Argentinien - VDMA-Fachverbandes Bau

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Argentinien - VDMA-Fachverbandes Bau
Bau- und
Baustoffmaschinen
Argentinien
Konjunkturbericht
Bauindustrie
Oktober 2015
Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt
und Richtigkeit keine Haftung.
www.gtai.de
Marktbericht Bauwirtschaft - Argentinien
Verfasser: Carl Moses, Germany Trade & Invest, Buenos Aires
Buenos Aires (gtai) - Argentiniens Baugewerbe erholt sich 2015 deutlich. Verschiedene
Indikatoren der Bauaktivität wuchsen in den ersten acht Monaten um 6 bis 8%. Für 2016
ist ein eher moderates Wachstum zu erwarten. Ob und wie schnell die Branche nachhaltig
an Fahrt gewinnt, wird stark davon abhängen, inwieweit Argentinien unter der neuen
Regierung den Zugang zum internationalen Kapitalmarkt zurückgewinnt. Deutschen
Unternehmen bieten sich mittel- und langfristig vor allem als Zulieferer gute Chancen.
1. Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zum
Bausektor
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Nach der Rezession 2014 dürfte das Bruttoinlandsprodukt der argentinischen Wirtschaft
2015 leicht zunehmen (Prognose 2015: +1%). Steigende Realeinkommen und konsumfördernde Maßnahmen der Regierung geben dem privaten Verbrauch Auftrieb. Im Vorfeld
der Präsidentschaftswahlen am 25.10.15 betrieb die Regierung eine expansive Geld- und
Fiskalpolitik. Mit strengen Kontrollen von Wechselkurs und Preisen gelang es ihr gleichzeitig, die galoppierende Inflation leicht von 40 auf 27% abzubremsen. Zur Jahresmitte
2015 entfachte diese Politik ein kleines konjunkturelles Strohfeuer, auf das jedoch nach
Meinung vieler Ökonomen nach den Wahlen eine neue Abkühlung folgen dürfte. Für 2016
ist kaum mehr als ein Nullwachstum zu erwarten. Frühestens ab 2017 ist mit einer spürbaren Belebung der Konjunktur zu rechnen.
Die weitere Konjunkturentwicklung wird vornehmlich von der Verfügbarkeit ausreichender Devisen abhängen. Der starke Rückgang der Preise für Soja und andere wichtige Exporterzeugnisse, die deutliche Überbewertung des Argentinischen Peso (1 arg$ = 0,091
Euro) sowie die Krise beim wichtigsten Handelspartner Brasilien lassen die Exporterlöse
einbrechen. Argentiniens Leistungsbilanz rutscht ins Defizit, doch der Zugang zu ausländischen Krediten ist aufgrund der fortbestehenden Schuldenkonflikte weitgehend versperrt. Die ständig angeheizte Inlandsnachfrage trifft auf Angebotsengpässe, weil Devisen für Importe von Fertigwaren sowie von Vorprodukten für die lokale Industrie weiterhin knapp sind. Die nächste Regierung wird nur sehr geringe liquide und frei verfügbare
Devisenreserven vorfinden. Nach den Wahlen, bei denen auch das Parlament teilweise
erneuert wird und Gouverneure sowie Parlamente wichtiger Provinzen zur Disposition
stehen, ist früher oder später eine starke Abwertung zu erwarten.
Eine möglichst rasche Lösung der Schuldenkonflikte, eine Öffnung der Wirtschaft und
andere überfällige Anpassungsmaßnahmen nach den Wahlen bergen momentan die
größten Chancen für die Rückkehr zu einer dauerhaft positiven Wirtschaftsentwicklung.
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Nach dem Regierungswechsel dürften neue Verhandlungen mit den Altgläubigern, die
Argentiniens Umschuldungen abgelehnt hatten (Holdouts), zügig in Gang kommen. Risiken bestehen nach wie vor in der hohen Inflation, die 2016 nach offiziellen Angaben 10%
und laut regierungsunabhängigen Institutionen über 30% erreichen soll, zudem in Währungsturbulenzen und staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft.
Alle Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen haben mehr oder weniger rasche Schritte
zur Liberalisierung des Devisenmarktes und der Importe in Aussicht gestellt, ebenso einen Abbau der Exportsteuern sowie Verhandlungen zur Beilegung der Schuldenkonflikte.
Argentiniens mittel- bis längerfristige Wirtschaftsperspektiven werden darum positiv gesehen.
Allgemeine Wirtschaftsdaten zu Argentinien
Kennziffer
Bevölkerung (Mio.)
BIP pro Kopf (US$)
BIP-Wachstum (real, %, private Schätzungen)
Inflation (Anstieg der Verbraucherpreise, %, private Schätzungen)
Arbeitslosigkeit (%)
Devisenkurs (arg$/US$; Jahresdurchschnitt)
2013
2014
2015 *)
42,2
14.740
1,8
28,3
7,1
5,48
42,7
12.763
-1,5
38,5
7,3
8,12
43,1
13.270
1,0
27,0
7,1
9,15
*) Prognosen
Quellen: Indec, Beratungsunternehmen, Germany Trade & Invest
Investitionen
Das Investitionsklima wird weiterhin durch Devisen- und Importbeschränkungen, Preiskontrollen und andere Regierungseingriffe in die Märkte belastet. Unter Investoren keimt
jedoch die Hoffnung, dass nach den Wahlen im Oktober 2015 eine markt- und unternehmensfreundlichere Regierung die Macht übernehmen werde. Diese Erwartung regte zu
Investitionen an. Gemäß Daten des Beratungsunternehmens OJF & Asociados legten die
Bruttoanlageinvestitionen in den ersten acht Monaten 2015 real um 4,9% gegenüber
dem Vorjahr zu. Vor allem die Bauinvestitionen zogen an (+6,3%).
Die Kammer der Bauindustrie Camarco kalkuliert für die Jahre 2016 bis 2025 einen Gesamtbedarf an Bauinvestitionen von 10.096 Mrd. arg$ (rund 920 Mrd. Euro zum Wechselkurs von Oktober 2015), dies allerdings in einem sehr optimistischen Szenario mit
einem mittleren BIP-Wachstum von 5% pro Jahr und einer Investitionsquote von 25%
des BIP. Dies entspräche etwa 15% des BIP. Derzeit liegt Argentiniens gesamte Investitionsquote bei etwa 20% des BIP, die Bauinvestitionen bei 10% (zu Preisen von 2004).
Von den angestrebten 15% des BIP würden 6 Prozentpunkte auf öffentliche Bauinvestitionen entfallen, 2,5 Punkte auf private Infrastrukturinvestitionen und 6,6 Punkte auf
sonstige private Bauinvestitionen. Rund 3.846 Mrd. arg$ sollen auf den Wohnungsbau
entfallen und 674 Mrd. auf den Gewerbebau (davon Industrie 378 Mrd., Bergbau 231
Mrd. und Tourismus 15 Mrd.).
Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Argentinien exportieren wollen, sollten
bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:
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Strengths (Stärken)
Weaknesses (Schwächen)
Umfangreiche natürliche Ressourcen.
Schwacher lokaler Kapitalmarkt und kaum Zugang zum
internationalen Kapitalmarkt.
Sehr produktive Landwirtschaft.
Geringe Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Industrie.
Relativ gute Transportwege.
Ungleiche Einkommensverteilung.
Relativ hohes Bildungsniveau.
Hohe und wachsende Belastung durch Steuern und
Abgaben.
Europäisch geprägtes Umfeld.
Schlechte Einstufung im Korruptionsindex.
Opportunities (Chancen)
Threats (Risiken)
Mögliche Reformen der Wirtschaftspolitik nach den
Wahlen.
Inflation und Währungsturbulenzen.
Lösung der Schuldenkonflikte und neuer Zugang zum
internationalen Kapitalmarkt.
Schwer berechenbare Eingriffe der Regierung in die
Märkte.
Zinsverbilligte Kredite in lokaler Währung.
Starke Konzentration der Exporte auf wenige Agrarprodukte.
Großes Potenzial konventioneller und erneuerbarer
Energien.
Zuspitzung der Schuldenkonflikte.
Gute Basis für Ausbau von Forschung und Technologie.
Unklare Datenlage (Zweifel an der amtlichen Statistik).
Kaufkraft, Einkommensentwicklung und Konsum
Die Kaufkraft der Argentinier nahm im Wahljahr 2015 erstmals seit drei Jahren und nach
einem besonders schlechten Vorjahr wieder zu, könnte 2016 jedoch abermals schwächeln. Nach Berechnungen von Banco Ciudad sind die Reallöhne in den ersten acht Monaten 2015 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 3,9% gestiegen. Das verfügbare Volkseinkommen der Wirtschaft war 2014 nach Daten des Nationalen Statistikinstituts Indec auf Dollarbasis um 12,5% gegenüber dem Vorjahr gefallen, hatte davor allerdings, von 2009 bis 2013, um 63,4% zugenommen. Der durchschnittliche Bruttolohn
liegt 2015 bei 1.640 US$ monatlich.
Der private Verbrauch erlebt 2015 auf Basis der steigenden Realeinkommen eine zaghafte Erholung (Prognose: +0,5%). Auch die Vergabe von Konsumentenkrediten zieht nicht zuletzt aufgrund des staatlich geförderten Ratenkaufprogramms "Ahora 12" - wieder an. Dies geschah vor allem über Kreditkarten, deren Finanzierungsvolumen im September 2015 nominal um 54% über dem Vorjahresniveau lag. Der von der Universität
UTDT ermittelte Index für das Verbrauchervertrauen hat sich zügig vom Abwertungsschock zu Jahresanfang 2014 erholt und stieg im Juli 2015 auf das höchste Niveau seit
mehr als drei Jahren. Laut Erhebung der Kammer mittelständischer Unternehmen CAME
lagen die Einzelhandelsumsätze in den ersten acht Monaten 2015 real um 2% über dem
Vorjahreszeitraum. Das Marktforschungsunternehmen CCR ermittelte dagegen einen Absatzrückgang um 0,8% in argentinischen Super- und Verbrauchermärkten. Die zeitweise
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reale Aufwertung des Peso erhöht die Nachfrage nach importierten Erzeugnissen, die jedoch aufgrund des Devisenmangels und der behördlichen Restriktionen von Devisenerwerb und Einfuhren nur teilweise befriedigt werden kann.
Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Argentinien
Kennziffer
Bruttowertschöpfung der Bauwirtschaft (Mio. US$)
Bauinvestitionen (Mio. US$)
Importe von Bau- und Bergbaumaschinen (Mio. US$; HS-Pos.
8429, 8430, 8474, 8479.10)
Baugenehmigungen (in 1.000 qm) *)
2011
2012
2013
2014
26.631
58.403
740
29.104
61.733
582
29.202
61.525
519
27.283
57.110
700
10.169
8.986
7.877
8.047
*) in 42 Gemeinden (entspricht etwa der Hälfte der landesweit genehmigten Fläche)
Quellen: Argentinisches Wirtschaftsministerium, Statistikinstitut Indec, UN, eigene Berechnungen
2. Hochbau
Marktlage und Marktentwicklung
Die Baukonjunktur hat sich 2015 deutlich belebt. In den ersten sieben Monaten 2015 lag
der vom Statistikamt Indec erhobene Indikator für die Wohnungsbauaktivität (ISACViviendas) um 9,7% über dem vergleichbaren Vorjahreswert (Gesamtjahr 2014: 0,1%).
Die Indec-Index für den übrigen Gebäudebau expandierte gleichzeitig um 7,8% (2014: 1,8%). Der Construya-Index, der von elf führenden Bauzulieferern ermittelt wird und
vornehmlich die Aktivität im privaten Wohnungsbau spiegelt, lag in den ersten neun Monaten 2015 um 6,4% über dem Vorjahr (2014 war er um 5,5% gefallen). Auch auf dem
Immobilienmarkt setzte 2015 eine leichte Erholung von den Einbrüchen der Vorjahre ein.
Weniger Impulse dürften 2016 allerdings öffentliche Bauprojekte und Wohnungsbau-Fördermaßnahmen schaffen, die im Wahljahr 2015 für Auftrieb gesorgt haben.
Im gewerblichen Bau wird die Investitionsbereitschaft der Unternehmen durch die Aussicht auf wirtschaftspolitische Kurskorrekturen nach dem Regierungswechsel Ende 2015
erhöht. Die Erwartung eines besseren Investitionsklimas ab 2016 verleitete einige Unternehmen schon 2015 zum Start von Bauvorhaben. Da die Überweisung von Gewinnen ins
Ausland weitgehend versperrt ist, bietet die Bildung von lokalem Realkapital (Immobilien) den ausländischen Unternehmen zudem eine Möglichkeit, ihre Gewinne vor der Inflation zu sichern. Auch Privatleute stecken ihre Pesos deshalb in Bau- oder Renovierungsaktivitäten. Einen zusätzlichen Anreiz für private Bauvorhaben bieten für einige Investoren die beträchtlichen Verzerrungen auf dem Devisenmarkt. So wurden auf dem
Parallelmarkt für US-Dollar oder Euro im September 2015 Aufschläge von bis zu 70% auf
den amtlichen Devisenkurs gezahlt. Für Bauherren, die sich lokale Währung auf dem Devisenparallelmarkt beschaffen können, sind die Baukosten somit deutlich niedriger.
Entwicklung der Bautätigkeit (Index ISAC, Basis 2004 = 100)
Indikator
2011
2012
2013
2014
2015 (Tendenz, Veränderung in %) *)
Gesamtindex
.Wohnungsbau
.Andere Gebäude
182,8
191,3
183,1
177,0
186,8
174,7
185,1
192,7
185,5
184,3
192,9
182,2
7,7
8,4
6,9
5
.Bauten für die Erdölförderung
.Straßenbau
.Andere Infrastruktur
120,6
180,4
183,2
132,5
168,7
169,8
128,2
183,1
186,7
138,5
180,0
181,5
*) Veränderung im 1. Halbjahr 2015 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum
Quellen: Indec, IERIC
Angesichts der Misere auf dem Immobilienmarkt hatte Argentiniens Regierung Mitte 2013
eine Steueramnestie gestartet, die frisches Kapital in das Bau- und Immobiliengewerbe
lenken sollte. Die Rückführung von Kapital auf diesem Wege kommt nach einem langsamen Start allmählich schneller voran. Bis Mitte 2015 waren im Zuge der Amnestie rund
2.000 Mio. US$ deklariert worden. Die Regierung hatte beim Start des Programms das
Doppelte erwartet. Beobachter erwarten, dass die nächste Regierung ein erweitertes Programm zur Rückführung und Legalisierung von Schwarzgeldern auflegen wird.
Die Entwicklung der Baugenehmigungen lässt als Frühindikator noch keine nachhaltige
Erholung der Baukonjunktur erwarten. So lag das Volumen der Baugenehmigungen in 42
repräsentativen Gemeinden des Landes in den ersten sieben Monaten 2015 laut Indec
um 12,4% unter dem entsprechenden Vorjahresniveau, nach einem Plus von 2,2% im
Gesamtjahr 2014 sowie -12,3% (2013) und rund 11% (2012) in den Vorjahren. Bei den
Baugenehmigungen zeigte sich in den vergangenen Jahren eine tendenzielle Verlagerung
des Schwerpunkts neuer Vorhaben von der Hauptstadt Buenos Aires ins Landesinnere.
Auch der Zementverbrauch steigt seit einigen Jahren im Landesinneren stärker als im
Großraum Buenos Aires. Im 1. Halbjahr 2015 wuchs der Zementabsatz im Landesinneren
um 12,3%, während er im Einzugsbereich der Hauptstadt, auf den 27% des Absatzes
entfallen, lediglich um 7,6% zulegte, berichtet das Institut Ieric.
Wohnungsbau
Im Wohnungsbau ist für 2016 ein moderates Wachstum zu erwarten. In den ersten sieben Monaten 2015 nahm die Aktivität laut Indec um 9,7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Private Bauherren suchen in Immobilienanlagen Zuflucht vor der hohen Inflation. Zuvor hatte es schwere Einbrüche gegeben durch die Beschränkung des Devisenzugangs ab Ende 2011. So hatte sich die Zahl der Transaktionen in der Hauptstadt
Buenos Aires von 2011 bis 2014 fast halbiert.
Die Zahl der Immobilienverkäufe in der Stadt Buenos Aires war in den ersten acht Monaten 2015 um 7,6% höher als im gleichen Vorjahreszeitraum, der Gesamtwert der
Transaktionen stieg in lokaler Währung um 38%. Besonders gefragt waren zuletzt höherpreisige Objekte. In der Provinz Buenos Aires expandierte die Zahl der Immobilientransaktionen in den ersten sieben Monaten 2015 gar um 14,5%. In der Provinz Córdoba blieb
die Zahl der Transaktionen dagegen in den ersten vier Monaten 2015 noch um 23% unter Vorjahr.
Gemäß einer Erhebung der Fachpublikation Reporte Inmobiliario zogen die Wohnungspreise in Buenos Aires auf Dollarbasis 2015 nach zwei rückläufigen Jahren wieder an. Im
Durchschnitt lagen die Preise für gebrauchte Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen im August 2015 mit 1.817 US$ je qm um 7,3% über dem Vorjahresniveau. Gemäß Daten der
Volkszählung von 2010 verfügt Argentinien über insgesamt 13,8 Mio. Wohnungen. Von
2001 bis 2010 hatte sich der Bestand um 1,8 Mio. Einheiten erhöht.
6
6,2
4,6
8,8
Immobilientransaktionen werden in Argentinien traditionell in Dollar abgewickelt, Neubauobjekte indes werden inzwischen ganz überwiegend in lokaler Währung angeboten
und finanziert. Bauvorhaben sind ganz überwiegend mit Eigenkapital finanziert. Hypothekenkredite sind bisher rar (weniger als 1% des BIP), inflationsbereinigt ging ihr Volumen
2015 sogar weiter zurück (Bestand September 2015: 51 Mrd. arg$; real -15% zum Vorjahr).
Die Ausgaben der Zentralregierung für den Wohnungs- und Städtebau sollen 2016 dem
Haushaltsplan zufolge 30,8 Mrd. arg$ erreichen. Das wären nominal lediglich 4,2% mehr
als 2015, deutlich weniger als die prognostizierte Inflationsrate. Für 2016 sieht der
Staatshaushalt den Bau oder Ausbau von 183.000 Wohnungen vor, allein das Programm
"Vivir más cerca" soll 117.000 Wohnungen fördern. Zudem wird das Regierungsprogramm von Billigkrediten für den Wohnungsbau "Procrear" (http://procrear.anses.gob.ar)
fortgeführt; es wird aus Mitteln der Renten- und Sozialkasse Anses finanziert. Den Regierungsplänen zufolge soll die Kreditvergabe bis 2016 insgesamt 400.000 Bauherren
oder Wohnungskäufer begünstigen. Bis September 2015 wurden 194.000 Kredite mit
einem Gesamtvolumen von 94,8 Mrd. arg$ vergeben.
Die kontinuierliche Verschlechterung der Staatsfinanzen schränkt den Finanzierungsspielraum der Regierung allerdings zunehmend ein. Sollte die nächste Regierung einen
besseren Zugang zum internationalen Kapitalmarkt erreichen, könnte der staatlich geförderte Wohnungsbau Impulse erhalten.
Die Baukosten haben sich gemäß Indec in den zwölf Monaten zum August 2015 um
23,0% erhöht. Damit hat sich der Kostenanstieg gegenüber dem Gesamtjahr 2014
(+33%) deutlich verlangsamt. Wegen der geringeren Abwertung des Peso sind die Baukosten in Dollar im Vorjahresvergleich dennoch um etwa 10% gestiegen. Die Gestehungskosten für den Bau eines Apartmentgebäudes wurden vom Indec für August 2015
auf 6.524 arg$ (708 US$ zum offiziellen Wechselkurs) je qm kalkuliert (ohne Bodenwert,
Gebühren/Honorare, Mehrwertsteuer, Finanzierungskosten und Gewinnspanne des Bauunternehmens). Für ein Einfamilienhaus wurden 5.838 arg$ (634 US$) je qm ausgewiesen.
Bürobau
Nach Angaben des Immobilienmaklers Colliers International kamen 2014 im Großraum
Buenos Aires rund 85.000 qm neu gebauter Bürofläche auf den Markt. Das war etwa
doppelt so viel wie im Durchschnitt der drei vorangegangenen Jahre. Für 2015 erwartete
Colliers einen Zuwachs um 78.000 qm. Büroneubauten konzentrieren sich auf die nördlichen Vororte von Buenos Aires (Vicente López, San Isidro und entlang der Autobahn
Panamericana).
Bau von Einzelhandelsflächen
Angesichts der Abschwächung des Konsumwachstums hat sich die Expansion der großen
Einzelhandelsunternehmen etwas abgeschwächt. Im Jahr 2014 verfügte Argentinien nach
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Angaben der Cámara Argentina de Shopping Centers (CASC) über 120 Einkaufszentren
(ohne Super- und Verbrauchermärkte). In den letzten zehn Jahren wurden im Durchschnitt pro Jahr sechs neue Zentren fertiggestellt. Die Expansion der Shopping-Center
konzentriert sich seit einiger Zeit auf das Hinterland und die weniger noblen Vororte von
Buenos Aires.
Hotelbau
Die Investitionsneigung der Hotelbranche hat sich zuletzt abgeschwächt. Die zunehmende Überbewertung des Peso dämpft den Zustrom von ausländischen Touristen und
verteuert gleichzeitig Investitionen in neue Hotelbauten. Eine allgemein erwartete Korrektur der Wechselkursverzerrungen durch die nächste Regierung könnte dem Sektor ab
2016 neuen Auftrieb geben. Mittel- und langfristig bleibt Argentiniens Fremdenverkehrspotenzial groß. Die Schwerpunkte des Hotelbaus haben sich unterdessen verschoben. Während das Angebot an Fünf-Sterne-Hotels reichlich ist, besteht noch Bedarf an
Zwei-, Drei- und Vier-Sterne-Häusern, vornehmlich in der nördlichen Umgebung von
Buenos Aires sowie in mittleren Städten des Landesinnern. Großen Bedarf an Business
Hotels hat das aufstrebende Schiefergasgebiet Vaca Muerta in der Provinz Neuquén.
Einheimische Hotelketten haben in Argentinien derzeit 14 Hotels mit Gesamtinvestitionen
von 58 Mio. US$ im Bau. Ausländische Betreiber entwickeln im Land derzeit 34 Projekte
für insgesamt 262 Mio. US$. Besonders expansiv sind die internationalen Ketten Howard
Johnson, Accor, NH und Hilton. In niedrigen und mittleren Preisklassen besteht fast im
ganzen Land noch Bedarf an neuen Hotelunterkünften, beobachtet das spezialisierte Beratungsunternehmen HVS Argentina.
Industrie- und Anlagenbau
Argentiniens Industrie- und Anlagenbau erfährt derzeit wenige Impulse. Die Kfz-Industrie
führt trotz einer Absatzkrise einige Investitionsprojekte fort. Verschiedene Autobauer
planen in Argentinien derzeit Investitionen von insgesamt 1,7 Mrd. US$. In Erwartung
einer mittelfristigen Erholung der in- und ausländischen Nachfrage investieren die lokalen
Hersteller vor allem in neue Modelle. Die Expansion der chemischen Industrie wird durch
die unsichere Versorgung mit Erdgas gehemmt.
Große Hoffnungen ruhen auf der Erschließung von Argentiniens großen Vorkommen an
Kohlenwasserstoffen aus nichtkonventionellen Lagerstätten, insbesondere Schiefergas
und -öl. Argentinien verfügt nach Schätzung der US-amerikanischen Behörde für Energiestatistik (EIA) über die zweitgrößten Schiefergasvorkommen weltweit - nach China,
aber noch vor den USA, die mit ihrem Schiefergasboom in den letzten Jahren den Energiemarkt revolutionierten. Allein in dem argentinischen Fördergebiet Vaca Muerta sollen
Ressourcen lagern, die nahezu der Hälfte der gesamten Schiefergasvorkommen der Vereinigten Staaten entsprechen. Bei Schieferöl rangiert Argentinien weltweit an vierter
Stelle.
Die volle Erschließung von Vaca Muerta würde gemäß einer Studie der Beratungsfirma
Accenture in den nächsten 20 Jahren Investitionen von 368 Mrd. US$ erfordern. Der
8
Verfall der internationalen Ölpreise versetzt den Erwartungen auf einen argentinischen
Frackingboom einen Dämpfer. Nachdem die Regierung jahrelang die inländischen Preise
unter das Weltmarktniveau gedrückt hatte, um den Konsum anzukurbeln, garantiert sie
jetzt stabile Preise, um den jüngsten Aufschwung der Investitionen in der Ölindustrie
nicht zu gefährden. Im Entwurf des Haushaltsgesetzes 2016 plant die Regierung eine
Kreditaufnahme von bis zu 8 Mrd. US$ für den Ausbau des landesweiten Gasleitungsund -verteilungsnetzes sowie für die Installation weiterer Anlagen zur Rückwandlung von
importiertem Flüssiggas.
In Argentiniens Bergbau, dem langfristig ein großes Wachstumspotenzial zugesprochen
wird, herrscht derzeit eine Investitionsflaute. Gesunkenen Weltmarktpreisen stehen erhöhte inländische Kosten gegenüber. Zudem warten die Unternehmen auf eine Besserung
der regulatorischen Rahmenbedingungen und eine Abwertung des Peso, da dessen Überbewertung ausländische Investitionen verteuert und der Gefahr von künftigen Währungsverlusten aussetzt. Auch die Finanzierung und Fragen der Umweltverträglichkeit sind bei
einigen Projekten noch offen. Der Horizont für geplante Investitionen im Wert von mehr
als 25 Mrd. US$ verschiebt sich darum weiter in die Zukunft. Gute Förderperspektiven
bestehen vor allem für Kupfer, Gold, Silber, Lithium und Kaliumchlorid.
Bau öffentlicher Gebäude
Die Baukammer Camarco sieht für den Zeitraum 2016 bis 2025 einen Gesamtbedarf an
Investitionen in öffentliche Gebäude in Höhe von 7,5 Mrd. arg$ (rund 680 Mio. Euro). Das
Justizministerium plant für den Zeitraum 2016 bis 2018 den Bau von acht Gefängnissen
sowie eines Zentrums für Neuropsychiatrie. Für ein neues Gebäude zur Unterbringung
des Justizarchivs sind ab 2017 rund 600 Mio. arg$ eingeplant. Für den zweiten Bauabschnitt des Krankenhauses Dr. Alejandro Posadas sind 1,5 Mrd. arg$ vorgesehen.
Gemischte Wohn- und Gewerbeprojekte
Der Bau kompletter neuer Städte oder Stadtviertel ist einer der großen Trends des argentinischen Bau- und Immobilienmarktes. Nach dem Erfolg des Pionierprojektes
Nordelta startete das Unternehmen Consultatio (Constantini) ein neues Megaprojekt für 2
Mrd. US$ zum Bau einer Satellitenstadt mit 30 Vierteln auf einem Gelände von 1.370 ha
bei dem Ort Escobar, 44 km von Buenos Aires entfernt. Wie Nordelta soll das neue Viertel
mit eigenen Schulen, Sportanlagen, Geschäftszentren und eigener Gesundheitsversorgung ausgestattet werden. Bislang hat der Entwickler 180 Mio. US$ in die Infrastruktur
investiert, weitere 235 Mio. sollen folgen. Auch in Córdoba, der zweitgrößten Stadt Argentiniens, sind große Wohn- und Gewerbekomplexe geplant ("Love Córdoba" und
"Ciudad Gama").
Gebäudemodernisierung und -sanierung
In Buenos Aires existiert ein großer Bestand alter Gebäude, von denen viele zu Wohnund Gewerbezwecken saniert und ausgebaut werden. Besonders gut zu beobachten ist
9
dies in den In-Vierteln des Stadtteils Palermo (Palermo Viejo, Hollywood und Soho). Auch
der Staat investiert in die Sanierung von historischen Gebäuden und Denkmälern. Die
Baukammer Camarco kalkuliert den Bedarf an Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten
sowie ohne amtliche Genehmigung durchgeführten Baumaßnahmen für die Jahre 2016
bis 2025 auf 2.028 Mrd. arg$, zum Wechselkurs von Oktober 2015 wären das 185 Mrd.
Euro.
Chancen für Produkte und Dienstleistungen deutscher Unternehmen
Deutsche Bau- und Planungsunternehmen haben sich fast vollständig aus Argentinien
zurückgezogen. Deutsche Zulieferer wie Knauf (Gipsplatten), Häfele (Beschläge) oder der
Chemiekonzern BASF sind dagegen gut im Geschäft. Bei Sicherheits- und sonstiger Gebäudetechnik sind Siemens und Bosch in Argentinien führende Anbieter. Auf dem Markt
für Türen und Fenster sind deutsche Lieferanten wie Rehau, Veka und Velux im gehobenen Marktsegment gut vertreten, auch Schüco ist in Argentinien mit einer Niederlassung
präsent. Besonders gute Chancen werden sich für deutsche Unternehmen ergeben, wenn
wie erwartet die Energiesubventionen abgebaut werden. Die Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen dürfte darum in absehbarer Zeit sprunghaft steigen, ebenso die Nutzung erneuerbarer Energien.
Energieeffizienz im Gebäudesektor
Der Energieeffizienz wurde in Argentinien bislang wenig Bedeutung beigemessen. Dies
dürfte sich jedoch bald deutlich ändern. Aufgrund der hohen Defizite im Staatshaushalt
und im Außenhandel mit Energieträgern wird die nächste Regierung nach Einschätzung
von Fachleuten gezwungen sein, die bislang stark subventionierten Energiepreise deutlich
anzuheben. Die Gaspreise wurden für private Haushalte in mehreren Stufen bereits um
bis zu 700% erhöht, gestaffelt nach Höhe und Entwicklung des Verbrauchs. Ein Haushalt
mit einem Jahresverbrauch von 1.800 cbm zahlt im Raum Buenos Aires eine jährliche
Gasrechnung von umgerechnet rund 250 Euro (zuzüglich Steuern).
Erhöhungen der Strompreise werden für 2016 erwartet, vor allem im Großraum Buenos
Aires. Im Haushaltsplan der Regierung für 2016 hat die scheidende Regierung jedenfalls
keine ausreichenden Mittel für eine Aufrechterhaltung der Energiesubventionen im bisherigen Umfang eingeplant. Bisher zahlen viele Einwohner von Buenos Aires für ihre monatliche Stromrechnung weniger als für eine Tasse Kaffee in der Bar. Für ein Einfamilienhaus in der noblen Nordzone von Buenos Aires mit einem Monatskonsum von 700 kwh
liegt der durchschnittliche Strompreis inklusive aller Steuern und Abgaben bei weniger als
3 Eurocent je kWh.
Nach der überfälligen Anpassung der Energiepreise an ein realistisches Niveau dürfte die
Nachfrage nach Energiespartechnik rasch und kräftig steigen. Beim Bau neuer Bürogebäude, die bereits zu etwa drei Vierteln nach der Norm LEED zertifiziert werden, sind
hohe Anforderungen an die Energieeffizienz schon heute Standard. Die Baukammer
Camarco kalkuliert den Bedarf an Investitionen in die Energieeffizienz für den Zeitraum
2016 bis 2025 auf 334 Mrd. arg$ (derzeit rund 30 Mrd. Euro).
10
3. Tiefbau/Infrastrukturbau
Marktlage und Marktentwicklung
Im Infrastrukturbau dürften von der öffentlichen Hand 2016 keine bedeutenden Wachstumsimpulse ausgehen. Nach den hohen Ausgabensteigerungen vor den Wahlen 2015
sind für 2016 zunächst eher Sparmaßnahmen in den öffentlichen Haushalten zu erwarten, nachdem das Staatsdefizit 2015 auf etwa 7% des BIP angeschwollen ist. Argentiniens Zugang zu neuen Krediten ist aufgrund der Folgewirkungen des Staatsbankrotts von
2001 immer noch eng begrenzt. Einstweilen setzt das Land auf Kredite aus China. Eine
von China eingeräumte Linie für kurzfristige Währungsswaps (Yuan gegen Pesos, ein
Jahr) im Gegenwert von 11 Mrd. US$ stärkt kurzfristig die Währungsreserven. Zur Finanzierung von Wasserkraftwerken und Eisenbahnen kann Argentinien auf Kredite von mehr
als 9 Mrd. US$ aus dem Reich der Mitte zählen, über weitere chinesische Kredite wird
verhandelt.
Für 2016 plant die Regierung laut ihrem Entwurf für das Haushaltsgesetz eine Zunahme
des öffentlichen Investitionsbudgets um 11,1% auf 190 Mrd. arg$. Selbst unter Ansatz
der offiziell erwarteten Inflation von 10% würden die Investitionen damit real nur geringfügig zunehmen. Davon entfallen rund 27% auf direkte Investitionen im Geschäftsbereich der Bundesregierung, der Rest entfällt auf Transfers an die Provinzen und andere
Körperschaften. Schwerpunkte der öffentlichen Investitionen in "wirtschaftliche und soziale Infrastruktur" (für 2016 geplante Ausgaben: 154 Mrd. arg$) sind der Transportsektor
(24%), Energie und Bergbau (16%), Wohnungs- und Städtebau (14%), Bildung und
Kultur (9%), Trinkwasser und Kanalisation (8%), Forschung und Technik (3%), Gesundheit (2%) sowie ein Sonderfonds für die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur der Provinzen (Fondo Federal Solidario, 15%). Rund 46% der staatlichen Investitionen werden
über das Planungsministerium kanalisiert.
Über das genannte Budget hinaus hat sich die Regierung im Rahmen des Haushaltsgesetzes 2016 zur Aufnahme von 54,5 Mrd. US$ an Krediten zur Finanzierung von diversen
Infrastrukturprojekten ermächtigen lassen. Von diesem Höchstrahmen für die Kreditaufnahme dürfte allerdings nur ein Teil tatsächlich verwirklicht werden. Die Baukammer
Camarco schätzt das Volumen der öffentlichen Investitionen für 2014 auf 4,5% des BIP.
Der Anteil der öffentlichen Investitionen an den Gesamtinvestitionen der Volkswirtschaft
hat sich in den letzten zwölf Jahren mehr als verdoppelt (von 9 auf etwa 23%).
Transport (Straßen, Schienen, Wasserwege/Seehäfen, Flughäfen)
Argentinien hat großen Nachholbedarf beim Ausbau und bei der Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur. Für den Straßenbau sind im Haushaltsentwurf der argentinischen
Bundesregierung für 2016 bei der zuständigen Behörde Dirección Nacional de Vialidad
Investitionen von rund 20 Mrd. arg$ eingeplant. Dazu kommen die Ausgaben der einzelnen Provinzen und Gemeinden, über die keine konsolidierten Angaben vorliegen. Der
landesweite Absatz von Asphalt ging in den ersten acht Monaten 2015 um 2,2% zurück.
Das Beratungsunternehmen Abeceb schätzt die erforderlichen Investitionen für den Bau
11
und die Verbesserung von 10.000 km Straßen-Hauptverbindungen in den nächsten Jahren auf 8,7 Mrd. US$. Von 2006 bis 2014 wuchs Argentiniens Straßennetz lediglich um
6%. Mehr als 50% der Straßen sind in schlechtem oder mäßigem Zustand.
Rund 84% des Güterverkehrs erfolgen in Argentinien per Lkw, obwohl dieser nach Berechnung von Abeceb 75% teurer ist als der Bahntransport. Nur noch 14% des Gütertransports werden in Argentinien über die Schiene abgewickelt, kalkuliert die Beratungsfirma AMC Logistics. Die Modernisierung der Eisenbahnen gehört denn auch seit einigen
Jahren zu den Schwerpunkten der öffentlichen Investitionen in Argentinien. Allerdings
floss der größte Teil davon bisher in die Erneuerung des rollenden Materials, bei der Modernisierung des Schienennetzes besteht noch gewaltiger Nachholbedarf.
Zusammen mit dem staatlichen chinesischen Baukonzern China Machinery Engineering
Corporation (CMEC) plant die argentinische Regierung den Bau einer Eisenbahnverbindung durch Patagonien. Der Transport-Staatssekretär Alejandro Ramos unterzeichnete
im September 2015 in China eine entsprechende Vereinbarung. Die neue Bahnlinie soll
durch die Provinzen Neuquén, Río Negro, Chubut und Santa Cruz führen und so eine
Lücke im vorhandenen Eisenbahnnetz schließen. Das chinesische Unternehmen wurde
2010 bereits mit der jetzt laufenden Instandsetzung von 3.000 km Gleisstrecken der
Bahnlinie Belgrano Cargas beauftragt. Die Investitionen von 2,4 Mrd. US$ werden durch
einen Kredit der chinesischen Entwicklungsbank CDB finanziert. Nicht nur das rollende
Material wird aus China geliefert, selbst Schienen und Schwellen für die Renovierung der
Strecken sollen aus China kommen. Das Kreditabkommen mit China sieht vor, dass Aufträge ohne Ausschreibung direkt an chinesische Unternehmen vergeben werden können.
Im September 2015 vereinbarte Argentiniens Regierung mit den Chinesen eine Verdoppelung des für die Modernisierung des argentinischen Bahnnetzes vorgesehenen Finanzierungsrahmens auf 4,8 Mrd. US$.
Die Stadt Buenos Aires hat im September 2015 einen strategischen Plan für den Ausbau
des U-Bahn-Netzes vorgelegt, der langfristig eine Erweiterung des Streckennetzes um bis
zu 30 km vorsieht. Der "Plan Estratégico y Técnico para la Expansión de la Red de Subtes
de Buenos Aires" (PETERS) kann unter folgendem Link heruntergeladen werden:
www.buenosaires.gob.arsites/gcaba/files/libro_peters_2015.pdf.
Die Arbeiten für die seit Jahren geplante Verlegung der Sarmiento-Eisenbahnlinie unter
die Erde ruhen. Die Finanzierung der erforderlichen Gesamtinvestitionen von etwa 3,0
Mrd. US$ konnte bisher nicht sichergestellt werden. Zudem gibt es technische, umweltpolitische und städtebauliche Einwände gegen das Projekt. Mit den Plänen für den Bau
eines Eisenbahntunnels durch die Anden zwischen Argentinien und Chile liegt ein weiteres
Großprojekt auf Eis. Ein privates Konsortium plant den Bau des circa 52 km langen Tunnels mit multimodalen Terminals für den Schienen- und Straßenverkehr an beiden Enden
der Röhre. Die Gesamtinvestitionen sollen sich über eine Bauzeit von bis zu zehn Jahren
auf etwa 3 Mrd. US$ addieren. Die Finanzierung soll durch multilaterale Kreditgeber erfolgen, ist bisher aber nicht geklärt.
Besser stehen die Chancen für eine andere Tunnelverbindung am Pass Agua Negra zwischen Argentinien und Chile. Mit Investitionen von 1,6 Mrd. US$ soll ein circa 14 km langer Straßentunnel die argentinische Provinz San Juan mit dem chilenischen Hafen
Coquimbo verbinden. Im mittelfristigen Haushaltsplan der argentinischen Regierung sind
12
für das Projekt Investitionen von 7,4 Mrd. arg$ reserviert. Das Projekt, für das sich etwa
20 Unternehmen interessieren, könnte noch 2015 zur Ausschreibung kommen.
Die meisten Flughäfen Argentiniens werden vom Privatunternehmen Aeropuertos Argentina 2000 betrieben (der Staat hält eine Kapitalbeteiligung von 15%). Dessen Muttergesellschaft Corporación América ist derzeit vor allem mit seiner Expansion in andere Länder Lateinamerikas und nach Europa beschäftigt. Die argentinische Gruppe, die sich als
"größter privater Flughafenbetreiber der Welt" bezeichnet, hat bereits den Betrieb von 20
Flughäfen in Brasilien, Uruguay, Ecuador, Peru, Italien und Armenien übernommen. An
den 33 Flughäfen, die sie in Argentinien betreibt, gehen laufende Modernisierungs- und
Erweiterungsinvestitionen voran.
Im mittel- bis langfristigen Haushaltsplan der Regierung sind verschiedene Hafenprojekte
vorgesehen. Für den Bau eines neuen südlichen Zugangskanals (Canal Magdalena) zum
Río de la Plata mit 12 m Tiefe sind 4 Mrd. arg$ eingeplant. Im Hafen von Mar del Plata
sind Erweiterungsbauten (Hafenmole, Containerterminal) für 840 Mio. arg$ vorgesehen.
Für die Instandsetzung der Mole des Hafens der Stadt La Plata sind 1,4 Mrd. arg$ angesetzt. Die Erweiterung der patagonischen Häfen Comodoro Rivadavia (Chubut) und
Caleta Paula (Santa Cruz) soll 1,4 Mrd. beziehungsweise 1,3 Mrd. arg$ kosten.
Wasser/Abwasser/Abfall
Für den Bereich Trinkwasserversorgung und Kanalisation hat die Zentralregierung in ihrem Haushaltsentwurf für 2016 Investitionen von 13,3 Mrd. arg$ eingeplant. Der größte
Teil der Ausgaben wird über das staatliche Wasserversorgungsunternehmen Aguas y Saneamientos Argentinos SA (AySA), die Behörde Ente Nacional de Obras Hídricas de
Saneamiento (Enhosa) und das Planungsministerium (vornehmlich für Projekte der
Trinkwasserversorgung und Kanalisation in Nordargentinien) getätigt. Das für die Wasserversorgung des Großraums Buenos Aires zuständige Staatsunternehmen Aysa verfügt
gemäß dem Haushaltsentwurf für 2016 über ein Investitionsbudget von 5,8 Mrd. arg$,
wenig mehr als im Vorjahr (5,6 Mrd.). Schwerpunkte der Investitionen von AySA sind die
Trinkwasseraufbereitungsanlagen Paraná de las Palmas und Dock Sud, das Klärwerk
Berazategui sowie Erschließungsarbeiten in den Bezirken der rasch wachsenden Städte
Escobar und Pilar im Norden des Großraums Buenos Aires. Allein in Pilar sollen von 2016
bis 2020 rund 1,8 Mrd. US$ in das Trinkwassernetz und die Kanalisation investiert werden, um 100% der Haushalte anzuschließen. Zu den weiteren Schwerpunkten des strategischen Investitionsplans 2011 bis 2020 gehören die Erneuerung der maroden Leitungsnetze sowie die Sanierung des Flussbeckens Matanza-Riachuelo (Kläranlage, Pumpstationen, Leitungssysteme).
In einem für 2017 und die Folgejahre laufenden Finanzierungsplan der Regierung sind
670 Mio. US$ für Wasserfernleitungen und Kanalisierungsarbeiten in verschiedenen Landesteilen sowie 516 Mio. arg$ für den Bau einer Abwasseraufbereitungsanlage im Gerberei-Industriepark Lanús eingeplant. Bedarf an Wasseraufbereitungsanlagen hat auch
die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie.
Die Wasserbaubehörde Enhosa sieht für 2016 Investitionen von 4,5 Mrd. arg$ in den
Ausbau von Wasserversorgung und Kanalisation vor. Erfolgen soll dies teils in Eigenregie,
13
zum größten Teil jedoch durch Zuschüsse an Provinzen und Gemeinden. Zu den wichtigsten Vorhaben zählen Wasserleitungen durch die Provinz Chubut und den Norden der
Provinz Santa Cruz, der Bau eines Abwassersystems in Chubut, eine Wasseraufbereitungsanlage in Mar del Plata und der Bau eines Trinkwassernetzes in Río Gallegos (Santa
Cruz). Allein für die Wasserleitung durch Santa Cruz sind im mittelfristigen Haushaltsplan
der Regierung 11,6 Mrd. arg$ angesetzt.
Vor großen Problemen bei der Abfallentsorgung steht die Hauptstadt Buenos Aires. Die
Stadtregierung plant den Bau von Abfallverwertungsanlagen, da die Kapazität der bestehenden Mülldeponien weitgehend erschöpft ist. Täglich fallen in Buenos Aires rund 6.000
t Müll an. Die Baukammer Camarco kalkuliert den Bedarf an Investitionen in die Beseitigung und Behandlung von festen Abfällen in Argentiniens Kommunen für die kommenden
zehn Jahre (2016 bis 2025) auf 74,4 Mrd. arg$, zum Wechselkurs von Oktober 2015 sind
das 6,8 Mrd. Euro.
Energie (Erzeugung, Übertragung, Verteilung)
Argentinien muss in den nächsten 20 Jahren mindestens 1.500 MW jährlich an zusätzlicher Stromerzeugungskapazität ans Netz bringen, um die um etwa 4% jährlich wachsende Stromnachfrage zu decken. Gemäß einem "Business-as-usual-Szenario" der Expertengruppe "Escenarios Energéticos Argentina 2035", das von einer Fortschreibung der
gegenwärtigen Angebots- und Nachfragetendenzen ausgeht, müssten die Kapazitäten
sogar um mehr als 2.000 MW pro Jahr zunehmen. Selbst unter der Annahme einer um
20% geringeren Zunahme des Energieverbrauchs durch eine Erhöhung der Energieeffizienz müssten die Kapazitäten bis 2035 gegenüber der gegenwärtig installierten Kapazität
von 32.000 MW (2013) nahezu verdoppelt werden. Im Jahr 2015 stieg die installierte
Kapazität tatsächlich um 1.500 MW, vornehmlich durch die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Néstor Kirchner (vormals Atucha II). Die scheidende Regierung von Präsidentin Cristina Kirchner setzt große Hoffnungen in den Ausbau der Nutzung von Kohlenwasserstoffen, vornehmlich aus unkonventionellen Quellen wie Schiefergas. Doch auch der
Bau von Wasser- und Atomkraftwerken soll vorangetrieben werden.
Zu den wichtigsten geplanten Energieprojekten der Regierung zählen die Wasserkraftwerke Dr. Néstor Kirchner (vormals Cóndor Cliff) und Gobernador Jorge Cepernic (vormals La Barrancosa), ferner die Wasserkraftwerke Chihuidos, Los Blancos, Portezuelo del
Viento, Potrero del Clavillo und Punta Negra. Während die Kirchner-Cepernic-Kraftwerke
durch Kredite aus China über 4,7 Mrd. US$ finanziert werden, ist für die übrigen Projekte
in einem Anhang zum Haushaltsentwurf für 2016 eine Kreditaufnahme von bis zu 9 Mrd.
US$ vorgesehen.
Argentiniens Regierung plant überdies den Bau von drei neuen Atomkraftwerken mit einer Gesamtkapazität von 2.700 MW sowie die Verlängerung der Laufzeit des AKW
Embalse (Provinz Córdoba). Für den Bau der neuen AKW hat Argentinien bereits Abkommen mit chinesischen und russischen Partnern unterzeichnet, die nach Angaben der Regierung neben der Finanzierung auch einen Transfer von Technologie nach Argentinien
vorsehen. Langfristig soll die Bedeutung der Atomkraft noch stärker zunehmen. Bis 2030
solle ihr Anteil an der Stromversorgung von derzeit 10 auf 30% steigen, kündigte der
Planungsminister der scheidenden Regierung, Julio De Vido, Mitte 2015 an.
14
Kurzfristig höchste Priorität haben kombinierte Gas- und Dampfkraftwerke, die eine rasche Steigerung der Stromerzeugung erlauben. Bei der Planung und Ausrüstung solcher
Anlagen ist Siemens in Argentinien klarer Marktführer. Im Haushaltsplan 2016 ist für den
Bau und Ausbau von verschiedenen Gas-und Dampfkraftwerken eine Kreditaufnahme von
bis zu 2,9 Mrd. US$ vorgesehen. Für den Ausbau der Erdgasversorgung steht im Finanzplan der Regierung für 2016 eine Kreditaufnahme von bis zu 8 Mrd. US$. Es geht um den
Ausbau des Gasfernleitungs- und -verteilungsnetzes sowie Anlagen zur Rückwandlung
von Flüssiggas in Gas.
Argentinien verfügt über ein großes Potenzial für die Nutzung erneuerbarer Energien
(EE). Bisher ist ihr Beitrag zur Stromversorgung - von großen Wasserkraftwerken abgesehen - noch sehr bescheiden. Im Jahr 2014 wurden lediglich 0,5% der netzgeführten
Stromlieferungen durch Wind und Sonne gedeckt. Das soll sich bald ändern, der chronische Devisenmangel zwingt Argentinien zum Abbau der Abhängigkeit von Energieimporten. Ein im September 2015 verabschiedetes EE-Gesetz, welches das Gesetz 26.190 von
2006 modifiziert, sieht vor, dass bis 2017 rund 8% des argentinischen Stromverbrauchs
aus EE gedeckt werden sollen. Bis 2025 soll die Quote gar auf 20% steigen. Das neue
Gesetz sieht eine Reihe von Steuervorteilen für die Nutzung von EE vor. Neben beschleunigter Abschreibung von Ausrüstungen bei der Gewinnsteuer und einer frühzeitigen
Rückerstattung der Mehrwertsteuer werden bis 2017 die Importe von Ausrüstungen von
Zollabgaben befreit. Große Stromverbraucher müssen ab dem Inkrafttreten des neuen
Gesetzes einen obligatorischen EE-Anteil von 1% an ihrem Stromverbrauch erreichen und
diesen schrittweise (alle sechs Monate 1% zusätzlich) auf 8% erhöhen. Erfüllen sie diese
Vorgabe nicht, werden Strafzahlungen fällig. Einzelheiten müssen in den noch zu erlassenden Durchführungsbestimmungen festgelegt werden.
Der Ausbau der Stromerzeugung durch Wasserkraft und Windenergie wird einen Ausbau
der Hochspannungsübertragungsnetze erfordern - die Zentren für die Nutzung von Wasserkraft (Nordosten, Patagonien und Voranden) und Windenergie (Patagonien) sind von
den Verbrauchszentren (vor allem Großraum Buenos Aires) weit entfernt. Die Vereinigung der Stromerzeuger AGEERA hält bis 2035 den Bau von mehr als 10.000 km 500kV-Leitungen für erforderlich. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge müssen bis 2035
zwischen 11 Mrd. und 21 Mrd. US$ in den Ausbau des Hochspannungsnetzes investiert
werden.
Das Parlament der Provinz Córdoba verabschiedete im September 2015 einen Fünfjahresplan 2015 bis 2019 für den lokalen Stromversorger EPEC, der Investitionen von 3 Mrd.
arg$ vorsieht. Schwerpunkt ist die Verbesserung des Verteilungssystems (Versorgungssicherheit, Verlustreduzierung, Schutz gegen Stromdiebstahl, Modernisierung der Ausrüstungen). Unter anderem ist die Installation von 20 Umspannwerken niedriger und mittlerer Spannung sowie die Erneuerung und der Ausbau der Verteilungsleitungen vorgesehen (nähere Informationen: http://prensa.cba.gov.arpolitica/luz-verde-para-el-planquinquenal-de-epec-2015-2019/).
15
Kommunikationsnetze
In Argentinien sind 9,9 Mio. Telefon-Festnetzanschlüsse installiert. Führende Festnetzbetreiber sind Telefónica Argentina und Telecom Argentina. Ferner verfügt das Land über
63,3 Mio. Mobilfunkanschlüsse. Führende Anbieter sind Claro (América Móvil/AMX Argentina), Personal (Telecom Argentina) und Movistar (Telefónica). Die Regierung übt aufgrund der mangelhaften Qualität der Dienste großen Druck auf die Unternehmen aus, die
Infrastruktur zu verbessern und zu erweitern. Nach der Zuteilung der ersten 4G-Frequenzen Argentiniens Ende 2014 müssen Movistar, Personal und Claro etwa 2 Mrd. US$ in den
Aufbau der entsprechenden Netze investieren. Spätestens nach fünf Jahren sollen alle
Ortschaften mit mehr als 500 Einwohnern an das 4G-Netz angeschlossen sein.
Ein Viertel des 4G-Spektrums wurde im September 2015 dem Staatsunternehmen Arsat
zugeschlagen, nachdem der ursprüngliche Zuschlagnehmer Arlink (Gruppe Vila Manzano)
die erforderlichen Zahlungen nicht aufbringen konnte. Der Aufbau eines eigenen 4G-Netzes durch Arsat würde Investitionen von etwa 1 Mrd. US$ erfordern. Arsat installiert zudem im Rahmen des Programms "Argentina Conectada" ein eigenes Glasfaser-Kabelnetz
(Red Federal de Fibra Óptica, REFEFO). In verschiedenen Regionen, die bisher nicht erschlossen sind, sollen insgesamt 58.000 km Glasfaserkabel verlegt werden. Bis September 2015 waren rund 35.000 km Glasfaser installiert, die - bis auf eine Verbindung zwischen der Insel Feuerland und dem Festland - bisher jedoch nicht genutzt werden. Im
Haushaltentwurf der Regierung für 2016 sind im Geschäftsbereich von Arsat Investitionen von 5,8 Mrd. arg$ vorgesehen (Ausschreibungen: www.arsat.com.arlicitaciones-yconcursos-privados).
Argentinien verfügt über ein großes Kabelfernsehnetz, an das rund 6,6 Mio. Haushalte
angeschlossen sind. Führende Anbieter sind Cablevisión (Clarín-Gruppe; 41% Marktanteil), Supercanal (6%) sowie Red Intercable und Telecentro (jeweils rund 5%). Der Rest
wird von 700 kleinen Kooperativen abgedeckt.
Staatliche Infrastrukturpolitik und Investitionen
Das Haushaltsgesetzentwurf 2016 sieht neben Investitionen eine umfangreiche Ermächtigung der Regierung zur Aufnahme von Krediten für gesonderte Investitionsprojekte vor.
Solange allerdings der argentinische Staat keinen besseren Zugang zum internationalen
Kapitalmarkt erlangt, wird er nur einen relativ kleinen Teil dieser Mittel aufnehmen können. Neben neuen Krediten aus multilateralen Quellen setzte die Kirchner-Regierung zur
Finanzierung von Infrastrukturvorhaben vor allem auf Kredite aus China. Die nächste
Regierung dürfte eilig versuchen, ihre Finanzierungsoptionen zu verbreitern.
Angesichts der knappen Staatskasse und des hohen Nachholbedarfs beim Ausbau der
Infrastruktur wird unter der nächsten Regierung der Beteiligung privaten Kapitals und
öffentlich-privaten Partnerschaften eine stark erhöhte Bedeutung zukommen. Die Baukammer Camarco kalkuliert, dass die bisher geringen privaten Investitionen in die Infrastruktur in den nächsten zehn Jahren etwa 2,5% des BIP erreichen müssen. Das könnte
auch deutschen Unternehmen gute Chancen eröffnen, etwa den Betreibern von Windparks.
16
Der Entwurf für das Haushaltsgesetz 2016 sieht die Aufnahme von hohen Krediten für
eine Reihe bedeutender Infrastrukturprojekte vor, die in den kommenden Jahren verwirklicht werden sollen:
Beabsichtigte Infrastrukturprojekte
Vorhaben
Ausweitung der Nutzungszeit des Atomkraftwerks Embalse, Kernreaktor Carem und Bau
weiterer AKW
Wasserkraftwerke Chihuidos, Los Blancos, Portezuelo del Viento, Punta Negra und Potrero del
Clavillo
Ausbau des Gasleitungsnetzes sowie Zukauf von Gaslieferungen
Andere Energieprojekte (Erzeugung, Transport, Verteilung sowie Ankauf von Energie)
Eisenbahninfrastruktur (Verlegung von Bahntrassen unter die Erde)
Energieprojekte (Exploration, Förderung und Verarbeitung von Erdöl/-gas)
Projekte für die Förderung und Verarbeitung von Erdöl u. -gas
Projekte der Energieerzeugung (meist Bau und Erweiterung von Gas-und-Dampf-Kraftwerken)
Wasserkraftwerk Yacyretá und andere Wasserkraftvorhaben zusammen mit Paraguay
Verschiedene Energieprojekte im Rahmen eines Abkommens mit der VR China
Eisenbahnbauprojekte im Rahmen eines Abkommens mit der VR China
Wasserversorgung und Kanalisation (Unternehmen Aysa)
Wasserfernleitungen (Santa Rosa, Chaco, Santa Fé, Bahía Blanca, Puelén-Chacharramendi)
Sanierung des Flussbeckens Matanza-Riachuelo
Verschiedene Kanalbauprojekte
Projekte des Telekommunikationsunternehmens Arsat (u.a. Ausbau des Glasfasernetzes)
Infrastruktur und Dienstleistungen für den Nationalen Plan der Nuklearmedizin
Eisenbahnen (Infrastruktur)
*) maximale Kreditaufnahme laut Haushaltsgesetz 2016
Quelle: Mecon (argentinisches Wirtschaftsministerium)
Kreditrahmen
(Mio. US$) *)
11.510
9.000
8.000
6.000
3.600
3.000
3.000
2.920
2.500
2.000
1.600
1.308
650
500
400
400
400
220
Detaillierte Informationen über den mehrjährigen Investitionsplan der Regierung für
2014 bis 2016 können unter www.mecon.gov.arDNIP/plan_invpub_ultimos.htm# abgerufen werden. Dort findet sich unter anderem eine Auflistung von Straßenbauprojekten.
Die Regierung der autonomen Stadt Buenos Aires plante in ihrem Haushalt 2015 Investitionen von 13,3 Mrd. arg$ in den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur.
Schwerpunkte der städtischen Investitionen waren der Ausbau des U-Bahn-Netzes, das
Sammeln sowie die Trennung und Behandlung von Müll, Kanalisierungsarbeiten zum
Schutz vor Überschwemmungen, die Neugestaltung von Gehwegen und Fußgängerzonen,
der Ausbau von gesonderten Fahrbahnen für Busse, Infrastruktur für Krankenhäuser und
Schulen sowie die Urbanisierung von Elendsvierteln und der soziale Wohnungsbau.
4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis
Branchenstruktur und Wettbewerbssituation
In Argentiniens Bausektor arbeiteten nach Angaben des halbstaatlichen Statistik- und
Registrierungsinstituts für die Bauwirtschaft (Instituto de Estadística y Registro de la
Industria de la Construcción, IERIC, www.ieric.org.ar) im August 2015 insgesamt 21.592
Unternehmen mit zusammen 427.000 Mitarbeitern (Daten für Juli 2015). Gegenüber dem
Vorjahr nahm die Zahl der Unternehmen um 4,1% zu, die Zahl der Beschäftigten um
9,7%. Etwa 73% der Unternehmen haben weniger als zehn Beschäftigte, 42% sind Ein17
Mann-Betriebe. Lediglich 2,3% der Unternehmen haben mehr als 100 Mitarbeiter, weitere
3,1% zählen 50 bis 100 Beschäftigte. Rund 29% der Firmen sind Auftragsunternehmen,
weitere 10% leben von Unteraufträgen. Der durchschnittliche Monatslohn betrug im Juli
2015 rund 9.335 arg$ (rund 880 Euro), das bedeutete einen Anstieg um 19,7% gegenüber dem Vorjahr. In Großunternehmen (mehr als 500 Beschäftigte) verdienen die Mitarbeiter im Durchschnitt mit rund 14.800 arg$ mehr als doppelt so viel wie in Kleinbetrieben (rund 7.300 arg$). Etwa die Hälfte der Bauunternehmen ist in der Stadt oder der
Provinz Buenos Aires angesiedelt. Weitere regionale Schwerpunkte sind die Provinzen
Santa Fé (8,8%), Córdoba (7,3%) und Mendoza (3,6%). Der Branchenkammer Cámara
Argentina de la Construcción (Camarco; www.camarco.org.ar) sind rund 1.300 Firmen
angeschlossen.
Argentiniens führende Baukonzerne erlebten 2014 eine sehr unterschiedliche Umsatzentwicklung. Während einige Unternehmen wie Astra Evangelista und Skanska Argentina
ihren Umsatz in lokaler Währung deutlich erhöhten, verzeichneten andere Großunternehmen Einbußen oder lediglich ein geringes Umsatzwachstum, das nicht einmal die Inflation von 38% kompensierte. Die folgende Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Bedeutende Bauunternehmen in Argentinien (Umsatz in Mio. arg$)
Firma
Tätigkeitsschwerpunkte
Astra Evangelista (AESA)
Constructora Norberto Odebrecht
(Brasilien)
Iecsa
Skanska Argentina (Perez Companc)
José Cartellone
Benito Roggio e Hijos
Techint Cía. Técnica
UTE Isolux-Iecsa
Grupo ODS (IECSA, Creaurban)
Grupo Eling (Electroingenieria; Gerardo
Ferreyra und Osvaldo Acosta)
Rovella Carranza
CPC (Grupo Indalo, Cristóbal López)
Grupo Isolux Corsán
Grupo Isolux Corsán + Otros UTE
Dycasa (Spanien)
Helport
Construccciones Térmicas (Grupo Eling)
Caputo
OPS
Grupo Trevi
Bautec
Decavial
Sideco Americana
Criba
Constructora Sudamericana
Contreras Hermanos
Tecna (Grupo Isolux)
Energiewirtschaft
Verschiedene
2.000
3.850
4.697
3.840
Anlagen- und Infrastrukturbau
Verschiedene
Infrastrukturbau, Verkehrsprojekte, Kraftwerke
Gewerbe-/Infrastrukturbau, Betreibermodelle
Anlagenbau
Kraftwerke
Anlagen- und Infrastrukturbau, Wohnungsbau
Gewerbe- und Infrastrukturbau, Kraftwerke,
Energiewirtschaft
Infrastrukturbau
Anlagen- und Infrastrukturbau
Infrastrukturbau
Infrastrukturbau
Verschiedene
Infrastrukturbau
Infrastrukturbau
Verschiedene
Anlagen- und Infrastrukturbau, Erdöl
Hafenbau, Betonstützen
Industriebau
Straßenbau
Anlagen-/Infrastrukturbau, Betreibermodelle
Bürohochhäuser, Krankenhäuser
Verschiedene
Verschiedene
Anlagenbau (Mineralölindustrie)
3.421
1.940
1.850
2.791
3.639
2.754
2.950
k.A.
3.551
3.400
2.949
2.858
2.800
2.461
2.369
2.200
1.470
1.167
838
0
969
0
605
567
558
560
459
480
728
k.A.
616
840
635
2.131
1.521
1.075
992
963
918
793
783
740
734
707
701
554
545
544
k.A.
k.A.
Quelle: Zeitschrift Mercado
Umsatz Umsatz
2013
2014
Nur wenige ausländische Bauunternehmen haben sich in Argentinien fest niedergelassen.
Meist werden sie nur projektbezogen aktiv, in der Regel in Konsortien mit lokalen Partnern. Führend sind der brasilianische Baukonzern Odebrecht sowie die spanischen Konzerne Dycasa und Isolux Corsán. Die auf dem lokalen Markt für Anlagen der Mineralölin18
dustrie stark positionierte argentinische Tochter des schwedischen Konzerns Skanska
wurde 2015 von der argentinischen Gruppe Pérez Companc für rund 100 Mio. US$ zurückerworben - Pérez Companc hatte seine Anlagenbau-Aktivitäten 1999 an Skanska
veräußert.
Deutsche Bauunternehmen haben sich fast vollständig aus Argentinien zurückgezogen.
Zulieferer wie das Unternehmen Knauf (Gipsplatten), Herrenknecht (Tunnelvortriebsmaschinen) oder der Chemiekonzern BASF sind dagegen gut im Geschäft. Siemens hat bei
Bau, Ausrüstung und Wartung von Kraftwerken eine sehr starke Marktposition. Bei Sicherheits- und sonstiger Gebäudetechnik sind Siemens und Bosch in Argentinien führende Anbieter. Besonders gute Chancen werden sich für deutsche Unternehmen ergeben, wenn unter der nächsten Regierung die Energiesubventionen abgebaut werden und
die Energiepreise steigen müssen.
Nachfolgende Unternehmen sind die größten Auftragsnehmer der vom argentinischen
Planungsministerium 2003 bis 2015 vergebenen Bauprojekte:
Rang
Unternehmen
Eigentümer oder Herkunftsland
1
2
3
4
5
6
Techint
Electroingeniería
IECSA
Gezhouba
Corporación América
INVAP
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
Odebrecht
INTER RAO
Esuco
Cartellone
Grupo Roggio
Rovella Carranza
JCR
Chediack
CPC
Supercemento
Isolux
Petersen
Panedile
General Electric
COARCO
Siemens
Contrera Hnos
Equimac
Paolo Rocca
Osvaldo Acosta y Gerardo Ferreyra
Angelo Calcaterra
chinesisches Staatsunternehmen
Eduardo Eurnekian
öffentliches Unternehmen der Provinz
Río Negro
Brasilien
Russland
Enrique Wagner
José Cartellone
Aldo y Benito Roggio
Mario Rovella
Juan Carlos Relats
Juan Chediack
Cristóbal López
Julián Astolfoni
Luis Delso
Enrique Eskenazi
Hugo Dragonetti
USA
Patricio Gerbi
Deutschland
Juan Touseda
Silvio Mion
AuftragsAnteil an den
summe (Mio. gesamten Aufträgen
arg$)
(%)
16.420
15.494
14.050
13.755
11.369
11.204
4,89
4,61
4,18
4,09
3,38
3,33
10.730
7.650
6.926
5.696
5.470
5.406
5.164
5.049
3.231
2.893
2.751
2.658
2.140
1.968
1.934
1.920
1.861
1.723
3,19
2,28
2,06
1,70
1,63
1,61
1,54
1,50
0,96
0,86
0,82
0,79
0,64
0,59
0,58
0,57
0,55
0,51
Geschäftspraxis
Die Regierung fördert den Absatz von Baumaterialien aus lokaler Produktion durch subventionierte Kredite im Rahmen des im September 2014 lancierten Programms "Ahora
12" (www.ahora12.gob.ar), das den Kauf in zwölf zinslosen Monatsraten ermöglicht. Bis
September 2015 wurden Baumaterialien im Wert von 6.400 Mio. arg$ (rund 580 Mio.
Euro) über dieses Ratenkaufprogramm abgesetzt.
19
Jedes Unternehmen, das sich um öffentliche Bauaufträge bewerben will, muss sich in
einem entsprechenden Verzeichnis einschreiben, das beim Planungsministerium
(Ministerio de Planificación Federal, Inversión Pública y Servicios,
www.obraspublicas.gov.ar) geführt wird.
Seit Anfang 2012 muss jedes Importgeschäft vor der Erteilung des Auftrags den Behörden zur Genehmigung vorgelegt werden (Declaración Jurada Anticipada de Importación,
DJAI). Jeder Erwerb von Devisen bedarf einer Genehmigung durch die Steuerbehörde
AFIP. Für die Einreichung der DJAI hat die AFIP eine gesonderte Internetseite eingerichtet (www.afip.gob.ardjai). Das Risiko, von Importrestriktionen betroffen zu sein, besteht
für alle Importprodukte, vor allem jedoch für solche, die auch lokal hergestellt werden
oder zumindest in Zukunft lokal produziert werden könnten. Die EU hat zusammen mit
den USA und Japan bei der WTO gegen Argentiniens Handelsbarrieren geklagt und 2015
Recht erhalten. Argentinien sagte zu, seine Kontrollverfahren bis Ende 2015 an die WTORegeln anzupassen. Beobachter rechnen allerdings mit dem Ersatz der DJAI durch eine
Batterie neuer nichttarifärer Importhemmnisse.
Zwar wurden Importgenehmigungen (DJAI) im Jahresverlauf 2015 zügiger erteilt, stattdessen verschärfte sich jedoch ein anderer Engpass: Die Devisen für die Bezahlung von
Einfuhren werden von der Zentralbank mitunter nur mit erheblicher Verzögerung freigegeben. Viele Importeure haben darum hohe Schulden gegenüber ihren ausländischen
Lieferanten beziehungsweise ihren Mutterhäusern angehäuft. Per August 2015 beliefen
sich die Devisenschulden der Importunternehmen auf mehr als 8 Mrd. US$, berichtete
die argentinische Kammer der Importeure (CIRA). Die Freigabe von Devisen zur Bezahlung von Dienstleistungen oder gar zur Überweisung von Gewinnen ans Ausland ist noch
schwieriger zu erlangen.
Wer mit der Regierung Projekte zur Importsubstitution oder Steigerung der Exporte vereinbart, kann mitunter auf großzügige Hilfen zählen. Im Rahmen von Förderprogrammen
finanziert die Regierung bis zu 80% eines Projekts für bis zu fünf Jahre zu einem Festzins, der weit unter der tatsächlichen Inflationsrate liegt. Auch private Banken müssen
auf Geheiß der Regierung ein Kontingent von Billigkrediten für Unternehmen bereitstellen. Zudem werden Ausbildungs- und Forschungsprojekte staatlich gefördert. Zuständig
für die meisten Förderprogramme ist das Industrieministerium (www.industria.gob.ar).
Im Index der Korruptionswahrnehmung von Transparency International lag Argentinien
2014 weltweit und auch in Südamerika nur im unteren Mittelfeld (weltweit Rang 107 von
177 Ländern). Nicht nur für die Bewältigung der oft hohen administrativen Hindernisse,
sondern auch für die bessere Erschließung des Marktes ist die Zusammenarbeit mit einheimischen Partnern unerlässlich. Kontakte können bei Fachveranstaltungen angebahnt
werden.
Zur führenden Fachmesse für die Bauwirtschaft entwickelte sich in den letzten Jahren die
jährliche Veranstaltung Batimat Expovivienda, die sich 2015 mit der ehemaligen Konkurrenzveranstaltung Fematec zusammengeschlossen hat (www.batev.com.ar, nächste
Ausgabe 1. bis 4.6.16). Auch bei der von der Messe Frankfurt in Buenos Aires veranstalteten ExpoFerretera (www.expoferretera.com.ar, 30.8 bis 2.9.17) werden Baumaterialien
und Installationszubehör präsentiert; ergänzt wird die Messe durch eine gesonderte Abteilung für Gebäudewartung sowie Maler und Restaurateure (ExpoMant). Bei drei weite20
ren Veranstaltungen der Messe Frankfurt in Argentinien werden Ausrüstungen für die
Gebäudesicherheit und -automatisierung präsentiert - bei der Intersec (7. bis 9.9.16)
steht Feuerschutz im Vordergrund, bei den parallel organisierten Messen Biel
Light+Building und Seguriexpo (12. bis 16.9.17) geht es unter anderem um Beleuchtung,
Gebäudeautomatisierung und elektronische Sicherheitssysteme. Seit 2015 führt die
Messe Frankfurt auch die Fachmesse Argentina Oil & Gas Expo durch, die in Anbetracht
der großen Geschäftschancen in Argentiniens Öl- und Gasindustrie 2015 trotz globalen
Ölpreisverfalls 325 Aussteller und 21.500 Besucher anlockte (nächste Ausgabe: 25. bis
28.9.17). Argentiniens Immobilienentwickler präsentieren ihre Projekte alljährlich auf
dem Fachkongress Expo Real Estate in Buenos Aires (nächste Ausgabe voraussichtlich
August 2016; www.exporealestate.com.ar).
Im Rahmen des alljährlich von der Deutsch-Argentinischen Industrie- und Handelskammer (AHK) veranstalteten Fachkongresses GreenAR stellen deutsche Unternehmen seit
Jahren ihr Angebot für Lösungen in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz
und Nachhaltigkeit vor. Bei den letzten Ausgaben standen die Themen Windenergie,
Netzintegration, Biomasse und Biogas im Mittelpunkt. Die nächste GreenAR ist für Oktober oder November 2016 geplant. Bei dem ebenfalls von der AHK veranstalteten Fachkongress Megaciudades (www.foro-megaciudades.com.ar) geht es alljährlich um Konzepte für öffentlich-private Partnerschaften bei nachhaltiger und intelligenter Stadtentwicklung (Smart Cities), Transport und Logistik. Die nächste Ausgabe findet im Juni oder
Juli 2016 statt.
Kontaktadressen
Bezeichnung
Internetadresse
Anmerkungen
Deutsch-Argentinische Industrieund Handelskammer
Ministerien/Behörden/Institutione
n
Ministerio de Planificación Federal,
Inversión Pública y Servicios
Ministerio de Industria
Ministerio del Interior
www.ahkargentina.com.ar
Veranstaltet die Fachkongresse
Megaciudades und GreenAR
www.minplan.gob.ar
Zuständiges Ministerium für die meisten
öffentlichen Investitionsprojekte
Förderprogramme zur Industrieentwicklung
Zuständiges Ministerium für Kontrolle und
Regulierung des Transportsektors
Statistik- und Registrierungsinstitut für die
Bauwirtschaft
Instituto de Estadística y Registro
de la Industria de la Construcción
Nationale Branchenverbände
Cámara Argentina de la
Construcción
Construya
Fachzeitschriften
Revista Vivienda
El Constructor
ARQ
Fachmessen
Batimat Expovivienda
Messe Frankfurt Argentina
www.industria.gob.ar
www.mininterior.gov.arinici
o/index.php
www.ieric.org.ar
www.camarco.org.ar
Kammer der Bauindustrie
www.grupoconstruya.com.a Zusammenschluss von zwölf führenden
r
Bauzulieferern
www.revistavivienda.com.a
r
www.elconstructor.com
Führendes Fachblatt für den Wohnungsbau
http://arq.clarin.com
Fachzeitung mit Schwerpunkt auf
Infrastrukturbau
Architekturbeilage der Zeitung Clarín
www.batev.com.ar
www.ar.messefrankfurt.co
m/buenosaires/es.html
Führende Messe für Hochbauzulieferer
Mehrere lokale Messen, die für Zulieferer der
Bauwirtschaft interessant sind
21
5. Baustoffe und Zulieferprodukte
Die Produktion von Baumaterialien entwickelte sich in den ersten acht Monaten 2015 laut
Statistikinstitut Indec wie folgt (jeweils im Vergleich zur gleichen Vorjahresperiode): Asphalt -2,2%, Zement +9,3%, Rundstahl für Beton -1,7%, Hohlziegel +11,4%, keramische Kacheln und Fliesen +3,7% sowie Baufarben +15,4%. Der Construya-Index für die
Absatzentwicklung von zwölf führenden Zulieferern für den Hochbau weist für die ersten
neun Monate 2015 einen Zuwachs um 6,4% gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum
aus.
Argentiniens Einfuhr von Baumaschinen stieg in den ersten neun Monaten 2015 gemäß
vorläufigen Daten des Informationsdienstes Nosis um 33%. Schon im Gesamtjahr 2014
waren die Maschinenimporte um fast 35% auf 700 Mio. US$ gestiegen. Baumaschinenlieferungen aus Deutschland hatten in den ersten neun Monaten 2015 einen Importmarktanteil von 7,2%. Führende Lieferländer waren die USA (28%), China (23%) und
Brasilien (17%).
Zement, Keramik, Glas
Argentiniens Nachfrage nach nichtmetallischen Mineralien erreichte 2013 einen Wert von
5,0 Mrd. US$. Dies ergibt sich aus Daten des staatlichen Centro de Estudios para la
Producción (CEP; aktuellere Daten liegen noch nicht vor). Laut CEP stand 2013 einer inländischen Produktion im Wert von 4,8 Mrd. US$ und Importen für 331 Mio. US$ eine
Ausfuhr im Wert von 185 Mio. US$ gegenüber. Wichtigste Lieferländer waren 2013 Brasilien (24,9% des gesamten Einfuhrwertes), die VR China (15,9%) und Deutschland
(8,9%). Argentiniens Exporte gingen vornehmlich nach Chile (43% vom gesamten Exportwert) sowie nach Uruguay (16%) und Brasilien (12%).
Argentiniens Inlandsbedarf an Zement (2014 rund 11 Mio. t) wird fast vollständig durch
lokale Produktion gedeckt. Angesichts der vorhandenen Kapazitäten (18,1 Mio. t pro
Jahr) könnte die Produktion erheblich gesteigert werden. Trotz der landesweiten theoretischen Überkapazitäten kam es 2015 in der Provinz Mendoza aufgrund von technischen
Problemen zu Lieferengpässen, so dass vorübergehend Zement aus Chile importiert werden musste.
Die Zementproduktion fiel im Rezessionsjahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um 4,1% auf
11,4 Mio. t. In den ersten acht Monaten 2015 stieg der Ausstoß dagegen wieder kräftig
an (+8,2% gegenüber dem entsprechenden Vorjahresniveau). Der inländische Absatz
von Zement wuchs in den ersten sieben Monaten 2015 um 11,1%. Besonders stark expandierte der Absatz von Schüttgut (+16,3% bis Juli). Fachleute erklären dies mit einer
vermehrten öffentlichen Bautätigkeit im Vorfeld der Präsidentenwahlen. Die höchsten
Absatzzuwächse von Schüttgut verzeichneten in den ersten sieben Monaten 2015 die
Provinzen Nord- und Mittelargentiniens mit Steigerungsraten von bis zu 66% (Provinz
San Luis). Der Absatz von Zement in Säcken, der vornehmlich in kleinere, meist private
Bauvorhaben fließt, stieg im genannten Zeitraum um 8,4%, am stärksten in den Provinzen Río Negro, San Luis und Buenos Aires.
22
Argentiniens Zementindustrie (1.000 t)
Indikator
Produktion
Absatz
Import
Export
Inlandsverbrauch
Pro-Kopf-Verbrauch (kg)
2010
2011
2012
2013
2014
10.423
10.164
31
270
9.925
254
11.592
11.363
23
235
11.151
281
10.716
10.450
5
237
10.219
255
11.892
11.683
5
218
11.459
283
11.408
11.271
2
164
11.110
270
Quellen: Asociación de Fabricantes de Cemento Portland, Tendencias Económicas
Der lokale Marktführer Loma Negra (Jahresumsatz 2014: 5.405 Mio. arg$), eine Tochtergesellschaft der brasilianischen Gruppe Camargo Corrêa (Intercement), investiert 400
Mio. arg$ in die Ausweitung seiner Rohstoffversorgung und die Verbesserung des Umweltschutzes. Der Hersteller Cementos Avellaneda investiert 100 Mio. arg$ in die Verdoppelung seiner Produktionskapazität in der besonders wachstumsstarken Provinz San
Luis. Der argentinische Zementmarkt ist ein Oligopol. Vier Unternehmen betreiben insgesamt 18 Produktionsstätten. Im Jahr 2014 wurden die Branchenunternehmen wegen
Preisabsprachen mit einer Geldstrafe von insgesamt 310 Mio. arg$ belegt.
Struktur der argentinischen Zementindustrie
Unternehmen
Werke
Kapazität
Anteil (%)
9
5
2
2
10.030
5.130
2.530
435
55,3
28,3
14,0
2,4
Loma Negra
Holcim Argentina (ex Cementos Minetti)
Cementos Avellaneda
Petroquímica Comodoro Rivadavia
Quellen: Asociación de Fabricantes de Cemento Portland, Tendencias Económicas
Die schweizerische Sika AG nahm im September 2015 ihr zweites Produktionswerk in
Argentinien in Betrieb. Am Standort Córdoba sollen Mörtel sowie Beton- und Mörtelzusatzstoffe hergestellt werden, um den wachsenden Markt des argentinischen Nordwestens zu bedienen. "Durch die lokale Produktion fallen insbesondere Transportkosten weg,
was zur Verbesserung der Kostenstruktur und zum Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit
beiträgt", erklärte das Unternehmen. Sika setzt nach eigenen Angaben auf eine Belebung
der argentinischen Wirtschaft in den kommenden Jahren und insbesondere auf mehrere
Großprojekte in den Bereichen Transport, Energie und Versorgungsinfrastruktur.
Der Absatz von Kacheln und Fliesen auf dem Inlandsmarkt erhöhte sich in den ersten
sieben Monaten 2015 nach Indec-Daten um 2,0% gegenüber der gleichen Vorjahresperiode. Führende Hersteller von keramischen Bodenbelägen und Wandverkleidungen sind
nach Angaben des Informationsdienstes Tendencia Económicas die Unternehmen Cerro
Negro, Cerámica San Lorenzo (Etex Group), Cerámica Alberdi, Losa Olavarría, Ilva,
Cerámica Scop, Loimar und Industrias Cerámicas Lourdes. Wichtigste Anbieter von Dachziegeln sind Cerro Negro, Losa und Cerámica del Norte (Soler). Führende Hersteller von
Hohlziegeln sind Later-Cer (Jahresumsatz 2014: 831 Mio. arg$), El Palmar, Cerámica
Juan Stefani, Cerámica del Norte, Terrabuk, Cerro Negro, Alberdi, Ctibor, Fanelli, Martín
und Loimar.
23
Argentiniens Produktion von Baukeramik
Produkt
Kacheln und Fliesen (1.000 qm)
Sanitärartikel (1.000 Einheiten)
Quelle: CEP, Indec
2011
2012
2013
2014
33.331
4.598
28.114
4.584
24.784
4.350
28.414
4.013
Der lokal führende Baukeramikhersteller Céramica San Lorenzo hat seinen Jahresumsatz
2014 um 39% auf 988 Mio. arg$ gesteigert. Beim Branchenzweiten Cerro Negro lag das
Plus gar bei 42% (auf 812 Mio. arg$), bei Cerámica Alberdi bei 32% (auf 662 Mio. arg$).
Die führenden Hersteller von Hohlziegeln, Later-Cer und Ladrillo El Palmar, erwarben von
Cerámica Alberdi eine Produktionsanlage für Hohlziegel in Rosario. Unter dem neuen Namen Cerámica Rosario SA wollen die neuen Besitzer die Produktion auf 30.000 t pro Jahr
verdreifachen. Zusammen produzieren Later-Cer und El Palmar landesweit 200.000 t
Hohlziegel pro Jahr, knapp ein Drittel der argentinischen Gesamtproduktion (2014:
637.000 t). Alberdi will sich auf die Produktion von Fliesen und Kacheln in Córdoba und
Salta konzentrieren. Im Oktober 2015 kündigte Alberdi überdies Investitionen von 400
Mio. arg$ in den Bau einer neuen Fabrik in José C. Paz bei Buenos Aires an (Jahresproduktion: 450.000 qm großflächige Fliesen). Die finanziell angeschlagene Kooperative für
Keramikproduktion Fasinpat (ehemals Cerámica Zanon) erhielt 2015 staatliche Zuschüsse
von 31 Mio. arg$ für die Modernisierung ihrer Ausrüstungen.
Führender Hersteller von Sanitärkeramik ist das zur FV-Gruppe gehörende Unternehmen
Ferrum, das in seinen Werken Avellaneda und Pilar (beide in der Provinz Buenos Aires)
über eine Kapazität zur Produktion von 2 Mio. Einheiten pro Jahr verfügt und mit 1.500
Beschäftigten nach eigenen Angaben 65% des lokalen Marktes bedient. Laut Angaben
der Wirtschaftszeitschrift Mercado hat Ferrum seinen Jahresumsatz 2014 um 45% auf
1.227 Mio. arg$ gesteigert. Angesichts der guten Nachfrageentwicklung, nicht zuletzt
aufgrund des staatlichen Wohnungsbau-Förderprogramms Procrear, plant das Unternehmen eine Erweiterung seiner Kapazität. Eine starke Marktposition hat ferner die lokale
Niederlassung der spanischen Gruppe Roca, die in Argentinien eine ihrer wichtigsten Produktionsstätten in Lateinamerika unterhält, und ihren Umsatz in Argentinien 2014 um
27% auf 514 Mio. arg$ erhöhte.
Bei Gipsplatten für den Trockenbau und Verkleidungen führen auf dem argentinischen
Markt das Unternehmen Durlock und die Niederlassung des deutschen Herstellers Knauf.
Durlock steigerte seinen Umsatz 2014 um 28,5% auf 568 Mio. arg$. Argentiniens Gesamtproduktion von Gipsplatten liegt laut Indec bei 44 Mio. qm pro Jahr. Das Wachstumspotenzial ist noch groß. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 0,75 qm im Jahr, während
es im benachbarten Chile 2,7 qm sind.
Die Saint-Gobain-Gruppe plant im Industrieparkt General Roca (Provinz Neuquén) den
Bau eines Werks zur Produktion von hochwertigen Gipserzeugnissen für die Bauwirtschaft. Das Tochterunternehmen Weber Saint-Gobain, Hersteller von Klebstoffen, Beschichtungs- und Isolationsmitteln, investierte in den letzten sechs Jahren 17 Mio. US$ in
seine drei argentinischen Produktionsstandorte San Miguel de Tucumán, Rosario (Santa
Fé) und Córdoba.
Der belgische Industriemineralien-Hersteller Sibelco investiert 100 Mio. US$ in den Bau
eines Rotationsofens für die Kalkproduktion in seinem Werk in Albardón, Provinz San
Juan. Der Ofen soll Ende 2016 in Betrieb gehen und innerhalb von vier Jahren eine Ver24
doppelung der Produktion ermöglichen. Sibelco ist seit 2007 in Argentinien angesiedelt
und hat bisher 200 Mio. US$ in seine drei Standorte in San Juan investiert. Sibelco prüft
ferner den Bau einer Anlage zur Produktion von Sand für die aufstrebende Frackingindustrie in Argentinien.
Klar dominierender Hersteller von Flachglas ist Vidriería Argentina (VASA). Das Joint
Venture von Pilkington und Saint-Gobain steigerte seinen Umsatz 2014 um 10% auf
1.025 Mio. arg$.
Den Markt für Farben und Lacke dominieren laut Tendencias Económicas fünf Unternehmen, die 75% der Nachfrage bedienen: Alba (gehört Akzo Nobel) mit 22% Marktanteil,
gefolgt von Sherwin-Williams (20%), Sinteplast (14%), Tersuave (13%) und Colorín
(6%). Das Segment für Kalkfarben ist weniger stark konzentriert. Hier führt Tersuave
(14%) vor Colorín (7%), Venier (4%), Grupo Petrilac (4%), Akzo Nobel (3%) sowie
Productora Química Llana, Murallón und BASF (je 2%). Die restlichen 62% verteilen sich
auf eine Vielzahl kleinerer Anbieter. Argentiniens Produktion von Baufarben stieg 2014
gemäß Indec um 3,2% auf 203.662 t.
Türen und Fenster
Im Markt für Fenster und Türen gelingt es den Herstellern von PVC-Profilen, dem bisher
klar dominierenden Werkstoff Aluminium Marktanteile streitig zu machen; Holz wird
kaum verwendet. Bei den Importen sind PVC-Erzeugnisse inzwischen sogar klar führend.
In Schwung kam die Nachfrage nach PVC-Produkten, nachdem Tecnocom 2004 die lokale
Produktion von PVC-Profilen für Fenster aufgenommen hatte. In den letzten zwei Jahren
investierte das Unternehmen 2,2 Mio. US$ in den Ausbau seines Werks Pablo Podestá in
der Provinz Buenos Aires, um die Produktion um 40% zu erhöhen. Tecnocom ist auf dem
gesamten lateinamerikanischen Markt präsent.
Bei den Importen waren die Dollarwerte für Kunststoff- beziehungsweise Aluminiumprodukte 2011 noch etwa gleich hoch, 2014 dagegen importierte Argentinien Fenster und
Türen aus Kunststoff für 1,9 Mio. US$ (+48% gegenüber Vorjahr), jedoch nur noch für
0,4 Mio. US$ aus Aluminium (-51%). Die Importe von Holzfenstern und -türen holen von
niedrigem Niveau ausgehend langsam auf; 2014 stiegen sie gegenüber dem Vorjahr um
25% auf 284.000 US$.
Deutsche Lieferanten von Fenstern und Türen wie Rehau, Veka und Velux haben in Argentinien hinter dem Marktführer Tecnocom ebenfalls eine bedeutende Marktposition,
auch Schüco hat eine Niederlassung. Allerdings ist Deutschlands Anteil an den argentinischen Importen von Kunststofffenstern und -türen 2014 drastisch gesunken (nur noch
4% gegenüber einem Anteil von mehr als einem Drittel 2012). Bei Aluminiumfenstern
und -türen kommt ein Drittel der Importe aus Deutschland. Bei Beschlägen gehört Häfele
zu den Topanbietern.
25
Verkleidungen zur Isolierung gegen Wärme, Kälte, Lärm
Eine Anhebung der bislang stark subventionierten Energiepreise wird in naher Zukunft
deutlich mehr Anreize zur Nutzung von energiesparenden Technologien schaffen. Der
führende Hersteller von Isoliermaterial und -produkten aus Glasfaser in Argentinien,
Saint-Gobain (mit der lokalen Marke Isover), erzielte 2014 einen Umsatz von 1.417 Mio.
arg$.
Sanitärprodukte, Armaturen und Rohre für Drainage, Be-/Entwässerung, Gasverteilung
Argentiniens Importe von Armaturen der HS-Position 8481.80 sind 2014 trotz der schwachen Konjunktur um 12% auf 260 Mio. US$ gestiegen. Deutschland hatte daran einen
Anteil von 7,0% (Vorjahr: 7,5%). Die Exporte von Armaturen fielen 2014 um 4,5% auf
64 Mio. US$.
Führender lokaler Hersteller von Sanitärarmaturen ist das Unternehmen FV. Der Jahresumsatz stieg 2014 nach Angaben der Wirtschaftszeitschrift Mercado um 34% auf 826
Mio. arg$. Das zur brasilianischen Gruppe Duratex gehörende Unternehmen Deca Piazza
stellte Mitte 2013 die Produktion in Argentinien ein, bedient den Markt aber weiterhin mit
Importen. Die lokale Gruppe Latyn, die mit den Marken Latyn Conexiones, GL Grifería
Latina, Hydros Grifería Sanitaria, Clever und Bosca agiert, übernahm Ende 2013 das
Deca-Werk im Industriepark Pilar und investierte 60 Mio. arg$ in die Wiederaufnahme der
Produktion von mehreren Produktlinien der Marke Piazza. Im Premiumsegment ist
Hansgrohe mit einer eigenen Vertriebsniederlassung präsent. Auf der Importseite
herrscht ein zunehmender Wettbewerb durch Produkte aus China.
Von Argentiniens geschätztem Gesamtverbrauch an PVC und Copolymeren (2014:
141.000 t) entfallen laut Daten von Tendencias Económicas 44% auf Rohre und Verbindungsteile, 12% auf Kabel, 12% auf Filme und Beschichtungen sowie je 9% auf Schuhe
und Profile. Lokaler Hersteller von PVC ist das Unternehmen Solvay Indupa (Kapazität:
230.000 t PVC und Copolymere im Jahr). Mehr als 50% der Produktion werden laut Angaben der Fachvereinigung AAPVC von der Bauwirtschaft verbraucht (www.aapvc.org.ar).
Ein führender lokaler Anbieter von Kunststoff- und Metallleitungen für Wasser, Gas und
Heizung ist die Gruppe Dema mit ihren Marken Acqua System, Gas Thermofusion,
Duratop, Tubotherm und Dema Caños y Accesorios. Ein anderer führender lokaler Hersteller von Kunststoffrohren und -armaturen sowie von isolierenden Kunststoffbeschichtungen für Rohre ist Industrias Saladillo. Flexible Rohre und Verbindungsteile für den
Industriebau produziert Dinatécnica. Ein auch international führender Hersteller von
Kunststoffbeschichtungen von Rohren für die Energiewirtschaft ist Socotherm Americas,
das in Argentinien über drei Produktionsstandorte verfügt (Escobar, Campana und
Valentin Alsina, alle in der Provinz Buenos Aires) und dort 2014 einen Umsatz von 446
Mio. arg$ erzielte (-19% gegenüber 2013).
26
Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik
Argentinien deckte 2014 rund 84% seines Bedarfs an Primärenergie mit Erdöl und -gas
(ferner 4% Wasserkraft, 6,5% Biomasse und Biobrennstoffe, 2% Atomkraft, 2% Kohle
und 1,5% sonstige Quellen). Geheizt und gekocht wird ganz überwiegend mit Gas.
Zentralheizungen sind im Wohnungsbau zunehmend verbreitet, in älteren Gebäuden sind
meist Öfen und Klimageräte in den einzelnen Räumen installiert. Alle mittelklassigen oder
besseren Wohnungen sind mit Klimageräten ausgestattet, die häufig sowohl kalte als
auch warme Luft erzeugen können.
Vertriebswege
Der Vertrieb von Baumaterialien, Sanitär- und Heizungsprodukten erfolgt vornehmlich
über Baustoffhändler (corralones), Eisen- und Hartwarenhandlungen (ferreterías) und
Baumärkte. Führende Baumarktketten sind Easy (landesweit 44 Filialen) und Blaisten
(neun Filialen), die beide zur chilenischen Gruppe Cencosud gehören, das chilenische
Unternehmen Sodimac (acht Märkte) sowie die auf den gehobenen Bedarf fokussierte
Kette Barugel Azulay (Román-Gruppe, sieben Filialen).
Der Eisen- und Hartwarensektor wird nach Angaben der Branchenkammer Caffypsa durch
1.300 lokale Hersteller, 80 Importeure, 600 Großhändler und mehr als 20.000 Einzelhandels-Verkaufspunkte versorgt. Ein breites Sortiment bieten - oft auf kleinstem Raum - die
weit verbreiteten "Ferreterías". In einer typischen argentinischen Ferretería findet der
Kunde 8.500 bis 15.000 unterschiedliche Artikel.
Hausautomatisierungstechnik und Gebäudesicherheit
Im Zuge der raschen Verbreitung der Zertifizierung von LEED-Normen ist der Einbau von
Hausautomatisierungstechnik in gewerblichen Gebäuden bei Neuvorhaben der gehobenen
Kategorie ein Muss. Angesichts der absehbaren Erhöhung der Energiepreise werden auch
Aspekte der Kostenersparnis künftig ein stärkeres Gewicht erhalten.
Beim Neubau von Gewerbegebäuden (Industrie, Handel, Büros) wird der Sicherheit ein
sehr hoher Stellenwert eingeräumt. Auch nach außen abgeschlossene Wohnviertel und
Wohntürme (condominios) kommen nicht ohne elektronische Überwachungssysteme aus.
Alarmanlagen, Videokameras und automatisch schließende Tore gehören für neue Wohnhäuser im Premiumsegment zur Standardausstattung, werden zunehmend aber auch in
Mittelklasseobjekten eingesetzt. Auch viele Altbauten werden nachgerüstet. Städte und
Gemeinden investieren in Video-Überwachungssysteme für den öffentlichen Raum.
Nach Angaben der Branchenkammer Cámara Argentina de Seguridad Electrónica (Casel)
hat der Umsatz mit elektronischer Sicherheitstechnik in Argentinien 2014 rund 640 Mio.
US$ erreicht. Das entspricht laut Casel 7% des gesamten lateinamerikanischen Marktes.
Für 2015 schätzte Casel in Argentinien ein Umsatzwachstum um 18% auf Dollarbasis.
Getragen wird das Wachstum von der Nachfrage nach Brandschutz- und Videoüberwachungssystemen.
27
Elektronische Sicherheitssysteme müssen bei Premiumobjekten den besten globalen
Standards entsprechen. Internationale Neuheiten auf diesem Gebiet werden am lokalen
Markt rasch absorbiert. Führende deutsche Anbieter wie Siemens und Bosch haben auch
in Argentinien eine starke Position. Für den Markteinstieg bietet sich eine Teilnahme an
den von der Messe Frankfurt organisierten Fachmessen Seguriexpo (Schwerpunkt:
elektronische Sicherheitssysteme) und Intersec (Brandschutz und Schutzbekleidung) an.
Die argentinische Fachvereinigung Asociación Argentina del Control Automático (AADECA,
www.aadeca.org) veranstaltet alle zwei Jahre den Fachkongress "Congreso Argentino de
Control Automático" mit begleitender Ausstellung, der auch den Bereich "intelligente Gebäude" abdeckt (nächster Termin 22. bis 23.9.16).
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