clip art beard

Transcription

clip art beard
ICON
März 2014
ALLES
ECHT
Schau’n mer mal
Z
ugegeben, wir haben ein Faible für Fotografien wie oben. Sophia Loren in den Sechzigern aufgenommen vom legendären
Terry O’Neill. Nicht, dass wir heute noch so leben möchten, und der Trend mit den weißen Seidenstrümpfen ist ja zum
Glück auch vorbei. Du liebe Güte, fanden wir uns auch in den 80ern chic mit denen. Nudefarbene waren so was von spießig. Nun, Zeiten und Sichtweisen ändern sich. Aber so ein Kleid, die Juwelen, die Figur, der echte Busen, die Grandezza –
manchmal kann man schon ein wenig sentimental werden. Aber dann schaut man aus dem Fenster und sieht: Es geht
weiter. Immer wieder von Neuem. Und so haben wir es auch mit diesem Heft gehalten. Ein paar Juwelen, viel Wow! und ansonsten wie
der Garten im Frühling: Man ist ganz überrascht, was da alles so herauskommt. Und deswegen finden Sie auch eine kleine Liebeserklärung an den Motorrad-Lifestyle. Das hätte ich mir auch nie träumen lassen, aber seit ich festgestellt habe, wie viel größer die
Chance mit dem Moto-Taxi ist, noch rechtzeitig zum Pariser Flughafen zu kommen, musste ich meine Aversion überdenken. Ich werde
sicher niemals zur Rockerbraut, aber das Schöne ist ja, siehe draußen, siehe oben, dass sich Lebensbilder immer wieder neu fügen.
AUF DEM COVER: Nell trägt ein Kleid sowie Ringe von Chanel. High Heels von Gucci
GERDA
Non! Ich bin nicht die aus dem Zoo. Mit diesen Tieren hab’ ich nur eines gemein: Ich werde genauso oft fotografiert. Wie auch hier in
ICON. Es liegt an meinem grazilen Gang, an diesem Wahnsinns-Hals! Und erst die Fellzeichnung: „Extraordinaire!“, sagen sie bei
Louis Vuitton. Die haben mich für ihre Anzeigenkampagne gebucht. „Marvelous!“, hieß es bei „Harper’s Bazaar“. Richtig, die langbeinige Schönheit
aus der britischen Märzausgabe, das bin ich! Nicht mal in die Maske musste ich, im Gegensatz zu den Damen, die sich mit mir auf die Fotos schmuggelten und dabei aus irgendeinem Grund Handtaschen umklammerten. Oder sonst irgendeinen komischen Aufzug zur Schau trugen. Manchmal imitierten sie gar mein Äußeres. Ist das nicht traurig? Sie finden, das kommt von oben herab, glauben, der Erfolg sei mir zu Kopf gestiegen? Na, hören Sie
mal! Bis eine Giraffe Höhenflüge erleidet, kann es ziemlich dauern. Allein wegen der Physiognomie, die Sie ab Seite 48 bewundern können.
COVER: WIEBKE BOSSE; DIESE SEITE: MARTIN U.K. LENGEMANN (2); GETTY IMAGES (2); THOMAS MEYER
THOMAS MEYER
Am ersten Tag ließ man ihn das Gelände fegen. So hatte sich Thomas Meyer seinen Zivildienst im Krankenhaus nicht
vorgestellt. Er wollte dem Ganzen einen Sinn geben und trug fortan eine kleine Minox-Kamera bei sich. Mit den Aufnahmen bewarb er sich an der Kunsthochschule Bremen, wurde aufgenommen und spezialisierte sich dort auf Fotografie, widmete sich nach dem
Abschluss dem Thema Kunst-Dokumentation, gewann einen Förderpreis und wurde später von der Berliner Agentur Ostkreuz aufgenommen.
Heute liebt der 46-jährige Wahl-Berliner und Vater von drei Kindern die Porträtfotografie. Glück bedeutet für ihn auch, wenn man sein Hobby, in
seinem Fall das Reisen, zum Beruf machen kann. Mit uns flog er auf den Spuren der Familie Missoni nach Italien. Und obwohl sein Rückflug gecancelt wurde, kam er doch beseelt zurück nach Haus. Schließlich gab es neben viel Lebensfreude auch noch eine Portion Risotto mit Pilzen. Seite 58
Wenn es das Wort juvenil nicht gäbe, für diesen Mann müsste man es erfinden. Wer ihn bei der „Welt“-Gruppe
durch die Flure gehen sieht, der würde ihn für maximal Mitte 40 halten. Doch Thomas Delekat ist mit seinen 61
Jahren in Wahrheit viel erfahrener. Denn ja – dieser Mann hat die ganze Welt gesehen, und sein Blick aufs Geschehen war stets einzigartig. So einzigartig, dass er mit Preisen ausgezeichnet wurde und dass er für junge Kollegen immer ein guter Mentor war und ist. Vielleicht liegt das auch daran,
dass Delekat als studierter Musiker ursprünglich gar nicht vom Schreiben kommt und deshalb nicht betriebsblind werden konnte. Für uns hat er
über seine große Leidenschaft geschrieben: Wann immer er ein Motorrad sieht, möchte er sich am liebsten gleich draufsetzen und einfach drauflosknattern (Seite 42). Offenkundig hält das Hobby jung. Und im Frühling ist die Verlockung natürlich besonders groß.
THOMAS DELEKAT
IMPRESSUM ICON
Redaktionsleitung: Inga Griese (verantwortlich) Textchef: Dr. Philip Cassier Redaktion: Caroline Börger, Nicola Erdmann, Silvia Ihring, Sarah Lehnert, Lisa Strunz, Mira Wiesinger. Mitarbeit: Julia Hackober
Redaktionsassistenz: Ursula Vogt-Duyver Artdirektorin: Barbara Krämer Gestaltung: Maria Christina Agerkop, Delia Bob, Katja Schroedter, Veronika Thele Fotoredaktion: Julia Sörgel; Elias Gröb
Verlagsgeschäftsführung: Jan Bayer (Vorsitzender), Dr. Stephanie Caspar, Frank Mahlberg General Manager: Johannes Boege Gesamtanzeigenleitung: Stephan Madel;
Anzeigen ICON: Roseline Nizet ([email protected]) Objektleitung: Carola Curio ([email protected]) Verlag: Axel Springer SE Repro: Druckvorstufe WELT GRUPPE Berlin
Druck: Prinovis Ltd. & Co. KG, Nürnberg Herstellung: Olaf Hopf
ICON ist ein Supplement der „Welt am Sonntag“, die nächste Ausgabe erscheint am 20. April 2014. Sie erreichen uns unter [email protected]
Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit.
5
WIEBKE BOSSE (3)
Abenddämmerung in Nairobi: Nell trägt ein Top von Michael Kors. Rock: Dries Van Noten.
Rechts oben (im Uhrzeigersinn): Lederkleid von Akris. Daneben: Top und Hose von Kenzo.
Darunter: Kleid von Chanel. Mehr Bilder unseres „Jenseits von Afrika“-Shootings, ja, wir
fotografierten auch auf der Farm von Karen Blixen, finden Sie ab Seite 48
ICON
AUSGEWÄHLT
10
STILISTEN U NTER SICH
Worüber sie sich dieses Mal unterhalten?
Na klar, über Schmuck
20
DAS DOPPELTE FLOTTCH EN
Huch ... Icona hat nun eine Zwillingsschwester namens Ilona. Und beide lieben’s grün
PREZIOSEN
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L’âme du voyage.
Laden Sie die Louis Vuitton pass app herunter um exklusive Inhalte zu entdecken.
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34 AU F DER SUCHE NACH DER
VERLORENEN ZEIT
Hermès schenkt uns eine Stunde.
Wie das funktioniert? Joern F. Kengelbach
verrät uns das Geheimnis
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SCH MU CK!
Wie hätten S’ denn gerne? Diamanten in
Schwarz, kunterbunt, pastellfarben oder in
Tierform? Wir zeigen die aktuellen Trends
EIN STARKES TEAM
Wenn ein Ehepaar zusammen arbeitet,
muss das nicht immer gut gehen. Bei
Juwelier Cada in München hat’s geklappt
BRASILIA AM ARM
Oscar Niemeyer schätzt man für seine
Bauten. H. Stern macht nun aus seinen
Entwürfen Schmuck
TICK, TACK, TREND
Trends werden bloß auf Laufstegen
gesetzt? Nö, der Uhrenmarkt hält Schritt
MODE
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TH E BLING IS BACK
Es mal wieder so richtig krachen lassen?
Ja, der Trend geht zum Bling-Bling
Plus: die passenden Produkte
ICON
Und natürlich digital:
Auf dem iPad in der
WELT sowie online
auf welt.de/icon
MÄRZ 2014
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KULTVERDACHT
Isabel Marant macht es nun auch. Und da,
wo die Sonne scheint. Nämlich Brillen mit
Oliver Peoples aus Los Angeles
40 TOTAL (EHE)MANNZIPIERT
Von wegen nur: Ist das nicht der Gatte von
Stella McCartney? Alashdair Willis ist ein
sehr Kreativer by own rights. Nun macht er
sogar Hunter Laufsteg-fähig
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VON MÄRZ BIS OKTOBER
Sobald es schön wird, wollen Männer raus.
Aufs Motorrad, natürlich. Thomas Delekat
versteht das nur zu gut Plus: passende
Mode für die Bikerbraut
44 KATE ’S STYLE
Nein, nicht unsere britische Lieblingsprinzessin ist damit gemeint. Sondern La Moss.
Und die wird schon wissen, warum sie für
Matchless schwärmt
7
3
4
Man achte auf die Linie
2
1. Ring „Mikado“ von Lorenz Bäumer
2. Ohrstecker „Whistler“ von Nomades
3. Blitz-Ohrhänger von A.E. Köchert
4. Armband „Ancient Fish“ von H. Stern
5. Armreif aus der „Atlas“-Kollektion von Tiffany
6. Ring „Pyramid Double“ von Borgionis
1
6
5
ICON
MÄRZ 2014
46 VIEL KU NTERBU NT
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ICH SEH’ G RÜN
Schönste und neueste Beautyprodukte
in der Farbe der Hoffnung
48 AU F DER FARM IN AFRIKA
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WELTMEISTERLICH
Von Aachen in die Welt. Susanne Opalka
erklärt das Phänomen der Babor-Ampulle
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FABEL-HAFT
In Island glaubt man noch an Elfen.
Und auch an ein Anti-Aging-Serum
mit magischen Kräften
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DER NÄCHSTE COUP
Nach „Flowerbomb“ nun „Bonbon“.
Silke Bender traf Viktor & Rolf und
Rolf & Victor in Paris.
Lust auf Farbe? Dann schauen Sie sich
diese Taschen mal an
Hauptdarsteller des Shootings in Nairobi
sollte die Mode sein. Die Nebendarsteller,
die Giraffen, hätten ihr fast die Schau
gestohlen
58
MISSION ZICKZACK
Das Leben ist bunt. Und manchmal auch
nur uni. Ein Hausbesuch bei den Missonis
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DIE H Ü H NER U ND SIE
Model Angela Lindvall kehrte dem
eiligen Leben in L.A. den Rücken.
Und nun? Ist sie eine kleine Farmerin –
Silke Bender schaute sich das an
KUNST & DESIGN
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STICKKU NST IST COOL
Noch einen Gobelin von Oma im Keller?
Dann lesen Sie mal, was eine französische
Künstlerin so alles daraus zaubert
KRISTAL L KLAR
Swarovski kann mehr als nur die kleinen
Kristallfiguren. Andreas Tölke klärt auf
So schön kann die Zeit
vergehen: Ball Clock von
Vitra. Gibt’s in unserem
Onlineshop iconist.de
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72
GESCHICHTEN
NEUE G ELBSUCHT
Gelb macht gute Laune. Das haben
auch die Möbeldesigner erkannt
80 G LOBAL DIARY
KOSMETIK
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VILLA TASCA
Richard Wagner vollendete seinen Parsifal
in Sizilien. Andreas Tölke fuhr ihm nach
82
BAUPLAN
Die Allzeit-Daunenjacke von Moncler
FRÜ HLINGSSCHÖN
Unsere Beauty-Stilisten verraten, wie
die Haut fit für den Frühling wird
Plus: rosa Produkte fürs Bad
Dieses Mal geht’s nach Aserbaidschan und
zum Tor der Deutschen Weinstraße
9
STILISTEN
UNSERE STILISTEN PLAUDERN AUS DEM SCHMUCKKÄSTCHEN
Karat marsch!
IRVING PENN/CHRISTIES.COM
Zum Ersten, zum Zweiten und
zum ... Das Auktionshaus „Christie’s“ versteigert am 3. April über
200 Bilder von Künstlern wie Peter
Beard, Richard Avedon oder Manuel Álvarez Bravo. Wir hätten da
auch schon einen Favoriten, nämlich das Werk „Faucet Dripping
Diamonds“ von Irving Penn aus
dem Jahr 1963. Ein Wasserhahn
also, aus dem Diamanten tröpfeln.
Geniale Idee! Die Auktion findet
unter dem Titel „Photographs“ in
New York statt, alle Infos gibt es
über christies.com.
Heinrich
Paravicini
Geschäftsführer
Mutabor Design
in Hamburg
10
Zu meinem 18. Geburtstag kam auf einmal Schmuck in mein Leben. Er kam in
Gestalt von zwei Objekten, die kaum gegensätzlicher sein konnten. Da war
zum einen der Familien-Siegelring. Mein Vater, Historiker, sah und sieht sich
als Bewahrer der Tradition – und jene besagt in unserer Familie, dass der Siegelring immer zur Volljährigkeit vom Vater an den erstgeborenen Sohn übergeben wird. So war es schon seit Generationen, und nun war ich an der Reihe.
Zunächst wusste ich nichts damit anzufangen. Dazu muss man sich mich mit
18 Jahren vorstellen: Die Haare an den Seiten abrasiert, auf dem Kopf eine
Psychobilly-Flat-Frisur in wechselnden Farben, die ich jeden Morgen mit Zuckerwasser in Form brachte, dazu dann Creepers und Harrington-Jacke, und
ja, in einer Band spielte ich auch. So gesehen war ich zu der Zeit (1989) dem
Thema Tradition etwas weniger zugewandt als mein Vater, es sei denn, es handelte sich um Rockabilly. Das führt zum zweiten Schmuckobjekt: Heute würde
man es Piercing nennen, damals war es schlicht der Ohrring, den ich mir –
nun, da ich volljährig war – endlich stechen lassen konnte. Sie ahnen es, das
Thema Tradition in Gestalt meines Vaters wusste dies bis dahin erfolgreich zu
verhindern. Da stand ich nun und beschloss, beide Insignien zu tragen, das
Ohr-Piercing – ich wählte einen kleinen Totenkopf – und den Siegelring mit
dem Wappen meiner Familie: ein im blauen Stein stehender Schwan mit ausgebreiteten Flügeln, gefasst in Weißgold.
Ich fand das subversiv und außerdem sehr individuell – welcher meiner damaligen Kumpanen hatte schon einen Siegelring? Nasenring kann ja jeder.
Mit der Zeit haben sich meine Schmuckvorlieben unisono mit meinem Musikgeschmack gewandelt und irgendwann blieb der Ohrring auf dem Nachttisch
liegen. Das muss etwa um 1998 gewesen sein. Der Siegelring allerdings begleitet mich bis heute. Inzwischen bildet er mit dem Ehering, den ich an einer silbernen Kette um den Hals trage, ein tägliches Duo, ohne dass ich mich wirklich nackt fühlen würde. Aber eines Tages wird sich
auch dieses Bild ändern, nämlich an dem Tag,
an dem mein Sohn 18 wird. Ob und wie viele
Piercings er dann hat, weiß ich heute nicht,
bleibe aber völlig gelassen.
ILLUSTRATION: PARAVICINI
JUNKER-KACHEL UND TOTENKOPF
BOUTIQUE
BERLIN
Kurfürstendamm 56
DIE SCHMUCKBEICHTE
Mit meiner PR-Agentur betreue ich zwei der in meinen Augen schönsten Schmuckfirmen auf der ganzen Welt. Wie
alle anderen wurden auch diese aus rein egoistischen Gründen zu Kunden gemacht. Und so trage ich heute eine ganz
beachtliche Sammlung hochkarätigster Preziosen an meinem Körper, jedes einzelne Stück ein Karriere-Kapitel, jedes
Stück hart erarbeitet und exakt so, wie ich es mir immer ge- Ala Zander
wünscht habe. Und deshalb muss ich heute beichten. Ich Inhaberin der
PR-Agentur
muss etwas loswerden, was mir schon lange auf der Seele Stilart
liegt: Lieber Papa, erinnerst Du Dich an die Ringe, die Du
mir, an meinem 16. Geburtstag beginnend, jedes Jahr geschenkt hast? Vier
waren es, alle aus Gold, alle mit einem Edelstein versehen, alle wertvoll – und
aus meiner damaligen Sicht sehr spießig. Etwas für Mädchen, die HermèsSeidentücher zu Barbour-Jacken trugen. Damals bestand offenbar noch
Hoffnung, aus mir würde ein braves und anständiges Mädchen werden. Damals erklärte ich Dir, dass Du diesen wertvollen Schmuck besser weiterhin bei
Dir aufbewahrst, damit ich ihn nur ja nicht verliere. Das hatte seinen Grund.
Denn als ich ihn Dir nach einem Familienfest dann mal nicht gleich zurückgab, war er innerhalb weniger Tage weg. Liegen gelassen in einem Solarium.
Welch Klischee-Erfüllung! Wenn Du seit nun über 25 Jahren denkst, diese
vier Ringe lägen wohlbehütet in Deiner Schmuck-Schublade – tun sie nicht
Papa, sie sind weg. Schon lange. Jetzt ist es raus. Hiermit gestehe ich diesen
unachtsamen und dummen Verlust offiziell ein und möchte zwei Dinge tun:
mich dafür bedanken, dass Du mir schon so früh etwas sehr Wertvolles geschenkt hast, und mich entschuldigen, dass ich nicht reif genug war, das wertzuschätzen. Es tut mir sehr leid. Und nein, ins Solarium gehe ich auch schon
lange nicht mehr, Papa. Versprochen.
Seitdem Dries Van Noten 1986 sein eigenes Modelabel gegründet hat, zaubert er Jahr für Jahr magisch schöne Kollektionen. Woher er bisher seine Ideen nahm, zeigt der belgische Designer nun in seiner ersten Ausstellung „Inspirations“. Zwei Jahre suchte er alte Kollektionsteile, Filme, Bilder, Stoffe zusammen. Aber auch Werke anderer Designer
und Künstler, die ihn beeinflusst haben, werden ausgestellt.
Bis zum 31. August im Pariser Musée des Arts décoratifs.
UND SONST NOCH
KOOPERATION: Net-A-Porter und das
Londoner V&A Museum haben im Rahmen
der Ausstellung „The Glamour of Italian Fashion 1945 – 2014“ eine Schmuckkollektion entworfen. Ab 2. April über netaporter.com erhältlich. æ ACHTUNG, ACHTUNG: Das deutsche Label Achtland verlegt seinen Firmensitz nach
London. Die Entwürfe von Thomas Bentz und Oliver Lühr findet man hierzulande natürlich
trotzdem noch, zum Beispiel im Berliner Departmentstore Quartier 206. æ NEUANFANG: Pablo Coppola wird neuer Chefdesigner bei Bally.
Der Argentinier war vorher Accessoire Director
bei Tom Ford, entwarf außerdem für Alexander
McQueen, Christian Dior, Burberry und Céline.
12
WANDUHR
Blanca
Bernheimer
Galeristin
in München
Eine Uhr kann auch als Kunstwerk Wände schmücken. Nein, ich spreche
nicht von Kuckucksuhren. Auf ganz besondere Weise nähert sich der Fotograf Gregor Törzs diesen Schmuckstücken. Er fotografiert Uhrwerke unter
einem Zeiss-Mikroskop und erstellt von den Negativen Platinum-Palladium-Abzüge, für die er gewachste Papiernegative anstatt der üblichen Filmnegative benutzt. Das Wachs macht das Papier transparenter und somit
leichter. Der Papierfilz arbeitet sich in die Fotografie mit ein und es entsteht
eine ganz eigene Ästhetik, die eher an eine Radierung
erinnert als an eine herkömmliche Schwarz-Weiß-Fotografie. Denn der in Berlin lebende Törzs liebt es, mit unseren Sehgewohnheiten zu spielen.
JULIAN BAUMANN; GREGOR TÖRZS
MUSEE DES ARTS DECORATIFS PARIS
Auf dem Goldweg
Horoskop de luxe. Die goldigen
Ketten aus der „Tell me Dior“-Serie
gibt es für jedes Sternzeichen.
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Armbanduhr
„Nantucket“ aus Silber,
versilbertes Zifferblatt,
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ORMOND GIGLI
Schaufensterdamen
TRENDBAROMETER
VON WOLFGANG
JOOP
Herr Haka
Was von der Mode übrig bleibt? Also von den
ganzen Schauen in New York, London und Mailand und Paris? Jedenfalls, um es kurz zu machen, der Trend ist, sagen Trendsetter, wie gehabt, dass es keinen Trend gibt. Mit einer Ausnahme: dem Hang zu exzessiven Einzelteilen.
Das Sweatshirt aus Nerz von Mary Katrantzou
mit goldbesticktem Löwenkopf, natürlich aus
royaler Stickerei, unter dem geht ja gar nichts
mehr heute. Für Zigtausende Pfund! Halbschuhe nur noch mit Juwelen. Als gelte es, sich
in dieser abstrusen Zeit nur an dem zu orientieren, was andere nicht haben. Ich habe in Los
Angeles eine 6000-Dollar-Jacke von Haider
Ackermann probiert. Ich sah aus wie Liberace.
WEINKUNST
„In der Schweiz ist übrigens alles schöner und besser“, behauptete einst der Schriftsteller Adolf Muschg. Klingt zwar ziemlich großspurig, ist dennoch nicht ganz
verkehrt. Denn fragt man umher, welches Land auf der Welt schöner, besser, reicher, glücklicher, mondäner als die Schweiz ist, darf man verdächtig lange auf die
Antwort warten (wie gut nur, dass Sylt kein Land ist). Und sogar Wein können sie
mittlerweile – zwar nicht ganz so gut wie wir Deutschen, aber sie sind uns dicht auf
den Fersen. Wahrscheinlich sagen die Österreicher so etwas von uns. Nun, die
haben ja auch F.X. Pichler, der als das letzte noch lebende Genie unter seinen
Gleichgesinnten gilt. Er hat den 2012er Sauvignon blanc „Federspiel“ geschaffen –
einen Wein, der so opulent, dicht, aber trotzdem filigran und voller Schmelz ist,
dass Herr Muschg noch einmal nachdenken müsste.
Herbert Seckler
Kultwirt vom
Sylter „Sansibar“
Die Metamorphose eine Geschichte von Hermès
VERTRAU! MIR!
Hallo, Handwerk:
Vacheron Constantin
unterstützt die
Ausstellung „Crafted:
Makers of the
Exceptional“.
Vom 2. bis 5. April in
der Royal Academy of
Arts, London
ELLIOTT MORGAN
Frau Dob
Das sieht eben nur cool aus, wenn du übersät
wärst mit Tattoos, wie die Models bei der Ackermann-Schau. Wer will das? Wobei – hast du
nicht erzählt, dein WunderkindLuxus beruhe auf der Widersprüchlichkeit des Dadaismus?
Der unterwanderte, was als
gesetzt galt? Das NerzSweatshirt, das man wohl
kaum zum Sport trägt,
erinnert doch sehr an die
Pelztasse von Meret Oppenheim. Uns bleibt die
Souveränität, alles Vorgeschlagene zu verneinen, und zu
finden, was uns wirklich berührt.
Als Ormond Gigli hörte, dass das
Gebäude gegenüber seinem Fotostudio
in New York abgerissen werden sollte,
organisierte er innerhalb eines Tages
noch schnell ein Shooting. 43 Damen in
bunten Roben – darunter auch Giglis
eigene Frau, zweite Etage ganz rechts –
kletterten in der Mittagspause der Abrissarbeiter über die alten Stufen und
stellten sich in Position, während Gigli
von seiner Feuertreppe aus per Megafon dirigierte. „Girls in the Windows“
von 1960 wurde das bekannteste Bild
des Fotografen. Am 2. April wird es bei
Sotheby’s in New York versteigert.
Hairstylist zu sein ist meine große Leidenschaft.
Und wenn mir selbst keine Ideen kommen, suche
ich „extern“ danach. Bei anderen Leuten, im Internet, in Magazinen. Und natürlich in Australien,
meiner Heimat. Ich möchte nicht gleich sein. Als
ich 2003 in Paris meinen Salon eröffnet habe,
wollte ich, dass es ein in jeder Hinsicht fantasievoller Ort wird. Deshalb haben wir zum Beispiel
einen Vogel Strauß mitten in den Raum gestellt.
Und ich konnte mir nichts Langweiligeres vorstellen, als dass wir alle das Gleiche, zum Beispiel
eine Uniform tragen. Mein Team ist so bunt und
international, wie es nur sein könnte. In den letzten
Jahren hat sich die Mode- und Beautyindustrie
durch das Internet extrem verändert. Seitdem man
etwa Modenschauen live im
Netz anschauen kann, weiß der
Kunde viel genauer, wie er
aussehen möchte. Und trotzdem: Die Haare gemacht zu
bekommen bleibt eine sehr
persönliche Angelegenheit.
David Mallet
Da kann manches auch nur ein
Coiffeur in Paris
Traum bleiben.
DCM-VERLEIH
Die süße
Langeweile
Jep Gambardella ist Journalist
und lebt in Rom ein ausgelassenes Leben – mit rauschenden
Partys, schönen Frauen, teuren
Restaurantbesuchen. Bis er erfährt, dass seine erste große
Liebe gestorben ist und er plötzlich eine große Leere in sich
spürt. „La Grande Bellezza“ von
Paolo Sorrentino bekam gerade
den Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“. Nun gibt es
das Meisterwerk auf DVD.
Vom Bungalow 2A des „Beverly Hills Hotels“ (Oscar) an den Sandstrand des „Grand Beach Hotels“
in Surf Site in Miami (Ferien). USA ist weit weg
sein. USA ist immer eine Entdecker-KolumbusErfahrung.
1. USB-Strom-Steckdosen im Hotel! Nie wieder
Converter! Für das iPhone, Philips-Zahnbürste
oder Laptop.
2. Nur noch glückliche Eier von glücklichen Hühnern dürfen in Kalifornien verkauft werden – ab
2015 (Huhn muss die Flügel ausbreiten können).
3. Das Leben nur noch durch Sonnenbrillen betrachten: Persol (Deutsch: für die Sonne), Oakley
(bestes Glas, ca. 185 Dollar), Ray-Ban (Klassiker).
4. Toms-Slipper – für jedes gekaufte Paar bekommen arme Kinder auch eines.
5. Power-Station fürs Büro: Anker 5-Port-USBDeskport- Auflader – Must-have für CEOs.
6. Neues Lieblingsbuch: „Strength and simplicity“
– 100 Wege, das Leben als Kunst zu leben.
7. Unser Hotel (alles in Weiß) ist mein erstes Hotel
ohne Zeitungen: „Wir haben freies WLAN.“
8. In der Millionärs-Mall „Bal Harbour“: fast nur
Euro-Luxus – aber wenigstens Zeitungen.
9. Altmodische Badehose: „Brooks Brothers“ (85
Dollar) trocknet klassisch langsam.
10. Neue Unterhosen: A&F (kann man tragen,
wenn man es nicht sieht).
11. Lieblingstasche: Der weiß-grün-goldene HotelBeutel vom „Stanglwirt“ (auch am Oscar-Teppich).
12. Freund Clemens hat in Palm Beach eine Art
„White House“ on the Beach – man blickt gen
türkisen Horizont und ewige Sonne. Man denkt nur
an das nächste Budweiser. Aber nachts träumt man
von Europa.
PRIVAT
18
David
Blieswood
Connaisseur
aus Hamburg
UND SONST NOCH
ITALIENISCHE WOCHEN: Im April und Mai stellen das KaDeWe, das Alsterhaus und Oberpollinger unter dem Motto
„Studio Italia – La Perfezione del Gusto“ schönste italienische Marken und Produkte vor, wie zum Beispiel diese handgemachte Ledertasche vom neapolitanischen Label Tramontano. æ LONDON CALLING: Gerade
hat Karl Lagerfeld sein erstes Parfüm herausgebracht, nun folgt auch schon
der nächste Streich: ein Store in London, Regent Street 145–147. æ MÜNCHNER
MUSEN: Nach Paris, Tokio, Singapur und Venedig eröffnet Louis Vuitton nun
auch in München einen Ort für Kunst. Gleich neben dem Store in der Maximilianstraße 2a ist bis August im „Espace Louis Vuitton“ die Ausstellung „No Such
Thing As History: Four Collections and One Artist“ zu sehen.
DER REFLEX
Sechs Freunde sitzen in fröhlicher
Runde im Restaurant, als sich ein
Mann nähert: groß, gut aussehend,
um die vierzig. Köpfe drehen sich.
Kinnladen fallen herunter. Selbst
das Flackern der Kerze scheint für
Chris Glass
einen Moment auszusetzen. Die
European
Stimme des Fremden durchbricht
Membership
Director vom
die Stille: Er fragt nach Salz. MoSoho House
ment, kleine Korrektur: Er fragt
nach Salz, nimmt es und verschwindet. Die Stille
dauert noch einen Moment an. Dann setzt die
Musik wieder ein. Herzen schlagen auch wieder.
Kinnladen hängen weiter.
Frau 1 (hechelnd): Er gehört mir!
Frau 2 (hechelt ebenfalls): Sagt wer?!
Frau 3 (hechelt am lautesten): Wenn ihn
jemand bekommt, dann bin ich es!
Die Stimme der Vernunft: Woher wollt ihr
wissen, dass er überhaupt interessiert ist?
Geschweige denn Single?
Frau 1 (empört): Er trug keinen Ehering!
Die Stimme der Vernunft: Das hast du in diesem
kurzen Moment gesehen?
Frau 2 (trällernd): Frauen sehen so etwas.
Mann 1 (auch hechelnd): Das ist ein Reflex.
Mann 2 (gelangweilt): Nicht nur bei Frauen. Bei
Männern auch!
Frau 1 (entschieden): Er ist Single und wollte sich
unter Leute mischen.
Frau 2 (euphorisch): Ich bin zu haben!
Frau 3 (noch euphorischer): Ich auch!
Mann 2 (laut rufend): Und ich erst!
Alle brechen in schallendes Gelächter aus.
Die Szene wiederholt sich. In Restaurants, Cafés,
Bars auf der ganzen Welt. Gleiches Gespräch,
andere Besetzung. Das Interessante daran ist nicht der Wert, den wir so einem
kleinen Stück Edelmetall zuschreiben,
sondern die Geschichte, die es erzählt. Und wie offen diese für Interpretation ist ...
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MÜNCHEN
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JULIUS HAMPL
|
KITZBÜHEL
JUWELIER HEIDI BOXBÜCHER
DORTMUND, FRANKFURT
LE STUDIO PARMIGIANI
CHRONOMETRIE VON HOFEN
|
BOCHUM
|
|
JUWELIER RÜSCHENBECK
MÜNSTER, OSNABRÜCK
KAMPEN/SYLT
JUWELIER RÜSCHENBECK
|
WIEN
JUWELIER OEDING-ERDEL
JUWELIER SPLIEDT
SCHULLIN – UHREN IM LOOSHAUS
FÜR WEITERE INFORMATIONEN UND HÄNDLERADRESSEN: PARMIGIANI FLEURIER DISTRIBUTION DEUTSCHLAND GMBH, FON +49 89 210 204 64 0
STARKE STEINE
Piaget
Tiffany
Vainard
Buccellati
Schreiner Fine Jewellery
Van Cleef & Arpels
Louis Vuitton
Carberonia
Kleine Schwarze
Als der Couturier Paul Poiret einst die
schwarz gekleidete Gabrielle Chanel fragte:
de Grisogono
„Mademoiselle, für wen tragen Sie Trauer?“,
antwortete diese: „Für Sie, Monsieur.“ Und
seither ist klar: Schwarz ist die Farbe der
selbstbestimmten Frau. Weil es zu jeder
Gelegenheit, Jahreszeit, jedem Teint und
Wempe
Alter passt. Das gilt natürlich auch für
Bucherer
Juwelen. Hier die stärksten dieser Zeit
Elmar Grupp
Nomades
22
Johannes Hundt
Pomellato
Buccellati
MULTICOLOR
Bucherer
Tiffany
Cada
Cartier
Bulgari
A.E. Köchert
Vieri
Fabergé
Piaget
Tutti Frutti
Van Cleef & Arpels
„Bunt ist meine Lieblingsfarbe“, sagte der Architekt und
Christian Dior
Susa Beck
Bauhaus-Gründer Walter Gropius. Ein Fan von Farben,
von Grundfarben, um genau zu sein, war auch sein
Zeitgenosse Piet Mondrian, der hier ganz offensichtlich
Schmuckbranche greift man wieder verstärkt zu
farbigen Edelsteinen. Versprühen sie doch jene
24
Chaumet
sommerliche Unbeschwertheit, an der man sich immer
wieder erfreuen kann. Egal, zu welcher Jahreszeit
ZUSAMMENGESTELLT VON MIRA WIESINGER
zu unserem Layout inspirierte. Auch in der
SOFTIES
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Sanfte Riesen
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Softeis, Puder, Ballettschuhe, Milchshakes,
Marshmallows, Zuckerwatte, Macarons, Veilchen.
Die Liste von pastellfarbenen Dingen oder
Leckereien, an die wir mit Wonne denken, ist lang.
Kein Wunder, dass sich dieses positive Gefühl
sofort auf Schmuckstücke überträgt. Die weichen
Farben sollen außerdem für einen spielerischen
Geist stehen. Also, let’s play!
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26
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ZUSAMMENGESTELLT VON MIRA WIESINGER
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TIERLIEB
Schreiner Fine Jewellery
Juwelier Hansen
Borgioni
Chopard
Buccellati
Brahmfeld & Gutruf
Tiffany
Tierisch gut!
„Tiere sind die besten Freunde. Sie stellen
keine Fragen und kritisieren nicht“, sprach
Mark Twain. Und in der Regel sind sie auch
noch hübsch anzusehen. In jedem Fall dann,
wenn ihre Federkleider, Felle, Flossen und
Fangarme aus Juwelen bestehen. Wir hätten
da ein paar Vorschläge für den Privatzoo
Rona Tilgner
van Cleef & Arpels
Cartier
28
de Grisogono
Juwelier Wilm
ZUSAMMENGESTELLT VON MIRA WIESINGER
Catherine Sauvage
DESIGN
Für jeden Spaß zu
haben: Annette
und Herbert Kopp
in ihrem Schlafzimmer. Das
Gemälde ist von
Philip Guston
Schmuck-Architektur:
Oscar Niemeyer
skizzierte, die Goldschmiede bauten
MARK SEELEN
Niemeyer um den
Finger gewickelt
Als Wegbereiter der klassischen Moderne hat der verstorbene Brasilianer zahlreiche
Architektur-Ikonen hinterlassen. Einige von ihnen wurden zur Inspirationsquelle für eine
Tintenfisch und Totenkopf
gründeten vor bald 30 Jahren das
Münchner Schmucklabel Cada.
Ihre Entwürfe sind genauso
kurzweilig und amüsant wie sie
selbst, findet Mira Wiesinger
Ein Mittagessen mit den Kopps zählt zweifellos zu den unterhaltsamen Momenten des Lebens. Vor allem, weil das Ehepaar selten einer
Meinung ist. Trotzdem machen sie privat wie
beruflich gemeinsame Sache. Und gleichen
auch Schwächen gegenseitig aus? Sie sagt:
„Ja!“ Er sagt: „Welche Schwächen?“ Alles klar.
Seit bald 30 Jahren entwerfen die beiden
Schmuck, der oft mit einem Augenzwinkern
daherkommt. Und doch ernst genommen
werden muss. Denn – pardon, es bietet sich
einfach an – hier ist alles Gold, was glänzt. „Es
gibt ja Schmuck, der auf Anhieb teuer
aussieht. Wir machen aber aus kostbaren Materialien komische Sachen.
Tintenfische und Totenköpfe zum
Beispiel“, erklärt Herbert Kopp.
Als das Ehepaar sich kennenlernt, hat
die Silberschmiedin Annette eine
Schmuckgalerie im Münchner Glockenbachviertel. Herbert hatte wie
seine Frau hier an der Akademie der Bildenden Künste studiert. Malerei. Dass seine
Künstlerlaufbahn nichts werden würde, hatte er sich schnell eingestanden. Dem Malen,
also dem Anmalen, blieb er zunächst aber
treu. Mit einem Freund gründete er eine
Malerfirma. „Das war auf Dauer nicht
sexy genug. Und da kam die Idee: Machen wir doch Schmuck. Aber eben
keinen Künstlerschmuck, wie ihn Annette
gemacht hatte, sondern welchen, den (er
grinst) auch hübsche Frauen kaufen.“
Seither nutzt der 64-Jährige seine Kreativität
für Cada-Entwürfe, die er in ein Notizbuch
skizziert, das er stets bei sich trägt. Das erste
Geschäft richtete das Ehepaar 1986 auf der Maximilianstraße ein. Zunächst verkauften sie,
für die damalige Zeit ungewöhnlich, großen
Silberschmuck. „Das schlug ein, wie ’ne Bombe“, erinnert sich Herbert Kopp. Doch Anfang
der 90er-Jahre wollte man lieber strähnig statt
Big Hair, minimal statt maximal und farblos
statt flamboyant. In Zeiten von Grunge und
Purismus kaufte einfach niemand mehr großen Schmuck. Es galt, sich neu zu orientieren.
Den Umzug 2001 an den heutigen Standort in
der Maffeistraße nutzte das Paar als Neuanfang. Die Entwürfe wurden kleiner, feiner, figürlicher, die Materialien kostbarer und Silberschmuck verschwand aus dem Sortiment.
Eines Tages möchte man ihn wieder aufleben
lassen. Nur wann, das sei unklar: „Wir sind
eben keine Strategen“, sagt Herbert Kopp.
Dass keine Strategie auch eine Strategie sein
kann, beweist der heutige Erfolg der
Marke, die mittlerweile auch bei Dover Street Market (London), Theresa
(München), Jades (Düsseldorf) und Colette (Paris) verkauft wird. Ein weiteres eigenes Geschäft in einer anderen
Stadt? „Ein Traum!“, sagt Herbert
Kopp. „Ein Albtraum!“, antwortet seine
Frau, „wir könnten es nur schwer
handhaben.“ Denn in München sei alles miteinander verflochten. Wohnung, Werkstatt und
Geschäft trennen nur Minuten. „Und wieso
auch? Wir sind zufrieden“, so die 62-Jährige.
„Na ja, ich könnte schon noch mehr
Kunst kaufen“, erwidert ihr Mann.
Fast 800 Stücke zählt seine Sammlung zeitgenössischer Werke, die ihn
schon mal zu einem Entwurf anregt.
Auch von Musik ließe er sich inspirieren. Vor allem von Hip-Hop. Aber
auch das „alte Zeug“, Jimy Hendrix, Bob
Dylan oder Cream seien für ihn wichtige Begleiter gewesen. Genau wie auch das Lebensgefühl des Punkrocks, weil es für Unangepasstheit steht. Die Wahl des Firmennamens
verrät es: „Cada“ steht für Creativity, Art, Design und Anarchy. Hoppla. „Ja, man stolpert
über das letzte Wort. Mit unseren Designs
sind wir natürlich weit entfernt von dem, wofür Anarchie steht. Und doch versuchen wir
immer, gegen den Strom zu schwimmen.“
C
Durch die Blume
gesprochen: Schmuckdesign und Illustration
von Herbert Kopp
30
W
as könnten der
brasilianische
Kultsänger Carlinhos Brown,
keltische Dünen,
Diane von Fürstenberg und der
Walt-DisneyFilm „Alice in Wonderland“ gemeinsam haben? Auf den ersten Blick rein gar nichts.
Doch waren alle Inspirationsquelle für
Schmuckkollektionen aus dem Haus H. Stern
in Rio de Janeiro. Mal kamen dabei aus Reihen von Goldstäben zusammengesetzte, mit
Diamanten besetzte Colliers heraus, mal Armbänder aus Gelbgold, die dicken Schleifen
gleichen, Anhänger mit Steinen aus Bergkristall oder Ringe, die mit Pilzen, skurrilen Zweigen oder einem kleinen Baum garniert sind.
Die Kollektionen sollen überraschen und dürfen auch mal schockieren. „Manchmal sind
wir selbst überrascht, was wir machen können. Das hält uns jung, inspiriert uns und
sorgt dafür, dass man sich weiter für uns interessiert. Was will man mehr in einer sich so
schnell verändernden Welt?“, meint Roberto
Stern aus der Familie des weltweit drittgrößten Schmuckherstellers. Ein smarter Mann,
der selbstverständlich zum Jetset seiner Heimatstadt gehört. Der Firmensitz in Ipanema
steht gleich nach dem Zuckerhut und Corcovado mit Cristo-Figur an dritter (!) Stelle der
Sehenswürdigkeiten in Rio. Man wird empfangen wie in einem Fünf-Sterne-Hotel, mit
Kaffee oder Caipirinha, Kunden werden auch
schon mal mit Limousinen abgeholt. Nach
dem „Einchecken“ werden sie durch das Haus
geführt, jeweils betreut in ihrer Muttersprache, Chinesen und Russen sind die besten
Kunde. Nach einem Schnelldurchlauf durch
Edelsteinkunde und Produktionsprozess geht
es in Showrooms, wo dann die entsprechenden Stücke angeboten werden. Anschließend
– ob ein Kauf zustande gekommen ist oder
nicht – werden dann die meisten auch wieder
ins Hotel chauffiert. Sicher ist sicher.
Seitdem der smarte Sohn des legendären
Hans Stern, der vor etwa sechzig Jahren als
emigrierter deutscher Jude ein Edelsteinimperium in Rio de Janeiro begründete, die Firma lenkt, wird dort eine Design-Linie nach
der anderen kreiert. So originell manche Stücke sein mögen, mitunter bewegen sie sich
hart an der Grenze zum Kitsch. Ganz anders
verhält es sich mit der Niemeyer-Kollektion,
die durch ihre Schlichtheit besticht. Auch
wenn es ein geschickter Schachzug des Marketing-Profis Roberto Stern war, sich die Popularität des im Dezember 2012 verstorbenen
Pritzer-Preisträgers zunutze zu machen – die
Verbindung von Schmuck und Architektur ist
gelungen. Ohnehin ist die Schmucklinie bereits 2009, also noch zu Niemeyers Lebzeiten,
entstanden. Der Baumeister gab nicht nur seine Einwilligung zu den unter seinem Namen
firmierenden Kreationen, er lieferte auch
Skizzen, die als Vorlagen dienten, und nickte
die Umsetzung ab. Der Anhänger in Form einer asymmetrischen Blüte aus filigranen
Goldrändern, das zu beiden Seiten des Handgelenks konkav gerundete Armband, die Ohrringe aus leicht gewellten Stäben aus Weißgold, die Ringe, die aus mehreren, mit Diamanten besetzten Kreisen bestehen – sie
scheinen tatsächlich die Handschrift des Architekten zu tragen, dessen Markenzeichnen
die Wellen und Rundungen waren. „Was mich
anzieht, sind die freien, sinnlichen Kurven“,
hat Niemeyer immer wieder betont. „Die fin-
de ich in den Bergen meines Landes, im verschlungenen Verlauf seiner Flüsse, in den
Wellen des Meeres, bei den Wolken im Himmel und am Körper der geliebten Frau.“ Sie
haben ihn zu emblematischen Werken wie
der Kirche von Pampulha im Bundesstaat Minas Gerais inspiriert, deren Dach aus mehreren wolkenartigen Rundungen besteht, zum
Kongressgebäude von Brasilia mit seinen konvexen und konkaven Formen und vielen anderen Gebäuden der brasilianischen Hauptstadt,
die zu Ikonen der klassischen Moderne wurden. In späten Jahren kam auch noch das Museo de Arte Contemporânea bei Rio de
Janeiro hinzu. Wie eine fliegende Untertasse
schwebt die kreisrunde Betonschale des Museums für zeitgenössische Kunst über dem
Wasser der Guanabara-Bucht. Wer sie gesehen
hat, wird sie so schnell nicht vergessen.
Natürlich lassen sich Gebäude nicht eins zu
eins auf Halsketten, Armbänder oder Ohrringe übertragen. Doch kommen die Schmuckstücke den Originalen erstaunlich nahe, als
hätten die Schmuckdesigner tatsächlich den
Geist der Entwürfe erfasst und in Preziosen
aus Gelb- und Weißgold übersetzt. „Unglaublich, wie es ihnen gelungen ist, mein Design
umzusetzen. Die Leute müssen wirklich Talent haben“, soll sich auch der Urheber hinsichtlich des Kreativ-Teams von H. Stern geäußert haben. Nun können sich ArchitekturFans einen Niemeyer buchstäblich ans Ohr
hängen. Oder um den Finger wickeln.
In Deutschland hat H. Stern Geschäfte in
Stuttgart und am Frankfurter Flughafen.
31
H.STERN
Annette und Herbert Kopp
Kollektion des Schmuckherstellers H. Stern. Ulrike Wiebrecht hat mal angelegt
MODE
Spot an!
Dicke Klunker tragen nur Carmen Geiss und
Hip-Hop Stars mit tief hängenden Hosen? Von wegen!
Sie sind mehr denn je salonfähig und kommen in
dieser Saison auch modisch ganz elegant daher.
Zum Sich-drin-Spiegeln schön: Pochette
„Knot Multisphere“ von Bottega Veneta
Wir zeigen die schönsten Funkelstücke
GETTY IMAGES
Wertet jeden
noch so faden Pullover
auf: Kette von Louis
Vuitton
Golden Girls: Dolce & Gabbana ließ sich für die aktuelle Sommerkollektion von den Ausgrabungen in Pompeji inspirieren
Augenstern: Sonnenbrille
von Jimmy Choo
The Bling-Ding
„Couture-Trenchcoat“
von Burberry Prorsum
Reich mit Gold behängt und trotzdem keine schiefen Blicke geerntet? Kein Wunder, Glitzer
Glitzerkragen: Bluse von Miu
Miu über mytheresa.com
und Glimmer feiern ein modisches Comeback. Nur etwas Ironie gehört unbedingt zum Trend!
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Kollektion, deren Armreifen überdimensional groß waren. Miuccia Prada kombinierte
dafür riesige Kristalle im Baguette-Schliff mit
Gummibändern oder Leder. Verrückt!
Bei Rochas wurden klassische Glasperlenketten aufgemotzt, Dolce & Gabbana schmückte
sizilianisch anmutende Kleider mit Goldmünzen, die gerade in Pompeji ausgegraben worden sein könnten. Und Lanvin ironisierte die
typischen Erbstück-Colliers mit suppentellergroßen Amuletten. Zweifellos liegt derzeit eine gewisse Lust auf Opulenz in der Frühlingsluft. Das stellt auch die Berliner Schmuckdesignerin Sabrina Dehoff fest. Deren Stücke, eine Mischung aus Modernität und Glamour,
gehen gerade weg wie Lametta in der Vorweihnachtszeit. „Weil es generell tollen, coolen Modeschmuck gibt und es Spaß macht,
mit dem Look zu spielen“, erklärt sie das Kaufverhalten ihrer Kunden. „Ich denke, es ist ein
selbstbewusstes Statement, das zudem gute
Laune macht. Damit dies so bleibt, versuche
ich jede Saison neue Teile zu entwickeln, die
nicht nur glitzern, sondern vor allem die Trägerin selbst zum Strahlen bringen.“
Aber nicht nur an Hand, Hals und den Ohren
soll es so bombastisch glitzern wie beim Silvesterfeuerwerk in Dubai. Auch die Kleidung
wird verglittert. Zwar kommt ab und zu noch
die gute alte Paillette zum Einsatz. Aber eigentlich werden XXL-Kristalle auf Röcke oder
Kleider genäht. Derart pfundweise landen die
Steine auf den Outfits, dass man fast schon
den Eindruck gewinnt, der weltberühmte
Kristallhersteller aus Österreich habe Mengenrabatt auf seine Lieferungen gegeben.
Neu an der Mode-Erscheinung ist, dass vor allem die Klassiker ein Stil-Upgrade in die First
Class des Catwalks erhalten haben. Burberry
verziert beispielsweise die Kanten seiner Spitzenröcke mit Steinchen. Bei Miu Miu funkeln
Steine am Kragen von Jeansjacken. Und bei
Prada werden Basics wie Businessmäntel mit
gelben Steinen aufgewertet oder die fröhlichen Prints auf den Kleidern mit Steinchen
noch zusätzlich betont.
Traditionell ganz weit vorn im Bereich
Schmückendes ist, wie so oft, Karl Lagerfeld
bei Chanel. Er zeigte auf dem Laufsteg
schneeballgroße Perlen, die im Doppelpack
als Kette getragen werden. „Ist das nicht witzig?“, sagt er. „Die sehen aus wie Kopfhörer!“
Mit seiner Geschichte liefert Chanel ohnehin
den perfekten Rahmen, um eine Hymne auf
unechten Schmuck einzustimmen. Firmengründerin Coco Chanel ist quasi die Erfinderin des Modeschmucks und zeigte Frauen,
dass man sich auch mehrlagig schmücken
kann, selbst wenn man nicht Zugang zum
Bankkonto eines Ölmillionärs hat. Das kleine
Schwarze ohne Dutzende langer Perlenketten? Undenkbar. „Schmuck ist nicht dazu da,
Neid zu erwecken“, sagte Madame Chanel
einst. „Im besten Fall erweckt er Staunen!“ Mit
den aktuellen Bling-Trends dürfte das überhaupt kein Problem sein. Oliver C. Schilling
Philipp Plein ist der „King of
Bling“. Dieser Armreif ist aus
seiner aktuellen Kollektion
Auf Glitzer-Sohlen: Sandale
„Fussbett“ von Marni
Funkelnder Hingucker: Tasche von Dolce & Gabbana
Funkeln in den Augen löst diese Clutch
von Giorgio Armani aus
ZUSAMMENGESTELLT VON MIRA WIESINGER UND CAROLINE BÖRGER
N
atürlich
könnte
man auch diese
zierlichen Silberringe tragen. Und
selbstverständlich
spricht nichts dagegen, an einem zarten Goldkettchen
ein kleines, sagen
wir, Kreuz baumeln zu lassen. Vielleicht aus
Gold. Wahrscheinlich aber auch nur vergoldet. All das ist okay. Man kann aber auch einfach Elizabeth Taylor, die Göttin des Glamours
und Dramas, zitieren: „Große Mädchen brauchen große Ringe.“ Und die ganze Sache ein
bisschen größer aufziehen.
Nun ist es nicht so, dass man automatisch anstreben sollte, ein Leben wie die HollywoodDiva führen zu wollen. Doch mit ein wenig
Glitzer wäre der Alltag doch gleich viel flirrender – und modisch weit vorn wäre man dadurch derzeit auch. Denn das Bling-Ding feiert gerade wieder ein furioses Comeback.
Und, jetzt kommt die gute Nachricht für Menschen, für die „Dispo“ und „Überziehen“ irgendwie zusammengehören: Nicht einmal
echt müssen die Klunker sein, um stilistisch
hochkarätig weit vorn zu sein.
Denn in der Glitzerbranche kommt es derzeit
vor allem auf die Größe an. Es geht nicht um
echt oder falsch, sondern um „mehr ist ganz
eindeutig mehr“. Prada beispielsweise lancierte Anfang des Jahres eine Modeschmuck-
Bling on the
Run: Loafer von
Unützer für
Achtland
Modeschmuck im
Wortsinn: Bei Prada zieren
Strasssteine Lederund Gummiarmbänder
Farb-Kristalle am
Ripsband: Kette von Lanvin
(über net-a-porter.com)
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Swatch „Sistem51“
1
6
ANL AUF BU BU7 - Wer Styls nach-
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5
A NL AUF BU BU6 - Wer Styls nach-
44
Ulysse Nardin „Classico Horse“
1. Sternhagelvoll: Das kleine Unternehmen Romain Jerome zeigt auf dem Baseler Uhrensalon seine neue 1969-Kollektion. Das Design des Zifferblatts soll eine Kollision von
Kometen darstellen. 2. Sportsfreund: Rasant geht es weiter bei
Hublot, die bald zu jedem Sport die passende, große Uhr fertigen.
Diese ist (nicht nur) für Ferrari-Fans. 3. Die „Sistem51“ wäre keine
echte Swatch, wenn die Schweizer die Plastikgehäuse der Automatikuhr nicht in grelle Farbtöpfe geworfen hätten. Das Besondere: Für die Konstruktion des Werks sind nur 51 Komponenten verwendet worden. 4. 2014 ist für
die Chinesen das Jahr des Pferdes. Deshalb präsentiert die Schweizer Manufaktur
Ulysse Nardin die emaillierte Variante der Classico mit, klar, stürmendem Hengst. 5. Beim Genfer Uhrensalon 2013 zeigte Richard Mille die erste Uhr, die in Kooperation mit dem jamaikanischen Sprinter Yohan Blake entstanden ist. Jetzt folgt die Uhr für das zweite Handgelenk. Die
fliegenden (sic!) Brücken, die sich über das skelettierte Werk spannen, stehen für die Nationalfarben Jamaikas. 6. Mit einem roten Zifferblatt schickt Parmigiani seine „Tonda Métro“ auf den
Laufsteg der tickenden Eitelkeiten. Die Manufaktur ist eine der wenigen, die (fast) alle Teile ihrer Uhren in Eigenregie fertigen. 7. Die Traditionsmanufaktur Vacheron Constantin lädt ein zu
einer Fantasiereise an entfernte Orte. Ein Andenken aus Indien ist das Zifferblatt der „Fabuleux
Ornements Indische Handschrift“.
A N L AU F BU BU5 - Wer Styls nach-
Ein Gelenk
Buntes
Sieben
Farben
bunt
Richard Mille „Yohan Blake RM 61-01“
ein weiteres Modell ergänzt wurde, mit einem Mechanismus, bei dem man die Zeit anhalten konnte.
Sie lief natürlich unter dem Zifferblatt weiter, um
auf Knopfdruck wieder angezeigt zu werden.
Wer jetzt müde lächelt und das als Kinkerlitzchen
eines Luxusgüterkonzerns abtut, hat leider keine
Ahnung. Denn die Franzosen haben eine lange
uhrmacherische Tradition, die 1912 damit begann,
dass Gründersohn Charles Émile Hermès seiner
Tochter Jaqueline eine an einem Lederarmband
befestigte Taschenuhr um den Kinderarm schnallte. Ab 1928 verkaufte man dann Taschenuhren mit
einem speziellen Aufzugssystem in Zusammenarbeit mit Movado in der Rue du Faubourg Saint-Honoré. Es folgte eine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dem Who’s who der Schweizer Uhrenindustrie, darunter Firmen wie Jaeger-LeCoultre,
Vacheron Constantin und Audemars Piguet.
Seit 1978 montiert La Montre Hermès seine Uhren
in der Schweizer Firmenzentrale in Biel. Die Werke für die Philosophenuhren entstehen in der
Schweiz bei der Manufaktur Vaucher Fleurier, von
der man 2006 einen 25-prozentigen Anteil übernahm und aufwendige Automatikwerke baut, mit
einem Muster aus dem berühmten „H“ als Verzierung auf dem Aufzugsrotor. Den Zifferblattfabrikanten Natéber aus La Chaux-de-Fonds kaufte man
2012 gleich ganz, am Gehäusehersteller Joseph Erard beteiligte man sich voriges Jahr mit 65 Prozent, um nun so gut wie alle Teile seiner Uhren
selbst zu bauen. Dass man bei dieser für ihr Leder
berühmten Firma die Armbänder komplett selbst
herstellt, ist selbstverständlich. Das alles hat seinen
Preis: Das auf 1500 Exemplare limitierte Modell
kostet ab 15.700 Euro. Ob man sich mit dem Kauf
J.F. Kengelbach
Zeit lassen kann? Wer weiß.
3
AN L AUF BU BU1 - Wer Styls nachmacht
7
ZUSAMMENGESTELLT VON PHILIP RATHGEN
34
„L’heure masquée“ heißt
das neueste Modell aus
dem Hause Hermès – der
Stundenzeiger ist hinter
dem Minutenzeiger versteckt und kommt nur auf
Knopfdruck zum Vorschein. Das erfordert ein
kompliziertes Uhrwerk
3
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Parmigiani „Tonda Métro"
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AN L AUF BU BU4 - Wer Styls nachmacht
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Geht nicht
gibt’s nicht,
heißt es bei
Hermès, wenn
es sich um die
Konstruktion
außergewöhnlicher Uhren
dreht. Also nur
locker die
Klippe rauf,
Kamerad!
ein, man muss nicht wie einst Diogenes in
der Tonne leben, um die Ideen hinter der
jüngsten „Time to dream“-Kreation aus dem
Hause Hermès zu durchschauen. Aber ein
bisschen frei vom Zwang der Zeit sollte man
sich schon mal machen können. Ein Hauch
Andersartigkeit und ein bisschen Humor können
auch nicht schaden, um sich für die neue „L’heure
masquée“ zu begeistern. Denn heute ist die Armbanduhr neben der größtmöglichen Demonstration von Status auf kleinstmöglichem Raum
doch vor allem ein Statement des Trägers zu seiner
Auffassung von Zeit. So hofft mancher gar, die
Schwerkraft mit ultrakomplizierten Tourbillons
auszuhebeln. Und dann gibt es die, die über das
ganze Theater schmunzeln. Und trotzdem eine
Uhr tragen. Willkommen bei La Montre Hermès.
Bei der neuesten Variante im Dressage-Gehäuse,
das in Anlehnung an Steigbügel seit 2003 die Brücke zur Sattler-Tradition des Hauses schlägt,
scheint auf den ersten Blick der Stundenzeiger zu
fehlen. Erst durch Knopfdruck auf die Krone
kommt der kurz zum Vorschein, um sich, nach
dem Loslassen des Kronendrückers, sofort wieder
hinter dem Minutenzeiger zu verstecken. Dem
Prinzip folgt auch die Anzeige einer zweiten Zeit
in einer weiteren Zeitzone durch einen ins Gehäuse eingelassenen, zusätzlichen Drücker.
Dieses Modell ist bereits die vierte „verrückte“ Uhr
von Kreativdirektor Philippe Delhotel: 2008 verwirrte der Blick aufs Zifferblatt der „Cape Cod
Grandes Heures“, bei deren Kauf man auswählen
konnte, in welchen Zeitabschnitten des Tages der
Stundenzeiger sich ein bisschen mehr Zeit ließ;
2011 begeisterte die in Genf zur Uhr des Jahres gekrönte „Arceau Le temps suspendu“, die 2013 um
1
7
DOMAGE COURTESY GALERIE XIPPAS
RJ Romain Jerome „1969“
Vacheron Constantin „Fabuleux
Ornements Indische Handschrift“
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ZEITGEIST
ANL AUF BU BU2 - Wer Styls nachmacht oder
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- Wer Styls
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Hublot „BigANBang
Ferrari
Titanium
Carbon“
ZEITLOS
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Rolex „Oyster Perpetual Datejust Lady 31“
Hublot „Classic Fusion Titanium Bracelet Full Pavé“
Piaget „Limelight“
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Dior „III Grand Bal Plissé Soleil“
Ralph Lauren „867 32 mm“
5
1. Den ikonischen Schmuckarmreif „Piccolina“ gestaltet
de Grisogono immer in üppig besetzter Pavé-Optik.
2. Die „Panthère Ajourée“ verschafft dem „Wappentier“
von Cartier einen großen Auftritt. 3. Baguettediamanten
zieren die „Patrimony Traditionnelle“ von Vacheron Constantin – und glitzern so schön, dass dazu ein schwarzes
Satin-Uhrenarmband ausreicht. 4. 4500 Arbeitsstunden
benötigt Chopard für eine „Happy Sport Diamantissimo“
– immerhin müssen 958 Diamanten aneinandergesetzt
werden. 5. Ein beliebtes Uhrenmodell ist die „Cape Cod
Tonneau“ von Hermès ohnehin, natürlich auch in der
Pavé-Variante. 6. Die „Oyster Perpetual“ von Rolex glitzert nicht nur, sondern leistet auch viel: Der PerpetualRotor lässt das Uhrwerk besonders präzise laufen.
7. Sportlich dank der Schraubenelemente auf der Lünette: die „Classic Fusion Titanium“ von Hublot.
8. Im Rampenlicht steht man mit „Limelight“
von Piaget sicherlich: Hier funkeln die
runden Diamanten zu Hunderten.
ZUSAMMENGESTELLT VON MIRA WIESINGER UND JULIA HACKOBER
Hermès „Cape Cod Tonneau“ mit Pavé-Besatz
Chopard „Happy Sport Diamantissimo“
Zeitlupenrein
2
Louis Vuitton „Evolution Spin Time GMT“
3
1 Hermès „Arceau Lift“
Gucci „G-Timeless Slim“
2
1. Nicht nur die Taschen sind hier Überflieger: Die „Arceau Lift“ ist die erste Uhr
von Hermès mit fliegendem Tourbillon.
2. Der Schweizer im Italiener: Das Design
der Uhrenserie „G-Timeless Slim“ von
Gucci ist klassisch-italienisch, auch wenn
das Automatikkaliber „Swiss Made“ ist.
3. Krallen ausfahren vor Neid zwecklos:
Bei der „J12 Moonphase“ von Chanel ist
das Gehäuse aus Hightech-Keramik
ebenso kratzfest wie die 54 Diamanten darauf. 4. „New Look“ fürs Handgelenk: Der neuen „Grand Bal VIII
Plissé Soleil“ von Dior ist mit Perlmuttfächer auf dem Zifferblatt sofort anzumerken, dass sie aus einem
Modehaus stammt. 5. Segler und andere Abenteurer macht die „Evolution Spin Time GMT“ von Louis Vuitton
glücklich: Die Automatikuhr hält dicht
bis 100 m Wassertiefe. 6. Teamwork: Das
Werk für die Chronographen aus der
„Monterubello“-Linie lässt Ermenegildo
Zegna von Girard-Perregaux fertigen.
7. Von Emporio Armani gibt es jetzt auch
eine mechanische Herrenuhr. Weil wir
Damen aber visuell gesteuert sind, wählen wir das Quartz-Modell mit Mesh-Armband. 8. Von wegen ein Trenchcoat ist
zeitlos: Bei Burberry ließ man sich für die
Uhrenlinie „The Britain“ vom Klassiker
des Hauses inspirieren. 9. Tradition im
Quadrat: Ein Art-déco-Zifferblatt und Zeiger im Breguet-Stil – bei Ralph Lauren
mag man Uhren klassisch.
3 Chanel „J12 Moonphase“
Ermenegildo Zegna „Monterubello Chronograph“
Cartier „Panthère Ajourée“
1
Einen Tick
smarter
Vacheron Constantin „Patrimony Traditionnelle Haute Joaillerie“
De Grisogono „Piccolina“
ARMSCHMEICHLER
9
6
8 Burberry „The Britain Limited
Edition BBY 2000“
7 Emporio Armani „ars1005 Bright Mesh“
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L
OLIVER PEOPLES (3); GETTY IMAGES
Eher Accessoire als Sonnenschutz: Das Modell „Daria“ von Isabel Marant
PORTRÄT
Starglas
Der Aufstieg des Brillenlabels Oliver Peoples begann mit einer Zufallsgeschichte und dem smarten
Geschäftssinn des Gründers Larry Leight. Nun ist er eine Kooperation mit der Designerin Isabel Marant
38
eingegangen. Eigentlich auch zufällig. Lisa Strunz traf die beiden – absichtlich – in Los Angeles
arry Leight steht in seinem Büro und schaut
irritiert aus dem großen
Fenster, hinaus auf den
Sunset Boulevard. Es
nieselt. Nun, eigentlich
nicht mal das. Es ist einfach nur ein bisschen grau da draußen. Doch
das hier ist Los Angeles, und in dieser Stadt erwartet man nichts anderes als Sonnenschein.
Und zwar jeden Tag. Dass hier außerdem viele
Stars herumlaufen, die ihre Augen gern hinter
dunklem Glas verstecken, macht Los Angeles
für Larry Leight eigentlich zu einem sehr guten Ort: Sonnenbrillen sind sein Geschäft.
Aber ausgerechnet heute, wo er seine neue
Kooperation mit Isabel Marant vorstellen
möchte, grauer Himmel? „Sorry for this terrible weather“, sagt Leight.
Der gebürtige Kalifornier ist Gründer des
Sonnenbrillenlabels Oliver Peoples – und
man darf sagen, dass schon viele Prominente
ihre Augen hinter seinem Glas versteckt haben. Isabel Marant wiederum ist eine Pariser
Designerin, die seit ein paar Jahren große Erfolge mit ihren Kreationen vorweisen kann
und nun zwei Modelle für Larry Leight entworfen hat. „Ich mochte Isabels Mode schon
immer und hab’ oft bei ihr für meine Frau und
meine beiden Töchter eingekauft“, erzählt
Leight. „Ihr Stil ist easy, ein bisschen hippie.
Das passt gut zu uns.“ Und tatsächlich hat Marant dafür, dass sie im sehr auf Eleganz fixierten Paris arbeitet, eine sehr lockere Herangehensweise. Ihr Sneaker mit Absatz ist dafür
genauso ein Beleg wie die Tatsache, dass sie
gerade eine Kollektion für H&M entworfen
hat. Und sie hat auch keine Probleme damit,
darüber zu lachen, dass sie schon mal für eine
Pizzabotin gehalten wird – wenn sie nämlich
als Mopedfahrerin in Paris ihr Atelier mit ihrem Helm betritt.
Larry Leight gründete sein Label 1986 gemeinsam mit seinem zwei Jahre jüngeren
Bruder Dennis in Los Angeles und war schnell
erfolgreich damit. Steven Spielberg und Barbra Streisand zählten zu seinen Kunden, später auch Leute wie Cindy Crawford, Johnny
Depp, Jennifer Aniston, Kanye West.
„Es hat alles mit einem großen Zufall begonnen“, sagt Leight. „Nach der Schule wusste ich
nicht, was ich mal werden möchte. Nur, dass
ich gern surfe und reise und dafür Geld verdienen musste. Ein Freund meiner Familie
war Optiker und gab mir den Rat, den Beruf
einmal auszuprobieren. Ich dachte, warum
nicht?“ Und so begann Leight in verschiedenen Unternehmen zu arbeiten. Lernte, wie
man Brillen entwirft, anfertigt, verkauft.
Der besagte Zufall passierte zwölf Jahre später, 1986. Auch Dennis Leight arbeitete inzwischen in einem Brillenunternehmen, bei L.A.
Eyeworks, und nahm dort den Anruf eines
Mannes aus New York entgegen: Er habe einen großen Nachlass von ungetragenen Vintage-Brillen, ob man den nicht aufkaufen wolle? Als man im Unternehmen ablehnte, riet
Dennis Leight seinen Bruder: „Frag den Typen
doch noch einmal, was er genau hat.“
Larry Leight überlegte nicht lange. Er rief den
Mann an und flog kurz darauf nach New York,
um sich das Lager anzuschauen. „Es waren
Kisten über Kisten, voll mit Brillengestellen,
Larry Leight – natürlich
mit Sonnenbrille
Gläsern, Clip-ons und Katalogen von alten
amerikanischen Marken wie American Optical und Bausch & Lomb. Sie hatten einem
Mann gehört, wahrscheinlich einem Großhändler, der vor 50 Jahren verstorben war.
Aber wer das genau war, haben wir nie herausgefunden.“ Nur ein paar alte Rechnungen
fanden sie in den Kisten, alle an „Oliver
Peoples“ adressiert. Leight kaufte für 5800
Dollar den gesamten Bestand und übernahm
auch gleich den Namen. Quasi als Andenken
an den geheimnisvollen Unbekannten.
Zurück in Los Angeles eröffnete er mit seinem Bruder auf dem Sunset Boulevard in
West Hollywood ein Geschäft. Die Lage war
Gold wert: Auf der Straße gab es viele Restaurants, in denen sich Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseure – kurzum, alle wichtigen Leute aus der Filmbranche zum Essen trafen und den Laden schnell für sich entdeckten. Bis zum Ende der 70er-Jahre hatte es
genau gegenüber zwar einen Optiker gegeben, doch der bot nur ausgefallene Brillen für
Leute wie Elvis Presley und Elton John an. Mit
Sternen, blinkenden Lichtern oder großen
Buchstaben an den Bügeln. Showmodelle
eben. Nichts, was man wirklich tragen konnte.
Nach schlichten Brillen hatte man vorher auf
dem Flohmarkt suchen müssen.
Als er merkte, wie gut die alten Brillen ankamen, begann Leight 1987 ähnliche Entwürfe
anzufertigen. Filigran, leicht und mit einem
Logo, das klein und dezent am Ende des Bügels platziert war. Dass er und sein Bruder ausgebildete Optiker waren und wussten, was eine gute Brille ausmacht, und mit der Produktion bald kaum noch hinterherkamen, machte
das Label umso begehrenswerter. Von „Time
Magazine“ bis „Vogue“ – alle schrieben über
Oliver Peoples und manch Händler, der die
Brillen in sein Sortiment aufnehmen wollte,
wartete jahrelang auf Erlaubnis. „Wir wollten
exklusiv bleiben. Wenn es in einer Straße bereits einen Laden mit unseren Brillen gab,
musste ein anderer sich gedulden.“
Mittlerweile führt Larry
Leight das Label ohne seinen Bruder weiter. Entworfen werden die Brillen im
puristisch eingerichteten
Headoffice, gleich neben
dem Geschäft am Sunset Boulevard, die Herstellung übernehmen zwei Manufakturen in
Japan und Italien. 15 Monate dauert es, bis eine
Brille fertig ist. Verkauft werden sie in acht eigenen Geschäften, außerdem in Luxusläden
wie Colette (Paris) oder Harrods (London), bei
einigen Optikern und zeitweise auch bei den
Modehäusern, mit denen Leight bisher kooperiert hat. Balmain war zum Beispiel dabei,
Kris Van Assche, Maison Kitsuné – und nun
eben Isabel Marant.
Am Vormittag ist Leight mit der Designerin
im „Chateau Marmont“ verabredet – ein Hotel um die Ecke vom Sunset Boulevard –, um
der Presse Interviews zur gemeinsamen Kooperation zu geben. Die Designerin ist ungeschminkt, die grau melierten Haare trägt
sie zu einem einfachen Dutt, ihr Lachen
klingt noch ein bisschen heiserer als sonst.
Am Vorabend habe sie das einjährige Bestehen ihres Geschäfts am Melrose Place gefeiert und daher nur eine Stunde schlafen können, entschuldigt sie sich. „Oliver Peoples
habe ich vor Jahren in New York entdeckt.
Damals gab es die Brillen in Paris noch
nicht, und ich habe mir gleich zwei Mal das
gleiche Modell gekauft. Aus Angst, eines zu
verlieren“, erzählt sie. Als sie Larry Leight
im Oktober 2012 kennengelernt hat – die
beiden haben die gleiche Presseagentur –,
sei die Idee mit der Kooperation eine
schnell beschlossene Sache gewesen. „Wenn
sich jemand mit Sonnenbrillen auskennt,
dann Larry!“
Zwei Modelle hat sie nun für Oliver Peoples
entworfen: „Matt“ und „Daria“, mit Gläsern in
hellen Pastelltönen. Eher Accessoires als
Sonnenbrillen. „Ich mag es, wenn man die
Augen der Leute sehen kann“, erklärt Isabel
Marant. Und, na ja, es habe auch einen praktischen Grund. „So muss man die Brille nicht
ständig auf- und absetzen, man kann sie auch
drinnen tragen.“ Oder eben an einem so außergewöhnlichen Tag wie heute. An dem es
in Los Angeles leicht nieselt.
39
INTERVIEW
A
lasdhair Willis ist kein
Typ, der viel Aufhebens
um sich macht. Dennoch ist der Brite nicht
zu übersehen: Groß,
schlank, die dunkelblonden Haare sind zu
einer dandyhaften Tolle
zurückgekämmt, der Vollbart ist gepflegt. Im
schwarzen Rollkragenpullover und mit Jeans
wirkt er, als sei er direkt der britischen „GQ“
entsprungen.
Man kann sich ihn, der seit einem Jahr als
Kreativdirektor des britischen Labels Hunter
agiert, nur schwer in Gummistiefeln vorstel-
ne Aufgabe, das Geschäft, das sich um ein einziges, wetterbezogenes Produkt drehte, als
globale Lifestyle-Marke zu etablieren. Gleichzeitig durften wir nicht die Stammkunden
vergraulen, die unsere praktischen Produkte
schätzen. Ich habe die Marke umstrukturiert.
„Hunter Original“, für das wir die Kollektion
in London gezeigt haben, soll eine junge, modeaffine Kundschaft ansprechen. Im nächsten
Sommer möchten wir „Hunter Field“ auf den
Markt bringen. Da wird es um Kunden gehen,
die sich draußen aufhalten und arbeiten.
Hunter existiert seit fast 160 Jahren. Was bedeutet das Label für die Briten?
Für Jäger.
Und Großstadtjäger
Als Markenberater und Mann von Stella McCartney agierte Alasdhair
Willis bisher im Hintergrund. Jetzt kreiert er für das britische Label
Hunter die Mode zum Gummistiefel. Silvia Ihring schreibt zum Halali
Kreativer mit Sinn fürs
Geschäft: Alasdhair Willis
ANDREW WOFFINDEN; ACTIONPRESS; AFP/BEN STANSALL
len. Aber man war ja auch noch nie mit ihm
auf dem Land, wo er mit seiner Frau, der Modedesignerin Stella McCartney, und den vier
Kindern am Wochenende hinfährt und wo die
Wellington-Boots zur Grundausstattung gehören. Willis war Verleger der Zeitschrift
„Wallpaper“, er hat die Londoner Design-Galerie „Established & Sons“ geleitet und er arbeitet als Markenberater. Im Februar zeigte er auf
der London Fashion Week seine erste Modekollektion für Hunter, die im Herbst auf den
Markt kommt. Aus dem traditionsreichen Unternehmen, das Landwirte wie Festivalbesucher für seine robusten Gummistiefel lieben,
soll eine Lifestyle-Marke werden. Die Kritiker
sind sich einig: Willis hat bewiesen, dass Regenkleidung funktional und cool zugleich
aussehen kann. Das Interview findet stilecht
im Hunter-Showroom in London bei einer
Tasse Tee statt.
Herr Willis, der Laufsteg bei Ihrer Show war
mit Wasser gefüllt, es hat ganz schön gespritzt,
als die Models da durchgelaufen sind. Hat Anna Wintour sich beschwert, weil sie in der
Front Row nass geworden ist?
Nein, überhaupt nicht! Sie hat mir später sogar geschrieben, wie sehr ihr die Show gefallen hat. Aber die Idee war schon riskant. Bei
der Probe sind die Jungs geradezu durch den
Pool gestampft, das Wasser flog nach allen Seiten. Ich habe den Models gesagt, dass sie ruhiger laufen sollen. So ist es wenigstens etwas
trockener geblieben.
Sie haben damit veranschaulicht, was für eine
britische Gummistiefel-Marke eben eine große
Rolle spielt: das Wetter.
Wir Briten neigen dazu, wirklich viel über das
Wetter zu reden (lacht). Wir kriegen hierzulande nun mal viel Regen ab. Da braucht man
Kleider, die dem Wetter standhalten, aber man
möchte auch, dass sie gut aussehen. Als ich
vor einem Jahr bei Hunter anfing, war es mei-
Es ist eine Institution in Großbritannien.
Es löst positive Emotionen aus, was doch verwunderlich ist, schließlich geht es um Gummistiefel. Aber diese Gummistiefel haben im
Leben vieler Menschen eine Rolle gespielt.
Ich komme aus dem Nordosten Englands und
die Menschen dort tragen die meiste Zeit
Gummistiefel, mein Vater trug Hunter. Ich liebe noch heute den Geruch von Gummi, es erinnert mich an meine Kindheit.
Und nicht nur Briten kennen die Bilder von
Prinzessin Diana oder Kate Moss in diesen
Stiefeln.
Diese britische Identität ist sehr wichtig. Aber
was „Britishness“ bedeutet, verändert sich
ständig. Eine historische britische Marke
muss das widerspiegeln. Man muss sein Erbe
feiern und gleichzeitig nach vorn schauen.
tastische Stimmung. Für junge Leute, aber
nicht nur für die, ist die Festival-Saison in
Großbritannien extrem wichtig. Nur ist meistens das Wetter sehr schlecht.
Und stapfen Sie an anderen Wochenenden in
Wellies durch die englische Landschaft?
Freitagabends fahren wir oft in unser Haus
aufs Land. Wenn ich dort meinen Kindern
beim Fußballspielen zuschaue, stehe ich
meist mit Hunter-Stiefeln am Spielfeldrand.
Das Wochenende bleibt also arbeitsfrei? Immerhin beraten Sie weiterhin auch Labels wie
Adidas und Dunhill.
Meine Frau und ich arbeiten beide sehr hart.
Man muss darauf achten, dass man sowohl für
die Beziehung als auch für die Kinder genug
Zeit freischaufelt. Am Wochenende versuchen wir stark zu bleiben und nicht zu viele EMails und SMS zu schreiben. Dennoch ist
mein Handy leider nie ausgeschaltet. Aber ich
werde besser darin, Grenzen zu ziehen. Es ist
gut, wenn man sich abends ins Bett fallen lassen kann und nicht nur an die Arbeit denkt.
Dann kommen über Nacht die besten Ideen.
Ich notiere meist gegen drei Uhr früh Dinge
in meinem iPhone. Manchmal fallen mir richtig tolle Sachen ein, manchmal frage ich mich
am nächsten Tag, was für einen Unsinn ich da
aufgeschrieben habe.
Sie und Stella McCartney stehen als Paar stark
in der Öffentlichkeit. Wie gehen Sie damit um?
Wir versuchen, unser Privatleben so privat
wie möglich zu lassen. Wir haben kein Verlangen nach Publicity, das entspricht einfach
nicht unserem Charakter. Natürlich gehört
Aufmerksamkeit zu unserem Beruf und bei
dem familiären Hintergrund meiner Frau ist
es unvermeidbar. Aber wir wollen, dass unsere Kinder so normal wie möglich aufwachsen.
Ich glaube, wir kriegen das ganz gut hin.
Ikone: Der „Original Nightfall“ sowie eine Regenjacke aus der SS-2014-Kollektion. Rechts Prinzessin
Diana im Country-Look mit, klar, Hunter-Stiefeln
Das hat schon mal insofern geklappt, als dass
Hunter-Stiefel heute ein beliebtes
Festival-Accessoire sind. Sind Sie
ein Festival-Fan?
Ich gehe fast jedes Jahr
zum Glastonbury-Festival.
Das erste Mal war ich dort
mit 16 mit einem Freund.
Wir haben es nicht geschafft, das Zelt aufzubauen, also haben wir im
Auto geschlafen. Na ja,
heute läuft es etwas anders, ich komme morgens, gehe am Abend,
und komme am nächsten Tag wieder. Voriges
Jahr waren wir mit der
ganzen Familie dort. Auf
Festivals herrscht immer eine fan-
Sprung ins Wasser: Willis’ erste
Hunter-Modenschau für den Winter 2014
41
Ready to ride
14
PFERDESTÄRKEN
Die Maschine ist cool.
Beckham erst recht. Aber
richtig vorwärts kommen
die beiden nicht
Das Schöne an Mode ist: Man darf ungeniert so
tun als ob. So tun, als sei man eine Reiterin, ein
Cheerleader oder eben eine Motorradbraut
2
1. Rauf aufs Rad: Boots von Jimmy Choo. 2. Flattert im Fahrtwind: Weste von Michael Kors. 3. Easy Rider: Lederjacke von
Matchless. 4. Biker-Bag: Tasche von Miu Miu. 5. Kopfgesteuert:
Helm von Piquadro. 6. Gib Gas! Jacke von H&M. 7. Must-have
der Motorradsaison: Sweatshirt von Rika. 8. Edelbiker: Lederjacke von Belstaff. 9. Für coole Girls: Tasche von Gucci. 10. Vorausschauend: Lederbrille von Christian Dior. 11. Bodenhaftung:
Biker-Boots von Unützer. 12. Für Puristen: Lederjacke von Bally.
13. Die macht Beine: Lederhose von 7 for all Mankind. 14. Kettenreaktion: Collier von Louis Vuitton
1
4
APE/SPLASH NEWS/CORBIS
3
5
Mach die Knatter
6
Sollen die Verächter erzählen, was sie wollen: Richtig betrieben ist Motorradfahren die pure
Eleganz – und damit ein wunderbarer Weg zum Glück. Bekenntnisse des Bikers Thomas Delekat
7
N
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10
13
11
12
42
ZUSAMMENGESTELLT VON MIRA WIESINGER UND CAROLINE BÖRGER
9
Nico stand in der Garage, als Csaba vorbeikam. Nico sah ihn
durch die Öffnung seiner Doppelgarage. Er fand, das sah aus
wie im Film. Nicos Garage hat die Aussicht „Zufahrt mit
Straße“, der Bildausschnitt kommt ungefähr auf das TV-Format 16:9, und Csabas Ferrari kam von rechts ins Bild. Langsam, rot, Kühlerhaube. „Guck ma, hab ich gerade gekauft“,
sagte Csaba durch die Seitenscheibe, „dreh’n wir ’ne Runde?“ Nico setzte seine Ducati zurück auf den Seitenständer,
legte den Helm aufs Autodach und, na gut, super Ferrari,
jetzt zeig mal her. Das war vor zwei Wochen.
Tolles Auto, sagt Nico. Schönes Ding. Sogar in Kronberg/Taunus eine
Show, das auf die engste Millionärsdichte in Deutschland kommt. Aber
schöner wär’s wie sonst gewesen, wie wenn er Csaba durchs offene Garagentor kommen hört. Zweizylindermaschine, mindestens 1000 ccm
Hubraum, wuchtiges, kraftvolles Bollern. Schwer zu sagen, was es ist,
eine Moto Morini, eine KTM, eine Duc, beim letzten Mal hatte er eines
der allerersten Exemplare dabei, die BMW, gerade vom Retrobike nineT ausgeliefert. Csaba wechselt seine Motorräder wie die Hemden,
aber das ist es nicht, was interessant ist an ihm.
Es gibt kaum was Schöneres, als mit Csaba und Nico durch den Taunus
zu brummen. Zu dritt den Hügel rauf, Waldserpentinen runter, Burgen,
Wiesen, lange, schattige Wege an Bächen, durch gewundene, gestreckte Täler, weit geschwungene Matten am Hang. Große Bussarde, die kleinen Falken in der Luft, feuchte Wälder.
Kilometerlang an Weidezäunen entlang. Die Motoren stampfen in
niedriger Frequenz, von den Felswänden hallen sie dumpf und mächtig
sexy wieder. Nico ist ein großartiger Fahrer, er hat Stil, er hat Eleganz.
Es ist ein Genuss, hinter ihm her zu sein, ihn zu sehen, wie er schwenkt,
sich fallen lässt, die Kurve durchzieht, bis sein Rücklicht hinterm Kurvenscheitel verschwindet. Bei Nico sieht es nach Tiefschnee aus, nach
den Schwüngen beim Ski, und hätte er nicht das Naturell, das er hat,
würde er juchzen.
Nico ist von Weitem zu erkennen. Es ist nicht nur seine
klangvolle italienische Maschine, die eine bessere fünfstellige Summe gekostet hat. Es ist schon von fern seine groß
gewachsene, Hungerhaken-Figur, die schneidig im Wind
hängt. Sein Leder hat ihm der teuerste italienische Motorradcouturier Dainese auf den Leib geschneidert.
Das erste Mal sah ich Nico nicht auf der Straße. Er saß an einem Feldweg, im Gras neben seiner MV Agusta F4, die er
damals hatte. Er war abgebogen, weil er im Rückspiegel eine japanische Supersportmaschine mit einem Angestachelten gesehen
hatte. Der wollte sich gegen ihn und sein Edelmotorrad beweisen. Nico
fürchtet das. Dass er das provoziert, diesen Ehrgeiz, diesen tödlichen
Schwachsinn, und er fühlt sich verantwortlich dafür. Er bog in den
Feldweg ab, als er im Rückspiegel die Fahrfehler seines Verfolgers sah.
Er kam viel zu weit links, auf der Gegenfahrbahn um die Kurve.
Zwischen Nico und mir ist wortlos klar, dass Csaba noch was braucht bis
zum höchsten Grad der fahrerischen Reife. Wir meinen Abgeklärtheit
damit. Nico und ich haben uns nie dafür interessiert, wer der Schnellste
von uns dreien ist. Aber Csaba wäre es gern, er muss immer die Krone
haben. Die ist aus bedruckter Pappe, denken Nico und ich, und wenn es
wieder so weit ist, lassen wir uns ein bisschen zurückfallen hinter ihn.
Dann sehen wir ihn wachsen.
Das Begabteste, Schönste und Weiseste, das jemals jemand übers Motorradfahren zustande gebracht hat, stammt deshalb von Melissa
Pierson, einer Amerikanerin. Jedem Satz in ihrer Autobiografie „Über
die Leidenschaft, ein Motorrad zu fahren“ ist anzumerken: Sie ist eine
große Motorradfahrerin. Aber sie ängstigt sich vor jeder Kurve, und
Mühelosigkeit, vertraute Beherrschung, das wird sie nicht mehr erfahren. Csaba würde das Buch nicht verstehen. Nico hat es nicht gelesen.
Aber er hat wie ich auch so in Erfahrung gebracht, dass das Motorradfahren etwas Philosophisches, Höchstpersönliches und vollkommen
Glücklichmachendes sein kann.
43
MARKENKLEIDUNG
MATCHLESS
Historisch: Ein
Werbeplakat aus
dem Jahr 1928
Voll abgefahren
Die Malenottis holten die Lederjacken von Belstaff auf die Modebühne und verkauften dann das Label.
44
Michele Malenotti ist nicht der Typ, der an
Omen glaubt. Aber er versteht viel von Marketing und schätzt schon deshalb Situationen,
aus denen eine Geschichte werden kann. Im
vergangenen Frühsommer war wieder so ein
Moment. Er war nach Sylt gereist, um sich mit
Manuel Rivera, der auf der Insel mit seinem
Mode-Unternehmen Different Fashion mehrere Boutiquen betreibt, zu treffen. Man wollte dies und das besprechen.
Und wohl auch die Frage, ob Kampen der richtige Platz sein könnte, um in Deutschland eine
Marke bekannt zu machen, die in Vergessenheit geraten war, aber genau das mitbringt,
was heute wieder sehr geschätzt wird: Historie, Qualität, Coolness, Sportlichkeit. Und,
ganz wichtig: Mythos. Die Malenottis hatten
nämlich Matchless gekauft. Eine Legende unter Motorradfans, die älteste Motorradmarke
überhaupt, 1899 von dem Briten Henry Herbert Collier gegründet, der Name Programm.
„Matchless“, das waren die, die bei Rennen
immer als Erste durchs Ziel gingen.
Henry und wenige Jahre später mit ihm seine
Söhne Charly und Harry, die mit ihren Maschinen regelmäßig wichtige Preise abräumten, waren besonders innovativ, wie etwa mit
der Fertigung von Motorrädern auch für Frauen, und mit dem Geld, das sie als Lieferant der
britischen Armee verdienten, expandierten
sie Ende der 1930er-Jahre überaus erfolgreich
in die weite, westliche Welt. Mit den Maschinen und auch schon Biker-Klamotten. Marlon
M
Brando brauste mit seiner Sonderanfertigung
der „600cc Scrambler“ durch Kalifornien und
fühlte sich nicht nur wegen des Initials mit
dem M-Logo auf dem Tank verbunden. James
Dean hatte eine Matchless, tolle Fahrer wie
John McLaughin auch. Und dann war es vorbei. 1968, ausgerechnet, wurde das letzte Motorrad ausgeliefert, die Dornenhecke wuchs,
der Name landete bei einem griechischen Unternehmer. Mehr passierte nicht. Bis die Malenottis kamen und die Rechte kauften. Die
Michele Malenotti mit Kate Moss.
Das Topmodel ist das Gesicht der Marke
Geschichte wiederholen wollen: innovativer
Vater mit smarten Söhnen baut eine kultige
Weltmarke auf. Unternehmerische Erfahrung
haben sie reichlich, markenspezifische auch.
Zwischen 2005 und 2010 haben sie Belstaff
wieder belebt, dann verkauft. „Der große
Flagship-Store in London zeigt, dass wir nicht
so schlechte Vorarbeit geleistet haben dürften“, sagt der dynamische Michele.
Nun aber Matchless, und das soll eine lange
Beziehung werden. Am liebsten wieder „eine
Religion“. Nur umgedreht: erst die Mode,
dann das Motorrad. Im November soll der
Prototyp vorgestellt werden. Für die erste
Kampagne 2013 poste Kate Moss auf der Original-Maschine, mit der Brando 1953 durch „The
Wild One“ kurvte. Die Werbeverträge mit ihr
sind langfristig angelegt. Es geht wohl nicht
nur um Geld. Mrs Cool trägt vermutlich auch
privat solche Jacken. Und das Omen? Nun, es
fügte sich, dass Michele Malenotti just an dem
Tag nach Sylt kam, als Ingrid Homberg beschlossen hatte, nach all den Jahren quasi
über Nacht ihre Boutique in Kampen zu
schließen. 100 Quadratmeter am Ortseingang
mit großer Rasenfläche davor. Das wär’s doch,
schlug Rivera vor und Malenotti schlug ein.
Wenige Wochen später stand er im umgebauten Geschäft, um die Eröffnung vorzubereiten. Ein Anwalt klopfte, er war sturzverliebt in
die Brando-Jacke, konnte nicht länger warten.
Michele verkaufte sie ihm. In den Tagen danach kam er noch neun Mal. Samt Familie. IG
Masterminds of a new generation
Till Brönner – the passion of jazz
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Nun gehört ihnen mit Matchless die älteste Motorrad-Lifestyle-Marke. Das Rennen ist eröffnet
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oder Perlenbesatz – eines steht fest: Im Sommer werden wir es auf jeden Fall bunt treiben
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ICH HÄTT’ DA NOCH
’NE FARM IN AFRIKA
Foto: Wiebke Bosse. Assistenz: Ruth Kobbe
Styling: Odessa Legemah. Assistenz: Gudrun Deertz
Haare & Make-up: Anna Neugebauer c/o Bigoudi
Mit Produkten von Uslu Airlines
Model: Nell van Hülst c/o MD Management
Mit Dank an Klara Zakis (thesafaricollection.com) und an
Damaris Rotich vom Karen Blixen Museum in Nairobi
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54
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G
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SANDALETTEN: VALENTINO
ZU KAREN BLIXENS EHEMALIGER FARM PASST DER OVERALL VON GIORGIO ARMANI NATÜRLICH GUT
S
Sie stand ganz einfach da. Als ob gar nichts
weiter dabei wäre, hier, am Flughafen von
Nairobi, wo die Menschen wahnsinnig laute
Flugmaschinen starten und landen lassen. Für
die Giraffe schien das totale Routine zu sein,
für uns, ein Fotoshooting-Team von sechs Mädels, war es der Auftakt zu einem Termin, den ich als Fotografin
nie vergessen werde. Afrika, Kenia, das hat ja immer einen gewissen Hauch von Abenteuer – und die haben wir auch erlebt.
Der Weg zum „Giraffe Manor“, einem Anwesen, das in Karen,
etwa eine Autostunde von Nairobi entfernt liegt, bot mit seinen
vielen Schlaglöchern sofort das, was sie hier eine „african massage“ nennen. Die dänische Schriftstellerin Karen Blixen hatte
hier einst versucht, Kaffee anzubauen, aber daraus wurde nichts.
Nun ist das Gelände eine „Donation“ von Peter Beard – jenem
amerikanischen Fotografen, der mit seinen Wildlife-Aufnahmen weltweiten Ruhm erlangte.
Unser erster Abend: Die Sonne geht hinter den Ngong Hills
unter – dieses Licht, dieses unfassbare Licht! –, ich las die erste
Seite von „Out Of Africa“ vor, um mich herum totales Schweigen. Auch das war eine einmalige Erfahrung. Zur Erklärung:
Wenn sechs Mädels, die mit Mode zu tun haben, aufeinandertreffen, dann reden im Normalfall mindestens drei durcheinander. Sie ahnen, wie beeindruckt wir gewesen sein müssen?
Im Giraffe Manor, von einem schottischen Toffee-Erben erbaut,
herrscht eine entspannte Atmosphäre. Es ist auf 1600 Meter
Höhe gebaut, deswegen gibt es hier nur wenige Malariamücken,
es ist also keine gefährliche Gegend. Auf dem Schreibtisch im
Kaminzimmer lag das Buch „West With The Night“ von Beryl
Markham, angeblich war sie die Geliebte von Karen und Bor
Blixen. Das Vorwort stammt von Hemingway. Er schreibt, es sei
vielleicht das beste Buch, das je geschrieben wurde. Das kann
ich nicht beurteilen, aber die Geschichten rund um das Haus
und seine Bewohner, die sind großer Stoff: Erst die Leute, die
die Giraffen holten, dann die Zeit, in der das Anwesen verfiel
und zeitweise von Hippies besetzt wurde, die das Kaminzimmer
psychedelisch bunt anmalten – ach, es waren so viele Geschichten, die man uns erzählte. Steve, der Manager des Hauses, war
zur Punkzeit Modefotograf in London, er hatte damals die ersten Shoots mit Galliano gemacht. Heute sieht er aus wie ein
ergrauter Earl. Auch auf Karen Blixens Farm durften wir uns
umsehen. Im Salon, wo sie bereits mit Wallis Simpson, der Gattin Edwards VIII., gespeist hatte, durften wir fotografieren.
Und Peter Beard? Nun, das ist noch einmal eine ganz eigene
Geschichte. Ich habe die Leute im Haus gelöchert, wo sich seine
Farm befinde, aber das wollte niemand wissen. Es heißt, sie
verfalle. Aber dann hat uns unser Fahrer Julius doch dorthin
gebracht, wo er meinte, dass es sein müsse. Zwei Aufpasser in
Militäruniform mussten überzeugt werden, mir ein paar
Schnappschüsse zu erlauben. Dubios, das Ganze, es heißt Beard
sei des Landes verwiesen, aber niemand will darüber sprechen.
Ich rekapitulierte im Kopf noch einmal schnell die Liste derjenigen, die schon hier waren: Jackie O., Andy Warhol, Mick Jagger,
Prince Charles ... Irgendwie liegt hier alles so dicht beieinander,
die Natur, die Tiere, die Tradition, die großen Namen, die Rätsel.
Wiebke Bosse
57
Ein Lächeln, das absolut unbezahlbar ist: Bei Rosita Missoni zu Hause in Sumirago in der Lombardei
HAUSBESUCH
Rosita Missoni liebt Pilze als Designobjekte,
entsprechend viele finden sich in ihrem Haus - und
gegessen werden sie auch. Bei Tisch sitzt sie am
Kopfende, umgeben von ihrer Familie Maddalena
Aspes, Eugenio Amos, Margherita Maccapani Missoni,
Ottavio jr. und Giacomo Missoni. ICON-Chefin Inga
Griese sitzt zu ihrer Linken
Monte Rosita
Missoni-Design wurde schon als Moderne Kunst ausgestellt. Eine Kunst
THOMAS MEYER (14); GETTY IMAGES (2)
des Hauses ist aber auch der Familiensinn. Inga Griese erlebte ihn
S
Sumirago in der Lombardei. So idyllisch das
klingt, ist es auch. Gut 6000 Einwohner, keine
Stunde nördlich von Mailand entfernt. Das
ländliche Italien, mit bestem Cappuccino im
einfachen Café und schmalen Gassen. Wenn
die Straße aus der Ortschaft heraus, vorbei an
Siedlungen und Wiesen etwas außerhalb
schließlich in einem Wäldchen mündet, dann
ist das Ziel erreicht. Vor dem Eingang eines
unspektakulären Gebäudekomplexes hinter
einem soliden Metallzaun leuchtet in der
Wintersonne eine mannshohe Vase mit buntem Zickzackmuster. Kein Zweifel, hier sind
wir richtig. Hier muss Missoni sein. Wenn
man sich dann rechts hält vom Hauptquartier,
ein kleines Stück den einen Sandweg geht,
dann kommt man wieder an ein Tor, dahinter
liegt ein großer, wilder Park und darin verborgen ein flaches Haus. Das Kraftzentrum.
Hier wohnt Rosita Missoni. Die Patriarchin,
die Mama und Nonna. Nur auf den ersten
Blick sieht man eine kleine ältere Dame mit
59
weißer Kurzhaarfrisur. Doch schnell ist man
eingenommen von Warmherzigkeit, und vor
allem der Dynamik, die in dieser Persönlichkeit steckt. Trotz allem: Ein schweres Jahr
liegt hinter der 83-Jährigen. Erst stürzte im
Frühjahr ihr ältester Sohn Vittorio über Venezuela mit dem Flugzeug ab, mehr als ein halbes Jahr Ungewissheit später wurden die Toten geborgen. Drei Wochen nach der Diamantenen Hochzeit starb Anfang Mai ihr Mann Ottario. Als wir darüber sprechen, sagt sie nicht
viel, ihr Blick tut es. Trauer, Unglück und das
Wissen, dass man das Leben dennoch annehmen muss. Der inneren Einsamkeit setzt sie
das Jetzt entgegen. Zickzack.
Das Haus ist bunt und heimelig, im Zentrum
riesige Sofas für viel Familie, Tellersammlungen in Schränken und an den Wänden, Erinnerungs-Nippes in Setzkästchen und überall
Pilze. Rositas Lieblingssammelobjekt. Auch
als Strickhocker. Wobei es nicht chaotisch ist,
Nicht nur für Hippies: fröhliche und
dabei bequeme Designs, das ist der
Stil des Hauses Missoni
60
sondern gewachsen, es ist nicht perfektioniert, sondern erlebt.
Gleich werden die Kinder kommen. Die Enkel, auch Margarita, Ita, die Tochter von Kreativchefin Angela, die dritte Generation Designerin und Vertreterin des einzigartigen Stils.
Der auch wieder die Kluft der jungen Bohemians ist. Bei der Hochzeit mit Andrea Casiraghi schritt ihre Freundin Tatiana in Missoni
Spitze die Stufen des Fürstenpalastes von Monaco hinunter. Otto, Margaritas Baby, ist auch
mit. Der Vater dazu, die Brüder. Die große
Runde trifft sich oft am langen Tisch im Wintergarten vor der Küche: gelebter Familiensinn. Es wird viel, laut diskutiert, gelacht. Und
richtig gegessen. Klar, Pilzrisotto, extrem
köstlich, Fisch, Wein, Pellegrino-Wasser mit
Missoni-Etikett. Teller und Tischdecke haben,
klar, Pilzmuster. Entwürfe von Rosita. Sie sitzt
vor Kopf, hat alles im Blick. Vorher reden wir.
Die Sofaecke, mit Blick auf Garten und das
Monterosa-Panorama, ist der richtige Platz,
um über Missoni Home zu sprechen. Auf Englisch, das spricht sie sehr gut.
Als noch kaum einer auf die Idee kam, sich mit
seiner bevorzugten Modemarke auch einzurichten, fingen Sie an, ganze Wohnwelten zu
entwickeln. Wie kam es dazu?
Mitte der 90er übernahm unsere Tochter Angela die Prêt-à-porter und für mich wurde es
Zeit, weniger zu machen. Ich hatte nicht mehr
die Kraft für den ständigen Kampf auf der
kommerziellen Ebene. Die Besserwisser wurden immer mehr. Jedenfalls die nach der
Show. Dass man überhaupt erst einmal Ideen
haben muss, vergaßen sie (sie lacht). Ich
mochte auch nicht mehr auf Partys und Veranstaltungen gehen, was aber dazu gehört in
der Modewelt. Ich war ohnehin nie mondän,
mir gefällt ein einfaches Leben. In der Mode
muss man unterwegs sein, um das Gespür zu
behalten. Aber sie hatte sich eben auch fort
entwickelt von Passion und Neugier, es schien
vor allem noch um Informationen zu gehen,
ein anderer Zeitgeist kam. Hedonismus und
Minimalismus waren dran. Wir behielten
zwar loyale Kunden weltweit, aber ich wusste,
dass unser Stil nicht länger Mode ist. Und so
war ich heilfroh und erleichtert, dass Angela die Mode
übernahm. Sie hat Missoni ja
im Blut.
Und Sie wollten zukünftig
Großmutter sein?
Ja. Ich fuhr die Enkel an zwei,
drei Tagen der Woche zur Europäischen Schule, das war ein
großes Vergnügen, die zwanzig Minuten mit ihnen morgens im Auto. Aber nach drei
Wochen dachte ich bereits: Du
liebe Güte, das kann nicht alles
sein! Ich wollte aber auch
nicht Angela reinreden, beraten ja, wenn sie es wollte, mich
aber keinesfalls einmischen.
Ich musste etwas anderes finden. Wir fertigten damals bereits in Zusammenarbeit mit
meinen Brüdern, die das Unternehmen meiner Eltern T&J
Vestor weiterführten, nebenbei schon ein paar Teppiche und kleine Dekorationsteile. Das schien mir ein geeignetes
Feld, schließlich hatte ich schon immer ein
Faible dafür, das Haus zu dekorieren. Und so
wurde zu meinem großen Glück aus einem lebenslangen Hobby noch ein richtiger Beruf.
Den Sie immer noch ausüben. Obwohl sie ja
nun schon Urgroßmutter sind?
Man kann einen Job nicht als Hobby betreiben! Und ich bin sehr froh darüber, es hält
mich lebendig, lässt mich Leute treffen und
offen bleiben für Anregungen. Und: es ist immer noch eine Familiensache. Auch T&J Vestor produziert immer noch Missoni Home.
Im Gegensatz zur Mode ist der Druck wahrscheinlich auch nicht so groß?
Ja, das ist so. Es ist eine sehr große Kollektion,
aber eben nur eine pro Jahr. Wobei sich die
Saisons überschneiden und so ist es ein fortwährender Prozess.
Haben Sie jemals erwogen, die optische Identität zu verändern?
Als Kontrast haben wir schwarz-weiß gedacht.
Doch eigentlich werde ich der Farben nie müde. Es kommt auch darauf an, wie man sie einsetzt. Primärfarben können zu stark werden,
aber mein Mann hatte ja das große Talent des
Mischens. Er nahm zwei oder drei Fäden von
drei verschiedenen Farben und zwirbelte sie
zu einem Faden zusammen. Das dämpfte sie.
Zu Beginn erinnerte ich mich an eine spezielle Technik, die ich aus der Firma meiner Eltern und Großeltern kannte, mit der man ein
Garn in unterschiedlichen Farben färben
konnte. Und so machte ich meinen ersten Pulli 1969 mit einem mehr als 40 Jahre alten
Stoff, in der Tradition wie meine Großeltern
schon Anfang der 30er Jahre Schals und Stickereien mit dem multicolor gefärbten Garn
gewebt hatten. Das war großartig!
Da war der Skandal schon fast vergessen. 1967
waren die Missonis eingeladen worden, im
Palazzo Pitti ihre Kollektion zu zeigen. Weil
sie fand, dass der Stoff nicht richtig zur Geltung kam, bat Rosita die Models, die BHs auszuziehen. Im nächsten Jahr wurden sie nicht
wieder eingeladen. Aber Missoni war auf Magazin-Covern. Mit den fröhlichen Kleidern boten sie den richtigen Look für die aufkommende Hippie-Bewegung. Sie selbst waren nicht
minder lässig. Ottario, Sohn eines Kapitäns
und einer Adligen, hatte schon als junger
Mann mit Stoffen experimentiert, mit einem
Freund hatte er die wollenen Trainingsanzüge
entworfen, die das italienische Team bei den
Olympischen Spielen 1948 in London trug. Er
selbst belegte über 400 Meter Hürden den 6.
Platz. Und bei einer Party lernte er Rosita
kennen, die gerade in London Englisch studierte und Freundinnen hatte, die Karten hatten. Der stattliche Leichtathlet ging ihr nicht
mehr aus dem Sinn.
Als Sie und Ihr Mann anfingen, konnte man in
der Mode noch träumen, richtig?
Wir hatten einen guten Moment. Die Pret-àPorter wurde gerade geboren. Wir hatten acht
Strickmaschinen, benutzen Strick wie Stoffe
und wussten, wie man sie färbt.
Sie hatten lange überlegt damals, Anfang der
50er-Jahre, wo sie sich gemeinsam niederlassen wollten. Lieber an der Küste Dalmatiens,
der Heimat von Ottavio, oder doch auf dem
Land, dort, wo Rositas Eltern eine Tuchfabrik
besaßen? Es wurde zunächst Galerate, es
schien leichter dort eine Modeproduktion aufzubauen. 1954 kam ihr erster Sohn Vittorio zur
Welt, 1956 folgte Luca, 1958 Angela. Mitte der
60er-Jahre traf der sportliche, fröhliche Missoni-Stil auch international genau den Zeitgeist. Der bis dahin spießige Strick plötzlich
schick. Expansion war angesagt zum noch
heutigen Standort in Sumirago.
Wir waren so mutig damals, an unser Talent
zu glauben. Eine Fabrik zu eröffnen! Wir hatten ja gar kein Geld! Aber Ende der Sechziger
gab es ein Ansiedlungsförderungsgesetz, davon profitierten wir. Bekamen einen Kredit
und Steuererleichterung für zehn Jahre und
kauften 60000 Quadratmeter. 16 Verträge waren das, mit drei Namen, es gehörte ja alles
den gleichen Familien. Und es war leicht, Mitarbeiter zu finden in der Region, weil es bis
dahin kaum Jobs für Frauen gab. Unsere Fabrik war für sie schnell zu erreichen.
Nah beieinander. Das ist das Prinzip bis heute.
Gemeinsam sind sie stark – als Familie und als
Unternehmen. Tai, wie alle Ottario nannten,
sagte gern: „Ich liebe die Arbeit, aber ich finde
leider keine Zeit dafür.“ Sein Frau hat dann gelächelt. Und weiter gemacht. Das Leben ist
bunt. Wir spazieren noch ein Stückchen
durch den Park. Schön hier. Alles.
ZU BESUCH
H
So schön kann Yoga sein: Angela Lindvall ist nicht nur Model, sie beschäftigt sich auch intensiv mit allem, was den Menschen und die Natur gesund und stark macht
Stadt, Land, Huhn
Luxusgeschöpf und Country-Girl: Topmodel Angela Lindvall findet ihr Gleichgewicht zwischen den
CINETEXT
Extremen. Zu Hause in Topanga Canyon bei Los Angeles holt sie in ollen Biker-Boots die Eier aus dem Stall.
Silke Bender besuchte die wohl schönste Frau der Öko-Bewegung in den USA. Rene & Radka fotografierten
62
Die andere Seite: In Film „CQ“ von Roman Coppola
badete Angela Lindvall 2001 in Dollarscheinen
interm Strand von
Malibu geht es steil
hoch in die Berge. Die
Straßen werden eng
und kurvig, nur die
Briefkästen am Rande verraten, dass es
hier irgendwo hinter
dem nächsten Hügel Häuser gibt, wo Menschen wohnen. Sonst ist es grün und still. Wer
in Topanga Canyon wohnt, will Abstand zum
planen Moloch Los Angeles. Das war schon
immer so: Zur Hippie-Bewegung in den 60erJahren wurde die grüne Bergkolonie populär.
Und die Hippies beziehungsweise das, was aus
ihnen geworden ist, sind immer noch da. Wie
die deutsche 68er-Ikone Uschi Obermaier
und die neue Generation: Singer-Songwriter
Devendra Banhart oder Performance-Künstlerin Miranda July. Wenn man in den kleinen
Ortskern kommt, scheint die Zeit stillzustehen. Vor den Fenstern der Secondhand-Boutique „Hidden Treasures“ wallen Tunikas im
Wind, in denen vielleicht wirklich in Woodstock abgerockt wurde. Die selbst gemalten
Werbetafeln an den kunterbunten PippiLangstrumpf-Holzhäusern weisen auf Biokost
und Local-Farm-Produkte hin. Ein Laden verkauft auf einer riesigen Fläche Buddha-Statuen für den Garten in allen Größen. Eine kleine, heile Welt, wo jeder jeden kennt und vor
den Geschäften einen Plausch hält.
Auch deswegen ist Angela Lindvall, 34, mit ihren zwei Söhnen (Dakota, 11, und Sebastian, 8)
hierhergezogen, hat sich auf weitläufigen drei
Hektar Land ihren Traum vom ökologischen
Landleben erfüllt. Sie kommt im Overall und
schweren, mit trockener Erde verkrusteten
Biker-Boots und einem Eierkorb hinter der
Scheune hervor. Das Huhn namens Omelette
war heute wieder fleißig: drei Eier. Zum Haustierpark gehören weiterhin: zwei Hunde, zwei
Katzen und bald Honigbienen und eine Dexter-Minikuh, die bis zu vier Liter Milch die
Woche gibt. „Mein Leben ist eine Antithese“,
sagt die, die uns sonst in High Heels und in
Edel-Couture bekannt ist. „In New York, Paris
oder Mailand genieße ich zwar den Luxus,
aber eigentlich gehöre ich hierher. Ich bin ein
echtes Landmädchen.“ Geboren im Mittleren
Westen der USA in der tiefsten Provinz zwischen Missouri und Kansas, fand ihre Kindheit in der Natur statt. Wälder und Bäche waren ihr Spielplatz. Ihre Eltern waren zwar keine Hippies, aber sehr naturverbundene, freigeistige Menschen. „Es gab immer frisches,
gutes Essen bei uns zu Hause und um Gottes
willen keine Kohlensäure-Getränke“, lacht sie.
„Wie bei meinen Kindern jetzt.“
Als sie mit 14 Jahren entdeckt wurde und bei
der renommierten Model-Agentur IMG unter
Vertrag kam, war es mit dem heilen Landleben vorbei. Sie wurde in die Victoria’s-SecretModel-Riege aufgenommen, lief für alle großen Modehäuser über den Catwalk. Internationale Werbekampagnen für H&M, Gap oder
Zara. Dutzende Cover-Shootings für die großen Modemagazine der Welt. „Mit 17 zog ich
nach New York“, erzählt sie. „Es war ein
Schock für mich. Überall dieses Fast Food, immense Abfallberge, Schmutz. Das war wirklich das Erste, was ich wahrnahm. Nicht das
spannende, poshe Leben dort.“ Damals gab es
noch keinen Namen und kein Gefühl für den
gesunden, nachhaltigen Lebensstil LOHAS
(Lifestyle of Health and Sustainability), der
heute bei den Hipstern in New York bis Los
Angeles zum guten Ton gehört.
„Mein südafrikanischer Mitbewohner nahm
mich eines Tages mit nach San Francisco – zu
der Bioneer-Konferenz. Von da an entschloss
ich mich, mein Leben nach ökologischen
Aspekten auszurichten.“ Und sie meinte es
ernst: 2001gründete sie die Collage Foundation, eine Organisation, die über Popkultur und
Multimedia junge Menschen für Umweltthemen und nachhaltigen Konsum sensibilisieren will, zwei Jahre später moderierte sie im
US-Öko-Kanal Planet Green die Sendung „Alter Eco“. Sie designte Mode für das nachhaltig
orientierte T-Shirt-Label „Edun Live“, das Bono und seine Frau gegründet haben. Für John
Hardy gestaltete sie ein Armband, dessen Verkaufserlös an eine Stiftung zur Erhaltung des
Regenwaldes ging. „Ich war jung, und ich
wollte die Welt retten. Den Öko-Gedanken
sexy machen“, sagt sie. „Ich war auch ein bisschen naiv. Es war hart, zu erkennen, dass ich
bei Weitem nicht so viel Einfluss nehmen
konnte, wie ich dachte.“
2006 wurden ihr die Flügel gestutzt. Sie verlor ihre Schwester bei einem Autounfall, ihre
erste Ehe wurde geschieden. „Da lernte ich,
dass ich erst einmal selbst wieder Erdung
brauchte, meinen eigenen Garten in Ordnung
bringen muss“, sagt sie. Sie kaufte ihr Haus in
Topanga, bestehend aus einem großen Gästehaus, dem Haupthaus und einer Scheune: „Ich
ließ alles nach ökologischen Standards renovieren und einrichten, nutze fast ausschließlich Solarenergie. Habe Wasserfilter, damit ich
keine Flaschen kaufen muss. Pflanzte Obstbäume, baute ein Gewächshaus für Tomaten,
Kohl und Salat. Legte einen Komposthaufen
an. Ich will so autark wie möglich leben.“ Dass
zu ihrem Fuhrpark von nun an ein Elektroauto und ein Hybrid gehörten, ist Ehrensache.
Und sie entdeckte Yoga für sich. Vor zwei Jahren machte sie ihre Ausbildung zur KundaliniTrainerin. Jeden Morgen beginnt sie den Tag
mit einer Meditation auf ihrer großen Terrasse vor der Scheune mit weitem Blick in die
Berge. Praktisch, dass ihre Yoga-Lehrerin
gleich in das Gästehaus eingezogen ist. „Ich
mag auch den Kommune-Gedanken“, sagt sie.
„Allein wohnen ist schrecklich.“ Ihr großzügiges Haupthaus mit den fünf Schlafzimmern
hat sie daher im Moment vermietet, an gestresste Großstädter, die hier eine Oase der
Ruhe finden und morgens zum Yoga vorbeikommen.
Lindvall selbst wohnt derzeit mit ihrem
Freund und den zwei Kindern in der umgebauten Scheune. Küche, Wohnzimmer, Bad
und Schlafecke – alles in einem rund 40 qm
großen Raum. „Ich komme gerade zurück von
den Modenschauen in New York“ erzählt sie.
Denn sie ist ja auch als Model noch im Geschäft. „Da habe ich allein in einem 5-SterneHotel gewohnt. Und ich finde es toll, alle meine Lieben nun in einem einzigen Zimmer beisammenzuhaben.“ Kontrastreicher kann ein
Leben kaum sein. High Heels und Gummistiefel. Catwalk und Hühnerstall. Spannung und
Entspannung. Das ist ihr Geheimnis von Balance. Wie beim Yoga.
Ihr Haus vermietet sie an Gleichgesinnte
www.greenleafoasis.org
63
Drei auf einem Sofa:
Jack Russel-Terrier
Godard (benannt nach
dem großen französischen Regisseur),
Frédérique Morrel und
eine ihrer GobelinSkulpturen
I
Im Salon fliegt ein Pferd durch die
Wand. Lebensgroß klebt das gewaltige Hinterteil einen halben Meter unter der Decke – und wer etwas länger
auf den kreischend bunten Stoffbezug schaut, sieht sogar die Hufe zappeln. Auf der anderen Seite – über dem Kamin
– hat es der Kopf bereits geschafft. Und das
vermeintliche Pferd entpuppt sich als Einhorn. Aus dem Parkettboden grüßt ein Kaninchen, und durch die andere Zimmerecke
huscht ein Bambi. Willkommen im Universum von Frédérique Morrel. Das Zuhause der
Pariser Künstlerin ist eine Ode an die Fantasie.
Wie sich Willy Wonka alias Johnny Depp einst
seine Schokoladenfabrik erschuf, hat sich
Morrel mit ihrer Kunst eine eigene Traumwelt
eingerichtet, in der sich die Grenzen zwischen
Sublimem und Profanem, zwischen Kitsch
und Kunst aufheben.
Ihre meist im lebensgroßen Maßstab gefertigten Skulpturen sind häufig Tiere aus dem
ZU BESUCH
Nur nicht auf dem
Teppich bleiben
Die Skulpturen der Pariser Künstlerin Frédérique
Morrel feiern die Fantasie und schweben zwischen
Kunst und Kitsch. Jetzt gibt ihr das Luxushaus
Hermès die Carte blanche für die Vitrinen-Gestaltung
der Flagship-Stores. In New York geht es los. Silke Bender
traf sie noch in Paris, Joanna Maclennan fotografierte
64
Jagdmilieu, aber auch Fabelwesen,
verfremdete Möbel und Schaufensterpuppen, die sie über und über mit
Patchwork aus alten Teppichresten
überzieht. Jede Figur ist ein Original,
auf dem sich laszive Nackte neben
Blümchen, blutroten Sonnenuntergängen
und pausbackigen Kindergesichtern treffen.
Die Gobelins, die hier kunstvoll zu einer neuen Collage verschmelzen, findet sie in Trödelläden und auf den in Frankreich so beliebten
„Vide Greniers“, wenn die Leute ihren Keller
oder Dachboden aufräumen und die Ausbeute
auf der Straße zum Verkauf anbieten. Dass
diese Wesen einmal einen solch großen
Sprung machen – in Galerien von Tokio bis
Los Angeles und in die Vitrinen von Hermès
nach New York –, hätte Morrel wohl lange Zeit
selbst nicht glauben wollen.
Alles begann im Jahr 2006 mit dem Tod ihrer
Großmutter. Das Erste, was ihre Mutter bei
der Haushaltsauflösung auf den Müll warf,
war der große, gestickte Panoramawandteppich über dem Kamin mit Szenen einer Wildschweinjagd. „Sie fand ihn immer schon total
altmodisch und schrecklich, für mich jedoch
verknüpften sich damit tiefste Kindheitserinnerungen“, erzählt Morrel. „Also zog ich ihn
vom Container herunter, zunächst allerdings
ohne konkrete Idee. Ich wollte ihn einfach
nur als Erinnerung behalten.“
Die studierte Künstlerin und Modedesignerin, die zuvor 25 Jahre als Professorin und Beraterin arbeitete, hatte immer schon eine
Schwäche für Trödel und Kitsch mit Charisma, den andere schlichtweg für Schund hielten. Davon berichtet ihre 135 Quadratmeter
große Altbauwohnung, ein ehemaliges
Schneideratelier: Jede Ecke ist bevölkert von
Trouvaillen aller Art – ein Kuriositätenkabinett aus allen Regionen und Jahrhunderten.
Der runde Beistelltisch mit kunstvollen Intarsien neben dem Sofa im Kaminzimmer – eine
alte Pariser Toilette aus dem 19. Jahrhundert.
Eisbärenköpfe aus Plastik, die Tierpräparatoren als Inlay dienten. Der Esstisch in ihrer
Küche stammt aus ihrer alten Schulkantine,
die alten Holzverkleidungen in der Küche
und im Bad hat sie aus dem Familiensitz im
Burgund gerettet und zu neuen Möbeln maßschneidern lassen. Alles in ihrer Wohnung
bezieht sich auf die Vergangenheit und ist
dennoch in einen neuen Kontext gesetzt.
Und so zerteilte sie eines Tages den Wandteppich der Oma – und bastelte aus seinen Stü-
Museumsgleich. Das Pariser Appartement von Frédérique Morrel gleicht einer Wunderkammer. Ab Mitte
April schmücken ihre Skulpturen die Schaufenster von
Hermès in New York
cken einen lebensgroßen Baum. „Einen
Stammbaum im wahrsten Sinne des Wortes“,
sagt sie. Das kreative Spiel mit den buchstäblichen Assoziationen begann. Aus den übrigen
gestickten Bildern auf dem Teppich von Hirschen, Hasen und Wildschweinen wurden
wieder lebensgroße Tiere, belebte Stillleben
sozusagen. Und so setzt sie Stück für Stück ihr
heutiges Universum zusammen, in dem nun
alles so logisch wie evolutionär zwingend erscheint. „Ich bin inspiriert von Mythen. Dem
Garten Eden. Dem Sündenfall, der Arche Noah, Erlösung und Wiedergeburt. Meine Skulpturen befragen den Eros, den scheinbaren Widerspruch zwischen Mann und Frau, Mensch
und Tier, Luxus und Massenware, Handwerk
und Industrie, Kunst und Dekoration, Schönheit und Hässlichkeit, das Gestern und Heute.“
Und tatsächlich springt ihre kunsthandwerkliche Kunst heute durch Mauern und Milieus:
Ob auf Einrichtungsmessen wie der „Maison
& Objet“, in Kunstgalerien, wo sie Sammler
wie den englischen Modedesigner Paul Smith
oder den französischen Designguru Philippe
Starck überzeugen konnte, oder im amerikanischen Edelkaufhaus Bergdorf Goodman:
Überall sind ihre charmanten Zwitterwesen
mit der reizvollen Mischung aus Humor und
Fantasie absolute Hingucker.
Dass jetzt Hermès diese ebenfalls in seine
DNA aufnimmt und Frédérique Morrel ab
April die Carte blanche für die Schaufenstergestaltung der Flagship-Stores gibt, erst auf
der New Yorker Madison Avenue, danach
kommt San Francisco, scheint nach einem
Besuch bei der Fantasieverwalterin ganz natürlich. Das nicht minder fantasievolle französische Familienunternehmen, das als Sattlerei begann, hat schließlich auch einmal auf
ein Pferd gesetzt. Und das bekam bekanntlich Flügel.
65
KUNST
DAVID LEVENE
Kristalle, Kristalle, Kristalle – und nun
auch Engagement als Umweltschützerin:
Nadja Swarovski hat mit der Firma viel
vor, Imagegewinne dankend erbeten
Schöner als
der Schein
Wer Swarovski nur für Bling-Bling hält, der sollte
sich auf ein Abenteuer gefasst machen. Nadja
Swarovski will mit einer neu gegründeten Stiftung
Kunst, Kultur und Umweltschutz zusammenbringen.
Andreas Tölke glaubt daran
P
66
Pardon – jetzt kommt was aus der Richtung:
Vati erzählt von seinen wilden Hippiezeiten.
Aber es gibt sie nun einmal, die fundamentalen Erweckungserlebnisse. Es begab sich zu
einer Zeit, da war High Fashion alles, aber
nicht Swarovski. Die Kunstkristalle waren
„the Bling-Thing“ an schrecklichen Jeanshosen, sie waren das Nonplusultra an Farbenfreude in einer Zeit, als bei Fashionistas das
freche Steingrau von Tom Ford, damals GucciChefdesigner, als „schrill“ galt.
Genau zu diesem Zeitpunkt, also Anfang der
2000er-Jahre, stapfte der Autor in Miami in
einen, wie man heute sagen würde, Pop-upShowroom von Swarovski. Im Gepäck viele
Klischees über das Bling-Bling made in Österreich. Bis dahin waren es die falschen Leute,
die kleine Kristallfiguren in Vitrinen dem
Staubtod überließen und auf perverse Art und
Weise stolz auf diese skurrilen Assemblagen
waren. Und dann geschah das größte nur
denkbare Kontrastprogramm: Ross Lovegroves Concept Car, betrieben mit Solarenergie,
gestylt mit Swarovski-Kristallen neben Kronleuchtern von Lenny Kravitz, Tom Dixon und
Marcel Wanders. Das schlug so sehr ein, dass
selbst das Wow im Halse stecken blieb.
Der Crystal Palace – so der Name der Serie an
Design Events – ist ein Baby von Nadja Swarovski, der Ur-Ur-Urenkelin des Firmengründers. Mit kleinen Steinchen ist sie nicht zufrieden. „Moment“, sagt sie lachend, „die kleinen Dinge machen den großen Unterschied.“
Langsam – dazu kommen wir noch, verehrte
Frau Swarovski. Angefangen hat ihre Lust an
den schönen Dingen mit einem Studium der
Kunstgeschichte in Dallas. Ja! Das geht! Es ist
nicht alles Stetson in Texas.
Nächste Stufe: Wissen anwenden und lernen.
Als Erstes bei Sotheby’s in New York – zur Frage, wie Kunst käuflich wird und wie verkäuflich sie ist. Im Anschluss: ein Job bei Larry Gagosian. Der Name löst bei fast jedem Galeristen der Welt vermehrten Speichelfluss aus: so
weit kommen! Acht Galerien weltweit. War-
hol. Koons. Beuys. Hirst. Gursky. Murakami.
Gagosian hat von den Bestsellern der Szene
noch einmal die besten Stücke. 925 Millionen
Dollar. Im Jahr! Nur mit verkaufter Kunst.
Nadja Swarovski hat nach ihrem Aufenthalt in
Dallas jedenfalls de facto die beiden Topadressen der Kunstszene von innen heraus kennengelernt. Und dieses Know-how mit in das Familienunternehmen gebracht: „Als ich 1995
bei Swarovski angefangen habe, gab es zwei
Abteilungen: eine für Konsumenten und die
andere für Business to Business. Also die Steine und Kristalle als unser Beitrag zu Kollektionen von Modedesignern.“
Doch Nadja Swarovski stand eine Tradition
zur Verfügung, auf der sie aufbauen konnte:
Ur-Ur-Großvater Daniel hat die Steine für
Queen Victorias Roben geliefert und der
Großvater kooperierte mit Christian Dior. Das
Bling-Thing ist eben längst nicht so Pimkie
wie man heutzutage denkt. Nadja Swarovski
erzählt: „Mein Part am Anfang war Business to
Business. Ich habe zum Beispiel mit Alexander McQueen gearbeitet. Mein Ziel war es, uns
wieder mehr in die Modewelt zu führen.“
Das Gleiche geschah auch mit Schmuckdesignern. „Ein Projekt war ‚Runway-Rocks‘, das
wir weltweit launchten“, erklärt sie. „RunwayRock“ – das ist Cutting-Edge-Design mit spektakulären Juwelen für den Laufsteg. Aufmerksamkeit garantiert.
In der nächsten Phase zündete Nadja Swarovski – die übrigens die einzige und erste
Frau im Executive Board bei Swarovski Crystal Business ist – die Design-Rakete. Nach Alexander McQueen als Mode-Kooperation liegt
die Latte für mögliche
Partner aus der Designwelt
natürlich
verdammt hoch. „Wir
sind auf Leute wie Zaha Hadid, John Pawson, Tord Boontje zugegangen. Mein Ansatz war: Wenn wir
schon die Komponenten für Leuchter beisteuern, warum sind
wir dann nicht bei der
Kreation involviert?“
Mit Zaha Hadi entstand ein Collier, mit
Tord Boontje eine
ganze
Winterlandschaft aus Steinen in
den Kristallwelten in
Wattens, dem Firmensitz in Österreich.
Kristallwelten – der
Name sagt alles –, das
sind
Installationen
von Gegenwartskünstlern.
„Begonnen hat alles
1995, zum hundertjährigen Firmengeburtstag mit André Heller
als Impresario. Heute
sind unter anderem Arbeiten von Brian Eno,
Andy Warhol, Salvador Dalí, Keith Haring und
eben Tord Boontje in 14 unterirdischen ‚Wunderkammern‘ zu besichtigen“, erzählt die
kunstbegeisterte Firmenchefin. Eine Schokoladenfabrik für Kristalle und nichts für BlingDiabetiker.
Es fehlt noch der von Nadja Swarovski erwähnte Architekt John Pawson. Er ist ebenfalls ein Schwergewicht in der Designszene.
Der Brite, inspiriert von buddhistischen Lehren, lebte als junger Mann auf seiner spirituellen Suche in Indien und Japan. Mit ihm realisierte Nadja Swarovski das Projekt „Perspectives“. Es ist die größte Linse, die bis dato von
den Österreichern gefertigt wurde. Es ist die
erste Linse der Österreicher, die in einer Kirche gezeigt wurde. Pardon: Kirchen! 2011 in
der St Paul’s Cathedral in London, 2013 zur
Biennale Venedig in der Basilica di San Giorgio Maggiore. Warum? „Weil ein Blick in die
Linse die Perspektive erweitert“, sagt Nadja
Swarovski zu dem Kunstprojekt, das wie mit
einer Lupe das Dach der Basilika erfahrbar
macht. Zuvor hat John Pawson Räume und
Häuser für Künstler und Kunst geschaffen.
Jetzt, mit Swarovskis Unterstützung, wird er
selbst zum Künstler. Visionen, die Nadja Swarovski natürlich nicht im Alleingang mit der
Stiftung durchsetzen konnte. Dann trat sie in
Wattens an. „Wir haben natürlich nicht alle
die gleichen Ideen zu Anfang. Aber der Wettbewerb ist draußen und nicht innerhalb der
Familie“, sagt sie.
Die Überzeugungstäterin schaffte es sogar,
dass im renommiertem Design Museum in
London eine Ausstellung der Foundation mit
Newcomern stattfand. „Unsere Designschule
ist im Aufbau und 2015 wird es das Swarovski
Center of Learning geben“, fügt sie hinzu.
Nadja Swarovski, die mit einem KunststückKissen von Murakami im Arm durch das Londoner Office wirbelt, stürmt nun sogar Versailles. „Koons durfte dort zeigen. Dann war
Murakami da. Das war fantastisch! Eine Arbeit
von Murakami eingerahmt von drei Bildern
Jean Louis Davide. Als Kunsthistorikerin war
ich total begeistert.“
Und weil kleine Brötchen nun mal nicht ihr
Ding sind, wird in Versailles mit und von den
Brüdern Bouroullec ein Lüster installiert, der
dort auch bleibt. Während Murakami und
Koons nach geraumer Zeit wieder das Feld
räumen mussten.
Bei der Stiftung dreht sich aber eben nicht alles um Glamour. „Unsere Wasserschule – die
haben wir noch nicht gut promotet – gibt es
seit den späten Neunzigern in Österreich.
Dann haben wir sie nach China und Afrika gebracht. Wir unterrichten die Lehrer, die dann
den Kindern weitergeben, woher Wasser
kommt, wie es gereinigt wird und wie man
sauberes Wasser erkennt.“ Seit Neuestem mache man das auch im Amazonas, berichtet
Nadja Swarovski über das soziale Engagement
der Stiftung. Sie geht damit zu einem Zeitpunkt an die Öffentlichkeit, zu dem Nestlé als
global agierender Nahrungsmittelkonzern
versucht, die Rechte an dem Grundnahrungsmittel zu privatisieren. Darauf angesprochen,
antwortet Nadja Swarovski diplomatisch: „Für
uns ist Wasser die fragilste Ressource überhaupt, darum legen wir unseren Fokus darauf
und bündeln Energien. Wir gehen zum Beispiel zusammen mit anderen Einrichtungen
wie der Arc Foundation.“
Swarovski ist bei der Produktion der Kristalle
vom Wasser abhängig – und dessen ist sich die
Firma anscheinend auch sehr bewusst. Ein
Resultat ist die Wasserschule, ein anderes,
„dass wir zwei Turbinen am Netz haben, also
mit Ökostrom arbeiten, und dass das Wasser
vollständig gereinigt wieder dem Inn zugeführt wird“, sagt Nadja Swarovski. In London
hat sie außerdem die Green Office Initiative
gegründet: „Computer ausschalten, wenn man
geht, Papier von beiden Seiten beschreiben,
Müll trennen und vermeiden. Und abbaubare
Reinigungsmittel verwenden.“ Selbstverständlichkeiten eben. Die kleinen Dinge machen den Unterschied, wie es Frau Swarovski
so gern formuliert.
Aber jetzt bitte noch ein bisschen Bling-Bling
zum Ende. „Ich will bleiben, wie ich bin“, sagt
die dreifache Mutter. Sie darf. „Mit vielen Hüten auf: Köchin, Kindermädchen, Boss, Ehefrau. Und ich will mir auch weiter die Freiheit
nehmen können, die Kids in Trainingsklamotten von der Schule abzuholen, wenn die anderen Frauen im Chaneljäckchen dastehen.“ Damit eben alles zu seiner Zeit blingt.
Ein Beispiel, wie Swarovski Künstler unterstützt: Die Lichtinstallation des Design-Duos
Bouroullec: https://vimeo.com/79800437
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J die
Goldenes Licht spendet die Standleuchte L002T/BA von Pedrali
Gelb hat nicht nur Signalwirkung, nein, die Farbe der Sonne
und Narzissen macht auch gleich gute Laune. Und das jetzt auch
in Haus und Wohnung. Esther Strerath ist schon infiziert
Aus einem
Guss: Metallhocker „ICS“
von Studio 06
für Youtool
Sonnenstrahl als Wandregal: „Hillside“ von Arflex
Farbklecks als
Ablage: Beistelltisch „Diana“ von
Classicon
LED-Leuchte
mit Umlaufbahn
– „OK“ von
Konstantin
Grcic für Floss
Smile! Die
Kamera „Holga“
blitzt in Bunt,
lomography.com
Sonniges
Sitzmöbel –
„Gliss 900.8“,
von Pedrali
Sonnenstation: Sekretär
„Litho“ von Ligne Roset
Kinderspielplatz: Tisch und Bank
„Wonderbox“ lassen sich ineinanderschieben. Von Richard Lampert
Coffeetable
mit SmileyCharme:
„Around“ von
Muuto Edelstein. Über
connox.de
Einer Origami-Idee
entsprungen
sind die
Tischbeine
von Hélène
Degonzague
Platz an der Sonne: Esstisch „Pallas“ von Classicon
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25 Jahre Pallone.
Neue Modelle.
Ein Klassiker.
Inspiriert vom
Lifestyle Brasiliens.
Hit im Bad: „Yellow Submarine“Seifenspender von Seletti
Hier sitzt’s sich gut: Sofa „The Mayor“ von &Tradition
Q
uietscheentchen-Gelb, Zitronen-Gelb
oder – etwas weniger gewagt – Vanille-Gelb, die Farbe taugt zum fröhlichen Farbklecks in Wohnräumen.
Plötzlich gibt es sonnige Ess- oder
Konferenztische, Sessel, Sofas, Stühle.
Entwürfe wie den stählernen Stuhl
„CU“ von Wilde+Spieth oder die Klassiker in neuer, mutiger Farbe, wie etwa
bei Vitra, Classicon oder Thonet. In der Möbelwelt geht die Sonne auf. Genau genommen feiert die Smiley-Farbe ein Revival, in
den 60er- und 70er-Jahren belegte sie knapp hinter Orange
Platz zwei der modernen Einrichtungs-Lieblinge, insbesondere
galt das für Vorhänge, Kissen und Plastikstühle.
Wissenschaftlich erwiesen ist, dass Gelb Mikrosekunden vor
anderen Farben im Gehirn ankommt. Frank W. Cyr, Professor
am „Teachers College“ der Columbia University, entwickelte in
den 30ern ein Konzept für Schulbusse. Wesentlicher Faktor: Sie
mussten, so wurde 1939 beschlossen, gelb sein. Dank der unverkennbaren Farbe, war der Bus auch im nebligen Morgengrauen
nicht zu übersehen. Und jeder Verkehrsteilnehmer wusste
schnell, hier sind Kinder unterwegs, und gab acht. New Yorker
Taxis sind seit 1967 gelb.
Doch neben ihrer Signalwirkung haben Gelbtöne mitunter sehr
wohltuende Eigenschaften. „Diesen wärmenden Effekt kann
man am lebhaftesten bemerken, wenn man durch ein gelbes
Glas, besonders an grauen Wintertagen, eine Landschaft ansieht. Das Auge wird erfreut, das Herz ausgedehnt, das Gemüt
erheitert; eine unmittelbare Wärme scheint uns anzuwehen“,
formulierte Goethe in seiner Farbenlehre. Und was wäre ein
Mondrian ohne Gelb? Es war eine Lieblingsfarbe von Vincent
van Gogh. Franz Marc wiederum attestierte: „Gelb ist das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich.“
Ursprünglich aus Safran (Krokussen) gewonnen, ist das moderne Gelb gegenwärtig fluoreszierend. Auch in der Mode hat der
Trend Fuß gefasst: Pumps-Guru Gianvito Rossi setzt auf Neongelb, von Max Mara gibt es dieses Frühjahr einen knallgelben
Mantel, eine Luxus-Friesennerz-Version. Alexander Wang lässt
Bikerjacken zitronig leuchten und Tamara Mellon, Ex-Chefin
und Begründerin des Jimmy-Choo-Weltruhmes, tauchte einen
großen Teil ihrer ersten Ready-to-wear-Kollektion wie Capes
und endlos hohe Wildleder-Overknees in Kanariengelb.
Passend dazu ein bisschen Sonne daheim gefällig? Eigentlich
benötigen Farb-Trends rund zwei Jahre, bis sie von den Laufstegen in den Farbmustern der Möbelhersteller landen. Nicht so
Gelb. Wer nicht gleich eine Riesenportion der Farbe wagt, kann
mit coolen Accessoires beginnen: eine „Yellow Submarine“ als
Seifenspender-Set (von Seletti), Dekorations-Stoffe von Nya
Nordiska, unübersehbare Karaffen (von Jonathan Adler). Amerikanische Farbenhersteller kürten Gelb übrigens zur Farbe des
Jahres 2014, ob seiner optimistischen Wirkung.
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Vor genau einem Jahr teilte Peter Phi
lips, langjähriger Make-up-Kreativdire
ktor bei Chanel, mit,
Chanel verlassen zu wollen. Im Oktobe
r aber kreierte er noch gemeinsam mit
Karl Lagerfeld den Tuschkasten-Look. Zwar nicht alltagstaugli
ch, aber zu schön zum Anschauen. Jetz
t wurde bekannt, dass er
nun für Dior tätig sein wird. Und wir
sind schon gespannt, was er im Herbst
für Dior zaubern wird.
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Kribbelt es Ihnen in den Fingern? Oder haben Sie den
Frühjahrsputz schon hinter sich?
Aber nicht nur die Scheiben
wollen jetzt vom Wintergrau
befreit werden, sondern auch
der Teint. Denn was sich einer
Umfrage zufolge Frauen am
meisten wünschen, ist strahlende, frische Haut. Ich benutze
bereits seit einem Jahr die
„Clarisonic“-Reinigungsbürste.
Eine amerikanische Erfindung.
Skeptisch war ich, als sie mir
vorgestellt wurde. Und nun? Bin
ich süchtig, verzichte sogar auf
Mini-Trips nicht auf sie. Das
Benutzen wird, ähnlich wie die
elektrische Zahnbürste, zur
Routine. Jeden Abend, 60
Sekunden lang, reinigt sie (fast
von alleine) meine Haut. Makeup und Hautschüppchen sind
im Nu weg. Ich gebe lediglich
einen Klecks der „Silky Soap
(schäumt so herrlich) von Sensai auf das Bürstchen, aktiviere
sie und los geht es. Auch mit
dem Frühjahrs-Teint ...
Andrea Kunzmann
Inhaberin der
Parfümerien Finck
und Haberstock
in Nördlingen
Auch, wenn uns
Dermatologen von
langen, heißen (die
Wohlfühltemperatur
für die Haut liegt bei
37 Grad) und häufigen Bädern abraten,
wir lassen uns das
Abtauchen in der
Wanne nicht vermiesen. Im Gegenteil: Von Chanel gibt
es nun die limitierte
Edition eines
Schaumbades, das
nach „Coco Mademoiselle“ duftet.
Zukunft voraus: In
dieser 2 ml kleinen
(Plastik-)Ampulle
von Dr. Schrammek
verstecken sich
Kollagene und
Isoflavone, die der
Haut helfen sollen,
sich prall zu machen.
Der Name der hoch
konzentrierten
Mini-Powerwaffe ist
Programm: „Future
Perfect“. Über
schrammek.de
Che bello: Der Name
und der Flakon mit
der Ferragamotypischen „Vara“Schleife kommen
Ihnen bekannt vor?
Doch der Inhalt ist
neu. Mit „Signorina
Eleganza“ haben die
Italiener ein nach
Grapefruit, Birne,
Mandelpuder, Patschuli und Leder
duftendes Parfüm
kreiert. Grazie.
Nichts ist ärgerlicher, als festzustellen, dass ein geliebtes Beauty-Produkt
nicht mehr produziert wird. Clarins
hat der getönten
Tagescreme aus der
Multi-HydratanteLinie (seit 1986)
aber nur eine neue
Formel und einen
neuen Namen verpasst: „Crème de
Soins Teintée
Désaltérante“.
IM DOPPELPACK
Wie der Frühling duftet? Für
jeden anders, das ist klar. Auf
dem Parfümmarkt lässt sich
jedoch ein Trend erschnuppern:
Frucht- und Blütennoten stecken in vielen der Neuheiten,
wie etwa Zitrusnoten und Magnolie in Elie Saabs „L’Eau Couture“. Es versprüht gleich gute
Laune! Aber auch für das Auge
hat das Frühjahr was zu bieten.
Nämlich schöne Flakons abseits
der altbekannten Flaschen aus
den vielen Produkterweiterungen, die man schon häufig
gesehen hat. „Modern Muse“
von Estée Lauder etwa oder
auch die drei Flakons von Pomellato, deren Verschlusskappe
an die berühmten Nudo-Ringe
des italienischen Juweliers
erinnern lassen, sind gelungene
Beispiele. Und auch der Inhalt
erfreut.
Barbara
Summerer
72
Inhaberin der
Parfümerie Boos
in Andernach
PSS
Die
Die Pflege-Experten der Parfümerien mit Persönlichkeit
empfehlen Superdefense SPF 20.
SS t
Neu!
ling
e
Gesunder Start für Ihre Haut.
Löwenmähne
Saisonstart
Auf ihn ist Verlass. Pünktlich zum Frühling
bringt Marc Jacobs wieder eine limitierte
Edition von „Daisy“ heraus. Diese „Daisy
Delight“ duftet nach Apfel, Quittenblüte,
Iris und Zedernholz. Nachdem der Amerikaner nach 16 Jahren als Kreativdirektor
bei Louis Vuitton ausschied, kümmert er
sich nun mit voller Konzentration um sein
eigenes Label. Wir sind gespannt, was das
nächste Frühjahr bringt.
Feines Haar nach „mehr“ aussehen zu lassen? Eine Herausforderung. Abhilfe soll die neue
vierteilige „Volumifique“-Serie von
Kérastase schaffen, zum Beispiel
der Haarschaum „Volumifique
Mousse“, der direkt am Ansatz ins
handtuchtrockene Haar eingearbeitet wird. Tipp: Da weniger
bei feinem Haar mehr ist, bitte
Pflege- und Stylingprodukte ganz
sparsam dosieren.
Dolce odore
Die größte aller Mittelmeer-Inseln und
Heimat von Domenico Dolce, Sizilien, steht
nicht nur regelmäßig Pate für die Kollektionen des Designer-Duos Dolce & Gabbana.
Auch ihr neuestes Parfüm mit weißen Blüten
(den Flakon ziert übrigens eine wie aus Marzipan gefertigte Blüte) und Neroli dürfte die
Süditalienerin in uns wecken.
Im Namen der Rose
Die Rose sei ihr die liebste Blume. Kaum verwunderlich, dass Terry de Gunzburg den Parfümeur Michel Almairac (Spitzname: „Herr der
Rosen“) bat, ihre zweite „Haute Perfumery“Kollektion zu beduften. „Fruit défendu“ erinnert an, klar, türkische Rose, etwas RoséPfeffer, Rosenholz ... Über niche-beauty.com
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den Tag benötigt. Feuchtigkeit rund um die Uhr. Täglicher Sonnenschutz, der vorzeitiger Hautalterung
vorbeugt. Und Vitamine für eine gesund aussehende Haut. Perfekt geschützt den ganzen Tag.
Bereit sein ist alles
Maßarbeit
In den Haute-Couture-Kreationen des libanesischen
Designers laufen Frauen nicht über den roten Teppich,
nein, sie schweben. Selbst wenn das Konto nicht für
einen Elie-Saab-Couture-Traum reicht, ein Hauch von
Glück wäre vielleicht sein neuestes „L’ Eau Couture“.
Francis Kurkdjian kreierte den zarten Duft mit Bergamotte, Magnolie, Orangen- und Mandelblüte.
74
Samtpfoten
Vorbei die Zeit, in der wir unsere
Hände mit warmer Wolle schützen
konnten. Jetzt haben die manikürten Finger wieder Ausgang.
Cremen Sie sie nach einem langen
Tag doch mal mit „Mains de Velours“ von L’ Occitane ein und
ziehen über Nacht leichte Baumwollhandschuhe über. So kann die
Mandelcreme besser einwirken.
Und am nächsten Morgen sind die
Hände butter, äh, mandelweich ...
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76
Natur pur in Island. Da baut
auch Bioeffect in Reykjavík
die Gerste nach dem Reinheitsgebot an: für ein Serum
Forsch!
tockdunkel ist es.
Und das um neun
Uhr am Morgen in
Reykjavík. Dass es
Anfang Dezember
ist, sollte nicht verschwiegen werden.
Für knapp drei
Stunden wird es Tageslicht geben. Aber dennoch oder gerade
deswegen ist es hier magisch. Diese Stille!
Auch in der Hauptstadt. 120.000 der 320.000
Isländer leben hier. Eigenartig unsichtbar. Als
wäre die Stadt trotz Flughafen, Industrie und
Oper nur weites Land.
Island ist aber nicht nur die Heimat der Wasserfälle, der Vulkane, der Geysire, sondern seit
ein paar Jahren auch Provenienz eines Serums, das die Kosmetikwelt kopfstehen lässt
und zum Exportschlager wurde. Der Erfinder
Dr. Björn Örvar wartet schon in einem kleinen
Konferenzraum der Firmenzentrale von Sif
Cosmetics. Er trägt Anzug, leicht gräulich gekräuseltes Haar. Unspektakulär wie alles hier
und besonders im Vergleich zu den üppig ausgestatteten Zentralen anderer Kosmetikunternehmen. Hier regiert die Wissenschaft, kein
Marketingkonzept. Daran erinnert eine weiße
Tafel an einer Wand des Raumes, auf der sich
– für Laien unverständlich – chemische Reaktionen, Formeln und Buchstaben aneinanderreihen. Es ist die Formel für einen ungeahnten Erfolg, für jenes „Wunderserum“, das Örvar und seine Forschungskollegen entwickelt
haben. „Dieses Brett erinnert uns an den Anfang“, erklärt der Molekularbiologe. Fotografieren und Wegwischen sind verständlicherweise verboten.
Dass ihr Serum gegen Falten derart viel Aufmerksamkeit bekommen würde, daran hatten
sie im Traum nicht gedacht. Mit dem Diplom
in der Tasche war Örvar nach dem Studium in
Kanada Ende 2000 in seine Heimat zurückgekehrt. Dort wollte er ein Verfahren entwickeln, mit dem sich ein Wirkstoff namens
EGF (Epidermal Growth Factor), der ein
natürlicher Bestandteil der Haut ist, am
besten reproduzieren ließe. Für die Erforschung dieses Wachstumsfaktors hatten der Amerikaner Stanley Cohen und
die Italienerin Rita Levi-Montalcini 1986
bereits einen Medizin-Nobelpreis erhalten. „Wir wussten also, dass EGF für die
S
GETTY IMAGES (2)
Gerade mal zwei Milliliter passen in seine XXS-Figur, knapp
zwei Zentimeter schmal ist er,
am Hals noch viel dünner, gerade mal sechs Zentimeter
hoch, ein Zwerg aus
Glas, unscheinbar
und unprätentiös.
Doch dieses kleine
Ding
verkörpert
wahre Größe. Die
Beauty-Ampulle,
von der hier natürlich die Rede ist, beherbergt nicht nur
reinste, konzentrierteste, frischeste (unter
pharmazeutischen Bedingungen
produzierte)
Formeln, sie hat auch
dafür gesorgt, dass
eine Stadt am Nordrand der Eifel zum
Kapitol der professionellen Luxuskosmetik wurde. 15 Millionen WinzlingsStücke gehen pro Jahr von hier aus in die
Welt. Ein einsamer Rekord (und nicht der einzige) – gehalten von einer mittelständischen
deutschen Firma in Familienbesitz. Babor.
Und wie es so ist mit den Propheten, reißen
sich vor allem die Luxushäuser weltweit um
Expertise und Produkte made in Aachen. Checken Sie mal im „St. Regis“ in Abu Dhabi, im
„Wolgan Valley“ in Australien, im „Plaza
Athénée“ in New York, im „Marbella Club Hotel“, im „Beverly Hilton“, in den Meritage-Häusern in Santa Barbara und Napa Valley ein.
Oder, doch nah, in der „Traube Tonbach“ zum
Beispiel. Selbst auf Bali, dem Epizentrum der
Wohlfühl-Luxusresorts, gilt: Babor ist fast
überall schon da. Zu Lande, zu Wasser, in der
Luft. Die Emirates Group schwört auf den
„German Beauty Intelligence Service“, und
auch im Spa am Flughafen Dubai schwebt der
Gast auf Wolke B.
Der Ursprung all dessen liegt 1955 in Köln. Dr.
Michael Babor, Pianist und Biochemiker, erfindet eine hydrophile Gesichtsreinigung auf
Ölbasis, die Maßstäbe setzt. Revolutionär damals, visionär bis heute – „Hy-Öl“ ist immer
noch ein Starprodukt der Firma. 1956 gründet
er die Firma Babor. 1962 verkauft er an den
Unternehmer Dr. Leo Vossen. Noch gemeinsam arbeiten sie an dem Prinzip, das wir heute
als selbstverständlich empfinden und das
damals die Erfolgsgeschichte begründet:
Systempflege auf Basis natürlicher Wirkstoffe und wissenschaftlicher Forschung,
also biomedizinische Naturkosmetik.
Vossen und seine Tochter Jutta KleineTebbe (später kommt auch sein Sohn Leo
P. dazu) sorgen in den nächsten Jahrzehn-
den modernen Anlagen im
Stadtteil Eilendorf. Pro Jahr
sind es 50.000 Liter. Der
hauseigenen Forschungsabteilung mit 20 Wissenschaftlern gelingt es regelmäßig,
Forschungsergebnisse, die
oft in Kooperation mit renommierten Universitäten
zustande kommen, in wegweisende Formeln zu übersetzen. Darunter die mehrfach ausgezeichnete „Advanced Biogen Intensive Repair“-Creme
oder
die
Anti-Aging-Serie „HSR“, die
nachweislich die Lebensdauer von Hautzellen verlängern
kann, die intensiv wirkende
„Body Cellular“-Linie oder
der sogenannte Maserati des
Hauses: „SeaCreation“, eine
Luxuskomposition aus Tiefsee-Mikroorganismen
für
amtliche 370 Euro in der „Rich“-Version.
Naturprodukt
2008 durfte sich die Firma selbst ein umfastrifft Reagenzsendes „Rejuvenation-Treatment“ gönnen.
glas: Darauf
Die Geschäftsführer Horst Robertz sowie Miberuht der Erfolg
chael Schummert, der sich zuvor bei Estée
von Barbor
Lauder, L’Oréal und Wolford „umgesehen“
hatte, initiierten einen kompletten Relaunch
bis hin zu Verpackung und Formeln und der
neuen Produktlinie „Baborganic“. Auch wenn
die Pflege schon immer auf naturnah, Fairtrade und biologischen Anbau, regionale Grundstoffe wie das berühmte Thermalwasser der
Stadt und Essenzen aus Vulkangestein in der
nahen Eifel setzte – die
neue Linie verzichtet konsequent auf alles Synthetische. 2009 entstand die
sogenannte Präzisionskosmetik: „Doctor Babor“ in
Zusammenarbeit mit Dermatologen und plastiVon wegen immer nur Printen. Babor, ein
schen Chirurgen. Die nutKosmetikunternehmen aus Aachen, bricht
zen ihrerseits die MedicalLinie zur Vor- und Nachständig Rekorde. Susanne Opalka berichtet
behandlung von ästhetischen Eingriffen. Ein
ten für den Ausbau zum Vollsortiment mit
wichtiger Partner ist dabei „Clinic im CenSonnenpflege, dekorativer Kosmetik und Düftrum (CiC)“ mit 40 Standorten in Europa.
ten und investieren in den Ausbau der EntAuch auf der schwimmenden Schönheitskliwicklungsabteilungen. In den 80ern entsteht
nik an Bord von „Mein Schiff“ der TUI-Cruidas erste Trainingscenter für Fachkosmetikeses. Und weiter ging die Reise in die Zukunft:
rinnen. Heute ist die „Dr. Babor GmbH & Co.
Eine Männer- und eine Make-up-Serie erKG“ in mehr als 60 Ländern weltweit vertreoberte neue Zielgruppen. Für Kosmetikpartten, hat neun Tochtergesellschaften, 295 Mitner in aller Welt entstand das Konzept „Babor
arbeiter am Firmenstammsitz in Aachen,
Beauty Spa“ – ein Qualitätsstandard und Komrund 10.000 Kosmetikerinnen und Institute
plettservice für Day-Spas. Über 130 gibt es daarbeiten mit den Produkten. Jedes Jahr schult
von heute – bis 2020 sollen es 500 werden.
das Unternehmen weitere rund 1500 KosmetiKönnte klappen. Die Winzlinge werden dazu
kerinnen, die aus allen Ecken der Welt anreiweiterhin wesentlich beitragen; drei Neuzusen. Hinzu kommen Schulungen in Hotels,
gänge für die nächste Ampullengeneration
Spas und Instituten vor Ort, an denen jährlich
stehen in den Startlöchern. Die Inhaberfamiknapp 4000 „Babormaniacs“ teilnehmen. Mit
lie ist schon weiter: Leo Vossens Enkelin und
einem aktuellen Umsatz „im hohen zweistelliEnkel, Sohn von Jutta Kleine-Tebbe, sind geragen Millionenbereich“ (man schätzt etwa 80
de Mitglieder des Verwaltungsrats geworden.
Millionen Euro) und guten WachsCousin und Cousine bilden die 3. Generation.
tumsraten ist die Firma kerngesund.
Die Enkelin von Dr. Michael Babor hingegen
Das „Hy-Öl“ fließt nach wie vor – fast
hat sein musikalisches Erbe angetreten. Vaunverändert in der Rezeptur, nur um
lentina Babor war gerade zwölf Jahre alt, als
einen Detoxwirkstoff ergänzt – aus
sie als Ausnahmebegabung an der Universität
Mozarteum Salzburg aufgenommen wurde
15 Millionen Ampullen gehen im
und gehört mit jetzt 24 Jahren zu den taJahr von Aachen aus in die Welt
lentiertesten Pianisten unserer Zeit.
GETTY IMAGES/CULTURA SCIENCE/BERTMYERS
G
INNOVATION
Das Geheimnis der Gerste
Auf der größten Vulkaninsel glaubt man seit jeher an Elfen und
Trolle. Und nun auch an ein Kosmetik-Serum mit magischen Kräften.
Caroline Börger ließ sich in Island verzaubern
Struktur unserer Haut sehr wichtig ist. Es ist
der heilige Gral der Kosmetikbranche“, erklärt
der 54-Jährige lachend. Die Frage also lautete:
Wie kommen wir am besten hinein? Fünf Jahre lang forschten sie, bis sie schließlich den
Schlüssel gefunden hatten: In Gerste, und
nicht wie bis dahin üblich in Bakterien oder
Zellen tierischer Lebewesen, ließ sich EGF in
höchster Qualität heranzüchten. Purer geht es
kaum. Die Gerste ist quasi ein Haus auf Zeit, in
dem der Wirkstoff wachsen kann, ohne dass
er manipuliert wird. Und auch die Gerste wird
gut behütet, wächst in einem 2200 Quadratmeter großen Gewächshaus aus Glas auf. Purer geht es kaum. Ob es an der Landschaft
liegt? Jedenfalls sind die Isländer die einzigen, die EGF in Pflanzen produzieren.
Zu Beginn verkauften sie ihre Entdeckung
noch an andere Kosmetikunternehmen, doch
fanden sie, dass sie dort falsch eingesetzt und
mit 40 bis 50 anderen Wirkstoffen gemischt
wurden, sodass die eigentliche Wirkung eher
verloren ging. Also betrieben sie Marktforschung, kauften alle erdenklichen Kosmetikprodukte der großen Firmen, untersuchten
sie und standen vor der Frage, ob und wie sie
es besser machen könnten. Allein: Wie
überzeugt man ein Team aus Wissenschaftlern, dass man nun in Kosmetik
macht? Eitelkeit bedient, anstatt sich in
den Dienst der Medizin-Forschung zu
Reiner geht es kaum: Das hautverjüngende EGF Serum von Bioeffect
stellen? Doch Örvar versprach seinen Mitarbeitern, dass die wissenschaftlichen Standards nicht herabgesetzt würden. Von da an
waren sie Wissenschaftler, die bloß mit Kosmetik arbeiten. Deal.
2008 wurde das Treibhaus am Rande von
Reykjavík, in dem die Gerste angebaut wird,
fertiggestellt und es gab den ersten Prototyp
des Serums, das EGF und nur weitere acht Inhaltsstoffe beinhaltet. Im Herbst 2009 wurden erste Proben des nun Bioeffect genannten Produkts an isländische Frauen verteilt.
Durch (faltenfreiere) Mund-zu-Mund-Propaganda verkaufte es sich wie von allein. Und
schnell entwickelte es sich auch international
zum Hit, im Pariser Luxus-Conceptstore Colette ist es das meistverkaufte Pflegeprodukt.
Zum Erfolg beigetragen hat sicher auch die
Begeisterung, mit der die isländische First Lady Doritt Moussaieff für das Reinheitsangebot
wirbt. Geradezu süchtig sei sie, das Fläschchen halte bei ihr angeblich bloß zwei Wochen (im Normalfall gelten zwei bis drei Monate) und am liebsten hätte sie eine Literflasche, schwärmte sie im amerikanischen Fernsehen bei US-Talkerin Martha Stewart. Mehr
geht kaum. Und doch bestellen die Forscher
Tag für Tag sechs Probandinnen in ein Minilabor in ihre Zentrale, um die Wirkung des
durchsichtigen, geruchlosen Serums und seiner vier Geschwisterprodukte zu messen.
„Nur wird es immer schwieriger, in Island
überhaupt noch Frauen zu finden, die noch
‚jungfräulich‘ sind“, erklärt Örvar lachend.
Das Designerduo Viktor & Rolf ist seit dem
vergangenen Jahr auf der Haute-CoutureBühne zurück. Die kongenialen Niederländer,
die seit 1993 gewissermaßen ergänzend denken und entwerfen, verstanden es schon immer, Modenschauen in Performances zu verwandeln oder umgekehrt. Dieses Mal ließen
sie Tänzerinnen des niederländischen Nationalballetts mit wüsten Frisuren à la „Chucky
die Mörderpuppe“ auf Zehenspitzen über die
Bühne trippeln. Die Kleider – waren eigentlich keine, vielmehr eine Vortäuschung des
Nacktseins: hautenges, hautfarbenes, nahtlos
gegossenes Latex, auf dem Schleifen und Drapierungen wie Tattoos als Trompe-l’Œil aufgemalt wurden.
Wo die Haut beginnt und
das Latex aufhört, war im
Halbdunkel kaum zu erkennen. Deutlich sichtbar
war hingegen: Man muss
schon eine durchtrainierte Amazone sein, will man
darin nicht aussehen wie
eine zertretene Leberwurst. Die Submessage:
Der perfekt designte Körper, die glatte, rosige Haut
ist das Kleid der Zukunft. Damit setzte das Designer-Duo in der Haute-Couture-Woche ein
spektakuläres, künstlerisches Finale. Es wirkte, im Gegensatz zu den meisten anderen Couture-Häusern, die sich immer mehr um Tragbarkeit bemühen, wie eine radikale Absage an
Verkaufsinteressen. Ist das nun avantgardistisch oder reaktionär? Immerhin präsentierten Victor & Rolf als großes Schlussbild ihr
neues Parfüm „Bonbon“. Irgendwoher muss
das Geld ja kommen. Als Duftkreateure haben
sie mit ihrem Bestseller „Flowerbomb“ bereits den richtiger Riecher bewiesen.
Viktor: Mein Hund ist vor Kurzem gestorben.
Ich bin noch in der Trauerphase.
bomb mag und trägt, haben wir einen Querschnitt durch alle Generationen und Typen.
Das tut mir leid. Ist es Fluch oder Segen, weiter
als Paar zu arbeiten, wenn man eigentlich kein
Paar mehr ist?
Rolf: Die Frage hat sich für uns nie gestellt.
Wir haben es ja schon immer so gemacht. Zu
harmonisieren ist für uns natürlich.
Viktor: Allein wäre das viel schwieriger. Wir
sind glücklich, dass wir uns gefunden haben.
Welches Parfüm tragen Sie?
Viktor: Unser eigenes natürlich: Spicebomb.
Rolf: Wir haben es so lange an uns selbst getestet, dass es exakt unserem eigenen Geschmack entspricht.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie auf einer
Wellenlänge sind?
Viktor: Unsere erste gemeinsame Zeichnung
an der Akademie. Ich erinnere
mich noch sehr gut daran. Ich
habe angefangen, Rolf hat weitergezeichnet. Ich wollte dann
weitermachen, aber Rolf meinte, es sei gut so. Hör auf. Und er
hatte recht. Rolf: Leider haben
wir die Zeichnung verloren.
V
INTERVIEW
Wer ist nun Viktor, wer ist Rolf?
Rolf: Es ist ganz einfach: Immer andersherum
als auf den offiziellen Fotos. Oder wie wir jetzt
sitzen. Also links Rolf, rechts Viktor.
Dieser Drops wird
nicht gelutscht
Aha. Heute sind Sie mal nicht gleich angezogen, das hilft ein bisschen ...
Rolf: Wir ziehen uns nicht immer gleich an,
aber wir tragen stets die gleichen Brillen.
Viktor: Aber wir haben dasselbe Gehirn, zumindest fühlen wir uns so.
„Bonbon“ heißt das neue Parfüm von Viktor & Rolf,
Irgendetwas muss Sie doch unterscheiden?
Viktor: Wir versuchen das gar nicht so zu analysieren, da arbeitet ein Mysterium für uns,
das wir lieber im Dunkeln lassen.
Rolf: Klimaanlagen. Da ticken wir nicht
gleich. Ich mag es gerne warm, Viktor kalt.
Viktor: Unser Fahrer kann davon ein Lied singen. Er versucht immer, auf der einen Seite
des Autos 18 Grad für mich zu halten und auf
der anderen 26 Grad für Rolf.
und so duftet es auch: Ziemlich süß. Ziemlich trocken
hingegen sind die Niederländer im Gespräch. Frage,
kurze Antwort. Basta. Sie wollen nicht unsympathisch
sein, sie sind einfach präzise. Das freut Silke Bender
Gilt das auch für Ihre Charaktere?
Viktor und Rolf (unisono): Da sind wir gleich
temperiert.
78
VIKTOR & ROLF (2); GETTY IMAGES
Nudefarbene Latexkleider
mit Tatoo-Print zeigten
Viktor & Rolf bei ihrer Rückkehr in die Haute Couture
Anfang Februar in Paris.
Zum Schlussapplaus gab es
auf der Bühne Werbung für
ihr neues Parfüm „Bonbon“
Mag der eine Katzen und der andere Hunde?
Berge oder Meer?
Viktor: Definitiv Hundemenschen, beide. Rolf
schenkte mir vor langer Zeit mal einen zum
Geburtstag.
Rolf: Ich habe auch einen. Die beiden Hunde
haben sich aber nicht verstanden.
Wenn Sie so oft zusammen sind, wie haben Sie
das Problem gelöst?
Gibt es eine Arbeitsteilung bei Ihnen?
Rolf: Nein.
Was tun Sie, wenn Sie einmal nicht einer Meinung sind?
Rolf: Wir lassen das die Hunde austragen.
(Verzieht keine Miene)
Viktor: Für uns ist es das Signal, dass etwas an
dem Entwurf, an der Idee noch nicht reif ist.
Und wir reden. Anschreien tun wir uns nie.
Nie?
Viktor: Wir sind keine streitbaren Menschen.
Ihre Haute-Couture-Kollektion hat wieder für
große Aufmerksamkeit gesorgt. Sehr schön,
sehr arty, aber eigentlich komplett unverkäuflich. Machen Sie nun Mode oder Kunst?
Viktor: Für uns ist die Haute Couture ein Labor für Experimente und Erneuerungen.
Können Sie sich Frauen im wahren Leben in
diesen Kleidern vorstellen?
(überlegen)
Rolf: Nicht jeden Tag, natürlich, aber wir finden sie schon tragbar. Und wir haben ja auch
Prêt-à-porter. Da machen wir eher die tragbaren Sachen.
Und Parfüms … Wie kamen Sie auf Bonbon?
Viktor: Zuerst hatten wir den Namen. Bei uns
kommt immer zuerst das Wort, die abstrakte
Idee – und dann kam die konkrete Idee, den
Flakon wie eine Schleife aussehen zu lassen,
unser immer wiederkehrendes Modemotiv.
Und dann entwickelten wir mit den Parfümeuren den Duft.
Rolf: Und wie duftet ein Bonbon? Nach Karamell. Das duftet nicht nur süß, sondern auch
sexy und warm.
Haben Sie immer welche in der Tasche?
Rolf: Wir riechen sie lieber, als sie zu essen.
Warum lassen Sie Frauen immer süß riechen?
Rolf: Für die Frauen, die das nicht mögen, haben wir Spicebomb.
Viktor: Es gibt einfach Frauen, die ohnehin
immer eher Männerparfüms mögen.
Haben Sie eine Frau im Kopf, zu der „Bonbon“
perfekt passen würde?
Viktor: Das vermeiden wir ganz bewusst –
denn wenn wir sehen, wer heute alles Flower-
Tragen Sie den Duft jeden Tag?
Viktor: Nein.
Rolf: Nein, nur wenn wir uns danach fühlen.
Welchen Geruch können Sie gar nicht leiden?
Viktor: Tuberose.
Rolf: Viele von diesen Nischen-Parfüms haben diese Blume in sehr konzentrierter Form.
Sehr aufdringlich.
Viele kennen Sie heute viel eher über Ihre Parfüms als über Ihre Mode. Bedauern Sie das?
Viktor: Wir sind sehr glücklich, dass wir mit
Flowerbomb so einen Erfolg hatten.
Rolf: Mode und Parfüm gehören für mich in
das gleiche Traum-Universum. Meine Liebe
zur Mode wurde als Kind geweckt durch Parfüm-Reklamen. Die habe ich mir aus den Zeitschriften herausgetrennt und über mein Bett
gehängt. Poison zum Beispiel.
Viktor: Bei mir auch. Ich mochte am liebsten
Shiseido-Reklamen.
Den neuen Duft bewerben Sie mit einer Frau,
deren Körper lediglich mit Schleifenbändern
bemalt ist, die hautfarbenen Latex-Kleider auf
der Show täuschten Nacktheit vor. Wollen Sie
damit sagen: Der perfekte Körper ist das
schönste Kleid, das man tragen kann?
(lachen)
Viktor: Sich gut zu fühlen in seinem Körper,
sich mit sich selbst wohlzufühlen ist die beste
Basis. Dann trägt man auch Kleidung besser.
Das soll auch die Werbung ausdrücken: sich
selbst etwas Gutes zu tun, sich in erster Linie
selbst zu gefallen.
Rolf: Im Grunde war die Werbung für das Parfüm unsere Inspiration für die Schau. Als wir
beim Shooting waren, kamen wir auf die Idee,
eine Kollektion zu zeigen, bei der du nicht
weißt, wo die Haut anfängt und das Kleid aufhört. Und so kamen wir auf Latex als Material.
Viktor: Es stimmt, wenn du einen schönen
Körper hast, wird die Kleidung nebensächlich.
Was tun Sie selbst für Ihren Körper?
Rolf: Viktor ist eher der Fitnessstudio-Typ, ich
mache Yoga.
Viktor: Mindestens viermal die Woche. Es ist
wichtig, Körper und Geist zu trainieren.
Wieso sind Sie eigentlich nach 13 Jahren Pause
wieder zurück in die Haute Couture gegangen?
Rolf: Weil wir im vergangenen Jahr unser 20jähriges Jubiläum unserer Marke hatten und
wir zu diesem schönen Anlass dachten: wann,
wenn nicht jetzt?
Oder kann man jetzt wieder mit der Haute
Couture Geld verdienen? Denn das war ja offenbar nicht der Fall. Sie hatten sich ja daraus
zurückgezogen
Viktor: Für uns ist es eine Spielwiese, auf der
wir uns freier ausdrücken können.
Rolf: Der Rhythmus von Prêt-à-porter ist so
eng getaktet und – ja auch – am wahren Alltag
der Frauen und Männer orientiert, dass uns
darin etwas die Magie der Mode verloren geht.
In der Haute Couture können wir einfach
kompromissloser sein.
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SONNTAG, 30. MÄRZ 2014
Hier komponierte Wagner. Links der Garten,
unten ein Salon der Villa Tasca auf Sizilien
Global Diary
Erinnern Sie sich? An die Zeit, als man statt SMS und E-Mail noch
Karten von fremden Orten schrieb? Wir tun es noch immer
BAKU
Nachts leuchten die Gründerzeitfassaden und die alten Villen der Ölbarone am Kaspischen Meer,
die Moscheen, Karawansereien und persischen Paläste in der Altstadt, die neu verkleideten
Wohnblocks der Sowjetzeit und die modernen „City Icons“ um die Wette. Seit einigen Monaten züngeln in Baku drei riesige Flammen
aus Stahl und Glas gen Himmel: die „Flame Towers“. Fast
200 Meter hoch ragt das neueste Wahrzeichen der
Hauptstadt Aserbaidschans mit seiner 70.000-Quadratmeter-Glasfassade über die seltsame Mischung
aus Orient und Ostblock. In einem der Türme hat
kürzlich das Fünf-Sterne-Hotel „Fairmont Baku Flame Towers“ eröffnet. Schon die 17 Meter hohe Lobby
mit ihrem gigantischen Kronleuchter fordert einen
Spitzenplatz im Hotelgewerbe der Stadt ein. Der
Lüster besteht aus 600.000 Kristallen und 840 Leuchten – befestigt an einem fünf Kilometer langen Drahtseil. Vom 19. Stockwerk, aus der „Gold Lounge“, sieht
man deutlich, wie demonstrativ die Stadt den Sowjetmuff
abzuschütteln versucht: Der wabenförmige „Chrystal Palace“
des Eurovision Song Contest 2012, das „Heydar Aliev Cultural Center“ von Zaha Hadid, in der Nähe der Trump Towers, und unten am Meer das Teppichmuseum, in
Form eines aufgerollten Teppichs, das gerade fertiggestellt wird, sind Beispiele dafür. Baku erlebt
derzeit seinen zweiten Ölboom. Die Gigantomanie soll der Metropole dabei helfen, ihren Ruf als
heruntergekommene sozialistische Bettenburg vergessen zu machen. Moskau-Istanbul-Dubai:
Ja, so möchte Baku sein. Klaus Vogt ist völlig begeistert von der Stadt am Kaukasus
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Modisch gesehen mag ich Grau. Die Farbe lässt
sich toll kombinieren. Wettertechnisch sehne ich
mich nach rosa-weiß-azurblauem Frühling. Genau: nach dem Pfälzer Frühling mit seinen blühenden Mandelbäumen. Darum fahre ich immer Anfang März nach Schweigen-Rechtenbach zum Deutschen Weintor. Die Sonnenanbeter sitzen bei angenehmen 20 Grad vor dem Pavillon-Café und genießen
den im Licht schimmernden Wein. Die Mandel ist der erste
Baum, der im mediterranen Klima zu blühen beginnt. Deshalb ist,
sobald sich die ersten Blüten zeigen, die ganze Pfalz auf den Beinen. Meine Mandel-Tour beginnt
am Abend mit einer Fahrt im Oldtimer-Panorama-Bus, Baujahr 1960. Doch zuvor gibt es Maispoularde mit Mandel-Physalis-Füllung im Restaurant „Deutsches Weintor“. Dann fahren wir im
Sonnenuntergang durch Weindörfer mit Fachwerk und Gassen, die von noch blattlosen Reben
überspannt sind. Wenn es dunkel wird, schimmern rosa beleuchtet Kirchen, Rathäuser, Torbögen
und Burgen. Am nächsten Tag geht es früh an die Villastraße in Edenkoben, die rechts und links
von blühenden Mandelbäumen gesäumt ist. Es gibt Wein und Pfälzer Spezialitäten an den Ständen, der Pfälzer feiert gern. Ich flüchte vor dem großen Ansturm nach Neustadt, nicht ohne vorher einen „Sauburger“ zu essen – einen Saumagen im Brötchen. Später wandere ich ein Stück den
Mandelpfad entlang, bergauf, bergab, aus Neustadt hinaus über die Haardt nach Gimmeldingen
und zurück. Das Wetter ist „abbsoludd herrlisch“, also wird in Höfen der Ausschank spontan eröffnet. Abends schlummere ich entspannt ein. Morgens wache ich mit einem höllischen Muskelkater auf. Zeit für ein Wellness-Treatment. Ich fahre nach Rhodt unter Rietburg ins Vier-SterneHotel „Alte Rebschule". Auf einer warmen Marmorplatte massiert Erika mich mit sanften Bürstenstrichen. Die in Wasser verquirlte Mandelseife kühlt die wandergeschädigten Waden, das folgende Peeling mit gemahlenen Mandeln lindert den Rückenschmerz. Nach dem Duschen ruhe
ich dick mit Mandelöl eingerieben bei Kerzenschein aus. Zum Abschluss schlendere ich ein letztes Mal unter den Mandelbäumen zwischen Wachenheim und Bad Dürkheim und atme tief den
opulenten Duft ein. Dann kann der graue Alltag wieder kommen.
Cirstin Listing zieht es jedes Jahr zur Mandelblüte an den Ort ihrer Kindheit zurück
UNTERWEGS
I
In der Gralsburg lässt Richard
Wagner Ritter Gurnemanz den
Parsifal ansingen mit: „Zum
Raum wird hier die Zeit.“ Nach
zwanzig Minuten im Musikzimmer der Villa Tasca bekommt dieser Satz eine ganz eigene Tiefe.
Allein stehe ich vor dem Flügel, angeblich jenem Flügel, der dem Musikus hilfreich war
bei der Komposition der Partitur zu „Parsifal“.
So nah an den Menschen Richard Wagner
werde ich wohl nie wieder kommen. Es ist beeindruckend und erschreckend zugleich,
denn die Distanz ist weg. Hier, auf der Terrasse, da stand auch er, er taperte durch den Garten, musste über das Treppenhaus in die Belle
Etage und hat im Speisezimmer, wie ich, vom
Porzellan mit den gräflichen Wappen gegessen, aus den gravierten Gläsern getrunken. Er
saß auf dem – nun in die Jahre gekommenen
– Fauteuil und hörte durch die Badezimmerfenster die Hofhunde kläffen.
Hier, in dieser Idylle in Palermo, vollendete
Anfang 1882 Wagner also seinen Parsifal. Der
Hausherr, Graf Tasca, hat direkt nach der Ankunft charmant und lässig begrüßt, eine kleine Führung gemacht und sich dann bis zum
Lunch zurückgezogen. Vier Schlafzimmer
mit Bädern und Ankleidezimmer en Suite,
drei „Salone“, Billardzimmer, Bibliothek, Bar
und – hach – das Musikzimmer gilt es ausgiebig zu erkunden. Neben den Noten von Richard Wagner stehen dort von Verdi und Artur Rubenstein gezeichnete Manuskripte.
Auch sie waren hier, auch sie haben sich von
den Grafen Tasca einladen lassen. Richard
Wagner von der Gräfin, um genau zu sein. Und
daher gibt es eine kleine Melodie, deren gerahmte Noten überschrieben sind mit „Seiner
edlen Freundin Gräfin d’Almerita Tasca“. Darunter steht „20 Marzo 1882, Richard Wagner“.
Der Aufenthalt mit Familienanschluss war Zu-
Raum
für Zeit
Ein Palazzo am Rand von Palermo. Die Villa Tasca. „Splendid
Isolation“, die nicht nur Richard Wagner inspirierte. Aber ihn
ganz besonders. Und nun auch Touristen, wie Andreas Tölke
fall. Ansonsten muss sich Giuseppe Tasca mit
dem jüngeren Bruder um das gemeinsame
Weingut kümmern. Tasca d’Almerita wurde
2012 zum Vini d’Italia gekürt und die beiden
Winzer umrunden den Planeten, um ihre Produkte zu promoten, sind „rund 150 Tage im
Jahr unterwegs“, was die Chancen für aristokratische Vor-Ort-Betreuung deutlich mindert. Die Tascas sind Kosmopoliten und zudem eine Dynastie, die seit zweihundert Jahren in Sizilien Wein anbaut, fünf Güter betreibt mit sechshundert Hektar Reben, zwei
Ferienresorts ihr Eigen nennt und für die insgesamt 340 Menschen arbeiten.
Wagner war’s wurscht. „Er hatte sich bei seinem Aufenthalt mit dem Direktor seines Hotels, des ‚Grand Hotel et des Palmes‘, in die
Wolle gekriegt, ist dann in eine private Villa
gezogen, die unweit der Villa Tasca lag und die
es heute leider nicht mehr gibt. Was egal ist,
denn auch dieses Domizil war nicht nach Richard Wagners Geschmack. Er suchte und
fand wortreich den Weg ins Herz der Gräfin
d’Almerita, war erst noch der Mann am Klavier
– pardon – Flügel und zog schon bald ganz in
die Villa“, erzählt Giuseppe Tasca launig von
der Familienzusammenführung auf einer
zweistündigen Autofahrt quer über das Eiland. „Da oben“, er deutet auf vier fünfstöckige Gebäude auf einem Hügel, der so auch in
der Toskana stehen könnte, „das ist das Werk
der Mafia.“ Palermo sehen und sterben
kommt in den Sinn ... In der Kurzfassung: Die
Mafia ist unsichtbar, keine Paten mit Borsalino vor Espressobars. Sichtbar stattdessen Sozialbauten, die verrotten und Millionen verschlungen haben, Gegenden, gegen die Berlin-Hohenschönhausen betulich wirkt. Nach
den Baufirmen kamen die Drogen.
Viel schöner ist es in der Altstadt der Inselhauptstadt, auf dem Boulevard am Meer, auf
das schon Goethe von seinem Domizil schauen konnte, und noch viel schöner ist es auf
dem Gut des Grafen bei einer Weinprobe. Ein
sehr spezielles Tröpfchen, vor allem der Weiße, mit Charakter. Nichts für zwischendurch.
Aber das ist auch Sizilien nicht.
„Als Jugendliche wollte ich nur weg von hier“,
erzählt Anna Tasca Lanza und dreht Nudelteig
durch die Maschine. Die Gräfin ist Cousine,
lebt in der Nähe des Guts und hat nach einer
internationalen Karriere als Kunsthistorikerin und Kuratorin die Kunst an den Nagel gehängt: „Menschen, die bei Vernissagen im Gespräch mit Schulterblick nach dem Nächsten,
Wichtigeren suchen, haben mich irgendwann
gelangweilt.“ Drum kocht sie jetzt. Mit eigenem Garten, mit vergessenem Gemüse, deren
Samen sie auf der ganzen Welt sucht, und mit
viel Zeit. Die hier zum Raum wird.
Ob man Wagner mag, das ist bei dem Ambiente eigentlich völlig egal.
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MONCLER
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DIE „LONGUE
SAISON“
VON
MONCLER
Sonst sind wir immer für Handarbeit, aber in manchen Fällen
dürfen auch moderne Technologien bestaunt werden
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Eine Daunenjacke, die so leicht ist, dass man sie zusammenfalten, überall mit hinnehmen und bei jedem Wetter tragen kann – das war die Idee
von Designer Remo Ruffini, als er im Jahr 2008 die „Longue Saison“ für Moncler entwarf. Mittlerweile ist aus ihr ein Klassiker geworden, der
sommers wie winters zum Einsatz kommt und in jeder Saison neu aufgelegt wird. Wir haben uns mal angeschaut, wie er entsteht:
1 Zunächst wird eine Schablone auf dem leichten, Wasser abweisenden Jackenstoff platziert. 2 Nun schneidet ein Laser entlang der Schablone
die einzelnen Elemente aus dem Stoff: Ärmel, Rumpf, Taschen.3 Anschließend kommen die Daunen ins Spiel. Nachdem sie gewaschen, desinfiziert und bei 100 Grad im Ofen getrocknet wurden, werden sie sortiert. Nur die feinsten finden Verwendung. 4 Im nächsten Schritt werden
sie abgewogen, 60 Gramm braucht man pro Jacke. 5 Es folgt die „Daunen-Injektion“: Jedes Element der Jacke wird mit einer anderen, genau
abgestimmten Menge gefüllt. 6 Abschließend werden die einzelnen Teile zusammengenäht. Nach einem letzten Qualitätscheck und dem Anbringen des Logos mit stilisiertem Berg und Hahn am Ärmel wird die Jacke gefaltet und in das dazugehörige Säckchen gelegt. Übrigens:
Moncler wurde 1952 in der Nähe von Grenoble als Ausrüster für Bergexpeditionen gegründet, 2003 ging es an den Italiener Ruffini.
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