Gesundheitliche Gefahren von stechenden und blutsaugenden

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Gesundheitliche Gefahren von stechenden und blutsaugenden
Gesundheitliche Gefahren durch stechende Insekten oder Spinnentiere
Die Situation in Deutschland
Gesundheitliche Gefahren von stechenden und blutsaugenden Insekten oder Spinnentieren
(Arthropoden) gehen unter unseren Klimabedingungen im Wesentlichen nur von Zecken aus.
Die Zecken mit ihren 8 in 4 Paaren angeordneten Beinen zählen zu den Spinnentieren, auch
wenn sie keine Netze bauen. Von den verschiedenen heimischen Zeckenarten steht als
wichtigster Überträger von für den Menschen relevanten Krankheitserregern der sog.
„Gemeine Holzbock“ (Ixodes ricinus) im Vordergrund. Übertragen werden durch den Stich
aller Entwicklungsstadien dieser Schildzecke, wobei das erste Entwicklungsstadium (Larve)
wie die Insekten auch nur 6 Beine in 3 Paaren
besitzt, vor allem
zwei, auch in Deutschland
relevante Infektionserkrankungen: die FSME
(FrühSommerMeningoEnzephalitis
–
eine
Viruserkrankung, gegen die es eine wirksame und
gut verträgliche Schutzimpfung gibt) und die
Borreliose
(oftmals
chronisch
verlaufende
Erkrankung durch spezielle Bakterien, eine
Schutzimpfung ist nicht verfügbar).
Abb. 1 Entwicklungsstadien der Schildzecke
Während weltweit vor allem verschiedene Stechmückenarten wichtige Überträger von
Krankheiten sind, spielen Insekten bei uns als aktive Verbreiter (Vektoren) von
Krankheitserregern (noch) so gut wie keine Rolle; das kann sich aber durch
Klimaveränderungen mit einer Erhöhung der jährlichen Durchschnittstemperaturen um
wenige Grade rasch ändern. Stechende Insekten sind also in unseren Breiten vor allem
„Lästlinge“ wegen der bekannten unangenehmen, z. T. aber durchaus quälend juckenden und
länger anhaltenden „Nebenwirkungen“ des Speichels, den sie beim Stechakt in den Stichkanal
abgeben. Vor allem durch exzessives Kratzen in die Stichwunde gelangende Eitererreger
können zu heftigen Endzündungen der Stichstelle führen; diese aber meist lokal beschränkten
Reaktionen, evtl. auch schon auf Inhaltsstoffe des abgegebenen Speichel selbst, also ohne
bakterielle „Superinfektion“, haben aber nichts zu tun mit den übertragbaren systemischen
Infektionen.
Die Situation weltweit
Diese an einen Vektor gebundenen Erkrankungen stellen weltweit eines der größten
bevölkerungsmedizinischen Probleme dar. Es handelt sich dabei um eine Vielzahl von durch
verschiedene Viren, Bakterien, einzellige Parasiten (Protozoen) oder auch Wurmlarven
(Mikrofilarien) bedingte Erkrankungen, die mitunter auch die Nutztierbestände betreffen und
somit erheblichen Einfluss auf die Ernährungsgrundlage des Menschen haben, indem sie z.B.
in betroffenen Regionen die Rinderhaltung unmöglich machen (Nagana). Die bekanntesten
Krankheiten dieser Art des Menschen sind die Malaria, an der etwa 500 Millionen Menschen
weltweit leiden, die (afrikanische) Schlafkrankheit, Flussblindheit oder virale
Fiebererkrankungen wie Dengue. Diese Krankheiten kommen also natürlicherweise überall da
vor, wo die übertragenden Arthropoden vorkommen. Die wichtigsten vorbeugenden
(präventiven) Strategien zur Beherrschung dieser Krankheiten bestehen daher in der
Bekämpfung der Vektoren und sind meist eine Kombination aus chemischen, biologischen
und ökologischen Methoden. Da diese Programme konsequent durchgeführt werden müssen
um dauerhaft erfolgreich zu sein, beobachtet die WHO mit Sorge die (Wieder-)Zunahme
dieser Krankheiten in Folge von Naturkatastrophen, Kriegen und Unruhen oder staatlicher
Armut in vielen Regionen der Erde.
Die Situation in der Pfalz
Aber nun zurück zur Pfalz. Im Unterschied auch schon zu anderen Regionen Deutschlands
wie z.B. dem Schwarzwald oder dem Allgäu wird hier durch den heimischen Holzbock keine
FSME übertragen. Die Gebiete in Deutschland und Europa, wo das FSME-Virus gehäuft
vorkommt und übertragen wird (Endemiegebiete), sind gut bekannt. Wer in diese Regionen
fährt und für wen dort die Gefahr von Zeckenstichen besteht, der sollte sich auf alle Fälle
gegen FSME impfen lassen, auch wenn evtl. die Krankenkasse das als Reiseimpfung nicht
zahlt! (Am besten vorher bei der Krankenkasse erkundigen!)
Was bleibt ist auch in unserer Region als relevante Gesundheitsgefahr die mögliche Infektion
mit Borrelien durch einen Zeckenstich. Aus Felduntersuchungen ist abzuleiten, dass etwa 3%
aller Zeckenstiche mit einer klinisch manifesten Borreliose einhergehen, die damit ca. 500
mal häufiger als die FSME ist. Da es nach dem Infektionsschutzgesetz keine Meldepflicht für
Borreliosen gibt, liegen für diese Erkrankung nur Vergleichszahlen aus den neuen
Bundesländern vor. Im wald- und wasserreichen besonders betroffenen Brandenburg kommen
jährlich auf 100.000 Einwohner etwa 70 menschliche Neuinfektionen (Inzidenzrate), in
Thüringen sind es noch 10.
Es ist also nicht jede Zecke mit Borrelien infiziert, was man ihr aber von außen nicht ansehen
kann, und nicht jeder Zeckenstich führt zwangsweise zu einer Erkrankung. Im Unterschied
zur Verbreitung des FSME-Virus können für die Verbreitung der Borrelien keine
Endemiegebiete bestimmt werden, da es keine Borrelien freien Gebiete gibt, auch wenn die
Rate Borrelien tragender Zecken für verschiedene Regionen durchaus unterschiedlich ist. Sie
schwankt zwischen 5 – 40% und wird in RLP mit 20-25% geschätzt.
In diesem Sinne gehört unsere Region also auch nicht zu den „Hochrisikogebieten“ für
Borreliosen!
Wie kann ich mich als „Normalbürger“ schützen?
Häufig wird irrtümlich angenommen, wer sich gegen FSME hat impfen lassen, sei damit auch
gegen Infektionen mit Borrelien geschützt. Man habe doch eine „Zeckenschutzimpfung“.
Aber erstens schützt keine Impfung vor „Zecken“, sondern nur vor definierten
Infektionserkrankungen, somit auch nicht vor allen Krankheiten, die durch Zecken übertragen
werden können und – wie oben schon erwähnt – es gibt keine Impfung gegen die Borreliose!
Man kann sich prophylaktisch vor allen durch Zecken übertragene Infektion am besten
schützen, indem man den Stich einer Zecke vermeidet, also am einfachsten nicht dahingeht,
wo die Zecke auf ihr Stechopfer lauert, was ja normalerweise nicht der Mensch ist, sondern
Wildtiere. Auf der Suche nach einem Blut gebenden Wirt ist die Zecke nicht wählerisch; sie
nimmt, was kommt. Gebiete (Habitate), in denen die Zecke üblicherweise auf ihr Opfer lauert
sind feucht-warme, niedrige, bis ca. 1,5 m hohe Gras- oder Buschbezirke, die auch von
kleinen und größeren Wildtieren genutzt werden. Hieraus folgt, dass Zecken im Winter, aber
auch in langen heißen Trockenperioden nicht bzw. nur gering aktiv sind.
Aber auch, wer in für Zecken günstigen Klimaphasen in Habitaten auf breiten oder
befestigten Wegen bleibt, wird kaum ein Zeckenopfer werden. Es ist ein immer noch
verbreiteter Irrglaube, dass sich Zecken von Bäumen auf darunter befindliche Menschen
fallen lassen. Meist halten sie sich an den Spritzen von Gräsern oder Zweigen von Büschen
auf und warten, bis ein vorbeikommendes Opfer sie abstreift. Dann beginnt die durchaus
längere Suche nach einem geeigneten Stichplatz. Deshalb verhindert lange Kleidung für eine
gewisse Zeit, dass die Zecken fündig werden. Sie irren quasi auf der Oberfläche der Kleidung
suchend umher und können in dieser Phase auch noch leicht erkannt und abgestreift werden.
Man sollte daher bei Wanderungen querfeldein stets helle (darauf sieht man sie gut!) lange
Kleidung tragen, auch wenn das im Sommer nicht immer angenehm ist und nach der
Durchquerung potentieller Zeckenhabitate die Kleidung nach anhaftenden Zecken absuchen
und diese entfernen.
Obwohl diese Empfehlung sehr einfach klingt, ist sie doch hinsichtlich der Vermeidung von
Zeckenstichen und damit auch der durch sie übertragenen Krankheiten sehr effektiv!
Schutzmaßnahmen bei besonders hohen Risiken
Wer sich aus beruflichen oder sonstigen Gründen abseits der Wege aufhält oder bewegt wie
Waldarbeiter, Förster oder Jäger hat gegenüber der „Normalbevölkerung“ ein deutlich
erhöhtes Infektionsrisiko. In Studien aus Brandenburg waren bei diesen Personengruppen
Antikörper im Blut bei ca. 30% der Untersuchten nachzuweisen, lagen also – wenn auch nicht
immer behandlungsbedürftige - Infektionen mit Borrelien vor. Zu den oben ausgesprochenen
Empfehlungen sollten außerdem die Öffnungen der Kleidung abgedichtet und evtl. auch
erwogen werden, freie Hautpartien und auch Kleidung mit Repellentien zu behandeln, also
Substanzen, die Arthropoden entweder abschrecken oder abtöten. In Ländern, wo wie oben
beschreiben, ein wesentlich höheren Druck als hier aus der Biosphäre besteht und noch
weitaus mehr und schlimmere Erkrankungen durch Arthropoden übertragen werden, sind
derartige Maßnahmen im Zuge der Infektionsprävention unverzichtbar und auch längst
etablierter Standard. Bei der Auswahl der Mittel ist allerdings zu beachten, dass viele in erster
Linie für die Abwehr von Insekten konzipiert sind und mitunter keinen ausreichenden Effekt
auf Zecken haben, die ja zu den Spinnentieren gehören.
Was ist im Falle einer festsitzenden Zecke zu tun?
Sollte es evtl. trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch zu einem Zeckenstich gekommen sein
und die Zecke noch festsitzen, ist diese umgehend zu entfernen, da insbesondere die
Wahrscheinlichkeit der Übertragung von Borrelien mit der Dauer des Saugaktes steigt. Also:
je länger die Zecke festsitzt, desto größer das Infektionsrisiko - diese Aussage gilt so für die
Übertragung des FSME-Virus nicht in gleicher Weise! Da sich Zecken sehr gut festsetzen
müssen, denn im Unterschied beispielsweise zu Stechmücken dauert ihr Saugakt mehrere
Stunden und manchmal sogar Tage, sind sie auch nicht leicht zu entfernen. Ohne
Hilfswerkzeuge mit den bloßen Fingern gelingt das erst in weit fortgeschrittenem
Saugstadium, wenn die Zecke schon auf ein mehrfaches ihrer normalen Größe mit Blut
angefüllt ist.
Normale Pinzetten sollten auf gar keinen Fall verwendet werden, da sie immer einen Druck
auf den Zeckenkörper ausüben, was dazu führt, dass die Zecke zusätzlich quasi noch in die
Stichwunde ausgequetscht wird. Hierdurch steigt natürlich das Infektionsrisiko erheblich.
Einen ähnlichen Effekt würde auch das früher propagierte Abdecken der Zecke mit Öl oder
Klebstoff zum Zwecke des Erstickens haben; unter Luftabschluss „erbricht“ die Zecke in die
Stichwunde vermehrt evtl. erregerhaltigen Speichel. In Apotheken oder auch im Tierhandel
sind spezielle Zeckenfasszangen oder auch andere Hilfsmittel erhältlich, die bei Anwendung
keinen Druck auf den Zeckenkörper ausüben und deshalb im Wesentlichen unterhalb des
Pseudokopfes der Zecke ansetzen. Die Zecke wird dann mit einer festen Bewegung senkrecht
zur Hautoberfläche herausgezogen. Da die Beißwerkzeuge der Zecke kein Gewinde
darstellen, ist auch weder ein links noch rechts gerichtetes Herausdrehen angezeigt, wie das
früher gerne empfohlen wurde. Auch wenn hierbei ein Stück des Pseudokopfes der Zecke
stecken bleiben sollte, ist das kein hygienisch relevantes Problem.
Was ist nach einem Zeckenstich zu beachten
Ist nun der Zeckenleib entfernt, sollte die Stichstelle desinfiziert werden. Auch auf
bestehenden Impfschutz gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) ist zu achten, da Sporen dieses
ubiquitären Keimes auch durch Zecken verschleppt werden können oder durch den Stichkanal
in den menschlichen Körper eintreten könnten. Wegen der enzym-aktiven Substanzen im
Zeckenspeichel wird es auch ohne Infektion an der Stichstelle zu lokalen Reaktionen
kommen. In diesem Sinne „normal“ ist eine lokale - auch juckende - Rötung, Schwellung und
Verhärtung (Papel) des betroffenen Hautbezirkes.
Die Stichstelle muss aber unbedingt weiter beobachtet werden hinsichtlich einer sich
ausbreitenden Rötung (Wanderröte), bei der charakteristischerweise die zentralen Bereiche
sogar wieder abblassen können. Sie sollten jetzt einen Arzt aufsuchen, denn es besteht die
Gefahr, dass durch den Zeckenbiss in die Stichstelle gelangte Borrelien nun quasi unter der
Haut weiterwandern. Hierbei folgen sie in aller Regel den Lymphbahnen; deshalb sollten auch
die regionalen Lymphknoten z.B. der Achsel oder der Leiste bei Zeckenbissen an Armen oder
Beinen auf schmerzhafte Schwellungen abgetastet werden. In diesem ersten Stadium ist auch
eine Borreliose noch gut mit Antibiotika auszuheilen.
Werden diese Symptome aber übersehen oder nicht ernst genommen oder treten sie vielleicht
wegen eines Zeckenbisses am Stamm des Körpers auch nicht in dieser Deutlichkeit auf, so
besteht die „Gefahr“, dass solche Primärkomplexe einer Borreliose abheilen, was aber
tückischerweise nicht immer bedeutet, dass die Infektion damit besiegt wäre; das kann, muss
aber nicht so sein.
Wanderröte (Erythema chronicum migrans) nach Zeckenstich
Mögliche Spätfolgen
Unter Umständen kommt es evtl. Wochen oder Monate nach einem Zeckenstich zu einer
unspezifischen, grippeartigen und/oder mit Gelenkbeschwerden einhergehenden Erkrankung,
die nun nicht mehr mit einem länger zurück liegenden oder auch völlig unbemerkten
Zeckenstich in Verbindung gebracht wird. Auch dieses Sekundärstadium einer Borreliose, das
noch gut mit Antibiotika behandelbar ist, kann spontan (manchmal aber leider auch nur
anscheinend) abheilen.
Nur selten, aber für die Betroffenen dann umso schlimmer, kann sich noch Jahre nach dem
Zeckenstich eine Spätform der dann chronisch gewordenen Borreliose zeigen, deren
schwerste Verlaufsform die Neuro-Borreliose ist. Die Symptomatik solcher Tertiärstadien ist
uneinheitlich und sehr komplex; in diesen, von autoimmunen Prozessen bestimmen
Spätstadien ist eine Heilung mit Antibiotika kaum mehr möglich.
Gesundheitliche Gefahren durch den „Kleinen Fuchsbandwurm“
Anders als bei den oben beschriebenen Erkrankungen durch Zecken spielen Arthropoden bei
der Verbreitung des Fuchsbandwurmes (Echinococcus multilocularis) keine Rolle. Sehr
stabile Eier dieses Parasiten werden von infizierten Tieren, bei denen er als Bandwurm im
Darm lebt - das können neben dem Fuchs auch z.B. Katzen, seltener auch Hunde sein – mit
dem Kot ausgeschieden und nun mit dem Verzehr von niedrig wachsenden Pflanzen, denen
sie als Kontamination anhaften oder auch über ungewaschene Hände nach Tierkontakten in
einen Menschen gelangen.
Das besondere der Wurmentwicklung: der Wirtwechsel
Parasitierende Würmer haben im Laufe der Evolution sehr komplexe Wege gefunden, um
verbreitet zu werden. Viele dieser Würmer machen obligatorisch einen Wirtwechsel durch,
d.h. sie müssen bestimmte Entwicklungsstadien zwangsweise in anderen Tierarten
durchlaufen. Jene Wirtart, in der die geschlechtsreifen Wurmformen vorkommen, nennt man
den Hauptwirt; Träger aller übrigen Entwicklungsstadien Neben- oder Zwischenwirte.
Da die Eier des Fuchsbandwurmes mit dessen Kot ausgeschieden werden und der Kot ja im
Wesentlichen nur auf Boden oder niedrige Pflanzen gelangt, hätte der Fuchsbandwurm kaum
eine Chance, wieder von einem neuen Fuchs
aufgenommen zu werden denn der Fuchs ist kein
Pflanzenfresser. Da Würmer aber auf die Art ihres
Wirtes festgelegt, also spezialisiert sind, hätte der
Fuchsbandwurm so kaum eine Überlebenschance. Also
hat sich der Wurm einen „Trick einfallen lassen“: er
wechselt seinen Wirt, indem seine Eier von kleinen
Pflanzenfressern (z.B. Mäusen) aufgenommen werden,
die nun ihrerseits wieder auf dem Speiseplan des
Fuchses stehen. Mit den Nahrungspflanzen über den
Mund in den Darm des Pflanzenfressers gelangt,
schlüpfen dort aus den Eiern bestimmte Wurmlarven,
die sich aktiv durch die Darmwand bohren und dann
über den Blutstrom in verschiedene Organe des
Zwischenwirtes transportieren lassen, um sich dort
einzunisten und heranzuwachsen. Dabei wechseln sie
auch ihr Aussehen vollständig und sind in den
Gewebezysten gar nicht mehr als Wurm erkenntlich; man spricht von vollständiger
Metamorphose.
Wird nun der kleine Nager seinerseits zur Beute für einen Fleischfresser, gelangt mit ihm nun
auch wieder eine bestimmte Entwicklungsstufe (Finne) des Bandwurmes in den Darm dessen
Hauptwirtes und kann sich dort festsetzen, zu geschlechtlichen Stadien entwickeln, Eier
befruchten und abgeben, die dann wieder mit dem Stuhl ausgeschieden werden usw.:
der Entwicklungskreislauf des Wurmes ist „erfolgreich“ geschlossen!
Der Mensch als „Fehlwirt“
Der Mensch ist für den Fuchsbandwurm eigentlich eine Sackgasse, aus der er nicht wieder
heraus kommt, ein ungeeigneter Zwischenwirt, denn welcher Mensch wird schon von einem
Fuchs gefressen? Andererseits ist der Wurm aber - wie oben beschrieben - darauf angelegt,
sich in den Organen seines Zwischenwirtes, also auch des Mensch einzunisten. Beliebtestes
Zielorgan ist die Leber, die nach Jahren eines unbemerkten Wurmbefalls so von Wurmzysten
durchsetzt sein kann, dass sie ihre Funktion als zentrales Entgiftungsorgan des Körpers
verliert und der betroffene Mensch die Symptome einer Leberfunktionsstörung bis hin zum
Leberversagen entwickelt.
Es sind also die indirekten Folgen des Bandwurmbefalls, nicht der Bandwurm selbst, der das
Beschwerdebild bestimmt! Bandwurmstadien im Zwischenwirt sind nur schwer zu behandeln;
zwar stehen mittlerweile wirksame Mittel zur Verfügung, aber oft wird der Trägerstatus zu
spät und in zu weit fortgeschrittenem Stadium bemerkt, sodass im Endstadium der
Erkrankung dann beispielsweise nur noch die Lebertransplantation bleibt.
Was kann ich tun, um mich zu schützen?
Ein solch schweres Krankheitsbild gilt es natürlich zu vermeiden. Aber was kann der einzelne
tun? Der sicherste Weg wäre, auf den rohen Verzehr solcher Pflanzen zu verzichten, die in
erreichbarer „Höhe“ tierischer Ausscheidungen wachsen. Da ganz überwiegend der Fuchs als
Überträger zu bezichtigen ist, sich dieser aber in Feld und Wald frei bewegt, müsste man auf
den Verzehr dort wachsender niedriger Pflanzen wie Walderdbeeren, Pilze oder Heidelbeeren
verzichten.
Aber sind die Gartenfrüchte sicher? Zunehmend, besonders in Großstädten, beobachten wir
den Fuchs auch als Stadtbewohner, der dort hauptsächlich von Abfällen lebt, was
offensichtlich für ihn viel einfacher ist, als selbst in freier Wildbahn zu jagen. Außerdem
haben unsere Impfprogramme für Füchse gegen die Tollwut auch den Nebeneffekt, dass die
Zahl der nicht tollwütigen, gesunden Füchse weiter wächst und somit Verdrängungseffekte
eine zunehmend eine Rolle spielen. Wollte man ganz sicher gehen, müsste also auch der
Garten „fuchssicher“ eingezäunt oder nur noch solche niedrig wachsenden Pflanzen verzehrt
werden, die vorher gekocht werden können, da das Kochen die Bandwurmeier sicher abtötet.
Demnach wäre z.B. Salat von der Speisenkarte zu streichen, denn auch das gründlichste
Waschen ist kein Abkochen! - Aber muss man soweit gehen?
Die Situation in der Pfalz
Menschliche Erkrankungen durch den Fuchsbandwurm sind Raritäten, also extrem selten. In
RLP wurden 2004 ganze 4 Neuerkrankungen gemeldet, die mit hoher Wahrscheinlichkeit
auch nicht hier, sondern im Ausland erworben wurden. Unsere Pfalz ist also kein besonderes
Endemiegebiet des Fuchsbandwurms; solche gibt es in Deutschland bekanntermaßen z.B. in
Schwaben und in Oberbayern. Dort konnte durch Untersuchungen an Füchsen eine Befallsrate
von 30-40% bestimmt werden. Für die Pfalz ist von einer Befallsrate zwischen 15 - 20%
auszugehen.
In Schwaben wurde durch eine Studie gezeigt, dass von 1000 untersuchten Personen 10
(asymptomatische) Träger des Fuchsbandwurmes waren und von diesen 10 wiederum hatte
„nur“ eine Person bisher noch nicht erkannte Bandwurmzysten in der Leber. Wenn man
diese Ergebnisse übertragen darf, dann würden selbst in einem Endemiegebiet „nur“ ca. 1 %
der Exponierten auch infiziert werden und die Erkrankungsrate bei den „Infizierten“ läge bei
10 %. Interessanterweise korrelierte der Wurmnachweis im Endemiegebiet zu 70% mit dem
Besitz von Katzen. Dieses ist ein weiterer Beleg dafür, dass mäusejagende Haustiere, die
sowohl frei laufen als auch sich in der menschlichen Wohnung aufhalten, ein relevanter
Überträger sein können und daher im Umgang mit diesen Tieren peinlich genau die
Händehygiene, insbesondere vor dem Essen beachtet werden muss!
Hinsichtlich der Infektion mit dem kleinen Fuchsbandwurm bleibt also ein Restrisiko
bestehen, dass jeder Einzelne für sich nach Kenntnis der geschilderten Zusammenhänge
abwägen muss. Ein relevantes Risiko, dass besondere Verhaltensmaßnahmen gebietet, gibt es
bezogen auf den Fuchsbandwurm in der Pfalz aber nicht.