Kommunikation in `Star Trek

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Kommunikation in `Star Trek
OLIVER DABELSTEIN / STEFAN WUTTKE
Kommunikation in ‚Star Trek‘
EINLEITUNG........................................................................................................ 2
ALLGEMEINE BEOBACHTUNGEN ................................................................. 3
MENSCH-MASCHINE ......................................................................................... 5
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ .................................................................................... 5
DER UNIVERSALÜBERSETZER....................................................................... 7
TELEPATHIE ..................................................................................................... 11
NATÜRLICHE TELEPATHIE ................................................................................... 11
TECHNISCHE TELEPATHIE.................................................................................... 12
ÖFFENTLICHKEIT ........................................................................................... 14
FAZIT................................................................................................................... 16
Einleitung
Kommunikation liegt im Zentrum unserer Gesellschaft, sei es als Gespräch,
Buch, Email, Fernsehen oder Ampel, sie ist ein konstituierender und
organisierender Faktor der menschlichen Praxis. Aber wie wir in STAR
TREK sehen, nicht nur hier auf der Erde, sondern überhaupt überall im
Universum in gleicher oder ähnlicher Weise. Die Art und Weise der
Kommunikation im STAR TREK-Universum unterscheidet sich in einigen
Punkten von unserer Alltagswelt, und gerade diese Unterschiede machen
die Serien so interessant. Sie zeigen einerseits positive und/oder negative
Utopien einer möglichen Kommunikationsgesellschaft auf, die noch weit
über unseren tatsächlichen technischen Möglichkeiten liegen, aber
andrerseits hat STAR TREK vielfach auch einfach nur „reale” technische
Entwicklungen vorweggenommen oder sogar inspiriert (manche Geräte sind
mittlerweile – sicherlich unabhängig von STAR TREK – zum Teil ja auch
schon realisiert).
Diese Arbeit umfasst nicht nur eine rein technische Analyse der gezeigten
Kommunikationskanäle, -medien und -codes, sondern diskutiert besonders
was die Art und Weise der Darstellung von Kommunikation für eine – oder
unsere reale – Gesellschaft bedeuten könnte.
Der Aufsatz ist in sechs Abschnitte eingeteilt:
Im ersten Teil sollen zunächst einige wichtige allgemeine Beobachtungen
festgehalten werden. Die gute, alte Maus und Windows haben endlich
ausgedient: mit Maschinen kann man verbal in natürlicher Sprache
kommunizieren.
Der zweite Teil untersucht die Kommunikation zwischen Menschen und
Maschinen – das umfasst sowohl Computer, Roboter als auch Androiden.
Fremdsprachenprobleme sind aus der Welt geschafft: Klingonen können mit
Cardassianern, Terranern und Ferengi sprechen. Dem Universalübersetzer
ist das dritte Kapitel gewidmet.
Die Telepathie ist sicherlich die ungewöhnlichste Form der in Star Trek
dargestellten Kommunikationsarten. Sie erscheint in zwei verschiedenen
Formen: als natürliche Telepathie, die bestimmte Wesen als angeborene
natürliche Sprache besitzen, und als technisch gelöste Telepathie. Diese
Kommunikationsform wird im vierten Kapitel behandelt.
Dem
Bereich
der
Öffentlichkeit
von
Informationen
und
Kommunikationskanälen ist das fünfte Kapitel gewidmet.
Im letzten Kapitel dann wird ein Fazit der Untersuchungen gezogen, und es
sollen einige Thesen zur Diskussion gestellt werden.
Allgemeine Beobachtungen
Kommunikation wird in STAR TREK meistens erst dann auffällig, wenn sie
nicht oder nur fehlerhaft funktioniert. Solche besonderen Ereignisse
kommen in mehreren Folgen vor – zum Beispiel verhindert erst in letzter
Sekunde gelingende Kommunikation die schon fast bevorstehende
Assimilation der Erde durch die Borg. Aber im Allgemeinen werden die
besonderen
Kommunikationsmöglichkeiten, die uns in STAR TREK
präsentiert werden, nicht innerhalb der Serien problematisiert und wie
selbstverständlich verwendet.
Betrachtet
man
zunächst
nur
die
Verwendung
der
Kommunikationsmöglichkeiten näher, fallen vier allgemeine Eigenschaften
auf:
1. Ständige Kommunikationsmöglichkeit: Es ist möglich, jederzeit
Kontakt zu jemandem aufnehmen, man ist aber auch selbst ständig
erreichbar. Man braucht sich nicht darum zu kümmern, wo sich der
gewünschte Gesprächspartner gerade aufhält, der Computer übernimmt
diese Aufgabe eigenständig und baut automatisch eine Verbindung auf.
Dass diese ständige Erreichbarkeit eine permanente Überwachung durch
Computer impliziert, wird an anderer Stelle noch thematisiert.
2. Kommunikation ist offenkundig kostenlos: Es gibt keine Münztelefone,
keine Telefonrechnungen und auch keine Beschränkung hinsichtlich der
Gesprächsdauer und Entfernung zum Gesprächspartner. Kosten werden an
keiner Stelle erwähnt - dies ergibt sich wohl schon aus der Tatsache, dass
es in der Föderation kein Geld gibt – allerdings wäre ein Kreditsystem
denkbar,
ähnlich
wie
ein
monatlicher
Transporterkredit
für
Privattransporte, den Starfleet-Kadetten auf der Erde eingeräumt wird. Bei
anderen Gesellschaften, die dazu im Gegensatz ein finanzielles System
benutzen, wie z.B. die Ferengi, werden jedoch ebenso zu keiner Zeit
Kommunikationskosten erwähnt.
3. Hören und Sehen: Kommunikation ist zum großen Teil audio-visuell.
Private, geschäftliche und militärische Gespräche werden im allgemeinen
über eine Art Bildtelefon geführt. Eher selten ist es der Fall, dass Gespräche
rein akustisch übertragen werden, und fehlender Ton ist oft Folge einer
technischen Störung.
4. Weiterhin ist die Kommunikationstechnologie technisch leichter zu
bedienen: Die erforderlichen
technischen Geräte (combadges) sind
einerseits wesentlich handlicher und so klein, dass sie bequem getragen
werden können, andrerseits sind feste Kommunikationskonsolen nahezu
überall installiert. Gespräche können durch ein paar einfache verbale
Befehle an den Computer aufgebaut werden.
Nun
zur
Funktionsweise
der
in
STAR
TREK
präsentierten
Kommunikationsmöglichkeiten:
Zunächst ein paar Bemerkungen zum Kommunikationskanal, also dem
physikalischen Signalträger, der eine Nachricht vom Sender zum
Empfänger
überträgt.
Hier
beeindruckt
vor
allem
die
Kommunikationsgeschwindigkeit: die Technologie in STAR TREK ermöglicht
es, dass die Geschwindigkeit des Kommunikationskanals im allgemeinen
immer höher als die Reisegeschwindigkeit normaler Raumschiffe ist. Das
wird natürlich durch einen typischen STAR TREK-Trick erreicht: Da
Nachrichten im Subraum - und nicht im normalen Raum und dann mit
Licht oder Schallwellen – übermittelt werden, können sie mit einer
Geschwindigkeit von Warp 9,9997 reisen. Diese Geschwindigkeit ist auch
die wichtigste Voraussetzung dafür, dass ein entscheidendes Kriterium des
Kommunikationskanals
erfüllt
werden
kann:
synchrone
und
bidirektionale Informationsübermittlung. Reibungslose und erträgliche
Kommunikation findet eigentlich nur dann statt, wenn keine langen
Sendepausen zwischen Frage und Antwort liegen, und ohne synchrone
Verständigung wäre eine Organisation wie die Sternenflotte auch überhaupt
nicht handlungsfähig.
Darüber hinaus treten keinerlei Medieninstitutionen als solche auf, es
wird nicht klar, ob es zum Beispiel überhaupt so etwas wie allgemeine und
öffentliche Nachrichtensendungen gibt. Es gibt in diesem Bereich allerdings
Ausnahmen, die zumindest andeuten, dass gewisse Medieninstitutionen mit
einer Öffentlichkeit existieren. Im Kinofilm STAR TREK VII: GENERATIONS,
USA 1994, X treten Reporter auf, die über James T. Kirks Besuch auf dem
neuen Schiff berichten. Jake Sisko arbeitet als Kriegsberichterstatter auf
der Raumstation Deep Space Nine. Ferner schreibt Doktor Bashir
medizinische Artikel für ein Magazin. Man kann aber eigentlich nur
erahnen,
ob
eine
Öffentlichkeit
im
Sinne
einer
Fernseh/Zeitungsöffentlichkeit existiert oder ob es sich um Teil-Öffentlichkeiten
bzw. Gruppen mit bestimmten Informationen handelt.
Gedruckte Bücher sind Antiquitäten, die ihre Besitzer als Sammler oder
Intellektuelle mit hoher Bildung ausweisen (auf der Enterprise-D bewahrt
Captain Picard Bücher in einer Vitrine in seinem Bereitschaftsraum auf).
Papier und Tinte gibt es nicht oder kaum, Lesen und Schreiben geschieht
über elektronische Hilfsmittel (PADD = Personal Access Display Device). Zur
Archivierung von privaten Informationen dienen teils akustische, teils
audio-visuelle Tagebucheinträge.
Obwohl in der Serie die unterschiedlichsten Schriftzeichen auf
Computerkonsolen zu finden sind, hat doch kein Sternenflottenoffizier
Schwierigkeiten,
ein
Computerdisplay
in
einem
NichtFöderationsraumschiff in einer außerirdischen Sprache zu lesen und zu
benutzen. Umgekehrt erscheinen auf Sternenflotten-Computern immer nur
englische Schriftzeichen als Standardsprache, auch wenn Außerirdische
den Display bedienen.
Diese allgemeinen Beobachtungen sollen erst einmal in die Thematik
Kommunikation in STAR TREK einführen. Man kann aber schon zumindest
zwei wichtige Aspekte am eben Dargestellten erkennen:
1. Kommunikation wird als absolut unerlässlich für eine funktionierende nicht nur – menschliche Lebenspraxis präsentiert. Besonders die Tatsache,
dass sie frei verfügbar und kostenfrei ist, unterstreicht dieses Konzept.
2. Es wird viel und ganz selbstverständlich per und mit Computern
kommuniziert, und jeder hat ständig die Möglichkeit zur Kommunikation
und ist immer erreichbar. Und niemand stört sich an der wichtigsten
Voraussetzung dafür: immerwährende Überwachung der Person durch den
Computer.
Mensch-Maschine
Einer der wohl bekanntesten Sätze der Figur des Jean-Luc Picard in der
Serie „STAR TREK – THE NEXT GENERATION“ dürfte „Tee, Earl Gray, heiß.“
sein. Diese an den Nahrungs-Replikator der Enterprise gewandten
Stichworte reichen aus, damit die Maschine den gewünschten Tee serviert.
Was aber müssten die Vorraussetzungen sein, um diese in der Serie so
einfach und alltäglich wirkende Handlung Realität werden zu lassen?
Dabei sei die Fiktion der instantanen Zusammensetzung von komplexen
Materieverbindungen und –formen aus Basiselementen außen vor gelassen.
An dieser Stelle soll es nur um die eine Kommunikation zwischen Mensch
und Maschine ermöglichenden Voraussetzungen gehen.
Uns wird gezeigt, dass der Computer und alle an ihn angeschlossenen
Maschinen in der Lage sind, die menschliche Sprache wahrzunehmen und
die korrekte Intention zu erkennen. Picard bekommt seinen bestellten
heißen Earl Gray. Hierzu muss der Replikator nicht einmal direkt
angesprochen werden. Es reicht den Befehl in Richtung des Geräts zu
sprechen. Der Replikator verfügt also neben der Fähigkeit Sprache
wahrzunehmen und zu verstehen auch über visuelle Wahrnehmung. In der
Folge PEN PALS (BRIEFFREUNDE, USA 1989, Winrich Kolbe) beschränkt sich
Picard auf den Satz „Bitte heißen Tee“ und bekommt ihn ohne Nachfrage
des Computers. Dies ist ein Indiz für das Wissen des Computers über die
Mitglieder der Enterprise-Crew. Eine Person ohne Vorwissen, z.B. in der
Konstellation Kellner – Gast, hätte mit Sicherheit nach der gewünschten
Teesorte nachgefragt. Eine Person mit Vorwissen, z.B. ein nahes
Familienmitglied oder ein enger Freund, könnte aus ihrer Erfahrung
Rückschlüsse ziehen auf die Vorlieben Picards. Der Computer der
Enterprise muss also der zweiten Gruppe zugeordnet werden, was bedeutet,
dass er persönliche Informationen über die Crew besitzt.
Fassen wir zusammen: Der Computer der Enterprise kann jederzeit
angesprochen werden und ist in der Lage das Gesagte zu verstehen. Er weiß
außerdem, wo sich die Person befindet und in welche Richtung sie spricht.
Dies sind die Voraussetzungen, die nötig sind um den Umgang der
Menschen mit der Maschine so einfach wie möglich zu machen. Die
Konsequenz daraus ist die totale Überwachung aller Menschen, die sich an
Bord der Enterprise befinden.
Künstliche Intelligenz
Dem Zuschauer werden Computer und andere Maschinen gezeigt, die ohne
Schwierigkeiten den Turing-Test bestehen würden. Nach Turings Definition
verfügt eine Maschine dann über künstliche Intelligenz, wenn sie in der
Lage ist die Fragen eines Menschen so zu beantworten, dass der Mensch
nicht in der Lage ist zu entscheiden, ob die Antworten von einem Menschen
oder einer Maschine kommen.1
Der Computer der Enterprise kann per Stimme zur Beantwortung von
Fragen oder der Lösung von Problemen aufgefordert werden. Mehr noch,
der Computer ist in der Lage eine Sprache in eine andere zu übersetzen
(siehe im Kapitel „Der Universalübersetzer“).
Der Computer verfügt über eine enorme Sammlung von Wissen, selbst
Informationen über Bewohner der Erde sind in der Entfernung von einigen
Lichtjahren zum Planeten problemlos abrufbar. Über ein eigenes
1
Eine filmische Umsetzung findet sich z.B. in BLADE RUNNER, USA 1982, Ridley Scott
Bewusstsein oder einen eigenen Willen verfügt der Computer der Enterprise
jedoch nicht. Niemals mischt er sich ungefragt in Streitfragen ein oder
weigert sich, Befehle auszuführen. Dennoch besitzt der Computer scheinbar
die Potenz eigenes Bewusstsein oder Willen zu entwickeln, wie in der Folge
ELEMENTARY, DEAR DATA (SHERLOCK DATA HOLMES, USA 1988, Rob Bowman)
gezeigt wird, in der die im Holodeck erzeugte Figur des Moriarty über beides
verfügt.
Der Universalübersetzer
Der wohl wichtigste technische Wunderkasten der STAR TREK-Serien ist der
Universalübersetzer. Ohne die Hilfe dieser Fiktion, wäre eine
Kommunikation zwischen den vielen gezeigten Spezies kaum möglich. Der
Universalübersetzer ist schon allein aus diesem Grund eine dramaturgische
Notwendigkeit.
Wie soll dieses Gerät nun nach Vorstellung der Autoren funktionieren?
In der STAR TREK Encyclopedia (1997, Simon & Schuster Interactive,
www.imergy.com) wird er folgendermaßen beschrieben:
universal translator
Device used to provide real-time two-way translation of spoken languages. It
operated by sensing and comparing brain-wave frequencies, then selecting
comparable concepts to use as a basis for translation. […] A software version of the
universal translator was programmed into the Enterprise -D’s main computer. This
enabled real-time communications with such life-forms as the nanites. („Evolution”
[THE NEXT GENERATION]). The combadges worn by Starfleet personnel in the
latter half of the 24th century incorporated miniature universal translators. („The 37’s”
[VOYAGER]). Even smaller versions of the universal translator could be inserted into
the outer ear, providing unobtrusive operation. […] The universal translator generally
requires an adequate sample of a language in order to establish a translation matrix.
[…] Actually, we figured that Paramount somehow managed to install universal
translators in everyone’s television receivers, which could also explain why so many
of the galaxy’s life-forms seem to be speaking English and other Earth languages.
STAR T REK TM and © 1997 Paramount Pictures. All Rights Reserved. STAR T REK and related properties are trademarks of
Paramount Pictures.
Copyright © 1997 Simon & Schuster Interactive, a division of Simon & Schuster, Inc. Written by Michael Okuda and Denise Okuda.
Based on the works THE STAR T REK ENCYCLOPEDIA by Michael Okuda and Denise Okuda, and THE STAR T REK CHRONOLOGY
by Michael Okuda.
An anderer Stelle, u.a. in „STAR TREK – DEEP SPACE NINE – Das technische
Handbuch“ wird gesagt, dass der Universalübersetzer über mehrere
hundert verschiedene linguistische Datenbanken verfügt.
Bleiben wir für einen Moment bei dem Konzept der „brain-wave frequenzies“
und der „mental concepts“. Der Begriff der „mental concepts“ findet sich im
Zeichenmodell Ferdinand Saussures.
Saussure‘s elements of meaning:
sign
signifier plus signified
(physical
(mental
existence
concept)
of the sign)
signification
external reality
or meaning
Aus: John Fiske 1990, 44)
Nach Saussure versehen wir nicht die tatsächlichen Dinge mit Zeichen (z.B.
mit Worten), sondern nur die mentalen Konzepte dieser Dinge. Die Idee des
Universalübersetzers ist es, den Schritt der Übersetzung eines
Zeichensystems in ein anderes (z.B. Finnisch – Russisch) wegzulassen.
Statt dessen werden gleich die mentalen Konzepte eines Emittenten
analysiert und in das dem Rezipienten bekannte Zeichensystem übertragen.
So schön die Idee auch sein mag, ist sie doch pure Science Fiction.
Scheitern würde die Realisierung schon daran, dass für das detaillierte
Auslesen der Gehirntätigkeit im Sprachzentrum (das übrigens bei jedem
Menschen ein wenig anders angeordnet ist) ein invasiver Eingriff nötig wäre.
Aber auch linguistischen Gründe lassen sich gegen ein solches Gerät
anführen. Die „mental concepts“ sind keinesfalls bei jedem Menschen
gleich, sondern abhängig von dem Kulturkreis in dem er sich befindet. So
ist im englischen Sprachraum der Begriff stonecold (steinkalt) üblich, der
mit eiskalt ins Deutsche übersetzt wird.
Unterschiedliche Arten von Wahrnehmung sind ein weiteres Argument
gegen das Vorhandensein austauschbarer „mentaler Konzepte“.
Der
Universalübersetzer
müsste
zwischen
unterschiedlichen
Wahrnehmungskonzepten vermitteln, d.h. eine Übersetzung gelingt auch
dann, wenn es zwischen den Wahrnehmungsrealitäten zweier Sprecher
erhebliche Diskrepanzen gibt. Um dies zu verdeutlichen seien hier einige
Beispiele aus dem Tierreich aufgezeigt:
Bienen sind in der Lage Lichtwellen aus dem Bereich des
ultravioletten Spektrums
Fledermäuse sind in der Lage Geräusche im
Ultraschallbereich sowohl zu hören, als auch zu
erzeugen
Haie
verfügen
über
zwei
nahezu
einzigartige
Sinnesorgane. Zum einen die sog. Seitenlinien, die sie
Bewegungen
im
Wasser
anhand
von
Druckveränderungen wahrnehmen lässt, zum anderen
die Lorenzinischen Ampullen, mit denen Haie das
elektromagnetische Feld von Lebewesen erspüren
können, z.B. von im Sand vergrabenen Fischen
Diese Beispiele sind natürlich Extreme, aber auch zwischen Menschen
unterschiedlicher Kulturen gibt es Unterschiede in der Wahrnehmung ihrer
Umwelt, wie das stonecold-Beispiel zeigt. Hinzu kommt, dass derartige
sprachliche Festlegung die Wahrnehmung erst konstituieren. Für Personen
aus dem englischen Sprachraum ist etwas cold as a stone und nicht kalt
wie Eis. Als weitere Extrem-Beispiele divergierender menschlicher
Wahrnehmung seien Rot-Grün-Blindheit und Synästhesie2 genannt.
Hinzu kommt die Überbrückung von Inkonsistenzen einer Sprache.
Sprache ist leider nicht logisch aufgebaut. Zwar gibt es eine Menge von
ableitbaren Regeln aber mindestens genauso viele Ausnahmen.
Beispiel:
Apfelsaft ist aus Äpfeln
Orangensaft ist aus Orangen
Tomatensaft ist aus Tomaten
Hustensaft ist aus ...
2 Syn|ästhesie [grch.], das gleichzeitige Erleben von Sinneseindrücken versch. Sinnesgebiete
bei Reizung von nur einem Sinnesorgan; […] (dtv-Lexikon, München 1997)
Auf der folgenden Seite ist die von den STAR TREK-Autoren beschriebene
Funktionsweise des Universalübersetzers noch einmal in einem Schaubild
zusammengefasst. Anhand des Schaubildes wird noch ein Problem
deutlich, das innerhalb der Serie nie thematisiert wird. Ein Rezipient
müsste eigentlich das ursprünglich Gesagte und die Übersetzung überlagert
hören, so als würde man bei einem Zweikanaltonfilm beide Kanäle
einschalten.
Ist der Universalübersetzer aus STAR TREK eine Utopie? Ein nicht zu
realisierendendes
Wunderding?
Wenn
man
die
Fähigkeit
des
Universalübersetzers selbst vorher unbekannte Sprachen übersetzen zu
können
betrachtet,
ganz
sicher.
Die
Entwicklung
einer
Übersetzungsmaschine dagegen, die bekannte irdische Sprachen
übersetzen kann, ist dabei Realität zu werden3.
3
Auszug aus dem Newsletter vom 14.07.1999 des Online-Wissenschaftsmagazins
MorgenWelt ( www.morgenwelt.de ):
Tragbarer UEbersetzer versteht sechs Sprachen
Ein internationales Forscherteam legt Ende Juli einen neuen mobilen Computer vor, der sechs
Sprachen versteht und Dialoge direkt uebersetzen kann. Das Geraet versteht und uebersetzt
in englisch, franzoesisch, deutsch, italienisch, japanisch und koreanisch. Aus den
entsprechenden Laendern kommen auch die beteiligten Entwickler. Auf deutscher Seite haben
unter anderem die Universitaet Karlsruhe und die Firma Siemens mitgearbeitet. […]
Geleitet werden die Versuche vom sogenannten C-STAR-Konsortium, das seit 1991 die
Entwicklung der mobilen UEbersetzer vorantreibt. Die Forscher konzentrierten sich bewusst
auf gesprochene Sprache. Die Geraete sollen auch mit individuellen Besonderheiten wie
Sprechpausen oder Stottern keine Probleme haben.
Quelle: Carnegie Mellon University, 13.7.99
Schematische Darstellung des Universalübersetzers (bei Person-zu-Person- Kommunikation)
Gehirn
Emittent
Sprechorgan
Schall
Hirnwellen
Mikrofon
Hirnwellenempfänger
Spracherkennungsalgorythmus
Sprachkonzeptanalyse
Erfasster Text
Erkannte Sprachkonzepte
Übersetzungsalgorythmus
Übersetzter Text
Verbalisierungsprozess
Sender
Problem der Überlagerung
Schall
Hörorgan
Rezipient
Telepathie
Es lassen sich in STAR TREK prinzipiell zwei Formen von Telepathie
feststellen: Zum einen natürliche Telepathie, die wie eine verbale Sprache
einigen Wesen angeboren ist. Und zum anderen technisch erzeugte
Telepathie, wie man sie vor allem bei den Borg findet, aber auch in Form
von allerlei technischem Gerät zur Gedankenmanipulation oder ähnlichen
Apparaten.
Natürliche Telepathie
Obwohl Telepathen die lautlose Kommunikation in Form der
Gedankenübertragung beherrschen, haben viele telepathische Wesen
darüber hinaus die Fähigkeit, sich verbal zu äußern. Es gibt nur einige
wenige Spezies, die ausschließlich telepathisch kommunizieren (wie in IS
THERE NO TRUTH IN BEAUTY?, DIE FREMDE MATERIE, USA 1968, Ralph
Senensky, in THE ORIGINAL SERIES). So stellen sich Wesen mit telepathischer
und verbaler Ausdrucksmöglichkeit den normalen Menschen als in vielen
Situationen überlegen dar. Diese Überlegenheit wird jedoch innerhalb der
Föderationsgesellschaft nicht missbraucht (wenn, dann von Telepathen aus
anderen Gesellschaften), es ist eher so, dass Telepathen spezielle Aufgaben
bekommen und Arbeitsbereiche innehaben, die sie mit Hilfe ihrer
besonderen Fähigkeiten viel besser und einfacher lösen können als NichtTelepathen.
Wie werden Telepathen in STAR TREK dargestellt? Am prominentesten sind
sicher die Betazoiden, deren Gehirn zusätzlich den sogenannten Paracortex
enthält, der ihnen telepatische Kommunikation in verschiedenen Formen
ermöglicht:
Sie können zum einen rein telepathisch mit solchen Wesen kommunizieren,
die
selbst
telepathische
Fähigkeiten
besitzen
(bidirektionale
Kommunikation), aber sie können zum anderen auch die Gedanken und
Gefühle derjenigen empfangen, die selbst keine telepathischen Fähigkeiten
haben (unidirektionale Kommunikation). Einige wenige Wesen sind gegen
telepathische Leseversuche immun, z.B. die Ferengi. Nicht-Telepathen, die
für Telepathie empfänglich sind, können von Telepathen gedanklich studiert
werden und sich auch nicht gegen aufgezwungene Gedanken wehren;
darüber hinaus scheinen sie auch nicht in der Lage zu sein zu
unterscheiden, ob es sich um ihre eigenen oder fremde Gedanken handelt
(VIOLATIONS, GEISTIGE GEWALT, USA 1992, Robert Wiemer, in THE NEXT
GENERATION). Im Gegensatz dazu sind Telepathen meistens in der Lage, ihre
eigenen Gedanken gegenüber Leseversuchen anderer Telepathen
abschirmen.
Die ersten telepathiefähigen Wesen, die uns STAR TREK präsentiert hat,
sind die Vulkanier. Sie können zwar nicht auf dieselbe Weise wie
Betazoiden telepathisch kommunizieren, sie können aber durch physischen
Kontakt eine Art der Gedankenverschmelzung mit einem anderen Wesen
einleiten. Dieses muss nicht einmal in die Verschmelzung einwilligen (wie
zum Beispiel zwischen Spock und einem Buckelwal in STAR TREK IV: THE
VOYAGE HOME, ZURÜCK IN DIE GEGENWART, USA 1986, Leonard Nimoy).
Anscheinend gibt es keine Sprachprobleme unter Telepathen, denn
Kommunikation kann zwischen den verschiedensten Rassen hergestellt
werden; andere, nicht-telepathische Wesen können zumindest emotional
gelesen werden, auch wenn noch keine andere Art der Kommunikation
geglückt ist. Das kann aber nur funktionieren, wenn Telepathie auf dem
Austausch von mentalen Konzepten basiert, die nicht an einen spezifischen
Code gebunden sind. Der Vergleich zu sprachlichen Universalien drängt
sich hier auf, die in eine Art mentale Universalie transformiert wurden.
Auch der Kommunikationskanal muss bei unterschiedlichen Rassen
einheitlich sein, genau wie bei akustischen Gesprächen, sonst könnten sich
Empfänger und Sender nicht verständigen: Telepathische Gedanken werden
durch den Raum, auch den leeren Weltraum, übertragen, aber welches
Medium genau und welcher Kanal benutzt wird, bleibt unklar. Wir wissen
aber über die Vorgänge innerhalb eines Telepathengehirns bescheid:
Psilosynine als Neurotransmitter und der schon erwähnte Paracortex
spielen eine entscheidende Rolle. Telepathie scheint naturwissenschaftlich
geklärt zu sein, treten Probleme auf, weiß die Medizin des 24. Jahrhunderts
meistens Rat.
Telepathie ist offensichtlich universell, eine Art Super-Kommunikation. Das
macht sie besonders nützlich beim first contact mit unbekannten Wesen
(Telepath Tam Elbrun in TIN MAN, DER TELEPATH, USA 1990, Robert
Scheerer, in THE NEXT GENERATION). Weiterhin haben Telepathen wie schon
erwähnt meistens besondere Aufgaben in der Gesellschaft der Föderation,
zum Beispiel als ship‘s conselor auf der Enterprise-D (ENCOUNTER AT
FARPOINT, DER MÄCHTIGE/MISSION FARPOINT, USA 1987, Corey Allen, in THE
NEXT GENERATION).
Telepathie wird in der Sternenflotte als Hilfsmittel eingesetzt, wie ein
Thermometer oder eine Waage, um mehr über andere Wesen zu erfahren.
Sie ist dabei in der Föderation im Allgemeinen akzeptiert, obwohl es doch
den ultimativen Eingriff in die Privatsphäre bedeutet. Nur wenige fühlen
sich demgegenüber unbehaglich (wie Dr. Stubbs in EVOLUTION, DIE MACHT
DER NANITEN, USA 1989, Winrich Kolbe, in THE NEXT GENERATION). STAR
TREK zeigt uns, dass die gedankliche Offenlegung nur Vorteile für die
betroffenen Personen bringt. Und Telepathen der Sternenflotte sind ohnehin
verantwortungsvolle und moralisch hochstehende Menschen, die ihr Wissen
nicht für ein Verbrechen ausnutzen würden. Hier wird ein positives Bild
einer Welt entworfen, die ohne den Grundsatz auskommt: Die Gedanken
sind frei. Ist das nicht ein Plädoyer für die Überwachung der Gedanken der
Menschen, wenn es erst einmal die technischen Möglichkeiten dazu gäbe?
Technische Telepathie
Technisch erzeugte Telepathie als ständige Kommunikationsart wird nur
von einer einzigen Lebensform betrieben: den Borg. Alle anderen in STAR
TREK hier und dort auftretenden technischen Geräte dienen meistens eher
der temporären Gedankenmanipulation und werden weniger als echtes
Hilfsmittel zur Verständigung eingesetzt. Deshalb konzentriert sich dieser
Abschnitt auch auf die Borg.
Ein Borg hat ein besonderes Implantat im Gehirn: den sogenannten
Neurotransceiver, mit dessen Hilfe es mit anderen Borg in Verbindung
zueinander steht. Als Medium dienen interaktive Subraum-Signale, die
verzögerungsfreie Kommunikation zwischen allen Borg gleichzeitig zulassen.
Da im Subraum übertragen, sind diese nicht akustisch vernehmbar,
obwohl ans Kollektiv angeschlossene Borg offensichtlich einen Stimmenchor
oder Stimmenfluss zu hören scheinen. (Der Borg Hugh sagte: „Tausende
anderer Stimmen sind immer bei uns!”, I, BORG, ICH BIN HUGH, USA 1992,
Robert Lederman, in THE NEXT GENERATION.)
Es gibt einen ständig offenen Kommunikationskanal zwischen allen
Dronen, so dass alle einzelnen Mitglieder gleichzeitig miteinander sprechen
können und ihre Gedanken austauschen können. Mehr noch, die Borg
denken alle einen Gedanken.
Wie wirkt sich eine solche Technologie aus? Unser Verständnis von
Persönlichkeit und Individuum ist dort verloren, ein einzelner Borg spricht
immer nur in der dritten Person Plural, die Borg kommunizieren mit
anderen Raumschiffe nur als Kollektiv und richten das Wort selten an
einzelne Personen (Ausnahme: BEST OF BOTH WORLDS, IN DEN HÄNDEN DER
BORG/ANGRIFFSZIEL ERDE, USA 1990, Cliff Bole, in THE NEXT GENERATION).
Die Borg-Weise zu kommunizieren kann man als Vorteil bezeichnen, weil
sie sehr schnell und effektiv ist, und darüber hinaus Fehler geradezu
ausschließt und eine schnelle Reaktionsfähigkeit zeigt. Uns wird eine
nahezu unbesiegbare – wenn auch umbarmherzige – Gesellschaft
vorgeführt. Wir erfahren in einer Folge auch, dass die kollektive Energie der
Gedanken physische Heilungsprozesse hervorrufen und verstärken kann
(UNITY, USA 1997, Robert D. McNeill, in VOYAGER). Es handelt sich sicher
um perfekte Kommunikation für die Zwecke der Borg, einer industriell sehr
hoch entwickelten Gesellschaft, die darauf aus ist, andere Gesellschaften
ohne Zustimmung in ihre eigene zu integrieren. Das Konzept Individuum
und Privatsphäre sind bei den Borg vollends aufgegeben. Allein dadurch
erscheinen sie für uns in einem negativen Licht: Wir sehen eine perfekt
militärisch-organisierte Gesellschaftsform, die das Einzigartige der
einzelnen Person aufgegeben hat, um ein starkes und mächtiges Kollektiv
zu bilden. Die vollständige Vernetzung, die die Kontrolle des Kollektivs über
das Individuum ermöglicht. Und erschwerend kommt noch die
Vorgehensweise der Borg hinzu: Neue Mitglieder werden gegen ihren Willen
rekrutiert und Widerspenstige einfach zerstört.
Technische Telepathie als übersteigerte Darstellung des Internets?
Vielleicht kann man diesen Aspekt in STAR TREK als Kritik an der
zunehmenden Vernetzung deuten. Es ist durchaus denkbar, dass in
geraumer Zeit Menschen, die sich nicht des elektronischen Netzes
bedienen, Nachteile in einer Gesellschaft haben werden, die immer mehr
auf die schnelle Informationsübermittlung via Internet zurückgreift.
Vielleicht möchte STAR TREK uns hier zur Vorsicht mahnen.
Zum Schluss noch eine Beobachtung zur filmischen Darstellung, die beide
Arten der Telepathie betrifft: Der Empfänger einer telepathischen Botschaft
scheint eine Art lautliches Echo in seinem eigenen Bewusstsein zu
vernehmen. Wird eine Nachricht übermittelt, dann wird der Sender oder der
Empfänger im Bild gezeigt (meistens in Grossaufnahme), als Ton hört man
jedoch immer den „sprechenden” Sender. Die besonderen Eigenschaften der
Stimme des Senders werden dabei mit übermittelt. Es ist nun so, dass bei
der Darstellung natürlicher Telepathie nahezu ausschließlich der Sender
der Botschaft zu sehen ist, was filmtechnisch der normalen Darstellung
eines verbalen Gesprächs folgt. Dahingegen wird bei den Borg fast immer
der Empfänger gezeigt (Ausnahme in BEST OF BOTH WORLDS: Dort wird
Patrick Stewart als Locutus of Borg in Großaufnahme gezeigt während er
spricht). Dies unterstreicht die Passivität, der die einzelne Person in der
technisch erzeugten Telepathie unterliegt.
Öffentlichkeit
Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem politischen System einer
Gesellschaft und der Öffentlichkeit von Informationen. Demokratische
Systeme gelten als liberal, während beispielsweise diktatorische als
restriktiv gelten. Als Beispiel sei hier China genannt, das immer wieder
versucht die Informationen, die per Internet zugänglich sind
einzuschränken, zuletzt während des 10. Jahrestages der Niederschlagung
der Unruhen am Platz des himmlischen Friedens.
Sind die in STAR TREK gezeigten Kommunikationsformen liberal oder
restriktiv? Den Versuch dies zu klären stellt das folgende Kapitel dar.
Eine der wenigen Formen von öffentlicher Kommunikation, die man in THE
NEXT GENERATION oder DEEP SPACE NINE zu sehen bekommt ist Schule.
Sowohl Frontalunterricht, wie auch computerunterstütztes Lernen. Hier
wird erstmals auch das Vorhandensein mehrerer Generationen an Bord
eines Raumschiffes gezeigt. Als größere Bildungsinstitution wird immer
wieder die Starfleet-Academy genannt, die wohl so etwas wie eine
Militärakademie darstellt.
Darüber hinaus treten keinerlei Medieninstitutionen als solche auf, es
wird nicht klar, ob es zum Beispiel überhaupt so etwas wie allgemeine und
öffentliche Nachrichtensendungen gibt. Es gibt in diesem Bereich allerdings
Ausnahmen, die zumindest andeuten, daß gewisse Medieninstitutionen mit
einer Öffentlichkeit existieren. Im Kinofilm STAR TREK VII: GENERATIONS
(USA 1994, David Carson) treten Reporter auf, die über James T. Kirks
Besuch auf dem neuen Schiff berichten. Jake Sisko arbeitet als
Kriegsberichterstatter und Doktor Bashir schreibt medizinische Artikel.
Man kann aber eigentlich nur erahnen, ob eine Öffentlichkeit im Sinne
einer Fernseh-/Zeitungsöffentlichkeit existiert oder es sich um TeilÖffentlichkeiten bzw. Gruppen mit bestimmten Informationen handelt.
Es bleibt unklar, in welcher Weise die Öffentlichkeit über allgemeine
Ereignisse informiert wird. Über die Zugänglichkeit von Informationen und
ihre Verbreitung lässt sich leider nur spekulieren.
Es gibt ein Information-on-demand-System. Wer nach eine Information
fragt, bekommt sie, sofern die Antwort bekannt und uneingeschränkt
zugänglich ist. Eindeutig hierbei ist, dass gewisse Informationen
eingeschränkt sind, z.B. im militärischen Bereich.
Unklar bleibt, wie groß die Menge an Informationen ist, die abgerufen
werden kann und welcher Art die Informationen sind. Allgemeine
Informationen gibt es in jedem Falle in berufsspezifischen Bereichen, wie
z.B. Medizin oder Technik. Etwas wie daily news scheint es dagegen nicht
zu geben und auch ob es überhaupt informationsbearbeitende Institutionen
gibt bleibt unklar. Die Figuren Julian Bashir und Jake Sisko der DS9-Serie
schreiben zwar medizinische Artikel bzw. Kriegsberichte, unklar bleibt
jedoch für wen oder was mit den Informationen geschieht und wem sie
zugänglich gemacht werden.
In der Folge RIVALS (RIVALEN, USA 1994, DAVID LIVINGSTON) wird ein
Racquetball-Spiel zwischen Doktor Julien Bashir und Chief Miles O’Brien
auf einen Monitor in Quark’s Bar übertragen. Dies stellt eine Ausnahme
innerhalb dieser einen Folge dar. Sportübertragungen sind nicht die Regel,
obwohl in dieser Folge auch auf das Vorhandensein von RacquetballMeisterschaften verwiesen wird.
In der Voyager-Folge FUTURE’S END (USA 1996, David Livingston) wird das
heutige Fernsehen als den Menschen des 24. Jahrhunderts unbekannt
dargestellt. Das Prinzip wird als „zu passiv“ gegenüber dem aktiven Erleben
im Holodeck verworfen, ungeachtet der möglichen psychologischen
Probleme, die sich aus dem aktiven Erleben fiktiver Texte ergeben könnten.
Angesprochen wird dies in der Folge HOLLOW PURSUITS (DER SCHÜCHTERNE
REGINALD, USA1990, Cliff Bole), in der die Figur des Lt. Barkley die
abenteuerliche Scheinwelt des Holodecks seinem realen Berufsleben
vorzieht. Das Holodeck stellt eine nahezu perfekte Simulation von
Wirklichkeit dar, mit dem Unterschied, dass alle Elemente des Holodecks
dem Willen des Rezipienten unterworfen werden können, was wohl den
größten Unterschied zu Medienformen wie Büchern oder Fernsehen
darstellt. Am nächsten kommen dem noch Multimedia-Produkte, die sich
um den Anschein von Interaktivität bemühen. Das was dem Holodeck aus
STAR TREK heute am nächsten kommt sind Computerspiele, wie das in
Deutschland indizierte QUAKE, die inzwischen das eigene Genre der FirstPerson-Spiele darstellen. In den Medien wird gern die Brutalität derartiger
Spiele und der vermeintliche Einfluss auf den/die Spieler/in
hervorgehoben. Meiner Meinung nach sehr viel interessanter und wenig
beachtet ist die Möglichkeit, in die Parameter der fiktiven Spielwelt
eingreifen zu können, um z.B. die Gravitationskonstante ein wenig zu
verändern.
FAZIT
Kommunikation wird als absolut wesentlich für die - nicht nur –
menschliche Lebenspraxis präsentiert. Besonders die Tatsache, dass
überhaupt keine Kosten für Gespräche anfallen, unterstreicht dieses
Konzept.
Es wird viel und ganz selbstverständlich per und mit Computern
kommuniziert, und jeder hat ständig die Möglichkeit zur Kommunikation
und ist immer erreichbar. Niemand stört sich an der wichtigsten
Voraussetzung dafür: immerwährende Überwachung der Person durch den
Computer und die Speicherung persönlicher Daten als Referenz. Der
Computer übernimmt die Rolle des Butlers, der immer zur Stelle ist, wenn
er gebraucht wird und sich sonst dezent im Hintergrund hält. In der Serie
sehen wir allerdings nie, dass sich eine Person in ihrer Privatsphäre so
gestört fühlt, dass sie die permanente Überwachung unterbricht, obwohl es
sicher Momente gibt, in denen man ungestört bleiben möchte, wie es Mel
Brooks in der Toiletten-Szene von „Space Balls“ (USA 1987) zeigt.
Die Kommunikationsform der Borg ist die Übersteigerung heutiger HandyKultur. Der Wunsch nach ständiger Erreichbarkeit ist der Utopie der
ständigen Kommunikation gewichen.
Bibliographie:
Fiske, John „Introduction to Communication Studies”, London/New York
1990.
Krauss, Lawrence M. „Die Physik von Star Trek”, München 1996
Krauss, Lawrence M. „Beyond Star Trek : Physics from Alien Invasions to
the End of Time“, 1997
Negroponte, Nicholas „Total digital”, München 1997
Richards, Thomas „Star Trek - Die Philosophie eines Universums”,
München 1998
www.startrekcontinuum.com
Zimmermann, Herman u. a. „Star Trek. Deep Space Nine. Das technische
Handbuch”, 1999 Königswinter