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LEEVESLOCKEN
Komödie von André Habekost
LESEPROPE
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Personen:
6 Hauptrollen, 2 Nebenrollen
Gabi Schuster: 31 Jahre, Besitzerin eines kleinen Friseursalons.
Margot Schuster: 53 Jahre, Mutter von Gabi
Ronny Relatis: 32 jahre, Friseur bei Gabi
Eberhard Lütkemeyer: 51 Jahre, Beamter, und Hausverwalter
Irmgard Paulens: 54 Jahre, Schulfeundin von Margot
Elke Meyer: 54 Jahre, Dauerkundin und von Gabi
Nebenrollen:
Annemarie: Kundin im Friseursalon
Herr Erich: Steuerprüfer
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1.Akt
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Gabi steht im Salon und wischt gerade den letzten Spiegel sauber, macht noch etwas
Ordnung im Salon, geht hinter der Tresen, stellt eine Untertasse, Tasse mit Löffel und
Keks auf den Tresen, gießt Kaffee ein, geht zur Eingangstür, schließt auf, geht kurz raus,
kommt mit einem Stapel Zeitungen, und der Post zurück, legt die Zeitung auf den Stuhl
am Bistrotisch, anschl. die Post uaf den Tresen, öffnet das Band um die Zeitungen, legt
die ersten vier auf den Bistrotisch, dann jeweils eine auf die Ablage an den Frisierplatz.
Stellt den Kaffee auf den Bistrotisch, nimmt eine Zeitung, blättert sie durch.
Gabi: (leichtes Kopfschütteln) Junge, steiht dor wedder ’n Mist inne. (liest laut vor)
„Diese Liebesbriefe beweisen: Hatte Königin Beatrix doch ein Verhältnis mit Prinz
Charles!“ (verdreht die Augen, blättert weiter) „Lady Di doch nicht tot? Neue Fotos
aufgetaucht!“ Ach du schiet! Dat möt ik aber glieks verswinden laten. (reist die Seite aus
der Zeitung,) Wenn Elke dat sütt, denn dreiht de wedder af. (In dem Moment steckt Elke
den Kopf in die Salontür)
Elke: Moin Gabi. Sünd se al dor?
Gabi: (knüllt schnell das Papier zusammen, wirft es schnell hinter den Tresen, schließt
dann die Zeitung.) Moin Elke, hebb se jüst rinhalt. Sünd noch warm.
Elke: (freut sich, kommt rein, geht zum Bistrotisch) Wi schön.
Gabi: Kaffee hebb ik di ok al henstellt.
Elke: Ach, bi di kann man dat richtig good hebben. (Elke setzt sich an den Tisch)
Gabi: Ik do watt ik kann. (geht hinter den Tresen, und gießt sich Kaffee in einen Becher)
Elke: (Holt Briefumschläge aus ihrer Handtasche) Gabi, ik möt di unbedingt wat wiesen?
(hält sie hoch) Na, wat seggst du nu? (stolz) Miene Post!
Gabi: (hält ihre Briefe hoch) Kiek mal, hebb ik ok! (sieht die Briefe durch) Reeknung,
Reeknung, Finanzamt, Reklame, un hier, de GEZ. De schrieft bestimmt ik heb een Föhn
de Musik moken kann, un nu witt se Geld von mi. (wirft den Brief in den Müll) Un
Tschüss!
Elke: Gor keen Kerl dorbi?
Gabi: (hat den brief vom Finanzamt geöffnet) Blots wedder de eene von Finanzamt. De
let eenfach nich locker! (liest)
Elke: (stolz) Also ik kahm op stolze 14.
Gabi: (bezieht sich auf den Brief) Dat glöbe ik doch woll nich!!
Elke: Kannst du aber ruhig. Ok miene tweete Kontaktanzeige is vull inschlagen.
Gabi: De hebbt doch alle ´n Knall.
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Elke: (zuckt mit den Achseln) Kann ik noch nich genau seggen. Ik hebb se noch nich alle
dörleest. Bün ja noch dorbi de lesten Kerls aftoarbeiten.
Gabi: Een Stüerprüfer!
Elke: Ne, danke - hebb ik hat! De sünd ja sooo langwielig, un fragt öberall ob se ne
Quittung kreegen künnt.
Gabi: (setzt sich zu Elke an den Tisch) Ik hebb ne Stüerprüfung! Nächsten Mondag!!
Elke: (freut sich) Puhh, dor hess du ja noch mal Glück hat! (Gabi sieht sie verwirrt an)
Na, Mondags hess du ja to!
Gabi: Manchmal glöbe ik, ik hebb bi de Farbe do lange inwirken laten! – Elke, ik hebb ne
Stüerprüfung!
Elke: Dat kann doch so schlimm nu ok nich weeden.
Gabi: Normal nich. Aber...
Elke: Aber wat?
Gabi: (etwas zörgerlich) Ik hebb dor so´n bedden an de Worheit dreiht.
Elke: Mien Gott. Wies mi een, de bien Finazamt noch ni so´n bedden mogelt het. Dor
mok di man keene Gedanken. (liest in ihre Briefe)
Gabi: Meenst Du? Ik hebb miene Bööker ni op schick. Dat gift ne Katastrophe.
Elke: Wo du jüsst steihst (reicht ihr die leere Tasse Kaffee) hess du noch ´n heeten för
mi?
Gabi: Klor geern. (steht auf, nimmt die Tasse, geht ihr nachschenken)
Elke: (etwas endtäuscht) Du hess noch gor nix richtig to miene tweete Kontaktanzeige
seggt.
Gabi: Deit mi leed, dat ik di mit miene Sorgen vullschnack! (spielt spontan) Du Elke, wi
is eegendlich diene tweete Anzeige ankahm?
Elke: Danke dat du fragst. Wunnerbar!
Gabi: (verwundert) Wörüm hess du öberhaupt ne neede Anzeige opgeeven? Ik denk du
hess denn lesten Kerl noch gor nich kennenleert?
Elke: Du, eers denn Markt sondieren, denn tokriepen!
Gabi: Drum prüfe wer sich ewig bindet...
Elke: Ob sik nich eener mit mehr Geld findet. Richtig! Un ik hebb so dat Geföhl as wenn
hier de rieke dorbi is!
Gabi: Du meest de richtige!
Elke: (empört) Ne! Schall de Kerl etwa gor nix mit in `ne Ehe bringen!
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Gabi: Un wat bringst du mit?
Elke: (zeigt an sich runter) Ta da!! – Na mi!
Gabi: Wat hebbt de Kerls doch vörn Glück!
Elke: Ja nech? Un em hier, denn kiek ik mi as eerstet an. (zeigt einen Brief)
Gabi: Un keen is dat?
Elke: Dat is jo dat spannende. Dat weet ik noch gor nich. Seine Mudder het den Breef
vör em schreefen. Weil he so süchtern is!
Gabi: Dorop wull du doch nich wirklich antworten.
Elke: Ja worum denn nich?
Gabi: Na dat möt ja n schönen Bubbi weeden, wenn seine Mudder vör em op ’ne
Kontaktanzeige antworten möt.
Elke: För mi klingt dat gehemnisvull.
Gabi: För mi klingt dat na Muddersöhnchen.
Elke: Ik weer trotzdem antworten. Ik hebb dor so’n Geföhl!
Gabi: Weest du noch lestet mal, as du „so’n Geföhl“ hat hes?
Elke: Jeder kann sik mal irren! Aber dütmal dor bin ik mi ganz sekker!
Gabi: Na, ik wünsch di ob jedenfall veel Glück mit Mamas Liebling!
Elke: (nimmt leicht zickig die Zeitung mit der herausgerissnen Seite) Danke. Aber Glück
hebb ik eers wenn mol wedder wat von Lady Di in ne Zeitung steiht.
Gabi: Du un diene Lady Di. De is al öber teihn Johr dod. Dor Steiht doch nix mehr von in
ne Zeitung!
Elke: (wissend) Ik weet wat ik weet! Dat gift genog Bewiese dat Lady Di….
Gabi: (unterbricht sie) ...Elke, Elke, Elke. (steht auf, geht hinter den Tresen) Fang nich
wedder mit diene Phantasien an. Se is dode. Find di dormit af. Wi hebbt dat ok. Segg mi
leeber wat wi bi di vandage maken witt. Blots snieren, oder mal wedder ’n bedden
Farbe?
Elke: (nimmt die Zeitung runter, etwas peinlich) Elke weest du, dat is ja nu so.... Ehrlich
geseggt... Ik bün in Moment so’n bedden klamm, un eegendlich bin ik ja blots...
Gabi: ...to’n Zeitunglesen, Kaffeedrinken un schnacken hier! (Elke lächelt zustimmend
und verlegen) Ik woll ok blots seeker gahn, dat du nich doch noch drann wull.
Elke: Du keene Bange, ik blief hier ganz ruhig sitten. (hält wieder die Zeitung vor das
Gesicht) Du warst gor nich marken dat ik hier bin. – (das Telefon klingelt) Ik lees hier
ganz still miene Zeitung. (klingel) Drink mien Kaffee.(nimmt einen Schluck)
Gabi: (nimmt ab) Salon Gabi Schuster?
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Elke: Kiek miene Post dör.
Gabi: (am Telefon) Ik well mal eben in Kalender kieken. Ogenblick ja?
Elke: Also Ik bün eegentlich gor nich dor!
Gabi: (genervt) Elke!
Elke: (Zeitung runter) Ja?
Gabi: Psssst! Ans (zeigt auf die Einganstür, Elke nimmt mit ertapptem Gesicht die
Zeitung wieder hoch) Ja, nächsten Sönnabend klocke 10 hebb ik noch platz. - Good,
denn bit Sönnabend Froo Weber. Weddersehen. (legt auf, schreibt in ihren Kalender)
Elke: (Zeitung runter) Kummt Karin Weber to’n farben? (Gabi verdreht die Augen) Is mi
jo egal. Mi is leesten blots opfallen, dat de griesen wor dörkahmt?
Gabi: (leicht genervt) Elke, ik hebb schweigepflicht.
Elke: (sieht sich um) Is dat hier ne Arztpraxis oder ’n Friseursalon?
Gabi: Op jeden Fall keene Klatsch un Tratsch Bude.
Elke: Dat hört jawoll dorto wenn man to’n Putzer geiht. (Zeitung hoch, leicht
eingeschnappt) Man well doch ok ’n beeten wat gewahr weern.
Gabi: Sünd eben nich alle so neschierig as du!
Margot: (kommt mit Ingrid durch den Eingang in den Salon, Irmgard hat eine kleine
Reisetasche dabei, Irmgrad, ist gekleidet als würde sie gerade von den Landarbeit
kommen ) Moin Gabi, hess du dat sehne?
Gabi: (verdreht die Augen) Vergit wat ik segg hebb!
Elke: (Zeitung runter, über freundlich) Moin Froo Schuster.
Margot: (zynisch) Moin Froo Meyer. Na, warmt se sik wedder bi miene Deern op, un
drinkt ehr ´n Kaffee wech? (Elke nimmt stumm und beleidigt die Zeitung hoch)
Elke: Mudder!
Margot: Du möst ja weeten keen du dörfoern deist, mien Deern. - Ik möch di geern
miene ohle Schoolfründin Irmgard vörstellen. Se is eene Wecke to besök bi mi. Is jüst
ankahm.
Elke: Un womit? Perd un Waagen?
….
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…
Gabi: Dat glöbe ik ja woll allns nich!
Lütkemeyer: (kommt mit Aktenkoffer in den Salon) Goden Morgen Froo Gabi.
Gabi: De ok noch!
Lütkemeyer: Froo Gabi wat gistern vörfallen is deit mi wirklich, wirklich leed...dorüm
möch ik se (legt seinen Koffer auf den Tresen, holt eine Flasche Wein raus) as lütsche
weddergodmakung düsse Flasche Rotwien schenken. Un hoffen dat se mi nich mehr böse
sünd. (überreicht ihr die Flasche) Dat is een 1948er Garrafeira Douro.
Gabi: Eeegentlich woll ik se ja hier nich mehr sehn.
Lütkemeyer: (schüchtern) Ik weet. Aber, ik mös se unbedingt noch mal besöken.
Gabi: (unsicher) Worum?
Lütkemeyer: Se weet ja, dat ik neben miene Tätikeit as Huusverwalter, op´n Bauamt
tätig bün. Un dor hebb ik dat aktuell mit´n Fall to don, de ok se angeiht.
Gabi: Mi?
Lütkemeyer: (holt einen Brief aus seinem Koffer) Ja, Ik hebb hier ne Kopie von een
Anschrieben, wat Mondag miene Kollegen von Bauamt an se schicken weerd. (gibt Gabi
den Brief, sie liest) Dorüt geiht hervör, dat se bi de Ümbauarbeiten an ehren Salon,
gegen etliche Bauvorschriften verstöt hebbt.
Gabi. Bidde wat?
Lütkemeyer: Fangt wi mal buten an. 1. Een an de Hussfassade anbrochtet Werbeschild,
draf nich mehr as 16% von de Fassade verdecken. Se verdeckt aber 22%. 2. Een
Geschäft in eener Footgängerstraten, un dor sünd wi nu mal. Möt mind. 3
Fohrradstellplätze bereetstellen. Se hebbt aber blots 2. (sein Handy klingelt) Deit mi
leed. (geht ran) Lütkemeyer?
(forsch) Mami, ik bin jüst bi eene Amtshandlung. – (ganz lieb) Ja Mami, Ik brink Melk
mit. - Ja, Mami ik nehm de Halffette. - Is good Mami. - Pünktlich üm 12. Ik weet, Mami.
Tschüß. (legt auf)
Gabi: Se witt mi ja wirklich bi’n Bauamt anzeigen! (geht hinter den Tresen und will eine
Schere holen)
Lütkemeyer: (empört) Leeve Froo Gabi, ik bestimmt nicht, se möt mi glöben, ik do blots
miene Pflicht, as (beide zusammen) demokratisch wählter Husverwalter.
Gabi: Ja, ik weet (sucht eine Schere) Un ik do blots miene Pflicht as Inhaberin von mien
Salon. - Dat hebbt wi glieks.
Lütkemeyer: Se hebbt also al ne Idee, wi se in düsse Sake verfahren witt?
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Gabi: (sucht immer noch) Oh, ja de hebb ik! – (zu sich) Dat kann doch nich angahn,
Friseuladen un keene Scheer to finnen.
Lütkemeyer: Dat freit mi aber Froo Schuster, dat se glieks so insichtig sünd. Dat Gesetz
möt ja....
Gabi: Ah, hier. (geht mit der Schere auf Lütkemeyer zu) So Lütkemeyer. (geht
bedrohlich auf Lütkemeyer zu)
Lütkemeyer: (erschrocken) Froo Gabi!
Gabi: Wenn ik se oder ehre dämliche Anzeige noch eenmal in mien Laden se, denn
...(steht jetzt direkt vor ihm)
Lütkemeyer: (ängstlich) watt denn?
Ronny: (sieht was los ist) Gabi! (schnell zu Gabi)
Gabi: ...denn schnier ik se de Ei... (Ronny hält ihr von hinten Mund zu, damit das Wort,
welches alle Vermuten, nicht zu hören ist, als Gabi sich etwas beruhigt, lässt Ronny los)
Ik schnier se af, dat schwör ik!
Ronny: Ganz ruhig Gabi, gaaaanz ruhig! (zu Lütkemeyer) Ik glöbe se gaht nu bedder.
Lütkemeyer: (atmet sehr schwer, nimmt Koffer, geht zur Eingangstür) Ik kann wirklich
nix dorför. (ab, Gabi knurrt ihm nach, Ronny hält sie zurück)
Ronny: Gabi, siet wann bist du denn ünner der Mörder gahn?
Gabi: Siet dem hier allns Barg dohl geiht. Un du hau af, ans bist du de nächste.
Ronny: Barg dohl, dien Salon lopt doch prächtig? Dat Telefon pingelt in eener tour.
Gabi: So´n quatsch. Wat weet ik worüm hier opmal alle anropen dot.
…
Elke: Froo Schmidt töft se mal, ik hebb dor ne goode Idee….(geht mit Margot ab)
Gabi: Aaahhhh…. (schreit sehr sehr laut vor Verzweifelung, legt den Kopf auf den Tresen)
Ronny: (kommt aus dem Hinterzimmer, hat ein Handtuch um seine Haare gewickelt)
Geiht villicht noch ’n beeten luhrer. Ik glöbe man het di in Hamburg nich ganz verstahne.
Wat is denn hier los?
Gabi: Nix.
Ronny: Dat hört man.
Gabi: (Kopf hoch) Segg du mi leeber, worüm du ’n Handook op’n Kopp hess? Ik denk du
mokst Annemarie de Hoor, un nich annersrüm.
Ronny: Ach, ... wie hebt öberleggt, ...wie witt ’n beten in Partnerlook gahn. (geht
zurück)
Gabi: Ronny.
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Ronny: Ja?
Gabi: Ik weet bescheed. daröber, dat miene Mudder di wedder her holt het.
Ronny: (ertappt) Oh....
Gabi: Un ik well di ok seggen, dat passt mi eegendlich gor nich!
Ronny: Tja, ...
Gabi: Aber de meisten Kunden sünd ja doch blots weegen di kahm. Un as du afhaut bist,
sind de ok afhaut. Un nu bist noch keene 24 Stünnen hier, un de Lühe lopt mi de Bude
in.
Ronny: Un nu?
Gabi: (sie muss einmal schwer einatmen) Hör to. Wenn du wull, ...
Ronny: (schnell) Ik well !!!
Gabi: Du weest doch noch gor nich wat ik seggen well.
Ronny: Dat is mi egal. Ik mok dat.
Gabi: Ronny, hör mi eenmal richtig to. Ik well di ´n Angebot maken.
Ronny: (streckt ihr die Hand aus zum einschlagen) Ik bün dorbi.
Gabi: (sehr laut) Ronny!! (jetzt hält sie ihm den Mund zu) Du kannst wedder bi mi
anfangen, üm diene Schulden aftoarbeiten. Du wohnst in Achterzimmer, de Miete teh ik
di direkt von Lohn af. (läßt ihn los, Ronny auf dem Weg nach hinten) Wo lopst du denn
nu hen?
…
Irmgard: (sieht sich die Bücher durch) De sütt ja op´n Kopp ut as Prinz Charles ünnern
Arm. (blättert weiter)
Lütkemeyer: (kommt mit Blumen in den Salon, vorsichtig) Hallo?
Irmgard: Moin!
Lütkemeyer: Ik möch gern to Froo Gabi.
Irmgard: (ruft) Deern, de Bloomkerl is dor.
Gabi: (off) Keen is dor?
Irmgard: Kumm man her, he het Alpen Süßklee dorbi!
Lütkemeyer: (etwas aufgeregt) Se kennt den Alpen-Süßklee?
Irmgard: Na klor kenn ik den Hedysarum hedysaroides.
Lütkemeyer: (erstaunt freudig) Ok noch op Latein!
Irmgard: Och, dat schnappt man so op.
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Lütkemeyer: (innerlich sehr aufgeregt, verspricht sich) Draf ik mi vör-meyern? Äh...
Lütke-stelln! (sammelt sich, zu sich) Ruhig Eberhard. Ruhig! - Draf ik mi vörstelln, mien
Name is Eberhard G. Lütkemeyer.
Irmgard: Moin, ik bün de Irmgard.
Lütkemeyer: Ob ik mi woll to se an Disch setten draf, Froo Irmgard?
Irmgard: Man to.
Lütkemeyer: Danke. (bleibt aber stehen, weil er sehr nervös ist) Weet se, Blomen sünd
miene Leidenschaft. Un bit nu könn ik düsse Begeisterung blots mit miene Mami deeln.
Irmgard: Woss du di nich hensetten.
Lütkemeyer: Danke, ik stah leever.
Irmgard: Mienet wegen. Ik mok mi jüst ‘n Wein open. Wenn ik de Flaschen so se, könn
dat ´n Garrafeira Douro wedden. (nimmt die Flasche) Bestimmt de 1948er. (Lütkemeyer ist hin und weg) Richtig. Dat is eener!! Junge, Junge, de Buddel kösst
bestimmt 400,- €! un dat schenkt de Deern hier in Laden ut.
Lütkemeyer: Schwieg still mien lütsched Hadde. Schwieg still. Schätzpreis von gistern
abend 389€ un 26 cent. Se kennt sik ok mit Wien ut ?
Irmgard: Och, so´n bedden.
Lütkemeyer: Weet se, Wein is miene tweete groode Leidenschaft! (wird sehr nervös) Ik
hebb de Flaschen eenig Froo Gabi schunken, un woll ok mit ehr….aber… ik glöbe….
(nimmt sich zusmamen) Froo Irmgard. Draf ik se morn to Blomenustellung inloden? Un
noher ´n Glas Wein mit se drinken? (atmet als hätte er einen Hundert-Meter-Lauf
gemacht).
Irmgard: Stimmt wat nich?
Lütkemeyer: (Hört nur das « nich ») Nich? Ja...schor...dor kann man nix maken. (sucht
verwirrt den Ausgang) Denn op weddersehen, Froo Irmgard. (geht zur Tür)
Irmgard: Ey, wo wull du denn henn, ik weet ja noch gor nich wann dat los geiht?
(Lütkemeyer geht) Wat ´n komischen Kerl. Aber ok niedlich, as he so´n bedden
obgerecht wör. Na, he wat sik woll melden wenn he sik wedder beruhigt het. Wat hebbt
wi denn hier? (findet unter den Zeitschriften ein Heft von Ronny mit nakten Männern,
blättert es durch, Gabi kommt zurück) Na also! Geiht doch! Dat nenn ik mal ´n
anständiget Stück Kerl.
…
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