Vertrauen
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Vertrauen
kabine Ausgabe • Issue 2/2013 Zeitschrift der Vereinigung des Kabinenpersonals • Cabin Crew Union Vertrauen Ghirigori Baumann flickr Impressum Wirtschaftlich und politisch unabhängige Zeitschrift der kapers, Vereinigung des Kabinenpersonals, Kloten Adresse für Verlag, Redaktion, Anzeigenverkauf und Abonnemente: Sekretariat kapers Dorfstrasse 29a, CH-8302 Kloten Tel: 043 2 555 777 Fax: 043 2 555 778 www.kapers.ch [email protected] Redaktion, Satz und Layout: Mario Kesselring Insertionstarife, Probenummern und Abonnementsbestellungen können beim Verlag angefordert werden. Jahresabonnement: Fr. 30.Layoutkonzept: diezi.com Druck: Offset Haller AG, Kaiserstuhlstrasse 36 8154 Oberglatt Auflage: 3‘000 Exemplare Erscheinungsdaten: 4 x pro Jahr In dieser kabine Vertrauen 1-2 Ehrlichkeit - Vertrauen 3-5 Eure Fragen - Unsere Antworten DSSDB Zufriedenheit 6 7-8 9 - 14 Safety or Service - What‘s First 15 - 18 Interview mit Barbara Schmid 19 - 20 Parkplatzsituation 21 - 22 Eigenverantwortung 23 -24 Tuwapende Watoto AHVplus 25 26 - 29 Calvin30 Verteiler: Aktiv- und Passivmitglieder der kapers, Direktion und Fachstellen der Swiss International Air Lines Ltd., Edelweiss und AbonnentInnen Nachdruck: Erlaubt nur mit Quellenangabe, drei Exemplare an das Sekretariat der kapers Manuskripte/Unterlagen: Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Unterlagen (Fotos etc.) kann keine Haftung übernommen werden. Der Verlag verpflichtet sich nicht zur Rücksendung Redaktions- und Insertionsschluss der nächsten Ausgabe: 29. August 2013 kabine 2/2013 > Vertrauen Habt ihr Vertrauen in den Vorstand der kapers? Habt ihr Vertrauen in die Führung der Swiss? Wenn nicht, warum nicht? Was würde es brauchen damit dieses Vertrauen entsteht und auch in harten Zeiten unerschütterlich bleibt? Vertrauen ist nicht einfach da, es muss erst erworben und aufgebaut werden und muss sich immer wieder unter Beweis stellen. Viele Faktoren sind dabei entscheidend. Es braucht gemeinsame Wertvorstellungen, Absprachen müssen eingehalten werden, Ehrlichkeit bezüglich der eigenen Motive muss vorhanden sein, Bedürfnisse, Vorstellungen und Rechte müssen anerkannt werden. Gerade in der Partnerschaft zwischen CCM, kapers und Swiss, ist es schwierig ein anhaltendes Vertrauen aufzubauen und zu erhalten. Um Vertrauen aufzubauen braucht es vor allem auch Zeit. Es ist schwierig über Vertrauen zu reden, wenn ein Teil der Beteiligten in relativ kurzen Abständen die Rollen wechseln und ihre Positionen ändern. Bei allen drei Partnern ist die durchschnittliche Verweildauer in den jeweiligen Arbeitsbereichen aus meiner Sicht eher bescheiden. Die Fluktuation im CCM Corps ist allen bekannt. In der zehn jährigen Geschichte der Swiss habe ich sehr viele Reorganisationen des Managements erlebt. Unsere Ansprechpersonen wechseln zum Teil schneller als man sich die Namen merken kann. Auch der Vorstand der kapers ist durch eher turbulente Zeiten gegangen und das Personalkarussell wurde tüchtig durchgeschüttelt. Erschwerend kommt hinzu, dass es unser Umfeld (Konkurrenzsituation) oft nicht erlaubt viel Zeit in Anspruch zu nehmen, um sich kennen zu lernen und voneinander zu lernen. Weise wie die Sozialpartner miteinander umgehen, könnte aber zum Teil unterschiedlicher nicht sein. Es gibt viele, die wünscheten sich Schweizer Gewerkschaften würden ganz anders mit dem Arbeitgeber umspringen, viel mehr auf Konfrontation gehen und die Jahrzehnte lange Tradition des Sozialfriedens auf den Müll der Geschichte tragen. Wenn man objektive und repräsentative Vergleiche zum Ausland nimmt, machen es die Schweizer Gewerkschaften aus meiner Sicht nicht ganz so schlecht. Ein Bericht dazu ab Seite 9 Mario Kesselring kapers Vorstandsmitglied In gewissen Situationen tut es gut, wenn man sich zurücklehnt und kühlen Kopf behält. Es gibt nämlich auch einige Felsen in der Brandung, welche sich nicht einfach um- oder wegspülen lassen. Eine davon ist Barbara Schmid, unser Personal Counsellor. Michael Singscheidt hat im Rahmen seiner M/C Qualifikation mit ihr gesprochen. Das Interview könnt ihr ab Seite 19 lesen. Wir müssen darauf vertrauen können, dass wir im Alter, von dem was wir uns ein Leben lang erarbeitet haben, auch leben können. Dies ist in der Bundesverfassung eigentlich geregelt, zum Teil haben wir uns jedoch ziemlich von diesen ehrenwerten Zielen entfernt. Dass ist auch der Grund warum die kapers die Initiative des SGB zur Anhebung der AHV unterstützt. Ein Bericht dazu ab Seite 26. Ob in der Schweiz oder im Ausland, Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben alle ein Interesse am erfolgreichen Geschäften der eigenen Firma. Die Art und kabine 2/2013 1 > Trust Do you trust in the Board of kapers? Have you got confidence in the management of Swiss? If not, why not? What would it take to build this confidence and how could it last even when the going gets tough? Mario Kesselring Board Member of kapers Confidence is not just there; it has to be gained, built up, and has to prove itself, always. It depends on various issues. It is based on common ideals. Agreements have to be adhered to. The parties have to be honest about their motives. Needs, ideas, and rights must be acknowledged. 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The average length of stay in their actual position at all three partners is, in my opinion, fairly moderate. We all know about the fluctuation within the CCM corps. In the 10-year-history of Swiss I saw very many management reorganisations. Our contacts sometimes change faster than I am able to remember their names. The Board of kapers, too, went through turbulent times, which shifted its staff considerably. Our environment (competitors) seldom allows us to take our time and get to know each other or learn from one another. In Switzerland and abroad, employees as well as employers are interested in successful business. The way how social partners cope with each other, however, varies strongly. Many would like to see Swiss unions deal completely different with their employers, use harder confrontation, throw over with the decade long historical tradition of social peace. If we compare objectively and look at representative examples abroad, I don’t think that the Swiss unions are making such a bad job. See the article on page 9. In some situations it helps to lean back and keep cool. I would like to point out to Barbara Schmid, our personal counsellor, who has been around, firm as a rock, and did not allow any wave to wash her away. During his M/C-training, Michael Singscheidt took the opportunity to talk to her. His interview starts on page 19. We have to trust that we can live on what we earned during our working life when we grow old. Something that is actually written down in detail in our constitution, but from this goal we have moved away quite a bit. kapers has good reason to support the initiative of the SFTU to lift the AHV (old age insurance). Read more about this on page 26. #580 Nanjing West Road Tel: 0086-21-5228-2372 Email: [email protected] [email protected] 2 kabine 2/2013 Was braucht es eigentlich, um Vertrauen zu haben oder es sich zu verdienen? Fest steht: Vertrauen ist ein vielschichtiges und individuelles Gefühl. Für mich persönlich sind Ehrlichkeit und Offenheit eine wichtige Voraussetzung für Vertrauen > Ehrlichkeit – Vertrauen Wenn ich von meinem Gegenüber weiss, dass es sich immer offen und wahrheitsgetreu verhält, vertraue ich ihm. Von einem Partner der mich kritisiert, kann ich eine Einschätzung besser annehmen wenn ich weiss, dass eine ehrliche Grundhaltung da ist. Das Misstrauen der Gesellschaft wächst. Falsche Lebensmitteldeklarationen, nicht nachvollziehbare Lohnunterschiede oder Unternehmen, die als Sanierungsprojekt aufgekauft werden und nach ein paar Monaten von der Bildfläche verschwinden, sind nur einige Beispiele dafür. Wie steht’s um unser Vertrauen in die Politik? Die schwelende Schulden- und Wirtschaftskrise in Europa hinterlässt Spuren: Eine Umfrage in den sechs grössten EU-Staaten zeigt, dass das Vertrauen in die Europäische Union auf einem historischen Tief liegt. In der Schweiz sind ähnliche Tendenzen auszumachen. An Abstimmungen beteiligten sich über die letzten 10 Jahre gesehen immer weniger Stimmbürger. Ich wage zu behaupten, dass nicht alleine das Desinteresse daran schuld ist. Vielmehr höre ich oft die Aussage: „Die Politiker machen eh was sie wollen“. Was anderes als ein Vertrauensverlust kann der Grund für solche Aussagen sein? Wie sieht es mit dem Vertrauen im persönlichen Umfeld aus? „Die grösste Ehre die man einem Menschen antun kann ist, wenn man ihm Vertrauen schenkt.“ Dies sagte einst Mathias Claudius (Deutscher Poet). Diese Ehre erweisen Menschen am ehesten ihrer Familie und Freunden. Jeder Mensch kommt mit einem Urvertrauen zur Welt, bevor gegenteilige Erfahrungen es untergraben. Misstrauen und Argwohn nehmen Überhand. Misstrauische Menschen sind oft Pessimisten. Man kann sogar behaupten, dass Menschen ohne Vertrauen eher vereinsamen. Medien zwischen Kommerz, Meinungsbildung und Glaubhaftigkeit Die stark eingeschränkte Pressefreiheit in der Volksrepublik China sorgt rund um die Welt für Aufsehen und Kopfschütteln. Aus diesem Grund geniessen Nachrichten aus China bei uns wenig Vertrauen. Nicht von ungefähr kommt die dementsprechend schlechte Platzierung in der «Rangliste der Pressefreiheit 2013» – China befindet sich auf dem 173. von 179 Plätzen. Wie mehrere Quellen berichten, kann für inländische Journalisten das Veröffentlichen von kritischen Themen in China Karin Stadler kapers Vorstandsmitglied Für mich persönlich sind Ehrlichkeit und Offenheit eine wichtige Voraussetzung für Vertrauen Kleine Freuden bereichern den Alltag. Flughafen Zürich l Check-in 1 043 816 35 10 kabine 2/2013 l Check-in 2 043 816 85 78 l Airport Center 043 816 35 43 www.Flughafebeck.ch 3 weitreichende Folgen haben. Ausländische Reporter müssen eine Bewilligung einholen, um Reportagen und Interviews durchführen zu können. Selbst der Suchmaschinen-Gigant Google unterliegt in China einer strengen Zensur und Hacker-Angriffe auf Google Mail Accounts sind gang und gäbe. kapers erfüllt eine vergleichbare Aufgabe: Auch uns ist es wichtig, Verstösse gegen Vereinbarungen und Arbeitnehmerrechte aufzudecken. An erster Stelle steht für uns ehrliches Handeln und Kommunizieren, damit unsere Mitglieder aus gutem Grund auf kapers vertrauen können. Jedoch nicht nur Nachrichten aus der Volksrepublik China sollte man kritisch gegenüber stehen. Dass es ein Teil der Medienschaffenden auch hierzulande mit der Wahrheit oft nicht so genau nehmen ist sicher schon jedem von uns aufgefallen. Gerade die Boulevardpresse ist das Paradebeispiel für manipulativen Journalismus. Reporter ohne Grenzen ist eine 1985 gegründete Organisation, die für Presse- und Meinungsfreiheit rund um den Globus kämpft. Die Vereinigung setzt sich aus 140 Korrespondenten zusammen. Sie hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, Verstösse gegen das genannte Menschenrecht zu recherchieren und zu dokumentieren. 4 kabine 2/2013 What does it take, to have trust or to earn one’s trust? Trust is a multi-layered and individual feeling. Personally I believe that honesty and openness are an important prerequisite for trust. > Honesty - Trust As long as I know from my person opposite, that this person behaves in an open and honest way, I trust that person. I can better evaluate a partner that criticizes me when I know that he or she has an honest basic attitude. publish critical topics may be confronted with far reaching consequences. Foreign reporters must have an approval in order to carry out reportings and interviews. In China, the Google Search Engine is subject to censorship and Google Mail Accounts are continuously confronted with hacker attacks. Mistrust in today’s society is rising. Wrong food declaration, incomprehensible wage differences or companies, that have been taken over as a rehabilitation project and then, after a few months, disappear from the scene, are just a few examples. We should not only be focussing critically on news from the Republic of China. We may also all have realized, that parts of the media in our country is not always accurate with the whole truth. Especially the yellow press is a good example for manipulated journalism. What about trust in a personal environment? “The biggest honor we can give towards a human being is to give him trust.” (Mathias Claudius, German poet). People mostly give such honour to their families and friends. Everyone of us is born with a basic trust until contrary experiences undermine this trust, resulting in mistrust and suspicion. Mistrustful people are often pessimistic. It could be said, that people without trust tend to become lonely. “Reporters Without Borders” has been established in 1985 and is an organisation, that fights all around the globe for the press freedom and the freedom of speech. This organisation consists of 140 correspondents and their main duty is to investigate and document violations against human rights. What about our trust in politics? The smoldering debt and economic crises in Europe has left its marks: A poll in the six largest EU countries showed, that the trust in the European Union has reached a historical low. Simliar tendencies appear in Switzerland. In the last 10 years, the numbers of voters on federal votings have continuously decreased. I dare to claim, that this is not only due to a lack of interest. What I often hear is: “The politicians do whatever they want anyway”. What else could be the reason for such statements than a lack of trust? kapers fulfilles a similar task: It is important to us, to uncover offences against agreements and against the rights of the employees. Our priority is acting and communicating honestly, so that our members can have a good reason to trust kapers. Karin Stadler Board Member of kapers Personally I believe that honesty and openness are an important prerequisite for trust. Media between commerce, the formation of opinion and credibility The very limited freedom of the press in the Republic of China causes sensation and head-shaking around the world. Therefore, news from China receive only little trust from our society. Not without a reason, China is placed very far back on position 173 out of 179 according to the “ranking list of freedom of press 2013”. According to reports from different sources, domestic journalists who kabine 2/2013 5 > Eure Fragen Unsere Antworten Frage: Ich habe auf meiner letzten Rotation erfahren, dass die passiven kapers Mitglieder keine Info-Mails erhalten. Mehrere Crew Members wussten nichts von eurem Aufruf wegen TLV, MIA und PEK. Antwort: Es ist richtig, dass CCM, welche nicht Mitglied der kapers sind (in der Frage als „passive Mitglieder“ bezeichnet) sondern nur den sogenannten „Vollzugskostenbeitrag“ bezahlen, von kapers keine Info Mails erhalten. Das entspricht unserer Philosophie. Die kapers handelt mit der Swiss Verträge (GAVs) für alle CCM aus, egal ob sie Mitglied sind oder nicht. Deshalb ist es auch richtig, dass alle CCM einen finanziellen Beitrag leisten an die Kosten, die mit den Verhandlungen verbunden sind (das ist der oben erwähnte „Vollzugskostenbeitrag“). CCM, welche kapers Mitglieder sind, bezahlen einen höheren Mitgliederbeitrag (150.- anstatt 90.Fr.). Dass sie dafür auch mehr Leistungen erwarten können, ist sicher korrekt. Welche Veranlassung hätte sonst jemand, kapers Mitglied zu werden und einen höheren Beitrag zu bezahlen? Zu diesen Leistungen gehört nebst juristischer Unterstützung, Hilfe bei Problemen mit Einsätzen oder Vorgesetzten etc. eben auch der Erhalt unserer Info Mails, wie Cabin Pressure, Cabin Pressure Flashing, Voice of the President etc. Natürlich wäre es für alle wichtig, diese Informationen zu erhalten. Nur wer informiert ist, kann sich auch wehren und für seine Rechte einsetzen. Deshalb ist der richtige Weg, um zu diesen Informationen zu kommen und somit auch an unseren Aktionen teilnehmen zu können, kapers Mitglied zu werden. Solltest du in Zukunft wieder auf KollegInnen treffen, die über unsere Tätigkeiten und Aufrufe nicht informiert sind, schlag ihnen vor, kapers Mitglied zu werden. Ein kurzes Mail an unser Sekretariat [email protected] reicht. Unsere Assistentinnen geben ihnen gerne alle weiteren Auskünfte. Your Questions - Our Answers Question: On my last rotation I heard that passive members of kapers do not receive any e-mails. Several crew members didn’t know anything about your campaign in connection with TLV, MIA and PEK. Answer: It is correct that CCM who are not kapers members (called “passive members” in your question), but only pay the so called “Vollzugskostenbeitrag” (contribution to enforcement costs), do not receive any information e-mails from kapers. This is in line with our philosophy. kapers negotiates contracts with Swiss (CWAs) for all CCM, irrespective of their membership with kapers. For this reason, it is correct that all CCM pay their financial contribution to the costs involved with the negotiations (this is the afore mentioned “Vollzugskostenbeitrag”). CCM who are kapers members pay a membership fee which is higher than the mere “Vollzugskosten- 6 beitrag” (i.e. 150.- instead of 90.- CHF). It is certainly correct that they should expect more benefits for this amount. What motive would anyone otherwise have to become a kapers member and to pay a higher fee? The benefits include, apart from legal support, help in connection with flight assignments or problems with superiors etc., just precisely the mailing of information, such as the Cabin Pressure, Cabin Pressure Flashing, Voice of the President etc. Of course it would be important for everybody to receive all our information. Only those who are well informed are able to defend themselves and fight for their rights. For this reason, becoming a kapers member is the only valid way to come by the relevant information and to be able to participate in our campaigns. If in the future you should you meet colleagues who are not informed about our activities and campaigns, advise them to become a kapers member. A short mail to our secretariat [email protected] is enough. Our assistants will be glad to give them any further information. kabine 2/2013 > DSSDB Einmal mehr verblüfft uns die für Abstruses wohlbekannte Schweizerische Volkspartei mit einer lustigen Idee. Diesmal geht es allerdings nicht um eine separate Luxusautobahnspur für VIP-Vignettenbesitzer, den Abbau von Fremdsprachen an Grundschulen zugunsten von Mathematik oder die ausdrückliche Unterscheidung von gebürtigen und eingebürgerten Schweizern in offiziellen Dokumenten. Es betrifft auch nicht den Zürcher Sechseläuteplatz, wo man anstatt des repräsentativen und stilvollen Valser Quarzitbelags, der dort gerade verlegt wird, einfach Gras hätte wachsen lassen wollen und eventuell ein paar Plastikstühle für Flaneure hingestellt hätte. Ich will auch nicht auf die Thematik der schicken Chalets im Wallis eingehen, die man als Luftschutzbunker deklarieren will, um die strengen Bedingungen der Zweitwohnungsinitiative zu umgehen, genauso wenig wie auf die Durchsetzungsinitiative, die sicherstellen soll, dass Volksbeschlüsse wortgetreu umgesetzt werden (allerdings nur dann, wenn es der Partei gerade in den Kram passt – siehe Beispiel oben). Sunil Mann CCM und Schriftsteller Ein Arzt spielt Schicksal und Vijay Kumar verspielt seinen Glauben an das Gute »Zählen Sie bitte einige Ihrer Stärken auf!« »Trinkfest, sarkastisch, zeitweise findig.« »Äh ... und Ihre Schwächen?« »Amrut.« »Wie bitte?« »Mein indischer Lieblingswhisky.« »Oh! Das kommt jetzt etwas ... überraschend. Weshalb haben Sie sich gerade für eine Stelle in unserer Firma entschieden?« »Nun, nachdem ich meinen beruflichen Werdegang eingegeben hatte, spuckte die Suchmaschine der Internetstellenbörse als einziges Resultat den Namen Ihres Ladens aus.« »Tatsächlich? Wie bedauerlich. Was haben Sie in den letzten fünf Jahren gemacht?« »Ein Detektivbüro eröffnet und ein paar Fälle gelöst. Davor ein wenig studiert, gereist und im indischen Lebensmittelgeschäft meiner Mutter ausgeholfen.« »In einer leitenden Position?« »Sie kennen meine Mutter nicht.« Eigentlich beabsichtigt Vijay Kumar, sich eine Festanstellung zu suchen. Doch Noemi durchkreuzt die Pläne des Privatdetektivs. Das Mädchen will unbedingt wissen, wer ihre leiblichen Eltern sind. Was als einfacher Rechercheauftrag beginnt, entwickelt sich zu einer gefährlichen Jagd von Madrid bis ins Berner Oberland – immer auf der Suche nach einem mysteriösen Doktor Grüninger … Familienpoker erscheint Mitte August 2013. Buchpremiere: 20. August 2013, 20 Uhr, Kaufleuten Festsaal, Zürich. kabine 2/2013 7 Nein, diesmal soll das Volk den Bundesrat wählen. Während die Parteileitung im Vorfeld wie gewohnt mit viel Pathos nichts weniger als den Einmarsch feindlicher Mächte und somit den Untergang der Schweiz prognostiziert, sollte die Vorlage abgelehnt werden, schütteln die Mitglieder anderer Parteien nur ratlos den Kopf. Denn laut Umfragen würde die SVP keinen einzigen Bundesratssitz erhalten (dabei wurde sehr wahrscheinlich die Finanzkraft der Parteispitze ausser Acht gelassen, die sicher den einen oder andern Batzen springen lassen und damit abartig teure Wahlkämpfe wie in den USA lancieren würde – das gemeine Volk ist bekanntlich manipulierbar und im schlimmsten Fall wären dann alle sieben Bundesräte von derselben Partei, was die Schweiz vom politischen System her in die Nähe von Nordkorea rücken würde). Doch wie würde eine solche Wahl aussehen? Auf welche Weise könnten sich die potenziellen NeuBundesräte ins beste Licht setzen? Eine Castingshow vielleicht? Moderiert vom unvermeidlichen Sven Epiney, während die neuerdings ebenso unvermeidliche Viola Tami versucht, im „Red and White Room“ den „Polittalents“ Privates zu entlocken? Doch fangen wir von vorn an: laut Initiativtext darf jeder Bundesrat werden, der auch in den Nationalrat gewählt werden könnte. Das hiesse, aus 3464 Politikern (so viele stellten sich 2011 für die zweihundert Sitze zur Wahl) sieben Gewinner zu küren. Eine Castingshows würde sich da tatsächlich anbieten, nachdem selbst die quotenmässig arg trudelnden Miss-Schweiz-Wahlen zu einer Art „Reise nach Jerusalem“ (frei nach Heidi Klums „Germany’s Next Top Model“) umgekrempelt wurden und nun im Vorabendprogramm eines deutschen Privatsenders vor sich hindümpeln. In der Jury sässen ehemalige Politgrössen, die gleichzeitig einen ausgeprägten Sinn für Stil, Klasse und Präsenz haben, was die Auswahl schon mal drastisch einschränken würde. Nachdem alle eingesandten Bewerbungsvideos gesichtet und dabei grob die Spreu vom Weizen getrennt worden wäre, müssten sich die Kandidaten in sogenannten „Blind Auditions“ mit ihrem Programm vorstellen. Gefällt einem Jurymitglied das übliche Gelaber und die leeren Versprechungen, kann er per Knopfdruck sei- 8 nen Stuhl wenden und coacht von nun an seinen Kandidaten. Handelt es sich um einen gewitzten Politiker mit ungewöhnlichen Ansichten und einem Profil mit Ecken und Kanten wird sich wohl keiner umdrehen. Denn man darf nicht vergessen: Der Bundesrat ist eine Konsensregierung, da ist zu viel Eigenständigkeit nur hinderlich. Natürlich wäre es keinesfalls das Ziel jemanden fertigzumachen, vielmehr würde in gut schweizerischer Manier diplomatisch argumentiert. Sätze wie „Ich fand das sehr, sehr toll, aber leider kann ich dich nicht mit auf die Reise nehmen“ würden fallen oder: „Ich spüre ganz stark, dass du auch ohne diese Show deinen Weg machen wirst.“ Hat jedes Jurymitglied seine „Polittalents“ beisammen, müssten sich diese analog Miss-Schweiz-Wahlen in Alltagssituationen bewähren. Anders als die nationalen Schönheiten würden sie aber wohl kaum nach der Anzahl Bundesräte gefragt (und falls doch, hoffe zumindest ich auf eine etwas weniger zögerliche Antwort), sondern schnitten Bänder entzwei wie sie es später bei Krankenhaus- oder Kindergarteneröffnungen tun müssten, eine gut versteckte Steuer-CD müsste gefunden und auf dem Taschenrechner der Preis für eine Staffel Kampfflugzeuge oder eine Schweizer Armee berechnet werden, darüber hinaus übten sich die Kandidaten im Seilziehen mit amerikanischen und deutschen Behörden sowie in Smalltalk, Kompromissfindung und dem Hochstrecken von drei Fingern. Wer nicht besteht, fliegt raus. Mit dem verbleibenden Rest begäbe man sich dann auf eine Insel (preisgünstig wegen der Billaggebühren und mit Schweizbezug, am ehesten käme wohl die St. Petersinsel in Frage), wo an lauschiger Location das Tragen von faden Kostümen und farblosen Anzügen geprobt würde. Am Ende bliebe eine Handvoll „Polittalents“ übrig und ein Kandidat nach dem andern würde von den Zuschauern per SMS (1.50 Franken pro Mitteilung) aus dem Rennen gewählt. Vier Jahre dürften die Gewinner schliesslich in der Regierung verweilen, bevor es wieder hiesse: DSSDB – Die Schweiz sucht den Bundesrat. kabine 2/2013 Wenn irgendwo auf der Welt Arbeitnehmer auf die Barrikaden gehen, hört und liest man die Kommentare, welche der Schweizer Arbeitnehmerschaft vorwerfen, zu brav zu sein, zu angepasst, zu nett, zu passiv, zu mutlos. Alles, was hiesige Gewerkschaften machen, hat keinen „Pep“. > Zufriedenheit Tatsächlich ist es so, dass in der Schweiz vom kulturellen, politischen und gesetzlichen Rahmen her vieles anders ist. Dieses Thema behandelten wir bereits ausführlich in der kabine 2/2012. Nun stellt sich natürlich die Frage: Ist die Zurückhaltung der Arbeitnehmervertretungen in der Schweiz tatsächlich so verwerflich? Welcher Weg führt bei Arbeitnehmern wirklich zu besserem Gesundheitsschutz, mehr Ferien, höherer Bezahlung? Es ist in der Tat schwierig, Vergleiche anzustellen. Die Fülle an Daten, welche analysiert werden müsste, um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, ist enorm. Zum Glück muss ich das nicht selber machen! Sowohl in der Schweiz, wie in Europa, gibt es Stellen, welche sich genau damit befassen. Bei uns ist dies das SECO, das Staatsekretariat für Wirtschaft. Gemäss seinen Erhebungen, können es die hiesigen braven Gewerkschaften so schlecht nicht gemacht haben. Die Arbeitsbelastung in der Schweiz ist zwar hoch, die Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen ist aber, im Gesamtkontext gesehen, ebenfalls hoch (siehe dazu die Zusammenfassung der Ergebnisse). Es stellt sich somit die berühmte Frage: Was war denn nun zuerst da - das Huhn oder das Ei? Wird in anderen Ländern so viel gestreikt, weil die Arbeitsbedingungen so schlecht sind, oder sind die Arbeitsbedingungen so schlecht, weil so viel gestreikt wird? Dies lässt sich kaum definitiv einordnen. Eines kann man aber aus den verschiedensten Statistiken sicher herauslesen: „Die Arbeitsbedingungen sind dort nicht automatisch besser, wo auch mehr Arbeitskämpfe stattfinden.“ Zurück zu unserem kabine-Titel „Vertrauen“. Es braucht eine gehörige Portion Eis im Magen und Vertrauen von Seiten der Arbeitnehmer, dass die verantwortlichen Arbeitnehmervertreter in der Schweiz nicht einfach blindlings unseren europäischen Nachbarn nacheifern, um eine möglichst hohe Medienpräsenz zu erreichen. Ziel muss eine gute Lösung sein und zwar für alle und in mög- lichst vielen Bereichen. Es ist zum Teil ernüchternd zu sehen, wie manch einer den Erfolg oder Misserfolg einer Arbeitnehmervertretung an der Grösse des Medienrummels misst, welcher dieser verursacht und dabei vielleicht noch ein bis zwei Eckwerte heranzieht, um Vergleiche zu ziehen wer, was und wie viel erreicht wurde. Die Zufriedenheit von uns allen lässt sich nämlich nicht an einigen Eckwerten messen, sondern ist ein Puzzle aus vielen verschiedenen Einflussfaktoren. Mario Kesselring kapers Vorstandsmitglied NÄHE BAHNHOF E-CARS- UND E-BIKE-SHARING NAHE NATURSCHUTZGEBIET Projektbesichtigung nach persönlicher Vereinbarung und jeden 2. Samstag im Monat von 11 bis 14 Uhr Alte Rheinstrasse 87, Embrach PREISWERTE 2½- BIS 5½-ZIMMEREIGENTUMSWOHNUNGEN. 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Europäische Erhebung über die Arbeitsbedingungen (2010) Die Europäische Stiftung Verbesserung derder Le- Lebenszufriedenund oder Arbeitsbedingungen zufrieden mit ihren ArbeitsbedinDie Europäische Stiftung zur zur Verbesserung (Eurobensund Arbeitsbedingungen (Euro-found), eine gungen; nur in fünf EU-Ländern sind die Beschäffound), eine Agentur der Europäischen Kommission, führt seit 1990 alle fünf Jahre eine reAgentur der Europäischen Kommission, führt seit tigten noch zufriedener (an der Spitze: Dänemark, präsentative Untersuchung über die Arbeitsbedingungen der Erwerbsbevölkerung in der Eu1990 alle fünf Jahre eine repräsentative Untersu- Grossbritannien und die Niederlande). ropäischenchung Union und in einigen weiteren Europäischen Staaten durch (European Working über die Arbeitsbedingungen der ErwerbsConditionsbevölkerung Survey - EWCS). Die Schweiz hatund sich Jahr 2005 zum ersten Mal an der Stuin der Europäischen Union in imDie Schweizer Beschäftigten arbeiten nicht nur die beteiligt; 2010 wurde die Erhebung Mal durchgeführt. Im Unterschied zur einigen weiteren Europäischen Staatenzum durchzweiten (Eu- flexibler und selbstbestimmter als die ArbeitnehEuropäischen 2010 erfolgte der Schweiz die in Datenerhebung ropeanErhebung Working Conditions Survey - in EWCS). Die menden den Ländern der mittels EU, sie telefonibekommen scher Umfrage. Stichprobe vonzum 1‘006 dieArbeitgebern repräsentativ dieMöglichkeiten gesamte Schweiz Die hat sich im Jahr 2005 erstenBeschäftigten, Mal an von ihren auchfür mehr Erwerbsbevölkerung ab 15 Jahre wurde mit Zufalls-Quota Verfahren der Studie beteiligt; 2010 wurdeist, die Erhebung zum einem zur persönlichen Weiterbildung. Übergezogen. die Hälfte durchgeführt. Im Unterschiedvom zur EuBefragten gibt an, 2010 innerhalb letzDas LINKzweiten InstitutMalführte Telefoninterviews 20. der JuliSchweizer bis zum 27. August in der deutropäischen Erhebung 2010 erfolgteSprache in der Schweiz scher, französischer und italienischer durch. ten 12 Monate vor der Umfrage an einer Weiterbildie Datenerhebung mittels telefonischer Umfrage. dungsmassnahme teilgenommen zu haben, die vom Das Staatssekretariat für 1‘006 Wirtschaft (SECO) der Fachhochschule NordDie Stichprobe von Beschäftigten, die hat reprä-zusammen Arbeitgebermit finanziert worden ist. Im EU-Durchsentativ die gesamte Erwerbsbevölkerung ab 15 schnitt liegt dieser Wert bei einem Drittel. Über Die Zufriedenheit von uns westschweiz diefür Daten ausgewertet und einen ersten Überblicksbericht erstellt. Im MittelJahreBerichts ist, wurde stehen mit einem Verfah- einund Viertel der Schweizer ErwerbstätigenEntlassagt, im punkt dieses dieZufalls-Quota Themen physische psychische Belastungen, allen lässt sich nicht an eiren gezogen. Das LINK Institut führte Telefonin- letztenArbeitsorganisation Jahr eine Qualifizierungsmassnahme selbst tungsfaktoren, Gesundheitszustand der Erwerbstätigen, und Führung, terviews vom 20. Juli bis zum 27. August 2010 in bezahlt zu haben; im EU-Mittel sind dies weniger Sozialverträglichkeit der Arbeitszeiten und Weiterbildung sowie Persönlichkeitsschutz und nigen Eckwerten messen, deutscher, französischer und italienischer Sprache als 10%. Land der EU der werden Anteil der Diskriminierung. Die Arbeitsbedingungen in der Schweiz undIninkeinem den Ländern deristEU durch. Beschäftigten, die an einer Weiterbildung teilgemiteinander verglichen und die Entwicklungen in den Jahren 2005 bis 2010 dokumentiert. sondern ist ein Puzzle aus vielen verschiedenen flussfaktoren. 10 nommen haben (durch den Arbeitgeber finanziert Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) hat zuoder selbstbezahlt) höher als inin derkeinem Schweiz.Land Erwerbstätige in der Schweiz verfügen über einen sehr hohen Zeitspielraum; Einsammen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz Andererseits sind Arbeitstempo und Termindruck der Europäischen Union sind die Arbeitszeiten so flexibel. Schweizer Beschäftigte haben eidie Daten ausgewertet und einen ersten Überblicks- überdurchschnittlich hoch und über Mobbing nen grösseren Handlungsspielraum sowie mehr soziale Unterstützung bei der Arbeit als die bericht erstellt. Im Mittelpunkt dieses Berichts wird häufiger geklagt. Hohes Arbeitstempo (84%), meisten Beschäftigten in der EU, sie werden häufiger in Entscheidungen miteinbezogen, die stehen die Themen physische und psychische Be- Termindruck (80%) und Arbeitsunterbrechungen ihre Arbeitlastungen, betreffenEntlastungsfaktoren, und arbeiten selbstbestimmter. berichten sie öfter als ihre euroGesundheitszu- Zudem (47%) sind die häufigsten organisatorischen Belapäischen Kollegen und Kolleginnen, dass ihre Vorgesetzten siederermutigen, an wichtigen stand der Erwerbstätigen, Arbeitsorganisation und stungen in Schweiz. Zwischen 2005 undEnt2010 scheidungen mitzuwirken. Die Arbeitszufriedenheit in der Schweiz auf hohem Niveau Führung, Sozialverträglichkeit der Arbeitszeiten bleibt wird eine Zunahme der Belastungsfaktoren hohes und sie istund in der Schweiz höher als in den meisten Europäischen Ländern. derTermindruck ErwerbWeiterbildung sowie Persönlichkeitsschutz und Arbeitstempo und Arbeiten91% unter stätigen sind sehr zufrieden oder zufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen; Diskriminierung. Die Arbeitsbedingungen in der festgestellt, in keinem Land dernur EU in sindfünf dieseEUBelaSchweiz in den Ländern der EU werden mitstärker Dänemark, ausgeprägt. Schweizer Erwerbstätige Ländern sind die und Beschäftigten noch zufriedener (an stungen der Spitze: Grossbritannien einander verglichen und die Entwicklungen in den berichten öfter über Drohungen, erniedrigendes und die Niederlande). Jahren 2005 bis 2010 dokumentiert. Verhalten sowie Mobbing als die Beschäftigten im Die Schweizer Beschäftigten arbeiten nicht nur flexibler und selbstbestimmter alsArbeitsplatzundie Arbeiteuropäischen Durchschnitt. Die Erwerbstätige in der Schweiz verfügen über einen von sicherheit der Schweiz hatauch zwischen 2005 und nehmenden in den Ländern der EU, sie bekommen ihreninArbeitgebern mehr Möghohen Zeitspielraum; in keinem Land 2010 abgenommen. Im Vergleich mitgibt den an, EUlichkeiten sehr zur persönlichen Weiterbildung. Über der die Hälfte der Schweizer Befragten Europäischen Union sind die Arbeitszeiten so fle-an einer Ländern ist die Angst vor Arbeitsplatzverlust in der innerhalb der letzten 12 Monate vor der Umfrage Weiterbildungsmassnahme teilgexibel. Schweizer Beschäftigte haben einen grösseren Schweiz deutlich am geringsten. nommen zu haben, die vom Arbeitgeber finanziert worden ist. Im EU-Durchschnitt liegt dieHandlungsspielraum mehr Unterstütser Wert bei einem Drittel.sowie Über einsoziale Viertel der Schweizer Erwerbstätigen sagt, im letzten zung bei der Arbeit als die meisten Beschäftigten Während weniger oft als in den Ländern der EU in der EU, sie werden häufiger in Entscheidungen von körperlichen und chemikalischen Belastungen miteinbezogen, die ihre Arbeit betreffen und arbei- berichtet wird, nehmen die Belastungen in der ten selbstbestimmter. Zudem berichten sie öfter als Schweiz seit 2005 im Allgemeinen zu und mit der ihre europäischen Kollegen und Kolleginnen, dass Arbeit verbundenen Gesundheitsprobleme sind 032.3/2011/00839 \ COO.2101.104.5.3232445 ihre Vorgesetzten sie ermutigen, an wichtigen Ent- relativ weit verbreitet. Die häufigsten physischen scheidungen mitzuwirken. Die Arbeitszufriedenheit Belastungen in der Schweiz sind: hohe Temperableibt in der Schweiz auf hohem Niveau und sie ist turen (39%), schmerzhafte oder ermüdende Körin der Schweiz höher als in den meisten Europä- perhaltungen (37%), Tragen oder Bewegen schweischen Ländern. 91% der Erwerbstätigen sind sehr rer Lasten (33%), niedrige Temperaturen (28%) kabine 2/2013 und starker Lärm (25%). Im Allgemeinen sind die physischen Belastungen in der Schweiz gestiegen, während sich die europäischen Durchschnittswerte kaum verändert haben. Wie im Jahr 2005 erreicht die Schweiz auch 2010 generell tiefere Werte als die EU. Die Schweiz nähert sich jedoch den durchschnittlichen europäischen Belastungsniveaus an. Die Länder mit den niedrigsten Belastungen sind die Niederlande und Grossbritannien. Die Tabakrauchexposition am Arbeitsplatz nahm sowohl in der Schweiz als auch in Europa zwischen 2005 und 2010 stark ab. Fast neun von zehn Erwerbstätige in der Schweiz fühlen sich gesund: 87% der Erwerbstätigen sagen, dass ihr allgemeiner Gesundheitszustand sehr gut oder gut sei. Der EU-Durchschnitt liegt bei 78% und im Vergleich aller Länder belegt die Schweiz den dritten Rang. Trotz des vergleichsweise häufigen selbstbeurteilten guten Gesundheitszustands sagen relativ viele Erwerbstätige in der Schweiz, dass sie an mindestens einem Gesundheitsproblem in den letzten zwölf Monaten gelitten haben. In der Studie wird spezifisch nach bekannten Gesundheitsbeschwerden gefragt, die mit der Arbeit zusammenhängen könnten. Die am häufigsten genannten Beschwerden sind Muskelschmerzen in den Schultern und im Nacken (55%), Rückenschmerzen (49%), Kopfschmerzen, Überanstrengung der Augen (47%), Muskelschmerzen in den unteren Gliedmassen (31%), Schlafstörungen (27%) und Magenschmerzen (18%). geringsten in Europa. Benachteiligung aufgrund des Geschlechts (4%) oder des Alters (6%) werden in der Schweiz häufiger berichtet als im Europäischen Durchschnitt und in den Nachbarländern. Insgesamt gesehen steht die Schweiz im Vergleich mit den Ländern der Europäischen Union gut da, kann in einigen Bereichen sogar als Vorbild dienen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in der Schweiz noch Handlungsbedarf besteht, die Arbeitsbedigungen weiter zu verbessern. Kritisch muss dabei vor allem gesehen werden, dass die Belastungen durch die Arbeit in der Schweiz tendenziell zunehmen Fast die Hälfte der abhängig Beschäftigten in der Schweiz arbeitet zumindest ab und zu länger als 10 Stunden am Tag; im europäischen Durchschnitt sind dies weniger als ein Drittel aller Beschäftigten. In der Schweiz hat der Anteil derer, die überlang arbeiten, zwischen 2005 und 2010 deutlich zugenommen (um 14 Prozentpunkte), in den Ländern der EU etwas abgenommen. Frauen sind in der Schweiz deutlich weniger in Vorgesetztenpositionen vertreten als in den Nachbarländern oder in Europa insgesamt. Während in den Ländern der Europäischen Union der Anteil der Beschäftigten, die angeben, eine Frau als Vorgesetzte zu haben, zwischen 2005 und 2010 angestiegen ist (von 25% auf 29%) , stagniert dieser Wert in der Schweiz bei ca. 20% und gehört damit zu den kabine 2/2013 Dorfstrasse 11, Postfach H432 8302 Kloten Tel. 043 255 41 61, Fax 044 813 52 45 11 Whenever somewhere in the world workers storm the barricades, voices are quick that are blaming the Swiss employees to be too good, too conform, too nice, too passive, and too weak-minded. > Satisfaction Everything local unions do lacks of vigour. Compared to employee organizations abroad, ours have not had the experience that employers are only giving in to better working conditions for their employees by massive pressure of the unions. Mario Kesselring Fact is that Switzerland has its own cultural, political and legal peculiarities. We talked about this subject in the kabine 2/2012 in detail. You might wonder: Is keeping a low profile, the way unions in Board Member of kapers Die Umwelt liegt uns am Herzen. Dank modernster Technologie kommen 90% weniger Chemikalien bei uns zum Einsatz. Somit können wir umweltverträglicher produzieren – ein gutes Gefühl. Switzerland often do, so bad indeed? Which form is most successful in obtaining better health protection, more vacation, and better salaries for the employees? No doubt, it is very difficult to compare. There is a vast amount of data that would have to be analysed in order to gain meaningful results. I am more than glad I don’t have to do this myself. In Switzerland as well as in Europe there are people dealing with this kind of information. In our case it is the objective of SECO, State Secretariat for Economic Affairs. According to its collection of data the Swiss unions have obviously not made a very bad job. Although the work strain in Switzerland is high, satisfaction with the working conditions seen in perspective is equally high (see the summery of the result). This leads us to the famous question: who was first - the hen or the egg? Do people abroad go on strike so often because their working conditions are very poor or are the working conditions poor because so many people go on strike? However, the statistics make it clear that working conditions are not automatically better the more working battles are fought. diezi.com Let’s go back to our kabine-title “Confidence”. The employees in Switzerland really need to keep cool and stay confident that their representatives don’t just go and try to stir as much public attention in the media like their European neighbours do. Their aim must be to reach the best possible solution for everyone in as many fields as possible. Sometimes it is horrifying to observe how success or failure are measured by the importance of its hype, often by help of one or two corner stones that are misused to prove who, what, and by which means something was reached. Our satisfaction is not to be measured by some corner stones; much more is it a puzzle of many different influencing factors. 12 wir drucken grüner. Offset Haller AG Kaiserstuhlstr. 36 8154 Oberglatt Tel. 044 886 31 00 [email protected] www.offsethaller.ch kabine 2/2013 Every five years since 1990, the European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions (Eurofound), which is an agency of the European Commission, has been carrying out a representative survey on working conditions among the active population in the European Union and in certain other European states (European Working Conditions Survey – EWCS). Switzerland took part in the study for the first time in 2005, and the survey was carried out for a second time in 2010. Unlike the 2010 European survey, data was collected in Switzerland by telephone. A sample of 1,006 employees who are representative of the overall workingage population aged 15 or over was made using a random quota procedure. The LINK Institute carried out telephone interviews between 20 July and 27 August 2010 in German, French and Italian. The State Secretariat for Economic Affairs (SECO) evaluated the data in collaboration with the University of Applied Sciences and Arts Northwestern Switzerland and produced an initial general report which focused on the subjects of physical and psychological stress, factors involved in relieving stress, the health of the working population, work organisation and management, the social compatibility of working hours and further training as well as the protection of privacy and discrimination. Working conditions in Switzerland and in EU countries are compared and developments between 2005 and 2010 are recorded. Employees in Switzerland enjoy far more flexibility in terms of determining their working hours than their counterparts in the various European Union countries. Swiss workers have more room for negotiation and greater social support at work that most EU employees; they are also included more often in decisions which affect their work and can determine how they work to a greater degree. They also report that they are more regularly encouraged by their superiors to take part in important decisionmaking processes than their European counterparts. Job satisfaction in Switzerland remains at high levels and above those in most European countries. 91% of those working in Switzerland state that they are either happy or very happy with their working conditions – a figure which is only exceeded in five EU countries (with Denmark, the UK and the Netherlands at the top). kabine 2/2013 Employees in Switzerland not only have more flexible and selfdetermined working conditions than those in EU countries, they also get greater opportunities for further training from their employers. Over half of the people surveyed in Switzerland stated that in the 12 months prior to the survey, they had taken part in a further training course which had been financed by their employer, while the EU average was one-third. Over a quarter of Swiss people in work state that they themselves had paid to take a qualification, while the EU average is less than 10%. No country in the EU had a higher proportion than Switzerland of employees who took part in a further education course (either paid for themselves or which was financed by their employer). On the other hand, working hours and deadline pressure are higher than average and there are more complaints of bullying at the workplace. Long working hours (84%), deadline pressure (80%) and work disruptions (47%) are the most common work organisationrelated stress factors in Switzerland. Between 2005 and 2010, an increase was observed in two stress factors, namely long working hours and working under deadline pressure, and nowhere in the EU did these factors have such an effect as in Switzerland. Employees in Switzerland report threats, degrading treatment and bullying at the workplace more often than the European average. Job security on the other hand increased in Switzerland between 2005 and 2010, and compared with EU countries, fear of losing one‘s job is significantly lower in Switzerland. Our satisfaction is not to be measured by some corner stones; much more is it a puzzle of many different influencing factors. Whilst there were fewer reports of physical stress and exposure to chemicals than in EU countries, overall stress factors in Switzerland have been increasing since 2005 and workrelated health problems are relatively widespread. The most frequent physical stress factors in Switzerland are: high temperatures (39%), painful or tiring postures (37%), carrying or moving heavy loads (33%), low temperatures (28%) and significant noise (25%). Physical stress factors in Switzerland have increased in general, while European average levels have hardly altered. As in 2005, Switzerland generally achieved lower levels than the EU in 2010. Switzerland is nevertheless approaching average European levels of stress. The countries with the lowest levels of stress 13 factors are the Netherlands and the UK. Exposure to cigarette smoke at the workplace meanwhile decreased significantly both in Switzerland and in Europe between 2005 and 2010. all employees. In Switzerland, the number of people working excessive hours increased significantly between 2005 and 2010 (by 14 some per cent), while in EU countries the levels went down somewhat. Almost nine out of ten people working in Switzerland feel healthy: 87% of those in employment say that their general levels of health are either good or very good. The EU average stands at 78%, and Switzerland is third compared with other countries. Despite the level of health declared by those surveyed often being comparatively good, a relatively high number of those working in Switzerland report that they have suffered from at least one health problem in the past 12 months. The study specifically asked about health problems which are known to be workrelated. The problems which were mentioned most often were muscle pain in the shoulders and in the neck (55%), back ache (49%), headaches and eye-strain (47%), muscle pains in the lower limbs (31%), insomnia (27%) and stomach pains (18%). Women in Switzerland occupy a great deal fewer management positions than in neighbouring countries or compared with the European average. While in European Union countries the number of employees who state that they have a woman as their superior increased between 2005 and 2010 (from 25% to 29%), the level remained the same in Switzerland at around 20%, putting the country among the lowest in Europe. Discrimination based on gender (4%) or age (6%) is reported more often in Switzerland than in neighbouring countries or compared with the European average. Almost half of dependent employees in Switzerland work at least occasionally more than 10 hours a day, while the European average is less than a third of 14 Overall, Switzerland comes out of the survey favourably compared with countries in the European Union and can even be seen as exemplary in certain areas. This should not however hide the fact that efforts can still be made in Switzerland to further improve working conditions, and in particular the fact that work-related stress factors are tending to increase in Switzerland must be viewed critically. kabine 2/2013 Seit einigen Jahren arbeiten wir nun unter sehr strengen FDR’s, haben an vielen Destinationen nur noch Minimum Layover oder zuhause Minimum Freitage. Zwischen den Rotationen versucht man sein soziales Umfeld reinzuquetschen, sofern man nicht krank oder todmüde ist. > Safety or Service, What‘s First? Dass das Kabinenpersonal äusserst produktiv und effizient eingesetzt ist, ist wohl keine Frage. Auch die vielen Auszeichnungen zeigen, dass das Kabinenpersonal sehr professionell und pflichtbewusst als Gastgeber auftritt. Die Swiss bedankt sich mit einem Dankesschreiben und noch strengeren Einsätzen auf der A330 nach Peking, Miami und Johannesburg ohne Crewbunk sowie der Einführung der Singapur Rotation mit nur 28h Layover. Und um den Jetlag abbauen zu können, dürfen 4 legs in Europa geflogen werden, wo man nicht weiss, wann man essen oder auf die Toilette gehen soll. Wieso macht die kapers nicht etwas dagegen, mag man sich da zu Recht fragen? kapers hat in vielen Bereichen Mitsprache-, nicht aber Mitbestimmungsrecht. Im Bereich Arbeitsumfeld haben wir Mitspracherecht. Wenn die Produkteabteilung etwas im Serviceablauf ändern möchte, wir jedoch darin einen Serviceaufbau sehen, intervenieren wir. Will die Swiss die Änderung trotz unserer Einwände einführen, muss sie uns dies schriftlich begründen. Ab diesem Punkt endet die Macht unseres Mitspracherechts. Jetzt seid ihr an der Reihe! Nun kommt es darauf an, dass die Crewmembers aktiv werden und Rapporte schreiben. Die Qualität und Quantität der Rapporte zählen und dies bringt die Swiss unter Druck, etwas zu ändern. Das aktuellste Beispiel ist die Änderung beim Sales on board. Ein neuer Handheld und ein neues Sealing Procedure wurden eingeführt, welches zu viel Zeit in Anspruch nahm. Das Werkzeug dazu war meistens nicht an Bord und die Flugzeit für den Verkauf reichte meistens nicht aus. Es trafen explosionsartig viele Rapporte ein. Wir haben die Swiss darauf hingewiesen und dank euren Rapporte sahen sich die Verantwortlichen zu einer Veränderung gezwungen. Anders jedoch bei der Serviceänderung des SBE/ SBR Service in der F-Class. Die vorbereiteten Trays wurden abgeschafft und neu müssen die FCG‘s jeden Tisch mit Tischtuch, Besteck und Geschirr bestücken. Viele Passagiere wollen bis zur letzten Minute schlafen und trotzdem vor der Landung frühstücken. Die Crew muss sich zu diesem Zeit- kabine 2/2013 punkt auf die Landung vorbereiten. Hier fehlt die Zeit für einen aufwendigen Service und diesem Umstand wird nicht genügend Rechnung getragen. Dazu sind wohl nicht genügend Rapporte eingegangen. Darum einmal mehr liebe Kolleginnen und Kollegen, die Gewerkschaft seid IHR! Der kapers Vorstand versucht mit all seinen zur Verfügung stehenden Mittel einzugreifen und euch zu schützen und zu vertreten, aber wir brauchen eure Unterstützung! Eure Unterstützung ist in allen Belangen der Gewerkschaftsarbeit notwendig: FDR’s, Serviceabläufe, Duty Free, Crewhotels, Gewichte der Container, Crewtransporte, fehlende Crewessen etc. ihr müsst schreiben, schreiben, schreiben! Eure schriftlichen Rückmeldungen sind es, was unseren Forderungen mehr Gewicht verleihen! Das Kabinenpersonal ist in erster und wichtigster Linie für die Sicherheit an Bord zuständig und erst dann für den Service und das Produkt (CSPM 1.1.1). Geht es um die Umsetzung der Servicerichtlinien, müssen zuerst die Sicherheitsrichtlinien eingehalten werden: Gem. CSPM 5.1.6.6.3 (ARJ), CSPM 5.2.6.9.5 (A32X) etc. darf vor Start und Landung und bei Turbulenzen keine Kaffeemaschine voll sein. Gerade auf den kurzen Europaflügen bleibt nach Start bis zum Servicebeginn nicht genügend Zeit, das Brühen des Kaffees respektive das Auffüllen des Containers mit heissem Wasser abzuwarten und der Boiler produziert heisses Wasser für max. 3 Krüge. Nina Endrich kapers Vorstandsmitglied Das Kabinenpersonal ist in erster und wichtigster Linie für die Sicherheit an Bord zuständig und erst dann für den Service und das Produkt (CSPM 1.1.1). Aufgrund der vorgeschriebenen Sicherheitsrichtlinien bedeutet dies, dass ihr unter Umständen keinen Kaffee/Tee anbieten könnt oder erst später und nicht schon zu Beginn des Service! Auf der Langstrecke beginnen 40 Minuten vor der Landung die Landing Preparations. 20 Minuten vor der Landung dürfen keine Service Aktivitäten mehr gemacht werden, die Landing Preparations sollten zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen sein und ab 10 Minuten gilt Sterile Flight Deck. Die Cabin Crew sollte sobald wie möglich sitzen (OM A 8.3.15.89). Ohne Frühstück Trays in der F-Class dauert der 15 Die Sicherheitsrichtlinien müsst ihr dem Produkt und den Servicerichtlinien immer überordnen. Service länger und ist aufwendiger. Dies kann zur Folge haben, dass vor allem bei einer vollen F-Class Kabine der Passagier entweder früher geweckt werden muss, falls er ein Frühstück geniessen möchte, oder er muss sich mit einem Kaffee und Croissant begnügen. Müsst ihr euch auf einer strengen EU-Rotationen entscheiden ob ihr Schokolade verteilt, Duty Free durchführt oder absitzt und esst, sollte euch euer Wohlbefinden zu Gunsten der Sicherheit wichtiger sein als das Produkt. Bei den Charterflügen dürfen wegen den Zeitungen keine Türen mit Tischen oder Trolleys blockiert 16 werden, und je nach Flughafen darf auch kein Trolley auf die Treppe rausgestellt werden. Entweder legt ihr die Zeitungen auf die Galley Ablagefläche oder verteilt sie in die Magazine Racks. Die Sicherheitsrichtlinien müsst ihr dem Produkt und den Servicerichtlinien immer überordnen. Wenn ihr die Sicherheitsrichtlinien nicht einhaltet, dann ist das ein gesetzlicher Verstoss, nicht aber bei den Servicerichtlinien (OM A 2 und OM A 3). Rapportiert, wenn ein vorgeschriebener Serviceablauf aufgrund der Sicherheitsrichtlinien nicht eingehalten werden kann, damit das Produkt der Sicherheit angepasst wird! kabine 2/2013 It has been a few years now, that we have been working under very tough FDR with minimum layovers at our destinations and with minimum free days at home base. In between those rotations, we try to squeeze in our social environment, as long as we are not sick or dead-tired. > Safety or Service, What‘s First? No question, the cabin crew is used and planned extremely productively and efficiently. In addition, the many awards received prove that the cabin crew works very professionally and conscientiously. Swiss shows their appreciation with a thank you letter and tougher assignments on the A330 to Beijing, Miami and Johannesburg without a crew bunk and with the introduction of the rotation to Singapore with a layover of 28 hours only. And to overcome the jetlag, we are allowed to fly 4 legs in Europe per day, where it is uncertain, whether where we can find time to eat or use the restroom. ble and want to eat at the very last minute, but the crew should prepare themselves for the landing. The time for such an intense service is missing and this aspect is being underestimated. We intervened here, too, this time in writing, but Swiss does not see any reason to go back to the tray service. We therefore assume they did not receive enough reports. Why is kapers not doing anything against this, one may ask legitimately? Your support will always and in all aspects be required in the union’s work. No matter whether it is about FDR, service related topics, duty free, crew hotels, the weight of containers, crew transportation, missing crew meals, etc. you must write, write, write! Your feedback is what helps us to have our demands taken seriously. As a union, we have the right to have a say in many areas, but no right of co-determination. In the working environment we hold the right to have a say. Should the product department want to adapt the service and we see a buildup in service, we intervene. If Swiss, despite our objections, wants to introduce the adaptions, they must give us the reason in writing. And there is where our interventions come to an end! From this point and beyond, you come into action. Now everything depends on the cabin crew members to become active and to write reports. Swiss will only get under pressure to change something, if the quality and the rate of the reports are really high. The most recent example is the change with the Sales on Board. A new handheld device and a new sealing procedure had been implemented, which became very time consuming. The required tools to open up the Sales on Board were missing most of the time and the flying time would not allow sufficient time to perform the Sales. Many reports were received. We contacted Swiss regarding this issue and thanks to your reports they were forced to make adaptations. On the other hand, the service adaptations on the SBE/SBR service in First Class on long haul flights show a different picture. The breakfast trays are no longer prepared and instead the FCG have to set up every single table with a tablecloth, cutlery and china. This service is taking place shortly before landing. Many passengers like to sleep as long as possi- kabine 2/2013 Dear Colleagues, once more: YOU are the union! The board of kapers is trying by all means to intervene to protect and represent you. But we need YOUR support on top of that, too! The cabin crew is primarily and of utmost importance responsible for the safety on board and secondly for the service and the product (CSPM 1.1.1). Before we carry out the service or perform service activities the safety regulations have to be observed and maintained. According to CSPM 5.1.6.6.3 (ARJ), CSPM 5.2.6.9.5 (A32X) etc. no coffee machine may be full before take-off, before landing and during turbulence. On the short flights within Europe after takeoff until the start of the service there is not sufficient time to wait for the brewing or until the container is filled up with hot water and the boiler is able to produce hot water for max. three jugs at the time. Nina Endrich Boardmember of kapers The cabin crew is primarily and of utmost importance responsible for the safety on board and secondly for the service and the product (CSPM 1.1.1). Because of the given safety regulations, this means, that you may not able to serve any coffee or tea at the beginning of the service, but rather later during the flight or not at all. On long haul flights, 40 minutes prior to landing, the landing preparations begin. 20 minutes prior to landing until landing, no more service activities are to be carried out, but landing preparations should now be completed. 10 minutes prior to landing the sterile flight deck phase is on and all CCM should 17 The safety regulations should always be put before the product and the service guidelines. be seated as soon as possible (OM A 8.3.15.8-9). Without prepared breakfast trays the service takes longer and is more intense. It can happen, that with a fully booked First Class cabin either the passenger needs to be woken up earlier to enjoy a full breakfast or that he would be have to be satisfied with just a coffee and croissant. Should you, on the tough EU-rotations, have to decide on whether you would pass around with chocolates, perform the Sales on Board or sit down and eat for once, then your well-being for the benefit of the safety should be more important than the service guidelines and the product. On charter flights the doors may not be blocked by trolleys or tables due to the newspaper service and on certain airports it is not allowed to place a trolley on the stairs. Either you place the newspaper on the galley tops or put them in the magazine racks. The safety regulations should always be put before the product and the service guidelines. If you fail to perform the safety regulations properly, it would be considered a violation. This would not be the case with the service guidelines (OM A 2 and OM A 3). Write a report if the service guidelines cannot be performed because of the safety regulations in order for the product to be adapted in favour of the safety! Bewahren Sie diese Zeitung sorgfältig auf. Sie ist die einzige Schlafunterlage. Für Sie und Ihre kleine Schwester. Traurige Realität für Millionen Opfer von Kinderhandel und Ausbeutung. Sie können helfen: www.tdh.ch · PCK 10-11504-8 18 Kinder brauchen uns. tdh.ch kabine 2/2013 Barbara Schmid übernahm im Jahr 2008 von Alfred Haegi den Posten als Employee Counsellor im Obstgarten. Sie studierte an der Uni Zürich Psychologie und absolviert aktuell eine Zusatzausbildung zur Psychotherapeutin Systemischer Therapie. Ein Interview. > Employee Counsellor Vor ihrem Einsatz bei der Swiss arbeitete Barbara als Psychologin in einer Suchtklinik und wollte sich beruflich verändern. Barbara Schmid ist bei der Swiss zuständig für alle CCM und Bodenangestellten des Obstgarten sowie der Technikbetriebe und Cargo. Für das Cockpit explizit zuständig ist Daniela Teuscher, beide nehmen jeweils für die Kollegin Urlaubsvertretungen wahr, so dass eine dauerhafte und kontinuierliche Betreuung der Klienten möglich ist. Die Beweggründe für die Hilfesuchenden sind mannigfaltig: Lebenskrisen, Erschöpfung, Angstzustände, Beziehungsprobleme, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, aber auch Suchtfragen und Hilfestellung bei finanziellen Problemen sind ein Thema. Wichtige Aspekte sind Standortbestimmungen und Neuorientierungen und die Nachbetreuung von Krankheiten und Unfall. Die Psychologin erklärte, dass im Jahr etwa 200 Personen ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Die Beratungsdauer der Betroffenen ist ebenfalls sehr individuell und schwankt zwischen einem einmaligen Gespräch und einer monatelangen Gesprächsbegleitung mit regelmässigen Sitzungen. Die allermeisten Personen, die bei Barbara Schmid Hilfe suchen, kommen auf Empfehlung von Arbeitskollegen oder auf Anraten vom Team Leader oder dem Swiss Medical Service. Ein weiterer Teil wird durch das Intranet auf das Angebot des Employee Counselling aufmerksam oder sie erinnern sich an ihre Sequenz im Basiskurs, in welcher sich Barbara Schmid den neuen CCM vorstellt. Barbara Schmid ist von der Swiss angestellt, hat aber eine neutrale Vermittlerrolle inne und unterliegt der Schweigepflicht. Laut eigenen Angaben war ihr Arbeitspensum in den vergangenen Wintermonaten höher als im Sommer, die kalte und dunkle Jahreszeit kann zusätzlich das Gemüt belasten und den Leidensdruck der Klienten erhöhen. Sie bezeichnet ihre Arbeit bei der Swiss als eine Art Pralinenschachtel; jeder Tag bringe etwas Neues und man wisse nie, was der nächste Klient für einen Leidensdruck mit sich bringe. Die Arbeit mit dem fliegenden Personal sei spannend und durchaus anders als mit Kollegen vom Boden; so öffnen sich CCM deutlich leichter und sprechen offener über ihre Probleme und Emp- kabine 2/2013 findungen. Dies liege sicherlich an der offenen Art der Crew Members, die sich tagtäglich in neu zusammengewürfelten Teams einfinden müssen, um eine Teambildung voranzutreiben. Sie sieht im Moment keinen vermehrten Trend zu Burnout oder Erschöpfung im Corps durch strenge Einsätze und kurze Layover. Ein Problem sei aber die immer höhere Erwartungshaltung der Passagiere und ihr immer rauer werdender Umgangston. So sei das CCM oftmals der Frustableiter der Passagiere. Sowohl privater Frust als auch Unzufriedenheiten mit der Airline und beispielsweise Wartezeiten am Check In oder bei der Security würden bei der Crew abgeladen oder diese sogar dafür verantwortlich gemacht. Besonders problematisch für das Fliegende Personal sei der Fakt, dass es im Flieger keinen Rückzugsort gebe um sich für einen Moment aus der Stresssituation herauszunehmen. Erschwerend für die CCMs ist die Tatsache, dass man im Flieger unter einer Art Dauerbeobachtung durch den Passagier steht. Der Druck auf die M/Cs scheine hier natürlich noch viel grösser zu sein, da sie „In Charge“ sind. Damit tragen sie sowohl Verantwortung für Passagiere und Crew und müssen auch beider Erwartungen Rechnung tragen. Michael Singscheidt kapers Vorstandsmitglied Ebenfalls spannend ist die Tatsache, dass es beim Fliegenden Personal die typische Teamkonflikt Situation nicht gibt, wie dies im Büro zu beobachten ist. Im Büroalltag sehen sich die Kollegen täglich ca 8,5 Stunden. Somit können sich Konflikte langsam und stetig entwickeln. Abschliessend erwähnte Frau Schmid, dass sie natürlich den Betroffenen nur eine Anleitung zur Problemlösung geben könne. Die Bereitschaft zur Problemlösung müsse jeder selber in sich tragen. Ich empfand Barbara Schmid als eine spannende Gesprächspartnerin und danke ihr für das entgegengebrachte Vertrauen und ihre Offenheit. Barbara Schmid Kontakt Montag-Freitag, SWISS Building, Obstgartenstrasse 29, Büro A0-42 Intranet: Workplace/Employee Counsellor Barbara Schmid Employee Counsellor Lic. phil. Psychologin Swiss International Air Lines Ltd. ZRHLX/DHOM/BRBS P.O. BOX CH-8058 Zurich Airport Tel +41 44 564 2202 [email protected] 19 In 2008, Barbara Schmid took over the position from Alfred Haegi as employee cousellor at Obstgarten. She studied psychology at the Zurich University and is currently going through additional training to become a psychotherapist in systemic therapy. An interview. > Employee Counsellor Barbara used to work as a psychologist at an addiction clinic. She wanted to move on professionally and then began working for Swiss. Michael Singscheidt Board Member of kapers At Swiss, Barbara is responsible for all CCM and all ground staff of Obstgarten, the technical companies and the cargo. For all cockpit personnel, Daniela Teuscher is explicitely in charge. They replace each other while one of them is on vacation so an ongoing and continuous care of their clients is possible. The reasons for the clients seeking help are diverse: life crisis, exhaustion, state of panic, problems in relationships, difficulties at work, as well as questions about addictions and seeking help because of financial problems. Important aspects are determining the current life/work position and new orientations and the post-care of illnesses and accidents. The psychologist explains, that roughly 200 people would take advantage of her help. The consultation time of the people affected can range from a single consultation to a long term consultation with multiple sessions. Most of the employees that are asking for Barbara Schmid’s help were recommended to do so by either working colleagues, the team leader or by Swiss Medical Services. Others will read about the offer of Employee Counseling in the intranet or they will remember Barbara Schmid from a sequence in the Flight Attendant basic course. Barbara Schmid Barbara Schmid is an employee of Swiss, has a role as a neutral mediator and is bound to maintain confidentiality. She tells us that her working hours have increased in the past winter months, compared to the summer months. The cold and dark season can cause additional burdon on the emotional wellbeing of a person and enforce the psychological stress. She describes her work at Swiss being like a Monday - Friday, SWISS Building, Obstgartenstrasse 29, Büro A0-42 Intranet: Workplace/Employee Counsellor Barbara Schmid Employee Counsellor Lic. phil. Psychologin Swiss International Air Lines Ltd. ZRHLX/DHOM/BRBS P.O. BOX CH-8058 Zurich Airport Tel +41 44 564 2202 [email protected] 20 box of praline chocolates; everyday would unfold with new discoverings and it would not be possible to know, what kind of burdens clients would bring along to the session. Working with the flying personnel is exciting and very different than working with colleagues from the ground staff. CCM communicate and open themselves much easier in regards to their problems and emotions. It is almost certain, that the reason for that lies in the openness of the crew members, which have to always integrate themselves in new teams in order to build up that team. At the moment, she does not see an increased trend of burnout or exhaustion within the corps due to tough flight duties and short layovers. What causes the most problem though, is the increasing expectation of the passengers often combined with a harsh tone. All the passenger’s frustration would then lie on the CCM. Private frustration of the passenger as well as unsatisfaction with the airline, waiting times at the check-in or security would be some reasons to confront the CCM and sometimes even make them responsible for all of it. Not being able to retreat for a moment from stressful situations on the plane is another problem for the cabin crew. Furthermore, it can be difficult for CCM to be constantly observated and watched by passengers. The M/C might even feel a higher pressure in this regard, as they are in charge. They are responsible for both crew and passengers and have to deal with their expectations. Exciting to know is the fact, that a typical team conflict situation amongst the flighing personnel does to arise the way it is observed in an office. In a working day at the office, colleagues are around each other for 8.5 hours. Therefore, conflicts can develop slowly and constantly. Finally, Mrs. Schmid tells us, that she would only be able to give people guidelines on how to solve their personal problems. Everyone must bring willingness along to solve their problems. I would like to thank Barbara Schmid for this exciting interview and for her trust and openness. kabine 2/2013 Am 3. April haben die beiden Gewerkschaften kapers und Aeropers eine Petition zur unbefriedigenden Parkplatzsituation mit über 1000 Unterschriften an Christoph Ulrich HR Swiss abgeben. > Parkplatzsituation Einen Monat später haben 3 Swiss Vertreter, 2 Vertreter der Flughafen Zürich AG sowie je ein Vertreter von kapers und Aeropers zusammen über mögliche Verbesserungen diskutiert. es für das fliegende Personal eine grosse Erleichterung ist, wenn der Arbeitstag nicht mit einem umständlichen Parkprozedere, respektive einem langen Fussmarsch beginnt und endet. Hier einige Fakten: Am 6. August wird das erweiterte Parkhaus 6 in Betrieb genommen. Ab diesem Datum wird das Parkhaus 5 (Betriebsbewilligung wurde vom Bund nicht erneuert) definitiv geschlossen. Ab Herbst 2013 wird mit dem Bau eines neuen Parkhauses (neben Parkhaus 6 Richtung Fracht) begonnen. Dieses neue Parkhaus 7 wird voraussichtlich ab 2016 mit Total 1500 Plätzen seinen Betrieb aufnehmen. An dieser Stelle möchten wir nochmals allen danken, die an der Unterschriften-Aktion teilgenommen haben. Karin Stadler kapers Vorstandsmitglied Die Sanierung des Parkhauses 6 wird Ende 2013 fertiggestellt somit werden im P 6 Total 3800 Parkplätze (ohne Festvermietungen) angeboten. Die Tatsache, dass in der Nähe des OPC mehr Parkplätze entstehen lässt uns hoffen, dass sich die Situation mittelfristig zu Gunsten des Fliegenden Personals verbessert. Ab Ende August 2013 wird ein überdeckter Fussweg von den Terminals zum P 6 zur Verfügung stehen. Durch diese Massnahme werden das P 1 / 2 / 3 besser an das OPC angebunden sein. Wir haben die Vertreter der Flughafen Zürich AG darauf aufmerksam gemacht, dass nach unserer Meinung die Signalisation das Parkhaus 6 ortsunkundige Autofahrer favorisiert. Wir haben den Wunsch geäussert, das P 1 / 2 / 3 klarer als Passagier-Parkhaus zu beschildern. Des Weiteren wurde uns zugesichert, dass das P 6 erst geschlossen wird wenn nur noch 10 oder weniger Parkplätze frei sind. Wir vertrauen den Vertretern der Flughafen Zürich AG und deren Aussage, dass Verbesserungen rasch möglichst in die Tat umgesetzt werden. Wir bleiben bei diesem Thema dran. Es liegt auf der Hand, dass kabine 2/2013 21 On 3 April, the two unions kapers and Aeropers submitted a petition regarding the unsatisfactory parking situation and carried 1,000 signatures to Christoph Ulrich, HR Swiss. > Parking Situation One month later, three representatives of Swiss, two representatives of Flughafen Zürich AG and one representative each from kapers and Aeropers met to discuss possible improvements. Here are a few facts: Karin Stadler Board Member of kapers Ich möchte besonders diejenigen unter euch erreichen, die bisher der Meinung waren, sie könnten sowieso nichts bewegen. 22 On 6 August, the expanded car park P6 will be brought into operation. On the same date, car park P5 will be closed for good (federal government did not renew the operating licence). As of autumn 2013, work will begin on the construction of a new car park (next to car park P6 towards the cargo building). This new car park, P7, is expected to come into operation in 2016 with a total of 1,500 parking spaces. The upgrading of car park P6 will be completed by the end of 2013, giving P6 a total of 3,800 parking spaces (excluding permanently rented spaces). The fact that additional parking spaces are being created near the OPC gives us hope that the situation will improve in the medium term to the benefit of the flying personnel. From the end of August 2013, there will be a covered walkway leading from the terminals P6. This messure will provide a more convenient connection between P1, P2, P3 and the OPC. We pointed out to the representatives of Flughafen Zürich AG that in our opinion the signage favors car park P6 for drivers not familiar with the location. We said that we would like to see P1, P2 and P3 more clearly signed as passenger car parks. In addition, we were assured that P6 will not be closed until only ten or fewer free spaces remain. We trust the representatives of Flughafen Zürich AG and their statement that the improvements will be implemented as quickly as possible. We will continue to pursue this matter. Obviously, it will be a great relief for flying personnel not to have their day begin with inconvenient parking procedures and a long walk. I would like to take this opportunity to once again thank all those who signed this petition. kabine 2/2013 Nun sind wir neuen Vorstandsmitglieder seit einem halben Jahr in Amt und Würden. Einige klopfen uns auf die Schulter und danken uns für unseren Einsatz und den viel zitierten „frischen Wind“, andere sind und bleiben kritisch und haben mit Tadel und Schuldzuweisungen nicht gespart. Wir nehmen beides ernst und danken unseren Kolleginnen und Kollegen auf der Strecke für ihr konstruktives Feedback. > Eigenverantwortung Nach dem Scheitern der letzten Rotationsverhandlungen kamen vereinzelt Rückmeldungen mit sehr kritischem Wortlaut: Wieso schafft es die kapers wieder einmal nicht auch nur irgendeinen Punkt ins Positive für uns CCM zu verändern? Diese Frage hat mich sehr beschäftigt. Wie gross ist das Vertrauen, dass die Verhandlungsdelegation der kapers ihr Bestes gibt, auch wenn man selber nicht „Zuschauer“ dieser Verhandlungen sein kann? Kann ein CCM wirklich beurteilen mit welchen Bandagen von Seiten der kapers gekämpft wurde? Kann sich das Corps vorstellen wie „kurz“ unsere Hosen sind, wenn uns die SWISS darlegt, dass ein MIA Flug nicht so streng sein kann, wenn er so massiv gebiddet wird? Das Ziel meines Berichtes ist, ein paar Zusammenhänge darzulegen und mit Vorurteilen und Missverständnissen aufzuräumen. Die letzten Rotationsverhandlungen scheinen für einige Mitglieder ohne erkennbaren Erfolg abgeschlossen worden zu sein; andere sehen es realistischer und empfinden ein „Halten“ unserer momentanen Arbeitsbedingungen unter den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Achtungserfolg. Es ist schon spannend zu hören, dass die Vertreter der SWISS aufrichtig der Meinung sind, dass es auf der Strecke keine grösseren Probleme gebe, weder was zu strenge Rotationen, noch was eine Übermüdung des Corps angeht. Ich persönlich denke, dass die Wahrheit irgendwo zwischen den Auffassungen der SWISS und der kapers liegt; leider können wir als kapers nichts Handfestes durch Rapporte oder Vorkommnisse auf der Strecke beweisen. Uns fehlen leider oftmals gänzlich die Argumentationsgrundlagen. Der kapers Vorstand hat kontinuierlich auf die MIA Problematik hingewiesen und über die Rechte und Pflichten der CCM informiert, welche in den FDR festgehalten sind. Die nackten Fakten sind ernüchternd: weniger als 2% der CCM machten letzten Winter Gebrauch von der Möglichkeit auszusteigen. Die Motivation Rapporte zu schreiben ist auch eher reduziert: so liegt die Prozentzahl der schreibenden CCM im einstelligen Prozentbereich. Probleme auf der Strecke können nur dann erkannt werden wenn Rapporte geschrieben werden und sowohl SWISS als auch kapers überhaupt eine Chance haben, Kenntnis über Missstände zu erlangen. kabine 2/2013 Was die MIA OPS angeht lässt sich provokant das Fazit ziehen, dass eine Overduty für 98% keinerlei Problem darzustellen scheint. Noch provokanter wäre es, daraus den Schluss zu ziehen, dass ein übermüdetes Corps bei einer Overduty samt Layoverunterschreitung sicherlich anders reagieren würde. Dann lockt der schöne Strand von Miami Beach, der schöne Lifestyle und die Aussicht auf 24 Stunden Sonne… meiner Meinung nach völlig legitim. Ich wünsche mir nur, dass sich jeder über die Konsequenzen seines Handels bewusst ist. Besonders meine ich hier ebenfalls die Tatsache, dass die Verhandlungsposition der kapers direkt beeinflusst wird vom Handeln unserer CCM. Die prominente MIA OPS soll hier nicht als unser einziges Problem aufgefasst werden, die von mir angesprochene Problematik gilt natürlich auch für viele andere Themen wie beispielsweise das ungelöste Problem der Einsatzstabilität. Wir als kapers wünschen uns kritische Mitglieder, aber die Kritik darf nicht vor der eigenen Haustüre aufhören: mit dem Mitglieds-Antrag bei uns gibt keiner seine Eigenverantwortung an den Vorstand der kapers ab. Das virtuelle Ballen von Fäusten auf sozialen Netzwerken ist das eine; ist man allerdings einmal selber betroffen und muss Mut zum Handeln beweisen, so sieht die Welt doch manchmal ein wenig anders aus… Je mehr kritische und mutige CCM, welche zu ihrem Recht stehen und der SWISS aufzeigen, dass sie nicht alles akzeptieren, desto deutlicher zeigt sich der regelmässig zitierte Handlungsbedarf auch in der Praxis. Dies ermutigt uns in der täglichen Arbeit und genau hier ernten wir die Früchte unserer Arbeit. Wir leben vom Vertrauen unserer Mitglieder und ebenso vertrauen wir darauf, dass unsere Mitglieder sich bewusst sind was ihr Handeln für Folgen hat. Nur gemeinsam sind wir stark und in der Lage die stürmischen Zeiten die vor uns liegen zu meistern. In den nächsten Monaten stehen einige spannende Themen und Herausforderungen für uns alle an. Daher wünsche ich mir von euch Vertrauen in die kapers und in die Entscheidungen die wir zu treffen haben. Und ich vertraue auf Euch und Eure tatkräftige Unterstützung. Michael Singscheidt kapers Vorstandsmitglied Mit dem Mitglieds-Antrag bei uns gibt keiner seine Eigenverantwortung an den Vorstand der kapers ab. Wir leben vom Vertrauen unserer Mitglieder und ebenso vertrauen wir darauf, dass unsere Mitglieder sich bewusst sind was ihr Handeln für Folgen hat. 23 We have now been in office for half a year as new members of the Board. Some have given us a pat on the back, and thanked us for our efforts and for bringing the much-mentioned “breath of fresh air”. Others have criticised us and continue to do so, not holding back when it comes to reproaches and blame. We take both seriously, and would like to thank our cabin crew colleagues for their constructive feedback. > Individual Responsibility Michael Singscheidt Board Member of kapers no-one who applies for membership with us is passing on their own responsibility to the kapers Board. After the latest, failed rotation negotiations, some of the responses we received were very critical. How did kapers once again fail to change a single thing for the benefit of us CCMs? I have given this question a great deal of thought. To what extent do CCMs trust kapers to do its best, when they cannot themselves be “spectators” at the negotiations? Can a CCM really judge how hard kapers is fighting? Can colleagues imagine how belittling it us for us to be told by SWISS that an MIA flight cannot be that tough if it is so heavily bided? The aim of my report is to explain a few points and clear up some prejudices and misunderstandings. The latest rotation negotiations appear to some members to have ended with no recognisable successes; others take a more realistic view and feel that “preserving” our existing working conditions in the current economic climate represents a notable victory. It is interesting to hear that the representatives of SWISS sincerely believe that there are no major problems on flight routes in terms of either strict rotations or cabin crew fatigue. I think personally that the truth lies somewhere between the view taken by Swiss and that taken by kapers; unfortunately, we in kapers cannot come up with any firm evidence on the basis of reports or incidents on flight routes. Regrettably, we often find that we lack any basis for our arguments. The trust of our members is vital to us, and equally we trust our members to be aware of what the consequences of their actions are. 24 The kapers Board has continually flagged up the MIA problem and made clear the rights and obligations of CCMs set out in the FDRs (flight duty regulations). The bare facts are sobering: last winter fewer than 2% of CCMs made use of the opportunity to disembark. There is also only limited motivation to write reports, so the number of CCMs who do so is in the single digits. Problems on the flight route can only be identified if reports are written, at least giving SWISS and kapers a chance of learning about any irregularities. As regards the MIA ops, the provocative conclusion would be that overduty is no problem at all for 98% of CCMs. An even more provocative conclusion would be that colleagues suffering from fatigue would no doubt react different- ly to overduty together with a layover shortfall. Miami Beach, the attractive lifestyle and the prospect of 24 hours of sunshine would then seem tempting … quite legitimately, in my view. I only hope that each individual is aware of the consequences of his or her actions. I’m referring here in particular to the fact that kapers’ negotiating position is directly affected by the actions of our CCMs. The prominent case of the MIA ops should not be viewed as the only problem here. Naturally, the issues that I have addressed also apply to many other areas, such as the unsolved problem of operational stability. We in kapers want to have critical members, but it should not simply be a case of criticising others: noone who applies for membership with us is passing on their own responsibility to the kapers Board. Shaking a fist in the virtual world of social networking is one thing; but if you yourself are affected and have to demonstrate the courage to act, things sometimes seem a little different… The more critical and courageous CCMs there are, who stand up for their rights and show SWISS that they are not prepared to accept everything, the clearer it becomes that the need for action, so often talked about, is also there in practice. This encourages us in our everyday work, and it is precisely here that we reap the fruits of our labours. The trust of our members is vital to us, and equally we trust our members to be aware of what the consequences of their actions are. It is only together that we are strong and able to cope with the turbulent times that lie ahead. There are some exciting issues and challenges lying in wait for all of us over the next few months. I therefore hope that you will put your trust in kapers and in the decisions we have to make. And in turn I place my trust in you and your vigorous support. kabine 2/2013 TUWAPENDE WATOTO Gegründet von M. Brunner, A. Angst und M. Stammbach Newsletter Mai 2013 Waisenheim • Seit Anfang des Jahres besuchen alle jüngeren Kinder unsere eigene Primarschule. Dies bedeutet für uns erhebliche Einsparungen bezüglich Schulgebühren und Transportkosten. • Jackson hat die Primarschule abgeschlossen. Wie Prisca, Cecilia und Nevius besucht er nun eine Sekundarschule in einem Internat. Gloria absolviert das Montessori Kindergarten Seminar. Wir sind sehr zuversichtlich, dass dies eine gute Investition für die Zukunft ist. • Wir planen, das Hauptgebäude um 4 Meter zu verlängern. Dadurch vergrössern wir die Küche und den Ruheraum. Wir sind dabei, verschiedene Optionen zu evaluieren und erwarten, das Projekt bis Ende dieses Jahres abzuschliessen. • Ende 2012 kauften wir zusätzliches Land, welches vorerst dazu dienen wird, Früchte und Gemüse anzupflanzen. Das Areal ist vom Waisenheim in rund 5-10 Gehminuten erreichbar. Später könnte darauf auch ein Zentrum für Berufsausbildung entstehen. • Unser langjähriger Angestellter Festo heiratete am 9. Februar. Wir wünschen den Ehepartnern Festo und Irene alles Gute und Zufriedenheit für ihre gemeinsame Zukunft! Schule • Der Ausbau der Schule bis zur 6. Klasse anfangs 2013 war ein voller Erfolg. 198 registrierte Schülerinnen und Schüler besuchen nun unsere Schule. • Anfangs 2013 wurde ein neuer Schulbus gekauft und ein neuer Fahrer, Alfred, eingestellt. Ein dritter Bus wird in den nächsten Wochen geliefert werden. • Die Umgebungsarbeiten sind abgeschlossen. Dank dem heftigen Regen in den Monaten März und April erstrahlt das gesamte Areal in einem saftigen Grün. • Ein Volleyballnetz und eine Basketballanlage wurden installiert. • Wir konnten zwei zusätzliche Lehrkräfte anstellen: Winniefrida Ruhusa und Noel Maila. • Dank einer spezifischen Spende, durften wir ein Digital Piano und weitere Musikinstrumente kaufen, welche wir nun im Musikunterricht einsetzen können. Im Namen der Kinder und des Stiftungsrates danken wir herzlich für Ihre grosszügige Unterstützung. Bitte besuchen Sie uns auf www.tuwapende-watoto.org kabine 2/2013 25 Der SGB hat die Volksinitiative „AHVplus“ lanciert und die kapers unterstützt dieses Vorhaben aktiv. Für eine Stärkung der Rente aus der ersten Säule brauchen gerade wir CCM diese Volksinitiativen > AHV Plus AHVplus – für eine Stärkung der Rente aus der ersten Säule Georg Zimmermann Geschäftsführer kapers Das Problem Heute können viele Menschen mit ihren Renteneinkommen aus erster und zweiter Säule im Alter ihr „gewohntes Leben“ nicht mehr „angemessen“ weiterführen, wie es die Verfassung verspricht. Zudem hinken die AHV-Renten immer mehr den Löhnen hinterher und die Leistungen der zweiten Säule stehen unter Druck. Deshalb sollen die AHVRenten um 10 Prozent erhöht werden. Dies fordert die Volksinitiative „AHVplus: für eine starke AHV“. Die AHV ist sicher Die AHV ist die sicherste, effizienteste und sozialste Altersvorsorge der Schweiz. Seit Jahren wird die AHV von Sozialabbau-Ideologen schlechtgeredet. Die so geniale wie einfache und solidarische Finanzierung der AHV sorgt jedoch dafür, dass die wichtigste Schweizer Sozialversicherung solide dasteht. Wider besseren Wissens werden die Angriffe auf das Erfolgsmodell AHV fortgesetzt. Jetzt ist es Zeit für ein Gegenprojekt, das den Bedürfnissen breiter Kreise Rechnung trägt. Was bringt die Initiative? Der SGB fordert zusammen mit seinen Mitgliedsverbänden, weiteren Arbeitnehmer-Organisationen (etwa den Lehrerverbänden), der SP, den Grünen sowie Rentner/innen-Organisationen einen Zuschlag von 10 Prozent auf allen AHV-Renten. Für Alleinstehende steigt so die durchschnittliche AHVRente um rund 200 Fr. und für Ehepaare um rund 350 Fr. pro Monat. Von der Erhöhung würden insbesondere Frauen profitieren: Wegen Mutterschaft und Kinderbetreuung erhalten Frauen oft nur kleine Pensionskassenrenten. Bei der AHV dagegen werden die Erwerbsunterbrüche dank Erziehungsgutschriften ausgeglichen, so dass auch Frauen mit Kindern gute AHV-Renten ausbezahlt werden. Ein Zuschlag auf den AHV-Renten zahlt sich damit für Frauen überdurchschnittlich aus. Eine Stärkung der AHV ist vor allem auch für die junge Generation interessant. Für Personen mit tiefen und mittleren Einkommen ist die mit AHVplus erzielte Rentenerhöhung viel günstiger als wenn das gleiche Ziel über die Pensionskasse erreicht werden müsste. Denn privates Sparen für das Alter kostet viel mehr, weil Banken und Versicherungen mitverdienen. Die Kosten Was etwas wert ist, kostet auch etwas: Die Rentenverbesserung wird auf 3,6 Milliarden Fr. veranschlagt. Würde die Schweiz eine nationale Erbschaftssteuer einführen, so wären 2 Milliarden bereits finanziert. Und würde die Tabaksteuer direkt in die AHV fliessen statt in die Bundeskasse, stünden der AHV auf einen Schlag weitere 2,2 Milliarden Fr. mehr zur Verfügung. 26 kabine 2/2013 Weshalb unterstützt die kapers die Initiative? Gerade mit den verhältnismässig tiefen Löhnen des Kabinenpersonals und der vorzeitigen Pensionierung mit 58 wäre unser Berufsstand auf eine starke Rente aus der AHV angewiesen. Dies würde unter anderem dazu beitragen, dass trotz des tiefen Pensionierungsalters eine halbwegs anständige Rente resultieren würde. Aus diesen Gründen hat der Vorstand der kapers beschlossen, diese Initiative aktiv zu unterstützen. Ihr findet daher auch den entsprechenden Unterschriftenbogen in dieser kabine und wir bitten Euch, so viele Unterschriften wie möglich beizutragen. Die Initiative betrifft uns sehr direkt und könnte dazu beitragen, ein Anliegen vieler unserer Mitglieder zumindest teilweise zu lösen. Argumentarium Die AHV-Renten müssen um 10 Prozent erhöht werden,… …weil für viele die heutigen Renteneinkommen nicht für ein anständiges Leben reichen Wer in Pension geht, soll mit seinen Renten aus AHV und Pensionskasse sein „gewohntes Leben in angemessener Weise“ weiterführen können. So steht es in der Bundesverfassung. Für Personen mit tiefen oder mittleren Einkommen wird dieses Ziel nicht erreicht. Ein alleinstehender Elektromonteur beispielsweise, der zuletzt einen Lohn von 5‘500 Fr. verdiente, muss sich mit 3‘150 Fr. Rente begnügen. Damit kann er sein gewohntes Leben nicht mehr finanzieren. Er muss den Gürtel deutlich enger schnallen. Kommt dazu, dass seine Gesundheitskosten immer mehr ansteigen, je älter er wird. Dank AHVplus würde er pro Monat etwa 200 Fr. mehr im Portemonnaie haben, pro Jahr sind es über 2‘400 Franken. …weil die Renten aus der zweiten Säule unter Druck sind Die Renteneinkommen vieler Personen werden kleiner: Zahlreiche Pensionskassen haben in den letzten Jahren ihre Leistungen gekürzt. Quer durch die Schweiz wurden und werden Zinssätze für das angesparte Rentenkapital gesenkt. In vielen Kassen werden zudem im überobligatorischen Bereich die Umwandlungssätze (dieser bestimmt die Höhe der künftigen Rente) gesenkt. Auf vielen Versicherungsausweisen ist deshalb das in Aussicht gestellte Alterskapital wie Schnee in der Sonne geschmolzen. kabine 2/2013 Kommt dazu, dass viele Versicherte Beiträge für die Sanierung und Ausfinanzierung der Pensionskassen leisten müssen – nur um überhaupt das Rentenniveau halten zu können. Besserung ist in der zweiten Säule nicht in Sicht. Deshalb muss die erste Säule gestärkt werden. Deshalb braucht es AHVplus. …weil die Renten immer mehr den Löhnen hinterherhinken Die AHV-Renten werden alle zwei Jahre der Teuerung und den Löhnen angepasst. Da die Teuerung und die Lohnentwicklung nur je zur Hälfte berücksichtigt wird, hinken die Renten von frisch Pensionierten immer mehr den Löhnen hinterher. Seit 40 Jahren wurden die AHV-Renten nicht mehr grundsätzlich erhöht. Kommt dazu, dass sich der Bund bei den Anpassungen auf ein ungenaues Modell abstützt. Die vom Bundesamt für Statistik angenommene Lohnentwicklung betrifft Personen, die immer in der gleichen Branche arbeiten. Tatsächlich bilden sich aber viele Arbeitnehmende weiter und wechseln in Bereiche, in denen sie mehr verdienen. Die ETH-Konjunkturforschungsstelle (KOF) berücksichtigt dies. Laut den KOF-Zahlen sind die Löhne seit der 10. AHV-Revision im Jahr 1997 deshalb nicht um 20,6 Prozent gestiegen, sondern um 34,2 Prozent. Eine Maximalrente für Alleinstehende müsste damit nicht wie heute 2‘340 Fr. pro Monat betragen, sondern bei 2600 Fr. pro Monat liegen. Durchscnittslohn (pro Beschäftigte/n) Durchsch. Altersrente AHV 140 135 130 125 120 115 110 105 100 95 90 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 27 …weil Menschen mit tiefen und mittleren Einkommen besonders stark auf die AHV angewiesen sind Längst nicht alle Rentnerinnen und Rentner erhalten heute neben der AHV noch Leistungen der beruflichen Vorsorge oder einer dritten Säule. 13 Prozent der Männer und 38 Prozent der Frauen haben im Alter weder eine Pensionskassenrente noch Gelder aus einer dritten Säule (privates Sparen). Sie haben nur die AHV. Betroffen sind insbesondere Menschen mit tiefen und mittleren Einkommen. Selbst wenn sie eine Pensionskassen-Rente erhalten, fällt diese bescheiden aus. Denn die Rentenhöhe in der zweiten Säule hängt vom angesparten Alterskapital ab. Die Zahlen zeigen es: Je weniger jemand in seinem Erwerbsleben verdiente, desto grösser ist im Rentenalter die Bedeutung der AHV. Bei den sehr tiefen Löhnen (3‘400 Fr.) macht die AHV rund 80 Prozent der Altersvorsorge aus. Bei einem Lohn von 4‘500 Fr. beträgt die AHV später rund zwei Drittel der Altersrente. Und beim Elektromonteur sind es knapp 60 Prozent. Erst bei einem hohen Einkommen von 10‘800 Fr. ist die Rente aus der Pensionskasse wichtiger als die AHV. Gerade für Klein- und Mittel-Verdiener drängt sich damit ein Ausbau der AHV-Altersrenten auf. Anteil AHV-Rente und Pensionskassen-Rente nach Einkommensklassen (ledig, ohne Kinder) AHV-Rente Pensionskassen-Rente 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Fr. 3‘500 Fr. 4‘700 Fr. 6‘500 Fr. 8‘200 Letzter Lohn (ohne 13. Monatslohn) 28 Fr. 10‘100 …weil damit die Abhängigkeit von den Ergänzungsleistungen eingedämmt wird Laut der Bundesverfassung müssen die AHVRenten existenzsichernd sein. Dieses Ziel erreicht jedoch nicht einmal die AHV-Maximalrente von 2‘340 Franken. Zur Existenzsicherung tragen die Ergänzungsleistungen (EL) bei. Rund 180‘000 Altersrentnerinnen und Altersrentner sind heute auf Ergänzungsleistungen angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Tendenz ist steigend. EL sind jedoch eine Bedarfsleistung. Das heisst, sie werden nur auf Antrag und nach eingehender Prüfung der finanziellen Situation gewährt. Die Existenzsicherung im Alter sollte aber nicht an Bedingungen geknüpft sein. Dies ist unwürdig. Der EL-Antrag ist kein einfacher Gang. Viele verzichten darauf aus Scham oder Ehrgefühl. Mit einer Rentenerhöhung um 10 Prozent kommen die AHV Renten ihrem Ziel der Existenzsicherung endlich etwas näher. Damit sinkt die Abhängigkeit von Ergänzungsleistungen. Dies ist ein grosser sozialpolitischer Fortschritt, umso mehr als in den nächsten Jahren der Druck auf die EL in den Kantonen stark zunehmen wird und den EL-Bezügerinnen und -Bezügern ohne AHVplus empfindliche Einbussen drohen. Die AHV-Renten können um 10 Prozent erhöht werden,… …weil die AHV auf einem soliden Fundament steht Die AHV ist entgegen aller Schwarzmalerei solid aufgestellt. Sie ist finanziell gesund. Ihre Einnahmen wachsen mit der Leistungsfähigkeit (Produktivität) der Wirtschaft. Es ist wie in der Landwirtschaft. Während der Anteil der Bauern an der Erwerbsbevölkerung vor 50 Jahren noch um die 15 Prozent lag, sind es heute nur noch knapp 3,5 Prozent. Trotzdem produzieren die Landwirte heute wesentlich mehr Nahrungsmittel als damals. Denn dank effizienteren Anbau- und Zuchtmethoden steigerten sie die Produktivität. Genauso positiv wirkt sich der Produktivitätsfortschritt auf die AHV-Kasse aus: Seit Einführung der AHV hat sich die Zahl der Rentnerinnen und Rentner mehr als versechsfacht und liegt heute bei 2 Millionen. Dennoch schreibt das wichtigste Sozialwerk der Schweiz schwarze Zahlen. Auch die längere Lebensdauer und der Geburtenrückgang (Demografie) – heute bezahlen 2,5 Vollbeschäftigte für einen AHV-Rentnern/eine kabine 2/2013 AHV-Rentnerin, zu Beginn der AHV waren es 4,5 gewesen – brachte die AHV nicht aus dem Lot. Weil die AHV durch Lohnprozente finanziert wird, lagen die Einnahmen dank des Lohnwachstums fast immer über den Ausgaben; Obwohl seit 1975 die Lohnbeiträge nicht mehr erhöht wurden. Einzig ein knappes Mehrwertsteuerprozent kam Ende der 90er-Jahre dazu. Als falsch erwiesen sich alle Prognosen, die der AHV schon vor Jahren Riesen-Defizite voraussagten. Die Horrorszenarien entpuppten sich als Angstmacherei. Dank Produktivitätsanstieg und dem sozialen Finanzierungsmechanismus können die Renten auch künftig durch die aktive Bevölkerung finanziert werden. …weil dies finanzierbar ist Die Rentenerhöhung um 10 Prozent kostet rund 3.6 Mrd. Franken. Wenn der AHV die volle Tabakund Alkoholsteuer zugeführt würde, wären bereits 3 Mrd. Fr. gedeckt. Dem Volk wird heute vorgegaukelt, dass die Erträge aus der Tabak- und Alkoholsteuer direkt in die AHV fliessen. In Wahrheit fliesst dieses Geld in die allgemeine Bundeskasse. Der Bund finanziert daraus einen Teil seines gesetzlich festgelegten 20-Prozent-Beitrags für die AHV. Wenn der Bund die Tabaksteuer erhöht, bekommt die AHV deshalb keinen einzigen Zusatzfranken. Der Bund kann das Geld einfach anderweitig einsetzen - etwa um Grossaktionären die Steuern zu senken, so wie bei der Unternehmenssteuerreform II. Der Initiativtext macht keine Vorgaben, wie der Mehraufwand für AHVplus zu finanzieren ist. Auch Zusatzeinnahmen können zur Finanzierung herangezogen werden. Beispielsweise die Erträge aus einer nationalen Erbschaftssteuer, über die das Stimmvolk voraussichtlich in den nächsten Jahren beschliessen wird. Diese würde Zusatzeinnahmen von rund 2 Mrd. Fr. bringen. …weil sich die reiche Schweiz das leisten kann Wer ein Leben lang gearbeitet hat, muss im Alter anständig von seiner Rente leben können. Dieser Grundsatz muss überall gelten, aber insbesondere in einem reichen Land. Die Schweiz kann und muss sich anständige Renten leisten. Geld ist genug vorhanden. So haben beispielsweise im Jahr 2012 die 20 grössten Schweizer Firmen 29 Mrd. Fr. Dividenden an ihre Aktionäre ausbezahlt, ohne dass diese dafür AHV-Beiträge bezahlen mussten. Statt in immer höhere Dividenden sollten die Früchte kabine 2/2013 unserer Arbeit in die Löhne fliessen und damit die AHV stärken. …weil dies Normalverdiener nicht viel kostet Für Normalverdiener ist die AHV die Altersvorsorge mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Verglichen etwa mit der dritten Säule erhält man für weniger Beiträge im Alter mehr Rente. Dies gilt auch, wenn die Erhöhung der AHV-Renten einzig über Lohnprozente finanziert würde. Die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge müssten um je 0,55 Prozent angehoben werden. Das sind für eine mittlere Familie mit 2 Kindern und einem Jahreslohn von rund 100‘000 Fr. Mehrkosten von 550 Fr. pro Jahr. Dank AHVplus würde dieses Ehepaar dann aber nach der Pension insgesamt 4‘000 Franken mehr Rente erhalten. Trotz ausgewiesenem Bedarf für höhere AHVRenten und solider Finanzierung spricht die Politik nur über Leistungsabbau,… …weil hohe Einkommen für die AHV überproportional zahlen müssen Dass die AHV ständig schlecht geredet wird, steht nicht zuletzt im Zusammenhang mit der einfachen und solidarischen Finanzierung: Alle Erwerbstätigen zahlen auf dem ganzen Lohn AHV-Beiträge, selbst wenn sie Millionenboni kassieren. Die Renten aber sind nach oben begrenzt. Spitzenverdiener zahlen damit weit mehr in die AHV ein, als sie später als Rente beziehen. Ein CEO einer Schweizer Firma, wie etwa Ernst Tanner von Lindt & Sprüngli, der im Jahr 2012 ein Jahressalär von knapp 7 Mio. Fr. erhielt, bezahlt AHV-Beiträge in Millionenhöhe. Seine AHV-Rente aber wird mit 2‘340 Fr. gleich hoch sein wie jene eines Primarlehrers. Und auch ein Bankmanager-Ehepaar erhält höchstens die maximale Ehepaar-Rente von 3‘510 Franken, so wie der Elektromonteur und seine Frau, die vorher als Verkäuferin arbeitete. Dieser im internationalen Vergleich einzigartige und solidarische Finanzierungsmechanismus der AHV ist eine der grössten sozialen Errungenschaften der Schweiz. Keine andere staatliche Massnahme gleicht die Unterschiede in der Einkommensverteilung so stark aus wie die AHV. Den Sozialabbau-Ideologen ist dies ein Dorn im Auge. Sie sehen in der AHV eine Steuer, die die Reichen übermässig belastet. 29 kabine 2/2012