Ralf Schumacher.
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Ralf Schumacher.
Ralf Schumacher. Kühler Kopf. Gewaltaktionen sind seine Sache nicht. Ralf Schumacher wartet lieber ab, bis der Moment zum Überholen günstig ist. Unter seinem Helm arbeitet stets ein kühler Kopf, ihm gehen in keiner Kurve die Gäule durch. Wenn er sich bei 300 km/h mit seinem Renningenieur über Boxenfunk austauscht, dann klingt das völlig unangestrengt und unaufgeregt, fast beiläufig. Sein Kalkül auf der Rennstrecke beschert ihm gelegentlich Kritik, häufiger hingegen Punkte und auch Siege. Er fährt einen sauberen Strich – unspektakulär, zuverlässig und schnell. Das passt zu seinem Typ. Ein Star zu sein, das passt dagegen nicht zu ihm. Jubelnde Fans machen ihn verlegen. „Ich freue mich schon sehr über die Sympathie, die mir da entgegen gebracht wird“, sagt er, „aber ich habe selbst nie für jemanden geschwärmt, von daher kann ich das nicht so richtig nachvollziehen.“ Das ist auch nach sechs Jahren in der Formel 1 noch so. Die Öffentlichkeit hat Teil an ihm. Er aber macht Höhen und Tiefen lieber mit sich aus. Mit dem Erfolg scheint er verabredet zu sein – er begrüßt ihn stets wie einen erwarteten Besucher. Doch Freudensprünge vollführte er auch nach seinen Siegen keine. Den ersten erzielte er 2001 in Imola, es war auch der erste für das BMW WilliamsF1 Team. Danach gewann er noch in Montreal und vor heimischer Kulisse in Hockenheim, 2002 holte er in Malaysia den einzigen Saisonsieg für die Mannschaft. Dass er das Zeug zum Siegen hat, wurde bereits 1998, in seiner zweiten Formel-1-Saison, offenbar. Im Jordan lag er beim Großen Preis von Belgien auf Kurs für Platz eins, musste dann aber zu Gunsten seines damaligen Teamkollegen Damon Hill zurückstecken. Ein Jahr später reichte es noch einmal nur fast zum ersten Sieg: Ralf Schumacher führte 1999 im Eifelregen beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring, bis er wegen eines Reifenplatzers ausfiel. Schalk und Schlagfertigkeit. Harte Worte, eine oft verblüffende Schlagfertigkeit und ein Schalk im Nacken zeichnen ihn im Gespräch aus. Ralf Schumacher nimmt kein Blatt vor den Mund, er sagt und vertritt seine Meinung. Unverblümte Kritik macht ihn unbequem, aber für ein Team auch wertvoll. Seine Aussagen werden von den Technikern sehr geschätzt, Ralf Schumacher versteht sein Auto und kann es weiterentwickeln. Er weiß, was er kann und will. Dem Zufall mag er nichts überlassen, anderen am liebsten nicht vertrauen. Deshalb fliegt er sogar sein Flugzeug selbst. „Das macht mir Freude und gibt mir eine gewisse Sicherheit. Ich mag nicht mit meiner Familie davon abhängig sein, ob mein Pilot beim Abendessen eine schlechte Muschel erwischt oder nicht.“ Er reist zumeist mit Ehefrau Cora, seinem Trainer Daniel Dobringer und Pressesprecher Thomas Hofmann. Das eigene Flugzeug ist weniger Luxus als praktischer Komfort, den sich in der Formel 1 ermöglicht, wer kann. Flexible Reisezeiten und das Nutzen von kleinen Flughäfen in Streckennähe bedeuten erhebliche Zeitersparnis. Zeit für Privates bekam für Ralf Schumacher 2001 einen neuen Wert. Nachdem er sein Privatleben jahrelang unter Verschluss gehalten hatte, zeigte er sich erstmals mit seiner Freundin Cora Brinkmann in der Öffentlichkeit. Im Frühjahr verlobten sich die beiden, im Spätsommer gaben sie sich im engsten Kreis in ihrem neuen Zuhause in Salzburg das Ja-Wort, im Oktober wurde 2001 wurde David geboren. „Ein ganz neues Lebensgefühl“, schwärmt der Jungvater. „Der Kleine macht uns unglaublich viel Freude, da sind einpaar Schlafstörungen schnell vergessen.“ Im Sommer 2002 holten Ralf und Cora Schumacher die kirchliche Hochzeit mit großer Party nach. Kartbahn, Viehzucht und Rennwagensammlung. Ralf Schumacher halten auch noch andere Interessen neben der Formel 1 und seiner Familie mit Söhnchen David auf Trab. Mit einer Kartbahn in Bispingen hat er sich ein weiteres Standbein geschaffen, in seiner österreichischen Wahlheimat hat er sich der Viehzucht angenommen, und auch der Vergangenheit räumt er Platz ein: Er kauft seine ehemaligen Rennautos. Am Anfang war das Kart. Ralf Schumacher hat sein Handwerk auf der Kartbahn in Kerpen gelernt, die seine Eltern als Pächter betrieben. Als Dreijähriger saß er zum ersten Mal im Kart, mit sechs Jahren gewann er sein erstes Clubrennen. Sein sechseinhalb Jahre älterer Bruder Michael half ihm als Mechaniker. Kurz nach seinem 17. Geburtstag fuhr Ralf Schumacher im BMW ADAC Formel Junior auf dem Nürnberger Norisring sein erstes Automobilrennen und wurde Zweiter. Seine erste komplette Saison in dieser Nachwuchs-Formel beendete er 1993 als Meisterschaftszweiter. Der Aufstieg in die Deutsche Formel-3-Meisterschaft im WTS Team seines Managers Willi Weber war logisch. Ralf Schumacher wurde 1994, in seinem ersten Formel-3-Jahr, Dritter, im zweiten Zweiter. Fortbildung in Japan. Ende 1995 legte er selbst den Grundstein für eine Flucht vor dem europäischen und vor allem dem deutschen Rummel um Rennfahrer namens Schumacher. Er gewann das Formel-3Weltfinale in Macau. Der Stadtkurs am südchinesischen Meer ist eine der schwierigsten Rennstrecken der Welt. Deshalb zählt ein Macau-Sieg auch in Japan ganz besonders viel. So bekam er die Chance, dort in der All Nippon Japanese F3000 zu fahren, dem fernöstlichen Pendant zur internationalen Formel-3000-Meisterschaft. Der Karriereplan sah zwei Jahre Japan vor – eines zum Zurechtfinden auf den unbekannten Rennstrecken und in der fremdem Kultur, das andere zum Angriff auf den Titel. Der jüngere Schumacher gewann das Championat aber bereits 1996. Im selben Jahr wurde er nach drei Siegen mit dem McLaren BMW Zweiter der japanischen GT-Meisterschaft. Nun konnte der nächste Schritt nur noch Formel 1 heißen. Formel-1-Einstieg 1997. Während der damals 22-Jährige in Japan Erfolge feierte, ebnete Willi Weber den Weg für seinen Formel-1-Einstieg. Er hinterließ beim ersten Test im McLaren einen guten Eindruck und wurde von Jordan für seine erste Grand-Prix-Saison unter Vertrag genommen, eine zweite folgte. Zur Saison 1999 wechselte Ralf Schumacher zu WilliamsF1. Längst war klar, dass BMW im Jahr 2000 dazukommen würde. Ralf sah seine Chance. Er dominierte die Teamkollegen der ersten beiden Jahre mit WilliamsF1, Alex Zanardi und Jenson Button, und schnitt auch 2001 gegen Newcomer Juan Pablo Montoya besser ab. 2002 musste er sich erstmals in seiner Formel-1-Laufbahn gegen den Konkurrenten im eigenen Lager geschlagen geben. 2003 will er das wieder ändern. Er ist überzeugt: „Juan Pablo und ich sind sicher unterschiedliche Typen, uns unterm Strich aber ebenbürtig.“ Kurzinterview. Fragen an Ralf Schumacher: Wie beurteilen Sie die Änderung des Qualifyingmodus? Ich denke, dass das Einzelzeitfahren zuschauer- und sponsorenfreundlich ist. Es wird nicht mehr vorkommen, dass im Qualifying in den ersten 20 Minuten niemand auf die Strecke fährt. Und, ähnlich wie beim Skispringen, werden die Kameras nun jeden Fahrer begleiten. Das ist gerade für die kleinen Teams wichtig, die ja sonst kaum ins Bild kommen. Wenn dann noch ab und an wechselnde Witterungsverhältnisse für ungewöhnliche Startaufstellungen sorgen, umso besser. Wobei ich mich bestimmt fürchterlich ärgern werde, wenn ich wegen des Wetters mal den Kürzeren ziehe. Und wie sehen Sie das neue Punktesystem? Auch positiv. Es wird es Michael – ich rechne 2003 noch einmal mit der Überlegenheit der Ferrari – schwerer machen, in der WM so schnell auf und davon zu fahren. Je später eine Titelentscheidung fällt, desto höher bleibt das Interesse an der Formel 1. Und davon leben wir schließlich alle. Welche Erwartungen haben Sie persönlich an Ihre siebte F1-Saison? Die Erwartungen an unser Team sind hoch, und meine eigenen sind es auch. Ich hoffe, dass das Chassis hält, was wir uns davon versprechen, dass der neue BMW Motor wieder der beste im Feld ist und beides zu Siegen führt. 2002 habe ich den einzigen Sieg für unser Team erzielt. 2003 sollten es mehr werden. Davon, dass die Leistungen von Juan Pablo Montoya und mir auf einem Niveau liegen, wird das Team weiterhin profitieren. Dabei sollen teaminterne Kollisionen wie in Indianapolis natürlich nicht wieder vorkommen. Wo liegen Ihre Stärken? Ich halte mich für einen recht guten Analytiker. Deshalb vergaloppiere ich mich sehr selten bei der Rennabstimmung und schaffe es oft, auch aus bescheidenen Startplätzen noch Punkte herauszuholen. Was wollen Sie noch lernen? Mit mehr Geduld und einer Portion Nonchalance wäre mein Leben leichter. Lebenslauf. Ralf Schumacher. Geburtstag/-ort: 30. Juni 1975/Hürth (DEU) Nationalität: Deutscher Wohnort: Salzburg (AUT) Website: www.ralf-schumacher.de Fan-Clubs: PPM Ralf’s Club Tränkestraße 11 3 Blubell Close D-70597 Stuttgart Welshpool Powys SY21 7NY Wales, Great Britain Familienstand: verheiratet mit Cora, geborene Brinkmann, Sohn David Familie: Vater Rolf, Mutter Elisabeth, Bruder Michael Größe: 1,78 m Gewicht: 73 kg Hobbys: Kart fahren, Tennis spielen, Rad fahren, Backgammon Lieblingsessen: Pasta Lieblingsgetränk: Apfelsaftschorle Erste Autofahrt: mit 18 Jahren im geborgten BMW Alpina B10 Biturbo Erste Fahrt eines Rennfahrzeugs: als Dreijähriger im Kart Erstes Autorennen: Juni 1992 im BMW ADAC Formel Junior, Norisring, Nürnberg (DEU) Erster Rennwagen: BMW ADAC Formel Junior Erster Sieg: Kart-Clubrennen als Sechsjähriger Karriere-Highlights 1991 1. Platz NRW Kart-Pokal; 1. Platz Kart Gold-Cup; 1. Platz Deutsche Kart-Junior-Meisterschaft. 1992 2. Platz Deutsche Kart-Meisterschaft; 2. Platz in seinem ersten Autorennen, BMW ADAC Formel Junior, Norisring (DEU). 1993 2. Platz BMW ADAC Formel Junior; Testfahrten und erstes Formel-3-Rennen, Team WTS. 1994 3. Platz Deutsche Formel-3-Meisterschaft hinter Jörg Müller (DEU) und Alexander Wurz (AUT). 1995 2. Platz Deutsche Formel-3-Meisterschaft hinter Norberto Fontana (ARG); 1. Platz Formel-3-Grand-Prix in Macau; Einladung des Le Mans-Teams, einen Formel Nippon im November in Suzuka zu testen, darauf folgte ein Angebot für die Saison 1996. 1996 1. Platz All Nippon Japanese F3000 Championship, zwei Siege; 2. Platz japanische GT-Meisterschaft, drei Siege (McLaren F1 GTR mit BMW V12); erster Formel-1-Test in Silverstone. (McLaren Mercedes); Vertragsunterzeichnung für die Formel-1Weltmeisterschaft 1997 beim Jordan Team. 1997 11. Platz Formel-1-Weltmeisterschaft, Jordan, bestes Resultat: 3. Platz, Buenos Aires (ARG). 1998 10. Platz Formel-1-Weltmeisterschaft, Jordan, bestes Resultat: 2. Platz, Spa (BEL). 1999 6. Platz Formel-1-Weltmeisterschaft, WilliamsF1, bestes Resultat: 2. Platz, Monza (ITA). 2000 5. Platz Formel-1-Weltmeisterschaft, BMW WilliamsF1 Team, beste Resultate: 3. Plätze in Melbourne (AUS), Spa (BEL) und Monza (ITA). 2001 4. Platz Formel-1-Weltmeisterschaft, BMW WilliamsF1 Team, Siege in Imola (SMR), Montreal (CAN) und Hockenheim (DEU); Poleposition in Magny-Cours (FRA), Rundenrekorde in Sao Paulo (BRA), Imola (SMR), Montreal (CAN), Monza (ITA) und Suzuka (JPN). 2002 4. Platz Formel-1-Weltmeisterschaft, BMW WilliamsF1 Team, Sieg in Sepang (MYS). Formel-1-Statistik vor 2003: F1-Debüt Melbourne 1997 Polepositions 1, Magny-Cours 2001 Siege 4 (2001: Imola, Montreal, Hockenheim; (2002: Sepang) Podiumsplatzierungen insg. 20 GP-Starts 100 Punkte 177 (2002: 42) Schnellste Runden 6