SKULPTURENWEG
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SKULPTURENWEG
SKULPTURENWEG N AT U R U N D R E F L E K T I O N Initiiert von ToniStegmayer SonjaVordermaier StephanHuber ChristianHeß RetoLeibundgut WernerReiterer HeinrichGartentor MischaKuball BenjaminBergmann MartinFritzsche Skulpturenweg Natur und Reflektion Rosenheim 2010 Initiiert von GRUSSWORT Liebe Besucherinnen, liebe Besucher der Landesgartenschau, liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt Rosenheim, Liebe Besucherinnen und Besucher der Landesgartenschau, liebe Rosenheimer Bürgerinnen und Bürger, mit dem Skulpturenweg Natur & Reflektion erhält die Stadt Rosenheim die seltene Gelegenheit, Kunst im öffentlichen Raum mit Landschaftsgestaltung zu verbinden und städtischen Raum mit außergewöhnlicher Lebensqualität zu schaffen. 2009 gründete Marc O’Polo die Marc O’Polo Stiftung und legte damit den Grundstein für den Rosenheimer Skulpturenweg „Natur und Reflektion“. Wir verdanken diesen Skulpturenweg in besonderem Maße der Idee und Tatkraft von Werner Böck, dem Vorstandsvorsitzenden der Marc O´Polo AG, der seit bekannt werden der Landesgartenschaupläne die Idee hatte, zeitgenössische Kunst den Rosenheimer Bürgern und Bürgerinnen zu stiften und zugänglich zu machen. Ohne dieses private Engagement wäre ein solch umfangreiches und kostenintensives Projekt heute nicht mehr realisierbar. Ebenso tatkräftig hat Helmut Cybulska, der Baudezernent Rosenheims dafür Sorge getragen, dass das Projekt von Seiten der Stadt fachkundig und kompetent betreut und vorangetrieben wurde. Ich wünsche den Rosenheimerinnen und Rosenheimern sowie allen Besucherinnen und Besuchern der Stadt ein anregendes Kunsterlebnis! Die Idee, die Landesgartenschau 2010 in Rosenheim mit einem Skulpturenweg zu ergänzen, kam spontan als ich den Entwurf der Architekten gesehen habe. Die Gestaltung von Flächen und Plätzen, welche bisher größtenteils gar nicht richtig wahrgenommen wurden, wird für Rosenheim ein großer Gewinn werden. Die Marc O’Polo AG unterstützt schon lange zeitgenössische Kunst und mit der Gründung einer Stiftung möchten wir dieses Engagement noch weiter vorantreiben. Mode, Kunst, Design und Architektur sind für mich Dinge, die ganz eng miteinander verbunden und zur gegenseitigen Inspiration notwendig sind. Die Landesgartenschau 2010 in Rosenheim bietet eine ideale Plattform für einen Skulpturenweg von zehn hochkarätigen Künstlern entlang des Rundwegs des Areals. Ihre Gabriele Bauer, Oberbürgermeisterin der Stadt Rosenheim Werner Böck, Vorstandsvorsitzender von Marc O´Polo und Mehrheitseigner EINFÜHRUNG Skulpturenweg Natur & Reflektion Ein Kunstprojekt initiiert von der Marc O´Polo Stiftung anlässlich der Landesgartenschau in Rosenheim 2010 Die Stadt Rosenheim mit ihrer jahrhundertealten Tradition als Handels- und Umschlagplatz im Zentrum der Verkehrsachsen Nord-Süd und Ost-West ist ein Ort mit Geschichte, der ein dichtes Netzwerk mit überregionalen Bezügen bildet. Dieser Kulturraum wird nun mit der Landesgartenschau auch im landschaftsplanerischen Sinne neu geordnet. Unter dem Thema „Kultur als Reflektion des Verhältnisses von Mensch und Natur“ wurden 7 internationale Künstler eingeladen und 3 Künstler aus Rosenheim und Umgebung von einer Jury ausgewählt, neue Werke zu kreieren. Ganz in der Tradition der Landschaftsgartenprojekte des 18. und 19. Jahrhunderts wurden die Skulpturen als ein wesentlicher Bestandteil der Gestaltung des öffentlichen Raumes in Rosenheim konzipiert. Kunst im öffentlichen Raum ist heute aber vor allem bestimmt durch Intervention, Anregung, Diskussion und Auseinandersetzung mit aktuellen Themen. So ist dieser Skulpturenweg dicht verwoben mit Fragen zu Nachhaltigkeit, Klimawandel und Ressourcen sowie nicht zuletzt unserem Umgang mit bzw. unserem Erlebnis von Natur. Natur ist heute vielfach Hintergrund von Freizeiterlebnissen wie Sport oder Wellness, doch nur selten, wie bei Reto Leibundgut, dessen Mosaik den Betrachter zur Ruhe und Langsamkeit zwingt, ein bewusstes Erleben des Jetzt. Der Klimawandel spielt in der Kunst von Werner Reiterer, Sonja Vordermaier und Heinrich Gartentor die zentrale Rolle. Gartentors Hochhaus ist gelebte Ressourcenschonung, nicht zuletzt in der subversiven Skulptur Reiterers geht der Welt die Luft aus und Sonja Vorder- maiers Leuchtenwald ist Symbol unserer Zivilisation und des neuen Bewusstseins dass unsere Welt eng miteinander vernetzt ist. Energie ist die neue Einheit globaler wie lokaler Konflikte. Mischa Kuballs Projekt Silver Diamond erhebt einen Unort zu einer Kathedrale der Energie und nutzt dabei alle Konnotationen des Lichts in der europäischen Kulturgeschichte. Benjamin Bergmann greift in seiner Quadriga den alten Gedanken der Denkmäler im öffentlichen Raum auf und wandelt das Bild der öffentlichen Kunst im 21. Jahrhundert zu einer kritischen Befragung des Menschen und der Gesellschaft im Umgang mit der Umwelt. Das Bewusstsein schärfen ist auch das Ziel des Projektes von Tony Stegmayer. Sein Werk Prestige reflektiert über das Spektakel und fordert den Besucher heraus, in die Falle zu gehen. Aufmerksamkeit einzufordern ist auch für Martin Fritzsche wesentlich: Aufmerksamkeit für verborgene Schönheiten und Qualitäten. Wasser ist sowohl im Werk Stephan Hubers Ausdruck von Bedrohung wie Lebensquelle als auch für Christian Heß Hinweis auf die Verbindung von Natur und Zivilisation. Ich danke den Künstlern für Ihre Werke und die gute Zusammenarbeit. Mein Dank gilt insbesondere auch Werner Böck und der Stiftung Marc O´Polo für die großzügige finanzielle Förderung des Projektes, der Stadt Rosenheim für die organisatorische und pekuniäre Unterstützung und nicht zuletzt gilt mein Dank der Landesgartenschau GmbH, deren Mitarbeiter tatkräftig an der Realisierung mitgewirkt haben und den zahlreichen zusätzlichen Sponsoren. Stefan Wimmer, Kurator; Wimmer plus – a global network in art Biografie Maße: 200 x 200 x 350 cm Beton, Eisen vernickelt, Monitor, DVD-Player Toni Stegmayer ist Bildhauer und Videokünstler. Neben zahlreichen Projekten im öffentlichen Raum wie „running light“ im Künstlerhaus am Lenbachplatz in München (2007) oder dem Kubus im Kloster Reisach (2001) sind die Arbeiten von Stegmayer 2005 in der Kunsthalle Krems/Factory, im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck (2009), in der Emily Harvey Foundation in New York (2009), sowie in Galerien in Zürich, Berlin und auf Kunstmessen wie etwa der Digital and Video Art Fair in Paris (2008) zu sehen gewesen. Toni Stegmayer war Stipendiat der Hochbegabtenförderung des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft, Artist in Residence an der Kunsthalle Krems sowie der Emily Harvey Foundation in Venedig. 1 TONI STEGMAYER (D) [Prestige] Toni Stegmayer ist als Künstler in der Region Rosenheim verwurzelt und zugleich in der internationalen Kunstszene präsent. Sein Beitrag zur Landesgartenschau spielt mit den Größenverhältnissen und der Neugierde der Besucher. Eine überdimensionale Mausefalle empfängt die Gäste am Eingang. Als Köder lockt eine Videobox, die durch entsprechende Geräusche auf sich aufmerksam macht. Bei genauer Inspektion der Box zeigt sich dem Betrachter ein mehrfach gespiegeltes Video, dessen Botschaft sehr einfach ist: Kunst bringt Prestige. Sämtliche Aufnahmen vom Eröffnungstag der Biennale von Venedig 2009 zeigen Rituale, Inszenierungen und Medienauftritte. Die Ökonomie der Aufmerksamkeit braucht Kunst, macht sie aber gleichzeitig zur schönen Kulisse. Am Rande der Ereignisse treibt ein Kunstsammler tot in einem Swimmingpool: Prestige kills. *1957 in Kiefersfelden, lebt und arbeitet in Kiefersfelden Biografie Sonja Vordermaier studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Neben zahlreichen Gruppenausstellungen, u.a. im Marta Herford (2010), in der Kunsthalle Kiel (2008) und der Kunsthalle Mannheim (2007), dem MAK Center L.A. (2006) und dem Kunsthaus Hamburg (2006), hatte die Künstlerin Einzelausstellungen im Kunstverein Hamburg Harburg (2008), der Kunststiftung Erich Hauser (2008) und im Kunstverein Buchholz (2007) sowie unterschiedlichen internationalen Galerien. Daneben erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien im In- und Ausland. 2 SONJA VORDERMAIER (D) [Leuchtenwald] *1973 in München, lebt und arbeitet in Hamburg Die in Hamburg lebende Künstlerin Sonja Vordermaier verwendet in ihren Werken vielfach Industriematerialien und Objekte und erreicht durch die Umwidmung und Neuordnung poetische Kunstwerke voller Assoziationen und Sinnbilder. In ihrem Projekt Leuchtenwald hat sie 30 Straßenlaternen aus Europa nach Rosenheim geholt. Alle Laternen haben ihre eigenen Geschichte, kommen aus unterschiedlichen Kulturen, stammen aus unterschiedlichen Zeiten und sind Repräsentanten ihrer Herkunftsstädte. Die Leuchten wachsen wie Fremdkörper aus der Wiese und sind insbesondere im Dunkeln dennoch Lichtblumen voller künstlicher Natürlichkeit. Die mit 100% grüner Energie betriebenen Laternen bilden einen Wald aus Licht und Schatten. Sie sind Gegenpol der Landschaftsgestaltung und dennoch Ausdruck unserer städtischen Räume. Die Laternen sind voll jener Unterschiede, die sowohl die Vielfalt der Natur wie auch die Vielfalt der menschlichen Kultur ausdrücken und die Bereicherung unseres Lebens darstellen. Maße: Ø 15 m, 14,6 x 9,7 x 9,5 m Beton, Stahl, Eisen, Leuchtmittel, Glas, Kunststoff Biografie Maße: 200 x 200 x 100 cm Polyester, Pumpe, Aluminium Stephan Huber ist einer der bedeutendsten Bildhauer in Deutschland. Er ist Professor an der Akademie in München und neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch als Kurator für Projekte im öffentlichen Raum bekannt (z.B. dem Petuelpark in München). Huber ist in wichtigen Einzelausstellungen u.a. im Lenbachhaus München (2002), im Kunstverein Hannover (2001), im van der Heydt Museum Wuppertal (1993) und in Gruppenausstellungen wie im Kunstmuseum Bonn, in der Hamburger Kunsthalle, der Kunsthalle Wien und im Haus der Kunst (alle 2009) präsentiert worden. Darüber hinaus erhielt er zahlreiche Preise und Stipendien und ist Mitglied der Bayerischen Akademie der schönen Künste. 3 STEPHAN HUBER (D) [Der regnende Hut] Der Künstler Stephan Huber beschäftigt sich seit vielen Jahren mit unseren Vorstellungen und Ideen von Natur. Seine Auseinandersetzung mit der Konstruktion von Natur in unserer Kultur spielt dabei eine zentrale Rolle. So entwirft er ebenso neue Kontinente wie Reflektionsebenen unserer unmittelbaren Umgebung. Darüber hinaus zeigt er die Veränderungsprozesse der Natur auf, wobei der Gedanke des Kreislaufs eine zentrale Rolle spielt. In seinem Projekt „Der regnende Hut“ symbolisiert der regelmässige Regenguss aus dem Hut den natürlichen Kreislauf des Wassers. Der Hut steht dabei für scheinbaren Schutz. Damit konterkariert Huber unsere Vorstellung der behüteten und vom Menschen domestizierten Kultur. Der Regenguss zeigt zudem einen zweiten wichtigen Aspekt im Werk Hubers auf: die Dramaturgie, den Verlauf von Ereignissen. Hubers Kunst soll das Geschehen erlebbar machen. Gleichzeitig erwartet er aber auch die Zeit für und Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk – nur dann wird das Erlebnis für den Betrachter greifbar. *1952 in Lindenberg, lebt und arbeitet in München und im Ostallgäu Biografie Christian Hess studierte Holzbildhauerei in Bischofshofen an der Rhön und von 1998-2005 Freie Kunst an der Kunstakademie in München. Er war in Ausstellungen im Haus der Kunst (2001), in der Akademie der Bildenden Künste (2003), in der Städtischen Galerie in Rosenheim (2006), im Kloster Weltenburg (2007) vertreten und erhielt verschiedene Preise u.a. den Kunstförderpreis der Sparkasse Rosenheim – Bad Aibling. 4 CHRISTIAN HESS (D) [Flussläufe] *1973 in Nürnberg, lebt und arbeitet in Ullerting am Simssee Christian Heß aus Söchtenau wird in seiner Performance Flussläufe den Inn und die Mangfall als Wasserstrasse nutzen und somit die frühere Bedeutung von Wasserstrassen aufgreifen. Insbesondere Rosenheim profitierte über die Jahrhunderte von den Wasserstrassen und mit der Landesgartenschau werden die Flüsse als touristische Attraktion und Lebensraum erneut an Bedeutung gewinnen. Heß zählt zu einer jungen Garde von Künstlern, die sich intensiv mit Nachhaltigkeit und Natur auseinandersetzen. Seine Videos der Flussläufe werden zusammen mit dem aus heimischen Holz gefertigten und dem mit eigener Hand gefertigten Laufrad ausgestellt, so dass auch jenseits der Performance die Besucher die Gelegenheit haben, das Projekt nachzuvollziehen. Heß vereint handwerkliche Präzision mit künstlerischer Idee und bringt die Aspekte des Vergänglichen und der Transformation von einem in andere Energie- bzw. Aggregatszustände präzise auf den Punkt. Maße: Ø 220 cm, Breite 200 cm LAGEPLAN SKULPTURENWEG 1 Toni Stegmayer Prestige 2 Sonja Vordermaier Leuchtenwald 3 Stephan Huber Der regnende Hut 4 Christian Heß Flussläufe 5 Reto Leibundgut Mosaik 6 Werner Reiterer Nabel der Welt 7 Heinrich Gartentor Hochhaus 8 Mischa Kuball SilverDiamond 9 Benjamin Bergmann Quadriga 10 Martin Fritzsche worte für orte Biografie Maße: Länge 60 m, Breite 80 cm Flusskiesel aus Inn und Mangfall Reto Leibundgut kann auf Einzelausstellungen u.a. im Kunstverein Freiburg (2008), im Kunstmuseum Thun (2002), der Stadtgalerie Bern (1999) und zahlreichen internationalen Galerien in Europa verweisen. Seine Gruppenausstellungen im Art en plein air, Môtiers (2007), im Kunstmuseum Bern (2004), in der Kunsthalle Zürich (1999) sind begleitet von zahlreichen Preisen und Stipendien u.a. in Kairo, New York und Berlin. 5 RETO LEIBUNDGUT (CH) [Mosaik] Die künstlerische Arbeit von Reto Leibundgut wird bestimmt durch den Aspekt des Recyclings. Oftmals verwendet er Industriematerialien und führt sie neuen Nutzungen zu. Er sammelt Naturelemente wie Kieselsteine der Flüsse Inn und Mangfall und wandelt diese zu einem kunstvollen und poetischen Objekt. In Rosenheim wird er in althergebrachter Handwerkstechnik das Baumaterial Natur zu einer neuen Bedeutungsebene zusammenfügen. Der Steinweg zeigt den Schriftzug eines indischen Weisen: DIE WELT MIT ALL IHREN WUNDERN IST NICHTS – DU WIRST GLÜCKLICH UND STILL. Das physische Laufen über den Steinteppich während des entspannten Spaziergangs am Flusslauf wird nun ergänzt durch ein mystisches Beschreiten. *1966 in Bern, lebt und arbeitet in Basel und Thun Biografie Werner Reiterer hat in Wien studiert und ist seit vielen Jahren mit Werken im öffentlichen Raum präsent. Er kann auf Einzelausstellungen u.a. im MUMOK in Wien/ Projektreihe Out Site 05 (2010), im Contemporary Art Museum in Tampa (2009), im Speed Art Museum in Louisville (2008), im Kunsthaus Graz (2007), im Kunstverein Hannover (2001) und im Staatlichen Museum in Schwerin (1998) verweisen. U.a. wurde er in zahlreichen Gruppenausstellungen wie im Lentos Museum Linz (2009), der Prager Triennale (2008), im Palais de Tokyo Paris (2007), dem Total Museum of Contemporary Art Seoul (2007) und dem Museum der Moderne in Salzburg (2004) präsentiert. 6 WERNER REITERER (A) [Nabel der Welt] Werner Reiterer steht in der Tradition der subversiven Kunst der DADA Bewegung ebenso wie in der Tradition der Intervention im öffentlichen Raum wie wir ihn von den Wiener Aktionisten kennen. In seinem Projekt der Nabel der Welt macht er auf die Gefährdung der natürlichen Ressourcen und unseres Planeten aufmerksam. Einem in die Erde eingegrabenen Luftballon entweicht bei näher treten – ausgelöst durch Bewegungsmelder – die Luft. Der Welt geht die Luft aus, sie pfeift buchstäblich aus dem letzten Loch und doch stehen wir staunend daneben und unternehmen nichts. Auch wenn im ersten Moment dieses Erlebnis Belustigung hervorruft, trifft Reiterer in seiner ironisch- subversiven Kunst des Pudels Kern bezüglich des Klimawandels. Werner Reiterer hat den exponierten Standort auf dem Innspitz als Symbol gewählt. Wir sehen leicht und direkt auf das Werk, nähern uns dem Phänomen staunend und erkennen dennoch nicht, dass wir Ursache der Klimaerwärmung sind, uns auf der Erde wie auf einer Insel befinden und uns allen gemeinsam die Luft ausgehen wird. *1964 in Wien, lebt und arbeitet in Wien Maße: Ø 640 cm, Höhe 320 cm Beton, Betonfarbe, Bewegungssensoren, Lautsprecher, Silikon, Federstahl, Seile Biografie Maße: ca. 500 x 1500 x 500 cm Beton, Stahl, Holz Heinrich Gartentor erhielt zentrale Bekanntheit als erster Kulturminister der Schweiz. Neben zahlreichen Gruppenausstellungen in Môtiers (2007), im Künstlerverein Malkasten Düsseldorf (2007); dem Centre Pasquart, Biel (2004); dem Kunstmsueum Thun (2004, 2009) und der Kunsthalle Bern (2000) war Gartentor u.a. 2006 mit Einzelausstellungen in der OSRAM Galerie, der Kunsthalle Arbon und 2004 in der lothringer13 in München präsent. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit ist er Kurator und hat bereits zwei Romane, Novellen veröffentlicht. Es erscheint von ihm seit 2003 im Thuner Tagblatt regelmässig eine Kolumne. 7 HEINRICH GARTENTOR (CH) [Hochhaus] Heinrich Gartentor hat mit seinem Hochhaus für Stephanskirchen einen Spagat zwischen Natur und Kultur inszeniert. Die markante Architektur eines Turmes auf der Innseite von Stephanskirchen stellt den zentralen Gegensatz zwischen einer Naturlandschaft und der Kulturlandschaft dar. Das Hochhaus verspricht ein Aussichtspunkt für Besucher zu sein, tatsächlich ist das Betreten nicht möglich, denn es ist ein Mehrfamilienhaus für Tiere. Es beherbergt unzählige Nistmöglichkeiten für vom Aussterben bedrohte Vögel, Fledermäuse und Insekten. Mit der Zeit wird das Hochhaus aus Holz wieder von der Natur vereinnahmt werden und wegfaulen. Die Fundamente werden andernorts für Neues dienen. Zentrales Thema von Gartentors Arbeit ist die Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur aber auch der Aspekt der Erwartung. Gartentor inszeniert mit dem Standort des Hochhauses eine Art Gegengewicht zum Innbalkon dessen künstlerische Energie der Widerstand ist. *1965 in Schafmatt/CH, lebt und arbeitet in Horrenbach/CH Biografie Mischa Kuball zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern im Bereich der Lichtkunst und Installationen im öffentlichen Raum. Exemplarisch seien Ausstellungen im Kunstmuseum in Toyota (2009), in der Hamburger Kunsthalle (2008), im ZKM in Karlsruhe (2007), im Institute of Modern Art in Brisbane (2007) genannt. Mischa Kuball ist Professor an der Hochschule für Kunst und Medien in Köln und ist beteiligt an verschiedenen Projekten der RUHR2010. Er vertrat Deutschland auf der Biennale von São Paolo (1998) und erhielt zahlreiche Stipendien u.a. der Villa Massimo in Rom. 8 MISCHA KUBALL (D) [Silver Diamond] Die Lichtprojekte von Mischa Kuball (D) sind seit mittlerweile drei Jahrzehnten rund um den Erdball wichtige Interventionen in Stadt- wie Landschaftsraum. Mischa Kuballs Projekt des Silver Diamond nutzt Licht, um den Umgebungsraum des Menschen zu einem Erfahrungsraum zu machen und einen Unort zu einem idealisierten Kulturort zu wandeln. Die Unterführung der Innstrasse ist nun eine Lichtschleuse. Aus dem Landschaftsraum tritt der Besucher in einen urbanen Raum und wird somit in eine andere Umwelt gesetzt. Dieser harte Schnitt durch Licht und Materialveränderung an Wand und Boden ist zugleich Ausdruck der Differenz zwischen Mensch und Natur. Die Spiegelung der Lichtlinien im Wasser greifen zudem den Einklang des Lichts mit der Wellenbewegung und die Veränderung des Wassers auf. Kuball legt grossen Wert auf die symbolische Bedeutung des Lichts im Sinne eines Reinigungsrituals und Übertritts in eine andere Welt: so markiert die Unterführung der Innstrasse den Übergang von Nord nach Süd vom dichten Landschaftsraum in einen offenen Raum mit weitem Blick bis zu den Bergen. *1959 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Düsseldorf Maße: 60 x 26 x 5 m Acrylfarbe, LED, Plexiglas Maße: 350 x 390 x 390 cm Eisen, Rasenmäher vernickelt, Beton Biografie Benjamin Bergmann studierte an der Kunstakademie in München und erhielt zahlreiche Stipendien u.a. ein USA-Stipendium des Landes Bayern, sowie 2008 der Stiftung Kunstfonds Bonn. Bergmann war in Einzelausstellungen der Pinakothek der Moderne in München (2009), dem Lenbachhaus in München (2008) sowie bei zahlreichen Ausstellungsprojekten engagiert. Seine Beteiligung an Gruppenausstellungen im National Centre of Contemporary Arts in Moskau (2009), im Lenbachhaus in München (2008), im Sprengel Museum Hannover (2007) sowie im Kunstmuseum Bonn (2004) sind weitere Ausweise seiner künstlerischen Bedeutung. 9 BENJAMIN BERGMANN (D) [Quadriga] In der Tradition des Denkmals in der Gartenlandschaft des 18. und 19. Jahrhunderts wählt Bergmann die Quadriga als monumentales Objekt. In seiner Quadriga – bestehend aus vier Rasenmähern auf einem eingezäunten Betonsockel– wird jene hehre Verbindung zwischen Denkmal, Skulptur und Heldenverehrung vergleichbar zu den klassischen Landschaftsgärten ironisch hinterfragt. Landschaftsgestaltung und Kunst im öffentlichen Raum sind heute Ausdruck einer allgemeinen Verfügbarkeit und des freien öffentlichen Zugangs. Diese Form des allgemeinen Gebrauchs greift Bergmann mit der skulpturalen Anordnung der Rasenmäher auf. Sie sind im Gegensatz zur heroischen Quadriga keiner staatlichen oder nationalen Idee verpflichtet, sondern mit den Möglichkeiten des kleinen Mannes realisiert. Gleichwohl ist das Objekt als grosse Geste angelegt aber doch in den Fallstricken des Alltags gefangen. Nicht alleine die Naturnutzung durch den Menschen wird hinterfragt, sondern auch die kleinbürgerliche Haltung zur Schaffung eines irdischen Paradieses im eigenen Garten. *1968 in Würzburg, lebt und arbeitet in München Biografie Martin Fritzsche studierte an der Kunstakademie in München und hatte zahlreiche Ausstellungen in München u.a. im Kunstbunker Tumulka (1995), in der Seidlvilla (1999), in den Niederlanden (1997) und nicht zuletzt im Kunstverein Rosenheim (2007) und war zudem beteiligt an der Ausstellung 200 Jahre Kunstakademie München (2008). Fritzsche war 1998 eingeladen zur Biennale for young artists in Athen und 1999 in Antwerpen. Seit seinem Kunstpädagogikstudium 2002 ist Fritzsche bis heute als Dozent an der Fachakademie für Sozialpädagogik tätig. Martin Fritzsche ist zudem Preisträger des Dannerpreises 1996 und 1997. 1 0 MARTIN FRITZSCHE (D) [worte für orte] *1960 in München, lebt und arbeitet in Bad Endorf Martin Fritzsche ist ein Künstler der kleinen Geste. Ganz in dieser Tradition versteht er seine Interventionen im öffentlichen Raum für den Skulpturenweg in Rosenheim. Ausgebildet bei Prangenberg in München ist seine Herangehensweise vor allem durch Er-Leben von Orten und Bedeutungen geprägt. Martin Fritzsches Projekt worte für orte reflektiert unmittelbar seine Erfahrung mit Rosenheim. Hierbei dient der urbane Raum als Projektionsfläche und die verwendeten Worte bilden eine Art Reaktion auf die urbane Landschaft. In seinen Interventionen in den Stadtraum greift Fritzsche auf verloren gegangene bzw. verborgene Bedeutungen von Orten zurück. Hierbei dient ihm die Sprache als Assoziationsraum, der gleichsam den vorhandenen Raum jenseits seiner visuellen Erlebbarkeit als Ort der Begegnung, Verweigerung aber auch als Qualität erfahrbar macht. Maße: variabel Kunststoff, Metall, Tafelfarbe, Kreide SPONSOREN IMPRESSUM PROJEKT PRESTIGE Spedition Bauer, Rosenheim PROJEKT LEUCHTENWALD Firma Braun, Berlin Firma Ragni, Cagnes-sur-Mer, Frankreich Ulichno Osvetlenie JSC, Italien Firma a2a, Mailand, Italien Commune di Milano, Italien Stadt Amsterdam, Niederlande Stadt Wien, Österreich Firma Trilux, Arnsberg Firma Eltodo, Prag, Tschechische Republik Firma Minel-Schreder, Belgrad, Serbien Firma Schreder, Deutschland Firma Siteco, Reisbach Stadt Erfurt Vattenfall/Stadt Hamburg Stadt Innsbruck, Österreich Stadt Leipzig SES Sarajevo, Bosnien Herzegowina Baureferat Stadt München Stadt Lippstadt Commune di Trieste, Italien Ledworx dimmLight Europoles, Neumarkt Lichttechnik Keller, Rosenheim Stadtwerke Rosenheim Diese Publikation erscheint anlässlich der Eröffnung des Marc O´Polo Skulpturenweges im Rahmen der Landesgartenschau Rosenheim 2010. DB Schenker Sarajevo und Wien Dettendorfer KONZEPTION/REDAKTION: Stefan Wimmer, Renate Wildenhain Spedition Bauer, Rosenheim © GRAFIK: Kathrin von Eye PROJEKT HOCHHAUS © TEXTE: Gabriele Bauer, Werner Böck, Stefan Wimmer Holzbau Lechner, Stephanskirchen Metallbau Reichert, Raubling © FOTOS: Christoph Musiol PROJEKT SILVER DIAMOND THW Rosenheim © KÜNSTLERPORTRÄTS: Werner Reiterer – Galerie Krinzinger, Wien Stephan Huber – Dieter Hinrichs Für alle anderen Künstler liegen die Bildrechte und das Copyright bei den Künstlern selbst. PROJEKT WORTE FÜR ORTE DRUCK: Druckerei Rapp, Flintsbach Elektro Decker, Essen Maler- und Gerüstbauer Fischbacher Rosenheim Fa. Hilger, Rosenheim THW Rosenheim Stadt Rosenheim, Baubetriebshof AUFLAGE: 300 000 ABBILDUNG TITEL: Heinrich Gartentor: Hochhaus, 2010 www.rosenheim2010.de www.marc-o-polo.com/Skulpturenweg.de