Der „neue“ - Rui Borges Turntables

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Der „neue“ - Rui Borges Turntables
August/September · Ausgabe 5/2011 · Deutschland 4,80 € · Schweiz CHF 9,50 · AuslandUnterthema
5,00 € · 66566
Thema 1
Magazin für analoges HiFi & Vinyl-Kultur
Kinetik
■ Skurriles von 47 Lab
Avionik
■ Graziles von Röschlau & Lorenzi
Dynamik
■ Gewichtiges von Rui Borges
Plattenspieler-Spezial
Musical Magic
Der Jeff Rowland Endverstärker Model 625 wurde mit höchster Präzision aus
einem vollen Block einer extrem schwingungsarmen Aluminiumlegierung gefräst,
die auch im Flugzeugbau Verwendung findet. Der durchgehend analoge Schaltaufbau besteht aus einer fein abgestimmten Folge von separaten und diskret
konstruierten symmetrischen Ein- und Ausgangsstufen und verzichtet dabei vollständig auf eine globale Gegenkopplung. Dieses aufwändige Design macht den
Verstärker praktisch immun gegen elektromagnetische und mechanische Einflüsse.
Das Ergebnis ist ein absolut sinnliches Musikerlebnis gepaart mit unübertroffener
Transparenz, Feinstruktur und Auflösung, welches sich zum Greifen nahe vor
einer mit tiefschwarzem Samt ausgekleideten opulenten Klangbühne entfaltet.
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Avalon · Bladelius · dCS · Grado · Graham · Jeff Rowland · My Sonic Lab · Stillpoints · Transparent · Triplanar
Editorial 3
Einer geht noch
U
nd zwar zum Thema „High End
2011“. Nicht, dass ich mich dem
Untergang der abendländischen Kultur
im Allgemeinen wie im Speziellen an
dieser Stelle (ja, in der Formulierung
steckt ein wenig Ironie) jüngst zu wenig gewidmet hätte, aber ein paar Dinge
muss ich noch loswerden.
Zu einen, und das sage ich natürlich
nicht ohne eine gewisse Genugtuung:
Meine in LP 4/2011 an dieser Stelle geäußerten Vermutungen darüber, welche Vorführungen auf der High End zu
München denn diejenigen waren, die
man unbedingt besuchen musste, waren
absolut zutreffend: Die Koreaner von
Silbatone stahlen mit ihrem WesternElectric-Kinohorn von 1928 allen anderen Ausstellern die Show. Nach drei
Tagen des Ausprobierens und Umbauens
der Anlage klang’s denn auch richtig gut.
Schade für die Besucher, die Donnerstag
und Freitag da waren – zu dem Zeitpunkt war’s das noch nicht. Ein weiteres
Mal danke ich diesen Vollblut-HighEnd-Aktivisten dafür, dass sie weder
Zeit noch Mühen gescheut haben, dem
Publikum ein so einmaliges Erlebnis zu
präsentieren.
Auch Vorhersage Nummer zwei traf ins
Schwarze: Active Audio formte AvalonLautsprecher, Rowland-Verstärker, DCSDigitaltechnik und viele mehr oder we-
niger sichtbare Zubehörartikel in einem
riesigen Raum zu einem stimmigen,
komplett schwerelosen und in jeder Hinsicht perfekten Gesamtpaket. Dazu gab’s
exzellent ausgewählte Musik, die man
mal nicht an jeder Ecke auf der Messe
hört – ganz große Klasse. Den Preis für
„Best Sound of the Show“ müssen sich
die Nürnberger mit einem französischen
Setup auf Basis der gewaltigen „Musique
Concrete“-Hörner teilen; ich hätte es
nicht für möglich gehalten, dass ein so
gewaltiges System so zart, reduziert und
zerbrechlich spielen kann. Doch das war
beileibe noch nicht alles Erwähnenswerte: Mir gefiel die High End anno
2011 erheblich besser als die Ausgaben
der letzten Jahre. Und dafür sorgte in der
Tat eine deutlich größere Anzahl von gut
bis exzellent klingenden Vorführungen.
In vielen Fällen waren neue Aussteller
dafür verantwortlich, die gegenüber einer Vielzahl von „Alteingesessenen“ den
Vorteil hatten, nicht „Business As Usual“
zu betreiben, sondern mit Sendungsbewusstsein an die Sache herangehen zu
wollen. Womit ich nicht sagen will, dass
ich nicht auch bei ein paar der HighEnd-Urgesteine deutlich Fortschritte
bemerkt habe und ja – die unvermeidlichen Klang-Katastrophen gab’s auch,
aber so eine Veranstaltung lebt halt von
den Highlights.
Merken Sie was? Ich hatte Spaß. Das ist
etwas, was auf einer High End schon
lange nur sehr eingeschränkt der Fall
war. Und während normalerweise jetzt
die unvermeidlichen Prügel für eine solche Ansammlung von unbezahlbarem
Equipment kommen müsste, freue ich
mich ausnahmsweise darüber, dass es
ein paar Leute geschafft haben, die Idee
„High End“ überzeugend darzustellen:
Wenigstens hier und da war es möglich,
hochwertige Musikwiedergabe wirklich
zu erleben und die horrenden Preisschilder wenigstens ein paar Minuten lang zu
vergessen. Nicht die Lösung aller Probleme, aber immerhin.
Holger Barske
Chefredakteur
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Klangqualität
zu etabg
gq
hanlieren. Vor der Einführung des Phantom wäre es hierfür erforderlich
h
gewesen, das Signal durch eine
Frequenzweiche von geringerer
Qualität in einem Subwoofer zu
transferieren. PHANTOM merzt
diesen Schwachpunkt aus.
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Audio Reference
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6 Inhalt
^
Mini-Golf
18
Test: Plattenspieler Well Tempered Simplex
^
Der Traum vom Fliegen
22
Test: Plattenspieler Röschlau & Lorenzi Viella II
^
Voll auf die Elf
28
Test: Plattenspieler Music Hall MMF 11.1
^
Der Missionar
34
Test: Plattenspieler Cargo 33punkt3
^
Dr. Dr.
38
Test: Plattenspieler DCF Blackbird
^
Im Westen was Neues
42
Test: Plattenspieler Rui Borges Uno
^
Nur ein paar Kleinigkeiten?
48
Test: Plattenspieler Rega RP1 Performance
^
Großer, böser Bruder
52
Test: VPI Classic 3
^
^
Noch so eine Diva
58
Test: Plattenspieler Avid Diva 2 SP
Der Traum vom Fliegen
Test: Plattenspieler Röschlau & Lorenzi Viella II
Seite 22
^
Das Ding aus einer anderen Welt
62
Test: Plattenspieler 47 Lab Koma
^
Editorial
3
^
Inhalt
6
^
Magazin
8
^
Leserbriefe
16
^
Aboformular
95
^
Händlermarkt
68
^
Szene & Events
100
· Workshops und Produktshows
^
Heftnachbestellung
103
^
Schallplatten & Szene
104
· Läden, Börsen, Rezensionen, Features
^
^
Vorschau/Impressum
114
Im Westen was Neues
Test: Plattenspieler Rui Borges Uno
Seite 42
Nr_5-2011
Inhalt 7
^
Voll auf die Elf
Test: Plattenspieler Music Hall MMF 11.1
^
Seite 28
Der Missionar
Test: Plattenspieler Cargo 33punkt3
Seite 34
Objekt Nº5: Koplanarhorn B.A.C.H.12
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8 Magazin
Der nicht ganz
normale Wahnsinn
In diesem Jahr feierte die High End, die mittlerweile wohl bedeutendste Messe für hochwertige Musikwiedergabe ihren
30. Geburtstag. Wir zeigen Ihnen, was es auf der Jubiläumsausgabe Spannendes zu sehen und zu hören gab
In vielerlei Hinsicht war die High End 2011 eine besondere Veranstaltung.
Nicht nur, dass sie in diesem Jahr einen runden Geburtstag feierte, sie
hat auch endgültig beeindruckende Dimensionen angenommen: In diesem Jahr waren es satte 337 Aussteller, die sich in den Hallen und Atrien
des Münchener Messezentrums „M,O,C,“ präsentierten – mehr als jemals
zuvor, mit einem satten Zuwachs von gut 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Nach wie vor ungebrochen ist der Trend der High End, sich zu einer internationalen
Handelsplattform zu entwickeln. Das belegen die Besucherzahlen ganz eindeutig: Mit
gut 14.000 sind’s ein paar weniger als im letzten Jahr, der Fachbesucheranteil allerdings
stieg um fast 15 Prozent. Das darf man von daher bedauern, als dass weniger „normale“ Messebesucher in diesem Jahr die Chance genutzt haben, eine ganze Reihe qualitativ wirklich erlesener Darbietungen
zu genießen – dazu mögen die diesbezüglich deutlich schlechteren Veranstaltungen der letzten Jahre ihren
Teil beigetragen haben. Unserer Meinung nach war die 30. High End die interessanteste seit Langem, und wir
hoffen inständig, dass im nächsten Jahr wieder mehr Musikliebhaber nach München kommen.
Nr_5-2011
Magazin 9
Audionet mit verstärktem Engagement im
Zweikanalmarkt
Dr. Feickert zeigte
einen Plattenspieler
mit in den Teller eingelassenen Gewichten
Rossner & Sohne zeigten
Bezahlbares aus Panzerholz und Korean
Die gewaltige Focal
Grande Utopia EM wurde von edler Vitus-AudioElektronik befeuert
Audio Reference
zeigte einen neuen
EAT-Plattenspieler mit
besonderem Tonarm
Streng limitierte Stückzahl:
Diesen puristischen Dreher von
TW Acustic wird‘s nicht oft geben
Sonus Faber präsentierte
die derzeit wohl schönsten Boxenrückseiten
Wohlfühl-Oase: Surrountec klang hervorragend
– auch dank Eames-Sesseln
in der Vorführung
Ein weiteres Mal die Show
überhaupt: Silbatone mit
Kinohorn von 1928 und
sündteuren GIP-Lautsprechern
LP 5-2011
LP_5-2011
5 2011
10 Magazin
Active Audio
Nach mehrjähriger Abwesenheit stellte sich Active Audio aus Nürnberg wieder einmal dem High-End-Publikum. Die optisch sparsam
wirkende Kette aus Avalon-Lautsprechern, Rowland-Verstärkern, dCS-Digitalquelle, Transparent-Verkabelung und vielen anderen kleinen Helferlein bestehende Kette tönte komplett schwerelos und zeigte eindrucksvoll, wozu hochwertiges Equipment bei sorgsamer
Zusammenstellung fähig ist. Sicherlich eine der besten Vorführungen in München. Nicht auszudenken, was noch drin gewesen wäre,
wenn der leider nicht angeschlossene, technisch hoch innovative Spiral-Groove-Plattenspieler die Signale hätte liefern dürfen.
Clearaudio
Der Erlangener Analogspezialist Clearaudio geizte wieder einmal nicht mit Neuheiten. Beim großen Laufwerk „Master Innovation“ zeigte man erstmals einen Flywheel-Antrieb, die Phonovorstufe „Balance Reference“ ist eine weitgehende Neukonstruktion des Klassikers aus dem Clearaudio-Programm. Ebenfalls neu: der Plattenspieler „Ovation“ mit Panzerholzzarge.
Nr_5-2011
Magazin 11
Lansche Audio überzeugte mit einer
„zivilen“ Standbox
– natürlich mit
Plasma-Hochtöner
Langsam muss man sie ernst
nehmen: Hanss AcousticsPlattenspieler aus China
Eines der Highlights im
„italienischen Dorf“: dieser
Hornlautsprecher mit
Dipol-Tieftonabteilung
Klang sehr vielversprechend: Onix
HiFi aus England
Wenn, dann richtig:
Plattenspieler von Audio Tekkne aus Japan
Ein gewaltiges Laufwerk schickt Acoustic
Signature ins Rennen
Sehr beeindruckend:
Tune Audio aus
Griechenland
Rang mit der Kette bei
Active Audio um den Preis
für den besten Klang: Hörner von Musique Concrete
LP 5-2011
LP_5-2011
5 2011
12 Magazin
Exzellente Performance
abseits der High End: Klangmeister und Eternal Arts
Gewaltiger Andrang
herrschte bei den Vinylanbietern wie hier bei DaCapo
GTE galt bislang als
Spezialist für höchstwertige D/A-Wandler
und Verstärker; in
München debütierte
eine Phonovorstufe
Sieveking Sound zeigte einen gewaltigen Class-A-Kopfhörerverstärker
Schlicht, wertig und
hochinteressant: Plattenspieler von Holborne
Daniela Mangers neuer
wohnraumfreundlicher
Aktivmonitor feierte
in München Premiere
Kopfüber: Zwei
kombinierte
Extrem-Kompaktboxen von Kizo
Acoustics klangen
erheblich erwachsener, als sie aussahen
Transrotors Erfolgsmodell gibt‘s
jetzt auch mit dem magnetisch
entkoppelten TMD-Lager
Nr 5-2011
Nr_5-2011
Nr
5 2011
Magazin 13
Norbert Lehmann
furniert Aluminium:
Kopfhörerverstärker
im Edel-Outfit
Große Hornsysteme gab‘s
zuhauf. Dieses hier von Fischer
Audio durfte leider nicht spielen
Neue, etwas bezahlbarere Gerätebaureihe
von Vitus Audio
Röhre ist nach wie vor
schwer angesagt; hier
eine wunderschöne
300B von Air Tight
Fischer & Fischer spielte
mit dem wieder aufgelegten Klassiker SN 1000
Transparent Acoustic punktete mit einem akustisch
behandelten Raum und
Technik von Tidal Audio
Bei Acapella gab‘s
eine klanglich tolle
Vorführung mit diesem
Plattenspieler mit überlangem Holztonarm
Old Garrards never die: Diesen
301 in Schieferzarge mit SchickTonarm gab‘s bei Silbatone
LP 5-2011
LP_5-2011
5 2011
14 Magazin
Gleich zwei der neuen großen
Keramik-Tieftöner von Thiel
stecken in der neuen Spitzenbox von Progressive Audio
Das wohl speziellste Exponat
der Messe: hochmodernes
Röhrenprüfgerät von Canor
Ganz so wird er nicht
in Serie gehen, aber die
Marschrichtung ist klar:
Plattenspieler von AVM
Eigentlich von
Markt verschwunden, aber trotzdem
beeindruckend:
ContinuumPlattenspieler
Das ist bei weitem nicht
sein größter Lautsprecher: Holger Müller, Chef
von German Physiks
Macht eine gute Figur: der
kleine Bergmann „Magne“
Frisch renoviert: Masselaufwerk von
Symphonic Line
Neu bei Stein Music im
Vertrieb gibt‘s diesen
ziemlich ernsten Dreher
Nr 5-2011
Nr_5-2011
Nr
5 2011
Magazin 15
Vermarktung
in Deutschland
unwahrscheinlich:
radikale gestylte
Lautsprecher
aus Italien
Mit Fotostativ als
Boxenständer:
pfiffige Kompaktbox mit Breitbänder von Holborne
Mit Monster-Subwoofer: Elektrostaten
von Purist Audio
Großkaliber: Diese
Isophon wird über kurz
oder lang ein Thema
für einen Test werden
Auch so was gibt‘s:
Prototyp einer
Extrem-Phonovorstufe. Von der hören wir
ganz bestimmt noch
Urwald: Bei Brinkmann klang‘s klasse,
wohl auch wegen der
zahlreichen Pflanzen als Diffusoren
LP 5-2011
LP_5-2011
5 2011
Leserbriefe
16 Leserbriefe
Sehr geehrter Herr Barske !
Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel über den „schwarzen
Mönch“ gelesen. Vermisst habe ich schon ein detailliertes Eingehen auf die fantastische Möglichkeit, verschiedene RIAA-Kurven
zu wählen und das ganz simpel durch leicht zugängliche Schalter
an der Front des Gerätes. Das Wesentliche dieses „Mönches“ ist
diese Möglichkeit und nicht die Verwendung als simple Phonovorstufe – meiner bescheidenen Meinung nach. Aber eigentlich
möchte ich Sie über einen merkwürdigen Umstand informieren.
Sie gaben einen Ca.-Preis von 1.400 Euro an. Mittlerweile wurde der B+T-Vertrieb mit dem Vertrieb des Gerätes betraut und
siehe da: Der Preis stieg auf 1.890 Euro (eintausedachthundertneunzig!)Vielleicht halten Sie eine Veröffentlichung für sinnvoll?
Bravo, Herr Barske, für das Editorial der letzten LP.
Die Silbatone-Präsentation war für mich das absolute Highlight
der letzten High End – leider nur aus akustischer Sicht bei den
Preisen. Aber ich finde es auch wichtig, dass dem interessierten
Besucher die Grenzen des technisch Machbaren vorgeführt werden. Die Vorführbedingungen der meisten Hersteller in ihren oft
überfüllten und akustisch unbrauchbaren Würfeln (hierzu zähle
ich nicht nur die Container, sondern auch die kleinen Räume in
der ersten Etage), in denen mit hoher Lautstärke immer dasselbe Dutzend sogenannter „audiophiler Aufnahmen“ vorgeführt
wird, ist nicht nur für die Besucher, sondern auch die meisten
„Vorführknechte“ eine Qual.
Ich wünsche Ihnen einen anregenden und erfolgreichen Besuch.
mit freundlichen Grüßen
Mit freundlichen Grüßen und als durchwegs sehr zufriedener N. Petersen
Leser von LP verbleibe ich
Dr. Kryza-Gersch, Österreich
Hallo LP,
vor ein paar Monaten habe ich meinen 20 Jahre alten Denon DPSie haben natürlich recht – in der Tat habe ich mich wenig auf 47 F durch einen VPI Scoutmaster ersetzt – nicht zuletzt durch
die variable Entzerrung des Monk konzentriert. Ich bitte um LP bin ich wieder auf Vinyl-Kurs.
Nachsicht, mein Vorrat an antikem Vinyl, das solcherlei Behand- Nachdem mich das Thema Tonabnehmer bei meinem alten Gelung bräuchte, hat sehr enge Grenzen, da bin ich mit absoluten rät nicht sonderlich berührt hat, da eh kaum EinstellmöglichAussagen ein wenig vorsichtig.
keiten vorhanden waren und das Originalsystem drinblieb, bin
ich damit jetzt nicht ganz auf dem Laufenden.
Das Thema Justage wurde in einer der ersten LP sehr gut beSehr geehrter Herr Barske,
schrieben und ist auch für mich als quasi Neuling gut verständlich. Gibt es hier mehr Lektüre, mit der ich mich in dieses Thema
Ihre Beschreibung trifft den Sachverhalt auf den Punkt. Der einarbeiten kann, da mir die kurzen Anrisse in den aktuellen ReMessestandort Kempinski-Gravenbruch lag in der Mitte der zensionen nicht reichen?
westdeutschen Ballungsräume, für mich eine Tagesfahrt mit Themen wie Nadelnachgiebigkeit, Lateralbalance, Überhang,
Anreise morgens und Rückfahrt am gleichen Tag. Die Veranstal- Azimuth usw. werden in den aktuellen Rezensionen zwar immer
tung im Kempinski-Gravenbruch war eine wunderbare Mixtur wieder angesprochen, aber für den Neuling wird einfach zu viel
aus leicht verwohnter Herberge (nicht böse gemeint) und etli- Fachwissen vorausgesetzt. Gerade in der LP wäre doch eine Reichen Vorführungen – sowohl gelungene als auch teilweise etwas he, in der zu diesem Thema in die Tiefe gegangen wird, sinnvoll,
freakige. Soweit ich mich erinnere, wurde viel mehr vorgeführt oder?
als präsentiert. Kurzum, die Atmosphäre und das Dargebotene Nun noch eine Frage. Momentan verwende ich im Scoutmaster
haben meinen Erwartungen entsprochen.
das Denon DL-103 und möchte dieses durch ein höherwertiges
Als Beispiel hat sich mir die Kombination Avantgarde-Hörner System ersetzen. Angeboten wurden mir das Lyra Delos und ein
an Tron-Röhrenelektronik in mein Gedächtnis gebrannt – wun- neu aufgebautes Benz Ruby. Welches System wäre für meinen
derbare Energie und Schnelligkeit. Oder die Vorführungen von Player besser geeignet? Und wie oft kann denn so ein System erLoricraft, tolle Performance der Kette und sehr individuelle Ge- neuert werden?
rätekonzepte bis hin zum Lautsprecher, garniert mit gelegent- Viele Grüße aus dem Allgäu und macht weiter so
lichen Slapstick-Einlagen.
Die Münchner High-End-Messe habe ich bisher nicht besucht, P. Berger
mindestens wegen des Reiseaufwands. Nachdem ich mir das
Image-Video der High-End-Society für die High End 2011 an- P.S.: Speziell das vorletzte, dickere Heft war vom Umfang total
geschaut habe, weiß ich, wie richtig ich liege. In dem Video wird Klasse – mehr davon!
für die Präsentation von Industriegütern geworben, Atmosphäre
und Charme gleich null. Dafür verlässt kein Audiophiler seinen Sie haben wohl recht. Die elementaren Grundlagen zu Einbau
Hörraum.
und Justage von Tonabnehmern sind ein Thema, das wir wohl
Glücklicherweise gibt es das Analog-Forum in Krefeld-Traar. ab und zu umfangreicher darstellen müssen. Offensichtlich gibt
Dort findet sich dann wieder viel Aktion und Vorführung, Main- es ja immer wieder Leute, die (wieder) zur Platte finden, und die
stream und Ausgefallenes. Fast so etwas wie eine kleine High- wollen wir ja nicht im Regen stehen lassen.
End-Messe. Nebenbei liegt der Veranstaltungsort fast vor meiner Zu Ihrer Tonabnehmerfrage: Sowohl das Lyra als auch das Benz
Haustür.
sollten in Ihrem Plattenspieler exzellent passen, Welches denn
nun das für Sie bessere ist, kann ich Ihnen leider nicht sagen –
Mit freundlichen Grüßen
das Delos kenne ich klanglich auch nur von ein paar VorfühA. Ragner
rungen, bei denen ich die Rahmenbedingungen schlecht einschätzen konnte.
Glücklicherweise war’s meiner bescheidenen Meinung nach
klanglich in diesem Jahr erheblich spannender als sonst, aber
eine echte Publikumsmesse ist die High End in der Tat nicht Hallo LP Redaktion.
mehr.
Beim Lesen Ihres sehr gut gemachten Fachmagazins ist mir aufgefallen, dass gerne NF-Kabel von van den Hul und Transparent
bei den Test verwendet werden. Darf ich fragen, um welche Leitungen es sich handelt?
Mit freundlichen Grüßen:
F.J. Mertens
Nr_5-2011
No loss of fine detail
Sicherlich der heimliche Star der
diesjährigen High End: das Western
Electric-Kinohorn vom Typ 16B, Baujahr 1928
Sie dürfen. Wir hören viel mit Prototypen der neuen „3T“Serie von van den Hul und den Einsteigermodellen „MusicLink“ von Transparent.
Möchte Ihnen meine völlige Zustimmung zu Ihrem Editorial in der neuen Ausgabe von LP mitteilen. Endlich
nennt mal jemand offen die Missstände der klanglichen
Performance bei der High End beim Namen! Auch Ihre
Einschätzung, was Active Audio mit Avalon und Silbatone
angeht, teile ich völlig. Man kann auch mit den schlechten räumlichen Bedingungen der High End in München
gute Vorführungen hinbekommen. Wie groß übrigens
der Einfluss der Räumlichkeiten ist, habe ich letztes Jahr
recht deutlich im Vergleich zur Hifi Deluxe gehört. Dort
gab es ja von der Akustik her normale Hotelräume. Rein
von der klanglichen Stimmigkeit waren die Vorführungen
deutlich besser. Wo ich generell ein Problem von MesseVorführungen sehe: Damit eine Anlage, egal mit welchen
Komponenten, oder in welcher Preisklasse wirklich ein
Optimum der Widergabe erreicht, ist sehr viel Fine-Tuning
und Erfahrung nötig. Auch eine Abstimmung der Komponenten aufeinander. Viele Austeller haben ja z.B. durch das
Portfolio des Vertriebes schon Vorgaben, was zusammenspielen muss, Alternativen können aus kaufmännischen
Gesichtspunkten nicht eingesetzt werden. Aber, wie Sie so
treffend geschrieben haben: Mehr Mühe sollte man sich
schon geben!
Weiter so!
Mit freundlichen Grüßen
S. Götze
Es dürfte Sie freuen zu hören, dass es nach einer organisatorisch bedingten Pause in diesem Jahr 2012 wieder eine
„HiFi Deluxe“ geben wird, wie uns unlängst zu Ohren kam.
AVANTERA Walnuss
18 Test
Plattenspieler Well Tempered Record Player
Mini-Golf
Der Golfball ist geblieben, ansonsten wurde kräftig abgespeckt. Und das
vor allem beim Preis: Die neueste Inkarnation des Well Tempered gibt
es für unter 2.000 Euro zu kaufen, nicht zuletzt aufgrund der kräftigen
Bemühungen des deutschen Vertriebs
Nr_5-2011
Plattenspieler
H
ermann Hoffmann von Audio Int´l
hat sich stark gemacht für erschwingliche Preise in einer Zeit, in der man allerorten die Weltwirtschaft in ihren Fugen ächzen hört. In Deutschland ist das
Konsumklima zwar nach wie vor etwas
optimistischer, aber eine solche Initiative
können wir nur gutheißen, gerade in einer
Branche, die jetzt teilweise in ungeahnte
und unverschämte Preisregionen vordringt.
Für unter 2.000 Euro gibt es unter dem
Namen „Simplex“ einen Plattenspieler, der
sich gar nicht mal so sehr von dem Gerät
unterscheidet, das ich vor zwei Jahren zum
Test in den Redaktionsräumen hatte. Am
Grundkonzept, das auf William Firebaugh
zurückgeht, hat sich nichts geändert – der
Golfball ist beim Einsteigermodell weiß
geblieben statt schwarz lackiert – vielleicht
werden die Bälle, um den Preis unten zu
halten, im Morgengrauen von der nahe
gelegenen Driving Range des örtlichen
Golfplatzes gestohlen?… Spaß beiseite: Ein
Well Tempered war noch nie ein besonders
massiver Plattenspieler – Zeitgenossen mit
Rückenproblemen werden dies zu schätzen
wissen.
Im Vergleich zum Well Tempered Amadeus
GT hat sich tatsächlich am Laufwerk und
am Arm selbst erst einmal gar nicht so viel
geändert.
Das Tonarmrohr wird nach wie vor an zwei
Fäden aufgehängt, die gleichzeitig durch
Verdrillen auch die Funktion einer Antiskating-Einrichtung übernehmen. An den
Fäden hängt die Führung des Armrohrs,
darunter – in Form eines Golfballs – der
Schwerpunkt, der die Angelegenheit erst
stabilisiert. Der Ball taucht in einen Zylinder, gefüllt mit hochviskosem Silikonöl,
damit ist Ruhe im Karton, will heißen: Das
Öl stabilisiert und bedämpft den Arm, der
nun nicht mehr auf hochfrequente Störungen reagieren kann – das lässt die zähe
Masse einfach nicht mehr zu. Das Armrohr ist mit feinem Sand gefüllt und damit
Test 19
Mitspieler
Tonabnehmer:
· AEC C91
· Benz ACE L
· Nagaoka MP-500
· Miyajima Shilabe
Phonoverstärker:
· MalValve Preamp Three Phono
· PS Audio GCPH modifiziert
· Quad Preamp Twentyfour P
Verstärker:
· Malvalve Preamp Three Line und
Power Amp Three
· SAC Igel
Lautsprecher:
· Audio Physic Scorpio
· K+T Titania
Gegenspieler
Plattenspieler:
· VPI Classic 3
· DCF Blackbird
Nr_5-2011
Plattenspieler Well Tempered Record Player
Gheorge Zamfir/Amrcel Cellier – Flûte de Pan et Orgue
20 Test
Gespieltes
Gheorge Zamfir/Amrcel Cellier
Flûte de Pan et Orgue
Jennifer Warnes
The Hunter
Gustav Mahler
Die neun Symphonien, Georg Solti
Wolfgang Amadeus Mozart – Requiem.
Berliner Philharmoniker, Herbert von
Karajan
Gerry Mulligan
Live at the Village Vanguard
Oscar Peterson
We Get Requests
ebenfalls beruhigt. Die Eintauchtiefe des
Golfballs im Silikonöl kann durch Heben
und Senken des Zylinders innerhalb gewisser Grenzen variiert werden – das kann
beim Einsatz von Tonabnehmern unterschiedlicher Compliance nützlich sein.
Azimuth und VTA werden direkt an der
Aufhängung eingestellt – on-the-fly geht
das natürlich nicht, lässt sich aber ansonsten recht einfach machen. Mit dem Gegengewicht wird die Auflagekraft eingestellt, der Tonabnehmer kann durch das
steckbare Tonarmkabel ganz bequem am
demontierten Arm montiert werden – Justiermöglichkeiten gibt es ohnehin kaum;
die Tonarmgeometrie ist durch das feste
Headshell ein für alle Mal festgelegt. Die
Armauflage fällt etwas schlichter aus als
beim Amadeus – ein Lift ist nicht vorgesehen.
Den deutlichsten Unterschied zum Amadeus GT macht die schlichtere MDF-Zargenkonstruktion aus: Es gibt keine zusätzliche Platte mehr unter dem Laufwerk, das
auf sehr weichen Sorbothan-Dämpfern
steht. Da der Well wie gesagt recht leicht
ist, sollte man auf die Auswahl seines Stellplatzes etwas Sorgfalt verwenden – trotz
der effektiven Dämpfer ist er nicht gefeit
vor Tritt- und Luftschall.
Der Plattenteller besteht aus Acryl, die
Tellermatte wie gehabt aus einem leichten
und genoppten Schaumstoff. Der konventionelle Lagerdorn besteht aus Edelstahl.
Nicht ganz so konventionell – und eins der
berühmten Designs von Firebaugh – ist die
Lagerbuchse, die sich nach oben hin mit
einem quadratischen Loch öffnet. Wackelt
man vorsichtig am Teller, dann können
einem spontan graue Haare wachsen, so
kippelig ist die Angelegenheit. Dreht man
ihn hingegen, dreht er sich stoisch und offensichtlich absolut stabil.
Der Lagerdorn steckt tatsächlich in einer
vom Grundriss her quadratischen Lagerbuchse in einem Ölbad und hat nur an
insgesamt fünf Punkten Kontakt zur „LaSchlichter geworden ist nur der
Armrest, ansonsten ist der Arm
auf Augenhöhe mit dem der
anderen Wells – und einzeln
kann man ihn auch kaufen
gerbuchse“ – durch den Zug des NylonAntriebsfadens stabilisiert sich der Teller
perfekt. Angetrieben wird er von außen.
Der servogesteuerte Gleichstrommotor
hat einen recht kleinen Pulley, mehr als ein
kleines Steckernetzteil braucht es zur Versorgung nicht. Unser Modell hat sogar ein
etwas aufwendigeres Versorgungsteil erhalten, das allerdings mit knapp 350 Euro extra zu Buche schlägt.
Unser Testmodell war mit einem AEC C91
ausgestattet – AEC ist der direkte Nachfolger der Decca-Manufaktur – für seine 695
Euro übrigens ein hoch interessanter und
vor allem sehr guter Tonabnehmer.
Mit einem etwas schmerzhaft verzogenen
Gesicht habe ich dann in meiner Kuhle im
Hörsofa Platz genommen – etwas verloren
wirkte der Well Tempered Simplex zwischen all diesen massigen Plattenspielern
mit ihren armdicken Tellern und Zargen.
Und wieder, wie vor zwei Jahren, belehrte
mich das kleine Laufwerk eines Besseren.
Der letzte Grad an Wucht und Bestimmtheit will zwar nicht aufkommen, dafür
spannt der Well von ganz unten herauf eine
ausgewogene und vor allem sehr aufgeräumt Wiedergabe des Signals aus der Mikrorille. Die Sache mit dem „Wackellager“
funktioniert immer wieder verblüffend gut
– wenn mir jemand bei einem Blindtest
etwas von einem deutlich dickeren Teller
und stärkerem Antrieb erzählen würde –
ich würde es glauben.
Mit dem Well-Tonarm (den es übrigens
jetzt auch einzeln zu kaufen gibt) kann
man ganz hervorragend arbeiten: Die in allen Achsen gleichmäßige Dämpfung sorgt
für einen extrem disziplinierten Auftritt,
der einfach nicht duldet, dass irgendein
übermütiger Tonabnehmer aus der Reihe
tanzt. Geradezu magische Momente sind
entstanden, als ich das kraftvolle und farbenprächtige Decca C91 eingetauscht habe
gegen das Miyajima Shilabe, das mit seiner extrem niedrigen Compliance für die
meisten meiner Tonarme eine Art Nemesis
darstellt.
Mit einem relativ tief eintauchenden Golfball (mein Gott, was für eine Formulierung!) wurden dem Shilabe die Zügel gerade so weit gelassen, dass es quasi in einen
kontrollierten Galopp überging.
Nr_5-2011
Plattenspieler
Well Tempered Simplex
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· Zusatznetzteil
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· Telefon
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um 1.985 Euro
um 345 Euro
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3 Jahre
Unterm Strich …
» So gut ist der Preis dann doch nicht – wenn
man ihn aufs Kilo umrechnet.
Klanglich und technisch ist der neue
kleine Well Tempered auf jeden Fall
ein ganz Großer!
Das resultierende Ergebnis war wieder einmal atemberaubend: Das Shilabe konnte
alle seine dynamischen Fähigkeiten frei
entfalten, extrem kraftvoll oder extrem fein
aufspielen und mit seiner überbordenden
Spielfreude jede Menge gute Laune verbreiten. Gheorge Zamfir an der Panflöte in
einer fantastischen analogen Live-Aufnahme von 1977 treibt in dieser Konstellation
jede Anlage an ihrer dynamischen Grenzen
– nur das analoge Frontend bleibt davon
offenbar völlig unbeeindruckt und behält
stoisch seine erzstabile räumliche Abbildung bei.
Angesichts des Preisschilds haben wir auch
ein paar günstigere Tonabnehmer montiert
– das war natürlich vom Spaßfaktor her
ein Rückschritt. Aber in jeder Konstellation – und vor allem mit dem AEC – zeigte
der Well Tempered Simplex eine weit über
seine physikalischen Dimensionen hinausgehende Übersicht und Gelassenheit.
Test 21
An der Rückseite kann man den
vereinfachten Aufbau mit nur
einer Zargenplatte aus MDF und
den Sorbothan-Füßen erkennen
Frisch vom
Abschlag: Der weiß
belassene Golfball in seiner
Silikonölwanne ist auch klanglich der Dreh- und Angelpunkt
Thomas Schmidt
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Nr_5-2011
Players · Amplifiers · Speakers · Cables
22 Test
Plattenspieler/Tonarm Röschlau & Lorenzi Viella MK II/12J2
Der Traum vom Fliegen
Alle paar Jahre taucht am Markt ein Produkt auf, für dessen Erfolg ich meine Hand ins Feuer
lege. Zum letzten Mal habe ich das vor ein paar Jahren bei einem Plattenspielerhersteller
aus dem Ruhrgebiet getan und hatte recht. Jetzt bin ich mir ein weiteres Mal sicher
Nr_5-2011
Plattenspieler/Tonarm
Test 23
M
an merkt es nach maximal zwei Sätzen: Entweder man hat einen Getriebenen vor sich, einen Profi oder einen, der
einfach nur mal ausprobieren will, ob ihm
das Metier schmeckt. Werner Röschlau
vereinigt die ersten beiden Attribute auf
sich wie kaum ein zweiter Konstrukteur,
den ich in der HiFi-Branche das Vergnügen
hatte kennenzulernen. Werner Röschlau
ist, wenn ich das mal so salopp formulieren
darf, der ultimative Mechanik-Nerd. Von
Hause aus eigentlich Flugkapitän bei der
Lufthansa, blickt er auf 30 Jahre Erfahrung
in der Luftfahrttechnik zurück– ach nein,
er nennt es „Avionik“. Er hat Cockpits für
Flugzeuge gebaut, Analysemaschinen und
hochwertige Leuchten, und seit Langem
auch Teile für hochwertige Audiotechnik.
Zunächst nur im Auftrag für andere Hersteller – das hat ihm einen Präzisionsmaschinenpark beschert, der in dieser Form
in der Audioindustrie kein zweites Mal zu
finden sein dürfte. Mittlerweile baut die
Röschlau & Lorenzi GmbH Plattenspieler
und Tonarme unter eigenem Namen, und
das mit allerhöchsten Ansprüchen. Mit
Herrn Lorenzi gibt’s einen zweiten Geschäftsführer, der sich als Betriebswirt um
die geschäftlichen Belange kümmert, hinzu
gesellen sich derzeit vier zusätzliche hoch
spezialisierte Fachkräfte. Und das, was diese Mannschaft mit ihrer immensen Erfahrung, profundem Wissen um Mechanik
und Elektronik und gnadenlosem Perfektionsdrang produziert, das steht jetzt vor
uns: Wir bestaunen das Laufwerk „Viella
MK II“ (11.370 Euro) und den Tonarm
„12J2“ (3.700 Euro) zum Komplettpreis
von rund 14.120 Euro. Gewiss, viel Geld,
aber wenn man sich vor Augen führt, was
hier für ein Aufwand getrieben wird, fragt
man sich eher, warum’s nicht mindestens
das Doppelte kostet.
Der „Viella MK II“ – die Urversion war
2010 auf der High End in München zu bestaunen – ist ein bis zur Selbstverleugnung
Mitspieler
Tonabnehmer:
· Benz LP-S
· MFSL C3.5
· Grado Statement
Phonoverstärker:
· Burmester 100
· MalValve preamp three phono
Vollverstärker:
· Quad II Classic Integrated
Vorverstärker:
· MalValve preamp four line
Endverstärker:
· SymAsym
Lautsprecher:
· Progressive Audio Diablo
· Audio Physic Scorpio 25
Zubehör:
· Netzversorgung von PS Audio
· NF-Kabel von Transparent
· Phonokabel von Straight Wire
· Lautsprecherkabel von Transparent
Gegenspieler
Plattenspieler:
· 47 Lab Koma / Tsurube
· Transrotor Fat Bob / SME 3500
· Clearaudio Master Reference /
Universal
Nr_5-2011
24 Test
Plattenspieler/Tonarm Röschlau & Lorenzi Viella MK II/12J2
Fink – Perfect Darkness
Motor und Tellerlager verschwinden
komplett unter dem Plattenteller des Viella, was der Optik
unbedingt zugute kommt
Gespieltes
Fink
Perfect Darkness
The O-Zone Percussion Group
The Percussion Record
Loreena McKennitt
The Wind that Shakes the Barley
Miles Davis
Tutu
Nena Simone
At Carnegie Hall
Das Netzteil des Plattenspielers ist solide, bietet
aber wenig Spektakuläres
schlichter Plattenspieler,
dessen
perfektionistischer
Anspruch allerdings aus jeder Ecke
leuchtet. Wobei er so viele Ecken gar nicht
hat – die Form des Chassis ist ein Oval.
Jene Grundplatte besteht aus 25 Millimeter
starkem Flugzeugaluminium und ist noch
das Normalste an dem Plattenspieler –
wenngleich sich die Formensprache schon
erfreulich von allem, was der Markt so
hergibt, abhebt. Auf dem Chassis sitzt das
erste Mechanikwunder in Gestalt des Tellerlagers. Der geschlossene Zylinder trägt
an seiner Oberseite einen gestuften Subteller aus Edelstahl, der als Auflage für den
eigentlichen Teller dient. Die 16 Millimeter
starke Achse endet an der Oberseite des
Subtellers, die Zentrierung der Schallplatte besorgt ein Achsstummel im Teller, eine
Entkopplung vom Lager ist also gewährleistet. Mittig in diesem Edelstahl gibt’s
ein Gewinde, das man zur Befestigung der
Plattenklemme braucht. Das Lager selbst
ist eine weitgehend gekapselte Angelegenheit. Die Achse läuft in zwei hydrodynamisch geschmierten Gleitlagern, hat also
im Betrieb keinerlei mechanischen Kontakt zu den Lagerflächen – lediglich der
Ölfilm bildet den Kontakt zwischen beiden
Partnern. Die Lagerflächen durften deshalb
auch aus einem besonderen Material bestehen, in diesem Fall kommt Aluminium mit
einer speziell verdichteten Oberfläche zum
Einsatz. Das Lagerspiel beträgt übrigens
nur 21 Mikrometer, was extrem wenig für
ein Lager dieser Bauart ist.
Die vertikalen Kräfte nimmt ein
klassisches Feststofflager auf.
Dazu ist die Achse unten ballig
geschliffen und läuft gegen
einen Teflonspiegel.
Das hält ein Leben
lang, auch wenn die
Last aus einem ziemlich mächtigen Teller
besteht: Das weitge-
hend massive Teil besteht abermals aus
einer speziellen Aluminiumlegierung, den
Kontakt zur Platte stellt eine fest montierte
Kunststoffscheibe her. An der Tellerunterseite gibt’s eine Ausdrehung. Innen ist ein
großer Ring angeschraubt, auf einer Nut
an dessen Außenseite läuft der Antriebsriemen. Da das Motorpulley unter dem
Teller sitzt und vom Außenrand des Tellers
verdeckt wird, ist der komplette Antrieb
unsichtbar. Dieser Umstand ist für die angenehm reduzierte Optik des Viella MK II
in großem Maße mit verantwortlich.
Was uns zum Antrieb dieser Wuchtbrumme von Teller bringt. Der Motor ist ein elektronisch kommutierter Gleichstrommotor,
der – nein, nicht von einem der einschlägig
bekannten Spezialisten zugekauft, sondern
komplett in Eigenregie gefertigt wird. Die
Ansprüche bei Röschlau & Lorenzi sind
halt extrem und lassen sich mit Zukaufteilen einfach nicht realisieren. Dieser Motor
wurde eigens für den Betrieb in vertikaler
Richtung konzipiert, und deshalb darf sich
die vier Millimeter durchmessende Achse
auch über eine verkleinerte Version des
Tellerlagers freuen. Auch hier gibt’s hydrodynamische Lager für die radiale und
ein Feststofflager für die axiale Richtung.
Ein solcher Motor muss geregelt werden,
und das erfolgt hier höchst zeitgemäß mit
einem Mikrocontroller, der seinen Arbeitstakt von einem präzisen Quarzoszillator
bezieht, die Stromversorgung des Antriebs
steckt in einem separaten Kästchen. Die
Bedienung erfolgt am Plattenspieler selbst,
die Taster zur Drehzahlwahl sind keine,
sondern kapazitive Näherungsschalter –
sehr lecker.
Die Verbindung zwischen dem Edelstahlpulley des Motors und der Riemenscheibe
des Tellers besorgt ein präzisionsgeschlif-
Nr_5-2011
Plattenspieler/Tonarm
fener Rundriemen, und dessen
Montage ist bei der Anordnung des
Antriebs gar nicht trivial. Der Hersteller liefert deshalb eine Montagehilfe mit. Sie besteht aus einer Platte, aus der am Rand
zwei Stifte herausragen
und zwei Holzklötzen, die
bei der Montage provisorisch
unter den Teller gelegt werden. Mit dieser
Vorrichtung ist die Montage des Riemens
ein Kinderspiel.
Der Plattenspieler ruht auf drei
Säulen, aus denen unten höhenverstellbare
Stahl-/Kupfer-Spikes
herausragen. Die Verstellung ist natürlich
höchst komfortabel von oben zu bewerkstelligen; alleine die Verschlusskappen der
Spike-Gewinde sind mechanische Meisterleistungen und werden per Feingewinde an
Ort und Stelle gehalten. Nimmt man sie
heraus, kann per Inbusschlüssel die Höhe
der Spikes verstellen. Selbstverständlich ist
ins Chassis eine präzise Dosenlibelle zur
Ausrichtung integriert.
Der Tonarm residiert auf einer zylindrischen Basis. Es lassen sich alle möglichen
Arme montieren und leicht austauschen,
dazu muss man lediglich zwei Schrauben lösen. Arme von neun bis zwölf Zoll
passen sowieso, Basen für noch größere
Kaliber sind auch kein Problem. In aller
Regel stockt der Arm in einer exzentrisch
angebrachten Bohrung der Armbasis. Die
Einstellung des korrekten Abstandes zur
Tellermitte ist kein Problem, weil die Basis
über einen trickreichen Klemmmechanismus gehalten wird und drehbar ist. Für die
hauseigenen Arme gibt’s Markierungen für
die korrekte Position an der Seite der Basis
und auf dem Chassis.
Unser Testgerät ist mit einem hauseigenen
Arm vom Typ „12J2“ ausgestattet, und
auch der ist wiederum etwas Besonderes.
Im Prinzip handelt es sich um einen kardanisch gelagerten, zwölf Zoll langen Arm,
die horizontale Achse jedoch wird von einer komplett neuartigen Lagerung geführt.
Hier kommen nämlich zwei senkrecht angeordnete Stäbe aus Federstahl zum Einsatz. Wird der Arm in der Vertikalen ausge-
lenkt, verbiegen sich diese Stifte, halten den
Arm im Lagerpunkt aber unverrückbar an
Ort und Stelle. Klasse Idee, komplett spielfrei und mit einer höchst effektiven Kopplung des Arms ans Lager. Die Stäbe sind
übrigens nur 0,5 Millimeter dick, nennenswerte Kräfte braucht es zu deren Verbiegung nicht. Sorgen, dass sie den Arm gewissermaßen „vorspannen“ braucht man
sich also keine zu machen. Die Vertikalachse wird von zwei Wälzlagern geführt.
Test 25
Eine Montagehilfe
ermöglicht das Auflegen des verdeckten
Antriebsriemens
Das Tonarmkabel mündet
in einem Cinchterminal
Nr_5-2011
26 Test
Plattenspieler/Tonarm Röschlau & Lorenzi Viella MK II/12J2
Drei Sensortasten sind
für die Bedienung des
Laufwerks zuständig
Auf dem abermals präzisionsgeschliffenen
Armschaft läuft ein praktisch spielfreies
Nadellager, das die Hauptarbeit übernimmt. Ein zusätzliches Kugellager dient
eigentlich nur dazu sicherzustellen, dass
man den Arm nicht versehentlich auseinandernimmt.
Der 12J2 verfügt über eine magnetische
Antiskatingvorrichtung; deren Einstellung erfolgt über das Lösen zweier kleiner
Schrauben am Armschaft und Verschieben
der Magnete dahinter. Für die Kontrolle
des vertikalen Abtastwinkels wurde in den
oberen Deckel des Lagergehäuses abermals
eine Wasserwaage eingebaut. Eine Höhenverstellung gibt’s selbstverständlich auch;
nach Lösen einer Klemmschraube kann
man den Arm per Stellschraube in der
Höhe verfahren.
Die Liste der Features ist damit noch nicht
am Ende und könnte problemlos noch ein
paar Seiten mehr füllen. Fest steht, dass wir
es hier mit einem höchst innovativen Produkt zu tun haben, bei dem wirklich nichts
dem Zufall überlassen wurde und das mit
einer Fertigungsqualität glänzt, die sonst
keine Handvoll Mitbewerber auf der Welt
hinbekommt.
Wo derlei Sorgfalt bei Konstruktion und
Ausführung im Spiel ist, sollte Klangqualität nicht das große Problem sein – und
das ist auch so. Unter dem Headshell des
12J2 durfte das fantastische Grado Statement Platz nehmen und war dort exzellent
aufgehoben. Die Kombi punktet sofort
mit ungeheurer Stabilität und zeichnet
jedwede Form von Geräusch mit einer so
messerscharfen Lokalisierbarkeit, wie ich
es selten erlebt habe. Zudem haben wir einen der leisesten Plattenspieler überhaupt
vor uns; was hier an Mikrodetails aus der
Rille gefördert wird, ist absolut erstaunlich. Eigentlich punktet das große Grado
mit seiner Augewogenheit, hier allerdings
wirkt es wegen des äußerst geringen Störpegels spektakulär dynamisch, und das im
Kleinen wie im Großen. Schlagzeugfelle
bekommen Mengen von Kontur und Farbe
und klingen extrem realistisch; Gesangsstimmen tönen mal sanft, mal kehlig, mal
brutal – ganz, wie es die Aufnahme vorgibt. Tonale Eigenheiten des Röschlau &
Lorenzi-Paketes habe ich beim besten Willen nicht ausmachen können, diese fantastische Maschine hält sich aus solchen profanen Fragen komplett heraus. Alles andere
allerdings gerät auffällig richtig und macht
dieses Angebot trotz des absolut betrachtet
knackigen Preises zu einem der besten Angebote, das man derzeit für Geld und gute
Worte erstehen kann. Für Präzisionsfanatiker führt hier eh kein Weg vorbei.
Holger Barske
Röschlau & Lorenzi
Viella MK II / 12J2
· Preis
um 14.120 Euro
· Vertrieb Röschlau & Lorenzi, Nürnberg
· Telefon
09441 176103
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· Garantie
2 Jahre
Die horizontale Achse des
Tonarmlagers wird über
die Verbiegung zweier
Federstäbe realsiert,
die Wasserwaage dient
der VTA-Einstellung
Unterm Strich …
» Röschlau & Lorenzi liefern das wohl spektakulärste Debüt der letzten Jahre ab.
Die Kombi aus Laufwerk und Arm ist
absolut perfekt konzipiert und gefertigt und klingt extrem detailliert,
ausgewogen und unverfärbt
Nr_5-2011
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28 Test
Plattenspieler Music Hall MMF 11.1
Voll auf
die Elf
Ich muss zugeben: All die Music-Hall-Plattenspieler,
die ich im Verlauf der letzten Jahre kennenlernen durfte,
haben in mir eine ganz bestimmte Erwartungshaltung
aufgebaut. Mit seiner ausgefuchsten Dämpfungsstrategie
im Zargenbau hat Roy Hall aus jedem seiner Modelle das
Maximum an Souveränität herausgeholt. Die ungewöhnlich lange
Entwicklungszeit des MMF 11.1 lässt beim Tester die Spannung steigen
Nr_5-2011
Plattenspieler
Test 29
Mitspieler
Tonabnehmer:
· Goldring Eroica
· Benz ACE L
· Denon DL103, DL103R
· Van den Hul The Condor
Phonoverstärker:
· MalValve Preamp Three Phono
· PS Audio GCPH modifiziert
· Quad Preamp Twentyfour P
Verstärker:
· Malvalve Preamp Three Line
und Power Amp Three
· Accustic Arts Power ES
Lautsprecher:
· K+T Titania
· Audio Physic Scorpio 25
Gegenspieler
Plattenspieler:
Music Hall MMF 7.1 und 9.1
Transrotor Fat Bob S mit SME 309
Nr_5-2011
Plattenspieler Music Hall MMF 11.1
Eric Andersen – The Colgne Concert
30 Test
Die vierschichtige
Zarge ist Teil eines
der am aufwendigsten
entkoppelten PLattenspieler auf dem
Markt. Die soliden Füße
tun das Ihrige dazu
Gespieltes
Eric Andersen
The Colgne Concert
Jennifer Warnes
Famous Blue Raincoat
20th Anniversary Edition
Deep Purple
Machine Head
Gustav Mahler
Die neun Symphonien, Georg Solti
Jazz at the Pawnshop
V
on der ersten Sichtung eines
Prototypen bis zur europäischen Erst-Vorstellung auf der
diesjährigen High End sind immerhin fast zwei Jahre vergangen – das
wäre viel für einen Plattenspieler nur
„aus dem Baukasten“ und ist ein Beweis
dafür, dass es bei Music Hall eben nicht
nur um die Verwendung vorgefertigter
Baugruppen geht. Tatsächlich Hat sich
Roy Hall mit dem Design und der endgültigen Feinabstimmung extrem viel Zeit
gelassen – schließlich baut er nicht nur
Plattenspieler, sondern kümmert sich um
seine Elektronik-Linie – neben seinem Job
als Inhaber eines großen amerikanischen
HiFi-Vertriebs.
Was soll´s, jetzt ist er da – und so, wie wir
ihn testen, wird er auch auf den Markt kommen, mit Ausnahme des Antriebsriemens,
den es wahrscheinlich nur in Schwarz geben wird – passt auch besser. Neben den
schieren Dimensionen des MMF 11.1, der
doch noch einmal ein ganzes Pfund gegenüber seinem „kleinen“ Bruder MMF
9.1 drauflegt, fallen zwei Dinge besonders
auf: Zunächst einmal die aufwendige
integrierte Antriebseinheit mit
drei Pulleys – deren Funktion
wir noch entschlüsseln werden
– und die neue Korkmatte,
die nicht ganz zufällig
Schon optisch macht der MMF 11.1
seinen Führungsanspruch im Plattenspielersortiment Music Halls deutlich
Nr_5-2011
Plattenspieler
einem Produkt ähnelt, das wir schon an der
einen oder anderen Stelle im Heft gesehen
haben. Wer weiß – vielleicht liest Roy Hall
ja die LP? Aber im Ernst: Die Korkmatte
mit den definierten kleinen Auflageflächen
am Außenrand sorgt in Zusammenarbeit
mit einer Plattenklemme oder einem -gewicht für absolut plan aufliegende Schallplatten. Lediglich den Azimuth muss man
dafür minimal anpassen.
Unter der Korkmatte kommt der Acrylteller zum Vorschein, den wir bereits vom
MMF 9.1 kennen – ein solides und schweres Stück, das seinen Teil zum ganz speziellen Klang der Music-Hall-Plattenspieler
beiträgt. Die andere akustische Hauptkomponente war schon immer und ist auch
beim neuen Flaggschiff die mehrteilige
Zarge, die hier aus sage und schreibe vier
Schichten besteht, die durch SorbothanDämpfer voneinander entkoppelt sind.
Darunter hat Roy Hall zu allem Überfluss
noch mächtige Dämpfungsfüße installiert,
so dass der Music Hall eines der ganz wenigen großen Laufwerke ist, bei denen es
so gut wie völlig egal ist, auf welchem Untergrund sie stehen – außer dieser ist komplett schief oder wackelt.
Spaß beiseite: Anders als bei den bisherigen
großen Music-Hall-Drehern steht der Motor nicht mehr separat neben der Zarge –
es gibt „den“ Motor übrigens auch nicht,
es sind beim Topmodell deren zwei. Untergebracht ist die gesamte Antriebseinheit
in einem geschlossenen Kasten, der auf der
untersten Ebene der Zarge montiert ist. Ein
separates Netzteil gibt es nicht – der MMF
11.1 wird direkt über ein Kaltgerätekabel mit dem Netz verbunden. Die beiden
Motoren sind über ihre Pulleys und einen
Riemen mit einem dritten „Zentralpulley“
verbunden, in dem sich quasi das Drehmoment der beiden addiert. Von diesem Pulley aus wird der Teller über einen Außenriemen angetrieben. Wider Erwarten geht
es bei dieser Lösung nicht um zusätzliche
Masse in Form eines Schwungrads (oder
„fly wheels“), sondern um die zusätzliche Entkoppelung der Motoren, die ja so
zwei Riemen zwischen sich und dem Motor haben und eben das verdoppelte Drehmoment.
Von der Seite betrachtet sieht der Aufbau
des Antriebs etwas anders aus, als der Rest
der Zarge: Es gibt hier nur zwei Platten. In
der unteren Abteilung sitzt die Steuerungselektronik, in der oberen – selbstverständlich auch über Sorbothandämpfer entkoppelten – die Motoren.
Das Tellerlager und der Tonarm sitzen auf
der obersten Zargenebene, die ja über immerhin drei Etagen vom Untergrund isoliert ist. Hier hat sich Roy Hall wie immer
aus dem reichhaltigen ProJect-Baukasten
bedient – das aber gleich richtig: Der dicke
Teller bringt ordentlich Masse mit, das Lager ist eng toleriert und dabei absolut laufgeräuschfrei – immer ein Zeichen hervorragender Verarbeitung. Das Highlight der
Test 31
In der Draufsicht schön zu erkennen
ist das Antriebskonzept des MMF 11.1
mit seinen zwei Motoren und dem
zentralen Pulley, der den Teller treibt
Nr_5-2011
32 Test
Plattenspieler Music Hall MMF 11.1
Der Top-Tonarm von ProJect
reiht sich mit seiner exzellenten Fertigungsqualität
nahtlos in das Ensemble ein
obersten Etage ist aber sicher
der Tonarm: Der ProJect 9cc Evolution. Optisch sicherlich nicht jedermanns
Sache, ist der Arm mit seinem einteiligen
Kohlefaser-Rohr technisch ein Leckerbissen, in dem der Hersteller Etliches an Tonarm-Erkenntnissen der letzten Jahrzehnte
umgesetzt hat. Neben dem Armrohr sind
da noch der äußerst stabile Lagerblock, die
eng tolerierten Kugellager und ganz besonders das Gegengewicht zu benennen, Dieses
ist nicht nur „tiefer gelegt“, um den Schwerpunkt des Arms auf Nadelhöhe zu bringen,
sondern besitzt außerdem einen Kern aus
einem sehr weichen Material – vermutlich
ebenfalls Sorbothan: Eine Maßnahme, die
den Arm in sich noch einmal beruhigt. Insgesamt drei Gegengewichte unterschiedlicher Masse liegen dem MMF 11.1 bei
– so sollte sich für jeden nur erdenklichen
Tonabnehmer die optimale Balance finden
lassen.
Montiert habe ich erst einmal das gute alte
Goldring Eroica, mit dem auch der Music
Hall MMF 9.1 serienmäßig ausgestattet
war. Dankenswerterweise können wir in
der Redaktion auf fast die komplette Music-Hall-Plattenspielerpalette zugreifen, so
dass Querchecks immer möglich waren. An
den kleineren Modellen war der MMF 11.1
denn auch ganz schnell vorbeigezogen, zu
profund und mächtig war seine Wiedergabe gegenüber den „schmalen Hemden“. Dabei konnten wir aber durchaus eine Familienähnlichkeit feststellen – die vorbildliche
Ruhe in der Reproduktion und die Dunkelheit des Hintergrunds sind natürlich
auch beim neuen Topmodell vorhanden.
Und wie: Selbst der vorzügliche MMF 9.1
wirkt gegen den 11.1 ein bisschen weniger
stabil. Wobei es zwischen den beiden
Laufwerken gar nicht mal so sehr
die Sauberkeit und Nebengeräuscharmut ist – hier nehmen sie sich so gut wie nichts.
Der 11.1 geht allerdings gefühlt
doch deutlich energischer zur
Sache, wirkt gegenüber dem 9.1
zupackender und noch etwas besser definiert. Ganz klar: Der MMF
9.1 ist ein vorzüglicher Plattenspieler,
vor allem in Sachen Laufruhe und Souveränität. In Sachen Durchzugskraft hat er
im MMF 11.1 seinen Meister gefunden –
in Anbetracht der Tatsache, dass beide aus
demselben Stall stammen, wird er das verkraften.
Interessiert hat uns natürlich auch der
Auftritt des Music Hall gegen andere Platzhirsche in der Preisklasse zwischen 3.000
und 5.000 Euro. Wie nicht anders erwartet, unterscheiden sich der Transrotor Fat
Bob S und der Music Hall recht deutlich
voneinander. Tonal wirkt der MMF 11.1
sanfter, gepflegter, während der Fat Bob etwas mehr Ecken und Kanten hat, etwas bissiger zu Werke geht. Der Tiefbass kommt
Music Hall MMF 11.1
· Preis
· Vertrieb
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3.999 Euro
Phonar, Tarp
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2 Jahre
Unterm Strich …
» Und noch einen draufgesetzt: In Sachen Laufruhe und Souveränität der Abbildung war der
MMF 9.1 nicht mehr zu übertreffen
– dafür setzt der neue 11.1 Maßstäbe
in Sachen Kraft und Dynamik. Das
neue Antriebskonzept geht voll auf.
Nr_5-2011
Lautsprecherboxen
aus Schiefer
bei beiden Laufwerken tief und souverän
– etwas knackiger vom Transrotor, etwas
runder vom Music Hall. In Sachen räumlicher Abbildung nehmen sich beide Spieler ebenfalls nichts: Während Fat Bob die
Bühne weit und tief ausleuchtet und eine
ungemein luftige Räumlichkeit erzeugt,
platziert der Music Hall einzelne Stimmen
und Instrumente vielleicht noch etwas
genauer und besser trennbar. Und auch
in den Höhen ist das Bild ein ähnliches:
Mehr Strahlkraft beim Transrotor, bessere Durchhörbarkeit beim MMF 11.1. Was
davon die absolute Wahrheit ist, kann ich
beim besten Willen nicht sagen: Schwingt
der Transrotor zu lange nach oder ist der
Music Hall überdämpft? Objektiv nicht
festzustellen – subjektiv gefallen mir beide
Ansätze, abhängig natürlich von der gewählten Musikrichtung.
Was mit dem MMF 11.1 auf jeden Fall
geht, ist das Experimentieren mit einer
riesigen Anzahl verschiedener Tonabnehmer. Durch seine große Durchzugskraft im
Antrieb und die stark dämpfende Bauweise
tritt er als Laufwerk so weit in den Hintergrund, dass man die Charakteristika aller
Systeme sehr schön heraushören kann. So
marschiert ein Benz ACE natürlich ganz
anders als ein Van den Hul, löst ein Phase Tech P-3G ganz anders auf als ein Denon DL103. Mit allen eingesetzten Tonabnehmern0 bleibt aber die einmalige Ruhe
und Gelassenheit des MMF 11.1, gepaart
mit der schieren Kraft seines vorzüglichen
Antriebskonzepts, so dass wir auch diesem
Plattenspieler aus dem Hause Music Hall
eine ganz dickes Kompliment aussprechen.
Unerschütterlich
gut.
Seit dreißig
Jahren.
Thomas Schmidt
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Invertiertes Tellerlager mit Keramikkugel und ein
solider Acrylteller
sorgen für ein aufgeräumtes Klangbild
34 Test
Plattenspieler Cargo Records 33punkt3
Der Missionar
Über den Köpfen rumpelt es. Mit der ihr eigenen Eleganz belächelt die weltberühmte
Wuppertaler Schwebebahn gewissermaßen die unter ihr im Stau stehenden Autofahrer auf der Kaiserstraße in Vohwinkel. Halb rechts taucht ein zweigeschossiger Glasaufbau, der deutlich mit der ihn umgebenden Architektur bricht
W
omit Cargo Records im prallen Leben der Quasi-Hauptstadt des Bergischen Landes angesiedelt wäre. Was sich
nämlich nicht ohne Weiteres erschließt:
Das Unternehmen ist einer der, wenn nicht
der größte Plattenvertrieb(e) in diesem
unserem Lande. Will sagen: ein Gutteil dessen, was wir beim Vinyldealer unseres Vertrauens in die Tüte stecken, ist schon einmal durch Wuppertaler Hände gegangen.
Und natürlich gibt’s im Erdgeschoss einen
gescheiten Plattenladen, wo es das hauseigene Vinylsortiment direkt zu kaufen gibt.
Sollten Sie also mal in der Nähe sein – ein
Besuch hier lohnt auf alle Fälle.
Platten haben sie also zur Genüge, die
Cargo-Leute. Was sie bis dato nicht hatten,
war ein Plattenspieler. Vor Ort dreht der
eine oder andere ziemlich gebrauchte Klassiker vornehmlich japanischer Provenienz
(wenn mich die Erinnerung nicht täuscht)
seine Runden, aber die sind zum ProbehöNr_5-2011
Plattenspieler
ren im Plattenladen, nicht für den Verkauf.
Und eigentlich hat Cargo Records auch gar
nicht vor, sich mit Plattenspielern ein weiteres Standbein zu schaffen.
Trotzdem gibt es jetzt ein hübsches Maschinchen namens „33punkt3“, das die
Wuppertaler selbst ins Rennen schicken.
Es kostet 1.200 Euro und wird dem Markt
nicht beliebig lange erhalten bleiben: Das
Gerät ist auf 333 Stück limitiert. Das wird
reichen, um der eigentlichen Mission des
Herstellers ein wenig Vorschub zu leisten:
Cargo Records verkauft Platten. Und der
Plattenspieler ist in erster Linie dazu da,
auch solchen Zeitgenossen Platten verkaufen zu können, die bis dato kein passendes
Abspielgerät hatten. Nichts beliebig Aufwendiges, keine Aneinanderreihung von
Sensationen – der 33punkt3 zielt nicht auf
den abgeklärten Highender, der schon alles
gesehen und gehört hat und nur noch mit
Superlativen hinter dem Ofen hervorzulocken ist. Dieser Plattenspieler ist für Menschen gedacht, die vom Musikhören kommen und ein faires Angebot suchen.
Das könnte mit dem reduzierten, aber
durchaus gelungen gestylten Gerät prima
klappen. Erdacht und konzipiert wurde es
in Wuppertal, die Fertigung gab man in bewährte Hände: Gebaut wird bei Ulla Scheu
in Berlin. Da konnte man auf ein breites
Sortiment an bewährten Komponenten
zurückgreifen, was die Entwicklung nicht
unwesentlich erleichtert haben dürfte.
Der 33punkt3 ist auf einem MDF-Chassis
in charakteristischer Schmetterlingsform
aufgebaut. Standardmäßig ist es in Schwarz
oder Weiß lieferbar, auf Wunsch sind aber
auch andere Farbtöne machbar. Unter den
vorderen „Flügelspitzen“ und hinten mittig sitzen dämpfende Gerätefüße in SSCTechnik; hier wird die Elastizität über die
Spannung trickreich angeordneter Fäden
erzeugt.
Der Plattenteller ist ein 30 Millimeter
starkes Acrylmodell, in dem ein invertiertes Tellerlager steckt. Hier machte man
augenscheinlich aus der Not eine Tugend:
Das Lagergehäuse ist eigentlich viel zu
lang für den Plattenteller, so dass es unten
rund zwei Zentimeter heraussteht. Eine
passende Metallhülse besorgt den richtigen Abstand des Kragens an seinem Rand
zur Tellerunterkante. Der Vorteil dabei:
Man bekommt viel mehr Führungslänge,
als bei diesem Teller eigentlich möglich
Im 30er-Acrylteller steckt ein
50 mm langes Tellerlager – das
tut der Kippstabilität gut
wäre. Die Tellerachse ist der von Scheu bekannte, ziemlich mächtige 16 Millimeter
durchmessende Stahlzapfen, auf dessen
Oberseite eine extrem harte Keramikkugel
thront. Jener läuft gegen einen KunststoffLagerspiegel im Deckel der Lagerhülse. Der
Spiegel hat ein kleines Loch, die Tellerachse
ist ebenfalls hohl. So kann man, seit vielen
Jahren eine Scheu-Spezialität, das Lager
durch die Tellerachse ölen, ohne den Teller
abnehmen zu müssen. Dieses Lager ist für
einen so zierlichen Plattenspieler eigentlich total überdimensioniert, dürfte dafür
aber bis in alle Ewigkeiten zuverlässig seine
Runden drehen.
Der Antriebsmotor ist in der linken hinteren Ecke des Gerätes verborgen. Dabei
handelt es sich um einen geregelten Gleichstommotor, von dem man nur das kleine
Pulley aus Acryl und die Montageplatte
(schwarzes Acryl) sieht. Als Bindeglied
zum Teller fungiert ein dünner geknoteter
String. Ein passend vorgeknotetes Exemplar liegt bei, Material für viele weitere ebenfalls: Eine ganze Rolle
des Materials – es handelt um
Der Antriebsmotor ist in
die Zarge eingelassen und
treibt ein Acryl-Pulley an
Test 35
Mitspieler
Phonovorstufen:
· Burmester 100
· MalValve preamp three phono
Vollverstärker:
· Quad II Classic Integrated
Lautsprecher:
· Progressive Audio Diablo
Zubehör:
· Netzversorgung von PS Audio
· NF-Kabel von Transparent
· Phonokabel von Straight Wire
· Lautsprecherkabel von Transparent
Gegenspieler
Plattenspieler:
· Rega RP1 Performance
· Scheu Premier / SME 309 /
Benz ACE SL
Plattenspieler Cargo Records 33punkt3
Foo Fighters – Wasting Light
36 Test
Gespieltes
Foo Fighters
Runde Sache: Der 33punkt3 verfügt über
eine schlüssige Formensprache und ist
auch für „normale“ Benutzer geeignet
Wasting Light
The O-Zone Percussion Group
The Percussion Record
Loreena McKennitt
The Wind That Shakes The Barley
Dead Can Dance
Into The Labyrinth
Ella Fitzgerald
Clap Hands, Here Comes Charlie
sogenanntes „unsichtbares Nähgarn“ – gehört zum Lieferumfang.
Auch wenn das Gerät 33punkt3 heißt – es
kann auch 45. Und dafür muss man nicht
einmal Hand an den String anlegen, es gibt
eine elektronische Geschwindigkeitsumschaltung. Der links an der Geräteunterseite angeordnete Schalter kennt drei Stellungen: 33,3 Umdrehungen, 45 und aus.
Beide Geschwindigkeiten sind fein einstellbar, aber das ist so ganz trivial nicht: An die
mit dem Schraubendreher zu betätigenden
Potis kommt man nur von unten, was
das Handling etwas erschwert. Am besten
wird’s wohl gehen, wenn man den Plattenspieler „aufbockt“, so dass man gleichzeitig
am Poti drehen und die Markierungen der
Stroboskopscheibe im Auge behalten kann.
Der Tonarm ist der Industriestandard schlchthin: Die Wuppertaler
wählten einen 250er von Rega
Der auf dem 33punkt3 montierte Tonarm ist ebenfalls ein alter Bekannter: Er
entstammt den Regalen des britischen
Herstellers Rega und ist ein Nachfahre des
berühmten RB250. Also ein klassisch kardanisch gelagerter Arm, dessen Herzstück
ein vom Headshell bis zum Lagergehäuse
einteiliges konisches Aluminiumrohr bildet. Ach, das wussten Sie schon? Kein Wunder – kein Tonarm dürfte jemals auf so vielen verschiedenen Plattenspielern verbaut
worden sein wie der kleine Rega. Mittlerweile ist er etwas aus der Mode gekommen, seinen Qualitäten allerdings tut das
keinerlei Abbruch. Die online verfügbare
Bedienungsanleitung unterschlägt die Antiskating-Einstellung übrigens komplett,
auch findet das Thema Tonabnehmereinbau dort nicht statt. Erst einmal ist das
kein Beinbruch, denn das Gerät wird weitgehend voreingestellt geliefert und sollte
sich binnen weniger Minuten in Betrieb
nehmen lassen.
Bleibt noch der Tonabnehmer. Auch hier
ging Cargo keinerlei Experimente ein, zum
Einsatz kommt ein solides MM von Ortofon namens Super OM10. Keine schlechte
Wahl, wenn man bedenkt, welche Sorte
Musik Cargo mit dem 33punkt3 verkaufen will: Der Softwarekatalog ist fast ausschließlich mit Rock und Pop der lebendigeren Gangart bestückt. Da das kleine
Ortofon ein Tonabnehmer mit durchaus
kerniger Gangart ist, passt das sehr gut.
Den ersten Beweis dafür erbrachten erst
einmal die Foo Fighters auf „Wasting
Light“. Der Cargo-Dreher zeigt nämlich
Nr_5-2011
Die Zarge besteht aus lackiertem
MDF, das Tellerlager ist reichlich groß dimensioniert
sehr locker, dass das analog eingespielte
Album der Mannen um Dave Grohl ein
untypisch gut klingendes Rock-Album
ist, und meine Güte – hier geht das Ding
richtig. Der 33punkt3 legt eine ordentliche
Schippe Kohlen auf, „White Limo“ klingt
so zornig, wie es muss, „Dear Rosemary“
hat Wucht, Bauch und Wärme – so muss
Cargo 33punkt3
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ca. 1.200 Euro
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2 Jahre
Unterm Strich …
» Keine Probleme, keine Überraschungen, dafür
aber jede Menge Spaß: Der 33punkt3 macht seinen Job, nämlich die Mission „Vinyl“
in die Welt zu tragen, ausgezeichnet. Er klingt erdig, substanziell und
nachdrücklich – ein äußerst faires
Angebot.
das. Die Eignung für impulsreiches
Material untermauerte auch „The
Percussion Record“ nachhaltig. Das
Schlagwerk kommt voluminös und ordentlich konturiert. Gewiss, in Sachen
Attacke und Auflösung gibt’s Tonabnehmer, die das kleine Ortofon in die
Schranken weisen, aber zum Einstieg
taugt das System sehr gut. Auch Gesangsstimmen zeichnet es füllig und
saftig, eher mit einem gewissen Hang
zur Harmonie denn zur Analyse. So
funktioniert auch Loreena McKennitts
glockenklares Organ hier sehr gut,
Ausflüge ins Land der Schärfe stehen
nicht auf dem Programm.
Die Raumabbildung ist von der kompakten, aber ordentlich gestaffelten
Sorte. Die Kombination schafft es
immer wieder, die Lautsprecher „unortbar“ zu machen, was ich für einen
Aufbau dieser Güte für sehr erstaunlich halte. Und Klassik kann man
damit nicht hören? Aber klar doch.
Auch ohne echte Einschränkungen.
Allerdings mit Einschränkungen bei
der Grobdynamik zum Beispiel eines
großen Orchesters und bei der Transparenz komplexer Strukturen. Abbruch tut das dem Spaß an der Sache
überhaupt nicht, und die Ausbaubarkeit ist ja stets gegeben.
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Nr_5-2011
38 Test
Plattenspieler DCF Woodpecker
Dr. Dr.
Dr. Christian Feickert hat mit dem Blackbird
einen Plattenspieler auf die Zarge gestellt,
der sich fast überhaupt nicht vom kleineren
Woodpecker unterscheidet. Aber eben nur
fast: An entscheidenden Stellen hat man
sich zur Sicherheit verdoppelt
D
en Woodpecker (Test
in LP 6/2009) habe ich
vor zwei Jahren als optisch zurückgenommenen und dabei extrem attraktiven Plattenspieler wahrgenommen –
technisch ausgefuchst und klanglich ganz
vorn dabei.
Quasi aus derselben Serie stammt der
größere Blackbird, der auf den allerersten
Blick nur ein um eine Tonarmbasis erweiterter Woodpecker zu sein scheint. Und für
mich persönlich ist diese zweite Tonarmbasis tatsächlich auch ein entscheidendes
Nr_5-2011
Plattenspieler
Ausstattungsmerkmal:
Als alter Tonarmsammler
habe ich schon am kleinen
Laufwerk die Möglichkeit geschätzt, die Tonarmbasis blitzschnell
zu wechseln und den Montageabstand
mit nicht mehr Werkzeug als einem Inbusschlüssel problemlos zu verstellen.
Der Blackbird bietet zwei dieser Schlitten
– einen, der zwischen 9 und 10,5 Zoll und
einen, der zwischen 9 und 12 Zoll alles an
Tonarmen aufnimmt.
Die Basen werden mit zwei Maschinenschrauben auf der Deckplatte des Drehers
über zwei Langlöcher in Kontermuttern
befestigt, die beim Verschieben der Basis
mitlaufen. Christian Feickert hat die gängigsten Tonarmbasen bereits vorrätig, alle
anderen werden nach Kundenangaben gerne angefertigt.
Wie der Woodpecker steht der Blackbird
auf höhenverstellbaren Alufüßen mit einer
leicht dämpfenden Schicht. Die Zarge besitzt eine aufwendige Schichtbauweise aus
einer Aluminium- und einer getemperten
MDF-Platte, die mit Maschinenschrauben
bombenfest miteinander verbunden sind.
Optional gibt es eine nahezu identisch aufgebaute Platte, die einfach flach unter dem
Laufwerk als Basis platziert wird.
Das invertierte Lager sitzt auf einer eigenen Platte aus solidem Stahl, die in einer
großen Aussparung der Deckplatte ebenfalls mit der inneren MDF-Platte verschraubt ist. Der Edelstahldorn durchmisst
16 Millimeter und läuft nach oben in einer
ziemlich flache konischen „Spitze“ aus. Die
Lagerbuchse besteht ebenfalls aus gehärtetem Edelstahl – eine immer noch recht
seltene Kombination. Das sehr eng tolerierte Lager wird mit einem Spezialfett mit
einem hohen Anteil an Molybdänsulfid
geschmiert, so dass die Antriebseinheit auf
einen definierten Reibungswiderstand arbeiten muss – dies führt mit dem richtigen
Antrieb zu exzellenten Gleichlaufwerten.
Und am Antrieb wurde gegenüber dem
schon hervorragenden Woodpecker noch
eins daufgesetzt.
Gleich zwei Pabst-Gleichstrommotoren
sitzen verborgen im Zargeninneren – lediglich die hochpräzise gedrehten Pulleys,
erheben ihre Köpfe über die Zarge. Die
Motoren sind in stark dämpfenden Aufhängungen verankert, die sie von den empfindlichen Stellen des Plattenspielers entkoppeln. Die Motoren stehen sich genau
gegenüber und reduzieren durch den fast
tangentialen und symmetrischen Riemenzug Taumelbewegungen des Tellers auf ein
absolutes Minimum.
Zwei Geschwindigkeiten lassen sich per
Taster ein- und ausschalten. Eine dritte Taste ist erst mit einem Upgrade-Netzteil mit
einer Funktion versehen – die optionale
78er Geschwindigkeit.
Test 39
Mitspieler
Tonarme:
· DCF 12-Zoll-Tonarm
· SME 3500
Tonabnehmer:
· Transfiguration Phoenix
· Phase Tech P-3G
· Nagaoka MP-500
Phonoverstärker:
· Quad 24P Phono
· MalValve Preamp Three Phono
· PS Audio GCPH modifiziert
Verstärker:
· Malvalve Preamp Three Line
und Power Amp Three
· SAC
Lautsprecher:
· K+T Titania
· Audio Physic Scorpio 25
Gegenspieler
Plattenspieler:
· Scheu Premier III mit SME 309
· Transrotor Fat Bob mit SME 3500
Ein auch optisch beeindruckendes
Bild: Der Feickert Blackbird
in voller Gefechtsmontur
Nr_5-2011
Plattenspieler DCF Woodpecker
Johnny Cash – The Fabulous Johnny Cash
40 Test
Gespieltes
Die passend gefertigte Basis besitzt den
gelichen Aufbau wie die PLattenspielerzarge
- eine gute Wahl bei „nervösen“ Stellplätzen
Johnny Cash
The Fabulous Johnny Cash
Jennifer Warnes
Famous Blue Raincoat
20th Anniversary Edition
Kari Bremnes
Svarta Bjorn
Massive Attack
Best of …
Gomez
Split the Difference
Deep Purple
Machine Head
Gustav Mahler
Die neun Symphonien, Georg Solti
Wolfgang Amadeus Mozart
Waisenhausmesse, Claudio Abbado
Miles Davis
Milestones
Jazz at the Pawnshop
y
Von der Seite sind die elegante Formgebung und Materialwahl gut zu sehen
Beim tiefschwarzen Teller ist Polyoxymethylen, oder kurz – POM, das Mittel der
Wahl - ein Kunststoff mit fast idealem
Resonanzverhalten, sprich fast keinen
Resonanzen. Die Aussparung mit dem
Durchmesser eines Plattenlabels samt aufschraubbarem Puck lässt fast jede verwellte
Platte plan aufliegen. Leider war zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Artikel der
neue Feickert-Puck noch nicht fertig, so
dass wir unsere Bilder ohne ihn gemacht
haben.
Mit einem Transfiguration Phoenix (Test in
LP 01/2009) an dem hauseigenen 12-ZollTonarm und einem SME 3500 ging es in
den Hörtest.
Auch wenn der kleinere Woodpecker im
direkten Vergleich nicht mehr zur Verfügung stand, lehne ich mich mal so weit
aus dem Fenster, dass der „doppelte“ DCF
Blackbird in puncto Basstiefe und -wucht
noch einen draufsetzt. War das kleinere
Laufwerk noch kein rechter Gegener für
unseren großen Transrotor Fat Bob mit
Drei-Motoren-Antrieb, so kann der Black-
bird mit seinem Zwei-Motoren-Konzept
wahrlich gut mithalten: Eine wahre Freude, wie das Laufwerk auch bei gemeinen
Bassimpulsen durchzieht. Und noch mehr
Freude beim Hören kommt auf, wenn man
nach und nach feststellt, dass die Autorität
in den tiefen Lagen nicht auf Kosten der
Eleganz in den anderen Bereichen geht. Im
Gegenteil: Die Feinauflösung gelingt auf
einer soliden Basis noch etwas filigraner,
die räumliche Abbildung gewinnt in allen
Richtungen an Tiefe und Genauigkeit. Dabei behält der DCF seinen eigenen Charakter. Gegenüber dem Fat Bob besitzt er eine
etwas freundlichere, verbindlichere Art der
Musikwiedergabe – ich denke, das hat vor
allem mit den verwendeten Materialien zu
tun. Trotz seiner weitaus weniger imposanten Erscheinung ist der Blackbird ebenso souverän wie der deutlich massigere
Fat Bob – gerade mit der speziell auf ihn
abgestimmten Basisplatte überzeugt der
DCF durch eine absolut ruhige Spielweise,
selbst, wenn er nicht auf einem absoluten
Top-HiFi-Möbel steht.
Der hauseigene 12-Zoll-Tonarm ist mit seiner
souveränen Wiedergabe eine gute Wahl für
eine große Anzahl gängiger Tonabnehmer
Nr_5-2011
u
o
c
A stic
Zwei Geschwindigkeiten in
der Standardversion, drei mit
Zusatznetzteil: Wer möchte,
kann mit dem Blackbird auch
Schellackplatten abspielen
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Inverslager, massiver Teller
und zwei Motoren: So sieht
ein souveränes Antriebskonzept heute aus
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Unterm Strich …
» Nein, doppelt so gut wie der Woodpecker ist
er nicht. Aber die Erweiterungen an den entscheidenden Stellen machen den
DCF Blackbird zu einem der vielseitigsten Laufwerke, die man heutzutage bekommen kann.
Gegenüber dem Dark Star von Transrotor, der ja dem Woodpecker noch
auf Augenhöhe begegnet ist, kann der
Blackbird seinen verbesserten Antrieb
in die Waagschale werfen und trägt einen Punktsieg in Sachen Wucht und
Präzision davon, während sich die
klangliche Balance beider Laufwerke
weitgehend ähnelt.
Wie schon der Woodpecker imponiert
der Blackbird durch seine zurückhaltende Neutralität, die es dem Benutzer
ermöglicht, ihn entweder als Spielwiese
für alle nur erdenklichen Tonarm-Tonabnehmer-Kombinationen zu nutzen
oder ein Setup festzulegen, bei dem der
schnelle Wechsel zwischen zwei Kombinationen möglich ist, die verschiedene Musik- und Klangrichtungen
abdecken. Falls dann doch noch Wünsche offenbleiben sollten, kann es am
Laufwerk nicht liegen.
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42 Test
Plattenspieler Rui Borges
Im Westen
was Neues
Gehört hat man ja schon seit Längerem etwas von dem Namen, auf
dem letztjährigen Analog-Forum war
er dann zum ersten Mal in der deutschen
Öffentlichkeit zu sehen: Rui Borges zeigte seine
Plattenspieler-Kreationen – nein: Kunstwerke
Nr_5-2011
Plattenspieler
Test 43
Mitspieler
Tonabnehmer:
· Goldenote Boboli
· Nagaoka MP-500
· Dynavector Te Kaitora Rua
· Phase Tech P-3G
Phonoverstärker:
· Quad 24P Phono
· MalValve Preamp Three Phono
· PS Audio GCPH modifiziert
Verstärker:
· Malvalve Preamp Three Line
und Power Amp Three
· SAC Preamp + Igel
Lautsprecher:
· Sonics Allegria
· K+T Titania
V
om äußersten westlichen Rand Europas stammt der Laufwerks-Künstler,
nämlich aus Portugal, einem Land, das
meist ein bisschen vergessen neben den
großen europäischen Nationen, in der
jüngsten Vergangenheit ins finanzpolitische Gerde gekommen ist. Kommt man
ins Gespräch mit Rui Borges, dann meint
man, die Ursachen erahnen zu können:
Borges schwankt so ein bisschen zwischen
Zorn und Resignation: Er würde gerne
etwas Outsourcing betreiben und seine
Laufwerke komplett in seinem Heimatland
fertigen, doch die Zulieferer funktionieren
nicht so, wie er sich das vorstellt, zumindest nicht, was den angestrebten Qualitätsstandard betrifft. Was macht Borges also:
Er kauft sein Material im Ausland und
macht den Rest selbst (übrigens eine Arbeitsweise, die wir von einer anderen OneMan-Show im Analoggeschäft kennen:
Tom Woschnick).
Zubehör:
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und Furutech
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Nr_5-2011
Plattenspieler Rui Borges
Schostakowitsch, Ravel – Klavierkonzerte, Bernstein
44 Test
Das aufwändige Netzteil
beinhaltet auch eine Regelelektronik für den Gleichstrommotor
Gespieltes
Schostakowitsch, Ravel
Klavierkonzerte, Bernstein
Jennifer Warnes
Famous Blue Raincoat
20th Anniversary Edition
Gomez
Split the Difference
Deep Purple
Machine Head
Gustav Mahler
Die neun Symphonien, Georg Solti
Wolfgang Amadeus Mozart
Waisenhausmesse, Claudio Abbado
Miles Davis
Milestones
Dass der Bau eines Laufwerks auf diese Art
und Weise einen gewissen Zeitraum dauert, versteht sich von selbst – es wird bis
auf Weiteres wohl keine Massenfertigung
zu erwarten sein. Wenn dann doch noch
ein bisschen Zeit nebenher abfällt, dann
kümmert sich Rui Borges um die Restauration und Optimierung klassischer Garrard- und Thorens-Laufwerke – auch keine
schlechte Referenz, meinen wir.
Das aktuelle Sortiment wird exklusiv vertrieben von Jürgen Fuchs vom Hifi-Studio
Wachtberg – eine langsam aus privatem
Interesse gewachsene Geschichte, die noch
ein bisschen im Verborgenen blüht – nun,
durch diesen Artikel sollte es etwas anders
werden.
Der Rui Borges Uno ist sozusagen das
„Einsteigerlaufwerk“ des Portugiesen – das
ist aber unbedingt im übertragenen Sinne
zu verstehen. Der aufgerufene Preis für den
Dreher allein liegt bei 4.800 Euro – kein
Pappenstiel, in Relation zum Gebotenen
aber absolut gerechtfertigt.
Der Grundaufbau des Uno ist einfach.
Zwei voneinander entkoppelte MDFPlatten bilden die Zarge, der Motor steht
separat in einer kreisrunden Aussparung.
Unter das eigentliche Laufwerk kann eine
optionale Basis aus einer MDF- und ei-
ner Glasplatte(!) gestellt werden, auf die
die Gesamtkonstruktion gestellt wird.
Basis und Plattenspieler stehen auf höhenverstellbaren Füßen, die zwar ihren
Zweck erfüllen, bei näherer Betrachtung
aber nicht so ganz dem hohen Standard
des Geräts entsprechen – hier könnte optisch zum Beispiel mit einer Verkleidung
noch ein bisschen nachgebessert werden.
Das Tonarmbrett aus Acryl wird über
Distanzstücke aus Aluminium auf der
Zarge befestigt. Unser Testmodell war mit
einem der vorzüglichen Reed-Tonarme
bestückt, die seit einigen Jahren in Litauen gefertigt werden – nicht die schlechteste Wahl, wie schon unser Test in Ausgabe
1/2011 gezeigt hat. Für die Abtastung ist
ein Goldenote Boboli zuständig – ein Set,
das es auch komplett als Uno Prestige zu
kaufen gibt.
Dreh- und Angelpunkt (im wahrsten
Sinne des Worts) ist bei Rui Borges die
Teller-Lager-Kombination. Wert legt der
Konstrukteur auf die Feststellung, dass er
für die bewegten Teile absolut kein Gussmaterial verwendet, sondern jedes Werkstück aus einem entsprechenden Rohling
gedreht wird. Das mehr als massive Lager
besteht aus einer Bronzebuchse mit einem
gehärteten Lagerspiegel, auf der sich der
Edelstahldorn mit einer Rubinkugel an der
Spitze dreht. Aus diesem Grund sollte man
beim Aufsetzen des Tellers etwas vorsichtig
sein – die Toleranzen des Lagers sind allerdings so eng, dass zwischen dem Einsetzen
des Dorns in das Lager und dem endgül-
Der Tonarm stammt von der recht
neuen litauischen Manufaktur Reed –
trotz des etwas zerklüfteten Aussehens
ein wunderbar zu bedienender Arm
Nr_5-2011
Plattenspieler
Test 45
Der vielschichtige Aufbau des Rui
Borges Uno, festgehalten während
des Aufbaus in unserem Fotostudio
tigen Absinken in die Betriebsposition
locker Zeit für eine gepflegte Tasse Kaffee
bleibt. Das Lager trägt einen Subteller aus
Aluminium, auf den auch der Antriebsriemen wirkt. Sieht man sich den Uno in
dieser Phase des Aufbaus an, dann merkt
man, dass etwas anders ist, auch wenn man
vielleicht nicht spontan sagen kann, was.
Nun: Der Subteller ist einfach eine flache
Scheibe – kein Mitteldorn, nichts, was
noch irgendwie aufragt und Kontakt mit
der Platte hätte. Rui Borges hat nämlich für
sich beschlossen, dass Lager, Antrieb und
Platte möglichst keine direkten Kontakt
miteinander haben sollten – also hat er einen Hauptteller konstruiert, der Vinyl und
Antrieb voneinander entkoppelt: Kontakt
zum Subteller hat nur der massive Aluminiumring, der den Außenteil das Haupttellers ausmacht. Oben auf dem Ring liegt
eine dicke Acrylscheibe auf, natürlich fest
mit dem Aluminiumteil verbunden. Und
erst in der Mitte dieser Acrylscheibe findet
sich eine weitere Aluminiumscheibe, aus
der der Mitteldorn aufragt. Eine extrem
clevere und doch eigentlich ganz simple
und vor allem logische Konstruktion – ich
bin gespannt, ob wir so etwas in Zukunft
öfter sehen werden. Der Motor ist ein
Gleichstrommotor – wie immer in solchen
Fällen ein Typ, der schon gar nicht mehr
produziert wird und um dessen Restbestände sich die Plattenspielerproduzenten dieser Welt schlagen. Angesteuert wird der in einem massiven Block
untergebrachte Motor über eine Steuereinheit, die sogar eine automatische
Drehzahlregelung besitzt. Rui Borges berichtet, dass er diese Regeleinheit relativ träge gehalten hat,
um keine Nervosität in die
Wiedergabe zu bringen.
Nun, obs der Teller ist oder
der Antrieb oder doch
die Zarge oder einfach
alles zusammen: Der
Rui Borges ist in seiner
Spielweise eine echte
Offenbarung: Jegliche Art von Musik
rückt
vermeintlich
näher an den Zuhörer heran, wird plötzlich fast greifbar. Jeder
einzelne Aspekt, von
Räumlichkeit über das
wiedergegebene Spektrum bis zur Dynamik wird von diesem
Laufwerk absolut auf den Punkt gebracht.
Gerade bei klassischen Platten, die ja sehr
Tellerlager mit flachem Subteller.
Schön zu sehen ist der Aluminiumring des Haupttellers mit der
entkoppelten Mittelscheibe
Tiefer gelegtes Gegengewicht für einen optimalen Schwerpunkt auf Nadelhöhe. Das Armrohr gibt es in zahlreichen Holzsorten
Nr_5-2011
46 Test
Plattenspieler Rui Borges
In dieser Konstellation eine absolut runde Sache - in jedem Fall ein
Einstieg nach Maß für Rui Borges
Vorsicht, edler Stein: Auf die Rubinspitze des Lagers sollte man beim
Aufsetzen des Subtellers etwas achten
Die Füßchen fallen optisch ein
bisschen aus dem Rahmen – ihren
Zweck erfüllen sie aber vollauf
oft nur in historischer Aufnahmequalität vorliegen, macht es sich der Uno zur
Aufgabe, aus dem limitierten Material das
Optimum herauszuholen – fast, als würde
er einmal mit dem Staubwedel und dem
großen Besen durch die staubige Patina
hindurchwirbeln. Und nein: Das ist nicht
einfach eine klangliche Schieflage, die ein
Quäntchen mehr Hochtonenergie suggeriert. Das Bild setzt sich bei modernen
Aufnahmen nämlich fort, denen der Rui
Borges ähnlich Gutes tut. Orchester löst
er unendlich fein auf, jedes Kratzen eines
Bogens noch in der hintersten Reihe der
Geigen ist klar hörbar – und doch artet
diese Genauigkeit nicht in musikalisches
Suchspiel aus. Viel zu sehr gibt sich der
Uno auch dem musikalischen Fluss hin
und nimmt sich als Gerät komplett aus
der Wiedergabe heraus – er besitzt keinerlei Ehrgeiz, etwas nach seinen Vorgaben
klingen zu lassen, er lässt einfach klingen.
In Sachen Tieftondynamik gehört er dabei
nicht mal zu den brachialsten Vertretern in
dieser Ausgabe – obwohl er auch abgrundtief spielen kann. Für das letzte Quäntchen
Durchzugskraft im Bass genügte vielleicht
schon eine Klemme oder ein Außenring,
dann hätte er auch da aufgeschlossen.
Aber auch so ist er ein wunderbares Stück
Präzisionstechnik, das in jedem klanglichen Aspekt so überzeugende Argumente
fürs Schallplattenhören liefert, dass selbst
der eingefleischteste Digitalfanatiker ins
Grübeln kommt.
Thomas Schmidt
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Unterm Strich …
» Mit seinem Uno gibt Rui Borges ein mehr als
gelungenes Debüt. Design, Technik und Klang
bewegen sich auf absolutem Top-Niveau – zuschlagen, so lange das Laufwerk noch ein Geheimtipp ist!
Nr_5-2011
] bbrs
Was soll ich kaufen, Herbert?
Herbert liegt Technik im Blut. Von Beruf ist Herbert
leidenschaftlicher Testredakteur für alle TV-Geräte.
Keiner hat mehr Fernseher geprüft, gemessen und
beurteilt als er. In seinem Beruf (kommt von Berufung) stellen sich Tag für Tag mehr als 20 Millionen
Pixel Herberts geschultem Auge und seinen harten
Messroutinen. Herbert kennt sie alle. Herbert ist auf
48 Test
Plattenspieler Rega RP1 Performance
Nur ein paar
Kleinigkeiten?
Machen wir uns nichts vor: Plattenspieler-Boliden gibt’s wie
Sand am Meer. Hersteller, die qualitativ Hochwertiges für erträgliches Geld bieten, sind die sprichwörtliche Nadel im
Heuhaufen. Eine der rühmlichen Ausnahmen: Rega
Nr_5-2011
Plattenspieler
Test 49
Alles aus einem Stall: Am hauseigenen Arm ist das Rega-System
Bias 2 montiert – eine durchaus
ernst zu nehmende Kombination
Mitspieler
Phonovorstufen:
· MalValve preamp three phono
· Burmester 100
Vorverstärker:
· MalValve preamp three line
· Accustic Arts Tube Preamp II
Endverstärker:
· Accustic Arts Amp II
· SymAsym
3
50 Euro für einen Plattenspieler sind
in der heutigen Zeit ein mehr als fairer
Preis. Und genau das ist die Summe, mit
der der britische Hersteller Rega für sein
aktuelles Einsteigermodell RP1 entlohnt
werden will. Dabei handelt es sich um eine
rundum blitzblanke Maschine nach bester
minimalistischer Rega-Manier, und genau
die ist nur zum Teil Gegenstand dieser
Abhandlung. Seit Kurzem nämlich gibt es
eine „aufgebrezelte“ Variante des Juniors,
und die bekam ein „Performance Pack“
spendiert. Solchermaßen beschleunigt kostet der „RP1 Performance“ 480 Euro, soll
dafür aber klanglich merklich vor der Basisversion liegen. Wer schon stolzer Besitzer eines RP1 ist, kann das Paket nachrüsten; in diesem Falle ist das Update mit 180
Euro zu bezahlen.
Der RP1 – ob mit oder ohne Performance
Kit – ist ein geradliniger und ob seiner
schnörkellosen Linienführung optisch sehr
gefälliger No-Nonsense-Spieler. Die Basis
des Ganzen ist eine 20 Millimeter starke
Grobspanplatte, die für diese Art von Laufwerk das richtige Verhältnis von Masse
und innerer Dämpfung mitbringt. Dieses
Bauteil ist übrigens das, was die drei unterschiedlichen Farbvarianten bestimmt,
in denen der Plattenspieler lieferbar ist.
Wobei „Farbe“ in diesem Zusammenhang
ein relativer Begriff ist, denn neben dem
heutzutage obligatorischen Weiß gibt’s ein
„Fast-Schwarz“ namens „Titanium“ und
ein hübsches Lichtgrau („Cool Grey“).
Ein meiner Meinung nach gerade bei Plattenspielern wie diesem elementares Feature bringt der kleine Rega serienmäßig
mit: eine klappbare Abdeckhaube. „Plattenspieler wie diese“ sind solche für ganz
normale Leute, die einfach nur Musik hören wollen. Dass der engagierte Highender
seine Platten abspielende Trutzburg mit
Elektrozäunen oder simpler Abschottung
per nicht zugänglicher Räumlichkeit vor
Attacken von Haustieren, Kindern oder
Reinigungsfachkräften schützt, ist klar –
aber diese Zeitgenossen sind auch nicht die
Zielgruppe für diesen Dreher.
Was es braucht, ist eine ebene, waagerechte
Fläche. Letzteres muss sein, weil die entkoppelnden Gummifüße des Rega keine
Lautsprecher:
· Audio Physic Scorpio 25
Zubehör:
· Netzversorung von PS Audio und
HMS
· NF-Kabel von Transparent und
Silent Wire
· Phonokabel von Straight Wire und
van den Hul
· Lautsprecherkabel von Transparent
· Plattenwaschmaschine von
Clearaudio
Gegenspieler
Plattenspieler:
· Cargo 33punkt3
· Music MMF 2.2
Nr_5-2011
Plattenspieler Rega RP1 Performance
The Twilight Singers – Dynamite Steps
50 Test
Gespieltes
The Twilight Singers
Dynamite Steps
Walcott / Cherry / Vasconcelos
Codona3
Keith Jarret
Köln Concert
Muddy Waters
Folk Singer
Ella Fitzgerald
Ella Swings Lightly
Möglichkeit zur Höhenverstellung bieten.
Das war’s dann aber eigentlich auch schon
mit den Anforderungen, die das Gerät
an seine potenziellen Benutzer stellt. Ein
Verstärker mit MM-tauglichem Phonoeingang sollte vorhanden sein, damit der
vorinstallierte Tonabnehmer seine Signale
artgerecht weiterverarbeitet bekommt.
Selbiger Abtaster ist übrigens einer der Unterschiede – wenn nicht der entscheidende
– zum Basismodell. Während dort ein keinesfalls schlechtes, aber ab einem gewissen
Punkt limitierendes OM5e von Ortofon
zum Zuge kommt, ist die PerformanceVariante mit einem Rega-eigenen Abtaster
namens „Bias 2“ ausgestattet. Er arbeitet
ebenfalls nach dem MM-Prinzip, verfügt
über einen elliptischen Nadelschliff, wird
per Hand zusammengebaut und soll ein
kleines Preis-Leistungs-Wunder sein.
Dieser Abtaster kommt in der jüngsten
Inkarnation des Rega-Einsteigertonarms
namens RB 101 zum Einsatz. Der ist ein
Nachfahre des Klassikers RB 250 und geht
sicherlich in Ordnung, verfügt aber nicht
über das Rega-Glanzstück: Das konische
einteilige Guss-Armrohr vergangener Tage
musste einem simplen geraden Alurohr
mit „angestricktem“ Headshell weichen.
Wurden Rega-Arme ehemals mit einer
großen Mutter über ein Gewinde auf dem
metallenen Armschaft verschraubt, übernimmt in diesem Falle ein deutlich
weniger solider Kunstoffflansch die
Befestigung auf dem Laufwerk.
Höhenverstellbarkeit? Eher nicht,
aber die gab’s bei den kleinen Rega-Modellen noch nie.
Wie gehabt: Ein Riemen treibt den Subteller aus Kunststoff – die Geschwindigkeit
wird durch Riemenumlegen eingestellt
Automatikfunktionen wie eine Endabschaltung? Aber nicht doch. Der RP1 ist
eine puristische Maschine, und der Bediener darf sich über einen gut funktionierenden Lifthebel freuen. Tatsächlich
sogar kann er die Tellerdrehzahl von 33,3
auf 45 Umdrehungen ändern; dazu muss
man den Plattenteller abheben und den
Antriebsriemen auf die größere Riemenscheibe auf der Motorachse legen. Der
fleischfarbene Rundriemen ist übrigens
die zweite Komponente des Performance
Packs; er soll deutlich präziser gefertigt sein
und für mehr Drehzahlstabilität sorgen.
Das Tellerlager besteht aus einer in der Basis montierten Messingbüchse und einer
aus dem Kunststoff-Subteller herausragenden Achse, die vertikalen Kräfte fängt
eine Stahlkugel auf. Nichts Sensationelles,
aber solide. Der eigentliche Teller besteht
aus dem guten alten Bakelit und ist beim
„Klopftest“ erstaunlich resonanzarm; den
Kontakt zur Platte stellt eine – Performance-Pack-Bestandteil Nummer drei –
Tellermatte aus echtem Wollfilz dar. Ihre
recht steifen Fasern sollen für eine verbesserte Ankopplung der Platte an den Teller
sorgen.
Was mir nicht ganz so gefällt, ist der Umstand, dass der Plattenteller nicht exakt
auf dem Subteller zentriert wird; mit etwa
einem Millimeter Spiel muss man leben.
Andererseits steckt auch an dieser Stelle
eine gute Idee: Die Tellerachse steckt in
einem Konus, der Teller selbst berührt die
Ein Brett, ein Motor, ein Teller, ein Arm:
Stimmt die Kombination so wie hier, dann
brauchts nicht mehr für einen guten Auftritt
Nr_5-2011
Rega RP1 Performance
· Preis
· Garantie
· Vertrieb
· Telefon
· Internet
·BxHxT
· Gewicht
480 Euro
10 Jahre
TAD Audiovertrieb, Frasdorf
08052/9573273
www.tad-audiovertrieb.de
440 x 120 x 380 mm
ca. 4 kg
Unterm Strich …
» Möglicherweise ist die teurere Variante das
eigentlich Sonderangebot: Der RP1
Performance stellt jede Art von Musik ausgewogen und komplett dar;
für ein so leichtes Gerät klingt er
sehr erwachsen und gediegen.
Im Vertrieb von:
Holger Barske
www.bthifi.de
A finest phono preamplifier handcrafted in Germany - for those who love records
Führung nur minimal. Die Vermeidung
eines Schwingungsübergangs an dieser
Stelle ist eine Maßnahme, die sich auch andernorts sehr bewährt hat. Für die Rotation
sorgt ein netzbetriebener Synchronmotor
von Premotec, der hart an die Laufwerksbasis gespaxt wurde. Demzufolge braucht’s
beim RP1 kein Steckernetzteil, das fest
montierte Netzkabel darf unmittelbar ans
Lichtnetz andocken. Der Synchronmotor
hat den Vorteil, in seiner Drehzahl nur von
der Frequenz seiner speisenden Wechselspannung abhängig zu sein; Spannungsschwankungen im Netz beeinträchtigen
die Drehzahlstabilität praktisch nicht.
Das in Sachen Antrieb entscheidende Bedienelement sitzt vorne links auf der Basisplatte: ein Wippschalter für die Netzspannung. Das war’s. Der kleine Rega ist somit
rudimentär ausgestattet, aber intuitiv zu
bedienen. Er kommt vormontiert aus der
Verpackung, lediglich die Auflagekraft
gilt es noch einzustellen. Das geht in der
Performance-Version denkbar simpel: Die
beiligende Einstellhilfe hat eine genau definierte Dicke und wird zwischen Gegengewicht und einem Wulst auf dem Ende des
Armrohrs geklemmt. Dann schiebt man
das Gegengewicht dagegen – fertig.
Ab dann muss man nur noch Platten auflegen und Musik hören. Und ich muss
gestehen – ich war erstaunt, was der RP1
Performance so zu Gehör bringt. Schön
dynamisch, locker und leicht konnten die
kleinen Regas seit jeher, aber hier kommen
noch ein paar zusätzliche Aspekte zum
Tragen. Der RP1 Performance klingt merklich erdiger uns substanzieller, als ich es
erwartet hätte. Bassdrums haben erstaunlich viel Kraft und Farbe, schwingen aber
trotzdem mit sehr gut dosiertem Timing
aus. Der Bass ist weit davon entfernt fett zu
klingen – aber Eier hat es allemal, das Ding.
Auch die nächste Hürde nahm der Rega
mit erstaunlicher Gelassenheit: den Klavieranschlag an sich. Immer wieder gerne
mit dem unsterblichen „Köln Concert“
von Keith Jarret überprüft, und hier geht’s
ziemlich gut. Die Aufnahme macht jedes
Zittern, jede Instabilität gnadenlos hörbar,
und hier geht’s praktisch schmerzfrei – was
beileibe nicht selbstverständlich ist.
Nimmt man jetzt die nicht überbordend
riesige, im Detail aber sehr schön differenzierte Raumabbildung dazu, darf man
dem RP1 Performacne einen überaus
stimmigen Gesamtauftritt attestieren, der
mit dem Klischee „quirlig, aber ohne Substanz“ rein gar nichts zu tun hat.
ONK-AUDIO
inspired°by°enthusiasts
Sinnvolle Maßnahme: Eine solche solide
Haube steht jedem Einsteigerplattenspieler
gut zu Gesicht, darf man doch nicht bei allen
Mitbewohnern auf gleich viel Verständnis
für die Sensibilitäten des Analogen bauen
52 Test
Plattenspieler VPI Classic 3
Nr_5-2011
Plattenspieler
Test 53
Grosser,
böser Bruder
Mitspieler
Tonabnehmer:
· Nagaoka MP-500
· Dynavector Te Kaitora Rua
· Phase Tech P-3G
Ich war ziemlich erschrocken, als ich ihn zum ersten Mal
gesehen habe, den Classic 3. Nominell ist er ja eng verwandt mit dem hübschen, kleinen Classic, in den ich
mich vor genau zwei Jahren fast ein bisschen verliebt habe. Eine so spontane Sympathie möchte
der Classic 3 nicht erzeugen – aber es kommt
ja auf die inneren Werte an, sagt man
Phonoverstärker:
· Quad 24P Phono
· MalValve Preamp Three Phono
· PS Audio GCPH modifiziert
Verstärker:
· Malvalve Preamp Three Line
und Power Amp Three
· SAC Preamp + Igel
Lautsprecher:
· Sonics Allegria
· K+T Titania
Zubehör:
· Basen von Accurion und Thixar
· Netzkabel von HMS und PS Audio
· Phonokabel von Nordost
und Furutech
· NF-Kabel von van den Hul
Gegenspieler
Plattenspieler:
· Well Tempered
· Rui Borges Uno One
mit Reed Tonarm
· Transrotor Fat Bob mit SME 3500
Nr_5-2011
54 Test
Plattenspieler VPI Classic 3
Katie Melua – Piece by Piece
W
Gespieltes
Katie Melua
Piece by Piece
Jennifer Warnes
Famous Blue Raincoat
20th Anniversary Edition
Gomez
Split the Difference
Deep Purple
Machine Head
Gustav Mahler
Die neun Symphonien, Georg Solti
Wolfgang Amadeus Mozart
Waisenhausmesse, Claudio Abbado
Miles Davis
Milestones
ir erinnern uns: Fast schon sensationellerweise durchbrach VPI die
hauseigene Designlinie und stellte einen
Kompaktspieler vor, der viel weniger breit
war als man es von den anderen Laufwerken aus New Jersey gewöhnt ist und der
mit seiner furnierten Holzzarge ganz klassisch aus nach der Art der 60er- und 70erJahre aussah, Plattenspieler zu bauen. Nun,
sagen wir einmal, der Classic 3 hat von
diesem Modell den Grundriss beibehalten und ist ansonsten einen anderen Weg
gegangen – so wie ja in mancher Familie
ein Sohn den schöngeistigen Dingen anhängt, während der der andere eine, sagen
wir, militärische Karriere einschlägt. Der
Vergleich ist gar nicht so weit hergeholt:
Ein bisschen martialisch sieht er schon
aus, der neue Classic, mit seinem massigen
Aufbau, der keinerlei Holzapplikationen
oder andere kosmetische Maßnahmen
aufweist. Schwarz dominiert wie bei allen
VPI-Laufwerken das Aussehen, nur durchbrochen von der matt silbern abgesetzten
Deckplatte und den blanken Metallteilen,
von denen es auch reichlich gibt. In erster
Linie ist da natürlich der Teller zu nennen,
der sich in seinen Dimensionen nicht vom
ursprünglichen Classic unterscheidet. Eine
zusätzliche Schwungmasse in Form eines
Außenrings sprengt aber auch hier die Proportionen – man macht hier noch einmal
ordentlich Masse und zeigt es auch! Zur
Funktion des Außenrings aber
später noch mehr.
Der Teller dreht sich auf einem invertierten
Lager mit Edelstahldorn und -kugel in einer
Buchse aus Bronze mit einem Lagerspiegel
aus einem Delrin-Teflon-Kompositmaterial. Die Schallplatte wird mit der bekannten
VPI-Schraubklemme (in neuem Design)
auf dem Teller fixiert – dank einer konkaven Konstruktion der Klemmenunterseite
und einem entsprechenden Gegenstück
zum Aufstecken auf die Tellerachse kann
fast jede Platte plan an den Teller gepresst
werden – die dafür nötige Azimuthanpassung ist mit dem montierten EinpunktTonarm leicht zu bewerkstelligen.
Lautete beim Grundmodell die Empfehlung noch, die Platte ganz ohne Matte aufzulegen, so legte uns Arndt Rischmüller
vom deutschen VPI-Vertrieb H.E.A.R. eine
Spezialmatte von Cartridgeman bei – unseren Lesern wahrscheinlich eher bekannt
als Hersteller hochklassiger Tonabnehmersysteme. Diese Matte besteht aus einemextrem weichen Material, das in konzentrischen Vertiefungen und Graten gegossen
wurde – vermutlich etwas Ähnliches wie
Sorbothan. Der Nachteil: Die VPI-Klemme
funktioniert aufgrund der Dicke der Matte
nicht mehr wie vorgesehen, sondern nur
noch als normales Tellergewicht.
Die Zarge ist eine VPI-typische Sandwichkonstruktion aus einer dicken Lage MDF,
einem guten Zentimeter Aluminium und
zuletzt einer drei Millimeter starken Stahl-
Konnte der Classic 1 die holde Weiblichkeit durchaus für sich einnehmen, ist der
Classic 3 ganz klar ein Männerlaufwerk
Nr_5-2011
Plattenspieler
Test 55
Zehneinhalb Zoll haben sich irgendwann als ideale Tonarmlänge manifestiert – hört man sich den JMW an, dann
mag man das blind unterschreiben
platte, die mit Silikonkleber und zusätzlichen Maschinenschrauben befestigt wird.
Der Motor sitzt wie beim Classic nicht in
einem separaten Gehäuse, sondern mit in
der Zarge. Um an dieser Stelle Resonanzen
zu vermeiden, ist die Motorsektion durch
eine spezielle Gummimischung vom Rest
des Laufwerks entkoppelt. Die Positionierung links vorne erlaubt es dem Antriebsriemen längs zur Abtastrichtung am Teller
zu ziehen und nicht – wie meistens – quer.
Damit gibt es kaum noch laterale Taumelbewegungen der Platte zur Nadel.
Der Tonarm 10.5i unterscheidet sich vom
Arm des Classic 1 durch die NordostValhalla-Innenverkabelung (wirklich ein
herausragendes Phonokabel) und ein
deutlich modifiziertes Armrohr aus zwei
sichtbar ineinander gesteckten Stahlrohren
– dies soll für eine noch größere Stabilität
sorgen. Die Austauschbarkeit der Armrohre für einen schnellen Tonabnehmerwechsel ist natürlich geblieben, ebenso
das große Gegengewicht, das außermittig
gebohrt ist, um möglichst viel Masse unter den Tonarmdrehpunkt zu bekommen.
Aus dem gleichen Grund verwendet man
bei VPI für den Arm einen sehr schweren
Ring mit den zwei außen liegenden Lateralgewichten zur Azimutheinstellung (und
Stabilisierung). Zu leichte Tonabnehmer
erhalten ein Zusatzgewicht am Headshell.
Der Tonarm, dessen gesamte bewegliche
Konstruktion auf einer extrem scharf geschliffenen Edelstahlspitze aufliegt, kann
mit Silikonöl bedämpft werden. Der 10.5i
ermöglicht ein bequemes „VTA on-thefly“ mit einer skalierten Rändelschraube.
Die auch bei VPI inzwischen serienmäßige
Antiskating-Einrichtung ist oben auf dem
Anschlussterminal angebracht, die Verbindung zwischen Tonarmkabeln und Cinchbuchsen erfolgt per Lemo-Stecker.
Das Ganze steht auf passend gestalteten
Füßen im Stile des gewaltigen Flaggschiffs
VPI HR-X, mit dem der Classic 3 unübersehbar auch ein paar Gene teilt. Das sind
recht massige Dämpferfüße, die an der Unterseite über je drei eingepresste Stahlkugeln verfügen, um die Auflagefläche zum
Untergrund möglichst klein zu halten. So
aufgestellt, ist man mit dem Classic 3 auf
jeden Fall auf der sicheren Seite – Masse
und Dämpfung sorgen für eine ziemlich
unproblematische Aufstellung.
Hatte der VPI Classic für seinen damaligen
UVP von 3.200 Euro sensationell gut aufgespielt, so musste der Classic 3 für seinen
ja gut doppelt so hohen Preis unbedingt
einen draufsetzen. Da ich mich gerne
durch die unterschiedlichen Setup-Möglichkeiten arbeite, habe ich erst einmal mit
dem nackten Teller und der VPI-Klemme
angefangen. Sehnig, sauber und kraftvoll,
wie von einem VPI gewöhnt, legt der Classic 3 los. Überzeugend, aber noch nicht
außer Rufweite des „alten“ Classic, würde
ich mal sagen. Erst mit der Ring Clamp
gibt es einen Aha-Effekt: Die trockene
Auch wenn man es nicht sieht,
ist der Motor aufwendig von
der Zarge entkopplet
Der Ring der Herren: Ein unscheinbarer Reif aus Edelstahl bringt die
Wiedergabe ganz weit nach vorne
Nr_5-2011
56 Test
Plattenspieler VPI Classic 3
Mit der Cartridge Man Music Mat wird die
Wiedergabe etwas runder – auf eine etwas
andere Weise aber genauso hochwertig
Das volle Programm: VTA-on-thefly, Antiskating und das neue
Stahl-Armrohr bringen den 10.5i
noch einmal weiter nach vorne
Basswiedergabe erfährt noch einmal einen
substanziellen Schub und legt atemberaubende Tieftonimpulse frei, die vorher zwar
auch da waren, sich aber nicht so recht im
Kontext freispielen konnten. Jetzt erfahren
auch die tief gestimmten Instrumente ihr
Recht, Kontrabässe lassen sich mühelos orten, große Trommeln liefern Volumen und
Attacke, dass es einem manchmal angst
und bange um die Tieftönermembranen
wird. Dabei sind die tiefen Lagen immer
noch genauso wenig überbetont wie vorher – nur um Etliches besser definiert.
Jetzt könnte man ganz kurz eine KlischeeSchublade öffnen und den Classic 3 unter „martialisches Äußeres – Dynamikmonster“ einsortieren. Aber: Über dem
aufgeräumten Frequenzgangkeller gibt es
noch ein paar Etagen mehr, in denen sauber, aber auch elegant und charmant musiziert wird. Die gute „alte“ Katie Melua
betört mit ihrer sanften Mädchenstimme
und erweckt im grimmigen Testredakteur
Beschützerinstinkte. Nix da mit „martialisch“ – der Classic 3 verfügt in seinem Repertoire auch über Schmelz, Emotion und
Musikalität. Die Frage nach dem Hochtonbereich erübrigt sich – selbstverständlich
wird hier präzise und fein aufgelöst gearbeitet – ich habe den Eindruck, der Tonarm leistet hier neben der frappierenden
Basspräzision seinen wichtigsten Beitrag.
Nr_5-2011
Plattenspieler
VPI Classic
· Preis:
· Vertrieb
· Telefon
· Internet
·BxTxH
· Gewicht
7.250 Euro
HEAR, Hamburg
040 41355882
www.h-e-a-r.de
530 x 400 x 240 mm
ca. 30 kg
Unterm Strich …
» Der Classic 3 ist eine würdige Fortsetzung
der VPI-Classic-Serie. Optisch deutlich martialischer als sein Vorgänger, erweitert
er dessen charmanten Klangcharakter durch eine durch nichts zu
erschütternde Stabilität. Einfach ein
Klassiker.
Test 57
In der Tat findet der VPI eine genau richtige Dosierung der Energie – wo bei hohen
Lautstärken andere Spieler schon längst
in einen nervigen Klirrbrei kippen, arbeitet er immer noch präzise feinste musikalische Informationen aus der Rille heraus,
vorausgesetzt, man spendiert ihm einen
adäquaten Tonabnehmer als Spielpartner.
Mit der Tellermatte von Music Maker gerät die Spielweise ein ganz kleines bisschen
runder, dunkler – die Kombination vermittelt dann noch einmal den Eindruck
einer noch größeren Ruhe und Stabilität,
fast, als wären keinerlei beweglichen Teile
mehr am Abspielvorgang beteiligt.
Natürlich hat ein Plattenspieler bei einer
derartigen Sauberkeit in der Wiedergabe
extrem leichtes Spiel bei der Räumlichkeit
– und so überzeugt der Classic 3 durch die
luftige Weite und Tiefe der Dimensionen,
die er aus den Boxen zaubert, ebenso sehr
wie durch die fantastisch stabile Mitte und
Positionierungsgenauigkeit in der Abbildung – genau so geht’s!
Thomas Schmidt
Nr_5-2011
58 Test
Plattenspieler Avid Diva 2 SP
Noch so eine Diva
Keine Sorge: Der neueste
Diva ist keine solche – für
einen Subchassisspieler ist
der neue Avid sogar ein
erstaunlich unkompliziertes
Gerät – Allüren haben eben
doch nicht alle Diven
Nr_5-2011
Plattenspieler
D
er Meister Conrad Mas himself hat es
sich nicht nehmen lassen, sein kleines
Laufwerk in unseren Räumen aufzubauen.
Ein feiner Zug von ihm und in Sachen Information hoch interessant – vom ServiceAspekt her jedoch ein bisschen übers Ziel
hinausgeschossen, stellt die Einstellung
des Diva 2 doch niemanden vor ernsthafte
Probleme.
Gegenüber dem „alten“ Diva, den wir
seinerzeit zum Test hier in der Redaktion hatten, wurde der Aufbau grundlegend verändert. Gab es damals noch eine
Art „Baukastensystem“ mit zusammengesteckten Stahlrohren, so haben wir es
heutzutage mit einem soliden, einteiligen
Gussteil als Unterkonstruktion zu tun, das
ziemlich aufwendig geformt ist: In der Tat
hilft eine solche mehrfach durchbrochene
Form aus lauter Dreiecksflächen effektiv
gegen innere Resonanzen. Beim Diva II SP
– dem höherwertigen der beiden aktuellen
Diva-Modelle, unserem Testgerät – ist eine
SME-Basis fest integriert; Adapter für andere Tonarme gibt es auf Anfrage.
Conrad Mas baut seit 1996 seine eigenen
Plattenspieler – seit jeher mit Subchassis.
Bei den neuesten Divas wird dieses Konzept durchbrochen: Es gibt keine Aufhängung mehr, die auf Federn oder einstellbaren Gummiringen basiert, sondern eine
dreifach gestufte Sorbothan-Dämpfung in
den Füßen. Wie wir dieses Material kennen, funktioniert es zumindest als entkoppelndes Element ganz hervorragend
– nicht umsonst sind einige der Laufwerke
in dieser Ausgabe an irgendeiner Stelle mit
Sorbothan ausgestattet.
Inmitten des Subchassis ragt der abgeflachte Dorn des invertierten Tellerlagers
empor. Die konische Form von Lagerbuchse und -achse sorgt dafür, dass das
drehende Teil horizontal nur auf einer
Ebene geführt wird. Lagergeräusche und
Resonanzen können so minimiert werden
– klar: Wo nichts reibt, entsteht kein Geräusch. Vertikal wird die Buchse durch eine
Wolframkarbidkugel getragen, auf der sich
ein Saphirlagerspiegel dreht. Durch diese
beiden extrem harten Materialien ist ein
Einlaufen des Lagers nahezu unmöglich –
geschmiert wird aus einem kleinen Reservoir oberhalb des Lagerspiegels.
Der eigentliche Plattenteller besteht aus
einem einteiligen Stück Aluminium das
fast sechseinhalb Kilo wiegt. Aufgesetzt ist
eine Tellermatte aus dickem Kork, die allerdings nicht mit dem Teller verklebt ist,
wie bei anderen Avid-Modellen. Über ein
Gewinde auf dem Tellerdorn lässt sich die
Plattenklemme aufschrauben, die die aufgelegt Platte bombenfest fixiert und plan
drückt.
Der kräftige Synchronmotor wird über eine
externe Steuereinheit mit einer generierten
Wechselspannung versorgt – natürlich lässt
sich an der Steuerung die Geschwindigkeit
fein dosieren. Der Antrieb stellt dann auch
die einzige (vermeintliche) Hürde bei der
Montage des Plattenspielers dar: Die Antriebskraft wird vom Pulley für einen besseren Kraftschluss über zwei Riemen auf
den Teller übertragen – der Schwierigkeitsgrad beim Aufsetzen des Tellers erhöht sich
dadurch, dass der Motor neben dem Chassis unter dem Teller steht und diesen unsichtbar auf einem nach innen versetzten
kleineren Radius antreibt. Für den Aufbau
gibt es daher einen „Hilfspulley“, der von
unten in den Teller gesteckt wird. Danach
kann man die beiden Riemen vormontieren, den Teller so aufsetzen, dass die Riemen über dem Pulley liegen und schließlich den Riemenspanner entfernen.
Test 59
Mitspieler
Tonabnehmer:
· Benz Ace L
· Denon DL103, DL103R
· Nagaoka MP-500
· Phase Tech P-3G
Phonoverstärker:
· Trigon Advance
· MalValve Preamp Three Phono
· Linn Uphorik
Verstärker:
· MalValve Preamp Three
und Poweramp Three
· Accustic Arts Power ES
Lautsprecher:
· Audio Physic Scorpio 25
· K+T Titania
Gegenspieler
Plattenspieler:
· Transrotor Fat Bob mit SME 3500
· Acoustic Solid Machine
Alles drin, alles dran: So kompakt
kann man einen wirklich hochwertigen Plattenspieler bauen
Nr_5-2011
Plattenspieler Avid Diva 2 SP
Pink Floyd - Dark Side of the Moon
60 Test
Gespieltes
Pink Floyd
Hier gut zu sehen sind die zahlreichen
Dreiecksflächen, die die Entstehung von
Längsresonanzen im Chassis verhindern
Dark Side of the Moon
Katie Melua
Piece by Piece
Johnny Cash
The Fabulous Johnny Cash
Gustav Mahler
Die neun Symphonien, Georg Solti
Edvard Grieg
Peer Gynt Suiten 1 & 2,
Berliner Philharmoniker,
Herbert von Karajan
Miles Davis
Milestones
Jazz at the Pawnshop
Noch einmal ein Blick ins Innere des
Lagers mit seinem gehärteten Spiegel.
Geschmiert wird durch ein kleines Loch
aus einem oben liegenden Reservoir
Trotz vieler Ausstattungsmerkmale der
großen Serien ist der Diva II nach wie vor
ein sehr kompaktes und hübsches Laufwerk geblieben – wogegen wir überhaupt
nichts haben.
In Sachen ebener Aufstellung gibt es keinerlei Probleme – allerdings sind die gefederten Subchassislaufwerke in dieser Hinsicht auch sehr pflegeleicht.
Durch die dreilagige Dämpfung in den Füßen ist auch der Untergrund nicht über alle
Maßen kritisch – klar mag auch der Diva
II SP einen beruhigten, rappelfreien Stellplatz, verhält sich aber relativ gutmütig,
wenn´s eben einmal nur ein Sideboard ist.
Bei der Wiedergabe fallen zwei Dinge auf:
Die „Abteilung Bewegung“, sprich: Teller
und Antrieb, ist extrem gut abgestimmt.
Es herrscht Ruhe und zwar so absolut, wie
das bei einem Plattenspieler eben möglich ist. Dazu kommt der Eindruck einer
großen Stabilität der Wiedergabe – wie
festgezurrt ist die räumliche Abbildung
der Instrumente, und auch bei gröberen
Dynamikattacken fällt der Raum nicht in
sich zusammen, wie das bei so manchem
Leichtgewicht der Fall ist. Was dem Diva
II sicher ein bisschen fehlt, ist diese ganz
gewisse Eleganz, vor allem im Grund- und
Mitteltonbereich, die die meisten gefederten Subchassisspieler auszeichnet – wobei diese eher etwas ist, was das Laufwerk
hinzuerfindet. Der Avid geht den geraden
Weg und reproduziert die Musik, die ihm
die Schallplatte vorsetzt. Vor allem die tiefen Töne gelingen ihm dabei deutlich straffer und präziser als seinem Vorgänger – das
geht schon in Richtung eines richtig großen Laufwerks. Nach oben hinaus spielt er
offen und wirkt frei und entspannt, fast, als
würden die obere Grenzen des Hörspektrums für ihn nicht gelten. Natürlich ist die
Klangcharakteristik stark abhängig vom
montierten Tonarm und -abnehmer – mit
Avid Diva 2 SP
· Preis
3.290 Euro
(Versionen mit Tonarm auf Anfrage)
· Vertrieb
· Telefon
· Internet
· E-Mail:
· Gewicht
·BxHxT
· Garantie
Progressive Audio
Distribution, Essen
02054 9385793
www.pa-dis.de
[email protected]
12,8 kg
450 x 140 x 390 mm
2 Jahre
Unterm Strich …
» Ohne nach außen hin größer zu werden, ist
der Avid Diva in seiner aktuellen Inkarnation ein wirklich großes und
absolut in sich ruhendes Laufwerk
geworden – British Understatement
at its best!
Nr_5-2011
Plattenspieler
Die Füße beherbergen keine SubchassisFederung im eigentlichen Sinne,
sondern eine dreischichtige
Dämpfungskonstruktion
dem SME 309 hat sich aber schon ein kongenialer Spielpartner gefunden, der ebenfalls diese britische Zurückhaltung an den
Tag legt. Dass beide eine äußerst gediegene
Qualität abliefern, muss ich wohl nicht extra erwähnen.
In Sachen Tonabnehmerauswahl hat der
Benutzer eigentlich völlig freie Hand – so
lange man die Grundformel für Tonarmmasse und Compliance berücksichtig, kann
man nicht danebenliegen. Mit einem Benz
ACE L ergibt sich eine recht dynamische
und offene Wiedergabe, während sich ein
Phase Tech P-3G ein bisschen vornehmer
zurückhält, während ein DL-103 – nun ja,
eben ein DL-103 bleibt. Aber durch alle
klanglichen Detail-Eigenschaften scheint
immer die große Ruhe durch, die dieses
absolut souveräne Laufwerk auszeichnet.
Test 61
Staunend sieht der LP-Redakteur dem
Konstrukteur beim Aufbau des Avid zu
Das konisch geformte Lager ist
ein Alleinstellungsmerkmal
der Avid-Spieler – ebenso die
clevere Riemen-Aufsetzhilfe
Thomas Schmidt
Nr_5-2011
62 Test
Plattenspieler 47 Lab Koma
Das Ding aus einer
anderen Welt
Er geistert seit Jahren durch die Plattenspielerlandschaft, so richtig seiner
habhaft ist aber kaum einer geworden: Der Plattenspieler des japanischen
Herstellers 47 Lab. Wir freuen uns deshalb sehr, Ihnen das exotische Stück
hier präsentieren zu können
Nr_5-2011
Plattenspieler
Test 63
E
s begann mit einem frustrierten Mann.
Das jedenfalls ist der erste Satz der
„About Me“-Rubrik des Herstellers. Was
folgt, ist nichts weiter Ungewöhnliches:
Viele Unternehmen des hochwertigen HiFi-Segments sind aus der Unzufriedenheit
mit dem aktuell Erhältlichen entstanden.
Bei Junji Kimura war’s das Verzweifeln an
der klanglichen Unzulänglichkeit damaliger CD-Wiedergabetechnik gegenüber
der Schallplatte. Und deshalb begann er,
CD-Laufwerke der etwas anderen Art zu
bauen, das erste Gerät feierte sein Debüt
auf der CES 1995. So etwas macht er bis
zum heutigen Tag, so richtig bekannt aber
wurde das Unternehmen mit Verstärkern
die, wie Sie schon vermuten, auch nicht so
ganz aussahen wie alle anderen. Das Modell „4706 Gaincard“ ist bis heute Legende, machte es doch den integrierten ChipVerstärker in der HiFi-Welt salonfähig.
Kimura und sein Partner Koji Teramura
brauchten für den kompletten Verstärkerzweig eines Kanals lediglich neun Bauteile und 32 Millimeter Signalweg, und das
sorgte für Aufruhr in der Gemeinde. Und
bei den Selbstbauern, die das Konzept begeistert adaptierten und unter dem Namen
„Gainclone“ in die Welt des Internets trugen. Seitdem gibt es eine unüberschaubare
Fülle von Variationen des Themas, und ich
bin geneigt zu vermuten, dass dieser Umstand den Erfindern des Originals nicht
geschadet, sondern ihren Nimbus weiter
zementiert hat.
Das Programm von 47 Lab wuchs über
die Jahre, mittlerweile ist man mehr oder
weniger ein Vollsortimenter in Sachen Musikwiedergabe. Seit einigen Jahren gehört
auch ein Plattenspieler zum Lieferprogramm, der wiederum vor lauter Innovationen kaum laufen kann. Er hört auf
den Namen „Koma“ (was im Japanischen
sicherlich überhaupt nichts mit der deutschen Entsprechung des Begriffs zu tun
hat) und kostet 12.000 Euro. Ihm zur Seite stehen der Tonarm „Tsurube“ für 2.300
Euro und der MC-Abtaster „Bee“ zu 1.500
Euro.
Das auffälligste Merkmal des Koma ist
zweifellos der Umstand, dass er über zwei
Teller verfügt. Auf den zweiten Blick erkennt man eine simple, aber trickreiche
Führung des Antriebsriemens über zwei
Umlenkrollen. Diese Anordnung sorgt
dafür, dass die beiden Aluminiumteller ge-
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Nr_5-2011
Plattenspieler 47 Lab Koma
Tebaldi/Bergonzi/MacNeil – Karajan – Verdi – Aida
64 Test
Beim Tonarm „Tsurube“ sind beide Bewegunsgebenen voneinander getrennt
Gespieltes
Tebaldi/Bergonzi/MacNeil
Karajan – Verdi – Aida
Fink
Perfect Darkness
Loreena McKennitt
The Wind that Shakes the Barley
Dead Can Dance
Into the Labyrinth
genläufig rotieren. Sie fragen sich zu Recht,
warum man unterhalb des eigentlichen
Plattentellers einen zweiten montieren
sollte, der sich andersherum dreht – in Sachen Drehmoment könnte man mit einem
einzigen Teller doppelter Dicke doch genau
das Gleiche erreichen?
Absolut richtig. Der Trick steckt im gegenläufigen Drehsinn. Kimura erklärt das ganz
anschaulich: Würde man auf einem Boot
im Wasser einen konventionellen Plattenspieler betreiben, würde sich das Boot irgendwann im Gegenuhrzeigersinn um die
Tellerachse drehen: Die Reibung des Lagers
sorgt für ein wenn auch geringes Drehmoment auf der Tellerachse. Und da Kimura
es für erstrebenswert hält, sein Laufwerk
nach außen komplett kräftefrei zu halten,
ersann er den zweiten Teller, der ein exakt
entgegengesetztes Moment erzeugt. Beide
addieren sich zu null – voilà.
Die Konstruktion ist dabei so simpel wie
effektiv – es gibt nämlich kein klassisches
Vertikallager. Beide Teller laufen auf einer
gemeinsamen, in der Aluminiumbasis verankerten Tellerachse. In den Tellern stecken zwei Lagerbüchsen für die horizontale Führung, die Vertikallagerung erfolg
ausschließlich magnetisch. Dafür sind auf
der Basis um die Achse und um die Lagerhülse im unteren Teller ringförmige Neodymmagneten angeordnet; nach praktisch
dem gleichen Prinzip arbeitet beispielsweise das CMB-Lager von Clearaudio. Hier allerdings wurde schlicht noch eins draufgesetzt: Der zweite Teller stützt sich abermals
magnetisch vom ersten ab. Eine Konstruktion, die ich mich nie zu bauen getraut
hätte, aber die Praxis zeigt: Es funktioniert
hervorragend, und auch beim oberen Teller
kann ich keinerlei Anzeichen von Höhenschlag erkennen. Die Achse ragt nicht ganz
durch den zweiten Teller durch; die Platte
wird von einem abgesetzten „Stöpsel“ mit
angedrehter Achse zentriert. Auf diese Weise ist der Zentrierdorn von der rotierenden
Vor dem Abtaster sitzt
ein verstellbarer „Besen“ zur Bedämfung
Die beiden gegenläufigen
Teller stecken auf einer Achse
und werden von einem gemeinsamen Riemen angetrieben
Nr_5-2011
Plattenspieler
Tellerachse entkoppelt, was sicherlich eine
gute Idee ist. Der Theorie, nach der die
Anordnung Gleichlaufschwankungen ausmerzen soll, mag ich nicht recht folgen;
jene bestimmt unter anderem der Motor,
der auf beide Teller gleichermaßen wirkt.
Auch Dinge wie Riemenschlupf und Lagerreibung verschlechtern den Gleichlauf,
und diese Parameter sind für beide Teller
getrennt zu betrachten. Dass sich da etwas
kompensiert, kann ich erst einmal nicht
erkennen.
Den Antrieb besorgt ein seitlich angeflanschter Motor. Ich vermute mal, dass
es sich hier um einen Gleichstrommotor
handelt, denn seine Drehzahl ist per Poti
an der Seite einstellbar, und größeren elektronischen Aufwand zur elektronischen
Steuerung eines Synchronmotors kann
ich nirgends erkennen. Eine Drehzahlumschaltung auch nicht; wer Singles hören
will, muss den Antrieb notgedrungen per
Stroboskop auf 45 Umdrehungen justieren, 78 Touren wären übrigens auch drin.
In Sachen Entkopplung gibt sich der Koma
pragmatisch: Es gibt keine. Drei Füße (die
beiden hinteren sind in der Höhe verstellbar) koppeln das Laufwerk hart an den
Untergrund an, und genau so ist das auch
gedacht: Kimura möchte einen definierten
Pfad zur Ableitung der Resonanzen schaffen. Interessantes gibt’s noch vom Netzteil
des Plattenspielers zu berichten. Bis jetzt
habe ich nicht entschlüsseln können, aus
welchem Material die Behausung der kompakten Einheit besteht. Ich vermute, dass es
sich bei dem leichten, harten und strukturierten Material um Keramik handelt.
Wer das jetzt schon für ungewöhnlich exotisch hält, dem wird beim Betrachten des
Tonarms Tsurube zweifellos der eine oder
andere kalte Schauer den Rücken hinunterlaufen: Das Ding nämlich ist eine komplett
durchgeknallte Konstruktion. Es mag zwar
ein wenig wie das Resultat jahrelangen
Basteltriebs aussehen, ist es aber nicht: Der
Tsurube ist mit einer Vielzahl höchst innovativer Ideen gespickt. Keinesfalls sollte
man das filigrane Stück jedoch in die Hände von Unkundigen geben; hier zu guten
Ergebnissen zu kommen, erfordert Engelsgeduld und zwei sehr ruhige Hände.
Der Tsurube ist ein kardanisch gelagerter
Arm, bei dem die beiden Bewegungsebenen voneinander getrennt sind. Der vordere Armteil, an dem der Tonabnehmer sitzt,
ist kurz vor dem hinteren Ende geteilt; an
dieser Stelle sitzt das Vertikallager. In der
Horizontalen bewegt sich hier gar nix. Das
kommt erst später, denn der durchgängige
zweite Armteil wird an der Basis nur in der
Horizontalen drehbar gelagert, hier ist die
vertikale Ebene steif. Der Sinn der Sache
besteht darin, die dynamischen Massen in
beiden Ebenen unabhängig voneinander
gestalten zu können. Bis hierhin nicht
ganz unähnlich funktionieren die bekannten Arme von Dynavector. Das
rückwärtige Gewicht dient somit
nicht etwa der Einstellung der
Auflagekraft, es kompensiert lediglich die Masse des vorderen
Armteils, so dass das Horizontallager nicht einseitig belastet wird.
Die Auflagekrafteinstellung geschieht
ungleich trickreicher: Auf dem hinteren
Armstück ist ein Ausleger fest montiert, an
dessen Ende eine Art Balken drehbar montiert ist. Dessen vorderes Ende ist per Feder
mit dem vorderen Armprofil verbunden.
Auf der anderen Seite des Balkens gibt’s ein
verschiebbares Gewicht, und damit stellt
man die Auflagekraft ein. Will sagen: Wir
haben eine Art Kran, der die Gewichtskraft am Tonabnehmerende reduziert.
Sehr exotisch, sehr gewöhnungsbedürftig,
in der Praxis tut’s aber ohne Fehl und Tadel. Grundvoraussetzung allerdings ist eine
penibel waagerechte Ausrichtung des Laufwerks, sonst läuft der Arm beim Betätigen
des Lifts überallhin, nur nicht dort, wo
man ihn haben will.
Test 65
Beim Antriebsmotor dürfte es sich um
einen Gleichstromtypen handeln. Die
Geschwindigkeit ist per Poti einstellbar
Der Tsurube verfügt über eine trickreiche, in der Praxis aber kitzelige
mechanische Endabschaltung
Nr_5-2011
66 Test
Plattenspieler 47 Lab Koma
Ein Plattenspieler wie kein anderer: Koma, Tsurube und Bee brechen mit gängigen Prinzipien
Beide Teller sind in
der Vertikalen magnetisch gelagert
Besagter Lift drückt einfach auf den hinteren Teil des Balkens und hebt den Abtatster somit an. Nun verfiel Junji Kimura
aber auf die Idee, hier noch eine mechanische Endabschaltung zu integrieren.
Prinzipiell eine ausgezeichnete Idee, viel
zu wenige Arme haben so etwas heutzutage noch. Kimuras Lösung ist wieder einmal sehr trickreich: Aus der linken Seite
des Armrohrs ragt ein kleiner Stahlstift
heraus. Schwenkt der Arm nach innen,
wird dieser Stift irgendwann auf das Gestänge des Tonarmlifts auflaufen und es,
korrekte Justage vorausgesetzt, über seinen oberen Totpunkt kippen und den Lift
auslösen. Damit das funktioniert, muss die
Liftmechanik penibel so justiert sein, dass
der Lift nur noch minimale Auslösekräfte
braucht. Ich muss gestehen: Ich hab’s nur
in Ausnahmefällen so hingebracht, dass
die Auslösung funktionierte. Meistenteils
war die vom Nadelträger zu erbringende
Kraft so groß, dass die Nadel in der Rille
sprang, wenn man in die Nähe das Auslösebereiches kam. Ich bin mir aber sicher,
dass das mit genügend Geduld und Spucke
hinzubekommen ist. Es gibt eine nennenswerte Anzahl von Einstellmöglichkeiten für
diese Funktion, und das muss gehen. Bliebe noch der „Besen“ vorn am Headshell. Er
ist in der Höhe verstellbar und sorgt nicht
nur für Sauberkeit in der Rille, sondern
für eine Dämpfung unerwünschter Tonabnehmerbewegungen.
Beim Abtaster „MC Bee“ handelt es sich
um ein klassisches MC-System mit einem
dicken Neodymklotz als Magnet, Aluminium-Nadelträger und einer Nadel mit
elliptischem Schliff. Mit sechs Ohm ist der
Generator recht niederohmig, 0,3 Millivolt
Ausgangsspannung stellt kaum eine Vorstufe vor Probleme.
Davon allerdings hatte ich zunächst eine
Menge, bevor das 47-Lab-Paket klanglich zu überzeugen wusste. Fest steht, dass
der Vertrieb gut daran getan hat, mir eine
Menge Zubehör zu der Maschine mitzuliefern. So erwies sich die Standfläche als
reichlich kritisch, und in der Tat zeigte die
leichte Massivholzplatte „SoundBoard“
mit drei untergelegten Holzwürfeln vom
Typ „SoundCube“ deutlich bessere Ergebnisse als eine massive Tischplatte. Auch
bevorzugt der Abtaster eindeutig einen
Übertrager als Abschluss, aber auch da hat
Nr_5-2011
HiFi
Herr Kühn etwas Passendes von Pure Sound eingepackt.
Von dem de facto unbezahlbaren Audio-Note-KondoKabelsatz will ich gar nicht erst erzählen.
Es hat Tage gedauert und war so schwierig wie noch bei
keinem anderen Plattenspieler, der mir je untergekommen
ist, aber letztlich hat’s geklappt: Dieses genauso seltsame
wie faszinierende Ensemble hat Musik gemacht – und wie:
Der Koma klingt extrem leicht und locker, verarbeitet auch
gemeine Bassimpulse mit spielerischer Raffinesse, differenziert auch in tiefen Lagen ungemein überzeugend. Das Einzige, was ihm abgeht, ist die Urgewalt großer Masselaufwerke, die aber nur in den seltensten Fällen den Charme
des Japaners haben. Die berühmte Karajan-Aida war ein
Genuss allererste Güte auf diesem Plattenspieler, der gerade die ganz leisen Töne vorzüglich beherrscht. Bei dieser
Einspielung passiert ganz viel kurz oberhalb der Grasnarbe
des Rauschens, Koma & Co. leisten hier vorzügliche Detailarbeit. Tatsächlich ist die extreme Ruhe der Kombination eine ihrer auffälligsten Merkmale – hier rauscht und
rumpelt es extrem wenig. In der Raumabbildung kompakt,
aber mit extrem tiefer Bühne und toller Differenzierung
der Einzelereignisse – absolut überzeugend. Der Stimmenbereich tönt sehnig, schnell und klar, die Höhen ausgedehnt, aber sanft. Das ist ein Klangbild, von dem man, hat
man sich einmal daran gewöhnt, kaum mehr weg will.
Das Potenzial ist also da, aber ich betone nochmals: Das ist
kein Plattenspieler für Gelegenheitshörer. Mit dem Laufwerk und dem Arm muss man sich beschäftigen und auch
ein bisschen quälen – dann spielt’s aber großartig.
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Test 67
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herum, bis er einem Anker eine ungeheuer komplizierte,
aber stabile Form geben kann, nur um einen Tonabnehmer anders zu bauen? Weil er ein sog. HiFi-Spinner ist?
Nun, weil er stets nur mit hochwertigsten HiFi-Komponenten umgegangen ist.
Und weil er partout der Meinung ist, dass es noch etwas
Anderes, Besseres geben muss als das bisherige Bauprinzip
für Tonabnehmer.
Was dabei herausgekommen ist, nennt sich „positive
Abtastung“ und ist in den Grundzügen schnell erklärt.
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über den Nadelträger systembedingt erst hinter einer
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Günter Pauler von Pauler Acoustics.
Da steht ein Mann in seinem jetzt 68. Lebensjahr in einem Kölner Theater mit seiner Akustik-Gitarre, die genauso viele Narben wie sein Besitzer hat, auf der Bühne und offenbart dem Publikum sein Innerstes. Auch
wenn man ihm die lange, universelle Reise auf dem Rock‘n‘Roll-Highway ansieht, so wirkt er doch kraftvoll und gleichzeitig sehr zerbrechlich.
„Dance Of Love And Death“ eröffnet den Live-Mitschnitt und sofort ist
der Zuhörer magisch von Andersens melancholisch tiefer Stimme angezogen. Wunderschön die lyrischen Melodiebögen des Italieners Michel Gazich an der Violine. Dieser Titel und das wunderschöne „Sinking
Deeper Into You“ wurden noch nie zuvor veröffentlicht. Bei letzterem
Lied begleitet sich Andersen auf dem Klavier. Und es ist ein Liebeslied,
das ob seiner Authentizität tief schürft. Das fast neun Minuten lange
„Time Runs Like A Freight Train“ lässt einen sehr still werden. Andersen
versteht es unnachahmlich, beim Zuhörer Sehnsucht, Wehmut und
Hoffnung zu wecken, poetisch wie auch musikalisch-gefühlvoll.
Unaufdringlich, aber in entscheidenden Momenten präsent der Harmoniegesang seiner Frau Inge. „Woman She Was Gentle“ ist eine mächtige
Ballade, deren Hookline sich im Gehörgang und im Herzen fest verhakt.
Das wunderschöne „Blue River“ ist das Titelstück seines 72er Albums,
auf dem u.a. Joni Mitchell mit von der Partie war. In seiner langen Karriere hat der musician‘s musician über 25 Alben veröffentlicht. Man darf
Werner Meyer sehr dankbar sein, diesen Musiker vergangenes Frühjahr
nach Deutschland für eins seiner sehr raren Europa-Konzerte in das traditionsreiche THEATER DER KELLER gebracht zu haben. Die Bühne des
ursprünglich avantgardistischen Theaters ist bekannt für seine kultige
Atmosphäre. Hier wurden schon einige legendäre Live-Aufnahmen mitgeschnitten. Reinhard Kobialka (Topaz Audio Studios) hat das Live-Konzert sehr warm und räumlich eingefangen. Und wieder hat Label-Chef
Meyer ein wunderschönes Cover geschaffen, abgerundet durch die sehr
persönlichen Liner Notes von Rockpalast-Macher Alan Bangs.
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Wolfgang Bernreuther &
United Blues Experience
Streng limitierte analoge
Aufnahmen und analoges
Mastering der absoluten
Spitzenklasse aus Italien !
Heart Blood Ballads (180 g)
Klang 1
)RQH-D]]
Enrico Rava & Bollani,
Fresu, Pietropaoli, Gatto
Shades Of Chet
(2 LP, 180 g, 45 rpm)
Klang 1
Pressung 1
Es braucht schon mehr als einen
Trompeter, um Chet Baker ein
würdiges Denkmal zu setzen. So
dachte wohl auch Enrico Rava,
und holte sich für „Shades Of
Chet“ seinen Ex-Schüler Paolo
Fresu mit ins Boot. Zusammen mit drei Kollegen bilden die beiden eine
Art „Italian All Star Band“, die hier auf zwei LPs die schönste Würdigung
verewigt, die man sich für Chet Baker denken kann. „Es ist egal, was du
spielst, wichtig ist, wie du es spielst“, so wird Baker in den Liner Notes
zitiert. Und so spielen die beiden Trompeter auch, ganz in seinem Sinne:
Hier wird nicht platt versucht, den Meister zu kopieren. Vielmehr scheint
Chets Geist beständig bei den Aufnahmen freundlich über die Schulter
geschaut zu haben. Zum mal introvertierten, mal verspielten Baker-Gestus gesellt sich typisch italienische, schwelgerische Lockerheit, die diese
Platte erst zum Genuss macht. Dass die Neuauflage auf 496 Stück limitiert ist, weckt in jedem Jazzfan sofort das „Muss-ich-haben“-Gefühl aber was sie wirklich wertvoll macht, ist nicht die Stückzahl, sondern die
ausnehmend gute Musik. Chet Baker hätte seine Freude daran gehabt.
Wolfgang Bernreuther (Gesang,
akustische und elektrische Gitarre), Beata Kossowska (Gesang, Mundharmonika) und Rudi Bayer (Kontrabass) spielen sich mit einer unglaublichen Intensität durch 12 Eigenkompositionen, die sofort über die Ohren
tief ins Herz gehen. Hier war sehr viel Herzblut im Spiel. Der Opener „I
Wanna Boogie“ pulsiert kraftvoll. Wolfgang Bernreuther entlockt seiner
Höfner E-Gitarre staubtrockene, dreckige Riffs, während Beata Kossowska mit glockenklarer Stimme ihre Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit
zelebriert. Rudi Bayer am Kontrabass schiebt und drückt, dass es eine
wahre Freude ist. „Blinded By The Night“ ist ein absoluter Blues-Hammer.
Die San Francisco Rock-Legende Paul Whaley (ex-Blue Cheer) - Gast-Musiker bei 2 Songs - spielt seine Drums mit einer Sensibilität und Präzision,
die beweist, dass ein Schlagzeug ein Instrument und eben keine Schießbude ist. Auch verstand es der Kölner Toningenieur Wolfgang Feder, den
Aufnahmen eine grenzenlose Räumlichkeit, Wärme und Authentizität zu
verleihen, die verbunden mit einer hohen Dynamik und Druck in allen
Lagen eine klangliche Delikatesse ist. Kompliment!
Art.-Nr. 83.057
6WRFNÀVFK3RS
Sara K.
In The Groove (180 g)
€ 49,00
7,33
Klang 1
I Musici
(200 g, Japan)
Pressung 1
Aufnahmen 12. - 14. August 2009.
Zu Ehren des Komponisten Giovanni Battista Pergolesi, der 2010
seinen 300. Geburtstag feierte,
nahm sich das Ensemble I Musici
drei Instrumentalwerke des italienischen Barocks von Pergolesi,
Francesco Geminiani (1687-1762)
und Antonio Vivaldi (1678-1741) vor. Den Anfang macht Geminianis Concerto Grosso Nr. 12 „La Follia“ für Streicher und Cembalo. Es folgt Pergolesis Violinkonzert in B-Dur für Streicher und BC mit Antonio Anselmi
als Solist. Vivaldi ist vertreten mit dem Violinkonzert „Grosso Mogul“
in D-Dur (RV 208), als Solist wirkt Marco Serino. Vivaldis Komposition
zeugt von dessen meisterhafter Musikalität und spiegelt die musikalische Pracht des Barocks wieder. I Musici versteht es, den klanglichen Dimensionen der Barockmusik gerecht zu werden. Die Aufnahme wurde
in der Kirche Caprarola (VT) Casa di Spiritualit S.Teresa von Signor Ricci
auf einer 2-Spur-Ampex ATR 102-Bandmaschine perfekt verewigt. Viel
Raum, eine Fülle an Details und die ganze barocke Pracht eines Spitzenensembles findet der Klassikliebhaber auf dieser in Japan erstklassig
gepressten und auf 496 Stück strikt limitierten LP.
Art.-Nr. Fone 034J
Pressung 1
Für ihre Stockfisch-Veröffentlichung hat die Singer-/Songwriterin ihre Lieblingsaufnahmen
herausgesucht. Seite A ist gefüllt
mit Studioaufnahmen, während
die B-Seite Sara K. Live zeigt.
)RQH.ODVVLN
Klang 1
€ 29,00
7,33
Pure Analogue Recording und Cutting, One-Stage Pressing Process, limitiert auf 496 Stück, Gepresst bei Pallas in Deutschland auf 180 g-Vinyl!
Art.-Nr. Fone 042
Pressung 1
UNITED BLUES EXPERIENCE präsentierten nach ihrer genialen
Live-Doppel-LP „The Cologne Concert“ mit dem neuen Studio-Album „HEART BLOOD BALLADS“ ein
absolutes Meisterwerk.
€ 49,00
„In The Groove“ präsentiert diese
Songs erstmals auf Vinyl in audiophiler Qualiät. Die akustischen Performances sind Dank der hochwertigen Aufnahme und der peniblen Verarbeitung durch Stockfisch ein
klangliches Highlight, welches das Zusammenspiel von ihrer warmen,
betörenden Stimme und ihrer Gitarre besonders gut zur Geltung bringt.
Ihre Songs erzielen eine unmittelbare Wirkung und erstrahlen in akustischer Schönheit - egal, ob sie mehr in Richtung Blues, Folk oder auch
zum Jazz tendieren. Diese Platte ist ein Traum für Liebhaber ruhiger
Songwriter-LPs mit vorwiegend akustischer Instrumentierung.
Überspielt von Pauler Acoustic auf der hauseigenen NEUMANN VMS-82
Direct-Metal-Mastering (DMM) Anlage. Klappcover.
€ 31,00
Art.-Nr. 3578011
Paul Simon
So Beautiful Or So What (180 g)
Klang 2
Pressung 2
Ein neues Meisterwerk von Paul Simon ganz im
Stil von „Graceland“!
Art.-Nr. 32.837
Da capo | Karolinenstraße 36 | 90763 Fürth | Tel. +49 (0) 911-78 56 66
€ 22,50
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Shostakovich & Ravel
Mu
Piano Concerto (180 g)
Mu (180 g)
Klang 1
Pressung 1
Leonard Bernstein - Piano; New
York Symphony Orchestra; Columbia Symphony Orchestra. Aufnahmen 1959.
Mit den Klavierkonzerten von
Dmitri Shostakovich und Maurice
Ravel hat Leonard Bernstein zwei
Komponisten des 20. Jahrhunderts eingespielt, deren Konzerte mit schwungvollem und fröhlichem
Duktus daher kommen. Shostakovich zählt zu den angesehendsten
Komponisten des 20. Jahrhunderts. Das Werk hat einen sehr fröhlichen
Charakter- für Shostakovich sehr ungewöhnlich. Im ersten Satz „Allegro“ verarbeitet er unter anderem das britische Shanty „Drunken Sailor“,
im letzten Satz „Allegro“ lässt er Hanon‘s Fingerübungen anklingen. Die
gut gelaunte und lebensfrohe Komposition gehört leider zu den seltener zu hörenden Stücken Shostakovichs. Ravels Klavierkonzert in G-Dur
ist beeinflusst vom aufkommenden Jazz. Insbesondere der durch einen
Peitschenschlag eröffnete Kopfsatz „Allegramente“ ist geprägt von
Jazzharmonien und -eigenheiten. Natürlich sind auch unverkennbare
Anklänge an baskische und spanische Musik in seiner Komposition zu
finden. Das Klavierkonzert mit seinen schwungvollen und teils unkonventionellen Rahmensätzen wird meisterhaft und mit viel Esprit von
Bernstein und dem Columbia Symphony Orchestra umgesetzt. Die LP
ist von Kevin Gray gemastert und kommt als limitierte und nummerierte Edition im dicken Hartkarton-Cover. Klanglich maßstabsetzend gut!
Klang 1-2
Bei einem ihrer zahlreichen Konzerte in den Nachtclubs San
Franciscos (noch ohne eigenen
Bandnamen) bekamen Merrell
Fankhauser und Jeff Cotton (ExCaptain Beefheart Gitarrist) ein
Buch von Colonel James Churchward mit dem Titel „The Lost Continent Of MU“ in die Hand. Es sollte
nicht nur zur Namensgebung der Band führen, sondern auch ihre Musik
beeinflussen. Die Geschichte um den sagenumwobenen Kontinent MU,
der vor rund 11.500 Jahren bei den heutigen Hawai-Inseln gelegen sein
soll, war Inspiration für einige Songs ihres Debütalbums gleichen Titels.
Die geniale Fusion von Rock, Blues, Psychedelic und Jazz (wir denken da
an große Namen wie The Doors, Jefferson Airplane oder Grateful Dead
!!!) machten dieses Album zu einem der verkanntesten musikalischen
Meisterwerke der Frühsiebziger, von den großen Plattenfirmen unbeachtet und damit auch vom Rock-Publikum weitgehendst übersehen.
Heute im Original kaum aufzutreiben, wurde die Platte wieder von den
original analogen Mastertapes überarbeitet und im Klappcover wiederveröffentlicht.
Limitiert auf 500 Stück weltweit!
:D[7LPH-D]]
Oscar Peterson Trio
0RELOH)LGHOLW\6RXQG/DE-D]]
A Jazz Portrait Of Frank
Sinatra
Frank Sinatra
Swing Along With Me (180 g)
Klang 1
Klang 1 -2
Pressung 1
Aufnahmen 18. bis 23. Mai 1961.
„Swing Along With Me“, war Sinatras erstes reines Swingalbum
für Reprise. Die Arrangements
entstammen der Feder Billy Mays,
der mit seinem Orchester für die
musikalische Untermalung Sinatras unvergleichlicher Stimme
sorgt. Schon mit dem Opener „Falling In Love With Love“ zeigt sich Frank
Sinatra als hervorragender Entertainer, was Tracks wie „Please Don‘t Talk
About Me When I‘m Gone“ und der Gershwin & Hart-Hit „Have You Met
Miss Jones?“ unterstreichen. Eine Gershwin- Nummer („Love Walked
In“) und „Granada“, mit dem er einen kleinen Hit landen konnte, dürfen
natürlich auch nicht fehlen. Lassen Sie sich verzaubern von den tollen
Swing-Nummern und Sinatras Charme, den er wie immer voll und ganz
in seine Stimme legt. Die hervorragende Klangqualität und Pressung
runden dieses erstklassige Swing-Album ab. Half-Speed-Mastering von
den analogen Masterbändern. Nummeriertes Klappcover.
€ 38,00
Art.-Nr. MFSL 344
€ 29,00
7,33
Art.-Nr. MDL 002
€ 43,00
Art.-Nr. MS 6043
Pressung 1
Erstveröffentlichung 1971
Pressung 1-2
Aufnahmen am 18. Mai 1959.
Ein Portrait von Frank Sinatra
ohne Frank Sinatra - wie geht
das? Sinatra war schließlich weder Komponist noch Arrangeur.
Aber dieses Album zeigt, dass Oscar Peterson richtig lag, als er in
den Liner Notes schrieb, es gäbe eben Songs, die für immer unauflöslich
mit Sinatra verbunden sein würden. Und so hört man innerlich „Ol‘ Blue
Eyes“ schon singen, wenn man nur die Tracklist dieser Platte durchliest:
Witchcraft, I Get A Kick Out Of You, You Make Me Feel So Young - Oscar
Peterson und sein Trio haben hier nicht nur die bekanntesten SinatraNummern ausgewählt, sondern auch die swingendsten und flottesten.
Keine Ballade findet sich hier, Medium Tempo ist schon das Langsamste.
Und dann lässt Peterson unter seinen Händen eine ganze Big Band auf
dem Klavier entstehen, und spielt die bekannten Melodien mit genau
der gleichen lässigen Coolness, mit der Sinatra sie gesungen hat. Dazwischen die locker aus dem Ärmel geschüttelte Virtuosität seiner Soli
- und fertig ist ein treffliches Sinatra-Portrait.
€ 22,00
Art.-Nr. 771.662
7RS1HXKHLWHQ
Rumer
Radiohead
Seasons Of My Soul (180 g)
The King Of Limbs (180 g)
Klang 2
Klang 2
Pressung 2
Radiohead lässt „Progressive Rock“ wieder mit
neuem Leben füllen!
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Pressung 2
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beziehungsweise das Subchassis gleichmäßig mit 120 Gramm, dem
Gewicht üblicher LPs, belastet. In die Oberseite des präzisen Metallinstruments wurde eine Wasserwaage eingearbeitet. Mit dieser Methode
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und verringert somit das Knistern
von Schallplatten. Zum anderen
dämpft sie, im Gegensatz zu vielen anderen Plattentellerauflagen,
breitbandig und höchst effektiv Resonanzen, die den Abtastvorgang der
mikroskopisch feinen Rillen negativ beeinflussen können. Ebenso liegt
die Schallplatte, was für eine kontrollierte Abtatstung eminent wichtig
ist, auf ihrer ganzen Auflagefläche auf diesem Untergrund gleichmässig
beruhigt auf. Die unvermeidlichen Abtastresonanzen werden dadurch
effektiv unterdrückt, der Tonabnehmer liegt ruhiger in der Rille. Störgeräusche wie Knistern oder Knackser, die durch diese Resonanzen hervorgerufen werden können, werden vermieden. Dies ermöglicht eine präzisere, resonanzärmere Abtastung, was der Klangqualität hörbar guttut.
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Interpret/Titel
1
Stück
No 172sig
2
SAX 2386
3
Fone 042
4
Fone 034J
5
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6
3578011
7
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Eric Andersen / The Cologne Concert (180 g)
Beethoven / Violin Concerto on D Major, Op. 61 (180 g)
Enrico Rava / Shades Of Chet (2 LP, 180 g, 45 rpm)
I Musici (200 g, Japan)
Wolfgang Bernreuther / Heart Blood Ballads (180 g)
Sara K. / In The Groove (180 g)
Shostakovich & Ravel / Piano Concerto (180 g)
8
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9
10
11
12
(&0-D]]
Frank Sinatra / Swing Along With Me (180 g)
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100 Szene & Events
Termine · Workshops · Produktpräsentationen
Dreidimensional
Die dritte Dimension im beschaulichen Münchner Westend war im
März Schauplatz einer Veranstaltung mit dem Schwerpunkt Rega-Plattenspieler. Unser Redaktionsmitglied Thomas Schmidt war vor Ort dabei und konnte sich persönlich von dem äußerst entspannten Ambiente
des vorzüglich ausgestatteten Studios überzeugen. Drei unterschiedlich
große Hörräume laden ein zum konzentrierten Hören und Genießen.
Am Tresen im Hauptraum gibt es einen hervorragenden Espresso oder
Cappuccino – was will man mehr?
Ganz nebenbei arbeitet man bei der 3. Dimension an einer eigenen
Verstärkerlinie – ein schon ganz ausgezeichnet aufspielender Prototyp
eines Röhrenverstärkers durfte sein Können unter Beweis stellen.
Wir können die 3. Dimension als Veranstalter und kompetentes Fachgeschäft wärmstens weiterempfehlen – man nimmt sich hier noch die
Zeit, den Kunden einfühlsam und kompetent zu beraten.
Kontakt:
Zur dritten Dimension
Heimeranstr. 68, 80339 München
Telefon: 089 54034323
Telefax: 089 54034325
Internet: www.zurdrittendimension.de
Email: [email protected]
Öffnungszeiten: Di.-Fr. 13-19 Uhr
Sa. 10-15 Uhr
Termine nach Vereinbarung
Piega News bei Hifi Concept in München
Aus der Schweiz kommen nicht nur schöne Uhren, sondern auch gute
Lautsprecher. Am Samstag, dem 27.08.2011 werden im Rahmen einer exklusiven Veranstaltung bei Hifi Concept die neuesten Varianten der edlen
Aluminium-Schallwandler gezeigt.
Kontakt:
Hifi Concept
Wörthstrasse 38 und 45
81667 München
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 11.00 - 19.00 Uhr
Samstag:
10.00 - 16.00 Uhr
Telefon: 089 4470774
Telefax: 089 4487718
E-Mail: info@hifi-concept.com
Nr_5-2011
Szene & Events 101
Technikabende bei PhonoPhono
Die Technikabende beim Berliner Analogspezialisten PhonoPhono finden jeden Freitag von 17 bis 19 Uhr statt. Der Eintritt ist frei!
Termine:
8. Juli 2011
15. Juli 2011
22. Juli 2011
29. Juli 2011
5. August 2011
12. August 2011
19. August 2011
26. August 2011
Samstag, 3. September 2011
9. September 2011
16. September 2011
Tonabnehmer im Vergleich
High End für Kenner und Genießer: Plattenspieler
Tuning-Tipps für HiFi-Anlagen
HiFi-Technik: CD- und SACD-Spieler im Vergleich
Phono-Vorverstärker im Vergleich
Alt gegen Neu - Vergleich älterer Plattenspieler mit aktuellen Modellen
High End für Kenner und Genießer - Elektronik & Lautsprecher
Plattenspieler justieren – Tipps & Tricks mit praktischen Hörbeispielen
High-End-Tag
Preiswerte Plattenspieler im Vergleich
Tuning-Tipps für Plattenspieler
Kontakt:
PhonoPhono, Bergmannstraße 17, 10961 Berlin
Öffnungszeiten: Montag - Freitag 11-19 Uhr, Samstag 12-16 Uhr
Tel. 030 79741835
Fax 030 79741836
Internet: www.phonophono.de
E-Mail: [email protected]
Von Gourmets für Gourmets
Unter dem schönen Namen Gourmet Hifi findet sich
im Norden ein breites Sortiment klassischer HiFi-Marken. Dazu gekommen sind Cabasse, Music Hall, Phonar, Colorfly, Sota-Plattenspieler, Visaton und WSSKabel, in Kürze auch Produkte der Firma Cambridge
Audio. Der Hauptaugenmerk liegt bei der analogen
Wiedergabe der Musik.
Neben dem Verkauf von Neugeräten und Lautsprechern ist der Inhaber auch spezialisiert auf den Plattenspieler-Service. Für die optimale Wiedergabe bietet
Ihnen Gourmet Hifi die Möglichkeit, Ihr Gerät mit
dem Dr.-Feickert-Analogue-Messsystem überprüfen
und einstellen zu lassen.
Außerdem gibt es einen Vor Ort Service, um die eigene HiFi–Anlage zu überprüfen und einzelne Komponenten zu verbessern oder zu verändern. Auch
Lautsprecher-Tuning gehört zum Angebot. Alle Service–Leistungen werden durch einen Dipl.-Ing. der
Elektrotechnik fachgerecht ausgeführt.
Kontakt: Gourmet Hifi, Roklum
Telefon: 05336 948657
Email: admin@hifi-24.com
Internet: www.hifi-24.com
Nr_5-2011
Bits mit Groove
einsnull
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Plattenbörsen 103
Plattenbörsen
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10-17 Uhr
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14.08.
29.08.
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Doetinchem/NL
Berlin/D
Septemberplein
Simonsplein
Velodrom Paul-Heyse-Straße
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10-17 Uhr
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Hamburg/D
Oberhausen/D
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August
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Nr_5-2011
104 Plattenrezensionen
Folkpop
Pop
^
Label: Bella Union
^
Indie-Pop-Rock
Label: Somewhat Damaged
^
Spaßmusik
Sbestlp44
^
Folk-Pop
QRLP114
Fleet Foxes – Helplessness Blues
Bei allzu viel Hype um eine Band nehme ich sonst gerne eine Gegenhaltung ein. Hier nicht: Was das Sextett um Sänger Robin Pecknold hier
abgeliefert hat, braucht keinen Vergleich mit den Großen des Genres zu scheuen. Die Musik auf „Helplessness Blues“ ist wie beim Vorgänger
von den Harmonien der Beach Boys geprägt und im Folk der Sechziger verwurzelt. Der mehrstimmige Gesang verstärkt diesen Eindruck. Die
Mischung aus Folk, Singer-Songwriter-Elementen und vorsichtig dosiertem Pop führt dazu, dass dieses Album sowohl massenkompatibel als
auch Liebling der Kritiker geworden ist. Pecknold ist auf „Helplessness Blues“ mal poetischer Geschichtenerzähler, mal erlaubt er uns tiefe
Einblicke in sein Seelenleben. Sein Gesang ist dabei äußerst emotional und die facettenreiche Stimme hat eine fast hypnotische Wirkung.
Etwas zu selten werden die eingängigen, aber komplexen Melodien aufgebrochen. In „The Shrine“ gelingt dies durch den Einsatz von FreeJazz-Elementen ganz ausgezeichnet und macht das Stück zu einem der vielen Highlights des Albums. Immer wenn das Album droht zu
folklastig oder zu poppig zu werden, durchbrechen stampfende Rhythmen – wie bei „Grown Ocean“ – oder ungewöhnliche Instrumente wie
das zitherähnliche „Marxophone“ die einlullende Harmonie. Was dieses Album so außergewöhnlich macht, ist das Gesamtpaket. Die Aufnahmen klingen schlicht umwerfend und haben genügend von der bei anderen aktuellen Produktionen oft schmerzlich vermissten Dynamik.
Für sein Geld bekommt man zwei sauber gepresste 180-Gramm-Scheiben und einen Code zum Herunterladen der MP3-Ausgabe. Die Texte
stehen auf der Innenseite des ansprechend gestalteten Klappcovers. Ergänzt wird die Ausstattung mit einer Zeichnung in Posterformat, auf
deren Rückseite sich die Credits befinden.
opo
X Ein großartiges Album mit Ambitionen zum Klassiker, tollem Klang und üppiger Ausstattung.
The Naked and Famous – Passive Me, Aggressive You
Den ersten Schock bekommt man bereits beim Auspacken des Vinyls. Sollte jemand auf die Idee kommen, die Scheibe nach einer durchzechten Nacht aufzulegen, ist eine Sonnenbrille dringend geboten: Die Platte kommt als Picture Disc in herrlich schrillen Pink-, Grün- und
Orangetönen daher. Schock Nummer zwei folgt dann leider prompt nach dem Auflegen der Platte. Nach wenigen Sekunden habe ich die
Scheibe wieder vom Teller genommen – ich dachte, mein Tonabnehmer hätte das Zeitliche gesegnet. Die Aufnahme ist dermaßen hell, flach
und substanzlos, dass es mir schwer fällt, mich auf die Musik zu konzentrieren. Vermutlich ist das Ganze auch noch gewollt und soll jung und
frisch klingen. Dies wird der Musik auf keinen Fall gerecht. Die Neuseeländer haben hier ein tolles Debüt abgeliefert, das irgendwo zwischen
80er-Jahre-Synthie-Pop und Indie-Rock angesiedelt ist.
Ganz hervorragend funktioniert das Zusammenspiel der beiden Sänger. Gitarrist und Sänger Thom Powers übernimmt hier den Part des
netten Boygroup-Popsängers, und Alisa Xayalith bewahrt mit ihrem herrlich schnodderigen, rotzigen Gesang so manches Stück davor, allzu
seicht zu werden. Abgesehen vom Klang ist die Produktion ein echtes Highlight. Von völlig überproduzierten, verspielten Stellen über minimalistische Songpassagen; von krachenden, verzerrten Gitarren bis zu zuckersüßem Pop ist in Stücken wie „No Way“ alles vorhanden. Hier
wird ständig zwischen laut und leise, düster oder ernst und heiter variiert. Das Ding macht vom ersten bis zum letzten Stück einfach Laune,
und die grandiose erste Single-Auskopplung „Young Blood“ hat das Zeug zur Jugendhymne. Die hochwertige Aufmachung mit farbigem
180-Gramm-Vinyl und weißen Songtexten auf dem silberfarbigen Inlet machen den leider ziemlich miesen Klang nicht wieder wett.
opo
X Als MP3 hervorragend für lange Autofahrten, für die Wiedergabe auf hochwertigen Anlagen leider nicht zu gebrauchen.
Kitty, Daisy & Lewis – Smoking in Heaven
Das hier, das ist so ziemlich das rundherum „Analogste“, was es seit langer Zeit gegeben hat.
Wer sie noch nicht kennt: Kitty, Daisy & Lewis sind drei Geschwister aus der Londoner Peripherie, die vor drei Jahren die Musikwelt damit
verzückten, dass sie einen unvergleichlichen Mix aus populärer Musik der 50er- und 60er-Jahre zum Besten gaben. Von der Kritik geliebt, mit
Mengen von medialer Aufmerksamkeit gesegnet, einzig der Verkauf des Debütalbums wollte so recht nicht zünden. Beim zweiten Longplayer soll das nicht mehr passieren, und in der Tat hat das Familienunternehmen (Mama und Papa Durham sind ebenfalls schwer involviert)
den Kurs etwas geändert. Auf „Smoking in Heaven“ gibt’s ausschließlich Eigenkompositionen, was beim Vorgänger noch deutlich anders
war. Und möglicherweise ist das ein Schritt in die richtige Richtung, macht es die Musik des Trios doch noch bunter. Neben den klassischen
R’n’B-, Country- und Blues-Elementen gibt’s auch mal Ska-Einflüsse („Tomorrow“) und verstärkt Rock’n’Roll. Die Mischung schmeckt ganz
hervorragend und unterhält von der ersten bis zur letzten Minute.
Hinzu kommt die absolut bemerkenswerte Produktion des Albums. Durhams leisten sich den Luxus, ihre Aufnahmen mit altem OriginalEquipment zu machen, und dabei fällt jede Art digitaler Klangbeeinflussung natürlich flach. Der Sound des neuen Albums ist äußerst interessant geraten: sehr trocken, mit ganz wenig Hall. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, schafft aber eine einzigartige Authentizität. Im
Tieftonbereich herrscht etwas Zurückhaltung, aber Bass gibt die Instrumentierueng auch nicht her. Die 13 Titel verteilen sich auf vier Seiten
gut gemachtes 180-Gramm-Vinyl, Ausstattung ist beim Klappcover leider Mangelware.
hb
X Großer Spaß aus 40er- und 50er-Musik mit modernen Elementen, exzellenter Sound
Loreena McKennitt – The Wind That Shakes the Barley
Die Kanadierin Loreena McKennitt habe ich lange vermisst. Nicht generell, aber auf Platte. Dabei ist die Musik, die die Dame macht, außerordentlich „vinyltauglich“. McKennitt ist eine absolute Ausnahmeerscheinung in der Musikszene, denn niemand anders hat es geschafft,
keltische Folklore so konsequent in die Neuzeit zu transferieren, ohne sie gnadenlos zu „verpoppen“. Das aktuelle Album „The Wind That
Shakes the Barley” macht da keine Ausnahme, acht der neun Titel sind alte Traditionals. Musikalisch ist das zugegebenermaßen praktisch
das Gleiche, was sich schon auf dem 1994er-Erfolgsalbum „The Mask and Mirror“ findet. Das mag legitim sein, wenn man sich als Künstler
ausschließlich alter Musik einer bestimmten Provenienz widmet, Überraschungen oder eine künstlerische Weiterentwicklung indes bietet
das nicht.
Auf dem Album gibt’s natürlich auch einen Titel namens „The Wind That Shakes the Barley“, und der schreit natürlich nach einem Vergleich
zur Dead-Can-Dance-Interpretation des Titels. Lisa Gerrards komplett intrumentenlose Version ist zweifellos spektakulärer und eindrucksvoller, aber Loreena McKennitt drückt dem Titel ihren ganz eigenen, nicht weniger reizvollen Stempel auf. Bei ihr tönt’s getragener, romantischer und harmonischer, getragen von einer absolut engelsgleichen Stimme. Genau diese Stimmung zieht sich durch das ganze Album,
und es verwundert nicht wirklich, dass McKennitts Musik ein fester Bestandteil des „Highlander“-Universums war und ist.
Klanglich geriet das Album äußerst gut. Klar, die Gesangsstimme hat diverse Behandlungen mit Effektmaschinerie hinter sich, aber das tut
der Faszination keinen Abbruch. Es klingt durchsichtig, sehr rauscharm und – jawohl, äußerst audiophil. Die 180-Gramm-Pressung ist makellos, viel Ausstattung gibt’s allerdings nicht. Genau genommen: gar keine.
hb
X Keltisch inspirierter Wohlklang auf höchstem Niveau
Nr_5-2011
Plattenrezensionen 105
Sara K. – In The Groove
Indie-Folk
Wie bitte? Ein neues Sara K.-Album? Nicht direkt. Tatsache bleibt, dass die Künstlerin aus New Mexico 2009 etwas getan hat, was für Musiker
eher untypisch ist: Sie hat sich zur Ruhe gesetzt und die sehr speziell gestimmte viersaitige Akustikgitarre an den Nagel gehängt – zumindet
einem größeren Publikum gegenüber. Die letzten Jahre ihrer Laufbahn war Sara K. bei Stockfisch Records unter Vertrag, und das vorliegende
Album ist eine Werkschau dessen, was Miss K. in dieser Zeit veröffentlicht hat. Lange Jahre war die Künstlerin so etwas wie der Prototyp einer
Musikerin für den audiophilen Anspruch, was einerseits mit ihrer ausdrucksstarken, niemals langweiligen Gesangsstimme, andererseits
mit ihrem unverwechselbaren Gitarrensound zusammenhängt. Hinzu gesellt sich ein Musikstil im Spannungsfeld zwischen akustischem
Folk und – in späteren Jahren zunehmend – Jazz. Wenn man das jetzt noch mit einer Reihe von hochkarätigen Begleitmusikern kombiniert,
Günter Paulers Vorliebe für satte Klangfarben und solides Fundament hinzurechnet, hat man ein Paket, das eigentlich gar nicht mehr schiefgehen kann. Genau so ist es auch auf diesem Sampler. Er enthält zehn Titel von insgesamt fünf Veröffentlichungen und jeder einzelne sitzt.
Klanglich kommt bei Stockfisch meist Erlesenes heraus, da macht diese Album keine Ausnahme. Zumal man sich bei der „In The Groove“Reihe besonders viel Mühe gibt und die Produktion der 180-Gramm-Scheibe selbstverständlich im DMM-Verfahren erfolgt ist. Die perfekt
gemachte Platte tönt extrem aufgeräumt, weiträumig, ruhig, dynamisch, mit einem gehörigen Schuss Wärme. Viel besser kann man so
etwas eigentlich nicht machen. Bei der Ausstattung ginge noch mehr, aber wir nehmen auch mit dem Klappcover mit Texten vorlieb.
hb
X Neun Jahre Sara K. in zehn Titeln. Nichts Überraschendes, aber perfekt produziert
Pop
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SFR 357.8011.1
357 8011 1
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Experimental-Folk
Da freuste dich, eine nagelneue Scheibe vom britischen Kultlabel 4AD auflegen zu können, und dann kannste eben nicht – Mittelloch deutlich zu klein. Okay, Aufbohren hat geklappt, aber lästig ist das schon. Was man von der Musik des eigenwilligen Singer-/Songwriters aus
Wisconsin nicht behaupten kann. Eigentlich keine Platte für den Sommer, zu schwermütig und dunkel ist es, was der Mann da mit seinem
unverwechselbaren Falsett-Organ vorträgt. In Anbetracht der Tatsache, das „bon hiver“ eine französische Grußformel für den Winter ist,
wundert das nicht. Aber ohne Zweifel baut er fragile und irgendwie betörende Klanggebilde, die sich keinesfalls nur auf traditionelle FolkElemente stützen, vielmehr sind elektronische Klangerzeuger noch und nöcher im Spiel. Jeder der zehn Titel ist einem Ort in Amerika gewidmet oder zumindest der Reise dahin – jeder Titel ist eine mehr oder weniger komplexe Aneinanderreihung von nur selten wiederkehrenden
Elementen; eine echte Reise eben. Wer so profane Dinge wie einen Refrain sucht, wird hier eher nicht glücklich. Jeder Ton auf diesem Album
ist asketisch, aufs Minimum reduziert, jeder Song ein fragiles Gewächs von karger Schönheit.
Klanglich ist das Album ein wunderschöner Trip an die Grenzen der Abbildungsfähigkeiten der Anlage. Die Songs tönen immens weiträumig,
leichtfüßig und locker. Das Schlagzeug klingt angenehm zurückhaltend und trocken, überhaupt üben sich die tiefen Töne hier in Disziplin,
was der Sache gut tut. Abgesehen vom eingangs erwähnten Problem ist die Platte superb gefertigt und läuft ausgesprochen leise. Im Klappcover steckt ein Buch mit Texten – das ist doch schon mal was.
hb
X Introvertierte, zerbrechliche und ungeheuer spannende Reisegeschichten in erlesener Klangqualität.
4AD
AD CAD3117
CAD
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Bon Iver – Bon Iver
The O-Zone Percussion Group – The Percussion Record
Spektakel
Clearaudio
Cl
di LP83058
Was die Erlangener Analogspezialisten von Clearaudio dazu bewogen haben wird, ausgerechnet dieses Album neu aufzulegen, liegt eigentlich auf der Hand: Es ist der erste Titel namens „Jazz Variants“. Der nämlich hat’s auf der bekannten Vorführ-Platte des Lautsprecherherstellers Manger schon zu Ruhm und Ehre gebracht. Über den musikalischen Gehalt der ausschließlich mit allerlei Schlagwerk besetzten
Produktion kann man trefflich streiten, muss man aber nicht: Das Ding ist dazu da, Kinnladen herunterklappen zu lassen, die Membranen zu
kleiner Lautsprecher an die gegenüberliegende Wand zu katapultieren oder unwissendem Besuch einfach mal zu zeigen, warum wir so viel
Kohle in unsere HiFi-Anlage stecken. Fest steht nämlich: Das Ding knallt beispiellos, malträtiert Hoch- wie Tieftöner gleichermaßen, und wer
hier mit dem Lautstärkesteller nicht aufpasst, darf im Anschluss den Fachhändler seines Vertrauens aufsuchen.
Den Krach verursachte übrigens 1996 eine Gruppe von Perkussionisten der Indiana University in zu Pennsylvania. Zweifellos alles Könner
ihres Fachs, und wenn’s darum ginge, Werbung für die eigene Instrumentengattung zu machen, ist das hervorragend gelungen. Richtig ist
aber auch, dass das sehr marschmusikmäßige „Jazz Variants“ das Highlight der Platte ist und die restlichen sieben Titel zwar meist etwas
melodiöser, aber auch langweiliger sind. Und so schön scheppern wie der Opener tun sie auch nur in Ausnahmefällen.
Aufnahme- und produktionstechnisch ist das Album große Klasse, dynamisch zieht es einem in der Tat die Schuhe aus. Probleme ob der
Dynamiksprünge konnte ich nicht ausmachen, auch sonst ist die Platte sehr ruhig und gut gefertigt.
hb
X Trägt nicht unbedingt ein ganzes Album lang, macht aber herrlich Krach.
Die große Auswahl für den Analogfan
Label: MFSL Silver Label
Bestellnummer: MoFi 1-005
www.jpc.de/vinyl
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vielfältiges Vinyl-Angebot!
106 Plattenrezensionen
70s Rock
Rock
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Label: Rise Above Records
Bestellnummer: RISELP129
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Heavy Metal
Label: UDR
Bestellnummer: UDR 0027 LP
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(Stoner-)Rock
Label: Stickman Records / Indigo
Bestellnummer: Indigo 957461
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Arenenfüller
RCA 88697 844931
Blood Ceremony – Living with the Ancients
Ich mag Frauenstimmen in Kombination mit verzerrten Gitarren nicht. Mochte ich noch nie, werde ich nie mögen und daran werden auch
Blood Ceremony mit ihrem zweiten Album „Living with the Ancients“ nichts ändern. Also lassen wir Alia O‘Briens ohnehin wenig besonderen
Gesang außen vor. Sie steuert schließlich auch noch Flöte und Orgel zum Gesamtbild bei, von denen dann auch ein Großteil der Songs deutlich profitiert. Dabei muss man besonders den Einsatz der Flöte mögen, sonst kippt das gesamte Arrangement schnell ins Nervige ab. Die
Qualität eines Ian Anderson (Jethro Tull) erreicht sie jedenfalls nicht. Ob man dann einen Titel wie „The Hermit“, der nichts anderes als ein
langes Flötensolo darstellt, wirklich braucht? Die Orgel fügt sich deutlich harmonischer in das Gesamtbild ein, was aber sicher auch daran
liegt, dass man Ähnliches von diversen anderen, „echten“ 70er-Jahre-Bands gewohnt ist.
Auf die Gesamtarrangements muss man sich also einlassen können, was aber keineswegs die grundsolide, wenn auch über weite Strecken
recht simple Arbeit der Band schmälern soll. Es ist schon eine ziemliche Kunst, aus einfachen Riffs und simplen Melodien so wuchtig wirkende
Songkonstrukte zu bauen.
Damit erschöpfen sich die Besonderheiten aber schon, und auch wenn Blood Ceremony gern in die Okkult-Rock-Ecke gestellt werden, bleibe
ich bei meiner Einordnung in 70s Rock. Die Aufmachung mit Klappcover samt Texten auf der Innenseite und ungefütterten Innenhüllen geht
in Ordnung. Das ungefärbte Doppelvinyl macht sich zwar optisch ganz nett, ist aber klanglich alles andere als eine Offenbarung.
ms
X Durchschnitt.
Saxon – Call To Arms
Man muss zu Saxon nicht viele Worte verlieren, die Jungs sind seit über 30 Jahren im Geschäft und eine der Größen aus den Anfängen des
Metal. Kommen wir also gleich zum Opener des neuen Albums „Hammer of the Gods“, der sehr deutlich macht, dass Saxon noch lange
nicht zum alten Eisen gehören. Das folgende „Back in ´79“ befördert Hörer und Band zurück zu den Anfängen und ist deutlich ruhiger als
der rasante Anfang, lässt aber ebenfalls nichts anbrennen. Etwas einfacher geht es mit einem der schwächeren Songs „Surviving against the
Odds“ weiter. Standardkost, mehr nicht. „Mists of Avalon“, mit fünf Minuten der längste Titel, ist wieder deutlich komplexer und moderner.
Sicher nicht jedermanns Geschmack, aber wirklich okay. Es folgt der balladenartige Titeltrack, der wirklich gut gelungen ist und am Ende
des Albums einen erneuten Auftritt in einer „Orchestral Version“ hat. „Chasing the Bullet“ schiebt dann wieder ganz ordentlich nach vorn,
bevor es mit „Afterburner“ noch mal richtig in die Vollen geht. Der sperrige Titel des folgenden „When Doomsday Comes (Hybrid Theory)“
lässt schon ein wenig auf den musikalischen Inhalt schließen. Hier gehen die fünf nicht so klar vorwärts wie in den übrigen Stücken, was den
Track definitiv zu einem der besseren des Albums macht. „No Rest for the Wicked“ klingt nicht nur im Titel nach Ozzy. Auch musikalisch und
gesanglich geht der Song leicht in diese Richtung. Mit „Ballad of the Working Man“ gibt es dann noch mal klassischen Metal auf die Ohren.
Wenn ich „Call to Arms“ etwas vorwerfen möchte, so fällt mir zuerst die mit 43 Minuten recht kurze Spielzeit ein. Die Aufmachung mit Klappcover und Texten auf der ungefütterten Innenhülle geht, genau wie die Pressung und der Mix, in Ordnung.
ms
X Geht in Ordnung und ist definitiv besser als der Vorgänger.
Monkey 3 – Beyond the Black Sky
Rock zählt zweifelsohne nicht zu den Begriffen, die man gemeinhin sofort mit der Schweiz assoziiert. Doch bereits seit dem ersten Album
„Monkey 3“ aus dem Jahre 2003 tritt der ebenso benannte Vierer aus Lausanne an, dies grundlegend zu ändern und sie haben wahrlich das
Zeug dazu. Der musikalische Genpool von Picasso (Bass), Walter (Drums), Boris (Gitarre) und Mister M (Samples/Keys) beinhaltet Größen der
Rockmusik, wie Black Sabbath, Pink Floyd und Led Zeppelin. Dabei kopieren die Jungs nicht einfach nur ihre Vorbilder, sondern entwickeln
den Sound weiter, bis nur noch ab und an Parallelen zu erkennen sind. Die fast ausnahmslos sehr ruhig beginnenden Titel steigern sich
immer weiter und gipfeln nicht selten im sprichwörtlichen Brett. Dabei bleiben die Riffs meist sehr ruhig und lassen das klassische StonerZeitlupengefühl aufkommen. Lediglich „K.I“ dreht dieses Muster um und geht von Anfang an ordentlich zur Sache. Der Gesang spielt keine
Rolle: Es gibt schlicht keinen.
Alles in allem ist „Beyond the Black Sky“ kein Album für die gemütliche Nebenherbeschallung. Zum einen verbietet sich dies schon aufgrund
der Qualität der Songs, zum anderen lässt sich dieser Sound einfach nicht in den Hintergrund drängen. Also heißt es hinsetzen und genießen
oder, auch dazu taugen einige Stücke, feiern. Leider ist die Produktion etwas zu fett geraten, so dass der Überblick an manchen Stellen ein
wenig verloren geht. Die Pressung ist klanglich okay und sauber zentriert. Die übrige Aufmachung mit einfachem Cover und ungefütterter
Innenhülle liegt ein wenig unter dem Standard. Wenn aber in einem einfachen Gewand eine solch musikalische Gewalt daherkommt, bin ich
gern bereit, auf optisches Pling Pling zu verzichten.
ms
X Absoluter Tipp für Freunde von Black Sabbath, Pink Floyd und Led Zeppelin.
Foo Fighters – Wasting Light
Man kann Dave Grohl vorwerfen, was man will, aber eines sicherlich nicht: Faulheit. Seit seiner Zeit als Drummer bei Nirvana hat der Mann
hart und konsequent an seinem Sitzplatz auf dem Rock-Olymp gearbeitet, und so langsam hat er’s wohl geschafft. „Wasting Light“ müsste
so ungefähr Album Nummer elf sein und die erste Veröffentlichung seit Dave Grohls Engagement bei „Them Crooked Vultures“ anno 2009.
„Wasting Light“ hat alle charakteristischen Merkmale eines Foo-Fighters-Albums. Es ist eine geradlinige Rock-Scheibe ohne Schnörkel, es gibt
ordentlich Gas von der ersten bis zur letzten Minute, Ausflüge ins Balladeske sparen sich die Jungs (glücklicherweise). „I Should Have Known“
droht anfangs in diese Richtung zu gehen, aber das dicke Ende kommt noch rechtzeitig. Die Kompositionen sind alle geradeaus und im genau richtigen Maße sperrig, so dass sich nicht bereits nach dem dritten Anhören gepflegte Langeweile einstellt. „Wasting Light“ ist zudem
so etwas wie eine Rückbesinnung auf die Anfänge der Fighters. In der Garage eingespielt, analog aufgezeichnet und mit weniger Bombast
beladen als die letzten Veröffentlichungen geht das Ding in eine sehr richtige Richtung. Tatsächlich kommt hier sogar der Freund guten
Klangs auf seine Kosten. Von der sparsamen Produktion mit dem einen oder anderen Effekt-Rack weniger sollten sich 95 Prozent aller Rockproduktionen eine dicke Scheibe abschneiden. Vielleicht haben die Präsenzlagen ein bisschen zu viel Pfeffer, aber ansonsten klingt’s klasse.
Die vorliegende Vinylausgabe legt noch einen drauf: vier Seiten feinstes Material, mit 45 Umdrehungen abzuspielen – so geht das. Die beiden
Scheiben sind makellos, rauschen wenig und sind definitiv Must-Have-Material. Auch wenn beim Thema Ausstattung mehr oder weniger
eine Null steht. Es gibt ein Klappvover mit Liner Notes auf einem der Innencover – das war’s.
hb
X Geradeaus, schnörkellos, auf den Punkt, genreuntypisch gut klingend – große Klasse.
Nr_5-2011
T h e Wo r l d O f V i n y l
s i n c e 19 9 3
Mascot M73451
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Singer/Songwriter
Ninja Tune ZEN170
Black Country Communion – 2
Irgendwie habe ich immer ein bisschen Angst davor, wenn sich zu viel Kompetenz zuammenschließt, um gemeinsam Musik zu machen. Das hier ist so
ein Fall, den ich mit gemischten Gefühlen sehe. Black Country Communion
besteht samt und sonders aus musikalischen Schwergewichten. Da wären
der aktuelle weiße Bluesgitarrengott Joe Bonamassa, Ex-Deep-PurpleBassist und -Sänger Glenn Hughes, Schlagzeuger Jason Bonham (jawohl,
der Sohn von Led Zeppelin-Legende John Bonham) und Keyboarder Derek
Sherinian, vorher unter anderem in Diensten von Dream Theater und Billy
Idol unterwegs. Das vorliegende Album ist – bei dem Titel mag das nicht
unbedingt überraschen – das zweite des illustren Quartetts und steht ein
Jahr nach dem Erstling in den Regalen. Das Album vermag sicherlich die
Erwartungen vieler zu erfüllen, und genau das ist das Problem. „Supergroups“ haben meiner Meinung nach fast immer das Problem, all das musikalische Testosteron kaum unter einen Hut zu bekommen, was zulasten
des Schlüssigkeit des Ergebnisses geht. So ganz frei davon ist auch dieses
Album nicht. Klar, jeder Beteiligte ist ein Spitzenkönner seines Fachs, so
richtig miteinandner musizieren die Herren jedoch nur auf einem kleinsten gemeinsamen Nenner.
Erfreulich ist, dass Joe Bonamassa den Blues hier etwas tiefer in den
Schrank hängt und klassischen Rockmotiven freien Lauf lässt. Was er einfach nicht tun sollte, ist singen. Zumindest dann nicht, wenn er einen diesbezüglich ungleich charismatischeren Mitstreiter wie Glenn Hughes neben
sich stehen hat.
Alle elf Titel sind ein wenig verspielte Rocknummern, die mehr vom Nebendenn vom Miteinander leben und bei denen die diversen Soli immer ein
bisschen zu lang sind. Dem Fluss tut das nicht gut, Klasse indes blitzt an
jeder Ecke auf. Klanglich isses überdurchschnittlich, aber ein Schuss Raum
und ein zweiter aus der Dynamikflasche hätten nicht geschadet. Die elf
Titel teilen sich vier Seiten einer sauberen 18o-Gramm-Pressung, Ausstattung ist Mangelware; immerhin gibt’s Texte.
hb
X Etwas überschwer und von aneckenden Egos geprägt,
zweifellos aber mit Klasse gesegnet
Fink – Perfect Darkness
Zuerst einmal die Klärung eines nicht unwichtigen Sachverhaltes: „Fink“
gibt’s in der Musikszene gerade zweimal. Hier geht’s um den britischen
Singer/Songwriter Finian Greenall, nicht um die gleichnamige deutsche
Band. „Unser“ Fink hier ist einer, der für die Popmusik der gediegeneren
Art schon verloren schien. Obschon mit akustischer Klampfe aufgewachsen und den ruhigeren musikalischen Gefilden durchaus zugetan, entwickelten sich seine Aktivitäten irgendwann in die Elektro- und Triphop-Ecke.
Erste Gehversuche in Sachen Veröffentlichungen verliefen nicht durch die
Bank erfolgversprechend, und fast schien es, als ob die Welt ohne Musik
von Fink auskommen müsste. Ab 2006 allerdings änderte sich das: Fink
entdeckte die Gitarre neu und seitdem läuft’s. „Perfect Darkness“ ist das
dritte Album seit der wundersamen Wandlung, und es ist ein wirklich
tolles geworden. Was Finian Greenall und seine Kollegen Guy Whittaker
(Bass) und Tim Thornton (Schlagzeug) hier eingespielt haben, ist folkorientierte Popmusik vom Allerfeinsten. Nicht ganz so sperrig und rau
wie das ebenfalls in dieser Ausgabe besprochene Bon-Iver-Album, aber
gleichermaßen gefühlsbetont, eigenständig, abwechslungsreich und sehr
anhörbar. Für die Charts ist das Material viel zu schade und dann wohl noch
nicht stromlinienförmig genug, für Genuss mit Anspruch allerdings passt’s
wie die Faust aufs Auge. Akustik und Elektronik gehen friedlich Hand in
Hand, sogar zarte Anleihen aus Finks Triphop-Vergangenheit sind hier und
da zu vernehmen.
Die Produktion geriet absolut angemessen. Es klingt warm, rund, freundlich und entspannt. Der Sound ist dicht, aber gut durchhörbar. Die schöne
180-Gramm-Pressung steckt in einem dicken Cover, es muss nämlich noch
ein stattliches großformatiges Booklet mit Texten mit hinein.
hb
X Gefühlvoller Folkpop auf höchstem Niveau,
klanglich ausgezeichnet
RECORDS
Altherren-Rock
Rock
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Telefon 0 43 46/6019 99
[email protected]
w w w.speakerscorner.de
108 Plattenrezensionen
Hard Bop
Art Blakey – The Jazz Messengers
Art Blakey war nicht nur ein außergewöhnlich guter Schlagzeuger, auch als Entdecker und Förderer junger Talente hat er es zu nachhaltigem
Ruhm gebracht. Viele Karrieren der Mitglieder seiner „Jazz Messengers“ haben durch ihn richtig Fahrt aufgenommen; so auch durch diese
aus dem Jahr 1956 stammende Aufnahme. Neben Blakey und dem Mitbegründer der Formation, Horace Silver am Piano, agieren Donald Byrd
an der Trompete, Hank Mobley am Tenorsaxofon (von ihm stammen auch die meisten Kompositionen) und Doug Watkins am Bass.
Sehr zur Freude der Liebhaber schnörkellos vorgetragenen Hard Bops gibt es mit dieser qualitativ hochwertig ausgeführten Doppel-LP im
Klappcover erstmals die komplette Session, bestehend aus insgesamt zwölf Stücken, auf Vinyl. Seinerzeit wurden nur sieben Titel veröffentlicht, beginnend mit „Infra-Rae“, das ein wildes Schlagzeugsolo Art Blakeys beinhaltet. Auf den folgenden temporeichen Stücken hält er sich
als treibende Kraft mehr im Hintergrund, um bei „Hank‘s Symphony“ seine Felle u. a. im Calypso-Style zu bearbeiten – herrlich! Hier endet die
ursprünglich veröffentlichte Fassung, die zweite LP hält noch vier weitere Stücke bereit sowie eine alternative Version von „Carol‘s Interlude“,
die ein Beleg dafür ist, dass trotz vorgegebener Komposition sehr viel Improvisationstalent in den Musikern steckt. Das hohe Tempo wird bei
den Bonus-Tracks etwas herausgenommen und weicht einer gediegenen Jazz-Club-Stimmung. Insgesamt ein Musikgenuss par excellence,
dargereicht von einem perfekt harmonierenden Quintett, angetrieben durch den einzigartigen Art Blakey.
rh
X Hard Bop at its best – da geht einem das Herz auf.
Jazz
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Label: Columbia
Bestellnummer: CL 897
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Gitarren-Zauber
Label: Columbia / Speakers Corner
Bestellnummer: C 32441
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Progressive Jazz
Label: Jazz Eyes
Bestellnr.: Jazz Eyes 011 / 8 033201 460269
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Jazz
Baden Powell – Solitude on Guitar
Was gibt es Schöneres, als einem Musiker zuzuhören, der nicht nur über einzigartige Spieltechnik verfügt, sondern sich auch mit einer
großen Ernsthaftigkeit, jedoch ohne Verbissenheit jedes einzelnen Stückes annimmt und daraus ein Juwel macht? Von solchen Ausnahmetalenten, die auch von anderen Musikern als die Besten ihres Faches anerkannt sind, gibt es wenige. Der brasilianische Gitarrist Baden
Powell gehört zu diesem erlauchten Kreis, und die vorliegende LP ist ein Beweis für die herausgehobene Stellung, die er unter den großen
Gitarristen einnimmt.
Die 1971 in Deutschland entstandene Aufnahme des sensiblen Künstlers enthält zwölf Titel, fünf davon unter zurückhaltender Mitwirkung
durch den Schlagzeuger Joaquim Paes Henriques sowie durch den Bassisten Eberhard Weber.
Die auch höchsten audiophilen Ansprüchen genügende Aufnahme besticht durch Dynamik und Transparenz und lässt den Hörer die Empfindsamkeit des Protagonisten bei jedem Saitenanschlag spüren. Insbesondere beim finalen „Solitario“, das man dem Musikstil Fado zurechnen kann, beeindruckt Baden Powell mit überwältigend feinfühligem Spiel. Aber auch alle anderen Stücke bieten Komplexität und Ausdruck,
ohne dabei ins „technokratische“ abzugleiten. Selbst ein eigentlich harmloses „Kommt ein Vogel geflogen“ erblüht in den Händen von Baden
Powell zu einer brillanten Interpretation, die ihresgleichen sucht. Die erstmals seit 35 Jahren wieder auf LP erhältliche Aufnahme hat nur
einen kleinen Schönheitsfehler: Die Label sind auf der falschen Seite aufgeklebt.
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X Ein bewegendes Meisterwerk, das zum Pflichtbestandteil einer guten Musiksammlung gehört.
BANN – As You Like
Der Name BANN leitet sich aus dem Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Bandmitglieder ab: Seamus Blake (Saxofon), Jay Anderson
(Bass), Oz Noy (Gitarre) und Adam Nussbaum (Schlagzeug). Mit „As You Like“ legen die vielbeschäftigten Session-Musiker ihr erstes Gemeinschaftsalbum vor, das in der LP-Version auf 500 Stück limitiert und einzeln nummeriert ist.
Im Vordergrund der 50-minütigen Aufnahme steht Blakes Tenorsaxofon, das von Oz Noys Gitarre untermalt wird; diese klingt mal düster,
mal countrylike und wird vereinzelt durch ein Wah-Wah-Pedal verfremdet. Ein solides Rhythmus-Fundament erhalten diese durch die beiden
Musikprofessoren Anderson und Nussbaum an Bass und Schlagzeug. Zunächst bringen sie eine Version von Jerome Kerns „All the Things You
Are“ zu Gehör, gefolgt von zwei Kompositionen von Thelonious Monk bzw. David Crosby. Die weiteren fünf Titel stammen von den Musikern
selbst, wobei das Titelstück eine Gemeinschaftsarbeit des Quartetts ist und sich als Anspieltipp empfiehlt, ebenso wie die Ballade „Days of
Old“ aus der Feder Nussbaums und seiner Frau.
Die Kombination aus Saxofon und elektrischer Gitarre wirkt in der dargebotenen Form für meinen Geschmack teilweise etwas befremdlich,
wobei zum Ende der Aufnahme hin die Kompositionen immer gefälliger werden; villeicht würde ich mich nach mehrmaligem Hören daran
gewöhnen. Den laut Cover mit Barcode und Ausgabenummer erhältlichen Download des Albums plus Bonus (wahrscheinlich der auch auf
CD erhältliche Song „Isotope“) kann ich auf der angegebenen Internetseite nicht finden.
rh
X Eine etwas sperrige Aufnahme, die mich nicht so recht erreichen will.
Bill Evans Trio – Portrait in Jazz
Freunde des Jazz-Klaviers werden diese LP wahrscheinlich bereits in ihrer Sammlung haben. Sollte Ihnen nebenstehendes Cover jedoch unbekannt vorkommen, so gibt es mal wieder die Gelegenheit, einen wichtigen Meilenstein der Musikgeschichte auf Vinyl zu erwerben.
Erstmals in der Geschichte des Piano-Trios rücken Bass und Schlagzeug näher an den Zuhörer heran und gewinnen neben dem sonst klar
dominierenden Klavier an Bedeutung und Präsenz. Für dieses Wagnis holte sich Bill Evans Ende 1959 keine geringeren als Scott LaFaro (Bass)
und Paul Motian (Schlagzeug) ins Studio; beide von ihren Fähigkeiten auf Augenhöhe mit dem Meister der weißen und schwarzen Tasten.
Die Aufnahme besticht durch die Art und Weise des Zusammenspiels, die lyrische Durchdringung jeder Komposition sowie Präzision und
Virtuosität in der Darbietung. Das Repertoire besteht bis auf eine Ausnahme aus Standards, u. a. komponiert von Arlen/Mercer (Come Rain or
Come Shine), Rodgers/Hart (Spring Is Here), Cole Porter (What Is This Thing Called Love?) und Miles Davis (Blue in Green). In der dargebotenen
Form dürften die Interpretationen einmalig sein; angereichert wird das Bouquet durch Bill Evans‘ eigenes Werk „Peri‘s Scope“. Als besonderes
Schmankerl hält der WaxTime-Release einen alternativen Take von „Blue in Green“ bereit, der sich deutlich von der ursprünglich veröffentlichten Fassung unterscheidet, jedoch bei der gleichen Session entstand.
Die Klang- und Fertigungsqualität ist für den geforderten Preis hervorragend und der Bedeutung dieser Aufnahme angemessen.
rh
X Ein wichtiges Werk der Jazz-Geschichte: innovativ, lyrisch, einfach grandios.
Label: WaxTime
Bestellnummer: 771687 / 8 436028 697205
Nr_5-2011
Hard Bop
Jazz
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Label: Pacific Jazz Records
Bestellnummer: ST-70
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Vocal Jazz
Label: Mobile Fidelity Sound Lab
Bestellnr.: MFSL 1-344 / 8 21797 13441 5
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Hard Bop
Label: Blue Note
Bestellnr.: AP-84036 / 509994-58767-1-4
Curtis Amy & Dupree Bolton – Katanga!
Obwohl der Tenor- und Sopransaxofonist Curtis Amy über mehrere Jahrzehnte im Musikbusiness aktiv war, stammen sämtliche seiner Solo-Einspielungen aus den Jahren
1960–1967 (einzige Ausnahme das 1994 aufgenommene „Peace For Love“ das erst posthum veröffentlicht wurde). Das vorliegende Album „Katanga!“, welches erstmals nach
Veröffentlichung wieder auf LP erscheint, entstand 1963 und markiert das Ende seiner Zeit
bei Pacific Jazz. Als Co-Leader holte er sich den Trompeter Dupree Bolton ins Studio; dieser
ist u. a. auf dem famosen Album „The Fox“ vom Harold Land Quintet zu hören. Von ihm
stammt auch die dem Album seinen Namen gebende erste Komposition. Amys glasklar
geblasenes Sopransaxofon ist eine Herausforderung für jeden Hochtöner, nicht zuletzt
aufgrund der sehr konturierten Wiedergabequalität dieser Neuauflage. Die Sterilität seiner Soli wird durch Boltons souverän geblasene Trompete durchbrochen – was hätte aus
ihm für ein Star werden können, wenn nicht seine Drogensucht ihn immer wieder hinter
Gittern brächte. Die recht kühl daherkommende Session hält aber auch ein paar wärmere
Momente bereit, besonders wenn Ray Crawford versonnen die Saiten seiner Gitarre zupft
und Jack Wilson seine Klasse am Piano zeigt. Er komponierte auch den Soul-Jazz-Klassiker
„Amyable“, der die B-Seite einläutet. Danach erklingen noch das gefühlvolle „You Don‘t
Know What Love Is“ und das lebendige „A Shade of Brown“.
Ein echter Leckerbissen, der sich aber nicht unbedingt als Einsteiger-Album für Jazz-Neulinge eignet. Das gut verarbeitete Vinyl steckt in einer nicht alltäglichen, transparenten
Antistatikhülle.
rh
X Anspruchsvoller Hard Bop für erfahrene Jazz-Liebhaber.
Frank Sinatra – Sinatra Swings
Regelmäßige LP-Leser haben wahrscheinlich schon gemerkt, dass ich ein großer Verehrer
von Frank Sinatras einzigartigem Sangesorgan bin, und so bin ich natürlich stets erfreut,
wenn wieder eines seiner Werke für eine Besprechung vorliegt.
Stets um Objektivität bemüht, versuche ich trotzdem, gebührenden Abstand zum Werk zu
wahren, und dieser gebietet mir, das 1961 veröffentlichte Album nicht so über den grünen
Klee zu loben, wie bei anderen berechtigterweise geschehen. Nicht dass Sie jetzt denken,
es handelt sich um eine miese Platte! Sie ist halt einfach nicht ganz so überirdisch gut wie
viele andere aus seinem umfangreichen Katalog. Im Erscheinungsjahr hat er allein fünf
Studio-Alben eingesungen und so wirkt dieses auf mich, als ob es ihm an der nötigen Konzentration und Liebe zum Projekt gemangelt hat. Den Arrangements von Billy May fehlt
der gewisse Schmelz, der sich z. B. bei Sinatras bevorzugtem Arrangeur Nelson Riddle breitgemacht hat. Das Album lebt von der positiven Stimmung, die die Titelauswahl verströmt
und natürlich von Frank Sinatras Stimme, die leichtfüßig über dem Orchester schwebt.
Das ursprünglich „Swing Along With Me“ betitelte Album wurde nach einem verlorenen
Rechtsstreit mit seinem alten Label Capitol unter Beibehaltung des Covers in „Sinatra
Swings“ umbenannt, weil diese eine Verwechslung mit dem zwei Monate zuvor eingespielten „Come Swing With Me“, seiner letzten Aufnahme für Capitol, befürchteten. Das
zweite für sein eigenes Label Reprise eingespielte Album erscheint in der für MFSL üblichen hohen Qualität.
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X Nicht der ganz große Wurf, dennoch solides Sinatra-Handwerk – außerdem
enthält es den Hit „Granada“.
JW 024
RAY BROWN
Jazz Cello
JW 025
D QUINTET
RED GARLANro
ove
Red’s Good G
HIQ 1008
CARL ORFF RANA
CARMINA BU ony Orchestra
London Symph
André Previn
Lou Donaldson – Sunny Side Up
Zugegebenermaßen bin ich dem Jazz von Lou Donaldson, je mehr und je öfter ich ihn höre,
immer mehr zugeneigt. Einerseits klassischer Hard Bop, andererseits stets locker und entspannt, immer geeignet zum Relaxen oder den Rhythmus mitzujammen, dabei anspruchsvoll, ohne zu überfordern; kurz und gut: ideal, um einen Abend gediegen ausklingen zu
lassen.
Donaldsons Altsaxofon wird auf der 1960 entstandenen Aufnahme durch eine bluesig angehauchte Trompete von Bill Hardman ergänzt, daneben gesellen sich Horace Parlan am
Piano, Layman Jackson am Bass (dieser wird auf drei der insgesamt sieben Stücke durch
Sam Jones ersetzt) und Al Harewood am Schlagzeug.
Die Session beginnt mit der temporeichen Nummer „Blues For J. P.“, die vom Pianisten
komponiert und seiner Frau gewidmet ist, und einer traumhaften Version von Gershwins
„The Man I Love“ – mein persönlicher Favorit. Darauf folgen das souverän lockere „Politely“,
von Bill Hardman komponiert, sowie „It‘s You or No One“, das rhythmischste Stück des
Albums. Mit „The Truth“ und „Goose Grease“ befinden sich auch zwei Eigenkompositionen
Donaldsons auf „Sunny Side Up“. Mit ihrer ruhigen Ausstrahlung leiten sie über zu „Softly
As in a Morning Sunrise“, mit dem die Aufnahme ruhig und beschwingt ausklingt.
Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass es das geschmeidige „Way Down Upon
Swanee River“, das ebenfalls während der Aufnahmesession entstanden ist und bei einer
früheren LP-Veröffentlichung Berücksichtigung fand, trotz vorhandenem Platz nicht auf
die beiden makellos verarbeitete Platten geschafft hat.
rh
X Unangestrengter Hard Bop für Liebhaber des klassischen Jazz.
HIQ 1009
BACH
rto in D Minor
Double Conce
Ferres, violin
with Christian
Minor
A
in
Concerto
Minor
E
in
o
rt
ce
Con
Chamber
r
te
Robert Mas
ucted
nd
co
ra
st
Orche
al
et
by Y. Menuhin
Fenn Music Ser vice GmbH
Bundesstr. 4 • 21521 Dassendorf
T: 04104/96 00 11 • F: 04104/96 00 13
www.fenn-music.de
110 Plattenrezensionen
Free Jazz
Ornette Coleman – The Shape of Jazz to Come
Der Free Jazz, dessen wichtigster Innovator Ornette Coleman ist, hat von jeher die Anhänger gespalten. Die einen sehen darin die einzig
berechtigte Form des Jazz, die anderen wenden sich entsetzt ab und fragen sich, ob die Musiker noch ganz bei Trost sind. Letzteres kann
man von Coleman allen Ernstes nicht behaupten. In vielen Bereichen ist er ein Autodidakt, und seine Fähigkeiten gehen weit über das Saxofonspiel hinaus. Seine Bedeutung für die Jazz-Entwicklung mündete vor wenigen Jahren in der Verleihung des Pulitzer-Preises für Musik
(einziger bisheriger Preisträger außerhalb der Klassik) und diverser Ehrendoktor-Würden. Neben seinem innovatorischen Potenzial nehmen
sich die Leistungen Miles Davis‘ geradezu bescheiden aus. Das vorliegende Frühwerk aus dem Jahr 1959 wäre in dieser Form auch in den
1970ern noch eine Revolution gewesen. Das Quartett ist auf das Wesentliche reduziert: Befreit von jeder harmonischen Struktur, befreit auch
von einem damals zu jeder Formation gehörenden Piano, lassen die Bläser ihren Ideen freien Lauf. Flankiert von Charlie Haden am Bass und
Billy Higgins am Schlagzeug, erklingen Colemans Altsaxofon und Donald Cherrys Kornett in beispielloser Improvisationslust. Bei aller Freiheit
bleiben die Bläser jedoch immer auch melodisch, was Colemans Free Jazz von anderen Vertretern dieser Gattung wohltuend abhebt. Alles
sechs Stücke wurden von ihm komponiert, neben rasanten Nummern gibt es mit „Peace“ auch eine Ballade zu hören. Der günstige Preis und
die gute Qualität von Vinyl und Cover machen das Album auch für Leute interessant, die den Free Jazz einmal antesten wollen.
rh
X Wenn schon Free Jazz, dann von Ornette Coleman.
Jazz
^
Label: Atlantic
Bestellnummer: SD 1317
^
Jazz
Label: Delta Music
Bestellnummer: 4 049774 780042 / N 78 004
^
Jazz
Oscar Peterson Trio – 1961, Cologne Gürzenich Concert Hall
Delta Music beglückt die Jazzfans derzeit mit einer kleinen Reihe bisher unveröffentlichter Konzerte aus den Archiven des WDR. Zusammen
mit Ray Brown am Bass und Ed Thigpen am Schlagzeug betrat das legendäre Trio um Oscar Peterson am 11. April 1961 den Kölner Gürzenich,
um im Rahmen der Reihe „Konzert für die Jugend“ ihr Können vor dem Publikum auszubreiten. Ihnen präsentiert sich ein dominant aufspielender Peterson, dessen Virtuosität immer wieder beeindruckt, der von seinen famosen Mitspielern aufgrund seiner Präsenz aber auch ein
Stück Leidensfähigkeit verlangt. Jedenfalls machen die neun Titel, darunter so schöne Klassiker wie „My Funny Valentine“ und „I Remember
Clifford“, deutlich, warum Oscar Peterson bis heute als der beste Jazz-Pianist aller Zeiten angesehen wird. Die durchweg rasante Darbietung
reißt das Publikum am Ende des Konzerts vor Begeisterung aus den Stühlen; eine Reaktion die sich aufgrund der fehlenden klanglichen Bühne leider nicht auf den heimischen Zuhörer überträgt. Dennoch kann man sich angesichts des günstigen Preises und der dafür gebotenen
Qualität von Vinyl und Klappcover nicht beklagen.
Das sich über drei LP-Seiten erstreckende Konzert wird auf der vierten Seite ergänzt durch Aufnahmen der anderen innerhalb dieser Serie
erschienenen Alben, darunter Mitschnitte von John Coltrane, dem Modern Jazz Quartet und Dave Brubeck. Dass das Bud-Powell-Konzert, aus
dem sich ebenfalls ein Titel auf der D-Seite befindet, trotz gegenteiliger Behauptung auf dem Cover bereits vorher mehrfach veröffentlicht
wurde, sei hier nur am Rande erwähnt.
rh
X Eine wunderbare Darbietung, die leider im Klang etwas limitiert ist.
Paul Kuhn Trio – Live at Birdland
Geht es Ihnen auch so wie mir, wenn Sie den Namen Paul Kuhn hören und in das sympathisch-verknautschte Antlitz des über 80-jährigen
blicken? Für mich ist er immer noch der nette Kerl, der in allen möglichen Fernsehsendungen am Klavier saß, fröhliche Schlager zum Besten
gab oder andere dabei begleitete. Natürlich ist es kein Geheimnis, dass Paul Kuhn zu den ganz großen Jazz-Pianisten aus Deutschland gehört
– dennoch überstrahlt seine ehemalige TV-Präsenz diese Tatsache bis heute.
Mit großem technischem Aufwand (Details dazu findet man auf einer der LP beigelegten Information) spielte „Paulchen“ vor ca. 100 Zuschauern im kleinen, aber feinen Jazz-Club Birdland in Neuburg an der Donau ein faszinierendes Konzert ein, welches als erstes Album des neuen
Labels Statement In Sound veröffentlicht wurde. An seiner Seite hat er dabei den Bassisten Martin Gjakonovski und den Schlagzeuger Willy
Ketzer. Der betriebene Aufwand schlägt sich nieder in einem Klang, der den heimischen Hörer geradewegs ins Birdland versetzt und ihn am
dortigen Geschehen teilhaben lässt. Paul Kuhn ist bestens aufgelegt und interpretiert Klassiker wie „Route 66“, „Gone with the Wind“ oder
auch „It Don‘t Mean a Thing (If It Ain‘t Got That Swing)“, bei dem er eine herrliche Gesangs- und Scat-Einlage hinlegt. Auch die zwei eigenen
Stücke „Sugar Daddy“ und „Griff“, die den Klassikern qualitativ ebenbürtig sind, tragen zum Gelingen dieser rein analogen Aufnahme bei.
Das Tempo bewegt sich zwischen getragener Ballade bis zum flockigem Swing, beim finalen „As Time Goes By“ schwingt etwas Wehmut mit.
rh
X Perfekt eingefangenes Konzert eines deutschen Jazz-Helden, dem man endlos zuhören kann.
Label: Statement In Sound
Bestellnummer: SIS lab-01
^
Jazz
Ray Brown – Jazz Cello
Jazz Cello heißt nicht nur dieses Album, sondern auch das Instrument, das unter Mitwirkung Ray Browns entstand und das er stolz neben
seinem Bass, den er hier ausnahmsweise einmal nicht spielt, auf dem Albumcover präsentiert. Er ließ dafür ein klassisches Cello in einer Art
und Weise umbauen, dass Bass-Spieler sich darauf sofort zu Hause fühlen. Das modifizierte Griffbrett, der geänderte Wirbelkasten und dazu
eine neuartige Saite machten aus einem herkömmlichen Cello das „Ray Brown Jazz Cello“, das der Meister der tiefen Töne selbstverständlich
zupft, nicht streicht. Damit sein neu entwickeltes Instrument ein ordentliches Soundfundament bekommt, holte er sich 1960 ein durch Russ
Garcia arrangiertes und dirigiertes zehnköpfiges Ensemble ins Studio, bestehend aus vier Saxofonisten, und jeweils einem Mann an Posaune,
Trompete, Horn, Bass, Klavier und Schlagzeug. Davor nahm Ray Brown mit seinem Cello Platz und zupfte sich behände durch das Repertoire
aus bekannten Balladen und erbaulichen Standards. Sein Instrument, das klanglich irgendwo zwischen tiefer Gitarre und hellem Bass liegt,
nimmt dabei ganz deutlich die Führungsrolle ein. Damit erzeugt er eine ungemein entspannte Stimmung, die einen schnell vergessen lässt,
dass es gar kein Bass ist, dessen Vibrato bei entsprechender Lautstärke wunderbar am Trommelfell kitzelt.
Trotz der immer sehr guten Fertigungsqualität bei Jazz Workshop hing die Nadel an einer Stelle des ersten Stücks der B-Seite fest – hatte ich
bisher nie und ist sicher ein Einzelfall. Wie immer limitiert auf 500 Exemplare und im handgefertigten Cover.
rh
X Der junge Ray Brown geht fremd – gehen Sie mit!
Label: Jazz Workshop
Bestellnummer: JW-024
Nr_5-2011
Plattenrezensionen 111
Jazz
Jazz
^
Label:
L b l Jazz
J Workshop
W kh
Bestellnummer: JW-025
^
Jazz
Red Garland Quintet – Red’s Good Groove
Der Titel „Red‘s Good Groove“ scheint zunächst irreführend, verbindet man mit „Groove“ doch ein gewisses Tempo. Damit kann der am
Anfang erklingende Titelsong allerdings nicht dienen; ihn kann man eher als Blues einordnen. Mit seinen über acht Minuten bietet er aber
allen Teilnehmern der Session genug Raum, ihre Instrumente vorzustellen. Neben dem Pianisten Garland, der dieses Stück auch komponiert
hat, gehören Blue Mitchell (Trompete), Pepper Adams (Baritonsaxofon), Philly Joe Jones (Schlagzeug) und Joe Jones (Bass) zum Quintett,
dessen einzige Aufnahme aus dem Jahr 1962 von Jazz Workshop ausgegraben wurde. Das Tempo wird bei der wunderbaren GershwinNummer „Love Is Here to Stay“ weiter gedrosselt, um bei „This Time the Dream’s on Me“ der Erwartungshaltung gerecht zu werden. In dieser
Geschwindigkeit geht es mit „Take Me in Your Arms“, der Pepper-Komposition „Excerent!“ und „Falling in Love with Love“ von Rodgers/Hart
bis zum Ende weiter.
Jedes Mitglied des Quintetts stand zum Aufnahmezeitpunkt im Zenit seiner Karriere, was aus dieser Aufnahme ein echtes Gipfeltreffen
macht. Dass das Zusammenspiel hervorragend harmoniert, lässt sich auch daran ablesen, dass alle sechs Titel an nur einem Tag aufgenommen wurden. Ohne anmaßend sein zu wollen, hätte ich an Stelle von Sam Jones den Bass eine Oktave tiefer angelegt; insbesondere bei „Take
Me in Your Arms“ hatte ich den Eindruck, dass ein paar Moskitos die Lautsprecher umschwirren – immerhin ein Beleg dafür, dass neben der
Herstellungsqualität auch der Klang sehr überzeugend ist. Wie immer bei Jazz Workshop: nur 500 Stück weltweit.
rh
X Zeitloser Jazz, der einen Moment Anlauf nimmt, um dann doch zu grooven.
Ronnie Ross & Allan Ganley – The Jazz Makers
Ich frage mich wirklich, woher die Leute bei Jazz Workshop immer so ein gutes Händchen für die Auswahl ihrer Aufnahmen haben. Längst
vergessen Geglaubtes, qualitativ bestes Jazzmaterial kramen sie aus, um es den Fans fein überarbeitet und streng limitiert im handverklebten Cover zugänglich zu machen. Diesmal haben sie sich eines Albums der beiden Engländer Ronnie Ross und Allan Ganley angenommen. Ronnie Ross gilt neben Gerry Mulligan als der beste Baritonsaxofonist, ein Blasinstrument, das nicht sehr häufig im Zentrum einer
Jazzproduktion steht. Als Partner gesellt sich der Kanadier Art Ellefson am Tenorsaxofon an seine Seite. Ihm würde eigentlich das Privileg zustehen, neben Ross Namensgeber der 1959 eingespielten Session zu sein; stattdessen ist es der zurückhaltend agierende Schlagzeuger Allan
Ganley, der aber immerhin zwei Kompositionen beisteuert. Ebenfalls mit von der Partie sind Stan Jones am Piano und Stan Wasser am Bass.
Der von Ronnie Ross komponierte Opener „The Country Squire“ zeigt sofort auf, dass die beiden Saxofone aufs allerherrlichste miteinander
harmonieren, was sich bei „Pitiful Pearl“ – ebenfalls von Ross zu Papier gebracht – sogar noch steigert. Es folgt das wunderbar swingende
„The Moonbather“ von Allan Ganley, bevor auch Art Ellefson den „Real Funky Blues“ beisteuern darf. Die Qualität des Zusammenspiels wird
bei der Ganley-Nummer „Blues For the Five of Us“ auf die Spitze getrieben: ultrapräziser Saxofon-Dialog! Auch die drei weiteren Titel, darunter eine Gershwin-Nummer und eine aus der Feder des Pianisten, machen aus „The Jazz Makers“ eine dicke Empfehlung.
rh
X Baritonsaxofon + Tenorsaxofon + Harmonie + Qualität = großer Genuss
Label: Jazz Workshop
Bestellnummer: JW-023
^
Jazz
Rosset Meyer Geiger – What Happened
Nicht nur die Haptik und kreative Gestaltung des Klappcovers machen neugierig auf die Musik, welche sich auf zwei sauber hergestellte
Vinyls verteilt; auch die Tatsache, dass der Pianist ein Instrument der von mir sehr geschätzten und aufgrund des überaus vollen und reinen
Klanges hoch angesehenen Marke Fazioli spielt, lässt mich erwartungsfroh die Nadel in die Einlaufrille setzen. Titelnamen wie „Die Sau“,
„Zebra und Dromedar“ oder „Mannsgoggel‘s Groove (Nei, Nei, Nei) – What Happened?“ tragen ebenfalls zur gespannten Vorfreude bei.
Die Schweizer Josquin Rosset (Piano), Gabriel Meyer (Bass) und Jan Geiger (Schlagzeug) überzeugen vom ersten Ton des passenderweise
„The Beginning“ genannten Openers an. Die Instrumente erzeugen aufgrund der grandiosen Klangqualität eine sagenhafte Atmosphäre;
man meint fast die Töne mit den Händen greifen zu können! Auf traditionellen Strukturen des Jazz aufbauend, zünden die drei kreativen
Köpfe aus ihren allesamt selbst komponierten Stücken ein Feuerwerk an Ideen, die immer wieder überraschen und begeistern. Die Soli und
Improvisationen lassen dabei nichts an Wärme und Ausstrahlung vermissen; sie hüllen den Zuhörer ein wie eine wärmende Decke an einem
kalten Winterabend. Ein Highlight aus den zwölf Stücken herauszupicken, ist meiner Meinung nach nicht möglich, denn die 83 Minuten und
15 Sekunden sind ein einziger Genuss für Ohr, Herz und Hirn. Der LP-Käufer kann sich darüber hinaus über zwei alternative Einspielungen
von „Die Sau“ als Bonus freuen.
rh
X Schließe mich Jazz Hihyo aus Japan vorbehaltlos an: bestes instrumentales Jazz-Album 2010!
Label: Unit Records
Bestellnr.: UTR 4267 / 7 640114 792670
^
Hard Bop
Label: Blue Note
Bestellnr.: AP-84018 / 509994-57629-1-4
Walter Davis Jr. – Davis Cup
So bemerkenswert wie die Unterschiedlichkeit und Qualität der Kompositionen des Pianisten Walter Davis Jr., so verlief auch seine Karriere. In
der Tat ist es kaum zu glauben, dass er sich kurz nach Veröffentlichung von „Davis Cup“, sein einziges Werk für Blue Note, für einige Jahre fast
vollständig aus dem Musik-Business zurückzog und eine Schneiderei aufmachte. Dabei handelt es sich bei der im Jahr 1960 entstandenen
Aufnahme keineswegs um irgendein zweitklassiges Werk, das keiner weiteren Beachtung würdig gewesen wäre, sondern um die Kulmination seiner besten Kompositionen. Nicht umsonst wurde er z. B. häufig von Art Blakey als Songschreiber beauftragt, um sie hier zusammen mit
Donald Byrd (Trompete), Jackie McLean (Altsaxofon), Sam Jones (Bass) und Art Taylor (Schlagzeug) einzuspielen.
Der Charakter aller sechs Stücke ist komplett eigenständig, neben den fünf Up-Tempo-Hardboppern befindet sich auch die heimelige Ballade „Sweetness“ – mein Favorit – auf „Davis Cup“. Sie darf sich alleine auf Seite 2 ausbreiten und hier hat das Saxofon mal Pause; nur die
Trompete darf zweimal kurz erklingen. Bei den anderen Stücken stehen die Bläser jedoch überwiegend im Vordergrund, während sich Walter
Davis Jr. ganz in den Dienst des Quintetts stellt; trotzdem tritt er mit seinem pointiert gespielten Klavier auf jedem Stück auch als Solist in
Erscheinung.
Das häufige Aufstehen, um die beiden Platten zu wechseln, wird belohnt durch erstklassigen Klang, die Fertigungsqualität von Cover und
Vinyl ist auf gewohnt hohen Niveau.
rh
X Ein weiterer Geniestreich aus dem Hause Blue Note, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Nr_5-2011
112 Plattenrezensionen
Klassik
Klassik
^
Label:
L
b l Philips
Phili / Speakers
S k Corner
C
Bestellnummer: PHS 2-920
^
Klassik
Label:
L
b l Columbia
C l bi / IImpex
Bestellnummer: IMP 6004
^
Klassik
Svjatoslav Richter und Mrstislav Rostropowitsch –
Beethoven: Sonaten für Klavier und Cello
Die Cellosonaten stehen nicht gerade an der Spitze der Beethoven-Wahrnehmung. Obwohl auch diese fünf Werke magische Momente besitzen, gehören sie doch zu den „leiseren“ Stücken und fristen ein bisschen ein Schattendasein. Dennoch ist diese Aufnahme von 1964 mit den
beiden sowjetischen Ausnahmesolisten unbedingt empfehlenswert.
Räumlich wirkt die Aufnahme allemal absolut überzeugend. Das damalige Aufnahmeteam hat Prioritäten gesetzt: Das Cello ist Soloinstrument und weiter im Vordergrund, während das Piano etwas nach hinten gerückt wird. Zudem hält sich Richter bei seinen Pianoparts zurück,
setzt auf makellose Eleganz und perlende Kontinuität, während Rostropowitsch deutlich offensiver zu Werke geht und auch mal harsche
Töne anschlägt. Interpetatorisch wirkt das manchmal ein bisschen wie „Barock Meets Romantik“ – nach einer Weile hat man sich an den Stil
der beiden gewöhnt, zumal Richter im Verlauf des Doppelalbums auch beherzter in die Tasten greift und Rostropowitsch souverän genug
ist, sich zurückzunehmen. In den gelungensten Momenten blinden Zusammenspiels klingt das Duo nach weitaus mehr als nur zwei Instrumenten. Presstechnisch ist die Ausgabe des alten Philips-Albums in Ordnung – die Originalbänder zeigen einen unterschiedlich deutlich
wahrnehmbaren Rauschteppich. Dynamisch ist durch die Kleinstbesetzung auch einiges drin, so dass einem gelungenen Hörabend nichts
im Wege steht.
ts
X Zwei legendäre Künstler interpretieren einen Kompositionstitanen – spannend!
New York Philharmonic, Columbia Symphony Orchestra, Leonard Bernstein
– Schostakowitsch, Ravel: Klavierkonzert No. 2, Klavierkonzert in G Dur
Sehr modern klingt das, was da aus den Lautsprechern dringt, fast schon erschreckend. Und ich meine in diesem Fall nicht etwa Schostakowitsch und seinen Mut zur Disharmonie, sondern den Klang dieser Platte des recht neuen Labels Impex. Was man hier aus den über fünfzig
Jahre alten Masterbändern herausgeholt hat, ist schlicht und ergreifend sensationell. Ich habe nichts gegen die Patina uralter Klassik- und
Jazzplatten – wenn man sich aber anhand dieser Platte die Möglichkeiten vor Augen führt, die es offenbar gibt, dann kann der Wunsch nur
lauten: Mehr davon. Extrem offen klingt die Aufnahme, kein bisschen verwaschen und abgerundet. Das Orchester und der Soloflügel mit
Leonard Bernstein als Pianist und Dirigent in Personalunion werden klar und deutlich abgebildet und sind bei aller Raumtiefe äußerst präsent. Dass es gerade im Kopfsatz Schostakowitsch äußerst dynamisch zugeht, wird ungebremst weitergegegeben – Bernstein geht hier an
den Tasten temperamentvoll zu Werke, während er gleichzeitig sein Orchester fest im Griff hat. Der lyrische zweite Satz dagegen zeigt die
Meisterschaft des Komponisten, die tiefe russische Seele nachzuempfinden. Im dritten Satz geht es noch einmal hoch dynamisch zur Sache.
Das Ravel-Klavierkonzert ist, wenn auch älter, teilweise progressiver angelegt – von Beginn an dominieren jazzige Akkordfolgen und immer
wieder eingestreute Blue Notes, während das Orchester immer wieder den Sound einer Big Band imitiert. Überraschende Klangeffekte – man
kann es wirklich kaum anders nennen – machen das Konzert zu einer extrem spannenden Hörreise. Auch diese Aufnahme ist komplett frei
vom Staub der Jahrzehnte, so dass nur eine klare Empfehlung für dieses Album und speziell diese Reissue ergehen kann.
ts
X Ein junger, frisch aufspielender Bernstein in einer ebenso klingenden Aufnahme
Yehudi Menuhin, Philhamonia Orchestra, Walter Süsskind, Efrem Kurtz –
Mendelssohn, Bruch: Violinkonzert E-moll, Violinkonzert Nr. 1 in G-Dur
So etwas wie der deutsche Hausschatz ist diese Kombination geworden: Ich weiß nicht, wie viele Platten es gibt, auf denen sich das Mendelssohnsche und das Bruchsche Violoinkonzert friedlich vereint haben. Es müssen unzählige sein – schon meine Mutter hat angesichts ihrer
eigenen Schallplattensammlung darüber gespottet.
Dennoch: Eine Aufnahme mit Yehudi Menuhin ragt aus der Masse hervor, aufgrund seines unvergleichlichen, intensiven Tons, mit dem er
sich ganz von selbst eine Autorität über das Orchester erspielt. Seine Virtuosität kann er in der vom Komponisten vorgegebenen Kadenz unter Beweis stellen – für einen solchen Ausnahmekönner eine dankbare Gelegenheit. Und doch fasziniert mich auf diesen über 50 Jahre alten
Aufnahme mehr das sehr gut (Abbey Road Studio) bis gut (Kingsway Hall) eingefangene Zusammenspiel von Orchester und Sologeige – im
eleganten Mendelssohn-Konzert wie im etwas nüchterneren Konzert Max Bruchs. Dabei wirkt das Orchester nicht bis ins Letzte aufgelöst,
sondern agiert mehr als geschlossener Klangkörper hinter dem Solisten, das aber in allen Klangfarben.
Die vorliegende Ausgabe von HiQ Records wurde klanglich behutsam modernisiert und technisch einwandfrei auf schwerem Vinyl gepresst.
ts
X Zwei Standards im Repertoire, extrem intensiv interpretiert und klanglich auf sehr hohem Niveau
Label:
L
b l EMI,
EMI HiQ
Bestellnummer: HIQLP004
^
Klassik
Berliner Philharmoniker, Wolfgang Schneiderhan –
Mozart: Violinkonzerte Nr. 4 und 5
Vom Piano aus kennt man es ja noch, auch wenn es kaum noch üblich ist – aber der Sologeiger gleichzeitig als Dirigent? Nun ja, warum nicht:
Wolfgang Schneiderhan war ja jahrelang Konzertmeister der Wiener Philharmoniker. Wenn Ihnen der Name übrigens aus einem aktuellen
Kontext bekannt vorkommt: Der Geiger und der ehemalige Generalinspekteur des Bundeswehr sind Onkel und Neffe.
Aber zurück zur Musik: Die beiden aufgenommenen Violinkonzerte entstammen Mozerts 19. Lebensjahr, einer Zeit, in der der später so
gebeutelte Komponist frei war von Sorgen und Not.
Das kann man auch hören: Die beiden Konzerte könnten Modell stehen für das lange Jahre dominante Mozartbild: reiner Wohlklang, Eleganz
und Harmonie ohne die später in seinem Werk immer häufiger auftauchenden Brüche, unter denen tiefste Abgründe durchblitzen.
Dass es in den eleganten Violinkonzerten dennoch nicht langweilig zugeht, dafür sorgen der technische Anspruch der Komposition und die
Brillanz, mit der Schneiderhan und das Orchester sie meistern.
Von der technischen Seite her gibt es nichts zu bemängeln: Es ist eine etwas ältere Aufnahme mit dem Sound der Deutschen Grammophon,
an dem nicht viel manipuliert wurde. Presstechnisch ist das Album einwandfrei
ts
X Der frühe, schönklingende Mozart in einer makellosen Interpretation.
L
b l DG / Clearaudio
Cl
di
Label:
Bestellnummer: SLPM 139 463
Nr_5-2011
Plattenrezensionen 113
Klassik
Klassik
^
L
b l Tacet
T
Label:
Bestellnummer: Tacet L196
^
Klassik
Label:
L
b l EMI,
EMI HiQ
Bestellnummer: HIQLP005
^
Klassik
Auryn Quartett, Christian Altenburger, Patrick Demenga –
Dvorák: Sextett in A-Dur
Der Blick in das Artwork des Covers erweckt etwas ungute Gefühle: Statt Bildern des Komponisten und/oder der Musiker findet man: Mikrofone. Dazu gibt es neben den üblichen Informationen zu Werk und Künstlern noch einen Text über die Geschichte von Microtech Gefell.
Da könnte ganz schnell die Frage aufkommen, aus welchen Beweggründen so ein Album produziert wurde – wegen der Musik oder für die
Hardcore-Audiophilen, die sich so eine Scheibe für ihre Anlagentest-Sammlung einverleiben?
Nun, ich kann Entwarnung geben: Auch auf dieser Tacet-Produktion (die natürlich ausschließlich mit Röhrenmikrofonen gemacht wurde)
steht die Musik im Mittelpunkt – natürlich exzellent eingefangen durch die versierten Tontechniker.
Das Auryn-Quartett, ergänzt zum Sextett, ist so etwas wie die Hauskapelle des Tacet-Labels und kann auf eine beeindruckende Reihe von
Erfolgen in den 30 Jahren seines Bestehens zurückblicken.
Dvoráks Sextett, ein straff durchkomponierter und doch ländlich verwurzelter Viersätzer, zeigt die Musiker in Bestform. Zwischen klassischer
Strenge und Ausgelassenheit pendelnd, steht bei ihnen stets die Hingabe an die Komposition und das Zusammenspiel, den Gesamtklang im
Vordergrund. Durch die aufwendige Mikrofonierung ist man als Zuhörer sehr nah am Geschehen und kann den einzelnen Stimmen mühelos
folgen. Auch das Timbre der Instrumente wirkt verblüffend lebensecht – näher an das Live-Erlebnis kann man kaum kommen.
ts
X Musikalisch souveräne, klanglich sehr gelungene Aufnahme eines seltener gespielten Werks.
Beim nächsten Mal aber ruhig auch mal die Musiker zeigen!
English String Music, Barbirolli – Elgar, Vaughan Williams:
Introduction and Allegro for Strings u.a.
Und noch eine klanglich hervorragende Aufnahme, für die HiQ Records verantwortlich zeichnet.
Elgars Introduction and Allegro for Strings geht sofort in die Vollen: Ein sehr gut mikrofoniertes Streicherensemble schlägt einen ein fast
schon archaischen Tutti-Akkord an, um dann in ein intensives Wechselspiel zwischen orchestralen und kammermusikalischen Elementen
zu beginnen. Dabei zeigt Elgar seine Meisterschaft als Meister der Verwebung komplexer Stimmführungen ebenso wie seine Fähigkeit, dem
Orchester einen ganz bestimmten „britischen“ Gesamtklang zu entlocken – schön zu hören in der etwas weniger sperrigen Serenade, die
die A-Seite beschließt.
Vaughan Williams wirkt als Komponist etwas erdverbundener als Elgar – nichtsdestoweniger klingt der Beginn der Fantasia mystisch und
fremd, bevor das lyrische Thema einsetzt – ein bisschen fühle ich mich an Edvard Griegs Peer Gynt Suite erinnert, im positiven Sinne: Diese
Musik spricht den Hörer in ihrer Erhabenheit emotional sehr stark an. Eine hübsche Abrundung erfährt das Album durch die Fantasia on
„Greensleeves“, in der das alte Lied elegant bearbeitet die Würdigung erfährt, die die wunderschöne Melodie verdient hat.
Die Aufnahme von 1963 verbirgt ihr Alter nicht – ist aber heute noch gut anhörbar – der Gesamtklang der Streicher unter John Barbirolli ist
einfach phänomenal.
ts
X Schöne Kompilation zwei der wichtigsten englischen Komponisten der Romantik – klanglich und technisch hervorragend.
I Musici – Geminiani, Pergolesi, Vivaldi: Concerts and Follies in Pergolesi´s Time
Aus dem „Club der 496“ des audiophilen Kleinlabels Fonè stammt auch diese Aufnahme von Stücken aus der Zeit Giovanni Battista Pergolesis
– neben Pergolesi sind als Komponisten noch Francesco Geminiani und Antonio Vivaldi vertreten. Die anlässlich des 300. Geburtstags des
namensgebenden Komponisten entstandenen Aufnahmen zeigen das legendäre Ensemble I Musici in ihrer gesamten Abgeklärtheit und interpretatorischen Überlegenheit. Was jetzt nicht heißen soll, dass hier ein paar alte Männer ihre Notenblätter herunterspielen, nein, es geht
nur unglaublich diszipliniert zu – niemand muss sich etwas beweisen und die perfekte Beherrschung eines Instruments resultiert in einer
mühelosen Leichtigkeit des Spiels. Den Lohn der Mühe der Musiker erntet der Zuhörer: Das Ensemble spielt aufgeräumt, transparent – so
geht perfekte Durchhörbarkeit. Und so kann man den kleinen zeitlichen Bogen vom unbekannteren Geminiani bis zum Barocktitanen Vivaldi
gut nachvollziehen, auch die verschiedenen Schulen, aus denen die Komponisten stammen.
Aufnahmetechnisch haben wir es wieder mit einer Minimalkonfiguration zu tun, wie es bei Fonè üblich ist: Ein paar Neumann-Röhrenmikrofone, ein paar selbst gebaute oder modifizierte Mikrofonverstärker und Kabel und dazu eine Bandmaschine – fertig. Über die Akustik des
Aufnahmeraums kann man geteilter Ansicht sein – ich würde ihn mal irgendwo zwischen atmosphärisch und hallig einordnen.
ts
X Nette kleine Kompilation italienischen Barocks in authentischer Atmosphäre
L
b l Fonè
F è
Label:
Bestellnummer: 034J / Lp
^
Klassik
Gheorge Zamfir et Marcel Cellier – Zamfir/Celier: Flûte de Pan et Orgue
Klassische Musik im strengeren Sinne ist das hier natürlich nicht, dafür aber hoch interessant. Gheorge Zamfir, der für mich wie wahrscheinlich für viele andere auch in der Schublade „Einsamer Hirte“ lag, interpretiert hier, nur von Marcel Cellier auf der Orgel begleitet,
Bearbeitungen von traditionellen Stücken aus Transsylvanien. Klingt ein bisschen schräg? Nun, ganz sicher, aber das Resultat ist verblüffend:
Was Zamfir und Cellier da auf die Beine gestellt haben, reißt einen vor der Anlage genauso vom Hocker wie das Publikum während der australischen Live-Auftritte. Weniger ist eben doch manchmal mehr: Die Aufnahmen wurden von der Frau des Organisten mit zwei NeumannMikrofonen und der Nagra-Bandmaschine auf dem Schoß mitgeschnitten. Dass diese Aufnahme mit ihrer frappierenden Räumlichkeit und
Dynamik jetzt so extrem authentisch auf Vinyl vorliegt, haben wir dem exzellenten Mastering Stan Rickers zu verdanken.
Und so zieht Gheorge Zamfir alle Register seines Könnens, lässt seine Panflöte singen, klagen und auch teilweise extrem aggressiv in den
höchsten Lagen angreifen, dass es einem zu Hause angst und Bange um die Hochtöner wird. Über zwei Plattenseiten wirkt die Musik vielleicht in bisschen wie Variationen über ein Thema, aber auch durch die zahlreichen Klangfarben, die Cellier der Orgel entlockt, die sich meist
dezent zurückhält, fühlt man sich in eine geheimnisvolle musikalische Welt hineingezogen, die vom ersten bis zum letzten Ton extrem
fasziniert.
ts
X Musikalisch eindringlich, dynamisch extrem – eine der am besten aufgenommenen Platten, die ich überhaupt kenne!
L
b l AudioNautes
A di N
Label:
Bestellnummer: AN-1001
LP_5-2011
114 Vorschau
Impressum
Das lesen Sie in der Ausgabe 6/2011:
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^
Spezialfall
Die Lautsprecher Swissonor B.A.C.H.
benötigen etwas Hilfe von Wand
oder Ecke – dann aber spielen sie
ganz groß auf. Wie gut PA-Technik
zu Hause klingen kann, verraten wir
Ihnen im kommenden Heft
Die laute Referenz
Mit einer gesunden Ausgangsspannung von über 4 Millivolt ist
das Grado „The Reference“ quasi
ein „Statement“ für MM-Eingänge
^
Herausgeber und Verlag:
Michael E. Brieden Verlag GmbH
Gartroper Straße 42, D-47138 Duisburg
Telefon: 0203 4292-0, Fax: 0203 4292-149
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X
Redaktion LP
Verlagsanschrift
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X
Chefredaktion: Holger Barske
X
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X
Redaktion:
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X
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X
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X
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X
Fotostudio:
Stephan Schlüter, Lars Brinkmann
X
Sonstige Fotografie:
Holger Barske, Thomas Schmidt
X
Artdirection, Grafik und Layout:
Markus Bethke, Heike Jans, Claudia Hurtienne
X
Druck:
Die Wattenscheider, Medien Vertriebs GmbH, D-45133 Essen
X
Testgeräteverwaltung: Michael Rochow, Michael Baldeau
Leserservice: Michaela Erkens
Anzeigenbearbeitung: Heike Pens
Röhren satt
Jahrelang hören wir schon mehr als zufrieden mit dem Malvalve
Preamp Three – jetzt steht sein großer Bruder auf der Testliste und
im Hörraum
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X
X
X
X
Vertrieb:
ASV Vertriebs GmbH, D-20097 Hamburg
X
Abonnenten-Service:
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Außerdem
Vorbehaltlich kurzfristiger Änderungen sind außerdem unter anderem Tests
folgender Komponenten vorgesehen: Plattenspieler „Chameleon“ von Rossner
& Sohn, Phonokabel von HMS, Lautsprecher von Vroemen und Audio Physic
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Die nächste Ausgabe von LP erscheint am 9. September 2011
Nr_5-2011
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Immer sauber bleiben!
Loving music
Der Beweis unter dem Rasterelektronenmikroskop:
VOR DER REINIGUNG
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Vinylrille unter dem Rasterelektronenmikroskop
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Verschmutzung
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– aus Liebe zur Musik!
Schallplattenschonende Reinigung bis zum Grund
der Rille.
Automatische Ableitung elektrostatischer Aufladung.
Minimierte Reinigungsdauer < 60 Sekunden.
Doppelseitige Reinigung
(Double Matrix PROFESSIONAL).
Leistungsoptimierte Vakuumabsaugung.
Komplett neues Design.
Verwendung ausschließlich höchster Materialqualität.
Minimierte Geräuschentwicklung bei Reinigung.
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Smart Matrix PROFESSIONAL: 3 Jahre Garantie.
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* bei Einsendung der Garantiekarte.
U Radio Körner, Dresden, 0351-4 95 13 42 U ProfiMusik, Lüneburg, 04131-3 32 46 U Uni HiFi, Bremen, 0421-32 47 11 U Friwi Lübbert, Bielefeld, 0521-6 10 04 U Hifi Audio
Ulrike Schmidt, Düsseldorf, 0211-78 73 00 U Hifi Studio Liedmann, Bochum, 0234-3 84 96 97 U Pawlak Hifi-Studio, Essen, 0201-23 63 88 U Audio Forum, Duisburg, 0203-37 27 28
U Auditorium, Hamm, 02381-9 33 90 U HiFi Dillity, Aschaffenburg, 06021-2 41 88 U HiFi Belzer, Saarlouis, 06831-12 22 80 U Expert Galerie, Mannheim, 0621-3 09 81 10
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