012 179 Anhang Fachhochschulcampus Wieselburg Die Breite der Ausbildung und die große Auswahl an Spezialisierungen für die Bachelor- und Masterstudienlehrgänge an der Fachhochschule Campus Wieselburg haben im Studienjahr 2011/12 380 Studierende überzeugt. 2011/12 haben das Angebot fast 3-mal so viele Frauen (280) wie Männer (100) genutzt (siehe Tab.18). Aktiv Studierende am Fachhochschulcampus Wieselburg Jahr weiblich männlich gesamt 2007/08 137 91 228 2008/09 165 81 246 2009/10 236 101 337 2010/11 264 99 363 2011/12 280 100 Quelle: Fachhochschulcampus Wieselburg 380 Tab. 18 Höhere land- und forstwirtschaftliche Schulen Im Jahr 2010/11 haben insgesamt 3731 Schüler/innen das ökologische, soziale, nachhaltig wirtschaftliche und kulturorientierte Bildungsangebot der höheren landwirtschaftlichen Schulen in Anspruch genommen. Die Schüler/innenanzahl konnte von 2007/08 bis 2010/11 ca. um 5 % gesteigert werden. 57 % der Schüler/innen waren männlich (siehe Tab. 19). Schüler/innen an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen Jahr weiblich gesamt 2007/08 1467 2085 3552 2008/09 1495 2073 3568 2009/10 1583 2140 3723 2010/11 1590 2141 3731 Quelle: Statistik Austria 180 männlich Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Tab. 19 Anhang Land- und forstwirtschaftliche Fach- und Berufsschulen Die mittleren land- und forstwirtschaftlichen Schulen gliedern sich in die Fachund Berufsschulen. Land- und forstwirtschaftliche Berufsschulen gibt es in den Bundesländern Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Steiermark. 2010/2011 wurden sie von insgesamt 817 Schüler/innen besucht (siehe Tab. 20 und Tab. 21). In den Schuljahren 2007/08 bis 2010/11 ist zu beobachten, dass generell mehr Mädchen als Burschen die Berufsschulen besuchen Die höchste Anzahl von Klassen findet man 2010/11 in den Bundesländern Kärnten (15), Salzburg (10) und Steiermark (9). Insgesamt fand in diesem Schuljahr der Unterricht in 45 Klassen statt (siehe Tab. 22). Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen Jahr weiblich männlich gesamt 2007/08 505 330 835 2008/09 489 422 911 2009/10 458 425 883 2010/11 454 363 817 Quelle: Statistik Austria Tab. 20 Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen nach Bundesländern Bundesland Schüler/innen 2007/08 m Kärnten w 2008/09 ges. m w 2009/10 ges. m w 2010/11 ges. m w ges. 11 12 23 11 11 22 17 18 35 15 26 41 155 188 343 173 167 340 163 159 322 158 156 314 Oberösterreich 47 57 104 41 57 98 66 54 120 36 49 85 Salzburg 20 43 63 17 41 58 27 41 68 21 36 57 Steiermark 60 137 197 66 148 214 60 117 177 58 119 177 Tirol 37 68 105 114 65 179 92 69 161 75 68 143 330 505 835 422 489 911 425 458 883 363 454 Niederösterreich Österreich Quelle: Statistik Austria 817 Tab. 21 Klassen in land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen Bundesland Burgenland Kärnten 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2 2 3 3 17 19 18 15 Niederösterreich 7 7 8 5 Oberösterreich 3 3 3 3 10 10 10 10 Steiermark Salzburg 6 9 9 9 Österreich 45 50 51 Quelle: Statistik Austria 45 Tab. 22 Agrarischer Bildungsbericht 2012 181 Anhang Die Ausbildungen der land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen finden in der Forstfachschule des Bundes in Waidhofen/Ybbs und in allen Bundesländern außer in Wien statt. 2010/11 haben in ganz Österreich 13.392 Schüler/innen, davon 6564 Mädchen und 6828 Burschen, die Fachschulen besucht (siehe Tab. 23). Die meisten Schüler/innen gab es in diesem Schuljahr in Oberösterreich (3098), gefolgt von Niederösterreich (3017) und der Steiermark (2811). Mit Ausnahme des Schuljahres 2008/09 waren geringfügig mehr Burschen als Mädchen in den Fachschulen. (In dieser Statistik scheinen die Zahlen der Bundesforstschulen nicht auf, siehe Tab. 24.) In ganz Österreich wurde 2010/11 in 529 Klassen unterrichtet. Der Unterricht fand vorwiegend in 123 Klassen in Oberösterreich, gefolgt von 121 Klassen in Niederösterreich und 112 Klassen in der Steiermark, statt (siehe Tab. 25). Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen mittleren Schulen Jahr weiblich männlich gesamt 2007/08 6447 6533 12.980 2008/09 6529 6505 13.034 2009/10 6555 6631 13.186 2010/11 6564 6828 13.392 Inklusive Zahlen der Forstfachschule des Bundes in Waidhofen/Ybbs Quelle: Statistik Austria Tab. 23 Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen Bundesland Schüler/innen in landwirtschaftlichen Fachschulen 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 m w ges. m w ges. m w ges. m w ges. Burgenland 133 155 288 145 176 321 147 176 323 126 142 268 Kärnten 727 615 1342 718 577 1295 724 602 1326 727 593 1320 Niederösterreich 1538 1410 2948 1539 1482 3021 1551 1476 3027 1548 1469 3017 Oberösterreich 1362 1427 2789 1337 1412 2749 1412 1428 2840 1586 1512 3098 557 376 933 560 372 932 561 365 926 540 359 899 Salzburg Steiermark 1126 1638 2764 1154 1680 2834 1142 1665 2807 1208 1603 2811 Tirol 811 694 1505 756 692 1448 795 696 1491 807 738 1545 Vorarlberg 250 132 382 255 138 393 256 147 403 243 148 391 6504 6447 12951 6464 6529 12993 6588 6555 13143 6785 6564 13349 Österreich In dieser Statistik scheinen die Zahlen der Forstfachschule des Bundes in Waidhofen/Ybbs nicht auf. Quelle: Statistik Austria Tab. 24 Klassen in land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen Bundesland 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 Burgenland 16 16 15 13 Kärnten 52 54 53 51 Niederösterreich 124 126 126 121 Oberösterreich 112 110 114 123 Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Österreich 34 34 36 35 108 115 115 112 56 54 57 60 13 14 14 14 515 523 530 529 Quelle: Statistik Austria 182 Tab. 25 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Anhang Lehrlinge, Facharbeiter/innen und Meister/innen Zur Vollziehung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung sind in allen Bundesländern Lehrlings- und Fachausbildungsstellen eingerichtet. 2011 waren es 1169 Lehrlinge. Das Jahr mit den meisten Lehrverhältnissen (1293) von Lehrlingen war 2008. (siehe Tab. 26) Die größte Anzahl an Lehrlingen gab es 2011 im Gartenbau (745), gefolgt von der Landwirtschaft (153) und der Forstwirtschaft (130) (siehe Tab. 27). Die meisten Lehrlinge gab es in Niederösterreich (311), der Steiermark (224) und in Wien (162), knapp gefolgt von Oberösterreich (153) (siehe Tab. 28). Lehrlinge in Österreich Jahr weiblich männlich gesamt 2007 599 626 1225 2008 620 673 1293 2009 577 711 1288 2010 557 679 1236 2011 526 643 1169 Quelle: Bundes-LFA Tab. 26 Lehrlinge nach Berufen Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 123 148 159 161 153 12 12 25 17 16 850 862 829 796 745 Feldgemüsebau 2 1 0 1 1 Obstbau und Obstverwertung 3 9 5 6 4 Weinbau und Kellerwirtschaft 16 18 17 15 21 Molkerei- und Käsereiwirtschaft 12 15 14 12 10 Pferdewirtschaft 63 73 69 68 54 Landwirtschaft Ländl. Hauswirtschaft/BHM Gartenbau Fischereiwirtschaft 10 12 15 15 16 Geflügelwirtschaft 1 1 1 2 2 Bienenwirtschaft 3 5 7 7 7 Forstwirtschaft 129 136 146 133 130 Forstgarten- und Forstpflegewirtschaft 0 0 0 2 2 LW Lagerhaltung 1 1 0 0 0 Ausbildungsversuch Biomasse und Bioenergie 0 0 1 1 8 1225 1293 1288 1236 1169 Gesamt Quelle: Bundes-LFA Tab. 27 Agrarischer Bildungsbericht 2012 183 Anhang Lehrlinge nach Bundesländern Jahr Burgenland Kärnten 2007 2008 2009 2010 2011 9 10 4 3 4 68 47 59 68 49 Niederösterreich 344 381 359 312 311 Oberösterreich 142 154 173 177 153 63 78 71 71 64 Steiermark 219 243 233 240 224 Tirol 136 126 159 136 123 71 76 76 87 79 Salzburg Vorarlberg Wien Österreich 173 178 154 142 162 1225 1293 1288 1236 1169 Quelle: Bundes-LFA Tab. 28 Die Zahl an Facharbeiter/innenabschlüssen in Österreich steigt kontinuierlich. Im Betrachtungszeitraum gab es eine mittlere jährliche Steigerung von ca. 4 %. Im Jahr 2011 konnten insgesamt 4535 Facharbeiter/innenbriefe von den LFAs verliehen werden. Der Anteil an Frauen betrug im Mittel 36 % (siehe Tab. 29). Die meisten Abschlüsse wurden in Niederösterreich (1129) und Oberösterreich (1115) erzielt (siehe Tab 30). Die meisten Facharbeiter/innenabschlüsse wurden im gesamten Beobachtungszeitraum in der Landwirtschaft gemacht. 2010 und 2011 haben die ersten Absolvent/innen (87) den Ausbildungsversuch „Biomasse und Bioenergie“ abgeschlossen (siehe Tab. 31). Es gibt mehrere Wege, um zu einem Facharbeiter/innenabschluss zu kommen. Die meisten Abschlüsse werden auf dem zweiten Bildungsweg (2060) oder nach Absolvierung einer LFS (2048) gemacht (siehe Tab. 32). Facharbeiter/innen in Österreich Jahr weiblich männlich gesamt 2007 1434 2331 3765 2008 1481 2630 4111 2009 1613 2684 4297 2010 1615 3157 4772 2011 1483 3052 4535 Quelle: Bundes-LFA Tab. 29 Facharbeiter/innenabschlüsse nach Bundesländern Jahr Burgenland 2007 2008 2009 2010 2011 95 101 124 127 131 Kärnten 487 463 464 562 476 Niederösterreich 934 1098 1162 1165 1129 Oberösterreich 726 764 941 1168 1115 Salzburg 262 307 279 300 263 Steiermark 575 661 583 734 629 Tirol 497 531 524 505 573 Vorarlberg 120 138 162 155 164 69 48 58 56 55 3765 4111 4297 4772 4535 Wien Österreich Quelle: Bundes-LFA 184 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Tab. 30 Anhang Facharbeiter/innenabschlüsse nach Berufen Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 Landwirtschaft 2048 2244 2441 2842 2596 Ländl. Hauswirtschaft/BHM 582 588 585 624 576 Gartenbau 411 460 365 345 334 Weinbau und Kellerwirtschaft 139 159 167 123 159 Forstwirtschaft 358 415 498 502 530 Pferdewirtschaft 145 127 152 159 158 Bienenwirtschaft 56 49 36 75 73 Obstbau und Obstverwertung 13 34 23 70 11 8 16 5 6 12 7 80 Fischereiwirtschaft Ausbildungsversuch Biomasse und Bioenergie Molkerei- und Käsereiwirtschaft 3 Geflügelwirtschaft Feldgemüsebau 5 7 5 6 0 0 18 0 0 0 14 0 0 0 Forstgarten- und Forstpflegewirtschaft 0 0 0 14 0 LW Lagerhaltung 2 0 0 0 0 3765 4111 4297 4772 4535 Gesamt Quelle: Bundes-LFA Tab. 31 Facharbeiter/innenabschlüsse nach Ausbildungswegen (alle Berufe gesamt) 2007 2008 2009 2010 2011 412 463 417 383 361 2. Bildungsweg 1409 1650 1834 1981 2060 FA nach Absolvierung LFS 1940 1994 2044 2406 2048 4 4 2 2 66 3765 4111 4297 4772 4535 Duale Ausbildung (Lehre) Nachsicht durch die LR Österreich Quelle: Bundes-LFA Tab. 32 Spitzenreiter bei den Meister/innenabschlüssen war das Jahr 2008 mit 630 Absolvent/innen. Nach einem Rückgang im Jahr 2009 konnten die Abschlüsse in den letzten Jahren (2010, 2011) wieder auf 522 gesteigert werden. Im Mittel werden 20 % der Meister/innenprüfungen von Frauen abgelegt (siehe Tab. 33). Der Großteil der Meister/innen kommt aus der Landwirtschaft (50 %), gefolgt von der Forstwirtschaft. Erwähnenswert ist auch die Bienenwirtschaft mit 59 Abschlüssen 2011 (siehe Tab. 34). Die meisten Meister/innen gab es 2011 in Niederösterreich (139), gefolgt von Oberösterreich (125) (siehe Tab. 35). Agrarischer Bildungsbericht 2012 185 Anhang Meister/innen in Österreich Jahr weiblich männlich gesamt 2007 123 270 393 2008 120 510 630 2009 58 337 395 2010 91 355 446 2011 100 422 522 Quelle: Bundes-LFA Tab. 33 Meister/innenabschlüsse nach Berufen Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 133 335 284 264 251 Ländl. Hauswirtschaft/BHM 47 34 15 26 36 Gartenbau 40 61 13 52 41 Weinbau und Kellerwirtschaft 44 45 20 56 37 Forstwirtschaft 63 67 55 33 79 Bienenwirtschaft 0 57 0 0 59 Pferdewirtschaft 30 4 8 1 0 Obstbau und Obstverwertung 1 26 0 0 0 Fischereiwirtschaft 16 0 0 14 0 Geflügelwirtschaft 19 0 0 0 19 0 1 0 0 0 393 630 395 446 522 Landwirtschaft Forstgarten- und Forstpflegewirtschaft Gesamt Quelle: Bundes-LFA Tab. 34 Meister/innenabschlüsse nach Bundesländern Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 95 15 0 26 23 9 32 20 30 16 Niederösterreich 77 122 113 99 139 Oberösterreich 69 201 135 131 125 Salzburg 20 43 55 0 42 Steiermark 64 152 51 82 79 Tirol 19 45 6 44 62 Vorarlberg 14 1 15 1 15 Wien 26 19 33 21 393 630 Burgenland Kärnten Österreich Quelle: Bundes-LFA 186 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 395 446 552 Tab. 35 Anhang LFI Österreich Das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) bietet Erwachsenenbildung für Menschen im ländlichen Raum. Bei den Bildungsveranstaltungen, welche die Länder-LFIs anbieten, liegen die Zahlen der vergangenen Jahre auf einem hohen Niveau von ca. 13.500 pro Jahr bei ca. 300.000 Teilnahmen. 2011 waren es 318.551 Teilnehmer/innen. Die Geschlechterverteilung war 2001 mit 149.719 Frauen und 168.832 Männern annähernd gleich (siehe Tab. 36). 2007 wurden die meisten Veranstaltungen, nämlich 14.044, mit den meisten Teilnahmen (384.320) und 2010 die meisten Unterrichtseinheiten (103.043) angeboten. Der Prozentsatz der weiblichen Teilnehmer liegt in allen Jahren zwischen 46 bis 48 % (siehe Tab. 37). Die erfolgreichsten LFI-Veranstaltungen 2011 fanden in den Bereichen Gesundheit und Ernährung (3032 Kurse mit 59.632 Teilnahmen), Unternehmensführung (1376 Kurse mit 44.652 Teilnahmen), Pflanzenproduktion (1215 Kurse mit 43.031 Teilnahmen) und Tierproduktion (1838 Kurse mit 41.442 Teilnahmen) statt. Relativ viele Teilnahmen (43.056) gab es auch in Organisationsveranstaltungen (siehe Tab. 38 bis Tab. 39). Insgesamt haben von 2008/09 bis 2010/11 34.267 Zertifikatslehrgänge stattgefunden. Die bestbesuchten waren insgesamt die Themenbereichen EDV-Basis, gefolgt von ECDL und Natur und Landschaftsführer/in, angesiedelt. LFI-Teilnehmer/innen Jahr weiblich männlich gesamt 2007 176.787 207.533 384.320 2008 159.684 172.991 332.675 2009 128.865 151.276 280.141 2010 149.078 161.502 310.580 2011 149.719 168.832 318.551 Quelle: LFI Österreich Tab. 36 LFI-Teilnahmen – Überblick für die vergangenen 5 Jahre Jahr Mitarbeiter/innen, davon Vortragende Veranstaltungen Unterrichtseinheiten Teilnahmen davon %w 2007 2947/2016 14.044 91.602 384.320 46 2008 3286/2751 13.503 92.600 332.675 48 2009 3719/2690 12.118 91.988 280.141 46 2010 3936/2887 13.783 103.043 310.580 48 2011 3871/2874 13.425 94.530 318.551 Quelle: LFI Österreich 47 Tab. 37 Agrarischer Bildungsbericht 2012 187 Anhang LFI-Veranstaltungen nach Fachbereichen 2011 Persönlichkeit & Kreativität 1123 Gesundheit & Ernährung 3032 EDV & Informationstechnologie 283 Bauen, Energie, Technik 245 Dienstleistungen 1502 Urlaub am Bauernhof 170 Direktvermarktung 306 Pflanzenproduktion 1215 Tierproduktion 1838 Forst- und Holzwirtschaft 376 Umwelt und Biolandbau 587 Unternehmensführung Kultur & Brauchtum, Regionalentwicklung Beruf und Ausbildung, Wirtschaft und Arbeitswelt Organisationen Gesamt Quelle: LFI Österreich 1376 58 132 1182 13.425 Tab. 38 LFI-Teilnahmen nach Fachbereichen 2011 Persönlichkeit & Kreativität 24.806 Gesundheit & Ernährung 59.632 EDV & Informationstechnologie Bauen, Energie, Technik Dienstleistungen Urlaub am Bauernhof Direktvermarktung 4499 25.837 2106 3519 Pflanzenproduktion 43.031 Tierproduktion 41.442 Forst- und Holzwirtschaft 6119 Umwelt und Biolandbau 11.042 Unternehmensführung 44.652 Kultur & Brauchtum, Regionalentwicklung Beruf und Ausbildung, Wirtschaft und Arbeitswelt Organisationen Gesamt Quelle: LFI Österreich 188 2721 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 1817 4721 43.056 318.551 Tab. 39 Anhang Anzahl der LFI-Zertifikatslehrgänge, welche in den jeweiligen Bildungssaisonen ausgestellt worden sind* Kurs/Bildungssaison 2008/ 2009 2009/ 2010 AL Bioseminarbauer/-bäuerin 2010/ 2011 Anzahl der Zertifikate bzw. Abschlüsse seit 2005 4 20 AL Gesundheitsbetreuung Bäuerliche Buschenschank 43 17 Beratungslandwirt/in Gewässerschutz 28 25 8 68 Betriebshelfer/in 95 BUS 279 Direktvermarktung ECDL EDV-Basis 12 9 680 14 13 6 1182 170 104 63 22.448 11 117 25 30 12 688 Gesundheitsbegleiter/in Grünraumpfleger/in 358 Lebensmittelberater/in 21 Legehennen 208 Mastgeflügel 191 Milchverarbeitung Natur-/Landschaftsführer/in 46 70 93 75 1101 106 135 127 714 17 49 Ökowirt/in Reitpädagogische Betreuung 11 Schaf-/Ziegenhaltung Schule am Bauernhof 1 35 Schweinehaltung 643 Seminarbauer/-bäuerin 65 19 44 581 Urlaub am Bauernhof (UaB) 26 15 20 823 UaB Gesundheitsbauernhof BUS-Strategie 6 42 108 25 Agrarbüromanagement 35 34 18 Mostsommelier/in 14 26 36 UaB Baby- und Kinderbauernhof 266 4 EDV-fit für den Betrieb 27 Bäuerliche Fleischverarbeitung 20 285 93 22 19 53 28 Bäuerliche Obstverarbeitung 33 Regionales Kulturmanagement 10 Kräuterpädagogik Almführer/in 179 42 122 161 462 27 43 222 Biogasanlagenbetreiber/in 20 Bioweinbau 33 24 57 7 15 22 Trockensteinmauern 20 Bodenpraktiker/in Ackerbau 27 27 Gemüseraritäten 21 21 Edelbrandsommelier/in 24 24 Stallprofi Milch/Rind 23 23 Bodenpraktiker/in Grünland 61 61 1 1 1051 34.267 UaB Reiterbauernhof Gesamtergebnis 1123 1097 *) Stichtag 2.2.2012 Quelle: LFI Österreich Tab. 40 Agrarischer Bildungsbericht 2012 189 Anhang LFI-Statistik für das Jahr 2010 (Bildungssaison 2009/2010) Anzahl der MitarbeiterInnen a) Kurz-Einzelveranstaltungen (1–4 Unterrichtseinheiten) b) Kurse/Seminare Summen: c) Sonderveranstaltungen (Ausstellungen, Theateraufführungen, Dorfbegehungen, ...) gesamt davon Frauen 3936 2229 132.678 72.577 384.320 177.954 139.063 gesamt Summe der Unterrichtseinheiten (UE)1 a) Kurz- und Einzelveranstaltungen: 1-4 Unterrichtseinheiten (1 UE = 45–60 Minuten) 8881 27.127 b) Kurse/Seminare 5163 64.475 14.044 91.602 Anzahl der Veranstaltungen Summen: c) Sonderveranstaltungen (Ausstellungen, Theateraufführungen, Dorfbegehungen, ...) 1159 gesamt überwiegend pädagogisch tätig2 überwiegend administrativ- technische Tätigkeiten 128 90 38 2305 2282 23 514 38 476 Summen: 2947 2410 537 davon d) Vortragende, Kurs- und SeminarleiterInnen 2016 Anzahl der MitarbeiterInnen a) Angestellte hauptberufliche MitarbeiterInnen b) nebenberufliche und freie MitarbeiterInnen (Werkvertrag, Honorarkräfte, ...) c) ehrenamtlich, unentgeltlich tätige MitarbeiterInnen (1) eine UE entspricht 45 bis 60 Minuten (2) Publikationen, Bildungsplanung, Konzeption, Evaluation Quelle: KEBÖ Statistik 190 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Tab. 41 Anhang Literatur-, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Literaturverzeichnis Grüne Pädagogik als Theoriekonzept für die gesamt Agrar- und Umweltbildung, S.15 Giest, H., Lompscher, J. (2006): Lerntätigkeit – Lernen aus kulturhistorischer Perspektive. Ein Beitrag zur Entwicklung einer neuen Lernkultur im Unterricht. Berlin: Lehmanns. Arnold, R. (2007): Ich lerne, also bin ich. Eine systemisch-konstruktivistische Didaktik. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme-Verlag. Kap.3 Land- und Forstwirtschaftliche Beratung / Beitrag Beratungsverständnis und Begrifflichkeiten in der agrarischen Bildung, S.97 Grewe, Norbert (2005): Gesprächsführung und Leitlinien der Beratung. In: Grewe, Norbert (Hg.) (2005), Beratung in der Schule. Grundlagen, Aufgaben und Fallbeispiele. Luchterhand. Schein, Edgar H. (2010): Prozessberatung für die Organisation der Zukunft (3. Auflage). Bergisch Gladbach: EHP. Organisation. Kap. 4 Struktur- und Wirkungsforschung in der agrarischen Bildung, Weiterbildung und Beratung, S.138 Baumfeld, Leo; Salzmann, Christoph (2011): Wissensbilanz 2011. Herausgegeben von equalizent Schulungs- und Beratungs GmbH. Baumhöfer, Elisabeth u. a. 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Tscherny, Martina (2010): Die landwirtschaftliche (Weiter-)Bildung im Umbruch. Eine Frage der Gemeinschaft? Exemplarisch dargestellt an der Bezirksbauernkammer St. Pölten. Masterarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz. Uitz, Martin (2006): Wie wird das Bildungsangebot der Landwirtschaftskammer im Bezirk Völkermarkt von der ländlichen Bevölkerung angenommen? Diplomarbeit an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Veichtlbauer, Judith; Schlögl, Peter (2001): Bildungserträge. Kommentierte Übersicht bestehender Ansätze und Indikatoren zur Erfassung von Bildungserträgen. Herausgegeben von der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien. Vogtenhuber, Stefan (2009): Nutzen der beruflichen Bildung. In: Luomi-Messerer, Karin; Vogtenhuber, Stefan et al. (2009): Berufsbildungsforschung in Österreich. Bericht im Rahmen von ReferNet Austria. Wien. Weissensteiner, Elisabeth (2004): Die beruflichen Chancen von Absolventen Höherer agrarischer Schulen. Am Beispiel der HBLA Elmberg, HBLA Kematen und HBLA Pitzelstätten. Diplomarbeit an der Agrarpädagogischen Akademie. Abbildungsverzeichnis Abb.1, Agrarische Bildungsberichte 1996, 2000, 2004, 2008, Quelle: BMLFUW Abb. 2, Vier relevante Bereiche der Grünen Pädagogik, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Abb. 3, Grüne Pädagogik, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Abb. 4, Struktur des agrarischen Bildungssystems, Quelle: BMLFUW Abb. 5, Entwicklung des agrarischen Bildungssystems als Teil der Initiative Unternehmen Landwirtschaft 2020, Quelle: BMLFUW Abb. 6, Studierende an der Universität für Bodenkultur, Quelle: Universität für Bodenkultur Abb. 7, Bildungsangebote der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik 2010–2013, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Abb. 8, Studierende an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Abb. 9, Teilnehmer/innen von Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Abb. 10, Teilnehmer/innen des Bildungsangebotes des Instituts für Fort- und Weiterbildung, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Abb. 11, Aktiv Studierende am Fachhochschulcampus Wieselburg, Quelle: Fachhochschulcampus Wieselburg Abb. 12, Schüler/innen an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen, Quelle: Statistik Austria Abb. 13, Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen, Quelle: Statistik Austria Abb. 14, Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen mittleren Schulen, Quelle: Statistik Austria Abb. 15, Lehrlinge in Österreich, Quelle: Bundes-LFA Abb. 16, Wege zum Facharbeiter/innenabschluss in Österreich, Quelle: Bundes-LFA Agrarischer Bildungsbericht 2012 193 Anhang Abb. 17, Facharbeiter/innen in Österreich, Quelle: Bundes-LFA Abb. 18, Meister/innen in Österreich, Quelle: Bundes-LFA Abb. 19, LFI-Teilnehmer/innen, Quelle: LFI Österreich Abb. 20, Landwirtinnen und Landwirte beobachten Pflanzen und Tiere, Quelle: ÖKL Abb. 21, Geförderte Poolprojekte und Fördermittel ab 2001, Quelle: LFI Österreich Abb. 22, LFI-Veranstaltungen nach Fachbereichen 2011, Quelle: LFI Österreich Abb. 23, LFI-Teilnahmen nach Fachbereichen 2011, Quelle: LFI Österreich Abb. 24, Organigramm der agrarischen Absolvent/innenverbände, Quelle: Landimpulse Österreich Abb. 25, Lernende Regionen, Quelle: www.lernende-regionen.at/de/region_list.asp Abb. 26, Zielgruppen der Projekte in Lernenden Regionen, Quelle: oieb Abb. 27, Organisation der landwirtschaftlichen Beratung in Österreich, Quelle: BMLFUW Abb. 28, Von den Zielen zur Umsetzung, Quelle: BMLFUW Abb. 29, Leistungsangebot nach Fachbereichen in der Bildung und Beratung, Quelle: BMLFUW Abb. 30, Pflanzenbau, Stunden; Quelle: LK Österreich Abb. 31, Tierproduktion, Stunden, Quelle: LK Österreich Abb. 32, Unternehmensführung, Stunden, Quelle: LK Österreich Abb. 33, Erwerbskombination, Stunden, Quelle: LK Österreich Abb. 34, Mein Betrieb – Meine Zukunft zur Forcierung der Unternehmer/innenkompetenz, Quelle: BMLFUW Abb. 35, Arbeitskreisberatung 2012, Quelle: BMLFUW Abb. 36, Abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr in den Arbeitskreisbetrieben der Steiermark, Quelle: BMLFUW Abb. 37, Anteil an der tierischen Produktion in Millionen Euro, Quelle: BMLFUW Abb. 38, Ferienwohnungen am Bauernhof 1998–2011, Quelle: Urlaub am Bauernhof nach Daten der Statistik Austria Abb. 39, Entwicklung der Biobetriebe und Bioflächen nach Bundesländern, Quelle: Grüner Bericht Abb. 40, Höchste abgeschlossene Ausbildungen zu sechs Bildungstypen zusammengefasst, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Abb. 41, Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Abb. 42, Themen der Beratungen (letzte 12 Monate), Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Abb. 43, Bildungshindernisse, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Abb. 44, Fünf Elemente der Wirkungsmessung, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Abb. 45, Wirkungsmessung im Kontext agrarischer Bildung und Beratung, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Abb. 46, Einschätzung der Vorbereitung durch agrarische Bildung auf unterschiedliche Arbeits- und Lebensbereiche nach Alter, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung 194 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Anhang Abb. 47, Nützlichkeit der Beratung, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Abb. 48, Wissen und Fertigkeiten aus der Landjugendzeit Abb. 49, Qualifikationen, die Landwirt/innen in ihrem gesamten Lebensumfeld charakterisieren, Quelle: Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, herausgearbeitet im Workshop mit Vertreter/innen der agrarischen Bildungsbereiche. Tabellenverzeichnis Tab. 1, Bedürfnisorientierte Bildungsangebote der landwirtschaftlichen Schulen in Oberösterreich, Quelle: LSI Ing. Johann Wahlmüller Tab. 2, Definition von Beratung, Quelle: DIin Liane Kaipel Tab. 3, Charakterisierung von Beratung, Quelle: DIin Liane Kaipel Tab. 4, Begleitung bei Beratung, Quelle: DIin Liane Kaipel Tab. 5, Mein Betrieb – Meine Zukunft, Quelle: BMLFUW Tab. 6, Stichprobe nach Bundesland und Erwerbsform gewichtet, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 7, Stichprobe nach Biografischen Interviews (n=2), Quelle: Hochschule für Agrarund Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 8, Typen von Bildungsbiografie und Hofübernahme, Quelle: Hochschule für Agrarund Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 9, Bildungstypen nach landwirtschaftlich genutzter Fläche, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 10, Bildungstypen nach Haupt- und Nebenerwerb, Quelle: KeyQuest Betriebsinhaberbefragung 2012, eigene Berechnungen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 11, Weiterbildungs- und Beratungsbeteiligung, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 12, Interne und externe Erträge von Bildung, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Tab. 13, Studierende an der Universität für Bodenkultur, Quelle: Universität für Bodenkultur Tab. 14, Studienangebot an der Universität für Bodenkultur Wien ab WS 2012/13, Quelle: Universität für Bodenkultur Tab. 15, Studierende an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Tab. 16, Teilnehmer/innen von Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrer/innen, Quelle: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Tab. 17, Teilnehmer/innen des Bildungsangebotes des Instituts für Fort- und Weiterbildung Tab. 18, Aktiv Studierende am Fachhochschulcampus Wieselburg, Quelle: Fachhochschulcampus Wieselburg Tab. 19, Schüler/innen an den Höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen, Quelle: Statistik Austria Tab. 20, Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen, Quelle: Statistik Austria Tab. 21, Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen nach Bundesländern, Quelle: Statistik Austria Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 195 Anhang Tab. 22, Klassen in landwirtschaftlichen Berufsschulen, Quelle: Statistik Austria Tab. 23, Schüler/innen an den land- und forstwirtschaftlichen mittleren Schulen, Quelle: Statistik Austria Tab. 24, Schüler/innen an den landwirtschaftlichen Fachschulen, Quelle: Statistik Austria Tab. 25, Klassen in landwirtschaftlichen Fachschulen, Quelle: Statistik Austria Tab. 26, Lehrlinge in Österreich, Quelle: Bundes-LFA Tab. 27, Lehrlinge nach Berufen, Quelle: Bundes-LFA Tab. 28, Lehrlinge nach Bundesländern, Quelle: Bundes-LFA Tab. 29, Facharbeiter/innen in Österreich, Quelle: Bundes-LFA Tab. 30, Facharbeiter/innenabschlüsse nach Bundesländern, Quelle: Bundes-LFA Tab. 31, Facharbeiter/innenabschlüsse nach Berufen, Quelle: Bundes-LFA Tab. 32, Facharbeiter/innenabschlüsse nach Ausbildungswegen (alle Berufe gesamt), Quelle: Bundes-LFA Tab. 33, Meister/innen in Österreich, Quelle: Bundes-LFA Tab. 34, Meister/innenabschlüsse nach Berufen, Quelle: Bundes-LFA Tab. 35, Meister/innenabschlüsse nach Bundesländern, Quelle: Bundes-LFA Tab. 36, LFI-Teilnehmer/innen, Quelle: LFI Österreich Tab. 37, LFI-Teilnahmen – Überblick über die vergangenen 5 Jahre, Quelle: LFI Österreich Tab. 38, LFI-Veranstaltungen nach Fachbereichen 2011, Quelle: LFI Österreich Tab. 39, LFI-Teilnahmen nach Fachbereichen 2011, Quelle: LFI Österreich Tab. 40, Anzahl der LFI-Zertifikatslehrgänge, Quelle: LFI Österreich Tab. 41, LFI-Statistik für das Jahr 2010, Quelle: KEBÖ-Statistik Tab. 42, Überblick zum agrarischen Bildungs- und Beratungssystem, Quelle: BMLFUW 196 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Anhang Autor/innenverzeichnis Min.-Rat DI Josef Resch MSc Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Abt. II 2 – Schule, Erwachsenenbildung, Beratung Stubenring 1, 1012 Wien Tel.: 01/711 00-6822 E-Mail: [email protected] Rektor Ing. Mag. Dr. Thomas Haase Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Angermayergasse 1, 1130 Wien Tel.: 01/877 22-6610 E-Mail: [email protected] Mag.a Dr.in Eveline Neubauer Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Angermayergasse 1, 1130 Wien Tel.: 01/877 22-6668 E-Mail: [email protected] Vizerektorin Mag.a Christine Wogowitsch Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Angermayergasse 1, 1130 Wien Tel.: 01/877 22-6622 E-Mail: [email protected] Min.rätin Mag.a DIin Josefa Reiter-Stelzl Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Abt. II 2 – Schule, Erwachsenenbildung, Beratung Stubenring 1, 1012 Wien Tel.: 01/711 00-6880 E-Mail: [email protected] DIin Hannelore Schopfhauser Universität für Bodenkultur Wien Gregor Mendel Straße 33, 1180 Wien, Österreich Tel.: 01/476 54-1051 E-Mail: [email protected] Mag. (FH) Helmut Decker Fachhochschule Wiener Neustadt | Campus Wieselburg Zeiselgraben 4, 3250 Wieselburg Tel.: 07416/530 00-340 E-Mail: [email protected] DIin Dr.in Christiane Wagner-Alt Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Abt. II 2 – Schule, Erwachsenenbildung, Beratung Stubenring 1, 1012 Wien Tel.: 01/711 00-6912 E-Mail: [email protected] LSI Dipl.-HLFL-Ing. Karl Friewald Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Landwirtschaftliche Bildung Frauentorgasse 72-74, 3430 Tulln Tel.: 02272/900 51-6616 E-Mail: [email protected] Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 197 Anhang WHR Mag.a Sonja Windisch Amt der Burgenländischen Landesregierung, Hauptreferat Agrarrecht und landwirtschaftliches Schulwesen Europaplatz1, 7000 Eisenstadt Tel.: 057/600-2360 E-Mail: [email protected] RRin LSI Stefanie Grabuschnig Amt der Kärntner Landesregierung, Schulinspektion Land- und Forstwirtschaftlicher Fachschulen Mießtalerstraße 1, 9021 Klagenfurt am Wörthersee Tel.: 0664/805 36-11032 E-Mail: [email protected] Mag. Jürgen Mück Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Landwirtschaftliche Bildung Landwirtschaftliche Koordinationsstelle - LAKO Frauentorgasse 72–74, 3430 Tulln, Tel.: 0664/73 51 36 49 E-Mail: [email protected] FI Dipl.-Päd. Ing. Johannes Hütter Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachbereich Land- und Forstwirtschaftliche Berufs- und Fachschulen und Sonderprojekte Graz-Burg, 8011 Graz Tel.: 0676/86 66-6530 E-Mail: [email protected] LSI Ing. Johann Wahlmüller Amt der OÖ Landesregierung, Direktion Bildung und Gesellschaft, Landwirtschaftliches Schulreferat Bahnhofplatz 1, 4021 Linz Tel.: 0732/77 20-15383 E-Mail: [email protected] LSI Ing. Christoph Faistauer Amt der Salzburger Landesregierung, Landwirtschaftliche Schulen, Land- und Forstwirtschaftsinspektion Fanny-von-Lehnert-Straße 1, 5020 Salzburg Tel.: 0662/80 42 34 99 E-Mail: [email protected] LSI DI Dr. Stephan Prantauer Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Landwirtschaftliches Schulwesen Jagd und Fischerei Heiliggeiststraße 7-9, 6020 Innsbruck Tel.: 0512/508 25 41 E-Mail: [email protected] Dir. DI Markus Schwärzler Bäuerliches Schul- und Bildungszentrum für Vorarlberg Rheinhofstraße 16, 6845 Hohenems Tel.: 05576/733 16 E-Mail: [email protected] Dipl.-Päd. Ing. Rainer Höllriegel Land- und forstwirtschaftliche Bundes- Lehrlings- und Fachausbildungsstelle Maria-Cebotari-Straße 5, 5020 Salzburg Tel.: 0662/64 12 48-361 E-Mail: [email protected] 198 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Anhang DIin Birgit Roitner-Schobesberger Land- und forstwirtschaftliche Bundes- Lehrlings- und Fachausbildungsstelle Maria-Cebotari-Straße 5, 5020 Salzburg Tel.: 0662/64 12 48-341 E-Mail: [email protected] DIin Sophia Hellmayr Landjugend Österreich Schauflergasse 6, 1014 Wien Tel.: 01/534 41-8560 E-Mail: [email protected] DI Dr. Karl Summer Bundesministerium für Land-und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Abteilung II/2: Schule, Erwachsenenbildung und Beratung Stubenring 1, 1012 Wien Tel.: 01/711 00-6689 E-Mail: [email protected] DI Herbert Bauer LFI Österreich Schauflergasse 6, 1014 Wien Tel.: 01/534 41-8565 E-Mail: [email protected] DIin Martina Mayerhofer Landwirtschaftliche Fachschule Hollabrunn Sonnleitenweg 2, 2020 Hollabrunn Tel.: 02952/21 33 E-Mail: [email protected] DIin Veronika Hager LandImpulse Österreich Tel.: 0650/863 65 60 E-Mail: [email protected] Mag. Klaus Thien Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Schimmelgasse 13–15, 1030 Wien Tel.: 01/532 25-7911 E-Mail: [email protected] Mag.a Barbara Gruber-Rotheneder Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Schimmelgasse 13–15. 1030 Wien Tel.: 01/532 25-7913 E-Mail: [email protected] Min.-Rat DI Franz Paller Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Abteilung II 2 – Schule, Erwachsenenbildung, Beratung Stubenring 1, 1012 Wien Tel.: 01/711 00-6721 E-Mail: [email protected] DI Franz Forstner Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Abteilung Bildung und Beratung Auf der Gugl 3, 4021 Linz Tel.: 050/69 02-1227 E-Mail: [email protected] Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 199 Anhang DIin Liane Kaipel Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Institut für Beratung und Entwicklungsmanagement Angermayergasse 1, 1130 Wien Tel.: 01/877 22-6613 E-Mail: [email protected] Dirin. DIin Elfriede Schaffer Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Bildung, Bäuerinnen, Jugend Wiener Straße 6, 3100 St. Pölten Tel.: 05/02 59-26001 E-Mail: [email protected] DIin Anna Liebhard-Wallner Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Angermayergasse 1, 1130 Wien Tel.: 01/877-226619 E-Mail: [email protected] DI Franz Hunger Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Abteilung Bildung und Beratung Auf der Gugl 3, 4021 Linz Tel.: 050/69 02-1229 E-Mail: [email protected] Ing. Fritz Stocker Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Beratung-Förderung Hamerlinggasse 3, 8010 Graz Tel.: 0316/80 50-1286 E-Mail: [email protected] DI Johann Schlöglhofer Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Bildung, Bäuerinnen, Jugend Wiener Straße 6, 3100 St. Pölten Tel.: 05/02 59-26101 E-Mail: [email protected] DI Peter Frühwirth Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Abteilung Pflanzenproduktion Auf der Gugl 3, 4021 Linz Tel.: 050/69 02-1403 E-Mail: [email protected] Mag.a Renate Fuchs Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Gartenbau Hamerlinggasse 3, 8010 Graz Tel.: 0316/80 50-1613 E-Mail: [email protected] DI Josef Keferböck Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Pflanzenproduktion Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten Tel.: 05/02 59-22401 E-Mail: [email protected] DIin Anna Embacher Landwirtschaftskammer Vorarlberg, Hofberatung Montfortstraße 9, 6900 Bregenz Tel.: 05574/400-332 E-Mail: [email protected] 200 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 Anhang DI Karl Wurm Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Tierzucht Hamerlinggasse 3, 8010 Graz Tel.: 0316/80 50-1402 E-Mail: [email protected] Ing. Mag Manfred Wurzer Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Betriebswirtschaft, Technik Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten Tel.: 05/02 59-25407 E-Mail: [email protected] Mag.a Friederike Parz Landwirtschaftskammer Kärnten, Abteilung Lebenswirtschaft Museumgasse 5, 9020 Klagenfurt Tel.: 0463/58 50-1390 E-Mail: [email protected] Mag.a Erna Binder Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Bildung, Bäuerinnen, Jugend Wiener Straße 6, 3100 St. Pölten Tel.: 05/02 59-26203 E-Mail: [email protected] Mag.a Maria Dachs Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Ernährung und Direktvermarktung Auf der Gugl 3, 4021 Linz | Tel.: 050/69 02-1246 E-Mail: [email protected] DI Albert Bernsteiner Landwirtschaftskammer Steiermark, Umweltberatung A-8010 Graz, Hamerlinggasse 3 Tel.: 0316/80 50-1268 E-Mail: [email protected] Dr. Horst Jauschnegg Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Energie-Biomasse Hamerlinggasse 3, 8010 Graz Tel.: 0316/80 50-1277 E-Mail: [email protected] DI Manfred Prosenbauer Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abteilung Bioenergie Wiener Straße 6, 3100 St. Pölten Tel.: 05/02 59-29022 E-Mail: [email protected] Dr. Karl Mayer Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Pflanzenbau Hamerlinggasse 3, 8010 Graz Tel.: 0316/80 50-1283 E-Mail: [email protected] DI Franz Thoma Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Forstwirtschaft Hamerlinggasse 3, 8010 Graz Tel.: 0316/80 50-1298 E-Mail: [email protected] Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012 201 Anhang DI Dr. Gerhard Pelzmann Landwirtschaftskammer Steiermark, Abteilung Forstwirtschaft Hamerlinggasse 3, 8010 Graz Tel.: 0316/80 50-1271 E-Mail: [email protected] Dr. Josef Hainfellner lk-projekt niederösterreich, Wien GmbH Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten Tel.: 0664/60 259 42301 E-Mail: [email protected] Ing.in Daniela Morgenbesser lk-projekt niederösterreich, Wien GmbH Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten Tel.: 0664/60 259 42302 E-Mail: [email protected] Mag. Michael Fischer Österreichisches Institut für Erwachsenenbildung Schimmelgasse 13-15, 1030 Wien Tel.: 0664/404 505 8 E-Mail: [email protected] Mag.a Dr.in Andrea Payrhuber Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Angermayergasse 1, 1130 Wien Tel.: 0699/10 10 40 06 E-Mail: [email protected] 202 Agrarischer Bildungs- und Beratungsbericht 2012