40 Jahre Ostalb

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40 Jahre Ostalb
40 JAHRE OSTALBKREIS
2
Donnerstag, 13. Juni 2013
„Der Ostalbkreis ist ein gestaltender Kreis“
40 Jahre nach der Gründung analysiert Landrat Klaus Pavel Vergangenheit, Gegenwart und Möglichkeiten in der Zukunft
Der Ostalbkreis feiert runden
Geburtstag. Anlass auch für
Gedanken über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
des
Verwaltungsgebildes,
das 1973 unter nicht nur harmonischen Umständen aus
der Taufe gehoben wurde.
Chefreporterin Anke Schwörer-Haag sprach mit Landrat
Klaus Pavel.
Der Ostalbkreis wird 40 und führt
im selben Jahr wieder zwei Autokennzeichen ein - AA und GD. Wird
der Ostalbkreis jetzt „gscheit“ – so,
wie jeder Schwabe mit 40?
Klaus Pavel (lacht): Nun, zumindest wird der Ostalbkreis gelassen.
Und das war ja auch einhellige
Meinung im Kreistag: Wenn daran
– an diesem zweiten Autokennzeichen – die Identität zugrunde gehen würde, dann hätten wir in den
letzten 40 Jahren etwas falsch gemacht. Wer weiß, vielleicht wären
sogar manche Probleme bei der
Eingliederung leichter gewesen,
wenn es damals schon die Mög-
lichkeit zweier Autokennzeichen
gegeben hätte. Politik hat nämlich
tatsächlich auch etwas mit Emotionen zu tun und sie wird gelebt,
wenn die Menschen mit dem Herzen dabei sind.
Die größte Schwäche ist die Verkehrsinfrastruktur – und zwar sowohl, was deren Qualität angeht,
als auch deren Leistungsfähigkeit.
Hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf. Alles andere sind eher
Kleinigkeiten.
Weshalb kann der Ostalbkreis
sich heute denn diese Gelassenheit Hat nicht auch die vielbeschworeleisten?
ne Dezentralität ihre Nachteile?
Ich bin überzeugt, dass die Akteure, die den Kreis brauchen – das
sind zu allererst Städte, Gemeinden, Verbände, Institutionen –
dass sie alle wissen, dass sie im Ostalbkreis einen guten Partner haben. Das spüre ich immer, wenn
Herausforderungen zu meistern
sind. Dann traut man dem Kreis
zu, dass er als „Dach“ der kommunalen Familie fungiert. Zum Beispiel zurzeit als Moderator bei den
Abstimmungsgesprächen
zur
Starkstromleitung.
Es stimmt. Die Dezentralität
führt zu deutlich höheren Kosten.
Die muss jeder akzeptieren, der
will, dass die Dienstleistung dort
angeboten wird, wo die Menschen
wohnen und nicht die Menschen
dorthin kommen müssen, wo Gebäude sind. Ich bin nach wie vor
überzeugt, dass es richtig ist, dass
zum Beispiel in Bopfingen Kraftfahrzeuge angemeldet werden
können, und es eine Straßenmeisterei gibt. Außerdem sorgen die
Landratsämter für eine nicht geringe Zahl von Arbeitsplätzen in
Es ist eine Binsenweisheit: Wo Bopfingen, Ellwangen und SchwäStärken sind, sind auch Schwä- bisch Gmünd.
chen. Welche Schwächen hat der
Ostalbkreis aktuell?
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten
für den Ostalbkreis – welche wären
es?
Ich denke, es ist ein gutes System
– auch, wenn es aufwändig und
bürokratisch zu sein scheint. Denn
ich bin ein großer Anhänger der regionalen Aufgabenerledigung und
halte deshalb die Teufel’sche Verwaltungsreform für einen gigantischen Wurf. Ich hoffe nur, dass das
Rad nicht wieder zurück gedreht
wird, wie beim Sündenfall mit der
Wieder-Zentralisierung der Schulämter. Wäre das nicht passiert,
hätten wir längst schon regionale
Schulentwicklungspläne.
Haben die Kreise denn überhaupt
ein Gewicht – werden sie nicht zerrieben zwischen kommunalen Interessen und legislativen Vorgaben
von Land, Bund und EU?
Das kommt auf das Selbstverständnis an. Es gibt verwaltende
und gestaltende Kreise. Der Ostalbkreis versteht sich als gestaltender Kreis und ich spüre für diese
Rolle eine große Akzeptanz und
Anerkennung, wenn wir uns um
Themen kümmern, die nicht zu
unseren Pflichtaufgaben gehören
– zum Beispiel die ärztliche Versorgung auf dem Land. Als kommunale Daseinsvorsorge ist das nämIch würde mir wünschen, dass lich tatsächlich auch eine Kreisaufdie überdurchschnittlich gute gabe.
Stimmung erhalten werden kann.
Uns gelingt es zurzeit, über alle In- Denken Sie, dass die Kreisgrenzen
stitutionen und Partner hinweg, 1973 richtig gezogen wurden?
gemeinsam Ziele zu formulieren
und umzusetzen. Ich wünsche mir Damals standen ja bekanntlich
auch sehr, dass die Arbeitslosen- mehrere Varianten zur Diskussion.
quote irgendwann auf 2,9 Prozent Zum Beispiel die Bildung eines
gedrückt werden kann. Das wäre Ostwürttemberg-Kreises aus Aalen
ein wichtiges Zeichen für ein star- und Heidenheim und eines Hokes soziales Fundament und damit henstaufenkreises aus Gmünd
wichtig, für ein gutes Zusammen- und Göppingen. Oder ein Großleben. Und ich wünsche mir als kreis aus Aalen-Gmünd und HeiDrittes, dass die guten Angebote denheim. Im Rückblick war es
im Hochschulbereich durch For- weitsichtig, die Verbindung von
schungsimpulse und -einrichtun- Gmünd und Aalen/Ellwangen eingen angereichert werden können. zugehen. Denn damit wurde ein
Bildung, denke ich, ist das Mega- direkter Anschluss an den Balthema der Zukunft.
lungsraum Stuttgart erhalten. Und
ich denke auch, der Großkreis
Der Kreis macht gemeinsame Sache mit Städten und Bürgern: Land- Halten Sie das aktuelle politische wäre keine ideale Lösung gewesen,
rat Klaus Pavel beim Besuch in der Rüstmeisterei, die für das Staufer- System für tragfähig – besonders weil zu große Einheiten nicht mehr
zu managen sind. Selbst in der Infest Waffen und Helme hergestellt hat.
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dustrie kommt man inzwischen zu
der Einsicht, dass Gigantismus
nicht beherrschbar ist. Überall beobachte ich den Trend zu kleineren Einheiten.
chen Raum, die Gleichwertigkeit
und Lebensqualität der Menschen, die nicht in (Ballungs)Zentren wohnen. Und schließlich ist
und bleibt es zentrale Aufgabe, Beschäftigung zu organisieren für
Sie sind seit 1996 Landrat. Ist das Menschen mit Handicaps. Dazu
die Aufgabe, wie Sie sie sich bei Ihrer kommen die Herausforderungen
Bewerbung vorgestellt haben?
des Alltags wie etwa die Breitbandversorgung für alle 1000 WohnSie ist besser. Sie ist spannender, plätze.
interessanter und vielfältiger. Ich
habe viel mehr Gestaltungsmög- Wie muss ein Landrat gestrickt
lichkeiten, als ich dachte. Und sie sein, wenn er diesen Herausfordemacht mir immer noch großen rungen gerecht werden will?
Spaß.
Er braucht Ausdauer, Geduld,
Was sind die Zukunftsthemen?
Durchsetzungskraft, muss zuhören können und entscheidungsGanz wichtig wird der Erhalt der freudig genug sein, um zeitnah aus
medizinischen Versorgung auf fünf Meinungen ein konkretes Erdem Land. Die dezentrale Klinik- gebnis zu formulieren. Das ist jestruktur ist eine große Aufgabe. den Tag eine Herausforderung
Aber auch der Erhalt der Chancen- und es macht Spaß, wenn man sie
gleichheit für den klassisch ländli- bewältigt.
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40 JAHRE OSTALBKREIS
Donnerstag, 13. Juni 2013
Herzlich willkommen
zum Bürgerfest des Ostalbkreises
Liebe
Bürgerinnen
und Bürger,
liebe Gäste!
Am 1. Januar 2013 konnte der
Ostalbkreis sein 40-jähriges Bestehen feiern. Entstanden im
Zuge der Kreisreform 1973, als
Puzzle aus den ehemaligen
Landkreisen Aalen, Schwäbisch Gmünd und Teilen des
Kreises Backnang, ist der Ostalbkreis heute ein zusammengewachsenes Ganzes, das
durch ein Mosaik der Vielfalt
glänzt.
In den vergangenen 40 Jahren
haben sich die 42 Städte und
Gemeinden im Kreis zu einer
lebendigen kommunalen Familie zusammengefunden. Die
Bürgerinnen und Bürger profitieren in unserem Flächenlandkreis von der dezentralen
Infrastruktur im Bildungsbereich, im Gesundheitswesen,
bei den Verwaltungsdienstleistungen und vielem mehr. Der
Ideenreichtum und die Schaffenskraft der Ostälbler, gepaart
mit Förder- und Innovationsprogrammen von EU, Bund
und Land, haben den Ostalbkreis aufblühen lassen: Mit
über 310.000 Einwohnern,
namhaften, weltweit tätigen
Unternehmen, einem erfolgreichen Mittelstand, einem engagierten Handwerk und einer
attraktiven Hochschul- und
Bildungslandschaft, gehören
wir inzwischen mit zu den erfolgreichsten Regionen. Der
Kulturreichtum und die intakte
Naturlandschaft unserer Heimat machen den Ostalbkreis
darüber hinaus zu einem gefragten Naherholungsziel.
einen fruchtbaren Boden bereitet, den wir nun bestellen
dürfen. Ich bin zuversichtlich,
dass es uns allen gemeinsam
gelingt, den Ostalbkreis auf
diesem positiven Kurs zu halten!
In den Kinder- und Jugendjahren des Ostalbkreises waren
die Gemeindereform und die
Reform des Berufsschulwesens
zu bewältigen. Hochwasserschutzmaßnahmen und die
Straßeninfrastruktur, nicht zuletzt der Anschluss des Kreises
an das Bundesfernstraßennetz
durch die Autobahn A 7, standen auf der Agenda. Im frühen
Erwachsenenalter hatte der
Ostalbkreis mit den Strukturproblemen der verarbeitenden
Industrie und dem Strukturwandel hin zum Dienstleistungssektor zum kämpfen. Ein
Dauerthema war und ist die
Ausrichtung der Krankenhauslandschaft, beginnend mit der
Anzahl der Kliniken, deren medizinischer Ausrichtung bis hin
zur Anzahl der Betten.
Mit dem zunehmenden Einfluss der EU auf alle Bereiche
des täglichen Lebens hat das
Thema Europa im Ostalbkreis
mehr und mehr an Relevanz
gewonnen. EU-Strukturförderprogramme, Gemeinschaftsinitiativen und Wettbewerbe
bieten dem nun ins Schwabenalter gekommenen Ostalbkreis
die Chance für impulsgebende
Projekte. Den Erhalt der bestehenden Infrastruktur, sei es im
Wasser- und Abwasserbereich
oder im Straßenbau und bei
kulturellen
Einrichtungen,
aber auch den Aus- und Umbau notwendiger Strukturen,
etwa im Energiebereich, gilt es
im Auge zu behalten. Angesichts der demografischen Entwicklung, die vor dem Ostalb-
Den 40. Geburtstag des Ostalbkreises wollen wir deshalb
würdig begehen. Schon seit
Jahresbeginn bieten wir ein abwechslungsreiches Jubiläumsprogramm mit interessanten
Veranstaltungen an verschiedenen Orten im Landkreis an.
Im Mittelpunkt unseres Jubeljahres steht das Bürgerfest, das
wir am kommenden Sonntag
mit Jung und Alt im und rund
um das Aalener Landratsamt
feiern wollen.
Ich lade Sie alle recht herzlich
ein, gemeinsam den Festtag
mit einem ökumenischen Gottesdienst zu beginnen und von
den tollen Angeboten im und
um das Landratsamt herum regen Gebrauch zu machen. Sie
können Schlemmen und Genießen, Wissenswertes über
die vergangenen 40 Jahre im
Ostalbkreis in einer Jubiläumsausstellung erfahren, viele unserer Städte und Gemeinden
kennenlernen und ein abwechslungsreiches Showprogramm sehen. Für die Kleinen
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Spaß und Spannung. Seien Sie
unser Gast!
kreis nicht halt macht, werden
diese und weitere Fragestellungen, wie die Schulreform oder
der Fachkräftemangel, uns in
Zukunft beschäftigen.
Trotz oder gerade wegen der
gewaltigen Herausforderun-
gen, die uns erwarten, bin ich
der Meinung, dass der Ostalbkreis mit all seinen Städten und
Gemeinden sich in einem guten Fahrwasser befindet. Unsere Vorgänger haben für uns in
den vergangenen Jahrzehnten
Herzlichst
Ihr
Klaus Pavel
Landrat des Ostalbkreises
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mit uns in den
Frühling.
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am 16. Juni 2013
rund um das Landratsamt in Aalen
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10:30 Uhr Ökumenischer Gottesdienst
11:30 Uhr Offizielle Eröffnung durch Landrat Klaus Pavel
ab 14:00 Uhr Showprogramm auf der „Bühne am Kocher“
Mittagstisch
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Offenes Kreishaus
Jubiläumsausstellung
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40 JAHRE OSTALBKREIS
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Donnerstag, 13. Juni 2013
In stürmischer Gründerzeit die Chancen genutzt
Gustav Wabro, erster Landrat des Ostalbkreises, blickt zurück auf die großen Reformen der frühen 70er Jahre
Es waren stürmische Zeiten,
damals Anfang der 70er Jahre. Im Land waren große Reformen eingeleitet – Gemeinden, Kreise und das Schulwesen sollten eine neue Struktur
bekommen. Gustav Wabro,
zu dieser Zeit Landrat im
Kreis Aalen und später der
erste Landrat des Ostalbkreises, erinnert sich noch gut an
diese Monate des politischen
Kampfes, aber auch der Gestaltungsmöglichkeiten, die
Der Ostalbkreis ist in 40 Jahren zur „kommunalen Familie“ zusammengewachsen. Ein Blick in den Kreistag, in dem sich in allen Fraktionen
bei der Kreisgründung durch- Bürgermeister einsetzen für das Wohl ihrer Kommunen aber auch für den ganzen Kreis.
(Foto: Archiv/hag)
aus genutzt worden seien.
ANKE SCHWÖRER-HAAG
Ostalbkreis. Um Schulen und
Schulstandorte haben die Bürger
damals ebenso leidenschaftlich
gerungen, wie um die Gemeindegrenzen. Gerne erzählt Gustav Wabro, wie er den damaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger
überreden konnte, einer Protestveranstaltung in Wasseralfingen
nicht auszuweichen und sich auf
der Straße direkt den Argumenten
zu stellen, die die von der Bürgermeistersgattin Hegele angeführten
Menschen ihm entgegenschleuderten. „Dieser Mut hat dann doch
Eindruck gemacht“, freut sich Wabro im Rückblick immer noch. Das
sei bei den Leuten gut angekommen.
Womöglich seien es die großen
Emotionen auf diesen beiden
Schauplätzen – Gemeinde und
Schulen – gewesen, die die Kraft
der Bürger banden und die Kreisreform eher zum Nebenkriegsschauplatz werden ließen, meint
Wabro. Direkt bewegt habe die
Menschen höchstens, dass sie im
Altkreis Schwäbisch Gmünd ihr
geliebtes Autokennzeichen gegen
ein AA eintauschen mussten. „Ein
neutrales OA war nicht möglich,
weil es das im Ostallgäu bereits
gab“, erinnert er sich.
Abgesehen davon wurden politisch die Strippen aber hauptsächlich im Hintergrund gezogen. Das
allerdings nicht zu knapp: „Der
größte Kampf war der um Neresheim“, erinnert sich Wabro zurück, dem es als junger Landrat bei
diesem Thema nicht nur um Fläche und politisches Prestige ging.
Wabro hatte auch persönliche
gute Beziehungen zum Kloster auf
dem Ulrichsberg. „Ich kannte Abt
Johannes Kraus sehr gut und habe
nach meiner Wahl sogar einige
Tage im Kloster übernachtet. Da-
ten über ihre Eingemeindung entscheiden und tendierten zu Aalen.
Für Neresheim waren sie nur,
wenn dieses im Kreis Aalen verbleiben würde. „Dass diese Verflochtenheit so stark war, gab wohl
den Ausschlag. Und ich denke
rückblickend, dass es eine gute
Entscheidung war“, findet Wabro.
Abgesehen davon habe man auf
der Ostalb konsequent ausgenutzt,
dass die Reform das Ziel hatte, allen Teilen des Landes Chancengleichheit zu bieten – besonders
auch den ländlichen Bereichen. Es
wurden also dezentrale Strukturen
in der Verwaltung, im Krankenhaus und im Berufsschulwesen
aufgebaut und gefördert. Und
man habe, um das Zusammenwachsen zu fördern, „Verletzungen vermieden“, beschreibt es
Wabro. Deshalb sei im Ostalbkreis
kein Oberzentrum geschaffen
Gustav Wabro, erster Landrat des Ostalbkreises, mit Ex-Ministerpräsi- worden. „Unser Ziel war es, den
dent Lothar Späth, Landrat Klaus Pavel und Pfarrer Sieger Köder (v.r.). Städten Aalen, Ellwangen und
mals hatte meine Familie ja noch
in Bonn gewohnt“, erzählt er.
Konsequent habe man also in
Stuttgart politisch den Boden bereitet und erreichen können, dass
Hans Filbinger sich bei der Land-
tagsdebatte für den Verbleib von
Neresheim im Kreis Aalen aussprach.
Obendrein hatte man die Unterstützung der Härtsfeldbürger – besonders der Elchinger. Die muss-
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Fakten bei der Gründung
Der Ostalbkreis ist, gemessen an
seiner Fläche, nach dem Ortenaukreis und dem Landkreis Ravensburg der drittgrößte Landkreis in
Baden-Württemberg. Er wurde
gebildet aus dem
Landkreis Aalen, der seit 1938 bestand und eine Fläche von 1 079
Quadratkilometer hat. Im Mai
1970 lebten dort 159 311 Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von 148 Einwohner je km² entspricht.
Landkreis Schwäbisch Gmünd, den
es seit 1938 gab und der eine Fläche von 455 Quadratkilometern
hat, auf denen im Mai 1970 genau 111 412 lebten. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte
von 245 Einwohner je km².
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Schwäbisch Gmünd die Chance zu
lassen, sich etwa gleich zu entwickeln.“ Selbst vom heutigen Standpunkt aus, findet Wabro das „absolut richtig“ und hält die konsequente Dezentralität für einen wesentlichen Baustein des Erfolgskonzepts Ostalbkreis.
Mit einem gewissen Wettbewerb
untereinander, aber auch mit gemeinsamen Anstrengungen sei es
gelungen, den Bildungsbereich
massiv auszubauen und in der Folge auch die regionale Wirtschaftsstruktur zu verbessern, was ein
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5
40 JAHRE OSTALBKREIS
Donnerstag, 13. Juni 2013
Wie fühlen Sie sich als Kreisbürger?
In wieweit profitiert Ihre Stadt vom Kreis?
Karl Hilsenbek, OB in Ellwangen
I
ch war und bin schon immer Bürger des Ostalbkreises. In Ellwangen geboren und aufgewachsen habe ich
einige Jahre in Tannhausen gewohnt, von 1986 - 2003 an war ich als Bürgermeister in Böbingen und seit
2003 bin ich als Oberbürgermeister wieder in Ellwangen. Ich kenne also die Region bestens mit ihren Eigenund Besonderheiten. Hier bin ich zu Hause, hier fühle ich mich wohl.
Ellwangen ist Ostalbkreis! Was wären wir ohne den Landkreis und was würde dem Landkreis fehlen,
wenn er Ellwangen und den Virngrund nicht hätte? Seit 40 Jahren ergänzt sich das Leistungsangebot der Städte und Gemeinden des Ostalbkreises zusammen mit dem Landkreis zum Wohle
von uns allen als Kreisbürger. Das ist unsere Aufgabe, der wir auch zukünftig gerne nachkommen wollen. Aber wenn Sie mich so fragen: Dem Ostalbkreis würde ein bedeutender Wirtschaftsstandort mit über 10.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und einer Vollbeschäftigung (die derzeitige Arbeitslosenquote
beträgt 2.2%) fehlen. Damit einhergehend auch
das mit über 100 ha größte zusammenhängende Gewerbe-/Industriegebiet der Region. Direkt an der Autobahn A7 arbeiten hier
über 3.600 Beschäftige in über 100 Betrieben. Dem Kreis würde
auch ein bedeutender Gerichtsstandort verloren gehen und
eine Stadt mit einer reichen Geschichte, einem wunderbaren
historischen Stadtkern sowie lebendige Ortschaften mit einer intakten Vereinsstruktur.
Umgekehrt können weder die Stadt Ellwangen noch die
Virngrundgemeinden auf die Einbindung in den Ostalbkreis verzichten. Ihm verdanken wir ein bestens ausgestattetes Berufsschulzentrum mit einem umfassenden
Bildungsangebot, Dienststellen des Landkreises inmitten der Stadt und auf dem Schloss und eine mit
über 100 Mio. Euro komplett runderneuerte St.
Anna Virngrund-Klinik, die ein hervorragendes
Angebot in der Grundversorgung, aber auch in
Spezialgebieten bietet.
Die verantwortlichen Gremien, also die Gemeinderäte und der Kreistag, haben in vergangenen Jahrzehnten den Rahmen für dieses gedeihliche Miteinander geschaffen und Vertrauen in die Umsetzung durch die Verwaltungen und Einrichtungen gesetzt. Durch
diesen Rückhalt und Weitblick kann der Ostalbkreis selbstbewusst in sein neues Lebensjahrzehnt gehen.
Martin Gerlach, OB in Aalen
E
in Landkreis hat keine Bürger, er hat Einwohner. Die Frage nach einem Kreisbewusstsein ist für mich
darüber hinaus keine wirklich emotionale. Ein Landkreis ist eine Verwaltungseinheit im Staatsaufbau
und erfüllt hier Aufgaben. Emotional sind die Menschen mit ihrer Stadt oder Gemeinde sicher mehr verbunden. Mit den Nachbarn und über verschiedene Themen ergeben sich mit den verbundenen Gemeinden und Städten freundschaftliche und auch nützliche Verbindungen und Beziehungen. Deshalb fühle ich
mich als Kreiseinwohner durchaus wohl
und gut aufgehoben. Es ist ja auch wirklich sehr vielfältig und schön hier!
Aalen ist Hauptfinanzier des Landkreises über die Kreisumlage. Als größte
Stadt der Region erfüllen wir in engem Schulterschluss mit dem
Landkreis eine Reihe gemeinsamer Aufgaben. Wir profitieren
beide vom guten und kollegialen Miteinander der Akteure.
Gäbe es den Kreis nicht oder
wäre Aalen kreisfreie Stadt,
dann müsste Aalen viele Aufgaben selbst erfüllen. In Bayern
tun das Städte unserer Größenordnung durchaus erfolgreich.
Gunter Bühler,
Bürgermeister
in Bopfingen
Richard Arnold,
OB in
Schwäbisch Gmünd
B
opfingen profitiert vom Landkreis sicherlich in der für die Bevölkerung
geschaffenen Infrastruktur, wie modernen Berufsschulen und hervorragenden
Krankenhäusern. Auch die Arbeit des
Landkreises im sozialen Bereich ist für uns
von großer Bedeutung. Nicht zuletzt sehen
wir den Landkreis auch als kraftvollen Vertreter unserer Interessen mit einer kompetenten Landkreisverwaltung als Partner der Bevölkerung und der kommunalen Anliegen. Besonders wichtig ist uns die Präsenz von Dienstleistungen des Landkreises vor Ort, ganz nah am Bürger. In
strukturpolitischer Hinsicht könnte aus unserer Sicht
aber schon etwas mehr geschehen. So ist die Arbeitsplatzpräsenz des Landkreises eher unterdurchschnittlich.
Auch konnten strukturwirksame Einrichtungen bisher nicht
platziert werden.
K
eine Frage: Man ist als Bürger der Ostalb sehr gut aufgehoben! Das Motto
„Vielfalt in Einheit“ ist bei uns ja Programm.
Freundliche, fröhliche und offene Menschen,
eine traumhafte Umgebung, einzigartige Erholungsmöglichkeiten in der Natur, eine pfiffige, breit
aufgestellte und innovative Wirtschafts- und Unternehmenslandschaft, viele Museen, eine
beeindruckende Kulturszene, herausragende Sportmöglichkeiten, eine intakte Bürgergesellschaft: Wer wollte schon woanders leben?“
„Wie wichtig es ist, in seiner Heimatregion auch in eine Gemeinschaft mit anderen Kommunen eingebunden zu sein, zeigt sich für uns im Moment sehr schön bei den Vorbereitungen für unsere Landesgartenschau. Hand in Hand bereiten wir mit dem Landkreis und den anderen Städten und Gemeinden derzeit dieses einmalige Schaufenster unserer Region vor. Eine Stadt wie Schwäbisch Gmünd profitiert dabei von einem lebendigen und aktiven Landkreis an vielen Stellen. Die gute Infrastruktur, gemeinsame Projekte, finanzielle Beteiligungen, Rückenwind für Investitionen, Unterstützung für Verwaltung und
Politik, Erfahrungsaustausch auf vielen Ebenen, eine kraftvolle Präsentation unserer Heimat nach außen: Alleine tut man sich hier schwer. Gerade in Zeiten weltweiter Vernetzung braucht es starke Partner, die Seite an
Seite die Herausforderungen anpacken. Hier fühlt sich Gmünd beim Ostalbkreis in guten Händen.
Herzlichen Glückwunsch!
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40 Jahre Ostalbkreis –
50 Jahre Hochschule Aalen
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40 JAHRE OSTALBKREIS
Donnerstag, 13. Juni 2013
Ausbildung ist kreisweit grenzenlos
8
Schüler, Azubis und Studenten nutzen die vielen Angebote, die der Ostalbkreis bereithält, unabhängig vom Wohnort
„Was, zwischen Aalen und
Schwäbisch Gmünd soll es
eine Grenze geben?“ ungläubig schaut die junge Frau, als
würde sie das nicht wahrhaben wollen. Eine physikalische Grenze gab es natürlich
nicht, und dennoch gibt es
zahlreiche ältere Semester,
die in der Vergangenheit gegen den Nachbarn gegiftet
haben. Schaut man sich die
jüngeren Generationen an,
spielt die Herkunft keine RolOb HfG (Bild) oder PH in Gmünd oder HTW in Aale mehr.
len: Die Studenten im Kreis haben die Wahl und sie
BENEDIKT WALTHER
Ostalbkreis Und um sechs Uhr
klingelte der Wecker, verschlafen
schälten sich müde Glieder aus
dem Bett heraus. Schnell angezogen, den Schulranzen übergestreift und dann mit dem Bus zum
Aalener Bahnhof. Auf Gleis drei
wartet bereits der rot-gestrichene
Zug nach Schwäbisch Gmünd. Die
Sitze müffeln ein bisschen – dann
setzt sich die Bahn klappernd in
imaginäre
Grenze sehen,
die einst um
Mögglingen gesteckt war. Aalen von Gmünd
durch
eine
Mauer im Kopf
getrennt? Das
sieht die Jugend
längst anders:
Man
wächst
miteinander –
nicht nebeneinander – auf.
Und wenn die
Jahre ins Land
nutzen dieses breite Bildungsangebot nach Kräf- ziehen und die
ten.
(Foto: BW) Schüler im Kreis
älter
werden,
Bewegung. Jeden Morgen die selbe kommt die Zeit des AbschlussbalProzedur. Von Aalen nach Schwä- les und natürlich wird nach dem
bisch Gmünd mit dem Zug.
Tanzkurs in Schwäbisch Gmünd
Da gibt es einige Schüler, Azubis zusammen etwas unternommen
und Studenten, die zusteigen, weil und gefeiert.
sie in der Gold- und Silberstadt zur Milan kommt aus Schwäbisch
Schule gehen – oder eben anders- Gmünd, er war dort auf der Schule,
rum: Im Gmünder Raum wohnen ist inzwischen 25 und studiert in
und in Aalen lernen. Die wenigsten Berlin. „Einige Freunde, mit denen
von ihnen dürften allerdings diese ich in Gmünd in der Schule war,
wohnten in Aalen, klar bin ich da
öfter rüber gefahren und wir haben dort etwas gemacht“. „In der
Schule haben wir keinen Unterschied gemacht, wer woher
kommt“, erinnert sich auch Gabriel, der aus einem Ort in der
Nähe von Gmünd kommt, inzwischen mit seiner Ausbildung fertig
ist und ergänzt: „Einige meiner Bekannten gehen sehr gerne nach
Aalen, feiern im Club del Mar, Tonfabrik, Sancho y Pancho oder im
Enchilada“.
Gerade bei den Studenten
herrscht ein reges Hin und Her:
„Ich studiere an der Hochschule
für Gestaltung in Schwäbisch
Gmünd (HfG), das ist einfach die
beste Adresse“, betont Sandra, die
in Aalen-Treppach wohnt und täglich nach Gmünd, entweder mit
dem Zug oder dem Auto pendelt.
Oder doch lieber Lehrer werden?
Neben der HfG kann man in
Gmünd die Pädagogische Hochschule (PH) in der Oberbettringer
Straße besuchen. Dort paukt Lucien, 25, aus Aalen seinen Stoff
rein: „Die Hochschule ist doch di-
In der Freizeit nach Aalen
Lisa ist 20, wohnt in Schwäbisch Gmünd-Herlikofen und genießt die Freizeit in Aalen
L
isa aus Herlikofen schätzt Wellness made in Aalen: „Eine wunderschöne Aussicht in altrömischer Atmosphäre im dampfenden Thermalbad. Was will man
mehr? Vor allem im Winter wenn
es draußen bereits dunkel ist und
man in dem heißen Nebel aus
Dampf nur die Umrisse der anderen Besucher erkennt, kann die Limestherme mit ihrem romantischen Flair punkten.“
„Aber auch bei jedem anderen
Wetter tut es gut in der Heilquelle
oder den Saunen einfach mal die
Seele baumeln zu lassen. Wellness
in verschiedenen Bereichen.
Neben
dem
Thermalbad
kann man innerhalb des üblichen 3-Stunden-Tarifs auch
das
Vitalium
Lisa Reuter
und die BioSaunen ausprobieren. Wem das
nicht genügt, der kann das römisch-irische Dampfbad oder das
finnische Saunahaus sowie den
Kneippbereich genießen.“
Lisa nutzt die Therme nach Kräf-
ten: „Außerdem finden verschiedene gesundheitliche Kurse und
Therapien statt, wie zum Beispiel
Krankengymnastik und Massagen.
Wer etwas für seine Fitness tun will
kann sich das Kursangebot näher
anschauen, das unter anderem
Aqua-Step und Wirbelsäulengymnastik anbietet.“
Und sie schlemmt auch gerne in
Aalen: „Nach dem Baden kann
man sich einen Kaffee gönnen
oder in das dazugehörige Restaurant einkehren. Eine andere Möglichkeit für einen gelungen Abschluss des Abends bieten die me-
Starke Städte und Gemeinden
bilden einen starken Ostalbkreis!
xikanischen Spezialitäten im Enchilada.
Neben Tortillas und Burritos
gibt´s hier regelmäßig CocktailSpecials. Außerdem bekommt
man während der täglichen Happy-Hour bis zwanzig Uhr alle
Cocktails zum halben Preis. Die
Speisen sind lecker und in einem
netten Ambiente, einer Mischung
aus dunklem Holz und grünen
Pflanzen, zu genießen und für
Raucher bietet die Dachterrasse
Gelegenheit für eine kleine Pause.
Aber man sollte vorbestellen – das
Restaurant ist gut besucht!“
rekt nebenan – optimale Bedingungen“.
Doch auch nach Aalen zieht es
viele Gmünder, denn dort befindet
sich die Hochschule für Technik
und Wirtschaft (HTW), ob Ingenieur, Betriebswirtschaftler oder
Informatiker, hunderte von Studenten versammeln sich dort täglich, Vorurteile gibt es da nicht,
weiß Amelie 20, die dort studiert.
Natürlich pendeln nicht alle, es
gibt auch Studenten, die gleich in
die jeweilige Stadt ziehen. „Das
war gar kein Problem für mich, ist
doch praktisch“, sagt Dominik, 22
Jahre alt, der vom Aalener Traum
nach Gmünd emigriert ist. Aber:
Am Wochenende geht es meistens
nach Aalen.
„Ich glaube Schüler pendeln aus
schulischen Gründen eher weni-
ger von Aalen nach Gmünd und
andersherum“, stellt Michael Baltes, Geschäftsführer des Kreisjugendring fest. Was das Studieren
oder die Berufsschule betrifft sehe
es schon völlig anders aus: „die
jungen Leute nutzen die unterschiedlichen Angebote“. Und
wenn es ums Feiern geht interessiere die „Kreisgrenze“ die Mädels
und Jungs „nicht die Bohne“. Ob
das jetzt ein Discobesuch in
Gmünd ist oder das Teilnehmen
an großen Events, wie den Konzerten auf dem Schießtalplatz, Aalen
tanzt oder Rock am Härtsfeldsee –
eine Barriere gäbe es definitiv, so
Baltes, nicht. „Das einzige Problem
ist, dass man nicht immer informiert wird, was in der anderen
Stadt läuft und daher nicht alle Angebote wahrnehmen kann“.
Viel Neues entdeckt
Der 10jährige Afnan lebt im ganzen Kreis
Auch Afnan aus Schwäbisch
Gmünd erzählt über gute Erfahrungen als Pendler zwischen Gmünd und Ellwangen.
AFNAN RAHAK
Ostalbkreis Nach der Schule
wollte ich unbedingt im Rettungsdienst anfangen. Es hat dann damit begonnen, dass in Schwäbisch
Gmünd zunächst keine Stelle frei
war, sodass ich gezwungen war
nach Alternativen zu suchen. Es
hat nicht lange gedauert bis sich
zufällig eine freie Stelle in Ellwangen angeboten hat, die ich verunsichert über die Weite vom Heimatort angenommen habe.
Heute – fünf Monate später – bereue ich meine Entscheidung
nicht. Auch wenn ich eine etwas
längere Strecke auf mich nehmen
muss, ist es im Nachhinein gut,
dass ich etwas
Abwechslung
zum altgewohnten habe und
trotzdem in der
Region bleibe.
Wenn ich mit
dem Zug morgens
losfahre
plane ich mir Afnan Rahak
manchmal einen kleinen Aufenthalt in Aalen
ein, wo ich meinen neuen Stammbäcker gefunden habe. Und zum
Friseur gehe ich mittlerweile in Ellwangen.
Durch meine neue Arbeitsstelle
habe ich Neues entdeckt, was eigentlich die ganze Zeit zum Greifen nah war. Spätestens jetzt ist für
mich der Ostalbkreis eine Heimat
als Ganzes geworden. – Das neue
Gmünder Autokennzeichen brauche ich deswegen auch nicht
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40 JAHRE OSTALBKREIS
Donnerstag, 13. Juni 2013
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Drei Kliniken und jede Menge drumherum
Medizinische Versorgung im Ostalbkreis im steten Wandel – Dezentralität sichert den Patienten kurze Wege
Seit der Kreisgründung ist die
medizinische Versorgung ein
zentrales Thema der Strukturpolitik. In diesen 40 Jahren
ging es nicht nur darum, die
drei Kliniken zu finanzieren
und zugleich zukunftsfähig
auszustatten. Auch die Vielfalt des medizinischen Angebots und vor allem die ärztliche Versorgung im ländlichen
Raum wurde von der Kreisverwaltung moderiert und
bei Bedarf unterstützt.
ANKE SCHWÖRER-HAAG
Ostalbkreis. Heute gibt es drei
Kliniken, die die allgemeine Versorgung auf der Ostalb abdecken.
Bei der Kreisgründung Anfang der
70er Jahre waren es viel mehr
Krankenhäuser gewesen. Relativ
früh wurden dann die ersten
Schließungsdiskussionen geführt,
an die sich heute kaum mehr jemand erinnert. Abtsgmünd zum
Beispiel hatte damals noch auf
dem Meisenberg ein Krankenhaus
gehabt, das heute als Wohnhaus
genutzt wird. Und bis 1985 gab es
ein Krankenhaus in Lauchheim.
Heute ist es ein Altenheim.
Später wurden neue Nutzungen
gesucht und gefunden:
U für das Krankenhaus in Neresheim, das heute als Spezialklinik
für schwerst Schädel-Hirnverletzte
in 42 Betten Patienten aus ganz
Deutschland behandelt und dabei
Intensivmedizin, Neurochirurgie
und Neurologische Frührehabilitation verbindet.
U Oder für die ehemalige Klinik
am Ipf in Bopfingen, die seit November 2004 als aktivierende Spezialpflegeeinrichtung für Wachkoma-Patienten genutzt wird und bis
zu 18 Betroffene betreuen kann.
U Oder für das Margaritenhospital
in Schwäbisch Gmünd, dessen
ehemalige „medizinische Inhalte“
der Landkreis nach dem Erwerb
des Gebäudes zunächst ins Stauferklinikum eingliederte, um das
traditionsreiche Haus dann ab
Sommer 2010 zu einem interdisziplinär genutzten „Haus der Gesundheit“ weiter zu entwickeln.
Die Virngrundklinik in Ellwangen.
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Das Ostalbklinikum in Aalen.
Stationäre Pflege, Arztpraxen, ein
Sanitätshaus und eine Apotheke,
Einrichtungen der psychiatrischen
Medizin, Bewegungstherapeuten
sowie
weitere
medizinische
Dienstleistungen werden dort
heute angeboten.
In ihrem Bestand erhalten, ausgebaut und gestärkt hat der Landkreis mit dieser Politik seine drei
Kreiskrankenhäuser. Das Ostalbklinikum in Aalen, die Virngrundklinik in Ellwangen und das Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd
in Mutlangen sollen als medizinische Versorgungszentren garantieren, dass im flächenmäßig ausgedehnten Ostalbkreis kein Patient unzumutbar lange Wege zurücklegen muss. Dafür hat der
Landkreis in den vergangenen
zehn Jahren über 206 Millionen
Euro investiert.
Die weitgehend gleichmäßige
Das Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd in Mutlangen.
Entwicklung der drei Häuser ist
dem Kreis vor allem in den 90er
Jahren unter anderem auch deshalb gelungen, weil er immer wieder Unterstützung von außen bekam. Zum Beispiel beim Stauferklinikum in Mutlangen, das seit
Jahrzehnten von einem höchst aktiven Freundeskreis unterstützt
wird. Hätte es dieses Engagement
nicht gegeben, wäre dem Krankenhaus vor 20 Jahren wohl die
Anschaffung damals modernster
Medizintechnik (Computertomograph) versagt oder zumindest
wäre sie verzögert worden.
haupten. Was sich Jahre später als
Segen erweist. Denn in Zeiten, in
denen es besonders auch wegen
vieler Einsätze im Notdienst eher
unattraktiv ist, eine Hausarztpraxis
im ländlichen Raum zu führen,
kann durch die Einrichtung von
gemeinsam geführten Notarztpraxen an den Kliniken dieser Mangel
in der medizinischen Versorgung
vermieden werden. Am Stauferklinikum richtet die Kassenärztliche
Vereinigung im Januar 2012 die
erste zentrale Bereitschaftspraxis
im Kreis ein. Für Ellwangen und
Aalen sollen solche Angebote mit
der Neustrukturierung des Notfalldienstes kommen. In Bopfingen
Freundeskreis sichert
hat sich inzwischen eine BürgerWettbewerbsfähigkeit
initiative gebildet, die für eine solche Notfallpraxis im östlichen
Dank der großzügigen Förde- Kreisgebiet kämpft.
rung von privater Seite konnte sich Es geht in diesem stetigen Wandas Haus aber im Wettbewerb be- del eben nicht nur um die Abschaf-
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der Kreisgründung ist durchaus
auch Neues hinzugekommen. So
ist auf dem Campus des Ostalbklinikums in Aalen im Jahr 2012 ein
neues Zentrum für Altersmedizin
entstanden. 24 Betten stehen für
Akutgeriatrie und geriatrische Rehabilitation zur Verfügung. Bis
2014 soll dieses Angebot sogar
noch ausgedehnt werden.
Von der psychiatrischen Tagesklinik in Aalen bis zum Seniorenstift Schönborn Haus in Ellwangen
reichen die vielen Ergänzungen
des medizinischen Angebots im
Kreis, der sich zudem in der Ausund Fortbildung im Gesundheitswesen engagiert. Es gibt drei kreiseigene Krankenpflegeschulen, die
Pflegekräfte auf ihre kommenden
Aufgaben vorbereiten. Oder es gibt
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40 JAHRE OSTALBKREIS
Donnerstag, 13. Juni 2013
Die Hochkultur hat Einzug gehalten
10
Die Kulturschaffenden im Ostalbkreis haben in den Tisch gedeckt und die Kunstliebhaber strömen zum Festmahl
So lange ist das noch gar
nicht her, als man aus dem
Ostalbkreis ganz selbstverständlich in die Landeshauptstadt fuhr, wenn man Lust
auf Hochkultur hatte. Inzwischen ist der Tisch, mit auf
dem weiten Feld der Künste
geernteten Köstlichkeiten, im
Osten des Landes so reich gedeckt, dass sich der Besuch in
der Metropole fast erübrigt.
Mehr noch: die an Kultur interessierten
Menschen
im
Großraum Stuttgart entdecken zunehmend, was dort
auf der so fernen Ostalb
blüht und gedeiht.
geprägtes Markenzeichen: litera- höchsten
Designerdichte
risch ambitionierte Stücke, kein Deutschlands – genießt jedoch
Ranschmeißtheater. Seine beiden nicht nur auf dem Feld der KirNachfolgerinnen Simone Sterr chenmusik besten Ruf.
und Katharina Kreuzhage, haben Das Café Spielplatz galt als eine
sich an dieser Messlatte erfolgreich Keimzelle der Kleinkunstszene, bis
orientiert und das kulturelle Leben seine Macher vor wenigen Jahren
der Region mit ihrer Arbeit we- das Handtuch geworfen haben;
sentlich befruchtet. Im Frühjahr das daraus hervorgegangene
sind die „Jazz Lights“ in Oberko- Gmünder Kleinkunstabo hat nechen eine sichere Bank für Leute, ben seinem Kult- auch Modellchadie eher den traditionellen Jazz rakter. Aalens städtischer Kleinmögen.
kunst-Treff garantiert, dass auch
Vergleichbar ist der Stellenwert, am Kocher die Fans von Kabarett
den das Festival „Europäische Kir- und Comedy bei den Großen der
chenmusik“
in
Schwäbisch Szene auf ihre Kosten kommen.
Gmünd, bei den Freunden geistli- Wer mehr die leisen Töne liebt,
cher Musik genießt. Von Mitte Juli landet zwangsläufig auf Schloss
bis Anfang August singt und klingt Fachsenfeld. Dort kann man nicht
es in den Kirchen der ältesten nur in einem preisgekrönten Park
Stauferstadt und ihres Umlandes flanieren, eine hervorragende
auf allerhöchstem Niveau. Die Sammlung
südwestdeutscher
WOLFGANG NUSSBAUMER
Stadt der Gold- und Silberschmie- Kunst und wechselnde hochkaräVor 22 Jahren hat der Aalener de mit der – nebenbei erwähnt – tige Ausstellungen besichtigen
Kulturverein „kunterbunt e.V.“ mit
einem Paukenschlag signalisiert,
wo künftig die Musik spielt. Die
Jazzlegende Miles Davis zelebrierte wenige Monate vor ihrem Tod
eines ihrer letzten Konzerte in der
sogenannten Provinz. Mittlerweile
gilt das Aalener Jazzfest, das jedes
Jahr Anfang November über die
Bühne geht, als eines der größten
und schönsten in der Republik.
Zwei Drittel der Fans reisen von
außerhalb der Region an.
Ungefähr zur gleichen Zeit hat
das Theater der Stadt Aalen als
jüngste professionelle Bühne der
Republik Flagge gezeigt. Ihr von Das Aalener Jazzfest zieht nicht nur Jazzfans mit seinem hochwertiGründungsintendant Udo Schoen gen Programm in seinen Bann.
Ein absolutes Highlight im Kreis ist die Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd.
(2013 stehen bildende Kunst und
weitere Genüsse aller Art im Mittelpunkt); sondern sich noch an einem reichen Bukett begleitender
Veranstaltungen erfreuen. Der
letzte Baron Reinhard war nicht
nur ein großer Kunstmäzen, sondern auch einst der deutsche
Stromlinienpapst. Die „Garage des
schnellen Barons“ ist ein Muss für
alle Technikfreaks.
Eine knappe halbe Stunde fährt
man vom Schloss Fachsenfeld zur
Internationalen Musikakademie
auf Schloss Kapfenburg. Dort
rankt sich um ein Sommerfestival
eine ganze Reihe von Konzerten
abseits des Gewohnten; „accelerando“ kennen heißt genießen.
Von der ehemaligen Deutschor-
densfeste ist es nicht weit zur ehemaligen geistlichen Residenz Ellwangen mit ihrer markanten architektonischen Silhouette aus
Schönenbergkirche, Schloss und
romanischer Basilika nebst barocker Stadtkirche im Zentrum. Hier
garantiert unter anderem der Kulturverein Stiftsbund für ein breit
gefächertes Programm auf den
Feldern Kleinkunst, Literatur, klassische Konzerte und Jazz.
Fährt man von der Jagst hinüber
zum Kocher und an der SüdWestGalerie in Niederalfingen, an der
von hoher Warte grüßenden Wallfahrtskirche in Hohenstadt vorbei,
grüßt bald das Schloss Untergröningen als Hort hoch aktueller
zeitgenössischer Ausstellungen,
veranstaltet vom Kunstverein KISS
(Kunst im Schloss Untergröningen).
Um die Kunst kümmern sich im
Ostalbkreis natürlich noch viele
weitere Vereine, öffentliche Institutionen und private Galeristen.
Wo sonst noch die Musik spielt? In
den Klöstern Lorch und Neresheim (wo die Abteikirche internationalen Ruf genießt), auf Schloss
Hohenstadt, Baldern und Ellwangen.
Alles? Bei weitem nicht. Lust auf
bewegte Bilder abseits des Mainstreams? Im genossenschaftlich
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40 JAHRE OSTALBKREIS
Donnerstag, 13. Juni 2013
11
Auf der Ostalb geht es wirtschaftlich voran
Im Ostalbkreis investieren Unternehmen und Kommunen mutig in neue Gebäude, Infrastruktur, Technologien und Bildung
Beim Blick in die Raumschaften des Ostalbkreises im Jubiläumsjahr und im Gespräch
mit Unternehmern klingt immer noch eine gewisse Skepsis über die europäische
Staatsschuldenkrise an, doch
Angst vor einem konjunkturellen Einbruch wie 2008/09
ist trotz einer leichten Abkühlung der Geschäfte Anfang
2013 derzeit nicht spürbar.
Allerorten sichtbar dagegen
sind im Raum der Talente und
Patente gigantische in Stein
gemeißelte
Standortbekenntnisse.
SASCHA KURZ UND WINFRIED HOFELE
Der Ostalbkreis gleicht seit Monaten einem einzigen Bauplatz.
Fabriken werden neu gebaut oder
erweitert, es wird in neue Technologien und vor allem in die Ausbildung junger Menschen investiert.
Denn der Mangel an hochqualifizierten Fachkräften ist im Ostalbkreis angekommen und zu einem
Kernproblem geworden, das Unternehmen, Politik und die Kommunen mit ihren Wirtschaftsförderern im Schulterschluss lösen
wollen.
Ohne das Feuerwerk der vielen
Investitionen von kleineren und
mittleren Unternehmen, die damit
viel Zukunftszuversicht ausstrahlen, übersehen zu wollen, sind
zwei Bauprojekte von herausragender Bedeutung. Im interkommunalen Gewerbegebiet Oberkochen/Königsbronn wuchs und
wächst derzeit noch quasi ein
zweites Hauptwerk der Carl Zeiss
AG heran. Rund 400 Millionen
Euro nimmt der weltweit führende
Optik-Konzern in die Hand und
erweiterte auf einen Schlag die Fa-
brik für Lithografieoptik, baute ein
neues Gebäude für die Medizintechnik samt Betriebsrestaurant
und startete mit dem Bau eines Logistikzentrums und eines Parkhauses. Schwäbisch Gmünd putzt
sich bis zur Landesgartenschau
2014 heraus. Die Einweihung des B
29-Einhorntunnels naht, die viel
diskutierte
„Gamundia-Bebauung“ startet. Das Gesamtinvestitionsvolumen liegt in der Stauferstadt ebenfalls bei 400 Millionen
Euro.
Doch auch in Aalen selbst werden wichtige Bauten geplant und
gebaut. Ganz augenfällig war Ende
2012 die Bauaktivität, beispielsweise bei den Firmen Mapal und
der Franke GmbH, beide in der
Oberen Bahnstraße ansässig. 8,2
Mio. Euro investierte Mapal in den
Neubau einer 6000 Quadratmeter
großen, zweigeschossigen Halle.
Bei Franke wenige Meter weiter
entstand ein 700 Quadratmeter
großer Hallenanbau. Im interkommunalen Gewerbegebiet Dauerwang stehen die Baumaschinen
ebenfalls nicht still: Nachdem der
Sportartikelhändler Decathlon eröffnet hat, schickt sich derzeit
auch Jedele sowie Knauss Racing
an, neue Gebäude zu erstellen.
In den Startlöchern steht seit
mehreren Monaten die Firma
Gaugler & Lutz in Aalen-Ebnat. Sie
hat einen Hallenneubau wenige
hundert Meter vom bisherigen Firmengelände geplant. Mindestens
5000 Quadratmeter zusätzliche
Produktionsfläche sollen im ersten
Bauabschnitt entstehen. In AalenWaldhausen möchte sich die Kampa AG mit einem siebenstöckigen
Hochhaus in Holzbauweise in die
lange Liste der Standortbekenntnisse einreihen. Eine Erweiterung
hat Geiger Papier in Hofherrnweiler bereits gestemmt: Im März
2012 konnte das Papierhandelsun-
Schwäbisch Gmünd verändert sich zusehends. Überall wird gebaut.
ternehmen seinen Neubau bereits
beziehen.
Der Gmünder Einhorn-Tunnel
und die Landesgartenschau 2014
sind die Instrumente einer bemerkenswerten Stadtentwicklung in
der Stauferstadt. Noch elf Monate:
Dann, im Mai 2014, startet in
Schwäbisch Gmünd die Landesgartenschau. Die Leistungsschau
ist Dreh- und Angelpunkt der
Stadtentwicklung. Das Gesicht der
Stadt hat sich verändert und wird
sich weiter wandeln.
Gmünds Gartenschau ist Stadtumbau und gleichzeitig eine gewaltige Reparaturmaßnahme. Mit
einem riesigen Investitionsprogramm wird derzeit saniert, was
über Jahrzehnte liegen blieb. Der
Einhorn-Tunnel mit Kosten von
etwa 260 Millionen Euro ist aktuell
Deutschlands teuerste Ortsumgehung. Vom Herz der Gartenschau,
dem Stadtgarten mit diesen Neubauten, führt der Josefsbach um
die Innenstadt herum. Der Bach,
der zwischen Bahnhof und Altstadt in die Rems mündet, ist
hochgehoben worden und hat,
entlang des Bachufers, einen Weg
bekommen, auf dem die Besucher
am Gründerzeitgürtel mit schicken Stadtvillen um die Altstadt
spazieren können.
Immer wieder führen dabei Achsen in die Altstadt hinein. Die
wichtigsten sind die Bocksgasse
und die Ledergasse. Ein neues Einkaufszentrum, das unter anderem
C & A sowie einen Rewe Lebensmittelmarkt beherbergt, lenkt die
(Foto: tom)
Kundenströme von der Ledergasse
aus in der Stadt.
Bevor die Ledergasse in den Park
mündet, wird der Gartenschaubesucher auf das Forum Gold & Silber stoßen, das der Gmünder Edelmetallverband, in Anlehnung an
Gmünds Geschichte als Gold- und
Silberstadt, errichtet. Die Architektur Cemal Isins wird hierbei ein
Höhepunkt des Gebäudes sein, in
dem Goldschmiede ihr Handwerk
vorführen, in dem es Gastronomie,
Geschäfte und Veranstaltungsräume geben wird.
Beim Güterbahnhof entstehen
zudem das so genannte Eule-Projekt, mit dem junge Menschen für
Technik interessiert werden sollen, eine Werkstatt für Behinderte
der Stiftung Haus Lindenhof und
Parkraum für 600 bis 800 Autos sowie 30 bis 40 Busse. Der Landschaftspark am Ortsrand des
Stadtteils Wetzgaus umfasst elf der
insgesamt 16 Hektar der Gmünder
Gartenschau. Er bietet Landwirtschaft mit Einblicken in einen Bauernhof und eine Schäferei, Forstwirtschaft mit viel Wald, Streuobstwiesen, er bietet Einblicke in
die Philosophie des Unternehmens Weleda, das Führungen
durch seine Gärten anbietet. Und
er bietet Zugang zum Christlichen
Gästezentrum Schönblick. Die
Gartenschau hat ein Investitionsvolumen von gut 60 Millionen
Euro. Private Investoren stecken
zusätzlich 40 Millionen Euro in ein
Einkaufszentrum, Bürogebäude
am Bahnhof und ein Hotel.
40 JAHRE OSTALBKREIS
Donnerstag, 13. Juni 2013
12
Glückwünsche von den Rathauschefs
Richard Arnold
Martin Gerlach
Oberbürgermeister Schwäbisch Gmünd
Oberbürgermeister Aalen
Martin Gerlach,
Oberbürgermeister in Aalen
D
er Ostalbkreis hat das Schwabenalter erreicht. Am 1. Januar
1973 wurde er aus den Altkreisen
Aalen, Schwäbisch Gmünd und
Teilen des ehemaligen Kreises
Backnang geboren. Der flächenmäßig drittgrößte Landkreis Baden-Württembergs
präsentiert
sich heute als attraktive Region: innovativ,
traditionsverbunden,
weltoffen und lebenswert.
Landrat Klaus Pavel und seine
Vorgänger Gustav Wabro und Dr.
Diethelm Winter haben mit Visionen und politischem Geschick die-
se Raumschaft geformt. So kann
der Ostalbkreis heute auf eine hervorragende Gesundheitsversorgung mit drei Kreiskliniken verweisen und auf eine gute Infrastruktur
im ländlichen Raum. Dazu tragen
in nicht unerheblichem Umfang
die großen Kreisstädte Aalen,
Schwäbisch Gmünd und Ellwangen bei. Aalen kommt mit dem Sitz
der Landkreisverwaltung in diesem Gefüge eine verantwortungsvolle Rolle zu. Anteil an diesem Erfolg haben aber auch die rund
350.000 Einwohner, die über ihre
Kreistagsvertretungen die Geschicke der Raumschaft mit bestimmen. Der schwäbische Fleiß und
die Zielstrebigkeit der Ostälblerinnen und Ostälbler ist sprichwörtlich.
In 40 Jahren hat sich der „Raum
der Talente und Patente“ entwickelt. Familienfreundliche Strukturen, eine hervorragende Bildungslandschaft und die enge Kooperationen von Hochschulen, In-
Dr. Gunter Bühler
Bürgermeister Bopfingen
D
ie Stadt Bopfingen gratuliert
dem Ostalbkreis ganz herzlich
zum 40-jährigen Bestehen. Für die
Väter des Kreises war es damals sicher nicht einfach, diesen großen
und bevölkerungsreichen Flächenlandkreis zu formen. Mit einer Ausdehnung von der bayerischen Grenze bis ins Remstal und
einer Vielzahl historisch gewachsener Identitäten war dies keine
leichte Aufgabe. Heute wissen wir:
Es war der richtige Schritt in eine
erfolgreiche gemeinsame Zukunft.
Mittlerweile zählt der Ostalbkreis
zu den größten und leistungsfähigsten Landkreisen in Baden-
Württemberg. Großartiges wurde
im Bereich der Infrastruktur für die
Landkreisbürger geschaffen. Nicht
zuletzt hat sich aus dem strukturschwachen Armenhaus des Landes
ein moderner Wirtschaftsstandort
mit einer ganzen Vielzahl von innovativen und international erfolgreichen Unternehmen entwickelt.
Häufig war der Landkreis hierbei
Begleiter, Partner oder sogar Motor.
Wir Bopfinger danken allen, die
in den vergangen Jahren an dieser
Erfolgsgeschichte als politisch Verantwortliche oder als Beschäftigte
des Landkreises mitgearbeitet haben! Und wir Bopfinger sind gerne
dustrie und Wirtschaftsunternehmen sind der Nährboden für eine
der innovativsten Wirtschaftregionen Deutschlands. Dafür steht unter anderem das EU-Leuchtturmprojekt, das Innovationszentrum
an der Hochschule Aalen.
Kultur und Geschichte schaffen
Verbindungen und fördern das
Wir-Gefühl. Die kulturelle Vielfalt
wird im Bewusstsein der historischen Wurzeln gepflegt, die bis auf
Alamannen, Römer und Staufer
zurückführen.
Der
Limes,
UNESCO Welterbe und der
UNESCO-Geopark Schwäbische
Alb strahlen als touristische
Leuchttürme weit über die Region
hinaus.
Ich gratuliere dem Ostalbkreis
zum 40. Jubiläum. Für die Zukunft
wünsche ich ein weiterhin einvernehmliches Miteinander von Politik, Wirtschaft und allen gesellschaftlichen Gruppierungen. Zum
Wohle des Ostalbkreises und seiner
Einwohnerinnen und Einwohner.
Richard Arnold, Oberbürgermeister in Schwäbisch Gmünd
I
ch gratuliere im Namen des
Gemeinderates und der ganzen Stadt Schwäbisch Gmünd unserem Heimat-Landkreis zu seinem runden Geburtstag. Wir
Gmünderinnen und Gmünder
kennen uns ja mit den 40ern gut
aus. Und ich freue mich sehr, heu-
te unseren Ostalbkreis – ebenso
wie unsere Altersgenossen in
Schwäbisch Gmünd – mitten im
Leben, aktiv, lebendig, fröhlich,
positiv und nach vorne gewandt
zu erleben. Man darf hier im „Wilden Westen“ des Ostalbkreises
schon stolz darauf sein, das Tor
zur Region Stuttgart für einen solchen innovativen Landkreis zu
öffnen, der vor Patenten und Talenten nur so strotzt. Nicht zuletzt
auch dank des Engagements vieler Menschen – zuerst den Landräten, vor allem Klaus Pavel – ist es
in den vier Jahrzehnten gelungen,
die Ostalb nicht nur in den Köpfen, sondern auch in den Herzen
der Bürgerinnen und Bürgern zu
verankern. Wie sehr wir alle inzwischen zusammen gewachsen
sind, zeigt sich auch am beeindruckenden, gemeinsamen Engagement des Landkreises und aller
Gemeinden für unsere Landesgartenschau 2014, die in Schwäbisch Gmünd die Vielfalt und die
zauberhaften Angebote und Attraktionen der gesamten Region
zwischen Bayern, Region Stuttgart, Alb und Schwäbischem Wald
zeigen wird. Wir freuen uns heute
schon darauf, unseren Heimatkreis hier dem ganzen Südwesten
präsentieren zu dürfen. Herzlichen Glückwunsch, Ostalbkreis:
Auf viele weitere solche gemeinsamen, aktiven Jahre.
Karl Hilsenbek
Oberbürgermeister Ellwangen
D
en Glückwunsch zuerst: Gerne gratuliere ich dem Ostalbkreis und seinen Bewohnern zu
diesem Jubiläum, denn in den vergangenen vierzig Jahren ist vieles
zum Wohl der Menschen in unserer Region erreicht worden. Als
ehemaliger Bürgermeister von Böbingen und als Oberbürgermeister
der Stadt Ellwangen kenne ich die
Entwicklung des Kreises sehr gut
und weiß seine Vorzüge deshalb
zu schätzen. Dabei hat sowohl der
„Altkreis Aalen“ wie auch der „Altkreis Schwäbisch Gmünd“ seine
Reize. Der Virngrund mit seinen
Wäldern, Seen und der ausgedehnten Landschaft im Ries und
auf dem Härtsfeld – der Raum
Dr. Günter Bühler,
Schwäbisch Gmünd mit dem
Bürgermeister in Bopfingen
Remstal, dem Albtrauf und den
dabei, wenn wir auch den Aufga- Kaiserbergen. Prägend für den Osben der Zukunft im starken Ver- talbkreis ist in jedem Fall die intebund der Ostalb engagiert begeg- ressante Landschaft.
Auch der Menschenschlag ist etnen.
was Besonderes. Die Leute sind
bodenständig, verlässlich und ehrlich, aber um sie zu gewinnen,
muss man auf sie zugehen.
Im Altkreis Schwäbisch Gmünd
sind sie Richtung Westen ausgerichtet. Man hat und sucht seinen
Arbeitsplatz im Remstal und auch
verstärkt im Stuttgarter Raum.
Im Altkreis Aalen ist man mehr
auf die Mittelzentren Aalen und
Ellwangen fixiert. Herausragend
ist das ehrenamtliche Engagement
im gesamten Landkreis. Einen
deutlichen Unterschied kann man
bei den Grundstückspreisen feststellen. Gibt es die Bauplätze in Ellwangen und den Gemeinden des
Virngrunds noch sehr günstig, so
sind die Preise in der Raumschaft
Schwäbisch Gmünd im Verhältnis
dazu doch sehr hoch. Ein spürbarer Unterschied ist es auch beim
Verkehrsaufkommen festzustellen. Auf der B 29 zwischen Aalen
Karl Hilsenbek,
Oberbürgermeister in Ellwangen
und Schwäbisch Gmünd herrscht
Dauerstau, während man in der
Raumschaft Ellwangen noch vorankommt. Schade ist, dass die
Bürgerinnen und Bürger „im Westen“ und „im Osten“ zu wenig von
einander erfahren. Hier würde ich
mir eine Verbesserung bei der
übergreifenden Berichterstattung
wünschen. Das Jubiläum könnte
hierzu ja einen Beitrag leisten.
Selbst fühle ich mich als Bürger
des Ostalbkreises „daheim“. Ich
wüsste nicht, wo es in der Summe
mehr Lebensqualität gibt.
40 JAHRE OSTALBKREIS
Donnerstag, 13. Juni 2013
13
„An GD wird der Ostalbkreis nicht scheitern“
Die erstaunliche Wiedergeburt eines fast schon „ausgestorbenen“ Kennzeichens
WOLFGANG FISCHER
Ostalbkreis. Lange hatten die
Gmünder gedacht, dass ihr Landkreis bei der Kreisreform bestehen
bleiben würde. Doch es kam anders – trotz heftiger Proteste der
Gmünder. Zum Symbol des Protests wurden die zwei Buchstaben
GD, das frühere Autokennzeichen
im Landkreis Schwäbisch Gmünd.
Dass es auch noch AA wurde,
schmerzte in der Stauferstadt besonders. Auch der damalige
Gmünder Oberbürgermeister Dr.
Norbert Schoch klebte auf seinen
Dienst-Mercedes den Protest „GD
muss bleiben“ – vergebens.
Gmünder Abgeordnete hatten sich
zwar noch bemüht, ein „neutrales“, an der landschaftlich geprägten Bezeichnung „Ostalbkreis“ orientiertes Autokennzeichen durchzusetzen. Aber auch damit konnte
sich Gmünd in Stuttgart nicht
durchsetzen.
Mit den Jahren sorgten der Rost
und die Modellwechsel der Auto-
hersteller dafür, dass Fahrzeuge
mit GD seltener im Straßenbild zu
sehen waren. Manche Autobesitzer pflegten ihre Vehikel mit besonderer Sorgfalt, um damit neben
der Karosserie auch das Kennzeichen zu erhalten. Andere bewahrten zumindest die GD-Kennzeichen ihrer verkauften oder verschrotteten Fahrzeuge liebevoll
auf, ganze Garagenwände waren
damit geschmückt.
Auch wenn die Gmünder mit
Aufklebern immer noch ihr AltKennzeichen beschworen: Die
Zahl der darauf zugelassenen
Fahrzeuge bröckelte – bis 2010 ein
Dozent der Hochschule Heilbronn
mit einigen Studenten in Schwäbisch Gmünd auftauchte. Prof.
Ralf Bochert hatte in Studien festgestellt, dass die Liebe zum AltKennzeichen – längst nicht nur in
Gmünd – keineswegs schwächer
wurde. Es seien, so begründete er
die Anhänglichkeit, Identifikationsmerkmale, die die Bürger in einer globalisierten Welt immer
mehr bräuchten. Und es seien
Marketinginstrumente, mit denen
die jeweiligen Gebiete erfolgreich
und unverwechselbar für sich werben könnten. Er befragte mehr als
11 000 Bürger in 51 Städten, die
„ihr“ Kennzeichen hatten abgeben
müssen, und stellte dabei nach wie
vor den großen Wunsch nach dieser nostalgischen Buchstabenkombination fest. Auch bei seiner
Befragung in Schwäbisch Gmünd
kam heraus: Gerade junge Menschen, die die „aktiven“ Zeiten der
Altkennzeichen gar nicht mehr
selbst erlebt haben, zeigten große
Sympathie für eine Wiedereinführung. Als Bochert und die teilnehmenden Studenten ihren Befragungsstand in der Fußgängerzone
aufbauten, warteten bereits die
ersten Bürger, um ihre Meinung
K5"
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!;9>$*9 :69B%* ??. / -2.3. :>$4I@#7>$ )H1<+
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kundzutun. Die 88-jährige Elfriede
Meeh zum Beispiel, die seit 1952
den Führerschein hatte und 1974
ihr Auto ersetzen musste. Dass ihr
neues Fahrzeug mit AA gekennzeichnet war, „ärgert mich noch
heute“, sagte die Seniorin am Befragungsstand. Der langjährige
Stadtrat Bruno Röttele war eigens
gekommen, um seine Meinung
pro GD zu Protokoll zu geben. „Ich
würde auch für einen Landkreis
Schwäbisch Gmünd stimmen“,
ging er noch weiter.
Ralf Bochert brachte die Information mit, es sei nicht unmöglich, das Alt-Kennzeichen wieder
zu beleben. Er führte vier Landkreise in Deutschland auf, in denen die Zulassungsstellen 2010
schon unterschiedliche Kennzeichen ausgaben. Der Gmünder OB
Richard Arnold nahm die Stimmung in der Bevölkerung auf, zumal sie in sein Konzept passte,
Gmünds Selbstbewusstsein zu
stärken. Er baute Kontakt zu anderen Städten auf, die sich ebenfalls
ihr
Alt-Kennzeichen
zurückwünschten. In der „Gmünder Erklärung“ appellierten die Städtevertreter gemeinsam an den Bundesverkehrsminister, den Weg zu
den alten Kennzeichen freizugeben.
„Ja“ mit Einschränkung
Der stimmte zu – allerdings mit
der Einschränkung, dass auch die
jeweiligen Kreistage der Wiedereinführung zustimmen. An dieser
Hürde blieben einige Wünsche
nach dem Kennzeichen-Revival
hängen. Der Esslinger Kreistag beispielsweise stimmte mit großer
Mehrheit gegen den Wunsch aus
Nürtingen, NT wieder zuzulassen.
Kein Problem dagegen im Ostalb-
Der Durchbruch: Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold freute sich über das Kennzeichen GD OB 1,
das ihm Landrat Klaus Pavel als erstes neu ausgegebenes GD-Kennzeichen überreichte. Hinten rechts
Thomas Hilsberg, Sprecher der Bürgerinitiative zur Wiedereinführung des Kennzeichens. (Fotos: Tom)
kreis: Die Mehrheit der Kreistags
stimmte im November 2012 dafür,
GD wieder zuzulassen. Und Landrat Klaus Pavel meinte dazu: „Am
GD-Kennzeichen wird der Ostalbkreis nicht scheitern.“ In den vergangenen Jahren sei es gelungen,
das Bewusstsein für den Kreis zu
schaffen und zu vermitteln, dass
die Ostälbler nur gemeinsam etwas für ihre Region erreichen können. Im Gegenzug versicherte
Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold, dass der Wunsch
nach dem GD-Kennzeichen keinesfalls eine Abkehr vom Ostalbkreis bedeuten solle.
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nicht abwarten, bis sie ein neues
Fahrzeug anzumelden haben: Sie
tauschten trotz der Gebühren ihr
AA-Kennzeichen gegen ein GD
um.
Lassen wir zum Schluss den AltAalener und langjährigen Schwäpo-Redaktionsleiter Erwin Hafner
zu Wort kommen: Der hat, als die
Wiedereinführung von GD anstand, festgestellt, davon gehe weder die Welt noch der Ostalbkreis
unter. Und er hat seinen Aalenern
die provokante Frage gestellt, was
denn am Kocher los gewesen wäre,
wenn AA abgeschafft worden
wäre.
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Am 25. Februar 2013 gab die
Landkreisverwaltung
erstmals
wieder GD-Kennzeichen aus. Dafür waren in der Gmünder Zulassungsstelle eigens die Öffnungszeiten verlängert und Sonderschalter aufgebaut worden. Bis dahin waren noch rund 800 Fahrzeuge mit GD auf der Nummerntafel
auf Tour, hauptsächlich Traktoren
und Anhänger. Inzwischen ist diese Zahl stark angestiegen: Schon
über 5000 Fahrzeuge wurden auf
GD zugelassen. In Gmünd werden
inzwischen mehr Fahrzeuge auf
GD als auf AA angemeldet. Mehr
als 1600 Autobesitzer wollten gar
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Für viele Gmünder war der
Verlust des Kreissitzes 1973
ein herber Verlust. Dabei hätte der reine Übergang der
Verwaltung wohl keine bleibenden Auswirkungen auf
die Stimmung gehabt. Von
tiefgreifender
Bedeutung
waren vielmehr Blechtafeln:
Dass die Kfz.-Zulassungsstellen keine GD-Kennzeichen
mehr ausgaben und so nach
und nach immer mehr Fahrzeuge mit AA unterwegs waren, führte den eingefleischten Gmündern die Niederlage
– so sahen sie es – täglich vor
Augen. Erst 40 Jahre später
wird diese „Wunde“ geheilt.
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40 JAHRE OSTALBKREIS
Donnerstag, 13. Juni 2013
14
Den Sport als Lebensgefühl verstehen
Vielfältige Sportlandschaft auf der Ostalb – Herausforderung demografischer Wandel als Chance zur Entwicklung
43 Sportarten bieten die rund
360 Vereine im Ostalbkreis
für 126 000 Mitglieder an.
Von exotischen, wie den Tauziehern der Doibacher Löwen, bis zu prominenten, wie
den Zweitligafußballern des
VfR Aalen. Aber auch wenn
die Ostalb in Sachen Sport
gut aufgestellt ist, stehen die
Vereine vor Veränderungen,
um dem demografischen
Wandel gerecht zu werden.
„Wir schaffen es“, ist Sportkreisvorsitzender
Manfred
Pawlita überzeugt. „Schließlich heißt Herausforderung
auch Chance.“
BENJAMIN LEIDENBERGER
Ostalbkreis. Das sportliche Angebot im ländlich geprägten Raum
der Ostalb ist äußerst vielfältig. Das
gilt für den Breitensport wie auch
für die Vorzeige-Sportler an der
Spitze. Die Fußballer des VfR Aalen
spielen in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, die Turner des
TV Wetzgau-Schwäbisch Gmünd
treten in der Bundesliga an, Ringer, Sportakrobaten, Kegler oder
Schützen aus dem Ostalbkreis
bringen bundesweit und darüber
hinaus Topleistungen. Aber vor allem auch in der Breite prägt der
Sport unsere Gesellschaft, sind
doch immerhin rund 40 Prozent
der Menschen des Ostalbkreises in
einem Verein aktiv.
Sie alle sind im Sportkreis Ostalb
zusammengeführt, der als Unter-
ebene des Württembergischen
Landessportbundes (WLSB) die
Interessen der Vereine regional
vertritt. Manfred Pawlita ist Vorsitzender des Sportkreises und Vizepräsident des WLSB. 2012 hat der
Sportkreis sein 40-jähriges Bestehen gefeiert. Er ist die Institution,
die die Vereine berät, für die Ausbildung der Übungsleiter sorgt
und für die politischen Interessen
des Sports eintritt. Der Sportkreis
lotet auch gesellschaftliche Trends
aus. Beim Blick auf die Mitgliederentwicklung von 2001 bis 2011
zeigt sich zwar insgesamt eine fast
konstante Zahl. Allerdings sorgt
der demografische Wandel schon
jetzt für gehörige Verschiebungen.
Bei Kindern unter 18 Jahren, am
stärksten bei den unter sechs Jährigen, gehen die Mitgliederzahlen
zurück. Ebenso bei der wichtigen
Gruppe der 27- bis 40-Jährigen.
Hier verzeichnet der Sportkreis
2011 ein dramatisches Minus von
32 Prozent gegenüber 2001. Deutlich angestiegen sind dagegen die
Mitglieder über 60 Jahre.
„Infrastruktur, Angebotsstruktur
und Organisationsformen“, sagt
Pawlita, seien die drei entscheidenden Zahnräder, die ineinander
greifen müssen, wenn die Sportentwicklung gemäß dem Wandel
der Gegebenheiten gelingen soll.
Die Gründe für die Verschiebungen sieht Pawlita zum einen bedingt durch den demografischen
Wandel, zum anderen aber auch
durch sozio-kulturelle Veränderungen in der Gesellschaft. „Wir
haben nicht in dem Maße die individuellen Angebote, wie nötig“,
Der Sportkreis Ostalb organisiert im olympischen Rhythmus, also alle vier Jahre, die Kindersportgala. 2013
ist es wieder soweit: Im Jahr des 40. Geburtstages des Landkreises gibt es sogar die Kindersportgala (das
Bild zeigt die Gala 2009 in Aalen) als Tournee. Eine 100-minütige Show ist geplant, voll Tanz und Akrobatik unter Mitwirken vieler Vereinsgruppen aus dem Kreis. „Es ist ein Schaufenster für die gute Kinderund Jugendarbeit, die die Vereine leisten“, sagt Pawlita. Die Show wird in den drei großen Kreisstädten
gezeigt – am 3. November in der Ulrich-Pfeifle-Halle in Aalen, am 10. November in der Sporthalle Katharinenstraße in Schwäbisch Gmünd und am 11. Dezember in der Rundsporthalle Ellwangen. (Foto: hag)
analysiert der Sportkreisvorsitzende. Kommerzielle Anbieter – wie
Fitnessstudios – vermitteln höhere
Verfügbarkeit, werden der individuellen Nachfrage gerecht. Vereine wie Sporttreibende müssten
„Sport als Lebensqualität“ verstehen und die dazu nötigen lebenslangen Angebote entwickeln.
Positive Beispiele, wie sich die
Vereine auf neue Bedürfnisse einstellen können, kennt Pawlita zur
Genüge. Wichtig ist ihm, dass „die
Vereine beginnen, aus der Stärke
heraus zu handeln“. Nicht erst,
wenn es nicht mehr anders geht,
sondern vorausschauend, sollten
die Vereine über Kooperationsmöglichkeiten nachdenken. In
Schwäbisch Gmünd beispielsweise entsteht unter dem Dach des
Stadtverbands Sport und mit Unterstützung der Krankenkasse AOK
und der örtlichen Vereine derzeit
eine Kindersportschule (KiSS). Deren Konzept sieht vor, Kindern von
vier bis zehn Jahren eine vielseitige
und gesundheitsfördernde, sport-
artübergreifende Grundlagenausbildung zu ermöglichen – unabhängig von einer Vereinszugehörigkeit. Die Ausbildung übernehmen die städtischen Diplomsportlehrer. Sie führen die Kinder an die
Grundsportarten
Schwimmen,
Leichtathletik und Turnen heran.
Mit Spaß an der Bewegung sollen
die Kinder aber auch Ballsportarten und andere lokal wichtige
Sportarten kennenlernen. So profitieren alle sporttreibenden Vereine gleichermaßen, wenn die Kin-
der nach der KiSS sich mit einer
guten Grundausbildung für ihre
liebste Sportart entscheiden. Das
Konzept der Kindersportschulen
wird bereits landesweit erfolgreich
umgesetzt. Im Ostalbkreis gibt es
bisher aber nur die KiSS Schwäbisch Gmünd.
Ein anderes Beispiel: die gemeinsame Beschäftigung eines Geschäftsführers für mehrere Vereine, um die Ehrenamtlichen zu entlasten und die Verwaltungsaufgaben zu zentralisieren. Die hauptberufliche Geschäftsführung könne sogar als Geschäftsstelle bei der
Kommune angesiedelt werden,
die so ihren Sportvereinen am Ort
weitere Unterstützung zukommen
lässt. „Die Kommune ist der wichtigste Sportförderer unserer Vereine“, streicht Pawlita deren ohnehin schon bedeutende Rolle auch
in finanzieller Sicht hervor.
Pawlita versteht Kooperation als
Möglichkeit sich angebots-, infra-,
und organisationsstrukturell zu
verbessern. So könne man „Ressourcen gemeinsam nutzen“. Das
Feld der Zusammenarbeit müsse
auf Vereinsebene, mit Kommunen
und viel stärker auch noch mit den
Unternehmen der Region ausgeweitet werden. Die würden
schließlich von einer attraktiven
Sportlandschaft
als
weichen
Standortfaktor profitieren.
Was aber Triebfeder der Sportlandschaft im Ostalbkreis ist und
auch bleiben wird, ist das Engagement der Ehrenamtlichen im Vereinswesen. „Da haben wir im Ostalbkreis ein gigantisches Potenzial“, lobt Manfred Pawlita.
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