bis aktuell Nr. 10
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bis aktuell Nr. 10
Informationen der Wirtschaftsförderung Bremerhaven Nr. 10 · August 2008 EDITORIAL Neue Strukturen Der Strukturwandel in Bremerhaven, ebenso wie in anderen Städten im Westen und Osten unserer Republik, ist eine große Herausforderung. Er bietet aber zugleich große Chancen für neue, zukunftsträchtige wirtschaftliche Entwicklungen. Wir haben diese Chance ergriffen. Vom Fischereihafen im Süden mit den neuen Produktionshallen der Windenergieanlagen-Hersteller REpower und Multibrid bis zum nördlichsten Punkt der Stadt am Containerterminal. Am neuen Logistikzentrum LogInPort ist der Wolfsburger Konzern Schnellecke bereits präsent, weitere Bauschilder zeugen von regem Treiben. Und auch klassische Branchen wie die Schiffbauindustrie, der Stahl- und Anlagenbau und die Fischwirtschaft in Bremerhaven profitieren wieder von vollen Auftragsbüchern. Bremerhavens Zwischenbilanz ist beeindruckend: Die restrukturierte Innenstadt mit den neuen „Havenwelten“ und Erfolgsprojekten wie das Deutsche Auswandererhaus sind für die Besucher der Stadt deutlich sichtbare Beweise. Der Standort und die Macher sind in Bewegung – was alles schon realisiert wurde und welche Projekte in nächster Zeit anstehen, lesen Sie in unserer neuen „BIS aktuell“! Ihr Jürgen Adelmann Geschäftsführer BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH „Strukturwandel aktiv gestalten …“ Die Seestadt Bremerhaven beschreitet seit 2000 erfolgreich neue Wege Die Herausforderungen, vor denen unsere Städte stehen, sind groß. Die Bevölkerung schrumpft und altert, Arbeitsplätze in der Industrie verschwinden, das soziale Gefüge wackelt. Bremerhaven, traditionell stark in den klassischen Branchen Schiffbau und Fischwirtschaft und lange Jahre monostrukturell aufgestellt, musste und muss sich wie andere Küstenländer dem Prozess des strukturellen Wandels stellen. Zum Teil schmerzhafte Einschnitte im Rahmen der Strukturkrise sind bewältigt, an vielen Plätzen in der Stadt ist der neue Aufschwung spür- und greifbar. Gewagt Bremerhaven ist mit seinen 181 Jahren eine vergleichsweise junge Stadt. Sie verdankt ihre Gründung der Tatsache, dass die viel ältere Hansestadt Bremen zwar eine bedeutende Hafenstadt war, aber die 70 km lange Zufahrt über die Weser zu den Häfen aufgrund der Versandung des Flusses immer schwieriger wurde. Die Gründung eines „Bremer Havens“ an der Wesermündung erwies sich nicht nur als Glücksfall für die Bremer Kaufleute, sondern besiegelte auch in den folgenden Jahrzehnten Bremerhavens Aufschwung als Zentrum der deutschen Auswanderung, als Tor nach Übersee mit zahlreichen Schiffslinienverkehren. Schnell entwickelte sich Bremerhaven/Geestemünde zum größten Fischereihafen des Kontinents und zu einem prosperierenden Werftenstandort. Diese Entwicklung prägte auch die Zeit des „Wirtschaftswunders“ nach 1945. Die Statistiker sahen die Stadt auf 200.000 Einwohner wachsen. Unternehmensnachfolge ist kein Geheimnis. Anja Brenner hat’s gewagt und das mit wachsendem Erfolg. Seite 8 Die Werftenkrise in den 1980er Jahren, wie zuvor in den 1970er Jahren die nahezu vollständige Auflösung der deutschen Hochseefischerei mit seiner zum größten Teil in Bremerhaven beheimateten Fischereiflotte, brachte die- Inhalt Innovativ Design ist keine brotlose Kunst. Yachtdesigner judel, vrolijk & Co. und das Designlabor Bremerhaven leben Innovation. Seite 3 Gefragt Wirtschaftssenator Ralf Nagel und Oberbürgermeister Jörg Schulz wollen Strukturwandel der Stadt weiter unterstützen. Seite 4–5 se Entwicklung zu einem jähen Abbruch und führte die Stadt in eine hohe Arbeitslosigkeit. Der Abzug der seit 1945 in Bremerhaven stationierten US-Streitkräfte mit ihren Familien bedeutete zudem einen erheblichen Verlust an Kaufkraftpotenzial. Tradition und Moderne Seit Ende der 1990er Jahre geht Bremerhaven seinen eigenen Weg – die Ziele sind eindeutig formuliert: „Wir können und müssen den Strukturwandel aktiv gestalten“, so Bremerhavens Oberbürgermeister Jörg Schulz. Der ebenso ehrgeizige wie erfolgreiche Ansatz: • Tradition und Moderne verbinden • Innovationen fördern • Neue Themen(-cluster) entwickeln • Investitionen zur Strukturverbesserung zielgenau platzieren. Dass diese Strategie nicht nur in der Theorie Bestand hat, sondern bereits nachhaltige wirtschaftliche Fortschritte zu verkünden sind, wird an vielen Standorten der Stadt deutlich. Im Hafen sind Umschlagsrekorde die Regel. Aber auch hinter den Containerterminals entwickeln sich die Gewerbegebiete mit Hochdruck weiter. Die Unternehmen im Fischereihafen (mit der Kernkompetenz in der Lebensmittelwirtschaft) wachsen, die wirtschaftliche Struktur des größten Gewerbegebietes ist heute wesentlich breiter aufgestellt. Innovation wird gelebt in Bremerhaven – durch gezielte Innovationsförderung in den ansässigen Unternehmen, Ansiedlungen neuer Dienstleister im Bereich Lebensmitteltechnologie und Lebensmittelanalytik, dem Technologietransferzentrum und der Blauen Biotechnologie. Die Werften haben sich auch neu positioniert, spezialisiert im Sonderschiffbau und neben klassischen Schiffbauaufträgen neue Märkte erschlossen. Mit der Windenergiewirtschaft ist eine ganz neue Industrie hinzugekommen. Sie bewirkt, dass Industriearbeitsplätze neu entstehen und mit entsprechenden wissenschaftlichen Einrichtungen rund um diese Zukunftsbranche der Erneuerbaren Energien auch neues Ingenieurwissen in die Stadt kommt. Positives Image Die Potenziale im Tourismus werden weiterentwickelt – attraktive Strukturen rund um die neuen „Havenwelten“ mit Freizeit- und Wissenschaftsevents steigern die Aufenthaltsqualität entscheidend. Das Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost ist solch eine Kernattraktion, die in Kooperation mit den Wissenschaftlern vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung entsteht. Bremerhaven hat sich im Laufe der Jahre ein neues Image zugelegt, das sich mittlerweile auch entsprechend positiv auf die weiter sinkenden Arbeitslosenzahlen auswirkt. Wenn es ein Qualitätsmanagement für Städte geben würde, eine Art ISO-Zertifizierung für positiv bewältigten Strukturwandel, wäre Bremerhaven ein Anwärter. Bremerhaven, die Stadt am Meer, ist zweifelsohne auf gutem Weg. 2 Logistik Friedrich Tiemann erweitert seine Betriebsanlage Breit aufgestellt 컅왕 Die neue Werkstatthalle ist technisch bestens ausgestattet, unter anderem stehen ein Deckenkran sowie Hubgeräte für die LKWund Chassis-Reparatur und Service für Spezialgeräte zur Verfügung. Die Unternehmensgruppe Friedrich Tiemann hat kürzlich rund 46.000 m 2 zusätzliche Grundstücksfläche in Bremerhaven Speckenbüttel erworben und damit seine bestehende Betriebsanlage wesentlich erweitert. Ende Mai wurde die Inbetriebnahme dieser Erweiterung mit zahlreichen Gästen in der neu errichteten Werkstatthalle gefeiert. Die Festrede hielt Oberbürgermeister Jörg Schulz. Das 1905 gegründete Unternehmen betätigt sich heute an seinen Standorten Bremen und Bremerhaven in den Bereichen Stauerei, Containertechnik, Containerdepot, Containerfrachtstation, Exportverpackung sowie Fahrzeugtechnik und Containerhandel. Zugpunkt, mit dem schwerere Beschädigungen maßhaltig repariert und Sonderkonstruktionen, wie zum Beispiel Untergestelle für Schwergutverladungen und Verladegestelle für besonders lange Ladegüter und Traversen, hergestellt werden können. Im Bereich Fahrzeugtechnik ist Friedrich Tiemann in Bremerhaven vertraglicher Servicepartner u. a. der Hersteller SCANIA, WABCO, KNORR, HALDEX, SAF-Holland; BPW-Achs- systeme, Schmitz-Cargobull, Kögel, M & V Fahrzeugtechnik, Krone, Närko und Fliegel. Friedrich Tiemann beurteilt den Standort Bremerhaven weiterhin als ausbaufähig und plant im kommenden Jahr die Errichtung einer weiteren größeren Umschlags- und Verpackungshalle sowie den Ausbau einer bereits vorhandenen unmittelbar am Containerterminal gelegenen Gewerbefläche. Zum langjährigen Kundenstamm zählen heute Was 1905 als reiner Stauereibetrieb begann, ist heute zu einem Allround-Dienstleister mit einer breiten Tätigkeitspalette weiterentwickelt worden. Die Firmengruppe Friedrich Tiemann befindet sich auch heute noch im alleinigen Besitz der Gründerfamilie und beschäftigt etwa 230 Mitarbeiter. Die Gruppe ist ein zuverlässiger und erfahrener Partner in den Bereichen Güterumschlag, Verpackung, Containertechnik, Fahrzeugtechnik und Stauerei. Die Firmengruppe wurde in den siebziger Jahren konsequent auf die neuen Anforderungen in den Seehäfen umgestellt und erweitert. In den eigenen Betriebsanlagen in Bremen (65.000 m2) und in Bremerhaven (160.000 m2) werden jährlich etwa 180.000 Gewichtstonnen Ladung umgeschlagen und 70.000 Container hindurchgeleitet. Es ist nicht ungewöhnlich, dass komplette Industrieanlagen verpackt und verladen werden. Im Bereich Automobilzulieferung verpackt und kommissioniert die Firmengruppe auf der Basis von langjährigen Verträgen Fahrzeugteile und -komponenten für ausländische Fertigungsstandorte deutscher Automobilhersteller. mehr als zwanzig namhafte Container-LinienReedereien sowie Speditionen und Direktverlader. Im Bereich Fahrzeugtechnik ist Tiemann in das Servicesystem von Fahrzeugflotten integriert. Das Unternehmen beschäftigt in Bremerhaven gut neunzig Mitarbeiter und beabsichtigt, weitere Fachkräfte für den Bereich Umschlag und Werkstatt einzustellen. Glückwunsch zum Einzug des Automobillogistikers Schnellecke Kontinuierliches Wachstum Den enormen Strukturwandel der letzten Jahrzehnte in den Seehäfen hat das Unternehmen mit einer langfristigen Strategie erfolgreich gemeistert. In Bremerhaven investierte man im Jahre 1981 in die ersten 20.000 m2 und in eine Halle für die Reparatur von Containern. Aus diesen Anfängen ist bis heute Schritt für Schritt eine insgesamt mehr als sieben Mal so große Betriebsanlage aufgebaut worden, in der Ladungen nicht nur umgeschlagen, sondern auch verpackt und kommissioniert werden können, und in der technische Komplettleistungen für Container, Kühlaggregate, LKW, Chassis, Trailer und Landmaschinen angeboten und ausgeführt werden. High and heavy Mit der jetzigen Betriebserweiterung reagiert die Firmengruppe Friedrich Tiemann auf das wachsende Geschäftsvolumen in Bremerhaven. Im neu errichteten Werkstattgebäude befinden sich neben diversen Einrichtungen und Prüfständen für die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen und Chassis auch ein Deckenkran, mit dem schwerere Komponenten und Motoren von oben angefasst und eingesetzt werden können, und ein Richtstand mit einer Auszugsfestigkeit von 60 Tonnen pro 왕 Anfang April 2008 feierte die Hamburger Immobiliengruppe Europa-Center AG gemeinsam mit ihrem Mieter, der Schnellecke Group aus Wolfsburg, die Eröffnung des Logistikparks Bremerhaven im Gewerbegebiet LogInPort Bremerhaven. Schnellecke installiert in Bremerhaven ein neues Schnelltrans-Verteilzentrum für VW-Autoteile. 6000 Container sollen hier jährlich gepackt werden, wodurch in diesem ersten Abschnitt rund 100 Arbeitsplätze entstehen. Für die Europa-Center AG war die Fertigstellung der ersten Halle der symbolische Startschuss für das Gesamtprojekt auf insgesamt 33 ha. Der Baubeginn des nächsten Abschnittes ist bereits im Sommer 2008 vorgesehen. Die Logistik- und Versandabteilung der Benthin AG wird dort einziehen. Auf dem Foto von links: Peter Schuijlenburg (Vice President AMB Property Germany GmbH), Uwe H. Suhr (Vorstandsvorsitzender EuropaCenter AG), Jörg Schulz (Oberbürgermeister Stadt Bremerhaven), Rolf Schnellecke (Inhaber Schnellecke Unternehmensgruppe), Jens Böhrnsen (Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen) Design 3 Kompetenzzentrum für Design Designlabor Bremerhaven entwickelt erfolgreiche Konzepte mit Unternehmen aus Wirtschaft und Wissenschaft in der Region Was nutzt die beste Erfindung und ein neues Produkt, wenn das Gesamtkonzept nicht stimmt? Markenbildung und Unternehmensentwicklung findet immer auf unterschiedlichen Ebenen statt – der Transfer von interdisziplinärer Gestaltung in die Wirtschaft ist die Aufgabe des Bremerhavener Designlabors. Direktorin Anne Havliza leitet seit 1998 das Designlabor und lehrt Design- und Innovationsmanagement. Mit weiteren Mitarbeitern sowie namhaften externen Spezialisten stemmen die Kreativen Aufgaben für Klein- und Mittelstand bis zur Großindustrie. Der Ausgangspunkt der Kunden ist meist ähnlich: Neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln und damit neue Märkte auch im Ausland erschließen. idealerweise ergänzender Maßnahmen – vom Design-Konzept über das Marketing bis zum Verkauf – entstanden. Das Designlabor versteht sich in der Region auch als Impulsgeber für Innovationen und somit als ein wichtiger Part zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Gerade Existenzgründern, Kleinbetrieben und Mittelständlern soll der unkonventionelle Zugriff auf das Know how der Designprofis ermöglicht werden. Neben Großunternehmen wie Siemens zählen auch die Bremer Gleittürenhersteller raumplus zur Referenzliste des Institutes aus der Seestadt. „Wie könnte das mobile Wohnen in der Zukunft aussehen“, war die Fragestellung des Unternehmens, die Havliza und Mitarbeiter mit unterschiedlichen Konzepten für das Wohnen auf Zeit mit Leihmöbeln oder Recycling fähigen Pappmöbeln sowie mit Wohnausstattungen für das Leben auf engstem Raum beantworteten. Auf der Möbelmesse in Köln boten die provokanten Szenarien anregenden Diskussionsstoff für Fachleute und Besucher. Eine besondere Aufgabe übernahmen die Kreativ-Designer 2005, denn Bremerhaven und Bremen sollten im Rahmen ihrer gemeinsamen Auszeichnung als „Stadt der Wissen- In exponierter Lage mit Blick auf die Weser und in direkter Nachbarschaft zum Fähranleger gen Blexen befindet sich die „kreative Denkzelle“. Designvermittlung, Beratung und Qualifizierung vor allem mittelständischer Unternehmen ist eine Kernaufgabe des Designlabors. Havliza: „Wir wollen im besten Sinne vermitteln zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur und daraus neue Unternehmensstrategien entwickeln.“ Impulsgeber für Innovationen Wie wichtig ein gutes Gesamtkonzept ist, macht Havliza am MP3-Player von Apple deutlich: Der „iPod“ habe nicht nur bei Jugendlichen mittlerweile Kultcharakter erreicht und stelle eine gelungene Symbiose aus gutem Design und geglückter Hardware dar. Solch ein erfolgreiches Resultat von innovativem Denken ist schließlich immer aus einer Kette sich 왕 Anne Havliza, Direktorin des Designlabor Bremerhaven und Prof. Ulrich Exner bei einer Projektbesprechung mit den Stipendiaten des Designlabors. Seit 1995 sind über 100 Designer in dem Kompetenzzentrum für Design in der Seestadt tätig gewesen. Yachtdesigner setzen Akzente am Weserdeich Judel, vrolijk und Co. mit repräsentativer Visitenkarte – Büroneubau und Café auf der Geestemole „Was lange währt, wird richtig gut“. So begann Oberbürgermeister Jörg Schulz seine Begrüßungsrede zur offiziellen Einweihung des neuen Bürotraktes der Yachtdesigner Judel & Vrolijk engineering GmbH, die seit über 30 Jahren erfolgreich im Geschäft tätig sind und sich weltweite Reputation erworben haben. Mit einer fast zeitgenauen „Punktlandung“ kann das Team vom bisherigen Standort „Am Lunedeich“ nun direkt in die lichtdurchfluteten Räumlichkeiten mit Weserblick einziehen. Den Grundstock für das klare Ja zum Standort Bremerhaven legte laut Firmenchef Conradi die engagierte Begleitung durch Oberbürgermeister Jörg Schulz und die BIS. Seitens der Wirtschaftsförderung hätten gute Gespräche und mehrere Grundstücksoptionen schließlich zum jetzt bekannten Ergebnis geführt. In die Flurstücke 116 und 117, 2700 m2 direkt am Weserdeich, verguckte sich der Familienvater von vier Kindern auf Anhieb. Wo die Seelotsenstation Am Alten Vorhafen ihr Quartier hatte, wird sich das international renommierte Unternehmen nun noch angemessener niederlassen können: „Der Topstandort passt gut in unsere Markenphilosophie und das Expansionsstreben.“ Die Finanzierung wurde nach den Worten Conradis komplett „aus Bordmitteln ohne Förderung“ gestemmt. Auf das Ergebnis – im Außenbereich schon nahezu fertig zu begutach- ten – des Hannoveraner Architekten Wolfgang Riedel freue er sich schon sehr. Der lange angepeilte neue Meilenstein in der Unternehmensgeschichte steht mit dem Umzug in die neue Firmenzentrale kurz bevor. Neben dem Untermieter Germanischer Lloyd, der über zwei Etagen ca. 400 m2 bezieht, und dem kurz vor Vertragsunterzeichnung stehenden CaféPächter wird judel&vrolijk sich selbst auf zirka 360 m2 Bürofläche ausbreiten. Zum Seele baumeln lassen oder neudeutsch „chill out“ ist eine Dachterrasse für die Mitarbeiter eingeplant. Die geplante Investitionssumme von 2 Mio. Euro werde um etwa 10– 15 % überschritten, so Conradi. Das sei heutzutage ein guter Wert und noch im Rahmen. Der Bauherr ist mit dem Bauverlauf insgesamt mehr als zufrieden. Die letzten wichtigen Feinabstimmungen mit dem Bauleiter, Architekt Lutz Padberg aus Bremerhaven, laufen im Moment auf Hochtouren. Ein dickes Lob verteilt Conradi auch an die hiesigen Handwerker, die allesamt unter hohem Zeitdruck enorm mitgezogen hätten. Stabil auf hohem Niveau bewege sich die Auftragslage, vor allem das Regattageschäft laufe gerade sehr stark, Conradi kann es kaum erwarten, die neuen Büroräume zu belegen. 왕 Die Firmeninhaber Torsten Conradi und Rolf Vrolijk freuen sich über die Fertigstellung ihrer neuen Büroräume in exponierter Lage – mit Panoramablick direkt am Weserdeich. Design-Netzwerke und Stipendiaten-Konzept Die Arbeit des Designlabors basiert auf einem mittlerweile beachtlichen Netzwerk von Persönlichkeiten, zu denen das Institut intensiven Kontakt pflegt. Dieses Netzwerk ist auch ein Ergebnis des speziell am Standort Bremerhaven geförderten Stipendiaten-Konzeptes. Es sieht vor, dass jeweils eine Gruppe von Nachwuchskreativen aus den Bereichen Architektur, Design und Kommunikation als Stipendiaten des Landes Bremen gemeinsam mit erfahrenen Design-Experten an Aufträgen arbeitet, die vom Institut akquiriert werden. Seit 1995 sind so bislang über 100 Designer für das Kompetenzzentrum für Design in der Seestadt tätig gewesen. Havliza und Team nehmen europaweit bis zu acht Gestalter im Jahr für mindestens sechs Monate auf, um mit ihnen gemeinsam an Innovationsprojekten zu arbeiten. Firmen wie Alessi, Frozen fish international, die Lürssen Werft und Abet Laminati nutzen das Konzept als Auftraggeber, wie auch Institutionen des Landes Bremen und seiner beiden Städte. Eine zusätzliche Stärke des Designlabors ist laut Havliza die unabhängige Beratung in allen Fragen des Einsatzes von Design. Die Förderung von Gestaltung als Wertschöpfungsfaktor sei das durchgängige Prinzip. schaft“ angemessen präsentiert werden: In der Stadtmitte wurden signalrote Container als Symbol aufgestellt, in denen Inhalte zu wissenschaftlichen Themen auf eigene Art vermittelt wurden. Und auch bei der Neugestaltung des Schaufensters Fischereihafen ist das Team weiter beratend aktiv. Yachtdesign vom Feinsten Als Trio startete das heute weltweit renommierte Unternehmen judel/vrolijk & co. Mitte der 1970er Jahre in HamburgWedel. Inzwischen sind zahlreiche Fachleute im ausgesuchten Team für Yachtdesign und Engineering für Kunden wie dem spanischen König Juan Carlos oder dem ehemaligen Arbeitgeberpräsidenten Murrmann tätig. In die Konstruktionspläne fließen Daten zur Hydronamik, zum Strömungsverhalten und zahllose weitere technische Details der meist in Faserverbundtechnik gebauten Boote. Die Haptik, das sinnliche erleben bzw. ertasten der Boote während des gesamten Herstellungsprozesses ist laut Conradi heute mehr denn je gefragt. Der geschäftsführende Gesellschafter Torsten Conradi, im Firmennamen das co., ist ausgebildeter Schiffbauingenieur und im Tagesgeschäft der Ansprechpartner für Kundenwünsche. Vom Motorboot für Einsteiger bis zur CruisingYacht von 50 Meter Länge (ca. 25 Mio. Euro) wird bei judel/vrolijk & co. alles am PC und in 3-D-Visualierung transparent gemacht. Rumpf, Kiel, Kielbombe und Ruder sowie die Inneneinrichtung kommen demnächst in den neuen, attraktiven Büroräumen unter die Fittiche der Ingenieure, Industriedesigner und einer Innenarchitektin. 4 Interview Neue Wirtschaftsstrukturen Das Image der Wesermetrop „BIS aktuell“ im Interview mit Bremerhavens Oberbürgermeister Jörg Schulz u Bremerhaven ist im Aufbruch – die größte Stadt an der deutschen Nordsee entwickelt sich zu einem attraktiven Standort in jeder Hinsicht. Lebensqualität, Wirtschaft und Wissenschaft befinden sich mittlerweile gleichermaßen im Aufwind und stärken sich gegenseitig in ihrer Entwicklung. Über langfristige Investitionen in die Infrastruktur in Bremerhaven, wirtschaftliche Konzepte und Themenschwerpunkte im Rahmen des weiteren Strukturumbaus an der Weser sprach „BIS aktuell“ mit dem Senator für Wirtschaft und Häfen, Ralf Nagel und dem Oberbürgermeister der Stadt Bremerhaven, Jörg Schulz. BIS aktuell: Der Strukturwandel Bremerhavens ist auf gutem Weg. Wie lautet Ihre vorläufige Bestandsanalyse? Der Innenausbau des Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost läuft auf Hochtouren. Nach der Testbefüllung der Aquarien im Juni erreichte nun diese überdimensionale Getränkedose das Klimahaus®. Im Raum „Sardinien“ werden Besucher die Wirklichkeit aus der Perspektive eines Insekts erleben. Einzigartig ist nicht nur das Gebäude, sondern spektakulär auch die rund 150 Räume im Inneren. Mit großer Spannung erwartet Geschäftsführer Arne Dunker die Eröffnung des Klimahauses® am 1. März 2009. „Die Vielfalt der unterschiedlichen Ausstellungserlebnisse im Klimahaus ist in Europa einzigartig“, sagt Arne Dunker und ist sich sicher: „Das Klimahaus® wird wie ein Zündfunke wirken und den Tourismus in Bremerhaven beleben.“ Technologiepark t.i.m.e.Port. Die beiden Neubauten direkt am Neuen Hafen bieten Gründern und technologieorientierten Unternehmen einen attraktiven Standort direkt im neuen Tourismusresort Havenwelten. Die Büroflächen sind bereits größtenteils vermietet. Wer an die Errichtung einer eigenen Immobilie denkt, findet passende Grundstücke am Neuen Hafen in exzellenter Lage und direkter Nachbarschaft. Oberbürgermeister Schulz: Im Jahre 2000 haben wir uns das Ziel gesetzt, den Strukturwandel unserer Wirtschaft aktiv zu gestalten und in die Modernisierung unserer Infrastrukturen zu investieren. Seitdem sind zahlreiche Projekte auf die Beine gestellt worden, die zu privaten Nachfolgeinvestitionen geführt haben. Dazu gehören wichtige, weil nachhaltig Wachstum sichernde Infrastrukturmaßnahmen in der Seestadt wie z.B. der Ausbau der Häfen mit dem CT IV und der Kaiserschleuse. Das Logistikgeschäft boomt, Bremerhaven entwickelt sich zum Kompetenzzentrum der Windenergiewirtschaft in Europa, der Touristik- und Freizeitstandort „Havenwelten“ wird mit großen Schritten fertig gestellt. Die neuen Publikumsmagneten sorgen bundesweit für Furore. Und auch unsere Gründer- und Technologiezentren sind eine Erfolgsstory. Der Umbau der Neuen Stadtmitte mit den Havenwelten wird nicht nur den hiesigen Einzelhandel beflügeln und neue Gäste in die Stadt ziehen, sondern auch die oberzentrale Funktion unserer Stadt in der Region deutlich stärken. Die ersten Erfolge stellen sich also deutlich ablesbar ein. Im Jahr 2007 haben die in Bremerhaven ansässigen und neu ansiedelnden Unternehmen Investitionsvorhaben in Höhe von rund 238 Millionen Euro realisiert bzw. auf den Weg gebracht. Über 1.000 neue Arbeitsplätze, unter anderem in der Windenergieindustrie, aber auch in den Häfen werden in den nächsten Wochen und Monaten entstehen. Der Fischereihafen entwickelt sich als multifunktionales Gewerbegebiet mit der Lebensmittelwirtschaft, Werften, Stahl- und Anlagenbau, Holzverarbeitung und Keramikproduktion sowie neuerdings Herstellern von Windenergieanlagen sehr gut. Das zusammen genommen spiegelt sich erfreulicherweise bereits in der weiter sinkenden Arbeitslosenquote unserer Stadt wider. Bremerhavens Testfeld für Multimegawatt-Offshore-Windenergieanlagen. Im Vordergrund zwei Testanlagen der Multibrid GmbH, eine davon auf einem Tripod Fundament. Dahinter die 5-MW-Anlage der REpower Systems AG auf einem Jacket-Fundament. Beide Gründungskörper stammen von der Bremerhavener WeserWind GmbH Offshore Construction Center Georgsmarienhütte. Senator Nagel: Ich sehe in Bremerhaven eine Entwicklung, die es in dieser beachtlichen Art wohl in keiner Großstadt Deutschlands gibt. Vom Fischereihafen bis zum CT IV – überall ist Bewegung und Entwicklung. Der Oberbürgermeister hat die großen Themen benannt. Mir ist wichtig, dass dies alles Themen sind, die nicht nur kurzfristig Konjunktur haben, sondern dies sind Zukunftsthemen. Bremerhaven ist Zukunft. Und noch etwas: Diese Erfolge werden nur möglich, weil es diese enge und gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bremerhaven und dem Senat und hier insbesondere dem Wirtschafts- und Häfensenator gibt. BIS aktuell: Wo sehen Sie in der nächsten Zeit die Schwerpunkte, die verstärkt in Angriff genommen werden sollen? Oberbürgermeister Schulz: Bremerhaven bekommt ein neues Gesicht – das Image der Stadt verändert sich. In dieser Situation ist es wichtig, den Aufschwung und die Attraktivität zu nutzen und deutliche Eckpfeiler zu setzen – große Aufgaben liegen da noch vor uns. Zu nennen sind in erster Linie – die weiterhin vorausschauende Gewerbeflächenplanung, – die Akquisition neuer Zulieferer für die Windenergiewirtschaft, – die Stärkung der Meereswirtschaft sowie die Fortentwicklung der maritimen Forschungsund Entwicklungsmeile Bremerhaven, – die Vermarktung der neuen touristischen Attraktionen in den Havenwelten, – der weitere Abbau der Arbeitslosigkeit. BIS aktuell: Welche Rolle spielt dabei die Stärkung der Windenergiewirtschaft in Bremerhaven? Senator Nagel: Das Beispiel Windenergiewirtschaft zeigt sehr gut, dass vorausschauende Wirtschaftspolitik im Einklang mit Wirtschaftsförderung, der Privatwirtschaft und den wissenschaftlichen Einrichtungen hier einiges bewirken kann. Gerade der Windenergiesektor in Bremerhaven gilt überregional als Beispiel für erfolgreiche Clusterentwicklung. Es gibt hervorragende Ansiedlungserfolge, es entstehen Arbeitsplätze im Industriebereich, aber auch zahlreiche Arbeitplätze durch neue Dienstleistungen. Um die Bremerhavener Windbranche hat sich ein breites Wissenschaftsnetzwerk herausgebildet. Ich erinnere an das Fraunhofer Center für Windenergie und Meerestechnik, das Nationale Rotorblattkompetenzzentrum, den Windtunnel der Deutschen WindGuard, die Interview 5 greifen nachhaltig – pole wird kräftig aufpoliert und dem Senator für Wirtschaft und Häfen des Landes Bremen, Ralf Nagel Hochschule mit dem neuen Studiengang „Windenergie“ und die Forschungs- und Koordinierungsstelle Windenergie. Bremerhaven ist die Stadt der Megathemen: Meeresforschung, Migration, Globalisierung, Klimawandel: Zu all diesen Themen gibt es in Bremerhaven sehr reale Anknüpfungspunkte. Zum Thema Klimawandel gibt es nicht nur die Windenergie mit den ökonomischen und ökologischen Aspekten, sondern demnächst auch das Klimahaus® in den Havenwelten. Hier kommen der ideale Standort, das Thema Umwelt und Klima mit wissenschaftlicher Reputation und der Unterhaltungswert des Klimahauses® als eine Art „Edutainment Center“ in idealer Weise zusammen. Kurz: Der Strukturwandel in Bremerhaven hat viele Gesichter. BIS aktuell: Bremerhaven hat inzwischen hinsichtlich seiner Aktivitäten in der Windenergiebranche in der überregionalen Presse einen positiv klangvollen Namen. Wie kann die Seestadt darüber hinaus für sich werben? Oberbürgermeister Schulz: Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder betont, dass wir einen tiefen Strukturwandel durchlaufen – in dem aber auch große Chancen liegen. Wenn Sie sich heute die Themen anschauen, die die Menschen bewegen, liegen wir da genau richtig. Die Globalisierung der Wirtschaft hat zu einem Wachstum der Weltverkehre geführt, von dem wir beachtlich profitieren. Das Thema Klimawandel steht ganz oben auf der Agenda und wir tun in doppelter Hinsicht etwas dafür: Mit der Förderung der Windenergiewirtschaft unterstützen wir den Ausbau Erneuerbarer Energien, die den CO2-Ausstoß verringern und dazu beitragen, uns vom Weltenergiemarkt unabhängiger zu machen. Zudem bekommen wir mit dem Edutainment Center Klimahaus® etwas, was es anderswo noch nicht gibt. Hier wird nicht mit gehobenem Zeigefinger gearbeitet, sondern auf sehr anschauliche Weise das Thema Klima aufbereitet und vermittelt. Dies wiederum in Kooperation mit dem Alfred-WegenerInstitut für Polar- und Meeresforschung, das international einen ausgezeichneten Ruf in der Klimaforschung hat. Aus dem Wissen des AWI speisen wir nicht nur Inhalte im Klimahaus®, sondern sehen darin erhebliche Potenziale, um die Meereswirtschaft und Meereswissenschaft zukünftig weiter auszubauen. Das Meer bietet wirtschaftliche Perspektiven, die bislang nur zu einem geringen Teil erschlossen bzw. genutzt worden sind. Wenn es uns gelingt, diese Themen überregio- nal in den Medien, auf Messen und im Internet zu kommunizieren, werden wir sicherlich sehr positiv im Gespräch bleiben. BIS aktuell: Wie wird sich zukünftig die Wirtschaftsförderung ausrichten? Senator Nagel: Wirtschaftsförderung hat ein klares Ziel: Wir unterstützen mit öffentlichem Geld den Strukturwandel und tragen so dazu bei, dass Arbeitsplätze geschaffen werden. Wir orientieren uns dabei vorrangig auf Darlehen, Bürgschaften, Zinsverbilligungen oder Wagniskapital und ergänzen dies mit Zuschüssen, sofern diese aus Drittmitteln der EU oder des Bundes geleistet werden. Mit diesem Förderungsansatz geht Bremen ähnliche Wege, wie sie beispielsweise in Berlin mit beachtlichem Erfolg beschritten worden sind. Dabei haben wir aber auch im Blick zu behalten, welche Förderbedingungen es im niedersächsischen Umland von Bremen und Bremerhaven gibt. Effektive Wirtschaftspolitik kann nicht nur anhand der Höhe der vergebenen Fördermittel beurteilt werden. Sie muss sich auf das Wesentliche konzentrieren. Und das ist für mich die weitere Modernisierung der Wirtschaftsstruktur durch die noch engere Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft. Klar ist: Der Strukturwandel für ein modernes Bremerhaven bleibt auf der wirtschaftspolitischen Agenda des Landes Bremen das Top-Thema. Wir werden auch weiterhin mit Infrastrukturmaßnahmen und Zuschüssen die Stärken des Standortes stärken. Die neue Förderungspolitik im Land Bremen gewährleistet dies. Oberbürgermeister Schulz: Die Verbesserung bzw. Modernisierung der Wirtschaftsstrukturen war schon immer eine besondere Ausrichtung unserer Wirtschaftsförderung in Bremerhaven. Bei der BIS wurden und werden Ideen und Konzepte entwickelt, wie der Strukturwandel erfolgreich zu meistern ist. Gezielt haben wir Infrastrukturen aufgebaut, Netzwerke etabliert, die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft unterstützt und unseren Wirtschaftsstandort nach außen entsprechend präsentiert. In diese Richtung werden wir auch weiter arbeiten. Wir haben erst einen Zwischenschritt getan – der Strukturwandel muss in der bisher erfolgten intensiven Form so fortgesetzt werden. Die Beschlüsse des Senats und der Bremischen Bürgerschaft zum weiteren Ausbau der wirtschaftsnahen Infrastruktur im südlichen Fischereihafen und auf dem ehemaligen CarlSchurz-Gelände unterstützen uns bei dieser Entwicklung. Die Offshore Windenergieanlage MULTIBRID M5000 wird seit Mitte 2007 in einer eigenen Produktionsstätte im Bremerhavener Fischereihafen gefertigt. Zwischen 2010 und 2011 wird Multibrid (Tochterunternehmen von AREVA) für den Offshore-Windpark „Borkum West II“ achtzig 5-MW-Windturbinen liefern. „Borkum West II“ wird unter Führung der Trianel European Energy Trading GmbH zusammen mit PROKON Nord entwickelt. Das Investitionsvolumen in den 400-MW-Windpark beträgt ca. eine Milliarde Euro. Trianel ist ein europäisches Gemeinschaftsunternehmen unabhängiger Stadtwerke für Energiebeschaffung und -handel und bündelt die Interessen von kommunalen Energieversorgungsunternehmen aus Deutschland und Europa. Die Produktionshalle der REpower Systems AG kurz vor der Baufertigstellung. Die Produktion für die ersten ca. 400 Tonnen schweren Gondeln der REpower Offshore-Anlagen soll zu Beginn der zweiten Jahreshälfte in Bremerhaven starten. 29 Mio. Euro investiert das Unternehmen und plant eine Jahresproduktion von 80 Anlagen ab 2008/2009 im Zweischichtbetrieb. Für die REpower-Anlagen liegen Aufträge für Projekte „alpha ventus“, Nordergründe, C-Power (Belgien) Thorntan Bank und Ormonde (UK) vor. Rotorblätter für die 5 und 6 MW Offshore-Windenergieanlagen. Noch ist sie im Bau, die 700 m lange Produktionshalle der PowerBlades GmbH, doch bereits Ende 2008 sollen bis zu 70 m lange Rotorblätter für die Stromzeugung auf hoher See in Bremerhaven produziert werden. PowerBlades ist nicht nur ein Joint Venture der REpower Systems AG (51 %) und der A & R Rotec GmbH (49 %), sondern befindet sich auch ganz bewusst in direkter Nachbarschaft zur REpower-Produktionsstätte am Labradorhafen. Das Unternehmen investiert 29 Mio. Euro am Standort Bremerhaven und wird ab 2009/2010 ca. 275 neue Arbeitsplätze schaffen. Circa 100 Blattsätze (mit jeweils 3 Blättern) sollen zukünftig pro Jahr produziert werden. 6 Biotechnologiezentrum Bio-Nord Geballtes Fachwissen Hohe Kompetenz für Umwelt- und Lebensmittelanalysen bundesund europaweit gefragt – Eigener „Mikrokosmos“ gebündelten Fachwissens mit ex- und interner Aus- und Weiterbildung TeLa heißt das Unternehmen von Dr. Norbert Helle, übersetzt Technische Lebensmittel- und Umweltanalytik GmbH. Die Firmenadresse, Am Fischkai 1, im Biotechnologiezentrum Bio Nord ist ebenso exklusiv besetzt für erfolgreiche Existenzgründungen wie für unternehmerische Expansion. Im Kern des mittelständischen Unternehmens TeLa rund um das Fachthema Lebensmitteltechnologie und -forschung arbeitet Firmengründer Helle als engagierter Chef, international anerkannter Wissenschaftler und gefragter Seminarteilnehmer auf weltweiten Kongressen. Bestrahlte Froschschenkel aus Frankreich, Garnelen aus Holland oder die Fertigsuppe, die eine Strahlendosis zur extremen Verlängerung ihrer Haltbarkeit bekommen hat, kommen beim Chemiker Norbert Helle auch privat nicht auf den Tisch. Als Geschäftsführer der TeLa GmbH ist er zugleich eine berufliche Instanz, wenn es um exakte Analysen von pflanzlichen Lebensmitteln aller Art, Obst- und Gemüse, Gewürzen und natürlich Fisch geht. Helle: „Die Behandlung von Lebensmitten beispielsweise zur Verlängerung der Haltbarkeit ist in Deutschland nicht zugelassen beziehungsweise bedarf einer entsprechenden Kennzeichnung. Nur wenige speziell ausgerüstete Laboratorien verfügen über die instrumentelle Ausstattung mit Elektronenspinresonanz- und Thermolumineszenzgeräten, um eine durchgeführte Bestrahlung eines Lebensmittels nachträglich zu erkennen. TeLA gehört zu diesen Kompetenzzentren und verfügt über das notwendige Equipment.“ Helle war schon früh maßgeblich an der Entwicklung der heute anerkannten Nachweisverfahren bei bestrahlten Lebensmitteln beteiligt. Mit dem Thema „Fisch“ startete der damals 47jährige in seine Selbständigkeit, raus aus dem engen bürokratischen Korsett seines früheren Arbeitgebers, dem Amt für Fisch und Fischerei in Cuxhaven, hinein in die zunächst ungewisse Zukunft. Für Helle entwickelte sich seine persönliche Erfolgsstory. „Keine schnel- 왕 Dr. Nobert Helle, geschäftsführender Gesellschafter der TeLa GmbH. le Entscheidung, aber letztlich die richtige“, wie er kopfnickend bestätigt. Die „fest einge- tretenen Pfade“ seiner zwar gesicherten Beamtenlaufbahn waren ihm zu eng geworden. Helle und Team sind heute nahezu autark, wenn es um die professionelle Weiterbildung geht: denn nicht nur als anerkannter Wissenschaftler auf seinem Spezialgebiet ist Helle ständig auf Seminaren und Vorträgen unterwegs, sein eigenes Team aus neun Mitarbeiterinnen profitiert durch seine individuellen Firmenschulungen. Der Diplom-Chemiker Helle ruht sich auf seinen Lorbeeren nicht aus. Zirka 1,5 Millionen Euro sind laut Helle bislang in Analytik-Hardware investiert worden. Die räumliche Erweiterung stehe kurz bevor – direkt nebenan in den Erweiterungsbau des Biotechnologiezentrums Bio Nord II, der Ende 2008 fertig gestellt sein wird. Der Standort ist gut, Fischereihafen und die Kontrolle von Fischprodukten passen zusammen. In seiner Eigenschaft als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger gehören schwerpunktmäßig auch die Begutachtung von Obst- und Gemüse im Groß- und Einzelhandel, die Gewürzanalytik sowie die Beurteilung von Brot und Backwaren in sein Repertoire. Etwa 1500 Proben laufen jährlich durch Helles Labor, zugleich eine logistische Herausforderung, da etliche Proben von Helles Team abgeholt und wieder zugestellt werden. Eine typische Kundenanfrage ist beispielsweise die einer landwirtschaftlichen Erzeugergemeinschaft, die ein Obst- und Gemüsemonitoring von Helle angefordert hat. „Im Laborbereich sind lediglich zwei, drei große Anbieterketten tätig“, weiß Helle. Gerade bei mittelständischen Kunden könne man als kleinerer Fachbetrieb mit ausgewiesener Fachkompetenz hier Sympathiewerte sammeln. Ein weiteres Standbein ist die Neuentwicklung von Analysegeräten inklusive Kundenschulungen. Die geschäftliche Auslastung ist gut bis ansteigend, wünscht sich Norbert Helle insbesondere mehr Praktikanten von Fachhochschulen. Die Perspektiven seien vorhanden, qualifizierte Ausbildung und ein motiviertes TeLa-Team garantiert. Biotechnologiezentrum Bio Nord Ende 2008 fertig gestellt Biotechnologieunternehmen ZytoVision GmbH ausgezeichnet 왕 In dem viergeschossigen Gebäude entstehen auf rund 2.400 Quadratmetern vermietbarer Nutzfläche zusätzliche Labor- und Büroräume. Das neue Gebäude bietet den bisher zwölf Betrieben Erweiterungsmöglichkeiten und schafft zusätzlichen Platz für neue Firmen. Die bereits ansässigen Unternehmen beschäftigen sich vornehmlich als Dienstleister für die Industrie mit Fragen der Analytik, der Lebensmittel-Qualitätssicherung, mit Sensorik-Entwicklungen, mit neuen Produkten, Zutaten und Verfahren sowie mit Zukunftsthemen wie Functional Food oder medizinische Diagnostik. Der Entwurf des Braunschweiger Architekturbüros HTP Husemann, Timmermann, Hidde berücksichtigt bewusst die Nähe zum Schaufenster Fischereihafen und trägt dem wachsenden Interesse an der Blauen Biotechnologie Rechnung. Das Haus ist mit großer Transparenz gestaltet, so dass das Geschehen in den Laboren für die Touristen im Fischereihafen sichtbar wird. Im Erdgeschoss wird die Phänomenta auf rund 150 m2 naturwissenschaftliche Phänomene den Touristen und Gästen des Schaufensters präsentieren. 왕 Für die Entwicklung eines neuartigen Verfahrens zur frühzeitigen Krebsdiagnose in der Kategorie Wirtschaft wurde das Unternehmen ZytoVision aus dem Biotechnologiezentrum Bremerhaven BioNord ausgezeichnet. Die „Idee“ von ZytoVision hat die Jury des Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ überzeugt und wurde aus über 1.500 Einsendungen ausgewählt. ZytoVision entwickelt und produziert Produkte zur molekulargenetischen Diagnostik für die Medizin, vor allem für Tumorerkrankungen. Damit leistet ZytoVision einen wichtigen Beitrag zur rechtzeitigen Erkennung – und damit zur Bekämpfung – von Krebs. „Deutschland – Land der Ideen“ ist die gemeinsame Standortinitiative von Bundesregierung und deutscher Wirtschaft, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Industrie /BDI). Schirmherr der Initiative ist Bundespräsident Horst Köhler. Von links: Dr. Piere Rogalla und Dr. Sven Hauke (Geschäftsführer der ZytoVision GmbH), Oberbürgermeister Jörg Schulz, Hermann Mödden (Direktor Deutsche Bank). Innovationsmarkt Windenergie 7 Millionenfache Schwingungen Fraunhofer Center für Windenergie und Meerestechnik (CWMT) baut im ersten Abschnitt ein Prüfzentrum für Rotorblätter bis 70 m Länge – Kunden stehen bereits Schlange Zwölf gigantische Windräder recken ihre Rotoren über die Gischt der graublauen Nordsee, weit draußen vor Borkum. Eine Beschreibung, die schon bald so auf den ersten zurzeit in der Planungsphase befindlichen deutschen Offshore-Windpark „Borkum West“ passt. Mit dem ersten Offshore-Testfeld „alpa ventus“ in der deutschen AWZ (ausschließliche Wirtschaftszone), 45 Kilometer vor der Küste Bor- auch öfter an der Fraunhofer-Baustelle in Nachbarschaft zum Firmensitz Am Seedeich zu sehen: In einem ersten Bauabschnitt entsteht hier eine Halle für großtechnische Experimentier- und Prüfeinrichtungen mit Büro und Labortrakt. Ziel ist der Ausbau des CWMT und speziell des dort eingegliederten Kompetenzzentrums Rotorblatt zu einem weltweit wettbewerbsfähigen, in Forschung, Entwicklung und Industrie anerkannten und nachhaltig wirksamen Innovationszentrum. Bis Ende 2008 wolle man bereits von 15 auf 20 Mitarbeiter wachsen, für 2009 seien etwa zehn neue Arbeitsplätze realistisch, so Busmann. Start Ende 2008 kums, haben sich die sonst konkurrierenden Anlagenbauer REpower Systems AG und Areva-Multibrid GmbH unter anderem mit den Energiekonzernen E.on, EWE (Norddeutschland) und Vattenfall zusammengetan. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Anlagen errichtet werden. Kompetenzzentrum Rotorblatt Bremerhaven ist einer der Vorreiter für den Windenergiemarkt, mit einer klaren Positionierung und einem breit gefächerten Unternehmens-Netzwerk an Herstellern und Dienstleistern für die Windenergieanlagen. Im Fraunhofer-Center für Windenergie und Meerestechnik CWMT in Bremerhaven forschen und entwickeln Wissenschaftler für Planung, Bau und Wartung. Die Fraunhofer-Institute IFAM in Bremen und LBF in Darmstadt haben ihre gesamten Kompetenzen in der gemeinsamen Bremerhavener Einrichtung gebündelt. Im CWMT integriert sind das bundesweit einmalige Kompetenzzentrum Rotorblatt und das Kompetenzzentrum Maritime Strukturen und Anlagen, in dem sich die Wissenschaftler mit Gründungen und Tragstrukturen für die Anlagen beschäftigen. Die Auftragsnachfragen seien jetzt schon enorm, wir wären komplett übers Jahr ausgelastet, sagt CWMT-Geschäftsführer Hans-Gerd Busmann. Der promovierte Physiker ist zurzeit Der Bedarf ist weltweit steigend: Offshore-Anlagen sind extremen Umweltbedingungen ausgesetzt. Besonders betroffen sind die hochbelasteten Komponenten wie Getriebe und auch Verbindungselemente. Für die technische Zuverlässigkeit der Offshore-Windparks besteht also noch Entwicklungsbedarf. Notwendig ist eine ganzheitliche Betrachtung von Design und Konstruktion, Material und Prozessen, Fertigung und Installation sowie technischer Zuverlässigkeit und Betriebszustandserfassung. Eine Windenergieanlage ist ungleich höheren Belastungen auf dem Meer ausgesetzt als auf dem Land. Etwa im Oktober soll das Prüfzentrum nach Aussage Busmanns startbereit sein – allerdings stünden dann noch eigene Testreihen mit einem eigens dafür günstig eingekauften Rotorblatt über einige Wochen bevor. We l c h e enormen Belastungen im Fraunhofer-Labor in Deichnähe getestet werden, macht Busmann deutlich: „Die zunächst bis zu 70 m langen Rotorblätter (in einem zweiten Bauabschnitt soll ein Gebäude für 90-m-Rotorblätter entstehen) werden millionenfach in Schwingungen versetzt, rund um die Uhr über mehrere Monate. Die Halle hat eine Deckenhöhe von 27 Metern, da die Rotorblätter entsprechend nach oben ausschlagen. Der Sicherheitsstandard ist entsprechend angepasst sehr hoch.“ Zuverlässigkeit oberstes Ziel Innerhalb von wenigen Monaten wird so die durchschnittliche Lebensdauer der OffshoreRotorblätter von 20 Jahren simuliert. Die kontinuierliche Überwachung der Windenergieanlagen ist für die Industrie äußerst wichtig. Busmann: „Die Betreiber brauchen Systeme, die ihnen helfen festzulegen, ob eine Wartung unumgänglich ist oder noch etwas Aufschub duldet. Auch bei starken Stürmen müssen sie wissen, ob die Anlage die hohen Kräfte noch aushalten kann oder besser gedreht beziehungsweise ganz abgeschaltet werden muss.“ Aufgabenfeld Meerestechnik Mit dem Bremerhavener CWMT soll dazu beigetragen werden, dass die Lebensdauer der gesamten Konstruktion mit allen Komponenten über einen Zeitraum von besagten 20 Jahren gesichert ist. Das geht nur über den Nachweis der chung einer möglichen Muschelzucht in OffshoreWindparks. In einem Verbundprojekt mit der Bremerhavener WeserWind GmbH, 100%ige Tochter der Georgsmarienhütte Holding GmbH und Hersteller von Gründungselementen für Offshore-Windenergieanlagen, Repower Systems AG, Hochtief Construction AG und Europipe GmbH als Industriepartner sowie der Universität Hannover und der Bundesanstalt für Materialprüfung in Berlin wird intensiv an dem Projekt OGOWin mitgearbeitet. Gemeinsam werden hier Fragestellungen zum Materialeinsatz und zur Fertigung und Montage aufgelöster Gittermast-Gründungsstrukturen abgeklärt. Ein Prototyp einer solchen Struktur ist seit kurzem im Norden von Bremerhaven zu bestaunen. Ein erhebliches Optimierungspotenzial bezüglich Qualität und Kosten bestehe in der Klebtechnik, also der Entwicklung und dem Einsatz von verbesserten Klebstoffsystemen und – technologien, so Busmann weiter. Im Rahmen realitätsnaher Abbildung der Betriebsbeanspruchungen in der Simulation und im Versuch arbeite man gerade einen Auftrag für einen Klebstoffhersteller ab. technischen Zuverlässigkeit im Rechner und experimentelle Prüfungen. Denn Produktionsausfälle kosten Geld. Reparatur oder Wartung der Kolosse – sind diese erst einmal auf hoher See verankert – ist aufwändig und teuer. Die Stadt Bremerhaven und das Land Bremen fördern die erste Aufbauphase des FraunhoferZentrums mit dreieinhalb Millionen Euro. Darüber hinaus soll das CWMT perspektivisch auch im Bereich Meerestechnik weiter entwickelt werden, um das volle Einsatzspektrum des Centers zu nutzen und Synergien zwischen den beiden Bereichen Windenergie und Meerestechnik zu schaffen. Beide Entwicklungsfelder können miteinander verzahnt werden und so gemeinsam zum Erfolg des CWMT und damit der weiteren Profilierung Bremerhavens als Standort maritimer Technologien beitragen. In Einzelprojekten beteiligen sich die Fraunhofer-Forscher 왕 Hans-Gerd Busmann neben einem Querschnitt eines Rotorblattes. beispielsweise ge- Die Rotorblätter der kommenden Multimegawatt-Windenergieanlameinsam mit der gen werden immer größer. Rotordurchmesser bis zu 200 Metern werHochschule Bremer- den bereits diskutiert. Diese Dimensionen und der Einsatz unter Offhaven an einem Pro- shore-Bedingungen ergeben Blattgewichte von 50 Tonnen und mehr. jekt des Afred-Wege- Dies stellt höchste Anforderungen – etwa an die Steifigkeit des Blattes ner-Institutes für Po- und an die Widerstandsfähigkeit der eingesetzten Werkstoffe gegen lar- und Meeresfor- die maritimen Umgebungsbedingungen. Der Einsatz neuer Werkstoffe schung zur Untersu- und neuer Bauweisen muss deshalb untersucht werden. 8 Unternehmensnachfolge (Fisch-)Spezialisten für mobilen Verkauf Mit viel Humor, Tatendrang und Unterstützung hat Anja Brenner erfolgreich ihren Schritt in die Unternehmensnachfolge realisiert – Markenzeichen sind hausgemachte Feinkostsalate und Marinaden vor allem für den mobilen Einzelhandel Eine vergnügte Garnele ziert das Firmenschild von Fischfeinkost Anja Brenner, An der Packhalle V, im Bremerhavener Fischereihafen. Hausgemachte Feinkostsalate und Marinaden für den Groß- und Einzelhandel sind das Firmenrezept. Chefin Anja Brenner hat über eine Unternehmensnachfolge den Sprung in die Selbständigkeit gewagt und gewonnen. Nach rund sechs Jahren, mit viel Eigeninitiative und Unterstützung der BIS sind Wachstum und kaufmann) und drei Aushilfen konnte zur Freude von Anja Brenner in diesem Jahr bereits Ende Mai um etwa 40 Prozent gesteigert werden. „Wir betreuen vor allem den mobilen Fischhandel, der unsere Waren bis in den süddeutschen Raum hinein verkauft. Der Umsatz liegt zurzeit bei etwa 500.000 Euro, die Auftragslage ist stabil steigend.“ Ermöglicht habe das auch die Förderung bei der Übernahme eingesessener Unternehmen che. Brenner: „Unsere Fischsalate haben wir anfangs auch bei Fisch Goebel eingekauft. Der Inhaber Egon Goebel suchte nach über 30 Jahren eine geeignete Unternehmensnachfolge. Der Rest war nach intensiven Verhandlungen letztlich schnell beschlossen. Und unser Vorgänger schaut heute gerne mal kurz bei seinem ‚alten Betrieb‘ vorbei.“ Inzwischen haben Anja und Dirk Brenner zahlreiche Stammkunden, zwei DLG-Prämierungen in Gold und Bronze für herausragende Produkte, u. a. Garnelen in Knoblauchöl, sowie immer neue Geschäftsideen auf der Plusseite. Gemeinsam mit dem Bremerhavener ttz Technologie-Transfer-Zentrum wurde als EUgefördertes Projekt erst jüngst eine leicht bekömmliche Yoghurtsoße für Fischmarinaden entwickelt. „Eine gute Sache, so Anja Brenner, die allerdings einer intensiven Vermarktung bedarf, da die Stammklientel in erster Linie auf Altbewährtes setzt.“ Gut vorstellen könne sie sich die Erweiterung dieser Produktschiene für Biomärkte mit entsprechend sensibilisierten Käufern. Neue Produktschienen würden letztlich aber erst auf gezielte Nachfrage hin im größeren Stile verkauft. Mehrere Geschäftszweige Erwirtschaftet wird der bisherige Erfolg mit zwei stabilen Geschäftsstandbeinen und täglich frischestem Sortiment: Da ist zum einen die Herstellung mit Säuern und Reifen von Fischsalaten in der hauseigenen Produktionsabteilung. Die Abnehmer sind zu etwa zwei Dritteln der mobile Fischeinzelhandel, das letzte Drittel geht an Großhandelskunden. Brenner: „Unsere verwendeten Produkte werden in lückenloser Verarbeitungskette schnellstmöglichst und schonend verarbeitet.“ Außerdem ist das Brenner-Team auch selbst auf verschiedenen Wochenmärkten der Region – u. a. in Bremen-Huchting, Hagen und Walsrode – und einmal in der Woche auf „Klingeltour“ über Land mit einem eigenen mobilen Selbstfahrer im Verkauf unterwegs. 23. – 26. September 2008: Messe SMM shipbuilding, machinery & marine technology in Hamburg Über 60 Unternehmen aus Bremerhaven und Bremen werden auf der SchiffbauMesse in Hamburg vertreten sein. Die Messepräsenz des Bundeslandes Bremen wird in diesem Jahr erstmals durch einen Gemeinschaftsstand vergrößert. In Halle B7 (Stand-Nr. 152) präsentieren sich auf dem 108 m2 großen Gemeinschaftsstand die J. Heinr. Kramer Gruppe, Drahtseilwerk Bremerhaven GmbH, Kobau-Gruppe, Unterweser Stahl und Maschinenbau GmbH, STA Schiffstechnik und Maschinenbau GmbH und Project Partner Germany GmbH. Organisiert wird der Gemeinschaftsstand von der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH im Auftrag der Freien Hansestadt Bremen gemeinsam mit der BIG Bremer Investitions-Gesellschaft mbH. Krustentiere, Flusskrebse und Garnelen sind eine Spezialität bei Brenners, „die so nicht so häufig angeboten werden“, meint Anja Brenner. Heringssalate in allen denkbaren Variationen stehen zusätzlich hoch im Kurs, auf Konservierungsstoffe wird weitestgehend verzichtet. 왕 Sprung ins kalte Wasser: Anja Brenner ist erfolgreich als Unternehmerin im mobilen Fischhandel tätig – learnig by doing, ein guter Teamgeist und viel Eigeninitiative und Humor gehören zu ihrem Erfolgsrezept. Auf den mobilen Verkaufstouren ist natürlich das volle Sortiment inklusive Frischfisch und Räucherware – alles „made in Bremerhaven“ in der Verkaufsauslage. bereits der erste Umzug mit jetzt erweiterten Produktionsflächen in großen Teilen realisiert. Eine weitere Halle neben dem jetzigen Firmenplatz konnte zusätzlich über die Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG) angemietet werden. Nach den noch laufenden Bauarbeiten könne man sich so um 250 m2 mehr auf etwa 750 m2 flächenmäßig ausbreiten, so Brenner. Geplant sei im Eingangsbereich auch eine kleine Aufenthaltsecke, wo für die wartenden Kunden kostenlos Kaffee und selbst gebackener Kuchen und auch immer gerne ein Klönschnack mit den Inhabern warten. „Die Kundenzufriedenheit bestimmt zum Großteil die Kaufentscheidung“, weiß Brenner. „Und außerdem können die dann nicht woanders einkaufen“, schmunzelt die Unternehmerin. 40 Prozent Umsatzsteigerung Interne Produktionsbesprechungen, Einkaufsorder, Besprechung mit den Auszubildenden, Abstimmungen zum Umbau mit vergrößerter Produktion und die Terminabsprache für ein Treffen mit dem Technologie-Transfer-Zentrum: Gründerin Anja Brenner ist überall und nirgends und zieht die Fäden. Ihren Mann Dirk, ebenfalls im Unternehmen tätig, sieht sie meist nur noch in den Abendstunden, schmunzelt die Fischfachfrau. Der Umsatz des noch jungen Familienbetriebes mit zwei festen Angestellten, drei Lehrlingen (Einzelhandels- im Land Bremen, so Brenner weiter. Das Geschäftsmotto „Wir ziehen nur das Beste für Sie an Land“ hat sich die gelernte Krankenschwester Brenner beruflich wie privat auf die Fahnen geschrieben. Wobei der Zufall zunächst „Pate stand“, wie die Firmenchefin fröhlich erzählt. Als Quereinsteigerin wurde Sie während eines Wochenmarktbesuches auf das Verkaufschild eines mobilen Fischhändlers aufmerksam, der seinen Wagen verkaufen wollte. Anja Brenner griff zu, der Start für ihr junges Unternehmen und ihr neues privates Glück begann. Denn ihr jetziger Ehemann arbeitete seinerzeit in dem mobilen Verkaufswagen. Der Schritt in den weiteren Ausbau der Selbständigkeit ergab sich über Zufälle und persönliche Gesprä- Impressum Herausgeber: BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH Am Alten Hafen 118, 27568 Bremerhaven Telefon 04 71-9 46 46-33 Telefax 04 71-9 46 46-69 [email protected] www.bis-bremerhaven.de V.i.S.d.P.: Uwe Kiupel Konzeption/Realisierung: TEXT&IDEEN Hans-Jörg Werth, Uwe Kiupel Redaktion: Hans-Jörg Werth, Uwe Kiupel Fotos: BIS, Designlabor Bremerhaven, EuropaCenter AG, Klimahaus® Betriebsgesellschaft mbH, Jens Meier, W. Scheer, F. Tiemann, H.-J. Werth, M. Zapf (Hamburg Messe) Gestaltung/Druck: Müller Ditzen Druckerei AG, Bremerhaven ISSN 1861-5759