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Die F
Die F.W. Olin School of Business am Babson College, bietet vermögenden und ehrgeizigen
Studenten einen "Gründer MBA" an.
Jedes Jahr erscheinen für die USA sehr wichtige Rankings. Der bedeutendste ist von US
News and World Report (Ranking nur für amerikanische Unis). Bis 2000 war Babson dort
noch nicht verzeichnet. Seit 2000 ist Babson aber mit dem allg. MBA Program auf Platz 50,
mit der Spezialisierung auf Unternehmertum auf PLATZ 1.
Das Wall Street Journal hat im jüngsten Ranking Babson sogar auf Platz 40 der besten
Businessschools WELTWEIT gesetzt, vor Stanford und Duke.
Ich war als Nürnberger „Pionier“ von September 1999 bis Mai 2000 in Babson.
>>Allgemeines
Angesiedelt in Wellesley, einem reichen Vorort von Boston, liegen zwei renommierte
Colleges. Das eine ist das berühmte Wellesley College, welches schon Hillary Clinton,
Madeleine Albright und Madame Chiang Kai-shek besuchten.
Das andere ist das weniger bekannte, aber nicht schlechtere Babson College, welches nun
seit einigen Jahren auch einen MBA Studiengang anbietet. Gelegen in einer wunderschönen
Parkanlage auf einem riesigen Grundstück mitten in Wellesley, teilt sich Babson, gegründet
Anfang des Jahrhunderts das Land mit der zukünftigen Olin School of Engineering.
>>Besonderheiten
Der Schwerpunkt von Babson liegt in der Undergraduate Ausbildung der 18-22-jährigen und
ist eine reine Business School, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Entrepreneurship
(Unternehmertum). Dieser Schwerpunkt schlägt sich auch auf das MBA-Studium an der dort
angesiedelten F.W. Olin Graduate School of Business nieder. Babson wird in diesem
Schwerpunkt schon seit Jahren auf Platz 1 aller wichtigen Ranglisten geführt, vor Harvard,
Stanford, MIT & Co. Viele stufen Babson als „The Best of the Rest“ ein, also allg. knapp
hinter dem ersten Rang der Ivy-League Unis.
Der Geist von Roger Babson, Gründer Babson, ist allgegenwärtig. Neben dem
unternehmerischen Schwerpunkt wird viel in Informationstechnologie gesteckt. Nicht nur die
Infrastruktur (s.U.) ermöglicht den Zugang zu neuen Medien: Man ist dauernd in Kontakt mit
neuen Geschäftsideen und Konzepten. Kurse sind auf die aktuellsten Themen ausgerichtet,
und jeder wird ermutigt aus der pragmatischen Welt möglichst viel einzubringen. Der
unternehmerische Geist führt oft zu folgendem Dialog:
„Und, Business Plan geschrieben?“
„Ja, den Zweiten habe ich gerade angefangen.“
Viele Studenten steigen neben dem Studium oft als Unternehmer in die Geschäftswelt ein
und Gespräche über die Höhe von erhaltenem Venture Capital gehören genauso zum Alltag
wie der letzte Sieg der Red Sox.
>>Studium
Wer als Deutscher in Babson einen MBA machen will, muss eine abgeschlossene
Hochschulausbildung mitbringen (B.A. oder Diplom), ausgezeichnete Englisch-Kenntnisse
durch einen TOEFL-Test beweisen, und den GMAT (Standardisierten Test zum Beweis von
Allgemein-
und
Managementwissen)
bestehen.
Etwa
1/3
aller
Bewerber
werden
aufgenommen. Diese dürfen dann nicht an den enormen Anforderungen erschrecken, die
ihnen die drei Studiumsmöglichkeiten stellen:
1.
Der 2-Jährige MBA
Dies ist der Regelfall. Hauptsächlich nicht-Wirtschaftswissenschaftler tummeln sich im
ersten Jahr hier in festen „Modules“, die jeweils über mehrere Wochen gehen und immer
einen
vollen
Stundenplan
(ca.
30h/Woche),
Hausaufgaben
(ca.
20h),
ein
Mentorenprogramm, in dem ein Businessplan aufgestellt wird oder echte Consultingarbeit
für ein Unternehmen (Beispiele sind Fidelity Investments, Microsoft, Lycos und SAP)
gemacht wird (20h+). Es ist nicht unüblich diese Studenten nachts um 4h noch im Olin Hall
(siehe Unten) anzutreffen, wie sie voller Frust die PowerPoint Präsentation überarbeiten, die
am nächsten Morgen um 8h fällig ist.
Nach dem ersten Jahr geht es wesentlich ruhiger zu. Studenten legen Ihre Schwerpunkte
und müssen in „gemütlichen“ 70h Wochen nur noch Ihre Credits erfüllen um sich dann im
Mai des zweiten Jahres mit dem Titel „MBA“ schmücken zu können.
2.
Der 1-Jährige MBA
Nur den Wirtschaftswissenschaftlern vorbehalten, fängt dieses Programm schon im Juni
(nicht erst im September) an und absolviert das „ersten Jahr“ des zweijährigen Programms
bis August, wobei auch hier die 80 Wochenstunden anfallen. Ab September läuft das
Studium genauso wie das zweite Jahr im 2-Jährigen MBA.
3.
Evening MBA
Für Studenten die noch voll im Job stehen, besteht die Möglichkeit im Abendstudium den
MBA
zu
erklimmen.
Hierzu
müssen
60
Credit
(jeder
Credit
entspricht
einer
Semesterwochenstunde) in einem Zeitraum von maximal 10 Jahren erreicht werden.
Meistens belegen Studenten zwei Fächer (6 Credits) pro Semester, so dass sie nach ca. 5
Jahre fertig sind.
Das Studium in Babson ist nicht unbedingt sehr schwer, aber sehr aufwendig. Sehr viel
Arbeit wird in Oganisation (welche 70 der 700 Seiten lese ich jetzt) und Gruppenarbeiten
gesteckt. Besonders wenn man viel mit Eveningstudents zu tun hat, kann es ein Krampf sein
sich auf Termine zu einigen. Leider wird es meistens Sonntag 9h30.
Ein typischer Kurs hat etwa 40 Studenten, die sich sehr bereitwillig mündlich melden um
zum Kurs beizutragen. Dies beruht auf das hohe Gewicht der mündlichen Note (bis zu 50%).
Leider ist die Qualität nicht immer optimal, aber wo ist das im Leben schon.
Jeder Kurs bringt ca. 50-300 Seiten Lesestoff und ein Essay bis eine kurze Hausarbeit (10
Seiten) pro Woche mit sich. Am Ende jeden Semesters ist außerdem bei jedem Kurs eine
Abschlussarbeit anzufertigen (entweder Klausur, Gruppenarbeit oder selbstständige Arbeit).
Die Arbeit, obwohl hart, macht Spaß, weil man immer beschäftigt ist, die Betreuung durch
Professoren super ist („Hier ist meine Privatnummer, bitte rufen Sie mich aber nicht nach
23h an.“) und man fast immer im aktuellen Themen beschäftigt ist.
Am Ende des Semesters wird man nicht nur durch den Prof. bewertet, man bewertet auch
Ihn/Sie. Da diese Bewertung die Karriere eines Profs beeinflussen kann, strengen diese sich
während des Semesters auch an.
>>Studenten
Sie Studenten sind hauptsächlich Amerikaner mit ca. 3-10 Jahren Berufserfahrung, etwa 2/3
Männer. Es gibt jedoch eine relativ große Ausländercommunity (ca. 25%) in Babson, so
dass man am Anfang nicht alleine ist und auch wegen den aufgeschlossenen Amerikanern
sehr schnell Anschluss findet.
Die meisten Babson Studenten sind sehr freundlich, wenn auch manchmal etwas
oberflächlich, helfen aber gerne weiter wo sie nur können.
Natürlich kann man sich auch mit den Undergraduate Studenten beschäftigen die am
College auf dem gleichen Campus studieren. Allerdings ist der Umgang mit diesen sehr oft
etwas schwierig, da viele noch sehr jung sind und meistens aus sehr wohlbetuchten
Familien kommen. Gespräche über den Karibikurlaub nerven fast soviel wie die geplante
Anschaffung des BMW M3, weil der Audi TT „so unbequem“ ist. Es ist nicht unüblich die
Kids aus der M-Klasse aussteigen zu sehen.
Bei den Graduatestudenten sieht es ähnlich aus mit zwei Ausnahmen: Die haben es sich
schon erarbeitet und die Tragen bis zu $50000 Schulden mit sich herum. Ich war nicht der
Einzige mit dem 10-Jahre alten verbeulten Toyota. :-)
>>Infrastruktur
Babson ist eine vernetze Uni. Alle Hörsaalplätze haben Internetanschluss, fast alle
Unterlagen liegen im Intranet bereit, Kommunikation läuft fast nur über E-Mail, ein Laptop ist
Pflicht (wer keinen hat, kriegt einen geliehen!).
Computerräume sind 24h geöffnet und MBA Studenten haben 24h Zugang zum Olin Hall,
das Hauptgebäude der Graduate Business School. Hier stehen Hörsäle, Computer, Beamer
und eine riesige Lounge mit Ledersofas und Marmortischen zur Verfügung.
Die Bibliothek hat je nach dem wie weit die Abschlussprüfungen entfernt sind, bis zu 18h am
Tag geöffnet. Es sind aber hundertausende Artikel immer über das Netz abrufbar. Auch ein
Bloombergterminal (mit Schulungen!) und Meetingräume stehen den Studenten zur
Verfügung.
Für das leibliche Wohl sorgt eine Mensa mit dem typischen Coollegefraß, wo es für ca $5
all-you-can-eat gibt. Außerdem gibt es zwei Cafeterias, wo Marriott Catering und Pizza Hut
den schnellen Hunger stillen.
Natürlich gibt es den obligatorischen Buchladen, der in Babson von Barnes&Noble betrieben
wird. Eine Telefongesellschaft, gegründet von einem Schweizer Babsonstudent, verkauft
Discounttelefonkarten reell und über das Internet. Und man findet auch die TV-Lounges und
das Theater.
Sportlich hinkt Babson natürlich nicht hinterher. Eine riesige Sporthalle (Webster) bietet ein
Schwimmbad, Squash-, Racketball- und Tennisplätze. Eine Innenbahn, Basketballplätze,
etc. Fußball (kein Football), Rugby und Baseball können auf dem Upper und Lower Fields
gespielt werden. Wer sich neben dem Studium intensiv sportlich betätigen will, kann einfach
eine der vielen Mannschaften beitreten.
Auch das Entrepreneurship Museum sollte man besuchen. Hier kann man die Werke
erfolgreicher Unternehmer, von Babson und anderswo, bewundern.
Zu guter Letzt wartet Abends dann das Roger Babson Pub auf durstige Studenten, die ein
paar Bier kippen wollen. Hier kann man dann auch noch den einen oder anderen Professor
treffen und über den abnehmenden Grenznutzen des Alkoholkonsums philosophieren.
>>Kosten
Leider, leider ist Babson teuer. Ein Jahr kostet an Studiengebühren ca. $30000, zzgl. etwa
$2000 für Lehrmaterial. Skripte kosten mal locker einzeln $100. Leben in Boston und der
Umgebung kann auch ein Vermögen kosten. Erfolgreiche IPOs von Start-Ups, sowie reiche
Studenten haben die Mieten in die Höhe schießen lassen. Unter $500 im Monat (für ein
Kellerloch) findet man nichts. Ein anständiges Zimmer kostet mindestens $1000 warm, zzgl.
Auto, Versicherungen, Essen, Freizeit. Das Leben schlägt mit ca. $2500 im Monat zu Buche
– mit Ach und Krach kann man die Kosten unter $2000 Drücken.
>>Das Leben Außerhalb der Uni – Nur ein kleiner Überblick
Im Bostoner Raum gibt es Dutzende von Unis (Harvard, MIT, Boston University, Boston
College, Wellesley, uvm.) und tausende von Studenten, die sich hauptsächlich in den
Kneipen in Cambridge und Boston tummeln. Wer „Goodwill Hunting“ gesehen hat, kann sich
ein kleines Bild davon machen.
Boston ist auch eine historische Stadt, quasi Geburtsort der Nation, worauf die Bostonians
sehr stolz sind. Auch die Umgebung ist wundeschön. Südlich von Boston tummeln sich die
Reichen und Schönen im Sommer am Cape Cod im Nordatlantik. Der Herbst bringt
unglaubliche schöne Farben mit sich und der Winter bittere Kälte die oft genug dafür sorgt,
dass der Flughafen geschlossen bleibt.
>>Und nach der Uni?
Als Babson MBA fängt man nach dem Studium laut offizieller Statistik mit durchschnittlich
$80000 an, plus Zulagen. Dieses relativ geringe Anfangsgehalt hat damit zu tun, dass viele
nach dem Studium das eigene Unternehmen aufziehen oder zu einem Start-Up gehen, wo
sie mehr in Aktienoptionen und weniger in Dollar entlohnt werden. Ich habe aber genug
Freunde gehabt, die mit $100000 und mehr angefangen haben. Auch in Deutschland sind
die Chancen nach Babson nicht schlecht. Auf Karrieremessen in Babson reißen sich die
deutschen Unternehmen nach dem deutschen Studenten mit MBA.
>>Fazit
Ich kann das MBA-Studium am Babson College wärmstens Empfehlen. Es hat unglaublich
viel Spaß gemacht, wenn auch ich manchmal Sonntags um halb vier Nachts über die Profs
und die Scheißarbeit geflucht habe. Natürlich ist es wichtig die richtigen Kurse auszuwählen.
Vorher mal auf die Professoren-Rankings im Netz schauen und andere Studenten fragen,
bevor man $3200 für einen Kurs in den Sand setzt.
Ja, das Studium ist sündhaft teuer und manchmal unglaublich hart. Tinitus oder
Magengeschwüre gehören nach dem Studium genauso zum Leben wie das eigene
Unternehmen und die Regelmäßige Treffen mit den anderen Alumnis. Während hier der
eine von der erfolgreichen IPO schwärmt, zuckt der andere mit den Achseln und erklärt, er
habe erst gestern Bankrott erklärt.
Wer noch fragen hat, erreicht mich jederzeit unter [email protected].