Was Erleben der Mäßig

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Was Erleben der Mäßig
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editorial
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as Erleben der Mäßig-
eines Musikstücks erlangt dieses auch
keit beginnt beim
Tragfähigkeit und Erträglichkeit. Auch
Erleben von Rhyth-
im Leben jedes Einzelnen bedeuten
men. So hat uns die Natur einen über-
Pausen diesen elementaren Bestand-
geordneten Rhythmus vorgegeben, wie
teil, der allzu oft unterschätzt wird und
den der Jahreszeiten oder den Tages-
dann neudeutsch „Burn-out“ heißt. So
rhythmus, der eine bestimmte Anzahl
wie die Natur eine Erholungsphase des
täglicher Sonnenstunden und eine
Winters braucht, um sich neu zu sammeln
gewisse Anzahl nächtlicher Stunden
und wieder aufzublühen, so braucht
bedeutet. Grundsätzlich scheint es der
auch der menschliche Organismus und
Natur egal zu sein, ob und wie wir diese
jedes Ereignis Pausen, um sich zu
Stunden füllen. Erst bei näherer Be-
sammeln. Mäßigkeit erscheint so bei
trachtung der menschlichen Natur wird klar, dass auch hier über-
näherer Betrachtung als grundlegende Lebensaufgabe. Doch
geordnete Rhythmen den Organismus regieren, wie auch immer
wirklich glücklich und gesund ist nur der, der sich im Wesentlichen
das jeweilige Individuum sein Leben gestaltet und Mutter Natur
an sein persönliches Maß angenähert hat und gelegentlich
über die Füllinhalte wacht: Die diversen Organe etwa arbeiten nur
bewusst darüber hinausschießt, um es anschließend wieder als
zu bestimmten Zeiten auf Hochtouren, das Herz folgt einem vor-
das Maß aller Dinge zu feiern.
gegebenen Rhythmus, ebenso wie die Atmung, das Schlafbedürfnis und vieles Weitere. Alles, was diesen spürbaren oder vorgege-
Erleben Sie in dieser Ausgabe von finest.finance! wie schon vor
benen Rhythmus verlässt, wird von uns als maßlos erachtet. Sei
5000 Jahren die Menschen in Indien versuchten, anhand von Ayur-
es der permanent Arbeitswillige, der die Nacht zum Tag macht, der
veda das Maß zu entdecken und zu halten. Erleben Sie, wie maß-
kontinuierlich gesteigerte Konsum, obwohl alles schon vorhanden
geschneiderter Service und persönliche Wunschträume aussehen
zu sein scheint, der stete, übermäßige Genuss, aus Angst, es könne
können und genießen Sie bewusste Momente des Verzichts.
kein Morgen mehr geben. Aber was entspricht nun dem persönlichen
Lebensart, das Special dieser Ausgabe, widmet sich dem erstre-
Maß, dem ureigenen Rhythmus, wo sind diese spürbar?
benswert maßvollen Genuss, wir zeigen, wie die Kunst zum Leben
wird und gehen auf die Jagd nach ursprünglichen Momenten.
Den groben Rahmen hat die Natur festgesteckt, die Studier- und
Probierzeiten des Maßes finden täglich statt – meist ein Leben
Genießen Sie Ihre wohl verdienten Pausen. Lehnen Sie sich
lang. Dennoch, ein ganz bedeutendes Element, durch das Rhythmen
entspannt zurück und lassen Sie sich bereichern. Wir wünschen
differenzierter erlebbar werden, sind Pausen. Ob lange oder kurze,
Ihnen ausgewogene Stunden mit der Lektüre.
erst durch die wirkungsvoll eingesetzten Pausen zum Beispiel
Ihre Chefredaktion Elke Bauer und Lothar Merten
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Weniger ist bekanntlich mehr. Manchmal bereitet ein einziges, dafür erlesenes
und kostbares Stück dem Beschenkten weit mehr Freude, als wenn er mit
(Verlegenheits)-Präsenten überhäuft wird. Das kann die ausgefallene Uhr
sein, die er sich wünscht, die Handtasche, die sie neulich im Schaufenster
bewundert hat oder die Sonnenbrille, die ihr so gut zu Gesicht stehen
würde. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.
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| essay
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hne das Maß reguliert sich alles von selbst. Was sich
gerade im Wachstum befindet, dehnt sich, bläht sich
auf. Irgendwann schrumpft es dann wieder zusammen oder zerfällt. Während seiner Wachstumsphase verdrängt das
Wachsende irgendetwas anderes. Denn der Raum ist beschränkt.
Die Expansion des einen kommt nicht ohne die Kontraktion des
anderen aus. Was gänzlich verdrängt wird, verkümmert und
verschwindet. Die Welt, die wir kennen, scheint sich durch ein
ewiges Aufblähen und Zusammenziehen zu charakterisieren, wenn
wir, also wir Menschen, diese Welt belassen wie sie ist. Wenn wir
nur stille, passive Beobachter sind, mit liberalen Laisser-faireGedanken im Kopf, dann funktioniert alles nach den Prinzipien der
unmäßigen Selbstregulation. Alles befindet sich dann im ständigen
Wandel, alles fließt – panta rhei.
keiten, ist ein äußerst menschliches Phänomen.
Werkzeuge hin, Werkzeuge her, doch eigentlich interessant ist,
was der Mensch mit seinen Werkzeugen macht: Er vermisst,
bemisst und hält Maß. Die unkontrollierbaren Prozesse des Wandels, des ewigen Wachsens und Verkümmerns versucht er zu
regulieren. Menschen überlassen einen angelegten Garten nicht
einfach der Natur, sondern sie schneiden, harken, trimmen,
mähen, um das maßlose und unkontrollierte Wachstum der
Pflanzen zu bändigen. Das geht jedoch nur durch ein Maß, ein Maß
der Dinge, das als Idealmaß gedacht ist – wohlgemerkt: gedacht
ist! Ein Maß beruht auf einer menschlichen Definition, nach dem
sich alles ganz und gar menschlich bemisst. Werkzeuge helfen,
dieses Maß einzuhalten, um die Maßlosigkeit mit ihrem wilden
Wirken des Wachsens und Verkümmerns zu bändigen.
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Das Maß ist damit Garant der Kontinuität und ein Mittel gegen den
Wandel und die Vergänglichkeit. Es wird bestimmt und festgelegt,
um daran immer wieder die Welt der Menschen anzugleichen.
Damit ist das Maß ein wichtiges Prinzip der Ordnung. Nur wenn es
ein Maß gibt, gibt es auch eine Möglichkeit danach zu ordnen. Maß,
Ordnung und Werkzeuge sind ungemein menschlich.
Die Welt macht also, was sie will, wenn wir sie belassen, wie sie
ist. Wandel vollzieht sich von alleine, denn ständig wandelt sich
alles, ohne das Zutun der Menschen. Aber was zeichnet den aktiven Menschen in dieser Welt aus? Es heißt, den Menschen charakterisiere das Werkzeug. Seine rein physischen Fähigkeiten sind
sehr beschränkt, aber er weiß seine Unfähigkeiten auszugleichen
durch Technik. Sie findet sich verwirklicht in jenen Hilfsmitteln, die
er sich erschafft. Fliegen kann er eigentlich nicht. Mit seinen Hilfswerkzeugen gelingt ihm jedoch der Flug in den Weltraum. Der
Mensch passt sich in den für ihn unwirtlichsten Lebensräumen
erfolgreich an und ein. Die Überfülle an Werkzeugen, also technischen Erweiterungen und Ausweitungen der menschlichen Fähig-
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Kaum verwundert es, dass die Mäßigung, Temperantia, als eine
der Kardinaltugenden gilt. Sowohl klug als auch weise, gerecht und
tapfer solle der Mensch handeln – und all das gemäßigt, so wollten
es die europäischen Philosophen. Mäßigung weist auf das
Menschliche als Maß der Dinge und des Seins. Sie ist eine kon-
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essay|
M EHR
ALS 250 J AHRE
UNUNTERBROCHENE GESCHICHTE
1825. Als in England die erste Eisenbahnlinie
der Welt in Betrieb genommen wurde,
gab es das Haus Vacheron Constantin
seit 70 Jahren.
trollierende Eigenschaft des Geistes, die nicht nur für Ausgeglichenheit und Ruhe sorgt, sie macht auch frei.
Bedrohlich steht der Mäßigung die Lust gegenüber. Sie ist mächtig
und verführerisch, weil sie einfach völlig irrational und deswegen
hemmungslos nach Genuss giert. Sie spiegelt immer wieder und
wieder das Bild vom Genuss als verlockendes Ziel den Augen vor.
Die Lust entflammt den trägen Körper. Der lüsterne Bauch sowie
das lüsterne Fleisch treiben, beschleunigen, nur das mäßigende
Gehirn verfügt über die Möglichkeit, mächtig in die Bremsen zu
treten. Je mehr das Gehirn der Lust sich kontrollierend entgegenstellt, desto gemäßigter ist der Mensch. Wer also der ungehemmten Lust mit Mäßigung beikommt, hält sich an eine wahrhafte Tugend. Aber das erfordert viel Disziplin. Denn dasjenige,
auf was wir Lust haben, ist meistens vergnüglich und bereitet uns
schöne Momente. Wer sich in Mäßigung übt, muss deswegen auf
dieses Vergnügliche und Schöne bewusst verzichten.
Es ringt die Lust mit der mäßigenden Vernunft. Siegt die Lust,
gerät alles außer Kontrolle, die Ordnung zerfällt: Ungezügelte Esssucht entkörperlicht den menschlichen Körper, ungezügelte Bürokratie entstaatlicht den Staat, ungezügelte Freiheit macht andere
unfrei und führt in Gefangenschaft, maßloser Drogenkonsum führt in
die Abhängigkeit und in grässliche Zwänge. Obwohl das Gehirn von
all den Gefahren der maßlosen Lust weiß, fällt es ihm oft schwer
sich durchzusetzen, um ein freier, souveräner, würdevoller Mensch
zu bleiben.
Es scheint also, als hätte das mäßigende Maß eine wichtige Funktion: Wer das Maß hält, bleibt menschlich. Doch natürlich sollte
dieses Maß schon ein wenig mehr sein als nur Mittelmaß. Text: Dr. Stefan Lindl
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One & Only Le Touessrok
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MEERESRAUSCHEN VOR DER HAUSTÜR
Wie misst man den Luxus und Komfort eines Traumhotels? Noch dazu auf einer
Insel wie Mauritius, die für sich selbst ja schon ein Traum ist? Genügt es, ein schickes
Hotel in eine tropisch-grüne Landschaft zu stellen und darauf zu vertrauen, dass
Sonne, Palmen und Meeresrauschen den Rest erledigen? finest.finance! stellt
Ihnen Resorts vor, die alles dafür geben, dem Gast das Nonplusultra zu bieten.
TEXT: ROSEMARIE ELSNER
X
X
warmen Fluten des Indischen Ozeans, auf der anderen eine durch
ein Korallenriff geschützte Lagune vor der Tür. Das im Kolonialstil
erbaute Haus verfügt über insgesamt 175 Zimmer und – nach
einem großen Umbau 1999 – über neue wunderschöne Junior und
Ocean Suiten und eine elegante Villa. Die Anlage umgibt ein etwa
25 Hektar großer, wunderschöner tropischer Garten. Für das
leibliche Wohl sorgen die Restaurants „La Terrasse“, das „Spoon
des Îles“ unter Leitung des französischen Sternekochs Alain
Ducasse sowie „Paul und Virginie“, das am Strand köstliche
Meeresfrüchte kredenzt. Erholung nach einem „harten“ Urlaubstag wartet im Givenchy-Spa mit acht Behandlungsräumen. Golfer
wird der von Gary Player entworfene Neun-Loch-Golfplatz erfreuen. Hinzu kommen Sportmöglichkeiten wie Tennis, Tauchen,
Hochseefischen, Segeln, Windsurfen und Reiten. Ach ja, und ein
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nicht abschrecken, der je nach Ausgangsort und Anschlussflügen zwischen 13 und 15 Stunden dauern
kann. Und hören Sie nicht auf diejenigen, die Ihnen Mauritius madig
machen wollen, weil es dort angeblich nichts weiter gäbe als ellenlangen Sandstrand, Palmen und Kokosnüsse. Alles Unsinn! Mauritius
ist ein traumhaftes Fleckchen Erde mit zahllosen Naturschönheiten,
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One & Only Le Saint-Géran
The Oberoi Mauritius
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Im Le Touessrok, gelegen in Belle Mare, der schönsten Insel der Region, setzt die
Eröffnung von drei spektakulären Villen neue Maßstäbe im Luxus.
Anspruchsvolle Urlauber oder Honeymooner finden hier Ruhe und
maximale Privatsphäre.
Die drei eleganten Villen (430 Quadratmeter), die über je drei
Schlafzimmer verfügen und sich perfekt in den charakteristischen Stil des Resorts einfügen, sind übrigens nach den Pflanzen der Insel benannt: Bougainvillea, Hibiscus und Flamboyant.
Jedes dieser Häuser, zu dem ein mosaikgepflasterter Weg führt,
weist dennoch individuelle Merkmale im Finish auf: beispielsweise beim attraktiven Design des Swimmingpools, dem üppig
tropischen Garten oder der geschützten Terrasse. Betreut werden sie 24 Stunden am Tag von hochmotiviertem Personal, einschließlich eines Butlers und eines Küchenchefs. Verwöhnprogramm in Reinform!
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ist (und liegt) im Oberoi Mauritius an der Baie aux Tortues (Schildkrötenbucht) goldrichtig. Dafür sorgen die traumhaften Himmelbetten
ebenso wie die luxuriösen, in den Boden eingelassenen Badewannen
aus Marmor. Das Resort ist in eine acht Hektar große subtropische
Gartenanlage eingebettet, die an einem 600 Meter langen Küstenabschnitt liegt. Von den 76 strohgedeckten Villen (mit eigenem Pool)
und Luxuspavillons bieten sich herrliche Panoramablicke über den
türkisblauen Indischen Ozean. Hervorragend speisen lässt es sich
unter dem mit Palmenstroh gedeckten Dach des Restaurants, beim
Candlelight-Dinner oder unterm freien Sternenhimmel. Die Karte
bietet Erlesenes: europäische, orientalische oder kreolische Gerichte
mit frischen einheimischen Früchten, Gemüse und Gewürzen. Eine
Wohltat für Körper und Seele ist der Oberoi Spa by Banyan Tree. Und
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MAURITIUS
STEUERLICHES SPRUNGBRETT
FÜR INVESTITIONEN IN INDIEN
Für jeden deutschen Investor stellt sich bei einer Auslandsinvestition die Frage,
ob durch ein sogenanntes „Treaty Shopping“ die gesamte steuerliche Belastung
auf die Investition optimiert werden kann. Als „Treaty Shopping“ bezeichnet man
die zulässige Implementierung einer internationalen Unternehmensstruktur in
einem oder mehreren Ländern, um die Vergünstigung vom Doppelbesteuerungsabkommen in Anspruch zu nehmen, die bei einer Direktinvestition nicht wahrgenommen werden könnten. TEXT: ROLAND WARMBRUNN
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41,82 Prozent bzw., wenn die Beteiligung länger gehalten wurde,
20,91 Prozent. In Deutschland wird der Veräußerungsgewinn zu
100 Prozent freigestellt, was zur Folge hat, dass die gezahlte indische
Steuer mangels deutscher Steuerbelastung nicht in Deutschland
auf die Steuerschuld angerechnet werden kann und die Belastung
aus der indischen Steuer in voller Höhe bestehen bleibt.
m Falle einer Investition in Indien bietet sich
Mauritius als steuerliches Sprungbrett für ein „Treaty
Shopping“ an. Es hat als eines von weltweit nur fünf
Ländern mit Mauritius ein vorteilhaftes Doppelbesteuerungsabkommen im Hinblick auf Veräußerungsgewinne und Ausschüttungen bei Kapitalgesellschaften abgeschlossen. Die Kombination der
günstigen innerstaatlichen Besteuerung in Mauritius mit dem Schutz
durch das mit Deutschland bestehende Doppelbesteuerungsabkommen ermöglicht eine optimierte Unternehmensstruktur.
Dies soll am Beispielfall der Veräußerung eines Anteils an einer
nicht börsennotierten indischen Kapitalgesellschaft verdeutlicht
werden, bei der die Investition in der ersten Alternative direkt
über eine deutsche Kapitalgesellschaft und in der zweiten Alternative über eine mauritianische Zwischengesellschaft erfolgt.
Dabei wird unterstellt, dass die indische Gesellschaft nicht den
Regelungen des deutschen Außensteuergesetztes unterliegt.
BETEILIGUNG ÜBER EINE MAURITIANISCHE
KAPITALGESELLSCHAFT/TREATY SHOPPING
Im Falle der Veräußerung der Beteiligung durch die mauritianische
Gesellschaft bleibt der Veräußerungsgewinn steuerfrei, da Art. 13
des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen Indien und Mauritius
Indien kein Besteuerungsrecht einräumt und Mauritius den Veräußerungsgewinn nach derzeitiger Lage trotz Besteuerungsrecht
nicht besteuert. Die steuerfreien Gewinne aus der mauritianischen
Gesellschaft müssen zur Weiterleitung nach Deutschland nunmehr
ausgeschüttet werden. Nach Art. 10 des Doppelbesteuerungsabkommens Deutschland–Mauritius werden für diese Ausschüttungen
in Mauritius fünf Prozent Quellensteuer einbehalten. Das Besteuerungsrecht für diese Ausschüttungen hat aber grundsätzlich
Deutschland, das aber wiederum diese Ausschüttungen von der
Körperschaftsteuer freistellt und die mauritianische Quellensteuer
nicht anrechnet. Im Ergebnis beträgt die steuerliche Vorbelastung
der Gewinne auf Ebene der deutschen Gesellschaft damit fünf
Prozent, statt wie im ersten Fall zwischen 20,91 und 41,82 Prozent.
BETEILIGUNG ÜBER EINE DEUTSCHE
KAPITALGESELLSCHAFT/DIREKTINVESTITION:
Bei einer Veräußerung der Beteiligung unterliegt der Gewinn der
indischen Ertragsteuer, da für diesen Fall Indien aufgrund der
Regelungen des Art. 13 Abs. 4 des Doppelbesteuerungsabkommens
mit Deutschland das Besteuerungsrecht hat. Die Steuer beträgt
für den Fall, dass die Beteiligung unter einem Jahr gehalten wurde,
ÜBERSICHT
AUSBLICK
Investition
Steuerbelastung
Steuerbelastung
Steuerbelastung
über
Indien
Mauritius
Gesamt
Deutschland
direkt
20,91%–41,82%
-
20,91%–41,82%
via Mauritius
-
5%
5%
Unter den derzeitigen steuerlichen Rahmenbedingungen ist in
vielen Fällen der Umweg über Mauritius nach Indien nahezu konkurrenzlos. Es bleibt aber abzuwarten, ob Indien nicht mittelfristig
diese Situation zu seinen Gunsten ändern wird. China ist diesen
Schritt bereits in 2006 gegangen und hat das für Mauritius ähnlich
günstige Doppelbesteuerungsabkommen modifiziert und sich das
Besteuerungsrecht für bestimmte Veräußerungsgewinne gesichert. finest.finance!
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| faces & places
Jeder, der schon einmal in den Genuss kommen durfte, einen Aufenthalt auf
Mauritius zu erleben, stellte in Kürze aus tiefem Herzen fest, wie schön es doch
wäre, sich hier, wenn auch nur für Teile des Jahres, niederzulassen. Lange
Strände, idyllische Buchten, üppige Vegetation – es ist rund um die Uhr wohlig
warm und Meer und Natur laden stets zu Eroberungen ein. Und wer würde dann
nicht gerne ein Stückchen dieses Paradieses sein eigen nennen...
TEXT: ELKE BAUER
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ãtÜàxà áv{ÉÇ4
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a, an kaum einem anderen Plätzchen der Welt lässt
sich so herrlich dem Lebensgenuss nachgehen wie
auf Mauritius, kaum ein anderer Ort hat ein solches
Savoir vivre im Angebot. Jedoch war es für Ausländer lange Zeit
unmöglich, sich auf Mauritius häuslich niederzulassen oder besser gesagt, Immobilien zu erwerben. Aber das hat sich nun geändert, „Integrated Resort Scheme“ heißt der 2004 festgelegte
Erlass der mauritianischen Regierung, und er bedeutet, dass nun
erstmals Ausländer sich auf der herrlichen Insel niederlassen dürfen – vermögende Ausländer, denn das IRS sieht ein Mindestinvestment von 500.000 US-Dollar vor. Und seither hat die mauri-
tianische Wirtschaft Investitionen von über 2,5 Milliarden US-Dollar verzeichnet und große Bauträger kündigten an, nun mehr als
3500 Luxusvillen an den schönsten Plätzen von Mauritius zu errichten. Jean Pierre Dalais, Hauptgeschäftsführer der ortsansässigen
Investmentgruppe mit dem verheißungsvollen Titel „Ciel Investment“ (Himmel-Investment) erklärt seinen Plan mit folgenden
Worten: „Meine Vision war es, in meinem wunderschönen Heimatland eine Zufluchtsstätte auf allerhöchstem Niveau für Menschen von heute und kommende Generationen zu errichten. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben wir mit spezialisierten
Architekten, Four Seasons und Ernie Els zusammengearbeitet.“
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Links: Kleine, bezaubernde Inselchen, wie Ile aux Chats oder Ile Camisard säumen die türkisblaue Anahita Lagune
Diese Seite: Ob Sonnenauf- oder Sonnenuntergänge – das Anahita bietet erlesene Aussichtsplattformen für atemberaubende Momente
Und entstehen wird so ein Luxusresort, das weltweit seinesgleichen sucht, mit Sicherheit mehr als eine Zufluchtsstätte, ein
Resort im Plantagenstil, 300 Grundstücke entlang einer sechs
Kilometer langen Seefront an der begehrten Ostküste der Insel:
Anahita. Die Preise in Anahita bewegen sich von 800.000 bis eine
Million US-Dollar für „Appartements“ und von einer Million bis
fünf Millionen US-Dollar für Villen. Die Lunea-Villen sind dann
auch gleich 300 bis 500 Quadratmeter groß, bestehen aus drei
bis fünf Schlafzimmern und überblicken das 16., 17., und 18. Loch
des sehenswerten Golfplatzes von Ernie Els bis hin zur Lagune
und zum Ozean, im Westen die Kulisse majestätischer Berge.
Aber Anahita bedeutet auch, dass die natürliche Umgebung, der
besondere Reiz der Landschaft erhalten und sogar unterstrichen
werden wird. Jeder Baum auf den Anwesen wird seinen eigenen
Charakter behalten, nahezu jeder Stein seinen ursprünglichen,
natürlichen Platz, der einzigartige Charme dieser Gegend wird
liebevoll und detailgenau erhalten. Das bedeutet, nur acht
Prozent der gesamten 213 Hektar des Anahita-Gebietes werden
in luxuriösen Lebensraum umgewandelt, der Rest verbleibt in
seiner ursprünglichen Schönheit. Aber die genaue Tragfähigkeit
dieses weltweit einzigartigen Resorts versteht man nur, wenn
man die einzelnen Elemente betrachtet, aus denen es zusammengesetzt sein wird. Der Place Belgath wird der zentrale Treffpunkt
werden, mit weitläufigen Stufen, einer bezaubernden Uferpromenade, einem Infinity Pool, der sich in mehreren Stufen in die
Weite des Ozeans verliert. Hier wählt der glückliche, zukünftige
Anwohner oder Gast zwischen der Option, exotischen Fisch zu
kaufen, sich Bio-Produkte für das mit Sicherheit kommende
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Modern und höchst exklusiv präsentieren sich Architektur und Innendesign. Luxuriöser Lifestyle inmitten mauritianischer Pracht
Barbecue zu erstehen oder hier und dort einen Cappuccino zu
trinken und eine Tageszeitung zu lesen. Hier starten die Schnellboote zu benachbarten Inseln, hier warten Shopping und urbaner
Lifestyle. Direkt am Place Belgath gelegen: der Kids & Teens Club,
mit maßgeschneiderten Aktivitäten und bestens ausgebildeten
Betreuern, denn auch die Kinder und Jugendlichen sollen im Anahita lernen, was bewusstes Leben bedeutet.
Ein wenig südlich des Platzes, platziert auf einer separaten Insel
mitten im Herzen der Lagune, das Four Seasons Resort Mauritius.
Hier wird Luxus der obersten Klasse geboten, unnachahmliche
Momente, atemberaubende Sonnenauf- und -untergänge bei
einem gigantischen Blick in alle Richtungen. Nördlich des Place
Belgath erstreckt sich der spektakuläre Par-72-Golfplatz, designt
von keinem geringeren als dem Golfchampion Ernie Els – ein 18-
Loch-Golfplatz, eingebettet in die Schönheit der Küste, garniert
mit einem Panorama-Clubhaus, das es sich täglich zu besuchen
lohnt. Und dann schließen sich im Norden und Süden private
Luxusvillen an, mal mit mehr Seeblick, mal mit freier Sicht auf die
Lagune, mal mit Blick auf die Berge des Hinterlandes. Aber alle
mit diesem gewissen Etwas des mauritianischen Stils, kombiniert
mit hoher architektonischer Kunst, mit exklusiver, moderner Ausstattung und ausgesuchtem Design. Bis 2010 wird das Anahita
fertiggestellt sein und seinen stolzen Besitzern und Besuchern die
Vision eines luxuriösen Lebens erfüllen. Und der Tag könnte dann
– statt wie hierzulande so häufig Grau in Grau und mit viel
Hektik – in bunter Blütenpracht und bei frischen Früchten höchst
geruhsam und entspannt beginnen. Mit einem Tässchen
Cappuccino und freiem Blick auf das sonnige Meer. BLK-Finest.Finance2-215x280:Mise en page 1
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| faces & places
TçâÜäxwt
ZURÜCK ZUR BALANCE
Die westliche Welt hat die Bedeutung von Ayurveda längst erkannt:
Behandlungszentren in Indien haben Hochkonjunktur. Um dem Geheimnis der
traditionellen indischen Heilkunst auf die Spur zu kommen, hat finest.finance! die
Expertin Vinita Rashinkar befragt. TEXT: ROSEMARIE ELSNER; FOTOS: VINITA RASHINKAR
Mit welchen Krankheiten und Beschwerden kommen Patienten in
ein Ayurveda-Center?
Ayurveda rückt Erkrankungen mit einem regelrechten „Arsenal“ an
Behandlungsmethoden auf den Leib. Dieses reicht von Massagen
über Reinigungs- und Entgiftungsprogramme bis hin zu Heilmitteln
unterschiedlichster Art. Behandelt werden nervöse Beschwerden
ebenso wie Hautprobleme, Adipositas, Unfruchtbarkeit, Impotenz,
Arthritis, hoher Blutdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen,
Diabetes oder Magen-Darm-Störungen. Ayurveda bedient sich
natürlicher Heilmittel wie Kräuter, mit denen die meisten
Krankheiten erfolgreich behandelt werden können. Es umfasst
auch eine Reihe von Maßnahmen und Empfehlungen (wie Yoga,
Meditation) für eine harmonische Lebensweise.
in Relation zu etwas anderem steht, dass man nichts isoliert
betrachten kann. Westliches Denken tendiert jedoch dazu, die
Dinge einzeln und losgelöst zu sehen. Ayurveda lehrt, dass der
Körper das Denken beeinflusst und dass Denkprozesse physische
Effekte auslösen. Ein Ungleichgewicht des Körpers korreliert
daher mit psychischen Problemen und umgekehrt. Ayurvedisches
Denken orientiert sich am Kreislauf der Natur, in dem alles seine
Gesetzmäßigkeit hat. Niemals konzentrieren sich die angewandten
Praktiken auf das rein Physische oder Psychische, weil beides
nicht voneinander zu trennen ist. Egal ob Tier- oder Pflanzenwelt
– alles folgt gewissen Regeln. So auch beim Menschen. Wenn
seine Lebensweise in Unordnung und Chaos gerät, weil er sich
den naturgegebenen Prinzipien entgegenstellt, wird zwangsläufig
Krankheit das Resultat sein. Ayurveda betrachtet den Menschen
als eine einzigartige Komposition aus den drei „Doshas“. Diese
Wirkungsprinzipien, die alle physischen, psychischen und seelischen Abläufe regeln, heißen „Vata“ (Symbol Luft), „Pitta“ (Feuer) und
Wie muss sich ein Laie aus einem westlichen Land die Philosophie
vorstellen, die Ayurveda zugrunde liegt?
Ayurveda liegt das Verständnis zugrunde, dass alles eins ist, alles
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dass er zuerst Ferien macht und sich danach einer AyurvedaTherapie unterzieht.
„Kapha“ (Erde/Wasser). Ausgewogenheit oder Unausgewogenheit
dieser Prinzipien bestimmen Gesundheit und Krankheit. Ziel von
Ayurveda ist es, dem Menschen zu seiner ureigenen Balance und
damit zur uneingeschränkten Gesundheit von Körper, Geist, Seele
und Sinnen zu verhelfen.
Ist nach der Rückkehr des Klienten in sein Heimatland eine Nachbehandlung nötig?
Eine Nachbehandlung ist nicht nötig. Aber es ist wichtig, sich an
die Ratschläge des Arztes zu halten, die dieser nach abgeschlossener Behandlung erteilt. Alle guten Zentren geben ihren Patienten einen Diätplan oder Übungspläne mit sowie Richtlinien für
einen gesunden Lebensstil. Wenn der Arzt es für angebracht hält,
dass der Patient noch eine Weile Arzneimittel (meistens Heilkräuter) nimmt, wird er ihm diese natürlich mitgeben.
Wie lange sollte der Aufenthalt in einem Ayurveda-Center mindestens
dauern, damit er wirksam ist?
Da es bei der Therapie um Veränderung von Lebensweisen geht,
ist ein Mindestzeitraum von 18 bis 21 Tagen ratsam. So viel Zeit
benötigt der Patient, um den Prozess zu verstehen, der sein bisheriges Verhalten dominiert hat, und zu lernen, wie er diese Gewohnheiten verändern kann. Ausgerüstet mit dem neuen Wissen
kehrt er zurück und kann das Gelernte allein weiterführen. Yoga
oder Meditation lassen sich einfach nicht in zwei, drei Tagen erlernen. Natürlich sind auch drei Wochen nicht ausreichend, aber doch
Zeit genug, um das Bewusstsein für eine neue Lebensweise zu
wecken und Praktiken akkurat zu trainieren. Menschen, die einen
Rucksack mit sich herumschleppen, der sich über die Jahre angehäuft hat, mit falschen Lebensweisen und negativen Mustern,
brauchen einfach Zeit, um diesen Ballast wieder abzuwerfen!
Für welche Zielgruppe ist eine Ayurveda-Behandlung besonders
geeignet?
Von diesem ganzheitlichen Gesundheitssystem profitiert ein neugeborenes Kind ebenso wie ein alter Mensch. Obwohl es auch
Behandlungsmethoden für lebensbedrohliche Krankheiten gibt,
werden die besten Resultate erzielt bei Erkrankungen die hervorgerufen sind durch einen unausgeglichenen Lebensstil. Älteren Menschen kommt besonders die Berührungstherapie zugute
(Massagen mit Ölen und Kräutern). Größtmögliche Wirkung lässt
sich bei Menschen erreichen, die ihren Körper und Geist entgiften wollen, um Krankheiten vorzubeugen und so ihre Gesundheit
zu bewahren.
Mit welchen Kosten muss man für die Gesamtbehandlung etwa
rechnen?
Die Kosten variieren von Zentrum zu Zentrum; sie basieren auf
Faktoren wie Leistungsstandard, Örtlichkeit sowie Komfort hinsichtlich Unterkunft und Service. Manche Zentren legen großen
Wert auf Behandlung und Unterbringung, bieten aber nur ein
Minimum an Service; ein einmonatiger Aufenthalt kommt dort auf
etwa 1000 bis 1500 Euro. In Zentren, die darüber hinaus Yoga,
Meditation und ayurvedische Kost anbieten, aber auch ausgebildete Ärzte und Therapeuten, die rund um die Uhr verfügbar
sind, obendrein in einem luxuriösen Ambiente, muss man mit
2500 bis 3000 Euro pro Monat rechnen.
Vinita Rashinkar studierte englische Literatur an der Universität
von Mysore/Südindien und Spa-Management in London. Sie verfügt über fundiertes Wissen im Gesundheitsbereich und war mehrere Jahre im Indus Valley Ayurvedic Centre in Mysore/Südindien
tätig. Darüber hinaus arbeitete sie als Wellness-Consultant für
diverse Unternehmen sowie in den Bereichen Ayurvedische
Ernährung und moderne Diätetik. Ihre Erfahrungen mit Ayurveda
und ganzheitlicher Lebensweise hat sie im „Handbook of Holistic
Health“ veröffentlicht. Heute ist die 37-Jährige Spa-Direktorin des
Emerge Spa in Mysore, an dessen Aufbau sie mit beteiligt war.
Darüber hinaus widmet sie sich dem Training von Personal für
Spas in Luxushotels sowie der Entwicklung von Ayurveda- und
Spa-Projekten in Indien, Sri Lanka und Übersee. Das Indus Valley Ayurveda Centre in Mysore beispielsweise ist das
einzige Zentrum weltweit, das sich einer ISO-9001-Zertifizierung für
medizinische Anwendungen unterzogen hat. Was sind die Kriterien
einer solchen Zertifizierung, und wie kommt diese dem Patienten
zugute?
Die Kriterien für diese Zertifizierung sind außergewöhnlich streng.
Sie decken Aspekte ab wie Sicherheit, Hygiene, Komfort, Ausbildung des Personals, Training etc. Ein Patient, der ein solches
Zentrum aufsucht, kann sicher sein, dass er für sein Geld höchste Qualität und besten Service bekommt.
Viele Indienreisende verbinden ayurvedische Behandlung mit
einem Urlaub. Wie verträgt sich das?
Ayurvedische Entgiftungsprogramme sind sicher nichts für
Menschen, die sich darunter Ferien mit „sun and fun on the
beach“ vorstellen. Für sie empfiehlt sich eher der Aufenthalt in
einer Wellness-Oase oder Beauty-Farm. Die meisten seriösen
Ayurveda-Zentren befinden sich daher nicht in der Nähe von
Stränden und haben strikte Auflagen: keine Sonne, nicht Baden,
ayurvedische Ernährung sowie Verzicht auf Alkohol und Nikotin.
Wer Urlaub und Ayurveda verbinden will, sollte es so einrichten,
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Den Bayerischen Hof in München betritt man nicht einfach so, ohne zu wissen,
wohin man sich da gerade bewegt. Den Bayerischen Hof betritt man immer mit
einem Gefühl des Respekts, mit stiller Vorfreude und dem wohligen Gefühl, von
Lebenskunst umfangen zu sein. Zu welchem Anlass auch immer: Hier fühlt man
sich sofort einfach besser. TEXT: ELKE BAUER
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abei wäre es schwierig,
genau zu definieren, woran es
liegt, dass sich das Lebensgefühl hier so deutlich hebt. Generell an
der Atmosphäre eines Luxushotels vielleicht, aber davon gäbe es viele. Dem
Wissen, gleich könne man einer der Hollywood-Größen oder Popstars begegnen, die
hier nicht selten anzutreffen sind – sicher,
das ist schon reizvoll. Oder ist es der Vorgeschmack auf eines jener luxuriösen
Zimmer oder sogar eine exklusive Suite,
die man gleich bewohnen wird, ja, da
käme man der Sache schon näher, bedeuten sie doch bisweilen durchaus eine
schönere und heimeligere Umgebung als
Innegrit Volkhardt
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das eigene Zuhause vielleicht zu bieten
hat. Aber vielleicht liegt es auch ganz
einfach an den herausragenden und doch
so unterschiedlichen Restaurants, den
kunstvoll ausgestatteten Bars, immerhin
sechs an der Zahl, dem Jazz, der in der
Luft liegt, der umwerfenden Aussicht vom
Blue Spa aus, mit seinen herrlichen
Terrassen, auf denen die Sonne selbst
dann scheint, wenn sie sich hinter einer
dicken Wolkendecke versteckt. Stammgäste würden sicher bemerken, es sei ein
wenig von allem. Aber eigentlich ist es
doch noch ein bisschen mehr: Hier freut
man sich über jeden Besuch, hier ist jeder
willkommen. Spürbar. Und nicht zuletzt
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liegt die Ursache für die spürbare Hebung
des Lebensgefühls in der Führung des
Hauses. Seit Generationen, genau seit
1841, befindet sich der Bayerische Hof fest
in privaten Händen der Familie Volkhardt,
seit 1992 ist er nun geprägt durch die persönliche Note von Innegrit Volkhardt, einer
jugendlichen, dynamischen und kunstbeflissenen Direktorin. finest.finance! sprach
mit ihr darüber, wie sie es schafft, für ihre
Gäste dieses wohlige Gefühl von Lebensart zu zaubern.
Wir widmen uns in dieser Ausgabe von
finest.finance! der Lebensart. Was verstehen Sie denn darunter?
Was als Lebensart gilt oder nicht, ist
immer auch Teil einer Modeerscheinung.
Für mich bedeutet es etwas Persönliches,
das aus dem Innersten entspringt,
Momente, in denen man sich im Sinne der
Gemütlichkeit wohl fühlt, ungezwungen
und frei. Lebensart ist das, was einem am
meisten von sich aus entspricht. Lebensart heißt Authentizität.
kannte und nun mit unseren Konzerten
den anderen Menschen zu vermitteln versuche. Denken Sie daran, was Musik bei
Menschen bewirken kann, nicht umsonst
wird Musik als therapeutische Maßnahme
eingesetzt. Manchmal schließe ich die
Augen zu den Klängen und spüre dann ein
tiefes Gefühl von Weite. Ich wünschte mir
mehr Zeit um viele dieser neuen Werke
und Bereicherungen zu entdecken.
Das heißt, für diese Momente fehlt Ihnen
meist die Muße?
Wenn ich verreise, genieße ich diese Gelegenheiten, aber auch sonst findet sich der
wird, obwohl es manchmal nicht so
aussieht.
Das heißt eine Mixtur aus Beständigkeit
und Innovation...
Vision und Grundgedanke müssen grundsätzlich als Kern immer erhalten bleiben.
Wenn man Dinge verändert, dann mit sich
selbst im Einklang und der steten Frage:
findet man das schön und sinnvoll, fühlt
man sich mit dem Ergebnis wohl. Beständigkeit ist von daher grundsätzlich etwas
Positives, doch noch lieber ist mir der
Begriff Stabilität, beim Begriff Beständigkeit denkt man eher ans Festhalten, an
Und auf den Bayerischen Hof bezogen
bedeutet das...
Dass wir nicht automatisch Trends entsprechen, sondern das umsetzen, von dem
wir empfinden, dass es gut ist. Man sieht
das am Beispiel der Wahl unserer Architektin für das Blue Spa: Andrée Putman.
Eine der Moderne stark zugewandte Architektin, die jedoch sehr zeitgenössisch
denkt und viel Ursprüngliches in Gewachsenes eingefügt hat. Viele Entscheidungen
wurden hier aus dem Bauch heraus getroffen, mit viel Gefühl.
Denken Sie, dass Lebensart kreierbar ist?
Trends sind kreierbar, Lebensart hingegen
ist Ausdruck eines Lebensgefühls, man
kann sie nicht einfach so erzeugen. Man
kann Menschen Perspektiven nahe bringen, versuchen, sie zu begeistern, so dass
der eine oder andere sich mehr im Leben
erkennt, immer in der Folge der eigenen
Natur. Jazz zum Beispiel ist ein Lebensgefühl, das wir anderen Menschen näher
gebracht haben. Zu Beginn reagierten hier
bisweilen die Stammgäste nicht unbedingt
positiv, dennoch habe ich ganz persönlich
durch den Jazz – oder generell durch Musik
– ein neues Lebensgefühl kennenlernen
dürfen, etwas, das ich bis dahin so nicht
ein oder andere Moment um alleine zu sein,
Musik zu hören und Menschen zu betrachten.
Der Bayerische Hof gilt ja als ein einzigartiges Haus. Wann ist für Sie persönlich etwas
einzigartig?
Wenn es im Sinne einer Philosophie oder
eines begabten Menschen gewachsen ist.
Ich meine, dass man in unserem Haus die
Familie spürt, die Menschen, die daran gearbeitet haben. Einzigartigkeit gewinnt
man um den Preis nicht immer einfacher
Momente im Leben, sie bedeutet tägliche
Entwicklung. Ich persönlich schätze Dinge,
die herausfordernd sind, sehr. Das Leben
hat mich gelehrt, dass es immer irgendwie
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Traditionen. Aber Tradition ohne Innovation ist nicht positiv. Das Verlässliche
braucht auch immer das Unberechenbare.
Und ich persönlich würde auch nicht
immer so ganz berechenbar sein wollen.
Ein Ereignis, zu dem Sie und Ihr Haus berechenbar sein mussten, war die Sicherheitskonferenz in München. War dieses Treffen
der ganz Großen in Ihren Räumen ein
schwieriges Unterfangen?
Selbstverständlich bedeutet eine Sicherheitskonferenz etwas Komplexes, eine
große Herausforderung, die aber von
einem zuverlässigen Team jedes Jahr aufs
Neue gemeistert werden kann. A_022-025_Hauck & Aufh
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H A U C K & A U F H Ä U S E R P R I VAT B A N K I E R S
AUF DEM WEG ZUR
UNTERNEHMERBANK
Hauck & Aufhäuser zählt zu den wenigen noch unabhängigen Privatbanken in Deutschland. Das Haus war 1998 aus der Fusion zweier Privatbanken in Frankfurt und
München hervorgegangen und blickt auf eine über 200 Jahre lange Tradition zurück.
`
`
it Standorten – neben Frankfurt und München
– in Düsseldorf und Hamburg sowie Tochtergesellschaften in Luxemburg, Österreich und
der Schweiz konzentriert sich das Institut auf die gesamthafte
Beratung sowie das Asset Management für private und
unternehmerische Kunden, für institutionelle Investoren und für
unabhängige Vermögensverwalter. Dazu kommen selektive
Serviceangebote im Corporate Finance. Mit der Übernahme der
Anteile der BayernLB durch die Unternehmerfamilie Heraeus wird
sich das Haus einen starken Gesellschafter an Bord holen. Ein
positives Signal, denn der Name Heraeus ist sicherlich ein
Aushängeschild für die Bank, die verstärkt Unternehmerklientel
an sich binden will. Wir sprachen mit den persönlich haftenden
Gesellschaftern Dr. Alfred Junker, Dr. Volker van Rüth und Michael
Schramm, für die es spannend ist, nicht nur Banker, sondern auch
Unternehmer zu sein.
Haben Privatbankiers langfristig überhaupt noch eine Chance,
gewinnorientiert im Wettbewerb um die vermögende Klientel
bestehen zu können?
Wir sehen uns als Nischen-Player. Der Markt ist fragmentiert und
wird es aufgrund der Ansprüche der Klientel auch bleiben. Eine
spannende Nische, in der wir mit unserem ganzheitlichen, unabhängigen Beratungsansatz und Service neben großen Playern wie
Deutsche und Dresdner Bank oder den hier operierenden Auslandsbanken UBS, Credit Suisse und LGT Platz haben. Bisher kann
niemand im Markt der Vermögenden einen Anteil von mehr als
zehn Prozent auf sich ziehen. Dazu braucht es erhebliche finanzielle Kraftanstrengungen. Investitionen, die sich irgendwann
rechnen müssen. Im Gegensatz zu manchem Konkurrenten sind
wir aber im Asset-Bereich auf dem richtigen Weg. Derzeit liegt
unser Marktanteil bei 1,5 Prozent und die Rendite nach Steuern
bei 16,6 Prozent. Zum heutigen Zeitpunkt haben wir rund
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13 Milliarden Euro Assets under Management. Die Hälfte davon
entfällt auf Privatpersonen, der Rest auf institutionelle Anleger.
Wenn wir künftig drei Prozent der vermögenden Klientel betreuen können, ist unsere Rechnung aufgegangen. Damit können wir
uns in dieser Nische dauerhaft gut behaupten. Darüber hinaus
betreuen wir aber auch andere Vermögenswerte wie Immobilien,
die in den hier genannten Zahlen nicht enthalten sind.
veränderte Marktsituationen anzupassen. Das macht uns so
besonders. Bank und Mitarbeiter haben immer wieder unter
Beweis stellen müssen, dass wir besser sind als der Markt, sonst
gäbe es Hauck & Aufhäuser heute nicht mehr. Natürlich haben
auch wir Höhen und Tiefen durchlebt. Daraus sind wir aber
gestärkt hervorgegangen, und dieses Selbstbewusstsein wollen
wir dem Markt vermitteln.
Expansion um jeden Preis?
Nein, aber das, was wir jetzt aufgestellt haben, die Art der Dienstleistung und das Selbstverständnis von Hauck & Aufhäuser, sind
so gut, dass wir eine Akzeptanz und Marktberechtigung für eine
Zielklientel in ganz Deutschland haben. Die wollen wir erreichen.
Deshalb werden wir künftig auch deutschlandweit auf uns
aufmerksam machen. Mit unserem neuen Qualitätsstandard
muss uns diese Klientel kennenlernen. Sicherlich eine Herausforderung. Aber wenn wir es schaffen, einer überschaubaren
Klientel unsere Qualität positiv herauszustellen, dann wird man
uns finden. In den wesentlichen Zentren,
wo Vermögende ansässig sind, wollen
Kunden den direkten Kontakt zum Berater. Man braucht die regionale Nähe,
sonst funktioniert unser Geschäft nicht.
Denn es handelt sich um ein Geschäft,
das über die Wertpapierberatung hinausgeht. Bislang hat man uns vor allem am
Standort Frankfurt, wo nur 25 Prozent der
Kunden aus der Region kommen, eher als
den Spezialisten und als Zweitbankverbindung gesehen. Aus dieser Rolle
wollen wir heraus und in Zukunft die
Erstbankverbindung sein. Dazu müssen
wir dem Mittelständler anbieten, dass er
in Hamburg, Düsseldorf oder künftig auch Stuttgart vorbeikommen kann.
Wir sind über Generationen gewachsen. Im Vergleich zu den hier
tätigen ausländischen Großbanken haben wir eine regionale
Historie zu bieten. Es reicht eben nicht, mit viel Geld Personal zu
akquirieren. Ob das kaufmännisch sinnvoll ist, wird sich erst in
vielen Jahren herausstellen. Neben der Personal- und Fachkompetenz bringen wir vor allem Glaubwürdigkeit und Konstanz
mit. Etwaige Schwachstellen aus der Vergangenheit haben wir
heute im Griff.
Für den vermögenden Privatkunden wird es immer schwieriger, die
Differenzierung zwischen den Anbietern
zu erkennen. In der Regel bringt er jedoch
Erfahrungswerte mit, festzustellen, ob
sein Berater auch an das glaubt, was er
da so von sich gibt.
Der Kunde stellt sehr schnell fest, ob sein
Gegenüber auch wirklich – wie er sagt –
„bei der besten Bank“ arbeitet. Bei
unseren Beratern wird er das spüren und
erfahren, mit welcher Sorgfalt wir in
Beratungsgespräche gehen. Wir haben in
den letzten Jahren gute Mitarbeiter
gesucht, die es spannend finden, die
ihnen in unserem Haus gebotenen
Freiheiten zu nutzen, um sich darüber
stark einbringen zu können. Denn im Gegensatz zu vielen anderen
Finanzhäusern definieren wir uns nicht über das Wertpapiergeschäft, sondern über das ganzheitliche Vermögen. Kreative
Lösungen auch zu rechtlichen und steuerlichen Themen sind da
gefragt.
Ein Verdrängungswettbewerb also.
In einem Markt, in dem niemand eine dominante Marktstellung
hat, braucht man als Spezialist keine Angst zu haben zu signalisieren, „Wir sind auch noch da“. Vorausgesetzt, wir haben die
Antwort und können klar differenzieren, was bei uns anders ist.
Da spielt die Marke eine Rolle, und daran wird gearbeitet. Um
langfristig aber erfolgreich zu sein, ist das Geschäftsmodell von
entscheidender Bedeutung. Wir wollen durch Qualität Aufmerksamkeit schaffen. Von Vorteil ist, dass wir nicht börsennotiert und
nicht gezwungen sind, quartalsweise Ergebnisse zu präsentieren.
Wir haben dadurch zeitlich Luft, aber auch das Geld, unsere
Expansionspläne im Segment der Privat- und Unternehmerkunden umzusetzen. Dabei werden wir die Bereiche Institutionelle
und freie Vermögensverwalter nicht vernachlässigen. Wir machen
ein ordentliches Geschäft und sehen in den letzten Monaten, dass
das Konzept funktioniert. Als inhabergeführte Bank werden wir
für eine spezielle Klientel immer Dinge besser machen können als
das eine Großbank kann. Das gibt uns die Existenzberechtigung.
Niemand braucht uns, weil wir 211 Jahre alt sind. Aber diese 211
Jahre sind eine gute Grundlage dafür, sich immer wieder an
Dazu Service über das Finanzielle hinaus.
Ja, wir stellen dem Kunden unser gesamtes Netzwerk zur Verfügung. Ob es der Studienplatz für den Sohn in New York ist oder
die Beschaffung einer Immobilie in Südfrankreich, ob es um die
Absicherung des Ehegatten oder die Vorsorge für die Kinder, um
den privaten und unternehmerischen Liquiditätsbedarf oder die
Strukturierung etwa des Immobilienbestands geht – unser
Service geht weit über finanzielle Themenstellungen hinaus.
Beispielsweise in der Nachfolgefrage. In unserer äußerst positiv
angenommenen Summer School konfrontieren wir künftige
Unternehmererben häufig erstmals mit geld- und betriebswirtschaftlichen Themen. Vermögensmanagement und -verwaltung
„von der Stange“ gibt es bei uns also nicht.
Daneben stellen Sie Ihr Haus auch als Vollbank dar, ohne aktiv im
Firmenfinanzierungsgeschäft tätig zu sein.
Wir arbeiten nicht für Firmen, sondern für den einzelnen
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500-Liste für Deutschland: zehn Prozent der gelisteten Unternehmer setzen auf uns. Darauf sind wir stolz.
Unternehmer. Der erwartet selbstverständlich von uns, dass wir
uns nicht nur um die Anlage seines Vermögens kümmern, sondern
dass wir ihm bei allen Fragen, die man als Vollbank zu verantworten hat, zur Seite stehen. Dazu gehören auch Finanzierungsfragen. Dabei geht es nicht um Betriebsmittelkredite für sein
Unternehmen, sondern beispielsweise um langfristige Umschuldungen, Auszahlung von Gesellschaftern oder die Überbrückung
von Investitionen. Fragen dieser Art wollen Firmeninhaber häufig
losgelöst von den Finanzverbindungen des Unternehmens diskret
abgewickelt wissen. Wir gehen also bei Unternehmen nicht ins
Risiko, sondern verstehen uns eher als Sparringspartner, etwa bei
Verhandlungen mit anderen Finanzinstituten.
Und das hausinterne Research ist ausschließlich zur Unterstützung
des eigenen Asset Managements bestimmt?
Vom Investmentansatz sind wir mittelfristig orientiert. Dazu
gehört für uns als Privatbank ganz selbstverständlich ein qualitativ hochwertiges und unabhängiges Research. Sales Research
betreiben wir bewusst nicht, um Interessenkonflikte zu vermeiden.
Dabei konzentrieren wir uns auf Europa. Mit großem Erfolg, wenn
man die Performance unserer Anlageprodukte im Marktvergleich
der letzten Jahre sieht. Daneben haben wir bereits vor rund zwanzig
Jahren ein eigenes Fonds Research aufgebaut, um für unsere privaten und institutionellen Anleger auch außereuropäische AssetBereiche – etwa Japan oder die USA – abdecken zu können. Unsere
Anlageempfehlungen haben damit eine hohe Glaubwürdigkeit.
Auch hier verstehen wir uns als Nischen-Player. Im Gegensatz etwa
zu Großbanken pflegt unser Haus einen objektivierten Anspruch.
Wir sind keine Produktfabrikanten und Produktverkäufer über Filialnetze. Wenn alle Welt über Rohstoffe redet, müssen wir nicht unbedingt Rohstoffprodukte verkaufen. Unser Ansatz kommt von der
Problemlösungsseite her. Für unsere Kunden halten wir keinen
Bauchladen mit Produkten vor, die gerade im Markttrend liegen.
Stattdessen bieten wir eine qualifizierte, individuell zugeschnittene
Problemlösung.
Sparringspartner also für Finanzthemen, die den Unternehmer
neben seinem eigenen Vermögen bewegen?
Dr. Volker van Rüth
Für eine Einstiegssumme von 100.000 Euro wird die für einen
Neukunden wohl kaum zu haben sein?
Wann immer ein Investor eine mittel- und langfristige Begleitung
in Vermögensfragen sucht, sind wir ein interessanter Partner. Dass
das für eine solche Einstiegssumme nicht möglich ist, versteht
sich von selbst. Aber wir reihen uns nicht in die Riege der Banken
ein, die potenziellen Neukunden feste Mindestbetragsgrenzen
setzen. Gerade bei Unternehmern ist das Kapital häufig in der Firma
gebunden. Es wäre also falsch, wegen aktuell fehlender liquider
Mittel auf einen solchen Kunden zu verzichten. Im Gegenteil – für
uns ist es spannend, solche Personen finanziell zu begleiten. Wir
suchen nicht den Vermögenden, der uns eine Million zur Verwaltung anvertraut. Zielkunde ist der Personenkreis, der unsere
Dienstleistungen dauerhaft in Anspruch nehmen will. Je anspruchsvoller der Kunde ist, desto eher können wir seinen Bedürfnissen
gerecht werden. Wer nur über Konditionen feilschen will, den werden wir nie zufriedenstellen können. Wir haben keinen Geldautomaten, wir haben auch keine Kontoauszugsdrucker – wir verstehen
uns als die „etwas andere Bank“. Wir wollen keine Kunden anonym
am Bankautomaten, wir wollen ihnen in die Augen schauen.
Wir wollen nicht der Nischen-Player sein, der sich mal das ein oder
andere lukrative Geschäft aussucht, sondern wir wollen bei allen
Finanzthemen helfen. Für Unternehmer verstehen wir uns als FullService-Partner, als echte Hausbank. Und das mit dem Selbstverständnis, dass wir auch Unternehmer sind und jeden Tag ein Unternehmen zu führen haben, in den Vermögens- und Eigenanlagen
Entscheidungen zu treffen haben, steuerliche Themen berücksichtigen oder uns auch mit Umstrukturierungsmaßnahmen
befassen müssen. Wir bringen also das erforderliche Know-how
und Verständnis für jene Themen mit, die einen Unternehmer tagtäglich bewegen.
Sie sind stolz darauf, Ihren Kunden vor allem im Asset-Segment
Immobilien kompetenten Rat bieten zu können, obwohl doch auch
Ihre vermögende Klientel immobilienlastig ist.
In diesem Bereich haben wir eine eigene Kompetenz aufgebaut.
Natürlich ist ein Großteil unserer Klientel immobilienlastig, das
soll auch nicht weiter ausgebaut werden. Im Gegenteil müssen wir
bei vielen Kunden darauf drängen, dieses Segment abzubauen.
Aber auch das bedarf eines eigenen Know-hows im Hause. Wenn
wir empfehlen, den Immobilienanteil beispielsweise von 60 auf
Wie komplex darf der Unternehmer aufgestellt sein?
Wir betreuen auch Familienunternehmer, die ihr eigenes Family
Office haben, also sehr komplexe Vermögensfragen stellen. Gerade
diese Kundengruppe braucht Individualität. Wie stark sie bereits
bei Hauck & Aufhäuser angedockt hat, dokumentiert die Forbes-
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30 oder 40 Prozent abzusenken, dann müssen wir auch
entscheiden können, welche Immobilien verkauft werden sollen
und warum. Dazu brauchen wir Know-how-Träger. Das war der
Grund, weshalb sich die Bank in diesem Bereich deutlich
verstärkt hat. Wenn wir die Hausbank unserer Kunden sein
wollen, dann müssen auch wir zum - noch - wichtigsten Vermögensbaustein Immobilie Expertise mitbringen und Antworten
haben. Wir haben dazu ein Tool entwickelt, mit dem wir unter
Berücksichtigung aller sozialdemografischen Daten standortbezogene, vor allem aber neutralisierte Analysen erstellen
können. Denn der Anblick einer Jugendstilfassade etwa verstellt
schnell den Blick für die Realität des Inneren der Immobilie.
Segment Wealth Management entwickelt. Mit Zukunft, denn gerade
Vermögende wenden sich wieder verstärkt den kleinen und feinen
Bankhäusern zu. In einer Zeit der Renaissance des Privatbankiers
gehört Hauck & Aufhäuser zu den ersten Adressen in Deutschland. Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
Kaiserstraße 24, 60311 Frankfurt a. M.
Tel. +49/69/21 61-0, Fax +49/69/21 61-340
Löwengrube 18, 80333 München
Tel. +49/89/23 93-1, Fax +49/89/23 93-28 49
www.hauck-aufhaeuser.de
211 Jahre und kein bisschen müde – Hauck & Aufhäuser hat sich
vor allem in den letzten Jahren zu einem Allrounder im Premium-
Michael Schramm (links)
und Dr. Alfred Junker
FINANCIAL PARENTING
lagen und weiterführende Kenntnisse für ein erfolgreiches Vermögensmanagement. Darüber hinaus erhält der unternehmerische Nachwuchs Einblicke in die virtuelle wie reelle Praxis des
Bankalltages und seine typischen Fragestellungen. Ein Basic- und
ein Advanced-Programm bauen dabei aufeinander auf.
Fachreferenten sind in der Regel Spezialisten
aus dem Hauck & Aufhäuser Konzern. Neben
bankspezifischen Themen werden aber auch
Inhalte wie beispielsweise Werte, ethische
Grundsätze, Eigen- und Fremdmotivation vermittelt. Diese Themen begleiten in der Regel
externe Referenten, darunter Spitzensportler
und geistliche Würdeträger. Aufgelockert wird
der Stundenplan durch ein abwechslungsreiches
Rahmenprogramm.
Zum Heranwachsen gehört auch die Fähigkeit, mit Geld verantwortungsvoll umzugehen. Daher ist es wichtig, dass Junioren
möglichst frühzeitig Interesse am Thema Vermögen entwickeln
und sich ein solides Basiswissen rund um das Vermögensmanagement aneignen. Als einer der ersten Anbieter hat Hauck &
Aufhäuser Privatbankiers deshalb zusammen mit
der INTES Akademie für Familienunternehmen
das Ausbildungsprogramm „Financial Parenting“
entwickelt, das künftige Erben auf die mit Vermögen verbundene Verantwortung vorbereitet
und sie an die Vermögensübernahme heranführt.
Das Programm, das sich an Jugendliche und
junge Erwachsene zwischen circa 18 und 25 Jahren richtet, vermittelt im Rahmen der „H&A Summer School“ entsprechende theoretische Grund-
finest.finance!
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Reisender, kommst du nach Indien, dann versäume es nicht, Udaipur im Herzen
Rajasthans zu besuchen! Dort erwartet dich am Ufer des malerischen PicholaSees ein Märchenpalast mit gewölbten Kuppeln und prunkvollen Gemächern:
The Oberoi Udaivilas, vor kurzem zum besten Hotel der Welt gekürt.
TEXT: ROSEMARIE ELSNER
W
W
as bereits mehrfach preisgekrönte indische Luxushotel
hat es auch 2007 wieder
aufs oberste Treppchen geschafft. Bei der
Wahl der diesjährigen „Travel & Leisure“
World’s Best Awards erhielt das Oberoi
Udaivilas die höchste Gesamtbewertung.
Kein Wunder, dass solche Bestnoten den
Vorsitzenden der Oberoi-Group und Sohn
des Firmengründers, P. R. S. Oberoi (auch
„Biki“ genannt), mit Freude erfüllen: „Ich bin
glücklich und stolz, dass es ein indisches
Hotel geschafft hat, an die Weltspitze
gewählt zu werden. Das ist ein Meilenstein
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für den Tourismus in Indien und wird viele
Gäste inspirieren, unser Land zu besuchen.“
An diesem Resort ist wirklich alles einzigartig: die grandiose Lage, die palastartige
Architektur, die luxuriös ausgestatteten
Zimmer (63 Zimmer Deluxe, 19 Zimmer
Superior Deluxe) und Suiten, der wunder-
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promotion|
Ein majestätischer Palast, wie er eines Maharadschas und anderer Hoheiten würdig wäre: The Oberoi Udaivilas (links und Mitte), in Udaipur,
im Herzen Rajasthans gelegen. Palastartige Architektur zeichnen auch die Luxushotels Oberoi Amarvilas (oben) in der Taj-Mahal Stadt Agra
und Oberoi Rajvilas (unten) in Jaipur aus.
schöne Swimmingpool, das herrliche
Spa, das Fitnesscenter, die Bar und die
beiden Restaurants. Die Krönung ist
neben den höher gelegenen Suiten Great
Mogul, Orloff und Regent die 246
Quadratmeter große Kohinoor Suite. Sie
bietet unvergleichlichen Komfort, darunter Innenhöfe mit Springbrunnen,
einen überdimensionalen Pool, Sauna,
einen Wohnraum mit offenem Kamin,
einen persönlichen Butler und viele
andere Annehmlichkeiten, die eines
Maharadschas und anderer Hoheiten
würdig sind.
Übrigens: Auch zwei weitere indische
Resorts der Oberoi Group schafften den
Sprung auf einen der vorderen Plätze in
den Charts der weltbesten Hotels. So
belegte The Oberoi Amarvilas in der TajMahal-Stadt Agra Platz 10, das Oberoi
Rajvilas in Jaipur landete auf Rang 11. www.oberoihotels.com
The Oberoi Udaivilas:
www.oberoiudaivilas.com
The Oberoi Amarvilas:
www.oberoiamarvilas.com
The Oberoi Rajvilas:
www.oberoirajvilas.com
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Vor fünfzig Jahren verlor der Raja von Travancore seine Macht, sein Land wurde
dem indischen Bundesstaat Kerala eingegliedert. Bis heute aber blieb die
königliche Familie wichtig für das gesellschaftliche und geistige Leben der Region.
TEXT: ANDREA WILLEN; FOTOS: JOACHIM BECK
Z
Z
od’s Own Country, Gottes eigenes Land, nennen die
Inder das paradiesisch-grüne Kerala tief im Süden
des Subkontinents. Zwischen weißen Stränden am
Arabischen Meer und den smaragdgrünen „Backwaters“ liegt die
Hauptstadt Thiruvananthapuram alias Trivandrum, wie Rom auf
sieben Hügeln erbaut. Südlich der Stadt, in Kovalam, an einem
der malerischsten Flecken der Küste, hat das Leela-Palace Hotel
einen staatlichen Hotelkomplex übernommen und mit viel Geld,
Fleiß und Beharrlichkeit in einen Fünf-Sterne-Traum verwandelt:
luxuriöse Zimmer und Suiten, vier Restaurants, die indische und
europäische Einflüsse verbinden, und ein Infinity-Pool, der es mühelos unter die zehn weltweit schönsten Sunset-Locations schafft.
Am idyllischsten Platz des Hotelgeländes steht – verwunschen
wie ein Schloss aus tausendundeiner Nacht – ein burgähnlicher
Palast aus dem umfangreichen Besitz der Maharadscha-Familie.
„Wir würden diesen Palast gerne renovieren“, sagt Hotelmanager
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Der verlassene Palast in Kovalam (li.) gehörte der königlichen Familie. Luxus, Privilegien und Macht besitzt der 55. Maharadscha, Colonel
Raja Martanda Varma III (re.) nicht mehr, aber er ist nach wie vor eine Autorität im geistigen und spirituellen Leben von Trivandrum
schriften in Sanskrit gesammelt, ein Wissensschatz, von dem
Prinzessin Aswathi Thirunal begeistert erzählt. Dabei besuchte
die zarte, dunkelhaarige Frau selbst weder Schule noch Universität, sie wurde noch im Palast von Privatgelehrten in Englisch und
in Malayalam, der Landessprache, unterrichtet. Jahrzehntelang
studierte sie die Tempel und Mythen ihres Landes und verfasste
zahlreiche Bücher darüber. Heute steht sie der Familie als Maharani vor, neben ihrem Onkel, dem 55. Maharadscha, Colonel Raja
Martanda Varma III., der nach dem Tod seines Bruders 1991 die
Rolle des Familienoberhauptes übernahm.
Der alte Herr ist heute fünfundachtzig und quicklebendig. Ayurveda, sagt er, halte ihn jung. „Ich war zweimal in Deutschland“,
erzählt er in charmantem Plauderton, „das erste Mal 1936, da
sollte ich vor allem die Kultur kennenlernen. Dann war ich nach
dem Krieg dort, Anfang der 50er-Jahre.“ Vor allem seine Wertschätzung für deutsche Autos stammt aus dieser Zeit. Noch heute
steht in der Garage des begeisterten Automobilisten ein Mercedes
190 D aus den 60er-Jahren – im Originallack, mit dem ersten
Motor, in dem Varma III. inzwischen weit über zwei Millionen Kilometer zurückgelegt hat. Alle 200.000 Kilometer hat ihm Mercedes Indien eine Plakette verliehen, die der alte Herr stolz an der
Fahrzeugfront montierte. Das Auto stammt noch aus der Zeit, als
seine Familie den Raja stellte.1957 war Schluss mit der Aristokratie. In mehreren Schritten verloren die Herrschaftshäuser
Indiens ihre Macht, ihre Privilegien, ihre Titel und schließlich den
größten Teil ihres Besitzes. Travancore wurde Teil des Bundesstaats Kerala, der noch immer als einer der fortschrittlichsten in
Indien gilt, ob trotz oder wegen der kommunistischen Regierung,
die sich mit kurzen Unterbrechungen tapfer an der Macht hält.
Der Familie des Maharadscha blieb ihr Stolz und ihre spirituelle
und kulturelle Bedeutung. Vor allem der Padmanabha Swamy
Tempel, den einer ihrer Vorfahren im 18. Jahrhundert stiftete und
dem Gott Vishnu weihte, ist ein wichtiges Zentrum für die Stadt.
Das imposante Bauwerk mit seinem siebenstöckigen Turm und
steinernen Wächtern zählt zu den bedeutendsten und lebendigs-
Ashvin Kumar „und für besondere Anlässe nutzen“. Während die
Gäste unbeschwerte Sonnentage genießen, schlägt er sich mit
dem Erbe der Vergangenheit herum. Wegen der komplizierten
Erbschaftsgesetze streiten sich Indien und der Bundesstaat Kerala,
wem das herrschaftliche Gebäude eigentlich gehört. So steht der
imposante Bau ungenutzt, durch fast erblindete Fenster kann
man noch das Mobiliar der Herrscherfamilie erkennen und auf der
Terrasse trocknet die Wäsche von zwei indischen Polizisten, die
den verlassenen Palast bewachen.
„Meine Großtante hat dort gelebt“, erzählt Prinzessin Aswathy
Thirunal im 13 Kilometer entfernten Trivandrum. Die zierliche
Sechzigjährige im schlichten weißen Sari hat das Empfangszimmer
ihrer Residenz, dem Kaudiar-Palast, geöffnet. Der liegt versteckt
hinter hohen Hecken am Rand der Stadt und zeugt von anderen,
besseren Zeiten der Familie. Damals schmückten feine Stuckaturen, edle Möbel und kostbare Teppiche die Räume. Nur wenige
der 200 Zimmer sind bewohnt, in prunkvollen Kristalllüstern
leuchtet meist nur eine einsame Glühbirne und der weitläufige
Garten wartet schon seit langem vergeblich auf den Einsatz der
einstmals herrschaftlichen Gärtnerschar. Geblieben sind verblichene Schätze und die Porträts bedeutender Vorfahren. „Man
sollte seine Wurzeln kennen“, erklärt die Prinzessin. „Politisch ist
meine Familie heute unbedeutend, aber wir haben unseren Platz
im geistigen und gesellschaftlichen Leben.“ Ihr Onkel, Raja Varma
II., der letzte Maharadscha, der bis 1957 regierte, galt als moderner Mann: Er hatte Berühmtheit erlangt, als er 1936 den Zugang
zu den Tempeln für alle Hindus öffnete, auch die Unberührbaren
und Kastenlosen. 1937 gründete er die Universität von Trivandrum,
ließ sich beraten von Intellektuellen aus ganz Indien, um moderne
Wissenschaften, Physik, Chemie und Technik voranzutreiben. Es
war der Beginn einer bedeutenden Bildungsoffensive, die Kerala
bis heute Vorteile gegenüber anderen Regionen Indiens sichert.
Zugleich ließ der Maharadscha auch das traditionelle Wissen
erforschen: Historiker haben in Trivandrum 64.000 alte Hand-
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Hausbesuch im Kaudiar-Palast bei der amtierenden Maharani, Prinzessin Aswathy Thirunal (re). Die gelehrte Aristokratin ist Expertin für
Kunst und Kultur ihrer Heimat und engagiert sich für Charity-Projekte und Bildungsinitiativen
ten Vishnu-Heiligtümern Indiens. „Dorthin führt mich mein erster
Weg am Morgen“, erzählt der alte Maharadscha, Varma III. Eine
religiöse Verpflichtung – und natürlich tut auch die Bewegung
gut: „Ich gehe jeden Tag in den Tempel.“ Der ehemalige Palast
seiner Familie steht gleich daneben. Der Staat hat ihn zu einem
Museum gemacht. Für ein paar Rupien kann man dort eintauchen
in den verblassenden Prunk vergangener Tage, Festgewänder,
wertvolle Geschirre, kunstvolle Schnitzereien, martialische
Waffen und Familienporträts. Unverkennbar die Ähnlichkeiten
zwischen der Ahnengalerie und Varma III., der sich beharrlich weigert, das Museum in seinem ehemaligen Vaterhaus zu besuchen.
Viele Porträts der Herrscherfamilie stammen von Raja Ravi
Varma, Mitglied der königlichen Familie und einer der wichtigsten
indischen Maler des späten 19. Jahrhunderts. Raja Ravi Varma
brachte es in Europa zu bescheidenem, in Indien aber zu großem
Ruhm. Einige seiner Werke sind in der Sree Chitra Art Gallery in
Trivandrum ausgestellt, andere blieben im Besitz der fürstlichen
Familie. Auch im Palast der Prinzessin hängt ein Frauenbildnis
des Meisters. „Meine Großtante“, erzählt sie, „hatte einige schöne
Bilder im Palast in Kovalam“.
Der steht noch immer da, als sei die Familie nur für einige Zeit
verreist. Nebenan, im Leela Hotel, ahnt kaum einer der Gäste
etwas von seiner Geschichte. Nur wenige schauen überhaupt
hinauf, die meisten genießen die Ruhe im Pool über dem Arabischen Meer. Ein paar Bilder in der Empfangshalle aber weisen
darauf hin, dass es eine Verbindung gibt zwischen dem Hotel und
der königlichen Familie: An einer Wand prangt ein überlebensgroßes Porträt des Malers Raja Ravi Varma. Gegenüber zeigt ein
großes Foto die Besitzer des Hotels, Captain C. P. Krishnan Nair,
und seine Frau Leela, bei der Eröffnung des Hauses: Die beiden
begrüßen den alten Maharadscha und seine Nichte, Prinzessin
Aswathi Thirunal, als Ehrengäste. „Tourismus ist wichtig für
Kerala und seine Zukunft“, sagt die Prinzessin, „und die liegt uns
besonders am Herzen. Wir dagegen“, lächelt sie fein, „wir sind
Geschichte“. Tây wxÇ fÑâÜxÇ wxÜ `t{tÜtwáv{tá
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Der 1733 erbaute Hindu-Tempel ist die Hauptsehenswürdigkeit von Trivandrum. Besonders markant ist der siebenstöckige Tor-Turm, der Gopuram, über dem Haupteingang. Das
Vishnu-Heiligtum, das der erste Maharadscha von Travancore
errichten ließ, ist nur für Hindus zugänglich, Männer müssen
Dhoti, Frauen einen Sari tragen. Die Öffnungszeiten richten
sich nach den Gebetsstunden.
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Der ehemalige Palast der Herrscher von Travancore in Trivandrum, erbaut von Maharadschaa Swathi Tirunal Balarama
Varma, ist ein Holzbau im typischen Kerala-Stil mit feinen
Schnitzarbeiten. Ein großer Teil des Palastes ist heute
Museum, in dem u. a. der Elfenbeinthron der Rajas von
Travancore ausgestellt ist.
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Der Palast des Maharaja Sree Chitra Thirunal Bala Rama
Varma ist bis heute die Residenz der Maharani, Prinzessin
Aswathy Thirunal und ihrer Familie. Der Palast in Trivandrum
ist nicht öffentlich zugänglich, doch vom Tor aus lässt sich ein
guter Eindruck der Anlage gewinnen.
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Kovalam Beach, Tiruvananthapuram – 695527, Tel. +91/471/
248 01 01. Elegantes Luxushotel mit 186 Zimmern und Suiten
und einem besonders ruhigen Clubbereich mit Infinity-Privatpool hoch über den Buchten von Kovalam. Zum Hotelgelände
gehört einer der Paläste der königlichen Familie, der heute verlassen und ungenutzt ist. www.theleela.com
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strategies|
BESTEUERUNG DEUTSCHER
L E I T E N D E R A N G E S T E L LT E R
IN DER SCHWEIZ
Wann immer der Steuerbürger einen Euro verdient, möchte der Staat ein Stück
vom Kuchen abbekommen. Sind dabei mehrere Staaten involviert, geben
Doppelbesteuerungsabkommen als bilaterale Verträge vor, welchem der beiden
Staaten das Besteuerungsrecht zusteht. Bei der Interpretation dieser Abkommen
kommt es, wie so oft, zu Diskrepanzen zwischen dem Steuerpflichtigen und den
Finanzbehörden, die letztlich durch die Finanzgerichte bzw. den Bundesfinanzhof
beigelegt werden müssen. TEXT: DIPL.-BW(FH)MARCEL SIEGER, STEUERBERATER
\\
Regelung einschlägig. Im Übrigen ist weitere Voraussetzung für die Anwendung
der hier dargestellten Rechtslage, dass
nicht die Merkmale einer „Grenzgängertätigkeit“ im Sinne des Art. 15a DBASchweiz gegeben sind. „Grenzgängertätigkeit“ liegt dann vor, wenn der in
Deutschland unbeschränkt Steuerpflichtige regelmäßig nach der in der Schweiz
erbrachten Arbeitsleistung nach Deutschland zurückkehrt und dort übernachtet.
Die Anwendung der „Grenzgängerregelung“ ist nur dann auszuschließen, wenn
der in Deutschland unbeschränkt Steuerpflichtige an mindestens sechzig Tagen
im Jahr nicht an den deutschen Wohnsitz zurückkehrt, sondern
arbeitsbedingt in der Schweiz verweilt und übernachtet.
Das Urteil ist zu begrüßen, da dem in Deutschland unbeschränkt
Steuerpflichtigen hierdurch Rechtssicherheit geboten wird, wenn
er eine entsprechende Tätigkeit für eine Schweizer Kapitalgesellschaft ausübt. Die unumgänglichen Voraussetzungen – insbesondere der Grenzgängerregelung – machen jedoch deutlich,
dass eine willkürliche Verlagerung von Einkünften aus dem deutschen Steuerhoheitsbereich nicht angezeigt ist. Dennoch besteht
hier für den Steuerpflichtigen erheblicher Gestaltungsspielraum
zur Ausnutzung von Vorteilen des Schweizer Steuersystems. n jüngster Vergangenheit hat der
Bundesfinanzhof ein Urteil gefällt
(BFH, Urteil v. 25.10.2006, I-R81/04), welches das Doppelbesteuerungsabkommen Deutschland/Schweiz dahingehend auslegt, dass die Tätigkeit eines in
Deutschland ansässigen leitenden Angestellten für eine Schweizer Kapitalgesellschaft auch dann als „in der Schweiz
ausgeübt“ gilt, wenn sie tatsächlich überwiegend außerhalb der Schweiz verrichtet wird. Dies hat zur Folge, dass eine
solche Tätigkeit in der Schweiz der
Besteuerung zu unterwerfen ist und in
Deutschland in vollem Umfang – unter
Progressionsvorbehalt (§ 32b EStG) – steuerfrei zu stellen ist. Zur
Begründung führt das Gericht insbesondere die Entstehungsgeschichte des Art. 15 Abs. 4 DBA-Schweiz sowie die langjährige
Praxis der Vertragsstaaten an, was dazu führt, dass der hier vertretenen Auslegung gegenüber der möglichen Interpretation der
Finanzbehörden der Vorzug zu geben ist.
Anzuwenden ist das Urteil zu Art.15 Abs. 4, 24 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. d DBA-Schweiz auf Einkünfte von Vorstandsmitgliedern, Direktoren, Geschäftsführern und Prokuristen, die diese aus ihrer
Arbeit für eine Schweizer Kapitalgesellschaft erzielen. Dabei darf
die Tätigkeit allerdings nicht so abgegrenzt sein, dass der leitende Angestellte ausschließlich Aufgaben außerhalb der Schweiz
wahrnimmt. So fallen beispielsweise die Einkünfte des Geschäftsführers einer Schweizer Kapitalgesellschaft, der lediglich die
Geschäftsführung einer deutschen Betriebsstätte übernommen
hat, nicht in den Anwendungsbereich der Regelung. Übernimmt
er hingegen sowohl die Geschäftsführung der Schweizer Kapitalgesellschaft als auch die der deutschen Betriebsstätte, ist die
Der Artikel ersetzt nicht eine umfassende steuerliche Beratung.
Weitere Informationen:
Sieger & Huber Steuerberatungsgesellschaft, 83052 Bruckmühl
Tel. +49/8062/70 99-0, Fax +49/8062/70 99-23
E-Mail: [email protected]
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B R I C - S TA AT E N I I
INDIEN
Die zweite Folge unserer BRIC-Staaten-Berichterstattung gilt dem bevölkerungsstarken Indien. Ein Land, das seit einigen Jahren nicht in allen Branchen Wirtschaftserfolge erzielt. Folge: während sich die gebildeten Bevölkerungsschichten in den
Großstädten stark gestiegener Einkommen erfreuen, sieht die Kehrseite der indischen
Erfolgsmedaille noch ganz anders aus. TEXT: DR. REINER MERKEL
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analysis|
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W
schreiben. Schwere Kinderarbeit ist an der Tagesordnung. Indiens
Bevölkerung leidet unter der weltweit höchsten HIV-Infektionsrate.
ie Briten wussten schon vor 200 Jahren, was sie an
ihrer Kolonie Indien hatten: Der Subkontinent wurde
regelrecht ausgeplündert. Ob Edelsteine, Silber,
Seide oder edle Hölzer – was immer das große Land hergab,
wurde rigoros nach England verfrachtet. Diese Zeiten haben sich
dramatisch verändert. Nach vielem politischem Wirrwarr im Zuge
der Unabhängigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg und einer über
viele Jahre staatlich stark reglementierten Wirtschaft, wurden
1991 konsequente Reformen eingeleitet, um den Subkontinent
auf den Weg in die soziale Marktwirtschaft zu führen. Allerdings
werden auch heute noch zentrale Wirtschaftsbereiche (Schwerund Investitionsgüterindustrie, Energieversorgung, das Eisenbahn- und Postwesen) mehrheitlich staatlich gelenkt. Schritte hin
zu einer Öffnung werden nur zögernd unternommen.
Der akute Wassermangel auf dem Land hat dafür gesorgt, dass
die früher bedeutende Landwirtschaft zunehmend schrumpft.
Noch ist Indien in seiner Versorgung mit Grundnahrungsmitteln
autark, wird aber auf immer größer werdende Importe zugreifen
müssen. Die Landfluchtrate ist sehr hoch. Aktuell liegt der Anteil
der Stadtbevölkerung bei rund 28 Prozent, wird sich jedoch
innerhalb der nächsten 25 Jahre voraussichtlich verdoppeln. In
den immer größer werdenden Slums – vor allem um Mumbai –
versuchen diese Massen von Flüchtlingen einen ganz kleinen
Happen von dem enormen wirtschaftlichen Aufschwung der
Metropolen abzubekommen.
Zudem – die hier genannten Schwierigkeiten sind nur ein Bruchteil dessen, was in dem „Wirtschaftswunderland“ an vielschichtigen sozialen Problematiken besteht.
SCHWERPUNKTE DER INDISCHEN INDUSTRIE
Der Wirtschaftsaufschwung vollzieht sich – außer in der IT- und
Pharmabranche – mit der Schaffung verhältnismäßig wenig neuer
Arbeitsplätze. Zwar weist die exportorientierte IT-Paradebranche
jährliche Steigerungsraten zwischen 30 und 40 Prozent aus, hat
aber 2006 allenfalls nur zwei Prozent zum BIP beigesteuert. Auch
in einigen zukunftsstarken Branchen, etwa in der Biotechnologie,
im Pharmabereich sowie auf einigen Gebieten der Raumfahrt
gehört Indien zur internationalen Spitzenklasse. Aber trotz dieser
guten Position ist eine Breitenwirkung mit der Schaffung vieler
neuer, qualifizierter Stellen bisher noch nicht in Sicht. Last but
not least: Die hochgelobten Supereinkommen für IT-Beschäftigte, vor allem in der Hightech-Metropole Bangalore, relativieren
sich, wenn bedacht wird, dass eine qualifizierte Softwarekraft
monatlich umgerechnet nicht mehr als 150 Euro mit nach Hause
nimmt. Das tägliche Leben in Bangalore ist im indischen Städtevergleich sündhaft teuer und die einheimische Spezialisten haben
Probleme, wenn es sich herumspricht, dass ein Angestellter,
der direkt von seiner ausländischen Firma abgeordnet ist, mindestens das Dreißigfache an Gehalt erhält.
BLICK IN DIE ZUKUNFT
Neueste Weltbankstudien sehen für 2007 ein Wachstum des
Bruttoinlandprodukts – als wirtschaftlicher Erfolgsmaßstab einer
Volkswirtschaft – von rund sieben Prozent, und das bei einer Inflationsrate, die bei mindestens 4,5 Prozent liegen dürfte. Der Zenith
des Wachstums scheint einstweilen erreicht zu sein, denn die in
den letzten vier Jahren so flott verlaufende Binnenkonjunktur flaut
ab. Die Bevölkerungsteile, denen es jetzt möglich ist, sich etwas
zu leisten, scheinen vorerst nicht mehr zu wachsen. Darüber
hinaus sind seit Anfang dieses Jahres die Ausfallraten für
Konsumkredite sprunghaft gestiegen und eine Reihe von Konsumgüterherstellern meldet für das erste Halbjahr Umsatzrückgänge bis zu 15 Prozent. Mittlerweile scheint nach dem ersten
Konsumrausch Sparen angesagt zu sein. Denn staatliche Krankheits- und Altersvorsorge, allgemeine Sozialleistungen, etwa für
die Schulbildung, gibt es nicht. Den Eltern mit Einkommen ist
unbedingt daran gelegen, ihre Kinder auf Privatschulen zu schicken, und derlei Einrichtungen kosten auch in Indien. Weitere ausgesprochene Negativindikatoren für die wirtschaftliche Zukunft
sind die von ausländischen institutionellen Investoren im zweiten
Halbjahr 2006 um 42,6 Prozent zurückgefahrenen Anlagen. Auch
in Sachen Finanzanlagen, wie speziellen Fonds und Zertifikaten,
sieht es bei weitem nicht mehr so rosig aus. Innerhalb des MSCIEmerging-Market-„Anlageuniversums“ mit insgesamt 27 Ländern
ist Indien mittlerweile der teuerste Aktienmarkt. In den letzten
drei Jahren sind die Unternehmensgewinne bei weitem nicht
mehr parallel mit den Kursentwicklungen mitgestiegen. Mit
einem durchschnittlichen Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 17 sind
die indischen Aktien die innerhalb der BRIC-Staten am höchsten
bewerteten. Substanziell ist kaum noch Luft nach oben zu sehen,
alles andere ist Spekulation.
BRENNENDE SOZIALE PROBLEME
Das dringendste innenpolitische Problem ist der bisher erfolglose
Kampf um den Abbau gravierender sozialer Kontraste und der
Armut. Offiziell lebt ein Viertel der Bevölkerung unterhalb der von
der UNESCO festgelegen Armutsgrenze, also von weniger als
einem US-Dollar pro Tag und pro Familie. Experten gehen jedoch
von rund 35 Prozent aus. 80 Prozent der Bevölkerung müssen
sich bis mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag und Person
bescheiden. Nach wie vor ist die offiziell totgeschwiegene Kastenfrage ein brisantes Thema. Insgesamt 25 Prozent der Bevölkerung zählen zu den sogenannten Unberührbaren. Eine Situation,
die sich mangels Ausbildungsmöglichkeiten dieser großen Gruppe auf lange Sicht nachteilig auf die wirtschaftliche Entwicklung
auswirkt. Trotz rechtlicher Gleichstellung sind die Benachteiligungen der Frauen – primär in ländlichen Gebieten – unverändert hoch. Es herrschen zum Teil Zustände wie im Mittelalter.
Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung können weder lesen noch
FAZIT: Indien sollte keinen Wirtschaftsweltmachtträumen nachhängen, wie neuerdings häufig aus dem dortigen Unternehmerlager zu hören ist. Explizite Indienkenner vermissen nach wie vor
das Wachsen eines Mittelstandes, denn die Kluft zwischen Luxus
und Armut ist unvorstellbar groß. finest.finance!
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| faces & places
INDIEN
D I E K A RT E N W E R D E N A U F G E D E C K T
Indiens Wirtschaft boomt. Damit sind aber längst nicht alle Probleme des Subkontinents aus der Welt. Die inländischen Investitions- und Sparquoten etwa bewegen sich
auf einem tiefen Niveau, gleiches gilt für ausländische Direktinvestitionen. Und die
Infrastruktur hinkt der wirtschaftlichen Entwicklung weit hinterher. Doch Indien hat
den Kampf gegen diese Probleme aufgenommen. TEXT: DR. RETO MÜLLER, MARCO MANTOVANI
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ndien macht seit 2000 deutliche Fortschritte, vor
allem bei der Investitions- und Sparquote sowie den
ausländischen Direktinvestitionen. Gemäß offiziellen
Daten lagen die nationalen Sparquoten in den letzten zwölf Monaten (bis März 2006) bei 32,4 Prozent des BIP. Verglichen mit der
durchschnittlichen Sparquote von 25 Prozent in der Zeit von 1990
bis 2004 ist das ein deutliches Wachstum. Gleichzeitig stieg die
aggregierte Investitionsrate bis März 2006 auf 33,4 Prozent des
BIP; ein Durchbruch verglichen mit den durchschnittlichen 26 Prozent der vorangegangenen 15 Jahre. Darin sind auch die direkten Auslandsinvestitionen enthalten, welche bis Ende März 2007 auf rund
13 Milliarden US-Dollar gewachsen sein dürften.
INFRASTRUKTUR ALS SORGENKIND Ein Sorgenkind bleibt die
Infrastruktur. Der Zustand der Straßennetze und des öffentlichen
Transports etwa liegt weiterhin unter dem asiatischen Durchschnitt. Die Infrastrukturausgaben werden sich bis März 2007 auf
rund 4,3 Prozent des BIPs belaufen. Damit bewegen sie sich in
etwa in den Bandbreiten der vorangegangenen Jahre seit 1990.
(Abb. 1). Ganz anders das Bild in China. Dort liegen die Sparquoten und Investitionsraten bei 40–50 Prozent des BIP; die direkten
Auslandsinvestitionen erreichen 50–60 Milliarden US-Dollar. Aus
investitionsrechnerischer Sicht kann man die beiden Länder also
keineswegs auf eine gleiche Stufe stellen. Die primäre Herausforderung für Indien ist aber nicht etwa ein Wettrennen mit China.
Viel wichtiger ist, dass es dem Subkontinent gelingt, sein eigenes
Potenzial besser zu nutzen.
auf die IT-Dienstleistungen und Outsourcing-Unternehmen wie
Infosys, Wipro und TCS legt, dem wird eines deutlich: Die Fähigkeiten, die Ressourcen und die Kultur für anspruchsvollste Softwareentwicklung für große Abnehmer in Europa und den USA sind
schon seit einigen Jahren gegeben. Und dank Qualität und sehr
attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnissen gegenüber traditionellen Wettbewerbern in der westlichen Welt werden immer mehr
Marktanteile gewonnen. Basis dafür ist die vielleicht größte Stärke
Indiens: ein enormes Reservoir an sehr gut qualifizierten IT-Professionals. Zudem kommen jedes Jahr rund 700.000 Absolventen
der Naturwissenschaft und des Ingenieurswesens hinzu.
Indiens Schulen und Universitäten bringen also deutlich mehr
Nachwuchs an hochqualifizierten Professionals auf den Arbeitsmarkt als etwa die Ausbildungsstätten in den USA, Europa, Japan
oder China (Abb. 3). In den letzten zehn Jahren hat sich somit die
Anzahl gut ausgebildeter Ingenieure mehr als vervierfacht.
ZWEITES WIRTSCHAFTSWUNDER DES NEUEN JAHRTAUSENDS
Denn Indiens größte Stärken sind das hochqualifizierte Humankapital und das ausgeprägte Unternehmertum. Diese Stärken entwickeln sich innerhalb des Landes. Die zweit-bevölkerungsreichste
Nation der Welt ist auf dem Vormarsch und lebt wieder auf! Und
dürfte neben China für das zweite Wirtschaftswunder – mit jährlichen BIP-Wachstumsraten von über sieben bis zehn Prozent –
im neuen Jahrtausend verantwortlich sein. Bereits heute besitzt
Indien nach guten Jahren des Wachstums das vierthöchste nach
Kaufkraft bereinigte BIP (Abb. 2). Wer die Geschichte des indischen Humankapitals genauer betrachtet und dabei den Fokus
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2006 auf 14 Prozent des BIPs erwartet – gegenüber den zehn Prozent BIP-Anteil im Jahr 2003 ein gesundes Wachstum.
Ebenfalls begünstigend kommt hinzu, dass Indien eine dynamische demographische Entwicklung erlebt. Der Anteil der NichtErwerbstätigen sinkt. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass
der Anteil der arbeitenden Bevölkerung steigt. Damit verfügt
Indien über eine Schlüsselqualifikation, die den Subkontinent
auch gerade gegenüber China in eine bessere Position bringt.
Denn dort wird der Anteil der arbeitstätigen Bevölkerung in den
nächsten fünfzig Jahren zurückgehen (Abb 4).
AUßERGEWÖHNLICHER UNTERNEHMERGEIST Die oben genannten Einschätzungen beruhen auf den unternehmerischen Stärken
Indiens. Das Land verfügt zudem über eine Reihe bedeutender
Unternehmen mit außerordentlichen Führungspersönlichkeiten
an der Spitze. 2004 tauchte das erste indische Unternehmen in
den Fortune TOP 500 Unternehmen der Welt auf. Heute gehören
bereits sechs indische Unternehmen zu diesem exklusiven Kreis.
Der wahre Vorteil in Indiens Talentpool ist der in der Tat außergewöhnliche Unternehmergeist. Indien erfreut sich risikofreudiger
und innovativer Visionäre, welche die besondere Gabe besitzen,
neue Geschäftsideen zu konzipieren und als Lösung für wichtige
Probleme in bestehenden und neuen Märkten zu entwickeln. Ein
AUSGEPRÄGTES UNTERNEHMERTUM Beeindruckend ist auch
Indiens Unternehmertum. Wie China brachte Indien in den letzten
Jahren eine ganze Reihe von Weltklasse-Firmen hervor. Dabei
handelt es sich nicht nur um Firmen im IT-Sektor, sondern auch
in den Bereichen Telekommunikation, Pharma, Energieerzeugung,
Stahlindustrie und Automobilindustrie. Im Gegensatz zu anderen
Indien liegt punkto Infrastruktur- Ausgaben weit hinter China zurück
Indiens kaufbereinigtes BIP liegt 2005 bereits auf
Rang vier im internationalen Vergleich
Infrastrukturausgaben in (% von BIP): China und Indien (Abb. 1)
BIP PPP 2005 (Trilliarden US$) (Abb. 2)
führenden Industrienationen weist Indien 2006 eine ausgeglichene Handelsbilanz auf. Hauptanteil an Indiens Exportgeschäft
haben Engineering Produkte mit einem Anteil von 21 Prozent des
gesamten Exportwertes, gefolgt von Textilien (15 Prozent) und
Juwelen (15 Prozent). Bei den Importen stehen an erster Stelle
Rohöl und Petroleum-Produkte (30 Prozent) sowie Maschinen
und Anlagen/Geräte (22 Prozent), Edelmetalle und andere Rohstoffe (32 Prozent). In erster Linie importiert Indien also Produkte, die der eigenen Wirtschaft als Treibstoff dienen. Die kürzlich
angekündigte Akquisition der britisch-niederländischen Corus
Group Plc. durch den indischen Konkurrenten Tata Steel ist deshalb als Omen für eine Reihe geplanter Übernahmen auf den Rohstoffmärkten und eine weitere Internationalisierung indischer
Großunternehmen zu deuten. Denn die indische Wirtschaft
wuchs in den letzten Jahren auch durch die zunehmende globale
Vernetzung indischer Unternehmen. Die Exportquote wird für
gutes Beispiel ist Mukesh Ambani, der Vorsitzende der Reliance
Industries Ltd., das erste indische Unternehmen in der 2004 veröffentlichten Fortune Global 500 Liste der weltweit größten Firmen.
PIONIER IM EINZELHANDEL Die erfolgreiche Entwicklung des
Kerngeschäfts seiner Unternehmen in den Bereichen Energie,
Petrochemikalien und Textilien war für Ambani nicht genug. Er
packte deshalb zwei der größten Herausforderungen der indischen
Volkswirtschaft an: den Einzelhandel und die Landwirtschaft. Mit
seinen über zwölf Millionen Kleinstgeschäften war der indische
Einzelhandelssektor überreif für eine Konsolidierung. Ein ähnliches
Bild zeigte sich in der Landwirtschaft, der Erwerbsquelle für rund
60 Prozent der indischen Bevölkerung und lange Zeit Treibanker
der indischen Wirtschaft. Mukesh Ambani verstand es, die Synergiepotenziale zwischen Lebensmittelhandel und landwirtschaftlicher Produktion gekonnt zu nutzen. Grundpfeiler waren
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ter über 50 Milliarden US-Dollar betragen. Aufträge für 20.000
neue Schienen-Kilometer sind bereits unter Vertrag. Für weitere
zwölf Milliarden US-Dollar werden 54 Hochseehäfen erweitert,
renoviert oder neu gebaut. Man kann also davon ausgehen, dass
sich Indiens Infrastruktur in den kommenden Jahren stark verbessern wird – in den nächsten Jahren sollen dort insgesamt über
250 Milliarden US-Dollar investiert werden.
ein IT-gestütztes Distributionssystem für die landwirtschaftlichen
Produkte sowie der Aufbau neuer IT-Plattformen für die Kommunikation zwischen den ländlichen Produzenten. Gleichzeitig trieb
er die Eröffnung von über fünfzig Megastores alleine im letzten
Jahr voran – viele weitere sind zudem in Planung. Das Resultat
von Ambanis Konzept und seiner Umsetzung: Innerhalb kurzer
Zeit stieg das Lohnniveau im primären Sektor. Und die Konsumenten profitieren von einem größeren Angebot. Zusammen mit
dem wachsenden Pro-Kopf-Einkommen ist Ambanis Modell ein
bedeutendes Rad in Indiens Wachstumsmotor.
NEUE MACHTVERHÄLTNISSE? Heute sind zwei von fünf Menschen
entweder Chinesen oder Inder. Und Experten sind sich einig: Beim
Kampf um die Welt von morgen wird sich das globale Machtgefüge durch diese schiere Größe bis zur Mitte des Jahrhunderts
grundlegend verändern. Mit der Schwächung der amerikanischen
Vorherrschaft und dem geringen Wachstum der europäischen
Wirtschaft steht Asien vermehrt im Zentrum des Ringens um
VERBESSERUNGEN AN DER INFRASTRUKTUR Indien bringt
zunehmend Infrastrukturprojekte voran. Zentral dabei ist die
Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, deren Zustand vielerorts
ein Hemmschuh für die Wirtschaftsentwicklung ist. Und auch hier
Indien jährlich die meisten Hochschulabsolventen
- grösstes Wachstum im internationalen Vergleich
Indien überholt in der Erwerbsbevölkerung
Studien- und Hochschulabgänger (Abb. 3)
Prognose Indiens Erwerbsbevölkerung 2005-2050 (Abb. 4)
stehen einheimische Unternehmer in der vordersten Reihe. Ein
augenfälliges Bespiel für den Bauboom ist der neue FlughafenZubringer von New Delhi. Der Flughafen der nordindischen Metropole wird durch die GMR Group erweitert. Das gleiche Unternehmen kümmert sich auch um die Erweiterung des Flughafens von
Hyderabad. Geplant ist zudem der Aus- und Neubau von vierzig
weiteren Flughäfen. G. M. Rao, Gründer der GMR Group, gehört
ebenfalls zu den Visionären des aufstrebenden Landes. Rao
stammt selber aus ärmlichen Verhältnissen und hat ein Unternehmen geformt, das sich auf den Straßenbau und die Energiegewinnung fokussiert. Der Grundstein zur Modernisierung des
Schienennetzes wurde in Delhi mit dem Bau einer modernen Untergrundbahn gelegt. Die Regierung will die bisher staatlichen Bahnbetriebe teilprivatisieren, um in- und ausländische Investoren
anzulocken. Die Aussichten auf eine Beteiligung am zweitgrößten
Bahnnetz der Welt soll dessen Erneuerung vorantreiben. So sollen
die Investitionen für den Ausbau des Netzes um 40.000 Kilome-
Macht, Energieressourcen, Jobs und Marktanteile. Oft wird Indien
mit China verglichen. Zu Unrecht. „Wir sind ziemlich unterschiedlich“, hat etwa der indische Handels- und Industrieminister
Kamal Nath in einem Zeitungsinterview festgehalten. Tatsächlich
sehen die Länder einander eher als Rivalen, vor allem, wenn es
um Energieressourcen geht. Nath relativiert zudem die Bedeutung
der Größe der indischen Volkswirtschaft: „Indien wird in den nächsten zehn Jahren nicht plötzlich zu einer Großmacht werden“, sagt
er. „Das einzig Wichtige ist die Frage, wie viele Menschen wir in unserem Land aus der Armut führen können.“ Heute leben rund 660
Millionen Inder mit weniger als zwei Dollar pro Tag. Auch mit dem
gegenwärtigen BIP-Wachstum von 8,4 Prozent (2006) kann die
Lage nicht genügend verbessert werden. Dennoch hat Indiens
Wirtschaft durchaus die Fähigkeit zu einem Höhenflug, auch
wenn dieser vergleichsweise tief unten starten muss. Denn schon
Mahatma Ghandi hat gewusst: „Stärke entspringt nicht aus
physischer Kraft, sondern aus einem unbeugsamen Willen.“ finest.finance!
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24.07.2006
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Chairman of Anil Dhirubhai Amabani
Enterprise Group Anil Ambani
INDIENS
U N T E R N E H M E R FA M I L I E N
Die privaten industriellen Strukturen Indiens erinnern an die Zeiten des
europäischen Frühkapitalismus. Einige Familien wie die Ambani (Reliance
Group), Birla, Mahindra, Oberoi und Tata – von denen einige schon zu britischen
Kolonialzeiten ihre enormen Vermögen angehäuft haben – beherrschen in
Eintracht mit dem Staat die weitaus größten Teile der Wirtschaft. FOTOS: GETTY IMAGES
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analysis|
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ke Interessen im Fahrzeug- und Maschinenbau, u. a. die Fertigung
der in Indien so beliebten Kleinmotorräder auf Honda-Basis. Internationales Aufsehen dürfte die für 2008 geplante Markteinführung eines Kleinwagens auf Daeweoo-Matiz-Basis erregen. Das
viersitzige Gefährt soll umgerechnet knapp 2000 Euro kosten und
dürfte primär die asiatischen und afrikanischen Märkte überschwemmen. Die Serienfabrikation ist für das erste Jahr auf
250.000 Autos ausgelegt. Trotz dieses Aldi-Preises will Tata unbedingt Geld mit dem Auto verdienen.
s liegt auf der Hand, dass diese Clans mit den
zögernden Privatisierungsschritten einverstanden
sind. Auch ihre geschäftlichen Claims sind weitestgehend abgesteckt, sodass man sich nicht zu stark ins Gehege
kommt. Aufsteigererfolge, wie sie der Gründer des Softwarekonzerns Infosys Murrti, der Vater des heutigen HightechBangalore, oder Indiens reichste Frau, die Biocom-Gründerin
Mazumdar-Shaw durchlaufen haben, sind Raritäten.
Gewissermaßen als Hecht im Karpfenteich der privaten indischen
Wirtschaft dieser Jahre gilt Mukesh Ambani, unumschränkter Mahindra gilt als Indiens größter Automobil- und LandmaschiHerrscher der größten indischen Industriegruppe, der börsen- nenhersteller. Darüber hinaus ist der Konzern in zahlreichen andenotierten Reliance mit rund 20 Milliarden Euro Umsatz und Super- ren Branchen – bis hin zum Hotelgewerbe – tätig. Mit Nissan und
gewinnmargen. Durch Holdings, Zwischenholdings und eine Renault bestehen Produktionspartnerschaften. Auf der BMWReihe von Tochterunternehmen erstrecken sich die Interessen Agenda steht ein breit angelegter Einstieg auf dem Erfolg veralleine auf den angestammten Geschäftsgebieten von der Erd- sprechenden Nachholmarkt Indien, und die Produktionsölbranche im Iran über eigene
gemeinschaft Montage der
Raffinerien in Indien bis hin zur
Dreier- und Fünferreihe in den
Herstellung von Kunststoffen
hochmodernen Mahindra-Werund Fasern. In den vergangenen
ken ist bereits angelaufen. InsJahren hat Reliance das Geschäft
gesamt gelten die Chancen für
mit Finanzdienstleistungen – von
Tata und Mahindra, speziell auf
Fonds bis zu Konsumentenkredidem automobilen Binnenmarkt,
ten – über eine Reihe von Tochterals ausgezeichnet. Bisher fahren
gesellschaften stark aufgebaut.
bei einer 1,2-Milliarden-BevölkeDarüber hinaus profitiert Relirung nur 1,2 Millionen private
ance von den veralteten ÖlraffiAutomobile auf den Straßen,
nerie-Strukturen in den USA. Im
und da besteht bei den steigenNordosten Indiens läuft derzeit
den Einkommen in den gut verein groß angelegtes Ausbauprodienenden Berufen noch sehr
gramm der Reliance-Raffineriegroßes Potenzial.
kapazitäten, speziell für den
Export von Treibstoffen in die
Bei der Birla-Gruppe ist der
USA. Gleichzeitig ist Reliance
Konglomerats-Charakter besondarangegangen, in den indischen
ders stark ausgeprägt. Die
Metropolen eine SupermarktInteressen sind sehr breit gekette nach amerikanischem
spannt und reichen von der
Biocon-Gründerin Kiran Mazumdar Shaw (rechts) heißt den iriVorbild aufzubauen, um den
Zement- und Düngemittelherschen Premierminister Bertie Ahern (links) auf dem BioconBesserverdienenden modernsstellung über die Produktion
Gelände in Bangalore willkommen
te Einkaufsmöglichkeiten zu
von Elektroausrüstungen bis zu
bieten. Ein Projekt, das zunächst mehr als eine Milliarde US-Dollar starken Aktivitäten auf dem PVC-Sektor. Ohne großes Aufsehen
kosten wird. Als größter Coup Ambanis gilt jedoch das Projekt versucht Birla derzeit, den renommierten österreichischen FaserNaviCity im Osten Mumbais. Hier sollen große Teile der Slums hersteller Lenzing zu übernehmen.
abgerissen werden und im Zuge einer entsprechend großzügigen
Planung Apartmenthäuser, Verwaltungstürme und eine Infra- Das bekannteste Markenzeichen der indischen Privatwirtschaft
struktur mit hochmodernen Geschäften entstehen. Zwar muss ist der Name Oberoi, traditionell im Hotelgewerbe und im Immodas Projekt öffentlich ausgeschrieben werden, aber niemand bilienbereich tätig. Die Firstclass Hotels – eine Reihe von ihnen
zweifelt daran, dass Ambani zum Zuge kommen werden. Relian- gehört zu den „Leading Hotels of the World“ – und die Resorts
ce will für das Projekt elf Milliarden US-Dollar bereitstellen und der Oberoi-Gruppe finden sich nicht nur in Indien, sondern im
sofort Co-Projektentwickler mit dazunehmen. Wenn NaviCity gesamten südostasiatischen Raum und erfreuen sich bei den
komplett erstellt ist, geht Ambani von einer Gesamtwertigkeit um Gäste hoher Beliebtheit.
die 110 Milliarden US-Dollar aus.
Erwähnt werden muss auch, dass die Supererfolgsstory des
Die Tata-Gruppe ist traditionell Stahlhersteller mit sich daran gebürtigen indischen Stahlmagnaten Lakshmi Mittal eine euroanschließender Wertschöpfungskette (Baustahl, Bleche für alle päische ist. Der Aufbau seines Stahlimperiums ist über die Mitmöglichen industriellen Einsatzgebiete etc.). Dazu kommen star- tal-Konzernzentrale in Amsterdam erfolgt. finest.finance!
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INDIENS
W I RT S C H A F T S E R F O L G
NUR EINE GROSSE ILLUSION?
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Bollywood – die Welt des schönen Scheins
Das offizielle Indien zeigt sich heute vorzugsweise von seiner schönsten, gewissermaßen von seiner Traumseite. Bollywood macht es möglich. Die mittlerweile mit
Abstand größte Filmmetropole Mumbai (früher Bombay) mit ihren leistungsstarken Filmateliers, bekannt als Bollywood, sorgt mit ihren wie am
Fließband produzierten Seifenopern für eine Welt der
Illusionen.
TEXT: DR. REINER MERKEL; FOTOS: SHUTTERSTOCK, GETTY IMAGES
\\
n die Welt der Illusionen kann sich in Indien jeder flüchten, der das Eintrittsgeld für einen Kinobesuch aufbringen kann. Doch Hunderte von Millionen Familien
müssen von dem Betrag eines Kinotickets einen oder gar zwei
Tage leben. Kaum ein anderes Land auf unserem Erdball ist
heutzutage von derart großen sozialen Kontrasten geprägt wie
der Subkontinent. Einzelne unternehmerische Erfolgsstorys
strahlen in der Wirtschaftspresse. Aber der ungemein hohe Berg
an sozialen Problemen, deren Ausmaß wir uns hierzulande kaum
vorstellen können, wird trotz aller Wirtschaftserfolge nicht
kleiner. Hightech und tiefes Mittelalter werden sich auch noch
über kommende längere Zeiträume hinweg hautnah gegenüber-
stehen. Zwischen der Software-Welthauptstadt Bangalore einerseits und den
großen Slums andererseits,
in denen Hunderttausende
von Menschen vegetieren, sind
es allenfalls ein paar Schritte.
Selbst bei einem über viele Jahre
andauernden Wirtschaftsaufschwung
wird es noch Generationen dauern, bis
Indien aufhört, das zu sein, was es nach wie
vor ist: ein Entwicklungsland. finest.finance!
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WÄHRUNGEN
SPIEGEL DER RISIKOFREUDE
Die Folgen der Carry-Trades haben in den letzten Wochen für Turbulenzen auf
den Devisenmärkten gesorgt. Sie haben gezeigt, dass diese Märkte nicht losgelöst
von den Finanzmärkten funktionieren. An den volatilen Börsen durchlebten
Anleger ein Wechselbad der Gefühle. Spiegelbildlich dazu bewegten sich jene
Währungen, die von Carry-Trades am stärksten getroffen waren: „Gute“ Börsentage belasteten Yen sowie Schweizer Franken und gaben Euro, Pfund und
US-Dollar sowie vor allem den Hochzinswährungen – u. a. dem neuseeländischen
und australischen Dollar – Auftrieb. „Schlechte“ Börsentage waren dagegen
schlecht für diese, jedoch gut für Yen und Schweizer Franken.
__
ange hatten Carry-Trade-Händler von stabilen Währungsrelationen und niedriger Volatilität profitiert.
Sie verschuldeten sich in Niedrigzinswährungen und
legten das Geld in Anlagen an, die höhere Zinsen abwarfen. Die
Korrektur an den internationalen Finanzmärkten in Zusammenhang mit der US-Hypothekenkrise hat bei den Carry-TradePositionen tiefe Spuren hinterlassen und die Währungsrelationen
entsprechend geprägt. Die erhöhte Volatilität und die gestiegene
Risiko-Aversion haben die Devisenhändler verunsichert. Sie
haben in den letzten Wochen viele ihrer Carry-Trade-Positionen
glattgestellt. Darüber sind Euro und Pfund vorübergehend unter
Druck geraten, während Yen und Schweizer Franken profitierten.
Am stärksten betroffen aber waren der neuseeländische und
australische Dollar. Gegenüber dem Yen verloren sie innerhalb
kürzester Zeit um über 20 Prozent.
TEXT: H.-LOTHAR MERTEN
wertete den US-Dollar auf. Auch die jüngste Beruhigung an den
Finanzmärkten hat die Währungsrelationen betroffen. Parallel zur
Aktienentwicklung haben die Zinsdifferenz-Spekulationen (Carry
Trades) wieder zugenommen, was beispielsweise dem Yen und dem
Schweizer Franken den Boden unter den Füßen weggezogen hat.
Normalität ist zwar noch nicht an die Devisenmärkte zurückgekehrt, aber die Gemüter und die Kursschwankungen haben sich
etwas beruhigt. Doch die Unsicherheit im Markt ist groß und wird
nicht von heute auf morgen verschwunden sein. Anleger sollten
künftig daher stärker als bisher auf gute Fundamentaldaten an
den Schwellenmärkten achten. Gefährdet sind vor allem Länder
mit strukturellen Problemen, etwa einem großen Leistungsbilanzdefizit. Das zeigt das Beispiel Türkei: Wenn die Risikoaversion
zunimmt, gehört die türkische Lira meist zu den Verlierern. Dann
reicht ein hoher Kupon nicht unbedingt aus, um Währungsverluste zu kompensieren. Vor allem für Anleger aus der Euro-Zone
besteht die Gefahr, dass die höheren Zinseinnahmen in Schwellenländern durch Währungsverluste aufgezehrt werden.
Weitere Faktoren verstärkten diese Mechanismen: Die erhöhte
Risiko-Aversion trieb viele Anleger in „sichere Häfen“ (u. a.
Schweizer Franken), weshalb der Aufwertungsdruck während der
Börsenturbulenzen noch zunahm. Viele Investoren, vor allem
Hedge-Funds, lösten unter Finanzierungs-Druck Aktiva auf, was
den Verkaufsdruck in einer Art Kettenreaktion verstärkte. Riskantere Anlagen, etwa Investitionen in Schwellenländern, wurden abgestoßen, weniger riskante nachgefragt. Das kam den stabileren
Währungen zugute. Das ist unter anderem der Grund, weshalb
der US-Dollar während der ganzen Marktkorrektur nur wenige
Federn lassen musste. Die erhöhte Nachfrage nach US-Staatsanleihen, die in Krisensituationen immer stark gesucht sind,
Als Anleger muss man daher jedes Land und jeden Schuldner
einzeln betrachten und genau hinsehen, wo man investiert und
wem man sein Geld anvertraut. Mit dem Auf und Ab von
Währungen lässt sich viel Geld verdienen, die Angebote sind vielfältig – zum Teil aber auch hochriskant. Devisengeschäfte sind
von Natur aus Risikogeschäfte. Je mehr die Devisenkurse
schwanken, desto wichtiger ist eine Absicherung dagegen. Und
je höher der Hebel ist, umso größer sind die Risiken – sicher aber
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auch die Chancen. Sicherheit sollte bei Devisengeschäften daher
oberstes Gebot sein.
schaft. Diese setzt sich neben Institutionellen vor allem aus einer
mittelständischen Klientel zusammen, die es schätzt, bereits mit
Beträgen ab 25.000 Euro direkt an Währungsgeschäften zu partizipieren. Jeder Kunde hat mit seinem persönlichen Code jederzeit Internet-Zutritt zu seinen persönlichen Daten. Er bekommt
darüber Einsicht in die Handelstransaktionen, die PerformanceAnalyse und den aktuellen Ist-Zustand seines Vermögens. Transparenz wird bei den Zugern „groß“geschrieben. Die Datenübermittlung ist verschlüsselt und gegen unberechtigte Manipulationen
geschützt. Schutzwall-Systeme machen den Zutritt Unberechtigter zu den persönlichen Daten unmöglich.
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Wer im Währungs-Management Sicherheit und Professionalität
sucht, findet vor allem in der Schweiz kompetente Partner. Einer
der Pioniere im Bereich Devisenmanagement für Privatanleger ist
die Schweizer MomentInvest mit Sitz in Zug. Die Spezialisten fahren
seit Jahren mit Erfolg eine konservative Handelsstrategie mit einem
Hebel bis zu maximal 1:10. Statt hoher Hebel steht Risikokontrolle bei ihnen an erster Stelle. Die Handelsphilosophie der Zuger:
Charttechnik und quantitative Methoden-Statistik mit eigener
Software; ökometrische Methoden aus verschiedenen Quellen;
marktpsychologische Methoden auf Basis bezahlter Research.
Alle Handelsaktivitäten gehen 1:1 in die Abrechnung der Kund-
OFFIZIELLE DEVISENRESERVEN
in Milliarden Dollar
WELT INSGESAMT
4713,9
G7 INSGESAMT
1285,8
Japan
Vereinigte Staaten
Deutschland
Großbritannien
Kanada
Frankreich
Italien
ASIEN GESAMT
China
Golfstaaten
Russland
Norwegen
HEDGE-FONDS PRÄGEN DEN DEVISENHANDEL
863,4
55,6
43,0
38,3
35,8
35,3
25,7
2919,9
957,1
89,6
252,2
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DOLLAR UND YEN
V O R
D E R
A U F W E R T U N G
Die Entwicklung an den Devisenmärkten wird für eine ausgewogene Anlagepolitik immer bedeutungsvoller – nicht zuletzt durch die anhaltende Globalisierung
und die hohen Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft.
jj
echselkursbewegungen hängen von einer Vielzahl
ökonomischer Faktoren ab und fallen in der Regel
scharf aus. Damit haben sie großen Einfluss auf die
Wertentwicklung und das Risiko internationaler Anlageentscheidungen. Dies zeigt sich z. B. in der Entwicklung des US-Dollars
zum Euro: Mit 0,8272 hatte der Euro im Oktober 2000 seinen
Tiefststand und im Juli 2007 bei 1,3827 seinen bisherigen Höchststand erreicht – der Wert eines in Dollar notierenden Wertpapiers
wäre für einen in Euro kalkulierenden Investor innerhalb dieser
Zeit also wechselkursseitig um über 50 Prozent gesunken. Ähnlich
haben sich in japanischen Yen notierende Anlagen entwickelt, der
seit Oktober 2000 gegenüber dem Euro über 60 Prozent abgewertet hat.
Langfristige realwirtschaftliche Effekte werden zwar nicht ausschließlich von nominalen Wechselkursbewegungen sondern in
hohem Maße auch durch unterschiedliche Inflationsentwicklun-
TEXT: GERRIT WEBER
gen der Länder beeinflusst. Doch selbst auf Basis der Betrachtung realer Wechselkurse erlebten Dollar und Yen gegenüber dem
Euro in den vergangenen Jahren eine massive Abwertung. Im
direkten Vergleich führte dies zu einer deutlichen Wettbewerbsverschlechterung der Unternehmen aus der Eurozone gegenüber
denen aus Japan und den USA. Hierzulande hat die hohe internationale Nachfrage nach klassischen deutschen Exportprodukten
aus der Maschinenbau-, Elektrotechnik- und Chemie-Industrie die
ökonomischen Wirkungen in engen Grenzen gehalten.
An folgenden realwirtschaftlichen Wirkungen zeigen sich die beiden wesentlichen strukturellen Faktoren der Entwicklungen an
den Devisenmärkten: Zum einen basiert die hohe Wachstumsdynamik der US-Wirtschaft in den letzten Jahren in erheblichem
Maße auf dem privaten Verbrauch. Dies hat die Güterimporte über
längere Zeit mit einer deutlich höheren Rate ansteigen lassen als
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die Güterexporte. Daraus hat sich ein historisch hohes Handelsbilanzdefizit der US-Wirtschaft ergeben. Insbesondere in der
Phase sehr niedriger Zinsen konnte dieses außenwirtschaftliche
Ungleichgewicht nicht mehr durch Kapitalzuflüsse ausgeglichen
werden, sodass der Dollar gegenüber vielen Währungen deutlich
abgewertet hat. Im Jahre 2005 führten der geldpolitische Straffungskurs der amerikanischen Notenbank und die daraus resultierende verringerte Zinsdifferenz am Geldmarkt dann zu einer
Erholung des Dollars. Trotz heute höherer wirtschaftlicher Dynamik
in Europa und Japan stellt dieses Ungleichgewicht ein Damoklesschwert über der US-Währung und damit der gesamten Weltwirtschaft dar.
Die Zinsdifferenz zwischen den einzelnen Volkswirtschaften bildet
den zweiten strukturellen Einflussfaktor. Sie stabilisiert aktuell
den Dollar und wirkt auch auf die Währungen anderer Hochzins-
Normalisierung mittelfristig fortsetzen und ihren Geldmarktsatz
weiter erhöhen. Damit verringert sich die Attraktivität der „carry
trades“ deutlich – vielmehr ist damit zu rechnen, dass unabhängig
von den typischen Gegenbewegungen im Umfeld verunsicherter
Märkte gerade spekulative Positionen aufgelöst werden. Dies
würde den Yen, der auf fundamentaler Basis unterbewertet ist,
deutlich aufwerten lassen.
länder positiv. Viele Finanzmarktteilnehmer versuchen, von
dieser Differenz über sogenannte „carry trades“ zu profitieren,
indem sie am Geldmarkt von Hochzinsländern investieren und
das über Kredite aus Niedrigzinsländern refinanzieren. Insbesondere dieser Effekt hat den Yen in der Vergangenheit gegenüber
vielen Währungen abwerten lassen.
haben. Auf dieser Basis ist zunächst mit einem US-Dollar-/EuroWechselkurs oberhalb der Marke von 1,40 zu rechnen. Das verringerte außenwirtschaftliche Ungleichgewicht, das jedoch in hohem
Maße von der fortgesetzten Entwicklung der Rohstoffpreise abhängig ist, sollte die US-Währung aber mittelfristig stabilisieren.
Deshalb ist auf Sicht von zwölf Monaten von einem US-Dollar-/
Euro-Wechselkurs um 1,30 auszugehen. Im Zuge dieser Entwicklung, insbesondere mit Blick auf einen stärkeren Yen im internationalen Wechselkursverbund, werden auch andere asiatische
Währungen gegenüber dem Euro tendenziell aufwerten. Die verringerte Differenz zwischen den Geldmarktzinsen in den
USA und der Eurozone dürfte den Dollar in den nächsten Monaten
belasten, da sie für die Finanzmärkte der wesentliche Anreiz zur
Finanzierung des US-Handelsbilanzdefizits ist. Dies dürfte sich
zwar mit anhaltender Abschwächung der US-Wirtschaft in den
kommenden Wochen weiter reduzieren, die verringerte Zinsdifferenz wird in diesem Zeitraum aber den deutlich größeren Einfluss
In Anbetracht absehbarer geldpolitischer Entscheidungen der
wichtigen Notenbanken dürfte der zweite Faktor mittelfristig
deutlich an Einfluss verlieren – und das unabhängig von der
aktuellen Krise am US-Hypothekenmarkt und ihrer Wirkung auf
das Geschäftsbankensystem. Die US-Notenbank Fed wird den
Tagesgeldsatz in den kommenden sechs bis neun Monaten in drei
Schritten auf 4,5 Prozent reduzieren, während die EZB im Herbst
ihren Leitzins auf 4,25 Prozent anheben wird. Auch die Bank of
Japan dürfte den eingeschlagenen Weg der geldpolitischen
Gerrit Weber, Leiter Produktmanagement
Commerzbank Private Banking
60261 Frankfurt am Main
Tel.+49/69/13 64 09 04, Fax +49/69/13 65 96 97
E-Mail [email protected]
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| analysis
WÄHRUNGEN ALS ANLAGEKLASSE
Immer mehr Anleger entdecken Währungen als eigenständige, attraktive Anlageklasse. Das liegt vor allem daran, dass Währungsanlagen mit anderen Anlageprodukten wie Aktien oder Anleihen nur wenig korrelieren und aktives Management
sichtbaren Mehrwert liefern kann. Wenn die Kurse von Aktien oder Renten in den
Keller gehen, können Währungsinvestments über den Diversifikationseffekt im
Gesamtportfolio für eine Stabilisierung sorgen.
W
W
TEXT: DR. ASOKA WÖHRMANN
hätten. Ein großes Risiko am
Währungsmarkt sind extreme
Volatilitäten. Diese führen
dazu, dass selbst in diesem
hoch liquiden Markt die verfügbare Liquidität deutlich
sinkt und somit auch die
Möglichkeit, Positionen zu
fairen Kursen zu schließen.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor
für ein erfolgreiches Währungsmanagement ist daher
der permanente Zugang zu
marktrelevanten, detaillierten
Informationen – eine Vorgabe,
die Privatinvestoren nur begrenzt erfüllen, da sie für diesen Prozess weder die Zeit
noch die Ressourcen haben.
Und da viele reine Währungsinvestments nur mittels derivativer Instrumente getätigt werden, erhöht sich der AnalyseAufwand zusätzlich. Dieser notwendige Zugang zu den
Informationskanälen insbesondere in den „kleineren“ Marktsegmenten führt dazu, dass breit diversifizierte Währungsinvestments am besten im Rahmen eines Fondsmantels getätigt
werden können. Gerade die DWS hat als Marktführer in diesem
Bereich in den letzten Jahren eine breite Palette an Währungsprodukten wie z. B. den DWS Forex Strategy aufgelegt. Diesem
flossen dank seines attraktiven Rendite-/Risiko-Verhältnisses
mehr als zwei Milliarden Euro an Fondsvolumen zu. er Währungsmarkt ist ein
eigenständiger
Bereich des Finanzmarktes.
Er ist bedeutend liquider als
Aktien- oder Anleihemärkte
und stellt eine Nische mit
unzähligen Investmentmöglichkeiten dar. Wie wichtig der
Währungsmarkt inzwischen
ist, zeigt die Höhe des täglichen Handelsvolumens: Zusammengenommen entspricht
dieses dem Jahres-Bruttoinlandsprodukt von Frankreich.
Zudem weist der Währungsmarkt eine hohe Heterogenität der Akteure auf. So tätigen
Zentralbanken, Unternehmen,
Investoren sowie Touristen
Transaktionen aus unterschiedlichsten Beweggründen. Größter Vorteil des Währungsmarktes: Die Menge und Vielfalt der Währungen, die untereinander ein reziprokes Verhältnis haben. Einfach ausgedrückt heißt
das: Wenn eine Währung fällt, steigt eine andere. Der Anleger hat
damit die Qual der Wahl bei der Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten und Renditequellen. Überdurchschnittliche
Erträge erzielen die etwas „exotischeren“ Kombinationen,
weniger die gängigen Währungspaare. So hätten Anleger mehr
als 40 Prozent Gewinn gemacht, wenn sie in 2003 den
mexikanischen Peso gegen den australischen Dollar verkauft
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frankfurter spitzen
F R A N K F U R T E R
|
S P I T Z E N
S C H WA C H E R A U F T R I T T
D E R R AT I N G - A G E N T U R E N ?
Die Gefahr ist groß, dass der US-Subprime-Markt mit einem stattlichen Volumen
von mehr als 1100 Milliarden US-Dollar zu kollabieren droht. Die Auswirkungen
vor allem der nachrangigen Hypotheken, haben zu schweren Turbulenzen auf den
Finanzmärkten rund um den Globus geführt. Welche Leichen in welchen BankKellern liegen, ist noch unbekannt. Die Phase der Schuldzuweisungen ist nun im
vollen Gange. TEXT: ANONYMUS; ILLUSTRATION: FRANK R. KREYSSIG
U
U
ereits zum Jahresbeginn zeichnete sich ab, dass
der US-amerikanische Wohnhausbau und -kauf den
Rückwärtsgang eingelegt hat. Weder Banken noch
die Fachpresse schienen auf diese Situation zu reagieren. Bewegung
kam erst in die Szene, als die Rating-Agenturen damit begannen,
CDO (Collaterized Debts Obligations), mit Hypotheken hinterlegte
Kreditderivate, zurückzustufen. Prompt wurden zwei Hedgefonds
der Investmentbank Bear Stearns in die Zahlungsunfähigkeit getrieben. Diese Situation zog einen Rattenschwanz an Problemen
hinter sich her, von der kurz darauf auch deutsche Finanzinstitute
(IKB, SachsenLB), schwer getroffen wurden.
Und schon sind die vermeintlichen Schuldigen an dieser Misere mit
ihren Multimilliardenausfällen gefunden: die Rating-Agenturen.
Der Vorwurf lautet, die Topagenturen, wie Moody’s, Standard &
Poor’s sowie die britische Fitch, hätten mit den Rückstufungen
viel zu lange gewartet. Da sich die Rating-Agenturen von ihren
Kunden aus der Finanzwirtschaft ihre Dienste teuer bezahlen lassen, müsste davon ausgegangen werden, dass diese Agenturen
ihre Ohren viel näher am Puls der Märkte hätten und folglich sehr
viel schneller die Alarmglocke schlagen müssten, wenn es die
jeweilige Situation erfordert. Die Rating-Agenturen arbeiten mit
den Finanzdressen beim Zusammenstellen der hinterlegten
Sicherheiten zusammen, damit eine möglichst gute Rating-Note
für die Vermarktung zustande kommt. Wenn die Emittenten mit
dem jeweiligen Rating-Ergebnis nicht zufrieden sind, steigen sie
auf eine konkurrierende Agentur um. Für die Rating-Agenturen
ein insgesamt lukratives Geschäft, das nun ausgetrocknet ist. Die
Bewertungsgebühren für ein CDO, das einen Pool von Schuldverschreibungen umfasst, sind nämlich doppelt so hoch wie für
eine Unternehmensanleihe, das Stammgeschäft dieser bisher so
stolzen Branche. Immerhin hat Moody’s 637 Subprime-BondsBewertungen mit einem Gesamtvolumen von satten 534 Milliarden US-Dollar vorgenommen und S & P 646, mit einem Volumen
von 534 Milliarden US-Dollar. Erhebliche Gebühreneinnahmen
sind vorerst weggebrochen.
Die Langsamkeit der selbstgefälligen Bonitätsprüfer hat im Fall
des US-Hypothekenmarktes nicht zum ersten Mal zu Kritik
geführt. Schon anlässlich der spektakulären Pleiten von Enron
und Worldcom wurden den Rating-Agenturen vorgeworfen, ihre
Ratings viel zu spät gesenkt zu haben. Faktisch erst dann, als
diese Konzerne kurz vor ihrer Zahlungsunfähigkeit standen. Nun
ist die Langsamkeit der Bonitätsprüfer erneut in die Kritik geraten,
denn viele Fonds sind mittlerweile in eine Schieflage geraten, weil
sie den Bonitätsprüfungen der Agenturen vertraut haben.
Obwohl das Kind in den Brunnen gefallen ist, hat die Europäische
Kommission die Einleitung einer Untersuchung bezüglich der
Langsamkeit dieser Agenturen auf die Sub-Prime-Krise angekündigt. In den USA sind für November vor dem Finanzausschuss
des Repräsentantenhauses Hearings zur Geschäftspolitik der
Agenturen angekündigt. Das Image von Moody’s & Co ist erheblich angekratzt. Als erste Reaktion des Aktienmarktes sind die
Börsenkurse der zwei Großen um fast die Hälfte abgestürzt und
mit erklärenden Stellungnahmen halten sich die Managements
nach wie vor absolut bedeckt. finest.finance!
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MICROFINANCE
WEGE AUS DER ARMUT
In den weniger entwickelten asiatischen Staaten mit niedriger Sparquote blüht die
Microfinance – ein Mittel zur Armutsbekämpfung. Der weltweit geschätzte
Bedarf an Mikrokrediten übersteigt die gesamte Entwicklungshilfe der westlichen
Welt. Ohne private Investitionen ist das nicht zu erreichen. Doch immer mehr Wohlhabende entwickeln ein Bewusstsein für die Probleme der Dritten Welt. Sie leisten
mit ihren Investments einen Beitrag zur Bekämpfung des Nord-Süd-Gefälles.
QUELLE: CREDIT SUISSE – ARJUNA MAHENDRAN, JANE NELSON, KLAUS TISCHHAUSER; FOTO: CORBIS
iW
ier bis fünf Milliarden Menschen sind unterversorgt,
leben mit weniger als zwei Dollar pro Tag am
unteren Ende der weltweiten Wirtschaftspyramide.
Menschen, die bereit und fähig sind, für erschwingliche, zugängliche und verfügbare Produkte und Dienstleistungen zu bezahlen.
Weltweit gibt es rund 500 Millionen Mikrounternehmer, von
denen weniger als zehn Prozent Zugang zu Finanzdienstleistungen
haben – einmal abgesehen von der Kreditaufnahme bei den Geldverleihern mit ihren Wucherzinsen; Tageszinsen von 20 Prozent
sind keine Seltenheit. Während der Staat vorrangig für eine bessere
Governance und bessere Institutionen sorgen kann, besteht die
Herausforderung an die Unternehmensspitzen, Banker und Anleger
in der Entwicklung von neuen Finanzierungsmechanismen, mit
denen sich die nicht erschlossenen Märkte auf nachhaltige und
rentable Weise bedienen lassen. Im Fall von Microfinance – Kredite,
Spareinlagen, Versicherungen und andere Finanzprodukte für
arme, aber wirtschaftlich aktive Menschen – gibt es erfolgreich
funktionierende Beispiele. Immer mehr Mikrofinanzinstitute
(MFIs) dienen als effiziente und zunehmend rentable Vermittler
zwischen Kreditnehmern einerseits und verschiedenen Banken,
wohltätigen und Non-Profit-Organisationen sowie sozial verantwortlichen und gewinnorientierten Anlegern andererseits. Einige
dieser MIFIs blicken auf über zehnjährige Erfolgsbilanzen zurück.
Ihre quantifizierbaren Resultate belegen nicht nur, dass die Kredite
mit einer konstant hohen Quote und pünktlich zurückgezahlt werden (97–98 Prozent), sondern dokumentieren auch die deutlichen
wirtschaftlichen und sozialen Vorteile für die Kreditnehmer, deren
Familien, die Gemeinschaften und die Länder. Der politische Wille
zur Unterstützung der MFI-Expansion nimmt zu. Dabei können
individuelle und institutionelle Investoren eine entscheidende Füh-
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man auf die Zukunft der Microfinance in Asien, wird klar, dass die
Vergabe von Mikrokrediten zu einem festen Bestandteil im traditionellen Finanzsektor der meisten weniger entwickelten Länder
geworden ist. Aufgrund dessen bekunden Banken und andere
Finanzinstitute vermehrt Interesse, im Zuge der steigenden Einkommen in dieser Region vom großen Potenzial armer, aber wirtschaftlich aktiver Bevölkerungsgruppen, die kaum Zugang zu
Bankdienstleistungen haben, zu profitieren.
rungsrolle übernehmen. Sowohl mit der Absicht, eine wettbewerbsfähige Rendite zu erzielen, als auch auf sozialer oder philanthropischer Basis. Ein Kleinstkredit, ein Sparbuch, ein kostengünstiger Lohntransfer über Ländergrenzen hinweg kann für eine
arme Familie sehr viel verändern. Durch den Zugang zur Mikrofinanzierung kann sie mehr verdienen, Vermögen bilden und sich
besser gegen unerwartete Schicksalsschläge und Verluste schützen. Sie kann, jenseits des täglichen Überlebenskampfes, für die
Zukunft planen, Geld für bessere Nahrung ausgeben, für eine bessere Unterkunft, Gesundheit und für die Ausbildung ihrer Kinder.
Privatanleger mit Interesse am Thema Microfinance finden derzeit
eine Situation vor, die kaum mit den etablierten Märkten, in die sie
Hält man sich vor Augen, dass die Länder mit der höchsten normalerweise investieren, vergleichbar ist. Hier kommen die WurBevölkerungsdichte und dem größten Anteil an Menschen unter zeln, die Entwicklung und die Einzelheiten dieses aufstrebenden
der Armutsgrenze in Asien zu finden sind, überrascht es kaum, Segments zum Tragen. Hinzu kommt, dass die Auswahl und Verdass in dieser Region Microfinance als Weg aus der Armut gro- folgung der Anlagen mit Herausforderungen verbunden ist, da
ßen Anklang findet. Dies gilt insbesondere für die Staaten, deren sich die Mikrofinanzaktivitäten von Natur aus in entlegeneren und
Wachstum unter demjenigen anderer asiatischer Länder liegt. schlechter angebundenen Teilen der Welt abspielen. Flexible und
China ist das einzige Land in der Region, in dem Mikrofinanzinsti- innovative Investment-Konzepte können diese Schwierigkeiten
tute keine rasante Entwicklung verzeichnen. Dies kann zwar den jedoch überwinden. Konzepte, die Investoren nicht nur den reivorherrschenden Zinsobergrenzen zugeschrieben werden, spie- nen Zugang, sondern auch die Möglichkeit zur Diversifizierung
gelt aber auch die Tatsache wider, dass Chinas Bankensystem und ein gewisses Maß an Liquidität bieten. Ein Beispiel für ein
heute dreimal größer ist als das von Indien. Microfinance blüht innovatives Produkt ist der responsAbility Global Microfinance
also in relativ armen Staaten in Südasien, so in Bangladesch, in Fund – ein Open-End-Fonds, der Ende 2003 aufgelegt wurde. Als
Indien, Pakistan und Sri Lanka, in Zentralasien (Aserbeidschan, Anlageberater für den Fonds fungiert die in der Schweiz ansässiKirgisische Republik, Tadschikistan) und in Südostasien (Indone- ge responsAbility Social Investment Services Ltd, eine Gesellsien, Vietnam, Kambodscha).
schaft, die von einer Gruppe Schweizer Banken, wie zum Beispiel
der Credit Suisse oder den RaiffMICROFINANCE – WIRTSCHAFTeisen-Banken, gegründet wurde.
RUND 700 MILLIONEN MENSCHEN LEBEN
LICH RENTABEL Was in den 80erFonds dieser Art bieten InvestoIN ASIEN IN ARMUT NACH DEM ÜBLICHEN KRITERIUM
Jahren des vorigen Jahrhunderts
ren Zugang zu allen Segmenten
mit dem Ziel begann, armen, aber
der weltweiten Märkte für MicroVON EINEM DOLLAR EINKOMMEN PRO TAG.
wirtschaftlich aktiven Menschen
finance. Sie verfolgen in der Regel
einen besseren Zugang zu Kredidas Ziel, kontinuierlich positive
ten und anderen Bankdienstleistungen zu ermöglichen, hat sich monatliche Erträge zu erwirtschaften, wobei der Gesamtertrag –
in Sachen Größe und Reichweite neben den traditionellen Bank- bei niedriger Volatilität – das am US-Dollar-Geldmarkt erzielte
und Finanzinstituten zu einem eigenständigen Geschäftszweig ent- Niveau übertreffen soll.
wickelt. Das schnelle Wachstum bei der Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur im asiatischen Raum im vergangenen
WIE PRIVATANLEGER MICROFINANCE FÖRDERN KÖNNEN
Jahrzehnt führte dazu, dass sich Mikrofinanzinstitute schnell an Sie können in Mikrofinanzierungsfonds investieren, die MFIs
Kredite gewähren, Kapitalbeteiligungen an solchen Instituten eindie Bedürfnisse ihrer Kunden angepasst haben. Indem die Armen
gehen und/oder deren Vermögenswerte verbriefen. Sie können
in Asien beginnen, mit ihren vermögenden Mitbürgern gleichzudamit nicht nur substanzielle Fortschritte anstoßen sondern
ziehen und zu kommunizieren, eröffnen sich den Mikrofinanzangleichzeitig ansehnliche Renditen erzielen.
bietern neue und unerwartete Möglichkeiten. Auf den Philippinen
haben Telekommunikationsunternehmen beispielsweise einen Je nach Risikoprofil können Anleger direkte Beteiligungen an –
vor allem national oder global tätigen – Mikrofinanzinstituten
SMS-basierten Geldüberweisungsdienst entwickelt, der es philipeingehen, indem sie verbriefte Mikrokredite, Anleihen oder
pinischen Arbeitnehmern in 17 Ländern erlaubt, über das entAktienkapitalbeteiligungen ins Portfolio nehmen.
sprechende Telekommunikationsunternehmen im Gastland ihre
Überweisungen in ihr Heimatland abzuwickeln. Diese Entwick- Sie können Mikrofinanzinstituten, nicht gewinnorientierten Entwicklungsorganisationen oder akademischen Instituten zinslose
lungen ermöglichen den Mikrofinanzinstituten neue Aktivitäten
Darlehen gewähren oder wohltätige Spenden zukommen lassen,
wie Wohnbaufinanzierung und Mikroversicherung. Auch die tradium Bildungs-, Ausbildungs-, Forschungs- und andere Aktivitäten
tionellen Banken sind auf dieses Potenzial aufmerksam geworden.
zu fördern, die zur Verbreitung von Microfinance beitragen.
In Indien ist die Bank Rakyat Indonesia zu einer wichtigen Anbieterin von Mikrofinanzdienstleistungen geworden, während die Sie können ihre Investitionen oder ihre philanthropische
Unterstützung auf Institutionen und Initiativen ausrichten, die
ICICI Bank in Indien die ersten Geldautomaten eingerichtet hat,
sich auf spezifische Weltregionen oder besondere Kundenum Kleinsparer zu erreichen. Auch die ABN Amro Bank hat begonZielgruppen konzentrieren.
nen, in Indien Mikrofinanzdienstleistungen anzubieten. Blickt
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MUHAMMAD YUNUS
Mit einer revolutionären Idee hat der Friedensnobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus eine Blaupause zur Lösung der Armut in der
Dritten Welt geliefert: Mikrokredite statt Armut. Kleingewerbetreibende haben die
Chance, sich damit eine gesicherte Existenz aufzubauen. FOTOS: THE GLOBAL MICROCREDIT SUMMIT
nicht mehr weitergehen, wo Riesensummen in dunklen Kanälen
verschwinden.
Das heißt, dass Unterstützung nur auf direktem Weg möglich sein soll?
Auf jeden Fall. Wir müssen endlich einmal die Zivilgesellschaft
einbinden. Die deutsche Regierung beispielsweise würde dann
gemeinsam mit Bürgerinitiativen und Sozialunternehmern im
betroffenen Land die geeignetsten Projekte suchen und diese
direkt unterstützen. Das hat den großen Vorteil, dass das Geld
dort ankommt, wo es hingehört und außerdem motiviert eine
solche Vorgehensweise auch die Menschen in den armen
Ländern, selbst etwas zu unternehmen.
Herr Professor Yunus, wie kamen Sie auf die Mikrokredit-Idee?
Als ich 1974 mit Studentinnen ein Dorf in Bangladesh besucht
hatte, trafen wir auf 43 Korbflechterinnen, die für eine größere
Korbflechterei arbeiteten. Da sie von der nur Hungerlöhne erhielten, wollten sie sich selbstständig machten. Dafür benötigten sie
dringend 27 Dollar.
Und die haben Sie ihnen gegeben?
Ja, mir war klar, dass sie eine große Chance haben würden und
dass man dies unterstützen sollte.
Ist das aber nicht wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein?
Irgendwann muss einmal begonnen werden. Wir haben in Bangladesh 1976 ein Programm entwickelt, das die Vergabe von Kleinstkrediten ermöglichte. 1983 ging daraus die Grameen-Bank hervor.
Welche Möglichkeiten haben die Industrienationen außerdem, Ihr
Solidaritätsmodell zu unterstützen?
Es gibt eine interessantes Beispiel auf privatwirtschaftlicher
Ebene: Der französische Joghurt-Konzern Danone ist mit der Grameen-Bank eine Kooperation eingegangen, deren Ziel es ist, die
chronische Unterernährung der Kinder in Bangladesh zu beseitigen.
Wie funktioniert eigentlich dieses System?
Entscheidend ist unter anderem die enge Zusammenarbeit zwischen
der Mikrobank und den Kreditnehmern. Nachdem das Geschäftsmodell genau geprüft worden ist, fließt Geld. Die Rückzahlungsraten
und -intervalle werden dem Geldfluss des Unternehmens angepasst.
Die Bedingungen sind erheblich günstiger als auf dem traditionellen Kapitalmarkt. Die Mikrokredite dienen im besten Fall dazu, die Menschen auf
ihrem Weg in die Selbstständigkeit zu begleiten.
Wie funktioniert so etwas?
Dem Joghurt sind exakt jene Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt, die den Kindern hier fehlen. Der Joghurt ist außerdem
sehr günstig, weil die Firma ihn zum
Selbstkostenpreis verkauft – und zwar
durch Grameen-Mitarbeiter, die in den
Armenvierteln von Hütte zu Hütte gehen.
Bei diesem Projekt geht es nicht um
Gewinnmaximierung, sondern einfach nur
um Hilfe.
Heute ist diese Idee zu einem Modell für die
Dritte Welt geworden. Überall, selbst in
Deutschland, den Niederlanden und in
Frankreich, arbeiten Mikrofinanzdienstleister bzw. nichtstaatliche Organisationen, die
Kredite bis zu 1000 Euro an Kleinstgewerbetreibende vergeben. Allein in Ihrem Heimatland gibt es 7,2 Millionen Menschen, die
Mikrokredite in Anspruch nehmen. Ließe
sich denn nicht auch damit die Entwicklungshilfe überflüssig machen?
Nein. Die Entwicklungshilfe muss nur neu
erfunden werden. So wie bisher kann es
Was können andere Unternehmen daraus
lernen?
Sehr viel. Sie könnten damit den Menschen
eine Basis geben, die in zahlreiche Lebensbereiche ausstrahlt, also nicht – wie im
Falle Danone – zur Verbesserung der
unmittelbaren Daseinsvorsorge beiträgt,
sondern auch bis hin in die Ökologie wirkt.
So hat zum Beispiel Siemens einen sehr
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faces & places|
„DAS GELD MUSS
D O RT A N K O M M E N , W O
E S H I N G E H Ö RT “
einfachen Herd gebaut, mit dem arme Dorfbewohner kochen
könnten, ohne Bäume abzuholzen.
BANKIER DER ARMEN
Muhammad Yunus, 67, Friedensnobelpreisträger 2006, gilt als
der Erfinder des Mikrofinanz-Gedankens. Seine Grameen Bank in
Dacca vergibt sogenannte Mikrokredite an Kleinstunternehmer,
um ihnen die Chance zu geben, der Armut auf Dauer zu entfliehen.
Das von Yunus entwickelte System der Mikrokredite und weiterer
Bankdienste für Menschen, die bis dahin als „nicht bankfähig“ galten,
avancierte mittlerweile zu einem häufig kopierten Erfolgsmodell.
Allein in seinem Heimatland Bangladesh haben es rund fünf Millionen Menschen von 7,2 Millionen Kreditnehmern geschafft, der
Armutsfalle zu entgehen. Bevor Muhammad Yunus zur Grameen
Bank kam (1976), studierte er in Kalifornien Volkswirtschaft und war
Professor in Tennessee (USA) sowie in seiner Heimatstadt Chittagong (Bangladesh). Der als „Bankier der Armen“ bezeichnete Ökonom
gilt als bescheiden und unprätentiös, dafür aber umso mehr als
effizienter Arbeiter. Zahlreiche internationale Ehrungen zeugen
von der Sympathie für das Können und von dem Engagement des
Bankers. Muhammad Yunus ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Muhammad Yunus und Grameen haben mit ihrer Arbeit neue Akzente in der Entwicklungspolitik gesetzt. Wird das überhaupt honoriert?
Unsere Verbündeten sind die Vereinten Nationen und die Weltbank. Auch zahlreiche aufgeklärte Unternehmen unterstützen
unsere Idee. Aber es liegt an den Regierungen im Norden, ob wir
auf Dauer Erfolg haben werden. Willkürlich wird entschieden, welche Geschäfte gemacht werden können. Ein Beispiel: 2006 hat
Bangladesh Textilien im Wert von 3,3 Milliarden Dollar in die USA
exportiert. Darauf musste eine halbe Milliarde Dollar Zölle entrichtet werden. Großbritannien hat Waren im Wert von 54 Milliarden Dollar in die USA exportiert und ebenfalls eine halbe Milliarde Dollar Zoll gezahlt. Ich frage mich: Warum werden wir als
Entwicklungsland so viel schlechter behandelt?
Das Interview führte Reinhold Rehberger finest.finance!
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j
er träumt nicht davon, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu
bekommen. Und wer träumt nicht davon, sich rundum wohl und
glücklich zu fühlen. Nun, Lebensart ist die stete Verwirklichung
dieser Träume: ein Service nur vom Allerfeinsten, eine adäquate Umgebung, das
Wissen um die eigene Lebensaufgabe, der stilvolle Genuss. Die Kunst, das Leben
zu leben ist eine der schwersten. Aber einmal den Zugang gefunden, wird sie zum
allerhöchsten Gut.
TEXT: ELKE BAUER, FOTO: CORBIS
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Perfekter Service im Deluxe-Bereich kann vielerlei (ver)heißen. Das wachsweiche
Fünf-Minuten-Frühstücksei genauso wie ein extragroßes Bett, frische Früchte auf dem
Zimmer, Babysitter oder die fixe Reinigung der bekleckerten Krawatte. Dass
allerdings Mitarbeiter darauf trainiert werden, den Wunsch des Gastes zu
erahnen, noch bevor dieser ihn selbst verspürt, ist schon ungewöhnlich!
TEXT: ROSEMARIE ELSNER; FOTOS: MAIA LUXURY RESORT & SPA
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Schöner schlafen: In einem stilvollen Ambiente, dominiert von Teakholzmobiliar und Accessoires
in warmen Erdtönen, sind dem Gast sicher angenehme Träume beschert
ngewöhnlich heißt keineswegs unmöglich. Wie das
gehen soll, macht die Hotelgruppe Southern Sun Offshore mit ihrem
jüngsten Projekt, dem Fünf-Sterne-Resort
Maia auf der Seychelleninsel Mahé, vor.
Seit der Eröffnung im September 2006
wird inmitten paradiesischer Natur ein
maßgeschneidertes Mitarbeiterkonzept
umgesetzt, das sich Gästebetreuung auf
höchstem Niveau auf die Fahnen geschrieben hat. Und eine Philosophie, die von der
Symbolik der Lotusblüte inspiriert ist. Wer
im Maia Luxury Resort & Spa an der
Traumbucht Anse Louise die kostbarsten
Tage des Jahres verbringt, lernt nicht nur
materiellen Luxus von seiner schönsten
Seite kennen, sondern wird sich an dieses
Reiseziel erinnern als einen „Ort, an dem
sich Geist und Sinne voll entfalten“. Für
Richard Weilers, Managing Director von
Southern Sun Offshore, der das Maia mit
seinen dreißig privaten Luxusvillen zu seinem Lieblingsprojekt erkoren hat, ist der
Gast wie eine Blüte. Als geschlossene
Blütenknospe kommt er an. Die speziell
geschulten Mitarbeiter des Hauses sorgen
dann dafür, dass er während seines
Aufenthaltes aufblüht, wieder zu sich
selbst findet und sich schließlich zu seiner
vollen Blüte entfaltet. Eine reizvolle Philosophie, hinter der sich der ein ausgefeiltes
Konzept, ein zehnköpfiges erfahrenes
Development-Team und ein aufwendiges
Auswahlverfahren verbirgt, um das geeignete Personal zu finden.
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Der Schlüssel dazu sind die Mitarbeiter
des Hotels (aktuell kümmern sich 167 Mitarbeiter um die maximal sechzig Gäste!).
„Ihre Servicementalität ist es, die unser
Haus zu etwas ganz Besonderem macht“,
betont Richard Weilers. Ein Großteil des
Personals, das sich etwa zur Hälfte aus
Seychellois und Expatriats zusammensetzt,
wird direkt von den Hotelfachschulen
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rekrutiert. Zunächst müssen sich die Bewerber einem Test ihrer emotionalen Intelligenz unterziehen. Wurde dieser mit Erfolg
absolviert, folgt ein vom südafrikanischen
Lifecoach Allan Elias entwickeltes sechsmonatiges Intensivtraining, in dem die hochmotivierten jungen Menschen auf ihre
künftigen Aufgaben vorbereitet werden.
Dabei geht es sowohl um fachliche Inhalte
als auch Persönlichkeitsbildung bis hin zum
Meditations- und Yoga-Unterricht. „Ein
Schwerpunkt liegt auf der Persönlichkeitsbildung, der emotionalen und spirituellen
Intelligenz jedes Einzelnen. Wir fördern ihr
Selbstbewusstsein, ihre Sensibilität und
Intuition gegenüber anderen“, erklärt General
Manager Frederik Vidal und ergänzt, „sie
sollen den Gästen auf gleicher Augenhöhe
begegnen“. Auch Mitarbeiter, die bereits über
Hotelerfahrung verfügen, erhalten ein dreimonatiges Training in Sachen Softskills.
Dadurch vereint das gesamte Maia-Personal
emotionale Führungsqualitäten, effizientes
Teamwork und Freude am Service. Alle diese
Fähigkeiten kommen dem Gast zugute, der
das Maia als eine Oase der Harmonie,
Ruhe und Entspannung erlebt. An einem
der schönsten Plätze weltweit umfängt ihn
vollkommene Privatsphäre, umgeben von
liebenswürdigem, unaufdringlichem Personal,
das sich voll auf ihn einylässt und ihn mit
exklusivem, intuitivem Service verwöhnt. MAIA Luxury Resort & Spa
www.maia.com.sc
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^x|ÇxV{tÇvx Åx{Ü?
Die Anfahrt zum Lanserhof, idyllisch, mit ausgiebigem Bergpanorama und würziger Luft, gestaltet sich als erholsames Urlaubsgefühl. Ein „Luxushotel“ inmitten
saftiger Wiesen und mit stetem Blick auf eine majestätische Alpenkette. Liebevolle,
zuvorkommende Begrüßung, modernes, reduziertes Design, Suiten mit eigenen
Gärten, geräumig, gemütlich und stilvoll. Doch das ist nicht alles...
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TEXT: ELKE BAUER
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Warten bis der Arzt kommt: Im
Lanserhof ein kurzes, bequemes
Vergnügen mit atemberaubendem
Ausblick auf die Nordkette
z|yà|z éâ áx|Ç4
W
W
ie erste Überraschung
würde auf unvorbereitete
Gäste anhand der angebotenen Flüssigkeiten warten: Der
Aufenthalt im Lanserhof gestaltet sich
bei unendlichen Mengen von Wasser
und Tee. Mit Sicherheit würde ein
Zuwidertrinken zwar geduldet, aber
eigentlich wohl nicht gerne gesehen –
doch die Gäste des Lanserhofes sind
auf diese Askese vorbereitet, haben
diese sogar freiwillig gewählt. Energy
Cuisine heißt das Gesamtrezept der
Lanserhofschen Ernährung, der DiätPapst F. X. Mayr steht hier Pate. Energy Cuisine bedeutet Entgiftung, Entschlackung und Entsäuerung in kürzester Zeit, und das
bedeutet dann auch zwei bis drei Liter
Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag.
So sieht man im modernen Speisesaal,
erhellt durch große Fensterfronten mit
freiem Blick auf Bergwelten, Menschen
aus aller Herren Länder bisweilen in
Demut an Reiswaffeln nagen, die Konzentration ganz auf sich selbst gerichtet, während die Person zur Linken
gegebenenfalls bei einer Kartoffel mit,
wie es hier so schön heißt, „Aufstrich“
das Glück findet, zur Rechten herrlich
frisches Gemüse mit leckeren Hühnerbrüstchen große Freude bedeutet und
ein Gegenüber sich an einer der wirklich köstlichen Süppchen des
Hauses mit einem Scheibchen Brot labt. Wer was verspeisen darf,
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Weiß und lichtvoll: die BeautyAbteilung des Hauses
entscheidet das persönliche Ziel und die individuelle Beschaffenheit: Dies zu beleuchten hat sich ein Team von Ärzten unter
der Leitung von Dr. med. Monika Baronin von Hahn zur täglichen
Herausforderung gemacht.
So erfolgt gleich zu Beginn des Aufenthalts, zu dem Zeitpunkt, an
dem in herkömmlichen Hotels bereits die Bestellungen für üppige
Clubsandwiches eingehen, im Landserhof erst einmal die
Bestandsaufnahme, teils schulmedizinisch wie man es kennt,
teils heilkundlich, teils mit erstaunlichen Fragen wie: „Was ist Ihr
persönliches Ziel für diesen Aufenthalt?“, aber vor allem mit einer
genauen Untersuchung des geliebten, wenngleich vielleicht ein
wenig aus der Form geratenen Bauchraumes. In all seinen Höhen
und Breiten, in seinen individuellen Längen und unergründlichen
Tiefen. Sämtliche Organe wird ertastet, Leber und Co werden auf
Entgiftungstüchtigkeit geprüft, das Zwerchfell auf adäquaten Sitz,
und dann werden kurzerhand die Therapie und deren Formen
festgezurrt. Nie auf nur körperlicher Basis soll diese hier stattfinden, immer auch auf den Ebenen Geist und Seele. Und so
wandelt der eine Gast zur Chraniosakral-Therapie und lässt sich
sanft wieder ins rechte Licht rücken, der andere zur ShiatsuMassage, um die Energien wieder ins Fließen zu bringen, der
dritte darf sich mit kostbaren Ölen massieren lassen, mit Salz aus
dem toten Meer abrubbeln und Platz nehmen in einer warmen
Badewanne mit betörender Unterwasserbeleuchtung.
Eine der zahlreichen Therapien jedoch, die fast allen Gästen ans
Herz gelegt wird, ist die Detox-Therapie, ganz einfach um die
Entgiftung des Körpers zu beschleunigen. „So schnell wie möglich
raus mit all den Giften aus dem Körper“ ist schließlich im
Lanserhof der Basisgedanke, und die hauseigens dafür entwickelten Detox-Massagen und Detox-Bäder wirken bedingungs-
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Ausblicke drinnen wie draußen:
mit Photos der Nordkette beschichtetes Glas vermittelt ein
völlig neuartiges Raumgefühl
halb von Stunden statt, wie in heimischen Gefilden, von Tagen eingesehen
werden, und es werden Diagnosen gestellt, die sonst durchaus einige Gänge
zu diversen Spezialisten erforderlich
machen können. Selbst der wohlverdiente Schlaf kann im Lanserhof
anhand eines modernen Schlaflabors
wieder auf den Plan gerufen werden,
denn, so haben führende Regenerationsärzte des Landserhofes festgestellt: Basis für einen ausgewogenen
Schlaf ist ein gesunder Magen-DarmTrakt, da nur dieser einen ausgeglichenen Melatonin- und Seratoninhaushalt gewährleistet – diese
beiden Botenstoffe regeln den Schlaf-Wach-Rhythmus. So darf in
Lanserhof’schem Luxus geschlummert werden, während die
Geräte zur Prüfung aller relevanten nächtlichen Geschehnisse auf
Hochtouren laufen und die Vorlage für ein individuelles Schlafprogramm zeichnen.
Und auch die sehr persönlichen Gene können im Landserhof einer
Untersuchung unterworfen werden, nicht um etwa festzustellen,
aus besonders gutem Holz geschnitzt zu sein, was man schon
immer geahnt hat, sondern vielmehr, um bestimmte Neigungen
zu Krankheiten bereits vor Ausbruch festzustellen und diese sozusagen im Keim zu ersticken. So können beispielsweise Blasenund Nierenerkrankungen oder auch bestimmte Krebsrisiken,
Alzheimer oder Parkinson durch die Gen-Diagnostik viel früher
erkannt werden als mit bisherigen konventionellen Ansätzen.
Alles in allem könnte man den Landserhof durchaus als europaweiten Vorreiter auf dem Sektor innovativer Gesundheitshotels
bezeichnen, als eine moderne Klinikform oder auch ganz einfach
als ein neuartiges Luxushotel inmitten österreichischer Bergpracht, in dem der Tag ein wenig bewusster vonstatten geht als
anderswo. los unterstützend. Hier wird dann unter
anderem sorgsam jeder Zentimeter des
Körpers mit Algen bepinselt, in Algen
gebadet, um sich anschließend sauber
und rein zu fühlen und von Fall zu Fall
sogar bis zu zwei Kilos zu verlieren.
Auch könnte dieser Vorgang durchaus
als Klärung bezeichnet werden, denn
Gifte vernebeln nicht nur den Zellaustausch sondern auch den Geist, was im
Klartext heißt: Es darf schon mal
geweint werden, dem ein oder anderen
Tränlein freien Lauf gelassen, ein paar
Erinnerungen dürfen zugelassen, ein
paar Probleme fallen gelassen werden. Das Lans-Med_Concept
bedeutet eine Symbiose aus Spitzenmedizin, Naturheilkunde,
anerkannten Therapieverfahren, neuestem wissenschaftlichem
Know-how, Mental-Therapie, aber auch aus Beautybehandlungen
und der angenehmen Urlaubsatmosphäre eines Luxushotels.
Diese besondere Kombination soll dem Gast helfen, körperlich
und geistig zu regenerieren und unnötigen Ballast loszuwerden.
Das heißt Adieu zu sagen, zu schlechten Essgewohnheiten, der
ein oder anderen Depression und dem ein oder anderen lustvoll
zugeführten Gift – und jeder Abschied stimmt bekanntlich ein
wenig traurig. Dafür darf dann nach einem frei gewählten
Zeitraum des Verzichts ein neues Frischegefühl einziehen, ein
wenig mehr Weite im Gehirn und eine deutlich straffere und
ebenmäßigere Haut. Umgesetzt wird das Lans-Med_Concept von
einem herausragenden und engagierten Team aus anerkannten
Ärzten, Masseuren, Physiotherapeuten, Sportwissenschaftlern,
Dermatherapeuten, Mental Coaches und dem Energy-CuisineKüchenteam.
Und auch die nachbarschaftlichen Kontakte kommen im Gesamtkonzept zum Tragen, vor allem zur Universitätsklinik Innsbruck,
die international für ihre radiologischen und diagnostischen
Spitzen-Standards bekannt ist. So können hier Blutwerte inner-
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Stellen Sie sich vor, es klingelt an Ihrer
Tür. Vor dem Haus parkt eine Limousine, der ein echter Butler entsteigt. Im
Arm hat er eine blühende Pracht von
fünfzig, hundert oder gar fünfhundert
roten Rosen. Richtig, die
sind für Sie: von Ihrem
Angebeteten –
geben Sie es zu:
Sie sind geplättet!
TEXT: ROSEMARIE ELSNER
T
T
schmale Geldbeutel. Egal ob Luxus-Bouquet, Strauß für den Alltag
oder Deko für Wohnung und Büroräume, die Maxime bei BlumenButler ist, dass nur ausgesuchte und wirklich frische Produkte das
Haus verlassen. Dafür sorgt eine permanente Kühlung vom Lager
bis zur Verarbeitung. Die Schnittblumen fallen bei rund vier Grad
Celsius in eine Art „Winterschlaf“ und behalten damit ihren
ursprünglichen Zustand. In sogenannten Big Boxes kommen sie
unbeschadet beim Empfänger an. Die Box ist in der Regel mit
einer Sorte Blumen gefüllt, auf Wunsch ist aber auch Mischen aus
22 verschiedenen Sorten und Dekorations-Grün möglich.
Wenn Sie sich von Ihrer Überraschung erholt haben, dann gibt's
nur noch zwei Dinge zu tun: JA sagen und die passende Vase
finden. Bloß, wer hat die schon? Dieser Service muss noch erfunden werden. uch wenn sich das alles etwas märchenhaft anhört:
Diesen maßgeschneiderten Service gibt es wirklich. Vorbei die Zeiten, als ein etwas phantasieloser
Strauß beim Nachbarn für Sie abgegeben wurde, zwischen dessen
nicht mehr ganz taufrischen Blüten ein etwas unpersönliches
Kärtchen steckte.
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Heutzutage gibt es kaum etwas, das man nicht bequem via
Internet ordern könnte: Bücher, CDs, DVDs, Wein, Delikatessen,
Arzneimittel, Viagra – neuerdings auch Blumen! Orchideen, Lilien,
Gerbera, Calla, Rosen, Tulpen, Nelken… Der Internetservice
www.blumenbutler.de liefert sie für jeden Anlass, zum Geburtstag, Firmenjubiläum, Hochzeitstag – auch für die ganz großen
Gefühle. In kleinen und in großen Mengen, für schmale und weniger
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Ein Segeltörn ist eines der schönsten Reiseerlebnisse der Welt – wer eine Yacht
chartert, ist Herr über Zeit und Raum und genießt den Tag nach Lust und Laune.
Natürlich macht erst der Service das Leben an Bord perfekt: Captain und Crew
kümmern sich um alles, den Kurs aber bestimmen Sie. TEXT: ANDREA WILLEN
W
W
er Wind bläht die Segel, warm und seidig fühlt sich
das Teakdeck unter den Füßen an, ringsum ist Ruhe,
Weite, Meer. Wer wissen will, wie wundervoll eine
Seereise sein kann, sollte sich einmal einem Segelschiff anvertrauen. Und wer je auch nur eine Seemeile unter knatterndem
Tuch zurückgelegt hat, der könnte für jede andere Art des Reisens
für immer verloren sein. Einige klassische Großyachten sind als
Kreuzfahrtschiffe auf den Weltmeeren unterwegs, so wie die
legendäre, über 75 Jahre alte Sea Cloud, die Ende November den
Atlantik quert und bis April in der Karibik kreuzt. Etwa neunzig
Gäste sind mit an Bord und genießen, wie ihr Schiff durch die
smaragdgrüne See gleitet. Wie schön, denken die meisten von
ihnen, wenn sie der Mannschaft beim Setzen der Segel zusehen.
Und wie schade, denkt mancher, dass man doch nicht segeln
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Wer die Faszination eines Segeltörns entdeckt, wird diese Art des Reisens lieben, die Ruhe und die Weite des glitzernden Meeres.
untergang oder bei Mondschein diniert
wird, das entscheiden allein sie. Wie persönliche Butler umsorgen die dienstbaren
Geister die Gäste – sieben Stewardessen,
rund um die Uhr. Sie servieren Drinks,
bringen Handtücher aufs Sonnendeck
oder räumen die Kabinen auf, wenn es
sein muss auch mehrmals am Tag.
Überhaupt, die Gästekabinen – sechs
gibt es auf der „Maltese Falcon“, und sie
übertreffen einfach alles, was man an
Größe und Luxus bisher auf einer privaten Yacht gesehen hat. Zur Passage
Suite auf dem Oberdeck gehört sogar
eine uneinsehbare 70-QuadratmeterTerrasse. Die Gästekabinen lassen sich
dank versenkbarer Wände in zwei Supersuiten verwandeln. Natürlich hat dieses
Vergnügen auch einen exklusiven Preis: Für eine Woche muss man
inklusive Crew und Verpflegung mindestens 325.000 Euro rechnen.
Deutlich günstiger sind natürlich Luxuskatamarane, die buchstäblich eine andere Dimension des Reisens bedeuten. Dank ihres
geringen Tiefgangs kann man zum Beispiel in den Seychellen auch
in flachen Gewässern nahe den Inseln ankern und in einsamen
Buchten vor einer Traumkulisse baden gehen. Doch das handlichere Format lohnt nicht nur beim Inselhüpfen: Niemals könnte
eine 88-Meter-Yacht im Hafen von Portofino festmachen, nie in
den „Vieux Port“ von Antibes segeln oder in den historischen
„English Harbour“ von Antigua. Experten wie Andrea Bertrand von
Moorings Deutschland empfehlen für ganz individuelle Törns
ohnehin Yachten bis zu einer maximalen Größe von 20 bis 30
Metern – nur so ist gewährleistet, dass man wirklich überall direkt
am Pier festmachen kann und nicht weit draußen den Anker werfen
muss. Die Lust auf Luxus aber wird auch hier gestillt: Ob Whirlpool an Deck oder großzügiger Salon, modernes Yacht-Design
nutzt jede Platzreserve, was dem Komfort an Bord natürlich
kann wohin man will – und selbst
bestimmt, wer mit auf die Reise darf.
Dabei ist es ganz einfach, sich genau
diesen Traum zu erfüllen. Das Zauberwort
heißt Yacht-Charter. Wer dabei nur an
schweißtreibende Arbeit und Kartoffelschälen für alle denkt, der sollte das
zweite Zauberwort gleich dazulernen.
Und das lautet: Crew. Ein Segeltörn mit
Crew ist nämlich mindestens so komfortabel wie eine Kreuzfahrt: Die Mannschaft
kümmert sich vom Frühstück bis zum
Dinner an Deck einfach um alles, um die
Einkäufe, den Service an Bord und natürlich ums Schiff. Der größte Vorteil eines
Charter-Urlaubs aber ist die Flexibilität,
die diese Art des Reisens erlaubt. Während
Passagiere auf Kreuzfahrtschiffen auf
einer lange vorher festgelegten Route unterwegs sind, kann man
auf einem gecharterten Segler von Tag zu Tag neu entscheiden,
wohin die Reise geht.
Die größte, modernste und luxuriöseste Yacht, die es derzeit auf
dem Chartermarkt gibt, ist die „Maltese Falcon“, gebaut von Perini
Navi in Viareggio. Ausgeliefert wurde die mit 88 Metern Länge
und 88 Millionen Euro längste und teuerste Privatyacht der Welt
im Juni letzten Jahres an den amerikanischen Multimillionär Tom
Perkins. Mit Elektromotoren lassen sich die drei 58 Meter hohen
Kohlefaser-Masten drehen, auch die 2400 Quadratmeter Segelfläche werden ganz ohne Muskelkraft bewegt, durch Tastendruck
vom Steuerstand aus. Fast scheint es, als brauche man außer dem
Captain Chris Gartner überhaupt keine Besatzung. Doch tatsächlich umsorgt eine 18 Mann starke Crew bis zu zwölf Gäste an
Bord. Perfekter Service ist also so selbstverständlich wie im
Grand Hotel – nur ist er viel persönlicher. Chefkoch Julian Bonnici
bespricht die Menüs mit den Gästen, und ob man das Essen an
Deck oder im pompösen Speisesaal serviert, ob zum Sonnen-
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zugute kommt. Großzügige Katamarane bieten nicht nur an Deck
mehr Raum als Einrumpfyachten, die Kabinen liegen hier auch
selten nebeneinander, was mehr Privatsphäre garantiert. Der
Salon ist meist auf Höhe des Cockpits und nicht im Bauch des
Schiffs, was bessere Aussicht und mehr Komfort bedeutet. Und
last not least liegen Katamarane einfach herrlich ruhig im Wasser,
was nicht nur Segel-Neulingen angenehm ist. Wer eine Yacht mit
Crew chartert, muss übrigens nicht nur das Boot wählen, er sollte
seiner Charter-Agentur auch verraten, auf was er beim Reisen
besonderen Wert legt. Nur so ist gewährleistet, dass auch die
ideale Mannschaft an Bord ist. Wer kulinarisch anspruchsvoll
is(s)t, sollte auf einen ausgebildeten Koch bestehen, sind Kinder
dabei, ist eine aufmerksame und geduldige Crew wichtig. Und wer
gerne selbst mitsegelt und etwas lernen möchte, sollte das vorab
kundtun, denn manche Skipper sind darauf besser eingestellt als
andere und vermitteln gerne etwas von ihrer Erfahrung und ihrem
Wissen. Die „Maltese Falcon“ bietet Platz für zwölf Gäste und kostet ab
325.000 Euro pro Woche inklusive Crew und Verpflegung. Individuelle Wünsche werden gerne berücksichtigt. Info: Logemann
Yachting, 28195 Bremen, Bischofsnadel 6, Tel. +49/421/346 96
50, www.logemann-yachting.de
Luxuriöse Yachten mit Crew hat z. B. Moorings unter dem Namen
„Signature Sailing“ im Programm. Ein Moorings 4700-Katamaran
mit Crew für bis zu sechs Gäste kostet ab 1465 Euro pro Tag all
inclusive (Karibik). Moorings Deutschland GmbH, Candidplatz 9,
81543 München, Tel. +49/800/693 50 80, www.moorings.de
Master-Yachting bietet großzügige Yachten mit Crew und, je nach
Größe, mit Platz für sechs bis zehn Gäste. Ein Katamaran mit Crew
für bis zu acht Gäste kostet ab ca.11.600 Euro pro Woche all inclusive (Seychellen). Master Yachting GmbH, Yachthafen, 97246
Eibelstadt Tel. +49/93 03/90 88-0, www.master-yachting.de
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Eine Waffe für Götter – exklusives
für den Gebirgsjäger: SteitmeierHahn-Bergstutzen „Griechische
Mythologie“, Oberseite Medusenkopf mit Maskerons. Preis:
95.000 Euro
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Schon in der Altsteinzeit gingen die Menschen auf die Jagd. Sie diente der
Nahrungsversorgung und lieferte außer Fleisch wertvolle Nebenprodukte. In
unseren Breiten hat die Jagd als Überlebensgrundlage ausgedient, aber der
Jagdtrieb hat viele männliche Exemplare bis heute genetisch geprägt und für
eine nach wie vor gut verdienende Branche mit hochqualifizierten Arbeitkräften
gesorgt. TEXT: DR. REINER MERKEL, FOTOS: FRANKONIA
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Eine Jagdwaffe für den Kenner:
Famars, Avantis „de Luxe“ Doppeflinte.
Preis: 48.800 Euro
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Jeder Jäger führt Dutzende von Gründen an, warum er ausgerechnet dieses und jenes Fabrikat, meistens mehrere, die er liebevoll pflegt und warten lässt, ja mit denen er sogar häufig Zwiesprache führt, sein eigen nennt. Technische Perfektion wird als
Hauptpunkt angesehen. Gegen die Faszination eines oder mehrerer Jagdgewehre hat keine Frau eine Chance. Sie wünscht sich
allenfalls, dass der Göttergatte sie halb so oft zärtlich streicheln
möge, wie seine „mattglänzende Diva“ aus Stahlrohr mit edlem
Holzschaft. Da der moderne Mensch genetisch über weite Strecken noch immer wie unsere Uraltvorderen in der Altsteinzeit
geprägt ist, wundert es nicht, dass der heutige Jäger – wie sein
Urahn – nach wie vor gerne seine Waffe verziert, dieses heute
allerdings von Experten ausführen lässt. „Dem Zauber eines klassisch mit Gravuren veredelten Jagdgewehres kann sich auch
heute kaum ein Nimrod entziehen“, so beschreibt das Haus Merkel, Hersteller edelsten Jagdgerätes, Veredelungswünsche. Gravuren sind das Scharnier, an der es bei Jagdgewehren beginnt,
teuer zu werden und der Punkt, an dem die eigentliche Faszination, neben Funktionalität und Treffsicherheit, beginnt. Die Hersteller exklusiver Jagdwaffen bieten eine breite Palette an Gravuren an, vom Flachstich bis zum Relief, sogar zweifarbig und bunt
besetzt, in der Regel handwerkliche Meisterwerke, an denen – je
nach Kundenwunsch – tagelang gestichelt und geschabt werden
muss. Ob bei Jagdszenen, Arabesken oder sogar Darstellungen
aus der griechischen Mythologie – die künstlerische Aussage derartiger waffentechnischer Preziosen ist zuweilen fraglich, was
den begeisterten Träger einer solchen Waffe am wenigsten stört.
er männlichen Gefühlswelt wird nachgesagt, dass
Autos und Jagdwaffen, sofern der Mann Jäger oder
Jagdwaffensammler ist, einen gleich hohen Stellenwert haben. Jagdtage sind nach wie vor ritenbehaftete „closed
shops“, in denen Frauen nur eine unbedeutende Nebenrolle
spielen. Kaum ein Jäger, der nicht alles stehen und liegen lässt,
ja sogar einen Ehekrach in Kauf nimmt, um einer Jagdeinladung
nachzukommen, denn derartige Einladungen adeln das Selbstwertgefühl. Zwar geben sich die Jagdbegeisterten demokratisch
und unterstreichen, dass diesem Hobby ebenso von Arbeitern
und kleineren Beamten wie von höchstverdienenden Managern
und traditionell dem Adel gefrönt wird, aber in der Praxis sieht es
anders aus. Vor allem bei herbstlichen Jagdevents bleibt man
„entre-nous“. Kein Zusammensein Gleichgesinnter eignet sich
hervorragender zum Networking als gemeinsame Jagdveranstaltungen. Insider wissen, dass vor allem während größer angelegter
Jagden gewissermaßen en passant geschäftliche Vereinbarungen
und Kooperationen im großen Umfang getroffen werden.
Wer in einer Jagdgesellschaft wer ist, kann in der Regel nicht am
grünen Lodenoutfit erkannt werden, aber das mitgeführte Jagdgewehr spricht eine eigene Sprache. Hier stellt sich parallel die Frage,
warum wohlbetuchte Zeitgenossen unbedingt mit einem SUV ab
80.000 Euro aufwärts, etwa einem Porsche Cayenne oder einem
AMG-getunten Daimler, Düsseldorfs Königsallee oder Hamburgs
Elbchaussee befahren müssen, wo man im Kleinwagen ebenso
rasch und viel billiger ans Ziel kommt. In puncto Jagdgewehre sieht
es ähnlich aus. Eine tschechische CZ für weniger als tausend Euro
ist durch ihre computergestützte Montage ebenso ausbalanciert
und treffsicher gearbeitet wie ein superteures, mit Gravuren überreichlich verziertes Jagdgewehr von Merkel, JP Sauer, der britischen
Purdey und wer immer in der Königsklasse der Jagdwaffenherstellung dominierend ist. Und an derlei wertvollem Jagdgerät lassen
sich die Jäger gerne erkennen und hochschätzen. Zwar werden
Jäger nie müde zu erklären, dass bei der Jagd die Leistung und nicht
das Image zählt, aber dieser Satz gilt allenfalls bei Berufsjägern.
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Allgemein bekannt ist, dass die rund 350.000 deutschen Jagdscheininhaber und die mehreren tausend Nur-Jagdwaffensammler
mehr Waffen in ihren Stahlschränken aufbewahren als die
Bundeswehr zu Verfügung hat. Im internationalen Industriestaaten-
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vergleich ist die deutsche Jägerschaft jedoch hoffnungslos
„unterbewaffnet“. Die amerikanischen Verhältnisse einmal außer
Acht gelassen – alleine in Spanien hat jeder zweite männliche
Erwachsene eine Jagderlaubnis. In Frankreich und Italien sind es
prozentual allenfalls unwesentlich weniger. Der Grund ist das
sogenannte Lizenzjagen. Wer im Herbst in Frankreich, Italien oder
Spanien abseits der Autobahnen unterwegs ist, kann beobachten, dass zuweilen nicht einmal zehn Meter von einer befahrenen
Landstraße lustig auf Flugwild geschossen wird. Auch im jagdbesessenen Großbritannien ist die Anzahl an Jagdgewehren
ungleich höher als hierzulande. In Deutschland, Österreich und
der Schweiz besteht Revierjagdpflicht, und diese Vorgabe,
ausschließlich in eigenen oder gepachteten Revieren jagen zu
dürfen, engt zwangsläufig den Kreis der Jäger stark ein.
Bei den vielen Millionen Jägern allein in Europa müsste der Jagdwaffenmarkt boomen. Das tut er nicht, er stagniert gewissermaßen auf hohem Niveau. Neben den etablierten Herstellern,
etwa dem umsatzstärksten deutschen Produzenten Blaser in Isny
im Allgäu über die Luxuswaffenhersteller bis zum EinmannBüchsenmachermeisterbetrieb in Thüringen sind alle Unternehmensgrößen in der Branche vertreten. Hinzu kommt die
starke Phalanx ausländischer Jagdgewehrhersteller, wie etwa der
weltgrößte Anbieter, die italienische Beretta-Gruppe.
Junge Jagdanfänger sind von ihren tschechischen CZ-Büchsen in
den Preislagen zwischen 700 und 1000 Euro nicht minder fasziniert als diejenigen vermögenden Zeitgenossen, die Luxuswaffen
von Merkel um die 120.000 Euro oder sogar eine Purdey für
schlappe 150.000 Euro mit verhaltenem Stolz in ihrem Besitz
haben. Unlängst ging die Kunde durch die gesamte deutsche
Jägerschaft, dass sich Russlands Präsident Wladimir Putin für
50.000 Euro einen sogenannte Vierling beim Büchsenmacherbetrieb Heym in Thüringen gekauft hat. Die Waffe ließ er sich
eigens von Männern seiner Leibwache abholen. Da hatte es vor
dreißig Jahren der damalige Parteiobere der früheren UdSSR,
Leonid Breschnew, besser. Der begeisterte Jäger erhielt von Erich
Honecker, der ebenfalls für seine Jagdleidenschaft bekannt ist,
Ein vollendeter Klassiker
für den erfahrenen Jäger:
Merkel Doppelbüchse 160 A
Preis: 22.300 Euro.
seinerzeit ein Prachtstück des Fabrikates Merkel aus Suhl
geschenkt.
Parallel zum Neugeschäft existiert, ebenso wie in der Automobilbranche, ein ausgeprägter Gebrauchtwaffenhandel. Für die
Jagdwaffenindustrie wirkt sich diese Situation insofern nachteilig
aus, als gut gepflegte Jagdwaffen auch noch nach zehn bis 25
und noch mehr Jahren treffsicher sind und aus Jägersicht ausgezeichnete Dienste leisten. Für zuweilen „kleines Geld“ kann
sich so mancher Jagdbegeisterte auf dem sehr großen Sekundärmarkt seinen Traum gönnen oder seine kleine, hauseigene
Sammlung erweitern. Auf die Frage, was ein Jäger oder Sammler
an Jagdwaffen derart faszinierend findet, gibt es Hunderte von
verschiedenen Antworten. Die wohl einleuchtendste ist: Man
muss die Faszination des Jagens mit einem treffsicheren Gewehr
selbst erleben – und welche Gefühlsmomente dabei in
Schwingungen versetzt werden.
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- Flinten (Schrotgewehre) sind Waffen, die für den Schrotschuss
bestimmt sind.
- Büchsen (Kugelgewehre) sind dem Kugelschuss zugedacht. Die
Büchsenläufe sind „gezogen“, um dem Geschoss eine Drehung
(Drall) um seine eigene Achse geben und dadurch ein Überschlagen verhindern. Man unterscheidet Kipplaufbüchsen und
Repetierer.
- Kombinierte Waffen sind Gewehre, bei denen Schrot- und Kugellauf (Läufe) miteinander verbunden sind, z. B. Drillinge
(Gewehre mit drei Läufen), Zwilling- und Büchsflinten.
Wir danken dem Jagdausrüster Frankonia (www.frankonia.de) für
die freundliche Überlassung der Fotos. A_070-071_Gourmet.qxd
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Maß halten und Form gewinnen –
das ist es, wonach jeder strebt, der
ein paar Pfund zuviel mit sich
herumträgt. Dass der Verzicht auf
Süßes und Fettes mehr Genuss am
Essen bringt, beweist Star-Koch
Eduard Hitzberger: Er kreiert
Gourmet-Menüs, die mit 300 Kalorien
pro Gang auskommen. TEXT: ANDREA WILLEN
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ass es sich mit ein paar Kilo weniger buchstäblich
leichter lebt, wissen nicht nur Mediziner. Doch der
Weg zur Idealfigur ist gespickt mit klugen Ratschlägen, denen meist eines gemeinsam ist: Sie alle verlangen Verzicht,
mindestens aber Maßhalten. Und so futtern viele weiter, bis der
Arzt ihnen die unerfreulichen Folgen der stattlichen Körperfülle
darlegt. „Vor vier Jahren zeigte mir die Waage hundert Kilo an“,
berichtet auch Sternekoch Eduard Hitzberger, der im Hotel Paradies in Ftan im Engadin das Gourmet-Restaurant „La Bellezza“ (so
heißt die Schönheit auf Italienisch) führte. Sein eigene „bellezza“
war Hitzberger allerdings weitgehend abhanden gekommen. Dass
seine Ärztin ihm auch noch ein frühes Ableben in Aussicht stellte, sollte er nicht endlich einen gesünderen Lebensstil pflegen,
ließ ihn endgültig aufwachen. Hitzberger ging an den Herd und
experimentierte. Und er entwickelte völlig neue Gourmet-Menüs:
mit wenig Butter, Rahm und Öl und mit wenig Kohlehydraten,
dafür würzig, mit viel Fisch, Gemüse und frischen Kräutern. Damit
zaubert er intensive Aromen hervor und eine verschwenderische
Geschmacksfülle. Über Monate testete Eduard Hitzberger die
neue Küche im Selbstversuch. „Ich habe 14 Kilo dabei verloren“,
lacht der Meisterkoch. Seine schlanke Küche auf Sterne-Niveau
verlockt zu kulinarischen Entdeckungen: Vom Süppchen über den
Hauptgang bis zum fruchtig-süßen Abschluss – keiner der Gänge
hat mehr als 300 Kalorien. Für seine innovative Diätküche ist Hitzberger 2005 in der Schweiz zum Hotelkoch des Jahres gewählt
worden. Die Jury betonte, dass der Spitzenkoch „all jene begeistert, die sanftes Entertainment für den Gaumen schätzen“. Die
Maxime ist einfach – „die bestmöglichen Gerichte aus den gesündesten Produkten mit den wenigsten Kalorien“.
In diesem Jahr nun verließ der 52-Jährige nach 15 Jahren sein
„Paradies“ in Ftan. Konsul Horst Rahe, dem das Hotel im Engadin
gehört und der selbst ein paar Kilo dank Hitzbergers Diätküche
verloren hat, hat ihn für sein Hotelimperium, die Häuser der Arkona-Gruppe und die A-Rosa-Resorts verpflichtet. Ob im „Louis C.
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LIGHT STYLE GENIESSEN
Das Gourmet-Restaurant KAPS im Grand SPA Resort A-ROSA
Kitzbühel bietet achtzig verschiedene „Light-Style-Menüs“ – um
Gesundheit und Wohlbefinden auch außerhalb des 3000 Quadratmeter großen Spa-Bereichs des Resorts zu pflegen. Das
Hotel mit 150 Zimmern und Suiten verfügt über zwei weitere
Restaurants und liegt direkt am ältesten Golfplatz Kitzbühels.
A-ROSA Kitzbühel, Ried Kaps 7, A-6370 Kitzbühel,
Tel. +43/(0)53 56/656 60-0, www.a-rosa.de
Feinste interpretiert.
Hotel Paradies, CH-7551 Ftan, Tel. +41/(0)81/861 08 08,
www.paradieshotel.ch
LIGHT STYLE KOCHEN
Im September ist im AT-Verlag Baden das erste Kochbuch von
Eduard Hitzberger erschienen, das er zusammen mit seinem
Küchenchef Boris Benecke aus dem „Paradies“ geschrieben
hat. „Große Küche light“ serviert kalorienarme Gourmetmenüs
zum Nachkochen: Pro Gang kommen auch hier höchstens 300
Kalorien auf den Teller.
Auf einem der schönsten Sonnenplateaus der Schweiz, in 1600
Meter Höhe, eingebettet zwischen die Lischanakette und die
Silvrettagruppe und mit Blick auf Vulpera und Tarasp liegt das
elegant-gemütliche Hotel Paradies mit dem Gourmet-Restaurant „La Belezza“, wo Boris Benecke die Light-Style-Küche aufs
Eduard Hitzberger, Boris Benecke: Große Küche light.
Himmlisch leichte Rezepte aus dem „Paradies“. AT Verlag, 192
Seiten, 100 farbige Fotos. 58 Euro.
Jacob“ in Hamburg oder im „A-Rosa“ in Kitzbühel, Eduard Hitzberger wird hier in Zukunft als Botschafter der feinen leichten
Küche wirken. Im „Paradies“ kocht sein Meisterschüler Boris
Benecke weiterhin in seinem Sinne. Der 1976 geborene Koch, der
bei Heinz Winkler, Harald Wohlfahrt und Dieter Müller arbeitete,
kam 2002 nach Ftan und errang zusammen mit Hitzberger die 18
Gault-Millau-Punkte und die zwei Michelin-Sterne. „Boris ist mein
gastronomischer Zauberlehrling“, sagt dieser stolz. Auch an seinem gerade erscheinenden Rezeptbuch hat Benecke mitgewirkt.
Ideen und Konzept der leichten Hitzberger-Menüs haben inzwischen auch schon im KAPS, dem Gourmetrestaurant des Grand
SPA Resort A-ROSA Kitzbühel, Einzug gehalten: Der erfahrene 28jährige Küchenchef Mario Kaltenbacher setzt sie hier um. Aus
einer Auswahl von mehr als achtzig verschiedenen Menüs präsentiert das KAPS täglich ein aktuelles „Light-Style-Menü“. Wer
es ganz besonders ernst meint, der lässt sich zu jedem Gang
einen geschmacklich abgestimmten Kräutertee servieren. Mode-
rate Kalorienzähler allerdings nehmen jeweils ein Achtel aus dem
fein sortierten Weinkeller, was dem Seelenheil ähnlich wohl tut
wie die leckere Diätkost dem Leibesumfang. Restaurantchef
Michael Gritzner empfiehlt gerne passende Tropfen, vor allem die
exzellenten österreichischen Weine – etwa vom Schlossweingut
Graf Hardegg – sind eine Entdeckung wert. Ebenso wie die feine
Trilogie aus Consommé, Tartar und Carpaccio vom Tiroler Hochrind. Fleisch kommt, wie alle Zutaten, frisch in die Küche, wenn
möglich von Bauernhöfen aus der Region. Das gilt auch für die
sogenannte Hauptsache, zarte Kalbsmedaillons mit feinen Gemüsen. Nur Meeresfrüchte und Seefische, ohne die es ein Menü à
la Hitzberger eigentlich nicht gibt, werden naturgemäß von weiter her geliefert. Auch dabei wird strikt auf Frische und Qualität
geachtet – getreu dem Motto „Lieber vom Guten weniger als vom
Schlechten zu viel“. Gespart wird eben niemals am Geschmack,
nur an den Kalorien. Für sie gilt bei allen Light-Style-Menüs, ob
im Sommer oder im Winter: Dreihundert sind genug!
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Der Blick gleicht einem Dolch:
messerscharf, eisern, durchdringend. Bereit, im nächsten
Moment zu töten. Zwei Körper
umkreisen sich langsam und
vorsichtig, in völliger Beherrschung – zu den Klängen einer
Gitarre. Was wie ein Krimi beginnt, ist auch einer: Flamenco,
ein Thriller aus Erotik und Leidenschaft! TEXT: BEATRICE HOHLER, FOTOS:
ANA BOUZAS, FLAMENCOTANZMUSEUM
Antonio Gades und Christina
Hoyos en „Seguirilla“
Foto: Colita
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sentantin ihrer Heimat. Auf einem Rappen reitend eröffnete sie
die Olympischen Spiele in Barcelona. Die Ernennung zur Direktorin
des renommierten Landesballetts von Andalusien, Ballett Flamenco
de Andalucia, war für sie eine besondere Auszeichnung. Dank
Cristinas Erfahrung als Tänzerin und Choreografin erobert sie mit
diesem Ensemble, das die besten Flamencokünstler Spaniens vereint, mit der Inszenierung „Viajes al Sur“ die Bühnen der Welt. An Ruhestand denkt Cristina (62) noch lange nicht. Selbst als sie im Alter von
fünfzig Jahren an Krebs erkrankte, haben nicht nur eine Chemotherapie, sondern auch der Tanz und eiserne Disziplin sie gerettet.
hythmisches Stakkato prasselt auf den Boden.
Dem Zuschauer stockt der Atem. Hier sprühen
Funken, ergießt sich ein Trommelfeuer aus Wut,
Eifersucht, Mordlust, wenn die Tänzer unbarmherzig ihre Gefühle
in den Boden stampfen, als könnten sie sie dadurch bändigen.
Haltung bewahren, sich nie gehen lassen ist für Andalusier von
klein auf das absolute Maß, ein Zeichen von Macht, Ehre und
Stolz. Kein anderer Tanz als der Flamenco ist besser dazu geeignet,
wortlos, nur durch Mimik, Körperhaltung und Gestik Demütigung
und Aggression, Trauer, höchste Verzweiflung, aber auch Liebe,
Begehren oder überschäumende Freude auszudrücken. Jede Geste
ist eine Aufforderung, streichelt und verführt ohne zu berühren
und steigert damit die Lust in eine kontrollierte Ekstase.
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Um den Facettenreichtum des Flamenco auch in ihrer Nachära
zu verewigen, hat Cristina gemeinsam mit ihrem Mann ihr gesamtes Privatvermögen von mehreren Millionen Euro in ein ehrgeiziMan muss kein Wort Spanisch verstehen, um von diesem Rausch ges Projekt gesteckt: das weltweit einzige Flamencotanzder Sinne mitgerissen zu werden. Wie keine andere Figur in der museum, „el museo del baile flamenco“. Ein „experience
Literatur hat „Carmen“ von Prosper Merimée den Flamenco museum“, das lebt. Hier wird Flamenco mit allen Sinnen spürbar.
beeinflusst und ein Spanienbild geprägt, das noch heute der Inbe- Spektakuläre Videoszenen und aufwendige Projektionen, ein
griff von Andalusien ist. Ob als Oper von Bizet oder im Film von Rhythmus mit Gänsehaut-Feeling; so wird man Zeuge des
Carlos Saura, Carmen präsengeschichtlichen Wandels des
tiert ein romantisches AndaFlamenco, vom familiären
lusien, angesiedelt in den
Hinterhof auf die großen Büharmen Stadtvierteln von Sevilnen der Welt. „Was immer
la, wo die Diskrepanz zwischen
jemand zum Thema Flamenco
Arm und Reich, von Unterwissen oder erleben möchte,
drückung und aufbrausendem
hier wird er fündig“, verrät uns
Stolz im Tanz überwunden
Dr. Kurt Grötsch, Marketingleiwird. Dieses klassische Bild der
ter des Museums. FlamencoCarmen hat Flamencotänzerin
kleider, Fächer, Schuhe, ParCristina Hoyos ideal verkörfüm, sogar eine eigene
pert. Sie ist selbst in diesem
Schmuckserie entführen Besuärmlichen Milieu von Sevilla
cher in eine eigene Welt. Der
aufgewachsen. Eiserner Wille,
malerische andalusische Patio
gnadenloses Training, unbarmdes Museums bietet die optiherzige Selbstdisziplin: Ihr Weg
male Kulisse für Veranstaltunzu Ruhm und Erfolg war steinig
gen verschiedenster Art. „Ob
und hart. Der legendäre StarKonzert, Hochzeit oder Firmentänzer Antonio Gades hat ihr
Event, wir organisieren gerne
Ausnahmetalent erkannt und
,noches VIP‘, mit Flamencosie zu seiner Tanzpartnerin ershows auf höchstem Niveau“,
koren. Zu Gitarrenklängen von
erklärt Tina Panadero, DirektoPaco De Lucia hat das Traumduo
rin des Museums. Mitten im
Gades/Hoyos Höchstleistungen
Herzen von Sevilla, der Wiege
in Tanz und Choreografie erdes Flamenco, wird dieses
zielt und Flamenco nicht nur in
Juwel sicher schnell zur KultFlamenco pur ist weniger Folklore, sondern meist Ausdruck von
den Filmen von Carlos Saura,
stätte für alle Flamencofans
Leidenschaft, Eifersucht, Trauer und Leid, aber immer erhobenen
sondern auch im Theater als
avancieren. finest.finance! hat
Hauptes, la postura! Cristina Hoyos in „Viaje al Sur“. Foto: Luis Castilla
authentische spanische KunstChristina Hoyos auf einem
form in alle Welt getragen und Menschen in ihren Bann gezogen. ihrer seltenen Zwischenstopps in Sevilla getroffen
Nach 20-jähriger Zusammenarbeit mit Antonio Gades ging
Cristina Hoyos mit einer eigenen Truppe auf Tournee. 1992 ehrte
Spanien seine „Grand Dame des Flamenco“ als offizielle Reprä-
Ist Tanz für Sie Beruf oder Berufung?
Ich bin zum Tanzen geboren. Ganz gleich, wo auf der Welt ich
gelebt hätte, ich wäre überall Tänzerin geworden. Aufgewachsen
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Himmelschreiende Ungerechtigkeit, Unterdrückun
der Landarbeiter und „gitanos“, aber ungebeugter
Stolz: im Tanz tobt der Dämon, el duende. Cristina
Hoyos in „Tierra adentro“. Foto: Enrique Moreno.
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Was war/ist die Krönung Ihrer Karriere?
Jede meiner drei Lebensetappen, von der Kindheit über die Arbeit
mit Antonio Gades bis zum eigenen Ballett und dem Ballett Flamenco de Andalucia hatte ihre eigenen Höhepunkte. Die Krönung
in der jetzigen vierten Etappe ist das Flamencotanzmuseum. Es
ist das Vermächtnis meines kulturellen, künstlerischen, sozialen
und emotionalen Lebens.
in ärmlichen Verhältnissen in Sevilla, träumte ich von einem
Leben auf der Bühne, im Theater, und wollte als berühmte
Tänzerin meine Eltern aus ihrem Umfeld herausholen. Mit zwölf
Jahren habe ich die Schule verlassen, um mich diesem Ziel uneingeschränkt widmen zu können. Meine „Universität“ war die
gelebte Welt, Erfahrungen auf meinen Reisen, Gedankenaustausch mit Menschen verschiedener Kulturen.
Wie gelang Ihnen der Durchbruch zu Weltruhm?
Im Ballet von Antonio Gades. Er war der Beste. Als ich in seinem
Ballett begann, wollte er nach nur einem Monat mit mir tanzen.
Es war sehr reizvoll und befriedigend, dass er mich für würdig
befand, auf seinem Niveau zu arbeiten. Aber gleichzeitig hat es
mich sehr nervös gemacht; ich war nicht sicher, ob ich wirklich
so gut war wie er. Ich habe voller Begeisterung noch viel von ihm
gelernt.
Welche Pläne haben Sie mit diesem Museum?
Wir werden in Kürze eine Serie illustrierter Kinderbücher herausgeben, um schon von klein auf Interesse für den Flamenco zu
wecken. Nach meiner Karriere als Tänzerin möchte ich mich ganz
dem Museum widmen. Ich plane spezielle Kurse für Flamencolehrer und sonstige Profis. Momentan scheitert manches noch an
fehlendem Geld, denn weder die Stadt Sevilla, noch die andalusische Landesregierung sind sich der Bedeutung dieses
Projektes bewusst. Bisher haben wir lediglich circa drei Prozent
Ist Flamenco überhaupt erlernbar?
der Gesamtinvestition an Förderung von der Landesregierung
Ein Großteil des Flamenco liegt in der Technik. Jede einzelne bekommen, sowie private Unterstützung durch eine sehr gute
Geste, Bewegung, Handhaltung, bis hin zur kompletten Choreo- Freundin. Die Stadt Sevilla, obwohl Wiege des Flamenco, findet
grafie kann bis zu einem gewissen Grad trainiert und perfektio- es nicht einmal für würdig, dieses Highlight des Flamenco zu
niert werden. Doch die Magie des Theaters liegt darin, vollkom- erwähnen oder international zu vermarkten. Es ist wie so oft im
men in den Moment zu versinken, in absoluter Konzentration den Leben: Der Prophet gilt im eigenen Lande nichts. Hätten wir es in
Körper zu beherrschen, sich
Barcelona oder im Ausland erAndalusische Anmut: Cristina Hoyos (62) fasziniert mit ihren
ganz auf das Thema der Musik
richtet, man hätte uns die Füße
Tourneen Flamencofans in aller Welt, berührt die Herzen ihres
einzulassen. Wenn Trauer,
geküsst. Wir hoffen, dieses
Publikums. Cristina Hoyos in „Viaje al Sur“. Foto: Luis Castilla
Freude oder Sinneslust das
einmalige Projekt mit Hilfe von
eigene Herz zum Schwingen
Sponsoren in den nächsten
bringen, kann dieser innere
Jahren ausbauen zu können. Die
Dämon, el duende, sich auf das
Anerkennung unseres internaPublikum übertragen, es
tionalen Publikums macht uns
rasend machen oder verzüMut.
cken. Eine Kunst, die wohl eher
im andalusischen Blut liegt.
Wenn man auf ein solch erfolgreiches Leben zurückbliWoran lässt sich für Sie Erfolg
cken kann, worin liegt dann die
messen?
Quintessenz?
Das Maß aller Dinge für einen
In Bescheidenheit, Demut und
grandiosen Erfolg ist zunächst
Dankbarkeit. Ich habe viel durchder unabdingbare Wille, ein
gemacht, bin aber immer optibestimmtes Ziel zu erreichen.
mistisch und sehe das Glas
Die Konzentration auf den
„halb voll“. Ich habe gelernt,
Moment, in dem man für das
Neider und Kritiker zu ignoriePublikum sein Bestes gibt,
ren, keine Gedanken an sie zu
verleiht eine Kraft, die es
verschwenden, sondern mich
ermöglicht, diesen leidvollen
auf die Geschenke zu konzenWeg zu gehen, der gepflastert
trieren, die mir das Leben
ist mit Schmerzen, Enttäubietet, egal ob Freud oder Leid.
schungen, unbarmherzigem
Je stärker das Leid, umso beTraining und eiserner Disziplin.
glückender ist die Freude. Ich
Man darf sich mit Mittelmaß
habe eine wunderbare Familie,
nicht zufrieden geben, sondern
den besten Mann, und finde
muss sich stets selbst korrigieren, das Erreichte infrage stellen. mein Glück im Augenblick. Ich wünsche mir Gesundheit für alle und
Wer es schafft, seine vorgegebene „Backform“, el molde, zu eine Wertschätzung unserer Arbeit mit diesem Museumsprojekt. sprengen, kann ein Höchstmaß an eigener Individualität und Aura Museo del baile flamenco
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K U LT W E I N A U S D E M T R E N T I N
Ein Weingut wie aus dem Märchenbuch. Unter den Schritten knirscht der helle,
gepflegte Kies, am Ende der geschwungenen Auffahrt steht das mit Efeu bewachsene
Herrenhaus stolz in der Nachmittagssonne. TEXT: MARKUS DEL MONEGO
W
W
ie Tenuta San Leonardo liegt wie ein verwunschenes
Schloss aus längst vergangenen Zeiten traumhaft
schön gelegen am linken Ufer des Sarnis, inmitten
herrlicher Weinberge, dort, wo das Rebland zwischen Fels und
Wasser liegt. Gratis dazu: atemberaubendes Gebirgspanorama.
Die Szenerie beherrschen die imposanten Kalkfelsen der Monti
Lessini, schroff und malerisch zugleich.
Irgendwie scheint die Zeit stehen geblieben zu sein auf diesem
jahrhundertealten Besitz im südlichen Trentin, die Vergangenheit
ist hier noch immer Gegenwart. Auf Schritt und Tritt spürt man
die bewegte Geschichte des Hauses, atmet man den Geist längst
vergangener Tage. Knarrende Dielen, Ahnenfotos an den tapezierten Wänden – alles so, wie sich ein Haus mit lebendiger
Geschichte zu präsentieren hat.
Nichts wirkt unecht oder aufgesetzt, alles hat seinen Platz genau
da, wo es hingehört. Die Familie Marchese Carlo Guerri Gonzaga,
der dieses wunderschöne, 300 Hektar große Gut nebst Weingärten
seit dem 18. Jahrhundert gehört, ist genauso, wie man sich alten
italienischen Landadel vorstellt: mit dieser charmanten, vornehmen
und freundlichen Zurückhaltung, ohne einfach nur verbindlich zu
sein. Sympathisch eben und authentisch.
Und obwohl Geschichte eine wichtige Rolle spielt an diesem Platz
und in diesem Haus, ist die Familie längst im 21. Jahrhundert angekommen. Hier wird einer der besten Rotweine Italiens gekeltert.
San Leonardo gilt als begehrter Spitzenwein aus dem Trentin
schlechthin, wird von Fachleuten wie Burton Anderson oder
Markus Del Monego, Master of Wine und Weltmeister der
Sommeliers (1998), gleich als einer der zehn besten Rotweine
weltweit geadelt. Hoch dekoriert ist er darüber hinaus: Mit dem
Oscar als bester roter Wein Italiens, mit dem Oscar als beste
Firma Italiens, mit elf mal drei Gläser Gambero Rosso, mit gleich
12° als bester Wein der Welt vom Wine Spectator und und und.
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Schon im 6. Jahrhundert hatten sich aus Frankreich eingewanderte Gläubige in den fruchtbaren „Campi Sarni“ niedergelassen
und ihre Kirche dem heiligen Leonard von Noblac geweiht,
Mönche des Kreuzritterordens gründeten 1215 an diesem Ort ein
Kloster und ein Hospiz, heute Firmensitz des Weinguts. Und noch
immer trägt der Ort den Namen seines Schutzpatrons: San
Leonardo.
Das Geheimnis: wenige, doch äußerst charaktervolle Weine zu
erzeugen, die den Charakter des Trentin in einem Glas widerspiegeln. Obwohl in dieser Region traditionell Lambrusco- und
Marzeninotrauben angebaut werden, hat sich der Marchese dazu
entschlossen, die klassischen Sorten des Haut Médoc – Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und natürlich auch Merlot – anzubauen, um seiner hohen Qualitätsphilosophie gerecht werden zu
können. Die ist auch ein Grund dafür, dass es San Leonardo nur
in solchen Jahrgängen gibt, in denen die Trauben in einem optimalen
Zustand geerntet werden können. Zugegeben: Dies ist meistens
der Fall, doch 2002 zum Beispiel hat es nicht gereicht.
Im wechselvollen Verlauf der Jahrhunderte war das Landgut des
öfteren Schauplatz historischer Ereignisse mit mehr oder weniger
großer Bedeutung für die Weltgeschichte. Die Spuren der Zeit finden sich eben überall auf San Leonardo. In den alten Mauern, im
Museum, das mit einer einzigartigen Sammlung von Gegenständen
und Zeitzeugnissen eindruckvoll die ehemalige Bauernkultur
repräsentiert: Landmaschinen und Werkzeuge demonstrieren,
Grundlage seines beeindruckenden Erfolgs waren zweifellos
seine Erfahrungen, die er Jahre zuvor in der Toskana beim Marchese
Incisa delle Rocchatta auf dem Weingut Sassiccaia-San Guido
wie über Jahrhunderte Menschen auf dem Gut die Erde bearbeitet,
Vieh gezüchtet, Seidenraupen aufgezogen und die verschiedensten
Handwerke ausgeübt haben. Die Familiengeschichte der Markgrafen Guerrieri Gonzaga dagegen ist einer einzigen Dame gewidmet: Der Marchesa Gemma Gonzaga, geborene Gresti von San
Leonardo. Sie hat sich 1916 für die Heimkehr von 12.000 Soldaten des Österreichisch-Ungarischen Heeres aus dem Trentin und
Istrien aus der Kriegsgefangenschaft in über hundert Arbeitslagern Russlands und Sibiriens besonders eingesetzt.
gesammelt hat. Damals hat er selbst Weingeschichte geschrieben.
Er ist es gewesen, der dort 1981 den ersten Supertuscany der
Welt kreiert hat, was ihn schließlich dazu bewegte, auch zu Hause,
im äußersten Winkel des Trentin, Weine aus den klassischen
Bordeaux-Trauben zu produzieren, sein Know-how und den unbedingten Willen zur Qualität auf die Tenuta San Leonardo zu
übertragen. Doch hat er trotz aller Anlehnung an den bordelaiser
Stil seinen eigenen Weg beim Ausbau und der Entwicklung der
Weine gefunden. San Leonardo ist eben kein Bordeaux-Wein aus
Italien, sondern ein italienischer Kultwein.
Vergangenheit ist Gegenwart. Noch heute sieht der Kräuter- und
Gemüsegarten so aus, als hätten ihn die Mönche des Kreuzritterordens gerade erst angelegt. Doch darunter lagert ein hochmoderner Keller, der ganz ins 21. Jahrhundert passt: Auf San
Leonardo ist es mühelos gelungen, die Balance zwischen
Tradition und Moderne zu halten.
Die Tenuta San Leonardo leitet der Marchese heute zusammen
mit seinem Sohn Anselmo, gemeinsam mit der Familie ist man
stolz auf das Erreichte und erinnert sich gerne an die uralte Weinbautradition des historischen Fleckchens. „Die Erde beseelt all
unser Tun“, hat er dazu einmal gesagt.
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Gewürzen und eleganten Röststoffen. Am Gaumen präsentiert sich
der erste Jahrgang dieses Spitzenweines mit einem opulenten, runden
Charakter, dichter Frucht, guter Struktur und angenehm eingebundenen Tanninen. Ein Wein mit Kraft und Fülle. Speisenempfehlung: harmoniert sehr gut mit kurzgebratenem Fleisch wie beispielsweise Rinderfilet.
Rund zwanzig Hektar Weingärten sind heute mit Reben bestockt
die vom unvergleichlichen Terroir der Vallagarina profitieren. Das
Klima ist gemäßigt und die Unterschiede zwischen warmen Tagestemperaturen und kühlen Nächten helfen den Trauben noch mehr
Aromastoffe zu bilden. Nicht zuletzt auch die geschützte Lage –
die Lessiner Berge sind wie ein Bollwerk gegen kalte Winde und
unwirtliches Wetter – begünstigt eine gleichmäßige Traubenreife.
Dass der Wein im Weinberg und nicht im Keller gemacht wird, ist
die feste Überzeugung von Marchese Carlo Guerrieri Gonzaga. So
werden die Rebanlagen gehegt und gepflegt und die Trauben, die
auf Kies und Sandböden gedeihen, werden vorsichtig von Hand
gelesen. Schon im Weinberg findet eine erste Selektion statt. Die
Trauben werden im Weingut entrappt und gemahlen. Daran
schließt sich die klassische Maischegärung für alle Rotweine an.
Das regelmäßige Untertauchen des Tresterhutes erlaubt in dieser
Zeit die Auslaugung wertvoller Aromastoffe und feinkörniger
Tannine, die später dem Wein sein Rückgrat verleihen. Anfangs
werden die Weine in großen Holzbottichen ausgebaut, später
dann in 60 Hektoliter fassenden Fässern aus slawischer Eiche.
Die Spitzenweine Villa Gresti und San Leonardo verbringen
jedoch rund 24 Monate in den Barriques aus französischer Eiche,
und anschließen reifen sie für weitere zwölf Monate auf der
Flasche, bevor sie in den Verkauf gelangen.
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Die Erfahrungen des Jahrgangs 2000 haben wertvolle Informationen
für den Folgejahrgang gebracht. Er präsentiert sich noch etwas
intensiver in der Farbe mit einem kraftvollen Purpur, fast schwarzem
Kern und violetten Reflexen. Im Duft sind Anklänge von dunkler Beerenfrucht präsent. Der Einfluss der Barriques kommt mit milden
Gewürzaromen, einem Hauch von Bitterschokolade und feinen
Toastnoten noch deutlicher zum Ausdruck, während am Gaumen die
Tannine dicht gewoben sind und sich harmonisch in den opulenten
Charakter des Weines einbinden. Speisenempfehlung: ideal zu
geschmorten Gerichten wie Rinderbäckchen.
DLLI ftÇ _xÉÇtÜwÉ? itÄÄtztÜ|Çt I G T
Der typische Trentiner Cabernet-Charakter ist in diesem purpurfarbenen Wein präsent. Der Duft ist verschlossen, zeigt dezente, sich
langsam öffnende Röstaromen und im Hintergrund Frucht mit leichten Anklängen von süßer roter Paprika, schwarzen Kirschen und reifer
Feige. Ein gut strukturierter, jedoch strenger Wein, mit wenig Schmelz
aber gutem Mundgefühl. Speisenempfehlung: passt ausgezeichnet zu
Steinpilzrisotto.
Vom Ergebnis der umsichtigen Arbeit im Weinberg und Keller
können Sie sich mit einer Reihe feiner Weine überzeugen. ECCG `xÜÄÉà w| ftÇ _xÉÇtÜwÉ?
gÜxÇà|ÇÉ DOCG
DLLJ ftÇ _xÉÇtÜwÉ? itÄÄtztÜ|Çt I G T
Dieser Wein bestätigt die positive Einschätzung des Jahrgangs 1997.
Er zeigt immer noch eine dichte, ins Schwarze changierende Purpurfarbe mit granatroten Reflexen. Die opulenten und fülligen Aromen
erinnern an Bitterschokolade, schwarze Kirschen und etwas Kirschmarmelade, sowie an elegante, milde Gewürzaromen. Ein komplexer
Wein mit dichter Struktur. Am Gaumen setzt sich dieses dicht gewobene Aromenspiel fort und macht den Wein zum besten San Leonardo
der 90er. Speisenempfehlung: ein sehr guter Begleiter von feinen
Wildgerichten wie Rehkeule.
Dieser typische und aromatische Merlot wurde ganz klassisch gekeltert
und ausgebaut. Die Farbe ist purpurrot mit immer noch jugendlichen,
violetten Reflexen. Den Duft prägen die typischen Fruchtaromen der
Merlot-Traube, die an schwarze Johannisbeeren, Brombeeren und
einen Hauch von schwarzen Kirschen erinnern. Im Hintergrund zeigt
sich eine feinwürzige, an reife, rote Paprika erinnernde Aromatik, die
typisch für das Terroir des Trentins ist. Am Gaumen überzeugt dieser Wein mit fein gearbeiteten Tanninen, einer guten Struktur und
einer eleganten Fruchtnote im angenehmen Finale, das deutlich von
einer anregenden Frische geprägt ist. Speisenempfehlung: begleitet
ideal kräftige Pastagerichte.
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Ein purpurner Wein mit rubinroten Reflexen und schwarzem Kern.
Die Nase präsentiert sich sehr verschlossen und braucht viel Luft.
Würzige Frucht und feine aromatische Fülle entwickeln sich mit
zunehmendem Sauerstoffkontakt. Am Gaumen überzeugt ein opulenter Charakter mit viel Schmelz, reifen, sehr gut eingebundenen
Tanninen und ausgezeichneter Frucht im Finale. Ein Wein mit Tiefe
und Komplexität, der jedoch mit seinem opulenten Charakter leicht
zugänglich ist. Speisenempfehlung: sehr gut geeignet für feine Käsezubereitungen, beispielsweise Parmesansoufflé.
ECCC i|ÄÄt ZÜxáà|? itÄÄtztÜ|Çt I G T
Merlot ist die Grundlage dieses Spitzenweines, der mittlerweile auch
das Interesse der strengen Verkoster des Gambero Rosso gewinnen
konnte. Eine dichte, purpurrote Farbe mit einem fast schwarzen Kern
prägt sein Erscheinungsbild. Im Duft sind die Aromen von dunklen
Beerenfrüchten wie Brombeeren und schwarze Johannisbeeren
präsent. Sie werden ergänzt durch feine Noten von Vanille, milden
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Die Cuvée des Jahrgangs 2000 wurde erstmals vom Önologen Carlo
Ferrini gemacht. Obwohl der Grundcharakter des San Leonardos mit
seinen terroirgeprägten würzigen Komponenten beibehalten wurde,
wird hier erstmals die Frucht deutlicher in den Vordergrund gestellt.
Ein purpurner Wein mit violetten Reflexen und schwarzem Kern. Im
Duft sehr viel süße Frucht, deutlich weniger Gewürzkomponenten,
reife Aromen in Richtung schwarze Johannisbeeren. Auch am Gaumen
dominiert die Frucht, wobei eine ausgezeichnete Tanninstruktur und
dichter Extrakt eine sehr gute Zukunft erwarten lassen. Speisenempfehlung: ideal zu Wildgeflügel, z. B. Taube im Gewürzmantel.
Im 2001er bestätigt sich die Stilentwicklung unter Carlo Ferrini, die
sich in dichter, purpurner Farbe mit violetten Reflexen und schwarzem Kern zeigt, ebenso im Duft, der zwar noch verschlossen ist,
doch auch hier etwas mehr die Frucht und etwas diskreter die
Gewürzkomponenten präsentiert.
Ein Wein mit dichtem Extrakt, Tanninen von ausgezeichneter Reife,
der ein glänzendes Potenzial hat. Ein Klassiker, jetzt in einem etwas
moderneren Gewand. Speisenempfehlung: harmoniert sehr gut mit
dunklem Fleisch wie Lammrücken in eigenem Jus.
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j|Äw{x|à âÇw ixÜy≤{ÜâÇz
Was bedeutet „Wildheit“ in Europa? Zivilisation, so weit das Auge reicht. Scheinbar
ist nichts mehr außerhalb menschlicher Kontrolle. Alles überkultiviert, alles menschlich,
keine Einsamkeit, auch keine Weite. Und doch: Ein recht starker Wind des Wilden
bläst im südfranzösischen Departement Ardèche. Die Provence in sicherer Entfernung
und zugleich in unmittelbarer Nachbarschaft. Eine Gegend, in der sich stimmige
Genüsse vereinen: Wein, Wildschwein und Trüffel.
TEXT UND FOTOS: DR. STEFAN LINDL
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X
X
SÜDFRANZÖSISCHE SEITENSPRÜNGE
nde August, Anfang September leert sich der
Süden Frankreichs. Die Touristenmassen zerfließen Richtung Rhônetal-Autobahn, um sich ein
letztes Mal in einem üppigen Stau zu sammeln. Zurück bleiben
ruhige, spätsommerlich-vibrierende Landschaften, leise Dörfer
im Licht der noch stechenden Strahlen der Sonne, die häufig vom kalten
Mistral gekühlt werden. In dieser
gemäßigten Jahreszeit sind die südlichen Departements Frankreichs ein
idealer Ort für Genießer. Entspannt lassen sich einerseits
Architektur, römisch-romantische Ruinen, Kunst sowie die
atemberaubenden, wilden Landschaften erleben, andererseits
laden die Keller zur Degustation. Eine Reihe von exklusiven
Küchenchefs bieten die wilden Genüsse der Ardèche, der Drômes
und des Vaucluse in kultiviertester Form.
Ereignisse überstürzen sich in dieser Zeit. Wein wird gelesen,
Traktorenanhänger gefüllt mit Trauben entschleunigen den
reißenden Fluß des Alltags auf den Landstraßen. Gleichzeitig
beginnt das große Gären. Links wie rechts der Rhône liegt Wein
in der Luft. Besser gesagt die Ausdünstungen der Gärprozesse.
Man entkommt den Aromen nicht
und freut sich auf die Zeit, in der
der Wein in Fässern und Tanks reift.
Ein frischer, säurebetonter Rosé als
mittäglicher Apéro in einem der
Cafés in den mittelalterlichen Orten steigert die Vorfreude. Ob in
Ballazuc, ob in Voguë an der Ardèche oder in Montélimar und
Grignan im Departement Drôme – die Synästhesie des Wahrnehmens an diesen Orten ist in den Herbstmonaten bemerkenswert.
Während die Genießer in den Cafés tun, was sie per Definition
tun müssen, nämlich genießen, treffen sich in den weiten
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Flaumeichenwälder von Gras zu sein, ein Paradies der Wildschweine! Natürlich nur so lange, bis die Jäger kommen.
Soweit das Auge reicht und die Nase riecht, liegen die wilden
Genüsse in der Luft, ob Wildschweine, Steinpilze oder später die
Trüffeln. Perfekt passen gut gemachte
Weine der Côtes du Rhône dazu, wie
beispielsweise der exzellente „Côtes
du Rhône Villages rouge“ der „Domaine
du Costes Chaude“ in Visan. Marianne
Fues, eine Schweizerin, macht diese exzellente Cuvée aus Grenache
und Syrah. Wer vom linken Rhône-Ufer einen Seitensprung nach
Visan wagt, sollte ab November einen Samstagmorgen dafür
wählen. Auf dem Weg von Gras nach Visan liegt Richerenche mit
seinem Trüffelmarkt.
Bleibt nur die Frage nach dem Ort des Genießens. Weit oberhalb
Flaumeichenwäldern des Departements Ardèche Männer mit
orangefarbenen Warnwesten bekleidet. Ihre Hunde kläffen, in
ihren Händen halten sie lässig Büchsen. Sie machen genau das,
was Franzosen beziehungsweise Gallier nach der Definition von
Uderzo und Goscinny tun müssen:
Wildschweine jagen. Groß sind die
bejagten Wildschweinpopulationen
und groß ist der Appetit auf Wildschweinwurst, -schinken und -keule.
Ob in der vulkanischen Haute Ardèche auf 1200 Metern im
Norden oder in den sanfteren Bergen des Ardèchetals im Süden,
die Jäger sind omnipräsent.
Eines der Zentren der Wildschweinjagd liegt in Gras. Vor einigen
Jahren war Gras ein graues Dorf, heute ist es eine noch nicht ganz
bekannte Perle unterhalb des Massivs der Dent de Rez. Restau-
j|Äwáv{ãx|Çx
Viel Zeit für Genuss, zwischen romantischen Gärten und Natursteinhäusern...
von Gras thront das einsam gelegene Anwesen „Chinel“ über
einer Schlucht. Es ist ein einzigartiger Ort für einzigartige Genießer. Der Gebäudekomplex, der auf einen Hof aus dem 18. Jahrhundert zurückgeht, mit Panoramaterrassen und einem atemberaubend gelegenen Swimmingpool, ist ein Geheimtipp für
leidenschaftliche Genießer und auch
genießende Köche: denn dort kann
man sich selbst als „Maitre cuisiniere“ betätigen oder sich bekochen
lassen. Es heißt unter Eingeweihten,
der Hausherr, übrigens ein Deutscher, der vor dreißig Jahren der
verführerischen Wildheit des Departements Ardèche erlegen ist,
bereite die besten Wildschweinkeulen der Gegend.
Wandern, jagen, degustieren, die Einsamkeit und Wildheit
genießen, alles ist möglich mit nur wenigen Seitensprüngen über
die Rhône. Kontakt: [email protected]
rierte Natursteinhäuser und spannungsvolle Gärten bestimmen
das Ortsbild. Für angeregten Austausch treffen sich die Bewohner
im „Café Delauzun“. Absehbar sind die Gesprächsthemen in dieser
Zeit: Von Steinpilzrekorden über Jagderlebnisse bis hin zur Vorfreude auf die Trüffeln, die nach den Wildschweinen und Steinpilzen
von November bis März Saison haben.
Das Café Delauzun liegt direkt neben
dem Zerwirkkeller der „Chasseurs de
sangliers“, der Wildschweinjäger von
Gras. Nicht nur die Jäger, auch die
Wildschweine scheinen in diesen Tagen überall präsent zu sein.
Das Jagdrevier liegt in den Wäldern oberhalb von Gras. Dort reicht
der Blick auf den Höhenzügen bei guter Fernsicht bis zu den
Cevennen im Westen. Im Osten liegt das breite Tal der Rhône.
Weinfelder neben Weinfelder ordnen sich bis an die westlichsten
Ausläufer der Alpen an. Endlos und unbewohnt scheinen die
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]tzw|Çáà|Ç~à
Zwischen dem Eintritt in das Revier und dem Gebrauch der Waffe liegt die ausgedehnte, eigentliche Tätigkeit des Jägers: die Jagd. Früher war sie ein Privileg
der Adeligen. Sie allein nahmen sich das Recht heraus, einen der wenigen noch
stark ausgeprägten Instinkte auszuleben, die dem instinktreduzierten homo
sapiens verblieben sind.
TEXT: DR. STEFAN LINDL, FOTOS: ULLI SEER
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EINE FRAGE DER VERNUNFT
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eltsam berührt die Jagd den Alltag. Sie erinnert an
das wilde Leben, das abseits der Zivilisation ein
kaum beachtetes Dasein führt. Mit der Jagd tritt es
uns unvermittelt aus der Dunkelheit seiner Existenz entgegen.
Plötzlich werden sie uns bewusst, die wilden Tiere in Wäldern und
auch die wilden Menschen, die sie jagen. Die Jagd erinnert an
etwas Verlorenes, an etwas, auf das die Mehrzahl der Menschheit schon seit Jahrtausenden zu Gunsten planbar-komfortabler
Viehhaltung verzichtet. Der Nahrungsbedarf an Fleisch war nicht
mehr den Unwägbarkeiten des Jagdglücks überlassen, sondern
der mehr oder minder ständigen Verfügbarkeit der Tiere in Gehegen und Ställen. Selbst das Wild wird heute in großen Gehegen
gezüchtet. Köche rühmen dieses Zuchtfleisch, weil das Wild unter
ärztlicher Kontrolle und versehen mit Gütesiegeln aufwachsen
kann. Zudem ist die Zucht komfortabel. Sie lässt sich planen,
Populationen können konstant groß gehalten, aber auch bezogen
auf die Nachfrage des Markts gebeugt werden. Die Zucht entspricht der Sesshaftigkeit der Menschen und ihrem kontrollierten, geordneten Leben, das obendrein einen geordneten Tod der
Tiere kennt. Kontrolle ist wohl das bedeutende Wort, dem die Jagd
zumindest noch in ihren Grundfesten entgegensteht.
Betrachtet aus der Perspektive der Zivilisation ist die Jagd so wild,
wie das Wild, das der Jäger jagt. Es ist natürlich vermessen, in
einem dicht besiedelten Gebiet wie Mitteleuropa von einer wilden
Jagd zu sprechen. Jäger sind heute keineswegs frei in ihrer Wildheit, sondern an gewaltige Prüfungen, finanziellen Aufwand und
strenge Auflagen gefesselt. Die Jagd ist mehr oder minder reglementiert. Außer Kontrolle scheint auf den ersten Blick nichts zu
sein. Und doch geht es seit Jahrtausenden bei der Jagd um die
Lust am Kontrollverlust, die stets exklusiv gehandhabt wurde.
Kontrollverlust erlaubte sich früher nur eine kleine Gruppe, der
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Tâ∫xÜ ^ÉÇàÜÉÄÄx
Adel. Heute übernimmt die Bürokratie die exklusive Funktion des
Adelstitels. Nur wer wirklich bereit ist, alle Hürden in Kauf zu
nehmen, darf jagen. Sicherlich stellt sich die Frage: Warum wurde
und wird die Jagd beschränkt auf eine kleine Gruppe von Menschen? Warum wurde Wilderei, die sich anmaßte zu jagen wie die
Privilegierten, so vehement verfolgt? Die Antwort zeigt sich nicht
nur an der Oberfläche rechtlicher Bevorzugung und Willkür, sie
ist nicht gebunden an Besitz und Ländereien und auch nicht an
der Menge des Wildbestands, mit der gerne das Privileg gerechtfertigt wird. Eine Antwort auf die Exklusivität der Jagd ist tief in
der opaken Seite der Zivilisation vergraben.
Jagd gründet in einem Instinkt und nicht in einer gedanklichen
Ausgeburt menschlicher Ordnungsmanie. Ein Hauptcharakteris-
tikum der heutigen Menschheit ist ihr Wille zur Ordnung. Alles
dreht sich um Ordnung und Unordnung. Menschen besitzen
Gehirne, die ordnen müssen, weil sie nichts anderes können, als
andauernd zu ordnen. Menschsein bedeutet: Ordnen der Unordnung und Erhalten der Ordnung. Krieg und Terrorismus übernehmen
die revolutionäre Funktion, alte Ordnungen zu erschüttern oder
zu zerstören um neuen Ordnungen eine Chance zu geben – das
geht nur mit Gewalt. Dabei entspringen Ordnung und Unordnung
Idealen, die irgendein Gehirn oder viele Gehirne entwickelt haben.
Die Jagd dagegen basiert nicht auf einer Vorstellung, die nötigenfalls mit Waffen verwirklicht wird. Sie ist ein animalisches
Überbleibsel des Menschseins. Anders gesagt: Sie ist das Animalische, das neben der Ratio existiert. Ebenso wie die Macht der
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W|x jtÇwÄâÇz wxá `xÇáv{xÇ
Gefühle, besonders die Sexualität, die schwer zu kontrollieren ist,
lebt der Jagdinstinkt in uns außerhalb der erhabenen Kontrolle
unserer Gehirne.
Mit dem Eintritt in das Revier entkleidet sich der Mensch seines
dicht gewebten Mantels aus sozialen und kulturellen Regeln und
unterwirft sich genüsslich dem Jagdinstinkt. Der Jäger begibt sich
in eine Zeitmaschine, die ihn in die ältesten Regionen seines
Menschseins befördert. Er erlebt, wie er eintaucht in die Natur
und gesteuert wird von Regeln, die er alt angeboren in sich trägt.
Dinge, die niemals außerhalb der Jagd Bedeutung haben, werden
plötzlich essenziell: Die Luft, die Gerüche, die Windrichtung, die
Pflanzen- und Tiergesellschaften, die Lautlosigkeit, die differenzierte, scharfe Wahrnehmung der Umwelt. Gehör und Augen fol-
gen anderen Prinzipien der Selektion von Sinneseindrücken als
auf den Boulevards der großen Städte. Nicht Zeitungen, Zeitschriften, E-Mails und Bücher werden von den Augen des Jägers
gelesen, sondern die kleinen, für gewöhnlich unsichtbaren
Mikrouniversen, die in seinem Kopf Explosionen von Bedeutungen
und Bedeutungsebenen hervorrufen. Ein genussvolles, sinnliches
Verkosten der Tiefengeschmäcker in den Zauberelixieren der
Natur lässt den Menschen in die Lebenswelt der Beute eintreten.
Jäger und Gejagtes sind vereint.
Den Herzschlag der Beute und ihr hastiges Atmen kann der Jäger
nahezu fühlen. Unsichtbar verbunden, verschmilzt er mit ihr, die
weit entfernt sein mag. Ausdauer, körperlicher Einsatz, Schnelligkeit, List, immer wieder das flexible Angleichen an die Regeln der
Natur und natürlich auch eine Portion Glück gehören zur Jagd.
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Der erfolgreiche Jäger muss sich dem natürlichen Regelwerk
unterwerfen. Ob er mit einem Schuss die Jagd beendet oder nicht,
ist dabei möglicherweise gar nicht wichtig. Das bewusste Erleben
des eigenen Instinkts, wie auch das Erleben der Natur, stehen
heute für viele Jäger weit mehr im Vordergrund als das Töten.
Auffällig verziert, manchmal sogar überfrachtet mit gravierten
Ornamenten präsentieren sich die europäischen Jagdwaffen.
Natürlich gibt es auch die schlichten, rein funktionalen Werkzeuge
des Jagens. Aber fast jeder Jäger schwärmt von diesen Wunderwerken menschlicher Hochkultur. Präzise im Schießverhalten,
optisch ansprechend, der Kolben aus edlem Holz, möglicherweise
noch mit Intarsien verziert, werden sie von den Büchsenmachern
handgefertigt. Sich ihrem Reiz zu entziehen fällt schwer. Schön
und doch todbringend. Unweigerlich drängen sich Parallelen zur
Corrida auf. Die nahezu kitschige Farbenpracht der barocken
Boleros, Hosen, Hüte und Umhänge der Toreros steht ebenso im
Gegensatz zu der Wildheit des Tötens. Wie bei einem Stierkampf
das Wilde das überdimensioniert Kultivierte und den Kitsch trifft,
so prallen Jagdwaffen und Jagdinstinkt aufeinander. Es verbrüdern
sich unvereinbare Welten, um sich gegenseitig zu kompensieren:
der Instinkt die zivilisierte Kultur, die Kultur den unzivilisierten
Instinkt. Von Luxus strotzende Waffen scheinen nahezu unerlässlicher Bestandteil zu sein, Bestandteil für das große Erlebnis
eines weithin verkümmerten Instinkts.
Ulli Seer porträtierte Karl Grund, Inhaber von Jagdwaffen JuchGrund im österreichischen Ferlach. A_088-91_Safran.qxd
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Er gilt als orientalisches Gewürz par excellence: Safran. Doch auch in den
Schweizer Bergen werden Krokusse zur Safrangewinnung angebaut. Einst
ein mühsames Geschäft, wird die Tradition heute geschickt vermarktet.
TEXT: MICHAEL NETZHAMMER; FOTOS: WOLFGANG HUPPERTZ
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der Safranernte sind allenfalls ein guter „Zustupf“, wie sie hier
sagen.
ie Todesstrafe wäre ihnen sicher gewesen. Doch das
hinderte die Schweizer Söldner in spanischen oder
italienischen Diensten nicht. Zu verlockend war die
Aussicht, das wertvollste Gewürz der Welt selbst anbauen zu
können. Und damit reich zu werden. Also stibitzten sie einige der
kostbaren Blumenzwiebeln, versteckten sie in ihrem Haarschopf
und schmuggelten sie in ihre Heimat, das schweizerische Wallis.
Ob die Legende stimmt, weiß niemand so genau. Tatsache jedoch
ist, dass Safran seit dem 15. Jahrhundert nicht nur in Italien oder
Spanien angebaut wird, sondern auch im Wallis. Wer sich auf
Spurensuche begibt, wird allerdings nur noch in Mund fündig. Das
winzige Bergdorf oberhalb von Brig ist der einzige Ort im Alpenraum, an dem Crocus Sativus – die Krokusart, deren Blüten den
Safran liefern – noch angepflanzt, geerntet und verarbeitet wird.
Aufwendig, per Hand. Weshalb immer häufiger Touristen in das
560-Seelen-Dorf pilgern, vor allem in der dreiwöchigen Blütezeit
zwischen Oktober und November.
Das war vor hundert Jahren anders. Damals galt das Wallis als
das Armenhaus der Schweiz. Die kargen Böden warfen wenig ab,
für Milch und Käse gab es kaum Abnehmer. Da waren die Safranfäden ein Gut, mit dem man tauschen konnte, wie der Zunftmeister der 1979 gegründeten Safranzunft, Daniel Jeitziner,
erzählt: „Gegen Tee, Mais und Reis wurde Safran getauscht, direkt
im Tal, aber auch auf der anderen Seite des Simplonpasses in
Italien.“ Heute bleibt der Safran im Dorf. Die Bauern können gar
nicht so viel produzieren, wie sie absetzen könnten. Wer als
Tourist in Mund Safran kaufen will, kann sein Glück nur in dem
kleinen Lebensmittelgeschäft gegenüber der Kirche versuchen.
Im Schaufenster liegen Safrannudeln, Safranbrot und Flaschen
mit Safranlikör. Safran selbst verkaufen sie auch, das Gramm
zwischen fünf und 15 Euro. Wer den Schweizer Safran kosten will,
kann das in einem der drei Restaurants tun. Von der Suppe bis
zum Nachtisch steht auf den Speisekarten alles unter dem
Zeichen des etwas herb riechenden und leicht bitterscharf
schmeckenden Gewürzes. Ob Safranspaghetti oder ein Safrandessert. Martha Schnydrig aus dem „Salwald“
kredenzt ihren Gästen von
Ostern bis Oktober Gerichte mit dem roten Gold.
Berühmt ist sie für ihren
Safranrisotto. Dafür legt
sie ein paar Safranfäden in
Weißwein ein und kocht
eine frische Gemüsebrühe. Immer wieder schüttet sie davon ein
wenig über den kochenden Reis. Den Risotto serviert sie mit
Geschnetzeltem und ein wenig Salat. Wer nur eine Brotzeit
möchte, erhält im „Salwald“ Safrankäse mit Früchtebrot. Den
Käse lässt die freundliche Wirtin auf einer Munder Alp herstellen.
Auf 300 Liter Milch braucht es 15 Gramm Safran und einige Monate
Ruhe, bevor Martha Schnydrig ihn ihren Gästen servieren kann.
„Die Leute kommen heute von überall her, um unsere Gerichte zu
probieren“, sagt sie stolz. Das wäre früher unmöglich gewesen.
Denn bis 1951 war Mund von der Außenwelt abgeschnitten. Es
gab keine Zugverbindung, keine Straße, keine Seilbahn. Lebensmittel und Post wurden mit Maultieren aus dem Tal befördert.
„Wenn einer von uns krank war, wurde der Arzt aus Brig mit dem
Maultier geholt“, erinnert sich der 75-jährige Dorfchronist
Johann-Josef Hutter. Erst 1951 wurde eine Seilbahn gebaut, 1978
endlich eine Straße. Für die Munder war das ein Segen. Um Arbeit
zu finden, mussten sie nun nicht mehr wegziehen; sie konnten im
Tal arbeiten und oben in Mund leben. Diese positive wirtschaftliche Entwicklung hatte jedoch für den Safrananbau verheerende
Folgen. Kaum einer wollte noch die Felder bestellen. Statt wie früher
16.000 Quadratmeter wurden 1978 nur noch 500 Quadratmeter
bebaut. Die Tradition wäre zweifellos ausgestorben, hätte nicht
der Munder Pastor Erwin Jossen die Bewohner aufgerüttelt. „Der
Safran ist für Mund, was das Matterhorn für Zermatt ist“,
beschwor er seine Mitbürger. Sein Appell wirkte: 47 Munder gründeten die Safranzunft. Mit finanzieller Unterstützung von Bund
Vom Parkplatz unterhalb der Kirche schweift der Blick zuerst über
die mächtigen Viertausender, die sich auf der anderen Seite des
Rhonetals auftürmen, auf Weißhorn, Bottelhorn und im Hintergrund auf das Matterhorn.
Das Tal liegt weit unten.
Und mit ihm der Lärm, das
geschäftige Treiben, das
Wuseln, Hetzen, Drängeln.
Hier oben auf 1200 Höhenmetern aber summen Bienen über die Almwiesen,
die klare Luft schmeckt
nach Schnee, und das Konzert der Kuhglocken stimmt einen
träge. Die Safranfelder an den Hängen unterhalb des Dorfes
zeichnen sich mit ihrer grauvioletten Farbe deutlich von den
grünen Wiesen und Weiden ab. Ein kleiner Fußweg führt zu den
über hundert Parzellen hinab, vorbei an einem Schild „Safran
pflücken verboten“, bis man in einem Meer aus lila Blüten steht.
Über Nacht sind viele tausend Kelche durch die Oberfläche gestoßen, jeder für sich ist ein Kunstwerk, mit seinen sechs lila
Blütenblättern und den drei gelben Staubblättern. Das Wichtigste
sind indes die roten Safranfäden, die aus der Mitte herauswachsen:
meistens drei, manchmal auch vier oder fünf. Seiner Farbe und
des Preises wegen nennt man Safran auch das rote Gold.
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Tief gebeugt gehen Renata und Werner Studer über ihr Feld, zupfen
die offenen Blüten und werfen sie in die mitgebrachten Körbe.
„Ob es eine gute Ernte gibt oder nicht, darüber entscheidet das
Wetter“, erklärt der 58-Jährige. Die Sonne muss kräftig scheinen,
es darf nicht regnen, und der Winter sollte nicht zu früh einsetzen. Zusammen ernten die Munder Bauern bis zu fünf Kilo Safran
in einer Saison. Wenn das Wetter mal nicht mitspielt, müssen sich
die Schweizer wie im vergangenen Jahr mit zweieinhalb Kilo
begnügen – nicht der Rede wert, verglichen mit den 180 Tonnen,
die aus dem Iran kommen. Die Existenz der Munder Safranbauern ist aber durch diese Launen der Natur längst nicht mehr
bedroht. Werner Studer arbeitet im Tal als Elektromonteur, seine
Frau als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei. Die Einnahmen aus
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Die Bergriesen des Wallis überragen das Dorf Mund, das lange Zeit extrem unzugänglich war:
Erst 1978 wurde eine Straße vom Tal hoch gebaut
und Kanton wurden Krokuszwiebeln
aus dem Iran importiert und der
Anbau mit neuem Schwung
wieder aufgenommen.
Heute hat die Zunft
über 200 Mitglieder,
mehr als die Hälfte
baut den Krokus selbst
an. Das kommerzielle
Interesse steht allerdings
nicht an erster Stelle. „Wir wollten vor allem die Tradition bewahren und die Kameradschaft pflegen“, sagt Zunftmeister Daniel
Jeitziner. Renata und Werner Studer sehen das genauso. An
diesem Nachmittag haben sie über 3000 Blüten eingesammelt.
Jetzt liegen die violetten Blätter auf dem Küchentisch. Per Hand
müssen die Safranfäden von der Blüte
getrennt werden, um dann zu
trocknen. Das ist eigentlich
eine Plackerei. Doch in Mund
macht man aus der Not eine
Tugend und lädt Freunde ein.
Käse und Wein stehen auf dem
Tisch. Jeder greift in den Berg,
nimmt ein paar Blüten und trennt die
kostbaren Safranfäden ab. „Statt vor
dem Fernseher zu hocken“, sagt
Werner Studer, „sitzen wir zusammen, trinken ein
Gläschen, pflücken, erzählen und lachen. Das ist das eigentlich
Gute am Safran.“
Mehr zum Thema: Am 14. Oktober steigt in Mund das diesjährige
„Safranfäscht“. Information: Tel. +41/27/923 65 27, www.mund.ch
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Da Safran so teuer ist, wurde er immer auch verfälscht – mit
Dreistigkeit, aber zuweilen auch mit Phantasie. Schon Zeus
schlief angeblich auf einem Bett aus Safran – deshalb taten
reiche Römer es ihm gleich und streuten zumindest für ihre
Hochzeitsnacht die kostbaren roten Fäden aufs Laken. Zeitlebens war Safran eine Kostbarkeit, für die man tief in die Tasche
greifen musste. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Weshalb so mancher das große Geschäft wittert: Kein Gewürz wird
so häufig gefälscht wie Safran. So stellt sich „preiswerter“
Safran am Ende meist entweder als gemahlene Ringelblume,
Färber- oder Öldistel oder als Kurkuma heraus. Oder echter
Safran ist mit Zusatzstoffen vermischt worden. Oder die Safranfäden wurden mit Öl oder Glycerin bedampft, um mehr Gewicht
zu erzielen. Gewürzhändler prüfen Safranproben deshalb sehr
genau, nicht selten mit einem Fotospektrometer. Je höher die
Absorption bei 440 Nanometer Wellenlänge, sprich: je intensiver das Gelb, desto besser die Qualität. Wer hingegen auf dem
Basar gerade kein Spektrometer zur Hand hat, muss sich auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen.
Also: Safran niemals gemahlen kaufen, und von vermeintlich
günstigen Angeboten die Finger lassen. Billigen Safran gibt es
nicht.
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Renata und Werner Studer müssen zum Glück nicht von der Safranernte leben –
das kostbare Gewürz ist Zubrot, Hobby, Traditionspflege
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Safran färbt und duftet zugleich – kein Wunder, dass er seit
alters her auch als Heilkraut verwendet wurde. Die Farbe Gelb
verkörperte im alten China Glück, Ruhm und Weisheit. Sie symbolisierte aber auch Macht und Herrschaft, weshalb die Gewänder des Kaisers mit Safran gelb eingefärbt wurden – eine Farbe,
die dem Volk verboten war. Die färbende Wirkung von Safran
nutzen Hersteller von Farbpigmenten noch heute. Indische und
chinesische Parfümeure mischen ihren Düften Safran bei. Traditionelle Heilkundige schwören auf die positive Kraft der Blütenfäden. Diese wird inzwischen von Wissenschaftlern bestätigt, die zum Beispiel die wachstumshemmende Wirkung auf
Krebszellen nachgewiesen haben.
Angebaut wird Safran vor allem im Iran, in Kaschmir und im
Mittelmeerraum. Weltweit werden jährlich schätzungsweise 300
Tonnen erzeugt. Einst galt Spanien als größter Produzent. Doch
aufgrund der personalintensiven Verarbeitungsweise sank die
Produktion von 60 Tonnen in den 70er-Jahren auf heute unter
20 Tonnen. Profitiert haben davon die iranischen Safranbauern.
Sie beliefern den Nahen Osten, die USA und Europa.
Rund 30 Tonnen importieren die EU-Länder jährlich, 70 Prozent
davon stammen aus dem Iran, 20 Prozent aus Spanien, vier
Prozent aus Griechenland und zwei Prozent aus Frankreich. Die
fünf Kilo Safran aus der Schweiz finden in der Statistik keinen
Niederschlag.
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greift, indem er die Knollen ausgräbt, teilt und wieder in den
Boden versenkt. Aus einer Zwiebel wachsen in der Regel vier bis
sechs Blüten. Pro Blüte bilden sich drei rote Fruchtfäden heraus.
Um ein Kilo Safran zu gewinnen, müssen rund 1000 Quadratmeter bestellt und zwischen 80000 und 150000 Blüten gezupft
werden. Seine Wirkung verdankt Safran dem Inhaltsstoff Crocin,
einem Carotinoid. Er ist es, der den Kuchen „gel“ (gelb) macht.
Trotz der auffälligen Blüte ist der Safrankrokus unfruchtbar. Um
ihn anzubauen, muss der Mensch nachhelfen. Safran wird aus
den Blüten des im Herbst lila blühenden Crocus sativus gewonnen. Dieser kultivierte Krokus stammt vom Crocus cartwrightianus ab und wurde – entgegen der Vermutung, der Safran stamme aus West- bzw. Zentralasien – wohl erstmals auf Kreta
kultiviert. Der Krokus gehört zur Familie der Schwertliliengewächse, ist aufgrund seines dreifachen Chromosomensatzes
unfruchtbar und vermehrt sich über Knollenteilung. Jede Knolle
überlebt nur eine Saison und teilt sich bis zu zehnmal. Eine großräumige Verbreitung gelingt jedoch nur, wo der Mensch ein-
Dieser Beitrag wurde uns von natur + kosmos zur Verfügung
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| faces & places
CHINA
NACHFRAGE NACH
DEUTSCHEN UNTERNEHMEN
Die Schlagzeilen über deutsche Direktinvestitionen im Reich der Mitte sind uns
allen bestens bekannt. Wussten Sie aber auch schon, dass die Chinesen mittlerweile selbst zu bedeutenden Auslandsinvestoren avanciert sind? TEXT: MICHAEL KELLER
ff
eit gut zwei Jahren kaufen sich chinesische Investoren
in den deutschen Mittelstand ein. Ein Trend, der heimlich, still und leise begann und seit 2003 bereits zu
mehr als 300 Übernahmen deutscher Unternehmen geführt hat,
mit einem Umsatzvolumen von 500.000 bis zehn Millionen Euro.
Das entspricht einem Investitionsvolumen von annähernd zwei
Milliarden Euro. Tendenz: stark steigend. Alleine in den beiden
kommenden Jahren kann mit einem weiteren Anstieg der Transaktionszahlen um mindestens 50 Prozent gerechnet werden.
chinesischer Unternehmer durch das nationale Handelsministerium abgeschafft, was den Trend chinesischer Übernahmen in
Deutschland weiter angekurbelt hat.
Wie unterdessen aus chinesischen Bankenkreisen zu vernehmen
ist, konzentrieren sich die großen Übernahmen chinesischer
Investoren unverändert auf Asien und die USA. Bei kleineren
Transaktionen steht dagegen Europa und hier insbesondere
Deutschland, aufgrund des größten europäischen Absatzmarktes
sowie des Know-how-Vorsprungs, als unangefochtene Nummer
eins im Mittelpunkt des Übernahmeinteresses. Rechnen sie hierzulande nicht mit Mega-Deals, aber machen Sie sich Ihre Chancen im Mittelstand bewusst.
Klar muss allerdings sein: Chinesen zahlen nicht die sonst für Auslandsinvestoren typischen Kaufpreisprämien, vielmehr sind Sie –
passend zu Ihren Produkten – auf Schnäppchenjagd. Dafür
wissen chinesische Investoren ganz genau, was sie wollen. Sie
Anlass zu Optimismus gibt nicht nur die Tatsache, dass chinesische Unternehmen dank steigender Binnennachfrage und florierender Exporte über das für Auslandsübernahmen notwendige
Kapital verfügen, sondern darüber hinaus auch die immer liberalere Unternehmensgesetzgebung Chinas. So wurde im Mai dieses Jahres die Genehmigungspflicht von Auslandsinvestitionen
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visieren hauptsächlich fragmentierte, mittelständisch geprägte
Branchen an um ihre Kostenvorteile auszuspielen.
Deutsche Targets sind für Chinesen immer dann von Interesse,
wenn sie die drei folgenden Assets mitbringen: Erstens müssen
potenzielle Zielunternehmen einen guten und bekannten deutschen Markennamen besitzen. Das ist für die Chinesen deshalb
von Relevanz, weil ihre asiatischen Markennamen einerseits in
Europa unaussprechlich und zudem unbekannt sind. Andererseits dient ein renommierter Markenname der Aufwertung ihrer
Billigprodukte. Zweitens müssen deutsche Targets über ein funktionierendes deutsches, besser noch europäisches Vertriebsnetz
verfügen. Hintergrund dafür ist das Bestreben, die neue deutsche
Tochtergesellschaft nach der absehbaren Produktionsverlagerung nach Fernost künftig als Brückenkopf für den europäischen
Markt zu nutzen und dadurch Marktzugang sowie Kundenbeziehungen zu verbessern. Drittens kaufen Chinesen bevorzugt neue
Technologien und Patente, mit dem Ziel, diese Innovationen zur
Know-how-Adaption einzusetzen.
Sind diese Kriterien erfüllt, nehmen Chinesen dafür gerne auch
horrende operative Verluste der Targets in Kauf und übernehmen
nicht selten Unternehmen, die in finanzielle Schieflagen oder gar
in die Insolvenz geraten sind. Selbst wenn also im Regelfall mit
anderen Käufern ein besserer Schnitt gemacht werden könnte,
ist ein Verkauf an chinesische Investoren zumindest immer dann
eine gute Alternative, wenn es sich um ein restrukturierungsbedürftiges Unternehmen handelt, für das sich ansonsten nur
schwerlich ein Abnehmer finden würde. Michael Keller ist Teilhaber bei der auf M&A-Transaktionen im
Mittelstand spezialisierten Beratungsgesellschaft Klein & Coll.
Im Leuschnerpark 3, 64347 Griesheim, Tel. 061 55/87 46-0, Fax
061 55/87 46-66, www.kleincoll.de
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| politics
Graf Clausewitz´ berühmten Satz, der Krieg sei eigentlich
nur die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln, können
die Deutschen getrost umkehren. Seit über sechzig Jahren ist
die deutsche Politik im Kern mit den Folgen der Katastrophe
1914–45 beschäftigt: Neuordnung des politischen Systems,
Wiederaufbau, Aussöhnung mit den Nachbarn, demographischer Wandel, Wiedervereinigung, und „Europa“ als
die große – weil in Wahrheit einzige –
Zukunftshoffnung der deutschen Nation.
TEXT: DR. WOLFGANG BOCK; FOTOS: SHUTTERSTOCK, GETTY IMAGES
DEUTSCHLAND IN DER EU
WIE GUT SIND WIR EIGENTLICH VERTRETEN?
jW
as Sie hier lesen, ist der historisch erste Versuch
von finest.finance!, sich in die angeblichen Niederungen des Stammtisches zu begeben. Denn unser
Thema ist in seiner Gesamtheit nur mit dessen Methoden fassbar. Wenn Ihnen also hier etwas zu plakativ daherkommt, ist das
Absicht. Selbst in der vereinfachten Form passt eine brauchbare
Diskussion der Rolle Deutschlands in der EU nicht in einen einzigen Artikel. Dieser ist also der erste einer kurzen Reihe.
DIE EU – EINIGE ZAHLEN UND FAKTEN
Die EU umfasst 27 Nationen mit einem Bruttosozialprodukt von
rund 15,8 Billionen US-Dollar, und liegt damit rein rechnerisch
noch vor den Vereinigten Staaten mit 11,7 Billionen US-Dollar. Von
der Fläche her ist sie mit 4,3 Milliarden Quadratkilometer knapp
halb so groß, von der Einwohnerzahl (494 Millionen) sehr viel
größer; nach allen vernünftigen Kriterien der Macht jedoch sehr
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politics|
viel kleiner. Deutschland sieht sich in der EU als der verkannte
und undankbar behandelte Riese. Man ist mit einer Bevölkerung
von 82,2 Millionen zwar das bevölkerungsreichste Land, und auch
das wirtschaftsstärkste, mit einem Bruttosozialprodukt von 2,2
Billionen US-Dollar – aber obwohl Deutschland hier jeweils rund
ein Fünftel beiträgt, haben die Deutschen keineswegs das Gefühl,
in der EU so etwas wie ein Fünftel der Macht zu haben oder gar
dort eine Führungsrolle ausüben zu dürfen, und sei es nur in der
Wirtschaftspolitik.
einer irgendwie schwer definierbaren Weise grandios. Ohne hier
auf historisch-philosophische Debatten zu den Themen Globalisierung, Staat, Nation und Föderalismus eingehen zu wollen, ist
anzumerken, dass die EU für die Deutschen lange ein Ersatz für
ihre so schmählich untergegangene Nation war. Aus letzterer,
sehr trauriger Ausgangsbasis hat sich die bis vor kurzem – vor
allem von deutschen EU-Beamten in Brüssel – begeistert
praktizierte, supranational-philosophische Vorreiterrolle Deutschlands entwickelt.
Deutschland trägt zwar nur einen vergleichsweise fairen Anteil
von 25 Prozent zum EU-Budget von 94 Milliarden Euro p. a. bei,
bei einem Bevölkerungsanteil von 22 Prozent, aber wir sind mit
7,14 Milliarden Euro der größte Nettozahler. Letztere Zahl
wird gerne zitiert, dabei wird schamhaft
verschwiegen, dass diese Nettozahlung unter 0,3 Prozent des
Bruttosozialproduktes beträgt,
und ebenso wird unterlassen, diese z. B. mit den
Kosten der Wiedervereinigung oder des Bedienens des nationalen
Schuldenberges ins Verhältnis zu setzen. Die Frage
ist daher nicht, ob Deutschland ungerecht behandelt wird.
Die Frage ist vielmehr: a) Was bringt
die EU Deutschland konkret?, b) Gibt es
überhaupt eine Alternative zur EU?, c) Was könnte man
kurzfristig, und selber, noch tun? Die erste Frage wird selten
richtig gestellt, denn sie ist ohne eine Antwort auf die zweite gar
nicht bearbeitbar. Die dritte Frage ist der Kern dieses Artikels,
denn gerade die Leserschaft von finest.finance! deckt sich mit
dem Teil der Bevölkerung, der hier eigentlich angesprochen ist.
Auch wenn die Durchführung deutlich schwieriger ist als
gedacht: Diese Rolle ist eine gute Sache, und sie entschuldigt
so manche geleistete Konzession. Dabei sollte man mit der
gebotenen Gelassenheit sehen, dass – angeblich – 80 Prozent aller neuen
deutschen Gesetze in Brüssel
gemacht werden.
Diese Zahl, die auf
eine hoffnungsvolle, Ende der
80er-Jahre gemachte Bemerkung von Jacques
Delors, dem damaligen Kommissionspräsidenten, zurückgeht,
ist zum einen schlicht falsch
– Experten gehen eher von 35
Prozent aus – sie ist aber vor allem sinnlos.
Und auf der anderen Seite: Wie schwer sich die deutsche
Politik tut, wenn sie von Brüssel in Ruhe gelassen wird, können
wir auf zwei nationalen Baustellen wunderbar besichtigen: bei
der Bildungspolitik (die Rechtschreibreform! Pisa!) und beim
Privatfernsehen.
NUTZEN DER EU FÜR DEUTSCHLAND
Schließlich wäre da noch die Wirtschaft. Ganz platt: Wir profitieren von der EU, auch wenn der Umkehrschluss ebenfalls
erlaubt ist. Neueren Studien zufolge haben sich „die deutschen
Exporte in die EU in den Jahren 2000–2004 um 25 Prozent erhöht,
die Exporte in die 2004 beigetretenen Mitgliedstaaten sind im
gleichen Zeitraum sogar um 34 Prozent gestiegen. Damit macht
das Exportvolumen in die EU über 80 Prozent der gesamten
deutschen Ausfuhren aus.“
Die EU hat zwar offiziell als Wirtschaftsverein angefangen, aber
ihre Primärmission war und ist die Verhinderung von Krieg in
Europa. Das wird oft betont, vergessen wird aber die Evaluierung der Alternative: Während Deutschland sowohl aus
moralischen als auch aus den praktisch-machiavellistischen
Gründen außerstande ist, einen europäischen Krieg oder Präventivschlag zu führen, haben England und Frankreich sich
nach dem zweiten Weltkrieg durchaus die entsprechenden
Mittel hierzu verschafft, wie der unterschätzte ehemalige
französische Verteidigungsminister Chevènement in den
90er-Jahren bekräftigte. Diese Mittel sind immer noch da, und
eine Politik, die deren Nutzung auf friedliche Weise verhindert,
ist damit überlebensnotwendig. Eine derartige Politik darf
ruhig farblos und gleichsam unbemerkbar sein, sie soll das
vielleicht sogar.
WIE GUT SIND WIR VERTRETEN?
Zunächst ist anzumerken, dass die europäischen Institutionen
seit 1957 zwar nicht nur, aber explizit auch zum Zwecke einer
Einbindung und Entschärfung deutscher Macht geschaffen
wurden. Das entspricht nun nicht der Sicht, die wir gerne hätten,
aber es wurde so geplant, durchgezogen, und es lag absolut im
viel beschworenen Geist dieser Verträge. Hart ausgedrückt: Wäre
die frühe EU sozusagen fair strukturiert worden, so hätte sie
sofort aufgehört zu funktionieren. Diese historische Last spüren
wir heute noch.
Des Weiteren ist die EU – wie die Franzosen formulieren – „un
grand projet“, d. h. etwas, das nicht nur groß ist, sondern auch in
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Von diesen fünf Organen wird nur das Parlament durch Wahlen
legitimiert, alle fünf Jahre. Der Ministerrat ist indirekt – in der
Theorie – auch durch Wahlen legitimiert, aber nicht in seiner
praktischen Funktion, einfach weil für Außenstehende nicht mit
brauchbarer Präzision nachvollziehbar und zuweisbar ist, was
dort gemacht wird. Weitere wichtige Institutionen sind die
Europäische Zentralbank („EZB“) und die Europäische Investment
Bank („EIB“). Ganz grob gesprochen erlässt die EU Gesetze und Verordnungen, die von den Mitgliedsstaaten
umgesetzt werden. Dabei schlägt die Kommission Gesetze vor, und diese werden in einem komplizierten Verfahren vom Rat, unter zunehmend aktiver Mitwirkung
des Parlaments, geändert und genehmigt – in
seltenen Fällen zurückgewiesen.
WAS SIND DIE WESENTLICHEN INSTITUTIONEN?
Offiziell gibt es in der EU fünf große Institutionen, von denen drei
hier relevant sind:
- Das Europäische Parlament („Parlament“) hat aktuell 785 Mitglieder, davon stellen die Deutschen 99, die Franzosen, Italiener
und Engländer 78, unsere polnischen Freunde 54 usf. Auch
hier wird seit neuestem argumentiert, dass die Polen damit –
bezogen auf ihre Bevölkerung – 1,8-mal mehr Abgeordnete haben als die Deutschen. Es wird aber
vergessen, auf die Tatsache einzugehen, dass das
Verhältnis zwischen Abgeordneten und Bevölkerungszahl für Zypern 6,2 und für Luxemburg sogar
10,3 beträgt, was wiederum nachvollziehbar
ist: Man wollte und konnte nicht vom Bruchteil eines Abgeordneten vertreten werden.
WELCHES GEWICHT HABEN WIR
ALLGEMEIN IN BRÜSSEL?
Die
Frage,
welches
Gewicht die Deutschen in
Brüssel haben, kennt
keine wirklich objektive Antwort. Ihr ist aber weder hier noch
sonstwie auszuweichen. Als erstes sollte man sich die Besetzung
der großen Institutionen ansehen: Kommission, Parlament und
Rat. Das Organigramm der Kommission belegt schon auf den
ersten Blick eine unterproportionale Besetzung der wirklichen
Spitzenposten durch Deutsche. Bei dieser Beurteilung muss man
sich nicht nur die Kommissare ansehen sondern auch die Generaldirektoren der jeweiligen GDs, letztere machen die eigentliche
Arbeit. Hierzu wird in Brüssel auch – eher unfair – gejammert,
dass Deutschland jahrzehntelang seine zweite Garnitur geschickt
habe. Bekanntlich konnten Frankreich, Luxemburg, Italien und
Portugal ihre ehemaligen Premierminister Jacques Delors,
Jacques Santer, Romano Prodi und Manuel Barroso an die Spitze
der Kommission setzen, England seinen mehrfachen Minister Roy
- In den Ministerrat der
Europäischen
Union („Rat“) entsenden alle Mitgliedsstaaten ihre jeweiligen Fachminister, auch die Ständigen Vertreter der
Mitgliedsstaaten arbeiten dort mit. Der Rat genehmigt oder
ändert die Vorschläge der Kommission, immer öfter in Kooperation mit dem Parlament. Im Rat sind die Stimmrechte nicht nach
Wirtschaftskraft oder Bevölkerungszahl verteilt sondern nach
pragmatisch-historischen Gesichtpunkten. So haben beispielsweise Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien 29
Stimmen, Polen und Spanien 27 usf. – sogar Malta hat drei
Stimmen.
- Die Europäische Kommission („Kommission“) ist eine Art
Regierung der EU, gegliedert in Generaldirektionen (GDs), die
jeweils in etwa einem nationalen Ministerium entsprechen.
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Belangen der Wirtschaft, in Brüssel vertreten sollen. Hierzu
könnten wir die vielen Anlaufstellen der EU nutzen, in denen
multinationales Benchmarking geleistet wird, und dort von
anderen europäischen Nationen lernen, wie man Interessen
definiert und durchsetzt. Das klingt banal, aber fragen Sie sich
doch bitte selbst, ob wir bei der Definition und beim Durchsetzen
unserer Interessen – auch wenn man England und Frankreich auf
Platz eins und zwei lässt – wirklich die Drittbesten sind? Fragen Sie einen Luxemburger!
Jenkins. Die Deutschen haben seit Walter Hallstein (1958–67),
einem Juraprofessor und ehemaligen Staatssekretär im Kanzleramt, die Kommissionsspitze nicht mehr besetzt, Edmund
Stoiber hat sich, wie man weiß, geziert.
Im Parlament ist die Situation undurchsichtiger, man könnte aber
sagen, dass die deutschen Mitglieder relativ gesehen aktiver sind
als die Deutschen in der Kommission, und das
mag ihre vergleichsweise Unterrepräsentation
kompensieren. Indem das Parlament seine
Machtbefugnisse ausweitet, wird dieses
Engagement sicher langfristig nützlich sein.
Im Rat ist die Lage für den Laien, und
höchstwahrscheinlich auch für das Gros der
deutschen Politiker, vollends intransparent.
Das gilt in besonderem Maße für die Fachausschüsse („Komitologie“), die dort die
eigentliche Macht ausüben, und die nach allem,
was man weiß, nirgends zentral verkartet oder gar
gemanagt werden. Das Elegante daran: Weder in der
Theorie noch in der Praxis ist die Arbeit des Rates
und/oder der Komitologie wirklich geheim – sie ist nur nicht
besonders ausführlich dokumentiert. Sicher ist nur eines: im Rat
zählt neben politischer Unterstützung vor allem Fachkompetenz.
Ferner sollten wir die Politik in dem, was sie
bereits tut, besser unterstützen: bessere
Leute hinschicken und in der Personalpolitik Druck machen, das Vorgehen von
Bund und Ländern besser koordinieren,
sich mit der englischen Sprache als
Amtssprache abfinden und deren Unterricht
auf breitester Front forcieren. Vor allem aber
muss sich die Privatwirtschaft in Brüssel noch
stärker engagieren, und stärker nationale Ziele
vertreten, indem nicht nur die Großkonzerne, sondern
auch der Mittelstand zu Gebote stehende Hebel der Macht in
Brüssel aggressiver nutzen, durchaus in Abstimmung mit der
Politik.
Sie haben die Zeit nicht und auch kein Anliegen, welches den
Aufwand wert wäre? Ja, dann seien Sie doch bitte zufrieden mit
Ihren Brüsseler Vertretern. Glauben Sie uns, die sind besser als
ihr Ruf. Sollten die politikbegleitenden Hebel der Macht in Brüssel
Sie aber doch interessieren, so gehen Sie ins Internet und
schauen z. B. unter „Lobbying EU“ nach. Oder Sie warten auf
unsere nächste Folge. WAS WÄRE ZU TUN?
Zunächst ist festzuhalten, dass die Deutschen offenkundig vergessen haben, wo sie herkommen, nämlich aus den Trümmern
einer wahrscheinlich weltweit einmaligen Kombination von
militärischer, politischer, wirtschaftlicher und moralischer
Katastrophe. Das klingt pathetisch, ist aber der Ausgangspunkt.
Es bedeutet unter anderem, das wir nicht im entferntesten so viel
Zeit wie andere Nationen hatten, unsere eigenen Interessen zu
bestimmen und somit beispielsweise unseren Vertretern in
Brüssel eine solide Handhabe zu geben, was sie denn, außer den
Dr. Wolfgang Bock
Tel.: +49/89/91 63 92
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Seit jüngster Zeit geistert ein neues Schlagwort durch die deutsche Wirtschaftsszene: Staatsfonds. Dieser Begriff könnte an sich zu der Überlegung führen, dass
etwa der Bund oder die Länder im Zuge der aktuell so florierenden Wirtschaft
und des damit einhergehenden sprudelnden Steueraufkommens erhebliche Mittel
für verschiedene Zwecke in Form von zweckgebundenen Fonds aufbauen, die am
Ende möglicherweise den Bürgern zugute kämen. Doch daran denkt in Berlin und
in den Landeshauptstädten natürlich niemand. TEXT: DR. REINER MERKEL, FOTO: GETTY IMAGES
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sich in Frankfurt, Berlin und Brüssel schwerpunktmäßig mit den
Rahmenbedingungen des Finanzplatzes Deutschland.
Innerhalb der EU haben die größten Wirtschaftsmächte unterschiedliche Auffassungen bezüglich Unternehmensaufkäufen
durch Staatsfonds. London will keinerlei Beschränkungen, ob
staatliche Gelder für Direktanlagen aus China, Russland oder den
arabischen Erdölförderländern zufließen. Der britische Finanzminister Alistair Darling betonte, Großbritannien heiße Investitionen
aus ausländischen Quellen stets willkommen. Er fordert lediglich,
dass diejenigen Länder dann auch ihre Märkte völlig öffnen müssten, und der britische Zentralbankchef unterstrich, dass es keine
Limits für Anlagen staatlicher Institutionen aus Drittländern
geben würde. Er räumte jedoch ein, dass die Entwicklung der rohstoffreichen Länder von Schuldnern zu Gebern zu politischen
Spannungen führen könnten und protektionistische Maßnahmen
dann „nicht aus der Welt wären“. Auf der Insel sind unlängst die
staatliche China Development Bank und die ebenfalls staatliche
Finanzholding Temasek aus Singapur bei der altehrwürdigen
Londoner Barcley’s Bank, die unbedingt Kapitalzuflüsse benötigte,
mit zusammen 3,9 Milliarden Britischen Pfund eingestiegen,
damit diese im Bieterwettstreit um die niederländische ABN
AMRO Bank weiter mit im Rennen bleiben kann. Dieser Einkauf
von Staatsfonds aus Drittländern in eine traditionelle britische
Bank hat in London die Diskussion über mögliche Übernahmestrategien durch staatliche Finanzinstitutionen und deren Konsequenzen losgetreten.
erzeit dient das Schlagwort Staatsfonds primär als
ein an die Wand gemaltes Schreckensszenario, was
die in den letzten Jahren finanziell so ungemein
stark gewordenen Schwellenländer, vor allem die Erdöl fördernden und ostasiatischen Länder, mit ihren aufgehäuften Finanzbergen in den westlichen Industriestaaten alles bewegen können.
In negativer Hinsicht wohlgemerkt. Mitte 2007 hielten eine Reihe
von Staaten insgesamt 2,3 Billionen US-Dollar an staatlichen
Fonds. China ist mit großem Abstand und mit rund 1,3 Billionen
US-Dollar unangefochtener Spitzenreiter und die Exporte boomen
ungehemmt weiter. China will seine Mittel in Zukunft nicht nur in
amerikanische Staatsanleihen fließen lassen, denn diese bringen
aus chinesischer Sicht zu wenig Rendite – es soll eine Investitionsoffensive in Europa gestartet werden.
In den Erdölförderländern, vor allem im Nahen und Mittleren
Osten – etwa bei der sehr finanzstarken Kuwait Investment Authority
– sorgen die hohen Rohölpreise für ungehemmte Devisenzuflüsse,
die in den Kassen der jeweiligen staatlichen Investmentgesellschaften landen. Auch der russische Stabilisation Fund gehört in
diese Kategorie. Schon seit Jahren sind die Staatsfonds in wie
immer ausgestatteten Strukturen unauffällige Geschäftspartner
auf den internationalen Finanzmärkten, vor allem, wenn es um
große bzw. sehr große Ausleihungen geht. Aber auch im westlichen Europa gibt es einen multimilliardenschwer ausgepolsterten Staatsfonds, den norwegischen Government Pension Fund,
der mehr als 40 Prozent seiner Mittel in rund 3500 Unternehmen
rund um den Globus investiert hat.
In Frankreich dagegen – hier sind die hohe Politik und die Wirtschaft traditionell wesentlich enger „verbandelt“ als etwa in
Deutschland und Großbritannien – dürfte der Übernahme großer
Unternehmen durch starke Drittländer ein Riegel vorgeschoben
sein. Präsident Sarkozy hat höchstpersönlich angekündigt, dass
jeder Aufkaufversuch eines ausländischen Käufers, auch aus
befreundeten Staaten, des ewigen Übernahmekandidaten, dem
Milchproduktehersteller Danone, im Ansatz scheitern würde.
Egal, wie hoch die Angebote an die Hunderttausende von Einzelaktionären wären. Auch Washington will von derartigen Unternehmenskäufen in den USA nichts wissen, sofern diese über
mittelgroße Gesellschaften hinausgehen. Der geplante Kauf einschließlich der anschließenden Modernisierung sowie des
Betriebs von sechs amerikanischen Ostküstenhäfen durch die
staatliche Hafenbetreibergesellschaft Dubai Port Authority wurde
aufgrund eines Vetos aus Washington mitten in den Erfolg versprechenden Verhandlungen abgebrochen. In den USA prüft eine
staatliche Institution, ob die Übernahme eines Unternehmens die
amerikanische Sicherheit gefährdet und gibt dem Präsidenten
eine Empfehlung, über die er innerhalb von 15 Tagen entscheiden
muss. Unter dem breit gespannten Rubrum „nationale Sicherheit“
lassen sich gegebenenfalls sogar Waschmittelfirmen einordnen.
Die Bundesrepublik hat sich zu diesem Themenkomplex ohne
konkrete Stellungnahmen in der Mitte etabliert, gewissermaßen
zwischen Baum und Borke. Bisher wird allenfalls über eine leicht
verschärfende Änderung im Außenhandelsgesetz nachgedacht.
Welche Verschärfungen wie eingebaut werden sollen, vor allem
für welche speziellen Branchen (Rüstungsunternehmen, Kraftwerksbetreiber, spezielle IT-Gesellschaften aus der Verschlüsse-
In den westlichen Industrienationen steigt die Angst, dass sich
derartige Staatsfonds, ob als spezielle Fonds oder als staatlich
kontrollierte Banken organisiert, in Zukunft nicht damit begnügen, die Finanzmärkte aus ihren dicken Schatullen zu versorgen,
sondern verstärkt als Unternehmensaufkäufer auftreten. Die
Höhe der jeweiligen Kaufpreise einer Gesellschaft wäre dann
sekundär – und welcher Aktionär bzw. Inhaber wird nicht
schwach, wenn die Summen nur hoch genug sind?
Aus deutscher Sicht haben die Bundesregierung, einige große
Banken und auch – mit Hinblick auf die gesamte EU – der Internationale Währungsfonds IMF Bedenken, unternehmenskaufwilligen Staatsfonds gewissermaßen Tür und Tor zu öffnen. Durch
einen möglichen massiven Einkauf deutscher Unternehmen
könnte es theoretisch auf lange Sicht zu einer Verlagerung der
gesamten Betriebsstätten einschließlich des Know-hows eines
Unternehmens etwa nach China kommen. Eine solche Situation
könnte vor allem durch totalitäre Staaten – China ist nach wie vor
ein kommunistisches Land – im Extremfall zu einem „machtpolitischen Druckmittel“ benutzt werden, wenn zu viel technologisches Know-how abgeflossen ist.
Der BDI bevorzugt die Lösung modifizierter amerikanischer
Schutzmechanismen und der geschäftsführende Vorstand des
Deutschen Aktieninstitutes, Professor von Rosen, vertritt hier eine
völlig liberale Haltung (siehe Interview). Das Deutsche Aktieninstitut, in dem alle DAX- sowie die meisten MDAX-Unternehmen
durch ihre jeweiligen Finanzvorstände vertreten sind, beschäftigt
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lungsbranche etc.), darüber wird aktuell sowohl im Bundeskanzleramt als auch im Wirtschafts- und Finanzministerium debattiert.
Aufgrund der sehr engen Verzahnung der europäischen Wirtschaft kommt hier auch die EU ins Spiel. Der EU-Handelskommissar, der Brite Peter Mandelson, scheint nicht die gleiche Haltung wie London zu vertreten. Wie zu erfahren war, hat er den
chinesischen Handelsminister „höflich herauskomplimentiert, als
dieser in Brüssel vorfühlen wollte, ob EU-Europa eine gemeinsa-
me Basis gegen einen beherrschenden Beteiligungs- bzw. Aufkaufwillen chinesischer Staatfonds anstrebt“.
Mit Sicherheit lassen sich die Verantwortlichen der Staatsfonds
von Russland über China bis nach Singapur und Dubai einiges einfallen, um doch durch Hintertüren Mehrheiten bei einem für sie
sehr interessanten Unternehmen aufbauen zu können bzw. es
ganz zu übernehmen. Es hat sich zu viel Anlagen suchendes Kapital aufgebaut, und täglich wird es mehr. P R O F. D R . R Ü D I G E R V O N R O S E N
G E S C H Ä F T S F Ü H R E N D E R V O R S TA N D
DES DEUTSCHEN AKTIENINSTITUTS (DAI), FRANKFURT/MAIN
Im Gegensatz zur britischen Position, die jede
ausländische Investition willkommen heißt,
jedoch im Gegenzug freien Zugang zu diesen
Märkten haben will, sieht es in Frankreich ganz
anders aus.
In Frankreich sind Politik und Industrie traditionell stark verquickt, und das mag einen
erheblichen Grad an Abschottung gegen ausländische Investitionen mit sich bringen. Dies
sollten wir uns in Deutschland nicht zueigen
machen.
Eine Diskussion, ob staatliche ausländische
Kapitalsammelbecken, vor allem aus Boomstaaten,
bestimmend in deutsche Aktiengesellschaften
einsteigen bzw. solche übernehmen, ist aufgekommen. Zuweilen wird schon das Schreckgespenst vom Ausverkauf der interessantesten
deutschen Unternehmen an die Wand gemalt.
Wie sehen Sie diese Diskussion?
Als wenig hilfreich. Wenn diese sogenannten
Staatsfonds, aber auch andere Gesellschaften,
wie beispielsweise Private Equity Fonds, enorme
Mittel angehäuft haben, ist das prinzipiell in Ordnung. Kapital wird von den Unternehmen immer
benötigt und muss andererseits von den Investoren angelegt sein. Nur so kommt es beispielsweise auch durch Aktienerwerb den deutschen Emittenten zugute.
Sind die unterschiedlichen Positionen hinsichtlich möglicher Großangriffe ausländischer
Staatsfonds ein EU-Thema?
Nein, nicht wirklich! Erstens sehe ich dies nicht, und zweitens
wäre mir lieber, wenn die EU mehr Transparenzvorschriften
beispielsweise bei Hedge Fonds einführen würde, anstatt
Schutzwälle gegen den Aktienerwerb ausländischer staatlicher
Kapitaladressen aufzubauen.
Als keine Panikmache oder Abschottungspolitik?
Deutschlands exportorientierte Wirtschaft kann es sich gar nicht
erlauben, seine börsennotierten Unternehmen gegen den Zufluss
ausländischen Kapitals abzuschotten. Das wäre kontraproduktiv.
Sind Sie in Ihrer Laufbahn schon einmal mit einer ähnlichen Diskussion konfrontiert worden?
Ja! Das Thema ist schließlich nicht neu. Als ich in den 70er-Jahren
noch bei der Bundesbank war, hatten sich Ölstaaten stark in
deutsche Konzerne eingekauft: Kuwait bei Daimler Benz, der Iran
bei Krupp und Hoechst. Wir entwarfen ein Szenario und rechneten hoch, wann wohl die gesamte deutsche Wirtschaft
mehrheitlich im Besitz der Ölförderländer im Nahen- und
Mittleren Osten sein würde. Wir kamen auf Anfang bis Mitte der
90er-Jahre.
Auch wenn eine Gruppe Staatsaktionäre gewissermaßen Böses im
Schilde führt und sich durch gezielte Aktienkäufe auf einen Industriezweig konzentriert, um über diesen eine bestimmende
Kontrolle zu erlangen?
Es gibt keine bösen und auch keine guten Aktionäre. Es gibt nur
Aktionäre, die ihre Interessen vertreten und Geld verdienen wollen.
Gilt diese Aussage auch hinsichtlich gewisser Schlüsselindustrien?
Im Bereich von Schlüsselindustrien, etwa Energieversorgung,
Waffentechnologie etc. kann über das Modell der „goldenen
Aktie“ nachgedacht werden, die eine bestimmte staatliche oder
private Adresse hält. Natürlich mag es Einzelfälle geben, die man
aufmerksam begleiten sollte. Wenn beispielsweise eine staatliche
Institution den Flughafenbetreiber Fraport aufkaufen will und
zwar mit dem Ziel, den Frankfurter Flughafen gewissermaßen auszutrocknen, dann wäre dies natürlich bedenklich. Aber in diesem
Fall ist nicht davon auszugehen, dass etwa das Land Hessen und
die Stadt Frankfurt ihre Anteile an andere Adressen veräußern
werden. Wer die Aktien hält, verfügt auch über das Stimmrecht.
Was ist geschehen?
Nichts Spektakuläres. Die Investoren haben sich sehr verantwortungsbewusst verhalten, die Unternehmen haben investiert
und sich weiterentwickelt, die Globalisierung hat zum Nutzen aller
stattgefunden. Die aktuellen sogenannten Boomländer haben
m. E. in den nächsten Jahrzehnten noch übergenug eigene
Probleme zu lösen, bevor sie überhaupt daran denken können,
konzentriert deutsche Unternehmen in der befürchteten Weise –
salopp ausgedrückt – anzugreifen. finest.finance!
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SOLAR- UND WINDENERGIE
WO DEUTSCHLAND SPITZE IST
Das Klima spinnt, die Rohstoffe werden knapp. Grüne Technologien stehen vor
einem gigantischen Boom. Die deutsche Umweltindustrie, weltweit führend, hat
beste Exportchancen und das Zeug, sich zum Superstar an den Aktienbörsen zu
entwickeln. TEXT: REINOLD REHBERGER
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as war wieder einmal ein Tag ganz nach dem
Geschmack des Thomas Krupke. Die Aktien der
1997 gegründeten Firma Solon AG für Solartechnik
machten an jenem 8. August 2007 einen Satz von satten 14,67
Prozent und lagen am Ende des Tages bei 54,50 Euro. Grund: Das
Unternehmen meldet gerade eine Steigerung des Konzernumsatzes
um 36 Prozent und hat damit seine Wachstumsprognose von 30
Prozent deutlich übertroffen – ein Börsenliebling der Sonderklasse:
Aus der 2002 fast insolventen Berliner Solon AG ist einer der
größten Solarmodulproduzenten Europas und führenden Anbieter
von intelligenten Photovoltaik-Lösungen für Großprojekte geworden. Ihre Anlagen stehen auf den Bundestagsgebäuden in Berlin,
dem Bundespräsidialamt, der SPD-Zentrale in Berlin wie auch auf
dem Polizeipräsidium in Leverkusen. Selbstbewusst heißt es auf
der Homepage des Unternehmens: „Wir sind leidenschaftliche
Kämpfer für den Wandel im Energiemarkt. Wir revolutionieren mit
unseren Innovationen die Nutzung der Sonnenenergie. Wir sind:
The Pioneers of Power.“
Das sind andere auch. Zum Beispiel die Ersol Solar Energie AG
(Erfurt) oder die SolarWorld AG (Bonn). Während es Ersol mit dem
Recycling von Silizium in die Weltspitze gebracht hat, zählt SolarWorld zum globalen Spitzentrio der Solarstromindustrie. Es bildet
alle Wertschöpfungsstufen vom Rohstoff Silizium bis zur
schlüsselfertigen Anlage ab. Das Unternehmen des umtriebigen
CEO und Diplom-Ingenieurs Frank H. Asbeck, dem glänzende
Beziehungen in die Spitzenränge der Berliner Politik nachgesagt
werden, ist, wie auch Ersol, ein Baby des untergegangenen Neuen
Marktes. Die Aktionäre dieser Top-Adressen konnten sich an
diesem 8.8.07, einem regnerischen Mittwoch, ebenfalls über ein
wahres Kursfeuerwerk freuen: plus 12,13 Prozent bei Ersol und
immerhin 7,6 Prozent bei SolarWorld.
Das passiert nicht alle Tage, aber der Trend ist unverkennbar –
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deutsche Umwelttechnik, weltweit führend, hat Hochkonjunktur.
Die Anfragen kommen von Japan bis Südafrika und von China bis
Texas. Dort, in einem Vorort von Dallas, ließ der Warenhauskonzern
Wal-Mart seine Zentrale mit blaugrauen, halbtransparenten Solarzellen bestücken. Der Installateur stammt aus Mainz am Rhein und
heißt Schott AG. Sein futuristisches Glasdach schützt vor der
texanischen Sonne ebenso wie es fleißig Strom liefert: 40 Kilowatt, das entspricht 300 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Wal-Mart
will jetzt alle 4000 US-Filialen mit Solarenergie ausrüsten. Mit
einer Gesamtleistung von 100 Megawatt wäre das Konzernprojekt
dann eines der größten Photovoltaik-Vorhaben in den USA.
Größe ist in. „Es kann auf Dauer nicht das Ziel sein, nur Dachanlagen mit drei Kilowatt zu errichten“, meint Solon-Chef Thomas
Krupke. Er und die anderen Sonnenkönige sind von dem ehrgeizigen Ziel gepackt, den Solarstromanteil, der in Deutschland
gerade mal bei lächerlichen 0,3 Prozent herumdümpelt, rasch
nach oben zu wuchten. „Für die Photovoltaik müssen wir Zielwerte von 20 bis 30 Prozent im Auge haben“, sagt Günther Ebert,
Leiter der Abteilung elektrische Energiesysteme im Freiburger
Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Solche Ziele
seien mit kleinen, dezentralen Anlagen nicht zu schaffen: „Dazu
müssen wir auf Freiflächen gehen und Gelände finden, auf denen
die Anlagen nicht stören.“
Deutsche Umwelttechnik hat Tradition. Schon in den späten Siebzigern, als sich mit Verordnungen wie „TA Luft“ oder „TA Wasser“
der Staat erstmals massiv den verschärften Öko-Problemen
annahm, feilten im ganzen Land Ingenieure an Lösungen – und
verschafften damit Deutschland einen globalen Vorsprung, um
den es von anderen Ländern heute beneidet wird. Ob Windkraftanlagen oder Solarzellen, ob Filter- und Recyclingtechnik – deutsche Unternehmen mischen ganz vorne mit, selbstverständlich
mit kräftiger Unterstützung des Staates. Viele Milliarden Euro gibt
der Bund allein in diesem Jahr für Forschung auf diesem Sektor
aus; von den Subventionen, die die Windkraftanlagenbetreiber
seit den Tagen eines Umweltministers Trittin selbst aus EU-Töpfen
einstreichen, ganz zu schweigen.
Das Kürzel heißt EEG und markiert die Wende in der deutschen
Energie- und Umweltpolitik: Raus aus der umstrittenen Atomenergie, rein in erneuerbare, umweltverträgliche Substitute. Das
„Erneuerbare-Energie-Gesetz“ (2002) sponsert Wind- und Solarkraftindustrie mit rund 50 Cent pro Kilowattstunde und liegt
damit über dem Zehnfachen des Marktpreises, was wiederum der
Verbraucher zu zahlen hat. Dieses Modell spült den Anlagenbauern
Milliarden in die Kassen. So konnte beispielsweise SolarWorld im
vergangenen Jahr seinen Konzernüberschuss um 151 Prozent auf
130,6 Millionen Euro steigern. Der Aktienkurs – siehe oben – legte
um 50 Prozent zu. Ähnlich Q-Cells: Der weltweit größte, konzernunabhängige Hersteller von Solarzellen aus Thalheim in SachsenAnhalt kann sich über eine Gewinnsteigerung von 143 Prozent auf
97,1 Millionen Euro und ein Kursplus von satten 100 Prozent freuen.
Das Problem ist bekannt: Die Welt sitzt in der Treibhausfalle. Nur
noch 13 Jahre blieben der Menschheit, um die Katastrophe abzuwenden. So steht es im UNO-Klimabericht, der, von 400 der
renommiertesten Wissenschafter verfasst, im Februar präsentiert
wurde. Kurz danach schockte der ehemalige Chefökonom der
Weltbank, Nicolas Stern, die Regierungen von Berlin bis sogar
Washington mit der Rechnung, dass der industriell bedingte Klimawandel bis zu 20 Prozent des weltweiten Wirtschaftswachstums
auffressen könnte. Seit diese beiden Horrorvisionen Eingang ins
öffentliche Bewusstsein gefunden haben, bimmeln überall in den
Ministerien, Parlamenten, Medienhäusern und Konzernzentralen
die Alarmglocken. Ausgemachte Ursache sind die Treibhausgase,
von denen das Kohlendioxid den größten Anteil stellt. CO2 klingt
zwar sehr elegant – etwa so wie Déjà-vu –, aber es ist leider keine
Erinnerungstäuschung sondern eine der ganz großen realen
Bedrohungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts, zu besichtigen fast
jeden Abend in der Tagesschau: Hurrikan X, Wirbelsturm Y,
Gletscher- und Polkappen-Schmelze, Hochwasser, Erdrutsche,
Frühling im Winter, Sommer im Frühling.
An den internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen
wird schon seit Jahren nach Lösungen geforscht. Dabei gehören
von allen Technologien, die schon bald ein Ersatz für die bisherigen
fossilen Brennstoffe sein werden, Solar- und Windenergie zur
Avantgarde. Zwar wird mit Hochdruck auch noch an anderen Formen – vom schadstoffarmen Motor bis zur Nutzung der Erdwärme
– gearbeitet, doch dokumentieren die Windmühlen und die Siliziumdächer eine schon besonders ausgereifte Variation von Umwelttechnik Made in Germany. Das Problem ist halt eben nur, dass sie
wegen ihrer Wetter-Abhängigkeit nur mit innovativer Speichertechnik
und intelligenter Netzeinspeisung ihre Klimaschutzfunktion erfüllen
können. Schon seit Jahren gibt es Szenarien, in denen davon die
Rede ist, weite Teile der Sahara in einen riesigen Solarpark zu
verwandeln, um die gewonnene Energie via spezieller Leitungen
(Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) über die Meerengen
oder über das Mittelmeer hinweg nach Norden zu transportieren.
Käme es zu dieser Lösung, womit mittelfristig zu rechnen ist,
hätte Europa mit einem Schlag keine CO2-Probleme mehr, weil
anzunehmen ist, dass bis zu diesem Zeitpunkt die Automobil-
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industrie ihre schadstoffarmen Erzeugnisse in Serie und nicht
mehr im Labor zusammenschraubt.
Was für den einen die Wüste ist, ist für die anderen das Meer. Von
insgesamt 38 geplanten Windkraftanlagen vor der Küste hat das
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Nord- und Ostsee
bereits genehmigt – riesige Anlagen, die über Rotoren verfügen,
deren Kreisfläche so groß ist wie ein Fußballfeld. 15 Millionen
Kilowattstunden kann eine einzige Maschine jährlich produzieren,
das entspricht in etwa dem Verbrauch aller Privathaushalte einer
15.000-Einwohner-Stadt. Bis zu 400 dieser Geräte werden in den
Windparks stehen und zusammen mehr Strom liefern als ein
ganzes Atomkraftwerk. Ziel ist es, 20.000 bis 25.000 Megawatt
sozusagen aus dem Meer zu holen; der Anteil der Windkraft von
derzeit 5,1 Prozent (2006) wird dann bei rund elf Prozent liegen.
Mit dem Umzug vom Land aufs Wasser hat sich die ganze Branche
gewandelt: Mit Ausnahme des Bürgerwindparks Butendiek, der
34 Kilometer westlich von Sylt aus dem Meer ragen wird, können
kleine, unabhängige Windmühlenbetreiber diese riesigen Investitionen vor den Küsten nicht stemmen. Immerhin kann ein großer
Windpark bis zu eine Milliarde Euro kosten. Die Stromkonzerne
haben das rechtzeitig erkannt, und sind nun eifrig dabei, bestehende Anlagen in ganz Europa wie Eon in Spanien/Portugal
aufzukaufen oder neu zu errichten.
Die Anlagen liefern ihnen Unternehmen wie Enercon (Aurich), die
mit 38 Prozent deutscher Markführer ist, REpowers Systems
(Hamburg), Vestas Wind Systems (Husum) oder Nordex (Rostock).
Vor zwanzig Jahren schon haben sie und ihre Vorläufer, von
Kommunalpolitikern und Medien lange Zeit als Landschaftsverschandler gescholten und als Windmacher verspottet, ihre
Technik wie sauer Bier angeboten. Das ist längst vorbei, heute
kommen Bestellungen aus Brasilien, Indien und Australien – und
der Markt mit 73.800 Beschäftigten setzt einschließlich Wartung
und Services 7,2 Milliarden Euro um. Mit 37 Prozent Weltmarktanteil ist Deutschland unangefochten auf Platz eins. Ähnlich wie
bei den Kollegen von der Solarfraktion, führten auch die Innovationen der Windbarone und deren Nachfrage zu einem regelrechten Höhenflug der Kurse: Bei REPowers von 20 (2003) auf
126 Euro, bei Vestas von 4,45 (2003) auf 46.16 Euro. WARUM ES NOCH NICHT ZU SPÄT IST
Der Klimarat der Vereinten Nationen hält nicht nur Horrorvisionen bereit. Im dritten Teil seines Reports definiert das weltweit
kompetenteste Gremium zum Thema Klimawandel drei Punkte,
die die Apokalypse verhindern können:
– Die Technologien, mit denen der Klimawandel in beherrschbaren Grenzen gehalten werden kann, sind vorhanden.
– Die anfallenden Kosten für Strukturveränderungen bei Energieversorgung, Industrie und Verkehr sowie Land- und Forstwirtschaft sind finanzierbar.
– Mit dem Umbau muss schnell, am besten sofort, begonnen werden. Ob die Weichen dann in acht oder 13, oder vielleicht in sieben oder 14 Jahren umgestellt sind, ist sekundär.
WINDENERGIE – MEHR ALS NUR EIN LAUES LÜFTCHEN
Windkraftanlagen haben zahlreiche Vorteile: Sie reduzieren den
Ausstoß von Klimagasen und schonen die fossilen RohstoffReserven. Als lokale Energiequellen bieten sie zudem ein Stück
Versorgungssicherheit und entlasten die deutsche Handelsbilanz.
Allerdings sind die guten Windsstandorte auf dem Lande oft verbraucht oder stehen aus Gründen des Naturschutzes nicht zur
Verfügung. In Deutschland produzieren 19.024 Rotoren 22.000
Megawatt Strom, das sind sieben Prozent des Verbrauchs. Die
deutschen Hersteller, die auch auf diesem Sektor der grünen
Technologie zur Weltspitze zählen, steigerten 2006 ihren Umsatz
um 40 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro; die Exportquote stieg von
71 auf 74 Prozent. Vor allem die USA und China zeigen großes
Interesse an den Windmühlen Made in Germany. Selbst die Vertreter klassischer Energieformen wie Eon-Chef Wulf Bernotat
haben mittlerweile erkannt, dass mit Windkraft viel Geld zu verdienen ist: „Sie wird eine wichtige Rolle in unserem künftigen
Energiemix spielen“, sagte Bernotat und kaufte für 722 Millionen
Euro kurzerhand alle Anlagen des dänischen Versorgers Dong in
Spanien und Portugal auf. Bis 2010 will Eon mindestens drei
Milliarden Euro in die neu gegründete Konzernsparte stecken.
SOLARENERGIE – WÜSTENSTROM FÜR GANZ EUROPA
Die Sonne liefert eine Energiemenge, die etwa dem
10.000fachen des Welt-Primärenergiebedarfs entspricht – und
ist insofern eine hochlukrative „Steckdose“. Zwar ist die direkte
Umwandlung von Sonnenlichtstrom mittels Solarzellen elegant
und populär, doch steht die entsprechende Technologie aller
fieberhaften Bemühungen zum Trotz erst noch am Anfang. Es
sind vor allem natürliche Hindernisse wie Nacht, Bewölkung,
Kondensstreifen aber auch Abdämpfe, die der Solar-Revolution
derzeit im Wege stehen. Dennoch geben sich die Wissenschaftler optimistisch, dass ihnen mittelfristig der große Wurf gelingt.
So plädiert die Trans-Mediterranean Renewable Energy Coope-
ration (TREC) dafür, die Wüsten Nordafrikas und des Nahen
Ostens zu unerschöpflichen Quellen sauberer Energie zu
machen. Die TREC, eine Kooperation des Club of Rome, des
Hamburger Klimaschutz-Fonds und des Jordanischen Nationalen
Energieforschungszentrums (NERC), stützt sich dabei auf eine
Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Danach
könnte es bis Mitte dieses Jahrhunderts möglich sein, die
entsprechende Technik für dieses Mammutprogramm zu besitzen. Die TREC sieht die Einspeisung des Wüstenstroms ins
europäische Netz als Ergänzung alternativer europäischer
Energieressourcen.
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WIE SIE MIT SOLARENERGIE GUTEN
GEWISSENS GELD VERDIENEN
DER SOLARBOOM – KEIN ENDE IN SICHT
Mittlerweile gibt es rund 1,3 Millionen Solaranlagen auf deutschen Dächern, die zur Stromerzeugung (Photovoltaik) oder Wärmegewinnung (Solarthermie) genutzt werden. Allein im letzten
Jahr wurden 220.000 Anlagen neu installiert. Die Photovoltaikbranche setzte im letzten Jahr rund 3,8 Milliarden Euro um. Nach
aktuellen Einschätzungen wird der globale Solarstrommarkt bis
2030 jährlich um über 20 Prozent auf rund 300 Gigawatt (entspricht
circa 300 Kernkraftwerken) Leistung wachsen. Langfristig wird ein
weltweiter Branchenumsatz von über 200 Milliarden Euro erwartet.
betreibern eine bestimmte Einspeisevergütung für die Dauer von
zwanzig Jahren. Gleichzeitig garantieren die Hersteller von Solaranlagen eine Mindestleistung für ebenfalls zwanzig Jahre. Mit
Solaranlagen lassen sich daher vergleichsweise sichere und
nachhaltige Renditen erzielen. Dabei existieren verschiedene
Möglichkeiten eines ökonomisch und ökologisch sinnvollen
Investments.
INVESTITIONSSTRATEGIE 1
Der Bau der eigenen Solarstromanlage
Die Wirtschaftlichkeit von Solarstromanlagen hängt im Wesentlichen von folgenden Faktoren ab: Anschaffungskosten der Anlage,
laufende Kosten, Anlagentyp, Anlagengröße, durchschnittlicher
Stromertrag, steuerliche Belastung, Fremdfinanzierungsanteil/
-konditionen, staatliche Förderung.
Nach einem temporären Preisanstieg 2004 und 2005 infolge
eines Nachfrageüberhangs und vorübergehender Produktionsengpässe sind seit Mitte 2006 wieder deutlich sinkende Preise
bei Solarmodulen zu verzeichnen. Ursachen hierfür sind Produktivitätszuwächse, neue Herstellungsverfahren und der gestiegene
Wettbewerb. Die jährliche Absenkung der gesetzlich garantierten
Einspeisevergütung zwingt die Hersteller, Kostenreduktionen
weiterzugeben, um die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen aufrechtzuerhalten. Die laufenden Kosten für Versicherung, Wartung
und Zählermiete sind vergleichsweise gering und gut kalkulierbar.
Der Anlagentyp, die Anlagengröße, die Leistungsfähigkeit der
Solarmodule und die Intensität der Sonneneinstrahlung bestimmen die Höhe der Einspeisevergütung. Diese beträgt für
DEUTSCHLAND – FÜHREND IN DER SOLARTECHNOLOGIE
Als eine der wenigen Schlüsseltechnologien findet die Solartechnik eine breite Zustimmung in der deutschen Bevölkerung – und
das unabhängig von der politischen Einstellung, dem Alter oder
dem Geschlecht. Deutschland ist führend in der Solartechnologie. Der inländische Wertschöpfungsanteil liegt bei rund 70
Prozent – ein im Vergleich zu anderen Branchen äußerst hoher
Wert. Die Exportquote beträgt 40 Prozent, sodass bereits über
ein Viertel aller weltweit installierten Solarzellen aus Deutschland
kommt. 2006 waren 55.000 Beschäftigte in der deutschen
Solarbranche tätig, jährlich kommen 5000–10.000 neue Arbeitsplätze hinzu.
DAS EEG – STAATLICH GARANTIERTE RENDITE
Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hat das ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG), das inzwischen von zahlreichen anderen
Ländern kopiert wurde. Das EEG garantiert Solarstromanlagen-
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buchlich gesicherte Dienstbarkeit, da bei gewerblichen Immobilien im Fall der Zwangsvollstreckung ein Sonderkündigungsrecht des Erwerbers besteht.
Aufdachanlagen bei Inbetriebnahme in 2007 je nach Größe
zwischen 0,4630 Euro/kWh und 0,4921 Euro/kWh. Für Fassadenanlagen wird pro kWh ein Bonus von 0,05 Euro gewährt. Bei Freiflächenanlagen beträgt die Vergütung 0,3796 Euro/kWh, unabhängig von der Größe. Pro kW installierter Solarleistung kann mit
einer Stromerzeugung zwischen 700 und 1200 kWh im Jahr gerechnet werden. Bei einer Zehn-kW-Solaranlage (100 Quadratmeter Flächenbedarf) schwankt die jährliche Solarstromerzeugung somit
zwischen 7000 und 12.000 kWh (zum Vergleich – durchschnittlicher
Jahresverbrauch eines Haushalts: 4000 kWh). Die Kosten für eine
Zehn-kW-Solaranlage liegen bei circa 50.000 Euro.
INVESTITIONSSTRATEGIE 3
Die Beteiligung an Anlagenbetreibern/Fonds
Die einfachste Variante, am Betrieb von Solaranlagen zu partizipieren, besteht in der Beteiligung an einem Solarfonds, der eine
Vielzahl dieser Anlagen betreibt. Der Vorteil gegenüber den
ersten beiden Varianten besteht in der höheren Risikodiversifikation und dem geringeren Arbeitsaufwand. Da sich die Fondsgesellschaften ihre Tätigkeit für Konzeption, Verwaltung und Vertrieb großzügig vergüten lassen (20 Prozent auf das eingesetzte
Eigenkapital sind nicht unüblich), sind jedoch die Renditen mit
circa 6,5 Prozent geringer als beim Bau einer eigenen Anlage.
Die Einspeisevergütung bestimmt sich für die gesamte Dauer von
zwanzig Jahren nach der im Jahr der Inbetriebnahme gültigen
Einspeisevergütung. Da diese jährlich um fünf Prozent bzw. 6,5
Prozent bei Freiflächenanlagen sinkt, empfiehlt es sich, möglichst
zeitnah zu investieren. Die hohe degressive Abschreibung von 30
Prozent lässt sich für die Folgejahre nur bei einer Investition noch
in diesem Jahr sichern. Ab 2008 greift die deutlich niedrigere
lineare Abschreibung. Zudem verschärft sich für Einnahmenüberschussrechner die Möglichkeit, Sonderabschreibungen geltend
zu machen. Des Weiteren droht ab 2009 eine deutliche Absenkung
der Einspeisevergütungen – für Anlagen deren Inbetriebnahme
bis Ende 2008 erfolgt, bleibt es jedoch bei den aktuell gültigen
Einspeisevergütungen.
INVESTITIONSSTRATEGIE 4
Die Beteiligung an Solaraktienfonds/-zertifikaten
Neben der Beteiligung an Solaranlagenfonds besteht eine weitere
Investitionsstrategie im Kauf von Fondsanteilen oder Zertifikaten,
deren Wert im Wesentlichen von der Börsenkursentwicklung
einer Vielzahl von Solarunternehmen abhängig ist. Das Risiko ist
daher auf Grund der Volatilität größer, gleichzeitig bestehen
jedoch höhere Renditechancen. Zudem sind die Anteile jederzeit
an der Börse veräußerbar. Zur Risikodiversifikation investieren die
meisten Fonds nicht nur in die Solarbranche, sondern gleichzeitig
in andere regenerative Energien.
Neben dem EEG fördert die KfW mit verschiedenen zinsgünstigen
Darlehen den Bau von Solarstromanlagen. Dabei sind Laufzeiten
und Zinsbindungen mit bis zu zwanzig Jahren möglich. Durch einen
hohen Fremdfinanzierungsanteil und im Vergleich zu Alternativinvestments geringeren Zinsen lässt sich die Eigenkapitalrendite
erheblich steigern.
INVESTITIONSSTRATEGIE 5
Die Direktbeteiligung an Solarunternehmen
Die höchsten Renditechancen verspricht die Direktbeteiligung an
Solarunternehmen. Diese ist jedoch gleichzeitig mit einem erheblichen Risiko verbunden, da die Investition von der Performance
eines einzigen Unternehmens abhängig ist und die Solarbranche
großen Schwankungen sowie einem zunehmenden Wettbewerbsdruck/Konsolidierung unterliegt.
Eine durchdachte Planung vorausgesetzt, lassen sich mit Solaranlagen für die Dauer von zwanzig Jahren sicher kalkulierbare
Renditen von circa acht Prozent erzielen, die deutlich über der
Rendite von Anlagen vergleichbarer Risikoklassifikation liegen.
Dabei ist der Restwert der Anlage bzw. eine etwaige Einspeisevergütung nach zwanzig Jahren noch unberücksichtigt. Es ist
sowohl denkbar, zu Wohnzwecken genutzte Immobilien, als auch
zu gewerblichen Zwecken genutzte Immobilien mit Solarstromanlagen auszustatten – gerade wenn letztere durch das eigene
Unternehmen genutzt werden, kann zusätzlich ein nicht zu unterschätzender Imagegewinn realisiert werden. Um keine Überraschung zu erleben, ist es ratsam, vor der Investitionsentscheidung eine individuelle Wirtschaftlichkeitsberechnung sowie eine
steuerliche Beratung von einem Experten einzuholen.
Fazit: Die verschiedenen Investitionsstrategien zeigen – es gibt
zahlreiche Möglichkeiten am weltweiten Boom der Solartechnologie zu partizipieren, für den risikoscheuen wie auch den risikofreudigen Anleger. Und das mit der einmaligen Chance, das ökonomisch Nützliche mit dem ökologisch Sinnvollen zu verbinden. Dipl.-Kfm. (Int.)
Dr. Michael J. MUNKERT
MSc, LL.M., StB
MUNKERT•KUGLER+PARTNER
Steuerberater, Wirtschaftsprüfer
Rechtsanwälte
INVESTITIONSSTRATEGIE 2
Die Vermietung von Dächern an Anlagenbetreiber/Fonds
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Dächer an Solaranlagenbetreiber zu vermieten. So lassen sich nachhaltig zusätzliche Mieterträge generieren – beispielsweise für eine Ein-Megawatt-Anlage
circa 250.000 Euro für zwanzig Jahre. Aufgrund des Flächenbedarfs eignen sich hierfür v. a. gewerbliche Immobilien. Einziger
Wermutstropfen: Die Anlagenbetreiber verlangen eine grund-
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Die Wirtschaftsweisen: Wolfgang Wiegard,
Peter Bofinger, Bert Rürup, Beatrice Weder Di
Mauro und Wolfgang Franz bei der PK zur
Vorstellung des Jahresgutachtens 2006/2007
GRUPPENBILD MIT DAME
DIE WIRTSCHAFTSWEISE
B E AT R I C E W E D E R D I M A U R O
Als Schülerin wollte sie Biochemikerin werden. Doch dann ist sie Wirtschaftswissenschaftlerin geworden. Und Professorin in Mainz. Mit ihrer Berufung in den
„Rat der Wirtschaftsweisen“ ist Beatrice Weder di Mauro, 44, eine der wichtigsten
Frauen im Lande. TEXT: REINOLD REHBERGER; FOTOS: ACTION PRESS
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TT
lle, die hofften, sie könnten
jetzt die große Homestory
schreiben, muss die attraktive Wissenschaftlerin leider enttäuschen.
Ihre Familie und das private Umfeld bleiben
außen vor. Die Mediengesellschaft mit
ihren Talkshows und anderen mitunter
merkwürdigen Erscheinungen waren noch
nie ihr Ding: „Ich gehe sparsam mit meinen
Auftritten um.“
Beatrice Weder di Mauro ist die erste Frau
im wichtigsten Beratergremium der Bundesregierung. Und die Jüngste, die ihm je angehört hat. Und die erste Ausländerin – also
„eine Exotin“, wie die „Süddeutsche Zeitung“
die Spezialistin für Geld, Währung, Bankensysteme und Finanzmärkte bezeichnet. Aber das wäre sie in dem eher etwas
mausgrauen Umfeld wohl auch sonst.
Denn Weltläufigkeit ist für sie, die sich in
sechs Sprachen verständigen kann, ein
Erkennungssignet: Die Familie aus Basel
geht 1971 nach Guatemala, wo der Vater
für den schweizerischen Pharma-Multi
Ciba-Geigy am Brückenkopf für Mittelamerika und Karibik tätig ist. Beatrice ist
sechs Jahre alt, besucht die deutsche
Schule. Später wird sie sich für die Mikrobiologie begeistern. Dass die junge Frau
dann schließlich, nach ihrer Rückkehr in
die Heimat, doch nicht mit dem weißen
Kittel im Labor landet, ist das Resultat eines
schon damals ausgeprägten Wissensdurstes.
Denn der Teeny findet keine Erklärung für
die gravierenden Unterschiede in der Welt:
„Als ich in die Schweiz kam, fragte ich mich,
warum es den Leuten hier so gut, und
warum es denen in Guatemala so schlecht
geht. Ich hatte ein Problem damit und fand
keine einleuchtende Erklärung dafür.“
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politics|
gen musste“, sagt Beatrice Weder di
Mauro gut zehn Jahre später. Dazwischen
liegen Aufenthalte in Japan, wo sie an der
United Nations University in Tokio eine
Fellowship annimmt, um in der Nähe ihres
dort arbeitenden Mannes zu sein. So als
habe sich das alles wie bei einem Puzzle
von selbst gefügt, reihen sich die folgenden Stationen nahtlos in ihren Lebenslauf:
Professorin in Basel, Lehrstuhlinhaberin in
Mainz, Sachverständigenrat.
Und dieser war bislang ein Herrenclub.
Seine aktuelle Besetzung: Bernd Rürup, 63,
(Darmstadt), Peter Bofinger, 53, (Würzburg),
Wolfgang Wiegard, 61, (Regensburg) und
Wolfgang Franz, 63, (Mannheim) – und eben,
seit August 2004, als Nachfolgerin des zum
Bundesbankpräsidenten avancierten Axel
A. Weber, Beatrice Weder di Mauro. Die
professoralen Kollegen hatten mit der
„Neuen“ anscheinend überhaupt keine
Probleme – offensichtlich hat die Berufung
der Schweizerin sogar zu einer Verbesserung
des Binnenklimas geführt: „Seit wir eine
Frau dabei haben, ist der Umgang gesitteter geworden“, sagt einer von ihnen.
1963 vom damaligen Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard als wissenschaftliches Bollwerk gegen die Begehrlichkeiten
der Gewerkschaften in einer gerade auf
Hochtouren laufenden Konjunktur gegründet, berät das Gremium seither die Regierung. Und weil dieses Handwerk wohl
auch schon in früheren Zeiten ziemlich
geheimnisvoll war, hatten besonders pfiffige Journalisten schnell die Bezeichnung
„Fünf Wirtschaftsweisen“ oder „Die fünf
Weisen“ zur Hand. Der volle Titel – „Sachverständigenrat zur Begutachtung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ –
passt auch schlecht in eine Überschrift.
Den nimmt nur noch „Tagesschau“-Sprecher Jan Hofer in den Mund.
Beatrice Weder di Mauro wohnt in Frankfurt am Main dort, wo man in Frankfurt
wohnt, wenn es nicht gerade der Taunus
sein muss. Zur Universität nach Mainz sind
es 45 Kilometer. Ab September geht es
dann von dort aus mehrmals in der Woche
rüber nach Wiesbaden. Im 12. Stock des
Statistischen Bundesamtes hat der Sachverständigenrat seine Geschäftsstelle, in
der acht ambitionierte Nachwuchswissenschaftler den Weisen zuarbeiten. Zahlen
werden gesichtet, es wird analysiert und
untersucht, „wie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig Stabilität
des Preisniveaus, hoher Beschäftigungsstand und außenwirtschaftliches Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem
Wirtschaftswachstum gewährleistet sein
könnte“. So jedenfalls lautet der gesetzliche
Auftrag dieses weltweit einzigartigen
Gremiums. Am Ende steht dann ein 700Seiten-Opus, das im November unter größter Medien-Aufmerksamkeit den Berliner
Spitzenpolitikern überreicht wird. Basel–Guatemala–Mainz
Beatrice Weder di Mauro wird am
3. August 1965 in Basel geboren. 1971
Übersiedlung mit der Familie nach Guatemala. Im Alter von 16 Jahren Rückkehr in die
Schweiz. VWL-Studium in Basel. 1994/96
Mitarbeiterin beim Internationalen Währungsfonds und 1996/97 bei der Weltbank.
1998/2000 Assistenz-Professorin an der
Universität Basel. Seit 2001 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftspolitik
und Internationale Makroökonomik an der
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Als
Wunschkandidatin von Bundeskanzler Gerhard Schröder vom Bundespräsidenten
ernannt, gehört sie seit 2004 dem Sachverständigenrat an. Beatrice Weder di Mauro
ist verheiratet und hat einen Sohn.
Also Volkswirtschaftslehre in Basel mit
abschließender Diplomarbeit über die
Schuldenkrise Lateinamerikas. Zum Internationalen Währungsfonds (IWF) kommt
sie 1994 – und erhält gleich eine hochspannende Aufgabe: die Begleitung des
kirgisischen Reformprozesses. Das zentralasiatische Land hatte sich gerade von der
sowjetischen Gosbank gelöst und eine
eigene Währung eingeführt. Die fiskalpolitische Betreuung Rumäniens und Aserbeidschans schlossen sich an. „Das war
eine Menge Verantwortung. Es war eine
extrem steile Lernkurve, die man da hinlefinest.finance!
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IMMER SCHÖN SAUBER BLEIBEN
Alle zwei Jahre präsentieren die Automobilhersteller auf der Internationalen
Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main ihr Modellfeuerwerk. „Stärker,
schneller und edler“ lautete in den vergangen Jahren meist die Devise auf den
Ständen der Aussteller. Diesmal aber ist alles anders. Bei der 62. IAA geht es
vor allem um eines: alternative Antriebskonzepte und maßvollen Verbrauch.
TEXT: MATHIAS PAULOKAT
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j
enn selbst die Sportwagenschmiede Porsche auf
der IAA ein Fahrzeug mit Hybridantrieb vorstellt, dann
ist endgültig klar: Es hat sich was verändert! Automobilhersteller und ihre Produkte stehen als Luftverschmutzer
am Pranger. Die Fahrzeughersteller denken um – und handeln.
Spritsparkonzepte und alternative Antriebskonzepte sind gefragter denn je und das dominierende Thema der 62. Internationalen
Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main. Porsche präsentiert
hier den Geländewagen Cayenne mit Hybridantrieb, der in der
nächsten Generation ab 2010 in Serie gehen soll. An den V6-Benzinmotor des Geländewagens ist ein Modul aus einem 34-KilowattElektromotor und einer Trennkupplung angeflanscht, welches rein
elektrisches Fahren ermöglicht. Untersuchungen von Porsche zufolge
lässt sich im gemischten Verkehr (Stadt und Landstraße) der Verbrauch
so um bis zu 25 Prozent senken. Selbst bei 120 km/h auf der Autobahn brauche man streckenweise den Verbrennungsmotor nicht.
Honda gilt als Wegbereiter dieses Systems, hat ein ähnliches Konzept jedoch bislang nur in sogenannten milden Hybridantrieben
eingesetzt. Mild-Hybrid bedeutet, dass das Fahrzeug nicht ausschließlich mit Elektroantrieb fährt, sondern der Verbrennungsmotor
durch den Elektroantrieb unterstützt wird. Porsche und auch Volkswagen werden ihre Fahrzeuge jedoch als vollhybride Autos konzipieren. Hierbei wird der Benzinmotor mit einer zusätzlichen Kupplung vom Antriebsstrang getrennt, wodurch das Fahrzeug
zeitweise komplett elektrisch fahren kann.
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Obwohl derzeit noch das Thema Kohlenstoffdioxid die Diskussionen beherrscht, geraten auch die übrigen Schadstoff-Emissionen
von Verbrennungsmotoren zunehmend ins Fadenkreuz. Dies, weil
hier die Grenzwerte der strengen Euro-5- und Euro-6-Abgasnorm
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highclass movement|
Jahren bieten die Japaner Hybridfahrzeuge serienmäßig an. Ende
der 60er-Jahre starteten sie ihre Versuche mit Hybridlösungen.
Seit 1997 bis heute hat der Absatz von Toyota-Hybridfahrzeugen
die Marke von einer Million Einheiten schon deutlich überschritten. Mittlerweile sind Hybridlösungen auch in drei Fahrzeugen der
Marke Lexus erhältlich. Doch die Aufholjagd hat längst begonnen:
Hinsichtlich der Hybrid-Strategie fährt Mercedes derzeit sogar
dreigleisig. Ein Micro-Hybrid kommt bereits im Herbst im Smart
mhd zum Einsatz. Weiterhin ist ein milder Hybrid geplant, der per
Starter-Generator am Schwungrad kräftezehrende Beschleunigung und Anfahrvorgänge unterstützt. Zudem wird hierbei Bremsenergie zurückgewonnen. Die dritte Strategie heißt Two-ModeHybrid. Hier wirken zwei im Getriebe untergebrachte
Elektromotoren mit einem Verbrennungsmotor zusammen.
Eines steht jedoch bereits heute fest: Für das Erstellen einer
ansetzen und ausgestoßene Partikel und Stickoxide reglementieren. Der Hersteller Mercedes Benz setzt neben der eigenen
Hybrid-Forschung und Lösungen mit Brennstoffzellen ganz klar
auch auf saubere Motoren. Im Gegensatz zu Fahrzeugen mit
Rußpartikelfiltern forciert Mercedes die aufwendige AbgasNachbehandlung. Diese heißt „Bluetec“ und meint eine spezielle
SCR-Katalysator-Technik mit Harnstoff-Einspritzung. Hierbei wird
eine 32,5-prozentige, wässrige Harnstofflösung – „AdBlue“
genannt – vor dem SCR-Katalysator in den Abgasstrom elektronisch eindosiert. Aus der Flüssigkeit entsteht im heißen Abgasstrom unter anderem Ammoniak, was wiederum die durchgeleiteten Stickoxide im SCR-Kat zu Stickstoff und Wasser reduziert.
2008 starten in den USA die Bluetec-Versionen der MercedesGeländewagen. ML-, GL- und R-Klasse sind dann mit SCR-Katalysator und aktiver Harnstoff-Einspritzung erhältlich. In Deutsch-
Ob Mercedes, Porsche oder Lexus: alternative Antriebskonzepte und Schadstoffreduzierung zählen derzeit zu den wichtigsten
Technologiethemen der Automobilhersteller.
Gesamtbilanz ist der reduzierte Verbrauch eines einzelnen Fahrzeugs kaum ausschlaggebend. Entscheidend ist vielmehr der
gesamte Verbrauch aller Fahrzeuge und die Fahrgewohnheiten
ihrer Nutzer. Und diese „Weltflotte“ wird in den nächsten Jahren
mit einer bislang nicht gekannten Rasanz zunehmen. Studien
belegen, dass der weltweite Fahrzeugbestand von 850 Millionen
in den nächsten 15 Jahren auf etwa 1,2 Milliarden ansteigen wird
– dies vor allem in China und Indien. Gleichzeitig nähert sich die
Erdölförderung ihrem Zenit. An diesen Fakten und den schwindenden Energieressourcen kommt die Automobilindustrie nicht
vorbei – das Entwickeln alternativer Antriebskonzepte wie sie auf
der diesjährigen IAA präsentiert werden, ist somit auch reiner
Selbstschutz. land soll die Markteinführung der neuen Technologie aber erst in
2009 stattfinden.
Auch Audi setzt auf Sauberkeit. 2008 soll es hier soweit sein,
dann wird der Ingolstädter Geländewagen Q7 3.0 TDI mit einem
SCR-Kat erhältlich sein. Auch die Mittelklasselimousine Audi A4
wird mit dem Drei-Liter-Motor und der neuen Technik ausgestattet. Bei BMW verfolgt man im X5 Geländewagen ebenfalls das
saubere Bluetec-Konzept sowie die weitere Entwicklung des
Antriebs mit Wasserstoff. Ein Flotte BMW Limousinen der 7erBaureihe ist derzeit im Erprobungslauf.
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Oder liegt die Zukunft doch im hybriden Antriebskonzept? Toyota
gilt hier mit dem Modell Prius als Vorreiter. Bereits seit zehn
Die 62. Internationale Automobil-Ausstellung im Internet:
www.iaa.de
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Alles, nur nicht Mittelklasse.
finest.finance! stellt die neuesten
kompakten Stadtflitzer und
mondäne Luxuskarossen in
Langversion vor. Von Smart,
Mini und Co bis zu Bentley,
Rolls-Royce und Maybach.
TEXT: MATHIAS PAULOKAT
Kompakte Größe:
smart fortwo von Brabus
U
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eginnen wir beim Kleinsten,
dem smart mit 2,63 Metern.
Jetzt gibt es den kompakten
smart fortwo in zweiter Generation und in
einer ganz besonderen Neuauflage von
Brabus: „Sportlichkeit trifft Exklusivität“,
so das Motto des gegenüber dem ersten
smart um 19 Zentimeter gewachsenen
Zweisitzers, der jetzt zudem mit 30 Prozent mehr Leistung aber nur mit 5,2
Litern Kraftstoffverbrauch antritt.
Mit dem weiterentwickelten
98 PS starken Turbomotor
beschleunigt der neue
Brabus in 9,9 Sekunden
von Null auf 100 km/h.
Der Brabus smart erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von immerhin 155 km/h
und ist dabei ein Sparmeister im CO2Ausstoß – gerade einmal 124 Gramm pro
Kilometer stößt der 999 Kubikzentimeter
große Motor pro Kilometer aus. Das liegt
unterhalb der geplanten EU-Grenzwerte.
Schon auf den ersten Blick stellt der smart
fortwo seine Sportlichkeit zur Schau. Dafür
sorgen die glanzgedrehten „Monoblock
IV“-Leichtmetallräder mit Breitreifen, breitere Radabdeckungen hinten, die Sportabgasanlage mit mittig platzierten Doppelendrohren in der speziell gestalteten Heckschürze und eine um zehn Millimeter abgesenkte Karosserie. Der smart fortwo BRABUS
Xclusive macht seinem Namen durch zusätzliche Ausstattungsdetails wie H7-Projektionsscheinwerfer mit titanfarbenen Blenden, Frontspoiler mit vergrößerten
Lufteinlässen, markante
Seitenschweller und
Ganz der Alte, der Neue!
Fiat bringt den neuen 500
im Retrolook.
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Italienische Grandezza in Miniaturausgabe:
Der Fiat 500 setzt auf satte Farben und edle Chromakzente
einer speziellen Heckschürze alle Ehre.
Beide BRABUS-Modellvarianten des neuen
smart fortwo sind als Coupé oder als Cabrio
lieferbar. Die Preise betragen in Deutschland
je nach Ausstattungs- und Karosserievariante
ab Werk zwischen 16.490 und 22.430 Euro.
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Nach Italien: Von hier aus erobert die Neuauflage des legendären Cinquecento die
Herzen vor allem der autofahrenden
Damenwelt. Die Masche zieht noch nach
fünfzig Jahren: Kulleraugen und kugeliges
Design wecken auf Anhieb Sympathie.
Motortechnisch hat der Nuova 500 mit
seinem Urahnen nichts mehr gemein.
Erhältlich sind in der Kultkugel derzeit drei
Motorvarianten: ein 1,2-Liter-Vierzylinder
mit 69 PS, der 160 km/h Spitze läuft, ein
182 km/h schneller 16-Ventiler und dabei
100 PS starker Vierzylinder mit 1,4 Litern
Hubraum und eine Diesel-Variante, die mit
einem 1,3-Liter-Multijet immerhin 75 PS
und 165 km/h mobilisiert. Geplant ist
auch eine Abarth-Version des kleinen Fiat.
Hierbei handelt es sich um eine Sportversion, die zunächst vermutlich rund 135
PS entfesseln wird. Später gar sollen Varianten mit über 180 PS möglich sein und
angeblich sei, laut Fiat, sogar eine eigene
Abarth-500-Rennserie geplant.
Willkommen im Club: Mini geht auch Maxi!
Denn Mini präsentiert den neuen Clubman, einen Kombi-Ableger des überaus
erfolgreichen Kompaktwagens der späten
60er-Jahre aus England. Der „New Mini“:
In nur sechs Jahren verkauften sich bereits
über eine Million des geschickt in die
Moderne übersetzten Klassikers. Jetzt also
der Clubman: mit 24 Zentimeter mehr als
der zweitürige Mini misst er nun insgesamt
3,95 Meter. In der Höhe legt der Clubby um
zwei Zentimeter zu. Pfiffig sind die beiden
Mini gibt es jetzt auch
maxi: Der neue Mini
Clubman bietet neben
serienmäßigem Fahrspaß auch das, was
viele Mini-Fans bislang vermißten: ausreichend Platz.
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Der Bentley Arnage RL pflegt
mit unaufgeregtem Design
den britischen Autoadel
großen, außen angeschlagenen Hecktüren,
„Split-Doors“ genannt – auch wenn diese
nun je einen Scheibenwischer benötigen. Ist
die Rückbank hochgeklappt, liegt das Ladevolumen bei 260 Litern, umgeklappt steigt
es auf stolze 930 Liter an. Praktisch ist auch
die neue zweite Tür auf der Beifahrerseite
– die sogenannte „Clubdoor“. Ähnlich wie
beim Rolls-Royce Phantom schwingt sie
nach hinten auf. Geöffnet werden kann
diese Tür allerdings nur von innen.
Bei den Motoren ändert sich zunächst
nichts. Der Cooper Clubman kommt mit
dem von BMW gemeinsam mit PSA entwickelten 1,6-Liter-Benzinmotor, der 120
PS leistet. Als Cooper S mit Turbolader
Länge läuft: Der Bentley
Arnage mit langem Radstand
überragt die Serienlimousine
um 25 Zentimeter
stecken 175 PS im Clubman. Der Diesel
leistet noch satte 110 PS und soll nur knapp
über vier Liter auf 100 Kilometern verbrauchen. Nach der Internationalen AutomobilAusstellung in Frankfurt rollt der neue Mini
Clubman dann im November zu den Händlern und startet dort bei rund 20.000 Euro.
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Doch richtig beeindruckend sind Fahrzeuge
erst mit einer Länge von weit über fünf, ja
sogar sechs Metern. Die Marken in dieser
Klasse sind Bentley, Maybach und RollsRoyce. Sie treten in der Königsklasse
gegeneinander an und setzen Maßstäbe.
Beginnen wir beim Bentley: Nicht der Flying Spur, sondern der nochmals luxuriösere
Arnage ist hier die Benchmark aus Crewe.
In der verlängerten Sonderedition „RL“ misst
der mächtige Brite mit dem überraschend
klaren Design exakt 5,64 Meter. BentleyFahrzeuge sind normalerweise SelbstfahrerAutos: Unter der Haube des Arnage geht
ein mächtiger Biturbo-V8-Motor mit 6,7
Litern Hubraum zu Werke. Dieser leistet
456 PS und schickt ein enormes Drehmoment von 875 Newtonmetern an die Kurbelwelle. Die Beschleunigung fällt bei dem
fast drei Tonnen schweren Kreuzer sportwagengleich aus. Gut sieben Sekunden vergehen für den Sprint aus dem Stand auf
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Reisen erster Klasse: Im extralangen Maybach 62 S
lassen sich auch lange Strecke entspannt bewältigen
100 km/h. Innen schmeicheln feinstes
Leder, edle Stoffe und erlesene Hölzer den
Sinnen der Passagiere, und natürlich darf
auch hier eine Trennscheibe zum Fahrgastabteil nicht fehlen, inklusive Gegensprechanlage. Die um 25 Zentimeter gestreckte Langversion des Briten kostet
exakt 27.260 Euro mehr als der normale
Bentley Arnage R. Rund 300.000 Euro sind
insgesamt fällig, besondere Ausstattungen aus der Mulliner Manufakturlinie erhöhen dabei den Preis problemlos in
Zehntausender-Schritten. So entsteht ein
imposanter Bentley für höchste Ansprüche und mit viel Platz in der zweiten
Sitzreihe.
Sportwagen im XXLFormat: der große
Maybach 62 S
erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von
250 km/h, danach
bremst die Elektronik
Ganz weit oben rangiert auch der Maybach
62 S – eine leistungserstarkte Version des
Maybach-Flaggschiffs. Mit einer Gesamtlänge von genau 6,17 Metern ist dieser
Wagen derzeit die Messlatte der Limousinen-Langversionen ab Werk. Den Stuttgarter Stern indes sucht man vergebens beim
Maybach. Ganz vorn auf dem mächtigen
Fahrzeugbug thront vielmehr das doppelte
M–zu einem Signet vereint. Dieses Doppel-M
steht für „Manufaktur Maybach“ und erhebt
somit Anspruch auf die Leistungselite: der
Zwölfzylinder belebt 612 PS. Die erlauben
eine elektronisch abgeriegelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Damit
soll eine Beschleunigung aus dem Stand
auf 100 km/h in knapp über fünf Sekunden möglich sein.
Noch beeindruckender sind da nur die
mehr als großzügigen, ja schon verschwenderisch anmutenden Platzverhältnisse im
Maybach 62 S. Hinten kann man es sich
auf vollklimatisierten Massagesitzen richtig bequem machen und dabei beinahe
eine Liegeposition einnehmen. Eine Bar
spendiert dazu die erforderlichen Erfrischungen. Das Glasdach dunkelt automatisch ab, und neugierige Einblicke verwehrt
der Wagen aufgrund einer Spezialtönung
ohnehin. Mit über 520.000 Euro verlangt
der Maybach auch nach dem größten
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Rule Britannia: Der RollsRoyce Phantom Extended
Wheel Base bringt es auf
6,04 Meter Gesamtlänge
bankbestätigten Scheck. Mit diesem Preis
ist er auch tatsächlich teurer als der
automobile Monarch schlechthin – der
Rolls-Royce Phantom.
Und auch diesen raren Briten aus der
Manufaktur nahe dem südenglischen
Goodwood gibt es in einer exklusiven
Langversion. „EWB“ heißt dies bescheiden
– „Extended Wheel Base“. Damit überspringt der Phantom ebenfalls die SechsMeter-Marke. 6,08 Meter sind es hier. Die
Platzverhältnisse sind ähnlich opulent wie
im Maybach, gleichwohl man im Rolls
aufrechter sitzt. Der gelungene Coup beim
Phantom sind die gegenläufig öffnenden
Türen. Eleganter kann man ein Fahrzeug
nicht verlassen – helfende Hände beim
Türöffnen vorausgesetzt. Der Chauffeur ist
beim Rolls-Royce quasi notwendige
Begleitausstattung.
Unter der mächtigen Haube konzertiert in
fast allen Fahrsituationen nahezu geräuschlos ein 6,75-Liter-V12-Motor nach
Bauplänen von BMW. Der Motor des Rolls
ist ein Urmeter des Fahrzeugbaus. Die zwölf
mächtigen Zylinder setzen bis zu 460 PS
frei und liefern bereits bei 3500 Touren das
maximale Drehmoment von enormen 720
Newtonmetern. Genügend Kraft, um den
über 2,5 Tonnen schweren Wagen in rund
sechs Sekunden auf 100 km/h zu wuchten.
Der Rolls läuft 240 km/h Spitze, doch was
zählt das schon. Viel aussagekräftiger ist
das Gesamtstatement, das der Rolls mit
seinem aufrechten, tempelhaften Kühlergrill setzt, der Spirit of Ecstasy, die darüber thront, enormen Radhäusern und einer
breiten C-Säule im hinteren Teil des
Wagens, die nahezu alles verbirgt. Wer hier
Platz nehmen darf, dürfte ausgesorgt
haben. Ein Kaufpreis von rund 460.000
Euro für den aristokratischen Briten erfordert lange Zahlenkolonnen auf dem Bankkonto. Und das Geld für ein standesgemäßes Anwesen und Personal sollte auch
noch drin sein, denn sonst wirkt ein
Phantom EWB schlicht deplaziert. Anz. FinestFinanz 8'07
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UHREN FÜR’S DEPOT
S TAT U S , L U X U S , G E L D A N L A G E
Audemars Piguet, Rolex oder Breitling – das Geschäft mit Luxus-Armbanduhren
boomt weltweit. Sammler und Liebhaber stehen Schlange, und mit der Nachfrage
steigen die Preise. Wer sich eine teure Armbanduhr leistet, gibt aber nicht nur
Geld aus. Er investiert, denn: Die Nobel-Zeitmesser mit den großen Namen können
sich als hochlukrative Kapitalanlage erweisen. Doch nur 20 Prozent der feinen
Armbanduhren sind unter dem Aspekt der langfristigen Kapitalanlage geeignet.
Welches sind die lukrativen Marken? Welche Modelle haben das Zeug zum
Klassiker? TEXT-ZUSAMMENSTELLUNG: H.-LOTHAR MERTEN
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values & style|
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ine edle Patek-Philippe-Armbanduhr, die ihrem
stolzen Benutzer eine jährliche Rendite von
durchschnittlich 17 Prozent einbringt, oder eine
Rolex, deren Preis sich in 25 Jahren verzehnfacht, sind keine
Seltenheit. „Eine gepflegte Rolex ist wertstabiler als jede
Aktie“, schwärmte einmal ein Bankvorstand aus Österreich im engsten Freundeskreis. Er hat sich in den vergangenen Jahren an seine Empfehlung gehalten und
Schritt für Schritt eine ansehnliche Sammlung von RolexUhren aufgebaut – aktuelle Modelle ebenso wie Raritäten
aus den 60er- und 70er-Jahren. Wer zur Jahrtausendwende
in edle Armbanduhren statt in Aktien am Neuen Markt investierte, durfte sich später die Hände reiben. Denn während
Aktien kräftige Einbußen bis hin zum Totalverlust verzeichnen
mussten, behielten die Nobelticker größtenteils ihren Wert und
bereiteten ihren Besitzern obendrein mehr Freude als der Blick
ins magersüchtige Aktiendepot.
Modellen. Dann kam es an den internationalen Finanzmärkten zum Crash – und viele Glücksritter hatten ein
erhebliches Liquiditätsproblem. Was lag da näher, als
die sündhaft teure Uhr zu verkaufen, die man eben
noch stolz getragen hatte? Auf diese Weise kam es
gleich zum nächsten Verlustgeschäft: Der Markt
für goldene und womöglich noch mit Diamanten
besetzte Herren-Armbanduhren ist relativ eng. Bei
einem steigenden Angebot führt diese zwangsläufig
zum Preisverfall.
Macht es also Sinn, einen Teil seines Vermögens in Armbanduhren zu investieren? „Es kommt darauf an“, meint
Autor Michael Brückner in seinem neuesten Buch „Uhren
als Kapitalanlage“. Seine Leidenschaft gehört den edlen
Zeitmessern. „Wer eine Affinität zu luxuriösen Uhren verspürt und sich für die feine Mechanik der tickenden Meisterwerke fasziniert, kann den Kauf solcher Uhren durchaus als alternatives Investment ansehen. Doch seien
Einsteiger gewarnt: Nicht wenige Sammler prägen im
Laufe der Zeit eine Art Suchtverhalten aus. So groß ist ihr
Verlangen, ihre Sammlung ständig um weitere seltene und
kostbare Stücke auszubauen, dass sie bald den finanziellen
Boden unter den Füßen verlieren. Maximal fünf bis zehn Prozent des Vermögens sollten in solche Investments fließen.“
Die meisten Zeitgenossen freilich wählten einen anderen Weg:
Auf dem Höhepunkt der Börseneuphorie investierten sie einen
Teil ihrer Gewinne auch in teure Armbanduhren. Das Teuerste
war gerade gut genug. Auf uhrmacherische Finessen wurde
kaum geschaut. Meist mussten es goldene Zeitmesser sein, obgleich der Wiederverkauf solcher Uhren erheblich schwieriger
und in der Regel verlustreicher ist als die Veräußerung von Stahl-
S TA R K E M A R K E N U N D I H R E B E W E R T U N G
gen. Es handelt sich um Zeitmesser mit eigenen ManufakturKalibern und großer Fertigungstiefe. Uhren dieser Manufaktur
eignen sich für Freunde anspruchsvoller Mechanik, die bereits
sind, dafür etwas mehr zu zahlen.
Eine Marke entsteht in den Köpfen der Verbraucher. Der Markenname Rolex steht rund um den Globus für teure Armbanduhren.
Wer einen solchen Zeitmesser trägt, demonstriert Erfolg und
Wohlstand. Und: Diese Zeitmesser erzielen auf Auktionen immer
wieder sehr gute Preise. Wer eine Armbanduhr nicht zuletzt in der
Hoffnung auf eine langfristige Wertsteigerung erwirbt, sollte
immer auf starke und traditionsreiche Marken setzen. Die
Chancen liegen im Osten. Neben Russland verdienen die
namhaften Uhrenproduzenten vor allem in China. Tendenz
steigend. Die Uhrenbranche eilt von Rekord zu Rekord, weil ein
rasch wachsender Kreis von neuen Reichen aus Russland und
China Uhren des oberen Preissegments kauft. Sogar in Deutschland rangiert die sächsische Manufaktur A. Lange & Söhne auf
Platz zwei unter den Top 30 der deutschen Luxusmarken – hinter
Maybach, aber vor Porsche.
IWC – „High Mech“ aus Schaffhausen: IWC-Uhren lassen in erster
Linie die Herzen von Technikfans höher schlagen. Rund um
den Globus besteht eine rege Nachfrage nach
diesen Nobeltickern. Aufgrund der deutlichen Preissteigerungen in den vergangenen Jahren ist jedoch nur langfristig von
Wertsteigerungschancen auszugehen.
Patek Philippe – Sternstunde der
Uhrmacherkunst: Trotz der hohen
Einstiegspreise: unter dem Aspekt
der Anlage betrachtet die interessanteste Schweizer Spitzenmarke. Patek-Uhren erzielen
auf internationalen Auktionen
sehr gute, mitunter astronomische Preise. Feinste Komplikationen und eine Spitzenverarbeitung machen diese Uhren
zu einer interessanten Investi-
AUSGEWÄHLTE MARKEN IN BRÜCKNERS BEWERTUNG:
Rolex – mit der Auster zum Welterfolg: Aufgrund der starken
Marke und ihres hohen Wiedererkennungwerts erweisen sich
Rolex-Uhren als äußerst werthaltig. Nachteil: Sie weisen keinen
hohen Komplikationsgrad auf.
Jaeger-LeCoultre – der König der Kaliber: Uhren von JaegerLeCoultre lassen die Herzen von Mechanik-Freaks höher schla-
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Zugkraft des Namens fehlt, haben sie
tendenziell nur mäßiges Wertsteigerungspotenzial.
tion mit Wertsteigerungsperspektive.
Audemars Piguet – Komplikationen
vom Feinsten: Die Uhren von Audemars Piguet zählen aufgrund ihrer
uhrmacherischen Finessen und dem
klassischen Design zu den eidgenössischen Spitzenerzeugnissen mit
Wertsteigerungspotenzial. Beim Klassiker mit Stahlband bleiben.
Chronoswiss – Schweizer Uhren aus
München: Die Zeitmesser haben
einen breiten Freundeskreis. Sie
zeugen allesamt von der Kreativität des Firmenchefs. Inwieweit die
relativ junge Marke langfristig Wertsteigerungen verspricht, bleibt abzuwarten.
Breitling – die Pilotenmarke: Breitling
wird immer Geschmackssache bleiben.
Dank der großen Fangemeinde lassen sich
gebrauchte, aber gut erhaltene BreitlingUhren gut verkaufen.
Glashütte Original – Uhrmacherkunst aus
Deutschland: Uhren aus Glashütte gelten als
interessante Alternative zu den Zeitmessern
aus Schweizer Provenienz. Wertsteigerungspotenzial ist durchaus vorhanden, doch sind die
Einstiegspreise hoch.
Blancpain – wie Phönix aus der Asche: Blancpain
gehört zu den absoluten Spitzenmarken. Uhren
für Liebhaber mit einem gewissen Hang zum
Understatement. Ein Design-Klassiker für Kenner.
Spektakuläre Wertsteigerungen sind da eher die
Ausnahme.
A. Lange & Söhne – Keimzelle deutscher Feinuhrmacherei: Uhren von A. Lange & Söhne haben
zwar ihren unverwechselbaren Charakter und verraten durch viele Details ihre sächsische Herkunft,
doch hinsichtlich des Wertsteigerungspotenzials
sind sie vergleichbar mit der Marke Patek Philippe.
Breguet – ein Stück europäischer Kulturgeschichte:
Lange Zeit schienen sie von ihrer glorreichen Geschichte zu leben
– doch in den vergangenen Jahren haben die traditionsreichen
Breguet-Uhren an Prestige gewonnen. Überdurchschnittliche
Wertsteigerungen sind in absehbarer Zeit wohl nicht zu erwarten.
Zur Kapitalanlage nur bedingt interessant, die Zeitmesser erfreuen den Träger in der Gegenwart.
Panerai – Lieferant der italienischen Marine: Mit besonderen
Modellen von Panerai lassen sich schon heute gute Preise erzielen. Für bestimmte Zeitmesser müssen Liebhaber und
Sammler tief in die Tasche greifen. Inwieweit auch die aktuellen
Modelle im Wert steigen, lässt sich schwer einschätzen, da sie zu
stark dem Zeitgeist und der aktuellen Mode unterworfen sind.
Vacheron Constantin – älteste Manufaktur der Welt: Uhren von
Vacheron Constantin sind für Anleger eine hochinteressante
Marke, sie gehören zu den Highlights auf anspruchsvollen
Auktionen.
Zenith – erste Adresse dank „El Primero“. Zenith-Uhren mit ElPrimero-Werken werden von Kennern rund um die Welt geschätzt.
Insbesondere die klassischen Modelle aus der Class-Serie haben
sich als werthaltig erwiesen. Auf längere Sicht und bei regelmäßiger Pflege bestehen gute Chancen, solche Uhren mit Gewinn
zu verkaufen.
Girard-Perregaux: Uhren von Girard-Perregaux sprechen eine
überschaubare, aber sehr aktive Fangemeinde an. Da jedoch die
WACHSENDES KÄUFERPOTENZIAL
Der typische Käufer einer Premium-Uhr ist zwischen Anfang
vierzig und Anfang sechzig und männlich. Dieser Käuferkreis wird
in den nächsten Jahren wachsen. Neben den zunehmenden
Interessenten der zu Wohlstand kommenden Russen und
Chinesen werden in Europa die Angehörigen der Erbengeneration
über ein Vermögen verfügen, das die Lust auf Luxus weckt. Hinzu
kommt, dass vermehrt auch Frauen den besonderen Reiz
komplizierter mechanischer Zeitmesser entdecken. So verzeichnen die Kultmarke Panerai und die Manufaktur Zenith
derzeit ein deutlich wachsendes Interesse weiblicher Kunden an
großformatigen Uhren mit kompliziertem Innenleben.
Textauszüge aus: Michael Brückner,
„UHREN ALS KAPITALANLAGE“ .
Status, Luxus, lukrative Investition.
ISBN 978-3-89879-152-6
FinanzBuch Verlag
www.finanzbuchverlag.de
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HYDERABAD
W E LT H A U P T S T A D T D E R P E R L E N
Hyderabad: zweifelsohne ein Städtename wie aus Tausendundeiner Nacht. Die
Metropole des von sogenannten Nizams regierten früheren Fürstentums galt
immer als ein Synonym für unermesslichen Reichtum. Selbst- und machtbewusst
wehrte sich 1947 der letzte Nizam, Osman Ali, sein Fürstentum in die gegründete
indische Union zu überführen, musste aber dann doch seinen Thron räumen.
TEXT: DR. REINER MERKEL; FOTOS: GETTY IMAGES, GELLNER (WWW.GELLNER.DE)
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In dieser faszinierenden Stadt mit ihren gigantischen Gebäuden und dem großen künstlichen See
Hussain Sagar inmitten der City ist vieles anders als
etwa im latenten Chaos der Wirtschafts- und Finanzmetropole
Mumbai oder in der wuselnden IT-Hochburg Bangalore. Die einstige Macht und Größe des Fürstentums sowie die Dominanz des
von den Engländern erbauten Golkonda Forts bieten gewissermaßen an jeder Ecke architektonischen Glanz. Auch die Slums
sind kleiner und die in Indien zu jedem Straßenbild gehörenden Bettler weniger. Noch stören Baustellen in der City, aber in
zwei Jahren wird das Hochstraßennetz fertiggestellt sein,
sodass erheblicher Verkehrsdruck vom bisherigen Straßennetz genommen wird. Für die verdienende Bevölkerung
scheint es sich wesentlich besser als in anderen indischen
Metropolen zu leben.
Heute, als Hauptstadt des Bundesstaates Andrha Pradesh,
weist Hyderabad einschließlich der angrenzenden Schwesterstadt Sikandarabad die stattliche Einwohnerzahl von
rund 7,5 Millionen Menschen und eine sehr gute Industrialisierungsstruktur auf. Die Stärke liegt – parallel zum IT
Center Bangalore – in zukunftsorientierten Branchen.
Durch die Einrichtung des Industrieparks Genome
Valley haben sich dort mittlerweile weit über hundert
Biotechnologieunternehmen sowie Pharmahersteller,
etwa die global tätige Ranbaxy, sowie der renommierte
Generikahersteller Dr. Reddys Labs angesiedelt. Die Liste,
vor allem der amerikanischen Pharmahersteller, die in Hyderabad produzieren lassen, wird zunehmend länger. Den Beinamen
Cyberabad verdankt die Metropole ihrer starken Stellung als indisches Elektronik- und Softwareschwergewicht. Das globale
Renommee als dynamischer Wirtschaftsplatz von Hyderabad ist
mittlerweile derart, dass alleine die Lufthansa täglich von Frankfurt aus mit einem völlig ausgebuchten Großraumflugzeug dieses
Ziel anfliegt.
Der wirtschaftliche Stolz und die größte Touristenattraktion ist
der unumschränkte Ruf als Welthauptstadt der Perlen. Doch wie
kommt eine mitten im Land gelegene Stadt, weit weg von jeder
aus dem Wasser stammenden Perle, zu diesem Ruf? Ursächlich
waren es bis ins 13. Jahrhundert zurückreichende religiöse
Gründe. Über Jahrhunderte wurden von den Regierenden anlässlich der jährlichen Hochzeit des Gottes Lord Ram mit der Göttin
Sita große Mengen Perlen als Gaben dargebracht. Das damalige
Königreich war durch die seinerzeit vorhandenen Diamantenminen ein führendes Handelzentrum für Edelsteine aller Art, und
durch die religiösen Bräuche kristallisierte sich daraus der Perlenhandel mit seiner bis heute anhaltenden Dynamik heraus –
ursprünglich als beliebte Zusatzbranche, die viele Perlenhändler
vom Persischen Golf nach Hyderabad zog. Davon profitiert die
Stadt bis heute.
Last but not least – ein paar Tipps für Perlenkäufer. Die renommierten Perlenhandelshäuser – etwa in den großen Hotels der
Stadt – bieten einen ausgezeichneten Service mit eingehender
Beratung (die Auswahl ist immens und die Preise für Perlenschmuck sind ausgesprochen günstig). Hier kurz zusammengefasst: Eine Perle soll groß und rund, ferner rein und gleichmäßig
mit einem tiefen und saften Schimmer
in der Farbe sein. Ein alter Händlertrick zur
Feststellung der Echtheit einer Perle ist es,
sie an den Vorderzähnen zu reiben. Echte
Perlen müssen sich etwas rau und körnig
anfühlen, Imitate sind glatt wie Glas.
STAY & DINE IN HYDERABAD
Hyderabad-Besucher sollten im Taj Krishna Hotel absteigen. Ein
wahrhaft opulenter Traumpalast, der Exklusivgruppe „Leading
Hotels of the World“ angehörig. Die Taj-Gruppe gehört ihrerseits
dem Industriekonglomerat Tata, das schon seit über hundert
Jahren Luxushotels in Indien betreibt.
Nach einem anstrengenden Tag empfiehlt sich natürlich eine
Zusammenstellung aus der unerschöpflichen Auswahl der Gerichte aus der einheimischen Küche, die das Restaurant des Taj
Krishna bietet. Hier der Expertenvorschlag: Zuerst ein großes,
kühles „Kingfisher“-Bier bzw. ein Glas Mango-Lassi (ein indischer
Trinkjoghurt). Als Vorspeise Karottenjulienne, dazu Samosa mit
Gemüsefüllung (Teigtaschen) und Tawa Paratha (im speziellen
Lehmofen auf dem Grill gebackenes Brot). Als Hauptspeise:
Chicken Korma (Hähnchenbrustfilets mit Hülsenfrüchten,
Tomaten und Karotten sowie Zwiebeln und Ingwer auf FrüchteBasmati-Reis) oder, für Freunde der vegetarischen Küche, Cauliflower Gushi (Gemüsecurry mit Blumenkohl, Kartöffelchen, Karotten, Ingwer, Chili und Kokosmilch, gereicht mit RosinenCashew-Basmati-Reis). Als Nachspeise empfiehlt sich besonders
Limettenmousse mit grünem Tee und Ananasreis. Übrigens, der
Cappuccino schmeckt wie auf Roms via Veneto. finest.finance!
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Selten hat eine Innovation auf dem Schmuckmarkt eine derartige Furore erlebt
wie der Spannring von Niessing. Und selten wurde so oft versucht, eine
Innovation aus dem Schmuckbereich zu kopieren. Niessing – die
Entwickler von spannend Individuellem.
X
X
ine Ringschiene wird
aufgeschnitten,
die entstehende Öffnung aufgespannt und in den Spalt wird ein
Brillant eingesetzt. Nur durch die Spannung der Ringschiene wird der Stein gehalten und der Brillant scheint zu schweben. Die
Geburt eines NIESSING-Spannrings®. Aufregend und doch so
einfach. Aber wie es sich bei allen Innovationen, die im Nachhinein
dann gerne mal so einfach aussehen verhält, man muss sie zunächst einmal erfinden. Und die Innovationen, die dann so elementar
wirken, als hätte sie jeder schon einmal erfinden können, bedeuten
oft die größten Meisterwerke, verlangen enorme Entwicklungsarbeit
und gekonntes Know-how. 1979 hat der Vredener Künstler Walter
Wittek so den Spannring für Niessing ins Leben gerufen, inzwischen
ist der als Kunstwerk anerkannte Ring mit Designpreisen ausge-
TEXT: ELKE BAUER
zeichnet, im In- und Ausland in bedeutenden Museen
zu bewundern und eine Ikone
moderner Schmuckkultur. Und
selbstverständlich wurde er für
Niessing urheberrechtlich geschützt –
so haben Nachahmer rechtlich keine
Chance. Und ohnehin, wie es sich mit nahezu allen
Plagiaten dieser Welt verhält: Sie erreichen nur selten die Qualität
des Originals. Das ist auch der Grund, warum bis auf den Spannring die meisten Schmuckstück von Niessing unkopiert bleiben.
Viel zu groß ist nämlich hier der Aufwand die enorme handwerkliche Leistung von Niessing nachzuahmen, und letztlich könnte
dann kein Gewinn mehr mit den guten Stücken erzielt werden.
Handwerkskunst heißt im Falle Niessing, es wird nicht gegossen
sondern geschmiedet, es wird gedehnt und gestaucht, denn
Niessing verzichtet auf die sprichwörtlichen Haken und Ösen, die
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Devise lautet hier: ein Schmuckstück muss aus
sich selbst heraus funktionieren. Und dieses
Prinzip wird beim Betrachten der Schmuckstücke völlig klar: nicht nur vielleicht störende Häkchen entfallen, sondern jedes der
Schmuckstücke erscheint konsequent durchgeformt, ohne Anfang und Ende, in sich
stimmige Gesamtkunstwerke. So leicht es
demnach ist, einen NIESSING-Spannring® zu
erkennen, so leicht ist es generell auch, NiessingSchmuck zu erkennen. Jedes Schmuckstück trägt
eine einfache Idee in sich, erzählt immer seine ganz
persönliche Geschichte, zeigt ein Prinzip. Die Gestaltung der
jeweiligen Preziosen ist das Ergebnis einer kontinuierlichen
Entwicklung und bleibt unabhängig vom jeweiligen Mitwirkenden
töne von feurigem Rot, kühlem Grau bis zu einem
samtig schmeichelndem Sandton, von leuchtendem Gelb bis fruchtigem Grün, wurde bereits
in den 1980er Jahren bei Niessing entwickelt
und ist so bis heute unerreicht. Aber einer
bestimmten Aussage des Schmucks treu zu
bleiben bedeutet nicht, dass ein Schmuckstück dem anderen gleicht, im Gegenteil. Bei
Niessing darf es durchaus experimentell und
spannend zugehen und edelstes Platin, Gold und
Brillanten mit weniger „edlen“ Materialien zum
Kunstwerk geformt werden. So wird Acryl mit Feinplatin
oder Feingold zu einem ungewöhnlichen Anhänger-Thema
kombiniert oder kostbare Brillanten wie selbstverständlich in
Stahl gebettet. Es gibt nichts, was nicht erlaubt wäre, immer zählt
bewahrt. Denn auch, wenn renommierte Designer für Niessing
entwerfen, folgen sie immer der Niessing-Linie, dem Leitsatz der
„Reduktion auf das Wesentliche“. Schon immer vereint Niessing
so Klassisches und Experimentelles in seinen Kollektionen
und in über 130 Jahren hat sich die Manufaktur dabei im
Umgang mit Edelmetallen reiche Erfahrung angeeignet. Ganz aktuell steht nun das Thema Farbgold im
Mittelpunkt: Die Palette fein nuancierter Gold-
die Gestaltungsidee und nicht der materielle Wert. Designs, zugeschnitten um die Persönlichkeit zu unterstreichen, um einen ganz
individuellen Ausdruck zu gestalten und durchaus gelegentlich
Aufsehen zu erregen. Denn wer schafft es schon, Goldschmuck
wie ein mit einer Schere gekräuseltes Papier aussehen zu lassen
oder wie eine Kette kleiner bunter Lampions. Infos unter www.niessing.com
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Nach einem halben Jahrhundert, in dem Edward Sexton, der berühmte Schneidermeister aus London, ausschließlich Herren aus erlauchten – und eingeweihten –
Kreisen die Anzüge auf den Leib schneiderte, kreiert er jetzt Outfits für ganz
gewöhnliche Sterbliche. Darunter finest.finance!-Autor Farhad Heydari...
h
h
mgeben von signierten Fotos von Paul McCartney
samt Tochter Stella, von gerahmten Lob- und Dankschreiben von prominenten Kennern – aus alten
Tagen genauso wie von heute – starre ich ein wenig zögerlich in
einen gewaltigen, viktorianischen Spiegel, der vom Boden bis zur
Decke reicht und an der leuchtend pink gestrichenen Wand lehnt.
Links von mir steht ein großer Stilmöbel-Tisch, der mit einem
guten Dutzend Musterbücher übersät ist, ihm gegenüber gibt eine
Reihe von mit schweren Tweed-Vorhängen umhüllten Fenstern
den Blick auf den schicken Beauchamp Place frei. Zu meiner
Rechten verdecken Schneiderpuppen, in schmal geschnittene,
mehrteilige Anzüge gekleidet, eine Handvoll an die Wand geheftete Zeitungsauschnitte. Das Subjekt dieser überschwänglichen
Lobeshymnen folgt in dem überdimensionalen Spiegel soeben
jeder meiner Bewegungen, bückt sich behände in und außer
Sichtweite und setzt präzise und bedacht seine Markierungen auf
die Bahnen ein großes Stücks zerschnittenen Stoffs, die mit ihren
lose angepassten Heftnähten und nach außen gekehrten Säumen
entfernt an einen Anzug erinnern. „Das ist nicht zu Ihrem Vorteil“,
sagt die nasale Stimme über diese zweite Anprobe, „sondern zu
meinem“. Diese Stimme gehört seit fast einem halben Jahrhundert zum Inventar der elitären Welt der britischen Maßschneiderskunst. Sie hat alle denkbaren Berühmtheiten ausgestattet, von
Mick Jagger bis Eric Clapton, und sie gehört selbst einer Berühmtheit – Edward Sexton: der Mann, der Seite an Seite mit Tommy
Nutter die Savile Row revolutioniert und ihr zu dem Ruf verholfen
hat, dessen sie sich heute auf der ganzen Welt erfreut. Sexton,
der ziemlich klein ist aber einen vollen, gesunden, überwältigend
blonden Haarschopf sein eigen nennen kann, gleicht die Maße ab,
die er vor ein paar Wochen genommen hat. „Sehen Sie? Ihre rechte
Schulter hängt ein wenig“, erläutert er, bevor er sorgfältig ein paar
neue Markierungen anbringt um diese körperliche Eigenart zu
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immer die Heimat
modisch ambitionierter Männer und anspruchsvoller Schneider, die sie in diesem
Streben unterstützen.
Aber inmitten eines Marktes, auf den immer mehr
Anbieter drängen, nehmen
Sextons Qualitätsarbeit (er sieht
sich selbst als Skulpteur unter den
Schneidern) und seine Geschäftstradition ihren ganz eigenen Rang
ein. Seine sagenumwobene Laufbahn begann mit 16 mit einer Lehre,
der unter Fred Stanbury von Kilgour,
French and Stanbury ein kometenhafter Aufstieg folgte. Es schlossen
sich einige Jobs als Schnittmacher an,
bevor er sich mit Nutter zusammentat
und das wurde, was ein Klatschspalten-Kolumnist einmal „den Botschafter der Savile Row in Konkurrenz zum
Studio 54“ bezeichnete. Der Rest
ist, selbstverständlich, Geschichte.
Heute, angesichts der Erkenntnis, den Gipfel seiner Kunst
erreicht zu haben, angesichts der Lobpreisungen und der Bewunderung seiner treuen Kunden, eingeschlossen Berufskollegen wie
Bill Glass, entzaubert Sexton das Handwerk und demokratisiert
die Geschäftsgebräuche, ein Prozess, während dem er sich auch
von einem unverzichtbaren Accessoire der Savile Row trennt –
dem hochseriösen und feierlichen Showroom. „Das ist hier viel entspannender als zu Anderson & Shepard zu gehen“, sagt Spooner
über die lockere Atmosphäre in Sextons kleinem Atelier im noblem
Chelsea, dem barmherzigerweise der sinnlose Prunk und das
pfauenhafte Gehabe der verstaubten “Row”-Getreuen völlig abgehen.
kompensieren. Es folgen weitere detaillierte und wohlüberlegte
Berechnungen – „Sie haben eine kräftige Wade, die hervorsteht
und einen Knick in der Bügelfalte verursacht, das müssen wir ausgleichen“ – bevor er mich bittet, den werdenden Anzug wieder auszuziehen und sich in die Arbeitsräume dieses – seines – Ateliers
in Knightsbridge zurückzieht. Vor Wochen hatten mich der Meister
persönlich, samt seinem Assistenten- und Business-Manager –
einem ehemaligen Kunden, der zum Lehrling avanciert war – vermessen. Im wahrsten Sinn des Wortes: Nachdem sie Maß genommen und die Frage geklärt hatten, welchen Stil ich mir vorstelle
(einen klassischen Zweireiher), wollten sie wissen, wie ich den
Anzug tragen würde (zu besonderen Anlässen mit Hemd und Krawatte oder ganz alltäglich mit Jeans), in welchem Klima ich leben
würde (Nordeuropa mit gelegentlichem Fluganschluss ans Mittelmeer), wie viel ich reisen würde (ziemlich viel) – alles, um nicht
nur den genauen Verwendungszweck herauszufinden sondern
auch die passende Stoffart und das Gewicht.
Die letzten Erwägungen – „Ich denke, ein Stil, der reich und vornehm wirkt, würde am besten passen, etwas, das nicht zu glatt
ist, aber sicher auch nicht gewalkt, eher leicht“ – wurden aufgrund meiner Gesichtsfarbe getroffen. „Edward kennt sich aus
mit den Materialien, seit fünfzig Jahren übersetzt er Kunden in
Stoff“, betont sein Assistent Neil Spooner Sextons angeborene
Fähigkeit, Stoffarten und Farben mit den ganz eigenen Gesichtszügen eines jeden Kunden zu kombinieren.
Diese akribische Bestandsaufnahme ergibt das, was Sexton
„einen gut geschnittenen, gut gearbeiteten“ handgemachten
Anzug nennt, der bei gut 4000 Dollar beginnt
und leicht auch teurer werden kann. In
diesem Rahmen kann alles auf die persönlichen Wünsche abgestimmt
werden: von der Farbe der
Nähte (mögen Sie Rot, Violett,
Himmelblau oder Grün?) und
der Form und Zahl der Taschen
(wie wäre es mit einer offenen Ticket-Tasche?) bis zum
Jackett-Stil (vielleicht mit
spitzem Aufschlag?) oder
der Zahl der Luftschlitze
(einer? zwei? keiner?) – alles
ist möglich, und alles trägt
zu einer ganz besonderen
Ausstrahlung bei. „Ich gebe
nichts aus dem Haus, was
nicht hundertprozentig
perfekt ist“, sagt Sexton.
Dennoch: Sexton ist natürlich nicht der Einzige,
der mit derartigen stilistischen Feinheiten arbeitet oder sie mit
solcher Sorgfalt ausführt. London war schon
Sexton ist an den Beauchamp Place gegangen, wie er sagt, zum
einen wegen der horrenden Mieten in der Savile Row, zum anderen,
„weil die Gegend eine lange Modetradition hat, vor allem auch für
Damenmode, und wir haben viele weibliche Kundinnen, die sich
ihre Kleidung maßschneidern lassen“. Die Lage – Sextons Website
verkündet spielerisch: „Man kann den Kerl aus der Savile Row herausbekommen, aber die Savile Row nicht aus ihm!“ – ist nicht das
einzige, was an Sextons Label ein bisschen anders ist. Wie Spooner
sagt, haben die meisten Schneider „einen einheitlichen Stil des
Hauses, sodass alle Kunden den gleichen Look verpasst bekommen.
Wir dagegen wollen ergründen, wer die Kunden sind und dann versuchen, ihre Kleidung auf ihre Individualität abzustimmen.“ Sextons
Kunden, meint er, „sind Leute, die sich in der Row ein paar Anzüge
machen ließen und jetzt ein bisschen mehr wollen – etwas Exklusiveres und Bedeutenderes, Unverwechselbares“. Das schließt prominente Größen ein von Rupert Murdoch und George Soros zu
Jack Nicholson und Bernie Eccelston – alles Leute, die sich die
von des Meisters geübten Händen akribisch vollendeten Stücke
locker leisten können. „Wir haben festgestellt, dass in jedem ein
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kleiner Dandy schlummert, und wir verhelfen
ihnen zu dem Stil, das auszuleben“, sagt
Spooner, und er fügt hinzu: „Wir haben keine
Formel oder ein festes Muster, wir lassen
den Kunden die Richtung vorgeben.“
Sexton, der auch individuelle Hemden schneidert und sich kürzlich
mit dem Mailänder Schuhdesigner Riccardo Freccia Bestetti
zusammengetan hat um eine Linie von handgemachten Schuhen
zu vermarkten, will sein Portfolio über Maßmode hinaus erweitern:
Er wendet seine handwerkliche Finesse nun auch auf eine Ready-towear-Kollektion an, die diesen Herbst in Mailand vorgestellt und
kurz danach auch in New York und London herausgebracht werden soll. „Wir wenden uns der kompletten Garderobe zu, erzählt
Spooner, „nicht nur Anzüge sondern eine ganze Palette von Produkten, eingeschlossen ,made-to-measure‘ – für eine Maßanpassung vorgefertigte Stücke – die wir ,Gentleman’s Diary‘ nennen“.
Ungeachtet der stürmischen Aktivitäten, die diese
blühenden Expansionspläne entfacht haben,
werde ich 14 Tage nach der zweiten Anprobe
benachrichtigt, dass ich meinen Anzug abholen
kann, eine Ausgabe aus leichtem, grauen
Flanell mit braunen Knöpfen, Seitenschlitzen, spitzem Kragenaufschlag und
einer Ticket-Tasche. Er ist, in einem Wort, wunderschön. Das ganze
Maßnehmen und die eingehenden Befragungen haben ein liebevoll
zugeschnittenes Werk hervorgebracht, aus einem 9-Unzen-Stoff, der
fließend jeder einzelnen Kurve, jedem Winkel und jeder Abweichung
meines zugegebenermaßen unregelmäßig geformten Körpers
folgt. „Ich bin ausgesprochen glücklich damit“, sagt Sexton über
das fertige Produkt, das von heute an den teuersten Zweiteiler
meiner Garderobe darstellt. „Aber denken Sie daran“, warnt er
mit einem feinen Lächeln, „das ist mein Anzug. Wir teilen ihn nur.“
Aus dem Englischen von Antje Blees finest.finance!
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Farbprofil:Euroscale-Coatedv2
KompositStandardbildschirm
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Die Sparkasse in Pforzheim war schon immer etwas anders aufgestellt. Das gilt
jetzt auch im Bereich Private Banking für vermögende Kunden. Unter rund 460
Sparkassen bundesweit belegen die Pforzheimer Platz zehn, in Baden-Württemberg sind sie sogar die Nummer eins. Wir sprachen mit ihrem neuen Vorstandsvorsitzenden Dr. Herbert Müller.
TEXT: H.-LOTHAR MERTEN
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eine lange Expertise vor allem bei der Betreuung großer Vermögen. Kunden erwartet ein Höchstmaß an Professionalität,
Kompetenz und Individualität. „Wir verstehen uns als Privatbanker, nehmen uns Zeit für unsere Kunden und haben ein
offenes Ohr für deren Probleme - auch nichtfinanzieller Art.“
ie Bilanzsumme liegt bei 10,7 Milliarden Euro, die
betreuten Vermögensanlagen bei über sieben
Milliarden Euro, die Zahl der Mitarbeiter bei
2100. Vermögensmanagement wird hier seit Jahren erfolgreich
gelebt. Während sich die Großbanken in den letzten Jahren
sukzessive aus der Region verabschiedet haben, konnten die
Sparkassenbanker ihre Position kräftig ausbauen. Und ganz
nebenbei ist die Sparkasse mit über 30 Tonnen auch noch der
größte deutsche Goldhändler. Die Sparkasse ist der große Player
in Deutschlands Gold-und Schmuckstadt.
Vorteil: Man kennt die Vermögens- und Unternehmensverflechtungen der Kunden aus Pforzheim und der Region bestens.
„Und die Kunden kennen uns. Unser entscheidendes Plus ist die
persönliche Nähe zum Kunden. Hinzu kommt unsere Größe, die
man nicht vermutet, und damit verbunden unsere Leistungsstärke.
Das Betreuungskonzept ist auf die jeweilige individuelle Lebenssituation ausgerichtet. Es reicht über die kurzfristige Renditeoptimierung eines Vermögens hinaus. Mit langfristigen, generationsübergreifenden Lösungen sind wir ein verlässlicher Partner,
der als Institution Kontinuität bietet. Ein Vermögensmanagement,
das man in dieser Intensität von einer
Sparkasse so nicht erwartet.“
Seit rund 175 Jahren garantiert sie Beständigkeit. Dabei ist sie
groß genug, um über die erforderlichen Ressourcen und Kompetenzen zu verfügen. Andererseits aber auch klein genug, um
nahe beim Kunden zu sein und so eine individuelle Betreuung zu
gewährleisten. Mit dem Ergebnis, dass die Kunden ihr in einem
Maße vertrauen, wie das selten bei einer
Bank zu finden ist. „Der Kunde findet bei
uns neben Engagement und Leistung
vor allem Vertrauen, Diskretion und
Unabhängigkeit. Wir leben traditionelle
Werte und schaffen kreative Lösungen
im Finanzbereich. Unsere offene Produktarchitektur bietet in jeder Phase des
Betreuungsprozesses einen Service mit
Mehrwert. Die Finanzplanung erfolgt
nach einem ganzheitlichen Ansatz, der
die aktuelle und künftige Situation transparent macht und unter Berücksichtigung von Risiken und Unwägbarkeiten
mehr Sicherheit für die finanzielle Zukunft bietet.“
Im Gegensatz zu vielen Banken leben
die Pforzheimer das Private Banking.
Obwohl sie mit eigenen innovativen Anlageprodukten an den Markt gehen, wird
Produktneutralität bei der Beratung groß
geschrieben. „Die besten Anlageprodukte sind für unsere Kunden gerade gut
genug. Doch ein Produkt gibt es nur bei
der Sparkasse Pforzheim Calw: das
Goldkonto. „Über das Goldkonto kann
der Kunde ab einem Festbetrag von
5000 Euro Goldguthaben erwerben. Er
zahlt keine Mehrwertsteuer, keine
Kontoführungs- und VerwahrungsgeDoch wer von den derzeit 13 Vermöbühren. Das Gold kann jederzeit zum
gensmanagern betreut sein will, der
Tageskurs einfach und schnell gekauft,
Dr. Herbert Müller
muss schon mindestens eine Million
verkauft oder in Barren geliefert werden.
Euro im Depot haben. Eine große Zahl
Der Anleger vermeidet damit nicht nur
von Bürgern aus Stadt und Region haben
Lager- und Transportkosten, sondern
ihr Vermögen der Sparkasse anvertraut. „Diese schätzen, dass auch Echtheitsrisiken. Gold ist für uns also kein Spekulationswir Sparkassenbanker ihnen mehr bieten als Vermögensmanager thema, als Asset hat es als krisensicherer Baustein bei der
anderer Banken.“
Vermögensbildung, einen festen Platz innerhalb unserer Anlagestrategie.“
Generationen-Management ist das Zauberwort. Dabei kümmert
sich die Sparkasse um mehr als das Vermögen ihrer Klientel. “Wir Das Generationen-Management hat einen hohen Stellenwert,
garantieren eine individuelle Betreuung, wenn Vermögen auf die denn Nachfolgethemen im Unternehmensbereich werden für die
folgende Generation übertragen wird. Wir begleiten vermögende Bank zunehmend wichtig. Immer häufiger fehlen Erben oder
Private und Unternehmer, dieses Thema verantwortlich zu regeln. geeignete Mitarbeiter, die eine Nachfolge antreten können. “Das
Dazu bieten wir ein umfassendes Betreuungskonzept unter Ein- gilt in unserer Region auch für gut aufgestellte Unternehmen. Die
bindung aller erforderlichen Spezialisten wie Rechtsanwälte, zu übernehmen, erfordert in der Regel hohe finanzielle Mittel.
Notare, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer u. a. an. Persönliches Häufig fehlen diese. Wir müssen uns dann als Bank im Einzelfall
Engagement unserer spezialisierten Mitarbeiter verbunden mit intensiv engagieren, um einen Übergang auch finanziell zu beVerlässlichkeit und Verantwortung über Generationen hinweg.“ gleiten. Das können wir, da uns die Verhältnisse und Marktgegebenheiten der Firmen bestens bekannt sind. Wir wissen,
Bereits seit Jahrzehnten wird in Pforzheim Vermögensverwaltung welche Substanzen und Reserven im Unternehmen stecken. Als
betrieben, mit eigenem Research und Mitarbeitern, die über eine Bank gehen wir also voll ins Engagement. Externe Berater tun
Spezialausbildung als Portfoliomanager verfügen. Die Bank hat sich da schon schwerer. Unser Vorteil sind die persönlichen
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Kenntnisse – über Jahre hinweg. Dabei sind wir bestrebt, bei Aufrechterhaltung mittelständischer Strukturen Firmenübergänge
regional zu halten. Über Jahrzehnte verankerte Unternehmen,
aber auch deren Mitarbeiter, werden nicht zum Spielball. Die
übernommenen Betriebe verschwinden so nicht von der Bildfläche – das kann für eine Region nur gut sein. Wir sehen uns
daher auch als Konstante in der regionalen Wirtschafts- und
Wachstumspolitik.”
Expertise in einer derartigen Konzentration vorhanden. Die
Schmuckwelten strahlen nach Außen wie ein Diamant, zeigen im
Inneren aber, welche Schätze in der Region Pforzheim vorhanden
sind. Die Schmuckindustrie ist mit ihren rund 25 Prozent Wirtschaftsleistung ein wichtiger Faktor. Doch aus diesem Bereich
entwickeln sich auch immer mehr Betriebe in der Präzisionsfeinindustrie, beispielsweise der Stanztechnik. Diese Folgebetriebe
werden als Wirtschaftsfaktor für die Region immer wichtiger.“
Beim Generationen-Management bietet die Bank ihren Kunden
ein umfassendes Betreuungskonzept über die Vermögensverwaltung hinaus an. „Mit dem Dienstleistungsangebot „Individual
Office“ übernimmt ein Beirat, der aus Vertrauten des
Vermögensinhabers und einem Berater der Sparkasse besteht,
nach genau vom Kunden festgelegten Weisungen eine Personenund Vermögensvorsorge mit Beständigkeit. Wir garantieren
eine Betreuung über Generationen hinweg. Alle wichtigen Entscheidungen
müssen vom Beirat getroffen werden.
Vorteil gegenüber einem persönlichen
Verwalter oder Treuhänder: Dieser ist
endlich, damit kann die Vertrauensbasis
abrupt zu Ende sein. Wir als Sparkasse
leben jedoch als Institution weiter, unabhängig von einzelnen Mitarbeitern. Auf
uns können sich Vermögensinhaber und
Unternehmer also auch nach ihrem Ableben verlassen.“
Zum 1. Oktober hat der promovierte Betriebswirt Herbert Müller
den Vorstandsvorsitz der Sparkasse übernommen. Ihm sind die
Bereiche Personal und Marktsteuerung zugeordnet. Er ist stolz
darauf, dass in den letzten Jahren – im Gegensatz zu anderen
Banken – in seinem Haus keine Mitarbeiter abgebaut wurden. Im
Gegenteil, jährlich werden zwischen 50 und 70 neue Lehrlinge
ausgebildet, die anschließend auch übernommen werden. „Hier
unterscheiden wir uns von vielen anderen Banken, die in den letzten Jahren vor
allem die Ausbildung zurückgefahren
haben. Das Bankgeschäft ist ein Geschäft, das Konstanz braucht. Ständige
Strategie- und Personalwechsel führen
zum Verlust der Glaubwürdigkeit beim
Kunden. Die Pflege der Kundenbeziehung war und ist für unser Haus das A
und O. Nicht nur auf der rein finanziellen
Basis, auch auf der persönlichen Schiene
muss die Chemie stimmen. Gutes
Banking wird auch künftig nur aus den
persönlichen Beziehungen heraus
funktionieren.“
Die Gestaltung einer Vermögensübergabe oder Unternehmensnachfolge tangiert persönliche, familiäre aber auch
steuerliche Fragen. Die Umsetzung der
Wie kaum eine andere Institution in der
erforderlichen Maßnahmen setzt entRegion engagiert sich die Sparkasse
sprechende Sachkenntnisse voraus.
Pforzheim Calw in den Bereichen SoziaAnton Wegscheider
„Eine optimale Lösung lässt sich nur mit
les, Kultur, Kunst und Sport. Neben den
einem ganzheitlichen Ansatz finden.
Schmuckwelten fördert sie die Schätze
Dazu bündeln wir unser Know-how – auch in der Firmenbetreu- der Region – etwa das Weltkulturerbe Maulbronn – und trägt zu
ung – mit der Sachkompetenz des Kunden-Steuerberaters oder deren Erhalt bei. Ein starkes Engagement gilt dem Stiftungs-Anwalts.“
bereich. Neben der Förderung bestehender Einrichtungen, etwa
der Hermann Hesse-Stiftung, hat sie selbst eine weitere Stiftung
Ein wichtiges Thema für die Bank sind die Erben ihrer Kunden. für die Region ins Leben gerufen, in die sich Vermögende über
“Wir kümmern uns nicht nur um den Senior. Genau so wichtig ist Zustiftungen oder Treuhandstiftungen einbringen können:
die Einbindung der jüngeren Generation für die Vermögens- und „Immer mehr begüterte Menschen haben keine Nachkommen,
Unternehmensnachfolge. Mit dem Ergebnis, dass 70 bis 80 wollen sich aber ein bleibendes Denkmal schaffen. Dafür sind
Prozent der Erben unserer Kunden auch selbst Kunde bei uns Stiftungen ein ideales Instrument. Vorteilhaft ist heute die verwerden. Auch dann, wenn sie im Ausland leben.“
änderte Situation im deutschen Steuerrecht. Wir bieten die
Umsetzung dazu.“ Heute ist die Sparkasse mit Private Banking unter der Leitung von
Direktor Anton Wegscheider im ehemaligen Industriehaus an- SPARKASSE PFORZHEIM CALW
sässig, dem emotional wichtigen Gebäude für Bevölkerung und Private Banking
Industrie der Stadt Pforzheim. Wo früher die ständige Muster- Poststraße 3
ausstellung der ansässigen Unternehmen untergebracht war, 75172 Pforzheim
sind seit zwei Jahren auch die „Schmuckwelten“ angesiedelt. „Ein Tel.: +49/72 31/99 27 20
Symbol für Deutschlands wichtigste Schmuckstadt, das mit Fax: +49/72 31/99 27 98
großen Namen verbunden ist. Nirgendwo ist weltweit eine höhere www.sparkasse-pforzheim-calw.de
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SPANNENDE ZEITEN FÜR OBERBÜRGERMEISTERIN
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Nach Lage der weltweiten Konjunktur, vor allem im Luxussegment,
geht Pforzheims Wirtschaft „goldenen Zeiten“ entgegen. Die Nachfrage nach Schmuck, vor allem aus China, Indien und Russland steigt
rapide. Sehen Sie diese Entwicklung für ihre Stadt ebenso goldig?
Grundsätzlich ja. Es gilt, die genannten Wachstumsmärkte für die
heimische Industrie zu erschließen. Zahlreiche Aktivitäten der
Schmuckbranche in den vergangenen Jahren zeigen den Weg und
zielen in die richtige Richtung. Mit den „Schmuckwelten“ wurde
im Herzen der Stadt ein einzigartiges
Schaufenster eröffnet, verbunden mit einer
Schmuckerlebniswelt. Die Goldstadt zeigt
sich als Kompetenzzentrum der deutschen Schmuck- und Uhrenindustrie.
Fährt die Stadt Pforzheim gut mit der
erheblichen Zahl an mittelgroßen und kleineren Goldwarenherstellern oder würde
man im Rathaus gerne eine stärkere Ansiedlung anderer Industriezweige sehen?
Die vorhandenen Unternehmen der
Schmuckbranche bilden eine wichtige
Grundlage für eine insgesamt ausgewogene Wirtschaftsstruktur des Standortes
Pforzheim. Natürlich bedarf es einer Vielfalt und breiten Ausrichtung der ansässigen Unternehmen. Die Schmuckbranche
repräsentiert die 240-jährige Traditionsindustrie. Inzwischen sind weitere Betriebe von großer ökonomischer Bedeutung.
Zu nennen sind hier die Metall verarbeitenden Unternehmen in den
Bereichen Präzisionstechnik, Stanztechnik oder Maschinenbau,
aber auch ein breit aufgestellter Dienstleistungssektor und/oder
das Thema Design gehören zu unserer Wirtschaftsstruktur – im
übrigen Entwicklungen, die ihren Ursprung in der Schmuck- und
Uhrenfabrikation haben.
Ist es ein Geheimnis, wie hoch prozentual der Anteil am Gesamtsteuereinkommen des am Platz stärksten Wirtschaftszweiges, der
Goldwarenindustrie, ist?
Mittlerweile arbeiten zwischen 65 und 70 Prozent der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe, im Maschinenbau und im Bereich Feinwerktechnik; ähnliche Zahlen sind auch auf die Größe
der jeweiligen Umsätze übertragbar. Insofern haben sich die
Gewichtungen in der Goldstadt Pforzheim deutlich verschoben.
Nach meinem Verständnis ist es wichtig, sowohl die Bedeutung
der Traditionsindustrien – auch als Imageträger der Stadt – zu
unterstreichen, wie auch die Dynamik und wirtschaftliche Stärke
der feinwerktechnischen Betriebe zu betonen.
„Jammern ist des Kaufmanns Gruß.“ Ist die Stadt mit ihrem sicherlich florierenden Gewerbesteueraufkommen und den Prognosen für
die nahe Zukunft zufrieden oder gibt es hier auch Anlass zu klagen?
Mit etwas Verzögerung sind steigende Gewerbesteueraufkommen
auch in Pforzheim in diesem Jahr und für das nächste Jahr zu verzeichnen. Man darf in dieser Situation allerdings nicht den Fehler
machen, Geld, das noch gar nicht in der Kasse ist, bereits zu verplanen. Die Soziallasten steigen weiter und die zentralörtliche
Funktion eines Oberzentrums belastet
den städtischen Haushalt. Das gilt insbesondere für unsere Bildungs-, Kultur- und
Sozialeinrichtungen. In der Gesamtbetrachtung können wir von unserem
Kurs der Haushaltskonsolidierung nicht
abweichen.
Wie sehen die Perspektiven für den Wirtschaftsstandort aus? Beharren auf dem Erreichten oder sind neue Wege angedacht?
Ausgehend von der erstellten ClusterAnalyse Pforzheim/Nordschwarzwald sind
in der Metall verarbeitenden Branche, in
der Medizin- und Dentaltechnik sowie im
Dienstleistungssektor weitere Wachstumspotenziale identifiziert. Dies wird bei
der Vermarktung und Weiterentwicklung
des Standortes Pforzheim zu berücksichtigen sein. Zudem wird die Stadt Pforzheim als Wohn- und Hochschulstandort
durch die Entwicklung einer Konversionsfläche mit modellhaftem
Charakter zusätzlich an Attraktivität gewinnen.
Auf der Autobahn fährt man in der Regel an der Goldstadt vorbei.
Was kann man im Sinne eines aktiven Stadtmarketings tun, um
Besucher nach Pforzheim zu locken?
In den letzten Jahren ist hier viel passiert. Unsere „Schmuckwelten“
und das einzigartige Schmuckmuseum sind bereits genannt. Der Ausbau einer spannenden Hochschullandschaft ist in vollem Gange.
Das Technologie- und Gründerzentrum strahlt weit über die Region
hinaus. Der Ausbau innerstädtischer Kleinode unterstreicht die
Nachhaltigkeit unserer Politik, und die Ausweisung von Sanierungsgebieten im Innenstadtbereich trägt erheblich zur Steigerung der
Lebensqualität bei. Mit unserem neuen Eigenbetrieb Wirtschaft und
Stadtmarketing haben wir die Grundlagen für ein modernes und
leistungsfähiges Marketing im Sinne einer dynamischen Weiterentwicklung der Stadt geschaffen. Und man darf nicht übersehen, dass Pforzheim in reizvoller Landschaft, an der Pforte des
Schwarzwalds gelegen, allerbeste Voraussetzungen bietet. finest.finance!
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STÜCK
LEBENSKUNST
Wenn eine Stadt seit Jahrhunderten als „Goldstadt“ bekannt ist, dann sollte sie
auch weithin als solche sichtbar sein. So dachten auch die Initiatoren der „Schmuckwelten“ in Pforzheim, allen voran die Sparkasse Pforzheim Calw, und es entstand
ein europaweit einzigartiges Erlebniszentrum und Shoppingparadies für Schmuck
und Uhren. Wer erwartet, in den „Schmuckwelten“ einfach an viel Gold und
Silber vorbeizuflanieren, wie auf den zahlreichen Shopping-Meilen der Welt, der
hat weit gefehlt. TEXT: ELKE BAUER
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richtet. Neben Luxusmarken wie Bunz, Bulgari, Chopard, Fabergé,
Gellner und Wellendorff werden auch handgefertigte Pretiosen
aus der Juwelienschmiede des Traditionshauses Juwelier Leicht
sowie bedeutende Uhrenmarken angeboten.
chon der Eingangsbereich, der wie die beeindruckenden Gänge vom französischen Lichtkünstler Yann
Kersalé gestaltet wurde, entführt in andere Sphären.
Und – in den Schmuckwelten ist tatsächlich alles Gold, was
glänzt! Wie zum Beispiel ein Lustobjekt der Sonderklasse,
besonders für große und kleine Jungs: ein goldener Porsche
Boxster, einmalig auf der Welt, weil mit 22-karätigem Blattgold
überzogen. Und weiter geht’s – schon lockt eine Show oder eines
der zahlreichen Events, hier können hautnah modische Schmuckkreationen an eleganten Models bestaunt werden, dazu wird ein
besonderer Sekt mit 22-karätigem Blattgold genossen und es
können leckere Häppchen verspeist werden. Ein paar Schritte
weiter erlebt man eine Supernova und erhält Einblicke in die
Entstehung von Gold.
In der „Branchenwelt“ zeigen über hundert Hersteller ihre
Schmuckkreationen – ein wichtiger Trendsetter für die Schmuckbranche und zugleich eine einzigartige Vielfalt für potenzielle
Käufer. In der dort angesiedelten „Gläsernen Manufaktur“ besteht
Gelegenheit, einmal einem Uhrmacher oder Goldschmied bei
seiner minutiösen und filigranen Handwerkskunst über die
Schulter zu schauen.
Im „Erlebniskauf“, dem weltweit einzigen Juweliergeschäft mit
eigener Showbühne, locken trendiger Schmuck und die aktuelle
Uhrenmode – so werden Lifestylewünsche in jeder Preislage
erfüllt. Auf über 1700 Quadratmetern
werden in den drei mit dem „Store of the
Year 2006“ ausgezeichneten Shoppingbereichen über 200 Schmuck- und
Uhrenmarken geführt.
Die mit einem Award prämierte „Schmuckerlebniswelt“ ist das
Herzstück der glamourösen Konzeption.
In den elf Schauräumen reihen sich die
Attraktionen nahtlos aneinander. Die
Besucher reisen mittels eines Sternenlifts
mit Raketengeschwindigkeit ins virtuelle
All. Im Sternenhimmel angekommen, fällt
der Blick auf schwingende Erdhalbkugeln, auf den Kontinenten werden die
Edelsteinfundorte aufgezeigt, und dazu
alles, was aus den Steinen so gefertigt
werden kann – moderner Anschauungsunterricht, wie er spannender kaum
inszeniert sein könnte.
Die Kombination von Shopping und
Erlebnis verspricht tiefgehende Einblicke
in die spannenden Entstehungsgeschichten von Edelmetallen, Edelsteinen, Perlen und Uhren, die aufwendige
Inszenierung ermöglicht die Aufnahme
mit allen Sinnen. Rund tausend Besucher
zählen die Schmuckwelten bisweilen
täglich, vom internationalen Schmuckliebhaber jeden Alters über hochkarätige
Prominenz bis hin zu Fachbesuchern.
Vorbei an der Goldwand, taucht man ab
in dunklere Gefilde. Weit weg von Raum
und Zeit schwimmen Perlentaucher virtuos zwischen Korallenriffen, davor
schimmern Perlen in allen Farben. Das
nächste Erlebnis heißt „Schwarzwald“, es
duftet nach Tannennadeln, frischem
Moos und Unterholz – ein großer Auftritt
für die im Schwarzwald beheimatete Kuckucksuhr. Schon ein paar
Schritte weiter dreht sich alles um Uhren und Zeit, es tickt und
surrt, dazwischen klingt das Glockenspiel von Big Ben.
Die Schmuckwelten, initiiert von der
Sparkasse Pforzheim Calw und dem
Bundesverband Schmuck und Uhren,
sind eine Plattform für alle Themen rund
um die geliebten Pretiosen und Uhren, von denen in Deutschland
übrigens mehr als 70 Prozent in Pforzheim produziert werden.
Nicht vergessen sollte man bei dem Goldstadtbesuch auch eine
Visite im nahegelegenen Schmuckmuseum, das neben Sonderausstellungen Schmuck aus fünf Jahrtausenden zeigt. Die Krönung der interaktiven Ausstellung ist das „Brillanteum“,
ein achteckiger Raum in einem riesigen Kuppelbau, in strahlendem Weiß und mit großen Spiegelprismen, die Einsichten in die
Welt der Diamanten und deren Verarbeitung geben. Inmitten der
funkelnden Pracht: ein fünfkarätiges Brillantherz. Echte Steine
und Edelmetalle, kombiniert mit Multimedia at its best – hier
wird deutlich, was interaktives Erleben heißen kann. Weitere
Schätze sind im Untergeschoss verwahrt. In der Mineralienwelt
sind in wechselnden Ausstellungen 5000 bizarre Mineralformationen und seltene Gesteine aus aller Welt zu beäugen.
SCHMUCKWELTEN Pforzheim
Ein Bereich der Industriehaus
Pforzheim GmbH
Westliche-Karl-Friedrich Str. 56–68
75172 Pforzheim
Tel. +49/72 31/99 44 44
E-Mail: [email protected]
www.schmuckwelten.de
ÖFFNUNGSZEITEN:
Montag–Samstag: 10:00–19:00 Uhr
Sonn- und Feiertag: 11:00–18:00 Uhr
(eingeschränkter Verkauf)
Angeregt von all den Attraktionen stürzt man sich danach in das
Einkaufsparadies „Schmuckwelten“. Die „Markenwelt“ ist auf
Highclass-Shopping und das Genießen von Wertvollem ausgefinest.finance!
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SANFTE LIEBKOSUNGEN
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Wer immer schon einmal eine nicht enden wollende,
geheimnisvolle Liebkosung am geliebten Hals
spüren wollte, der ist bei Wellendorff gut aufgehoben. Wie leidenschaftliche Streicheleinheiten
schmiegen sich die Wellendorff-Kordeln um die
sensible Halspartie, vermitteln ein Gefühl, das
einmal entdeckt nie wieder enden soll. Sensible
Liebhaber aus feinstem Gold.
\\
n Sachen „Streicheleinheiten“ ist die renommierte
Schmuckmanufaktur Wellendorff aus Pforzheim der
absolute Geheimtipp. Seit über hundert Jahren spezialisiert auf feinste Geschmeide, hat man mit der seidenweichen
Wellendorff Goldkordel den Zenith höchster Juwelierskunst
erklommen. Die feinen Kordeln aus 18 Karat
Weiß- oder Gelbgold mit ihrem eigenwillig matt
schimmernden Glanz präsentieren sich mit
einer angenehmen Schwere und legen sich wie
schmeichelnde Seidengewebe um Hals oder
Handgelenk. „Unsere Kordeln sind wie innige
Umarmungen“, so die Seniorchefin Eva Wellendorff. Sie war es auch, die vor beinahe dreißig
Jahren ihren Mann Hanspeter Wellendorff dazu
animiert hat, ein Gold-Collier zu kreieren, das
sich wie eine zweite Haut um den Hals legt.
Zunächst einmal eine große Herausforderung, denn ursprünglich
starres Metall sollte sich zu einer geschmeidigen Textur verwandeln
und zu einer Kordel gedreht werden können. Zwei Jahre tüftelten
so die Designer in der Wellendorff’schen Manufaktur, bis sie im
wahrsten Sinne des Wortes den richtigen Dreh gefunden hatten.
Die Lösung hieß Verarbeitung von ultrafeinen Goldfäden, deren
Herstellung dennoch eine äußerst diffizile Angelegenheit bedeutet, denn schließlich heißt das, massive Goldstäbe in allerfeinste
D
Golddrähte zu verwandeln. Anschließend werden die aufwendig
erarbeiteten Stränge je nach erwünschtem Design zu kunstvollen
Colliers oder Armbändern verflochten, mal zu schmalen Bändern
und Ketten, dann wieder zu opulenten Geschmeiden, manchmal
werden Perlenstränge dazu geflochten oder das goldene Flechtwerk
gar mit kostbaren Diamanten übersät.
Oberstes Gebot bei all diesen Kunstwerken ist
und bleibt Präzision. Reizvoll an den seidigen
Geschmeiden ist auch ihre nicht enden wollende
Variabilität: die Goldkordel kann ganz „pur“
getragen werden, in vielen Varianten, von der
feinen Kordel „Silky“ bis zur opulenten Königskordel, oder man veredelt sie mit einer der
typischen Wellendorff Ronden. Erhältlich sind
die Kostbarkeiten der Familie Wellendorff bei
den exklusivsten Juwelieren in aller Welt,
immer leicht zu erkennen an dem Brillant-W, einer persönlichen
Signatur und Ausdruck für all das Herzblut, das Familie Wellendorff in jedes einzelne ihrer wertvollen Schmuckstücke steckt.
Weitere Informationen über www.wellendorff.com E
1. Sanft wie ein Hauch von Seide umschmiegt das Armband „Seidenherz“ jedes Handgelenk. Der besondere Clou: Das brillantbesetzte
Herz spielt an einer Gliederkette, die beliebig abnehmbar ist.
2. Mit viel Liebe und Hingabe werden die Pretiosen entworfen.
finest.finance!
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Wer anlässlich der „Schmuckwelten Pforzheim“ schon mal im Württembergischen
ist, sollte unbedingt einen Abstecher in die idyllische Ferienregion Schwarzwald
unternehmen. Der viel besungene „Black Forest“ ist nämlich alles andere als
kulinarisches Niemandsland. Der liebe Gott tafelt auch keineswegs nur in
Frankreich. Gern macht er einen Sprung über die Grenze und kehrt bevorzugt
im Schwarzwald ein. Drei „göttliche“ Schlemmertipps. TEXT: ROSEMARIE ELSNER
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i|ÄÄt [tÅÅxÜáv{Å|xwx
„Alles ist Genuss“, lautet die Devise in der
„Traube Tonbach“. Egal, ob es nun um
Übernachten, Gaumenfreuden, Tagen,
Gesundheit oder Beauty geht. In dem luxuriösen Haus der Familie Finkbeiner erwarten den Gast mit Schwarzwaldstube, Köhlerstube, Bauernstube und Silberberg
gleich vier Restaurants, die für ihre exzellente Küche und ihren ausgezeichneten
Service bekannt sind. Allen voran natürlich
das
französische
Luxusrestaurant
Schwarzwaldstube, in dem seit 1980 Sternekoch Harald Wohlfahrt das Zepter
schwingt und seine lukullischen Kompositionen kredenzt. Restaurant und Küchenchef sind mit vielen Preisen dekoriert. Die
„Traube“ gilt bei Feinschmeckern als eines
der besten Restaurants Europas.
Hotel Traube Tonbach
72270 Baiersbronn-Tonbach
www.traube-tonbach.de
Paradiesische Zustände und eine von
Herzlichkeit beseelte Atmosphäre findet
der Gast im Relais&Châteaux-Hotel
„Bareiss“ vor. Der alteingesessene Familienbetrieb belegte 2007 im Hotelranking
des „Capital Magazin“ in der Kategorie
„Große Ferienhotels“ den 1. Platz. Neben
99 komfortablen Zimmern und Suiten
bürgen drei A-la-Karte-Restaurants (Dorfstuben, Kaminstube und Restaurant
Bareiss) für eine Trilogie der Genüsse. Das
Gourmet-Restaurant Bareiss, seit 2002
das Reich von Küchenchef Claus-Peter
Lumpp, ist für regionale Besonderheiten
ebenso offen wie für mediterrane
Anregungen. Das Ergebnis ist große
Küche, wie sie in Frankreich und Italien
Tradition hat.
Hotel Bareiss im Schwarzwald
72270 Baiersbronn-Mitteltal
www.bareiss.com
Mit dem Erwerb einer großzügigen Gründerzeitvilla am Rand des Nordschwarzwalds erfüllte sich Inhaber Norbert
Schwalbe einen lang gehegten Traum. Ein
Traum, der auch denen Freude macht, die
das romantisch in einem 25.000 Quadratmeter großen Waldpark gelegene HotelRestaurant besuchen. In den 25 Appartements und fünf Suiten, aber auch in dem
erstklassigen Restaurant regieren Behaglichkeit und Gemütlichkeit. Küchenchef
Thomas Balensiefer arbeitet gerne mit
frischen, regionalen Produkten; sie bilden
die Basis für seine zeitgemäße französische Küche, angereichert mit südländischen Akzenten. Dem Michelin ist seine
aromenreiche Kochkunst einen Stern
wert, dem Gault Millau 17 Punkte.
Villa Hammerschmiede
76327 Pfinztal-Söllingen
www.villa-hammerschmiede.de
finest.finance!
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Ab jetzt heißt Sonnenbaden wieder: Fliegen! Und hier wird seit Ende 2006 strengstens
auf „Maß“ geachtet: In das Handgepäck darf, je nach gewählter Destination, die
geliebte Pflege nur noch im Kleinformat zu 100 Milliliter. finest.finance! hat deshalb
eine Auswahl kleiner Lieblinge für Sie zusammengestellt. TEXT: ELKE BAUER
D
T
T
ustralische Kult-Kosmetik und
seit nunmehr zwanzig Jahren
Pionierarbeit in Sachen Naturkosmetik gibt es von AESOP. Und damit onboard
auch ordentlich Natur mitreist, gibt es jetzt das
Aesop Jet Set Kit: vier 50ml-Sondergrößen zur
perfekten Pflege von Körper (Body Wash und
Body Lotion) und Haar (Shampoo und
Conditioner), das komplette Set kostet
62 Euro. Dazu im wirkungsvollen Kleinformat: AESOP Ginger Flight Aroma
Therapy, ein Aroma Roll-on mit Ingwer
gegen Übelkeit, das auf Puls und
Schläfen aufgetragen wird (10ml 30
Euro), und AESOP Marrakech, das
erste Parfumöl im praktischen
Mini-Roll-on (10ml 90 Euro).
Für all jene, die auf Reisen nicht auf
den gewohnten Glamour verzichten
wollen, sorgt der THE ORGANIC
PHARMACY Travel Kit: hundert Prozent organische Luxuspflege für die
Haare (Shampoo, Conditioner), den Körper (Showergel), das Gesicht
(Creme, Anti Oxidant Gel und
Serum, Carrot Butter Cleanser mit Muslin Cloth),
das Ganze für 85 Euro. Aber
es geht noch mehr: THE
finest.finance!
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ORGANIC PHARMACY InFlight Kit, ein Kit für alle Eventualitäten, mit homöopathischen Rezepturen gegen Jetlag, Übelkeit
und zur ultimativen Entspannung und Beauty in Form eines reichhaltigen Lipbalms, eines Rosen-Facialspritz, pflegender Augencreme und eines schützenden Hand & Nail Balms. 75 Euro.
Anti-Aging-Pflege auf Arganölbasis, auch „the Miracle Cream“
genannt: FUSHI BY EVA. Als Travel Kit gibt es hier das sensationell effektive Anti-Aging-Konzept „A4 Age Reverse“ auf der
Grundlage von kostbarem, hochkonzentriertem Arganöl im Miniformat, was heißt: Age Reserve Face Cream, Face Serum und
Body Cream. FUSHI BY EVA Travel Kit, 119 Euro.
Und auch die Zähne wollen gepflegt sein: COUTO
Reisezahnpasta – die Kultzahnpasta seit
1912 im Retrodesign aus Portugal
gibt es für unterwegs in einer
30- oder 60-Gramm-Tube
(30g 2,50 Euro).
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Auch an belastete Beine von Müttern soll gedacht sein: Organische „Mutter- und Kind-Pflege“ mit höchsten Qualitätsmerkmalen und garantiert frei von bedenklichen Stoffen, die Mutter
oder Kind schaden könnten, heißt: TomTom. TOMTOM Fuß- und
Beingel: Das höchst erfrischende und belebende Gel mit Minzöl, Menthol und Rosskastanienextrakt erleichtert jede Flugreise ungemein und ist ein unerlässlicher Helfer für müde Füße
nach einer anstrengenden Stadtbesichtigung (200ml 15,90
Euro). Vorsicht: Bei 200 Millilitern entweder abfüllen für das
Handgepäck oder in den Koffer!
Und hier ist TUMI behilflich: Beim Kauf eines Carry-on-Koffers
oder einer Carry-on-Reisetasche gibt es ab sofort ein Essential Kit gratis dazu: vier durchsichtige Plastikfläschchen in einem
wieder verwendbaren Plastikbeutel mit Ziploc-Verschluss.
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Ganz wunderbare Reisebegleiter sind Duftkerzen
und Duftsprays. Traumhafte Aromatherapiekerzen,
hundert Prozent organisch und garantiert frei von schädlichen
Stoffen bietet das NATURAL MAGIC Organic Luxury Travel Candle Kit. Mit vier Aromakerzen in einem eleganten „pleathercase“
(bei Stella McCartney heißt es nunmal „pleather“ anstelle von
„leather“), vier unterschiedliche Düfte für mehr als vier unterschiedliche Stimmungen (4 x 50g 89 Euro).
Und damit letztendlich das Hotelzimmer, das Kopfkissen, die
Wäsche-Schublade, die Reisegarderobe oder was auch immer
mit einen traumhaften Geruch versehen werden kann: NATURAL
MAGIC Organic Home Treatment Mist, ein duftendes, rein organisches Spray. 170 Milliliter für 55 Euro müssen statt in das Handgepäck in den Koffer. Nicht in den Koffer sollte die MICALLEF
Travel Candle „Rose Aoud“ in einem wunderschönen, echt silbernen Becher und Lederetui für 67 Euro. Es ist ganz einfach so eine
Wohltat, während des Fluges daran zu schnuppern. I
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I N N O VAT I O N U N D
KOMPETENZ
I N K A P I TA L A N L A G E N
BVT: TRENDSETTER FÜR GESCHLOSSENE FONDS
Die BVT Unternehmensgruppe hat sich seit 1976 von einem
Spezialanbieter für US-Investments zu einem der
führenden bankenunabhängigen Finanzdienstleister
für Konzeption, Platzierung und Management von
Beteiligungsangeboten
mit
internationaler
Ausrichtung entwickelt und ist als Trendsetter
für geschlossene Fonds in Deutschland bekannt. Kaum ein unabhängiges Unternehmen
dieser Größe ist in diesem speziellen Segment solange
auf dem Markt wie BVT.
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X
ssenzieller Bestandteil der
BVT-Erfolgsstrategie ist es,
das eigene Know-how mit
dem des jeweils am besten geeigneten
Fachpartners zu verbinden. Mit Pioniergeist und Innovationsfreude haben sich
die Münchner von einem kreativen Nischenproduktanbieter zu einer Unternehmensgruppe mit gezielt diversifizierter Produktpalette entwickelt. Das Fondsangebot
erstreckt sich auf die Kompetenzbereiche
US-Immobilien, Deutsche Immobilien,
Energie und Umwelt sowie Alternative
Investments als Kapitalanlage, Private
Equity, Lebensversicherungszweitmarktpolicen und Games. Seit Mitte der 70er-
Jahre haben über 50.000 Anleger Beteiligungsangebote der BVT gezeichnet.
Firmengründer Harald von Scharfenberg war
mit vielen Beteiligungsformen Marktöffner.
Mit einer austarierten Mischung aus Pioniergeist und Verantwortungsbewusstsein gelang es ihm, neue Kapitalanlagekonzepte
zu etablieren. Immer im Fokus: intelligente
Produkte mit lukrativen Renditechancen
bei vertretbaren Risiken, kombiniert mit
optimalen steuerlichen Lösungen.
Doch wie gelingt es einem Fondsinitiator,
einerseits gleichzeitig in unterschiedlichen
Marktsegmenten wie Immobilien, Umweltschutz, Private Equity oder Games tätig zu
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TEXT: H.-LOTHAR MERTEN, FOTOS: BVT
sein und andererseits über das in diesen
Bereichen jeweils nötige Fach-Know-how
zu verfügen? Dazu befragten wir Robert List,
den Leiter des Geschäftsbereichs Vertrieb:
„BVT hat diesen Konflikt durch das Fachpartner-Konzept gelöst. Dabei wird das in
über dreißig Jahren erworbene BVT Knowhow im Bereich der geschlossenen Fonds
mit der Fachexpertise desjenigen Partners
gebündelt, der in dem jeweiligen Marktsegment die führende bzw. eine führende
Stellung einnimmt. Entscheidend ist dabei,
dass es sich um gleichberechtigte Partnerschaften handelt. Gleichzeitig gehen
wir nur exklusive Kooperationen ein. Die
Wellenlänge muss stimmen. Nur so ist es
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profiles|
möglich, gemeinsam schnell und flexibel auf
Marktchancen oder -risiken zu reagieren.“
Nach welchen Kriterien wählt BVT seine
Kooperationspartner aus?
„Bei US-Immobilien etwa achten wir im
Interesse der Investoren auf die Erfüllung
bestimmter Vorbedingungen. Dazu gehört,
dass als Partner nur ein erfahrener USDeveloper mit positivem Leistungsnachweis
infrage kommt und dass vor Leistung der
Kapitaleinlage der BVT Fondsgesellschaft
in die jeweilige Objektgesellschaft die
Grundstücke gekauft oder aber fest unter
Vertrag genommen und zur vorgesehenen
ner einen disziplinierten Auswahlprozess
durchführt und über ein entsprechendes
Netzwerk verfügt. Auch ist für eine erfolgreiche Beteiligung an Private-Equity-Fonds
eine langjährige Investitionserfahrung des
Partners zwingend erforderlich.“
Bei der Konzeption und Platzierung von
US-Immobilienfonds verfügt BVT über die
längste Erfahrung. Seit 1981 ist man in den
USA präsent. Heute arbeiten über fünfzig
Mitarbeiter in den Niederlassungen Atlanta
und Orlando. Damit gehören die Münchner
in diesem Kapitalanlagesegment zu den
ältesten Emissionshäusern in Deutschland.
Bebauung genehmigt sind. Damit trägt der
Partner die Risiken in der Pre-Development-Phase allein. Darüber hinaus muss
er eine Baufertigungsstellungs- und eine
Höchstkostengarantie erteilen.“
Im Bereich Alternative Investments, speziell
im Bereich Private Equity, verfolgt BVT das
Dachfonds-Prinzip. Die Rolle des Partners
ist somit maßgeblich.
„In der Tat, dieser ist für die Auswahl der
besten Zielfonds, für den Zugang zu denselben und für das nachfolgende Monitoring der
Fonds verantwortlich. Erfolgreiche Fondsauswahl und der Zugang zu den Top-Fonds
sind nur dann gewährleistet, wenn der Part-
Firmengründer
Harald von Scharfenberg
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Seit 1984 legt BVT deutsche Immobilienfonds auf. Wegen der vergleichsweise hohen
und durch Indexierung weitgehend inflationsgeschützten Mieterträge sind deutsche
Qualitätsimmobilien in dynamischen Wirtschaftsregionen eine günstige Anlagealternative zu den niedrigen Renditen, die derzeit
am Geld- und Kapitalmarkt erzielt werden.
Im Bereich Energie und Umwelt als Kapitalanlage zählt BVT zu den Pionieren. Seit den
80er-Jahren wird privatem Kapital der Zugang zu diesem lukrativen Markt ermöglicht.
Die ausgewählten Investments in die Energieund Umwelttechnik bieten Anlegern gegenüber konventionellen Anlagen vergleichbare
Sicherheit und Rendite sowie die Möglichkeit, Projekte zu finanzieren, die mit ökologischen Grundwerten in Einklang stehen.
Ausgehend von einer über hundertjährigen
Erfahrung in der Nutzung von Wasserkraft,
die auf langjährigem Besitz und Betrieb
von Wasserkraftwerken durch die Familie
Harald von Scharfenbergs beruht, war bei
BVT von Anfang an eine starke Affinität zur
Nutzung erneuerbarer Energien vorhanden. Bereits 1989 finanzierte die Gruppe
mit privaten Kapitalanlegern über den
deutschlandweit ersten Windkraftfonds in
Nordfriesland den seinerzeit größten Windpark Europas. Künftig wird die Tätigkeit auf
zukunftsträchtige Bereiche wie Biomasse,
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Biokraftstoffe, Biogas und Photovoltaik
ausgedehnt. Geothermik und die energetische Nutzung der Meeresgezeiten stehen
unter Beobachtung.
Bei alternativen Investments war BVT 1990
mit der Auflegung des ersten bankenunabhängigen Fonds dieser Art mit Kapitalgarantie Vorreiter in Deutschland. Fonds mit
Renditechancen, die sonst vorwiegend institutionellen Investoren und Family Offices
vorbehalten sind. Mit der seit dem Jahr 2000
emittierten BVT-CAM Private Equity Global
Fund Serie bieten die Münchner Privatanlegern die Möglichkeit, sich über einen
Dachfonds weltweit an wachstumsstarken
Unternehmen zu beteiligen und von deren
Wertsteigerungen zu profitieren. Die Besonderheit der Fonds besteht darin, dass
sie durch den Fachpartner Cologne Asset
Management (CAM) Zugang zu den TopQuartile-Private-Equity-Fonds haben und
parallel zu großvolumigen Fonds investieren, die CAM für institutionelle Investoren,
Banken und Family Offices managt. Seit
2002 können sich Anleger über die BVT
Life Bond Fund Serie am Zweitmarkt für
US-Lebensversicherungen beteiligen. Seit
2004 sind Beteiligungen am lukrativen
Markt der Games-Produktionen im Angebot – ein Markt, der überdurchschnittliche
Wachstumsraten verspricht.
Worin unterscheiden sich Ihre Beteiligungsangebote von denen des Wettbewerbs?
„Als langjährig am Markt tätiger Initiator
haben wir sehr viele Erfahrungswerte sammeln und das nötige Gespür für die Märkte
in unseren vier Kompetenzbereichen – USImmobilien, Deutsche Immobilien, Energie
und Umwelt sowie Alternative Investments
– entwickeln können, was sich in ausgereiften und durchdachten Fondsangeboten
niederschlägt. Wir bündeln das in unserem
Haus vorhandene Know-how – speziell in
Robert List
der Strukturierung von Beteiligungsangeboten – mit dem Know-how von führenden
Anbietern im jeweiligen Marktsegment.
Gerade langjährig am Markt aktive Initiatoren haben den Vorteil, ihre Erfolge anhand
bereits aufgelöster Fonds demonstrieren
zu können, was wiederum den Anlegern
zugute kommt.“
Bis zum Jahr 2004 haben Sie keine Leistungsbilanz veröffentlicht. Warum?
„Bis 2004 haben wir Leistungsdokumentationen für die einzelnen Geschäftsbereiche
der BVT-Unternehmensgruppe veröffentlicht. Seit 2004 gibt es einen Gesamtüberblick über alle Geschäftsbereiche. Die
Informationen über alle Geschäftsbereiche
in einer Leistungsbilanz zu bündeln, war
ein richtiger und wichtiger Schritt.“
Wie haben Sie die Betreuung Ihrer Kunden
organisiert und was wollen Sie in der Kundenbetreuung verbessern?
„BVT arbeitet in der Platzierung mit qualifizierten Beratern – Banken und Vermögensberatern – zusammen. Deshalb ist es wichtig,
auch nach Platzierung der Beteiligungsangebote diese Partner über den Verlauf derselben zu informieren, da die Berater für
den Kunden der wichtigste Ansprechpartner sind. Darüber hinaus stehen bei BVT
qualifizierte Anlegerbetreuer für die Kunden für Fragen und Serviceleistungen wie
Übertragungen jederzeit zur Verfügung. Über
den Kontakt zu unseren Platzierungspartnern
und den Kunden optimieren wir unser Serviceangebot für unsere Anleger kontinuierlich. Zukünftig wollen wir zum Beispiel noch
transparenter werden. Ein Schritt auf diesem Weg war die Einführung eines neuen
Transparenz-Standards bei der Private
Equity Global Fund Serie Mitte diesen Jahres. Dieser Standard ist für die Branche
neu. Wir möchten sicherstellen, dass der
Anleger umfassend und so zeitnah wie
möglich über den aktuellen Stand seines
Beteiligungsvermögens informiert ist.“
Der Markt der geschlossenen Fonds befindet sich in einer Phase der Neuorientierung. Durch den Wegfall jeglicher Steuervorteile steht auch bei dieser Anlageklasse
die Rendite im Mittelpunkt des Investments. Damit konkurrieren geschlossene
Fonds noch stärker als bisher mit den
anderen etablierten Asset-Klassen. Der
Erfolg eines Initiators von rendite- und
steuerorientierten Kapitalanlagen beweist
sich am wirtschaftlichen Erfolg und der
Zufriedenheit seiner Anleger. Die BVTLeistungsbilanz kann sich sehen lassen.
Auch in schwierigen Märkten, insbesondere bei den Immobilienengagements in
den Neuen Bundesländern, ist es gelungen, tragfähige Sanierungskonzepte auf
den Weg zu bringen. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Fonds aus den anderen
Bereichen konnten die Chancen genutzt,
teilweise sogar deutlich übertroffen werden. Ende 2006 wurde BVT dafür mit dem
„Scope Investment Awards“ in den Kategorien „Geschlossene Immobilienfonds
Global“ und „Geschlossene Private-EquityFunds“ ausgezeichnet. BVT – ZAHLEN, DATEN, FAKTEN (30.06.2007)
165 Fonds – 4,8 Milliarden Euro platziertes Fondsvolumen – 2,4 Milliarden Euro
platziertes Eigenkapitalvolumen – über
50.000 Anleger
Kompetenzbereiche nach platziertem
Eigenkapitalvolumen:
6% US-Immobilien – 12% Deutsche Immobilien – 25% Energie und Umwelt – 29%
Alternative Investments – 8% sonstige
Pionier: 1976 als konzernunabhängiger
Finanzdienstleister Konzeption von unternehmerischen Beteiligungen und Immobilienfonds in den USA – 1979 Projektentwicklungsfondsserie, die dem Investor die
Möglichkeit bietet, an der Wertschöpfungskette einer Immobilie von Beginn an zu partizipieren – 1988 erster Umweltschutzfonds
als Kapitalanlage in Deutschland – 1990/91
erster deutscher Managed Futures Fund –
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1992 erste private Finanzierung eines
kommunalen Heizkraftwerkes in Deutschland – 1996 erste private Finanzierung
einer kommunalen Kläranlage in Deutschland – 2002 erster deutscher Fondsanbieter im Lebensversicherungs-Zweitmarkt –
2003 weltweit erstmalige Fondsfinanzierung von Computer- und Videospielen
Mitarbeiter: 120
141_Grande Ball
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promotion|
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Ein luxuriöses Ballambiente der Extraklasse, eine ausgezeichnete Küche und der
perfekte Service des Grand Hotels The Ritz-Carlton Berlin bildeten die Bühne
des zweiten „Grande Ball of the German Property Market“, einer Galaveranstaltung der Immobiliengrößen in Berlin. TEXT: , FOTOS:
hh
nd so trafen sich, ganz à la Hollywood in langen Roben und
eleganten Anzügen, 430 der TopEntscheider der deutschen Immobilienwirtschaft
und schritten zum Vier-Gänge-Menü und diversen Show Acts in die Champagnerlounge zu
jeder Menge angeregtem Austausch und dem ein
oder anderen Tänzchen. Neben Projektentwicklern aus Deutschland, Österreich und der
Schweiz zählten in diesem Jahr erstmals auch
Investoren aus England und den USA zu den
Gästen, und ebenso neu war die Preisverleihung des „ImmobilienMarketingAward“.
Der 1. Preis im Bereich Unternehmenskonzepte und Imagekampagne ging unter tosendem Beifall an die Eurohypo AG, aufgrund
des „Gold-Projekts“. Als Finanzierungspartner wollte sich das
Bankhaus als zuverlässig, flexibel und kundennah positionieren
und man entschied, das überraschend siegreiche Team der Deutschen Handballnationalmannschaft während der Handballweltmeisterschaft in Deutschland zu sponsern. In den Wochen
während der Weltmeisterschaft konnte das eingesetzte Budget in
Relation zum Mediengegenwert mehr als verhundertfacht
werden. Und nach Untersuchungen hat das Unternehmen seinen
Bekanntheitsgrad so um 22 Prozent steigern können.
„Union Investment Real Estate“ gewann den
ersten Preis der Unternehmenskonzepte im
Bereich Neupositionierung für das aufwändige
„DIFA“-Konzept. Hier wurde eine Art Story geschaffen, die Sympathiewerte und Kompetenz
weltweit transportieren sollte. Und noch ein
erster Preis – und zwar in Sachen „Wohnimmobilienkonzepte“ – ging an „JK Wohnbau“, mit
„SELECTIO – Wohnen nach Wahl“.
Diesjähriger Hauptsponsor des Balls der Grands
war eine der weltweit führenden Immobilienberatungen: Savills, mit mehr als 160 Büros in Großbritannien,
Europa, Asien und Afrika. Das Unternehmen mit Stammsitz in
London gilt seit zehn Jahren als Marktführer in Großbritannien
und mittlerweile auch in Irland. Savills hat seinen Umsatz kontinuierlich steigern können, was dem Unternehmen einen Platz in
der FTSE 250 der London Stock Exchange einbrachte, sowie
einen Platz unter den fünf größten seiner Branche.
Initiator und Organisator des Grande Ball ist die auf Immobilienmarketing spezialisierte Werbeagentur Premise Group. Jedem,
der beim nächsten Grande Ball dabei sein möchte, sei bereits jetzt
empfohlen: exklusive Abendgarderobe besorgen, in jedem Fall
frühzeitig reservieren und mit beispielhaften Immobilienkonzepten mutig vorangehen. finest.finance!
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| faces & places
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Y≤{ÜâÇzá~Üùyàx
Die neuen Trendsetter unter den Reiseführern sind ideale Weggefährten für
anspruchsvolle Reisende. Sie sind immer aktuell, gekonnt subjektiv, und sie führen zu wirklich außergewöhnlichen Adressen. Außerdem sind sie ein ideales
Geschenk für alle, die weltweit unterwegs sind. TEXT: ANDREA WILLEN
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wählerische Reisende bewerten ausschließlich Top-Adressen. Zehn Bände
erhalten die Abonnenten im Jahr, jeder
mit etwa sechzig Seiten, außerdem
einen Newsletter und den Zugang zu
einer Website mit aktuellsten Tipps.
ls im Spätsommer der neueste
elektronische Reiseführer
von Merian herauskam,
der mit einem Standard-Navigationsgerät kombiniert ist, da dachten viele,
das sei er nun, der perfekte Wegbegleiter.
Man kann ihn im Auto, aber auch in der
Handtasche dabeihaben. Er lotst einen,
kennt alle wichtigen Sehenswürdigkeiten
und plaudert charmant. Vor allem aber hat er
über 30.000 Adressen für ganz Deutschland in seinem Repertoire,
Hotels, Gastronomie, trendige „places to be und er führt einen
direkt bis vor die Tür. Die Empfehlungen kommen von anerkannten Gastro-Kritikern. Leider beschränken sich die Shopping-Tipps
auf einschlägig bekannte Outlet-Center für Edelmarken – nicht genug
für einen Guide, der anspruchsvolle Reisende kompetent begleiten
will. Auch ist der Navigator bislang nur für Deutschland erhältlich.
Schon Salzburg, Straßburg oder Basel sind nicht im Startpaket
enthalten. Der Verlag beeilt sich, Ergänzungen anzubieten, bald
kommt Mallorca, dann folgen die europäischen Nachbarländer.
Ebenfalls nicht im Buchhandel gibt den
City-Guide, den Prinz Christian von Salm entwickelt hat: Seine handlichen „Culture & Shopping Highlights“ bekommt man als Gast in weltweit etwa 150
exklusiven Stadt-Hotels geschenkt. Von Salm weiß, dass seine
Leser sehr anspruchsvoll sind. Der schmale Band bringt Porträts
von außergewöhnlichen Menschen, Kulturtipps und vier kurze
City-Touren. Alle sechs Monate erscheint ein komplett neuer
Guide für jede Stadt. Erkennen kann der Gast die „Highlights“ erst
auf den zweiten Blick: Jedes Hotel verleiht ihnen ein eigenes
Cover: Goldfarben schimmert etwa das Exemplar des Bayerischen Hofs in München, während das Büchlein des dortigen Mandarin Oriental einen asiatisch inspirierten Titel bietet. Die Porträts
und Kultur-Highlights werden von Insidern verfasst, sie machen
die kleinen Bände zu einem echten Must-have. Die Shopping- und
Ausgehtipps sind dagegen konservativ und nicht besonders mutig
ausgesucht, ein Trend-Guide sind die Büchlein also eher nicht.
Reiseprofis werden den Navigator gerne im Auto haben, im Fluggepäck sind schmale Bücher praktischer: Die neuesten und exklusivsten City-Guides punkten in allen Lifestyle-Bereichen. Sie bieten vor allem persönliche Empfehlungen, die knapp und eingängig
bewertet werden. Einer der ersten, der diese Art des Stadtführers
entwickelt hat, war Antony Lassman. Der Brite gibt die exklusiven
„Nota Bene“-Guides heraus, die nicht im Buchhandel, sondern nur
im Versand-Abonnement erhältlich sind. Wenn das Beste grade
gut genug ist, ist „Nota Bene“ der richtige Begleiter. Das Motto
lautet: Geld spielt keine Rolle. Die englischsprachigen Guides für
Radikal trendorientiert sind dagegen die „Luxe City Guides“, die
es bislang nur in Englisch gibt. Sie sind klein, kompakt und kompromisslos. Statt ausführlicher Beschreibung gibt’s bei ihnen nur
pointierte Bewertungen von allem, was man auf Reisen braucht:
Hotels, Restaurants oder Trend-Adressen fürs Shopping. Herausgeber Grant Thatcher, ein in Bangkok ansässiger Brite, hat eine
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142-143_Reiseführer
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faces & places|
und besonders umfassend vorgestellt. Immerhin füllt Paris einen
ganzen Band allein. Zum Vergleich: Berlin, München, Wien und
Genf teilen sich eines der Büchlein.
ebenso einfache wie anspruchsvolle Philosophie: „Leave no stone
unturned“. Seine Trend-Scouts sind gründlich, kritisch und immer
bestens informiert. Um immer aktuell zu sein, werden die kleinen
Bände zweimal jährlich runderneuert, registrierte Kunden zudem
laufende Updates im Internet. Wer „Luxe“ bezieht, mag kesse
Texte und die radikal coole Auswahl: Die Guides kennen die
besten Restaurants, schicke Bars oder einen extravaganten Shop,
führen zu stilvollen, außergewöhnlichen und ganz sicher persönlich gestesteten Orten. Hier zählen keine Sterne oder Preise, der
perfekte Ort kann auch ein einsamer Traumstrand sein oder der
schönste Platz für den Sundowner. Die kleinen Büchlein kommen
ohne Bilder aus und passen problemlos in jede Tasche.
Wer bei so viel Reiseführern noch immer nach dem wirklich
maßgeschneiderten Guide sucht, dem kann geholfen werden.
Die gute Nachricht lautet: Es gibt ihn. Die schlechte: Er muss
noch geschrieben werden. Nehmen Sie einfach ein edles
„Moleskine City Notebook“ mit Stadtplan, Bahn-Netz und
Stadtplänen, vor allem aber mit jeder Menge leerer Seiten für die
eigenen Tipps und Adressen… Dann müssen Sie nur noch
recherchieren wie Antony Lassman, Grant Thatcher oder das
Team von Louis Vuitton. Wir melden schon mal unser Interesse
an! Es gibt ja schließlich nichts Besseres als ganz persönliche
Empfehlungen. Großzügig bebildert und eher thematisch orientiert ist dagegen
eine anderer City-Guide: Die Bibel für Trendsetter, das Magazin
D
F
G H
E
„Wallpaper“, gibt Stadt-Reiseführer heraus, die ab Oktober nun
auch auf Deutsch in den Buchhandel kommen. Schwerpunkt der
handlichen Bände ist eine Art Architek-Tour zu jeder Stadt, zeitgenössische und wichtige Bauwerke werden vorgestellt, Orte, an
denen das Design bemerkenswert ist. Dazu kommen Cafés, Bars
und Restaurants für „24 Stunden“. So wie „Wallpaper“ für Kompetenz beim Thema Design steht, so ist die französische Maroquinerie-Marke Louis Vuitton zum Synonym für luxuriösen Lebensstil geworden. Alle Jahre wieder, im November, bringt das
französische Edel-Label Städteführer der besonderen Art heraus:
Präsentiert werden sie in einer eleganten Box mit neun Bänden,
alle sind zweisprachig, englisch und französisch. Sie enthalten gut
7500 Adressen zu dreißig Städten, Hotels und Spitzenadressen
von Lifestyle bis Kult. Diesmal wird unter anderem Paris neu
erscheinen, der Edel-Führer durch die Heimatstadt des Hauses
Vuitton wird von der Fan-Gemeinde besonders sehnlich erwartet
1. Merian Scout Navigator: Die Neuentwicklung verknüpft ein
stylishes und intuitiv bedienbares Navigationsgerät mit einem
neuartigen elektronischen Reiseführer. Ca. 779 Euro, im gut
sortierten Elektrofachhandel und bei www.merian.de
2. Nota Bene: Nur für Abonnenten, nicht im Handel zu beziehen. 510
Euro/Jahr. www.nbreview.com
3. Luxe City Guides: Je Band 9 US-Dollar. Verkaufsstellen weltweit,
oder über die Website erhältlich. www.luxecityguides.com
4. Wallpaper City Guides: Je Band (ca. 130 Seiten, reich bebildert)
8,95 Euro, im Buchhandel zu kaufen. www.phaidon.com/travel
5. Luis Vuitton City Guides: Gibt es in allen LV-Boutiquen, 68 Euro.
www.louisvuitton.com
Moleskine City Notebooks (ohne Abb.) : Für viele Metropolen,
jeweils mit Stadtplan, U-Bahn-Plan und Register, zu beziehen via
Web und im Buchhandel, je 15,90 Euro. www.modulor.de
finest.finance!
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144_Events
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A R T · C U LT U R E · E V E N T S
9. ART INTERNATIONAL ZÜRICH, 12.–14. OKTOBER
Art International: Der Name ist Programm. Die 9. Kunstmesse
präsentiert 2007 eine Auswahl internationaler Gegenwartskunst.
Zum neunten Mal wird nun Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts
aus über dreißig Ländern im Kongresshaus Zürich gezeigt. Die
Art International Zürich ist ein Forum, das einer breiten Öffentlichkeit aktuelle Kunst unterschiedlichster Stilrichtungen zugänglich macht. Seit 1999 wurde die Ausstellungsfläche im Zürcher Kongresshaus verdreifacht. Die Messe ermöglicht dieses Jahr
auf zwei Etagen Kommunikation und Handelskontakte zwischen
Ausstellern, Kunst-Professionellen, Sammlern, Medienvertretern
und dem interessierten Publikum. Kongresshaus Zürich, geöffnet
täglich von 11 bis 20 Uhr, Infos unter www.art-zurich.com
ANDALUSIENFESTIVAL, 8.–25. NOVEMBER, MÜNCHEN
Cristina Hoyos, Grand Dame des Flamenco, hat die Schirmherrschaft für das Andalusienfestival in München übernommen: Im
November weht ein Hauch von Andalusien und Flamenco durch
München. Das Flamencotanzmuseum „museo del baile flamenco,
Sevilla“ hat verschiedene Programmpunkte zum Festival beigesteuert. Dazu zählt unter anderem der Auftritt der Musikgruppe
Medialuna, die Brücken zwischen andalusischer und arabischer
Musik schlägt. Der französische Maler Miguel Alcalá zeigt in ausdrucksstarken Bleistiftzeichnungen tanzende oder musizierende
Zigeuner des 20. Jahrhunderts. Auch eine deutsche Malerin,
Sophie Mühlenburg, kommt über das Museum zurück nach
Deutschland. In expressionistischer Bildtechnik schafft sie
Einblicke in tiefe, emotionale Welten. Pasinger Fabrik Kultur- und
Bürgerzentrum GmbH, www.pasinger-fabrik.com
BERLINER DESIGN VOM 15.–21. NOVEMBER IN SHANGHAI
Berlins Kreative zeigen hauptstadttypisches Design in der Ausstellung „Creative Spree“ in Shanghai. Auf der Design- und Lifestyleorientierten Bühne der Shanghai International Creative Industry
Week (SICIW) zeigen renommierte und junge Berliner Kreative der
asiatischen Designwelt ihre Interpretationen von Produkt-, Grafikund Fashiondesign. Zu sehen sind unter anderem das Berliner
Label Kaviar Gauche, die mit ihren innovativen Kollektionen im
Juli den Karstadt New Generation Award bei der Mercedes Benz
Fashion Week Berlin gewannen, das Duo Miroike, Schülerinnen
von Vivienne Westwood, das Berliner Team Jacques et Brigitte,
die Gewinner des Print Magazin’s European Design Annual 2007,
die junge deutsche Designerin Susanne Phillipson, die mit ihren
Leuchten und Möbelentwürfen Produzenten wie Pallucco, Habitat
oder Droog Design begeistern konnte sowie das längst etablierte
Designkollektiv um Coordination, welches im Bereich internationales
Ausstellungsdesign mit der Durchführung komplexer Interiorprojekte
für Museen seit Jahren überzeugt.Infos unter www.create-berlin.de
ORNELLAIA VERSTEIGERUNG, 30. OKTOBER, NEW YORK
Der große rote Wein der Toskana, Ornellaia, wird zwanzig Jahrgänge alt und präsentiert sich für diesen Anlass zum ersten Mal
in einer königlichen Salmanazar. Die stattliche Neun-Liter-Flasche
ist mit dem 2005er Ornellaia Bolgheri Rosso Superiore befüllt.
Offiziell ist dieser Jahrgang erst ab Mai 2008 erhältlich, die
Salmanazar hat jedoch bereits am 30. Oktober 2007 in New York
Premiere, wo sie auf der Auktion „Fine Wines“ bei Christie’s
versteigert werden wird. Auf der Auktion wird sie sich in kostbarer
Ausstattung zeigen und anstelle eines klassischen Etiketts ein
24-karätiges Goldlogo auf ihrem Glas tragen. Doch nicht nur die
Ausstattung der Flasche ist einzigartig. Die Salmanazar ist ein
Unikat, von der weltweit nur ein Exemplar erworben werden kann.
www.christies.com
JUBILÄUMSAUKTIONEN 16.OKTOBER–30. NOVEMBER
IM DOROTHEUM, MÜNCHEN
Das Dorotheum feiert sein 300-jähriges Bestehen mit großen
Jubiläumsauktionen und herausragenden Werken hochkarätiger
Kunst. Dazu findet am 16. Oktober die Jubiläums-Auktion Alte
Meister statt, am 18. Oktober die Jubiläums-Auktion Antiquitäten,
Möbel und Juwelen, und vom 26. bis 30. November die JubiläumsAuktionen Teil IV. Der vierte Teil der Jubiläumsauktionen von 26.
bis 30. November steht ganz im Zeichen der modernen und
zeitgenössischen Kunst. www.dorotheum.com
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cÜxä|xã
UNSERE AUSSICHTEN IM DEZEMBER
fÑxv|tÄ M
STIFTEN UND STIFTUNGEN
FACES & PLACES
Mal abgelegen, mal amerikanisch, mal anders:
Es lebe die Skihütte
POLITICS
MiFID und die Konsequenzen
Wirtschaft und Tourismus in Südafrika-Botswana
ART & CULTURE
Der Trend kontra Geschmacksverständnis:
ungeschwefelter Wein
ANALYSIS
Rohstoffe von Gold bis Platin:
Boomländer im Kaufrausch
Der Trend pro Kapitalanlage: Wein als Investment
VALUES & STYLE
Ohne sie wird’s ziemlich trocken: Tischhumidore
Outlets –
Luxusmarken am Straßenrand
Bric-Analyse China
Das Leben genießen und dabei bestens aussehen:
Maybach, Mode, Märchenträume
Begehrliche Kostbarkeiten:
Juwelen, ein Fest der Sinne
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