Sonderkonditionen- Interview Dr. Lüdecke Beitrag
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Sonderkonditionen- Interview Dr. Lüdecke Beitrag
Die Situation von urinlöslichen Tumormarkern in der Diagnostik des Harnblasenkarzinoms Interview mit Dr. med. Gerson Lüdecke Welche Vorteile bietet ein quantitativer, urinlöslicher Point-of-Care Assay Tumormarker gegenüber qualitativen Point-of-Care Assays in der Diagnostik des Harnblasenkarzinoms? Oberarzt und Leiter der uroonkologischen Tagesklinik - Klinik und Poliklinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie, Universitätsklinikum Gießen Bei allen verfügbaren Point-of-Care Assays handelt es sich um so genannte Proteomics. Hierbei werden Eiweißstoffe, die im Urin gelöst sind, bestimmt. In einem qualitativen Testverfahren erhält man lediglich die Aussage, ob das Antigen nachweisbar ist oder nicht. Demgegenüber erhält man in einem quantitativen Point-of-Care Assay eine Information über die Konzentration des gemessenen Antigens. Aufgrund dieser Information ist der Untersucher in der Lage, sowohl den akuten Bedrohlichkeitsaspekt in Bezug auf Invasivität und Aggressivität als auch die Prognose zu beurteilen. Ein Ja-Nein-Ergebnis ist in seiner Aussagekraft wesentlich geringer als ein Ergebnis, das zwischen 2 und 500 µg/ml unterscheidet und einen Grenzwert von 20 µg/ml aufweist. Welche Gesichtspunkte sollte man berücksichtigen, wenn man urinlösliche Tumormarker beim Harnblasenkarzinom einsetzt? 1.) Gibt es biologische Interferenzbereiche für den gewählten Test und haben sie einen Einfluss auf die klinische Anwendbarkeit im urologischen Alltag? 2.) Muss man klinische Ausschlusskriterien für den jeweils anzuwendenden Test definieren? Können Sie generell gültige Ausschlusskriterien für urinlösliche Marker nennen? 1.) 2.) 3.) 4.) 5.) Akute und chronische Harnwegsinfektionen Manifestes Steinleiden im Harntrakt Liegende Katheter im Harntrakt (Harnleiterschiene, Dauerkatheter, SPK) Laufende BCG Therapie Laufende Chemo-Instillationstherapie 6.) Darminterponate im Harntrakt Wenn man diese Ausschlusskriterien im diagnostischen Alltag berücksichtigt, dann liegt beim UBC Rapid Test die Spezifität bei über 90%. Für PSA akzeptieren wir bis heute eine diagnostische Spezifität von nur 35%, wenn man die Prostatakarzinom-Detektionsrate betrachtet für Prostatastanzen bei erhöhtem PSA-Wert. Sind alle Markersysteme gegen Blutbeimengungen im Urin unempfindlich? 1.) Der BTA-Test ist bei Makrohämaturie immer falsch positiv, da die Blut-ComplementBestandteile immer mit dem Test kreuzreagieren. Diese Neigung zum falsch positiven Testergebnis bleibt sogar bis zu einer Mikrohämaturie von 125 Erys/µl bestehen, so dass symptomatische Hämaturie-Patienten damit nicht beurteilt werden können. 2.) UBC Rapid ist dagegen gegenüber der Hämaturie als Interferenz unempfindlich und kann auch bei symptomatischen Personen direkt eingesetzt werden. Welche kommerziell verfügbaren urinlöslichen Point-of-Care Markensysteme sind aktuell auf dem deutschen Markt zur Diagnosestellung beim Harnblasenkarzinom verfügbar? 1.) Als quantitativer Point-of-Care Assay ist nur der UBC Rapid Test verfügbar. 2.) Als qualitativer Point-of-Care Assay stehen zwei Testsysteme zur Verfügung: a. Der NMP22-Test b. Der BTA-Test Welche Indikationen für den quantitativen UBC rapid Test beim Harnblasenkarzinom sehen Sie aktuell? 1.) Bei der Primärdiagnose des Harnblasenkarzinoms und Vorstellung von symptomatischen Patienten kann dieser Test eingesetzt werden. Unter Berücksichtigung der biologischen Ausschlusskriterien führt eine solche Diagnostik zu einer verbesserten Risikoeinschätzung beim Patienten, bevor invasive Schritte eingeleitet werden und man erhält einen Ausgangswert des Markers vor Diagnosestellung, was für eine eventuell notwendige Tumorverlaufskontrolle nützlich und wichtig ist. 2.) Bei der Nachsorge von Harnblasenkarzinom Patienten, besonders wenn sie initial bei Diagnosestellung auch Marker-positiv waren, bietet dieses Diagnostikum wertvolle Informationen in Bezug auf Rezidivierung und Progression. 3.) Optional bietet sich der UBC-Rapid Test zur nicht-invasiven Vorsorge-Betreuung von asymptomatischen Blasenkrebs-Risikopersonen an. Wie würden Sie den diagnostischen Arbeitsablauf für die Anwendung von UBC rapid zusammenfassen? 1.) Keine Messung aus Urin bei leerer Blase 2.) Keine Messung aus Urin nach Instrumentation 3.) Initiale Durchführung eines Urin-Dip-Stik Testes a. wenn positiv für Leukos, Nitrit und Protein, sollte eine Urinkultur vor Anwendung des Testes erfolgen und Infekt-Therapie je nach Befund b. wenn ohne Zeichen für eine Infektion anschließende Testung von UBC Rapid 4.) Messung von UBC Rapid aus einer Mittelstrahl Urinprobe 5.) Optional Kombination mit der Untersuchung einer Urinzytologie 6.) Liegt eine Mikrohämaturie, ein erhöhter UBC-Wert (>20 µg/ml) oder eine positive Urinzytologie oder jede mögliche Kombination positiver Ergebnisse dieser Parameter vor, sollte eine Zystoskopie folgen.