Norwich #2
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Norwich #2
Erfahrungsbericht ERASMUS-Aufenthalt an der University of East-Anglia Lange Zeit habe ich darüber nachgedacht einen Auslandsaufenthalt während meiner Studienzeit zu machen und muss kurz danach nun sagen, man sollte sich auf jeden Fall trauen und sich nicht dadurch abschrecken lassen, dass man „ein ganzes Jahr“ dafür aufgibt. Die Erfahrungen die man dort sammelt (und dies ist nicht nur die Verbesserung der englisch-juristischen Sprache), sind viel mehr wert. Auch die Behauptung, dass man „das deutsche Recht komplett vergisst und wieder neu lernen muss“ kann ich so nicht bestätigen. Klar ist, dass man nichts Neues zum deutschen Recht dazu lernt, aber gerade weil man oft Rechtsvergleiche anstellt und überlegt wie das noch mal bei uns war, wiederholt und testet man automatisch sein bestehendes Wissen. Norwich selbst ist eine kleine englische Stadt, die jedoch viel Geschichte zu bieten hat. Einen Besuch wert ist auf jeden die Norwich Cathedral (eigentlich gibt es in jeder mittelgroßen Stadt eine, aber die in Norwich ist die größte in der nordöstlichen Gegend), Norwich Castle (was zum Teil als Ausstellung (u.a. für Modern Art) und als Museum (Gefängnisräume) benutzt wird) und der Norwich Market. Weiterhin gibt es zahlreiche Kirchen (wie St. John Baptist Cathedral, St. Stephens Church oder St. Marys House), zwei große Shoppingcentren (Chapelfield und Castle Mall), ein Royal Theatre und das FORUM (wo man u.a. ein Touristenzentrum und die Stadtbibliothek „Norwich & Norfolk Millenium Library“ findet). Die Universität (UEA) liegt westlich außerhalb des Stadtzentrums, ist aber problemlos mit den Bussen 25/35/30 zu erreichen. Supermärkte gibt es auch genug, man findet sogar 2xLIDL und 2xALDI in Norwich. Es gibt verschiedene Möglichkeiten um nach Norwich zu kommen. Man kann direkt den Flughafen von Norwich anfliegen, allerdings geht es nur über Amsterdam (mit Fluglinie KLM). Ansonsten bieten sich mehrere der Londoner Flughäfen an. Dazu muss man sagen, dass die frühere Möglichkeit mit Ryanair von Hamburg-Lübeck nach London-Stansted nicht mehr angeboten wird. Dies ist insoweit schade, weil Stansted von London aus in Richtung Norwich liegt. Allerdings sollte man dennoch ab und zu in Flugplänen nachschauen, weil es Sommer- und Winterpläne gibt und es sich eventuell wieder ändern kann. Direkt von Hamburger Flughafen kann man entweder nach London-Luton, London-Gatwick oder London-Heathrow fliegen. In den meisten Fällen muss man von dort dann erst mal entweder zur Victoria Coach Station (Londoner ZOB) und dann den Bus nach Norwich nehmen oder zur Liverpool Street Station (Londoner Hauptbahnhof) von wo aus auch Züge nach Norwich fahren. Zeiten und Preise findet man unter http://www.nationalexpress.com/home.aspx (für Busse) und http://www.thetrainline.com/buytickets/? (für Züge). Man muss aber auch dazu sagen, dass die Preise abweichen können, wenn man sie kurz vor der Abreise am Ort kauft. Insgesamt lohnt es sich nach der Ankunft ein englisches Bankkonto zu eröffnen, alleine weil man so die Tickets online billiger kaufen kann, wenn man im Voraus bucht. Ein studentisches Konto ohne zusätzliche Gebühren kann man bei so gut wie jeder Bank kostenlos eröffnen. Als Erasmus-Student bekommt man auf dem Campus kein Zimmer. Man sollte auch nicht den Fehler machen und es darauf anlegen lassen mit vollen Taschen vor der Administration zu stehen, denn sie werden sich nicht gnädig zeigen und ein Zimmer geben. Wenn man es dennoch tut, wird man von der Uni einer Gastfamilie zugewiesen. Wenn diese Alternative für einen Betracht kommt, kann man sich auch im Voraus bei der Universität melden und nach Familien fragen. Die meisten Studenten in Norwich jedoch leben in Wohngemeinschaften und teilen sich ein Haus. Oft ist es so, dass man da zu dritt oder zu viert zusammen lebt. Zimmer suchen kann beispielsweise unter http://www.homerunstudentpad.co.uk/ (man muss sich auf der Seite registrieren, bekommt aber sehr schnell ein Passwort und kann sich dann die Zimmer angucken) oder unter http://www.accommodationforstudents.com/Norwich.asp finden. Ich selber hatte meine Unterkunft auf der ersten Seite gefunden und habe das Haus mit nur einem englischen Mädel geteilt. Die durchschnittliche Miete beträgt etwa 250 bis 350 Pfund. Den Standard von Zuhause sollte man allerdings nicht erwarten. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich großes Glück hatte ein im Vergleich zu vielen anderen sauberes und großes Haus gefunden zu haben. Es ist empfehlenswert einige Besichtigungstermine auszumachen und etwa einen Monat vorher hinzufliegen und sich das ganze vor Ort anzuschauen. So kommt man schon mal in Kontakt mit seinem möglichen Vermieter (und eventuell auch seinen späteren Mitbewohnern) und weiß was einen auch erwartet, wenn man da ankommt. Weiterhin ist es wichtig, dass man die Busverbindungen checkt bevor man sich für eine Unterkunft entscheidet. Optimal ist es wenn dort die Busse 25/35 fahren, da diese Busse sehr oft und in Richtung Uni fahren, der 25er ist der einzige Bus der auch nachts fährt. Fahrpläne der Busse findet man unter http://www.firstgroup.com/ (wenn man schon die Nummer des Busses weiß) oder man benutzt http://www.travelineeastanglia.org.uk/ea/XSLT_TRIP_REQUEST2?language=en&tim eOffset=15, um die genaue Adresse einzugeben. Man kann sich eine Jahresbuskarte für 200 Pfund kaufen, die man für alle FirstGroup-Busse in Norwich benutzen kann (man kommt innerhalb von Norwich wirklich überall hin mit der Fahrkarte) oder sich ein Fahrrad besorgen. Am Anfang des Semesters gibt es einen Fahrradverkauf direkt auf dem Campus oder man geht zu Doctor Bike, wo man ein Fahrrad kaufen kann mit der Sicherheit, dass sie es am Ende des Semesters auch zurückkaufen (natürlich nicht für den gleichen Preis). Wenn man Probleme mit dem Fahrrad hat und es repariert werden muss, kann man ebenfalls zu Doctor Bike gehen. Die Kurswahl erfolgt vorab übers Internet. Man bekommt eine E-Mail von dem Büro für Internationales und muss sich seine Kurse zusammenstellen. Eine Woche vor Semesterbeginn fangen die Einführungsveranstaltungen an. Es gibt zum einen Einführungsveranstaltungen für internationale Studenten (die dort für 3 Jahre bis zu Bachelor studieren) und zum anderen Einführungsveranstaltungen für Erstsemester. Da man als Erasmusstudent so richtig weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe gehört, empfiehlt es sich nur bestimmte Teile beider Einführungen zu besuchen. Jeweils am ersten Tag bekommt man eine Mappe mit dem Ablauf und kann dann entscheiden, welche davon man mitmacht (beispielsweise wenn erklärt wird wie man den Campuskatalog, Westlaw etc. benutzt). Man wird vorab schon von der Universität angeschrieben und darüber informiert wann welche Veranstaltungen beginnen. Zuständig für Erasmus-Studenten ist an sich Student Abroad Office, oft hat man jedoch mehr Erfolg, wenn man sich direkt an Claudina Richards (die Erasmus Koordinatorin) wendet, die in der Law School zu finden ist. In der ersten Einführungswoche findet auch die Vorstellung der Societies (da gibt es alles was das Herz begehrt: von der „Drama Society“, „Cocktail Society“ über „Political Society“ und „Medical Society„ bis zum Conversation Club und vielen verschiedenen kulturellen Societies wie Indian Society, Hong Kong Society, Chinese Society etc.) und Sportsclubs statt und da sollte man auf jeden Fall hingehen. Man findet die Societies auf der Seite der Student Union (allerdings kann es sein, dass diese von Jahr zu Jahr unterschiedlich sind): http://www.ueastudent.com/clubsoc (unter Societies) Es ist beinahe selbstverständlich, dass man als englischer Student einigen davon angehört, aber es ist auch eine tolle Möglichkeit verschiedene Studenten und viele neue Leute kennenzulernen. Ich selber war in der International Student Society (ISS), Erasmus Society und der Law Society. Der Mitgliedsbeitrag muss nur einmal am Anfang gezahlt werden und man kann dann an allen Events der Society teilnehmen. Die Höhe des Beitrags ist von Society zur Society unterschiedlich und reicht von 3 bis 15 Pfund. Ich kann die ISS und die Law Society definitiv weiterempfehlen, da ich in beiden sehr unterschiedliche Studenten kennengelernt habe, aber keinen von ihnen vermissen möchte, bei ISS sind viele Erasmus Studenten aus anderen Ländern wie Frankreich, Italien, Schweden, Niederlande und Spanien dabei. Die Law Society bestand in meinem Jahrgang nur aus englischen Studenten, die sehr engagiert waren und solche Events wie Sportsnachmittag mit Professoren (an dem auch tatsächlich drei lehrenden Professoren teilgenommen haben), Christmas und Spring Ball (mit großen Buffet, einer Liveband und rotem Teppich) und pub crawls veranstaltet haben. Die Erasmus Society dagegen hatte nur drei Veranstaltungen insgesamt im ganzen Jahr gehabt. So wie ich gehört habe ist es jedes Jahr jedoch unterschiedlich und hängt von dem Commitee der Society ab wie viel tatsächlich gemacht wird. Was die Sportsclubs betrifft – da gibt es auch alles, man wird keine Sportart vermissen. Außerdem gibt es auf dem Campusgelände einen Sportspark, wo es ein Fitnessstudio und eine Schwimmhalle gibt. Da muss man selber für sich entscheiden wie viel Sport und was man genau machen wird – es gibt Jahreskarten, die unter Umständen billiger sein könnten als den Tageseintritt zu bezahlen. Eine Jahreskarte für die Schwimmhalle kostet beispielsweise 220 Pfund). Um einem der Sportclubs beitreten zu können muss man eine Versicherung von 40 Pfund bezahlen, aber dann kann man auch so vielen Clubs beitreten wie man möchte, die Eintrittsgebühr ist auch hier jeweils unterschiedlich (liegt so zwischen 10 bis 15 Pfund). Auch hier hat man eine tolle Möglichkeit noch weitere (vor allem englische) Studenten kennenzulernen. Unterrichtet wird an der UEA in Form von Vorlesungen und Seminaren, die allerdings alle nur 50 Minuten dauern. Bis 12 Uhr nachmittags fangen die Kurse genau zu jeder vollen Stunde an und enden immer 10 vor, ab 12 fangen alle Kurse dann 10 Minuten nach jeder vollen Stunde an. Es gibt die Möglichkeit ein „Certificate of Higher Education in Common Law“ zu machen – da ist die Auswahl der Kurse begrenzt und man muss Kurse aus Liste A und B wählen. Man kann sich aber auch entscheiden nur den „Fremdsprachenschein“ zu machen – da hat man dann freie Wahl was die Kurse betrifft. Es stehen Kurse aus allen Jahrgängen zur Verfügung. Die Kurse der „first years“ (bei uns ist es dann so was wie 1. und 2. Semester) sind natürlich etwas einfacher wie der „third years“, man sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen und die Kurse, die einen auch tatsächlich interessieren, wählen. Meine Kurse waren Company Law, Competition Law (beides “3rd year“-Kurse), EU Law und Tort Law (beides “2nd year”- Kurse). Es finden jeweils zwei Vorlesungen in der Woche statt und man zu jeder Vorlesung alle zwei Wochen ein Seminar. Seminare laufen etwas anders ab wie deutschen AGs. Man bekommt schon vorher online die Liste der empfohlenen Literatur (reading lists) und Fragen bzw. kleine Sachverhalte, die man vorbereiten muss. Im Seminar selbst vergleicht man dann seine Lösungen und diskutiert über die Ergebnisse. Man sollte sich also immer vorbereiten, denn oft ist es so, dass man gefragt wird unabhängig davon, ob man Erasmus-Student ist oder nicht. Aber keine Sorge, alle sind super nett und helfen einem, wenn man nicht weiter weiß und es ist eine tolle Übung das Sprechen zu üben. Vorbereiten kann man sich mit Lehrbüchern (diese werden empfohlen am Anfang der Vorlesungen – ob und welche man kauft muss man selber entscheiden; ich hatte zu jeder Vorlesung ein Lehrbuch gekauft, welche im Schnitt 40 Pfund kosten – und hatte alles dabei von schlecht bis hervorragend geschrieben), die meisten Aufsätze findet man online bei Westlaw (den Zugang hat man auch Zuhause mit seinem Uni-Passwort). Die Prüfungen sind ebenfalls von Fach zu Fach unterschiedlich: es kann sein, dass entweder nur eine Klausur oder eine Hausarbeit am Ende des Jahres geschrieben wird oder beides. In Company und Competition Law musste ich sowohl eine Hausarbeit wie auch eine Klausur schreiben, in EU Law nur eine Hausarbeit und in Tort Law nur eine Klausur. Klausuren werden in der Regel alle im Mai geschrieben, man bekommt eine persönliche Mail, wann man wo welche Klausuren schreibt. Hausarbeiten dagegen können jederzeit stattfinden (so hatte ich eine im Januar, eine im März und eine im April geschrieben). Das Einreichen der Hausarbeiten erfolgt durch einen Download im Portal (ähnlich wie STiNE). Daneben bietet die Universität verschiedene Sprachkurse, u.a. für Verbesserung der Aussprache und der Formulierung oder Hilfe zum akademischen Arbeiten, für internationale Studenten an. Dafür muss man sich vorher online anmelden, die Anmeldephase wird vorher bekannt gegeben. Generell läuft viel Kommunikation über das Portal (wo auch ein E-Mail-Fach mitintegriert ist), man sollte also keine Angst haben, dass man etwas verpasst (eher im Gegenteil man wird mit Mails geradezu bombardiert). Neben dem Studium hat man aber auch genug Freizeit sich auch anderen (wichtigeren) Sachen zu widmen. So steht das Ausgehen bei englischen Studenten so gut wie jede Woche auf dem Plan. In Norwich gibt es mehrere Clubs und sehr viel Pubs, die meisten sind entweder auf der Prince of Wales Road oder in ihrer Nähe zu finden. Empfehlenswert sind Mojos, TAO und Lola Lo. Der größte Club der Stadt „Project“ ist mittlerweile leider wieder geschlossen. Die meisten Clubs schließen schon um 3 Uhr nachts, sodass man Zeit genug hat wieder nach Hause zu kommen, ein wenig zu schlafen und am nächsten Tag wieder zur Uni zu gehen (Vorlesungen und Seminare fangen in der Regel nicht früher an als 10:00). Es werden auch viele Ausgeh-Events von den Societies veranstaltet (so hatte ich an mehreren pub crawls, Ice breaker-, Halloween- und Pyjamaparties teilgenommen), die dann in Clubs stattfinden, die extra für den Abend von den Societies gebucht wurden. Der Studententag ist wie in Hamburg – Donnerstag, da gibt es viele Specials für Studenten (wie freier Eintritt oder Freigetränke). Am Anfang jeden Semesters gibt es aber so gut wie überall freien Eintritt. Wenn man das Land an sich sehen möchte, bietet sich gleich zu Anfang an eine railcard für 30 Pfund zu kaufen, so bekommt man alle Zugtickets 30% billiger. Weitere Alternative zu reisen sind Busse – National Express Busse fahren so gut wie überall hin, sind billiger, aber die Reisezeiten sind dementsprechend länger. Nach London besteht noch die Möglichkeit mit megabus zu fahren. Wenn man Glück hat, bekommt man da Tickets für nur 1 Pfund. Man kann viele verschiedene Städte besuchen – ich selber war in London, Colchester, Manchester, Birmingham, Cambridge, Oxford, Cromer, Lowestoft. Man sollte mit dem Reisen früh anfangen, denn zum Schluss wird man sowieso keine Zeit dafür und zusätzlich noch den Stress wegen den Prüfungen haben. Außerdem werden verschiedene Tagesausflüge wie zum Beispiel zum Windsor Castle, zur Tower of London oder zu den Broads von der Universität selbst für ausländische Studierende angeboten. Allerdings sollte man mit dem Kauf der Tickets nicht allzu lange warten, da sie in der Regel relativ schnell ausverkauft sind. Man bekommt vorab eine E-Mail, wann der Verkauf anfängt, ein Tag später könnte da schon zu spät sein. Außerdem besteht noch die Möglichkeit an den Auslandsreisen der ISS Society teilzunehmen. Sie bieten in jedem Semester solche Reisen für jeweils 4 Tage an (in meinen beiden Semestern waren es Amsterdam und Paris). Da diese Reisen bereits am Donnerstag anfangen und man natürlich keine Seminare verpassen möchte (gerade weil ja Anwesenheitspflicht besteht), ist es empfehlenswert vorher schon dem Seminarleader Bescheid zu sagen und zu fragen, zu welchem Ersatztermin man kommen kann. Oft ist es so, dass die Seminarleader mehrere Seminare in der gleichen Vorlesung anbieten (in Company Law ist es z.B. immer derselbe) und man dafür eins der anderen Seminare besuchen kann. Die englischen Studenten machen das selbst nicht zu selten, wichtig ist, dass man am Ende alle (oder zumindest die Mehrzahl) der Seminare besucht hat. Wenn man in mehr als drei Seminaren fehlt, wird man zum Teaching Office geladen. Im letzten Semester hat man ein „Student Self Sick Assessment“-Formular eingeführt – wo man sich selbst für krank einstufen kann, dies gilt allerdings für höchstens 7 Tage und wird nicht immer anerkannt. Wer an der Uni nicht genug Jura bekommt, für den bietet Norwich auch etwas Praxis in Form von Gerichten (es gibt mehrere Gerichte - Magistrates Courts und ein Crown Court). Es gibt dort viele öffentliche Verhandlungen, wo man sich reinsetzen kann. Es empfiehlt sich vorher am Eingang oder ggf. den Clark (wenn man so wie wir einen netten Clark im Flur antrifft) zu fragen welche Verhandlungen spannend sind, man kann natürlich auch die im Foyer ausgehängten „listings“ lesen, aber die Mitarbeiter wissen oft genau Bescheid welche Verhandlungen interessant sein könnten. So hatten wir knapp zwei Wochen am Stück fast jeden Tag einen Mordprozess verfolgt, der alles beinhaltete: eine geistig verwirrte Täterin, schreiende Zeugen, eine LiveZeugenaussage aus Birmingham über Fernschaltung. Außerdem ist es sehr interessant die britische Art und Weise einen Prozess zu führen (mit der Jury, den Roben und Perücken) zu erleben. Wer auch da nicht genug bekommen kann, dem sei ein Besuch beim Supreme Court in London empfohlen. Man kann sich sowohl die öffentlichen Verhandlungen anschauen (die allerdings überwiegend am Anfang der Woche und morgens stattfinden) und auch einen Rundgang durch verschiedene Räume, wo man sonst keinen Zugang hat und die Bibliothek machen (dies ist immer freitags und man kann die Tickets hierzu online buchen). Wer das Ganze noch mit Politik verbinden möchte, kann das direkt gegenüber liegende Houses of Parliament besuchen. Dort gibt es ebenfalls Rundgänge in verschiedenen Sprachen, man kann sich aber auch in laufende Debatten des Houses of Commons reinsetzten – allerdings sollte man keine Taschen mitnehmen, denn sie haben dort keine Abstellräume oder Garderobe, wo man diese abgeben kann (und rein darf man sie auch nicht mitnehmen). Für mich hat sich der Aufenthalt auf alle Fälle gelohnt, sowohl in sprachlicher wie auch in persönlicher Hinsicht. Man steigert nicht nur seine Sprachkenntnisse und gewinnt viele neue Freunde, sondern lernt in dieser Zeit auch viel über sich selbst. Erfahrungsbericht ERASMUS-Aufenthalt an der University of East-Anglia Lange Zeit habe ich darüber nachgedacht einen Auslandsaufenthalt während meiner Studienzeit zu machen und muss kurz danach nun sagen, man sollte sich auf jeden Fall trauen und sich nicht dadurch abschrecken lassen, dass man „ein ganzes Jahr“ dafür aufgibt. Die Erfahrungen die man dort sammelt (und dies ist nicht nur die Verbesserung der englisch-juristischen Sprache), sind viel mehr wert. Auch die Behauptung, dass man „das deutsche Recht komplett vergisst und wieder neu lernen muss“ kann ich so nicht bestätigen. Klar ist, dass man nichts Neues zum deutschen Recht dazu lernt, aber gerade weil man oft Rechtsvergleiche anstellt und überlegt wie das noch mal bei uns war, wiederholt und testet man automatisch sein bestehendes Wissen. Norwich selbst ist eine kleine englische Stadt, die jedoch viel Geschichte zu bieten hat. Einen Besuch wert ist auf jeden die Norwich Cathedral (eigentlich gibt es in jeder mittelgroßen Stadt eine, aber die in Norwich ist die größte in der nordöstlichen Gegend), Norwich Castle (was zum Teil als Ausstellung (u.a. für Modern Art) und als Museum (Gefängnisräume) benutzt wird) und der Norwich Market. Weiterhin gibt es zahlreiche Kirchen (wie St. John Baptist Cathedral, St. Stephens Church oder St. Marys House), zwei große Shoppingcentren (Chapelfield und Castle Mall), ein Royal Theatre und das FORUM (wo man u.a. ein Touristenzentrum und die Stadtbibliothek „Norwich & Norfolk Millenium Library“ findet). Die Universität (UEA) liegt westlich außerhalb des Stadtzentrums, ist aber problemlos mit den Bussen 25/35/30 zu erreichen. Supermärkte gibt es auch genug, man findet sogar 2xLIDL und 2xALDI in Norwich. Es gibt verschiedene Möglichkeiten um nach Norwich zu kommen. Man kann direkt den Flughafen von Norwich anfliegen, allerdings geht es nur über Amsterdam (mit Fluglinie KLM). Ansonsten bieten sich mehrere der Londoner Flughäfen an. Dazu muss man sagen, dass die frühere Möglichkeit mit Ryanair von Hamburg-Lübeck nach London-Stansted nicht mehr angeboten wird. Dies ist insoweit schade, weil Stansted von London aus in Richtung Norwich liegt. Allerdings sollte man dennoch ab und zu in Flugplänen nachschauen, weil es Sommer- und Winterpläne gibt und es sich eventuell wieder ändern kann. Direkt von Hamburger Flughafen kann man entweder nach London-Luton, London-Gatwick oder London-Heathrow fliegen. In den meisten Fällen muss man von dort dann erst mal entweder zur Victoria Coach Station (Londoner ZOB) und dann den Bus nach Norwich nehmen oder zur Liverpool Street Station (Londoner Hauptbahnhof) von wo aus auch Züge nach Norwich fahren. Zeiten und Preise findet man unter http://www.nationalexpress.com/home.aspx (für Busse) und http://www.thetrainline.com/buytickets/? (für Züge). Man muss aber auch dazu sagen, dass die Preise abweichen können, wenn man sie kurz vor der Abreise am Ort kauft. Insgesamt lohnt es sich nach der Ankunft ein englisches Bankkonto zu eröffnen, alleine weil man so die Tickets online billiger kaufen kann, wenn man im Voraus bucht. Ein studentisches Konto ohne zusätzliche Gebühren kann man bei so gut wie jeder Bank kostenlos eröffnen. Als Erasmus-Student bekommt man auf dem Campus kein Zimmer. Man sollte auch nicht den Fehler machen und es darauf anlegen lassen mit vollen Taschen vor der Administration zu stehen, denn sie werden sich nicht gnädig zeigen und ein Zimmer geben. Wenn man es dennoch tut, wird man von der Uni einer Gastfamilie zugewiesen. Wenn diese Alternative für einen Betracht kommt, kann man sich auch im Voraus bei der Universität melden und nach Familien fragen. Die meisten Studenten in Norwich jedoch leben in Wohngemeinschaften und teilen sich ein Haus. Oft ist es so, dass man da zu dritt oder zu viert zusammen lebt. Zimmer suchen kann beispielsweise unter http://www.homerunstudentpad.co.uk/ (man muss sich auf der Seite registrieren, bekommt aber sehr schnell ein Passwort und kann sich dann die Zimmer angucken) oder unter http://www.accommodationforstudents.com/Norwich.asp finden. Ich selber hatte meine Unterkunft auf der ersten Seite gefunden und habe das Haus mit nur einem englischen Mädel geteilt. Die durchschnittliche Miete beträgt etwa 250 bis 350 Pfund. Den Standard von Zuhause sollte man allerdings nicht erwarten. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich großes Glück hatte ein im Vergleich zu vielen anderen sauberes und großes Haus gefunden zu haben. Es ist empfehlenswert einige Besichtigungstermine auszumachen und etwa einen Monat vorher hinzufliegen und sich das ganze vor Ort anzuschauen. So kommt man schon mal in Kontakt mit seinem möglichen Vermieter (und eventuell auch seinen späteren Mitbewohnern) und weiß was einen auch erwartet, wenn man da ankommt. Weiterhin ist es wichtig, dass man die Busverbindungen checkt bevor man sich für eine Unterkunft entscheidet. Optimal ist es wenn dort die Busse 25/35 fahren, da diese Busse sehr oft und in Richtung Uni fahren, der 25er ist der einzige Bus der auch nachts fährt. Fahrpläne der Busse findet man unter http://www.firstgroup.com/ (wenn man schon die Nummer des Busses weiß) oder man benutzt http://www.travelineeastanglia.org.uk/ea/XSLT_TRIP_REQUEST2?language=en&tim eOffset=15, um die genaue Adresse einzugeben. Man kann sich eine Jahresbuskarte für 200 Pfund kaufen, die man für alle FirstGroup-Busse in Norwich benutzen kann (man kommt innerhalb von Norwich wirklich überall hin mit der Fahrkarte) oder sich ein Fahrrad besorgen. Am Anfang des Semesters gibt es einen Fahrradverkauf direkt auf dem Campus oder man geht zu Doctor Bike, wo man ein Fahrrad kaufen kann mit der Sicherheit, dass sie es am Ende des Semesters auch zurückkaufen (natürlich nicht für den gleichen Preis). Wenn man Probleme mit dem Fahrrad hat und es repariert werden muss, kann man ebenfalls zu Doctor Bike gehen. Die Kurswahl erfolgt vorab übers Internet. Man bekommt eine E-Mail von dem Büro für Internationales und muss sich seine Kurse zusammenstellen. Eine Woche vor Semesterbeginn fangen die Einführungsveranstaltungen an. Es gibt zum einen Einführungsveranstaltungen für internationale Studenten (die dort für 3 Jahre bis zu Bachelor studieren) und zum anderen Einführungsveranstaltungen für Erstsemester. Da man als Erasmusstudent so richtig weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe gehört, empfiehlt es sich nur bestimmte Teile beider Einführungen zu besuchen. Jeweils am ersten Tag bekommt man eine Mappe mit dem Ablauf und kann dann entscheiden, welche davon man mitmacht (beispielsweise wenn erklärt wird wie man den Campuskatalog, Westlaw etc. benutzt). Man wird vorab schon von der Universität angeschrieben und darüber informiert wann welche Veranstaltungen beginnen. Zuständig für Erasmus-Studenten ist an sich Student Abroad Office, oft hat man jedoch mehr Erfolg, wenn man sich direkt an Claudina Richards (die Erasmus Koordinatorin) wendet, die in der Law School zu finden ist. In der ersten Einführungswoche findet auch die Vorstellung der Societies (da gibt es alles was das Herz begehrt: von der „Drama Society“, „Cocktail Society“ über „Political Society“ und „Medical Society„ bis zum Conversation Club und vielen verschiedenen kulturellen Societies wie Indian Society, Hong Kong Society, Chinese Society etc.) und Sportsclubs statt und da sollte man auf jeden Fall hingehen. Man findet die Societies auf der Seite der Student Union (allerdings kann es sein, dass diese von Jahr zu Jahr unterschiedlich sind): http://www.ueastudent.com/clubsoc (unter Societies) Es ist beinahe selbstverständlich, dass man als englischer Student einigen davon angehört, aber es ist auch eine tolle Möglichkeit verschiedene Studenten und viele neue Leute kennenzulernen. Ich selber war in der International Student Society (ISS), Erasmus Society und der Law Society. Der Mitgliedsbeitrag muss nur einmal am Anfang gezahlt werden und man kann dann an allen Events der Society teilnehmen. Die Höhe des Beitrags ist von Society zur Society unterschiedlich und reicht von 3 bis 15 Pfund. Ich kann die ISS und die Law Society definitiv weiterempfehlen, da ich in beiden sehr unterschiedliche Studenten kennengelernt habe, aber keinen von ihnen vermissen möchte, bei ISS sind viele Erasmus Studenten aus anderen Ländern wie Frankreich, Italien, Schweden, Niederlande und Spanien dabei. Die Law Society bestand in meinem Jahrgang nur aus englischen Studenten, die sehr engagiert waren und solche Events wie Sportsnachmittag mit Professoren (an dem auch tatsächlich drei lehrenden Professoren teilgenommen haben), Christmas und Spring Ball (mit großen Buffet, einer Liveband und rotem Teppich) und pub crawls veranstaltet haben. Die Erasmus Society dagegen hatte nur drei Veranstaltungen insgesamt im ganzen Jahr gehabt. So wie ich gehört habe ist es jedes Jahr jedoch unterschiedlich und hängt von dem Commitee der Society ab wie viel tatsächlich gemacht wird. Was die Sportsclubs betrifft – da gibt es auch alles, man wird keine Sportart vermissen. Außerdem gibt es auf dem Campusgelände einen Sportspark, wo es ein Fitnessstudio und eine Schwimmhalle gibt. Da muss man selber für sich entscheiden wie viel Sport und was man genau machen wird – es gibt Jahreskarten, die unter Umständen billiger sein könnten als den Tageseintritt zu bezahlen. Eine Jahreskarte für die Schwimmhalle kostet beispielsweise 220 Pfund). Um einem der Sportclubs beitreten zu können muss man eine Versicherung von 40 Pfund bezahlen, aber dann kann man auch so vielen Clubs beitreten wie man möchte, die Eintrittsgebühr ist auch hier jeweils unterschiedlich (liegt so zwischen 10 bis 15 Pfund). Auch hier hat man eine tolle Möglichkeit noch weitere (vor allem englische) Studenten kennenzulernen. Unterrichtet wird an der UEA in Form von Vorlesungen und Seminaren, die allerdings alle nur 50 Minuten dauern. Bis 12 Uhr nachmittags fangen die Kurse genau zu jeder vollen Stunde an und enden immer 10 vor, ab 12 fangen alle Kurse dann 10 Minuten nach jeder vollen Stunde an. Es gibt die Möglichkeit ein „Certificate of Higher Education in Common Law“ zu machen – da ist die Auswahl der Kurse begrenzt und man muss Kurse aus Liste A und B wählen. Man kann sich aber auch entscheiden nur den „Fremdsprachenschein“ zu machen – da hat man dann freie Wahl was die Kurse betrifft. Es stehen Kurse aus allen Jahrgängen zur Verfügung. Die Kurse der „first years“ (bei uns ist es dann so was wie 1. und 2. Semester) sind natürlich etwas einfacher wie der „third years“, man sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen und die Kurse, die einen auch tatsächlich interessieren, wählen. Meine Kurse waren Company Law, Competition Law (beides “3rd year“-Kurse), EU Law und Tort Law (beides “2nd year”- Kurse). Es finden jeweils zwei Vorlesungen in der Woche statt und man zu jeder Vorlesung alle zwei Wochen ein Seminar. Seminare laufen etwas anders ab wie deutschen AGs. Man bekommt schon vorher online die Liste der empfohlenen Literatur (reading lists) und Fragen bzw. kleine Sachverhalte, die man vorbereiten muss. Im Seminar selbst vergleicht man dann seine Lösungen und diskutiert über die Ergebnisse. Man sollte sich also immer vorbereiten, denn oft ist es so, dass man gefragt wird unabhängig davon, ob man Erasmus-Student ist oder nicht. Aber keine Sorge, alle sind super nett und helfen einem, wenn man nicht weiter weiß und es ist eine tolle Übung das Sprechen zu üben. Vorbereiten kann man sich mit Lehrbüchern (diese werden empfohlen am Anfang der Vorlesungen – ob und welche man kauft muss man selber entscheiden; ich hatte zu jeder Vorlesung ein Lehrbuch gekauft, welche im Schnitt 40 Pfund kosten – und hatte alles dabei von schlecht bis hervorragend geschrieben), die meisten Aufsätze findet man online bei Westlaw (den Zugang hat man auch Zuhause mit seinem Uni-Passwort). Die Prüfungen sind ebenfalls von Fach zu Fach unterschiedlich: es kann sein, dass entweder nur eine Klausur oder eine Hausarbeit am Ende des Jahres geschrieben wird oder beides. In Company und Competition Law musste ich sowohl eine Hausarbeit wie auch eine Klausur schreiben, in EU Law nur eine Hausarbeit und in Tort Law nur eine Klausur. Klausuren werden in der Regel alle im Mai geschrieben, man bekommt eine persönliche Mail, wann man wo welche Klausuren schreibt. Hausarbeiten dagegen können jederzeit stattfinden (so hatte ich eine im Januar, eine im März und eine im April geschrieben). Das Einreichen der Hausarbeiten erfolgt durch einen Download im Portal (ähnlich wie STiNE). Daneben bietet die Universität verschiedene Sprachkurse, u.a. für Verbesserung der Aussprache und der Formulierung oder Hilfe zum akademischen Arbeiten, für internationale Studenten an. Dafür muss man sich vorher online anmelden, die Anmeldephase wird vorher bekannt gegeben. Generell läuft viel Kommunikation über das Portal (wo auch ein E-Mail-Fach mitintegriert ist), man sollte also keine Angst haben, dass man etwas verpasst (eher im Gegenteil man wird mit Mails geradezu bombardiert). Neben dem Studium hat man aber auch genug Freizeit sich auch anderen (wichtigeren) Sachen zu widmen. So steht das Ausgehen bei englischen Studenten so gut wie jede Woche auf dem Plan. In Norwich gibt es mehrere Clubs und sehr viel Pubs, die meisten sind entweder auf der Prince of Wales Road oder in ihrer Nähe zu finden. Empfehlenswert sind Mojos, TAO und Lola Lo. Der größte Club der Stadt „Project“ ist mittlerweile leider wieder geschlossen. Die meisten Clubs schließen schon um 3 Uhr nachts, sodass man Zeit genug hat wieder nach Hause zu kommen, ein wenig zu schlafen und am nächsten Tag wieder zur Uni zu gehen (Vorlesungen und Seminare fangen in der Regel nicht früher an als 10:00). Es werden auch viele Ausgeh-Events von den Societies veranstaltet (so hatte ich an mehreren pub crawls, Ice breaker-, Halloween- und Pyjamaparties teilgenommen), die dann in Clubs stattfinden, die extra für den Abend von den Societies gebucht wurden. Der Studententag ist wie in Hamburg – Donnerstag, da gibt es viele Specials für Studenten (wie freier Eintritt oder Freigetränke). Am Anfang jeden Semesters gibt es aber so gut wie überall freien Eintritt. Wenn man das Land an sich sehen möchte, bietet sich gleich zu Anfang an eine railcard für 30 Pfund zu kaufen, so bekommt man alle Zugtickets 30% billiger. Weitere Alternative zu reisen sind Busse – National Express Busse fahren so gut wie überall hin, sind billiger, aber die Reisezeiten sind dementsprechend länger. Nach London besteht noch die Möglichkeit mit megabus zu fahren. Wenn man Glück hat, bekommt man da Tickets für nur 1 Pfund. Man kann viele verschiedene Städte besuchen – ich selber war in London, Colchester, Manchester, Birmingham, Cambridge, Oxford, Cromer, Lowestoft. Man sollte mit dem Reisen früh anfangen, denn zum Schluss wird man sowieso keine Zeit dafür und zusätzlich noch den Stress wegen den Prüfungen haben. Außerdem werden verschiedene Tagesausflüge wie zum Beispiel zum Windsor Castle, zur Tower of London oder zu den Broads von der Universität selbst für ausländische Studierende angeboten. Allerdings sollte man mit dem Kauf der Tickets nicht allzu lange warten, da sie in der Regel relativ schnell ausverkauft sind. Man bekommt vorab eine E-Mail, wann der Verkauf anfängt, ein Tag später könnte da schon zu spät sein. Außerdem besteht noch die Möglichkeit an den Auslandsreisen der ISS Society teilzunehmen. Sie bieten in jedem Semester solche Reisen für jeweils 4 Tage an (in meinen beiden Semestern waren es Amsterdam und Paris). Da diese Reisen bereits am Donnerstag anfangen und man natürlich keine Seminare verpassen möchte (gerade weil ja Anwesenheitspflicht besteht), ist es empfehlenswert vorher schon dem Seminarleader Bescheid zu sagen und zu fragen, zu welchem Ersatztermin man kommen kann. Oft ist es so, dass die Seminarleader mehrere Seminare in der gleichen Vorlesung anbieten (in Company Law ist es z.B. immer derselbe) und man dafür eins der anderen Seminare besuchen kann. Die englischen Studenten machen das selbst nicht zu selten, wichtig ist, dass man am Ende alle (oder zumindest die Mehrzahl) der Seminare besucht hat. Wenn man in mehr als drei Seminaren fehlt, wird man zum Teaching Office geladen. Im letzten Semester hat man ein „Student Self Sick Assessment“-Formular eingeführt – wo man sich selbst für krank einstufen kann, dies gilt allerdings für höchstens 7 Tage und wird nicht immer anerkannt. Wer an der Uni nicht genug Jura bekommt, für den bietet Norwich auch etwas Praxis in Form von Gerichten (es gibt mehrere Gerichte - Magistrates Courts und ein Crown Court). Es gibt dort viele öffentliche Verhandlungen, wo man sich reinsetzen kann. Es empfiehlt sich vorher am Eingang oder ggf. den Clark (wenn man so wie wir einen netten Clark im Flur antrifft) zu fragen welche Verhandlungen spannend sind, man kann natürlich auch die im Foyer ausgehängten „listings“ lesen, aber die Mitarbeiter wissen oft genau Bescheid welche Verhandlungen interessant sein könnten. So hatten wir knapp zwei Wochen am Stück fast jeden Tag einen Mordprozess verfolgt, der alles beinhaltete: eine geistig verwirrte Täterin, schreiende Zeugen, eine LiveZeugenaussage aus Birmingham über Fernschaltung. Außerdem ist es sehr interessant die britische Art und Weise einen Prozess zu führen (mit der Jury, den Roben und Perücken) zu erleben. Wer auch da nicht genug bekommen kann, dem sei ein Besuch beim Supreme Court in London empfohlen. Man kann sich sowohl die öffentlichen Verhandlungen anschauen (die allerdings überwiegend am Anfang der Woche und morgens stattfinden) und auch einen Rundgang durch verschiedene Räume, wo man sonst keinen Zugang hat und die Bibliothek machen (dies ist immer freitags und man kann die Tickets hierzu online buchen). Wer das Ganze noch mit Politik verbinden möchte, kann das direkt gegenüber liegende Houses of Parliament besuchen. Dort gibt es ebenfalls Rundgänge in verschiedenen Sprachen, man kann sich aber auch in laufende Debatten des Houses of Commons reinsetzten – allerdings sollte man keine Taschen mitnehmen, denn sie haben dort keine Abstellräume oder Garderobe, wo man diese abgeben kann (und rein darf man sie auch nicht mitnehmen). Für mich hat sich der Aufenthalt auf alle Fälle gelohnt, sowohl in sprachlicher wie auch in persönlicher Hinsicht. Man steigert nicht nur seine Sprachkenntnisse und gewinnt viele neue Freunde, sondern lernt in dieser Zeit auch viel über sich selbst.