Renault setzt sich
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Renault setzt sich
M A R K T I N F O R M AT I O N Renault setzt sich Zuverlässigkeit und Produktinnovationen als Markenzeichen Der Renault-Konzern gehört zu den weltweit größten Fahrzeugherstellern. Die 138 000 Mitarbeiter sind auf über 100 Länder verteilt, in denen Autos, Motoren, Lastkraftwagen und Traktoren gebaut und vertrieben werden. Vor wenigen Tagen wurde jetzt das Rekordergebnis für das vergangene Geschäftsjahr bekanntgegeben: Rund 2,2 Milliarden Mark Gewinn sorgen für eine gut gefüllte Kriegskasse. 12 AGRARTECHNIK MÄRZ 2001 große Ziele Bruno Morange, Präsident und Generaldirektor von Renault Agriculture: “Auch bei unseren Traktoren können die Kunden in absehbarer Zeit stufenlose Getriebe oder 50 km/h Endgeschwindigkeit ordern”. R enault als Fahrzeugkonzern hat in den letzten Jahren durch spektakuläre Übernahmen oder Beteiligungen auf sich aufmerksam gemacht. Sei es der mehrheitliche Einstieg beim japanischen Automulti Nissan oder die Aktionen im Nutzfahrzeugbereich mit Volvo. Deshalb verwundert es nicht unbedingt, dass nach dem 99er-Konsolidierungsjahr bei rund 76 Milliarden Mark Umsatz für die 2,3 Millionen verkauften Fahrzeuge “nur” ein Gewinn von etwas über einer Milliarde hängenblieb. Für das Jahr 2000 schauen die Zahlen schon wesentlich besser aus. Die annähernd gleiche Stückzahl verkaufter Fahrzeuge summierten sich zu fast 81 Milliarden Mark Umsatz. Die mehr als 2,2 Milliarden Mark Gewinn entsprechen wiederum einer fast dreiprozentigen Umsatzrendite. Dies ist den Konzernverantwortlichen allerdings noch nicht genug. Bis zum Jahr 2010 soll der Absatz mit vier Millionen Fahrzeugen fast verdoppelt werden. Die Zielvorgabe für die Umsatzrendite lautet ebenfalls: Verdoppeln! Im Gegensatz zum zweiten großen französischen Fahrzeugkonzern PSA – der Peugeot-Gruppe mit Peugeot und Citroen als Marken – ist Renault als ehemaliger reiner Staatsbetrieb seit der Privatisierung voll durchgestartet. Das Kapital des an der Pariser Börse notierten Unternehmens befindet sich nun zu 56 Prozent in privater Hand. Der Staat selbst hält nur noch 44 Prozent. Renault Agriculture ebenfalls sehr erfolgreich Obwohl die Agrartechniksparte von Renault vor allem von Wettbewerbern ständig als Übernahmekandidat gehandelt wird, tragen die Traktoren ihren Teil zum positiven Gesamtergebnis bei. Auch im Jahr 2000 konnten wieder über 10 000 Einheiten abgesetzt werden. In den 1,34 Milliarden Mark Umsatz sind allerdings die Zahlen der 25 eigenen Landmaschinen-Zentren (CRA) in Frankreich enthalten. Nicht ohne Stolz verweist der Präsident und Generaldirektor von Renault Agriculture, Bruno Morange, darauf, dass A AGRARTECHNIK MÄRZ 2001 13 M A R K T I N F O R M AT I O N Fotos: Dänzer (2), Werkbilder “davon nach Steuern immerhin 12,6 Millionen Mark übrig geblieben sind”. Die Übernahmegerüchte würden deshalb jeglicher Grundlage entbehren: “Ganz im Gegenteil, Renault verfolgt eine klare Vorwärtsstrategie. Nach der 50-prozentigen Beteiligung an dem Getriebewerk von Massey Ferguson in Beauvais (GIMA) sowie der 16,66-prozentigen an dem gemeinsamen Agritalia-Werk mit Carraro sind wir letztes Jahr in Indien aktiv geworden. Mit jährlich 250 000 Traktoren ist dies weltweit gesehen einer der wichtigsten Märkte. Um dazu Zugang zu erhalten, haben wir uns mit 20 Prozent an International Tractors Limited (ITL) beteiligt und eine Produktionslizenz für die Plattform-Version des Ceres vergeben. In der ITL-Fabrik in der Stadt Hoshiarpur im Bundesstaat Punjab werden derzeit monatlich 1 100 Traktoren der Marke Sonalika zwischen 30 und 60 PS Allein in Velizy bei Paris, der Zentrale von Renault Agriculture, sind mehr als 100 Mitarbeiter in der Entwicklung beschäftigt. Bei Renault ist die Fertigungstiefe hoch. Im Werk in Le Mans befindet sich nicht nur die Endmontage der meisten Typen, sondern auch die Kabinen- und ein Teil der Getriebefertigung. produziert. An der gemeinsamen Vertriebsfirma Renault Sonalika International (RSI) hält Renault wiederum 60 und ITL 40 Prozent. Diese Firma ist für den weltweiten Vertrieb der beiden Marken verantwortlich. Nur in Indien, dessen Anrainerstaaten und Europa agieren die beiden Unternehmen getrennt.” Auch für Renault Agriculture würden im Übrigen die Konzernziele gelten, also Verdoppelung der Marktanteile und der Umsatzrendite bis 2010, betont Morange, der überraschenderweise sehr gut Deutsch versteht und auch spricht: “Wir sind kein Übernahmekandidat, aber jederzeit offen für Kooperationen.” Dies zeige auch die Produktionsvereinbarung mit John Deere für 14 deren 3000-Baureihe, den in verschiedenen Bereichen modifizierten Ceres-Traktoren. Obwohl die Stückzahlen von 2 000 Einheiten im Jahr 1995 auf nunmehr rund 300 im vergangenen Jahr gesunken seien, laufe der Vertrag trotz anders lautender Gerüchte nach wie vor. Dass die anvisierte Renditeverbesserung “Wenn Vorteile für unsere Kunden, unseren Handel und selbstverrealisierbar sei, erläutert ständlich für unser Unternehmen erkennbar sind, werden wir weiteMorange anhand der re Partnerschaften eingehen,” blickt Bruno Morange in die Zukunft. Kostenreduzierung in der Produktion in Le Mans. Im Zeitraum von hier überwiegend traditionelle Kontakte 1998 bis 2001 seien zwölf Prozent angenutzt werden. So sind selbstverständgestrebt gewesen. Tatsächlich erreicht lich alle ehemaligen Kolonien Frankreichs worden sind bis dato rund zehn Prozent. in Afrika sowie der Karibik und der RegiTrotz der hohen Fertigungstiefe sind on Indischer Ozean darunter. in der Montage nur 546 Mitarbeiter Für Morange liegt der Erfolgsschlüssel beschäftigt. Dazu kommen 167 in der Exdes Unternehmens deshalb eindeutig im portabteilung, 126 im After-Sales-Bereich Export. 1997 lag der Exportanteil erst sowie 189 einschließlich der Entwickbei 33 Prozent. Nach 40 Prozent in ´98 ist lungsingenieure in der Zentrale in Velizy. der Anteil auf über 50 Prozent in ´99 geWobei Renault Agriculture bezüglich allstiegen. Die Basis dafür habe die deutlich gemeiner fahrzeugtechnischer Details wie verbesserte Produktqualität geschaffen. Design oder Geräusch- und VibrationsSo würden jeden Monat 30 Traktoren reduzierung darüber hinaus auf die mehr als willkürlich vom Montageband genommen 6 000 Spezialisten in der Entwicklungsund komplett geprüft. zentrale des Konzerns zurückgreifen kann. Eine der positiven Begleiterscheinungen In den Zuständigkeitsbereich von Moder Just-in-time-Produktion in Le Mans sei, range gehören außerdem die 835 Vertriebsdass man bis drei Wochen vor der Fertimitarbeiter in den CRA sowie den drei gung Details kostenlos Auslandsniederlassungen in Deutschland, abändern könne. Von England und Holland. Zur Frage nach weider Auftragserteilung teren Niederlassungen, konkret nach der bis zur Auslieferung Situation in Italien, wollte er sich dagegen vergehen zwischen nicht weiter äußern. sechs und Insgesamt ist Renault Agriculture in 30 acht Wochen. (dd) Ländern außerhalb Europas vertreten, wobei RENAULT AGRICULTURE Fünf-Jahres-Vergleich In Mio. DM 1996 1997 1998 1999 Umsatz 2.351 2.268 1.097 1.207 Ergebnis v. Steuern 12,52 11,03 19,59 22,21 Traktoren-Lieferung 7 887 7 610 8 515 10 132 10 200 Zulassungen in Frankr. 5 777 4 960 6 369 6 719 6 540 37 571 36 510 38 037 41 349 37 965 15,40 13,60 16,70 16,30 17,1 30 35 25 35 38 1 773 1 819 1 833 1 940 1 984 76.000 81.000 Gesamtmarkt Frankr. Anteil am franz. Markt (%) Exportanteil (%) Mitarbeiter Umsatz Renault-Gruppe 2000 1 FRF = 0,2981 DM AGRARTECHNIK MÄRZ 2001 HRenault istorie 1917 Louis Renault plant den Bau des ersten Raupenschleppers. 1918 Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges Herstellung des Prototyps eines Raupenschleppers auf der Basis von Kampfpanzern in Billancourt, weitere Raupenschlepper, wie Typen GP, GU und HI folgen. 1920 Erster Traktor - Typ HO - auf Rädern, wird bis 1927 gebaut. 1945 Start der Produktion im neuen Werk in Le Mans sowie Erweiterung der Produktpalette mit Benzin- und Dieselmotoren sowohl für Raupenschlepper als auch für Traktoren. 1948-51 Mit dem Modell 3041 (Motor "85") werden innerhalb von drei Jahren 9635 Traktoren verkauft. 1963 Einstieg in den deutschen Markt mit Übernahme des Porsche-Diesel-Händlernetzes und Aufnahme der Geschäftstätigkeit in Rosbach bei Frankfurt (1973). 1984-86 Abkommen mit japanischem Hersteller Mitsubishi, zehn Modelle vom Typ D in Japan zu produzieren und auf den Markt zu bringen. Renault Agriculture wird als eigenständiges Unternehmen im Konzern verankert. 1994 Produktionsvereinbarung mit John Deere für deren 3000er-Baureihe, den in verschiedenen Bereichen modifizierten Ceres-Traktoren. 50-prozentige Beteiligung am Getriebewerk von MasseyFerguson in Beauvais (GIMA) 1996 Beteiligung am gemeinsamen Agritalia-Werk mit Carraro, aus dem die Spezialtraktoren zugeliefert werden. 1999/2000 Partnerschaftsprojekt mit dem indischen Traktorenhersteller International Tractors Limited Sonalika (ITL) in Hoshiarpur; Vertrieb von Traktoren unter der Marke Sonalika und Übergabe der Fertigungslizenz für die Plattformversion des Traktortyps Ceres (Beteiligung am Kapital von ITL). 2001 Seit 1945 wurden nach Konzernangaben weltweit 700 000 Traktoren verkauft. AGRARTECHNIK MÄRZ 2001 15