Antikoagulation und Sturz Fußschmerzen aus
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Antikoagulation und Sturz Fußschmerzen aus
Ausgabe 997 • 67. Jg. • KW 39/2013 Antikoagulation und Sturz Fußschmerzen aus orthopädischer Sicht Moderne Notfallkontrazeption Chronische nicht Tumorbedingte Schmerzen – Stellenwert der Opioide Aktuelle AsthmaKontrolle im Überblick BEILAGE: Themenheft Gastroenterologie/ Hepatologie Fachkurzinformation siehe Seite 219 P.b.b. • Verlagspostamt 1180 Wien • GZ13Z039504M • ISSN 0048-5128 Fachkurzinformation siehe Seite 219 Nr. 997 | inhalt Autoren dieser Ausgabe Dr. Margarete Moyses, Prim. Univ.-Doz. Dr. Ansgar Weltermann Krankenhaus der Elisabethinen Linz GmbH I. Interne Abteilung, Linz Wissenschaft 206 Antikoagulation und Sturz Dr. Margarete Moyses, Prim. Univ.-Doz. Dr. Ansgar Weltermann 210 Fußschmerzen aus orthopädischer Sicht Dr. Stefan Trobos 214 Moderne Notfallkontrazeption Ass.-Prof. OA Dr. Daniela Dörfler Thema Dr. Stefan Trobos Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Schwaz Belegarzt Sanatorium Kettenbrücke, Innsbruck 204 Mut zur Angst Was kann die Angst, und was können Viktor Frankls philosophisch-therapeutische Ansätze ihr entgegensetzen? Fortbildung 216 Chronische nicht Tumor-bedingte Schmerzen – Stellenwert der Opioide 220 Aktuelle Asthma-Kontrolle im Überblick Ass.-Prof. OA Dr. Daniela Dörfler Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, Allgemeines Krankenhaus Wien Pharma 227 News und Produkte Liebe Leserin, lieber Leser! Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen die männliche Form gewählt. Die Angaben beziehen sich aber auf Angehörige beider Geschlechter. Impressum ISSN 0048-5128 DVR 0163538 ARZT & PRAXIS: Medieninhaber und Verleger: ARZT & PRAXIS VerlagsgmbH, Währinger Straße 112, 1180 Wien, Tel. 01/479 05 78, Fax: 01/479 05 78 DW 30. E-Mail: office@ arztundpraxis.at, www.arztundpraxis.at. Herausgeberin: Dkfm. Karin Schmitt. Geschäftsführung: Mag. Manuela Moya. Redaktion: Dr. Michael Burgmann, Mag. Gabriele Vasak. Lektorat: Mag. Gabriele Fernbach. Druckerei: agensketterl Druckerei GesmbH, 3001 Mauer bach. Layout/Grafik/DTP: Gerald Mollay. Bezugsbedingungen: Der Abonnementpreis beträgt jährlich (einschließlich Porto, in Österreich auch einschließlich Ust.) Euro 35,–. Turnusärzte: Euro 19,–. Abonnement Ausland: Euro 80,–. Schriftleitung: Dr. Michael Burgmann, Oberer Panoramaweg 10, 8112 Gratwein, Tel. 0676/671 01 98, michael. [email protected]. Wissenschaftlicher Beirat: Dr. Erich Auer, Oberndorf, Univ.Prof. Dr. Heinz Dittrich, Wien, Prim. Univ.Prof. Dr. Bernd Eber, Wels, Univ.Prof. Dr. Walter Gebhart, St. Pölten, Univ.Prof. Dr. Reinhard Graf, Murau, Prim. Dr. Stefan Harrer, Wien, OA Dr. Hans Jürgen Heppner, Nürnberg, Univ.Prof. Dr. Gerhart Hitzenberger, Wien, Univ.Prof. Dr. Gert Klein, Graz, Univ.Prof. Dr. Gertrude Kubiena, Wien, Univ.Prof. Dr. Ronald Kurz, Graz, Univ.Prof. Dr. Anton Neumayr, Wien, Prim. Univ.Prof. Dr. Max Pichler, Großgmain, Prim. Univ.Prof. Dr. Friedrich Renner, Ried im Innkreis, Univ.Prof. Dr. Helmut Sinzinger, Univ.Prof. Dr. Gerd Zechner, Wien. Druckauflage: 15.000 Stück. ÖAK-geprüft (2. Halbjahr/2012). Namentlich gezeichnete Artikel, Leserbriefe und sonstige Beiträge sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Die Zeitschrift dient zur persönlichen Information des Empfängers und seiner Mitarbeiter, soll aber nicht im Wartezimmer aufgelegt werden. 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Kann man nicht stärker sein als die Angst?“ Dies ist eine Frage, die der Neurologe und Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie, Viktor Frankl, nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Patienten formulierte, und in der Tat sollten wir heute alle wissen, dass die Angst neben Freude, Wut, Scham und Trauer ein menschliches Grundgefühl ist, das sich sowohl negativ als auch positiv auswirken kann. Es geht daher für uns alle darum, diese facettenreiche Empfindung sinnhaft in unser Leben zu integrieren, und den Weg, den Frankl dafür aufzeigte, zeichnete die Psychotherapeutin und Lehrtherapeutin für Existenzanalyse Wer frei ist von Angst Der werfe den ersten Stein Auf die es nicht sind ARZT & PRAXIS Den Berg bezwungen Mit Schrecken in den Gliedern Stärker als die Angst? und Logotherapie, Dr. Brigitte Ettl, in einem Vortrag, den sie im Juni dieses Jahres im Wiener AKH hielt, nach. Jede Angst ist „Lebensangst“ Ein Vortrag, der übrigens aufgrund des übergroßen allgemeinen Interesses in bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsälen zweimal gehalten wurde. Man mag das beurteilen wie man will, doch berücksichtigt man auch, dass, wie Brigitte Ettl zitierte, jede Angst im Grunde „Lebensangst“ ist, so gibt es doch zu denken, dass offenbar immer mehr Menschen Wege suchen, die ihnen Hinweise darauf geben, wie mit diesem Gefühl umzugehen ist. „Angst ist entweder Angst um das Leben – das eigene oder das anderer – oder Angst vor dem Leben – seinen Hürden und Herausforderungen -, und natürlich kann Angst krankhaft werden“, so Ettl, die auch darauf hinwies, dass die Möglichkeit, dass jemand eine Angsterkrankung entwickelt, nicht nur von äußeren Faktoren, sondern auch von dessen psychophysischer Ausstattung abhängt. Wie Angst sich hochschraubt... Doch heute weiß man auch, dass ebenso körperliche wie psychische Erkrankungen mit einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Angstsymptomatik einhergehen können, und immer klarer werden auch die komplexen neurobiologischen Hintergründe der Angst. Ettl: „Die „Angstzentrale“ im Gehirn weist einige Besonderheiten auf. Eine davon besteht in ihrer neuronalen Plastizität. Während Erregungen in „normalen“ Nervenzellen produziert oder weitergeleitet werden, können sie in der Angstzentrale gespeichert und verstärkt werden, wenn sie als besonders bedrohlich eingestuft werden. So wird verständlich, Jahrgang 67 | 997 | 2013 thema Die Mauer der Angst Stück um Stück herabklopfen Ist es nur ein Schritt? wie es geschehen kann, dass Angst über die ursprünglich sinnvolle Warnfunktion hinaus gelernt, beibehalten und sogar verstärkt werden kann, auch wenn die Bedrohungssituation vorbei ist.“ ...und der Teufelskreis sich schließt So kann auch ein neurotischer Zirkel der Angst als Mechanismus der Erwartungsangst entstehen, wenn es auslösende Ereignisse gibt, die als lebensbedrohend empfunden und/oder mit schmerzlichen Erinnerungen bzw. mit einem realen oder vermuteten gesellschaftlichen Nachteil verbunden werden. Die Psychotherapeutin dazu: „Ein verunsicherter Mensch fürchtet sich vor einem Versagen, der Wiederkehr eines Symptoms o.ä. Er erwartet das Eintreffen des Gefürchteten und fixiert sich darauf. Die Erwartung intensiviert die Angst. Die Angst führt häufig das Gefürchtete herbei bzw. verhindert das Erreichen des Gewünschten. Schließlich verstärkt das Eintreten des Befürchteten die Angst, und der Teufelskreis hat sich geschlossen.“ Von der Trotzmacht des Geistes So weit, so schlecht, doch die Frage ist, wie es zur Trendwende kommen kann, wie sich krankmachende Ängste überwinden lassen, und hier hat Viktor Frankl auch beispielhaft vorgelebt, was möglich sein kann. In seinem Buch „Bergerlebnis und Sinnerfahrung“ schreibt er: „Was mag mich zum Klettern bewogen haben? Offen gesagt die Angst davor, aber...hat nicht schon Nestroy in seinem Theaterstück „Judith und Holofernes“ die Frage gestellt: Jetzt bin ich neugierig, wer stärker ist, ich oder ich? Und so habe ich denn auch mich, als ich mich vor dem Klettern fürchtete, gefragt: Wer ist stärker, ich oder der Schweinehund in mir? Ich kann ihm ja auch trotzen. Gibt es doch etwas im Menschen, das ich einmal bezeichnet habe als die „Trotzmacht des Geistes“ gegenüber Ängsten und Schwächen der Seele.“ Paradoxe Intention So viel zu Viktor Frankls persönlichem Erleben, und von dort ist es nur ein kleiner Sprung zu den klassischen logotherapeutischen Interventionen, die der Neurologe für Angstpatienten entwickelte. Da ist zum einen die „Paradoxe Intention“, Jahrgang 67 | 997 | 2013 worunter das absichtliche Ausüben einer neurotischen Verhaltensweise mit dem Ziel ihrer Überwindung zu verstehen ist. Der Therapeut intensiviert dabei das emotionale Erleben des Patienten, um ihn zur Einsicht in die Irrationalität seiner Reaktionen zu bringen. „Das Instrument Humor kann dabei eine große Rolle spielen“, sagte Brigitte Ettl und gab ein Beispiel: „Der Klient soll sich zum Beispiel ganz intensiv vorstellen, wie er bei einem Vortrag „vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen“ errötet, und er soll sich dies auch wünschen. Der aus dieser Technik resultierende Humor führt zur heilsamen Distanz zur Erwartungshaltung. So kann das Symptom seinen Schrecken verlieren und mitunter völlig verschwinden“, erklärte die erfahrene Psychotherapeutin, die allerdings auch darauf hinwies, dass die paradoxe Intention sukzessive zu Erfolgen führt und eine stabile und zeitlich bewährte Klient-TherapeutBeziehung voraussetzt. Scheu, Sorge, Furcht, Angst Und nur ein Libellenschlag: Mut der Verzweiflung Eine kopernikanische Wende Eine andere von Frankl entwickelte Technik, die „Einstellungsmodulation“, kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn es einen großen schicksalshaften Bereich und wenig Möglichkeiten, die Realität zu verändern gibt. „Mit Hilfe der Trotzmacht des Geistes kann und soll eine kopernikanische Wende eingeleitet werden: Statt mit dem Schicksal zu hadern soll versucht werden, die Herausforderung des Lebens anzunehmen“, so Ettl. Dies wird etwa therapeutisch unterstützt durch Imagination der Folgen der Angst oder durch ihre Personifizierung. „Es kann oft hilfreich sein, sich von der Angst zu distanzieren, indem man ihr einen Namen gibt und so mit ihr in Dialog treten kann“, erklärte die Psychotherapeutin. Hin zum Sinn Dereflexion nennt sich ein weiteres logotherapeutisches Verfahren, das mehr Strategie als Methode ist. Ettl: „Es geht um eine Umlenkung der Aufmerksamkeit – weg von der Angst hin zu sinnhaften Aufgaben und angstfreien Bereichen. Dereflexion reduziert die so genannte Hyperreflexion – man hört auf, nur um die Angst zu kreisen. Dem Patienten wird bewusst, dass er mehr ist als Von Furcht umschlungen Über den Schrecken lachen Trotzmacht des Geistes seine Angst, und diese wird ein Stückweit beherrschbar.“ Der Wert der Persönlichkeitsentwicklung „Ein Stückweit beherrschbar“ – aus diesen Worten wird wieder einmal klar, dass wir alle, die wir auch im Alltag immer wieder die verschiedensten Strategien anwenden, um mit unseren Ängsten fertig zu werden, eben nie mit ihnen fertig werden können. Es geht also laut Frankl auch darum, den Sinn der Angst zu erfassen, die Persönlichkeit weiterzuentwickeln und die Selbstführungskompetenz zu steigern. „Dabei sind die körperliche, die psychische und die geistige Dimension zu beachten“, erklärte Brigitte Ettl. „Der Körper braucht Bewegung, Entspannung und auch Berührung, um menschliche Nähe wahrnehmen zu können. Auf der psychischen Ebene geht es um das Erkennen, Stärken und Fördern von Selbstregulation, Selbstwirksamkeit und Beziehungskompetenz. Und auf der geistigen Ebene erlauben uns Kreativität und Humor, Sinn und Werte sowie Spiritualität Distanz von der Angst zu entwickeln.“ Der Mensch braucht Spannung Um Viktor Frankl das letzte Wort zu geben, sei er noch einmal aus dem erwähnten Buch zitiert: „Der Mensch braucht Spannung, und am meisten braucht er, am zuträglichsten ist ihm jene Spannung, die sich etabliert im polaren Kraftfeld zwischen einem Menschen auf der einen Seite und , auf der anderen Seite einem Ziel, das er sich setzt, einer Aufgabe, die er sich wählt, oder – um mit Karl Jaspers zu sprechen – einer „Sache, die er zur seinen macht“. Und glauben Sie mir, einem erfahrenen Neurologen, wenn es etwas gibt, das dem Menschen über Schwierigkeiten hinwegzuhelfen vermöchte, dann ist es das Wissen um so etwas wie einen Sinn, der sozusagen darauf wartet, dass man ihn auch erfüllt.“ - gv -u *) nach einem vom Viktor Frankl Zentrum initiierten Vortrag von Dr. Brigitte Ettl, gehalten am 13. Juni 2013. **)Das mit 5-7-5-Silben streng komponierte Haiku ist eine ursprünglich japanische Gedichtform, die heute weltweit verbreitet ist. Aus den sorgsam gewählten Worten entstehen Momentaufnahmen, die sich im Erleben des Lesers vervollständigen. ARZT & PRAXIS 205 206 Wissenschaft Dr. Margarete Moyses, Prim. Univ.-Doz. Dr. Ansgar Weltermann Krankenhaus der Elisabethinen Linz GmbH I. Interne Abteilung, Fadingerstraße 1, 4020 Linz E-Mail: [email protected], [email protected] Antikoagulation und Sturz Vorhofflimmern ist die häufigste Indikation für eine orale Antikoagulation (OAK). Da Inzidenz und Prävalenz mit dem Alter zunehmen, handelt es sich meist um ältere, polymorbide Patienten, bei denen eine Risikoabschätzung zwischen Verhinderung eines thromboembolischen Ereignisses und dem Blutungsrisiko erfolgen muss. Eine besonders vulnerable Patientengruppe sind ältere Patienten mit einer Sturzneigung, bei denen ein höheres Blutungsrisiko besteht. Im Folgenden wird der Versuch unternommen, einen praxisrelevanten Zugang für eine individuelle Risikoeinschätzung von sturzgefährdeten Patienten mit Indikation für eine Antikoagulation zu beschreiben. Fallbericht Eine 83-jährige Patientin erscheint in der hausärztlichen Praxis zur jährlichen Gesundenuntersuchung. An Vorerkrankungen liegen eine mittels Kalziumantagonisten behandelte arterielle Hypertonie sowie eine Osteoporose vor. Die Patientin berichtet über eine seit einigen Monaten bestehende Gangunsicherheit und permanenten Schwankschwindel. Bei näherem Nachfragen lässt sich eine erhöhte Sturzneigung erheben (zweimaliges Sturzereignis im Vormonat ohne Bewusstseinsverlust). Folgen in Form behandlungspflichtiger Verletzungen werden verneint. Die Patientin gibt außerdem an, in letzter Zeit vermehrt auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Sie könne ihre Einkäufe nur noch bedingt selbstständig erledigen. Da sie alleine zu Hause lebt, nimmt sie seit einigen Monaten „Essen auf Rädern“ und zweimal pro Tag eine mobile Krankenpflege in Anspruch. Die klinische Untersuchung zeigt einen arrhythmischen Pulsschlag, im EKG bestätigt sich die Verdachtsdiagnose eines normofrequenten Vorhofflimmerns (Herzfrequenz 75/min.), welches vor einem Jahr noch nicht bestanden hatte. Im Herzultraschall findet sich eine Linksventrikelhypertrophie mit diastolischer Ventrikelfunktionsstörung. Es besteht eine normale linksventrikuläre systolische Auswurffraktion, strukturelle Herzklappenveränderungen liegen nicht vor. Ein Langzeit-EKG zeigt keine relevanten bradybzw. tachykarden Episoden als Ursache für den fast permanent bestehenden Schwindel, ARZT & PRAXIS eine orthostatisch bedingte Dysregulation wird ausgeschlossen. Ein Mini-Mental-Test (MMS) ergibt den Verdacht auf eine beginnende Demenz (22/30 Punkte), ein CCT zeigt hierzu passend eine Leukenzephalopathie (ausgedehnte periventrikuläre, mikroangiopathische Marklagerläsionen) als Folge eines früher langjährig unbehandelten Hypertonus. Nach weiterführender Diagnostik ist anzunehmen, dass die Sturzneigung der Patientin durch eine Kombination von altersbedingter Sarkopenie und beginnender vaskulärer Demenz mit Schwankschwindel verursacht ist. Bei dieser Patientin besteht aufgrund des CHA2DS2-VASc-Scores von 5 Punkten (Alter > 75 Jahre = 2 Punkte, Geschlecht = 1 Punkt, Hypertonie = 1 Punkt, vaskuläre Erkrankung [CT-gesicherte lakunäre Infarkte] = 1 Punkt) eine klare Indikation zur oralen Antikoagulation. Das Schlaganfallrisiko beträgt 6,7 % pro Jahr. Analog würde auch bei Anwendung des CHA2DS2-Scores (2 Punkte) eine Indikation zur Antikoagulation bestehen. Jedoch stellt sich angesichts der Komorbiditäten der Patientin und ihrer erhöhten Sturzneigung die Frage, ob die Vorteile einer Antikoagulation durch das Risiko einer schwerwiegenden Blutung wieder aufgehoben werden. Was würden Sie der Patientin bezüglich einer OAK-Therapie empfehlen? Einleitung In der Risikoabschätzung zur Indikationsstellung einer Dauerantikoagulation beim älteren, sturzgefährdeten Patienten mit Vorhofflimmern sind folgende Faktoren zu berücksichtigen: 1)Lebenserwartung 2)Thromboembolierisiko (Schlaganfall und periphere Embolie) 3)Risiko schwerer Blutungen (intra- und extrakraniell) 4) Klinischer Netto-Benefit (Abwägung von Thromboembolie- und Blutungsrisiko) 5)Einfluss des Sturzrisikos auf den klinischen Netto-Benefit 1) Schätzung der Lebenserwartung Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen hängt von verschiedenen Faktoren ab: Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen, Lebensumfeld (z. B. im Pflegeheim) und genetische Prädisposition. Der Nutzen einer Schlaganfallprävention mittels Langzeitantikoagulation steigt mit der Dauer der Behandlung an. Dies bedeutet, dass eine Antikoagulation bei Patienten mit einer sehr begrenzten Lebenserwartung (z. B. durch eine nicht kurativ zu behandelnde Krebserkrankung) nur einen sehr geringen klinischen Benefit bringt, weil das tatsächliche Risiko eines Schlaganfalls in einem kurzen Zeitraum niedrig ist. Wenn es also um die Indikationsstellung zur Dauerantikoagulation geht, ist die Abschätzung der 1-Jahres-Mortalität wichtig. Will man dagegen den langfristigen Benefit einer Antikoagulation bei einem Patienten mit hoher Lebenserwartung abschätzen, so ist die Bestimmung der 5- oder 10-Jahres-Mortalität hilfreich. Jahrgang 67 | 997 | 2013 PRADAXA® BEI VORHOFFLIMMERN* PRADAXA WEIL JEDER VERHINDERTE SCHLAGANFALL ZÄHLT! 150mg 2x täglich ® mit überlegener Wirksamkeit vs. einem Vitamin-K-Antagonisten in der Prävention von ischämischen Schlaganfällen bei Vorhofflimmern1 1 * Details siehe Fachkurzinformation Fachinformation Pradaxa® 150 mg Hartkapseln PX 177/ 07.06.2013 Fachkurzinformation siehe Seite 219, 225 208 Wissenschaft Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Patienten kann man mithilfe von verschiedenen Kalkulatoren berechnen, die auch die Lebensumstände berücksichtigen, in denen sich der Patient befindet. Beispiele für Kalkulatoren sind zum Beispiel Gagne-, Leeoder Schonberg-Index. Für Menschen, die in einem Pflegeheim leben, gelten der „Porock 6 Month Minimum Data Set Mortality Risk Index – Revised“ oder der „Flacker 1 Year Long Stay Revised Index“. Es gibt auch Kalkulatoren, welche die durchschnittliche Lebenserwartung nach einem stationären Aufenthalt berechnen (Levine-Index, Walter-Index). Eine Übersicht und Möglichkeit zur OnlineBerechnung der verschiedenen Kalkulatoren ist auf folgender Website zu finden: http:// eprognosis.ucsf.edu/calculators.php. Demenz und eingeschränkte Mobilität sind zwei Faktoren, die in den verschiedenen Kalkulatoren als prognostischer Faktor die Lebenserwartung signifikant beeinflussen. Zieht man den Gagne-Index für unsere oben geschilderte Patientin heran, ergibt sich eine 1-Jahres-Mortalität von 15 %. Läge keine Demenz vor, so wäre die 1-Jahres-Mortalität um die Hälfte niedriger. Die 5-Jahres-Mortalität nach dem Lee-Schonberg-Score für die oben geschilderte Patientin liegt bei 43 %. 2) Erhebung des Schlaganfallrisikos Das Thromboembolie-/Schlaganfallrisiko bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern kann in der Praxis mittels des CHADS2- oder des CHA2DS2-VASc-Scores bestimmt werden. Von den im Score verwendeten Risikofaktoren gehen Alter > 75 Jahre und stattgehabte TIA/Insult mit jeweils 2 Punkten in die Berechnung ein, die anderen mit je einem Punkt. Anhand der Summe der individuellen Risikofaktoren wird die Rate an Thromboembolien pro Jahr errechnet. Der neuere CHA2DS2-VASc-Score erlaubt dabei eine bessere Einschätzung, wenn ein niedriges Risikoprofil vorliegt. Es gibt zahlreiche Online-Kalkulatoren zur Risikobestimmung, z. B. http://www.preventaf-strokecrisis.org/calculator/. Im Patientengespräch ist es wichtig zu betonen, dass das Schlaganfallrisiko nach Diagnosestellung des Vorhofflimmerns über die Dauer nur wenig abnimmt. Aus einer kürzlich publizierten Arbeit ergibt sich für unsere Patientin anhand des CHA2DS2-Scores folgendes Thromboembolierisiko, wenn keine Antikoagulation durchgeführt wird: 6,9 % im ersten Jahr nach Diagnose des Vorhofflimmerns versus 5,7 % pro Jahr über einen Beobachtungszeitraum von 5 Jahren nach Diagnosestellung des Vorhofflimmerns (Ole- ARZT & PRAXIS sen JB et al.: Validation of risk stratification schemes for predicting stroke and thromboembolism in patients with atrial fibrillation: nationwide cohort study; BMJ 2011; 342; d124). Da eine Antikoagulation das Schlaganfallrisiko um etwa 65 % zu senken vermag, beträgt das kumulative Schlaganfallrisiko der Patientin nach 5 Jahren 28,5 % ohne und 10 % mit oraler Antikoagulation. 3) Erhebung des Blutungsrisikos Der Vorteil einer Antikoagulation ist den potentiellen Therapierisiken – insbesondere der erhöhten Blutungsneigung – gegenüberzustellen. Risikofaktoren für Blutungen sind ein oberer Grenzwert des INR-Zielbereiches über 3, eine abnehmende Qualität der INREinstellung (Zeit im therapeutischen Bereich), Patienten-spezifische Risikofaktoren, Begleitmedikation und die ersten Therapiemonate. Die absoluten Inzidenzen für eine schwere Blutung in den verschiedenen Studien schwanken beträchtlich, da die Patientencharakteristika verschieden waren (1,2–7,4 %). In jenen Studien, in denen die neuen Antikoagulantien Dabigatran sowie Rivaroxaban bzw. Apixaban mit Warfarin verglichen wurden (RE-LY sowie ROCKET-AF bzw. ARISTOTLE-Studie) betrug das Risiko einer schweren Blutung unter Vitamin-K-Antagonisten pro Jahr 3,7 %, 3,4 % und 3,1 %. (Corey S et al.: Meta-Analysis of Efficacy and Safety of New Oral Anticoagulants Versus Warfarin in Patients With Atrial Fibrillation; Am J Cardiol 2012; 110: 453–460). Das Risiko einer intrakraniellen Blutung bei Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten lag zwischen 0,7 und 0,8 % pro Jahr. Das tatsächliche Blutungsrisiko ist jedoch individuell sehr verschieden. Um dieses für den einzelnen Patienten besser vorhersagen zu können, wurden entsprechende Kalkulatoren wie der HAS-BLED-Score entwickelt. Der prädiktive Wert dieses Scores wurde in verschiedenen Patientengruppen getestet und hat sich für die klinische Praxis bewährt (Pisters R et al.: A novel user-friendly score [HAS-BLED] to assess 1-year risk of major bleeding in patients with atrial fibrillation: the Euro Heart Survey; Chest 2010; 138: 1093–1100). Folgende Faktoren gehen in den Score ein: unkontrollierte arterielle Hypertonie (RR > 160 mmHg), Kreatinin > 2,3 mg/dl, abnorme Leberfunktion (chronische Lebererkrankung, Bilirubin oder Transaminasen > 2 x bzw. > 3 x der oberen Normwerte), Schlaganfall, positive Blutungsanamnese, suboptimale INREinstellung (Zeit im therapeutischen INR Bereich < 60 %, Alter ≥ 65 Jahre, NSAR- oder Thrombozytenfunktionshemmertherapie, regelmäßiger Alkoholkonsum). Auch für den HAS-BLED-Score gibt es Online-Kalkulatoren (z. B. http://www.qxmd.com/calculateonline/cardiology/has-bled-score-bleedingin-atrial-fibrillation). Ab einem Score von 3 liegt ein hohes Blutungsrisiko vor (3,7 % pro Jahr), bei 4 Punkten beträgt das Blutungsrisiko bereits 8,7 % pro Jahr. Für unsere eingangs beschriebene Patientin ergibt sich anhand des HAS-BLED-Scores ein intermediäres Risiko (1 Punkt: Alter): Das 1-JahresRisiko einer schweren Blutung beträgt 1,0– 1,5 % unter der Annahme, dass die INR-Einstellung gut gelingt. 4) Klinischer Netto-Benefit Eine kürzlich publizierte Studie (Swedish Atrial Fibrillation Cohort Study) hat erstmals den klinischen Netto-Benefit einer Antikoagulation bei Patienten mit Vorhofflimmern untersucht und dabei CHA2DS2VASc- bzw. HAS-BLED-Score zur Risikoevaluierung herangezogen (Friberg L et al.: Net clinical benefit of warfarin in patients with atrial fibrillation: a report from the Swedish atrial fibrillation cohort study; Circulation 2012; 125: 2298–2307). In diese Studie wurden Registerdaten von 182.678 Patienten mit Vorhofflimmern inkludiert. Der Benefit wurde wie folgt berechnet: klinischer Netto-Benefit = (Thromboembolierisiko ohne Antikoagulation – Thromboembolierisiko unter VKA) – 1,5 x (Intrazerebrale Blutung unter VKA – Intrazerebrale Blutung ohne Antikoagulation). Der Faktor „1,5“ wurde verwendet, da der klinische Outcome von intrazerebralen Blutungen desaströser ist als jener von ischämischen Schlaganfällen. Anhand einer Kreuztabelle kann man für Patienten anhand des individuellen CHA2DS2-VASc-Scores und HASBLED-Scores den klinischen Nutzen/Schaden ablesen (siehe Tabelle). Der klinische Nutzen war am größten für Patienten mit einem CHA 2DS2-VAScScore von 6 und einem HAS-BLED-Score von 4: In dieser Gruppe war der Benefit 6,3 % pro Jahr. Der Tabelle kann man entnehmen, dass kein Benefit für Patienten mit einem CHA2DS2-VASc-Score von 0 gegeben ist: Insgesamt ergibt sich ein Wert von –0,6 %, d. h. es treten mehr klinisch relevante intrazerebrale Blutungen auf als thromboembolische Ereignisse verhindert werden (intrazerebrale Blutungen werden mit dem Faktor 1,5 gewichtet). Für Patienten ab einem CHA2DS2-VASc-Score von 2 ist in den meisten Kombinationen unabJahrgang 67 | 997 | 2013 Wissenschaft Tab.: Klinischer Netto-Benefit = verhinderte embolische Schlaganfälle mit Warfarin minus Zunahme an intrazerebralen Blutungen. Angabe in jährlicher Ereignisrate auf 100 Patienten. CHA2DS2-VASc-Score 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Gesamt 1 –0,6 0,2 1,2 2,2 1,0 3,2 3,4 – – – 2 –1,7 0,6 1,4 1,5 1,5 2,7 3,9 4,5 – – 3 –* 2,3 2,1 1,4 2,0 3,0 2,8 3,7 4,7 – 1,3 1,9 2,6 HAS-BLED-Score 4 5 – – – – – – –0,7 – 1,2 – 3,3 3,0 6,3 3,4 5,8 –0,9 1,6 – – – 4,0 1,3 6 – – – – – – – – – – 5,6 Gesamt –0,6 0,0 1,1 1,4 1,6 2,9 4,2 4,5 9,7 11,5 1,9 *(–) Es wurden keine Werte angeben, wenn die Fallzahl weniger als 100 betrug. hängig vom HAS-BLED-Score ein Benefit gegeben. Für unsere Patientin (CHA2DS2-VASc-Score = 5 und HAS-BLED-Score = 1) ergibt sich ein klinischer Netto-Benefit von 3,2 % pro Jahr. 5) Einfluss des Sturzrisikos auf den klinischen Netto-Benefit Die Auswirkungen eines höheren Lebensalters und einer Sturzneigung bei Patienten mit VKA-Therapie waren Gegenstand mehrerer Studien. Eine sogenannte Markov-Analyse ergab, dass das Fallrisiko keinen wesentlichen Einfluss auf die intrazerebrale Blutungsrate hat (Man-Son-Sing M et al.: Choosing antithrombotic therapy for elderly patients with atrial fibrillation who are at risk for falls; Arch Intern Med 1999; 159: 677–685). Das Risiko, ein Subduralhämatom zu entwickeln, ist bei VKA-Therapie um das 1,4-Fache höher als ohne Antikoagulation. Es wurde analysiert, dass man 295 x pro Jahr stürzen muss, bevor der Benefit eines VKA durch das Auftreten eines Subduralhämatoms nicht mehr gegeben ist. Dieses Ergebnis wird bestätigt durch eine gepoolte Analyse von 6 prospektiven Studien, in der nur einer von 2.590 Stürzen zu einer intrakraniellen Blutung führt. In einer großen Kohortenstudie an über 13.000 Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern wurde das Risiko intrazerebraler und schwerer extrakranieller Blutungen untersucht. Insgesamt wurden 170 schwere Blutungen während 15.300 Patientenjahren unter VKA-Therapie beobachtet und Jahrgang 67 | 997 | 2013 162 schwere Blutungen während 15.530 Patientenjahren ohne Antikoagulation. Das Risiko für intrazerebrale Blutungen mit Antikoagulation war bis zum 80. Lebensjahr konstant hoch und um das 2–3-Fache höher als ohne VKA-Therapie (ohne VKA: 0,07–0,13 % pro Jahr; mit VKA: 0,34– 0,4 % pro Jahr). Patienten über 80 Jahre haben ein deutlich höheres Risiko einer intrazerebralen Blutung als jüngere Patienten (ohne VKA 0,69 % pro Jahr; mit VKA: 0,76 % pro Jahr). Der fehlende Unterschied in der Rate intrazerebraler Blutungen bei Patienten im Alter über 80 Jahren lässt sich dadurch erklären, dass die Ergebnisse nicht aus einer randomisierten Studie stammen, und daher Patienten mit Risikofaktoren für eine Blutung (St. p. gastrointestinaler Blutung, Sturzneigung) weniger oft eine VKA-Therapie zugemutet wurde. Eine kürzlich publizierte Studie untersuchte das Risiko einer schweren Blutung innerhalb von 12 Monaten bei 515 konsekutiven Patienten, die auf eine orale Antikoagulation eingestellt wurden (Donzé J et al.: Risk of falls and major bleeds in patients on oral anticoagulation therapy; Am J Med 2012; 125: 773–778). Die Inzidenz einer schweren Blutung betrug 7,5 auf 100 Patientenjahre. Die Inzidenz schwerer Blutungen war nicht höher in den 308 Patienten mit einer Fallneigung (59,8 %) als in Patienten ohne Fallneigung: 8,0 versus 6,8 pro 100 Patientenjahre, p = 0,64). Das Ergebnis blieb auch in der multivariaten Analyse bestehen (Hazard Ratio 1,1; 95 % Konfidenzintervall 0,5–2,2). Nur 3 schwere Blutungen waren durch einen Sturz bedingt (Inzidenzrate: 0,6 pro 100 Patientenjahre). In der weiter oben erwähnten Studie zur Berechnung des klinischen Netto-Benefits wurde eine multivariate Analyse durchgeführt, in der auch die Risikofaktoren Demenz und Fallneigung inkludiert wurden. Für unsere Patientin berechnet sich auch in der adjustierten Analyse ein Vorteil: Hazard ratio 0,37 (95 % Konfidenzintervall 0,22–0,61 %). Auch wenn klinisch wichtige Ereignisse in die Nutzenbewertung nicht eingehen (schwere extrakranielle Blutungen, periphere arterielle Thromboembolien), kann man für unsere Patientin schlussfolgern, dass die Sturzneigung keinen Grund gegen eine Antikoagulation darstellt. Zusammenfassung Bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern ist das Vorliegen einer Sturzneigung kein Grund, auf eine Antikoagulation zu verzichten. Dies gilt insbesondere bei Patienten mit höherem CHA2DS2-VASc-Score, wo der Benefit unabhängig vom Blutungsrisiko klar gegeben ist. Sturzpräventive Maßnahmen sind sinnvoll, um extrakranielle Sturzfolgen zu minimieren (einer von 10 Stürzen ist mit einer schweren Komplikation wie Fraktur vergesellschaftet). Die endgültige Therapieentscheidung berücksichtigt natürlich weitere Faktoren wie Patientenwunsch, potentielle Medikamenteninteraktionen und Compliance des Patienten. u ARZT & PRAXIS 209 210 Wissenschaft Dr. Stefan Trobos Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie Innsbruckerstraße 4 a, 6130 Schwaz Belegarzt Sanatorium Kettenbrücke, 6020 Innsbruck E-Mail: [email protected] Fußschmerzen aus orthopädischer Sicht In der orthopädischen Praxis stellen Diagnose und Behandlung von Fußproblemen einen täglichen Schwerpunkt dar. S chon bei unseren Kindern treten belastungsabhängige Fußschmerzen wegen unbehandelter Fehlstellungen wie z. B. einem Knick-Senk-Fuß auf. Durch das Nach-innen-Treten des Fußes kommt es dabei häufig zu Fehlbelastungen im Rückfußbereich, was oft zu einer Entzündung an der Wachstumsfuge der Ferse führt. Nach Diagnosestellung durch klinische Untersuchung bzw. Bildgebung mit Sonographie und Röntgen lässt sich dieses Beschwerdebild durch Einlagen mit guter Fersenführung und Unterstützung des Längsgewölbes recht einfach behandeln. Ist die Einlage zusätzlich dynamisch aufgebaut, wird gleichzeitig durch ein sensomotorisches Training die Fußmuskulatur aktiviert, wodurch sich der Knick-Senk-Fuß sogar in eine normale Fußform auswachsen kann. Im Erwachsenenalter treten Schmerzen sowohl im Vor- als auch im Rückfußbereich auf. Hallux valgus Der Hallux valgus gehört neben dem Spreizfuß zu den häufigsten und bedeutsamsten Zehenfehlstellungen beim Menschen. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Eine genetische Ursache im Sinn der Vererbung ist nachgewiesen, enges Schuhwerk und ein Ungleichgewicht der Muskelzüge werden als mögliche Ursachen diskutiert. Die Großzehe weicht im Grundgelenk nach außen ab. Oft macht diese Zehenfehlstellung an der Großzehe keine Beschwerden und ist somit auch nicht operativ behandlungsbedürftig (beginnender Hallux valgus siehe Abb. 1). In dieser Phase der Hallux-valgusFehlstellung helfen oft physiotherapeutische Übungen wie Zehenspreizen mit einer Aktivierung des Musculus abductor hallucis brevis (siehe Abb. 2). Durch dieses Übungsprogramm gelingt es oft, das Fortschreiten der Hallux-valgus-Fehlstellung zu verlangsamen oder sogar zu verhindern. Abb. 2: Abb. 1: Beginnender Hallux valgus ARZT & PRAXIS Aktivierung des M. abductor hallucis brevis Ist die Fehlstellung an der Großzehe zu fortgeschritten (schwere Hallux-valgus-Deformität siehe Abb. 3) – kann also der kurze Großzehenabduktor nicht mehr aktiviert werden – so ist der Schmerz als Indikator für das weitere operative Vorgehen zu sehen. Durch die Hallux-valgus-Fehlstellung mit Ausbildung eines medialen Zehenballens treten oft Schuhdruckprobleme auf. Diese resultieren aus einer Schleimbeutelentzündung, oft kombiniert mit einem Druckschmerz am subkutan verlaufenden Nervus cutaneus hallucis. Durch das Abweichen der Großzehe nach lateral verdrängt diese die 2. Zehe, welche sich zur Hammerzehe aufstellt und eine Metatarsalgie am 2. Strahl verursacht. Je nach Schweregrad des Hallux valgus ist ein passendes operatives Vorgehen zu wählen – ein konservatives Vorgehen kann diese Fehlstellung am Großzehengrundgelenk nicht lösen. Hallux-valgus- und Intermetatarsalwinkel (siehe Abb. 4) – beide im Röntgen in der ap.Aufnahme im Stehen gemessen – bestimmen die Operationsmethode. Bei einer normalen Fußform mit regelrechter Stellung der Großzehe betragen der Hallux-valgus-Winkel Abb. 3: Schwere Hallux-valgusDeformität präoperativ Jahrgang 67 | 997 | 2013 Wissenschaft 25° 11° Abb. 4: Hallux-valgus-Winkel 25°, Intermetatarsalwinkel 11° – Röntgen ap. 8–11° und der Intermetatarsalwinkel 6–10°. Betragen der Hallux-valgus-Winkel mehr als 40° und der Intermetatarsalwinkel mehr als 20°, so ist eine basisnahe Umstellung am 1. Zehenstrahl zu wählen. Bestehen ein geringerer Hallux-valgus- und Intermetatarsalwinkel, so ist eine distale Umstellung am 1. Zehenstrahl in Erwägung zu ziehen. Es obliegt dem erfahrenen Operateur, die richtige Operationsmethode nach Art der Fehlstellung mit möglicher Beeinträchtigung der restlichen vier Zehen zu wählen. Verschiedenste Operationsmethoden – auch minimalinvasiv – stehen zur Verfügung und werden je nach Schweregrad der Fehlstellung eingesetzt. Nach der Operation ist meist eine Ruhigstellung durch eine Fußorthese mit steifer Sohle (Hallux-valgusSchuh) für 4–6 Wochen notwendig. Physiotherapie mit passiver Gelenksmobilisierung und Lymphdrainage erweitern das therapeutische Management. Nach erfolgter Korrektur und postoperativer Abheilung ist eine Einlagenversorgung unumgänglich. Tipp für die Praxis: Je fortgeschrittener die Fehlstellung, umso komplizierter ist das operative Management. Hammerzehe – Hühnerauge Oft ist eine Hammerzehe oder ein Hühnerauge mit einem Spreizfuß oder einer Halluxvalgus-Fehlstellung kombiniert. Somit gehört auch die Hammerzehe zu den häufigsten Fehlstellungen im Vorfußbereich. Die HamJahrgang 67 | 997 | 2013 merzehe entsteht als Folge eines Spreizfußes und einer Hallux-valgus-Fehlstellung an der Großzehe. Es kommt zu einer vermehrten Krümmung der 2.–5. Zehe mit Verkürzung der M.-extensor-digitorum-longus-Sehne. Bei länger bestehenden Hammerzehen kommt es oft zu Luxationen im Zehengrundgelenk nach dorsal. Der daraus resultierende Druck auf das Metatarsalköpfchen begünstigt die Entwicklung einer Metatarsalgie. Oft bildet sich am Scheitel der Zehenkrümmung ein Hühnerauge, welches massive Schmerzen verursacht. Je nach Schweregrad der Fehlstellung ist eine konservative oder operative Behandlung einzuschlagen. Das Hauptziel der konservativen Behandlung liegt in einer Dehnung der ZehenextensorSehnen, um eine Zehenluxation nach dorsal zu verhindern. Zudem sollte der Spreizfuß durch eine Vorfußentlastungseinlage behandelt und ein Schuhwerk ohne Druckausübung auf die Hammerzehe verwendet werden. Sollte ein konservatives Vorgehen keine Linderung der Beschwerden bringen, ist eine operative Sanierung notwendig. In diesem Fall wird meistens die gekrümmte Hammerzehe gerade gestellt, indem das proximale Zehenzwischengelenk entweder eingekürzt oder eingekürzt und versteift wird. In beiden Fällen wird die Krümmung der Zehe korrigiert. Sollte die Zehe im Grundgelenk zusätzlich nach dorsal luxiert sein, wird oft eine Sehnenverlängerung der M.-extensordigitorum-longus-Sehne sowie ein Kapselrelease am entsprechenden Zehengrundgelenk notwendig. Morton-Neurinom - Metatarsalgie Das Morton-Neurinom stellt eine Verdickung des Nervenganglions im interdigitalen Raum dar, welches plantar der Interdigitalfaszie liegt. Hauptsächlich sind die Interdigitalräume 2/3 und 3/4 betroffen. Die Patienten klagen über stechende plantare Vorfußschmerzen, die unter Kompression im Schuhwerk auftreten. Besonders in engen Schuhen wie Rad- oder Skischuhen können die Schmerzen so unerträglich werden, dass nur ein Verzicht auf das Anziehen des Schuhes eine Schmerzerträglichkeit bringt. Klimabedingt sind bei uns Schuhe notwendig, weshalb auch eine ärztliche bzw. orthopädische Behandlung nach Diagnosesicherung angezeigt ist. In der klinischen Untersuchung zeigt sich ein Vorfußkompressionsschmerz mit häufiger Ausstrahlung in die betroffenen Zehen 2/3 oder 3/4, weiters sind ein In- Abb. 5: Morton-Neurinom – MRT T1-gewichtet, Kontrast fettgesättigt Abb. 6: Morton-Neurinom – MRT T1-gewichtet, nativ termetatarsalverschiebeschmerz sowie ein Druckschmerz im Intermetatarsalraum von plantar etwas proximal der Metatarsalköpfchen zu finden. Das Morton-Neurinom kann bildgebend nur in der MRT-Untersuchung zu ca. 90 % nachgewiesen werden (hyperintens in der fettgesättigten T1-Gewichtung siehe Abb. 5, hypointens in der nativen T1-Gewichtung siehe Abb. 6). Manche Neurinome sind in der fettunterdrückten T2-Aufnahme hyperintens und in der normalen T2-Gewichtung isointens (75 % der Fälle) – rund ein Drittel der Neurinome nehmen Kontrastmittel auf. Die Diagnose ist eine Zusammenschau von Klinik und Bildgebung – bestätigt sich das Morton-Neurinom, so hilft in der Regel bei anhaltenden Schmerzen oft nur eine operative Sanierung mit dessen Exzision. Differentialdiagnostisch ist eine Metatarsalgie abzuklären oder auszuschließen. Die Metatarsalgie entsteht durch ein abgesenktes Quergewölbe mit vermehrter Belastung der Metatarsalköpfchen 2, 3 und 4. Die Patienten klagen über stechende Vorfußschmerzen an der Fußsohle, die sowohl mit als auch ohne Schuhwerk auftreten. In der klinischen Untersuchung zeigt sich ein Druckschmerz direkt ARZT & PRAXIS 211 212 Wissenschaft Abb. 7: Korrektes Alignment der Mittelfußknochen – Röntgen ap. am Metatarsalköpfchen plantar bei fehlendem Intermetatarsalverschiebeschmerz. Bei Vorfußkompression treten auch bei der Metatarsalgie Schmerzen auf. In der Bildgebung zeigt sich im Fußröntgen im Stehen in zwei Ebenen in der ap.-Aufnahme eine Spreizfußstellung, wobei die Metatarsalköpfchen im Röntgen oft harmonisch auf einer Bogenlinie liegen. Man spricht von einem sogenannten normalen Alignment der Mittelfußknochen (siehe Abb. 7). Zeigt sich im Röntgen ein Malalignment mit Überlänge eines Mittelfußknochens, so erklärt dies die vermehrte Belastung am betroffenen Mittelfußköpfchen mit deutlicher Schmerzverstärkung plantar. In diesem Fall reicht eine konservative Behandlung mittels Vorfußentlastungseinlage oft nicht aus und ein operatives Verfahren mit Einkürzung des zu langen Mittelfußknochens ist anzustreben. Das operative Ziel ist, den zu langen Mittelfußknochen auf die entsprechenden restlichen Mittelfußknochen in ein anatomisches Alignment einzukürzen und somit die Belastung vom betroffenen zu langen Metatarsalköpfchen zu nehmen. Durch die Operation wird das Malalignment zwar korrigiert, der Spreizfuß besteht jedoch unverändert. Aus diesem Grund ist nach einem solchen operativen Eingriff eine Einlagenversorgung zur Behandlung des Spreizfußes notwendig. Das Knochenmarksödem Oft kommen Patienten mit Schwellungen im Vorfußbereich in die Praxis und klagen über belastungsabhängige Schmerzen, welche schleichend ohne Trauma auftreten und sich über einen Zeitraum von 2–3 Wochen nicht bessern. In der klinischen Untersuchung zeigt sich eine Schwellung am Fußrücken mit Vorfußkompressionsschmerz ohne Hinweis auf eine inflammatorische Genese. ARZT & PRAXIS Abb. 8: Ermüdungsbruch MT II – Röntgen ap. das Knochenmarksödem kommt es zu einer Minderperfusion des Knorpels am Mittelfußköpfchen und in weiterer Folge bei fehlender Behandlung zur Destruktion des Gelenkes. Die Therapie der Wahl stellt die frühzeitige Entlastung des Mittelfußknochens dar, dies gelingt meist durch ein operatives Vorgehen mit Anbohren des betroffenen Areals, wodurch die Minderperfusion des Knorpels behoben wird. Postoperativ ist eine Entlastung des Vorfußes für 4–6 Wochen durch das Verwenden von Stützkrücken und einer Einlagenversorgung mit steifer Sohle zu empfehlen. Ist zum Zeitpunkt der Diagnosestellung das Zehengrundgelenk bereits destruiert, kann nur ein operatives Vorgehen mit Abtragen der überstehenden Knochenfragmente (Cheilektomie) zu einer Besserung, jedoch keinesfalls zur Behebung der Beschwerdesymptomatik führen. Zusätzlich ist eine Vorfußentlastungseinlage besonders im Bereich des Köpfchens des betroffenen Knochens als konservative Entlastungsmaßnahme auf Dauer zu empfehlen. Fersenschmerzen Abb. 9: Ermüdungsbruch MT II mit Weichteilbeteiligung – MRT Die Röntgendiagnostik ist im Anfangsstadium unauffällig. Eine MRT-Untersuchung zeigt ein Knochenmarksödem am betroffenen Mittelfußknochen mit Weichteilschwellung im Sinn einer Stressreaktion durch Belastung (siehe Abb. 9). Im fortgeschrittenen Stadium kann man in der MRT-Untersuchung einen Haarriss an der Kortikalis feststellen, welcher im Röntgen oft noch nicht sichtbar ist, und man spricht von einem sogenannten Ermüdungsbruch (Röntgen ap.-Aufnahme siehe Abb. 8). Durch eine bettende Einlage mit steifer Carbonsohle kann eine ausreichende Ruhigstellung erzielt werden. Nach 6–8 Wochen kann die Carbonsohle wieder entfernt werden und eine zunehmende Belastung wird möglich. Ein Knochenmarksödem kann auch ein Mittelfußköpfchen – meistens des 2. Strahls – betreffen. Man spricht vom Anfangsstadium der aseptischen Knochennekrose oder vom Morbus Köhler. Schmerzen im betroffenen Knochen mit Bewegungseinschränkung im angrenzenden Zehengrundgelenk prägen die Klinik. Durch Im Erwachsenenalter führt oft ein Fersensporn zu Schmerzen im Rückfußbereich. Es handelt sich hierbei um eine knöcherne Ausziehung plantar am Fersenbein – und zwar am Ursprungsgebiet der Plantarfaszie. Die Ursache liegt meistens in einer Fehlbelastung des Fußes. Durch rezidivierende Entzündungen entsteht dann ein Knochensporn. Die Diagnosestellung erfolgt in der klinischen Untersuchung, Röntgen (siehe Abb. 10) und Sonographie. Manchmal kann damit zusätzlich eine Reizung der Plantarfaszie festgestellt werden. Eine Einlagenversorgung mit Vertiefung im Bereich des Fersensporns und daraus resultierender Entlastung kann die Beschwerden oft lindern. Reicht die Einlagenversorgung alleine nicht zur Schmerzlinderung aus, stehen weitere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Die Abb. 10: Fersensporn plantar – Röntgen seitl. Jahrgang 67 | 997 | 2013 Wissenschaft Kortison-Infiltration im Bereich des Fersenspornes bringt kurzzeitig immer eine Linderung, manchmal jedoch treten nach 6–8 Wochen die Beschwerden in zunehmendem Ausmaß wieder auf, und es wird eine weitere Behandlung notwendig. Durch die Stoßwellenbehandlung werden die Schmerzrezeptoren im Bereich des Fersenspornes degeneriert. Es bildet sich eine Narbenplatte, und man erzielt dadurch meist Schmerzfreiheit. Sollten all diese Therapiemaßnahmen nicht greifen, kann zusätzlich eine Röntgenbestrahlung angeboten werden. Als letzter Schritt stehen operative Maßnahmen mit Abmeißeln des Fersenspornes zur Verfügung, wobei dies mit größter Sorgfalt durchzuführen ist, um die Plantarfaszie und damit die Aufspannung des Längsgewölbes nicht zu verletzen. Eine weitere häufige Schwachstelle an der Ferse stellt die Achillessehne dar. Schmerzen an der Achillessehne treten oft im Erwach- PÄDIATRIE senenalter meist durch Über- oder Fehlbelastung auf. Eine Fehlstellung des Rückfußes in Valgus- oder Varusfehlstellung begünstigt die Entstehung einer Achillodynie, die mit einer entzündlichen Verdickung der Sehnenscheide einhergeht. Meist zeigt sich in der klinischen Untersuchung eine druckschmerzhafte Verdickung im mittleren Sehnenanteil. Bildgebend ist in der Sonographie eine Flüssigkeitseinlagerung in der Sehnenscheide bei intakter Sehne zu erkennen. Differentialdiagnostisch ist eine Partialruptur der Sehne – meist eine Längsruptur – auszuschließen (Strukturverletzung in Sonographie und MRT). Eine Entzündung an der Achillessehne ist durch Einlagenversorgung mit Fersenführung, Dehnungsübungen für die Wadenmuskulatur, um den Spannungszustand der Sehne herabzusetzen, sowie durch lokale Anwendungen mit Kälte, Speisetopfen oder Ultraschall zu behandeln. Eine Partialruptur ist oft durch Ruhigstellung und Entlastung zur Abheilung zu Update Refresher 7. – 9. November 2013 24 DFP-Punkte KARDIOLOGIE Update Refresher 8. – 9. November 2013 16 DFP-Punkte DIAGNOSTIK Update Refresher 26. – 27. November 2013 16 DFP-Punkte GYNÄKOLOGIE Update Refresher 28. – 30. November 2013 24 DFP-Punkte Veranstaltungsort Aula der Wissenschaften Wien Information / Anmeldung Tel.: 02252 263 263 10 Fax: 02252 263 263 40 [email protected] | www.fomf.at 213 bringen. Gelingt dies durch konservative Maßnahmen nicht, ist ein operatives Vorgehen notwendig. Je nach Schweregrad der Strukturveränderung an der Sehne ist das operative Vorgehen zu wählen. Dies reicht von der Sehnenscheidenspaltung mit partieller Synovektomie bis hin zur Sehnenflechtplastik. Nach der Operation ist eine Ruhigstellung für 6 Wochen notwendig, eine funktionelle Frühbehandlung mit Aktivierung des sensomotorischen Systems zur Stabilisierung des Bewegungsapparates sollte begleitend 2–3 Wochen nach der Operation für etwa 5– 6 Wochen durchgeführt werden. u Fazit für die Praxis Eine exakte klinische und apparategestützte Diagnostik ist für die gezielte konservative wie operative Behandlung unerlässlich. ALLGEMEIN MEDIZIN Update Refresher 6. – 9. November 2013 32 DFP-Punkte INNERE MEDIZIN Update Refresher 26. – 30. November 2013 40 DFP-Punkte 214 Wissenschaft Ass.-Prof. OA Dr. Daniela Dörfler Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, Allgemeines Krankenhaus Wien Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien E-Mail: [email protected] Moderne Notfallkontrazeption Mitte der 60-er Jahre wurde die sogenannte "Östrogenmethode" nach Hospels eingeführt, die jedoch aufgrund häufiger unerwünschter Wirkungen wie Blutungen bzw. Übelkeit und Erbrechen inzwischen wieder verlassen wurde. D anach war in Österreich die sogenannte "Östrogen-Gestagen-Methode" nach Yuzpe in Anwendung. Dabei wurde ein Kombinationspräparat – bestehend aus Ethinylestradiol und Levonorgestrel – eingesetzt. In Ermangelung eines registrierten Präparates wurde hierzu ein Ovulationshemmer (z. B. Neogynon®) verwendet. Die Yuzpe-Methode führte zu einer Störung der physiologischen Vorgänge rund um die Implantation, bei Einnahme vor der Ovulation konnte es zu einer Verschiebung des Eisprunges und damit zu einer Verlängerung des Zyklus kommen. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen betrafen Übelkeit (54 %) und Erbrechen (16 %). Schwere unerwünschte Nebenwirkungen wie Thromboembolien wurden nicht berichtet. Die bei der oralen Kontrazeption üblichen Kontraindikationen können nicht auf diese kurzfristige Hormongabe übertragen werden. Die Versagerquote des YuzpeRegimes variierte zwischen 0,2 und 7,4 %. Entscheidend für die Wirksamkeit war der Abstand zwischen ungeschütztem Verkehr und der Einnahme des Östrogen-GestagenPräparates. Nach Abwägung der zeitlichen und örtlichen Situation konnte durch Apotheker die „Pille Tab. 1: danach“ auch ohne Rezept gemäß § 4 Abs. 5 Rezeptpflichtgesetz (»Notfallparagraph«) abgegeben werden. Seit Oktober 2001 stehen in Österreich neue, registrierte Präparate für die postkoitale Kontrazeption zur Verfügung. Es handelt sich um reine Gestagen-Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel – Vikela® bzw. Postinor®. Mit Bescheid des Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen wurde die „Pille danach“ Vikela® per 17. Dezember 2009 rezeptfrei gestellt. Sie ist seither als OTC („over the counter“)-Medikament erhältlich. Mittlerweile ist auch Postinor® rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Entsprechend dem Beipackzettel wirkt dieses Notfallverhütungsmittel, das eine Tablette mit dem Wirkstoff Levonorgestrel (in einer Dosierung von 1,5 mg) enthält, bis zu drei Tage nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wobei die Effektivität allerdings innerhalb dieses Zeitraumes abnimmt. Levonorgestrel ist ein schon seit Jahrzehnten, z. B. in einer Pille, verwendetes Gestagen, dessen Risiko- bzw. Nebenwirkungspotential äußerst gering ist. Auch die WHO ist der Ansicht, dass es keine medizinische Kontraindikation zur Anwendung dieser Form der Postkoitalpille gibt. Levonorgestrel verhindert als Gestagen der 2. Generation – zum richtigen Zeitpunkt eingenommen – den Eisprung durch Unterdrückung des LH-Peaks. Eine weitere Wirkung besteht in der Veränderung der Eileitermotilität und daraus resultierend einer Beeinflussung des Transports von Samenzellen bzw. Eizelle. Tatsächlich gibt es keinerlei Hinweise, dass sich mit dieser „Pille danach“ ein bereits implantierter Embryo abtreiben oder eine bestehende Schwangerschaft schädigen lässt. Eine ähnlich gute Wirksamkeit – ohne signifikante unerwünschte Wirkungen – zeigt Mifepriston (RU 486; Mifegyne®), das bereits in sehr niedriger Dosierung und bis zu 5 Tage nach ungeschütztem Verkehr den Eintritt der Schwangerschaft verhindern kann. Derzeit gibt es allerdings keine Bestrebungen, eine Zulassung von Mifepriston für diese Indikation zu erreichen. Eine nicht-hormonelle Notfallkontrazeption besteht im Einlegen eines Intrauterinpessars („Spirale danach“) bis zu 5 Tage nach dem ungeschützten Verkehr. Die Schwangerschaftsrate für dieses Verfahren beträgt 0,1 % und liegt damit deutlich niedriger als bei hormoneller Notfallkontrazeption. Zusätzlich kann das gelegte Intrauterinpessar für die weiterführende Kontrazeption intrauterin belassen werden. Allerdings sind Intrauterinpessare aufgrund der unerwünschten Wirkungen wie Schmerzen, Blutungen und Entzündungen nicht für alle Frauen geeignet. Zyklus-Charakteristik vor Studienbeginn und im Behandlungszyklus mit Ulipristalacetat (ellaOne®) Charakteristik vor Studienbeginn Charakteristik im Behandlungszyklus Zykluslänge (d) 29,0 ± 1,8 31,8 ± 10,2 Dauer der Menstruation (d) 4,7 ± 1,1 5,1 ± 1,8 Zwischenblutungen 51 (3,3) 134 (8,7) Modifiziert nach: Obstet Gynecol 2010; 115: 257–263 ARZT & PRAXIS Jahrgang 67 | 997 | 2013 Wissenschaft Tab. 2: Effektivität von Ulipristalacetat (ellaOne®) zur postkoitalen Kontrazeption 48–72 h 72–96 h 96–120 h 1.241 693 390 158 erwartete SS 69 42 19 8 tatsächliche SS 26 16 8 2 erwartete SS-Rate (in %) 5,5 6,0 5,0 4,9 tatsächliche SS-Rate (in %) 2,1 2,3 2,1 1,3 Effektivität der Prävention (in %) 62,3 61,9 57,9 75,0 Gesamtzahl Modifiziert nach: Obstet Gynecol 2010; 115: 257–263 Seit Jänner 2010 ist nun eine neue, rezeptpflichtige „Pille danach“ erhältlich. Dieses Präparat enthält den Wirkstoff Ulipristalacetat (CDP-2914; ellaOne®), einen selektiven Progesteronrezeptor-Modulator (SPRM), der dosisabhängig die Ovulation unterdrückt bzw. hinausschiebt. Im Unterschied zu Levonorgestrel ist Ulipristalacetat im Sinne der Schwangerschaftsverhütung auch noch nach bereits eingetretenem LHPeak wirksam. Auch besitzt diese neue Form der „Pille danach“ ein größeres Zeitfenster als die bisherigen Präparate, sie ist während eines Zeitraumes von 5 Tagen nach ungeschütztem Verkehr in gleichbleibender Weise wirksam. In einer Doppelblind-Studie war Ulipristalacetat in der Verhütung von Schwangerschaften nach ungeschütztem Verkehr bei Einnahme innerhalb von 72 Stunden gleich effektiv wie Levonorgestrel. Während jedoch bei Levonorgestrel-Medikation die Wahrscheinlichkeit der Verhinderung einer Schwangerschaft in Abhängigkeit von der Dauer zwischen ungeschütztem Verkehr und dem Zeitpunkt der Einnahme der Tablette rapid absinkt – die Effektivität beträgt 95 % innerhalb der ersten 24 Stunden, über 85 % zwischen der 24. und 48. Stunde bzw. nur mehr 58 % nach der 48. bis zur 72. Stunde – ist für Ulipristalacetat von einer gleichbleibenden kontrazeptiven Wirkung bis zu 120 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr auszugehen. Im Rahmen einer großen Studie wurden die Schwangerschaftsraten unter Ulipristalacetat mit jenen ohne Notfallkontrazeption verglichen – folgende Daten wurden erhoben: Bei 1.241 Frauen wurden nach Ulipristalacetat 46 Schwangerschaften beobachtet, die Schwangerschaftsrate Jahrgang 67 | 997 | 2013 betrug demnach 2,1 %, wohingegen ohne „Pille danach“ eine Schwangerschaftsrate von 5,5 % (= 69 Schwangerschaften) zu erwarten gewesen wäre. Insgesamt gesehen wurden bei Medikation innerhalb von 5 Tagen nach ungeschütztem Verkehr 62,3 % der Schwangerschaften verhindert, wobei die Effektivität innerhalb dieses Zeitfensters nicht abnahm. Die Studie zeigte also, dass die Medikation mit 30 mg Ulipristalacetat zum Zwecke der Notfallkontrazeption bis zu 5 Tage nach ungeschütztem Verkehr effektiv ist. Dieser Umstand ist durchaus von Bedeutung, da entsprechend WHO-Daten eine von zehn Frauen das Medikament erst nach einem Zeitfenster von mehr als 3 Tagen nach ungeschütztem Verkehr einnimmt. Auch in vorliegender Studie war dies bei fast 50 % der Probandinnen der Fall. Während also für Frauen mehr als 72 Stunden nach ungeschütztem Verkehr das Einsetzen einer Spirale („Spirale danach“) bislang die einzige Möglichkeit für die postkoitale Kontrazeption war, wurde mit Ulipristalacetat eine neue medikamentöse und gut verträgliche Option eröffnet. Veränderungen des Menstruationszyklus Unter Ulipristalacetat nahm die Zykluslänge um knapp 3 Tage zu, die Blutungsdauer war gering verlängert, und knapp 10 % der Frauen (8,7 %) berichtete über Blutungen während des Zyklus. Schlussbemerkung Die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr während der periovulatorischen Phase liegt bei ca. 30 %. Zwischen Befruchtung und Implantation liegen im Schnitt 7 Tage – diese „vulnerable“ Phase eignet sich für die postkoitale Verhütung. Eine Notfallkontrazeption ist jedoch lediglich im Einzelfall indiziert und stellt keinesfalls eine Routine-Verhütungsmaßnahme dar. Tatsächlich ist die einmalige Einnahme der „Pille danach“ zwar weitgehend problemlos, es sollte allerdings zumindest im Anschluss daran ein umfangreiches Aufklärungsgespräch beim gynäkologischen Facharzt geplant werden, um eine notwendige Verhütungsmethode zu evaluieren. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Ulipristalacetat die erste hormonelle Methode der Notfallkontrazeption ist, bei der Evidenz besteht, dass die Effektivität auch nach Ablauf von 5 Tagen unverändert gegeben ist – ein Umstand, der, so zeigen die Studienzahlen, durchaus von Bedeutung ist. Bei Konsultation innerhalb von 24 Stunden nach Verkehr ist die „Pille danach“ mit dem Inhaltsstoff Levonorgestrel ebenso wirksam und gut verträglich. Das „Yuzpe-Regime“ sollte zugunsten der besseren Wirksamkeit und Verträglichkeit von Levonorgestrel bzw. Ulipristalacetat verlassen werden. Das hochpotente, nebenwirkungsarme Mifepriston ist als Notfallkontrazeption in Österreich nicht zugelassen. Die „Spirale danach“ bleibt durch die hormonelle langwirksame Alternative mit Ulipristalacetat speziellen Indikationen vorbehalten. Welcher Stellenwert der Notfallkontrazeption insgesamt zukommt, ist aus den USA stammenden Schätzungen abzuleiten: Durch diese Form der Empfängnisverhütung werden in den USA jährlich eine Million Schwangerschaftsabbrüche und zwei Millionen unerwünschte Schwangerschaften verhindert. u Literatur beim Verfasser ARZT & PRAXIS 215 216 f o r t bil d u n g Chronische nicht Tumor-bedingte Schmerzen – Stellenwert der Opioide Publizierte Daten zeigen einen substantiellen Anstieg an Verschreibungen von Opioiden bei moderaten bis schweren chronischen nicht Tumor-bedingten Schmerzen. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie sind die sorgfältige Auswahl geeigneter Patienten und deren engmaschige Kontrolle bzw. Führung während der Behandlung. D eutsche Experten – R. Freynhagen, G. Geisslinger und S. A. Schug – fassten daher rezent im BMJ [1] die Evidenz für den Einsatz von Opioiden bei nicht-malignen Schmerzen zusammen und gaben wesentliche Hinweise zur praktischen Handhabung. Zentrale Aussagen werden in der Folge wiedergegeben. Aktuelle Datenlage Zusammenfassend gesprochen, konnten die meisten Studien für Opioide konsistent eine gewisse Wirksamkeit bei chronischem NichtTumorschmerz – und zwar im Sinne einer Reduktion der Schmerzintensität – zeigen. Deren Effektivität vermochten Metaanalysen insbesondere bei neuropathischem Schmerz nachzuweisen, wenngleich in den meisten Guidelines Opioide wegen ihres Nutzen-Risiko-Profils erst als „Second line“- oder „Third line“-Therapie für diese Schmerzart empfohlen werden. In einem 2006 publizierten Cochrane-Review untersuchten Eisenberg et al. Wirksamkeit und Sicherheit von Opioiden bei neuropathischen Schmerzen anhand von 14 Studien mit kurzen (< 24 Stunden) bzw. 9 mit mittellangen (8–70 Tage) Beobachtungszeiträumen. Erbrachten Erstere widersprüchliche Ergebnisse, so zeigten Letztere für Opioide gegenüber Placebo in der Bekämpfung spontan auftretender neuropathischer Schmerzen übereinstimmend eine signifikante Wirksamkeit, die – so die Autoren in ihrer Schlussfolgerung – höchstwahrscheinlich klinisch bedeutsam sei. Über Nebenwirkungen wurde zwar häufig berichtet, diese waren jedoch nicht lebensgefährlich. In einem 2009 veröffentlichten CochraneReview betrachteten Nüesch et al. die Effekte von oralen bzw. transdermalen Opioiden (oral: Codein, Morphin, Oxycodon, Oxymorphon; transdermal: Fentanyl – Tramadol-Studien waren ausgeschlossen) auf Schmerz und Funktionalität bei Patienten mit Hüft- bzw. Kniegelenksarthrose (versus Placebo oder keiner Intervention) – 10 randomisierte bzw. quasi-randomisierte Studien mit insgesamt ARZT & PRAXIS 2.268 Patienten wurden in diese Analyse eingeschlossen (mittlere Follow-up-Dauer 4 Wochen). Insgesamt bewirkten die untersuchten Opioide eine Schmerzlinderung (NNT 8) und Funktionsverbesserung (NNT 10) – Art, Potenz bzw. Dosierung des jeweiligen Opioids, Therapie- bzw. Follow-up-Dauer, Studienqualität bzw. -finanzierung nahmen dabei keinen substantiellen Einfluss auf diese Ergebnisse. Auch Nebenwirkungsraten bzw. darauf zurückzuführende Therapieabbrüche waren höher als bei den Kontrollen (NNH 12 bzw. 19). Hinsichtlich schwerer unerwünschter Ereignisse war für die NNH keine statistische Signifikanz zu beobachten. Für Entzugssymptome konnte keine Evidenz-basierte Annahme im Hinblick auf die NNH getroffen werden. Eine Einschätzung der Langzeiteffektivität ist schwerer zu treffen, da randomisierte kontrollierte Studien mit einem Follow-up jenseits von 6 Wochen eine Rarität sind. Manchikanti et al. unterzogen 2011 in einem Review 21 randomisierte Studien zur Opioid-Langzeittherapie (Follow-up mindestens 12 Wochen; oral: Tramadol, Hydromorphon, Morphin, Oxycodon, Oxymorphon, Tapentadol; transdermal: Buprenorphin, Fentanyl) bei chronischen nicht Tumor-bedingten Schmerzen einer näheren Betrachtung. Dabei ergab sich für den Einsatz von Tramadol bei Arthrose-bedingten Schmerzen eine ausreichende Evidenz und bei allen anderen Opioiden bzw. Einsatzgebieten eine geringe Aussagekraft (schwach positive, neutrale oder negative Evidenz). In einem 2010 publizierten Cochrane-Review versuchten Noble et al., Wirksamkeit und Sicherheit für die Langzeitgabe von oral, transdermal bzw. intrathekal verabreichten Opioiden in diesem Setting des chronischen nicht-malignen Schmerzes zu überprüfen. Dabei reviewten die Studienautoren 26 Studien mit insgesamt 4.893 Teilnehmern und einer Mindesttherapiedauer von 6 Monaten. Alle Applikationsrouten waren mit klinisch signifikanten Schmerzlinderungen assoziiert – deren Ausmaß differierte allerdings zwischen den einzelnen Arbeiten. Hinsichtlich Verbesserungen von funktionellem Status und Lebensqualität konnten allerdings keine eindeutigen Schlüsse gezogen werden. Leichtere Nebenwirkungen wurden häufig beobachtet, schwere (einschließlich der iatrogenen Opioid-Abhängigkeit) hingegen selten. Die Abbruchraten aufgrund von Nebenwirkungen bzw. mangelnder Wirksamkeit differierten je nach Applikationsroute (oral: 22,9 bzw. 10,3 %; transdermal: 12,1 bzw. 5,8 %; intrathekal: 8,9 bzw. 7,6 %). Ergänzend sei hinzugefügt, was dazu in den gemeinsam mit 14 wissenschaftlichen Fachgesellschaften und der Deutschen Schmerzhilfe erstellten Leitlinien [2] der Deutschen Gesellschaft zum Studium der Schmerzes (DGSS) zur Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht Tumor-bedingten Schmerzen (LONTS) festgehalten wird: Eine Langzeitanwendung von Opioiden kann bei neuropathischen Schmerzen (diabetische Neuropathie und Polyneuropathie), Gelenkschmerzen (rheumatoide Arthritis, Arthrose) bzw. Rückenschmerzen zur Schmerzlinderung beitragen und daher unter bestimmten Bedingungen bei Patienten mit chronischen neuropathischen Schmerzen sowie bei Rücken- und auch bei Gelenkschmerzen erwogen werden. Sicherheitsprofil Schwerwiegende unerwünschte Wirkungen schließen Stürze mit konsekutiven Frakturen (bei Vestergaard et al. 8,0 vs. 3,2 % in der Kontrollgruppe), Atemdepression (potentiell tödlich, bei Langzeittherapie aber selten) sowie Todesfälle ein. Eine Atemdepression beruht meist auf Dosisänderungen, Dosierfehlern oder missbräuchlicher Anwendung. Den Todesfällen können eine unsachgemäße Einnahme durch den Patienten, Verschreibungsfehler (vor allem Beginn mit hohen Dosen bei Opioid-naiven Patienten bzw. schnelle Auftitrierung) sowie Abzweigung verschriebener Opioide zugrunde liegen. Zu folgenden weiteren möglichen bzw. diskutierten unerwünschten Effekten nahmen Freynhagen et al. Stellung: Jahrgang 67 | 997 | 2013 01/02.2013 Oxyge rolan ® Das schnel einzige l fr und re eisetzende Oxyco tardierte do Grünenn in der Box Stark und schnell gegen Schmerzen. Oxygerolan : ® • Starkes Opioid der WHO-Stufe III • Retardtabletten (5, 10, 20, 40 und 80 mg) zur anhaltenden Behandlung von starken Schmerzen1 • schnell freisetzende Filmtabletten (5 und 10 mg) zur Behandlung von Durchbruchschmerzen1 Beide Formen in der grünen Box! P 1 Austria Codex Fachinformation siehe Seite 219 218 f o r t bil d u n g - Opioid-induzierte Androgen-Defizienz (OPIAD): Die reduzierte Testosteronproduktion führt zu Osteoporose und Immunsuppression. - Opioid-induzierte Hyperalgesie: Eine Verstärkung der Schmerzempfindlichkeit unter chronischer Opioid-Exposition wurde in experimentellen Settings gezeigt, die klinische Evidenz ist aber inkonsistent. Dennoch kann dies unter bestimmten Umständen (vor allem bei hohen Opioid-Dosen bzw. bei Patienten mit zugrunde liegender Schmerzempfindungsstörung wie etwa Fibromyalgie) für die Therapie chronischer Schmerzen von Bedeutung sein. - Missbrauchs- und Abhängigkeitspotential: Diesbezügliche Daten sind laut Freynhagen inkonsistent, scheinen das Problem zu unterschätzen bzw. von einem weiten Spektrum an Faktoren abhängig zu sein. Noble et al. sprachen in ihrem bereits genannten Cochrane-Review von 0,27 % der Patienten, die Zeichen einer iatrogenen OpioidAbhängigkeit aufwiesen, während Fishbain et al. in einem Review, in den auch Studien mit Patienten mit Substanzmissbrauch in der Anamnese eingeschlossen waren, über 3,3 % mit klinisch diagnostiziertem/r Missbrauch/Abhängigkeit berichteten. Derzeit kann von einem erhöhten Risiko für Patienten mit anamnestischem Substanzmissbrauch oder psychischen Störungen, Männer, jüngere Patienten sowie solche mit hohen Tagesdosen ausgegangen werden. In einer 2011 von Skurtveit et al. publizierten Kohortenstudie an 245.000 Opioid-naiven Patienten, die bei nicht-malignen Schmerzen eine Therapie mit einem schwachen Opioid begannen, lag die Prävalenz von persistierendem bzw. problematischem Opioid-Gebrauch bei 0,3 bzw. 0,08 %. - Sedierung und kognitive Beeinträchtigung: Die Daten dazu sind laut Freynhagen et al. zwar ebenso inkonsistent, lassen aber einen nur minimalen Effekt bei stabilen Langzeitdosen vermuten. Vorsicht sei allerdings bei Opioid-Einführung, -Wechsel oder -Dosiserhöhung geboten. - Erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus Typ 2: In einer rezent erschienenen groß angelegten Studie (Daten von 1,7 Millionen Opioid-Anwendern) sahen Li et al. keine diesbezügliche Assoziation. Vorsichtsmaßnahmen Wenngleich es keine absoluten Kontraindikationen gegen den Einsatz von Opioiden bei chronischen Nicht-Tumorschmerzen gäbe, so ARZT & PRAXIS seien laut Freynhagen et al. dennoch einige Vorsichtsmaßnahmen zur Minimierung von Nebenwirkungen und Risiken – insbesondere bei vorhandenen Komorbiditäten – angebracht. So sollte bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion der Opioideinsatz geprüft bzw. die Dosis adaptiert werden. Die Risiken für Sedierung und Atemdepression lassen sich etwa durch Vermeidung oder Einschränkung des Gebrauchs anderer zentralnervös dämpfender Substanzen (z. B. Benzodiazepine), Identifikation von Patienten mit Schlafapnoesyndrom oder eine Verlangsamung der Hochtitrierung vermindern. Wesentlich sind zudem eine Einschätzung des Missbrauchsrisikos vor dem Behandlungsbeginn und eine Beachtung von Therapie-Richtlinien. Die Erkennung von Risikofaktoren schließt die betreffenden Patienten von einer Opioid-Therapie zwar nicht aus, erfordert aber zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Die häufigste Nebenwirkung einer OpioidLangzeittherapie ist die Obstipation – laut Camilleri et al. sind bis zu rund 40 % aller Patienten, die Opioide bei chronischen nicht Tumor-bedingten Schmerzen einnehmen, davon betroffen. Im Gegensatz zu anderen Nebenwirkungen entwickelt sich bei Opioidinduzierter Obstipation keine Toleranz und daher sind adäquate Begleitmaßnahmen bereits prophylaktisch zu setzen. Empfehlungen für das Handling in der Praxis Freynhagen et al. ließen darin zahlreiche Guidelines, aber auch ihre eigene Erfahrung und Meinung einfließen. Bevor Opioide in Erwägung gezogen werden: -Physische Diagnose bzw. psychologische Einschätzung der Schmerzursache anstreben -Multidisziplinäres und -modales Schmerzmanagement - Sorgfältige Dokumentation von Schmerzstärke, funktioneller Einschränkung, psychischem Status, Anamnese bezüglich Substanz-/Alkoholkonsum, Abhängigkeitsrisiko - Besprechung von Nutzen und Risiken einer Opioid-Langzeittherapie mit dem Patienten. Erstellen von Therapiezielen mit Betonung von Funktionalität und Lebensqualität (wesentliche Parameter dafür sind Schmerzstärke, Schlaf, Stimmung, Arbeits-, soziale und Freizeitaktivitäten) - Ausschleichen und Absetzen von Benzodiazepinen vor Therapiebeginn, wenn möglich Beginn einer Opioid-Therapie: - Dem Patienten zunächst empfehlen, dass die Therapie mit einem Anwendungsversuch von etwa 4 Wochen beginnt. Realistische Therapieziele vereinbaren. Dem Patienten klarmachen, dass eine Nichtfortführung dieser Therapie einen ebenso zulässigen Ausgang eines solchen Anwendungsversuchs darstellt. -Die Einwilligung des Patienten einholen (nach Aufklärung über Nutzen und Risiken). Den Patienten warnen, dass der Gebrauch von anderen zentralnervös dämpfenden Substanzen, Alkohol oder illegalen Drogen gemeinsam mit Opioiden zu schweren Nebenwirkungen einschließlich Überdosierung bzw. Tod führen kann. Information an den Patienten bzw. Betreuer, dass bei abruptem Absetzen Entzugssymptome auftreten können und wie im Falle ausgelassener Dosen vorzugehen ist. Beraten des Patienten über sicheren Gebrauch und Lagerung. Mögliche Einschränkungen in der Versorgung auf Reisen (vor allem in Länder mit Beschränkungen hinsichtlich Einfuhr und Verfügbarkeit) aufzeigen. -Möglicherweise ist ein Behandlungsvertrag (Rechte und Pflichten von Arzt und Patient) hilfreich. -Begleitende Verschreibung von Laxantien – und zwar bereits prophylaktisch - Die Titration lang wirksamer Opioide sollte in geeigneten Dosisschritten erfolgen und von einer regelmäßigen Überprüfung der Therapieziele begleitet werden. - Die meisten Guidelines stimmen laut Freynhagen et al. darin überein, dass jene Maximaldosen, bei denen die weitere Titration gestoppt werden sollte oder ein intensives Monitoring erforderlich ist, bei 100 mg Morphin-Äquivalent liegen. Die Patienten sollten dahingehend beraten werden, dass sie während einer Titrationsphase (Ersteinstellung, Wechsel oder Dosisänderung) so lange kein Auto lenken oder schwere Maschinen bedienen sollten, bis eine etwaige Sedierung oder eine Beeinträchtigung von Kognition bzw. Psychomotorik ausgeschlossen werden konnten. -Eine Opioid-Rotation kann bei inakzeptablen Nebenwirkungen oder mangelnder Effektivität (z. B. aufgrund rascher Toleranzentwicklung) indiziert sein. Monitoring: - Rückversicherung, dass sich der Patient an den Therapieplan hält -Regelmäßige Evaluation von Analgesie, Aktivitäten des täglichen Lebens, NebenJahrgang 67 | 997 | 2013 f o r t bil d u n g wirkungen und abweichendem Einnahmeverhalten -Bei Symptom-Veränderung im Laufe der Zeit: Reevaluation des Gesundheitszustandes des Patienten. Beendigung einer Opioid-Therapie: -Eine Langzeit-Opioidtherapie sollte nicht als eine lebenslange Behandlung gesehen werden – manchmal kann es angebrachter sein, diese zu beenden, als in der Therapieschleife für immer zu verbleiben. -Nichterreichen von Therapiezielen oder abweichendes Einnahmeverhalten gelten als Gründe für eine Beendigung. - Um Entzugssymptome zu vermeiden, ist ein Ausschleichen über einen längeren Zeitraum empfehlenswert. Treten Entzugssymptome wie Unruhezustände, Durchfall oder Übererregbarkeit auf, ist die Ausschleichgeschwindigkeit zu verringern bzw. sind diese mit Clonidin zu therapieren. - Abweichendes Einnahmeverhalten (Fehlgebrauch oder Missbrauch – vor allem Bezug über viele Quellen, Verwendung von parenteralen Applikationswegen, Abzweigung von Opioiden, wiederholtes Bitten um Ersatz verlorener oder gestohlener Opioide) sollte die Überweisung an einen Suchtspezialisten bzw. eine entsprechende Einrichtung nach sich ziehen. - mb - u Literatur: [1]Freynhagen R, Geisslinger G, Schug SA: Opioids for chronic non-cancer pain; BMJ 2013; 346: f2937 [2]Sorgatz H et al.: Leitlinien der Deutschen Gesellschaft zum Studium der Schmerzes (DGSS) gemeinsam mit 14 wissenschaftlichen Fachgesellschaften und der Deutschen Schmerzhilfe (Patientenverband): Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen (LONTS); 06/2009; www.awmf.org Fachkurzinformationen Alvesco® Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Alvesco 160 Mikrogramm - Dosieraerosol: 1 Sprühstoß (abgegebene Dosis aus dem Mundstück) enthält 160 Mikrogramm Ciclesonid. Alvesco 80 Mikrogramm - Dosieraerosol: 1 Sprühstoß (abgegebene Dosis aus dem Mundstück) enthält 80 Mikrogramm Ciclesonid. Liste der sonstigen Bestandteile: Norfluran (HFA-134a), Ethanol wasserfrei. Anwendungsgebiete: Behandlung zur Kontrolle von persistierendem Asthma bei Erwachsenen und Jugendlichen (ab 12 Jahren). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Ciclesonid oder einen der sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere inhalative Mittel bei obstruktiven Atemwegserkrankungen, Glucocorticoide, ATC Code: R03B A08. Inhaber der Zulassung: Takeda Pharma Ges.m.b.H., 1120 Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Informationen zu Besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. [0812] Referenzen: 1. Nave et a. Clin Pharmacokinet 2009; 48 (4):243-52 2. Ukena D et al. Pulm Pharmacol Ther 2007; 20:562-570 3. Nathan et al. Allergy Asthma Proc 2008; 29: 521-527 4. Craig et al. Allergy Asthma Proc 2009; 30:315-324 Forxiga 5 mg Filmtabletten, Forxiga 10 mg Filmtabletten Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidiabetika, andere Antidiabetika, exkl. Insuline, ATC Code: A10BX09. Qualitative und quantitaive Zusammensetzung: Forxiga 5mg Filmtabletten: Jede Tablette enthält Dapagliflozin [(2S) Propan 1,2 diol] (1:1) 1 H2O, entsprechend 5 mg Dapagliflozin. Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede Tablette enthält 25 mg Lactose. Forxiga 10mg Filmtabletten: Jede Tablette enthält Dapagliflozin [(2S) Propan 1,2 diol] (1:1) 1 H2O, entsprechend 10 mg Dapagliflozin. Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede Tablette enthält 50 mg Lactose. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose (E460i), Lactose, Crospovidon (E1201), Siliciumdioxid (E551), Magnesiumstearat (E470b). Filmüberzug: Poly(vinylalkohol) (E1203), Titandioxid (E171), Macrogol 3350, Talkum (E553b), Eisen(III) hydroxid oxid x H2O (E172). Anwendungsgebiete: Forxiga ist bei erwachsenen Patienten im Alter von 18 Jahren und älter mit Typ 2 Diabetes mellitus zur Verbesserung der Blutzuckerkontrolle indiziert als: Monotherapie. Wenn Diät und Bewegung allein den Blutzucker nicht ausreichend kontrollieren bei Patienten, bei denen die Anwendung von Metformin aufgrund einer Unverträglichkeit als ungeeignet erachtet wird. Add on Kombinationstherapie: In Kombination mit anderen Blutzucker senkenden Arzneimitteln einschließlich Insulin, wenn diese den Blutzucker, zusammen mit einer Diät und Bewegung, nicht ausreichend kontrollieren (siehe Abschnitte 4.4, 4.5 und 5.1 der Fachinformation bezüglich verfügbarer Daten zu verschiedenen Kombinationen). Ggegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile. Inhaber der Zulassung: Bristol Myers Squibb/AstraZeneca EEIG. Bristol Myers Squibb House. Uxbridge Business Park. Sanderson Road. Uxbridge. Middlesex. UB8 1DH. Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand: 04/2013. Informationen zu den Abschnitten besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation (z.B. Austria Codex) zu entnehmen. Oxygerolan 5 mg-Retardtabletten, Oxygerolan 10 mg-Retardtabletten, Oxygerolan 20 mg-Retardtabletten, Oxygerolan 40 mg-Retardtabletten, Oxygerolan 80 mg-Retardtabletten Zusammensetzung: 1 Retardtablette enthält 5 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 4,45 mg Oxycodon. 1 Retardtablette enthält 10 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 8,97 mg Oxycodon. 1 Retardtablette enthält 20 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 17,93 mg Oxycodon. 1 Retardtablette enthält 40 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 35,86 mg Oxycodon. 1 Retardtablette enthält 80 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 71,72 mg Oxycodon. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Alle Stärken: Kollidon SR (bestehend aus Poly(vinylacetat), Povidon (K = 22,5 - 27,0), Natriumdodecylsulfat, Siliciumdioxid), Cellulose mikrokristallin, hochdisperses wasserfreies Siliciumdioxid, Magnesiumstearat [pflanzlich]. Tablettenüberzug: Oxygerolan 5 mg-Retardtabletten: Poly(vinylalkohol), Talkum (E 553 b), Titandioxid (E 171), Macrogol 3350, Sojalecithin (E 322), Eisenoxid gelb (E 172), Eisenoxid schwarz (E 172), Indigocarmin, Alu¬miniumlack (E 132). Oxygerolan 10 mg-Retardtabletten: Poly(vinylalkohol), Talkum (E 553 b), Titandioxid (E 171), Macrogol 3350, Sojalecithin (E 322). Oxygerolan 20 mg-Retardtabletten: Poly(vinylalkohol), Talkum (E 553 b), Titandioxid (E 171), Macrogol 3350, Sojalecithin (E 322), Eisenoxid gelb (E 172), Eisenoxid schwarz (E 172), Eisenoxid rot (E 172). Oxygerolan 40 mgRetardtabletten: Poly(vinylalkohol), Talkum (E 553 b), Titandioxid (E 171), Macrogol 3350, Sojalecithin (E 322), Eisenoxid gelb (E 172), Eisenoxid schwarz (E 172), Eisenoxid rot (E 172). Oxygerolan 80 mg-Retardtabletten: Poly(vinylalkohol), Talkum (E 553 b), Titandioxid (E 171), Macrogol 3350, Sojalecithin (E 322), Eisenoxid gelb (E 172), Eisenoxid schwarz (E 172), Indigocarmin, Aluminiumlack (E 132). Anwendungsgebiete: Starke Schmerzen, die Opioid-Analgetika bedürfen um ausreichend behandelt werden zu können. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Soja, Erdnüsse oder einen der sonstigen Bestandteile; schwere Atemdepression mit Hypoxie und/oder Hyperkapnie, schwere chronisch obstruktive Lungenerkrankung, cor pulmonale, schweres Bronchialasthma, paralytischer Ileus, Schwangerschaft, Stillzeit, akutes Abdomen, verzögerte Magen¬ent-leerung. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Natürliche Opium-Alkaloide. ATC-Code: N02AA05. Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Suchtgift, Abgabe nur auf Suchtgiftrezept, apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 10, 30 und 60 Stk. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen! Oxygerolan 5 mg-Filmtabletten, Oxygerolan 10 mg-Filmtabletten Zusammensetzung: 1 Filmtablette enthält 5 mg bzw. 10 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 4,48 mg bzw. 8,97 mg Oxycodon. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Carboxymethylstärke-Natrium Typ A; Lactosemonohydrat; Cellulose, mikrokristallin; Hochdisperses wasserfreies Siliciumdioxid; Magnesiumstearat. Tablettenüberzug 5 mg und 10 mg: Polyvinylalkohol; Talkum (E 553b);Titandioxid (E 171); Macrogol 3350; Sojalecithin (E 322); Indigocarmin, Aluminiumlack (E 132). Tablettenüberzug 5 mg: Ponceau 4R Aluminiumlack(E 124). Anwendungsgebiete: Starke Schmerzen, die Opioid-Analgetika bedürfen um ausreichend behandelt werden zu können. Gegenanzeigen: − Überempfindlichkeit gegen Oxycodonhydrochlorid, Soja, Erdnüsse oder einen der sonstigen Bestandteile − Schwere Atemdepression mit Hypoxie und/oder Hyperkapnie − Schwere chronisch obstruktive Lungenerkrankung − Cor pulmonale − Schweres Bronchialasthma − Paralytischer Ileus − Akutes Abdomen, verzögerte Magenentleerung. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika; Opiode; Natürliche Opium-Alkaloide. ATC-Code: N02AA05. Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Suchtgift, Abgabe nur auf Suchtgiftrezept, apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 10, 30 und 60 Stück. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen! Parkemed 500 mg – Filmtabletten/Parkemed 250 mg – Kapseln/Parkemed 500 mg – Suppositorien Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 500 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile: Maisstärke, Natriumdodecylsulfat, Methylcellulose, Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Wasser, Vanillin, Talk, Hypromellose, Macrogol, Titandioxid (E 171) und Eisenoxid gelb (E 172). Kapseln: 1 Kapsel enthält 250 mg Mefenaminsäure. Sonstiger Bestandteil: Lactose-Monohydrat 77,61 mg. Liste der sonstigen Bestandteile: Lactose-Monohydrat (77,61 mg), Natriumdodecylsulfat, Gelatine. Kapselhülle: Gelatine, Titandioxid (E 171), Eisenoxid gelb (E 172), Indigotin (E 132). Drucktinte: Schellack, Eisenoxid schwarz (E 172), Propylenglykol. Suppositorien: 1 Suppositorium enthält 500 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile: Adeps neutralis. Anwendungsgebiete: Symptomatische Behandlung von leichten bis mittelschweren akuten und chronischen Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen; Muskelschmerzen, Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule (z.B. Bandscheibenbeschwerden); Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen oder Operationen; Schmerzen bei primärer Dysmenorrhoe. Zusätzliches Anwendungsgebiet für Filmtabletten und Kapseln: Schmerzen bei primärer Dysmenorrhoe. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile; bei Patienten, die nach Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika mit Asthma, Urtikaria oder allergischer Rhinitis reagiert haben; bei Patienten mit hämorrhagischer Diathese; bei Patienten mit aktiven Ulcera oder chronischen Entzündungen des oberen oder unteren Gastrointestinaltraktes und bei Patienten mit diesen Erkrankungen in der Anamnese; bei Patienten mit Nierenerkrankungen in der Anamnese oder eingeschränkter Nierenfunktion; bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Leberfunktionsstörungen; bei Patienten mit Blutbildungsstörungen; Behandlung postoperativer Schmerzen nach einer koronaren Bypass-Operation (CABG); Schwangerschaft im 3. Trimenon. Pharmakotherapeutische Gruppe: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika, ATC-Code: M01 AG01. Inhaber der Zulassung: Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien. Stand der Information: September 2012. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Parkemed 125 mg – Suppositorien/Parkemed - Suspension zur oralen Anwendung Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Suppositorien: 1 Suppositorium enthält 125 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile: Adeps neutralis. Suspension: 5 ml Suspension enthalten 50 mg Mefenaminsäure. Sonstige Bestandteile: Saccharose (1000 mg pro 5 ml), Ethanol 96% (28 mg pro 5 ml), Sorbitol-Lösung 70% (965 mg pro 5 ml). Liste der sonstigen Bestandteile: Gluconsäure-delta-lacton, Saccharin-Natrium, Saccharose, Sorbitol-Lösung 70% (nicht kristallisierend), Carmellose-Natrium 700, Povidon K30, Bentonit, Natriumbenzoat (E211), Schokoladenaroma, Bananenaroma, Anis-Pfefferminz-Aroma, SalzsäureLösung, Nariumhydroxid, Ethanol 96%, gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Symptomatische Behandlung von leichten bis mittelschweren akuten und chronischen Schmerzen, besonders bei rheumatischen Erkrankungen; Muskelschmerzen, Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule (z.B. Bandscheibenbeschwerden); Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen oder Operationen. Zusatzbehandlung bei leichten febrilen Infektionen im Kindesalter. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile; bei Patienten, die nach Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika mit Asthma, Urtikaria oder allergischer Rhinitis reagiert haben; bei Patienten mit hämorrhagischer Diathese; bei Patienten mit aktiven Ulcera oder chronischen Entzündungen des oberen oder unteren Gastrointestinaltraktes und bei Patienten mit diesen Erkrankungen in der Anamnese; bei Patienten mit Nierenerkrankungen in der Anamnese oder eingeschränkter Nierenfunktion; bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Leberfunktionsstörungen; bei Patienten mit Blutbildungsstörungen; Behandlung postoperativer Schmerzen nach einer koronaren Bypass-Operation (CABG); Schwangerschaft im 3. Trimenon. Pharmakotherapeutische Gruppe: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika, ATC-Code: M01 AG01. Inhaber der Zulassung: Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien. Stand der Information: September 2012. Rezeptpflicht/ Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Pradaxa 75 mg Hartkapseln, Pradaxa 110 mg Hartkapseln, Pradaxa 150 mg Hartkapseln Qualitative und quantitaive Zusammensetzung: Pradaxa 75 mg Hartkapseln enthalten 75 mg Dabigatranetexilat (als Mesilat). Sonstige Bestandteile: Jede Hartkapsel enthält 2 Mikrogramm Gelborange S (E 110). Pradaxa 110 mg Hartkapseln enthalten 110 mg Dabigatranetexilat (als Mesilat). Sonstige Bestandteile: Jede Hartkapsel enthält 3 Mikrogramm Gelborange S (E 110). Pradaxa 150 mg Hartkapseln enthalten 150 mg Dabigatranetexilat (als Mesilat). Sonstige Bestandteile: Jede Hartkapsel enthält 4 Mikrogramm Gelborange S (E 110). Dabigatran ist ein stark wirksamer, kompetitiver, reversibler direkter Thrombin-Hemmer. Darüber hinaus hemmt Dabigatran sowohl freies als auch fibringebundenes Thrombin und die thrombininduzierte Thrombozytenaggregation.Liste der sonstigen Bestandteile: Die sonstigen Bestandteile sind Weinsäure, Arabisches Gummi, Hypromellose, Dimeticon 350, Talkum und Hyprolose. Die Kapselhülle enthält Carrageenan, Kaliumchlorid, Titandioxid, Indigocarmin (E 132), Gelborange S (E 110), Hypromellose und gereinigtes Wasser. Die schwarze Druckfarbe enthält Schellack, Butan-1-ol, 2-Propanol, Ethanol vergällt (mit Aceton, Methanol und Acetylacetat), Eisen(II,III)-oxid (E 172), gereinigtes Wasser und Propylenglycol. Anwendungsgebiete: Pradaxa 75 mg Hartkapseln:Primärprävention von venösen thromboembolischen Ereignissen bei erwachsenen Patienten nach elektivem chirurgischen Hüft- oder Kniegelenksersatz. Pradaxa 110 mg Hartkapseln: Primärprävention von venösen thromboembolischen Ereignissen bei erwachsenen Patienten nach elektivem chirurgischen Hüft- oder Kniegelenksersatz. Prävention von Schlaganfall und systemischer Embolie bei erwachsenen Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern mit einem oder mehreren der folgenden Risikofaktoren: • Vorausgegangener Schlaganfall, transitorische ischämische Attacke oder systemische Embolie • Linksventrikuläre Ejektionsfraktion < 40 % • Symptomatische Herzinsuffizienz, ≥ New York Heart Association (NYHA) Klasse 2 • Alter ≥ 75 Jahre • Alter ≥ 65 Jahre einhergehend mit einer der folgenden Erkrankungen: Diabetes mellitus, koronare Herzerkrankung oder arterielle Hypertonie. Pradaxa 150 mg Hartkapseln: Prävention von Schlaganfall und systemischer Embolie bei erwachsenen Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern mit einem oder mehreren der folgenden Risikofaktoren: • Vorausgegangener Schlaganfall, transitorische ischämische Attacke oder systemische Embolie • Linksventrikuläre Ejektionsfraktion < 40 % • Symptomatische Herzinsuffizienz, ≥ New York Heart Association (NYHA) Klasse 2 • Alter ≥ 75 Jahre • Alter ≥ 65 Jahre einhergehend mit einer der folgenden Erkrankungen: Diabetes mellitus, koronare Herzerkrankung oder arterielle Hypertonie. Gegenanzeigen: • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile • Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Nierenfunktion (CrCl < 30 ml/min) • Akute, klinisch relevante Blutung • Läsionen oder klinische Situationen mit hohem Risiko einer schweren Blutung wie z. B. akute oder kürzlich aufgetretene gastrointestinale Ulzerationen, maligne Neoplasien mit hohem Blutungsrisiko, kürzlich aufgetretene Hirn- oder Rückenmarksverletzungen, kürzlich erfolgte chirurgische Eingriffe an Gehirn, Rückenmark oder Augen, kürzlich aufgetretene intrakranielle Blutungen, bekannte oder vermutete Ösophagusvarizen, arteriovenöse Fehlbildungen, vaskuläre Aneurysmen oder größere intraspinale oder intrazerebrale vaskuläre Anomalien • Die gleichzeitige Anwendung von anderen Antikoagulantien z. B. unfraktionierte Heparine, niedermolekulare Heparine (Enoxaparin, Dalteparin etc.), Heparinderivate (Fondaparinux etc.), orale Antikoagulantien (Warfarin, Rivaroxaban, Apixaban etc.) außer bei der Umstellung der Antikoagulationstherapie von oder auf Pradaxa oder wenn unfraktioniertes Heparin in Dosen gegeben wird, die notwendig sind, um die Durchgängigkeit eines zentralvenösen- oder arteriellen Katheters zu erhalten • Beeinträchtigung der Leberfunktion oder Lebererkrankung, die Auswirkungen auf das Überleben erwarten lässt • Gleichzeitige Behandlung mit systemisch verabreichtem Ketoconazol, Ciclosporin, ItracoFortsetzung siehe Seite 225 Jahrgang 67 | 997 | 2013 ARZT & PRAXIS 219 220 f o r t bil d u n g Aktuelle Asthma-Kontrolle im Überblick Diesbezügliche Statements sind dem aktuellen Update der GINA(Global INitiative for Asthma)-Guidelines entnommen [1]. In der Folge sollen die aktuellen Bewertungen der einzelnen Controller-Optionen sowie die Empfehlungen zu deren therapeutischem Einsatz zusammengefasst werden. Stellenwert der einzelnen Optionen in der Therapie Inhalative Kortikosteroide (ICS): Sie gelten als zentrale Option in der Krankheitskontrolle – derzeit stellen sie die effektivste verfügbare antiinflammatorische Medikation bei persistierendem Asthma dar. In Studien konnten sie ihre Wirksamkeit in verschiedenster Hinsicht unter Beweis stellen – so vermochten sie Asthma-Symptome, bronchiale Hyperreagibilität, Häufigkeit und Schwere von Exazerbationen bzw. die Mortalität zu reduzieren sowie Lungenfunktion bzw. Lebensqualität zu verbessern und insgesamt die Atemwegsinflammation zu kontrollieren. Heilen können sie Asthma allerdings nicht – dementsprechend verschlechtert sich nach ihrem Absetzen bei einem Teil der Patienten innerhalb von Wochen bis Monaten wieder die klinische Kontrolle. ICS unterscheiden sich in ihrer Wirksamkeit und Bioverfügbarkeit – aufgrund der flachen Dosis-Wirkungs-Kurven konnte die klinische Relevanz dieser Unterschiede allerdings nur in wenigen Arbeiten bestätigt werden. Näherungsweise Äquivalenzdosen (basierend auf verfügbaren Daten zur Wirksamkeit) werden in der Tabelle wiedergegeben – die darin vorgenommene Kategorisierung ist allerdings nicht gleichbedeutend mit dem lückenlosen Nachweis klarer Dosis-Wirkungs-Beziehungen. Die Wirksamkeit einiger Präparate variiert je nach verwendetem Inhalationsgerät. Ein Großteil des Benefits lässt sich Tab.: bei Erwachsenen bereits mit relativ geringen Tagesdosen (äquivalent zu 400 mg Budesonid) erzielen. Eine weitere Dosissteigerung bietet einen relativ moderaten zusätzlichen Benefit im Sinne der Asthma-Kontrolle, erhöht aber das Risiko von Nebenwirkungen. Aufgrund eines individuell sehr unterschiedlichen Ansprechens auf ICS und der oftmals schlechten Therapieadhärenz sind bei vielen Patienten höhere Dosen erforderlich, um die volle therapeutische Wirksamkeit zu erreichen. Zudem mindert Rauchen das Ansprechen auf ICS – dementsprechend bedürfen auch diese Patienten höherer Dosen. In der Erzielung klinischer Kontrolle sollte die Kombination mit einer Substanz aus einer anderen Controller-Klasse einer ICS-Dosissteigerung vorgezogen werden. Ein klarer Zusammenhang ist allerdings zwischen ICS-Dosis und Verhinderung schwerer AsthmaExazerbationen zu beobachten, obgleich Unterschiede im therapeutischen Ansprechen je nach Symptom- bzw. Entzündungs-Phänotyp bestehen dürften. Dementsprechend können Patienten mit schwerem Asthma verschiedentlich von einer hoch dosierten ICS-Langzeittherapie profitieren. In Österreich sind für die Asthma-Therapie Beclometason dipropionat (Aerocortin®, Beclomet®, Becotide®), Budesonid (Budiair®, Giona®, Miflonide®, Novolizer Budesonid Meda®, Pulmicort®), Ciclesonid (Alvesco®), Fluticason propionat (Flixotide®) und Mometason furoat (Asmanex®) als Monopräparate sowie Beclometason dipropionat + Formoterol (Foster®), Budesonid + Formoterol (Symbicort®), Fluticason propionat + Formoterol (Flutiform®, Iffera®) und Fluticason propionat + Salmeterol (Samtoral®, Seretide®) als Fixkombinationen verfügbar. Leukotrien-Modifier: Darunter werden in den GINA-Guidelines LeukotrienrezeptorAntagonisten (Montelukast, Pranlukast, Zafirlukast) und der 5-Lipoxgenase-Inhibitor Zileuton subsumiert. In klinischen Studien konnten bronchodilatatorischer Effekt, Symptomlinderung (einschließlich Husten), Verbesserung der Lungenfunktion sowie Reduktionen von Atemwegsinflammation und Exazerbationsrate gezeigt werden. Leukotrien-Modifier können als Therapiealternative bei Erwachsenen mit mildem persistierenden Asthma eingesetzt werden – zudem sprechen einige Patienten mit ASSinduziertem Asthma gut auf diese Substanzen an. Allerdings ist ihr Effekt als Controller-Monotherapie – verglichen mit „Low dose“-ICS – moderater. Dementsprechend ist der Ersatz eines ICS durch einen Leukotrien-Modifier auch mit einem gewissen Risiko für den Verlust der Krankheitskontrolle verbunden. Als „Add on“-Therapie vermögen LeukotrienModifier den ICS-Bedarf bei Patienten mit moderatem bis schwerem Asthma zu senken und die Krankheitskontrolle bei unbefriedigender Einstellung unter niedrigen bis hohen ICS-Dosen zu verbessern. Eine Studie konnte eine zu inhalativen lang wirksamen Beta-2-Sympathomimetika (LABA) Inhalative Kortikosteroide bei Asthma bronchiale – geschätzte Äquivalenzdosen für Erwachsene Substanz niedrige Tagesdosis (µg) mittlere Tagesdosis (µg) hohe Tagesdosis (µg) Beclomethasondipropionat – HFA* 100–250 > 250–500 > 500–1.000 Budesonid 200–400 > 400–800 > 800–1.600 Ciclesonid 80–160 > 160–320 > 320–1.280 Fluticasopropionat 100–250 > 250–500 > 500–1.000 Mometasonfuroat 200 ≥ 400 ≥ 800 (Modifiziert nach GINA-Guidelines-Update 2012); * HFA: Hydrofluoralkan (CFC-freies Treibmittel – hier Norfluran) ARZT & PRAXIS Jahrgang 67 | 997 | 2013 vergleichbare Prävention von Exazerbationen aufzeigen, weitere Arbeiten sprechen allerdings für eine geringere Wirksamkeit gegenüber LABA als „Add on“-Therapie. In Österreich zugelassen ist Montelukast (Lanair®, Montelukast„Accord®“, „Actavis®“, „Chiesi®“, „easypharm®“,“Genericon®“, „Krka®“, „ratiopharm®“, „Sandoz®“, „Stada®“, Singulair®) – und zwar als Zusatzbehandlung bei Patienten, die unter leichtem bis mittelgradigem persistierenden Asthma leiden, das mit einem ICS nicht ausreichend behandelt und das durch die bedarfsweise Anwendung von kurz wirksamen Beta-2-Sympathomimetika nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden kann. Bei jenen Patienten, bei denen Montelukast bei Asthma angezeigt ist, vermag es auch die Symptome der saisonalen allergischen Rhinitis zu verbessern. Außerdem kann Montelukast zur Vorbeugung von Asthma eingesetzt werden, dessen überwiegende Komponente die durch körperliche Belastung ausgelöste Bronchokonstriktion darstellt. Inhalative lang wirksame Bronchodilatatoren: Inhalative lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika (LABA) sollten bei Asthma nicht als Monotherapie eingesetzt werden, da sie die zugrunde liegende Atemwegsinflammation nicht zu beeinflussen scheinen. Formoterol und Salmeterol bewirken eine Bronchodilatation vergleichbarer Länge. Ersteres zeichnet sich aber durch einen schnelleren Wirkbeginn aus – dies lässt Formoterol für einen Einsatz in Erhaltungs- und Bedarfstherapie als geeignet erscheinen. Am effektivsten haben sich LABA in Kombination mit ICS erwiesen und finden vorzugsweise Anwendung, wenn mit ICS in mittlerer Dosierung alleine keine ausreichende Krankheitskontrolle erzielt werden kann. Die Hinzufügung eines LABA zur täglichen ICS-Therapie vermag Symptomatik (auch nächtliche) und Lungenfunktion zu verbessern sowie den Bedarf an rasch wirksamen Beta-2-Sympathomimetika zu vermindern und die Exazerbationsrate zu senken, nicht allerdings die Asthma-bedingten stationären Aufnahmen zu reduzieren. Gegenüber einer ICS-Monotherapie ist mit dieser Kombination eine klinische Kontrolle bei mehr Patienten, in einem kürzeren Zeitraum und unter geringerer ICS-Dosis erzielbar. Diese größere Wirksamkeit hat zur Entwicklung fixer Inhalationskombinationen geführt. In kontrollierten Studien waren diese gleich wirksam wie die separate Gabe der beiden Komponenten, sie sind allerdings komfortabler in der Anwendung und fördern so die Compliance der Patienten bzw. stellen die zeitgleiche gemeinsame Gabe von ICS und LABA sicher. Darüber hinaus vermochte die Fixkombination aus Budesonid und Formoterol (Symbicort®) – eingesetzt als Erhaltungs- und Bedarfstherapie – den Schutz vor schweren Exazerbationen und die generelle Krankheitskontrolle unter relativ niedrigen ICS-Dosen zu verbessern. Die Frage, inwieweit dies auch mit anderen Controller-Reliever-Kombinationen erreicht werden kann, wurde rezent für Beclometason dipropionat + Formoterol (Foster®) positiv beantwortet. Entsprechend den Studiendaten wurde die Zulassung der Fixkombination erweitert – sie kann nunmehr ebenfalls als Erhaltungs- und Bedarfsmedikation eingesetzt werden. Kombinationen aus LABA und ICS können zudem für die Prävention belastungsinduzierter Asthma-Attacken eingesetzt werden, wobei sie einen längeren Schutz bewirken als kurz wirksame Beta2-Sympathomimetika. Als zu den jeweiligen ICS-Monopräparaten kombinierbare LABA sind in Österreich Formoterol (Foradil®, Forair®, Formoterol „ratiopharm“®, Novolizer Formoterol Meda®, Oxis®) bzw. Salmeterol (Serevent®) zugelassen. Hinsichtlich der in Österreich zugelassenen Jahrgang 67 | 997 | 2013 Fachkurzinformation siehe Seite 219 222 f o r t bil d u n g Fixkombinationen sei auf das Kapitel ICS verwiesen. In den Guidelines wird für Tiotropium – ein lang wirksames Anticholinergikum – festgehalten, dass es bei Erwachsenen mit unkontrolliertem Asthma im Vergleich mit ICS in doppelter Dosis bzw. Salmeterol ähnliche bronchodilatatorische Effekte entfalte, allerdings ohne signifikante Änderung in der Asthma-Kontrolle. Als „Add on“-Therapie zu ICS + LABA vermochte es zwar die Lungenfunktion zu verbessern, nicht aber die Symptome. Allerdings waren diese Studien allesamt kurz in ihrer Dauer. Zwei rezent im NEJM [2] publizierte Studien wurden noch nicht in den aktuellen Guidelines berücksichtigt und könnten diese Beurteilung modifizieren. So wurde bei Patienten mit schwerem Asthma, deren Erkrankung bislang unter einer Kombination aus ICS + LABA nicht ausreichend kontrolliert werden konnte, durch die Hinzufügung von Tiotropium nicht nur eine moderate anhaltende Bronchodilatation erzielt, sondern auch die Zeit bis zur ersten schweren Exazerbation signifikant verlängert. Bislang ist Tiotropium (Spiriva®) nur für die Dauerbehandlung der COPD zugelassen, verschiedene Experten erwarten allerdings aufgrund der neuen Daten eine solche auch für die AsthmaTherapie. Theophyllin: Neben seiner bronchodilatatorischen Wirkung entfaltet es – verabreicht in niedrigerer Dosierung – auch moderate antiinflammatorische Effekte. Daten zur vergleichsweisen Effektivität als Langzeit-Controller fehlen, allerdings spricht die bislang vorhandene Evidenz für einen geringen Effekt als „First line“-Controller. Verwendung finden soll es hingegen bei Patienten, die mit ICS alleine keine ausreichende Krankheitskontrolle zu erzielen vermögen. Darüber hinaus war ein Absetzen von Theophyllin bei solchen Patienten mit einer Verschlechterung ihrer Asthma-Kontrolle assoziiert. Allerdings ist Theophyllin als „Add on“-Therapie weniger wirksam als LABA. Oral verfügbar ist diese Substanz in Form von Retardformulierungen (Respicur®, Theospirex®, Unifyl®) für die ein- bis zweimal tägliche Gabe. Cromone: Der Stellenwert von Cromoglicinsäure (Intal®) und Nedocromil (Tilade®) in der Asthma-Langzeittherapie Erwachsener ist limitiert. Über eine Wirksamkeit wurde bei Patienten mit mildem persistierenden Asthma bzw. belastungsinduzierten Bron- ARZT & PRAXIS chospasmen berichtet. Ihre antiinflammatorische Wirkung ist schwach und sie sind weniger effektiv als „Low dose“-ICS. lon (Metasol®, Urbason®), Prednisolon (Aprednislon®, Prednisolon „Agepha“®, „Nycomed“®) bzw. Triamcinolon (Volon®). Orale lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika: Laut Guidelines finden sie nur selten Anwendung, wenn eine zusätzliche Bronchodilatation erforderlich ist – in Österreich ist Bambuterol (Bambec®) zugelassen. Orale Antiallergika: Substanzen wie etwa Tranilast, Repirinast, Tazanolast, Pemirolast, Ozagrel, Seratrodast, Amlexanox bzw. Ibudilast wurden in verschiedenen Ländern für die Therapie des milden bis moderaten allergischen Asthmas eingeführt, allerdings erscheint ihre diesbezügliche Wirksamkeit insgesamt begrenzt. Weitere Studien sind zudem nötig, um ihren Stellenwert in der Langzeittherapie definieren und diesbezügliche Empfehlungen aussprechen zu können. Anti-IgE-Therapie: Omalizumab (Xolair®) – ein monoklonaler IgE-Antikörper – bleibt bislang Patienten mit erhöhten IgE-Spiegeln vorbehalten. Konkret sollte diese Behandlung nur bei Patienten in Betracht gezogen werden, bei denen von einem IgE-vermittelten Asthma ausgegangen werden kann. In Österreich wird Xolair® als Zusatztherapie zur verbesserten Asthmakontrolle bei Patienten mit schwerem persistierenden, allergischen Asthma angewendet, die einen positiven Hauttest oder In-vitro-Reaktivität gegen ein ganzjährig auftretendes Aeroallergen zeigen und sowohl eine reduzierte Lungenfunktion (FEV1 < 80 %) haben als auch unter häufigen Symptomen während des Tages oder nächtlichem Erwachen leiden und trotz täglicher Therapie mit hoch dosierten ICS und LABA mehrfach dokumentierte, schwere Asthma-Exazerbationen hatten. Die verbesserte Asthma-Kontrolle zeigte sich in verschiedenen Studien an weniger Symptomen bzw. Exazerbationen sowie einem geringeren Reliever-Bedarf. Weitere Untersuchungen können möglicherweise die Rolle der Anti-IgE-Therapie auch in anderen klinischen Situationen klären helfen. Systemische Kortikosteroide: Ihre Langzeitgabe (für Zeiträume > 2 Wochen) mag zwar bei schwerem unkontrollierten Asthma indiziert bzw. notwendig sein, wird aber gleichzeitig eingeschränkt durch ihr Nebenwirkungspotential. Dementsprechend ist bei unumgänglicher Langzeitgabe besonders auf eine Minimierung der unerwünschten Effekte zu achten. Demnach sind orale Formulierungen den parenteralen vorzuziehen – nicht zuletzt wegen ihres geringeren mineralokortikoiden Effekts, der relativ kurzen Halbwertszeiten sowie der geringeren Wirkung auf die quergestreifte Muskulatur. Zudem ermöglicht eine größere Flexibilität in der Dosierung eine möglichst genaue Titration hin zur geringsten für eine Aufrechterhaltung der Krankheitskontrolle ausreichenden Dosis. In Österreich oral verfügbar sind Betamethason (Betnesol®), Dexamethason (Fortecortin®), Hydrokortison (Hydrocortone®), Methylpredniso- Andere Controller-Therapien: Verschiedenste Optionen wurden bei Patienten mit schwerem Asthma zur Einsparung oraler Kortikosteroid-Dosen vorgeschlagen – hierzu zählten „Low dose“-MTX, Cyclosporin oder Gold ebenso wie das Makrolid Toleandromycin. Limitierend in individuell variablem Ausmaß wirkten sich allerdings die jeweiligen Nebenwirkungsprofile aus. Daten für TNFBlocker unterstützen aus Sicht einer NutzenRisiko-Abwägung deren Einsatz bei Asthma bislang nicht. Ebenso wird die iv-Gabe von Immunglobulinen nicht empfohlen. Allergen-spezifische Immuntherapie (SIT): Ihr Stellenwert bei erwachsenen Asthmatikern erscheint begrenzt, da sie Identifikation und Verwendung eines einzelnen gut definierten und klinisch relevanten Allergens voraussetzt. In einem Cochrane-Review konnten Abramson et al. die Wirksamkeit in der Asthma-Therapie im Vergleich zu Placebo nachweisen – und zwar anhand von geringeren Symptomen bzw. Medikationsbedarf sowie von Verbesserungen der allergenbedingten bzw. unspezifischen bronchialen Hyperreagibilität. Ähnlich moderate Benefits konnten Calamita et al. in einem systematischen Review für die sublinguale Immuntherapie (SLIT) feststellen. Klinische Langzeiteffekte und ein Asthma-präventives Potential zeigte die SIT bei Kindern mit allergischer Rhinokonjunktivitis – und zwar über einen Zeitraum von bis zu 7 Jahren nach deren Beendigung. Angesichts der relativ moderaten Benefits muss der Nutzen dieser Therapie aber gegen das Risiko von unerwünschten Effekten und die Unannehmlichkeiten einer langen Injektionstherapie abgewogen werden. Eine spezifische Immuntherapie sollte den GINA-Guidelines zufolge daher erst dann erwogen werden, wenn mit strikter Allergenkarenz bzw. medikamentöser IntervenJahrgang 67 | 997 | 2013 Fachkurzinformation siehe Seite 227 24 tion (einschließlich ICS) die Erkrankung nicht kontrolliert werden konnte. Es gibt bislang keine Vergleichsstudien zwischen SIT und Pharmakotherapie bei Asthma. Eine SIT mit mehreren Allergenen wird nicht empfohlen. Empfehlungen für den Controller-Einsatz bei Asthma Ziel der Asthma-Therapie im Allgemeinen ist die Erzielung und Aufrechterhaltung klinischer Krankheitskontrolle. Dementsprechend bestimmen gegenwärtige Asthma-Kontrolle und derzeitige Behandlung die weitere pharmakotherapeutische Wahl im Sinne von Intensivierung, Reduktion oder Erhalt. Stufe 1: Bedarfsorientierte Reliever-Medikation: Für die Mehrzahl aller Patienten ist hier ein rasch wirksames Beta-2-Sympathomimetikum zu empfehlen. Alternativen dazu wären kurz wirksame Formulierungen von inhalativem Anticholinergikum, oralem Beta-2-Sympathomimetikum oder Theophyllin, wenngleich diese allesamt auch einen langsameren Wirkbeginn und höhere Nebenwirkungsrisiken aufweisen. Belastungsinduziertes Asthma: Empfehlenswert ist für jene Patienten, bei denen solche Episoden trotz guter Krankheitskontrolle auftreten oder das einzige Symptom ihres Asthmas darstellen, die Gabe eines kurz- oder lang wirksamen Beta-2-Sympathomimetikums mit raschem Wirkeintritt entweder prophylaktisch vor Anstrengungen oder bei belastungsinduziertem Auftreten von Symptomen. Die Gabe eines Leukotrien-Modifiers oder eines Cromons stellen Alternativen dar. Darüber hinaus vermögen Training und suffizientes Aufwärmen Inzidenz und Schwere von belastungsinduzierten Asthma-Attacken zu mindern. Stufe 2: Kombination aus Reliever und einem Controller: Als bevorzugte initiale Controller-Option für Asthmatiker aller Altersgruppen wird die regelmäßige ICS-Gabe in niedriger Dosierung empfohlen. Alternativen schließen Leukotrien-Modifier ein und sind zu wählen bei Patienten, die ICS ablehnen, nicht anwenden können, intolerable Nebenwirkungen darunter entwickeln oder solchen mit gleichzeitiger allergischer Rhinitis. Andere Controller-Optionen sind zwar verfügbar, werden aber nicht als initiale bzw. „First line“-Therapien empfohlen – retardierte Theophyllin-Formulierungen wie auch Cromone weisen eine schwache Wirksamkeit auf, Erstere allerdings ein variabel hohes Nebenwirkungsrisiko, wohingegen Letztere diesbezüglich über ein günstiges Profil verfügen. Stufe 3: Kombination aus Reliever und einem oder zwei Controllern: Dabei sollte ein niedrig dosiertes ICS vorzugsweise mit einem inhalativen lang wirksamen Beta-2-Sympathomimetikum (LABA) kombiniert werden – und zwar in Form von separaten Präparaten oder einer Fixkombination. Aufgrund additiver Effekte dieser Kombination ist das ICS in niedriger Dosierung gewöhnlich ausreichend wirksam und bedarf nur dann einer Dosissteigerung, wenn innerhalb von 3–4 Monaten mit diesem Regime keine klinische Kontrolle zu erreichen ist. Wird eine Kombination aus Formoterol (LABA mit schnellem Wirkbeginn) und Budesonid gewählt, so kann diese gemäß der bestehenden Datenlage sowohl als Rescue-Therapie bei akuten Exazerbationen wie auch als Erhaltungstherapie erfolgreich eingesetzt werden. ARZT & PRAXIS Fachkurzinformation siehe Seite 225 Jahrgang 67 | 997 | 2013 f o r t bil d u n g Dieser Therapieansatz vermochte bereits mit relativ niedrigen Dosen bei Erwachsenen Exazerbationen zu reduzieren und die Asthma-Kontrolle zu verbessern. Die Frage, inwieweit dies auch mit anderen ControllerReliever-Kombinationen erreicht werden kann, wurde rezent für Beclometason + Formoterol positiv beantwortet. Entsprechend den Studiendaten wurde die Zulassung der Fixkombination erweitert – sie kann nunmehr als Erhaltungs- und Bedarfsmedikation eingesetzt werden. Alternativ dazu bietet sich eine Steigerung der ICS-Dosis in den mittleren Bereich an. Allerdings wird für Asthma-Patienten aller Altersgruppen bei Anwendung von mittel bis hoch dosierten ICS über Treibgas-gesteuerte Dosieraerosole die Vorschaltung eines Spacers empfohlen, um die bronchiale Wirkstoffdeposition zu optimieren bzw. oropharyngeale Nebenwirkungen und systemische Absorption zu minimieren. Als weitere Alternativen stehen die Kombination eines niedrig dosierten ICS mit einem Leukotrien-Modifier oder einem retardiertem Theophyllin zur Verfügung. Stufe 4: Kombination aus Reliever und zwei oder mehr Controllern: Die Wahl hängt von den auf den Stufen 2 und 3 getroffenen therapeutischen Entscheidungen ab – in jedem Fall sollte allerdings (wenn nicht schon vorher geschehen) spätestens jetzt die Zuweisung zu einem Asthma-Spezialisten erfolgen. Bevorzugte Option auf dieser Stufe ist eine Kombination aus mittel- bis hoch dosiertem ICS und LABA – allerdings ist durch die Dosiserhöhung des ICS bei den meisten Patienten kein allzu großer additiver Benefit mehr zu erwarten. Zudem wird die hohe ICS-Dosierung evidenzbasiert über maximal 3–6 Monate empfohlen, wenn zuvor mit mittel dosiertem ICS + LABA + weiterem Controller (Leukotrien-Modifier, retardiertes Theophyllin) keine Krankheitskontrolle erzielt werden kann. Eine andauernde Gabe von hoch dosiertem ICS ist darüber hinaus assoziiert mit einem erhöhten Nebenwirkungspotential. Im Mittel- bzw. Hochdosisbereich ist bei vielen ICS eine zweimal tägliche Gabe erforderlich – im Falle von Budesonid kann die Effektivität durch noch häufigere Gaben (viermal täglich) weiter gesteigert werden. Leukotrien-Modifier haben sich als „Add on“Therapie zu mittel- bis hoch dosiertem ICS ebenfalls als vorteilhaft erwiesen, die Benefits sind aber gewöhnlich weniger ausgeprägt als unter der Kombination ICS + LABA. Die Hinzufügung eines niedrig dosierten Retard-Theophyllins zu einem mittel- bis hoch dosierten ICS und einem LABA vermag ebenfalls einen Zusatznutzen zu vermitteln. Stufe 5: Kombination aus Reliever und zusätzlichen Controller-Optionen: Die zusätzliche Gabe eines oralen Kortikosteroids (in der niedrigsten wirksamen Dosis) zu anderen Controller-Medikationen kann hier effektiv sein, ist allerdings mit einem höheren Nebenwirkungsrisiko verbunden – sie sollte daher nur dann erwogen werden, wenn das Asthma mit den Medikationen auf Stufe 4 massiv unkontrolliert (Limitationen im Alltag, häufige Exazerbationen) verbleibt. Die Hinzufügung einer Anti-IgE-Therapie zu anderen Controller-Medikationen vermochte die Kontrolle eines allergischen Asthmas zu verbessern, wenn diese mit anderen ControllerKombinationen (einschließlich hoch dosierten ICS bzw. oralen Kortikosteroiden) zuvor nicht erreicht werden konnte. - mb -u Literatur: [1]Global Strategy for Asthma Management and Prevention – Updated December 2012; Global Initiative for Asthma (GINA); www.ginasthma.org [2]Kerstjens HAM et al.: Tiotropium in Asthma Poorly Controlled with Standard Combination Therapy; NEJM 2012; 367: 1198–1207 [3]Pharmainformationen zu den genannten Präparaten Fachkurzinformationen nazol, Tacrolimus und Dronedaron • Patienten mit künstlichen Herzklappen, die eine gerinnungshemmende Therapie benötigen. Iinhaber der Zulassung: Boehringer Ingelheim International GmbH, 55216 Ingelheim am Rhein, Deutschland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Xarelto 15 mg / 20 mg Filmtabletten qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 15/20 mg Rivaroxaban. Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung:Jede 15 mg-Filmtablette enthält 24,13 mg/ 21,76 mg Lactose (als Monohydrat), Liste der sonstigen Bestandteile: Mikrokristalline Cellulose, Croscarmellose-Natrium, Lactose-Monohydrat, Hypromellose, Natriumdodecylsulfat, Magnesiumstearat, Macrogol (3350), Titanoxid (E171), Eisen(III)oxid (E172). Anwendungsgebiete: Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern und einem oder mehreren Risikofaktoren, wie kongestiver Herzinsuffizienz, Hypertonie, Alter ab 75 Jahren, Diabetes mellitus, Schlaganfall oder transitorischer ischämischer Attacke in der Anamnese. Behandlung von tiefen Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE) sowie Prophylaxe von rezidivierenden TVT und LE bei Erwachsenen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Akute, klinisch relevante Blutungen. Läsionen oder klinische Situationen mit einem signifikanten Risiko einer schweren Blutung, wie z.B. akute oder kürzlich aufgetretene gastrointestinale Ulzerationen, maligne Neoplasien mit hohem Blutungsrisiko, kürzlich aufgetretene Hirn- oder Rückenmarksverletzungen, kürzlich erfolgte chirurgische Eingriffe an Gehirn, Rückenmark oder Augen, kürzlich aufgetretene intrakranielle Blutungen, bekannte oder vermutete Ösophagusvarizen, arteriovenöse Fehlbildungen, vaskuläre Aneurysmen oder größere intraspinale oder intrazerebrale vaskuläre Anomalien. Die gleichzeitige Anwendung von anderen Antikoagulanzien, z.B. unfraktionierte Heparine (UFH), niedermolekulare Heparine (Enoxaparin, Dalteparin etc.), Heparinderivate (Fondaparinux etc.), orale Antikoagulanzien (Warfarin, Apixaban, Dabigatran etc.), außer bei der Umstellung der Antikoagulationstherapie auf oder von Rivaroxaban oder wenn UFH in Dosen gegeben wird, die notwendig sind, um die Durchgängigkeit eines zentralvenösen oder arteriellen Katheters zu erhalten. Lebererkrankungen, die mit einer Koagulopathie und einem klinisch relevanten Blutungsrisiko, einschließlich zirrhotischer Patienten mit Child Pugh B und C, verbunden sind. Schwangerschaft u. Stillzeit. Vorsichtsmaßnahmen und Warnhinweise: Eine klinische Überwachung in Übereinstimmung mit der antikoagulatorischen Praxis wird während der gesamten Behandlungsdauer empfohlen. Die Gabe von Xarelto sollte bei Auftreten einer schweren Blutung unterbrochen werden. Die Anwendung von Rivaroxaban wird nicht empfohlen bei Patienten: mit einer schweren Nierenfunktionseinschränkung (Kreatinin-Clearance < 15 ml/min), - die zeitgleich eine systemische Behandlung mit Wirkstoffen, die gleichzeitig stark CYP3A4 und P-gp inhibieren, z. B. Azol-Antimykotika oder HIV-Proteaseinhibitoren, erhalten, - mit einem erhöhten Blutungsrisiko und, da keine Daten vorliegen, bei Patienten: - unter 18 Jahren, - mit künstlichen Herzklappen, - mit einer LE, die hämodynamisch instabil sind oder eine Thrombolyse oder pulmonale Embolektomie benötigen, - die zeitgleich mit Dronedaron behandelt werden. Die Anwendung sollte mit Vorsicht erfolgen bei Patienten: - mit erhöhtem Blutungsrisiko, - mit einer schweren Nierenfunktionsstörung (Kreatinin- Clearance 15 - 29 ml/min), - mit einer Nierenfunktionsstörung, wenn gleichzeitig andere Arzneimittel eingenommen werden, die zu erhöhten Rivaroxaban Plasmaspiegeln führen, - die gleichzeitig auf die Gerinnung wirkende Arzneimittel erhalten, - die gleichzeitig starke CYP3A4 Induktoren erhalten. Bei Patienten mit dem Risiko einer ulzerativen gastrointestinalen Erkrankung kann eine prophylaktische Behandlung erwogen werden. Obwohl die Behandlung mit Rivaroxaban keine Routineüberwachung der Exposition erfordert, können die mit einem kalibrierten quantitativen Anti-Faktor Xa-Test bestimmten Rivaroxaban-Spiegel in Ausnahmesituationen hilfreich sein. Für Patienten mit einer mittelschweren oder schweren Nierenfunktionsstörung sowie für Patienten mit einer TVT/LE, deren abgeschätztes Blutungsrisiko überwiegt gelten spezielle Dosisempfehlungen. Xarelto enthält Lactose. Nebenwirkungen: Häufig: Anämie, Schwindel, Kopfschmerzen, Augeneinblutungen, Hypotonie, Hämatome, Epistaxis, Hämoptyse, Zahnfleischbluten, gastrointestinale Blutungen, gastrointestinale u. abdominale Schmerzen, Dyspepsie, Übelkeit, Verstopfung, Durchfall, Erbrechen, Pruritus, Hautrötung, Ekchymose, kutane und subkutane Blutung, Schmerzen in den Extremitäten, Blutungen im Urogenitaltrakt, Nierenfunktionseinschränkung, Fieber, periphere Ödeme, verminderte Leistungsfähigkeit, Transaminasenanstieg, postoperative Jahrgang 67 | 997 | 2013 Blutungen, Bluterguss, Wundsekretion. Gelegentlich: Thrombozythämie, allergische Reaktion, allergische Dermatitis, zerebrale und intrakranielle Blutungen, Synkope, Tachykardie, trockener Mund, Leberfunktionsstörung, Urtikaria, Hämarthros, Unwohlsein, Anstieg von: Bilirubin, alkalischer Phosphatase im Blut, LDH, Lipase, Amylase, GGT. Selten: Gelbsucht, Blutung in einen Muskel, lokale Ödeme, Anstieg von konjugiertem Bilirubin, vaskuläres Pseudoaneurysma (gelegentlich beobachtet bei der Präventionstherapie nach einem ACS nach perkutaner Intervention). Häufigkeit nicht bekannt: Kompartmentsyndrom oder (akutes) Nierenversagen als Folge einer Blutung. Inhaber der Zulassung: Bayer Pharma AG, 13342 Berlin, Deutschland. Verschreibungs- /Apothekenpflicht: NR, apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information: Juni 2013 Montelukast Sandoz® 10 mg – Filmtabletten, Montelukast Sandoz® 4 mg – Kautabletten, Montelukast Sandoz® 5 mg – Kautabletten, Montelukast Sandoz® 4 mg – Granulat Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 10 mg-Filmtabletten: Eine Filmtablette enthält Montelukast-Natrium, entsprechend 10 mg Montelukast. Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 84,7 mg Lactose pro Tablette. 4 / 5 mg-Kautabletten: Jede Kautablette enthält 4 / 5 mg Montelukast als Montelukast-Natrium. Sonstige Bestandteile: Aspartam (E 951) 0,96 / 1,2 mg pro Tablette, Kirscharoma [enthält Allura Rot (E 129]) 1,54 / 1,92 µg pro Tablette. 4 mg-Granulat: 1 Beutel Granulat enthält Montelukast-Natrium, entsprechend 4 mg Montelukast. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Mittel bei obstruktiven Atemwegserkrankungen zur systemische Anwendung, Leukotrienrezeptor-Antagonisten ATC-Code: R03D C03. Anwendungsgebiete: 10 mg-Filmtabletten: Montelukast Sandoz ist indiziert als Zusatzbehandlung bei Patienten, die unter einem leichten bis mittelgradigen persistierenden Asthma leiden, das mit inhalativen Corticosteroiden nicht ausreichend behandelt und das durch die bedarfsweise Anwendung von kurz wirksamen ß-Agonisten nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden kann. Bei Patienten mit Asthma, bei denen Montelukast zur Behandlung des Asthmas indiziert ist, kann Montelukast ebenfalls zur Linderung der Symptome saisonaler allergischer Rhinitis angewendet werden. Außerdem kann Montelukast zur Vorbeugung von Asthma eingesetzt werden, dessen wesentliches Symptom die durch körperliche Anstrengung ausgelöste Bronchokonstriktion darstellt. Montelukast ist indiziert bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 15 Jahren. 4 / 5 mg-Kautabletten, 4 mg-Granulat: Montelukast Sandoz ist indiziert als Zusatzbehandlung bei Patienten zwischen 2 und 5 Jahren (5 mg-Kautabletten: zwischen 6 und 14 Jahren, 4 mg-Granulat: zwischen 6 Monaten und 5 Jahren), die unter einem leichten bis mittelgradigen persistierenden Asthma leiden, das mit einem inhalativen Kortikoid nicht ausreichend behandelt und das durch die bedarfsweise Anwendung von kurz wirksamen ß-Agonisten nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden kann. Montelukast Sandoz kann auch eine Behandlungsalternative zu niedrig dosierten inhalativen Kortikosteroiden bei Patienten zwischen 2 und 5 Jahren (5 mg-Kautabletten: zwischen 6 und 14 Jahren) mit leichtem persistierenden Asthma sein, die in letzter Zeit keine schwerwiegenden, mit oralen Kortikosteroiden zu behandelnden Asthmaanfälle hatten und zeigten, dass sie nicht imstande sind, inhalative Kortikosteroide anzuwenden. Außerdem kann Montelukast Sandoz bei Kindern ab 2 Jahren (5 mg-Kautabletten: ab 6 Jahren) zur Vorbeugung von Belastungsasthma eingesetzt werden, dessen überwiegende Komponente die durch körperliche Belastung ausgelöste Bronchokonstriktion darstellt. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Liste der sonstigen Bestandteile: 10 mg-Filmtabletten: Kern: Lactose-Monohydrat, Hydroxypropylcellulose (Typ EF), Mikrokristalline Cellulose, Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat. Überzug: Hypromellose 6 cps, Titandioxid (E 171), Macrogol 400, Eisenoxid gelb (E 172), Eisenoxid rot (E 172). 4 / 5 mg-Kautabletten: Mannitol (E 421), mikrokristalline Cellulose, Hydroxypropylcellulose (E 463), Eisenoxid rot (E 172), Croscarmellose-Natrium, Aroma (Kirscharoma AP0551, Kirsch Duaroma TD0990B [enthält Allura Rot, E129]), Aspartam (E 951), Magnesiumstearat. 4 mg-Granulat: Hydroxypropylcellulose (Obergrenze für Siliciumdioxid: 0,6 %), Mannitol, Magnesiumstearat. Inhaber der Zulassung: Sandoz GmbH, 6250 Kundl, Österreich. Verschreibungs-/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: 10 mg-Filmtabletten: Dezember 2012. 4 / 5 mg-Kautabletten: Mai 2011. 4 mg-Granulat: August 2012. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten, sowie Angaben zu Schwangerschaft und Stillzeit sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. ARZT & PRAXIS 225 226 26 K u n s t / k u lt u r … für Sie gesehen Rund um die Bregenzer Festspiele 2013 – eine Erkundung regionaler Vielfalt Die erste Assoziation mit der Region am österreichischen Bodensee gilt den Bregenzer Festspielen. Sie können als Sinnbild für eine Symbiose aus dem Bewusstsein für Gewachsenes und der Energie für neue Impulse gesehen werden – und vermögen damit den Charakter der Region widerzuspiegeln. fächert, um unterschiedlichste Zielgruppen anzusprechen – eine zeitgemäße Gestaltung soll Mensch und Objekt in einen lebendigen Dialog bringen. Dies scheint auf beeindruckende Weise gelungen. Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für zeitgemäßes Bauen am Bodensee stellt das Hotel am See in Hard dar, das vor etwas mehr als zwei Jahren seinen Betrieb aufgenommen hat. Architektonische Gestaltung und gelebtes Ambiente unterstützen dabei im besten Sinne das in der eigenen Präsentation voran gestellte Motto „ankommen, Rast einlegen und warten, bis wir uns selbst wieder eingeholt haben“. Foto: © Bregenzer Festspiele/Anja Köhler Kunst/Kultur In einer mehr als 60-jährigen Tradition wird auf der Seebühne große Oper inszeniert. Nicht zuletzt ist es dem Intendanten David Pountney zu verdanken, dass dieses – wie er es selbst nennt – „intelligente Spektakel“ Jahr für Jahr ein breites Publikum anzieht. Wie er dazu weiter ausführt, werde heutzutage Modernität oftmals mit Unverständlichkeit, Komplexität oder intellektuellen Spielchen verwechselt. Die Anwesenheit von 7.000 Menschen mit offenen Ohren und Augen würde den Theatermachern allerdings die Disziplin auferlegen, klar, direkt und ehrlich zu sein. Gleichzeitig verlange der Respekt vor dem Publikum, keine Kompromisse einzugehen, so Pountney. Für ihn vermag Kultur die Fantasie zu stimulieren, den Ausweg in Träumen zu finden und diese wahr werden zu lassen. In diesem Lichte ist auch die Produktion für 2013/14 – Mozart´s Zauberflöte – zu sehen. Traditionell wird das Spiel auf dem See programmatisch mit Opernraritäten, modernen Operetten, Orchesterkonzerten, Theater und der Reihe „Kunst aus der Zeit“ vereint. Dabei wird dem diesjährigen Festspiel-Motto „Dem Licht entgegen“ auch in der Uraufführung der Oper „Der Kaufmann von Venedig“ des polnischen Komponisten und Pianisten ARZT & PRAXIS Spitzengastronomie André Tchaikowsky (1935–1982) entsprochen. Durch Fantasie, Offenheit und höchste Qualitätsansprüche zeichnen sich allerdings nicht nur die Festspiele, sondern auch die breit gefächerte Kulturszene insgesamt aus. Man würde dieser Region jedoch nicht gerecht werden, wenn man deren Betrachtung auf Kunst und Kultur reduziert – die vielfältigen Aspekte reichen von Architektur/ Design, kulinarischem Genuss, Bodenseeflair bis hin zu umfangreichen Aktivitäten in der Natur. Architektur/Design Klare Formen und schlichte Ästhetik der modernen Architektur in Vorarlberg sind auf verschiedene Weise erfahr- bzw. erlebbar. Ein wesentliches rezentes Zeugnis stellt das von Andreas Cukrowicz und Anton Nachbaur entworfene vorarlberg museum dar, das im Jahr 2013 fertiggestellt werden konnte. Zeichen der überregionalen Beachtung dieses Bauwerks sind die Nominierung für den Bauherrenpreis 2013 der Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs sowie die Zuerkennung des Labels „best architects 14“ in Gold für die herausragende architektonische Leistung in einer besonders hohen Qualität im deutschsprachigen Raum. Die gezeigten Ausstellungen sind breit ge- Ein wesentlicher Teil der Lebenskultur in dieser Region ist gutes Essen – beispielhaft für die Spitzengastronomie sei das Gourmethotel Deuring Schlössle in der Bregenzer Oberstadt genannt. In geschichtsträchtigem Ambiente lässt sich aber nicht nur wunderbar essen und trinken, sondern auch übernachten, feiern, tagen und Musik genießen. Bodenseeflair Spinnt man den Faden der Lebenskultur fort, so stellt eine Fahrt auf dem Bodensee in nostalgischem Ambiente eine besondere Art dar, Bodenseeflair zu genießen. Von Ende April bis Mitte Oktober bietet das laut Fachpresse am besten restaurierte Dampfschiff Europas – die 1913 vom Stapel gelaufenen „Hohentwiel“ – Gelegenheit dazu. In einem fixen offiziellen Programm werden Ausflugs-, Gourmet- und Festspielfahrten angeboten, der Schaufelraddampfer kann aber auch gechartert werden – eine frühzeitige Reservierung empfiehlt sich allerdings. Diese Vielfalt zu entdecken, bietet sich allerdings nicht nur zur Festspielzeit an – vielleicht auch eine Anregung für medizinische Veranstaltungen in dieser Region? - mb - u Literatur beim Verfasser Jahrgang 67 | 997 | 2013 Pharma Der Erfahrungsschatz von Spiriva® erstreckt sich auf 31 Millionen Patientenjahre. Sowohl Ärzte, als auch Patienten vertrauen dem Produkt. Der primäre Fokus des pharmakologischen COPD-Managements ist die Verringerung von Exazerbationen, denn nur so können Morbidität und Mortalität sowie Gesundheitsausgaben vermindert und der Krankheitsverlauf verlangsamt werden (International Journal of COPD 2012; 7 653–661). In einer Subgruppen-Analyse der UPLIFT Studie konnte gezeigt werden, dass jede Exazerbation zählt. Bereits eine einzige Exazerbation beschleunigt den Lungenfunktionsverlust um bis zu 31ml (ERS Congress 2012; Abstr. 853426). In der präspezifizierten Subgruppen-Analyse der POET-COPD-Studie bei Patienten im Stadium II der COPD kamen die Studienautoren zu dem Schluss, dass Tiotropium Mittel der ersten Wahl für die Dauertherapie der COPD-Patienten bereits im Stadium II ist. Denn es konnte nicht nur die Zeit bis zur ersten Exazerbation um 12 %, sondern auch exazerbationsbedingte Hospitalisierungen um 30 % signifikant vermindert werden (Resp Medicine 2013; 107;75–83). Forxiga ™ Neuer Therapieansatz bei Typ-2-Diabetes Forxiga ™ (Dapagliflozin), die neue Behandlungsoption für Typ-2-Diabetes ist seit August 2013 in der gelben Box. [2] Forxiga™ begründet die neue Klasse der SGLT-2-Inhibitoren: - Forxiga™ setzt in der Niere am Natrium-/Glukose-Kotransporter 2 (SGLT-2) an - SGLT-2 kommt beinahe ausschließlich in der Niere vor - SGLT-2 ist verantwortlich für die Rückresorption von Glukose aus dem Primärharn - Forxiga™ nützt diesen Mechanismus durch hochselektive Hemmung von SGLT-2 - Die Hemmung von SGLT2 verhindert die Wiederaufnahme überschüssiger Glukose - Die überschüssige Glukose wird über den Harn ausgeschieden (bis zu 70 g/Tag) - Diese „gewollte Glukosurie“ ermöglicht die effektive und dauerhafter Senkung des Blutzuckerspiegels, ohne erhöhte Neigung zu Hypoglykämien. - Neben dauerhafter HbA1cSenkung werden zusätzlich Körperfett* und Blutdruck* reduziert.[1] Forxiga™ (Dapagliflozin) bietet Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes eine neue Behandlungsoption in Form einer Tablette zur 1 x täglichen Einnahme, unabhängig von Tages- und Mahlzeit. [1] Nähere Informationen: Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co KG Dr. med. Ilse Weiß Tel.: +43/1/80105–7805 E-Mail: [email protected] Jahrgang 67 | 997 | 2013 So wird Forxiga™ seit 1. August erstattet [2]: -HbA1c größer 7 - Nur als Second-line-Therapie - als Monotherapie bei Metformin-Unverträglichkeit oder –Kontraindikationen, wenn mit Therapiealternativen aus dem Grünen Bereich (ATC Code A10BB, A10BF, A10BX) nachweislich nicht das Auslangen gefunden werden kann, oder - als Kombinationstherapie mit Metformin oder - als Kombinationstherapie mit Sulfonylharnstoffen oder - als Kombinationstherapie mit Insulin mit oder ohne Metformin Nähere Informationen: Bristol-Myers Squibb GesmbH Silke Holzer Customer Marketing Manager Tel.: +43/1/60143-242 AstraZeneca Österreich GmbH Mag. Andrea Spanlang Brand Manager Tel.: +43/1/71131-438 732AT13PR06130-01 ID 38111, 07/2013 Spiriva® Erste Wahl bei der Basistherapie der COPD *Forxiga™ ist nicht indiziert für die Behandlung von Übergewicht und Hypertonie. Gewichtsreduktion und Blutdrucksenkung sind Zusatzeffekte und waren sekundäre Endpunkte in klinischen Studien.[1] [1] Forxiga™ Fachinformation April 2013 [2] Auszug aus dem Erstattungskodex der Österreichischen Sozialversicherungen mit Wirkung vom 1. August 2013 (L6 Forxiga 10 mg Filmtabl. 14 St. 28 St. A10BX09 01.08.2013) Yakult Plus mit Extras Ballaststoffe, neuer, frischer Geschmack und 70 Prozent weniger Zucker als Yakult Original Vor über 75 Jahren hat der japanische Wissenschafter Dr. Minoru Shirota das fermentierte Magermilchgetränk Yakult mit den – nach ihm benannten – Milchsäurebakterien Lactobacillus casei Shirota entwickelt. In jedem Fläschchen finden sich Milliarden der einzigartigen Milchsäurebakterien. Seit seiner Einführung schreibt Yakult Erfolgsgeschichte: Täglich genießen 30 Mio. Menschen in 32 Ländern das Magermilchgetränk in der charakteristischen kleinen Flasche. Jetzt haben Yakult Original und das blaue Yakult Light Verstärkung bekommen: Yakult Plus im neuen grünen Fläschchen hat um 70 Prozent weniger Zucker als das rote Yakult Original, enthält Ballaststoffe und bietet einen neuen, frischen Geschmack. Yakult Plus ist ein weiterer Beitrag des Unternehmens zu einem aktiven Lebensstil. Minoru Shirotas Vision war es, die von ihm entdeckten Milchsäurebakterien allen Menschen in einer einfachen, handlichen und leistbaren Form zugänglich zu machen. In diesem Sinn ist es bis heute die Philosophie von Yakult, das Wohl der Gesellschaft im Auge zu behalten und zu fördern. So unterstützt das Unternehmen das Rote Kreuz regelmäßig mit Spendenaktionen und bedankt sich seit 2006 österreichweit bei jedem Blutspender mit einem Fläschchen Yakult. Darüber hinaus fördert Yakult SOS-Kinderdörfer und produktunabhängige Forschungsprojekte im Gesundheitsbereich. Bis 2018 wird Yakult auch den Internationalen Schwimmverband "FINA" (Fédération Internationale de Natation) als Sponsor unterstützen. Nähere Informationen: Yakult Österreich GmbH, Dr. Susanne Seidinger Tel.: +43 1 212 26 49, E-Mail: [email protected] http://www.yakult.at Fachkurzinformation Lanair 4 mg-Kautabletten, Lanair 5 mg-Kautabletten Lanair 10 mg-Filmtabletten Zusammensetzung: 1 Kautablette enthält Montelukast-Natrium entsprechend 4 mg bzw. 5 mg Montelukast. 1 Filmtablette enthält Montelukast-Natrium entsprechend 10 mg Montelukast. Sonstige Bestandteile: Kautabletten: Mannitol, Hydroxypropylcellulose, Croscarmellose-Natrium, Eisenoxid rot (E 172), Kirscharoma, Aspartam (E 951) (4 mg-KT: 1,2 mg; 5 mg-KT: 1,5 mg), mikrokristalline Cellulose, Magnesiumstearat. Filmtabletten: Lactose-Monohydrat (89,3 mg), mikrokristalline Cellulose, Croscarmellose-Natrium, Hydroxypropylcellulose, Magnesiumstearat, Hypromellose, Titandioxid (E 171), Macrogol 400, Eisenoxid gelb (E 172), Eisenoxid rot (E 172), Eisenoxid schwarz (E 172). Anwendungsgebiete: Kautabletten: Lanair ist indiziert als Asthma-Zusatzbehandlung bei Patienten zwischen 2 und 5 Jahren (4 mg-KT) bzw. zwischen 6 und 14 Jahren (5 mg-KT) mit leichtem bis mittelschwerem persistierendem Asthma, das mit inhalativen Kortikosteroiden nicht ausreichend behandelt und mit der Anwendung ‚nach Bedarf’ von kurz-wirksamen Beta-Agonisten nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden kann. Lanair kann auch eine Behandlungsalternative zu niedrig dosierten inhalativen Kortikosteroiden bei Patienten zwischen 2 und 5 Jahren (4 mg-KT) bzw. zwischen 6 und 14 Jahren (5 mg-KT) mit leichtem persistierendem Asthma sein, die in letzter Zeit keine schweren, mit oralen Kortikosteroiden zu behandelnden Asthmaanfälle hatten und bei welchen sich zeigte, dass sie nicht imstande sind, inhalative Kortikosteroide anzuwenden. Außerdem kann Lanair bei Kindern ab 2 Jahren (4 mg-KT) bzw. ab 6 Jahren (5 mg-KT) zur Vorbeugung von Asthma eingesetzt werden, dessen überwiegende Komponente eine durch körperliche Belastung ausgelöste Bronchokonstriktion darstellt. Filmtabletten: Lanair ist indiziert als Asthma-Zusatzbehandlung bei Patienten ab 15 Jahren mit leichtem bis mittelschwerem persistierendem Asthma, das mit inhalativen Kortikosteroiden nicht ausreichend behandelt und mit der Anwendung ‚nach Bedarf’ von kurz-wirksamen BetaAgonisten nicht ausreichend unter Kontrolle gebracht werden kann. Bei jenen Asthmapatienten, bei denen Lanair bei Asthma indiziert ist, kann Lanair auch die Symptome der saisonalen allergischen Rhinitis lindern. Außerdem kann Lanair bei Patienten ab 15 Jahren zur Vorbeugung von Asthma eingesetzt werden, dessen überwiegende Komponente eine durch körperliche Belastung ausgelöste Bronchokonstriktion darstellt. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Leukotrienrezeptor-Antagonisten. ATCCode: R03DC03. Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht:. NR, wiederholte Abgabe verboten. Packungsgrößen: 30 St.k. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation! 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