Ludwig van Beethoven - BRG Krems Ringstraße

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Ludwig van Beethoven - BRG Krems Ringstraße
Ludwig van Beethoven
Ludwig van Beethoven wurde 1770 in Bonn geboren, damals noch eine unbekannte
Kleinstadt. Er stammte aus einer Musikerfamilie. Vater und Großvater waren Sänger
im kurfürstlichen Orchester. Sein Vater war sehr ehrgeizig: Am liebsten wollte er aus
seinem Sohn ein Wunderkind wie Mozart machen. Schon mit vier Jahren musste der
kleine Ludwig, auf einem Stuhl stehend, Klavier spielen. Oft wurde er nachts zum
Üben vom betrunken heimkommenden Vater aus dem Schlaf gezerrt.
Als Ludwig van Beethoven 12 Jahre alt war, hatte der Vater die Familie so weit in
den Ruin getrieben, dass Ludwig mitverdienen musste - zunächst als Gehilfe seines
Lehrers, des Hoforganisten Christian Gottlob Neefe, dann als kurfürstlicher
Hilfsorganist mit 150 Gulden Monatsgehalt.
Mit 17 Jahren reist Beethoven in die österreichische Hauptstadt Wien, damals das
kulturelle und musikalische Zentrum Europas. Er soll bei Wolfgang Amadeus Mozart
studieren. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Zwar sagt ihm Mozart eine
große Zukunft voraus, aber schon nach wenigen Wochen erfährt Beethoven, dass
seine Mutter todkrank ist, und kehrt nach Bonn zurück.
Die Mutter stirbt. Zur Trauer über ihren Tod und der Enttäuschung über die verpasste
Chance in Wien kommt eine weitere Last hinzu. Weil der Vater inzwischen gänzlich
dem Alkohol verfallen ist, muss Beethoven für die Familie sorgen. Glück im Unglück:
Er macht die Bekanntschaft einer reichen Witwe, deren Kinder er unterrichtet und die
ihn einflussreichen Persönlichkeiten vorstellt.
Sein außergewöhnliches Talent erregt die Aufmerksamkeit des österreichischen
Komponisten Joseph Haydn, der ihn 1792 nach Wien einlädt. Beethoven nimmt das
Angebot an und kehrt Bonn für immer den Rücken.
Im Wien des ausgehenden 18. Jahrhunderts wartete man nur auf jemanden wie
Beethoven. Wolfgang Amadeus Mozart war 1791 gestorben und die Musikliebhaber
der Stadt brauchten ein neues Idol. Schnell wurde Beethoven ein gefragter Künstler,
und man war bereit, für seine Kompositionen, seine Veröffentlichungen und seinen
Unterricht zu zahlen, was er verlangte.
Als gefeierter Star und kurz davor, auch internationale Berühmtheit zu erlangen,
verdiente Beethoven mehr als alle anderen Künstler seiner Zeit. Doch eine Wolke
verdunkelt den Horizont. Beethoven bemerkte, wie sein Gehör immer schlechter
wurde. Er konsultierte eine Vielzahl von Ärzten, die ganz unterschiedliche Diagnosen
stellten, aber alle das Gleiche voraussagten: Die Schwerhörigkeit sei unheilbar und
würde bis zu völliger Taubheit voranschreiten. Für Beethoven eine traumatische
Erfahrung, die ihn 1802 an den Rand des Selbstmords trieb. Er wurde mürrisch und
argwöhnisch, neigte immer mehr zu sinnlosen Zornesausbrüchen und zog sich
zunehmend von den Mitmenschen zurück.
Fidelio ist die einzige Oper von Ludwig van Beethoven, in zwei Akten. Die
Uraufführung der ersten Fassung des Fidelio fand am 20. November 1805 am
Theater an der Wien statt, jene der zweiten Fassung ebenda am 29. März 1806, die
der endgültigen Fassung am 23. Mai 1814 im Wiener Kärntnertortheater. In ihr sah
Beethoven die Möglichkeit, die gegen jede Tyrannei gerichteten Prinzipien der
politischen Freiheit, der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit durch die Rettung eines
unschuldigen Helden aus höchster Not zum Ausdruck zu bringen. Auch auf Künstler
späterer Generationen wie den Filmregisseur Stanley Kubrick hatte das Werk
erheblichen Einfluss, wie sich insbesondere im Film Eyes Wide Shut zeigt: Das
Passwort für den Zugang zu einer okkulten Orgie lautet ebenfalls „Fidelio“ und
charakterisiert das Spannungsverhältnis zwischen Sexualität (Trieb) und Liebe
(Treue), in dem der Mensch gefangen ist, dessen Bewältigung dieser aber auch
selbst in der Hand hat. Bezeichnenderweise ,opfert‘ sich auch hier eine Frau für den
Protagonisten, um dessen Flucht zu ermöglichen.
Beethoven blieb zeit seines Lebens Junggeselle. Zwar äußerte er häufiger den
Wunsch zu heiraten, schreckte dann aber doch immer wieder davor zurück. Mit 30
Jahren verliebte er sich in die Gräfin Giulietta Guicciardi, aber Standesunterschiede
machten eine Heirat unmöglich. Die Gräfin heiratete einen anderen. Daraufhin soll er
ihrer Cousine Josephine drei Jahre lang den Hof gemacht haben, aber auch ihre
Familie war gegen eine solche Verbindung. Drei Jahre später war es Therese
Malfatti, die Tochter eines seiner Ärzte, in die er sich verliebte. Doch Beethoven war
unentschlossen und konnte sich zu keinem Heiratsantrag durchringen. Abgesehen
von einigen glühenden Liebesbriefen an eine 'unsterbliche Geliebte', geschrieben um
1812, scheint es, als habe er sich mit dem Junggesellenleben abgefunden.
Der Kontakt zu seiner Familie in Bonn jedoch war nicht abgebrochen. 1815 starb
sein Bruder Caspar. Er hatte die Vormundschaft für seinen 9jährigen Sohn Karl
seiner Frau Johanna und Beethoven übertragen. Beethoven, der Johanna nicht
sonderlich schätzte, versuchte, ihr die Vormundschaft entziehen zu lassen. Nach
einem dreijährigen Rechtsstreit wurde Johannas Vormundschaft auch tatsächlich
annulliert. Doch Beethoven, der abwechselnd äußerst streng und sehr nachgiebig
war, eignete sich nicht als Vormund. Karl litt darunter, geriet auf die schiefe Bahn und
unternahm schließlich einen Selbstmordversuch.
Obwohl Beethoven hervorragend verdiente, lebte er in einem verfallenen Haus in
Heiligenstadt bei Wien. Wegen seiner Taubheit zog er sich mehr und mehr von den
Menschen zurück. Zwar dirigierte er immer noch seine eigenen Kompositionen. Den
Applaus konnte er nicht mehr hören. Komponieren konnte er auch weiterhin, denn er
brauchte dazu kein Instrument. Er hatte die Töne im Kopf. Jedoch verwendete er
soviel Sorgfalt auf seine Kompositionen, dass er sie oft zu spät fertig stellte. Die
Missa Solemnis, eine Messe zur Inthronisation des Erbischofs von Ölmütz 1820,
wurde erst 1823 fertig.
Sein letztes Werk, ein Streichquartett, vollendete er 1826. Er starb am 26. März 1827,
wahrscheinlich an Leberzirrhose. Am Tag seiner Beerdigung blieben die Schulen in
Wien geschlossen. 20000 Menschen gaben ihm sein letztes Geleit.
Beethoven war sein Leben lang ein Rebell gewesen. Mit seinem Aufbegehren gegen
die Form und seiner Konzentration auf die persönliche Aussage in der Musik schlug
er die Brücke von der Klassik zur Romantik.
Bedeutung
Beethoven gilt heute als der Vollender der Wiener Klassik und Wegbereiter der
Romantik. Insbesondere in den für die Epoche der Wiener Klassik grundlegenden
Formen der Sinfonie, der Klaviersonate und des Streichquartetts hat er Werke
geschaffen, deren musikgeschichtlicher Einfluss kaum zu übertreffen ist. So legte
Beethoven beispielsweise wichtige Grundsteine für die weitgehende sinfonische
Durchdringung der Solokonzerte in der weiteren Musikgeschichte.
Auch eine immer weiterführende Konzentration von Sinfonien und Solokonzerten,
sich von Quantität zu Qualität bewegend, kann Beethoven zugesprochen werden.
In der ersten Periode seines Schaffens schloss er sich noch aufs engste an Haydn
und Mozart an, bis er zu seinem ganz eigenen Stil fand. Was ihn nun vor diesen
Vorgängern auszeichnet, die ja ihrerseits schon die Instrumentalstimmen stark
individualisiert hatten, ist zunächst die weitere Ausgestaltung der übernommenen
Formen zu größeren, den neuen Ideen angemessenen, Dimensionen. Unter seinen
Händen erweiterte sich das bisher höfisch-aristokratische Menuett zum lebhaften
Scherzo; das Finale, vor Beethoven meist nur ein heiter und lebhaft sich verlaufender
Ausgang, wurde bei ihm zum Gipfelpunkt der Entwicklung des ganzen Werks und
übertrifft an Wucht und Breite nicht selten den ersten Satz. Das andere Neue war die
überall erkennbare Einheit eines zusammenfassenden Gedankens. Was er in
einzelnen Werken (z. B. in den Klaviersonaten Pathétique und Appassionata, Les
Adieux, in der Eroica und in der Pastoral-Sinfonie) schon durch den Titel deutlich
machte, lässt sich auf die Mehrzahl seiner Instrumentalwerke anwenden: dass die in
den einzelnen Teilen dargestellten Seelenzustände in einer inneren Beziehung
zueinander stehen.
Seine Skizzenbücher zeigen, mit wie viel unermüdlicher Arbeit und wiederholten
Versuchen er seinen Werken die Gestalt zu geben suchte, in der sie ihn schließlich
befriedigten. Man staunt, wie O. Jahn schrieb:
„… über seine Art, „nicht bloß einzelne Motive und Melodien, sondern die kleinsten
Elemente derselben hin und her zu wenden und zu rücken und aus allen denkbaren
Variationen die beste Form hervorzulocken; man begreift nicht, wie aus solchem
musikalischen Bröckelwerk ein organisches Ganzes werden könne …. Und machen
diese Skizzen nicht selten den Eindruck unsichern Schwankens und Tastens, so
wächst nachher wieder die Bewunderung vor der wahrhaft genialen Selbstkritik, die,
nachdem sie alles geprüft, schließlich mit souveräner Gewißheit das Beste behält.“
O. Jahn: Gesammelte Aufsätze, S. 243
Über die 9. Sinfonie
Eine völkerverbindende Sinfonie
Kurz nach dem Fall der Berliner Mauer Ende 1989 eilte Leonard Bernstein nach
Berlin. Mit Musik unterstrich er die weltumspannende Freude über das Ende der
Trennung der Menschen in Ost und West und schenkte den Berlinern in beiden
Teilen der Stadt je ein Konzert. Bernstein dirigierte Beethovens 9. Sinfonie. Nur
dieses
Werk
erschien
ihm
geeignet,
die
große
Begeisterung
jener
Zeit
wiederzugeben - und Millionen von Zuschauern in 36 Ländern, die die Übertragung
verfolgten, gaben ihm Recht.
Ende 1989 war Berlin sicherlich die aufregendste Stadt in Europa. Die Mauer, die
fast 40 Jahre die Stadt zertrennt hatte, war in unblutiger Revolution gefallen; die
Wiedervereinigung unseres Landes kündigte sich an. In diesen rauschhaften
Wochen spielte auch Beethovens Neunte Sinfonie eine besondere Rolle: Leonard
Bernstein war nach Berlin geeilt, und mit hochkarätigen Musikern aus aller Welt
spielte er die Neunte; einmal dirigierte er im Osten und einmal im Westen der Stadt.
Bernstein machte etwas sehr Ungewöhnliches - wenn man die besonderen
Umstände außer Acht lässt, würden manche auch sagen können, etwas
Ungeheuerliches. Er griff an entscheidender Stelle in den Text ein: Wo es in Schillers
Ode und damit auch im Finale der Sinfonie heißt "Freude schöner Götterfunken", da
ersetzte Bernstein die "Freude" durch das Wort "Freiheit".
Im Programmheft verteidigte er diesen Eingriff: Er sei sicher, dass Beethoven ihm
seinen Segen gegeben hätte. Kein Werk erschien Bernstein und vielen Zeitgenossen
geeigneter, die große Begeisterung über das Ende einer mörderischen Grenze
wiederzugeben. Die meisten Zuhörer, Millionen in den 36 Ländern, in welche die
Aufführung übertragen wurde, werden ihm zugestimmt haben. Und der Wechsel von
der
Freude
zur
Freiheit
beschäftigt
noch
heute
Musikkritiker
und
Kulturwissenschaftler, wenn es um die Authentizität von Beethovens berühmtester
Komposition geht.
Kein zweites Werk der sinfonischen Literatur hat eine so breite und vielschichtige
Rezeptionsgeschichte entfaltet wie Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie. Sie markierte
im 19. Jahrhundert eine bedeutsame Entwicklung: Zum ersten Mal wurde in ein
sinfonisches Werk die menschliche Stimme einbezogen, indem Beethoven die "Ode
an die Freude" von Friedrich Schiller im Finale vertonte. Ihre Wirkung reicht seither
weit über den musikalischen Bereich hinaus; sie hat Dichter, Schriftsteller und
bildende Künstler inspiriert und tiefgreifende ästhetische und philosophische
Erörterungen und Diskussionen ausgelöst. Vor allem aber hat sie, seitdem sie im Mai
1824 zum ersten Mal erklang, zu allen Zeiten den Menschen guten Willens ihre
Botschaft verkündet, die Idee von der Freude und der weltumspannenden
Brüderlichkeit unter den Menschen.
Für Anton Bruckner etwa wurde das Erlebnis der 9. Sinfonie, besonders ihrer drei
instrumentalen Sätze, zum auslösenden Moment seines gesamten sinfonischen
Schaffens, während Gustav Mahler auf dem von Beethoven eröffneten Weg der
Einbeziehung von Singstimmen und Chören weiter schreiten sollte. Für beide
Komponisten gewann im Hinblick auf ihre Sinfonien die Neunzahl eine geradezu
magische Bedeutung, wohinter sich die doppelte Sorge verbarg, ihre jeweils eigene
Neunte könnte einen Vergleich mit der übermächtigen Vorgängerin nicht bestehen,
und sie selbst würden - wie deren Schöpfer - in ihrem Schaffen über eine neunte
Sinfonie nicht hinausgelangen.