Ausgabe 6 - Geographisches Institut der Universität Heidelberg

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Ausgabe 6 - Geographisches Institut der Universität Heidelberg
COLUMBUS
Zeitschrift von und für Studenten/innen des
Geographischen Instituts der Universität Heidelberg
Vo l l e F a h r t v o r a u s : N e u e s a u s d e r L e h r e r b i l d u n g
von Dr. Erich Streitenberger
Jahrgang 2,
Ausgabe 4/06
Oktober 2006
In dieser
Ausgabe:
Organigramm der verschiedenen Beratungsstellen für Lehramtsstudierende
Am 1. Oktober 2005 nahm
das Zentrum für Lehrerbildung an unserer Universität
seinen Betrieb auf, und wenn
ich zu Beginn meiner Vorstellung im letzten ColumbusHeft (Ausgabe 3/06, p. 2f.)
noch bemerkte, dass dies
„nahezu unbemerkt von der
universitären Öffentlichkeit“
geschehen sei, so hat das
„Unternehmen Lehrerbildung“
mittlerweile ziemlich an Fahrt
gewonnen, was sich vor allem
in der stark gestiegenen Zahl
der Beratungsgespräche, Email-Anfragen und Einladungen zu Informations- und Orientierungsveranstaltungen
äußert.
Außerdem wächst die Homepage des Zentrums konstant
weiter und wurde kürzlich u.a.
um eine Linkliste erweitert, so
dass es sich lohnt, sie regelmäßig anzuklicken und sich
mit dem aktuellen Stand der
Dinge vertraut zu machen.
Neben dem neuen Flyer des
Zentrums für Lehrerbildung
(http://zlb.uni-hd.de/
download/info-flyer-neu200607.pdf) steht auf der Homepage jetzt auch eine Übersicht
über das Lehramts-Beratungssystem als pdf-Dokument zum
Download bereit (http://
zlb.uni-hd.de/download/laberatungssystem.pdf). Diese
Übersicht informiert Sie nicht
nur darüber, mit welchen Fra-
gen zum Lehramtsstudium Sie
sich an welche Stelle wenden
können, sondern gibt Ihnen
zusätzlich die Möglichkeit,
durch einen Mausklick auf die
jeweilige Einrichtung direkt
mit deren Homepage verbunden zu werden. Wenn Sie diese Datei auf dem Desktop
Ihres Rechners platzieren,
haben Sie bequem und mit
wenigen Klicks Zugriff auf
die für Ihr Studium wichtigen
Beratungseinrichtungen.
Soweit zum aktuellen Stand
der Dinge am ersten Geburtstag des Zentrums für
Lehrerbildung Heidelberg. Da
die Zukunft ja bekanntlich vor
uns – und vor allem vor Ihnen
Die gescheiterte
Exzellenz
4
Exkursionstagebuch
La Réunion
6
Neuigkeiten aus der
PIG
9
Doktorarbeit über
Kinderbetreuung
10
Portrait Volker
Schniepp
12
Praktikum im Nationalpark
16
Portrait Dr. Heike
Jöns
18
ERASMUS Montpel- 20
lier
Rundmails aus Indo- 22
nesien
Sprachschule in
Guatemala
24
Themen in dieser
Ausgabe:
• Neue Rubriken: Kurzmitteilungen und Termine
• Praktikumsbericht Regionalverband RheinNeckar
• Vorstellung des CarloSchmidStipendiatenprogramm
• Was macht eigentlich die
Fachschaft?
Seite 2
– liegt, soll es jetzt auch um
diesen Blick nach vorne
gehen.
Dr. Erich Streitenberger: Ambitionierter Geschäftsführer des Zentrums
für Lehrerbildung
Das neue Logo des Zentrums für
Lehrerbildung
Die derzeitigen Einstellungschancen
im beruflichen Schulwesen sind
exzellent.
Sie werden es den Medien
entnommen haben: Die
Arbeiten an der großen
Herausforderung der kommenden Jahre, der Weiterentwicklung der badenwürttembergischen Lehramtsstudiengänge vom
Staatsexamen zu einer gestuften Bachelor-/MasterStudienstruktur im Rahmen
des so genannten „BolognaProzesses“ (Schaffung eines europäischen Hochschulraums bis 2010), sind
nun definitiv begonnen
worden, und im Augenblick
wird an einer Grundkonzeption gearbeitet, die anschließend sukzessive mit
Inhalten zu füllen sein wird.
Es wird also noch etwas
dauern.
Wenn Sie in den letzten
Semestern das Bundesland
gewechselt haben, werden
Sie gemerkt haben, dass
diese Umstrukturierung der
Lehramtsstudiengänge in
den verschiedenen Bundesländern in sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten
geschieht und dass gegenwärtig in so vielen verschiedenen, zum Teil wenig
kompatiblen Studienstrukturen gearbeitet wird, dass
die angestrebte Einheitlichkeit am Horizont noch gar
nicht so recht erkennbar ist.
Falls Sie in naher Zukunft
einen Wechsel der Universität planen, sollten Sie sich
daher vorab bei der aufnehmenden Universität genau
nach deren Modalitäten
erkundigen, damit Sie bei
der Anrechnung von Scheinen und sonstigen Nachweisen keine bösen Überraschungen erleben.
Neben möglichen Problemen beim Wechsel des
Studienorts stellen sich
angesichts der demographischen Entwicklung in unserem Land und des zunehmend dramatischer gezeichneten Rückgangs der Schüler/innenzahlen in den
nächsten Jahren (worunter
in besonderer Weise die
Hauptschule zu leiden haben wird, die von vielen ja
bereits abgeschrieben ist)
viele Lehramtsstudierende
die bange Frage nach ihren
Einstellungschancen, auf
die ehrlicherweise niemand
eine definitive Antwort
geben kann, weil – wie wir
ja immer wieder aus dem
Munde von Politiker/innen
hören – primär die finanzielle Situation des Landes
die Einstellungen steuert,
deren Zahl dann beträchtlich hinter dem tatsächlichen Bedarf zurück bleibt.
Da wilde Spekulationen auf
diesem Gebiet für Sie nicht
besonders hilfreich sind,
möchte ich Ihnen lieber hier
einige Denkanstöße geben
und Informationsquellen
nennen, damit Sie sich
selbst ein Bild machen,
über Ihre individuelle
(berufs)biographische Entwicklung nachdenken und
dann auf einer soliden Informationsgrundlage Ihre
persönliche Entscheidung
treffen können. Bei dieser
Entscheidungsfindung müssen neben den beiden Annahmen, dass als Konsequenz aus sinkenden Schüler/innenzahlen aus finanziellen Gründen leider auch
sinkende Lehrer/innenzahlen zu erwarten sein
werden (es wäre doch eine
geradezu idyllische Vorstellung, endlich einmal in
Kleingruppen unterrichten
zu können) und dass die
finanzielle Lage des Landes
sich in den kommenden
Jahren eher nicht verbessern wird, auch Ihre persönliche Risikobereitschaft,
Flexibilität und Mobilität
zentrale Parameter sein.
Wichtigste Informationsquelle in allen Fragen, die
die Lehrer/inneneinstellung
in Baden-Württemberg
betreffen, ist sicherlich das
stets aktuell gehaltene Lehrereinstellungsportal Baden-Württemberg unter der
Internet-Adresse: http://
www.lehrereinstellungbw.de (LOBW = Lehrer
Online Baden-Württemberg). Dort finden Sie neben aktuellen Informationen, so genannten
„schulscharfen“ Stellenausschreibungen und weiteren
Einstellungsangeboten die
rechtlichen Grundlagen der
Lehrer/inneneinstellung,
das Formular für eine Online-Bewerbung (das wird
der Bewerbungsmodus für
Lehrer/innen der Zukunft
sein) und alle Informationen und Formulare rund um
den Vorbereitungsdienst
(Referendariat).
In diesem Zusammenhang
lohnt sich auch für Studierende mit dem Ziel des
Lehramts an allgemein bildenden Gymnasien die Überlegung, ob nicht angesichts schlechter werdender
Einstellungschancen im
allgemein bildenden Bereich ein Vorbereitungsdienst mit anschließenden
besseren Einstellungschancen im beruflichen Schulwesen (sofern sich die Studienfächer für den beruflichen Bereich eignen) in
Betracht zu ziehen wäre.
Ein Übergang ins allgemein
bildende Schulwesen ist
übrigens nach der Einstel-
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
lung in den Schuldienst an
einer beruflichen Schule zu
einem späteren Zeitpunkt
mit einer Zusatzprüfung
durchaus möglich.
Für nähere Informationen
zum beruflichen Schulwesen und zu den Möglichkeiten, die Sie dort haben,
steht Ihnen mein Mannheimer Kollege Matthias
Schneider (Kontakt:
0621/1812201, [email protected], http://zfl.unimannheim.de/) gerne im
Rahmen seiner Beratungszeiten zur Verfügung.
Das berufliche Schulwesen
könnte auch beim Praxissemester interessant sein:
Studierende mit dem Ziel
des Lehramts an allgemein
bildenden Gymnasien können nämlich durchaus ihr
Schulpraxissemester an
einer beruflichen Schule
absolvieren, ohne dass dies
einen Einfluss auf die spätere Berufsentscheidung
hat. Bei der Meldung zur
Wissenschaftlichen Prüfung
muss lediglich der Nachweis des 13-wöchigen
Schulpraxissemesters er-
bracht werden, unabhängig
davon, ob es an einer beruflichen Schule oder an einem allgemein bildenden
Gymnasium stattgefunden
hat.
Da die allgemein bildenden
Gymnasien der Metropolregion immer relativ rasch
besetzt sind, bleibt für viele
Bewerberinnen und Bewerber nur noch der Weg in
kleinere Gymnasien des
Hinterlandes. In den beruflichen Schulen im Raum
Heidelberg-MannheimKarlsruhe stehen dagegen
in der Regel genügend
Praktikumsplätze zur Verfügung, so dass sich der
Wunsch, das Schulpraxissemester z. B. an einer Schule
in Heidelberg zu absolvieren, möglicherweise eher in
einer beruflichen Schule als
in einem allgemein bildenden Gymnasium realisieren
lässt.
In jedem Fall aber gilt: Beginn der Online-Meldefrist
für das Schulpraxissemester
ist der 15. Februar 2007!
Wie 2006 wird dann der
erste Meldetag (15.02.)
Seite 3
ohne „Windhund-Prinzip“
laufen, aber ab 16.02. gilt
wieder: Wer zuerst
kommt…
Abschließend möchte ich
betonen, dass ich mich sehr
darüber freue, dass die Aktivitäten des Zentrums für
Lehrerbildung so positiv
wahrgenommen werden,
weil dies zeigt, dass die
Konzeption stimmt, auch
wenn ich bei meiner bereits
geäußerten Einschätzung
bleibe, dass die Personalstruktur als Ein-PersonenBetrieb vor dem Hintergrund des Dienstleistungsgedankens mittelfristig zu
überdenken ist: Wenn ich
nämlich bei auswärtigen
Informationsveranstaltungen und Tagungen auftrete
bzw. mich bei Kongressen
selbst über den aktuellen
Stand der Dinge informiere,
muss die Geschäftsstelle
leider geschlossen bleiben,
was sich bedauerlicherweise gelegentlich auch auf
Sprechstundentermine auswirkt. Hierfür bitte ich um
Ihr Verständnis – aber Sie
können mir ja eine nette
Mail schicken…
A u f d e m We g v o n d e r S c h u l e i n d i e S c h u l e Infoveranstaltung des ZLB
von Christina Preusker
Am Montag, den 16. Oktober, fand in der Neuen Aula
erstmals die mit rund 500
Studierenden sehr gut besuchte Informationsveranstaltung des Zentrums für
Lehrerbildung (ZLB) statt.
Nach einem einführenden
Überblick über die Lehrerausbildung, kamen Fachleute der Universität und
des Heidelberger Seminars
für Didaktik und Lehrerbildung zu Wort, die über
Einzelheiten des pädagogischen Begleitstudiums, des
EPG, des Schulpraxissemesters sowie des Referendariats informierten und im
Anschluss bereitwillig Fragen der Studierenden beantworteten.
Die große Zahl der Anwesenden zeigt zum einen den
Bedarf an Information, zum
anderen aber auch den Erfolg des Konzepts: „Nie im
Traum hätte ich mit solch
einem riesigen Interesse
gerechnet“, gibt Dr. Streitenberger, der Leiter des
ZLB offen zu und ergänzt:
„Das war natürlich nur
dank des großen Entgegenkommens der lehrerausbildenden Institute der Universität möglich, die darauf
geachtet haben, dass es bei
ihren eigenen Einführungsveranstaltungen nicht zu
einer
Terminüberschneidung kam.“ Natürlich gibt
es beim ersten Mal kleinere
und größere Pannen. Deshalb freut sich Dr. Streitenberger über Feedback, damit die nächste Veranstaltung im April 2007 noch
besser wird.
Sprechstunden des ZLB
während der
Vorlesungszeit:
Kurzberatung (max. 10
Min):
Dienstag 10-11.30 Uhr
Donnerstag 14-15.30 Uhr
Ausführliche Beratung:
Nach Vereinbarung per
E-Mail oder Telefon
Gute Informationslage am Zentrum
für Lehrerbildung
Infomaterial
Die von den Referenten
freigegebenen PowerpointPräsentationen der
Veranstaltung finden sich
auf der Homepage des
ZLB: http://zlb.uni-hd.de/
downloads.html.
Seite 4
„Freitag der Dreizehnte“ - Ein Drama
von Claudia Wiese
Die Bühne:
Journalisten stehen gedrängt in der Aula der Universität und starren auf die
Großleinwand. Gleich soll
es losgehen, die Pressekonferenz der Deutschen Forschungsgemeinschaft - live
aus Bonn.
Ranking von Universitäten als ausschlaggebender Faktor für Qualität?
Das Stück:
Die Übertragung fällt aus,
der Konferenztisch bleibt
leer, Rektor Hommelhoff
ist nirgends zu sehen und
auch der Pressesprecher der
Uni, Herr Schwarz, ist wohl
ins Dunkle geflüchtet.
Letzter Akt - Das Drama
nimmt seinen Lauf:
Es wird verkündet „Die
Münchner Universitäten
sowie die Universität Karlsruhe sind dabei“. Prorektor
Tröger ist sichtlich enttäuscht. Ansonsten sieht
man nur überraschte Journalisten und Studenten.
Damit hatte niemand gerecht. Oder doch?
Aus der Traum von der Eliteuniversität Heidelberg?
Was ist passiert?
1,9 Milliarden Euro werden
im Rahmen der Exzellenzinitiative für universitäre
Spitzenforschung bereitgestellt. Seit Monaten hatten
die Wissenschaftler an ihren Anträgen gefeilt, um
ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Doch obwohl der Heidelberger Graduiertenschule „Fundamental Physics“ und dem
Exzellenzcluster „Zelluläre
Netzwerke“ ausgezeichnete
Qualität bestätigt wurden,
reichte das Zukunftskonzept der Dritten Säule nicht
zum Elitestatus. Hat man
sich zu sehr auf dem Ruf
der Universität ausgeruht?
Was ist schief gelaufen?
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft wird dazu
hoffentlich noch eine Erklärung abgeben. Danach kann
sich die Universität intensiv
auf die zweite Auswahlrunde im Oktober vorbereiten,
durch die wir es dann
schaffen sollten. Eines steht
jedenfalls fest. Vorerst wird
niemand mehr antworten
„ach, an der Eliteuni“,
wenn ich erzähle, dass ich
in Heidelberg studiere.
Die Erfolgreichen
And the winner is: Graduiertenschule "Fundamental
Physics" und das Cluster
"Zelluläre Netzwerke".
„Fundamental Physics“
heißt das Gebiet, auf dem in
den nächsten fünf Jahren,
Doktoranden ausgebildet
werden. Knapp über eine
Million Euro pro Jahr werden dafür zur Verfügung
stehen. Die Grundlagenphysik erhält wieder einen
neuen Aufschwung und
gewinnt immer mehr an
Bedeutung. Die Graduiertenschule wird eine starke
internationale Ausrichtung
erhalten. Teilnehmer werden nach weltweiter Ausschreibung ausgewählt und
das Ausbildungsprogramm
soll in englischer Sprache
erfolgen. Doch die Ausbildung wird sich nicht auf die
Physik beschränken, sondern auch Schlüsselkompetenzen gehören dazu. Zum
Beispiel wissenschaftliches
Schreiben, Präsentationstechniken, Drittmitteleinwerbung und Projektleitung
sind weitere Themen im
Ausbildungsprogramm.
Und wohin mit den Millionen? Der größte Teil der
zusätzlichen Mittel wird die
Neueinstellung weiterer
Dozenten genutzt werden,
die die Ausbildung verbessern sollen. Zusätzlich wird
den jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit gegeben, sich als Hochschullehrer zu qualifizieren.
"Zelluläre Netzwerke"
heißt das Cluster, das in den
nächsten fünf Jahren mit bis
zu 39 Millionen Euro gefördert wird. Große
Fortschritte im Verständnis
molekularer Vorgänge führen zu neuen Fragestellungen, der sich die biomedizinische Forschung widmen
will. In dem Cluster soll
deshalb unter anderem erforscht werden, wie wir
Funktion, Struktur und Entwicklung biologischer
Netzwerke erklären können, die Grundlage jeden
Lebens sind. Über 70 Arbeitsgruppen aus den Biowissenschaften, der Medizin, Mathematik, Chemie
und Physik der Heidelberger Universität und der
außeruniversitären Institute
Deutsches Krebsforschungszentrum, Europäisches Institut für Molekularbiologie, Max-PlanckInstitut für Medizinische
Forschung und Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim sind in dem
Cluster integriert. Die Millionen aus der Exzellenzinitiative werden unter anderem zur Förderung interdisziplinärer Projekte und zur
Einrichtung internationaler
Doktoranden- und Postdoktorandenprogramme verwendet. Zusätzlich werden
zwei Professuren und sechs
Nachwuchsgruppen eingerichtet.
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
Seite 5
E x z e l l e n z i n i t i a t i v e : Wa r t e n a u f d a s n ä c h s t e
Mal
Interview mit Prof. Meusburger von Claudia Wiese
Die Universität Heidelberg ist in der ersten und
zweiten Säule weiter gekommen, aber nicht in
der dritten mit dem Konzept „Der Heidelberger
Weg“. Kam das für Sie
sehr überraschend?
Die Überraschung für uns
bestand darin, dass nur drei
Universitäten ausgewählt
wurden. Wenn fünf ausgewählt worden wären, hätten
wir uns sehr gute Chancen
ausgerechnet. Ich finde es
wichtig, dass wir in den
ersten zwei Säulen erfolgreich waren, denn dort geht
es um die Wissenschaftlichkeit. Die dritte Säule hätte
zwar das große Geld gebracht, aber dort geht es
eher um Zukunftskonzepte
und Strukturverbesserungen. Aufgeschoben ist nicht
aufgehoben. Für mich persönlich ist es wichtig, dass
sich die ersten beiden Säulen durchgesetzt haben. Vor
allem aber, dass sich die
Wissenschaftlerkommission
gegenüber den Wissenschaftspolitikern durchgesetzt hat. Es ist wesentlich
besser für die Universität,
wenn die Wissenschaftspolitik nicht zu viel reinredet
und ich warte lieber noch
ein Jahr auf das Geld, bin
mir aber dessen sicher, dass
Qualität belohnt wird und
nicht die Lobbyarbeit.
Was beinhaltet das Konzept der dritten Säule?
In erster Linie geht es um
eine Verbesserung der Forschungsbedingungen. Das
fängt bei der Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses an, setzt sich fort
bei der Einrichtung von
strukturierten Promotions-
studiengängen, von Graduiertenschulen und von verschiedenen
Maßnahmen,
wie man die Situation der
Forschenden und Lehrenden verbessern kann, bis
hin natürlich zu anderen
Zukunftskonzepten,
die
sehr wichtig sind, um hochkarätige
Wissenschaftler
nach Heidelberg zu holen.
Ist bereits bekannt, was
die Gründe dafür sind,
dass Heidelberg in der
dritten Säule nicht weitergekommen ist?
Sicher hat jeder da seine
eigenen Ideen, aber wir
sollten den offiziellen Bericht der DFG abwarten.
Ich glaube aber, dass dieses
ganze Verfahren der Exzellenzinitiative schon deshalb
sehr wichtig und sehr
fruchtbar für die Uni war,
weil man auf allen Ebenen
eine Art Gewissenserforschung gemacht hat, weil
überall neue, gute Ideen
gesammelt worden sind,
und selbst wenn wir jetzt
noch nicht erfolgreich waren, hat es einen Schwung
in Gang gesetzt, den wir
nützen müssen.
Was bedeutet die Exzellenzinitiative ihrer Meinung nach für Deutschland. Ist es ein sinnvoller
Wettbewerb oder eher
nicht?
Der Wettbewerb war auf
jeden Fall sinnvoll, weil er
die Universitäten gezwungen hat, über bestimmte
Dinge nachzudenken, bestimmte Dinge neu zu
strukturieren, neue Ideen zu
sammeln und sich einem
harten Wettbewerb zu stellen. Über die Kriterien der
Exzellenzinitiative
kann
man natürlich streiten. Als
Vertreter eines kleinen Faches bin ich mit dem Konzept der Exzellenzinitiative
nicht immer ganz glücklich
gewesen. Es war maßgeschneidert für die großen
naturwissenschaftlichen
Fakultäten, für die Ingenieur- und Technikfakultäten
bzw. für Fakultäten, wo
noch Massenpromotionen
üblich sind. In sehr vielen
Wirtschafts-, Sozial- und
Geisteswissenschaften sind
aber gerade die Individualpromotionen die besten.
Die zweite Kritik an diesem
Gesamtkonzept ist folgende: Die Suche nach großen
Clustern und Verbünden ist
ja richtig, aber man muss
überlegen in welcher Phase
einer
wissenschaftlichen
Innovation das überhaupt
möglich ist. Eine neue kreative Idee ist genau deshalb
kreativ, weil sie erst wenige
haben. Und wenn es erst
einmal 50, 60 oder 100
Kollegen in Deutschland
gibt, die notwendig sind,
um so einen Cluster zu bilden, dann ist die Innovationskurve schon weit fortgeschritten, und das ist aus
meiner Sicht nicht mehr
sehr innovativ. Für praktische Anwendungen kann es
sehr gut sein, aber eine Universität sollte das Ziel haben, kreativ zu sein und
möglichst viele Wissenschaftler zu haben, die vor
anderen auf eine neue Idee
kommen. Und das ist im
Konzept der DFG überhaupt nicht vorgesehen
gewesen.
Hätte die dritte Säule
auch Auswirkungen auf
uns Studierende?
Für die Studierenden hätte
es selbstverständlich auch
Auswirkungen, weil es die
Möglichkeit gegeben hätte,
die Betreuungssituation zu
verbessern. Es war daran
gedacht, Lehrprofessuren
einzuführen und es gab
verschiedene Konzepte, um
die Betreuungsintensität in
der Lehre zu verbessern.
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G r o ß e E x k u r s i o n L a R é u n i o n : E i n Ta g e b u c h
von Katharina Fricke, Rebecca Kohlhauer, Anne Marmann und
Kerstin Mewes
17.9. Cirque de Mafate: aaaahhhh,
ooooohhhh...
19.9 Der Piton des Neiges und die WOLKE
18.9. Was man mit Bartflechten
alles anstellen kann...
19.9. Die WOLKE
19.9. Le Grand Bénare
20.9. Südsee-Feeling (kurz vor dem
Sonnenbrand)
Samstag 16.09.06 – Ankunft in St. Denis
Liebes Tagebuch, heute
morgen sind wir in St. Denis gelandet, die Sonne
brennt, Nobite© (Insektenschutzmittel) stinkt, der
Passat weht, I.s Hut fliegt,
aber die Frisur sitzt. Wir
stiegen in die weißen VWBusse und erlebten sofort
den ersten bouchon von St.
Denis. Dann bezogen wir
die Zimmer, hängten Moskitonetze auf, begrüßten
eventuelle mehrbeinige
Mitbewohner und machten
uns auf, die ersten Frittungen (durch den Kontakt mit
heißer Lava gehärtete und
rotgefärbte Sedimentgesteine) unseres Lebens kennen
zu lernen. Nach einem Vorgeschmack auf die zahlreichen kommenden Serpentinen, hingen wir bei den
Kanonen vor dem Hotel ab,
um darauf zu warten, dass
„einer um 18 Uhr das Licht
ausknipst“. (vgl. Eitel 17:09
Uhr).
Sonntag 17.09.06 – Der
schmale Grat
Liebes Tagebuch, heute
wurden wir zum ersten Mal
mit der erosiven Hangentwicklung nach Wirthmann
(1973) konfrontiert, die uns
die ganze Exkursion über
begleiten sollte. Der erste
Geoorgasmus ereilte uns
beim Blick in den Cirque
de Mafate mit seinen steilen
Kesselwänden und Zwischentalscheiden. Bei unserer ersten Wanderung konnte S. nur mit Mühe von
näheren Bekanntschaften
mit großen, schwarzen,
achtbeinigen Inselbewohnern abgehalten werden.
Montag 18.09.06. – SpeedVerwitterung oder Wie
schnell schmilzt der Zuckerkegel?
Liebes Tagebuch, heute
ging die Fahrt durch unseren zweiten Cirque, den
Cirque de Salazie, und über
den Col de Fourche liefen
wir in den Cirque de Mafate zur Plaine des Tamarins.
Eine vermeintliche Fumerole entpuppte sich als Haufen brennender Autoreifen.
Zum ersten Mal erlebten
wir DIE WOLKE [Passatwolke, die: Zieht täglich
nach eigenem Gutdünken
um die Mittagszeit auf, um
nachts wieder zu entschwinden]. Nach erfolgreich abgeschlossenem Cirque-Hopping wies uns der
Geomorphologie-Experte
M. bei einem letzten Panoramablick auf den innerhalb
von 70 ka ausgeräumten
Cirque de Salazie auf die
enorme Verwitterung hin.
Dienstag 19.09.06 – Geoorgastische Ausblicke
Liebes Tagebuch, mit Baguette, Wasser und dicken
Pullis im Gepäck machten
wir uns heute auf, den
Grand Bénare zu erklimmen. Schon auf dem Weg
kamen wir in den Genuss,
zahlreiche didaktische Bilder von Passatinversion,
Föhnmauern und edaphischer Trockenheit für die
zukünftige Lehrprobe zu
schießen. Am Gipfelkreuz
wurde die Gruppe mit gerecht geteilten Baguettes,
Windstille und wunderbaren Aussichten belohnt.
Mittwoch, 20.09.06 – Angriff der Killergurken
Liebes Tagebuch, an unserem Transfertag zum nächsten Hotel kam erst die Arbeit (Referate) und dann
das Vergnügen (Planschen
im Indischen Ozean). Allerdings versetzten die Bewohner des Saumriffes
(Seegurken) die eine oder
andere Exkursionsteilnehmende in Panik. In Le Baril
freuten wir uns über unser
tolles Hotel
direkt am
Meer und genossen abends
die rauschende Brandung
und den Blick auf die
Milchstraße.
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
Donnerstag, 21.09.06 –
Too fast, too furious
Liebes Tagebuch, über
zahlreiche Serpentinen (der
Leitbus zählte 199, das
Loveshuttle nur 129) gelangten wir in unseren dritten Cirque, den Cirque de
Cilaos. Spätestens jetzt
haben wir einen Hang zu
La Réunion entwickelt. Die
Fahrer erfreuten sich an der
kurvenreichen Strecke und
ließen nicht nur in Kurve
87 (bzw. 68) die Reifen
quietschen. Nachdem DIE
WOLKE den Cirque in
Nebel hüllte, endete der
Exkursionstag am Strand.
Freitag, 22.09.06 – Mr.
Lava Lava oder „Der
Wortspielbus“
Liebes Tagebuch, heute
fuhren wir um den Piton de
la Fournaise, spazierten
über Aa-Lava (Aua!) und
Pahoehoe-Lava (Boah-Ey,
he!) und schauten uns
Bourbon-Vanille in allen
Verarbeitungsstadien an.
Um die Fahrzeit zu versüßen, schmissen A.& A. eine
Runde Zuckerrohr. Und für
die Unersättlichen gab es
dann nach der Crème –
pardon, dem Grand Brûlé
(Zone mit Lavaströmen –
nicht essbar!) auch noch
eine kreolische Kirche mit
Zuckerguss-Dekoration in
Ste. Anne.
Samstag, 23.09.06 – Die
perfekte Welle
Liebes Tagebuch, heute
wurden wir am Cap
Méchant von zehn Meter
hohen Wellen geduscht.
Danach herrschte bei der
Fahrt durch die Höhenstufen Richtung Plaine des
Cafres Ungewissheit…
Warmer Feuchtwald? Kühler Feuchtwald? Oder etwa
Bergnebelwald? Wo wächst
Kohl? Wo wächst Ananas?
Wo wachsen Bananen?
Und Avocados? Zuckerrohr? Auf der Plaine des
Cafres (aka Massif Central)
angekommen, erlitten mehrere Exkursionsteilnehmende einen Temperaturschock
und mussten die Badewanne aufsuchen.
Sonntag, 24.09.06 – Volcano
Liebes Tagebuch, heute
ging es endlich auf den
Piton de la Fournaise, einen
der aktivsten Vulkane der
Erde, der auch schon während der letzten Tage immer dezent geraucht hatte.
Nun wollten wir endlich
Lava sehen! Dazu mussten
wir aber zuerst die staubige
Plaine des Sables in unseren Expeditionsfahrzeugen
durchqueren und die junge
Caldera (5 ka), vorbei an
ameisenhügelähnlichen
Parasitärkratern (0.253 ka)
frohgemut durchschreiten.
Unser Aufstieg zum Krater
war gesäumt von Schlacken, Bomben, Laven und
Lapilli sowie sandalentragenden Kindern und bananen essenden Vu lkan Gendarmen. Oben angekommen warteten wir dann
zusammen mit zahlreichen
anderen Schaulustigen und
dem Finger am Auslöser
auf die regelmäßigen Rülpser des Vulkans. Auf dem
Rückweg erwartete uns
noch ein geomorphologisches Knobelspiel in Form
eines (un)sichtbaren Calderenrandes. Hier war
„Geomorpheeling“ gefragt
(„Das sieht doch ein blinder
Geograph mit Krückstock“ , vgl. Eitel). Im Licht
der untergehenden Sonne
wurde später noch jeder
Exkursionsteilnehmende
unter größten Vorsichts-
Seite 7
maßnahmen von Seiten des
Exkursionsleitenden an den
Rand eines atemberaubenden Sprengtrichters geleite(l)t.
Montag, 25.09.06 – In
einem Land vor unserer
Zeit
Liebes Tagebuch, heute war
wieder ein Nobite©-Tag,
denn unsere Zeitreise führte
uns in den fossilen Cirque
de Bébour. Nebelwald mit
Baumfarnen und ein gutgelaunter dino-imitierender
Exkursionsleitender vermittelten uns einen Eindruck
vom Mesozoikum. Wir
bahnten uns einen Weg
durch den matschigen
Dschungel, gespickt mit
Hindernissen (in Form von
Baumstämmen auf Kopfhöhe). Aus der Schlammschlacht des Forêt de
Bébour ging F. als verdreckte Siegerin hervor,
wohingegen Exkursionsleitender und –begleitender
auf wundersame Weise
unversehrt blieben.
Dienstag, 26.09.06 – Der
mit dem Saprolith ma(h)lt
Liebes Tagebuch, „So
saprolithisierte Basalte habe
ich noch nie gesehen“ –
wenn das der Exkursionsleitende sagt, dann ist das
wahrlich geoorgastisch.
Und hinter jeder Kurve des
Dimitile lauerte die nächste
Saprolithwand darauf, von
Exkursionsteilnhemenden
mit bloßer Hand zerbröselt
und als Kriegsbemalung
verwendet zu werden.
Nachdem wir uns schließlich der Faszination von
Saprolith und Tafoni entreissen konnten, warteten
vergnügte Stunden in der
blauen Lagune auf uns.
- Fortsetzung nächste Seite -
21.9. Der Leitbus in der 156. (bzw.
102.) Serpentine
22.9. Begeisterte Exkursionsteilnehmer auf Stricklava im Grand Brûlé
23.9. Leider hat keiner ein Foto
gemacht, als alle vor der nächsten
Welle davonliefen...
24.9. Lava!!!
25.9. Im Nebelwald warten hinterhältige Baumstämme auf Studentenköpfe
Seite 8
28.9. Der Dodo - Ein ausgestorbener
Großvogel als Maskottchen des lokalen Biers
Mittwoch, 27.09.06 – Und
der Kreis schließt sich...
Liebes Tagebuch, eigentlich ist Takamaka einer der
niederschlagsreichsten Orte
der Welt (bis 12 m) und
ständig im Griff DER
WOLKE. Aber: „Das habe
ich so frei noch nie gesehen“ (vgl. Eitel). So konnten wir beim Anblick der
beeindruckenden
grünen
Schlucht gebührend Abschied von der erosiven
Hangentwicklung nehmen.
Zurück in St. Denis, beim
letzten Abendmahl, muss-
ten sich einige Exkursionsteilnehmende wegen kulinarischer Vokabelschwäche
mit Nierchen (rognons!!)
zufrieden geben, während
sich andere an einer halben
Kuh erfreuten.
Donnerstag, 28.09.06 – La
Dodo lé là!
Liebes Tagebuch, nach
schweißtreibendem Packen
und letzten hastigen Einkäufen für die Daheimgebliebenen versammelte sich
die inzwischen eng zusammengewachsene Gruppe,
um sich auf die Spuren des
Dodo zu begeben. Die Besichtigung der Brauerei des
nationalen Biers „La Dodo“
war der krönende Abschluss einer perfekten Exkursion voller Berge, Täler,
Hänge, Höhenstufen, Lava,
Baumfarne,
Zuckerrohr
(produkte) und DER WOLKE.
По Дону гуляет, по Дону гуляет, по Дону
гуляет Казак молодой...
von Elise Dietrich
Don-Kosaken
Der Don
Habt Ihr gewusst, dass in
Bankautomaten in Rostovam-Don meistens höchstens
um die 1000 Euro drin
sind? (Schwierig, wenn 30
Leute kommen, von denen
jeder über 500 Euro abheben will, um den Kurs zu
bezahlen.) Es gibt ein russisches Sprichwort, das ungefähr so lautet: „Mama aus
Odessa und Papa aus
Rostov“ – ersteres steht für
die diebische, das zweite
für die mörderische Vorliebe der Einwohner dieser
beiden Städte und das
Sprichwort bezieht sich
folglich auf Leute, die… na
ja, glücklicherweise blieben
wir von ähnlichen Bekanntschaften verschont.
Die verschiedenen Eindrücke lassen sich schwerlich
in einen einzigen Bericht
fassen. Deshalb im Folgenden kein Bericht, sondern
einige meiner Eindrücke:
SDie Hermitage in St. Petersburg
Der Don. Und die Diskoschiffe. Wodkaverkauf flaschenweise. Und die tief
lilafarbenen Sonnenunter-
gänge, die den Eindruck
von der „Luftsauberkeit“
bestätigen. Dozenten, die
mit uns Studenten in die
Nacht tanzen. Der Leiter
der Abteilung für den Austausch menschlich nahe,
mit uns aus dem Schiff
schwankend.
Ich glaube, jeder von uns
hat etwas in Russland wieder gefunden und auch etwas dort zurückgelassen.
Für die meisten von uns
wird es nur einer von vielen
Russlandaufenthalten sein.
So viel wie in Russland
habe ich noch nie zuvor in
meinem Leben gesungen.
Fast wie in der Schule, aber
einer der schönsten Augenblicke war das Abschlusskonzert nach den ersten drei
Wochen in Rostov-amDon. Jede der 4 bis 6köpfigen Russisch-Gruppen
trug ein russisches Lied,
Gedicht, Stück oder Märchen vor. Die Russen lieben
Feierlichkeiten. Der Abschluss unseres Rostover
Sprachkurses wurde mit
Sekt begossen und mit
Konfekt versüßt. Jeder trat
einzeln vor um seine parteibuchgleiche Urkunde entgegenzunehmen sowie den
Berg an Geschenken zur
Erinnerung an die Rostover
Staatliche Universität.
Da waren die ersten drei
Wochen mit vielerlei Erlebnissen schon vorbei: Unser
Fluss Don, das Asovsche
Meer (beide Gewässer zum
Baden eher ungeeignet),
Sotschi am Schwarzen
Meer mit Ausblick auf die
Kaukasischen Berge, etliche kulturelle und kulinarische Schmankerl.
Ein regelmäßiger Tagesablauf, wie ihn ein Student
kaum mehr gewöhnt ist:
Drei Mal täglich zu festen,
Zeiten mit Küche wie bei
Muttern auf russisch versorgt werden, zwischen den
Mahlzeiten die Sprachkurse
und Vorlesungen und an
den Wochenenden zahlreiche Ausflüge.
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
Da die Rostover Studenten
zu der Zeit in Ferien waren,
bekam man diese nur im
Wohnheim zu Gesicht. Und
ob man sich in diesen
Wohnheimen, die über
Nacht verschlossen sind,
sicher oder gefangen fühlen
soll, musste auch jeder für
sich selbst entscheiden.
Immerhin war die Sperrstunde in Sankt Petersburg
erst um 1 Uhr und nicht
schon um 23 Uhr (mit
Klopfen und lieben Worten
hat man die gute Wächterdame aber auch noch später
aus ihrem Bett bekommen –
auf weiche Herzen stößt
man in Russland allemal).
Fast zwei Tage Zugfahrt
durften genossen und ein
immenser Temperaturabfall
vom sommerlich warmen
Rostov zum herbstlich kalten Sankt Petersburg musste überstanden werden.
Gegen
Rostov-am-Don
erschien Sankt Petersburg
sehr nüchtern, brachial und
ablenkungsreich – vom
eigentlichen Kurs und uns
selbst. Eine Woche in Sankt
Petersburg heißt vielmehr
als Tourist erleben, drei
Wochen
Rostov-am-Don
und Umgebung heißt Russland leben.
Einige Fakten zum Schluss:
Es ist eigentlich ein Russisch-Sprachkurs für Anfänger (in den verschiedenen Gruppen reichte das
Niveau von gar keinen Vorkenntnissen bis zu mehreren Jahren Schulrussisch),
die Kurse finden in Rostovam-Don/St. Petersburg oder
Tomsk/Moskau jeweils vier
Wochen in den Monaten
Juli bis September statt.
Seite 9
machen dies möglich. Unsere um die 30 Personen
starke Gruppe bestand aus
Studenten und Graduierten
aus ganz Deutschland (man
kann noch bis zu zwei Jahre
nach Abschluss des Studiums an solch einem Sprachkurs teilnehmen!) – ein
buntes Gemisch an Persönlichkeiten mit den verschiedensten Fächern, Hintergründen und Beweggründen diesen Russisch-Kurs
zu machen.
Weitere Informationen gibt
es beim
Akademischen
Auslandsamt oder direkt
beim DAAD (Interessierten
kann ich gerne auch meinen
eigenen offiziellen Bericht
für den DAAD schicken:
[email protected]).
Russische Babuschkas
St. Petersburg - Das eigentliche
Venedig
Der DAAD bietet einen
guten Rahmen für ein Fortkommen in der russischen
Sprache: ca. 1200 Euro
Stipendium (+ etwa 300
Euro
Eigenbeteiligung)
Vorgeschmack auf den Kaukasus
Neuigkeiten aus der Praktikumsinitiative (PIG)
von Christina Preusker
In diesem Semester bietet
die
Praktikumsinitiative
Geographie erstmal in Kooperation mit dem Finanzdienstleister MLP ein professionelles Berufsstarterseminar an. Am 8. November
2006 findet das für Studierende im Hauptstudium
ausgerichtete Seminar in
den Räumen der MLP statt.
Das Seminar beinhaltet
wichtige
Informationen
über den Arbeitsmarkt und
zu den verschiedenen Bewerbungsphasen - damit
der Übergang von der
Hochschule in den Beruf
möglichst effizient und
erfolgreich verläuft.
Die Teilnehmer lernen das
Erstellen einer perfekten
Bewerbungsmappe
und
werden auf Vorstellungsgespräche fundiert vorbereitet. Themen werden unter
anderem die Konzeption
einer individuellen Bewerbungsstrategie, Form und
Inhalt der Bewerbungsunterlagen und die richtige
Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch sein. Es
wird der Ablauf eines Vorstellungsgespräches
trainiert und geklärt, mit welchen Fragen gerechnet werden muss. Highlights werden Tipps zur Absicherung
zum Berufsstart, eine Liquiditätsbetrachtung, die rich-
tige Bewerbungsstrategie
sowie eine Untersuchung
Selbstbild versus Fremdbild
sein.
Anmeldungen sind noch bis
zum 8. November per
Email über die Praktikumsinitiative möglich:
[email protected].
Alle Interessenten erhalten
im Anschluss per Mail genaue Informationen zum
weiteren Anmeldeverfahren. Die Teilnehmerzahl ist
auf 15 beschränkt. Um die
optimale Ausnutzung der
Kapazität zu gewährleisten
wird eine Kaution von 5
Euro erhoben.
Seite 10
Doktorarbeit über soziale Netzwerke für die
Kinderbetreuung
von Dr. Ute Forster
Dr. Ute Forster
Mit einem Glas Sekt nach
der Disputation im April
dieses Jahres habe ich meine Doktorandenzeit am
Geographischen Institut
abgeschlossen. Neben einem Projekt über Jugendförderung im ländlichen
Raum galt in dieser Zeit
mein Interesse hauptsächlich einem derzeit viel diskutierten Thema: Der Bedeutung der Kinderbetreuung für die Vereinbarung
von Beruf und Familie.
Betreuungseinrichtungen
für Kinder sind in Deutschland in regional sehr unterschiedlicher Dichte und
Qualität vorhanden. Insbesondere im Zusammenhang
mit der Berufstätigkeit von
hoch qualifizierten Müttern
steht die Frage nach bedarfsgerechten Kinderbetreuungsmöglichkeiten
zum Diskurs. Die Perspektive einer handlungstheoretischen Sozialgeographie
lenkt dabei den Fokus auf
die Handlungsoptionen
bzw. -beschränkungen, die
sich durch bestehende
Möglichkeiten der Kinderbetreuung ergeben.
In einer empirischen Untersuchung habe ich 435 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Universitäten Heidelberg
und Leipzig mittels eines
Online-Fragebogens befragt
und mit einer Auswahl von
26 Müttern und Vätern qualitative Interviews durchgeführt. Darin wurde nach der
Bedeutung von privaten
und institutionellen Betreuungsmöglichkeiten, sowie
dem regionalen und gesell-
schaftlichen Kontext der
Kinderbetreuung gefragt.
Auf Basis der erhobenen
Daten konnte ich zeigen,
dass neben den Großmüttern die Freundinnen, die in
der Nähe des Wohnortes
leben, die wichtigsten
Betreuungspersonen sind.
Freunde und Verwandte
übernehmen die Kinderbetreuung, wenn dies spontan bzw. bei unvorhergesehenen Ereignissen nötig ist.
Institutionelle Betreuungsangebote werden daher
meist nicht ersetzt, sondern
durch Hilfe aus dem Freundes- und Bekanntenkreis
ergänzt. Während die Frauen aus Heidelberg Unterstützung annehmen, um
Lücken des institutionellen
Betreuungsangebots auszugleichen, wollen die
Frauen aus Leipzig lange
Aufenthaltszeiten in den
Institutionen verkürzen und
den Anteil an individueller
Betreuung erhöhen. Die
Unterstützung durch das
verwandtschaftliche bzw.
freundschaftliche Netzwerk
wird von den Befragten als
bedeutend eingeschätzt,
auch wenn der zeitliche
Betreuungsumfang durch
Freunde und Verwandte
geringer ist, als der der Institutionen.
Neben den bereits bekannten regionalen Disparitäten
der institutionellen Betreuungsmöglichkeiten, die
durch die historische Entwicklung in der ehemaligen
DDR und der Bundesrepublik bedingt sind, weist die
Analyse von Einstellungen
und Wertehaltungen der
befragten Akademikerinnen
in Heidelberg und Leipzig
auf unterschiedliche Konzepte der Vereinbarung von
Beruf und Familie hin. Die
Antizipation herkömmlicher Geschlechterrollen und
die damit verbundenen
Leitbilder zu Erwerbstätigkeit und Mutterschaft beeinflussen dabei offensichtlich nicht nur die alltägliche
Organisation der Kinderbetreuung, sondern auch
das biographische Handeln
im Lebensverlauf. Die Dissertation dokumentiert den
Ablauf der Forschungsarbeit und stellt Ergebnisse
der Untersuchung in einen
gesamtdeutschen Kontext.
Insgesamt war ich etwa
dreieinhalb Jahre mit der
Arbeit beschäftigt. Neben
vielen anderen Dingen habe
ich dabei gelernt: Um eine
Doktorarbeit nicht nur zu
beginnen, sondern auch
abzuschließen ist eine große Portion intrinsische Motivation, Idealismus, Interesse und Freude am Thema
sowie am selbständigen
wissenschaftlichen Arbeiten nötig. Da die Dissertation im Fach Geographie
meist ein einsames Geschäft ist, muss man sich
selbst motivieren und die
unvermeidbaren Durststrecken selbstdiszipliniert überwinden – was nicht immer ganz einfach ist.
Ist die Promotion erfolgreich abgeschlossen geht es
an die Publikation im Internet oder in Buchform. Meine Dissertation wird in den
nächsten Wochen unter
dem Titel „Soziale Netz-
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
werke für die Kinderbetreuung – eine vergleichende
Untersuchung am Beispiel
von Akademikerinnen in
Heidelberg und Leipzig“ im
Meidenbauer Verlag erscheinen. Für weitergehende Fragen zum Thema Doktorarbeit stehe ich gerne zur
Verfügung.
Seite 11
Weitere Informationen:
[email protected]
Einige Überlegungen zum Thema Doktorarbeit
von Dr. Ute Forster
Vor dem Entschluss eine
Doktorarbeit zu beginnen
muss zunächst die eigene
Motivation klar sein und
folgende Fragen sollte jeder
potentielle Doktorand für
sich beantworten:
-Welches Arbeitsumfeld
wünsche ich mir?
ist es sinnvoll sich mit
„Plan“ an die Arbeit zu
machen: Die einzelnen Arbeitsschritte müssen zuerst
inhaltlich durchdacht und
dann mit ein Zeitplan erstellt werden. Gewöhnlich
sind die ersten Zeitpläne
ambitioniert angelegt und
werden im Laufe des Arbeitens immer wieder revidiert. Das liegt oft daran,
dass man erstmal keine
Ahnung davon hat, wie
lange die einzelnen Arbeitsschritte dauern und man
darüber hinaus leicht übersieht, dass auch Pausen und
Freizeit einplant werden
müssen. Es ist daher gerade
am Anfang wichtig Tagesund Wochenpläne zu erarbeiten und auch einen Arbeitsplan für die gesamte
Arbeit zu erstellen.
Ist man nun fest entschlossen die Arbeit zu beginnen
Am wichtigsten ist es, mit
Doktoranden und Fachleu-
-Wo liegt die Forschungsfont meines Themengebiets
und wie kann ich mein Thema sinnvoll eingrenzen?
-Wer wird mich betreuen?
-Wie möchte ich mich finanzieren – berufsbegleitende Promotion, Jobben,
Stipendium?
-Setze ich mir ein zeitliches
Limit?
ten zu sprechen, Erfahrungen mit Gleichgesinnten
auszutauschen, sein Vorhaben vorzustellen und zu
diskutieren – also seine
eigenen Netzwerke zu spinnen. Hilfreiche Hinweise
zum Thema Doktorarbeit
finden sich auch in zahlreichen Büchern und im Internet.
Weitere Informationen:
http://www.dfg.de/
forschungsfoerderung/
index.html
http://
www.doktorandenforum.de
http://
www.promovierendeninitiative.de/
http://thesis.de/
Mitteilungen in aller Kürze
von Christina Preusker und Kathrin Heinzmann
Prof. Dr. Alexander Siegmund wurde am 10. Oktober 2006 zum Honorarprofessor am Geographischen
Institut der Universität Heidelberg ernannt. Hiermit
steht er den Studierenden
der Heidelberger Geographie künftig als Examensprüfer (vorerst Diplom und
Magister) im Bereich Physiogeographie zur Verfü-
gung. Bislang konnten die
Studierenden Herrn Prof.
Siegmund im Kurs zur Einführung in die Fernerkundung an der Pädagogischen
Hochschule kennen lernen.
Prof. Eitel hat am 17. Oktober 2006 seine Position als
Dekan der Naturwissenschaftlich-Mathematischen
Gesamtfakultät der Univer-
sität Heidelberg, die er seit
dem Wintersemester 04/05
inne hatte, abgegeben.
Zum 1. Oktober 2006 hat
Prof. Meusburger turnusmäßig die Position als geschäftsführender Direktor
des Geographischen Instituts von Prof. Gebhardt
übernommen.
Prof. Dr. Alexander Siegmund
Seite 12
Zwischen Kreativität und Projektionen - Der
geheimnisvolle Mister X. in der Berliner Str.
von Claudia Wiese
Die Seidenstraße: Kartographisch aufgearbeitet von Volker Schniepp
Mister X.: Volker Schniepp
Die meisten Studenten kennen ihn gar nicht, unseren
Kartographen. Dabei wäre
wohl die Mehrzahl der Mitarbeiter am Geographischen
Institut ohne ihn ganz einfach aufgeschmissen.
Volker Schniepp - Ein Kartograph mit Leib und Seele.
Schon in der Schule war er
begeistert von unserem
blauen Planeten gepresst
auf ein Stück Papier. „Mein
Erdkundelehrer war daran
wohl nicht ganz unschuldig“, erzählt er. „Er hat den
Unterricht einfach sehr interessant gemacht.“ Das
Kartographiestudium absolvierte Volker Schniepp an
der Fachhochschule in
Karlsruhe. Für seine Diplomarbeit ging er sogar
knapp 4 Monate nach Hanoi, Vietnam, und arbeitete
bei der dortigen obersten
vietnamesischen Vermessungs- und Kartographiebehörde.
Arbeitsprobe von Volker Schniepp
Nach Abschluss des Studiums arbeitete er für einen
kanadischen Verlag in Vancouver und wer sich für
Uruguay, Peru oder Feuerland interessiert, wird nicht
drum rum kommen, auch
einmal eine Karte von Volker Schniepp in der Hand
zu halten. Danach erstellte
er in Frankfurt Flugkarten
für Piloten, war an der Katholischen Universität Eichstätt – Ingolstadt als technischer Angestellter beschäftigt und an der FH Karlsruhe Assistent und Laboringenieur. Ein bewegtes Leben. Seit November 2003
haben wir ihn allerdings
ganz für uns.
Was er hier macht? „Ich
erstelle Karten, Kartogramme, Diagramme und Abbildungen für Professoren und
die wissenschaftlichen Mitarbeiter“, selbst Buchcover,
wie zum Beispiel das neue
Cover des HGG-Journals
erstellt er. Versucht sich
jemand selbst an der Kartenerstellung, so steht Volker Schniepp beratend zur
Seite und ist darüber hinaus
der Ansprechpartner für die
Kartensammlung und betreut diese mit. Gefragt ist
er allemal, selbst von völlig
fachfremden Instituten.
„Für die Bewerbung bei der
Exzellenzinitiative bat mich
der Pressesprecher der Uni
Heidelberg, Herr Schwarz,
Abbildungen zu erstellen.“
Für seine Arbeit benutzt er
hauptsächlich die Graphikprogramme Freehand, CorelDraw und Illustrator,
doch auch unser hauseige-
nes Programm Mercator hat
nach Volker Schiepp seine
Vorteile. „Es ist sehr einfach zu erlernen und grundlegende Dinge der thematischen Kartographie können
damit gut geübt werden,
z.B. Methodenwahl oder
Klassenbildung.“ Dennoch,
für eine professionelle und
ansprechend aussehende
Karte kommt man um ein
gutes Graphikprogramm
nicht herum, jedenfalls
nicht solange ArcGIS keine
besseren Graphikfunktionen bereitstellt.
Es ist schade, dass er mit
Studenten eher wenig zu
tun hat. Als technischer
Mitarbeiter eingestellt, wird
man ihn nie als Dozenten in
einem Kartographiekurs zu
Gesicht bekommen. Trotzdem darf man mutig sein
und auch ohne vorhandene
Sprechzeiten an seiner Tür
klopfen. Man wird freundlich empfangen und kann
sich trotz seines vollen
Zeitplans über Hilfe und
Beratung bei der Kartenerstellung freuen. Und wenn
man Glück hat, hört man
Geschichten von seinem
Lieblingsland Zypern:
„Mein großer Traum ist es,
einmal eine Karte von Zypern zu erstellen.“
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
Seite 13
St r č p r s t s k r z k r k : S p r a c h k u r s i n d e r
g o l d e n e n St a d t
von Christina
Die Sommerschule für slawistische Studien fand in
diesem Jahr bereits zum 50.
Mal statt. Diesen Sommer
konnten die Organisatoren
208 Teilnehmer aus 38
Ländern in Prag begrüßen.
Die vierwöchigen Sprachkurse wurden im Gebäude
der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität
abgehalten. Dieses liegt
fünf Gehminuten vom Altstädter Ring am Ufer der
Moldau mit überwältigendem Blick auf die Prager
Burg.
Vor Kursbeginn wurde ein
Einstufungstest – bestehend
aus einem schriftlichen
sowie mündlichen Teil –
durchgeführt, der die leistungsgemäße Einordnung
der Teilnehmer in die
Sprachkurse I bis IV gewährleisten sollte. Die
Kurstypen I und II bestanden aus einem täglichen 5stündigen Sprachkurs in
deutscher, englischer oder
französischer Sprache.
Kurstyp III beinhaltete neben drei Stunden Sprachunterricht einen Konversationskurs in tschechischer
Sprache. Fortgeschrittene
konnten im Kurstyp IV
nach einem zweistündigen
Grammatikkurs zwischen
einem Konversationskurs,
einem Seminar zu Gesprächen über tschechische Literatur sowie einem Seminar über tschechische Wirtschaft/Politik und Kultur
wählen. In diesem Kurstyp
hatte jeder Teilnehmer ein
Referat über eine Persönlichkeit der tschechischen
Geschichte vorzubereiten
sowie ein Essay zu verfassen.
In der vierten und fünften
Stunde besuchten fortgeschrittene Teilnehmer Vorlesungen zu tschechischer
Sprach- und Literaturwissenschaft sowie tschechischer Geschichte und Kultur. Im Laufe der dritten
Woche der Sommerschule
fand zudem in den Räumen
der Philosophischen Fakultät das „Internationale Symposium: Tschechisch als
Fremdsprache“ statt, zu
dem fortgeschrittene Teilnehmer ebenfalls eingeladen waren und diese Möglichkeit des internationalen
wissenschaftlichen Austausches gerne nutzten.
An Nachmittagen und Wochenenden wurden diverse
Exkursionen und kulturelle
Aktivitäten angeboten. Ziele waren hierbei u. a. Marienbad, Karlsbad, Pilsen,
Lidice wie auch das Rathaus der Stadt Prag. Untergebracht waren alle Teilnehmer im Studentenwohnheim Kajetánka in Prag 6 –
eine Unterkunft ab dem 8
Stockwerk ermöglichte
einen herrlichen Blick auf
die Prager. Die Innenstadt
und somit auch das Institut
waren in rund 20 Min. zu
erreichen. Erfreulicherweise beinhaltete das Stipendium auch eine Monatskarte
für den öffentlichen Nahverkehr. Den Teilnehmern
der Sommerschule stand in
der in das Wohnheim integrierten Mensa täglich ein
Frühstück, sowie ein warmes –
traditionell der
Preusker
tschechischen Küche recht
deftiges – Mittag- sowie
Abendessen zur Verfügung.
Organisatorisch war der
ganze Monat sehr gelungen.
Die Dozenten wie auch die
studentischen Mitarbeiter
waren stets sehr engagiert
und hilfsbereit. Prag selbst
ist natürlich immer eine
Reise wert. In diesem Monat hatten wir – und ich
denke, ich spreche hier für
alle Teilnehmer – die einmalige Möglichkeit, diese
wunderbare Stadt von einer
anderen, persönlicheren
Seite kennen zu lernen.
Ein solcher Intensivkurs
bietet insbesondere Studierenden, die bereits Grundkenntnisse in dieser Aneinanderreihung von Konsonanten erwerben konnten
oder ein Semester in Tschechien planen, eine sehr gute
Möglichkeit, in interessanter und vor allem freundlicher Atmosphäre, ihr Vokabular in kürzester Zeit enorm aufzustocken. Eine
Bewerbung um ein Stipendium lohnt also in jedem
Fall. Bewerbungsunterlagen
gibt es im Infozimmer des
Akademischen Auslandsamtes – Bewerbungsschluss ist Mitte Januar.
Die Karlsbrücke am Morgen
Tschechische Exkursionsbusse
Abendstimmung in der tschechischen
Hauptstadt
Völkerverständigung auf Tschechisch
Natürlich besteht auch die
Möglichkeit, sich diesen
Sprachaufenthalt selbst zu
finanzieren. Mehr dazu
sowie weitere Infos zur
Sommerschule unter:
http://lsss.ff.cuni.cz/.
Prager Burg und Hradčin
Seite 14
Die finanzielle Seite der Entwicklung - Die
K f W- B a n k a l s A r b e i t s f e l d f ü r G e o g r a p h e n ?
von Kathrin Heinzmann
Das Logo der KfW-Bankengruppe
Schwerpunktländer der KfWBankengruppe
Im Rahmen des Institutskolloquiums hielten Michaela Gennes und Volker Karl
von der „Kreditanstalt für
Wiederaufbau“ (KfW) am
11. Oktober 2006 im Hörsaal der Physiogeographie
einen Vortrag zum Thema
„Kreislaufwirtschaft im
Wassersektor Chinas“. Enge Verbindungen zwischen
der KfW und dem Geographischen Institut bestehen
derzeit in der Kooperation
im BMBF-Forschungsprojekt „Urumqi: Steuerung
umweltsensitiver Stoffkreisläufe zur nachhaltigen
Stadtentwicklung in einem
Trockengebiet“ von Prof.
Eitel (siehe auch in Columbus 4, S. 17).
Bei der KfW-Bankengruppe handelt es sich um
eine 1948 ursprünglich aus
Mitteln des Marshallplans
gegründete Förderbank der
Bundesrepublik Deutschland. Diese gliedert sich in
die KfW-Förderbank, die
KfW-Mittelstandsbank, die
KfW-Ipex-Bank, die DEG
sowie die KfW Entwicklungsbank. Letztere erfüllt
innerhalb der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit die Umsetzung der
finanziellen Aspekte der
Entwicklungspolitik der
Bundesregierung. Die finanzielle Zusammenarbeit
dient dabei überwiegend
der Finanzierung von Sachgütern und Anlageinvestitionen und wird in den Entwicklungsländern hauptsächlich in Form günstiger
Kredite zur Verfügung gestellt. Dies geschieht entweder für konkret vereinbarte
Projekte oder Programme,
als Warenhilfe zur Deckung
eines bestimmten dringend
benötigten Einfuhrbedarfs
oder als Strukturhilfe zur
Unterstützung struktureller
Anpassungen in Entwicklungsländern.
In dieser
Hinsicht arbeitet die KfWEntwicklungsbank eng mit
der GTZ zusammen, welche für die Umsetzung der
technischen Entwicklungszusammenarbeit verantwortlich ist.
„Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist
politischer geworden“, betont Michaela Gennes in
ihrem Vortrag. Dies betrifft
selbstverständlich auch die
Finanzierung von Entwicklungsprojekten. Regional
fand unter der Regierung
Schröder eine Schwerpunktsetzung innerhalb der
Entwicklungszusammenarbeit statt: Weg vom sog.
Gießkannenprinzip profitieren nun nur noch ausgewählte Partnerländer wie
zum Beispiel China, Indien,
Sambia oder Peru von der
deutschen Entwicklungshilfe. Neben den regionalen
wurden darüber hinaus thematische Schwerpunkte für
die deutsche Entwicklungspolitik gesetzt: Im Wesentlichen umfassen diese
Schwerpunkte die Bereiche
Demokratie- und Friedensentwicklung, Umweltschutz
und nachhaltige Ressourcennutzung sowie Wirtschaftsförderung. „Langfristig gesehen sollen größere Programme anstelle
von kleineren Projekten
durchgeführt werden“, so
Gennes.
Im Kontext des Umweltschutzes und der nachhaltigen Ressourcennutzung
stellt die Siedlungswasserwirtschaft einen Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
dar. „Deutschland ist international der größte bilaterale Geldgeber in der Siedlungswasserwirtschaft“,
führt Volker Karl aus. Aus
dem Portfolio der KfWEntwicklungsbank werden
derzeit knapp 3,6 plus 1,7
Mrd. Euro aus lokalen Finanzierungsquellen für die
Siedlungswasserwirtschaft
bereitgestellt. Bislang kommen diese Gelder vor allem
Staaten des mittleren und
nahen Ostens sowie Osteuropas zu Gute, wohingegen
Asien bislang noch den
kleinsten Teil der Gelder
für sich verbuchen kann.
„Das Hauptproblem innerhalb der Wasserwirtschaft
Chinas liegt im Ressourcenmanagement“, betont
Volker Karl. Der grundsätzlichen, klimatischen Benachteiligung gerade der
nördlichen, arideren Gebiete der Volksrepublik stehen
die anthropogen bedingten
Auswirkungen in Form
massiver Umweltverschmutzungen gegenüber.
Laut Karl sind in etwa „60
Prozent der Flussläufe und
75 Prozent der Seen schon
jetzt für die normale Trinkwasseraufbereitung nicht
mehr nutzbar“. Neben diesen industriell und landwirtschaftlich bedingten
Verschmutzungen stellt die
ineffiziente Wassernutzung
die Hauptkomponente des
sinkenden relativen Was-
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
serangebotes dar. Allein in
der Trinkwasserversorgung
wird aufgrund der mangelhaften Infrastruktur von
chinesischer Seite von 20
bis 25 Prozent ausgegangen. „Vermutlich sind 30
bis 40 Prozent jedoch realistischer“, fügt Karl hinzu.
Darüber hinaus sind die
Wassertarife in sozialistischer Manier zu niedrig
angesetzt, was sich in einem hohen Pro-KopfVerbrauch niederschlägt.
Die deutsch-chinesische
Entwicklungszusammenarbeit besteht bereits seit
1985. Bisher wurden von
deutscher Seite etwa 2.750
Mio. Euro investiert. Etwa
830 Mio. Euro wurden dabei aus KfW-Eigenmitteln
beigesteuert. Der Hauptschwerpunkt innerhalb der
Siedlungswasserwirtschaft
der KfW-Entwicklungsbank besteht im Ausbau der
Wasserinfrastruktur (u. a.
Brauchwasseraufbereitung,
und Kläranlagenbau). Im
Allgemeinen trägt die chinesische Seite dabei 70 bis
80 Prozent der Investitionsleistungen. Über die Art des
Wasserinfrastrukturprojekts
bestimmt die chinesische
Seite, die im ersten Schritt
einen umfassenden Antrag
auf finanzielle Förderung
bei der Bundesregierung
stellen muss. Vor der Auftragsvergabe erfolgt ein
intensiver politischer Dialog zwischen beiden Staaten, in dem sich die deutsche Seite im Wassersektor
verstärkt um eine Einflussnahme hinsichtlich verursachergerechterer Wassertarife und höherer Umweltstandards in China bemüht.
„Die chinesische Umweltgesetzgebung ist vergleich-
Seite 15
bar mit den europäischen
Normen“, führt Volker Karl
aus, „das Problem besteht
in der Umsetzung und
Durchführung der Gesetze“. In dieser Hinsicht betont er das pragmatische
Handeln der Chinesen, den
von ihm sog. „chinese style“. So bedarf es zur Schließung von stark umweltbelastenden Betrieben zuerst
eines handfesten Umweltskandals, infolge dessen die
Chinesen jedoch in kürzester Zeit den betroffenen
Betrieb aus dem Verkehr
ziehen. Mit weitreichenden
Folgen für bereits umgesetzte Entwicklungsprojekte. So beträgt beispielsweise die Auslastung einer von
der KfW-Entwicklungsbank finanzierten Brauchwasseranlage im Südosten
Chinas nach Schließung der
gröbsten Umweltsünder
heute lediglich 5 bis 10
Prozent.
man es vielleicht von einer
Bank erwarten würde.“
„Im Allgemeinen beträgt
die Erfolgsrate von KfWfinanzierten Entwicklungsprojekten im Wassersektor
Chinas um die 70 Prozent,
bei einer 75-prozentigen
Auslastung
sowie einer
Vollkostendeckung nach
zwei Jahren“, erläutert Michaela Gennes. Diese Erfolge führt Volker Karl auf
„lokal angepasste Lösungsstrategien“ im Spannungsfeld zwischen naturräumlicher Ressourcennutzung,
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zurück. In diesem
Zusammenhang betont Michaela Gennes, die von
Haus aus Soziologin ist, die
Interdisziplinarität innerhalb
der
KfWEntwicklungsbank: „Unser
Team ist interdisziplinär
gemischt und besteht nicht
nur aus Betriebswirten, wie
Neben Ihrem TraineeProgramm bietet die KfWEntwicklungsbank darüber
hinaus studienbegleitende
Praktika von mindestens 3
Monaten in verschiedenen
Referaten an. Aktuell sucht
das Auslandsreferat der
KfW-Entwicklungsbank
beispielsweise einen Praktikanten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit (siehe auch
Aushang am PIG-Büro).
In dieser Hinsicht richtet
sich auch das 12- bis 15monatige
TraineeProgramm der KfWEntwicklungsbank für
Hochschulabsolventen/
innen nicht ausschließlich
an Wirtschaftswissenschaftler. Als entscheidende Auswahlkriterien gelten hier
neben der Studienleistung,
erste praktische Erfahrungen in Entwicklungsländern
sowie sehr gute Sprachkenntnisse in Englisch und
gute Sprachkenntnisse in
einer weiteren Fremdsprache (v. a. Spanisch, Französisch oder Russisch). Ein
erfolgreicher Abschluss des
Postgraduiertenprogramms
des DIE (Deutsches Institut
für Entwicklungspolitik)
erhöht die Chancen für eine
Aufnahme in das TraineeProgramm noch zusätzlich.
Weitere Informationen:
www.kfw.de
Das Institutskolloquium
In regelmäßigen Abständen
finden während des
Semesters anthropo– wie
physiogeographische
Vorträge am
Geographischen Institut
statt. Diese beschäftigen
sich mit aktuellen
Forschungsthemen in der
Geographie. Alle
Mitarbeiter und Studenten
sind herzlich zu diesen
Vorträgen eingeladen.
Seite 16
Praktikum mit Exkursionscharakter im
N a t i o n a l p a r k S ä c h s i s c h e S c h w e i z von Katharina
Das Felsentor auf dem „Kuhstall“
Die Basteibrücke mit dem Lilienstein im Hintergrund
Eine komplett neue Erfahrung war für mich ein siebenwöchiges Umweltpraktikum beim Nationalparkund Forstamt Sächsische
Schweiz in der Abteilung
„Naturerfahrung und Interpretation“ im Herbst 2005.
Es stellte ein absolutes
Kontrastprogramm zum
Unialltag dar, denn ich war
jeden Tag in der Natur unterwegs.
Die heutige Abgrenzung zwischen
Landschaftsschutzgebiet und Nationalpark Sächsische Schweiz
„winnetou“ auf der Felsenbühne
Rathern
Ross
Der Nationalpark Sächsische Schweiz ist Teil des
Elbsandsteingebirges, das
im geologischen Sinne kein
Gebirge, sondern eine
durch Erosion geprägte
Tallandschaft ist, die typische geomorphologische
Besonderheiten aufweist.
Sehr häufig und sehr schön
ist beispielsweise die Wabenverwitterung zu sehen.
Die stark zerklüftete Landschaft zeigt sich in Basaltund erhärteten Sandsteinkuppen sowie tief eingeschnittenen Tälern. Charakteristisch für diese Gegend
sind die Tafelberge. Der
bekannteste und einzige
rechts der Elbe auf deutschem Gebiet ist der Lilienstein, der auch das Logo
des Nationalparks bildet.
Am Fuße des Liliensteins,
der sich mit seinen 415 m.
ü. M. etwa 300 Meter über
der Elbe erhebt, betreibt das
Nationalparkamt ein umgebautes Seminarsgebäude.
Die vielfältige Landschaft
bietet zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, etwa Wanderungen auf unterschiedlichen Naturlehrpfaden, klettern (allerdings ohne Magnesia, wegen der Erodibilität der Sandsteinfelsen),
Rad fahren, fotografieren
bei verschiedensten Lichtverhältnissen, Schifffahrten
auf der Elbe Richtung Prag
oder Dresden und kulturelle
Angebote wie Museen,
Schlösser oder die Felsenbühne Rathen.
Zusammen mit sechs weiteren Praktikanten und einem
Zivi wohnte ich in einer
WG im Dachgeschoss des
Nationalparkgebäudes in
Bad Schandau. Unsere Arbeit war sehr abwechslungsreich. Nach einer einwöchigen Trainingsveranstaltung, in der wir das Nationalparkgelände erwanderten und Besonderheiten
dieser schützenswerten
Landschaft kennen lernten,
wirkten wir am Nationalparkprogramm der Herbstsaison mit, dessen Ziel es
war, Touristen jeglicher
Altersklassen die Natur
näher zu bringen. Dafür
wurden spezielle Tagesprogramme erarbeitet, die sich
an verschiedene Altersgruppen richteten und die Natur
als Lebens- und Erholungsraum thematisierten.
Die Programme sahen im
allgemeinen so aus, dass
die Besuchergruppen nach
einer gemeinsamen Einstiegsphase in drei kleinere
Gruppen aufgeteilt wurden,
die sich mit jeweils einem
Mitarbeiter auf unterschiedlichen Routen im Nationalparkgelände bewegten und
an verschiedenen Stationen
Aspekte zu einem Oberthema kennen lernten. Bei den
jüngeren Altersgruppen
sahen die Stationen Bewegungsspiele und Geschichten vor, bei den älteren
stand die Stille der Natur
und ihre Geräusche im Gegensatz zum Stadtleben in
Form von Meditationsübungen oder Poesie im Vordergrund.
Oberthemen waren zum
Beispiel die Kreisläufe der
Natur mit den drei Unterthemen C-Kurs, O-Kurs
und H-Kurs zu den drei
Elementen Kohlen-, Sauerund Wasserstoff (Klassen-
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
stufe 3), Waldbilder mit
den Untergruppen Grund,
Schlucht und Ebenheit als
Teilräume des Waldgebietes, in dem dieses Programm stattfand (Klassenstufe 9-12), oder Waldhusche mit den Untergruppen
Geologie, historische Waldnutzung und Waldkunde/
Naturgenuss. Nach etwa
vier bis sechs Stunden trafen die drei Kleingruppen
an einer Grillstelle wieder
zusammen und gemeinsam
wurde
das Oberthema
durch die Verknüpfung der
drei Teilprogramme abgeschlossen.
Jedes Programm erforderte
von uns Praktikanten die
inhaltliche
Vorbereitung
sowie das Abgehen der
Wege. Bei der thematischen
Vorbereitung profitierten
wir von unseren unterschiedlichen Studienfachrichtungen: Biologie, Forstwirtschaft,
Forstwissenschaft, Geographie, Kulturmanagement und Umweltpädagogik. Außerdem erkundeten wir neue Wege
für weitere Programme,
absolvierten eine gemeinsame Trainingseinheit mit
dem angrenzenden Nationalpark
Böhmische
Schweiz, waren mit den
Rangern unterwegs und ich
begleitete ein einwöchiges
Austauschprogramm einer
Schulklasse in den Partnernationalpark
Bayerischer
Wald, wo wir bei Grafenau
die dortige Gegend und ihre
Besonderheiten
(Lusen,
Glasbläserei, Borkenkäferproblematik) kennen lernten.
Obwohl die einzelnen Programme auch sehr anstrengend waren, weil wir mit
den typischen Problemen
der Städter zu kämpfen
hatten („Wieso müssen wir
hier so viel gehen?“ „Alles,
was länger als 200 Meter
ist, fahren wir aber mit dem
Auto!“) und besonders die
jüngeren Teilnehmer ständig zum Wandern animiert
werden mussten, kam ich
mir wie auf einer großen
Exkursion vor - zumal ich
unmittelbar vor meinem
Praktikum an der zweiwöchigen
Alpen-Exkursion
teilnahm. Von St. Moritz
fuhr ich nach Dresden, wo
ich abends nach dreizehn
Stunden Zugfahrt meine
Eltern traf, das Exkursionsgepäck zum Teil gegen das
Praktikumsgepäck
und
mein Fahrrad, das hier ein
unverzichtbares Fortbewegungsmittel war, austauschte und am nächsten Tag das
Praktikum mit der Trainigseinheit begann.
Täglich lernte ich neue Ecken des Nationalparks
kennen und sah einige
Sachverhalte „live“, über
die ich während meines
bisherigen
GeographieStudiums gehört und gelesen hatte. Während der Programme musste ich dies
anwenden, denn die Besucher stellten viele Fragen.
Und dabei erkannte ich
auch – vor allem bei Kindern, die immer weiter fragen, bis sie es verstanden
haben – ob ich die Fragen
zufrieden stellend beantworten konnte – beispielsweise die Bedeutung von
saurem Boden.
Die meist arbeitsfreien Wochenenden nutzte ich, um
besondere Stellen der Gegend zu erkunden wie etwa
die Bastei, das Polenztal
mit seinen Grotten, die Festung
Königsstein,
die
Seite 17
Schrammsteine oder eine
beeindruckende Inszenierung von „Winnetou“ auf
der Felsenbühne Rathen.
Während dieser Zeit achteten wir Praktikanten verstärkt auf die Natur und
registrierten bei den täglichen Touren kleine Veränderungen in Flora und Fauna, die der jahreszeitliche
Übergang von Sommer zu
Herbst mit sich bringt: Abnehmende
Tageslängen,
erste Nachtfröste, Verfärben des Laubs, Laubabwurf
und das Anlegen von Nahrungsvorräten vieler Tiere
für deren Überwinterung.
Während des Praktikums
hatte ich mit vielen interessanten und unterschiedlichen Menschen zu tun, sei
es nun bei der Vorbereitung
oder der Durchführung der
Programme. Für mich war
die Mischung aus Aufenthalt in der Natur und Kontakt mit Menschen eine
beeindruckende Erfahrung.
Quadersandstein in der Sächsischen
Schweiz
Weitere Informationen:
www.praktikum-fuer-dieumwelt.de
Das Logo des Nationalparks: Der
Lilienstein mit der ihn umfließenden
Elbe
Seite 18
Dr. Heike Jöns: Netzwerke, Netball und
Nottingham
Interview von Kathrin Heinzmann
Die Universität Nottingham
Sie arbeiten seit dem letzten SoSe als wissenschaftliche Angestellte am Geographischen Institut Heidelberg. Sie sind hier aber
keine Unbekannte, oder?
Von 1992 bis 1997 habe ich
am Geographischen Institut
studiert. Anschließend war
ich sieben Jahre lang als
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Professor Meusburger tätig. In
dieser Zeit habe ich promoviert, gelehrt, ein Projekt
der Deutschen Forschungsgemeinschaft bearbeitet und
die Hettner Lecture mitgestaltet. Da ich als Studentin
Hiwijobs in Physio-,
Anthropogeographie und
als Tutorin innehatte und
wir bis 1999 alle zusammen
im Neuenheimer Feld 348
untergebracht waren, habe
ich an beiden Institutsstandorten langjährige Bekannte.
Dr. Heike Jöns
Oxford
Die letzten beiden Jahre
haben Sie an der Universität Nottingham/UK verbracht. Was hat sich am
Institut verändert?
Es gibt eine Reihe neuer
Kolleginnen und Kollegen,
andere wiederum haben das
Institut verlassen, und die
Studierenden im Grundstudium, die mir in Vordiploms- und Zwischenprüfungen begegnen, kenne ich
noch nicht. Neu ist auch die
Symposiumsreihe Knowledge & Space, während die
Hettner Lecture nach zehn
Jahren zu Ende gegangen
ist. Die größte organisatorische Herausforderung ist
meiner Ansicht nach die
Einführung des Bachelorstudiums im kommenden
Jahr. Zudem bereichern
COLUMBUS und der Ge-
tränkeautomat in den – ebenfalls neuen – studentischen Aufenthaltsräumen
das Leben am Institut.
Was haben Sie in Nottingham genau gemacht?
In England habe ich als
Feodor Lynen Stipendiatin
der Alexander von Humboldt Stiftung zwei Jahre
lang geforscht. Mein Ziel
war es, internationale Netzwerke der Universitäten
Oxford und Cambridge im
20. Jahrhundert zu untersuchen und dabei von der
Kompetenz am Gastinstitut
zu profitieren. Die Bearbeitung des Projektes erforderte Archivarbeit, so dass ich
mehrmals in der Woche
zwischen Nottingham, Oxford und Cambridge gependelt bin. Als ich auf detaillierte Statistiken und Korrespondenzen zur Vergabe
der Ehrendoktorwürden
gestoßen bin, habe ich meinem Gastgeber, Professor
Heffernan, vorgeschlagen,
gemeinsam den ersten wissenschaftlichen Artikel zur
politischen und internationalen Bedeutung von Ehrendoktorwürden zu schreiben. Dies war äußerst spannend, da manche Kandidaten und Geehrte mit Innenund Außenministerium,
aber auch in der Öffentlichkeit, kontrovers diskutiert
wurden und Ehrendoktorate
im Zweiten Weltkrieg als
Mittel auswärtiger Kulturpolitik dienten.
Mein zweiter Forschungsschwerpunkt befasste sich
mit der Entwicklung transnationaler Reisen von Wissenschaftlern der Universität Cambridge im Zeitraum
1885 bis 1954. Dazu habe
ich im Universitätsarchiv
Reiseanträge ausgewertet,
die Aussagen zu vier Fragekomplexen erlauben: zur
internationalen Vernetzung
von Forschung und Lehre
in verschiedenen Fachgebieten; zur Bedeutung von
zirkulärer Mobilität für die
Formierung globaler Wissenszentren; zur kulturellen
und politischen Bedeutung
moderner Universitäten und
zu den Beziehungen zwischen Wissen und Raum.
In Nottingham habe ich
regelmäßig Gastvorträge
gehört und an Forschungsseminaren teilgenommen,
selbst einen Vortrag gehalten, Barbecues besucht und
veranstaltet, Tennis gespielt
und mit den Kolleginnen
gegen die Studentinnen im
Netball, einer englischen
Variante des Basketballs,
deutlich verloren – wie
auch die Kollegen im Fußball.
Was sind die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem britischen
Hochschulwesen?
Meiner Erfahrung nach
wird in England oft mehr
Wert auf die vorlesungsund seminarbegleitende
Lektüre von Büchern und
Texten gelegt, deren Inhalte
regelmäßig in Essays abgefragt werden. In meinen
Seminaren gebe ich daher
eine moderate Liste prüfungsrelevanter Pflichtlektüre vor. In Nottingham
scheinten Forschung und
Lehre vieler Dozenten wissenschaftlicher und weniger
praxisorientiert ausgerichtet
zu sein als es meinem Ein-
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
druck nach in der deutschsprachigen Geographie oft
gefordert wird. Forschungsorientierte Lehre bedeutet,
dass einzelne Sitzungen
grundlegender Vorlesungen
und Seminare von den jeweiligen Spezialisten gehalten werden, während wir in
Heidelberger Proseminaren
die volle Breite der Humangeographie abdecken. In
England gibt es aber auch
kleinere Institute, an denen
Dozenten sehr verschiedene
Themen unterrichten. Forschungsprofile sind aber
meist spezialisierter als in
Deutschland – hier mehr
Breite, dort mehr Tiefe. Die
Qualität wissenschaftlicher
Vorträge variiert auch in
England individuell, während in Forschung und Lehre Instrumente einer interinstitutionellen Qualitätskontrolle durch Fachkollegen
existieren, die es in
Deutschland nicht gibt.
Sie beschäftigen sich vor
allem mit akademischen
Netzwerken, wofür Ihnen
2005 auch der Wissenschaftspreis für Anthropogeographie verliehen
wurde. Was haben sich
Ihre Studierenden darunter vorzustellen?
Transnationale akademische Netzwerke sind wichtige Bestandteile jüngerer
Globalisierungsprozesse,
und in Zeiten eines zunehmend globalen Wettbewerbs um Wissen und
hochqualifizierte Arbeitskräfte kommt der internationalen Einbindung der Universitäten eine gesellschaftliche Schlüsselstellung zu.
Doch aus welchen Ländern
kommen Gastwissenschaftler nach Deutschland und
wo arbeiten deutsche Wissenschaftler im Ausland?
Wie haben sich die globa-
len Interaktionsmuster entwickelt und wie unterscheiden sich diese nach Fachgebieten? Warum werden
Wissenschaftler verschiedener Fächer, Länder und
Karrierephasen international mobil und welche Auswirkungen sind mit ihren
Auslandsaufenthalten verbunden?
Diese Fragen habe ich anhand von persönlichen Leitfadeninterviews und postalischen Befragungen mehrerer tausend Wissenschaftler weltweit untersucht.
Gegen Ende der 1990er
Jahre beklagten zum Beispiel die großen deutschen
Zeitungen eine mangelnde
Attraktivität Deutschlands
für ausländische Studierende und Wissenschaftler und
führten dies auf eine sinkende Qualität von Forschung und Lehre zurück.
In meinen Arbeiten konnte
ich zeigen, dass diese Darstellung in Teilen falsch
und irreführend ist – und
wer kommt nach Deutschland, wenn dort die Qualität
der Wissenschaft bezweifelt
wird? Erstens weisen Statistiken zu Forschungsoutput und internationaler Kooperation auf eine steigende
Qualität der Forschung seit
den 1980er Jahren. Zweitens nimmt im Ausland aus
historischen Gründen –
mehr als hundert Jahre nach
den großen Auswanderungswellen und mehr als
60 Jahre nach der Zeit des
Nationalsozialismus – die
Zahl der Personen mit biographischen Deutschlandbezügen und deutschen
Sprachkenntnissen ab. Kulturelle Interessen und persönliche Bezüge beeinflussen aber nicht nur die Wahl
der Forschungsthemen,
sondern auch die Entschei-
Seite 19
dung, wo man ein sabbatical verbringt. In Zukunft
müssen somit über wissenschaftliche Anreize hinausgehende Maßnahmen entwickelt werden, um langfristig das Interesse an
Deutschland wach zu halten.
Aus theoretischer Sicht
versuche ich zu erklären,
wie unterschiedliche Grade
von Materialität und Immaterialität wissenschaftlicher
Praxis typische Interaktionsmuster in verschiedenen Arbeitsrichtungen bedingen. Dies ist ebenfalls
praxisrelevant, da Wissenschaftsministerien und
Hochschulen überlegen,
internationale Wissenschaftskontakte zu evaluieren und daran die Vergabe
von Forschungsmitteln zu
knüpfen. Wenn aber ein
experimentell arbeitender
Physiker viel mehr international kooperiert als ein
theoretisch arbeitender Physiker und dieser wiederum
international aktiver ist als
eine empirisch forschende
Soziologin, sagt dies weniger über die Qualität ihrer
Forschungen als über ihre
Fachkulturen aus, deren
Unterschiede ich aus einer
räumlichen Perspektive
erklären möchte.
Spannende Themen für
künftige Diplom- und
Staatsexamensarbeiten sind
zum Beispiel, wie sich die
internationalen Kontakte
der Universität Heidelberg
entwickelt haben; mit welchen Strategien die Universität ihre Internationalisierung betreibt und was es für
Studierende bedeutet, ins
Ausland zu gehen oder von
Dozenten aus dem Ausland
unterrichtet zu werden.
- Fortsetzung nächste Seite -
Sie halten im WiSe ein
Proseminar
und
ein
Hauptseminar zusammen
mit Prof. Meusburger.
Was erwarten Sie als
Dozentin
von
Ihren
Studierenden?
Von meinen Studierenden
erwarte ich eine gewisse
Begeisterung für geographische Fragestellungen
und die damit verbundene
Bereitschaft,
wissenschaftlich zu arbeiten, sich
ausgehend von Literaturempfehlungen selbständig
in ein Thema einzulesen,
Ideen
und
Gedanken
strukturiert zu präsentieren,
Fragen zu stellen und
gemeinsam zu erörtern.
Damit verbunden ist die
Erwartung, dass Pflichtlektüre und Thesenblätter
vor
dem
jeweiligen
Seminar gründlich gelesen
werden,
um
darauf
aufbauend inhaltsreich und
konstruktiv kritisch diskutieren zu können.
Seite 20
Die Universität Cambridge
In Ihrer Publikationsliste
sticht ein eher kunstgeschichtlicher Aufsatz zur
„Lübecker Marienkirche
als Hauptbau der kathedralgotischen Backsteinarchitektur im Ostseeraum“ hervor. Haben
Sie eine besondere Beziehung zur Kunst oder zu
Lübeck?
Im Nebenfach habe ich
Kunstgeschichte studiert
und mein besonderes Interesse galt schon immer romanischen Kirchen und
gotischen Kathedralen. Da
meine Großeltern in Lü-
beck wohnten, meine Eltern
dort aufgewachsen sind und
ich an der Ostsee fast jede
Schulferien verbracht habe,
konnte ich eine besondere
Beziehung zur Lübecker
Altstadt aufbauen. Seit jeher fasziniert mich die eindrucksvolle Silhouette dieser Weltstadt des Mittelalters, die vom 13. bis zum
15. Jahrhundert das Haupt
der Hanse war. Die Lübecker Marienkirche sticht
nicht nur durch ihre exponierte Lage auf dem höchsten Punkt des Stadthügels
hervor, sondern auch durch
die Leistung ihrer Erbauer,
erstmals die französische
Hausteingotik in Backstein
übersetzt zu haben. Dies
machte den Bau mit der
höchsten im Mittelalter
vollendeten Doppelturmfassade der Welt zum Vorbild
für zahlreiche Nachfolgebauten im Ostseeraum und
mich neugierig auf die darin zum Ausdruck kommenden, in Grundriss, Aufriss
und Formenschatz materialisierten überregionalen
Kontaktnetze.
Highlights aus dem Leben eines Erasmus
von Katrin Pfefferle
St u d e n t e n
Ein Sturm zieht auf...
Nach dem üblichen Bewerbungsprocedere für ein
ERASMUS-Stipendium im
Januar bzw. Februar 2005,
trat ich Anfang September
2005, knapp zwei Wochen
vor Unibeginn, schließlich
die Reise ins Ungewisse an.
Es wird dunkel: Ein Unwetter mit
Hochwasserfolgen kündigt sich an
Ich hatte mich als Geographie- und Französischstudentin über beide Institute
beworben. Wichtig war mir
lediglich: Eine französischsprachige Uni – möglichst
nahe am Mittelmeer, an der
ich meine beiden Fächer
würde studieren können. So
wandte ich mich an Herrn
Dr. Freytag, um mich für
Perpignan zu bewerben,
sowie an den ERASMUSKoordinator des Romanischen Seminars, der für
Montpellier zuständig war.
Ich entschied mich schließlich für Montpellier, da ich
dort die Möglichkeit hatte,
zehn Monate zu bleiben.
Das Auslandssemester trat
ich Anfang September in
der Hoffnung an, im mediterranen Raum noch etliche
sonnige Strandtage auskosten zu können. Weit gefehlt
- denn als die RheinNeckar-Zeitung auf der
Titelseite über Hochwasser
und Überschwemmung in
der Partnerstadt Heidelbergs berichtete, war ich,
zur Begrüßung, mittendrin.
So wurde ich in der ersten
Nacht meines Auslandsaufenthalts wegen Unwettergefahr vom Campingplatz
evakuiert, wo ich während
der Zimmersuche bleiben
wollte, und musste, wie
viele Urlauber, auf einer
Turnmatte in einer Sporthalle nächtigen. Vom Croix
Rouge wurden wir mit
Lunch-Paketen
versorgt.
Am nächsten Morgen gab
es zwar Entwarnung, jedoch stand schon das
nächste Problem an, da die
Zufahrt nach Montpellier
gesperrt war. Der Fluss Lez,
der größtenteils im kanalisierten Flussbett durch
Montpellier fließt, war über
seine Ufer getreten und
sorgte nun für Verkehrschaos. So verstrich ein weiterer
Tag, bis ich endlich einige
Termine zur Zimmerbesichtigung wahrnehmen konnte…
Während der kommenden
Wochen lebte ich mich ein
und es gelang mir allmählich, obwohl kein Vorlesungsverzeichnis vorhanden war, geschweige denn
ein kommentiertes, herauszufinden, welche Veranstaltung wann und wo stattfindet. Überhaupt gab es in
Geo nur sehr wenige
„ERASMÜS“, verglichen
mit anderen Fächern.
In Montpellier gibt es drei
Universitäten: die Uni für
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
Medizin und Naturwissenschaften, welche die älteste
ihresgleichen
in
ganz
Frankreich ist, die „Science
Po“, an der man Jura, Politik und Wirtschaftswissenschaften studieren kann und
die Université Paul-Valéry
für Literatur, Sprachen,
Künste, Sozial- und Geisteswissenschaften, worunter
auch die Geographie fällt.
Sowohl Physio- als auch
Anthropogeographie sind
hier vertreten. Während die
CM (= Cours Magistraux
bzw. die Vorlesungen)
recht gut gefüllt sind, kommen auf ein TD (= Travail
Dirigé bzw. Seminar) auch
mal 30 bis 50 Studenten.
Auch aus diesem Grund
haben die Seminare, wie
das gesamte universitäre
System, tendenziell einen
verschulteren Charakter…
Auch wenn man den Bestand der Fachliteratur in
der Montpellier’schen UB
bzw. der Institutsbibliothek
mit der hiesigen vergleicht,
lernt man die Heimatuni
doch wieder sehr zu schätzen. Wohl auch aus diesem
Grund, findet sich die Paul
Valéry in nationalen Rankings eher auf den hinteren
Rängen wieder.
Die Studentenschaft der
Paul-Valéry ist allerdings,
wie in ganz Frankreich,
sehr aktiv. So kamen wir
ERASMUS-Studenten am
Donnerstag, den 23.02.06,
nachdem das Sommersemester gut fünf Wochen
wieder in vollem Gange
war, nichts ahnend an die
Uni und fanden dort von
Tischen und Stühlen verbarrikadierte Gebäude vor
und einen Hörsaal, in dem
sich viele Studenten versammelten, die verschiedene Beschlüsse und Forde-
rungen
verabschiedeten.
Hauptsächlich war es deren
Ziel, den CPE (= Contrat
Première Embauche), der
von Premierminister Dominique de Villepin durchgesetzt werden sollte, zu verhindern. Dieser Vertrag
sollte Arbeitgebern in Unternehmen von mehr als 20
Mitarbeitern ermöglichen,
junge Arbeitnehmer unter
26 Jahren während der ersten zwei Jahre des Arbeitsverhältnisses, ohne Begründung und ohne Vorwarnung
zu entlassen. Der Streik
wurde erst am 18.04. (nach
fast 2 Monaten!!!) wieder
aufgehoben, nachdem am
07.04. die französische Regierung nach landesweit
anhaltenden Protesten bekannt gegeben hatte, das
Gesetz umgehend zurückziehen und in eine Neugestaltung des Gesetzes Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften mit einbeziehen zu wollen. Während
der beiden Monate des
Streiks kam es zu mehreren
Großdemonstrationen mit
bis zu 15 000 Teilnehmern.
Auch wenn dieser universitäre Stillstand viele ERASMUS-Studenten dazu veranlasst hat, vorzeitig abzureisen und im Allgemeinen
die recht häufigen Streiks
der öffentlichen Verkehrsmittel des Öfteren Pläne
durchkreuzen können, muss
man sagen, dass hierzulande ein Funke dieser Gesinnung und dieses Engagements fehlt. So war der
Aufruhr wegen des CPE in
diesem Jahr seit den 1968ern die größte Studentenbewegung der Geschichte –
und schließlich konnte dieses Gesetz verhindert werden. Ich selbst nutzte die
„unfreiwillig“ verlängerten
Semesterferien, indem ich,
Seite 21
neben dem Demonstrieren,
viel reiste.
Was ein Generalstreik bedeuten kann, hat auch die
Exkursionsgruppe
von
Herrn Freytag feststellen
müssen. Anstatt in Montpellier, musste sie in Girona
(Spanien)
landen
und
schließlich mit dem Taxi
nach Perpignan fahren. Die
Exkursionstage mit den
Heidelbergern vom 04. bis
zum 12.04. in Montpellier
und Perpignan wurden für
mich zu einem weiteren
geographischen Höhepunkt
meines Aufenthalts, insbesondere weil ich zuvor enttäuscht feststellen musste,
dass die Montpellier’schen
Geo-Studenten, praktisch
keine Exkursionen machen.
So hatte ich die Gelegenheit,
den
LanguedocRoussillon, wo ich seit sieben Monaten lebte, noch
einmal mit ganz anderen
Augen zu sehen. Nur das
Wetter spielte leider an
unseren
Exkursionstagen
meist nicht ganz so mit …
Dank der naturräumlichen
Gunstlage (meist auch klimatisch) bietet Montpellier,
als siebtgrößte Stadt Frankreichs, viele Möglichkeiten
zur Lebensgestaltung, wodurch mein ERASMUSStudium zu einem unvergesslichen und sehr lohnenswerten Aufenthalt wurde.
Großdemonstration in Montpellier...
Evakuierungsrefugium: Eine Sporthalle in Frontignan
Frierende Studierende auf der Perpignan-Montpellier-Exkursion
… am Tag des Generalstreiks
Seite 22
Selamat Pagi! - Rundmails aus Indonesien
Interview mit Isabelle Kollar von Claudia Wiese
Rundmail vom 17.
Dezember 2005
„Die
letzten
Wochen
gingen echt schnell um. Bei
der Arbeit musste ich meine
letzten Fragebögen am
Telefon eintreiben, Beamte
(ich glaube nicht nur
indonesische) sind zum Teil
super
langsam
und
bequem, aber naja, ich
habe außer 3 Stück alle
anderen zurückbekommen,
das ist doch was! Und auch
bei meinem anderen Teil
der Arbeit, GIS, hab ich
Erfolg gehabt.
Um meine tollen und
sauteuren Satellitenbilder
auch richtig auswerten zu
können, haben wir einen
Ground Checking Fieldtrip
gestartet, 2 Tage mit dem
Speedboat durch einen
district hier gebraust und
geschaut,
wo
welches
Waldstück gebrannt hat
oder eben nicht. Zum Teil
war es wie ein Dschungelabenteuer, so nahe kam
man den Pflanzen im Boot
und so abenteuerlich war
es auf jeden Fall für mich,
die anderen sind es
wahrscheinlich
eher
gewohnt. Wir sind zu
bestimmten
Punkten
gefahren, um zu klären ob
die
Flächen
gebrannt
haben (burnscars) oder
nicht, haben dazu GPS
benutzt und die Bauern
gefragt, die eigentlich
überall anzutreffen waren.
Meistens hatte ich sogar
recht mit dem Feuer, auch
wenn es die Leute erst nach
10 Minuten oder so
zugegeben haben.“
„Ich melde mich aus dem
warmen Indonesien.“ So
lautete der erste überraschende Satz, den ich von
dir aus Indonesien erhielt,
bis ich feststellte, dass du
dort deine Diplomarbeit
schreibst. Mittlerweile
bist du fertig. Wie bist du
dazu gekommen?
Mein Ziel war es, die Diplomarbeit außerhalb der
Uni zu schreiben, da es dort
oft zu wenig Betreuung
gibt. Deshalb habe ich u. a.
über www.geobranchen.de
nach GIS-Firmen gesucht
und mich bei verschiedenen
beworben. Es gab natürlich
viele Absagen, aber ich
hatte dann die Auswahl
zwischen zwei verschiedenen Themen. Die erste
Möglichkeit war eine Arbeit über die Automatisierung von Fernerkundungsdaten im Irak über die Uni
Freiberg. Die Diplomarbeit
hätte ich dann in Freiberg,
Sachsen geschrieben. Meine zweite Möglichkeit, die
ich auch ergriffen habe, war
eine Diplomarbeit zur Bewertung von Feuerrisikokarten zu schreiben, innerhalb eines Entwicklungshilfeprojekts in Sumatra, Indonesien, die über die GISFirma ZEBRIS in München
lief.
Warum genau ging es bei
deiner Diplomarbeit?
Ich hatte die Aufgabe, Feuerbedrohungskarten zu evaluieren, die in dem laufenden Entwicklungshilfeprojekt SSFFMP (South Sumatra Forest Fire Management Project) entwickelt
wurden. Es gab zwei Ansätze: Erstens die Bewertung
der Karten mit GIS- Analy-
sen und die Abschätzung
der Genauigkeit der Eingangsdaten der Karten und
zweitens die Einschätzung
des Nutzens der Karten
durch die behördlichen
Nutzer mit Hilfe von Fragebögen.
Wie genau sah dein Arbeitsablauf aus?
Zuerst musste ich mich in
die Feuerthematik und das
Entwicklungshilfeprojekt
einarbeiten. Dazu gehörte
zum Beispiel auch die Erstellung von Karten, die ich
aber noch in München bei
der ZEBRIS GbR durchgeführt habe. Mein Betreuer
Herr Rücker hatte die Feuerbedrohungskarten (Fire
Threat Maps) erstellt. Außerdem habe ich, bevor ich
für drei Monate nach Indonesien ging, mit Rücksprache des GIS-Experten in
Indonesien und der Feuermanagement Expertin in
Deutschland, Fragebögen
für meine Evaluation erstellt. Das Projekt befand
sich in Palembang, der Provinzhauptstadt Süd Sumatras. Ich war erst einmal
damit beschäftigt das Projekt und die Mitarbeiter
kennen zu lernen und mich
in Indonesien einzuleben.
Diese Zeit fiel genau mit
dem Fastenmonat Ramadan
zusammen.
Die Fragebögen wurden
nun mit Hilfe von Studenten ins Indonesische übersetzt und ich unternahm
Vorbereitungen für einen
Workshop zur Evaluation
der Feuerbedrohungskarten
und zum Ausfüllen der Fragebögen. Anfangs nahm ich
auch noch an anderen
Workshops und Terminen
in Distrikten teil, z.B. bei
Behördengängen und ich
nahm an einem „participatory land use planning
workshop“ in einem entfernten Dorf teil.
Die Genauigkeit der Feuerkarten musste mit Hilfe von
Vergleichen mit „Hotspot“Daten (frühere Feuerereignisse) und durch Vergleiche
mit aus Satellitenbildern
kartierten Brandflächen
(burnscars) analysiert werden. Zur Verbesserung der
Brandflächenkartierung gab
es eine zweitägige Feldbegehung mit NGO-Leuten
und Projektmitarbeitern.
Wir suchten vermutete
Brandflächen auf und befragten die lokale Bevölkerung u.a. zu ihren Anbaumethoden und dem Einsatz
von Feuer.
Wieder in Deutschland
mussten alle mitgebrachten
Ergebnisse ausgewertet
werden. Dazu gehörte die
Fragebogenauswertung,
weitere GIS Analysen, darunter auch Abschätzung der
Genauigkeit der Eingangsdaten (Landnutzungskartierung), Verfeinerung
der Resultate und dann natürlich das Schreiben der
Diplomarbeit.
So, und wie war’s?
Allgemein fand ich die
Betreuung in München bei
der Firma ZEBRIS und
auch im Projekt sehr gut. Es
war eine Abwechslung,
eine neue Stadt (München)
und auch ein neues Land
(Indonesien) kennen zu
lernen. Besonders gefiel
mir, direkt in einem Entwicklungshilfeprojekt mitarbeiten zu können, den
Arbeitsalltag dort, in einem
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
fremden Land, kennen zulernen und auch neue
Freunde zu finden. Es ist
spannend in einer neuen,
ganz anderen Umgebung zu
arbeiten, obwohl es auch
nicht immer leicht ist. Man
muss sich erst an die andere
Mentalität der Menschen
gewöhnen, an anderes Essen zum Beispiel. Sprich,
alles ist sehr viel anders!
Die Auslandserfahrung
fand ich sehr wichtig und
gut und sie hilft mir hoffentlich auch einen Job zu
finden. Schließlich zeigt es,
dass man flexibel ist und
auch in ungewohnter Umgebung arbeiten kann. Ein
Problem könnte jedoch
werden, dass das Thema
etwas an den Bedürfnissen
des deutschen Arbeitsmarktes vorbei geht, dafür hat
man aber bessere Karten in
Seite 23
der Entwicklungszusammenarbeit, sofern man das
machen möchte. Ich persönlich fände solch eine
Arbeit doch zu stressig und
es ist auch nicht beziehungs- und freundschaftsfreundlich im Ausland zu
arbeiten.
„Saya memberi salam kami.“
Wenn sonst kein Platz ist werden die
Häuser auch auf dem Fluss gebaut.
So haben sie dann gleich einen
Badeplatz, obwohl man sich gut
überlegen sollte, ob man da reingehen möchte...
D a s C a r l o - S c h m i d - St i p e n d i a t e n p r o g r a m m
von Constanze Lucht
Das Carlo-SchmidStipendiatenprogramm
wurde 2001 gestartet und
ist vor allem für deutsche
Studierende und Graduierte
gedacht, die an Praktika in
internationalen Organisationen und EU – Institutionen
interessiert sind. Das Programm soll helfen, die
Wettbewerbschancen interessierter und hoch qualifizierter Akademikerinnen
und Akademiker im internationalen Verwaltungsbereich zu verbessern.
Namensgeber des Programms ist der Völkerrechtler Prof. Dr. Carlo
Schmid (1896 – 1979). Carlo Schmid war nicht nur
einer der Väter des Grundgesetzes - er setze sich auch
für die europäische Integration und die friedliche Kooperation zwischen den
Staaten des Europarates ein.
Aufgrund dessen ist es
nicht verwunderlich, dass
das Programm auch das
Ziel hat, die interkulturelle
Kompetenz der Praktikanten zu stärken.
Die Finanzierung des Carlo-Schmid-Programms erfolgt größtenteils über das
Bundesministerium für
Bildung und Forschung
(BMBF) – ein weiterer Finanzier ist die Robert
Bosch Stiftung. Die Durchführung des Programms
unterliegt dem Deutschen
Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der
Studienstiftung des deutschen Volkes. Bei der Programmumsetzung sind die
Robert Bosch Stiftung, der
Tönissteiner Kreis (Verein
zur Förderung vom Führungsnachwuchs für internationale Aufgaben ) und
das Auswärtige Amt beteiligt. Bei der Bewerbung für
das Programm stehen den
Bewerbern zwei Programmlinien offen:
1. Programmlinie A
Hier können sich Leute
bewerben, die sich direkt
und in Eigeninitiative bei
einer Internationalen Organisation oder Institution der
Europäischen Union erfolgreich für ein Praktikum
beworben haben. Dauer des
zu fördernden Praktikums:
Drei bis sechs Monate.
2. Programmlinie B
Hier handelt es sich um
Bewerbungen auf Praktikumsangebote, die verschiedene internationale
Organisationen zur Verfügung stellen. Die Bewerbung muss hier jedoch exakt auf das ausgeschriebene
Profil abzielen. Den Interessenten ist es möglich,
sich auf bis zu zwei Angebote zu bewerben. Dauer
des Praktika: Vier bis zehn
Monate.
Formale Bewerbungskriterien sind neben einem abgeschlossenen Grundstudium
oder Hochschulabschluss
(letztes Hochschulexamen
darf nicht länger als zwei
Jahre zurückliegen), die
Auseinandersetzung mit
internationalen Fragestellungen während des Studiums. Das Höchstalter zum
Bewerbungsschluss beträgt
28 Jahre. Sehr gutes Englisch und gute Kenntnisse
in Französisch/einer zweiten Fremdsprache werden
ebenfalls vorausgesetzt.
Die nächste Ausschreibung
wird zum Jahreswechsel
2006/2007 erfolgen. Die
Praktika werden zwischen
dem 1. September 2007
und dem 30. Juni 2008 abgeleistet.
Weitere Informationen:
http://www.daad.de/
ausland/
foerderungsmoeglichkeiten/
ausschreibungen/05545.de.html
Völkerrechtler Carlo Schmid
Seite 24
G u a t e m a l a : S p r a c h s c h u l e m i t s o z i a l e m H i n t e rgrund
von Indra Enterlein und Jan Walter
Am 29. Dezember 1996
unterzeichneten die
Regierung und die Guerilla
nach jahrelangen
Verhandlungen den
endgültigen Friedensschluss.
Nach 36 Jahren wurde der
Bürgerkrieg formell für
beendet erklärt. 200.000
Menschen wurden während
der Auseinandersetzungen
getötet, viele weitere sind
immer noch als „vermisst“
gemeldet. 93% der
dokumentierten Fälle gehen
auf das Konto der
staatlichen Sicherheitskräfte, für 3% war die
Guerilla verantwortlich. Bei
den 626 Massakern und der
Auslöschung von über 400
Dörfern waren 80% der
Opfer Indígenas – das
Militär hat sich an einem
Genozid an der
einheimischen Mayabevölkerung schuldig
gemacht. Eine Bestrafung
der Täter wird es nicht
geben. Das „Gesetz für die
Nationale Versöhnung“, das
einem Amnestiegesetz
gleichkommt, schließt die
Strafverfolgung der Mörder
praktisch aus.
————————————Im Oktober 2005, einem
Monat vor unserer Reise,
wurde Guatemala von den
Ausläufern des Hurrikans
Stan schwer getroffen. Über
1.000 Menschen kamen
durch Überschwemmungen,
Erdrutsche und
Schlammlawinen ums
Leben. Bei unserer Ankunft
war die Infrastruktur noch
nicht wiederaufgebaut.
Zehntausende verloren ihre
Unterkunft und
Nahrungsgrundlage.
Seine Entstehung verdankt der Lago de Atitlán (auf 1562 Metern Höhe) vulkanischer Aktivität
Im Endeffekt war eine
Blinddarmoperation der
Grund, weshalb wir einen
einmonatigen Zwischenstopp auf unserer Reise
nach Costa Rica in Guatemala machten. Der Flug
musste wegen der OP umgebucht werden - wegen
den Grenzformalien wollten
wir keinen Zwischenstopp
in den USA machen - und
als die Reisebürofrau an der
Grenze ihrer Geduld angelangt war, fanden wir diesen Flug. Zwei Tage vor
Abflug wurde ich durch die
Internetseite http://
www.Guatemala365.org
auf die Sprachschule
„Proyecto Lingüistico
Quetzalteco“ (PLQ) aufmerksam. Die Seite beurteilt Sprachschulen in Guatemala nach aufgelisteten
Kriterien, interessanterweise nicht nur nach der Qualität des Unterrichts und den
Lehrmitteln, sondern auch
nach dem Gehalt der Lehrer
und ob die Schule soziale
Projekte fördert. PLQ stand
auf dem ersten Platz.
An einem Samstagmorgen
im November saßen wir im
Flugzeug, kamen abends in
Guatemala Stadt an. Am
nächsten Morgen ging es
weiter nach Quetzaltenango. Diese Stadt mit dem
schwer auszusprechenden
Namen, die von allen einfach Xela (sprich: Tschela)
genannt wird, liegt etwa 4
Stunden westlich der
Hauptstadt. Am Nachmittag
standen wir bereits im Büro
der PLQ und unterhielten
uns mit einem der Gründer
der Sprachschule. Sofort
begeisterte uns der kleine
Innenhof voller bunter Blumentöpfe und kleiner Tische, an denen jeweils ein
Lehrer mit einem Schüler
saß. Das sah sehr, sehr fleißig aus, was für eine angenehme Arbeitsatmosphäre!
Fünf Stunden Einzelunterricht jeden Tag, zusätzlich
vormittags Freizeitprogramm und am Wochenende Ausflüge wenn man
möchte – das ist doch die
Herausforderung für einen
Studenten, der sich sonst
jeden Tag selber strukturieren muss... Genau diese
Schule sollte es also sein,
die mein Bild von Guatemala prägte, mir nicht nur
die spanische Sprache, sondern ebenfalls die unfassbar
brutale Vergangenheit dieses Landes, welche die Gegenwart immer noch prägt,
vermitteln würde.
Nach mehreren Semestern
Geographie und der intensiven Auseinandersetzung
mit Entwicklungsansätzen,
stehe ich inzwischen meinem Berufswunsch der Entwicklungszusammenarbeit
eher kritisch gegenüber.
Der Entwicklungsansatz
einer Sprachschule mit
Touristen – das kann doch
wohl auch nur eine Werbestrategie sein. Oder etwa
doch nicht? Für die Mehrzahl der Sprachschulen im
Land gilt das wohl, aber
diese Schule meint und tut
was sie sagt. Entwicklung
eines in sich solidarischen
eigenständigen Projektes,
Entwicklung von Solidarität
und Hilfe in die Guatemaltekische Gesellschaft hinein, sowie Entwicklung von
Begreifen bei den fast ausschließlich europäischen
sowie US-amerikanischen
Schülern.
Korruption, eines der wohl
meist gebrauchten Worte in
Zentralamerika sollte von
vorneherein durch ein regelmäßig wechselndes Führungsteam verhindert werden. Die Schule sieht ihren
Bildungsauftrag nicht nur
alleine im Spanischunterrichten, sondern erhebt den
Anspruch das Interesse der
Schüler auf die Geschichte,
Kultur und Politik des Landes zu richten – und zwar
aus der Perspektive der
Guatemalteken. Die Schüler wohnen in ausgewählten
Gastfamilien, die sozial
benachteiligt sind, oft allein
erziehende Mütter, die
durch ihr Zusatzeinkommen
die Schulbildung ihrer Kinder sichern können.
Sehr viele Guatemalteken
sind persönlich - durch
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
Freunde oder die eigene
Familie – von den Morden
und dem „Verschwindenlassen“ während des Bürgerkriegs betroffen. Manche Lehrer waren damals –
und sind es noch heute –
politisch engagiert, um die
unfassbare soziale Ungerechtigkeit und den Völkermord an den Indígenas öffentlich publik zu machen
und die damalige Regierung zu stürzen. Von diesem politisch engagierten
Geist lebt die Schule heute.
Mit wachsenden Spanischkenntnissen werden die
Nachfragen immer häufiger
– die Antworten oft immer
trauriger. Dennoch war für
mich die Schule ein Ort der
Hoffnung.
Drei Wochen wohnten wir
in Xela und erkundeten
täglich die Region mit einem besonderen „Touriführer“. Er brachte uns zum
einen zu touristischen Sehenswürdigkeiten – etwa zu
religiösen Orten der Maya,
in der sich in unseren Augen eine merkwürdige Mischung von Maya- und
christlichen Elementen etablierte: Eine heilige Puppe, die von Kerzen umkreist Alkohol eingeflößt
bekommt, damit er den
Gebeten und Wünschen der
Gläubigen nachkommt.
Zum anderen zeigte er uns
Orte, an denen die Guerilla
damals aktiv war. Die letzte
Woche verbrachten wir in
der „escuela de la montana“, eine Schwesterschule
der PLQ, die in einem der
ärmsten ruralen Gebiete des
Landes Kern eines Mikroentwicklungsprojektes ist.
Die Schüler wohnen im
Schulgebäude, essen jedoch
zusammen mit Gastfamilien. Diese lebten und arbeiteten auf einer Kaffeeplan-
tage – zuletzt ohne Lohn
und gründeten eine Gewerkschaft als sie ihre Kinder nicht mehr ernähren
konnten; Sie verloren den
Kampf. Ohne Gehalt mussten sie sich eine neue Existenz aufbauen – dies funktionierte jedoch nur mit Unterstützung des Roten Kreuzes, welches ihnen ermöglichte Land zu kaufen und
darauf Häuser zu bauen.
Einen Stromanschluss und
eine Wasserversorgung
haben diese Häuser nicht.
Diese Familien profitieren
von der Schule. Zum einen
erhalten sie ein Zusatzeinkommen durch die Verpflegung der Sprachschüler,
zum anderen profitieren die
Familien durch indirekte
Maßnahmen. Hygienevorschriften müssen erlernt
werden, die Familie bekommt regelmäßig Essen,
indem Gemüse stets ein
Bestandteil ist, das Trinkwasser muss abgekocht
werden. Es gibt Förderprogramme für die Ausbildung
der Jugendlichen, jedoch ist
dies erst im Aufbau und
kann leider noch nicht allen
gewährt werden. Da die
Sprachschule immer wieder
Kurse für Kinder und Eltern
anbietet und die Sprachschüler auch Kinderbetreuung übernehmen, arbeiten
Schüler, Schule und Familien eng zusammen. Die Familien arbeiten für diese
Unterstützung und müssen
sich deshalb nicht als hilfsbedürftiger Empfänger fühlen. Sie können ihre Kritik
anbringen, selber Vorschläge vorbringen und sich für
ihre eigenen Belange stark
machen.
Ohne die Familien könnte
das System der Schule nicht
Seite 25
funktionieren, die Familien
profitieren durch die Infrastruktur und die Schüler
haben die Möglichkeit die
Realität Guatemalas abseits
vom normalen Tourismus
kennenzulernen, dürfen
Fragen an Betroffene stellen und lernen Guatemala
aus der Perspektive der
benachteiligten Mehrheit
seiner Einwohner kennen.
Die Lehrer erhalten ein
faires Gehalt und haben
gute Arbeitsbedingungen.
Natürlich läuft noch nicht
alles perfekt, aber in der
Schule kann man ein Projekt finden, was als kleines
Rädchen versucht die Gesellschaft Guatemalas positiv zu verändern.
Busplatz in Quetzaktenango: Die
Körbe werden, wenn sie voll gepackt
sind, auf das Dach des Busses gehievt. In so einen Bus passen so viele
Leute wie hineinwollen.
Klassenzimmer in der „escola de la
montana“
Weitere Informationen:
www.guatemala365.org
www.hermandad.com
Basisinformationen über
die República de Guatemala :
- 13 Mio. Einwohner
- 50% der Guatemalteken
sind Indígenas
- 2/3 der Bevölkerung sind
fehl- und unterernährt
-29% der Bevölkerung sind
Analphabeten
Indra und Jan unterwegs in Guatemala
Wochenmarkt in Zunil: Traditionell
gekleidete Indígenas verkaufen Obst,
Gemüse und Blumen
Das Seebecken des Lago de Atitlán ist
ein Einbruchkessel, der sich durch
Abdämmung allmählich mit Wasser
gefüllt hat.
Seite 26
S e c h s Wo c h e n d i e A r b e i t s w e l t i n e i n e r B e h ö r d e
genießen...
von Verena Trinkaus
Der Regionalverband Rhein-Neckar
Vorab ist wichtig zu wissen, dass es sich hierbei um
ein eigeninitiiertes Praktikum handelt, d.h. es war
nicht ausgeschrieben, sondern ich hatte schlichtweg
angefragt, ob ich sechs Wochen „reinschnuppern“ dürfe. Das war prinzipiell kein
Problem, lediglich bei der
Zusage musste ich hartnäckig bleiben, die ich nach
mehreren Telefonaten und
E-Mails endlich bekam.
te ich diese anhand von
Gesetzen und rechtlichen
Verordnungen prüfen und
auch dazu Stellung nehmen.
Somit verbrachte ich die
meiste Zeit am Schreibtisch. Interessant dabei war,
dass die Größenordnung
der Vorhaben von der Erweiterung eines Reitplatzes
bis hin zur Planung eines
Einkaufzentrums
reichte
(soviel zum Thema „Abbau
von Bürokratien“).
Mein Arbeitstag begann um
8.30 und endete um 16 Uhr.
Ich wurde der Abteilung
„Regionalverband Unterer
Neckar“ zugeteilt, der sich
mit
baden-württembergischen Belangen befasst.
Hierbei muss erwähnt werden, dass der Raumordnungsverband länderübergreifend agiert. Das betrifft
neben Teilen von BadenWürttemberg auch Gebiete
von Rheinland-Pfalz und
Hessen. Mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Juli 2005 unterliegen alle betroffenen Gebiete der drei Länder gleichem
Recht, wodurch die Handlungsfähigkeit des Verbandes deutlich erhöht wurde.
Bei sehr großen Vorhaben,
die enorme Einschneidungen in den Raum vornehmen, werden vorab alle
möglichen Beteiligten angehört. Das beginnt bei
diversen
Umweltämtern
(Forst, Wasser, Boden) und
endet mit Vertretern der
betroffenen
Kommunen.
Solche Sitzungen sind für
einen Geographen sehr interessant, da versucht wird
alle Geofaktoren zu prüfen
und in Einklang zu bringen,
sowohl in physischer als
auch
anthropogeographischer Hinsicht.
Doch nun zurück zu meinem Aufgabenfeld. Da der
Raumordnungsverband als
staatliche Planungsbehörde
den Kommunen übersteht,
müssen alle Bauvorhaben,
Pläne oder Projekte aus der
Region zunächst hier eingereicht werden. Der Verband
muss dazu Stellung nehmen, d.h. er stimmt einem
Vorhaben zu oder nicht.
In den ersten Wochen durf-
Der Raumordnungsverband
als Planungsbehörde beteiligt sich neben der Genehmigung von Bauvorhaben
auch an verschiedenen Projekten, die der Region zu
Gute kommen. Neben der
Ausarbeitung von Stellungnahmen nahm ich somit an
diversen Besprechungen,
Sitzungen und Veranstaltungen teil.
Das Arbeitsklima im Verband ist sehr angenehm,
was möglicherweise auch
an den vielen Geographen
liegt, die dort arbeiten. ☺
Alle sind freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit.
Die Arbeitsweise an sich
lässt erkennen, dass man
sich in einem staatlichen
Betrieb befindet. Es kann
mit wenig Druck und Stress
gearbeitet werden.
Als Fazit kann ich sagen,
dass das Praktikum für diese sechs Wochen sehr interessant war. Zum einen
wurde sichtbar, was ein
Raumordungsverband überhaupt bedeutet und welche
Aufgaben er wahrnimmt.
Zum anderen fand ich es
positiv überraschend wie in
der Praxis die Theorie aus
dem Geographiestudium,
das Verknüpfen der Naturmit den Geisteswissenschaften, ermöglicht wird.
Da jedoch der Grad der
Eigenverantwortung und initiative bei diesem Praktikum relativ gering war,
kann ich es nur für den
„Blick über die Schulter“
und auch nicht länger als
über den besagten Zeitraum
empfehlen, vorausgesetzt es
wird nicht explizit eine
bestimmte Aufgabe angeboten.
Weitere Informationen:
www.region-rhein-neckardreieck.de
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
Seite 27
Neue Erstsemester: Herzlich Willkommen!
von Kathrin Heinzmann
Alles neu macht der Herbst!
Auf jeden Fall trifft dies auf
die knapp 120 neuen Geographiestudierenden zu,
welche am 11. Oktober auf
der Orientierungseinheit
von Prof. Meusburger begrüßt wurden.
Auch in diesem Jahr lichtete das Erstsemestertutorenteam den Wald des anfänglichen Uni-Chaos: „Welche
Nebenfächer soll ich besuchen?“, „Wie läuft das mit
der Einführungsveranstaltung?“, „Wieviele Semesterwochenstunden sollte
mein Stundenplan beinhalten?“… Fragen über Fragen, die das zur Hälfte aus
neue (Kristiane Brahm,
Diana Griesinger und Sarah
Keller) und alten (Elise
Dietrich, Alexander Erlewein und Lydia Füssel)
Tutoren bestehende Team
kompetent beantwortete.
„Besonders gut hat mir der
Rallye-Tag gefallen“, meint
Johannes. „Die Bekanntschaft mit dem Campus und
allen wichtigen Einrichtungen ist besonders als Ersti
sehr bedeutend. Dabei neue
Kontakte mit Tutoren und
der Fachschaft schließen zu
können wird mir den Einstieg sicher erleichtern“.
Die geographischen Leistungen der Neuen wurde
bei der Rallye auch gleich
auf die Probe gestellt: Mit
einer Verlustquote von lediglich zwei Studierenden…
Neben einer Einführung in
die Studienordnungen, einer Vorstellung der geographischen Initiativen und der
Einschreibung in die
Übungskurse der Einführung, stellt das gegenseitige
Kennenlernen einen Hauptbestandteil der Orientie-
rungseinheit dar. Um die
anfängliche Scheu vor dem
Neuen zu nehmen hilft
nichts besser als erste Kontakte zu Kommilitonen, die
genau in derselben Situation stecken. „Die durch das
Frühstück erzeugte familiäre Atmosphäre macht Mut
sich in das anfängliche
Chaos des Studentenlebens
zu stürzen“, betont Stephanie. „Um alles perfekt zu
machen fehlten nur noch
die Vollkornbrötchen“, fügt
sie lächelnd hinzu.
Alles neu macht der Herbst!
In diesem Sinne wünscht
auch das Redaktionsteam
von Columbus den neuen
Erstsemestern einen guten
Start an der Universität und
hofft, den einen oder anderen bei den nächsten Redaktionssitzungen auch
herzlich Willkommen zu
heißen…
Te r m i n e , Te r m i n e , Te r m i n e
zusammengestellt von Kathrin Heinzmann
31. Oktober 2006:
Begrüßungsvortrag der
HGG für Erstsemester:
Christoph Siart berichtet
über
seine
„Geoarchäologischen Forschungen auf Kreta“.
14. November 2006:
Der besondere HGGVortrag von Prof. Dr. Joachim Schultis zu den
„aktuellen Problemen der
Heidelberger Stadtentwicklung“.
8. November 2006:
Berufstarterseminar der
PIG in Kooperation mit
dem Finanzdienstleister
MLP.
28. November 2006:
HGG-Vortrag von Prof. Dr.
Achim Schulte zum
„Hochwasser und Hochwasserschutz in Deutschland“.
9. November 2006:
1. Redaktionssitzung im
Wintersemester 2006/2007
von Columbus
29. November 2006:
Informationsveranstaltung
„Berufsperspektiven für
Geographen“ des Mento-
renprogramms in Kooperation mit dem Tutorium für
das Hauptstudium.
12. Dezember 2006:
HGG-Vortrag von Prof. Dr.
Robert Pütz zur „Stadt und
Sicherheit“.
19. Dezember 2006:
Dr. Elvira Graner berichtet
im Rahmen des Institutskolloquiums über die
„lokale Produktion, globales Monitoring: Nepals
Teppiche auf dem Weg
zum Weltmarkt.
Die neuen Erstsemester im WS 06/07
Jahrgang 2, Ausgabe 4/06
Fachschaft aktuell
Liebe Leser, liebe Leserinnen von Columbus,
IMPRESSUM
Herausgeber:
Columbus - Redaktionsteam
Ruprecht-Karls-Universität
Geographisches Institut
Berliner Str. 48
69120 Heidelberg
Email:
[email protected]
Internet:
www.geog.uni-heidelberg.de
Redaktionsteam:
Markus Forbriger
Kathrin Heinzmann
Fabian Löw
Constanze Lucht
Anne Marmann
Christina Preusker
Martina Ries
Niklas Schenck
Claudia Wiese
Petr Zajicek
Layout:
Kathrin Heinzmann
Weitere Mitarbeiter/innen:
Elise Dietrich
Indra Enterlein
Dr. Ute Forster
Katharina Fricke
Rebecca Kohlhauer
Kerstin Mewes
Katrin Pfefferle
Katharina Ross
Dr. Erich Streitenberger
Verena Trinkaus
Jan Walter
die Fachschaft stellt sich
ein weiteres mal vor. Diesmal jedoch unter einem
anderen Aspekt. Wir wollen Vorurteile abbauen und
auf uns aufmerksam machen. In der folgenden Tabelle erfahrt ihr, was ihr
schon immer über die Fachschaft Geographie wissen
wolltet:
Gleichzeitig möchten wir
alle Erstsemester - Herzlich
Willkommen - auf das Hüttenwochenende hinweisen.
Dies ist eine Veranstaltung
nur für Erstsemester mit der
Fachschaft. Zum Kennenlernen, Spaß haben und was
euch sonst noch so einfällt.
Das ganze findet, wie schon
der Name sagt, in einer
einsamen Hütte im Odenwald (Neunkirchen) statt.
Für Speis und Trank wird
gesorgt, es fällt lediglich
ein Unkostenbeitrag von 10
€ für euch an.
1
2
3
4
5
6
7
8
Schon gewusst? Fachschaften gibt es in BaWü eigentlich gar
nicht.
Fachschaftler sind im Grunde aber auch nur Menschen.
GeographieFSler/-innen sind alle Studierende im Fach Geographie.
Es gibt demzufolge mehr oder weniger „aktive“ und „passive“
Fachschaftler.
"Aktive" Fachschaftler sind häufig im Keller des BST -Instituts
anzutreffen.
Im Keller ist es immer sauber, warm und trocken -idealer Lebensraum!
Hier gehen unspektakuläre Dinge vor sich wie Kaffe kochen,
Mails checken, ...
Fachschaftler hocken allem Anschein nach den ganzen Tag vor
den PCs?!
Manche FS-ler erwecken den Eindruck, sie wären hier eingezogen...
9
In regelmäßigen Abständen gibt es Phasen erhöhter Aktivität!
10
FS-Sitzung ist neuerdings immer monatgs ab 18.30 Uhr...
11
Nach getaner Arbeit zocken Fachschaftler ganz gerne (...)
12
DVDs stehen auch manchmal auf dem Programm.
13
Bei uns kann man günstig Getränke abstauben...
14
Kommt vorbei und rein, wir beißen nicht!
15
Bewerbung ist nicht nötig, Kuchen mitbringen reicht. *grins*
16
Die Fachschaft ist keine Gruppe eingeschworener Leute!
17
22
Fachschaftler wollen wissen, wo ihr Probleme im Studium habt.
Fachschaftler funktionieren als Kontaktstelle zw. Studis und
Dozis...
Fachschaftler mischen sich für euch in Gremien, Konferenzen
uä. ein...
Fachschaftler versuchen an jeder möglichen Schraube zu drehen...
Ganz nachvollziehbar sind unsere Aktionen dabei vielleicht nicht
immer...
Die Aufgaben sind nicht so klar verteilt, aber jeder tut das was er
kann.
Wenn ihr Interesse an der
Fachschaftsarbeit habt,
dann schaut doch einfach
montags ab 18.30 Uhr mal
vorbei. Wir würden uns
über euer Erscheinen sehr
freuen.
23
Es gibt zB folgende feste Punkte in der Fachschaftsarbeit:
24
Weitere Informationen:
www.fsgeog.uni-hd.de
28
Da gibts das Hüttenwochenende für Erstsemster...
Das Geocamp ist der sommerliche Verwandte vom Hüttenwochende!
Einmal pro Semester veranstalten wir die Atlasfete -immer anders!
Immer zum Semesterwechsel gibts von uns was zu lesen -im
KVV.
Es gibt neben Fachschaftlern auch noch Tutoren und HiWis am
Institut.
29
Tutoren und HiWis werden bezahlt -Fachschaftler leider nicht.
30
Aber irgendwie macht Arbeit mit all den Leuten auch Freude! ...
Für den Inhalt der Beiträge sind
die Autoren/innen verantwortlich.
Redaktionsschluss:
15. Januar 2007 (für Beiträge für
die nächste Ausgabe von
Columbus)
0
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26
27
In eigener Sache
Liebe Leser,
Ihr haltet die nunmehr 6.
Ausgabe von Columbus in
Euren Händen und wir hoffen, Euch wieder eine interessante Bandbreite von
Informationen, Berichten
und Eindrücken liefern zu
können.
Beiträge von Studierenden
sind jederzeit herzlich willkommen. Das Redaktionsteam lädt auch alle interessierten Studierenden zu
unserer nächsten Redaktionssitzung am Do, 9. November ab 16:15 Uhr im
Tutorenraum ein.
Einen guten Start ins neue
Semester wünscht Euch
Euer Redaktionsteam