bis aktuell Nr. 10

Transcription

bis aktuell Nr. 10
Informationen der Wirtschaftsförderung Bremerhaven
Nr. 10 · August 2008
EDITORIAL
Neue Strukturen
Der Strukturwandel in Bremerhaven,
ebenso wie in anderen Städten im Westen
und Osten unserer Republik, ist eine
große Herausforderung. Er bietet aber
zugleich große Chancen für neue, zukunftsträchtige wirtschaftliche Entwicklungen. Wir haben diese Chance ergriffen.
Vom Fischereihafen im Süden mit den
neuen Produktionshallen der Windenergieanlagen-Hersteller REpower und Multibrid bis zum nördlichsten Punkt der
Stadt am Containerterminal. Am neuen
Logistikzentrum LogInPort ist der Wolfsburger Konzern Schnellecke bereits präsent, weitere Bauschilder zeugen von regem Treiben. Und auch klassische Branchen wie die Schiffbauindustrie, der
Stahl- und Anlagenbau und die Fischwirtschaft in Bremerhaven profitieren wieder
von vollen Auftragsbüchern.
Bremerhavens Zwischenbilanz ist beeindruckend: Die restrukturierte Innenstadt
mit den neuen „Havenwelten“ und Erfolgsprojekten wie das Deutsche Auswandererhaus sind für die Besucher der
Stadt deutlich sichtbare Beweise. Der
Standort und die Macher sind in Bewegung – was alles schon realisiert wurde
und welche Projekte in nächster Zeit anstehen, lesen Sie in unserer neuen „BIS
aktuell“!
Ihr
Jürgen Adelmann
Geschäftsführer
BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH
„Strukturwandel aktiv gestalten …“
Die Seestadt Bremerhaven beschreitet seit 2000 erfolgreich neue Wege
Die Herausforderungen, vor denen unsere
Städte stehen, sind groß. Die Bevölkerung
schrumpft und altert, Arbeitsplätze in der
Industrie verschwinden, das soziale Gefüge
wackelt. Bremerhaven, traditionell stark in den
klassischen Branchen Schiffbau und Fischwirtschaft und lange Jahre monostrukturell aufgestellt, musste und muss sich wie andere Küstenländer dem Prozess des strukturellen Wandels stellen. Zum Teil schmerzhafte Einschnitte im Rahmen der Strukturkrise sind bewältigt,
an vielen Plätzen in der Stadt ist der neue Aufschwung spür- und greifbar.
Gewagt
Bremerhaven ist mit seinen 181 Jahren eine
vergleichsweise junge Stadt. Sie verdankt ihre
Gründung der Tatsache, dass die viel ältere
Hansestadt Bremen zwar eine bedeutende Hafenstadt war, aber die 70 km lange Zufahrt
über die Weser zu den Häfen aufgrund der
Versandung des Flusses immer schwieriger
wurde. Die Gründung eines „Bremer Havens“
an der Wesermündung erwies sich nicht nur
als Glücksfall für die Bremer Kaufleute, sondern besiegelte auch in den folgenden Jahrzehnten Bremerhavens Aufschwung als Zentrum der deutschen Auswanderung, als Tor
nach Übersee mit zahlreichen Schiffslinienverkehren. Schnell entwickelte sich Bremerhaven/Geestemünde zum größten Fischereihafen des Kontinents und zu einem prosperierenden Werftenstandort. Diese Entwicklung
prägte auch die Zeit des „Wirtschaftswunders“
nach 1945. Die Statistiker sahen die Stadt auf
200.000 Einwohner wachsen.
Unternehmensnachfolge ist kein Geheimnis.
Anja Brenner hat’s gewagt und das mit wachsendem Erfolg. Seite 8
Die Werftenkrise in den 1980er Jahren, wie zuvor in den 1970er Jahren die nahezu vollständige Auflösung der deutschen Hochseefischerei mit seiner zum größten Teil in Bremerhaven beheimateten Fischereiflotte, brachte die-
Inhalt
Innovativ
Design ist keine brotlose Kunst. Yachtdesigner
judel, vrolijk & Co. und
das Designlabor Bremerhaven leben Innovation.
Seite 3
Gefragt
Wirtschaftssenator Ralf Nagel und Oberbürgermeister Jörg Schulz wollen Strukturwandel
der Stadt weiter unterstützen.
Seite 4–5
se Entwicklung zu einem jähen Abbruch und
führte die Stadt in eine hohe Arbeitslosigkeit.
Der Abzug der seit 1945 in Bremerhaven stationierten US-Streitkräfte mit ihren Familien
bedeutete zudem einen erheblichen Verlust
an Kaufkraftpotenzial.
Tradition und Moderne
Seit Ende der 1990er Jahre geht Bremerhaven
seinen eigenen Weg – die Ziele sind eindeutig
formuliert: „Wir können und müssen den
Strukturwandel aktiv gestalten“, so Bremerhavens Oberbürgermeister Jörg Schulz.
Der ebenso ehrgeizige wie erfolgreiche Ansatz:
• Tradition und Moderne verbinden
• Innovationen fördern
• Neue Themen(-cluster) entwickeln
• Investitionen zur Strukturverbesserung zielgenau platzieren.
Dass diese Strategie nicht nur in der Theorie
Bestand hat, sondern bereits nachhaltige wirtschaftliche Fortschritte zu verkünden sind,
wird an vielen Standorten der Stadt deutlich.
Im Hafen sind Umschlagsrekorde die Regel.
Aber auch hinter den Containerterminals entwickeln sich die Gewerbegebiete mit Hochdruck weiter.
Die Unternehmen im Fischereihafen (mit der
Kernkompetenz in der Lebensmittelwirtschaft)
wachsen, die wirtschaftliche Struktur des größten Gewerbegebietes ist heute wesentlich
breiter aufgestellt. Innovation wird gelebt in
Bremerhaven – durch gezielte Innovationsförderung in den ansässigen Unternehmen, Ansiedlungen neuer Dienstleister im Bereich Lebensmitteltechnologie und Lebensmittelanalytik, dem Technologietransferzentrum und der
Blauen Biotechnologie.
Die Werften haben sich auch neu positioniert,
spezialisiert im Sonderschiffbau und neben
klassischen Schiffbauaufträgen neue Märkte
erschlossen.
Mit der Windenergiewirtschaft ist eine ganz
neue Industrie hinzugekommen. Sie bewirkt,
dass Industriearbeitsplätze neu entstehen und
mit entsprechenden wissenschaftlichen Einrichtungen rund um diese Zukunftsbranche
der Erneuerbaren Energien auch neues Ingenieurwissen in die Stadt kommt.
Positives Image
Die Potenziale im Tourismus werden weiterentwickelt – attraktive Strukturen rund um die
neuen „Havenwelten“ mit Freizeit- und Wissenschaftsevents steigern die Aufenthaltsqualität entscheidend. Das Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost ist solch eine Kernattraktion, die in
Kooperation mit den Wissenschaftlern vom
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung entsteht.
Bremerhaven hat sich im Laufe der Jahre ein
neues Image zugelegt, das sich mittlerweile
auch entsprechend positiv auf die weiter sinkenden Arbeitslosenzahlen auswirkt. Wenn es
ein Qualitätsmanagement für Städte geben
würde, eine Art ISO-Zertifizierung für positiv
bewältigten Strukturwandel, wäre Bremerhaven ein Anwärter. Bremerhaven, die Stadt am
Meer, ist zweifelsohne auf gutem Weg.
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Logistik
Friedrich Tiemann erweitert seine Betriebsanlage
Breit aufgestellt
컅왕 Die neue Werkstatthalle ist technisch bestens ausgestattet, unter anderem stehen ein
Deckenkran sowie Hubgeräte für die LKWund Chassis-Reparatur und Service für Spezialgeräte zur Verfügung.
Die Unternehmensgruppe Friedrich Tiemann
hat kürzlich rund 46.000 m 2 zusätzliche
Grundstücksfläche in Bremerhaven Speckenbüttel erworben und damit seine bestehende
Betriebsanlage wesentlich erweitert. Ende Mai
wurde die Inbetriebnahme dieser Erweiterung
mit zahlreichen Gästen in der neu errichteten
Werkstatthalle gefeiert. Die Festrede hielt
Oberbürgermeister Jörg Schulz.
Das 1905 gegründete Unternehmen betätigt
sich heute an seinen Standorten Bremen und
Bremerhaven in den Bereichen Stauerei, Containertechnik, Containerdepot, Containerfrachtstation, Exportverpackung sowie Fahrzeugtechnik und Containerhandel.
Zugpunkt, mit dem schwerere Beschädigungen maßhaltig repariert und Sonderkonstruktionen, wie zum Beispiel Untergestelle für
Schwergutverladungen und Verladegestelle für
besonders lange Ladegüter und Traversen,
hergestellt werden können.
Im Bereich Fahrzeugtechnik ist Friedrich Tiemann in Bremerhaven vertraglicher Servicepartner u. a. der Hersteller SCANIA, WABCO,
KNORR, HALDEX, SAF-Holland; BPW-Achs-
systeme, Schmitz-Cargobull, Kögel, M & V
Fahrzeugtechnik, Krone, Närko und Fliegel.
Friedrich Tiemann beurteilt den Standort Bremerhaven weiterhin als ausbaufähig und
plant im kommenden Jahr die Errichtung
einer weiteren größeren Umschlags- und Verpackungshalle sowie den Ausbau einer bereits vorhandenen unmittelbar am Containerterminal gelegenen Gewerbefläche.
Zum langjährigen Kundenstamm zählen heute
Was 1905 als reiner Stauereibetrieb begann, ist heute zu einem Allround-Dienstleister mit einer breiten Tätigkeitspalette
weiterentwickelt worden. Die Firmengruppe Friedrich Tiemann befindet sich auch
heute noch im alleinigen Besitz der Gründerfamilie und beschäftigt etwa 230 Mitarbeiter. Die Gruppe ist ein zuverlässiger
und erfahrener Partner in den Bereichen
Güterumschlag, Verpackung, Containertechnik, Fahrzeugtechnik und Stauerei.
Die Firmengruppe wurde in den siebziger
Jahren konsequent auf die neuen Anforderungen in den Seehäfen umgestellt und
erweitert. In den eigenen Betriebsanlagen
in Bremen (65.000 m2) und in Bremerhaven (160.000 m2) werden jährlich etwa
180.000 Gewichtstonnen Ladung umgeschlagen und 70.000 Container hindurchgeleitet. Es ist nicht ungewöhnlich, dass
komplette Industrieanlagen verpackt und
verladen werden. Im Bereich Automobilzulieferung verpackt und kommissioniert
die Firmengruppe auf der Basis von langjährigen Verträgen Fahrzeugteile und
-komponenten für ausländische Fertigungsstandorte deutscher Automobilhersteller.
mehr als zwanzig namhafte Container-LinienReedereien sowie Speditionen und Direktverlader. Im Bereich Fahrzeugtechnik ist Tiemann
in das Servicesystem von Fahrzeugflotten integriert. Das Unternehmen beschäftigt in Bremerhaven gut neunzig Mitarbeiter und beabsichtigt, weitere Fachkräfte für den Bereich
Umschlag und Werkstatt einzustellen.
Glückwunsch zum Einzug des Automobillogistikers Schnellecke
Kontinuierliches Wachstum
Den enormen Strukturwandel der letzten Jahrzehnte in den Seehäfen hat das Unternehmen
mit einer langfristigen Strategie erfolgreich gemeistert. In Bremerhaven investierte man im
Jahre 1981 in die ersten 20.000 m2 und in eine
Halle für die Reparatur von Containern. Aus
diesen Anfängen ist bis heute Schritt für Schritt
eine insgesamt mehr als sieben Mal so große
Betriebsanlage aufgebaut worden, in der Ladungen nicht nur umgeschlagen, sondern
auch verpackt und kommissioniert werden
können, und in der technische Komplettleistungen für Container, Kühlaggregate, LKW,
Chassis, Trailer und Landmaschinen angeboten und ausgeführt werden.
High and heavy
Mit der jetzigen Betriebserweiterung reagiert
die Firmengruppe Friedrich Tiemann auf das
wachsende Geschäftsvolumen in Bremerhaven. Im neu errichteten Werkstattgebäude befinden sich neben diversen Einrichtungen und
Prüfständen für die Wartung und Reparatur
von Fahrzeugen und Chassis auch ein Deckenkran, mit dem schwerere Komponenten
und Motoren von oben angefasst und eingesetzt werden können, und ein Richtstand mit
einer Auszugsfestigkeit von 60 Tonnen pro
왕 Anfang April 2008 feierte die Hamburger Immobiliengruppe Europa-Center AG gemeinsam mit ihrem Mieter, der Schnellecke Group aus Wolfsburg, die Eröffnung des Logistikparks Bremerhaven im Gewerbegebiet LogInPort Bremerhaven. Schnellecke installiert in Bremerhaven ein neues Schnelltrans-Verteilzentrum für VW-Autoteile. 6000 Container sollen hier jährlich gepackt werden, wodurch in diesem ersten Abschnitt rund 100
Arbeitsplätze entstehen. Für die Europa-Center AG war die Fertigstellung der ersten Halle der symbolische Startschuss für das Gesamtprojekt auf
insgesamt 33 ha. Der Baubeginn des nächsten Abschnittes ist bereits im Sommer 2008 vorgesehen. Die Logistik- und Versandabteilung der Benthin AG wird dort einziehen.
Auf dem Foto von links: Peter Schuijlenburg (Vice President AMB Property Germany GmbH), Uwe H. Suhr (Vorstandsvorsitzender EuropaCenter AG), Jörg Schulz (Oberbürgermeister Stadt Bremerhaven), Rolf Schnellecke (Inhaber Schnellecke Unternehmensgruppe), Jens Böhrnsen
(Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen)
Design
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Kompetenzzentrum für Design
Designlabor Bremerhaven entwickelt erfolgreiche Konzepte mit Unternehmen aus Wirtschaft und Wissenschaft in der Region
Was nutzt die beste Erfindung und ein neues
Produkt, wenn das Gesamtkonzept nicht
stimmt? Markenbildung und Unternehmensentwicklung findet immer auf unterschiedlichen Ebenen statt – der Transfer von interdisziplinärer Gestaltung in die Wirtschaft ist die
Aufgabe des Bremerhavener Designlabors. Direktorin Anne Havliza leitet seit 1998 das Designlabor und lehrt Design- und Innovationsmanagement. Mit weiteren Mitarbeitern sowie
namhaften externen Spezialisten stemmen die
Kreativen Aufgaben für Klein- und Mittelstand
bis zur Großindustrie. Der Ausgangspunkt der
Kunden ist meist ähnlich: Neue Produkte und
Dienstleistungen entwickeln und damit neue
Märkte auch im Ausland erschließen.
idealerweise ergänzender Maßnahmen – vom
Design-Konzept über das Marketing bis zum
Verkauf – entstanden. Das Designlabor versteht sich in der Region auch als Impulsgeber
für Innovationen und somit als ein wichtiger
Part zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
von Unternehmen.
Gerade Existenzgründern, Kleinbetrieben und
Mittelständlern soll der unkonventionelle Zugriff auf das Know how der Designprofis ermöglicht werden. Neben Großunternehmen
wie Siemens zählen auch die Bremer Gleittürenhersteller raumplus zur Referenzliste des
Institutes aus der Seestadt. „Wie könnte das
mobile Wohnen in der Zukunft aussehen“, war
die Fragestellung des Unternehmens, die Havliza und Mitarbeiter mit unterschiedlichen
Konzepten für das Wohnen auf Zeit mit Leihmöbeln oder Recycling fähigen Pappmöbeln
sowie mit Wohnausstattungen für das Leben
auf engstem Raum beantworteten. Auf der
Möbelmesse in Köln boten die provokanten
Szenarien anregenden Diskussionsstoff für
Fachleute und Besucher.
Eine besondere Aufgabe übernahmen die
Kreativ-Designer 2005, denn Bremerhaven
und Bremen sollten im Rahmen ihrer gemeinsamen Auszeichnung als „Stadt der Wissen-
In exponierter Lage mit Blick auf die Weser
und in direkter Nachbarschaft zum Fähranleger gen Blexen befindet sich die „kreative
Denkzelle“. Designvermittlung, Beratung und
Qualifizierung vor allem mittelständischer Unternehmen ist eine Kernaufgabe des Designlabors. Havliza: „Wir wollen im besten Sinne
vermitteln zwischen Wirtschaft, Wissenschaft
und Kultur und daraus neue Unternehmensstrategien entwickeln.“
Impulsgeber für Innovationen
Wie wichtig ein gutes Gesamtkonzept ist,
macht Havliza am MP3-Player von Apple deutlich: Der „iPod“ habe nicht nur bei Jugendlichen mittlerweile Kultcharakter erreicht und
stelle eine gelungene Symbiose aus gutem Design und geglückter Hardware dar. Solch ein
erfolgreiches Resultat von innovativem Denken ist schließlich immer aus einer Kette sich
왕 Anne Havliza, Direktorin des Designlabor Bremerhaven und Prof. Ulrich Exner bei einer
Projektbesprechung mit den Stipendiaten des Designlabors. Seit 1995 sind über 100 Designer
in dem Kompetenzzentrum für Design in der Seestadt tätig gewesen.
Yachtdesigner setzen Akzente am Weserdeich
Judel, vrolijk und Co. mit repräsentativer Visitenkarte – Büroneubau und Café auf der Geestemole
„Was lange währt, wird richtig gut“. So begann Oberbürgermeister Jörg Schulz seine
Begrüßungsrede zur offiziellen Einweihung
des neuen Bürotraktes der Yachtdesigner Judel & Vrolijk engineering GmbH, die seit über
30 Jahren erfolgreich im Geschäft tätig sind
und sich weltweite Reputation erworben haben. Mit einer fast zeitgenauen „Punktlandung“ kann das Team vom bisherigen Standort „Am Lunedeich“ nun direkt in die lichtdurchfluteten Räumlichkeiten mit Weserblick
einziehen.
Den Grundstock für das klare Ja zum Standort
Bremerhaven legte laut Firmenchef Conradi
die engagierte Begleitung durch Oberbürgermeister Jörg Schulz und die BIS. Seitens der
Wirtschaftsförderung hätten gute Gespräche
und mehrere Grundstücksoptionen schließlich
zum jetzt bekannten Ergebnis geführt. In die
Flurstücke 116 und 117, 2700 m2 direkt am
Weserdeich, verguckte sich der Familienvater
von vier Kindern auf Anhieb. Wo die Seelotsenstation Am Alten Vorhafen ihr Quartier hatte, wird sich das international renommierte
Unternehmen nun noch angemessener niederlassen können: „Der Topstandort passt gut
in unsere Markenphilosophie und das Expansionsstreben.“
Die Finanzierung wurde nach den Worten
Conradis komplett „aus Bordmitteln ohne Förderung“ gestemmt. Auf das Ergebnis – im Außenbereich schon nahezu fertig zu begutach-
ten – des Hannoveraner Architekten Wolfgang
Riedel freue er sich schon sehr. Der lange angepeilte neue Meilenstein in der Unternehmensgeschichte steht mit dem Umzug in die
neue Firmenzentrale kurz bevor. Neben dem
Untermieter Germanischer Lloyd, der über
zwei Etagen ca. 400 m2 bezieht, und dem kurz
vor Vertragsunterzeichnung stehenden CaféPächter wird judel&vrolijk sich selbst auf zirka
360 m2 Bürofläche ausbreiten.
Zum Seele baumeln lassen oder neudeutsch
„chill out“ ist eine Dachterrasse für die Mitarbeiter eingeplant. Die geplante Investitionssumme von 2 Mio. Euro werde um etwa 10–
15 % überschritten, so Conradi. Das sei heutzutage ein guter Wert und noch im Rahmen.
Der Bauherr ist mit dem Bauverlauf insgesamt
mehr als zufrieden. Die letzten wichtigen Feinabstimmungen mit dem Bauleiter, Architekt
Lutz Padberg aus Bremerhaven, laufen im Moment auf Hochtouren. Ein dickes Lob verteilt
Conradi auch an die hiesigen Handwerker, die
allesamt unter hohem Zeitdruck enorm mitgezogen hätten.
Stabil auf hohem Niveau bewege sich die Auftragslage, vor allem das Regattageschäft laufe
gerade sehr stark, Conradi kann es kaum erwarten, die neuen Büroräume zu belegen.
왕 Die Firmeninhaber Torsten Conradi und Rolf Vrolijk freuen sich über die Fertigstellung ihrer
neuen Büroräume in exponierter Lage – mit Panoramablick direkt am Weserdeich.
Design-Netzwerke und
Stipendiaten-Konzept
Die Arbeit des Designlabors basiert auf einem mittlerweile beachtlichen Netzwerk
von Persönlichkeiten, zu denen das Institut intensiven Kontakt pflegt. Dieses Netzwerk ist auch ein Ergebnis des speziell am
Standort Bremerhaven geförderten Stipendiaten-Konzeptes. Es sieht vor, dass jeweils eine Gruppe von Nachwuchskreativen aus den Bereichen Architektur, Design
und Kommunikation als Stipendiaten des
Landes Bremen gemeinsam mit erfahrenen Design-Experten an Aufträgen arbeitet, die vom Institut akquiriert werden. Seit
1995 sind so bislang über 100 Designer für
das Kompetenzzentrum für Design in der
Seestadt tätig gewesen. Havliza und Team
nehmen europaweit bis zu acht Gestalter
im Jahr für mindestens sechs Monate auf,
um mit ihnen gemeinsam an Innovationsprojekten zu arbeiten. Firmen wie Alessi,
Frozen fish international, die Lürssen Werft
und Abet Laminati nutzen das Konzept als
Auftraggeber, wie auch Institutionen des
Landes Bremen und seiner beiden Städte.
Eine zusätzliche Stärke des Designlabors
ist laut Havliza die unabhängige Beratung
in allen Fragen des Einsatzes von Design.
Die Förderung von Gestaltung als Wertschöpfungsfaktor sei das durchgängige
Prinzip.
schaft“ angemessen präsentiert werden: In der
Stadtmitte wurden signalrote Container als
Symbol aufgestellt, in denen Inhalte zu wissenschaftlichen Themen auf eigene Art vermittelt wurden. Und auch bei der Neugestaltung
des Schaufensters Fischereihafen ist das Team
weiter beratend aktiv.
Yachtdesign
vom Feinsten
Als Trio startete das heute weltweit renommierte Unternehmen judel/vrolijk &
co. Mitte der 1970er Jahre in HamburgWedel. Inzwischen sind zahlreiche Fachleute im ausgesuchten Team für Yachtdesign und Engineering für Kunden wie
dem spanischen König Juan Carlos oder
dem ehemaligen Arbeitgeberpräsidenten
Murrmann tätig. In die Konstruktionspläne fließen Daten zur Hydronamik, zum
Strömungsverhalten und zahllose weitere
technische Details der meist in Faserverbundtechnik gebauten Boote.
Die Haptik, das sinnliche erleben bzw.
ertasten der Boote während des gesamten Herstellungsprozesses ist laut Conradi heute mehr denn je gefragt.
Der geschäftsführende Gesellschafter
Torsten Conradi, im Firmennamen das
co., ist ausgebildeter Schiffbauingenieur
und im Tagesgeschäft der Ansprechpartner für Kundenwünsche. Vom Motorboot für Einsteiger bis zur CruisingYacht von 50 Meter Länge (ca. 25 Mio.
Euro) wird bei judel/vrolijk & co. alles
am PC und in 3-D-Visualierung transparent gemacht. Rumpf, Kiel, Kielbombe
und Ruder sowie die Inneneinrichtung
kommen demnächst in den neuen, attraktiven Büroräumen unter die Fittiche
der Ingenieure, Industriedesigner und
einer Innenarchitektin.
4
Interview
Neue Wirtschaftsstrukturen
Das Image der Wesermetrop
„BIS aktuell“ im Interview mit Bremerhavens Oberbürgermeister Jörg Schulz u
Bremerhaven ist im Aufbruch – die größte Stadt an der deutschen Nordsee entwickelt sich zu einem attraktiven Standort in jeder Hinsicht. Lebensqualität, Wirtschaft und Wissenschaft befinden
sich mittlerweile gleichermaßen im Aufwind und stärken sich gegenseitig in ihrer Entwicklung.
Über langfristige Investitionen in die Infrastruktur in Bremerhaven, wirtschaftliche Konzepte und
Themenschwerpunkte im Rahmen des weiteren Strukturumbaus an der Weser sprach „BIS aktuell“ mit dem Senator für Wirtschaft und Häfen, Ralf Nagel und dem Oberbürgermeister der Stadt
Bremerhaven, Jörg Schulz.
BIS aktuell: Der Strukturwandel Bremerhavens ist auf gutem Weg. Wie lautet Ihre vorläufige Bestandsanalyse?
Der Innenausbau des Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost läuft auf Hochtouren. Nach der
Testbefüllung der Aquarien im Juni erreichte nun diese überdimensionale Getränkedose das
Klimahaus®. Im Raum „Sardinien“ werden Besucher die Wirklichkeit aus der Perspektive eines
Insekts erleben. Einzigartig ist nicht nur das Gebäude, sondern spektakulär auch die rund 150
Räume im Inneren. Mit großer Spannung erwartet Geschäftsführer Arne Dunker die Eröffnung
des Klimahauses® am 1. März 2009. „Die Vielfalt der unterschiedlichen Ausstellungserlebnisse
im Klimahaus ist in Europa einzigartig“, sagt Arne Dunker und ist sich sicher: „Das Klimahaus® wird wie ein Zündfunke wirken und den Tourismus in Bremerhaven beleben.“
Technologiepark t.i.m.e.Port. Die beiden Neubauten direkt am Neuen Hafen bieten Gründern und technologieorientierten Unternehmen einen attraktiven Standort direkt im neuen
Tourismusresort Havenwelten. Die Büroflächen sind bereits größtenteils vermietet. Wer an die
Errichtung einer eigenen Immobilie denkt, findet passende Grundstücke am Neuen Hafen in
exzellenter Lage und direkter Nachbarschaft.
Oberbürgermeister Schulz:
Im Jahre 2000 haben wir uns das Ziel gesetzt,
den Strukturwandel unserer Wirtschaft aktiv
zu gestalten und in die Modernisierung unserer Infrastrukturen zu investieren. Seitdem sind
zahlreiche Projekte auf die Beine gestellt worden, die zu privaten Nachfolgeinvestitionen
geführt haben. Dazu gehören wichtige, weil
nachhaltig Wachstum sichernde Infrastrukturmaßnahmen in der Seestadt wie z.B. der Ausbau der Häfen mit dem CT IV und der Kaiserschleuse. Das Logistikgeschäft boomt, Bremerhaven entwickelt sich zum Kompetenzzentrum der Windenergiewirtschaft in Europa, der
Touristik- und Freizeitstandort „Havenwelten“
wird mit großen Schritten fertig gestellt. Die
neuen Publikumsmagneten sorgen bundesweit für Furore.
Und auch unsere Gründer- und Technologiezentren sind eine Erfolgsstory. Der Umbau
der Neuen Stadtmitte
mit den Havenwelten
wird nicht nur den hiesigen Einzelhandel beflügeln und neue Gäste in
die Stadt ziehen, sondern auch die oberzentrale Funktion unserer
Stadt in der Region
deutlich stärken.
Die ersten Erfolge stellen sich also deutlich ablesbar ein. Im Jahr 2007
haben die in Bremerhaven ansässigen und neu
ansiedelnden Unternehmen Investitionsvorhaben in Höhe von rund 238 Millionen Euro realisiert bzw. auf den Weg gebracht. Über 1.000
neue Arbeitsplätze, unter anderem in der
Windenergieindustrie, aber auch in den Häfen
werden in den nächsten Wochen und Monaten entstehen.
Der Fischereihafen entwickelt sich als multifunktionales Gewerbegebiet mit der Lebensmittelwirtschaft, Werften, Stahl- und Anlagenbau, Holzverarbeitung und Keramikproduktion sowie neuerdings Herstellern von Windenergieanlagen sehr gut. Das zusammen genommen spiegelt sich erfreulicherweise bereits in der weiter sinkenden Arbeitslosenquote unserer Stadt wider.
Bremerhavens Testfeld für Multimegawatt-Offshore-Windenergieanlagen. Im Vordergrund zwei Testanlagen der Multibrid GmbH, eine davon auf einem Tripod Fundament. Dahinter die 5-MW-Anlage der REpower Systems AG auf einem Jacket-Fundament. Beide Gründungskörper stammen von der Bremerhavener WeserWind GmbH Offshore Construction Center Georgsmarienhütte.
Senator Nagel:
Ich sehe in Bremerhaven eine Entwicklung,
die es in dieser beachtlichen Art wohl in keiner Großstadt Deutschlands gibt. Vom Fischereihafen bis zum CT IV – überall ist Bewegung
und Entwicklung. Der Oberbürgermeister hat
die großen Themen benannt. Mir ist wichtig,
dass dies alles Themen sind, die nicht nur
kurzfristig Konjunktur haben, sondern dies
sind Zukunftsthemen. Bremerhaven ist Zukunft. Und noch etwas: Diese Erfolge werden
nur möglich, weil es diese enge und gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bremerhaven und dem Senat und hier insbesondere
dem Wirtschafts- und Häfensenator gibt.
BIS aktuell: Wo sehen Sie in der nächsten Zeit
die Schwerpunkte, die verstärkt in Angriff genommen werden sollen?
Oberbürgermeister Schulz:
Bremerhaven bekommt ein neues Gesicht –
das Image der Stadt verändert sich. In dieser
Situation ist es wichtig, den Aufschwung und
die Attraktivität zu nutzen und deutliche Eckpfeiler zu setzen – große Aufgaben liegen da
noch vor uns. Zu nennen sind in erster Linie
– die weiterhin vorausschauende Gewerbeflächenplanung,
– die Akquisition neuer
Zulieferer für die
Windenergiewirtschaft,
– die Stärkung der Meereswirtschaft sowie die
Fortentwicklung der
maritimen Forschungsund Entwicklungsmeile Bremerhaven,
– die Vermarktung der
neuen touristischen
Attraktionen in den
Havenwelten,
– der weitere Abbau der
Arbeitslosigkeit.
BIS aktuell: Welche Rolle spielt dabei die Stärkung der Windenergiewirtschaft in Bremerhaven?
Senator Nagel:
Das Beispiel Windenergiewirtschaft zeigt sehr
gut, dass vorausschauende Wirtschaftspolitik
im Einklang mit Wirtschaftsförderung, der Privatwirtschaft und den wissenschaftlichen Einrichtungen hier einiges bewirken kann.
Gerade der Windenergiesektor in Bremerhaven gilt überregional als Beispiel für erfolgreiche Clusterentwicklung. Es gibt hervorragende Ansiedlungserfolge, es entstehen Arbeitsplätze im Industriebereich, aber auch zahlreiche Arbeitplätze durch neue Dienstleistungen.
Um die Bremerhavener Windbranche hat sich
ein breites Wissenschaftsnetzwerk herausgebildet. Ich erinnere an das Fraunhofer Center
für Windenergie und Meerestechnik, das Nationale Rotorblattkompetenzzentrum, den
Windtunnel der Deutschen WindGuard, die
Interview
5
greifen nachhaltig –
pole wird kräftig aufpoliert
und dem Senator für Wirtschaft und Häfen des Landes Bremen, Ralf Nagel
Hochschule mit dem neuen Studiengang
„Windenergie“ und die Forschungs- und Koordinierungsstelle Windenergie.
Bremerhaven ist die Stadt der Megathemen:
Meeresforschung, Migration, Globalisierung,
Klimawandel: Zu all diesen Themen gibt es in
Bremerhaven sehr reale Anknüpfungspunkte.
Zum Thema Klimawandel gibt es nicht nur
die Windenergie mit den ökonomischen und
ökologischen Aspekten, sondern demnächst
auch das Klimahaus® in den Havenwelten.
Hier kommen der ideale Standort, das Thema
Umwelt und Klima mit wissenschaftlicher
Reputation und der Unterhaltungswert des
Klimahauses® als eine Art „Edutainment Center“ in idealer Weise zusammen. Kurz: Der
Strukturwandel in Bremerhaven hat viele
Gesichter.
BIS aktuell: Bremerhaven hat inzwischen
hinsichtlich seiner Aktivitäten in der Windenergiebranche in der
überregionalen Presse
einen positiv klangvollen
Namen. Wie kann die
Seestadt darüber hinaus
für sich werben?
Oberbürgermeister
Schulz:
Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder betont,
dass wir einen tiefen
Strukturwandel durchlaufen – in dem aber
auch große Chancen
liegen. Wenn Sie sich
heute die Themen anschauen, die die Menschen bewegen, liegen
wir da genau richtig.
Die Globalisierung der
Wirtschaft hat zu einem
Wachstum der Weltverkehre geführt, von
dem wir beachtlich profitieren. Das Thema
Klimawandel steht ganz oben auf der Agenda und wir tun in doppelter Hinsicht etwas
dafür: Mit der Förderung der Windenergiewirtschaft unterstützen wir den Ausbau Erneuerbarer Energien, die den CO2-Ausstoß
verringern und dazu beitragen, uns vom
Weltenergiemarkt unabhängiger zu machen.
Zudem bekommen wir mit dem Edutainment Center Klimahaus® etwas, was es anderswo noch nicht gibt. Hier wird nicht mit
gehobenem Zeigefinger gearbeitet, sondern
auf sehr anschauliche Weise das Thema Klima aufbereitet und vermittelt. Dies wiederum in Kooperation mit dem Alfred-WegenerInstitut für Polar- und Meeresforschung, das
international einen ausgezeichneten Ruf in
der Klimaforschung hat.
Aus dem Wissen des AWI speisen wir nicht
nur Inhalte im Klimahaus®, sondern sehen darin erhebliche Potenziale, um die Meereswirtschaft und Meereswissenschaft zukünftig weiter auszubauen. Das Meer bietet wirtschaftliche Perspektiven, die bislang nur zu einem geringen Teil erschlossen bzw. genutzt worden
sind.
Wenn es uns gelingt, diese Themen überregio-
nal in den Medien, auf Messen und im Internet
zu kommunizieren, werden wir sicherlich sehr
positiv im Gespräch bleiben.
BIS aktuell: Wie wird sich zukünftig die Wirtschaftsförderung ausrichten?
Senator Nagel:
Wirtschaftsförderung hat ein klares Ziel: Wir
unterstützen mit öffentlichem Geld den Strukturwandel und tragen so dazu bei, dass Arbeitsplätze geschaffen werden. Wir orientieren
uns dabei vorrangig auf Darlehen, Bürgschaften, Zinsverbilligungen oder Wagniskapital
und ergänzen dies mit Zuschüssen, sofern diese aus Drittmitteln der EU oder des Bundes geleistet werden. Mit diesem Förderungsansatz
geht Bremen ähnliche Wege, wie sie beispielsweise in Berlin mit beachtlichem Erfolg beschritten worden sind. Dabei haben wir aber
auch im Blick zu behalten, welche Förderbedingungen es im niedersächsischen Umland
von Bremen und Bremerhaven gibt.
Effektive Wirtschaftspolitik kann nicht nur anhand der Höhe der vergebenen Fördermittel
beurteilt werden. Sie
muss sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Und das ist für mich die
weitere Modernisierung
der Wirtschaftsstruktur
durch die noch engere
Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft. Klar ist: Der
Strukturwandel für ein
modernes Bremerhaven
bleibt auf der wirtschaftspolitischen Agenda des Landes Bremen das Top-Thema. Wir
werden auch weiterhin mit Infrastrukturmaßnahmen und Zuschüssen die Stärken des
Standortes stärken. Die neue Förderungspolitik im Land Bremen gewährleistet dies.
Oberbürgermeister Schulz:
Die Verbesserung bzw. Modernisierung der
Wirtschaftsstrukturen war schon immer eine
besondere Ausrichtung unserer Wirtschaftsförderung in Bremerhaven. Bei der BIS wurden
und werden Ideen und Konzepte entwickelt,
wie der Strukturwandel erfolgreich zu meistern ist. Gezielt haben wir Infrastrukturen aufgebaut, Netzwerke etabliert, die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft unterstützt und unseren Wirtschaftsstandort nach
außen entsprechend präsentiert. In diese Richtung werden wir auch weiter arbeiten. Wir haben erst einen Zwischenschritt getan – der
Strukturwandel muss in der bisher erfolgten
intensiven Form so fortgesetzt werden. Die
Beschlüsse des Senats und der Bremischen
Bürgerschaft zum weiteren Ausbau der wirtschaftsnahen Infrastruktur im südlichen Fischereihafen und auf dem ehemaligen CarlSchurz-Gelände unterstützen uns bei dieser
Entwicklung.
Die Offshore Windenergieanlage MULTIBRID M5000 wird seit Mitte 2007 in einer eigenen Produktionsstätte im Bremerhavener Fischereihafen gefertigt. Zwischen 2010
und 2011 wird Multibrid (Tochterunternehmen von AREVA) für den Offshore-Windpark
„Borkum West II“ achtzig 5-MW-Windturbinen liefern. „Borkum West II“ wird unter Führung
der Trianel European Energy Trading GmbH zusammen mit PROKON Nord entwickelt. Das
Investitionsvolumen in den 400-MW-Windpark beträgt ca. eine Milliarde Euro. Trianel ist ein
europäisches Gemeinschaftsunternehmen unabhängiger Stadtwerke für Energiebeschaffung
und -handel und bündelt die Interessen von kommunalen Energieversorgungsunternehmen
aus Deutschland und Europa.
Die Produktionshalle der REpower Systems AG kurz vor der Baufertigstellung. Die
Produktion für die ersten ca. 400 Tonnen schweren Gondeln der REpower Offshore-Anlagen
soll zu Beginn der zweiten Jahreshälfte in Bremerhaven starten. 29 Mio. Euro investiert das
Unternehmen und plant eine Jahresproduktion von 80 Anlagen ab 2008/2009 im Zweischichtbetrieb. Für die REpower-Anlagen liegen Aufträge für Projekte „alpha ventus“, Nordergründe,
C-Power (Belgien) Thorntan Bank und Ormonde (UK) vor.
Rotorblätter für die 5 und 6 MW Offshore-Windenergieanlagen. Noch ist sie im Bau, die
700 m lange Produktionshalle der PowerBlades GmbH, doch bereits Ende 2008 sollen bis zu
70 m lange Rotorblätter für die Stromzeugung auf hoher See in Bremerhaven produziert werden. PowerBlades ist nicht nur ein Joint Venture der REpower Systems AG (51 %) und der A & R
Rotec GmbH (49 %), sondern befindet sich auch ganz bewusst in direkter Nachbarschaft zur
REpower-Produktionsstätte am Labradorhafen. Das Unternehmen investiert 29 Mio. Euro am
Standort Bremerhaven und wird ab 2009/2010 ca. 275 neue Arbeitsplätze schaffen. Circa 100
Blattsätze (mit jeweils 3 Blättern) sollen zukünftig pro Jahr produziert werden.
6
Biotechnologiezentrum Bio-Nord
Geballtes Fachwissen
Hohe Kompetenz für Umwelt- und Lebensmittelanalysen bundesund europaweit gefragt – Eigener „Mikrokosmos“ gebündelten
Fachwissens mit ex- und interner Aus- und Weiterbildung
TeLa heißt das Unternehmen von Dr. Norbert
Helle, übersetzt Technische Lebensmittel- und
Umweltanalytik GmbH. Die Firmenadresse,
Am Fischkai 1, im Biotechnologiezentrum Bio
Nord ist ebenso exklusiv besetzt für erfolgreiche Existenzgründungen wie für unternehmerische Expansion. Im Kern des mittelständischen Unternehmens TeLa rund um das Fachthema Lebensmitteltechnologie und -forschung arbeitet Firmengründer Helle als engagierter Chef, international anerkannter Wissenschaftler und gefragter Seminarteilnehmer
auf weltweiten Kongressen.
Bestrahlte Froschschenkel aus Frankreich,
Garnelen aus Holland oder die Fertigsuppe,
die eine Strahlendosis zur extremen Verlängerung ihrer Haltbarkeit bekommen hat, kommen beim Chemiker Norbert Helle auch privat
nicht auf den Tisch. Als Geschäftsführer der
TeLa GmbH ist er zugleich eine berufliche Instanz, wenn es um exakte Analysen von
pflanzlichen Lebensmitteln aller Art, Obst- und
Gemüse, Gewürzen und natürlich Fisch geht.
Helle: „Die Behandlung von Lebensmitten beispielsweise zur Verlängerung der Haltbarkeit
ist in Deutschland nicht zugelassen beziehungsweise bedarf einer entsprechenden
Kennzeichnung. Nur wenige speziell ausgerüstete Laboratorien verfügen über die instrumentelle Ausstattung mit Elektronenspinresonanz- und Thermolumineszenzgeräten, um
eine durchgeführte Bestrahlung eines Lebensmittels nachträglich zu erkennen. TeLA gehört
zu diesen Kompetenzzentren und verfügt über
das notwendige Equipment.“
Helle war schon früh maßgeblich an der Entwicklung der heute anerkannten Nachweisverfahren bei bestrahlten Lebensmitteln beteiligt. Mit dem Thema „Fisch“ startete der damals 47jährige in seine Selbständigkeit, raus
aus dem engen bürokratischen Korsett seines
früheren Arbeitgebers, dem Amt für Fisch und
Fischerei in Cuxhaven, hinein in die zunächst
ungewisse Zukunft. Für Helle entwickelte sich
seine persönliche Erfolgsstory. „Keine schnel-
왕 Dr. Nobert Helle, geschäftsführender Gesellschafter der TeLa GmbH.
le Entscheidung, aber letztlich die richtige“,
wie er kopfnickend bestätigt. Die „fest einge-
tretenen Pfade“ seiner zwar gesicherten Beamtenlaufbahn waren ihm zu eng geworden.
Helle und Team sind heute nahezu autark,
wenn es um die professionelle Weiterbildung
geht: denn nicht nur als anerkannter Wissenschaftler auf seinem Spezialgebiet ist Helle
ständig auf Seminaren und Vorträgen unterwegs, sein eigenes Team aus neun Mitarbeiterinnen profitiert durch seine individuellen Firmenschulungen.
Der Diplom-Chemiker Helle ruht sich auf seinen Lorbeeren nicht aus. Zirka 1,5 Millionen
Euro sind laut Helle bislang in Analytik-Hardware investiert worden. Die räumliche Erweiterung stehe kurz bevor – direkt nebenan in
den Erweiterungsbau des Biotechnologiezentrums Bio Nord II, der Ende 2008 fertig gestellt
sein wird.
Der Standort ist gut, Fischereihafen und die
Kontrolle von Fischprodukten passen zusammen. In seiner Eigenschaft als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger gehören schwerpunktmäßig auch die Begutachtung von Obst- und Gemüse im Groß- und
Einzelhandel, die Gewürzanalytik sowie die
Beurteilung von Brot und Backwaren in sein
Repertoire. Etwa 1500 Proben laufen jährlich
durch Helles Labor, zugleich eine logistische
Herausforderung, da etliche Proben von Helles Team abgeholt und wieder zugestellt werden.
Eine typische Kundenanfrage ist beispielsweise die einer landwirtschaftlichen Erzeugergemeinschaft, die ein Obst- und Gemüsemonitoring von Helle angefordert hat. „Im Laborbereich sind lediglich zwei, drei große Anbieterketten tätig“, weiß Helle. Gerade bei mittelständischen Kunden könne man als kleinerer
Fachbetrieb mit ausgewiesener Fachkompetenz hier Sympathiewerte sammeln. Ein weiteres Standbein ist die Neuentwicklung von
Analysegeräten inklusive Kundenschulungen.
Die geschäftliche Auslastung ist gut bis ansteigend, wünscht sich Norbert Helle insbesondere mehr Praktikanten von Fachhochschulen.
Die Perspektiven seien vorhanden, qualifizierte Ausbildung und ein motiviertes TeLa-Team
garantiert.
Biotechnologiezentrum Bio Nord Ende 2008 fertig gestellt
Biotechnologieunternehmen ZytoVision GmbH ausgezeichnet
왕 In dem viergeschossigen Gebäude entstehen auf rund 2.400 Quadratmetern vermietbarer
Nutzfläche zusätzliche Labor- und Büroräume. Das neue Gebäude bietet den bisher zwölf Betrieben Erweiterungsmöglichkeiten und schafft zusätzlichen Platz für neue Firmen. Die bereits
ansässigen Unternehmen beschäftigen sich vornehmlich als Dienstleister für die Industrie mit
Fragen der Analytik, der Lebensmittel-Qualitätssicherung, mit Sensorik-Entwicklungen, mit neuen Produkten, Zutaten und Verfahren sowie mit Zukunftsthemen wie Functional Food oder medizinische Diagnostik.
Der Entwurf des Braunschweiger Architekturbüros HTP Husemann, Timmermann, Hidde berücksichtigt bewusst die Nähe zum Schaufenster Fischereihafen und trägt dem wachsenden Interesse an der Blauen Biotechnologie Rechnung. Das Haus ist mit großer Transparenz gestaltet,
so dass das Geschehen in den Laboren für die Touristen im Fischereihafen sichtbar wird. Im
Erdgeschoss wird die Phänomenta auf rund 150 m2 naturwissenschaftliche Phänomene den
Touristen und Gästen des Schaufensters präsentieren.
왕 Für die Entwicklung eines neuartigen Verfahrens zur frühzeitigen Krebsdiagnose in der
Kategorie Wirtschaft wurde das Unternehmen ZytoVision aus dem Biotechnologiezentrum Bremerhaven BioNord ausgezeichnet. Die „Idee“ von ZytoVision hat die Jury des Wettbewerbs „365
Orte im Land der Ideen“ überzeugt und wurde aus über 1.500 Einsendungen ausgewählt.
ZytoVision entwickelt und produziert Produkte zur molekulargenetischen Diagnostik für die
Medizin, vor allem für Tumorerkrankungen. Damit leistet ZytoVision einen wichtigen Beitrag
zur rechtzeitigen Erkennung – und damit zur Bekämpfung – von Krebs.
„Deutschland – Land der Ideen“ ist die gemeinsame Standortinitiative von Bundesregierung
und deutscher Wirtschaft, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Industrie /BDI).
Schirmherr der Initiative ist Bundespräsident Horst Köhler.
Von links: Dr. Piere Rogalla und Dr. Sven Hauke (Geschäftsführer der ZytoVision GmbH),
Oberbürgermeister Jörg Schulz, Hermann Mödden (Direktor Deutsche Bank).
Innovationsmarkt Windenergie
7
Millionenfache Schwingungen
Fraunhofer Center für Windenergie und Meerestechnik (CWMT) baut im ersten Abschnitt ein Prüfzentrum für
Rotorblätter bis 70 m Länge – Kunden stehen bereits Schlange
Zwölf gigantische Windräder recken ihre Rotoren über die Gischt der graublauen Nordsee,
weit draußen vor Borkum. Eine Beschreibung,
die schon bald so auf den ersten zurzeit in der
Planungsphase befindlichen deutschen Offshore-Windpark „Borkum West“ passt. Mit
dem ersten Offshore-Testfeld „alpa ventus“ in
der deutschen AWZ (ausschließliche Wirtschaftszone), 45 Kilometer vor der Küste Bor-
auch öfter an der Fraunhofer-Baustelle in
Nachbarschaft zum Firmensitz Am Seedeich
zu sehen: In einem ersten Bauabschnitt entsteht hier eine Halle für großtechnische Experimentier- und Prüfeinrichtungen mit Büro
und Labortrakt. Ziel ist der Ausbau des CWMT
und speziell des dort eingegliederten Kompetenzzentrums Rotorblatt zu einem weltweit
wettbewerbsfähigen, in Forschung, Entwicklung und Industrie anerkannten und nachhaltig wirksamen Innovationszentrum. Bis Ende
2008 wolle man bereits von 15 auf 20 Mitarbeiter wachsen, für 2009 seien etwa zehn neue
Arbeitsplätze realistisch, so Busmann.
Start Ende 2008
kums, haben sich die sonst konkurrierenden
Anlagenbauer REpower Systems AG und Areva-Multibrid GmbH unter anderem mit den
Energiekonzernen E.on, EWE (Norddeutschland) und Vattenfall zusammengetan. Noch in
diesem Jahr sollen die ersten Anlagen errichtet
werden.
Kompetenzzentrum Rotorblatt
Bremerhaven ist einer der Vorreiter für den
Windenergiemarkt, mit einer klaren Positionierung und einem breit gefächerten Unternehmens-Netzwerk an Herstellern und
Dienstleistern für die Windenergieanlagen.
Im Fraunhofer-Center für Windenergie
und Meerestechnik CWMT in Bremerhaven forschen und entwickeln Wissenschaftler für Planung, Bau und
Wartung. Die Fraunhofer-Institute IFAM in Bremen und LBF in
Darmstadt haben ihre gesamten Kompetenzen in der gemeinsamen Bremerhavener Einrichtung gebündelt.
Im CWMT integriert sind das
bundesweit einmalige
Kompetenzzentrum Rotorblatt und
das Kompetenzzentrum Maritime
Strukturen und Anlagen, in dem sich die
Wissenschaftler mit Gründungen und Tragstrukturen für die Anlagen beschäftigen.
Die Auftragsnachfragen seien jetzt schon
enorm, wir wären komplett übers Jahr ausgelastet, sagt CWMT-Geschäftsführer Hans-Gerd
Busmann. Der promovierte Physiker ist zurzeit
Der Bedarf ist weltweit steigend: Offshore-Anlagen sind extremen Umweltbedingungen
ausgesetzt. Besonders betroffen sind die hochbelasteten Komponenten wie Getriebe und
auch Verbindungselemente. Für die technische Zuverlässigkeit der Offshore-Windparks
besteht also noch Entwicklungsbedarf. Notwendig ist eine ganzheitliche Betrachtung von
Design und Konstruktion, Material und Prozessen, Fertigung und Installation sowie
technischer Zuverlässigkeit und Betriebszustandserfassung. Eine Windenergieanlage ist ungleich höheren Belastungen auf dem Meer ausgesetzt
als auf dem Land.
Etwa im Oktober soll das Prüfzentrum nach Aussage Busmanns startbereit sein – allerdings stünden dann
noch eigene Testreihen mit einem eigens dafür günstig eingekauften Rotorblatt
über einige
Wochen
bevor.
We l c h e
enormen Belastungen im
Fraunhofer-Labor
in Deichnähe getestet werden, macht
Busmann deutlich: „Die
zunächst bis zu 70 m langen Rotorblätter (in einem
zweiten Bauabschnitt soll ein
Gebäude für 90-m-Rotorblätter
entstehen) werden millionenfach
in Schwingungen versetzt, rund um
die Uhr über mehrere Monate. Die
Halle hat eine Deckenhöhe von 27 Metern, da die Rotorblätter entsprechend
nach oben ausschlagen. Der Sicherheitsstandard ist entsprechend angepasst sehr
hoch.“
Zuverlässigkeit oberstes Ziel
Innerhalb von wenigen Monaten wird so die
durchschnittliche Lebensdauer der OffshoreRotorblätter von 20 Jahren simuliert. Die kontinuierliche Überwachung der Windenergieanlagen ist für die Industrie äußerst wichtig.
Busmann: „Die Betreiber brauchen Systeme,
die ihnen helfen festzulegen, ob eine Wartung
unumgänglich ist oder noch etwas Aufschub
duldet. Auch bei starken Stürmen müssen sie
wissen, ob die Anlage die hohen Kräfte noch
aushalten kann oder besser gedreht beziehungsweise ganz abgeschaltet werden
muss.“
Aufgabenfeld Meerestechnik
Mit dem Bremerhavener CWMT
soll dazu beigetragen werden,
dass die Lebensdauer der gesamten Konstruktion mit
allen Komponenten über
einen Zeitraum von
besagten 20 Jahren
gesichert ist. Das
geht nur über
den Nachweis der
chung einer möglichen
Muschelzucht in OffshoreWindparks. In einem Verbundprojekt mit der Bremerhavener WeserWind GmbH,
100%ige Tochter der Georgsmarienhütte Holding GmbH und Hersteller von Gründungselementen für Offshore-Windenergieanlagen, Repower
Systems AG, Hochtief Construction AG und
Europipe GmbH als Industriepartner sowie
der Universität Hannover und der Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin wird intensiv
an dem Projekt OGOWin mitgearbeitet. Gemeinsam werden hier Fragestellungen zum
Materialeinsatz und zur Fertigung und Montage
aufgelöster Gittermast-Gründungsstrukturen
abgeklärt. Ein Prototyp einer solchen Struktur
ist seit kurzem im Norden von Bremerhaven zu
bestaunen.
Ein erhebliches Optimierungspotenzial bezüglich Qualität und Kosten bestehe in der Klebtechnik, also der Entwicklung und dem Einsatz von verbesserten Klebstoffsystemen und –
technologien, so Busmann weiter. Im Rahmen
realitätsnaher Abbildung der Betriebsbeanspruchungen in der Simulation und im Versuch arbeite man gerade einen Auftrag für einen Klebstoffhersteller ab.
technischen
Zuverlässigkeit
im Rechner und
experimentelle
Prüfungen. Denn
Produktionsausfälle
kosten Geld. Reparatur
oder Wartung der Kolosse
– sind diese erst einmal auf
hoher See verankert – ist aufwändig
und teuer.
Die Stadt
Bremerhaven
und das Land
Bremen fördern
die erste Aufbauphase des FraunhoferZentrums mit dreieinhalb Millionen Euro.
Darüber hinaus soll
das CWMT perspektivisch auch im Bereich Meerestechnik
weiter entwickelt
werden, um das volle
Einsatzspektrum des
Centers zu nutzen
und Synergien zwischen den beiden Bereichen Windenergie
und Meerestechnik
zu schaffen. Beide
Entwicklungsfelder
können miteinander
verzahnt werden und
so gemeinsam zum
Erfolg des CWMT
und damit der weiteren Profilierung Bremerhavens als Standort maritimer Technologien beitragen.
In Einzelprojekten beteiligen sich die
Fraunhofer-Forscher 왕 Hans-Gerd Busmann neben einem Querschnitt eines Rotorblattes.
beispielsweise ge- Die Rotorblätter der kommenden Multimegawatt-Windenergieanlameinsam mit der gen werden immer größer. Rotordurchmesser bis zu 200 Metern werHochschule Bremer- den bereits diskutiert. Diese Dimensionen und der Einsatz unter Offhaven an einem Pro- shore-Bedingungen ergeben Blattgewichte von 50 Tonnen und mehr.
jekt des Afred-Wege- Dies stellt höchste Anforderungen – etwa an die Steifigkeit des Blattes
ner-Institutes für Po- und an die Widerstandsfähigkeit der eingesetzten Werkstoffe gegen
lar- und Meeresfor- die maritimen Umgebungsbedingungen. Der Einsatz neuer Werkstoffe
schung zur Untersu- und neuer Bauweisen muss deshalb untersucht werden.
8
Unternehmensnachfolge
(Fisch-)Spezialisten für mobilen Verkauf
Mit viel Humor, Tatendrang und Unterstützung hat Anja Brenner erfolgreich ihren Schritt in die
Unternehmensnachfolge realisiert – Markenzeichen sind hausgemachte Feinkostsalate und Marinaden
vor allem für den mobilen Einzelhandel
Eine vergnügte Garnele ziert das Firmenschild
von Fischfeinkost Anja Brenner, An der Packhalle V, im Bremerhavener Fischereihafen.
Hausgemachte Feinkostsalate und Marinaden
für den Groß- und Einzelhandel sind das Firmenrezept. Chefin Anja Brenner hat über eine
Unternehmensnachfolge den Sprung in die
Selbständigkeit gewagt und gewonnen.
Nach rund sechs Jahren, mit viel Eigeninitiative
und Unterstützung der BIS sind Wachstum und
kaufmann) und drei Aushilfen konnte zur
Freude von Anja Brenner in diesem Jahr bereits Ende Mai um etwa 40 Prozent gesteigert
werden. „Wir betreuen vor allem den mobilen
Fischhandel, der unsere Waren bis in den süddeutschen Raum hinein verkauft. Der Umsatz
liegt zurzeit bei etwa 500.000 Euro, die Auftragslage ist stabil steigend.“
Ermöglicht habe das auch die Förderung bei
der Übernahme eingesessener Unternehmen
che. Brenner: „Unsere Fischsalate haben wir
anfangs auch bei Fisch Goebel eingekauft. Der
Inhaber Egon Goebel suchte nach über 30
Jahren eine geeignete Unternehmensnachfolge. Der Rest war nach intensiven Verhandlungen letztlich schnell beschlossen. Und unser
Vorgänger schaut heute gerne mal kurz bei
seinem ‚alten Betrieb‘ vorbei.“
Inzwischen haben Anja und Dirk Brenner
zahlreiche Stammkunden, zwei DLG-Prämierungen in Gold und Bronze für herausragende
Produkte, u. a. Garnelen in Knoblauchöl, sowie immer neue Geschäftsideen auf der Plusseite. Gemeinsam mit dem Bremerhavener ttz
Technologie-Transfer-Zentrum wurde als EUgefördertes Projekt erst jüngst eine leicht bekömmliche Yoghurtsoße für Fischmarinaden
entwickelt. „Eine gute Sache, so Anja Brenner,
die allerdings einer intensiven Vermarktung
bedarf, da die Stammklientel in erster Linie
auf Altbewährtes setzt.“ Gut vorstellen könne
sie sich die Erweiterung dieser Produktschiene
für Biomärkte mit entsprechend sensibilisierten Käufern. Neue Produktschienen würden
letztlich aber erst auf gezielte Nachfrage hin im
größeren Stile verkauft.
Mehrere Geschäftszweige
Erwirtschaftet wird der bisherige Erfolg mit
zwei stabilen Geschäftsstandbeinen und täglich frischestem Sortiment: Da ist zum einen
die Herstellung mit Säuern und Reifen von
Fischsalaten in der hauseigenen Produktionsabteilung. Die Abnehmer sind zu etwa zwei
Dritteln der mobile Fischeinzelhandel, das
letzte Drittel geht an Großhandelskunden.
Brenner: „Unsere verwendeten Produkte
werden in lückenloser Verarbeitungskette
schnellstmöglichst und schonend verarbeitet.“
Außerdem ist das Brenner-Team auch selbst
auf verschiedenen Wochenmärkten der Region – u. a. in Bremen-Huchting, Hagen und
Walsrode – und einmal in der Woche auf
„Klingeltour“ über Land mit einem eigenen
mobilen Selbstfahrer im Verkauf unterwegs.
23. – 26. September 2008:
Messe SMM shipbuilding, machinery
& marine technology in Hamburg
Über 60 Unternehmen aus Bremerhaven
und Bremen werden auf der SchiffbauMesse in Hamburg vertreten sein. Die
Messepräsenz des Bundeslandes Bremen
wird in diesem Jahr erstmals durch einen
Gemeinschaftsstand vergrößert.
In Halle B7 (Stand-Nr. 152) präsentieren
sich auf dem 108 m2 großen Gemeinschaftsstand die J. Heinr. Kramer Gruppe,
Drahtseilwerk Bremerhaven GmbH,
Kobau-Gruppe, Unterweser Stahl und
Maschinenbau GmbH, STA Schiffstechnik
und Maschinenbau GmbH und Project
Partner Germany GmbH. Organisiert
wird der Gemeinschaftsstand von der BIS
Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH
im Auftrag der Freien Hansestadt Bremen
gemeinsam mit der BIG Bremer Investitions-Gesellschaft mbH.
Krustentiere, Flusskrebse und Garnelen sind
eine Spezialität bei Brenners, „die so nicht so
häufig angeboten werden“, meint Anja Brenner.
Heringssalate in allen denkbaren Variationen
stehen zusätzlich hoch im Kurs, auf Konservierungsstoffe wird weitestgehend verzichtet.
왕 Sprung ins kalte Wasser: Anja Brenner ist erfolgreich als Unternehmerin im mobilen Fischhandel tätig – learnig by doing, ein guter Teamgeist und viel Eigeninitiative und Humor gehören zu ihrem Erfolgsrezept.
Auf den mobilen Verkaufstouren ist natürlich
das volle Sortiment inklusive Frischfisch und
Räucherware – alles „made in Bremerhaven“
in der Verkaufsauslage.
bereits der erste Umzug mit jetzt erweiterten
Produktionsflächen in großen Teilen realisiert.
Eine weitere Halle neben dem jetzigen Firmenplatz konnte zusätzlich über die Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG) angemietet
werden. Nach den noch laufenden Bauarbeiten könne man sich so um 250 m2 mehr auf
etwa 750 m2 flächenmäßig ausbreiten, so
Brenner. Geplant sei im Eingangsbereich auch
eine kleine Aufenthaltsecke, wo für die wartenden Kunden kostenlos Kaffee und selbst
gebackener Kuchen und auch immer gerne
ein Klönschnack mit den Inhabern warten.
„Die Kundenzufriedenheit bestimmt zum
Großteil die Kaufentscheidung“, weiß Brenner. „Und außerdem können die dann nicht
woanders einkaufen“, schmunzelt die Unternehmerin.
40 Prozent Umsatzsteigerung
Interne Produktionsbesprechungen, Einkaufsorder, Besprechung mit den Auszubildenden,
Abstimmungen zum Umbau mit vergrößerter
Produktion und die Terminabsprache für ein
Treffen mit dem Technologie-Transfer-Zentrum: Gründerin Anja Brenner ist überall und
nirgends und zieht die Fäden. Ihren Mann
Dirk, ebenfalls im Unternehmen tätig, sieht
sie meist nur noch in den Abendstunden,
schmunzelt die Fischfachfrau. Der Umsatz des
noch jungen Familienbetriebes mit zwei festen
Angestellten, drei Lehrlingen (Einzelhandels-
im Land Bremen, so Brenner weiter. Das Geschäftsmotto „Wir ziehen nur das Beste für Sie
an Land“ hat sich die gelernte Krankenschwester Brenner beruflich wie privat auf die Fahnen geschrieben. Wobei der Zufall zunächst
„Pate stand“, wie die Firmenchefin fröhlich erzählt. Als Quereinsteigerin wurde Sie während
eines Wochenmarktbesuches auf das Verkaufschild eines mobilen Fischhändlers aufmerksam, der seinen Wagen verkaufen wollte. Anja
Brenner griff zu, der Start für ihr junges Unternehmen und ihr neues privates Glück begann.
Denn ihr jetziger Ehemann arbeitete seinerzeit
in dem mobilen Verkaufswagen. Der Schritt in
den weiteren Ausbau der Selbständigkeit ergab sich über Zufälle und persönliche Gesprä-
Impressum
Herausgeber:
BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH
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V.i.S.d.P.: Uwe Kiupel
Konzeption/Realisierung: TEXT&IDEEN
Hans-Jörg Werth, Uwe Kiupel
Redaktion: Hans-Jörg Werth, Uwe Kiupel
Fotos: BIS, Designlabor Bremerhaven, EuropaCenter AG, Klimahaus® Betriebsgesellschaft
mbH, Jens Meier, W. Scheer, F. Tiemann,
H.-J. Werth, M. Zapf (Hamburg Messe)
Gestaltung/Druck: Müller Ditzen Druckerei AG,
Bremerhaven
ISSN 1861-5759