Elternbrief Nr. 1

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Elternbrief Nr. 1
Willkommen im Leben
Liebe Eltern...
…vor Ihnen liegt eine schöne und große
Aufgabe: Sie begleiten Ihr Kind auf dem Weg
ins Leben! Wie alle Eltern wünschen Sie sich,
dass Ihr Kind glücklich ist und lernt, sich im
Leben und in der Welt zurecht zu finden.
Aber was braucht es dazu alles? Sicher mehr
als wir Menschen ihm geben können.
Um dieses „Mehr“ geht es in unserem Elternbrief. Wir möchten Ihnen Anregungen geben,
mit Ihrem Kind zusammen die religiöse Seite
des Lebens zu entdecken.
Es grüßt Sie
Ihre
Evangelische Kirchen­gemeinde
in Duisburg
„Es kommt ein Kind mit
kleinem Schritt in
unsre Welt gegangen...“
Es ist ein winzig Menschenkind
in unsre Welt geboren,
so freut euch, denn Gott hat die Lust
an uns noch nicht verloren.
Es kommt ein Kind mit kleinem Schritt
in unsre Welt gegangen,
und wieder wird ein altes Lied
von vorne angefangen.
Es wächst ein Kind mit jedem Tag
und wird nicht müd zu schauen,
es fragt uns, wie viel Sterne sind
und schenkt uns sein Vertrauen.
Es greift ein Kind nach unsrer Hand
im Weinen oder Lachen,
in einem Kind sprach Gott sein Wort,
das will uns selig machen.
L o t h a r Zene t t i
aus: Lothar Zenetti, In Seiner Nähe. Texte des Vertrauens
(Topos plus 431) © Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2000
Meine kleine Welt
steht Kopf
Seit deiner Geburt, mein Kind, habe ich
keine Nacht mehr durchgeschlafen. Hektik
bestimmt den Tagesablauf: Ich muss gleich
noch einkaufen gehen, meine Mutter anrufen,
die Blumen gießen, an die Müllabfuhr denken,
Danksagungsbriefe schreiben und da schreist du
schon wieder aus Leibeskräften.
Ich komme nicht mehr zur Ruhe, fühle mich
ausgepowert, gereizt und nervös. Was willst du
jetzt wieder von mir, mein Kind?
Ich gehe an dein Bett und nehme dich auf meine
Arme. Sofort hörst du auf zu weinen, schluchzt
noch ein wenig, legst deinen Kopf auf meine
Schulter und schaust mich mit deinen großen
Augen an.
Alles ist wieder gut. Ich bin bei dir – und alles
andere ist nicht mehr so wichtig.
Mein Gott, wie viel Vertrauen du doch hast.
So wie du mir vertraust, darf ich Gott vertrauen
und nach ihm schreien.
Ich bin geborgen
Kinder brauchen Religion
Religion verbindet uns Menschen mit der Quelle
unseres Lebens, mit Gott. Religion ist alles das,
was uns Menschen trägt, was uns Vertrauen und
Geborgenheit erleben lässt.
Die Frage ist: Wie können wir unseren Kindern
den Glauben vermitteln?
Nicht, indem wir ihnen religiöse oder ethische
Wahrheiten weitergeben. Es geht darum,
dass Kinder in ihrem Leben Vertrauen lernen:
Vertrauen in sich selbst, in die die Welt, in Gott.
Unsere Kinder sollen „mit Gott groß werden“.
Dies geschieht auf vielfältige Weise – mit und
ohne Worte, oft unbewusst und mitten im
Alltag!
Wenn Sie Ihrem Kind liebevoll über den Kopf
streicheln, lassen Sie es spüren: Du bist behütet
und geliebt! Nichts anderes ist der Segen, mit
dem Gott unser Leben begleitet.
Wenn Sie Ihr Kind zum Schlafen legen und dabei
wünschen, dass es fröhlich wieder aufwacht –
was ist dieser Wunsch anderes als ein stummes
oder manchmal auch ausgesprochenes Gebet?
Das und vieles mehr ist Religion mitten im
Alltag!
Gott ist bei dir
Wenn wir Kinder im Gottesdienst taufen, so ist
dies ein Zeichen dafür, dass sie zu Gott gehören.
In der Taufe gibt uns Gott das Versprechen: „Ich
bin bei dir. Ich will dich begleiten und behüten
auf deinen Lebenswegen.“
Gott ist für uns da, nicht weil wir etwas
Besonderes besitzen oder vorzuzeigen haben,
sondern einfach deshalb, weil es uns gibt, weil
wir seine Menschenkinder sind.
Du wirst getauft.
Schön, dass es dich gibt!
Es ist ein schöner Brauch, am Jahrestag der Taufe
Ihres Kindes eine Kerze anzuzünden. Vielleicht
haben Sie von Ihrer Gemeinde eine Taufkerze
bekommen. Das Anzünden der Kerze ist eine
gute Gelegenheit, von der Taufe zu erzählen.
Möglicherweise haben Sie auch Bilder von der
Tauffeier, die Sie gemeinsam mit Ihrem Kind
anschauen können.
Lassen Sie Ihr Kind spüren, was Taufe bedeutet.
Gott sagt: „Schön, dass es dich gibt.“
Mein Kind
ist anders...
Nach der Geburt eines Kindes passieren viele
neue und aufregende Dinge. Was aber, wenn
Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind sich nicht so
entwickelt wie andere in seinem Alter?
Was, wenn Sie ein sehr anstrengendes Kind
haben, eines, das immerzu weint und schreit?
Oder vielleicht haben Sie erfahren, dass Ihr Kind
mit einer Behinderung oder einer chronischen
Erkrankung geboren wurde.
Die Freude über das Kind mag sich nicht so recht
einstellen, immerzu sorgen Sie sich, machen sich
Gedanken über die Zukunft. Unerwartet stehen
Sie in dieser Situation, die fast übermenschliche
Kräfte kostet. Gefühle wie Verunsicherung,
Hilfl osigkeit, Überforderung oder auch Scham
nehmen Ihnen die Freude. Eine große Müdigkeit
ergreift von Ihnen Besitz durch Schlafmangel,
aber auch durch die große seelische Belastung,
der Sie nun ausgesetzt sind. Wir wollen Ihnen
Mut machen, sich auf Ihr Kind einzulassen. Sie
haben ein ganz besonders Kind bekommen. Es
braucht viel Liebe und Zuwendung.
Ihr Kind braucht Sie.
Gott sagt:
„Du bist mein geliebtes Kind,
ich freue mich an Dir.“
Kleine Kinder sind besonders abhängig vom
Gemütszustand ihrer Eltern – Ihre Stimmung
überträgt sich auf die Stimmung Ihres Kindes.
Bitte vergessen Sie nicht: Sie sind der wichtigste
Halt, Sie sind die Quelle der Beruhigung für Ihr
Kind!
Zögern Sie nicht, Hilfe und Rat zu suchen und
anzunehmen, informieren Sie sich über das
Krankheitsbild, tauschen Sie sich mit anderen
(Betroffenen) aus und vor allem:
Sorgen Sie auch für sich…
„Kommt her zu mir – alle, die ihr mühselig und
beladen seid. Ich will euch erquicken.“
( Matthäus 11,28 )
Das Wissen um Gottes Liebe zu jedem Menschen
kann uns helfen – auch im Alltag, auch im
Umgang mit einem besonderen Kind. Sehen Sie
hin und erkennen Sie die kleinen Wunder: Jeder
Mensch ist Gottes Geschenk – egal ob groß
oder klein, egal, ob in den Augen der anderen
Menschen behindert, krank oder normal.
Und Sie können für sich Trost, Kraft und Mut
finden im Gebet, im Zwiegespräch mit Gott.
Gott sorgt
für Dich
Guter Gott, wir danken Dir
für diesen schönen Tag.
Schütze und bewahre uns
in der dunklen Nacht.
Schenke Frieden dieser Welt,
segne dieses Haus.
Unter deinem Himmelszelt
ruhen wir uns aus.
Das Gute-Nacht-Ritual
Kinder brauchen Rituale, an denen sie sich
orientieren können, die ihnen Halt und
Geborgenheit geben. Gerade am Abend
beim zu Bett Gehen entlasten gewohnte
und wiederkehrende Formen und Rituale,
sie verhelfen zum entspannten Ein- und
Durchschlafen…
… eine ruhige Geschichte oder eine Zeit des
Erinnerns, ein Gebet oder Lied, schließlich eine
segnende Geste mit der Hand „Ich hab dich lieb,
schlaf gut“, der Gute-Nacht-Kuss.
Kinder erwarten Rituale
… und finden darin Sicherheit. Dies kann der
Kuss sein, das Streicheln, die Art des Zudeckens
oder der Spalt der nicht ganz verschlossenen
Zimmertür, durch die noch das Licht ins Zimmer
fällt.
Im Gute-Nacht-Gebet
… können Sie mit Ihrem Kind Gott für das Schöne
des Tages danken, über Sorgen sprechen,
Freunde und Tiere mit einbeziehen und alles in
Gottes Hand legen.
Kinder
Sind so kleine Hände
winzge Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen
die zerbrechen dann.
Sind so klare Augen
die noch alles sehn.
Darf man nie verbinden
könn sie nichts verstehn.
Sind so kleine Füsse
mit so kleinen Zehn.
Darf man nie drauf treten
könn sie sonst nicht gehn.
Sind so kleine Seelen
offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen
gehn kaputt dabei.
Sind so kleine Ohren
scharf, und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen
werden davon taub.
Ist son kleines Rückgr at
sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen
weil es sonst zerbricht.
Sind so kleine Münder
sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten
kommt sonst nichts mehr raus.
Grade, kl are Menschen
wärn ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat
hab‘n wir schon zuviel.
Be t tina Wegner
Mit freundlicher Genehmigung
der Autorin
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