Was tun bei einem Zeckenstich

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Was tun bei einem Zeckenstich
Was tun bei einem Zeckenstich ?
1. Keine Panik: meistens ist der Stich folgenlos
Die meisten Zeckenstiche laufen ohne Infektion ab, da nur ein
geringer Anteil der Zecken Krankheitserreger in sich tr€gt
(allgemeines Infektionsrisiko nach einem Zeckenstich f•r die
Borreliose ca. 0,3 – 1,4%, f•r die gef€hrlichere FSME ca. 0,01-0,3%).
Zudem verl€uft ein Groƒteil der Erkrankungen harmlos.
Ixodes ricinus (Schildzecke)
2. schnell entfernen
Durch sofortiges Herausziehen der Zecke kann das Infektionsrisiko deutlich gesenkt werden. Dies gilt
insbesondere f•r die Borreliose, weniger f•r die FSME, da hier die Erreger gleich zu Beginn des
Blutsaugens •bertragen werden.
Die Zeckenentfernung kann selbstst€ndig durchgef•hrt werden. Diese sollte sofort nach Bemerken der
Zecke erfolgen mit z.B. folgenden Hilfsmitteln:
- in der Apotheke erh€ltlichen Zeckenzangen
- einer spitzen Pinzette
- einer Zeckenkarte
Die Zecke sollte m„glichst dicht •ber der Haut gefasst werden. Dann wird die Zecke langsam
herausgezogen. Durch leichtes Drehen kann das Herausziehen erleichtert werden. Nach Entfernung der
Zecke sollte die Wunde sorgf€ltig desinfiziert werden. Das Betr€ufeln der Zecke mit …l, Klebstoff,
Nagellack oder €hnlichen Substanzen f„rdert eine Infektion, weil die Zecke sich unter Stress in die
Stichwunde erbricht und sollte deshalb auf keinen Fall angewendet werden!!
3. auf Krankheitsmerkmale achten
Zecken k„nnen unterschiedliche Infektionserkrankungen auf den Menschen •bertragen. In Deutschland
ist es vor allem die Borreliose, die in allen Gebieten vorkommt, und die Fr•hsommerenzephalitis
(FSME), die •berwiegend in S•d- und Ostdeutschland •bertragen wird, von Bedeutung.
Das unmittelbare Aufsuchen eines Arztes nach Zeckenstich ist nicht nötig, da sich keine
unmittelbaren diagnostische und therapeutische Konsequenzen daraus ergeben !
- FSME
Der Erreger der FSME ist ein Virus. Nach einer Inkubationszeit von ca. 7-15 Tagen kommt es nach dem
Stich mit einer infizierten Zecke bei etwa 30 % der Infizierten zu einer grippalen Symptomatik, mit
Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden. Nur bei etwa einem Drittel der
Erkrankten (also ca. 10% aller Infizierten) entwickelt sich nach vor•bergehender Besserung (ca. nach 7
Tagen) die voll ausgebildete ZNS-Symptomatik der FSME mit einer Hirnhautentz•ndung oder einer
Entz•ndung des Gehirns und des R•ckenmarks. Als Risikogebiet gilt der gesamte Raum Nordbayerns
laut Robert-Koch-Institut.
Zum Schutz kann eine FSME-Impfung durch den betreuenden Hausarzt durchgef•hrt werden.
Empfohlen wird sie Personen, die in Risikogebieten h€ufig mit Zecken Kontakt haben (z.B. Wanderer,
J€ger, Holzarbeiter etc.). Die Impfung wird in der Regel dreimal verabreicht, um eine
Grundimmunisierung zu erzielen (Tag 0, nach 1-3 Monaten und nach 9-12 Monaten). sch•tzt nur vor
FSME, nicht vor Borreliose. Eine Impfung direkt nach einem Zeckenstich wird nicht generell
empfohlen, da sie wahrscheinlich nicht vor der Erkrankung sch•tzen kann, aber m„glicherweise die
Diagnose einer Erkrankung erschwert wird. Auch eine Blutentnahme kann zu diesem fr•hen
Zeitpunkt keinen Hinweis auf eine m„gliche Infektion geben.
- Borreliose
Bei der Borreliose handelt es sich um eine durch Bakterien verursachte Erkrankung, welche vor allem
Haut, seltener auch Nervensystem sowie Gelenke und Herz angreifen kann.
Wichtig ist es, die Anfangssymptome der Borreliose zu kennen.
Oftmals kommt es nach Tagen bis Wochen zu typischen Hautveränderungen um die Einstichstelle, die sogenannte Wanderröte
(Erythema chronicum migrans), welche nicht schmerzhaft ist.
Dieses Stadium kann von unspezifischen Allgemeinsymptomen
begleitet sein wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Lymphknotenschwellung. Zeigt sich bei Ihnen
dieses klinische Bild, sollte nach Rücksprache mit einem Arzt
unverzüglich mit einer antibiotischen Therapie begonnen werden.
(Erythema chronicum migrans)
An weiteren Hautmanifestationen können rötlich-lilafarbene Schwellungen an z.B. den Ohrläppchen, im
Gesicht oder an den Brustwarzen entwickeln, die sogenannte Lymphadenosis cutis benigna (BorrelienLymphozytom). Monate bis Jahre nach der Erstinfektion kann als Spätmanifestation eine Ausdünnung
der Haut mit rötlich-bläulicher Verfärbung insbesondere an den Händen und Füßen, zumeist einseitg,
die sogenannte Acrodermatitis chronica atrophicans auftreten.
Eine bereits früher durchgemachte Infektionen mit Borrelien stellt in der Regel keinen Schutz vor einer
erneuten Infektion dar. Eine generelle prophylaktische Antibiotikagabe nach Zeckenstich wird nicht
empfohlen.
Prof. Dr. E. S. Schultz
Chefarzt der Hautklinik am Klinikum Nürnberg