Ausgabe 11-2014
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Ausgabe 11-2014
Einwanderer auf Dauer 19. Jahrgang Nr. 11/2014 EVP: 1 Euro Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Nicht nur in den Siedlungsgebieten trifft man den Procyon lotor, den Waschbär an. Fast alle der geschätzten 1,5 Millionen mitteleuropäischen Waschbären stammen von nur zwei Paaren ab, die 1934 am Edersee in die Freiheit entlassen wurden. Sie loszuwerden ist schwierig, die meisten Methoden sind verboten. Gegen Hunde bleiben die Bären meist Sieger, lebend fangen und an anderer Stelle wieder aussetzen, ist gesetzlich verboten. Für tödliche Fallen braucht man eine Fangerlaubnis. Vertreiben mittels Lärm (lautes Radio), Beleuchten seines Verstecks mit hellem oder flackerndem Licht oder durch unangenehme Gerüche (Mottenkugeln) hilft meist nur auf kurze Dauer. Schon ist der nächste da. Foto: Dittmann Über’m Abgrund Inhalt Künstler-Serie in jot w.d.: Viele Leser werden sich an Sänger und Musiker ihrer Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet, was aus ihnen geworden ist. Heute: Arnulf Wenning. Seite 3 BVV ins Kino: Liegt das Zentrum des Bezirks am Helene-WeigelPlatz? Es gibt Vorschläge, im ehemaligen Kino Sojus einen Multifunktionssaal zu bauen, in dem auch die BVV tagen soll. jot w.d. suchte Informationen. Seite 4 Neue Poliklinik: Das neue Gesundheitszentrum am ukb bietet nach zweijähriger Bauzeit Platz für 40 Ärzte aus sechs Fachrichtungen. jot w.d. bemerkte auch, dass das Konzept Poliklinik zu neuem Leben erwacht. Seite 5 Zu teurer Müll: Müssen Eigenheimbesitzer bei der Müllabfuhr mehr bezahlen als Mieter im Geschosswohnungsbau? Dieser Frage ging die Abgeordnete Marion Platta nach, jot w.d. folgte ihr und kam zu gar nicht erstaunlichen Erkenntnissen. Seite 11 In den zwei Jahren seines Bestehens konnte der Kletterpark „Bergwerk“ in der Hellen Mitte bereits mehr als 100 000 Besucher zählen. Nun hat Kletterchef Sören Sydow eine zusätzlich Attraktion in das Atrium einbauen lassen – einen Klettersteig. Der soll ein Gefühl von Hochgebirgssport vermitteln, denn anders als im Bergwerk geht es hier tatsächlich aufwärts. Drei Runden, jede immer einen Schwierigkeitsgrad höher als die vorhergehende, können Fans absolvieren. Ein Höhepunkt dabei ist sicher die 25 Meter lange Seilrutsche quer durch das Atrium hoch über en Köpfen der Besucher des Eiscafés. Damit denen nichts in die Tassen fällt, müssen Kletterer (Mindestalter 12 Jahre) am Beginn alle Jacken- und Hosentaschen leeren. Wer die neue Anlage zusätzlich zum Bergwerk bucht, zahlt 6 Euro mehr, ein Solobesuch schlägt mit 22 Euro für eine Stunde (Da kann man die drei Runden schaffen, sagt Sydow.) zu Buche. Auf jeden Fall erfolgt zuerst eine umfassende Einweisung durch Trainer wie Steven Febrant, der hier die „asiatische Hängebrücke“ in Runde drei bezwingt. Foto: Nachtmann Liebe Leser, vor längerer Zeit, in Ausgabe 5/2009, habe ich an dieser Stelle schon einmal etwas zum „Unrechtsstaat“ geschrieben. Das hat damals kaum jemanden interessiert. Jetzt aber, da Politiker und Pfaffen sich dieses Begriffs in öffentlicher Auseinandersetzung (mit sich selbst und mit der jüngeren Geschichte) bedienen, sind die Gazetten und TV-Sendungen so voll davon, dass man es schon nicht mehr hören mag. Was ist dran am wechselseitigen Geschrei? Nichts. Denn bei unaufgeregter Betrachtungsweise kann man nur zu dem Schluss kommen, dass diese Bezeichnung von einigen Damen und Herren in der Tat als „Kampfbegriff“ genutzt wird, dass sich an der Sache selbst aber deshalb nichts ändert. Wer die DDR als Diktatur bezeichnet, und das war sie ja sogar in ihrem Selbst- Rechtsstaat und Kommunismus verständnis, kommt nicht umhin, anzuerkennen, dass Diktatur per se Unrecht, staatliche Diktatur also den Unrechtsstaat charakterisiert. Das heißt ja noch lange nicht, dass alles nur Unrecht war, dass es ausschließlich Unrecht gegeben habe. Auch im Rechtsstaat geht ja nicht alles mit rechten Dingen zu. Und da meine ich nicht nur die allumfassende Überwachung und Ausspionierung mit Methoden, von denen „Ete“ nicht einmal zu träumen wagte. Immer wieder gibt es Berichte, wie etwa Hausbesitzer vorgehen, um Mieter (zum Zwecke der Gewinnmaximierung) aus ihrer Wohnung zu vertreiben. Die Methoden könnten weitgehend einem Lehrbuch des Ministeriums entstammen, zusammengefasst heißen sie Zersetzung. „Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd“, schrieb Publius Terentius Afer (Terenz), einer der berühmtesten römischen Komödiendichter, in seinem Stück „Der Selbstquäler“. Die Vorstellung, der Mensch sei per se „gut“, war ja schon immer irrig. Auch deshalb braucht es einen Rechtsstaat. Für mich war damals übrigens das Schlimmste, dass wir als Kinder und Jugendliche ohne Unterlass zum „Hass“ erzogen wurden. Bedrückenderes kann es gar nicht geben. Allein dies reicht aus, ein „Unrechtsstaat“ zu sein. Mit dem Rechtsstaat aber verhält es sich wie mit dem Kommunismus, von dem Bert Brecht meinte, er sei „das Einfache, das schwer zu machen ist“. Ehe Sie nun aber fürchten, der Rechtsstaat münde unweigerlich im Kommunismus, wünsche ich Ihnen erst einmal viel Spaß mit dieser 219. Ausgabe von jot w.d. Ihr Ralf Nachtmann 2 jot w.d. 11/2014 Bilder und Nachrichten des Monats Eine Zeitung ist kein Buch und jot w.d. kein 80-seitiges teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb ist es am Ende eines jeden Monats wieder so, dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente haben wir im Bild festgehalten und wollen unseren Aktuell Simply the Best Lesern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie erst machen das Leben vollkommen. Red. degewo: Jahn folgt auf Bielka Berlin – Die degewo hat mit Kristina Jahn ein neues Vorstandsmitglied. Die gebürtige Essenerin leitet gemeinsam mit Christoph Beck die Geschäfte der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Frank Bielka geht nach elf Jahren an der Spitze des Unternehmens in den Ruhestand. Zentrale Aufgaben für die kommenden Jahre sieht die neue Chefin im Neubau, der sozialen Quartiersentwicklung und im Projekt Zukunftshaus, bei dem ein Bestandsgebäude zu einem Nullenergiehaus umgebaut wird. Die Diplom-Ingenieurin und Be- triebswirtin war zuletzt als Geschäftsführerin bei Deutsche Annington Business Management GmbH für den Geschäftsbereich Christoph Beck, Kristina Jahn. Westfalen verantwortlich. Kristina Jahn ist verheiratet und hat vier Kinder. Bei der degewo ist sie vor allem für den operativen Bereich verantwortlich. Und während die degewo an der Spitze nun schon eine Neue hat, sucht sie an der Basis Nachwuchs. Unter dem Motto: „Du bist perfekt, so wie du bist“, sollen Frauen und Männer angesprochen werden, „die auch Ecken und Kanten haben“. Die Kampagne läuft bis zum 14. Dezember 2014. Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz sind bis Jahresende möglich. „Wunderwelt der Insekten“ Marzahn – In einer Ausstellung „Wunderwelt der Insekten“ präsentiert die Mark-Twain-Bibliothek zum zweiten Mal nach einer Blumenserie Fotos von Annelie Krämer. Die Makrofotografie von Blüten sowie Insekten ist spezielles Gebiet der 1950 in Thüringen geborenen Tochter eines Gärtnerehepaares. Teures Ticket S Marzahn-Hellersdorf – Einem Antrag der Piraten, sich beim Senat dafür einzusetzen, das Sozialticket der VBB günstiger werden zu lassen und damit an den ALGII-Regelsatz für die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln anzupassen, wurde in der BVV mit den Stimmen von SPD, CDU und Bündnis90/Grüne abgelehnt. Aboschein Ja, ich möchte Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf jeden Monat erhalten und abonniere die Zeitung zum Jahrespreis von 12 Euro incl. Zustellung, (außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro) Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12. Ausgabe schriftlich gegenüber dem jot w.d.-Herausgeber kündige. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung. Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt). Bitte liefern Sie an folgende Adresse: Name:................................................................................... Straße:.................................................................................. PLZ, Ort:............................................................................... Telefon:................................................................................. Datum:.................. Unterschrift:..................................... Ausschneiden und per Post an: jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 56 20 173 email-Bestellung unter: [email protected] Sorgten mit ausgeklügelten Auftritten für feine Unterhaltung: Sven Simon, Katrin Lau (re.), Beatrice Sowa. Foto: Dittmann Friedrichshagen – Sie nennen zug durch die deutsche und intersich „Petit Palais“ und gehören zu nationale Schlager-, Pop- und der bekannten „Pallas Show Rockwelt reichte von den Hits der Band“. In Dreier-Besetzung (Sven 1950-er Jahre über Disko-Hits der Simon, Katrin Lau und Beatrice 60-er und 70-er Jahre bis zu Sowa) entfachen sie mit eigenen ABBA, Tina Turner, NENA oder Show-Programmen wie „Simply Udo Jürgens. Eine musikalische the Best“ oder „Souvenirs, Souve- Länderreise führte von Frankreich nirs“ ein wahres musikalisches nach Spanien und Griechenland. Feuerwerk. Toll die jeweils passende KostüZu erleben war das kürzlich im mierung, sozusagen im fliegenden Saal vom Restaurant „Bräustübl“ Wechsel. Spaß und gute Laune bis am Müggelseedamm. Der Streif- zum letzten Ton. I. Dittmann jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ... So erreichen Sie die Redaktion: Post: jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin Tel.: 56 58 70 99, email: [email protected] Im Internet unter www.jotwede-online.de Anzeigenberatung: 0179-6987186 Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Spendenkonto IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00 Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt. Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 4. Dezember 2014 Redaktionsschluss: 25. November 2014, Anzeigenschluss: 27. November 2014 IMPRESSUM jot. w. d. Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V. Anerkannt gemeinnützige Körperschaft Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: [email protected] Redaktion: Ingeborg Dittmann, Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion) Ständige Autoren: L. Schuchert, H. Sandow, D. Neidigk Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 21. November, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos. Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein. Vereins- und Spendenkonto: IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00 Leute jot w.d. 11/2014 Der Unerbittliche Rainer Eppelmann gedachte des Mauerfalls Mit einer Feierstunde anlässlich des 25. Jahrestages der Grenzöffnung begann die BVV ihre jüngste Sitzung am 23. Oktober. Als Festredner hatte Vorsteherin Kathrin Bernikas Rainer Eppelmann eingeladen – Pfarrer in der DDR (weil er nicht wie gewünscht Architektur studieren durfte), Dissident, später Minister, unter Modrow „ohne Geschäftsbereich“, unter de Maiziere für Abrüstung. „Ich nehme Lenin zum Zeugen“, sagte der 71Jährige. „Wenn die da oben nicht mehr können und die da unten nicht mehr wollen, dann ist Revolution.“ Heute würden junge Menschen fragen: Warum war damals eigentlich Revolution? Wie lebten die Menschen damals, und was wollten sie eigentlich? „Ich habe die DDR vom ersten bis zum letzten Tag erlebt“, erzählt er. „Ich kann den Vergleich zu heute ziehen.“ Eppelmann berichtet vom 17. Juni 1953, vom Mauerbau, und davon, dass „wir jeden Abend auswanderten“, nämlich via Westfernsehen. So sahen die allermeisten DDR-Bürger auf dieser Art von „Reise“ eine Alternative zu ihrem eigenen Leben und fragten: Sind die denn so viel klüger und besser? Natürlich nicht. Also gab es nur eine Antwort: Das liegt am System. „Vom In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren – Schlagzeilen machten. Wie geht es den Publikumslieblingen von einst heute? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen unsere Serie in dieser Ausgabe mit dem Magdeburger Sänger Arnulf Wenning fort. Vom steppenden „Paradiesvogel“ zum soliden Swing-Interpreten Rainer Eppelmann sprach vor der BVV. Foto: Nachtmann Kriegsende bis zum Schluss verließen fast vier Millionen Menschen das Paradies der Arbeiter und Bauern“, zählt der Pfarrer auf, „waren die alle betrunken?“ Über Wahlfälschungen („alle sind einer Meinung, was für ein schreckliches Menschenbild!“) und Raketenjahre („hielt Erich Honecker die SS 20 für Friedenstauben?“) kam er zur „friedlichen Revolution, die auf beiden Seiten erst am 9. Oktober in Leipzig begann“. Nun möchte er gern 93 Jahre alt werden, „um wenigstens ein Jahr länger in der Demokratie zu leben, als ich in der Diktatur leben musste“. Eppelmann erhielt auch viel Applaus von der Linksfraktion. R. Nachtmann Horst Pomierski feiert 80. Geburtstag Horst Pomierski mit der „Gründungskapsel“ des neuen Turms der Krankenhauskirche im Wuhlgarten, die er am 10. Dezember 2011 zur Turmspitze brachte. Foto: Nachtmann Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 120 Arnulf Wenning Ein verdienter Ehrenamtler Am 8. November wird unser Nachbar, seit vielen Jahren treuer Leser von jot w.d., 80 Jahre alt. Zu diesem Jubiläum gratulieren 3 wir von ganzem Herzen, vor allem wünschen wir, dass es mit der Gesundheit wieder aufwärts geht! Kennen gelernt hatten wir uns, wie das bei Katzenfreunden so ist, über einen schwarzen Kater namens Blacky. Horst und seine Frau Ute haben seit Jahrzehnten ein Wochenendgrundstück in Mahlsdorf Süd, gleich gegenüber unserer Redaktion. Das Findelkind hatten sie aufgepäppelt und über Jahre gehegt und gepflegt. Ihr ein und alles war der Schwarze. Am Ende hat Horst dem kleinen kranken Patienten noch einen schönen Lebensabend in der Lichtenberger Neubau-Wohnung bereitet. Überhaupt hat er’s mit Tieren. Viele Jahre lang leitete er im Ehrenamt den Streichelzoo des Psychosozialen Zentrums im Wuhlgarten. Nun, da er Blacky und all die anderen Streicheltiere nicht mehr hat, kümmert er sich rührend um die Mahlsdorfer Nachbarkater – kein Gartenbesuch ohne Leckerlis in der Tasche. Seit vielen Jahren hilft er, natürlich ehrenamtlich, bei den vielen kulturellen Events der IG Kirche in der Krankenhauskirche am Brebacher Weg. Im Dezember 2004 verlieh ihm der Bezirk MarzahnHellersdorf den Ehrenamtspreis. Am 9. November gestaltet der Wuhlgarten e.V. für Horst eine kleine Feier in der Krankenhauskirche, 11 Uhr, nach dem Gottesdienst. Alles erdenklich Gute, lieber Horst, Inge & Ralf Auch wenn er seit Jahren ganz andere Musik macht und meist im „soliden Anzug“ auftritt – der Name Arnulf Wenning wird wohl auf immer mit dem steppenden Pop-Sänger im schrillen Outfit verbunden bleiben. Vor allem aber mit seinem Superhit „Eisdame“, den ihm der Komponist und Musiker Arnold Fritzsch 1986 gewissermaßen auf den Leib schrieb. Mit diesem DiskoSong gewann er den zweiten Preis beim internationalen Interpretenwettbewerb im ungarischen Siofok, belegte den 1. Platz beim Nachwuchsfestival „Goldener Rathausmann“ in Dresden und wurde Publikumsliebling. In Unterhaltungssendungen des DDR-Fernsehens wie Sprungbrett, Stop! Rock oder bong lief der Titel des wie Fred Astaire steppenden Magdeburgers rauf und runter. Dabei gab es einen Song, der noch erfolgreicher war – zumindest in mehreren osteuropäischen Ländern. Mit „Rot so rot“ (ebenfalls Fritzsch) erhielt Wenning 1987 sogar eine „Goldene Schallplatte“. Dabei wandelte der Sänger in dieser Zeit erst seit zwei Jahren auf Solopfaden, denn bis 1985 gehörte der 1957 in Stendal geborene Musiker verschiedenen Rockbands an. Seine musikalische Karriere begann der gelernte Elektriker mit 17 im Studiochor Magdeburg. Autodidaktisch hatte er sich das Spielen auf der Querflöte beigebracht, was er während seines Studiums an der „Hochschule für Musik Franz List“ in Weimar zwischen 1979 und 83 (Gesang und Querflöte) vertiefen konnte. Zuvor schon hatte Wenning mit Freunden die Magdeburger Gruppe „Gatalula“ gegründet (1977-80), zelebrierte eine Art „Weltmusik“ mit Texten von Hesse und van Veen. Zu Beginn des zweiten Studienjahres wurde er Sänger der damals schon sehr bekannten „Blödelgruppe“ Reggae Play (bis 1984). Die Mischung aus Reggae, Pop, Rock und Comedy fand zahlreiche Anhänger (noch heute legendär: die „Fahrradtour“). Doch Mitte der 1980-er wollte sich der Magdeburger neu orientieren und startete eine Solokarriere als Sänger. So richtig aufwärts ging es aber erst nach einer Begegnung mit dem Komponisten Arnold Fritzsch (Gruppe „Kreis“), der ihm Songs wie „Eisdame“, „Rot so rot“, „Mäd- chen“ und „Frau oder Mann“ schrieb und AMIGA 1987 seine erste Langspielplatte „Arnulf Wenning“ produzierte (2007 erschien eine Neuauflage als CD mit drei Bonustiteln). TV-Auftritte und Tourneen durch die CSSR, Ungarn, Polen, Bulgarien, die UdSSR, Syrien, Jordanien bis in die Mongolei folgten. Wie die meisten Ostmusiker fiel Wenning in Zeiten der politischen Wende in ein tiefes Loch. Er gründete die Schlager-BeatKapelle „Arni & die Schlagersterne“, spielte Hits der 1960er und 70-er Jahre bei Volksfesten und in Hotels. 1993 machte sich der Sänger seinen lang gehegten „Traum vom Fliegen“ wahr und absolvierte eine Ausbildung als Heißluftballonpilot. Mit eigener Firma arbeitete er bis 1986 u. a. für den MDR und war als Fotograf unterwegs. Die nächste Etappe (1996-99) war sein Projekt „German Dance House feat. Arnulf Wenning“. Umgeben von schönen Tänzerinnen trat er mit Hits der 1960-er bis 80-er mit DanceSound Deutschland weit auf, zeitweise auch wieder mit Reggae Play und einer Filmshow. Weitere Projekte wie „Die große Freiheit“ und „Die Liederpiraten“ laufen erfolgreich. Als Capitano Arnulfo nebst Besatzung sang er Lieder über Seemannsabenteuer und interpretierte Hits der alten UFA-Stars wie Hans Albert. Auf seine „Jugendliebe“ kam Arnulf Wenning vor etwa zehn Jahren zurück – den Swing. Mit seinen Swing-Interpretationen geht er seit 2003 mehreren Projekten nach. Er gründete „Die Romantiker“ als Live-Band, die „Arnulf-Wenning-Band“, tritt mit „The Swingin’Ladies“ auf und arbeitet seit 2005 mit der „Leipzig Big Band“ unter Leitung von Frank Nowicky zusammen. 2014 produzierte er wieder einen eigenen Song – „Ein Spiel“ (Musik Gabor Presser, Text Jana Sohnekind). Ingeborg Dittmann Abb.: Arnulf am Beginn seiner Solo-Karriere, 2009 mit Reggae Play in Berlin, mit seinen Tänzerinnen und seine neueste Scheibe. Fotos: nl-Archiv, Nachtmann, PR In dieser Serie erschienen bisher: Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Hans die Geige, Michael Hansen, Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Jörg Hindemith, Ruth Hohmann, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Erhard Juza, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert Klein, Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Henry Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger, Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann, Gisela May, Achim Mentzel, Sandra Mo & Jan Gregor, Gerti Möller, Gruppe MTS, Gaby Munk & Ingo Krähmer, Gerd Natschinski, Thomas Natschinski, Roland Neudert, Omega, Peter Paulick, Ines Paulke, Jenny Petra, Eva Maria Pieckert, Die Prinzen, Die Puhdys, James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Reform, Gaby Rückert, SANDOW, Christian Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze, Hartmut Schulze-Gerlach, Sonja Siewert & Herbert Klein, Silly, Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Dina Straat, Theo-Schumann-Combo, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler. Brigitte Ahrens, Rosemarie Ambé, Julia Axen, Franz Bartzsch, Arndt Bause, Olaf Berger, BERLUC, HansJürgen Beyer, Hansi Biebl, Holger Biege, Dieter Birr, Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Tamara Danz, Kurt Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Walter Eichenberg, Hartmut Eichler, electra, Engerling, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Peter Gotthardt, 4 jot w.d. 11/2014 Großsiedlung Viel los im „Kompass“ Gemeinsame Stunde in der Rotunde Hellersdorf – Am 15. November veranstaltet das Kommunalpolitische Forum Berlin im Kompass – „Haus im Stadtteil“, Kummerower Ring 42, eine Podiumsdiskussion mit Manuela Schmidt (MdA) und weiteren Gästen zum Thema Bürgerhaushalt. Beginn 10 Uhr, Eintritt frei. Das Kindertheater Rasselbande präsentiert am 7. November, 10 Uhr, unter dem Titel „Der Herbstwind und die Zottelmaus“ Liedergeschichten zum Mitsingen, Mittanzen und Mitspielen für Kinder ab 3 Jahren. Am 16. November, 14 Uhr, lädt DJ Milan zum Seniorentanz ein. Agathe Leselust erzählt am 18. November, 17 Uhr, Märchen für Große und Kleine und stellt anschließend ein Minibuch von Wolfgang Palko mit englischen Märchen vor. Info www.klub74.de, Tel. 56 49 74 01. I.D. Mietertreff „WuhleAnger“ mausert sich zum Freizeittempel Offene Bücherschränke Marzahn-Hellersdorf – Die BVV beschloss, das Bezirksamt möge „in geeigneten Einrichtungen“ so genannte offene Bücherschränke (Schränke im öffentlichen Raum, in denen Bürger gebührenfrei Bücher ablegen und entnehmen können) einrichten. RN Marzahn – Gestaunt wurde schon lange an der Schleusinger Straße, gegenüber dem evangelischen Gemeindezentrum. Die Berlin-Brandenburgische Wohnungsbaugenossenschaft (BBWBG) hatte sich mutig – übermütig, wie manche übereifrig kritisierten – entschlossen, zu den angestammten Anlagen an der Cecilienstraße, dem Mehrower Bogen und den Märkischen Karrees ein Mehrgenerationen-Ensemble zu bauen, in dem sich Kinder und Senioren fürsorglicher Betreuung erfreuen können, und das in direkter Nachbarschaft mit ganz normalen Mieterinnen und Mietern. Die Presse hat im Sommer ausführlich darüber berichtet. Als nebenbei noch die Kunde die Runde machte, dass unterdessen auch im brandenburgischen Oranienburg eine Wohnanlage das Logo der BBWBG schmückt, blieben viele Münder offen bzw. ihnen entschlüpften furchtsame Laute. Das zur Vorgeschichte. Die Gegenwart lautet: Genossenschaftlich wohnen heißt in einer starken Gemeinschaft zu leben. Dieser Philosophie wurde nun ein festes und attraktives Fundament geschaffen. Zwischen die beiden Wohnhäuser mit dem Pflege- und dem Kinderbetreuungsabteil setzten die Bauherren ein architektonisches Ausrufungszeichen, eine Rotunde, die aber keineswegs eine „Renommierschüssel“ sein will. Vielmehr beabsichtigte der Vorstand hier, über mieten, wohnen, reparieren hinaus einen Ort einzurichten, der die Mieter nicht auseinander, sondern zusammen- führt. Einen Hort der Geselligkeit, dessen Name „WuhleAnger“ die Richtung vorgibt. In Österreich hätten sie vielleicht „WuhleStadl“ gesagt und dasselbe angeboten: Spiele, Handarbeiten, Beratungen und Gruppentreffs und immer wieder geselliges Beisammensein. Am 20. Oktober öffnete Prokuristin Jutta Zwick mit der ersten Buchlesung im „WuhleAnger“ überdies ein breites Fenster für die Kultur. Gewissermaßen ein „Eigengewächs“ aus den Märkischen Karrees hat sie gewonnen, den literarischen Start im Mietertreff zu vollziehen: Rolf A. Goette, Autor von unterdessen acht Ro- manen, die er alle als Rentner geschrieben hat. Auch deshalb besitzt er einen besonderen Nimbus in Marzahn, der aber noch gestärkt wird durch den Umstand, dass er sich mit seiner Frau nach 43 Jahren Berufstätigkeit und Leben im Remstal, einem an Naturschönheiten reichen Naherholungsgebiet der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart, entschlossen hatte, „den Lebensmittelpunkt nach Marzahn NordWest“ zu verlegen. Kaum zu glauben. Ein Alt-Bundesbürger! Aber gebürtiger Berliner. Und der las nun. Allerdings nicht unbedingt Vergnügliches. Hort der Geselligkeit: Im modernen Anbau, wo Mieter zusammenfinden sollen, las „Kultautor“ Rolf A. Goette. Fotos: Preußing Doch Spannendes allemal. Allerdings hatte Autor Goette gleich zu Beginn seiner Lesung darauf aufmerksam gemacht. Seine Romane, die sich mit der organisierten Kriminalität und ihrem politischen Umfeld auseinandersetzten, seien mitunter noch brutaler als die Realität. Dass sich die Veranstalter der Wohnungsbaugenossenschaft zum Auftakt Auszüge aus dem MafiaRoman „Palermo, Remstal und zurück“ wünschten, entbehrte dennoch nicht einer Note ironischer Heiterkeit, was immer das bedeuten soll. Wie aufmerksam die Gäste im WuhleAnger dem Vortrag folgten, offenbarten dann die regen Gespräche in der „Nachspielzeit“. Sie rankten sich vor allem um die unterschiedlichen Lebenswege und die Mühen eines Autors mit den besserwissenden Lesern am Rocksaum. So berichtete Rolf A. Goette, dass sich tatsächlich eine hartnäckige Leseratte in eine von ihm beschriebene Parkplatzbank auf einem dieser „Höhensattel“ der „Höhenwege“ verbissen hat. Holz oder Eisen als Bankmaterial sei hier die Frage. Beton liegt indes näher, vor allem, wenn man ihn im Kopf trägt. Doch unabhängig davon, die Hoffnungen der Gastgeber für den literarischen Start in der Rotunde sind aufgegangen. Einander unbekannte Leute kamen sich und dem „WuhleAnger“ näher. Und wenn mal die Bücher zugeklappt bleiben, erzielen Stricknadeln oder Schachfiguren dieselbe Wirkung: „Hallo Nachbarn, tolle Stunde in der Rotunde!“ Torsten Preußing Zurück zu den Wurzeln Linksfraktion möchte mit der BVV raus aus dem FFM Ein schönes Beispiel steht bereits seit mehr als zwei Jahren an der Mahlsdorfer Straße in Köpenick. Foto: Nachtmann Vier Ausschüsse für einen Lampenschein Hellersdorf – Was Arbeit schafft: Gleich vier Ausschüsse der BVV werden sich mit einem kleinen Antrag von Kristian Ronneburg befassen. Der nämlich fordert, das Bezirksamt möge sich „an die zuständigen Stellen“ wenden, um „den öffentlichen Weg durch den Park Hellwichstorp angemessen zu beleuchten“. Bevor das BA tätig werden kann, müssen nun die Mitglieder des Gleichstellungsausschusses, des Verkehrsausschusses und des Umweltausschusses diesen Antrag beraten und ihr Votum dem federführenden Hauptausschuss zuleiten. Der wiederum wird der BVV eine Beschlussempfehlung geben, deren Inhhalt sein könnte: „Ja, das Bezirksamt soll sich in dieser Sache an die zuständigen Stellen wenden.“ RN Marzahn – So könnte eine Dezennien alte Legende sich tatsächlich noch zu später Wahrheit wandeln. Das Märchen, im Marzahner Zentrum sei dunnemals das Kino Sojus nur deshalb errichtet worden, weil „Erich Honecker in seinem Wahlkreis einen großen Versammlungsraum haben will“ und Wolf Eisentraut hätte den Bau „heimlich“ in einen Kinosaal umgewidmet, geistert ja so ungebrochen durch Köpfe und Gazetten, wie der Lug von „Stalins Badewanne“. Nun aber regt die Linksfraktion an, die Immobilie dem jetzigen Eigentümer abzukaufen, um darin einen „BVV-Saal“ zu installieren. Denn der Vorstoß vom Juni in dieser Sache – ein Prüfauftrag an das Bezirksamt, ob ein solcher Saal nicht während der Sanierung des Alten Rathauses dort eingebaut werden könne – wurde zwar einstimmig von der BVV beschlossen, faktisch umsetzbar ist er mitnichten. Denn wenn es sich um einen „Multifunktionssaal, in dem auch die BVV tagen kann“, handeln soll, gibt das Rathausgebäude dies weder bauarchitektonisch noch unter den derzeiti- gen Denkmalschutzbedingungen her. „Die Frage ist doch: Wo ist das politische Zentrum des Bezirks?“ Da sieht der Chef der Linksfraktion, Björn Tielebein, den Kern der Überlegungen. Und kann sogar auf Unterstützung aus anderen Parteien hoffen. Johannes Martin, sein Funktions-Pendant von der CDU, jedenfalls lässt keinen Zweifel daran, man habe „mit dem Rathaus ein denkmalgeschütztes Gebäude, das erhalten werden“ müsse. Dem werde schließlich einhellig zugestimmt. „Alle anderen Fragen müssen auch ernsthaft diskutiert werden“, sendet Martin recht unzweideutige Signale nach links aus. Da mag erst einmal die Wiederbelebung des Ratskellers, „ob nun gastronomisch oder künstlerisch“ (Tielebein), wie es die Linken bereits im Mai angeregt und dem die Verordneten nun geschlossen zugestimmt haben, ins Zentrum rücken. Dass im ehemaligen Kino nichts geschieht, ärgert aber Politiker wie Anwohner gleichermaßen. Der Besitzer kann seine Einzelhandelspläne offensichtlich nicht realisieren, er könnte womöglich gar froh sein, das Gebäude wie- Beschmiert, aber noch intakt – Das Sojus im Jahr 1999. Foto: Archiv der loszuwerden. „Die Umrüstung der Immobilie zu einem multifunktionalen Veranstaltungsund Tagungsgebäude würde nicht nur den Zweck eines eigenen BVV-Saales erfüllen, sondern auch einen weiteren Anziehungspunkt für den Helene-WeigelPlatz an sich bedeuten“, schreibt Tielebein noch in der Begründung seines Antrages. All dies solle im Rahmen des „Konzepts Rathaus 2017“ geschehen. Mit diesem Vorschlag verbunden wäre ein Auszug aus dem Freizeitforum als bisherigem Sitzungsort der BVV. Das ist in gewisser Weise auch ein Tritt ans Schienbein von Bürgermeister Stefan Komoß, der bei seinem Durchsetzen der Frauensporthalle dort das Haus in sein Fachvermögen (von Kultur nach Schule und Sport) transferiert hat. Auf die „Einnahmen“, die durch die BVV-Sitzungen generiert werden, müsste er dann verzichten. Kein schwerer, aber immer noch ein Schlag ins Kontor. Muss sich doch auch der Finanzstadtrat Stefan Komoß der „Kosten-Leistungsrechnung“ unterwerfen. Ralf Nachtmann Kleinsiedlung jot w.d. 11/2014 5 Poliklinik ist wieder „in“ Kaffee mit Kultur im „Hubertus“ Gesundheitszentrum mit vielen Fachärzten am UKB eröffnet Mahlsdorf – Am 10. Dezember lädt die Ortsgruppe 403 der Volkssolidarität zum Weihnachtskaffeetrinken mit kulturellem Programm ins Restaurant „Hubertus“, Hultschiner Damm 1, ein. Beginn 14.30 Uhr, Eintritt 5,50 Euro. I.D. Biesdorf – Wer den Blumberger Damm von der B 1 kommend in Richtung Unfallkrankenhaus (UKB) fährt, dem ist seit einigen Wochen ganz sicher ein neuer, hochmoderner Gebäudekomplex ins Auge gestochen. Zwei Jahre wurde gebaut, am 10. Oktober wurde das fünfstöckige Gesundheitshaus offiziell übergeben – unter Teilnahme einiger Bauleute, Politiker, des medizinischen Personals und zahlreicher interessierter Bürger. „Der Bau ist fristgerecht und im vorgesehenen Kostenrahmen entstanden, wo gibt es das in Berlin noch!“ – freute sich Gesundheits- und Sozialsenator Mario Czaja, der die Verwirklichung dieses neuen Gesundheitszentrums maßgeblich unterstützt hatte. „Das neue Zentrum stärkt den Gesundheitsstandort MarzahnHellersdorf“, sagte Czaja, der als gewählter Vertreter von Mahlsdorf/Kaulsdorf im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt und darüber hinaus als Senator für Gesundheit zuständig ist. Zwar sei die Zahl der Ärzte in keinem Bundesland so hoch wie in Berlin, dennoch gäbe es große Ungerechtigkeiten hinsichtlich der Verteilung auf die Bezirke. Während die Innenstadt gut bis sehr gut mit Ärzten versorgt ist, mangelt es in den Außenbezirken vor allem an Fachärzten. Als wir die Räume in der 1. Etage besichtigen, wird uns versichert: Hier wird es keine langen Wartezeiten mehr geben. Warten wir’s ab. Bereits am ersten Tag kamen rund 400 Patienten. Zum Gesundheitszentrum gehören eine Poliklinik mit Ärzten aus acht Fachrichtungen, Niedergelassene Ärzte aus sechs Fachrichtungen (2. und 3. Etage), ein Klinikanbau für das UKB (HNO, Klinik für Neurochirurgie, Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie), Therapiezentrum, eine Hebammenpraxis, ein ambulanter Pflegedienst, verschiedene medizinische und andere Dienstleister (Apotheke, Bistro, Blumenladen). 248 Parkplätze wurden im neuen Parkhaus geschaffen. Der Neubau mit einer Fläche von 10 000 Quadratmetern und einem Investitionsvolumen von ca. 50 Millionen Euro bietet Platz für 40 Arztpraxen. Noch sind nicht alle belegt. Geplant sind künftig auf dem Campus ein Rehabilitationszentrum und eine Klinik für AkutGeriatrie. Eine wichtige Sache für den Bezirk, der mit einem Altersdurchschnitt von 44 „auf dem Zehn Männer schneiden; das neue Gesundheitszentrum mit Poliklinik am Blumberger Damm, Ecke Warener Straße, lockte bereits am Eröffnungstag (10. Oktober) viele Interessierte. Fotos: Dittmann Sicherheit am Hultschiner Damm Mahlsdorf – Am 27. November lädt der Bürgerverein MahlsdorfSüd zu einem Kiezspaziergang zum Thema „Sicherheit für Fußgänger im unteren Bereich des Hultschiner Damms“ ein. Fachliche Begleitung erfolgt durch den Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes, Werner Schmidt. Eingeladen sind auch Verantwortliche aus dem Bezirk und der Verkehrslenkung. Treffpunkt 10 Uhr am Stadtteiltreff, Hultschiner Damm 98. Zu diesem Thema sind seit Jahren bereits etliche Bürgervorschläge eingereicht worden, die u.a. Fußgängerüberwege oder Ampelanlagen betreffen. I.D. Vortrag zum Umbau vom Schloss Weg ist, der älteste Bezirk von Berlin zu werden“, sagt Bürgermeister Stefan Komoß. Die Gesundheitswirtschaft sei mit mehr als 2000 Beschäftigten inzwischen der größte Arbeitgeber im Bezirk, weiß Wirtschaftsdezernent Christian Gräff, und habe damit sogar die Anzahl der Mitarbeiter in der Bezirksverwaltung überholt. Ingeborg Dittmann „Das können meine Mädels besser“ Neue Ausstellung mit Kopien berühmter Vorbilder im Galeriecafe Biesdorf – Bereits zum zweiten Mal (nach 2007) gibt es eine Ausstellung mit „Fälschungen“ im Galeriecafe Bachmann. Mit dem Ausspruch von Christel Bachmann, der die Titelzeile bildet, kommentierte sie einmal eine Ausstellung „mit fürchterlichen Fälschungen“. Zu sehen sind vor allem Bilder von „Kollegen“ der Malschülerinnen von Frau Bachmann aus dem 20. Jahrhundert. Die 13 Mitglieder des Maltreffs CB Wolke (Dorothee Gromes, Heidi Nendel, Sigrid Markner, Regine Kreißl, Inge Pakalski, Katrin Müller. Elke Lässig, Elke Greiser, Antje Schmidt- Hampe, Birgit Ruhmland, Antje Al-Sayad, Sabine Bindseil, Uwe Wagner) nahmen sich etwa Werke des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner oder des Surrealisten Salvatore Dali vor, um große Kunst „handhabbar für den Hausgebrauch“ auf Leinwand zu ko- pieren. Zur Vernissage erzählten die Malschülerinnen, welchen Künstler sie warum verehren und daher unbedingt ein Bild von ihm kopieren wollten. So zitierte Ant- je Al-Sayad ihr großes Vorbild Otto Dix, von dem sie gleich drei Bilder (darunter „Mieze abends im Cafe zu sehen“) nachmalte, mit den Worten: „Entweder ich Birgit Ruhmland kopierte „Der Tanz“ von Henri Matisse. Foto: Schuchert werde berühmt oder berüchtigt.“ Nun will sie vermutlich nicht so berüchtigt wie Dix werden, aber Spaß hat ihr die Sache allemal gemacht. Von einigen Arbeiten können die nebenberuflich Kunstschaffenden sich nicht trennen nach so hart erkämpfter Leistung. Manche kann man durchaus erwerben. „Wohnbereiche und Büros erhalten durch sie eine atmosphärische und ideelle Bereicherung allein durch die Präsenz bekannter Sujets in lebendig nachgestalteter bildnerischer Technik“, begründet Christel Bachmann ihre Kaufempfehlung. Zu sehen ist die „Fälscherwerkstatt Nr. II“ bis Ende Dezember im „Galeriecafé CP“, Siegmarstraße 66 (direkt am Südeingang der „Gärten der Welt“), Tel. 562 31 57, geöffnet Mi bis Fr 1320, Sbd und So 10-20 Uhr. L. Schuchert Biesdorf – Um das künftige Aussehen und die Raumstruktur des Schlosses Biesdorf geht es in einem Vortrag am 10. November, 18.30 Uhr, im Stadtteilzentrum, Alt Biesdorf 15. Der verantwortliche Architekt, Jan D. Schmidt, vom Architektenbüro Pinardi wird anhand von Bauplänen erläutern, wie das von Heino Schmieden 1868 errichtete Schloss nach Abschluss der Bauarbeiten in etwa zwei Jahren aussehen wird. Was bleibt und was wird anders sein? Wie wird die Fassade aussehen, welche Räume mit welcher Nutzung sind vorgesehen, ist der Zugang behindertengerecht? Wenige Wochen vor dem noch in diesem Jahr stattfindenden Richtfest wird Schmidt auch von manchen Schwierigkeiten und Überraschungen berichten, mit denen die Bauleute konfrontiert wurden. Anmeldung über die Volkshochschule, Tel. 90 293 25 90, www.vhsmarzahn-hellersdorf.de. I.D. Bänke und Tische werden repariert Biesdorf – Die Bänke am Baggersee werden abgebaut und im Winter repariert und neu gestrichen. Das verkündete die Verwaltung. Darüber hinaus werden auch defekte Tischplatten ersetzt und die „Lümmelmöbel“ punktuell repariert. RN Namensinfo Mahlsdorf – Die Straßenschild „Schrobsdorffstraße“ erhält eine Hinweistafel, dass damit an die sich für’s Allgemeinwohl engagierte Renate Schrobsdorff (1844-1908) erinnert wird. RN 6 jot w.d. 11/2014 Links & rechts der Wuhle Allein Gewinne zählen Infrastruktur des Bezirks weist auch 25 Jahre nach dem Mauerfall erhebliche Mängel auf Jeder kennt das Stereotyp, das die Verantwortlichen in den Ämtern und Wohnungsgesellschaften professionell lächelnd verbreiten: In unserem Stadtbezirk lässt es sich gut leben, hier kann man im Berlinvergleich kostengünstig im Grünen wohnen, zugleich mit kurzen Wegen in die City. Tatsächlich ist eine rasante infrastrukturelle Entwicklung sowohl in den Großsiedlungen als auch in den großen Eigenheimsiedlungen seit 1989/90 eine Tatsache, die keiner bestreiten wird. Rasanz und Qualität der Entwicklung sind jedoch zwei unterschiedliche Dinge. Legen wir einmal den Maßstab an, was der hier Wohnende erwartet, wo sein Bedarf gedeckt wird und wo er durch die bisherige Entwicklung nach dem Mauerfall komplett ignoriert oder zu wenig beachtet wurde. Zunächst einmal waren Marzahn und Hellersdorf vom Alter seiner Bewohner her extrem junge Wohngebiete, die zwar Kitas und Schulen, aber viel zu wenig andere Versorgungs- und Freizeitmöglichkeiten anboten. Vereinfacht gesagt: Schlafen, Kindererziehung, das Bier am Abend und Lebensmittel waren vor Ort zu haben, alles andere nicht oder nur an anderen Orten in Berlin. Wenigstens wurden (mit einiger Zeitverzögerung im Vergleich zum Einwohnerwachstum) die Anbindungen an das Berliner Schnellbahnnetz fertig gestellt. Der geplante Krankenhausturm am Standort des Griesinger-Krankenhauses blieb (aus heutiger Sicht zum Glück) eine Bauruine. Ein einziges neues Kaufhaus in Marzahn gab es. Heute glänzt dort das Eastgate. Lediglich ein Baumarkt (die BHG) war in Kaulsdorf auf- findbar, wo die Siedler plötzlich in der Schlange an der Kasse auf hunderte Käufer aus den neuen Plattenbauten trafen, ebenso erging es den beschaulichen Bäckereien und Eiscafés, dem Wernerbad und anderen traditionellen Angeboten in den Stadtrandsiedlungen. Damit war vorprogrammiert, dass Anfang der neunziger Jahre zunächst Einkaufsmöglichkeiten aller Art, Artpraxen, Tankstellen und Baumärkte wie die Pilze aus dem Boden schossen. In Hellersdorf wurde die Helle Mitte komplett neu gebaut, andere Stadtteilzentren folgten. Die Begrünung und Gestaltung der häufig noch brachliegenden Innenhöfe wurde beschleunigt einschließlich qualitativ hochwertiger Spielangebote für die Kleinen. Der Gesundheitsstandort wurde mit dem Unfallkrankenhaus und dem Neubau des Hellersdorfer Vivantes Klinikums ausgebaut. waren lange Zeit ein Aushängeschild des Bezirkes, aber auch hier macht sich Wildwuchs durch anhaltenden Geldmangel bemerkbar. Die Verpachtung großer Grünflächen im Wuhletal an privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen im Zuge der IGA 2017 ging ohne großen Aufschrei durch. UNTERFINANZIERUNG UND SPRUDELNDER REICHTUM Ihr Auto können die Marzahner und Hellersdorfer an jeder Ecke auftanken – aber wo ihre Seele? Die Familien und besonders Alleinerziehende oder Alleinstehende werden zwar nicht allein gelassen mit Problemen durch berufliche Überlastung, Krankheit, Alter und Pflegebedürftigkeit – aber wer kein Geld dafür aufbringen kann, be- kommt im sozialen Netz vor Ort eine eher stiefmütterliche Grundversorgung. Und das ist leider Standard in vielen Teilen der Bundesrepublik. Die professionell damit Betrauten und viele Ehrenamtliche bemühen sich häufig über ihre Kräfte hinaus, aber die unterfinanzierte soziale Infrastruktur in Berlin ist als bleibende Grunderkrankung das eigentliche Übel. Übrigens kann man das auch in anderen Bereichen sehen, in die zu wenig Steuergelder aus öffentlicher Hand hinfließen: Die schnelle Verdichtung der Bebauung in den Eigenheimsiedlungen im letzten Vierteljahrhundert hatte kaum eine Anpassung der Verkehrsinfrastruktur zur Folge. Staus auf allen Magistralen und im Ortskern Mahlsdorf zu den Spitzenzeiten lassen auch die wenigen Busverbindungen unattrak- EINE DURCHWACHSENE BILANZ Flächendeckend ist der Nachholbedarf bei all jenem gedeckt, womit sich Geld verdienen lässt. Damit ist zugleich auch das größte Problem benannt: Spielhöllen entstanden überall, gefördert durch die Berliner Verwaltung in Erwartung weiterer Steuereinnahmen – aber Spielplätze blieben häufig auf dem Niveau der neunziger Jahre stehen und vergammeln. Viel zu wenige Angebote für die größeren Heranwachsenden gibt es. Der Senat träumt von Olympischen Spielen in Berlin und bekommt kaum eine zeitgemäße Infrastruktur für den Amateursport hin. Gepflegte öffentliche Grünanlagen Seit 1. Oktober gibt es das neue Ärztehaus am UKB mit Chirurgie, Orthopädie, Dermatologie, Gynäkologie, Internisten und Physiotherapeuten, ebenso Café und Blumenladen, an der Warener Straße vor dem Eingang zur Rettungsstelle des UKB. Direkt davor am Blumberger Damm halten die Buslinien X69 (Müggelheim-Marzahn) und 154 (U-Bhf. Elsterwerdaer Platz-Buchholz), dahinter ein neues Parkhaus. Foto: Clauder tiv werden. Trotz jahrelanger Diskussion wurden weder moderne Schienen- noch Straßenverbindungen in Richtung Treptow und Köpenick geschaffen. Die Bäderlandschaft des Bezirkes besteht aus den zwar modernisierten, in der Kapazität aber unveränderten Schwimmhallen wie vor 25 Jahren, Freibademöglichkeiten im Bezirk oder regelmäßige Busverbindungen im Sommer zu den Seen in der Umgebung? Fehlanzeige! Und noch gar nicht betrachtet haben wir die kreativen Kulturangebote im Bezirk. Auch hier wird der Enthusiasmus der Akteure häufig arg gebeutelt. Die Weltmetropole Berlin vergoldet gern ihre strahlende City, der dunkle Rand dümpelt vor sich hin. So haben einige Künstler aus unterschiedlichen Gründen aufgegeben oder, wie das Weite Theater, den Bezirk verlassen. Andere kämpften und kämpfen mit kaum zu finanzierenden Brandschutzauflagen wie die Nutzer des TaP oder mit falsch eingebauten Brandschutztüren wie die Kiste. Ein intelligentes bezirkliches Infrastrukturkonzept müsste darüber hinaus den steigenden Bedarf gerade jüngerer Generationen nach bezahlbaren und gesunden Lebensmitteln aus der Region, das Umwerben bisher durchreisender polnischer Touristen und die künftig hier in weitaus größerer Zahl ankommenden Flüchtlinge berücksichtigen. Standorte im Dornröschenschlaf wie das vergessene Gut Hellersdorf warten noch auf kreative Lösungen. Die private Hand wird immer nur das regeln, was hinsichtlich der Gewinne Spaß bringt. Soviel sollten wir aus den letzten Jahren gelernt haben. Ulrich Clauder Von Florena bis Action Rückblick auf das Kosmetikkombinat beim „Linken Unternehmerfrühstück“ Marzahn – Diese Veranstaltungsreihe wurde einst ins Leben gerufen, um den der Linkspartei nahestehenden Alt- und Jungunternehmern ein Forum zu geben, auf dem sie sich austauschen können. So verwundert es nicht, dass dort auch ehemalige Generaldirektoren aus der DDR anzutreffen sind, die vormals wichtige Wirtschaftslenker waren. Am 24. Oktober begrüßten Petra Pau und Dagmar Pohle im Kulturgut Marzahn Christa Bertag, ehemalige Generaldirektorin des VEB Kosmetikkombinates Berlin. Sie hat u.a. das Buch „Jetzt reden wir“ mitinitiiert, in dem Aussagen der Wirtschaftselite der DDR nachzulesen sind. Christa Bertag erzählte den interessierten Zuhörern, dass zum Kosmetikkombinat acht Betriebe gehörten, darunter der Stammbetrieb Berlin sowie Florena Waldheim und Elbechemie Dresden. Dieses Kombinat hatte eine riesige Verantwortung. Wurden in ihm doch 95 Prozent aller Kosmetikprodukte der DDR für die Bevölkerung des Landes hergestellt. Erwähnt sei nur die Jugendserie „Action“. Regelmäßig kamen – meist zu Jahres- oder SEDParteitagen – neue Erzeugnisse hinzu. Auch die Arbeitsbedingungen der vornehmlich weiblichen Mitarbeiter wurden ständig verbessert. Die Werke hatten einen Jahresumsatz von drei Milliarden Mark. Davon wurden Waren im Wert von 700 Millionen Mark in das sozialistische Ausland exportiert. Im Rahmen von Joint Ventures wurde u.a. auch NiveaCreme (bis auf ein Öl und einen Duftstoff wie Florena) für das „Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet“ produziert. Damals sollte dies ein großes Geheimnis bleiben, dennoch war es weitgehend bekannt, zumindest in der DDR-Bevölkerung. Die Generaldirektoren hatten damals trotz Vorgaben vom Staat gewisse Spielräume, versichert Christa Bertag. Sie seien allein verantwortlich für die Betriebe gewesen. „Sie hatten zwar kei- nen Markt, wurden aber am Exportvolumen und an der Befriedigung des Bedarfs der Bevölkerung gemessen.“ 1990 wurde das Kombinat aufgelöst, die Einzelbetriebe in die freie Wirtschaft entlassen. Mit der Öffnung der Grenze und der Einführung der D-Mark brach der Absatz weg. So erfolgte nach dem Ende der DDR die Privatisierung der Betriebe oder ihre Abwicklung. 1992 kaufte ein Amerikaner den Stammbetrieb Berlin. Er plünderte aber nur die Firmenkonten und verschwand dann spurlos. 1992 hat dann Dr. Giesen aus Köln das Werk gekauft. „Es steht zwar noch BerlinKosmetik dran, es existieren aber nur noch ein Christa Bertag (li.) fand beim jüngsten Unternehmerfrüh- paar Marstück ein interessiertes Publikum. Fotos: Schuchert ken, an- sonsten nichts mehr“, so die ehemalige Generaldirektorin. Das Schlimmste für sie sei nach der Wende gewesen, Arbeitskräfte entlassen zu müssen. Vom modernen Kapitalismus hält sie wenig: „Welche Freiheit haben wir heute? Besteht heute nicht mehr denn je die Abhängigkeit von großen Unternehmen? Wachstum um jeden Preis, ist das die Lösung? Der Markt ist gesättigt! Wir brauchen Markt! Wie kommt man zu Märkten? Annexion des Hinterlandes? Übernahme von anderen Märkten?“ Abschließend meinte die ehemalige Generaldirektorin: „All das Getöse heute um Umwelt oder Erneuerbare Energien; in der DDR wurde sehr sorgsam mit Ressourcen umgegangen, z.B. Verpackungen. Heute ist das nicht mehr so. In der DDR hatte man einen Versorgungsauftrag, keinen zur Gewinnmaximierung.“ So stand das aber nicht im Handbuch „Politische Ökonomie des Sozialismus“. Lutz Schuchert Blick zum Nachbarn jot w.d. 11/2014 7 Geschichtsvergessen Ortsbeirat Dahlwitz-Hoppegarten will neues Kriegerdenkmal errichten Hoppegarten – Die Gemeinde soll 20 000 Euro für den Bau eines Mahnmals mit Gedenkstätte bereitstellen. Das beantragte der Ortsbeirat Dahlwitz-Hoppegarten auf Vorschlag von Annett Schlotte aus der Linksfraktion. Bei der Beratung am 2. Oktober stimmte allein Bernd Zimmermann (SPD) dagegen. Zur Begründung wird angeführt, dass die Jahre 2014 / 2015 „Gedenkjahre für die Opfer des 1. und 2. Weltkrieges“ seien. „Die Gedenkstätte soll auf dem Gelände an der Wiesenstraße, gegenüber dem Friedhof Dahlwitz entstehen. In Einbeziehung der vorhandenen Treppe und einer kleinen Rotbuche. Eine vergleichbare Stätte ist in DahlwitzHoppegarten nicht vorhanden“, heißt es weiterhin. Als unverfänglich wurde die Formulierung, das Geld solle „für den Bau eines Mahnmals für die Opfer des 1. und 2. Weltkrieges“ in den Haushaltsplan eingestellt werden, gewählt. Die Initiatoren begeben sich auf gefährlich glattes Eis. Denn sie stellen sich geradewegs in die Tradition der Kriegervereine, die insbesondere in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg entsprechende Kriegerdenkmale errichteten. Gut 22 000 solcher Vereine mit fast drei Millionen Mitgliedern gab es Diese beiden Kriegerdenkmale gibt es in der Gemeinde bereits: Ein „klassisches“ in Münchehofe, einen schlichten mehrdeutigen Stein in Hönow, der in jüngerer Vergangenheit entstand. Fotos: Nachtmann, Brauer in Deutschland. Zusammenge- marer Republik hinarbeiteten. Der schlossen im Kyffhäuserbund stan- Kyffhäuserbund veranstaltete ab den in ihren Reihen und in füh- 1925 auch mehrere „Gesamtdeutrender Absicht allerdings größere sche Kriegertage“, ehe er sich Verbände wie der „Stahlhelm“, 1938 den Namen „NS-Reichsder „Bund der Frontsoldaten“ und kriegerbund Kyffhäuserbund“ gab. der „Alldeutsche Verband“, alles Tatsächlich wurden in den Jahren Gruppierungen, die gemeinsam nach 1919 in nahezu jeder deutmit Deutsch-Nationalen und schen Ortschaft KriegerdenkmaNSDAP 1931 die „Harzburger le errichtet – von einer kleinen Front“ gründeten und so gerade- Namenstafel bis hin zu monströwegs auf die Beseitigung der Wei- sen Gebilden mit Figuren, die „Opferbereitschaft“ und „Heldentod“ verherrlichen. Einig waren sich die Erbauer (bis auf ganz wenige Ausnahmen), dass man „im Felde unbesiegt“ geblieben und die Front ein Opfer des „Dolchstoßes“ der Revolution geworden sei. Übrigens: Viele der Kriegerdenkmale stehen nur deshalb auf Kirchengrund, weil städtische Behörden und Gemeinderäte deren Errichtung auf öffentlichem Grund nicht erlaubten. Man sollte also fragen: Tut das Not? Jetzt? Solange es kein Denkmal für die Opfer des Faschismus, keinen „Stolperstein“ für die Deportierten und Ermordeten der Shoa gibt, ist die Errichtung einer Krieger-Gedenkstätte eher nicht angezeigt. Ortsvorsteher Stefan Radach berichtet, er habe in der Sitzung des Ortsbeirates auch leise Zweifel an der Idee vorgetragen. Bürgermeister Karsten Knobbe will den Antrag in der Gemeindevertretung behandeln und abstimmen lassen. Die jedenfalls zeigte sich an einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit der Geschichte nicht interessiert. Statt dessen ließ sie den Autor dieses Artikels als Redakteur des Ortsblattes „Pro Hoppegarten“ ablösen. Ralf Nachtmann (Siehe auch Seite 13) Galerie Grünstraße zeigt Installationen von Anne Ochmann gereichte die Laudatio zu einer außergewöhnlichen Performance. Karla Bilang machte mit der Vita der Künstlerin vertraut: Anne Ochmann, Jahrgang 1962, hat nach einer Ausbildung zur Baufacharbeiterin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studiert. Dort schloss sie mit einem Diplom in Bildhauerei und Keramik ab. In Berlin ist sie seit 1988 als freischaffende Künstlerin tätig. Werke von ihr – Spielskulpturen, Kleinplastiken, Brunnen, Installationen und Objekte – sind in zahlreichen Städten in Deutschland und Österreich zu finden. Ihre Arbeiten wurden bislang mit einem Landschaftsarchitekturpreis, einem SPIELRAUM-Preis und einem Umweltpreis geehrt. Nun gibt sie am südöstlichen Rand der Hauptstadt Einblick in ihr Schaffen. Schnell augenfällig wird die besondere Beziehung der Künstlerin zur Architektur. Für die Köpenicker Schau hat sie überwiegend kleinere Werke ausgewählt. Dazu zählen insbesondere fragil wirkende Skulpturen, ein Markenzeichen der Künstlerin. Sie entfalten mit minimalistischen Mitteln einen besonderen Reiz und beflügeln die Fantasie. In der kleinen aber feinen Galerie warten nun vor allem weiß getünchte Holzskulpturen – zumeist aus selbst gesammelten Zweigen und dünnen Ästen von Anne Ochmann verarbeitet – auf die Besucher. Auf dünne Hölzer hat sie kleine Häuser gestellt, die an Pfahlbauten erinnern. Türen und Fenster sind weit geöffnet. Sie gewähren Ein- und Durchblikke. Im Innern der Häuschen erkennt der Betrachter Bilder der Umgebung, nicht wie erwartet Wohnambiente. Wald, Wasser, Wiesen, Stadtszenen zieren die Innenwände. „Das Äußere tritt in das Innere und dominiert das Innere“, erläuterte die Laudatorin Frankfurt (Oder) – Der Streit um Schloss Kossenblatt (siehe jot w.d. 8/2014) könnte bereits in Kürze beigelegt sein. Nach ernsthaften Vergleichsgesprächen war für den 30. Oktober ein Termin vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) anberaumt. Die Gemeinde Tauche hatte das Schloss an die Schloss Kossenblatt GmbH verkauft, die den Kauf rückgängig machen will. Die Käufer argumentieren, sie könnten das Gebäude nicht sinnvoll nutzen, weil es keinen öffentlichen Weg zum Schloss gebe. Die Gemeinde streitet das ab. „Wir versuchen, eine einvernehmliche Lösung zu finden“, sagte Ansgar Roeder, Anwalt der Gemeinde. Es zeichne sich ab, dass ein Dritter das Schloss kaufe. Die Antoni im Krimi-Theater Friedrichshain – Am 30. November heißt es im Berliner Kriminaltheater wieder „Blaulicht – Prominente im Verhör“. „Ermittler“ Lutz Hoff befragt diesmal die wunderbare Schauspielerin Carmen-Maja Antoni. Beginn 20 Uhr, Palisadenstraße 48, Karten Tel. 47 99 74 88. I.D. 18. Puppentheaterfest im FEZ Gedanken Hüllen Köpenick – Wer mit schweren Gedanken zur Vernissage kam, dem riet Galeristin Brigitte Denecke, diese einfach in Skulpturen der Künstlerin Anne Ochmann zu versenken. Der Blick fällt dabei auf sieben 1,40 Meter große gefäßartige Gebilde, aus Ton gebrannt, die geheimnisvoll anmuten und den Titel „Große Knospen“ tragen. Die Skulpturen schaffen eine fast meditative Atmosphäre in der Köpenicker Galerie Grünstraße, die die Hektik des Alltags vergessen lässt. Kulturwissenschaftlerin Karla Bilang empfing Künstlerin und Publikum zur Vernissage in AltKöpenick und führte in das Thema „GEDANKEN HÜLLEN“ ein. In Zwiesprache mit dem Saxofonisten Hinrich Beermann Einigung im Streit um Schloss Kossenblatt Richtig gute Laune: Die Künstlerin Anne Ochmann (li.) zur Eröffnung der Ausstellung im Gespräch mit Galeristin Brigitte Denecke (Mi.) und Laudatorin Karla Bilang. Fotos: Neidigk und vertiefte: „Der Betrachter mag sich fragen, wie steht es mit unserem Inneren? Droht nicht auch oft das Äußere unser Inneres zu dominieren?“ Ochmanns zentrales Thema sind Räume und die Frage, wie sich soziale Zusammenhänge darin spiegeln: „Das Haus ist die Form, die mit der menschlichen Zivilisation am ehesten verknüpft ist.“ Mit ihren Skulpturen erzählt sie gleichsam im Kammerton kleine Geschichten, die es sich anzusehen lohnt. Bis 20. November in der „Galerie Grünstraße“, Grünstraße 22 (Eingang Böttcherstraße), Di-Fr 13-19, Sbd 10-14 Uhr. Dagmar Neidigk Köpenick – Das Freizeit- und Erholungszentrum lädt am 22. (13-19 Uhr) und 23. November, (10-18 Uhr) im Rahmen des 18. Puppentheaterfestes (18.-30.11.) zu einem großen „Familienwochenende“ mit 14 Stunden Nonstop-Programm auf 24 Bühnen, vielen Kreativangeboten und Mitspielbühnen und dem Schirmherren Christian Bahrmann, bekannt aus KiKaninchen und dem Puppentheater Prenzlkasper. Karten 6 bis 9 Euro, Programm und Info www.fez-berlin.de. RN Platz nach Stefan Heym benannt Lichtenberg – Mit der feierlichen Benennung des Platzes an der Frankfurter Allee /Ecke Möllendorffstraße in „StefanHeym-Platz“ am 4. November würdigt der Bezirk Lichtenberg auf Beschluss der BVV den bedeutenden Schriftsteller, Antifaschisten und Kritiker der DDR. Stefan Heym (19132001) gehört zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit der Benennung der vorgeschlagenen Freifläche nach dem unter den Nazis als Jude verfolgten und in die Emigration gezwungenen Autor (u.a. „5 Tage im Juni“) erinnert Lichtenberg an einen Menschen, der sich sein Leben lang literarisch und publizistisch gegen Machtmissbrauch eingesetzt hat. tgb 8 jot w.d. 11/2014 Kultur & Freizeit Tipps und Termine Mit fast 95 noch zum Schwof 39. öffentlicher Foto-Stammtisch Zum 13. Mal ging im Freizeitforum die „Lange Nacht der Senioren“ über die Bühne Marzahn – Die Gesellschaft für Fotografie lädt am 18. November zu ihrem 39. Foto-Stammtisch ins Freizeitforum, Marzahner Promenade 55, ein. Diesmal geht es um die Ausstellung von Yochanan Kishon Nahariya, mit Gespräch und Diskussion im Foyer im Obergeschoss, Beginn 19 Uhr (Fotoberatung ab 18 Uhr), Eintritt frei. I.D. Swing am Nachmittag Hellersdorf – Am 7. November und am 5. Dezember lädt das Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, zum „Swing am Nachmittag“ zum Zuhören und Tanzen mit Lukas Natschinski am Flügel ein. 14 bis 17 Uhr, Eintritt 7 Euro, Kaffeegedeck 2 Euro, Karten Tel. 56 111 53. I.D. Michels: 100 Tage im Europäischen Parlament Marzahn – Veranstaltungen mit dem Beinamen „Lange Nacht“ boomen ja gerade – von der Langen Nacht der Museen bis neuerdings zur Langen Nacht der Autohäuser. Mit der Idee einer „Langen Nacht“ für Senioren vor nunmehr 13 Jahren war Initiator und Moderator Siggi Trzoß gewissermaßen Vorreiter dieser inzwischen beinahe inflationären Nächte. Nicht der für Senioren, die dürfte einmalig sein. Das scheint sich auch bei den Damen und Herren in der zweiten Lebenshälfte in Berlin und Brandenburg mittlerweile herumgesprochen haben, denn die Veranstaltung in der großen Mehrzweckhalle des FFM war in den vergangenen Jahren stets ausverkauft. Und so waren am Sonntag, dem 26. Oktober, die langen Tischreihen in der showmäßig ausgeleuchteten Halle, die von Januar 2015 an eine reine Frauensporthalle sein soll, schon lange vor dem Eröffnungstanz der Donegals-Irish Dance-Formation bis zum letzten Platz besetzt. Erstmals war auch Bürgermeister Stefan Komoß anwesend. Gut, dass er sich mit eigenen Augen einmal überzeugt hat, welch großen Anklang diese Veranstaltung bei den älteren Bürgern seines Bezirkes findet. Sein Wort, dass dieser beliebte Abend auch künftig (trotz Frauensporthalle) mindestens bei gleichem Eintritt stattfinden könne, haben Hunderte Ohren vernommen. Als Andrea & Wilfried Peetz die erste Tanzrunde einläuteten, war die Tanzfläche innerhalb von Sekunden proppevoll. So was gibt’s in keiner Jugenddisko! Und die Tanzfreude hielt den ganzen Abend über an. Verschnaufpausen schienen die Gäste – die Mehrzahl zwischen 60 und 90 – gar nicht nötig zu haben. Dennoch verfolgten sie gespannt die vielen Showeinlagen, angefangen von den flotten Tänzerinnen über die Sängerin Sandra Mo aus Dresden, den „Gentleman des deutschen Schlagers“ aus Thüringen, Kay Dörfel und den Pianisten Thomas Krüger aus Marzahn bis zu Entertainerin Dagmar Frederic und dem Operettenduo Alenka Genzel & Frank Matthias. Für jeden Künstler hatte Showmaster Siggi Trzoß nicht nur nette Worte parat, sondern informierte die Gäste in wenigen Sätzen auch über deren Werdegang. Große Spannung herrschte stets bei der Ziehung der TombolaPreise 13 bis 1, die sich aus den Nummern auf den Eintrittskarten ergaben – Einkaufs-Gutscheine, Eintrittskarten für Veranstaltungen, Gutscheine für Fitness-Kurse, Jahreskarten für die Gärten der Welt und als 1. Preis ein Reisegutschein. Preis Nummero 12 hatte übrigens die anscheinend älteste Besucherin im Saal gezogen – Ursula aus Friedrichshain, die in dieser Nacht in ihren 91. Geburtstag reinfeierte. Da war er wohl nicht schnell genug beim Handheben, der Willi Becker aus Lichtenberg. Der rüstige Herr war dann auch mit 94 („Im Januar werde ich 95!“) der definitiv Älteste in der Runde. Was ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch ein Fläschchen Sekt bescherte. Ingeborg Dittmann Friedrichshain – Noch immer verhandeln die Europäische Kommission und die USA über ein Freihandelsabkommen. Noch immer stehen auch in Europa die Zeichen eher auf Wettbewerb und Wachstum, statt auf Bildung und gutes Leben für alle. Noch immer fehlen Antworten, wie Flüchtlinge in jedem Ort kompetent unterstützt werden oder wie die Datensammelwut staatlicher Behörden und Unternehmen beendet werden kann. Unter dem Motto „100 Tage im Europäischen Parlament“ lädt die Berliner EP-Abgeordnete der Linken, Martina Michels, am 14. November, 18 Uhr, zu einem Abend mit Austausch, Bildern und Musik ins Café Sibylle, Karl-MarxAllee 72, ein. Umrahmt vom „Singenden Tresen“ will sie aus dem Regionalund Kulturausschuss berichten, von der neuen Kommission, dem neuen Parlament und der neuen linken Fraktion im Europa-Parlament. MTS – Boygroup beim „Stammtisch“ Marzahn – Wie in jedem Jahr kommt die Gruppe MTS in die Studiobühne des FFM zum Live-Konzert. Diesmal mit ihrem neuen Programm „Stammtisch“. Mit Thomas Schmitt, Mike Schafmeier und Frank Sültemeyer ist Kurzweil, Spaß und hintergründige Unterhaltung garantiert. Am 15. November, 20 Uhr, Studiobühne des FFM, Eintritt 17/15 Euro, Karten Tel. 542 70 91. I.D. Sport als Thema des Regionaltages Marzahn – Der diesjährige „Tag der Regional- und Heimatgeschichte“ findet am 15. November von 10 bis 16 Uhr im Sportmuseum, Eisenacher Straße 121, statt. Im Mittelpunkt steht die Sportgeschichte von Marzahn-Hellersdorf. Vorgesehen sind sechs Fachvorträge zu Themen wie Sportvereine zu verschiedenen Zeiten, Sport nach 1990 oder Sport und Gesellschaft. Die Moderation übernimmt Prof. Eisentraut. An diesem Tag können auch die Ausstellungsräume des Sportmuseums besichtigt werden. Mittags wird ein Imbiss angeboten. Der Eintritt ist frei. Zu erwerben sind auch Broschüren mit den Beiträgen der bisherigen Tage der Regional- und Heimatgeschichte. I.D. Siggi Trzoß erhielt von Bürgermeister Stefan Komoß das Versprechen, es werde auch weitere „Lange Nächte“ geben. Sandra Mo und der Thüringer Kay Dörfel waren Teil des Unterhaltungsprogramms und „Glücksfee“ der Tombola. Fotos: Dittmann Georgien im Salon Hellersdorf – Unter dem Motto „Georgien – Die Farbe des Granatapfels“ findet am 14. November, 19.30 Uhr, im Kulturforum Hellersdorf, CarolaNeher-Straße 1, die nächste Veranstaltung der literarischmusikalischen Salon-Reihe des Kulturring statt. Im Mittelpunkt des „hellen salons“, durch den Alina Martirosjan-Pätzold führt, steht Georgien mit seiner sprichwörtlichen kaukasischen Gastfreundschaft und seiner Jahrtausende alten Kultur. Die Schauspielerin Barbara Misselwitz liest aus Werken der georgischen Literatur. Die Sängerin Lara Gumennaja singt Salon-Lieder und Romanzen aus Georgien, am Klavier wird sie begleitet von der Pianistin Irina Lakia. Beide Künstlerin- nen sind Schwestern und haben ihre musikalische Ausbildung am Konservatorium von Tiflis, erhalten. Seit einigen Jahren leben und arbeiten sie in Berlin. Kulinarische Spezialitäten aus georgischer Küche stimmen auf den Abend ein. Eintritt 18 Euro (einschließlich Speisen), Karten Tel. 553 22 76. I.D. Lora Gumennaja (l.) und Irina Lakia. Foto: privat Gojko bei Barbara Marzahn – Am 22. November ist der „Chef-Indianer“ der DEFA Gojko Mitic zu Gast in der Reihe „Wenn die Neugier nicht wär“ mit Barbara Kellerbauer. Seine Filmkarriere begann er als Häuptling Tokeiihto in „Die Söhne der großen Bärin“, dem ersten DEFA-Indianerfilm von 1966 nach der gleichnamigen Buchreihe von Liselotte WelskopfHenrich. Bei den jährlichen Sommerfilmtagen in den Freilichtkinos oder Zeltlagern der DDR waren die DEFAIndianerfilme immer die Höhepunkte der Saison. Die Indianerhäuptlinge wurden fast ausnahmslos von Gojko Mitic verkörpert, was ihm die Beinamen „Chef-Indianer der DEFA“ und „Winnetou des Ostens“ einbrachte. Die ersten Kontakte zum Film knüpfte der Sportstudent als Komparse in Filmen, die in seiner Heimat Jugoslawien gedreht wurden. Hier fungierte er zum Teil auch als Stuntman.1992 übernahm er für 15 Spielzeiten die Rolle des Winnetou bei den Karl-MaySpielen in Bad Segeberg. Er spielt Theater, führt Regie und ist Schirmherr und Namensgeber der Spielgemeinschaft „Gojko Mitic“ Bischofswerda e.V., einem Theaterverein, der Deutschlands kleinste KarlMay-Spiele mit den jüngsten Darstellern in Bischofswerda veranstaltet. Beginn 19 Uhr, Studiobühne des FFM, Eintritt: 13/10 Euro, Karten Tel. 542 70 91, [email protected]. Kultur & Freizeit jot w.d. 11/2014 9 Falco meets Mercury Tipps und Termine Was haben uns zwei Ausnahme-Stars an der Schwelle zum Jenseits zu sagen? Annekathrin Bürger liest Berlin – Es sind die unvergessenen, mitreißenden Songs, die uns noch alle im Ohr sind, aber auch die nah am Original liegende Interpretation von Axel Herrig (als Falco) und Sascha Lien (als Freddie Mercury), die das Publikum am 14. und 15. Oktober bei der Berliner Premiere der Rock Show am Ende zu Ovationen und einer 20minütigen Zugabe hinrissen. Nicht aber eine grandiose Story, eine ausgefeilte Dramaturgie, eine Geschichte mit Handlung. Aber: „Falco meets Mercury“ ist ja kein Theaterstück, nicht mal ein Musical, sondern eine „Musical Show“. Dennoch gehört zu einer „Inszenierung“ wohl mehr als die Aneinanderreihung von Songs. Schließlich gibt es Produzenten (die Neunkircher Kulturgesellschaft) und einen Regisseur, noch dazu keinen unbekannten – Elmar Ottenthal (u.a. Intendant am Aachener Theater und am Berliner „Theater des Westens“), der Dutzende Musiktheaterproduktionen mit Weltstars wie Bernstein, Pavarotti oder Carreras inszenierte. Bereits im Jahr 2000 brachte er „Falco meets Amadeus“ auf die Bühne vom „Theater des Westens“. Nun also eine völlig neue Produktion unter gleichem Titel. Die „Story“: Falco und Freddie, die nach einem Leben voller Exzesse viel zu früh starben, treffen sich im Eingangsbereich des Jenseits. Hier erwartet sie die Rock Goddess, die Herrscherin der Zwischenwelt, dargestellt von der gesanglich wie spielerisch hervorragenden Aino Laos, die schon als Königin in „SnowWhite“ überzeugte und die mich diesmal in ihrer schrillen Aufmachung irgendwie an Lady Gaga erinnerte. Wie gesagt – ihre gesangliche Qualität topp! Aber was ist Mahlsdorf – Am 9. November, 15 Uhr, ist die Schauspielerin Annekathrin Bürger zu Gast im Treff „Am Hultschi“, Hultschiner Damm 140. Sie liest aus ihren Büchern „Liebe Ostsee“ und „Der Rest, der bleibt“. Anschließend ist ein Plauderstündchen bei Kaffee und Kuchen geplant. Karten Tel. 54 77 92 24 (10 Euro). Eine Veranstaltung des Bürgervereins Mahlsdorf-Süd. I.D. Starschauspieler bei der Lesung zum Advent ihre „Rolle“? Im Text zum Stück heißt es, sie stelle den beiden Rockstars Fragen wie „Was war ich? Was bin ich und was will ich sein? Die ewige philosophische Frage nach dem Sinn des Lebens also. Spannend, wenn es an der „Schwelle zum Jenseits“ von den im wirklichen Leben durchaus intelligenten und auf der Musical-Bühne wieder auferstande- Nach der gelungenen Berlin-Premiere zeigten sich Solisten, Tänzer und Musiker froh gelaunt. Fotos: Nachtmann Die zwei Seiten des Erich Scheffler Marzahn – In der Reihe „Marzahn-Hellersdorfer Gespräche zur Geschichte im Bezirksmuseum, Dorfstraße, geht es am 12. November um den „Judenspediteur“ – ein Marzahner Unternehmer in der NS-Zeit. Zum Thema spricht der Historiker Bjoern Weigel. Ein Mann, zwei Geschichten. Die erste: Ab Mitte 1942 stieg der Marzahner Spediteur Erich nen Rockstars dafür Angebote gegeben hätte, die über das hinausgehen, was sie in ihren Songs der Welt bereits verkündet haben. So aber bleibt es bei „Muss ich denn sterben, um zu leben?“ (Falco) und „Who wants to live forever, when love must die?” (Freddie Mercury) als Quintessenz. Irgendwie eine vergebene Chance. Was der Stimmung im Saal aller- Scheffler (Foto: Gedenkstätte Deutscher Widerstand) dank seines gut gehenden Fuhrunternehmens zu einem wohlhabenden Mann auf. Sein Geschäft: Die Deportation von Berliner Jüdinnen und Juden. Möbelwagen seines Unternehmens holten sie aus ihren Wohnungen ab, brachten sie in die Sammellager oder direkt zum Deportationsbahnhof. Den Transport ihres Eigentums übernahm Scheffler ebenfalls, alles im Auftrag der Gestapo, zwangsweise bezahlt von der Jüdischen Gemeinde. Die zweite Geschichte: Scheffler half verfolgten Juden, versteckte sie u.a. in seinem Marzahner Haus, bot ihnen Verpflegung und Schutz, rettete Thora-Rollen und Menschenleben. Völlig selbstlos, ohne Auftrag, ohne Bezahlung. Wer war dieser Mann, dessen Biografie selbst für NS-Verhältnisse äußerst ambivalent ist? Beginn 18 Uhr, Eintritt frei. I.D. dings keinen Abbruch tat. Das Publikum im ausverkauften Admiralspalast applaudierte begeistert. Klar, wer ließe sich bei solchen Hits wie „I Want To Break Free“, „I Want It All“, „The Show Must Go On“, „Rock Me Amadeus“, „Vienna Calling“, „Der Kommissar“ und natürlich bei „We Are The Champions“ nicht mitreißen? Das rhythmische Füße Stampfen bei letzterem Song ließ denn auch den alten Admiralspalast mächtig beben. Ach ja, fast hätte ich‘s vergessen. Ein Riesenlob für die wirklich ausgezeichnete „Bohemian Band“. Und noch ein kleiner Tipp: Sollten Sie die Vorstellungen vor der sich anschließenden großen Deutschlandund Österreich-Tournee (zwischen 5. und 7. Januar 2015 im Admiralspalast) besuchen, bringen Sie eine Sonnenbrille mit. Die zuweilen in den Saal gerichteten Spots blendeten im Oktober unangenehm. Aber vielleicht ist das ja im Januar schon ganz anders. Ingeborg Dittmann Lukas begrüßt Susanne Filep Hellersdorf – Am 12. November, 19.30 Uhr, heißt es im Kulturforum, Carola-NeherStraße 1, bereits zum dritten Mal „Lukas Natschinski und seine Gäste“. Diesmal hat der junge Pianist und Gitarrist die Violinistin Susanne Filep (Foto: Schwarzlose) eingeladen, eine international erfahrene und sehr vielseitige Künstlerin (Jahrgang 1972), die sich in der klassischen Musik ebenso zuhause fühlt wie im Jazz, Rock und Pop. Sie musiziert heute sowohl in bekannten Orchestern wie den Berliner Symphonikern als auch in international bekannten Bands wie dem „Phil Bates and the Music of Electric Light Orchestra“. Sie tourt um die Welt, spielt für den Film, verfolgt musikalische Theaterprojekte – ihre Aktivitäten füllen eine schier endlose Liste. Wie in vorangegangenen Auflagen wird Lukas Natschinski auch Susanne Filep so manche Anekdote aus ihrem bewegten Musikerleben zwischen Klassik und Rock entlocken. Im Mittelpunkt des Abends aber steht das gemeinsame Musizieren, mit viel Intensität und Leidenschaft und mit Blues im Blut. Karten Tel. 56 111 53 (12/ 10 Euro). I.D. Marzahn – Am 30. November, dem 1. Advent, laden Prominente aus Film, Funk und Fernsehen zur traditionellen Lesung im Freizeitforum ein. Dabei sind Renate Geißler, Uta Schorn, Carola Opitz, Walfriede Schmitt, Ursula Werner, Jürgen Zartmann, Ernst-Georg Schwill, Otmar Richter, Hartmut Schreier, Klaus-Jürgen Steinmann, Heinz Dieter Kallbach, Klaus Gehrke, Jaecki Schwarz, Wolfgang Winkler und Wolfgang Koch. Beginn 16 Uhr im Arndt-Bause-Saal (eine Stunde vor Beginn gibt’s im Foyer Kaffee und Kuchen). Eintritt 20 Euro, Karten Tel. 542 70 91. I.D. Malbuch eines Fotografen Mahlsdorf – Vom 10. November bis zum 31. Dezember ist im Kunsthaus Flora, Florastraße 113, die Ausstellung „Malbuch eines Fotografen“ von Peter Leske zu sehen. Zur Vernissage am 7. November, 19 Uhr, lädt der Betreiber des Hauses, die Agrarbörse, alle Interessenten ein. Öffnungszeiten des Hauses: Mo-Do 8 bis 18 Uhr, Fr 8 bis 16 Uhr. I.D. Konzerte und Gedenken in der Kirche Biesdorf – Am Volkstrauertag (16. November) findet in der Krankenhauskirche am Brebacher Weg 15 ein Orgelkonzert mit Stefan Kircheis an der Orgel und mit einer Lesung von Constanze Lindemann zum Gedenken an die Opfer der Krankenmorde in der einstigen Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten statt. Beginn 17 Uhr. Am 5. Dezember lädt der Marzahner Kammerchor zum Adventskonzert ein, Beginn 19 Uhr. Eintritt frei, um Spenden am Ausgang wird gebeten. I.D. Marc Chagall – Bilder für die Bibel Hellersdorf – Drucke und Originallithographien aus Marc Chagalls zweitem Zyklus „Bilder für die Bibel“ von 1960 werden vom 4. November bis zum 29. Dezember im Kulturforum, CarolaNeher-Straße 1, ausgestellt. Die Kunstwerke stammen aus der Privatsammlung von Pfarrer i.R. Hans-Dieter Winkler. Die Ausstellung kann bei freiem Eintritt zu den Öffnungszeiten des Hauses, Mo-Fr von 9 bis 16 Uhr sowie zu den Veranstaltungen besichtigt werden. I.D. 10 jot w.d. 11/2014 Französisch für Anfänger in Stadtteilzentren Jugend-Bildung-Sport Freie Auswahl Konzertprogramm der Kiste bietet wieder Live-Acts für jeden Geschmack Hellersdorf – Das Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost, Albert-Kuntz-Straße 58, bietet ab November jeden Montag, 16 bis 17.30 Uhr, einen Französischkurs für Anfänger an. Er ist für Interessierte jeder Altersklasse geeignet, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die monatliche Kursgebühr beträgt 5 Euro. Anmeldung Tel. 99 49 86 91 (Herr Granzow). Der gleiche Kurs findet mittwochs, 16 bis 17.30 Uhr, im Stadtteilzentrum Kaulsdorf, Brodauer Straße 27-29, statt. Ansprechpartner ist Frau Stelbrink, Tel. 56 58 87 62. I.D. Freie Kurse bei derArt Hellersdorf – Die Jugendkunstschule derArt, Kummerower Ring 44, hat noch freie Plätze in einigen Kursen zu bieten. Für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen gibt es verschiedene Mal- und Zeichenkurse, vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen. Donnerstags, 15.30 Uhr, sind im Zeichenkurs „Junge Zeichen“ noch einige freie Plätze zu besetzen. Auch der Kurs für junge und jung gebliebene Erwachsene freut sich über Zuwachs, immer Mittwoch, 17.45 Uhr, und Donnerstag, 18 Uhr. Die Kurse Gitarre, E-Gitarre, E-Bass, Geige, E-Geige sowie Schlagzeugunterricht nehmen ebenfalls noch Interessenten an. Vor allem der neue Kurs Phantasieräume, montags von 15.30 bis 17 Uhr, für Kinder ab 6 Jahren, kann noch Verstärkung vertragen. Der Nähkurs „Nähen und Design“ (dienstags, 15 bis 17 Uhr) sucht auch noch Mitstreiter. I.D. Fest der kleinen Musikanten Marzahn – Am 22. November, 15 Uhr, singen, tanzen und musizieren die jüngsten Musikschüler der Hans-Werner-Henze-Musikschule im Arndt-Bause-Saal des FFM, Eintritt frei. Beratung für Kreative in der Alten Börse Marzahn – Städtische Umbrüche wie die „Gentrifizierung“ zwingen die Berliner Kreativbranche, neue Wirkungskreise, Atelierräume und Tätigkeitsfelder zu erschließen. Dem Bedürfnis nach kompetenter Beratung und praxisnaher Unterstützung bei Themen wie Selbstvermarktung und -management versucht das „Creative Service Center“, eine Einrichtung der WeTeK Berlin, ab 27. November in der ZEIT.GUT.Kulturetage in der Alten Börse Marzahn, Beilsteiner Straße nachzukommen. RN Einen ganz starken Auftritt legte Will Wilde (2.v.l.) in der Kiste hin, jetzt folgt seine Schwester. Foto: Nachtmann Hellersdorf – What ever you want, was du auch immer willst, einer der großen Klassiker vob Status Quo, beschreibt nicht nur das Kistenprogramm, er ist in diesem Monat sogar live zu hören. Wenn am 15. November die Gruppe Smiledriver Hits der Engländer en masse präsentiert, darf der genannte Song natürlich nicht fehlen. An diesem Abend wird auch die neue Ausstellung „Vibrationen“ mit Fotografien von Ralph Weber eröffnet. Er trifft seine Protagonisten (Musiker wie er selbst auch seit 40 Jahren) jenseits der roten Teppiche, VIP-Logen und Bändchen-Träger. Musikalisch tiefgründiger geht es bereits einen Abend vorher zu, wenn Mike Kilian sein (vom Publikum lange gewünschtes) akustisches Album vorstellt. Als Duo erzäht er 12 kleine Geschichten von Pechvögeln, gebrochenen Herzen, Hoffnungen und Wünschen bis hin zu Kindern, die in die Welt hinaus ziehen, um ihren Weg zu finden. Musikalisch soll die Platte von italienischen und irischen Klängen inspiriert sein; könnte spannend werden. Nicht nur die Älteren, nicht nur die Bluesfans freuen sich auf einen neuerlichen Besuch von Maggie Mackenthun. Mit ihrer Band Kozmic Blue erinnert die schottisch-deutsche Sängerin am 21. November an die große, unerreichte Künstlerin Janis Joplin. Tags darauf heißt es erneut Bühne frei für die Combo Remember Twilight, deren musikalischer Bogen sich von Mittelaltermetal über Folk Punk bis zu Kammer- musikcore spannt; was auch immer sich hinter diesen Kategorien verbergen mag. Den Musikmonat November beschließen zwei ganz besondere Gäste. Am 28. November ist Jamie Clarke’s Perfect zu Gast und zeigt, dass sich der Namensgeber der Band nicht nur von seiner früheren irischen Gruppe The Pogues beeinflussen lässt. Am 29. November steht mit Dani Wilde eine britische Singer-Songwriterin und Gitarristin auf der Bühne, die geprägt ist von Blues, Soul, Jazz, Country und Gospel und dies mit poppigeren Songs mischt. Ihr Ziel ist es, eines Tages den Blues einem breiten Mainstream-Publikum zugänglich zu machen. In den letzten Jahren erreichte sie mit „Bring Your Loving Home“, „Abandoned Child“ und „Bitch“ immerhin drei Nummer 1 Hits in der offiziellen iTunes BluesListe. Und – Zufall oder Absicht? – sie folgt mit dem Gastspiel ihrem Bruder nach, der am 11. Oktober einen ganz starken Auftritt an gleicher Stelle hatte. Beginn der Konzerte in der Kiste, Heidenauer Straße 10, jeweils 21 Uhr, Karten 7 bis 12 Euro, Info Tel. 99 87 481, www.kiste.net. R. Nachtmann Eine Schwedische Maulbeere für Julien Beim Pflanzfest im Garten der Begegnung wurde auch ein Grüner Lernort eröffnet Marzahn – Nach der mittlerweile 15. Baumpflanzung wird es langsam eng im „Hochzeitspark“ an der Ludwig-Renn-Straße 33B, der zum Garten der Begegnung gehört. Dort entstanden im Rahmen des Förderprogramms „Bildung im Quartier“ außerdem ein „Grünes Klassenzimmer“ und ein „Ökolabor“, die zur diesjährigen Herbstpflanzung übergeben wurden. Damit wurde ein weiterer Schritt in Richtung Qualifizierung des Gartens als „Grüner Lernort“ im Quartier an der Mehrower Allee getan. Wie entsteht Apfelsaft, woraus macht man Ketchup oder Pommes, was lebt in unserem Boden und wovon ernährt sich die Pflanze? Diese und viele andere Fragen wollen die Betreiber von Agrarbörse und Quartiersmanagement im Garten der Begegnung Nicole und Romano Blut pflanzten mit Söhnchen Julien am 1. November im Hochzeitspark eine Schwedische Maulbeere. Foto: Schuchert kindgerecht, praxisnah und erlebnisorientiert beantworten. Interessant für Groß und Klein sind dann nicht nur Käfer, die genauer unter die Lupe genommen werden, sondern auch verschiedene Gemüsepflanzen, deren Bestandteile unter einem Mikroskop ganz anders aussehen. Vergleichbare „grüne Lernorte“ gibt es bereits an mehreren Stellen im Bezirk, darunter in Marzahn Nord oder in Mahlsdorf. Im Hochzeitspark stehen nach der jüngsten Pflanzung von 12 Gehölzen mittlerweile 209 Bäume. Um die lieb gewonnene Tradition fortsetzen zu können, sucht das Quartiersmanagement jetzt neue Flächen. „Spätestens im November 2015 soll es mit den Pflanzaktionen weitergehen“, verspricht Kathrin Melendez. Interessenten gibt es genug. R. Nachtmann Gymnasium ausgezeichnet Quali-Siegel für Schule am Pappelhof Neuer Jugendchor sucht Sänger Plaste und ihre beiden Seiten Hellersdorf – Als eine von zehn Schulen erhielt das MelanchthonGymnasium unlängst das erstmals verliehene Qualitätssiegel für exzellente berufliche Orientierung. Damit wurden Schulen ausgezeichnet, die mit einem ganzheitlichen und nachhaltigen Konzept zur Berufs- und Studienorientierung überzeugen konnten. MelanchthonSchüler erhalten etwa bereits in der 9. Klasse einen Berufswahlpass, in dem besuchte Veranstaltungen festgehalten werden. RN Marzahn – Die Schule am Pappelhof hat eines der bundesweit 36 eTwinning-Qualitätssiegel bekommen. Als einzige Förderschule Berlins erhielt sie diese Auszeichnung. Das Siegel gibt es für beispielhafte Projektarbeit mit digitalen Medien. eTwinning ermöglicht Schulen in ganz Europa, Schulpartnerschaften über das Internet aufzubauen und digital gestützte Projekte durchzuführen. Europaweit sind mittlerweile rund 125 000 Schulen bei eTwinning angemeldet. RN Mahlsdorf – Der neu gegründete Jugendchor der Kirchengemeinde Mahlsdorf sucht Jugendliche im Alter von 12-16 Jahren, die Lust haben, zu singen und mehr aus ihrer Stimme zu machen. Gesungen wird Weltliches und Geistliches – Folklore, Musik aus Skandinavien, Pop. Die Probenarbeit wird von professioneller Stimmbildung begleitet. Der Chor probt freitags ab 17.30 Uhr in der Hönower Straße 17. Kontakt: [email protected] RN Berlin – Nur wenige Jahrzehnte nachdem es in unseren Alltag Einzug gehalten hat, scheint ein Leben ohne Plastik unvorstellbar. Der neue fluter, das Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung, zeichnet die Stoff- und Kulturgeschichte des Plastiks nach, von explodierenden Zelluloid-Billardkugeln über die militärischen Ursprünge der Vinyl-Platte bis hin zu Andy Warhol, der in den 60er Jahren stolz verkündete „I want to be plastic“. www.fluter.de/abo RN Umwelt & Verkehr jot w.d. 11/2014 11 Kaputte Treppen und Geländer Am Theodorpark sollen Bäume bleiben Sorgen um die Zukunft der Ahrensfelder Berge – Bezirk fehlen Mittel zur Sanierung Mahlsdorf – Im Neubaugebiet „Theodorpark“ soll ein Grünzug erhalten bleiben. Das beschloss die BVV auf Antrag der Bündnisgrünen einstimmig. Deren Verordneter Nickel von Neumann forderte, „ökologische Nischen“ zu erhalten. Der Bebauungsplan für das Gebiet sehe „ein umfangreiches Neubaugebiet, wo man kaum etwas wiedererkennen wird“, vor. Durch die starke Verdichtung nähme die Wohnqualität im Bezirk weiter ab. Und schließlich werde der Grünzug nördlich der B1 am Rohrpfuhlgraben ja auch geplant, „das muss südlich fortgesetzt“ werden. RN Marzahn – Die Ahrensfelder Berge sind ein wichtiger Bestandteil des Landschaftsraumes und des Naherholungsgebietes Wuhletal. Durch die bevorstehende Absperrung des Kienbergareals wegen der Bauarbeiten zur IGA 2017 werden sie einem noch höheren Nutzungsdruck unterworfen sein. Aufgrund jahrelang vernachlässigter Pflege ist der Zustand von Wegen, Treppen und Geländern schon jetzt sanierungsbedürftig. Umweltstadtrat Christian Gräff fiel auf Nachfrage des Marzahner Abgeordneten Wolfgang Brauer allerdings nichts anderes ein, als die Sperrung des Areals in Erwägung zu ziehen. Dieser Zustand ist nicht hinnehmbar. Stadtrat Gräff muss dafür sorgen, dass als Ersatz für die jahrelange Sperrung der Flächen um den Kienberg und den Wuhleteich, zumindest die Ahrensfelder Berge weiterhin für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen – Erhaltung und Zugänglichkeit des Biotops Weidengrund eingeschlossen. Hierfür sind gegebenenfalls auch die Grün Berlin und die IGA Berlin 2017 GmbH in die Verantwortung zu nehmen. Obwohl größtenteils Bauschutt-Hügel sind die Ahrensfelder Berge wichtig für die Naherholung. Im Zuge der IGA wird ein steigender Nutzungsdruck erwartet, dem die Erhebungen im jetzigen Zustand nicht gewachsen sind. Foto: Archiv Angesichts des zunehmenden Nutzungsdrucks aufgrund der Sperrung des Kienbergs wegen der Baumaßnahmen für die IGA 2017 gilt es zu ergründen, welches Konzept bezüglich Pflege und Erhaltung des Areals verfolgt wird. Frank Beiersdorff Anm.: Auf der BVV sagte Stadtrat Gräff dazu u.a., es gäbe „gegenwärtig noch kein Konzept, was künftig gemacht“ werde. Verkehrssicherungsmängel und Vandalismusschäden würden beseitigt, letztere zunächst erst einmalig. Er hoffe, 2015 etwas mehr machen zu können. „Seien wir froh, dass uns um den Kienberg herum die IGA ereilt hat“, setzte Gräff hinzu. „Was da geschieht, könnten wir aus eigener Kraft, mit eigenen Mitteln niemals machen.“ Red. Zu groß, zu oft, zu teuer Für Müllentsorgung müssen Siedler fast ein Drittel mehr bezahlen Berlin – Schröpft die Berliner Stadtreinigung die Bürger bei der Müllentsorgung zu stark? Dieser Frage ging unlängst die Lichtenberger Links-Abgeordnete Marion Platta mit einem umfangreichen Fragenkatalog unter dem Titel „Restmüllbehälter in Berlin zu groß und zu oft entleert - kein Ansporn für Abfalltrennung“ an die Senatsumweltverwaltung nach. Insbesondere bemängelt sie die Zwangsmindestgröße der Restmülltonnen von 60 Litern und den zweiwöchentlichen Entleerungsrhythmus, der gerade kleinere Familien in den Siedlungsgebieten benachteiligt. Denn diese gehen traditionell „sparsamer“ mit Müll um, als Mieter im Geschosswohnungsbau. Selbst Umweltstaatssekretär Christian Gaebler muss in seinen Antworten einräumen, dass Letztere bereits im Jahr 2008 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) rund 236 Kilo Restmüll (pro Einwohner und Jahr) zur Abfuhr geben, hingegen liegt die Menge bei Siedlern um ein Viertel (180 Kilogramm) darunter. Die Auffassung, das Tarifsystem der BSR schaffe „Anreize zur Getrenntsammlung“ hat Gaebler, zumindest was die Siedlungsgebiete betrifft, ziemlich exklusiv. Dass der Staatssekretär dies aus der gestiegenen Menge der (etwas billigeren) Biogut-Tonnen (braune) und der konstanten Nutzung der Recyc- linghöfe zuschreibt, ist durchaus legitim, dass er aber eine von Marion Platta bemerkte „Nachfrage von Hauseigentümern nach bedarfsgerechter Restmüllabholung insbesondere durch Verringerung des Behältervolumens und/oder der Verlängerung des Entleerungsrhythmus“ negiert, kann nur als schlechter Scherz betrachtet werden. Denn bei solchen Anfragen verweist die BSR stets auf ihr von der Senatsverwaltung genehmigtes Gebühren- und Rhythmussystem, das keine Ausnahmen für einzelne Hausbesitzer zulasse (Anschlussund Benutzungszwang). Die Lichtenberger Abgeordnete moniert, BSR und Gaeblers Ver- Sammelsystems reduzieren und damit zu einer höheren Gebührenbelastung aller Berliner Bürgerinnen und Bürger führen.“ Heißt: Wer Müll vermeidet, spart nicht etwa, er zahlt für die anderen fleißig mit. Dabei steht in den Tarifbestimmungen unter Punkt 2.2.2. (1): „Die BSR können bei Bedarf weitere Behälterarten und Behältergrößen verwenden.“ (Siehe Amtsblatt Nr. 54 vom 28. Dezember 2012). Nun, vielleicht nimmt sich der VDGN des Themas (wieder) einmal an. Denn bei Zwangsnutzung dürfen die Betroffenen zumindest ein Höchstmaß an „Gebührengerechtigkeit“ erwarten. Ralf Nachtmann Marzahn-Hellersdorf – Von Köpenick nach Ahrensfelde durch das Wuhletal, den längsten zusammenhängenden Grünzug Berlins, zurück über die Kaulsdorfer Seen nach Mahlsdorf – so lautet das Motto der EintagesRadtour (35 Kilometer) am 16. November mit den erfahrenen Leitern Wolfgang und Sabine König aus der Stadtteilgruppe Wuhletal des ADFC. Start 10 Uhr am S-Bahnhof Köpenick (Elcknerplatz), die Tour ist auch für Freizeitradler und Familien geeignet. Beitrag 6/3 Euro, Info Tel. 0160-92 54 09 62. RN Vortrag zum Grünspecht Malchow – Zu einem kostenfreien Vortrag mit Dr. Klaus Witt von der Berliner Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft über den Vogel des Jahres, den Grünspecht, lädt die Naturschutzstation Malchow, Dorfstraße 35, am 30. November, 14 Uhr ein. Witt erklärt u.a., warum der Vogel „lachender Hans“ genannt wird. Info Tel. 92 79 98 30. Ausstellungen zur Natur Der Landkreis Heilbronn bietet seinen Grundstücksbesitzern fünf verschiedene Größen der Restmülltonne an, in Berlin gibt es nur drei (60, 120, 240 Liter). Der dortige Landrat Detlef Piepenburg versichert auf der Internetseite seines Kreises, beim Müllaufkommen hätten sich 20 Liter pro Person als Richtwert bewährt. In Berlin setzt man die Hälfte mehr, nämlich 30 Liter, an. Warum wohl? Foto: LK Heilbronn Ein Tornadoforscher berichtet Marzahn – Wer weiß eigentlich, dass die Tornadoforschung ihren Ursprung in Deutschland nahm und nicht etwa in Amerika oder Japan? Über „Orkane, Tornados, Gewitter – Unwettergeschehen in Berlin und Brandenburg“ spricht am 19. November, 19 Uhr, der meteorologische Forensiker Thilo Kühne. Wer schon immer etwas mehr über die Entstehung und Wirkung von Wetterkapriolen waltung sträubten sich gegen die in anderen Kommunen durchaus verbreiteten 40-Liter-Mülltonnen (als Mindestgröße), die bei kleinen Haushalten sogar nur im Vier-Wochen-Rhythmus abgeholt werden (können). „Nachfragen nach kleineren Behältern bestehen seitens der Berlinerinnen und Berliner laut BSR so gut wie nicht“, lässt Gaebler wissen. Das hätte der Staatssekretär allerdings erwarten können, schließlich muss die BSR auch in ihrer Rechtsform als „Anstalt öffentlichen Rechts“ Geld verdienen. Und wie schreibt Gaebler noch zur Frage kleinerer Tonnen? „Weitere Ausdifferenzierungen für Einzelfälle würden die Effektivität des Radtour entlang des Wuhletals wissen wollte, sollte diese Veranstaltung im Berliner TschechowTheater, Märkische Allee 410, nicht verpassen. Einlader Wolfgang Brauer verspricht, niemanden „im Trockenen“ sitzen zu lassen. Getränke und ein kleiner Imbiss stünden bereit, Eintritt frei. Info bei Sabine Behrens, [email protected], Tel. 97 89 19 50 sowie im TschechowTheater, Tel. 93 66 10 78. RN Sprechstunden zur IGA Marzahn – Ab November lädt die IGA Berlin 2017 GmbH an jedem ersten Donnerstag im Monat von 16 bis 18 Uhr zu einer Bürgersprechstunde in der IGA-Markthalle, Blumberger Damm 130 (Eingang über Zinndorfer Straße) ein. Fragen werden, anders als bei den größeren Veranstaltungen wie „IGA im Dialog“ (25. November, 19 Uhr, FFM), im persönlichen Gespräch beantwortet. „Mit der Sprechstunde möchten wir die Kontaktaufnahme mit uns noch weiter erleichtern und fördern. Anwohnerinnen und Anwohner können vorbei schauen und im kleinen Kreis Fragen an uns herantragen, die sie beschäftigen“, sagt IGA-Chef Christoph Schmidt. Dem Auftakt am 6. November folgen die Termine 4. Dezember sowie (feiertagsbedingt) 8. Januar 2015. RN Marzahn-Hellersdorf – Noch bis 14. November können im Frauentreff Hellma, Marzahner Promenade 41, „Naturfotos von der Wuhle“ von Anja Paetsch betrachtet werden. Bis 30. November zeigt das Naturschutzzentrum Schleipfuhl, Hermsdorfer Straße 11 A, eine Ausstellung über den Zaunkönig. Seilbahnpläne liegen offen aus Marzahn-Hellersdorf – Bis 3. Dezember werden diePläne zum Zwecke der Planfeststellung „Seilbahn Gärten der Welt“ im Alten Rathaus Marzahn (Trausaal im Erdgeschoss), HeleneWeigel-Platz 8, öffentlich ausgelegt. Donnerstags stehen Mitarbeiter für Erläuterungen bereit. Bis 17. Dezember können Einwendungen gemacht werden. RN 12 jot w.d. 11/2014 Literatur Hinter der Weltstadt – „Die „Bölsche“ Buchpremiere mit Rolf Schneider, der auch eine Liebeserklärung an seine Straße schrieb „Kudamm des Ostens“ wurde sie einst genannt - die Bölschestraße. Sie führt schnurgerade vom SBahnhof Friedrichshagen bis fast zum Großen Müggelsee. Auf Geheiß Friedrich des Großen wurde sie 1753 für eine Spinnereikolonie angelegt und mit Maulbeerbäumen bepflanzt. Ihrer einmaligen Lage, ihrem literarischen Erbe, ihrer architektonischen Vielfalt und ihrem interessanten Mix aus Läden, Restaurants und Galerien verdankt die Bölschestraße ihren Ruf, eine der schönsten Straßen Berlins zu sein. Der Schriftsteller Rolf Schneider, der die Bölschestraße seit rund fünfzig Jahren kennt, ist ihrer Geschichte nachgegangen – von der Seidenproduktion über den Ausschank in der alten Brauerei bis zum legendären Kino Union. Er erzählt von den Menschen, die hier lebten und die „Bölsche“ prägten. Die Buchpremiere fand, wie sollte es anders sein, in Friedrichshagen statt, in der Galerie des Antiquariats Brandel. Wie zu erwarten ließen sich Friedrichshagener, die ja als ausgewiesene Lokalpatrioten bekannt sind, und zahlreiche Gäste nicht zweimal bitten. Im dicht gefüllten Raum herrschte aufmerksame Erwartung. Man war gespannt – auf den prominenten Schriftsteller selbst wie auch auf sein neuestes Werk: „Die Bölschestraße“. In seiner Reihe „Berliner Orte“ hat der be.bra verlag vor kurzem dieses Buch von Rolf Schneider veröffentlicht. Die Edition führt an Orte, zu denen die jeweiligen Autoren, darunter Knut Elstermann, Volker Wieprecht und die Brauseboys, eine besondere Bindung haben. Rolf Schneider wohnt in Schöneiche und besucht nach eigenem Bekunden seit 50 Jahren wöchentlich die Bölschestraße. Mit Sympathie beschreibt Schneider die „Bölsche“ als „eine angenehme, eine wohlabgemessene, einfach eine schöne Straße“. Auf den folgenden 140 Seiten spannt er dann den Bogen zu einer persönlich erzählten Kulturgeschichte der Magistrale sowie des Friedrichshagener Dichterkreises. Dieser spielt denn auch die zentrale Rolle in Schneiders Buch – der um Wilhelm Bölsche und Bruno Wille gescharte berühmte Dichterkreis. Episode reiht sich an Episode über die illustre Vereinigung von Intellektuellen, Schriftstellern, Künstlern, Bohemiens und Anarchisten, die um 1890 in Friedrichshagen ansässig waren und bedeutende Spuren in der Kulturgeschichte hinterließen. Zu den Protagonisten, deren Lebens- linien der Leser folgt, zählen neben Bölsche und Wille Peter Hille, Erich Mühsam, die Brüder Hart, Else Lasker-Schüler, Gerhart Hauptmann, ebenso Johannes Bobrowski. Der Literat Rolf Schneider bekennt sich ausdrücklich zu diesem Blick in die Vergangenheit, „weil das Literarische über Friedrichshagen hängt wie eine unsichtbare Wolke. Wir leben in einem Zeitalter der hemmungslosen Gegenwärtigkeit, der vielfa- Rolf Schneider bei der Lesung. Foto: Neidigk Wunderlichs wundersame Reise Immer noch lebendige Erinnerung an die Oberschulzeit: „Was wollte der Dichter uns damit sagen?“, fragte die gestrenge Deutschlehrerin nach der gemeinsamen Lektüre von Goethes Osterspaziergang. Nun, nach dem Willen der DDR-Bildungsoberen hätten wir erkennen sollen, dass es sich bei dem genannten Werk um die Vorahnung des Dichterfürsten auf den kommenden Sozialismus handele. Radioeins-Moderatorin Marion Brasch, die 2012 mit „Ab jetzt ist Ruhe“ ein viel beachtetes Debüt feierte, hat ihren zweiten Roman veröffentlicht. Ihr Held Wunderlich, der eigentlich Bildhauer werden wollte, diesen Plan aber wegen ständiger Sehnenscheidenentzündungen aufgeben musste, ist von seiner Freundin Marie verlassen worden. Um sich von diesem Schlag zu erholen, beschließt Wunderlich, nach Norden an die See zu fahren. Auf dem Weg dorthin wird Wunderlich von einer Schaffnerin an einem Bahnhof, an dem schon lange keine Züge mehr halten, ans Freie gesetzt, weil sein Ausweis nicht mehr gültig ist. Wunderlich setzt seine Reise dennoch fort, verletzt sich bei einem Unfall mit einer Draisine, lernt Leute wie Finke, der ihn in seiner ehemaligen Kneipe aufnimmt, und das Mädchen Toni, die in einem Bauwagen lebt, kennen. Sie zeigt ihm das Blauharz, das aus Apfelbäumen austritt und Wunderheilungen ermöglicht. Er ist Gast beim Schönen Ringo, der eine Dorfkneipe führt, und er wird vom Fetten Mario und seiner jugendlichen Dorf-Gang verprügelt und beraubt, hat in einem Hotel einen One-Night-Stand mit einer Frau, deren Namen er nicht einmal kennt. Wunderlich erreicht schließlich die See. Nach einem ausgiebigen Bad in ihr – ob Ost- oder Nordsee – ist nicht zu erkunden, tritt er die Rückreise an. Aber alle, die er treffen will, sind wie vom Erdboden verschwunden. An Finkes Wohn-Kneipe hängt das Schild „Zu verkaufen“, Tonis Wohnwagen ist inzwischen unbewohnt, den Schönen Ringo kennt angeblich niemand, und das Blauharz, das er in einer Schachtel mit sich führt, lässt sich nicht mehr verflüssigen, sondern verbrennt bei Erhitzung wie gewöhnliches Kiefernharz. Schließlich hält der Zug an dem Bahnhof, der offiziell längst keiner mehr ist, um Wunderlich aufzunehmen und zurück in seine Stadt zu bringen. Einen Kunstgriff erlaubt sich Marion Brasch, indem sie Wunderlich mit einem Telefon ausstattet, aus dem er des Öfteren Hinweise und Einschätzungen zur Lage von einem Wesen namens Anonym erhält. Ähnliches könnte auch der Leser gebrauchen, doch für ihn bleibt die gesamte Geschichte ohne jegliche gesellschaftliche oder wenigstens geografische Zuordnung, eben reine Fantasie. „Was will uns die Autorin mit ihrem Wunderlich sagen“, fragt mich meine Frau. Und wie damals mit Goethen – keine Ahnung. „Setzen – Fünf!“ Nee, reicht ja heute nicht mehr. Sechs also. Hans Sandow Marion Brasch: Wunderlich fährt nach Norden, S. Fischer, 19,99 Euro. chen Zerstreuungen, des kurzen Atems und des anstandslosen Vergessens. Etwas in mir rebelliert dagegen. Ich möchte, dass Vergangenheit bewahrt und erinnert wird.“ Der interessierte Leser dankt es dem Autor. Gern blickt man mit ihm schmunzelnd in eine Zeit zurück, da Bölsche die Welt als „einen zähen Sauerteig“ schilderte. In eine Zeit, in der konservative Blätter die Friedrichshagener Avantgarde zu „Habenichtsen und Hungerleidern“ erklärten. Man sitzt mit den Lebenskünstlern fröhlich zechend am „Verbrechertisch“ und folgt einem Tete à Tete mit Bölsches „Mittagsgöttin“. Toleranz und Freizügigkeit im Denken und Handeln schrieben die Friedrichshagener Naturalisten groß. Gut so, sie einmal mehr dem Vergessen zu entreißen! Nach diesem vergnüglichen und nachdenklichen geschichtlichen Exkurs wendet sich der Autor peu à peu markanten Gebäuden der „Bölsche“ zu und taucht in deren Geschichte ein. Auch dem Ortsunkundigen wird klar: Die „Bölsche“, wie die Friedrichshagener ihre Straße liebevoll nennen, war immer etwas Besonderes. Sie hat sich ihren ganz besonderen Charme bewahrt. So beantwortet der Autor die Frage, was sich verändert habe, kurz vor dem Schlusspunkt lakonisch: „Genau genommen wenig. Genau genommen gar nichts“. Und doch bleibt noch vieles zu erzählen. Vornan über die modernen Biografien der typischen quicklebendigen BölschestraßeBewohner, die mit Zivilcourage und bemerkenswertem Engagement ihren streitbaren Urvätern kaum nachstehen. Nämlich, indem sie erfolgreich um den Erhalt ihres Traditions-Kinos „Union“ kämpften, ihr Rathaus kaufen und dem Gemeinwohl zuführen, ihr Strandbad unter ihre Fittiche nehmen, einen „Friedrichshagener Schirm“ spannen und alle partizipieren lassen. Last but not least sich all-montäglich zur Demo gegen drohenden Fluglärm treffen. Genügend Stoff also für die Fortsetzung der Erfolgs-Geschichte der „Bölsche“. Dagmar Neidigk Rolf Schneider: Die Bölschestraße, be.bra verlag, 9,95 Euro. Strittmatters Tagebücher Soviel gleich vorweg: Wer sich erhofft, aus dem zweiten Band der Tagebücher etwas über Erwin Strittmatters Rolle im Krieg zu erfahren, sollte das Buch ungelesen zur Seite stellen, denn auch diesmal wird er nichts dazu erfahren. Almut Giesecke hat sich der Mühsal unterzogen, mehr als 20 000 Tagebuchseiten auf reichliche 500 Buchseiten zu reduzieren. Bei der Auswahl entsteht freilich mitunter der Eindruck, Strittmatter habe die Tagebücher nicht als Mittel der Selbstverständigung geführt, sondern unter der Maßgabe verfasst, sie eines Tages seinem großen Publikum vorzulegen. Eine große Rolle in den Tagebüchern spielen die Kräfte zehrenden Ehekrisen, das emotionale Chaos, in das ihn die Entfremdung von seiner Frau Eva stürzt, seine Eifersucht auf die Beziehung der Söhne zu ihrer Mutter und nicht zuletzt die Schwierigkeiten des Alterns. Mehr als einmal spricht er von seiner Sehnsucht, das Jahr 2000 noch zu erleben – doch die Aufzeichnungen enden im Januar 1994, fünf Tage vor seinem Tod. Trotz seines Rückzugs aus dem öffentlichen Leben bleibt Strittmatter der kritische Beobachter und Zeitgenosse. Er ist stolz darauf, weder Mitglied des SED-Zentralkomitees, noch der Volkskammer geworden zu sein und auch die ihm angetragenen Präsidentschaften des Schriftstellerverbandes und der Akademie der Künste abgelehnt zu haben. Öfter als einmal stellt er sich die Frage, ob er nicht aus der Partei austreten solle – was er am 10. Januar 1990 dann wirklich tut – und ärgert sich über das, was in der DDR Wahlen genannt wird. Und dennoch: Als er wieder einmal nach Berlin zu einer Auszeichnungsveranstaltung gerufen wird, bei der alle bisherigen Orden getra- gen werden sollten, besteht sein Widerstand darin, dass er nur den Karl-Marx-Orden (und den dazu noch ziemlich versteckt) anlegt. Viel Raum nimmt Strittmatters Kampf mit der DDR-Kulturbürokratie ein. So gab es ein langes Hickhack um die Druckgenehmigung für den dritten Band des „Wundertäter“, bevor ZK-Sekretär Kurt Hager endlich Grünes Licht für die Veröffentlichung erteilte. Trotz alledem stand für Strittmatter im Gegensatz zu anderen Autoren ein Verlassen des Landes nie zur Diskussion. Dass Strittmatter über viele Jahre mit dem Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Lew Kopelew, der einige seiner Werke ins Russische übersetzt hatte, befreundet war und es auch blieb, nachdem Kopelew und seine Frau aus der damaligen Sowjetunion ausgebürgert worden waren und nun in Köln wohnten, zeugt schon von einigem Mut. Den freilich erforderte eine weitere Freundschaft nicht. Erst aus diesem Buch habe ich erfahren, dass der Sänger Peter Schreier und seine Frau zu den Freunden der Strittmatters gehörten. Emotionslos und gelassen registrierte Strittmatter die Auflösung der sozialistischen Welt. Die Umbruchprozesse von 1989/90 sind für ihn die Konsequenz der verfehlten DDR-Politik. Seine Notizen dokumentieren eindrucksvoll die Hektik und die sich überstürzenden Ereignisse jener Jahre. „Die Genossenschaft (der er selbst viele Jahre angehörte/H.S.) soll aufgelöst werden“, vermerkt er knapp im Tagebuch. Hans Sandow Erwin Strittmatter: Der Zustand meiner Welt – Aus den Tagebüchern 1974-1994, Aufbau, 24,95 Euro. Feuilleton jot w.d. 11/2014 13 Trauerorte oder Propagandastätten? Zur Tradition deutschen Krieger-Gedenkens – Teil 3 (Schluss) Im Rahmen unserer Berichterstattung zum Thema „100 Jahre Erster Weltkrieg“ schrieben wir in Ausgabe 8/2014 auch über die Problematik des kompletten Wiederaufbaus des Denkmals in Biesdorf. Wolfgang Brauer, Vorsitzender des Heimatvereins, findet die dort dokumentierten Arbeiten der Biesdorfer Gymnasiasten zum Biesdorfer Kriegerdenkmal „geradezu vorbildlich“ und nahm dies zum Anlass, umfassend über die „Kriegerdenkmale“ nachzudenken. Auch in Mahlsdorf verweigerte die Stadt aus gutem Grund den „Kriegern“ einen öffentlichen Platz. „Unbesiegt und unvergessen“ steht auf der Rückseite des vom Steglitzer Bildhauer August Rhades gestalteten Males. Kein Wunder, wenn diese Denkmäler zu den diversen Heldengedenktagen selbst in unseren Dörfern zum Aufmarschort martialischer Feierlichkeiten wurden. Sie erfüllten damit nur ihren von Anfang an gedachten Zweck. „Die Kriegsleute (gemeint sind die Kriegervereine) wollen immer eine versteckte Art von SiegesPrunk- und Protzdenkmal...“ schrieb Ernst Barlach über seine frustrierenden Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Stralsunder Kriegerdenkmal. Käthe Kollwitz sammelte ähnliche Erfahrungen. Die unrühmliche Rolle der hiesigen Kriegervereine schildert Christa Hübner in einem lesenswerten Aufsatz im Heft 8 der „Beiträge zur Regionalgeschichte“ unseres Heimatvereins. Dieselben Rituale spielten sich auch um das Biesdorfer Kriegerdenkmal ab. Das wurde am 18. Juni 1922 eingeweiht. Als Ort individu- eller Trauer – wie es heute gelegentlich beschworen wird – war es von Anfang an weder gedacht, noch ist es dazu geeignet. Der Aufstellungsort hatte dieselbe Vorgeschichte wie in Kaulsdorf, Mahlsdorf und Friedrichsfelde: Der Kriegerverein wollte einen öffentlichen Platz, die Stadt verweigerte den. Also benutzte man die seinerzeitige Mehrheit im Gemeindekirchenrat und baute das Ding auf dem ehemaligen Gottesacker auf. Der gern in Kauf genommene Nebeneffekt: Stehen sie auf Kirchhöfen, lagert sich bis zum heutigen Tag immer eine gewisse Weihe des friedlichen Ortes auf den Obelisken dieser unfriedlichen Denkmale ab. Das macht den Umgang mit ihnen schwerer. Interessanterweise ist es hauptsächlich ein Phänomen in den ostdeutschen Bundesländern (einschließlich Berlins), die Öffentlichkeit mit „Rekonstruktionen“ des vorgeblichen Originalzustandes beglücken zu wollen. Es handelt sich in fast allen Fällen um den Versuch, verlorengegangene Symbolik wiederherzustellen. Nun ging die nicht durch böswillige kommunistische Unterschleife verloren, es war die Direktive Nr. 30 des Alliierten Kontrollrates vom 13. Mai 1946. Diese galt für alle vier Besatzungszonen, wurde in allen vier Zonen mehr oder (häufig weniger, auch in der sowjetischen) konsequent umgesetzt. In Berlin blieben so von etwa 200 Kriegerdenkmälern gut 60 erhalten – relativ gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt. Der Kontrollrat verbot „die Planung, ..., Errichtung, ... oder sonstige Zurschaustellung von Gedenksteinen, Denkmälern, Pla- „Heldengedenken“ neuerer Art: Restauriertes Denkmal in Eiche. Solche Wiedererrichtungen finden auch Unterstützer. Foto: Brauer katen, Statuen, Bauwerken, Straßen- und Landstraßenschildern, Wahrzeichen, Gedenktafeln oder Abzeichen, die darauf abzielen, die deutsche militärische Tradition zu bewahren und lebendig zu erhalten, den Militarismus wachzurufen ... oder ihrem Wesen nach in der Verherrlichung von kriegerischen Ereignissen bestehen.“ Diese sollten bis zum 1. Januar 1947 beseitigt werden. Als Ausnahme wurden Gedenksteine an verstorbene Angehörige regulärer militärischer Einheiten (außer SS und WaffenSS) zugelassen – wenn deren „anstößige Merkmale“ beseitigt wurden. Gemeint waren Hakenkreuze, Stahlhelme, Reichsadler, Handgranaten schwingende Krieger etc. Man sollte es bei den seinerzeit hergestellten Zuständen belassen. Auch Denkmäler haben eine Geschichte, die wäre zu erzählen. Lars-Holger Thümmler hat 2003 eine Vielzahl der in den ostdeutschen Bundesländern vorgenom- menen „Rekonstruktionen“ untersucht: „Insbesondere bei den Kriegerdenkmälern ... wird es durch die Ergänzung häufig nicht geschafft, die dumpfe Verklärung der Aussage zu überwinden, sondern im Gegenteil, vage umrissener ‘Opferbrei’ erzeugt. Dem Verständnis historischer Vorgänge nutzt das nichts.“ Auch für Thümmlers Befund finden sich in unserer Nachbarschaft Belege: Vor der Dorfkirche in Hönow liegt „ein Friedensdenkmal für alle Opfer von Krieg und Willkür“, auf dem durch die nichtssagenden Jahreszahlen 1918, 1945 und 1989 alles, aber auch alles zusammengewürfelt und die beabsichtigte humanitäre Aussage in ihr Gegenteil verdreht wird. Am Ortseingang des Dorfes Eiche begrüßt die Reisenden ein bedrohlich wirkendes Kriegergedenkensemble, das sowohl ästhetisch als auch von der Sprache der Symbole her sicherlich unbeabsichtigt eher in die 1920-er Jahre gehört. Wolfgang Benz, Gründer des Berliner Institutes für Antisemitismusforschung an der TU, sagt zu den Wirkungen der in den Kriegerdenkmalssetzungen verwirklichten Ideologie: „Die konservativen Feinde der Weimarer Republik, die Verächter von Parlamentarismus, Parteien und Demokratie, leisteten mit der Glorifizierung des Kriegserlebnisses, der Beschwörung des Geistes von 1914, der Überzeugung vom deutschen Sendungsbewusstsein, deutscher Art und Herrenmenschentum, mit übersteigertem Nationalismus gründliche Vorarbeit für das Dritte Reich.“ Das wäre zu beachten, wenn man einen verantwortungsbewussten Umgang mit den auf uns gekommenen Artefakten einer Zeit, die den Krieg wollte und ihn bewusst vorbereitete, pflegen möchte. Ich finde die in jotw.d. 8/2014 dokumentierten Arbeiten der Biesdorfer Gymnasiasten zum Biesdorfer Kriegerdenkmal geradezu vorbildlich. Vor zwei Jahren machte mich Gerke Pachali (Pfarrer i.R.) auf das Göhlsdorfer Kriegerdenkmal (Landkreis Potsdam-Mittelmark) aufmerksam: Das wird seit 1951 von einer Friedenstaube gekrönt. Die geht übrigens auf die biblische Erzählung der Arche Noah zurück. Ich finde es schön, dass die Schülerinnen des NagelGymnasiums zu ähnlichen Lösungen fanden. Ansonsten fehlen noch immer auf schmerzliche Weise Gedenktafeln, wie sie Kurt Tucholsky 1925 verlangte: „Hier lebte ein Mann, der sich geweigert hat, auf seine Mitmenschen zu schießen. Ehre seinem Andenken!“ (Siehe auch Seite 7) „Nachlese“ in der Rathausgalerie Schlager aus 50 Jahren im „Kofferradio“ Gespräch mit Axel Frohn fand reges Interesse Würdigung für Bärbel Wachholz zum 30. Todestag Hoppegarten – Die Arbeiten von 17 Künstlern, die sich für den „Brandenburger Kunstpreis“ beworben hatten, sind vom 11. November an in der Rathaus-Galerie, Lindenallee14, zu sehen. Die Gruppe „mach art“ lädt alle Interessenten zur Vernissage am 11. 11., 17 Uhr, ein. Bis zum 6. November (17 Uhr Finissage) war die Ausstellung „Mich wundert, dass ich fröhlich bin“ von Axel Frohn (Foto: Dittmann) zu sehen (siehe jot w.d. 9/2014). Während eines gut besuchten Galerie-Gespräches am 23. Oktober im Haus der Generationen freute sich der in Schöneiche lebende Karikaturist und Journalist sehr über das große Besucherinteresse für seine Ausstellung. Viele Fragen galten an diesem Abend seiner künstlerischen Entwicklung, da Frohn von Hause aus Journalist ist und bis vor kurzem als Wirtschaftsredakteur arbeitete. Kurios die Geschichten, die er über Reisen ins „NSW“ zum Besten gab, denn er hatte sich zu DDR-Zeiten an internationalen Wettbewerben beteiligt und einige Preise gewonnen. Diese dann auch persönlich entgegen zu nehmen, erwies sich unter damaligen Bedingungen als gar nicht so einfach. Immerhin gelang es ihm, sich ein kleines Valutakonto anzulegen, nachdem er die ihm angebotenen „Forum-Schecks“ abgelehnt hatte. Interessant war es auch, frühere Arbeiten von Axel Frohn anzuschauen. Der Veranstalter hatte einige Kataloge der KarigrafieAusstellungen vom Alex aus den 80-er Jahren mitgebracht. Am 29./30. November ist Frohn auch auf dem Weihnachtsmarkt an der Kulturgießerei in Schöneiche mit einigen Arbeiten vertreten. I. Dittmann Berlin – Jeweils sonnabends zwischen 14 und 15 Uhr werden im „Kofferradio“ Erinnerungen an Schlager und deren Interpreten aus den vergangenen 50 Jahren wach. Zu empfangen ist die Sendung über das Berliner Kabelnetz 92,6, Antenne 88,4 und 90,7 bzw. per Internet www.alex-berlin.de. Am 8. November stellen in der Sendung „Vom Hörer für den Hörer“ Andreas aus dem schwedischen Karlstad, Olaf aus Bernburg und Jan aus Berlin Schlager von DDR-Interpreten vor, die diese auf Platten im Westen veröffentlichten. Dazu gehören u.a. „Wann kommst du zu mir“ (B. Wachholz), „Einmal ist keinmal“ (Britt Kersten), „Schließ die Tür nicht zu“ (Andreas Holm), „Tanz mit mir“ (Frank Schöbel) und „Königin der Nacht“ (Neumi). Am 15. November heißt das Motto „Nur im Duett – klingts richtig nett“. Moderator Siggi Trzoß erinnert u.a. an Songs von Siewert/ Klein, der Geschwister Hass, Marita und Rainer, Karla Schreiter/ Hartmut Eichler, Frederic/Wieland, Ruth und Volkmar, Hahnemann/ Gelbke. Am 22. November stellt der Journalist und Betreiber der Bärbel-Wachholz-Ausstellung Angermünde, Michael-Peter Jachmann, sein gerade produziertes Album „Das Bärbel-Wachholz-Schlagerfest“ vor. Es erscheint anlässlich des 30. Todestag der Künstlerin (13. November 1984). Zur Geburtstags- und Erinnerungssendung lädt Siggi Trzoß am 29. November ein. Die Titelauswahl erfolgte durch Kofferradio-Hörer. Dabei sind u.a. Titel von Susi Schuster, Christl Bach, Jörg Martin (Foto: Dittmann), Ingrid Winkler, Tino Eisbrenner, Andy Borg, Adamo, Chris Doerk, Gitta Lind sowie der Komponisten Arndt Bause und Martin Hoffmann. Musikwünsche, Kritik und Anregungen zur Sendung an Kofferradio, Alex-Berlin, Voltastraße 6, 13355 Berlin, Fax 99 150 23, email [email protected]. I.Dittmann 14 Boulevard mit Gojko, Musik mit Michaelis Friedrichshagen – Am 14. November ist der Schauspieler Gojko Mitic (Foto: Nachtmann) zu Gast bei Lutz Hoff in der Reihe „Friedrichshagener Boulevard“ im Bräustübl, Müggelseedamm 164. Der „Chefindianer der DEFA“ erinnert sich an Höhepunkte seiner Karriere, eröffnet den Gästen einen Blick hinter die Filmkulissen und weiß viele spannende Geschichten zu erzählen. Beginn 19.45 Uhr (Einlass ab 18 Uhr), Eintritt 16 Euro. Am 30. November gibt es an gleicher Stelle unter dem Titel „Weihnachten trotz Familie“ eine heiter-besinnliche Lesung mit Musik mit der Schriftstellerin Gisela Steineckert und dem Musiker Dirk Michaelis. Beginn 18 Uhr (Einlass ab 16.30 Uhr), Eintritt 21 Euro. Übrigens: Jeden Mittwoch lädt das Haus ab 19 Uhr zu Live-Musik, Comedy und Kabarett, kombiniert mit guter Küche (große Auswahl an Gerichten für 7,90 Euro), ein. Eintritt frei. Jeden ersten Montag im Monat, 20 Uhr, findet im Bräustübl ein „Musikantentreff“ statt. Zuhörer und Mitspieler bei der Jam Session sind herzlich willkommen. Eintritt frei. I.D. jot w.d. 11/2014 Empfehlungen Tag der offenen Ateliers Vier Künstlerinnen laden zum Bilder gucken bei Kaffee und Kuchen ein Marzahn – Zum vierten Mal öffnen vier Landschaften, die den Betrachter durch LieKünstlerinnen aus Marzahn-Hellersdorf be zum Detail und ein geheimnisvolles ihre Ateliers für Jedermann – am 22.No- Leuchten in den Bann ziehen. Antje Püpke vember von 14 bis 18 Uhr laden sie in liebt das Leben mit all ihren Facetten. Ihre ihre Ateliers an der Freude am scharfsinSchwarzburger Staße nigen Beobachten 10 ( im Gründerinnenspiegelt sich in ihren zentrum „Hafen“) ein. Bildern wider. Schon in den verganAndrea Sroke liebt genen Jahren erfreute die Farben und empsich diese Aktion unfindet den Umgang ter den Anwohnern, mit ihnen als einen aber auch bei Kunst großen sinnlichen Geinteressierten Bürgern nuss. In ihren Mischanderer Stadtteile grotechniken und Aquaßer Beliebtheit. Der rellen lebt sie diese „Hafen“ hat sich durch Passion voll aus und die langjährigen Aktizeigt Farbkompovitäten der ansässigen sitionen, StadtlandKünstlerinnen zu eischaften und Stillnem etablierten und leben. Ingeborg Teetz wichtigen Standort im setzt in diesem Jahr bezirklichen Kunstihren Schwerpunkt betrieb entwickelt. Die auf Reiseaquarelle Künstlerinnen zeichund Aktdarstellungen nen sich in ihrem bildin ganz unterschiedlinerischen Schaffen sochen Techniken. wohl durch IndividuaDie Künstlerinnen lität als auch durch freuen sich an dieeine besondere technisem Nachmittag auf sche und thematische viele Besucher und Vielseitigkeit aus. Gespräche bei KafEstrella Betancor ist fee und Kuchen, Wer eine leidenschaftliche ein WeihnachtsgeAquarellmalerin. Ihre schenk sucht, wird Stärke sind realistisicher fündig. sche, stimmungsvolle Bilder von Andrea Sroke und Antje Püpke. I. Dittmann Carlshorster Salon entführt nach Portugal Service-Center Hellersdorf: Adele-Sandrock-Straße 10, 12627 Berlin Tel. (030) 6829 – 7117 Döbelner Str. 22 Karlshorst – Unter dem Motto „Saudade, die Sehnsucht“ findet am 28. November, 19.30 Uhr im Kulturhaus Karlshorst, Treskowallee 112, der nächste „Carlshorster Salon“ statt. Im Mittelpunkt des interkulturellen Abends mit Musik, bildender Kunst und Kulinarischem, durch den Alina Martirosjan-Pätzold führt, steht Portugal und seine Fado-Kultur. Zu Gast ist das „Trio Fado“ (Foto: Simon). Das Berliner Trio entführt das Publikum in die Altstadt Lissabons, die durch die Melancholie des portugiesischen Fados erlebbar wird. António de Brito, Gitarrist und Sänger des Fado-Trios, erzählt die Geschichte des Fado – einer leicht mit dem argentinischen Tango verwandten, traurig-melancholischen bis heiteren Musik, die anfangs des 19. Jahrhunderts erstmals im zwielichtigen Milieu Lissabons zu hören war. Benjamin Walbrodt spielt auf dem Cello. Daniel Pircher auf der portugiesischen Gitarre. Kulinarische Spezialitäten aus Portugal stimmen auf den Abend ein. Eintritt 18 Euro (einschließlich Speisen), Karten Tel. 553 22 76. I.D. Alte Hellersdorfer Str. 10 Jenaer Str. 2 3 Zimmer, 67 m², 5. OG. Küche mit Fenster, modernisiertes Bad, neue Bodenbeläge und Zargentüren, 3 Zimmer, 73 m², 4. OG, Balkon, Küche mit Fenster, modernisiertes Bad, Zargentüren, 3 Zimmer, 82 m², 4. OG, Balkon, Küche mit Fenster, modernisiertes Bad, Energieverbrauchswert V 85,6 KWh (m²a) Bj. 1989, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B Energieverbrauchswert V 84,6 KWh (m²a) Bj. 1986, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B Energieverbrauchswert V 62,4 KWh (m²a) Bj. 1988, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B Miete: 369 / 528 Euro Miete: 424 / 600 Euro Miete: 439 / 630 Euro direkt – Briefe & Antworten jot w.d. 11/2014 Bescherung bei der Ahrensfelder Feuerwehr Am Vorabend des Reformationsfeiertages in Brandenburg feierte die Freiwillige Feuerwehr des Ortsteils Ahrensfelde der gleichnamigen Randberliner Gemeinde schon so etwas wie Weihnachten. Im Fackelspalier der Kameradinnen und Kameraden wurde ein neues Tanklöschfahrzeug in der Feuerwache an der Dorfstraße zünftig willkommen geheißen und eingerollt. Mit den Feuerwehrleuten freute sich Bürgermeister Wilfried Gehrke besonders darüber, dass die Gemeinde zu ihrem Wort stehen konnte, das sie 2004 bei der Einweihung des neuen Feuerwehr-Depots gegeben hatte: „Die neue Wache ist jetzt fertig, künftig muss die Technik modernisiert werden.“ Das taufrische Tanklöschfahrzeug TLF 4000 ist das zweite moderne Löschfahrzeug, das für die Ortsfeuerwehr neben kleinen Mannschaftstransportfahrzeugen angeschafft wurde. 432 000 Euro investierte Ahrensfelde dafür. „Eine der größten Investitionen“, sagte Gehrke, aber wie wichtig sie ist, zeige sich schon daran, dass das neue TLF in der Lage sei, dank der ausgeklügelten Technik mit weniger Wasser mehr zu löschen. Das TLF 4000 hat ein Fassungsvermögen von mindestens 4000 Liter Wasser und 500 Liter Schaum. Die Zusatzausrüstung nicht gerechnet. Die Kameradinnen und Kameraden feierten die neue Errungenschaft folglich mit Feuereifer und eingedenk des von Ortswehrführer Rainer Rogge ausgesprochenen Versprechens, sich des Vertrauens der Gemeinde würdig zu erweisen und mit der neuen Errungenschaft Qualität und Effektivität der Wehr weiter zu erhöhen. T. Preußing Entspannen mit Druidenfaust Eine Übung der traditionellen europäischen Medizin Nicht nur in Asien, auch in Europa gab und gibt es eine traditionell beseelte Medizin, die die individuelle Konstitution eines Menschen mit ihren Heilmethoden stärkte. Noch bis ins 19. Jahrhundert betrachtete die Medizin das Wechselspiel von Mensch und Umwelt als Basis ihres Verständnisses über die Heilprozesse im Menschen. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstehende Freikörperkultur (FKK) war eine medizinisch begründete Antwort auf die Epidemien des frühen Industriezeitalters. Noch vor Jahren hatte ein Arzt ausreichend Raum, intuitiv seinen eigenen Erfahrungen nachzugehen. Heute wird er mit Studien bombardiert, welches neue Medikament auf die gerade neu entdeckte Krankheit passt. Das dadurch entstehende Defizit suchten viele Menschen auszugleichen, indem sie sich der Medizin Chinas, der ayurvedischen Medizin Indiens oder Tibets zuwendeten. Eine Jogawelle nach der anderen verbreitet sich und hilft Menschen, selbst Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass man tägliche Bewegungsübungen und Meditation auch im alten Europa kannte, zum Beispiel das sogenannte Wyda-Joga. Es ist mit der Christianisierung verloren gegangen, da nicht in das Weltbild passte, dass das Gute nicht nur vom Himmel, sondern auch aus den Energiekräften der Erde kommen könnte. Wyda Joga wurde in der Natur praktiziert und die gezielte Wahrnehmung und Konzentration auf Naturkräfte wie Bäume, Wasserläufe, Steine wurden verstärkend benutzt. Wyda Joga ist einfach und beim ersten hinschauen unspektakulär, doch die Wirkung ist enorm. Es ist das ganze Gegenteil des sich immer mehr aus den USA verbreite- ten Joga-Stils des Puschens und Auspowerns. Es geht bei all diesen Übungen um „mich, mein inneres Lot“ und ist ein individueller Weg, mich vital und glücklich zu fühlen. Die Kernübung ist die „Druidenfaust“. Ich breite die Arme aus, dann beim Einatmen die Finger spreizen und strecken. Im langsamen Ausatmen bilde ich Fäuste – der Daumen bleibt draußen – und führe sie vor dem Körper zusammen. Dabei liegen die unteren Fingerknöchel und die Daumen aufeinander. Einige Male wiederholen, bis die Übung mühelos gelingt. Der Kreislauf eines harmonischen Energieflusses beginnt und beruhigt die Gedanken und Emotionen, die Konzentration und Wahrnehmung der Natur vitalisiert den ganzen Körper. Christine Eschenbach, Heilpraktikerin in Mahlsdorf Bei der Übung ist auch die richtige Endstellung der Hände wichtig, Christine zeigt sie hier. 15 Benefiz-Metal-Festival „Metalheads vs. Hunger“ Friedrichshain – Bereits zum vierten Mal laden die Berliner „Metalheads“ zu einer Benefizveranstaltung zugunsten Berliner Obdachloser und Bedürftiger. Wie schon in den vergangenen Jahren findet dieses Rockfestival der härteren Gangart am 21. und 22. November, jeweils ab 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr) im Berliner Rockclub „K17“, Pettenkoferstraße 17a, statt. Auf der Bühne stehen sowohl namhafte Bands als auch Newcomer (insgesamt 12), hinzu kommen Kabarettisten, Feuerkünstler und der szene-bekannte Moderator „Knicki Knacki“. Vor Ort wird es erneut einen Infostand der Berliner Stadtmission und vom Berliner Kältebus geben. Am Einlass werden Sachspenden entgegen genommen, welche direkt an die Stadtmission gehen. Der finanzielle Erlös kommt ebenfalls direkt den beiden Organisationen zu; die Künstler und Helfer verzichten auf Entlohnung. 2013 kam so eine Summe von 2700 Euro zusammen, die in Schlafsäcke, Thermoskannen, Unterwäsche, Socken, Handschuhe, Kaffee, Tee und vieles mehr umgewandelt wurde.Tickets (1 Tag 6 Euro, beide Tage 10 Euro) gibt es nur an der Abendkasse. Zutritt ist erst ab 18 Jahren gestattet, Minderjährigen ist das nur in Begleitung ihrer Eltern (mit Ausweis) und im Rahmen des Jugendschutzgesetzes gestattet. Steinlandpiraten spielen Gundermann-Songs Hoppegarten – Patti Heidrich hat ihre Jugend bei Konzerten von Gerhard Gundermann verbracht. Karsten Schützler entdeckte Gundermann, als er schon etwas länger erwachsen war. Beide spielen in der Berliner Band „Unbekannt verzogen“ – nun haben sie sich zum akustischen Duo Steinlandpiraten zusammen gefunden, um sich den Liedern des 1998 verstorbenen Gerhard „Gundi“ Gundermann zu widmen. Die tragen sie am 14. November, 20 Uhr, im Haus der Generationen, Lindenallee 12, in Dahlwitz-Hopegarten vor. Die Songs von Gundermann spiegeln die Zerrissenheit einer Ostgeneration wider, die sich scheinbar nie richtig selbst gefunden hat. Heimatliebe, gepaart mit dem Bewusstsein, dass der Mensch seine Lebensgrundlage Natur selbst zerstört. Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit und gleichzeitig immer auf-dem-Sprung-sein, weil es Angst vor Bindung oder einfach etwas Besseres noch geben könnte. Heidrich und Schützler haben in den Gundermann-Konzertmitschnitten aus einem Jahrzehnt gekramt, viel Nichtveröffentlichtes an das Tageslicht gebaggert. Karten 9/12 Euro, Info und Bestellung Tel. (03342) 422 44 72. André Kemnitz-Voigt jot w.d. 11/2014 Tradition im Gegensatz zu politischer Korrektheit? Wir raten: Wie lange darf diese Straße in der historischen Altstadt Wismars noch so heißen? A) Bis Alice Schwarzer den Namen bemerkt? B) Bis Angela Merkel durch eine Kanzlerin von den Grünen ersetzt wird? C) Bis alle Werke der Weltliteratur von der „kulturellhistorischen Scharia-Polizei“ umgeschrieben worden sind? Foto: Nachtmann Leere Versprechen Letzte Seite Nachhaltige Wühlarbeit Es gibt ja eine Jahreszeiten-unabhängig lebende IT-Generation, die in ihrer virtuellen Welt die Schrecken und die Schönheit der Außenwelt kaum noch kennt. Für diese Leser ist nachfolgender Beitrag ungeeignet oder schwer verständlich. Die anderen wissen es: Im Frühling juchzt das Herz vor lauter SCHON: Schau, schon die erste Blüte! Können wir schon frühstükken auf dem Balkon? Ob ich schon baden gehen kann? Die Herbstzeit dagegen ist eine quengelnde NOCH-Zeit. Noch kein Frost, aber bald müssen wir im Garten die Pumpe abdrehen. Noch ganz warm in der Sonne, aber bald geht es nicht mehr ohne Pullover. Noch ist der IGEL auf Apfeljagd – Auweia! Noch ist der stachlige Winterschläfer nicht im riesigen Blätterhaufen des Gartenkompostplatzes verschwunden, aber sehr, sehr bald wird er dort drin sein – und aus wäre es mit dem alljährlichen Umsetzen des großen Komposthaufens. „Gerade noch ist Zeit dafür“, drängt eine innere Stimme. Das hat mir gerade noch gefehlt, aber es muss sein. Schließlich wollen wir mit dem Garten und seinen Bäumen leben, aber ohne die ganze kostspielige und umweltfeindliche Arie aus Laubsaugern, Laubsäcken und langen Fahrten zu Blätterzentralsammelstellen. Also den vorjährigen Kompost auf die Schubkarre gewühlt. Schweißtreibend. Die Archäologie des letzten Jahres tritt in voller Schönheit entgegen. Neben der Gartenerde aus verrotteten Blättern und Gartenabfällen zwar keine Strudel aus Plaste- und Plastiktüten wie im Ozean, aber dennoch solide Kunststoffreste. Die Top Drei des Herbstes 2014? Ein Metallwolle-Topfreiniger, einige Netzumhüllungen von Meisenknödeln und nicht zuletzt Kunststoffschildchen zahlreicher Neuanpflanzungen aus diversen Gartenmärkten. Es folgen die Top Drei 2014 der Naturprodukte, die leider sehr beharrlich allen Mikroben widerstehen und wohl noch nach Jahren unbeschädigt aus der Komposterde hervorlugen: Kienäppel aus Brandenburg, Rindenstücke von aus Amerika importierten Akazien, Tropenzimmerpflanzenteile unbekannter Herkunft. Die vorjährige Komposterde ist verteilt, und nun erhält der diesjährige Gartenabfall ihren Platz. Alles immerhin noch rechtzeitig, bevor der Igel kommt. Endlich ist die Plackerei geschafft. Beim Kaffeetrinken danach fragt der Enkel: Und wo soll nun der Igel hin, wenn Du sein großes Blätterhaus vergraben hast? NOCH eine Arbeit! Gemeinsam mit dem Enkel wird ein kleiner Blätterhaufen in bester Lage an einer geschützten Ecke zusammengeharkt, und zwar speziell und nur für den Igel-Langschläfer, der all den Öko-Stress verursacht hat. Dort darf er zu allem Überdruss auch noch mietfrei wohnen. Euer Gartenfreund Schwejk ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Wendiges jot w.d.-Preisrätsel N M U T Ä D A K 1 2 3 4 O L R N E N E L S E 5 6 7 8 Der Wohnungsbau brummt im Bezirk. Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen für Wohnungsbauvorhaben ist nach Auskunft von Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff 2013 im Vergleich zum vorangegangenen Jahr von 406 auf 477 angestiegen, eine Steigerung von 17,5 Prozent. „In diesem Jahr ist ein erneuter Anstieg zu verzeichnen, denn allein in der ersten Jahreshälfte 2014 hat der Bezirk bereits 344 Baugenehmigungen für Wohnungsbauvorhaben erteilt“, berichtet Gräff voller Stolz. Die Anzahl der damit genehmigten Wohneinheiten steigerte sich demnach von 508 im Jahr 2012 auf 613 in 2013. Und allein in der ersten Jahreshälfte 2014 wurden weitere 609 Wohneinheiten genehmigt. Für weitere 1400 Wohnungen gibt es Vorbescheidsanträge. Aus diesen Zahlen, insbesondere der stark angestiegen Anzahl an Bauvoranfragen, folgert der Wirtschaftsstadtrat, „dass in 2015/2016 viele Bauvorhaben folgen werden“. 5 9 10 W A Es sind „Wendebegriffe“ mit zehn Buchstaben folgender Bedeutung zu bilden: 1. umschloss Westberlin, 2. verlief weitgehend friedlich, 3. Freizeitbauten, die Aufschwung bringen sollten (Mz., ß=ss), 4. Motorenart in Trabbis und Wartburgs, 5. wurde von Ferdinand Porsche erfunden, 6. Mittel im Tarifkampf, 7. fiel mit Hammer und Zirkel, 8. ihn streifte der „Mantel der Gechichte“, 9. mussten in kurzer Zeit noch millionenfach ausgestellt werden (Mz.), 10. so wurde das Bauwerk aus Nr. 1 propagandistisch genannt. Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben – neu sortiert – eine millionenfache „Wende-Errungenschaft“. Schicken Sie Ihre Lösung bis 28. November (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. zwei Eintrittskarten für eine Kulturveranstaltung im Bezirk. Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 10/2014: 1. Aggression, 2. Abruestung, 3. Freie Heide, 4. FlaGranate, 5. Weiße Taube, 6. Kalaschnikow, 7. Verwundete, 8. Kampfpilot, 9. Waffenruhe, 10. Luftgewehr. Das Lösungswort lautete: Heldengrab. Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch! Wir hegen nun die Hoffnung, dass sich der von uns sicher nur als „Ausnahme von der schönen Regel“ erkannte Zustand an der Dorfstraße in Kaulsdorf schnellstens ändert. Dort wurden bereits 2012 Wohnungsbauten angekündigt, die Jahreszahl dann auf 2013 „korrigiert“. Doch auch 2014 tat sich (bisher) nichts. Hier kann vielleicht die Kollegin, die in Gräffs Abteilung die neue „Wohnungsbauleitstelle“ betreut, helfen. Cora Browne ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ DDR for ever Ah, die Franzosen! Waren immer ein Freund der DDR, wie wir uns gern erinnern. Wohl auch, um westdeutscher Großmannssucht Paroli zu bieten. Feiern bis heute das ZK auf Nummernschildern. Und Hubertus Knabe weint in seinem Hohenschönhausener „Gefängnis“.