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Inhalt Saison Vorschau – Ziele & Wege Sauber C31-Ferrari – Eine radikale Evolution Kalender – Daten & Fakten 2 4 7 Team Organisation – Aufgaben & Menschen Hinwil – Standort & Einrichtungen 8 9 Fahrer Kamui Kobayashi Sergio Pérez Esteban Gutiérrez 11 14 17 Management Peter Sauber Monisha Kaltenborn 19 21 Technik & Hintergrund 23 Historie & Statistik 28 Pressekontakt & Service 34 Redaktionsschluss für diese Pressemappe war der 1. Februar 2012. Vorschau Ziele & Wege Das Sauber F1 Team nimmt seine 20. Saison in der FIA-Formel-1-Weltmeisterschaft mit unveränderter Fahrerbesetzung in Angriff. Mit Kamui Kobayashi, Sergio Pérez und Ersatzmann Esteban Gutiérrez im neuen Sauber C31-Ferrari will sich die Schweizer Mannschaft 2012 weiter steigern. Teamchef Peter Sauber gibt vor: „Wir wollen die kommende Saison so stark beginnen wie die vergangene und dieses Niveau dann über das ganze Jahr halten. Ziel ist, regelmässig Punkte zu sammeln, damit wir uns in der WM deutlich verbessern.“ Das Team von Peter Sauber ist das viertälteste der bestehenden Formel-1-Teams. 2011 hatte für den traditionsreichen Rennstall stark begonnen, zur Saisonmitte war die Formkurve eingeknickt, nachdem das Team bei einer umstrittenen Technologie nicht mitgezogen war. Sauber: „Der Sauber C31-Ferrari verfügt über zahlreiche und vielversprechende Neuerungen, in anderen Bereichen ist er eine konsequente Weiterentwicklung seines Vorgängers.“ Sauber ergänzt: „Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit unseren ebenso jungen wie talentierten Piloten. Kamui steht vor seiner dritten F1-Saison. Im vergangenen Jahr haben wir ihm bereits eine Führungsrolle im Team abverlangt, daran ist er weiter gereift. Sergio hat seine Rookie-Saison nun hinter sich und geht in sein zweites Jahr, was oft das schwierigste in einer Formel-1-Karriere ist. Beide Fahrer haben grosses Potenzial und werden dies in der Zusammenarbeit mit denselben Renningenieuren wie 2011 weiter entfalten. Esteban bestreitet hauptamtlich seine zweite GP2-Saison und hat spätestens beim Test im November bewiesen, dass er auch einen Grand-Prix-Einsatz übernehmen könnte, falls dies erforderlich wäre.“ Jung & schnell Vor allem mit seinen beherzten und fairen Überholmanövern ist Kamui Kobayashi (25) in der Formel 1 sofort zum Publikumsliebling avanciert. Der sympathische Japaner sagt: „2012 wird nicht nur meine dritte Saison in der Formel 1, sondern auch die dritte mit demselben Team. Wir haben eine Menge miteinander erlebt und können unsere gemeinsamen Erfahrungen nutzen. Im ersten Jahr hatten wir einen schlechten Start, aber eine gute zweite Saisonhälfte. Im zweiten Jahr war es genau andersherum. Im dritten Jahr sollten wir kontinuierlich und zuverlässig Punkte holen. Ich freue mich sehr auf die neue Saison mit dem Sauber F1 Team.“ Sergio Pérez (22) will umsetzen, was er 2011 in seiner turbulenten und viel beachteten Rookie-Saison gelernt hat: „Mein erstes Formel-1-Jahr fühlte sich an wie drei Jahre, weil es so viel Neues zu erfassen gab“, sagt der Mexikaner. „Jetzt bin ich in der Formel 1 angekommen. Ich will mich 2012 auf jeden Fall steigern und regelmässig bessere Ergebnisse erzielen.“ Für Esteban Gutiérrez (20) stehen die Rennen in der GP2-Serie im Vordergrund. „Parallel“, sagt der zweite Mexikaner im Team, „freue ich mich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Sauber F1 Team. Ich lerne viel dabei, die Professionalität und Intensität der Teamarbeit derart integriert mitzuerleben und analysieren zu können. Das ist eine gute Vorbereitung für mich.“ Sauber F1 Team Pressemappe 2 Frisch & evolutionär „Der Sauber C31-Ferrari ist in jenen Bereichen revolutionär, wo wir frische Ideen einbringen konnten, was insbesondere den Heckbereich des Fahrzeugs betrifft“, sagt Morris. Der Chefdesigner weiter: „Evolutionär ist das Auto dort, wo wir wussten, dass wir auf den bestehenden Lösungen aufbauen konnten.“ Die Ingenieure haben sich beim Design der Frontpartie wieder für eine grundsätzlich hohe Nase entschieden. Gemäss dem neuen Reglement muss diese jedoch in ihrem vorderen Bereich aus Sicherheitsgründen niedriger sein. Beides zusammen mündete in eine erkennbar neue Formgebung. Der Bereich unterhalb der Seitenkästen wurde so gestaltet, dass mehr Spielraum für aerodynamische Entwicklungen bleibt. Die Anordnung der Kühler basiert auf der Lösung des Sauber C30. Sie erlaubt, den voluminösen Teil der Kühler möglichst weit nach vorne zu bringen, was wiederum die Gestaltung eines besonders schlanken Hecks ermöglicht. Eine bekannte Grösse ist der Ferrari-Motor, an den das völlig neue Karbongetriebe angeflanscht ist, das ebenfalls von Ferrari stammt. Das längs eingebaute Aggregat ist besonders schlank und aufgeräumt. Der gesamte Heckbereich des Fahrzeugs ist ausnehmend kompakt gestaltet. Zudem haben die Ingenieure im Areal des hinteren Unterbodens neue Wege eingeschlagen. Sauber F1 Team Pressemappe 3 Sauber C31-Ferrari Eine radikale Evolution „Der Sauber C31-Ferrari ist in jenen Bereichen revolutionär, wo wir frische Ideen einbringen konnten, was insbesondere den Heckbereich des Fahrzeugs betrifft“, sagt Chefdesigner Matt Morris. Er erklärt weiter: „Evolutionär ist das Auto dort, wo wir wussten, dass wir auf den bestehenden Lösungen aufbauen konnten. Es galt, die Schwächen, die wir beim Vorgänger identifiziert hatten, auszumerzen und gleichzeitig dessen Stärken beizubehalten.“ Eines der Entwicklungsziele war, den Arbeitsbereich, in dem das Vorgängermodell gut funktionierte, zu erweitern. „Wir hatten gegen Ende der abgelaufenen Saison eine gute Richtung gefunden, in die wir weiter gehen wollten“, sagt Morris. Dies gilt für die Entwicklung des verstellbaren Heckflügels, des so genannten Drag Reduction Systems (DRS). „Aber auch“, so Morris, „für die Fahrzeugabstimmung, um die Leistungsfähigkeit im Qualifying zu verbessern, ohne gleichzeitig Rennperformance zu opfern.“ Die grösste Änderung des technischen Reglements betrifft die Auspuff-Endrohre, die 2012 in einem definierten Fenster mit Abstand zum Unterboden untergebracht werden müssen. Hier war ein neuer Denkansatz gefordert. Obwohl beim Reifenlieferanten Kontinuität angesagt ist, sieht Morris einige Herausforderungen in diesem Bereich: „Wir erwarten in der neuen Saison eine andere Reifencharakteristik. Pirelli geht ins zweite Jahr und beginnt nun, die Gummimischungen zu verfeinern und den Querschnitt der Reifen leicht zu verändern. So, wie es aussieht, werden die Mischungen tendenziell etwas weicher sein als im vergangenen Jahr, und die Auslegung wird so sein, dass die Vorderreifen höhere Kräfte aufnehmen können als bisher. Das hat natürlich einen direkten Einfluss auf die Fahrzeugabstimmung.“ Frontpartie Die Ingenieure haben sich beim Design der Frontpartie wieder für eine grundsätzlich hohe Nase entschieden. Gemäss dem neuen Reglement muss diese jedoch in ihrem vorderen Bereich aus Sicherheitsgründen niedriger sein. Beides zusammen mündete in eine erkennbar neue Formgebung. Beim Monocoque wurde Wert darauf gelegt, dass der Querschnitt bis hin zum Cockpit so klein wie möglich ausfiel. Bei der Vorderradaufhängung des C31 handelt es sich um ein klassisches Layout mit Druckstreben und hoch liegenden Dreiecksquerlenkern. Die interne Anordnung von Federn und Dämpfern unterscheidet sich dabei recht stark vom Vorgänger. Die neue Lösung ermöglicht, bei der Abstimmung der Vorderradaufhängung den Ende 2011 erfolgreich beschrittenen Weg weiter zu verfolgen. Das Design des neuen Frontflügels basiert ebenfalls auf der Richtung, welche die Techniker zum Saisonende eingeschlagen hatten. Sauber F1 Team Pressemappe 4 Mittelteil Der Bereich unterhalb der Seitenkästen wurde so gestaltet, dass mehr Spielraum für aerodynamische Entwicklungen bleibt. Die Anordnung der Kühler basiert auf der Lösung des Sauber C30. Sie erlaubt, den voluminösen Teil der Kühler möglichst weit nach vorne zu bringen, was wiederum die Gestaltung eines besonders schlanken Hecks ermöglicht. Auch beim Design des Überrollbügels griffen die Ingenieure auf die bestehende Version zurück, die sowohl in Bezug auf ihr Gewicht als auch auf ihre aerodynamische Effizienz gute Resultate brachte. Beim C31 wurde dieses Konzept weiter verbessert. Das KERS, das Ferrari 2011 zur Verfügung stellte, erwies sich als ausgesprochen effizient. Weder in Bezug auf Zuverlässigkeit noch hinsichtlich seiner allgemeinen Funktion gab es nennenswerte Probleme. Dennoch hat Ferrari das System überarbeitet und optimiert. Heckbereich Eine bekannte Grösse ist der Ferrari-Motor, an den das völlig neue Karbongetriebe angeflanscht ist, das ebenfalls von Ferrari stammt. Das längs eingebaute Aggregat ist besonders schlank und aufgeräumt. Der gesamte Heckbereich des Fahrzeugs ist ausnehmend kompakt gestaltet, was durch das Design des Getriebes unterstützt wird. Zudem haben die Ingenieure im Areal des hinteren Unterbodens neue Wege eingeschlagen. Die Position der Auspuff-Endrohre ist genau reglementiert, was einen erheblichen Einfluss auf die Gestaltung der Heckpartie hatte. Bei der Hinterradaufhängung handelt es sich jetzt um eine Version mit Zugstrebe. Diese ist sehr lang und führt zum vorderen Bereich des Getriebes. Die Dreiecksquerlenker verfügen über eine sehr weite Spreizung. Trotz des Wechsels von der Druckstrebe zur Zugstrebe ist die Kinematik ähnlich ausgelegt wie beim Vorgängermodell. Der Heckflügel kommt auch 2012 ohne zentrale Pylone aus. Er ist an den seitlichen Endscheiben sowie am unteren Flügelelement befestigt und verfügt natürlich weiterhin über das so genannte DRS. Morris erklärt: „Unter den neuen Regeln sollte unser Nachteil des Auspuffeffekts vom vergangenen Jahr kein Thema mehr sein. Entsprechend haben wir die Entwicklungsrichtung des C30 im Bereich der Aerodynamik für den C31 weiter vorangetrieben.“ Abschliessend gibt Morris einen ersten Einblick in die weiteren Schritte nach dem Rollout: „Wir wollen zu Beginn eine vergleichsweise einfache Version des C31 einsetzen, die bereits vor einiger Zeit definiert wurde. In den kommenden Wochen werden wir zahlreiche Entwicklungskomponenten erproben und dann vor dem ersten Rennen am 18. März in Australien ein umfangreiches Update lancieren. Deshalb wird das Auto in Melbourne bereits erheblich anders aussehen als die Roll-out-Version.“ Sauber F1 Team Pressemappe 5 Sauber C31-Ferrari Chassis Vorderradaufhängung Hinterradaufhängung Bremsen Kraftübertragung Chassis-Elektronik KERS Lenkrad Reifen Räder Abmessungen Gewicht Kohlefaser-Monocoque Obere und untere Querlenker, innen liegende, über Druckstreben aktivierte Federn und Dämpfer (Sachs Race Engineering) Obere und untere Querlenker, innen liegende, über Zugstreben aktivierte Federn und Dämpfer (Sachs Race Engineering) Bremssättel mit sechs Kolben (Brembo), Beläge und Scheiben aus Kohlefaser (Brembo) Ferrari 7-Gang-Schnellschaltgetriebe aus Karbon, längs gerichtet, Kohlefaserkupplung MES Ferrari Sauber F1 Team Pirelli OZ Länge 5.195 mm Breite 1.800 mm Höhe 1.000 mm Spurweite vorn 1.495 mm Spurweite hinten 1.410 mm 640 kg (inkl. Fahrer, Tank leer) Ferrari 056 Motor Bauart 8-Zylinder-Saugmotor, Bankwinkel 90 Grad Zylinderblock Aluminium-Sandguss Ventile / Ventiltrieb 32 / pneumatisch Hubraum 2.398 ccm Bohrung 98 mm Gewicht > 95 kg Elektronische Einspritzung und Zündung Sauber F1 Team Pressemappe 6 Kalender 2012 Daten & Fakten Grand Prix Datum 1. Australien Melbourne 2. Malaysia Sepang 3. China Shanghai 4. Bahrain Sakhir 5. Spanien Barcelona 6. Monaco Monte Carlo 7. Kanada Montréal 8. Europa Valencia 9. England Silverstone 10. Deutschland Hockenheim 11. Ungarn Budapest 12. Belgien Spa 13. Italien Monza 14. Singapur Marina Bay 15. Japan Suzuka 16. Korea Yeongam 17. Indien Greater Noida 18. Abu Dhabi YAS Island 19. USA Austin 20. Brasilien Sao Paulo 18.03.12 Streckenlänge 5,303 km 25.03.12 5,543 km 15.04.12 5,451 km 22.04.12 13.05.12 4,655 km 27.05.12 3,340 km 10.06.12 4,361 km 24.06.12 5,419 km 08.07.12 5,891 km 22.07.12 29.07.12 4,381 km 02.09.12 7,004 km 09.09.12 5,793 km 23.09.12 5,073 km 07.10.12 5,807 km 14.10.12 5,615 km 28.10.12 5,125 km 04.11.12 5,554 km 18.11.12 25.11.12 4,309 km Runden/ Teamergebnis 2011 Renndistanz 58/ KOB – 8. (disqu.) 307,574 km PER – 7. (disqu.) 56/ KOB – 7. 310,408 km PER – Ausfall 56/ KOB – 10. 305,066 km PER – 17. Kein GP 2011 66/ KOB – 10. 307,104 km PER – 9. 78/ KOB – 5. 260,520 km PER – kein Start 70/ KOB – 7. 305,270 km DLR – 12. 57/ KOB – 16. 308,883 km PER – 11. 52/ KOB – Ausfall 306,747 km PER – 7. Kein GP 2011 70/ KOB – 11. 306,630 km PER – 15. 44/ KOB – 12. 308,052 km PER - Unfall 53/ KOB – Ausfall 306,720 km PER – Ausfall 61/ KOB – 14. 309,316 km PER – 10. 53/ KOB – 13. 307,471 km PER – 8. 55/ KOB – 15. 308,630 km PER – 16. 60/ KOB – Unfall 307,249 km PER – 10. 55/ KOB – 10. 305,355 km PER – 11. Kein GP 2011 71/ 305,909 km KOB – 9. PER – 13. KOB = Kamui Kobayashi / PER = Sergio Pérez / DLR = Pedro de la Rosa Sauber F1 Team Pressemappe 7 Organisation Aufgaben & Menschen Teamchef Peter Sauber (CH) Fahrer Startnummer 14 Kamui Kobayashi (JP) Fahrer Startnummer 15 Sergio Pérez (MX) Ersatzfahrer Esteban Gutiérrez (MX) CEO Monisha Kaltenborn (AT) Marketing Direktor Alex Sauber (CH) Betriebsdirektor Axel Kruse (DE) Chefdesigner Matt Morris (GB) Leiter Aerodynamik Willem Toet (GB und AU) Teammanager Beat Zehnder (CH) Leitender Ingenieur an der Strecke Giampaolo Dall‟Ara (IT) Renningenieur Kamui Kobayashi Francesco Nenci (IT) Renningenieur Sergio Pérez Marco Schüpbach (CH) Chefmechaniker Urs Kuratle (CH) Leitung Kommunikation Hanspeter Brack (CH) Sauber F1 Team Pressemappe 8 Hinwil Standort & Einrichtungen Von Zürich aus lässt man den gleichnamigen See rechts liegen, fährt eine halbe Stunde Richtung Südosten und erreicht so Hinwil. In der gut 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde am Fusse des 1.115 Meter hohen Hausbergs Bachtel geht es ländlich zu. Internationale Besucher haben häufig dasselbe Ziel: die Sauber Motorsport AG. Dort wirkt auch eine internationale Belegschaft. Die zu Saisonbeginn 2012 rund 300 Mitarbeiter haben über 20 unterschiedliche Staatsangehörigkeiten. Ausser ihnen leben rund 100 Vollzeitbeschäftigte bei Zulieferern und Dienstleistern der Region von dem Unternehmen, das Peter Sauber 1970 gründete. Der ansprechende Industriebau besteht aus drei Segmenten, die nacheinander entstanden und dank vorausschauender Planung optimal angebunden werden konnten. Zwischen dem ersten Fabrik- und Bürobau (fertiggestellt 1992) und dem Windkanalgebäude (2004 eröffnet) steht der jüngste Erweiterungsbau, der Ende 2007 bezogen wurde. Damit wuchs die Fläche für Büros und Fertigungsplätze auf 15.600 Quadratmeter (ohne Windkanal). Form folgt Funktion – trotz der architektonischen Attraktivität unterlag die gesamte Konzeption streng praktischen Gesichtspunkten, um kurze Wege und optimale Arbeitsabläufe zu gewährleisten. Effizienz hat Priorität. So verbindet beispielsweise eine geschlossene Brücke den Windkanal mit jenem Bereich, in dem das Konstruktionsbüro untergebracht ist. Im Erdgeschoss befindet sich die Lastwagen-Halle. Daneben ist Platz für grosse Produktionsanlagen wie etwa die Portalfräsmaschine. Ebenfalls hier untergebracht sind die mechanische Fertigung sowie die Autoklaven. Die Erodiermaschinen, die Qualitätskontrolle und das Warenlager befinden sich in der ersten Etage. Optisch besonders interessant ist der zweite Stock gestaltet, in dessen Mitte die Formel-1-Rennwagen gewartet werden. Dieser zentrale Teil ist als Atrium ausgebildet, sodass die Rennwagen auch von der dritten Etage aus zu sehen sind. Im zweiten Obergeschoss sind zudem die Kohlefaserabteilung, der Fahrzeugaufbau, die Hydraulikabteilung sowie das Rapid Prototyping untergebracht. Darüber befinden sich die Administration, das Konstruktionsbüro sowie die Elektronikabteilung. Windkanal Direkt neben dem jüngsten Bau steht der hochmoderne Windkanal, der im Frühjahr 2004 in Betrieb genommen wurde. Von aussen besticht das 65 Meter lange, 50 Meter breite und 17 Meter hohe Gebäude durch seine Glasfassade. Innen befinden sich die Arbeitsplätze hoch qualifizierter Spezialisten. Neben den Aerodynamikern sind dies Modelldesigner und Modellbauer, CFD-Ingenieure sowie andere Mitarbeiter der Aerodynamikabteilung. Die Technik der Anlage ist auf dem neuesten Stand. Das gilt für alle relevanten Faktoren wie Windgeschwindigkeit, Grösse der Testsektion und der Modelle, Dimensionen der „Rolling Road“, „Model Motion System“ sowie die Datenerfassung. Sauber F1 Team Pressemappe 9 Der Windkanal ist als geschlossener Kreislauf ausgeführt, der eine Gesamtlänge von 141 Metern (ohne Testsektion) und einen maximalen Rohrdurchmesser von 9,4 Metern hat. Das Gewicht aller Stahlelemente beträgt inklusive Ventilatorgehäuse 480 Tonnen. Der einstufige Axialventilator mit Rotorblättern aus Karbon nimmt bei Volllast eine Leistung von 3.000 kW auf. Das Kernstück jedes Windkanals ist die Testsektion. Sowohl deren Querschnitt als auch die Länge der rollenden Strasse sind besonders grosszügig ausgelegt und bieten damit optimale Voraussetzungen für genaue Resultate. Versuche mit dem OriginalRennwagen sind technisch möglich, aufgrund des Reglements aber die Ausnahme. Es wird nahezu ausschliesslich mit 60-Prozent-Modellen gearbeitet. Damit die Testobjekte nicht nur frontal, sondern auch leicht schräg bis zu einem Winkel von maximal zehn Grad angeströmt werden können, lässt sich die gesamte Messplattform drehen. Diese ist mit einem rotierenden Stahlband ausgerüstet, das die Relativbewegung zwischen Fahrzeug und Strasse simuliert und synchron mit der Luftströmung läuft. Unter dem Rollband sind Wägezellen angebracht, mit welchen die Radlasten gemessen werden. Das elegante Windkanalgebäude erscheint von aussen als homogene Halle, besteht aber tatsächlich aus klar abgetrennten Gebäudeelementen: dem eigentlichen Windkanal und einem Trakt mit Arbeitsräumen sowie einer Eventplattform, wo Partner und Sponsoren Veranstaltungen in einem einzigartigen Ambiente durchführen können. Die Galerie im ersten Stock bietet Raum für 150 Gäste. Dieser Bereich ist durch eine Glaswand vom technischen Teil getrennt, sodass der optische Bezug erhalten bleibt, die Lärmemissionen des Windkanals aber wirkungsvoll abgehalten werden. Sauber F1 Team Pressemappe 10 Kamui Kobayashi Herz & Speed Der 11. März 2011 war der finale Testtag vor der letztjährigen Formel-1-Saison. Am Tag des verheerenden Erdbebens und Tsunamis in seiner Heimat Japan sass Kamui Kobayashi in Barcelona zur abschliessenden Rennsimulation im Auto. „Ich konnte das ganze Ausmass dessen, was ich da hörte und sah, erst gar nicht glauben“, erinnert er sich. Als Neunjähriger hatte er schon das Kobe-Erdbeben miterlebt. Die Sorge um sein Land und ein tiefes Verantwortungsgefühl, nach Kräften helfen zu wollen, begleitete den 25-Jährigen durch seine gesamte zweite Formel-1-Saison. Der Grosse Preis von Japan, vor dessen Start ein von Kobayashi eingeladener Mädchenchor aus Fukushima die Nationalhymne sang, wurde ein emotionaler Höhepunkt. Herzzerreissend für Millionen von Fernsehzuschauern in aller Welt. „Ich wusste, dass mir die Formel 1 ermöglicht, Botschaften in die Welt zu senden“, sagt der junge Japaner. Sie sind angekommen. Er war 2011 nicht nur für sein Heimatland ein Hoffnungsträger. Er musste auch innerhalb des Teams in seiner erst zweiten kompletten Formel-1-Saison bereits eine Führungsrolle übernehmen. 2010 selbst noch der beste Rookie in der Formel 1, hatte er 2011 in Sergio Pérez einen Neuling an seiner Seite. „Das war nicht immer einfach für mich“, gibt Kobayashi zu, „zumal die Pirelli-Reifen sowohl für die Ingenieure als auch für mich neu waren. Ich habe viel gelernt und bin stärker geworden.“ Etwas, was er bereits vorher überragend beherrschte, spielte 2011 plötzlich eine untergeordnete Rolle: Kobayashis umjubeltes Geschick beim Überholen. Die Erfindung des Drag Reduction Systems (DRS) sorgte für Positionswechsel noch und nöcher. Dank des klappbaren Heckflügels überholten jetzt auch diesbezüglich weniger Begabte. Kobayashi selbst würde derlei niemals zu seinen Gunsten erwähnen. „Das ist für alle gleich.“ Damit ist für ihn der Fall erledigt. Sonnenschein Für seinen Einsatz und seine Geradlinigkeit wird Kobayashi im Team geschätzt. Für seine muntere Leichtfüssigkeit wird er geradezu geliebt. Die Art, wie er sich an Kleinigkeiten erfreuen kann, zaubert auch den härtesten Jungs ein Lächeln ins Gesicht. Nie versäumt er es, bei der Ankunft an der Rennstrecke erst in die Garage und dann in die Küche zu laufen, um alle zu begrüssen. Kobayashi schätzt vieles an der japanischen Küche, roher Fisch gehört jedoch definitiv nicht dazu. Er wuchs mit Sushi auf und kann es nicht leiden. Sein Vater betrieb ein Sushi-Restaurant in Amagasaki, westlich von Osaka. Im Zuge des Wiederaufbaus nach dem grossen Erdbeben von 1995 wurde ein Lieferservice daraus. Weder die Eltern noch der ältere Bruder oder die jüngere Schwester teilten die Rennleidenschaft. Schon als Knirps lag Kamui Kobayashi seinem Vater mit dem Wunsch nach einem fahrbaren Untersatz in den Ohren. Als Neunjähriger war es soweit: Mit der vorübergehenden Unterstützung seines Vaters und von Yamaha begann er im japanischen Kartsport. Mit Siegen empfahl er sich für die Nachwuchsförderung von Toyota und gelangte nach Europa. Sauber F1 Team Pressemappe 11 Europa Als 17-Jähriger zog Kobayashi nach Italien, um dort 2004 die Formel Renault zu bestreiten. „Ich bekam ein Apartment und viel Hilfestellung von Toyota“, erinnert er sich dankbar. Mit den Belangen des Alltags war er indes allein. Er sprach ausschliesslich Japanisch, und so konnte er im Supermarkt Shampoo nicht von Geschirrspülmittel unterscheiden. „Jeder Tag war eine Herausforderung“, erzählt er fröhlich. „Und die Italiener waren so ganz anders als die Japaner. Wir sind in mancher Hinsicht eher wie die Deutschen – sehr pünktlich und sehr korrekt. Aber ich mochte die italienische Lebensart sofort.“ War da nicht auch Einsamkeit? „Es war schon manchmal hart, aber ich wusste ja, was ich wollte. Um Rennfahrer zu werden, war ich am richtigen Platz.“ Der richtige Platz zählt auch heute noch mehr als ein permanentes Zuhause. Anscheinend mühelos ist Kobayashi ein Weltenbummler. 2011 besass er monatelang gar keine Wohnung, sondern lebte aus Koffern. Mittlerweile hat er in Monaco Quartier bezogen. Aber ein Strand oder eine Stadt mit munterem Nachtleben irgendwo in der Welt können auch ‚richtige Plätze„ sein. Kamui Kobayashi weiss das Reisen zu geniessen. Eine Hommage an Japan begleitet ihn allerdings an der Rennstrecke: Die Farbe seines Helmes nimmt das Rot aus der Nationalflagge auf. Aufstieg 2005 gewann er sowohl die italienische Formel Renault als auch den Eurocup der Serie. Beide Titel in einem Jahr hatte zuvor nur Felipe Massa geholt. Weiter ging es in die Formel-3-Euroserie und am Jahresende nach Macau: Auf dem extrem schwierigen Parcours holte er die Poleposition. Er gewann auch das Qualifikationsrennen und eine gute Portion Selbstvertrauen. 2007 erreichte er mit einem Sieg im französischen Magny-Cours und weiteren Podestplätzen Rang vier in der Gesamtwertung der Formel-3- Euroserie und wurde befördert: Bereits Ende 2007 berief ihn Toyota zum Formel-1-Ersatzmann ab 2008. Parallel bestritt Kobayashi 2008 und 2009 die GP2-Serien in Asien und Europa. In der europäischen GP2 gelang ihm früh ein erster Sieg. Im Winter 2008/2009 gewann er überlegen den Titel in der GP2 Asia. Umso enttäuschter war er, als er 2009 in der GP2-Hauptserie nicht an diese Erfolge anknüpfen konnte. „Wenn ich in dieser Situation nicht die Chance erhalten hätte, für Timo Glock bei Toyota einzuspringen, wäre meine Karriere vielleicht zu Ende gewesen“, sagt Kobayashi. Er hatte sieben Monate nicht mehr in einem Formel-1-Rennwagen gesessen, als er am 2. Oktober 2009 zum freien Training in Suzuka für Glock ins Toyota-Cockpit stieg. Zwei Wochen später bestritt er seinen ersten Grand Prix. Bei seinem Debüt in Interlagos verpasste er als Neunter im Rennen (Elfter im Qualifying) nur knapp die Punkteränge. Beim Saisonfinale in Abu Dhabi startete er als Zwölfter, profilierte sich als bester Pilot mit einer Einstopp-Strategie und holte drei Punkte für Platz sechs. In beiden Rennen fiel er durch Zweikampfstärke auf, in Abu Dhabi zudem durch sein Vermögen, eine Rennstrategie mit Kalkül umsetzen zu können. Peter Sauber hat einen guten Blick für aufstrebende Talente und griff zu. Der Rookie enttäuschte ihn 2010 nicht und sammelte trotz technisch bedingter Ausfälle 32 WM-Punkte. 2011 holte Kobayashi als Fünfter beim Grossen Preis von Monaco das beste Saisonresultat des Teams. Zwei siebte Plätze fielen ebenfalls in die erste Saisonhälfte, auch noch sein bestes Qualifyingergebnis mit Rang acht. Dann wurde es etwas harzig. Nach einer technisch schwierigen Phase des Teams sorgte der Japaner beim Finale in Brasilien mit zwei WM-Punkten noch für einen positiven Abschluss. In Summe wurden es diesmal 30 Zähler und erneut Platz zwölf. Sauber F1 Team Pressemappe 12 Kamui Kobayashi Geburtstag / -ort Nationalität Wohnort Website Familienstand Grösse / Gewicht Hobbys Lieblingsessen Lieblingsgetränk Bevorzugte Musik Lieblingsstrecke Sprachen Laufbahn: 1996 13. September 1986 / Amagasaki (JP) Japaner Monaco (MC) www.kamui-kobayashi.com Ledig 1,68 m / 58 kg Ferien machen und das Leben geniessen Japanisches Essen ohne rohen Fisch Milchshakes House Magny-Cours und Silverstone Japanisch, Englisch 2010 2011 Einstieg in den Kartsport in Japan, 3. Platz SL Takarazuka Tournier (Kadettenklasse) 1. Platz SL All Japan Tournier (Kadettenklasse) 1. Platz JAF Cup West (Kadettenklasse) 1. Platz SL All Japan Tournier (S-Stock, D-Klasse) 1. Platz All Japan Junior Kart-Meisterschaft, 1. Platz Suzuka Kart-Meisterschaft 1. Platz All Japan Kart-Meisterschaft (ICA-Klasse), Asia-PacificMeisterschaft (ICA-Klasse), Teilnahme Esso Formula Toyota Racing School, Qualifikation als Förderkandidat Kart-Euro-Meisterschaft, Debüt im Formelsport in der Esso Formula Toyota Series (Lauf 10) 2. Platz Formel Toyota, Japan Aufnahme Toyota Drivers Academy, Toyota Driver Program, 7. Platz Formel Renault Italien, 3 Polepositions, 2 Siege 1. Platz Formel Renault Eurocup, 4 Polepositions, 6 Siege, 1. Platz Formel Renault Italien, 4 Polepositions, 6 Siege 8. Platz Formel-3-Euroserie, Rookie of the Year, Poleposition und Sieg im 1. Lauf zum F3-Weltfinale in Macau; Formel-1-Test mit Toyota 4. Platz F3-Euroserie, 1 Poleposition, 1 Sieg (Magny-Cours) 6. Platz GP2 Asia (DAMS), 2 Siege (Sepang, Sakhir), 16. Platz GP2-Hauptserie (DAMS), 1 Sieg (Barcelona), Formel 1: Offizieller dritter Fahrer Panasonic Toyota Racing Team 1. Platz GP2 Asia (DAMS), 2 Polepositions, 2 Siege, 16. Platz GP2-Hauptserie (DAMS), Formel 1: Offizieller dritter Fahrer Panasonic Toyota Racing Team, Trainingseinsatz in Suzuka, Renndebüt in Interlagos, erste Punkte beim zweiten Renneinsatz in Abu Dhabi (Platz 6) 12. Platz Formel-1-WM (BMW Sauber F1 Team) 12. Platz Formel-1-WM (Sauber F1 Team) F1-Statistik vor 2012: Erster GP GP gestartet Bestes Rennergebnis Bestes Qualifying Punkte Siege Polepositions Podiumsplatzierungen Schnellste Rennrunden Sao Paulo 2009, Platz 9 40 5. (Monaco 2011) 8. (Silverstone 2011) 65 (3 Punkte 2009, 32 Punkte 2010, 30 Punkte 2011) - 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Sauber F1 Team Pressemappe 13 Sergio Pérez Strahlen & Kämpfen Seine Rookie-Saison hatte es in sich: Als Sergio Pérez der erste mexikanische Formel1-Pilot nach 30 Jahren wurde, stand die Nation auf und applaudierte. Zu F1Demofahrten Ende Februar 2011 in seiner Heimatstadt Guadalajara kamen über 150.000 Menschen. Der Erwartungsdruck in Mexiko war riesig. Der inzwischen 22Jährige hielt ihm dennoch stand. Er fand sich zurecht in dem, was er „eine komplett neue Welt“ nennt. Und er überwand Rückschläge. In seinem allerersten Formel-1-Rennen, am 27. März 2011 in Melbourne, brachte er seinen Sauber C30-Ferrari dank einer guten Teamstrategie und reifenschonender Fahrweise als Siebter ins Ziel. Wie gewonnen, so zerronnen: Beide Autos des Teams wurden aus der Wertung genommen, weil der Radius eines (für die Performance nicht relevanten) Heckflügelprofils nicht stimmte. In Monaco folgte der nächste Rückschlag: Zum ersten Mal hatte er den Sprung ins Top-Ten-Qualifying geschafft, als er ausgangs der schnellen Tunnelpassage die Kontrolle über das Auto verlor und brutal in die Leitplanken einschlug. Eine schwere Gehirnerschütterung, zwei Rennen Pause und drei weitere Grands Prix, in denen er sich noch nicht wieder „zu hundert Prozent fit fühlte“ waren die Folgen. Man sah es ihm nicht an. Checo, wie man als ‚Sergio„ in Mexiko zwangsläufig genannt wird, zeigte sein strahlendes Lächeln und weiterhin auch Zähne auf der Rennstrecke. Er biss sich durch seine turbulente Debütsaison. Noch zwei weitere Male (Budapest und Spa) drang er im Qualifying zu den schnellsten Zehn vor. In den 17 Rennen, zu denen er startete, holte er fünf Mal Punkte. Seine beste Platzierung wurde Rang sieben in Silverstone. Als sein bestes Rennen 2011 empfindet er indes seinen Einsatz in Japan. Zu diesem Zeitpunkt in der Saison war der C30 technisch unterlegen. Pérez fuhr trotzdem die zweitschnellste Rennrunde und kam als Achter ins Ziel. Anfänge Perez„ Geburtsort Guadalajara ist eine Millionenmetropole im Nordwesten Mexikos, zweitgrösste Stadt des riesigen Landes, berühmt für Musik und Tequila, genährt durch eine prosperierende Industrie. Vilsbiburg hingegen ist ein Ort mit 11.500 Einwohnern in der Nähe von Landshut im konservativen deutschen Bundesland Bayern. Eine Umsiedlung von A nach B wäre für jeden eine gewaltige Umstellung. Für einen allein auf sich gestellten 15-jährigen Mexikaner ist sie ein Schock. Sergio Pérez hat ihn hinter sich. Er kämpfte sich durch: Der Junge war entschlossen, Formel-1-Rennfahrer zu werden. Sergio Pérez wuchs mit dem Thema Rennsport auf. Sein Vater Antonio war selbst Rennen gefahren und kümmerte sich um die Karriere des mexikanischen Fahrers Adrian Fernandez. Der erstgeborene Sohn, Sergios Bruder Antonio, ist NASCAR-Pilot. Sergio war sechs Jahre alt, als er erstmals mit seinem Vater und seinem Bruder zur Kartbahn durfte. „Und ab dann wollte ich in die Formel 1.“ Sein Vater erinnert sich stolz: „Es war oft nass, und Regenrennen wurden Sergios Leidenschaft.“ Der Junior gewann Kartmeisterschaften in Mexiko und in den USA, stieg in die Monoposto-Serie Skip Barber auf. Längst war ihm bewusst, dass er den Weg in die Formel 1 in Europa würde weiterverfolgen müssen. Er erinnert sich: „Als ich 14 Jahre Sauber F1 Team Pressemappe 14 alt war und noch in Mexiko lebte, bin ich wegen der Zeitverschiebung oft nachts um zwei aufgestanden, um Teams in Europa anzurufen. Ich log und behauptete, ich hätte Sponsorengelder.“ Carlos Slim Domit nahm Sergio Pérez in der Escuderia Telmex unter seine Fittiche, und so landete dieser in Deutschland und wurde 2005 als 15-Jähriger jüngster Starter in der Formel BMW. Sein damaliger Teamchef, Günther Unterreitmeier bei 4speed Media, besass ein Restaurant in Vilsbiburg, wo Sergio ein kleines Zimmer bewohnen durfte. Der Nachwuchsfahrer vermisste seine Heimat, war der Sprache nicht mächtig, und am allermeisten fehlte ihm die Familie. „Manchmal war ich verzweifelt und hätte fast den Kopf verloren“, gibt er zu. In dieser schwierigen Zeit wurde Carlos Slim Domit sein enger Vertrauter. „Er hat mich oft angerufen und mich beraten. Seine Empfehlungen haben mir sehr geholfen, mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ich bin ihm sehr dankbar.“ In seiner zweiten Saison in der Formel BMW trat Pérez für den ADAC Berlin Brandenburg an und bezog in der Hauptstadt Quartier. Die nächste Station wurde England. Dort gewann er 2007 die nationale Formel-3-Meisterschaft mit der Rekordbilanz von 14 Siegen, 14 Polepositions und neun schnellsten Rennrunden. International Nachdem Sergio Pérez 2008 die Internationale Britische Formel-3-Meisterschaft bestritten hatte – vier Siege, Gesamtvierter – war es Zeit für die nächsthöhere Liga. Erst startete er in der GP2 Asia, dann in der Hauptserie. Dort traf er 2009 auch auf Kamui Kobayashi, allerdings nicht als Teamkollegen, deshalb hatten die beiden wenig persönliche Berührungspunkte. 2010 beschloss Pérez seine zweite GP2-Saison als Zweiter des Championats. Er hatte fünf Siege erzielt – und noch vor dem Finale seinen Formel-1-Vertrag beim Sauber F1 Team unterschrieben. Von Anfang an siedelte er seine Ziele ganz oben an: „Ich bin nicht in der Formel 1, um mitzufahren. Ich will eines Tages Weltmeister werden.“ Dass es viel braucht, damit das gelingen kann, hat er in seiner Rookie-Saison erfahren. „Wenn du in die Formel 1 kommst, ist alles neu“, sagt er. Man arbeitet mit viel mehr Leuten und auf einem viel höheren Niveau zusammen. Und man arbeitet insgesamt viel mehr. Jedes Detail ist wichtig – sowohl im als auch ausserhalb des Autos. Das Medieninteresse ist gross, und all das zusammen hat auch Einfluss auf das Privatleben. Man muss einfach alles bewältigen, wenn man erfolgreich sein will.” Gefragt nach seiner persönlichen Stärke, sagt er: „Ich gebe niemals auf.“ Seine bisherige Laufbahn spricht dafür. Sauber F1 Team Pressemappe 15 Sergio Pérez Geburtstag / -ort Nationalität Wohnort Website Familienstand Grösse / Gewicht Hobbys Lieblingsessen Lieblingsgetränk Bevorzugte Musik Lieblingsstrecke Sprachen Laufbahn: 1996 - 2003 26. Januar 1990 / Guadalajara, Jalisco, Mexiko Mexikaner Monaco (MC) www.sergioperez.com Ledig 1,73 m / 63 kg Kart fahren, Fussball und Golf spielen Mexikanische und italienische Küche Pina Colada Popmusik Monza und Spa Spanisch, Portugiesisch, Englisch 2011 Kartsport in Mexiko und den USA, er gewann insgesamt fünf Meisterschaften und empfahl sich für die Escuderia Telmex 11. Platz nationale Skip Barber Meisterschaft, 2 Polepositions 14. Platz Deutsche Formel BMW, 2. Platz im ersten Rennen 6. Platz Deutsche Formel BMW 1. Platz nationale britische Formel-3-Meisterschaft, 14 Polepositions, 9 schnellste Rennrunden, 14 Siege; 10. Platz A1GP als Rookie, 2 schnellste Rennrunden 4. Platz internationale britische Formel-3-Meisterschaft, 2 Polepositions, 5 schnellste Rennrunden, 4 Siege 7. Platz GP2 Asia, 1 Poleposition, 2 Siege (Campos); 12. Platz GP2, 1 Poleposition, 2 Podiumsplätze (Telmex Arden) 2. Platz GP2 (Addax), 1 Poleposition, 7 schnellste Rennrunden, 5 Siege (Monaco, Silverstone, Spa, Hockenheim, Abu Dhabi) 15. Platz Formel-1-WM (Sauber F1 Team) F1-Statistik vor 2012: Erster GP GP gestartet Bestes Rennergebnis Bestes Qualifying Punkte Siege Polepositions Podiumsplatzierungen Schnellste Rennrunden Melbourne 2011, Platz 7 (disqualifiziert) 17 7. (Silverstone 2011) 9. (Spa 2011) 14 - 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Sauber F1 Team Pressemappe 16 Esteban Gutiérrez Wachsen & Lernen Es klang fast entschuldigend, als Giampaolo Dall‟Ara nach zwei Testtagen in Abu Dhabi sagte: „Bei der Arbeit mit ihm vergessen wir manchmal, was für ein junger Kerl und Neuling er ist.“ Aber ein grösseres Kompliment hätte der Leitende Ingenieur dem 20-jährigen Mexikaner Esteban Gutiérrez kaum machen können. Die Formel-1Erfahrung des offiziellen Test- und Ersatzfahrers des Sauber F1 Teams beschränkte sich davor auf zwei Schnuppertage bei den so genannten „Young Driver Days“. Und doch spulte er im November 2011 ein 173 Runden langes und inhaltlich anspruchsvolles Testprogramm wie ein Uhrwerk ab. Das Team lernte den jungen Gutiérrez 2008 kennen. Er fuhr damals eine herausragende Saison in der Formel BMW Europa. Dafür wurde er mit einem Formel1-Test belohnt, der Ende 2009 in Jerez stattfand. Der Mexikaner machte seine Arbeit gut. Für 2010 nahm ihn Sauber als ‚affiliated driver„ unter seine Fittiche. Das Programm passte: Gutiérrez war aufgrund der GP3-Rennen bei den Europaläufen der Formel 1 vor Ort. So hatte er oft die Möglichkeit, in der Formel-1-Garage den Funk mitzuhören oder an technischen Meetings teilzunehmen. Er wuchs ins Team hinein. Es war eine Wonne, ihn 2010 in der GP3-Serie kämpfen zu sehen. Wer von der Formel-1-Crew gerade Zeit erübrigen konnte, verfolgte die Rennen. Peter Sauber hatte seine Freude an dem Nachwuchsmann: „Ich beobachte ihn schon seit einiger Zeit, und Esteban hat sich immer wieder durch ebenso kluge wie kampfstarke Rennen hervorgetan. Wir trauen ihm eine starke weitere Entwicklung zu.“ Diesbezüglich musste Gutiérrez 2011 Geduld aufbringen. Seine erste GP2-Saison verlief nicht nach Wunsch. Zwei Mal stand er sonntags nach dem zweiten Rennen auf dem Podium – in Valencia als Sieger, in Budapest als Zweiter. Aber Platz 13 im Gesamtklassement war gar nicht nach seinem Geschmack. Unterkriegen lässt er sich davon nicht. „Man wird ja nicht über Nacht durch Magie erwachsen“, sagt er, „zur Vorbereitung auf die Formel 1 gehört auch der Umgang mit Höhen und Tiefen.“ Sein Ziel ist klar und wird auch von der Familie unterstützt. Häufig an der Rennstrecke dabei: Vater Roberto Manuel Gutiérrez Muguerza und Mutter Clara. Insgesamt haben die beiden sechs Kinder. Esteban hat noch vier Brüder und eine Schwester, er ist der Zweitjüngste. Angesichts einer solchen Kinderschar können sich Eltern nicht zum Chauffeur machen. So war es praktisch, dass Esteban das Hobby des Kartsports gleichzeitig mit seinem um sieben Jahre älteren Bruder Andres entdeckte. Für den grossen Bruder ist es allerdings beim Hobby geblieben. Er arbeitet mit im väterlichen Unternehmen, zu dem eine Supermarktkette, ein Grosshandel für die Märkte und ein Stahlunternehmen gehören. „Wir haben als Kinder immer viel unternommen und hatten auch diverse Spielzeuge“, erinnert sich Esteban, „als ich dann unbedingt auch noch ein Kart wollte, war mein Vater erst gar nicht dafür.“ Doch im Kartsport nahm seine Laufbahn ab 2004 rasch Fahrt auf. Als 13-Jähriger begann er, Rennen zu fahren, mit 15 sass er schon im Monoposto, mit 16 startete er erstmals in Europa. Nach der Formel BMW folgten Formel 3 und GP3. Um seinem Team, Lotus ART, mit dem er 2012 in seine zweite GP2-Saison startet, nahe zu sein, zog er nach Paris. Sauber F1 Team Pressemappe 17 Esteban Gutiérrez Geburtstag / -ort Nationalität Wohnort Website Familienstand Grösse / Gewicht Hobbys Lieblingsessen Lieblingsgetränk Bevorzugte Musik Lieblingsstrecke Sprachen Laufbahn: 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 5. August 1991 / Monterrey, Nuevo Leon, Mexiko Mexikaner Paris (FR) www.estebanracing.com Ledig 1,80 m / 61 kg Kart fahren, Trial Italienische Küche und Sushi Limonade Cold Play, Muse, Kings of Lion Monaco Spanisch, Englisch, Französisch Kartsport: Mexican Rotax Max Challenge Kartsport: Mexican Rotax Max Challenge, 3. Platz bei den Grand Nationals in South Bend Kartsport: Mexican Rotax Max Challenge, 1. Platz Nordmexikanische Serie, 4. Platz bei den Mexikanischen Grand Nationals in Zacatecas; Camkart Challenge Mexico: fünf Siege in fünf Rennen; Testfahrten Formel Renault 2. Platz Formel BMW USA, Rookie of the Year, vier Siege, neun Polepositions in 14 Qualifyings; Testfahrten A1 GP; Teilnahme Formel BMW Rennen in Hockenheim und Weltfinale in Valencia 1. Platz Formel BMW Europa, sieben Siege in 16 Läufen, drei Polepositions; 3. Platz Formel BMW Weltfinale in Mexiko Stadt; Teilnahme Formula Master Rennen in Imola und Deutsche Formel-3Meisterschaft in Oschersleben; Testfahrten Formel-3-Euroserie 9. Platz Formel-3-Euroserie (ART Grand Prix Team); erster Testtag Formel 1 (BMW Sauber F1 Team) und Testfahrten GP2 (Teams ART und Arden) 1. Platz GP3-Serie (ART), fünf Siege, neun Podiumsplatzierungen insgesamt, drei Polepositions; ‚affiliated driver„ bei Sauber Motorsport in der Formel 1, ein Testtag 13. Platz GP2-Serie (Lotus ART), ein Sieg im zweiten Lauf in Valencia, ein zweiter Platz im zweiten Lauf in Budapest; 11. Platz GP2 Asia (Lotus ART); Test- und Ersatzpilot Sauber F1 Team, zwei F1-Testtage bei den Young Driver Days GP2-Serie (Lotus ART); Test- und Ersatzpilot Sauber F1 Team Sauber F1 Team Pressemappe 18 Peter Sauber – Teamchef Unternehmer & Racer Der Name ist Programm. Peter Sauber geniesst als Formel-1-Teamchef den Ruf eines geradlinigen Racers und verantwortungsvollen Unternehmers. Keine Yachten, keine Skandale, ein gepflegtes Glas Rotwein und eine gute Zigarre sind das Maximum an Verwegenheit, das er gelegentlich erkennen lässt. Er ist seit über vier Jahrzehnten mit derselben Frau verheiratet und benennt unverdrossen seine Rennwagen nach ihr – das C steht für Christiane Sauber. Das Paar hat zwei erwachsene Söhne und zwei Enkelkinder. Der Schweizer hat sein Team in seinem Heimatland aufgebaut, in dem der Rennsport nicht eben populär war, und er hat es über 40 Jahre durch manche Turbulenz geschifft. 2010 kehrte er an die Boxenmauer zurück, nachdem er sein Unternehmen Ende 2009 von BMW zurückgekauft hatte. „Das war kein Wunsch“, stellt er klar, „es war die einzige Möglichkeit, die Arbeitsplätze und den Technologiestandort zu retten.“ Mittlerweile 68 Jahre alt, hat er seine Rolle so definiert, dass es passt: Er ist Teamchef, Teambesitzer, Präsident des Verwaltungsrates und führt die Mannschaft an der Rennstrecke. Aber er greift nicht mehr ins operative Geschäft in Hinwil ein. Das besorgt das Führungsteam unter der Leitung von CEO Monisha Kaltenborn. Mit zur Geschäftsführung gehört seit 2010 auch Saubers jüngerer Sohn Alex, geboren 1973, als Marketing Direktor. Die neu installierte Struktur, allen voran die Führungsposition von Monisha Kaltenborn, brachte frischen Wind ins Unternehmen und lässt Sauber auch etwas Luft zum Atmen. Er lebt zeitweise in seiner Wohnung in Wilen am Zürichsee und zeitweise an seinem Zweitwohnsitz in Laax. Wenn es die Zeit erlaubt, schwingt er sich gerne mal für einen Ausritt auf sein Motorrad, oder er schnallt sich die Skier an. Im Januar 2006 wurde Peter Sauber vom Fernsehpublikum aus allen Schweizer Sprachregionen zum Schweizer des Jahres 2005 gewählt. Damit würdigten seine Landsleute nicht nur seine sportlichen Leistungen, sondern vor allem die unternehmerischen. Als Rennfahrer hätte es der gelernte Elektromonteur zumindest nach eigener Auffassung nicht sehr weit gebracht, obwohl er 1970 mit dem C1, seinem ersten selbst konstruierten Rennsportwagen, sogar den Schweizer Meistertitel geholt hatte. Doch die Leidenschaft für das Konstruieren war grösser, der Mut zur Selbstständigkeit passte dazu, und mit seiner Fähigkeit, andere zu überzeugen, hat er es weit gebracht. Das gilt zum einen in der Innenwirkung. Die Formel 1 laugt die Leute schnell aus, dennoch sind einige Mitarbeiter nun seit über 20 Jahren an Bord. Seine Überzeugungskraft setzte Peter Sauber aber auch im Dialog mit Konzernchefs erfolgreich ein. Er holte Mercedes Mitte der 80er Jahre in den internationalen Motorsport zurück, und es war sein Team, mit dem BMW eine Zukunft in der Königsklasse plante. In der Aussenwirkung ist er Frontmann, im Tagesgeschäft hält er sich im Hintergrund. Sauber F1 Team Pressemappe 19 Peter Sauber Geburtstag / -ort Nationalität Wohnort Familienstand Hobbys Laufbahn: 1970 1976 1982 1986 1989 1990 1993 2001 Januar 2006 2007 2008 November 2009 13.Oktober 1943 / Zürich, Schweiz Schweizer Wilen (CH) Verheiratet mit Christiane, Söhne Philipp (1971) und Alex (1973) Motorrad und Ski fahren, reiten, Golf spielen Schweizer Meister (als Fahrer) auf selbst konstruiertem Sportwagen (Sauber C1) Gesamtsieg Interserie, Herbert Müller (Sauber C5) Einstieg in die Sportwagen-Weltmeisterschaft Sieg beim 1000-km-Rennen, Nürburgring (Sauber-Mercedes C8) Gewinn der Sportwagen-Weltmeisterschaft für Teams und Fahrer (Sauber-Mercedes C9), Doppelsieg beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans Gewinn der Sportwagen-Weltmeisterschaft für Teams und Fahrer (Sauber Mercedes C11), Gründung des Junior-Teams mit Michael Schumacher, Karl Wendlinger, Heinz-Harald Frentzen Einstieg in die Formel 1 beim GP Südafrika, 5. Platz für JJ Lehto (Sauber C12) 4. Platz in der Konstrukteurs-WM mit Kimi Räikkönen und Nick Heidfeld (Sauber C20) BMW übernimmt die Mehrheit am Team, Sauber wird Berater im BMW Sauber F1 Team; Sauber wird zum Schweizer des Jahres 2005 gewählt 101 WM-Punkte, 2. Platz in der Konstrukteurs-WM 135 WM-Punkte, 11 Podestplätze, Doppelsieg beim GP Kanada, Robert Kubica vor Nick Heidfeld, 3. Platz in der Konstrukteurs-WM Rückkauf des Teams von BMW Sauber F1 Team Pressemappe 20 Monisha Kaltenborn – CEO Charme & Schärfe Als Kind wollte sie Astronautin werden, nach der ersten Bekanntschaft mit dem Motorsport die Rallye Paris-Dakar bestreiten. Es waren nie die kleinen Aufgaben, die Monisha Kaltenborn reizten. Beruflich richtete sie sich früh klar aus: Die Rechtswissenschaften hatten es ihr angetan, und sie hatte auch das Bild vor Augen, damit in eine Management-Position zu wollen. Der Weg der heute 40-Jährigen führte sie ab ihrer Tätigkeit für die Fritz Kaiser Gruppe auf geradem Weg in die Formel 1. 2010 wurde sie die erste Frau, die die Geschäfte eines Formel-1-Teams führt. Sie war acht Jahre alt, als sich die Familie entschloss, die Heimat Indien zu verlassen, um die Zelte anderswo in der Welt aufzuschlagen. „Das geschah damals ohne Not, mehr aus Interesse“, erinnert sie sich, „und schliesslich entschieden sich meine Eltern für Wien.“ Dort absolvierte Monisha Kaltenborn ihr Jurastudium, und sie wurde österreichische Staatsbürgerin. Nach dem Abschluss setzte sie ihre Studien noch an weiteren international renommierten Hochschulen fort, arbeitete bei den Vereinten Nationen sowie für Kanzleien in Deutschland und Österreich. Als sie 1998 zur Fritz Kaiser Gruppe wechselte, war Kaiser Teilhaber des Red Bull Sauber F1 Teams. Die Rechts- und Unternehmensangelegenheiten wurden Kaltenborns Projekt. Als Kaiser seine Teamanteile damals veräusserte, bezog sie zur Jahrtausendwende Quartier in Hinwil und leitete fortan die Rechtsabteilung der Sauber Gruppe. Seit 2001 gehört sie der Geschäftsführung an, der sie seit 2010 als CEO vorsteht. Verträge mit Fahrern, Sponsoren und Lieferanten wasserdicht zu verhandeln, gehörte über all die Jahre zu ihrem Tagesgeschäft. Sie pflegte auch die Kontakte mit der FIA und dem kommerziellen Rechtehalter FOM. Öffentlich trat sie vor 2010 wenig in Erscheinung. Unternehmensvorstände und Schlüsselfiguren wie Bernie Ecclestone oder Jean Todt hingegen kannten sie sehr wohl und wussten sie auch richtig einzuordnen. Anders ein ehemaliger Teamchef: „Er hielt mich ein volles Jahr lang für Peter Saubers Übersetzerin“, erzählt Kaltenborn lachend. Es ist für sie kein Problem, einen Mann in der Männerwelt ganz charmant glauben zu lassen, was er glauben will. Sie leistet es sich, ihren messerscharfen Verstand schon mal hinter einem Lächeln zu verbergen. „Unterschätzt zu werden“, sagt sie, „ist manchmal auch ein Vorteil.“ Sie engagiert sich in der im April 2010 gegründeten und von Michèle Mouton geleiteten Women and Motorsport Commission der FIA. 2010 sass Monisha Kaltenborn in Hockenheim als erste Frau in der FIA-Pressekonferenz für das Top-Management der Teams und vertrat in Suzuka Peter Sauber am Kommandostand. Beides generierte viel Aufmerksamkeit. Vieles ist inzwischen Routine. Anlässlich des ersten Grossen Preises in ihrer Heimat Indien rückte sie noch mehr ins Rampenlicht. Ihre Medienpräsenz bewertet sie schlicht nach deren Wert für das Team. Aber ihre Sachlichkeit steht keineswegs der Freude an ihrem Job im Wege, den sie dann auch mal in erfrischender Offenherzigkeit „richtig cool“ finden kann. „Aber das wirklich Spannende an meiner Aufgabe“, stellt sie klar, „findet hinter den Kulissen statt.“ Strukturiertes Management ist auch in ihrem Privatleben gefragt. Zusammen mit ihrem deutschen Mann Jens, dem neunjährigen Sohn und der sechsjährigen Tochter lebt sie in Küsnacht, 20 Fahrminuten von der Fabrik entfernt. Und wenn bei all dem ein Zeitfenster für Hobbys aufspringt, dann fühlt sie sich wohl auf der Yogamatte, einem Tennisplatz oder bei einem seltenen Opernbesuch. Sauber F1 Team Pressemappe 21 Monisha Kaltenborn Geburtstag / -ort Nationalität Wohnort Familienstand Hobbys Laufbahn: 1990-1995 1994 1995 1996 1996/1997 1997/1998 1998/1999 2000 2001 Seit Januar 2010 10. Mai 1971 / Dehradun, Indien Österreicherin Küsnacht (CH) Verheiratet mit Jens, einen Sohn (2002), eine Tochter (2005) Yoga, Tennis, Oper Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien (AT), Abschluss als Magister iuris Seminar über internationales Zivilrecht, Hague Academy for International Law (NL) Forschungsassistenz bei der Organisation für Industrie-Entwicklung der Vereinten Nationen in Wien; Forschung für die UN-Kommission für internationales Handelsrecht in Wien Master of Law, International Business Law, an der London School of Economics (GB) Rechtsanwaltskanzlei Gleiss, Lutz, Hootz, Hirsch in Stuttgart (DE) Rechtsanwaltskanzlei Wolf, Theis + Partner in Wien (AT) Fritz Kaiser Gruppe, Rechts- und Unternehmensangelegenheiten des Red Bull Sauber F1 Teams Sauber Gruppe, Leitung der Rechtsabteilung Mitglied der Geschäftsführung CEO Sauber Motorsport AG Sauber F1 Team Pressemappe 22 Technik & Hintergrund Monocoque Das Monocoque ist das Kernstück eines jeden Formel-1-Autos. Es ist Arbeitsplatz und Überlebenszelle des Piloten in einem. Hinten angeflanscht ist der Motor, vorne die Fahrzeugnase. Die Form des Monocoques ergibt sich aus einer Reihe von Faktoren. Dazu gehören im Reglement vorgegebene Dimensionen wie etwa jene für die Cockpitöffnung, aber auch die Länge des Radstandes, die Tankgrösse, der Körperbau der Piloten sowie aerodynamische Anforderungen. Beim Design des Monocoques wird zuerst die Oberflächenform definiert. Anschliessend werden Finite-Elemente-Berechnungen durchgeführt, um zu garantieren, dass die Sicherheitszelle die von den Ingenieuren berechneten Anforderungen in Bezug auf die Steifigkeit und Festigkeit erfüllt. Diese ergeben sich einerseits aus den fahrdynamischen Belastungen und andererseits aus den Sicherheitsvorschriften der FIA. Diese Anforderungen wurden in den vergangenen Jahren laufend erhöht und somit die passive Sicherheit für die Piloten signifikant verbessert. Die wichtigsten Tests sind dabei der Frontalcrash (mit Nase) bei einer Geschwindigkeit von 15 m/s, der Seitencrash bei 10 m/s sowie der statische Belastungstest des Überrollbügels, der einem Druck von rund 12 Tonnen widerstehen muss. Am ganzen Fahrzeug werden insgesamt fünf dynamische und 14 statische Tests durchgeführt. Das Monocoque besteht aus einem Verbund von Kohlefaser und Aluminium-Waben. Diese Kombination ergibt eine sehr hohe Steifigkeit und Festigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht. Die Composite-Ingenieure definieren, wie viele Lagen Kohlefaser an welcher Stelle benötigt werden, um die vielfältigen Anforderungen zu erfüllen. Dabei haben sie zusätzlich die Wahl zwischen unterschiedlichen Kohlefasertypen – je nachdem, ob Kräfte nur in einer oder in mehreren Richtungen angreifen. An besonders hoch belasteten Stellen können bis zu 60 Lagen Karbon übereinander verarbeitet sein. Insgesamt besteht ein Monocoque aus rund 1.500 einzelnen Kohlefaserstücken. Hergestellt wird es aus zwei Halbschalen, in die zusätzliche Verstärkungen eingeklebt werden. Nach mehreren Backvorgängen im Autoklaven werden die Halbschalen zusammengeklebt. Der letzte Arbeitsgang umfasst das Montieren zahlreicher Befestigungsbauteile. Aufgrund ihrer enorm hohen Festigkeit bieten Monocoques den Piloten selbst bei sehr schweren Unfällen einen maximalen Schutz. Weil auch der Benzintank darin untergebracht ist, gehören dramatische Feuerunfälle der Vergangenheit an. Nach einem Unfall lässt sich die Sicherheitszelle fast immer reparieren. Pro Jahr werden in Hinwil vier Monocoques gefertigt, die für den Renn- und Testeinsatz sowie für die Prüfstandsversuche benutzt werden. Jede einzelne Sicherheitszelle muss dabei von der FIA homologiert werden, wobei lediglich das erste Exemplar sämtliche Tests bestehen muss. Sauber F1 Team Pressemappe 23 Kohlefaser Mit Ausnahme von Motor, Getriebe-Innereien und Radträgern ist ein Formel-1-Auto fast ausschliesslich aus Kohlefaser gefertigt. Hohe Steifigkeit und Festigkeit gepaart mit sehr geringem Gewicht sind die herausragenden Eigenschaften von Karbon. Es weist eine ähnliche Steifigkeit wie Stahl auf, ist jedoch rund fünf Mal leichter. Auf der Negativseite stehen das aufwändige Herstellungsverfahren sowie der hohe Materialpreis. Ein Quadratmeter imprägnierte Kohlefaser-Matte kostet zwischen 50 und 200 Euro. Kohlenstoff-Fasern haben einen Durchmesser von 5 bis 8 Mikrometern. Zwischen 1.000 und 20.000 Fasern werden zu Bündeln zusammengefasst, die zu textilen Strukturen gewoben werden. In der Formel 1 gelangen etwa 20 verschiedene Arten von Kohlefaser-Geweben zur Anwendung. Diese unterscheiden sich insbesondere durch ihre Struktur und die Art des Harzes, mit dem sie imprägniert sind. Wenn Kräfte nur aus einer Richtung einwirken, verwendet man unidirektionale Lagen. Wenn Kräfte aus verschiedenen Richtungen angreifen, gelangen bidirektionale Gewebe zum Einsatz. Spezialisierte Composite-Ingenieure definieren, welches Gewebe mit welchem Harz in wie vielen Lagen benötigt wird, um die gewünschten Eigenschaften zu erzielen. Der Herstellungsprozess eines Kohlefaser-Teils bedarf mehrerer Schritte. Zuerst wird das Bauteil am Computer mittels CAD (Computer Aided Design) konstruiert. Anschliessend werden diese Daten bearbeitet und dienen als Basis für die computergesteuerte Produktion (CAM, Computer Aided Manufacturing). Auf einer Fünfachs-Fräse wird die entsprechende Form in einen Tooling Block gefräst, der als Positiv-Form dient. Auf diesen Tooling-Block legen die Laminateure die vorher genau zugeschnittenen Kohlefaserstücke. Nach Abschluss dieser Arbeit wird das Ganze in einen Plastikbeutel eingepackt, vakuumisiert und dann im Autoklaven während zehn bis 20 Stunden bei einer Temperatur von rund 50°C gebacken. Anschliessend erhält die so entstandene Negativ-Form den Feinschliff und ist bereit für die Herstellung des eigentlichen Kohlefaser-Bauteils. In die Negativ-Form legen die Laminateure gemäss den Plänen der CompositeIngenieure die vorher zugeschnittenen Kohlefaserstücke auf- und nebeneinander. Je nach Bauteil können das bis zu mehrere hundert Stücke sein. Wenn alles bereit ist, wird die Form mit der eingelegten Kohlefaser ebenfalls in einen Plastikbeutel eingepackt, vakuumisiert und bei einer Temperatur von ca. 150°C fünf bis sechs Stunden gebacken. Nach Abschluss des Backvorgangs werden die Einzelteile weiter bearbeitet und dann zu kompletten Komponenten zusammengefügt. Ein Frontflügel, beispielsweise, besteht aus rund 20 einzelnen Kohlefaser-Teilen. Bei Komponenten, die besonders zäh sein müssen, werden neben der Kohlefaser auch Kevlar oder Zylon verwendet. Sauber F1 Team Pressemappe 24 Bremsen Wenn Nachwuchspiloten zum ersten Mal einen Formel-1-Rennwagen fahren, dann ist es fast immer die Verzögerung, die sie am meisten beeindruckt. Die Bremsleistung ist im Wortsinne atemraubend. Verzögerungswerte von über fünf g sind keine Ausnahme. Möglich werden solche Werte durch die Kombination aus aerodynamischem Anpressdruck mit einer extrem leistungsfähigen Bremsanlage. Im Gegensatz zu Bremsen in Serienautos bestehen die Scheiben nicht aus Stahl, sondern aus Kohlefaser, genau wie die Bremsklötze. Daraus ergibt sich nicht nur ein viel geringeres Gewicht – ein kompletter Satz Scheiben und Beläge wiegt weniger als zehn Kilogramm –, sondern auch die Möglichkeit für eine extrem hohe Bremsenergie. Hoch ist allerdings auch der Preis. Für einen kompletten Satz Scheiben und Beläge werden rund 13.000 Euro fällig. An einem Rennwochenende verwendet man in der Regel einen Satz am Freitag, und dann einen neuen Satz, der das Qualifying und das Rennen überstehen muss. Während Scheiben und Klötze aus Kohlefaser bestehen, sind die Bremszangen aus einer Aluminium-Legierung gefertigt. Sie verfügen vorne und hinten über je sechs Zylinder. Aus Sicherheitsgründen besitzen Formel-1-Autos zwei Bremskreise, einen vorderen und einen hinteren, entsprechend gibt es auch zwei Hauptzylinder – für jeden Bremskreis einen. Je nach Präferenz des Fahrers können deren Durchmesser variieren. Ein Hauptbremszylinder mit kleinerem Durchmesser ermöglicht zwar einen geringeren Maximaldruck, vermittelt dafür aber ein besseres Bremsgefühl. Apropos Druck: Beim Anbremsen der ersten Schikane in Monza drückt der Pilot mit bis zu 150 kg aufs Pedal. Allerdings tut sich dann auch richtig was: Das Auto verzögert von 335 km/h auf 90 km/h in 2,5 Sekunden auf gerade mal 130 Metern. Das wirkt wie ein Schlag in die Magengrube. Eine wichtige Rolle für eine maximale Verzögerung spielt die richtige Temperatur der Scheiben. Der optimale Bereich liegt zwischen 350 und 550 Grad Celsius, wobei kurzfristige Spitzen bis 1000 Grad möglich sind. Je nach Strecke werden unterschiedliche Bremsbelüftungen verwendet: auf einem Bremsen mordenden Kurs wie Montréal besonders grosse, in Silverstone hingegen eher kleine. In Sachen Bremsen ist es für die Piloten stets eine Herausforderung, hinter dem Safety Car herzufahren, weil dann die Temperatur auf unter 200 Grad abfällt. Vor allem vor dem Re-Start ist es von entscheidender Bedeutung, die Bremsen auf eine möglichst hohe Temperatur zu bringen. Aber Vorsicht: Wer dabei nicht sensibel genug vorgeht, riskiert, dass die Bremsscheiben verglasen. Das bedeutet, dass ihre Oberfläche aushärtet und sich die Bremsleistung signifikant verschlechtert. Völlig normal ist es, dass die Fahrer während des Rennens die Bremskraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse verändern. Das können sie mittels eines Hebels im Cockpit. Neigen beispielsweise die Vorderräder zum Blockieren, verstellt der Pilot die Bremskraft ein wenig nach hinten, um die Vorderachse zu entlasten. Mit einem zweiten Hebel kann er zusätzlich die Bremskraft in einzelnen Kurven verstellen. Sauber F1 Team Pressemappe 25 Sitz Formel-1-Autos erreichen nicht nur immense Verzögerungswerte beim Bremsen, sondern sie ermöglichen auch Querbeschleunigungen in Kurven von über vier g. Während eines Rennens wirken diese Kräfte über eine Zeitspanne von eineinhalb bis zwei Stunden wiederholt auf die Fahrer ein. Eine perfekte Sitzposition ist deshalb ein absolutes Muss. Kleinste Druckstellen führen zu Schmerzen oder Muskelkrämpfen. Darum benutzt jeder Pilot seinen eigenen Sitz, der präzise auf seine Körpermasse angepasst ist. Bei der Herstellung eines neuen Sitzes verwendet man eine Basis-Sitzschale aus Kohlefaser, die mit einem Plastiksack ausgekleidet wird. Dieser enthält entweder einen Zwei-Komponentenschaum oder Styropor-Kugeln, die vakuumisiert werden. Der Fahrer setzt sich hinein und wartet, bis sich diese Masse langsam seinem Körper anpasst. Gleichzeitig werden immer wieder kleine Änderungen vorgenommen. Darüber hinaus werden auch die Position des Lenkrads sowie die Pedalerie eingestellt. Wenn alles perfekt sitzt, lässt man den Sitzschaum bzw. die Styropor-Kugeln aushärten. Eine solche Sitzprobe dauert für den Piloten zwischen einem halben und einem ganzen Tag. Der so entstandene Sitz stellt eine Übergangsversion dar, die für erste Testfahrten verwendet wird und als Prototyp für den dauerhaften Sitz dient. Zu dessen Herstellung wird die Innenfläche des provisorischen Sitzes elektronisch abgetastet. Daraus stellen die Ingenieure eine mathematische Fläche her, auf deren Basis die Form in einen so genannten Tooling-Block gefräst wird. Auf diesem entsteht dann durch das Auflegen einzelner Kohlefaser-Matten der definitive Sitz, der anschliessend im Autoklaven gebacken wird. Als letzten Arbeitsvorgang erhält der Sitz sein Finish. Dazu gehört unter anderem das Fräsen der Öffnungen für die Sicherheits- sowie die Bergungsgurte und das Aufbringen einer etwa ein Millimeter dicken Polsterung. Das Gewicht eines fertigen Sitzes beträgt rund drei Kilogramm. Lenkrad Das Lenkrad eines Formel-1-Autos ist die Schaltzentrale für den Piloten. Er lenkt, kuppelt, schaltet und kann mit mehreren Knöpfen zahlreiche elektronische Funktionen beeinflussen. Beim Design-Prozess definieren die Ingenieure in einem ersten Schritt die Funktionen, die über Knöpfe oder Drehschalter variiert werden sollen. Danach wird ein erstes Layout festgelegt, bevor eine provisorische Version des Lenkrads mittels Rapid Prototyping hergestellt wird. Nun beurteilt der Fahrer, ob alle Knöpfe optimal positioniert sind. Falls nicht, bringt er seine Änderungswünsche ein. Jetzt beginnt die Herstellung des definitiven Lenkrads. Die Basis bildet eine Schale mit Deckel aus Kohlefaser. In den Deckel werden die Löcher für die Schalter und Knöpfe gebohrt, anschliessend wird der Schaum für den Griff aufgetragen, der dann nochmals mit Kohlefaser umwickelt wird. Im Finish kommen unterschiedliche Überzüge zum Sauber F1 Team Pressemappe 26 Einsatz. Je nach Präferenz des Piloten können die Griffe mit Leder bezogen oder auch mit einer der Handform angepassten Silikonmasse ausgestaltet werden. Nun werden die Knöpfe und Schalter montiert und mit der Leiterplatte verkabelt, ehe auch das Display angeschlossen wird. Seit 2008 sind sowohl die Leiterplatte als auch das Display Teil der Einheitselektronik und werden als Standardteile von der FIA zur Verfügung gestellt. Nach Abschluss aller Elektronik-Arbeiten montieren die Spezialisten auf der Rückseite die mechanischen Teile wie die Schalt- und Kupplungswippen sowie den Schnellverschluss. Bekanntlich entfernen die Piloten zum Ein- und Aussteigen das Lenkrad und setzen es hinterher wieder auf. Der Schnellverschluss ist auch zur Erfüllung eines FIA-Tests erforderlich, bei dem der Pilot in der Lage sein muss, das Cockpit innerhalb von fünf Sekunden zu verlassen. Bevor das Lenkrad zum Einsatz gelangt, wird es auf dem Prüfstand ausgetestet. Wenn diese Versuche erfolgreich abgeschlossen sind, werden die Knöpfe und Schalter auf der Rückseite des Rahmens verleimt. Damit ist das 1,8 Kilogramm schwere High-TechBauteil fertig. Sauber F1 Team Pressemappe 27 Historie & Statistik Es kam alles anders Für Autos hatte sich Peter Sauber nicht besonders interessiert und schon gar nicht für den Rennsport. Dass Peter Sauber 2010 das 40-jährige Bestehen von Sauber Motorsport feiern konnte, hatte in der frühen Phase vor allem mit Zufall, dann aber mit ausgeprägtem Durchhaltewillen und später mit viel Arbeit und Geschick zu tun. Peter Saubers Vater besass ein Unternehmen für elektrotechnische Anlagen mit rund 200 Mitarbeitern, deren Räumlichkeiten sich in Zürich sowie an der Wildbachstrasse in Hinwil befanden. Der Weg von Peter Sauber schien vorgezeichnet. Er absolvierte eine Ausbildung als Elektromonteur mit dem Ziel, sich weiterzubilden und dann in die Fussstapfen seines Vaters zu treten. Doch es kam alles anders. 1967 fuhr Peter Sauber mit einem VW Käfer zur täglichen Arbeit. Bis ihn ein Freund dazu überredete, diesen tunen zu lassen. Damit beteiligte sich Peter Sauber 1967 dann zum Spass an ein paar Club-Rennen. Was aber viel wichtiger war: Seine Lust am Basteln wurde geweckt. Er veränderte den Käfer so stark, dass dieser letztlich die Strassenzulassung verlor. Das führte zum nächsten Schritt. 1970 entschied Peter Sauber, sich mit dem Bau von offenen, zweisitzigen Rennsportwagen als selbstständiger Unternehmer zu etablieren. Im Keller des Elternhauses in Zürich entstand der Sauber C1. Als Typenbezeichnung wählte Sauber den ersten Buchstaben des Vornamens seiner Ehefrau Christiane. Noch im gleichen Jahr gründete er die PP Sauber AG und bezog die eigens dafür gebaute Werkstatt auf dem Firmenareal seines Vaters an der Wildbachstrasse in Hinwil. Mit dem C1 gewann er 1970 den Schweizer Meistertitel bei den Sportwagen, beliess es dann aber bald bei vereinzelten Auftritten als Rennfahrer. 1974 stülpte er den Helm zum letzten Mal über und verlegte sich nun ganz aufs Konstruieren. Das „C“ als Markenzeichen wurde beibehalten. Sauber hatte sich keine einfache Aufgabe gestellt. In der Schweiz vom Bau von Rennsportwagen zu leben, schien ein Ding der Unmöglichkeit. Aber das war für Sauber noch lange kein Grund, aufzugeben. Er biss sich durch. Arbeitstage endeten oft spät in der Nacht. Das Geld war knapp. Sportwagenerfolge Internationale Beachtung fand Sauber durch den C5, mit dem Herbert Müller 1976 die damals prestigeträchtige Interserie gewann. Es folgten erste Einsätze in Le Mans. Sauber Motorsport hatte mittlerweile vier Mitarbeiter. 1981 gewannen Hans-Joachim Stuck und Nelson Piquet auf einem von Sauber gebauten BMW M1 nach Gruppe-5Reglement das 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Das folgende Jahr war ein entscheidendes für Peter Sauber: Er erhielt vom Schweizer Kunststoffunternehmen Seger & Hoffmann den Auftrag, ein Fahrzeug für die Sportwagen-Weltmeisterschaft (Gruppe C) zu bauen. Es wurde der Sauber C6. In dieser Zeit entstand der Kontakt zu Ingenieuren bei Mercedes, die sich für das Thema Rennsport interessierten. Ganz privat natürlich, denn beim Stuttgarter Automobilhersteller war internationaler Motorsport seit dem schweren Unfall in Le Mans 1955 tabu. Sauber F1 Team Pressemappe 28 Ab 1985 verwendete Sauber in seinen Rennsportwagen Mercedes-Motoren und rückte damit Stuttgart noch ein bisschen näher. Bereits ein Jahr später gewannen Henri Pescarolo und Mike Thackwell auf einem Sauber C8 das 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Weitere Erfolge kamen hinzu, was letztlich Mercedes zur Rückkehr in den internationalen Motorsport bewog. Ab 1988 war Sauber offiziell Werksteam von Mercedes. Professor Werner Niefer, damals Vorstandsvorsitzender von Mercedes, entschied 1989, die Rennwagen silbern zu lackieren. Es war die Wiedergeburt der Silberpfeile. Höhepunkt dieser Partnerschaft war dasselbe Jahr, 1989, in dem man nicht nur die Sportwagenweltmeisterschaft für Fahrer und Teams gewann, sondern auch beim legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans einen Doppelsieg feierte. Ein Jahr später konnte der Gewinn der Weltmeistertitel wiederholt werden. Sauber Motorsport war auf rund 50 Mitarbeiter angewachsen. In diese Zeit fiel auch die Gründung des Junior-Teams, eine Idee des damaligen Sauber-Geschäftspartners Jochen Neerpasch. Die Wahl fiel auf Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger. Allen dreien hat Peter Sauber den Einstieg in die Formel 1 ermöglicht. Formel 1 Weil der Stern der Sportwagen-WM zu sinken begann, orientierte sich Mercedes in Richtung Formel 1. Im Sommer 1991 wurde sie zum gemeinsamen Projekt erhoben, die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Sauber baute auf dem Firmengelände in Hinwil eine neue Fabrik. Doch bereits im November kam die Hiobsbotschaft. Wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds entschied sich der Mercedes-Vorstand gegen einen werksseitigen Einstieg in die Formel 1. Sauber hatte zwei Optionen: Sich mit einer finanziellen Abfindung zurückzuziehen oder diese als Startkapital für die Formel 1 zu nutzen. Im Januar 1992 entschied er sich zum Sprung ins kalte Wasser. Im Herbst fanden die ersten Testfahrten mit dem C12 statt, der von einem Ilmor-Triebwerk befeuert wurde. Knapp 70 Mitarbeiter zählte das Unternehmen damals. Am 14. März 1993 standen in Kyalami wie geplant zwei Sauber C12 für Karl Wendlinger und JJ Lehto am Start zum Grossen Preis von Südafrika. Mit dem fünften Rang des Finnen und zwei WM-Punkten wurde die Premiere ein gefeierter Erfolg. Verträge mit Red Bull und Petronas bildeten ab 1995 ein solides Fundament und erlaubten dem Schweizer Team, sich als feste Grösse in der Formel 1 zu etablieren. In den Jahren 1995 und 1996 war Sauber Werksteam von Ford, ab 1997 fuhr man mit Ferrari-Motoren, die den Namen des Titelsponsors Petronas trugen. Der Durchbruch liess noch auf sich warten. Dann aber folgten 2001 drei Höhepunkte in der Teamgeschichte Schlag auf Schlag: die Partnerschaft mit der Schweizer Grossbank Credit Suisse, der Mitte Oktober feststehende vierte Rang in der Konstrukteurs-WM und wenige Tage später der erste Spatenstich zum eigenen Windkanal. In dieser Zeit brachte Peter Sauber auch frisches Blut in die Formel 1: Er holte Kimi Räikkönen und Felipe Massa in sein Team und empfahl später den Verantwortlichen bei BMW auch Robert Kubica. Sauber F1 Team Pressemappe 29 BMW Im Jahr 2005 suchte Peter Sauber nach einem neuen Motorenpartner. Mittlerweile über 60 Jahre alt, hatte er auch nichts dagegen, sein Lebenswerk in starke Hände zu geben. Ein Angebot von BMW schien die Lösung. Der Automobilhersteller, der seit der Saison 2000 mit Williams am Start war, wollte ein eigenes Werksteam. Am 22. Juni 2005 verkündete BMW die Übernahme von Mehrheitsanteilen am Schweizer Team. Das dritte Jahr des BMW Sauber F1 Teams, die Saison 2008, wurde zum nächsten Höhepunkt der Teamgeschichte. Mittlerweile war der Ausbau in Hinwil abgeschlossen, der Personalstand betrug nun über 400 Mitarbeiter. Für 2008 hatte man sich den ersten Sieg zum Ziel gesetzt. Es wurde gleich ein Doppelsieg. Robert Kubica gewann in Kanada vor Nick Heidfeld. Insgesamt schaffte das BMW Sauber F1 Team 2008 elf Podestplätze. In Bahrain holte Kubica die erste Poleposition, Heidfeld steuerte die ersten beiden schnellsten Rennrunden zur Statistik bei. Das Team wurde am Ende mit 135 Punkten WM-Dritter. Nach einem schwierigen Start in die Saison 2009 folgte am 29. Juli eine schockierende Nachricht: BMW verkündete anlässlich einer Pressekonferenz in München den Ausstieg aus der Formel 1 zum Saisonende. Mit Platz sechs in der Weltmeisterschaft (36 Punkte) verabschiedete sich BMW aus der Formel 1. Neustart Am 27. November 2009 fand die nächste Pressekonferenz statt, diesmal in Hinwil. Peter Sauber hatte sich mit BMW geeinigt und sein Lebenswerk wieder zurückgekauft. Die Freude war getrübt, denn BMW hatte zuvor bereits entschieden, Personal abzubauen. Von zu jenem Zeitpunkt noch 388 Mitarbeitern wurde auf 260 reduziert. Mit diesem Personalbestand, mit Ferrari als Motorenpartner und den Piloten Kamui Kobayashi und Pedro de la Rosa nahm die Hinwiler Mannschaft die Saison 2010 in Angriff. Die erste Saisonhälfte war von einer Vielzahl technisch bedingter Ausfälle geprägt, wie sie in der Teamgeschichte noch nie vorgekommen waren. In den ersten acht Rennen holte die Mannschaft nur einen einzigen WM-Punkt, bis zum Saisonende wurden es dann noch 44. Kobayashi sammelte davon 32 Zähler, De la Rosa und Heidfeld, der den Spanier für die letzten fünf GP ersetzte, trugen je sechs Punkte bei. Zur Saison 2011 nahm das Team erneut einen Rookie auf: Der Mexikaner Sergio Pérez kam an Bord, Kobayashi fiel damit in seiner erst zweiten Saison schon eine Führungsrolle zu. Das Jahr begann mit dem Kennenlernen der Reifen des neuen Alleinausstatters Pirelli, vielversprechenden Wintertests und einem ebenso starken wie letztlich frustrierenden Auftakt: In Melbourne kamen Pérez und Kobayashi auf den Plätzen sieben und acht ins Ziel, wurden aber wegen einer Ungenauigkeit am Heckflügelprofil aus der Wertung genommen. Das Team verlor zehn Punkte. Dennoch: Der Speed stimmte, es folgten starke Rennen. In Monaco hatte sich Pérez gerade zum ersten Mal ins Top-Ten-Qualifying vorgearbeitet, als er ausgangs der schnellen Tunnelpassage die Kontrolle über den C30 verlor und brutal in die Leitschienen einschlug. Er blieb reglos im Auto sitzen. Nach einer gefühlten Ewigkeit gab es Entwarnung: Er war mit einer schweren Gehirnerschütterung davongekommen. Kobayashi bewies Nervenstärke und holte am Rennsonntag mit Platz fünf das beste Saisonergebnis für das Sauber F1 Team. Pérez musste in Kanada ein weiteres Rennen auslassen, De la Rosa sprang kurzfristig ein. Sauber F1 Team Pressemappe 30 Nach einer guten ersten Halbzeit auf einem sicher scheinenden sechsten WM-Rang fiel die Formkurve des Teams ab. Die Ursachen lagen in einer umstrittenen Technologie: Diffusoren, die von Auspuffabgasen angeblasen wurden, und zwar dank ausgeklügelter Motorensteuerung auch dann, wenn der Pilot das Gaspedal gar nicht betätigte. Die FIA kündigte ein Verbot dieser Finesse an, liess sie aber doch wieder zu. Für den C30 war die Weiterverfolgung des Themas eingestellt worden, was sich als Nachteil erwies. Trotz dieses Handicaps von deutlich über einer Sekunde pro Runde erkämpfte sich das junge Fahrer-Duo noch weitere WM-Punkte. Am Ende belegte das Sauber F1 Team mit 44 Zählern Rang sieben in der Konstrukteurswertung. 30 Punkte davon gingen auf Kobayashis Konto, 14 auf das von Pérez. Bereits im Sommer waren beide Piloten für 2012 bestätigt worden, gemeinsam mit Esteban Gutiérrez (Mexiko) als Ersatzmann. Von 1993 bis einschliesslich 2011 traten für das nach Ferrari, McLaren und Williams viertälteste Team der gegenwärtigen Formel 1 insgesamt 22 Piloten bei 326 Grands Prix an. Sauber F1 Team Pressemappe 31 Statistik (1993 bis einschliesslich 2011) Fahrer Grands Prix für Sauber 18 Punkte für Sauber 5 Karl Wendlinger (AT/1993-1995) 25 11 Heinz-Harald Frentzen (DE/1994-96/2002-03) 64 42 9 1 Jean-Christoph Boullion (FR/1995) 11 3 Johnny Herbert (GB/1996-1998) 48 20 Nicola Larini (IT/1997) 5 1 Gianni Morbidelli (IT/1997) 7 0 Norberto Fontana (AR/1997) 4 0 Jean Alesi (FR/1998-1999) 32 11 Pedro Diniz (BR/1999-2000) 32 3 Mika Salo (FI/2000) 16 6 125 194 Kimi Räikkönen (FI/2001) 17 9 Felipe Massa (BR/2002/2004-2005) 53 27 Giancarlo Fisichella (IT/2004) 18 22 Jacques Villeneuve (CD/2005-2006) 31 16 Robert Kubica (PL/2006-2009) 57 137 1 1 Pedro de la Rosa (ES/2010/2011) 14 6 Kamui Kobayashi (JP/2010-2011) 38 62 Sergio Pérez (MX/2011) 17 14 642 591 JJ Lehto (FI/1993-1994) Andrea De Cesaris (IT/1994) Nick Heidfeld (DE/2001-2003/2006-2009/2010) Sebastian Vettel (DE/2007) Gesamt Sauber F1 Team Pressemappe 32 WM-Punkte und Platzierungen in der WM der Konstrukteure Saison Grands Prix Punkte Rang 1993 16 12 7. 1994 16 12 8. 1995 17 18 7. 1996 16 11 7. 1997 17 16 7. 1998 16 10 6. 1999 16 5 8. 2000 17 6 8. 2001 17 21 4. 2002 17 11 5. 2003 16 19 6. 2004 18 34 6. 2005 19 20 8. 2006 18 36 5. 2007 17 101 2. 2008 18 135 3. 2009 17 36 6. 2010 19 44 8. 2011 19 44 7. 326 591 Gesamt Sauber F1 Team Pressemappe 33 Pressekontakt & Service Hanspeter Brack Head of Communications Wildbachstrasse 9 CH-8340 Hinwil Telefon +41-(0)44-9 37 94 50 Telefax +41-(0)44-9 37 90 01 Mobil +41-(0)79-7 70 18 19 [email protected] Heike Hientzsch Media Manager Feuerwehrstrasse 24 D-51588 Nümbrecht Telefon +49-(0)22 93-90 39 94 Telefax +49-(0)22 93-90 39 95 Mobil +49-(0)172-6 20 99 04 [email protected] Presseinformationen schicken wir Ihnen gerne automatisch per Email zu. 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