MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015

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MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015
REGIERUNG VON OBERBAYERN
Rundbrief
Mobile Sonderpädagogische Hilfe
und
Schulvorbereitende Einrichtung
für Kinder mit besonderem Förderbedarf
im Vorschulalter
Schwerpunkt
körperliche und motorische
Entwicklung
Redaktionsteam
Dirndorfer Anita
Fritzenwenger Bettina
Stockinger Stephanie
Frühjahr 2015
Heft 18
MSH-Rundbrief
Frühjahr 2015
VORWORT / IMPRESSUM ...................................................................................................... 2
Vorwort .......................................................................................................................... 2
Vorwort der Redaktion ................................................................................................... 3
Impressum..................................................................................................................... 4
INTERN ............................................................................................................................... 5
MSH mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung (FkmE) in
Oberbayern ................................................................................................................... 5
FACHBEITRÄGE .................................................................................................................. 7
Informationen zu ICF und ICD-10 .................................................................................. 7
Behinderungsbilder FkmE mit ICD-10.......................................................................... 13
Besonderheiten der sozialen Entwicklung eines Kindes mit einer Körperbehinderung . 28
Informationen zur Linkshändigkeit ............................................................................... 30
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS ...................................................................................... 36
Aufnahme eines Kindes mit einer körperlichen Beeinträchtigung in die
Kindertageseinrichtung ................................................................................................ 36
Praktische Hinweise zum Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung
.................................................................................................................................... 39
Praxisbeispiel 1 ........................................................................................................... 42
Praxisbeispiel 2 ........................................................................................................... 44
Praxisbeispiel 3 ........................................................................................................... 47
Einige Beispiele für mögliche Hilfsmittel für Kinder mit FkmE ...................................... 50
Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt kmE 2014/2015 ....................................... 52
Feinmotorische Übungen............................................................................................. 60
DIAGNOSTIK ..................................................................................................................... 68
Standardisierte, förderdiagnostische Verfahren für Kinder ab 3 Jahren ....................... 68
Graphomotorische Testbatterie ................................................................................... 74
FÖRDERMATERIAL & LITERATUR ....................................................................................... 75
Fachliteratur zum Thema Körperbehinderung .............................................................. 75
Kinderbücher zum Thema „Behinderung“ .................................................................... 76
Spiele zur Wahrnehmung: – motorisch + taktil + kinästhetisch .................................... 78
Spielesammlung .......................................................................................................... 79
Ergotherapie bei Kindern mit Wahrnehmungsstörungen .............................................. 79
ADRESSEN, LINKS & EINRICHTUNGEN ZUM THEMENSCHWERPUNKT MOTORIK ...................... 80
Informationen zum Thema Körperbehinderung – Internetadressen ............................. 80
FORTBILDUNGEN & TERMINE ............................................................................................. 81
Frühjahr 2015
Heft 18
VORWORT/IMPRESSUM
Vorwort / Impressum
Vorwort
Irmgard Doll-Edlfurtner
Zimmer 2137
Telefon 089/2176 - 3105
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
in Weiterführung der Themenschwerpunkte der MSH-Rundbriefe beschäftigt sich der vorliegende Rundbrief mit dem Förderschwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung.
Maßgeblich wirkten an der Erstellung des Rundbriefes Frau Angelika Uthoff und die Kolleginnen und Kollegen des MSD körperlich-motorische Entwicklung mit. Vielen Dank für die
Erarbeitung der umfangreichen Unterlagen und Praxisbeispiele.
Wie immer gilt mein besonderer Dank dem Redaktionsteam Frau Fritzenwenger, Frau Dirndorfer und Frau Stockinger für ihren fortwährenden, beständigen Einsatz mit hoher Fachkompetenz.
Besonderes Augenmerk ist auf den Artikel „ Informationen zu ICF und ICD-10“ von Frau Angelika Uthoff und Frau Silke Kellmeyer zu richten. Im Artikel erfolgt eine Definition der Klassifikationen, eine Vorstellung des Inhalts und der Klassifikation nach ICD-10. Beispiele zu verschiedenen Krankheitsbilder veranschaulichen das Klassifikationssystem.
Inwieweit die soziale Entwicklung eines Kindes mit einer Körperbehinderung beeinträchtigt
werden kann, schildert anschaulich der Artikel „Besonderheiten der sozialen Entwicklung
eines Kindes mit einer Körperbehinderung“. Vielfältige praktische Anregungen bei Linkshändigkeit finden sie im Anschluss.
Die Rubrik „Aus der Praxis für die Praxis“ enthält zahlreiche Hinweise - ergänzt durch Beispiele aus der Praxis - für die Aufnahme und die Betreuung von Kindern und eine umfängliche Darstellung von Hilfsmitteln.
In Ergänzung finden Sie die Auflistung der Förderzentren körperlich-motorische Entwicklung
zur weitergehenden Beratung und Unterstützung.
Feinmotorische Übungen mit gängigen Materialien beschreiben Frau Dirndorfer und Frau
Karin Liebl in ihrem Beitrag. Frau Daniela Brandmann und Herr Marco Schwinghammer stellen in ihrem Artikel praxisbezogen die Diagnostik im Förderschwerpunkt körperlichmotorische Entwicklung vor.
Literaturhinweise, Kinderbücher zum Thema „Behinderung“ und Spiele zur Wahrnehmung
beschließen den Rundbrief.
Anregungen, Artikel und Literaturhinweise können sie jederzeit an das Redaktionsteam (siehe Seite 4 oder an mich [email protected] senden)
Freude beim Lesen, viele Anregungen für die Praxis und weiterhin Erfolg in ihrer täglichen
Arbeit wünscht ihnen
Ihre Irmgard Doll-Edlfurtner
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 2
VORWORT/IMPRESSUM
Vorwort der Redaktion
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
nun können wir Ihnen mit Freude die 18. Ausgabe unseres MSH Rundbriefes mit dem
Schwerpunkt „körperliche und motorische Entwicklung“ vorstellen.
Als natürliches Grundbedürfnis begreifen und erkunden Kinder ihre Umwelt durch Bewegung. Unermüdlich krabbeln, tasten, greifen, springen sie durch ihr soziales und materielles
Umfeld und nehmen durch diese grob- und feinmotorischen Handlungen aktiv darauf Einfluss und erweitern dadurch ihre eigenen verschiedenen Kompetenzen in allen Bereichen.
Doch welche Komplexität sich hinter einem Bewegungsablauf verbirgt, wird erst deutlich,
wenn ein Teilchen gehandicapt ist. „Die physiologische Ausstattung und die Informationsverarbeitung sind also eng miteinander verzahnt und legen fest, wie weit ein Kind in seiner motorischen Entwicklung insgesamt fortgeschritten ist.“ (Bös und Mechling 1983).
In unserer MSH Arbeit treffen wir immer wieder auf Kinder, die im Lernfeld „körperliche und
motorische Entwicklung“ eingeschränkt sind. Es fällt ihnen schwer einen Stift richtig zu halten, entlang einer Linie zu schneiden, eine Form zu zeichnen, über Graben zu hüpfen, sich
anzuziehen.
Dank der hervorragenden Fachbeiträge und den praxisnahen Tipps von Frau Angelika Uthoff
und ihrem Team von der Mobilen Sonderpädagogischen Hilfe im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung in Oberbayern können wir Heilpädagogen und Sonderpädagogen unser Wissen erweitern und entsprechend in den Kindertagesstätten pädagogisches Personal und Eltern beraten.
Ein herzliches Dankeschön dafür auch an dieser Stelle vom Redaktionsteam!
Stephanie Stockinger
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 3
VORWORT/IMPRESSUM
Redaktionsschluss für den MSH-Rundbrief Nr. 19: 30.9.2015
Der Themenschwerpunkt der nächsten Ausgabe wird voraussichtlich sein:
Förderschwerpunkt emotional-soziale Entwicklung
Formatierungshinweis:
Word-Dokument, Arial 11, Zeilenabstand 1,15
Seitenrand oben: 2,5 cm, unten 2 cm, links / rechts 2,5 cm
Artikel sind gerne willkommen. Wir behalten uns vor, unter Umständen kleine Korrekturen
und redaktionelle Veränderungen vorzunehmen. Dafür bitten wir um Verständnis.
Und nun: Viel Spaß beim Lesen von Heft 18!
Ihr Redaktionsteam
Impressum
MSH Rundbrief – der Rundbrief für die „Mobile Sonderpädagogische Hilfe“ – erstellt im Auftrag der Regierung von Oberbayern, SG 41.6, Irmgard Doll-Edlfurtner, ROB,
Maximilianstr. 39, 80538 München, Tel. 089/2176-3105, Fax 089/2176-3101
eMail: [email protected]
Anita Dirndorfer
Sonderpädagogisches Förderzentrum
Innsbrucker Ring 75
81673 München
Email
Tel.
Fax
[email protected]
089 / 40 71 64
089 / 49 00 30 60
Bettina Fritzenwenger
SFZ Wasserburg
Kaspar-Aiblinger-Platz 4
83512 Wasserburg
Email
Tel.
[email protected]
08071 / 59707– 29
Stephanie Stockinger
SFZ Fürstenfeldbruck
Theodor-Heuss-Straße 1
82256 Fürstenfeldbruck
Email
Tel.
Fax
[email protected]
08141 / 12324
08141 / 16325
Aus rechtlichen Gründen sind wir zu folgenden Hinweisen verpflichtet:
Hiermit distanzieren wir uns ausdrücklich von allen Inhalten aller angegebenen Links.
Haftungsausschluss: Für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der in diesem Heft
gemachten Angaben kann keine Garantie übernommen werden.
Der MSH Infobrief kann auch herunter geladen werden unter:
http://www.regierung.oberbayern.bayern.de/aufgaben/schulen/foerder/mobil/
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 4
INTERN
Intern
MSD FkmE, A. Uthoff
MSH mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische
Entwicklung (FkmE) in Oberbayern
1. Erstkontakt
2. Anmeldebogen
6. Durchführung
von
Fördermaßnahmen
3. Beratungsbesuch
5. Gespräch mit
Erziehern und
Eltern
4. Praktische
Erprobung
Es besteht die Möglichkeit, bereits in Kindertageseinrichtungen Beratungen durchzuführen.
Hier ist die Mobile Sonderpädagogische Hilfe, abgekürzt MSH zuständig. Wenn es jedoch
um die Einschulung des Kindes mit einer körperlichen Behinderung geht, wird der Mobile
Sonderpädagogische Dienst, abgekürzt MSD tätig. Für unseren Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung liegt dieses Tätigkeitsfeld in einer Hand (MSD FkmE).
Die Mobile Sonderpädagogische Hilfe wird entweder von den Eltern oder von den Erziehern (umfassen weibliche und männliche Personen) angefordert. Diese melden sich direkt
bei der Koordinationsstelle für die Mobilen Sonderpädagogischen Dienste mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung:
Koordinationsstelle MSD FkmE
Frau A. Uthoff, Studienrätin im Förderschuldienst
Bayerische Landesschule
Kurzstr. 2, 81547 München
Tel.:/Fax: 089 / 64258 - 452
E-Mail: [email protected] Homepage: www.baylfk.de
Es wird ein Anmeldebogen an die Kindertageseinrichtung geschickt (befindet sich im download MSH auf der Homepage), zusammen mit der Einverständniserklärung für die Eltern.
Nach Rücksendung der Unterlagen kommt es zu einem ersten Beratungsbesuch in der
Kindertageseinrichtung – mit Beobachtung in den verschiedenen Spiel- und Lernsituationen.
Im Einzelkontakt werden Hilfsmittel ausprobiert und es können informelle diagnostische
Verfahren Anwendung finden.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 5
INTERN
Danach findet das Gespräch mit den Erziehern und später zusammen mit den Eltern statt.
Es werden die Hilfsmittel und notwendigen Fördermaßnahmen besprochen, sowie mögliche
Förderorte erörtert. Falls erforderlich kommen zu diesem Zeitpunkt die behandelnden Therapeuten bzw. Mitarbeiter der Frühförderstelle hinzu. Wenn der Besuch der allgemeinen Schule angedacht ist, wird das entsprechende Vorgehen erklärt. Im Anschluss an diesen ersten
Beratungsbesuch kann dann ein Teamgespräch mit dem Schulleiter, den Lehrkräften der
Klasse, den Fachlehrkräften, den Eltern und dem MSD stattfinden, um alle Fragen bezüglich
der Einschulung des Kindes mit einer körperlichen Beeinträchtigung in die allgemeine Schule
zu klären. Eventuell schließt sich daran ein Besuch im Elternhaus an, da die Hilfsmittel, die in
der Schule nötig sind z.T. auch zu Hause benutzt werden sollen. Wenn der Besuch an eine
Förderschule angedacht ist, können Adressen und Informationen hierzu weitergegeben werden, mit Hinweisen auf die Informationstage und Ansprechpartner dieser Einrichtungen.
Schülerinnen und Schüler mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf können gemeinsam in Schulen aller Schularten unterrichtet werden. (BayEUG Art. 30a)
Die Erziehungsberechtigten entscheiden, an welchem im Einzelfall rechtlich und tatsächlich
zur Verfügung stehenden schulischen Lernort ihr Kind unterrichtet werden soll. (BayEUG Art.
41)
Zielsetzung unseres Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes ist es, eine wohnort- und
familiennahe Unterrichtung möglichst vieler Kinder und Jugendlicher mit sonderpädagogischem Förderbedarf FkmE zu gewährleisten, und ihnen somit einen Besuch in der allgemeinen Schule zu ermöglichen.
Zielgruppe
Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich körperliche und motorische Entwicklung, die mit zusätzlichen Stützmaßnahmen am Unterricht der allgemeinen Schule unter
Berücksichtigung des Gedankens der sozialen Teilhabe teilnehmen können.
Aufgaben
Zu den Aufgaben unseres Dienstes gehört in erster Linie die Beratung der zuständigen Erzieher, der Eltern und der Kinder selbst. Der MSD FkmE kann sowohl über die Bedeutung
der körperlichen Beeinträchtigung aufklären als auch darüber, wie sich diese auf die Teilnahme in der Kindertageseinrichtung auswirken kann. Es werden Beobachtungen angeboten, bei denen die Notwendigkeit von Hilfsmaßnahmen z.B. bzgl. Sitzposition, entsprechender Möbel oder spezifischer Spiel- und Lernhilfen eruiert wird und sich eine Beratung zur
Spiel- und Lerngestaltung anschließen kann. Hilfen bei Schullaufbahnentscheidungen sind
möglich. Bei Bedarf werden Kontakte zu medizinischen, psychologischen und sozialen
Fachdiensten vermittelt.
Durchführung
Im Mobilen Sonderpädagogischen Dienst FkmE arbeiten ausgebildete Studienräte im Förderschuldienst mit der Fachrichtung Körperbehindertenpädagogik.
Für seine Aufgaben versucht unser MSD aufgrund der z.Zt. gegebenen Ressourcen pro
Schüler ca. eine Unterrichtsstunde pro Woche zur Verfügung zu stellen und zwar gebündelt
an einem kompletten Schultag.
Das bedeutet ein Beratungstermin ca. alle 4-6 Wochen.
Kosten
Der Einsatz des MSD ist für den Antragsteller kostenfrei.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 6
FACHBEITRÄGE
Fachbeiträge
Silke Kellmeyer, MSH-Koordinatorin FÖZ München-Nord
Angelika Uthoff, MSH-Koordinatorin FkmE
Informationen zu ICF und ICD-10
1. Einleitung
Etwa 10 Prozent der Bevölkerung gelten derzeit als behindert; verschiedene Quellen gehen
jedoch davon aus, dass die Zahl chronisch kranker und (schwer-)behinderter Menschen
steigt. Dies liegt u.a. daran, dass Menschen mit Erkrankungen leben können, die früher tödlich waren, heutzutage aber chronische Zustände sind (z.B. Diabetes, Nierenerkrankungen,
Herzfehler), sowie an der leistungsfähigen Frühgeborenen- und Intensivmedizin, durch die
mehr Menschen mit schweren Schädigungen überleben. (Lit.: Meyer 2004 S. 11)
2. Definitionen von ICD und ICF
Die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD, engl.: International Statistical Classification of Diseases and Relates Health
Problems) ist das wichtigste, weltweit anerkannte Diagnoseklassifikations- und Verschlüsselungssystem der Medizin. Es wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben. Die aktuelle, international gültige Ausgabe (engl. revision) ist die ICD-10, Version 2006.
(Lit.: www.wikipedia.de, 09.05.11)
Die ICD-10-GM ist die vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) herausgegebene und im Fünften Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) gesetzlich
vorgeschriebene medizinische Klassifikation für Diagnosen (ICD-10-GM: ICD-10 = 10. Revision der internationalen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme
(International Classification of Diseases and Related Health Problems); GM = German
Modification).
Die ICF beschreibt, inwieweit die Krankheit das Leben der Betroffenen verändert. Die ICF
(International Classification of Functioning, Disability and Health) wurde 2001 von der WHO
zur Anwendung im internationalen Gebrauch beschlossen.
Die Erstellung der Diagnosen ist ausschließlich die Aufgabe eines Mediziners.
ICD-10 im Kontext zu ICF
Gesundheitsproblem
(Gesundheitsstörung oder
Krankheit
gem. ICD-10)
Körperfunktionen
und -strukturen
Umweltfaktoren
Aktivitäten
Teilhabe
Personenbezogene Faktoren
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 7
FACHBEITRÄGE
Wie aus obiger Grafik ersichtlich, beinhalt die ICF die ganzheitliche Betrachtungsweise, die
ICD-10 im Gegensatz dazu die störungsrelevante, medizinische Sicht. Zur Verdeutlichung
führen wir nachfolgend die aus der ICD-10-GM Version 2009 „Übersicht der einzelnen Kapitel der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme 10. Revision German Modification Version 2009“ auf:
Übersicht über die Kapitel
Kapitel Gliederung Titel
I
A00-B99
Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten
II
C00-D48
Neubildungen
Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie bestimmte
III
D50-D90
Störungen mit Beteiligung des Immunsystems
IV
E00-E90
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
V
F00-F99
Psychische und Verhaltensstörungen
VI
G00-G99 Krankheiten des Nervensystems
VII
H00-H59
Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde
VIII
H60-H95
Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes
IX
I00-I99
Krankheiten des Kreislaufsystems
X
J00-J99
Krankheiten des Atmungssystems
XI
K00-K93
Krankheiten des Verdauungssystems
XII
L00-L99
Krankheiten der Haut und der Unterhaut
XIII
M00-M99 Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes
XIV
N00-N99
Krankheiten des Urogenitalsystems
XV
O00-O99 Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
XVI
P00-P96
Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben
XVII
Q00-Q99 Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts
XVIII R00-R99
nicht klassifiziert sind
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer UrXIX
S00-T98
sachen
XX
V01-Y84
Äußere Ursachen von Morbidität und Mortalität
Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur InanXXI
Z00-Z99
spruchnahme des Gesundheitswesens führen
XXII
U00-U99
Schlüsselnummern für besondere Zwecke
Quelle: www.dimdi.de
3. Der Begriff der Behinderung
Behinderung ist ein Oberbegriff für Schädigungen sowie Beeinträchtigungen der Aktivität und
Teilhabe. Sie bezeichnet die negativen Aspekte der Interaktion zwischen einer Person (mit
einem bestimmten Gesundheitszustand) und deren individuellen Kontextfaktoren.
Als Beispiel stellen wir die Definition der Körperbehinderung vor:
Der Begriff der Körperbehinderung wurde bisher überwiegend auf die beeinträchtigte Bewegungsfähigkeit bezogen. Derartige Definitionen sind aus heutiger Sicht zu eng gefasst, weil
sie alle psychologischen und sozialpsychologischen Folgen bestimmter Behinderungsformen
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 8
FACHBEITRÄGE
außer Acht lassen, die unter Umständen für die Entwicklung eines Kindes mit einer Behinderung von größerer Bedeutung sein können als die körperliche Beeinträchtigung selbst. Auf
der Ebene der internationalen Begriffsverständigung hat die Weltgesundheitsorganisation
(WHO 1980) in ihrer ersten Fassung der „International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps (ICIDH) eine begriffliche Differenzierung getroffen. Sie wurde 1999 in
einer neue Version zur Erprobung vorgelegt (ICIDH-2) und liegt nun seit Mai 2001 mit wenigen inhaltlichen Veränderungen als ICF (International Classification of Functioning, Disability
and Health) vor (© WHO 2001). Ziel dieser Neufassung ist der erweiterte Einbezug des gesamten Lebenshintergrundes von Menschen mit Behinderung. Die grundlegende begriffliche
Ebene der Schädigung (Impairments) wurde durch neue Begriffe gekennzeichnet: Körperfunktionen und –strukturen bzw. Funktionsstörungen und Strukturschäden. Die Ebene der
Fähigkeitsbeeinträchtigungen wird durch Aktivitäten (Activities) bzw. Beeinträchtigungen der
Aktivitäten (Activity limitations) gekennzeichnet. Die Ebene der sozialen Beeinträchtigungen
wird mit Participation bzw. (Participation restriction) beschrieben. Damit kann die körperliche
Behinderung in ihren grundlegenden Aspekten bzw. Komponenten beschrieben werden als:
Motorische Behinderung: ICF-Systematik
Activity
limitations
Physical
Impairments
Erscheinungsformen
körperlicher
Schädigungen
Participation
restricition
Verhaltensbeeinträchtigungen
Umweltfaktoren
Erschwernisse
der Selbstverwirklichung in
sozialer Interaktion
Personenbezogene Faktoren
Gesundheitsstörung oder Krankheit gem. ICD-10
nach ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) (© WHO 2001)
Folgende Definition wird hieraus abgeleitet:
„Als körperbehindert wird eine Person bezeichnet, die infolge einer Schädigung des Stützund Bewegungssystems, einer anderen organischen Schädigung oder einer chronischen
Krankheit so in ihrem Verhaltensmöglichkeiten beeinträchtig ist, dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert ist.“
Lit.: LEYENDECKER 2005 S. 21
Diese Definition enthält die Bestimmungsmerkmale der Schädigung (Impairments), der daraus folgenden Begrenzung oder Veränderung der Verhaltensmöglichkeiten (Activitiy limitations) und schließlich die eigentliche Behinderung bzw. das Handicap in Form erschwerter
Selbstverwirklichung und eingeschränkter sozialer Teilhabe (Participation restriction).
Lit.: KALLENBACH 2006, S.23
Erscheinungsformen der körperlichen Schädigung
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 9
FACHBEITRÄGE
Bei den Formen der Körperbehinderung orientieren wir uns an der Klassifikation, wie sie die
ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) im Mai 2001 festgelegt
hat (© WHO 2001):
Erscheinungsformen der
körperlichen Schädigungen
mit ICD-10
•
•
•
•
•
Zerebrale Bewegungsstörungen: Spastik, Ataxie, Athetose, Dyskinesien G80-G83
Epilepsie G40-G47
Spina bifida und Hydrocephalus Q00 – Q07
Muskelerkrankungen G70 – G73; M60 – M63
Chronische Krankheiten: Asthma J40 – J47 , Neurodermitis/Allergien L20 – L30 , Juvenile
idiopathische Arthritis M70 – M79 , Diabetes E10 – E14; O20 – O29
Herzkrankheiten Q20–Q28; I00–I02; I30-I52 , Niereninsuffizienz N17 –
N19; N25 – N29 , Progrediente Erkrankungen z.B. E70 - E90; C00 - C97;
•
Erkrankungen und Fehlbildungen des Skelettsystems: Dysmelie Q65 – Q79 , O I Q65 – Q79 ,
Kleinwüchsigkeit Q65 – Q79 , Wirbelsäulenfehlbildungen M40 –
M54, AMC Q80 – Q89
Erkrankungen des Nervensystems G00 – G99 : Meningitis G00 – G09 , Poliomyelitis A80 - A89;
G35 - G37; Z20 - Z29
•
•
•
•
B91; B94.1
Traumatische Verletzungen S02; S04; S06; S07; S08; S24 : Schädel-Hirn-Trauma S01.84; S02.8;
S06.7 , Querschnittslähmung S24.11; S24.12
Mehrfachbehinderungen G80-G83; F84.2; G93.5; G93.6; G93.7
Sonstige F82 u.a. : Umschriebene Entwicklungsstörungen motorischer Funktionen F82,
Beeinträchtigung motorischer Fähigkeiten infolge
Intelligenzminderung F84.2,
Hyperkinetische Störungen F90 , Dissoziative Störungen F44.4
Weitere F95; F98.4; F80 (wie Ticstörungen, Stereotype
Bewegungsstörungen sowie Sprech- bzw. Redeflusstörungen).
4. Klassifikation nach ICD-10
Bei der Klassifizierung der Beeinträchtigung/Schädigung wird das Ausmaß bzw. die Größe
nach folgendem Schema bestimmt:
xxx.0
nicht vorhanden (ohne, kein, unerheblich...)
xxx.1
leicht ausgeprägt (schwach, gering...)
xxx.2
mäßig ausgeprägt (mittel, ziemlich...)
xxx.3
erheblich ausgeprägt (hoch, äußerst...)
xxx.4
voll ausgeprägt (komplett, total...)
xxx.8
nicht spezifiziert
xxx.9
nicht anwendbar
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 10
FACHBEITRÄGE
Es wird auf die folgenden Kriterien angewandt:
Körperfunktionen
Beurteilungsmerkmal: Schädigung der Körperfunktion
Körperstrukturen
1. Beurteilungsmerkmal: Ausmaß oder Größe der Schädigung der Körperstruktur;
Darüber hinaus können dokumentiert werden:
2. Beurteilungsmerkmal (2. Stelle nach dem Punkt): Art der Veränderung in der entsprechenden Körperstruktur;
3.Beurteilungsmerkmal (3. Stelle nach dem Punkt): Dokumentation der Lokalisation
Aktivität/Partizipation
1. Beurteilungsmerkmal (erste Stelle hinter dem Punkt): Leistung
2. Beurteilungsmerkmal (zweite Stelle hinter dem Punkt): Leistungsfähigkeit
Umweltfaktoren
Beurteilungsmerkmal: Barriere
und/oder Beurteilungsmerkmal: Förderfaktor
Multiaxiales Klassifikationsschema
Bei den psychischen Störungen des Kindes- und Jugendalters gibt es ein multiaxiales Klassifikationsschema:






Achse 1: klinisch-psychiatrisches Syndrom
Achse 2: umschriebene Entwicklungsstörungen
Achse 3: Intelligenzniveau
Achse 4: körperliche Symptomatik
Achse 5: aktuelle abnorme psychosoziale Umstände
Achse 6: Globalbeurteilung der psychosozialen Anpassung
Anbei ein Beispiel:
 Achse 1: Emotionale Störung des Kindesalters mit Selbstwertstörung (F93.8)
 Achse 2: Entwicklungsstörung der grob- und feinmotorischen Fähigkeiten (F83)
 Achse 3: Leichte Intelligenzminderung (F70.0)
 Achse 4: Morbus Recklinghausen Z.n. Op eines Neuroblastoms li Niere
 Achse 5: Die Eltern leben getrennt; Alkoholerkrankung des Vaters; Rezidivierende
Gewalterfahrungen
 Achse 6: Die soziale Integration ist ohne adäquate Hilfen erheblich gefährdet
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 11
FACHBEITRÄGE
Literatur
ICF – Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit Die englischsprachige Originalausgabe der ICF wurde 2001 von der Weltgesundheitsorganisation veröffentlicht als "International Classification of Functioning, Disability and
Health" © WHO 2001. Weitere Informationen zur internationalen Fassungen der ICF finden
Sie auf den ICF-Seiten der WHO www3.who.int/icf/icftemplate.cfm
ICD-10-GM – Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme 10. Revision der International Classification of Diseases and Related Health
Problems; GM = German Modification, in jährlich revidierter Version.
Zu beziehen unter www.dimdi.de oder bei Deutscher Ärzte-Verlag, Köln
Kodieren mit der ICF: Klassifizieren oder Abklassifizieren?
Hrsg.:
Almut-Hildegard Meyer
Universitätsverlag Winter Heidelberg GmbH 2004
ICF – Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit
Hrsg.: DIMDI Webshop 2005
Motorische Behinderungen
Hrsg.:
Christoph Leyendecker
Verlag Kohlhammer 2005
Körperbehinderungen - Schädigungsaspekte, psychosoziale Auswirkungen und pädagogogisch - rehabilitative Maßnahmen
Hrsg.:
Kurt Kallenbach
Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2006
Körperbehindertenpädagogik
Hrsg.:
Harry Bergeest
Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2002
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 12
FACHBEITRÄGE
Angelika Uthoff
Behinderungsbilder FkmE mit ICD-10
Zerebrale Bewegungsstörungen
ICD-10 G80-G83
Die zerebrale Bewegungsstörung ist mit ca. 60 bis 70% die häufigste Diagnose unter den
Körperbehinderungen. Zerebrale Bewegungsstörungen sind meist Folge einer angeborenen
oder frühkindlich erworbenen Schädigung des Gehirns prae-, peri- oder postnatal und führen
zu einer mangelhaften Regulation des Muskeltonus und zu Störungen in der Bewegungskontrolle. Die dadurch bedingten sensomotorischen Ausfälle haben pathologische Haltungs- und
Bewegungsmuster und abnorme Muskelspannungen in Form von Hypertonie (Erhöhung der
Muskelspannung) oder Hypotonie (erniedrigte Muskelspannung, schlaffe Muskulatur) zur
Folge. Insbesondere ist das Zusammenspiel, die Koordination von Genauigkeit, Geschwindigkeit und Kraft der Muskelbewegungen gestört. Je nach anatomischem Sitz der Läsion im
Gehirn sind die willkürlichen Bewegungen oder die unwillkürlich, gleichsam automatisiert
ablaufenden Bewegungen betroffen. Nach der Art der motorischen Behinderung lassen sich
verschiedene Formen der Zerebralparese unterscheiden:
Spastik: Hier ist die Muskelspannung erhöht, dadurch sind die Bewegungen verkrampft.
Ataxie: Die Muskelspannung ist schlaff, die Bewegungen können nicht fein abgestimmt werden, das Gangbild ist schwankend.
Athetose: Der Muskeltonus ist wechselnd; es kommt zu unkontrollierten, sich windenden,
manchmal ruckartig ausfahrenden Bewegungen = Dyskinesien.
Nach den betroffenen Körperteilen unterscheidet man:

Hemiparese (Halbseitenlähmung),

Diparese (Befallsmuster mit stärkerer Beteiligung der Beine) und

Tetraparese (Beteiligung der Beine, der Arme, des Rumpfes und des Kopfes)
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 13
FACHBEITRÄGE
Epilepsie
ICD-10 G40-G47
Epilepsie ist eine Anfallskrankheit als Ergebnis einer Störung elektrisch-chemischer Vorgänge in den Nervenzellen des Gehirns. Dabei werden viele Nervenzellen der gesamten Hirnrinde oder eines bestimmten Areals gleichzeitig erregt und das elektrische Ruhepotential, der
Bereitschaftszustand, entlädt sich und gerät außer Kontrolle. Ein Anfall ist mit einer unkontrollierten elektrischen Entladung im Gehirn zu vergleichen. Dabei gibt es verschiedene Anfalls- und Epilepsieformen. Die Anfälle werden im Wesentlichen in zwei große Gruppen eingeteilt, in generalisierte und in fokale Anfälle. 0,5-1% der Bevölkerung ist von Epilepsie betroffen. Symptome des Anfalls sind je nach Epilepsieform bzw. betroffenem Hirnareal z.B.
Zuckungen, Krämpfe, ziellose Bewegungen, Bewusstseinsverlust, Verwirrtheit und/oder unkontrollierte sprachliche Äußerungen. Der Anfall selbst wird von den Betroffenen häufig nicht
oder nur teilweise bewusst erlebt.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 14
FACHBEITRÄGE
Spina bifida und Hydrocephalus
ICD-10 Q00 – Q07
Spina bifida ist eine der häufigsten Behinderungen bei Neugeborenen (ca. 300 bis 400 Kinder im Jahr in Deutschland). Sie entsteht dadurch, dass sich in den ersten sechs Wochen
der Schwangerschaft die schützende Wirbelsäule um das Rückenmark und die Nerven unvollständig ausbildet. Eine Schädigung der Nerven kann zu unterschiedlichen Lähmungen
beim Kind führen. Hierbei kommt es häufig zur Inkontinenz der Patienten. Durch ein Muskelungleichgewicht kann es zur Entwicklung von Klumpfüßen kommen. Ein Hydrocephalus mit
Störung des Gehirnwasserkreislaufes entwickelt sich bei ca. 80% der Kinder mit Spina bifida
zusätzlich. In einigen Fällen treten außerdem Anfallsleiden auf. Ein Hydrocephalus kann jedoch auch durch Fehlbildungen und Tumoren entstehen.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 15
FACHBEITRÄGE
Muskelerkrankungen
ICD-10 G70 – G73; M60 – M63
Von einer Vielzahl neuromuskulärer Erkrankungen sind die Spinale Muskelatrophie (SMA)
und die Muskeldystrophie Typ Duchenne für unseren Arbeitsbereich die bedeutsamsten. Bei
beiden Erkrankungen ist ein Gendefekt vorhanden und sie werden häufig vererbt.
Unter dem Begriff „Spinale Muskelatrophie“ wird eine Gruppe von Krankheiten zusammengefasst, denen ein fortschreitender Untergang von motorischen Nervenzellen im Rückenmark
gemeinsam ist.
Bei der Muskeldystrophie Typ Duchenne bewirkt der Gendefekt vor allem ein Fehlen des
Proteins Dystrophin. Es kommt zu einer Veränderung der Zellwände und zum fortschreitenden Ersatz der Muskelzellen durch Fett- und Bindegewebe.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 16
FACHBEITRÄGE
Chronische Krankheiten und Funktionsstörungen von Organen
Chronische Krankheiten im Arbeitsfeld der Körperbehinderungen sind Erkrankungen mit häufig schleichendem Beginn, verlängerter Dauer und oft nur erleichternder Behandlung mit ungünstiger Prognose. Von der Vielzahl chronischer Erkrankungen im Kindesalter sind die folgenden in der Körperbehindertenpädagogik statistisch von besonderer Relevanz:
Asthma
ICD-10 J40 – J47
Asthma bezeichnet eine ständig oder anfallsweise auftretende Einengung der Atemwege, die
mit anhaltender oder wiederkehrender Atemnot einhergeht. Es handelt sich um eine Überempfindlichkeit gegen verschiedene Noxen, z.B. Tierhaare, Pollen, Nüsse, Bienengift).
Neurodermitis/Allergien
ICD-10 L20 – L30
Verschiedene Hauterkrankungen oder traumatische Schädigungen der Haut (z.B. Verbrennungen) können zu schweren Veränderungen des äußeren Erscheinungsbildes führen. Zudem können schwere Hautveränderungen zu Bewegungs-einschränkungen durch Ausbildung von Narbensträngen (Kontrakturen) führen.
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FACHBEITRÄGE
Juvenile idiopathische Arthritis
ICD-10 M70 – M79
Juvenile idiopathische Arthritis ist die häufigste rheumatische Erkrankung im Kindesalter. Es
ist eine Erkrankung, die vor dem 16. Lebensjahr beginnt und mit Gelenkentzündungen einhergeht, die über Monate und Jahre andauern und zu Knorpel- und Gelenkzerstörung führen können.
Diabetes
ICD-10 E10 – E14; O20 – O29
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der das Hormon Insulin fehlt. Insulin ermöglicht die Aufnahme von Glukose in Fett und Muskelzellen. Als Folge des Insulinmangels können die mit der Nahrung aufgenommenen Nährstoffe (v. a. Kohlenhydrate) nicht mehr richtig
verwertet werden. Dies führt dazu, dass der Blutzucker (Glukose) zu sehr ansteigt. Der Blutzuckerspiegel liegt normalerweise zwischen 60 und 120 mg/dl. Werte darunter bezeichnet
man als Hypoglykämie, Werte darüber als Hyperglykämie. Überhöhte Werte führen zu Magenschmerzen, Erbrechen und diabetischem Koma. Sport und Stress senken den Blutzuckerspiegel. Zu niedrige Werte führen zu Zittern, Schweißausbrüchen, Krämpfen bis hin zur
Bewusstlosigkeit.
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FACHBEITRÄGE
Herzkrankheiten
ICD-10 Q20–Q28; I00–I02; I30-I52
Angeborene Herzfehler sind mit einer Inzidenz von 1:100 Geburten die häufigste menschliche Fehlbildung. Die Ursachen können genetisch sein, sind aber überwiegend multifaktoriell.
Es gibt mehr als 40 verschiedene Formen mit entsprechend vielschichtiger Symptomatik,
Verlauf und Behandlung. Bereits beim Neugeborenen können sich eindeutige Symptome
zeigen (Zyanose, Atemnot), sie können aber auch sehr viel später durch eingeschränkte
Leistungsfähigkeit auftreten. Fast alle angeborenen Herzfehler können heute v.a. durch
herzchirurgische Eingriffe behandelt werden. In vielen Fällen ist aber eine Heilung nicht möglich, sondern die Patienten müssen sich im Laufe ihres Lebens wiederholt Operationen unterziehen.
Niereninsuffizienz
ICD-10 N17 – N19; N25 – N29
Die chronische Niereninsuffizienz im Kindesalter ist Folge einer dauerhaften Schädigung des
Nierengewebes mit Einschränkung der Filtrationsleistung auf unter 50% und es kommt zu
einem Anstieg harnpflichtiger Substanzen im Blut. Es werden chronische Prozesse ausgelöst, die rasch fortschreiten und eine Nierenersatztherapie (Dialyse, Nierentransplantation)
erforderlich machen.
Progrediente Erkrankungen
ICD-10 z.B. E70-E90; C00-C97; G35-G37; Z20-Z29
wie z.B. Mukoviszidose, Krebserkrankungen, HIV-Infektionen, Multiple Sklerose.
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FACHBEITRÄGE
Erkrankungen und Fehlbildungen des Skelettsystems
Dysmelie
ICD-10 Q65 – Q79
Dysmelie ist ein Begriff für Fehlbildungen an den Armen und Beinen. Es handelt sich dabei
um Fehlbildungen der Gliedmaßen, die sich bereits während der Schwangerschaft bilden
(z.B. „Contergan“-Kinder). Außer der Dysmelie gibt es noch andere Fehlbildungen des Skeletts wie z.B. Amelie (die entsprechende Extremität fehlt völlig), Klumphand, Klumpfuß.
Osteogenesis imperfecta (OI)
ICD-10 Q65 – Q79
Osteogenesis imperfecta (= Glasknochenkrankheit) ist eine Form der Skeletterkrankungen
(in Deutschland ca. 2500 – 4500 Betroffene). Häufig besteht bei OI ein ausgeprägter Minderwuchs („Zwergengestalt“), der durch eine angeborene Bindegewebserkrankung hervorgerufen wird. Diese hat zur Folge, dass Kinder mit OI unter sehr häufigen Knochenbrüchen und
demzufolge Skelettdeformierungen leiden.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 20
FACHBEITRÄGE
Kleinwüchsigkeit
ICD-10 Q65 – Q79
Kleinwuchs tritt in über 100 Erscheinungsformen auf, die häufigste Form des Kleinwuchses
ist die Achondroplasie. Im Volksmund werden diese Menschen als „Lilliputaner“ bezeichnet.
Bei einer kleinen Körpergröße sind die kurzen Arme, kurzen Beine, kleinen Hände und Füße,
die kräftige Muskulatur und der große Kopf auffallend. Achondroplasie entsteht durch eine
Entwicklungsstörung des Skeletts, die zu einer Fehlentwicklung des Knorpelgewebes führt.
Begleitend treten häufig Ohrenbeschwerden auf. Dadurch können das Hören und das Erlernen der Sprache erschwert sein. Meist herrscht normale Intelligenz vor.
Wirbensäulenfehlbildungen
ICD-10 M40 – M54
Es gibt verschiedene Fehlstellungen der Wirbelsäule: Die Skoliose ist eine seitliche Sförmige Verbiegung der Wirbelsäule, die weder aktiv noch passiv vollständig auszugleichen
ist. Sie ist mit einer Deformierung und gleichzeitigen Verdrehung der Wirbelkörper verbunden. Im fortgeschrittenen Stadium kann diese Verformung Herz und Lunge beeinträchtigen.
Bei einer Kyphose ist die Krümmung der Brustwirbelsäule nach hinten verstärkt ausgebildet.
Es entsteht ein Rundrücken, der meist krankhaft ist. Er kann durch angeborene Formfehler
oder Wirbelfehlbildungen entstehen, aber auch Folge von Krankheiten (z.B. ScheuermannKrankheit oder der Bechterow-Krankheit) sein. Die Lordose, das Hohlkreuz ist meist eine
harmlose Haltungsstörung.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 21
FACHBEITRÄGE
Arthrogryposis multiplex congenita (AMC)
ICD-10 Q80 – Q89
Bei der AMC handelt es sich um eine angeborene, weichteilbedingte Einschränkung von
Gelenken. Schon vor und auch nach der Geburt sind die in Gelenknähe liegenden Weichteile
wie Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln nicht oder nur unzureichend entwickelt
und funktionsfähig. Dies führt zu Bewegungsblockierungen in allen Richtungen. Das Erscheinungsbild wird als „arthrogrypotische“ Starre bezeichnet.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 22
FACHBEITRÄGE
Erkrankungen des Nervensystems
ICD-10 G00 – G99
Meningitis
ICD-10 G00 – G09
Meningitis heißt, dass die Hirnhäute infolge einer Tröpfcheninfektion entzündet sind. Bei einer Entzündung reagiert das Gehirn mit und kann neben Symptomen wie Fieber, allgemeinem Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, etc. auch allgemeine nervliche Symptome aufweisen: Bewusstseinsstörungen, Orientierungsstörungen, Aufwachschwierigkeiten. Koma und
Krämpfe können sich entwickeln und auf diesem Wege auch zum Ausfall zentraler notwendiger Körperfunktionen führen.
Poliomyelitis
ICD-10 A80 - A89; B91; B94.1
Die Kinderlähmung, oder Poliomyelitis, wird durch Viren verursacht, welche vorwiegend das
Zentralnervensystem (Hirn und/oder Rückenmark) befallen und zu schlaffen Lähmungen
verschiedenen Ausmaßes führen. Spätfolgen nach Polio zeigen sich durch neue Symptome.
Sie treten nach einer Periode maximaler Wiederherstellung bei Personen auf, deren Kondition über einen ziemlich langen Zeitraum scheinbar stabil geblieben war. Man nimmt an, dass
sie auf eine zweite, langsam fortschreitende Degenerationsphase zurückzuführen sind, die
erst viele Jahre nach der ursprünglichen Infektion auftritt.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Region Europa am 21.06.2002 für poliofrei
erklärt. 2014 wurden allerdings in Osteuropa einzelne Fälle bekannt.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 23
FACHBEITRÄGE
Traumatische Verletzungen
ICD-10 S02; S04; S06; S07; S08; S24
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
ICD-10 S01.84; S02.8; S06.7
Ein Kopftrauma, das entweder nur den Schädel und dessen Weichteile betrifft (Schädelprellung, Schädelbruch) oder aber gleichzeitig zu einer Hirnverletzung führt (gedecktes und offenes Schädel-Hirn-Trauma, intrakranielle Hämatome). Die Schwere der Verletzung des knöchernen Schädels und des Gehirns entscheiden über den weiteren Verlauf. Ein schweres
Trauma mit einer Abkoppelung des Hirnstamms vom Hirnmantel (Dezerebration) ist das
Apallische Syndrom, was zur Bewusstlosigkeit unterschiedlicher Dauer führt.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 24
FACHBEITRÄGE
Querschnittslähmung
ICD-10 S24.11; S24.12
Unter einer Querschnittslähmung versteht man die Folgen einer kompletten Durchtrennung
oder einer inkompletten Schädigung des Rückenmarks, also ein Lähmungsbild mit Ausfall
motorischer, sensibler und vegetativer Körperfunktionen unterhalb der Schädigung. An den
Gliedmaßen macht sich eine Querschnittsläsion durch Lähmungen bemerkbar, daher auch
der Begriff Querschnittslähmung. Sind Arme und Beine betroffen, spricht man von einer Tetraplegie. Tetraplegie bedeutet Lähmung an allen vier Gliedmaßen. Die Schädigung des
Halsmarkes führt zusätzlich zu einer Beeinträchtigung der Atmung. Bei ausschließlicher
Lähmung der Beine spricht man von einer Paraplegie. Paraplegie bedeutet, je nach Lage
der Rückenmarksverletzung, Lähmung der Rumpf- und Beinmuskulatur sowie den Verlust
des Empfindungsvermögens für Berührung, Schmerz, Temperaturen und Lagesinn. Zusätzlich können auch Darm-, Blasen- und Sexualfunktion gestört sein.
Schädel-Hirn-Trauma ist ein Kopftrauma, das entweder nur den Schädel und dessen Weichteile betrifft (Schädelprellung, Schädelbruch) oder aber gleichzeitig zu einer Hirnverletzung
führt (gedecktes und offenes Schädel-Hirn-Trauma, intrakranielle Hämatome). Die Schwere
der Verletzung des knöchernen Schädels und des Gehirns entscheiden über den weiteren
Verlauf. Ein schweres Trauma mit einer Abkoppelung des Hirnstamms vom Hirnmantel (Dezerebration) ist das Apallische Syndrom, was zur Bewusstlosigkeit unterschiedlicher Dauer
führt.
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FACHBEITRÄGE
Mehrfachbehinderungen
ICD-10 G80-G83; F84.2; G93.5; G93.6; G93.7
Es liegt keine einheitliche Definition für diesen Begriff vor. Die Begriffe „Schwerstbehinderte“,
„schwerbehindert“, „mehrfach-behindert“, „intensivbehindert“, „schwerst mehrfachbehindert“
werden synonym verwendet. Der Personenkreis der Menschen mit schwerster Behinderung
ist überaus heterogen. „Mehrfachbehindert“ ist immer eine komplexe Beeinträchtigung des
ganzen Menschen in allen seinen Erlebnis- und Ausdrucksmöglichkeiten, in allen seinen
Lebensvollzügen. Emotionale, kognitive, körperliche, soziale und kommunikative Fähigkeiten
sind erheblich eingeschränkt und verändert.
Oft sind Mehrfachbehinderungen zusammentreffende Behin-derungen, die zwangsläufig in
einem Kausalzusammenhang zueinander stehen: Aus einer Behinderung (der Primärbehinderung) folgt eine zweite (die Sekundär- oder Folgebehinderung); z.B. hat die Gehörlosigkeit
immer eine Sprachbeeinträchtigung zur Folge.
Es gibt auch Mehrfachbehinderungen, die nicht in einem Kausalverhältnis zueinander stehen, d.h. keine der zusammentreffenden Behinderungen ist die Folge der anderen, z.B.
Blindheit und Gehörlosigkeit.
Beispiele für Mehrfachbehinderungen sind auch schwerste cerebrale Bewegungsstörungen,
Rett-Syndrom oder Apallisches Syndrom.
Sonstige Behinderungsbilder mit motorischer Symptomatik
ICD-10 F82 u.a.
Umschriebene Entwicklungsstörungen motorischer Funktionen
ICD-10 F82
Hierbei liegt eine deutliche Beeinträchtigung der Entwicklung der motorischen Koordination
vor, die sich signifikant auf die Alltagsaktivitäten oder die Schulleistungen auswirkt, ohne
dass eine eindeutige neurologische oder psychiatrische Erkrankung oder eine erhebliche
Intelligenzminderung vorliegt. Weitere Symptome sind: Ungeschicklichkeit, Entwicklungsdyspraxie (Unfähigkeit, bei erhaltener Beweglichkeit sich zweckmäßig zu bewegen). Bei vielen
ungeschickten Kindern liegt nicht nur eine umschriebene motorische Koordinationsstörung
vor, sondern es bestehen bei normaler Grundintelligenz zusätzliche Entwicklungsstörungen
neuropsychologischer Funktionen, wie Sprachentwicklungsstörung oder/und Aufmerksamkeitsstörung. Bei der Umschriebenen Entwicklungsstörung motorischer Funktionen entwickeln sich die Kinder motorisch zu langsam und/oder sind motorisch ungeschickt ohne eine
erkennbare Läsion des ZNS oder peripheren Nervensystems, und ohne dass spezifische
neurologische Befunde einen Hinweis auf eine Störung motorischer Systeme gäben.
Beeinträchtigungen motorischer Fähigkeiten infolge Intelligenzminderung
ICD-10 F84.2
Hier liegen verschieden schwere Beeinträchtigungen von Muskeltonus und Koordination, von
Grob- und Feinmotorik vor. Unter der Annahme, dass eine Schädigung des nicht ausgereiften Gehirns vorliegt, kommt es zu einem unvollständigen Durchlaufen der Phasen der sensorischen Integration mit folgenden Symptomen: Störungen des Gleichgewichts (Muskeltonus,
Haltung und Bewegung, Raumvorstellung); Dyspraxie (Störung der Bewegungsplanung und
–kontrolle); Störung der taktilen Abwehr; spezifische Störungen der visuellen Wahrnehmung,
des Hörens und der Sprache; Störungen der Lateralität.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 26
FACHBEITRÄGE
Hyperkinetische Störungen
ICD-10 F90
Die Hyperkinetischen Störungen zeigen sich in überschießenden, mangelhaft regulierten
motorischen Aktivitäten in Verbindung mit Unaufmerksamkeit und Impulsivität. Es wird eine
genetische Disposition für dieses Behinderungsbild angenommen und es liegt eine neurologische Regulationsstörung vor.
Dissoziative Störungen
ICD-10 F44.4
Ein Beispiel ist die Dissoziative Bewegungsstörung, bei der ein vollständiger oder teilweiser
Verlust der Bewegungsfähigkeit eines oder mehrerer Körperglieder auftritt. Das Auftreten
dieser Störung steht in enger Verbindung zu einem traumatischen Ereignis, unerträglichen
Konflikten oder gestörten Beziehungen.
Weitere
ICD-10 F95; F98.4; F80
Nach der „International Classification of Functioning, Disability and Health” (© WHO 2001)
gehören zu den motorischen Beeinträchtigungen auch Ticstörungen, Stereotype Bewegungsstörungen sowie Sprech- bzw. Redeflussstörungen.
Bei Fragen zu einzelnen Behinderungen können Sie sich gerne wenden an:
Koordinationsstelle der Mobilen Sonderpädagogischen Dienste Förderschwerpunkt
körperliche und motorische Entwicklung (MSD FkmE)
Bayer. Landesschule für Körperbehinderte
Kurzstr. 2
81547 München
Tel./Fax: 089/64258 452
Mobil: 0171/1013501
E-Mail: [email protected]
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 27
FACHBEITRÄGE
MSD FkmE, Koordinatorin: Angelika Uthoff
Besonderheiten der sozialen Entwicklung eines Kindes mit
einer Körperbehinderung
Ein Kind mit einem Handicap der körperlichen und motorischen Entwicklung erlebt möglicherweise von Anfang an, dass sein eigenes körperliches Selbst unter Umständen anders ist
als von der sozialen Um- und Mitwelt erwartet wird. Während das Kind sich als Ganzheit und
vollständig empfindet – es kennt sich nicht anders – spiegeln die Reaktionen in der zwischenmenschlichen Interaktion auch die Gebrochenheit von Erwartungen wieder. Das Kind
ist vom Körperbau anders, Gliedmaßen fehlen oder übernehmen nicht oder nur eingeschränkt motorische Funktionen. Fehlbildungen oder eine ungenügende Steuerung der Muskulatur im Bereich des Gesichts verändern den mimischen Ausdruck und die Artikulation. Für
den Kommunikationspartner ist das Kind nicht so, wie er es antizipiert hat und dies kann in
der Interaktion irritieren, Verunsicherungen und auch Ängste hervorrufen. Es erlebt, dass es
in unerwünschter Weise anders ist, das Vertrauen des Kindes in sich selbst und sein Sosein
wird erstmals erschüttert.
Diese Erfahrungen aufzuklären und zu reflektieren ist Teil der Identitätsentwicklung eines
Kindes mit Förderbedarf in der körperlichen und motorischen Entwicklung. Erhält das Kind
häufig bewertende und möglicherweise sogar abwertende Rückmeldungen innerhalb von
Kommunikationsprozessen, integriert das Kind diese Informationen unter Umständen in sein
eigenes Selbstkonzept. Stabilisierende und schützende Faktoren sind ein unterstützendes
soziales Umfeld, in dem selbstwertdienliche soziale Erfahrungen zum Alltag gehören. Je
nach der Häufigkeit und Intensität der sozialen Prozesse, die die Entwicklung eines positiven
Selbstkonzepts erschweren, wird sich das Kind negative Bewertungen seiner Person zu Eigen machen.
Behinderung besteht also nicht nur für sich, sondern ereignet sich im Kontext sozialer Erwartungen und Reaktionen. Dennoch hat Behinderung auch ein körperliches Substrat. Das Kind
setzt sich vom ersten Lebenstag an mit seiner Umwelt motorisch auseinander. Es versucht,
Dinge, die es interessieren, zu betrachten, indem es den Kopf hebt. Es greift nach Gegenständen in seiner Nähe. Der Säugling, der bewusst gegen die Glöckchen stößt, die über seinem Bett angebracht sind um diese klingeln zu hören, macht Urheberschaftserfahrungen. Er
begreift sich selbst als derjenige, der den wunderbaren Klang hervorgebracht hat. Erfüllt von
Stolz über den eigenen Erfolg wird er sich sofort nach neuen Herausforderungen, die es zu
meistern gilt, umsehen und so Geschicklichkeit, Selbstwertgefühl und Motivation aufbauen
und festigen. Ganz anders erlebt das Kind mit einer Behinderung diese Situation. Es strampelt, rollt und krabbelt vielleicht nicht so viel wie andere Kinder und kommt nicht unvermittelt
in die Situation, dieselbe Umwelterfahrung zu machen wie das Kind ohne ein Handicap der
körperlichen und motorischen Entwicklung. Somit entstehen weniger Lernsituationen, in denen das Kind stolz auf die eigene Leistung sein kann und Selbstvertrauen erwirbt, um sich
neue Anforderungen zu suchen.
Daraus kann eine eingeschränkte Motivation zu weiteren Lernprozessen resultieren. Die
Lerngeschichte bedingt unter Umständen eine veränderte Persönlichkeitsentwicklung, die
sich auch im Sozialverhalten auswirken kann.
Des Weiteren nehmen Kinder mit Einschränkungen in der körperlichen und motorischen
Entwicklung nicht selbstverständlich an allen Freizeitaktivitäten teil wie gleichaltrige Kinder.
Sportliche Aktivitäten sind ihnen oft nicht möglich. Freizeitstätten sind auf Grund motorischer
Barrieren häufig unerreichbar. Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen VerMSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 28
FACHBEITRÄGE
kehrsmitteln, um sich mit anderen zu treffen, sind erschwert zurückzulegen. Altersgemäße
soziale Erfahrungen sind deshalb nur eingeschränkt möglich. Als Folge von Therapien, Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten bleibt Kindern mit einer Körperbehinderung weniger
Zeit, die sie mit ihren Freunden verbringen können.
Auch wenn einige Erfahrungen der Lebenswelt der Gleichaltrigen für Kinder mit Förderbedarf
in der körperlichen und motorischen Entwicklung verschlossen bleiben, verfügen sie über
einen anderen Horizont, der wiederum den anderen Kindern und Freunden weitgehend unbekannt ist. Arzt- und Krankenhausbesuche, Operationen und Therapien vermitteln Einblicke
in Körperfunktionen und Kenntnisse medizinischer Prozeduren, die zu einem Spezialwissen
verhelfen. Das körperbehinderte Kind ist vertraut mit Erwachsenen verschiedener Berufsgruppen, die die Erkrankung oder Behinderung behandeln und bewältigen helfen. Zudem
braucht das Kind im Alltag erhebliche Unterstützung von Eltern oder Pflegepersonen.
Dadurch ist es in seinen Sozialkontakten überwiegend an Erwachsenen orientiert.
Fragen nach dem Sinn der eigenen Behinderung, nach dem „Warum?“ und bei eingeschränkter Lebenserwartung auch das Nachdenken über den Tod führen bei einem Kind mit
einer Körperbehinderung oft zu einem weit über das Alter hinaus entwickeltem Verständnis
und Reflexionsvermögen.
So entsteht ein Nebeneinander von fehlenden alterstypischen Erfahrungen und einer Erlebniswelt, die in hohem Maß von nicht alltäglichen biographischen Ereignissen geprägt ist.
Soziales Leben im Kindergartenalltag
Im sozialen Miteinander der Gruppe ergeben sich vielfältige soziale Situationen, in denen
das Kind mit Körperbehinderung einer erhöhten Unterstützung bedarf. In vielen Situationen
entwickeln sich zwar notwendige Helfersysteme von selbst, oftmals bedarf dies aber auch
der ordnenden Anleitung der Erzieher.
Vermeintliche Bevorzugungen des Kindes mit Körperbehinderung können bei den anderen
Kindern Unverständnis, Neid oder das Gefühl eigener Benachteiligung auslösen. Trotz Information und Aufklärung spüren sie vielleicht Abwehr oder Berührungsängste gegenüber
dem Kind mit Förderbedarf in der körperlichen und motorischen Entwicklung und vermeiden
den Kontakt. Ursache hierfür können Entstellungen im Gesicht, veränderte Sprache, Speichelfluss, unerwartete ruckartige Bewegungen oder übermäßige Reaktionen bei Situationen
mit emotionaler Beteiligung des Schülers sein. Die Kinder müssen die Möglichkeit erhalten,
diese negativen Emotionen benennen zu dürfen. Die Verleugnung eigener Belastungen führt
oft zu unterschwelligen Aggressionen und Ambivalenz und ist weder dem körperbehinderten
Kind noch den Mitschülern dienlich. Eine Aussprache hierüber, z.B. in einer der Absenzzeiten des Schülers mit FkmE, ist hilfreich.
Literatur:
Cloerkes, Günther (1997). Soziologie der Behinderten. Eine Einführung. Heidelberg: Winter.
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FACHBEITRÄGE
MSD FkmE, Koordination: Angelika Uthoff
Informationen zur Linkshändigkeit
Linkshändigkeit
Im Laufe der kindlichen Entwicklung differenzieren sich die Aufgaben der Gehirnhälften. Eine
Seite des Gehirns beginnt damit, eingehende Informationen zu zerlegen und zu analysieren.
Diese sequentielle Verarbeitung bezieht sich auf viele Bereiche, z.B. auch auf die Sprache,
das Sehen, die Motorik und das Hören.
Die Entwicklung der Seitigkeit (=Lateralität) fängt für die Motorik ca. im 3. Lebensjahr an und
dauert Jahre. Welche Seite des Gehirns Informationen ganzheitlich und welche Informationen einzelheitlich verarbeitet, ist von Geburt an mehr oder weniger festgelegt. Wie alle
menschlichen Entwicklungen sind auch hier Variationen möglich. In seltenen Fällen kann
diese Spezialisierung des Gehirns fehlen, was auch Einfluss auf die Gehirnleistungen hat.
Anzeichen dafür können z.B. eine undeutliche, verwaschene Sprache und Probleme bei der
visuellen Differenzierung sein. Sichtbar ist die Spezialisierung des zentralen Nervensystems
z.B. im Bereich der Motorik an dem Einsatz einer bevorzugten Hand.
Ist die Händigkeit noch nicht entschieden, bzw. die Ausprägung der Lateralitätsstruktur noch
nicht eindeutig, sind die Funktionen des Gehirns noch nicht fest an eine Gehirnhälfte gebunden. Das Zusammenspiel beider Gehirnhälften ist erschwert.
Folgende spielerische Fördermöglichkeiten unterstützen die Spezialisierung des Gehirns:
 Spiele, die ein ganzheitliches Erfassen mit Sprache verbinden, wie z.B. Suchbilder, Bildergeschichten, Kim-Spiele, Bildbeschreibungen, „Ich sehe was, was Du nicht
siehst“
 Spiele, die logisches Denken eingebettet in einen übergeordneten Zusammenhang
erfordern, z.B. Tangram, Mühle, Verrücktes Labyrinth, Puzzle, Memory, Dame,
Schach, …
 Singen verbindet das Melodiegedächtnis mit Sprache und fördert somit die Verknüpfung beider Gehirnhälften
 Sportarten, die eine Auge-Hand-Koordination erfordern, wie Tennis, Tischtennis,
Badminton, Bogenschießen
Je nach Statistik pendelt die Häufigkeit von Linkshändern zwischen 5 und 25%.
Aus dem vorhergesagten folgt zwangsläufig, dass die Schule die Aufgabe hat, die individuelle Händigkeit zu fördern.
„Aus einem linkshändigen Kind kann kein Rechtshänder gemacht werden, auch wenn man
es mit rechts schreiben lehrt oder bei anderen Tätigkeiten auf die Benutzung der rechten
Hand besteht. Die Händigkeit des Menschen ist und bleibt durch die Dominanz einer Hirnhälfte festgelegt!“ (www.linkshänderseite.de)
Überprüfung der Händigkeit
Bei der Gruppe mit extrem ausgeprägter Linkshändigkeit ist die Diagnostik meist einfach, da
diese Kinder in allen Bereichen ihres täglichen Lebens primär die linke Hand benutzen.
Schwerer fällt die Diagnostik bei Kindern, die keine ausgeprägte Händigkeit im Alltag zeigen.
Folgende Beobachtungsbögen können dabei hilfreich sein:
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 30
FACHBEITRÄGE
-
Protokollbogen zur Überprüfung der Lateralität von Sommer-Stumpenhorst mit Anleitung zur Durchführung und Auswertung. Er überprüft im Einzelnen die Händigkeit, die
Äugigkeit, die Ohrigkeit und die Füßigkeit.
- Diagnostik der Händigkeit mit dem Fragebogen von Barbara Sattler (in SATTLER, J.
B: Das linkshändige Kind in der Grundschule, herausgegeben vom Staatsinstitut für
Schulpädagogik und Bildungsforschung. Donauwörth 1993)
Zeigt sich bei der Händigkeit kein einheitliches Bild sind weitere Untersuchungen durch einen
Fachmann erforderlich. Erziehungsberechtigte können bei Fragen an folgende Beratungsstellen verwiesen werden:
Erste deutsche Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder
Sendlinger Str. 17, 80331 München, Tel.: 089/268614
www.linkshaender-beratung.de / www.lefthander-consulting.org
Staatliche Schulberatung für München Stadt und Landkreis
Pündterplatz 5, 80803 München
Telefon: 089/38 38 49-50
Fax 089/38 38 49-88
E-Mail: [email protected]
www.schulberatung.bayern.de/schulberatung/muenchen/
Staatliche Schulberatungsstelle für Oberbayern-Ost
Leiter: Volker Schmalfuß, SchBR,
Beetzstraße 4
81679 München
Tel. 089/98 29 55 1 10 Fax: 089/98 29 55 1 33
E-Mail: [email protected]
Homepage:
http://www.schulberatung.bayern.de/schulberatung/oberbayern_ost/index.asp
Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land, Ebersberg, Erding, Freising, Miesbach,
Mühldorf a. Inn, Rosenheim, Traunstein sowie Stadt Rosenheim)
Staatliche Schulberatungsstelle für Oberbayern-West
Leiter: Heinz Schlegel
Beetzstraße 4
81679 München
Tel. 089/98 29 55 1 20 Fax: 089/98 29 55 1 33
E-Mail: [email protected] /Homepage: www.sbwest.de
(Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Dachau, Eichstätt, Fürstenfeldbruck, GarmischPartenkirchen, Landsberg a. Lech, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen a.d.Ilm,
Starnberg, Weilheim-Schongau sowie Stadt Ingolstadt)
Linkshändigkeit in der Praxis
Schon im Kindergarten ist es sinnvoll, auf die korrekte Schreibhaltung zu achten und diese
vorsichtig und spielerisch auch zu üben. Spätestens aber im ersten Schuljahr, wenn die
Schrift erlernt wird, sollte sie angebahnt werden.
Die Schulung dieser Haltung verhindert dann auch im zweiten Schuljahr das Verwischen der
Tinte und gewährleistet eine physiologische Lage der Finger-, Hand- und Schultergelenke.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 31
FACHBEITRÄGE
Günstige Schreibposition (alle Informationen aus Sattler, J.B.: Übungen für Linkshänder)
Ziel ist es eine möglichst lockere physiologische Schreibhaltung anzubahnen.
(aus: Hinweise Wie die Schreibtisch-Auflage für Linkshänder richtig gebraucht wird. Auer
Verlag)
Körperhaltung:
- Das Kind sollte aufrecht und mittig vor dem Dreieck sitzen („Nase über dem Dreieck“,
siehe Abbildung).
Blattlage:
- Das Blatt oder das Heft sollte leicht nach rechts (variabler Winkel, ca. 30 Grad) gekippt sein (rechte obere Ecke körpernäher als linke) und etwas links von der Körpermitte liegen (Bei einem Heft gilt dies für die zu beschreibende Seite). Das Blatt (oder
die Heftseite) liegt dann bequem unter der Schreibhand. Hilfreich sind die im Handel
erhältlichen Schreibunterlagen (z.B. von J.B. Sattler im Auer Verlag oder
www.lafueliki.de).
Alternativ kann der Winkel mit Klebestreifen auf den Tisch markiert werden.
- Sobald das Kind bis zur Mitte der Zeile geschrieben hat, kann das Blatt mit der rechten Hand noch etwas nach links geschoben werden, damit der Schreibarm genügend
Spielraum hat und der Ellenbogen nicht gegen den Körper drückt. Würde das Blatt
nicht nach links geschoben, müsste die linke Hand nachrücken. Bei jedem Nachrü-
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 32
FACHBEITRÄGE
cken besteht aber die Gefahr, dass die Hand über die Schrift kommt und später die
Tinte verwischen würde.
- Der empfohlene Auge-Blatt-Abstand beträgt 20-40 cm. Der Lichteinfall sollte bei
Linkshändern von rechts, bei Rechtshändern von links kommen.
Stifthaltung:
- Die Stifthaltung ist spiegelverkehrt zum Rechtshänder. Der Stift wird von Daumen
und Zeigefinger gehalten und liegt auf dem Mittelfinger auf. Das Stiftende zeigt in
Richtung des linken Unterarms.
- Zur Anbahnung der korrekten Stifthaltung können Schreib- oder Griffhilfen verwendet
werden. Die Hand liegt auf der Kleinfingerseite und der Handkante auf.
Lage der rechten Hand:
- Die rechte Hand sollte ungefähr auf Zeilenhöhe liegen, auf der gerade geschrieben
wird. Sie muss dann aber, wenn die linke Hand am Ende der Zeile angekommen ist,
nach oben oder unten ausweichen. Ab Mitte der Zeile schiebt sie das Blatt oder das
Heft weiter nach links und zieht es nach Beendigung der Zeile wieder zurück. Auch
die rechte Hand sollte locker aufliegen. Die Lage der rechten Hand wird deshalb vorgegeben, um zu verhindern, dass sie die linke Hand beim Schreiben stört.
Tipps für die Kita/ den Unterricht:
Das ausführliche Informationsblatt von J.B. Sattler zum Schreiben mit der linken Hand
kann auf folgender Seite heruntergeladen werden: www.linkshaender-beratung.de
-
Das linkshändige Kind sollte auf der linken Bankseite sitzen (wenn möglich, Lichteinfall von rechts).
- Linkshändermaterial (Schreibunterlage, Linkshänderfüller, Linkshänderschere, Spitzer, Schreib- oder Griffhilfe, Schreiblernheft)
Nachspurübungen:
- Bei Nachspurübungen kann ggf. ein Füller auch schon bei kleinen Kindern verwendet
werden, um ihnen die Wichtigkeit der korrekten Schreibhaltung zu demonstrieren.
(Bei inkorrekter Haltung verwischt die Tinte meist).
- Auch Nachspurübungen an der Tafel machen Spaß.
- Um die Schreibunterlage optimal einzusetzen beginnen die Nachspurübungen auf einem DIN A5 Blatt. Das Kind sieht so die eingezeichneten Winkel genau. Später kann
man dann die Blattgröße DIN A4 verwenden, wobei die aktuelle Zeile ungefähr in
Höhe der markierten rechten Handfläche liegen sollte.
Schneiden:
- Beim Schneiden von Bögen ist darauf zu achten, das Papier so zu halten, dass sich
die schneidende Hand dem Bogen anpasst.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 33
FACHBEITRÄGE
-
Es ist darauf zu achten, dass die rechte Hand nachrückt und damit nicht weit von der
Schnittstelle entfernt ist. Außerdem sollte das Kind nicht bis zur Scherenspitze
schneiden, sondern kurz vor dem Schnittende nachsetzen.
Vorschreiben von Buchstaben
- Es ist sinnvoll, diese an das Ende der Zeile zu schreiben. Das Kind beginnt am rechten Zeilenanfang und hat so die visuelle Vorlage des Buchstabens vor sich. Wäre der
Buchstabe am rechten Zeilenanfang geschrieben, würde er durch die Hand des Kindes verdeckt. Es gibt auch spezielle Schreiblernhefte für Linkshänder.
Schriftrichtung:
- Das Kind sollte die Auf- und Abstriche bei den Buchstaben so schreiben, dass es
später bei der Schreibschrift in einem Zug durchschreiben kann.
Häkel-, Strick- und Stichanleitungen für Linkshänder
- In Sattler, J.B: Das linkshändige Kind in der Grundschule. Das linkshändige Kind in
der Grundschule, herausgegeben vom Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung. Donauwörth 9. Auflage 2000.
Umschulung aufgrund einer motorischen Beeinträchtigung
Bei Schülern mit körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen kann es vorkommen,
dass sie ihre dominante Hand aufgrund der Einschränkung nicht einsetzen können. Ein
Schüler mit spastischer Hemiparese rechts kann z.B. nicht mit seiner dominante rechte Hand
schreiben und muss das Schreiben mit der linken Hand erlernen.
Diese Schüler bedürfen einer intensiven Förderung der feinmotorischen Fähigkeiten der
nicht-dominanten Hand.
Die erwähnten spielerischen und motorischen Fördermöglichkeiten, die Nachspur- und
Schwungübungen sind für die Schüler besonders wichtig.
Häufig ist es für sie auch hilfreich, wenn der Umlernprozess intensiv therapeutisch (z.B. Ergotherapie) begleitet wird.
Fortbildungsmöglichkeiten:
-
-
Erste deutsche Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte
Linkshänder
Sendlinger Str. 17, 80331 München, Tel.: 089/268614
www.lefthander-consulting.org, www.linkshaender-beratung.de
auf Anfrage auch Vorträge auf Wunsch
Fibs (Fortbildung in bayerischen Schulen)
http://fortbildung.schule.bayern.de/
Internetadressen
http://www.linkshaenderseite.de/
http://www.linkshaender-beratung.de/
http://www.linkshaender.de/
http://www.linkshaenderinebe.de/Musik.htm (Informationen zu Musikinstrumente)
Materialien
http://www.linkshaender-beratung.de/
www.lafueliki.de
www.sinergo.de
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 34
FACHBEITRÄGE
In München: Auf dem Christkindlmarkt am Marienplatz; ab Januar im Linkshänder
e.V. Info- und Aktionsbüro bzw. in LINKOPFOTIA – der Welt für Linkshänder in der
Winterstraße 6 in Giesing - Münchens einzigem Ladengeschäft mit Wohlfühlartikeln
für Linkshänder.
Agnes Maria Forsthofer
1. Vorstand des Linkshänder e.V.
Winterstraße 6
81543 München
Tel.-Nr. 089 - 48 99 87 88
Fax-Nr. 089 - 62 303 441
[email protected]
Literatur
-Sattler, Johanna Barbara: Übungsheft für Linkshänder. Donauwörth Auer Verlag
4. Aufl. 2000
-Sattler, Johanna Barbar: Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen. Donauwörth Auer Verlag 2000. (Theoretischer Hintergrund zur Linkshändigkeit)
-Sattler, Johanna Barbara: Übungen für Linkshänder. Donauwörth Auer Verlag
4. Aufl. 2000
-Sattler, J.B: Das linkshändige Kind in der Grundschule, herausgegeben vom Staatsinstitut
für Schulpädagogik und Bildungsforschung. Donauwörth 9. Auflage 2000
-Sommer-Stumpenhorst, Norbert: Merkblatt für Lehrerinnen und Lehrer linkshändiger Schülerinnen und Schüler. Regionale Schulberatungsstelle für den Kreis Warendorf. 1989
-Meyer, R. W. Linkshändig? Rat & Information, Tipps & Adressen. Humboldt 9.Aufl. 2008
-Stehn, Hauke, Hilfe für das schreibauffällige Kind, Feinmotorische Übungen zur Verbesserung der grafomotorischen Fähigkeiten, Förderung – Therapie, Finger & Bewegung Verlag.
Kiel 2007 (6)
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 35
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Aus der Praxis für die Praxis
MSD FkmE, Koordinatorin: Angelika Uthoff
Aufnahme eines Kindes mit einer körperlichen
Beeinträchtigung in die Kindertageseinrichtung
Für Kinder mit FkmE liegt der Schwerpunkt in der „Einzelintegration“ entweder in einer Integrationseinrichtung oder in einer allgemeinen Kindertageseinrichtung. Wohlwissend, dass es
für diese Kinder erschwerend hinzu kommt, allein unter Kindern ohne sonderpädagogischem
Förderbedarf die Kindertageseinrichtung zu besuchen, ist es für sie oftmals aufgrund ihrer
Lernfähigkeit, ihrer sozio-emotionalen Situation, der Einstellung ihres Elternhauses, ihrer
eigenen Wünsche, dem Grad ihrer Behinderung, ihrer Wohnlage, der Einstellung der Kindertageseinrichtung und den baulichen Gegebenheiten der bestmögliche Förderort.
Die Mobile Sonderpädagogisch Hilfe Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung (MSH FkmE) möchte dabei unterstützend tätig sein.
Bauliche Voraussetzungen der Kindertageseinrichtung
Es empfiehlt sich vor der Aufnahme eine Begehung von Kindertageseinrichtung und Gelände, um die baulichen Voraussetzungen zu überprüfen.
Folgende Punkte sollten je nach der körperlichen Behinderung beachtet werden:
– Ist die Kindertageseinrichtung für das körperbehinderte Kind erreichbar?
–
Gibt es ebenerdige oder stufenlose Zugänge, gegebenenfalls Rampen?
–
Kann das Kind mit dem Rollstuhl über Türschwellen fahren?
–
Ist ein Aufzug vorhanden?
–
Gibt es Handläufe?
–
Sind Treppen auf dem Weg in den vorgesehenen Gruppenraum zu überwinden?
–
–
Sind die weiteren Gruppenräume, Pausenräume und die Turnhalle erreichbar?
Gibt es eine behindertengerechte Toilette?
–
Gibt es eine höhenverstellbare Pflegeliege?
–
Sind auf der Toilette oder in der Garderobe zusätzliche Haltegriffe?
– Sind Kleiderhaken, Garderoben, Lichtschalter, Türgriffe erreichbar?
Um gute Rahmenbedingungen zu schaffen, sollte der MSD rechtzeitig eingeschaltet werden.
Die Kosten für den Sachaufwand sind Kosten des Sachaufwandträgers der Kindertageseinrichtung.
Individualbegleitung
Anspruch auf Kostenübernahme für Schulbegleiter im Rahmen der Eingliederungshilfe nach
§§ 53 und 54 Abs. 1 Sozialgesetzbuch (SGB) XII haben Eltern mit behinderten Kindern unabhängig von ihrem Einkommen. Kostenfreiheit beruht auf §64 SGB X. Als Behinderung für
diese Paragraphen können anerkannt werden: Nach SGB Körper- bzw. Sinnesbehinderungen oder von Behinderung bedrohte Kinder (z.B. auch nach schweren lebensbedrohenden
Erkrankungen/Operationen)
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 36
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Zuständig für die Kostenübernahme ist seit dem 01.01.09 für o.g. Personengruppe der
Bezirk Oberbayern Bezirksverwaltung
Prinzregentenstraße 14
80538 München
Telefon: 089 2198 – 01
www.bezirk-oberbayern.de
Hier finden sich unter dem Stichwort Soziale Hilfen Eingliederungshilfen die Ansprechpartner
und die verschiedenen Anträge (Erziehungsberechtigte / Vorschule) zum Downloaden.
Es ist notwendig, eine genaue Angabe über den Zeitumfang festzusetzen (z.B. Anzahl der
geplanten Tage, Zeiten in der Schule, nur bei Ausflügen) und Angaben über die Bereiche zu
machen, in denen die Unterstützung benötigt wird (z.B. Ernährung, Mobilität, Schreibhilfe,
Toilettengang).
Wichtige Hinweise stehen im Schreiben vom 18.04.2012 gemeinsam erstellt vom Verband
der bayerischen Bezirke und dem Bay. Staatsministerium für Unterricht und Kultus (u.a. steht
dort auch die Verpflichtung für ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis nach 30a Bundeszentralregister).
Parallel zur Beantragung der Kostenübernahme beim Bezirk sollte man nach einer geeigneten Person, die die Aufgabe der Schulbegleitung übernimmt, suchen. Dies kann eine Einrichtung sein, die Personen im freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) bzw. im Bundesfreiwilligendienst
(BFD) zur Verfügung stellt (z.B. Caritas, Diakonie, Lebenshilfe, Arbeiterwohlfahrt) oder eine
sonstige in der Region tätige Wohlfahrtsorganisation. Eventuell kann über das Arbeitsamt
oder über den Bekanntenkreis eine arbeitssuchende pädagogische oder pflegerische Fachkraft gefunden werden.
Es besteht auch die Möglichkeit, die Schulbegleitung selbst anzustellen und die Kosten im
Rahmen des Persönlichen Budgets selbst zu verwalten.
Verringerte Gruppenstärke
Wünschenswert wäre es, die Gruppenstärke zu verringern. Es ist mit dem Träger der Kindertageseinrichtung zu klären, ob ggfs. eine neue Integrationsgruppe gebildet werden kann.
Eine weitere Möglichkeit liegt in der großzügigen Vergabe von Förder- oder Differenzierungsstunden.
Vorkehrungen bei Feueralarm
Die Feuerwehr muss zu Beginn des Kindergartenjahres darüber informiert werden, wenn ein
Kind mit FkmE, das dauerhaft in einem Rollstuhl sitzt, die Kindertageseinrichtung besucht.
Kleinere/leichtere Schüler kann ein Helfer zügig hinaus tragen.
Steht ein Individualhelfer zur Verfügung, muss dieser das Kind begleiten und den schnellsten
Weg nach draußen nehmen. Aufzüge dürfen nicht benutzt werden. Müssen Treppen überwunden werden, sollte frühzeitig ein zweiter Helfer eingeteilt werden, der beim Tragen unterstützen kann (Hausmeister...).
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 37
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Checkliste zur Aufnahme eines Kindes mit einer
körperlichen Beeinträchtigung in die Kindertageseinrichtung
Behinderung des Kindes
 Medizinische Bezeichnung
 Informationen zu dieser Behinderung
 Besonderheiten bei diesem Kind
 Muss das Kind Medikamente einnehmen?
 Wer überwacht die Einnahme der Medikamente?
 Benötigt das Kind besondere Schutzmaßnahmen, die allen in der Einrichtung bekannt sein müssen?
Motorik
 Muss das Kind ständig im Rollstuhl sitzen?
 Benötigt das Kind weitere Hilfsmittel, wie Rollator, Gehstützen, Stehständer?
 Kann das Kind allein Treppen steigen?
 Kann es kurze Strecken in der Einrichtung laufen?
 Welche Besonderheiten sind bei Ausflügen / Freizeitaufenthalten zu beachten?
Lebenspraktische Fertigkeiten
 Kann sich das Kind allein an- und ausziehen?
 Kommt das Kind selbständig auf der Toilette zurecht? (Frage nach der Notwendigkeit
eines Individualhelfers)
 Trägt das Kind Windeln wegen Inkontinenz?
 Ist eine Liege zum Wechseln und/oder katheterisieren nötig?
Selbsttätigkeit im Alltag
 Kann es die Tasche allein tragen?
 Kann es Dinge aus der Tasche selbständig heraus- und wieder hineintun?
 Kann es mit seinen Materialien selbständig umgehen?
 Benötigt es besondere Materialien?
Äußere Bedingungen
 Wie kommt das Kind in die Kindertageseinrichtung?
 In welchem Stockwerk liegen die Gruppenräume?
Sonstiges
 Feueralarm
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 38
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
MSD FkmE, Koordination: Angelika Uthoff
Praktische Hinweise zum Förderschwerpunkt körperliche und
motorische Entwicklung
Didaktisch-methodische Hinweise für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf
im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung
Grundsätzlich gelten für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung (hier der besseren Lesbarkeit auch körperbehinderte Kinder, Kinder mit FkmE oder Kinder mit Körperbehinderung genannt) die gleichen
didaktisch-methodischen Arbeitsweisen wie für jedes andere Kind in einer Kindertageseinrichtung.
Pauschale Handlungsanweisungen o.ä. für die Arbeit mit einem körperbehinderten Kind lassen sich nicht geben, da jedes Kind mit einer Körperbehinderung anders ist und die Behinderung eine andere Ausprägung zeigt.
Daher wird nun im Folgenden versucht, einige allgemeine Tipps und Überlegungen für die
Arbeit von Kindern mit FkmE zu geben.
Eine Frage, die sich oft gleich beim ersten Kontakt mit einem körperbehinderten Kind stellt,
ist die Frage nach der „Hilfsbedürftigkeit“ – „Wie viel Hilfe soll oder muss ich dem Kind mit
FkmE geben und wie viel soll oder darf ich von ihm erwarten?“
Diese Frage kann selbstverständlich nicht grundlegend beantwortet werden. Hier gilt aber
meist der Grundsatz:
„So viel Hilfe wie nötig und so wenig wie möglich!“
Im Gespräch mit dem Kind, mit seinen Eltern oder weiteren Bezugspersonen und mit dem
MSD FkmE sollte frühzeitig versucht werden abzuklären, wo Hilfestellungen gegeben werden sollen/müssen und was von dem Kind eigenständig verlangt werden kann.
Übertriebene Hilfe, die oft nur aufgrund von Verhaltensunsicherheiten erfolgt, kann ein körperbehindertes Kind mit der Zeit in eine Abhängigkeit und in eine Unselbstständigkeit führen.
Im Gegenzug ist eine notwendige, aber verweigerte Hilfe für das Kind mit FkmE eine negative Erfahrung, die zu Unlust oder auch Versagen führen kann.
Ein häufiger Unterschied zum gewohnten (Kita-)Alltag ist, dass ein Kind mit einer Körperbehinderung für viele Dinge einfach mehr Zeit braucht. Diese muss man ihm geben und auch
einplanen (ggf. einen Helferplan einsetzen). Es beginnt häufig schon am Morgen mit dem
Weg in die Kindertageseinrichtung, zur Garderobe und in den Gruppenraum und geht weiter
mit dem Bereitstellen von Spielsachen. Viele Kinder mit FkmE benötigen dafür länger und
z.T. auch die Unterstützung. Hier wäre eine Möglichkeit, ältere Kindergartenkinder miteinzubinden, die z.B. beim Auspacken der Brotzeit helfen (sog. Helfersystem = Helferplan).
Doch auch beim Spielen geht manches langsamer; sei es das Herausholen von Spielsachen
oder ein Raumwechsel. „Differenzierung“ sollte hierbei eines der wesentlichen Themen sein,
um den verschiedenen Bedürfnissen aller Kinder einer Gruppe gerecht zu werden.
Kinder mit FkmE, besonders mit der Diagnose einer Zerebralen Bewegungsstörung, unterscheiden sich aber dennoch in einigen Bereichen:
Bei der Wahl des Sitzplatzes ist es besonders bei diesen Kindern wichtig, dass sie mittig im
Raum sitzen, damit durch die nötigen Kopfbewegungen nicht unerwünschte, tonische RefleMSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 39
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
xe ausgelöst werden. Ihr Arbeitstempo ist oft verlangsamt. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass ihre zentrale Verarbeitung aufgrund der Behinderung in vielen Fällen anders
und langsamer verläuft, zum anderen, dass ihr motorischer „Output“ ebenfalls aufgrund der
Beeinträchtigung verlangsamt vonstattengeht. Bei zentralen Verarbeitungsstörungen ist auch
häufig die visuelle Wahrnehmung beeinträchtigt. Daher sollte stets auf klare, nicht zu „überladene“ Bilderbücher o.ä. geachtet werden. Dieser kurze Hinweis auf didaktisch-methodische
Maßnahmen sollte Anregungen geben und sensibel machen für „andere Wege“. Wie schon
erwähnt zeigt sich jede Körperbehinderung bei jedem Kind anders, und daher ist es wichtig
genau hinzusehen und hinzuhören, flexibel zu sein und mal etwas Neues auszuprobieren,
um dem Kind mit einer Körperbehinderung zu helfen, am Kindergartenalltag trotz motorischer Beeinträchtigung mit viel Spaß und Freude beteiligt zu sein.
Sitzposition
So weit wie möglich sollen auch Kinder mit FkmE (Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung) ihre Position wechseln (Sitzen/Stehen/Gehen/ Liegen).
Viele Kinder mit FkmE bleiben in Bezug auf die Entwicklung der Körpergröße hinter den
Gleichaltrigen zurück, bzw. benötigen aufgrund ihrer motorischen Beeinträchtigung eine besondere Sitzposition. Beim Mobiliar wird jedoch häufig dieselbe standardisierte Größe verwendet. Das Kind mit FkmE erreicht mit den Füßen häufig nicht den Boden. Hier kann ein
Hocker aus Holz oder Plastik verwendet werden, auf den es seine Füße abstellen kann. Ein
Keil- oder Ballkissen auf dem Stuhl ist zu empfehlen, wenn die Tischplatte des Arbeitstisches
zu hoch ist. Gut geeignet sind stufenlos höhenverstellbare Tische, bei denen auch die Tischplatte schräg gestellt werden kann.
geeignete Sitzposition
Für eine optimale Sitzhaltung gilt Folgendes:
- aktives Sitzen in der vorderen (Arbeits-) Haltung,
- passives, rückenentlastendes Sitzen in der hinteren (Ruhe-) Haltung
- eine dem natürlichen Bewegungsbedürfnis des (heranwachsenden) Körpers entsprechende rhythmische Gewichtsverlagerung ("Wippen/Schaukeln")
- Tischplatte um ca. 16° gekippt
- auf der Sitzfläche ganz zurück setzen
- eine aufrechte Sitzposition einnehmen
- die Unterarme bilden eine waagerechte Linie zur Arbeitsfläche
- der Winkel zwischen Ober- und Unterarm soll dabei mindestens 90° betragen
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 40
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
-
die Füße müssen flach auf dem Boden stehen
für die Knie-, Fuß- und Hüftgelenke wird ein Winkel von ca. 90°-100° empfohlen
Material
- Schreibunterlage ist besonders bei glattem Tisch und Arbeitsblättern sinnvoll
- unbedingt weiche Bleistifte (Kennzeichen B): dreieckig und mit Punkten, damit die
Finger nicht so leicht abrutschen. Es gibt sehr viele verschiedene Schreiblernstifte,
der Einsatz ist unbedingt mit den Kindern vorher auszuprobieren, um die Notwendigkeit und den Nutzen zu klären!
- übrige Materialien: Scheren, Stiftverdicker, Lesezeichen, ... sollten erst nach Erprobung und nach Rücksprache mit den Erziehern, den Erziehungsberechtigten und
dem MSD angeschafft werden.
Hierzu haben die MSD-FkmE Kolleginnen und Kollegen die Materialien zum Ausprobieren
parat.
(Informationen hierzu auch unter www.baylfk.com )
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 41
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Praxisbeispiel 1
Beate Bruckmann, StRin FS im MSD FkmE
Aufgaben des MSD FkmE – dargestellt an Johanna*, einem Kind mit
Achondroplasie (Kleinwuchs) in der Schule
Bis zu ihrer Einschulung besuchte Johanna einen integrativen Kindergarten. Dort war Johanna sehr gut integriert, hatte Freunde, zeigte altersentsprechende Leistungen und entwickelte ein gesundes Selbstbewusstsein. Für das Schuljahr 2009/10 war die Einschulung in
die örtliche Grundschule geplant. Die Anforderung des Mobilen Sonderpädagogischen
Dienstes bzw. der Mobilen Sonderpädagogischen Hilfe FkmE erfolgte über den Kindergarten. Nach einem Besuch im Kindergarten, bei dem der MSD FkmE Johanna beobachtete,
mit ihr Kontakt aufnahm, mit Leiterin und Mutter ein erstes Gespräch hatte, folgte der zweite
Schritt, die Kontaktaufnahme mit der Schule. Im Juli 2009 wurde eine Schulhausbegehung
mit der Schulleiterin, der Mutter und Johanna vereinbart. Die Schulleitung zeigte sich äußerst
entgegenkommend und vermittelte dem MSD den Eindruck, dass sie sich schon sehr auf
Johanna freue. Als Klassenlehrerin bot sich eine Lehrerin an, die mit den Problemen eines
kleinwüchsigen Kindes vertraut ist, da sie selbst eine nun schon erwachsene Tochter mit
Kleinwuchs hat.
Folgende Punkte wurden bei dem ersten Treffen besprochen:
Erleichterung beim Schulweg:
- Oma und Opa, bei denen Johanna während der Woche wohnt, fahren Johanna ein
Stück des Weges mit dem Auto, den Rest des Weges geht Johanna mit den anderen
Kindern bis zur Schule
- doppelter Büchersatz, damit das Gewicht des Schulranzens leicht bleibt
- kleiner Schulranzen, in dem sie nur Aufgabenhefte transportiert
Anpassung der räumlichen Gegebenheiten an Johannas Bedürfnisse:
- Treppen: Das Klassenzimmer liegt im 1. Stock, Johanna kann vor allem beim Heruntergehen das Geländer benutzen
- Pause: Johanna kann, um dem Schüleransturm auszuweichen, 5 Minuten eher in die
Pause gehen
- Türklinken: Es wird eine Kordel befestigt
- Garderobenhaken: Sie werden tiefer gesetzt, so dass Johanna sie erreichen kann
- Toilettenumbau: Die Herrentoilette wird in eine Behindertentoilette für Johanna umfunktioniert.
- Die Toilette bekommt ein Podest, damit Johanna sich auf den Toilettensitz setzen
kann. Der Toilettenpapierhalter wird tiefer gesetzt. Die Toilettentür bekommt einen
niedrigen Griff und innen einen Riegel, der für Johanna erreichbar ist.
- Klassenraum: Johanna bringt zwei TrippTrapp-Stühle mit, einer bleibt im Klassenzimmer; einer kommt in den Fachraum. Unter die Tafel wird ein Hocker gestellt, damit
Johanna auch an der Tafel arbeiten kann.
Soziale Integration: Mindestens zwei Kinder aus der Kindergartengruppe werden in diese
Klasse mit eingeschult, unter anderem ihre beste Freundin.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 42
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Sport: In Absprache mit der behandelnden Physiotherapeutin werden Vorsichtmaßnahmen
an die Lehrerin weitergegeben: Johanna soll beim Turnen keine Purzelbäume schlagen, den
Kopf nicht überstrecken und nicht in ein Hohlkreuz kommen.
Ausflüge: In Absprache mit den Eltern bekommt Johanna einen Roller oder Fahrrad mit.
Beim ersten Beratungsbesuch im Oktober 2009 waren bereits alle besprochenen Punkte
umgesetzt. Beobachtet wurde, dass Johanna beim Abwärtsgehen der Treppe das Geländer
gar nicht brauchte. Sie wurde auch immer, ob auf dem Flur oder im Schulgelände oder im
Pausenhof von anderen Kindern begleitet. Johanna hat nun eine eigene Toilette. Der Umbau
der Herrentoilette wurde vom Hausmeister erledigt. Ein Klassenausflug wurde bereits gemeistert. Die Lehrerin hatte einen Roller dabei. Für die Zukunft soll an ein kleines Fahrrad
gedacht werden.
Der MSD FkmE steht weiterhin telefonisch oder vor Ort für Mutter, Lehrerin und Schulleitung
beratend zur Verfügung. Es ist zu hoffen, dass die Integration von Johanna auch in den
kommenden Schuljahren so gut gelingt wie im ersten Schuljahr.
Johanna und ihre Klassenkameraden
Toilettenumbau
TrippTrapp-Stuhl
Toilettenriegel und Knopf an der Kordel
* Name wurde vom Redaktionsteam geändert
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 43
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Praxisbeispiel 2
Margit Edler-Bader, HFL, Ruth Sandner, Ergotherapeutin, Katrin Bachmann, StRin FS
Gelungene Inklusion eines Kindes mit Dysmelie/ Amelie
1. Anamnese/ Ist-Stand bei Erstkontakt
Der Junge wurde uns erstmals 3-jährig im März 2009 vorgestellt. Der Junge lebt seit zwei
Jahren mit Mutter und sechs Geschwistern in einem Wohnheim.
Medizinische Gegebenheiten: Amelie beider Arme, d.h. Fehlen einer ganzen Extremität, der
Schultergürtel ist teilweise angelegt. Freies Laufen ist gut möglich.
2. Entwicklung in 14 Monaten in einer Schulvorbereitenden Einrichtung eines Förderzentrums Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung
2.1.
Pädagogische Maßnahmen und Entwicklung
Psychosoziale Entwicklung: Der Junge ist in seiner kognitiven Entwicklung als „normal“ einzustufen. So war er zu Beginn seiner SVE-Zeit von der Familie überbehütet, wurde fast nur
getragen, wurde nicht motiviert mit seinen Füßen zu „hantieren“, wurde noch sehr lange gefüttert. Alleine als 3-Jähriger in einer fremden Welt hat er langsam angefangen, Vertrauen zu
fassen und hat sich in diesem Jahr zu einem klugen fröhlichen und schlitzohrigen Jungen
entwickelt. Wir dachten bereits an einen Regelkindergartenplatz für den Jungen. Zum Kennen lernen einer „Normalität“ ging er öfter mit einer Lehrkraft in die Stadt (Cafe, Bus fahren,
Geschäfte, Bücherei).
In diesem Jahr haben wir ein ICH-BUCH erstellt, um die Alltagslösungen für alle Betreuungspersonen zu dokumentieren.
Kognitiver Bereich: Schnell hat der Junge Deutsch verstanden und gelernt, es gut zu sprechen. Altersentsprechende Aufgaben kann er gut, u.a. mit seinen Füßen, lösen. Die individuellen sonderpädagogischen Maßnahmen der Einrichtung in der Kleingruppe (geschultes
Personal, Mobiliar, adaptierte Spielmöglichkeiten, Hilfsmittel …) ermöglichten dem Kind eine
rasche Entwicklung seiner altersentsprechenden Fähigkeiten.
Sprache: Das Kind war anfänglich sehr still und leise und sprach kein Deutsch. Durch die
Kleingruppe und die individuelle Betreuung lernte er schnell die ihm fremde Sprache. Es war
allen Beteiligten sehr schnell klar, dass er, nicht nur sprachlich, Anregung durch Kinder mit
Normalbegabungen braucht.
2.2.
Therapeutische Maßnahmen und Entwicklung
Motorik: Durch die nicht vorhandene Stützfunktion durch Arme und geringe Bewegungserfahrungen, zeigte er eine große Gleichgewichtsunsicherheit und Sturzgefahr.
Hilfsmittel:
 Gehtreppe für Sitzgelegenheit am Tisch
 erhöhtes Sitzen zum Arbeitsplatz als Gelenkschutzprophylaxe von Spätschäden für
Wirbelsäule und Hüfte;
 Besteck umwickelt mit Krepp o. ä. zum sicheren Greifen mit Zehen
 Verschluss als Trägerverengung für Rucksack, damit dieser nicht von den Schultern
rutscht
 Trinkröhrchen mit Becher mit geschlossenem Deckel (auslauf-, kippsicher)
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 44
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
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Unterschiedlichste Socken als Prophylaxe zur Auskühlung und Erkältung: Vorfuß abgeschnitten, Großzehe umstrickt, Zehen einzeln umstrickt
Kirschkernkissen für kalte Füße
Adaptiertes Schiebedreirad mit Kinn-Steuerung + Helm
Antirutsch-Unterlagen für Arbeitsplatz
Adaption Tür-/ Schranköffnung: Seil mit Holzkugeln in Bodenhöhe zur Fußbedienung
Schräge mobile Arbeitsplatte zum Malen etc.
Stifte: Leichtgängig – Woody Stabilo, Filzstifte
Schere: Tischschere mit + ohne Holzbasis
Stabilisierung
im
Wasser
mit
Schwimmreifen
+
Schwimmnoodeln
Transportmöglichkeiten: Umhängetasche zum Pausenverkauf, auf Rollbrett Gegenstände schieben.
Computerspiele: Bedienung durch großen Trackball mit den Füßen
Magnetisches Lernmaterial
Maßnahmen:
 „Abroll – Programm“, Spiele auf der Weichbodenmatte in Therapie und Gruppenalltag
 Regelmäßiger Schwimmunterricht als Förderung für Gleichgewicht und selbstständigem Anziehen
 Fußsensibilisierung und -geschicklichkeit mit Linsenwannen, Wasser, Bohnen, Ton,
Teig, Fingerfarben etc.
Im Alltag kam er mit seinen Möglichkeiten sehr gut zurecht. Er konnte seine Socken alleine aus- und anziehen. Er konnte mit seinen Füßen abspülen, malen, schneiden (Brettschere), spielen, essen etc. Dazu musste ihm der Arbeitsplatz entsprechend hergerichtet
werden. Der Junge ist mit seinen Füßen sehr geschickt. So hat er Teig ausgerollt –
Plätzchen ausgestochen und verziert. Mit dem Track-Ball machte er am Computer unterschiedlichste Lernspiele und konnte sich so überhaupt erst alleine beschäftigen!
Lebenspraktischer Bereich: Der Junge hat gelernt, selbständig zu essen und zu trinken.
Beim Toilettengang war sein Gleichgewicht sicherer, brauchte jedoch noch immer Begleitung.
3. Integrationskindergarten
3.1.
Übergabe
Durch den Ortswechsel der Familie erfolgte eine Integration in einen sehr engagierten Regelkindergarten. Unser MSH FkmE koordiniere einen runden Tisch der vorherigen und neuen Betreuer, Therapeuten, MSD/MSH-Mitarbeiter. Aus heutiger Sicht war gerade diese professionelle Übergabe des MSH positiv richtungsweisend.
3.2. Entwicklungsverlauf während der 1,5 Jahre im Kindergarten
3.2.1 Pädagogische Maßnahmen und Entwicklung
A. konnte seine anfängliche Scheu gegenüber anderen Kindern und den neuen Erzieherinnen schnell ablegen und ist seither gut in die Gruppe integriert.
Durch den sehr offenen Umgang des Kindergartenpersonals mit dem Jungen konnte er an
allen Aktivitäten teilnehmen. Auf dem Spielplatz bewegt er sich frei und nimmt am Spiel der
anderen Kinder teil.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 45
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Seine Deutschkenntnisse haben sich, auch durch die Teilnahme
an einer wöchentlichen Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund, deutlich verbessert, so dass er in der Gruppe
keinerlei Hemmungen mehr zeigt, sich sprachlich zu äußern.
Mittlerweilen gelingt es A. mit den Füßen altersentsprechende
Bilder zu malen und auch Buchstaben zu schreiben. Zum Ausschneiden oder Malen verwendet er jetzt meist eine handelsübliche Schere bzw. Stifte und erzielt damit altersgerechte Ergebnisse.
Besonders erfreulich war die Unterstützung eines Herrn aus
dem Ort, der ebenfalls von einer Amelie beider Arme betroffen
ist. Er besuchte in unregelmäßigen Abständen A. im Kindergarten, um ihm verschiedene Techniken zum Lösen alltäglicher
Tätigkeiten wie z.B. Naseputzen oder Papierfalten beizubringen.
Zusätzlich stand er beratend beim Einsatz selbstgebauter Hilfsmittel, wie z.B. einem umgebogenen Kleiderbügels zum Öffnen und Schließen von Hosenknöpfen, zur Seite.
3.2.1 Therapeutische Maßnahmen und Entwicklungsfortschritte
Ergotherapie:
Der Junge bekam zweimal wöchentlich Ergotherapie von einer ortsansässigen Therapeutin,
die ihn zu diesem Zweck im Kindergarten fördert. In Absprache mit dem MSH wurden, Hilfsmittel ergänzt bzw. bewährte Hilfsmittel übernommen. Auf die meisten Hilfsmittel konnte aber
im Laufe der Zeit durch seine Lernfortschritte verzichtet werden.
Durch ausdauerndes Training und entsprechende Förderung konnte er die Fußmuskulatur
stärken und seine Geschicklichkeit deutlich verbessern. Selbst kleine Puzzleteile nimmt er
ohne Hilfe mit den Zehen auf und kann diese auch zusammensetzen.
Neben einem Konzentrationstraining wurde schwerpunktmäßig das Erledigen von Alltagshandlungen gefördert. Mit entsprechenden Hilfsmittel, wie z. B. einen mit einem zusätzlichen
Bändel ausgestatteten Reißverschluss ist A. weitgehend selbständig in der Lage sich anund auszuziehen.
Physiotherapie:
A. erhält zusätzlich zweimal wöchentlich Physiotherapie, in der er u.a. sein Gleichgewicht
verbessern konnte und intensiv an der Technik des Abrollens im Falle eines Sturzes geübt
hat.
4. Ausblick
Nach einem gemeinsamen Gespräch mit der Schulleitung, den Erziehern der Kindergartengruppe, der Kindergartenleitung, dem MSH und der Ergotherapeutin wurde geklärt, dass A.
ab Sep. 2012 in einer Ganztagesklasse der örtlichen Grundschule, die auch zwei seiner Geschwister besuchen, beschult werden kann. Um ihm dies zu ermöglichen wird ihn ein Integrationshelfer in dieser Zeit begleiten. Zusätzlich wird der MSD FkmE in den ersten Schultagen anwesend sein, um gemeinsam mit der Lehrkraft Hilfsmaßnahmen und evtl. erforderliche Hilfsmittel festzulegen.
Bleibt zu hoffen, dass A. sich weiterhin so positiv entwickelt und ihm auch in Zukunft mit so
viel Offenheit wie bisher begegnet wird. In diesem Fall, in dem die Zusammenarbeit und das
Engagement aller Beteiligten besonders erfreulich war, kann von einer hervorragend gelungenen Inklusion, wie wir sie uns für all unsere Schüler wünschen, gesprochen werden.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 46
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Praxisbeispiel 3
Claudia Mayrl, MSH FkmE
„Warum kann der mit einer Hand nichts nehmen?“
Im Rahmen meiner Tätigkeit als HPF in der Mobilen sonderpädagogischen Hilfe im Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung (MSH FkmE) werde ich von Kindergärten und Vorschulgruppen oft gebeten, den Kindern eine Körperbehinderung zu erklären bzw.
sie für die Einschränkungen bei einer Körperbehinderung zu sensibilisieren.
Meist wird dies notwendig, wenn ein „neues“ Kind mit einer Körper-behinderung in den Kindergarten aufgenommen wird oder dies Kind in die Sprengelschule eingeschult wird.
Gute Erfahrungen konnte ich mit verschiedenen „Erlebnisparcours“ machen, der flexibel für
Kinder, Erzieher, Eltern, Lehrer usw. gestaltet werden kann.
(Bildkarten erstellt von Pia Sauer, StRin FS)
Zuerst ist es wichtig, gemeinsam mit dem Kind mit der körperlichen und motorischen Beeinträchtigung selbst genau zu klären, ob das Kind es wünscht, in seiner Kindergartengruppe
über seine Behinderung und deren Einschränkung zu sprechen. Wichtig ist es auch zu klären, welche Bereiche sollen und dürfen angesprochen werden. So ist es z.B. für ein Kind mit
Spina bifida oft wichtig, dass andere erleben, welche Einschränkungen es mit seinem Rollstuhl erfährt und dass auch eine Inkontinenz vorhanden sein kann, dass Windeln getragen
werden, katheterisiert wird oder genaue Toilettenzeiten eingehalten werden müssen. Gerade
über so intime Dinge ist es für ein Kind schwer zu sprechen. Hierfür ist ein partnerschaftliches Verhältnis untereinander nötig.
Für alle Kinder ist es wichtig, dass sie Unterstützung erfahren, um mit anderen über ihre Behinderung zu sprechen. Wenn diese Hürde: „Was will das Kind? Welche Bereiche der Körperbehinderung sollen „erfahrbar“ gemacht werden?“ überwunden ist, kann gemeinsam mit
dem Kind ein Erlebnisparcours erarbeitet werden.
Hierzu möchte ich einige Beispiele geben:
Das Kindergarten Kind J. (Hemiplegie) hatte immer wieder negative Erlebnisse im Verständnis mit seiner Einschränkung. Das lustigste und zugleich erfahrungsreichste Spiel aus dem
Parcours war das Löffeln eines Joghurts mit nur einer Hand. Jedes Kind entschied sich, mit
welcher Hand es den Joghurt löffeln möchte, diese Hand bekam ein rotes Band. An der anderen Hand, welche sie nicht benutzen durften, wurde ein kleines Glöckchen angebunden.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 47
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Sieger war derjenige, wessen Glöckchen nicht läutete und welcher Joghurtbecher am besten
ausgelöffelt war.
Der Vorschüler M. (Spina bifida) sollte in seine Sprengelgrundschule eingeschult werden. Er
hatte große Bedenken, wie die Schulgemeinschaft auf ihn, besonders aber auf seinen Rollstuhl reagieren würden. In diesem Parcours waren nur Übungsangebote mit dem Rollstuhl.
So mussten z.B. die Kinder gegeneinander und auf Zeit einen Slalom fahren. Als nächstes
bewältigten sie ein Wettfahren mit dem Rollstuhl mit nur einer Hand. Und wer noch mutig
war, durfte mit dem Rollstuhl und einem Becher Wasser gegeneinander antreten. Für alle
war dies nicht nur ein lustiges Erlebnis; das Verständnis und die Akzeptanz für M. in seinen
Rollstuhl wurden erweitert.
(Stationenkarten erstellt von Anke Schöngart, StRin FS)
Noch einige Beispiele, die unterschiedlich mit Kindern oder Erwachsenen durchgeführt werden können:

Als Rechtshänder mit der linken Hand (oder umgekehrt) seinen Namen im Spiegelbild zu schreiben (Spiegel aufstellen, Sichtsperre über den Schreibplatz, z.B. ein gespanntes Tuch). Erwachsene können in dieser Aufgabenstellung auch ihren Lieblingsvers aufschreiben.
(Bildkarten erstellt von Pia Sauer)

Schokoladenwettessen mit großen Arbeitshandschuhen mit Kindern. Dazu zieht das
Kind große Arbeitshandschuhe an, mit denen es dann mit Messer und Gabel von einer Schokoladentafel ein kleines Stück abschneiden und essen soll. Erwachsene
können mit Arbeitshandschuhe z.B. das Stricken versuchen.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 48
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
(Stationenkarten erstellt von Anke Schöngart)

Wettlaufen mit Gymnastikholzstäben, welche an einem, oder beiden Beinen links und
rechts gebunden werden, eine Beugung der Knie ist fast nicht möglich. So kann man
erleben, wie schwierig es z.B. für ein AMC- Kind ist, schnell zu laufen. Für Erwachsene kann dies noch mal erschwert werden, indem sie so durch einen Slalom laufen
sollen.
(Stationenkarten erstellt von Anke Schöngart)
Es gibt noch viele Beispiele, wie Kinder und Erwachsene erleben können „anders zu sein“.
Meine Erfahrungen zeigen mir: Es selbst zu erleben, erklärt mehr als viele Worte.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 49
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
MSH F kmE, Angelika Uthoff
Einige Beispiele für mögliche Hilfsmittel für Kinder mit FkmE
Hochstuhl
praktische Funktionalität
Langlebigkeit und Robustheit
Sitz- und Fußbrett variabel verstellbar
teilweise abnehmbares Essbrett oder
Bügel
teilweise aus massivem Buchenholz
gefertigt
Sitzmaus
Ist ein prophylaktisch wirkendes Lagerungselement das den Zwischenfersensitz verhindert. Die verwendeten Gummizüge erhalten in hohem Maß die
Bewegungsfreiheit des Kindes. Die
Sitzmaus ist im Hilfsmittelverzeichnis
der gesetzlichen Krankenversicherungen mit der Hilfsmittelnummer
26.99.03.0001 gelistet.
versch. Größen
9 cm Sitzhöhe
11cm Sitzhöhe
13 cm Sitzhöhe
Erzgebirgstisch
Höhenverstellbarkeit 40
– 83 cm oder
56 – 98 cm
Größe Tischplatte 80
cm Breite, 60 cm Tiefe
Neigung Tischplatte 0 –
45 Grad
Papierhalter rund
Tischklammer
Dycem Rolle
Ist ein sehr stabiler Therapietisch. Der
große Verstellbereich ermöglicht einen
vielfältigen Einsatz als Therapie-, Kitaoder Schultisch.
Optional: Horizontaler Haltegriff
Aufsteckteil mit
Körperausschnitt
Der Papierhalter ist ein Zusatzprodukt
zur Tischklammer. Die Kombination aus
beiden Produkten erleichtert Schreibtischtätigkeiten wie schreiben oder
schneiden. Die Papierseite wird einfach
zwischen den zwei Teilen des kegelförmigen Papierhalters eingesetzt und
mit der Schraube festgedreht. Dann
wird der Papierhalter mit der Tischklammer fixiert. Das Papier kann jetzt in
jede Position gedreht werden.
Malen und schreiben, ohne dass die
Blätter verrutschen.
Die Blätter werden einfach mit der praktischen Tischklammer am Tisch fest
geklemmt.
Antirutschfolie auch für Arbeitsblätter,
Hefte gut geeignet
Größe 20cm x 1,8m
Dycem rutschfeste Unterlage 25x36cm
und in anderen Größen
Tischschere mit Holzstativ
- Schere mit Stativ
- rutschsicher
- ohne Griffösen
- mit speziellem Griff
Geeignet für
- Einhänder
- greifunsichere Personen
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 50
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Stuppspinsel –
gr. Kinderpinsel
Stuppspinsel - gr. Kinderpinsel für die
kleinen Malanfänger
Maße 80 x 35 mm
Die nächste Stufe des Malens wäre ein
Fingerpinsel
Pelikan Wachsmal Mäuse 6er Set
Kartenständer
35 cm lang
50 cm lang
Pelikan Wachsmal- Mäuse 6er Set zum
Spielen und Malen, färben nicht an den
Händen
Kartenständer, gebogener Spielkartenhalter aus Holz
35 cm lang, nimmt er bis zu 7 Karten
nebeneinander und 11 Karten hintereinander auf.
50 cm lang nimmt er bis zu 8 Karten
nebeneinander und 15 Karten hintereinander auf.
Gitterball
Material: Kunststoff,
Neopren.
Maße: Ø ca. 18 cm.
Tellerranderhöhung
Good Grips Löffel mit
Kindergriff biegsam
Gut zum Greifen
Gut zum einhändigen Gebrauch
Unauffällige Tellerranderhöhung aus
transparentem Acryl, deshalb auch ideal
für den Einsatz im Restaurant.
Die Handhabung ist ganz einfach: In der
transparenten Tellerranderhöhung befindet sich eine Einkerbung, die einfach
um den Teller gelegt wird und so lückenlos auf den Tellerrand passt.
Geeignet für große Essteller bis 25 cm
Ø.
Erleichterung beim Abnehmen der
Speise vom Essen
Good Grips Löffel
ultraleichtes Besteck
Löffel mit dickerem Griff
lange Griffe
Griffe aus Styropor
Schneidebrett
Gabel mit flexiblem Griff, Länge: 35,5cm
Das Brett aus lebensmittelechtem
Kunststoff, wird durch seine Saugfüße
auf dem Tisch befestigt. Zusätzlichen
Halt bietet die mitgelieferte Schraubzwinge.
Das Brett hat auf seiner Oberfläche
Dornen, mit denen Brot, Käse u.a. zum
Schneiden und Bestreichen mit nur
einer Hand gegen Wegrutschen gesichert werden kann.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 51
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt kmE 2014/2015
Oberbayern
Privates Förderzentrum Förderschwerpunkt körperliche und
motorische Entwicklung
mit Klassen für Kranke
Bernauer Str. 18
83229 Aschau/Chiemgau
www.bz-aschau.de
Schullin.: Susanne Kremer
Tel.: 0 80 52 / 171-1501
Fax: 0 80 52 / 171-1599
E-Mail: [email protected]
Johann-Nepomuk-von-KurzSchule, Förderzentr. mit Förderschwerpunkt körperl. u. motor.
Entwicklung
Elbrachtstr. 20
85049 Ingolstadt
www.k-schule-in.de
Schullin.: Gabriele Hopfengärtner
Tel.: 08 41 / 93 85 149
Fax: 08 41 / 93 85 222
E-Mail: [email protected]
Luise-Kiesselbach-Schule,
Priv. Förderzentrum,
Förderschwerpunkt körperl. und
motor. Entwicklung
Garmischer Str. 241
81377 München
www.icpmuenchen.de
Bayerische Landesschule
für Körperbehinderte
Kurzstr. 2
81547 München
www.baylfk.de
Schull.: Armin Parzl
Stellvin.: Reinhilde Herrmann
Tel.: 0 89 / 7100 7401
Fax: 0 89 / 7100 7409
E-Mail: [email protected]
Ernst-Barlach-Schule,
Priv. Förderzentrum, Förderschwerpunkt körperl.u. motor.
Entwicklung,
Barlachstr. 38
80804 München
www.ebs-m.de
Schullin.: Kerstin Krönner
Stellv.: Katja Eilbacher
Tel.: 0 89 / 8393 - 6044
Fax: 0 89 / 8393 – 6045
E-Mail: [email protected]
Phoenix-Schule
Förderzentrum Förderschwerpunkt körperliche und motorische
Entwicklung Phönix GmbH
Konduktive Förderung der Stiftung
Pfennigparade
Oberföhringer Straße 150
81925 München
www.phoenix-kf.de
Schull.: Angelika Schoof
Geschäftsführung: Hr. G. Raß
Fr. Höß-Zenker
Tel.: 089 / 8393 – 6393
Fax: 089 / 8393 – 6395
E-Mail: [email protected]
Direktor: Johannes Nauerz
Stellv.Schull.: Angela EttenreichKoschinsky
2. Konrektor: Christian Albrecht
Leitung Wirtschaftsschule/Berufsfachschule Fachpraktiker
für Bürokommunikation: Studiendir.:
Rupert Bernhofer
Tel.: 0 89 / 6 42 58 – 160/-167/-0
Fax: 0 89 / 6 42 58 – 161
E-Mail: [email protected]
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 52
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Auf den folgenden Seiten stellen wir die sechs Schulen genauer vor.
Privates Förderzentrum Aschau
Bernauer Str. 18
83229 Aschau
Schulleitung
Susanne Kremer
Förderzentrum
Privatschule
Tel.:+49 (0) 8052-171-1501
Fax:+49 (0) 8052-171-1599
E-Mail: [email protected]
Träger:
BZ-Aschau
GmbH
Kosten:
Regierung von
OBB
Ihre Schule:
Gibt es ein Konzept / Flyer, welches Sie uns zusenden können? ja
Wie viele Schüler/innen gibt es? 194
Welcher Förderbedarf besteht bei den Schülern/innen?
Alle Schüler/innen haben Förderbedarf im körperlich-motorischen Bereich, dazu können noch Bedarfe im kognitiven, sozial-emotionalen Bereich, beim Lernen kommen. Manche Schüler werden nach dem Lehrplan Grund- und Mittelschule unterrichtet.
Gibt es an Ihrer Schule Ganztagesklassen? nein
Wird an Ihrer Schule eine Mittagsbetreuung angeboten? nein
Welche Öffnungszeiten täglich? 8:15 – 12:30
Ferienbetreuung? nein
Nachmittagsbetreuung/Hort/Tagesstätte? Wer ist der Träger? Schließzeiten?
Heilpädagogische Tagesstätte; BZ Aschau GmbH; 12:30 – 16:00
Heilpädagogisches Wohnheim; BZ Aschau GmbH; ganzjährig
Besondere Angebote der Schule? AG, Förderunterricht? Ganz unterschiedlich
Therapieangebote? Welche?
Physio-, Ergo-, Logopädie
Internetseite? http://www.bz-aschau.de/
Schülerbeförderung? durch den Malteser Hilfsdienst
MSH? ja
MSD? ja
Beratungsstelle? ja
Besonderheiten:
Das Behandlungszentrum Aschau umfasst:
- eine orthopädische Kinderklinik mit 3 Stationen (69 Betten) und Ambulanz zur konservativen und operativen Behandlung für Patienten mit angeborenen und erworbenen Erkrankungen des Bewegungsapparates (Knochen- und
Gelenkerkrankungen und -verletzungen, Gliedmaßenfehlbildungen)
- ein Förderzentrum mit dem Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung mit Schulvorbereitender
Einrichtung, Grund- und Hauptschule, Berufsschulstufe. Die Schüler werden unterrichtet nach den Lehrplänen Grund, Hauptschule, Lernen oder geistige Entwicklung. 2 Klassen besuchen Patienten aller Schularten aus der Klinik
- ein Heilpädagogisches Wohnheim für Kinder und Jugendliche mit Dauerbehinderungen (wie Hirnschädigungen,
Rückenmarkschädigungen, Muskelerkrankungen, Gliedmaßenfehlbildung) .
- eine Heilpädagogische Tagesstätte für Kinder und Jugendliche, die das Förderzentrum besuchen.
- Therapieabteilungen für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sowie ein Psychologischer Dienst
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 53
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Johann-Nepomuk-von-Kurz-Schule
Elbrachtstr. 20
85049 Ingolstadt
Schulleitung
Gabriele Hopfengärtner
Martina Drexler
Förderzentrum
Tel.:+49 (0) 841/93850
Fax:+49 (0) 841/9385222
E-Mail: [email protected]
Ihre Schule:
Gibt es ein Konzept / Flyer / ? Welches Sie uns zusenden können? Flyer
Wie viele Schüler/innen gibt es? 97
Welcher Förderbedarf besteht bei den Schülern/innen? Körperbehinderung
Gibt es an Ihrer Schule Ganztagesklassen? nein
Wird an Ihrer Schule eine Mittagsbetreuung angeboten? nein
Welche Öffnungszeiten täglich? 7:45 – 13:00
Ferienbetreuung? Von HPT 1x im Jahr (Osterferien)
Nachmittagsbetreuung/Hort/Tagesstätte? Wer ist der Träger? Schließzeiten?
HPT, Bezirk Oberbayern, bis 16:30
Besondere Angebote der Schule? AG, Förderunterricht?
AG Singen, AG Rolli Sport, AG Tanzen
Therapieangebote? Welche?
Logo, Physio, Ergo überwiegend von HPT Personal
Internetseite? http://k-schule-on.de
Schülerbeförderung? KFZ und Busse
MSH? In der Region 10
MSD? In der Region 10 und MSD Autismus
Beratungsstellen? Elecok-Beratungsstelle
Besonderheiten:
Stadtnähe, historisches Gebäude
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 54
Träger: Kosten: -
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Luise-Kiesselbach-Schule
Garmischer Str. 241
81377 München
Schulleitung
A. Parzl
R. Hermann
Förderzentrum
Privatschule
Tel.:+49 (0)
Fax:+49 (0)
E-Mail: [email protected]
Träger:
Siehe homepage
Kosten:
Ihre Schule:
Gibt es ein Konzept / Flyer / ? Welches Sie uns zusenden können?
Ja. Bitte auf Homepage anschauen oder im Sekretariat anfordern. (089-71007-401)
Wie viele Schüler/innen gibt es?
BS: 180, FS: 130, Inklusive GS:58
Welcher Förderbedarf besteht bei den Schülern/innen?
FkmE, L, GB
Gibt es an Ihrer Schule Ganztagesklassen?
Ja.
Wird an Ihrer Schule eine Mittagsbetreuung angeboten?
Ja.
Welche Öffnungszeiten täglich?
Ca. 07:00 – ca. 18:00
Ferienbetreuung?
In Tagesstätte und Internat.
Nachmittagsbetreuung/Hort/Tagesstätte? Wer ist der Träger? Schließzeiten?
Ja.
Besondere Angebote der Schule? AG, Förderunterricht?
Ja.
Therapieangebote? Welche?
Ja.
Internetseite?
http://www.icpmuenchen.de
Schülerbeförderung?
Mit Taxis, Bussen (Internat), öffentlich
MSH?
Ja.
MSD?
Ja.
Beratungsstellen?
Ja.
Besonderheiten:
ICP-Spezialeinrichtungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit infantiler Cerebralparese (ICP)
Inklusive Grundschule mit Ganztagesangebot, Kindertagesstätte, SVE, Förderschule mit Ganztagesangebot,
Förderberufsschule, Berufsbildungswerk und Ausbildung, Medizin und Therapien, Internat, Wohnheim
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 55
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Bayerische Landesschule für Körperbehinderte
Kurzstraße 2
81547 München
Tel.:+49 (0) 89-64258-0/-160/-167
Fax:+49 (0) 89-64258-161
E-Mail: [email protected]
Schulleitung
Direktor:
Johannes Nauerz, SoR
Stellvertreterin:
Angela EttenreichKoschinsky, SoKRin
2. Konrektor:
Christian Albrecht, SoKR
Leitung WS/BFS:
Rupert Bernhofer, StD
Förderzentrum
Träger:
Bay. Staatsministerium für Bildung
und Kultus, Wissenschaft und
Kunst (Sachaufwandsträger)
Kosten:
Staatliche Schule,
kostenfreier
Schulbesuch
Ihre Schule:
Gibt es ein Konzept / Flyer / ? Welches Sie uns zusenden können?
Ja, s. Anlage
Wie viele Schüler/innen gibt es?
Förderschule: ca. 250
WS/BFS: ca. 100
Welcher Förderbedarf besteht bei den Schülern/innen?
Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, Lernen, geistige Entwicklung, Sprache, emotionale und
soziale Entwicklung, Autismus
z.T. Sehen, Hören
Gibt es an Ihrer Schule Ganztagesklassen?
Nachmittagsunterricht, Mittagsbetreuung, Leistungsförderung
HPT
5-Tages-Internat
Wird an Ihrer Schule eine Mittagsbetreuung angeboten? ja
Welche Öffnungszeiten täglich?
Die Öffnungszeiten sind abhängig von der Klassenstufe
Mo-Do: 8:15 Uhr bis 15:45 Uhr möglich, Fr: bis 12:30 Uhr
HPT: täglich bis 15:45 Uhr, KON-TAG (Konduktive Tagesstätte): täglich bis 18 Uhr
Ferienbetreuung?
Wird während der Sommerferien (2 Wochen lang) in den Räumlichkeiten der BayLfK durch die Lebenshilfe bzw. durch
die KON-TAG angeboten
Nachmittagsbetreuung/Hort/Tagesstätte? Wer ist der Träger? Schließzeiten?
HPT – 8 Gruppen
5-Tages-Internat – 4 Gruppen Träger: Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und
Kunst
Schließzeiten: Ferien
Besondere Angebote der Schule? AG, Förderunterricht?
Vielfältige Arbeitsgemeinschaften (Tanzen, Klettern, Golf, Schach, Fußball...)
Autismusspezifische Förderung, Sozialkompetenzgruppe
Leistungsförderung und spezielle Angebote zur Prüfungsvorbereitung
Therapieangebote? Welche?
Vielfältige Therapieangebote: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Kunst-/Musiktherapie, Heilpädagogisches
Voltigieren
Internetseite? http://
http://www.baylfk.de
Schülerbeförderung?
Kostenfreiheit des Schulweges
behinderungsgerechte Spezialbusse
MSH/MSD?
Schülerinnen und Schüler in ganz Oberbayern werden in allgemeinen Schulen und Kindertageseinrichtungen durch
den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst (MSD) und die Mobile Sonderpädagogische Hilfe (MSH) betreut. (Gesamtkoordination liegt bei der Landesschule)
Beratungsstellen?
Beratungszentrum der BayLfK
ELECOK-Beratungsstelle (Elektronische Hilfen und Computer für Körperbehinderte)
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 56
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Besonderheiten:
Älteste Einrichtung Europas für Kinder und Jugendliche mit Körperbehinderung
SVE
Verschiedene Lehrpläne:

Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung

Lehrplan für den Förderschwerpunkt Lernen

Lehrplan der Grundschule

Lehrplan der Mittelschule


Lehrplan der Berufsschulstufe
Lehrplan des Berufsvorbereitungsjahres (BVJ)/Arbeitsqualifizierungsjahres (AQJ)
Möglichkeit des Erwerbs des Qualifizierenden Schulabschlusses
Möglichkeit des mittleren Schulabschlusses im Rahmen der Integrativen Wirtschaftsschule
Berufsfachschule (Fachpraktiker für Bürokommunikation)
Bayerische Landesschule für Körperbehinderte
DIREKTION
Leitungsteam und Verwaltung
Bildung und
Erziehung
Beratung und
Betreuung
Therapien
HPT
Internat
SVE
Beratungszentrum
ELECOK
MSD MSH
Sozialdienst
Psycholog. Dienst
Pflegedienst
Heilpädagogische
Tagesstätte
5-Tage-Internat
Förderschule
Förderzentrum
Physiotherapie
Logopädie
Ergotherapie
Kunsttherapie
Hippotherapie
Jahrgangsstufen 1-9
Berufsschulstufe
BVJ
Integrative
Integrative
Wirtschaftsschule
Berufsfachschule
Berufsfachschule
für Fachpraktiker
der Bürokommunikation
Konduktive
Tagesstätte
Musiktherapie
„Die Brücke“
Ans Werk e.V.
„Café O.K.“
Stiftung Bayerische Landesschule
Johann Nepomuk von Kurz-Stiftung
Seminarschule
Elternbeirat
Schülermitverwaltung
Förderverein Bayerische Landesschule
Schulbegleitung / Außenwohngruppen
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 57
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Ernst-Barlach-Schule, FZkmE
Barlachstraße 38
80804 München
Schulleitung
Kerstin Krönner, SoRin
Katja Eilbacher, SoKrin
Förderzentrum
Privatschule
Träger:
Pfennigparade
Kosten:
125 € für
Nichtbehinderte
Tel.:+49 (0) 89-8393 6044
Fax:+49 (0) 89-8393 6045
E-Mail: [email protected]
Ihre Schule:
Gibt es ein Konzept / Flyer? Welches Sie uns zusenden können? Ja!
Wie viele Schüler/innen gibt es? 158 Schüler/innen, 30 Kinder in SVE
Welcher Förderbedarf besteht bei den Schülern/innen? Körperliche und motorische Entwicklung, teilweise Förderschwerpunkt Lernen und Kinder und Jugendliche ohne Förderbedarf
Gibt es an Ihrer Schule Ganztagesklassen? Nein!
Wird an Ihrer Schule eine Mittagsbetreuung angeboten? Nein!
Welche Öffnungszeiten täglich?
Ferienbetreuung?
Nachmittagsbetreuung/Hort/Tagesstätte? Wer ist der Träger? Schließzeiten?
Hort und HPT, Träger ist die Pfennigparade, HPT 200 Öffnungstage, Hort wenige (jährlich neu festgelegte) Schließzeiten
Besondere Angebote der Schule?
AG, Förderunterricht? Schach, Klettern
Therapieangebote? Welche?
Ergo, Physio, Logo, Lese-Rechtschreib-Förderung, Klettern,
Hockey, Rollisport, Fußball, Yoga
Internetseite?
http://www.ebs-m.de
Schülerbeförderung?
Ja, für Kinder mit Förderbedarf
MSH? MSD? Ja
Beratungsstellen? ELECOK-Beratungsstelle
Besonderheiten:
Kinder mit und ohne Förderbedarf werden gemeinsam nach den bayerischen Lehrplänen Grundschule Plus, Mittelschule oder Förderschwerpunkt Lernen unterrichtet;
Staatlich anerkannt; weiterführende Schulen wie Realschule und Fachoberschule im Haus; Kooperation mit Realschule
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 58
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Phoenix
Konduktives Förderzentrum
Der Pfennigparade
Schulleitung
Angelika Schoof
Förderzentrum
Träger:
Stiftung Pfennigparade
Tel.:+49 (0)89 83936393
Fax:+49 (0)89 83936395
E-Mail: [email protected]
Ihre Schule:
Gibt es ein Konzept / Flyer / ? Welches Sie uns zusenden können?
Wie viele Schüler/innen gibt es?
ja
73 Schüler/ 24 Kinder in der SVE
Welcher Förderbedarf besteht bei den Schülern/innen?
Neben dem Förderbedarf körperlich-motorische-Entwicklung besteht zusätzlich Förderbedarf in den Bereichen Lernen/geistige Entwicklung
Gibt es an Ihrer Schule Ganztagesklassen?
Wir sind eine reine Ganztagsschule. In unserem Konzept der konduktiven Förderung ist die HPT-Betreuung mit der
Schule verwoben im Rahmen eines Ganztagsbetriebes.
Mo – Do. 8.15 – 15.30 bzw. 16.30 Uhr
Fr. 8.15 – 14.30 Uhr
Wird an Ihrer Schule eine Mittagsbetreuung angeboten? Nein
Welche Öffnungszeiten täglich?
Ferienbetreuung?
Ja, in den Faschingsferien, Osterferien (1 Woche), zu Beginn der Sommerferien
Nachmittagsbetreuung/Hort/Tagesstätte? Wer ist der Träger? Schließzeiten?
Besondere Angebote der Schule? AG, Förderunterricht?
-
Sommerförderwochen
Konduktive Förderung
Intensivförderblöcke
Radio Yellow
Therapieangebote? Welche?
Ergotherapie
Physiotherapie
Logopädie
Therapeutisches Reiten
Internetseite? http://www.phoenix-kf.de
Schülerbeförderung? ja
MSH?
MSD? ja
Beratungsstellen?
Besonderheiten:
Unterricht und therapeutische Förderung finden in einem vernetzten System statt. In der Klasse/SVE-Gruppe arbeitet
ein festes Team aus Sonderschullehrkraft/Heilpädagoge, Konduktor, Ergotherapeut, Physiotherapeut, Logopäde, Kinderpfleger und FSJ/BuFDi. Während des gesamten Tages wechseln Fördereinheiten und unterrichtliche Einheiten
aufeinander abgestimmt einander ab. Gezielte Förderung findet im Rahmen von Alltags-Orientierungs-Training ebenfalls in Pausenzeiten, beim Mittagessen und beim Transfer vom und zum Bus statt. Es findet für jedes Kind eine individuelle Förderung gemäß seiner motorischen und kognitiven Fähigkeiten statt.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 59
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Anita Dirndorfer und Katrin Liebl
Feinmotorische Übungen
Zahnstocher:
 Zahnstocher in einen aufgestellten Korken stellen, Bügelperlen nach gewürfelter Farbe/ Anzahl mit den Fingern oder Pinzette aufstecken
 Mit Zahnstocher Bügelperlen ohne Hilfe der anderen Hand aufnehmen
 „Mikado“ spielen: Mehrere Zahnstocher auf einen Haufen werfen und einzelnen mit
Fingern/ Pinzette aufnehmen
 Als „Kleinholz“ in kleine Stücke brechen
Wollknäul:
 Kordel drehen
 Fingerhäkeln: Schlaufe machen und Faden mit Finger 1 und 2 durch diese ziehen.
Dadurch entsteht eine weitere Schlaufe, durch die der Faden wiederum gezogen
wird; es entsteht eine Häkelschnur
 Zwischen gestrecktem Daumen und Zeigefinger in Form einer Acht aufwickeln Variation: zum Daumen ja einen anderen Finger nehmen, Finger beliebig wechseln
 Gegenstände in das Knäul einwickeln (Auf Zettel gemalte Botschaft)
 Längeren Faden abschneiden, an jedes Ende einen Rund-/ Dübelstab knoten. Die
Mitte des Faden mit einem Gummiband markieren. Zwei Spieler wickeln gleichzeitig
den Faden auf den Stab auf, wer zuerst in der Mitte ist.
Wäscheklammern:
 Eine Wäscheklammer rechtwinkelig an ein Rundholz Ende anbringen und als „Hockeyschläger“ benutzen
 Kranspiel: Mit einer Klammer Materialsäckchen/ Kaffeekapseln erfassen und transportieren/ auf ein Ziel werfen
 Von Klammer zu Klammer Gegenstände weitergeben, z.B. Bierdeckel, Gummiringe,
Pfeifenputzer
 Mit je zwei Klammern und Rundholz ein Tor bauen, z.B. für Eishockey
 Mehrere Klammern zu einer Schlange aneinander klammern/ wie einen Busch auffächern
 Klammern an der Seite des Bierdeckels klammern
 Eine Klammer an Flaschenschraubendeckel klammern und als „Schöpf-Kelle“ verwenden und Linsen schöpfen
 Mit liegender Klammer Bügelperlen/ Murmeln aufnehmen und diese transportieren
 Knöpfe von Klammer zu Klammer weiter geben und diese auf einen Bierdeckel ablegen
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 60
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Streichholzschachteln:
 Mit der Pinzette Streichhölzer in die Schachtel legen oder heraus nehmen
 Bügelperlen mit einem Zahnstocher oder einer aufgebogenen Büroklammer aufnehmen und in die Schachtel zurücklegen
 Schachtel zwischen den Fingern halten und ohne Hilfe der anderen Hand auf und zu
schieben oder drehen
 Mit Punktewürfel Anzahl von Bügelperlen würfeln, diese in eine Hand sammeln und
einzeln in die Streichholzschachtel ablegen. Nach jedem Mal die Schachtel schließen, schütteln und dem Geräusch lauschen
Streichhölzer:
 Ohne Hilfe der anderen Hand einsammeln und einzeln in einer Reihe ablegen
(durch einen Würfel oder Alter des Kindes die Menge ermitteln)
 „Packesel“ spielen: Zwei oder mehrere Streichhölzer kreuzweise aufeinander stapeln
 Mit Fingern oder Pinzette Formen nachlegen
 Mit Pinzette in die Schachtel legen/ herausnehmen
 Mit Streichhölzern Bügelperlen von rutschfester Unterlage „aufpieksen“
 Streichhölzer zwischen Mittelfinger und Daumen halten (Reckturnen), der Zeigefinger
„turnt“ abwechselnd darüber und darunter
 Liegende Streichhölzer (Auto) mit Stäbchen (Fernbedienung) schieben und einparken
 Aus Streichhölzern Zäune um Tiere legen
 Streichhölzer zwischen die Finger klemmen, Partner versucht, sie heraus zu ziehen
 Mehrere Streichhölzer zusammenfassen und fest mit Gummiring umwickeln (Brennholz Bündel schnüren)
 Streichholz zwischen den Fingern wie Propeller in beide Richtungen drehen
Rundstäbe:
 Umwickeln mit Pfeifenputzer/ Wolle/ Gummiringe
 Kegel aufstellen und diese mit Murmeln oder Glasnuggets umschießen
 Wolle anbinden, Gegenstände am anderen Ende befestigen und durch aufwickeln
heranziehen
 Hubschrauber: Stab einhändig wie Rotoren in beide Richtungen zwischen den Fingern drehen
 Feuermachen: Einen oder mehrere Stäbe zwischen den Handflächen hin- und her
rollen. Variation: einhändig zwischen zwei Fingern hin- und her rollen
 Hürdenlauf: Die Finger „steigen“ einzeln und nacheinander über einen in Richtung
der Finger liegenden Stab. Die Hand dazu flach auf den Tisch auflegen, Finger spreizen- von ulnar nach radial und umgekehrt durchführen
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 61
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Reepschnüre/ Schnürsenkel:
 Reepschnur auslegen, mit 2 oder drei Fingern darauf entlang laufen. Variation: Im
Kreuzgang mit den Fingern über die Reepschnur treten
 2 Reepschnüre als Ring aneinanderknoten und Fadenspiel mit abnehmen/ übernehmen spielen
 Fingerhäkeln: Zuerst einen Schlaufe binden und durch diese mit dem Daumen und
dem Zeigefinger der dominanten Hand die nächste Schlaufe ziehen. Eine Geschichte
zur Verdeutlichung der Bewegung: „Eine Henne pickt den Wurm aus der Futterschüssel“.
 Mit drei gleichlangen Reepschnüren einen Zopf flechten
 „Knotentreff“: So vielen Knoten übereinander machen, bis nichts mehr von der
Schnur übrig ist und wieder aufknoten
Pfeifenputzer:
 Bügelperlen auffädeln und als „schwimmringe“ oder „Siegerkränze“ formen
 Als Spielbälle kompakt zusammenknüllen
 Um den Zeigefinger wickeln, Ende überstehen lassen und als Schieber für Knöpfe
verwenden
 Um einen Stab wickeln und herunterziehen = Spirale
 Großen Ring formen und diesen einhändig, ohne Hilfe der anderen Hand, von Finger
zu Finger wandern lassen
 Aus mehreren Pfeifenputzern eine lange Reihe oder „Straße“ bilden, dazu die Enden
miteinander verdrehen (Zwei Reihen als Kegelbahn benutzen)
 Ringe formen und diese zu einer Kette ineinander hängen
 2 Pfeifenputzer umeinander wickeln (Nudel/ Armband)
 Aus drei Pfeifenputzern einen Zopf flechten
 Formen z.B. Fische, Schnecken oder Buchstaben biegen
 Mehrere Pfeifenputzer an einem Ende miteinander fest verdrehen (dies ist der Körper
des Tintenfisches). Als „Saugknöpfe“ Bügelperlen anbringen
 Päckchen packen: Pfeifenputzer um Materialsäckchen wickeln und zudrehen
Pinzette:
 Diebische Elster: So lange Bügelperlen/ Büroklammern mit der Pinzette aufnehmen,
wie der Kreisel läuft
 Würfeln und entsprechende Menge verschiedener kleiner Dinge, z.B. Büroklammern/
Bügelperlen auf Bierdeckel legen
 Bügelperlen aufnehmen und auf Pfeifenputzer/ Zahnstocher auffädeln
 Pfeifenputzertiere biegen und anschließend „füttern“: mit Pinzette Bügelperlen legen
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 62
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Murmeln:
 Murmeln zum Kegeln benutzen: Auf stehende Korken oder Ähnliches zielen
 Mit Löffel in eine Flaschen-Schraubdeckel legen, und diesen zwischen den nach
oben gehaltenen Fingerspitzen kreisen lassen (Mischmaschine oder Karussell)
 Murmel von Löffel zu Löffel weiter geben (die Murmeln sind frisch bemalt und dürfen
nicht berührt werden)
 Handmassage: eine oder mehrere Murmeln auf die rutschfest Unterlage leben und
diese mit der Handfläche und den Fingern mit unterschiedlichem Druck und in unterschiedlichem Tempo hin und her / im Kreis rollen
 2 Murmeln in die dominante Hand nehmen und in Supination ohne Hilfe der anderen
Hand mit und gegen den Uhrzeigersinn umeinander kreisen lassen
 Mehrere Murmeln und einen anderen Gegenstand (z.B. größere Murmel, Würfel etc.)
in die gleiche Hand nehmen, in Supination ohne Hilfe der anderen Hand die Murmeln
einzeln „aussortieren“ und ablegen, während der andere Gegenstand in der Hand
bleibt
 Murmelhöhle: Murmel fest in einer Faust halten, Partner versucht, sie zu „rauben“ Variation: Murmel zwischen beiden Händen halten und Partner versucht sie zu „rauben“
Notizzettel:
 Zu „Himmel und Hölle“ falten, damit Fang- und Greifspiele machen
 Schnipsel reißen, Schnipsel dann nach gewürfelter Anzahl mit Pinzette in Flasche
transportieren lassen
 Formen reißen und Spielpartner raten lassen, was es sein soll
 Streifen reißen und mit einem Gummiring klammern
 Aus Pfeifenputzern runde „Pizzen“ formen, kleine Schnipsel reißen und als „Belag“
hineinlegen oder streuen
 Geschenke packen: Rundstäbe in Notizzettel verpacken und mit Gummis als Geschenkband umwickeln

Kreisel:
 Solange sich der Kreisel dreht Bügelperlen mit einer Hand aufsammeln/ oder mit beiden Händen
 Alle Kreisel in Bewegung halten
 Jeder Spieler erhält einen Kreisel, alle Kinder drehen ihr Kreisel, Gewinner ist, wessen Kreisel sich am längsten dreht
Korken:
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 63
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
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An den flachen, runden Enden zwischen Daumen und Mittelfinger halten, Zeigefinger
„turnt“ darüber und darunter
Zwischen Daumen und Mittelfinger halten, mit dem Zeigefinger drehen und mit dem
Ringfinger von unten stützen
Aus 2 Korken Tore bauen/ Glasnuggets mit den Fingern oder einem Rundholz durch
das Tor schnipsen oder schießen
Reihen als Mauern bauen, Kaffekapseln daraufstellen
Stempeldruck mit Wasserfarben
Zwischen den Fingern drehen
Wie beim Flötenspiel mehrere Finger auf den Korken setzen und einzeln bewegen
Als Kegel aufstellen und mit einem Glasnugget umkegeln
Mit einem Faden oder Gummi umwickeln
Knöpfe:
 Als Transportmittel, z.B. Auto, Bus oder Floß benutzen und mit Stab schieben
 Mit zwei Knöpfen und einem Pfeifenputzer ein Spieltor bauen (Pfeifenputzer in Bogenform biegen und in Knopflöcher stecken)
 Ohne Hilfe der anderen Hand in beide Richtungen zwischen den Fingern 1-3 drehen
 Ohne Hilfe der anderen Hand von Finger 1 zu Finger 5 „laufen“ lassen (zwischen den
Fingern jeweils drehen)
 Knopfhüpfspiel: Lockere Faust machen, Knopf auf Daumen legen, hochschnipsen
und versuchen, ihn wieder zu fangen
 Auf die Seite stellen und über eine Drehbewegung wie einen Kreisel drehen
 Mehrere Knöpfe auf einen Wollfaden fädeln, je einen Knoten oder eine Bügelperle
dazwischen setzen und eine „Schlange“ oder „Kette“ machen
Gummiringe:
 Gummiringe auf Stab wickeln
 Gummiringe über Fingerspitzen 1 bis 3 ziehen und ihn an Finger 1-3 einer anderen
Person weiter geben
 Gummiringe eng über Zeigefinger und Daumen wickeln, gegen den Widerstand des
gespannten Gummis jeweils eine Murmel ergreifen und an anderer Stelle ansetzen
 Gummiringe ineinander schlaufen und eine Kette anfertigen
 Mit größeren Gummis „Krampen schießen“ (mit gespannten Gummi gefaltete Papierstreifen schießen)
 Kleine Gummiringe locker um einzelne Finger wickeln, bis zum Grundgelenk streifen
und mit dem Daumen ohne Hilfe der anderen Hand wieder zur Fingerspitze zurück
rollen und abstreifen
Glasnuggets:
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 64
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
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Drei Glasnuggets vor sich hinlegen. Den Mitteleren jeweils durch die beiden anderen
Nuggets schnipsen
Kegeln: Kaffekapseln verkehrt herum aufstellen und mit einem Glasnugget umschießen
Durch mehrere aufgebaute Tore schnipsen, pro getroffenes Tor eine Bügelperle auf
einen Pfeifenputzer auffädeln
Mit Essstäbchen durch Korken schieben
Die Hand flach auf den Tisch legen, 1 Glasnugget vom Daumen zum Zeigefinger
schieben
Schraubdeckel:
 Einen Flaschenschraubdeckel mit der Öffnung nach unten zwischen den Fingern 1-3
halten und diesen zum Anschieben und Fangen einer Murmel benutzen: über eine
Murmel stülpen, in einem Spielfeld aus Schnüren hin und her spielen und Murmel
wieder fangen
 Über Murmel stülpen und als Fahrzeug z.B. durch Slalom fahren
 Murmeln, Bügelperlen oder Glasnuggets in Schraubdeckel legen und mehrmals von
Deckel zu Deckel schütten
 Als „Transportfahrzeug“ benutzen und mit Fingern oder Stab schieben
Essstäbchen:
 Als „Fernsteuerung“ verwenden und Gegenstände damit schieben
 Stab im Dreipunktgriff ergreifen, bis zur Mitte „laufen“ und wie einen „Hubschrauber“
zwischen Finger 1-3 mit und gegen den Uhrzeigersinn drehen
 An den Enden Klammern anbringen und als Tor aufstellen
 Schnur an die Mitte des Essstäbchens binden und andere Gegenstände an das andere Ende binden und so den Gegenstand durch Aufwickeln heranholen lassen.
 Papierschnipsel zusammenknüllen und diese mit zwei Essstäbchen aufnehmen
 Reepschnur um Essstäbchen wickeln
 Kegelbahn aus zwei Essstäbchen legen und mit Glasnuggets oder Murmeln Rundhölzer umschießen
 Essstäbchen wie einen Billard-Queue benutzen und Glasnuggets oder zusammengeknülltes Papier schießen
 Heiße Spaghetti: Mit einem Essstäbchen Gummiringe aufheben und auf Bierdeckel
legen lassen
 Korken mit Essstäbchen aufstellen
 Korken mit Essstäbchen transportieren
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 65
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Büroklammern:
 Mit Pinzette transportieren und z.B. in eine Reihe oder Muster legen
 Mit Fingern auf einen Bierdeckel stecken
 Ineinander hängen und eine Kette oder Armband machen
 Als „Turner“ zwischen Finger eins und drei
 Mehrere Büroklammern in einer Hand sammeln und ohne Hilfe der anderen Hand
einzeln eine Reihe legen
 Auseinander biegen und Bügelperlen aufspießen
Bügelperlen:
 Beidhändig auf ein Streichholz stecken und einhändig mit Daumen und Zeigefinger
wieder abstreifen
 Mit den Fingern oder der Pinzette ergreifen und transportieren
 Mit Fingern oder Stab aufgestellte Perlen schieben
 Schnipsen
 Mit Fingern oder Pinzette ergreifen und Formen oder Muster legen
 Auf Pfeifenputzer oder Zahnstocher fädeln
 Mehrere Bügelperlen einhändig einsammeln und einzeln ablegen oder aufstellen
Bierdeckel:
 Einhändig zwischen den Fingern drehen
 Auf dem Tisch aufstellen und einhändig drehen
 Auf die Tischkante legen, ca. 1/3 überstehen lassen, von unten dagegen schlagen,
sodass er nach oben springt. Danach ergreifen und versuchen ihn zu fangen
 Wie ein Tablett auf die ausgestreckte, supinierte Hand legen und Glasnuggets transportieren
 Büroklammern mit der Hand aufstecken
 Häuschen bauen
Kaffeekapseln:
 Mit der Öffnung nach oben aufstellen und eine Murmel einfüllen ohne dass die Kapsel kippt
 Aus mehreren Kapseln versetzt einen Trum bauen
 Kapseln ineinander stecken
 Aus zwei Kapseln ein Tor bauen und Glasnuggets durchschießen
 Mit Wäscheklammer von A nach B transportieren
 Zwei Kapseln mit der Öffnung zueinander aufeinander stellen
 Kapsel mit Zwei Essstäbchen und einem Glasnugget transportieren
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 66
AUS DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS
Strohhalme:
 Strohhalme ineinander stecken zu einer langen Kette
 Strohalme aufstellen
 Strohhalmmikado
 Mit einem Strohhalm Wasser von einem Schraubdeckel zum anderen transportieren,
indem man den Strohhalm oben mit dem Daumen verschließt
 Mit Strohhalmen Buchstaben oder Formen legen
 Aus drei Strohhalmen ein liegendes Tor bauen, indem man sie ineinander steckt;
Murmeln ins Tor rollen
 Bügelperlen durch einen Strohhalm rutschen lassen
Literatur:
Die Ravensburger Feinmotorikkiste (FeinMoKi) 2012
Autor: Andrea Kisch, Sabine Pauli
ISBN: 978-3-8080-0689-4
Bestell-Nr.: 1093
15,30 Euro / 24,80 CHF,
Zielgruppen: Alter: 5-10
Handgeschicklichkeit bei Kindern
Spielerische Förderung von 4-10 Jahre
Autoren: Abine Pauli, Andrea Kisch
ISBN:978-3-8080-0627-6.
15,80 EUR, CH: 25,60 sFr.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 67
DIAGNOSTIK
Diagnostik
Daniela Bandmann und Marco Schwinghammer
Standardisierte, förderdiagnostische Verfahren für Kinder ab
3 Jahren
Daniela Bandmann ist staatlich geprüfte Ergotherapeutin: Fortbildung an der LMU München
in den Fachbereichen Pädagogik und Psychologie, Konzentrationstrainerin nach Krowatschek (MKT), langjährige Erfahrung als Ergotherapeutin und als Frühfördertherapeutin in
der Stiftung Kinderhilfe Fürstenfeldbruck.
Marco Schwinghammer ist ebenfalls staatlich geprüfter Ergotherapeut; Ergotherapeutisches
Studium in den Niederlanden mit Abschluss zum Bachleor of Health in Occupational Therapy, Konzentrationstrainer nach Krowatschek; Langjährige Berufserfahrung in der Kinderklinik
Vogtareuth mit den Schwerpunkten Kinderrehabilitation, Entwicklungsdiagnostik und Elternberatung.
Bevor die standardisierten Verfahren vorgestellt werden, gehen die Egotherapeuten auf allgemeine Beurteilungskriterien ein.
Um ein Kind in seiner gesamten Entwicklung beurteilen zu können, ist es hilfreich folgende
Bereiche zu beobachten:












Äußeres Erscheinungsbild
Grob- und Feinmotorik
Kognition
Perzeption
Sprache
Psychomotorik
Sozialverhalten
Emotionales Verhalten
Spiel- und Arbeitsverhalten
Umgang mit Material
Lebenspraktische Fähigkeiten
Aufsichtsbedarf
Die nachfolgenden Testverfahren und Beobachtungen haben das Ziel
 Die Normalentwicklung differenziert zu erfassen
 Individuelle Stärken eines Kindes herauszuarbeiten, um diese für die Beratung zu nutzen
 Entwicklungsdefizite frühzeitig zu diagnostizieren und
 Entwicklungsprognosen zu ermöglichen
Danach ist den Ergotherapeuten noch wichtig, bedeutsame physiologische Aspekte zur allgemeinen Entwicklungsdiagnostik vorzustellen.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 68
DIAGNOSTIK
Wichtige physiologische Aspekte
1. Körperhaltung / Thoraxaufrichtung
Die Körperhaltung ist ein wichtiger Punkt, der bei Kindern mit Problemen in der Konzentration, Aufmerksamkeit und Feinmotorik überprüft werden muss. Sie ist sowohl im Stehen, als
auch im Sitzen wichtig für:
•
Individuelle Bewegungsfreiheit (Voraussetzung für Rotationsbewegungen, Positionsund Richtungswechsel)
•
Optimalen Einsatz der oberen Extremität (nur wenn Arme und Hände der Stütz- und
Halteposition enthoben sind, können differenzierte feinmotorische Tätigkeiten ausgeführt
werden)
•
Optimaler Einsatz der Fernsinne (nur bei aufgerichteten Kopf und guter Kopfkontrolle
können die Fernsinne wie Augen und Ohren ihre Funktion optimal wahrnehmen)
•
Vitale Funktionen (z.B. Atmung und konzentrative Wachheit)
Im Kindergarten / Schule werden feinmotorische Tätigkeiten meist im Sitzen ausgeführt, entscheidend hierfür ist eine gute Sitzhaltung und Kopfkontrolle.
Sitzhaltung und Sitzposition:
Beim Sitzen liegt das Gewicht auf den Sitzbeinhöckern, das Becken ist optimal eingestellt
und die Wirbelsäule richtet sich auf. Gleichzeitig unterstützen die Beine eine stabile Sitzposition (Beine sind in allen Gelenken um 90% gebeugt). Die Beine übernehmen einen Teil des
Körpergewichts und bewahren den Rumpf davor, nach vorne zu fallen. Zentral wichtig sind
auch die Fü0ße. Optimal positioniert unter den Knien, stabileren sie die Sitzposition und sorgen für eine gute Gleichgewichtsverteilung und eine Verbindung zum Boden. Dies ermöglicht:
•
Eine gute Kopfkontrolle
•
Auge-Hand-Koordination
•
optimaler Einsatz der oberen Extremitäten
•
Bilaterales Arbeiten/Hand-Hand-Koordination
Kopfkontrolle:
Die Kopfkontrolle ist entscheidend für die Organisation von Bewegungen. Durch den Aufbau
seiner anatomischen Verbindung mit der Wirbelsäule hat der Kopf eine Vielzahl von sehr
differenzierten Bewegungsmöglichkeiten. Ein physiologisch aufgerichteter Rumpf und Kopf
ermöglicht, zusammen mit den Rotationsmöglichkeiten der Wirbelsäule, den Raum um 360°
zu explorieren.
Mangelnde Aufrichtung des Kopfes und es Rumpfes und mangelnde Rotation der Wirbelsäule schränken
•
die visuelle Wahrnehmungsmöglichkeiten ein, so dass der wahrgenommene Radius
reduziert (Kinder sehen nichts, wenn sie seitlich zur Tafel sitzen)
•
beeinflussen die Auge-Hand-Koordination
2. Bilateralität / Hand-Hand-Koordination
Darunter versteht man:
• Alternierendes Arbeiten beider Hände
• Symmetrisches Arbeiten beider Hände miteinander
• Überkreuzen der Hände über der Körpermitte
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 69
DIAGNOSTIK
Kinder mit Wahrnehmungsproblemen haben hier oft Probleme beim koordinierten Einsatz
der beiden Körperhälften bzw. Hände.
Häufig wird eine Seite bevorzugt, die andere Seite fast ignoriert. (z.B. beim zeichnen und
handwerklichen Tätigkeiten). Die Haltehand wird verspätet oder gar nicht eingesetzt.
3. Überkreuzen der Körpermitte
Wenn ein Kind beginnt, seine Mittellinie zu überkreuzen, wird das als Zeichen seiner Weiterentwicklung verstanden. Es ist ein Hinweis darauf, dass der interhemisphärische Austausch
gut integriert ist.
Eine gute Zusammenarbeit der Gehirnhälften ermöglicht es uns, Dinge zu tun, die für eine
gute Kooperation unseres gesamten Gehirns und unseres Körpers Voraussetzung ist. Besonders gilt das für komplexe Handlungen wie Schreiben, Malen, Lesen, Klettern, Flechten,
Knoten- und Schleife binden,….; auch Kreis- und Singspiele gehören dazu.
4. Stifthaltung und Graphomotorik
Normale Stifthaltung
In der Kindergartenphase und Vorschulzeit ist es wichtig, dass zur Entwicklung der Feinmotorik verschiedene Stifte und Maltechniken eingesetzt werden. Ein frühes „Erzwingen“ der
„richtigen“ Stifthaltung ist häufig kontraproduktiv. Feinmotorik muss sich entwickeln können.
Folgende Kriterien sprechen für eine physiologische „normale“ Stifthaltung:
•
Ist das Handgelenk stabil oder geht es in leichte Extensionsbewegungen?
•
Wird der Stift im Dreipunktgriff gehalten? Dabei wird der Stift mit Daumen und Zeigefinger im Pinzettengriff gehalten und liegt auf dem Endglied des Mittelfingers auf.
•
Der Daumen muss in Opposition gebracht werden und gebeugt und gestreckt werden
können.
•
Gleitet die Hand bzw. der Arm über das Papier?
Auffälligkeiten in der graphomotorischen Entwicklung (Vorschul- und Schulphase)
Folgende Kriterien sprechen ab dem Vorschulalter für eine unphysiologische „auffällige“
Stifthaltung:
•
Wird Schreibarm als Stützarm eingesetzt, dann ist der Arm nicht frei für feinmotorische
Aufgaben, besonders der fließende Hand-Arm-Transport
•
Liegen beim Schreiben der Unterarm und die Hand mit den Fingern V und VI auf der
Unterlage auf?
•
Probleme der Kraftdosierung.
•
Hand bzw. der Arm gleitet ruckartig über das Papier.
•
Kommt es auf der nicht schreibenden Seite zu störenden Mitbewegungen bzw. zu assoziierenden Reaktionen? Als Folge davon verrutscht das Papier oder die Haltehand behindert in ihrer Position die Schreibhand.
•
Wird der Daumen dem Zeigefinger nicht gegenübergestellt, sondern in eine Art Schlüsselgriff bzw. Quergriff seitlich an den Zeigefinger gebracht.
•
Können Zug- und Stoßbewegungen variiert werden? Häufig kommt es zu vermehrten
Stoßbewegungen aus dem Arm bzw. aus der Schulter.
•
Welche unphysiologische Stifthaltung liegt vor?
o Fausthaltung
o Stifthaltung mit allen Fingern, Unterarm in Pronation
o Stift im Vierpunktgriff
o „Schlüsselgriff“ (Daumen dominiert)
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 70
DIAGNOSTIK
Standardisierte Verfahren
1.
Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung- 2 (FEW-2)
Entstehung
Der FEW-2 ist die deutsche Bearbeitung des Developmental Test of Visual Perception 2
(DTVP-2), der seit 10 Jahren in der Therapie und Rehabilitation von Kindern mit Entwicklungsstörungen einen festen Platz hat. Der FEW-2 steht in der Tradition des Frostig Entwicklungstests der visuellen Wahrnehmung, hat aber bedeutsame konzeptionelle Mängel und
methodische Schwierigkeiten des FEW überwunden.
Aufgabenbereich
Insbesondere die explizite Trennung in motorikfreie (motorikreduzierte) und motorikabhängige Anteile erlaubt eine differenzierte Beurteilung der kindlichen Entwicklung zur visuellen Wahrnehmung mit Hilfe von insgesamt 8 Subtests: 1. Auge-Hand-Koordination, 2.
Lage im Raum, 3. Abzeichnen, 4. Figur-Grund, 5. Räumliche Beziehungen, 6. Gestaltschließen, 7. Visuo-motorische Geschwindigkeit, 8. Formkonstanz. Jeder der acht Subtests misst
einen Typ visueller Wahrnehmungsfähigkeit - klassifizierbar als Lage im Raum, Formkonstanz, räumliche Beziehungen oder Figur-Grund. Das Testmaterial wurde – soweit möglich – für den deutschen Sprachraum übernommen und teilweise an den deutschen Sprachgebrauch angepasst bzw. präzisiert und erweitert. Allerdings wurden entsprechend der berechneten Schwierigkeitsindizes die Itemreihenfolgen der amerikanischen Originalversion
teilweise verändert; das Layout und die Bewertungsrichtlinien einiger Subtests wurden zum
Teil etwas modifiziert.
Dauer
30 – 50 Minuten; durchschnittlich 40 Minuten
2.
Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder (MOT)
Entstehung
Der Test enthält zum Teil Aufgaben, die aus älteren Testverfahren übernommen und modifiziert wurden, sowie Aufgaben, die für das Verfahren neu konzipiert wurden. Die erste Rohfassung wurde im Jahre 1973 nach einer 10-jährigen Erprobungszeit an rund 1.200 Kindern
in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. Zwischen den Jahren 1973 und 1977 wurde er
weiter modifiziert, bis er seine heutige Form erreicht hat.
Aufgabenbereich
Der MOT 4-6 erfasst den motorischen Entwicklungsstand der Testpersonen und ermöglicht
die Einordnung der individuellen Leistung mit einer vergleichbaren Altersgruppe. Wird der
Test mehrmals zu verschiedenen Zeiten mit derselben Testperson durchgeführt, lassen sich
eventuelle Merkmalsänderungen feststellen und die Fördermaßnahmen individuell anpassen. Zudem unterstützen die Ergebnisse bei der Entscheidung, ob und welche Art von
psychomotorischen Fördermaßnahmen zu empfehlen sind. Da es sich um ein standardisiertes Verfahren handelt, sind die Ergebnisse auch bei den Behörden ein wichtiges Entscheidungskriterium, ob und welche Art von psychomotorischen Fördermaßnahmen zu empfehlen
sind und über die Zuschüsse hierfür.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 71
DIAGNOSTIK
Material und Dauer
Die Testzeit für ein Kind liegt bei 20-25 Minuten. Der Raum, in dem der Test durchgeführt
wird, muss mindestens 4x6 Meter groß sein. Des Weiteren gibt es einen speziellen Testsatz
mit den Materialien, der aus genormten Sportgeräten und Alltagsgegenständen besteht
Auswertung
Für die Aufgaben werden je nach Leistung 0-2 Punkte vergeben. Die Summe aller Punkte
ergibt einen Rohwert. Dieser wird mit Hilfe von Normentabellen ausgewertet, wobei das genaue Alter des Kindes berücksichtigt wird. Für eine Interpretation der Werte auf der Normentabelle müssen sogenannte Standardwerte ermittelt werden. Ein Standardwert ist der motorische Quotient (MQ-Wert). Der MQ-Wert unterscheidet zwischen sehr guten (145–131 MQ),
guten (130–116), normalen (115–86), unterdurchschnittlichen (85–71) und auffälligen (70–
56) Ergebnissen
3.
Der Wiener Entwicklungstest WET
Aufgabenbereich
Der WET erlaubt die Diagnose des allgemeinen Entwicklungsstandes bei Kindern zwischen
3 und 6 Jahren. Ausgehend von einer kontextualistischen Entwicklungstheorie werden alle
relevanten Funktionsbereiche wie Motorik, visuelle Wahrnehmung und Gedächtnis sowie
kognitive, sprachliche und sozial-emotionale Fähigkeiten erfasst. Der WET ermöglicht somit
einen wesentlichen, umfassenden Überblick über Stärken und Schwächen des Kindes für
förderdiagnostische Fragestellungen. Das Testmaterial ist Kind gerecht gestaltet. Die Testaufgaben haben spielerischen Charakter und lehnen sich an bekannte Spielprinzipien an.
Für die 2. Auflage wurden die Durchführungs- und Auswertungsanweisungen präzisiert und
optimiert. Aktuelle Untersuchungsergebnisse und Reanalysen belegen die Testgüte des Verfahrens. Mit der repräsentativen Normierung für Deutschland und Österreich (N > 1.200)
liegen nun aktuelle, differenzierte Vergleichswerte vor. Hinweis für Anwender der 1. Auflage:
Die wesentlichen inhaltlichen Neuerungen im Vergleich zur 1. Auflage sind im Manual enthalten. Modifikationen bei den Testmaterialien betreffen Layout und Materialgestaltung ohne
Einfluss auf die Iteminhalte.
Bearbeitungsdauer
Bis 3;5 Jahre etwa 90 Minuten, bei älteren Kindern etwa 75 Minuten.
Zur Förderdiagnose bietet der WET auch an, nur Auszüge darauf als Testverfahren zu verwenden.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 72
DIAGNOSTIK
Literatur
Konzeption von Daniela Bandmann und Marco Schwinghammer
„Wikipedia“, der freien Enzyklopädie www.wikipädia. de
Zentrum für Testentwicklung und Diagnostik am Departement für Psychologie der Universität
Freiburg www.hogrefe-testsystem.com
Akademie für Lehrerfortbildung Dilligen: Materialgeleitetes Lernen, Elemente der Montessori-Pädagogik in der Regelschule Grundschulstufe, Manz Verlag München, 1993
Fuchs, Birgit: Spiele gegen Rechenschwäche So fördere ich mein Kind, Urania Verlag,
2002
Kiphard, Ernst J.: Wie weit ist mein Kind entwickelt? Eine Anleitung zur Entwicklungsüberprüfung, Verlag Modernes Leben, Bochum, 12.Aufl. 2006
Krowatschek, Dieter/ Hengst, Uta: Mit dem Zauberteppich unterwegs Entspannung in
Schule, Gruppe und Therapie für Kinder und Jugendliche, Borgmann Media Verlag, 2.Aufl.
2008
Krowatschek, Dieter/ Theiling, Uta: Geschichten von der Fly Entspannung für unruhige,
unauffällige, übermütige und ängstliche Kinder, Borgmann Media Verlag, 2009
Pighin, Gerda: Die besten Förderspiele So unterstützen Sie Ihr Kind, Weltbild Verlag, 2005
Press, Hans Jürgen: Die Abenteuer der schwarzen Hand, Ravensburger Verlag
Sattler, Johanna Barbara: Übungen für Linkshänder Schreiben und Hantieren mit links,
Auer Verlag, 9.Aufl. 2007
Sattler, Johanna Barbara: Das linkshändige Kind in der Grundschule, Auer Verlag GmbH,
14.Aufl. 2007
Seyffert, Sabine: Meine Insel der Stille Entspannungsgeschichten für Zappelkinder, Arena
Verlag, 5.Aufl. 2006
Straßmeier, Walter: Frühförderung konkret 260 lebenspraktische Übungen für entwicklungsverzögerte und behinderte Kinder, Ernst Reinhardt Verlag, 6. Aufl. 2007
Wick, Walter/ Marzollo Jean: Ich sehe was… Abenteuerrätsel, Lentz Verlag, 1996
Witzig, Hans: Punkt, Punkt, Komma, Strich Die Zeichenstunde für Kinder, Bassermann Verlag, 2007
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 73
DIAGNOSTIK
Stephanie Stockinger
Graphomotorische Testbatterie
Eine wichtige Voraussetzung für das Erlernen des Schreibens
ist eine altersgemäße Entwicklung der Graphomotorik. Durch
die Die Anwendung der Graphomotorischen Testbatterie GMT
erhält man einen Überblick über den Entwicklungsstand der
Graphomotorik. Es stellt dadurch einen weiteren Punkt hinsichtlich einer Schulreifempfehlung dar.
Prüfbereiche-Test
Labyrinth-Test
Task-Test (Messung der Differenzierfähigkeit),
Symmetrie-Zeichen-Test
Synergie-Schreibversuch (Reproduktion eines vorgegebenen
Symbols aus dem Gedächtnis)
Graphestesia-Test (Fähigkeit, Entfernungen und Längen einzuschätzen)
Graphomotorischer Test
Form- und Gestalttest
Aufbau des Screenings:
Materialien: Manual, 1 Protokollbogen Kindergartenversion, (Protokollbogen Schülerversion
I-III, Schülerheft, je 1 Auswertungsbogen Schülerheft 1-4, 1 Satz Lesekärtchen,) 1 Vorlagenmappe UT 3, 1 Vorlagenmappe UT 5.1
Durchführung
Einzelprüfverfahren für Kinder im Alter zwischen 4;6 und 6;11 Jahren
Dauer: ca. 45 Minuten
Auswertung
Einzelprüfverfahren
Der Protokollbogen gibt klare und übersichtliche Vorgaben hinsichtlich Abbruchkriterium,
Punktevergabe sowie den Anweisungen des Testleiters.
Die Rohwerte werden in eine Tabelle eingetragen.
Mit Hilfe des Anhangs im Manual werden die T-Werte ermittelt.
Komplizierte Handhabung der Auswertung
Preis: 68 €
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 74
FÖRDERMATERIAL & LITERATUR
Fördermaterial & Literatur
Angelika Uthoff
Fachliteratur zum Thema Körperbehinderung

ICD-10-GM – Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme 10. Revision der International Classification of Diseases and
Related Health Problems; GM = German Modification, in jährlich revidierter Version.
Zu beziehen unter www.dimdi.de oder bei Deutscher Ärzte-Verlag, Köln

ICF-CY – Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen, Hrsg. u.a. Judith Hollenweger

Empfehlungen zum Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung
Hrsg.: Kultusministerkonferenz der Länder in der Bundesrepublik Deutschland

Motorische Behinderungen
Hrsg.: Christoph Leyendecker
Verlag Kohlhammer 2005

Körperbehinderungen – Schädigungsaspekte, psychosoziale Auswirkungen und pädagogisch – rehabilitative Maßnahmen
Hrsg.: Kurt Kallenbach
Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2006

Körperbehindertenpädagogik
Hrsg.: Harry Bergeest
Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2002

Einführung in die Körperbehindertenpädagogik
Hrsg.: Ingeborg Hedderich
Verlag Reinhardt UTB-Taschenbuch 1999

Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie,
Grundlagen und diagnostische Strategien
Hrsg.: Richard Michaelis, Gerhard Niemann
Verlag Thieme 1999

Skript: Schülerinnen und Schüler mit einer Körperbehinderung
Schulische Auswirkungen - Aufgaben des MSD
Hrsg.: MSD-Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, Oberbay.
A. Uthoff, Koordinatorin im MSD FkmE in Oberbayern,
E-Mail: [email protected]

Dokumentationen der verschiedenen Schuljahre des MSD im Förderschwerpunkt
körperliche und motorische Entwicklung
Hrsg.: A. Uthoff, Koordinatorin im MSD FkmE in Oberbayern,
E-Mail: [email protected]
Informationen zum Thema Körperbehinderung – Didaktik

Die Schule für Körperbehinderte
Hrsg.: ISB Staatsinstitut für Schulpädagogik und
Bildungsforschung München
Vertrieb: Verein für Sonderpädagogik, e.V.
Günterslebener Str. 29, 97222 Rimpar, Tel.: 09365/9329

Didaktik des Unterrichts mit körperbehinderten Kindern
Hrsg.: Jens Boenisch, Volker Daut
Verlag Kohlhammer 2002

Zur kognitiven und sozial-emotionalen Entwicklung körperbehinderter Kinder: Eine
Entwicklungsverlaufskontrolle
Hrsg.: Jörg Reichert
Verlag Kovac, J 2003
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 75
FÖRDERMATERIAL & LITERATUR
Angelika Uthoff
Kinderbücher zum Thema „Behinderung“
Schwerpunkt Kinder (4-7Jahre)
Diese Bücher befinden sich im Beratungszimmer der Bayerischen Landesschule, Kurzstr. 2,
81547 München.
Weitere Titel finden sich in der Broschüre HANDICAPPED der Landeshauptstadt München,
Schul- und Kultusreferat.
Führmann, Franz/ Gleich, Jacky:
Anna, genannt Humpelhexe
Hinsdtorff Verlag, 2002
ISBN 3-356-00938-9
(Kb)
Cadier, Florance/ Girel, Stephanie:
Ich bin Laura
Oetinger Verlag 2002
ISBN 3-7891-6354-6
(Gb)
Eggli, Ursula/ Imbach, Rolf:
Ralph und Lac im Freakland
SVGG 1998
ISBN 3-95211262-3
(Kb)
Heiser, Gabriele:
Jakob ist kein armer Vogel
Rowohlt Taschenbuch 2000
ISBN 3-499-20386-3
(Kb)
Lears, Laurie/ Ritz, Karin:
Unterwegs mit Jan
KiK-Verlag 2000
ISBN 3-9065581-37-3
(Autismus)
Solotareff, Gregoire:
Rollstiefelchen
Moritz Verlag 2000
ISBN 3-89565-111-7
(Kb)
Vettinger, Susanne/ Räber, M.:
Stomatenpaghetti
Verlag Atlantis pro juventute 2003
ISBN 3-7152-0477-X
(Sprachbeh.)
Weninger, Brigitte/ Gilsbach, J.:
Lauf, kleiner Spatz
Verlag Atlantis pro juventute 2001
ISBN 3-7152-0447-8
(Kb)
Willis, Jeanne/ Ross, Tony:
Susi lacht
Lappan Verlag
ISBN 3-89082-252-5
(Gb)
Achilles, Ilse/Schliehe,Karin:
Meine Schwester ist behindert
Lebenshilfe Verlag1992
ISBN 3-88617-032-2
(Gb)
Freudiger, Anja
Mein Bruder Matti
Kids in Balance Verlag
ISBN 978-3-86739-072-9
(div.)
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 76
FÖRDERMATERIAL & LITERATUR
Palmer, Pat
Die Maus, das Monster und ich
Mebes & Noack 1996
ISBN 976 – 3 – 92779 - 6201
(div.)
Lemmler, Kathrin/Gemmel, Stefan:
Kathrin spricht mit den Augen
Butzon & Becker 1997
ISBN 3-7666-0065-6
(Kb)
Ritter, Annegret/Huaininga,Franz-Joseph: Max malt Gedanken
Gabriel Verlag Wien 1999
ISBN 3-7072-6603-6
Hansen, Hans-Werner:
(Mehrfachbeh.)
Andre träumt und wird doch Sieger
Verlag Marlen Hansen Lebrode 1996
ISBN 3-9805148-1-1
(Kb)
Huaininga,Franz-Joseph/Ballhaus, Verena: Meine Füße sind der Rollstuhl
Annette Betz Wien 2003
ISBN 978 – 3 – 219 – 11097 - 5
(Kb)
Der Guckkasten
Im Rollstuhl
Saatkorn-Verlag Hamburg 1989
ASIN: B002E9P0GE
(Kb)
Grube, Petra/u.a.:
Ich bin ich und du bist du
Jako-O GmbH Bad Rodach
(div.)
Manske, Christa/Löffel, Heike:
Ein Dino zeigt Gefühle (1 und 2)
Fühlen. Empfinden. Wahrnehmen
Mebes&Noack 1996
ISBN-10 3927796425
(div.)
Syvos / Vaugelade
Freunde fürs Leben
Beltz & Gelberg 2012
ISBN 978-3-40776-0678
(div.)
Szesny, Susanne/Mueller, Dagmar H:
Lukas ist wie Lukas
Ravensburger Buchverlag
ISBN 978-473-32338-1
(Gb)
Krott-Unterweger, Vera/Junge, Alexandra Malte und Sebastian
KeRLE bei Herder
ISBN 978-3-451-70710-0
(Gb)
Huaininga,Franz-Joseph/Ballhaus, Verena: Wir sprechen mit den Händen
Annette Betz
ISBN 3-219-11218-8
(Gehörlos)
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 77
FÖRDERMATERIAL & LITERATUR
H. Sauer, Staatlicher Schulpsychologe im Förderschulbereich und Ergänzungen des MSD
FkmE Sept 2012
Spiele zur Wahrnehmung: – motorisch + taktil + kinästhetisch
Verlag / Bezugsquelle
Altersangabe
Anzahl
Spieler +
Preis
Spieldauer
Förderung beider Gehirnhälften + Konzentration +
Funktion der Grobmotorik
Adlung; www.amazon.de;
www.adlung-spiele.de
ab 2 bzw.
5
2 und mehr
10 bis 30 Min
5,50 / 7,-
Mäuseschlau & Bärenstark
Fit und Clever
2 Spielvarianten:
Bewegungsdomino +
Wort-Sport-Domino
Ravensburger;
www.ravensburger.de;
www.amazon.de
ab 4 Jahren
2 bis 6
ca. 20 Min
5,99
Affentanz
Mit Gummiaffen zum
Verbiegen
HABA; www.amazon.de;
www.kinderdinge.de
ab 5 Jahren
2 bis 4
ca. 10 Min
19,- (!?) /
7,75
Häuptling Wackelnix
Körpergefühl, Gleichgewicht, Motorik
Ravensburger;
www.ravensburger.de;
www.amazon.de
5 bis 10
1 bis 6
15 bis 30 Min
24,99 /
19,98
Twister
Körperkoordination +
Gleichgewichtssinn
MB; www.mytoys.de
ab 6 Jahren
2 oder mehr
ca. 20 Min
16,99
Hands Up
Handpositionen nachahmen
Schmidt;
www.amazon.de
ab 6 Jahren
2 bis 8
ca. 7,-
Verfühlt noch mal
Erfühlen von Holzspielsachen
HABA; www.amazon.de;
www.kinderdinge.de
ab 4 Jahren
1 bis 4
14,29
Das Tast-Memory
+ Augenbinde (4,30 Euro)
Der kleine Verlag;
www.der-kleine-verlag.de
Das Oberflächenmemory
+ Fühlschlauch (4,50
Euro)
Name des Spiels
Bemerkung
QUIPS das kannst du
auch!
vergriffen
?
9,50
Mal mal
ab 4 für Bild-Maler; ab 9
für Lese-Maler
Adlung; www.adlungspiele.de
Körperschemaübungen
(mit Gliederpuppe)
Kopiervorlage
www.amazon.de
Tabu body talk
durch Körpersprache
Suchbegriffe erklären
Hasbro; www.amazon.de
ab 12
Jahren
ab 4
ca. 19,95
Differix
Konzentrationsspiel mit
Selbstkontrollmöglichkeit
www.amazon.de
4 bis 8
1 bis 4
11,40 €
Structuro
Konzentrationsspiel mit
verschiedenen Schwierigkeitsstufen
www.schubi.de
4 bis 12
1 bis 4
71,80 €
Trötentritt
Parcour nach Geräuschen
gehen
www.schubi.de
4 bis 12
1 bis 4
59,80 €
Planet der Sinne
Eine Spielesammlung zur
Wahrnehmungsförderung
www.schubi.de
4 bis 12
1 bis 4
35,95 €
Rush Hour
versch. Schwierigkeitsgrade
Konzentrationsspiel
www.amazon.de
ab 8 Jahren
1 Spieler
10,98 €
Rinks & Lechts
Kartenspiel zur Förderung
des räumlichen Vorstellungsvermögen sowie die
Recht-/Links-Unterscheid.
www.amazon.de
ab 6 Jahren
2 bis 4 Spieler
6, 98 €
ab 4 Jahren
3 bis 6
5 – 10 Min
7,-
ca. 6,- bis
11,-
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 78
FÖRDERMATERIAL & LITERATUR
Redaktion
Spielesammlung
Eine umfangreiche Spielesammlung von
36 Bewegungsspielen, die so oder abgewandelt auch in der MSH und der
SVE eingesetzt werden können, finden
Sie unter
www.henrichwark.info/downloads.html
Stephanie Stockinger
Ergotherapie bei Kindern mit
Wahrnehmungsstörungen
Von Angelika Nacke, Thieme Verlag
„Es bietet Ihnen
- konkrete Therapievorschläge für Kinder mit Wahrnehmungsstörungen,
- verständliche, gut gegliederte Texte und
- über 200 Fotos aus Untersuchungs- und Behandlungssituationen.
Die Autorin, eine erfahrene Therapeutin und Referentin der Weiterbildung, setzt
- die Sensorische Integrationstherapie,
- das Affolter-Konzept,
- die Feldenkrais-Methode und
- das Bobath-Konzept
in konkrete therapeutische Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung um.
Motorik, Sensorik, Praxie, Sprache, Graphomotorik - Sie erleben in vielen Beispielen, wie Sie
diese Konzepte bei Kindern mit Wahrnehmungsstörungen nutzen können.
- Das Beobachten des Kindes und spezielle Tests führen zur Diagnose von Störungen.
- Konkrete Gestaltungsbeispiele für Therapiesequenzen beschreiben den Behandlungsverlauf.
-
Kind- und praxisgerechte Therapieanleitungen vergrößern Ihr therapeutisches Handlungsrepertoire für das Lehren und Verbessern z.B. alltäglicher Tätigkeiten wie Anund Ausziehen, Essen und Trinken und den Umgang mit Geräten und Werkzeug.“
(Thieme Verlag)
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 79
ADRESSEN/EINRICHTUNGEN
Adressen, Links & Einrichtungen zum Themenschwerpunkt Motorik
Informationen zum Thema Körperbehinderung –
Internetadressen
www.sonderpaed.de
Die sonderpädagogische Hörnchenseite
www.lumrix.de
Info zu Behinderungsbildern
www.behinderung.org
z.B. Der Schwerbehindertenausweis
www.rehadat.com
Hilfsmittelkatalog
www.rehacare.de
Info-Newsletter z.B. über Verhinderungspflege
www.schule-bw.de/unterricht/paedagogik/kooperation/
Die vorliegende Handreichung zur Verwaltungsvorschrift "Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und besonderem Förderbedarf" vom 8. März 1999 soll Lehrerinnen und Lehrern in
der schulpraktischen Arbeit vor Ort hilfreiche Anregungen, Informationen und eine raschen
Überblick über Möglichkeiten bei der Förderung von Kindern mit besonderem Unterstützungsbedarf geben. Sie wurde als modulares und interaktives Werkzeug konzipiert, das
Neuerungen, Änderungen und Ergänzungen leicht aufnehmen kann und so in unserer veränderungsreichen Zeit Bestand haben kann.
http://marvin.sn.schule.de/~foerder/Foerderschularten/L/AV.htm
Handbuch zur Förderdiagnostik
http://www.henrichwark.info/pageID_4054678.html
Ideensammlung mit Spielen und Übungsstationen zur Wahrnehmungsförderung
www.sfz-e.de/tz2/seiten/download/download.html
Arbeitsmaterialien zu versch. Testverfahren
www3.who.int/icf/icftemplate.cfm
ICF – Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit Die englischsprachige Originalausgabe der ICF wurde 2001 von der Weltgesundheitsorganisation veröffentlicht als "International Classification of Functioning, Disability and
Health" © WHO 2001.
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 80
FORTBILDUNGEN/TERMINE
Fortbildungen & Termine
Arbeitskreise
Regionalteam/
Landkreis
Termin
Titel, Inhalt, Referent
M-Stadt, M-Land,
DAH
06.05.2015
14.00 – 15.30 Uhr
Kollegiale Fallberatung
Fr. Dr. R. Völker-Zeitler
Anita Dirndorfer,
Silke Kellmeyer
SFZ München Nord
Heinrich-Braun-Weg
11
FFB, STA
07.07.2015
14.00 – 16.00 Uhr
Austausch mit LRA
FFB, Kita-Aufsichr
Stephanie Stockinger,
Daniela MischnikSonntag
Cäcilienschule
Fürstenfeldbruck
Lehrerzimmer
GAP, LL, TÖL,
WM
20.05. 2015
15.00 – 17.00 Uhr
Neues aus der MSH,
Informationsaustausch
Elisabeth v.Gamm
SFZ Weilheim
RO, MB
Noch nicht bekannt
Die natürlichen Ordnungen im System
Familie - Theorie und
praktische Beispiele in
der Arbeit mit Figuren
Erika KerinnesLangenheldt,
Silvia Jahn-Erbe
MSH-RUNDBRIEF – Frühjahr 2015 – Seite 81
Ort
SFZ Rosenheim