Pflegepolitik - Diakonie Ruhr
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Pflegepolitik - Diakonie Ruhr
August 2013 Ruhr Informationen aus der Inneren Mission und den Werken der Diakonie Ruhr Pflegepolitik Diakonie leben und erleben 5 VfL-Buch versteigert 6 Wechsel in der Seelsorge am EvK 7 Großmeister spielt Schach in der Kita 8 150 Jahre Ev. Krankenhaus Witten 10 Tagesstätte geht neue Wege Kritische Fragen an Abgeordnete und Kandidaten vor der Bundestagswahl 11 Zwischen den Fachgebieten 12 Tagung in den Werkstätten 12 Koreaner im Heim 13 Wie Kinder einmal durchatmen können 16 Wo Alkoholiker nicht trocken sein müssen 2imblick — August 2013 Titelthema: P „Pflege wurde imm Bundestagsabgeordnete und -kandidaten stellten sich vor de Liebe Leserin, lieber Leser, hätte ich doch nur mehr Zeit… – wie oft habe ich diesen Satz in den letzten Wochen vor der Urlaubszeit gehört. Die einen wünschten sich Zeit, um in Ruhe und so intensiv wie möglich eine Aufgabe zu erledigen und auch einmal Quergedanken zuzulassen. Die anderen wünschten sie sich, um einmal das zu tun, wozu sie der Arbeitsalltag kaum kommen lässt. Mehr Zeit für ein gelingendes Miteinander oder auch einmal ein wohltuendes Alleinsein, Zeit für Gespräche unter Freunden, Zeit zum Nachdenken, Zeit um Neues auszuprobieren, Zeit, um lange Verschüttetes wieder zu entdecken. Zeit zu haben, sie füllen zu können und nicht davor zu erschrecken, wenn die Stunden des Tages am Morgen dazu einladen, gestaltet zu werden – und daraus Kraft und Zufriedenheit schöpfen zu können. Ich wünsche Ihnen in diesem Sommermonat, dass dieser Wunsch nach mehr Zeit für Sie in Erfüllung geht. Ihre Ursula Borchert Der SPD-Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer, hier im Gespräch mit Moderatorin Cornelia Benninghoven, kündigte an, sein zehn Jahre zurückliegendes Praktikum im Jochen-Klepper-Haus zu wiederholen. Auf die Frage, wie sie alt werden möchten, hatten die von der Diakonie Ruhr eingeladenen Politiker parteiübergreifend die gleiche Antwort: selbstbestimmt und in ihrer gewohnten Umgebung. Wie sich das für die gesamte Gesellschaft umsetzen und wie sich der Pflegeberuf aufwerten lässt, daraus entwickelte sich eine fruchtbare Diskussion zwischen Politik und Praxis. Den Bundestagsabgeordneten und -kandidaten saßen nämlich knapp 300 Mitarbeitende der Diakonie Ruhr gegenüber, darunter auch zwei Kurse des Fachseminars für Altenpflege in Witten. Sie alle stellten eine Menge auch unbequeme Fragen. Auf Einladung von Geschäftsführung und Mitarbeitendenvertretung gaben Axel Schäfer (SPD), Ingrid Fischbach (CDU), Frithjof Schmidt (Grüne), Dennis Rademacher (FDP) und Markus Dowe (Die Linke) Antworten. Die jüdische Gemeinde Bochum hatte erneut ihren schönen, hellen Gemeindesaal zur Verfügung gestellt, der sich auch schnell füllte. Auf Karteikarten konnten die Mitarbeitenden ihrem Unmut Luft machen und Anregungen formulieren, einige davon wurden noch vor Ort vorgebracht, den Rest erhielten die Politiker anschließend per E-Mail. Zwei Praktiker holte Moderatorin Cornelia Benninghoven auch für Einschätzungen ans Mikrofon. Desiree Solenski vom Ambulanten Pflegedienst Diakonische Dienste Bochum beklagte die Zeitvorgaben, die Politik und Krankenkassen ihr und ihren Kollegen machen. „Neulich habe ich für einen komplizierten Verbandswechsel 48 Minuten gebraucht. Abrechnen können wir trotzdem nur die vorgegebenen 12,33 Euro.“ Altenpfleger David Pieck aus dem Jochen-Klepper-Haus in Bochum-Hiltrop mahnte: „Bitte begreifen Sie, was vor Ort los ist. Die Pflege muss viel Kritik einstecken, das Gute kommt kaum vor.“ Dirk Nowaschewski, Gerontologischer Referent der Diakonie Ruhr, machte mit einem Impulsvortrag deutlich, wie der Weg zu besseren Pflegebedingungen gerade auch für August 2013 — imblick 3 Pflegepolitik mer nur nebenbei behandelt“ er Wahl bei der Diakonie Ruhr den Fragen der Mitarbeitenden – und gaben auch Fehler zu Das Podium (v.l.): Ingrisch Fischbach (CDU), Markus Dowe (Die Linke), Dennis Rademacher (FDP), Frithjof Schmidt (Grüne), Axel Schäfer (SPD) und Moderatorin Cornelia Benninghoven. demenziell erkrankte Menschen in der Vergangenheit schon mehrfach dadurch blockiert wurde, dass zu wenige Mittel bereitstanden. Auch Konzerngeschäftsführer Werner Neveling hatte in seiner Begrüßung bereits betont: „Für die zukünftigen Aufgaben gibt es nur eine Lösung, wenn die Gesellschaft bereit ist, für die Pflege mehr Geld auszugeben.“ Auf dem Podium herrschte dann schnell Einigkeit darüber, dass Altenpflege besser finanziert und Pflegende besser gestellt sein sollten. Allein die Finanzierung entzweite die Diskutanten. Bürgerversicherung, Pflege-Bahr oder das Berücksichtigen von Vermögen und Mieteinnahmen für die Höhe der Beiträge zur Pflegeversicherung? Sozialpolitikerin Ingrid Fischbach, seit 15 Jahren im Bundestag, räumte jedenfalls ein: „Pflege muss jetzt mit der gleichen Intensität in die Köpfe, so wie vorher das Thema Kinderbetreuung. Denn Pflege wurde immer nur nebenher behandelt.“ Um die Versprechen des Bundestagswahlkampfes überprüfen zu können, regte Fischbach an, die Veranstaltung in einem Jahr zu wiederholen. Der SPD-Abgeordnete Axel Schäfer kündigte an, die Eindrücke aus seinem mehr als zehn Jahre zurückliegenden Praktikum im Jochen-Klepper-Haus vor Ort zu erneuern. Und FDP-Kandidat Dennis Rademacher ermutigte die Diakonie-Beschäftigten: „Bleiben Sie bissig!“ Die Runde in Bochum passte gut zur Kampagne des Diakonie-Bundesverbandes. Unter der Überschrift „An die Pflege denken“ hat er sich zur Aufgabe gemacht, vor der Bundestagswahl am 22. September ausführlich über die Situation von pflegebedürftigen und in der Altenpflege beschäftigten Menschen aufmerksam zu machen. • ÆÆwww.an-die-pflege-denken.de Werner Neveling, Geschäftsführer der Diakonie Ruhr, begrüßt die Teilnehmer. Der Gemeindesaal war mit knapp 300 Mitarbeitenden gut gefüllt. 4imblick — August 2013 Pflegedienste protestieren vor dem Rathaus Bochumer Stadtspitze für bessere Finanzierung durch Krankenkassen Kurz und knapp Werner Bienhold, Bewohner einer Außenwohnung des Wohnheims Hustadtring, hat im Juli seine Bettina geheiratet. Zur standesamtlichen Trauung in BochumGerthe waren neben alten Weggefährten des Paares auch Mitarbeitende der Einrichtung eingeladen. Anschließend wurde im Wohnheim gefeiert. Die Festwoche anlässlich des 20. Geburtstages des Jochen-Klepper-Hauses endete mit einem Grillfest für die Mitarbeitenden. Dabei wurden diejenigen besonders gewürdigt, die seit 5, 10 oder 15 Jahren im Hause arbeiten. Höhepunkt war die Ehrung der 20 Mitarbeitenden, die seit Eröffnung dort tätig sind. Die ambulanten Pflegedienste sind von den Krankenkassen unterfinanziert. Das gefährdet die Versorgung, lastet schwer auf den Pflegekräften und lässt zu wenig Zeit für die Menschen. Die Stadt Bochum sieht dadurch ihre Quartiersentwicklung gefährdet, bei der ambulante Pflege ein wesentlicher Bestandteil ist. Das waren die Kernbotschaften, die vor dem Rathaus zu hören waren. Dort hatten sich Pflegedienste mit ihren Autos versammelt um im Rahmen der landesweiten InitiatiBunte Demonstration – auch die Diakonischen Dienste machten mit. ve „Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!“ auf ihre Situation aufmerksam zu machen. „Die Qualität der ambulanten Pfle- Platzmann-Scholten. „Ich bin Ärztin und habe selbst Angehörige gepflegt – ich weiß, wie ge ist bedroht. Unsere Pflegekräfte können wichtig diese Arbeit ist“, unterstrich Bochums sich für ihre Patientinnen und Patienten kaum mehr die eigentlich nötige Zeit nehmen“, sagte Bürgermeisterin, die gemeinsam mit Sozialdezernentin Britta Anger gekommen war. Reinhard Quellmann, Geschäftsführer AltenDie Fakten: Die jüngste Pflegestatistik zeigt, hilfe bei der Diakonie Ruhr. dass in Bochum insgesamt 12.102 Menschen Denn während alles andere deutlich teurer pflegebedürftig sind, davon werden 8474 zugeworden ist, haben die Kassen die Vergühause gepflegt. Von einem ambulanten Pfletungssätze für ambulante Pflege in zehn Jahgedienst unterstützt werden 2593 Menschen. ren nur minimal erhöht. Kostensteigerungen durch Löhne und Sachkosten können von den Lebten dem aktuellen Sozialbericht zufolge Ende 2010 in Bochum 100.426 Menschen, Pflegediensten nicht mehr aufgefangen werdie 60 Jahre oder älter waren, bedeutet dies, den. Der bürokratische Aufwand wächst. Der dass mindestens jeder zehnte Bochumer Zeitdruck auf die Mitarbeitenden der Pflegeüber 65 einen anerkannten Pflegebedarf hat, dienste steigt ständig – und das spüren auch die Patientinnen und Patienten. „Um weiterhin die Mehrheit im häuslichen Bereich lebt und etwa ein Drittel dabei von einem ambulanten gute Arbeit leisten zu können, brauchen die Pflegedienst unterstützt wird. Dies zeigt die Dienste von den Kassen deutlich mehr Geld. zentrale Bedeutung ambulanter Dienste für die Denn Geld bedeutet hier Zeit – und die zählt Pflegeinfrastruktur in Bochum. für die Menschen“, betonte Quellmann. Den Angaben zufolge arbeiten in Bochum „Lebensqualität im Alter ist ohne ambubei 44 Pflegediensten 1678 Menschen. • lante Pflege nicht denkbar“, sagte Astrid Senioren mit geistiger Behinderung brauchen neue Pflegemodelle Ölbilder der Wattenscheiderin Jutta Schirmer haben das Elsa-Brändström-Haus geschmückt. Schirmer, früher Seelsorgerin am Martin-Luther-Krankenhaus und Trauerbegleiterin beim Hospizverein, präsentierte in kräftigen Farben Bilder aus ihren Zyklen „Artisten & Clowns“ und „Tanzende Damen“. Erst langsam dringt die Pflege von Menschen mit Behinderung im Alter in die Wahrnehmung der Gesellschaft vor. Denn dank des medizinischen Fortschritts erreichen auch sie inzwischen ein hohes Alter – verbunden mit allen damit einhergehenden Herausforderungen. „Der behinderungsbedingte Bedarf bleibt erhalten und steigert sich durch die Schwierigkeiten des Alters“, sagt Reinhard Jäger, Leiter des Wohnheims Wasserstraße. Hinzu kommt, dass Menschen mit einer geistigen Behinderung wie dem Down-Syndrom oft früher an Demenz erkranken. Ihre gewohnte Umgebung bleibt dann das Heim, sie müssen dort speziell versorgt werden. Doch durch fortschreitende Inklusion leben Menschen mit Handicap auch verstärkt in eigenen Wohnungen im Stadtteil. Setzen dann altersbedingte Probleme ein, sind Bezugsbetreuer und ambulante Pflegedienste gefordert. Jäger sagt: „Wir brauchen hierfür neue Modelle der ambulanten Pflege.“ • August 2013 — imblick 5 Signiertes Buch über Legenden des VfL bleibt in Bochum Fotograf Thomas Solecki übergibt sein Werk „1848 Gold“, der Erlös geht an die Frühförderstelle Gruppenbild nach der Übergabe (v.l.): Levin Bolz (Klient der Frühförderstelle), Vater Stephan Bolz, Auktionsgewinner Heinz Hasenkamp, Fotograf Thomas Solecki und Susanne Bech (Leiterin der Frühförderstelle) Ein VfL-Fan freut sich über ein signiertes Fotobuch voller Bochumer Fußballlegenden, die Frühförderstelle über 600 Euro: entsprechend fröhlich verlief die Übergabe des Bildbandes „1848 Gold“ an Heinz Hasenkamp. Der Bochumer Gesellschafter-Geschäftsführer von Hasenkamp Sanitär Heizung Klima und VfL-Sponsor hatte online das Werk ersteigert, für das Fotograf Thomas Solecki Persönlichkeiten wie Lothar Woelk, Ata Lameck oder Hermann Gerland porträtiert hatte. 32 von ihnen haben das Buch mit ihren Autogrammen veredelt. Als Heinz Hasenkamp von der Auktion des wertvollen Einzelstücks erfuhr, stieg er gleich ein – und war am Ende der Höchstbietende. „Ich kannte das Buch bereits, es ist toll. Spannend wird für mich, ob ich mir die fehlenden Unterschriften noch selbst besorgen kann“, sagt er. Die knapp 140 Euro Märchenhaftes Fest Sogar das Wetter war ihnen hold: Mit zahlreichen Gästen feierte das Altenzentrum am Schwesternpark Feierabendhäuser im Juni sein märchenhaftes Sommerfest zum Kulturjahr Grimm 2013. Dabei gab es unter anderem Leckereien aus Frau Holles Garten oder König Drosselbarts Leibspeise (Kartoffelsalat) zu kosten. Höhepunkt waren die beiden gut besuchten Vorführungen des Märchens „Der Froschkönig“ des Westdeutschen Tourneetheaters Remscheid. Dabei hatte auch Einrichtungsleiter Andreas Vincke wieder einen kurzen Gastauftritt. Diesmal spielte er einen Zwerg, der sich ins falsche Märchen verlaufen hatte. • rundete der Sanitär- und Heizungsfachmann großzügig auf 400 auf, Fotograf Solecki machte schließlich 600 daraus. Das Geld kommt der Frühförderstelle zugute, die von der Inneren Mission – Diakonisches Werk Bochum e.V. und der Lebenshilfe gemeinsam getragen wird. Sie ist eine Anlaufstelle für Eltern mit Kindern im Säuglings-, Kleinkind- und Vorschulalter, deren Entwicklung nicht altersgerecht erscheint oder unter besonderen Bedingungen verläuft. Dazu gehören zum Beispiel Kinder, die zu früh auf die Welt gekommen sind, deren sprachliche oder motorische Entwicklung verzögert ist oder die mit einer Behinderung leben. „Wir sind sehr dankbar für die Spende und den hohen persönlichen Einsatz für die Frühförderstelle“, sagt deren Leiterin Susanne Bech. Von dem Geld wird sie Fortbildungen und Material zur Gewaltprävention bei Kindern bezahlen. • 6imblick — August 2013 Wechsel in der Krankenhausseelsorge Birgit Steinhauer tritt am EvK Witten die Nachfolge von Dieter Pfarre an Kurz und knapp Anlässlich des Internationalen Tages der Pflegenden am 12. Mai, der auch an den Geburtstag und die Bedeutung von Florence Nightingale erinnert, haben sich Pflegedienstleitung Ingeborg Drossel und ihre Stellvertreterin Heidi Knufinke herzlich bei allen Mitarbeitenden in der Pflege am Ev. Krankenhaus Witten für ihre Einsatzbereitschaft und ihr Engagement zum Wohl der Patienten bedankt. Symbolisch überreichten sie auf jeder Station eine Großpackung Merci, um den Mitarbeitenden den besonderen Tag ein wenig zu versüßen. Mit einem Aktionstag hat das Ev. Krankenhaus Witten am 7. Mai anlässlich des Welthändehygienetages auf die Bedeutung der korrekten Händedesinfektion für die Krankenhaushygiene hingewiesen. Mitarbeitende und Besucher des Hauses konnten sich an Infoständen über Desinfektionsmittel, Hautschutz und die geeigneten Handschuhe für verschiedene Einsatzzwecke informieren. Als Ansprechpartner standen die Hygienebeauftragten in der Pflege zur Verfügung. Die neue Krankenhausseelsorgerin Birgit Steinhauer und ihr Vorgänger Dieter Pfarre (2.v.r.) mit Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter (l.) und Superintendent Ingo Neserke Das Ev. Krankenhaus Witten hat Seelsorger Dieter Pfarre am 29. Juni nach über 39 Dienstjahren feierlich in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolgerin Birgit Steinhauer wurde am 13. Juli mit einem festlichen Gottesdienst von Superintendent Ingo Neserke ins Amt eingeführt. Ein unbekanntes Gesicht ist die 49 Jahre alte Pfarrerin an der Pferdebachstraße nicht: Bereits von 2000 bis 2003 arbeitete sie im Entsendungsdienst mit einer halben Stelle als Seelsorgerin am EvK und ist vielen aus dieser Zeit noch in sehr guter Erinnerung. Die Synode des Kirchenkreises Hattingen-Witten hatte im Herbst 2012 beschlossen, für die Seelsorge am EvK Witten eine zusätzliche Pfarrstelle mit einem Umfang von 75 Prozent zu schaffen. Das Thema Krankenhausseelsorge zieht sich wie ein Roter Faden durch Birgit Steinhauers Lebenslauf. Bereits während des Theologiestudiums beschäftigte sie sich intensiv mit Medizinethik und Psychologie. Während der Wartezeit aufs Vikariat arbeitete sie im Heimathof in Bochum-Wiemelhausen, dem heutigen Matthias-Claudius-Haus. Sie absolvierte ein Sondervikariat im Krankenhaus. Zuletzt war sie bis Juni dieses Jahres als Seelsorgerin am Marien-Hospital in Witten tätig. Ihr Vorgänger Dieter Pfarre hatte die Seelsorge am EvK Witten am 15. Februar 1974 übernommen. Der Diakon und Pastoralpsychologe stellte sich in seiner langen Amtszeit immer wieder neuen Herausforderungen. So rückten in der Krankenhausseelsorge seit den 1970er Jahren psychologische Aspekte und seelische Fragen stärker in den Blick. Dieter Pfarre absolvierte sogar zwei Zusatzausbildungen, die es ihm ermöglichten, neue Angebote im Bereich der Sozial- und Gruppentherapie zu schaffen. Zahlreiche Projekte hat er in fast 40 Jahren angestoßen oder mit begleitet. Dazu gehören unter anderem das Ethik-Konsil und die 1976 kurz vor dem Umzug ins heutige Gebäude gegründete Evangelische Krankenhaus-Hilfe „Grüne Damen“. Eine weitere große Leidenschaft war der Krankenhausfunk, zu dessen Gründungsmitgliedern Dieter Pfarre gehörte. Bei seiner Arbeit war es Dieter Pfarre immer wichtig, auf jeden einzelnen Menschen einzugehen und ihn mit seinen individuellen Sorgen und Problemen ernst zu nehmen. Auch für Birgit Steinhauer bedeutet Seelsorge immer ein Stück Wegbegleitung. „Ich komme nicht mit fertigen Antworten oder Lösungen.“ Für Kontinuität ist also gesorgt – zumal sich auch Dieter Pfarre als Rentner nicht ganz vom EvK Witten verabschiedet: Die Sozialtherapie für Patienten mit Suchtproblemen und psychischen Erkrankungen wird er mit einer Viertelstelle fortsetzen. • August 2013 — imblick 7 Großmeister Fridman gerät in der Kita ins Grübeln Schach-Ehepaar spielt simultan für Inklusion und gibt Amateuren wertvolle Tipps 760 Euro an Spenden und ein schönes Fest hat das Bochumer Schachgroßmeister-Ehepaar Anna Zatonskih und Daniel Fridman der Integrativen Kindertagesstätte Wasserstraße beschert. Fridman trat simultan in insgesamt 32 Partien an. Das Geld ist bestimmt, um das Psychomotorik-Angebot und die U3-Betreuung des Familienzentrums auszubauen. Es stammt nicht alleine aus der Teilnahmegebühr, auch ohne ein Duell mit einem Großmeister wollten viele Förderer der Kita spenden. Dort spielen, lernen und toben Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam. Auch Zatonskihs und Fridmans Tochter Sofia besucht die inklusive Einrichtung. Die Hobby-Schachspieler wählten jeden Zug mit Bedacht, doch die mit nationalen und internationalen Titeln dekorierten Profis gaben sich kaum eine Blöße. Eine Niederlage gegen den niederländischen Schach-Autoren René Olthof und ein Remis gegen Journalist Tom Thelen musste Fridman am Ende dennoch zulassen. „Die Aktion ist eine schöne Werbung für den Schachsport“, sagte er, derzeit drittbester Spieler Deutschlands. Denn neben dem eigentlichen Simultan zeigten Fridman und seine Frau immer wieder Tricks, lösten anschaulich komplexe Stellungen auf dem Brett auf – und spielten unter großem Gelächter auch in Höchstgeschwindigkeit gegeneinander. Den Rahmen bildete eine kleine Feier im Garten der Kita, die die Freiwillige Feuerwehr mit Einsatzfahrzeug und kindgerechten Wasserschläuchen bereicherte. • Anna Zatonskih gab wertvolle Tipps. Schach-Großmeister Daniel Fridman verlor beim Simultan einmal. Ein starkes Team beim Firmenlauf Wie in den Jahren zuvor beteiligten sich zahlreiche Mitarbeitende der Diakonie Ruhr am 5. AOK-Firmenlauf am Kemnader See. Die Läuferinnen und Läufer im blauen Shirt gehörten auf der fünf Kilometer langen Strecke wieder zu den größten Teams. Schnellster Läufer der Gruppe war Stefan Köhne. Er belegte mit einer Zeit von 20:15 Minuten den 43. Platz in der Gesamt-Einzelwertung der Männer. Die Schnellste Frau in Reihen der Diakonie Ruhr war Asanerth Mwania-Kemper, die mit 23:34 Minuten den 28. Platz in der Einzelwertung der Damen erreichte. In der Teamwertung belegte die Diakonie Ruhr Platz 14 bei den Männern und Platz 11 bei den Frauen. • 8imblick — August 2013 150 Jahre Medizin, Pflege, The Olga Scheps bezaubert das Publikum Verwaltungsdirektor Joachim Abrolat testet den Alterssimulationsanzug GERT. Mal leise und gefühlvoll, mal kraftvoll und energiegeladen: Mit einem brillanten Konzert in der voll besetzten Kapelle begeisterte die junge Pianistin Olga Scheps am 16. Mai Mitarbeitende, Freunde, Unterstützer, Geschäftspartner und Gäste des Ev. Krankenhauses Witten. Dies präsentierte den exklusiven Auftritt der Musikerin, die in der Klassik-Szene längst als Star gehandelt wird, in Zusammenarbeit mit dem Klavierfestival Ruhr. Mit Werken von Franz Schubert, Peter Illitsch Tschaikowsky, Johannes Brahms und Robert Schumann brachte sie den Steinway-Flügel zum Klingen und bezauberte das Publikum mit wunderschönen Tönen. Das Publikum belohnte den großartigen Auftritt mit begeistertem Applaus. Die Künstlerin wiederum bedankte sich mit einer exklusiven Zugabe. Das Foto zeigt die 1986 in Moskau geborene Pianistin nach dem Konzert mit Verwaltungsdirektor Joachim Abrolat. • Dr. Michael Luka (r.), Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, simuliert bei einer OPFührung eine Knieprothesenoperation am Modell. Die Krankenhausapotheke schweißt bunte Bonbons in Blisterfolie ein. Mit dem Sommerfest am 6. Juli erreichte das Programm zum 150-jährigen Bestehen des Ev. Krankenhauses Witten seinen großen Höhepunkt. Bei traumhaftem Wetter kamen über 3500 Besucher. Alle Kliniken und Abteilungen, der Palliativ-Verein sowie die Einrichtungen auf dem Cam- Die Chefärzte (v.l.) Dr. Dirk Martin (Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie) und Dr. Mario Iasevoli (Klinik für Innere Medizin) im begehbaren Darmmodell Mitarbeitende feiern in der Werkstadt Das Ev. Krankenhaus Witten hat am 14. Juni anlässlich seines 150-jährigen Bestehens ein großes Mitarbeitendenfest gefeiert. Über 300 Beschäftigte trafen sich in der Wittener Werkstadt, um bei einem leckeren Grillbüfett, Musik und Tanz gemeinsam einen schönen Abend zu verbringen. • EvK Witten August 2013 — imblick 9 erapie zum Anfassen Dr. Ina Hoppmann (l.), Oberärztin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, erklärt einer Besucherin die 3D-Kamera für minimalinvasive Operationen. pus rund um das Krankenhaus stellten im Zelt auf dem Parkplatz ihre Angebote vor. Für Unterhaltung sorgten die Partyband Blackshoes und eine Squaredance-Vorführung. Der rundum gelungene Tag endete mit einem grandiosen Abschlusskonzert mit Wolf Codera‘s Session Possible. • Wolf Codera‘s Session Possible bezieht das Publikum mit ein: Janine Dean testet die sängerischen Qualitäten von Hygienefachkraft Ulrich Fiegenbaum. Die Gesundheits- und Krankenpflegeschülerinnen Kathleen Strebel (l.) und Lina Nickel haben sich gegenseitig das Jubiläumslogo ins Gesicht geschminkt. Jubiläumsprogramm wird fortgesetzt Jeden Monat eine besondere Veranstaltung: Nachdem inzwischen mehr als die Hälfte des Jubiläumsjahres einschließlich des Sommerfestes als großem Höhepunkt erfolgreich absolviert wurden, möchte das Ev. Krankenhaus Witten auch im weiteren Verlauf des Jahres das Alltägliche mit dem Ungewöhnlichen überblenden. Das Programm zum 150-jährigen Bestehen wird fortgesetzt mit einer kulinarischen Themenwoche im August. Am 11. September folgt ein Benefiz-Fußballturnier im Wullenstadion zugunsten der Palliativstation. Am 25. September wird eine Fotoausstellung zum Thema „EvK Witten heute“ eröffnet. Am 25. Oktober, dem 150. Jahrestag der Eröffnung des ersten Ev. Krankenhauses Witten, findet der offizielle Festempfang statt. Im Zeichen des Jubiläums steht auch der traditionelle Weihnachtsbasar am 23. November. Weiter geht es vom 2. bis zum 13. Dezember, jeweils von 16 bis 18 Uhr, mit einem kleinen Weihnachtsmarkt vor dem Haus. • ÆÆWeitere Informationen: www.evk-witten.de/150jahre 10imblick — August 2013 Rollentausch sorgt für Überraschungen Tagesstätte geht neue Wege – und setzt weiter auf Kreativität Kurz und knapp Nicht nur in den Schulen für soziale und pflegerische Berufe in Witten engagiert sich die Diakonie Ruhr im Bereich Ausbildung. Auch in der Verwaltung erlernen junge Menschen einen Beruf. Jennifer Kreher hat Ende Juni ihre dreijährige Ausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen bei der DiaCon erfolgreich abgeschlossen. Die 22-Jährige wurde übernommen und arbeitet jetzt in der Leistungsabrechnung. Dort ist sie vor allem für das Betreute Wohnen für Menschen mit Behinderung zuständig. Die Feierabendhäuser haben die Gewinner eines Malwettbewerbes zum Thema Märchen ausgezeichnet, zu dem die Einrichtung die Schulanfängerkinder der Wittener Kindertagesstätten aufgerufen hatte. Aus 63 eingesandten Bildern wählte die Fachjury aus drei Bewohnerinnen die zehn besten Werke aus. Die Gewinner erhielten Preise zum Thema „Märchen der Brüder Grimm“, ihre Werke waren vier Wochen lang im Altenzentrum am Schwesternpark zu sehen. Mitarbeiterinnen und Besucher der Tagesstätte haben eine Woche lang die Rollen getauscht. In dieser Zeit hatten die Betreuten der Einrichtung für Menschen mit einer psychischen Erkrankung die Verantwortung für Aktivitäten, Pausengestaltung und den Speiseplan. Ein Experiment, das gut ankam – und interessante Erkenntnisse hervorbrachte. „Es hat uns überrascht, wie sehr die Besucher nach außen orientiert waren“, erzählt Tagesstätten-Leiterin Anastasia Egorin. Einige Ausflüge Besucherin Andrea Fiege arbeitet an ihrem Stuhl. und ein gemeinsames Grillen hatten die Teilnehmer mit einem Tagesbudget von 125 Euro geplant. Mit Entspannung dienen. „Dass so etwas bislang der übertragenen Verantwortung gab es keine fehlte, haben wir als ,Besucher‘ auch festgeSchwierigkeiten, die neue Rolle nahmen alle stellt“, sagt die Einrichtungsleiterin. an. „Im Alltag ist das sonst mit der VerantworWer erweitert, braucht auch zusätzliche tung schwieriger“, sagt Anastasia Egorin. In Stühle. Damit hat ein zweites Projekt der ihren Rollen als Leitungskräfte mussten die Tagesstätte zu tun. Das Bochumer Restaurant Besucher auch das Telefon besetzen und die „Waldhaus“ spendete die Holzmöbel, in der Anwesenheitsliste führen. Ergotherapie werden sie nun ganz persönlich An den grundsätzlichen Abläufen in der gestaltet. Ob kunstvoll mit Seiten aus dem Tagesstätte änderte keine Gruppe etwas. Die Sudoku-Rätsel- oder Telefonbuch umwickelt, Öffnungs- und Pausenzeiten blieben ebengold oder schrill pink lackiert – jeder Stuhl ist so erhalten wie der Großteil der Regeln und nun ein Einzelstück. Das Besondere: auch die Absprachen. Spenderin kam einmal in der Woche vorbei, In ihrer ungewohnten Rolle als Klienten ihrer um gemeinsam mit den Gästen an ihrem eigenen Einrichtung konnten auch die Mitarindividuellen Exemplar zu arbeiten. „Das beiterinnen wertvolle Erfahrungen sammeln. entspricht unserem Wunsch, uns weiter nach Bis September bekommt die Tagesstätte außen zu öffnen“, freut sich Anastasia Egorin. zehn zusätzliche Plätze. Einer der zwei neuen Die Stühle schmücken künftig die Räume Räume wird dann ausschließlich der Ruhe und der Tagesstätte an der Alsenstraße. • Rhein-Ruhr feiert Sommerfest im Jochen-Klepper-Haus Die Reinigungskräfte der Rein-Ruhr haben im Jochen-Klepper-Haus in Hiltrop-Bergen gemeinsam ihr Sommerfest gefeiert. Der dortige große Saal diente zum gemütlichen Beisammensein, draußen glühte die Holzkohle im Grill. • August 2013 — imblick 11 Grenzgänger zwischen den Fachgebieten Dr. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologie am EvK Witten, hat sich als Privatdozent habilitiert Bei einer feierlichen Antrittsvorlesung am schrift zum Thema „Harninkontinenz bei Ev. Krankenhaus Witten hat Dr. AndreZuckerkranken“ besondere Aufmerksamas Wiedemann, Chefarzt der Klinik für keit. „Wir konnten erstmals flächendeUrologie, Anfang Juni seine Habilitatickend beweisen, dass Diabetiker doppelt onsurkunde als Privatdozent der Universo oft über eine überaktive Blase klagen sität Witten/Herdecke (UWH) erhalten. wie gleichaltrige gesunde Menschen“, Kollegen, Freunde, Wegbegleiter und erläutert Dr. Wiedemann. Studenten gratulierten dem 53-Jährigen Für seine Studie zu diesem Thema hat zum erfolgreichen Abschluss seiner Dr. Wiedemann 2008 bereits den Paulwissenschaftlichen Arbeit, die sich über Mellin-Gedächtnispreis der Nordrheinzwölf Jahre erstreckte. Dazu gehörten Westfälischen Gesellschaft für Urologie Prof. Dr. Gebhard Reiss (l.), Vorsitzender der Habilitationskommission der Universität Witten/ neben der Habilitationsschrift auch rund erhalten. Prof. Dr. Ingo Füsgen vom Herdecke, überreicht Dr. Andreas Wiedemann 60 wissenschaftliche Artikel in verschieLehrstuhl für Geriatrie der UWH, der die die Habilitationsurkunde. denen Fachzeitschriften, darunter zwei Habilitation betreute, würdigt Dr. Wiedeamerikanischen Publikationen. mann in seiner Laudatio als „vermutlich Das Besondere: Dr. Wiedemann habilitierte sich als Uroloersten und einzigen Uro-Geriater in Deutschland“. ge am Lehrstuhl für Geriatrie – quasi als Grenzgänger zwi„Wir freuen uns mit Ihnen über diese bemerkenswerte Ausschen den Fachgebieten. Er beschäftigte sich intensiv mit zeichnung“, gratuliert Heinz-Werner Bitter, Geschäftsführer Harnwegserkrankungen bei älteren Menschen. „Regelmäßig des Ev. Krankenhauses, dem neuen akademischen Würdeneinzunehmende Medikamente, Altersveränderungen der Blase träger. „Der Titel honoriert Ihre wissenschaftlichen Verdienste oder Erkrankungen wie Schlaganfall und Diabetes erfordern auf dem Gebiet der Urologie und Geriatrie und unterstreicht besondere Therapien“, erklärt Dr. Wiedemann. Letztgenannter die überregionale Bedeutung der Klinik für Urologie am Ev. Erkrankungen widmete er im Rahmen seiner HabiltitationsKrankenhaus Witten in der Fachwelt.“ • Gute Gespräche und praktische Übungen Krankenpflegeschule und Comenius Berufskolleg bei Wittener Nacht der Ausbildung Die Gesundheits- und Krankenpflegeschule am Ev. Krankenhaus Witten und das Comenius Berufskolleg haben im Juli bei der zweiten Wittener Nacht der Ausbildung ihre Angebote vorgestellt und für Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen geworben. Zahlreiche Jugendliche nutzten die Gelegenheit, mit Lehrern und Schülern ins Gespräch zu kommen. „Wir haben viele gute Gespräche geführt“, freut sich Gerd Plückelmann, Leiter der Gesundheits- und Krankenpflegeschule, über die positive Resonanz. Sehr beliebt waren vor allem die kleinen praktischen Übungen: An einem Schwamm konnten die Gäste ausprobieren, wie Spritzen verabreicht werden. Blutdruckmessgerät und Desinfektionsmittel standen ebenfalls parat. Neben Gerd Plückelmann selbst, Lehrerin Mandy Salomon sowie den Praxisanleiterinnen Beate Plückelmann und Elke Kuhnen waren auch insgesamt 14 Auszubildende in mehreren Schichten von 17 Uhr bis Mitternacht im Einsatz, um Interessenten von ihren persönlichen Erfahrungen zu berichten. Pflegedienstleitung Ingeborg Drossel (v.l) Rita Papalla, Nicole Wötzel, Lehrerin Marlies Jullien-Dettmar informierte über die Arbeit im und Schulleiter Uwe Gronert am Ev. Krankenhaus. Besonders Stand des Comenius Berufskollegs häufig wurde nach den Zu- (v.l.) Schulleiter Gerd Plückelmann, Pflegedienstleitung Ingeborg Drossel, Praxisanleiterin Beate Plückelmann, Elena Ronnacker und Krankenpflegeschülerin Dajana Kwiatkowski am Stand der Krankenpflegeschule lassungsvoraussetzungen sowie nach Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung gefragt. Das Comenius Berufskolleg stellte seine Bildungsgänge – Erzieherausbildung in klassischer und praxisintegrierter Form, Heilerziehungspflege sowie Berufsfachschule für Sozial- und Gesundheitswesen – vor. Neben Schulleiter Uwe Gronert standen Lehrer und Schüler in zwei Schichten als Ansprechpartner zur Verfügung. Studierende hatten für die Veranstaltung an zwei Projekttagen Werbematerial erstellt. Insgesamt beteiligten sich über 35 Unternehmen und mehr als zehn regionale Arbeitsmarktakteure an der Veranstaltung in der Karrierewerkstatt der Deutschen Edelstahlwerke. • 12imblick — August 2013 Alternative Wege aus der Fachkräftefalle Menschen mit Behinderung ein Gewinn für die Wirtschaft Kurz und knapp Elf Pflegefachkräfte haben die berufsbegleitende Weiterbildung zur „Praxisanleitung in der Altenhilfe“ am Diakonischen Bildungszentrum BIZ erfolgreich abgeschlossen. Die Qualifikation erlaubt es, Auszubildende in der Altenpflege bei ihren praktischen Einsätzen zu begleiten und anzuleiten sowie die richtigen berufspädagogischen Mittel auszuwählen. Im November beginnt eine neue Gruppe. Unter dem Motto „Bunt. Lebendig. Evangelisch.“ haben sich auch Einrichtungen der Diakonie Ruhr beim Fest des Ev. Kirchenkreises Bochum präsentiert. Rund um die Christuskirche wurde gefeiert, musiziert und ausprobiert. Höhepunkt war ein Talk mit BundestagsVizepräsident Wolfgang Thierse. Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe Bochumer Erzählcafé hat Willy Birkemeyer von seiner Kriegsgefangenschaft in Russland berichtet. Neben unvorstellbaren Grausamkeiten hat er dort auch Menschen erlebt, die selbstlos handelten. Die Reihe Erzählcafé wird im Oktober und November fortgesetzt. (v.l.) Helmut Diegel (Hauptgeschäftsführer IHK Mittleres Ruhrgebiet), Luidger Wolterhoff (Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Bochum), Raimund Becker (Mitglied des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg) und Eckhard Sundermann (Geschäftsführer Diakonie Ruhr Werkstätten) bei der Pressekonferenz zum zweiten Business Talk Über 100 Gäste waren der Einladung zum zweiten Business Talk der Agentur für Arbeit Bochum gefolgt, der im Juni in der Werkstatt für behinderte Menschen Constantin-Bewatt stattfand. Das Thema: Inklusion – Potenziale nutzen. Um die Chancen für Arbeitnehmer mit Behinderung in Unternehmen stärker in den Blick zu nehmen, hatte das gesamte Netzwerk Arbeit und Inklusion Mittleres Ruhrgebiet eingeladen. Das Thema wurde von den Referenten Raimund Becker, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, und Norbert Killewald, Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung, sowie Beispielen erfolgreicher Integrationen auf den Punkt gebracht. Ein Improvisationstheater sowie die Beiträge des Geschäftsführers der IHK, Helmut Diegel, und der Oberbürgermeisterin, Ottilie Scholz, rundeten das Programm ab. Tenor: Menschen mit Behinderungen sollen auch im Arbeitsleben selbstverständlich mittendrin und dabei sein. Dass dies in vielen Fällen gelingt und sich für die Unternehmen auch wirtschaftlich lohnt, zeigte die Podiumsdiskussion. Wer wollte, konnte sich vor Ort sofort von Experten des Integrationsfachdienstes, der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet, des Arbeitgeberverbandes Ruhr/Westfalen, der Werkstatt für behinderte Menschen und der Agentur für Arbeit beraten lassen. „Wir möchten Arbeitgebern deutlich machen, dass sich die Werkstätten als Partner anbieten“, sagt Hermann Frieg, Leiter der Werkstatt Constantin-Bewatt. „Wir bieten in den Bereichen Industrielohnarbeiten, Außenarbeitsplätze und Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt hochwertige Produkte und Dienstleistungen an.“ Netzwerkpartner sind die Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet, die Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, die Kreishandwerkerschaften Ruhr und Herne, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der Integrationsfachdienst, die Fachstellen für behinderte Menschen sowie die regionalen Werkstätten für behinderte Menschen und die Agentur für Arbeit Bochum. • Wie acht Südkoreaner ins Katharina-von-Bora-Haus kamen Vertreter des südkoreanischen Gesundheitsministeriums und der nationalen Krankenversicherung haben sich im Katharina-vonBora-Haus über die Tagespflege informiert. Heimleiter Robert Hirtes führte die achtköpfige Gruppe herum, die sich auch mit Gästen der Tagespflege per Dolmetscher unterhielt. Zustande gekommen war der Besuch über die Bochumer Alzheimer-Gesellschaft, bei der eine Südkoreanerin bereits zwei Monate hospitiert hatte. Hintergrund ist die Einführung einer Pflegeversicherung vor vier Jahren, die sich am deutschen Modell orientiert. • August 2013 — imblick 13 Am Nordseestrand einfach nur Kind sein Für die Ev. Stiftung Overdyck haben Ferienfreizeiten eine enorme pädagogische Bedeutung Ein Tag am Meer. Den Ball gekonnt ins Tor kicken, sich selbst bis zum Hals im Sand eingraben, auf der Luftmatratze durchs Wasser paddeln, das haben nur wenige Kinder vor ihrer Aufnahme in die Diagnosegruppe „Mullewapp“ der Ev. Stiftung Overdyck erlebt. „Wenn wir mit ihnen zum ersten Mal an den Strand kommen, ist das immer ein besonderer Augenblick“, erzählt Gruppenleiterin Rebekka Poot. „Die leuchtenden Kinderaugen zu sehen, das ist auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewegend.“ Spaß am Strand: für viele Kinder nicht selbstverständlich Einfach Kind zu sein, das kennen viele der Drei- bis Zehnjährigen allenfalls aus dem Kindergarten oder vom Pausenhof ihrer oder im Rahmen einer Inobhutnahme zu „Mullewapp“. Schule. Zuhause mussten sie häufig schon sehr früh wie ein Um zweifelsfrei festzustellen, welche Perspektiven ein Kind Erwachsener funktionieren und hatten ihr Bündel an Veranthat, sind gemeinsame Aktivitäten wie Fahrradfahren, Besuche wortung zu tragen. Bei „Mullewapp“ erfahren die Kinder dann auf Spielplätzen oder Schwimmen mit dem Betreuungsteam zum ersten Mal, dass sie nicht für alles und jeden verantwortein wirksames und deshalb unverzichtbares Instrument. lich sind. Deshalb sind auch die Ferien am Meer so wichtig. Im Sommer „Wir arbeiten nach dem Bezugsbetreuersystem“, erklärt geht es immer für eine Woche nach Holland, und wenn Zeit Rebekka Poot. Das bedeutet, jeweils ein Mitarbeiter ist Anund Geld es erlauben, fährt die Gruppe auch gerne öfter. sprechpartner für Eltern, Lehrer, Jugendamt und erst recht Wochenend- und Ferienfreizeiten sind weitere bewährte das Kind. So weiß es: das ist die Person, die alles regelt und Methoden, die die Kinder in besonderer Weise fördern. „Ein zusammenhält, organisiert und mit ihm spricht, wenn es Progutes Beispiel dafür ist das dreitägige Pfingstzelten, das jedes bleme gibt. Jahr von Kindern für Kinder organisiert wird, mit speziellen Durchschnittlich verbleibt ein Kind etwa ein halbes Jahr Angeboten für Kinder mit speziellen Fördermöglichkeiten, in der Einrichtung. Die Gründe für einen Aufenthalt dort sind wo etwa die Kreativität gefördert wird und auch der Gemeinindividuell. Viele Kinder kommen jedoch aus Krisensituationen schaftssinn“, erläutert die 34-jährige Erzieherin. • Jugendliche helfen bei Weiterentwicklung von Gruppenkonzepten Wieso gibt es bei Overdyck auch Gruppen nur für ausländische Jugendliche? Wäre es nicht sinnvoller, Wohngruppen zu haben, in denen Jugendliche aus unterschiedlichen Ländern mit deutschen zusammen leben? Diese Fragestellung stammt vom Partizipationswochenende der Ev. Stiftung und löste bei den Jugendlichen sowie BetreuerInnen und Einrichtungsleitung großes Interesse aus. Die Diskussion sollte weitergehen. So trafen sich alle noch einmal zu einem Gespräch über die Vor- und Nachteile von Wohngruppen, in denen deutsche Jugendliche gemeinsam mit Flüchtlingen und solche, in denen ausschließlich Flüchtlingsjugendliche leben. Es war das erste Mal, dass bei Overdyck Jugendliche und Mitarbeitende über so etwas Grundsätzliches wie ein Gruppenkonzept diskutierten – ein weiterer Schritt zu mehr Mitbestimmung. Das Ergebnis war differenziert. So sprechen für ein integratives Konzept die Möglichkeiten, viel voneinander zu lernen. Dagegen spricht, dass dann Raum für die eigene Kultur und Religion fehlt, ebenso der Effekt des Zusammenlebens mit Jugendlichen, die das Schicksal der Trennung von der Familie und der Flucht aus dem Heimatland teilen. Auch zeigte sich in der Diskussion, dass die älteren Flüchtlingsjugendlichen einen großen Wunsch nach Autonomie haben. Sie haben erfahren, dass sie allein überleben können und empfinden Fürsorge eher als Belastung. Beim Konzept einer Gruppe für Jugendliche aus unterschiedlichen Kulturen sollte bei den Wohnräumen auch der religiöse Hintergrund bedacht werden. Muslime benötigen beispielsweise Plätze für ihre rituellen Waschungen. Beim Essen und Kochen geht es für Flüchtlingsjugendliche auch um die kulturelle Identität, die in der Fremde eine große Rolle spielt und oft eine der wenigen Verbindungen zur Herkunft darstellt. Die Debatte bei Overdyck ist eine gute Grundlage, um das Konzept der Wohngruppen weiter zu entwickeln. „Die Ideen nehmen wir sehr ernst“, so Einrichtungsleiterin Petra Hiller. • 14imblick — August 2013 Betreuungsverein feiert mit Ehrenamtlichen EBV sagt mit einem schönen Abend danke für den Einsatz Kurz und knapp In Äthiopien unterstützt Bauunternehmer Asmelash Mineye die Hilfseinsätze des Wittener Ärztevereins. Jetzt holten ihn seine Partner um den äthiopischstämmigen Wittener Internisten Ahmedin Idris zur Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung nach Deutschland. Privatdozent Dr. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Klinik für Urologie am EvK Witten, erklärte sich sofort bereit, den Eingriff mit dem GreenlightLaser durchzuführen. Das Leitungsverhalten war Thema der GruppenleiterKlausurtagung der Ev. Stiftung Overdyck. Gruppen- und Bereichsleiter kamen mit Einrichtungsleiterin und Vorstand Petra Hiller zusammen, um zu diskutieren, was angemessenes Leitungsverhalten und gutes Zeitmanagement ausmacht. Die Diakonie Ruhr hat sich auf dem Praxistag der Ev. Fachhochschule vorgestellt. Britta Niederbäumer (Gemeindediakonie) und Dirk Nowaschewski (Gerontologischer Referent) informierten Studierende und Lehrende über die praktische Arbeit des Trägers. Der Evangelische Betreuungsverein bedankt sich bei seinen vielen Ehrenamtlichen. Gemeinsam mit den anderen fünf Bochumer Betreuungsvereinen bedankt sich der Evangelische Betreuungsverein mit Livemusik und einem Imbiss bei seinen Ehrenamtlichen. Im November sind sie ins Matthäushaus nach Weitmar eingeladen. 350 ehrenamtliche gesetzliche Betreuer unterstützt und begleitet der EBV bei ihrer Arbeit für Menschen aus ganz Bochum, die wegen einer seelischen, geistigen, oder körperlichen Behinderung oder Erkrankung unter rechtlicher Betreuung stehen. Der Großteil der Ehrenamtlichen ist mit dem Betreuten verwandt und bekommt vom EBV Ratschläge und Rückendeckung in komplizierten Fragen. Der Evangelische Betreuungsverein ist der größte der Stadt. Er organisiert auch Fortbildungen und einen regelmäßigen Stammtisch. „Wir wissen die Arbeit der Ehrenamtlichen sehr zu schätzen und möchten uns bei ihnen für ihren unermüdlichen Einsatz bedanken“, sagt Eckhard Melang, Vereinsbetreuer beim EBV. Im Matthäushaus erwartet sie ein buntes Programm mit Grußworten, der Folk-Band The Ballytobin Gathering und dem Zirkustheater Ratz Fatz von Varieté Et Cetera und Goethe-Gymnasium. Der Evangelische Betreuungsverein sucht weiter auch Ehrenamtliche, die sich vorstellen können, einen Menschen bei Bankgeschäften und Behördengängen zu unterstützen. Voraussetzungen sind nur die Volljährigkeit, ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis, Schuldenfreiheit und die Bereitschaft, sich weiterzubilden. Es gilt, den Betreuten so viel wie nötig zu unterstützen, ohne ihn zu bevormunden und dabei seine unterschiedlichen Lebenswege und Einstellungen zu akzeptieren. • ÆÆKontakt für Interessierte: EBV, Eckhard Melang, 0234/3258920, [email protected] Overdyck stellt Israelis Theaterprojekt „Angekommen“ vor Eine Delegation aus Israel hat die Ev. Stiftung Overdyck besucht. Die Mitglieder der Internationalen Gesellschaft für Erzieherische Hilfen schauten sich auf ihrer Studienreise Einrichtungen in ganz Nordrhein-Westfalen an und informierten sich dabei auch über das Tanzprojekt „Angekommen“, das die von Overdyck betreuten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge von „Kassiopeia“ gemeinsam mit dem Bochumer Schauspielhaus auf die Beine gestellt hatten. Ev. Stiftung und Theatermacher standen den Gästen Rede und Antwort. • August 2013 — imblick 15 Dienstjubiläen (Mai bis August 2013) 35 Jahre Antje Haarmann-Völkel Fritz-Heuner-Heim Ute Latzke Personalabteilung 30 Jahre Dr. Ulrich Weitkämper Ev. Krankenhaus Witten Irene Sowa Ev. Krankenhaus Witten Norbert Wahlkamp Overdyck Erika Kurz Ev. Krankenhaus Witten Ulla Speier Wohnheim Kolbestraße Ute Wiermann Elsa-Brandström-Haus Reinhilde Neumann Ev. Krankenhaus Witten Gudrun Pehl Rudolf-Hardt-Haus Sabina Siljkovic Feierabendhäser Witten Dorota Myszewski Ev. Krankenhaus Witten 15 Jahre Jolante Willutzki-Sobuta Jochen-Klepper-Haus Marianne Höller Ev. Krankenhaus Witten Hans-Joachim Kuhn Jochen-Klepper-Haus Renate Borrek Jochen-Klepper-Haus Renate Bühner Altenzentrum Rosenberg Lilia Markert Altenzentrum Rosenberg Eva Burczyk Altenzentrum Rosenberg Tanja Thepas Jochen-Klepper-Haus Brian Roger Hofmann Matthias-Claudius-Haus Manuela Haltern-Schütz Matthias-Claudius-Haus 25 Jahre Alexandra Dussa Jochen-Klepper-Haus Lidia Gawlik Altenzentrum Rosenberg Simone Haas Personalabteilung Kirsten Kuhn Ev. Krankenhaus Witten Katharina Krosny Jochen-Klepper-Haus Meta Dropic Der Gute Hirte Justine Giesemann Personalabteilung Barbara Seyler Ev. Krankenhaus Witten Anna Machuletz Jochen-Klepper-Haus Christine Bouzaidi Ev. Altenzentrum Lünen Michael Büger Ruhrlandheim Annegret van der Sand Ev. Krankenhaus Witten Bärbel Martin Jochen-Klepper-Haus Daniel Brandt Facility Management Andreas Backhaus Werkstatt Constantin Christine Meinert Jochen-Klepper-Haus Orhan Sari Facility Management Heidi Wischnewski Werkstatt Constantin Heike Schilling Jochen-Klepper-Haus Christel Holzhäuser Jochen-Klepper-Haus Ulla Gebhard Wohnheim Hustadtring Janina Szewczyk Jochen-Klepper-Haus Flora Wilhelm Jochen-Klepper-Haus Susanne Friedel Wohnheim Hustadtring Elisabeth Balicki Jochen-Klepper-Haus Nahideh Malaky Martin-Luther-Haus Gabriele Kosch Wohnheim Hustadtring Barbara Bialas Jochen-Klepper-Haus Anneliese Breuing Martin Luther Haus Dieter Lewald Wohnheim Hustadtring 20 Jahre Zeynep Müldür Jochen-Klepper-Haus Tanja Meyer Matthias-Claudius-Haus Stefanie Luty Altenzentrum Rosenberg Gabriele Pschionko Jochen-Klepper-Haus Petra Gantenberg Diakonische Dienste Bochum Ilona Giessbach Jochen-Klepper-Haus 10 Jahre Sandra Siemon Wohnheim Hustadtring Silvia Karau-Mantel Diakonische Dienste Bochum Therese Kowollik Jochen-Klepper-Haus Silke Block Altenzentrum Rosenberg Corinna Fricke Wohnheim Hustadtring Iris Köthe Elsa-Brandström-Haus Ramazan Mermer Martin-Luther-Haus Kornelia Brilka Altenzentrum Rosenberg Katja Rosenblatt Wohnheim Hustadtring Janina Weidemann Ev. Altenzentrum Lünen Gertraud Risch Kita Wasserstraße Birgit God Controlling Christian Wohlbrecht Wohnheim Hustadtring Renata Wojtok Ev. Altenzentrum Lünen Gregor Malolepszy Werkstatt Constantin Sabine Christiane Richter Elsa-Brandström-Haus Volker Brehl Wohnheim Kolbestraße Renate Thiemann Ev. Krankenhaus Witten Gabriele Abraham-Hohl Fritz-Heuner-Heim Claudia Duhme Fritz-Heuner-Heim Ulrich Scharbach Overdyck Ulrich Appinger Wohnheim Kolbestraße Monika Sellin Overdyck Martina Releux Wohnheim Hustadtring Markus Siemon Wohnheim Hustadtring Ruhr Wo Alkoholiker nicht „trocken“ sein müssen Wohnheim Hustadtring eröffnete vor zehn Jahren, der Ansatz hat sich bewährt Impressum Herausgeber Diakonie Ruhr gemeinnützige GmbH Ein Unternehmen im Ev. Verbund Ruhr gemeinnützige GmbH Geschäftsführer Werner Neveling Westring 26 44787 Bochum Telefon 0234 / 91 33 - 0 www.diakonie-ruhr.de Texte Bernd Brämer Felix Ehlert Jens-Martin Gorny Anja Greiter Fotos Felix Ehlert fotolia.com Jens-Martin Gorny Peter Lutz Rebekka Poot Katja Rosenblatt Redaktion und Gestaltung Felix Ehlert Jens-Martin Gorny oeffentlichkeitsarbeit@ diakonie-ruhr.de Die Suchthilfe forderte von alkoholkranken Menschen lange Zeit strikte Abstinenz als Bedingung für weitergehende Unterstützung. Doch die Diakonie Ruhr sah und sieht darin eine zu hohe Hürde. „Die vergessene Mehrheit wird dadurch nicht erreicht“, erklärt Fachbereichsleiter Eckhard Sundermann. Mit der Eröffnung des Wohnheims Hustadtring Die hauseigene Theatergruppe „Die Überlebenskünstler“ sorgte mit Witz und vor zehn Jahren verfolgte Selbstironie für Unterhaltung. er einen anderen Ansatz. Widerstände und Die zunächst fremde Einrichtung integrierte Kritik waren spür- und hörbar, als der Träger sich und die Bewohner bald in Querenburg. das Haus in Querenburg in Betrieb nahm. 34 Menschen, die nicht nur süchtig nach Alkohol, „Vielleicht war es genau der richtige Stadtteil, in dem man viel kämpfen muss, in dem man sondern auch körperlich und seelisch schwer viel arbeiten muss, mit diesen vielen verschievon den Folgen geschädigt waren, zogen ein. denen Menschen“, bilanzierte die Bochumer Die Prinzipien: Kein harter Alkohol, keine Drogen. Moderates Trinken nur auf den Zimmern, Bürgermeisterin Gabriela Schäfer, die sich damals für die Ansiedlung stark gemacht mehrmals tägliche Atemalkohol-Kontrolle. und manchen Kontakt hergestellt hatte. „Die „Zunächst einmal geht es darum, das Bewohner bereichern uns. Wir empfinden sie Überleben der Menschen zu sichern“, erklärnicht als Last, sondern als Nachbarn.“ Ein te Eckhard Sundermann beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen. „Dann darum, die Ge- Stück Normalität im Zusammenleben – heute unter dem Stichwort Inklusion zusammengesundheit zu verbessern. Wenn wir erreichen, dass die Abstände zwischen den Trinkphasen fasst – sei geschaffen worden. Einige der ersten Suchtkranken wohnen größer werden, steht am Ende als Ziel vielauch heute noch in ihren Einzelzimmern im leicht die Abstinenz.“ vierstöckigen Gebäude nahe des Uni-Centers, Das Haus am Hustadtring ist Selbstversorandere sind so stabil, dass sie wieder in eine ger, das heißt, die 32 Bewohner und zwei Beeigene Wohnung ziehen konnten. Alle haben wohnerinnen kümmern sich mit ums Kochen, sie durch das Wohnheim menschliche Nähe Putzen, Aufräumen. Ergotherapie strukturiert und eine starke Verbesserung ihrer Situation den Tag. Regelmäßig regt Hündin „Bamboo“ erfahren. die Menschen zum Toben im Garten oder zu Dr. Hans-Christoph Schimansky, der das Spaziergängen an. Haus als Psychiater betreut, hob auf der Zehn-Jahr-Feier noch einmal den Wert jedes Einzelnen hervor: „Es steht über die Menschen nie in den Akten, was sie Gutes gemacht haben, wenn sie mal ein Jahr lang nicht getrunken haben. Aber genau da müssen wir ansetzen.“ Eine Kostprobe der in der Einrichtung sprießenden Kreativität gab die Theatergruppe „Die Überlebenskünstler“, die mit Witz und einer großen Portion Selbstironie in VerganBewohner und Gäste gemeinsam am Kickertisch genheit und Zukunft blickte. •