Version 1.0.0
Transcription
Version 1.0.0
Powered by www.big-game-board.info Vielen Dank an Mark-Uwe (Falkenfisch) für den wundervollen Bericht! Big Game Fishing Board Reports presents Costa Rica 2008 Ich öffne meine Augen und schaue auf den Wecker . . . 04:45 Uhr . . . perfektes Timing! Um fünf wollte ich aufstehen. Ein Sieg des Unterbewusstseins über die Technik. Zugegebenermaßen allerdings auch dadurch erleichtert, dass mein Bett an der Pazifikküste Costa Ricas steht und ich daher 7 Stunden Zeitunterschied habe, Zuhause ist es also bereits fast Mittag. Nun sollte es also endlich losgehen. 5 Ausfahrten auf den tiefblauen Pazifik liegen vor mir. Die Anreise verlief planmäßig. Zunächst von Hamburg nach Frankfurt/Main. Von dort aus dann mit Zwischenlandung in Santo Domingo nach San Jose/Costa Rica. Eine Nacht dort im Hotel verbringen und am nächsten Tag mit einer kleinen einmotorigen Propellermaschine auf die Pazifikseite. Die Flughöhe hierbei liegt bei ziemlich genau 900 Fuß, was einen herrlichen Blick auf den Mangroven-Regenwald zulässt. Im Vorfeld hatte ich viele Fangmeldungen aus der Region studiert. Das klang alles nicht so richtig gut. Wenn man dann noch bedenkt, dass die "fishing reports" der Anbieter ja häufig noch eine große Portion "advertising" beinhalten . . . nun gut. Ich trete aus meinem klimatisierten Hotelzimmer ins Freie und sofort zieht mich der morgendliche Dschungel in seinen Bann. Warme, duftende, feuchte Luft und unzählige Vogel- und Affenstimmen erzeugen eine wunderschöne friedliche Atmosphäre. Die Sonne geht langsam auf und lässt die Wolken zartrosa leuchten. Das Boot verlässt so gegen 06:00 Uhr den Steg und macht sich auf den Weg, den Flusslauf des Rio Sierpe zur Mündung hinunter und dann auf den Pazifik hinaus. Geschleppt wird mit drei oder vier Ruten der 30lbs-Klasse mit Ballyhoo sowie einer 50lbs.-Rute mit wechselnden Lures auf Marlin. Kaum, dass wir so 15 Minuten alle Ruten im Wasser hatten, bereits der erste Strike! Aber der Fisch nimmt nur kurz Leine und teilt unseren Ballyhoo sauber in zwei Teile. Das Schwanzteil verschlingt er, das Kopfteil mit dem Haken lässt er uns übrig . . . Das war für die nächsten Stunden der einzige Fischkontakt. Hin und wieder sehen wir einen Sail in einigen hundert Metern Entfernung springen. Einmal auch einen kleinen Marlin. Aber für unsere Köder interessiert sich niemand. Bis gegen 11:45 Uhr dann doch unvermittelt eine Rolle kreischt. Ein Mahi-Mahi konnte einem der Ballyhoos nicht widerstehen und wird kurze Zeit später in der eisgekühlten Fischkiste verstaut. Und nun wurde es ganz plötzlich lebhaft. Von 12:00 bis 14:00 Uhr gab es quasi keine ruhige Minute mehr. Allerdings waren es lediglich Bonitos, die sich die Ehre gaben. 8 Stück konnten wir landen, einige weitere zerstückelten lediglich unsere Ballyhoos. Ein weiterer Mahi-Mahi rundete das Bild des Tages ab 2 Mahis, 8 Bonitos . . . nur die Sailfische wollen nicht beißen. Abends gab es dann Mahi-Mahi gegrillt und satt . . . eine Delikatesse die man ja hierzulande leider nicht antreffen kann. Der zweite Tag startet erneut um 06:00 Uhr am Steg. Wieder sind die Köder erst recht kurz im Wasser, bekommen wir gegen 09:154 den ersten Strike. Und heute hängt der Fisch. Erneut ein Mahi-Mahi . . . das Abendessen ist also schon mal gesichert. Die nächsten Stunden steigen regelmäßig weitere Fische ein. Einige halbieren erneut unsere Ballyhoos (Bonitos??), zwei verliere ich nach kurzem Kontakt. Aber zwei weitere Mahi-Mahis bleiben auch hängen und kommen in die Kiste. Der größte mit immerhin 42lbs. ein wirklich schöner Fisch. Plötzlich taucht ein sehr großes graues Schiff aus dem Dunst des Horizontes auf und wir werden bald darauf angefunkt. Internationale Küstenwache! Zunächst wird der Kapitän interviewt, dann darf ich selber ans Funkgerät und kann eine Viertelstunde lang erklären, wer ich bin, wie ich heiße, woher ich komme, was ich hier machen . . . und ob ich eine "fishing license" erworben habe. Sehr erfreut nehme ich zur Kenntnis, dass die Gewässer hier offensichtlich zumindest sporadisch überprüft werden. Am letzten Tag "lief" uns dann auch noch mal die nationale Küstenwache über den Weg. Allerdings ohne uns zu behelligen. Gegen Mittag erspähen wir dann eine Herde Delfine beim Jagen. Darunter sind entweder Thunfische oder Bonitos. Wir kreuzen einige Zeit mit der Herde, können aber keinen Biss bekommen und machen uns auf den Weg zurück. Insgesamt also 3 Mahi Mahi, die Sailfische aber beschränken sich auf das Springen. Abends gibt es dann Carpaccio vom Mahi-Mahi (zum sterben lecker). Zum Hauptgang den Fisch gebacken mit Tomaten und dazu (um mir als Deutschem eine besondere Freude zu machen) Sauerkraut mit rohen Mahi-Mahi-Streifen und Nelken. Der dritte Tag beginnt sehr nebelig, aber die Sonne schafft es dann binnen Minuten, den Schleier vom Urwald zu ziehen. Der Pazifik ist heute unglaublich ruhig. Keine wahrnehmbaren Wellen. Wir fahren über flüssiges Glas. Auf dem Weg nach draußen sehen wir heute noch viel mehr Schildkröten, als sonst. Zu dieser Jahreszeit ziehen innerhalb von 7-10 Tagen ca. 400.000 Schildkröten in die Gegend um Turtle Bay, um Ihre Eier abzulegen. Ein beeindruckendes Schauspiel. Überall ist Baitfisch, ständig flüchten Schwärme von Kleinfischen in Panik vor unserem vorbeifahrenden Boot. Stachelrochen, Adlerrochen und sogar Mantas springen in voller Größe aus dem Wasser. Dann sehen wir in Fahrtrichtung eine Flosse aus dem Wasser ragen. Kein Delfin, dass war schnell klar. Mahi Mahi! Wir verfolgen die Flosse und lassen dann in der Nähe unsere Köder zu Wasser. Die Dorade taucht ab, fühlt sich wohl verfolgt. Wir kreuzen noch 5 Minuten in dem Gebiet, von dem Fisch ist nichts mehr zu sehen . . . aber dafür dann zu hören! In Form der kreischenden Rolle! Gegen 10:00 Uhr liegt also erneut ein Mahi-Mahi in der Fischkiste. Kurze Zeit später gesellt sich dazu der zweite Mahi-Mahi des Tages. Kulinarisch ist der Tag also erneut bereits sehr früh gerettet! Dann, ca. Minuten später, kreischt erneut eine Rolle. Der Fisch nimmt Schnur, kurz warten, Bremse rein und den Fisch in den Widerstand schwimmen lassen. Ups . . . ein ganz ungewohntes Gefühl. Der Fisch ist größer, hat mehr Kraft . . . und ein Schwert! Sailfisch! Na endlich. Ca. 20 Minuten lang veranstaltet der Fisch eine großartige Show . . . . . bevor wir ihn dann fotografieren . . . und releasen können. Es gibt Sie also doch noch, die Sails. Wir bringen alle Ruten wieder aus und nehmen erneut unsere Fahrt auf. Knapp 25 Minuten später interessiert sich erneut ein Sail für unser "Angebot", allerdings für den Teaser. Wir hatten immer einfach noch eine monofile Schnur mit ein paar Kunstködern hinten raus mitlaufen lassen, um Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Was uns ja ganz offensichtlich auch vorbildlich gelungen ist. Jetzt bricht Hektik aus. Der Kapitän hält das Boot auf Kurs und holt mit einer Hand so schnell es eben geht den Teaser ein. Der Sailfisch attackiert wie wild den Teaser mit seinem Schwert, beißt aber nicht zu. Wir holen, ebenfalls so schnell es geht, die Ruten mit den Ballyhoos ein. All das passiert parallel. Der Kapitän reißt den letzten Rest der Teaserschnur aus dem Wasser, der Sail ist max. 2 Meter hinter dem Boot und ist außer sich vor Wut und wir schlenzen ihm passgenau die soeben frisch eingeholten Köder vor die Schnauze. Sofort nimmt der Fisch den Ballyhoo und zieht ab. Ganz kurz gewartet, Bremse hochgeschoben und der Fisch hängt! In unmittelbarer Bootsnähe beginnt der Drill. Ein tolles Schauspiel! Der Fisch ist 10 Minuten später am Boot und bereit für das "Zielfoto" Nach diesem Sailfisch-Intermezzo übernehmen dann wieder die Mahi-Mahi das Regime, gleich in Form eines Doppelstrikes. Der erste Fisch ist eher klein und daher sehr schnell am Boot . . . der zweite dafür größer und deutlich temperamentvoller. Aber auch der Fisch kommt in die Kiste. Kurze Zeit später erspähen wir erneut eine Herde jagender Delfine, an deren Jagd wir gern teilhaben möchten. Wir haben uns kaum in das Geschehen eingefunden, da hängt auch schon der 5. und letzte Mahi Mahi des Tages am Haken. 2 Sailfische und 5 Mahi Mahi, ein ausgezeichneter Tag bei wirklich allerbestem Wetter. Abends gab es dann Mahi Mahi mit Tabascosauce überbacken,dazu King Prawns, Butterkartoffeln und Corn. Auch nicht zu verachten . . . Die vierte Ausfahrt startete mit einer Plastiktüte im Ansaugstutzen des Außenbordmotors und einer damit zusammenhängenden latenten Überhitzung. Zivilisationsmüll gibt es halt auch hier im Mangrovendschungel. Aber das war bald überstanden, Betriebstemperatur wieder normal und somit waren die Fanggründe schnell erreicht. Heute waren viele Sails an der Oberfläche zu sehen. In den ersten 2 Stunden fuhren wir drei Sailfische gezielt an und ließen unsere Ballyhoos möglichst verführerisch und unverfänglich rein zufällig in unmittelbarer Nähe entlang schwimmen, doch wir wurden mit Missachtung gestraft. Dann doch plötzlich und unerwartet der erste Strike, erneut ein treuer Mahi Mahi, die mich den ganzen Trip über nicht im Stich gelassen haben. Nachdem dieser in der Fischkiste verschwunden war und wir wieder "Betriebsbereitschaft" hergestellt hatten, erblickten wir erneut zweimal Sails an der Oberfläche. Und schließlich interessiert sich sogar einer für unser Angebot. Die Rollenbremse gab Schnur ab . . . aber der Fisch ließ wieder los. Es folgte ein zweiter Angriff, aber auch diesmal blieb der Sail nicht hängen und wir mussten unseren arg ramponierten Ballyhoo einholen und gegen einen neuen austauschen. Weiter ging's. 10 Minuten später ein Schatten hinter unserer Marlin-Lure! Aber kein Biss. Sail oder Marlin?? Wir warten gespannt, was passiert . . . . . . . 30 Sekunden später kreischt die Bremse am rechten Outrigger. Sail! Und der hängt! Erneut ein schöner Drill und ein wunderschöner Fisch . . . . . . der sich nach dem Foto neben dem Boot erholen kann und wieder releast wird. Wir bringen wieder alle Köder in Betriebsbereitschaft und müssen nur 10 Minuten bis zum nächsten Strike warten. Der Fisch springt in voller Länge aus dem Wasser . . . und ist weg! Sekunden später erneuter Strike auf einer anderen Rute . . . der hängt und der Drill beginnt. Eine knappe Viertelstunde später ist der Fisch in Sichtweite des Bootes. Und siehe da, er wird von einem zweiten Sail ganz brav begleitet! Der Mate versucht auch diesem Sail einen unserer Ballyhoos anzubieten, aber der Fisch ist zu misstrauisch und beißt nicht. Wir machen von unserem Sail schnell ein Foto . . . . . . und entlassen ihn dann zu seinem Partner in den tiefblauen Pazifik. Kurze Zeit später erspähen wir erneut Flossenspitzen von zwei Sails. So glaubten wir zumindest. Als wir näher kamen, verwandelten sich die zwei Fische zu einem Fisch. Ein wahres Monster von Sailfisch. Natürlich sehr schwer zu schätzen, wie schwer der Fisch wohl ist. Und leider zeigt er auch überhaupt kein Interesse an unseren ach so leckeren Ködern! Er taucht einfach ganz langsam un geradezu majestätisch ab. Auf der weiteren Fahrt haben wir dann noch einen Mahi Mahi Biss, können den aber nicht verwerten und fahren so mit einem Mahi Mahi in der Fischkiste und zwei releasten Sails wieder Richtung Bootststeg. Der 5. Tag und letzte Tag bricht an. Diesmal geht unsere Fahrt weiter Richtung Süden. Eigentlich einer der vielen "Hot-Spots" der Region, aber bis auf einen gesichteten Sail sind die ersten zwei Stunden völlig ereignislos. Nicht einmal springende Fische sind zu sehen. Ein zweites Boot begleitet uns, ebenfalls erfolglos. Wir entschließen uns zu einem Standortwechsel und fahren weiter Richtung Norden. Nach 50 Minuten Fahrt erreichen wir die Gewässer um Cano Island. Dort ist es deutlich flacher und wir beschließen, hier unser Glück zu versuchen, nachdem wir zumindest zwei Sails haben springen sehen. Und tatsächlich, nach vielleicht 30 Minuten Schleppfahrt sehen wir ein wildes wippen unserer Marlinrute. Ein Sail attackiert den Lure, beißt aber nicht. 30 Sekunden später, vermutlich derselbe Fisch, diesmal auf unseren Ballyhoo. Diese Ködergröße schien ihm besser zu passen. Aber leider blieb es auch hier bei einer Attacke. Der Fisch wollte nicht wirklich fressen. Zweimal ging die Rollenbremse, aber er bleib nicht hängen. Die nächsten Stunden verliefen völlig ereignislos. Kein Fisch zu sehen, Kein Fisch springt und erst recht kein Biß. Wir machen uns so langsam auf den Rückweg. Heute bleibt es wohl beim Schneider. Da wir heute soviel gefahren sind, trollen wir die ersten Meter des Rückweges, anstatt wie sonst mit Vollgas zurückzufliegen. Plötzlich ein komischen Geräusch. Wir gucken uns an, keiner kann es so recht unterbringen. Ah . . . eine Rollenbremse . . . STRIKE! Na so was, damit hatte keiner mehr gerechnet. Ich schnappe mir die Rute und nehme gerade Kontakt zu meinem Mahi Mahi auf, da fliegt auch schon die zweite Leine aus dem Outrigger. Doppelstrike! Flako, der Mate nimmt sich der zweiten Rute an. Beide Fische scheinen sich gut zu kennen, schwimmen sie doch im Abstand von vielleicht 50 cm parallel zueinander und lassen sich nicht trennen. Jerehmia, der Kapitän, hat nun die undankbare Aufgabe, die verbleibenden 3 Ruten und den Teaser einzuholen. Währenddessen machen sich unsere beiden Doraden einen großen Spaß daraus, hinter dem Boot immer wieder von ganz links nach ganz rechts zu schwimmen und wieder zurück. Glücklicherweise können wir die Schnüre durch einen günstigen Einfallswinkel des Sonnenlichtes gut sehen und können so entsprechende "Entflechtungsarbeit" leisten. Unser "Tanz" sah ganz bestimmt sehr lustig aus. Anglerballett. Mein Fisch war dann zuerst am Boot und wurde vom Kapitän gegafft. Der zweite Mahi von Flako kam wenig später in Bootsnähe und so hatte ich die Gelegenheit, auch mal "Mate" zu spielen und den Fisch am Leader zu greifen und zu gaffen. Vertauschte Rollen. Also auch heute kein Schneider. Es blieb bei diesem Ergebnis, das Boot, dass wir heute Morgen im Süden verlassen hatten, blieb den ganzen Tag dort . . . und blieb ohne Fischkontakt. Ein letztes Mal ging es zurück, den Fluß hinauf zum Bootssteg, vorbei an der prachtvollen Kulisse des Regenwaldes, durch Mangrovenwälder und Palmenhaine. Wohl wissend, dass zuhause Temperaturen um die minus 5 Grad herrschen. Ein paar letzte "Imperial", am nächsten Tag geht es dann wieder Richtung San Jose und von dort nach Hause. Insgesamt eine bunte Ausbeute an Fisch, wenngleich ich mir sicher ein paar mehr Sails gewünscht hätte. Aber es war wohl noch etwas früh im Jahr, März wäre dieses Jahr möglicherweise der bessere Monat gewesen. Aber grundsätzlich ist Costa Rica aufgrund der Fischvielfalt, der hervorragenden und sehr stabilen Wetterbedingungen und der traumhaften Natur immer mal wieder eine Reise wert.