Motivieren, begeistern, bewegen

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Motivieren, begeistern, bewegen
FUSSBALL IST ALLES
Gemeinsam bewegen
Motivieren, begeistern, bewegen
Eine Studie des VfL Wolfsburg zur Motivation von Schülern im Unterricht
Inhalt
PressemiTTEilung
Mehr Chaka für den Unterricht
Studie des VfL Wolfsburg zeigt: Eltern haben wenig Vertrauen in Motivationskraft der Schule. Experten sehen Potenzial in neuen Vermittlungsformen.
Motivation – was feuert den inneren Lernantrieb an?
Der VfL Wolfsburg engagiert sich im Rahmen seiner Initiative
„Gemeinsam bewegen“ für mehr Motivation im Klassenzimmer.
„Der Teamgedanke ist in der Schule genauso
wichtig wie beim FuSSball“
Interview mit Patrick Helmes.
Mit den Wölfen lernen
Das VfL-Wiki hilft Schülerinnen und Schülern, Wissen im Schulalltag
interaktiv zu erarbeiten und steigert ihre Motivation.
www.vfl-wolfsburg.de
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Pressemitteilung
Mehr Chacka für den Unterricht
Studie des VfL Wolfsburg zeigt: Eltern haben wenig Vertrauen in Motivationskraft der Schule. Experten sehen Potenzial in neuen Vermittlungsformen.
Wolfsburg. Fast die Hälfte aller Eltern glauben, dass ihre Kinder in der Schule nicht ausreichend motiviert
werden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die der VfL Wolfsburg im Rahmen einer Studie zur Lernmotivation beauftragt hat.
Viele Eltern sehen Schüler besser motiviert, wenn Lehrer sie aktiver in die Gestaltung des Unterrichts einbeziehen und häufiger Themen aus der Lebenswelt der Kinder in der Schule behandeln würden.1 Für die Studie geführte Experteninterviews bestätigen diese Einschätzung: Pädagogen, Bildungsexperten und Wissenschaftler
gehen mehrheitlich davon aus, dass neue Lehrkonzepte gefragt sind, um Schülerinnen und Schüler stärker für
den Unterricht zu begeistern. Der Neurobiologe Martin Korte ist der Ansicht, dass Kinder motivierter lernen,
wenn Lehrkräfte ihnen öfter zeigen, wie sie das Erlernte im Alltag anwenden können. Die innere Motivation
der Schüler könne man stärken, indem sie den Unterricht aktiver mitgestalten und Aufgaben und Themen
mitbestimmen dürften.
Der VfL Wolfsburg engagiert sich mit seiner Initiative „Gemeinsam
bewegen“ in mehreren Schulprojekten für motivierende Unterrichtsgestaltung und setzt dabei auf seine Vorbildrolle für junge Fußball-Fans. „Motivation ist der Motor von Entwicklung. Ein Athlet
oder Spieler, der sich nicht für seinen Sport begeistert, wird genauso wenig Erfolg haben wie Schüler, die sich in der Schule langweilen. Deshalb kommt es sehr stark darauf an, mit welchen
Methoden gelernt wird“, erklärt Nico Briskorn, Leiter der Stabsstelle für Corporate Social Responsibility des VfL Wolfsburg und Initiator der Studie. Seit 2011 stellt der Verein
Schulen das VfL-Wiki zur Verfügung. Gemeinsam mit Medienpädagogen hat der VfL Wolfsburg diese offene
virtuelle Wissensplattform entwickelt, mit der Schülerinnen und Schüler selbständig und interaktiv Unterrichtsthemen erarbeiten und weiterentwickeln können. Die aktive Mitgestaltung der Wiki-Inhalte und selbständige
Verbindung der Themen zur eigenen Lebenswelt bei der Bearbeitung sind dabei motivationsfördernd, wie
Lehrkräfte in einem ersten Feedback bestätigten.
Begeisterung für den Lernstoff wecken
Eltern haben eine konkrete Vorstellung davon, wie der Unterricht aussehen sollte, damit die Schüler begeistert und engagiert bei der Sache sind. So glauben drei von vier Befragten, dass Schüler in der Gruppe
motivierter lernen. Knapp die Hälfte (49 Prozent) sieht auch im Einsatz digitaler Medien Motivations-Potenzial. Die Experten plädieren in den Interviews mit dem VfL Wolfsburg vor allem für einen Methoden-Mix. Das Benotungssystem allein hält Martin Korte dagegen für ungeeignet, um Kinder langfristig zu besseren Leistungen anzuspornen: „Die Aussicht auf gute Noten motiviert Schüler nicht nachhaltig.
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Viel wichtiger ist, dass Lehrer Schüler für den Stoff begeistern. Dann folgt der Wille, mehr zu lernen, ganz von
selbst.“
Mehr Motivation durch bessere Vermittlung
Fast alle Experten empfehlen den Lehrern, ihren Schülern zu erklären, warum der Lernstoff wichtig ist und was
sie mit dem Wissen im Alltag anfangen können. „Wir beobachten in unseren Schulprojekten, dass die Kinder
engagierter dabei sind, wenn die Themen ihre Lebenswirklichkeit betreffen“, berichtet Nico Briskorn. Das bestätigt auch ein Großteil der Eltern in der Umfrage (82 Prozent).
Lernen mit und vom FuSSball
Gute Erfahrungen haben Lehrer mit dem VfL-Wiki gemacht. Die offene virtuelle Wissensplattform stellt der Verein Schulen in Niedersachsen
und Sachsen-Anhalt zur Verfügung und unterstützt die Lehrkräfte mit
Vor-Ort-Schulungen und virtuellen Workshops für einen effektiven Einsatz des VfL-Wikis im Unterricht. Schüler können auf der Plattform sowohl
Unterrichtsergebnisse sammeln und Beiträge der Mitschüler ergänzen als
auch interaktive Übungen für jüngere Klassenstufen erstellen. Vor allem
aber können sie selbstständig neue Themen erarbeiten und diskutieren. Bei der Entwicklung des Wikis in Kooperation mit E-Learning-Experten war dem VfL Wolfsburg wichtig, Motivationsfaktoren aus der Fußballwelt
auf das Lernkonzept zu übertragen: Schüler zeigen in der gemeinsamen Arbeit Teamspirit und können ihre individuellen Talente einbringen. Zusätzlich finden sie im Wiki Aufgaben rund um das Thema Fußball oder üben
Kopfrechnen mit den Rückennummern der Spieler. Kathrin Bornschein, Lehrerin an der Erich-Kästner-Grundschule, berichtet: „Durch die Verknüpfung mit Fußballthemen sind die Kinder besonders motiviert und zeigen
große Lernfreude. Und alles, was mit Spaß gelernt wird, behalten sie auch besser.“ Eine qualitative Feedbackbefragung unter den teilnehmenden Schulen bestätigt diese Einschätzung: 63,6 Prozent der Lehrer beobachteten auch nach mehrmonatigem Einsatz des VfL-Wikis eine gesteigerte Lernmotivation bei den Schülern.
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Im Rahmen der Lernmotivationsstudie des VfL Wolfsburg befragte das Forsa-Institut in einer bundesweiten Umfrage
1.008 Personen im Alter von 25 bis 59 Jahren mit im Haushalt lebenden Kindern zwischen 6 und 18 Jahren.
Der VfL und seine CSR-Initiative „Gemeinsam bewegen“
Seit seiner Gründung 1945 ist der VfL Wolfsburg mit der Stadt, seiner Region und seinen Fans fest verbunden. Für den Verein schließt die damit einhergehende Verantwortung soziales Denken und Handeln mit
ein. Seine Vorbildrolle möchte der VfL nutzen, um durch gesellschaftliches Engagement zum Nachdenken
und Mitmachen anzuregen. Als einer der ersten Vereine in der Bundesliga
hat der VfL Wolfsburg deshalb 2010 eine eigene Stabsstelle für den Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) eingerichtet. Unter dem Motto
„Gemeinsam bewegen“ konzipiert und koordiniert das CSR-Team mit dreieinhalb festen Stellen gemeinnützige Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Integration und Umwelt. Informationen zu allen Aktivitäten rund um
„Gemeinsam bewegen“ unter: www.vfl-wolfsburg.de/soziales
Gemeinsam bewegen
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Hintergrundinformation
Motivation – was feuert den inneren
Lernantrieb an?
Der VfL Wolfsburg engagiert sich im Rahmen seiner Initiative „Gemeinsam bewegen“ für mehr Motivation im Klassenzimmer
Das Ziel heißt Kroatien – zumindest auf der virtuellen Reise der 3c der Erich-Kästner Grundschule in Weddel.
Die Klasse nimmt am Muuvit-Abenteuer des VfL Wolfsburg teil. Jede Bewegung im Alltag bringt Kilometerpunkte und bringt die Teilnehmer ihrem virtuellen Ziel näher. Dafür nehmen die Schülerinnen und Schüler
sogar einen gemeinsamen Dauerlauf vor der ersten Stunde gerne in Kauf. Nebenbei errechnen sie ihren Kilometerfortschritt und tragen Wissenswertes über Land und Leute des Reiseziels zusammen. „Muuvit wird von
den Kindern begeistert angenommen. Und weil sie mit Spaß lernen, behalten sie auch alles besser“, berichtet
Klassenlehrerin Kathrin Bornschein. Von so viel Motivation können Lehrer im Unterrichtsalltag oft nur träumen. Häufig können Kinder und Jugendliche den Unterrichtsthemen nur wenig abgewinnen und „bezahlen“
für ihre Unlust mit schlechten Noten. Viele Eltern und Experten nehmen an, dass es den Lehrkräften mit den
derzeitigen Lehrmethoden nicht gelingt, die Schüler für die Lerninhalte zu begeistern. Das zeigt die aktuelle
Lernmotivationsstudie des VfL Wolfsburg: Knapp die Hälfte der befragten Eltern glauben, dass ihre Kinder in
der Schule nicht ausreichend motiviert werden.
Innerer Lernantrieb wichtig für den Erfolg
Eine Stellschraube für mehr Motivation ist der Sport – das beweist nicht zuletzt der Erfolg des Muuvit-Abenteuers. Der VfL Wolfsburg nutzt seine Vorbildfunktion bei den jungen Fußball-Fans und engagiert sich im Rahmen
seiner Initiative „Gemeinsam bewegen“ in mehreren Schulprojekten für eine stärkere Lernmotivation. Denn nicht
nur Lehrer, auch Sportler kennen die große Bedeutung des
inneren Antriebs. „In unserer Nachwuchsförderung stellen
wir jeden Tag fest, wie wichtig die Motivation ist“, erklärt
Nico Briskorn, der die Initiative beim VfL Wolfsburg betreut. „Wenn der innere Antrieb da ist, sind die Jugendlichen zu enormen Leistungen fähig. Fehlt das Interesse,
fällt die Leistungskurve schnell ab.“ Die Frage, die Pädagogen und sportliche Nachwuchsförderer gleichermaßen
beschäftigt: Wieso nimmt mancher Jugendliche begeistert
an Unterricht oder Training teil, während sich andere nur
mit großer Mühe auf das Lernen einlassen? Was können
Lehrer und Trainer tun, um den inneren Lernmotor anzukurbeln? Mit seinen Bildungsprojekten widmet sich der VfL
Wolfsburg schwerpunktmäßig dem Thema und regt zum
Austausch zwischen Schule und Sport an.
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Motivation: Gut erforscht, schwer zu erreichen
„Der Wille versetzt Berge“, weiß der Volksmund – und bringt damit auf den Punkt, warum Wissenschaftler aus
Psychologie, Pädagogik und Neurowissenschaften seit vielen Jahren versuchen, dem Ursprung des inneren
Antriebs auf den Grund zu gehen. Denn ist er da, läuft das Lernen fast mühelos. Fehlt echte Motivation aber,
dann können auch Notendruck und Disziplin nicht viel ausrichten. „Lernmotivation ist nicht nur ein Thema, dass
die Schuljahre betrifft: Wer in jungen Jahren Spaß am Lernen hat und sich seine Neugier auf neue Themen
behält, hat es auch im späteren Berufsleben leichter, sich weiterzuentwickeln“, so Nico Briskorn, der die Lernmotivationsstudie des VfL Wolfsburg initiiert hat.
Die in der Lernmotivationsstudie vom VfL befragten Experten sehen im eigenen Interesse der Schüler am
Lernstoff, der so genannten „intrinsischen Motivation“, die große Herausforderung für Lehrerinnen und Lehrer.
„Saint-Exupéry hat einmal gesagt: Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um
Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben, und die Arbeit einzuteilen, sondern
lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer“, erklärt der Neurobiologe Martin Korte.
Deshalb schlägt er vor, mehr Zeit darauf zu verwenden, die Begeisterung der Schüler für den Lernstoff zu
wecken, bevor die eigentlichen Inhalte vermittelt werden.
Der Alltag an vielen Schulen sieht anders aus. Das Schulsystem setzt bei fehlendem Eigeninteresse der Schüler
vor allem auf äußere Anreize: Belohnung und gute Noten auf der einen, Strafen wie Sitzenbleiben auf der
anderen Seite – die so genannte „extrinsische Motivation“. Das kurbelt zwar nicht das Interesse an einem Thema an, führt aber in der Regel dazu, dass die Schüler trotzdem mitarbeiten. Das Problem mit dieser Art von
Motivation: Sie sinkt, sobald keine Belohnungen oder Strafen mehr in Aussicht stehen. Studien haben sogar
nachgewiesen, dass externe Anreize langfristig die innere Motivation schwächen.
„Sehr viele Schulen schaffen es, motivierte, neugierige und wissbegierige Kinder zu demotivieren. Dabei ist
es so wichtig, das sich das kreative Potenzial der Kinder entfalten kann“, gibt die Bildungsunternehmerin Béa
Beste zu bedenken.
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Selbstbestimmung als Anschub für die Motivation
Einen für Schulen interessanten Ansatz bieten die britischen Motivationsforscher Edward L. Deci und Richard
M. Ryan an. Sie gehen davon aus, dass Art und Umfang der Motivation davon abhängen, wie gut jemand
mit einer Handlung die drei menschlichen Grundbedürfnisse Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit befriedigen kann. Auf das Lernen übertragen: Wenn Schüler sich als autonom anstatt fremdbestimmt
erfahren, wenn sie sich im Unterricht als kompetent erleben und in der Gemeinschaft anerkannt sind, ist ihr
innerer Antrieb am stärksten. Die meisten Eltern teilen diese Einschätzung: 82 Prozent der im Rahmen der
Lernmotivationsstudie befragten Eltern halten es beispielsweise für motivationsfördernd, wenn die Schüler
den Unterricht aktiv mitgestalten dürfen, weitere 76 Prozent glauben an Motivation durch Gruppenarbeit. „In
unseren Schulprojekten versuchen wir deshalb, den Schülern einen Rahmen zu geben, in dem sie sich selbst
ohne Druck ausprobieren und den Teamspirit der Klassengemeinschaft spüren können“, so Nico Briskorn.
Selbstbestimmtes Lernen in der Praxis: Das VfL-Wiki
Um die Motivation der Schülerinnen und Schüler anzukurbeln, sind neue schulische Konzepte nötig. Immer
mehr Schulen gestalten ihren Unterricht heute so um, dass die Schüler selbst entscheiden können, mit welchen
Themen sie sich beschäftigen und wie sie das tun. Ein Projekt, das den Schülern viel Selbstständigkeit einräumt,
ist das vom VfL Wolfsburg zusammen mit Medienpädagogen entwickelte VfL-Wiki für den Schulunterricht.
Hier befassen sich die Schüler mit Themen, die sie selbst wichtig finden, tragen ihr Gelerntes in dem virtuellen Wissensportal zusammen, teilen, ergänzen und diskutieren die Beiträge untereinander und erarbeiten so
ganze Themengebiete.
Auch Ziel und Zweck der Arbeit mit dem VfL-Wiki sind den Schülerinnen und Schülern von Anfang an klar: Ob
Cybermobbing, Elektrizitätslehre oder nachhaltige Entwicklung – die von den Schülern im Wiki erarbeiteten
und weiterentwickelten Unterrichtsthemen verschwinden nicht in der Schreibtischschublade der Lehrer, auch
andere Klassen und Schulen greifen auf die Ergebnisse zurück. „Mit der Entwicklung des Wikis hat der VfL ein
gutes Gespür für Motivation bewiesen. Die Kinder arbeiten manchmal über zwei Stunden mit dem Wiki, ohne
dass die Konzentration nachlässt. Das ist schon ein deutlicher Unterschied zu anderem Unterricht und zeigt,
wie motiviert sie sind“, berichtet Nadine Wittneben,
Lehrerin an der Grundschule Fallersleben, die das
Wiki in unterschiedlichen Fächern einsetzt. Diese Meinung teilt die Mehrheit der Lehrer, die das VfL-Wiki für
den Unterricht nutzen: In einer qualitativen Feedbackbefragung gaben 63,7 Prozent der Lehrer an, dass die
Schüler auch nach mehrmonatigem Einsatz des VfL-Wikis sehr motiviert mit dem Portal arbeiteten. Zwei Drittel
(66,7 Prozent) stellten fest, dass die Einbindung des Wikis in den Unterricht die Selbstverantwortung der Klasse
gefördert habe.
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Interview
„Der Teamgedanke ist
in der Schule genauso
wichtig wie beim FuSSb�
ball“
Interview mit Patrick Helmes: Der ProfifuSSballer vom VfL Wolfsburg erzählt,
was seine Motivationsstrategien sind,
wie er sich nach Verletzungspech wieder neue Ziele gesetzt hat und was ihn
in seiner Schulzeit motiviert hat.
Wenn Sie an Ihre Schulzeit zurückdenken: Wie haben
Sie sich früher für Lerninhalte motiviert?
Ich habe die Schule schon früher immer als wichtig angesehen. Als Teenager war sie ja quasi mein Job. Natürlich hatte ich auch immer das Ziel einen guten Abschluss zu schaffen. Heute ist ein guter Schulabschluss noch wichtiger geworden. Obwohl ich schon früh viel
trainiert habe, habe ich sowohl meine Schule, als auch meine Lehre abgeschlossen. Ich wollte und musste als
Fußballer zweigleisig fahren; man weiß ja nie, ob es mit dem Profifußball klappt.
Sie haben sich in Ihrer Freizeit schon früh dem Fußball gewidmet – wie ließ sich das mit der Schule vereinbaren?
Ich habe immer direkt nach der Schule meine Hausaufgaben erledigt, um den restlichen Tag frei zu haben zum
Kicken. Wenn abends noch etwas für die Schule zu erledigen gewesen wäre, hätte ich mittags auf dem Platz
keinen Spaß gehabt. So mache ich das heute auch noch, immer das Wichtigste zuerst. Danach kann man sich
dann in der Freizeit vergnügen.
Welche Motivationsstrategien aus dem Fußball lassen sich Ihrer Meinung nach auf die Schule übertragen?
Durch die viele harte Arbeit im Training denke ich, dass Disziplin das A und O ist im Leben. Dazu gehört Respekt vor Vorgesetzten, Trainern und natürlich auch Lehrern. Ganz wichtig finde ich auch den Teamgedanken
und die Zusammenarbeit unter Fußballern. Genauso sollte es unter Schulkindern sein.
Gab es Lehrer oder Lerninhalte, die Sie besonders begeistern konnten?
Das ist eine gute Frage. Mathe und Physik haben mich immer besonders interessiert. Aus diesem Grund bin ich
dann ja auch in den Elektrobereich gegangen. Im Büro zu sitzen wäre nichts für mich.
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Wie kann man Sie auch heutzutage besonders motivieren?
Vor den Spielen höre ich gerne Musik zur Konzentration, aber auch zur Motivation. Und natürlich motivieren
uns die Zuschauer in den super Stadien hier in Deutschland immer wieder. Besonders gerne spiele ich natürlich vor der Nordkurve in unserer Arena. Da möchte man dann auch etwas zurückgeben. Außerdem geht es
im Sport immer ums Gewinnen. Es motiviert mich, wenn man durch eine Siegesserie in der Tabelle aufsteigt
und die Ziele sich erweitern.
Können Sie sich an einen Moment in Ihrem Leben erinnern, bei dem es wichtig war sich zu motivieren oder
wo eine Person Sie besonders motiviert hat?
Klar, ganz alleine geht es ja oft nicht. Gerade jetzt, wo ich verletzt bin, brauche ich Menschen, die mir helfen
und mich aufbauen. Man kann in unserem Sport sehr schnell mal auf das Abstellgleis geraten. Da hilft mir
dann vor allem der Fixpunkt Familie. Auch in der Ausbildung musste ich mich immer wieder motivieren. Meine Eltern haben mir sehr geholfen und immer gesagt, ich solle die Lehre erst fertig machen. Dafür bin ich im
Nachhinein wirklich dankbar.
Sie hatten in der letzten Zeit immer wieder Rückschläge zu verkraften: Wie haben Sie sich in dieser Zeit
motiviert?
Hier zählt vor allem die Einstellung – man darf nicht ständig nach hinten schauen, sondern muss die Dinge
positiv sehen. Rückschläge gehören im Leben natürlich dazu. Aber irgendwann ist man dann auch zurück auf
dem Platz und zurück in seinem Element.
Welche Rolle spielt das Team bei der Motivation? Und welche Rolle spielt der Trainer?
Vor dem Spiel kann der Trainer das Team selbstverständlich mit seiner Ansprache motivieren. Im Spiel möchte
dann jeder sein Bestes geben. Alle wissen auf dem Platz, worauf es ankommt und was wichtig ist. Ich finde,
dass man das mit der Schule vergleichen kann. Die Lehrer motivieren die Kinder auch, denn wer keine guten Noten schreibt, bekommt auch keinen guten
Abschluss. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass
man auch im Fußball immer alles geben muss.
Wer schlecht trainiert, spielt auch nicht. Das ist in
beiden Bereichen ähnlich, denke ich.
Und zum Schluss: Was sind Ihre Motivationstipps für Schülerinnen und Schüler?
Jeder muss sich immer wieder fragen, wie er seine Zukunft gestalten möchte: Was gefällt mir, was
möchte ich machen und was kann daraus mal
werden? Denn jeder lernt im Laufe seines Lebens,
dass nur mit guter Vorbereitung auch Ziele erreicht werden können. Ich habe schon oft merken
müssen, dass einem im Leben nicht alles einfach
zufliegt.
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Hintergrundinformation
Mit den Wölfen lernen
Das VfL-Wiki hilft Schülerinnen und Schülern, Wissen im Schulalltag interaktiv zu erarbeiten und steigert ihre Motivation.
Physikunterricht in der zehnten Klasse einer Braunschweiger Realschule, Thema Elektrizitätslehre. Positive und
negative Ladung, elektrische Spannung, Stromstärke – die Begeisterung hält sich naturgemäß in Grenzen.
Wie gewohnt teilt der Lehrer die Klasse bald in Arbeitsgruppen ein. Aber dann ist doch etwas anders. Ihre
Ergebnisse sollen die verschiedenen Gruppen diesmal nicht in langatmigen Referaten oder Power-Point-Präsentationen vortragen. Stattdessen nutzen die Zehntklässler das VfL-Wiki, um ihre Ausarbeitungen direkt ins
Internet zu stellen. Dort können Lehrer und Mitschüler sie diskutieren, bearbeiten und weiterdenken. Das spart
Zeit und erhöht die Motivation. Denn das Erarbeitete verpufft nicht mit dem Vortrag oder verschwindet
im Lehrerschreibtisch. Es bleibt dauerhaft für alle
verfügbar.
Die Braunschweiger Schule ist eine von insgesamt
vierzehn, die am Wiki-Projekt des VfL Wolfsburg
teilnehmen. Entwickelt hat das Angebot die Stabsstelle für Corporate Social Responsibility (CSR), zuständig für das gesellschaftliche Engagement des
VfL. Der Mitmach-Faktor ist das grundlegende Prinzip von Wikis und macht sie zu geeigneten Instrumenten,
um Schüler langfristig zum Lernen zu motivieren. Das Feedback der teilnehmenden Lehrer ist eindeutig: 83,3
Prozent beobachten in den ersten Wochen eine stärkere Lernmotivation bei den Schülern, knapp zwei von drei
Lehrern sehen diese Begeisterung auch noch nach mehrmonatigem
Einsatz des Wikis. Gerade die Möglichkeit, ein Thema gemeinsam
zu bearbeiten und sich im Internet schnell darüber auszutauschen,
kommt bei Schülern gut an. Für die Entwicklung des VfL-Wikis hat
sich der Verein das fachliche Know-how durch eine Kooperation mit
E-Learning-Spezialisten der gemeinnützigen Gesellschaft lernmodule.net gesichert. Gemeinsam begleiten sie Lehrkräfte mit Schulungen,
Workshops und Best-Practice-Days, um sie mit den Funktionen des
Wikis vertraut zu machen und zu zeigen, wie sie das Portal didaktisch
sinnvoll in den Unterricht integrieren können. Daneben ist als projektunabhängiger Partner smiley e.V. eingebunden, insbesondere für
Elterntermine rund um das umfassendere Thema Medienkompetenz.
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Das Wiki-Prinzip: Mitmachen leicht gemacht
Damit Kinder und Jugendliche sich an einer digitalen Wissens-Plattform beteiligen, ist die einfache Nutzung
entscheidend. Um im VfL-Wiki Texte zu schreiben, braucht man daher weder eine spezielle Software noch besondere Vorkenntnisse. Nach einer kurzen Einführung sollten alle Teilnehmer in der Lage sein, direkt im Browser Beiträge zu verfassen, zu verlinken und zu bearbeiten oder ihre Mitschüler mit kleinen interaktiven Übungen
und Tests herauszufordern. Lehrer können das Portal so ohne großen Aufwand in den Unterricht integrieren.
Zwei Drittel der Feedback gebenden Lehrkräfte bewerten den Umgang mit dem VfL-Wiki als leicht. Auch führe
es nicht zu Unruhe. Im Gegenteil: 91,6 Prozent stellen fest, dass die Schülerinnen und Schüler konzentriert mit
dem Wiki arbeiten.
Auch Ingolf Göwecke, Lehrer an der Realschule John-F.-Kennedy-Platz in Braunschweig und Experte für
E-Learning am Niedersächsischen Landesinstitut für schulische
Qualitätsentwicklung, greift im Informatikunterricht gern auf dieses
Instrument zurück, wenn er seine Schützlinge mit den digitalen Verkehrsregeln vertraut macht. So ein Wiki sei einfach praktisch, weil
man damit den Unterricht viel effizienter gestalten könne, sagt er.
„Und es macht den Schülerinnen und Schülern natürlich auch Spaß,
Dinge im Internet zu veröffentlichen, die sie selbst erarbeitet haben.“
Motivationsfaktor FuSSball
Neben dem Mitmach-Prinzip hat das VfL-Wiki noch ein besonderes Motivations-Ass im Ärmel: Fußball ist
ein Thema, bei dem Mädchen wie Jungen leuchtende Augen bekommen. Diese Begeisterung will der Verein
nutzen, um über das Wiki mehr Spaß und Abwechslung in den Schulalltag zu bringen. So finden sich dort
nicht nur Lernpfade zur Sportart Nummer eins. Der VfL Wolfsburg lädt die teilnehmenden Klassen auch zu
Spieltagen, exklusiven Stadionführungen oder Pressekonferenzen
ein. „Uns geht es vor allem darum, den Schülerinnen und Schülern
immer wieder Anlässe zu bieten, über die sie berichten können. So
können sie sich ausprobieren und eigene Inhalte generieren“, erklärt
Nico Briskorn, CSR-Leiter beim VfL Wolfsburg. „Außerdem fördern
wir das Zusammentreffen der teilnehmenden Schulen, um den Austausch und die Zusammenarbeit zu stärken.“
Vernetztes Wissen
Doch das Wiki macht nicht nur Spaß, es schult auch wichtige Fähigkeiten. Die netzbasierte Funktionsweise
fördert das individuelle und selbstständige Lernen: die Schülerinnen und Schüler können auf die Materialien zugreifen und sie weiterbearbeiten, wann und wo sie wollen – in der Schule oder vom heimischen PC.
Zugleich unterstützt die interaktive Methode das gemeinschaftliche und kooperative Arbeiten. Die Kinder lernen, den Stoff zu strukturieren, zu vernetzen und im virtuellen Brainstorming weiterzuentwickeln. Bei der Wiki-Idee geht es nicht darum, enzyklopädisches Wissen anzuhäufen. Vielmehr sollen die Schüler den Prozess
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der Wissenserzeugung erleben und reflektieren können. Zwei zentrale Elemente garantieren das: Zu jeder
Artikelseite gehört eine Diskussionsseite, die Raum für Kommentare und Anregungen bietet. Und über die
Versionsverwaltung können die Nutzer verschiedene Versionen eines Beitrags sehen und frühere Fassungen
wiederherstellen. Diese Funktion dient nicht zuletzt dem Lehrer als wichtiges Korrekturinstrument, wenn mal
etwas schiefgegangen ist.
Nah an der Lebenswelt der Schüler
Bei allen Vorzügen, die das VfL-Wiki bietet, hält Göwecke es zur Motivation der Schülerinnen und Schüler
für entscheidend, wie die Lehrkräfte mit dem neuen Werkzeug umgehen und ob die Themen für die Kinder
relevant sind. Im vergangenen Schuljahr hat er ein Projekt zum Thema Cybermobbing durchgeführt. Seine
Zehntklässler sollten das Problem im Wiki aufbereiten, um den jüngeren Mitschülern Hilfestellung zu geben.
Er sei selbst überrascht gewesen, wie sehr sich die zunächst skeptischen Jugendlichen für die Sache engagierten, nachdem sie gemerkt hätten, dass Cybermobbing für die Kleinen ein wirkliches Problem darstelle, erzählt
Göwecke. Sogar außerhalb ihrer Schule ist das Projekt auf reges Interesse gestoßen. Die Materialien sind im
VfL-Wiki weiterhin verfügbar und werden immer wieder genutzt, um neue Jahrgänge an das Thema Cybermobbing heranzuführen. Göweckes aktuellstes Wiki-Projekt geht nun selbst dem Rätsel um die Lernmotivation
nach: Umfragen unter den Kindern sollen erkennbar machen, warum sie überhaupt lernen und warum sie es
in manchen Fällen besonders gerne tun.
Dieses Geheimnis würde auch Nico Briskorn gerne lüften. Er sieht in puncto Bildung reichlich Nachholbedarf
und glaubt an die motivierende Kraft des Fußballs. Um der gesellschaftlichen Verantwortung des Clubs gerecht zu werden, hat das Wolfsburger CSR-Team sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Sie wollen nicht einfach bestehende Angebote unterstützen, sondern eigene Projekte initiieren und diese gemeinsam mit den jeweiligen
Partnern langfristig weiterentwickeln. Besonders wichtig ist Briskorn dabei der Aspekt der Nachhaltigkeit: „Es
geht hier nicht um Luftschlösser, die lediglich eine positive Außenwirkung erzielen sollen. Wir initiieren nur
Projekte, mit denen wir glauben, auch wirklich etwas bewegen zu können.“
Weitere Informationen: www.vfl-wiki.de
Pressekontakt:
Imke BredehöftMirja Oppermann
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VfL Wolfsburg
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