Die Unverzichtbaren - Universitätsklinikum Leipzig

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Die Unverzichtbaren - Universitätsklinikum Leipzig
16/10 DAS PATIENTENMAGAZIN DES
UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG
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Die Unverzichtbaren:
Zivildienstleistende
am UKL
Seiten 3, 4 und 5
Förderverein:
Geschenk ist pure
Hightech…7
Multiple Sklerose:
Frühe Behandlung
sichert Lebensqualität… 8
Foto: Christian Nitsche
GESUNDHEIT
UND MEHR...
2
MELDUNGEN | KOPF DER WOCHE
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N INHALT
N KOPF DER WOCHE
Neil Armstrong, erster Mensch auf dem Mond
N
eil Armstrong betrat am 20. Juli
1969 als erster Mensch den Mond.
Die Bilder und Worte des Mannes
im weißen Raumanzug brannten sich in
das Gedächtnis der Menschheit ein: Vorsichtig klettert er aus der Mondfähre, setzt
den Fuß auf die Mondoberfläche, spricht
die berühmten Worte: „Das ist ein kleiner
Schritt für einen Menschen, aber ein großer
Sprung für die Menschheit.“ Rund eine halbe
Milliarde Fernsehzuschauer verfolgten die
körnigen Schwarz-Weiß-Bilder ehrfürchtig
an ihren Geräten. Mit dem ersten menschlichen Fußabdruck in einer außerirdischen
Welt sicherte sich Armstrong einen Platz in
der Geschichte, den er seiner Ansicht nach
gar nicht verdiente. Am 5. August wurde der
stille Held 80 Jahre alt.
Klinikum Intern
Neues aus dem Klinikum . . 3
Reportage
Zivildienst auf der Kippe .4/5
Klinikum 2010
Leipzigs OBM Jung zu Gast
am UKL . . . . . . . . . . . . . . . 6
Klinikum 2010
Förderverein: Geschenk ist
pure Hightech . . . . . . . . . . 7
Klinikum 2010
MS: Frühe Behandlung sichert Lebensqualität . . . . . 8
Universitäts-Leben
Abenteuer-Reise auch 2010
in Leipzig . . . . . . . . . . . . . . 9
Wirtschaft I Politik
Diamanten, Blut
und Macht . . . . . . . . . . . . 10
Bildautor: AFP
Wirtschaft I Politik
BVG: Karlsruhe stärkt
Väterrechte . . . . . . . . . . . 11
Kultur
Die PR-Schlacht
um Kachelmann tobt . . . . 12
Unterhaltung
Von „Marky Mark“
zum Oscar-Gewinner . . . . 13
Reise
Indien . . . . . . . . . . . . . . . 14
Jugend
Mehr als nur schön singen 15
Prävention
Treppensteigen lohnt sich 16
Wellness & Beauty
Grünen Tee nicht zu heiß . 17
Ihr Geld, ihr Recht
Stromanbieter-Wechsel . . 18
Soziales
Debatte um
Hartz IV-Neuregelungen . 19
Sport
Robben verletzt –
Rummenigge sauer . . .20/21
Rätselseite und Gewinner
der letzten Ausgabe . . . 22
VA-Hinweise |
TV-Tipps . . . . . . . . . . . . . 23
Steckbrief |
Impressum . . . . . . . . . . 24
Als Kommandant der Apollo-11-Mission
war es Armstrong, der die Bodenkontrolle
zuvor von der erfolgreichen Landung unterrichtet hatte: „Houston, hier ist der Stützpunkt ’Meer der Ruhe’. Der Adler ist gelandet!“ Zusammen mit Kollege Buzz Aldrin
verbrachte er etwa zweieinhalb Stunden
damit, die Mondlandschaft rund um den
Landeplatz zu erkunden. Die Oberfläche beschrieb er wie pulvrige Kohle: „Ich kann sie
mit der Stiefelspitze aufwirbeln.“Aufgrund
der geringeren Anziehungskraft des Mondes federten Armstrong und Aldrin in ihren schwerfälligen Raumanzügen bei ihren
Schritten anmutig und wie in Zeitlupe. Die
beiden Moonwalker machten Fotos, sammelten Gesteins- und Bodenproben und installierten Messinstrumente. Sie setzten die
US-Flagge und hinterließen eine Plakette.
Am 24. Juli kehrten die Mondfahrer zur
Erde zurück. Die berühmte Apollo-11-Mission, Armstrongs zweiter und letzter Ausflug ins All, war beendet.
Armstrong wurde am 5. August 1930 in Wapakoneta im US-Bundesstaat Ohio geboren.
Schon früh faszinierten ihn Flugzeuge; als
Teenager arbeitete er auf einem nahe gelegenen Flughafen. Mit 15 Jahren nahm er Flugstunden, an seinem 16. Geburtstag erhielt er
seine Pilotenlizenz. Als US-Luftwaffenpilot
flog Armstrong 78 Einsätze im Korea-Krieg.
In Indiana studierte er an der Purdue-Universität Luftfahrttechnik, schließlich erwarb
er an der University of Southern California
einen Abschluss als Luftfahrtingenieur.
1955 begann Armstrong seine Karriere als
Testpilot. 1958 wählte ihn die NASA für ein
Astronautentraining im texanischen Houston
aus – der Rest ist Geschichte.
Nachdem Armstrong bei der NASA 1971 in
den Ruhestand ging, lehrte er fast ein Jahrzehnt lang Luftfahrttechnik an der Universität
von Cincinnati. Bei einigen Firmen, darunter
Lear Jet, United Airlines und Marathon Oil,
saß er im Aufsichtsrat. Jahrzehntelang scheute der Mondpionier die Öffentlichkeit. In
diesem Jahr machte er jedoch Schlagzeilen,
als er die Raumfahrt-Sparpläne von US-Präsident Barack Obama scharf kritisierte: Das
geplante Ende der Mond-Missionen sei „vernichtend“ für das Raumfahrtprogramm der
USA, beschied er der Regierung. Obama will
das Constellation-Programm, das eine neue
Rakete für Mond-Missionen vorgesehen hatte, erheblich verkleinern.
AFP
N MELDUNGEN
N REIZTHEMA
Royal College of Surgeons:
Prof. Stolzenburg jetzt Ehrenmitglied
Lieber ein eigenes Kind
D
O
em Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum Leipzig, Prof. Dr. Jens-Uwe Stolzenburg, ist jetzt
die Ehrenmitgliedschaft (Fellowship without Examination) des
Royal College of Surgeons of England in London (Königliches Chirurgenkolleg Englands) verliehen worden. Bereits im Jahre 2007
war Prof. Stolzenburg Ehrenmitglied des Royal College of Surgeons
of Edinburgh (Königliches Chirurgenkolleg von Edinburgh) verliehen worden. Das RCSEd wurde 1505 gegründet und ist die älteste
Chirurgenvereinigung der Welt. Sie steht unter dem Patronat des
Herzogs von Edinburgh, seit 1955 ist das der Prinzgemahl Philip.
In der 500-jährigen Geschichte des Royal College of Surgeons of
Edinburgh erhielt Prof. Jens-Uwe Stolzenburg als fünfter Urologe
überhaupt und als erster aus Deutschland die Ehrenmitgliedschaft
der altehrwürdigen Einrichtung. Damals war der 42-Jährige der
jüngste Fellow ad hominem in der Geschichte des Royal College of
Surgeons.
ukl
Mundwasser ist keine Dauerlösung
F
ür viele Menschen gehört der Griff zum Mundwasser wie selbstverständlich zur täglichen Zahnhygiene. Doch ein solches Produkt sollte nicht dauerhaft verwendet werden. „Dadurch zerstört
man seine natürliche Mundflora“, sagt Zahnarzt Peter Bührens aus
Schwerin. Denn im Mundraum leben Hunderte von Bakterienarten,
deren Hauptaufgabe es ist, Krankheitserreger abzuwehren. Regelmäßig verwendete Mundspülungen zerstörten auch diese „guten“
Bakterien. „Vor allem aggressive Keime vermehren sich dann verstärkt“, mahnt Bührens. Das bloße Zähneputzen reiche als Reinigungsmaßnahme vollkommen aus. Mundwasser sei lediglich zur
kurzfristigen Anwendung geeignet, ergänzt der Zahnarzt: „Für etwa
zwei bis drei Wochen. Beispielswiese weil man im Mund eine Entzündung hat.“ Oder nach einer Operation im Mundbereich, um den
Heilungsprozess zu unterstützen. Zahnärzte empfehlen für solche
Zwecke meist sogenannte „medizinische Mundwässer“, die nur in
Apotheken erhältlich sind. Sie enthalten oftmals den bakterientötenden Wirkstoff Chlorhexidin und häufig Alkohol zur Desinfektion.
Manche Patienten verwenden ein solches Mundwasser auch während eines Krankenhausaufenthaltes, weil sie sich beispielsweise
die Zähne nicht putzen können.
ddp
scar-Preisträgerin Sandra Bullock hat kürzlich
ihren ersten Sohn adoptiert und Rocksängerin Sheryl
Crow schon ihren zweiten.
Während vor allem amerikanische Promis immer wieder
Kinder aus dem In- und Ausland als eigene annehmen, ist
die Zahl der Adoptionen und
der Bewerber in Deutschland
2009 auf den tiefsten Stand
seit der Wiedervereinigung
gesunken. 3888 Minderjährige
wurden von Stiefeltern, Verwandten oder zunächst Fremden angenommen. Das sind 7,5
Prozent weniger als im Vorjahr.
Seit 2004 sank diese Zahl um
fast ein Viertel, seit 1994 sogar
um mehr als die Hälfte.
Viele Paare gingen davon aus,
dass ihre Chancen wegen der
sinkenden
Geburtenzahlen
geringer seien, erläutert Ines
Kurek-Bender, Vorsitzende von
PFAD Hessen, dem Verband der
Pflege- und Adoptiv- Familien. Einige bemühten sich dann um ein
Kind aus dem Ausland; wie viele
genau, das wird statistisch nicht
erfasst.
„Diese Zahlen sind auch eher
rückläufig“, sagt ein Sprecher der
Bundeszentralstelle für Auslandsadoption in Bonn, die dem Bun-
desamt für Justiz untersteht und
alle Auslandsadoptionen im Blick
hat, die über deutsche Vermittlungsstellen laufen. Genaue Zahlen hat die Behörde aber nicht.
„Es gibt weltweit zu wenig Kinder für die relativ große Zahl
unfreiwillig kinderloser Paare“,
nennt Wolf Bach von der Gemeinsamen Zentralen Adoptionsstelle
in Hamburg einen Grund für den
Rückgang der Adoptionen aus
dem Ausland. „Eine Tendenz geht
stattdessen zu den vielfältigen
und sich ständig erweiternden
Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin.“
Inzwischen seien fast alle Adoptionsbewerber Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, berichtet
Bach, dessen Einrichtung der
Hamburger Sozial-Behörde untersteht und für vier Bundesländer zuständig ist.„Familien, die
aus humanitären oder karitativen
Gründen ein weiteres Kind adoptieren wollten, wie, klassisch das
Pfarrer-Ehepaar mit drei eigenen
Kindern, sind fast vollständig verschwunden.“ Viele Paare seien
schon älter und hätten für sich
entschieden, „dass es keinen Sinn
macht, jahrelang auf den Wartelisten zu stehen“. Sie wollten
letztlich auch lieber ein eigenes
Kind.
Ira Schaible
KLINIKUM INTERN
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Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N BESUCH
Abstecher zu den „Unverzichtbaren“
Z
ivis im Einsatz an der
Uniklinik: „Wir greifen zu,
wo es geht – beim Wäschewechsel, Bettenmachen“, erzählen Ricky Burzlaff und Felix
Gerth auf der Intensivstation.
In der Endoskopie heißt es von
Leonid Lapitski, der just eine
Liege für den nächsten Patienten säubert, er sei als Dolmetscher ein Gewinn, weil er so gut
Deutsch wie Russisch spricht.
Derweil ist Franz Adler auf
der
Frühgeborenenstation
mit Winzling Adrian noch ein
bisschen auf Schmusekurs,
nachdem er dem dreieinhalb
Wochen alten Baby die Flasche
gegeben hat. Unisono sagen die
jungen Männer, dass sie all das
gern tun und solch ein Einblick
in die Klinikwelt prägend fürs
Leben sei.
Die jungen Männer gehören zu
den 154 Zivildienstleistenden
im Leipziger Uni-Klinikum.
Und Jens Kreuter, der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, hatte sie beim Besuch
in der Einrichtung an ihren
Wirkungsstätten kurz aufgesucht, ehe er sich im größeren
Kreis einer Diskussion stellte.
Thema war die Verkürzung
des Zivildienstes von neun
auf sechs Monate. Mancher
mutmaßte, das sei vielleicht
noch nicht das Ende. Lothar
Krüger, Kaufmännischer UniKlinikums-Vorstand, jedenfalls
mag sich das nicht ausmalen.
Jens Kreuter (links) bei Zivi Franz Adler, der auf der Frühgeborenenstation gerade Baby Adrian noch ein Verdauungspäuschen gönnt.
Der Bundesbeauftragte für den Zivildienst war Ende Juli zu Gast an der Uniklinik Leipzig.
Foto: Christian Nitsche
„Bei uns werden täglich bis zu
3000 Patienten behandelt und
versorgt. Unsere Zivis sind dabei unverzichtbar, leisten hilfreiche Dienste am Patienten, in
Wirtschafts- und Versorgungsbereichen, was mit Geld nicht
aufzuwiegen ist.“ Mit über 150
Zivildienstleistenden ist der
Gesundheitscampus in der Lie-
bigstraße bundesweit eine der
größten Dienststellen.
In den vergangenen 20 Jahren
haben im hiesigen Uni-Klinikum über 3000 Zivildienstleistende ihren Job gemacht. Die
jungen Leute würden nicht nur
für Hilfsarbeiten herangezogen,
sondern leisteten in den unter-
schiedlichsten Bereichen einen
wichtigen Beitrag bei der Patientenbetreuung, hieß es. Einsatzgebiete seien etwa der innerbetriebliche Patiententransport,
Pflegestationen,
Therapieeinrichtungen sowie OP-Bereiche.
Am Leipziger Uni-Klinikum
würden die Zivildienstleistende
wie die anderen Mitarbeiter
sozial eingebunden, sie könnten
an Fort- und Weiterbildungen
teilnehmen und würden von
einer eigenen Stelle betreut, die
sich ausschließlich um ihre Fragen und Bedürfnisse kümmert.
So manch Zivi erhalte so einen
richtungweisenden Einblick in
das medizinische Berufsumfeld.
A. Raulien
N UNI-UROLOGIE
28 UFO´s beim Leipzig Triathlon
B
eim 27. Leipziger Triathlon
am 25. Juli 2010 tauchten
im Starterfeld immer wieder einzelne oder kleine Gruppen von „UFO´s“ auf – insgesamt
28. Allerdings waren damit keine nicht identifizierte fliegenden
Objekte gemeint, sondern die
Mitglieder der Gruppe „UFO´s
– Urologen over the limits“. Das
international (25 Deutsche ,
zwei Niederländer, ein Spanier)
und interdisziplinär (Urologen,
Medizinjuristen,
Studenten,
Pflichtassistenten,
Kaufleute,
Pflegekräfte und eine Schwestern-Schülerin) besetzte Team
trat inzwischen zum vierten Mal
an.
Prof. Jens-Uwe Stolzenburg, Direktor der Klinik und Poliklinik
für Urologie des Universitätsklinikums Leipzig, ist über das
Team an sich und die Ergebnisse begeistert: „Unsere Teilnahme hat mal als verrückte Idee
angefangen und inzwischen
sind wir doch ein großes und
auch erfolgreiches Team von
Leuten aus der Klinik und vielen
Freunden geworden.“
Alle 28 Männer und Frauen
schafften die Distanz von 550 m
Schwimmen, 21 km Radfahren
und 5 km Laufen. Toni Franz,
der 2009 als PJler an der Klinik
war und in wenigen Tagen als
Weiterbildungsassistent seinen
Dienst aufnimmt, war schnellster Schwimmer des Feldes. „Der
Triathlon ist für uns alle eine
Herausforderung“, so Stolzenburg, „aber der Spaß und das
Miteinander stehen natürlich im
Vordergrund.“
So ungefähr zwei Monate vor
dem Termin fange man an, sich
gegenseitig zu fragen, ob man
denn schon trainiere. „Natürlich
sagt jeder erst einmal: ‚Noch
nicht so richtig’. Aber natürlich
trainieren wir, denn Ehrgeiz
ist auch im Spiel.“ Und nach
dem Triathlon gab es natürlich
noch eine zünftige Party für alle
UFO´s – auch das ist schon eine
Tradition.
ukl
UFOs im Anflug: Das Team der 28 Urologen des Universitätsklinikums beim 27. Leipziger Triathlon am Kulkwitzer See.
Fotos: Matthias Herrmannstorfer
4
REPORTAGE
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
Zivi Johannes Kazah misst den Blutdruck bei Patientin Helga Wittig am Universitätsklinikum Leipzig. Der Zivildienst hat den jungen Mann sogar zur Aufnahme eines
Medizinstudiums veranlasst.
Fotos (4): Christian Nitsche
Zivildienst auf der Kippe …
D
ie Dauer des Zivildienstes wird noch in diesem
Jahr auf sechs Monate
verkürzt. Viele Einrichtungen
sehen keine Verhältnismäßigkeit mehr zwischen Einarbeitungszeit und Dienstdauer
und denken über Alternativen
nach. Während Abiturienten
lieber bis zum Studium „Zivis“
bleiben wollen, begrüßen junge
Männer, die aus dem Job gerissen wurden, die Verkürzung.
„Gesundheit und mehr...“ hat
sich bei den Zivildienstleistenden am Universitätsklinikum
umgehört.
dieses Jahres begonnen haben,
denn sie können zum Jahresende den Dienst quittieren. Die
Verkürzung auf ein halbes Jahr
betrachtet Blenz mit geteilter
Meinung. „Viele erhalten mehr
Flexibilität, weil sie selbst entscheiden können, ob sie nach
sechs, neun oder zwölf Monaten aufhören. Aber ich denke,
sechs Monate sind zu kurz, um
nützlich zu arbeiten, wenn man
Urlaub und Lehrgang mit einbezieht.“
Das sieht Ursula Assmann
ähnlich. „Egal, wie lange der
Dienst dauert, der organisa-
torische Aufwand bleibt derselbe. Da fehlt das Verhältnis
zwischen Einarbeitungs- und
Gesamtdienstzeit“, sagt die
53-Jährige, die verantwortlich
ist für die 150 Zivildienststellen
an der Uniklinik Leipzig, die zu
den zehn größten Trägern der
Republik gehört. 125 sind derzeit wegen des Sommerlochs
nur besetzt. Darin liegt ein weiteres Problem des verkürzten
Dienstes. „Bleiben Zivis, die
im Herbst oder Winter anfangen, nur noch sechs Monate,
könnte die Lücke im Sommer
so groß werden, dass wir nicht
mehr alle Abteilungen aus-
Christian Blenz läuft und läuft.
Bis zu 20 Kilometer am Tag. Dabei ist er kein Ausdauersportler,
sondern „Transportzivi“ in der
Uniklinik Leipzig. „Ich bringe
Patienten zu Fuß, im Rollstuhl
oder im Bett zu ihren Untersuchungen und hole sie auch
wieder ab“, erklärt der 23-Jährige. Dabei können schon mal
50 Fahrten pro Schicht zusammenkommen. Blenz hat im
Februar seinen Zivildienst angetreten, im Oktober – pünktlich zum Beginn seines Masterstudiums in Maschinenbau
– wird er entlassen.
Er ist dann einer der letzten,
die noch zum neunmonatigen
Dienst verpflichtet wurden. Der
Beschluss der Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP,
die Dauer des Zivildienstes auf
sechs Monate zu verkürzen, betrifft schon alle diejenigen, die
zwischen 1 April und 1 Juli
Im Zivi-Dienstplan von Ursula Assmann könnten bald größere Lücken entstehen wenn die Verkürzung auf sechs Monate einsetzt
reichend bestücken können“,
befürchtet Assmann. Durch
die jetzt zum Tragen kommenden schwachen Geburtenjahrgänge müsse schon jetzt der
Organisationsablauf geändert
werden.
Während der Zivildienst für
Student Christian Blenz „keine
schlimme Unterbrechung“ seines Karriereplans ist, fühlen
sich einige seiner Mitstreiter
in der Uniklinik durch die
Wehrersatzpflicht
benachteiligt. „Die finanziellen Einbußen
sind schon stark“, sagt Daniel
Rothe. Der 21-jährige Mechatroniker arbeitet in der Technik- und Wartungsabteilung
der Uniklinik. „Es ist schön, das
mal gesehen zu haben, aber
für meinen Beruf bringt es mir
kaum etwas.“ Seit zwei Jahren
hatte er einen Job und sich an
„einen gewissen Lebensstandard gewöhnt“.
Auch Patrik Voigtländer, der im
Büro von Assmann bei der ZiviVerwaltung hilft, wurde aus dem
Beruf zum Dienst geholt. „Mein
Arbeitsverhältnis ruht bis zum
Dienstzeitende“, sagt der Bankkaufmann. Dank seiner Erfahrung in der Büroarbeit brauchte er nur einen Monat, um sich
einzugewöhnen. Sechs Monate
Dienst hätten ihm auch gereicht, um den Job „nicht ganz
so lange zu unterbrechen“, sagt
Voigtländer. Doch die Arbeit sei
abwechslungsreich und die Erfahrungen im Klinikalltag auch
vom Büro aus wertvoll
Während die meisten der befragten jungen Männer ihre Zeit
als Zivildienstleistende ähnlich
bewerten und den Einblick in
die Arbeit mit hilfsbedürftigen
Menschen schätzen, fühlt sich
Dolph Szczepankiewicz genötigt durch den Dienst. „Es
ist eine Zumutung, dass wir
hier für bestenfalls 3,70 Euro
pro Stunde arbeiten müssen“,
meint er. „Das ist ein Jahr, das
mir gestohlen wurde, in dem
ich hätte schon studieren können.“ Zwar würde er, „jetzt, wo
ich einmal hier bin“, den Dienst
bis zum Beginn des angestrebten Jurastudiums verlängern.
Jedoch nur um sich die Suche
nach einem 400-Euro-Job zu
ersparen. Und auf die Erfahrungen hätte er auch getrost
verzichten können, sagt der
19-Jährige, der in der Endoskopie eingesetzt wird.
Dass viele Jugendliche so
denken und die Chance zur
Verkürzung auf sechs Monate
nutzen werden, erwarten die
Experten des Bundesamtes für
Zivildienst und befürchten die
Dienststellen. „Wir gehen davon aus, dass nur etwa 30 Prozent aller Zivildienstleistenden
eine Verlängerung beantragen
werden“, sagt Antje Mäder,
Pressesprecherin des Bundesamtes für Zivildienst in Köln.
Aktuelle Auswirkungen auf die
Zahl der angebotenen Stellen
gebe es derzeit aber noch nicht,
betont sie. Noch fehle eine genaue Ausführungsbestimmung
durch den Gesetzgeber
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Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
Christian Blenz legt beim Transport von Patienten in Betten und Rollstühlen durch die Stationen der
Leipziger Uniklinik an manchen Tagen einen Halbmarathon zurück.
Daniel Rothe hält die Rohrpostanlage im Keller des UKL in Schuss.
Der Mechatroniker hätte lieber auf den Zivildienst verzichtet.
… warum die Gesellschaft den Ersatzdienst braucht
Einige Träger überlegen jedoch
schon jetzt, nicht mehr alle Stellen zu besetzen. „Bei einer Verkürzung auf sechs Monate wird
der Einsatz in der stationären
Seniorenbetreuung schwierig“,
sagt Jens Schüttel, Personalleiter der Volkssolidarität Leipzig.
„Dort braucht es eine lange
Einarbeitungszeit, so dass die
Zivis nur noch drei Monate
wirklich selbstständig einzusetzen wären.“ Schüttel überlegt,
die entstehenden Lücken durch
Jugendliche im Freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) zu schließen.
Eventuell werden auch neue
Festanstellungen
notwendig,
doch das wird teuer. „Für einen
sozialversicherungspflichtigen
Job könnte ich vier Zivildienstleistende beschäftigen“, erklärt Schüttel. Das sei für eine
gemeinnützige Einrichtung in
kurzer Zeit kaum zu stemmen.
Der
Arbeiter-Samariter-Bund
(ASB) in Leipzig hat sich der Sor-
gen schon vor Jahren entledigt.
„Wir beschäftigen seit geraumer
Zeit nur noch zwei Zivildienstleistende bei den Hausmeistern,
weil sie für Pflege und Notdienst
zu lange eingearbeitet werden
müssen“, sagt Personalchef Sebastian Kunze. Die Bielefelder
ASB-Kollegen hatten nach der
Ankündigung, die Dienstdauer
auf ein halbes Jahr zu verkürzen,
öffentlich überlegt, ihre Zivistellen bei Krankentransporten und
in der Pflege zu streichen. „Ich
kann die Kollegen verstehen“,
sagt Kunze. „Bei sechs Monaten
ist zu überlegen, ob es noch Sinn
macht, die Jugendlichen einzuarbeiten.“
Die kommende Verkürzung des
Zivildienstes wird noch durch
die Gerüchte über die gänzliche
Aussetzung des Wehrdienstes
ab 1. November dieses Jahres
verschärft. „Wir haben noch nie
so lange auf Zusagen von ZiviBewerbern gewartet“, sagt Uwe
Drechsler, Leiter der Behindertenwerkstatt der Lebenshilfe
Borna. „Die Jungs zögern, weil
sie warten, ob der Wehrdienst
ausgesetzt wird. Dann müssten
sie auch nicht zum Zivildienst
antreten“, mutmaßt Drechsler.
Zwölf Zivistellen hat er in seiner
Einrichtung zu besetzen, acht
sind für einen Beginn im Herbst
noch frei – eine ungewohnte
Situation für den 47-Jährigen.
„Normalerweise sind unsere
Stellen schon ein Jahr im Voraus
besetzt, weil wir einen guten Ruf
haben und den Jungen über die
Dienstzeit hinaus meist einen
befristeten Vertrag bis zum Beginn ihres Studiums anbieten“,
erzählt Drechsler.
Schon ab Oktober werden die
ersten jungen Frauen ihr FSJ bei
ihm absolvieren, um einen eventuellen Mangel an Hilfskräften
auszugleichen. Einen generellen
Verzicht auf die Zivis würde
Drechsler bedauern. „Es bricht
nicht alles zusammen, aber es
wäre ein kommunikativer Verlust für die Pflegebedürftigen und
eine Chance weniger für junge
Leute zur Berufsorientierung.“
Johannes Kazah hat genau
diese Chance genutzt. Der
19-Jährige leistet seinen Dienst
auf einer Station der Inneren
Medizin in der Uniklinik Leipzig und ist einer der wenigen
Zivis, die nach ihrer Entlassung
Medizin studieren oder zumindest Pfleger lernen wollen.
„Ich bin durch die Arbeit hier
erst darauf gekommen, das war
echte Berufsorientierung“, sagt
er. „Am Anfang wollte ich überhaupt nicht hier sein. Schieber
und Bettpfannen reichen – das
ist nicht gerade mein Traum
gewesen. Aber irgendwann
überwindet man den Ekel und
findet Spaß an der Arbeit.“
Im Herbst will er sein Studium
aufnehmen. Einen kürzeren
Dienst über ein halbes Jahr findet er nicht sinnvoll. „Bevor ich
die Stationsabläufe kannte, richtig effektiv und selbstständig war,
vergingen drei Monate“, erzählt
Kazah. Wegen der Erfahrung und
der aus seiner Sicht wichtigen
Arbeit mit den Patienten hätte er
aber auch für sechs Monate angefangen – und dann verlängert.
„Man merkt, dass es den Patienten viel bedeutet, wenn sie mal
jemanden zum Reden haben“,
sagt er. Helga Wittig kann das
bestätigen. Die Leipzigerin liegt
seit einigen Tagen auf Johannes’
Station. „Die Zivis sind alle sehr
nette junge Männer. Sie sind eine
Bereicherung, weil man sich immer mit ihnen unterhalten und
auch mal eine Frage stellen kann,
für die Ärzte und Schwestern
keine Zeit haben“, sagt sie. „Und
dabei bin ich noch ein einfacher
Fall. Es gibt auch viele hier, die
ans Bett gefesselt sind und sonst
niemanden zum Reden haben.“
Sebastian Fink
+++ Hintergrund: Verkürzter Zivildienst +++
Der Beschluss der Regierungskoalition aus
CDU/CSU und FDP, die Dauer des Zivildienstes von neun auf sechs Monate zu
verkürzen, ist ein Kompromiss der Parteien.
Die FDP wollte den Wehrdienst ganz abschaffen, die Union alles beim Alten lassen.
Finanzielle Erwägungen haben zumindest
offiziell keine Erwägungen gespielt.
viert haben, können den Dienst zu diesem
Stichtag beenden, heißt es in der Erklärung
von Jugendministerin Kristina Schröder
(CDU). Alle „Zivis“, die ab dem 1. Dezember
dieses Jahres antreten, sind dann generell
nur noch zu sechs Monaten Dienstzeit verpflichtet, können aber eine Verlängerung auf
neun oder zwölf Monate beantragen.
Alle Zivildienstleistenden, die zum 31. Dezember 2010 sechs Monate bereits absol-
Demnach könnten alle, die zwischen
1. Mai und 1. Juli 2010 antraten, ihren
Dienst um ein bis drei Monate verkürzen. Wer dagegen zwischen 1. August
und 1. November beginnt, müsste noch
die vollen neun Monate absolvieren. Wie
dieser Ungerechtigkeit begegnet werden
soll, ist noch unklar.
„Das Gesetzgebungsverfahren soll noch
vor der Sommerpause abgeschlossen
werden. Erst danach gibt es eine genaue
Ausführungsbestimmung“, sagt Antje
Mäder, Pressesprecherin des Bundesamtes für Zivildienst in Köln.
Sachsen liegt, was die angebotenen Zivildienststellen betrifft, im bundesdeutschen
Vergleich im Mittelfeld. 2561 Stellen bedeuteten im Mai dieses Jahres Rang sieben unter
den Bundesländern. Die Auslastung bei den
Trägern ist dafür sehr hoch. Nur 16 freie Stellen gab es im Mai, 170 junge Männer traten
ihren Dienst zum 1. Juli an.
S.F.
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KLINIKUM 2010
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N BESUCH
Fotos: Marcus Karsten
OBM Jung zu Gast: „Faszinierend und hochspannend“
Interessiert lässt sich Leipzigs Oberbürgermeister das Modell des künftigen Universitätsklinikums, das im Foyer des Konservativen Zentrums steht, erläutern.
L
ob von höchster Stelle: „Ich bin
sehr beeindruckt vom Gesehenen, besonders davon, wie sich
Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum an der Exzellenzinitiative beteiligen“, sagte Oberbürgermeister Burkhardt Jung nach
seinem rund zweistündigen Besuch
der verschiedensten Einrichtungen
entlang der Liebigstraße. Prof. Dr.
Wolfgang E. Fleig, Medizinischer
Vorstand des Universitätsklinikums,
Lothar Krüger, kommissarischer
Kaufmännischer Vorstand, und
Prof. Dr. Joachim Thiery, Dekan der
Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und Direktor des
Instituts für Laboratoriumsmedizin,
Klinische Chemie und Molekulare
Diagnostik am Universitätsklinikum,
machten Leipzigs OBM bekannt mit
Forschungsschwerpunkten, neuesten wissenschaftlichen Geräten und
denen, die für die Patienten arbeiten
– von den Genforschern in der 4.
Etage des neuen Forschungsgebäudes bis hinab zu den Robotern des
automatischen Transportsystems
im Untergrund des Klinikums.
Medizinischer Vorstand und Dekan
hatten Burkhardt Jung und Leipzigs
Wirtschaftsbeigeordneten Uwe Albrecht zunächst über die gemeinsamen Zielrichtungen von Universitätsklinikum und Medizinischer
Fakultät informiert. Dabei betonte
Prof. Fleig: „Ein Klinikum ohne
Fakultät kann vielleicht ein Großklinikum sein, aber kein Universitätsklinikum, das Patientenversorgung,
Forschung und Lehre verbindet.
Das Zusammenwirken für den Patienten zeigt sich auch in der großen
Schnittmenge unserer Forschungsschwerpunkte, die von Krebs über
Stoffwechselerkrankungen bis zur
Transplantation reichen.“
In der Bio-Bank des Forschungsprogramms LIFE (Leipziger Interdisziplinärer Forschungskomplex
zu molekularen Ursachen umweltund lebensstilassoziierter Erkrankungen) erläuterte Prof. Thiery den
wissenschaftlichen Nutzen der Blutkonserven-Sammlung von rund 10
000 Menschen, die hier in flüssigem
Stickstoff eingelagert wurde: „Wir
haben die einzigartige Möglichkeit
rückwärts zu schauen, ob es im Blut
schon Hinweise auf Erkrankungen
der Probanden gab. Andererseits
können wir herausfinden, warum
so viele gesund bleiben, trotz der Risiken der Zivilisationsgesellschaft.“
In Kooperation mit dem FraunhoferInstitut, einer Geraer Firma, die die
hermetischen Kühltanks baut und
einer französischen Firma, die spezielle „Strohhalme“ entwickelt hat,
in denen die Blutproben ohne chemische, biologische oder physikalische Verunreinigungen jahrzehntelang aufbewahrt werden können,
entstand eine Bio-Bank mit einer
unterbrechungsfreien Kühlkette, die
weltweit Ihresgleichen sucht.
Dekan Prof. Dr. Joachim Thiery, (r.) zeigt Burkhardt Jung (m.) und Uwe Albrecht in
der Bio-Bank die „Strohhalme“, in denen Blutproben aufbewahrt werden.
und praxisorientierte Ausbildung,
auf die wir Wert legen.“
Eine Nachwuchs-Forschergruppe
vermittelte dann dem OBM, wie sie
auf der Suche ist nach genetische
Faktoren für das metabolische
Syndrom. Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus – diese
Zivilisationskrankheiten stehen im
Mittelpunkt der Forschung, bei der
im Genom nach Signalen für die
Erkrankungen gesucht wird. Beispielhaft wurde die sogenannte
Sorben-Studie vorgestellt. Dabei
hatten die Forscher um Prof. Dr.
Michael Stumvoll die sorbische
Bevölkerung in der Oberlausitz auf
Gene untersucht, die mit Adipositas,
Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen zusammenhängen. Hintergrund dabei ist, dass
die Sorben geografisch, kulturell
und historisch unter sich geblieben
sind. Sie stellen damit in Mitteleuropa die einzige eigenständige
Population dar. Die heute lebenden
rund 15 000 Sorben haben ihr Erbgut fast ausschließlich von wenigen
Urahnen, so dass sich Gene, die
mit Erkrankungen in Verbindung
stehen, einfacher finden lassen. Die
Genforscher hatten sich bei ihren
Untersuchungen auf das katholische
Gebiet in der Oberlausitz konzentriert und gemeinsam mit den ansässigen Hausärzten etwa 1000 Probanden aus zehn Dörfern gewinnen
können. Neben Blutproben wurden
Größe, Gewicht und Bauchumfang
sowie Erkrankungen in die Studie
einbezogen, deren Ergebnis war:
Zu rund 60 Prozent bestimmen die
Gene, ob Menschen übergewichtig
werden. Einzelne Gen-Varianten
oder Gene entscheiden jedoch nicht,
wer tatsächlich übergewichtig wird.
Erst durch die Kombination mit
weiteren Genen und Umweltfaktoren wie Bewegungsmangel oder
Überernährung kommt es zu einer
starken Gewichtszunahme. Die Zusammenhänge sind allerdings so
komplex, dass weiter geforscht werden muss. Denn das Ziel besteht ja
darin, neue therapeutische Ansätze
zu finden.
Im neuen Forschungsgebäude der
Medizinischen Fakultät, zu dem die
alte Hautklinik umgebaut wurde,
arbeiten die verschiedensten DisNach dem Besuch des Frauen- und
ziplinen zusammen, erläuterte
Kinderzentrums, des Operativen
Prof. Thiery. „Die neuesten Geräte,
Zentrums und des Zentrums für
die die Forscher hier zur Verfügung
Konservative Medizin ging es hinab
haben, sind sehr teuer. Deshalb
in den Untergrund, aus dem fahhaben wir sie zentriert, so dass die
rerlose Transportroboter zu ihren
einzelnen Fachdisziplinen sie nutVersorgungstouren in die einzelnen
zen können. Das bedeutet nicht nur,
Stationen starten. Auch die Rohrdass die Geräte besser ausgelastet
post, mit der täglich über 2000
sind, sondern auch, dass die verPatientenakten, Befunde, Röntgenschiedensten Forscher zusammenbilder oder Blutproben inkommen. Insofern befördern
nerhalb des Universitätswir auch die interdisziplinäklinikums verschickt werden,
re Arbeit.“ Auf Nachfrage
fand das Interesse des OBM:
von OBM Jung versicherte
„Faszinierend.
HochspanProf. Thiery, dass auch im
nend finde aber vor allem die
Vergleich zu WettbewerbsForschungsleistungen, weil
standorten das Forschungssie letztlich der Gesundheit,
gebäude bestens ausgestattet
also der Zukunft nicht nur
ist. Ein Beleg für die guten
der Stadt Leipzig, sondern
Forschungsbedingungen sei,
der gesamten Gesellschaft
dass viele renommierte Pronutzen.“
fessoren in Leipzig bleiben,
obwohl sie die Chance hätten,
Zum Abschluss enthüllte
an anderen Universitäten zu
Burkhardt Jung das Bauschild
arbeiten. Zugleich appellierte
an der Liebig-/Stephanstraße,
der Dekan an die Stadt, bei
mit dem offiziell der Startder Darstellung der Vorzüge,
schuss zum Ausbau der Liedie Leipzig auszeichnen,
bigstraße zwischen Nürnberauch die exzellente mediziger Straße und Johannisallee
nische Forschung und Lehre
gegeben wurde. Der erste
zu nennen. „Die Leipziger
Bauabschnitt von der NürnMedizinstudenten
haben
deutschlandweit die höchste Auf seiner Visite des UKL wurde Burkhardt berger bis zur Stephanstraße
Bestehensquote – vor allem Jung von Prof. Dr. Wolfgang E. Fleig (l.), und soll bis Ende des Jahres fertigdurch die ausgezeichnete Dekan Prof. Dr. Joachim Thiery (r.) begleitet. gestellt werden und wird etwa
700 000 Euro kosten. Die Arbeiten
für den zweiten und dritten Bauabschnitt sollen Ende 2013 abgeschlossen sein; die Gesamtkosten für
Planung und Bau betragen knapp
zwei Millionen Euro.
Durch die Straßenbaumaßnahme,
die sich auf eine Länge von exakt
777 Metern erstreckt, wird der
öffentliche Raum einheitlich geordnet und neu gestaltet, so OBM
Jung. Sandgestrahlte Natursteine,
eine durchgehende Baumreihe mit
49 Zerreichen und 15 Scharlachkirschen sowie eine neue Straßenbeleuchtung sollen eine ästhetische
anspruchsvolle Lösung darstellen.
Künftig wird die Liebigstraße als
„Zone 20“ mit Parkverbotszonen
ausgeschildert, so dass die Straße
vom Durchgangsverkehr befreit
werden kann.
„Der Besuch von Oberbürgermeister Burkhardt Jung war für uns ein
herausragender Termin“, so das
Fazit von Prof. Fleig, Medizinischer
Vorstand des Universitätsklinikums.
„Die Stadt hat damit die Leistungen
der Hochschulmedizin und das
Klinikum als großen und wichtigen
Arbeitgeber gewürdigt. Wir haben
in den letzten Jahren nicht nur die
Forschung ausgebaut, sondern
auch 80 zusätzliche Pflegekräfte
eingestellt. Ich bin sicher, dass die
Ergebnisse von Krankenversorgung
und Forschung zu weiteren Ausgründungen führen, was der Stadt
und der Region weiteren Auftrieb
geben wird. Zudem sind die großen
medizinischen Kongresse, die auch
durch die renommierten Wissenschaftler des Universitätsklinikums
in die Stadt kamen und kommen, für
die Leipziger Messegesellschaft von
großer Bedeutung. Die über 20 Kongresse stellen immerhin eine Wertschöpftun von 33 Millionen Euro für
die Stadt dar.“ Und Lothar Krüger,
kommissarischer Kaufmännischer
Vorstand, ergänzt: „Der Gesundheitssektor ist einer der wenigen
Bereiche, der wächst – auch bei den
Arbeitsplätzen. Ich bin froh, dass
unser Wirken durch den Besuch
des Oberbürgermeisters gewürdigt
wurde.“
Uwe Niemann
KLINIKUM 2010
7
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N TRAUERBEWÄLTIGUNG
Internettherapie hilft Eltern nach einer Fehlgeburt
Z
Gramm als Mensch und muss dann
erst beerdigt werden.
u Ende, bevor das Leben überhaupt begonnen hat. Fehlgeburten sind vor allem für die
werdenden Eltern traumatisch, denn
ihre Umwelt versteht ihre Trauer
nicht, schließlich ist das Kind noch
nicht zur Welt gekommen. Und konkrete Hilfsangebote gibt es kaum.
Ein weltweit einzigartiges Angebot
der Uniklinik Leipzig schließt genau
diese Lücke. Auf einer Internetseite
können sich die Eltern registrieren
und für eine sogenannte internetbasierte Schreibtherapie anmelden.
Professor Anette Kersting leitet dieses
vom Bundesfamilienministerium geförderte Projekt.
„Gerade weil die jungen Eltern keinen
Ansprechpartner haben, gerade weil
sie keine Psychotherapie machen
möchten und weil sie jung und deshalb meistens auch internetaffin sind,
habe ich vor drei Jahren in der Uniklinik Münster diese Internettherapie
ins Leben gerufen. Und unsere Untersuchungen geben uns Recht: Den
Eltern geht es nach
den fünf Wochen
Therapie wesentlich
besser.“
„Eltern sind meistens sehr von dem
Verlust ihres Kindes belastet, auch
wenn es noch nicht geboren war. Das
machen sich viele Menschen nicht
bewusst“, erklärt die Leiterin der
Klinik für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie an der Uniklinik
Leipzig. „Doch viele Eltern wenden
sich nicht an einen Psychotherapeuten, denn die Schwelle dafür ist für
sie zu hoch. Sie fühlen sich nicht psychisch krank und sind es natürlich
nicht. Sie trauern und das ist vollkommen normal.“
Denn die werdenden Eltern bauen bereits während der Schwangerschaft
eine innige Beziehung zu ihrem Kind
auf. Sie überlegen sich, wie ihr Kind
aussehen wird, suchen sich einen
Namen aus. Je weiter die Schwangerschaft voran schreitet, desto tiefer
wird die Beziehung zwischen Eltern
und Kind. „Auch die Väter durchleben diesen Prozess, vor allem wenn
Manchmal bleibt die Wiege trotz aller Hoffnung leer. Die Psychologen am
UKL helfen hinterbliebenen Eltern nach einer Fehlgeburt.
Foto: Süß
sie im Ultraschall ihr Kind sehen
können“, erklärt Professor Anette
Kersting. „Und wie jeder Verlust ist
auch eine Fehlgeburt für Mutter und
Vater traumatisch. Gerade weil er so
plötzlich eintritt.“
Doch oftmals ist das Umfeld der
jungen Eltern mit der Fehlgeburt
überfordert. Für Großeltern und Geschwister hat das gestorbene Kind
noch nicht gelebt, sie haben nicht die
innige Bindung zu ihm aufgebaut.
Und nicht immer können die Eltern
ihr Baby bestatten, denn laut Gesetzgeber zählt ein Baby erst ab 500
an uns wenden, kann ich nicht sagen. Jedoch sollte man nicht daraus
schließen, dass Männer weniger als
Frauen trauern. Sie trauern einfach
anders.“
Ihre Erfahrungen zeigen, dass den
Eltern die Hilfe gut tut. Während
viele andere trauernde Eltern nach
einer Fehlgeburt oder auch einer
Abtreibung psychische Probleme bekommen, verarbeiten die Teilnehmer
des Projekts ihren
Verlust besser. Wer
daran teilnehmen
möchte, muss sich
auf einer Internetseite registrieren und
Fünf Wochen lang
einen Fragebogen
betreuen Psychoausfüllen. So wollen
therapeuten
die
die
Therapeuten
Mütter und Väter.
herausfinden,
ob
Sie schreiben ihre
sie den betroffenen
Empfindungen und
Eltern auch wirkErfahrungen auf, die
lich helfen können.
Therapeuten geben
Denn „wer suizidgeihnen dazu Rückfährdet ist oder eine
meldungen.
Vor Prof. Dr. Anette Kersting
allem Mütter haben
Foto: ukl Psychose hat, sollte
sich vor Ort an eidas Angebot angenommen, fast 160 Hilfesuchende nen Psychologen wenden. Der kann
aus ganz Deutschland waren es bis dann wesentlich besser betreuen
jetzt. „Wir hatten gehofft, dass auch und im Notfall schneller reagieren.“
die Väter an dem Projekt teilnehmen
Ulrike Schnabel
werden. Wir unterliegen natürlich
der Schweigepflicht, und die Väter Fragen zum Projekt beantworten
müssen sich dafür keinen Termin bei die Psychotherapeuten jeden
einem Psychotherapeuten besorgen. Dienstag von zehn bis elf Uhr in
Niemand erfährt, dass sie sich Hilfe einem Einzelchat. Teilnehmen
gesucht haben. Trotzdem hat sich kann jeder, der sein Kind durch
unsere Hoffnung nicht erfüllt, es su- eine Fehlgeburt oder Abtreibung
chen kaum Männer unsere Hilfe“, verloren hat, unabhängig davon,
erklärt Anette Kersting rückbli- wie lange dies her ist: www.interckend. „Warum Männer sich nicht nettherapie-trauernde-eltern.de
N FÖRDERVEREIN
Das Geschenk ist pure Hightech
E
s ist klein, hat was von
einem mittleren Vorzimmerdrucker. Und als an
der Leipziger Uniklinik das
weiß-blaue Tuch feierlich gelupft
wurde, haben sich alle hochgradig gefreut. Das Teil ist nämlich
pure Hightech. Mit ihm lassen
sich, wie Uni-Leukämiespezialist
Dietger Niederwieser sagt, „bei
Blutkrebs, vor allem bei akuter
Leukämie, bereits bekannte sowie neue wichtige Genveränderungen erkennen“.
Das Glück kommt dabei für ihn
doppelt daher: Das Gerät ist für
die klinische Forschung unentbehrlich, und für die betreffenden Krebspatienten ermöglicht
es jetzt eine schnellere Diagnosen
(binnen 48 Stunden) und – darauf
wiederum aufbauend – eine individuell zugeschnittene Therapie.
Das Ganze ist ein Geschenk. Persönlich überbracht von Prinz
Alexander von Sachsen. Er ist
Vorsitzender des vor sechs Jahren in Niederwiesers Beritt ge-
gründeten Vereins „Zusammen
gegen Krebs“. Ziel: Wissenschaft
und Forschung fördern, um diese
Geißel der Menschheit zu geißeln.
„Wir haben seit 2004 viele Benefizaktionen durchgeführt, haben
Spenden von Konsum und Sparkasse sowie zahlreichen Patienten
und Angehörigen bekommen“, bilanziert der Prinz. Spendenstand:
„Über eine Million.“ Gedacht
hauptsächlich für die Ausstattung
eines topmodernen Forschungslabors, zu dem auch CarrerasStiftung und Freistaat Sachsen ihr
Scherflein beitragen wollten. Einzig in der Pflicht blieb letzterer mit
noch gut 300 000 Euro.
Doch wohl dem Verein, der da
einen Prinzen seinen Vorstand
nennt, welcher auch mal freistaatlichen Hoheiten dezent auf die Zehen tritt. „Vor zwei Stunden habe
ich nun aus Dresden die Nachricht erhalten, die Staatsregierung
hat die Haushaltsposition bewilligt, das Geld ist auf dem Weg“,
vermag Alexander von Sachsen
gestern schließlich in seine Gerät-
übergabe-Rede einzuflechten. Gut
nachvollziehbar: ein üppiger Applaus, der daraufhin folgte.
anschaffung (sprich das ganze
involvierte Gerätesystem) abzwackte.
Voran mit dem Hightech-Labor
geht’s dank des Fördervereins
auch, weil der von der Spendenmillion schon mal 195 000 Euro
für die jetzt übergebene Neu-
Niederwieser und Co. hoffen jetzt
unter anderem darauf, auf der
Basis der vom Gerät gelieferten
Gendefektanalysen „in den nächsten Jahrzehnten“ auch spezifische
Fachsimpeln am neuen Gerät: Gerd Steinbach (Zusammen gegen
den Krebs) und Prinz Alexander von Sachsen mit Labormitarbeiterin Kathrin Wildenberg (v.l.).
Foto: Christian Nitsche
Gegenmedikamente zu finden
und Patienten eventuelle Chemotherapien zu ersparen. Für einen
Polizisten im gestrigen Publikum
verbindet sich die neue Technik
mit einem gewissen Sicherheitsgefühl: „Ich war im November
2009 infolge eines defekten Chromosoms an akuter Leukämie erkrankt, bin hier im Uni-Klinikum
in Behandlung, momentan sieht
es gut aus“, so der 32-Jährige.
Regelmäßig bleiben ihm jetzt die
Blutkontrollen. „Wenn man dann
da binnen kürzester Zeit erfährt,
ob sich wieder Gene verändert
haben oder nicht, ist das schon
ein Gewinn“, findet er.
Uni-Rektor Franz Häuser indes
sieht im Fördervereinsgeschenk
ein wichtiges Instrument, möchte
die hiesige Alma mater mit ihrer
medizinischen Forschung in die
Spitzenliga. Und Joachim Thiery,
der Dekan der Medizin-Fakultät, ist
generell jede Spende lieb, „mit der
sich Vorhaben verwirklichen lassen,
für die staatlicherseits kaum Mittel
zu haben sind“. Angelika Raulien
8
KLINIKUM 2010
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N MULTIPLE SKLEROSE
Frühe Behandlung sichert Lebensqualität
M
S, hinter dieser Abkürzung verbirgt sich
die Krankheit Multiple
Sklerose, eine Autoimmunerkrankung, die das Gehirn und
das Rückenmark angreift und
so schubweise zu Beschwerden
führt. Viele verbinden mit Multipler Sklerose ein Leben im Rollstuhl, Lähmungen und Hilflosigkeit. „Doch der Schrecken, der
sich mit dieser Krankheit verbindet, ist größer als notwendig,
denn der Verlauf von Multipler
Sklerose ist oft gar nicht so ungünstig“, erklärt der Neurologe
PD Dr. Florian Then Bergh von
der Uniklinik Leipzig. „Es wird
nur äußerst selten geschehen,
dass Patienten innerhalb von
zwei Jahren nach ihrer Diagnose
einen Rollstuhl benutzen müssen. Die meisten können auch
zehn Jahre nach Entdeckung der
Krankheit in ihrem alten Beruf
arbeiten.“
Bei der Multiplen Sklerose
greifen körpereigene Abwehrzellen die Schutzschicht der
Nervenfasern an, das so genannte Myelin. Jede Nervenzelle besitzt eine Nervenfaser, die sich
mit anderen Nervenfasern über
Synapsen verbindet. So können
Reize von einer Nervenzelle zur
nächsten gelangen. Weil aber die
körpereigenen Abwehrzellen das
Myelin angreifen und teilweise
auch zerstören, gerät die Übermittlung von Reizen ins Stocken.
Ähnlich wie bei einem Kabel,
dessen Isolierung beschädigt
worden ist. Außerdem schränkt
die Entzündung die Funktion der
Nervenfaser ein.
Je nachdem, in welchen Bereichen des Gehirns die Nervenfasern entzündet sind, treten ganz
unterschiedliche Symptome auf.
Und das ist das Typische an der
MS: Es sind „multiple“, also mehrere, ganz unterschiedliche Teile
des Körpers von den Störungen
oder auch Ausfällen betroffen.
Der Sehnerv kann genauso
gut beeinträchtigt sein wie das
Gleichgewicht oder das Gefühl in
Fingern, Armen und Beinen.
Jedoch sind nicht nur die Bereiche des Gehirns betroffen, die
die Bewegungen der Arme und
Beine steuern, die das Sehen
regeln oder das Gleichgewicht
kontrollieren. Auch die kognitiven Fähigkeiten der Patienten
können durch die Multiple Sklerose beeinträchtigt werden, „das
dürfen wir nicht aus den Augen
verlieren.“
Trotzdem bedeutet die Diagnose
Multiple Sklerose nicht zwangsläufig Demenz oder Rollstuhl.
„Die ersten zehn Jahre nach
der Diagnose geben uns einen
guten Hinweis darauf, wie sich
die Krankheit in den darauf
folgenden Jahren entwickeln
dikamente, die die Reaktionsweisen des Immunsystems umstimmen und „herunterregeln“.
So kann der restliche Teil der
Körperabwehr auch weiterhin
Bakterien und Viren bekämpfen, während der fehlgesteuerte
Teil, der das Myelin angreift,
weniger aktiv ist. So können
viele Patienten auch mit MS
sehr gut leben.
PD Dr. Florian Then Bergh unterstützt die MS-Patienten mit
Rat und Tat.
Foto: Schmidt
Mittels MRT können die Neurologen erkennen, wo sich Entzündungsherde befinden. Foto: ukl
wird“, erklärt Florian Then
Bergh.
Warum einige Menschen, vor
allem Frauen, an Multipler
Sklerose erkranken, ist noch
unbekannt, denn die Ursachen
kennen die Ärzte noch nicht. „Es
gibt genetische Veranlagungen,
die das Risiko an MS erkranken
zu können, um das Zweifache erhöhen“, erklärt Dr. Then Bergh.
„Doch wenn das normale Lebensrisiko bei 0,8 Prozent liegt,
dann erhöht es sich auch bei
Verwandten von MS-Kranken
auf nur 1,6 Prozent.“ Die Gene
sind also nicht ausschlaggebend
für die Erkrankung.
Ebenso gehen Ärzte nicht davon
aus, dass die Multiple Sklerose eine Spätfolge von anderen
Krankheiten ist. Und obwohl
sich die Nervenfasern durch die
MS entzünden, ist die Multiple
Sklerose keine Infektionskrankheit, es ist noch kein Erreger
bekannt, der die Krankheit auslöst. „Das bedeutet, dass MS eine
Krankheit ist, für die niemand
etwas kann, keiner hat Schuld
daran“, betont Dr. Florian Then
Bergh. „Doch leider heißt das
auch, dass man dagegen nicht
vorbeugen kann.“
Anhand solcher Kurven können
die Ärzte ablesen, ob die Patienten an Multipler Sklerose erkrankt sind.
Grafik: ukl
In der Regel sehen sich die
Patienten zwischen 20 und 40
Jahren das erste Mal mit Multipler Sklerose konfrontiert, denn
dann treten die ersten Symptome (siehe Kasten Anzeichen für
Multiple Sklerose) auf. Weil diese
aber in der Regel nach einigen
Tagen wieder abklingen, wenden
sich nur die wenigsten sofort an
einen Arzt. „In der Regel vergehen von den ersten Symptomen
und einer eindeutigen Diagnose
zwischen drei und vier Jahren“,
so Dr. Then Bergh.
Diagnostiziert wird Multiple Skle-
Wer Multiple Sklerose hat,
sollte sich nicht zur Hause verstecken.
Foto: Ständecke
rose in einer Art „Indizienprozess“, die mit einer detaillierten
Befragung und neurologischen
Untersuchung mit Reflexhammer
und Stimmgabel beginnt. Ergänzt
wird sie durch besondere Hirnstrommessung, anhand der die
Ärzte erkennen können, ob die
Reizleitung im Gehirn verzögert
ist; ist das der Fall, ist dies ein
Indiz für die Krankheit. Mit der
Entnahme und Untersuchung
des „Nervenwassers“ (Liquor)
wird nachgewiesen, dass im
Nervensystem eine Entzündung
abläuft. Zusätzliche Klarheit verschaffen sich die Ärzte an der
Uniklinik durch eine Untersuchung im Magnetresonanztomografen (MRT). Weil sie durch das
MRT ein sehr genaues Bild vom
Gehirn und dem Rückenmark in
der Halswirbelsäule bekommen,
erkennen die Ärzte nicht nur,
wie schwer die Krankheit bei
dem jeweiligen Patienten ist,
sondern sie können daran auch
die Behandlung festlegen. Dieses
Zusammentragen unterschiedlicher Untersuchungsergebnisse
ist notwendig, weil es keinen einzelnen Laborwert gibt, der eine
MS beweist oder ausschließt.
Behandelt wird die Multiple
Sklerose dauerhaft durch Me-
Mit Hilfe eines Wachstumshormons wollen die Ärzte die Nervenzellen (schwarz) anregen, ihre schützende Hülle Myelin (grün) wieder neu aufzubauen. Dann funktioniert die Reizübertragung (gelb) deutlich besser. Grafik: Then Bergh
Richtig bemerkbar macht sich
die Multiple Sklerose erst durch
einen Schub, einer akuten Entzündung von Nervenfasern. Erst
dann leiden die Patienten unter
Symptomen wie Blasenschwäche oder auch Taubheitsgefühl
in den Gliedmaßen. Diese akute
Entzündung bekämpfen die Ärzte kurzzeitig mit Kortison. „Somit können wir die Entzündung
wirksam bekämpfen und die
Patienten leiden nicht an den
langfristigen Nebenwirkungen
von Kortison“, erklärt Dr. Then
Bergh.
MS kann unterschiedlich stark
verlaufen. Bei den meisten Patienten stagniert die Krankheit
eine gewisse Zeit, um dann als
Schub mit akuten Beschwerden
auszubrechen. Die dann jedoch
nach ein paar Tagen wieder abklingen, so dass der Patient bis
zum nächsten Schub beschwerdefrei leben kann. Das Ziel der
Behandlung ist es, die Zeit zwischen den Schüben so lang wie
möglich zu halten. Mit der Zeit
werden aber leichte Beeinträchtigungen sichtbar werden, weil
die Nervenfasern durch die Entzündungen dauerhaft geschädigt
werden. In der Regel lassen sich
diese Einschränkungen jedoch
gut kompensieren.
„Ich rate meinen Patienten,
ihr Leben so zu planen, wie sie
es auch vor der Diagnose vorhatten“, betont Dr. Then Bergh.
„Wenn die Schübe ihren Alltag
nicht zu sehr einschränken, steht
einem normalen Berufsleben und
auch einer Familiengründung
nichts im Weg. Im letzten Fall
sollten die Patienten aber vorher
mit dem Frauenarzt und auch
mit ihren Neurologen sprechen,
um eventuelle bestimmte Medikamente abzusetzen oder zu
klären, ob eine Schwangerschaft
möglich ist.“
Das Schreckgespenst Multiple
Sklerose ist also auf den zweiten Blick nicht so schlimm, wie
viele meinen. Zwar bedeutet die
Krankheit für die Betroffenen
einen Einschnitt im Leben, doch
mit regelmäßiger Einnahme
der Medikamente und einer
guten Betreuung durch einen
Neurologen können auch viele
MS-Kranke ein fast normales
Leben führen. Eine Heilung liegt
jedoch noch in weiter Ferne.
Ulrike Schnabel
UNIVERSITÄTS-LEBEN
9
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N UNIVERSITÄTSSTADT
Willkommen: Abenteuer-Reise auch im Jahr 2010
FernOst – Leipziger Freiheit erleben: Die Teilnehmer der Abenteuerreise erkunden
die Universität und die Stadt Leipzig.
Foto: Uni Leipzig
N
ach dem erfolgreichen
Auftakt 2009 bietet die
Universität Leipzig auch
in diesem Jahr im Rahmen
der preisgekrönten Kampagne
„Abenteuer FernOst – Leipziger Freiheit erleben“ westdeutschen Studienbewerbern die
einzigartige Möglichkeit, sich
bereits vor der Entscheidung
für eine bestimmte Hochschule
einen Eindruck von der hiesigen Universität zu verschaffen.
Für 99 Euro wartet eine Menge Abenteuer auf die Westabiturienten, die während der
AbenteuerReise nicht nur die
zentralen Einrichtungen der
Universität erleben, sondern
direkt in das Studentenleben
der Stadt eintauchen können.
Auf der Reise zeigt die Universität, dass ein Studium in Leipzig zahlreiche Vorzüge bietet:
Moderne Studienbedingungen,
Nähe zu Professoren in Forschung und Lehre, keine Studiengebühren, ein attraktives
Studentenleben in einer jungen
Kulturstadt und unzählige Freizeitmöglichkeiten im universitären und außeruniversitären
Bereich bei vergleichsweise
günstigen Lebenshaltungskosten.
Den Auftakt bildet eine Tour
über den brandneuen Innenstadtcampus,
welcher
mit
modernsten Hörsälen und
Seminarräumen
überzeugt.
Auf der Aussichtsplattform
des Cityhochhauses können
die Abenteuerlustigen aus der
Vogelperspektive
Ausschau
nach den begehrtesten Wohnvierteln der Stadt halten. Aus
luftigen Höhen führen neun
studentische AbenteuerGuides
die Studieninteressenten zum
gemeinsamen Abendessen in
die Gewölbe der Moritzbastei,
Deutschlands größter Studentenkneipe. Eine Tour durch
Leipzigs kultigste Bars und
Kneipen rundet den zweiten
Reisetag ab.
Am nächsten Tag wartet eine
dreistündige
Stadtrundfahrt
mit Studenteninsidertipps auf
die Reiseteilnehmer. In einem
roten Oldtimerbus sind die
schönsten Ecken Leipzigs zum
Greifen nah. Mehr zum Thema
Forschung und Lehre an der
Alma Mater Lipsiensis vermitteln am Nachmittag Leipziger
Professoren bei einer „Schnuppervorlesung“.
Während Professor Crister
Garrett vom Institut für Amerikanistik zum aktuell-politischen Thema „Barack Obama:
Deutsche Wahrnehmungen des
Präsidenten und die Zukunft
deutsch-amerikanischer Beziehungen“ sprechen wird, zeigt
Professor Wolfgang Oehme
aus dem Bereich Didaktik der
Physik in einem Experimentalvortrag die Zusammenhänge
zwischen
„Wechselwirkung,
Rückstoß und Fortbewegung“.
Ebenso anschaulich präsentiert
Professor Hartmut Warkus vom
Institut für Kommunikationsund Medienwissenschaft dem
Auditorium seine neuesten
medienpädagogischen Projekte. Damit bietet die Universität
einen Einblick in ihr Fächerspektrum und in einige ihrer
insgesamt über 100 Studiengänge.
Der letzte Reisetag bietet die
Möglichkeit, sich entsprechend
seiner Interessen selbstständig
ein Bild von der Universitätsstadt zu verschaffen und sich
aus einem bunten Angebot
aus Wohnungsbesichtigungen,
Ausstellungsbesuchen und Fakultätsrundgängen das Richtige auszuwählen.
Die AbenteuerReise ist ein einzigartiges Leuchtturmprojekt in
der deutschen Hochschullandschaft. Im vergangenen Jahr
haben sich knapp 90 Prozent
der 150 AbenteuerReise-Teilnehmer mit Studienzulassung
für ein Studium an der Universität Leipzig entschieden. Statt
der etwa 350 bis 400 Studienanfänger in den letzten Jahren
entschieden sich zum Wintersemester 2009/10, drei Monate nach Kampagnenstart, über
700 Studienanfänger aus den
alten Bundesländern für den
Studienstart in Leipzig.
Das Gesamtkonzept „Abenteuer FernOst – Leipziger Freiheit
erleben“ wurde von 15 Studierenden der Kommunikationsund Medienwissenschaft unter
Leitung von Professor Ansgar
Zerfaß und Madlen Manteufel
zusammen mit der Zentralen
Studienberatung und der Öffentlichkeitsarbeit der Universität Leipzig entwickelt. Die
Universität gewann damit im
Mai 2009 den ersten Preis im
Wettbewerb „Schneller ins Studium“ der Hochschulinitiative
Neue Bundesländer. Das Konzept wird seit Anfang Juli 2009
im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung und den ostdeutschen Bundesländern initiierten Dachkampagne „Studieren
in Fernost“ umgesetzt.
UNL
N KONFERENZ
Experten für Ionenmikroskopie trafen sich in Leipzig
E
rneut war die Universität Leipzig Treffpunkt für
hochspezialisierte internationale Experten: Am 26. Juli
war die Alma mater Lipsiensis
Gastgeberin der 12th International Conference on Nuclear
Microprobe Technology and Applications. „Wir freuen uns, dass
wir diese internationale Tagung
zur Ionenmikroskopie erstmals
nach Deutschland holen konnten“, so Prof. Dr. Tilman Butz
vom Institut für Experimentelle
Physik II der Universität Leipzig, der als Tagungspräsident
die Teilnehmer der Konferenz
begrüßte. Außerdem richteten
am Eröffnungstag Prof. Dr.
Martin Schlegel, Prorektor für
Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität
Leipzig, Prof. Dr. Jürgen Haase,
Dekan der Fakultät für Physik
und Geowissenschaften der Universität Leipzig, sowie Leipzigs
Wirtschaftsbürgermeister Uwe
Albrecht Grußworte an die Experten.
Die „International Conference on
Nuclear Microprobe Technology
and Applications“ fand erstmals
1981 im belgischen Namur statt;
seit 1990 wird die Veranstaltung
im Zwei-Jahres-Rhythmus organisiert. Inhaltlich geht es um
Kern-Mikrosonden-Technologie
und ihre Anwendungen. „So wie
bei einem Elektronenmikroskop
die Elektronen, werden bei den
Kern-Mikrosonden Ionen beschleunigt und fokussiert“, erklärt Butz den Gegenstand der
Diskussionen und Vorträge sowie
Workshops, die zur Konferenz
angeboten werden. Anwendung
findet die Kern-Mikrosonden-
Technologie zum Beispiel in der
Materialwissenschaft, wo mit
ihrer Hilfe zu untersuchende
Proben wie dünne Schichten, Solarzellen, elektronische Bauteile,
Metalle, Oxide oder Halbleiter
untersucht werden.
„Doch auch in den Lebenswissenschaften, wo es um die Untersuchung von Gewebeschnitten und Zellen von Tieren und
Menschen geht, oder den Geowissenschaften, wo Mineralien
oder Feinstaub hoch aufgelöst
dargestellt werden, kommt die
Technologie zum Einsatz“, erläutert der Kongresspräsident.
Selbst in der Archäologie werden
Ionenmikroskope zur genaueren
Betrachtung von Gläser, Keramiken, Knochen und Münzen eingesetzt. Zudem kann man den
fokussierten Ionenstrahl dazu
nutzen, beliebige dreidimensionale Strukturen in verschiedene
Materialien wie Lacke, Metalle
oder Halbleiter zu schreiben
(Particle Beam Writing) oder sogar Skulpturen herauszuarbeiten
(Particle Beam Sculpting).
Jörg Aberger
10
POLITIK I WIRTSCHAFT
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N AM RANDE
Keine weiteren
Gigaliner-Tests
A
uf Thüringens Straßen wird es
vorerst keine weiteren Testeinsätze mit überlangen Lastwagen
geben. Darauf habe sich das Kabinett verständigt, sagte eine
Sprecherin in Erfurt. Zwar werde
die Landesregierung den geplanten Pilotversuch des Bundes mit
den sogenannten Gigalinern „im
Auge behalten“, eine Beteiligung
sei aber nicht geplant. Hintergrund sei eine entsprechende
Vereinbarung im Koalitionsvertrag. Gigaliner sind Lkw, die statt
18,75 Meter bis zu 25 Meter
lang sein dürfen und eine entsprechend größere Ladekapazität
haben. Von März 2008 bis Ende
2009 war in Thüringen ein solcher
Lastzug im Einsatz, der zwischen
Hermsdorf und Ohrdruf vor allem
auf der A 4 verkehrte. Eine Studie
zum Pilotversuch kam zu dem
Ergebnis, dass die Riesen-Lkw
effizient seien. Verkehrsminister
Christian Carius (CDU) warb daher
für weitere Probeläufe, die SPD
lehnte dies ab.
ddp
Neues Angebot
für Karstadt
D
er Karstadt-Interessent Maurizio Borletti will die insolvente
Warenhauskette ohne weitere Zugeständnisse von Vermietern oder
Arbeitnehmern übernehmen. Er verlange nichts, was nicht zuvor ausgehandelt worden sei, sagte Borletti dem „Handelsblatt“. „Zusätzliche
Entlassungen oder Gehaltskürzungen wird es mit uns nicht geben,
weil die Belegschaft hinter uns
stehen soll. Zudem akzeptieren wir
das Mietangebot von Highstreet,
welches Highstreet allen Interessenten im Verkaufsprozess angeboten hat.“ Bei Karstadt-Insolvenzverwalter Görg stieß das Angebot
nicht auf Gegenliebe, zumal er
schon einen unterzeichneten Kaufvertrag mit Berggruen hat. Dieser
ist allerdings noch nicht gültig, weil
unter anderem noch über die Höhe
der Mieten für die Karstadt-Häuser
gestritten wird.
dpa
N KRIEGSVERBRECHEN
Diamanten, Blut und Macht
Ü
ber Charles Taylor erzählte
man in Westafrika Grauenhaftes: Als Rebellenführer
habe er Blut ermordeter Bauern
getrunken, um sich mit Dschungelgeistern zu verbünden. Einige
Leute wundert es daher wenig,
dass das Model Naomi Campbell
jetzt zögerte, diesem Mann wieder in die Augen zu sehen. Vor
13 Jahren soll er die Britin mit einem sogenannten Blutdiamanten
beschenkt haben. Am 5. August
hat Campbell (40) dazu als Zeugin vor dem Sondergerichtshof
für Sierra Leone ausgesagt.
Ob ihre Angaben vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag
beitragen, den 62-jährigen ExDiktator für immer hinter Gitter
zu bringen, ist allerdings fraglich.
Diese Hoffnung der amerikanischen Staatsanwältin Brenda
Hollis könnte wie eine Seifenblase
platzen. Campbell wäre nicht die
erste Zeugin im Taylor-Prozess,
die Angst hat.
Selbst als Untersuchungshäftling
soll der Ex-Kriegsherr noch eine
ebenso hörige wie brutale Gefolgschaft haben. Zudem dürfte
ein Eingeständnis Campbells,
von einem Despoten einen Edelstein akzeptiert zu haben, ihrer
Karriere kaum zuträglich sein.
Taylor wird die Mitverantwortung für Massenmorde, Folterungen, Vergewaltigungen und
die Zwangsrekrutierung von
Kindern vorgeworfen. Vielleicht
wird Campbell nur wiederholen,
was sie im April in einem Studio
des US-Senders ABC erklärte:
„Ich habe keinen Diamanten bekommen“, fauchte sie ihre Interviewerin an. Als die nachhakte,
fegte die Britin aus dem Studio
und schlug auf eine Kamera ein.
Leidschendam heißt der verschlafene Ort am Rande von Den
Haag, in dem sich der Taylor-Prozess in der einstigen Zentrale des
niederländischen Geheimdienstes abspielt. Was hier zur Spra-
Mit Blutdiamanten wurde der Bürgerkrieg in Sierra Leone finanziert. Supermodel Naomi Campbell (r.)
soll von Diktator Charles Taylor einen solchen Diamanten geschenkt bekommen haben.
Fotos: dpa
che kommt, hat Hollywood schon
2006 verfilmt. Der Kinohit „Blutdiamant“ mit Leonardo DiCaprio
und Jennifer Connelly vermittelt
eine Vorstellung vom Grauen des
Bürgerkrieges in Sierra Leone,
dem zwischen 1991 und 2002
mehr als 120 000 Menschen zum
Opfer fielen.
„Markenzeichen“ dieses Krieges
waren Verstümmelungen. Die
„Revolutionary United Front“
(RUF) des halbirren TaylorKumpanen Foday Sankoh hackte
Dorfbewohnern Hände, Nasen
und Ohren ab. Ihren Feldzug
um die Macht in dem rohstoffreichen Land finanzierte sie mit
Diamanten, die in Sklavenarbeit
geschürft wurden.
Taylor war damals Präsident des
Nachbarlandes Liberia. Er soll
Mordtaten der RUF dirigiert, sie
mit Waffen versorgt und dafür
Rohdiamanten im Wert von hunderten Millionen Dollar kassiert
haben. Der Angeklagte bestreitet
das: „Ich habe nie Diamanten be-
kommen, weder in MayonnaiseGläsern noch in Kaffeedosen.“
Eindrucksvoller als durch die Bestätigung Campbells, einen Blutdiamanten von ihm bekommen zu
haben, könnte er kaum widerlegt
werden, meint die Staatsanwältin.
Ein Supermodel als Superzeugin?
Bei der Vorladung stützte sich
Hollis auf Angaben der US- Schauspielerin Mia Farrow und der damaligen PR-Agentin des Models,
Carole White. Sie hatten berichtet,
Campbell habe ihnen von dem
Diamantenpräsent erzählt. White
will es gar gesehen haben. Und es
sei nicht nur ein Diamant gewesen,
berichtete sie der Londoner „Daily
Mail“. „Es waren sechs kleine Diamanten, ungeschliffen.“
Schauplatz
der
Klunker-Geschichte war Kapstadt. An einem
lauschigen Septemberabend des
Jahres 1997 hatte Südafrikas
Präsident Nelson Mandela etliche
Prominente zu einem CharityDinner um sich versammelt.
Auch Kricket-Star Imran Khan
war dabei, Erzbischof Desmond
Tutu und Michael Jacksons Produzent Quincy Jones.
Bilder zeigen Campbell an der Seite
von Taylor. Der habe geflirtet, erzählte White. Irgendwie hat er sich
beim Blick in Naomis Augen wohl
an den Evergreen erinnert, den
schon Marilyn Monroe sang: „Diamonds Are a Girl’s Best Friend“.
Jedenfalls sollen noch in der selben
Nacht Bodyguards von Taylor an
Campbells Schlafzimmer geklopft
und das verhängnisvolle Geschenk
überbracht haben.
Die Geschichte wird noch mysteriöser: Campbell habe die Diamanten
nicht behalten, sagte White Ermittlern des Sierra-Leone-Tribunals.
Sie habe Probleme befürchtet, sollte
der Zoll bei ihr Rohdiamanten ohne
Herkunftsbescheinigung
finden.
„Sie sagte, sie werde die Steine
Nelson Mandelas Children’s Fund
schenken.“ Die „Daily Mail“ fragte
bei der Wohlfahrtsorganisation
nach. Die Antwort: Man habe niemals Diamanten von Frau Campbell erhalten. Thomas Burmeister
N VORWÜRFE
Textil-Discounter KiK räumt Fehler ein
N
ach einer Serie von
Skandalen will
der
Textil-Discounter KiK
künftig bessere Bedingungen
für seine Mitarbeiter bieten.
KiK wolle „sichere Arbeitsplätze mit
Perspektiven“
schaffen, erklärte das Unternehmen gegenüber dem NDR,
wie der Sender mitteilte.
Die Textilkette KiK steht erneut im Kreuzfeuer
der Kritik.
Foto: dpa
Konkrete
Maßnahmen
nannte das Unternehmen
den Angaben zufolge nicht.
KiK teilte demnach mit, die
Firma wolle sich „völlig neu
positionieren und in Zukunft einen konstruktiven
Dialog mit der Öffentlichkeit
führen“. In einer „starken
Wachstumsphase“
habe
sich KiK „ganz auf unser
Kerngeschäft konzentriert
und sicher Fehler gemacht“,
räumte das Unternehmen
demnach ein. „Dies bedauern wir außerordentlich.“
KiK war mehrfach in die
Kritik geraten. Unter anderem war dem Unternehmen
vorgeworfen worden, in
Deutschland systematisch
Dumping-Löhne zu zahlen.
Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft, weil das Unternehmen nach Aussage
eines ehemaligen leitenden
Angestellten die Bonität
seiner Mitarbeiter überprüfte und bei finanziellen
Schwierigkeiten entließ.
Zuletzt hatte KiK vor dem
Hamburger Landgericht einen Prozess gegen den NDR
verloren. Der NDR zeigte
in der Dokumentation vier
Näherinnen in Bangladesch,
die für KiK unter menschenunwürdigen
Bedingungen
arbeiten. KiK wollte dem
NDR die weitere Ausstrahlung
der Dokumentation
untersagen lassen mit der
Begründung, die Näherinnen seien nicht für KiK tätig.
Dies gelang zunächst. Nach
weiteren Recherchen des
NDR, die eine Tätigkeit der
Näherinnen für den TextilDiscounter belegten, entschied das Gericht aber für
den Sender.
ddp
11
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N BUNDESVERFASSUNGSGERICHT
N INTERVIEW
Karlsruhe stärkt Rechte unverheirateter Väter
U
nverheiratete
Väter
können künftig leichter ein gemeinsames
Sorgerecht für ihre Kinder
erhalten. Das Bundesverfassungsgericht hat die bisherige Regelung des Sorgerechts
für verfassungswidrig erklärt, wonach unverheiratete
Väter nur mit Zustimmung
der Mutter ein gemeinsames
Sorgerecht für die Kinder erhalten können. Dies verstoße
gegen das grundgesetzlich
geschützte Elternrecht des
Vaters, heißt es in dem am
3. August veröffentlichten Beschluss (Az.: 1 BvR 420/09).
Damit haben die Karlsruher
Richter die Rechte unverheirateter Väter gestärkt.
Nun gab das Bundesverfassungsgericht der Beschwerde
eines Vaters statt, der das
Sorgerecht für seinen 1998
geborenen Sohn erstreiten
wollte. Zwar ist es nach Ansicht des Gerichts nicht zu
beanstanden, dass bei unehelich geborenen Kindern
zunächst die Mutter das alleinige Sorgerecht erhalte.
Auch sei es nicht erforderlich,
Männern mit Anerkennung
der Vaterschaft automatisch
auch ein gemeinsames Sorgerecht zu geben.
Jedoch hatten unverheiratete Väter bisher überhaupt
keine Möglichkeit, ein Sorgerecht für ihre Kinder zu
bekommen, wenn die Mutter
nicht einverstanden ist. Sie
konnten noch nicht einmal
vor Gericht ein Sorgerecht erstreiten – unabhängig davon,
ob dies vielleicht dem Wohl
des Kindes dienen würde.
Ein derart weitgehender
Ausschluss des Vaters, so die
Verfassungsrichter, verletze
sein im Grundgesetz garantiertes Elternrecht. Mit dieser
Regelung „setzt der Gesetzgeber das Elternrecht des Va-
Die Fraktion der Grünen bewertete den Beschluss als
„wichtiges Signal, weil er
die Belange der Kinder und
ihr Recht auf beide Eltern
in den Mittelpunkt stellt“.
Auch die Linkspartei lobte
die Entscheidung.
Kritik
kam aus der Union: Die familienpolitische Sprecherin
der Bundestagsfraktion von
CDU und CSU, Dorothee
Bär (CSU), beklagte in der
Münchner
Tageszeitung
„tz“, dass „die Rechtsprechung der letzten Zeit die
Institution Ehe immer mehr
aushöhlt“.
Fotos: dpa, ddp
Bundesjustizministerin Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) bewertete
die Entscheidung positiv.
„Das Urteil bestärkt mich in
meinen Überlegungen, die
Rechte der Väter nichtehelicher Kinder deutlich zu
verbessern“, erklärte die Ministerin in Berlin. Es werde
bereits an einer gesetzlichen
Neuregelung gearbeitet. Der
Europäische Gerichtshof für
Menschenrechte hatte schon
Ende 2009 entschieden, dass
die Sorgerechts-Regelung in
Deutschland auch gegen das
Diskriminierungsverbot und
das Recht auf Achtung des
Familienlebens der Europäischen Menschenrechtskonvention verstoße.
Die Reaktionen auf die Entscheidung
waren
überwiegend positiv. Die rechtspolitische Sprecherin der
SPD-Bundestagsfraktion,
Christine Lambrecht, sieht
die Position ihrer Partei bestätigt. „Wir sind der Auffassung, dass Vätern, die
Verantwortung tragen sowie
ausreichend und regelmäßig
Unterhalt zahlen, die Teilhabe an der gemeinsamen Sorge ermöglicht werden soll.“
Der Beschluss von Karlsruhe: Die bisherige Rechtssprechung war
ein „schwerwiegender Eingriff in das Elternrecht des Vaters“.
ters in unverhältnismäßiger
Weise generell hinter das der
Mutter zurück, ohne dass
dies durch die Wahrung des
Kindeswohls geboten ist“,
heißt es in dem Beschluss.
Bis ein neues Gesetz in Kraft
tritt, ordneten die Richter eine
Übergangsregelung an: Demnach sollen die Familiengerichte den Eltern die gemeinsame Sorge übertragen, wenn
der Vater oder die Mutter dies
beantragen und zu erwarten
ist, dass es dem Wohl des
Kindes entspricht. Dies dürfte
nach Auffassung von Experten der Regelfall sein: „Kinder
haben grundsätzlich ein Recht
darauf, dass beide Elternteile
für sie Sorge tragen“, sagte
Wolfgang Schwackenberg, Familienrechts-Experte im Deutschen Anwaltsverein. „Für
Kinder hat es keine Relevanz,
ob die Eltern verheiratet sind
oder nicht.“
Die Vorsitzende des Deutschen
Juristinnenbundes,
Jutta Wagner, hält Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes für wenig
praktikabel. Sie befürchtet
eine Prozesswelle zur Klärung der Sorgerechtsfragen.
Die Familiengerichte würden nun „viel, viel Arbeit bekommen“, sagte Wagner im
Deutschlandradio Kultur.
Dieser Einschätzung widersprach Familienrechts-Experte Schwackenberg: Auch
bei geschiedenen Eltern, die
jetzt schon in der Regel das
gemeinsames
Sorgerecht
behalten, würden die meisten Fragen ohne gerichtliche
Hilfe geklärt. Die konkrete
Ausgestaltung einer Neuregelung dürfte noch zu Diskussionen führen: Die FDP
bevorzugt eine sogenannte
Widerspruchslösung,
wonach unverheiratete Eltern
von Anfang an das Sorgerecht gemeinsam ausüben
sollen – es sei denn, die
Mutter legt Widerspruch ein
und erhält beim Familiengericht Recht.
Dieser Vorschlag stieß allerdings auf Widerspruch aus
der Union. CSU-Politikerin
Bär hatte bereits in der vergangenen Woche gesagt, es
dürfe „in keinem Fall dazu
kommen, dass die Mutter in
einer ohnehin hochemotionalen Phase auch noch tätig werden muss“. Der „aktive Part“
müsse vom Vater ausgehen.
Jochen Neumeyer
Carrière: „Die Rechte
der Kinder gestärkt“
D
as
Bundesverfassungsgericht hat die
Rechte unverheirateter
Väter gestärkt. Ab sofort
bekommen diese leichter das Sorgerecht für ihr
Kind. Der Schauspieler
Mathieu Carrière setzt
sich seit Jahren dafür
ein, dass unverheiratete
Väter den Müttern in dieMathieu
sem Punkt gleichgestellt
Carrière
werden.
Hintergrund
ist ein langjähriger Sorgerechtsstreit um seine Tochter. Aufmerksamkeit erregte der 60-jährige Carrière durch spektakuläre Aktionen – zum Beispiel indem er sich
symbolisch ans Kreuz nageln ließ. Er sprach
über die neue Rechtslage, sein langjähriges
Engagement und elterliche Verantwortung.
Frage: Herr Carrière, was war Ihr erster Gedanke nach dem Gerichtsbeschluss?
Carrière: Endlich ein Schritt in die richtige
Richtung!
Hat sich Ihr langjähriger Kampf für eine Reform des Kindschaftsrechtes gelohnt?
Natürlich, damit habe ich Aufmerksamkeit
erzeugt. Schopenhauer hat einmal gesagt,
eine Wahrheit wird erst verhöhnt, dann
bekämpft, dann vergessen und dann als
selbstverständlich hingenommen. Als ich
im Knast war und mich danach ans Kreuz
nageln ließ, wurde ich verhöhnt, dann wurde
ich bestraft, beispielsweise mit Prozessdrohungen, und ich bekam für zwei Jahre kaum
Arbeit. Dann wurde die Sache vergessen
und auf einmal ist es völlig normal.
Sind Ihre Forderungen jetzt erfüllt?
Es sind noch weitere Schritte nötig, aber
jetzt ist erstmal eine Tür geöffnet. Das war
das schönste Geschenk zu meinem 60.
Geburtstag. In der UNO-Charta steht, dass
Kindern gleichwertiger Zugang zu beiden
Elternteilen als Menschenrecht zusteht. Bei
uns hat es 60 Jahre gedauert bis sich das
zu erfüllen scheint. Die ehemalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat
sehr viel Schaden angerichtet – jetzt hat
sich das Thema hoffentlich bald erledigt.
Vorgesehen ist zunächst eine Übergangsregelung. Wie sollte Ihrer Meinung nach die endgültige gesetzliche Neuregelung aussehen?
Zuerst einmal muss dieser Begriff „Kindeswohl“ geändert werden. Was ist denn das
Kindeswohl? Wer soll denn das beurteilen? Es
muss heißen: „im besten Interesse des Kindes“. Dann müssen die Paragrafen gestrichen
werden, die nichtverheirateten Müttern das
alleinige Sorgerecht zusprechen. Es geht hier
auch nicht nur ums Sorgerecht, sondern um
elterliche Verantwortung im Allgemeinen. Es
muss „Sorgepflicht“, nicht „Sorgerecht“ heißen. Mit der Entscheidung des Gerichts wurden übrigens die Rechte der Kinder gestärkt,
nicht nur die der Väter, und darum geht es.
Wir waren bisher eine vaterlose Gesellschaft.
Deutschland war eines der letzten Länder in
Europa, in denen die Väter nicht die gleichen
Rechte hatten. Aber ich sage, Gleichberechtigung ist nicht teilbar und um Élisabeth Badinter
zu zitieren: Die Mutterliebe ist ein Mythos! ddp
12
KULTUR
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N AM RANDE
Leipzig: Baustart
für Mahnmal
A
m 6. August sollen in Leipzig
die Bauarbeiten für ein Mahnmal zur Erinnerung an die Sprengung der Universitätskirche beginnen. Wie die Stadt mitteilte,
stünden insgesamt 430 000
Euro zur Verfügung, um auf dem
Trümmerberg in der Etzoldschen
Sandgrube im Süden der Stadt
einen Gedenkort mit Klanginstallationen zu errichten. In der Grube wurden nach der Sprengung
im Jahr 1968 Trümmer der Paulinerkirche abgelagert. Die Bauarbeiten sollen nach Plänen
der Stadt noch in diesem Jahr
abgeschlossen werden. Die Paulinerkirche im Zentrum der Stadt
wurde 1968 auf Geheiß der SED
gesprengt. An ihrem früheren
Standort soll der Ende 2011 fertiggestellte Uni-Neubau an die
Kirche erinnern.
epd
Scully-Schau
in Chemnitz
D
ie Kunstsammlungen Chemnitz zeigen ab Mitte August
eine Sonderausstellung mit
Werke des US-Malers Sean
Scully. Scully, dessen Werke
mit ihren klar geometrisch abgetrennten Farbfeldern an das
abstrakte Werk Mark Rothkos
erinnern, werde ab 13. August
im Oberlichtsaal des Museums
am Theaterplatz mit großformatigen Werken präsentiert,
teilte das Museum mit. Die Ausstellung ist bis zum 3. Oktober
dienstags bis sonntags und an
Feiertagen von 11 bis 18 Uhr zu
besichtigen.
epd
N MEDIEN
Die PR-Schlacht um Kachelmann tobt
J
ab dem 6. September
letztlich
ankommen
wird? „Die meisten Richter sagen: Wir sind nicht
beeinflussbar“, sagt der
Berliner Juraprofessor
Volker Boehme-Neßler,
Herausgeber des Bandes
„Die Öffentlichkeit als
Richter?“. Es gebe allerdings empirische Untersuchungen, wonach sich
Richter eben doch von
Medienberichten beeinflussen lassen.
örg Kachelmann ist
aus dem Gefängnis
frei, aber der mediale Vorkampf zum Prozess
vor dem Landgericht
Mannheim geht weiter.
Mit einem Unterschied:
Jetzt ist Kachelmann
selbst mit dabei. Kurz
nach der Entlassung am
29. Juli gab der Fernsehmoderator ein VideoInterview, wenige Tage
darauf legte er mit einem
dreiseitigen Gespräch im
Spiegel nach. Zeitgleich
veröffentlicht die Zeitschrift Focus eine Titelgeschichte mit Auszügen
aus dem Tagebuch des
mutmaßlichen Opfers.
Mittlerweile dreht sich
das Kachelmann-Karussell so schnell, dass es
manchmal scheint, als
würden die Fronten verwischen: Das Video-Interview, das Kachelmann
einem freien Journalisten gab, ist auf der Internet-Seite von Bild.de zu
sehen; die Bild-Zeitung
druckte Auszüge daraus,
und auf den ersten Blick
sah es so aus, als habe
Kachelmann direkt mit
der Zeitung gesprochen.
Am Montag – zwei Tage
später – fragt das Blatt:
„Ist es wirklich klug von
Kachelmann, jetzt schon
Interviews zu geben?“
Gleichzeitig
Kachelmanns
fordert
Medien-
Die Medien hetzen den Beschuldigten: Der TV-Wettermoderator Jörg Kachelmann geht nach seiner Entlassung in Mannheim zum Wagen seines Anwaltes.
anwalt Ralf Höcker vom
Springer-Verlag
mehr
als zwei Millionen Euro
Geldentschädigung, weil
die
Berichterstattung
– unter anderem Fotos
beim Ausgang im Gefängnishof – die Persönlichkeitsrechte des Moderators verletzt habe.
Höcker listet auf seiner
Website die einstweiligen Verfügungen auf,
die er für Kachelmann
gegen Focus und Bild erwirkt habe.
„Kachelmann
kämpft
an zwei Fronten: Zum
einen gegen die Staatsanwaltschaft; zum anderen muss er seinen Ruf
verteidigen“, sagt der
PR-Experte Uwe Wolff,
Geschäftsführer
einer
namhaften Rechtsberatungsfirma. Wolff hat
sich auf Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenhang mit Gerichtsverfahren spezialisiert, die
sogenannte „Litigation
PR“.
Die Weitergabe
Dokumenten aus
von
den
Ermittlungsakten
an
die Medien sei dabei
nicht hilfreich, meint
Wolff. „Solche Durchstechereien tun keinem
gut.“ Vielmehr sei die
Staatsanwaltschaft nun
in einer Verteidigungsposition. „Es hat sich
ein maßloser Schlagabtausch zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung entwickelt.“
Und die Richter des
Landgerichts
Mannheim, auf deren Eindruck es im Verfahren
„Kaum jemand kann
sich der Macht der
Situation
vollständig
entziehen“, sagt Boehme-Neßler. „Das betrifft
nicht so sehr die Frage,
ob jemand eine Tat begangen hat, sondern
eher das Strafmaß.“
Guten Richtern sei dieser Mechanismus allerdings bewusst. Auch
bestehe die Gefahr einer
„Trotzreaktion“, wenn
der Versuch der Beeinflussung zu plump und
offensichtlich sei.
PR-Experte Wolff glaubt
nicht, dass Kachelmann
sich mit seinen Interviews einen Gefallen
getan hat. Er hätte Kachelmann geraten, erst
einmal zu schweigen.
„Das wäre ein Zeichen:
Der Mann ist besinnlich und nachdenklich
geworden.“
Jochen Neumeyer
N KINO
Inception: Auf Mission mit Hirnspion
E
s ist kein Verlass auf diese
Welt: Gerade noch sitzen
Dom Cobb (Leonardo Di
Caprio) und Araidne (Ellen
Page) ruhig in einem Pariser
Straßencafé, dann explodiert
im Hintergrund die Auslage
eines Obst- und Gemüseladens.
Orangen, Äpfel, Salatköpfe und
Kisten fliegen durch die Luft. Die
Fassaden der Häuser fangen an
zu bröckeln, Gebäude sinken in
sich zusammen. Ein paar Meter
weiter wird ein ganzer Straßenzug nach oben gebogen und
wie ein Schulbrot zusammengeklappt. Die Pariser Boulevards
erscheinen zwar noch vertraut,
aber das Auge kann sich nicht
mehr an ihnen festhalten. Denn
wir sind hier nicht nur im Kino,
sondern mitten im menschlichen Unterbewusstsein.
In Christopher Nolans neuem
Film „Inception“ geht es um das
Eindringen in Träume. Der von
DiCaprio verkörperte Cobb gilt
auf dem Gebiet dieser Hirnspionage als der beste seines Faches.
Private Unternehmen heuern
den „Extraktor“ an, um die Betriebsgeheimnisse der Konkurrenz zu erkunden. Das illegale
Gewerbe hat Cobb ganz nach
oben auf die Fahndungsliste des
FBI gebracht und den
Weg zurück nach Hause
zu Frau und Kind für
immer versperrt.
(Ellen Page, Tom Hardy, Joseph
Gordon-Levitt) bereitet Cobb
daraufhin die Manipulation wie
einen Bankraub vor. Während
der Arbeit in den übereinander
geschichteten Traumkonstruktionen suchen ihn jedoch auch
seine eigenen Dämonen und
unverarbeiteten
Schuldkom-
plexen heim, wodurch das Unternehmen zunehmend außer
Kontrolle gerät.
Genauso wie seine Figuren in
immer tiefer liegende Schichten
des Unterbewusstseins eindringen, arbeitet sich der Film durch
übereinander gelagerte Bedeutungsebenen, die von
der Genre-Oberfläche
eines „Heist-Movies“
über die düstere Zukunftsvision grenzenloser Manipulierbarkeit
bis zu psychoanalytischen
Tauchgängen
und
selbstreflexiven
Kommentaren
zum
Medium Film reichen.
Der einflussreiche Geschäftsmann Saito (Ken
Watanabe) bietet ihm
nun internationale Immunität an. Im Gegenzug soll der erfahrene
Traumdieb nicht ein
Geheimnis
stehlen,
sondern eine firmenschädigende Idee in den
Kopf des Konkurrenten
einpflanzen. Gemein- Leonardo DiCaprio spielt einen Agenten, der in die
sam mit seinem Team Träume seiner Zielpersonen eindringt.
Foto: dpa
Mit „Inception“ inszeniert Christopher Nolan einen Actionfilm im
Unterbewusstsein. Damit bringt der britische
Regisseur seine Vor-
liebe für die Grenzregionen des
Verstandes und für vielschichtige Erzählweisen, die er bereits
in frühen Independent-Filme wie
„Memento“ ausagiert hat, mit
seinen Erfolgskonzepten für das
Mainstreamkino zusammen, wie
sie sich zuletzt in seinem Blockbuster-Erfolg „The Dark Knight“
bewährt haben.
Herausgekommen ist ein hochkomplexes Stück Kino, das
immer neue filmische Räume
eröffnet, tief und visuell fassbar
in die Psyche seiner Hauptfigur
eindringt und trotzdem als rasantes Actionabenteuer auf der
Leinwand besteht. Nolans Reise
ins Unterbewusste ist ein streng
komponiertes Werk, das souverän zwischen den Erzählebenen
wechselt, ohne den dramaturgischen Faden zu verlieren. Seit
„Matrix“ hat man solch klug und
komplex strukturiertes Popcornkino nicht mehr gesehen.
epd
UNTERHALTUNG
13
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N TRENNUNG
N AM RANDE
„Adieu, Gianna“ – Eisbär Knut ist wieder allein
L
K
renkollege Yoghi war im Tierpark
Berlin-Friedrichsfelde
untergekommen.
napp ein Jahr währte ihr
Eisbärenglück – jetzt ist
Knut wieder allein. Ende
Juli, in aller Stille, wurde Eisbärin Gianna zurück in ihren
Heimatzoo nach München verfrachtet. „Am späten Abend ist
Gianna wohlbehalten im Tierpark Hellabrunn eingetroffen“,
berichtete Bärenkurator Heiner
Klös. Um den Transport ohne
viel Rummel vorzubereiten,
habe der Berliner Zoo den genauen Zeitpunkt von Giannas
Reise vorher nicht bekanntgegeben.
Waren die ersten Treffen der
beiden Eisbären noch eher von
kühler Zurückhaltung geprägt,
erwärmte die temperamentvolle Gianna das Herz von Knut
recht schnell. Seine anfängliche Schüchternheit gegenüber der Eisbärdame, die ihn
am ersten Tag mit einer Ohrfeige begrüßte, überwand Knut
nach einigen Tagen. Von da an
konnten die Zoobesucher die
Eisbären in trauter Zweisamkeit in ihrem gemeinsamen
Gehege herumtollen sehen.
Freiwillig wollte die Eisbärin
ihren zweiten Wohnsitz wohl
nicht aufgeben. Denn sie
weigerte sich, in die Transportkiste zu steigen, erzählte
Klös. Deshalb wurde Gianna
mit einer kurzen Betäubung
reisefertig gemacht.
Seit Anfang September 2009
lebte Gianna an der Spree und
freundete sich mit ihrem weltberühmten, gleichaltrigen Artgenossen Knut an. Dass ihre
Bekanntschaft nur begrenzt
Foto: dpa
Aus Sicht von Klös profitierten
beide Tiere von ihrer gemeinsamen Zeit im Berliner Zoo.
„Das war eine prima Erfahrung
für beide Jungbären“, sagte er.
Besonders der von Menschenhand aufgezogene Knut habe
sich von Gianna viele typische
Eisbärmanieren
abschauen
können. Unter Sehnsucht nach
seiner Gefährtin leide Knut
aber jetzt nicht, sagte Klös.
Spekulationen, dass aus den
beiden ein Paar werden könnte, bereiteten die Zoos in Berlin und München jedoch stets
ein Ende. Gianna muss zurück
nach Bayern und bekommt
dort einen neuen Partner,
hieß es immer wieder. Knut
dagegen soll das Erbe seines
Vaters Lars antreten und mit
den Eisbärinnen Nancy und
Katjuscha im nächsten Jahr
Nachwuchs zeugen.
Aus und vorbei: Scheinbar sehnsüchtig schaut der Eisbär Knut
(vorn) im Zoo in Berlin seiner Mitbewohnerin Gianna hinterher.
sein sollte, stand von vornherein fest. Die dreijährige Eisbärin war wegen des Umbaus
der Bärenanlage in München
übergangsweise nach Berlin
gezogen. Ihr elfjähriger Eisbä-
In München sollen Gianna und
Yoghi nun in die neue Bärenanlage ziehen und ein Zuchtpaar
werden. Auf der Internetseite
des Münchener Tierparks hieß
es, die Bären hätten eine Woche lang Zeit, sich in Ruhe an
das neue Gehege zu gewöhnen.
Vom 7. August an könnten sie
dort wieder beobachtet werden.
Ulrike Thiele
N ERFOLG
Von „Marky Mark“ zum Oscar-Gewinner
M
it einem Kuss hat Hollywoodstar Mark Wahlberg seinen Stern auf
dem „Hollywood Walk of Fame“
eingeweiht. Das frühere Unterwäschemodell war mit seiner
Frau, Model Rhea Durham, und
den gemeinsamen vier Kindern
zu der Verleihzeremonie in Hollywood erschienen.
Kurz vor dem US-Kinostart
eines neuen Films wurde die
Plakette auf dem berühmten
Bürgersteig enthüllt. Unter dem
stürmischen Applaus von vielen
Hundert Fans fiel der 39-Jährige zu Boden und küsste die
Plakette. Nach Angaben der
Sterne-Verleiher erhielt Wahlberg den 2414. Stern auf dem
Hollywood Boulevard.
Comedy-Star Will Ferrell, Wahlbergs Co-Star in der Polizistenkomödie, sorgte für Lacher. „Ich
liebe all deine ’Bourne’- Filme“,
scherzte Ferrell. Nicht Wahl-
berg,
sondern
Matt
Damon spielt
die Hauptrolle in der
AgentenSerie. Beide
stammen
aus Boston.
die Pforten
diverser
Aufnahmestudios:
Der jüngere
Wa h l b e r g Bruder startete
seine
Karriere als
Sänger Marky Mark mit
Zu verdanseiner Band
ken hat er
The Funky
seine KarrieBunch. Er
re auch ein
arbeitete newenig
seibenbei lange
nem Bruder
als UnterwäDonnie. Der
schemodel
war Sänger
für
Calvin
der TeenieKlein. Bald
Boyband
„New
Kids Stern Nr. 2414: Mark Wahlberg mit der e n t d e c k t e
on the Block“ Auszeichnung in Hollywood. Foto: AFP er auch die
Schauspieund zu Beginn der neunziger Jahre ein Me- lerei für sich und konzentrierte
gastar. Denn Donnie Wahlberg fortan sich auf das Mimen-Spiel.
sorgte dafür, dass seinem kleinen
Bruder einige Türen geöffnet Seinen größten Erfolg als
wurden. Unter anderem auch Schauspieler hatte er 2006 in
Martin Scorseses Thriller „Departed – Unter Feinden“. Für
seine Rolle an der Seite von
Leonardo DiCaprio und Matt
Damon wurde er für einen
Oscar als bester Nebendarsteller nominiert. Zuletzt war
er an der Seite von Tina Fey
und Steve Carell in der Komödie „Date Night – Gangster für
eine Nacht“ auf der Leinwand
zu sehen.
Wahlberg wuchs als jüngstes
von neun Kindern einer Arbeiterfamilie in Boston unter
ärmlichen Verhältnissen auf.
Der jugendliche Schulabbrecher verbüßte nach Einbrüchen und Prügeleien mehrere
Strafen, bevor er letztlich doch
im Showbusiness Fuß fasste.
Mit seiner eigenen Stiftung,
der Mark Wahlberg Youth
Foundation, engagiert sich der
Schauspieler heute für Großstadt-Kinder aus sozial schwachen Familien.
frs,dpa
indsay Lohan, HollywoodStarlet, ist wieder auf freiem
Fuß. Die 24-Jährige habe nach
nur dreizehntägiger Haft das
Gefängnis wieder verlassen, berichtete die Los Angeles Times
unter Berufung auf einen Polizeisprecher. Das Starlet müsse
sich nun im Anschluss direkt in
eine Entzugsklinik begeben, wo
sie ihre Alkoholabhängigkeit bekämpfen solle. Lohan war wegen
Verstoßes gegen Bewährungsauflagen eigentlich zu 90 Tagen
Haft verurteilt worden. Wegen der
Überbelegung der kalifornischen
Gefängnisse verkürzte der Sheriff
von Los Angeles die Strafe aber.
W
alter Sinnhofer, Österreicher,
hat die größte Lederhose der
Welt geschneidert und damit die
Aufnahme ins Guinness-Buch der
Rekorde geschafft. Der Inhaber
eines Trachtengeschäfts in Henndorf am Wallersee brauchte zweieinhalb Monate, um die riesige
Krachlederne zu schneidern. Das
gute Stück ist fünf Meter hoch, 50
Kilogramm schwer und hat eine
Bundweite von vier Metern. Rund
77 Quadratmeter Rindsleder wurden für Lederhose benötigt. Der
Österreicher hält auch schon den
Weltrekord für die kleinste Lederhose: Diese misst gerade einmal
38 Millimeter.
A
lbert II., monegassischer
Fürst, zieht seine Hochzeit mit
Spitzenschwimmerin
Charlene
Wittstock im kommenden Sommer um eine Woche vor, damit
er an einer Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees
in Südafrika teilnehmen kann.
Albert II. wolle außerdem, dass
seine künftige Frau als Fürstin in
ihre Heimat Südafrika reise, teilte
das Fürstenhaus mit. Statt wie
angekündigt am 8. Juli werde das
Paar deshalb am 2. Juli im Palast
getraut, tags darauf gibt der Fürst
seiner ebenfalls sportbegeisterten Frau das Ja-Wort vor dem
Altar. Albert II. war in früheren Jahren ein erfolgreicher Sportler und
gehört dem Olympischen Komitee
seit 1985 an.
S
ylvester Stallone, US-Schauspieler, hat nach den Dreharbeiten zu seinem jüngsten
Film „The Expendables“ in
Brasilien angeblich einen Haufen Schulden hinterlassen.
Wie eine Wochenzeitung berichtete, steht Stallone bei der
örtlichen
Beleuchtungsfirma,
Fahrern, Sicherheitsleuten und
anderen Helfern mit insgesamt
mehr als zwei Millionen Dollar
(1,5 Millionen Euro) in der
Kreide. Mit einem Budget von
rund 63 Millionen Dollar gilt „The
Expendables“ als der teuerste
Film, der je in Brasilien gedreht
wurde. Stallone, der mit seinen
Filmen „Rocky“ und „Rambo“
weltberühmt wurde, stand für
„The Expendables“ nicht nur
vor der Kamera, sondern war zugleich Co-Produzent.
14
REISE
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N INDIEN
Goa – Hütten, Villen, Kathedralen
Jugend an alter Stätte: Auch viele indische Schulklassen besuchen die buddhistischen Höhlentempel in Ajanta.
S
elbst nachts um drei ist
Mumbai noch wach. Auf
dem Platz vor dem Gateway of India jagen sich bellende Hunde, ein Wachmann
verscheucht die nächtlichen
Spaziergänger. Morgen werden
sich hier wieder indische Touristen, Luftballonverkäufer und
Fotografen drängen. Jetzt aber
liegt alles im Kunstlicht der Laternen und an der Fassade des
Taj Mahal & Palace Hotels werkelt kein einziger Bauarbeiter.
Die Menschen sitzen in Hauseingängen und trinken Tee,
schlendern die Straßen entlang. In einer Gasse sammeln
sich Jugendliche, Musik ist aus
einem Haus zu hören. Um die
Ecke liegen Bündel aus Stoff
und Mensch auf dem Bürgersteig, einige der ungezählten
Obdachlosen in dieser Stadt.
Mit dem Morgen bricht auch
der Lärm wieder über Mumbai herein. Am Prachtbahnhof
Chhatrapati Shivaji Terminus
aus der britischen Kolonialzeit
vermengen sich Pendler, Geschäftsleute und Reisende zu
einem bunten Strom. Mit nur
zwei Wochen Zeit wird man
in einem solch riesigen Land
nicht weit kommen. Was aussieht wie drei Zentimeter auf
der Karte, sind zwölf Stunden
im Zug. Aber man kann in
zwei Wochen einige kleinere
Runden drehen, von denen
man mit Tausenden von Ein-
drücken zurückkehrt.
Eine
dieser Runden führt von Mumbai schnurgerade an der Küste
entlang nach Süden, nach Goa.
Der winzigen Provinz haftet
ein übler Ruf als Hotspot der
Kiffer und Partygänger an. An
den Stränden im Norden reisen junge Inder in Gruppen an,
um Frauen aus dem Westen
beim Sonnenbaden zu begaffen. Aber auch in Goa gibt es
friedvolle Ecken, bezaubernde
Landschaft und vor allem eine
große Portion portugiesischen
Kolonialcharme.
Korbstuhl unter den Nadelbäumen dösen.
Für einen Ausflug vermieten im
Dorf viele Läden Scooter und
Motorräder. Es geht entlang der
Küste nach Norden, an Wasserbüffeln und Reisfeldern vorbei
zu den überwucherten Ruinen
des Cabo da Rama Forts und zu
dem Ort Chandor.
Der Dorfplatz wird beherrscht
von einer portugiesischen Villa.
Auf einem der verschnörkelten
Die Portugiesen herrschen seit
1961 nicht mehr in Goa. Von
der reichen Familie MenezesBragança ist nur diese gebeugte Dame in Chandor geblieben.
Was soll werden, wenn sie die
prunkvollen Räume nicht mehr
mit ihren Erinnerungen füllt?
Die Antwort erhält man im
zweiten Flügel der Villa. Dort
dirigiert ein indischer Hausmeister durch die Gemächer
der Familie Pereira-Bragança.
Der Monsun hat die Tapete
an der Decke des Ballsaals gewellt, die Tasten des Klaviers
ähneln verfaulten Zähnen. In
verstaubten Vitrinen reihen
sich leere Parfümfläschchen,
und die Kerzenhalter auf dem
Hausaltar sind stumpf.
Am besten steigt man abends
um elf in einen Nachtzug direkt nach Margao. Wer auf ein
klimatisiertes Abteil verzichten
kann, rollt sich in der Sleeper
Class auf einer blauen Plastikpritsche zusammen. Zum
Frühstück schenken Teeverkäufer würzig-süßen Chai in
kleine Pappbecher.
Wer mittags in Margao ankommt, nimmt einen Bus nach
Süden und von dort ein Taxi
nach Agonda. Der Strand ist
hier so lang und breit, dass man
ihn gern mit ein paar anderen
Touristen und heiligen Kühen
teilt. In den Strohdächern der
kleinen Holzhütten raschelt
der Wind, und nachts rauscht
die Brandung bis unters Mückennetz. In Ruhe kann man
hier Sterne gucken und in den
Wellen treiben. Oder in einem
roten Balkone sitzt eine alte
Dame und wartet auf Besucher.
Behutsam zieht sie das Tor in
ihren Flügel des Hauses auf
und fragt höflich, ob sie durch
ihr Reich führen darf. Es ist ein
Reich voll vergehender Pracht.
„Diese chinesische Vase hat
mein Großvater gekauft“, erzählt die 90-Jährige. „Und in
diesem Ballsaal habe ich als
Mädchen getanzt.“ Der Marmorboden schimmert im Licht
der Kronleuchter so makellos
wie die Silberteller nebenan.
Die sterbende Pracht Goas: Als
Mädchen tanzte die Hausherrin in diesem Ballsaal.
Es geht weiter, drei Stunden
Busfahrt bis zur Provinzhauptstadt Panaji. Ein Moloch? Fehlanzeige. In den Vierteln Sao
Fotos: dpa
Tomé und Fontainhas schmiegen sich verspielte koloniale
Fassaden aneinander, an einer
Straßenecke flackern Kerzen
vor der Statue eines katholischen Heiligen. Die Stadt ist
eine ideale Basis für Ausflüge
zu den grandiosen Kathedralen
in Old Goa und zum Handwerkermarkt in Anjuna.
Die letzten paar Tage reichen
gerade noch für einen Abstecher zu den Höhlentempeln von
Ajanta und Ellora. Ein Nachtbus fährt dafür nach Aurangabad, eine Stadt nordöstlich von
Mumbai. Von dort kann man
tagsüber bequem die uralten
Pilgerstätten besuchen. Generationen von Mönchen und Arbeitern haben Klöster, Kapellen
und Tempel aus dem Berg geschlagen. Die Höhlen sind den
Gottheiten dreier Religionen
geweiht und mit Wandgemälden und Statuen verziert. Oft
umgarnt der Gesang tibetischer
Pilger die mächtigen Säulen
und schwingt in die dunkelsten
Nischen.
Die zwei Wochen eilen ihrem
Ende entgegen, es geht im
Zug zurück nach Mumbai.
Frühmorgens
kriecht
der
senile Stahlwurm los und erreicht mittags den Chhatrapati Shivaji Terminus. Türmchen, Buntglas und verspielte
Wasserspeier. Welcome back.
Heike Sonnberger
FRESH – DIE JUNGE SEITE
15
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N GESANG
Sjaella: Mehr als nur schön singen
E
s beginnt vor vielen Jahren
im Kinderchor, wo sie gemeinsam musizieren. Das
Singen dort reicht Helene, Marie
Charlotte, Felicitas und Viola
nicht mehr. Im Kinderzimmer
experimentieren sie mit den eigenen Stimmen, probieren sich
an A-capella-Musik aus. Kurze
Zeit später stoßen Marie und
Franziska zu der kleinen Gruppe, und schon bald wird es ihnen
zu wenig, beim Zähneputzen
oder beim Wischen der Küche zu
singen. Außerdem gibt es inzwischen mehrere Arrangements
für die Mädchen. Bei ihrem ersten Konzert treten sie zur Nacht
der Chöre 2006 in der Leipziger
Peterskirche auf. Sie nennen sich
Chickpeas – Kichererbsen. „Wir
sind die Vokabelliste im Englischbuch durchgegangen, und
das hat uns gefallen“, erinnert
sich Marie Charlotte.
Zwischen zehn und 13 Jahren
waren sie alt, als sie das erste
Mal als Chickpeas auf der Bühne
standen. Es folgten Auftritte bei
A-Capella-Festivals mit Klassikund Popstücken. „Irgendwann
wollten wir uns mit anderen vor
einer professionellen Jury messen und haben an Wettbewerben
teilgenommen“, sagt Marie Charlotte, die heute 17 ist. „Wir haben
schnell festgestellt, dass wir da
ganz gut mitmischen können“,
ergänzt die gleichaltrige Marie.
überspringen zu lassen macht
eine gute Gruppe aus“, haben
die Mädchen bei Wettbewerben
beobachtet. Auch wenn ihnen
regelmäßig „großes Potenzial“
bescheinigt wird, wollen sie sich
auf diesem Lob nicht ausruhen:
„Wir sind sehr wissbegierig. Wir
machen unsere Proben allein,
deshalb freuen wir uns, wenn
wir bei Wettbewerben oder in
Workshops Kritik bekommen
und versuchen, Ratschläge umzusetzen“, meint Helene.
Viola, Marie Charlotte, Felicitas, Marie, Helene und Franziska (von links) singen als „Sjaella“ Vokalmusik. Die sechs Schülerinnen stehen seit fünf Jahren gemeinsam auf der Bühne. Foto: Ines Christ
Der Erfolg gibt ihnen Recht: 2009
gewannen sie den dritten Preis
beim Internationalen A-capellaWettbewerb in Leipzig, in diesem
Jahr wurden sie Sieger beim Acapella-Bundescontest und beim
Grazer Wettbewerb VokalTotal,
bei dem sie in der Kategorie Klassik den Ward Swingel Award mit
Golddiplom abräumten.
Die sechs Schülerinnen haben
großen Spaß an der Musik und
ebenso große Freude daran,
gemeinsam auf der Bühne zu
stehen. „Die Harmonie bei uns
stimmt einfach“, sagt Marie.
Vor kurzem haben die Mädchen
einen Plattenvertrag mit „Querstand“ beim Kamprad-Verlag
erhalten – und mussten dafür
unfreiwillig ihren Namen ändern. „Um eine CD aufnehmen
zu können, muss der Name geschützt sein. Als wir Chickpeas
schützen lassen wollten, stellte
sich heraus, dass es eine solche
Band schon gibt“, erzählt Viola. Ein neuer Name musste also
her. Entschieden haben sich
die Chickpeas für Sjaella – „ein
Fantasiename“, erklärt Viola.
„Er leitet sich vom schwedischen
Wort für Seele ab. Wir singen
alle mit der ganzen Seele, deshalb können wir uns gut damit
identifizieren.“
Auch wenn die Mädchen im
Vergleich zu anderen A-capellaGruppen noch jung sind, wurden
sie bei ihren ersten Auftritten
nicht belächelt. „Die Zuhörer haben eher gestaunt“, erinnert sich
Franziska. Inzwischen haben sie
eine gewisse Routine beim Singen entwickelt und konzentrieren sich auch auf andere Aspekte ihrer Auftritte. „Wir merken
immer mehr, dass mehr dazu
gehört als schön zu singen“, sagt
Viola. Bühnenpräsenz und musikalische Gestaltung seien mindestens genauso wichtig. „Nicht
einfach zu singen, sondern miteinander zu singen und den
Funken auch auf das Publikum
N MUSIC / VIDEO / GAMES / BOOKS
Shutter Island
StarCraft II
Krieg der Klone
B
U
S
I
.S.-Marshal Teddy Daniels
(Leonardo DiCaprio) landet
1954 mit seinem Partner Chuck
Aule inmitten eines Unwetters
auf dem entlegenen Shutter Island. Dort ist aus dem Ashecliffe
Hospital, einem Krankenhaus
für geisteskranke Schwerverbrecher, eine Mörderin spurlos
verschwunden. Schnell ist Teddy klar, dass er keine Unterstützung von den Ärzten zu erwarten hat: Offenbar will man
ihn auf falsche Fährten locken
und als Schachfigur in einem
diabolischen Spiel instrumentalisieren. Teddy setzt dennoch
alles daran, das Geheimnis der
Insel zu entschlüsseln.
Im Dezember, zwischen Weihnachten und Silvester, werden
Sjaella ihre erste CD mit „Querstand“ aufnehmen. Sie soll eine
Mischung aus Klassik, Pop und
Jazz werden und so das gesamte
Spektrum der Sängerinnen zeigen.
Ines Christ
N AM RANDE
Plan B
en Drew ist eine echte KunstWundertüte. Das Debüt seines Projektes Plan B erschreckte
2006 mit seiner rauen Rap-Ästhetik nicht nur die Trend-geschulten Londoner Hipster. Zwei
Filmrollen später erscheint uns
Ben Drew nun in einer vollkommen neuen Inkarnation: Sein
zweites Album „The Defamation of Strickland Banks“ lässt
die großen Zeiten des Northern
Soul wieder aufleben und transferiert diesen coolen Musikstil in
die Jetztzeit. Ein Album, als ob
Marvin Gaye seine frühen Liebesplatten und sein souveränes
Spätwerk „What’s Going On“ auf
einmal aufgenommen hätte.
Anfangs waren es vor allem
Beatles-Songs, die es den Mädchen angetan hatten. Ihr momentaner Favorit: „Fields of
Gold“ von Sting. „Das singen wir
ständig, auch weil es so ein schönes Arrangement hat“, schwärmt
Franziska. Ein solches zu finden
sehen die Sechs als große Kunst,
besonders weil die Auswahl an
sechsstimmig und für Frauen
arrangierten Klassik- und Popstücken begrenzt ist. „Aus der
Klassik kommen für uns deshalb
fast nur zeitgenössische Lieder
in Frage“, sagt Viola.
tarCraft II führt die epische
Saga um die Rassen Protoss,
Terraner und Zerg fort. Diese
drei vollkommen verschiedenen
und mächtigen Völker werden in
dem fulminanten Echtzeitstrategienachfolger des legendären
Originals StarCraft erneut aufeinander treffen. Legionen von
verbesserten Veteranen sowie
brandneue Einheitentypen werden sich im Kampf ums Überleben eine Schlacht liefern, die
die gesamte Galaxie zum Beben
bringen wird. Mit einer neuen
und einzigartigen Einzelspielerkampagne, die dort anfängt, wo
StarCraft: Brood War aufhörte.
Für PC und Mac.
n ferner Zukunft wird der
interstellare Krieg der Kolonialen Union gegen mächtige
Alien-Invasionen mit scheinbar
bizarren Mitteln geführt: Für
die Verteidigung der Kolonien
weit draußen im All werden
nur alte Menschen rekrutiert.
So wie den Witwer John Perry,
der mit 75 noch einmal einen
neuen Anfang machen will.
Doch bald erfährt er das wohlgehütete Geheimnis: Das Bewusstsein der Rekruten wird in
jüngere Klone ihrer selbst übertragen, die als unerschöpfliches
Kanonenfutter in den Kampf
geschickt werden… Fulminates
Debüt von John Scalzi.
Instrumente
für Nachwuchs
N
achwuchs im Bereich
Klassische Musik hat
es nicht einfach – die hochwertigen Instrumente sind
einfach nur unerschwinglich.
Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen vergibt aus
ihrem sogenannten Musikinstrumentenfonds eine Violine und eine Viola an begabte Nachwuchsmusiker. Die
Meisterinstrumente werden
leihweise für drei Jahre zur
Verfügung gestellt, wie die
Stiftung in Dresden mitteilte.
Eine Verlängerung um weitere zwei Jahre sei aber möglich. Jungen Musikern solle
damit der Einstieg in eine professionelle Karriere erleichtert
werden, hieß es. Bewerbungen
von Absolventen oder Studenten der sächsischen Musikhochschulen, Mitgliedern des
Landesjugendorchesters,
hochbegabten Musikschülern
und Preisträgern von Jugendmusikwettbewerben
wie
„Jugend musiziert“ sind den
Angaben des Ministeriums zufolge bis zum 15. September
möglich.
ddp
16
PRÄVENTION
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N AM RANDE
Wespenabwehr
mit Basilikum
D
ie Angst vor einem Wespenangriff am Kaffeetisch ist bei
richtigem Verhalten unbegründet.
Wer nicht nach den Insekten
schlägt, sie nicht zu zerquetschen
versucht oder in ihrem Nest stört,
ist in der Regel nicht gefährdet,
so die Deutsche Wildtier Stiftung
Hamburg. Um Wespen grundsätzlich von süßem Kuchen fernzuhalten, empfiehlt die Stiftung,
eine mit Gewürznelken gespickte
halbe Zitrone oder einen Strauß
Basilikum auf dem Tisch zu deponieren. Süßliches Parfüm lockt
Wespen dagegen ebenso an wie
die Farben blau, gelb und weiß.
Auch Ventilatoren sind ungünstig – der Luftwirbel macht die
Insekten aggressiv. Bei süßen
Getränken gilt aus einer Dose
am besten mit Strohhalm trinken
und Gläser nach jedem Schluck
abdecken, damit nicht aus Versehen eine Wespe in den Mund
gerät. Die Stiftung weist darauf
hin, dass Wespen äußerst nützliche Insekten sind, weil sie viele
andere lästige Insekten vertilgen.
Wirklich gefährlich seien sie nur
für Allergiker.
dpa
Gründlich waschen
vor Urintest
V
or einem Urintest empfiehlt
es sich, sich mit Wasser ohne
Seife gründlich zu waschen. Denn
der Urin kann leicht mit Bakterien,
Zellen und anderen Substanzen
rund um den Genitalbereich verunreinigt werden, erläutert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
(IQWiG) in Köln auf seinem Portal
Gesundheitsinformation.de. Aus
diesem Grund sollte auch nicht
schon die erste Portion Urin aufgefangen werden. Für ein unverfälschtes Ergebnis sei es besser,
den „sauberen“ Mittelstrahl-Urin
zu verwenden – also nur den mittleren Anteil im Becher aufzufangen.
dpa
Babys: Beißringe
lindern Schmerz
B
eißringe können die Schmerzen lindern, wenn Kleinkinder
Zähne bekommen. Besonders
gut helfen Kühlbeißringe, die im
Kühlschrank aufbewahrt werden.
Ins Eisfach sollten sie allerdings
nicht gelegt werden, da es sonst
zu Erfrierungen kommen kann.
Ebenfalls geeignet sind harte Brotkanten, Apfelstücke oder Karotten,
weil Kinder das Knabbern häufig
als schmerzstillend empfinden.
Eltern müssen dabei jedoch aufpassen, dass das Kind sich nicht
verschluckt.
Vielen Babys hilft
auch eine sanfte Massage auf der
Zahnleiste an den Stellen, wo es
wehtut. Sind die ersten Zähne da,
müssen sie auch geputzt werden.
Dadurch gewöhnen sich Kinder
gleich an das Putzritual. Die Eltern
sollten die Bürste führen, die Kinder dürfen dabei helfen.
dpa
N BEWEGUNG
Treppensteigen lohnt sich
D
er Mensch ist für
die
Bewegung
gemacht. Ob als
Jäger und Sammler
oder als Bauer – den
größten Teil seiner Entwicklungsgeschichte
verbrachte der Homo
sapiens mit körperlicher
Arbeit in der Natur.
Heute arbeitet ein Großteil der Bevölkerung in
den
Industriestaaten
am Schreibtisch und
hat nicht mit weniger,
sondern nur mit anderen
arbeitsbedingten
Gesundheitsproblemen
zu kämpfen als noch vor
einigen
Jahrzehnten.
Fettleibigkeit, Diabetes
und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die
modernen Formen körperlicher
Verschleißerscheinungen.
Professor Winfried Banzer
vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Frankfurt kennt
ein einfaches und preiswertes Rezept dagegen:
Bewegung in den Alltag
einbauen.
„Wer sich konsequent
und regelmäßig bei
täglichen Aufgaben ein
bisschen mehr bewegt,
kann dadurch sogar
ähnliche Effekte erzielen
wie bei einem Besuch
im Fitnessstudio“, weiß
der Gesundheitsbeauftragte des Deutschen
Olympischen
Sportbundes. Schon kleine
Verhaltensänderungen
bringen langfristig einen
großen Nutzen:
„Wer sich beispielsweise angewöhnt, im
Stehen zu telefonieren,
verbrennt dabei im Vergleich zum Sitzen die
doppelte Menge an Kalorien.“ Noch effektiver
sei es, gelegentlich ganz
auf das Telefon zu verzichten und etwa bei der
Arbeit die paar Meter
zum Schreibtisch des
Kollegen zu Fuß zurückzulegen. Das stärke ganz
nebenbei auch noch die
zwischenmenschlichen
Beziehungen. Banzers
Tipp: „Stehen Sie vom
Stuhl auf, ohne die Hände zur Hilfe zu nehmen.
Dadurch stemmen Sie
bis zu zwei Drittel ihres
Körpergewichts
und
stärken die Oberschenkelmuskulatur.“
Auch
Treppensteigen
kann sich lohnen: „Wer
die überfüllten Aufzüge und Rolltreppen
ignoriert, ist nicht nur
schneller in der nächsten Etage, sondern verbraucht zudem erheblich mehr Energie.“ Wer
nach der Arbeit aufs
Fahrrad statt ins Auto
steigt, tut sowohl der
Umwelt als auch der ei-
genen Gesundheit einen
großen Gefallen. „Natürlich geht das nicht immer“, räumt Banzer ein,
„aber auch hier sind es
wieder die kleinen Veränderungen, die letztlich viel bringen: Steigen Sie einfach mal zwei
Stationen früher aus
dem Bus oder parken
Sie das Auto bewusst in
einiger Entfernung zur
Wohnung. Schon zehn
Minuten solch leichter
körperlicher
Aktivität
schlagen mit einem Verbrauch von 50 bis 100
Kilokalorien zu Buche.“
Die Bewegung und die
frische Luft helfen sowohl auf dem Heimweg
als auch in der Mittagspause, den Kopf freizubekommen und zu
entspannen. „Und auf
die Woche gesehen lassen sich so leicht bis zu
3000 Kilokalorien einsparen.“ Wem das noch
nicht genug ist, dem sei
die Strategie der kleinen
Schritte ans Herz gelegt: „Zum Beispiel die
Tagesschau vom Ergometer aus anschauen.“
Dadurch werde das
Fahrradfahren
zum
überschaubaren Ritual,
ein Zeitverlust bleibe
aus – denn die Nachrichten würde man sich
ja ohnehin ansehen. Hier ist jeder Mitglied: Das Fitness-Studio „Alltag“ steiFoto: PM
Mascha Schacht gert die Herzleistung.
N LEBENSMITTEL
Finger weg von klebrigem Fleisch
F
risches Fleisch sollte
neutral und niemals
unangenehm-süßlich
riechen. Darauf weist die
Ernährungswissenschaftlerin Christiane Manthey
von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg
in Stuttgart hin. Die Oberfläche darf nicht schmierig
oder klebrig sein, und auch
bei leicht grünlich gefärbtem Fleisch heißt es: „Finger weg“.
Viele Verbraucher sind
beim Kauf von Frischfleisch
gerade im Hochsommer
verunsichert. Doch wer
aufmerksam einkauft und
einige Tipps beachtet, kann
sein Fleisch auch bei heißen Temperaturen genießen. Beim Transport der
Ware in den heimischen
Das kosmetische Aufpeppen von frischem Kühlschrank sollten VerFleisch mit Sauerstoff soll nicht gefährlich braucher sich insbesondesein.
Foto: Hendrik Schmidt, dpa re an heißen Tagen beei-
len. Am besten bringen sie
eine Kühltasche inklusive
Kühlakkus mit oder fragen
im Supermarkt nach etwas
Eis, empfiehlt Manthey.
Besondere Vorsicht sollten
Kunden bei mariniertem
Fleisch walten lassen. Die
starken Gewürze könnten
leicht über den Frischezustand des Produktes hinwegtäuschen.
Spezielles
Licht oder die Bedampfung
mit
einem
SauerstoffGas-Gemisch könnten das
Fleisch ebenfalls frischer
aussehen lassen, warnt
Manthey. Fühlt sich der
Verbraucher in die Irre
geführt, könne er sich an
die amtliche Lebensmittelüberwachung in den zuständigen Veterinärämtern
wenden.
Für Rüdiger Lobitz zählt
beim Fleischkauf vor allem
eines: das Vertrauen. „Am
besten kaufen Verbraucher
dort, wo sie gute Erfahrungen gemacht haben“
erklärt der Wissenschaftsredakteur des Verbraucherinformationsdienstes aid
in Bonn. „Das kann in der
Metzgerei nebenan ebenso
wie im gut geführten Supermarkt sein.“
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hatte jüngst den Einsatz von
Sauerstoff-Gas-Gemischen
bei verpacktem Frischfleisch in Supermärkten
kritisiert. Der Sauerstoff
sorge dafür, dass Fleisch
schön rot bleibe und dadurch frischer aussähe.
Nach Ansicht des Bundesverbraucherministeriums
ist
das
„kosmetische“
Aufpeppen von frischem
Fleisch mit Sauerstoff aber
ungefährlich.
dpa
FITNESS, BEAUTY & WELLNESS
17
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N SCHÖNHEIT
Schminken bei Hautproblemen: Nicht irgendwas auftragen
S
ie langt sorglos mit dem
Finger in den flamingoroten Rouge-Tester, zieht sich
die nächstbeste Mascara-Bürste
durch die Wimpern, entscheidet
nach Farbe, nach Döschenform,
nach Preis. Die Ottonormalschminkerin stöbert bei jedem
Stadtbummel gern durch einen
Drogerie-Discounter. Für den
Geldbeutel ein Segen, für die
Haut manchmal die Hölle. Gerade bei dauerhaften Hautproblemen wie Erwachsenenakne
oder Neurodermitis sollten
nicht Preis oder hübsch drapierte Vielfalt über die Kosmetika entscheiden. Besser führt die
Bummel-Route dann durch eine
Apotheke.
Apothekenkosmetik sei nicht unbedingt teurer als Produkte aus
der Drogerie oder Parfümerie,
erklärt Gisela Heyer, Oberärztin
an der Hautklinik Erlangen.
„Mitarbeiter in der Parfümerie
oder Drogerie sind bei Kunden
mit Hautproblemen allerdings
meist schlichtweg überfordert“,
fügt sie hinzu. Wer unter Hautproblemen leidet, sollte seine
Kosmetikpalette mit geschultem
Personal, etwa in Apotheken
oder dermatologischen Praxen,
absprechen. Wichtig ist Heyer,
den Patientinnen das Schminken nicht generell zu verbieten.
Nur in ganz akuten Phasen der
Hautirritation sollten Betroffene
lieber für einige Zeit auf die Verschönerung verzichten.
Wenn die Haut Probleme macht,
muss Frau sich also trotzdem
nicht nur auf das Schminken
von Lippen und Augen be-
schränken. Aber was ist zu beachten? Zu allgemeinen Empfehlungen lassen sich Fachleute
nicht hinreißen. Was dem einen
schadet, kann dem anderen
von Nutzen sein. Konkret heißt
das: „Bei Hautunreinheiten
ein ölfreies, mattierendes Make-up mit feuchtem EinwegSchwämmchen auftragen“, rät
Monika Ferdinand vom Bundesverband Deutscher Kosmetiker/
innen in Bexbach (Saarland).
Das decke Unregelmäßigkeiten
ab und verhindere Glanz.
Trotzdem ist Vorsicht geboten.
So gilt etwa bei Mascara: „Nicht
irgendwas nehmen, gerade,
wenn man Hautprobleme hat“,
warnt Heyer. Ungeeignete Inhaltsstoffe oder Verunreinigungen bei der Produktion zum
Beispiel durch Nickel können
gerade bei kostengünstigen Herstellungsverfahren allergische
Reaktionen oder Irritationen
in der empfindlichen Augenregion verursachen. Von einem
pauschalen „Pro Naturkosmetik“ distanziert sich die Expertin sogar ganz ausdrücklich:
Gerade die vermeintlich guten
pflanzlichen Produkte bergen
ein Allergierisiko. „Pflanze ist
nicht immer gut und gesund“,
sagt sie.
Bei Erwachsenenakne weist die
Haut im Gegensatz zur Akne im
Jugendalter durch Alterungsvorgänge auch trockene Partien auf, wendet Heyer ein. Die
Dermatologin rät in diesem Fall
von reichhaltigem und öligem
Make-up ab. Besser seien besonders leichte Make-ups, die
speziell für diese Art der TeintKorrektur entwickelt wurden.
Schminken bei Neurodermitis,
also trockener, schuppiger Haut,
gelinge dagegen am besten gerade durch Produkte mit reichhaltigen Ölzusätzen. Bei anderen
Hautproblemen wie Rötungen
oder erweiterten Äderchen empfiehlt Ferdinand wegen seiner
„zuverlässigen Deckkraft“ ein
Camouflage-Make-up. Für Laien zunächst befremdlich, im
Praxistest aber äußerst wirksam sind Heyers Farbtipps: Zum
Kaschieren brauner Hautveränderungen empfiehlt sie gelbliche Stifte oder Concealer, für
rote Veränderungen rät sie zu
grünen Produkten. Lippen und
Augen sollten auch nicht ver-
Auch beim Auftragen kann
Frau viel falsch machen. Geht
sie nämlich mit dem Finger in
den Creme-Tiegel, gelangen
viele Bakterien hinein. Dadurch
verkürzt sich die Haltbarkeit
der Creme auf bis zu sechs Wochen, erläutert Herbst. „Besser,
sie organisiert sich einen Holzspatel“, rät der Dermatologe.
Mit dem lässt sich die Creme
viel hygienischer auftragen.
Akzente setzen: Eine geschickt geschminkte Augenpartie kann
von Hautproblemen ablenken.
Foto: dpa
nachlässigt werden. So könnten
etwa geschminkte Lippen von
Hautproblemen ablenken, sagt
Matthias Herbst, Hautarzt in
Darmstadt und Generalsekretär
der Arbeitsgemeinschaft ästhetische Dermatologie und Kosmetologie in Heidelberg.
N LEBENSWEISE
N INHALTSSTOFFE
Stress und Entspannung
harmonisch abwechseln
Experte: Grünen Tee
nicht zu heiß aufbrühen
S
U
tressige Phasen sollten sich
möglichst harmonisch mit
Entspannungsphasen abwechseln. Das empfiehlt der
Verband Deutscher Betriebsund Werkärzte in Karlsruhe.
So vermeiden Berufstätige zum
Beispiel, dass sie pünktlich
zum Wochenende oder zum
Urlaubsbeginn krank werden.
Ist der Körper zu lange und
andauernd angespannt, könne
es sein, dass ihn plötzlich eintretende Ruhephasen zusätzlich
stressen und er entsprechend
mit Krankheitssymptomen wie
Kopf- und Gliederschmerzen,
grippalen Infekten oder Durchfall reagiert.
Wer auf Dauer angespannt ist,
sollte lernen, auch mal „Nein“
zu sagen und sich nicht für alles
persönlich verantwortlich zu
fühlen. Wichtig ist außerdem,
der Arbeitsbelastung durch bewusst geplante Freizeitaktivitäten zu begegnen und Energien
beizeiten wieder aufzutanken.
Dabei helfen zum Beispiel Entspannungstechniken und regelmäßiger Sport.
Der Verband
empfiehlt, gleich am Freitag
nach der Arbeit mit Sport ins
Wochenende zu starten. Das
helfe, den Übergang von der Arbeit in die Freizeit zu erleichtern
und den Kopf frei zu bekommen.
Auch Erholungstage vor dem eigentlichen Urlaub sind sinnvoll,
um zur Ruhe zu kommen und
entspannt auf Reisen zu gehen.
Nach dem Urlaub lässt sich die
Ferienstimmung mit kleinen
Souvenirs, die in der Schreibtischschublade liegen, in den
Alltag hinüberretten.
dpa
m die gesundheitlich
wirksamen Inhaltsstoffe
von Grüntee zu erhalten, sollte er mit maximal 60
bis 70 Grad heißem Wasser
aufgebrüht werden. Darauf
weist Johannes Gottfried Mayer von der Forschungsgruppe
Klostermedizin in Würzburg
hin.
Das richtige Temperieren gelinge am besten, wenn nach dem
Kochen des Wasser fünf bis
sechs Minuten gewartet und
der Tee erst dann übergossen
wird.
Die arzneilich wichtigsten
Stoffe im grünen Tee sind
sogenannte
Polyphenole.
Ihr Hauptbestandteil ist Epigallocatechingallat
(EGCG).
Jüngste Untersuchungen ha-
Ist trotz aller Vorsicht doch etwas schief gegangen, und Pusteln, Pickel oder Rötungen machen den Besuch beim Hautarzt
unumgänglich, gilt laut Herbst
eine goldene Regel, die Frauen
immer wieder missachten: „Der
Patient muss sich vor dem Praxisbesuch abschminken, sonst
kommen wir gar nicht zur Wurzel des Übels durch.“
Johanna Uchtmann
N AM RANDE
ben Mayer zufolge ergeben,
dass EGCG giftige Eiweißablagerungen
im
Körper
unschädlich machen kann.
„Dies könnte der Entstehung
von schweren Erkrankungen
wie Alzheimer, Parkinson und
anderen
entgegenwirken.“
Noch nicht völlig geklärt sei
dagegen, ob Grüntee wegen
der antioxidativen Wirkung
der Polyphenole auch Krebs
vorbeugen kann.
Um eine Wirkung zu erzielen,
müssten Gesundheitsbewusste mindestens vier Tassen
Grüntee pro Tag trinken. Das
könnte Menschen mit empfindlichen Geschmacks- und
Magennerven
allerdings
schwer fallen, warnt Mayer.
Eine
Alternative
könnten
Grüntee-Kapseln sein.
dpa
Beeren besser
abwaschen
B
eeren sollten vor dem Verzehr immer unter lauwarmen
Wasser in einem Nudelsieb gewaschen werden. So werden
mögliche Chemikalienrückstände
und Schmutz entfernt, rät das
Pressebüro Deutsches Obst und
Gemüse. Aus hygienischen Gründen sollten die Beeren auch nicht
direkt im Spülbecken liegen. Beim
Waschen können die Beeren vorsichtig mit der Hand vermengt
werden – das verstärke den Reinigungseffekt. Die Beeren dürfen
allerdings nicht im Wasser liegen
bleiben, sonst zerfallen sie, so
die Experten. Darüber hinaus sollten sie nur kurz aufbewahrt und
schnell verzehrt werden. Zuletzt
hatte die Umweltschutzorganisation Greenpeace erklärt, deutsche
Johannisbeeren seien zu stark
mit Chemikalien belastet. Das
Bundesverbraucheramt hingegen
widersprach den Vorwürfen. dpa
18
IHR GELD, IHR RECHT
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N AUSGABEN
In wenigen Schritten zum neuen Strom-Anbieter
D
weg ist, wenn der Anbieter
pleite geht.
ie
Strompreise
in
Deutschland steigen inzwischen seit zehn Jahren immer weiter. Verbraucher
können die höheren Kosten
nur dann begrenzen, wenn sie
zu einem günstigen Anbieter
wechseln. Dies ist inzwischen
sehr einfach und ist nach wenigen Schritten erledigt. Wir
beantworten hier die wichtigsten Fragen zum Anbieterwechsel.
Kann ich auch 100 Prozent
Öko-Strom bekommen?
Ja. Es gibt zahlreiche ÖkoStrom-Anbieter. Verbraucherschützer warnen aber, dass
manche Firmen ihren ohnehin
produzierten Strom aus Wasserkraft teurer mit dem ÖkoEtikett verkaufen. Wer etwas
für die Umwelt tun will, sollte
deshalb Anbieter wählen, die
ihre Einnahmen auch in den
Ausbau von erneuerbaren Energien investieren. Hilfe bei der
Orientierung bieten dabei ÖkoGütesiegel.
Wie finde ich den günstigsten
Anbieter?
Kostenlose
Preisvergleiche
finden sich im Internet, etwa
unter www.verivox.de, www.
check24.de, oder www.toptarif.
de. Zur Berechnung einer Liste mit den günstigsten Tarifen
genügen der Jahresverbrauch
in Kilowattstunden (kWh) laut
der jüngsten Stromrechnung
und die Postleitzahl. Dann
werden die verschiedenen Angebote vom billigsten bis zum
teuersten Anbieter aufgelistet.
Wie schnell komme ich aus
meinem Vertrag heraus?
Wer noch nie den Stromanbieter gewechselt hat kann zum
Ende des
jeweils nächsten
Monats kündigen. Wer zum
wiederholten Mal wechselt,
Was passiert beim Wechsel
konkret?
Verbraucher in Deutschland stöhnen über die hohen Energiekosten: Wem die hohen Strompreise
nicht passen, der sollte zu einem anderen Anbieter wechseln.
Fotos: dpa
muss sich an die Fristen seines
jeweiligen Vertrags
halten.
Nur bei einer Preiserhöhung
hat jeder Kunde das Recht
auf eine sofortige Kündigung.
Dann muss dies aber möglichst
bald nach Erhalt der Information über die Preiserhöhung
folgen.
Wie wechsle ich am bequemsten?
N AKTUELLE URTEILE
Transsexualität ist
keine Behinderung
T
Bei Haftpflichtschäden Geduld bewahren
ei der Regulierung eines Haftpflichtschadens nach einem Autounfall sind bis zu vierwöchige Wartezeiten rechtens. Diese Verzögerung sei zwar ärgerlich, aber nicht zu beanstanden. Das geht aus
einer entsprechenden Entscheidung des Oberlandesgerichts Stuttgart
hervor. Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass es
sich bei der Bearbeitung von Autounfällen um ein Massengeschäft
handle, bei dem der Bearbeitungszeitraum von der personellen Besetzung bei der Versicherung und der Zahl der zu bearbeitenden Fälle
abhängen kann. Eine vierwöchige Bearbeitungszeit müsse der Versicherung deshalb eingeräumt werden. Experten mahnen zur Geduld
und raten, sich vor einer möglichen Klage von einem Rechtsanwalt
beraten zu lassen. Denn werde zu früh geklagt, könne der Geschädigte auf den Verfahrenskosten sitzenbleiben.
(AZ.: 3 W 15/10)
Wie lange sollte ich mich an
den neuen Anbieter binden?
Da die Strompreise in Bewegung sind, empfehlen die Verbraucherschützer eine Vertrags-Laufzeit von höchstens
einem Jahr. Die Kündigungsfrist sollte nicht mehr als
einen Monat betragen. Gewarnt wird vor Angeboten mit
Vorauskasse – weil das Geld
N STEUERN
§W
ranssexualität kann nach einem Gerichtsurteil für
sich genommen nicht als Behinderung anerkannt
werden. Das Landessozialgericht Stuttgart lehnte mit
seiner Entscheidung die Klage einer 36-jährigen Frau
aus Karlsruhe ab, die ihre Transsexualität nach einer
geschlechtsanpassenden Operation als Behinderung
anerkennen lassen wollte und daher einen Behinderungsgrad von 60
forderte. Als Grund gab die 36-Jährige an, sich nicht fortpflanzen zu
können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet Transsexualität als eine Störung der Geschlechtsidentität. Dieser Befund
wird gestellt, wenn jemand körperlich eindeutig dem männlichen
oder weiblichen Geschlecht angehört, sich jedoch als Angehöriger des
anderen Geschlechts empfindet und danach strebt, diesen Wunsch zu
verwirklichen. Das Sozialgericht Karlsruhe hatte die Frau mit einem
Behinderungsgrad von 50 eingestuft. Grund dafür waren eine Depression, unter der sie wegen ihrer Transsexualität litt, sowie eine starke
Migräne. Die Transsexualität an sich wurde nicht als Behinderung anerkannt.
(Az.: L 8 SB 3543/09)
B
Am einfachsten ist es erfahrungsgemäß, dem neuen
Anbieter eine Vollmacht zu
erteilen. Dieser erledigt meist
die Kündigung und alle Formalitäten. Bei Kündigung
wegen Preiserhöhung gilt der
alte Tarif, bis der Wechsel
perfekt ist. In der Regel dauert
es ein bis zwei Monate, bis
sämtliche Formalitäten abgeschlossen sind.
Der Strom kommt auch nach
dem Anbieter-Wechsel vom
lokalen Versorger. Der neue
Anbieter stellt den Strom weiter
in das allgemeine Netz ein und
zahlt dem lokalen Versorger eine
Gebühr für den Transport bis in
den Haushalt. Die Gefahr, ohne
Strom dazustehen, gibt es auch
bei einer Pleite des neuen Versorgers nicht. Der lokale Versorger ist gesetzlich verpflichtet,
alle Haushalte zu versorgen –
auch wenn sie nicht mehr Vertragspartner sind.
AFP
Häusliches Arbeitszimmer absetzbar
er in seiner Steuererklärung ein Arbeitszimmer absetzen will, kann dies vorläufig
wieder nach den Regeln von
2006 machen. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in
Karlsruhe kippte jetzt die
2007 verschärften Abzugsmöglichkeiten.
gentum oder ein Mietobjekt
handelt.
Lebt der Steuerpflichtige
auf einer Fläche von 100
Quadratmetern und das
Arbeitszimmer
beträgt
davon 20 Quadratmeter –
dann können 20 Prozent
der Grundkosten wie beispielsweise Miete, Strom,
Hausratversicherung und
Reinigungskosten
abgesetzt werden. Auslegware,
Gardinen, Laminat oder
Renovierungskosten für das
Arbeitszimmer sind zu 100
Prozent ohne Begrenzung –
allerdings nur bis insgesamt
zu einer Höhe von 1250
Euro, absetzbar.
„Alle, die seit 2007 ihre Einkommenssteuerbescheide
offen gehalten beziehungsweise Einspruch eingelegt
haben, bekommen jetzt
rückwirkend ihre Ausgaben
anerkannt“, sagt Markus
Deutsch vom Deutschen
Steuerberaterverband
in
Berlin. Wer keinen Vermerk
in seinem aktuellen Be„Nur aufpassen, dass keine
scheid hat, sollte Einspruch
mit Hinweis auf das BVG- Kosten für ein Arbeitszimmer zu Hause können Arbeitsmittel wie Schreibtisch oder Bürostuhl aufgeUrteil einlegen (Az. 2 BvL wieder leichter abgesetzt werden.
führt werden“, warnt Frau
13/09), rät Marlies Spargen
vom Neuen Verband der Lohn- kosten (Zeile 44) eingetragen. Spargen. Damit würde man
steuerhilfevereine (NVL) in „Am besten sei es, eine eigene sich selber austricksen. Denn
Anlage zur Anlage N zu schrei- diese – wie auch Fachliteratur,
Berlin.
ben“, rät Spargen. Denn es Computer, Drucker – gehören
Die Aufwendungen für ein können alle anteiligen Kosten zu den beruflich genutzten Arhäusliches Arbeitszimmer ge- der Wohnung oder des Hauses beitsmitteln und können sepahören in der Steuererklärung in abgesetzt werden. Dabei spielt rat abgesetzt werden – Zeile 42
der Anlage N unter Werbungs- es keine Rolle, ob es sich um Ei- bis 43 der Anlage N.
dpa
SOZIALES
19
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N TRANSFERLEISTUNGEN
N AM RANDE
Debatte um Hartz IV-Neuregelungen
V
on „allmählich überfällig“
bis „problematisch“ reichen die Meinungen quer
durch das politische Spektrum
zu den vom Bundesverfassungsgericht geforderten „Hartz IV“Neuregelungen. Bundesarbeitsministerin von der Leyen (CDU)
arbeitet derzeit an einer
weitreichenden Reform
der Fürsorgeleistungen
für Langzeitarbeitslose
und Sozialfälle.
Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV), Ulrich
Schneider, geht fest davon aus,
dass die Regelsätze für „Hartz
IV“-Empfänger erhöht werden.
Bei Kindern können allerdings
Sach- statt Geldleistungen sinnvoller sein, regte Schneider mit
der Sozialverband VdK und fordert eine häufigere Anpassung
der „Hartz IV“-Sätze als bislang vorgesehen. „Ein Problem
ist selbstverständlich, dass die
Einkommens- und Verbrauchsstichprobe ja nur alle fünf Jahre
erhoben wird“, sagte VdK-Prä-
Die SPD macht indessen
bei „Hartz IV“ Druck.
„Die Erhöhung der Regelsätze ist aufgrund
der jetzt vorliegenden
Einkommensund
Verbrauchsstichprobe
und der Vorgaben des
Bundesverfassungsgerichts
zwingend“,
erklärte Olaf Scholz,
SPD-Vize und von der
Leyens Amtsvorgänger.
„Allmählich überfällig“
seien die konkreten
Umsetzungspläne der
Bundesregierung.
heit.“ Der evangelische württembergische Landesbischof Frank
Otfried July forderte einen Anstieg der Sätze um 20 Prozent.
„Wir sprechen diesen Menschen
sonst ihre Lebensqualität ab.“
Der
Landesbischof
machte
deutlich: „Arbeitslose und ihre
Kinder haben einen
Rechtsanspruch auf soziale Teilhabe. Da darf
es keine Kompromisse
in Form weiterer Einschnitte geben.“ Kritik
äußerten Zollitsch und
July an dem von der
Regierung angedachten
Chip- oder Gutscheinsystem für Kinder.
Ein derartiges Verfahren würde hingegen die stellvertretende Vorsitzende der
Unionsfraktion Ingrid
Fischbach (CDU) begrüßen. „Mit der Chipkarte betreten wir kein
Neuland. Es gibt schon
einige Kommunen, die
Kartensysteme nutzen,
um Bildungs- oder Familienleistungen ausDer CSU-Sozialexperte
Max Straubinger sieht Im Streit um die bevorstehende Hartz-IV-Reform streiten Experten über eine Anhe- zugeben“, sagte Fischbei einer Entkoppelung bung der Regelsätze.
Foto: ddp bach. Das sei eine Form
der Sachleistung, die
anstehender
„Hartz
IV“-Erhöhungen von der Ren- Blick auf Nachhilfeunterricht sidentin Ulrike Mascher. „Es nicht diskriminierend wirke.
tenanpassung „erhebliche Pro- sowie sportliche oder musische muss eine zeitnahe Anpassung Eine Chipkarte werde von den
bleme“ auf die Bundesregierung Betätigung an. Ob Gutschein, geben. Man kann nicht fünf Kindern wie eine EC- oder eine
Telefon-Karte gesehen.
zukommen. Eine Anhebung der Familienpass oder elektronische Jahre warten.“
Sätze nach der Inflationshöhe Chipkarte: Wichtig sei aus seiner
werde automatisch eine Debatte Sicht, „die unbürokratischste und Erstmals melden sich in dieser Das Bundesverfassungsgericht
um einen Inflationsausgleich am wenigsten stigmatisierende Debatte auch die beiden großen hatte im Februar der Regiein der Rente nach sich ziehen, Lösung zu nehmen“. Als „über- Kirchen zu Wort und fordern rung aufgegeben, bis Ende
sagte Straubinger. Der CSU- fällig“ bezeichnete es der DPWV- eine Erhöhung der Sätze. Der 2010 eine nachvollziehbare
Bundestagsabgeordnete fordert Chef, die Angleichung der „Hartz Vorsitzende der Deutschen Bi- Berechnungsgrundlage vorzudeshalb, die Regelsätze weiter- IV“-Sätze von der Rentenanpas- schofskonferenz,
Erzbischof legen und die Regelleistungen
hin wie die Rente anzuheben, sung abzukoppeln. „Am sinn- Robert Zollitsch, sagte:
für rund 6,8 Millionen „Hartz
allerdings die speziellen Dämp- vollsten wäre es, die Regelsätze
IV“-Empfänger entsprechend
fungsfaktoren wie Riester- und im gleichen Maß zu erhöhen, „Wir haben eine Verpflichtung, anzupassen. Der jetzige ReNachhaltigkeitsfaktor vorsorg- wie die Lebenshaltungskosten uns für ein menschenwürdiges gelsatz liegt bei 359 Euro im
steigen.“
lich auszuklammern.
Leben einzusetzen. Ich warne Monat. Bis zum Herbst will die
vor sozialem Kahlschlag und Koalition die neuen Sätze beDer Hauptgeschäftsführer des Ähnliche Forderungen erhebt fordere soziale Ausgewogen- rechnen.
Dietmar Kroschky
Reiche Frauen
leben länger
R
eiche Frauen leben länger.
Genauer gesagt: Frauen mit
hohem „Arbeitseinkommen“ haben
im Durchschnitt eine deutlich höhere Lebenserwartung als die mit
niedrigem Einkommen. Das haben
Experten des Deutschen Instituts
für Wirtschaftsforschung (DIW) herausgefunden. „Frauen, die zu den
oberen zehn Prozent der Verdiener
gehören, leben etwa drei Jahre länger als Frauen aus den niedrigsten
zehn Prozent“, sagte der Autor der
Studie, Friedrich Breyer. Vermutlich
bestehe der Zusammenhang darin,
dass eine bessere Bildung sowohl
zu höherem Einkommen als auch
zu größerem Gesundheitsbewusstsein führe. Zahlreiche andere
Untersuchungen hätten auch bei
Männern eine Verbindung zwischen
Lebenserwartung und Einkommen
festgestellt. Wegen der immer noch
klassischen Rollenverteilung von
Mann und Frau sei es jedoch oft
schwierig, das Arbeitseinkommen
der Frau vom Haushaltseinkommen
zu trennen. Der DIW-Studie sei dies
gelungen, so Breyer. Untersucht
wurde eine Gruppe von Frauen, die
mindestens 25 Jahre in die Rentenkassen eingezahlt hatten und zwischen 1994 und 2005 gestorben
waren.
dpa
Weniger Kinder
in Amts-Obhut
I
m Jahr 2009 sind in Sachsen
1959 Kinder und Jugendliche von
Jugendämtern in Obhut genommen
worden. Dies seien zwei Prozent
weniger als im Jahr 2008 gewesen.
Die Kinder und Jugendlichen wurden
den Angaben zufolge überwiegend
in Einrichtungen, aber auch bei geeigneten Personen untergebracht.
In drei Viertel aller Fälle seien die
Minderjährigen einer „dringenden
Gefahr“ ausgesetzt gewesen. In
83 Prozent sei die Inobhutnahme
von Institutionen oder anderen Personen ausgelöst worden.
ddp
N VERANTWORTUNG
Sachsens Väter bei Kinderbetreuung spitze
S
achsens junge Väter sind
echte Kümmerer. Fast 27
Prozent haben kürzlich
zeitweise den Job an den Nagel gehängt, um ihre Kinder
zu betreuen. Ähnlich kümmerten sich auch Väter in
Bayern und Berlin. Im Saarland war der Anteil mit 12
Prozent am niedrigsten, der
Bundesdurchschnitt lag bei
21 Prozent. Das geht aus der
am Dienstag in Wiesbaden
veröffentlichten Übersicht des
Statistischen
Bundesamtes
zum Elterngeld hervor, das
für die Betreuung des Kinderjahrgangs 2008 gewährt
wurde.
Die Statistiker ermittelten große regionale Unterschiede. Die
Väterbeteiligung war im thüringischen Jena (43 Prozent)
und der brandenburgischen
Landeshauptstadt Potsdam (39
Prozent) am höchsten. In Sachsen marschierten die Dresdner
mit 34,5 Prozent vorweg, der
geringste Wert wurde im Vogtlandkreis mit 21,8 Prozent verzeichnet. Bundesweit die Rote
Laterne trug der niedersächsische Landkreis Nienburg/
Weser mit 8 Prozent.
Im Schnitt bekamen die Väter
im ersten Bezugsmonat mit
1131 Euro rund ein Drittel
mehr als Mütter (844 Euro).
Dabei zeigten die Statistiker
in beiden Fällen ein deutliches Ost-West-Gefälle auf. In
drei von vier westdeutschen
Kreisen lag der Elterngeldanspruch der Väter bei mindestens 1100 Euro.
In Ostdeutschland gab es hingegen keinen Kreis, in dem dieser Wert erreicht wurde. Zum
Vergleich: In Sachsen bekamen
Väter im Schnitt 948 Euro, die
Spanne reichte von 824 Euro
im Erzgebirgskreis bis zu 1049
in Dresden. Mütter erhielten im
Schnitt 766 Euro, die Spanne
reichte von 701 bis 838 Euro.
Das Elterngeld als Lohnersatz
wird nach der Geburt eines
Kindes bis zu 14 Monate an
Mütter und Väter gezahlt, die
ihre Berufstätigkeit unterbrechen oder reduzieren. Er
beträgt 67 Prozent des letzten durchschnittlichen monatlichen Nettogehaltes. Die
Höchstgrenze liegt bei 1800
Euro, das Minimum bei 300
Euro pro Monat. Im Juni hatte
die Bundesregierung angekündigt, das Elterngeld zu kürzen.
Ab einem Monats-Nettoeinkommen von 1240 Euro sollen
nur 65 Prozent gezahlt werden.
Für Hartz-IV-Empfänger soll
die Leistung wegfallen.
dpa
Sachsens Väter kümmern sich
um ihren Nachwuchs. Foto: ddp
20
SPORT
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N BUNDESLIGA
Der Gläserne: Diesen vermeintlichen Spitznamen bekam Arjen Robben während seiner Zeit bei Chelsea London – auf Grund vieler langwieriger Verletzungen. Das Verletzungspech scheint
auch beim FC Bayern München nicht abzureißen. Der neuerliche Ausfall geht eher auf das Konto von Robbens Einsätzen in der niederländischen Fußballnationalmannschaft. Fotos: AFP
Robben verletzt – Rummenigge sauer
S
chock für den FC Bayern
München: Der deutsche
Fußball-Rekordmeister
muss mindestens zwei Monate
auf seinen Star Arjen Robben
verzichten – und bezahlt damit
den Preis für den WM-Einsatz
des niederländischen FußballNationalspielers. Nach dem
Ende seiner WM-Ferien wurde
der 26-Jährige noch einmal in
München genauer untersucht.
Anfang August kam dann die
bittere Diagnose: Muskelriss im
linken Oberschenkel. „Natürlich
sind wir enttäuscht und verärgert. Wieder einmal müssen wir
die Zeche dafür bezahlen, dass
unsere Spieler bei der Nationalmannschaft waren“, machte
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge seinem Ärger Luft.
Erst die Verletzung von Abwehrchef Daniel van Buyten, dann
der späte Trainings-Einstieg
der WM-Fahrer, dazu noch viele Schlagzeilen um Franck Ribéry – und jetzt fehlt auch noch
Robben, einer der wichtigsten
Spieler in der mit der Meisterschaft und dem DFB-Pokal-Sieg
gekrönten Saison 2009/2010.
„Jetzt nach der Rückkehr diese
Diagnose, diese Kernspinbilder.
Das ist fast ein Schock“, sagte
Robben geknickt. „Ich bin genauso überrascht und geschockt
über meine Zwangspause.“
Nach Bayern-Angaben war ein
fünf Zentimeter großes Loch im
Muskel festgestellt worden.
Robben, der lange als verletzungsanfällig galt, bei den Bayern bisher aber von größeren
Blessuren verschont geblieben
war, hatte sich vor der WM in
Südafrika beim 6:1 der Niederländer im Test Anfang Juni gegen Ungarn am Oberschenkel
verletzt. Es habe eine „aggressive Behandlung“ gegeben, hatte
der Turbo-Dribbler berichtet.
Sorge, dass er länger ausfallen
würde, hatte er da keine geäußert. Aber schon damals dürfte
die Verletzung schwerwiegender gewesen sein, als bekannt.
Als Star der niederländischen
Mannschaft war er fit gemacht
worden für die WM-Aufgabe und
hatte wohl auch Schmerzmittel
bekommen. „Es handelt sich
um eine erhebliche Verletzung“,
sagte Mannschaftsarzt HansWilhelm
Müller-Wohlfahrt.
„Ich finde es unverantwortlich,
dass man die Verletzung nicht
genauer diagnostiziert hat und
Arjen hat spielen lassen.“
Nach Club-Angaben hatte der
„Doc“ seine Hilfe nach Bekanntwerden der Blessur Anfang
Juni mehrfach angeboten – die
Kollegen aus den Niederlanden
kamen nicht darauf zurück.
Betretene Mienen bei Ulli Hoeneß
und Karl-Heinz Rummenigge.
Nun kann Müller-Wohlfahrt nur
noch versuchen, die Genesung
des Ausnahmekönners voranzutreiben. „Der Muskelriss
muss jetzt entsprechend behandelt werden, und dies dauert mindestens acht Wochen.“
Acht Wochen – mindestens!
Robben fällt also nicht nur für
den Start der Liga-Saison aus,
sondern auch für den Beginn
der Champions League. Länderspiele sind für den 26-Jährigen vorerst auch kein Thema.
„Ich habe mich während der
WM an und für sich ganz gut
gefühlt. Ich habe vier WM-Spiele gemacht und immerhin im
Finale 120 Minuten gespielt“,
berichtete Robben. „Nach dem
Finale fühlte ich mich schmerzfrei, deshalb bin ich in den Urlaub gefahren.“ Nicht nur, dass
der Offensivmann noch an der
vergebenen Riesenchance zur
Führung im am Ende gegen
Spanien verlorenen WM-Finale
zu knabbern hat – jetzt kommt
auch noch der körperliche
Rückschlag hinzu.
Keinen Vorwurf gab es von Bayern-Seite an den Spieler, aber
mit dem niederländischen Verband gibt es Klärungsbedarf.
„Es wird in dieser Angelegenheit sicherlich gesprochen,
und ich habe die FIFA bereits
darüber informiert, und sie
gebeten als Mediator zwischen
den Parteien zu fungieren“, berichtete Rummenigge. Die FIFA
signalisierte allerdings, sie könne in diesem Fall unmöglich als
Mediator auftreten.
Kaum auszudenken, wie groß
der Ärger sein dürfte, wenn
sich beim Testländerspiel der
deutschen Auswahl am 11. August in Dänemark ein weiterer
Bayern-Akteur verletzt. Trainer
Louis van Gaal und die Seinen
hoffen auf eine DFB-Regelung,
die möglichst vielen Münchnern
Zeit für die Saisonvorbereitung
lässt. „Wenn wir eingeladen
werden, werden wir mit Vorfreude hinfahren und wollen gewinnen“, sagte der Rückkehrer
Toni Kroos. Aber wenn die gerade aus dem WM-Urlaub zurückgekehrten Nationalspieler nicht
berufen würden, wäre zum jetzigen Zeitpunkt auch „niemand
böse“.
Christian Kunz
21
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N TRANSFER
Khediras Schritt zur „Weltklasse“
Die Faszination des berühmtesten Fußball-Klubs der Welt,
aber vor allem die Aura eines
Jose Mourinho haben den defensiven Mittelfeldspieler nicht
lange überlegen lassen. „Das
war relativ kurz, aber total
überzeugend“, sagte Khedira
zu dem Gespräch mit dem
exzentrischen
Portugiesen,
der den FC Porto 2004 und in
diesem Jahr Inter Mailand auf
den Champions-League-Thron
führte. „Er hat wirklich nicht
viele Worte verloren. Aber die,
die er gewählt hat, waren sehr
klar. Ich habe gemerkt, dass er
mich unbedingt haben möchte
und mit mir arbeiten will. Deshalb musste ich nicht lange
überlegen, was für mich das
Beste ist.“
Mit einem Privatjet flogen die
Königlichen den Wunschspieler ein. Die sportmedizinische
Untersuchung verlief erwartungsgemäß wie geschmiert,
Real bestätigte die Einigung
über einen Vertrag bis 2015.
Ordentliches Geld wird Khedira auch verdienen, von 2,5
Millionen Euro netto pro Jahr
ist die Rede.
Aber das sind angenehme Nebengeräusche, wenn man die
Worte des Sohnes einer Deutschen und eines Tunesiers richtig
interpretiert. Der Ehrgeiz steht
im Vordergrund, Konkurrenz
auf seiner Lieblingsposition wie
Weltmeister Xabi Alonso fürchtet er nicht. „Ich habe Respekt,
aber keine Angst. Denn die WM
hat mir Vertrauen in meine Person gegeben. Wir haben in Südafrika nicht gegen mittelklassige
Gegner gespielt, sondern gegen
England, Argentinien und Spanien, selbst wenn uns Spanien
gestoppt hat. Ich habe gemerkt,
dass ich auf hohem Niveau bestehen und mir so einen Schritt
zutrauen kann“, sagte Khedira.
Bundestrainer Joachim Löw
habe ihm zu diesem Schritt
gratuliert. Der Mittelfeldspieler
will mit seinen Erfahrungen
auch den deutschen Fußball
voranbringen. „Ich denke, von
diesem Transfer profitiere nicht
nur ich, sondern mit Sicherheit
auch der deutsche Fußball.
Denn meine Erfahrungen kann
ich zukünftig auch in der Nationalmannschaft einbringen“,
sagte er. Khedira spielt die
Position von Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack
– und will das auch weiterhin
tun: „Ich werde mich definitiv
nicht freiwillig hinten anstellen
und mich zurücknehmen, wenn
es um die Plätze in der Startelf
geht.“
Ein Selbstbewusstsein, das
Jose Mourinho gefallen und
Löw sowohl Möglichkeiten als
auch schwierige Entscheidungen verschafft. In der „Realen“
Welt kam Khedira zu Wochenbeginn an, im Trainingslager
in Los Angeles – der Heimat
der Traumfabrik Hollywood.
Khedira: „Ein Traum ist wahrgeworden. Ich bin sicher, dass
ich mit Real unter Mourinho
Titel gewinnen werde. Seine
Mannschaften spielen taktisch
perfekt. Er ist ein Gewinner.“
Ulf Zimmermann
Foto: ddp
L
ange musste Sami Khedira nicht überlegen. Real
Madrid oder VfB Stuttgart? Jose Mourinho oder
Christian Gross? „Aus sportlicher Sicht ist es der nächste
Schritt in Richtung Weltklasse.
Ich habe immer gesagt, dass
ich ein internationaler Topspieler werden will. Bei allem
Respekt vor dem VfB, dem ich
viel zu verdanken habe: Aber
Real ist eine andere Hausnummer“, sagte der 23 Jahre
alte Nationalspieler, einer der
deutschen Shootingstars bei
der WM in Südafrika, im Interview mit der Welt am Sonntag
zu seinem Wechsel in die spanische Hauptstadt.
Bild mit Erinnerungswert: Sami Khedira im Trikot des VfB Stuttgart. Seit kurzem ist Khedira ein „königlicher“ Madrilene.
N FORMEL 1
Die Raser machen Ferien
M
werde auch eine Woche Urlaub
in Frankreich machen“, sagte
der Wersauer. Hülkenbergs
Plan: „Ein bisschen Urlaub,
ein wenig Zeit zu Hause, etwas
trainieren.“
ichael Schumacher relaxt daheim mit der Familie, Sebastian Vettel
will „wieder runterkommen“
– nur Nico Rosberg sucht bei
seinem Triathlon-Debüt die
nächste Grenzerfahrung. Die
Formel 1 macht Ferien, gut drei
Wochen dauert die Sommerpause. „Ich freue mich definitiv auf den Urlaub. Das traute
Heim wollen wir nutzen“, sagte
Rekordweltmeister
Schumacher. Nach seinem bislang enttäuschenden Comeback und
der Aufregung um sein VollgasFoul von Ungarn dürfte dem
41-Jährigen der verlängerte
Boxenstopp bei seinen Liebsten
gerade recht kommen.
Anderen aber passt die Pause
gar nicht. „Das ist eigentlich
ein Zwangsurlaub“, befand
Mercedes-Motorsportchef
Norbert Haug. Er selbst werde nicht verreisen, aber Mechanikern und Angestellten
des Mercedes-Teams eine Erholungsphase verordnen. Alle
Teams haben sich ohnehin
verpflichtet, zwei Wochen lang
ihre Rennfabriken komplett zu
schließen. „Gerade wenn man
im Aufholprozess ist, will man
Einige Heißsporne der Formel 1 scheinen die Urlaubspause wirklich zu brauchen: So die Kontrahenten Michael Schumacher und Rubens Barichello kürzlich auf dem Hungaro-Ring.
Foto: ddp
nicht unterbrechen“, erklärte
Haug.
Ähnlich sieht es McLaren-Fahrer Lewis Hamilton, der zuletzt von Red-Bull-Pilot Mark
Webber von der WM-Spitze
verdrängt wurde. „Red Bull
und Ferrari haben nun natürlich den Vorteil, dass wir kaum
vorankommen können“, meinte der Brite. Nur wenige Tage
bleiben seinem Team, um vor
dem Großen Preis von Belgien
am 29. August den technischen
Vorsprung der Titelkonkurrenz
zu verringern.
„Die Sommerpause stört jeden
gleich“, urteilte dagegen Williams-Neuling Nico Hülkenberg. Adrian Sutil begrüßte die
Auszeit: „Ich finde es schon
gut, weil das Team extrem ar-
beitet. Das ist ein harter Job
für die Ingenieure und Mechaniker, da ist man irgendwann
ausgelaugt. Das tut jedem gut.“
Dem Gräfelfinger selbst bleiben
wegen Sponsoren- und Medienterminen aber nur wenige Tage
zum Ausspannen.
Mehr Ruhe hat Virgin-Pilot
Timo Glock. „Ich habe zwei,
drei kleine Termine, aber ich
Auch Vettel will in der Pause
nicht auf der faulen Haut liegen.
„Wenn man mal ein bisschen
frei hat, nutzt man die Zeit, um
wieder runterzukommen und
zugleich mit mehr Zeit trainieren zu können“, erklärte der
Heppenheimer. Gerade für den
WM-Endspurt mit fünf Überseerennen seien Kraftreserven
immens wichtig. „Alles was
man machen kann, um vorher
so gesund und fit wie möglich
dahineinzukommen, hilft einem“, sagte der 23-Jährige.
Aufs Ganze geht SilberpfeilFahrer Rosberg. Zwischen
zwei Urlaubsreisen plant der
Wiesbadener erstmals einen
Start bei einem Triathlon-Wettkampf. „Das habe ich noch
nie gemacht. Es ist sowas
wie eine Leidenschaft“, verriet der 25-Jährige. Wo er sich
der Herausforderung stellt?
„Das will ich nicht sagen.“
Christian Hollmann
22
RÄTSELSEITE
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N KREUZWORTRÄTSEL
Verlosung: Drei Büchergutscheine
Die Lösung des Rätsels im Heft 14/10 lautete: Blutserum. Über je einen Bücher- Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie diese
gutschein dürfen sich Horst Riedel (Leipzig), Christoph Sramek (Mühlau) und bis zum 19. August 2010 an unsere Redaktionsanschrift (siehe Impressum, Seite 24) oder per E-Mail an:
Wolfgang von Daak (Göttingen) freuen.
Herzlichen Glückwunsch! [email protected]. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
VERANSTALTUNGSHINWEISE | TV-TIPPS
23
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N VERANSTALTUNGEN IN LEIPZIG
Freitag, 06.08.10
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;
20 Uhr: Hör nicht auf deine Frau – mit
Ramba, Samba und Holadrio.
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Sechs Fäuste
für ein Halleluja, Sommerkabarett der academixer mit Carolin Fischer, Ralf Bärwolf,
Peter Treuner.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Frust oder Keule.
TheaterPACK-Sommerbühne im Westwerk, Tel. 0174 5682280, Karl-Heine-Str.
87; 20 Uhr: Der Neurosenkrieg.
Zentrum für Psychische Gesundheit
der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
Mittwoch, 11.08.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Nur das Beste, Gastspiel
mit Thomas Freitag.
06.08.10 BIS 19.08.10
Kirche Zuckelhausen, Tel. 034297
42772, Zuckelhausener Ring; 20 Uhr:
20. Songfestival – 20 Jahre LiederTour, mit Dirk Zöllner, M. Maurenbrecher
u. a.
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Immer auf
die Kleinen, Sommerkabarett mit Gunter
Böhnke & Frank Sieckel.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Frust oder Keule.
TheaterPACK-Sommerbühne im West-
Sonnabend, 07.08.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse
2; 20 Uhr: Ja, ich will!, mit Anke Geißler.
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;
20 Uhr: Hör nicht auf deine Frau – mit
Ramba, Samba und Holadrio.
Krystallpalast Varieté, Tel. 140660, Magazingasse 4; 21 Uhr: Summer in the City,
Chansons und Lieder mit Olga Lomenko.
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Sechs Fäuste
für ein Halleluja, Sommerkabarett der academixer mit Carolin Fischer, Ralf Bärwolf,
Peter Treuner.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Frust oder Keule.
Webers Hof 21 Uhr: Mirandolina nach
Carlo Goldoni, Sommertheater.
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Nur das Beste, Gastspiel
mit Thomas Freitag.
Kabarett Leipziger Brettl im Gambrinus,
Tel. 9613547, Odermannstr. 12; 20.30
Uhr: Quarkkeulchen und Goggolohres –
Sächsisch-Sachsen-Leipzig und mehr.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Frust oder Keule.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
Webers Hof 21 Uhr: Mirandolina.
Gohliser Schlösschen, Tel. 589690, Menckestr. 23; 17 Uhr: Serenade im Park: „Ich
hab für Dich nen Blumentopf bestellt“, mit
Five Gentlemen.
Grassi – Museum für Völkerkunde, Tel.
9731900, Johannisplatz 5-11; Innenhof
13-19 Uhr: Afrika-Fest, Familienfest.
Krystallpalast Varieté, Tel. 140660, Magazingasse 4; 18 Uhr: Je t‘aime – Zwei
Clowns unter Frauen.
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.
20; 10 Uhr: Gottesdienst.
Montag, 16.08.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Delikatessen – die finale
Kochshow, mit Katrin Hart, Natalie Hünig
und Armin Zarbock.
Bachdenkmal, Thomaskirchhof; 19 Uhr:
Konzerte am Bachdenkmal: SHRI (bei
Regen in der Thomaskirche oder im Bauwens-Haus).
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Wir kriegen die Krise, mit dem Jugendkabarett der Leipziger Pfeffermühle.
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse
2; 20 Uhr: Ja, ich will!, mit Anke Geißler.
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Sechs Fäuste
für ein Halleluja, Sommerkabarett der
academixer.
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.
20; 10 Uhr: Gottesdienst.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
Webers Hof 21 Uhr: Mirandolina nach
Carlo Goldoni, Sommertheater.
TheaterPACK-Sommerbühne im Westwerk, Tel. 0174 5682280, Karl-Heine-Str.
87; 20 Uhr: Der Neurosenkrieg.
Dienstag, 17.08.10
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;
20 Uhr: Super Manni.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Wir kriegen die Krise, mit dem Jugendkabarett der Leipziger Pfeffermühle.
Zentrum für Psychische Gesundheit
der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
Montag, 09.08.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse
2; 20 Uhr: Ja, ich will!, mit Anke Geißler.
Bachdenkmal, Thomaskirchhof; 19 Uhr:
Konzerte am Bachdenkmal – Das Saxophon in Damenhand, mit dem SAXoniaQuartett (bei Regen in der Thomaskirche
oder im Bauwens-Haus).
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Sechs Fäuste
für ein Halleluja, Sommerkabarett der
academixer.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Alles für den Herrn oder Mann hat, was
Mann hat, mit Andre Bautzmann und Alexander Matthias.
TheaterPACK-Sommerbühne im Westwerk, Tel. 0174 5682280, Karl-Heine-Str.
87; 20 Uhr: Der Neurosenkrieg.
Dienstag, 10.08.10
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Immer auf
die Kleinen, Sommerkabarett mit Gunter
Böhnke & Frank Sieckel.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Salto Fatale – ein Staatszirkus, mit Lothar
Bölck.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
Webers Hof 21 Uhr: Mirandolina nach
Carlo Goldoni, Sommertheater.
Mittwoch, 18.08.10
Seit mehr als 35 Jahren spießt Thomas Freitag Unfähigkeiten und
Ungerechtigkeiten auf, mal komisch, mal wütend. Vom 11. bis 14.
August, jeweils um 20 Uhr, gastiert er mit seinem Programm „Nur
das Beste“ bei den academixern (Kupfergasse 2).
Foto: VA
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Immer auf
die Kleinen, Sommerkabarett mit Gunter
Böhnke & Frank Sieckel.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Frust oder Keule.
TheaterPACK-Sommerbühne im Westwerk, Tel. 0174 5682280, Karl-Heine-Str.
87; 20 Uhr: Die Schatzinsel.
Donnerstag, 12.08.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Nur das Beste, Gastspiel
mit Thomas Freitag.
werk, Tel. 0174 5682280, Karl-Heine-Str.
87; 20 Uhr: Die Schatzinsel.
Freitag, 13.08.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Nur das Beste, Gastspiel
mit Thomas Freitag.
Krystallpalast Varieté, Tel. 140660, Magazingasse 4; 21 Uhr: Je t‘aime – Zwei
Clowns unter Frauen.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Frust oder Keule, ein vergnügliches Festmahl mit Ute Loeck, Marco Schiedt und
Peter Mohr.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
Do., 12.08.2010, 21 Uhr
Hauptsache Gesund
(MDR)
Sonnabend, 14.08.10
Sonntag, 15.08.10
Sonntag, 08.08.10
N TV-TIPPS
Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt
9; 20 Uhr: Sachsentaxi: „S gladdschd
glei!“, mit Meigl Hoffmann.
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9612346, Grimmaische Str. 2-4;
20 Uhr: Super Manni.
Parkbühne im Clara-Zetkin-Park, KarlTauchnitz-Str.; 20 Uhr: Element of Crime.
Donnerstag, 19.08.10
Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt
9; 20 Uhr: Sachsentaxi: „S gladdschd
glei!“, mit Meigl Hoffmann.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Gute Seiten – Schlechte Seiten, Gastspiel
mit Lutz Stückrath.
Schaubühne Lindenfels, Tel. 484620,
Karl-Heine-Str. 50; 20.30 Uhr: Auf sie mit
Idyll, Lesung mit Wiglaf Droste.
Theater der Jungen Welt, Tel. 4866016,
Lindenauer Markt 21; Etage Eins 10 Uhr:
Die Schmusekönigin, ab 4 Jahren.
Eine Sommerwiese mit ihrem
satten Grün, bunten Blumen,
duftenden Gräsern und dem
Summen unzähliger Insekten ist
für viele der Inbegriff sommerlicher Erholung und Entspannung.
Wie gesund das „Faulenzen“ im
Gras mit dem Blick in den blauen Himmel für Körper und Seele sein kann – das erklärt das
MDR-Gesundheitsmagazin. Die
Wiese ist außerdem Quelle kräftiger Kräuter, die Krankheiten
vorbeugen können und obendrein hervorragend schmecken.
Das gilt auch für all das, was
die mitteldeutschen Bauern im
Spätsommer und im Herbst von
ihren Feldern holen. Heimische
Spezialitäten wie Kartoffel und
Zwiebel mögen dem Liebhaber
exotischer Gerichte langweilig
erscheinen, stecken aber voller
lebenswichtiger Inhaltsstoffe.
„Hauptsache Gesund“ unternimmt einen spannenden Spaziergang durch Feld und Wiese,
entdeckt alte Geheimnisse
und präsentiert die neuesten
Erkenntnisse – wie immer verbunden mit den besten Tipps
für einen Alltag voller Gesundheitskraft.
Do., 26.08.2010, 21 Uhr
Hauptsache Gesund
(MDR)
Jahrelange Rückenschmerzen
oder Migräne, Reizdarm oder
Schwindel, Gelenkbeschwerden
oder Blasenprobleme. Nichts
scheint zu helfen. Dann könnte ein Gang zum Manualtherapeuten, Osteopathen oder
Chiropraktiker Befreiung von den
Beschwerden bringen. Das Verblüffende ist, sie benutzen ausschließlich die Hände, um Krankheitsursachen aufzuspüren und
zu behandeln. So ertastet der
Therapeut Blockaden im Körper,
die in keinem Röntgenbild zu sehen sind. Die unglaubliche Sensibilität der Hände, die ein Haar
unter etlichen Zeitungsseiten
erspüren können, wird in einem
langjährigen
Ausbildungsprozess trainiert. Das ganzheitliche
Betrachten der Zusammenhänge
zwischen Muskeln, Skelett und
Organen sind der Ausgangspunkt
einer erfolgversprechenden Behandlung. Auch das Erfragen
des Lebenslaufes gehört dazu.
So können zurückliegende Operationen, Verletzungen oder Unfälle ein wichtiger Hinweis sein,
da diese noch Jahrzehnte später
Schmerzen auslösen können.
Speziell entwickelte Grifftechniken ermöglichen dabei eine
sanfte Therapie. „Hauptsache
Gesund“ erzählt bewegende
Geschichten von Menschen, die
ihre Beschwerden mit der Heilkraft der Hände besiegt haben.
24
STECKBRIEF
Ausgabe 16 / 6. August 2010
Gesundheit und mehr...
N WAS IST WO?
N IMPRESSUM
ÜBERSICHT ÜBER DAS UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG
N WICHTIGE SERVICENUMMERN
Öffnungszeit
24 Stunden täglich
Schwangerenambulanz
(0341) 97 23494
Klinikbesichtigung
(0341) 97 23611
Telefon
(0341) 97 – 109 Infoabend für
(0341) 97 23611
Internet
www.uniklinik-leipzig.de werdende Eltern
E-Mail
[email protected]
Eine Anmeldung zur Entbindung
ist nicht erforderlich.
Zentrale Notaufnahme
Mehr Informationen
Operatives Zentrum
www.geburtsmedizin-leipzig.de
Liebigstraße 20 (Zufahrt über Paul-List-Straße)
Zentrale Ambulanz-Nummer Innere Medizin
04103 Leipzig
Diabeteszentrum
(0341) 97 12222
Telefon
Öffnungszeit
Transplantationszentrum
(0341) 97 17271
Universitäres Brustzentrum
(0341) 97 23460
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Liebigstraße 18
04103 Leipzig
GESUNDHEIT UND MEHR...
Das Patientenmagazin des
Universitätsklinikums Leipzig
Herausgeber:
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Der Vorstand
Liebigstraße 18
04103 Leipzig
Telefon: 0341 97 109
Telefax: 0341 97 15 909
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Heiko Leske (v. i. S. d. P.),
Kathrin Winkler, Frank Schmiedel.
Universitätsklinikum, Leipzig AöR.
6. Jahrgang.
In Kooperation mit der Redaktion der
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Druck: Leipziger Verlags- und
Druckereigesellschaft mbH & Co. KG,
Peterssteinweg 19,
04107 Leipzig.
Blutbank (Blutspende)
(0341) 97 17800 Delitzscher Straße 135,
24 Stunden täglich 04129 Leipzig
Philipp-Rosenthal-Straße 27c,
Notaufnahme für Kinder
04103 Leipzig
und Jugendliche
Miltitzer Allee 36
im Zentrum für Kindermedizin
(Montags und Donnerstags 13.30 bis 18.30 Uhr)
Liebigstraße 20a
Hainbuchenstraße 13
04103 Leipzig
(Freitags 14 bis 18 Uhr)
(0341) 97 25410
Telefon
(0341) 97 26242 Info-Telefon
Öffnungszeit
24 Stunden täglich www.blutbank-leipzig.de
Kreißsaal der Universitätsfrauenklinik
Liebigstraße 20a
04103 Leipzig
Zentraler Empfang
Liebigstraße 20
Telefon
(0341) 97 12222
Zentrale Ambulanz-Nummer Chirurgie
(0341) 97 17004
Zentrale Ambulanz-Nummer Kinderzentrum
(0341) 97 26242
Universitäres Darmzentrum
(0341) 97 19967
Neuropsychiatrisches Zentrum (0341) 97 24304
Toxikologische Auskunft
(zuständig: Giftnotruf Erfurt)
(0361) 730 730
Kliniksozialdienst
(0341) 97 26206
Seelsorge
(0341) 97 15965
-15967 und -26126
Detaillierte Informationen zu allen Kliniken und
Ambulanzen finden Sie im Internet unter
(0341) 97 17900 www.uniklinik-leipzig.de.