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DAS MAGAZIN FÜR VOITHIANER Report #3 | 2014 Fokus Service Wir kümmern uns darum Einblick Alles im Takt mit OPEX Vor Ort Das reiche Potenzial der Mongolei Panorama MontrEal, die Schöne am Wasser Bei der Inbetriebnahme einer Kartonmaschine arbeitete ein internationales Team aus China, Brasilien, Deutschland und Österreich Hand in Hand zusammen. „Es war eine tolle Erfahrung, mit diesem Team zu arbeiten“, sagt der Leiter der Inbetriebnahme, Roland Raidel, hier im Bild mit Frank Zhang. Impressum Herausgeber: Voith GmbH Konzern-Kommunikation St. Pöltener Straße 43 89522 Heidenheim, Deutschland www.voith.com Verantwortlich: Lars A. Rosumek Chefredaktion: Markus Woehl, Kristine Adams Kontakt zur Redaktion: Telefon: +49 7321 37-2228 Telefax: +49 7321 37-7107 E-Mail: [email protected] Redaktionelle Betreuung: Frank Burger In Zusammenarbeit mit: Buck et Baumgärtel, Ulm, Deutschland G2 Printmedienmanufaktur GmbH, Grafing bei München, Deutschland Druck: C. Maurer Druck und Verlag GmbH & Co. KG, Geislingen an der Steige, Deutschland Bildnachweise: Jun Hu: Titel, S. 34; Dawin Meckel: S. 3, S. 11, S. 24 Antonio Carreiro: S. 7; Susanne Wegner: S. 8; Stephanie Trenz: S. 9 Jan Hosan: S. 12 und 13, S. 18; Cornelia Krieger: S. 15, S. 19; Alexandre Andrade: S. 29 Shutterstock: S. 35, S. 39 Voith: sonstiges Bildmaterial Copyright: Nachdruck und Vervielfältigung von B eiträgen und Bildern nur nach vorheriger Genehmigung durch die Voith GmbH. Papier: Das Recyclingpapier Respecta Silk 60 ist nach dem internationalen FSC®-Standard hergestellt. Der Zellstoff wurde anteilig aus zertifizierten, also verantwortungsvoll bewirtschafteten Waldflächen hergestellt. Dabei wird u. a. sichergestellt, dass bei Entnahme von Holzprodukten die Artenvielfalt und die ökologischen Abläufe des Waldes erhalten bleiben. Das Papier wurde auf einer Voith-Papiermaschine hergestellt. Voith Report erscheint in Deutsch, Englisch, Portugiesisch und Chinesisch. editorial Liebe Voithianer, der Fokus der aktuellen Ausgabe widmet sich dem Thema Service. Wir erläutern, welchen Stellenwert er für die Strategie von Voith hat, welche Rolle er in den Konzernbereichen spielt und wie erfolgreicher Service aussehen kann: In Kiel bieten die Experten für Schienenfahrzeuge Dienstleistung en an, im norwegischen Fredrikstad zeigt eine Truppe, wie man Betreiber von Wasserkraftwerken als Kunden gewinnt, in Kölleda betreut Voith ein Motorenwerk nach dem Motto „Unmögliches wird sofort erledigt“. Und Voith Paper eta bliert weltweit einen Walzenservice für Papierhersteller mit individueller Beratung. Warum uns das alle betrifft? Dahinter steckt eine Idee, die eine der Grundlagen unseres Geschäfts bildet: Die Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen. Dieser Ansatz gehört auch zu den Zielen des konzernweiten Erfolgsprogramms Voith 150+. Dessen aktuellen Status stellen wir in der gleichnamigen Rubrik vor. In Vor Ort berichten wir aus aufstrebenden Ländern: Lesen Sie, wie Voith im Kongobecken vor Angola ein Ölförderschiff flottmacht und die Entwicklung der Wasserkraftnutzung in dem Land vorantreibt. Oder wie Voith Turbo in der Mongolei den nachhaltigen Abbau natürlicher Ressourcen mitgestaltet. Den Abschluss bildet eine Visite in unserer kanadischen Voith- Hydro-Niederlassung Montreal. Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihnen, Ihr Lars A. Rosumek Senior Vice President Corporate Communications report 3/2014 | 3 33 34 Inhalt FOKUS 10MITARBEITERBRIEF HUBERT LIENHARD 12 WIR HALTEN DEN BETRIEB AM LAUFEN WELTWEIT Der Service bei Voith hat ein Ziel: den Kunden in allen Belangen zu unterstützen. 14Mehr als Reparaturen WELTWEIT Ganz nah am Kunden: die neue S ervicestrategie. 16 HyService: Wasserkraft langfristig verfügbar halten FREDRIKSTAD/WELTWEIT Wie der Service bei Voith H ydro wächst. 17EINE FRAGE DER EINSTELLUNG KÖLLEDA/ARNSTADT Voith Industrial Services: Professionelle Dienstleistungen als Kerngeschäft. 18 Reden WiR übeR VeRtiefte ZusammenaRbeit WELTWEIT Voith Paper repariert, modernisiert – und berät. 19 Zukunft Service KIEL Voith Turbo bietet Komplettservice für Schienenfahrzeuge. 02 IMPRESSUM 03 EDITORIAL 06 NOTIZEN 4 | report 3/2014 37 12 38 EINBLICK 20 Weniger ist mehr WELTWEIT Unauffällig und unersetzlich: die Konzern steuerabteilung. 21Immer auf dem Laufenden WELTWEIT Intranet und Voith Report werden neu ausgerichtet. Vor ort 24 ZWEI JAHRE VT 2020: WIR SIND AUF DEM RIcHTIGEN WEG HEIDENHEIM Interview mit Carsten J. Reinhardt zum Stand von VT 2020. 28BÜHNE FREI FÜR DEN GEBURTSTAG BRASILIEN Voith feiert ein rauschendes Fest zum 50. Geburtstag. WELTWEIT In allen Bereichen von Voith 150+ hat das Unternehmen Fortschritte gemacht. NORDAMERIKA/ nimmt Helix Systems und trennt sich von DIW. 27 WENN ALLES INEINANDERGREIFT HEIDENHEIM/KUNSHAN 23 KONZENTRIERTE KRÄFTE WELTWEIT Human Resources optimiert seine Strukturen. Meilensteine 36 FÜR DIE EWIGKEIT GEMACHT HEIDENHEIM Voith- Basistechnologien, Folge fünf: das Planeten getriebe Vorecon. 30ENERGIE FÜR ANGOLA 26NEUE PARTNER SCHAFTEN LUANDA Voith unterstützt Ausbau des Energiesektors. STUTTGART Voith über- 22 VIEL ERREICHT 28 Voith Paper hat zwei OPEX-Projekte gestartet. 37ERFOLGS GESCHICHTE WIRD WEITER GESCHRIEBEN 32SECHS-TAGE-RENNEN SHANGHAI Jubiläum: ELTMANN Papiermaschine 20 Jahre Voith Hydro in der chinesischen Metropole. modernisiert, Energie gespart. 33 VERBORGENE SCHÄTZE ULAn-Bator Bergbau in der Mongolei kommt. 34EIN AUFTRAG, EIN TEAM CHINA Voith hat eine PANORAMA 38DAS BESTE AUS ZWEI WELTEN Montreal Laurent Butola von Voith Hydro lädt ein zum Besuch der kanadischen Inselstadt. Kartonmaschine in Betrieb genommen. report 3/2014 | 5 NOTIZEN Wechsel an der Spitze: Seit dem 1. Oktober 2014 ist Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Hans-Peter Keitel neuer Vorsitzender des Voith-Aufsichtsrats und des Voith-Gesellschafterausschusses. Staffelstab übergeben HEIDENHEIM Wechsel an der Spitze: Seit dem 1. Oktober 2014 haben der Aufsichtsrat und der Gesellschafterausschuss der Voith GmbH mit Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. HansPeter Keitel einen neuen Vorsitzenden. Prof. Dr. Keitel ist studierter Bauingenieur sowie Arbeitsund Wirtschaftswissenschaftler. Sein beruflicher Werdegang begann bei Lahmeyer International in Frankfurt, wo Keitel in leitenden Funktionen international tätig war. 1988 wechselte er zur Hochtief AG in Essen. Hier war Keitel ab 1990 zunächst Mitglied, von 1992 bis 2007 Vorsitzender des Vorstands und von 1992 bis 1999 Mitglied des Vorstands der RWE AG. Darüber hinaus war er von 2009 bis 2012 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Als ausgewiesener Wirtschaftsexperte nimmt Keitel eine Reihe ehrenamtlicher Aufgaben wahr: Er ist unter anderem Honorarprofessor der Technischen Universität Berlin sowie Präsident des Stiftungsrates der Stiftung Wissenschaft und Politik. 6 | report 3/2014 Bei Voith folgt Keitel auf Dr. Manfred Bischoff, der nach fünf Jahren als Vorsitzender beider Gremien mit Erreichen der Altersgrenze planmäßig zum Ende des Geschäftsjahres aus seinen Ämtern bei Voith ausscheidet. Aus demselben Grund wird auch Dr.-Ing. E. h. Heinrich Weiss, viele Jahre Mitglied im Aufsichtsrat und im Gesellschafterausschuss, aus beiden Gremien ausscheiden. Als Nachfolger für die beiden vakanten Sitze im Aufsichtsrat und im Gesellschafterausschuss hat die Voith-Gesellschafterversammlung Ton Büchner und Dr. Siegfried Dais in die beiden Gremien gewählt. Ton Büchner ist seit 2012 CEO der niederländischen AkzoNobel AG, einem der weltweit führenden Hersteller von Lacken und Beschichtungen. Dr. Siegfried Dais war bis 2012 Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH und ist seit 2007 Gesellschafter der Robert Bosch Industrietreuhand KG. // Notizen Es kann nur einen geben SÃO PAULO/WELTWEIT Es gibt wohl kaum ein Land auf Erden, in dem so viele Menschen eine solche Leidenschaft für Fußball hegen wie in Brasilien. Daher ist es keine Überraschung, dass der strahlende Sieger des ersten weltweiten Voith-WM-Tippspiels im Intranet aus Brasilien stammt: Rodrigo de Almeida, seit drei Jahren Projektingenieur bei Voith Paper in São Paulo, hat unter den insgesamt mehr als 2.600 Teilnehmern von Standorten rund um den Globus den ersten Platz belegt. Als Preis hat der Sieger des Voith-WM-Tippspiels ein Trikot des Weltmeisters mit seinem Namen und der Jahreszahl 2014 auf dem Rücken. Almeida erreichte 107 Punkte und lag damit am Ende knapp vor Christian Grübl, Mitarbeiter im Projektmanagement bei Voith H ydro in St. Pölten, der auf 105 Punkte kam. Den dritten Platz mit 104 Punkten teilen sich Hendrik Strauss, Auszubildender bei Voith Paper in Krefeld, Markus Lanzinger, Controller bei Voith Hydro in Heidenheim, Heiko Baamann, Systembetreuer des Voith-Tochterunternehmens Ditis in Heidenheim sowie Guilherme Afiune, Projektmanager bei Voith Hydro in Sao Pãulo. // Gilson Campos, Head of Communications bei Voith Hydro Brasilien, mit dem G ewinner des WM-Tippspiels im Intranet, Rodrigo de Almeida. Alstom wählt Voith Sun Paper hat drei Papiermaschinen geordert, davon zwei für Verpackungspapiere. Stark in der Region Kunshan/Heidenheim Asien ist ein wachsender Markt für Voith Paper, das belegen zwei neue Aufträge. Der erste kommt vom chinesischen Papierhersteller Sun Paper, der bei Voith drei Papiermaschinen bestellt hat: Die mittelgroßen Maschinen PM 31 und PM 32, die Wellpappenrohpapier und Testliner herstellen, haben eine Siebbreite von 7,30 Metern und werden am Firmenstandort Zoucheng installiert. Nach Yanzhou liefert Voith die PM 29 für grafische Papiere. Der Auftrag, der die erfolgreiche Partnerschaft beider Unternehmen fortsetzt, wird an den Voith-Standorten in Heidenheim und Kunshan abgewickelt. Die zweite Order stammt aus Taiwan: Beim Unternehmen Cheng Loong Corp. in Chupei wird Voith die Tissuemaschine TM 16 installieren, die hochwertige Toilettenpapiere und Papierhandtücher produziert. Sowohl der Stoffauflauf der neuen Anlage als auch die NipcoFlex T-Presse, die der energiesparenden Entwässerung der Papierbahn dient, wird in Heidenheim gefertigt. // Salzgitter Voith Engineering Services stellt seine Expertise als „Pre ferred Supplier“ für die Entwicklung von Schie nenfahrzeugen in den Dienst von Alstom. Der französische Schienenfahrzeughersteller hat im Bereich Engineering aus 40 Dienstleistern vier Rahmenvertragspartner ausgewählt – darunter Voith. Alstom wird in diesem Bereich das erste Mal mit einem deutschen Anbieter zusammenarbeiten. Als ausgewählter Engineering-Dienstleister kann Voith Engineering S ervices alle internationalen Standorte des französischen Konzerns bedienen und erhält durch den Auftrag einen direkten Server-Anschluss an das Entwicklungsnetz von Alstom. // report 3/2014 | 7 Notizen Den grünen Speicher erneuern Arbeiten im Pumpspeicherwerk Waldeck 2. Thailand/Deutschland Voith bringt zwei Pumpspeicher- kraftwerke auf den neuesten Stand: Für den Ausbau des Wasserkraftwerks Lam Ta Khong in Thailand liefert das Unternehmen zwei Motor-Generatoren, zwei vertikale Pumpturbinen mit einer Leistung von je 255 Megawatt, die Automatisierungssysteme sowie die elektrische und mechanische Kraftwerksausrüstung. Der Auftrag hat ein Volumen von rund 50 Millionen Euro. Lam Ta Khong ist das erste von Voith Hydro in Südostasien ausgerüstete Pumpspeicherkraftwerk – das ist ein Meilenstein für das Unternehmen. In Deutschland wird Voith zudem einen der Generatoren im nordhessischen Kraftwerk Waldeck 2 modernisieren. Der Auftrag der deutschen E.ON Kraftwerke GmbH umfasst Austausch, Montage und Inbetriebnahme des Stators sowie des Rotors der Maschine 6. Waldeck 2 liefert annähernd zehn Prozent der gesamten deutschen Pumpspeicherleistung und ist mit seinem zentralen Standort in Deutschland vor allem für die Speicherung von elektrischer Energie aus dem Norden und der Mitte des Landes geeignet, wo besonders viel Strom aus Windenergie erzeugt wird. Die Arbeiten in Waldeck 2 tragen auch zum Erfolg der Energiewende in Deutschland bei: Pumpspeicherkraftwerke sind die einzig verfügbaren großtechnischen Stromspeicher und stabilisieren darüber hinaus das Stromnetz, indem sie das schwankende Angebot aus Wind- und Solarenergie ausgleichen. Eine Studie, die Voith in Kooperation mit der RheinischWestfälischen Technischen Hochschule Aachen veröffentlicht hat, stellt fest, dass Deutschland Strom aus erneuerbaren Energien effizienter nutzen kann, wenn künftig mehr Pumpspeicherkraftwerke in Betrieb gehen. Außerdem erfüllen sie wichtige Systemfunktionen, etwa die Bereitstellung gesicherter Leistung. Darüber hinaus können sie nach einem Stromausfall aus eigener Kraft starten (Schwarzstartfähigkeit). // Im Dauerlauf Šoštanj „Engineered Reliability“ lautet der Voith-Slogan – wie zuverlässig die Technologie des Unternehmens tatsächlich ist, zeigt sich im slowenischen Kohlekraftwerk Šoštanj: Seit 1956 arbeiten die H ydrodynamischen Turboregelkupplungen von Voith Turbo, die in der Anlage die Drehzahlen der Kesselspeisepumpen regeln, ohne ungeplante Stillstände. Während der Kraftwerksbetreiber Termoelektarna Šoštanj d.o.o. (TES) alle umliegenden Komponenten des Antriebsstrangs längst erneuert hat, verrichten die Kupplungen vom 8 | report 3/2014 Typ 510 SVL seit 58 Jahren zuverlässig ihren Dienst. Wegen ihrer kompakten, robusten Bauweise sind sie für extreme Umgebungsbedingungen wie Hitze oder Kälte besonders gut geeignet – eine Eigenschaft, die sie mit zwei weiteren Produkten von Voith Turbo teilen, die bei der diesjährigen Erweiterung des Kraftwerks installiert werden: Für einen zusätzlichen Block liefert Voith drei regelbare Planetengetriebe Vorecon und acht Getrieberegelkupplungen. // Notizen Benchmark im Bereich Arbeitssicherheit Neuer Geschäftsführer HEIDENHEIM Der Marktbereich Com- Sicherheit hat höchste Priorität: Das lernt auch der Voith-Nachwuchs. mercial Vehicles von Voith Turbo hat einen neuen Geschäftsführer: Bodo Klein. Der 53-Jährige kommt vom Nutzfahrzeugzulieferer Wabco, wo er als Mitglied der Geschäftsführung für den Bereich Fahrzeugregelsysteme zuständig war. Klein begann seine Karriere nach dem Maschinenbaustudium bei der Daimler AG im Bereich Commercial Vehicles, seit 1992 arbeitete er für W abco in verschiedenen Führungspositionen. Seine langjährige Erfahrung kommt nun Voith zugute. Der Marktbereich Commercial Vehicles entwickelt und fertigt Antriebsund Brems systeme für Busse, LKW, Landtechnik- und Spezialfahrzeuge. Dazu zäh len Automatikgetriebe, Retarder, Schwingungsdämpfer sowie Motorenkomponenten. Die Lösungen von Voith Turbo senken Betriebskosten für Nutzfahrzeuge und sichern weltweit M obilität. // York/Mainhausen Voith setzt beim Thema Arbeitssicherheit neue Maßstä- be, wie zwei Erfolgsgeschichten aus dem Unternehmen zeigen: Voith Turbo Nordamerika, mit Niederlassungen und Mitarbeitern in den USA, Kanada und Mexiko, hat zum Stichtag 26. Juni 2014 insgesamt 1.000 Tage am Stück ohne unfallbedingte Ausfallzeiten gearbeitet – und das innerhalb eines Zeitraums, in dem das Geschäft in der Region deutlich gewachsen ist. Der Geschäftsbereich wurde bereits mehrfach für herausragende Sicherheit ausgezeichnet: Im Februar ehrte das Department of Labor and Industry den Voith-TurboStandort York mit dem Governor’s Award for Safety Excellence, außerdem erhielt Voith Turbo in Sacramento, Kalifornien, den Golden Gate Safety Award. Die zweite Rekordmeldung kommt von der Division Energy-Petro- Chemicals (EnPC) von Voith Industrial S ervices, die seit neun Monaten unfallfrei arbeitet. Auf das laufende Geschäftsjahr bezogen ergibt das eine Frequency-Rate von 1,4. Das bedeutet: Auf eine Million Arbeitsstunden kamen durchschnittlich 1,4 Unfälle – als Weltklasse gilt ein Wert von unter 2,0. Diesen Wert hat auch Dr. Hubert Lienhard, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung, als mittelfristiges Ziel für den gesamten Konzern ausgegeben. // Bodo Klein, neuer Geschäftsführer des Marktbereichs Commercial Vehicles. report 3/2014 | 9 FOKUS Liebe mitarbeiterinnen und mitarbeiter, genau ein Jahr ist vergangen seit den Regional Meetings im Herbst 2013. Damals haben wir unser konzernweites Erfolgsprogramm Voith 150+ auf den Weg gebracht. In den letzten zwölf Monaten hat sich im Rahmen dieses Programms viel getan: Zahlreiche Themen wurden angestoßen, entsprechende Konzepte entwickelt, Maßnahmen umgesetzt – und es konnten erste Erfolge verzeichnet werden. Mit dem Program Management Office (PMO) wurde das Programm außerdem organisatorisch im Unternehmen verankert, mit klaren Verantwortlichkeiten und einer kontinuierlichen Überprüfung der Zielerreichung. Die drei Schwerpunkte des Programms – die Überar beitung unseres bestehenden Portfolios („Clean House“), die Optimierung unserer Prozesse („Excellence@Voith“) und die Stärkung der Unternehmenskultur („Culture“) – zahlen auf das übergeordnete Ziel von Voith 150+ ein, den K onzern insgesamt schlagkräftiger, schneller und wett bewerbs f ähiger zu machen. Im Bereich „Clean House“ h aben wir in den vergangenen Monaten wichtige Maß nahmen umgesetzt, beispielsweise die Neuausrichtung des Voith- Turbo-Standorts Kiel oder den Rückzug aus den Voith-Turbo Standorten Gommern und Rostock. Außerdem haben wir uns von unserem Tochterunternehmen 10 | report 3/2014 DIW getrennt, das aufgrund seines strukturellen Schwerpunktes nicht mehr zum strategischen Konzept von Voith Industrial Services passt. Innerhalb der Initiative „Excellence@Voith“ ist es momentan unsere größte Aufgabe, Potenziale in den internen Prozessen zu heben und konzernweit Synergien besser zu nutzen – über alle Funktionen, Standorte und Regionen hinweg. Die Ansätze w erden wir auf den Regional Meetings 2015 unseren Führungskräften und im direkten Anschluss der gesamten O rganisation vorstellen. Für die Schwerpunktthemen unter „Culture“ – Speak-up Culture, Management by Numbers, Diversity & Inclusion und Sustainability – wurden Maßnahmenpakete erarbeitet, die wir planen, beginnend im kommenden Kalenderjahr sukzessive umzusetzen. Wir wollen daran arbeiten, unsere Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter ihre Ideen aktiv einbringen, weiter zu stärken und zu verbessern. Wir wollen, dass unsere Führungskräfte ein konstruktives und offenes Miteinander mit einer starken Feedback-Kultur leben und fördern. Was wir insgesamt mit Voith 150+ in den letzten Monaten geschafft haben, ist ein zufriedenstellender Start. Es liegt aber auch noch sehr viel vor uns. Dies werden wir in den nächsten Monaten angehen. FOKUS Wenn ich einen Blick auf die Lage unseres Unternehmens zum Ende des Geschäftsjahres 2013/2014 werfe, sehe ich vier Konzernbereiche, die erneut alle operativ schwarze Zahlen schreiben, sowie eine Auftragslage, die sich im Vergleich zum Vorjahr positiv entwickelt hat. Vor dem Hintergrund eines erneut schwierigen Geschäftsjahres – unsere Kunden waren weiterhin zurückhaltend mit neuen Investitionen – sind diese beiden Punkte erfreulich. Mit unseren anderen Unternehmenszahlen können wir jedoch nicht zufrieden sein. Auch das nächste Geschäftsjahr wird uns wieder vor Herausforderungen stellen. Um diesen zu begegnen, werden wir weiter daran arbeiten, die Möglichkeiten und Chancen unseres bestehenden Portfolios noch besser zu nutzen und es weiter auszubauen. Wir werden weitere Maßnahmen ergreifen, mit denen wir unsere Märkte noch intensiver und effektiver durchdringen und unsere globale Aufstellung weiter festigen. Darüber hinaus setzen wir unsere Bemühungen, das bestehende Portfolio zu überarbeiten, fort und sind bestrebt, unsere internen Prozesse und Strukturen zu optimieren. All diese Maßnahmen haben ein Ziel: unsere Wettbewerbsfähigkeit und unsere finanzielle Unabhängigkeit als Familienunternehmen langfristig zu sichern. Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, es geschieht im Moment viel im Unternehmen Voith und nicht alle Schritte fallen leicht auf diesem Weg der Veränderung. Dennoch lohnt es sich, den Wandel mitzugestalten, den das Unternehmen zurzeit durchläuft. Wir sind unterwegs, Voith für die Zukunft zu gestalten – für Sie und für die nächsten Generationen. Sie alle bringen sich jeden Tag loyal, tatkräftig und mit großem Engagement bei Voith ein. Für Ihre Unterstützung und Ihre Treue zum Familienunternehmen Voith, besonders in schwierigen Zeiten, möchte ich mich deshalb ganz herzlich bedanken. Ihr Hubert Lienhard report 3/2014 | 11 FOKUS Bei den Papiermaschinen ist Voith Technologieführer. Die regelmäßige Wartung, Instandhaltung, Reparatur und Modernisierung deckt der Service von Voith Paper mit produktbezogenen Dienstleistungen ab. WIR HALTEN DEN BETRIEB AM LAUFEN Voith stellt seit fast 150 Jahren Produkte von Weltrang her, doch damit ist es nicht getan. Denn detaillierter Dienst am Kunden ist die beste Werbung. 12 | report 3/2014 FOKUS report 3/2014 | 13 FOKUS Mehr als Reparaturen Enge Orientierung am Kunden, individuelle Beratung und effiziente Betreuung vor Ort – das sind die wesentlichen Handlungsfelder, mit denen das Unternehmen das Servicegeschäft in allen Konzern bereichen ausbauen möchte. 14 | report 3/2014 Die enge, langjährige Betreuung und Zusammenarbeit mit Auftraggebern hat für Voith mehrere Vorteile: Das Unter nehmen lernt seine Kunden besser kennen und kann exakt auf sie abgestimmte Angebote erstellen. Ein Kunde wiederum, der gute Erfahrungen mit dem Service von Voith macht, ist eher geneigt, seinem Dienstleister die Treue zu halten. Das Geschäftsmodell von Maschinen- und Anlagenbauern sah früher meist so aus: Wenn eine Maschine verkauft war, sah man den Kunden erst wieder, wenn er eine neue brauchte. Vorausschauende Instandhaltung, Wartung oder gar Produktionsoptimierung nach der Auslieferung? Fehlanzeige. Die Gegenwart sieht anders aus: Laut einer aktuellen Studie von Roland Berger Strategy Consultants, an der 30 Maschinenbauunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilnahmen, beträgt der Anteil des Servicegeschäfts am Gewinn der Firmen bis zu 65 Prozent. Auch bei Voith spielen Kundendienstleistungen eine bedeutende Rolle. Dazu gehören Reparatur, Modernisierung, Umbau, Wartung und Instandhaltung von Komponenten und ganzen Systemen für Wasserkraftwerke, Papiermaschinen, Schienen- und Straßenfahrzeuge, Schiffsantriebe und den Bergbau. Ebenso im Portfolio: die Rundum-sorglos-Betreuung von Industrieanlagen zahlreicher Branchen sowie die Beratung und Schulung von Kunden und deren Mitarbeitern. Die Kundenbetreuung hat Tradition im Unternehmen, denn schon Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten Ersatzteile für Wasserräder und Papiermühlen sowie die Reparatur der Anlagen zu den Arbeiten, die Johann Matthäus Voith und seine Mitarbeiter ausführten – Basics des S ervices würde man das im 21. Jahrhundert nennen. Die Studie zeigt: Heute sind Ersatzteile und Wartungsaufträge noch immer für durchschnittlich 42 Prozent der Umsätze verantwortlich, die im Servicegeschäft erzielt werden. FOKUS Auf dem Markt agieren zunehmend Firmen, die sich auf Ersatzteile und eng umrissene Dienstleistungen spezialisiert haben und die in Konkurrenz zu großen, diversifizierten Unternehmen wie Voith treten. Diese können dabei aber auf ihre Erfahrung setzen, das Wissen, das sie einzigartig macht. Voith hat diese Chancen erkannt und will sie bestmöglich für sich nutzen. Das Ziel ist es, sich eng an den Anforderungen und Bedürfnissen der Kunden zu orientieren. Die wesentlichen Handlungsfelder sind dabei eine proaktivere Ansprache und Betreuung der Kunden, noch individueller zugeschnittene Dienstleistungen, umfassendere Serviceverträge, Unterstützung bei der Performancesteigerung, die Verbindung von Beratung mit produktorientierten Leistungen sowie eine effizientere Kontrolle der Servicequalität. Im Dienstleistungsbereich ist der Kunde das Maß aller Dinge. Die Orientierung an den Kundenbedürfnissen bringt auch eine Anpassung an regionale und lokale Gegebenheiten mit sich. Voith muss in jedem Land exakt den Service anbieten, den die Kunden dort benötigen. Eine enge, langjährige Betreuung und Zusammenarbeit mit Auftraggebern hat mehrere Vorteile: Voith lernt seine Kunden besser kennen und kann exakt auf sie abgestimmte Angebote erstellen – Stichwort Effizienz. Ein Kunde wiederum, der gute Erfahrungen mit dem Service von Voith macht, wird eher geneigt sein, seinem Dienstleister die Treue zu halten und ihn bei späteren Aufträgen zu berücksichtigen – Stichwort Nachhaltigkeit. // report 3/2014 | 15 FOKUS HyService: Wasserkraft langfristig verfügbar halten Wartung und Optimierung von Wasserkraftwerken schaffen einen direkten Mehrwert für den Kunden und resultieren in langfristigen Kundenbeziehungen. Wie diese funktionieren können, zeigen Voithianer am Beispiel Norwegen. Weltweit gibt es schätzungsweise 40.000 Wasserkraftwerke – in annähernd 10.000 dieser Anlagen sind Komponenten von Voith H ydro installiert. Wartung, Reparatur und Optimierung der Anlage sind der Schlüssel zum erfolgreichen Servicegeschäft. „Mit dem Service für Wasserkraftanlagen erzeugen wir einen Mehrwert für unsere Kunden. Zugleich erhalten wir wertvolle Einblicke, die zu Verbesserungen unserer Konstruktionen für neue Anlagen führen“, sagt Dr. Felix Flemming, verantwortlich für die globale Strategie des After Market Business (AMB) bei Voith H ydro. „Der Service ist eines der wichtigsten Wachstumsfelder für uns.“ Seit 2007 gibt es bei Voith Hydro einen eigenen, kontinuierlich gewachsenen Bereich für Service, der an mehr als 15 Standorten weltweit vertreten ist. Die Dienstleistungen des sogenannten „HyService“ umfassen unter anderem Reparaturen, Revisionsarbeiten und Ersatzteile und tragen signifikant zum Gesamtumsatz des Konzernbereichs bei. Weil sich dieser Anteil bis 2018 nahezu verdoppeln soll, erfordert dies eine Anpassung des Vertriebsmodells. „Bislang läuft der Vertrieb im Service vor allem reaktiv: Wir warten, bis der Kunde sich meldet. Künftig werden wir proaktiver auf den Kunden zugehen“, sagt Dr. Flemming. Außerdem soll das Leistungsportfolio durch Serviceverträge erweitert werden, die Überwachung, Diagnose und in Zukunft auch 16 | report 3/2014 vorausschauende Instandhaltung umfassen. Das Ganze dient dem Aufbau von dauerhaften Beziehungen und wird Kunden helfen, die Verfügbarkeit ihrer Wasserkraftanlagen zu verbessern. Für Voith ergeben sich daraus zwei Vorteile. Erstens hilft ein solcher integrierter Service, das Vertrauen der Kunden in Voith-Lösungen weiter zu stärken. Zweitens: „Wenn wir regelmäßig mit unseren Kunden zusammenarbeiten, verstehen wir deren spezifische Bedürfnisse viel besser“, sagt Dr. Flemming. Eine besondere Herausforderung ist die Bereitstellung von Personal. Da das Servicegeschäft in der Regel personalintensiv ist, muss die Zahl der Mitarbeiter in diesem Bereich dem Umsatzwachstum entsprechend stark ansteigen. „Wir suchen eine Mischung aus alten Hasen mit Serviceerfahrung und Nachwuchs, der sich speziell für dieses spannende Thema begeistert.“ Dass kompetente Mitarbeiter mitunter schwer zu finden sind, weiß auch Pål Heine Torp, Marketingleiter bei ydro Sarpsborg AS (VHSA) in Voith H Fredrikstad, Norwegen. „Aus diesem Grund bilden wir unsere Leute selber aus“, sagt er. Das Unternehmen, das 1993 gegründet wurde und seit 2000 zum Voith-Konzern gehört, ist ein reiner Servicebetrieb, der mit 51 Mitarbeitern Generatoren und seit Kurzem auch Turbinen überholt. Das Team betreut derzeit ungefähr 150 Kunden im ganzen Land. VHSA behauptet sich im stark umkämpften norwegischen Servicemarkt und hat Anfang des Jahres eine neue, erweiterte Werkstatt bezogen. „Das Wichtigste sind der persönliche Kontakt zu den Kunden und die fachliche Qualifikation unserer Mitarbeiter“, erläutert Torp. „Wir müssen bei jedem Job all unsere Kompetenz in die Waagschale werfen, denn ansonsten wären wir schnell raus aus dem Geschäft – und außerdem gibt es keine bessere Referenz für neue Serviceaufträge als einen erfolgreich abgewickelten Auftrag.“ // Die Mitarbeiter von VHSA sind Spezialisten in der Generatorenüberholung. FOKUS Voith Industrial Services betreut bei einem Kunden der Automobilindustrie Werke in Kölleda und Arnstadt. Eine Frage der Einstellung Professionelle Dienstleistungen sind das Kerngeschäft von Voith Industrial Services. Zur Service-Kür gehört es, für den Kunden auch ungewöhnliche Aufgaben zu übernehmen – dass sich dieses Engagement auszahlt, zeigt sich bei einem Hersteller von Automobilkomponenten in Thüringen. Der Name ist Programm: Bei Voith Industrial Services steht das Thema „Service“ im Mittelpunkt – aber was bedeutet das eigentlich, sich jeden Tag dem Dienst am Kunden zu widmen? Was steckt genau dahinter? Und was kann daraus entstehen? Einer, der diese Fragen sehr gut kennt, ist Ralf Böx. Der Voith-Ingenieur betreut ein Motorenwerk im thüringischen Kölleda, wo Voith Industrial Services seit 2002 für das komplette Gebäudemanagement des Kunden zuständig ist. Für Böx ist das die Kernaufgabe seines Jobs. „Service umfasst für mich viel mehr. Das eine ist unsere Dienstleistung, die wir im Rahmen des Grundauftrags erfüllen. Sorgfältig, gewissenhaft, nachprüfbar.“ Er fügt hinzu: „Das andere, und das ist für die Beziehung zum Kunden vielleicht noch wichtiger, sind die unterschiedlichsten Zusatzaufgaben. Sozusagen die Kür.“ Findig sind die Fachleute zum Beispiel, wenn es um Verbesserungen im Energiemanagement geht. Im Bereich von vier Heißtestprüfständen wurden die jeweils zugehörigen Kältemaschinen über Rohrleitungen verbunden und wurde eine übergeordnete Steuerung nachgerüstet. Dadurch werden die Prüfstände zuverlässig mit Kaltwasser versorgt und der Wirkungsgrad der zentralen Kälteanlage wird erhöht. Mit dem Einbau von Frequenzumrichtern und der Anpassung der Luftwechselraten konnte der Energieverbrauch der Lüftungsanlagen reduziert werden, was eine zusätzliche Optimierung darstellt. Die Voith-Mitarbeiter sind in das Energieteam des Werkes integriert und unterstützten den Kunden bei der Zertifizierung nach der DIN EN ISO 50001. Das Ziel dieser Norm ist es, Organisationen beim Aufbau eines systematischen Energiemanagements zu unterstützen. Der 42-Jährige sagt: „Die Verantwortlichen des Komponentenwerks wissen, dass sie mit allem zu uns kommen und auf unsere Unterstützung zählen können – egal ob sie langfristig bei einem Projekt unsere Expertise benötigen oder nur einen kurzfristigen Engpass haben. Das schafft enormes Vertrauen in unsere Arbeit.“ Für Ralf Böx und sein Team zahlt sich das Engagement langfristig aus: Als 2012 der Kunde aus der Automobilindustrie in Arnstadt ein Komponentenwerk aufbaute, suchte das Unternehmen einen Dienstleister, der die Start-up-Phase begleitet und die Anlageninstandhaltung übernimmt. „Weil wir die Bedürfnisse unserer Kunden erfüllen können, haben wir den Zuschlag bekommen“, sagt Ralf Böx, „wir tun sehr viel für unsere Kunden.“ Dank dieser Einstellung erhielt Voith Industrial Services einen weiteren Auftrag über fünf Jahre im Werk in Arnstadt: Seit Januar 2014 halten 40 Mitarbeiter die Fertigungsanlagen instand, kümmern sich um die operative Logistik sowie das infrastrukturelle und technische Gebäudemanagement. // report 3/2014 | 17 FOKUS Service bei Voith Paper umfasst Beratungsdienstleistungen und produktbezogene Dienstleistungen – wie die über 20 weltweiten Walzenservice-Werkstätten. Reden wir über vertiefte Zusammenarbeit Warten, reparieren, modernisieren: Der klassische Service von Voith Paper erledigt alle Arbeiten, die bei einer Papiermaschine anfallen. Doch in der Dienstleistungsstrategie des Geschäftsbereichs wird die Beratung der Kunden immer wichtiger. Johann Matthäus Voith schuf im 19. Jahr hundert die Grundlagen der industriellen Papierherstellung. Papiermaschinen haben Voith groß gemacht und heute sind die Maschinen des Technologieführers weltweit im Einsatz. Die regelmäßige Wartung, Instandhaltung, Reparatur und Modernisierung von Papiermaschinen und deren Bauteilen deckt der Service von Voith Paper mit produktbezogenen Dienst leistungen umfassend ab. Den zweiten Serviceschwerpunkt bildet die Bera tung, die künftig ausgebaut werden soll. „Bei der Neuausrichtung des S ervices stand nicht mehr die Frage im Mittelpunkt, wie wir etwas machen, sondern warum – wir konzentrieren uns auf die Bedürfnisse der Kunden“, sagt Roland Pechtl, Head of Product Management Services bei Voith Paper Ravensburg. „Beratung heißt: Wir unterstützen den Kunden dabei, seinen Geschäfts- und 18 | report 3/2014 Produktionsprozess zu optimieren.“ Voith bringt, anders als reine Beratungsunternehmen, das Fachwissen aus der Papierindustrie mit – und hilft den Herstellern so, die Lebenszyklus- und Gesamtbetriebskosten zu minimieren. Wichtig sei, so Pechtl, dass dieses angestrebte Wachstum regional und nah am Kunden stattfinde. Beispielsweise der Walzenservice, zu dem sowohl produktbezogene Dienstleistungen als auch eine intensive Zusammenarbeit gehören, wird lokal angeboten. Der erste Aspekt umfasst unter anderem Arbeiten wie Schleifen, Wuchten und Instandsetzungsarbeiten. „Aber dabei stehen wir in einem harten Preiswettbewerb mit Anbietern, die sich zum Beispiel ausschließlich auf Walzenschleifen beschränken“, sagt Jochen Honold, der bei Voith Paper das weltweite Produktmanagement im Bereich Walzenservice verantwortet. „Wir fokussieren uns daher immer auf den Gesamtablauf der Walze im gesamten Produktions- und Instandhaltungsprozess, das ‚Roll-Management’. Damit offerieren wir einen bedeutenden Mehrwert: Wir betrachten die Walze nicht nur als einzelnes Bauteil einer Maschine, sondern analysieren gemeinsam mit dem Kunden alle relevanten Abläufe, von laufzeitreduzierenden Belastungen, bis hin zum Walzenwechsel und Transport“, so Honold. Der hohe Druck auf die Papierhersteller hinsichtlich Maschineneffizienz und Kosteneinsparungen führt zu einer steigenden Tendenz zu Roll-Management-Projekten weltweit. „Das Ziel ist es, die Walzenperformance zu einem Optimum hin zu erhöhen und somit die geringsten Kosten für die Walzeninstandhaltung zu erreichen“, sagt er. Das kann dem Betreiber mehrere hunderttausend Euro jährlich sparen. // FOKUS Zukunft Service Als Rail-Spezialist für Komponenten und ganze Systeme erweitert Voith Turbo am Standort Kiel sein Portfolio. In Zukunft werden dort weitere Serviceleistungen für Schienenfahrzeuge und Komponenten angeboten. Diese Kombinationen unterschiedlicher Kompetenzen ist derzeit einmalig am Markt. In den vergangenen Jahren hat Voith Turbo in Kiel Lokomotiven gebaut und dadurch eine tief reichende Expertise für Fahrzeuge und Systeme erworben. Auf dieser gewachsenen Stärke baut die strategische Neuausrichtung des Werks am Nord-Ostsee-Kanal auf. Voith bietet hier unter dem Stichwort „Systemservice“ künftig umfassende Dienstleistungen an, unter anderem die Überholung und Reparatur von Komponenten und Schienenfahrzeugen, Systemintegration, Zulassung zusätzlicher Funktionen und die Generalaufarbeitung von Fahrzeugen. „Unser Spektrum ist so groß, weil wir drei Kompetenzen bündeln, die Auftraggeber normalerweise bei verschiedenen Dienstleistern in Anspruch nehmen: Service für Komponenten, Systeme und Fahrzeuge, Engineering sowie Einbau und Zulassung neuer Komponenten. Diese Kombination ist am Markt einzigartig“, sagt Thomas Sautter, Managing Director Rail Service. Die Leistungen gliedern sich in mehrere Bereiche. Die Auftraggeber können die Komponenten ihrer Lokomotiven und Triebwagen austauschen und überholen lassen, beispielsweise Radsatzgetriebe, Drehgestelle oder Kupplungen – herstellerunabhängig, effizient und vor allem schnell. „Das ist für die Kunden sehr wichtig, denn ihre Fahrzeuge, in die sie Millionen investiert haben, sollen so kurz wie möglich stillstehen“, sagt Sautter. Die Infrastruktur des Werks macht noch mehr möglich, wie Ulf Klaua, Leiter des Bereichs Sales Support am Standort, erläutert: „Wir haben Hallen von 120 Metern Länge, außerdem Kräne und Gleise. Daher können wir komplette Fahrzeuge aufnehmen. Vorstellbar ist: Wir bringen einen Nahverkehrstriebzug in die Halle, fahren ihn hoch, tauschen die Drehgestelle, lassen ihn wieder runter, und der Kunde hat ihn drei Tage später wieder.“ One-Stop-Shop nennt sich dieses Prinzip, das Stillstandszeiten drastisch reduziert und auch für die Hauptuntersuchung von Lokomotiven denkbar ist. „Normalerweise dauert das drei Monate, wir würden eine Revision in rund einer Woche schaffen“, so Klaua. Mitarbeiter von Voith Turbo analysieren Drehgestelle, damit diese anschließend überholt und wieder passgenau in die Fahrzeuge eingebaut werden können. Ein weiteres Feld sind Modernisierungen, die Voith aufgrund seiner Erfahrung im Neubau im Portfolio hat: Auch an älteren Fahrzeugen kann zusätzlich ein Partikelfilter oder ein sogenanntes Start-Stopp-Modul nachgerüstet werden, das Instandhaltungskosten, Emissionen und den Treibstoffverbrauch senkt – die Zulassung der Umbauten übernimmt Voith. Darüber hinaus wolle das Unternehmen den mobilen Service ausbauen, ergänzt Thomas Sautter: „Wir können die ganze Flotte eines Kunden unterhalten. Dafür haben wir in Deutschland und Europa ein Netzwerk aufgebaut, mit dem wir Fahrzeuge überwachen und in Partnerwerkstätten oder direkt auf dem Abstellgleis instand halten können. Unsere ausgebildeten Lokführer fahren die Lokomotiven auf Wunsch zur Übergabe in den nächsten Bahnhof.“ // report 3/2014 | 19 1 2 0 EINBLICK 7 9 4 5 7 6 2 5 7 9 3 9 3 8 4 1 5 3 2 0 6 8 34 3421 869 4 57 3 0 6 71 4 0 1 9 8 0 6 716239 85 9 1 439 965 58 9 486598 0 7 4 5 70 1 0 24 526 9 1 6 8373 9 8 167296 0 6 5 4 4 9 132 91572 3 13 278 6 48 359 672 834 0 925 76 5 89 274 0 31 9 85 64 172 24 0 35 48 179 9 2 0 8373 9 8 167296 0 9 9 12 95372 1 3 4 6 2 614 50 702 58 4 3 5 9 3421 869 486598 2 0 34 4 54 3 0 6 71 716239 85 96 1 4 0 0 9 8 Weniger ist mehr Die Konzernsteuerabteilung achtet darauf, dass Voith in allen Ländern, in denen das Unternehmen aktiv ist, seine Abgaben korrekt entrichtet und nicht zu viel bezahlt – ein schwieriges Unterfangen voller Fallstricke. Am Voith-Stammsitz in Heidenheim laufen viele Fäden zusammen, einiges wird von hier aus für den gesamten Konzern geregelt. Beispielsweise ein Thema, mit dem sich viele Menschen zumindest im Privaten eher ungern beschäftigen: die Steuern. Die Konzernsteuerabteilung besteht aus den 13 Beschäftigten in Heidenheim sowie deren Kollegen in Stuttgart, São Paulo, Appleton und Shanghai. Gemeinsam bilden sie im Kernteam eine 30 Mitarbeiter starke Einheit, die dafür sorgt, dass Voith auf die Gewinne der weltweiten Aktivitäten aller Konzernbereiche korrekt Steuern abführt. Ein Job, der Akribie und einen langen Atem verlangt. Etwa bei internationalen Projekten, sei es die Modernisierung eines Wasserkraftwerks in Brasilien oder die Lieferung einer Papiermaschine nach China. „Wir sind schon im Vorfeld dabei und begleiten die vertragliche Konstruktion, anschließend betreuen wir das Projekt über die gesamte Laufzeit“, erklärt Sabine Gronbach, die die Konzernsteuerabteilung seit zwei Jahren leitet. „Wir stellen sicher, dass Voith in jedem Land streng nach Gesetz seine Steuern bezahlt und dass die Steuern möglichst gering bleiben. Denn wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss die Projektkosten im Griff haben. Und Steuern sind Kosten.“ Bei international tätigen Unternehmen wie Voith gibt es eine Vielzahl von konzerninternen Lieferungen und Leistungen, die grenzüberschreitend erbracht werden. Ein Beispiel: Voith Turbo Deutschland liefert Komponenten an Voith Turbo in den Vereinigten Staaten und stellt der Schwestergesellschaft dafür eine Rechnung. Steuerberater sprechen bei den intern für diese Leistungen gezahlten Preisen von „Verrechnungspreisen“ oder „Transfer Pricing“. Dieser Bereich hat in den letzten Jahren weltweit an Bedeutung gewonnen, zum 20 | report 3/2014 einen, weil viele Unternehmen wie Voith ihre Auslandspräsenz weiter verstärken, und zum anderen, weil die gesetzlichen Vorgaben zunehmend verschärft werden. Denn jeder Fiskus in den USA und Deutschland will sichergehen, dass er einen angemessenen Teil des entstandenen Gewinns erhält. Das richtet sich nach dem Wertschöpfungsanteil der jeweiligen Gesellschaft, ob sie entwickelt, herstellt oder „nur“ verkauft. „Wir setzen das Intercompany Pricing möglichst so auf, dass alle beteiligten Finanzbehörden die Preisbildung akzeptieren – denn wenn sich ein Fiskus berechtigterweise benachteiligt fühlt, nimmt er eine Korrektur vor – und Voith muss auf einen Gewinn zweimal Steuern entrichten“, weiß Sabine Gronbach. Die Voith-Steuerberater haben Schnittstellen zu allen kaufmännischen Bereichen des Unternehmens. Dabei sind auch hier die Stichworte Automatisierung und Standardisierung entscheidend zur Sicherstellung von Qualität und Effizienz. So ist mittlerweile die richtige umsatzsteuerliche Behandlung von Lieferungen ins Ausland weitgehend durch entsprechende Abbildung in den IT-Systemen wie SAP automatisiert. Auch gibt es standardisierte Abläufe für die Vorlage von Nachweisen wie Ausfuhrdokumenten oder Quellensteuerbescheinigungen. Diese benötigt man immer dann, wenn Voith ins Ausland liefert oder für ausländische Unternehmen Dienstleistungen erbringt – auch konzernintern. Alltag hingegen ist in Heidenheim eine Situation, die in den meisten Unternehmen den erschreckten Ruf „Wir haben das Finanzamt im Haus!“ auslösen würde. Bei Voith Usus: Die Finanzbehörde hat sogar ein eigenes Büro am Standort, in dem mehrere Beamte täglich prüfen, ob die Voith-Steuerberater tadellos arbeiten. // EINBLICK Immer auf dem Laufenden Über die internen Kommunikationskanäle stellt die Konzernkommunikation allen Voith-Mitarbeitern Informationen und Unternehmensnachrichten zur Verfügung. Damit alle Voithianer auch in Zukunft aktuell informiert sind, werden das Mitarbeiter magazin Voith Report und das Voith Intranet überarbeitet. In eigener Sache: Um die Mitarbeiter von Voith in Zukunft noch effizienter und umfassender informieren zu können, ist der Bereich Corporate Communications bestrebt, die Kommunikation im Unternehmen kontinuierlich zu verbessern. Deshalb hat sich die Konzernkommunikation entschieden, die aktuellen Konzepte des Mitarbeitermagazins Voith Report und des Voith Intranets zu prüfen und zu überarbeiten. Ein Baustein dabei ist die Bewertung des Voith Report mit Hilfe einer Leserbefragung: In der Ausgabe 2/2014 hatte das Redaktionsteam die Mitarbeiter gebeten, das Magazin in einer Befragung zu bewerten. Von Ende Juni bis Ende August nutzten 4.681 Mitarbeiter die Gelegenheit, anonym und offen Rückmeldung zu geben. Insgesamt kam aus 38 Ländern Feedback zum Voith Report, mit 63 Prozent war der Großteil der Befragten aus Deutschland, aber auch Voith-Kollegen aus Brasilien, Sü dafrika, Schweden, Peru oder Österreich beteiligten sich. Im Gesamten wurde das Magazin als gut (73 Prozent) und informativ (71 Prozent) bewertet. Erste Ergebnisse: Die Leser möchten aktuellere, standortbezogene Informationen, ergänzend zu den News im Intranet, sowie Hintergrundgeschichten, die näher am Mitarbeiter sind und sich auch mit kritischen Themen auseinandersetzen. Derzeit ist das Redaktionsteam dabei, die wertvollen Anregungen auszuwerten und darauf basierend mögliche Handlungsfelder für den Voith Report zu definieren. Ergänzend dazu soll das Voith Intranet neu ausgerichtet werden, da sich seit dem letzten Relaunch der zentralen Wissensplattform 2005 vieles Onlinebefragung Intranet-Relaunch Aus welchen Quellen beziehen Sie Unternehmensinformationen? 92 % 55 % Intranet Vorgesetzte 50 % Aushänge 47 % MIB 43 % Newsletter 30 % 29 % Mitarbeiter- zeitung Veran- staltungen Die Onlinebefragung zum Intranet-Relaunch zeigt deutlich: Das Intranet ist die wichtigste Quelle für Unternehmensinformationen. verändert hat. Der Startschuss für das Relaunch-Projekt fiel im Mai 2014 mit einem Workshop, bei dem die übergeordneten Ziele definiert wurden: Das neue Intranet soll die Regionalisierungsstrategie des Konzerns unterstützen, den Mitarbeitern den Zugang zu den für sie relevanten Informationen erleichtern und eine bessere Vernetzung untereinander ermöglichen. Die Nutzer konnten ihre Anforderungen in fünf Fokusgruppen-Workshops in Europa, Brasilien, China und den USA und bei einer Onlinebefragung einbringen. An der repräsentativen Erhebung nahmen Mitarbeiter aus allen Konzernbereichen, Ländern und Hierarchieebenen teil. 4.957 von ihnen schlossen die Befragung vollständig ab. Mit interessanten Ergebnissen: Für 92 Prozent ist das Intranet die wichtigste Quelle für Unternehmensinformationen. Die Mehrheit der Nutzer legt Wert auf klare Strukturen sowie eine exzellente Personen- und InhaltsSuche. Gewünscht ist außerdem eine Personalisierung, so dass jeder Nutzer je nach Standort oder Konzernbereich maßgeschneiderte Inhalte erhält. Bis Ende des Jahres erarbeitet das Projektteam den Aufbau und die Navigationsstruktur, um darauf basierend eine Entscheidung für eine technische Plattform zu treffen, die die Anforderungen der User an das neue Intranet abdeckt. Die Umsetzung ist bis Ende 2015 geplant. // report 3/2014 | 21 EINBLICK Voith 150+ Viel erreicht Seit der Einführung unseres konzernweiten Erfolgsprogramms Voith 150+ auf den Regional Meetings 2013 sind genau zwölf Monate vergangen: Zeit, um ein Resümee zu ziehen. (OPEX), die bereits seit Jahren wirkungsvoll im Unternehmen umgesetzt werden, wurde seit Anfang des Jahres intensiv an den Initiativen Administration Excellence sowie HR Excellence und Supply Chain Excellence gearbeitet. In Projektarbeit wurden Ansätze für die entsprechenden Bereiche entwickelt und werden nun weiter konkretisiert. Die dritte Voith 150+ Säule „Culture“ verankert wesentliche Faktoren für unseren nachhaltigen Erfolg in unserer Organisation. Sie umfasst die Schwerpunkte Speak-up Culture, Management by Numbers, Diversity & Inclusion und Sustainability. Für diese Themen wurden Konzepte und Maßnahmenpakete entwickelt, die nun Die erste der drei Voith 150+ Säulen „Clean House“ beschäftigt sich mit der Überarbeitung und Anpassung des bestehenden Portfolios aller vier Konzernbereiche. Viele Aktivitäten wurden in den vergangenen Monaten erarbeitet und umgesetzt, ganz aktuell ist eine Maßnahme bei Voith Industrial Services: die Trennung von unserem Tochterunternehmen DIW. Die Ziele, die sich das Unternehmen mit den verschiedenen Clean-House-Maßnahmen für das erste Jahr der Voith 150+ Umsetzung gesetzt hatte, wurden erreicht. Auch innerhalb der zweiten Voith 150+ Säule „Excellence@Voith“ sind E rfolge zu verzeichnen. Neben den vielfältigen Maßnahmen bei Operations Excellence Voith 150+ Sustainability Diversity & Inclusion Management by Numbers Speak-up Culture Sales Excellence/ Growth Nachhaltige Stärkung der Kultur xecution & EngiE neering Excellence Optimierung aller Prozesse mit Rückkopplung auf Produkte/Organisation Supply Chain Excellence/MCO Absicherung, Bereinigung, Ausbau der bestehenden Geschäfte HR Excellence CULTURE Administration Excellence EXCELLENCE@VOITH Operations Excellence CLEAN HOUSE VH VI VP VT VO/ VZ Das Programm Voith 150+ umfasst drei Säulen mit verschiedenen Handlungs-Schwerpunkten. 22 | report 3/2014 sukzessive umgesetzt werden. Beim Thema Speak-up Culture zum Beispiel wurde definiert, welche Ziele damit erreicht werden sollen und wie die Zielerreichung gemessen wird. Woran werden wir erkennen, dass sich bei Voith eine Speak-up Culture etabliert hat? Der Weg und die Maßnahmen auf dem Weg dorthin, also das „Wie?“, ist ein weiterer wesentlicher Arbeitsschwerpunkt des Projektes: Welche Führungskräfte wollen wir mit welchen Methoden und welchen Inhalten schulen, damit sie eine Feedback-Kultur vorleben und ihre Mitarbeiter darin stärken, sich und ihre Ideen aktiv einzubringen? Dies geht nur mit einem Prozess, der durchgängig von oben nach unten vorgelebt wird. Nur wenn alle Führungskräfte eine offene und gegenseitige Feedback-Kultur leben und fördern, wird Voith hier seine Ziele erreichen können. Die ersten Meilensteine sind auch hier erreicht: Im November kann mit den ersten Führungskräfte-Schulungen zum Thema Speak-up Culture gestartet werden. Der nächste übergreifende Meilen stein für die Kommunikation von Voith 150+ sind die Regional Meetings im Frühjahr 2015: Dort werden den Führungskräften die bisherigen Ergebnisse vorgestellt und es wird ein Ausblick auf die kommenden Aufgaben im Rahmen von Voith 150+ gegeben. Das Resümee: viel erreicht – und noch viel zu tun. // EINBLICK Voith 150+ Konzentrierte Kräfte Im Rahmen des Erfolgsprogramms Voith 150+ strukturiert das Unternehmen den Bereich Human Resources um und setzt auf intelligente Bündelung der Ressourcen. „Es ist eine große Veränderung im HRBereich, die wir nun in Angriff nehmen“, sagt Ilonka Nußbaumer, Senior Vice President Corporate Human Resources bei Voith – die Rede ist vom Projekt HR Transformation, kurz HRT. Es läuft seit knapp zwei Jahren und gehört zur Initiative HR Excellence des konzernweiten Erfolgsprogramms Voith 150+. Ein Baustein von HRT ist das ITSystem People Excellence Platform (pep.), das im ersten Schritt die Talentmanagement-Prozesse abbildet und damit die Personalplanung erleichtert. Seit Beginn dieses Jahres wurde das System sukzessive global ausgerollt. Aufwändiger und langwieriger jedoch ist die tiefgreifende Umwandlung der Strukturen, die in den vergangenen Monaten weiter vorangetrieben wurde. „In der Ausgangssituation von 2012 hatte jeder Konzernbereich bei Voith einen eigenständigen HR-Bereich, Synergieeffekte wurden kaum gehoben“, sagt Ilonka Nußbaumer. Nun werden die Kräfte in neuen Strukturen gebündelt, und zwar mit Hilfe eines Drei-Säulen-Modells. Die erste Säule bilden die drei Centers of Competence, die am Stammsitz in Heidenheim angesiedelt sind. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Grundlagen der täglichen Arbeit konzernbereichsübergreifend durch strategische Planung zu schaffen. Jedes dieser Zentren deckt einen der Bereiche Compensation & Benefits, People Development sowie HR Information & Service Management ab. Die zweite Säule verkörpert der sogenannte HR Business Partner – eine Kontaktperson, die die Fachbereiche meist direkt vor Ort in strategischen, businessnahen Personalentscheidungen unterstützt. Die dritte Säule sind die Shared Service Centers, die standardisierbare Aufgaben gebündelt abwickeln, beispielsweise Abrechnung, Weiterbildungsmaßnahmen oder Zeitwirtschaft. Zunächst wird es vier Shared Service Centers geben, je eines für die VoithRegionen North America, South America, EMEA und Asia. One Voith HR: Das ist der Gedanke hinter HRT, der durch die neuen Strukturen Gestalt annehmen soll. Damit gibt es in Zukunft ein konzernweites Servicemodell, bestehend aus einer Voith HR Council CoC HR Business Partner Shared Services Professional HR IT Common Process Framework Die neue Struktur von HR zeichnet sich durch eine integrierte, konzernweite Organisation mit klaren Rollen und Verantwortlichkeiten aus. zuverlässigen IT-Infrastruktur, leicht zugänglichen Self-Services und Ansprechpartnern, die in Summe alle HR-Belange des täglichen Arbeitslebens bedienen. „HR wird dadurch in der Lage sein, Führungskräfte und Mitarbeiter noch besser zu unterstützen.“, sagt Ilonka Nußbaumer. „Umsetzen werden wir das neue Modell ab Ende 2014. Mitarbeiter und Führungskräfte werden wir selbstverständlich über Details zeitnah informieren und in der Anwendung neuer Tools entsprechend schulen.“ // report 3/2014 | 23 einblick Voith 150+ Zwei Jahre VT 2020: Wir sind auf dem richtigen Weg Im Herbst 2012 fiel der Startschuss für „Voith Turbo 2020“. Im Interview spricht Carsten J. Reinhardt, Vorsitzender der Geschäftsführung von Voith Turbo, über die Ergebnisse, die der Konzernbereich erreicht hat, und über anstehende Aufgaben. täglichen Fokus auf unsere Kennzahlen und stellen Probleme schneller ab. Zusätzlich zu den kontinuierlichen Verbesserungen in den Werken haben wir im letzten Geschäftsjahr auch unsere Standortstruktur angepasst. Wir haben entschieden, unsere Werke in Gommern und Rostock zu schließen und die Wertschöpfung an andere Standorte zu verlegen. Zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit gehört auch, das aktuelle Geschäfts- und Produktportfolio regelmäßig zu prüfen. Im Zuge dessen haben wir uns entschieden, unser Lokomotivgeschäft einzustellen und den Standort Kiel neu auszurichten. Carsten J. Reinhardt Kiel wird in Zukunft eine starke Rolle ist Vorsitzender der im wachsenden Schienen-Service-GeGeschäftsführung von schäft spielen. Voith Turbo und Mit glied der KonzernEin weiterer wichtiger Aspekt zur geschäftsführung. Er Sicherung unserer Wettbewerbsfähighat das Zukunfts keit ist unser MCO-Programm. Bei der Ein Teil des VT 2020-Programms hat programm VT 2020 mit angestoßen und Materialkostenoptimierung bewegen zum Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit vorangetrieben. sich erste Business-Units auf einem zu steigern. Welche Maßnahmen wursehr guten Niveau. den dafür bislang ergriffen? Zusammen zeigen die vielen MaßAn allen VT-Standorten arbeiten OPEXnahmen aus unserem Zukunftsprogramm Wirkung. Im BeVerantwortliche und Werksführung gemeinsam daran, effizienreich Commercial Vehicles haben wir das seit vielen Jahren ter zu werden und unsere Qualität zu verbessern. Wir haben beste Ergebnis erwirtschaftet. Auch die Ergebnissituation in bereits eine deutliche Verbesserung unserer Liefertreue in under Marine verbessert sich deutlich. Im nächsten Jahr werseren Werken erreicht. Durch regelmäßige OPEX-Workshops den wir in allen Geschäftsbereichen weitere Erfolge sehen. an den Maschinen reduzieren unsere Mitarbeiter Rüst- und Wartezeiten. Mit dem Shopfloor-Management erhöhen wir den Herr Reinhardt, Sie sind vor mehr als zwei Jahren mit der Herausforderung angetreten, Voith Turbo wettbewerbs fähiger zu machen und neues Wachstum zu generieren. Wo steht der Konzernbereich heute? Carsten J. Reinhardt: Unser Zukunftsprogramm VT 2020 haben wir vor circa zwei Jahren gestartet. Es läuft in den meisten Bereichen dank unserer engagierten Mitarbeiter sehr gut und ist im Tagesgeschäft fest verankert. In unserem TRACProgramm sind Stand heute 1.335 Einzelmaßnahmen hinterlegt. Was unsere finanziellen Ziele betrifft, bewegen wir uns im Zielkorridor. Knapp die Hälfte der Maßnahmen wurde bereits umgesetzt. Jetzt müssen wir weiter dranbleiben und vor allem noch mehr Mitarbeiter einbinden. 24 | report 3/2014 einblick Voith 150+ Um Lokalisierungsprojekte weiter voran zu treiben und die Regionen zu stärken, legt Voith Turbo im Dezember dieses Jahres den Grundstein für eine neue Fabrik für Schienenfahrzeugkomponenten in China. Mit VT 2020 hat Voith Turbo auch eine neue Organisation eingeführt. Wie läuft es hiermit? Die neue Organisation von VT hat zum Ziel, unsere Wachstumsfelder zu stärken und zusätzliche Verantwortung für das Geschäft in die Region zu geben. Wir wollen näher an unsere Kunden und an die Erfordernisse der Märkte heran. Diese Veränderung kann nicht über Nacht erfolgen und erfordert ein hohes Maß an Kollaboration aller Beteiligten. Wir sind vor einem Jahr gestartet und sehen erste Erfolge, wenngleich wir bei manchen Aspekten der Transformation noch Schritte vor uns haben. Wir haben im letzten Jahr auch den Ausbau unserer Akti vitäten in China beschlossen. Im Dezember werden wir den Grundstein für unsere neue Fabrik für Schienenfahrzeugkomponenten legen. Weitere Lokalisierungsprojekte im Bereich Rail gibt es in Indien. Außerdem wollen wir auch den amerikanischen Markt weiter erschließen, vor allem im Bereich Öl und Gas. Nach der Eröffnung unserer Vorecon-Montage in Brasilien wollen wir auch in Nordamerika unsere Präsenz erhöhen; künftig auch lokal produzieren. Was ist die übergeordnete Strategie von Voith Turbo, die Sie verfolgen? Höchste Priorität ist, in teilweise stagnierenden Märkten das Wachstum anzukurbeln. Insgesamt verfolgen wir zwei Wege, um zu wachsen: Einerseits wollen wir mit unseren existierenden Produkten durch exzellente Qualität und hohe Liefertreue zu wettbewerbsfähigen Preisen Marktanteile gewinnen. Andererseits werden wir unser Technologie- und Produktportfolio erweitern, um an unseren Märkten stärker zu partizipieren. Wir denken über den Zukauf von Unternehmen oder neue Partnerschaften nach und haben Zukunftstechnologien im Blick. Wir treiben unsere neue strategische Ausrichtung voran, indem wir unsere etablierten und erfolgreichen Kernkompetenzen Mechanik, Hydrodynamik und Hydraulik durch mehr Elektrik-, Elektronik- und Softwarelösungen ergänzen. Damit greifen wir die Wünsche unserer Kunden auf, schaffen Mehrwert und sichern unseren technischen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb. Um nur einige Beispiele aus unserer Innovations-Roadmap zu nennen: Wir erzielen derzeit große Fortschritte bei der Weiterentwicklung des Vorecon zum EcoDrive unter Zuhilfenahme elektromotorischer Antriebstechnik. Außerdem entwickeln wir eine neue Steuergeräte-Generation für das DIWA-Automatikgetriebe und einen Kupplungsregler für füllungsgesteuerte Kupplungen. Insgesamt kann ich nur festhalten: Die Welt verändert sich schnell und stellt an uns laufend neue Anforderungen. Wir müssen unsere internationale Zusammenarbeit stärken und ein noch besseres Verständnis dafür entwickeln, was unsere Kunden benötigen. Nur so können wir in Zukunft erfolgreich sein. // report 3/2014 | 25 einblick Voith 150+ Neue Partnerschaften Voith schärft das Profil von Voith Industrial Services. Vor diesem Hintergrund werden die Aktivitäten des Konzernbereichs im Wachstumsmarkt Nordamerika ausgeweitet – parallel trennt sich Voith Industrial S ervices von seinem Tochterunternehmen DIW Instandhaltung Ltd. & Co. KG. Das konzernweite Erfolgsprogramm Voith 150+ soll die Zukunft des gesamten Konzerns langfristig sichern. Die erste der drei Voith 150+ Säulen „Clean House“ beschäftigt sich mit der Absicherung, Bereinigung und Überarbeitung des vorhandenen Unternehmensportfolios. Für Voith Industrial Services sieht das strategische Konzept vor, dass sich der Konzernbereich auf technische Dienstleistungen für Schlüsselindustrien konzentriert. Deshalb trennt sich der Konzernbereich von seinem Tochterunternehmen DIW Instandhaltung Ltd. & Co. KG (DIW), das im Wesentlichen branchenübergreifend infrastrukturelle Dienstleistungen anbietet. Diese Ausrichtung passt nicht mehr zum strategischen Konzept. Nachdem viele potenzielle Käufer großes Interesse an einer Übernahme der DIW gezeigt hatten, hat Voith nun mit dem österreichischen Unternehmen Strabag SE einen passenden Investor gefunden. Zum 1. Oktober erfolgte der Übergang der DIW zur Strabag, nachdem die Aufsichtsräte beider Unternehmen zugestimmt und die Kartellbehörden ihre Genehmigung erteilt hatten. Damit werden die DIW und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in Zukunft unter einem starken und etablierten Dach agieren. Im Zuge der strategischen Weiterentwicklung hat Voith den Industriedienstleister Helix Systems Inc. aus Bessemer, Alabama (USA), übernommen. Damit stärkt das Unternehmen sein Dienstleistungsgeschäft für die Automotive-Industrie. Helix bietet integrierte Servicelösungen für Automatisierung, Anlagensteuerung und Anlagenbau sowie Konstruktionsdienstleistungen insbesondere für die Automobilindustrie. Das Unternehmen hat 2013 einen Umsatz von circa 30 Millionen Dollar erzielt und beschäftigt rund 260 Mitarbeiter. Helix Systems wird in die Division Automotive von Voith Industrial Services integriert. In den USA bietet der Konzernbereich bislang vor allem technische Reinigung und 26 | report 3/2014 Vier Kollegen aus dem Central Department von Voith Industrial Services in Cincinnati begleiteten den Start bei BMW Spartanburg vor Ort. Gebäudemanagement sowie Produktionsinstandhaltung für Automobilhersteller an. „Die Übernahme unterstützt unsere Ziele für den Wachstumsmarkt Nordamerika und ergänzt das Portfolio dort durch Aktivitäten mit technischer Ausrichtung, die in Europa bereits zu unseren Kernkompetenzen gehören. Als Branchenspezialist für die Automobilindustrie stärken wir unsere internationale Aufstellung“, sagt Markus Glaser-Gallion, Mitglied der Geschäftsführung von Voith Industrial Services und verantwortlich für den Geschäftsbereich Automotive. Bereits im Mai konnte Voith Industrial S ervices mit einem bedeutsamen Auftrag für Instandhaltungsdienstleistungen im BMW-Werk Spartanburg, South Carolina, im Bereich Rohbau beginnen. Insgesamt 99 Voith-Mitarbeiter arbeiten an diesem neuen Projekt: Ein Team von 80 Instandhaltungstechnikern ist für die Einleitung von Sofortmaßnahmen zur Störungsbeseitigung und die Durchführung von Reparaturen verantwortlich. Die Voith-Mitarbeiter koordinieren außerdem rund um die Uhr die Steuerung und Einsatzplanung des Instandhaltungsteams sowie das Ersatzteilemanagement. // einblick Voith 150+ Wenn alles ineinandergreift Voith Paper hat in der Business-Line Projects zwei Leuchtturmprojekte zur Operations Excellence gestartet: In der Heidenheimer Schweißerei und im chinesischen Werk in Kunshan läuft die Fertigung im Takt. Was bedeutet Operations Excellence (OPEX)? Wer diese Frage an Dr. Markus Nini richtet, der für die weltweiten OPEXAktivitäten von Voith Paper in der Business Line Projects zuständig ist, bekommt als Antwort ein anschauliches Bild: „Das Ziel ist die konsequente Ausrichtung aller Handlungen an den Kundenanforderungen – und zwar ohne jegliche Verschwendung. Im Idealfall funktioniert das wie bei einem Schweizer Uhrwerk: Alles läuft im Takt, alle Räder greifen hochpräzise ineinander, mit dem geringsten Energieaufwand erzielen wir das bestmögliche Ergebnis.“ Umgesetzt wird dieses Prinzip derzeit in der Heidenheimer Schweißerei und in der Fertigung in Kunshan. „Bei beiden Projekten konnten wir vor allem dank der Expertise und des Engagements der Mitarbeiter die Produktion effizienter gestalten“, sagt Gregor Grolik aus dem Corporate Excellence-Team. Die Mitarbeiter der Schweißerei ermittelten in einem Workshop Teilefamilien, die sich am neuen Marktmodell von Voith Paper orientieren, das auf die verstärkte Nachfrage nach mittelgroßen Papiermaschinen hin erarbeitet wurde. Für eine dieser Teilefamilien, die Baugruppe „lang und schlank“, entwickelten sie gemeinsam mit den OPEX-Verantwortlichen eine getaktete Linie, die im Juli in einer Testphase geprüft wurde. Diese Testphase brachte äußerst positive Ergebnisse. „Gleichzeitig sind wir aber mit den Anforderungen an die Taktfertigung an die Grenzen gestoßen“, erklärt Martin Gerstner, Projektingenieur OPEX, „etwa wenn bei einer Baugruppe eine einzelne Komponente fehlt und damit die ganze Linie stillsteht.“ Aktuell sind die Prozesse im Umfeld noch nicht auf die Fließfertigung ausgerichtet und für die Mitarbeiter war die Testphase eine erhebliche Umstellung von ihrer gewohnten Arbeitsweise auf die neue. Auf Basis der ersten Erfahrungen wurden Parameter im Modell modifiziert, im September hat nun die nächste Testphase begonnen. Wenn alles nach Plan läuft, wird das finale System auf andere Fertigungen übertragen, zum Beispiel in Kunshan. Dort werden die OPEX-Prinzipien einer idealen Fabrik bereits implementiert. Um eine nachhaltige Veränderungskultur zu ermöglichen, wurde bei einem Workshop mit den Mitarbeitern mit der Prozessvision zur idealen Montage ein gemeinsames Ziel ausgearbeitet, das seither konsequent umgesetzt wird. Die Anpassung der Montage für die Fließfertigung nahm nur wenige Tage in Anspruch: „Wir haben kürzere Durchlaufzeiten, vermeiden Verschwendung in jeglicher Form und haben die Liefertreue erhöht“, sagt Thomas Koller, Executive Vice President System Business Asia. „Damit die Montage im Takt läuft, muss die komplette Wertschöpfungskette optimiert werden.“ Die Produktionsplanung kann nun präzise Angaben machen, wie lange die Fertigung bestimmter Teile benötigt – damit am Ende alles funktioniert wie bei einem Schweizer Uhrwerk. Durch diesen ersten wichtigen Schritt konnte ein Standard definiert werden, auf dem weitere Optimierungen in der Wertschöpfungskette Stück für Stück aufbauen. // Gemeinsam mit den OPEX-Verantwortlichen erarbeiteten die Mitarbeiter die ideale Fabrik mit Taktfertigung. report 3/2014 | 27 VOR ORT Die Hände zum Himmel: Mitarbeiter von Voith in Manaus und ihre Familien feiern den runden Geburtstag ihres Unternehmens. Bühne frei für den Geburtstag 50 Jahre Voith Brasilien: Die Feierlichkeiten zum Jubiläum lockten im August tausende Besucher an die Standorte São Paulo und Manaus. 28 | report 3/2014 ars ye VOR ORT São Paulo bot ein buntes Programm für alle: Hüpfburgen, Trampoline und Tanzvorführungen, am Abend ein festliches Gala-Dinner. W enn man in Brasilien feiert, dann richtig: Die größten Partys waren dieses Jahr sicher die Fußball-Weltmeisterschaft und der traditionelle Karneval – knapp dahinter könnten sich aber schon die Veranstaltungen zum 50. Geburtstag von Voith Brasilien platziert haben. Voith feierte im August mit zahlreichen Aktionen das Jubiläum seiner brasilianischen Tochtergesellschaft an den Standorten São Paulo und Manaus. Am 8. August kamen allein in São Paulo rund 9.000 Voithianer und ehemalige Mitarbeiter mit ihren Familien zu der Feier. In der Fertigung konnten Interessierte hautnah selbst erleben, wie die Produkte von Voith hergestellt werden. Auf dem Werksgelände herrschte reger Betrieb: Das Programm bot Musik, eine Kinderecke und Kulinarisches. Die größte Voith-Niederlassung des Landes veranstaltete außerdem ein Gala-Dinner, an dem Mitglieder der Familie Voith, Kunden und Weggefährten teilnahmen. Der ehemalige brasilianische Staatspräsident Fernando Henrique Cardoso würdigte in seiner Festansprache die Leistungen des Unternehmens: „Voith ist in den vergangenen 50 Jahren eine brasilianische Firma geworden. Eine Firma, die maßgebliche Beiträge zur guten Entwicklung Brasiliens geleistet hat.“ Die Belegschaft in Manaus feierte das Ereignis mit einem Tag der offenen Tür für alle aktiven und ehemaligen Voith-Mitarbeiter und deren Familien. 500 Besucher nutzten die Gelegenheit, das Werksgelände kennenzulernen und bei Familienprogramm und leckerem Essen nachmittags zu feiern. Das Potenzial des südamerikanischen Staates erkannte Voith schon früh: 1905 lieferte das Unternehmen die ersten Turbinen nach Brasilien. Sesshaft wurde die Firma 1964 mit der Gründung der Voith S.A. in São Paulo. Voith Brasilien hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer der wichtigsten Ländergesellschaften des Unternehmens entwickelt, die mehr als 5.700 Mitarbeiter an insgesamt 15 Standorten beschäftigt – und sich dankbar zeigt für den Erfolg: Zum Jubiläum hat Voith das Entwicklungsprojekt „50 Jahre – 50 Initiativen“ gestartet, für jedes Jahr eine gute Tat. Das Projekt unterstützt soziale, kulturelle und ökologische Aktionen im Umfeld der brasilianischen Voith Standorte. Die 50 Aktivitäten reichen vom Reparieren von Schuldächern bis zu Kleidersammlungen für Bedürftige oder Bücherspenden für Kindergärten und Schulen. „Wir engagieren uns in Brasilien nicht nur wirtschaftlich“, sagt Gilson Campos, Head of Communications von Voith H ydro Brasilien und Präsident der gemeinnützigen Stiftung Fundação Voith Brasil, „sondern auch für das soziale Leben, die Umwelt und Kultur – und das schon seit Jahren. Diese lange Tradition zeigt: Voith ist in Brasilien fest verwurzelt.“ // report 3/2014 | 29 VOR ORT Energie für Angola Angola hat großen Bedarf im Ausbau des Energiesektors. Voith ist vor Ort aktiv. Angola verfügt über enorme natürliche Ressourcen: Die Ölvorkommen haben das südwestafrikanische Land zum größten Ölproduzenten des Kontinents gemacht; darüber hinaus jedoch schlummert in den Flüssen und Seen des Landes großes Potenzial zur Stromerzeugung aus Wasserkraft, das noch weitgehend unerschlossen ist. Bei der Nutzung beider Energiequellen ist Voith involviert. Erster Schauplatz: Die FPSO Greater Plutonio des britischen Energiekonzerns BP, ein Spezialschiff, das Öl fördern und lagern kann, liegt rund 180 Kilometer vor der angolanischen Küste. Ein schwimmender Gigant, 319 Meter lang und 58 Meter breit, der durchschnittlich 174.000 Barrel Öl aus den Tiefen des Atlantiks fördert. Pro Tag. In diesem Frühjahr stand der zweite Turnaround seit der Inbetriebnahme 2007 an, ein geplanter Stillstand zur Wartung und Reparatur. Voith Industrial Services übernahm die mechanischen Arbeiten. Für die Division Energy-Petro-Chemicals war es das erste afrikanische Offshore-Projekt. Ein Jahr zuvor wurde mit der akribischen Planung begonnen, außerdem wurden die Monteure und Schweißer intensiv für ihren Job auf hoher See geschult. Der hatte es in sich: Die Voith-Spezialisten tauschten 30 Ventile und 450 Dichtungsringe aus, prüften und warteten vier Lagertanks sowie acht Filter und ersetzten zwei Radaranlagen innerhalb von 38 Tagen. Damit 30 | report 3/2014 war der Turnaround vier Tage früher als geplant geschafft, ermöglicht durch die hervorragende Zusammenarbeit aller beteiligten Unternehmen. In Sachen Wasserkraft ist Voith ebenfalls in Angola aktiv. „Das Potenzial der Wasserkraft in diesem Land wird auf rund 18 Gigawatt geschätzt, installiert sind aber erst gut vier Prozent“, sagt Heike Bergmann, Mitglied der Geschäftsführung von Voith Hydro Heidenheim. Seit dem Ende des Bürgerkriegs 2002 bemüht sich die Regierung um den Wiederaufbau des afrikanischen Landes und unterstützt den Ausbau der umweltfreundlichen Energiequellen, um dem steigenden Energiebedarf von Bevölkerung und Wirtschaft nachzukommen. „Deshalb ist Angola für uns ein Zukunftsmarkt“, erklärt Heike Bergmann. Voith H ydro ist seit 2003 wieder in Angola aktiv und hat bereits mehrere Wasserkraftwerke ausgerüstet. Für das Kraftwerk Cambambe II liefert Voith vier Generatoren und Turbinen sowie die Leittechnik. Die Hauptmontage der Komponenten soll 2015 beginnen, voraussichtlich Ende 2016 wird das Kraftwerk mit einer Kapazität von 700 Megawatt in Betrieb gehen. Seit Kurzem wird die Arbeit von Voith H ydro vor Ort vereinfacht: Vor wenigen Wochen hat das Unternehmen seine erste Repräsentanz in der Hauptstadt Luanda eröffnet. // VOR ORT Das Kraftwerk Cambambe II liegt am wichtigsten Fluss Zentralangolas, dem Cuanza. report 3/2014 | 31 VOR ORT Sechs-TageRennen Die Papierfabrik Palm in Eltmann stellt Zeitungspapier aus 100 Prozent Altpapier her – der Prozess läuft stromsparender und ressourcenschonender ab, seit Voith die Stoffaufbereitungsanlage der Papiermaschine modernisiert hat. Für die Herstellung der Tageszeitung „Main-Post“, die in weiten Teilen der bayerischen Region Franken erscheint, sind jährlich 17.000 Tonnen Papier nötig – eine ganze Menge, aber nur ein Bruchteil im Vergleich zum Jahresausstoß der Anlage, aus der der Rohstoff für das Traditionsblatt stammt: 540.000 Tonnen Zeitungspapier pro Jahr produziert die Papierfabrik Palm am Rande der unterfränkischen Kleinstadt Eltmann auf zwei Voith-Papiermaschinen. Und zwar ausschließlich aus Altpapier. Ein entscheidender Punkt in der Herstellung ist das Entfernen der Druckfarbe aus dem Altpapier. Bei Palm in Eltmann funktioniert das seit einigen Monaten wirtschaftlicher und ressourcenschonender: Voith hat im April die Stoffaufbereitung der PM 1 auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die Papiermaschine von Voith ist 1994 in Betrieb gegangen. Das Ziel des aktuellen Umbaus war es, den Stromverbrauch in der Flotation zu senken und den steigenden Anforderungen an die Papierqualität gerecht zu werden. Herzstück des Umbauprojekts sind eine neue Flotationsanlage mit LowEnergyFlotation (LEF) und die Um den Stillstand möglichst kurz zu halten, wurden die Flotationszellen im Freien vormontiert und per Kran in die Halle gehoben. 32 | report 2/2014 3/2014 Umrüstung der Cleaneranlage auf EcoMizer-Technologie. Die von Voith entwickelte LEF wird in der Stoffaufbereitung eingesetzt und kann den Energiebedarf beim Entfernen der Druckfarbe deutlich senken. Sie ist so effektiv, dass die Technologie im vergangenen Jahr vom European Recovered Paper Council zum Sieger in der Kategorie „Technology Improvement R&D“ gekürt wurde. Die EcoMizer-Technologie erhöht die Abscheidewirkung des Cleaners und reduziert neben dem Faserverlust auch den Energieverbrauch. Mit dem Einbau eines neuen OnEfficiency-DIP-Regelungskonzepts von Voith kann Palm die Ausbeute erhöhen. Der Umbau einschließlich der Inbetriebnahme dauerte nur sechs Tage – eine beeindruckende Leistung, schließlich handelte es sich nicht um den Einbau von Kleinteilen. Die Flotations- Deinking-Anlage aus Edelstahl ist 40 Meter lang und wiegt 90 Tonnen. Um den Stillstand möglichst kurz zu halten, wurden die Flotationszellen bei laufender Papierproduktion im Freien vormontiert. Parallel dazu wurde das Hallendach geöffnet, anschließend hoben Kräne die Flotationszellen in die Halle. Mit dem Ergebnis des reibungslosen Umbaus ist Werksleiter Andreas Reichert sehr zufrieden: „Wir brauchen nur noch halb so viel Strom. Mit dieser Investition haben wir unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten.“ // VOR ORT Verborgene Schätze Die Mongolei gehört zu den rohstoffreichsten Ländern der Erde, der Bergbauund Rohstoffsektor steht aber noch am Anfang der Automatisierung. Voith Turbo unterstützt das Land frühzeitig beim Setzen von Technologiestandards. In der Mongolei gibt es endlose Steppen, auf denen Nomaden mit ihren Schafen, Pferden und Yaks umherziehen. Das Gras ist wertvoll, doch tief unter der Grasnarbe liegen ganz andere Schätze: Gold, Kupfer, Kohle, Uran, Erdöl und seltene Erden. Der Binnenstaat, der an Russland und China grenzt, gehört zu den rohstoffreichsten Staaten der Welt. Nur etwa ein Drittel der Vorkommen ist bis jetzt exploriert. „Wenn es der Mongolei gelingt, den Bergbau voranzutreiben, kann aus dem Land ein zweites Dubai werden“, meint Michael Herdecker, Maschinenbauingenieur im Marktbereich Mining & Metals bei Voith Turbo Crailsheim. Der 33-Jährige hat im Juni an einer Reise teilgenommen, bei der sich der baden-württembergische Wirtschaftsund Finanzminister Dr. Nils Schmid sowie Firmenvertreter über die Chancen deutscher Unternehmen im Land informiert haben. Das Potenzial der Mongolei hat Voith vor Jahren erkannt. „Niemand weiß, ob der Bergbau hier in zwei oder zehn Jahren richtig beginnen wird. Aber es wird geschehen, und wir sind von Anfang an dabei“, sagt der Ingenieur. Er beschreibt, wie das Unternehmen in der Mongolei vorgeht: „Es genügt nicht, wenn wir die OEMs, die internationalen Ausrüster von Minengesellschaften, welche die Abbaumaschinen herstellen, von unseren Komponenten überzeugen. Entscheidend ist das Gespräch mit dem Betreiber, dem Endkunden. Wenn er ein Förderband beim OEM bestellt, kann er festlegen, dass darin Anfahrkupplungen von uns verbaut sind.“ Bislang funktioniert Bergbau vor Ort oft nach der ineffizienten Methode „Truck and Shuffle“, bei der Rohstoffe per LKW aus der Mine abtransportiert werden. Gespräche mit dem Betreiber über moderne Technologien sind also gleichzeitig ein Stück Entwicklungsarbeit, die den Bergbau in der Mongolei insgesamt voranbringt – „eine Win-winSituation“, sagt Herdecker. Zum Aufbau der Kundenbeziehungen hat Voith im Januar 2012 mit Hilfe der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in der Hauptstadt Ulan-Bator eine Repräsentanz eröffnet, die ein mongolischer Mitarbeiter führt. Bisher wurden einzelne Projekte, beispielsweise die Kupferund Goldmine Oyu Tolgoi, mit Anfahrkupplungen für die Förderbänder ausgestattet. // Obwohl das Territorium der Mongolei erst zu einem Drittel exploriert ist, zählt sie zu den zehn rohstoffreichsten Ländern der Welt. report 3/2014 | 33 VOR ORT 1 2 3 34 | report 3/2014 VOR ORT 1 D ie Kartonmaschine steht in einer südchinesischen Provinz. 2 Seit Januar 2014 betreut der Österreicher Roland Raidel als Leiter die Inbetriebnahme der Kartonmaschine vor Ort. 3 E in internationales Team: Bis zu 25 Voithianer aus China, Brasilien, Deutschland und Österreich arbeiteten gemeinsam an der Inbetriebnahme der Kartonmaschine. Ein Auftrag, ein Team Voith hat bei einem Papierhersteller in China eine neue Kartonmaschine in Betrieb genommen. An Freizeit war für die Ingenieure vor Ort kaum zu denken – aber das Ergebnis adelt das Engagement. Jede Inbetriebnahme einer Papiermaschine ist anders und stellt die Voithianer vor Ort regelmäßig vor neue Herausforderungen. Dabei ist der Plan eng getaktet und es steht viel auf dem Spiel. Bei der Inbetriebnahme der Kartonmaschine in einer südchinesischen Provinz forderten nicht zuletzt die hohen Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit das internationale Team. „In Spitzenzeiten haben hier bis zu 25 Voithianer aus China, Brasilien, Deutschland und Österreich miteinander gearbeitet und die aufgetretenen Probleme zeitnah gelöst. Es war eine tolle Erfahrung, mit diesem internationalen Team zu arbeiten“, sagt der Leiter der Inbetriebnahme, Roland Raidel. „Wir haben alle Funktionen getestet, die Software und speziell deren Sicherheitsmechanismen geprüft, jede Sektion mit den dazugehörigen Aggregaten eingestellt und die Maschine einmal ohne Papier auf Maximalgeschwindigkeit hochgefahren.“ Nach dem Abschluss der Tests wurde der Produktionsprozess schrittweise gestartet und anschließend stabilisiert. „Mit dem „Taking-over“-Testlauf konnten wir dem Kunden eine hervorragende Anlage übergeben“, erklärt Raidel. Die Kartonmaschine ist für eine maximale Produktionsgeschwindigkeit von 1.000 Metern pro Minute ausgelegt und kann jährlich bis zu 700.000 Tonnen Karton und Verpackungspapier produzieren. Die Anlage ist unter anderem mit der Curtain-Coating-Technologie DF Coat von Voith ausgestattet. Sie ermöglicht es, weiß gestrichenen Karton und Verpackungspapier aus bis zu 100 Prozent Altpapier herzustellen. Dank des Engagements und der hohen Kompetenz des Voith-Teams war die vertraglich festgelegte Tagesproduktionsmenge in weniger als zwei Monaten nach der Inbetriebnahme erreicht. Da für den Kunden die zeitnahe Inbetriebnahme äußerst wichtig war, zeigte er sich umso zufriedener mit dem Ergebnis. Für Roland Raidel und seine Kollegen bedeutete die fristgerechte Inbetriebnahme eine Sechs-Tage-Woche, „da blieb für Ausflüge einfach keine Zeit.“ Der Österreicher arbeitet seit 2006 bei Voith Paper in St. Pölten und ist seit Januar vor Ort. „Bis Herbst betreut Voith hier unseren Kunden. Vielleicht schaffe ich es bis dahin, eine der Sehenswürdigkeiten in der Region zu besuchen. Die nahegelegene Insel Xiamen ist ein beliebtes Reiseziel“, sagt er. Verdient haben er und sein Team sich das auf jeden Fall. // report 3/2014 | 35 Meilensteine | Serie GRUNDLAGEN DES ERFOLGS Für die Ewigkeit gemacht Basistechnologien von Voith, die fünfte: Das regelbare Planetengetriebe Vorecon vereint die Vorteile von H ydrodynamik und Mechanik – und sorgt seit 1985 für eine hocheffiziente Drehzahlregelung. Ein Klassiker unter den Voith-Produkten hat Zuwachs bekommen: Seit diesem Jahr ist die neueste Generation des regelbaren Planetengetriebes im Einsatz – der Vorecon mit Doppelwandler. Wie seine Vorgänger zeichnet er sich durch eine hohe Lebensdauer, einzigartige Effizienz und eine statistisch belegte Zuverlässigkeit von 99,98 Prozent aus. Die Kerneigenschaften besaß schon der erste Vorecon von 1985, der sogenannte „blaue Klaus“. Die blau lackierte Versuchs- und Vorführmaschine erhielt ihren Namen von einer damals beliebten deutschen Zeichentrickfigur. Seine überzeugenden Leistungsdaten führten ihn in mehreren Entwicklungsstufen mit immer höherer Leistung zu einem Siegeszug um die ganze Welt. Bis heute wurden über 530 Exemplare verkauft. Der Vorecon hilft dabei, die konstante Drehzahl eines Elektromotors auf eine Arbeitsmaschine mit variabler Drehzahl zu übertragen. Die Regelung erfolgt dabei stufenlos und Das neueste Mitglied der Vorecon-Produktfamilie: der Vorecon mit Doppelwandler. 36 | report 3/2014 sehr verlustarm. In den meisten Anwendungsfällen wird die Drehzahl erhöht, zum Beispiel bei hochtourigen Pumpen oder Kompressoren. Dieser Modus der Kraftübertragung, nach dem der Vorecon arbeitet, ist schon seit mehr als 100 Jahren bekannt. Es ist die Kernfunktion des H ydrodynamischen Drehmomentwandlers. Dabei „übernimmt“ eine Flüssigkeit das Drehmoment in einer Art Turbine. Sie überträgt die Kraft – stufenlos regelbar und durch das Fehlen mechanischer Teile praktisch verschleißfrei – auf die angetriebene Maschine. Der Vorecon kombiniert die Vorteile eines Hydrodynamischen Drehmomentwandlers mit denen eines Planetengetriebes. Die perfekte Kombination, denn Planetengetriebe sind kompakt und können ebenfalls hohe Drehmomente verlustarm übertragen. Sie arbeiten zuverlässig, zum Beispiel auf Öloder Gasfeldern: Dort müssen Pumpen oder Kompressoren den Druck oder Durchfluss im Leitungssystem variabel den Prozessbedingungen anpassen. Die dafür notwendige Drehzahlregelung übernimmt der Vorecon. Vor allem Kunden im Offshore-Bereich setzen zunehmend auf das Voith-Produkt, da es aufgrund der kompakten Bauweise Platz spart und das Gesamtgewicht der Anlage reduziert. Die neueste Generation, der RWC-M-D, verfügt über gleich zwei Drehmomentwandler und erreicht damit über einen breiten Betriebsbereich Effizienzgrade von 95 Prozent in der Kraftübertragung. Seine mittlere Betriebsdauer zwischen zwei Ausfällen beträgt 48 Jahre, und nur alle acht Jahre muss er gewartet werden. Und der Neue ist sein Geld wert: Der Gesamtwirkungsgrad von Antriebssystemen mit Vorecon ist bis zu zwei Prozent höher als der von Anlagen mit elektronischer Drehzahlregelung – das spart dem Betreiber einen erheblichen Teil der jährlichen Energiekosten. // Eines der jüngsten Projekte, das Wasserkraftwerk Xiluodu: Die von Voith installierte Generator-Turbinen-Einheit hat die Rekord-Ausgangsleistung von 855,6 Megavoltampere. Erfolgsgeschichte wird weitergeschrieben Seit mehr als 100 Jahren trägt Voith entscheidend zum Ausbau der Wasserkraft in China bei – Voith Hydro Shanghai betreut als Full-Service-Anbieter den lokalen Markt seit 20 Jahren. Ein Grund zu feiern. Erneuerbare Energie aus Wasserkraft: Das ist eine der großen Errungenschaften des modernen China. Fast ein Viertel der global installierten Leistungskapazität entfällt auf das Land. Kein Wunder, dass China für Voith Hydro weltweit der drittwichtigste Markt ist. Die Niederlassung des Konzernbereichs in Shanghai feiert im November 2014 ihr 20-jähriges Bestehen – doch die Anfänge des Voith-Engagements im Reich der Mitte reichen mehr als 100 Jahre zurück. Nachdem Voith 1910 die Turbinen für das erste chinesische Wasserkraftwerk in Shilongba geliefert hatte, hat das Unternehmen zahlreiche große Anlagen ausgestattet: etwa Gangnan, Chinas erstes Pumpspeicherkraftwerk, oder das Wasserkraftwerk in Lubuge, das Ende der 1980er Jahre in Betrieb ging. Dieses Projekt war der erste Bau in China, an dem sich ausländische Firmen beteiligen durften und der von der Weltbank finanziert wurde. 1994 gründete Voith mit der Shanghai Electric Corporation und Siemens als Partner die Voith Hydro Shanghai (VHS), um den chinesischen Markt besser bedienen zu können. Seither tragen 600 Mitarbeiter, fast ausschließlich aus China, entscheidend zu Großprojekten wie beispielsweise dem Drei-Schluchten-Staudamm in der Provinz Hubei bei. VHS ist weltweit der zweitgrößte Produktionsstandort von Voith Hydro. Das Unternehmen profitiert zudem von der Shanghaier Niederlassung des Voith Hydro Engineering Center Internatio nal, eines unternehmensweiten Exzellenz-Netzwerks, das für Wissenstransfer rund um den Globus sorgt. Der Schlüssel zum Erfolg des Unternehmens sei die Anpassung an die lokalen Gegebenheiten, sagt Martin Andrä, Geschäftsführer von Voith Hydro Shanghai. „In dieser Hinsicht haben wir in allen Geschäftsbereichen viel geleistet, und dadurch sind wir auf den chinesischen und südostasiatischen Märkten noch wettbewerbsfähiger geworden.“ Und gerade in China hat die Wasserkraft noch riesiges Potenzial. Zur bisher installierten Leistung von 280 Gigawatt könnten noch einmal 400 bis 500 Gigawatt hinzukommen. Die chinesische Regierung betont in ihrem aktuellen Fünf-Jahres-Plan die Bedeutung der erneuerbaren Energien und will die CO2-Emissionen des Landes bis 2020 um 45 Prozent reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, sei der Ausbau der Wasserkraft als stärkster erneuerbarer Energie der wichtigste Faktor, sagt Martin Andrä. // report 3/2014 | 37 Panorama Das Beste aus zwei Welten Magnet für Millionen! B ith Butola von Vo en: Laurent sten te an Hat gut lach ss re te einer der in Hydro lebt in s. da na Ka te Städ Wo Sommer und Winter ihren Namen noch verdienen, La Grande Nation und Merry Old England ihre Spuren hinterließen und die Großstadt sich ins Grüne fügt – dort liegt Montreal, die Heimatstadt von Laurent Butola, Head of Proposals bei Voith Hydro Canada. 38 | report 3/2014 ienvenue à Montréal! Obwohl die Bewohner der Metropole mit Englisch sehr vertraut sind, ist die Muttersprache des Großteils der zwei Millionen Einwohner Französisch. Montreal beherbergt eine in Nordamerika einzigartige Kombina tion vielfältiger Kulturen. Ursprünglich von dem Franzosen Paul Chomedey de Maisonneuve im Jahre 1642 gegründet, wurde die Stadt 1760 von den Briten übernommen und ist heute, als Teil von Kanada, Bestandteil des Commonwealth. Über Jahrhunderte hinweg bot die Inselstadt unzähligen Einwanderern eine neue Heimat, sodass hier schon immer die verschiedensten Nationalitäten aufeinandertrafen. All das erklärt die breite Vielfalt ihrer Bevölkerung und ihrer Kulturen. Bei einem Besuch werden Sie auch eine interessante Mischung verschiedenster Stadtteile vorfinden: Einige Viertel besitzen einen typisch europäischen Charakter, wie beispielsweise Old Montreal, das älteste Gebiet der Stadt, während sich ganz in der Nähe weitere Viertel finden, die nach nordamerikanischen Normen erbaut wurden. Die schönsten Sehenswürdigkeiten von Montreal sind für mich der Berg Mount Royal, der sich im Zentrum befindet und eine herrliche Sicht auf die Stadt und das Umland bietet, und Old Montreal mit seinen Museen, öffentlichen Plätzen und dem alten Hafen. Der Sankt-Lorenz-Strom und weitere Wasserläufe umschließen die gesamte Stadt, und die vielen Inseln und Parks entlang der Flüsse laden zu den verschiedensten Freizeitaktivitäten ein. Ebenfalls einen Besuch wert ist der Place des Festivals, ein im östlichen Bereich von Downtown Montreal gelegenes Vergnügungsviertel, in dem sich auch das neu errichtete Opernhaus befindet. Besuchern, die zum ersten Mal hier sind, empfehle ich immer, mindestens zweimal nach Montreal zu kommen: einmal im Sommer, um die lebendige Szene der Stadt mit Festivals, dem Formel-1-Rennen, dem internationalen Panorama Old Montrea l, oder auch Vieux-Montr ist der ältest éal, e Stadtteil. Feuerwerkswettbewerb, den Shows des Cirque du Soleil und vielem mehr zu erleben, und dann ein zweites Mal im Winter. Es ist, als ob man sich in einem anderen Land befände. Während die Temperaturen im Sommer leicht mal auf 30 Grad Celsius steigen, ist der Winter das genaue Gegenteil. Mit Schneefall von über zwei Metern werden die gesamte Stadt und die Umgebung in Weiß getaucht. Von Dezember bis März kann man auf den Seen in der Umgebung ohne Risiko Schlittschuh laufen und gleichzeitig von Juni bis August in ebendiesen Seen bei angenehmen Temperaturen schwimmen! Am liebsten bin ich mit dem Fahrrad auf abgelegenen Landstraßen unterwegs, die die Stadt umgeben. Dennoch genieße ich es im Winter sehr, auf Schneeschuhen zu wandern und Ski zu laufen. Die große Vielfalt Montreals und die extremen Jahreszeiten sind für mich die Hauptgründe, warum ich hier so gerne lebe. // Laurent Bulota und seine Frau lieben Ausflüge auf den Gewässern der Inselstadt Montreal. es, orenz-Strom des Sankt-L mit rd sa Am Südufer os Br gt Montreal, lie jenseits von derlassung. der Voith-Nie Unser Standort Voith Hydro Canada, mit der Zentrale in Brossard, Quebec, ist auf die Bereiche Kundenservice, Business-Development, Projektmanagement und -abwicklung für Large und Small Hydro sowie im Dienstleistungsbereich spezialisiert. Heute bin ich 34 Jahre alt, geboren und aufgewachsen bin ich in dieser Inselstadt und arbeite seit der Eröffnung im Jahr 2007 in der Niederlassung von Voith Hydro in Brossard. Aufgrund meiner gegenwärtigen Position als Head of Proposals reise ich viel umher und arbeite an den verschiedensten Orten in diesem riesigen Land. Es geht oftmals deutlich schneller, von Montreal zu unserem Stammsitz in Heidenheim zu gelangen, als einen unserer Standorte in der Provinz British Columbia oder in Yukon zu besuchen. Montreal report 3/2014 | 39 Möchten Sie noch mehr über uns erfahren? www.voith.com Das Magazin für Wasserkrafttechnologie Das Newsportal für die Papierindustrie www.voith.de/twogether Herausgeber: Voith GmbH Konzern-Kommunikation St. Pöltener Straße 43 89522 Heidenheim, Deutschland www.voith.com